als PDF - Finanz und Wirtschaft
Transcription
als PDF - Finanz und Wirtschaft
SOM M ER 2 012 / 7 FRANKEN FINANZ UND WIRTSCHAFT LUXE – SOMMER 2012 SPEZIAL KUNST | INTERVIEW DIDIER CUCHE | UHREN UND DESIGN SPEZIAL S PEZIAL KUNST KUNST SCHWEIZER SAMMLER DAMIEN HIRST GERHARD RICHTER UHREN UHREN TIEFENREKO ORD TIEFENREKORD PREISREK KORD PREISREKORD DESIGN DESIGN HOCHSEESEGLER MÖBEL SHOOTING S HOOTING S STAR TAR BASTIAN BAKER INTERVIEW DIDIER CUCHE START IN NEUE KARRIERE 7 Franken santos-dumont SKELETON 9611 MC DAS CARTIER KALIBER 9611 MC BESITZT EIN EXKLUSIVES SKELETON-UHRWERK. DIE SKELETTIERTEN UHRWERKBRÜCKEN IN FORM RÖMISCHER ZIFFERN VERLEIHEN DER UHR EINE EINZIGARTIGE ANZEIGE UND LESBARKEIT. DAS ZUSAMMENSPIEL DES KLASSSICHEN SANTOS-DUMONT DESIGNS UND DER SICHTBARKEIT DES UHRWERKS MACHEN DIESE UHR ZU EINER DER ELEGANTESTEN IHRER ZEIT. 18KT WEISSGOLD-GEHÄUSE, 8-ECKIGE KRONE MIT EINEM SAPHIR VERZIERT, SKELETTIERTES MECHANISCHES UHRWERK MIT HANDAUFZUG KALIBER 9611 MC (20 EDELSTEINE, 28.800 UMDREHUNGEN PRO STUNDE) DOPPELTES FEDERGEHÄUSE, cartier.com - 044 580 90 90 72 STUNDEN GANGRESERVE. ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, LUZERN, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN: GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS EDITORIAL Magazin zur Ausgabe Nummer 48 der «Finanz und Wirtschaft» vom 16. Juni 2012. LUXE ist eine gemeinsame Publikation von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft» und erscheint vier Mal jährlich. – VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG Hallwylstrasse 71, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 298 35 35, Fax 044 298 35 00 www.fuw.ch, [email protected] – VERLEGER Pietro Supino GESCHÄFTSFÜHRER Martin Coninx CHEFREDAKTOR Mark Dittli REDAKTIONELLE LEITUNG Konrad Koch Rousseau, Richter und Rettungsschirme W as waren das für Sommer! Griechenland, Spanien, allein die Namen wie Meer, Sonne. Und dieser Sommer – auch er wird heiss, europolitisch mit Gewissheit. Doch wird da, wo Krise ist, noch Kultur sein, wenn das Geld fehlt, für Museen, Festivals? Noch ist Europa nicht zum kulturellen Ödland geworden – und wird es auch nie. ANZEIGENVERKAUF Tamedia Publications romandes SA Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich Telefon +41 44 251 35 75 MARKETING Dana Massie, Sandra Meier – ART DIRECTOR Nicolas Zentner & Mathieu Moret (enzed) BILDREDAKTION David Huc – MITWIRKENDE DIESER AUSGABE Anoush Abrar & Aimée Hoving, Elias Amari, Vincent Calmel, Cristina d’Agostino, Christian Faber-Castell, Fabrice Eschmann, Christel Flach Marine Heer, Vincent Gillioz, Jonathan Heyer, Tuana Gökçim Toksöz David Houncheringer, Michel Jeannot, Konrad Koch, Simon Lamunière, Hans K. Leuppi, Catrin Lorch, Sylvie Roche, Knut Schwander, Claus Schweitzer, Francesca Serra, Olympia Wolff – ÜBERSETZUNG Béatrice Aklin, Sabine Dröschel, Gian Pozzy, – BILAN LUXE VERLEGER Tamedia Publications SA CHEFREDAKTOR Stéphane Bennoit-Godet REDAKTIONELLE LEITUNG Das europäische Kunstprogramm ist – wie diese Ausgabe von «Luxe» zeigt – über diese Sommermonate mit Höhepunkten bestückt wie selten zuvor. Was diese Woche mit der alljährlichen Art in Basel beginnt, wird im September enden mit der 25. Biennale des Antiquaires in Paris. Diese schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die nur alle zwei Jahre stattfindet, wird dieses Jahr künstlerisch geleitet vom Grossmeister der Mode, von Karl Lagerfeld. Paris wird diesen Sommer ganz in deutscher Hand sein. Das Centre Pompidou räumt seine Säle frei für die Monumentalausstellung «Gerhard Richter. Panorama». Nach der Tate Modern in London, dem Nationalmuseum in Berlin ist es die dritte Station, an der man das Oeuvre von Gerhard Richter, wie unsere Autorin Catrin Lorch schreibt, in aller Erhabenheit in den Blick nehmen kann. Wer ob all der grossen Dinge, die diesen Sommer erfreuen oder erschüttern werden, Musse sucht, der kann sie ganz nah finden. Auf Inseln in Schweizer Seen. Jean-Jacques Rousseau, dessen 300. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird, fand sie auf der St. Petersinsel im Bielersee, von der er sagte, er «hätte ohne einen Augenblick der Langweile zwei Monate, zwei Jahrhunderte und die ganze Ewigkeit auf ihr verbringen können». Den Sommer auf eine ungewohnte Art entdecken wird auch unser Mann auf dem Titel: Didier Cuche hat sich vor seinem ersten trainingsfreien Sommer zum Gespräch mit «Luxe» eingefunden und verrät ein Rezept, das ob Rettungsschirmen für Banken und Länder für die Menschen zählt: Fair Play. Francesca Serra Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser Eleganz begleitet die Capeland die wertvollsten Augenblicke des Lebens in vollendeter Balance zwischen Authentizität und Stil. Dieses historisch inspirierte Modell ist mit einem mechanischen Manufakturwerk mit Automatikaufzug und Flyback-Chronographen-Funktion ausgestattet, das durch den Saphirglas-Gehäuseboden zu sehen ist. www.baume-et-mercier.com BUSINESS DEVELOPMENT MANAGER Cédric Piaget [email protected] – FOTOLITHO Images3, Lausanne – Konrad Koch Stv. Chefredaktor DRUCK Stämpfli Publikatioen AG Auflage 57 000 ISSN 1664-0152 Finanz und Wirtschaft LU X E | 7 INHALT Sommer 2012 44 92 52 84 99 18 80 07 EDITORIAL 10 MITWIRKENDE 13 GASTKOMMENTAR Alarmzustand Simon Lamunière 14 MUST HAVE 16 TECH-TRENDS Roadrunner und Wolkenstürmer 18 INTERVIEW Didier Cuche Sport formt den Menschen 22 AUSSTELLUNGEN 24 TREFFPUNKTE Pool Bars / Business Clubs 28 KUNSTSAMMLER Leidenschaft und Investition 34 ZEITGENOSSEN Gerhard Richter Damien Hirst 42 KUNSTMESSEN Biennale des Antiquaires 44 GEGENWARTSKUNST Multiples sind Originale 49 GESTALTERKOLLEKTIV Oki Dato und Nendo 50 MÖBELTRENDS Salone del Mobile 52 74 UHREN Die teuersten Komplikationen Cercle 250 - Die Gralshüter Rolex Deepsea Challenge 83 SOZIALE NETZWERKE Best of all worlds 84 BOOTE Swiss Catamarans Runabouts SHOOTING STAR Bastian Baker 88 SCHÖNHEITSMACHER Zu Besuch bei den Dutertres 60 SCHWEIZER MUSIK HiFi der Referenzklasse 92 TOUR AUTO 2012 Klassiker für Oldtimer 62 LOGENPLÄTZE Inselferien und Sonnenterrassen 96 WELLNESS Parfums und Sport 67 COCKTAILS Drinks für Sommertage 98 FILM Adèle Haenel 70 DRESS CODE Cooles für heisse Tage 99 BOUDOIR Dieter Meier David Houncheringer, Sylvie Roche, Jonathan Heyer, Peter Auto, DR 50 www.piaget.com Piaget Rose Weissgold, diamantbesetzter Ring Titelbild: David Houncheringer 8 | Finanz und Wirtschaft LU X E PIAGET Boutiquen : Zürich - Bahnhofstrasse 38 • Genf - rue du Rhône 40 MITWIRKENDE David Houncheringer Anoush Abrar et Aimée Loving David Houncheringen schloss 2003 die Fotografenschule in Vevey ab und lebt heute in Neuenburg, wo er auch als Freelancer tätig ist. Zur Fotografie kam er übers Skateboarden, interessierte sich dann bald schon für konzeptuelle Portraits. 2009 erhielt er dank eines Stipendiums ein Atelier in der Cité Internationale des Arts in Paris. Neben seinen Aufträgen und Ausstellungen realisiert er unter dem Pseudonym «Supermafia» Vjings (Live-Videovorführungen mit Musikuntermalung) und audiovisuelle Installationen. Seine fotografischen Arbeiten sind sehr real und fantastisch zugleich, wie das Portrait von Didier Cuche zeigt. www.dada.fm Das iranisch-holländische Duo hat 2003 nach dem Abschluss an der Lausanner Designschule Ecal zusammengefunden. Seiter inszenieren Anoush Abrar und Aimée Loving Modeshootings und spielen dabei geschickt mit den Stimmungen. Ihre Aufnahmen sind unglaublich sinnlich und poetisch. Mit ihren persönlichen Arbeiten greifen sie irritierende Themen auf oder gehen die Sujets frontal an. Die für «Luxe» realisierten Fotos erzählen eine Geschichte von Design und Komplexität. www.anoushaimee.com Simon Lamuniere Catrin Lorch Vincent Gillioz Simon Lamunière hat Kunst studiert, sich aber schon sehr früh als Kurator betätigt. In dieser Funktion war er ab 1994 für die Kunstbiennale Version verantwortlich, von 1996 bis 2003 für das Centre pour l’Image Contemporaine in Genf und von 2000 bis 2011 für Art Unlimited, die prestigeträchtige Sonderschau für Monumentalkünste von Art Basel. Seine unstillbare Neugier und seine Unvoreingenommenheit ermöglichen es ihm, immer neue innovative Projekte auf die Beine zu stellen, die den üblichen Rahmen der Gegenwartskunst sprengen. www.interversion.org Direkt nach ihrem Studium in Kunstgeschichte, Städtebau, Germanistik und Journalismus leitete Catrin Lorch die Bonner Videonale als Direktorin und Kuratorin. Seit 1999 schreibt sie für zahlreiche Magazine wie «Artforum», «Frieze» und «Kunstbulletin». Seit drei Jahren ist sie für die Kunstrubrik der «Süddeutschen Zeitung» verantwortlich. Für «Luxe» kommentiert sie die sensationelle Ausstellung über Gerhard Richter. Sein Ding sind Schiffe. Zunächst baute er selbst welche, bevor er darauf um die Welt segelte. Vor sieben Jahren wandte sich der Geograf und Umweltwissenschaftler den Medien zu und arbeitete unter anderem für die Tageszeitung «Le Temps». Er ist Mitglied des Redaktionskomitees des Magazins «Skippers» und regelmässiger Mitarbeiter von «Bilan», für das er 2007 über den America’s Cup berichtete. Seit kurzem lebt er in den Alpen, ist aber an allen wichtigen internationalen Segelregatten in Europa anzutreffen. S. 36-39 S. 88-91 S. 13 S. 84-87 DR S. 18-21 10 | Finanz und Wirtschaft LU X E Bilan LU X E | 11 @SDKHDQYTOOHMFDQBG OUVERTURE Gastkommentar Wine or a decoration in fine watchmaking? Simon Lamunière Der «gelernte» Künstler Simon Lamunière hat bei verschiedenen Projekten als Ausstellungskommissar gearbeitet. So war er seit Anfang 2000 für Art Unlimited zuständig und begleitete zwölf Ausgaben dieser Sektion der Art Basel, an der Grossinstallationen, aber auch Kunstwerke zu sehen sind, die sich ausserhalb der Normen bewegen. Simon Lamunière ist ein vielseitiger, visionärer Mann, fröhlich und scharfsinnig, seine Heimat ist die Kunst. Er ist unablässig auf der Suche nach Orten und Verbindungen, die noch nicht erkundet, von Kunst und Kreation unberührt sind. Alarmzustand I Partenaires de la Fondation : A. Lange & Söhne | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Bovet | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc | Musée d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith illustration: Nicolas Zentner Découvrez l’univers de l’horlogerie d’exception, sur www.hautehorlogerie.org ch vergleiche Kunst gerne mit einem Virus, mit dem Zustand der Verliebtheit. Es sind Ideen, die uns zufliegen und uns nicht mehr loslassen. Kunst hat nicht unbedingt mit Liebe auf den ersten Blick zu tun. Es gibt durchaus Werke, die mir nicht gefallen, gegen die ich mich am Anfang wehre, mit denen ich mich dann aber doch geistig beschäftige. Und dieser Prozess mündet schliesslich in Neues, Positives. Mit einem Architekten als Vater kam ich schon früh mit der Kunst in Kontakt. Als Kind nervten mich jeweils die Bemerkungen meiner Freunde über die abstrakte Kunst, die bei uns zu Hause hing. Es waren halt andere Zeiten, Kunst war noch nicht Teil unserer Freizeit- bzw. Kulturgesellschaft. Zu jener Zeit betitelte man einen Calder als «Schuhschaber», einen Max Bill als «verbogenes Metall». Heute ist Kunst wie auch Design demokratisch geworden, es gibt auch immer mehr Ausstellungsorte. Für mich stellt dieser Trend nichts Negatives dar, ich nutze vielmehr diese Energie, denn so verbreitet sich Kunst und besetzt auch andere Bereiche. Es ist dieses Übergreifen, das mich interessiert. Für mich war Kunst immer ein Mittel, über Grenzen hinauszustossen und neue Räume zu erforschen. Das Projekt der Neon Parallax mit den neun Leucht-Kunstwerken auf den Dächern der Plaine de Plainpalais in Genf illustriert die Möglichkeit, Kunst zu zeigen, ohne offenzulegen, wo sie sich befindet. Ein ganz einfaches, aber erfolgreiches Prinzip, um das Quartier zu verändern und den Raum zu besetzen, der sich auf Infiltration von Kunst in einem ungewöhnlichen Kontext stützt. Diese sowohl sichtbaren als auch verborgenen Lichtinstallationen sind die Replik auf das kommerzialisierte Seebecken von Genf mit der Leuchtwerbung für Uhren, Hotels und Banken, typische Genfer Skyline und Postkartensujet. Fortan gibt’s eine zweite «Rade de Genève», nämlich eine kulturelle. Ich mag die Idee, dass Kunst ein Alarmsignal ist, quasi ein Motor, der die Neugier des Betrachters ständig lebendig erhält. Für die Basler Art Unlimited entwickelte ich ein 18 000 m2 grosses weisses Dorf für sechzig bis siebzig Bewohner bzw. Kunstwerke. Um es ganz banal zu sagen, es war etwa, wie Menschen an einem Tisch zu versammeln, mit dem Ziel, ein funktionierendes Gespräch oder eine Konfrontation in Gang zu setzen. Diesen narrativen, urbanen Parcours zu schaffen, war ein phantasmagorischer Prozess. Für die Ausgabe 2006 hatte ich die Idee, über das mobile Werk Bewegung und Desorientierung zu thematisieren – etwa mit dem Karussell von Carsten Höller, das auf einem unebenen Platz aufgestellt war. 2007 provozierten die Kunstprojekte in mir eine Vision à la Alphaville, die sich wie im rätselhaften Film von Godard mit der Modernität und dem Seriellen auseinandersetzte. Für meine letzte Edition 2011 unterstrich ich den temporären Aspekt des weissen Dorfs mit Bauschildern von Daniel Buren und hängenden Backsteinen von Gendell Geers. Wie bei jeder Art Unlimited gab es extrem sichtbare Werke wie die Neoninstallation von Jason Rhoades, andere wiederum waren diskreter, etwa Bodenskulpturen von Carl Andre. Dies beweist, dass Kunst nicht immer dort zu finden ist, wo man sie erwartet. Grenzen ausdehnen und neue Emotionen provozieren ist nach wie vor das zentrale Anliegen meiner Arbeit. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 13 MUST HAVE von Francesca Serra MUST HAVE AUS LIEBE ZUR MECHANIK In Ihrem Telefon schlägt ein Herz? Genau, das eines fliegenden Tourbillons! Die LeDix Furtif ist ein mechanisches Juwel aus Kohlefaser, das alle Konventionen über den Haufen wirft. Ob man sie nun als telefonische Taschenuhr oder Uhrenhandy bezeichnet, tut nichts zur Sache, denn die LeDix Furtif ist vor allem eins: ein neues Gadget für Leute die häufig unterwegs sind. Sie verfügt über eine robuste und doch leichte Struktur und ist in limitierter Stückzahl mit Intarsien aus Platin oder Roségold versehen. Die Zubehörteile stehen dem Ausnahmeobjekt in punkto Ausgefallenheit in nichts nach. Sie glänzen durch viele aussergewöhnliche Details, wie einem ledernen «Holster», mit dem sich das Telefon am Körper tragen lässt. LeDix Furtif, 300 000 Fr., www.celsius-x-vi-ii.com PUR D I V E R T I M E N T O NÄGEL MIT KÖPFCHEN Der neue Unisex-Armreif in Form eines einfachen Nagels besticht durch seine rohe, schicke Eleganz. Mit diesem Modell lässt Cartier den legendären Entwurf des Schmuckdesigners Aldo Cipullo wieder aufleben. Er hatte den Armreif in den 70erJahren in den wilden Zeiten des Studio 54 kreiert. Der Nagelarmreif ist noch heute Ausdruck einer rebellischen Natur. Juste un clou, Cartier, 32 100 Fr., www.cartier.com CLICK CLACK Nach dem Erfolg der beiden Kamera im 2003 und 2009 bietet Leica eine dritte Kamera «Edition Hermès» an, deren zwei Modellen mit einem verchromten und einem silbern eloxierten Objektiv ausgestattet sind. Die Ausgabe mit nur einem Objektiv ist seit Mai erhältlich und wurde bereits über 300 mal verkauft. Die Ausgabe mit drei Objektiven ist in limitierter Auflage und nur für kurze Zeit ab Juni 2012 erhältlich.... ein wahres Meisterstück! Leica M9-9 «Edition Hermès», limitierte Auflage «Jean-Louis Dumas», 100 Exemplare, 52 500 Fr., www.leica.com Italiener sind starke Designer und angefressene Fussballfans. Was aus so einer Kombination entstehen kann, zeigt dieses exquisite Objekt fürs Dolce Farniente. Der Cristallino Gold ist ein Tischkicker aus Kristallglas und Aluminium mit Figuren aus 24 Karat Gold. Mit dem edlen Sammlerstück ist der Marke Teckell, die mit dem Slogan «luxury is a game to play» wirbt, ein grosser Wurf gelungen. Von dem massiv-minimalen Spielgerät wurden nur 50 nummerierte Exemplare gefertigt. Wer nicht ganz so schnell sprintet wie Ronaldino und deshalb nicht zu den Happy Few gehört, kann sich immer noch mit einem ebenso sportlichen Modell aus Kristallglas und Holz trösten. Cristallino Gold, 16 000 Fr., www.teckell.com FAST AND FRESH Das Elektrobike von Stromer ist eine Kombination aus technischer Leistung, Eleganz und Glamour in ihrer vollendetsten Form. Sogar Leonardo Di Caprio kurvt mit einem dieser stylischen Drahtesel durch Manhattan. Mit dem E-Bike ist man schnell unterwegs, ohne das Hemd durchzuschwitzen, wobei der diskret in den Rahmen eingebaute Motor je nach Modell 25 bis 45 km/h ermöglicht. Und da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, gibt es die Modelle in mehreren Formen, Grössen und Farben, mit individuell wählbaren Zierstreifen und unterschiedlichem Zubehör. E-Bike Stromer Elite Power, ab 4000 Fr., www.stromer.ch 14 | Bilan LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 15 TECH-TRENDS von Francesca Serra TAYLOR GARAGE F ür alle, die ein dauerhaftes Hobby suchen, könnte der Bau eines Flugzeugs eine spannende Alternative zum Briefmarken- oder Schmetterlingesammeln sein. In der Schweiz kann man nach Anleitungen von Experimental Aviation Switzerland (EAS) sein eignes Spielzeug bauen und sogar damit fliegen. Die Konstruktion eines Flugzeugs im Kit (mit Material und Anleitung) nimmt rund drei bis fünf Jahre in Anspruch, für ein Modell Marke Eigenbau sollte man fünf bis zehn Jahre einplanen. Zwar ist dabei etwas Durchhaltewillen gefragt, aber man wird von einem EAS-Berater betreut. Aus Umweltschutzgründen wurde der Benzinverbrauch auf ein äusserst vernünftiges Mass reduziert. 100 Liter reichen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Knoten (ca. 190 km/h) für acht Flugstunden. Mit einer Tankfüllung schaffen Sie Für Roadrunner… W er von Freiheit auf Asphalt träumt, kann sich in der Schweiz ein Motorrad ganz nach seinen persönlichen Wünschen anfertigen lassen. Es gibt zwei Alternativen: Entweder man verwandelt ein bestehendes Modell in einen «Chopper» – dabei wird der Rahmen verändert und die Gabellänge verlängert –, oder man entscheidet sich für den minimalistischen Vintage-Stil eines «Bobbers», konzentriert sich aufs Wesentliche und verzichtet auf alle Elemente, die man zum Fahren nicht unbedingt braucht. Mit ihrem fundierten mechanischen Fachwissen und dem richtigen Blick fürs Schöne zaubern die Bike-Spezi- es also bis nach Korsika! Es wird oft kritisiert, dass die schweizerische Gesetzgebung im Bereich der Ultraleichtflugzeuge im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu streng ist und die Flieger nicht nur grösser, sondern auch viel zeitaufwendiger im Bau macht. In England zum Beispiel spricht nichts dagegen, mit einem verkleinerten Modell eines früheren Kampfjets wie beispielsweise einer Fokker die Lüfte zu erobern. Mit solchen Fluggeräten ist man natürlich den Launen der Wettergötter ausgesetzt. Bei schlechter Witterung ist es daher ratsam, auf den Flug zu verzichten. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen. Oder, um es mit den Worten der EAS-Mitglieder auszudrücken: «Unsere Flieger sind schnelle Verkehrsmittel für Leute, die es nicht eilig haben.» | …und Wolkenstürmer alisten der Taylor Garage ein Motorrad ganz nach Ihren Vorgaben und passend zu Ihrer Grösse. In den Werkstätten wird nicht nur Wert auf Originalität, sondern auch auf eine bis ins kleinste Detail sorgfältige Verarbeitung gelegt. Alle Teile werden unter dem wachsamen Auge der Experten gefertigt. Für die nötige Power sorgt ein Harley-Davidson-Motor. Ein Traum für Biker und alle, die einzigartige, kraftvolle und auf unseren Strassen zugelassene Feuerstühle mögen! d Modell Fast Peak und i Modell Warson von Bad Boy Motorcycles, www.badboysmotorcycles.ch s Modell Daddy’s Toy von Blackway, www.black-way.com Flugzeugkit: zwischen 60’000 und 100’000 Fr. www.experimental.ch Liste der Schweizer Flugplätze: www.bazl.admin.ch (unter Themen/Infrastruktur/Flugplätze) 16 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 17 | I N T E R V I E W | von Francesca Serra - Foto: David Houncheringer Didier Cuche «Sport formt den Menschen» DER SCHWEIZER SKIFAHRER, WELTMEISTER UND GEWINNER VON SECHS KRISTALLKUGELN HAT SEINE LETZTE SAISON IN TOPFORM BEENDET, HAT ER DOCH AUF DER LEGENDÄREN STREIF EINEN NEUEN REKORD AUFGESTELLT. KURZ VOR SEINEM ERSTEN TRAININGSFREIEN SOMMER ERZÄHLT ER ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN AUS SEINER SIEBZEHNJÄHRIGEN KARRIERE. A m 17. März 2012 nahm er im nostalgischen Kostüm und auf Holzski Abschied vom Rennzirkus. Die Bilder gingen um die Welt. Es war ein denkwürdiger Abschluss einer grossartigen Karriere: Er gewann sechsmal die Kristallkugel, die Olympia-Silbermedaille im Super G 1998 in Nagano, stand viermal auf dem Podest der Weltmeisterschaften, wovon einmal auf dem ersten Platz. Er ist neben Bernhard Russi und Pirmin Zurbriggen der beliebteste Skifahrer der Schweiz. Eine Auszeichnung, die er nicht nur seinen sportlichen Leistungen, sondern auch seiner Haltung und Philosophie verdankt. Er ist das Gegenstück zum talentierten, unvorhersehbaren Bode Miller, der Good Guy der Skiwelt: konstant, aufrichtig, Fairplay. Er sagt, was er denkt, und dies nicht immer diplomatisch, reagiert allergisch auf Polemiken und entdeckt auch in schwierigen Situationen die positive Seite. Sie haben Ihre Karriere auf dem Höhepunkt beendet, kurz nach dem Sieg in Kitzbühel. Haben Sie schon Pläne für die nächste Zukunft? Die einzige Neuigkeit, die ich jetzt mitteilen kann, ist die Zusammenarbeit mit dem norwegischen Skifahrer Lasse Kjus, der sein eigenes Kleiderlabel lanciert. 