Uhren - Neue Zürcher Zeitung
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Uhren - Neue Zürcher Zeitung
DIE SCHÖNEN SEITEN BROSCHEN Mit diesem Brustschmuck werden Sie brillieren UHREN Schöne Stücke, ganz schwerelos AUSGABE MÄRZ 2010 INTERVIEW Was passiert, wenn Jean Reno die Orientierung verliert <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDK0NAEAOokrrQ8AAAA=</wm> <wm>10CEXKMQ6AIBBE0ROxmWFZEbcUqIgxarz_UTQ2Fr96fww3wdfatqsdTiBZICJL8lxUMmBOqspsav7CFEEsNEtaovr_h7WGE-jADcpe-wN0BRl0XwAAAA==</wm> INHALT / EDITORIAL 40 32 24 Uhren & Schmuck 2/10 «Z – Die schönen Seiten» ist ein Magazin der «Neuen Zürcher Zeitung» und der «NZZ am Sonntag». 7 Redaktionelle Leitung: Jeroen van Rooijen (jvr.) Publizistischer Beirat: Markus Spillmann (msn.), Felix E. Müller (fem.) Redaktion: Katharina Blansjaar (rin.), Kim Dang (kid.), Fiona Hefti (fhe.), Christina Hubbeling (chu.), Peter Keller (kep.), Rebekka Kiesewetter (rkw.), Roberto Zimmermann (roz.) Redaktionelle Mitarbeit: Philipp Meier (phi.), Daniel Hug (dah.) Art-Direction: Claudio Gmür (clg.) Layout: Alexandra Kojic (koj.) Mark Walter Produktionsleitung: Eveline Roth (evr.) Bildredaktion: Anton J. Erni (aje.) Korrektorat: Irmgard Matthes, Barbara Stuppia Adresse Redaktion: NZZ am Sonntag Postfach CH-8021 Zürich E-Mail: [email protected] www.magazin-z.ch Adresse Verlag: NZZ-Verlag Falkenstrasse 11 Postfach CH-8021 Zürich [email protected] Leitung Marketing Zeitschriften: Daniel Strobel Anzeigenverkauf: Deutschschweiz Pascale Maurissen NZZ Media – eine Filiale der Publicitas AG Falkenstrasse 11 CH-8021 Zürich Telefon 044 258 13 57 Fax 044 258 13 70 [email protected] Westschweiz Yves Gumy Publicitas SA – NZZ Media Rue Etraz 4, CP 7114 CH-1002 Lausanne (VD) Téléphone 021 317 88 08 Fax 044 258 13 70 [email protected] Einzelhefte können zum Preis von Fr. 7.50 / ¤ 5.– unter www.magazin-z.ch bezogen werden. Lithos: St. Galler Tagblatt AG Druck: Zollikofer AG Fürstenlandstrasse 122 CH-9001 St. Gallen NZZ Fretz AG Zürcherstrasse 39 CH-8952 Schlieren Unternehmungen der Swiss Printers AG FOTOS: DAN CERMAK, MARCUS GAAB, PD Verbreitete Auflage: 322 000 Exemplare Alle Artikel wurden exklusiv für «Z – Die schönen Seiten» geschrieben. Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwendung der redaktionellen Texte (insbesondere deren Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung und Bearbeitung) bedarf der schriftlichen Zustimmung durch die Redaktion. Ferner ist diese berechtigt, veröffentlichte Beiträge in eigenen gedruckten und elektronischen Produkten zu verwenden oder eine Nutzung Dritten zu gestatten. Für jegliche Verwendung von Inseraten ist die Zustimmung der Geschäftsleitung einzuholen. Unternehmensleitung: Albert P. Stäheli (CEO), Markus Spillmann, Daniel Hofer. ISSN 1662-1573 ©2010 Neue Zürcher Zeitung AG Schuhwerk für daheim Die handgefertigten Belgian Shoes sind die perfekten Reisebegleiter auf Langstreckenflügen. Schon Andy Warhol schwor auf diese Loafers. 20 Ein Mann wie ein Millefeuille Jean Reno ist der Star eines neuen Kurzfilms von IWC. Im Interview spricht er über Familie, Karriere und seine allererste Uhr. 24 Weit oben und weit unten Sportliche Uhren wurden früher an ihrer Leistung gemessen. Heute zählt vor allem das Äussere. D ie Uhrmacher versuchen, der Schwerkraft zu entkommen. Das ist keineswegs nur mit Bezug auf die weitreichenden Wirkungen der Ökonomie gemeint, die den Horlogers noch immer zu schaffen machen, sondern auf die ganz reale Erdanziehungskraft. Um den Einfluss der Schwerkraft zu minimieren und die Ganggenauigkeit von Taschenuhren zu verbessern, erfand Abraham Louis Breguet schon 1795 das Tourbillon. Der «Wirbelwind» mit seinem sich drehenden «Käfig» sollte das Werk seiner Zeitmesser unabhängig machen von Lageveränderungen. Bei einer Taschenuhr mag diese aufwendige technische Spielerei noch ihren Sinn gehabt haben. Heute weiss man aber, dass ein Tourbillon wenig oder gar nichts zur Ganggenauigkeit einer Armbanduhr beiträgt. Und trotzdem bauen die namhaften Uhrenfirmen im In- und Ausland mit Leidenschaft weiterhin Tourbillon-Versionen ihrer Produkte. Weil das Tourbillon, ganz 32 Alles dreht sich um die Uhr Neues für das Handgelenk: Die stilvollsten Armbanduhren der Saison, inszeniert von Marcus Gaab. 40 Geliebte Zeitmesser Sechs junge Menschen erzählen, warum sie trotz Zeitanzeige auf dem Handy lieber eine Uhr tragen – und warum es genau diese sein muss. 46 Brust raus, Brosche dran Broschen sind das Stiefkind der Schmuckindustrie. Zu Unrecht, wie diese schmucken Stücke mit ihrer Leuchtkraft beweisen. 48 Sechsstellig – na und? Der Franzose Richard Mille ist einer der erfolgreichsten Neulinge unter den Horlogers. Er schämt sich nicht wegen der Preise seiner Uhren. 57 Die Lust am Landleben Städter lieben das Land – mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Mit diesen Stücken holt man sich die Landluft ins Wohnzimmer. 58 Beste Freunde Modemacher Michael Michalsky und Journalist Marcus Luft sehen zusammen fern – via Internet. ungeachtet seiner bescheidenen Funktion, zu einer Art Waffenschein und Raison d’être der Uhrmacherei geworden ist. Nur wer das Tourbillon bauen kann, gehört zum «inner circle» der Branche. Nur er hat den Freibrief, seine Preise von jeglicher irdischen Dimension zu befreien. Wenn in wenigen Tagen in Basel die weltweit bedeutendste Uhrenund Schmuckmesse «Baselworld» (18. bis 25. März 2010) ihre Tore öffnet, werden wir vielerorts vernünftige, klassische, fast konservative Uhren sehen. Doch die Tourbillons sind keineswegs verschwunden, sie faszinieren weiterhin – so wie das elegante ZentrumsTourbillon von Omega (siehe Titelbild). Um zwanzig der wegweisenden neuen Uhren dieses Jahres ins Licht zu rücken, hat Fotograf Marcus Gaab das Ringen mit der Schwerkraft, welches die Branche beschäftigt, zu seinem zentralen Thema gemacht. Auf seinen Bildern ist nie ganz klar, was oben und unten ist. Man kann es – das Heft! – also drehen und wenden, wie man will. Und wird feststellen: Die Schweizer Uhrenbranche ist keineswegs am Boden, sondern wirbelt unverdrossen weiter. Jeroen van Rooijen Zur Titelseite Von links nach rechts: Skeletonized Central Tourbillon Co-Axial Platinum von Omega, Elite 681 Ultra Thin von Zenith und 5170 Chronograph von Patek Philippe. (Details siehe Seiten 32 bis 39, Bezugsquellen Seite 56.) Foto: Marcus Gaab; www.marcusgaab.com Styling: Christiane Bördner; www.agentur-e.com «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 3 MGB www.migros.ch <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUyszS3NAEAJ54bVA8AAAA=</wm> <wm>10CD2LOw6AIBAFTwR5j11-UiJWxEKNJzDW3r-SWFhMMsVM78VbfNS2Hm0rBFWNCzlmLfQpWkVgIUVs8sPgnDoQE0VFPDGy_zB1NjtkAU7QPtf9ArkDyRRhAAAA</wm> e r w a cht . g n i l h ü r F Der S p r i ng M o m e n t s von Chocolat Fre y. GEHEIMNIS FREY. Geniessen Sie den Frühling mit Spring Moments, den feinen Pralinés mit crèmiger Holunder-Rhabarber-Füllung, umhüllt von feinster Schokolade. www.chocolatfrey.ch <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUyszS3NAEAJ54bVA8AAAA=</wm> <wm>10CD2LOw6AIBAFTwR5j11-UiJWxEKNJzDW3r-SWFhMMsVM78VbfNS2Hm0rBFWNCzlmLfQpWkVgIUVs8sPgnDoQE0VFPDGy_zB1NjtkAU7QPtf9ArkDyRRhAAAA</wm> <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDIyNQEAb3jYAw8AAAA=</wm> www.rado.com <wm>10CEXKMQ6AIBAEwBdBdu84Aa8UqIgxavz_U0xsLKabOd0iPlvf7346gWSBELHkuWrMoJOqsSwOYRYQK6E1GYv6v8PWwgUM4AHj0cYLHeG8Sl0AAAA=</wm> FOTO: LUKAS WASSMANN OBJET DE DÉSIR Der Hausschuh der Exzentriker Die handgefertigten Belgian Shoes sind elegante Schuhe für daheim und die Reise. Eine fotografische Inszenierung von Lukas Wassmann Eine Form, Dutzende von Varianten: Belgian Shoes gibt es in zahlreichen Farbkombinationen und Materialien. Ob aus kostbarem Leder wie Echse, Strauss oder Kalb, ob aus Lack, Velours, Samt, Flanell oder Leinen – was bei allen Modellen gleich bleibt, das ist die Form und die kontrastierende Farbe der Sohle, der Paspeln und des Markenzeichens, der kleinen Schleife. Belgian Shoes werden seit den 1940er Jahren auf unveränderte Weise, natürlich in Belgien, von Hand hergestellt: Mit der Innenseite nach aussen wird der Schuh an die mit Rosshaar verstärkte Ledersohle genäht und anschliessend umgestülpt. Bekannt geworden durch Henri Bendel, den Gründer des gleichnamigen Luxus-Kaufhauses in New York, welches die Belgian Shoes jahrzehntelang exklusiv vertrieb, sind die eleganten und bequemen Hausschuhe in den USA längst Klassiker. Sowohl bei der Bourgeoisie wie auch bei Exzentrikern der Kunstszene, unter anderem einst auch bei Andy Warhol, sind sie sehr beliebt. Belgian Shoes sind ideales Schuhwerk für Damen und Herren, die auch für die gemütlichen Stunden daheim nicht auf Eleganz verzichten wollen. Liebhaber schätzen die bequemen Loafers mit der weichen Ledersohle auch als Reisebegleiter für Langstreckenflüge. Nur für den rauen Asphalt sind die empfindlichen Sohlen nicht geeignet. Denen, die sie asphalttauglich besohlen lassen möchten, empfiehlt der Hersteller, sie einige Male einzutragen, damit die optimale Passform erhalten bleibt. Kim Dang ● Erhältlich für 450 Franken bei Retos,Weite Gasse 4, Zürich, Tel. 044 251 21 81; www.belgianshoes.com «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 7 SHOPPING In dem Gebäude an der Madison Avenue 690 war zuletzt die Modekette Luca Luca ansässig, bevor es im Sommer vor anderthalb Jahren für geschätzte 50 Millionen Dollar verkauft wurde und Hermès sich anschickte, hier seine erste ausschliesslich für Männer bestimmte Boutique einzurichten. Ein Luxustraum für Männer Die Brille zum Zeitgeist Eine Brille ist eine Krücke zur Behebung einer Sehschwäche. Für sich alleine betrachtet, ist sie zwecklos. Sie erwacht erst mit dem Träger zum Leben – normalerweise. Es gibt jedoch auch Brillen, die sind regelrechte Persönlichkeiten. Um diese Brillen zu tragen, braucht man also ein doppelt verstärktes Rückgrat. Dafür adeln sie ihre Träger mit dem unzweifelhaften Geruch von Zeitgeistkompetenz. Die Ostberliner Brillenfirma Mykita, 2003 in einer verlassenen Kindertagesstätte gegründet (deswegen das «kita» im Namen), stellt solche Brillen her. Sie sind nicht nur technologisch innovativ, sondern auch meist von namhaften Avantgarde-Designern unserer Zeit gestaltet. Seit dem 11. März hat Zürich einen eigenen Shop mit diesen Brillen: David Kirtz wagt das Abenteuer, ausschliesslich Brillen von Mykita zu verkaufen. Im «trendigen» Kreis 5, wo denn sonst! (jvr.) ● Mykita Shop, Langstrasse 187, Zürich, www.mykita.de 8 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 waren, Uhren, Parfums und die «special orders», also Hemden, Anzüge oder Taschen, die auf individuellen Wunsch gefertigt werden. Der Store, in einem stimmungsvollen Backsteingebäude direkt gegenüber der bisherigen Uptown-Adresse von Hermès situiert, überrascht durch sein ebenso kompaktes wie grosszügiges Layout, welches Hermès’ «Hausarchitektin» Rena Dumas gezeichnet hat. Das rötliche Kirschholz der Wände korrespondiert mit dem Rot der Aussenwände. Im Erdgeschoss hängen die für Hermès typischen bedruckten Seidenkrawatten, sauber nach Farbschattierungen sortiert, weiter oben findet man Strickwaren, Casual Wear, Businessbekleidung und schliesslich zuoberst, als halbprivates Separée, den Feinmassbereich. (jvr.) ● Hermès Man, 690 Madison Avenue / Ecke 62nd St., 10021 New York, www.hermes.com Kolumne Ein Schuh für alle Fälle S o langsam komme ich in das Alter, in dem man im Monatsrhythmus an eine Hochzeit eingeladen wird. Längst habe ich mir darum ein «StandardHochzeits-Outfit» zugelegt; kurzes Kleid (nicht zu sexy, schliesslich gehe ich an eine Hochzeit, nicht an eine Brautschau), hohe Hacken, einen kuscheligen Mantel (falls es in der Kirche, und das ist der Normalfall, kühl ist). Mit dieser Ausstattung lag ich bisher nie daneben. Bleibt nur zu hoffen, dass meine Freunde nie ihre Hochzeitsfotos miteinander vergleichen. Nun aber flatterte mir die Einladung zur einer Trauung in – warum um alles in der Welt – Andermatt ins Haus. Andermatt im März; schmelzende Schneehaufen, dreckige Pfützen, unerbittliche Temperaturstürze. Noch dazu enthält die liebevoll gestaltete Karte den Passus: «Von der Kirche zurück nach Andermatt gelangt man auf einem 40-minütigen Spaziergang.» Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon meine High Heels im Schlamm versinken, ich sehe mich auf vereisten Pfaden ins Tal schlittern (hat Andermatt ein Spital?), ich sehe meine feinen Füsschen durch Blasen verunstaltet. Neues Schuhwerk muss her. Doch woher nehmen, wenn in gut sortierten Fachgeschäften die Wintersaison längst vorüber ist und die Modeindustrie den schneetauglichen Abendschuh einfach noch nicht für sich entdeckt hat? Seit vier Wochen quäle ich mich nun schon durch Zürichs Boutiquen, ja, ich war sogar ausserhalb, in den endlosen Gängen von Malls und Outlets (in ländlichen Gebieten soll Schnee ja ein bekanntes Phänomen sein). Das alles hat nichts geholfen. Die Lösung passt in eine (zugegebenermassen grosse) Handtasche: meine Wanderschuhe, dezent unter die Kirchenbank geschoben, im Dunkeln hinterm Busch montiert – sicher ins Tal gelangt. Und an der allerersten Strassenlaterne stehe ich wieder da, in High Heels, eine Akrobatin der Winterwanderwege, unter tosendem Applaus. Katharina Blansjaar FOTOS: PD Mitte Februar hat das Pariser Luxuslabel Hermès auf der New Yorker Madison Avenue sein weltweit erstes Geschäft für ausschliesslich männliche Kundschaft eröffnet. Auf vier Etagen findet der solvente Geniesser, den Preise von 385 Dollar für ein iPhone-Etui (oder von 25 000 Dollar für eine Lederjacke) nicht abschrecken, so ziemlich alles, womit er seine Erscheinung veredeln kann: Bekleidung, textile Accessoires, Leder- guebelin.ch Ma d a g a s k a r made by Gübelin. