als PDF - Finanz und Wirtschaft

Transcription

als PDF - Finanz und Wirtschaft
SOM M ER 2 012 / 7 FRANKEN
FINANZ UND WIRTSCHAFT LUXE – SOMMER 2012
SPEZIAL KUNST | INTERVIEW DIDIER CUCHE | UHREN UND DESIGN
SPEZIAL
S
PEZIAL KUNST
KUNST
SCHWEIZER SAMMLER
DAMIEN HIRST
GERHARD RICHTER
UHREN
UHREN
TIEFENREKO
ORD
TIEFENREKORD
PREISREK
KORD
PREISREKORD
DESIGN
DESIGN
HOCHSEESEGLER
MÖBEL
SHOOTING
S
HOOTING S
STAR
TAR
BASTIAN
BAKER
INTERVIEW
DIDIER CUCHE
START IN NEUE KARRIERE
7 Franken
santos-dumont
SKELETON 9611 MC
DAS CARTIER KALIBER 9611 MC BESITZT EIN EXKLUSIVES SKELETON-UHRWERK. DIE SKELETTIERTEN UHRWERKBRÜCKEN IN FORM
RÖMISCHER ZIFFERN VERLEIHEN DER UHR EINE EINZIGARTIGE ANZEIGE UND LESBARKEIT. DAS ZUSAMMENSPIEL DES KLASSSICHEN
SANTOS-DUMONT DESIGNS UND DER SICHTBARKEIT DES UHRWERKS MACHEN DIESE UHR ZU EINER DER ELEGANTESTEN
IHRER ZEIT.
18KT WEISSGOLD-GEHÄUSE, 8-ECKIGE KRONE MIT EINEM SAPHIR VERZIERT, SKELETTIERTES MECHANISCHES UHRWERK
MIT HANDAUFZUG KALIBER 9611 MC (20 EDELSTEINE, 28.800 UMDREHUNGEN PRO STUNDE) DOPPELTES FEDERGEHÄUSE,
cartier.com - 044 580 90 90
72 STUNDEN GANGRESERVE.
ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, LUZERN, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN:
GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe Nummer
48 der «Finanz und Wirtschaft»
vom 16. Juni 2012. LUXE ist eine
gemeinsame Publikation von «Bilan»
und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG
Hallwylstrasse 71,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 298 35 35,
Fax 044 298 35 00
www.fuw.ch, [email protected]
–
VERLEGER
Pietro Supino
GESCHÄFTSFÜHRER
Martin Coninx
CHEFREDAKTOR
Mark Dittli
REDAKTIONELLE LEITUNG
Konrad Koch
Rousseau, Richter
und Rettungsschirme
W
as waren das für Sommer! Griechenland, Spanien, allein die Namen wie Meer, Sonne. Und
dieser Sommer – auch er wird heiss, europolitisch mit
Gewissheit. Doch wird da, wo Krise ist, noch Kultur
sein, wenn das Geld fehlt, für Museen, Festivals? Noch
ist Europa nicht zum kulturellen Ödland geworden –
und wird es auch nie.
ANZEIGENVERKAUF
Tamedia Publications romandes SA
Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich
Telefon +41 44 251 35 75
MARKETING
Dana Massie, Sandra Meier
–
ART DIRECTOR
Nicolas Zentner & Mathieu Moret
(enzed)
BILDREDAKTION
David Huc
–
MITWIRKENDE DIESER AUSGABE
Anoush Abrar & Aimée Hoving,
Elias Amari, Vincent Calmel,
Cristina d’Agostino,
Christian Faber-Castell,
Fabrice Eschmann, Christel Flach
Marine Heer,
Vincent Gillioz, Jonathan Heyer,
Tuana Gökçim Toksöz
David Houncheringer, Michel Jeannot,
Konrad Koch, Simon Lamunière,
Hans K. Leuppi, Catrin Lorch,
Sylvie Roche, Knut Schwander,
Claus Schweitzer,
Francesca Serra, Olympia Wolff
–
ÜBERSETZUNG
Béatrice Aklin,
Sabine Dröschel, Gian Pozzy,
–
BILAN LUXE
VERLEGER
Tamedia Publications SA
CHEFREDAKTOR
Stéphane Bennoit-Godet
REDAKTIONELLE
LEITUNG
Das europäische Kunstprogramm ist – wie diese
Ausgabe von «Luxe» zeigt – über diese Sommermonate mit Höhepunkten bestückt wie selten zuvor. Was diese Woche mit der alljährlichen Art in Basel beginnt, wird im
September enden mit der 25. Biennale des Antiquaires in Paris. Diese
schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die nur alle zwei Jahre stattfindet, wird dieses Jahr künstlerisch geleitet vom Grossmeister
der Mode, von Karl Lagerfeld. Paris wird diesen Sommer ganz in deutscher Hand sein. Das Centre Pompidou räumt seine Säle frei für die Monumentalausstellung «Gerhard Richter. Panorama». Nach der Tate Modern in London, dem Nationalmuseum in Berlin ist es die dritte Station,
an der man das Oeuvre von Gerhard Richter, wie unsere Autorin Catrin
Lorch schreibt, in aller Erhabenheit in den Blick nehmen kann.
Wer ob all der grossen Dinge, die diesen Sommer erfreuen oder erschüttern werden, Musse sucht, der kann sie ganz nah finden. Auf
Inseln in Schweizer Seen. Jean-Jacques Rousseau, dessen 300. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird, fand sie auf der St. Petersinsel im
Bielersee, von der er sagte, er «hätte ohne einen Augenblick der Langweile zwei Monate, zwei Jahrhunderte und die ganze Ewigkeit auf ihr
verbringen können».
Den Sommer auf eine ungewohnte Art entdecken wird auch unser
Mann auf dem Titel: Didier Cuche hat sich vor seinem ersten trainingsfreien Sommer zum Gespräch mit «Luxe» eingefunden und verrät ein
Rezept, das ob Rettungsschirmen für Banken und Länder für die Menschen zählt: Fair Play.
Francesca Serra
Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser Eleganz
begleitet die Capeland die wertvollsten Augenblicke des Lebens in
vollendeter Balance zwischen Authentizität und Stil. Dieses historisch
inspirierte Modell ist mit einem mechanischen Manufakturwerk mit
Automatikaufzug und Flyback-Chronographen-Funktion ausgestattet,
das durch den Saphirglas-Gehäuseboden zu sehen ist.
www.baume-et-mercier.com
BUSINESS
DEVELOPMENT
MANAGER
Cédric Piaget
[email protected]
–
FOTOLITHO
Images3, Lausanne
–
Konrad Koch
Stv. Chefredaktor
DRUCK
Stämpfli Publikatioen AG
Auflage 57 000
ISSN 1664-0152
Finanz und Wirtschaft LU X E | 7
INHALT
Sommer 2012
44
92
52
84
99
18
80
07
EDITORIAL
10
MITWIRKENDE
13
GASTKOMMENTAR
Alarmzustand
Simon Lamunière
14
MUST HAVE
16
TECH-TRENDS
Roadrunner und Wolkenstürmer
18
INTERVIEW
Didier Cuche
Sport formt den Menschen
22
AUSSTELLUNGEN
24
TREFFPUNKTE
Pool Bars / Business Clubs
28
KUNSTSAMMLER
Leidenschaft und Investition
34
ZEITGENOSSEN
Gerhard Richter
Damien Hirst
42
KUNSTMESSEN
Biennale des Antiquaires
44
GEGENWARTSKUNST
Multiples sind Originale
49
GESTALTERKOLLEKTIV
Oki Dato und Nendo
50
MÖBELTRENDS
Salone del Mobile
52
74
UHREN
Die teuersten Komplikationen
Cercle 250 - Die Gralshüter
Rolex Deepsea Challenge
83
SOZIALE NETZWERKE
Best of all worlds
84
BOOTE
Swiss Catamarans
Runabouts
SHOOTING STAR
Bastian Baker
88
SCHÖNHEITSMACHER
Zu Besuch bei den Dutertres
60
SCHWEIZER MUSIK
HiFi der Referenzklasse
92
TOUR AUTO 2012
Klassiker für Oldtimer
62
LOGENPLÄTZE
Inselferien und
Sonnenterrassen
96
WELLNESS
Parfums und Sport
67
COCKTAILS
Drinks für Sommertage
98
FILM
Adèle Haenel
70
DRESS CODE
Cooles für heisse Tage
99
BOUDOIR
Dieter Meier
David Houncheringer, Sylvie Roche, Jonathan Heyer, Peter Auto, DR
50
www.piaget.com
Piaget Rose
Weissgold, diamantbesetzter Ring
Titelbild: David Houncheringer
8 | Finanz und Wirtschaft LU X E
PIAGET Boutiquen : Zürich - Bahnhofstrasse 38 • Genf - rue du Rhône 40
MITWIRKENDE
David
Houncheringer
Anoush Abrar
et Aimée Loving
David Houncheringen
schloss 2003 die Fotografenschule in Vevey ab und
lebt heute in Neuenburg,
wo er auch als Freelancer
tätig ist. Zur Fotografie
kam er übers Skateboarden, interessierte sich
dann bald schon für konzeptuelle Portraits. 2009
erhielt er dank eines Stipendiums ein Atelier in
der Cité Internationale des
Arts in Paris. Neben seinen
Aufträgen und Ausstellungen realisiert er unter dem
Pseudonym «Supermafia»
Vjings (Live-Videovorführungen mit Musikuntermalung) und audiovisuelle
Installationen. Seine fotografischen Arbeiten sind
sehr real und fantastisch
zugleich, wie das Portrait
von Didier Cuche zeigt.
www.dada.fm
Das iranisch-holländische
Duo hat 2003 nach dem
Abschluss an der Lausanner Designschule Ecal zusammengefunden. Seiter
inszenieren Anoush Abrar
und Aimée Loving Modeshootings und spielen
dabei geschickt mit den
Stimmungen. Ihre Aufnahmen sind unglaublich
sinnlich und poetisch. Mit
ihren persönlichen Arbeiten greifen sie irritierende
Themen auf oder gehen
die Sujets frontal an. Die
für «Luxe» realisierten
Fotos erzählen eine Geschichte von Design und
Komplexität.
www.anoushaimee.com
Simon Lamuniere
Catrin Lorch
Vincent Gillioz
Simon Lamunière hat
Kunst studiert, sich aber
schon sehr früh als Kurator betätigt. In dieser
Funktion war er ab 1994
für die Kunstbiennale
Version verantwortlich,
von 1996 bis 2003 für das
Centre pour l’Image Contemporaine in Genf und
von 2000 bis 2011 für Art
Unlimited, die prestigeträchtige Sonderschau für
Monumentalkünste von
Art Basel. Seine unstillbare
Neugier und seine Unvoreingenommenheit ermöglichen es ihm, immer neue
innovative Projekte auf die
Beine zu stellen, die den
üblichen Rahmen der Gegenwartskunst sprengen.
www.interversion.org
Direkt nach ihrem Studium in Kunstgeschichte,
Städtebau, Germanistik
und Journalismus leitete
Catrin Lorch die Bonner
Videonale als Direktorin
und Kuratorin. Seit 1999
schreibt sie für zahlreiche
Magazine wie «Artforum»,
«Frieze» und «Kunstbulletin». Seit drei Jahren ist
sie für die Kunstrubrik
der «Süddeutschen Zeitung» verantwortlich. Für
«Luxe» kommentiert sie
die sensationelle Ausstellung über Gerhard Richter.
Sein Ding sind Schiffe.
Zunächst baute er selbst
welche, bevor er darauf
um die Welt segelte. Vor
sieben Jahren wandte sich
der Geograf und Umweltwissenschaftler den Medien zu und arbeitete unter
anderem für die Tageszeitung «Le Temps». Er ist
Mitglied des Redaktionskomitees des Magazins
«Skippers» und regelmässiger Mitarbeiter von «Bilan», für das er 2007 über
den America’s Cup berichtete. Seit kurzem lebt er in
den Alpen, ist aber an allen
wichtigen internationalen
Segelregatten in Europa
anzutreffen.
S. 36-39
S. 88-91
S. 13
S. 84-87
DR
S. 18-21
10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Bilan LU X E | 11
@SDKHDQYTOOHMFDQBG
OUVERTURE
Gastkommentar
Wine
or a decoration in fine
watchmaking?
Simon Lamunière
Der «gelernte» Künstler Simon Lamunière hat bei verschiedenen Projekten als
Ausstellungskommissar gearbeitet. So war er seit Anfang 2000 für Art Unlimited
zuständig und begleitete zwölf Ausgaben dieser Sektion der Art Basel, an der
Grossinstallationen, aber auch Kunstwerke zu sehen sind, die sich ausserhalb der
Normen bewegen. Simon Lamunière ist ein vielseitiger, visionärer Mann, fröhlich und
scharfsinnig, seine Heimat ist die Kunst. Er ist unablässig auf der Suche nach Orten
und Verbindungen, die noch nicht erkundet, von Kunst und Kreation unberührt sind.
Alarmzustand
I
Partenaires de la Fondation : A. Lange & Söhne | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Bovet | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de
l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc | Musée
d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie,
La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith
illustration: Nicolas Zentner
Découvrez l’univers de l’horlogerie d’exception,
sur www.hautehorlogerie.org
ch vergleiche Kunst gerne mit einem Virus, mit dem Zustand der Verliebtheit.
Es sind Ideen, die uns zufliegen und uns
nicht mehr loslassen. Kunst hat nicht unbedingt mit Liebe auf den ersten Blick zu
tun. Es gibt durchaus Werke, die mir nicht
gefallen, gegen die ich mich am Anfang
wehre, mit denen ich mich dann aber doch
geistig beschäftige. Und dieser Prozess
mündet schliesslich in Neues, Positives.
Mit einem Architekten als Vater kam ich
schon früh mit der Kunst in Kontakt. Als
Kind nervten mich jeweils die Bemerkungen meiner Freunde über die abstrakte
Kunst, die bei uns zu Hause hing. Es waren
halt andere Zeiten, Kunst war noch nicht
Teil unserer Freizeit- bzw. Kulturgesellschaft. Zu jener Zeit betitelte man einen
Calder als «Schuhschaber», einen Max Bill
als «verbogenes Metall». Heute ist Kunst
wie auch Design demokratisch geworden,
es gibt auch immer mehr Ausstellungsorte.
Für mich stellt dieser Trend nichts Negatives dar, ich nutze vielmehr diese Energie,
denn so verbreitet sich Kunst und besetzt
auch andere Bereiche. Es ist dieses Übergreifen, das mich interessiert.
Für mich war Kunst immer ein Mittel,
über Grenzen hinauszustossen und neue
Räume zu erforschen. Das Projekt der
Neon Parallax mit den neun Leucht-Kunstwerken auf den Dächern der Plaine de
Plainpalais in Genf illustriert die Möglichkeit, Kunst zu zeigen, ohne offenzulegen,
wo sie sich befindet. Ein ganz einfaches,
aber erfolgreiches Prinzip, um das Quartier zu verändern und den Raum zu besetzen, der sich auf Infiltration von Kunst
in einem ungewöhnlichen Kontext stützt.
Diese sowohl sichtbaren als auch verborgenen Lichtinstallationen sind die Replik auf
das kommerzialisierte Seebecken von Genf
mit der Leuchtwerbung für Uhren, Hotels
und Banken, typische Genfer Skyline und
Postkartensujet. Fortan gibt’s eine zweite
«Rade de Genève», nämlich eine kulturelle.
Ich mag die Idee, dass Kunst ein Alarmsignal ist, quasi ein Motor, der die Neugier
des Betrachters ständig lebendig erhält.
Für die Basler Art Unlimited entwickelte
ich ein 18 000 m2 grosses weisses Dorf für
sechzig bis siebzig Bewohner bzw. Kunstwerke. Um es ganz banal zu sagen, es war
etwa, wie Menschen an einem Tisch zu
versammeln, mit dem Ziel, ein funktionierendes Gespräch oder eine Konfrontation
in Gang zu setzen. Diesen narrativen, urbanen Parcours zu schaffen, war ein phantasmagorischer Prozess. Für die Ausgabe
2006 hatte ich die Idee, über das mobile
Werk Bewegung und Desorientierung zu
thematisieren – etwa mit dem Karussell
von Carsten Höller, das auf einem unebenen Platz aufgestellt war. 2007 provozierten die Kunstprojekte in mir eine Vision à
la Alphaville, die sich wie im rätselhaften
Film von Godard mit der Modernität und
dem Seriellen auseinandersetzte.
Für meine letzte Edition 2011 unterstrich
ich den temporären Aspekt des weissen
Dorfs mit Bauschildern von Daniel Buren
und hängenden Backsteinen von Gendell
Geers. Wie bei jeder Art Unlimited gab es
extrem sichtbare Werke wie die Neoninstallation von Jason Rhoades, andere wiederum waren diskreter, etwa Bodenskulpturen von Carl Andre. Dies beweist, dass
Kunst nicht immer dort zu finden ist, wo
man sie erwartet. Grenzen ausdehnen und
neue Emotionen provozieren ist nach wie
vor das zentrale Anliegen meiner Arbeit. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 13
MUST HAVE
von Francesca Serra
MUST HAVE
AUS LIEBE ZUR MECHANIK
In Ihrem Telefon schlägt ein Herz? Genau, das
eines fliegenden Tourbillons! Die LeDix Furtif ist
ein mechanisches Juwel aus Kohlefaser, das alle
Konventionen über den Haufen wirft. Ob man sie
nun als telefonische Taschenuhr oder Uhrenhandy
bezeichnet, tut nichts zur Sache, denn die LeDix
Furtif ist vor allem eins: ein neues Gadget für Leute
die häufig unterwegs sind. Sie verfügt über eine robuste und doch leichte Struktur und ist in limitierter
Stückzahl mit Intarsien aus Platin oder Roségold
versehen. Die Zubehörteile stehen dem Ausnahmeobjekt in punkto Ausgefallenheit in nichts nach.
Sie glänzen durch viele aussergewöhnliche Details,
wie einem ledernen «Holster», mit dem sich das
Telefon am Körper tragen lässt.
LeDix Furtif, 300 000 Fr.,
www.celsius-x-vi-ii.com
PUR
D I V E R T I M E N T O
NÄGEL MIT KÖPFCHEN
Der neue Unisex-Armreif in Form eines einfachen
Nagels besticht durch seine rohe, schicke Eleganz.
Mit diesem Modell lässt Cartier den legendären
Entwurf des Schmuckdesigners Aldo Cipullo
wieder aufleben. Er hatte den Armreif in den 70erJahren in den wilden Zeiten des Studio 54 kreiert.
Der Nagelarmreif ist noch heute Ausdruck einer
rebellischen Natur.
Juste un clou, Cartier, 32 100 Fr.,
www.cartier.com
CLICK CLACK
Nach dem Erfolg der beiden Kamera im 2003
und 2009 bietet Leica eine dritte Kamera «Edition
Hermès» an, deren zwei Modellen mit einem
verchromten und einem silbern eloxierten Objektiv
ausgestattet sind. Die Ausgabe mit nur einem Objektiv ist seit Mai erhältlich und wurde bereits über
300 mal verkauft. Die Ausgabe mit drei Objektiven
ist in limitierter Auflage und nur für kurze Zeit ab
Juni 2012 erhältlich.... ein wahres Meisterstück!
Leica M9-9 «Edition Hermès»,
limitierte Auflage «Jean-Louis
Dumas», 100 Exemplare, 52 500 Fr.,
www.leica.com
Italiener sind starke Designer und angefressene Fussballfans. Was aus so einer Kombination
entstehen kann, zeigt dieses exquisite Objekt fürs Dolce Farniente. Der Cristallino Gold ist ein
Tischkicker aus Kristallglas und Aluminium mit Figuren aus 24 Karat Gold. Mit dem edlen Sammlerstück ist der Marke Teckell, die mit dem Slogan «luxury is a game to play» wirbt, ein grosser Wurf
gelungen. Von dem massiv-minimalen Spielgerät wurden nur 50 nummerierte Exemplare gefertigt.
Wer nicht ganz so schnell sprintet wie Ronaldino und deshalb nicht zu den Happy Few gehört, kann
sich immer noch mit einem ebenso sportlichen Modell aus Kristallglas und Holz trösten.
Cristallino Gold, 16 000 Fr., www.teckell.com
FAST AND FRESH
Das Elektrobike von Stromer ist eine Kombination
aus technischer Leistung, Eleganz und Glamour
in ihrer vollendetsten Form. Sogar Leonardo Di
Caprio kurvt mit einem dieser stylischen Drahtesel
durch Manhattan. Mit dem E-Bike ist man schnell
unterwegs, ohne das Hemd durchzuschwitzen, wobei der diskret in den Rahmen eingebaute Motor
je nach Modell 25 bis 45 km/h ermöglicht. Und da
die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind,
gibt es die Modelle in mehreren Formen, Grössen
und Farben, mit individuell wählbaren Zierstreifen
und unterschiedlichem Zubehör.
E-Bike Stromer Elite Power,
ab 4000 Fr., www.stromer.ch
14 | Bilan LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 15
TECH-TRENDS
von Francesca Serra
TAYLOR GARAGE
F
ür alle, die ein dauerhaftes Hobby suchen, könnte der Bau
eines Flugzeugs eine spannende Alternative zum Briefmarken- oder Schmetterlingesammeln sein. In der Schweiz kann
man nach Anleitungen von Experimental Aviation Switzerland
(EAS) sein eignes Spielzeug bauen und sogar damit fliegen. Die
Konstruktion eines Flugzeugs im Kit (mit Material und Anleitung) nimmt rund drei bis fünf Jahre in Anspruch, für ein Modell Marke Eigenbau sollte man fünf bis zehn Jahre einplanen.
Zwar ist dabei etwas Durchhaltewillen gefragt, aber man wird
von einem EAS-Berater betreut.
Aus Umweltschutzgründen wurde der Benzinverbrauch auf
ein äusserst vernünftiges Mass reduziert. 100 Liter reichen bei
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Knoten (ca. 190
km/h) für acht Flugstunden. Mit einer Tankfüllung schaffen Sie
Für Roadrunner…
W
er von Freiheit auf Asphalt träumt, kann sich in der
Schweiz ein Motorrad ganz nach seinen persönlichen Wünschen anfertigen lassen.
Es gibt zwei Alternativen: Entweder man verwandelt
ein bestehendes Modell in einen «Chopper» – dabei wird
der Rahmen verändert und die Gabellänge verlängert –,
oder man entscheidet sich für den minimalistischen Vintage-Stil eines «Bobbers», konzentriert sich aufs Wesentliche und verzichtet auf alle Elemente, die man zum Fahren
nicht unbedingt braucht.
Mit ihrem fundierten mechanischen Fachwissen und
dem richtigen Blick fürs Schöne zaubern die Bike-Spezi-
es also bis nach Korsika! Es wird oft kritisiert, dass die schweizerische Gesetzgebung im Bereich der Ultraleichtflugzeuge im
Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu streng ist und
die Flieger nicht nur grösser, sondern auch viel zeitaufwendiger im Bau macht. In England zum Beispiel spricht nichts dagegen, mit einem verkleinerten Modell eines früheren Kampfjets
wie beispielsweise einer Fokker die Lüfte zu erobern.
Mit solchen Fluggeräten ist man natürlich den Launen der
Wettergötter ausgesetzt. Bei schlechter Witterung ist es daher ratsam, auf den Flug zu verzichten. Es geht nicht darum,
so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen. Oder, um
es mit den Worten der EAS-Mitglieder auszudrücken: «Unsere Flieger sind schnelle Verkehrsmittel für Leute, die es nicht
eilig haben.» |
…und Wolkenstürmer
alisten der Taylor Garage ein Motorrad ganz nach Ihren
Vorgaben und passend zu Ihrer Grösse. In den Werkstätten wird nicht nur Wert auf Originalität, sondern auch auf
eine bis ins kleinste Detail sorgfältige Verarbeitung gelegt.
Alle Teile werden unter dem wachsamen Auge der Experten gefertigt.
Für die nötige Power sorgt ein Harley-Davidson-Motor.
Ein Traum für Biker und alle, die einzigartige, kraftvolle
und auf unseren Strassen zugelassene Feuerstühle mögen!
d Modell Fast Peak und i Modell Warson von Bad Boy Motorcycles,
www.badboysmotorcycles.ch
s Modell Daddy’s Toy von Blackway, www.black-way.com
Flugzeugkit: zwischen 60’000 und 100’000 Fr.
www.experimental.ch
Liste der Schweizer Flugplätze: www.bazl.admin.ch
(unter Themen/Infrastruktur/Flugplätze)
16 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 17
| I N T E R V I E W | von Francesca Serra - Foto: David Houncheringer
Didier Cuche
«Sport formt den Menschen»
DER SCHWEIZER SKIFAHRER, WELTMEISTER UND GEWINNER VON
SECHS KRISTALLKUGELN HAT SEINE LETZTE SAISON IN TOPFORM
BEENDET, HAT ER DOCH AUF DER LEGENDÄREN STREIF EINEN NEUEN
REKORD AUFGESTELLT. KURZ VOR SEINEM ERSTEN TRAININGSFREIEN
SOMMER ERZÄHLT ER ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN AUS
SEINER SIEBZEHNJÄHRIGEN KARRIERE.
A
m 17. März 2012 nahm er im nostalgischen Kostüm und auf Holzski
Abschied vom Rennzirkus. Die Bilder
gingen um die Welt. Es war ein denkwürdiger Abschluss einer grossartigen
Karriere: Er gewann sechsmal die Kristallkugel, die Olympia-Silbermedaille im
Super G 1998 in Nagano, stand viermal
auf dem Podest der Weltmeisterschaften, wovon einmal auf dem ersten Platz.
Er ist neben Bernhard Russi und Pirmin Zurbriggen der beliebteste Skifahrer der Schweiz. Eine Auszeichnung, die
er nicht nur seinen sportlichen Leistungen, sondern auch seiner Haltung und
Philosophie verdankt. Er ist das Gegenstück zum talentierten, unvorhersehbaren Bode Miller, der Good Guy der Skiwelt: konstant, aufrichtig, Fairplay. Er
sagt, was er denkt, und dies nicht immer
diplomatisch, reagiert allergisch auf Polemiken und entdeckt auch in schwierigen Situationen die positive Seite.
Sie haben Ihre Karriere auf dem Höhepunkt beendet, kurz nach dem Sieg in
Kitzbühel. Haben Sie schon Pläne für die
nächste Zukunft?
Die einzige Neuigkeit, die ich jetzt mitteilen kann, ist die Zusammenarbeit mit
dem norwegischen Skifahrer Lasse Kjus,
der sein eigenes Kleiderlabel lanciert.
18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Ich versuche die Anfragen zu steuern,
denn mit meinen Sponsoren Audi, Ovomaltine, Head und Corum ist die Agenda
schon schön gefüllt.
Corum hat dieses Jahr die Admiral Cup44
Chrono Centro Didier Cuche auf den
Markt gebracht. Das Inserat zeigt Ihr
in zwei Hälften geteiltes Gesicht, das
des Skifahrers und das des Privatmanns.
Symbolisch?
Ja, die Aufnahme reflektiert die Wende
in meinem Leben. Ich bin immer noch
mit dem Sport verbunden, aber jetzt als
sein Vertreter. Gerade in dieser Übergangszeit spüre ich, wie sehr mit der
Sport geholfen hat, vorwärtszukommen.
Er hat mir ein grosses Rüstzeug gegeben, dessen Bedeutung ich mir während
meiner Laufbahn kaum bewusst war.
Für mich steht fest, Sport formt den
Menschen.
Worauf haben Sie sich am meisten gefreut,
nachdem Sie Ihren Rücktritt angekündigt
hatten?
Mehr Zeit zu haben, nicht mehr vom
alljährlichen wiederkehrenden Terminkalender bestimmt zu sein. Den Sommer
hier und nicht in Südamerika verbringen
zu können, wo ich mich jeweils bis Ende
September aufhielt.
Apropos Trainingsfahrten, von denen man
einige Videos im Internet sehen kann: Sie
haben einmal im Fernsehen ironisch darauf
hingewiesen, dass «Sie wissen, wie Sie sich
leiden lassen können».
(lacht) In den Videos im Internet sieht
man die spielerische Seite der Übungen,
wo ich auf verschiedenen Unterlagen –
Ball, Balanceboard – das Gleichgewicht
trainiere. Es gibt aber auch weniger amüsante Übungen, die man immer wieder
wiederholen muss und bei denen das einzige Vergnügen der Fortschritt ist. Hundertstelsekunden zu gewinnen, ist nur
möglich, wenn man jedes Detail berücksichtigt, um die Übung noch komplexer
zu machen. Ist dieser schwierige Faktor
gemeistert, steigert sich die Fitness automatisch.
Man spricht von der Regelmässigkeit und
der Disziplin, die das Leben des Elitesportlers prägen. Die Trainings sind zwar fix,
beruhen auf ständigen Wiederholungen, die
Karriere verläuft aber nie linear.
Zu Beginn der Karriere sind die Fortschritte am grössten. Später geht’s dann
um Präzision. Steigert man die Kraft um
1%, ist das immerhin schon ein Gewinn
von 1%. Meine kompletten physischen
Fähigkeiten habe ich im Alter von 28 bis
30 erreicht.
Im Internet gab es dieses Jahr einen Aprilscherz, wonach Sie Trainer des Damenteams
werden. Ein anspruchsvoller, komplizierter
Job, der in den letzten Jahren viele Wechsel
und Turbulenzen erlebt hat.
Den neuen Trainer erwartet viel Arbeit.
In den Schnelligkeitsdisziplinen gab es
viele Ausfälle. Wenn alle Fahrerinnen
gesund sind, ist das Potenzial sehr gross.
| INTERVIEW |
Beim Slalom und beim Riesenslalom hat
sich die Equipe infolge des Abgangs einiger Fahrerinnen, die sich unter den ersten dreissig hätten positionieren können,
verkleinert. Es wird schwierig sein, das
Steuer herumzureissen. Aber es ist auch
nicht unmöglich, dass bis zu den Olympischen Spielen 2014 eine Siegerfahrerin
im Team ist.
Können Sie uns in diesem Zusammenhang
etwas über Ihre Trainer sagen?
Patrice Morisod verdanke ich viel, denn
dank ihm bin ich zum Schweizer Rennkader gestossen. In der letzten Zeit arbeitete
ich mit Roland Platzer, der ein riesiges Potenzial besitzt.