18 | Finanz und Wirtschaft LU X E Ich versuche die Anfragen zu steuern, denn mit meinen Sponsoren Audi, Ovomaltine, Head und Corum ist die Agenda schon schön gefüllt. Corum hat dieses Jahr die Admiral Cup44 Chrono Centro Didier Cuche auf den Markt gebracht. Das Inserat zeigt Ihr in zwei Hälften geteiltes Gesicht, das des Skifahrers und das des Privatmanns. Symbolisch? Ja, die Aufnahme reflektiert die Wende in meinem Leben. Ich bin immer noch mit dem Sport verbunden, aber jetzt als sein Vertreter. Gerade in dieser Übergangszeit spüre ich, wie sehr mit der Sport geholfen hat, vorwärtszukommen. Er hat mir ein grosses Rüstzeug gegeben, dessen Bedeutung ich mir während meiner Laufbahn kaum bewusst war. Für mich steht fest, Sport formt den Menschen. Worauf haben Sie sich am meisten gefreut, nachdem Sie Ihren Rücktritt angekündigt hatten? Mehr Zeit zu haben, nicht mehr vom alljährlichen wiederkehrenden Terminkalender bestimmt zu sein. Den Sommer hier und nicht in Südamerika verbringen zu können, wo ich mich jeweils bis Ende September aufhielt. Apropos Trainingsfahrten, von denen man einige Videos im Internet sehen kann: Sie haben einmal im Fernsehen ironisch darauf hingewiesen, dass «Sie wissen, wie Sie sich leiden lassen können». (lacht) In den Videos im Internet sieht man die spielerische Seite der Übungen, wo ich auf verschiedenen Unterlagen – Ball, Balanceboard – das Gleichgewicht trainiere. Es gibt aber auch weniger amüsante Übungen, die man immer wieder wiederholen muss und bei denen das einzige Vergnügen der Fortschritt ist. Hundertstelsekunden zu gewinnen, ist nur möglich, wenn man jedes Detail berücksichtigt, um die Übung noch komplexer zu machen. Ist dieser schwierige Faktor gemeistert, steigert sich die Fitness automatisch. Man spricht von der Regelmässigkeit und der Disziplin, die das Leben des Elitesportlers prägen. Die Trainings sind zwar fix, beruhen auf ständigen Wiederholungen, die Karriere verläuft aber nie linear. Zu Beginn der Karriere sind die Fortschritte am grössten. Später geht’s dann um Präzision. Steigert man die Kraft um 1%, ist das immerhin schon ein Gewinn von 1%. Meine kompletten physischen Fähigkeiten habe ich im Alter von 28 bis 30 erreicht. Im Internet gab es dieses Jahr einen Aprilscherz, wonach Sie Trainer des Damenteams werden. Ein anspruchsvoller, komplizierter Job, der in den letzten Jahren viele Wechsel und Turbulenzen erlebt hat. Den neuen Trainer erwartet viel Arbeit. In den Schnelligkeitsdisziplinen gab es viele Ausfälle. Wenn alle Fahrerinnen gesund sind, ist das Potenzial sehr gross. | INTERVIEW | Beim Slalom und beim Riesenslalom hat sich die Equipe infolge des Abgangs einiger Fahrerinnen, die sich unter den ersten dreissig hätten positionieren können, verkleinert. Es wird schwierig sein, das Steuer herumzureissen. Aber es ist auch nicht unmöglich, dass bis zu den Olympischen Spielen 2014 eine Siegerfahrerin im Team ist. Können Sie uns in diesem Zusammenhang etwas über Ihre Trainer sagen? Patrice Morisod verdanke ich viel, denn dank ihm bin ich zum Schweizer Rennkader gestossen. In der letzten Zeit arbeitete ich mit Roland Platzer, der ein riesiges Potenzial besitzt. Was ist für Sie ein guter Trainer? Es gibt Trainer, die zu viel wollen, die zu sehr ins Detail gehen. Der Trainer darf den Kopf des Sportlers nicht vollstopfen, er muss das Hauptproblem in der Fahrertechnik finden, wodurch sich andere Schwierigkeiten von selbst lösen. Man wirft zum Beispiel einem Athleten vor, dass er in der Kurve den Arm immer oben behält. Dies hat einen bestimmten Grund, und gute Trainer finden die Ursache. Im März 2011 hatten Sie mit Günter Hujara (FIS-Renndirektor Herren) Differenzen wegen eines gefährlich weiten Sprungs auf der Piste von Kvitfjell. Waren Ihre Beziehungen immer etwas gespannt? Günter ist ein Mann mit einem starken Charakter. Er hat einen schwierigen Posten, den ich um nichts in der Welt haben möchte. Ich habe ihn stets respektiert, und er mich ebenfalls. Der einzige Vorwurf, den ich ihm mache, ist, dass er etwas stur ist, dass er Entscheidungen gefällt hat, unbesehen von den Einwänden, die ich im Namen mehrerer Athleten und als Mitglied des Athletenkomitees gemacht habe. Es gibt nichts Tragischeres als einen Unfall, der im Vorfeld geäusserte Befürchtungen bestätigt. Ich denke an das Unglück von Daniel Albrecht im Jahr 2009. 2011 in Kvitfjell machte ich Günter auf eine Kante aufmerksam, die einige Zentimeter zu hoch war, um nach dem Sprung eine sichere Landung zu gewährleisten. Weshalb wurde die Diskussion zur Polemik? Günter war nicht bereit, auf seine Entscheidung zurückzukommen. Ich sagte ihm: «Mach, was du willst, aber erwarte nicht von mir, dass ich am Ziel nichts sagen werde.» In Wirklichkeit hätte der Satz gelautet: «Erwarte nicht von mir, dass ich 20 | Finanz und Wirtschaft LU X E nichts sage, falls ein Fahrer an dieser Stelle stürzt.» Günter empfand meinen Satz als Drohung, dass ich mich an die Medien wenden würde. Und so wurde die Sache hinaufgeschaukelt und ich mit 5000 Fr. gebüsst. Die Busse wurde dann aber von der FIS rückgängig gemacht. Wichtig ist, dass die Geschichte Bewegung in die Dinge gebracht hat und die Kante schliesslich um einige Zentimeter abgetragen wurde. Das Engagement für mehr Sicherheit ist bestimmt legitim, vor allem weil im Skisport das Unfallrisiko enorm ist. Immerhin werden in einer Abfahrt Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h erreicht. Ein Unfall kann eine Karriere beenden. Ich habe glücklicherweise nur drei schwere Verletzungen erlitten, die zudem keine körperlichen Folgen hatten. Als 19-Jähriger brach ich den Oberschenkel, mit 21 das Schienbein, 2005 erlitt ich einen Kreuzbandriss. Die Unfälle waren stets die Folge einer Unachtsamkeit, passierten nie während einer schwierigen Passage oder bei einem Sprung. «Wenn man jung ist, muss man sich und der Welt beweisen, dass man am richtigen Ort ist.» Ein Unfall kann das Leben des Athleten völlig verändern, eine Tatsache, deren man sich sicher immer bewusst ist. Können sich Zwangspausen günstig auf die sportliche Entwicklung auswirken? Ja, bei mir war dies 2005 der Fall, als ich mich am Knie verletzte. Ich war schon 31 Jahre alt, und es war klar, dass dies die letzte Verletzung vor Karriereende sein würde. Ich beschloss, von nun an ganz von meinem Beruf zu profitieren. Wenn man jung ist, muss man sich und der ganzen Welt beweisen, dass man am richtigen Ort ist. Man schaut nicht rechts oder links, man liebt das Risiko und ist total auf Leistung fokussiert. Der Unfall hat mir geholfen, Abstand zu gewinnen und mir auch mehr Zeit für mich zu nehmen. Ich erlaubte mir, statt um 22 Uhr erst um Mitternacht zu Bett zu gehen und ab und Auch wenn man nicht unbedingt abergläubisch ist, hat jeder Sportler sein eigenes Ritual. Manchmal sind es gar Ticks, die im Fernsehen zu sehen sind, manchmal ist die Kamera nicht dabei. Ich erinnere mich an einen Fahrer, der die Schnallen wie im Fieber immer wieder öffnete und schloss. Dieses Gebaren war schon etwas extrem. Natürlich sage ich Ihnen nicht, wer es war. So oder so, Rituale helfen, im Kopf zu starten, damit der Körper begreift, dass es bald losgeht. zu mit Trainern oder Freunden ein Glas zu trinken. So konnte ich mich entspannen und war dafür nachher noch konzentrierter. Am Fernsehen wurden wir jeweils Zeugen Ihrer Siegeseuphorie, die Sie mit dem legendären Skiflip zeigten. Es gab bestimmt auch weniger grossartige Momente. Wenn die Resultate gut sind, ist man mit dem Publikum eins, und es ist grossartig, diese Feststimmung zu erleben. Im umgekehrten Fall, vor allem wenn die Medien noch eins draufgeben, kann es wirklich unangenehm sein. Es ist dann schon mal vorgekommen, dass die Menschen einen schief ansehen oder dem Blick ausweichen. Anfang der 2000er Jahre erbrachte das Schweizer Team keine guten Leistungen. Da wurde es uns bewusst, wie anspruchsvoll und fordernd das Publikum ist. Als wir uns wegen der Anzüge beklagten, wurde dies als faule Ausreden aufgenommen. Schliesslich ist es Ihnen gelungen, sich Gehör zu verschaffen. Wir erkannten, dass die Hierarchie der verschiedenen sportlichen Niveaus respektiert wurde, allerdings nicht in den Starträngen 1 bis 15, sondern 10 bis 40. Bei verschiedenen Skis und Serviceleuten, unterschiedlichem Körperbau und Fähigkeiten musste dann und wann einer in die vorderen Ränge gelangen. Unser einziger gemeinsamer Nenner war der Anzug. Wir haben deshalb selbst Tests durchgeführt, indem ein Athlet den offiziellen Dress trug, während zwei andere die Anzüge immer wieder wechselten. Wir konnten auch die Anzüge der Österreicher und der Kanadier testen. Auf mehreren Strecken stellten wir eine Differenz von 7/10 Sekunden pro Minute fest. Mit diesem Beweis Hand gelang es uns schliesslich, die Dinge zu bewegen. Wir trugen die neuen Anzüge erstmals am 24. Januar 2004 in Kitzbühel. Ambrosi Hoffmann wurde Dritter, ich fuhr unter die ersten zehn. Eine Woche später wurde ich in Garmisch Erster. Die Konsequenz: Ab diesem Moment wurden die Tests im Windkanal und der Ausrüstung wieder aufgenommen. Was denken Sie von den neuen Skis, die ab der nächsten Saison eingeführt werden? Da sie länger und weniger tailliert sind, muss man sich anders positionieren. Es wird eine Anpassung nötig sein, aber bei den Schnelligkeitsdisziplinen wird es keine Unterschiede geben. Einen grossen Welches war Ihr Startritual? Ich glaube, es waren die Stöcke. Der linke Körperteil wird von der rechten Hirnhälfte gesteuert und umgekehrt. Es gibt eine Mentalübung, die darin besteht, sich diese Kreuzung auf verschiedene Weisen zu visualisieren. Man kann sich zum Beispiel eine Buchstaben- und eine Zahlenreihe vorstellen und versuchen, A mit 2, B mit 1 usw. zu verbinden. Mit der Zeit gelang es mir, dieses Kreuz in Sekundenbruchteilen abzurufen, das Kreuzen der Stöcke verstärkte die Konzentration. Mit diesem Signal versetzte ich mich sofort in Rennkondition, auch schon vor dem offiziellen Start. Wenn von Ihren letzten Saisons 2007 bis 2012 die Rede ist, sprechen viele Menschen von den «Jahren der Offenbarung». Die ganze Arbeit der Vorjahre hat schliesslich Früchte getragen. Die Siege fielen mit dem Wechsel zu einer andern Skimarke zusammen, aber auch in die Zeit nach dem Bänderriss im Jahr 2005, als ich wieder Lust auf Karriere hatte und diese wirklich geniessen wollte. Schritt rückwärts gibt es im Riesenslalom, denn die längeren, schmaleren Skis machen das Fahren von Kurven schwieriger. Einmal mehr hat die FIS überstürzt gehandelt und darauf verzichtet, die Meinung der Athleten einzuholen. Statt diesen Extremen wäre eine Zwischenlösung bestimmt möglich gewesen. Anfang der nächsten Saison wird es unzweifelhaft Kommentare und Kritiken absetzen – und ab Mitte Saison sind die neuen Skis kein Thema mehr. Natürlich würden wir gerne mehr wissen, wie es hinter den Kulissen des Skizirkus zu- und hergeht. Beispielsweise unter den Athleten – gibt es Rituale? Mit 67 Podiumsplätzen blicken Sie auf eine beeindruckende Karriere zurück. Das Einzige, das in Ihrem Palmarès fehlt, ist Olympiagold, dem sie mehrmals ganz nahe waren. Bedauern ? Natürlich wäre es schön gewesen, eine Goldmedaille zu gewinnen. Aber ich freue mich über meine Silbermedaille. Noch heute, wenn ich die Bilder dieses Siegs sehe, erlebe ich die Freude und das Glück erneut. Obwohl ich in der Abfahrt das beste Trainingsrennen absolvierte, verpasste ich das Podest. Im Super G liess ich dann meine ganze Frustration los. Deshalb macht mich dieser Sieg besonders stolz. Man muss Niederlagen akzeptieren können. Das schlimmste Erlebnis war, die Kugel in einer Disziplin zu verlieren, in der ich 99 Punkte mehr hatte als der Sieger. Es war eine weitere Lektion, immer das Beste zu geben. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 21 AGENDA AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ von Tuana Gökçim Toksöz TO BREAK THE RULES, YOU MUST FIRST MASTER THEM. UM REGELN BRECHEN ZU KÖNNEN, MUSS MAN SIE ZUERST MEISTERN. DIE UHR, DIE ALLE REGELN BRACH, NEU GEBOREN 2012. 1972 SCHOCKIERTE DAS URMODELL DER ROYAL OAK DIE U H R E N W E LT: A L S E R S T E S P O R T U H R D E R H A U T E HORLOGERIE ADELTE SIE STAHL ZUM EDELMETALL. DIE NEUE DR WENN KUNST UND BILDER SICH UNTER DEN STERNEN VEREINIGEN R O YA L OAK KOLLEKTION BLEIBT DEM GRUNDGEDANKEN TREU, DER VOR 40 JAHREN IN LE BRASSUS FORMULIERT WURDE: “EIN STÄHLERNER KÖRPER MIT EINEM HERZ AUS GOLD.” ÜBER 130 JAHRE UHRMACHERKUNST, KOMPETENZ UND NACH DEM RIESIGEN ERFOLG DER ERSTEN NUIT DES IMAGES IN DEN GÄRTEN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE, AN DER RUND 8000 PERSONEN TEILNAHMEN, FINDET AM FREITAG, 22. JUNI AB 18.30 UHR DIE ZWEITE AUFLAGE STATT. Z um zweiten Mal feiert die «Nacht der Bilder» die Sonnenwende mit einem reichhaltigen Programm des Dialogs von Fotografie, Video und Klang. Auf sieben in den riesigen Gärten aufgestellten Projektionsflächen werden einen ganzen Abend lang fixe und animierte Bilder zu einem bestimmten Thema zu bewundern sein, Werke international bekannter Künstler – Bettina Rheims oder Jon Naiman – wie auch überraschende Oeuvres von jungen, vielversprechenden Talenten. Eines der Highlights ist die Hommage an den berühmten Reporter und Fotografen Marcel Imsand aus Fribourg mit Archivbildern des Westschweizer Fernsehens und Aufnahmen des Künstlers. Cartes blanches erhalten die Ecal in Lausanne, das Photoforum PasquArt in Biel, das Centre de la photographie und die Head in Genf. So nutzt Sophie Mei Dalby, Studentin an der Ecal, die Gelegenheit, in aufwühlendem Bild und Ton auf die vom Menschen geschaffenen Lebensbedingungen wilder Tiere hinzuweisen. Die Studierenden des ersten Jahres der Head präsentieren Kurzfilme aus zwei verschiedenen 22 | Finanz und Wirtschaft LU X E Polaroid-Sammlungen der Jahre 1960 bis 1980, die ihnen Sam Stourzé, Direktor des Musée de l’Elysée, zur Verfügung stellt. Der französische Fotograf Olivier Metzger, Meister des narrativen Bildes, konfrontiert die alternde Muse seiner Serie «Smile (forever)» mit dem Lauf der Zeit. Erneut auf dem Programm der Minisalon der fotografischen Publikationen «On Print», wo das Publikum atypische und manchmal verkannte Printkreationen entdeckt. Und schliesslich holt das Radio RTS Stimmen aus der Vergangenheit hervor und sorgt damit für faszinierende Klang-Bild-Installationen. Für Kinder von 4 bis 12 Jahren wird ein ganz besonderes Programm organisiert. Ab 18.30 Uhr gehen sie auf eine spannende Reise in die bezaubernde Welt von Charlie Chaplin, Kühnere und Unternehmenslustige nehmen an unterhaltsamen Spielen im Rahmen der aktuellen Ausstellungen teil. Selbstverständlich ist auch für die Erwachsenen gesorgt, denn im « Bourg» gibt es Durstlöschendes und Unterhaltung. Hier betreibt das magische Lausanner Café-Theater drei Bars und eine Bühne, wo ab 19 Uhr die Gruppe «Format A’3» auftritt und mit vielgestaltigem Jazz auch Tanzlustige animiert. Ein vielfältiges, qualitativ anspruchsvolles Programm für die zweite Nuit des images. Der Erfolg steht jetzt schon fest. | Musée de l’Elysée 18, avenue de l’Elysée 1014 Lausanne, 021 316 99 11, www.elysee.ch, SORGFALT IM DETAIL STECKEN IN DIESER IKONE MODERNEN UHRENDESIGNS. DIE UNVERKENNBARE ARCHITEKTUR DER ROYAL OAK, PRÄSENTIERT IM NEUEN 41 MM GEHÄUSE. DIE ROYAL OAK VON AUDEMARS PIGUET: 40 JAHRE JUNG. ROYAL OAK AUS EDELSTAHL. CHRONOGRAPH TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE von Hans K. Leuppi und Knut Schwander Members only SIE DIENEN DEM GESCHLOSSENEN NETWORKING, DIE BUSINESS CLUBS. OFFEN SIND SIE NUR MITGLIEDERN. AUFGENOMMEN WIRD MAN AUF EMPFEHLUNG ODER EINLADUNG. SICH AUF DIE TRADITION DES GENTLEMEN’S CLUBS BERUFEND, SIND SIE HEUTE ABER WENIGER BEGEGNUNGSSTÄTTEN KULTIVIERTER LEBENSART MIT BIBLIOTHEK, BILLARDZIMMER ODER KRAFTRAUM ALS VIELMEHR GASTRONOMISCH HOCHSTEHENDE VERPFLEGUNGSLOKALE, IN DENEN TOPSHOTS UND PROMINENZ DISKRET IHREN GESCHÄFTEN NACHGEHEN KÖNNEN. ZÜRICH CLUB ZUM RENNWEG Seit 1951 bietet der unpolitische Club allen englischsprachigen Emigranten eine willkommene Gelegenheit, sich ins Genfer Geschäftsleben zu integrieren. Hier geben sich die Geschäftsführer multinationaler Konzerne, Entscheidungsträger und Mitarbeiter von Unternehmen, die neue Kontakte knüpfen möchten, die Klinke in die Hand. Da der AIC über kein eigenes Clubhaus verfügt, ist er im Hotel Intercontinental untergebracht. Er organisiert regelmässig Konferenzen, an denen namhafte Gastredner wie Arnold Schwarzenegger, Peter Brabeck oder Bernard Tschumy eingeladen werden. Das diesjährige Highlight ist ein Abend zu den amerikanischen Wahlen. AIC, Hotel Intercontinental, 022 910 25 80, www.amclub.ch ZÜRICH CLUB BAUR AU LAC In der Villa Rosau direkt neben dem Zürcher Fünfsternehotel Baur au Lac ist der private Club Baur au Lac niedergelassen. Eingerichtet wie ein englischer Herrenclub, bietet er seinen Mitgliedern einen repräsentativen und diskreten Rahmen für Verabredungen mit Geschäftsfreunden. Das Clubrestaurant im Erdgeschoss folgt über die Mittagszeit den Regeln des reinen Herrenclubs – Zutritt nur für Männer, was auch für die Clubmitgliedschaft gilt. In den oberen Clubräumen, dem Restaurant Bel Etage, sind Damen und Herren zu Lunch und Abenddiner geladen. Über die Clubaufnahme entscheidet ein Komitee. Club Baur au Lac, General Guisan-Quai 8, 8002 Zürich, 044 201 35 31, www.cbal.ch GENF CERCLE DE LA TERRASSE Bei seiner Gründung im Jahr 1754 versammelten sich die Mitglieder des Clubs im Hotel der Familie Saussure, dessen Terrasse auf die Place Neuve hinausging. Heute ist der Club an der Rue Eynard zu Hause, wo er seine Tätigkeit diskret fortsetzt. Einflussreiche Personen und alteingesessene Genfer treffen sich hier mit Freunden, die schon fast zur Familie geworden sind. In dem edel gestalteten Raum herrscht eine entspannte Atmosphäre, in der weder über Geschäfte noch über Renditen gesprochen wird. Man kommt hierher, um ähnlich wie in einem englischen Club in gediegenem, stilvollem Rahmen mit Gleichgesinnten zu plaudern. Zutritt hat aber nicht jeder, auch nicht zum renommierten Restaurant! Club de la Terrasse, rue Jean-Gabriel-Eynard 4, 1205 Genève. ZÜRICH CLUB HAUTE Weitblick über die Stadt Zürich und den See bis zu den Alpen geniessen die Mitglieder des Club Haute. In den obersten zwei Stockwerken im Hochhaus zur Schanze sind Bar und Restaurant eingerichtet. Unter den Zürcher Wirtschaftsclubs hat er die jüngste und spannendste Mischung von Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Sport. Die Mitglieder dürfen Gäste mitnehmen, was an schönen Sommerabenden zu einem nicht besonders elitären Gedränge auf der Terrasse mit ihrer spektakulären Sicht führt. Es besteht zurzeit ein Aufnahmestopp. Haute, Talstrasse 65, 8001 Zürich, 043 344 72 72, www.haute.ch GENF SOCIÉTÉ NAUTIQUE Die Genfer Société Nautique gehört neben den Golfclubs von Genf und Cologny schon seit 1872zu den angesehensten Sportclubs der Stadt. Auch Nicht-Mitglieder können hier verschiedene Wassersportarten ausüben oder für Seminare oder hochkarätige Veranstaltungen Konferenzräume mieten. Zum Clubrestaurant, das direkt auf dem See liegt, haben allerdings nur Mitglieder und ihre Gäste Zutritt. Es ist gibt den direktem Blick auf den Hafen frei und ist unbestritten «The place to be». Hier wickelt die Genfer Prominenz in einem schicken und doch lockeren Rahmen ihre Geschäfte ab und pflegt ihre Beziehungen. La Nautique, wie der Segelclub von Eingeweihten genannt wird, organisiert auch die Bol d’Or und hat Alinghi lanciert. Sie haben es erraten: Auch Ernesto Bertarelli geht in der Nautique ein und aus. La Société Nautique de Genève, Port-Noir, 1223 Cologny, 022 707 05 00, www.nautique.ch DR Im umgebauten Zürcher Altstadthaus an der Fortunagasse trifft sich die jüngere Generation aus Wirtschaft und Gesellschaft. Aufgenommen wird, wer beim Eintritt nicht älter als 45 Jahre ist und doch schon die Karriereleiter erklommen hat. Gepflegt werden Jours fixes für Mittagsstammtische, abendliche Debattierveranstaltungen und auch Familienanlässe. Gelobt wird die gute Küche des Clublokals. Die Mitgliederliste zählt über 200 Personen. Es besteht eine Warteliste. Club zum Rennweg, Fortunagasse 13, 8001 Zürich, 043 497 21 60, www.clubzumrennweg.ch GENF AMERICAN AND INTERNATIONAL CLUB – AIC 24 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 25 TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE von Hans K. Leuppi und Knut Schwander GENF, HÔTEL INTERCONTINENTAL POOLSIDE LAUSANNE BEAU-RIVAGE PALACE BAR, ELEGANZ NEU INTERPRETIERT Italianità der schönsten Art: Man wird nicht müde, die Schönheit des auf den Blumenpark und See gebenden Säulengangs, die Bodenmosaike der riesigen Säle zu bewundern. Ein legendärer Ort mit leicht kolonialem Ambiente. Getreu der Devise «Tradition in Bewegung » hat das berühmte Beau-Rivage Palace vor kurzen die neu gestaltete Bar eingeweiht und das Deck mit den riesigen weissen Sonnenschirmen eröffnet. An diesem eleganten Ort hat man die Qual der Wahl unter 250 Cocktails, die in wunderschönen Gläsern serviert werden. Kleine Eisberge werden aus einem riesigen Blick gehauen und von den geschickten Barmen mit einen Shot Eau-de-vie begossen. In der Barschool wird man spielerisch in die Cocktailkunst eingeführt. Eine Auswahl köstlicher Amuse-gueule lässt den perfekten Sonnennachmittag in die Mondnacht übergehen, untermalt von eigens für die Bar komponierter Musik. Bar ab 15 Uhr geöffnet, Sonntag bis Donnerstag bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 2 Uhr. Barschool am Nachmittag 150 Fr. , 1 Std. Kurs, Degustation und Geschenk. Place du Port 17-19, Lausanne, 021 613 33 95, www.brp.ch ZÜRICH BARFUSSBAR Der Name ist wörtlich zu nehmen: Die Schuhe sind am Eingang abzuziehen, auf den Planken der Zürcher Frauenbadi wir barfuss getanzt. Die Jugendstil-Badeanstalt in der Limmat vor dem Stadthausquai wird immer Mitttwoch, Donnerstag und Sonntag ab 20 Uhr zur Bar, die Frauen und Männer offensteht. Bis Mitte September sorgt ein Kulturprogramm für exzentrische Vielfalt von Poppunkchansons mit Sihl & Näz über die Soulstimme von Nubya, Anna Rossinellis Bon Voyage zur Freakshow von Knackboule und Gudrun. Barfussbar, Stadhausquai 12, 8001 Zürich, 044 211 95 92, www.barfussbar.ch GENF, HÔTEL PRÉSIDENT WILSON, POOLGARDEN photos: DR Mischa Christen Der Garten Eden, ein bezauberndes Plätzchen, idyllisch ruhig und wunderbar exotisch. Der grosse Pool mit Deck und eleganten Liegestühlen erinnert an Bali oder Saint-Tropez. Insider wissen, dass am Mittwoch jeweils das Barbecue des Poolside ein richtiges Fest ist und dass neu am Freitag die «Sea-food-night » auf dem Programm steht. Ausserdem schätzen sie die verlockende, leichte Sommerkarte. Auf der Terrasse der Lounge genehmigen sie sich einen exquisiten Cocktail, mit oder ohne Alkohol, kosten dazu Mezze, MiniBurgers oder entspannen sich bei einer Shisha. Weshalb denn in die Ferne fliegen… Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen, 90 Fr. Samstag/Sonntag Restaurant Poolside 12 bis 22 Uhr, Lounge bis 23 Uhr Chemin du Petit-Saconnex 7-9, Genf, 022 919 39 39 Blaue Stunde Gaetan Bally DIE SAISON IST ERÖFFNET. WO LIESSEN SICH HITZE UND STAUB EINES SOMMERTAGES BESSER WEGSPÜLEN ALS AN KÜHLEM GESTADE MIT KÜHLEN DRINKS. WENN SICH DER TAG DEM ENDE ZUNEIGT, WERDEN BADEANSTALTEN UND SCHWIMMBÄDER ZU FREILUFTBARS UND ZUR KONZERTLOUNGE MIT HEISSEM PROGRAMM. 