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUyNzA0NAYABJtDRg8AAAA=</wm> <wm>10CEXKKw6AMBBF0RV18t70B4wsRTUIIKyAoNm_osEgbnLEbc2i4KvU9aibEQzBaQbpLY9euqzby5AMyqwgJsZATclH-29XZrcDC3CC8lz3C5Br4atdAAAA</wm> Inspiriert von der Vielfalt der tropischen Inselwelt: Madagaskar glänzt mit der raffinierten Kombination von Gelb- und Weissgold, auf Wunsch ergänzt durch die farbige Strahlkraft von Saphiren und das Funkeln von Diamanten. Eine kunstvolle Hymne auf das grösste Juwel jeder Frau: Ihre Einzigartigkeit. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUyszS2MAQANfNjOg8AAAA=</wm> <wm>10CEXLKw6AMBBF0RV18l4_TMvIUlSDAMIKCJr9KwgGcc1Jbu-WBF-1LXtbjWCMzg8lZJqWIAoiGRmC5KQGT_UvjQRyZKHaP7g6uQ2YgQOU-7wenIMe2mAAAAA=</wm> DESIGN Das Sofa Ruché von Inga Sempé gibt es als 2- und 3-Sitzer, als Méridienne und als Méridienne mit integrierter Seitenablage. Es ist ausserdem in verschiedenen Holzarten und mit diversen Stoffbezügen erhältlich. Ab 4170 Fr., www.ligne-roset.de, www.ingasempe.fr MEIN DING Die Bank mit Auflage FOTOS: PD Sie werden auch «Sofas mit Funktion» genannt, was zwar an umständliche DDR-Wortschöpfungen wie «Sättigungsbeilage» (Reis, Nudeln) oder «Schallplattenunterhalter» (DJ) erinnert, mit dem realen Sozialismus aber gar nichts zu tun hat. Nein, Sofas mit Funktion sind solche, die sich per Knopfdruck in Liegen verwandeln lassen. Und «zack!» in Betten, und «wutsch!» in Sessel und «schwupp!» wieder zurück in Sofas. Das ist lustig, vielleicht auch praktisch, doch leider meist alles andere als hübsch. Von aussen nicht und von innen sowieso nicht: Man stelle sich den Wust an Technikkram vor, den ein solches Sofa mit Funktion in seinem Bauch trägt. Erschreckend. Manchmal machen es sich die Designer wohl einfach zu kompliziert. Mir zumindest reicht, wenn ich mich hinsetzen möchte, eine Bank aus Holz. Vielleicht könnte man sie ausserdem mit einer «Komfort-Auflage» versehen, sprich: mit einem Kissen oder so. Oder man macht es wie die Designerin Inga Sempé und breitet über ein schlichtes Holzgestell eine weiche Steppdecke. Sempé schuf so das Sofa «Ruché», das schönste neue Stück auf der diesjährigen Kölner Möbelmesse: charmant und nonchalant. Einfach und raffiniert. Schlicht und schön. Und für mich ist darum sonnenklar: lieber eine «Bank mit Auflage» als ein «Sofa mit Funktion». Rebekka Kiesewetter DER KLASSIKER FÜNF TIPPS FÜRS LEBEN Essen auf Rädern Uli Budde Man fragt sich, wieso der Servierwagen aus der Mode gekommen ist. Es gab Zeiten, da war er ein wichtiger Bestandteil der stilvollen Einrichtung. Der Architekt und Designer Alvar Aalto zum Beispiel, der die von ihm gestalteten Produkte als logische, notwendige und funktionale Erweiterung seiner Bauten verstand, entwarf in den dreissiger Jahren sogar zwei Modelle, «901» und «900». Der Praktiker Aalto versprach sich von dieser Art Möbel einen Nutzen – und trotzdem verschwanden sie. Vielleicht brauchte man in den neunziger Jahren, als Küche und Wohnzimmer vermehrt zu einem Raum verschmolzen, keine Räder mehr unter dem Essen; vielleicht waren so offensichtlich «dienende» Möbel (in der Schweiz werden Teewagen Servierboys genannt) im ersten Jahrzehnt des kraftstrotzenden 21. Jahrhunderts auch einfach nicht mehr zeitgemäss. Man stand wohl eher auf machoide Riesen-Loungesofas und kapriziöse Möbelkunst. Doch jetzt, wo bei Loftbesitzern die Kenophobie, die Angst vor grossen, leeren Räumen, zu grassieren scheint und sie ihre Heime in Mehrraumwohnungen unterteilen, wäre das Revival des Servierwagens doch angebracht. Nicht nur, weil die Wege zwischen Küche und Esszimmer länger werden. Nein, auch im Rahmen der vielzitierten neuen Bescheidenheit, des Bedürfnisses nach Nützlichund Nachhaltigkeit sind gut gemachte Multifunktionsmöbel wie Alvar Aaltos Tea-Trolley «901» wieder gefragt: Er wird vom umweltbewussten Produzenten Artek aus Birkenholz hergestellt, ist robust und lässt sich auch als Beistelltisch, Hausbar und Regal verwenden. (rkw.) ● 2250 Franken, www.artek.fi Uli Budde, wie verbringt man eine unerwartete Freistunde am besten? 1. Nutzen Sie die geschenkte Zeit nicht zum Arbeiten. 2. Setzen Sie sich in ein gemütliches Café. 3. Lesen Sie eine Zeitung ganz durch. 4. Legen Sie sich ins Gras und blicken Sie in den Himmel. 5. Versuchen Sie, Ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen: zu schauen, zu hören, zu riechen. www.ulibudde.com; mehr über den Designer erfahren Sie auf www.nzzdomizil.ch/interiordesign Der Designer Uli Budde lebt in Berlin. «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 11 KUNSTMARKT AUKTION Pflanzenwelt, in Glas gefroren Wenn das 18. Jahrhundert jenes des Porzellans war, dann war das 19. Jahrhundert dasjenige des Glases. Eine einmalige Blütezeit erlebte dieser Werkstoff des geschmolzenen Sandes um 1900, als an der Pariser Weltausstellung das Beste an Art-nouveau-Kreationen gezeigt wurde, was die französischen Glaskünstler hervorgebracht hatten. Eines der triumphalsten Kapitel des abendländischen Glases ist jenes des Jugendstils – zweifellos ein Sammelgebiet mit vielen Anhängern. Eine Pflanzenwelt wie in Glas gefroren verkörpern die splendiden Kreationen etwa der Gebrüder Daum oder auch von Emile Gallé. Der Jugendstil griff hier mit grosser Geste in die Schatztruhe der Botanik. Nicht nur die biologische Originaltreue der Pflanzen wurde in Gestalt von Vasen und Lampen auf die Spitze getrieben, auch die Seele eines Schneeglöckchens, einer Narzisse oder Lilie in Glas zu gefrieren, war der Anspruch dieses Kunsthandwerks. Solche Stücke kommen nun an einer Auktion mit Kunsthandwerk und DesignObjekten des 20. Jahrhunderts bei Christie’s in New York zum Aufruf. Darunter befinden sich zwei besonders schöne Flaschen von Daum in Kamee- oder Glasschnittrelief-Technik mit einer Schätzung von 1800 bis 2500 Dollar. (phi.) ● Christie’s, 20th Century Decorative Art & Design, New York, 16. März. Julian Göthe: «Events during Flood», Installation in der Galerie Daniel Buchholz, Berlin 2008. KUNSTWERTE Julian Göthe lediglich als Bestandteile eines künstlerischen Gesamt-Tableaus. Der 43-jährige Berliner kommt aus dem Umfeld von Theater und Set-Design, wobei sich die Nähe zur bühnenbildhaften Inszenierung von Räumen vornehmlich aus den Zeichnungen des Künstlers erschliesst. Hier finden sich die rätselhaften Figuren eingebettet in Landschaften mit einer post-industriellen Topographie. Zeichnungen und Collagen kosten zwischen 3500 und 12 000 Euro, die Plastiken derzeit 24 000 Euro. Christian Schaernack KUNST UND KLATSCH Big is beautiful Grösse ist nun auch in der Kunstwelt alles. Dies spätestens seit ihrer Ummünzung zur glamourösen Unterhaltungsindustrie. Das Publikum will es so. Immer riesigere Formate müssen es sein. Unvergessen etwa der gut zehn Meter breite Warhol für 80 Millionen Franken an der letzten Art Basel. Und jetzt wieder ein Rekord in London. Denn Rekorde sind das A und O für die Auktionswelt. Wer das teuerste Kunstwerk verkauft, hat gewonnen, so einfach die Regel, so spannend das Rennen. Der Sieger jüngst an einer Londoner Auktion ist ein schlaksiger Champion im 12 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 Langstreckenlauf: Alberto Giacomettis «Schreitender Mann», der diesen Februar 104,3 Millionen Dollar brachte. Bezeichnenderweise hat in diesem Spiel einer den absoluten Spitzenpreis der Auktionsgeschichte auch für eine sehr, sehr grosse Figur bezahlt. Allerdings nicht für eine einmalige, wie er hoffentlich bemerkt hat. Mehrere weitere Abgüsse existieren nämlich, und davon sind die wenigsten fest placiert in Museen. Das Rennen kann also weitergehen. Man darf gespannt sein, wann die anderen «Schreitenden» auf dem Auktionsparkett erscheinen, um noch grössere Geldsummen zu mobilisieren – wenn man bloss bedenkt, dass Giacometti zu seiner künstlerischen Vollendung mit Figuren in Streichholzschachtelformat gefunden hat. Philipp Meier FOTOS: COURTESY GALERIE DANIEL BUCHHOLZ, KÖLN/BERLIN, CHRISTIE’S; ILLUSTRATION: GABI KOPP Wer die Skulpturen von Julian Göthe gesehen hat, wird diesen Eindruck so schnell nicht vergessen. Rund 2,5 Meter messen die «Boliden» aus pechschwarz beschichtetem Holz – teils überdimensionale Schachfiguren, teils futuristische Roboter. Göthe spielt gezielt mit der Wuchtigkeit totemischer Präsenz, zitiert die archaische Formensprache aussereuropäischer Stammeskunst genauso wie die frühen Modernen um Lipchitz, Epstein oder Gaudier-Brzeska. Und doch verstehen sich Göthes Hybrid-Wesen <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDQyMQYAY3MSlg8AAAA=</wm> <wm>10CEXLMQ6AIBAEwBdx2eXAA68UqIgxavz_U0xsLKacOT0LPlvf7346gZQDwZjUraoYUMxJVSl5qY6IGkGssKSJpvR_hK2FCxjAA8rRxgvGCiliYQAAAA==</wm> D A S PA R F U M . E I N E N E U E E S S E N Z hermes.com MARKTPLATZ Schauspielerin Tilda Swinton präsentiert vor schottischer Landschaft die Frühjahr/SommerKollektion 2010 von Pringle of Scotland. Von wegen Twinset Keller, ehemals bei Gucci, und Geschäftsführerin Mary-Adair Macaire, die im vergangenen September von Chanel nach Schottland wechselte – haben deshalb nun einen neuen Kurs eingeschlagen. Mit der Schauspielerin Tilda Swinton haben sie eine Werbeträgerin verpflichtet, die Twinsets höchstens von alten Fotos ihrer Grossmutter kennt. Oscar-Preisträgerin Swinton ist bekannt für ihre extravaganten Outfits, die sie Kolumne Die Poser unserer Zeit Blogs sind in der Modebetrachtung das Salz in der Suppe. Die grossen Verlage brauen mit ihren Hochglanzmagazinen den Grundstock, die Blogger würzen diese bisweilen fade, gleichförmige Brühe mit witzigen und pointierten Betrachtungen. Einer der wenigen, die es mit dieser Vorgehensweise zu internationaler Bekanntheit gebracht haben, ist der Westschweizer Yvan Rodic alias «The Facehunter». Sein Blog gehört zu den Foren, auf denen sich die modischen Selbstdarsteller unserer Zeit, vorwiegend «fashion people» in Paris, Mailand, New York oder London, chic in Pose werfen. Jetzt sind Yvan Rodics beste Schnappschüsse in Buchform erschienen: «Facehunter. Die Strasse als Catwalk» nennt der Prestel-Verlag die deutsche Fassung des im Original auf Englisch bei Thames & Hudson erschienenen Werks, das Bilder und Kommentare des Bloggers enthält. Ein interessantes, weil authentisches Kompendium zur Stilgeschichte. (jvr.) ● «Facehunter». 320 Seiten mit 300 Fotos. 20 Euro bzw. 35 Franken; www.randomhouse.de 14 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 bald wie eine Fee, bald wie ein Wesen aus dem All erscheinen lassen. Und ihre androgyne Ausstrahlung macht es möglich, dass sie nicht nur die Damen-, sondern auch die Herrenkollektion präsentiert. Trotz diesem modischen Satz nach vorn – Pringle bleibt seinen Wurzeln treu: Tilda Swinton ist Schottin aus Leidenschaft – und das erkennt man auch ganz ohne Twinset. (rin.) ● www.pringlescotland.com Zeit des Wandels I ch bin überzeugt, dass alle Dinge immer auch eine gute Seite haben – selbst die Hölle und das Älterwerden. Nachdem man über die Schwelle zum 40. Lebensjahr getreten ist, bleibt die Wahl zwischen Resignieren und Jubilieren. Über das Resignieren bin ich nach drei Jahren endlich hinweg, nicht zuletzt dank einem Paar wadendeckender Lederstiefel. Es kreuzte meinen Weg nach einer Odyssee durch das Meer der hässlichen Schuhe. In seinem braunen, englischen Kalbsleder stand es in der Auslage, fest und stark, und kündete von glanzvollen Taten wie dem Durchqueren eines Herbstwaldes in Northampton. Gleichzeitig sah ich mich zum Apéro am Kaminfeuer im winterlichen «Palace» sitzen und einen grossen Schluck Whiskey trinken, während von den Stiefeln ein herber Lederduft emporstieg. Mit uns gehst du um die Welt, sagten mir die Stiefel. Doch dabei blieb es nicht. Als beide Füsse zum ersten Mal vom weichen, wohligen Leder eingefasst wurden, wusste ich: Die Zeit des Wandels war gekommen und ein Imagewechsel angesagt. Meine weissen Haare hatten es mir schon seit langem zugeflüstert, aber ich verstand ihre feinen Stimmen lange nicht, weil mein Gehör schwächer geworden ist. Sie wollen mir mitteilen, dass ich eine neue Rolle spielen kann: Noch hast du Haare, sei froh, nutze sie in ihrer Grauheit, und mach was draus. Zieh die neuen Stiefel an und dazu eine Joppe aus Tweed oder Manchester. Mach grössere Schritte, sprich in väterlichem Ton. Nimm ein bisschen Sean Connery und eine Spur Robert Redford. Das müsste man doch hinbekommen. Die schlechte Seite der Medaille: Im Sommer werde ich aussehen wie ein alter Mann und auf Flip-Flops verzichten müssen. Oder ich finde eine neue Rolle. Wie wär’s mit italienischem Conte im massgeschneiderten Leinenanzug? Marcello Mastroianni lässt grüssen . . . Roberto Zimmermann FOTOS: PD Die Königin von England schwört auf Twinsets. 25 soll sie sich jedes Jahr liefern lassen – vom altehrwürdigen Stricklabel Pringle of Scotland. Dort freut man sich selbstredend über die Bestellungen der Queen – doch für eine geschickte Positionierung auf dem internationalen Modeparkett taugen deren Strickjäckchen nur bedingt. Die zwei neuen Frauen am Ruder von Pringle – Designerin Claire Waight T H E A R T O F <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUyMzc1NwAA7dSuLg8AAAA=</wm> <wm>10CEXKMQ6AIAwF0BPR_BZKwY6IE3FQ4wmMs_efTFwc3vbGcCV8Wl-PvjmDUwqSTQ1uNZKBnTlGKlodIlnAmFCEoSbJ_x7aHHbIApxgeq77BZl-p0FeAAAA</wm> Hublot’s new ambassador, the Swiss cross-country skier Dario Cologna has won the gold medal in the 15km free style in Vancouver. This promising young cross-country skier will also represent Hublot at the Nordic Ski World Championships in 2011. Bahnhofstrasse 33 • CH-8001 ZÜRICH Tel. 044 211 19 33 Hublot TV on: www.hublot.com F U S I O N Freizeit ist keine Entschuldigung für nachlässige Garderobe. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDIyMwAAte-YLw8AAAA=</wm> <wm>10CEXKMRJAMBAF0BNl5_-N2MSWRJVRYJzAqN2_YjSK173WPAk-Y132ujqBLgVCtYdbiWKgkzFKTtmhNAUxML7PUPzfYZzCBszAAcp9Xg_IJBGgXQAAAA==</wm> Basel Bern Davos Genf Interlaken Lausanne Locarno Lugano Luzern St. Gallen St. Moritz Zermatt Zürich · Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg München Nürnberg · Wien · www.bucherer.com REISEN PANORAMA: MÄRKTE 2 /4 Malerische Verkaufskanäle FOTOS: AXEL M. MOSLER / VISUM / FOTOFINDER, PD; ILLUSTRATION: GABI KOPP Südwestlich des Mailänder Zentrums, in der Nähe des Bahnhofs Porta Genova, erstreckt sich das Quartier der «Navigli», jener Kanäle, welche die Stadt mit den Flüssen der Poebene verbindet. Die Gegend ist als «Magen Mailands» bekannt. Hier isst und trinkt man in vielen Restaurants hervorragend. Jeden letzten Sonntag im Monat (ausser im Juli und Dezember) sind die Navigli aber auch Kulisse für einen der schönsten Antik- und Flohmärkte des Landes. Die meisten Aussteller sind Profis und kennen den Wert ihrer (oft teuren) Verkaufsobjekte gut. Sie lassen aber gerne mit sich handeln. Es lohnt sich, schon um 10 Uhr dort zu sein. Später ist das Gedränge zwischen den Ständen riesig, und die wohlfeilsten Stücke sind bereits weg. Roberto Zimmermann Info: www.naviglilive.it/navigli_lombardi eventi_fiere_mercati.html Bild: Die Auswahl am antiquarischen Markt ist riesig. Da braucht jeder mal eine Pause. EIN TAG IN . . . IHR HOTELIER EMPFIEHLT Maastricht Hotel Beau-Rivage Palace, Lausanne 8.00: Frühstück in der Rösterei Blanche Dael (Ruiterij 2). 9.30: Spazieren entlang der Stadtmauer zum Höllentor (einst Gefängnis, im Stadspark). 11.00: Shopping: Fashion und Design im StokstraatViertel. Buchhandlung Dominikanerkirche am Vrijthof. 12.00: Essen im Wintergarten-Bistro ’t Plenkske (Plankstraat 6). Lunchmenu 26 (Kartoffelsuppe mit Trüffel!). 15.00: Bonnefanten-Museum (Av. Ceramique 250). Kunst der Gegenwart. 18.00: Apéro im Terrassencafé In den ouden Vogelstruys (Vrijthof 15). 20.00: Dinner im Gourmet-Restaurant Beluga (Plein 1992, Tel. +31 43 321 33 64, reservieren!). 22.30: In die Jazzcafés von Platielstraat und Amorsplein. 23.30: Am Maasboulevard und in De Preuverij wird abgetanzt (Kakeberg 6). Anita Geurts Atemberaubend schön: Das «Beau-Rivage Palace». Fred Hürst, Direktor «Grand Hyatt», Berlin, Deutschlands Hotelier des Jahres 2010: «Als ich geschäftlich öfters in Lausanne war, lernte ich das Hotel BeauRivage kennen. Es ist in den letzten Jahren sehr stilsicher und mit viel Flair renoviert worden. Für mich präsentiert es sich als klassisches Hotel mit einer phantastischen Ausstrahlung und Mut zu Neuerungen – es hat zum Beispiel einen neuen Spa-Bereich auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern. Und natürlich liegt das ‹Beau-Rivage› atemberaubend schön in Ouchy am Lac Léman. Die Sommerterrasse ist wunderbar. Ich liebe es, dort die hervorragenden Filets de Perche zusammen mit einem schönen Weisswein zu geniessen. Auch punkto Service ist das Haus absolut überzeugend. Den Direktor François Dussart zeichnet sein Auge fürs Detail aus. Man merkt, dass er sein Geschäft versteht und die ServiceQualität hochhält. Er bringt seine Mitarbeiter dazu, ihr Bestes zu geben. Ich fühle mich immer willkommen, und die Freundlichkeit der Bedienung wirkt nie angelernt. Hier erkennt man den Gast nach mehrmaligen Besuchen und weiss bald, welches seine besonderen Wünsche sind. Als Hotelier mit langer Auslanderfahrung kann ich sagen: Ein altehrwürdiges Hotel wurde auf gelungene Weise in die Gegenwart geführt.» (roz.) ● Hotel Beau-Rivage Palace, Place du Port 17–19, CH - 1000 Lausanne 6, Tel. +41 (0)21 613 33 33, www. brp.ch, DZ/Nacht ab 400 Fr. «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 17 18 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 REPORTAGE Mr. Gübelin Über 50 Jahre hat Walter Marek für das Luzerner Traditionshaus Gübelin gearbeitet. Er bediente die Queen von England und den Schah von Persien. Und wurde schon zweimal pensioniert «Eine Gruppe Chinesen kauft schon mal für eine halbe Million» Linke Seite: Charme, Sachverstand und Humor: Walter Marek, im Gübelin-Geschäft Zürich. gehörte dort zur Stammkundschaft, der man Champagner oder einen Tee anzubieten pflegte, damals, als der internationale Jetset St. Moritz für sich zu entdecken begann, als sie alle da waren, Felipe, der Thronfolger von Spanien, Gianni Agnelli, der verstorbene Fiat-Patron, und natürlich Tina und Aristoteles Onassis oder Gunther Sachs, der mit Brigitte Bardot im «Badrutt’s Palace» abstieg. Gübelin war zu jener Zeit nur in der Wintersaison vor Ort: «Wir sind jeweils mit einem Reisebus unter Polizeischutz nach St. Moritz gefahren. Es war eine Tagesreise. 6 Plätze besetzte das Personal, die restlichen 34 Plätze waren für die Ware gedacht. Wir haben sogar unsere Schreibmaschinen hochgeschleppt. Aber auch Pendulen und Figuren aus Stein. Dinge, die heute kaum mehr jemand kaufen würde», erzählt Walter Marek. Im Jahr 2004 wurde Walter Marek pensioniert. So war es zumindest gedacht. Drei Jahre später kam ein Telefonanruf von Gübelin: Ob er sich vorstellen könne, das Geschäft in Luzern interimsmässig zu übernehmen? Er werde dringend gebraucht. Schliesslich kannte keiner die Firma – und die Branche – so gut wie er. Vor allem aber: Niemand hatte einen so breiten Erfahrungshorizont wie der gelernte Uhrmacher aus Österreich. Wenn Marek gebraucht wird, ist er da. Das hat nicht nur mit Pflichtbewusstsein zu tun, sondern mit Loyalität. Wer über 50 Jahre für ein und dasselbe Familienunternehmen im Dienste steht, fühlt sich als Teil davon: «Die Familie Gübelin ist über die Jahre wie eine Familie für mich geworden.» Und so tauchte er als 68-Jähriger wieder voll ins Arbeitsleben ein. Seit einem halben Jahr ist er nun zum zweiten Mal pensioniert. Beinahe: Er hat nach wie vor einen Sitz im Verwaltungsrat der Gübelin-Familien-AG inne. Auch betreut er «by appointment» noch immer seine langjährigen Stammkunden. Es sind gut ein Dutzend. Dazu gehören Familien, die er zum Teil schon in der zweiten Generation kennt. Die meisten sind über die Jahre zu guten Freunden geworden, bei denen er regelmässig eingeladen ist. Namen fallen natürlich keine – Diskretion ist in dieser Branche oberstes Gebot. «Über Kunden darf man erst nach etwa 25 Jahren reden, wenn eine neue Generation herangewachsen ist.» Und so erzählt er, wie früher die Mitglieder der europäischen Königshäuser den Weg zu Gübelin fanden. Dann kamen die Adligen immer seltener. «Vielleicht, weil sie schon alles haben?» An ihre Stelle traten Businessleute und natürlich die Touristen(-Gruppen). Zuerst die Amerikaner, dann die Japaner, Koreaner und Thailänder. Heute sind es vor allem Gruppen aus China, die das Uhrengeschäft auf Trab halten: «Eine chinesische Gruppe kauft schon mal für eine halbe Million ein – Uhren, selten Schmuck. Es sind keine Spontankäufe, denn in der Regel bereiten sich die Chinesen gut auf den Einkauf vor und wissen oft schon im Voraus genau, welche Uhr sie kaufen wollen.» BARGELD IM PLASTICSACK In den achtziger Jahren waren es die Russen, die einerseits viel Geld für Luxusartikel ausgaben, anderseits den Stoff für zahlreiche kuriose Geschichten lieferten: Marek könnte abendfüllend davon erzählen: «Einmal kam ein Popstar aus Russland ins Geschäft. Er war fast zwei Meter gross, breit wie ein Bär und hatte eine lange, wilde Mähne. Er wollte sich ein grosses Kreuz mit einer Kette aus Edelsteinen kaufen, das er bei einem früheren Besuch in Zürich in unserer Auslage gesehen hatte. Er kam mit einem Reklame-Plasticsack in der Hand herein, auf dem stand: ‹I walk a mile for a Camel›. Darin befanden sich 100-Dollar-Scheine im Wert von etwa 200 000 Dollar», erzählt Walter Marek. «Wir sind natürlich zur Bank gegangen, um das Geld zu überprüfen. Alles war okay, und wir haben den Betrag von 150 000 Dollar von Hand abgezählt, weil man damals noch keine Zählmaschine hatte. Dann brachte ich dem Kunden das Stück ins Hotel. Später merkten wir, dass wir uns um 100 Dollar verzählt hatten. Als ich ihm den Geldschein ins Hotel brachte, schaute er mich an, als wäre ich verrückt geworden!» STOFF FÜR ALBTRÄUME Nicht alle Erlebnisse waren amüsant, und nicht alle Kunden immer angenehm. «Es ist auch schon, wenn auch selten, vorgekommen, dass ich Kunden, die sich danebenbenahmen und zum Beispiel das weibliche Verkaufspersonal belästigten, des Ladens verweisen musste.» Oder jener Diebstahl im grossen Stil, vor zehn Jahren: «Ein Mann kam ins Geschäft und liess sich ein Collier im Wert von einer halben Million zeigen. Plötzlich sprang er auf, schlug mir beim Wegrennen mit dem Schmuckstück ins Gesicht und stürmte aus dem Laden. Draussen wartete schon ein Auto auf ihn. Das Collier kam nie wieder zum Vorschein.» Heute noch verfolgt ihn dieses Erlebnis. «Es spielt sich immer wieder in meinem Kopf ab, wie ein Film. Auch träume ich manchmal davon.» Erlebnisse wie dieses würde Marek gerne ungeschehen machen. Sonst ist er zufrieden mit seinem Leben, mit seiner Arbeit. «Ich würde sogar alles wieder genau gleich machen.» Die Arbeit sei für ihn nie eine Pflicht gewesen, sondern immer ein Vergnügen. Wohl eine der besten Voraussetzungen für ein erfülltes (Arbeits-)Leben. Christina Hubbeling ● Der gebürtige Österreicher und diplomierte Gemmologe und Uhrmachermeister Walter Marek, 70, kam 1959 in die Schweiz. Er war 50 Jahre für Gübelin tätig, zunächst in Luzern und St. Moritz, dann in Genf, New York und Zürich. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2004 wurde er Mitglied des Verwaltungsrates von Gübelin. 2008 ist er wieder interimsmässig ins operative Geschäft eingestiegen. (chu.) «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 19 FOTOS: MARION NITSCH Heute würde man ihn wohl als Sesselkleber bezeichnen, als einen, der zu wenig Flexibilität beweist, zu lange auf seinem Posten verharrt und den Jungen keinen Platz machen will: Walter Marek, 70 Jahre alt, hat ein halbes Jahrhundert lang für das Luzerner Uhren- und Schmuckhaus Gübelin gearbeitet. In den sechziger Jahren verkaufte er den Königinnen von England und Dänemark eine Uhr. In den siebziger Jahren begrüsste er den Schah von Persien und seine Frau Farah Diba im GübelinGeschäft in St. Moritz. Auch Vico Torriani PORTR ÄT «Ich habe keine Geduld» Schauspieler Jean Reno ist der Star eines neuen Kurzfilms von IWC. Im Interview spricht er über Nationalismus, seine späte Vaterschaft und die Orientierungslosigkeit nach seinem ersten grossen Erfolg im Filmgeschäft Hat Ihr Vater Sie jemals Jean gerufen? Nein, er nannte mich immer Juan. Wir sprachen zu Hause anfangs auch nur Spanisch, erst später Französisch. FOTO: JEAN-FRANÇOIS ROBERT / CORBIS OUTLINE Wann begannen die anderen, Sie mit Jean anzusprechen? Vermutlich, als ich in die Schule kam. Ich wurde in Casablanca geboren, man sprach dort Französisch. Ausserhalb unseres Hauses war es selbstverständlich, dass man mich mit Jean ansprach. Ab wann fühlten Sie sich mehr als Franzose denn als Spanier? Als ich in die Armee eintrat. Aber das fühlte sich nicht an, als verlöre ich etwas oder müsste mich für etwas entscheiden. Ich glaube nicht, dass man dadurch etwas verliert. Menschen sind wie ein Kuchen, ein Millefeuille. Im Laufe des Lebens sammeln sich verschiedene Schichten an. Meine Frau ist Engländerin, sie 20 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 wurde in London geboren, aber ihre Mutter ist Französin, und sie hat in Amerika gelebt. Es geht nicht darum, etwas zu verlieren, sondern darum, etwas dazuzugewinnen. Ich habe etwas gegen diesen Nationalismus. Ich mag es nicht, zu sagen: «Ich bin Franzose, ein französischer Schauspieler . . .» – fuck you. Man ist eine Menge Dinge. Man kann doch auch gleichzeitig Walzer, Jazz und Rock’n’Roll mögen. Warum sollte man dann wählen müssen, ob man Portugiese oder Italiener ist? Aber sobald Sie ausserhalb Frankreichs arbeiten, werden Sie als französischer Schauspieler wahrgenommen. Nicht immer. Ich bin immerhin Teil der amerikanischen Filmakademie. Ich gehe an die Oscar-Verleihungen, jeder kennt mich dort, ich reise seit über zwanzig Jahren um die Welt. Natürlich nehmen mich viele als Franzosen wahr. Aber in meinem letzten Film habe ich zum Beispiel einen Amerikaner gespielt. Und manchmal bitten sie mich auch, ein Italiener zu sein. Oder zumindest die Vorstellung, die sie von einem Italiener haben, der in Amerika lebt – was eine ganz andere Geschichte ist. Wenn man genauer hinsieht, dann wollen zumindest die guten Leute nicht den Franzosen Jean Reno engagieren, sondern mein Talent, meine Art, etwas darzustellen. ▼ Erinnern Sie sich an Ihre erste Uhr? Mein Vater gab mir eine Taschenuhr, ein ganz einfaches Modell. Und ich habe sie immer noch. Aber es war kein grosser Akt, als er sie mir schenkte. Mein Vater wurde in Andalusien geboren. Wenn er etwas Wichtiges tat, machte er es immer auf die einfache Art, er machte kein grosses Tamtam darum. Andalusien im Herzen Jean Reno wurde als Juan Moreno y Jederique Jiménez in Casablanca geboren. «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 21 PORTR ÄT Sie fühlen sich also nicht eingeschränkt, wenn Sie in Amerika arbeiten? Nein. Ich will nicht angeberisch wirken, aber die Einschränkung verschwindet zusammen mit der Angst. Und je älter man wird, desto weniger schämt man sich dafür, gegenüber anderen seine Schwächen zu zeigen. Als ich jünger war, hatte ich grosse Probleme, mit anderen zu kommunizieren, heute habe ich das nicht mehr. Bei Uhren dreht sich vieles um Handwerk. Sie sind selbst ein Handwerker, produzieren Ihr eigenes Olivenöl. Ja, aber das ist lange nicht so komplex wie die Herstellung einer Uhr. Man nimmt eine Olive, presst sie – und schon hat man Olivenöl. Ich bewundere dagegen die Arbeit, die hinter einer Uhr steckt. Ich habe keine Geduld, ich könnte nicht stundenlang an einem Tisch sitzen und an etwas herumbasteln mit kleinen Teilchen. «Leider sind meine Kinder überhaupt nicht an Uhren interessiert» Im IWC-Film, für den Sie vor der Kamera standen, dreht sich alles um die Navigation, die Orientierung. Wann verlieren Sie die Orientierung? Ich glaube, was meine Arbeit angeht, habe ich die Orientierung nach «Le Grand Bleu» verloren. Weil ich jung war, auf einmal viel Erfolg hatte. Auf einmal reiste ich um die Welt, nach Australien, China. Es ging nicht ums Geld – ich hatte keines – aber ich verlor meinen Geschmack, meine Lust. Ich hatte an nichts mehr Geschmack