Was ist für Sie ein guter Trainer?
Es gibt Trainer, die zu viel wollen, die zu
sehr ins Detail gehen. Der Trainer darf
den Kopf des Sportlers nicht vollstopfen, er muss das Hauptproblem in der
Fahrertechnik finden, wodurch sich andere Schwierigkeiten von selbst lösen. Man
wirft zum Beispiel einem Athleten vor,
dass er in der Kurve den Arm immer oben
behält. Dies hat einen bestimmten Grund,
und gute Trainer finden die Ursache.
Im März 2011 hatten Sie mit Günter Hujara
(FIS-Renndirektor Herren) Differenzen wegen eines gefährlich weiten Sprungs auf der
Piste von Kvitfjell. Waren Ihre Beziehungen
immer etwas gespannt?
Günter ist ein Mann mit einem starken
Charakter. Er hat einen schwierigen Posten, den ich um nichts in der Welt haben
möchte. Ich habe ihn stets respektiert, und
er mich ebenfalls. Der einzige Vorwurf,
den ich ihm mache, ist, dass er etwas stur
ist, dass er Entscheidungen gefällt hat, unbesehen von den Einwänden, die ich im
Namen mehrerer Athleten und als Mitglied des Athletenkomitees gemacht habe.
Es gibt nichts Tragischeres als einen Unfall, der im Vorfeld geäusserte Befürchtungen bestätigt. Ich denke an das Unglück
von Daniel Albrecht im Jahr 2009. 2011 in
Kvitfjell machte ich Günter auf eine Kante aufmerksam, die einige Zentimeter zu
hoch war, um nach dem Sprung eine sichere Landung zu gewährleisten.
Weshalb wurde die Diskussion zur Polemik?
Günter war nicht bereit, auf seine Entscheidung zurückzukommen. Ich sagte
ihm: «Mach, was du willst, aber erwarte
nicht von mir, dass ich am Ziel nichts sagen werde.» In Wirklichkeit hätte der Satz
gelautet: «Erwarte nicht von mir, dass ich
20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
nichts sage, falls ein Fahrer an dieser Stelle stürzt.» Günter empfand meinen Satz
als Drohung, dass ich mich an die Medien
wenden würde. Und so wurde die Sache
hinaufgeschaukelt und ich mit 5000 Fr.
gebüsst. Die Busse wurde dann aber von
der FIS rückgängig gemacht. Wichtig ist,
dass die Geschichte Bewegung in die Dinge gebracht hat und die Kante schliesslich
um einige Zentimeter abgetragen wurde.
Das Engagement für mehr Sicherheit ist
bestimmt legitim, vor allem weil im Skisport
das Unfallrisiko enorm ist. Immerhin werden
in einer Abfahrt Geschwindigkeiten von bis
zu 140 km/h erreicht.
Ein Unfall kann eine Karriere beenden. Ich habe glücklicherweise nur drei
schwere Verletzungen erlitten, die zudem
keine körperlichen Folgen hatten. Als
19-Jähriger brach ich den Oberschenkel,
mit 21 das Schienbein, 2005 erlitt ich einen Kreuzbandriss. Die Unfälle waren
stets die Folge einer Unachtsamkeit, passierten nie während einer schwierigen
Passage oder bei einem Sprung.
«Wenn man jung
ist, muss man
sich und der Welt
beweisen, dass man
am richtigen
Ort ist.»
Ein Unfall kann das Leben des Athleten
völlig verändern, eine Tatsache, deren man
sich sicher immer bewusst ist. Können sich
Zwangspausen günstig auf die sportliche
Entwicklung auswirken?
Ja, bei mir war dies 2005 der Fall, als ich
mich am Knie verletzte. Ich war schon 31
Jahre alt, und es war klar, dass dies die
letzte Verletzung vor Karriereende sein
würde. Ich beschloss, von nun an ganz
von meinem Beruf zu profitieren. Wenn
man jung ist, muss man sich und der ganzen Welt beweisen, dass man am richtigen Ort ist. Man schaut nicht rechts oder
links, man liebt das Risiko und ist total
auf Leistung fokussiert. Der Unfall hat
mir geholfen, Abstand zu gewinnen und
mir auch mehr Zeit für mich zu nehmen.
Ich erlaubte mir, statt um 22 Uhr erst um
Mitternacht zu Bett zu gehen und ab und
Auch wenn man nicht unbedingt abergläubisch ist, hat jeder Sportler sein
eigenes Ritual. Manchmal sind es gar
Ticks, die im Fernsehen zu sehen sind,
manchmal ist die Kamera nicht dabei. Ich
erinnere mich an einen Fahrer, der die
Schnallen wie im Fieber immer wieder
öffnete und schloss. Dieses Gebaren war
schon etwas extrem. Natürlich sage ich
Ihnen nicht, wer es war. So oder so, Rituale helfen, im Kopf zu starten, damit der
Körper begreift, dass es bald losgeht.
zu mit Trainern oder Freunden ein Glas
zu trinken. So konnte ich mich entspannen und war dafür nachher noch konzentrierter.
Am Fernsehen wurden wir jeweils Zeugen
Ihrer Siegeseuphorie, die Sie mit dem
legendären Skiflip zeigten. Es gab bestimmt
auch weniger grossartige Momente.
Wenn die Resultate gut sind, ist man mit
dem Publikum eins, und es ist grossartig,
diese Feststimmung zu erleben. Im umgekehrten Fall, vor allem wenn die Medien noch eins draufgeben, kann es wirklich unangenehm sein. Es ist dann schon
mal vorgekommen, dass die Menschen
einen schief ansehen oder dem Blick ausweichen. Anfang der 2000er Jahre erbrachte das Schweizer Team keine guten
Leistungen. Da wurde es uns bewusst,
wie anspruchsvoll und fordernd das Publikum ist. Als wir uns wegen der Anzüge
beklagten, wurde dies als faule Ausreden
aufgenommen.
Schliesslich ist es Ihnen gelungen, sich
Gehör zu verschaffen.
Wir erkannten, dass die Hierarchie der
verschiedenen sportlichen Niveaus respektiert wurde, allerdings nicht in den
Starträngen 1 bis 15, sondern 10 bis 40. Bei
verschiedenen Skis und Serviceleuten,
unterschiedlichem Körperbau und Fähigkeiten musste dann und wann einer in die
vorderen Ränge gelangen. Unser einziger
gemeinsamer Nenner war der Anzug. Wir
haben deshalb selbst Tests durchgeführt,
indem ein Athlet den offiziellen Dress
trug, während zwei andere die Anzüge
immer wieder wechselten. Wir konnten
auch die Anzüge der Österreicher und der
Kanadier testen. Auf mehreren Strecken
stellten wir eine Differenz von 7/10 Sekunden pro Minute fest. Mit diesem Beweis Hand gelang es uns schliesslich, die
Dinge zu bewegen. Wir trugen die neuen Anzüge erstmals am 24. Januar 2004
in Kitzbühel. Ambrosi Hoffmann wurde
Dritter, ich fuhr unter die ersten zehn.
Eine Woche später wurde ich in Garmisch
Erster. Die Konsequenz: Ab diesem Moment wurden die Tests im Windkanal und
der Ausrüstung wieder aufgenommen.
Was denken Sie von den neuen Skis, die ab
der nächsten Saison eingeführt werden?
Da sie länger und weniger tailliert sind,
muss man sich anders positionieren. Es
wird eine Anpassung nötig sein, aber bei
den Schnelligkeitsdisziplinen wird es
keine Unterschiede geben. Einen grossen
Welches war Ihr Startritual?
Ich glaube, es waren die Stöcke. Der linke
Körperteil wird von der rechten Hirnhälfte gesteuert und umgekehrt. Es gibt eine
Mentalübung, die darin besteht, sich diese
Kreuzung auf verschiedene Weisen zu visualisieren. Man kann sich zum Beispiel
eine Buchstaben- und eine Zahlenreihe
vorstellen und versuchen, A mit 2, B mit 1
usw. zu verbinden. Mit der Zeit gelang es
mir, dieses Kreuz in Sekundenbruchteilen
abzurufen, das Kreuzen der Stöcke verstärkte die Konzentration. Mit diesem Signal versetzte ich mich sofort in Rennkondition, auch schon vor dem offiziellen Start.
Wenn von Ihren letzten Saisons 2007 bis
2012 die Rede ist, sprechen viele Menschen
von den «Jahren der Offenbarung».
Die ganze Arbeit der Vorjahre hat
schliesslich Früchte getragen. Die Siege
fielen mit dem Wechsel zu einer andern
Skimarke zusammen, aber auch in die
Zeit nach dem Bänderriss im Jahr 2005,
als ich wieder Lust auf Karriere hatte und
diese wirklich geniessen wollte.
Schritt rückwärts gibt es im Riesenslalom, denn die längeren, schmaleren Skis
machen das Fahren von Kurven schwieriger. Einmal mehr hat die FIS überstürzt
gehandelt und darauf verzichtet, die Meinung der Athleten einzuholen. Statt diesen Extremen wäre eine Zwischenlösung
bestimmt möglich gewesen. Anfang der
nächsten Saison wird es unzweifelhaft
Kommentare und Kritiken absetzen – und
ab Mitte Saison sind die neuen Skis kein
Thema mehr.
Natürlich würden wir gerne mehr wissen,
wie es hinter den Kulissen des Skizirkus
zu- und hergeht. Beispielsweise unter den
Athleten – gibt es Rituale?
Mit 67 Podiumsplätzen blicken Sie auf
eine beeindruckende Karriere zurück. Das
Einzige, das in Ihrem Palmarès fehlt, ist
Olympiagold, dem sie mehrmals ganz nahe
waren. Bedauern ?
Natürlich wäre es schön gewesen, eine
Goldmedaille zu gewinnen. Aber ich
freue mich über meine Silbermedaille.
Noch heute, wenn ich die Bilder dieses
Siegs sehe, erlebe ich die Freude und das
Glück erneut. Obwohl ich in der Abfahrt
das beste Trainingsrennen absolvierte,
verpasste ich das Podest. Im Super G liess
ich dann meine ganze Frustration los.
Deshalb macht mich dieser Sieg besonders stolz. Man muss Niederlagen akzeptieren können. Das schlimmste Erlebnis
war, die Kugel in einer Disziplin zu verlieren, in der ich 99 Punkte mehr hatte als
der Sieger. Es war eine weitere Lektion,
immer das Beste zu geben. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 21
AGENDA
AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ
von Tuana Gökçim Toksöz
TO BREAK THE RULES,
YOU MUST FIRST MASTER
THEM.
UM REGELN BRECHEN ZU KÖNNEN, MUSS MAN SIE ZUERST
MEISTERN.
DIE UHR, DIE ALLE REGELN BRACH, NEU GEBOREN 2012.
1972 SCHOCKIERTE DAS URMODELL DER ROYAL OAK DIE
U H R E N W E LT: A L S E R S T E S P O R T U H R D E R H A U T E
HORLOGERIE ADELTE SIE STAHL ZUM EDELMETALL. DIE
NEUE
DR
WENN KUNST
UND BILDER
SICH UNTER
DEN STERNEN
VEREINIGEN
R O YA L
OAK
KOLLEKTION
BLEIBT
DEM
GRUNDGEDANKEN TREU, DER VOR 40 JAHREN IN LE
BRASSUS FORMULIERT WURDE: “EIN STÄHLERNER KÖRPER
MIT EINEM HERZ AUS GOLD.”
ÜBER 130 JAHRE UHRMACHERKUNST, KOMPETENZ UND
NACH DEM RIESIGEN ERFOLG DER ERSTEN NUIT
DES IMAGES IN DEN GÄRTEN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE,
AN DER RUND 8000 PERSONEN TEILNAHMEN,
FINDET AM FREITAG, 22. JUNI AB 18.30 UHR DIE
ZWEITE AUFLAGE STATT.
Z
um zweiten Mal feiert die «Nacht der Bilder» die Sonnenwende mit einem reichhaltigen Programm des Dialogs von
Fotografie, Video und Klang. Auf sieben in den riesigen Gärten
aufgestellten Projektionsflächen werden einen ganzen Abend
lang fixe und animierte Bilder zu einem bestimmten Thema zu
bewundern sein, Werke international bekannter Künstler – Bettina Rheims oder Jon Naiman – wie auch überraschende Oeuvres von jungen, vielversprechenden Talenten.
Eines der Highlights ist die Hommage an den berühmten
Reporter und Fotografen Marcel Imsand aus Fribourg mit Archivbildern des Westschweizer Fernsehens und Aufnahmen
des Künstlers. Cartes blanches erhalten die Ecal in Lausanne,
das Photoforum PasquArt in Biel, das Centre de la photographie und die Head in Genf. So nutzt Sophie Mei Dalby, Studentin an der Ecal, die Gelegenheit, in aufwühlendem Bild und
Ton auf die vom Menschen geschaffenen Lebensbedingungen
wilder Tiere hinzuweisen. Die Studierenden des ersten Jahres der Head präsentieren Kurzfilme aus zwei verschiedenen
22 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Polaroid-Sammlungen der Jahre 1960 bis 1980, die ihnen Sam
Stourzé, Direktor des Musée de l’Elysée, zur Verfügung stellt.
Der französische Fotograf Olivier Metzger, Meister des narrativen Bildes, konfrontiert die alternde Muse seiner Serie
«Smile (forever)» mit dem Lauf der Zeit. Erneut auf dem Programm der Minisalon der fotografischen Publikationen «On
Print», wo das Publikum atypische und manchmal verkannte Printkreationen entdeckt. Und schliesslich holt das Radio
RTS Stimmen aus der Vergangenheit hervor und sorgt damit
für faszinierende Klang-Bild-Installationen.
Für Kinder von 4 bis 12 Jahren wird ein ganz besonderes Programm organisiert. Ab 18.30 Uhr gehen sie auf eine spannende
Reise in die bezaubernde Welt von Charlie Chaplin, Kühnere
und Unternehmenslustige nehmen an unterhaltsamen Spielen
im Rahmen der aktuellen Ausstellungen teil. Selbstverständlich ist auch für die Erwachsenen gesorgt, denn im « Bourg»
gibt es Durstlöschendes und Unterhaltung. Hier betreibt das
magische Lausanner Café-Theater drei Bars und eine Bühne,
wo ab 19 Uhr die Gruppe «Format A’3» auftritt und mit vielgestaltigem Jazz auch Tanzlustige animiert. Ein vielfältiges, qualitativ anspruchsvolles Programm für die zweite Nuit des images. Der Erfolg steht jetzt schon fest. |
Musée de l’Elysée
18, avenue de l’Elysée
1014 Lausanne, 021 316 99 11, www.elysee.ch,
SORGFALT IM DETAIL STECKEN IN DIESER IKONE MODERNEN
UHRENDESIGNS. DIE UNVERKENNBARE ARCHITEKTUR DER
ROYAL OAK, PRÄSENTIERT IM NEUEN 41 MM GEHÄUSE. DIE
ROYAL OAK VON AUDEMARS PIGUET: 40 JAHRE JUNG.
ROYAL OAK
AUS EDELSTAHL.
CHRONOGRAPH
TREFFPUNKTE
TREFFPUNKTE
von Hans K. Leuppi und Knut Schwander
Members
only
SIE DIENEN DEM GESCHLOSSENEN NETWORKING, DIE BUSINESS
CLUBS. OFFEN SIND SIE NUR MITGLIEDERN. AUFGENOMMEN
WIRD MAN AUF EMPFEHLUNG ODER EINLADUNG. SICH AUF
DIE TRADITION DES GENTLEMEN’S CLUBS BERUFEND, SIND SIE
HEUTE ABER WENIGER BEGEGNUNGSSTÄTTEN KULTIVIERTER
LEBENSART MIT BIBLIOTHEK, BILLARDZIMMER ODER
KRAFTRAUM ALS VIELMEHR GASTRONOMISCH HOCHSTEHENDE
VERPFLEGUNGSLOKALE, IN DENEN TOPSHOTS UND PROMINENZ
DISKRET IHREN GESCHÄFTEN NACHGEHEN KÖNNEN.
ZÜRICH CLUB ZUM RENNWEG
Seit 1951 bietet der unpolitische Club allen englischsprachigen Emigranten eine willkommene Gelegenheit, sich ins Genfer Geschäftsleben zu integrieren. Hier geben sich die
Geschäftsführer multinationaler Konzerne, Entscheidungsträger und Mitarbeiter von Unternehmen, die neue Kontakte knüpfen möchten, die Klinke in die Hand. Da der AIC über
kein eigenes Clubhaus verfügt, ist er im Hotel Intercontinental untergebracht. Er organisiert
regelmässig Konferenzen, an denen namhafte Gastredner wie Arnold Schwarzenegger,
Peter Brabeck oder Bernard Tschumy eingeladen werden. Das diesjährige Highlight ist ein
Abend zu den amerikanischen Wahlen.
AIC, Hotel Intercontinental, 022 910 25 80, www.amclub.ch
ZÜRICH CLUB BAUR AU LAC
In der Villa Rosau direkt neben dem Zürcher Fünfsternehotel Baur au Lac ist der private Club Baur au
Lac niedergelassen. Eingerichtet wie ein englischer
Herrenclub, bietet er seinen Mitgliedern einen repräsentativen und diskreten Rahmen für Verabredungen
mit Geschäftsfreunden. Das Clubrestaurant im
Erdgeschoss folgt über die Mittagszeit den Regeln
des reinen Herrenclubs – Zutritt nur für Männer, was
auch für die Clubmitgliedschaft gilt. In den oberen
Clubräumen, dem Restaurant Bel Etage, sind Damen
und Herren zu Lunch und Abenddiner geladen. Über
die Clubaufnahme entscheidet ein Komitee.
Club Baur au Lac, General Guisan-Quai 8,
8002 Zürich, 044 201 35 31, www.cbal.ch
GENF CERCLE DE LA TERRASSE
Bei seiner Gründung im Jahr 1754 versammelten
sich die Mitglieder des Clubs im Hotel der
Familie Saussure, dessen Terrasse auf die Place
Neuve hinausging. Heute ist der Club an der
Rue Eynard zu Hause, wo er seine Tätigkeit
diskret fortsetzt. Einflussreiche Personen und
alteingesessene Genfer treffen sich hier mit
Freunden, die schon fast zur Familie geworden
sind. In dem edel gestalteten Raum herrscht
eine entspannte Atmosphäre, in der weder über
Geschäfte noch über Renditen gesprochen wird.
Man kommt hierher, um ähnlich wie in einem
englischen Club in gediegenem, stilvollem Rahmen mit Gleichgesinnten zu plaudern. Zutritt
hat aber nicht jeder, auch nicht zum renommierten Restaurant!
Club de la Terrasse, rue Jean-Gabriel-Eynard 4,
1205 Genève.
ZÜRICH CLUB HAUTE
Weitblick über die Stadt Zürich und den See bis zu
den Alpen geniessen die Mitglieder des Club Haute.
In den obersten zwei Stockwerken im Hochhaus zur
Schanze sind Bar und Restaurant eingerichtet. Unter
den Zürcher Wirtschaftsclubs hat er die jüngste und
spannendste Mischung von Persönlichkeiten aus
Wirtschaft, Kultur, Politik und Sport. Die Mitglieder
dürfen Gäste mitnehmen, was an schönen Sommerabenden zu einem nicht besonders elitären Gedränge
auf der Terrasse mit ihrer spektakulären Sicht führt.
Es besteht zurzeit ein Aufnahmestopp.
Haute, Talstrasse 65, 8001 Zürich,
043 344 72 72, www.haute.ch
GENF SOCIÉTÉ NAUTIQUE
Die Genfer Société Nautique gehört neben
den Golfclubs von Genf und Cologny schon
seit 1872zu den angesehensten Sportclubs
der Stadt. Auch Nicht-Mitglieder können hier
verschiedene Wassersportarten ausüben oder
für Seminare oder hochkarätige Veranstaltungen
Konferenzräume mieten. Zum Clubrestaurant,
das direkt auf dem See liegt, haben allerdings
nur Mitglieder und ihre Gäste Zutritt. Es ist gibt
den direktem Blick auf den Hafen frei und ist
unbestritten «The place to be». Hier wickelt die
Genfer Prominenz in einem schicken und doch
lockeren Rahmen ihre Geschäfte ab und pflegt
ihre Beziehungen. La Nautique, wie der Segelclub von Eingeweihten genannt wird, organisiert
auch die Bol d’Or und hat Alinghi lanciert. Sie
haben es erraten: Auch Ernesto Bertarelli geht in
der Nautique ein und aus.
La Société Nautique de Genève, Port-Noir,
1223 Cologny, 022 707 05 00, www.nautique.ch
DR
Im umgebauten Zürcher Altstadthaus an der Fortunagasse trifft sich die jüngere Generation
aus Wirtschaft und Gesellschaft. Aufgenommen wird, wer beim Eintritt nicht älter als 45
Jahre ist und doch schon die Karriereleiter erklommen hat. Gepflegt werden Jours fixes für
Mittagsstammtische, abendliche Debattierveranstaltungen und auch Familienanlässe. Gelobt
wird die gute Küche des Clublokals. Die Mitgliederliste zählt über 200 Personen. Es besteht
eine Warteliste.
Club zum Rennweg, Fortunagasse 13, 8001 Zürich, 043 497 21 60, www.clubzumrennweg.ch
GENF AMERICAN AND INTERNATIONAL CLUB – AIC
24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 25
TREFFPUNKTE
TREFFPUNKTE
von Hans K. Leuppi und Knut Schwander
GENF, HÔTEL INTERCONTINENTAL
POOLSIDE
LAUSANNE
BEAU-RIVAGE PALACE
BAR, ELEGANZ NEU INTERPRETIERT
Italianità der schönsten Art: Man wird nicht müde, die Schönheit des auf den Blumenpark
und See gebenden Säulengangs, die Bodenmosaike der riesigen Säle zu bewundern.
Ein legendärer Ort mit leicht kolonialem Ambiente. Getreu der Devise «Tradition in
Bewegung » hat das berühmte Beau-Rivage Palace vor kurzen die neu gestaltete Bar
eingeweiht und das Deck mit den riesigen weissen Sonnenschirmen eröffnet. An diesem
eleganten Ort hat man die Qual der Wahl unter 250 Cocktails, die in wunderschönen
Gläsern serviert werden. Kleine Eisberge werden aus einem riesigen Blick gehauen und
von den geschickten Barmen mit einen Shot Eau-de-vie begossen. In der Barschool wird
man spielerisch in die Cocktailkunst eingeführt. Eine Auswahl köstlicher Amuse-gueule
lässt den perfekten Sonnennachmittag in die Mondnacht übergehen, untermalt von
eigens für die Bar komponierter Musik.
Bar ab 15 Uhr geöffnet, Sonntag bis Donnerstag bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 2 Uhr.
Barschool am Nachmittag 150 Fr. , 1 Std. Kurs, Degustation und Geschenk.
Place du Port 17-19, Lausanne, 021 613 33 95, www.brp.ch
ZÜRICH BARFUSSBAR
Der Name ist wörtlich zu nehmen: Die Schuhe sind am Eingang abzuziehen, auf den Planken der Zürcher
Frauenbadi wir barfuss getanzt. Die Jugendstil-Badeanstalt in der Limmat vor dem Stadthausquai wird
immer Mitttwoch, Donnerstag und Sonntag ab 20 Uhr zur Bar, die Frauen und Männer offensteht. Bis Mitte
September sorgt ein Kulturprogramm für exzentrische Vielfalt von Poppunkchansons mit Sihl & Näz über die
Soulstimme von Nubya, Anna Rossinellis Bon Voyage zur Freakshow von Knackboule und Gudrun.
Barfussbar, Stadhausquai 12, 8001 Zürich, 044 211 95 92, www.barfussbar.ch
GENF, HÔTEL PRÉSIDENT WILSON,
POOLGARDEN
photos: DR
Mischa Christen
Der Garten Eden, ein bezauberndes Plätzchen, idyllisch ruhig und wunderbar exotisch. Der grosse Pool mit Deck und
eleganten Liegestühlen erinnert an Bali oder Saint-Tropez.
Insider wissen, dass am Mittwoch jeweils das Barbecue des
Poolside ein richtiges Fest ist und dass neu am Freitag die
«Sea-food-night » auf dem Programm steht. Ausserdem
schätzen sie die verlockende, leichte Sommerkarte. Auf der
Terrasse der Lounge genehmigen sie sich einen exquisiten
Cocktail, mit oder ohne Alkohol, kosten dazu Mezze, MiniBurgers oder entspannen sich bei einer Shisha. Weshalb
denn in die Ferne fliegen…
Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,
90 Fr. Samstag/Sonntag
Restaurant Poolside 12 bis 22 Uhr, Lounge bis 23 Uhr
Chemin du Petit-Saconnex 7-9, Genf, 022 919 39 39
Blaue
Stunde
Gaetan Bally
DIE SAISON IST ERÖFFNET. WO
LIESSEN SICH HITZE UND STAUB EINES
SOMMERTAGES BESSER WEGSPÜLEN
ALS AN KÜHLEM GESTADE MIT
KÜHLEN DRINKS. WENN SICH DER
TAG DEM ENDE ZUNEIGT, WERDEN
BADEANSTALTEN UND SCHWIMMBÄDER
ZU FREILUFTBARS UND ZUR KONZERTLOUNGE MIT HEISSEM PROGRAMM.
26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
BASEL
RHYBADHYSLI BREITI
ZÜRICH
BAR RIMINI
Baden und entspannen auf hohem Niveau
lässt es sich im Rheinbad Breite in Basel. Die
doppelgeschossige historische Metallkonstruktion
ragt von der Uferpromenade über den Fluss. Bei
Sonnenuntergang wird das Sonnendeck zum
Speisedeck eines fest vertäuten Flussdampfers, mit
Blick auf Münster und Rhein. Bar und Restaurant
haben mittags 12 bis 14 Uhr und abends bis 22 Uhr
geöffnet.
Rheinbad Breite und Restaurant Veronica
St. Alban-Rheinweg 195
4052 Basel
061 311 25 75 www.badhysli.ch
«Bei Regen nie», ist die Regelung für die Öffnungszeit der Bar Rimini im Männerbad Schanzengraben,
dem ältesten erhaltenen Bad der Stadt Zürich.
Unter Tag nur Männern zugänglich, ist das zwischen
der historischen Stadtmauer des alten botanischen
Gartens und der neuen Börse gelegene Flussbad
jeden Abend bei schöner Witterung von 19.15
bis 00.30 für jedefrau und jedermann offen. Bar
und Restaurant sind am Samstag bereits ab 17
Uhr geöffnet. Durch den ganzen Sommer sorgen
Filmnächte, Vernissagen und Musikevents für
Chilloutstimmung.
Rimini Bar, Badweg 10, 8001 Zürich, www.rimini.ch
An diesem wunderschönen Ort hat der, gemäss
Forbes «beste Barman der Welt», Colin Field vom
Ritz in Paris schon seine Gäste verwöhnt. Man
kommt hierher wegen des berühmten Sonntagsbrunchs und geniesst dazu den Blick auf Jet d’eau
und Montblanc. An Wochentagen lässt man sich
von der mediterran orientierten Karte verführen.
Auf der schönsten Terrasse des rechten Seeufers
hört man nichts von Autolärm und geniesst dafür
umso mehr den Blick auf das Genfer Seebecken.
Man mietet einen Liegestuhl, erfrischt sich im Pool,
profitiert von den neuen «Express-Services»: Reflexologie, Manicure, Nagelpflege… und süffelt dazu
einen oder zwei Cocktails. Während der Happy
Hour von 17 bis 19 Uhr ist das zweite Getränk gratis.
Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,
100 Fr. Samstag/Sonntag
Restaurant Poolgarden 12 bis 14.30 und 19 bis 22.30
Uhr, Bar 9 bis 23 Uhr, 47 quai Wilson, Genf,
022 906 64 52
Finanz und Wirtschaft LU X E | 27
| K U N S T S A M M L E R | von Francesca Serra – Fotos: Vincent Calmel
PASSION
WAS HABEN SCHWEIZER SAMMLER GEMEINSAM? SIE ÜBEN SICH IN
ZURÜCKHALTUNG UND PROFITIEREN VON IDEALEN RAHMENBEDINGUNGEN. DANK TIEFEN STEUERN, DEN ZOLLFREIZONEN UND
WEIL ES KEIN FOLGERECHT GIBT, DAS BEIM WIEDERVERKAUF ABGABEN
AUF DEN ERLÖS EINES KUNSTWERKS ERHEBT, KÖNNEN SIE IHRER
LEIDENSCHAFT UNTER OPTIMALEN VORAUSSETZUNGEN FRÖNEN.
WIR HABEN UNS MIT FÜNF PASSIONIERTEN SAMMLERN UNTERHALTEN.
W
as treibt uns dazu, Kunst zu sammeln? Eitelkeit? Ein innerer
Drang? Emotionen? Die geheimen Beweggründe sind undurchschaubar. Fest
steht aber, dass alle Sammler fest genug
an die Kunst und ihre Macht glauben, um
ihr Geld dort anzulegen. Im Allgemeinen sind es das soziale Gewissen eines
Künstlers, die Schönheit oder Originalität seiner Bildsprache oder die Exklusivität eines Objekts, die den Kunstfreund
ansprechen. Häufig fliesst aber auch das
Urteil der Meinungsträger, Kuratoren,
Medien oder Händler mit ein.
KUNST ALS INVESTITION
Interessant an der Gegenwartskunst
ist zudem die Tatsache, dass niemand sagen kann, welchen Wert ein zeitgenössisches Werk in dreissig Jahren haben wird.
Diese Ungewissheit macht solche Investitionen umso spannender. Der Sammler
wagt sich auf die Äste hinaus, geht Risiken ein und fühlt sich wie ein Abenteurer,
denn schliesslich kann das Ansehen eines
Künstlers jederzeit in Frage gestellt werden. Da Künstler heute nicht mehr im Alter von 35 Jahren an Tuberkulose sterben
und ihre Schaffensperiode locker bis zum
80. Lebensjahr dauern kann, müssen sie
ihr Genie über einen längeren Zeitraum
unter Beweis stellen. Für den Investor bedeutet das zusätzliche Unsicherheit.