26 | Finanz und Wirtschaft LU X E BASEL RHYBADHYSLI BREITI ZÜRICH BAR RIMINI Baden und entspannen auf hohem Niveau lässt es sich im Rheinbad Breite in Basel. Die doppelgeschossige historische Metallkonstruktion ragt von der Uferpromenade über den Fluss. Bei Sonnenuntergang wird das Sonnendeck zum Speisedeck eines fest vertäuten Flussdampfers, mit Blick auf Münster und Rhein. Bar und Restaurant haben mittags 12 bis 14 Uhr und abends bis 22 Uhr geöffnet. Rheinbad Breite und Restaurant Veronica St. Alban-Rheinweg 195 4052 Basel 061 311 25 75 www.badhysli.ch «Bei Regen nie», ist die Regelung für die Öffnungszeit der Bar Rimini im Männerbad Schanzengraben, dem ältesten erhaltenen Bad der Stadt Zürich. Unter Tag nur Männern zugänglich, ist das zwischen der historischen Stadtmauer des alten botanischen Gartens und der neuen Börse gelegene Flussbad jeden Abend bei schöner Witterung von 19.15 bis 00.30 für jedefrau und jedermann offen. Bar und Restaurant sind am Samstag bereits ab 17 Uhr geöffnet. Durch den ganzen Sommer sorgen Filmnächte, Vernissagen und Musikevents für Chilloutstimmung. Rimini Bar, Badweg 10, 8001 Zürich, www.rimini.ch An diesem wunderschönen Ort hat der, gemäss Forbes «beste Barman der Welt», Colin Field vom Ritz in Paris schon seine Gäste verwöhnt. Man kommt hierher wegen des berühmten Sonntagsbrunchs und geniesst dazu den Blick auf Jet d’eau und Montblanc. An Wochentagen lässt man sich von der mediterran orientierten Karte verführen. Auf der schönsten Terrasse des rechten Seeufers hört man nichts von Autolärm und geniesst dafür umso mehr den Blick auf das Genfer Seebecken. Man mietet einen Liegestuhl, erfrischt sich im Pool, profitiert von den neuen «Express-Services»: Reflexologie, Manicure, Nagelpflege… und süffelt dazu einen oder zwei Cocktails. Während der Happy Hour von 17 bis 19 Uhr ist das zweite Getränk gratis. Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen, 100 Fr. Samstag/Sonntag Restaurant Poolgarden 12 bis 14.30 und 19 bis 22.30 Uhr, Bar 9 bis 23 Uhr, 47 quai Wilson, Genf, 022 906 64 52 Finanz und Wirtschaft LU X E | 27 | K U N S T S A M M L E R | von Francesca Serra – Fotos: Vincent Calmel PASSION WAS HABEN SCHWEIZER SAMMLER GEMEINSAM? SIE ÜBEN SICH IN ZURÜCKHALTUNG UND PROFITIEREN VON IDEALEN RAHMENBEDINGUNGEN. DANK TIEFEN STEUERN, DEN ZOLLFREIZONEN UND WEIL ES KEIN FOLGERECHT GIBT, DAS BEIM WIEDERVERKAUF ABGABEN AUF DEN ERLÖS EINES KUNSTWERKS ERHEBT, KÖNNEN SIE IHRER LEIDENSCHAFT UNTER OPTIMALEN VORAUSSETZUNGEN FRÖNEN. WIR HABEN UNS MIT FÜNF PASSIONIERTEN SAMMLERN UNTERHALTEN. W as treibt uns dazu, Kunst zu sammeln? Eitelkeit? Ein innerer Drang? Emotionen? Die geheimen Beweggründe sind undurchschaubar. Fest steht aber, dass alle Sammler fest genug an die Kunst und ihre Macht glauben, um ihr Geld dort anzulegen. Im Allgemeinen sind es das soziale Gewissen eines Künstlers, die Schönheit oder Originalität seiner Bildsprache oder die Exklusivität eines Objekts, die den Kunstfreund ansprechen. Häufig fliesst aber auch das Urteil der Meinungsträger, Kuratoren, Medien oder Händler mit ein. KUNST ALS INVESTITION Interessant an der Gegenwartskunst ist zudem die Tatsache, dass niemand sagen kann, welchen Wert ein zeitgenössisches Werk in dreissig Jahren haben wird. Diese Ungewissheit macht solche Investitionen umso spannender. Der Sammler wagt sich auf die Äste hinaus, geht Risiken ein und fühlt sich wie ein Abenteurer, denn schliesslich kann das Ansehen eines Künstlers jederzeit in Frage gestellt werden. Da Künstler heute nicht mehr im Alter von 35 Jahren an Tuberkulose sterben und ihre Schaffensperiode locker bis zum 80. Lebensjahr dauern kann, müssen sie ihr Genie über einen längeren Zeitraum unter Beweis stellen. Für den Investor bedeutet das zusätzliche Unsicherheit. Sammler kaufen nicht nur ein, ihre Besitztümer sind unwillkürlich einem Hin und Her ausgesetzt. So wie die Werke ihren Urheber auf seinem Weg begleitet haben, begleiten sie jetzt den neuen Besit28 | Finanz und Wirtschaft LU X E zer, bevor sie in andere Sammlungen oder in ein Museum übergehen. Es mag traurig erscheinen, dass über Jahre hinweg sorgfältig ausgewählte und zusammengetragene Werke beim Verkauf der Familiensammlung in alle Winde verstreut werden, auf der anderen Seite sollte man sich aber auch freuen, dass die Meisterwerke in neuen Umgebungen neu und anders wahrgenommen werden. Die Galeristen- und Händlertätigkeiten der Familie Runnqvist zum Beispiel erfährt nach zwei Generationen eine Pause, denn Anne Sheperd-Runnqvist hat beschlossen, die Arbeit ihrer Eltern nicht weiterzuführen und einen Teil des Erbes zu verkaufen. Grosse Sammlungen landen meistens in einem Privatmuseum oder in einer Stiftung. So auch die von Jean-Claude Gandur, der sein Geld im Ölgeschäft verdient hat. In seinem Besitz stehen einige der wertvollsten Kunstwerke der Griechen, Römer und Ägypter sowie die nach dem Centre Pompidou wichtigste Sammlung abstrakter Malerei aus der Nachkriegszeit. Damit seine Schätze unter den besten Bedingungen aufbewahrt und einem möglichst breiten Publikum gezeigt werden können, hat sie Gandur über seine Stiftung dem Genfer Musée d’Art et d’Histoire vermacht. Der Verwendungszweck anderer Sammlungen wie die von Cristina und Thomas Bechtler, die zu den 13 wichtigsten Schweizer Sammlern zählen, ist nicht bekannt. In der jedes Jahr vom Magazin Artnews veröffentlichten Liste erscheinen ihre Namen neben denen anderer grosser Kunstkenner wie Gabi und Werner Merzbacher, Monique und Jean-Paul Barbier-Müller, Monique und Max Burger, Friederich Christian Flick oder Esther Grether. Wie Cristinas Aussagen zeigen, wurde der Kunstmarkt mit dem Aufstreben neuer Schwellenländer stark globalisiert und ist hart umkämpft. Seit sie mit der Unterstützung von Bice Curiger damit begonnen hat, die von ihrem Schwager Ruedi Anfang der 1990er-Jahre angefangene Sammlung konzeptueller Fotografie zu vervollständigen, hat sich die Zahl der Käufer vervielfacht und die Preise sind in die Höhe geschnellt. AM PULS DES MARKTES Bei der Wahl der Künstler, die sie und ihr Mann betreuen, kommt es auf das richtige Timing an: Man muss möglichst viele Arbeiten des vielversprechenden Künstlers sammeln, bevor die Preise steigen. Wahrscheinlich spannen sie deshalb mit künstlerischen Schiedsrichtern wie den Kuratoren Bice Curiger, Hans-Ulrich Obrist und Beatriz Ruf zusammen, weil sie an der Spitze eines immer breiteren und vielfältigeren Markts bleiben wollen. Zugang zu den relevanten Informationen und Schnelligkeit sind für einen guten Kauf entscheidend. Nicolas Ferretjans, der für eine Zürcher Grossbank arbeitet, hebt deshalb auch die Bedeutung der Recherchen hervor, die er anstellt, sobald er auf einen Künstler aufmerksam wird. Um immer am Puls des Marktes zu sein, hat er sich mit einer Pariser Galerie zusammengetan, die die Werke aufstrebender Künstler ausstellt. Im Übrigen beschränkt sich kaum ein Sammler zeitgenössischer Kunst in seiner Anfangsphase auf eine einzige Tätigkeit. Sabine Parenti, die gemeinsam mit ihrem Mann Alessandro eine wunderbare Auswahl an Objekten von Künstlern aus dem Inund Ausland besitzt, sitzt unter anderem im Ausschuss des Swiss Institute in New York. Sie sehen das Sammeln von Gegenwartskunst in erster Linie als eine Art, mit der Zeit zu leben. CRISTINA BECHTLER Cristina Bechtler und Ehemann Thomas zählen zu den weltweit bedeutendsten Kunstsammlern. Die Familie Bechtler besitzt eine lange Geschichte und ein grosses Kunsterbe, weshalb Cristina bei drei Sammlungen aktiv ist. Bei der ersten handelt es sich um die Familienstiftung, die ihr Schwiegervater Walter vor 60 Jahren ins Leben gerufen hat und die Skulpturen sammelt, die im öffentlichen Raum ausgestellt werden. Die zweite ist eine Kollektion konzeptioneller Fotografie des Unternehmens Zellweger Luwa, das von Ehemann Thomas präsidiert wird. Zusammen mit Ruedi Bechtler und Bice Curiger hat sie 1990 die Sammlung begonnen, die 2011 erstmals in den Kunstmuseen Bonn und St. Gallen gezeigt wurde. Und die dritte ist eine noch nie öffentlich gezeigte Privatsammlung, die u.a. Minimal Art von Sol Lewitt und Donald Judd und Gegenwartskunst von Grössen wie Jenny Holzer, Damien Hirst, Doug Aitken, Christopher Wool und Rebecca Warren umfasst. Aus der Schweiz sind Stars wie Fischli/Weiss, Pipilotti Rist und Mai-Thu Perret vertreten. «Wir sammeln sehr fokussiert, entdecken die Künstler in ihren Anfängen, bevor ihre Werke unerschwinglich werden. Da wir sie über längere Perioden beobachten, legen wir einen grossen Fundus desselben Künstlers an.» Wird für die Kollektion eines Tages ein Museum gebaut? «Wir haben keine Entscheidung getroffen, aber wir denken darüber nach.» Neben ihrem Verlag für zeitgenössische Kunst kümmert sich Cristina Bechtler gegenwärtig um die dritte Ausgabe der von ihr initiierten Engadin Art Talks, die am 25. und 26. August in Zuoz stattfinden. Für die künstlerische Leitung zeichnen gemeinsam Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor der Serpentine Gallery, London, und Beatriz Ruf, Direktorin der Kunsthalle Zürich, verantwortlich. 30 | Finanz und Wirtschaft LU X E SABINE UND ALESSANDRO PARENTI Der Besucher von Sabine und Alessandro Parenti wird sofort von der Installation «Hypnose, Trance, Schlaf» – drei grosse rotierende Spiralen – des Plastikers Kerim Seiler in Bann gezogen. Die Sammlung des Paares umfasst Arbeiten zahlreicher Schweizer Künstler, etwa ein neues Oeuvre von Pamela Rosenkranz sowie Werke von Olaf Breuning und Pipilotti Rist. Ende der 90er Jahre hatten sie das Glück, Thomas Hirschhorns erste Arbeiten zu erwerben, die in den Verkauf gelangten. Die beiden Kunstsammler ziehen den direkten Kontakt mit Künstlern und Galerien dem wenig transparenten und auch teuren System der Auktionen vor. An Versteigerungen sind sie dann anzutreffen, wenn sie auf dem Primärmarkt selten angebotene Werke erwerben möchten, zum Beispiel Fotografien von Nan Goldin, Cindy Sherman oder William Wegmann. Kunst ist emotional, aber auch eine Herausforderung, sich mit etwas auseinanderzusetzen, das noch nicht ganz erfassbar oder auf Anhieb verständlich ist. Für die Parentis bedeutet Kunst daher mentale Öffnung, ein Aspekt, der für sie wichtiger ist als Kohärenz. «Wir erwerben Kunst nicht anhand von Kriterien, sondern weil die Werke zu uns passt. Aus diesem Grund haben wir es auch schon abgelehnt, Freunde beim Aufbau ihrer Kollektion zu beraten. Sich für lebende Künstler zu interessieren, ist die Möglichkeit, mit dem Geschehen in Kontakt zu bleiben. Es umfasst auch den Wunsch, jung zu bleiben, nicht von der Welt abgeschnitten zu sein, zu wissen, wie junge Menschen über das Leben denken und ihre Impressionen umsetzen. Auf diese Art verändern auch wir uns, und wir sind gezwungen, unser Denken immer wieder neu zu bedenken.» NICOLAS FERRETJANS Weder in seiner Arbeit noch für seine 120 Werke umfassende Kollektion macht sich Nicolas Ferretjans die Entscheidungen leicht. Bevor er ein Werk erwirbt, konsultiert er spezialisierte Websites wie Artprice und Artnet, um die Notierung des Künstlers auf dem Primär-und Sekundärmarkt festzustellen. «Es gibt selbstverständlich die Faktoren Vergnügen und Emotionen, aber es geht auch darum, den Wert eines Werkes zu evaluieren und auszuhandeln, denn das gesparte Geld kann ich später in andere Stücke investieren. Ich kann zuwarten und mache Nachforschungen, um Arbeiten und Wert eines Künstlers zu kennen. Letztendlich betrachte ich das Ganze auch mit den Augen des Bankers, denn ich möchte das Werk nicht überzahlen. Wenn ich’s tue, vor allem an Auktionen, habe ich ein schlechtes Gewissen.» Seine Passion hat ihn bewogen, sich mit dem befreundeten Pariser Galeristen Olivier Robert zusammenzuschliessen. Auf diese Weise hält er einen Fuss in der Tür und ist näher an der Quelle. So hat er auch die Arbeiten des in Serbien geborenen Künstlers Boogie kennengelernt. Dieser beschäftigt sich mit urbanen Gemeinschaften und schleust sich schon mal in New Yorker Gangs ein, um mitten im Geschehen und ohne Zoom zu fotografieren. «Seit einiger Zeit zieht es mich mehr zur harten als zur ästhetischen Kunst», erklärt der Sammler und weist auf eine Bronzeleuchte von Joep Van Lieshout, die, je nach Interpretation, einen «Baum des Lebens oder des Todes» darstellt. Und wie hält er es mit Schweizer Künstlern? «Ich besitze Aufnahmen von Grönland und Tokio des Lausanner Fotografen Joel Tettamanti und beschäftige mich im Moment mit Marc Bauer, auf dessen Talent auch die Fondation Guerlain aufmerksam geworden ist.» Finanz und Wirtschaft LU X E | 31 32 | Finanz und Wirtschaft LU X E ANNA SHEPHERDRUNNQVIST Die «Table Bleue» von Yves Klein aus ultramarinblauen Pigmenten unter Plexiglas entfaltet eine unglaubliche Sogwirkung. Die Sammlung Runnqvist versammelt Meisterwerke von Jean Tinguely, Armand, Christo, Spoerri, Gianfredo Camesi, Lucio Fontana – von dem Frau Runnqvist ein Armband trägt – und besitzt auch eine der grössten Kollektionen der Skulpturen von Niki de Saint Phalle. Dies alles repräsentiert ein ganzes Kapitel der Gegenwartskunst und ist das Resultat von fünfzig Jahren Aktivitäten der Galerie Bonnier, die von dem aus Schweden stammenden und kürzlich verstorbenen Ehepaar Dagny und Jan Runnqvist geleitet wurde. Ein Teil dieser Sammlung gelangt nun in den Verkauf, mit Ausnahme einiger Werke, die die Familiengeschichte geprägt haben. «Meine Eltern hatten das Auge, die Passion und das Verständnis für Kunst. Deshalb sind ihnen nicht viele Fehler unterlaufen. Ich habe sie immer für ihren Enthusiasmus und ihre Risikofreude bewundert. Die Werke von Yves Klein beispielsweise hatten in den 60er-Jahren nur wenig Wert.» Anna erinnert sich an die Pilgerfahrten mit ihren Eltern zu Museen und an die Besuche der Künstlerateliers, für ein Kind nicht immer nur eitel Freude. «Als Erwachsene beschloss ich daher meinen eigenen Weg zu gehen und nicht in der Kunst zu arbeiten. So habe ich, im Gegensatz zu meinem Vater, die Galerie nicht übernommen.» Ihr letzter persönlicher Kauf ist die Fotografie eines Baums von Nan Goldin. «Erst nach dem Erwerb habe ich erfahren, dass die Aufnahme in Schweden gemacht wurde. Eine Erinnerung an meine Herkunft und für mich der Beweis, dass Kunst eigentlich eine simple Frage des Instinkts ist.» JEAN CLAUDE GANDUR Jean Claude Gandur posiert vor den Arabesken des abstrakten spanischen Malers Rafael Canogar. Diese gehören zu einer der Kollektionen, die heute unter der «Fondation Gandur pour l’art» zusammengefasst sind. Die Stiftung beinhaltet drei eigenständige Sammlungen: die antike Periode mit etwa 900 Teilen, die abstrakte europäische Kunst von 1946 bis 1962 sowie dekorative Objekte aus dem Mittelalter bis Anfang 20. Jahrhundert. Dieser Schatz wird dank einer Konvention mit dem Musée d’Art et d’Histoire de Genève dem Publikum unter besten Ausstellungsund Konservierungsbedingungen präsentiert. Der Wille, dieses Kunsterbe zu zeigen, geht einher mit künstlerischer Kohärenz. «Ich sammle keine Gegenwartskunst, abgesehen vielleicht von Werken von Basquiat oder Kiefer, denn ich betrachte mich nicht als genügend grosser Kenner, um junge Talente zu entdecken. Es ist durchaus in Ordnung, sich selber Freude zu bereiten, aber für mich bedeutet Kunst teilen. Und wenn man teilen will, muss man den richtigen Blick haben aus Respekt für die vielen Menschen, die die Werke sehen werden. Es ist sinnlos, in den Museumskellern Stücke zu lagern, die niemanden interessieren. Deshalb muss man das Beste wählen.» Jean-Claude Gandur konzentriert sich als Sammler ausgeprägt auf jene Perioden der Kunst, die er gut kennt. «In der Malerei habe ich mein Bezugssystem und ich bin fähig, Meisterwerke in einem bestimmten Spektrum zu erkennen, selbst wenn sie nicht von sogenannt grossen Künstlern wie etwa Hartung, Mathieu oder Soulages stammen.» Finanz und Wirtschaft LU X E | 33 Die Werkschau D ass da vom Gipfel eines Werks zurückgeblickt wird, legt schon der Ausstellungstitel nahe: «Gerhard Richter. Panorama». Er lässt ahnen, dass man mit dieser Besichtigung keine neuen Stollen in ein Massiv treiben wird, keine Serpentinen anlegen und keine entlegenen Täler besuchen will – sondern ein Oeuvre in aller Erhabenheit in den Blick nehmen, das im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert als unübertroffen gilt. Der Künstler selbst mag erklären, dass das Grossprojekt, das seinem Werk gilt, «rein zufällig» im Jahr seines achtzigsten Geburtstags stattfindet – nach vielen Dekaden, in denen die Kunstwelt die un- 34 | Finanz und Wirtschaft LU X E terschiedlichsten Aspekte seines Schaffens untersucht und kritisch gewürdigt hat, sein Einfluss auf die jüngere Kunstgeschichte, die Malerei vor allem, wieder und wieder abgezirkelt wurde, scheint es, als sei so eine Expedition jetzt nachgerade fällig gewesen. Jeweils gut einhundertfünfzig Werken von Gerhard Richter räumen die wichtigsten Museen Europas mit «Panorama» ihre Säle frei: Nach Stationen in der Londoner Tate Modern und der Nationalgalerie in Berlin kommt die Werkschau jetzt in Paris im Centre Pompidou an, die von frühen Studentenwerken bis zu den jüngsten Streifenbildern reicht. Die Auswahl kann man als fast kanonische Setzung begreifen – als die Schau an ihrer ersten Station in London eröffnet wurde, waren auch Kenner des Werks begeistert von der Ausstellung, die zwar fast trocken und pädagogisch die Entfaltung dieses Werks verfolgt, doch erschien das unter so vielen Aspekten ausgedeutete Werk mit klarem Fokus auf Malerei mit gleichermassen nachvollziehbarer Deutlichkeit wie in fast selbstvergessner Schönheit. AUFBRUCH IN DEN WESTEN «Panorama» setzt mit Werken aus der frühen, an die amerikanische Pop Art angelehnten Gemälden ein, darunter ist es das epochale Gemälde «Ema (Akt auf einer Treppe)» aus dem Jahr 1966, das programmatisch einen Neuanfang der Malerei markiert. Der nach seiner Ausbildung an der Hochschule der Künste Dresden als Wandmaler im Jahr 1961 in den Westen übersiedelte Gerhard Richter, der noch bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Akademie studiert hatte, malte seine eigene Frau – schon in der leicht verschleierten, realistischen Mal- © Gerhard Richter, 2012 ER GILT ALS DER BEDEUTENDSTE ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLER UND IN DER SPRACHE DES KUNSTMARKTES ALS DER TEUERSTE LEBENDE DEUTSCHE MALER: GERHARD RICHTER. IN SEINEM ACHTZIGSTEN LEBENSJAHR ZEIGT DIE MONUMENTALAUSSTELLUNG «PANORAMA» SEIN SCHAFFEN. NACH STATIONEN IN DER LONDONER TATE MODERN UND DER NATIONALGALERIE IN BERLIN IST DIE WERKSCHAU JETZT IN PARIS IM CENTRE POMPIDOU ZU SEHEN. © Gerhard Richter, 2012 | G E R H A R D R I C H T E R | von Catrin Lorch Finanz