für . . . etwa anderthalb Jahre. Danach kamen die Dinge irgendwie wieder in Ordnung. Was brachte Sie wieder auf die Bahn? Meine Arbeit. Warum, das weiss ich eigentlich nicht. Mann muss arbeiten, um zurückzukommen. Manche kommen nie zurück, sie verlieren sich, in Sex, im Alkohol. Vielleicht war es auch eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Die Arbeit, wieder Theaterspielen, Freunde, meine Kinder, meine Familie . . . Sie hatten ja so einige Familien. Ja, eine grosse Familie. Was brachte Sie dazu, in Ihrem Alter noch einmal Vater zu werden? Ich bin ja mit einer Frau zusammen, ein Paar ist man nie alleine. Diese Entscheidung kam nicht nur von mir. Sie haben im Rahmen der Dreharbeiten eine IWC bekommen – werden Sie die an einen Ihrer Söhne weitergeben? Leider sind meine Kinder überhaupt nicht an Uhren interessiert. Sie lesen die Zeit von ihren Mobiltelefonen ab. Wenn ich sie frage, warum sie ohne Uhr aus dem Haus gehen, schauen sie mich verständnislos an. Aber ich bin sicher, dass, wenn ich einmal nicht mehr da bin, sie sich für meine Dinge, auch für meine Uhren, interessieren werden. Interview: Katharina Blansjaar 22 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 Jean Reno (*1948) wurde als Juan Moreno y Jederique Jiménez in Casablanca geboren. Seine Eltern waren Andalusier, die vor dem spanischen Franco-Regime in die damals französische Kolonie Marokko geflohen waren. Reno absolvierte eine Schauspielschule, bevor er mit 19 Jahren in die französische Armee eintrat. Nach seiner Militärzeit tourte er während einiger Jahre mit Didier Flamands Theatergruppe durch Europa. Der Durchbruch im Filmgeschäft gelang ihm erst mit vierzig Jahren in Luc Bessons «Le Grand Bleu» (1988). International bekannt wurde er durch seine Rolle als «Léon» (1994). Reno spielte seither in Hollywood-Blockbustern wie «Mission Impossible», «The Pink Panther» oder «The Da Vinci Code», arbeitet aber nach wie vor auch in Frankreich. Mit seiner dritten Ehefrau Zofia Borucka hat er einen acht Monate alten Sohn. Vier weitere Kinder stammen aus seinen früheren Ehen. Kürzlich stand Jean Reno für einen Kurzfilm im Auftrag von IWC vor der Kamera. «The Spirit of Navigation» entstand im Rahmen der Lancierung der aufgefrischten «Portugieser»-Linie des Schaffhauser Uhrenherstellers. Unter Zuhilfenahme von Computeranimationen und mit Jean Reno als Moderator zeigt der knapp zwölfminütige Film, wie sich Seefahrer im Laufe der Geschichte auf den Weltmeeren orientierten. Regie führte Jean Renos langjähriger Freund Didier Flamand. ● Link zum Film «The Spirit of Navigation»: www.iwc.com/novelties2010/index-de.html#/movie Katharina Blansjaar Ein Mann mit vielen Facetten: Diese Seite: Bilder aus dem Kurzfilm «The Spirit of Navigation», in dem Jean Reno für IWC vor der Kamera stand. Rechte Seite: 1 Die Rolle als Apnoe-Taucher Enzo Molinari in Luc Bessons «Le Grand Bleu» brachte Jean Reno den Durchbruch als Filmschauspieler. 2 In «Mission Impossible» spielte er an der Seite von Tom Cruise; 3 in «The Da Vinci Code» gab er den französischen Polizisten Bezu Fache. 4 In «The Pink Panther» (im Bild mit Steve Martin und Beyoncé Knowles) stellte Reno sein komödiantisches Talent unter Beweis. 5 Unvergessen ist seine Rolle als Léon im gleichnamigen Film von Luc Besson. Als Auftragsmörder, der sich mit dem Mädchen Matilda anfreundet, empfahl Reno sich auch für grosse HollywoodProduktionen. 2 3 4 5 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 23 FOTOS: CINETEXT, PD 1 FOTOS: PD 4 . . 3. . 2 HINTERGRUND . . 1 . . Go Sportliche Uhren werden fast nur noch an ihrem Äusseren gemessen. Was sie zu leisten vermögen, spielt kaum noch eine Rolle. Ein Abgesang auf die Zeit, als Uhren noch Rekorde brachen Jede Uhr übersteht heute einen Marathon Fast jede Uhrenmarke hat heutzutage Sportler als sogenannte Markenbotschafter unter Vertrag. – Ob die beworbene Uhr allerdings tatsächlich zum Sport taugt, ist nur noch Nebensache. Während die Modelle immer grösser und bulliger werden, die Materialien immer leichter und funktionaler, ist die Funktion der Uhr selbst weit in den Hintergrund gerückt. Statt «Sportuhr» sagen die Verkäufer lieber «sportliche Luxusuhr», statt mit der Beständigkeit und Performance eines Modells werben die Hersteller lieber mit der Optik. Was die Uhr leistet, ist unwichtig, es zählt nur die Leistung desjenigen, der sie repräsentiert. Philippe Léopold-Metzger, CEO von Piaget, gibt offen zu, dass er nicht weiss, ob sein Markenbotschafter überhaupt je mit der «FortyFive» aufs Polofeld geht (siehe Interview auf Seite 27). Es gehe auch nicht wirklich um die Performance der Uhr, sondern vielmehr darum, einen neuen Markt – jenen der jüngeren männlichen Kundschaft – auf die Marke aufmerksam zu machen. Dabei können Uhren wirklich etwas. Lange vor Titanium und Kautschuk, lange vor Gehäuseverzierungen, die an die Lüftungsschlitze von Rennwagen erinnern (aber zu nichts dienen), in einer Zeit, als Uhren noch aus Stahl waren und an Stoff- oder Lederarmbändern getragen wurden, wurde der Zeitmesser nicht nur an der Leistung seines Trägers gemessen, sondern an dem, was er selbst zu leisten imstande war. Ein kalter Oktobertag im Jahr 1927 war wohl die Geburtsstunde der Sportuhr. Mercedes Gleitze durchquert als erste Frau den Ärmelkanal. An einem Band um den Hals trägt sie eine Rolex-Uhr, das Modell «Oyster». Es ist das erste komplett wasserdichte Uhrengehäuse, die erste Uhr, die damit auch tatsächlich für sportliche Aktivitäten geeignet ist. Am nächsten Tag schaltet Rolex-Gründer Wilsdorf eine Anzeige auf der Frontseite des «Daily Mail»: «The wonder watch that defies the elements» – die Wunderuhr, die den Elementen trotzt. Beständig gegen Feuchtigkeit, Wasser, Hitze, Vibration, Kälte, Staub. Die Armbanduhr ist von da an nicht mehr nur ein schmückender Zeitmesser, sie ist zum Gebrauchsgegenstand geworden, der auch unter schwierigen Bedingungen seine Leistung erbringt. Was eine Uhr alles zu leisten imstande ist, das sollten die folgenden Jahrzehnte beweisen. Die grossen Hersteller – allen voran Rolex – liessen keine Gelegenheit aus, ihre Zeitmesser extremsten Bedingungen auszusetzen. Die komplette Mannschaft der Expedition, die 1953 den Mount Everest eroberte, war mit Rolex-Uhren ausgerüstet. Ironischerweise ist allerdings bis heute ungeklärt, ob der Erstbesteiger Sir Edmund Hillary seine tatsächlich am Arm trug, als er auf dem Gipfel stand. Denn neben der Rolex hatte er eine zweite – britische – Uhr dabei. Beiden Herstellern beschied er nach der geglückten Expedition in Briefen, dass ihre Zeitmesser auch auf dem Mount Everest ▼ P alermo, Buenos Aires, im November. Vor grandioser Kulisse jagen Männer auf Ponys einem kleinen weissen Ball hinterher. Am Spielfeldrand, umringt von hübschen Frauen in Poloshirts, der Star der Stunde, Marcos Heguy. Der athletische Mittvierziger, Polospieler mit dem maximalen Handicap 10, reckt die Brust nach vorn, schiebt sein Kinn ins rechte Licht, posiert für die Fotografen. Und vergisst dabei nie, sein Handgelenk gekonnt in Szene zu setzen. Denn um das Handgelenk – oder genauer um die Uhr daran – geht es hier. «Polo FortyFive» heisst das gute Stück, der Hersteller Piaget. Bullig ist die Uhr, aus Kautschuk und Titan, eine Sportuhr, ganz eindeutig. 30 Jahre sind es her, dass Piaget die erste Version der «Polo» lancierte, und zum Jubiläum gibt es sie nun in einer sportlichen Version, passend zum Poloteam Pilará-Piaget, das seit gut einem Jahr vom Genfer Uhren- und Schmuckhersteller gesponsert wird. Doch im weiteren Verlauf des Spiels sucht man vergeblich nach der Uhr an Marcos Heguys Handgelenk. Auch andere Spieler auf dem Platz scheinen wenig davon zu halten, sich zum Polo einen Zeitmesser umzuschnallen. Ein wenig erinnert die Szenerie an Roger Federer, der immer erst zur Siegerehrung seine Rolex anlegt und dann mit Zeitmesser und Pokal werbewirksam für die Fotografen posiert. Oder an all die Fussballer, die in Anzeigen mit massigen Uhren auftreten, obwohl auf dem Feld jede Art von Schmuck streng verboten ist. Uhren im All Diese Seite: Die Omega-Uhren werden für Astronauten mit einem extralangen Band ausgestattet, damit sie sich über dem Raumanzug befestigen lassen. Linke Seite: Astronaut mit Uhr auf einem Weltraumspaziergang. «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 25 <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDK0MAMAV9k-Wg8AAAA=</wm> <wm>10CEWKOw6AIBAFTwR5jwVW3ZJPRYxR4_2PIrGxmGImM4Ylj4_S9rudRiAmRwQu2XQVr6CRIn76rAwgNqpAombaf7tS3QV04AH9UfsLM8JLFF0AAAA=</wm> Fortsetzung von S. 25 ▼ HINTERGRUND tadellos ihren Dienst verrichtet hätten. Doch egal, ob am Arm oder im Rucksack, die Uhr war da (und zumindest von Tenzing Norgay existieren Fotos, auf denen er eine Rolex trägt), und der Hersteller hatte wieder eine Gelegenheit, zu verkünden, dass seine Uhr wirklich jede Beanspruchung aushalte. Sieben Jahre später tauchte Jaques Piccard mit der «Trieste» in den Marianengraben (sein Tauchrekord ist bis heute ungeschlagen). Aussen an der Tauchkapsel war eine Rolex angebracht, die – wie könnte es anders sein – auch in fast 11 000 Metern Tiefe tadellos funktionierte. 1969 glänzte dann Omega mit einer neuen Rekordmarke. Ihre «Speedmaster Professional» war – am Handgelenk von Buzz Aldrin – die erste Uhr auf dem Mond und ist bis heute die erste Wahl der Astronauten bei Missionen im All. UHREN WAREN WEIT OBEN UND WEIT UNTEN Natürlich waren auch diese Träger berühmt, natürlich verkaufte man auch hier Uhren mit klingenden Namen. Genau wie bei den Uhren all der Flieger und Rennfahrer, die in jenen Jahren neue Rekorde aufstellten, zählte auch bei den oben erwähnten der Name jener, die den Zeitmesser getragen hatten, als Verkaufsargument. Aber eben nicht nur. Während damals die Faszination genau darin lag, dass ein kleines, schlichtes Wunderwerk aus Stahl allen Belastungen standhielt, werden heute die Gehäuse immer grösser und dicker, wird die Uhr immer protziger und futuristischer – während sich an dem, was sie zu leisten vermag, kaum etwas geändert hat. Natürlich kann man mit einer dieser bulligen neuen Sportuhren locker den Mount Everest besteigen – aber warum so einen Klotz am Handgelenk tragen, wenn eine simple, dünne und unprätentiöse Rolex-«Explorer» die gleiche Leistung erbringt? Die Entwicklung der Uhr als robuster Zeitmesser, der auch den abenteuerlichsten Ansprüchen gerecht wird, ist längst an ihrem Ende angelangt. Uhren waren weit oben und weit unten, und jedes solide Gehäuse übersteht heute locker einen Marathon oder das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Kein Wunder also, dass die Hersteller den Fokus nach aussen verschieben. Wo Funktion und Leistung kein Verkaufsargument mehr sind, muss eine Uhr zumindest in Grösse und Form den Anschein machen, als sei ihr Träger ein Abenteurer. Und es scheint so, als gehe diese Rechnung auf, denn die sportliche Herrenuhr, so Philippe Léopold-Metzger, hat die Krise so gut gemeistert wie kaum ein anderes Marktsegment. Bleibt noch eines zu klären: Kann man mit einer Piaget-«Polo FortyFive» auch tatsächlich Polo spielen? Man kann. Ob es bequem ist, ist eine andere Frage. Katharina Blansjaar Abenteurer Oben: Die gesamte EverestMission um Sir Edmund Hillary, die 1953 erstmals den höchsten Gipfel der Erde erreichte, wurde mit RolexUhren ausgestattet. Unten: Philippe LéopoldMetzger, CEO von Piaget, und die 2009 zum 30. Geburtstag des Polo-Modells neu eingeführte Polo FortyFive. «Elegant wie das Polo» Piaget-CEO Philippe Léopold-Metzger will mit der «Polo FortyFive» neue Märkte erobern Z: Will Piaget mit der sportlichen «Polo FortyFive» jüngere Käufer anlocken? Philippe Léopold-Metzger: Ja, und das ist ein sehr attraktiver Markt. Wobei zu sagen ist, dass wir uns im Preis nicht an ein jüngeres Publikum angepasst haben. Wir sind nach wie vor eine Marke, die Produkte im gehobenen Preissegment anbietet. Die Automatik-Version startet bei einem Preis von 13 000 Franken. Aber die Kundschaft für «haute horlogerie» ist in den letzten Jahren tatsächlich immer jünger geworden. Ich bin seit 30 Jahren in dieser Sparte tätig, und hätten Sie mich vor 30 Jahren gefragt, welches die Hauptkundschaft sei, hätte ich gesagt, Männer und Frauen zwischen 45 und 65 Jahren. Heute dagegen glaube ich, dass vielerorts das Alter der Hauptkundschaft bei 35 bis 50 Jahren liegt. Um dieser Kundschaft gerecht zu werden, braucht es ein sportives Angebot, das gleichzeitig auch elegant ist. FOTOS: PD Sehen Sie in diesem Markt auch weiterhin Wachstumspotenzial? Ja. Wenn ich in der Krisenzeit herumgefragt habe, welche Märkte am besten bestehen, dann war das vor allem derjenige der Männeruhr. Und unter den Luxus-Männeruhren sind es die sportlichen Modelle. Passt die sportliche «Polo FortyFive» denn überhaupt zu Piaget? Der Name «Polo» existierte ja schon vorher, die Uhr war 1979 so getauft worden, weil sie etwas sportlicher, etwas mehr «casual» war als der Rest des Sortiments. Und diesen Gedanken verfolgen wir mit der «FortyFive» weiter. Es ist die einzige Uhr in unserem Sortiment, die nicht aus Gold ist. Sie ist aber nicht in erster Linie sportiv, sondern elegant – genau wie das Polo. Piaget besetzt mit seinen Uhren eine relativ kleine Nische, und es war uns deshalb wichtig, einen Nischensport zu finden. Wir sehen uns nicht im Rennsport oder im Fussball. Weil dort zu viel Konkurrenz herrscht? Ja, weil sich dort schon zu viele andere Marken tummeln. Kann man mit der «FortyFive» denn auch tatsächlich Polo spielen? Ich weiss nicht, ob Marcos Heguy, unser Markenbotschafter, tatsächlich mit der Uhr spielt. Aber es gibt Spieler in unserem Team, die während des Matchs die Uhr tragen. Wir haben die Uhr aber nicht aus dem Blickwinkel der Performance entwickelt. Polo ist ja auch kein Bereich der extremen Performance. Interview: Katharina Blansjaar «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 27 UHREN NEWS Das Zeitalter der Bes Zur «Baselworld» 2010 berufen sich viele Marken auf ihre Geschicht teilweise in aktualisierter Form neu aufgelegt werden. Eine Auswahl n Extrem Girlie Funkelnd Das Potenzial des Erfolgsmodells «Big Bang» ist offenbar noch nicht ganz ausgereizt: Für den Basler Salon lanciert Hublot-Chef Jean-Claude Biver nun also die «Tutti Frutti Rosé» mit Perlmuttkleid, Alligatorarmband und rosa Saphiren. 