Mein Hund is(s)t Bio

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Mein Hund is(s)t Bio
Mein Hund is(s)t Bio
Luisa Benning mit ihrem Hund Kalle: Bio
schmeckt ihm
einfach besser. (© privat)
HAUSTIERE Ist bei Bio-Futter der Napf schneller leer? Anscheinend oft. In jedem Fall unterliegt
die Herstellung klaren Richtlinien. // Martina Petersen
Bis vor ein paar Wochen machte sich der siebenjährige Kalle mit Begeisterung über jedes Leckerli her. Im
Büro wurde der Labrador-Retriever-Mix nur „der Staubsauger“ genannt. Doch dann entschloss sich seine
Halterin Luisa Benning, die gern Bio kauft, auch Kalles Futter auf Bio umzustellen. „Ich wollte ihm das
konventionelle Futter, das jede Menge Zusatzstoffe enthält, nicht länger zumuten“, sagt die
Agrarwissenschaftlerin. „Außerdem konnte ich es nicht länger mit meinem Gewissen vereinbaren, dass
meine Tierliebe bei der Ernährung des eigenen Hundes endet.“
Laut einer Forsa-Umfrage von 2008 unter Tierhaltern, die Bio-Nahrung für ihren Vierbeiner für wichtig
halten, schätzt ein Drittel den Verzicht auf chemische Inhaltsstoffe. Fast ebenso wichtig war den
Befragten, dass die Standards für Bio den Nutztieren, die für das Futter verarbeitet werden, ein
artgerechteres Leben ermöglichen. Vor allem in den vergangenen beiden Jahren ist laut Herstellerangaben
die Nachfrage nach Bio-Futter gestiegen. „In vielen Haushalten haben Vierbeiner mittlerweile den Status
eines Familienmitglieds. Dadurch ist das Verantwortungsbewusstsein für ihre Ernährung gewachsen“, sagt
Henning Klukkert von Demeter-Felderzeugnisse GmbH, die ihr „defu“-Futter seit 2006 vertreiben.
Gesund mit Bio-Futter
Wie bei Tierheilpraktikerin Michaela Fohmann führen oft auch gesundheitliche Probleme des Tieres zum
Umdenken. „Unsere Schäferhündin Fly hatte eine heftig juckende Hauterkrankung, bei der weder der
Tierarzt noch Alternativmedizin helfen konnten“, sagt sie. Da die Mutter von drei Töchtern täglich frisch
aus Bio-Zutaten kochte, stellte sie Flys Ernährung von konventionellem Trockenfutter auf Bio-Kost um.
„Schon nach wenigen Tagen war die Hündin wie ausgewechselt“, erzählt Michaela Fohmann. „Fly hatte
mehr Energie und ihre Haut ist über wenige Wochen abgeheilt.“ Da das selbst zubereitete Futter auch das
Befinden ihrer tierischen Patienten verbesserte, konzentrierte sich Michaela Fohmann seit 2005 mit ihrer
Firma „Terra Pura“ auf die Herstellung von biologischer Tiernahrung, zertifiziert nach BiolandRichtlinien.
Geschützt durch die EU-Öko-Verordnung ist der Begriff „Bio“ für Heimtierfutter erst seit 2009. Der
Private Standard Heimtierfutter des Karlsruher Prüfvereins Verarbeitung für ökologische
Landbauprodukte e.V. ist als nationaler Mindeststandard für das deutsche Bio-Siegel anerkannt. In
Anlehnung an die Lebensmittelverordnung sind 47 Zusatzstoffe zugelassen. Zusätzlich ist der Einsatz naturidentischer synthetischer Vitamine erlaubt. Die Produkte müssen gentechnikfrei sein, ihre Ausgangsstoffe
zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Produktion stammen.