und Wirtschaft LU X E | 35 AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron büchern, sondern auch Bilder aus dem eigenen Umfeld dazu in ein Spannungsverhältnis: «Onkel Rudi» und «Tante Marianne», beide 1965 entstanden, sind Motive aus dem Fotoalbum der eigenen Familie. Die Kunstgeschichte notiert zunächst vor allem die profane Herkunft «Sich ein Bild zu machen, eine Anschauung haben, macht uns zu Menschen.» malen. Fotografie, Film und neuerdings auch Fernsehen können nicht, was der Maler kann – und in der Folge differenziert Gerhard Richter seine Arbeit in der Auseinandersetzung – und fast als Gegenspieler –einer Welt, die sich in einem Rausch für die Bilder der Medien verliert und in der alle Deutungshoheit über die eigene Geschichte vom Strom der Bilder fortgeschwemmt wird. Gerhard Richter setzt nicht nur Werbemotive oder Fotografien aus Sach36 | Finanz und Wirtschaft LU X E der Motive, die erst über die Jahrzehnte in ihrem vielschichtigen, auch biografischen Reichtum erkannt und ausgedeutet werden. Dem Onkel, der in der Zeit Nationalsozialismus Täter war, steht die Tante gegenüber, die als behinderte junge Frau den Euthanasieprogrammen zum Opfer wurde. Das Baby, das die junge Frau auf dem Foto, das Gerhard Richter als Bildvorlage diente, auf dem Schoss hält, ist der Künstler selbst, was der Ausstellung jeweils in einem der ersten Säle eines der schönsten Autoporträts eines Künstlers überhaupt beschert. ABSTRAKTE ERHABENHEIT Dass die Londoner Station die fotorealistischen Motive mit den grossen Abstraktionen mischt, die Gerhard Richter seit den Achtzigerjahren malt, und dazwischen auch die konzeptuellen Farbtafelmalereien hängt, die Richter streng nach dem Zufallsprinzip komponiert, ist keine Überforderung – sondern eine inspirierende und stringente Präsentation, aus der sich die grauen Serien und Ausnahmewerke wie «4 Glasscheiben» (1967) gebührend abheben konnten: als einfache Konstruktion aus metallgefassten Scheiben, die zwischen Metallstäben eingehängt in verschiedenen Winkeln gekippt sind wie Fenster. Auch mit dieser abstrakten Skulptur bezieht sich Richter wieder auf Marcel Duchamp auf dessen «Grosses Glas». Eines der schönsten Kapitel war dann nicht der monumentale Raum mit dem Cage-Zyklus aus dem Jahr 2006, ei- © Gerhard Richter, 2012 weise, die so charakteristisch für seine figurative Malerei werden sollte. Mit dem Akt auf einer Treppe schickte der junge Künstler selbstbewusst Marcel Duchamps Abschied von der Leinwand aus dem Jahr 1912 ein Motiv hinterher, das sagte: Doch, man kann noch ner abstrakten Suite von sechs hell gespachtelten Quadraten mit jeweils drei Metern Kantenlänge, sondern das kleine Seitenkapitel, das die Kunstgeschichte als «Elbe»-Serie notiert, eine selten gezeigte Suite auf Papier, die entstand, als Gerhard Richter während des Studiums im Jahr 1957 in der Druckwerkstatt selbstvergessen auf dem Papier herumkrakelte. Damals entstanden, sozusagen im Zentrum des sozialistischen Realismus, erste Abstraktionen. Und es erstaunt im Rückblick, wie weit bei diesem Experiment – das nur überdauerte, weil ein Freund die Blätter bewahrte – das formale Verständnis für die Organisation abstrakter Flächen schon ausgeprägt war. Frappierend schliessen die frühen Versuche an die feinen kleinen Formate aus dem Jahr 2006 an, mit denen in der Tate Modern die Schau abschloss. Kurz nach der Londoner Vernissage konnte der Markt dann auch die Rekorde notieren, die den Auftritt des wichtigsten zeitgenössischen Künstlers abrundeten, der ja auch als teuerster lebender Maler gilt: Eine Version aus der «Kerze»-Serie aus dem Jahr 1982 wurde bei Christie’s für umgerechnet 12 Mio. € zugeschlagen – was belegt, dass Gerhard Richter nicht nur von der Kunstgeschichte und Ausstellungskuratoren hoch geschätzt ist, sondern im Markt eine bestimmende Grösse bleibt. Dass Gerhard Richter selbst solche Preise für unbegründet und obszön hält und das auch ausspricht, konnte das gewaltige Medienecho, das nach solchen Rekorden anhebt, nicht konterkarieren. © Gerhard Richter, 2012 © Gerhard Richter, 2012 Seite 80: «Strip», 2011, 160x300 cm, Digitaldruck auf Papier auf Aluminium. Seite 81: «Selbstportrait», 1996, 51x46, Öl auf Leinwand. f «Aladin», 2010, 37x50 cm, Email auf Glas. p «Ema, Akt auf einer Treppe», 1966, 200x130 cm, Öl auf Leinwand. s «Betty», 1977, 30x40 cm, Öl auf Holz Finanz und Wirtschaft LU X E | 37 «Die Kunst ist die höchste Form von Hoffnung.» Dass nach diesem herausragenden Erfolg auf dem internationalen Ausstellungs- und Auktionsparkett die Station der Ausstellung in Berlin, die pünktlich zu seinem achtzigsten Geburtstag am 9. Februar eröffnet wurde, zu einem eigenen Erfolg wurde, hängt auch mit dem Mut der Ausstellungsmacher der Nationalgalerie zusammen. Gerhard Richter, der die Londoner Hängung als nach38 | Finanz und Wirtschaft LU X E gerade ideal empfunden hatte, nannte die Präsentation mit freundlicher Ironie selbst «dekorativ und brutal». Hatte man noch erwartet, dass dieses kanonische Werk überraschen könne? DEKORATIV UND BRUTAL Udo Kittelmann und sein Team waren zwar tatsächlich gleichfalls streng nach der Werkgenese vorgegangen, aber an- gesichts der Präsentation war das kaum zu glauben: Schon weil in der Mitte der symmetrischen Architektur von Mies van der Rohe drei – in London eher zurückhaltend auf einer Wand präsentierten – Wolkenbilder meterhoch übereinander gestaffelt waren, als öffne sich inmitten der architektonischen Moderne ein barockes Himmelsgefühl. Dass die Ausstellungsarchitektur zudem den vollkommen verglasten Bau zwar nach aussen abschloss, die dafür notwendigen weissen Wände jedoch in ein paar Metern Abstand zur gläsernen Fassade installierte, bescherte der Schau einen Wandelgang, der, nach allen Seiten of- © Gerhard Richter, 2012 © Gerhard Richter, 2012 AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron f«4096 Farben», 1974, 254x254 cm, Lack auf Leinwand i«Tante Marianne», 1965, 120x130, Öl auf Leinwand fen, Platz für alle 196 kleinen Farbtafeln der Serie «4900 Farben, Version I» bot: Nachts und beleuchtet verwandelte das Farbgekästel den pathetischen Bau in eine freundliche Laterna Magica. So experimentierfreudig hatte man Gerhard Richter noch nicht erlebt – und dass man ein so epochales Werk wie die als RAF-Zyklus apostrophierte Serie «18. Oktober 1977» dieser verspielten Instal- lation nicht einfügen mochte, bescherte der Werkschau einen zweiten Ausstellungsort in Berlin: In unmittelbarer Nachbarschaft zu deutscher Romantik wurden die Gemälde, die Gerhard Richter nach schwarz-weissen Zeitungsfotos aus der Zeit des Deutschen Herbstes gemalt hatte, im Schinkelsaal der Alten Nationalgalerie gezeigt. Der Abstand, in dem sich dieses medienreflexive, konzeptuelle und politisch nie schwärmerische Werk in dieser Gegenüberstellung zu der deutschen Kunstgeschichte zeigte, war selten radikaler markiert worden. Kurz vor der Vereinnahmung durch die deutsche Bildtra- dition durfte Richters Malerei sich hier deutlich distanzieren – eher hatte man den Eindruck, dass die von den Medien und den Terroristen gepflegte Bildsprache an die Motive deutscher Geistesgeschichte anschloss als dieses skeptische, aufrichtige Oeuvre. An solche pointierten und präzisen Setzungen kann die Schau im Centre Pompidou klug anknüpfen – und es bleibt spannend abzuwarten, wie sich diese fast nur aus Hauptwerken zusammengestellte Ausstellung in Frankreich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer der wichtigsten Sammlungen der Nachkriegskunst erneut entfalten wird. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 39 lebte er 2008 ein Rekordjahr: Er verkaufte 381 Werke für insgesamt 134 738 980 €. Zwei Auktionen bei Sotheby’s, am 14. und 15. September 2008, machten ihn zu einem der teuersten lebenden Künstler der Welt. Seine 218 speziell für die Versteigerung realisierten Werke gingen für 120 Mio. $ über den Tisch. Vor allem aber war es ihm gelungen, die Galerien, die seit dem 19. Jahrhundert als exklusive Vermittler zwischen Künstler und Sammler agieren, kurzzuschliessen und somit die von ihnen erhobenen Kommissionen zu umgehen. Während Lehman Brothers Konkurs machte und die Börse in eine Abwärtsspirale riss, bewies Damien Hirst mit seiner verwegenen Aktion, dass es auf dem internationalen Kunstmarkt trotz der schwierigen Wirtschaftslage noch immer Käufer, Interessenten und Spekulanten gibt. «Ich bin total erschöpft und entzückt, dass sich Kunst verkauft, während die Banken einstürzen. Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass die Leute ihr Geld lieber in Schmetterlinge investieren als in Banken. Ich sehe darin eine bessere Welt», sagte er nach der Auktion und bezog sich dabei auf die präparierten Schmetterlinge in seinen Gemälden. Als Andy Warhol in den Sechzigerjahren behauptete, Business sei die höchste Kunstform, wollte er damit provozieren. Ob seine Aussage ironisch oder bitterernst gemeint war, sei dahingestellt. Fakt ist, dass er sein Atelier in eine Fabrik verwandelte, Techniken der Serienproduktion anwandte, mit den Medien spielte und so die Logik der Kulturindustrie akzeptierte, die in der Kunstgeschichte eine entscheidende Wende einläutete. Von diesem Zeitpunkt an verschmolz die Kunst gut sichtbar mit den Mechanismen der Kulturwirtschaft. Heute ist Kunst ein Tätigkeitsmodell, das in der Geschäftswelt nicht nur hohes Ansehen geniesst, sondern auch viel wert ist. Blockbuster H irst widerspricht sich zwar in seiner einstigen Verweigerung gegenüber Museen, bleibt aber insofern konsequent, als er seine Ausstellung in der Tate ganz unter seiner Kontrolle hält. Im Februar dieses Jahres sorgte er einmal mehr für Aufsehen, als er in den elf Galerien von Larry Gagosian 250 seiner bunten Punktbilder gleichzeitig ausstellte. Die Retrospektive «Damien Hirst: the Complete Spot Paintings» eröffnete am selben Abend in ihrer jeweiligen Zeitzone in New York, London, Athen, Paris, Rom, Los Angeles, Genf und Hongkong. Begüterte Hirst-Fans waren eingeladen, an einer «Spot Challenge» teilzunehmen: Wer mit einer Stempelkarte nachweisen konnte, dass er alle elf Ausstellungen besucht hatte, bekam einen vom Künstler signierten Druck. Nach einer Woche hatten bereits sechs Personen Phileas Fogg gespielt und waren dank Low-Cost-Flügen um die Welt gejettet, um eines der begehrten Spot Paintings zu ergattern. Der von Hirst und dem grössten Kunsthändler der Welt gemeinsam orchestrierte Geniestreich spaltete die Kunstkritiker einmal mehr. Hirst polarisiert: Entweder man ist von ihm fasziniert, oder man lehnt ihn ab. KUNST UND KOMMERZ Hirst ist aber kein Ausserirdischer und keineswegs immun gegen Finanzturbulenzen. Bevor ihn die Krise einholte, er- MARKETING MIT TROPHÄEN Damien Hirst. All rights reserved. DACS 2011. Photographed by Prudence Cuming Associates. BIS 9. SEPTEMBER BLICKT DIE TATE MODERN IN LONDON AUF DIE 25 SCHAFFENSJAHRE DES UMSTRITTENSTEN UND MEDIENWIRKSAMSTEN GEGENWARTSKÜNSTLERS ZURÜCK. DIES, OBWOHL DAMIEN HIRST IN DEN FRÜHEN NEUNZIGERN DAVID BOWIE IN EINEM VIDEO ERKLÄRT HATTE, DASS ER NICHT IN DER TATE AUSSTELLEN WOLLE, DA MUSEEN ETWAS FÜR TOTE SEIEN. Damien Hirst ist zum Symbol der StarKünstler, der allmächtigen Kunsthändler wie Gagosian oder Saatchi und der wirtschaftsverzerrenden Spekulation geworden. Vergessen wir nicht, dass die Preise für Gegenwartskunst zwischen 2003 und 2008 um 800% gestiegen sind. Sogar die chinesischen Künstler, die erst seit kurzem auf dem internationalen Markt mitmischen, erhalten für ihre Werke bereits das Fünffache. Die Werkschau in der Tate Modern macht die wirtschaftlichen Erwägun- www.artificialgallery.co.uk | DA M I E N H I R S T | von Marine Heer «Die Menschen investieren lieber in Schmetterlinge als in Banken. Ein Zeichen für eine bessere Welt.» gen vorübergehend vergessen und wird Hirsts historischer Rolle als Anführer der Young British Artists gerecht, deren Erstausstellung Freeze er organisiert hatte. Als Aushängeschild der Bewegung sorgte er dafür, dass die britische Gegenwartskunst zehn Jahre lang im Rampenlicht stand. Er trug auch massgeblich dazu bei, die Konzeptkunst mit seiner umfangreichen Produktion zum Thema Tod salonfähig zu machen. Hirsts Werke der letzten 25 Jahre sind in der Galerie den ganzen Sommer zu sehen. Publikumsmagnete sind natürlich seine bekanntesten Installationen wie die in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver, die Schmetterlinge und die Apothekerschränke, die einst sein Londoner Restaurant schmückten. Auch der dia- mantenbesetzte Totenschädel, mit dem er das Marketing erstmals über die Kreation stellte und ab dem es für ihn kein Zurück mehr gab, fehlt nicht. Sein Statement: Er wolle schlechte Kunst machen und sie sehr teuer verkaufen. Die Ausstellung in Grossbritannien wurde zum grossen Teil von der Qatar Museums Authority gesponsert. 3,2 Mio. $ soll sie gemäss Schätzungen der Zeitschrift «The Economist» hingeblättert haben, damit die Retrospektive nächstes Jahr im Museum von Doha gezeigt werden kann. Der Kauf von Paul Cézannes «Kartenspieler» durch die Herrscherfamilie für astronomische 250 Mio. $ zeigt, welche Ambitionen sie in Sachen Kunst hegt. Damien Hirst passt perfekt zu ihren pharaonischen Projekten. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 41 | K U N S T M E S S E N | von Christian von Faber-Castell vität, Reichtum, Luxus - und ja, auch ganz schlichter, echter und natürlich überwiegend weiblicher Schönheit... MAASTRICHT IST EIN MUST Places to be SIE IST DIE SCHÖNSTE KUNSTMESSE DER WELT, DIE BIENNALE DES ANTIQUAIRES IN PARIS, DIE NUR ALLE ZWEI JAHRE IM PRUNKVOLLEN GRAND PALAIS STATT FINDET. DAS ANGEBOT UMFASST DAS BESTE, DAS DER MARKT AN ALTER UND NEUER EINRICHTUNGSKUNST, DEKORATIONSOBJEKTEN UND DESIGN ZU BIETEN HAT. ZU DEN PFLICHTORTEN DES INTERNATIONALEN KUNST-JETSETS GEHÖREN AUCH THE EUROPEAN FINE ART FAIR IN MAASTRICHT UND DIE ART BASEL MIAMI BEACH. D ass Kunst ein Kind aus der Liebesehe von Luxus und Mode ist, weiss man spätestens seit Christie’s die private Sammlung von Yves Saint Laurent mitten im Finanzkrisenwinter 2009 zum Rekordpreis von 374 Mio. € versteigerte. Glamouranlässe solchen Ranges feiert man seit der Weltausstellung 1900 im Pariser Grand Palais. Wen wundert es da, dass auch die schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die Pariser Biennale des Antiquaires den Glanz dieses Belle Epoque Palastes und die Glamourpower des grössten lebenden Modemeisters für ihr Ziel einspannt. Dieses besteht schlicht darin, möglichst viele wahre, elegante Prominenz aus der ganzen Welt an ihre glanzvolle Vernissage zu locken. Zum Scénographen der vom 14. bis 23. 42 | Finanz und Wirtschaft LU X E September zum 26. Mal stattfindenden Pariser Biennale wurde Designsuperstar Karl Lagerfeld gekürt. Ob dies mit der neuen deutschfranzösischen Herzlichkeit zu tun hat oder vielleicht doch eher mit gewissen früheren deutschfranzösischen Reibereien im Ausstellerlager, ist eine spekulative Insiderfrage. Sicher ist, dass Lagerfeld den hier ausstellenden 150 Spitzenkunsthändlern und ihren Museumsraritäten aus 10 000 Jahren von der Antike bis zur Avantgarde einen monumentalen Rahmen bereitstellen wird. Und dieser Rahmen dürfte auch dieses Jahr wieder auch entsprechend ausgefüllt. INSZENIERT VON KARL LAGERFELD Zu den musealen Meisterwerken die man hier schon bewundern konnte, zählen beispielsweise eine majestätische, von Jean-Honoré Fragonard und Marguerite Gérard gemalte Angorakatze für 1,5 Mio. € und Niki de Saint Phalles bunte Polyesterfigur «Big Lady» für 650 000 €. Royalisten schwelgten wie vor ihnen schon Louis XV über Charles Le Bruns quadratmetergrossem Kupferstichalbum der «Grande Galerie de Versailles» für 220 000 € - es gibt weltweit nur drei Exemplare davon. Und neben einer fast viertausendjährigen überlebensgrossen Quarzitbüste von Pharao Sesostris III. im Wert von 7,5 Mio. € steht der jugendlich elegante lebensgrosse Torso eines ostgriechischen Marmorpriesters aus dem 7. Jh. v. Chr., den ein Genfer Händler für 9 Mio. € anbietet. Wer sucht, der findet natürlich auch bescheidenere Raritäten, etwa eine «Chaise surrealiste» vom Designpionier Fabio de Sanctis für nur 65 000 € oder den bemalten steinernen Kopf einer spanischen Heiligenfigur des 17. Jh. für nur 5750 €. Aber natürlich geht niemand an die Biennale-Eröffnung, um ernsthaft Kunst zu betrachten, sondern um andere Prominenz zu sehen und natürlich um gesehen zu werden. Und deshalb wird man auch nirgends so deutlich an die enge Verwandtschaft von Kunst, Luxus und Mode erinnert, wie von der hier zur Schau getragenen Übermacht an Eleganz, Attrakti- Wer nicht vorrangig schöne Menschen, sondern nur gute Kunst bewundern möchte, muss sich ein halbes Jahr gedulden bis im folgenden März die zwar nicht schönste, aber dafür beste Kunstmesse der Welt, die Europäische Kunst- und Antiquitätenmesse The European Fine Art Fair Tefaf in Maastricht ihre Tore öffnet. Zwar ist auch deren Vernissage alles andere als glanzlos. Schliesslich treffen sich hier die reichsten Sammler, die wichtigsten Museumsdirektoren und die besten Kunsthändler mit geballter Prominenz aus den obersten Etagen der internationalen - auch schweizerischen - Finanz und Wirtschaft. Trotz unüberbrückbarem Unterschied zischen flamboyanter französischer Metropole und biederer südholländischer Provinz gibt auch ein glamouröses Bindeglied zwischen den beiden Anlässen. Meisterhafte alte und vor allem neue Juwelierkunst von Cartier bis Chan erinnert an beiden Ortens an den wahren Zweck der meisten hier käuflichen Kunsttrophäen, nämlich ihre Besitzer zu schmücken und auf sie abzustrahlen. Ansonsten zeigen die Angebote von Paris und Maastricht eher graduelle als grundsätzliche Unterschiede. Während in Maastricht mehr Altmeistermalerei und Kunstwerke der Antike gezeigt wird, stehen in Paris die modernen Designermöbel des 20. Jh. mehr im Vordergrund. SEHEN UND GESEHEN WERDEN Doch zwischen Paris und Maastricht gibt es im Dezember noch einen weiteren Pflichtanlass für das globale Kunstjetset: Die Art Basel Miami Beach, die an Glanz und Glamour ihre seriöse, aber eben doch langsam in die Jahre kommende Basler Mutter längst überholt hat. Kulturethnologen bietet ein Vergleich zwischen der 42jährigen Art Basel und ihrer pubertären amerikanischen Tochter einzigartige Einblicke in die tief sitzenden Unterschiede zwischen Europa und Amerika, zwischen Alter Welt und Neuer Welt. So halten sich beispielsweise die wirklich wichtigen Käufer und Sammler im humanistisch puritanischen Basel vornehm Eiserne Sômenzurück und erheben Kriegermaske, Diskretion und VerMyôchin-Schule, schwiegenheit zu ihren Japan, wichtigsten Tugend. 18. Jh.(Galerie Amerikanische MegaJean-Christophe sammler dagegen ste- Charbonnier, Paris) ndlichem Stolz hen mit geradezu kindlichem käufen und zelezu ihren Grosskunstkäufen nd ihren Kunstbebrieren sich selbst und sitz ganz unbefangen auf zahlreichen Parungen und ähnlichen ties, Sammlungsführungen Anlässen. uristen können solFleissige Messetouristen gische Untersuchunche kunstanthropologische sdehnen und verfeigen noch beliebig ausdehnen nern. An der 100. New Yorker Armory ten Jahres lassen Show im März nächsten sich beispielsweise Unterschiede im küstensammlern Auftreten von Ostküstensammlern häenjägern beobund Westcoast-Trophäenjägern er Masterpiece Fair achten. Die Londoner wiederum, die Nachfolgerin der legendären Grosvenor House Fair, veranschaulicht entsprechende Eigenheiten kontinentaler und insularer Kunstmarktprominenz. Noch spannender sind entsprechende Vergleiche an den aufkeimenden Kunstmarktanlässen an den Kunstmärkten der Zukunft im nahen und fernen Osten. Mit ihrem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Asian Art Fairs, der Muttergesellschaft der jungen ArtHK in Hongkong, hat die Art Basel dieser Entwicklung bereits Rechnung getragen. Kunstjetsetter, die etwas auf sich halten, müssen sich daher wohl schon bald auf längere - und häufigere Kunstreisen gefasst machen. So unterschiedlich all diese Watering Holes der Schönen und Reichen von ihren Schwerpunkten und ihrem Charakter her auch sind, eines haben die meisten von ihnen gemeinsam: Ihre glamourösen Eröffnungsveranstaltungen und allein hier spielt die Musik des Sehens und Gesehenwerdens - sind nicht h i ohne weiteres öffentlich zugänglich. Persönliche Einladungspflicht, hohe Eintrittspreise oder schlicht eine limitierte Zahl der Eintrittskarten sorgen für die erwünschte Exklusivität. Wer bei solchen Anlässen dabei sein will, pflegt daher auch unterm Jahr freundschaftliche Beziehungen zum einen oder andern ihrer Aussteller und sichert sich so einen Platz in deren VIP Kundenkartei. Seit einigen Jahren schliesslich erwächst diesen traditionellen Spitzenkunstmessen eine wachsende Konkurrenz. Immer deutlicher entwickeln sich inzwischen nämlich auch die sensationsträchtigen New Yorker Abendauktionen impressionistischer, moderner und zeitgenössischer Kunst von Christie’s, Sotheby’s und Phillips de Pury & Company im Mai und November zu ultimativen High Society Anlässen des Kunst-Jetsets. | Gorgone Gorgone, Archaisch-Griechisches Bronzeornament, 6. Jh. v. Chr., Höhe: 15,2 cm(Phoenix Ancient Art, Genf und New York) WO SICH DER KUNST-JETSET TRIFFT 43. Art Basel, Messe Basel, 14. bis 17. Juni 2012, www.artbasel.com Masterpiece 2012, London, 28. Juni bis 4. Juli 2012, www.masterpiecefair.com 26. Biennale des Antiquaires, Grand Palais, Paris, 14. bis 23. September 2012, www.sna-france.com 11. Art Basel Miami Beach, Miami, 6. bis 9. Dezember 2012, www.artbasel.com 26. European Fine Art Fair Tefaf, MECC Maastricht, 25. bis 24. März 2013, www.tefaf.com The Armory Show 2013, New York, 7. bis 10. Mai 2013, www.thearmoryshow.com Hong Kong International Art Fair ArtHK13, Hongkong, voraussichtlich Mai 2013, www.hongkongartfair.