Sammler kaufen nicht nur ein, ihre Besitztümer sind unwillkürlich einem Hin
und Her ausgesetzt. So wie die Werke ihren Urheber auf seinem Weg begleitet haben, begleiten sie jetzt den neuen Besit28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
zer, bevor sie in andere Sammlungen oder
in ein Museum übergehen. Es mag traurig erscheinen, dass über Jahre hinweg
sorgfältig ausgewählte und zusammengetragene Werke beim Verkauf der Familiensammlung in alle Winde verstreut werden, auf der anderen Seite sollte man sich
aber auch freuen, dass die Meisterwerke
in neuen Umgebungen neu und anders
wahrgenommen werden. Die Galeristen- und Händlertätigkeiten der Familie Runnqvist zum Beispiel erfährt nach
zwei Generationen eine Pause, denn Anne
Sheperd-Runnqvist hat beschlossen, die
Arbeit ihrer Eltern nicht weiterzuführen
und einen Teil des Erbes zu verkaufen.
Grosse Sammlungen landen meistens
in einem Privatmuseum oder in einer Stiftung. So auch die von Jean-Claude Gandur, der sein Geld im Ölgeschäft verdient
hat. In seinem Besitz stehen einige der
wertvollsten Kunstwerke der Griechen,
Römer und Ägypter sowie die nach dem
Centre Pompidou wichtigste Sammlung
abstrakter Malerei aus der Nachkriegszeit. Damit seine Schätze unter den besten Bedingungen aufbewahrt und einem
möglichst breiten Publikum gezeigt werden können, hat sie Gandur über seine Stiftung dem Genfer Musée d’Art et
d’Histoire vermacht.
Der
Verwendungszweck
anderer
Sammlungen wie die von Cristina und
Thomas Bechtler, die zu den 13 wichtigsten Schweizer Sammlern zählen, ist nicht
bekannt. In der jedes Jahr vom Magazin
Artnews veröffentlichten Liste erscheinen ihre Namen neben denen anderer
grosser Kunstkenner wie Gabi und Werner Merzbacher, Monique und Jean-Paul
Barbier-Müller, Monique und Max Burger, Friederich Christian Flick oder Esther Grether. Wie Cristinas Aussagen
zeigen, wurde der Kunstmarkt mit dem
Aufstreben neuer Schwellenländer stark
globalisiert und ist hart umkämpft. Seit
sie mit der Unterstützung von Bice Curiger damit begonnen hat, die von ihrem
Schwager Ruedi Anfang der 1990er-Jahre angefangene Sammlung konzeptueller
Fotografie zu vervollständigen, hat sich
die Zahl der Käufer vervielfacht und die
Preise sind in die Höhe geschnellt.
AM PULS DES MARKTES
Bei der Wahl der Künstler, die sie und
ihr Mann betreuen, kommt es auf das
richtige Timing an: Man muss möglichst
viele Arbeiten des vielversprechenden
Künstlers sammeln, bevor die Preise steigen. Wahrscheinlich spannen sie deshalb
mit künstlerischen Schiedsrichtern wie
den Kuratoren Bice Curiger, Hans-Ulrich
Obrist und Beatriz Ruf zusammen, weil
sie an der Spitze eines immer breiteren
und vielfältigeren Markts bleiben wollen.
Zugang zu den relevanten Informationen und Schnelligkeit sind für einen
guten Kauf entscheidend. Nicolas Ferretjans, der für eine Zürcher Grossbank
arbeitet, hebt deshalb auch die Bedeutung
der Recherchen hervor, die er anstellt, sobald er auf einen Künstler aufmerksam
wird. Um immer am Puls des Marktes
zu sein, hat er sich mit einer Pariser Galerie zusammengetan, die die Werke aufstrebender Künstler ausstellt. Im Übrigen
beschränkt sich kaum ein Sammler zeitgenössischer Kunst in seiner Anfangsphase auf eine einzige Tätigkeit. Sabine
Parenti, die gemeinsam mit ihrem Mann
Alessandro eine wunderbare Auswahl
an Objekten von Künstlern aus dem Inund Ausland besitzt, sitzt unter anderem
im Ausschuss des Swiss Institute in New
York. Sie sehen das Sammeln von Gegenwartskunst in erster Linie als eine Art, mit
der Zeit zu leben.
CRISTINA BECHTLER
Cristina Bechtler und Ehemann
Thomas zählen zu den weltweit bedeutendsten Kunstsammlern. Die Familie
Bechtler besitzt eine lange Geschichte
und ein grosses Kunsterbe, weshalb
Cristina bei drei Sammlungen aktiv ist.
Bei der ersten handelt es sich um die
Familienstiftung, die ihr Schwiegervater
Walter vor 60 Jahren ins Leben gerufen
hat und die Skulpturen sammelt, die im
öffentlichen Raum ausgestellt werden.
Die zweite ist eine Kollektion konzeptioneller Fotografie des Unternehmens
Zellweger Luwa, das von Ehemann
Thomas präsidiert wird. Zusammen mit
Ruedi Bechtler und Bice Curiger hat sie
1990 die Sammlung begonnen, die 2011
erstmals in den Kunstmuseen Bonn und
St. Gallen gezeigt wurde. Und die dritte
ist eine noch nie öffentlich gezeigte
Privatsammlung, die u.a. Minimal Art
von Sol Lewitt und Donald Judd und
Gegenwartskunst von Grössen wie
Jenny Holzer, Damien Hirst, Doug
Aitken, Christopher Wool und Rebecca
Warren umfasst. Aus der Schweiz sind
Stars wie Fischli/Weiss, Pipilotti Rist
und Mai-Thu Perret vertreten.
«Wir sammeln sehr fokussiert, entdecken die Künstler in ihren Anfängen,
bevor ihre Werke unerschwinglich werden. Da wir sie über längere Perioden
beobachten, legen wir einen grossen
Fundus desselben Künstlers an.» Wird
für die Kollektion eines Tages ein Museum gebaut? «Wir haben keine Entscheidung getroffen, aber wir denken
darüber nach.» Neben ihrem Verlag für
zeitgenössische Kunst kümmert sich
Cristina Bechtler gegenwärtig um die
dritte Ausgabe der von ihr initiierten
Engadin Art Talks, die am 25. und 26.
August in Zuoz stattfinden. Für die
künstlerische Leitung zeichnen gemeinsam Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor
der Serpentine Gallery, London, und
Beatriz Ruf, Direktorin der Kunsthalle
Zürich, verantwortlich.
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
SABINE UND
ALESSANDRO PARENTI
Der Besucher von Sabine und
Alessandro Parenti wird sofort von
der Installation «Hypnose, Trance,
Schlaf» – drei grosse rotierende
Spiralen – des Plastikers Kerim
Seiler in Bann gezogen. Die Sammlung des Paares umfasst Arbeiten
zahlreicher Schweizer Künstler,
etwa ein neues Oeuvre von Pamela
Rosenkranz sowie Werke von Olaf
Breuning und Pipilotti Rist. Ende
der 90er Jahre hatten sie das
Glück, Thomas Hirschhorns erste
Arbeiten zu erwerben, die in den
Verkauf gelangten. Die beiden
Kunstsammler ziehen den direkten
Kontakt mit Künstlern und Galerien dem wenig transparenten und
auch teuren System der Auktionen
vor. An Versteigerungen sind sie
dann anzutreffen, wenn sie auf
dem Primärmarkt selten angebotene Werke erwerben möchten,
zum Beispiel Fotografien von
Nan Goldin, Cindy Sherman oder
William Wegmann.
Kunst ist emotional, aber auch
eine Herausforderung, sich mit
etwas auseinanderzusetzen, das
noch nicht ganz erfassbar oder
auf Anhieb verständlich ist. Für
die Parentis bedeutet Kunst daher
mentale Öffnung, ein Aspekt, der
für sie wichtiger ist als Kohärenz.
«Wir erwerben Kunst nicht anhand
von Kriterien, sondern weil die
Werke zu uns passt. Aus diesem
Grund haben wir es auch schon
abgelehnt, Freunde beim Aufbau
ihrer Kollektion zu beraten. Sich für
lebende Künstler zu interessieren,
ist die Möglichkeit, mit dem Geschehen in Kontakt zu bleiben. Es
umfasst auch den Wunsch, jung zu
bleiben, nicht von der Welt abgeschnitten zu sein, zu wissen, wie
junge Menschen über das Leben
denken und ihre Impressionen
umsetzen. Auf diese Art verändern
auch wir uns, und wir sind gezwungen, unser Denken immer wieder
neu zu bedenken.»
NICOLAS FERRETJANS
Weder in seiner Arbeit noch für seine 120 Werke umfassende Kollektion macht sich Nicolas Ferretjans
die Entscheidungen leicht. Bevor
er ein Werk erwirbt, konsultiert er
spezialisierte Websites wie Artprice
und Artnet, um die Notierung
des Künstlers auf dem Primär-und
Sekundärmarkt festzustellen. «Es
gibt selbstverständlich die Faktoren
Vergnügen und Emotionen, aber
es geht auch darum, den Wert
eines Werkes zu evaluieren und
auszuhandeln, denn das gesparte
Geld kann ich später in andere Stücke investieren. Ich kann zuwarten
und mache Nachforschungen, um
Arbeiten und Wert eines Künstlers
zu kennen. Letztendlich betrachte
ich das Ganze auch mit den Augen
des Bankers, denn ich möchte das
Werk nicht überzahlen. Wenn ich’s
tue, vor allem an Auktionen, habe
ich ein schlechtes Gewissen.»
Seine Passion hat ihn bewogen,
sich mit dem befreundeten
Pariser Galeristen Olivier Robert
zusammenzuschliessen. Auf diese
Weise hält er einen Fuss in der
Tür und ist näher an der Quelle.
So hat er auch die Arbeiten des
in Serbien geborenen Künstlers
Boogie kennengelernt. Dieser
beschäftigt sich mit urbanen
Gemeinschaften und schleust sich
schon mal in New Yorker Gangs
ein, um mitten im Geschehen und
ohne Zoom zu fotografieren. «Seit
einiger Zeit zieht es mich mehr zur
harten als zur ästhetischen Kunst»,
erklärt der Sammler und weist auf
eine Bronzeleuchte von Joep Van
Lieshout, die, je nach Interpretation,
einen «Baum des Lebens oder des
Todes» darstellt.
Und wie hält er es mit Schweizer
Künstlern? «Ich besitze Aufnahmen
von Grönland und Tokio des Lausanner Fotografen Joel Tettamanti
und beschäftige mich im Moment
mit Marc Bauer, auf dessen Talent
auch die Fondation Guerlain
aufmerksam geworden ist.»
Finanz und Wirtschaft LU X E | 31
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ANNA SHEPHERDRUNNQVIST
Die «Table Bleue» von Yves Klein
aus ultramarinblauen Pigmenten
unter Plexiglas entfaltet eine
unglaubliche Sogwirkung. Die
Sammlung Runnqvist versammelt
Meisterwerke von Jean Tinguely,
Armand, Christo, Spoerri, Gianfredo Camesi, Lucio Fontana – von
dem Frau Runnqvist ein Armband
trägt – und besitzt auch eine der
grössten Kollektionen der Skulpturen von Niki de Saint Phalle. Dies
alles repräsentiert ein ganzes Kapitel der Gegenwartskunst und ist das
Resultat von fünfzig Jahren Aktivitäten der Galerie Bonnier, die von
dem aus Schweden stammenden
und kürzlich verstorbenen Ehepaar
Dagny und Jan Runnqvist geleitet
wurde. Ein Teil dieser Sammlung
gelangt nun in den Verkauf, mit
Ausnahme einiger Werke, die die
Familiengeschichte geprägt haben.
«Meine Eltern hatten das Auge,
die Passion und das Verständnis
für Kunst. Deshalb sind ihnen nicht
viele Fehler unterlaufen. Ich habe
sie immer für ihren Enthusiasmus
und ihre Risikofreude bewundert.
Die Werke von Yves Klein beispielsweise hatten in den 60er-Jahren nur
wenig Wert.» Anna erinnert sich an
die Pilgerfahrten mit ihren Eltern
zu Museen und an die Besuche
der Künstlerateliers, für ein Kind
nicht immer nur eitel Freude. «Als
Erwachsene beschloss ich daher
meinen eigenen Weg zu gehen und
nicht in der Kunst zu arbeiten. So
habe ich, im Gegensatz zu meinem
Vater, die Galerie nicht übernommen.» Ihr letzter persönlicher Kauf
ist die Fotografie eines Baums
von Nan Goldin. «Erst nach dem
Erwerb habe ich erfahren, dass die
Aufnahme in Schweden gemacht
wurde. Eine Erinnerung an meine
Herkunft und für mich der Beweis,
dass Kunst eigentlich eine simple
Frage des Instinkts ist.»
JEAN CLAUDE GANDUR
Jean Claude Gandur posiert vor
den Arabesken des abstrakten
spanischen Malers Rafael
Canogar. Diese gehören zu einer
der Kollektionen, die heute unter
der «Fondation Gandur pour
l’art» zusammengefasst sind. Die
Stiftung beinhaltet drei eigenständige Sammlungen: die antike
Periode mit etwa 900 Teilen, die
abstrakte europäische Kunst von
1946 bis 1962 sowie dekorative
Objekte aus dem Mittelalter bis
Anfang 20. Jahrhundert. Dieser
Schatz wird dank einer Konvention mit dem Musée d’Art et
d’Histoire de Genève dem Publikum unter besten Ausstellungsund Konservierungsbedingungen
präsentiert.
Der Wille, dieses Kunsterbe zu
zeigen, geht einher mit künstlerischer Kohärenz. «Ich sammle
keine Gegenwartskunst, abgesehen vielleicht von Werken von
Basquiat oder Kiefer, denn ich
betrachte mich nicht als genügend grosser Kenner, um junge
Talente zu entdecken. Es ist
durchaus in Ordnung, sich selber
Freude zu bereiten, aber für mich
bedeutet Kunst teilen. Und wenn
man teilen will, muss man den
richtigen Blick haben aus Respekt für die vielen Menschen, die
die Werke sehen werden. Es ist
sinnlos, in den Museumskellern
Stücke zu lagern, die niemanden
interessieren. Deshalb muss man
das Beste wählen.»
Jean-Claude Gandur konzentriert sich als Sammler ausgeprägt
auf jene Perioden der Kunst, die
er gut kennt. «In der Malerei
habe ich mein Bezugssystem und
ich bin fähig, Meisterwerke in
einem bestimmten Spektrum zu
erkennen, selbst wenn sie nicht
von sogenannt grossen Künstlern
wie etwa Hartung, Mathieu oder
Soulages stammen.»
Finanz und Wirtschaft LU X E | 33
Die Werkschau
D
ass da vom Gipfel eines Werks zurückgeblickt wird, legt schon der
Ausstellungstitel nahe: «Gerhard Richter. Panorama». Er lässt ahnen, dass man
mit dieser Besichtigung keine neuen
Stollen in ein Massiv treiben wird, keine Serpentinen anlegen und keine entlegenen Täler besuchen will – sondern ein
Oeuvre in aller Erhabenheit in den Blick
nehmen, das im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert als unübertroffen gilt.
Der Künstler selbst mag erklären, dass
das Grossprojekt, das seinem Werk gilt,
«rein zufällig» im Jahr seines achtzigsten Geburtstags stattfindet – nach vielen
Dekaden, in denen die Kunstwelt die un-
34 | Finanz und Wirtschaft LU X E
terschiedlichsten Aspekte seines Schaffens untersucht und kritisch gewürdigt hat, sein Einfluss auf die jüngere
Kunstgeschichte, die Malerei vor allem,
wieder und wieder abgezirkelt wurde, scheint es, als sei so eine Expedition
jetzt nachgerade fällig gewesen.
Jeweils gut einhundertfünfzig Werken von Gerhard Richter räumen die
wichtigsten Museen Europas mit «Panorama» ihre Säle frei: Nach Stationen in
der Londoner Tate Modern und der Nationalgalerie in Berlin kommt die Werkschau jetzt in Paris im Centre Pompidou
an, die von frühen Studentenwerken bis
zu den jüngsten Streifenbildern reicht.
Die Auswahl kann man als fast kanonische Setzung begreifen – als die Schau
an ihrer ersten Station in London eröffnet wurde, waren auch Kenner des
Werks begeistert von der Ausstellung,
die zwar fast trocken und pädagogisch
die Entfaltung dieses Werks verfolgt,
doch erschien das unter so vielen Aspekten ausgedeutete Werk mit klarem
Fokus auf Malerei mit gleichermassen
nachvollziehbarer Deutlichkeit wie in
fast selbstvergessner Schönheit.
AUFBRUCH IN DEN WESTEN
«Panorama» setzt mit Werken aus der
frühen, an die amerikanische Pop Art
angelehnten Gemälden ein, darunter ist
es das epochale Gemälde «Ema (Akt auf
einer Treppe)» aus dem Jahr 1966, das
programmatisch einen Neuanfang der
Malerei markiert. Der nach seiner Ausbildung an der Hochschule der Künste
Dresden als Wandmaler im Jahr 1961 in
den Westen übersiedelte Gerhard Richter, der noch bei Karl Otto Götz an der
Düsseldorfer Akademie studiert hatte,
malte seine eigene Frau – schon in der
leicht verschleierten, realistischen Mal-
© Gerhard Richter, 2012
ER GILT ALS DER BEDEUTENDSTE ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLER UND
IN DER SPRACHE DES KUNSTMARKTES ALS DER TEUERSTE LEBENDE
DEUTSCHE MALER: GERHARD RICHTER. IN SEINEM ACHTZIGSTEN
LEBENSJAHR ZEIGT DIE MONUMENTALAUSSTELLUNG «PANORAMA»
SEIN SCHAFFEN. NACH STATIONEN IN DER LONDONER TATE MODERN
UND DER NATIONALGALERIE IN BERLIN IST DIE WERKSCHAU JETZT
IN PARIS IM CENTRE POMPIDOU ZU SEHEN.
© Gerhard Richter, 2012
| G E R H A R D R I C H T E R | von Catrin Lorch
Finanz und Wirtschaft LU X E | 35
AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron
büchern, sondern auch Bilder aus dem
eigenen Umfeld dazu in ein Spannungsverhältnis: «Onkel Rudi» und «Tante
Marianne», beide 1965 entstanden, sind
Motive aus dem Fotoalbum der eigenen
Familie. Die Kunstgeschichte notiert zunächst vor allem die profane Herkunft
«Sich ein Bild zu machen,
eine Anschauung haben, macht
uns zu Menschen.»
malen. Fotografie, Film und neuerdings
auch Fernsehen können nicht, was der
Maler kann – und in der Folge differenziert Gerhard Richter seine Arbeit in der
Auseinandersetzung – und fast als Gegenspieler –einer Welt, die sich in einem Rausch für die Bilder der Medien
verliert und in der alle Deutungshoheit
über die eigene Geschichte vom Strom
der Bilder fortgeschwemmt wird.
Gerhard Richter setzt nicht nur Werbemotive oder Fotografien aus Sach36 | Finanz und Wirtschaft LU X E
der Motive, die erst über die Jahrzehnte
in ihrem vielschichtigen, auch biografischen Reichtum erkannt und ausgedeutet werden.
Dem Onkel, der in der Zeit Nationalsozialismus Täter war, steht die Tante
gegenüber, die als behinderte junge Frau
den Euthanasieprogrammen zum Opfer
wurde. Das Baby, das die junge Frau auf
dem Foto, das Gerhard Richter als Bildvorlage diente, auf dem Schoss hält, ist
der Künstler selbst, was der Ausstellung
jeweils in einem der ersten Säle eines
der schönsten Autoporträts eines Künstlers überhaupt beschert.
ABSTRAKTE ERHABENHEIT
Dass die Londoner Station die fotorealistischen Motive mit den grossen Abstraktionen mischt, die Gerhard Richter
seit den Achtzigerjahren malt, und dazwischen auch die konzeptuellen Farbtafelmalereien hängt, die Richter streng
nach dem Zufallsprinzip komponiert, ist
keine Überforderung – sondern eine inspirierende und stringente Präsentation, aus der sich die grauen Serien und
Ausnahmewerke wie «4 Glasscheiben»
(1967) gebührend abheben konnten: als
einfache Konstruktion aus metallgefassten Scheiben, die zwischen Metallstäben eingehängt in verschiedenen Winkeln gekippt sind wie Fenster. Auch mit
dieser abstrakten Skulptur bezieht sich
Richter wieder auf Marcel Duchamp auf
dessen «Grosses Glas».
Eines der schönsten Kapitel war dann
nicht der monumentale Raum mit dem
Cage-Zyklus aus dem Jahr 2006, ei-
© Gerhard Richter, 2012
weise, die so charakteristisch für seine
figurative Malerei werden sollte.
Mit dem Akt auf einer Treppe schickte
der junge Künstler selbstbewusst Marcel Duchamps Abschied von der Leinwand aus dem Jahr 1912 ein Motiv hinterher, das sagte: Doch, man kann noch
ner abstrakten Suite von sechs hell gespachtelten Quadraten mit jeweils drei
Metern Kantenlänge, sondern das kleine Seitenkapitel, das die Kunstgeschichte als «Elbe»-Serie notiert, eine selten
gezeigte Suite auf Papier, die entstand,
als Gerhard Richter während des Studiums im Jahr 1957 in der Druckwerkstatt
selbstvergessen auf dem Papier herumkrakelte.
Damals entstanden, sozusagen im
Zentrum des sozialistischen Realismus,
erste Abstraktionen. Und es erstaunt im
Rückblick, wie weit bei diesem Experiment – das nur überdauerte, weil ein
Freund die Blätter bewahrte – das formale Verständnis für die Organisation
abstrakter Flächen schon ausgeprägt
war. Frappierend schliessen die frühen
Versuche an die feinen kleinen Formate
aus dem Jahr 2006 an, mit denen in der
Tate Modern die Schau abschloss.
Kurz nach der Londoner Vernissage konnte der Markt dann auch die Rekorde notieren, die den Auftritt des
wichtigsten zeitgenössischen Künstlers
abrundeten, der ja auch als teuerster lebender Maler gilt: Eine Version aus der
«Kerze»-Serie aus dem Jahr 1982 wurde
bei Christie’s für umgerechnet 12 Mio.
€ zugeschlagen – was belegt, dass Gerhard Richter nicht nur von der Kunstgeschichte und Ausstellungskuratoren
hoch geschätzt ist, sondern im Markt
eine bestimmende Grösse bleibt. Dass
Gerhard Richter selbst solche Preise für
unbegründet und obszön hält und das
auch ausspricht, konnte das gewaltige
Medienecho, das nach solchen Rekorden
anhebt, nicht konterkarieren.
© Gerhard Richter, 2012
© Gerhard Richter, 2012
Seite 80: «Strip», 2011,
160x300 cm, Digitaldruck auf Papier auf
Aluminium.
Seite 81: «Selbstportrait», 1996, 51x46, Öl
auf Leinwand.
f «Aladin», 2010,
37x50 cm, Email auf
Glas.
p «Ema, Akt auf einer
Treppe», 1966, 200x130
cm, Öl auf Leinwand.
s «Betty», 1977, 30x40
cm, Öl auf Holz
Finanz und Wirtschaft LU X E | 37
«Die Kunst ist die höchste
Form von Hoffnung.»
Dass nach diesem herausragenden Erfolg auf dem internationalen Ausstellungs- und Auktionsparkett die Station
der Ausstellung in Berlin, die pünktlich
zu seinem achtzigsten Geburtstag am 9.
Februar eröffnet wurde, zu einem eigenen Erfolg wurde, hängt auch mit dem
Mut der Ausstellungsmacher der Nationalgalerie zusammen. Gerhard Richter, der die Londoner Hängung als nach38 | Finanz und Wirtschaft LU X E
gerade ideal empfunden hatte, nannte
die Präsentation mit freundlicher Ironie selbst «dekorativ und brutal». Hatte
man noch erwartet, dass dieses kanonische Werk überraschen könne?
DEKORATIV UND BRUTAL
Udo Kittelmann und sein Team waren
zwar tatsächlich gleichfalls streng nach
der Werkgenese vorgegangen, aber an-
gesichts der Präsentation war das kaum
zu glauben: Schon weil in der Mitte der
symmetrischen Architektur von Mies
van der Rohe drei – in London eher zurückhaltend auf einer Wand präsentierten – Wolkenbilder meterhoch übereinander gestaffelt waren, als öffne sich
inmitten der architektonischen Moderne ein barockes Himmelsgefühl. Dass
die Ausstellungsarchitektur zudem den
vollkommen verglasten Bau zwar nach
aussen abschloss, die dafür notwendigen weissen Wände jedoch in ein paar
Metern Abstand zur gläsernen Fassade
installierte, bescherte der Schau einen
Wandelgang, der, nach allen Seiten of-
© Gerhard Richter, 2012
© Gerhard Richter, 2012
AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron
f«4096 Farben», 1974, 254x254 cm,
Lack auf Leinwand
i«Tante Marianne», 1965, 120x130, Öl auf
Leinwand
fen, Platz für alle 196 kleinen Farbtafeln
der Serie «4900 Farben, Version I» bot:
Nachts und beleuchtet verwandelte das
Farbgekästel den pathetischen Bau in
eine freundliche Laterna Magica.
So experimentierfreudig hatte man
Gerhard Richter noch nicht erlebt – und
dass man ein so epochales Werk wie die
als RAF-Zyklus apostrophierte Serie «18.
Oktober 1977» dieser verspielten Instal-
lation nicht einfügen mochte, bescherte der Werkschau einen zweiten Ausstellungsort in Berlin: In unmittelbarer
Nachbarschaft zu deutscher Romantik
wurden die Gemälde, die Gerhard Richter nach schwarz-weissen Zeitungsfotos aus der Zeit des Deutschen Herbstes
gemalt hatte, im Schinkelsaal der Alten
Nationalgalerie gezeigt.
Der Abstand, in dem sich dieses medienreflexive, konzeptuelle und politisch nie schwärmerische Werk in dieser Gegenüberstellung zu der deutschen
Kunstgeschichte zeigte, war selten radikaler markiert worden. Kurz vor der Vereinnahmung durch die deutsche Bildtra-
dition durfte Richters Malerei sich hier
deutlich distanzieren – eher hatte man
den Eindruck, dass die von den Medien
und den Terroristen gepflegte Bildsprache an die Motive deutscher Geistesgeschichte anschloss als dieses skeptische,
aufrichtige Oeuvre.
An solche pointierten und präzisen Setzungen kann die Schau im Centre Pompidou klug anknüpfen – und es
bleibt spannend abzuwarten, wie sich
diese fast nur aus Hauptwerken zusammengestellte Ausstellung in Frankreich
in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer
der wichtigsten Sammlungen der Nachkriegskunst erneut entfalten wird. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 39
lebte er 2008 ein Rekordjahr: Er verkaufte 381 Werke für insgesamt 134 738 980 €.
Zwei Auktionen bei Sotheby’s, am 14. und
15. September 2008, machten ihn zu einem der teuersten lebenden Künstler der
Welt. Seine 218 speziell für die Versteigerung realisierten Werke gingen für 120
Mio. $ über den Tisch. Vor allem aber war
es ihm gelungen, die Galerien, die seit dem
19. Jahrhundert als exklusive Vermittler
zwischen Künstler und Sammler agieren,
kurzzuschliessen und somit die von ihnen
erhobenen Kommissionen zu umgehen.
Während Lehman Brothers Konkurs
machte und die Börse in eine Abwärtsspirale riss, bewies Damien Hirst mit seiner verwegenen Aktion, dass es auf dem
internationalen Kunstmarkt trotz der
schwierigen Wirtschaftslage noch immer Käufer, Interessenten und Spekulanten gibt. «Ich bin total erschöpft und
entzückt, dass sich Kunst verkauft, während die Banken einstürzen. Vielleicht
ist das ein Zeichen dafür, dass die Leute
ihr Geld lieber in Schmetterlinge investieren als in Banken. Ich sehe darin eine
bessere Welt», sagte er nach der Auktion
und bezog sich dabei auf die präparierten
Schmetterlinge in seinen Gemälden.
Als Andy Warhol in den Sechzigerjahren behauptete, Business sei die höchste
Kunstform, wollte er damit provozieren.
Ob seine Aussage ironisch oder bitterernst gemeint war, sei dahingestellt. Fakt
ist, dass er sein Atelier in eine Fabrik verwandelte, Techniken der Serienproduktion anwandte, mit den Medien spielte und so die Logik der Kulturindustrie
akzeptierte, die in der Kunstgeschichte eine entscheidende Wende einläutete.
Von diesem Zeitpunkt an verschmolz die
Kunst gut sichtbar mit den Mechanismen
der Kulturwirtschaft. Heute ist Kunst ein
Tätigkeitsmodell, das in der Geschäftswelt nicht nur hohes Ansehen geniesst,
sondern auch viel wert ist.
Blockbuster
H
irst widerspricht sich zwar in seiner einstigen Verweigerung gegenüber Museen, bleibt aber insofern konsequent, als er seine Ausstellung in der Tate
ganz unter seiner Kontrolle hält. Im Februar dieses Jahres sorgte er einmal mehr
für Aufsehen, als er in den elf Galerien
von Larry Gagosian 250 seiner bunten
Punktbilder gleichzeitig ausstellte. Die
Retrospektive «Damien Hirst: the Complete Spot Paintings» eröffnete am selben Abend in ihrer jeweiligen Zeitzone
in New York, London, Athen, Paris, Rom,
Los Angeles, Genf und Hongkong.
Begüterte Hirst-Fans waren eingeladen,
an einer «Spot Challenge» teilzunehmen:
Wer mit einer Stempelkarte nachweisen
konnte, dass er alle elf Ausstellungen besucht hatte, bekam einen vom Künstler
signierten Druck. Nach einer Woche hatten bereits sechs Personen Phileas Fogg
gespielt und waren dank Low-Cost-Flügen um die Welt gejettet, um eines der begehrten Spot Paintings zu ergattern. Der
von Hirst und dem grössten Kunsthändler
der Welt gemeinsam orchestrierte Geniestreich spaltete die Kunstkritiker einmal
mehr. Hirst polarisiert: Entweder man ist
von ihm fasziniert, oder man lehnt ihn ab.
KUNST UND KOMMERZ
Hirst ist aber kein Ausserirdischer und
keineswegs immun gegen Finanzturbulenzen. Bevor ihn die Krise einholte, er-
MARKETING MIT TROPHÄEN
Damien Hirst. All rights reserved. DACS 2011. Photographed by Prudence Cuming Associates.