19 900 Franken. ● www.hublot.com Es gibt nichts, was die Kristallschleifer von Swarovski in Wattens/Tirol nicht bauen könnten – neuerdings auch ein ganzes Uhrengehäuse aus Glaskristall mit 32 Facetten, welches die Basis der «Rock'n'Light Avant Time No. 2» ist. Limitiert auf 2222 Stück, 1200 Fr. ● www.swarovski.com Hypnotisch Legendär Die Horlogerie des Couture-Hauses Dior lanciert die kompaktere «Christal mystérieuse» (38 mm) mit demselben elektromechanischen Werk, das vor Jahresfrist in Basel präsentiert wurde. Zwei sich im Sekundentakt und gegenläufig drehende Scheiben zaubern laufend neue Muster. 18 900 Fr. ● www.christiandior.fr Das Zürcher Uhren- und Juwelenhaus Türler am Paradeplatz legt die dekorativen Armbanduhren des Gestalters und Architekten Alessandro Mendini neu auf. Mendini war Mitbegründer der Mailänder Design-Bewegung «Alchimia» und eine prägende Figur der achtziger Jahre. Ab 29 500 Fr.. ● www.tuerler.ch Klassisch 28 Reduziert Extragross Auch die zur Swatch Group gehörende Glashütte Original aus Sachsen erinnert sich ihrer eigenen Geschichte und präsentiert in Basel die an die sechziger Jahre erinnernde «Sixties Panorama Date». Im Innern der Uhr arbeitet das Automatikkaliber 39-47. 10 350 Fr. ● www.glashuette-original.com Die «L. U. C Louis-Ulysse» (49,6 mm) von Chopard ist eine Taschenuhr, die auch am Handgelenk getragen werden kann, und erinnert an den Firmengründer Louis-Ulysse Chopard (siehe auch Bericht ganz rechts). Die Krone des mit einer Frequenz von 21 600 Halbschwingungen/h arbeitenden Manufakturkalibers mit 80 Stunden Gangreserve und Genfer Siegel sitzt typengerecht bei 12 Uhr. Ca. 49 500 Fr. ● www.chopard.com «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 Mondsüchtig Treffsicher Mit der Eighties-Welle kommen auch die Mondphasen-Uhren wieder – natürlich von Blancpain, die mit der neuen «Villeret»-Kollektion den 275. Geburtstag der Marke feiern. Die Uhr (40 mm) verfügt ausserdem über einen vollständigen Kalender. 29 500 Franken. ● www.blancpain.com Die Idee war vor Jahresfrist offenbar ein Erfolg, also haben Jaermann & Stübi gleich noch einmal ein Set von Golfschlägern des spanischen ÜberGolfers Seve Ballesteros schmelzen und zu Gehäusen für den Course-Timer «Seve II» giessen lassen. 19 500 Fr. ● www.jaermann-stuebi.com esinnung hte und bewährte Klassiker, die l neuer Modelle dieses Jahrgangs Die Saga zweier Pionierfamilien Die Genfer Marke Chopard, heute in deutscher Hand, feiert ihr 150-jähriges Bestehen Die Geschichte der Genfer Uhren- und Schmuckmanufaktur Chopard, die dieses Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, geht auf Louis Ulysse Chopard zurück, der 1860 im Alter von 24 Jahren eine Werkstatt für Taschenuhren und Chronometer im Val de Travers eröffnete. 44 Jahre später gründete 330 Kilometer weiter nördlich der Pforzheimer Karl Gotthilf Scheufele seine Schmuckuhrenmarke «Eszeha» (wie «Sch» von Scheufele). 1963, Gertenschlank Auch die «Golden Bridge» von Corum ist ein Kind der achtziger Jahre: 1980 schuf der Markengründer René Bannwart das Modell mit dem «Miniaturstabwerk», von dem es nun erstmals eine schlanke Damenvariante gibt, die «Miss Golden Bridge». 25 400 Fr. ● www.corum.ch einige Generationen später, kreuzten sich in Genf die Wege der Nachfahren der Pioniere. Chopard ging es miserabel, die Firma hatte nur noch 4 Angestellte, also verkaufte Paul-André Chopard willfährig an Karl Scheufele III. Der Rest ist (Erfolgs-)Geschichte: Heute gehört Chopard, unter der Führung der vierten Generation, zu den führenden Uhrenund Schmuckmarken der Welt und beschäftigt rund 1700 Angestellte. (jvr.) Exzentrisch Die Tüftler von Renaud et Papi (siehe auch Seite 49) haben der Keramikuhr «J12» von Chanel zu ihrem zehnten Geburtstag ein Werk verpasst, dessen Krone sich vorne auf der Lünette befindet. Die Zeitanzeige geschieht deswegen ab der 10-Minuten-Marke retrograd. Limitierte Sonderauflage. ● www.chanel.com Sportlich Federleicht Und wieder erinnert sich eine Firma der Eighties-Legenden! Eterna, Herstellerin der Porsche Design Timepieces, lanciert den Titan-Chronographen «P’6530» neu. Angetrieben wird er vom bewährten Eta Valjoux 7750. Limitiert auf 911 Exemplare. 4 990 Fr. ● www.porsche-design.com/timepieces Gründer Louis-Ulysse Chopard (rechts) mit seiner Familie. FOTOS: PD Markig Raymond Weil erweitert seine Nabucco-Familie um das sandgestrahlte Titan-Modell «Va, Pensiero» (46 mm). Das 7753-Tricompax-Werk von ETA mit automatischem Aufzug und 28 800 Halbschwingungen/h sorgt für GangGenauigkeit. 5200 Franken. (jvr.) ● www.raymondweil.com Co-Präsidentin Caroline Gruosi-Scheufele. Handwerkskunst bei Chopard. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUys7Q0NgYABM4OOg8AAAA=</wm> <wm>10CEXKIQ6AMBAEwBf1sttrj5aTUFSDAMILCJr_KxIMYtz07lnwmdp6tM0JphSi1arqNCRJqE5mSDFzKBhBjCxQDhnF_x-mOezgApygPNf9At46uKFfAAAA</wm> Die Kunst, neue Wege zu gehen und dennoch seiner Linie treu zu bleiben. Der neue Audi A8. Die Kunst, voraus zu sein. Als erste Limousine weltweit wirft der neue Audi A8 ein einzigartiges Licht auf unsere Strassen: Auf Wunsch setzen Voll-LED-Scheinwerfer einen neuen Massstab für innovative, effziente Lichttechnologie – und prägen dazu das kraftvoll-markante Gesicht des neuen Audi A8. Die präzise Linienführung der Aluminiumkarosserie unterstreicht dabei, wie dynamisch und leicht sich eine Limousine dieser Klasse anfühlen kann. Ein Design, das auf unverwechselbare Art Überlegenheit ausstrahlt. Wir nennen das «die Kunst, voraus zu sein». Audi A8 4.2 TDI, 258 kW (350 PS), 4134 cm3. Normverbrauch gesamt 7,6 l/100 km. CO2-Emissionen: 199 g/km (204 g/km: Durchschnitt aller Neuwagenmodelle). Energieeffizienzkategorie C. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUys7Q0NgYABM4OOg8AAAA=</wm> <wm>10CEXKIQ6AMBAEwBf1sttrj5aTUFSDAMILCJr_KxIMYtz07lnwmdp6tM0JphSi1arqNCRJqE5mSDFzKBhBjCxQDhnF_x-mOezgApygPNf9At46uKFfAAAA</wm> Erotik der Räder Von oben nach unten: Die «El Toro» zeigt den ewigen Kalender von Ulysse Nardin in neuer Gestalt. Lünette und Drücker sind aus Keramik gefertigt. Die aufgeschnittenen Zeiger erleichtern die Ablesbarkeit. 49 800 Franken. Der Käfig der «Skeletonized Central Tourbillon Co-Axial Platinum» von Omega dreht sich einmal pro Minute um seine Achse. Die Spiralfeder kommt von Breguet. 540 Stunden Arbeit stecken in jeder der auf 18 Stück limitierten Uhren. Preis auf Anfrage. Die «HLQ03» von Hautlence verfügt über ein komplett neues Werkskaliber mit springendem Datum und Stunden, eine retrograde Minutenanzeige und eine Gangreserve von 40 Stunden. 60 000 Fr. Die ovale «Millenary Carbon One»-Chrono von Audemars Piguet hat eine Grundplatine aus Karbon und Brücken aus geschwärztem Edelstahl. Lünette, Krone und Drücker sind aus schwarzer Keramik. Der Technologieträger ist limitiert auf 120 Stück. 304 200 Franken. Die «Tradition Tourbillon Fusée» von Breguet arbeitet unter ihrem von Hand guillochierten Zifferblatt mit einer neuartigen Spiralfeder aus Silizium. Eine Kraftübertragung mit Kette und Schnecke sichert das konstante Drehmoment des Tourbillons. 184 600 Franken. Zur Produktion: Fotos: Marcus Gaab Styling: Christiane Bördner Studio: Blow-up, Zürich UHREN Den Dreh raus Die Schweizer Horlogers besinnen sich nach der Krise auf ihre Stärken: innovative Werkstoffe und eine Wiederentdeckung der Uhrmacherkunst. Wir zeigen unsere Favoriten Schwarze Magie Von links nach rechts: Die neue «Calibre» von Cartier in Stahl mit schwarzem Zifferblatt und Alligator-Lederband. 6900 Franken. Die kissenförmige «Patravi EvoTec PowerReserve» von Carl F. Bucherer fällt mit einer kautschukbeschichteten Lünette auf und hat neu auch eine Anzeige für die Gangreserve, die 55 Stunden beträgt. 16 500 Franken. Die «Madison Eight Days 7720» knüpft an die besten Zeiten der Eterna an und verfügt über eine phänomenale Gangreserve von acht Tagen. 11 950 Franken. Mit der «r5.5 Automatic» hat Industrie-Designer Jasper Morrison den Keramikuhren von Rado ein zeitgemässes Gesicht verpasst. Ab 2500 Franken. Die «Master Memovox International» von Jaeger-Le Coultre zitiert die späten fünfziger Jahre. Die Uhr verfügt über eine Weckerfunktion mit 24 Zeitzonen. 11 200 Franken. Der dunkelbraune Chronograph «Silverstone» von TAG Heuer beruft sich auf ein Original von 1974, das zu Ehren der englischen Rennstrecke so benannt wurde. Der gleiche Schriftzug wie damals ziert die Neuauflage des Klassikers. 6900 Franken. 34 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 UHREN D ie Fakten zum Geschäftsjahr 2009 liegen inzwischen auf dem Tisch: Die Schweizer Uhrenbranche verzeichnete mit einem Exportrückgang von 22,3 Prozent gegenüber dem (sehr guten) Jahr 2008 eines ihrer schwächsten Jahre. Nicht allen ging es indes gleich miserabel: Während Hersteller mit einem von Marketing-Zauberern und Selbstdarstellertum aufgeblähten Produktportfolio durch ein Tal der Tränen schritten (und ihre Zampanos im Dutzend zum Teufel jagten), erfreuten sich die eher konservativen Hersteller klassischer Modelle erstaunlich stabiler Geschäfte. So erzielte Omega im Dezember etwa die besten Verkäufe überhaupt – laut Konzernchef Nick Hayek lagen die Ergebnisse sogar über jenen von 2007. Über das ganze Jahr gesehen, musste jedoch auch die Swatch Group, zu der Omega gehört, einen Umsatzrückgang von 8 Prozent verbuchen. ERHOLUNG IST ABSEHBAR ▼ 2010 sieht die Branche nun aber Licht am Ende des Tunnels. Das Komitee der Schweizer Aussteller auf der «Baselworld» 2010, der Weltmesse für Uhren und Schmuck, vermeldet erleichtert, die Exporte Ende des letzten Jahres hätten nur noch einstellig abgenommen und für dieses Jahr zeichne sich ein zaghafter Aufschwung ab. Die Swatch Group hat deshalb bereits seit längerem wieder auf Vollbeschäftigung umgestellt, und auch «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 35 Klassischer Look Von oben nach unten: Girard-Perregaux pflanzt seinem zeitlosen Modell «GP 1966» ein Chronographenwerk mit Säulenrad, 30-Minuten-Zähler und zentralem Sekundenzeiger ein. 24 000Franken. Ein Jahreskalender fehlte bisher im Sortiment von A. Lange & Söhne. Das Modell «Saxonia Jahreskalender» füllt diese Lücke nun. 39 400 Franken. Die auf 25 Stück limitierte «Nicolas Rieussec» von Montblanc beruft sich auf jenen Uhrmacher, der 1822 das erste Patent für einen Chronographen in Paris anmeldete. Ankerhemmung und Ankerrad der Uhr sind aus Silizium. 43 400 Franken. Der «5170 Chronograph» von Patek Philippe ist mit einem klassischen Handaufzugskaliber CH 29-535 PS ausgestattet, für das die Genfer sechs Patente angemeldet haben. Stilistisch erinnert die Uhr (39 mm) an die vierziger und fünfziger Jahre. Preis auf Anfrage. Hermès erweitert die «Dressage»-Familie um ein Modell mit ewigem Kalender, eine der grossen Komplikationen der Uhrmacherkunst. Die Datumsanzeige muss erst im Jahr 2100 neu eingestellt werden. Die Uhr zeigt Wochentag, Monat und Jahreszahl an, ausserdem hat sie eine Mondphase. Limitiert auf 24 Stück. 72 100 Franken. ▼ Fortsetzung von S. 35 der RichemontKonzern meldete anlässlich des Genfer Uhrensalons SIHH im Januar, dass die 2009 verhängte Kurzarbeit, die vor allem 400 Angestellte von Cartier betraf, wieder aufgehoben werde. Auch JaegerLe Coultre arbeitet seit Anfang März wieder mit ungedrosselter Kraft. Die Uhrensalons profitieren mit: In Genf wurden im Januar bereits wieder 10 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr registriert, und auch die «Baselworld», welche vom 18. bis 25. März stattfindet, dürfte nach einem enttäuschenden Jahr 2009 (93 900 Besucher) wieder Anschluss an die guten Jahre davor (mit über 100 000 Besuchern) finden. ZURÜCK ZUR FUNKTION Mit der wirtschaftlichen Stabilisierung zeichnet sich auch eine Zeitenwende im Design ab. Der Trend hin zu flachen, kleineren und eleganteren Uhren, die oft an Baureihen aus vergangenen Jahrzehnten erinnern, hält an. Allerdings werden nicht einfach alte Typen neu aufgelegt: An den Details wurde behutsam gefeilt, um die Uhren zeitgemäss erscheinen zu lassen, und auch in ihrem Inneren sind diese Zeitmesser mit modernster Technik und innovativen Materialien aufdatiert worden. Statt verwirrender Zifferblätter und imposanter Komplikationen sind nun wieder eine hohe Funktionalität, eine gute Ablesbarkeit und eine optimale Alltagstauglichkeit der Uhr im Fokus. Ein schönes Beispiel für diese Tendenz liefert Vacheron Constantin mit seinem neuen Modell (Seite 39), das einem Modell von 1955 nachempfunden ist und dessen Gehäuse nur 4,1 mm dünn ist – das darin verbaute mechanische Uhrwerk ist so kompakt wie ein 20-RappenStück. Ähnlich flach und schlank präsentiert sich die neue «Altiplano» von Piaget (ebenfalls auf Seite 39), deren Werk trotz Automatikaufzug und Rotor nur 2,35 Millimeter hoch ist. Während sich der Heimmarkt 2010 also langsam zu erholen scheint, ruhen die Hoffnungen der Uhrenkonzerne vor allem auf dem Fernen Osten, wo in nächster Zeit ein sprunghaftes Wachstum erwartet wird. Während wir in Europa uns wieder den dezenten Klassikern zuwenden, ist die neue Luxusklientel in China oder Indien hungrig auf plakativere Symbole des wirtschaftlichen Wohlgedeihens. Diesen Spagat müssen die Uhrenmacher also in Zukunft hinbekommen: das Erbe und die Handwerkskunst behutsam pflegen und dabei trotzdem nicht den Hauch von Übermut und kreativem Wahnsinn verlieren, der dieses Gewerbe so vital und einzigartig macht. Jeroen van Rooijen <wm>10CAsNsjY0MDAx07UwMrA0tQAAZRZyfw8AAAA=</wm> <wm>10CEXLIQ6AMBAEwBf1stujvZaTUFSDAMILCJr_KxIMYuT07knwmdp6tM0JDDmUiJqKW1UxkE6qSkmZjsgcQYzMNE1m5n8I0xx2YAFOUJ7rfgG0q0m7YAAAAA==</wm> Flach und fein V. l. n. r: Die «Altiplano» von Piaget erinnert mit ihrer extrem flachen Bauweise (5,25 mm Höhe) an Uhren aus den sechziger Jahren. Automatischer Aufzug. 