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 43 | G E G E N WA R T S K U N S T | von Olympia Wolff Klug gesammelt: Multiples MULTIPLES SIND KEINE UNIKATE, ABER ORIGINALE ZU ERSCHWINGLICHEN PREISEN. DIE VERVIELFÄLTINGUNG VON KUNSTWERKEN BIETET AUCH WENIGER BEGÜRTERTEN KUNSTINTERESSIERTEN SAMMELGELEGENHEITEN VON ZEITGENOSSEN MIT ZUKUNFT. HARD HAT, GENF «D ie Kunst rächt das Leben», stellte Pirandello fest. Ob dies einer der Gründe ist, weshalb es immer mehr Sammler von Gegenwartskunst gibt, die diese aus Passion und/oder Unersättlichkeit zusammentragen? Hat der Ende des letzten Jahrhunderts verstorbene Schriftsteller aus Italien diese zunehmend überbordende Schwärmerei für zeitgenössisches Schaffen gar vorausgesehen? Heute bescheren riesige Vermögen den Auktionshäusern goldige Zeiten, sie reisen von Kunstmesse zu Kunstmesse, von denen es immer mehr gibt, und eröffnen gerne auch eigene Museen. Anfang dieses Jahres haben die Werke lebender Künstler Rekordpreise erzielt. Bei Sotheby’s wurden für eine Fotografie von Andreas Gursky 1,1 Mio. $ geboten, bei Christie’s 44 | Finanz und Wirtschaft LU X E fand ein Gemälde von Gerhard Richter für 14 Mio. $ einen neuen Besitzer. Diese Beträge sind für nicht sehr kapitalkräftige Sammler absolut unerreichbar. Aber es gibt noch andere, überaus interessante Möglichkeiten, gute Kunst zu sammeln und in den Besitz von Werken junger und arrivierter Künstler zu gelangen. Es handelt sich um Editionen, d. h. Werke, von denen mehrere Exemplare erstellt werden. Das Kunstwerk ist zwar nicht mehr einmalig, aber es bleibt ein Original, der Preis ist erschwinglich. Die Edition eines angesagten Künstlers ist denn auch viel günstiger zu haben als eines seiner Bilder. Viele künftige Grössen der Kunstwelt starten mit einer Edition. Wer eine Sammlung auf diese Art aufbauen möchte, hat die Möglichkeit, seine Wände mit Werken anerkannter Künstler, aber auch mit Newcomer-Kunst zu schmücken. Zu bezahlbaren Preisen! Dennoch, ein gewisses Mass an Vorsicht ist angebracht. Unabhängig davon, ob es sich um Objekte (Multiples), gedruckte Werke (Grafiken) oder Künstlerbücher handelt, wichtig und wesentlich ist die Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers. Geschäfte, die Editionen professionell produzieren, stehen nicht nur in engem Kontakt mit dem Künstler, sondern sie überwachen auch minutiös jede Produktionsetappe und wählen Materialien mit grösster Sorgfalt aus. Nur bei ihnen finden Sie authentische Kunst. Hier eine kleine, bestimmt nicht vollständige Liste mit empfehlenswerten Anbietern in der deutschen Schweiz und in der Romandie. , Hard Hat ist eine unabhängige Struktur, die von den drei Künstlern Pablo Hurtado, Balthazar Lovay und Marta Riniker-Radich geführt wird. Gegründet wurde sie 2004 von zwei Künstlern – John Armleder und Balthazar Lovay – und drei Kuratoren und Editoren – Fabrice Stroun, Lionel Bovier und Christophe Cherix. Pluridisziplinär betreibt Hard Hat einen Ausstellungsraum, ist Curating-Agentur und Editionshaus für Multiples. Seit der Gründung wurden rund vierzig Editionen und Multiples von renommierten und aufstrebenden Künstlern, darunter Steven Parrino, Fabrice Gygi und Amy O’Neill, produziert. Hard Hat, 39, rue des Bains, Genf. 022 320 37 20 www.hard-hat.ch Mai-Thu Perret, «Octopus», 2011, Skulptur aus emaillerter Keramik, Auflage von 20 Variationen, Preis: 3500 Fr. , «Octopus», 2011, Skulptur aus emaillierter Keramik von Mai-Thu Perret, Edition von 20 einmaligen Variationen, 3500 Fr. 1976 in Genf geboren, geniesst die Künstlerin als Malerin, Bildhauerin, Keramikerin, Performerin und Autorin bereits internationales Ansehen. Sie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Prix Manor 2011. , Und ausserdem: eine Lithografie von Vidya Gastaldon. Die Sammler sind sich einig: Vidya Gastaldons Werke vibrieren. Ihre Landschaften bringen Wände zum Leuchten und drücken ein skurriles, halluzinatorisches Universum aus. Daher die Begeisterung für ihre Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde. Eine Rarität: Jede dieser Lithografien wurde von der Künstlerin übermalt und ist somit ein Unikat. 1974 geboren, lebt Vidya Gastaldon zwischen Genf und Frankreich und stellt in der ganzen Welt aus. Finanz und Wirtschaft Bilan LULU X EX|E45 | 45 | G E G E N WA R T S K U N S T | CENTRE D’ÉDITION CONTEMPORAINE, GENF , Das Centre d’édition contemporaine (bis 2000 firmierte es als Centre genevois de gravure contemporaine) im Herzen der Altstadt wird von Véronique Bachhetta geleitet. Das CEC produziert Künstlereditionen und organisiert Ausstellungen. Auf der beeindruckenden Liste stehen Namen berühmter Künstler, etwa Claude Closky, Thomas Hirschhorn und Gianni Motti, und junger Kreativer aus dem In- und Ausland. Das Centre wird vom Departement für Kultur der Stadt Genf unterstützt. , «Working Drawing», 2012, Künstlerbuch von Oscar Tuazon, Reproduktion von 210 Zeichnungen und einem Text des Künstler, 19×23 cm, 256 Seiten. 130 nummerierte und signierte Exemplare, 600 Fr. 20 Vorzugsausgaben mit einer oder mehreren Originalzeichnungen, 1800 Fr. Der Weltenbummler Oscar Tuazon wurde 1975 in Seattle geboren. 2011 erhielt er die Einladung, auf der prestigereichen Biennale von Venedig den Pavillon «The Trees» zu konzipieren. Centre d’édition contemporaine, 18 rue Saint-Léger, Genf, 022 310 51 70, www.c-e-c.ch a Oscar Tuazon, «Working Drawing», 2012, Künstlerbuch mit 210 Reproduktionen von Zeichnungen mit Begleittext, 19x23 cm, 256 Seiten, 130 nummerierten und signierte Exemplare, 600 Fr. Auflage von 20 Vorzugsexemplaren mit einer oder mehreren Originalzeichnungen, Preis: 1800 Fr. ATELIER RAYNALD MÉTRAUX, LAUSANNE s Olivier Mosset, Lithografie auf Papier, 50x50 cm, 2004. Auflage von 30 Exemplaren, Preis : 3’000 Fr. , Das Atelier Raynald Métraux befindet sich seit 1991 in einem ehemaligen Industriegebäude im Lausanner Quartier Flon. Druckerei und Verleger in einem, produziert und koproduziert Raynald Métraux vor allem Grafiken von Schweizer Künstlern, u. a. von Alain Huck, Francis Baudevin und Alex Hanimann, und arbeitet auch regelmässig mit internationalen Plastikern zusammen. , Folge von vier Lithografien auf Papier, 50×50 cm, von Olivier Mosset, 2004. Auflage 30 Exemplare, 3000 Fr. Der Maler des «schwarzen Kreises auf weissem Grund» war Ende der Sechzigerjahre mit dem Kollektiv BMPT (Buren, Mosset, Parmentier und Toroni) verbunden und lebt heute in den USA. Er zählt zu den berühmtesten Künstlern der Schweiz. Atelier Raynald Métraux, 6 Côtes-de-Montbenon, Lausanne, 021 311 16 66, www.atelier-metraux.com KUNSTHALLE, BASEL , Das 1872 eröffnete Museum wird von Adam Szymczyk geleitet und ist eine der wichtigsten Institutionen der Schweiz für avantgardistische und zeitgenössische Kunst. Die Kunsthalle produziert Editionen im Rahmen der Zusammenarbeit mit ausstellenden Künstlern. Vidya Gastaldon, «Ectopie spectral», 2005, Lithografie auf Papier, übermalt, 56×76 cm, Auflage von 25 Exemplaren, Preis: 250 Fr. , «Untitled », 2010, von Marieta Chirulescu, Seriegrafie 128×89,5 cm, Auflage von 10 Exemplaren, 400 Fr. 2010 präsentierte die Kunsthalle Basel die erste Einzelausstellung dieser Künstlerin ausserhalb von Deutschland. 1974 in Rumänien geboren, lebt und arbeitet Marieta Chirulescu in Berlin. Als Arbeitsunterlage verwendet sie Schwarz-WeissAufnahmen ihres Vaters aus der Epoche des Eisernen Vorhangs, die sie überarbeitet, scannt, schneidet und schliesslich druckt. Kunsthalle Basel, 7 Steinenberg, 4051 Basel, 061 206 99 00, www.kunsthallebasel.ch p Marieta Chirulescu, «Untitled », 2010, Siebdruck, 128x89,5 cm, Auflage von 10 Exemplaren, Preis: 400 Fr. 46 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 47 | D E S I G N | von Francesca Serra | G E G E N WA R T S K U N S T | CIRCUIT, CENTRE D’ART CONTEMPORAIN, LAUSANNE , Circuit ist ein unabhängiges, experimentelles Kunst- und Verlagszentrum. Der Verein wird von Künstlern (darunter Philippe Decrauzat, François Kohler, Delphine Coindet) geführt. Jährlich werden vier bis fünf Editionen produziert und ebenso viele monografische Ausstellungen organisiert. 2010 wurde das Zentrum mit dem Preis für die beste Ausstellung des Bundesamts für Kultur und der Stiftung Julius Bär ausgezeichnet. , «Lupa», 2009, von Alessandro Mendini, zweifarbige Siebdruck auf Papier, 52×65 cm, Auflage von 40 Exemplaren, 350 Fr. Der berühmte, 1931 in Mailand geborene Designer zeigt hier ein Mandala (Sanskrit für Kreis, der einen starken optischen Effekt besitzt und traditionell als Meditationsunterlage dient), das für die Szenografie von «La Lupa» produziert wurde. Die Komödie von Luigi Pirandello wurde 1998 im Theatro Franco Parenti in Mailand aufgeführt. einfach schön NENDO Circuit, 9, av. de Montchoisi (Zugang Quai Jurigoz), Lausanne, 021 601 41 70, www.circuit.li i Alessandro Mendini, «Lupa», 2009, Siebdruck auf Papier, 52x65 cm, Auflage von 40 Exemplaren, Preis: 350 Fr. f Karen Kilimnik, «Paintings», 2001, und «Surf & Turf, Belgian Cats on the Northern Coast of Belgium», 1996, Auflage von 80 Exemplaren inklusive eines signierten und nummerierten Buchs, Preis: 2500 Fr. PATRICK FREY EDITION, ZÜRICH , Der international bekannte Patrick Frey gilt als einer der ausgewiesensten und besten Buchverleger der Schweiz. Sein Katalog enthält seltene Schriften und Gegenwartsliteratur sowie Kunstbücher von avantgardistischen Kreativen. Er arbeitet vor allem mit Peter Fischli & David Weiss, Andreas Dobler und Eric Bachmann zusammen. Bekannt ist er auch für die hochstehende Produktion von Editionen. , «Paintings» 2001 und «Surf & Turf, Belgian Cats on the Northern Coast of Belgium», 1996, von Karen Kilimnik, Edition von 80 Exemplaren. Inklusive eines signierten und nummerierten Buchs sowie einer Edition von 40×50 cm, ebenfalls signiert und nummeriert (Granolitho, auf Fabriano-Büttenpapier) und von der Künstlerin übermalt, 2500 Fr. 1955 in Philadelphia geboren, arbeitet Karen Kilimnik als Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin. Im Besonderen faszinieren sie Pop-Kultur, die heutigen Starlets und deren Ikonenstatus sowie romantische Universen. Edition Patrick Frey, Motorenstrasse 14, 8005 Zürich, 044 381 51 05, www.editionpatrickfrey.com 48 | Finanz und Wirtschaft LU X E Stuhl «Melt» für K%, Badewanne Bisazza für Bagno, Lampe «Press Lamps» für Lasvit, Sessel «Zabouton» für Moroso W enn man ihm zu seiner AuszeichAuszeich nung als Designer des Jahres gratuliert, die ihm vom Magazin «Wallpaper» verliehen wurde, winkt Oki Sato bescheiden ab. «Es gibt so viele hervorragende Designer», sagt er. Trotzdem ist er als Kopf des Kollektivs Nendo eindeutig der Star des diesjährigen Salone Internazionale del Mobile in Mailand. Dort ist das Designstudio gleich mehrfach vertreten Es stellt Lampen und Tische für Lasvit, einen Tisch und ein Sofa für Moroso, eine Badezimmerlinie für Bisazza, ein Waschbecken für Flaminia, eine Lampe für Established&Sons und vieles mehr vor. Als besonderes Highlight zeigt der Palazzo Grassi eine Retrospektive der zehnjährigen Tätigkeit des Kollektivs, dessen Name auf Japanisch «Knetmasse» bedeutet. Von der kontrollierten Zerbrechlichkeit der Produkte geht eine unbestrittene Poesie aus und hinter den einfachen, klaren Formen verbergen sich endlose Recherchen. Wir haben Oki Sato getroffen und mit ihm über die berühmten Aha-Momente gesprochen, die er bei der Beobachtung des Alltags erlebt. Welches sind Ihre aktuellen Projekte? Wir arbeiten gerade an 220 Projekten. Zu den wichtigsten gehören Shops für die spanische Marke Camper in Osaka, Paris und Istanbul, die Bekleidungsabteilung im vierten Stock des Rinascente in Mailand und eine Installation im Victoria Albert Museum in London für das Design Festival im kommenden September. Das ist nur möglich, weil unter meiner künst- be ich beschloslerischen Leitung ein dreissig Personen ren ist. Darauf habe lmässigkeiten in starkes Team arbeitet. sen, die Unregelmässigkeiten ekte mit organieiner Reihe Objekte An der diesjährigen Mailänder Möbelmesse schen, unebenen Formen zur Gelpräsentieren Sie Ihre erste Zusammenarbeit tung zu bringen. mit Bisazza. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Grundidee war die Herstellung einer sehr Kann Design eine spirituelle Dimension funktionalen Möbellinie mit viel Stauflä- haben? che, in der die japanische Kultur und der Ich glaube ja. Innen ist der Palazzo Visconeuropäische Stil miteinander verschmel- ti, in dem unsere Ausstellung stattfindet, zen. Hinter der extrem einfachen Struktur im Barockstil gehalten. Im 17. Jahrhundert verbirgt sich enorm viel Recherchearbeit zu wurden die Räume als paradiesische Rückneuen Techniken. Sie kommen in vielen De- zugsorte gestaltet, um einen Ausgleich zur tails zum Tragen. Der verwendete Kunst- schrecklichen Aussenwelt zu bieten. Man harz zum Beispiel sorgt für ein besonderes kann sich also vorstellen, dass der Raum Tasterlebnis. Wir hatten noch mehr Ideen und die Möbel Emotionen auslösen und für diesen Salone, aber nicht die Zeit, sie auf die Gefühle der Bewohner wirken sollalle zu Ende zu bringen. Deshalb werden ten. Heute haben wir in gewisser Hinsicht wir die Linie für Bisazza Bagno mit weite- ähnliche Erwartungen an das Design. ren Produkten ergänzen. Wie sieht Ihr Haus aus? Ihre Ausstellung im Palazzo Grassi trägt den (lacht). Ich lebe aus dem Koffer, denn ich Titel «Trial and Error». Eine Hymne an die bin ständig auf Reisen. Im Ernst: Mein ZuExperimentierfreude? hause ist so vollgestopft mit Objekten, dass Fehler gehören bei unserer Arbeit dazu. Sie man sich in einer Galerie wähnt. Dort kann können sich gar nicht vorstellen, wie vie- ich mich sammeln und ein paar Tage Ruhe le Projekte nie umgesetzt werden (lacht)! geniessen, bevor ich erneut aufbreche. Mit neuen Materialien zu experimentieren ist ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit. Wie definieren Sie Luxus? Wir versuchen nicht, alles von Anfang bis Luxus sind die Freuden des Alltags. Ein Ende zu kontrollieren. Man muss nicht nur Kaffee zum Beispiel und ein gutes Brötden Handwerkern, sondern auch den Ma- chen zum Frühstück. Luxus ist auch ein terialien Raum lassen, damit sie sich ent- normales, reines und ausgefülltes Leben zu falten können. Design muss atmen können. führen. Ich schöpfe meine Inspiration aus Für das Projekt Blowers für Lasvit habe ich den Beobachtungen des Alltags, dem ich Glasbläser besucht und erstaunt festge- diese kaum wahrnehmbaren und doch mastellt, wie schwer der Prozess zu kontrollie- gischen Momente entnehme. Finanz und Wirtschaft LU X E | 49 | D E S I G N | von Francesca Serra 5. Seiner Tradition von Lederprodukten verpflichtet, lanciert das italienische Luxuslabel Bottega Veneta das Sofa Metà. Einzigartig, überraschend leichtfüssig der Schreibtisch mit dem schönen Kontrast von Holz und Glas. Kompromissloser Chic. Sofa «Metà», Leder, Schreibtisch «Floating Vanity», www.bottegaveneta.com BEST OF SALONE DEL MOBILE 11 ALLE JAHRE WIEDER DESIGNMARATHON AM SALONE DEL MOBILE DI MILANO. DIE AUSGABE 2012 VERBINDET NEUES MIT REFLEXIONEN ÜBER RAUM UND OBJEKTE. «LUXE» HAT UNTER DER FAST GRENZENLOSEN VIELFALT TRENDS FESTGESTELLT. 6 2 5 6. Inspiration Harlekin. Die theatralische Kollektion von Moschino für Altreforme ist ganz aus Stahl gefertigt. Tischkollektion «Colletto» ( Halskrause). www.moschino.com 7. Diesel führt die fruchtbare Zusammenarbeit mit Foscarini für seine Leuchten weiter. Für die «Duii» standen Donald Ducks Neffen Pate. Der Sockel erinnert an einen Entenfuss, der Diffusor an einen Oldtimer-Scheinwerfer oder einen Schutzhelm. Tischleuchte «Duii mini» von Foscarini für Diesel, www.dieselfoscarini.com 10 1 8. Das rot lackierte Holz und florale Muster erinnern an den Fernen Osten. «Giop» ist ein Produkt des japanischen Designers Kenzo. Kenzo Maison, www.kenzo.com NEUE ÄRA DES MINIMALISMUS Ganz im Zeichen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten präsentiert sich das Design im neuen Minimalismus. Die meisten Kreationen überzeugen mit ihren schlichte Formen und schönen Materialien und illustrieren auf scheinbar einfache Art die Überlegungen der Designer. Sparsame Linien und perfekte Farben schaffen eine Eloquenz, die auf das ikonische Potenzial der Objekte und Möbel schliessen lässt. Minimalismus, aber grandios. 1. Die «Rose» von Marco Parentela erinnert an das Dickicht eines Rosengartens. Für diesen Stuhl wurden mit dem Laser geschnittene Holzstreifen manuell miteinander verknüpft. «Rose», Domodinamica, Holz und Metallstruktur, www.domodinamica.com OUTDOOR FASHIONABLE 3 9 Die Unterschiede zwischen In- und Outdoor werden immer geringer. Vielleicht, weil die für den Aussenbereich kreierten Möbel Sonne und Freizeit symbolisieren und naturgemäss strapazier- und widerstandsfähig sind. In den meisten Fällen wird für diese Möbelskulpturen wetterfester, klassisch-zeitloser Stahl verwendet. 4 9. Mit dieser in beschränkter Auflage hergestellten und bereits ausverkauften Kollektion erregte Marni grosses Aufsehen. Die Stühle aus PVC wurden von kolumbianischen Ex-Häftlingen im Rahmen des Resozialisierungsprogramms Arte del Ritratto hergestellt. Stühle aus PVC, 100 Exemplare, vergriffen, www.marni.com 2. Sein unverwechselbares Aussehen verdankt der «Trunk» der Kombination von künstlichen und natürlichen Materialien. Auf der Plexiglasstruktur ist ein Stück eines horizontal quadratisch geschnittenen Baumstamms fixiert. «Trunk» von Mist-o, Preis auf Anfrage, www.mist-o.com 8 10. Der Lehnstuhl «Stripe-Tease» des hochtalentierten Designers Giulio Iacchetti ist mit dem geometrisch geflochtenen, die Stahlstruktur umfangenden Baumwollstreifen ein wahrer Hingucker. Auch in Lederausführung erhältlich. www.meritalia.com 9 3. Eine der Neuheiten des Salons, ebenso schlicht wie verblüffend. Martinelli Luce präsentiert eine Hängelampe bestehend aus einfachen Birnen, die nicht nur leuchten, sondern auch duften. «O!» von Studio Designlab für Martinelli Luce, www.martinelliluce.it 11. Danese bringt den «Wired» von Gabriele Pezzini neu heraus. Der Gestalter, inspiriert von den Meisterdesignern Charles und Ray Eames und Harry Bertoia, hat vor zehn Jahren Möbelstücke aus gelötetem Stahlrohr lanciert. «Wired» von Danese, Metallstruktur mit abnehmbarem Filz. www.danesemilano.it 4. Gaetano Pesce hat für Meritalia ein modulares Sofa kreiert, das man mit Stahlbefestigungen nach Lust und Laune zusammensetzt und das der Designer «Michetta», auf Italienisch Brötchen, getauft hat. Tatsächlich liess er sich von Backwaren inspirieren, die je nach Teig und Backzeit verschiedene Formen annehmen. www.meritalia.it 12. Von Giuseppe Bavuso gestaltet, erinnert das Bücherregel «Shanghai» an ein Spinnennetz. Bücher werden nicht mehr übereinander geordnet, sondern vertikal oder schräg oder wie es gerade kommt. Gestell aus Eichenholz, Ablagen aus DuctalZiment, einem Material, das auch bei Sonnenbestrahlung farbresistent bleibt. Bücherregal «Shanghai» von Giuseppe Bavuso für Alivar, www.alivar.com 5 Versace dekorierte als einer der ersten Modeschöpfer vor zwanzig Jahren seine Räume mit griechisch und barock inspirierten Stoffen. Weitere Couturiers – Armani, Missoni, Moschino – folgten seinem Beispiel und gestalteten Möbel und Wohntextilien, die sie in eigenen Luxushotels zur Schau stellen. Marni hat unter dem eigenen Label Objekte in limitierter Auflage lanciert. Nach Bottega Veneta, Jean Paul Gautier und Hermès feiert nun auch Roberto Cavalli am Salone Premiere. 50 | Finanz und Wirtschaft LU X E 12 13 7 DR COUTURE DESIGN 13. Hommage an den legendären «Red and Blue chair» von Gerrit Rietvel. «Icon 03» des tschechischen Designers Jan Plechac ist quasi das Röntgenbild des Originals, das auf Terrassen und in Gärten bella figura macht. «Icon 03» von Jan Plechac für Ngispen, Stahl, www.ngispen.com. Finanz und Wirtschaft LU X E | 51 FOTOGRAFIN: ASSISTENT: POSTPRODUKTION: MASKE: DANK AN: Sylvie Roche Olivier B. Céline B. Emilie Lovicourt Tag Heuer LEBENSLUST SEINE TIEFE STIMME, SEINE MARKANTE SCHÖNHEIT UND SEINE BÜHNENPRÄSENZ LASSEN BASTIAN BAKER WIE EINE MODERNE VERSION VON JAMES DEAN WIRKEN. VOM LEGENDÄREN HOLLYWOOD-STAR HAT DER SCHWEIZER AUCH DIE SPRACHE ÜBERNOMMEN. MIT DEM ENGLISCHSPRACHIGEN ALBUM «TOMORROW MAY NOT BE BETTER» GELANG IHM DER GROSSE DURCHBRUCH. UNTERSTÜTZT VON TAG HEUER FÄNGT «LUXE» MIT DIESEM SHOOTING DIE ENERGIE DES SENKRECHTSTARTES EIN. EIN ABSTECHER IN DAS LEBEN DES JUNGEN WUNDERKNABENS. 