BIS 9. SEPTEMBER BLICKT DIE TATE
MODERN IN LONDON AUF DIE 25
SCHAFFENSJAHRE DES UMSTRITTENSTEN UND MEDIENWIRKSAMSTEN GEGENWARTSKÜNSTLERS
ZURÜCK. DIES, OBWOHL DAMIEN
HIRST IN DEN FRÜHEN NEUNZIGERN
DAVID BOWIE IN EINEM VIDEO
ERKLÄRT HATTE, DASS ER NICHT IN
DER TATE AUSSTELLEN WOLLE, DA
MUSEEN ETWAS FÜR TOTE SEIEN.
Damien Hirst ist zum Symbol der StarKünstler, der allmächtigen Kunsthändler
wie Gagosian oder Saatchi und der wirtschaftsverzerrenden Spekulation geworden. Vergessen wir nicht, dass die Preise
für Gegenwartskunst zwischen 2003 und
2008 um 800% gestiegen sind. Sogar die
chinesischen Künstler, die erst seit kurzem auf dem internationalen Markt mitmischen, erhalten für ihre Werke bereits
das Fünffache.
Die Werkschau in der Tate Modern
macht die wirtschaftlichen Erwägun-
www.artificialgallery.co.uk
| DA M I E N H I R S T | von Marine Heer
«Die Menschen investieren lieber in
Schmetterlinge als in Banken.
Ein Zeichen für eine bessere Welt.»
gen vorübergehend vergessen und wird
Hirsts historischer Rolle als Anführer der
Young British Artists gerecht, deren Erstausstellung Freeze er organisiert hatte.
Als Aushängeschild der Bewegung sorgte er dafür, dass die britische Gegenwartskunst zehn Jahre lang im Rampenlicht
stand. Er trug auch massgeblich dazu bei,
die Konzeptkunst mit seiner umfangreichen Produktion zum Thema Tod salonfähig zu machen.
Hirsts Werke der letzten 25 Jahre sind
in der Galerie den ganzen Sommer zu sehen. Publikumsmagnete sind natürlich
seine bekanntesten Installationen wie
die in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver, die Schmetterlinge und die Apothekerschränke, die einst sein Londoner
Restaurant schmückten. Auch der dia-
mantenbesetzte Totenschädel, mit dem er
das Marketing erstmals über die Kreation
stellte und ab dem es für ihn kein Zurück
mehr gab, fehlt nicht. Sein Statement: Er
wolle schlechte Kunst machen und sie
sehr teuer verkaufen.
Die Ausstellung in Grossbritannien
wurde zum grossen Teil von der Qatar
Museums Authority gesponsert. 3,2 Mio.
$ soll sie gemäss Schätzungen der Zeitschrift «The Economist» hingeblättert
haben, damit die Retrospektive nächstes
Jahr im Museum von Doha gezeigt werden kann. Der Kauf von Paul Cézannes
«Kartenspieler» durch die Herrscherfamilie für astronomische 250 Mio. $ zeigt,
welche Ambitionen sie in Sachen Kunst
hegt. Damien Hirst passt perfekt zu ihren
pharaonischen Projekten. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 41
| K U N S T M E S S E N | von Christian von Faber-Castell
vität, Reichtum, Luxus - und ja, auch ganz
schlichter, echter und natürlich überwiegend weiblicher Schönheit...
MAASTRICHT IST EIN MUST
Places to be
SIE IST DIE SCHÖNSTE KUNSTMESSE DER WELT, DIE BIENNALE DES
ANTIQUAIRES IN PARIS, DIE NUR ALLE ZWEI JAHRE IM PRUNKVOLLEN
GRAND PALAIS STATT FINDET. DAS ANGEBOT UMFASST DAS BESTE,
DAS DER MARKT AN ALTER UND NEUER EINRICHTUNGSKUNST,
DEKORATIONSOBJEKTEN UND DESIGN ZU BIETEN HAT. ZU DEN
PFLICHTORTEN DES INTERNATIONALEN KUNST-JETSETS GEHÖREN
AUCH THE EUROPEAN FINE ART FAIR IN MAASTRICHT UND DIE ART
BASEL MIAMI BEACH.
D
ass Kunst ein Kind aus der Liebesehe von Luxus und Mode ist, weiss
man spätestens seit Christie’s die private
Sammlung von Yves Saint Laurent mitten im Finanzkrisenwinter 2009 zum
Rekordpreis von 374 Mio. € versteigerte. Glamouranlässe solchen Ranges feiert
man seit der Weltausstellung 1900 im Pariser Grand Palais.
Wen wundert es da, dass auch die
schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die Pariser Biennale des Antiquaires den Glanz dieses Belle Epoque Palastes und die Glamourpower des
grössten lebenden Modemeisters für ihr
Ziel einspannt. Dieses besteht schlicht
darin, möglichst viele wahre, elegante
Prominenz aus der ganzen Welt an ihre
glanzvolle Vernissage zu locken.
Zum Scénographen der vom 14. bis 23.
42 | Finanz und Wirtschaft LU X E
September zum 26. Mal stattfindenden
Pariser Biennale wurde Designsuperstar
Karl Lagerfeld gekürt. Ob dies mit der
neuen deutschfranzösischen Herzlichkeit zu tun hat oder vielleicht doch eher
mit gewissen früheren deutschfranzösischen Reibereien im Ausstellerlager, ist
eine spekulative Insiderfrage. Sicher ist,
dass Lagerfeld den hier ausstellenden 150
Spitzenkunsthändlern und ihren Museumsraritäten aus 10 000 Jahren von der
Antike bis zur Avantgarde einen monumentalen Rahmen bereitstellen wird. Und
dieser Rahmen dürfte auch dieses Jahr
wieder auch entsprechend ausgefüllt.
INSZENIERT VON KARL LAGERFELD
Zu den musealen Meisterwerken die
man hier schon bewundern konnte, zählen beispielsweise eine majestätische,
von Jean-Honoré Fragonard und Marguerite Gérard gemalte Angorakatze für 1,5
Mio. € und Niki de Saint Phalles bunte Polyesterfigur «Big Lady» für 650 000 €. Royalisten schwelgten wie vor ihnen schon
Louis XV über Charles Le Bruns quadratmetergrossem Kupferstichalbum der
«Grande Galerie de Versailles» für 220
000 € - es gibt weltweit nur drei Exemplare davon.
Und neben einer fast viertausendjährigen überlebensgrossen Quarzitbüste von
Pharao Sesostris III. im Wert von 7,5 Mio. €
steht der jugendlich elegante lebensgrosse
Torso eines ostgriechischen Marmorpriesters aus dem 7. Jh. v. Chr., den ein Genfer
Händler für 9 Mio. € anbietet. Wer sucht,
der findet natürlich auch bescheidenere Raritäten, etwa eine «Chaise surrealiste» vom Designpionier Fabio de Sanctis für
nur 65 000 € oder den bemalten steinernen
Kopf einer spanischen Heiligenfigur des 17.
Jh. für nur 5750 €.
Aber natürlich geht niemand an die Biennale-Eröffnung, um ernsthaft Kunst
zu betrachten, sondern um andere Prominenz zu sehen und natürlich um gesehen zu werden. Und deshalb wird man
auch nirgends so deutlich an die enge Verwandtschaft von Kunst, Luxus und Mode
erinnert, wie von der hier zur Schau getragenen Übermacht an Eleganz, Attrakti-
Wer nicht vorrangig schöne Menschen,
sondern nur gute Kunst bewundern möchte, muss sich ein halbes Jahr gedulden bis
im folgenden März die zwar nicht schönste, aber dafür beste Kunstmesse der Welt,
die Europäische Kunst- und Antiquitätenmesse The European Fine Art Fair Tefaf in
Maastricht ihre Tore öffnet. Zwar ist auch
deren Vernissage alles andere als glanzlos.
Schliesslich treffen sich hier die reichsten
Sammler, die wichtigsten Museumsdirektoren und die besten Kunsthändler mit geballter Prominenz aus den obersten Etagen
der internationalen - auch schweizerischen
- Finanz und Wirtschaft.
Trotz unüberbrückbarem Unterschied
zischen flamboyanter französischer Metropole und biederer südholländischer Provinz gibt auch ein glamouröses Bindeglied
zwischen den beiden Anlässen. Meisterhafte alte und vor allem neue Juwelierkunst
von Cartier bis Chan erinnert an beiden
Ortens an den wahren Zweck der meisten
hier käuflichen Kunsttrophäen, nämlich
ihre Besitzer zu schmücken und auf sie abzustrahlen. Ansonsten zeigen die Angebote von Paris und Maastricht eher graduelle
als grundsätzliche Unterschiede. Während
in Maastricht mehr Altmeistermalerei und
Kunstwerke der Antike gezeigt wird, stehen in Paris die modernen Designermöbel
des 20. Jh. mehr im Vordergrund.
SEHEN UND GESEHEN WERDEN
Doch zwischen Paris und Maastricht
gibt es im Dezember noch einen weiteren Pflichtanlass für das globale Kunstjetset: Die Art Basel Miami Beach, die an
Glanz und Glamour ihre seriöse, aber eben
doch langsam in die Jahre kommende Basler Mutter längst überholt hat. Kulturethnologen bietet ein Vergleich zwischen der
42jährigen Art Basel und ihrer pubertären
amerikanischen Tochter einzigartige Einblicke in die tief sitzenden Unterschiede
zwischen Europa und Amerika, zwischen
Alter Welt und Neuer Welt. So halten sich
beispielsweise die wirklich wichtigen Käufer und Sammler im humanistisch puritanischen Basel vornehm
Eiserne Sômenzurück und erheben
Kriegermaske,
Diskretion und VerMyôchin-Schule,
schwiegenheit zu ihren
Japan,
wichtigsten Tugend.
18. Jh.(Galerie
Amerikanische MegaJean-Christophe
sammler dagegen ste- Charbonnier, Paris)
ndlichem Stolz
hen mit geradezu kindlichem
käufen und zelezu ihren Grosskunstkäufen
nd ihren Kunstbebrieren sich selbst und
sitz ganz unbefangen auf zahlreichen Parungen und ähnlichen
ties, Sammlungsführungen
Anlässen.
uristen können solFleissige Messetouristen
gische Untersuchunche kunstanthropologische
sdehnen und verfeigen noch beliebig ausdehnen
nern. An der 100. New Yorker Armory
ten Jahres lassen
Show im März nächsten
sich beispielsweise Unterschiede im
küstensammlern
Auftreten von Ostküstensammlern
häenjägern beobund Westcoast-Trophäenjägern
er Masterpiece Fair
achten. Die Londoner
wiederum, die Nachfolgerin der legendären Grosvenor House Fair, veranschaulicht
entsprechende Eigenheiten kontinentaler
und insularer Kunstmarktprominenz.
Noch spannender sind entsprechende
Vergleiche an den aufkeimenden Kunstmarktanlässen an den Kunstmärkten der
Zukunft im nahen und fernen Osten. Mit
ihrem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung
an Asian Art Fairs, der Muttergesellschaft
der jungen ArtHK in Hongkong, hat die
Art Basel dieser Entwicklung bereits Rechnung getragen. Kunstjetsetter, die etwas
auf sich halten, müssen sich daher wohl
schon bald auf längere - und häufigere Kunstreisen gefasst machen.
So unterschiedlich all diese Watering
Holes der Schönen und Reichen von ihren Schwerpunkten und ihrem Charakter her auch sind, eines haben die
meisten von ihnen gemeinsam: Ihre glamourösen Eröffnungsveranstaltungen und allein hier spielt die Musik des Sehens und Gesehenwerdens - sind nicht
h
i
ohne
weiteres
öffentlich zugänglich. Persönliche Einladungspflicht,
hohe
Eintrittspreise
oder schlicht eine limitierte Zahl der Eintrittskarten sorgen für die erwünschte Exklusivität.
Wer bei solchen Anlässen dabei sein will,
pflegt daher auch unterm Jahr freundschaftliche Beziehungen zum einen oder
andern ihrer Aussteller und sichert sich
so einen Platz in deren VIP Kundenkartei.
Seit einigen Jahren schliesslich erwächst diesen traditionellen Spitzenkunstmessen eine wachsende Konkurrenz. Immer deutlicher entwickeln sich
inzwischen nämlich auch die sensationsträchtigen New Yorker Abendauktionen
impressionistischer,
moderner und zeitgenössischer Kunst von
Christie’s, Sotheby’s und Phillips de Pury
& Company im Mai und November zu
ultimativen High Society Anlässen des
Kunst-Jetsets. |
Gorgone
Gorgone,
Archaisch-Griechisches Bronzeornament, 6.
Jh. v. Chr., Höhe:
15,2 cm(Phoenix
Ancient Art, Genf
und New York)
WO SICH DER
KUNST-JETSET TRIFFT
43. Art Basel, Messe Basel,
14. bis 17. Juni 2012, www.artbasel.com
Masterpiece 2012, London, 28. Juni bis
4. Juli 2012, www.masterpiecefair.com
26. Biennale des Antiquaires, Grand Palais,
Paris, 14. bis 23. September 2012,
www.sna-france.com
11. Art Basel Miami Beach, Miami,
6. bis 9. Dezember 2012, www.artbasel.com
26. European Fine Art Fair Tefaf,
MECC Maastricht, 25. bis 24. März 2013,
www.tefaf.com
The Armory Show 2013, New York,
7. bis 10. Mai 2013, www.thearmoryshow.com
Hong Kong International Art Fair ArtHK13,
Hongkong, voraussichtlich Mai 2013,
www.hongkongartfair.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 43
| G E G E N WA R T S K U N S T | von Olympia Wolff
Klug gesammelt:
Multiples
MULTIPLES SIND KEINE UNIKATE, ABER ORIGINALE ZU ERSCHWINGLICHEN PREISEN.
DIE VERVIELFÄLTINGUNG VON KUNSTWERKEN BIETET AUCH WENIGER BEGÜRTERTEN
KUNSTINTERESSIERTEN SAMMELGELEGENHEITEN VON ZEITGENOSSEN MIT ZUKUNFT.
HARD HAT, GENF
«D
ie Kunst rächt das Leben», stellte Pirandello fest. Ob dies einer
der Gründe ist, weshalb es immer mehr
Sammler von Gegenwartskunst gibt, die
diese aus Passion und/oder Unersättlichkeit zusammentragen? Hat der Ende des
letzten Jahrhunderts verstorbene Schriftsteller aus Italien diese zunehmend überbordende Schwärmerei für zeitgenössisches Schaffen gar vorausgesehen? Heute
bescheren riesige Vermögen den Auktionshäusern goldige Zeiten, sie reisen von
Kunstmesse zu Kunstmesse, von denen
es immer mehr gibt, und eröffnen gerne auch eigene Museen. Anfang dieses
Jahres haben die Werke lebender Künstler Rekordpreise erzielt. Bei Sotheby’s
wurden für eine Fotografie von Andreas
Gursky 1,1 Mio. $ geboten, bei Christie’s
44 | Finanz und Wirtschaft LU X E
fand ein Gemälde von Gerhard Richter
für 14 Mio. $ einen neuen Besitzer. Diese
Beträge sind für nicht sehr kapitalkräftige
Sammler absolut unerreichbar.
Aber es gibt noch andere, überaus interessante Möglichkeiten, gute Kunst zu sammeln und in den Besitz von Werken junger und arrivierter Künstler zu gelangen.
Es handelt sich um Editionen, d. h. Werke, von denen mehrere Exemplare erstellt
werden. Das Kunstwerk ist zwar nicht
mehr einmalig, aber es bleibt ein Original,
der Preis ist erschwinglich. Die Edition eines angesagten Künstlers ist denn auch
viel günstiger zu haben als eines seiner Bilder. Viele künftige Grössen der Kunstwelt
starten mit einer Edition. Wer eine Sammlung auf diese Art aufbauen möchte, hat
die Möglichkeit, seine Wände mit Werken
anerkannter Künstler, aber auch mit Newcomer-Kunst zu schmücken. Zu bezahlbaren Preisen!
Dennoch, ein gewisses Mass an Vorsicht ist angebracht. Unabhängig davon, ob
es sich um Objekte (Multiples), gedruckte Werke (Grafiken) oder Künstlerbücher
handelt, wichtig und wesentlich ist die
Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers. Geschäfte, die Editionen professionell produzieren, stehen nicht nur in engem Kontakt
mit dem Künstler, sondern sie überwachen auch minutiös jede Produktionsetappe und wählen Materialien mit grösster Sorgfalt aus. Nur bei ihnen finden Sie
authentische Kunst. Hier eine kleine, bestimmt nicht vollständige Liste mit empfehlenswerten Anbietern in der deutschen
Schweiz und in der Romandie.
, Hard Hat ist eine unabhängige Struktur, die von den drei Künstlern Pablo Hurtado, Balthazar
Lovay und Marta Riniker-Radich geführt wird. Gegründet wurde sie 2004 von zwei Künstlern
– John Armleder und Balthazar Lovay – und drei Kuratoren und Editoren – Fabrice Stroun,
Lionel Bovier und Christophe Cherix. Pluridisziplinär betreibt Hard Hat einen Ausstellungsraum, ist Curating-Agentur und Editionshaus für Multiples. Seit der Gründung wurden rund
vierzig Editionen und Multiples von renommierten und aufstrebenden Künstlern, darunter
Steven Parrino, Fabrice Gygi und Amy O’Neill, produziert.
Hard Hat, 39, rue des
Bains, Genf. 022 320 37 20
www.hard-hat.ch
Mai-Thu Perret,
«Octopus», 2011,
Skulptur aus emaillerter Keramik, Auflage
von 20 Variationen,
Preis: 3500 Fr.
, «Octopus», 2011, Skulptur aus emaillierter Keramik von Mai-Thu Perret, Edition von 20
einmaligen Variationen, 3500 Fr. 1976 in Genf geboren, geniesst die Künstlerin als Malerin,
Bildhauerin, Keramikerin, Performerin und Autorin bereits internationales Ansehen. Sie wurde
mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Prix Manor 2011.
, Und ausserdem: eine Lithografie von Vidya Gastaldon. Die Sammler sind sich einig: Vidya
Gastaldons Werke vibrieren. Ihre Landschaften bringen Wände zum Leuchten und drücken
ein skurriles, halluzinatorisches Universum aus. Daher die Begeisterung für ihre Skulpturen,
Zeichnungen und Gemälde. Eine Rarität: Jede dieser Lithografien wurde von der Künstlerin
übermalt und ist somit ein Unikat. 1974 geboren, lebt Vidya Gastaldon zwischen Genf und
Frankreich und stellt in der ganzen Welt aus.
Finanz und Wirtschaft
Bilan LULU
X EX|E45
| 45
| G E G E N WA R T S K U N S T |
CENTRE D’ÉDITION
CONTEMPORAINE, GENF
, Das Centre d’édition contemporaine (bis
2000 firmierte es als Centre genevois de
gravure contemporaine) im Herzen der Altstadt wird von Véronique Bachhetta geleitet.
Das CEC produziert Künstlereditionen und
organisiert Ausstellungen. Auf der beeindruckenden Liste stehen Namen berühmter
Künstler, etwa Claude Closky, Thomas
Hirschhorn und Gianni Motti, und junger
Kreativer aus dem In- und Ausland. Das
Centre wird vom Departement für Kultur
der Stadt Genf unterstützt.
, «Working Drawing», 2012, Künstlerbuch
von Oscar Tuazon, Reproduktion von 210
Zeichnungen und einem Text des Künstler,
19×23 cm, 256 Seiten. 130 nummerierte und
signierte Exemplare, 600 Fr. 20 Vorzugsausgaben mit einer oder mehreren Originalzeichnungen, 1800 Fr. Der Weltenbummler
Oscar Tuazon wurde 1975 in Seattle geboren.
2011 erhielt er die Einladung, auf der prestigereichen Biennale von Venedig den Pavillon
«The Trees»
zu konzipieren.
Centre d’édition contemporaine, 18 rue Saint-Léger,
Genf, 022 310 51 70, www.c-e-c.ch
a Oscar Tuazon, «Working Drawing», 2012,
Künstlerbuch mit 210 Reproduktionen von Zeichnungen mit Begleittext, 19x23 cm, 256 Seiten, 130
nummerierten und signierte Exemplare, 600 Fr.
Auflage von 20 Vorzugsexemplaren mit einer oder
mehreren Originalzeichnungen, Preis: 1800 Fr.
ATELIER RAYNALD
MÉTRAUX, LAUSANNE
s Olivier Mosset, Lithografie auf Papier, 50x50 cm, 2004.
Auflage von 30 Exemplaren, Preis : 3’000 Fr.
, Das Atelier Raynald Métraux befindet sich
seit 1991 in einem ehemaligen Industriegebäude im Lausanner Quartier Flon. Druckerei und Verleger in einem, produziert
und koproduziert Raynald Métraux vor
allem Grafiken von Schweizer Künstlern,
u. a. von Alain Huck, Francis Baudevin
und Alex Hanimann, und arbeitet auch
regelmässig mit internationalen Plastikern
zusammen.
, Folge von vier Lithografien auf Papier,
50×50 cm, von Olivier Mosset, 2004. Auflage 30 Exemplare, 3000 Fr. Der Maler des
«schwarzen Kreises auf weissem Grund»
war Ende der Sechzigerjahre mit dem Kollektiv BMPT (Buren, Mosset, Parmentier
und Toroni) verbunden und lebt heute in
den USA. Er zählt zu den berühmtesten
Künstlern der Schweiz.
Atelier Raynald Métraux,
6 Côtes-de-Montbenon,
Lausanne, 021 311 16 66,
www.atelier-metraux.com
KUNSTHALLE, BASEL
, Das 1872 eröffnete Museum wird von
Adam Szymczyk geleitet und ist eine der
wichtigsten Institutionen der Schweiz für
avantgardistische und zeitgenössische Kunst.
Die Kunsthalle produziert Editionen im Rahmen der Zusammenarbeit mit ausstellenden
Künstlern.
Vidya Gastaldon,
«Ectopie spectral»,
2005, Lithografie auf
Papier, übermalt,
56×76 cm, Auflage
von 25 Exemplaren,
Preis: 250 Fr.
, «Untitled », 2010, von Marieta Chirulescu,
Seriegrafie 128×89,5 cm, Auflage von 10
Exemplaren, 400 Fr. 2010 präsentierte die
Kunsthalle Basel die erste Einzelausstellung
dieser Künstlerin ausserhalb von Deutschland. 1974 in Rumänien geboren, lebt und
arbeitet Marieta Chirulescu in Berlin. Als Arbeitsunterlage verwendet sie Schwarz-WeissAufnahmen ihres Vaters aus der Epoche
des Eisernen Vorhangs, die sie überarbeitet,
scannt, schneidet und schliesslich druckt.
Kunsthalle Basel, 7 Steinenberg, 4051 Basel,
061 206 99 00, www.kunsthallebasel.ch
p Marieta Chirulescu, «Untitled », 2010,
Siebdruck, 128x89,5 cm,
Auflage von 10 Exemplaren, Preis: 400 Fr.
46 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 47
| D E S I G N | von Francesca Serra
| G E G E N WA R T S K U N S T |
CIRCUIT, CENTRE D’ART CONTEMPORAIN, LAUSANNE
, Circuit ist ein unabhängiges, experimentelles Kunst- und Verlagszentrum. Der Verein wird von Künstlern (darunter Philippe Decrauzat, François Kohler, Delphine
Coindet) geführt. Jährlich werden vier bis fünf Editionen produziert und ebenso
viele monografische Ausstellungen organisiert. 2010 wurde das Zentrum mit
dem Preis für die beste Ausstellung des Bundesamts für Kultur und der Stiftung
Julius Bär ausgezeichnet.
, «Lupa», 2009, von Alessandro Mendini, zweifarbige Siebdruck auf Papier,
52×65 cm, Auflage von 40 Exemplaren, 350 Fr. Der berühmte, 1931 in Mailand
geborene Designer zeigt hier ein Mandala (Sanskrit für Kreis, der einen starken
optischen Effekt besitzt und traditionell als Meditationsunterlage dient), das für
die Szenografie von «La Lupa» produziert wurde. Die Komödie von Luigi Pirandello wurde 1998 im Theatro Franco Parenti in Mailand aufgeführt.
einfach schön
NENDO
Circuit, 9, av. de Montchoisi (Zugang Quai Jurigoz), Lausanne, 021 601 41 70, www.circuit.li
i Alessandro Mendini, «Lupa», 2009, Siebdruck
auf Papier, 52x65 cm, Auflage von 40 Exemplaren,
Preis: 350 Fr.
f Karen Kilimnik, «Paintings», 2001, und «Surf &
Turf, Belgian Cats on the Northern Coast of
Belgium», 1996, Auflage von 80 Exemplaren
inklusive eines signierten und nummerierten
Buchs, Preis: 2500 Fr.
PATRICK FREY EDITION, ZÜRICH
, Der international bekannte Patrick Frey gilt
als einer der ausgewiesensten und besten
Buchverleger der Schweiz. Sein Katalog enthält
seltene Schriften und Gegenwartsliteratur
sowie Kunstbücher von avantgardistischen
Kreativen. Er arbeitet vor allem mit Peter
Fischli & David Weiss, Andreas Dobler und Eric
Bachmann zusammen. Bekannt ist er auch für
die hochstehende Produktion von Editionen.
, «Paintings» 2001 und «Surf & Turf, Belgian
Cats on the Northern Coast of Belgium»,
1996, von Karen Kilimnik, Edition von 80
Exemplaren. Inklusive eines signierten und
nummerierten Buchs sowie einer Edition von
40×50 cm, ebenfalls signiert und nummeriert
(Granolitho, auf Fabriano-Büttenpapier) und
von der Künstlerin übermalt, 2500 Fr. 1955 in
Philadelphia geboren, arbeitet Karen Kilimnik
als Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin. Im Besonderen faszinieren sie
Pop-Kultur, die heutigen Starlets und deren
Ikonenstatus sowie romantische Universen.
Edition Patrick Frey, Motorenstrasse 14,
8005 Zürich, 044 381 51 05,
www.editionpatrickfrey.com
48 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Stuhl «Melt» für K%, Badewanne Bisazza für Bagno,
Lampe «Press Lamps» für Lasvit, Sessel «Zabouton» für Moroso
W
enn man ihm zu seiner AuszeichAuszeich
nung als Designer des Jahres gratuliert, die ihm vom Magazin «Wallpaper»
verliehen wurde, winkt Oki Sato bescheiden ab. «Es gibt so viele hervorragende Designer», sagt er. Trotzdem ist er als Kopf
des Kollektivs Nendo eindeutig der Star des
diesjährigen Salone Internazionale del Mobile in Mailand. Dort ist das Designstudio
gleich mehrfach vertreten Es stellt Lampen und Tische für Lasvit, einen Tisch und
ein Sofa für Moroso, eine Badezimmerlinie
für Bisazza, ein Waschbecken für Flaminia, eine Lampe für Established&Sons und
vieles mehr vor. Als besonderes Highlight
zeigt der Palazzo Grassi eine Retrospektive
der zehnjährigen Tätigkeit des Kollektivs,
dessen Name auf Japanisch «Knetmasse»
bedeutet. Von der kontrollierten Zerbrechlichkeit der Produkte geht eine unbestrittene Poesie aus und hinter den einfachen,
klaren Formen verbergen sich endlose Recherchen. Wir haben Oki Sato getroffen
und mit ihm über die berühmten Aha-Momente gesprochen, die er bei der Beobachtung des Alltags erlebt.
Welches sind Ihre aktuellen Projekte?
Wir arbeiten gerade an 220 Projekten. Zu
den wichtigsten gehören Shops für die
spanische Marke Camper in Osaka, Paris
und Istanbul, die Bekleidungsabteilung
im vierten Stock des Rinascente in Mailand und eine Installation im Victoria Albert Museum in London für das Design
Festival im kommenden September. Das
ist nur möglich, weil unter meiner künst-
be ich beschloslerischen Leitung ein dreissig Personen ren ist. Darauf habe
lmässigkeiten in
starkes Team arbeitet.
sen, die Unregelmässigkeiten
ekte mit organieiner Reihe Objekte
An der diesjährigen Mailänder Möbelmesse
schen, unebenen Formen zur Gelpräsentieren Sie Ihre erste Zusammenarbeit
tung zu bringen.
mit Bisazza. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Grundidee war die Herstellung einer sehr Kann Design eine spirituelle Dimension
funktionalen Möbellinie mit viel Stauflä- haben?
che, in der die japanische Kultur und der Ich glaube ja. Innen ist der Palazzo Visconeuropäische Stil miteinander verschmel- ti, in dem unsere Ausstellung stattfindet,
zen. Hinter der extrem einfachen Struktur im Barockstil gehalten. Im 17. Jahrhundert
verbirgt sich enorm viel Recherchearbeit zu wurden die Räume als paradiesische Rückneuen Techniken. Sie kommen in vielen De- zugsorte gestaltet, um einen Ausgleich zur
tails zum Tragen. Der verwendete Kunst- schrecklichen Aussenwelt zu bieten. Man
harz zum Beispiel sorgt für ein besonderes kann sich also vorstellen, dass der Raum
Tasterlebnis. Wir hatten noch mehr Ideen und die Möbel Emotionen auslösen und
für diesen Salone, aber nicht die Zeit, sie auf die Gefühle der Bewohner wirken sollalle zu Ende zu bringen. Deshalb werden ten. Heute haben wir in gewisser Hinsicht
wir die Linie für Bisazza Bagno mit weite- ähnliche Erwartungen an das Design.
ren Produkten ergänzen.
Wie sieht Ihr Haus aus?
Ihre Ausstellung im Palazzo Grassi trägt den
(lacht). Ich lebe aus dem Koffer, denn ich
Titel «Trial and Error». Eine Hymne an die
bin ständig auf Reisen. Im Ernst: Mein ZuExperimentierfreude?
hause ist so vollgestopft mit Objekten, dass
Fehler gehören bei unserer Arbeit dazu. Sie man sich in einer Galerie wähnt. Dort kann
können sich gar nicht vorstellen, wie vie- ich mich sammeln und ein paar Tage Ruhe
le Projekte nie umgesetzt werden (lacht)! geniessen, bevor ich erneut aufbreche.