20 500 Franken. Mit der «Elite 681 Ultra Thin» (3,8 mm dünn, 40 mm Durchmesser) setzt Zenith wieder auf zeitlose Eleganz. Das Automatikwerk arbeitet mit 28 800 Halbschwingungen pro Stunde. 10 800 Franken. Auch Vacheron Constantin ist mit der «Historique Ultra-fine 1955» auf Rekordjagd: Das Werk ist mit 1,64 mm Bauhöhe das dünnste der Welt. Das Gehäuse hat nur 4,1 mm Bauhöhe. 24 800 Franken. «Back to basics» für die IWC: Die «Portugieser Handwound» verzichtet auf jeden Schnickschnack und wird wie einst von Hand aufgezogen. 8950 Franken. (jvr.) «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 39 UHREN Uhren machen Fetische, Identifikationsmittel, Statussymbole, Abgrenzungstaktik und Anker im Alltag – Uhren können vieles sein. Sechs Porträts von Individualisten, die gegen den Mainstream laufen PHILIPP JUNKER, 30, STYLIST Uhr: «Eterna.Matic 2002» FOTOS: DAN CERMAK, BILDBEARBEITUNG: LISA BIEDLINGMAIER «Die Eterna habe ich vor drei Jahren von meinem Vater zu Weihnachten geschenkt bekommen. Ich habe damals den Wunsch geäussert, ein Stück aus der Familie zu besitzen, als Begleiter im Alltag. Da wir keinen Familienschmuck besitzen, hat mir mein Vater diese Uhr dann geschenkt, was eine grosse und freudige Überraschung für mich war. Er hatte sie im Jahr 1973, als er gerade als deutscher Einwanderer in die Schweiz gekommen war, von seinem ersten Lohn gekauft. Sie kostete damals etwa 500 Franken, was für ihn ein kleines Vermögen war. Seit ich die «Eterna.Matic» von meinem Vater bekommen habe, trage ich sie fast immer am Gelenk. Nur zum Schlafen, Duschen und für Sport ziehe ich sie aus. Vor dieser Uhr habe ich, abgesehen von einer Flik-Flak-Uhr in Kindertagen, nie eine getragen und hatte auch kein Bedürfnis, eine anzuziehen.» (kid.) 40 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 en Leute MYRIAM ZUMBÜHL, 33, RADIO-REDAKTORIN SCHWEIZER RADIO DRS Uhr: Max-Bill-«Chronoscope» by Junghans «Ich trage immer eine Uhr. Bei meiner Arbeit im Radio ist Zeit entscheidend, da zählt jede Minute, und ich werfe aus Gewohnheit ständig einen Blick aufs Handgelenk. Für den täglichen Gebrauch habe ich eine Omega-«Speedmaster», aber für die Freizeit und besondere Anlässe trage ich lieber die Junghans, die ich mir vor zweieinhalb Jahren gekauft habe. Damals war ich schon lange auf der Suche nach einer klassischen, zeitlosen Uhr, die zu allem passt. Ich hatte mit einer IWC geliebäugelt, doch die Modelle waren alle zu gross. Schliesslich stiess ich im Schaufenster eines Uhrengeschäftes in der Zürcher Altstadt auf dieses Modell und wusste sofort, dass es diese Uhr sein musste. Leider hatte ich in dieser Zeit gar kein Geld für eine so grosse Investition. Nachdem ich mir zwei Wochen lang die Nase am Schaufenster plattgedrückt hatte, bemerkte die Geschäftsführerin meine Begeisterung für die Uhr und verkaufte mir mit einem Augenzwinkern die Junghans mit Rabatt. Mir gefällt neben dem Design auch das Ticken des Werks, welches mich an den Rhythmus eines Herzschlages erinnert. Wenn mich manchmal etwas nervt und sich für mich die Welt zu schnell dreht, dann halte ich die Uhr dicht an mein Ohr und lausche dem Geräusch des Uhrwerks, welches ein bisschen wie ein zartes Glöcklein klingt.» (kid.) «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 41 UHREN B ▼ ei erwachsenen Herren, vorwiegend bei solchen, die in Anzug und Krawatte unterwegs sind, lässt sich oft ein amüsantes Ritual beobachten. Sobald sich zwei Alphatiere zusammen an einen Tisch setzen, sei es für ein Meeting oder einen Lunch, wie man das neudeutsch nennt, schütteln beide diskret ihre Armbanduhren aus dem Hemdärmel, um sodann die Unterarme demonstrativ auf die Tischplatte zu legen und sich und ihre Zeitmesser schweigend zu mustern. Der, der als Erster etwas sagt, unterliegt in diesem machoiden Machtkampf, denn es ist in der Regel der mit der einfacheren, günstigeren Uhr, der dem Gegenüber dann ein Kompliment macht und dieses auf eine höhere Statusebene stellt. Das Beispiel zeigt, welche «Funktion» die vielen schönen und teuren Armbanduhren heute haben, die in der Schweiz produziert und verkauft werden. Sie dienen natürlich dazu, die Zeit anzuzeigen – doch das tun Laptop, iPhone, Blackberry und andere technische Hilfsmittel des modernen Büro-Tigers mindestens so zuverlässig. Diese sind aber in ihrer Uniformität nicht annähernd gleich gut dazu geeignet, den Lifestyle, die Geschmackswelt und den (tatsächlichen oder imaginären) sozialen Status ihres Besitzers anzuzeigen. Deshalb greift man zu Uhren. Und dies tun nicht nur die Leithammel der Managerwelt, sondern auch die sogenannten Hipster und Szenevögel, von denen wir auf diesen Seiten stellvertretend sechs Exemplare abbilden. Auch für diese Menschen ist eine Uhr ein Stück persönlicher Lebensgeschichte und ein Identifikationsmittel, welches anderen Menschen wortlos über ihre Prioritäten Auskunft gibt. Wenn Stylist Philipp Junker also eine alte Eterna von 1973 trägt, so verbindet diese Uhr ihn einerseits mit seinem Vater, der die Uhr von seinem ersten Lohn erwarb, es sendet aber gleichzeitig eindeutige Signale bezüglich der Überzeugungen ihres heutigen Trägers aus. Die alte JEREMY GLOOR, 28, JOURNALIST Uhr: Gelber Nixon-«Time Teller» «Diese auffällige Uhr habe ich vergangenen Sommer erstanden. Mir schwebte in jener Zeit eine genaues Bild von einem Outfit für mich vor: ein schmal geschnittener grauer Anzug, kombiniert mit einer knallgelben Plastic-Uhr. Den Anzug fand ich einige Monate später in New York (bei Opening Ceremony) – er kostete mich das ganze Budget für die restlichen USA-Ferien. Auf die Uhr bin ich später gestossen, als ich bei der Zeitschrift «Annabelle» als Volontär arbeitete. Sie hat 120 Franken gekostet. Ich habe zehn Jahre lang keine Uhr getragen, die letzte war ein Modell von Adidas. Die Reaktionen, die ich auf die Uhr bekomme, sind verschieden. Die einen verstehen sie gar nicht, andere beschreiben sie als Ausrufezeichen zu meinem Outfit, was ich ganz treffend finde. Die Farbe Gelb gefällt mir besonders, weil sie so ins Auge sticht.» (kid.) 42 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 FABRICE AEBERHARD, 30, DESIGNER Uhr: «Chromachron», Edition Tian Harlan «Dieses Modell von Designer Tian Harlan, dem Erfinder dieser Farbzeit-Uhr, habe ich vor etwa einem Jahr persönlich von ihm geschenkt bekommen, als ich aus beruflichen Gründen mit ihm zu tun hatte. Die Uhr ist aus dem Jahr 1978 und war bis zum Ende der achtziger Jahre ziemlich bekannt. Harlans Slogan für die Uhr, «colour your day», offenbar auch sein persönlicher Leitspruch, bedeutet für ihn so viel wie «have a nice day». Mit diesen Worten schenkte er mir auch diese Uhr aus seiner – mittlerweile wertvollen – Sammlung. Ich besitze etwa zehn Uhren, die ich je nach Lust, Laune und Outfit anziehe. Neben dieser von Tian Harlan geschenkten Uhr besitze ich noch zwei weitere «Chromachron»-Modelle, die ich nachträglich für mich erstanden habe. Uhren im Allgemeinen faszinieren mich als Objekte, denn eine Uhr hat sowohl schmückenden wie auch funktionalen Charakter. Die «Chromachron» ist ein Zeitmesser, der auf geometrische Weise, mittels Farbsegmenten, die Zeit anzeigt. Die Zeit wird als Farbe dargestellt – ein schöner Gedanke. Deswegen setzt sich der Name der Uhr aus den griechischen Begriffen «Chroma» (Farbe) und «Chronos» (Zeit) zusammen. Es ist nicht einfach, mit dieser Uhr die genaue Uhrzeit zu ermitteln, doch mittlerweile habe ich gelernt, die Uhr auf die Minute genau zu lesen.» (kid.) «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 43 NADIA MACCAGNAN, 31, REDAKTEURIN SCHWEIZER FERNSEHEN Uhr: Goldfarbene Casio-«A 168» Fortsetzung von S. 42 ▼ «Diese Uhr trage ich seit anderthalb Jahren. Ich wollte damals eine neue Uhr, die zwei Kriterien erfüllen sollte: Einerseits wollte ich etwas Spezielles, und zudem schwebte mir die Farbe Gold vor den Augen. Über das Internet wurde ich dann auf die ReEdition der kultigen Digital-Uhr aus den achtziger Jahren aufmerksam und habe sie mir sofort gekauft. Vorher trug ich eine langweilige, schlichte Uhr von Festina, die ich mit der Zeit zu bieder fand und die nicht mehr zu mir passte. Meine erste Uhr war eine kleine weisse Damenuhr, die ich zur Erstkommunion erhielt. Danach folgten diverse SwatchUhren, und mit 17 musste es eine Casio«G-Shock» sein. Die jetzige Casio findet meine Mutter übrigens schrecklich. Für sie ist die Gold-Uhr wie ein Spielzeug aus einem Kaugummi-Automaten; sie findet, ich sei langsam aus diesem Alter heraus.» (kid.) Eterna illustriert ein Faible fürs Zufällige und Authentische und grenzt Junker eindeutig gegen das Establishment ab, welches solche einfachen Uhren vielleicht sammelt, aber nur selten trägt. Emotionale Bande entstehen auch über intellektuelle Werte, die Uhren verkörpern. Für Designer und Architekten muss es entweder eine der Hannes-Wettstein-Uhren der verblichenen Schweizer Avantgarde-Marke Ventura sein – oder der Max-Bill-Chronograf, den Junghans heute noch herstellt und für einen ganz vernünftigen Preis verkauft. Max Bill, das weiss Myriam Zumbühl, die eine solche Uhr trägt, ist nie falsch: Der grosse Schweizer Architekt, Designer und Vertreter der Zürcher Schule der Konkreten, steht für ein klares, geordnetes und schnörkelloses Weltbild. Die Uhr erzählt von einem Menschen, dem Moden weniger bedeuten als Prinzipien. Ganz ähnlich verhält es sich mit der zeigerlosen Farbzeituhr «Chromachron» von Tian Harlan, welche Fabrice Aeberhard trägt: Sie ist ein Relikt aus einer Zeit, an die sich Ästheten oft nur mit einem leichten Frösteln erinnern. Die Uhr hat keinen übermässigen materiellen Wert, doch sie wird von ihrem Träger für ihre unorthodoxe Weltanschauung genauso geliebt, wie andere Menschen eine Rolex-«Daytona» verehren. Uhren haben eben über ihren Preis hinaus auch einen ideellen Wert. Deswegen lieben gewisse Menschen auch billige, scheinbar «wertlose» Uhren wie die goldfarbene Casio-«A 168», welche Nadia Maccagnan besitzt (und die auch der Autor dieser Zeilen sehr liebt!). Dieses Kultstück der frühen achtziger Jahre kann man als Original mit etwas Glück auf Flohmärkten oder Online-Auktionen ergattern – oder als tadellos funktionierende Replika kaufen, etwa im sehr coolen Casio-Concept-Store im trendigen Porta-Ticinese-Viertel in Mailand. Auch den poppigen «Time Teller» von Nixon, den Jeremy Gloor trägt, bekommt man in solchen und ähnlichen Szeneshops, wo Menschen Uhren kaufen, die sie gar nicht brauchen – aber trotzdem besitzen wollen. Jeroen van Rooijen 44 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 UHREN THOMAS RUTISHAUSER, 28, ARCHITEKT Uhr: «Ventura v-tec Delta W 21 S», Design von Hannes Wettstein «Die Uhr hat mir vor einigen Jahren mein Vater geschenkt. Er ist in der Uhrenbranche tätig und hatte damals die einmalige Gelegenheit, diese limitiert produzierte Uhr in schwarz gefärbtem Stahl zu erwerben. Ich besitze neben der «v-tec Delta» noch eine Uhr von Sector, doch meistens trage ich die «Ventura». Nur für Auslandreisen lasse ich sie daheim, weil ich Angst habe, dass sie mir dann abhanden kommt. Von den Funktionen Datum, Alarm und Stoppuhr brauche ich eigentlich nur die Uhrzeit und das Datum. Mir gefällt die «v-tec Delta», weil sie ein schönes DesignStück ist und die Digitalschrift eigens für die Uhr entworfen wurde. Es ist eine schlichte Metall-Uhr, welche besonders in Grafiker- und Architektenkreisen viele anerkennende Reaktionen hervorruft.» (kid.) «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 45 Obere Hemdhälfte, von links nach rechts: Gottesanbeterin mit einem tropfenförmigen Turmalin (5,78 Kt), 586 Tsavoriten (5,11 Kt), 31 gelben Diamanten (0,09 Kt), 61 weissen Diamanten (1,40 Kt), 64 Saphiren (0,38 Kt); Unikat aus der Animal World Collection von Chopard, Preis auf Anfrage. Ovale Brosche «Hypnose» mit 70 Diamanten (2,24 Kt), 42 200 Fr., von Cartier. Blumen-Brosche aus Gelbgold mit Saphiren (27,71 Kt) und Pavé-Diamanten (0,99 Kt), von Bulgari, Preis auf Anfrage. Kleine Platin-Libelle mit Brillant-Saphiren (0,01 Kt) und runden Brillanten (0,59 Kt), 5150 Fr., von Tiffany & Co. Blume «Fil de Camélia» aus Weissgold (18 K) mit einem grossen Diamanten (1,50 Kt) und 242 kleineren Diamanten (5 Kt), von Chanel, Preis auf Anfrage. Gelbgold-Brosche mit 7 Citrinen mit Tropfen-Schliff, 6 rosafarbenen Turmalinen mit HerzSchliff und 16 Diamanten mit Brillant-Schliff (total 0,07Kt), 1890 Fr., von Kurz Schmuck & Uhren. Rotgold-Brosche mit Rosen-Motiv mit 102 Diamanten (~2,32 Kt), 15 000 Fr., von Piaget. Untere Hemdhälfte, von links nach rechts: Storch mit einem rosafarbenen Kunzit-Tropfenbriolett (48,12Kt), 256 gelben Diamanten (0,54 Kt), 532 weissen Diamanten (3,36 Kt), 204 schwarzen Diamanten (1,40 Kt), 117 rosafarbenen Diamanten (0,41 Kt); Unikat aus der Animal World Collection von Chopard, Preis auf Anfrage. Schneeflocke «Swing» aus Weissgold (18 K) und 21 runden Diamanten (12,30 Kt) und 75 Diamanten (8 Kt), von Chanel, Preis auf Anfrage. Herz-Brosche «Cupidon» mit Spinellen (6,40 Kt) und 12 Diamanten (1,20 Kt), 55 900 Fr., von Dior. Seestern aus Roségold (18 K) und mit braunen FancyDiamanten (13,2 Kt), 30 900 Fr., bei Bucherer. Platin-Brosche mit zwei runden Diamanten mit Brillant-Schliff (0,36 Kt), Brillanten (1,51 Kt), Baguette-Diamanten (1,46 Kt) und konisch zulaufenden Baguette-Diamanten (0,54 Kt), von Bulgari, Preis auf Anfrage. Jeanshemd von Levi’s. Schmucke Stücke Das Schweizer Model Anouk Manser beweist, dass üppige Broschen alles andere als altbacken sind FOTO: JONATHAN HEYER; STYLING: KIM DANG; MODEL: ANOUK MANSER (VISAGE); HAARE UND MAKE-UP: RACHEL WOLFISBERG (VISAGE); BILDBEARBEITUNG: PIXELPOLISH SCHMUCK FOTOS: GUY LUCAS DE PESLOUAN, PD PORTR ÄT Radikale Formen, dreiste Preise Der Franzose Richard Mille zählt zu den Schrittmachern der Uhrenbranche. Auch, was die astronomischen