52 | Bilan LU X E Bilan LU X E | 53 Bastian Bakers erster Song «Lucky» wurde in den Schweizer Radios monatelang rauf- und runtergespielt. Nach diesem Ohrwurm brachte er sein erstes Album heraus, für das er als bester Newcomer am Swiss Music Award 2012 ausgezeichenet wurde. Mittlerweile tritt er sogar im Vorprogramm internationaler Musikstars auf. Im Genfer Palladium begeisterte er das Publikum als Voract des charismatischen französischen Sängers Julien Doré mit seinen Pop-Folk-Balladen! Chronograph TAG Heuer Formula 1, schwarz mit roter Lünette, 42 mm. 54 | Bilan LU X E Bilan LU X E | 55 Die starke Stimme des jungen Musikers ist nichts anderes als der Ausdruck seiner Willenskraft. Er widmet sich mit Haut und Haaren der Musik. Die vielen Konzerte, Proben und Anlässe beschäftigen Bastian rund um die Uhr. Für Luxe hat er sich aber die Zeit genommen, mit der Kamera zu flirten und während des Grossen Preises von Monaco zusammen mit zwei Grid Girls zu posieren. Dank an: Lacoste 56 | Bilan LU X E Chronograph TAG Heuer Carrera Calibre 1887, 41 mm, Armband aus braunem Alligatorenleder Bilan LU X E | 57 Im Sommer 2012 tritt Bastian Baker an 25 Festivals auf. Einige Termine: f Chronograph TAG Heuer Monaco Calibre 12, 39 mm, blaues Zifferblatt, Armband aus blauem «Steve McQueen» Alligatorenleder p Chronograph TAG Heuer Carrera Calibre 1887, 41 mm, Armband aus braunem Alligatorenleder 58 | Bilan LU X E 29. Juni, Montreux Jazz Festival, Vorprogramm von Amy Macdonald 7. Juli, Summer Sounds, Sursee (Luzern), Vorprogramm von Brian Adams 13. Juli, Francofolie, La Rochelle (Frankreich) 21. Juli, Live at Sunset, Dolder Eisbahn, Zürich, Vorprogramm von James Morrison 5. August, Rock Oz’Arènes, Avenches Bilan LU X E | 59 SCHWEIZER MUSIK von Konrad Koch PRIMA MATERIA Für HiFi-Enthusiasten ist die schwarze Vin Vinylplatte, am besten ein Direktsch schnitt, die Quelle des vollendeten Kla Klangs. Der perfekten Musikwiede dergabe verpflichtet hat sich der Ak Akustikingenieur Serge Schmidlin aus de der Waadtländer Genferseegemeinde Co Commugny. Die Plattenspieler der RR-Evolution-Serie haben absolut res resonanzfreie Gehäuse und sind auf Ers Erschütterungen aktiv absorbierenden So Sockeln gelagert. Um Netzstörung zu eliminieren, geschieht die Stromversorgung über Batterien. Der über 200 kg schwere R-Evolution Stealth Turntable kostet um175 000 Fr. www.audio-consulting.ch KLANGMEISTER «Developed, Desigend, Manufactured and Tested by Sven Boenicke in Switzerland» ist das Gütesiegel in der Rückwand der Lautsprecher von Audiomanufacture in Basel. Boenicke, der als Tonmeister auch Konzerte aufzeichnet, konstruiert mit hohem technischen Aufwand Lautsprecher, die ganz nahe der originalen Tonquelle kommen. Erreicht wird dies durch aussergewöhnliche Konstruktionen, die ohne herkömmliche Dämmmaterialien für einen laminaren Tonfluss sorgen. Die Preisspanne reicht je nach Gehäuseholz vom Studiomonitor für 12 500 Fr. bis zum 125 000 Fr. teuren, für Orpheus entwickelten SP 3.0 Standbox. www.boenicke-audio.ch www.orpheuslab.com DIE REFERENZ Die von Manuel Huber in Egg bei Zürich konstruierten Vorverstärker und Endstufen der Resolution Series sind der Goldstandard in der Welt der Musiker und der Toningenieure. Sie treiben Heimanlagen renommierter Jazz- und Klassikinterpreten und beschallen Musikhallen und Opernhäuser der Welt. Die Elektronikkomponenten für den Amplifier FM 1811 und den Pre-Amp FM 268 werden einzeln ausgemessen und von Hand assembliert. Die 45 kg schwere Verstärkermaschine FM 1811 leistet absolut verzerrungsfrei mehr als 4500 Watt pro Kanal, was auch den Preis rechtfertigt von über 100 000 Fr. www.fmacoustics.com RÖHRENWERK Ein einzigartiges modulares Verstärkersystem in Röhrentechnik hat der Genfer Urs Frei entwickelt. Ein gusse gusseiserner Trägerrahmen nimmt d die einzelnen AmplificateurModulaire-Bausteine von der Stromversorgung über den Vorverstärker bis zu den Mono-Endstufen auf. Vintage nach aussen, verbirgt sich im IInnern moderne Audio-Technik, die ffür harmonische Wiedergabe beso besonders von klassischer Musik und Gesa Gesang sorgt. Je nach den gewählten AMAM-Komponenten kostet das Genfer Verstärkerpaket ab 8000 Fr. www.swissonor.ch | I N S E L F E R I E N | von Claus Schweitzer geber behalten stets den Überblick und empfehlen nicht den teuersten, sondern den besten Wein. Wie kommt man hin? Im Hafen von Stresa oder Baveno das Auto abstellen (Gratisparkplätze) und per Schiff zur Isola Pescatori (regelmässig Kurse von 8 bis 19 Uhr). Ausserdem stellt das Hotel täglich von 19.30 bis 23.30 Uhr kostenlos ein hauseigenes Motorboot zur Überfahrt bereit. Für Ausflüge auf die berühmteren, nahe beieinander liegenden Borromäischen Inseln lohnt sich ein Taxiboot. Die unbewohnte Isola Madre spricht mit ihrer zauberhaften englischen Gartenlandschaft, den seltenen Pflanzen und Bäumen, den Papageien und den Pfauen vorwiegend stille Geniesser und botanisch Interessierte an. Auf der geschäftigen Isola Bella, die eine monumentale Palastanlage mit zehnstöckigem Terrassengarten und verwinkeltem Dörflein voller Gelati-Bars bietet, herrscht die gleiche Hektik wie auf den Promenaden von Rimini oder San Remo. Wie wohltuend, wenn man sich dann binnen wenigen Bootsminuten auf die Isola Pescatori zurückziehen kann. REIF FÜR DIE INSEL, ABER NUR ZWEI, DREI TAGE ZEIT? DA HABEN WIR ETWAS FÜR SIE. ZWEI KLEINE, FEINE INSELHOTELS IN WEEKENDNÄHE, IN DENEN MAN SICH WIE AUF EINEM ANDEREN KONTINENT FÜHLT. Idylle und Romantik G ibt es das? Eine idyllische Insel für ein paar ruhige Tage ganz in der Nähe? Ohne Touristenrummel, T-ShirtLäden und Souvenirstände? Weit und breit keine Autos? Und keine lärmenden Reisegruppen, die übers Frühstücksbuffet herfallen wie surreale Heuschreckenschwärme mit weissen Gliedmassen und kurzen Hosen? Nur ein Traum? Eine Insel mit authentischem italienischem Charme und hohem Romantikfaktor, fast aus einer anderen Zeit und dennoch leicht vom Tessin aus zu erreichen? Das gibt es: Isola Pescatori heisst das autofreie Eiland, 350 Meter lang, maximal 100 Meter breit und die einzige Insel im Lago Maggiore, die seit dem 14. Jahrhundert bis heute dauerhaft bewohnt ist. Sie zählt zum Archipel der Borromäischen Inseln, gehört jedoch nicht (wie die direkt benachbarte Isola Bella) den reichen Bor- 62 | Finanz und Wirtschaft LU X E romei, sondern den Bewohnern, Fischern zumeist. Hier schlägt das wahre Herz Italiens: Wäsche spannt sich über enge Gassen, im kleinen Hafen treffen sich gewöhnlich ein paar der sechzig Inselbewohner zum abendlichen Tratsch, und zwischen den bunt ineinandergeschachtelten Häusern mit pflanzenumrankten Balkonen fühlt man sich in den tiefen Süden versetzt. LOGENPLATZ IM LAGO MAGGIORE Den Logenplatz der Isola Pescatori am südöstlichen Inselende nimmt das Hotel Verbano ein: Der Blick auf die nur 400 Meter entfernte Isola Bella ist betörend. Das Hotel ist ein typischer italienischer Familienbetrieb, bei dem das Restaurant den grösseren Stellenwert geniesst als die Gästezimmer. Letztere sind jedoch durchweg gepflegt und mit Holzböden ausgestattet, die meisten verfügen über einen Mini-Bal- kon oder direkten Zugang zu einer grossen Gemeinschaftsterrasse. Der Luxus im Verbano besteht vor allem darin, beim gleichmässigen Plätschern der Wellen am Seeufer einzuschlafen – und morgens mit diesem Cinemascope-Panorama von See und Bergen aufzuwachen. Das Restaurant verteilt sich auf diverse Terrassen direkt am Wasser. Wenn dann noch ein Sonnenuntergang die Szenerie in rotes Licht taucht, verschlägt es einem glatt die Sprache – ob Deutsch oder Italienisch. Bei schlechtem Wetter werden die Sinne auch im stimmungsvollen Speisesaal von 1895 gut bedient. «Pesce secondo l’umore del lago» – Fisch je nach Laune des Sees – verspricht die Speisekarte. Hier kommt nur auf den Teller, was absolut frisch und mit einer Leichtigkeit und Einfachheit zubereitet worden ist, die man selbst in Italien schwer findet. Die liebenswürdigen Gast- Jahren europäischer Kultur- und Baugeschichte, die sich in Kombination der intakten Naturlandschaft und der gepflegten Gastronomie zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Sinne verdichten». Das Klostergebäude mit eigenem Gutshof gehört nicht nur zur Geschichte, sondern auch zum Gesamterlebnis der St. Petersinsel. Die dreizehn Zimmer in ehemaligen Mönchszellen versprühen trotz schlicht-modernem Design einen Hauch bewegter alter Zeiten. Es gibt weder Fernseher noch Minibar, dafür rund ums Haus zahlreiche ruhige Plätzchen zwischen Oleander und Eukalyptussträuchern, und durch die Bäume leuchtet der See. Zum Badestrand sind es wenige Schritte. Es sei jedoch nicht verschwiegen, dass man die Romantik dieser Zuflucht erst gegen Abend verspürt, wenn die Karawanen der Tagesausflügler und die Schulklassen abgezogen sind. Dann gehört die Insel den weni- gen Gästen, die hier ein Zimmer reserviert haben. Ein Traum? Braucht man für Inselferien gar nicht in die Ferne zu schweifen? «Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat», wusste schon Goethe, auch er ein früher Gast auf der St. Petersinsel. Und tatsächlich: Sitzt man nach Sonnenuntergang im lauschigen Restaurantgarten zu Füssen der hauseigenen Reben, geniesst die regionalen Fischspezialitäten und das Natura-Beef vom Inselbauern, lauscht dem Gesang der Vögel und der Grillen, fragt man sich, halb ungläubig, halb verzaubert: Gibt’s das? | fHotel Ristorante Verbano, Isola Pescatori –Stresa www.hotelverbano.it, Tel. +39 0323 304 08, DZ ab 180 Fr. sKlosterhotel St. Petersinsel, Erlach am Bielersee www.st-petersinsel.ch, Tel. 032 338 11 14, DZ ab 203 Fr. ROUSSEAUS REFUGIUM Während die Gegend um die Borromäischen Inseln mit landschaftlicher Grandezza auftrumpft, umschmeichelt die Dreiseenregion ihre Besucher mit sanfter Anmut. Von besonderer Schönheit ist die St. Petersinsel, die wie ein 4,7 Kilometer langes und 180 bis 750 Meter breites Schiff weit in den Bielersee ragt und seit einer Seespiegelsenkung über eine sehr flache Landzunge mit dem Festland verbunden (und damit eigentlich eine Halbinsel) ist. Das Naturreservat im Angesicht der Jurakette wird geprägt durch Schilf, Weiden und Wälder, die den Entdeckergeist in uns wecken und zahlreiche Tier- und Vogelarten beheimaten. Von Erlach führt der Heidenweg in rund einer Stunde Gehzeit, 15 Velominuten oder 25 Schiffsminuten bis ans äusserste Inselende, wo das ehemalige Kluniazenserkloster aus dem 12. Jahrhundert steht – heute das einzige Inselhotel der Schweiz. Als der Naturphilosoph Jean-Jacques Rousseau im Jahr 1765 hier eintraf, blieb er gleich sechs Wochen und verbrachte – bevor er durch Berner Aristokraten vertrieben wurde – nach eigenen Worten die glücklichste Zeit seines Lebens. Sehr viel verändert hat sich seither nicht, weshalb das Klosterhotel St. Petersinsel als historisches Hotel des Jahres 2010 ausgezeichnet wurde – von der Jury gelobt für das «Erlebbarmachen von rund tausend Finanz und Wirtschaft LU X E | 63 | G A S T R O R E S TA U R A N T S | von Knut Schwander Traumterrassen DIE VIELZAHL ERSTKLASSIGER RESTAURANTS, DIE VON MICHELIN UND GAULTMILLAU GERÜHMT WERDEN, BESTÄTIGT DIE SCHWEIZ ALS FEINSCHMECKERPARADIES. IN DER SCHÖNEN JAHRESZEIT KANN AUCH UNTER FREIEM HIMMEL GROSSARTIG GETAFELT WERDEN. WIR EMPFEHLEN SECHS EINZIGARTIGE ETABLISSEMENTS, WO DIE SCHÖNHEIT DES ORTES MIT DER QUALITÄT DER SPEISEN UND DES SERVICE ÜBEREINSTIMMT. i NEUENBURG, HÔTEL DUPEYROU DIE INTIMITÄT EINES WUNDERBAREN GARTENS Vor der stilvollen Fassade des herrschaftlichen Hauses aus dem 18. Jahrhundert breitet sich der verwunschene Garten aus. In der Mitte das runde Wasserbecken mit Springbrunnen, umringt von bunten Blumenbeeten, Bäumen und knirschendem Kiesel. In diese Idylle mitten in der Stadt lädt die wunderschöne Gartenterrasse des Hôtel DuPeyrou, das für seine erstklassige Küche berühmt ist. Der australische Chef Craig Penlington bietet eine opulente, raffinierte, originelle und ausgewogene Küche. Gerne entführt er seine Gäste auf Weltreise, denn er beherrscht die Kunst, exotische Produkte mit Fleisch aus der Region und Fisch aus dem Neuenburger See zu verbinden. + Einmalige Umgebung mitten in der Stadt, raffinierte, emotionelle Küche. Parking. - Der See ist zwar nahe, aber leider unsichtbar. Hôtel DuPeyrou, Avenue DuPeyrou 1, 032 725 11 83, www.dupeyrou.ch 64 | Finanz und Wirtschaft LU X E s LUGANO, VILLA CASTAGNOLA, LE RELAIS DIE TRAUMHAFTE EXOTIK DES SUBTROPISCHEN PARKS Ohne Zweifel das schönste Hotel im Tessin, modernster Komfort verbindet sich mit dem Charme des historischen Anwesens und dem Ambiente eines authentischen Familiensitzes. In den beiden Hotelrestaurants, sie gehören zu den besten des Kantons, wird nichts dem Zufall überlassen. Das «Arte» spiegelt sich im See, besitzt aber keine Terrasse. Die des «Relais» überragt den wunderschönen Park, wo Palmen und Kamelien im Schatten der jahrhundertealten Bäume gedeihen. Der liebenswürdige Service ist eines Luxuspalasts würdig, die Küche wird von Gastroguides einstimmig gelobt. + Üppiger Park mit jahrhundertealtem Baumbestand, Service Grand Hôtel, Parking. - Nicht alle Tische geniessen Seeblick. Der Lärm der Strasse ist nicht so diskret, wie man es sich an einem solchen Ort erhofft. Villa Castagnola, Le Relais, Viale Castagnola 31,091 973 25 55, www.villacastagnola.com GENF, HÔTEL BEAU-RIVAGE, LE CHAT BOTTÉ HÄNGENDER GARTEN UND BLICK AUF DEN JET D’EAU In Paris gibt es das Ritz, in Genf das Beau-Rivage, den legendären Palast mit grandiosen Suiten, wo Kaiserin Sissi abstieg, einem beeindruckenden Keller, wo die einzigartige Kollektion alter Bordeaux lagert, und dem Restaurant (18/20 GaultMillau), wo der Chef Dominique Gauthier seine Gäste verzaubert. Im Sommer fühlt man sich auf der wenig bekannten, weil sich im ersten Stock befindenden Blumenterrasse mit Blick auf Seebecken, Jet d’eau und Montblanc wohl. Ein bezaubernder Ort, um sich vom gestylten, aufmerksamen Service mit schmackhaften, luxuriösen Köstlichkeiten verwöhnen zu lassen. + Einzigartige Küche, Postkartenaussicht - Strassenlärm Hôtel Beau-Rivage, Le Chat Botté, Quai du Mont Blanc 13, 022 716 69 20, www.beau-rivage.ch MURTEN, LE VIEUX MANOIR LOUNGE UNTER JAHRHUNDERTEALTEN BÄUMEN Das elegante, Anfang des 20. Jahrhunderts im anglo-normannischem Stil erbaute Herrenhaus geniesst eine einmalig idyllische Lage. Wogendes Schilf, schnatternde Enten, ein Rasen von englischer Qualität, riesige Bäume, Vogelgezwitscher… Romantik pur ist das Tête-à-tête auf dem Schiffssteg am Privatstrand: Millimetergenau gestutzte Buchsbäume schützen die etagenförmig angelegte Terrasse, wo man bei Kerzenlicht erstklassig speist. Seit diesem Frühling geniesst man in der Gartenlounge unter begrüntem Gewölbe den Apéro und kleine Gerichte aus der fantasievollen Karte. Bezaubernd! + Essen und Schlafen am Wasser. Idyllische, traumhafte Lage. - Überaus liebenswürdiger, zu Saisonbeginn aber noch etwas unorganisierter Service. Le Vieux Manoir, Restaurant Juma, Rue de Lausanne 18, 026 678 61 61, www.vieuxmanoir.ch Finanz und Wirtschaft LU X E | 65 Fotos: Elias Amari | G A S T R O R E S TA U R A N T S | SCHAFFHAUSEN, DIE FISCHERZUNFT GROSSE GASTRONOMIE AM FLUSS Die Fischerzunft gehört zu den höchstbewerteten Restaurants der Schweiz (19/20 GaultMillau). Hier ist seit Jahrzehnten André Jaeger am Werk, der unermüdlich und mit Passion seine Kunst ausübt. Er hat als einer der Ersten asiatische Produkte in seine sehr persönliche Vision von grosser Gastronomie integriert. Der Zauber wirkt nach wie vor. In nächster Nähe zum Rhein lockt die intime, charmante, blumengeschmückte Terrasse, wo man den entspannenden Blick auf den Fuss geniesst. Der Ort ist ebenso romantisch wie die Gerichte inspiriert. + Kein Lärm, keine Strasse, nur Fluss, Blumen und eine unglaublich raffinierte Küche. - Wirklich Pingelige fühlen sich von den Spaziergängern auf dem Quai gestört. Die Fischerzunft, Rheinquai 8, 052 632 05 05, www.fischerzunft.ch 66 | Finanz und Wirtschaft LU X E ZÜRICH, THE DOLDER GRAND DIE OASE ÜBER DER STADT Das Märchenschloss mit Blick über die Stadt, den See und die Alpen ist vielleicht das luxuriöseste Hotel der Schweiz. Verschiedene sensationell schöne Terrassen laden zur Einkehr. Hier fühlt sich die Jeunesse dorée ebenso wohl wie Berühmtheiten auf Durchreise. Auf den Terrassen des Spa und der Bar geniesst man einen Drink oder isst eine Kleinigkeit. Geradezu von magischer Schönheit ist die des Garden Restaurant, einer sehr eleganten Brasserie mit Wasserbecken, in dem sich Lämpchen spiegeln. An schönen Tagen bewundert man unter weissen Sommerschirmen durch Bougainvilleas hindurch das grandiose Panorama. Sehr empfehlenswert! Intimer die Terrasse des The Restaurant, einer der höchstbenoteten Tafeln der Stadt (17/20 GaultMillau), wo sich elegantes Design mit avantgardistischer Küche verbindet. + Sicht, Auswahl, Ambiance und Qualität der Küche - In der Bar und im Garden Restaurant ist der Service manchmal überfordert. The Dolder Grand, Kurhausstrasse 65, 044 456 60 00, www.thedoldergrand.ch MIXO LOGY DREI EINFACHE E REZEPTE FÜR FRUCHTIGE CO COCKTAILS AUS EN SPIRITUOSEN FÜR HEISSE S HOCHWERTIGEN SOMMERTAGE. HENNESSY FINE DE COGNAC - FRESH BERRY Zutaten: 1½ cl Hennessy Fine de Cognac, 6 kleine Blätter frische Minze, 1 TL brauner Zucker, ½ cl Himbeersaft, 4 Himbeeren, ¼ cl Limettensaft, ¼ cl Ginger Ale Zubereitung: Alle Zutaten bis und mit dem Limettensaft in den Shaker geben und mit zerstossenem Eis auffüllen. Schütteln. Ginger Ale dazugeben, mit einem Löffel umrühren und in ein Glas giessen. Tipp: eine ganze Himbeere im Glas sorgt für den besonderen farblichen Überraschungseffekt. Bilan LU X E | 67 EBELVEDERE PURE DE SPRING LEMONADE en: Zutaten: ure, 1½ cl Vodka Belvedere Pure, ze, 8 frische Blätter Minze, 1½ cl Limonade, 1¼ cl frisch gepresster Zitronensaft Zubereitung: Die Minze in einem Glas zerstossen und den frisch gepressten Zitronensaft dazugiessen. Mit Eiswürfeln bedecken, Limonade und Sprudelwasser hinzufügen. Zum Schluss den Vodka Belvedere Pure beigeben. Tipp: Für einen typischen «Belvedere Touch» ein ganzes Minze-Blatt in den Cocktail geben. BEL BELVEDERE INTENSE UNFILTERED – UN ULTIMATE MARTINI ULT Zut Zutaten: 1 cl Vodka Belvedere Intense In Unfiltered, ¼ cl Vermouth Dry Zubereitung: Vodka Belvedere Intense Unfiltered und Vermouth Dry in einem Shaker mischen und das Eis dazugeben. Schütteln und in einem gekühlten Martiniglas servieren. Mit einer Zitronenzeste oder entsteinten grünen Oliven garnieren. Bilan LU X E | 69 DRESS CODE EXZENTRISCH von Francesca Serra ODE AN DEN SOMMER Trussardi, Gläser mit Spiegeleffekt, Preis: 410 Fr., www.trussardi.com Kris van Assche, Brille aus versilbertem Titan mit sichtbaren Schweissnähten und Spiegelglas, Preis: 470 Fr., www.krisvanassche.com Christian Dior, Brille «Blacktie», Preis: 330 Fr., www.christiandior.com KLAPPBAR D&G Gold Edition for Men, Preis: 1030 Fr., www.dolcegabbana.com m Ray-Ban Wayfarer Folding, mit blauen, grauen oder braunen Gläsern, Preis: 250 Fr.,, www.ray-ban.com SONNENBRILLEN DER CHIC LIEGT IM DETAIL, GROSSES DANDYEHRENWORT! IM SOMMER ZEIGEN WIR HAUT, STOFF WIRD WENIGER UND ACCESSOIRES ÜBERNEHMEN DIE MACHT. UMSO WICHTIGER WERDEN TASCHEN, BRILLEN UND SCHUHE. HIER EINE PERFEKTE AUSWAHL FÜR EINEN STILVOLLEN LOOK AM STRAND, AUF REISEN UND AN LAUEN SOMMERABENDEN. Sonnenbrillen sind das ultimative Alibi, um die Umgebung diskret zu beobachten. Ein Accessoire, das den Blick verbirgt und gleichzeitig das Image, das man nach aussen vermitteln möchte, zur Schau stellt. Nach wie vor topaktuell sind Fliegerbrillen aus den Eighties. Daneben sorgen neue freche Modelle für frischen Wind. COOL Louis Vuitton Audace, Gestell blau oder schwarz, Preis: 350 Fr., www.louisvuitton.com Ray-Ban Ambermatic, limitierte Stückzahl, Preis: 250 Fr., www.ray-ban.com www w.ray-ban.com Lanvin aviateur, L Preis: 300 Fr., w www.lanvin.com MASSIVKOMPAKT Trussardi, erhältlich in braun und schwarz, Preis: 370 Fr., www.trussardi.com AM Eyewear, «Kami», Preis: 260 Fr. www.ameyewear.com AM Eyewear, «Chrissy», Preis: 280 Fr., www.ameyewear.com 70 | Bilan LU X E | D R E S S CO D E | KLASSISCHSCHLICHT ANTIKONFORMISTISCH: Hugo Boss, Schuhe «Tammio» mit weissem Streifen und grauer Spitze, Preis: 320 Fr., www.hugoboss.com Roberto Cavalli, Pantoffel, Preis: 2000 Fr., www.robertocavalli.com Lanvin, Richelieus, Form «Evolution», aus Lackleder mit Lochmuster, Preis auf Anfrage, www.lanvin.com Canali, Reisetasche aus Leder mit Griffen und Details aus Krokoleder, Preis: 5900 Fr., www.canali.it Giorgio Armani, Preis: 1300 Fr., www.armani.com Bally, «Helvetic Himbo», Preis: 1500 Fr., www.bally.com KON KONSTRASTREIC REICH: LÄSSIG Churc Schuhe Church’s, «Downton», «Dow Preis: 410 Fr., www.church-footwear.com www.ch m Santoni, «Roma 04532», Santo Derby aus Leder Vintage-Effekt, mit Vi Preis: 700 Fr., www.santonishoes.com www.s Bally, ««Scribe Arien», Preis: 730 Fr., www.bally.com www.b Bottega Veneta, mehfarbige Tasche aus Hirschleder, Preis: 4510 Fr., www.bottegaveneta.com Bottega Venteta, Ledertasche mit Lochmuster, Preis: 2600 Fr., www.bottegaveneta.com Roberto Cavalli, Preis: 1400 Fr., www.robertocavalli.com SCHUHE TASCHEN Eine unfehlbare Auswahl, passend zu jeder Garderobe. Grau lässt sich perfekt mit allen Farben kombinieren. Die praktischen, zeitlosen Mokassins kommen in neuen Materialien daher und werden mit Details aufgepeppt. In den geräumigen, vielseitigen Taschen kann der moderne Mann alle seine unverzichtbaren Accessoires verstauen, damit er unterwegs auch bestimmt immer alles griffbereit hat. Egal ob weiche oder strenge, klassische oder nostalgische che Formen aus einer anderen Zeit, die Taschen sind ideale Begleiter für den ganzen nzen Tag. SPORTLICH Louis Vuitton Cap, Schultertasche Keepall 55, waterproof, Preis: 2470 Fr., www.louisvuitton.com Kris van Assche, Rucksack mit roten Schulterriemen, Preis: 200 Fr., www.krisvanassche.com FÜR JEDE GELEGENHEIT Bottega Veneta, Schuhe aus Leder und Tweed, Preis: 600 Fr., www.bottegaveneta.com Canali, graue Mokassins aus Ziegenleder, Preis: 500 Fr., www.canali.it Tod’s, Sneaker «No Code», mit weissem Wachs behandelt, Preis: 460 Fr., www.tods.com 72 | Bilan LU X E VINTAGE MOCASSINS, TOUJOURS ET ENCORE Tod Schuhe aus Tod’s, glänzendem Material, glän «Gommino», «Go Preis: 390 Fr., Pre www.tods.com www Gucci, «Cruise», Guc Preis: 430 Fr., Pre www.gucci.com www Harry’s of London, Har blau-braune Mokassins, blau Preis: 410 Fr., Pre www.harrysoflondon.com www Trussardi, Trolley mit Räädern und ausziehbarem Griff, Preis: 2500 Fr., www.trussardi.com Swaine Adeney Brigg, Weekender «Oxford», braun, Preis: 1900 Fr., www.swaineadeney.co.ukk | U H R E N | von Fabrice Eschmann und Michel Jeannot ULYSSE NARDIN — GENGIS KHAN 725 000 FRANKEN Die teuersten Uhren der Welt IN DER SCHWEIZ – DEM UHRENLAND PAR EXCELLENCE – WERDEN DIE TEUERSTEN ZEITMESSER DER WELT HERGESTELLT. «LUXE» HAT ZEHN DER KOSTSPIELIGSTEN MECHANISCHEN UHREN AUS DEN STANDARDKOLLEKTIONEN DER MARKEN AUSGEWÄHLT. EDELSTEINBESETZTE MODELLE WURDEN NICHT BERÜCKSICHTIGT. D HUBLOT — BIG BANG $ 5 MILLIONS DER NAME IST PROGRAMM Die teuerste der dieses Jahr präsentierten Uhren ist rundum mit Diamanten gefasst und deshalb nicht in unserer Auswahl enthalten. Anders als bei der traditionellen Vorgehensweise hat Hublot für die Big Bang $ 5 Million zuerst die Zeichnung angefertigt und erst dann die passendsten Steine ausgewählt. Ein Jahr nahm die Suche nach den grössten Steinen in Anspruch. Sie wurden einzeln geschliffen, bis sie makellos passten. Einige wurden von einem Diamantschleifmeister aus New York mit über 40 Jahren Erfahrung bearbeitet, damit sie alle dieselben «Schliffmerkmale» aufweisen. Insgesamt 14 Monate dauerte die Herstellung dieses aussergewöhnlichen Einzelexemplars aus 1282 Diamanten, über 100 Karat Baguette-Diamanten und 6 Quadrat Smaragdschliff-Diamanten mit über 3 Karat pro Diamant. Angesichts dieser Anhäufung von Edelsteinen sind die mechanischen Merkmale der Uhr eigentlich zweitrangig. 