Mit neuen Materialien zu experimentieren ist ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit. Wie definieren Sie Luxus?
Wir versuchen nicht, alles von Anfang bis Luxus sind die Freuden des Alltags. Ein
Ende zu kontrollieren. Man muss nicht nur Kaffee zum Beispiel und ein gutes Brötden Handwerkern, sondern auch den Ma- chen zum Frühstück. Luxus ist auch ein
terialien Raum lassen, damit sie sich ent- normales, reines und ausgefülltes Leben zu
falten können. Design muss atmen können. führen. Ich schöpfe meine Inspiration aus
Für das Projekt Blowers für Lasvit habe ich den Beobachtungen des Alltags, dem ich
Glasbläser besucht und erstaunt festge- diese kaum wahrnehmbaren und doch mastellt, wie schwer der Prozess zu kontrollie- gischen Momente entnehme.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 49
| D E S I G N | von Francesca Serra
5. Seiner Tradition von Lederprodukten verpflichtet, lanciert
das italienische Luxuslabel Bottega Veneta das Sofa Metà.
Einzigartig, überraschend leichtfüssig der Schreibtisch mit
dem schönen Kontrast von Holz und Glas. Kompromissloser Chic. Sofa «Metà», Leder, Schreibtisch «Floating Vanity»,
www.bottegaveneta.com
BEST OF SALONE
DEL MOBILE
11
ALLE JAHRE WIEDER DESIGNMARATHON AM
SALONE DEL MOBILE DI MILANO. DIE AUSGABE
2012 VERBINDET NEUES MIT REFLEXIONEN ÜBER
RAUM UND OBJEKTE. «LUXE» HAT UNTER DER FAST
GRENZENLOSEN VIELFALT TRENDS FESTGESTELLT.
6
2
5
6. Inspiration Harlekin. Die theatralische Kollektion von Moschino für Altreforme ist ganz aus Stahl gefertigt. Tischkollektion «Colletto» ( Halskrause). www.moschino.com
7. Diesel führt die fruchtbare Zusammenarbeit mit Foscarini für
seine Leuchten weiter. Für die «Duii» standen Donald Ducks
Neffen Pate. Der Sockel erinnert an einen Entenfuss, der Diffusor an einen Oldtimer-Scheinwerfer oder einen Schutzhelm.
Tischleuchte «Duii mini» von Foscarini für Diesel,
www.dieselfoscarini.com
10
1
8. Das rot lackierte Holz und florale Muster erinnern an den Fernen Osten. «Giop» ist ein Produkt des japanischen Designers
Kenzo. Kenzo Maison, www.kenzo.com
NEUE ÄRA DES MINIMALISMUS
Ganz im Zeichen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten präsentiert sich das Design im neuen Minimalismus. Die meisten
Kreationen überzeugen mit ihren schlichte Formen und schönen Materialien und illustrieren auf scheinbar einfache Art die
Überlegungen der Designer. Sparsame Linien und perfekte Farben schaffen eine Eloquenz, die auf das ikonische Potenzial der
Objekte und Möbel schliessen lässt. Minimalismus, aber grandios.
1. Die «Rose» von Marco Parentela erinnert an das Dickicht eines Rosengartens. Für diesen Stuhl wurden mit dem Laser
geschnittene Holzstreifen manuell miteinander verknüpft.
«Rose», Domodinamica, Holz und Metallstruktur,
www.domodinamica.com
OUTDOOR FASHIONABLE
3
9
Die Unterschiede zwischen In- und Outdoor werden immer geringer. Vielleicht, weil die für den Aussenbereich kreierten Möbel
Sonne und Freizeit symbolisieren und naturgemäss strapazier- und
widerstandsfähig sind. In den meisten Fällen wird für diese Möbelskulpturen wetterfester, klassisch-zeitloser Stahl verwendet.
4
9. Mit dieser in beschränkter Auflage hergestellten und bereits
ausverkauften Kollektion erregte Marni grosses Aufsehen. Die
Stühle aus PVC wurden von kolumbianischen Ex-Häftlingen
im Rahmen des Resozialisierungsprogramms Arte del Ritratto
hergestellt. Stühle aus PVC, 100 Exemplare, vergriffen,
www.marni.com
2. Sein unverwechselbares Aussehen verdankt der «Trunk» der
Kombination von künstlichen und natürlichen Materialien.
Auf der Plexiglasstruktur ist ein Stück eines horizontal quadratisch geschnittenen Baumstamms fixiert. «Trunk» von
Mist-o, Preis auf Anfrage, www.mist-o.com
8
10. Der Lehnstuhl «Stripe-Tease» des hochtalentierten Designers
Giulio Iacchetti ist mit dem geometrisch geflochtenen, die Stahlstruktur umfangenden Baumwollstreifen ein wahrer Hingucker.
Auch in Lederausführung erhältlich. www.meritalia.com
9
3. Eine der Neuheiten des Salons, ebenso schlicht wie verblüffend. Martinelli Luce präsentiert eine Hängelampe bestehend
aus einfachen Birnen, die nicht nur leuchten, sondern auch
duften. «O!» von Studio Designlab für Martinelli Luce,
www.martinelliluce.it
11. Danese bringt den «Wired» von Gabriele Pezzini neu heraus.
Der Gestalter, inspiriert von den Meisterdesignern Charles
und Ray Eames und Harry Bertoia, hat vor zehn Jahren Möbelstücke aus gelötetem Stahlrohr lanciert. «Wired» von Danese, Metallstruktur mit abnehmbarem Filz.
www.danesemilano.it
4. Gaetano Pesce hat für Meritalia ein modulares Sofa kreiert, das
man mit Stahlbefestigungen nach Lust und Laune zusammensetzt und das der Designer «Michetta», auf Italienisch Brötchen, getauft hat. Tatsächlich liess er sich von Backwaren inspirieren, die je nach Teig und Backzeit verschiedene Formen
annehmen. www.meritalia.it
12. Von Giuseppe Bavuso gestaltet, erinnert das Bücherregel
«Shanghai» an ein Spinnennetz. Bücher werden nicht mehr
übereinander geordnet, sondern vertikal oder schräg oder wie
es gerade kommt. Gestell aus Eichenholz, Ablagen aus DuctalZiment, einem Material, das auch bei Sonnenbestrahlung farbresistent bleibt. Bücherregal «Shanghai» von Giuseppe Bavuso für Alivar, www.alivar.com
5
Versace dekorierte als einer der ersten Modeschöpfer vor zwanzig Jahren seine Räume mit griechisch und barock inspirierten
Stoffen. Weitere Couturiers – Armani, Missoni, Moschino – folgten seinem Beispiel und gestalteten Möbel und Wohntextilien, die
sie in eigenen Luxushotels zur Schau stellen. Marni hat unter dem
eigenen Label Objekte in limitierter Auflage lanciert. Nach Bottega Veneta, Jean Paul Gautier und Hermès feiert nun auch Roberto
Cavalli am Salone Premiere.
50 | Finanz und Wirtschaft LU X E
12
13
7
DR
COUTURE DESIGN
13. Hommage an den legendären «Red and Blue chair» von Gerrit
Rietvel. «Icon 03» des tschechischen Designers Jan Plechac ist
quasi das Röntgenbild des Originals, das auf Terrassen und in
Gärten bella figura macht. «Icon 03» von Jan Plechac für Ngispen, Stahl, www.ngispen.com.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 51
FOTOGRAFIN:
ASSISTENT:
POSTPRODUKTION:
MASKE:
DANK AN:
Sylvie Roche
Olivier B.
Céline B.
Emilie Lovicourt
Tag Heuer
LEBENSLUST
SEINE TIEFE STIMME, SEINE MARKANTE SCHÖNHEIT UND SEINE
BÜHNENPRÄSENZ LASSEN BASTIAN BAKER WIE EINE MODERNE
VERSION VON JAMES DEAN WIRKEN. VOM LEGENDÄREN
HOLLYWOOD-STAR HAT DER SCHWEIZER AUCH DIE SPRACHE
ÜBERNOMMEN. MIT DEM ENGLISCHSPRACHIGEN ALBUM
«TOMORROW MAY NOT BE BETTER» GELANG IHM DER GROSSE
DURCHBRUCH. UNTERSTÜTZT VON TAG HEUER FÄNGT «LUXE» MIT
DIESEM SHOOTING DIE ENERGIE DES SENKRECHTSTARTES EIN. EIN
ABSTECHER IN DAS LEBEN DES JUNGEN WUNDERKNABENS.
52 | Bilan LU X E
Bilan LU X E | 53
Bastian Bakers erster Song «Lucky» wurde in den Schweizer Radios
monatelang rauf- und runtergespielt. Nach diesem Ohrwurm brachte er
sein erstes Album heraus, für das er als bester Newcomer am Swiss Music
Award 2012 ausgezeichenet wurde. Mittlerweile tritt er sogar im Vorprogramm internationaler Musikstars auf. Im Genfer Palladium begeisterte
er das Publikum als Voract des charismatischen französischen Sängers
Julien Doré mit seinen Pop-Folk-Balladen!
Chronograph TAG Heuer
Formula 1, schwarz mit
roter Lünette, 42 mm.
54 | Bilan LU X E
Bilan LU X E | 55
Die starke Stimme des
jungen Musikers ist nichts
anderes als der Ausdruck
seiner Willenskraft. Er
widmet sich mit Haut und
Haaren der Musik. Die
vielen Konzerte, Proben
und Anlässe beschäftigen
Bastian rund um die Uhr.
Für Luxe hat er sich aber
die Zeit genommen, mit der
Kamera zu flirten und während des Grossen Preises
von Monaco zusammen mit
zwei Grid Girls zu posieren.
Dank an: Lacoste
56 | Bilan LU X E
Chronograph TAG Heuer Carrera
Calibre 1887, 41 mm, Armband aus
braunem Alligatorenleder
Bilan LU X E | 57
Im Sommer 2012 tritt
Bastian Baker an 25
Festivals auf.
Einige Termine:
f Chronograph TAG Heuer
Monaco Calibre 12, 39 mm,
blaues Zifferblatt, Armband
aus blauem «Steve McQueen»
Alligatorenleder
p Chronograph TAG Heuer Carrera
Calibre 1887, 41 mm, Armband aus
braunem Alligatorenleder
58 | Bilan LU X E
29. Juni, Montreux Jazz
Festival, Vorprogramm
von Amy Macdonald
7. Juli, Summer Sounds,
Sursee (Luzern),
Vorprogramm
von Brian Adams
13. Juli, Francofolie,
La Rochelle (Frankreich)
21. Juli, Live at Sunset,
Dolder Eisbahn, Zürich,
Vorprogramm
von James Morrison
5. August, Rock
Oz’Arènes, Avenches
Bilan LU X E | 59
SCHWEIZER MUSIK
von Konrad Koch
PRIMA MATERIA
Für HiFi-Enthusiasten ist die schwarze
Vin
Vinylplatte, am besten ein Direktsch
schnitt, die Quelle des vollendeten
Kla
Klangs. Der perfekten Musikwiede
dergabe verpflichtet hat sich der
Ak
Akustikingenieur Serge Schmidlin aus
de
der Waadtländer Genferseegemeinde
Co
Commugny. Die Plattenspieler der
RR-Evolution-Serie haben absolut
res
resonanzfreie Gehäuse und sind auf
Ers
Erschütterungen aktiv absorbierenden
So
Sockeln gelagert. Um Netzstörung
zu eliminieren, geschieht die Stromversorgung über Batterien. Der über
200 kg schwere R-Evolution Stealth
Turntable kostet um175 000 Fr.
www.audio-consulting.ch
KLANGMEISTER
«Developed, Desigend, Manufactured and Tested by Sven Boenicke
in Switzerland» ist das Gütesiegel in
der Rückwand der Lautsprecher von
Audiomanufacture in Basel. Boenicke,
der als Tonmeister auch Konzerte
aufzeichnet, konstruiert mit hohem
technischen Aufwand Lautsprecher,
die ganz nahe der originalen Tonquelle kommen. Erreicht wird dies durch
aussergewöhnliche Konstruktionen,
die ohne herkömmliche Dämmmaterialien für einen laminaren Tonfluss
sorgen. Die Preisspanne reicht je nach
Gehäuseholz vom Studiomonitor für
12 500 Fr. bis zum 125 000 Fr. teuren,
für Orpheus entwickelten
SP 3.0 Standbox.
www.boenicke-audio.ch
www.orpheuslab.com
DIE REFERENZ
Die von Manuel Huber in Egg bei Zürich konstruierten Vorverstärker und Endstufen der
Resolution Series sind der Goldstandard in der Welt der Musiker und der Toningenieure. Sie
treiben Heimanlagen renommierter Jazz- und Klassikinterpreten und beschallen Musikhallen
und Opernhäuser der Welt. Die Elektronikkomponenten für den Amplifier FM 1811 und den
Pre-Amp FM 268 werden einzeln ausgemessen und von Hand assembliert. Die 45 kg schwere
Verstärkermaschine FM 1811 leistet absolut verzerrungsfrei mehr als 4500 Watt pro Kanal, was
auch den Preis rechtfertigt von über 100 000 Fr.
www.fmacoustics.com
RÖHRENWERK
Ein einzigartiges modulares Verstärkersystem in Röhrentechnik hat
der Genfer Urs Frei entwickelt. Ein
gusse
gusseiserner Trägerrahmen nimmt
d
die einzelnen AmplificateurModulaire-Bausteine von der
Stromversorgung über den
Vorverstärker bis zu den
Mono-Endstufen auf. Vintage
nach aussen, verbirgt sich im
IInnern moderne Audio-Technik,
die ffür harmonische Wiedergabe
beso
besonders von klassischer Musik und
Gesa
Gesang sorgt. Je nach den gewählten
AMAM-Komponenten kostet das Genfer
Verstärkerpaket ab 8000 Fr.
www.swissonor.ch
| I N S E L F E R I E N | von Claus Schweitzer
geber behalten stets den Überblick und
empfehlen nicht den teuersten, sondern
den besten Wein.
Wie kommt man hin? Im Hafen von Stresa oder Baveno das Auto abstellen (Gratisparkplätze) und per Schiff zur Isola Pescatori (regelmässig Kurse von 8 bis 19 Uhr).
Ausserdem stellt das Hotel täglich von
19.30 bis 23.30 Uhr kostenlos ein hauseigenes Motorboot zur Überfahrt bereit. Für
Ausflüge auf die berühmteren, nahe beieinander liegenden Borromäischen Inseln
lohnt sich ein Taxiboot. Die unbewohnte
Isola Madre spricht mit ihrer zauberhaften englischen Gartenlandschaft, den seltenen Pflanzen und Bäumen, den Papageien
und den Pfauen vorwiegend stille Geniesser und botanisch Interessierte an. Auf der
geschäftigen Isola Bella, die eine monumentale Palastanlage mit zehnstöckigem
Terrassengarten und verwinkeltem Dörflein voller Gelati-Bars bietet, herrscht die
gleiche Hektik wie auf den Promenaden
von Rimini oder San Remo. Wie wohltuend, wenn man sich dann binnen wenigen
Bootsminuten auf die Isola Pescatori zurückziehen kann.
REIF FÜR DIE INSEL, ABER NUR ZWEI, DREI TAGE ZEIT? DA HABEN WIR
ETWAS FÜR SIE. ZWEI KLEINE, FEINE INSELHOTELS IN WEEKENDNÄHE, IN
DENEN MAN SICH WIE AUF EINEM ANDEREN KONTINENT FÜHLT.
Idylle und Romantik
G
ibt es das? Eine idyllische Insel für
ein paar ruhige Tage ganz in der
Nähe? Ohne Touristenrummel, T-ShirtLäden und Souvenirstände? Weit und
breit keine Autos? Und keine lärmenden
Reisegruppen, die übers Frühstücksbuffet herfallen wie surreale Heuschreckenschwärme mit weissen Gliedmassen und
kurzen Hosen?
Nur ein Traum? Eine Insel mit authentischem italienischem Charme und hohem
Romantikfaktor, fast aus einer anderen Zeit
und dennoch leicht vom Tessin aus zu erreichen? Das gibt es: Isola Pescatori heisst
das autofreie Eiland, 350 Meter lang, maximal 100 Meter breit und die einzige Insel im Lago Maggiore, die seit dem 14. Jahrhundert bis heute dauerhaft bewohnt ist.
Sie zählt zum Archipel der Borromäischen
Inseln, gehört jedoch nicht (wie die direkt
benachbarte Isola Bella) den reichen Bor-
62 | Finanz und Wirtschaft LU X E
romei, sondern den Bewohnern, Fischern
zumeist. Hier schlägt das wahre Herz Italiens: Wäsche spannt sich über enge Gassen,
im kleinen Hafen treffen sich gewöhnlich
ein paar der sechzig Inselbewohner zum
abendlichen Tratsch, und zwischen den
bunt ineinandergeschachtelten Häusern
mit pflanzenumrankten Balkonen fühlt
man sich in den tiefen Süden versetzt.
LOGENPLATZ IM LAGO MAGGIORE
Den Logenplatz der Isola Pescatori am
südöstlichen Inselende nimmt das Hotel
Verbano ein: Der Blick auf die nur 400 Meter entfernte Isola Bella ist betörend. Das
Hotel ist ein typischer italienischer Familienbetrieb, bei dem das Restaurant den grösseren Stellenwert geniesst als die Gästezimmer. Letztere sind jedoch durchweg
gepflegt und mit Holzböden ausgestattet,
die meisten verfügen über einen Mini-Bal-
kon oder direkten Zugang zu einer grossen Gemeinschaftsterrasse. Der Luxus
im Verbano besteht vor allem darin, beim
gleichmässigen Plätschern der Wellen am
Seeufer einzuschlafen – und morgens mit
diesem Cinemascope-Panorama von See
und Bergen aufzuwachen.
Das Restaurant verteilt sich auf diverse
Terrassen direkt am Wasser. Wenn dann
noch ein Sonnenuntergang die Szenerie in
rotes Licht taucht, verschlägt es einem glatt
die Sprache – ob Deutsch oder Italienisch.
Bei schlechtem Wetter werden die Sinne
auch im stimmungsvollen Speisesaal von
1895 gut bedient. «Pesce secondo l’umore
del lago» – Fisch je nach Laune des Sees –
verspricht die Speisekarte. Hier kommt nur
auf den Teller, was absolut frisch und mit
einer Leichtigkeit und Einfachheit zubereitet worden ist, die man selbst in Italien
schwer findet. Die liebenswürdigen Gast-
Jahren europäischer Kultur- und Baugeschichte, die sich in Kombination der intakten Naturlandschaft und der gepflegten
Gastronomie zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Sinne verdichten».
Das Klostergebäude mit eigenem Gutshof gehört nicht nur zur Geschichte, sondern auch zum Gesamterlebnis der St.
Petersinsel. Die dreizehn Zimmer in ehemaligen Mönchszellen versprühen trotz
schlicht-modernem Design einen Hauch
bewegter alter Zeiten. Es gibt weder Fernseher noch Minibar, dafür rund ums Haus
zahlreiche ruhige Plätzchen zwischen
Oleander und Eukalyptussträuchern, und
durch die Bäume leuchtet der See. Zum Badestrand sind es wenige Schritte. Es sei jedoch nicht verschwiegen, dass man die Romantik dieser Zuflucht erst gegen Abend
verspürt, wenn die Karawanen der Tagesausflügler und die Schulklassen abgezogen sind. Dann gehört die Insel den weni-
gen Gästen, die hier ein Zimmer reserviert
haben.
Ein Traum? Braucht man für Inselferien
gar nicht in die Ferne zu schweifen? «Die
schönste Freude erlebt man immer da, wo
man sie am wenigsten erwartet hat», wusste schon Goethe, auch er ein früher Gast
auf der St. Petersinsel. Und tatsächlich:
Sitzt man nach Sonnenuntergang im lauschigen Restaurantgarten zu Füssen der
hauseigenen Reben, geniesst die regionalen Fischspezialitäten und das Natura-Beef
vom Inselbauern, lauscht dem Gesang der
Vögel und der Grillen, fragt man sich, halb
ungläubig, halb verzaubert: Gibt’s das? |
fHotel Ristorante Verbano, Isola Pescatori –Stresa
www.hotelverbano.it, Tel. +39 0323 304 08,
DZ ab 180 Fr.
sKlosterhotel St. Petersinsel, Erlach am Bielersee
www.st-petersinsel.ch, Tel. 032 338 11 14,
DZ ab 203 Fr.
ROUSSEAUS REFUGIUM
Während die Gegend um die Borromäischen Inseln mit landschaftlicher Grandezza auftrumpft, umschmeichelt die Dreiseenregion ihre Besucher mit sanfter Anmut.
Von besonderer Schönheit ist die St. Petersinsel, die wie ein 4,7 Kilometer langes und
180 bis 750 Meter breites Schiff weit in den
Bielersee ragt und seit einer Seespiegelsenkung über eine sehr flache Landzunge mit
dem Festland verbunden (und damit eigentlich eine Halbinsel) ist. Das Naturreservat im Angesicht der Jurakette wird geprägt
durch Schilf, Weiden und Wälder, die den
Entdeckergeist in uns wecken und zahlreiche Tier- und Vogelarten beheimaten.
Von Erlach führt der Heidenweg in rund
einer Stunde Gehzeit, 15 Velominuten oder
25 Schiffsminuten bis ans äusserste Inselende, wo das ehemalige Kluniazenserkloster aus dem 12. Jahrhundert steht – heute
das einzige Inselhotel der Schweiz. Als der
Naturphilosoph Jean-Jacques Rousseau im
Jahr 1765 hier eintraf, blieb er gleich sechs
Wochen und verbrachte – bevor er durch
Berner Aristokraten vertrieben wurde –
nach eigenen Worten die glücklichste Zeit
seines Lebens.
Sehr viel verändert hat sich seither nicht,
weshalb das Klosterhotel St. Petersinsel als
historisches Hotel des Jahres 2010 ausgezeichnet wurde – von der Jury gelobt für
das «Erlebbarmachen von rund tausend
Finanz und Wirtschaft LU X E | 63
| G A S T R O R E S TA U R A N T S | von Knut Schwander
Traumterrassen
DIE VIELZAHL ERSTKLASSIGER RESTAURANTS, DIE VON MICHELIN
UND GAULTMILLAU GERÜHMT WERDEN, BESTÄTIGT DIE SCHWEIZ
ALS FEINSCHMECKERPARADIES. IN DER SCHÖNEN JAHRESZEIT KANN
AUCH UNTER FREIEM HIMMEL GROSSARTIG GETAFELT WERDEN.
WIR EMPFEHLEN SECHS EINZIGARTIGE ETABLISSEMENTS, WO DIE
SCHÖNHEIT DES ORTES MIT DER QUALITÄT DER SPEISEN UND DES
SERVICE ÜBEREINSTIMMT.
i NEUENBURG, HÔTEL DUPEYROU
DIE INTIMITÄT EINES
WUNDERBAREN GARTENS
Vor der stilvollen Fassade des herrschaftlichen Hauses aus dem 18.
Jahrhundert breitet sich der verwunschene Garten aus. In der Mitte
das runde Wasserbecken mit Springbrunnen, umringt von bunten
Blumenbeeten, Bäumen und knirschendem Kiesel. In diese Idylle mitten in der Stadt lädt die wunderschöne Gartenterrasse des Hôtel DuPeyrou, das für seine erstklassige Küche berühmt ist. Der australische
Chef Craig Penlington bietet eine opulente, raffinierte, originelle und
ausgewogene Küche. Gerne entführt er seine Gäste auf Weltreise,
denn er beherrscht die Kunst, exotische Produkte mit Fleisch aus der
Region und Fisch aus dem Neuenburger See zu verbinden.
+ Einmalige Umgebung mitten in der Stadt, raffinierte,
emotionelle Küche. Parking.
- Der See ist zwar nahe, aber leider unsichtbar.
Hôtel DuPeyrou, Avenue DuPeyrou 1,
032 725 11 83, www.dupeyrou.ch
64 | Finanz und Wirtschaft LU X E
s LUGANO, VILLA
CASTAGNOLA, LE RELAIS
DIE TRAUMHAFTE EXOTIK
DES SUBTROPISCHEN PARKS
Ohne Zweifel das schönste Hotel im Tessin,
modernster Komfort verbindet sich mit dem
Charme des historischen Anwesens und dem
Ambiente eines authentischen Familiensitzes.
In den beiden Hotelrestaurants, sie gehören
zu den besten des Kantons, wird nichts dem
Zufall überlassen. Das «Arte» spiegelt sich
im See, besitzt aber keine Terrasse. Die des
«Relais» überragt den wunderschönen Park,
wo Palmen und Kamelien im Schatten der
jahrhundertealten Bäume gedeihen. Der
liebenswürdige Service ist eines Luxuspalasts
würdig, die Küche wird von Gastroguides
einstimmig gelobt.
+ Üppiger Park mit jahrhundertealtem Baumbestand, Service Grand Hôtel, Parking.
- Nicht alle Tische geniessen Seeblick.
Der Lärm der Strasse ist nicht so diskret, wie
man es sich an einem solchen Ort erhofft.
Villa Castagnola, Le Relais, Viale Castagnola
31,091 973 25 55, www.villacastagnola.com
GENF, HÔTEL
BEAU-RIVAGE,
LE CHAT BOTTÉ
HÄNGENDER
GARTEN UND BLICK
AUF DEN JET D’EAU
In Paris gibt es das Ritz,
in Genf das Beau-Rivage,
den legendären Palast
mit grandiosen Suiten, wo
Kaiserin Sissi abstieg, einem
beeindruckenden Keller, wo
die einzigartige Kollektion
alter Bordeaux lagert, und
dem Restaurant (18/20
GaultMillau), wo der Chef
Dominique Gauthier seine
Gäste verzaubert. Im Sommer fühlt man
sich auf der wenig bekannten, weil sich im
ersten Stock befindenden Blumenterrasse
mit Blick auf Seebecken, Jet d’eau und
Montblanc wohl. Ein bezaubernder Ort, um
sich vom gestylten, aufmerksamen Service
mit schmackhaften, luxuriösen Köstlichkeiten
verwöhnen zu lassen.
+ Einzigartige Küche, Postkartenaussicht
- Strassenlärm
Hôtel Beau-Rivage, Le Chat Botté,
Quai du Mont Blanc 13, 022 716 69 20,
www.beau-rivage.ch
MURTEN, LE VIEUX MANOIR
LOUNGE UNTER JAHRHUNDERTEALTEN BÄUMEN
Das elegante, Anfang des 20. Jahrhunderts
im anglo-normannischem Stil erbaute
Herrenhaus geniesst eine einmalig idyllische
Lage. Wogendes Schilf, schnatternde Enten,
ein Rasen von englischer Qualität, riesige
Bäume, Vogelgezwitscher… Romantik pur
ist das Tête-à-tête auf dem Schiffssteg am
Privatstrand: Millimetergenau gestutzte
Buchsbäume schützen die etagenförmig
angelegte Terrasse, wo man bei Kerzenlicht
erstklassig speist. Seit diesem Frühling
geniesst man in der Gartenlounge unter
begrüntem Gewölbe den Apéro und kleine
Gerichte aus der fantasievollen Karte.
Bezaubernd!
+ Essen und Schlafen am Wasser. Idyllische,
traumhafte Lage.
- Überaus liebenswürdiger, zu Saisonbeginn aber noch etwas
unorganisierter Service.
Le Vieux Manoir, Restaurant Juma,
Rue de Lausanne 18, 026 678 61 61,
www.vieuxmanoir.ch
Finanz und Wirtschaft LU X E | 65
Fotos: Elias Amari
| G A S T R O R E S TA U R A N T S |
SCHAFFHAUSEN,
DIE FISCHERZUNFT
GROSSE GASTRONOMIE
AM FLUSS
Die Fischerzunft gehört zu den höchstbewerteten Restaurants der Schweiz (19/20 GaultMillau). Hier ist seit Jahrzehnten André Jaeger am
Werk, der unermüdlich und mit Passion seine
Kunst ausübt. Er hat als einer der Ersten asiatische Produkte in seine sehr persönliche Vision
von grosser Gastronomie integriert. Der Zauber
wirkt nach wie vor. In nächster Nähe zum Rhein
lockt die intime, charmante, blumengeschmückte Terrasse, wo man den entspannenden Blick
auf den Fuss geniesst. Der Ort ist ebenso
romantisch wie die Gerichte inspiriert.
+ Kein Lärm, keine Strasse, nur Fluss, Blumen
und eine unglaublich raffinierte Küche.
- Wirklich Pingelige fühlen sich von den
Spaziergängern auf dem Quai gestört.
Die Fischerzunft, Rheinquai 8, 052 632 05 05,
www.fischerzunft.ch
66 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ZÜRICH, THE DOLDER GRAND
DIE OASE ÜBER DER STADT
Das Märchenschloss mit Blick über die Stadt, den See und die Alpen ist vielleicht das luxuriöseste
Hotel der Schweiz. Verschiedene sensationell schöne Terrassen laden zur Einkehr. Hier fühlt sich die
Jeunesse dorée ebenso wohl wie Berühmtheiten auf Durchreise. Auf den Terrassen des Spa und der
Bar geniesst man einen Drink oder isst eine Kleinigkeit. Geradezu von magischer Schönheit ist die
des Garden Restaurant, einer sehr eleganten Brasserie mit Wasserbecken, in dem sich Lämpchen
spiegeln. An schönen Tagen bewundert man unter weissen Sommerschirmen durch Bougainvilleas
hindurch das grandiose Panorama. Sehr empfehlenswert! Intimer die Terrasse des The Restaurant,
einer der höchstbenoteten Tafeln der Stadt (17/20 GaultMillau), wo sich elegantes Design mit
avantgardistischer Küche verbindet.
+ Sicht, Auswahl, Ambiance und Qualität der Küche
- In der Bar und im Garden Restaurant ist der Service manchmal überfordert.
The Dolder Grand, Kurhausstrasse 65, 044 456 60 00, www.thedoldergrand.ch
MIXO LOGY
DREI EINFACHE
E REZEPTE FÜR FRUCHTIGE CO
COCKTAILS AUS
EN SPIRITUOSEN FÜR HEISSE S
HOCHWERTIGEN
SOMMERTAGE.