Preise betrifft ▼ Der hagere, asketisch wirkende Mann weiss, was er will: die Uhrenbranche revolutionieren. Das haben schon viele vor ihm versucht. Richard Mille lancierte 2001 seine erste Uhr. Der damals 49-jährige Franzose stieg preislich ganz oben ein – und spendierte dem Zeitmesser gleich ein Tourbillon-Werk, eine der höchsten uhrmacherischen Komplikationen. Acht Jahre später erzielt Mille einen Jahresumsatz von 83 Millionen Franken. Keiner ist ästhetisch so radikal – und keiner so dreist, das Doppelte des bisher gängigen Preises zu verlangen. Richard Mille wagt es. Seine Kreationen lösen zuerst Staunen aus: Herkömmliche Zifferblätter gibt es bei seinen Uhren nicht mehr. Stattdessen prägt Mille die Stunden- und Minutenskala direkt auf das Uhrglas. Dann blickt man direkt in das Innere der Uhr, in die Tiefe von Zahnrädchen und Platinen, die bei seinen Stücken so ausgearbeitet sind, dass sie möglichst viel vom Uhrwerk sichtbar machen. Skelettierte Uhrwerke, die alles zeigen, kennt man in der Branche zwar seit Jahrhunderten. Doch Mille räumt auf mit den verschnörkelten, ziselierten Formen von gestern. Kaum jemand inszeniert heute die Rädchen, Schrauben und Spiralen geschickter als Richard Mille in seinen Uhren. Er verpackt das mechanische Ticken in futuristische Gehäuse, die oft aus Titan-Legierungen bestehen. Für das Gehäuse hat er sich zwar von einem Bootsrumpf inspirieren lassen, die Lünette und der Gehäuseboden wirken wie das Ober- und Unterdeck eines Schiffs, und die Krone gemahnt an eine Winde. Doch vermischt er all das mit federleichten und ultraharten Materialien aus der Luft- und Raumfahrt (wie etwa Aluminium-Siliziumkarbid) oder aus dem Rennsport. So sind seine Zeitmesser ausgesprochen technoide Erscheinungen – Mille nennt sie «eine Rennmaschine für das Handgelenk». Am konsequentesten ist vielleicht das Modell «RM 012», bei dem er die herkömmlichen Platinen eines Uhrwerks durch röhrenförmige Verstrebungen ersetzt, die an einen Gitterrohrrahmen erinnern. So etwas hat man in der Uhrmacherei tatsächlich noch nie gesehen. Bis es so weit war, musste Mille einen weiten Weg zurücklegen. Nach einem Marketing-Studium in der damaligen Uhrenstadt Besançon im französischen Jura steigt er 1974 in den Vertrieb der Uhrenfabrik Anguenot ein. Später wechselt er zu Mauboussin, einer Schmuck- und Uhrenfirma im Besitz der weltweit grössten Luxusgütergruppe LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy). In den neunziger Jahren entwickelt sich eine erste Zusammenarbeit mit dem Grossmeister der Uhrenkonstrukteure, Giulio Papi von Renaud & Papi. Die Firma in Le Locle, heute ein Teil von Audemars Piguet, zählt zu den besten auf dem Gebiet der uhrmacherischen Komplikationen. Für Bei Uhren von Richard Mille blickt man direkt in die Tiefe von Zahnrädern und Platinen. «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 49 B A S E LW O R L D THE WATCH AND JEWELLERY SHOW MARCH 18 – 25, 2010 <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDK0NAUArLks2g8AAAA=</wm> <wm>10CEXLOw6AIBBF0RUxeQ8YBKfkUxFj1Lj_pWhsLG51cuc0FXzVvl39MAJRHeFZ1EJWUXoaGYJkTbQXFg9iJUJhiSnaP7ja3AkM4AZlb-MBvuvlVGAAAAA=</wm> ▼ Fortsetzung von S. 49 Richard Mille, der selbst ja kein Uhrmacher, sondern Marketing-Fachmann ist, konstruiert Giulio Papi die transparenten Werke, kombiniert die Tourbillons mit dem Chronographen-Mechanismus und liefert so ausgefallene Dinge wie eine Anzeige für das Drehmoment des Federhauses. Ohne dieses Wissen hätte die Firma Richard Mille gar nie entstehen können. Die gesamte Produktion erfolgt in der Schweiz. «Das Bearbeiten von Titan, das Mille oft einsetzt, ist extrem aufwendig. Wegen der hohen Verschmutzung müssen wir jeweils die gesamte übrige Produktion stoppen», sagt einer seiner Zulieferer. Zusammenbauen lässt Mille die Uhren in seiner Gesellschaft Horométrie in Les Breuleux im Kanton Jura. Dort beschäftigt er etwa 60 Angestellte; insgesamt zählt die MilleEquipe 75 Leute. Er selbst residiert seit 2002 im Château de Monbouan, einem Schloss aus dem 18. Jahrhundert in Moulins in Keiner inszeniert die Mechanik geschickter der Bretagne. «Meine Frau wollte auf dem Land leben. Und ich, ich wollte nicht in der Schweiz wohnen», begründet Mille dies in einer französischen Fachpublikation. Der Franzose mit einer Affinität zur Rennsport-Technik wurde in den letzten Jahren so etwas wie der Schrittmacher für teure Schweizer Uhren: Sein Stil hat einige Modelle von Top-Marken wie Hublot, Jaeger-Le Coultre, Audemars Piguet und viele mehr beeinflusst. Und auch für die exorbitanten Preise war er so etwas wie der Wegbereiter. Der Einstiegspreis für Männeruhren liegt bei über 50 000 Franken, sie können aber auch über 400 000 Franken kosten. Der begnadete Verkäufer hat verstanden, dass in der obersten Preisklasse Wiedererkennung und Werterhalt eine zentrale Rolle spielen. Ob ein Wertzuwachs, wie er ihn im nachfolgenden Interview anspricht, realistisch ist, bleibt jedoch fraglich. Im Zweitmarkt werden Mille-Uhren oft deutlich unter dem offiziellen Verkaufspreis angeboten. Nur wenigen Marken ist allerdings letztes Jahr wie Richard Mille eine Umsatzsteigerung von 22 Prozent gelungen. Der Erfolg der letzten Jahre blieb auch Audemars Piguet nicht verborgen: Im März 2007 beteiligte sich die Traditionsmanufaktur mit 10 Prozent am Aktienkapital von Mille. Für dieses Jahr peilt Mille 2800 Uhren und 100 Millionen Franken Umsatz an. Und wenn in dieser Branche so viel über Zahlen gesprochen wird, ist es häufig so, dass in nicht so ferner Zukunft die Marke von einem der Grossen übernommen wird. «Ich war abenteuerlich beim Entwurf meiner Produkte. Aber ich bin sehr konservativ, was meinen Geschäftsplan anbelangt», sagt Mille. Daniel Hug Diese Seite: Richard Mille RM 022 Aerodyne: Tourbillon, zweite Zeitzone, Anzeige für Gangreserve und Drehmoment, Gehäuse und Platine aus Titan, Karbon und einer Legierung aus Titan und Aluminium. 410 000 Franken. Rechte Seite Richard Mille residiert auf einem Schloss in der Bretagne. Skizze: Eine Uhr von Richard Mille. WWW.BASELWORLD.COM PORTR ÄT «Meine Uhren lügen nicht» Z: Sie haben 2001 Ihre Uhrenmarke lanciert. Seither sind Sie von null auf über 80 Millionen Franken Umsatz gewachsen. Wie macht man das? Richard Mille: Wir verfolgen bei unseren Uhren einen radikalen Ansatz ohne Kompromisse. Ich habe mit der etablierten Kultur der Branche gebrochen. Sie stellt Uhren her, die weitgehend wie im 19. Jahrhundert aussehen, aber mit modernen, automatisierten Werkzeugen produziert werden. Ich mache das Gegenteil: Uhren des 21. Jahrhunderts, aber hergestellt in bester Handwerkstradition. Wenn man viel Handarbeit einsetzt, kostet das ein Vermögen. Wir haben etwas Authentisches geschaffen – ohne Marketing-Gimmicks. Ich habe mein Unternehmen ohne jede Marktstudie gestartet – und zwar mit Absicht. Sie kommen ja ursprünglich aus dem Marketing . . . Ja, genau. Aber wenn Sie mit einem Marketing-Ansatz arbeiten, beginnen Sie schon von Anfang an mit Kompromissen. Sie erstellen eine Studie über die Preispositionierung der Konkurrenten – und richten sich nach ihr aus. Das hemmt das Projekt. Denn Sie werden sagen: Diese Idee werde ich nicht umsetzen, sie kostet zu viel Geld. Und das werde ich nicht tun, das braucht zu viel Zeit. Am Ende haben Sie ein Produkt, das firmenpolitisch korrekt ist, das aber keine Stärke mehr besitzt und keine Aussage hat. Man muss die Sache umgekehrt angehen. Meine erste Uhr war ein wegbereitendes Spitzenprodukt, doch sie kostet doppelt so viel wie alle anderen auf dem Markt. Bevor ich begann, war ich sozusagen schon aus dem Markt. Trotzdem griffen die Leute zu. Warum? Ich wusste, es gibt einen Markt für solche Uhren. Was ich nicht wusste, war, dass er so gross ist. Als ich damit anfing, explodierte dieser Markt sofort. Letztes Jahr verzeichnete ich ein Umsatzwachstum von 22 Prozent. Wo liegt heute der Einstiegspreis für eine Richard-Mille-Uhr? Bei etwas über 50 000 Franken. Der Durchschnittspreis unserer Uhren ist bei etwa 100 000 Franken anzusiedeln. Ist Ihr Produkt so begehrt, weil man damit Prestige zeigen kann? Es gibt manchmal Leute, die schreiben ein Produkt sehr teuer an, weil sie glauben, das sei attraktiv für eine gewisse Käufer- schicht. Doch die Kunden wissen heute enorm viel über Uhren, sie kennen alle Daten und Zahlen. In meinen Uhren kann man alles sehen. Es sind dreidimensionale Uhren, welche die gesamte Mechanik offenlegen. Meine Uhren lügen nicht – und verstecken nichts. Was von Hand finissiert und bearbeitet wurde, ist ersichtlich. Hergestellt werden nur kleine Serien, unter Einsatz von ausgesuchten Materialien. Titan zu bearbeiten, ist zum Beispiel sehr schwierig, es ist ein Albtraum. Die Ästhetik Ihrer Uhren ist sehr eigen. Was war die Überlegung dahinter? Ich wollte meinen Uhren eine sehr starke Identität geben. Das Gehäuse einer Uhr ist da, um die mechanischen Aspekte einer Uhr zu betonen oder ihnen mehr Wert zu geben. Warum sehen Ihre Zeitmesser so futuristisch aus? Ich habe eine Passion für alles, was mit Mechanik zu tun hat, Flugzeuge, Automobile, Rennsport. Und für Architektur. In meinen Augen müssen wir in alles, was wir tun, eine künstlerische Dimension bringen. Die Leute, die eine meiner Uhren kaufen, sind Konsumenten und gleichzeitig Investoren. Sie mögen es, wenn das, was sie kaufen, mit der Zeit an Wert gewinnt. Ich stelle nur kleine Serien her, letztes Jahr 2500 Stück, dieses Jahr werden es etwa 2800 sein. Die einzelnen Modelle haben dabei nur eine kurze Laufzeit. Das sichert die Exklusivität. Ich entwerfe ständig neue Modelle und nehme die alten aus der Produktion. Weil sie selten und rar sind, gewinnen sie dann an Wert. Stimmt es, dass der Formel-1-Fahrer Felipe Massa Ihre Uhr im Rennen trägt – und die Uhr in der vergangenen Saison trotz einem Aufprall bei über 200 km/h unversehrt blieb? Ja. Als er im Juli diesen schrecklichen Unfall in Ungarn hatte, sahen viele, wie er auf der Bahre lag, die Uhr am Handgelenk. Als Massa mit dem Ambulanz-Flugzeug nach Brasilien zurückkehrte, sah man, dass er immer noch seine Uhr trug. Viele Leute fragten mich: «Ist das immer noch die gleiche Uhr?» Ja, es war die genau gleiche Uhr. «Felipe ist mein Testfahrer», pflege ich zu sagen. Wir erzielten dank ihm viel Fortschritt auf dem Gebiet der Stosssicherung – denn die Formel 1 ist zerstörerisch für Uhren. Interview: Daniel Hug «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 51 BEAUTY Wie riecht denn das? «Frisch und leicht, mit einer fruchtigen Zitrusnote.» – «Eine Strasse im Sommer nach einem Regen?» – «Ziemlich wässrig, irgendwie geschlechtslos.» – «Ein schwieriger Fall, es ist kaum mit anderen Düften zu vergleichen.» – «Weich, warm, ziemlich sommerlich.» – «Ist das eins für Männer?» – «Nein, eindeutig ein Damenparfum.» – «Riecht gut, aber auch androgyn.» – «Mit der Zeit wird es etwas lieblicher.» (jvr.) ● «L’Eau» von Serge Lutens versteht sich als «tonisches Anti-Parfum», das mit einer «Sauerstoffnote» Bilder von Sauberkeit und Leichtigkeit evoziert. 100 ml für 158 Franken. Beauty-Babble: Urea Manche Frauen lassen an ihre Haut nur Chanel No. 5 – dabei würden diese Abziehbildchen so gut zum Duft passen. Schmuck auf Zeit FOTOS: PD, ILLUSTRATION: GABI KOPP Chanel haucht den noch vor kurzem verrufenen Temporary Tattoos neues Leben ein In den späten achtziger Jahren waren Temporary Tattoos (mangels Fremdsprachenkenntnissen auch gern als Abziehbildchen bezeichnet) bei Kindern und Teenagern der Renner. Kurz schwappte danach aus Asien der Hype der Hennamalereien zu uns herüber, dann verschwanden die vergänglichen Körperdekorationen in der Versenkung – und das war auch gut so. Die Motive wirkten schäbig, sobald sie zu verblassen begannen, und wem schemenhafte Umrisse von Comic-Helden oder verwa- schene Blumenmuster unterm Ärmel hervorblitzten, der wurde mitleidig belächelt oder gar ausgelacht. Wahrlich ein grosses Wagnis war es deshalb, als Chanels Creative Director Peter Philips an der Schau für Frühjahr/Sommer 2010 Models mit Temporary Tattoos auf den Laufsteg schickte. Doch die Vögel, Perlenketten und Armbänder zum Aufkleben kamen an, so sehr, dass Chanel sie nun in die Läden bringt. Auf zarter Haut, die gerade vom Frühling wachgeküsst wird, wirken die filigranen Motive besonders schön. Nur sollte man, sobald der Designerschmuck zu verblassen beginnt, unbedingt zum Rollkragenpullover greifen. Katharina Blansjaar ● Les Trompe-l’Œil de Chanel, zirka 80 Franken, limitierte Edition, erhältlich nur in Chanel-Boutiquen. Urea ist der lateinische Ausdruck für Harnstoff. Dieser kommt in vielen menschlichen Körperflüssigkeiten vor – und in den Zellen der Haut. Harnstoff bindet dort die Feuchtigkeit und lockert die Hornschicht auf. Ist zu wenig Harnstoff in der Haut, verhornt sie, trocknet aus und wird schuppig. Urea ist deshalb ein beliebter Inhaltsstoff von Kosmetika, denn er macht trockene Haut weicher und geschmeidiger und gleicht den Feuchtigkeitsverlust aus. Er kommt auch in Crèmes zur Behandlung von Psoriasis und Neurodermitis zur Anwendung, da er antibakteriell wirkt und die Abwehrfunktion der Haut stärkt. (rin.) VERLOSUNG Gewinnen Sie eines von 20 Duftsets von Balenciaga Paris Balenciaga Paris ist der erste Duft von Balenciaga-Designer Nicolas Ghesquière, inspiriert von seiner Muse Charlotte Gainsbourg: «Charlotte engt sich nicht ein und erklärt sich nicht selbst. Dieser Duft ist genau wie sie.» Wir verlosen 20 Sets, bestehend aus Eau de Parfum (75 ml), Shower Gel und Body Lotion im Wert von je 314 Franken. www.magazin-z.ch/verlosung. Teilnahmeschluss ist der 21. März 2010. FÜR MÄNNER, DIE AUCH IN IHR AUSSEHEN INVESTIEREN EINE FRISCHE AUSSTRAHLUNG, JETZT UND IN ZUKUNFT Reduziert Falten und strafft die Haut Stimuliert die Zellerneuerung Schützt die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen www.NIVEAFORMEN.ch/DNAgemen WAS MÄNNER WOLLEN NEU ZU TISCH Zum roten Curry passt Jasmintee oder ein kühles Bier. Für die Sauce das