Ausgewogen ernährt durch Abwechslung
„Im Trend liegen Futter mit nur einer Eiweißquelle und getreidefreie und vegetarische Sorten, da immer
mehr Hunde allergisch reagieren“, sagt Marko Mihaljevic vom Marktführer Yarrah. Das niederländische
Unternehmen trägt zusätzlich das Label des niederländischen „Vereins gegen Tierversuche“. Andere
Hersteller weisen mit dem Zertifikat von „Bioland“ oder „Ecoland“ die Bezugsquellen ihrer Rohstoffe aus.
Das Familienunternehmen „Herrmann’s Manufaktur“ lässt sich Richtlinien des „Biokreis“-Verbandes
zertifizieren, die beispielsweise keine synthetischen Vitaminzusätze im Tierfutter erlauben.
Eine Stiftung Warentest-Untersuchung vom März 2015 bescheinigte den Bio-Futtersorten aus dem
Naturkosthandel in Sachen Schadstofffreiheit durchweg ein „sehr gut“. Eine ausreichende
Nährstoffversorgung war jedoch auch bei Bio nicht immer gewährleistet. „Ausgewogene Ernährung
bedeutet auch bei Tieren nicht, immer nur eine Dose der gleichen Sorte aufzumachen“, erklärt Erich
Herrmann von „Herrmann’s Manufaktur“. „Tierhalter sollten zumindest bei den Zutaten im Fertigfutter
variieren.“
Luisa Benning ist bei Kalles Futterauswahl die Deklaration der Inhaltsstoffe auf dem Etikett wichtig. Und
sie achtet auf Kalles Befinden. „Durch das hochwertige Futter ist er topfit und hat schön glänzendes Fell
bekommen“, erzählt sie. „Außerdem kann Kalle das Bio-Futter besser verwerten, sodass ich weniger
füttern muss.“ Als „der Staubsauger“ neulich zum ersten Mal ein konventionelles Leckerli verschmäht hat,
wertete Frauchen das als finalen Beweis: Bio ist besser!
Tierfuttermarkt: Zweistellige Zuwachsraten
Der Industrieverband Heimtierbedarf verzeichnet aktuell einen jährlichen Umsatz mit Heimtierfutter von
knapp 3,75 Milliarden Euro. Über 90 Prozent der Tiernahrung landet in den Näpfen der 6,9 Millionen
Hunde und 11,5 Millionen Katzen in Deutschland. Separate Umsatzzahlen für Bio-Futter existieren nicht,
die Hersteller sprechen von zweistelligen Zuwachsraten.
Für Hunde ist das Bio-Angebot an Feucht- und Trockenfutter etwa doppelt so groß wie für Katzen. Für das
Verfüttern von Rohfleisch – eine Fütterungsform, die „Barf“ genannt wird – werden auch Zusätze aus
Gemüse und Kräutern angeboten. Bio-Futter für andere Heimtiere fristet noch ein Nischendasein: Für
Sittiche und Papageien gibt es genauso wie für Wildvögel Futter aus Bio-zertifizierten Rohstoffen. Da die
Haltung von Hühnern in Privathaushalten im Trend liegt, gibt es mittlerweile auch Bio-Futtermittel von
„defu“ abgepackt in kleinen Mengen.
Erschienen in Ausgabe 06/2015
Rubrik: Leben&Umwelt
Kommentare
Gwendolyn Maskos
10.05.2016
Für Hunde mit sog. Mittelmeerkrankheiten ist es schwer, eine 100-%-ig passende Ernährung zu finden.
Geflügel, Schweinefleisch u. Rindfleisch aus konventioneller Haltung sind kontraindiziert, da verseucht.
Mit biologischer Tiernahrung wird es meist besser; evtl. mit Barfen.
Aber das kann sich nicht jede/r leisten.
A. Weigel
13.06.2015
Ich finde es logisch, wenn ich mich selbst Bio ernähre, dass auch für meine Tiere zu ermöglichen. Ich
kaufe Bio ja nicht nur weil es besser schmeckt, sondern weil ich die Herstellungsprozesse von
Industrienahrung und industrielle Landwirtschaft ablehne.
lg A. Weigel
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