HENNESSY FINE DE
COGNAC - FRESH BERRY
Zutaten:
1½ cl Hennessy Fine de Cognac,
6 kleine Blätter frische Minze, 1 TL brauner
Zucker, ½ cl Himbeersaft, 4 Himbeeren,
¼ cl Limettensaft, ¼ cl Ginger Ale
Zubereitung:
Alle Zutaten bis und mit dem Limettensaft in
den Shaker geben und mit zerstossenem Eis
auffüllen. Schütteln. Ginger Ale dazugeben,
mit einem Löffel umrühren und in ein Glas
giessen. Tipp: eine ganze Himbeere im
Glas sorgt für den besonderen farblichen
Überraschungseffekt.
Bilan LU X E | 67
EBELVEDERE PURE
DE
SPRING LEMONADE
en:
Zutaten:
ure,
1½ cl Vodka Belvedere Pure,
ze,
8 frische Blätter Minze,
1½ cl Limonade,
1¼ cl frisch gepresster
Zitronensaft
Zubereitung:
Die Minze in einem Glas
zerstossen und den frisch
gepressten Zitronensaft
dazugiessen. Mit Eiswürfeln
bedecken, Limonade und
Sprudelwasser hinzufügen.
Zum Schluss den Vodka
Belvedere Pure beigeben.
Tipp: Für einen typischen
«Belvedere Touch» ein
ganzes Minze-Blatt in den
Cocktail geben.
BEL
BELVEDERE
INTENSE
UNFILTERED –
UN
ULTIMATE MARTINI
ULT
Zut
Zutaten:
1 cl Vodka Belvedere
Intense
In
Unfiltered,
¼ cl Vermouth Dry
Zubereitung:
Vodka Belvedere
Intense Unfiltered
und Vermouth Dry
in einem Shaker
mischen und das
Eis dazugeben.
Schütteln und in
einem gekühlten
Martiniglas servieren. Mit einer
Zitronenzeste oder
entsteinten grünen
Oliven garnieren.
Bilan LU X E | 69
DRESS CODE
EXZENTRISCH
von Francesca Serra
ODE
AN
DEN
SOMMER
Trussardi, Gläser mit
Spiegeleffekt,
Preis: 410 Fr.,
www.trussardi.com
Kris van Assche,
Brille aus versilbertem
Titan mit sichtbaren
Schweissnähten und
Spiegelglas,
Preis: 470 Fr.,
www.krisvanassche.com
Christian Dior, Brille
«Blacktie»,
Preis: 330 Fr.,
www.christiandior.com
KLAPPBAR
D&G Gold Edition for
Men, Preis: 1030 Fr.,
www.dolcegabbana.com
m
Ray-Ban Wayfarer
Folding, mit blauen,
grauen oder braunen
Gläsern, Preis: 250 Fr.,,
www.ray-ban.com
SONNENBRILLEN
DER CHIC LIEGT IM
DETAIL, GROSSES DANDYEHRENWORT! IM SOMMER
ZEIGEN WIR HAUT, STOFF
WIRD WENIGER UND
ACCESSOIRES ÜBERNEHMEN
DIE MACHT. UMSO WICHTIGER
WERDEN TASCHEN, BRILLEN
UND SCHUHE. HIER EINE
PERFEKTE AUSWAHL FÜR
EINEN STILVOLLEN LOOK AM
STRAND, AUF REISEN UND AN
LAUEN SOMMERABENDEN.
Sonnenbrillen sind das ultimative Alibi, um die Umgebung diskret zu beobachten.
Ein Accessoire, das den Blick verbirgt und gleichzeitig das Image, das man nach
aussen vermitteln möchte, zur Schau stellt. Nach wie vor topaktuell sind Fliegerbrillen aus den Eighties. Daneben sorgen neue freche Modelle für frischen Wind.
COOL
Louis Vuitton Audace,
Gestell blau oder
schwarz, Preis: 350 Fr.,
www.louisvuitton.com
Ray-Ban Ambermatic,
limitierte Stückzahl,
Preis: 250 Fr.,
www.ray-ban.com
www
w.ray-ban.com
Lanvin aviateur,
L
Preis: 300 Fr.,
w
www.lanvin.com
MASSIVKOMPAKT
Trussardi, erhältlich in
braun und schwarz,
Preis: 370 Fr.,
www.trussardi.com
AM Eyewear,
«Kami», Preis: 260 Fr.
www.ameyewear.com
AM Eyewear,
«Chrissy»,
Preis: 280 Fr.,
www.ameyewear.com
70 | Bilan LU X E
| D R E S S CO D E |
KLASSISCHSCHLICHT
ANTIKONFORMISTISCH:
Hugo Boss, Schuhe
«Tammio» mit weissem
Streifen und grauer
Spitze, Preis: 320 Fr.,
www.hugoboss.com
Roberto Cavalli,
Pantoffel,
Preis: 2000 Fr.,
www.robertocavalli.com
Lanvin, Richelieus,
Form «Evolution»,
aus Lackleder mit
Lochmuster,
Preis auf Anfrage,
www.lanvin.com
Canali, Reisetasche
aus Leder mit Griffen
und Details aus
Krokoleder,
Preis: 5900 Fr.,
www.canali.it
Giorgio Armani,
Preis: 1300 Fr.,
www.armani.com
Bally, «Helvetic
Himbo»,
Preis: 1500 Fr.,
www.bally.com
KON
KONSTRASTREIC
REICH:
LÄSSIG
Churc Schuhe
Church’s,
«Downton»,
«Dow
Preis: 410 Fr.,
www.church-footwear.com
www.ch
m
Santoni, «Roma 04532»,
Santo
Derby aus Leder
Vintage-Effekt,
mit Vi
Preis: 700 Fr.,
www.santonishoes.com
www.s
Bally, ««Scribe Arien»,
Preis: 730 Fr.,
www.bally.com
www.b
Bottega Veneta,
mehfarbige Tasche
aus Hirschleder,
Preis: 4510 Fr.,
www.bottegaveneta.com
Bottega Venteta, Ledertasche mit Lochmuster,
Preis: 2600 Fr.,
www.bottegaveneta.com
Roberto Cavalli,
Preis: 1400 Fr.,
www.robertocavalli.com
SCHUHE
TASCHEN
Eine unfehlbare Auswahl, passend zu jeder Garderobe. Grau lässt sich perfekt mit
allen Farben kombinieren. Die praktischen, zeitlosen Mokassins kommen in neuen
Materialien daher und werden mit Details aufgepeppt.
In den geräumigen, vielseitigen Taschen kann der moderne Mann alle seine unverzichtbaren Accessoires verstauen, damit er unterwegs auch bestimmt immer alles
griffbereit hat. Egal ob weiche oder strenge, klassische oder nostalgische
che Formen
aus einer anderen Zeit, die Taschen sind ideale Begleiter für den ganzen
nzen Tag.
SPORTLICH
Louis Vuitton Cap,
Schultertasche Keepall
55, waterproof,
Preis: 2470 Fr.,
www.louisvuitton.com
Kris van Assche,
Rucksack mit roten
Schulterriemen,
Preis: 200 Fr.,
www.krisvanassche.com
FÜR JEDE
GELEGENHEIT
Bottega Veneta, Schuhe
aus Leder und Tweed,
Preis: 600 Fr.,
www.bottegaveneta.com
Canali, graue Mokassins
aus Ziegenleder,
Preis: 500 Fr.,
www.canali.it
Tod’s, Sneaker
«No Code», mit weissem
Wachs behandelt,
Preis: 460 Fr.,
www.tods.com
72 | Bilan LU X E
VINTAGE
MOCASSINS,
TOUJOURS
ET ENCORE
Tod Schuhe aus
Tod’s,
glänzendem Material,
glän
«Gommino»,
«Go
Preis: 390 Fr.,
Pre
www.tods.com
www
Gucci, «Cruise»,
Guc
Preis: 430 Fr.,
Pre
www.gucci.com
www
Harry’s of London,
Har
blau-braune Mokassins,
blau
Preis: 410 Fr.,
Pre
www.harrysoflondon.com
www
Trussardi, Trolley mit Räädern und ausziehbarem
Griff, Preis: 2500 Fr.,
www.trussardi.com
Swaine Adeney Brigg,
Weekender «Oxford»,
braun, Preis: 1900 Fr.,
www.swaineadeney.co.ukk
| U H R E N | von Fabrice Eschmann und Michel Jeannot
ULYSSE NARDIN — GENGIS KHAN
725 000 FRANKEN
Die teuersten
Uhren der Welt
IN DER SCHWEIZ – DEM UHRENLAND PAR EXCELLENCE – WERDEN
DIE TEUERSTEN ZEITMESSER DER WELT HERGESTELLT. «LUXE»
HAT ZEHN DER KOSTSPIELIGSTEN MECHANISCHEN UHREN AUS
DEN STANDARDKOLLEKTIONEN DER MARKEN AUSGEWÄHLT.
EDELSTEINBESETZTE MODELLE WURDEN NICHT BERÜCKSICHTIGT.
D
HUBLOT — BIG BANG
$ 5 MILLIONS
DER NAME IST PROGRAMM
Die teuerste der dieses Jahr präsentierten
Uhren ist rundum mit Diamanten gefasst und
deshalb nicht in unserer Auswahl enthalten.
Anders als bei der traditionellen Vorgehensweise
hat Hublot für die Big Bang $ 5 Million zuerst
die Zeichnung angefertigt und erst dann
die passendsten Steine ausgewählt. Ein Jahr
nahm die Suche nach den grössten Steinen in
Anspruch. Sie wurden einzeln geschliffen, bis
sie makellos passten. Einige wurden von einem
Diamantschleifmeister aus New York mit über
40 Jahren Erfahrung bearbeitet, damit sie alle
dieselben «Schliffmerkmale» aufweisen. Insgesamt 14 Monate dauerte die Herstellung dieses
aussergewöhnlichen Einzelexemplars aus 1282
Diamanten, über 100 Karat Baguette-Diamanten und 6 Quadrat Smaragdschliff-Diamanten
mit über 3 Karat pro Diamant. Angesichts dieser
Anhäufung von Edelsteinen sind die mechanischen Merkmale der Uhr eigentlich zweitrangig.
76 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ie Vorzeigeindustrie und drittgrösste
Exportbranche der Schweiz geniesst
dank der Vorzüglichkeit ihrer Produkte
weltweit hohes Ansehen. Gemessen an
der Stückzahl stellt die Schweizer Produktion nur gerade 2 Prozent des internationalen Marktes, wertmässig sind es hingegen 53 Prozent. 2011 hat die Schweiz
für 19,3 Milliarden Fr. Uhrenprodukte
ausgeführt. Mit anderen Worten: 95% der
über 1000 Fr. teuren Uhren sind «made
in Switzerland». Da diese Zahlen aber
auf den Werkpreisen beruhen und die oft
sehr hohen Margen nicht einberechnet
sind, kann davon ausgegangen werden,
dass der Realwert dieses Marktes deutlich höher liegt.
Kein Wunder also, stammen die teuersten Zeitmesser aus der Schweiz! Doch
wonach richtet sich der Preis dieser technischen Meisterwerke eigentlich? Regel
gibt es dafür keine, dafür sind die Uhren
viel zu komplex und die Kriterien zu subjektiv. Unter Kennern gilt die Devise, dass
der wirkliche Wert einer Uhr nicht dem
Preis im Schaufenster entspricht, sondern
dem Betrag, für den man sie wiederverkaufen kann. So gesehen sind die teuersten Uhren beim Einkauf nicht unbedingt
auch die wertvollsten.
Abgesehen vom preislichen Aspekt erfordern die Entwicklung und die Fertigung
eines hochwertigen mechanischen Werks
ein solches Mass an Fähigkeiten, Zeit und
Mitteln, dass nur wenige Uhrenmarken
dazu in der Lage sind. Meist können sich
die Manufakturen auf altüberliefertes
Fachwissen stützen, das sie mit hochspezialisierten Technologien verknüpfen.
Nach dem Ausfräsen werden die Teile
mit einer Schleifscheibe aus Birnenholz
poliert, mit dem Laser bearbeitet und
von Hand graviert. Jeder Neuheit geht
jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit voraus und oft werden dazu
zahlreiche Patente angemeldet. Obwohl
man die Uhrmacherei nicht unbedingt
mit Fortschritt gleichsetzt – schliesslich
geben Uhren die Zeit seit Jahrhunderten
auf die gleiche Weise an – ist sie in Wirklichkeit eine Mischung aus Kunst und
Wissenschaft, deren Dynamik und Erfindungsgeist noch für viele Überraschungen sorgen wird.
Die hier vorgestellten Uhren stehen alle
im Standardkatalog der Manufakturen.
Einzelmodelle und edelsteinbesetzte Versionen wurden nicht berücksichtigt. Man
könnte sie als klassische Zeitmesser im
Luxussegment bezeichnen, die oft nummeriert und immer auf wenige Exemplare limitiert sind. Der Rundgang durch die
oberen Sphären der Schweizer Uhrmacherei macht vergessen, dass es eine Zeit
gab, in der einzig das Gewicht des Goldgehäuses den Preis der Uhr bestimmte.
Die Genghis Khan vereint vollendete Juwelierarbeit mit hoher Uhrmacherkunst. Auf das Zifferblatt aus Goldfluss wurden im Fusionsverfahren
Metallkristalle aufgesetzt – eine hochkomplexe Technik, die nur noch von einer
Handvoll Handwerker beherrscht wird. Auf dem Zifferblatt sind von Hand vier
Jacquemarts in Weissgold graviert. Sie stellen den Eroberer Dschingis Khan,
der im 12. Jahrhundert das mongolische Reich gründete, mit seinen Kriegern
dar und bewegen sich zum Westminster-Glockenspiel. Auf Wunsch werden
die Stunden nicht nur mit zwei, sondern mit vier verschiedenen Klängen
angegeben. Das Minutentourbillon ist durch eine Öffnung im Zifferblatt bei 6
Uhr sichtbar. Limitierte Serie von 30 Exemplaren.
F. P. JOURNE — SONNERIE SOUVERAINE GRANDE SONNERIE
702 000 FRANKEN
Sechs Jahre Arbeit und zehn Patente nahm die Entwicklung dieses Zeitmessers in Anspruch. Die Schwierigkeit bestand darin, die zwangsläufig begrenzte
Energie einerseits für die korrekte Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige
und andererseits für eine reibungslose Funktion der Schlagwerke einzusetzen,
denn die Uhr verfügt sowohl über ein grosses Schlagwerk als auch über ein
kleines Schlagwerk und eine Minutenrepetition. Das erste gibt automatisch
jede Stunde und Viertelstunde an, das zweite nur die Viertelstunden, ohne
Wiederholung der Stunde. Auf Wunsch lässt sich zudem die Minutenrepetition für eine minutengenaue Klanganzeige einschalten. Angetrieben wird der
Mechanismus von einem einzigen Federhäuschen.
JAEGER-LECOULTRE
HYBRIS MECHANICA À GRANDE SONNERIE
1 383 000 FRANKEN
Dieser Zeitmesser gehört zur Uhrentrilogie Hybris Mechanica 55 mit insgesamt
55 herausragenden mechanischen Komplikationen. Fast die Hälfte (26) entfallen
auf das jüngste Modell, die Hybris Mechanica à Grande Sonnerie. Drei davon
sind besonders hervorzuheben: das grosse Schlagwerk, das nicht nur die Stunden
und Viertelstunden akustisch angibt, sondern auf Wunsch auch die Viertelstunden und Minuten wiederholt, der ewige Kalender, der das Datum mithilfe
eines retrograden Zeigers und den Wochentag und den Monat in kleinen Fenstern anzeigt und darüber hinaus den Schaltjahrzyklus mit einem Zeiger markiert,
und das fliegende Tourbillon, das nur an der Unterseite befestigt ist. Über 1300
Einzelteile und 13 Patente waren für die Herstellung dieses Meisterswerks nötig.
VACHERON CONSTANTIN
PATRIMONY TRADITIONNELLE CALIBRE 2755
720 500 FRANKEN
Klassische Haute Horlogerie in Reinkultur: Die Patrimony Traditionnelle Calibre 2755 vereinigt drei der schwierigsten Uhrenkomplikationen: ein Tourbillon,
einen ewigen Kalender und eine Minutenrepetition. Der ewige Kalender ist
ein komplizierter Mechanismus, der den Tag, den Monat und das Jahr unter
Berücksichtigung der Monatslängen und der Schaltjahre anzeigt. Bei der
Minutenrepetition handelt es sich um ein Schlagwerk, das die Zeit akustisch
angibt. Das Präzisionswerk besteht aus 602 Einzelteilen, die in einem Gehäuse
aus Platin – dem wertvollsten Edelmetall der hohen Uhrmacherkunst – zusammengefügt sind und trägt die prestigereiche Genfer Punze.
Bilan LU X E | 77
| H O R LO G E R I E |
GREUBEL FORSEY
QUADRUPLE TOURBILLON SECRET,
EN PLATINE
FRANCK MULLER
AETERNITAS MEGA 4
AUDEMARS PIGUET
ROYAL OAK GRANDE COMPLICATION
PARMIGIANI FLEURIER
TORIC MINUTE REPEATER CAPITOLE
PATEK PHILIPPE
SKY MOON TOURBILLLON RÉF. 5002
RICHARD MILLE
RM 056 FELIPE MASSA SAPHIR
777 600 FRANKEN
2 580 000 FRANKEN
963 800 FRANKEN
680 000 FRANKEN
1 164 300 FRANKEN
1 598 500 FRANKEN
Technische Komplexität in ihrer extremsten Form:
Greubel Forsey hat das Tourbillon zu seiner
Spezialität gemacht und gleich vier davon in diese
Uhr gepackt. Sie sind paarweise angeordnet und
über unabhängige Regelorgane direkt mit einem
sphärischen Differenzial verbunden. Dadurch sorgen sie für maximale Ganggenauigkeit. Technisch
besteht das Uhrwerk aus 519 Einzelteilen, davon
entfallen 261 auf die Tourbillon-Käfige. Zwei
Federhäuschen sorgen für den Antrieb. Auch die
Ausarbeitung ist ein Beispiel an Virtuosität: Die
Platinen und die Brücken sind angliert und bestehen aus gekörntem und geperltem Neusilber
mit Nickel-Palladium-Beschichtung. Limitierte
Ausgabe aus zwei Serien mit je 8 Stück, aus
Rotgold oder Platin.
Die bei weitem teuerste Uhr unserer Auswahl.
Ihre Besonderheit liegt in der Vielzahl Komplikationen, die sich in dem edlen Gehäuse verbergen.
Dazu gehören unter anderem ein fliegendes
Tourbillon, ein grosses und kleines Schlagwerk,
eine Minutenrepetition mit WestminsterGlockenspiel, ein Schleppzeiger-Chronograph,
eine Mondphasen-Anzeige, eine Zeitgleichung,
zwei zusätzliche Zeitzonen und ein ewiger
Kalender mit retrogader Datumsanzeige bei 12
Uhr, Wochentag-, Monats- und Tag-/Nachtanzeige, Schaltjahrzyklus und Jahresanzeige. Dieser
Mechanismus ist im Gegensatz zum traditionellen
ewigen Kalender dank zwei zusätzlicher Räderwerke in der Lage, 1000 Jahre anzugeben.
Das Modell gibt Minuten und Sekundenbruchteile präzise wieder und verfügt zudem über eine
Minutenrepetition, einen Schleppzeiger-Chronographen mit Minutenzähler sowie einen ewigen
Kalender, der Tag, Datum, Woche, Mondphasen,
Monat und Schaltjahre anzeigt. Bemerkenswert ist
auch die Skelettierung. Bei dieser Technik aus den
Anfängen der Uhrenherstellung wird der Uhr ein
filigranes Aussehen verliehen, indem möglichst
viel Material von der Platine, dem Unruhkloben,
der Federhausbrücke und von anderen Teilen
ausgesägt wird. Zurück bleibt ein metallenes
Gestell, das Schrauben, Federn und Rubinen
gerade noch genügend Halt gibt. Oft werden
die skelettierten Werke mit feinen Gravierungen
und Ziselierungen versehen. Die komplizierte
Kunst erfordert viel Fertigkeit und Know-how.
Je mehr Komplikationen eine Uhr hat, desto
schwieriger ist das Skelettieren als Ausdruck
höchster Uhrmacherkunst.
Vorbild für diesen Zeitmesser aus Weissgold und
insbesondere für sein Werk war die Taschenuhr
von Perrin Frères (Neuchâtel) aus dem frühen
19. Jahrhundert, die heute der Sandoz-Stiftung
gehört. Sein PF 321 Kaliber besticht durch eine
Minutenrepetition mit Kathedralen-Tonfedern
und einem Zusatzmodul für die Zeitanzeige
nach Sektor. In der halbmondförmigen Öffnung
wird die Zeit mit 60 Minuten im 5-MinutenAbstand angezeigt. Die vollen Stunden (1 bis 12)
werden mit einer arabischen Ziffer angegeben,
die dem Zeitverlauf folgt. Besonders bemerkenswert aber ist das Innenleben: Eine aufwändige
Dekoration wetteifert mit dem KathedralenSchlagwerk aus gebläutem Stahl in Form einer
gewundenen Schlange in Anlehnung an das
Originalmodell. Die äusserst schwierig herzustellenden Tonfedern erzeugen einen wunderbar
kristallklaren, vollen Klang.
Die komplizierteste Armbanduhr, die je hergestellt wurde (hier in einer Platinversion). Ziel der
Manufaktur war es, ein Maximum an Komplikationen auf kleinstem Raum unterzubringen.
Besonderes Highlight ist neben dem ewigen
Kalender mit retrogradem Datum, einer Minutenrepetition, einem Tourbillon und der Sternenzeit
in einem 24-Stunden-Umlauf die Darstellung
der Himmelsscheibe mit Sternenbewegungen
und Winkelbewegungen des Mondes mit seinen
zu- und abnehmenden Phasen. Das Uhrwerk mit
Handaufzug besteht aus 686 handgefertigten Einzelteilen. Alle Stahlkomponenten des
Uhrwerks sind angliert und poliert, die Zähne der
Stahlräder wurden mit einer Hartholz-Schleifscheibe einzeln poliert. Aufgrund ihrer extremen
Komplexität und der zeitaufwendigen Fertigungsund Montageschritte werden jedes Jahr nur zwei
Sky Moon Tourbillon produziert.
Noch nie wurde das Gehäuse eine so komplizierte Uhrenform komplett aus Saphirglas gefertigt.
Die RM 056 ist eine technische Meisterleistung,
denn sowohl die Lünette als auch die Schale
und der Boden wurden aus Saphirblöcken
geschnitten und gefräst und ganz ohne externe
Struktur zusammengefügt. Ein einziges Gehäuse
erfordert 1000 Stunden Feinarbeit, davon 430
fürs Schleifen und 350 Stunden fürs Polieren.
Das transparente Gehäuse gibt den Blick auf
den neuen Kaliber RMCC1 frei – ein Handaufzugswerk mit Tourbillon, Stunden, Minuten,
Schleppzeiger-Chronograph, Gangreserve- und
Drehmomentanzeige und Funktionsselektor.
Limitierte Serie von 5 Exemplaren.
74 | Bilan LU X E
| TA U C H E R U H R E N | von Michel Jeannot
«TITANIC»-REGISSEUR JAMES CAMERON IST DER ERSTE MENSCH, DEM
EM
ABEN
DER SOLO-TAUCHGANG BIS 10 898 METER TIEFE IM MARIANENGRABEN
GELUNGEN IST. FÜR ROLEX TESTETE ER DEN EXPERIMENTELLEN
PROTOTYP DER TAUCHERUHR DEEPSEA CHALLENGE, DER FÜR DIE
TIEFSTEN GEWÄSSER DER OZEANE KONZIPIERT WURDE.
Tiefenrekord
«W
enn man Ihnen ein solches Projekt vorschlägt, begreifen Sie sofort, dass dies nur ein Mal im Leben geschieht.» Zwar ist sich Jacques Baur,
Direktor für Forschung bei Rolex, Herausforderungen gewohnt. Dennoch,
das Adrenalin stieg, als die Entwickler
und Forscher bei Rolex von diesem Projekt erfuhren, denn sie hatten genau vier
Wochen und zwei Tage Zeit, die Uhr zu
produzieren und auf die Reise von Genf
auf die Guam-Insel zu schicken, wo sich
James Camerons Basislager befand. Für
die Rolex-Leute bedeute dies nicht nur
eine sehr kurzfristige Entscheidung, vor
allem ging es darum, sicherzustellen, dass
genügend interne Ressourcen verfügbar
waren. 24 Stunden nach der Anfrage erteilte das Unternehmen grünes Licht.
Rolex hat alle grossen Etappen der
Tauchgeschichte mitgeprägt. Die erste
wasserdichte Armbanduhr entstand 1926
und basierte auf der Kombination der drei
verschraubten Elemente Gehäuseboden,
Lünette und Aufzugskrone, einem Kon-
80 | Bilan LU X E
zept, das später praktisch von allen Marken übernommen wurde und bis heute
Gültigkeit hat. 1953 wurde die Perpetual
Submariner, damals wasserdicht bis 100
Meter (heute 300 Meter), lanciert, die zur
Ikone der Taucheruhren werden sollte.
1960 baute Rolex die Experimentaluhr
Deep Sea Special, die, an der Aussenwand
des vom Schweizer Ingenieur Jacques
Piccard entwickelten Tiefseetauchboots
«Triest» angebracht, in den 10 916 Meter tiefen Marianengraben vordrang. 1967
wurde die Sea-Dweller eingeführt, die in
einer ersten Phase dem Druck in 610 Metern Tiefe, ab 1978 in 1220 Metern standhalten konnte.
WASSERDICHT UND DRUCKFEST
2008 schliesslich gelang dem Genfer
Uhrenunternehmen ein echter Exploit
mit der Lancierung der Rolex Deepsea,
einer neuen Taucheruhrgeneration, die
den Druckverhältnissen in einer Tiefe von
3900 Metern widerstehen konnte. Dieser
Fortschritt wurde möglich dank des von-
Die Oyster Perpetual
Rolex Deepsea Challenge ist wasserdicht
bis 12 000 m Tiefe.
Rolex entwickelten
und patentierten
extrem resistenten
Ringlock-Konzepts.
Im
Gegensatz
zur landläufigen Meinung ist die Wasserdichtigkeit an einem Gehäusetyp wie
dem der Oyster kein wirkliches Problem.
Denn je tiefer eine Uhr eintaucht, desto
stärker nimmt der Druck auf das Gehäuse
und die Dichtungen zu und erhöht so die
Wasserdichtheit. Das erklärt auch, warum Spritzwasser beim Händewaschen
oder Geschirrspülen die grössere Herausforderung an die Wasserdichtigkeit stellt.
Das eigentliche Problem für Taucheruhren ist jedoch der Druck, der auf den Zeitmesser selbst ausgeübt wird. Im Fall der
Deepsea Challenge entsprach er einem
Lastwagen, der auf die winzige Fläche des
Zeitmessers presste.
Es leuchtet auch ein, dass es verhältnismässig einfach ist, ein grosses, wenig
attraktives Gehäuse mit einem Werk zu
produzieren, das hohem Druck widerFinanz und Wirtschaft LU X E | 81
| S O C I A L N E T WO R K S | von Francesca Serra
| TA U C H E R U H R E N |
steht. Etwas ganz anderes ist es, eine Uhr
zu konzipieren, die nicht nur extrem resistent und robust ist, sondern sich auch
verkaufen lässt.
Dies ist denn auch der wichtigste
Punkt, in dem sich die Rolex Deep Sea
Special aus dem Jahr 1960 von der Rolex
Deepsea Challenge 2012 unterscheidet.
Während Erstere ein schönes technisches Objekt ist, ist Letztere zudem eine
schöne Uhr. Rolex mobilisierte achtzig Personen für dieses Projekt. «Jedem
Teilnehmer war klar», erzählt Arnaud
Boetsch, Direktor Kommunikation von
Rolex, «dass er an einem Projekt von
historischer Bedeutung mitarbeitete.»
Nachdem die personellen Verantwortungen definiert waren, ging es an die
Lösung der technischen Details. Wobei selbstverständlich die Ingenieure
nicht bei null beginnen mussten, denn
sie konnten auf dem extrem druckresistenten Ringlock-Konzept aufbauen, das
2008 für die Rolex Deepsea (wasser-
dicht bis 3900 Meter) entwickelt worden war. Für dieses Systems hatte Rolex
den Überdruckbehälter Mariannes konstruiert, der die Widerstandsfähigkeit
der Uhren bis 15 000 Meter Tiefe testet.
Bereits während der Konzeption des
Ringlock-Systems für die Rolex Deepsea stand fest, dass diese Gehäusearchitektur sich für extreme Tiefen eignen
würde. So konnten die Konstrukteure schon nach den ersten Studien fèr
den Bau der Rolex Deepsea Challenge voraussagen, dass für die garantierte Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit bei 12 000 Metern das Gehäuse
einen Durchmesser von 50 bis 55 mm
haben musste. Der Durchmesser beträgt
nun 51,4 mm.
DIE
BESTE
ALLER
WELTEN
EIN ZUVERLÄSSIGER BEGLEITER
Eine der grossen Unbekannten war
das Saphirglas. Weltweit sind nur wenige Unternehmen in der Lage, das leicht
gewölbte, 14,3 mm dicke Glas aus hochreinem Aluminiumoxid zu produzieren. Die geringste Verunreinigung oder
ein mikroskopisch kleiner Riss könnten
unter den enormen Druckverhältnissen
die Uhr implodieren lassen. Deshalb testeten die Ingenieure als Erstes das Saphirglas im Überdruckbehälter. Die ersten Resultate sorgten für Erleichterung.
Die Materialproben des bestehenden
Zulieferers von Saphirgläsern hatten den
Test bestanden. Die nächste Schwierigkeit bestand darin, die Bestandteile einer ungewöhnlich grossen Uhr, von der
nur wenige Prototypen hergestellt werden, zu fabrizieren. Die ganze Uhr, mit
Ausnahme des serienmässig hergestellten Werks (Rolex Kaliber 3135), ist eine
Einzelanfertigung. Das Ausmass des
Projekts verdeutlicht die Tatsache, dass
mehr Werkzeugen entwickelt und hergestellt werden mussten, als die Uhr Bestandteile hat. Notabene in Rekordzeit.
Die Rolex Deepsea Challenge (garantiert wasserdicht bis 12 000 Meter, aber
getestet bis 15 000 Meter) ist eine Experimentaluhr, die nicht verkauft wird.