Zitronengras und die Currypaste im Öl kurz anbraten, mit der Kokosmilch ablöschen, dann Kaffir-Blätter, braunen Zucker, Fischsauce und Chili beigeben. Etwas einköcheln lassen und zum Schluss den Limettensaft einrühren. In der Zwischenzeit den Broccoli «al dente» blanchieren und die Nudeln kochen. Zu guter Letzt die Nudeln und den Broccoli mit der Sauce vermengen. Sofort auf warmen Tellern servieren und die gerösteten Erdnüsse, die Lauchzwiebelringe und den Koriander grosszügig darüberstreuen. Als Vorspeise empfehle ich einen kleinen Salat, zum Dessert eine Kokosmousse mit Mangosalat. Dazu passt Jasmintee oder ein kühles Bier. «Chok di!» – viel Glück und Prost! ● Daniela Chemelli hat in der Zürcher Altstadt ein beliebtes Quartierrestaurant RESTAURANT Genüsse in der Höhe Als wir im angesagten und während der Hochsaison stets ausgebuchten Restaurant Mulania in Laax einen Tisch reservieren möchten, ist nur noch der «Küchentisch» frei. Der sei eigentlich für Ehepaare bestimmt, die sich nichts mehr zu sagen hätten, bemerkt der Wirt Michael Bauer. Denn allein der Blick in die Küche sorgt für Unterhaltung: Man schaut dem Chef zu, wie er mit seinen MBT-Schuhen hinter dem Herd hinund herwuselt, Fleisch anbrät, schwarze Trüffeln hobelt oder frische Kräuter über die Gerichte streut, bevor die Teller geschickt werden. Dass der Chef ursprünglich aus Österreich kommt, merkt man schnell. Es fehlt weder der traditionelle Tafelspitz auf der Speisekarte, noch muss man auf ein Glaserl Bründlmayer-Sekt verzichten. Wir entscheiden uns fürs Menu und beschränken uns dabei auf vier Gänge: Gänseleberterrine an Quittenchutney und Salat von gebratener Entenleber mit Kartoffel-Rucola, dann folgen Langustine und Wolfbarsch auf Gemüse-Curry- 54 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 Gratin und sardisches Milchlamm mit Spinatquarkpizokel – wunderbar! Den Käse zum Dessert darf man im Weinkeller auswählen. Und zum Schluss gibt’s eine süsse Überraschung: Pralinés und Konfekt, hübsch assortiert in einer Ca’Marcanda-Weinkiste aus Holz. (chu.) ● Restaurant Mulania, Casa Murschetg, 7032 Laax, Tel. 081 927 91 91. mit integriertem italienischem Delikatessenladen geführt. Zurzeit ist sie als Stör- und Gastköchin im In- und Ausland unterwegs. HAUPTSPEISE FÜR 4 PERSONEN 450 Gramm Broccoli 200 Gramm Asia-Nudeln 2 EL Sonnenblumenöl rote Currypaste 1 Zitronengras-Stengel, in Ringen 3–4 Kaffir-Blätter 2,5 dl Kokosmilch 1 EL Fischsauce ½ EL brauner Zucker Saft von einer Limette 2 EL Erdnüsse, grob gehackt und leicht geröstet 1 roter Chili, fein geschnitten 4 Stengel Lauchzwiebeln, fein geschnitten 1 Bund Koriander, gezupft AUSPROBIERT Delikater Schaum für Romantiker Die blumenverzierte Flasche ist auffällig und weiss Liebhaber des Romantischen in ihren Bann zu ziehen. Der prestigeträchtige Champagner «Belle Epoque» des 1811 gegründeten Hauses PerrierJouët, das heute dem Pernod-RicardKonzern gehört, ist derzeit sehr en vogue. Er mausert sich auch zum Lieblingsgetränk des Jet-Sets. Jedenfalls ist die perlende Preziose kürzlich zum Haus-Champagner des berühmt-berüchtigten Nachtklubs «GreenGo» in Gstaad erkoren worden. Die Diskothek gehört zum ehrwürdigen Hotel Palace. Für einmal zählt in der High Society allerdings nicht nur die Etikette. Der «Belle Epoque» 2002 ist in der Tat ein eleganter, delikater Schaumwein: feine Perlage, komplexes Bouquet mit Brioche-Noten, schöne Fülle, lang anhaltend im Finale. Die Cuvée aus Chardonnay, Pinot noir und einem kleinen Anteil Pinot Meunier ist gut und teuer – zumindest für VIPs wohl das kleinste Problem. Peter Keller ● Belle Epoque 2002, Perrier-Jouët, erhältlich für 209 Franken bei Globus. FOTOS: MIRJAM GRAF, NZZ FOTOSTUDIO, PD Daniela Chemellis Rezept des Monats: Rotes Curry mit Nudeln und Gemüse ZUBEREITUNG VOR IHNEN STEHT DIE ZUKUNFT. DER NEUE LEXUS RX 450h VOLLHYBRID. Diese beeindruckenden Werte garantiert Ihnen schon heute und nicht erst in ferner Zukunft exklusiv der Lexus RX 450h: 6,3 l A 0 299 PS 148 g/km Verbrauch auf 100 km** Energieeffizienz-Kategorie Emission im Stop-Go-Verkehr (220 kW) Leistung CO2** <wm>10CAsNsjY0MDAx1TWwtDSxNAMAKByjVA8AAAA=</wm> <wm>10CEXKIQ6AMBAEwBf1stvr0ZaTUFSDAMILCJr_KxIMYtz07ib4TG092uYEkgXUmurguapkoDipKsWKOiItghiZLCtB_3-Y5rADC3CC8lz3Cz5VP4dfAAAA</wm> 2,0% PREMIUM-JUBILÄUMSLEASING* DER EINZIGE SEINER KLASSE MIT ECHTER HYBRIDTECHNOLOGIE. TESTEN SIE JETZT DAS ORIGINAL VON LEXUS. Mit seiner zukunftsweisenden Vollhybridtechnologie setzt der RX 450h den Massstab. Er verfügt über Lexus Hybrid Drive, die bahnbrechende Technologie für mehr Leistung und weniger Verbrauch, und ist damit klarer Leader in seinem Segment. Unübertroffen ist auch seine komplette Serienausstattung: Rückfahrkamera, Lederausstattung und ein Premium-Soundsystem mit 9 Lautsprechern und 6-fach-CD-Wechsler sind beispielsweise inklusive. Optional kann der RX 450h etwa mit einem Head-up-Display und wegweisendem Pre-Crash-Sicherheitssystem zusätzlich veredelt werden. Testen Sie die weltweit einzige Premium-Gelände-Limousine mit Vollhybridantrieb (ab Fr. 85 600.–)* jetzt bei Ihrem Lexus Partner. Mehr Infos und Probefahrtanmeldung unter www.lexus.ch * Premium-Jubiläums-Leasing-Konditionen: gültig für Vertragsabschlüsse vom 01.02.2010 bis 30.04.2010. Unverbindlicher Nettopreis RX 450h Fr. 85 600.–. Leasingrate monatlich Fr. 969.35 inkl. MwSt. Sonderzahlung 20 % vom Nettopreis. 48 Monate, 10 000 km/Jahr. Eff. Jahreszins: 2,02 %. Kaution 5 % des Finanzierungsbetrags. Restwert gemäss Richtlinien der Multilease AG. Vollkasko obligatorisch. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zur Überschuldung des Konsumenten führt. ** Kraftstoffverbrauch gemessen nach den Vorschriften der EG-Richtlinie 80/1268/EWG gesamt 6,3 l/100 km. Durchschnittswert CO 2 -Emission aller in der Schweiz angebotenen Fahrzeugmodelle: 204 g/km. BEZUGSQUELLEN Nars www.narscosmetics.com Omega www.omegawatches.com Patek Philippe www.patek.com Peter Jensen www.peterjensen.co.uk Piaget www.piaget.com Rado www.rado.com Studio Job www.studiojob.be TAG Heuer www.tagheuer.com Tiffany & Co. www.tiffany.com Ulysse Nardin www.ulysse-nardin.com Vacheron Constantin www.vacheron-constantin.com Zenith www.zenith-watches.com Zoeppritz www.zoeppritz.com Von oben nach unten: Chamäleon in geschwärztem Gold mit Tsavoriten, blauen, pinkfarbenen und gelben Saphiren und Rubinen, ca. 25 800 Fr., von Boucheron. Biene in Weiss- und Roségold, ausgefasst mit weissen, schwarzen und gelben Diamanten, Unikat aus der Animal World Collection von Chopard, Preis auf Anfrage. Brosche «Nœud» in Weissgold (18 K) mit einem oval geschliffenen Diamanten (2 Kt), 745 schwarzen Brillanten (5,50 Kt) und 752 weissen Brillanten (4,50 Kt), von Chanel, Preis auf Anfrage. FOTOS: PD A. Lange & Söhne www.alange-soehne.com Audemars Piguet www.audemarspiguet.com Bagus www.bagus.dk Bitossi www.bitossihome.it Bottega Veneta www.bottegaveneta.com Boucheron www.boucheron.com Breguet www.breguet.com Bulgari www.bulgari.com Cappellini www.cappellini.it Carl F. Bucherer www.carl-f-bucherer.com Carl Hansen www.carlhansen.com Cartier www.cartier.com Chanel www.chanel.com Chopard www.chopard.com Dior www.dior.com Eterna www.eterna.ch Girard-Perregaux www.girard-perregaux.ch Hautlence www.hautlence.com Hermès www.hermes.com IWC www.iwc.com Jaeger-Le Coultre www.jaeger-lecoultre.com Kurz Schmuck & Uhren www.kurzschmuckuhren.ch L’Abbate www.lacollection.it Le Tom www.letom.ch Levi’s www.levis.com Migros www.migros.ch Montblanc www.montblanc.de <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDI0NwYAFzHMrQ8AAAA=</wm> MILLENARY CARBON ONE <wm>10CEWKOw6AMAzFTtTqJU0oIWM_U4UQIO5_FFQWBi-2x3CN-Chtv9vpBIgGAlNOnk1mVY2LmviUDMKGlYxzkuT_HEoNF9CBBxSP2l_cJm8UXAAAAA==</wm> TOURBILLON CHRONOGRAPH ZÜRICH TÜRLER, UHREN & JUWELEN: 28, BAHNHOFSTRASSE, TEL. +41 44 221 06 08 ZÜRICH AIRPORT, TEL. +41 43 816 24 68 BUCHERER: 50, BAHNHOFSTRASSE, TEL. +41 44 211 26 35 LES AMBASSADEURS: 64, BAHNHOFSTRASSE, TEL. +41 44 227 17 17 AUDEMARS PIGUET, LE BRASSUS (VALLÉE DE JOUX), TEL: +41 21 845 14 00 - www.audemarspiguet.com K ALEIDOSKOP 1 3 2 5 4 7 6 8 10 9 13 12 11 14 FOTOS: PD Land in the City «Wie sehne ich mich nach dem einfachen Landleben», seufzen gestresste Städter an Städter-Veranstaltungen wie Vernissagen momentan besonders tief in ihre Drinks. Sie seufzen so inbrünstig, dass die Prosecco-Kelche in ihren manikürten Fingern leise beben. Was wäre wohl, wenn man den Händen die Gläser entrisse und diese durch Mistgabeln ersetzte? Geseufzt würde wohl immer noch, aber aus einem anderen Grund. Denn das Landleben ist schön, aber am schönsten – weil weniger schmutzig, weniger geruchsintensiv und weniger anstrengend – ist es doch mit einem gehörigen Sicherheitsabstand: Das putzige Huhn etwa ist in der aufs T-Shirt gedruckten Version um vieles putziger als in der originalen, flatternden, gackernden, scharrenden (und riechenden) Variante. Deshab überlassen wir das «Bauern» den Bauern und freuen uns an den vielen landverliebten Dingen, die uns die Designer in dieser Saison bescheren. 1 Ein Outfit aus der Sommerkollektion von Peter Jensen. 2 Silber-Schmetterling aus der Serie Dance of Life von Amouschka. 3 Die dotterfarbene Intreccio-Nuance-Bag von Bottega Veneta. 4 Objekte aus der FarmSerie von Studio Job. 5 Der Strohhut Pinot noir von Le Tom. 6 Mit Marmorplatte: der Tisch Achille von L’Abbate. 7 Gedörrte Apfelringe von Migros Sélection. 8 In diversen Farben gibt es Bac von Cappellini. 9 Der CH25 von Carl Hansen ist ein Klassiker. 10 Vase und Schale Rete von Bitossi. 11 Cosy heisst das gelbe Kissen von Zoeppritz. 12 Très naturel: Lippenstift Cruising von Nars. 13 T-Shirt mit Hühnerprint aus der neuesten Peter-Jensen-Kollektion. 13 Die Mini-HappleApfeldose von Bagus. Auswahl/Redaktion: Rebekka Kiesewetter «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 57 BESTE FREUNDE Michael Michalsky (Bild), Absolvent des London College of Fashion, war von 1995 bis 2006 als Global Creative Director für Adidas tätig, bevor er sein eigenes Label gründete. Der 44-Jährige lebt und arbeitet heute in Berlin-Kreuzberg. Über sein iPhone vernetzt sich Michalsky mit Facebook, wo er seinen «besten virtuellen Freund» Marcus Luft (auf dem Bildschirm) kennenlernte. Der 40-jährige Luft ist Modechef des Magazins «Gala». Ein Periskop in die Modewelt Michael Michalsky pflegt eine intensive FacebookFreundschaft mit dem Journalisten Marcus Luft Anfangs, so berichten beide, hätten sie sich nicht leiden können. Marcus Luft, Modechef der «Gala», fand den in Berlin lebenden Modedesigner «überheblich» und lästerte in seinen Artikeln über den Selbstdarsteller Michael Michalsky. Und dieser habe ihn darum, so sagt Michalsky, für einen «Giftzwerg» gehalten. Tempi passati. Heute liegen sich Michalsky und Luft beinahe täglich in den Armen, um sich öffentlich zu herzen. Manchmal tatsächlich, meistens jedoch im virtuellen Raum, also: auf Facebook. Nach der Freundschaftsanfrage durch Marcus Luft (202 Freunde) habe Michael Michalsky (336 Freunde) erst gemerkt, dass jener «eigentlich ein ganz netter Typ» sei. Zwar wolle er grundsätzlich keine Journalisten auf seiner Freundesliste, so Michalsky, «weil Journalisten nie deine Freunde sein können». Bei Luft habe er aber eine Ausnahme gemacht. Und siehe da: Auch Luft mochte das digitale Alter Ego von Michael Michalsky und fand dessen Statements, die er fast im Stundentakt auf Facebook hinterlässt, «überwiegend sehr witzig». «Marcus und ich gucken inzwischen abends zusammen Fernsehen und posten uns Kommentare zu dem, was wir gerade gucken», berichtet Michalsky über die enger gewordene Freundschaft. «Ich verbringe mit Marcus wahrscheinlich mehr Zeit als mit allen meinen bisherigen Partnern im richtigen Leben. Er sitzt zwar nicht physisch neben mir, aber es ist trotzdem intensiv.» Marcus Luft bestätigt: «Es sind bei Facebook ganz andere Facetten als im richtigen Leben, die man aneinander mag.» Doch der Journalist weiss auch: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich Michalsky auch ‹im richtigen Leben› so gut mögen würde.» Denn natürlich sei Facebook auch immer eine «inszenierte Daseinsform», sagen beide. «Es ist ja teilweise ein Austausch von Banalitäten», so Marcus Luft. «Richtig wichtige Dinge würde man dort nie mitteilen.» Trotz der Oberflächlichkeit möchten beide ihre Facebook-Beziehung aber nicht mehr missen. «Marcus ist für mich eine Art ‹Periskop› in die Modewelt», sagt Michalsky, «denn wenn er in Mailand gerade eine Show von Dolce & Gabbana sieht und diese beschreibt, so kann das für mich eine wichtige Information für meine Arbeit sein.» Jeroen van Rooijen Die nächste Ausgabe von «Z – Die schönen Seiten» zum Thema Reisen und Mobilität erscheint am 8./9. Mai in der «Neuen Zürcher Zeitung» und der «NZZ am Sonntag». 58 «z – die schönen seiten» ausgabe 2/10 FOTO: MARCUS HÖHN VORSCHAU Entdecken Sie ein Land, das schon seit jeher unsere Sinne berauschte ’’ Les Golfs, les Bastides, l’Hôtel et le Spa Four Seasons, les Restaurants www.terre-blanche.com TERRE BLANCHE Terre d’inspiration <wm>10CAsNsjY0MDAx1TU0MDK0MAEAe7gwtA8AAAA=</wm> <wm>10CEXKOw6AIBBF0RUxeQ8YQafkUxFj1Lj_pUhsLG51zximgq_S9rudRiCqIzxztLQGSSCNDEGyLrQ56EFsREw6sf3eleouoAMPKEftL4QT2uBfAAAA</wm> Breguet, créateur. Die erste Armbanduhr, 1812 Als Hommage an die erste, 1812 für die Königin von Neapel kreierte Armbanduhr interpretiert Breguet die Damenuhr neu, in einem klassischen Gehäuse mit zeitgemässem Profil. Die Modelle der Kollektion Reine de Naples verbinden auf erlesene Weise Savoir-faire, Eleganz und kostbare Werkstoffe. Ihre Ästhetik vereint uhrmacherische Komplikationen mit edlen Materialien und Glanzstücken der Juwelierskunst. Wir schreiben die Geschichte fort ... www.breguet.com/inventions GENF PARIS CANNES HONG KONG LONDON TA I P E H WIEN TOKYO NEW YORK SEOUL – LOS ANGELES MOSKAU E K AT E R I N B U R G DUBAI ABU DHABI M O N T R E S B R E G U E T 13 4 4 L’ A B B AY E S C H W E I Z + 4 1 2 1 8 41 9 0 9 0 SINGAPUR