76 | Finanz und Wirtschaft LU X E ie Vorzeigeindustrie und drittgrösste Exportbranche der Schweiz geniesst dank der Vorzüglichkeit ihrer Produkte weltweit hohes Ansehen. Gemessen an der Stückzahl stellt die Schweizer Produktion nur gerade 2 Prozent des internationalen Marktes, wertmässig sind es hingegen 53 Prozent. 2011 hat die Schweiz für 19,3 Milliarden Fr. Uhrenprodukte ausgeführt. Mit anderen Worten: 95% der über 1000 Fr. teuren Uhren sind «made in Switzerland». Da diese Zahlen aber auf den Werkpreisen beruhen und die oft sehr hohen Margen nicht einberechnet sind, kann davon ausgegangen werden, dass der Realwert dieses Marktes deutlich höher liegt. Kein Wunder also, stammen die teuersten Zeitmesser aus der Schweiz! Doch wonach richtet sich der Preis dieser technischen Meisterwerke eigentlich? Regel gibt es dafür keine, dafür sind die Uhren viel zu komplex und die Kriterien zu subjektiv. Unter Kennern gilt die Devise, dass der wirkliche Wert einer Uhr nicht dem Preis im Schaufenster entspricht, sondern dem Betrag, für den man sie wiederverkaufen kann. So gesehen sind die teuersten Uhren beim Einkauf nicht unbedingt auch die wertvollsten. Abgesehen vom preislichen Aspekt erfordern die Entwicklung und die Fertigung eines hochwertigen mechanischen Werks ein solches Mass an Fähigkeiten, Zeit und Mitteln, dass nur wenige Uhrenmarken dazu in der Lage sind. Meist können sich die Manufakturen auf altüberliefertes Fachwissen stützen, das sie mit hochspezialisierten Technologien verknüpfen. Nach dem Ausfräsen werden die Teile mit einer Schleifscheibe aus Birnenholz poliert, mit dem Laser bearbeitet und von Hand graviert. Jeder Neuheit geht jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit voraus und oft werden dazu zahlreiche Patente angemeldet. Obwohl man die Uhrmacherei nicht unbedingt mit Fortschritt gleichsetzt – schliesslich geben Uhren die Zeit seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise an – ist sie in Wirklichkeit eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft, deren Dynamik und Erfindungsgeist noch für viele Überraschungen sorgen wird. Die hier vorgestellten Uhren stehen alle im Standardkatalog der Manufakturen. Einzelmodelle und edelsteinbesetzte Versionen wurden nicht berücksichtigt. Man könnte sie als klassische Zeitmesser im Luxussegment bezeichnen, die oft nummeriert und immer auf wenige Exemplare limitiert sind. Der Rundgang durch die oberen Sphären der Schweizer Uhrmacherei macht vergessen, dass es eine Zeit gab, in der einzig das Gewicht des Goldgehäuses den Preis der Uhr bestimmte. Die Genghis Khan vereint vollendete Juwelierarbeit mit hoher Uhrmacherkunst. Auf das Zifferblatt aus Goldfluss wurden im Fusionsverfahren Metallkristalle aufgesetzt – eine hochkomplexe Technik, die nur noch von einer Handvoll Handwerker beherrscht wird. Auf dem Zifferblatt sind von Hand vier Jacquemarts in Weissgold graviert. Sie stellen den Eroberer Dschingis Khan, der im 12. Jahrhundert das mongolische Reich gründete, mit seinen Kriegern dar und bewegen sich zum Westminster-Glockenspiel. Auf Wunsch werden die Stunden nicht nur mit zwei, sondern mit vier verschiedenen Klängen angegeben. Das Minutentourbillon ist durch eine Öffnung im Zifferblatt bei 6 Uhr sichtbar. Limitierte Serie von 30 Exemplaren. F. P. JOURNE — SONNERIE SOUVERAINE GRANDE SONNERIE 702 000 FRANKEN Sechs Jahre Arbeit und zehn Patente nahm die Entwicklung dieses Zeitmessers in Anspruch. Die Schwierigkeit bestand darin, die zwangsläufig begrenzte Energie einerseits für die korrekte Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige und andererseits für eine reibungslose Funktion der Schlagwerke einzusetzen, denn die Uhr verfügt sowohl über ein grosses Schlagwerk als auch über ein kleines Schlagwerk und eine Minutenrepetition. Das erste gibt automatisch jede Stunde und Viertelstunde an, das zweite nur die Viertelstunden, ohne Wiederholung der Stunde. Auf Wunsch lässt sich zudem die Minutenrepetition für eine minutengenaue Klanganzeige einschalten. Angetrieben wird der Mechanismus von einem einzigen Federhäuschen. JAEGER-LECOULTRE HYBRIS MECHANICA À GRANDE SONNERIE 1 383 000 FRANKEN Dieser Zeitmesser gehört zur Uhrentrilogie Hybris Mechanica 55 mit insgesamt 55 herausragenden mechanischen Komplikationen. Fast die Hälfte (26) entfallen auf das jüngste Modell, die Hybris Mechanica à Grande Sonnerie. Drei davon sind besonders hervorzuheben: das grosse Schlagwerk, das nicht nur die Stunden und Viertelstunden akustisch angibt, sondern auf Wunsch auch die Viertelstunden und Minuten wiederholt, der ewige Kalender, der das Datum mithilfe eines retrograden Zeigers und den Wochentag und den Monat in kleinen Fenstern anzeigt und darüber hinaus den Schaltjahrzyklus mit einem Zeiger markiert, und das fliegende Tourbillon, das nur an der Unterseite befestigt ist. Über 1300 Einzelteile und 13 Patente waren für die Herstellung dieses Meisterswerks nötig. VACHERON CONSTANTIN PATRIMONY TRADITIONNELLE CALIBRE 2755 720 500 FRANKEN Klassische Haute Horlogerie in Reinkultur: Die Patrimony Traditionnelle Calibre 2755 vereinigt drei der schwierigsten Uhrenkomplikationen: ein Tourbillon, einen ewigen Kalender und eine Minutenrepetition. Der ewige Kalender ist ein komplizierter Mechanismus, der den Tag, den Monat und das Jahr unter Berücksichtigung der Monatslängen und der Schaltjahre anzeigt. Bei der Minutenrepetition handelt es sich um ein Schlagwerk, das die Zeit akustisch angibt. Das Präzisionswerk besteht aus 602 Einzelteilen, die in einem Gehäuse aus Platin – dem wertvollsten Edelmetall der hohen Uhrmacherkunst – zusammengefügt sind und trägt die prestigereiche Genfer Punze. Bilan LU X E | 77 | H O R LO G E R I E | GREUBEL FORSEY QUADRUPLE TOURBILLON SECRET, EN PLATINE FRANCK MULLER AETERNITAS MEGA 4 AUDEMARS PIGUET ROYAL OAK GRANDE COMPLICATION PARMIGIANI FLEURIER TORIC MINUTE REPEATER CAPITOLE PATEK PHILIPPE SKY MOON TOURBILLLON RÉF. 5002 RICHARD MILLE RM 056 FELIPE MASSA SAPHIR 777 600 FRANKEN 2 580 000 FRANKEN 963 800 FRANKEN 680 000 FRANKEN 1 164 300 FRANKEN 1 598 500 FRANKEN Technische Komplexität in ihrer extremsten Form: Greubel Forsey hat das Tourbillon zu seiner Spezialität gemacht und gleich vier davon in diese Uhr gepackt. Sie sind paarweise angeordnet und über unabhängige Regelorgane direkt mit einem sphärischen Differenzial verbunden. Dadurch sorgen sie für maximale Ganggenauigkeit. Technisch besteht das Uhrwerk aus 519 Einzelteilen, davon entfallen 261 auf die Tourbillon-Käfige. Zwei Federhäuschen sorgen für den Antrieb. Auch die Ausarbeitung ist ein Beispiel an Virtuosität: Die Platinen und die Brücken sind angliert und bestehen aus gekörntem und geperltem Neusilber mit Nickel-Palladium-Beschichtung. Limitierte Ausgabe aus zwei Serien mit je 8 Stück, aus Rotgold oder Platin. Die bei weitem teuerste Uhr unserer Auswahl. Ihre Besonderheit liegt in der Vielzahl Komplikationen, die sich in dem edlen Gehäuse verbergen. Dazu gehören unter anderem ein fliegendes Tourbillon, ein grosses und kleines Schlagwerk, eine Minutenrepetition mit WestminsterGlockenspiel, ein Schleppzeiger-Chronograph, eine Mondphasen-Anzeige, eine Zeitgleichung, zwei zusätzliche Zeitzonen und ein ewiger Kalender mit retrogader Datumsanzeige bei 12 Uhr, Wochentag-, Monats- und Tag-/Nachtanzeige, Schaltjahrzyklus und Jahresanzeige. Dieser Mechanismus ist im Gegensatz zum traditionellen ewigen Kalender dank zwei zusätzlicher Räderwerke in der Lage, 1000 Jahre anzugeben. Das Modell gibt Minuten und Sekundenbruchteile präzise wieder und verfügt zudem über eine Minutenrepetition, einen Schleppzeiger-Chronographen mit Minutenzähler sowie einen ewigen Kalender, der Tag, Datum, Woche, Mondphasen, Monat und Schaltjahre anzeigt. Bemerkenswert ist auch die Skelettierung. Bei dieser Technik aus den Anfängen der Uhrenherstellung wird der Uhr ein filigranes Aussehen verliehen, indem möglichst viel Material von der Platine, dem Unruhkloben, der Federhausbrücke und von anderen Teilen ausgesägt wird. Zurück bleibt ein metallenes Gestell, das Schrauben, Federn und Rubinen gerade noch genügend Halt gibt. Oft werden die skelettierten Werke mit feinen Gravierungen und Ziselierungen versehen. Die komplizierte Kunst erfordert viel Fertigkeit und Know-how. Je mehr Komplikationen eine Uhr hat, desto schwieriger ist das Skelettieren als Ausdruck höchster Uhrmacherkunst. Vorbild für diesen Zeitmesser aus Weissgold und insbesondere für sein Werk war die Taschenuhr von Perrin Frères (Neuchâtel) aus dem frühen 19. Jahrhundert, die heute der Sandoz-Stiftung gehört. Sein PF 321 Kaliber besticht durch eine Minutenrepetition mit Kathedralen-Tonfedern und einem Zusatzmodul für die Zeitanzeige nach Sektor. In der halbmondförmigen Öffnung wird die Zeit mit 60 Minuten im 5-MinutenAbstand angezeigt. Die vollen Stunden (1 bis 12) werden mit einer arabischen Ziffer angegeben, die dem Zeitverlauf folgt. Besonders bemerkenswert aber ist das Innenleben: Eine aufwändige Dekoration wetteifert mit dem KathedralenSchlagwerk aus gebläutem Stahl in Form einer gewundenen Schlange in Anlehnung an das Originalmodell. Die äusserst schwierig herzustellenden Tonfedern erzeugen einen wunderbar kristallklaren, vollen Klang. Die komplizierteste Armbanduhr, die je hergestellt wurde (hier in einer Platinversion). Ziel der Manufaktur war es, ein Maximum an Komplikationen auf kleinstem Raum unterzubringen. Besonderes Highlight ist neben dem ewigen Kalender mit retrogradem Datum, einer Minutenrepetition, einem Tourbillon und der Sternenzeit in einem 24-Stunden-Umlauf die Darstellung der Himmelsscheibe mit Sternenbewegungen und Winkelbewegungen des Mondes mit seinen zu- und abnehmenden Phasen. Das Uhrwerk mit Handaufzug besteht aus 686 handgefertigten Einzelteilen. Alle Stahlkomponenten des Uhrwerks sind angliert und poliert, die Zähne der Stahlräder wurden mit einer Hartholz-Schleifscheibe einzeln poliert. Aufgrund ihrer extremen Komplexität und der zeitaufwendigen Fertigungsund Montageschritte werden jedes Jahr nur zwei Sky Moon Tourbillon produziert. Noch nie wurde das Gehäuse eine so komplizierte Uhrenform komplett aus Saphirglas gefertigt. Die RM 056 ist eine technische Meisterleistung, denn sowohl die Lünette als auch die Schale und der Boden wurden aus Saphirblöcken geschnitten und gefräst und ganz ohne externe Struktur zusammengefügt. Ein einziges Gehäuse erfordert 1000 Stunden Feinarbeit, davon 430 fürs Schleifen und 350 Stunden fürs Polieren. Das transparente Gehäuse gibt den Blick auf den neuen Kaliber RMCC1 frei – ein Handaufzugswerk mit Tourbillon, Stunden, Minuten, Schleppzeiger-Chronograph, Gangreserve- und Drehmomentanzeige und Funktionsselektor. Limitierte Serie von 5 Exemplaren. 74 | Bilan LU X E | TA U C H E R U H R E N | von Michel Jeannot «TITANIC»-REGISSEUR JAMES CAMERON IST DER ERSTE MENSCH, DEM EM ABEN DER SOLO-TAUCHGANG BIS 10 898 METER TIEFE IM MARIANENGRABEN GELUNGEN IST. FÜR ROLEX TESTETE ER DEN EXPERIMENTELLEN PROTOTYP DER TAUCHERUHR DEEPSEA CHALLENGE, DER FÜR DIE TIEFSTEN GEWÄSSER DER OZEANE KONZIPIERT WURDE. Tiefenrekord «W enn man Ihnen ein solches Projekt vorschlägt, begreifen Sie sofort, dass dies nur ein Mal im Leben geschieht.» Zwar ist sich Jacques Baur, Direktor für Forschung bei Rolex, Herausforderungen gewohnt. Dennoch, das Adrenalin stieg, als die Entwickler und Forscher bei Rolex von diesem Projekt erfuhren, denn sie hatten genau vier Wochen und zwei Tage Zeit, die Uhr zu produzieren und auf die Reise von Genf auf die Guam-Insel zu schicken, wo sich James Camerons Basislager befand. Für die Rolex-Leute bedeute dies nicht nur eine sehr kurzfristige Entscheidung, vor allem ging es darum, sicherzustellen, dass genügend interne Ressourcen verfügbar waren. 24 Stunden nach der Anfrage erteilte das Unternehmen grünes Licht. Rolex hat alle grossen Etappen der Tauchgeschichte mitgeprägt. Die erste wasserdichte Armbanduhr entstand 1926 und basierte auf der Kombination der drei verschraubten Elemente Gehäuseboden, Lünette und Aufzugskrone, einem Kon- 80 | Bilan LU X E zept, das später praktisch von allen Marken übernommen wurde und bis heute Gültigkeit hat. 1953 wurde die Perpetual Submariner, damals wasserdicht bis 100 Meter (heute 300 Meter), lanciert, die zur Ikone der Taucheruhren werden sollte. 1960 baute Rolex die Experimentaluhr Deep Sea Special, die, an der Aussenwand des vom Schweizer Ingenieur Jacques Piccard entwickelten Tiefseetauchboots «Triest» angebracht, in den 10 916 Meter tiefen Marianengraben vordrang. 1967 wurde die Sea-Dweller eingeführt, die in einer ersten Phase dem Druck in 610 Metern Tiefe, ab 1978 in 1220 Metern standhalten konnte. WASSERDICHT UND DRUCKFEST 2008 schliesslich gelang dem Genfer Uhrenunternehmen ein echter Exploit mit der Lancierung der Rolex Deepsea, einer neuen Taucheruhrgeneration, die den Druckverhältnissen in einer Tiefe von 3900 Metern widerstehen konnte. Dieser Fortschritt wurde möglich dank des von- Die Oyster Perpetual Rolex Deepsea Challenge ist wasserdicht bis 12 000 m Tiefe. Rolex entwickelten und patentierten extrem resistenten Ringlock-Konzepts. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist die Wasserdichtigkeit an einem Gehäusetyp wie dem der Oyster kein wirkliches Problem. Denn je tiefer eine Uhr eintaucht, desto stärker nimmt der Druck auf das Gehäuse und die Dichtungen zu und erhöht so die Wasserdichtheit. Das erklärt auch, warum Spritzwasser beim Händewaschen oder Geschirrspülen die grössere Herausforderung an die Wasserdichtigkeit stellt. Das eigentliche Problem für Taucheruhren ist jedoch der Druck, der auf den Zeitmesser selbst ausgeübt wird. Im Fall der Deepsea Challenge entsprach er einem Lastwagen, der auf die winzige Fläche des Zeitmessers presste. Es leuchtet auch ein, dass es verhältnismässig einfach ist, ein grosses, wenig attraktives Gehäuse mit einem Werk zu produzieren, das hohem Druck widerFinanz und Wirtschaft LU X E | 81 | S O C I A L N E T WO R K S | von Francesca Serra | TA U C H E R U H R E N | steht. Etwas ganz anderes ist es, eine Uhr zu konzipieren, die nicht nur extrem resistent und robust ist, sondern sich auch verkaufen lässt. Dies ist denn auch der wichtigste Punkt, in dem sich die Rolex Deep Sea Special aus dem Jahr 1960 von der Rolex Deepsea Challenge 2012 unterscheidet. Während Erstere ein schönes technisches Objekt ist, ist Letztere zudem eine schöne Uhr. Rolex mobilisierte achtzig Personen für dieses Projekt. «Jedem Teilnehmer war klar», erzählt Arnaud Boetsch, Direktor Kommunikation von Rolex, «dass er an einem Projekt von historischer Bedeutung mitarbeitete.» Nachdem die personellen Verantwortungen definiert waren, ging es an die Lösung der technischen Details. Wobei selbstverständlich die Ingenieure nicht bei null beginnen mussten, denn sie konnten auf dem extrem druckresistenten Ringlock-Konzept aufbauen, das 2008 für die Rolex Deepsea (wasser- dicht bis 3900 Meter) entwickelt worden war. Für dieses Systems hatte Rolex den Überdruckbehälter Mariannes konstruiert, der die Widerstandsfähigkeit der Uhren bis 15 000 Meter Tiefe testet. Bereits während der Konzeption des Ringlock-Systems für die Rolex Deepsea stand fest, dass diese Gehäusearchitektur sich für extreme Tiefen eignen würde. So konnten die Konstrukteure schon nach den ersten Studien fèr den Bau der Rolex Deepsea Challenge voraussagen, dass für die garantierte Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit bei 12 000 Metern das Gehäuse einen Durchmesser von 50 bis 55 mm haben musste. Der Durchmesser beträgt nun 51,4 mm. DIE BESTE ALLER WELTEN EIN ZUVERLÄSSIGER BEGLEITER Eine der grossen Unbekannten war das Saphirglas. Weltweit sind nur wenige Unternehmen in der Lage, das leicht gewölbte, 14,3 mm dicke Glas aus hochreinem Aluminiumoxid zu produzieren. Die geringste Verunreinigung oder ein mikroskopisch kleiner Riss könnten unter den enormen Druckverhältnissen die Uhr implodieren lassen. Deshalb testeten die Ingenieure als Erstes das Saphirglas im Überdruckbehälter. Die ersten Resultate sorgten für Erleichterung. Die Materialproben des bestehenden Zulieferers von Saphirgläsern hatten den Test bestanden. Die nächste Schwierigkeit bestand darin, die Bestandteile einer ungewöhnlich grossen Uhr, von der nur wenige Prototypen hergestellt werden, zu fabrizieren. Die ganze Uhr, mit Ausnahme des serienmässig hergestellten Werks (Rolex Kaliber 3135), ist eine Einzelanfertigung. Das Ausmass des Projekts verdeutlicht die Tatsache, dass mehr Werkzeugen entwickelt und hergestellt werden mussten, als die Uhr Bestandteile hat. Notabene in Rekordzeit. Die Rolex Deepsea Challenge (garantiert wasserdicht bis 12 000 Meter, aber getestet bis 15 000 Meter) ist eine Experimentaluhr, die nicht verkauft wird. Sie gilt als Vorbild für die kommerzialisierte Rolex Deepsea, die bis 3900 Meter wasserdicht ist. Der Prototyp hat die Qualität des Ringlock-Systems einmal mehr klar bewiesen. Für James Cameron war die Uhr «ein perfekt zuverlässiger Begleiter während des ganzen Tauchgangs». Last but not least war die Rolex bei einer Begegnung mit der Geschichte dabei. | 82 | Finanz und Wirtschaft LU X E ERIK WACHTMEISTER, VISIONÄR UND ERFINDER DER 2004 GEGRÜNDETEN ASMALLWORLD, LANCIERT MIT EHEFRAU LOUISE BEST OF ALL WORLDS. DANK EINEM MATCHING-SYSTEM ENTSPRICHT DAS NEUE NETZ PERFEKT DEN BEDÜRFNISSEN DES BENUTZERS. E s gibt täglich neue soziale Netzwerke. Facebook ist mit seinen Milliarden Freunden unschlagbar, dennoch zeichnet sich eine Konkurrenz am Horizont ab. Die Aufmerksamkeit, die kürzlich Pinterest und Instagram geweckt haben, illustriert den Erfolg dieser «persönlichen Suchmaschinen», die kreativ und schlicht aufgemacht, die schnelle Nutzung erlauben. TREFFPUNKT DER REICHEN Es ist eine Tatsache: Je bevölkerter die Netze, desto attraktiver sind Nischenplattformen. Es gibt spezialisierte Sites für vermögende Menschen, die massgeschneiderte Services anbieten. Zu diesen Vorreitern gehören ASmallWorld oder Family Bhive, 2009 von einem Anwalt der Londoner City gegründet. Benutzer dieser Site haben nicht das Ziel, Fotos hochzuladen oder alte Schulkameraden ausfindig zu machen, sondern sie möchten Investitionsideen austauschen oder sich über mondäne Anlässe kundig machen. Es ist die Plattfom, Partner für ein neues Joint Venture zu suchen oder Tipps für Reisen der anderen Art zu erhalten. Wobei der Schutz der Privatsphäre garantiert ist. Die Mitglieder bleiben anonym und werden je nach Stand ihres Vermögens in Gruppen eingeteilt: «Amber» für Vermögen von 5 bis 20 Mio. £, «Jade» 20 bis 100 Mio. £ und «Jet» für solche, die mehr als 100 Mio. £ auf dem Konto haben. Bei ASmallWorld hingegen sind nicht der Bankauszug, sondern die richtigen Paten massgebend. Die Plattform hat sich als Social Network der Stars einen Namen gemacht. Die Formel basiert auf einem Einladungssystem, das Netzwerk funktioniert wie ein Privatclub, dem Regisseure, Schauspieler und Adel angehören – The Happy Few. Der Autor dieser Success-Story heisst Erik Wachtmeis- ter, Sohn des schwedischen Botschafters in den USA und ehemaliger Banker, seit jeher ein Natural Born Networker, und dies schon lange vor Facebook. Trotz des Riesenerfolgs von ASmallWorld war Wachtmeister 2008 unzufrieden und begann über ein neues, noch raffinierteres System nachzudenken. «Ich wusste, dass es zwischen dem kühlen Interface von LinkedIn und dem jugendlichen UniGeist von Facebook eine Nische gab.» Jetzt lanciert er zusammen mit Gemahlin Louise die neue Plattform Best of All Worlds, die in der Lage ist, das soziale und professionelle Profil der Mitglieder, deren Interessen, Wünsche und Stimmungen zu erfassen. Dank der Kombination dieser Kategorien und der Filter können Informationen angeboten werden, die dem effektiven Bedürfnis der Benutzer entsprechen. Die Anwendung ist einfach und ohne die für Facebook typische Aufgliederung. «Facebook hat vor einem Jahr Gruppen kreiert. Es gibt Gruppen für alles und jedes, wobei es keinen Sinn macht, Hunderte von Millionen Gruppen zu haben. Denn das eigentliche Ziel ist es, zu einer Gruppe zu gehören, um noch mehr Wissen über ein bereits bekanntes Thema zu erhalten.» PROFILE ABGLEICHEN Die definierten Gruppen sind global: «Kunstpassionierte», «junge Mutter», «Polospieler», um nur einige Beispiele zu nennen. Natürlich kann man auch gleichzeitig «junge Mutter», «Unternehmer» und «Tennisspieler» sein. In der Kategorie «modes», «party mode» oder «professional mode» informiert man über die temporäre Stimmung. Wer «family mode» angibt, will wissen lassen, dass er oder sie die Zeit mit der Familie oder mit Menschen verbringen möchte, die ebenfalls Kinder haben. Im Weiteren können auch Guides abgerufen werden (beste Hotels, Boutiquen, Restaurants), die ihrerseits wieder über Filter nach besonderen Kriterien durchforstet werden können. Das Restaurant für den Businesslunch eignet sich ja nicht unbedingt fürs romantische Dinner. Dieses Abgleichsystem verknüpft nützliche Informationen und gute Quellen. Schliesslich sind es Anwender und Nutzung, die ein soziales Netzwerk ausmachen und dessen Erfolg garantieren. Best of All Worlds sichert diese Qualität über die selektive Mitgliederauswahl und ausgewählte Botschafter in verschiedenen Städten. | www.bestofallworlds.