Sie gilt als Vorbild für die kommerzialisierte Rolex Deepsea, die bis 3900 Meter wasserdicht ist. Der Prototyp hat
die Qualität des Ringlock-Systems einmal mehr klar bewiesen. Für James Cameron war die Uhr «ein perfekt zuverlässiger Begleiter während des ganzen
Tauchgangs». Last but not least war die
Rolex bei einer Begegnung mit der Geschichte dabei. |
82 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ERIK WACHTMEISTER, VISIONÄR UND ERFINDER DER 2004
GEGRÜNDETEN ASMALLWORLD, LANCIERT MIT EHEFRAU LOUISE BEST
OF ALL WORLDS. DANK EINEM MATCHING-SYSTEM ENTSPRICHT DAS
NEUE NETZ PERFEKT DEN BEDÜRFNISSEN DES BENUTZERS.
E
s gibt täglich neue soziale Netzwerke. Facebook ist mit seinen Milliarden Freunden unschlagbar, dennoch
zeichnet sich eine Konkurrenz am Horizont ab. Die Aufmerksamkeit, die kürzlich Pinterest und Instagram geweckt
haben, illustriert den Erfolg dieser «persönlichen Suchmaschinen», die kreativ
und schlicht aufgemacht, die schnelle
Nutzung erlauben.
TREFFPUNKT DER REICHEN
Es ist eine Tatsache: Je bevölkerter die
Netze, desto attraktiver sind Nischenplattformen. Es gibt spezialisierte Sites
für vermögende Menschen, die massgeschneiderte Services anbieten. Zu diesen
Vorreitern gehören ASmallWorld oder
Family Bhive, 2009 von einem Anwalt der
Londoner City gegründet. Benutzer dieser Site haben nicht das Ziel, Fotos hochzuladen oder alte Schulkameraden ausfindig zu machen, sondern sie möchten
Investitionsideen austauschen oder sich
über mondäne Anlässe kundig machen.
Es ist die Plattfom, Partner für ein neues Joint Venture zu suchen oder Tipps
für Reisen der anderen Art zu erhalten.
Wobei der Schutz der Privatsphäre garantiert ist. Die Mitglieder bleiben anonym und werden je nach Stand ihres
Vermögens in Gruppen eingeteilt: «Amber» für Vermögen von 5 bis 20 Mio. £,
«Jade» 20 bis 100 Mio. £ und «Jet» für
solche, die mehr als 100 Mio. £ auf dem
Konto haben.
Bei ASmallWorld hingegen sind nicht
der Bankauszug, sondern die richtigen
Paten massgebend. Die Plattform hat
sich als Social Network der Stars einen
Namen gemacht. Die Formel basiert auf
einem Einladungssystem, das Netzwerk
funktioniert wie ein Privatclub, dem Regisseure, Schauspieler und Adel angehören – The Happy Few. Der Autor dieser
Success-Story heisst Erik Wachtmeis-
ter, Sohn des schwedischen Botschafters
in den USA und ehemaliger Banker, seit
jeher ein Natural Born Networker, und
dies schon lange vor Facebook. Trotz
des Riesenerfolgs von ASmallWorld war
Wachtmeister 2008 unzufrieden und begann über ein neues, noch raffinierteres
System nachzudenken. «Ich wusste, dass
es zwischen dem kühlen Interface von
LinkedIn und dem jugendlichen UniGeist von Facebook eine Nische gab.»
Jetzt lanciert er zusammen mit Gemahlin Louise die neue Plattform Best
of All Worlds, die in der Lage ist, das soziale und professionelle Profil der Mitglieder, deren Interessen, Wünsche und
Stimmungen zu erfassen. Dank der Kombination dieser Kategorien und der Filter können Informationen angeboten
werden, die dem effektiven Bedürfnis
der Benutzer entsprechen. Die Anwendung ist einfach und ohne die für Facebook typische Aufgliederung. «Facebook
hat vor einem Jahr Gruppen kreiert. Es
gibt Gruppen für alles und jedes, wobei
es keinen Sinn macht, Hunderte von Millionen Gruppen zu haben. Denn das eigentliche Ziel ist es, zu einer Gruppe zu
gehören, um noch mehr Wissen über ein
bereits bekanntes Thema zu erhalten.»
PROFILE ABGLEICHEN
Die definierten Gruppen sind global:
«Kunstpassionierte», «junge Mutter»,
«Polospieler», um nur einige Beispiele zu
nennen. Natürlich kann man auch gleichzeitig «junge Mutter», «Unternehmer»
und «Tennisspieler» sein. In der Kategorie
«modes», «party mode» oder «professional
mode» informiert man über die temporäre
Stimmung. Wer «family mode» angibt, will
wissen lassen, dass er oder sie die Zeit mit
der Familie oder mit Menschen verbringen möchte, die ebenfalls Kinder haben.
Im Weiteren können auch Guides abgerufen werden (beste Hotels, Boutiquen, Restaurants), die ihrerseits wieder über Filter
nach besonderen Kriterien durchforstet
werden können. Das Restaurant für den
Businesslunch eignet sich ja nicht unbedingt fürs romantische Dinner.
Dieses Abgleichsystem verknüpft nützliche Informationen und gute Quellen.
Schliesslich sind es Anwender und Nutzung, die ein soziales Netzwerk ausmachen
und dessen Erfolg garantieren. Best of All
Worlds sichert diese Qualität über die selektive Mitgliederauswahl und ausgewählte Botschafter in verschiedenen Städten. |
www.bestofallworlds.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 83
| H O C H S E E S EG L E R | von Vincent Gillioz
Törn über die Weltmeere
SEIT DREI JAHREN KONSTRUIERT SWISS CATAMARAN HOCHSEEBOOTE.
GEFERTIGT UND KOMPLETT AUSGERÜSTET NACH HÖCHSTEN
BOOTSBAUSTANDARDS, SIND DIE DOPPELRUMPF-JACHTEN BEREIT
FÜR DAS LUXURIÖSE GLEITEN ÜBER DIE OZEANE.
W
er hat nicht schon davon geträumt,
alles hinter sich zu lassen und die
Weltmeere zu befahren. Karriere, Familie, Geld oder ganz einfach das seemännische Können sind meist der Grund,
weshalb solche Wünsche unerfüllt bleiben. Jürg Von Ins, Patron von Swiss Catamaran, gehört zu denen, die den Schritt
gewagt haben.
Der selbständige Vermögensverwalter
im Dienste wohlhabender Klienten hatte eines Tages genug von seinem Beruf
und beschloss vor über zehn Jahren mitten in seiner Karriere eine Kehrtwende zu
machen. «Bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag habe ich nur gearbeitet. In den
Ferien auf den Seychellen bewunderte ich
die Kreuzfahrtkatamarane, und ich sagte
mir, dass ich mir Zeit gönnen sollte, um zu
segeln.»
Diese guten Vorsätze sollten sich nicht
ganz erfüllen, denn der Hochseefahrer
in spe ist heute Chef eines KMU, das sich
auf den Bau von Luxussegelbooten spezialisiert hat. Dank seiner Berufserfahrung
ist es ihm möglich, die Wünsche einer
Kundschaft zu verstehen, die, wie er, ein
leistungsfähiges und sofort einsatzfähi-
ges Produkt wünscht. Hochseesegler sind
nicht mehr Seebären, Männer mit Bart und
zerfurchtem Gesicht, Jünger von Weltumseglern wie Damien Janichon oder Francis
Chichester. Es sind in den meisten Fällen
erfolgreiche Manager, die sich den Luxus leisten können, mehrere Wochen mit
Freunden oder Familie auf See zu kreuzen.
RADIKALE LEBENSÄNDERUNG
Jürg Von Ins beginnt sich ernsthaft für
die Seemannskunst zu interessieren und
fährt 2000 an die internationale Bootsmesse nach Paris, entdeckt dort die Werft
Switch, die ein 55-Fuss-Boot (16,8 Meter) auf den Markt bringt. Das vom renommierten Designerbüro VPLP (BMW
Oracle Racing, Banque Populaire usw.)
konzipierte Boot ist schnell und für die
Hochseefahrt geeignet. Der Schweizer ist
begeistert und schliesst den Vertrag ab.
Leider ist die Werft mit diesem ehrgeizigen Projekt überfordert und muss mitten
während der Produktion Konkurs anmelden. Aber der frischgebackene Bootseigentümer gibt nicht auf. Unternehmer in der
Seele, übernimmt er die Aktiven aus der
Konkursmasse und die Gebäude, um das
ff Original-Karbonmast, Schwerter, Wetdeck und Pod, um die
Kraft der Vordersegel
aufzufangen, sind einige der Charakteristiken
des Swiss Catamaran.
f Zwei Steuerplätze für
Seefahrer, die Freude
am Navigieren haben.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 85
| H O C H S E E S EG L E R |
Schiff auf eigene Kosten fertigzustellen.
Bei seinen Besuchen von Bootsausstellungen kommt er nicht umhin festzustellen,
dass Switch modernisiert werden muss.
Er schliesst das Unternehmen und fängt
nochmals bei null an.
Die Idee, Boote zu bauen, die in der
Schweiz konzipiert werden, nimmt Form
an. Dies ist die Geburtsstunde von Swiss
Catamaran. «Ich meldete die Firma in
Genf an und machte mich auf die Suche
nach einem Designer und einem Schiffsbauer, denn in Frankreich weitermachen
wollte ich nicht. In diesem Land sind die
Bedingungen für Unternehmer und Fabrikanten wenig interessant.» Über mehrere Kontakte gelangt er schliesslich zu
Sébastien Schmidt, den renommierten
Genfer Bootsarchitekten (Décision 35,
Psaros 33). Für die Fabrikation bietet sich
die Türkei an, die eine grosse Schiffsbautradition besitzt. Mehrere Werften in der
Gegend von Antalya sind bereits mit der
Produktion von Superjachten beschäftigt.
Es gibt hier eine Kultur des Luxus, die Arbeitskräfte sind bezahlbar, die Sozialpartnerschaft intakt.
Nachdem alle Kontakte solid geknüpft
sind, geht das Unternehmen 2007 an
den Start. Sébastien
Schmidt erstellt den Viel Stauraum in
ersten Entwurf und ar- den Kabinen, auch
beitet ihn bis zu den unter den Betten.
endgültigen
Plänen Durch die Luke
aus. Der Bootsdesig- geniesst man den
direkten Blick nach
ner erzählt: «Wenn bei hinten.
einem Regattaboot der
strukturelle Teil abgeschlossen ist, sind 90% der Arbeit getan. Bei einem Boot wie diesem hier sind
es erst 30%. Ausstattung, Installationen,
Elektrizität sind überaus komplexe Bereiche. Wir haben enorme Konzentrationsanstrengungen unternommen, um das Ganze
zu optimieren.»
Ein Team von Fachleuten arbeitet mit
dem Büro zusammen. Olivier Hourquet,
ehemaliger Mitarbeiter von VPLP, kümmert sich um die Ausstattung, Clemens
Dransfeld ist für Strukturberechnungen
zuständig. Christophe Buholzer, erfahrener Schiffsbauer aus Genf, ist vor Ort für
die Projektleitung verantwortlich, um Koordination und Qualitätskontrolle sicher- Die u-förmige
zustellen. «Ausserdem Küche ist navigakann ich meine Erfah- tionsfreundlich
rung und die Kennt- konzipiert. Die
Holzverkleidung,
nisse dieses Bootes er- hier Teak, kann
folgreich einbringen. vom Käufer gewählt
Die Werft ist Teil eines werden.
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
riesigen Technopools, wo auch 50 m lange Superjachten aus Verbundwerkstoffen
gebaut werden. Das Know-how ist vorhanden, es braucht nur ein bisschen Coaching,
um sicher zu sein, dass wir erhalten, was
wir wollen.»
SCHLÜSSELFERTIGE SEGELJACHT
Swiss Catamaran unterscheidet sich von
der Konkurrenz durch das einfache Konzept eines schlüsselfertigen Bootes. Selbstverständlich können die Kunden bestimmte Optionen wählen, vor allem bei der
Holz- und der Lederausführung. Grundsätzlich erhalten sie für 1,25 Mio. € (ohne
Steuern) ein vollständig ausgerüstetes,
betriebsbereites Boot. «Wir produzieren
55-Fuss-Schiffe, die ohne Mannschaft navigiert werden können. Unser Ziel ist es,
ein Produkt anzubieten, das zu zweit oder
mit der Familie gesteuert werden kann
und das ohne Skipper auskommt.»
Das Segelschiff ist hochseetauglich ausgerüstet und erfüllt alle Bedingungen für
total autonomes Kreuzen auf hoher See:
grosse Treibstoffvorräte, Radar, komplette Navigationszentrale und Dingi mit Au-
sserbordmotor. Neben dem leistungsstarken Karbonmast gehören auch die Segel
zum Basispackage. «Mit vollem Tank und
genügend Nahrungsmitteln an Bord kann
der Kunde direkt ab Werft auf eine dreiwöchige Seereise gehen. Es gibt keinen Konkurrenten, der diese Leistung bieten kann.»
Von Ins hat nicht die Absicht, sich im
Kreise der Grossen – Lagoon, Catana – zu
positionieren. Sein Ziel ist es, das Unternehmen mittelfristig auf Vordermann zu
bringen und pro Jahr vier bis fünf Schiffe
herzustellen. Mit einem 45-Fuss-Modell
wendet er sich an Besitzer von Motorjachten, die für Treibstoff nicht länger ein Vermögen ausgeben möchten. Das neue Boot
soll am Salon von Cannes 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Zukunft des Kleinunternehmens
ist somit gespurt. Bekanntlich gibt es in der
Die Badeplattform
Schweiz hervorragendient als Platz für
de Regattasegler. Es
das Beiboot. Die
sieht ganz danach aus,
Verlängerung des
dass auch Schweizer
Baums ermöglicht,
Bootsmacher auf Erdiesen bequem an
folgskurs sind. |
Bord zu hieven.
Schwimmende
Limousinen
OB FÜRS ROMANTISCHE PICKNICK, DIE
SPORTLICHE AUSFAHRT MIT FREUNDEN ODER DEN
FAMILIENAUSFLUG – DIE NEUHEITEN 2012 ERFÜLLEN
DIE ERWARTUNGEN JEDES WASSERSPORTFANS.
BOESCH IMMER GLAMOURÖS
Die kleine, 1920 gegründete Werft in Kilchberg (ZH) setzt mit dem
neuen Runabout 970 St. Tropez ihre Tradition fort. Beschichtetes,
lackiertes Mahagoni, subtile Verbindung von neuester Bootsbautechnologie und Vintage-Glamour sind typisch Boesch! Das Brummen der
beiden High-Performance V8 Motoren MerCruiser von je 380 PS lässt
das Herz Liebhaber schöner Wasserfahrzeuge höher schlagen. Das Familienunternehmen stellt jährlich 20 bis 25 Boote her. Das Meisterwerk
kostet 750 000 Fr. und ist für Aficionados gedacht, die keine Konzessionen machen, um ihre Wünsche zu befriedigen.
www.boesch-boats.ch
FRAUSCHER FÜR GENTLEMENRACER
Mit der Lancierung des 1017 GT spielt der österreichische Bootskonstrukteur jetzt auch in der Welt der Grossen. Das Rasseboot ist für all jene
konzipiert, die hohe Ansprüche an Schnelligkeit und Komfort stellen.
Mit den beiden Motoren von 430 PS erreicht das Boot fast 90 km/h.
Das lange Deck aus Teakholz liegt perfekt integriert im anthrazitfarbigen
Rumpf und erinnert ein wenig an ein Batmobil, das bei Liebhabern dieses
Genres bestimmt gut ankommt. Die Basisversion des Frauscher 1017 GT
ist für 320 000 Fr. zu haben. Noch mehr Raum bietet die Version Lido
mit offenem Deck. Der Newcomer wird an der Bootsmesse von Cannes
im nächsten September zu bewundern sein.
www.frauscherboats.com
SMARTBOAT IMMER STÄRKER
Die französische Marke, die das Motorbootdesign neu interpretiert,
weitet das Angebot aus. Nach dem 2010 lancierten ersten 23-FussModell stellt Smartboat jetzt zwei neue 24- und 30-Fuss-Boote
vor, die auf dem gleichen minimalistischen Design aufbauen. Die
Boote, deren Rumpf eher an ein Segelboot erinnert, sprechen ein
immer grösseres Publikum an. Spezialisten schwärmen vom guten
Verhalten auf dem Wasser. Smartboat 30 wird im Laufe 2012 auf den
Markt kommen. Die bewohnbare Yacht, ideal fürs Wochenende zu
zweit oder mit der Familie, ist mit einem 220-PS- Innen- oder 300
PS-Aussenbordmotor ausgestattet und kostet etwa 240 000 Fr., das
24-Fuss-Modell 80 000 Fr.
www.smartboat.fr
Finanz und Wirtschaft LU X E | 87
| Z U B E S U C H | von Francesca Serra - Fotos: Anoush Abrar & Aimée Hoving
Willkommen bei
Dutertre
H
enri-Jack Dutertre kultiviert Gewohnheiten wie eine Tugend. Er
ist jeden Mittag im Restaurant Lipp in
der Genfer Altstadt anzutreffen, wo er
das typische Ambiente der grossen Pariser Brasserien geniesst. Nach dem Mittag- und dem Abendessen gönnt er sich
jeweils eine Zigarre – kubanische Epicure Nr. 2 –, auch das eine seiner Gepflogenheiten. Und in die Ferien fährt er am
liebsten nach St. Tropez.
Ironie ist sein ständiger Begleiter.
«Wissen Sie, Marietta ist auch eine alte
Gewohnheit», stichelt er und grinst dabei seine Frau an. Die nickt nur: «Er hört
nie auf. Stellen Sie sich vor, kurz nach
unserer Hochzeit haben mich Freunde
aus Deutschland besucht. Als sie wieder
zu Hause waren, riefen sie mich an und
versicherten mir, dass ich jederzeit willkommen sei, falls es in Genf nicht klappen sollte. Sie hatten nicht begriffen, dass
Jack gern Witze macht, was möglicherweise auch mit den Kulturunterschieden
zu tun hatte.»
Vielleicht liegt hier ein Grund für seinen Erfolg als Geschäftsführer. HenriJack Dutertre nimmt sich selbst nicht
ernst. Er ist offen, pragmatisch und skeptisch. «Man kann nie sicher sein. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass jederzeit
unwahrscheinliche Dinge geschehen
können. Ich habe immer den Moment
gelebt und fortlaufend dazugelernt. Ich
habe nie beschlossen, um des Lernens
willen zu lernen, sondern nur, wenn ich
das Gefühl hatte, dass ich etwas Konkretes wissen musste.»
Nicht zuletzt dank seiner pragmatischen Veranlagung stieg er die Karriereleiter steil nach oben. Der Zufall wollte
es, dass er während seiner Erstanstellung
bei Olivetti von einem Parfumhersteller abgeworben wurde. Danach wechsel-
88 | Bilan LU X E
EIN ZUSAMMEN MIT MARIETTA UND HENRI-JACK DUTERTRE
VERBRACHTER MORGEN WIRKT WIE EINE ODE AN DEN ALLTAG. DIE BEIDEN
IN DER PARFÜMERIE TÄTIGEN ÄSTHETEN – ER PRÄSIDIERT NUXE SUISSE, SIE
IST BEI SHISHEIDO FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ZUSTÄNDIG – LEBEN
VON LUFT UND LIEBE FÜREINANDER UND FÜR DIE KUNST.
«Lech mich am Arlberg» des österreichischen
Künstlers Matthias Kloser neben der Fotografie
«Primitives» von Olaf Breuning. Der Schweizer ist
bekannt für seine grotesken Inszenierungen, in denen er den menschlichen Körper bemalt, verkleidet,
verwandelt und karikiert.
te er mehrmals die Stelle, wurde Direktor
von Lancôme France und bekam schliesslich die Position des Generaldirektors der
Revlon-Gruppe angeboten. Als Krönung
seiner Laufbahn hatte er die zündende
Idee, eine Shiseido-Filiale in der Schweiz
aufzubauen.
Zwanzig Jahre später verkaufte er die
Marke. Vor einem Jahr wollte er es nochmals wissen und startete ein Joint Ven-
ture mit Nuxe, wo er als Präsident waltet.
Auf dem Wohnzimmertisch steht gleich
einer Standarte ein Flakon «Huile Prodigieuse», das Vorzeigeprodukt der Marke,
und schillert in dem sonnendurchfluteten
Zimmer in wunderbaren Goldtönen.
KUNST ALS STÄNDIGER BEGLEITER
Wir sitzen im Wohnzimmer ihres Appartements im obersten Stock eines Gebäudes aus dem Jahr 1723. Es gibt den
Blick auf die Dächer der Genfer Altstadt
und den See mitsamt dem Jet d‘eau frei.
«Eine Postkartensicht, die wir jeden Tag
geniessen», gestehen sie. Deshalb wohl
auch das Fernglas, mit dem sie sogar ihre
Finanz und Wirtschaft LU X E | 89
| STYLE |
Im Tagesbereich im oberen Stock sind Weiss und kräftige Farben tonangebend. Im Schlafzimmer hingegen
liegt der Schwerpunkt auf Beige- und Brauntönen,
die von ein paar schwarzen Elementen durchbrochen
werden. Über dem Bett sorgen bunte Federn aus Brasilien unter Glas für eine originelle Dekoration.
Der Stuhl LC1 gehört zusammen mit der Liege LC4
zu den repräsentativsten Möbeln von Le Corbusier.
Er wurde 1928 entworfen und ist mit seinem
minimalistischen Gestell aus Stahlrohren und der
beweglichen Rückenlehne von den Stühlen der englischen Offiziere inspiriert. An der Wand hängt eine
Zeichnung von Elga Heinzen. Die deutsche Malerin
und Fotografin befasst sich mit Falten aller Art – in
Draperien, Stoffen, Haut und Landschaften.
Der aus Neonröhren gebildete Slogan von Claude
Levêque steht im Kontrast zur zarten, zittrigen
Handschrift, die der verstorbenen Mutter des
Künstlers gehörte. Levêque hatte Frankreich 2009
an der Biennale von Venedig vertreten. Daneben
eine schwimmende Katze mit ratlosem Gesichtsausdruck. Das Tier nimmt in Alain Séchas Parodie
der Gesellschaft eine Schlüsselrolle ein.
Enkel beobachten können, wenn sie mit
dem Boot auf dem See unterwegs sind.
In dem grossen, weissen Raum stehen neben einem weissen Sofa unzählige Bücher und Kunstwerke in allen Formen und Farben. Durch ihre ironischen,
spöttischen Botschaften nehmen sie indirekt Bezug zueinander. Eine Lichtinstallation von Claude Levêque springt durch
ihr unmissverständliches «mon cul, ma
vie, mes couilles» (mein Arsch, mein Leben, meine Eier) ins Auge, daneben steht
eine katzenförmige Skulptur von Alain
Séchas, die mit Flossen und Rettungsring
bestückt wurde. Ob sich die beiden französischen Künstler wohl von ihrem Namen haben inspirieren lassen? Bei Séchas
(phonetisch für ses chats – seine Katzen)
sind Katzen omnipräsent und Lêveque
(êveque heisst Bischof ) ist bekannt für
seine systemkritische, respektlose Einstellung. Eine auf Leinwand gedruckte
Aufnahme aus dem Jahr 1989 zeigt eine
90 | Finanz und Wirtschaft LU X E
gemeinsame Performance des russischbulgarischen Künstlers Oroschakoff und
des Schweizer Schauspielers und Regisseurs Robert Hunger-Bühler.
Oroschakoff hinterfragt mit seinen Installationen, Performances und Videos
die Beziehungen zwischen der Kunst
des Westens und des Ostens. Er ist ein
enger Freund von Marietta, die er während ihres Pharmaziestudiums in Wien
kennengelernt hatte und die von ihrer
Mutter später eine der ältesten Apotheken Deutschlands erbte, bevor sie in die
Forschung ging. Diese Begegnung sollte
für ihre Kunstleidenschaft entscheidend
sein. Seither hatte sie zu vielen Künstlern
Kontakt, hat sie unterstützt und mit grossen Namen der internationalen Kunstszene Bekanntschaft geschlossen, wie
1982 mit Andy Warhol.
Marietta ist eine engagierte Frau. Neben ihrer Tätigkeit als Kommunikationsleiterin der neun Marken der Shiseido-Gruppe sitzt sie im Ausschuss der
Freunde des Genfer Museums für moderne und zeitgenössische Kunst. Bei unserem Treffen ist sie gerade intensiv mit der
bevorstehenden Vernissage der Ausstellung «Art & Beauty» beschäftigt, für die
Plakate und Objekte aus der 140-jährigen
Geschichte von Shiseido von Tokio nach
Genf gebracht wurden. «Es ist kompliziert, aber sehr aufregend. Diese Objekte
haben nämlich Japan noch nie zuvor verlassen. Es ist eine schöne Premiere», erklärt sie voller Begeisterung.
BASTION DER EINFACHHEIT
Die vielbeschäftigte Frau Budiner – sie
hat ihren Mädchennamen stets behalten
– kommt trotz ihres vollen Terminkalenders nicht ohne ihren Blackberry aus, mit
dem sie eine fast symbiotische Beziehung
verbindet. Herr Dutertre hingegen will
sich nicht von Kommunikationsgadgets
vereinnahmen lassen. Er schaue zu Hause
nur einmal pro Tag auf sein iPad, nämlich
abends, um die Verkaufsergebnisse von
Nuxe zu überprüfen, die seit dem Joint
Venture über 50% gestiegen sind.
Ihr Privatleben schützen Marietta und
Henri-Jack vor der Hektik der Aussenwelt. Es ist geprägt durch Einfachheit
und gemeinsam verbrachte Zeit, die ihre
Beziehung festigt. In ihren Ritualen vermischen sich die österreichische und die
französische Kultur, der Kult des Neuen
und der Respekt vor Gewohnheiten. Dazu
gehören auch der obligate Marktbesuch
am Samstagmorgen und die Lektüre der
Tageszeitungen und Zeitschriften in allen
möglichen Sprachen.
Als ehemaliger Rugbyspieler und aktiver Golfer verfolgt Henri-Jack das Sportgeschehen mit Interesse und vertieft sich
deshalb wie jeder Franzose, der etwas auf
sich hält, regelmässig in die Sportzeitung
«L’Equipe». Im Schlafzimmer weist ein
alter Degen auf die lange Militärtradition der Familie hin. Da Erbstück gehörte
seinem Grossvater, der die renommierte Militärschule Saint-Cyr besuchte hatte. Seinem Vater wurde ein Orden verliehen, weil er während der deutschen
Besatzungszeit in der französischen Widerstandsbewegung kämpfte und nach
Mauthausen deportiert worden war.
In der Wohnung laufen die Vorbereitungen für die morgige Geburtstagsfeier
auf Hochtouren. Auf die Frage, über welches Geschenk er sich am meisten freuen
würde, zögert Dutertre keine Sekunde. Er
wünsche sich nichts mehr. «Ich brauche
wirklich nichts. Je älter man wird, desto mehr gibt man sich mit dem zufrieden, was man hat», sagt er. Einen offenen
Wunsch gäbe es genau genommen doch,
aber den kann ihm niemand mehr erfüllen. Er bedauert, dass es ihm nie vergönnt
war, Charles de Gaulle zu treffen. Der legendäre General pflegte zu sagen: «Nehmen Sie immer die höchste Position ein,
die ist in der Regel nicht so überfüllt.» |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 91
| A U TO | von Cristina d’Agostino - Fotos: Peter Auto
Odyssee
im Oldtimer
TOUR AUTO 2012
VON PARIS NACH NIZZA, EINE AC COBRA IM RÜCKSPIEGEL, DIE
PRÄSIDENTENGARDE ALS ESKORTE – RÜCKBLICK AUF EIN LEGENDÄRES
RENNEN IN FÜNF ETAPPEN. UND DAZU EIN PAAR EMPFEHLENSWERTE
ADRESSEN FÜR UNTERWEGS.
T
agespensum 12 Stunden , 2075 km
Rennstrecke, 5 Tage Auto-Odyssee durch Frankreich. Tatsächlich, Asphaltduft atmen, Staub schlucken, kalter
Schweiss, verschneite Passstrassen – dies
alles kann wirklich Spass machen. Es gibt
Mythen, die man einfach nicht in Frage
stellt, wie die Tour Auto, die man erlebt haben muss! «Luxe» war an den beiden letzten Etappen dabei, Roadbook in der Hand.
Ein privilegierter Moment.
PARIS–BEAUNE–AIX-LES-BAINS–
CLERMONT-FERRAND:
SCHLOSSLEBEN IN DREI AKTEN
Wie funkelnde Schmuckstücke der Mechanik präsentieren sich 230 historische
92 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Fahrzeuge im geschichtsträchtigen Grand
Palais in Paris. Hier, im 1900 errichteten
Ausstellungspalast mit dem imposanten
Portal und der Eisen-Glas-Struktur, fand
von 1901 bis 1961 jeweils der legendäre Autosalon von Paris statt. Kein Zufall also,
dass der Organisator Patrick Peter, der das
Rennen 1992 zu neuem Leben erweckte,
diesen Ausgangsort wählte.
1899 erstmals durchgeführt, dann mehrere Male annulliert und wieder aufgenommen, ist die Tour Auto nicht einfach
ein Rennen für alte Fahrzeuge, sondern einer der schönsten Anlässe dieser Art: Le
Mans Classic ist ein Mythos, Goodwood
Revival wegen der Vielfalt der teilnehmenden Fahrzeuge faszinierend, die Tour
Auto, weil sie durch Frankreich führt.
Conditio sine qua non für die Teilnahme:
Es muss sich um ein Fahrzeugmodell handeln, das an der Tour de France Automobile von 1951 bis 1973 teilgenommen hat.
16. April 2012. Auf Hochglanz polierte
Rassegefährte und 230 Teams sind startklar. Oldtimer-Liebhaber sind in Massen
an den Ort gepilgert, um die faszinierenden Objekte zu bestaunen. Am nächsten
Tag bei Sonnenaufgang geht’s los. Und
zwar erst im Schritttempo, denn die Fahrzeuge müssen mit Muskelkraft aus dem
Glaspalast geschoben werden. An diesem
ehrwürdigen Ort ist das Starten selbst von
legendären Motoren verboten.
Der offizielle Startschuss fällt beim
Château de Vaux-Le-Vicomte. In den von
Le Nôtre gestalteten Gartenalleen machen sich die Porsche 356 und 911, Jaguar E Type, Ferrari Dino, 275 GTB und 250
GTO, Aston Martin DB2 und DB4, Alpine,
Alfa, Lotus und andere mechanische Raritäten bereit. Die ersten drei Etappen füh-
ren durch das Burgund in Eine automobile
die Auvergne, jedes Mal Kostbarkeit: Ferrari 250 GTO,
unterbrochen von SonSammlerwert
derprüfungen auf Rennüber 30 Mio. Fr.
strecken (Dijon-Prenois,
Bresse und Charade), gesperrten Strassen, über Pässe und durch
Weiler. Dies sind die einzigen Abschnitte,
wo alles erlaubt ist, ob Schnelligkeits- oder
Regularitätsrennen.
Auf den fünf Starterfeldern – plateaux
genannt – stehen zwei Pilotenkategorien im Wettstreit. Diejenigen, die mit Bleifuss fahren, und die andern, Novizen und
Lenker, die ihr kostbaren Gefährt schonen
möchten, stets den Tacho im Auge, um die
vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit genau einzuhalten.
Während der ersten drei Tage macht es
sich Organisator Patrick Peter zur Pflicht,
die Gentlemen-Chauffeure zu verwöhnen, und lädt sie zu geradezu königlichen
Stopps. Ins Château de Thenissey bei Dijon, später zum Bankett von George Blanc
im Château d’Epeyssolles zwischen Mâcon und Bourg en Bresse und schliesslich
ins Château des Martinanches in Saint
Dier d’Auvergne. In Clermont-Ferrand
liegt der Engländer Shaun mit AC Cobra
an der Spitze.
CLERMONT-FERRAND–NÎMES–NIZZA:
AUF IN DEN SÜDEN
Das Rendezvous mit «Luxe» findet in
Clermont-Ferrand statt, im Morgengrauen des vierten Renntags, an dem 439 km
zurückgelegt werden sollten. Das Fahrzeug, ein schwarzer Porsche 356 SC aus
dem Jahr 1964 mit dem Logo der Uhrenmanufaktur Audemars Piguet, Partner und
offizieller Zeitnehmer seit 2006, ist für das
Regularitätsrennen eingeschrieben.
Die Präsenz an der Auto Tour ist für
die Uhrenmarke aus dem Valée de Joux
strategisch wichtig. Nach dem erfolgreichen Alinghi-Abenteuer engagiert sich das
Haus als Sponsor historischer Autorennen
(Gstaad Classic und Spa Classic). Am Steu-
er des Porsches ist Nicolas Kappenberger, Direktor Audemars Piguet für
die Schweiz, Österreich
und Osteuropa. Er ist zudem Vizepräsident des
Ferrari Club Schweiz. Es
ist das fünfte Mal, dass der erfahrene Pilot
an der Auto Tour teilnimmt.
Das Roadbook noch nicht ganz in der
Hand, kündigt sich die erste Sonderprüfung an. Die Strasse ist rutschig, es gilt bei
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von
57 km/h 8,2 Kilometer in 8 Minuten 30 Sekunden zu absolvieren. Mehrere Fahrzeuge kommen von der Strasse ab, manch einer
hält den Atem an. Normal, denn die Boliden sind nicht billig: Der Ferrari 275 GTB
Competizione kostet die Kleinigkeit von 2,4
Mio. Fr., der Ferrari 250 GTO bis zu 30 Mio.
Fr. Der Wagen ist eines der mythischsten
Fahrzeuge der Scuderia, hat er doch drei
Mal in Folge die Hersteller-Weltmeisterschaften 1962 bis 1964 gewonnen.
ii AC Cobra, der
Sieger der Tour
Auto 2012.
i Eine englischer
Klassiker, der MG
A von 1959.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 93
| A U TO |
fErinnerungsstück für den
Gentlemen
Driver: auf 150
Exemplare limitierte Royal Oak
Offshore Chrono
Tour Auto 2012
von Audemars
Piguet.
sStartaufstellung
auf dem Rundkurs
von Castellet.
Das Wetter zeigt sich von der kapriziösen Seite. Schnee und Regen lösen sich ab,
die Bergstrassen sind anspruchsvoll bis
schwierig. Die Durchquerung des Naturparks Monts d’Ardèche ist ein hartes Unternehmen. Man bedauert die Piloten des
Jaguar Type E, die bei offenem Dach mit
Helm, Tweedweste und Vintage-Brille geschützt unterwegs sind. Am Strassenrand
Hunderte von Zuschauern, die ausharren,
um die schönen, alten Fahrzeuge zu bewundern. Einige sind schon seit Morgengrauen vor Ort, mit Charentaise-Pantoffeln und Morgenrock bekleidet – auch dies
historische Accessoires. Bei der Ankunft in
Nîmes leuchtet die Arena im Licht der untergehenden Sonne, das Etappenziel ist erreicht, morgen geht’s nach Nizza.
Für den dritten Tag hat die Tour Auto
2012 ein äusserst begehrtes Special im Programm, die Rundstrecke Castellet. Menschen und Maschinen fiebern. Nicolas
Kappenberger im Porsche 356 SC legt sich
diskret die Sicherheitsgurte an, für einmal
ist Sesselkleben erwünscht. Fahrzeuge, die
eigentlich bei den Regulärrennen eingeschrieben sind, können’s nicht lassen, sie
zeigen, wie viele Pferde unter der Haube
stecken. Die Citroën DS stampfen, die Aston Martin greifen an, die Ferrari röhren,
die AC Cobra dominieren, und der Circuit
fasziniert, die Startflagge hypnotisiert.
Auf dem Siegerpodest schliesslich AC
Cobra 1963 mit dem Piloten Shaun Lynn,
gefolgt von Lotus Elan 1965. Die Rangliste jüngerer Fahrzeuge wird von den beiden
Alpine A110 1975 und 1972 und ihren renommierten Rallye-Champions dominiert.
Im Regulärrennen steht ein Ford Mustang,
gefolgt vom Ferrari 275 GTB, er war dem
Chrono am nächsten, zuoberst.
Der schwarze Porsche 356 Audemars
Piguet Nr. 98 von Nicolas Kappenberger erreicht im Schlussklassement der Regulärrennen den 27. Rang von 113 Teilnehmern,
was im Rahmen seiner bisherigen fünf Läufe das Bestresultat darstellt. Eine glanzvolle
Leistung, trotz der unerfahrenen Co-Pilotin, deren falsche Angaben er in spektakulären Drehungen und kontrollierten Schleudermanövern umgehend korrigierte.
Das Finale der äusserst sportlichen Tour
Auto 2012 endet mit der geradezu surrealistischen Parade auf der Promenade des
Anglais in Nizza. Begleitet von Motorrädern der präsidentiellen Eskorte paradieren wir an einem Samstagnachmittag vor
zahlreichem Publikum. Für einmal dürfen
wir die zehn Verkehrsampeln übersehen. |
Tour Auto 2012:
fünf gute Adressen
Das Château de Thenissey, ein 350
Hektar grosser Familienbesitz und 40 km
von Dijon entfernt, ist ideal für grössere
Gesellschaften. Der Besitzer, Jacques de
Villefranche, organisiert Events, Seminare, Fahrstunden für 4×4-Fahrzeuge im
eigenen Wald und sogar von ehemaligen
französischen Marine-Infanteristen
geleitete Trainings für den Aufenthalt in
Krisengebieten. Eine 200 m vom Schloss
entfernte Unterkunft kann gemietet
werden. 420 Fr./Wochenende, 790 Fr./
Woche. www.chateaudethenissey.com
In der Auvergne, im Land der Vulkane mitten im Naturpark Livradois Forez, befindet
sich das von einem tiefen Wassergraben
umgebene Château des Martinanches.
Die Schlossfestung aus dem 11. Jahrhundert ist über eine Zugbrücke erreichbar
und verfügt über fünf Gästezimmer, darunter das charmante «Camille». Preis pro
Nacht und zwei Personen : 80 bis 220Fr.
www.chateau-des-martinanches.com
Ein Geheimtipp im alten Nîmes: Das
Boutique-Hotel Les Jardins Secrets ist
ein kleines Paradies mit Bougainvilleas,
Palmen und Orangenbäumen, die rote
Fassade erinnert an eine toskanische Villa.
Charmante Zimmer mit Baldachinbetten,
historischen Rosen, antikem Porzellan. Spa
mit ayurvedischen und Bio-Behandlungen.
Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 235 bis
265 Fr. www.jardinssecrets.net
Das Hotel Boscolo Exedra Nice, nur
zwei Schritte von der Place Massena
entfernt, kombiniert Belle-Epoque-Stil mit
modernem Design, edlen Materialien und
zarten, vor allem weissen Farbtönen. Das
Fünfsternehotel im Stadtzentrum wurde
2008 total renoviert. Demnächst werden
auf dem Dach ein Swimmingpool und eine
Bar eröffnet. Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 280 Fr. www.boscolohotels.com
Für einen spektakulären Blick auf das
Mittelmeer und das Massif des Calanques:
Die Route des Crêtes verbindet Cassis
mit La Ciotat und bietet eines der schönsten Panoramas der Region. Die Strasse
führt bis zum Cap Canaille den 394 m
hohen Felsklippen Soubeyran entlang.
Autobahnausfahrt Nr. 8 Cassis, dann auf
der D559 Richtung Cassis und D141
Route des Crêtes.
94 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 95
| PA R F U M S | von Christel Flach
von Cristina d’Agostino | S P O R T |
Duft der
Sieger
THIERRY MU
MUGLER A*MEN PURE SHOT
Thierry Mugler bewies Mut und machte den südafrikanischen Athleten Os
Oscar Pistorius – den ersten
Behindertensportler, der an einer WM für
Nichtbehinderte teilge
teilgenommen hat –
zum Gesicht seines neu
neuen Dufts.
Eigentlich drängte sich di
die Wahl
dess «Mannes
de
«Man
«M
anne
ness oh
ohne
ne B
eine
ei
ne»» geBeine»
radezu auf, denn wer kö
könnte
das futuristisch-reali
futuristisch-realistische
Image von Mugl
Mugler
besser verkörp
verkörpern als der
Sprinter, der W
Willenskraft
und Entschlos
Entschlossenheit
mit der Kraft d
der Technik
verbindet. De
Der Duft aus Minze
und Wacholde
Wacholderbeeren, Kardamon,
Pfeffeer und Patschuli steht
weissem Pfeff
Zielstrebigk und versprüht eine
für Zielstrebigkeit
Menge positive
positiver Energie.
ie Parfumhersteller haben sich von den grossen Sportanlässen vom Sommer 2012 – den Olympischen Spielen in London und der Fussball-EM – inspirieren lassen und
frische, explosive Düfte für Männer kreiert, die vom Willen angetrieben sind, Leistung zu bringen und sich selbst zu
übertreffen. Ein einziger Spritzer nur, und Sie spüren das wohlige Gefühl nach dem Sport, den Adrenalinstoss und die beruhigende Wirkung der Endorphine. Eine Dosis pure Energie, damit das Glücksgefühl eines gesunden Geistes in einem
gesunden Körper den ganzen Tag anhält.
STRANDFIGUR FÜR DEN
SOMMER? DRAKONISCHE
DIÄTEN SIND OUT, HEUTE
WIRD DER KÖRPER
GEREINIGT UND
NICHT MEHR PLANLOS
ABGESPECKT. DENN
NUR WER GESUND LEBT,
BLEIBT AUCH DAUERHAFT
SCHLANK.
KENZO
KENZO HOMME SPORT
Diese dynamische Variante des
Herrenduftklassikers von Kenzo
verbindet kraftvolle Sportlichkeit
mit lässiger Frische. Zitrusaromen
und Minze sorgen für einen
belebend spritzigen Effekt, Ingwer
und Geranium bilden die würzigen
Herznoten. Abgerundet wird die
Komposition von Zeder und Vetiver.
Das stilisierte Bambusmotiv auf dem
Flakon verweist augenzwinkernd
nelle orientalische
auf die traditionelle
Raffinesse.
Fasten macht schön
D
er Taillenumfang spricht
Bände. Mehr als 102 cm
für Männer und über 88 cm für
Frauen - bei solchen Massen ist
es höchste Zeit, zu den Hanteln zu greifen! Damit ist es
aber nicht getan. Obwohl es
schmeichelhaft für den ist,
der sein Gewicht seit seinem
18. Lebensjahr halten konnte,
sind Fettpölsterchen, die sich
im Lauf der Zeit an Ihrem Bauch
festgesetzt haben, ein untrügliches
Zeichen. Gemäss neuesten Forschungen
soll Hüftspeck Moleküle ausschütten, die
für den Organismus schädlich sind und
Herz-Kreislauf-Krankheiten – die häufigste Todesursache in der Schweiz – fördern. Wer dafür sorgen will, über den
Sommer hinaus in Topform bleibt zu wollen, kommt deshalb nicht darum herum,
die Ernährung umzustellen und die Lebensweise zu ändern. Die neusten Entgiftungstechniken, Fastenkuren, Ernährungstherapien und die Nutrigenomik
lassen sich wahlweise zwischen zwei
Terminen anwenden oder aber konsequent eine Woche lang durchziehen.
ANEL
CHANEL
OMME
ALLURE HOMME
RÊME
SPORT EAU EXTRÊME
Chanel setzt die Allure-Saga fort. Für die jüngste
Kreation aus der Duftreihe hat sich Jacquess Polge,
nel, von
der berühmte Parfumeur des Hauses Chanel,
extremen Herausforderungen inspirieren lassen.
Jeder Spritzer wirkt wie ein Adrenalinstoss. Action
en Minist angesagt. Der Startschuss fällt mit frischen
okkanizenoten, sizilianischer Mandarine und marokkanisi
scher Zypresse, auff die sinnliche,
starke Akzente
ffer,
aus Pfeff
er, Amber und Tonkabohnen folgen.
YSSEY MIYAKE L’EAU
D’YSSEY HOMME SPORT
Eine neue Interpretation des bekannten Eau d’Issey pour Homme. Dieser charakterstarke, dynamische
Männerduft aus Grapefruit,
Muskatnuss und holzigen
Akkorden als Basisnote macht
Lust auf frische Luft, Sport
und Natur.
CHECK-UP
© Nicolas Zentner
GIVENCHY
PLAY SPORT
Auch Givenchy
folgt dem Trend
und bringt seinen
erfolgreichen
Herrenduft Play in
einer sportlichen Edition
heraus. Der Flakon im eisigen
Grauton ist Programm: Das Eau de Toilette
fühlt sich an wie ein Eiswürfel, der in der Hitze der Sonne
erfrischend kühl den Nacken hinuntergleitet. Ein sinnliches
und zugleich belebendes Gefühl, das neue Energien weckt.
Erfrischende Zitronenblätter, die pure Kraft von Amrysholz
und schwarzer Pfeffer für die maskuline Note machen Play
Sport zu einem energischen und betörenden Duft.
D
Die Clinique La Prairie hat nach dem
Vorbild eines amerikanischen Modells
ein Check-up für Kaderleute entwickelt.
Er richtet sich an Unternehmen, denen
die Gesundheit ihrer Manager wichtig ist. Das Programm wird von
Dr. Mikael Rabaeus geleitet. «Der
Check-up umfasst eine Nierenund Leberuntersuchung, einen
Ultraschall des Bauchs, einen Insulinresistenztest, einen Belastungstest und einen Herzscan»,
erklärt der auf nicht medikamentöse Präventivmedizin spezialisierte Kardiologe. «Nach einem Tag erhält
der Manager genaue Angaben über seinen Gesundheitszustand und Ratschläge
für eine gesunde Lebensweise. Weniger
als 5% der 200 bisher untersuchten Kaderleute haben schwerwiegende Probleme, aber über die Hälfte müssen ihren
Lebenswandel ändern.»
Sein Credo: «Auslöser war für mich
eindeutig die in Schweden zwischen
2000 und 2003 bei tausend Unternehmen
und ihren Angestellten durchgeführte
AHA-Studie», sagt Mikael Rabaeus. «Ein
Check-up gefolgt von einer Verbesserung
des Lebensstils hat die Abwesenheitsquote wegen Burnouts und Rückenschmerzen merklich verringert.»
Sein Tipp: «Täglich eine halbe Stunde
lang zügig laufen ist die beste Therapie,
die es gibt! Ohne Bewegung gibt es keine
passende Diät!» Um die Analyse zu verfei-
nern, ermittelt die Klinik
auf Wunsch des Managers
dessen genetisches Profil,
genannt «Better Aging». In
Zusammenarbeit mit Gene
Predictis, einem in diesem
Bereich führenden Unternehmen in der Schweiz, erteilt der
Arzt abhängig von den genetischen Merkmalen Ratschläge
für einen besseren Lebenswandel. Dabei kann es sich um Ernährungstipps im Rahmen der
Nutrigenomik oder um die Einnahme von Medikamenten im
Rahmen der Pharmakogenetik
handeln. www.laprairie.ch
GEFAHRLOS ABNEHMEN
Fasten ist in. Es soll Blutwerte wie
Triglyceride, Cholesterin und den Insulingehalt normalisieren und so die Zellerneuerung fördern und die Immunität steigern. Studien bestätigen, dass vor einer
Operation durch Fasten die Gefahr von
Komplikationen verringert werden kann
(Harvard School of Public Health) und
ein kurzer Fastenzyklus soll die Wirksamkeit der Chemotherapie erhöhen, wie
Labortest an Mäusen ergeben haben (Studie in der Zeitschrift «Science Translational Medicine»). Die Klinik Buchinger am
Bodensee, rund 75 Autominuten von Zürich entfernt, ist seit vielen Jahren auf ein
ärztliches betreutes, stationäres und somit ungefährliches Heilfasten spezialisiert. Mit dem 10-tägigen Kurzprogramm
«Buchinger Compact» lässt sich Körper,
Geist und Seele Gutes tun.
www.buchinger.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 97
BOUDOIR
| F I L M | von Francesca Serra - Foto: Fred Dufour / AFP
von Stéphane Benoit-Godet - Foto: Jonathan Heyer
DIETER
Meier
einzigartig und vielfältig
D
ADÈLE HAENEL VERZAUBERT MIT IHRER KLASSISCHEN SCHÖNHEIT,
IHREM WIDERSPENSTIGEN WESEN UND IHREN AUSDRUCKSSTARKEN
ROLLEN DAS AUTORENKINO. DAS JAHR 2012 KÜRT DIE ERST 23-JÄHRIGE
ZUM NEUEN STERN AM KINOHIMMEL.
A
m letzten Festival von Cannes war
sie gleich mit zwei Filmen vertreten. Sie spielte in «Trois Mondes», das in
der Sektion «Un certain regard» gezeigt
wurde, und in «Alyah», dem ersten für
die Semaine de la Critique nominierten
Spielfilm. Im Februar 2012 erhielt sie an
der Berlinale den Shooting Star Award,
mit dem junge, aufstrebende Filmschauspieler ausgezeichnet werden. Nach der
Sommerpause kommt sie mit einer kleinenRolle in «Confessions of a Child of
the Century» mit Charlotte Gainsbourg
und Pete Doherty in die Kinos.
Die Tochter einer französischen Mutter und eines österreichischen Vaters
machte 2007 im Film «La Naissance de
Pieuvres» erstmals auf sich aufmerksam.
Der Tintenfisch des französischen Originaltitels ist eine Metapher für die Grazie
98 | Finanz und Wirtschaft LU X E
einer von ihr verkörperten Synchronschwimmerin und für die Begierde und
Eifersucht, die wie Tentakeln nach ihr
greifen. In Bertrand Bonellos «Haus der
Sünde» sprengte sie mit ihrer sinnlichen
Weiblichkeit dann regelrecht den Bildschirm und wurde für ihre Darbietung
als junge Prostituierte in einem Pariser
Bordell um die Jahrhundertwende 1900
für den César der besten Nachwuchsdarstellerin nominiert.
Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel inmitten der in Korsetts und Mieder gezwängten Dirnen zog sie alle Blicke
auf sich. Die klassische Schönheit ihres ebenmässigen Gesichts und ihre üppigen, verführerischen Formen betonten ihre herausragende Bühnenpräsenz
zusätzlich und passten perfekt zu ihrer
starken, rebellischen Rolle.
2009 war Adèle Haenel in «Frau und
frei!» von Raymond Vouillamoz in der
Rolle einer Jura-Studentin zu sehen,
die ein Praktikum beim Westschweizer
Fernsehen absolviert und sich entscheiden muss, ob sie abtreibt. Der Fernsehfilm erzählt 40 Jahre Frauengeschichte über drei Generationen und bedient
sich dabei der Archivbilder von TSR.
Wie viele Filme, in der sie auftritt, befasst sich auch «Frau und frei!» auf eine
sehr untypische, extrem sensible und
intime Art mit dem Frausein und der
Weiblichkeit.
Nach ihren bisherigen, sehr intensiven Rollen zu schliessen wird die schöne Schauspielerin mit den blauen Augen und der tiefen Stimme wohl auch in
Zukunft Autorenfilmen den Vorzug vor
hollywoodschen Grossproduktionen geben. Adèle Haenel schielt bereits über
die Grenze. Sie träumt davon mit Terrence Malick («Der schmale Grat», «The
Tree of Life»), David Lynch und Fatih
Akin, für den Sie sogar auf Deutsch spielen würde, zu drehen. Wir werden bestimmt noch viel von ihr hören! |
Fred Dufour/AFP
Schauspieltalent mit Zukunft
ieter Meier hat mir schon als Kind
Angst eingejagt. Der Mitbegründer
von Yello hat meine Generation nachhaltig geprägt und zusammen mit seinem
Kollegen Boris Blank als einer der Godfathers des Techno Geschichte geschrieben. Mit seiner kreativen Musik und seinem absolut perfekten Stil verkörperte
er die Achtzigerjahrer wie kein anderer.
Wer trägt den Smoking besser als Dieter
Meier – mit Ausnahme vielleicht von Bryan Ferry? Auf mich wirkte er aber immer
irgendwie unheimlich. Seine durchdringenden Augen, sein kämpferischer Blick,
sein Schnurrbart und sein wirrer Haarschopf begleiteten den Zürcher während
seiner gesamten künstlerischen Karriere,
die in den späten Sechzigern ihren Anfang
nahm. Dieter machte Musik, realisierte aber auch Videos, Happenings, Filme, Zeichnungen, Konzeptkunst, Fotos,
Poster und vieles mehr. Er produzierte –
wie er es nannte – zunächst zeitgenössische Kunst, indem er 1971 von Passanten
in New York für einen Dollar die Worte «Yes» oder «No» kaufte und ihnen dafür eine Quittung ausstellte oder indem er
1972 an der Documenta eine Metalltafel
einbetonieren liess, auf der geschrieben
stand «Am 23. März 1994 von 15.00-16.00
Uhr wird Dieter Meier auf dieser Platte
stehen». Genau das tat er dann auch. Wir
haben ihn an einem schönen Frühlingstag
in seinem Atelier an der Zürcher Seefeldstrasse ganz in der Nähe der Büros von
Blacksocks.com und des Designers Alfredo Haeberli besucht.
Dieter, ich bin seit der ersten Stunde ein Fan
von Ihnen und habe Ihre Musik schon als
Zehn- oder Elfjähriger gehört. Sie haben mir
aber ganz schön Angst eingeflösst.
nem Leben spannende Leute kennengelernt, die mit mir über ihre Arbeit gesprochen haben. Beim Zuhören entstand dann
der Gedanke, dass wir vielleicht etwas gemeinsam auf die Beine stellen könnten. Ich
betreibe mehrere Restaurants in Zürich,
baue in Argentinien Wein an, mache weiterhin Musik, aber ich bin deswegen weder Gastwirt, Önologe noch Musiker.
Ach ja?
O. K., aber dann sind Sie äusserst talentiert.
Sie haben Ähnlichkeit mit Adolf Hitler.
Lustig, dass Sie mir das sagen. Mein
Freund Jean-Paul Goude hat mir einmal
das Gleiche gesagt. Er meinte, falls irgendwann ein Film über Hitler gedreht werde,
müsste ich unbedingt die Hauptrolle spielen. Später haben mich noch zwei, drei
Leute auf die Ähnlichkeit angesprochen,
aber so viele waren es eigentlich gar nicht.
Würde es Ihnen grosse Mühe bereiten,
jemanden zu spielen, der eine so völlig andere Persönlichkeit hat als Sie?
Nein, ich glaube nicht. Ich war in meiner
gesamten Karriere als Produzent von Musik, Filmen und allen möglichen anderen
Dingen tätig. In meiner Fotophase habe
ich Personen erfunden, deren Biografie ich
schrieb und die ich dann viele Jahre später erneut fotografierte. Es handelt sich um
mich selbst unter den unterschiedlichsten
Aspekten. Es waren Vorher-Nachher-Aufnahmen. Das war witzig.
Sie haben mindestens zehn verschiedene
Kunstformen ausgeübt, sehen sich aber
trotzdem nicht als Künstler.
Eindeutig nicht. Ich bin jemand, der
Chancen ergreift, habe aber keine besonderen Talente. Oder vielleicht eines. Ich
kann zuhören. Dadurch habe ich in mei-
Ich würde eher sagen, dass ich Lust
habe, Dinge zu tun. Ende der Siebzigerjahre hatten Boris Blank und ich Lust, Musik zu machen, wussten aber nicht, wie wir
das anstellen sollten, da wir keine Musiker
sind. Boris ist noch eher ein Musiker als
ich, auch wenn er in diesem Bereich wohl
keine klassische Herangehensweise hat: Er
ist Musiker mit seinem ganzen Körper. Boris fing damit an, eine Zeitung zu zerknittern. Er nahm das Geräusch auf und machte daraus einen Loop, und schon hatten wir
einen Rhythmus. So hat alles angefangen.
Sie sind ein Mann des Luxus: Eine Erziehung
in einer wohlhabenden Familie, wie Sie sie
genossen haben, formt den Geschmack.
Damit bin ich nicht einverstanden. Luxus bedeutet nicht, durch die Welt zu jetten oder eine grosse Jacht zu besitzen. Das
interessiert mich nicht. Ich produziere lieber. Mit der Uhrenmanufaktur Ulysse Nardin zum Beispiel, an der ich 20% des Kapitals besitze, stellen wir komplizierte
mechanische Uhren her. Das gefällt mir
und macht Sinn.
Ihnen scheint alles zu gelingen. Mussten Sie
auch schon Misserfolge wegstecken?
Viele. Nehmen Sie meinen letzten Film.
Der Dreh hat mir einen Riesenspass ge-
Finanz und Wirtschaft LU X E | 99
| BOUDOIR |
macht, obwohl ich deswegen vor Gericht
musste. Die von uns verwendeten Filmbänder waren beschädigt, sodass wir die
Hersteller vor Gericht gezerrt und auch
gewonnen haben. Im Box Office war der
Film ein totaler Flop, und trotzdem liebe ich ihn wie eines meiner vielen Kinder, auch wenn es ein schwieriger Zögling war.
Aber im Lauf Ihrer Karriere haben Sie doch
alle möglichen künstlerischen Fähigkeiten
erworben?
Ich kann zum Beispiel mit einer Kamera
umgehen, wenn Sie das meinen, bleibe aber
trotzdem ein Anfänger. Vor kurzem habe ich
mich bereit erklärt, in Deutschland ein paar
Konzerte zu geben. Der Tourneemanager
hatte alles reserviert, und ich konnte mich
nicht mehr drücken. Dabei hatte ich wenige
Wochen vorher noch nicht einmal die Songs
dazu geschrieben. Aufgrund des Drucks
habe ich dann aber damit begonnen.
«Luxus bedeutet
nicht, durch die
Welt zu jetten
oder eine Jacht
zu besitzen. Ich
produziere lieber.»
Planen Sie, noch weitere kreative Bereiche zu
erforschen?
Ich kann noch nicht darüber sprechen,
dazu ist es noch zu früh, aber in letzter Zeit
schreibe ich. Eine Art Theaterstück. Es ist
aber schwierig, in diesem Stadium mehr
darüber zu sagen.
Was hat das Leben Sie gelehrt?
Diese Frage ist aus dem Stegreif schwierig zu beantworten. Ich würde sagen, dass
man sich immer überraschen lassen sollte.
Von einem meiner Gauchos in Argentinien,
der bestimmt in seinem ganzen Leben noch
nie ein Buch gelesen hat, kann ich viel lernen, da er das Leben komplett anders sieht
als ich. Hingegen kann ich einschlafen,
wenn ich einem brillanten Philosophieprofessor zuhöre, der nur in Klischees spricht.
Man muss aufmerksam sein und den Leuten zuhören, von denen man eigentlich
nichts erwartet.
100 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Sind Sie deshalb zu einem Pionier geworden?
Ich mag dieses Wort nicht, auch wenn es
stimmt, dass Künstler ähnliche Wege gegangen sind wie ich ein paar Jahre zuvor.
Fühlen Sie sich in den 2010er-Jahren gut?
Musikalisch nicht. Jazz, der mir in den
Fünfzigern die Musik nähergebracht hat,
weil er mich in der Seele berührt hat, sagt
mir heute nichts mehr. Das sind nur noch
Virtuosen, die aber dem Vergleich mit Miles Davis und Konsorten nicht standhalten.
Auch Pop ist arm. Ich liebe Lady Gaga, sie
ist meiner Ansicht nach viel talentierter
als Madonna, die während ihrer gesamten
Karriere nur bei den andern abgekupfert
hat. Ich mag aber nicht ihre Musik, sondern die von ihr inszenierte Show.
Und was haben Sie von den Frauen gelernt?
Nicht viel, denn ich bin seit 35 Jahren
mit derselben Frau verheiratet. Das Rezept für unsere dauerhafte Beziehung besteht darin, dass wir 80% unserer Zeit in
unseren eigenen Welten gelebt haben und
die restlichen 20% zusammenkamen, um
uns auszutauschen und unsere Beziehung
zu nähren. Ich bin überzeugt, dass man tot
ist, wenn man nicht nach diesem Rezept
lebt. Und das hat uns nicht daran gehindert, vier Kinder in die Welt zu setzen, die
alle ihren eigenen Weg gehen. |