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 83 | H O C H S E E S EG L E R | von Vincent Gillioz Törn über die Weltmeere SEIT DREI JAHREN KONSTRUIERT SWISS CATAMARAN HOCHSEEBOOTE. GEFERTIGT UND KOMPLETT AUSGERÜSTET NACH HÖCHSTEN BOOTSBAUSTANDARDS, SIND DIE DOPPELRUMPF-JACHTEN BEREIT FÜR DAS LUXURIÖSE GLEITEN ÜBER DIE OZEANE. W er hat nicht schon davon geträumt, alles hinter sich zu lassen und die Weltmeere zu befahren. Karriere, Familie, Geld oder ganz einfach das seemännische Können sind meist der Grund, weshalb solche Wünsche unerfüllt bleiben. Jürg Von Ins, Patron von Swiss Catamaran, gehört zu denen, die den Schritt gewagt haben. Der selbständige Vermögensverwalter im Dienste wohlhabender Klienten hatte eines Tages genug von seinem Beruf und beschloss vor über zehn Jahren mitten in seiner Karriere eine Kehrtwende zu machen. «Bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag habe ich nur gearbeitet. In den Ferien auf den Seychellen bewunderte ich die Kreuzfahrtkatamarane, und ich sagte mir, dass ich mir Zeit gönnen sollte, um zu segeln.» Diese guten Vorsätze sollten sich nicht ganz erfüllen, denn der Hochseefahrer in spe ist heute Chef eines KMU, das sich auf den Bau von Luxussegelbooten spezialisiert hat. Dank seiner Berufserfahrung ist es ihm möglich, die Wünsche einer Kundschaft zu verstehen, die, wie er, ein leistungsfähiges und sofort einsatzfähi- ges Produkt wünscht. Hochseesegler sind nicht mehr Seebären, Männer mit Bart und zerfurchtem Gesicht, Jünger von Weltumseglern wie Damien Janichon oder Francis Chichester. Es sind in den meisten Fällen erfolgreiche Manager, die sich den Luxus leisten können, mehrere Wochen mit Freunden oder Familie auf See zu kreuzen. RADIKALE LEBENSÄNDERUNG Jürg Von Ins beginnt sich ernsthaft für die Seemannskunst zu interessieren und fährt 2000 an die internationale Bootsmesse nach Paris, entdeckt dort die Werft Switch, die ein 55-Fuss-Boot (16,8 Meter) auf den Markt bringt. Das vom renommierten Designerbüro VPLP (BMW Oracle Racing, Banque Populaire usw.) konzipierte Boot ist schnell und für die Hochseefahrt geeignet. Der Schweizer ist begeistert und schliesst den Vertrag ab. Leider ist die Werft mit diesem ehrgeizigen Projekt überfordert und muss mitten während der Produktion Konkurs anmelden. Aber der frischgebackene Bootseigentümer gibt nicht auf. Unternehmer in der Seele, übernimmt er die Aktiven aus der Konkursmasse und die Gebäude, um das ff Original-Karbonmast, Schwerter, Wetdeck und Pod, um die Kraft der Vordersegel aufzufangen, sind einige der Charakteristiken des Swiss Catamaran. f Zwei Steuerplätze für Seefahrer, die Freude am Navigieren haben. Finanz und Wirtschaft LU X E | 85 | H O C H S E E S EG L E R | Schiff auf eigene Kosten fertigzustellen. Bei seinen Besuchen von Bootsausstellungen kommt er nicht umhin festzustellen, dass Switch modernisiert werden muss. Er schliesst das Unternehmen und fängt nochmals bei null an. Die Idee, Boote zu bauen, die in der Schweiz konzipiert werden, nimmt Form an. Dies ist die Geburtsstunde von Swiss Catamaran. «Ich meldete die Firma in Genf an und machte mich auf die Suche nach einem Designer und einem Schiffsbauer, denn in Frankreich weitermachen wollte ich nicht. In diesem Land sind die Bedingungen für Unternehmer und Fabrikanten wenig interessant.» Über mehrere Kontakte gelangt er schliesslich zu Sébastien Schmidt, den renommierten Genfer Bootsarchitekten (Décision 35, Psaros 33). Für die Fabrikation bietet sich die Türkei an, die eine grosse Schiffsbautradition besitzt. Mehrere Werften in der Gegend von Antalya sind bereits mit der Produktion von Superjachten beschäftigt. Es gibt hier eine Kultur des Luxus, die Arbeitskräfte sind bezahlbar, die Sozialpartnerschaft intakt. Nachdem alle Kontakte solid geknüpft sind, geht das Unternehmen 2007 an den Start. Sébastien Schmidt erstellt den Viel Stauraum in ersten Entwurf und ar- den Kabinen, auch beitet ihn bis zu den unter den Betten. endgültigen Plänen Durch die Luke aus. Der Bootsdesig- geniesst man den direkten Blick nach ner erzählt: «Wenn bei hinten. einem Regattaboot der strukturelle Teil abgeschlossen ist, sind 90% der Arbeit getan. Bei einem Boot wie diesem hier sind es erst 30%. Ausstattung, Installationen, Elektrizität sind überaus komplexe Bereiche. Wir haben enorme Konzentrationsanstrengungen unternommen, um das Ganze zu optimieren.» Ein Team von Fachleuten arbeitet mit dem Büro zusammen. Olivier Hourquet, ehemaliger Mitarbeiter von VPLP, kümmert sich um die Ausstattung, Clemens Dransfeld ist für Strukturberechnungen zuständig. Christophe Buholzer, erfahrener Schiffsbauer aus Genf, ist vor Ort für die Projektleitung verantwortlich, um Koordination und Qualitätskontrolle sicher- Die u-förmige zustellen. «Ausserdem Küche ist navigakann ich meine Erfah- tionsfreundlich rung und die Kennt- konzipiert. Die Holzverkleidung, nisse dieses Bootes er- hier Teak, kann folgreich einbringen. vom Käufer gewählt Die Werft ist Teil eines werden. 86 | Finanz und Wirtschaft LU X E riesigen Technopools, wo auch 50 m lange Superjachten aus Verbundwerkstoffen gebaut werden. Das Know-how ist vorhanden, es braucht nur ein bisschen Coaching, um sicher zu sein, dass wir erhalten, was wir wollen.» SCHLÜSSELFERTIGE SEGELJACHT Swiss Catamaran unterscheidet sich von der Konkurrenz durch das einfache Konzept eines schlüsselfertigen Bootes. Selbstverständlich können die Kunden bestimmte Optionen wählen, vor allem bei der Holz- und der Lederausführung. Grundsätzlich erhalten sie für 1,25 Mio. € (ohne Steuern) ein vollständig ausgerüstetes, betriebsbereites Boot. «Wir produzieren 55-Fuss-Schiffe, die ohne Mannschaft navigiert werden können. Unser Ziel ist es, ein Produkt anzubieten, das zu zweit oder mit der Familie gesteuert werden kann und das ohne Skipper auskommt.» Das Segelschiff ist hochseetauglich ausgerüstet und erfüllt alle Bedingungen für total autonomes Kreuzen auf hoher See: grosse Treibstoffvorräte, Radar, komplette Navigationszentrale und Dingi mit Au- sserbordmotor. Neben dem leistungsstarken Karbonmast gehören auch die Segel zum Basispackage. «Mit vollem Tank und genügend Nahrungsmitteln an Bord kann der Kunde direkt ab Werft auf eine dreiwöchige Seereise gehen. Es gibt keinen Konkurrenten, der diese Leistung bieten kann.» Von Ins hat nicht die Absicht, sich im Kreise der Grossen – Lagoon, Catana – zu positionieren. Sein Ziel ist es, das Unternehmen mittelfristig auf Vordermann zu bringen und pro Jahr vier bis fünf Schiffe herzustellen. Mit einem 45-Fuss-Modell wendet er sich an Besitzer von Motorjachten, die für Treibstoff nicht länger ein Vermögen ausgeben möchten. Das neue Boot soll am Salon von Cannes 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Zukunft des Kleinunternehmens ist somit gespurt. Bekanntlich gibt es in der Die Badeplattform Schweiz hervorragendient als Platz für de Regattasegler. Es das Beiboot. Die sieht ganz danach aus, Verlängerung des dass auch Schweizer Baums ermöglicht, Bootsmacher auf Erdiesen bequem an folgskurs sind. | Bord zu hieven. Schwimmende Limousinen OB FÜRS ROMANTISCHE PICKNICK, DIE SPORTLICHE AUSFAHRT MIT FREUNDEN ODER DEN FAMILIENAUSFLUG – DIE NEUHEITEN 2012 ERFÜLLEN DIE ERWARTUNGEN JEDES WASSERSPORTFANS. BOESCH IMMER GLAMOURÖS Die kleine, 1920 gegründete Werft in Kilchberg (ZH) setzt mit dem neuen Runabout 970 St. Tropez ihre Tradition fort. Beschichtetes, lackiertes Mahagoni, subtile Verbindung von neuester Bootsbautechnologie und Vintage-Glamour sind typisch Boesch! Das Brummen der beiden High-Performance V8 Motoren MerCruiser von je 380 PS lässt das Herz Liebhaber schöner Wasserfahrzeuge höher schlagen. Das Familienunternehmen stellt jährlich 20 bis 25 Boote her. Das Meisterwerk kostet 750 000 Fr. und ist für Aficionados gedacht, die keine Konzessionen machen, um ihre Wünsche zu befriedigen. www.boesch-boats.ch FRAUSCHER FÜR GENTLEMENRACER Mit der Lancierung des 1017 GT spielt der österreichische Bootskonstrukteur jetzt auch in der Welt der Grossen. Das Rasseboot ist für all jene konzipiert, die hohe Ansprüche an Schnelligkeit und Komfort stellen. Mit den beiden Motoren von 430 PS erreicht das Boot fast 90 km/h. Das lange Deck aus Teakholz liegt perfekt integriert im anthrazitfarbigen Rumpf und erinnert ein wenig an ein Batmobil, das bei Liebhabern dieses Genres bestimmt gut ankommt. Die Basisversion des Frauscher 1017 GT ist für 320 000 Fr. zu haben. Noch mehr Raum bietet die Version Lido mit offenem Deck. Der Newcomer wird an der Bootsmesse von Cannes im nächsten September zu bewundern sein. www.frauscherboats.com SMARTBOAT IMMER STÄRKER Die französische Marke, die das Motorbootdesign neu interpretiert, weitet das Angebot aus. Nach dem 2010 lancierten ersten 23-FussModell stellt Smartboat jetzt zwei neue 24- und 30-Fuss-Boote vor, die auf dem gleichen minimalistischen Design aufbauen. Die Boote, deren Rumpf eher an ein Segelboot erinnert, sprechen ein immer grösseres Publikum an. Spezialisten schwärmen vom guten Verhalten auf dem Wasser. Smartboat 30 wird im Laufe 2012 auf den Markt kommen. Die bewohnbare Yacht, ideal fürs Wochenende zu zweit oder mit der Familie, ist mit einem 220-PS- Innen- oder 300 PS-Aussenbordmotor ausgestattet und kostet etwa 240 000 Fr., das 24-Fuss-Modell 80 000 Fr. www.smartboat.fr Finanz und Wirtschaft LU X E | 87 | Z U B E S U C H | von Francesca Serra - Fotos: Anoush Abrar & Aimée Hoving Willkommen bei Dutertre H enri-Jack Dutertre kultiviert Gewohnheiten wie eine Tugend. Er ist jeden Mittag im Restaurant Lipp in der Genfer Altstadt anzutreffen, wo er das typische Ambiente der grossen Pariser Brasserien geniesst. Nach dem Mittag- und dem Abendessen gönnt er sich jeweils eine Zigarre – kubanische Epicure Nr. 2 –, auch das eine seiner Gepflogenheiten. Und in die Ferien fährt er am liebsten nach St. Tropez. Ironie ist sein ständiger Begleiter. «Wissen Sie, Marietta ist auch eine alte Gewohnheit», stichelt er und grinst dabei seine Frau an. Die nickt nur: «Er hört nie auf. Stellen Sie sich vor, kurz nach unserer Hochzeit haben mich Freunde aus Deutschland besucht. Als sie wieder zu Hause waren, riefen sie mich an und versicherten mir, dass ich jederzeit willkommen sei, falls es in Genf nicht klappen sollte. Sie hatten nicht begriffen, dass Jack gern Witze macht, was möglicherweise auch mit den Kulturunterschieden zu tun hatte.» Vielleicht liegt hier ein Grund für seinen Erfolg als Geschäftsführer. HenriJack Dutertre nimmt sich selbst nicht ernst. Er ist offen, pragmatisch und skeptisch. «Man kann nie sicher sein. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass jederzeit unwahrscheinliche Dinge geschehen können. Ich habe immer den Moment gelebt und fortlaufend dazugelernt. Ich habe nie beschlossen, um des Lernens willen zu lernen, sondern nur, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich etwas Konkretes wissen musste.» Nicht zuletzt dank seiner pragmatischen Veranlagung stieg er die Karriereleiter steil nach oben. Der Zufall wollte es, dass er während seiner Erstanstellung bei Olivetti von einem Parfumhersteller abgeworben wurde. Danach wechsel- 88 | Bilan LU X E EIN ZUSAMMEN MIT MARIETTA UND HENRI-JACK DUTERTRE VERBRACHTER MORGEN WIRKT WIE EINE ODE AN DEN ALLTAG. DIE BEIDEN IN DER PARFÜMERIE TÄTIGEN ÄSTHETEN – ER PRÄSIDIERT NUXE SUISSE, SIE IST BEI SHISHEIDO FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ZUSTÄNDIG – LEBEN VON LUFT UND LIEBE FÜREINANDER UND FÜR DIE KUNST. «Lech mich am Arlberg» des österreichischen Künstlers Matthias Kloser neben der Fotografie «Primitives» von Olaf Breuning. Der Schweizer ist bekannt für seine grotesken Inszenierungen, in denen er den menschlichen Körper bemalt, verkleidet, verwandelt und karikiert. te er mehrmals die Stelle, wurde Direktor von Lancôme France und bekam schliesslich die Position des Generaldirektors der Revlon-Gruppe angeboten. Als Krönung seiner Laufbahn hatte er die zündende Idee, eine Shiseido-Filiale in der Schweiz aufzubauen. Zwanzig Jahre später verkaufte er die Marke. Vor einem Jahr wollte er es nochmals wissen und startete ein Joint Ven- ture mit Nuxe, wo er als Präsident waltet. Auf dem Wohnzimmertisch steht gleich einer Standarte ein Flakon «Huile Prodigieuse», das Vorzeigeprodukt der Marke, und schillert in dem sonnendurchfluteten Zimmer in wunderbaren Goldtönen. KUNST ALS STÄNDIGER BEGLEITER Wir sitzen im Wohnzimmer ihres Appartements im obersten Stock eines Gebäudes aus dem Jahr 1723. Es gibt den Blick auf die Dächer der Genfer Altstadt und den See mitsamt dem Jet d‘eau frei. «Eine Postkartensicht, die wir jeden Tag geniessen», gestehen sie. Deshalb wohl auch das Fernglas, mit dem sie sogar ihre Finanz und Wirtschaft LU X E | 89 | STYLE | Im Tagesbereich im oberen Stock sind Weiss und kräftige Farben tonangebend. Im Schlafzimmer hingegen liegt der Schwerpunkt auf Beige- und Brauntönen, die von ein paar schwarzen Elementen durchbrochen werden. Über dem Bett sorgen bunte Federn aus Brasilien unter Glas für eine originelle Dekoration. Der Stuhl LC1 gehört zusammen mit der Liege LC4 zu den repräsentativsten Möbeln von Le Corbusier. Er wurde 1928 entworfen und ist mit seinem minimalistischen Gestell aus Stahlrohren und der beweglichen Rückenlehne von den Stühlen der englischen Offiziere inspiriert. An der Wand hängt eine Zeichnung von Elga Heinzen. Die deutsche Malerin und Fotografin befasst sich mit Falten aller Art – in Draperien, Stoffen, Haut und Landschaften. Der aus Neonröhren gebildete Slogan von Claude Levêque steht im Kontrast zur zarten, zittrigen Handschrift, die der verstorbenen Mutter des Künstlers gehörte. Levêque hatte Frankreich 2009 an der Biennale von Venedig vertreten. Daneben eine schwimmende Katze mit ratlosem Gesichtsausdruck. Das Tier nimmt in Alain Séchas Parodie der Gesellschaft eine Schlüsselrolle ein. Enkel beobachten können, wenn sie mit dem Boot auf dem See unterwegs sind. In dem grossen, weissen Raum stehen neben einem weissen Sofa unzählige Bücher und Kunstwerke in allen Formen und Farben. Durch ihre ironischen, spöttischen Botschaften nehmen sie indirekt Bezug zueinander. Eine Lichtinstallation von Claude Levêque springt durch ihr unmissverständliches «mon cul, ma vie, mes couilles» (mein Arsch, mein Leben, meine Eier) ins Auge, daneben steht eine katzenförmige Skulptur von Alain Séchas, die mit Flossen und Rettungsring bestückt wurde. Ob sich die beiden französischen Künstler wohl von ihrem Namen haben inspirieren lassen? Bei Séchas (phonetisch für ses chats – seine Katzen) sind Katzen omnipräsent und Lêveque (êveque heisst Bischof ) ist bekannt für seine systemkritische, respektlose Einstellung. Eine auf Leinwand gedruckte Aufnahme aus dem Jahr 1989 zeigt eine 90 | Finanz und Wirtschaft LU X E gemeinsame Performance des russischbulgarischen Künstlers Oroschakoff und des Schweizer Schauspielers und Regisseurs Robert Hunger-Bühler. Oroschakoff hinterfragt mit seinen Installationen, Performances und Videos die Beziehungen zwischen der Kunst des Westens und des Ostens. Er ist ein enger Freund von Marietta, die er während ihres Pharmaziestudiums in Wien kennengelernt hatte und die von ihrer Mutter später eine der ältesten Apotheken Deutschlands erbte, bevor sie in die Forschung ging. Diese Begegnung sollte für ihre Kunstleidenschaft entscheidend sein. Seither hatte sie zu vielen Künstlern Kontakt, hat sie unterstützt und mit grossen Namen der internationalen Kunstszene Bekanntschaft geschlossen, wie 1982 mit Andy Warhol. Marietta ist eine engagierte Frau. Neben ihrer Tätigkeit als Kommunikationsleiterin der neun Marken der Shiseido-Gruppe sitzt sie im Ausschuss der Freunde des Genfer Museums für moderne und zeitgenössische Kunst. Bei unserem Treffen ist sie gerade intensiv mit der bevorstehenden Vernissage der Ausstellung «Art & Beauty» beschäftigt, für die Plakate und Objekte aus der 140-jährigen Geschichte von Shiseido von Tokio nach Genf gebracht wurden. «Es ist kompliziert, aber sehr aufregend. Diese Objekte haben nämlich Japan noch nie zuvor verlassen. Es ist eine schöne Premiere», erklärt sie voller Begeisterung. BASTION DER EINFACHHEIT Die vielbeschäftigte Frau Budiner – sie hat ihren Mädchennamen stets behalten – kommt trotz ihres vollen Terminkalenders nicht ohne ihren Blackberry aus, mit dem sie eine fast symbiotische Beziehung verbindet. Herr Dutertre hingegen will sich nicht von Kommunikationsgadgets vereinnahmen lassen. Er schaue zu Hause nur einmal pro Tag auf sein iPad, nämlich abends, um die Verkaufsergebnisse von Nuxe zu überprüfen, die seit dem Joint Venture über 50% gestiegen sind. Ihr Privatleben schützen Marietta und Henri-Jack vor der Hektik der Aussenwelt. Es ist geprägt durch Einfachheit und gemeinsam verbrachte Zeit, die ihre Beziehung festigt. In ihren Ritualen vermischen sich die österreichische und die französische Kultur, der Kult des Neuen und der Respekt vor Gewohnheiten. Dazu gehören auch der obligate Marktbesuch am Samstagmorgen und die Lektüre der Tageszeitungen und Zeitschriften in allen möglichen Sprachen. Als ehemaliger Rugbyspieler und aktiver Golfer verfolgt Henri-Jack das Sportgeschehen mit Interesse und vertieft sich deshalb wie jeder Franzose, der etwas auf sich hält, regelmässig in die Sportzeitung «L’Equipe». Im Schlafzimmer weist ein alter Degen auf die lange Militärtradition der Familie hin. Da Erbstück gehörte seinem Grossvater, der die renommierte Militärschule Saint-Cyr besuchte hatte. Seinem Vater wurde ein Orden verliehen, weil er während der deutschen Besatzungszeit in der französischen Widerstandsbewegung kämpfte und nach Mauthausen deportiert worden war. In der Wohnung laufen die Vorbereitungen für die morgige Geburtstagsfeier auf Hochtouren. Auf die Frage, über welches Geschenk er sich am meisten freuen würde, zögert Dutertre keine Sekunde. Er wünsche sich nichts mehr. «Ich brauche wirklich nichts. Je älter man wird, desto mehr gibt man sich mit dem zufrieden, was man hat», sagt er. Einen offenen Wunsch gäbe es genau genommen doch, aber den kann ihm niemand mehr erfüllen. Er bedauert, dass es ihm nie vergönnt war, Charles de Gaulle zu treffen. Der legendäre General pflegte zu sagen: «Nehmen Sie immer die höchste Position ein, die ist in der Regel nicht so überfüllt.» | Finanz und Wirtschaft LU X E | 91 | A U TO | von Cristina d’Agostino - Fotos: Peter Auto Odyssee im Oldtimer TOUR AUTO 2012 VON PARIS NACH NIZZA, EINE AC COBRA IM RÜCKSPIEGEL, DIE PRÄSIDENTENGARDE ALS ESKORTE – RÜCKBLICK AUF EIN LEGENDÄRES RENNEN IN FÜNF ETAPPEN. UND DAZU EIN PAAR EMPFEHLENSWERTE ADRESSEN FÜR UNTERWEGS. T agespensum 12 Stunden , 2075 km Rennstrecke, 5 Tage Auto-Odyssee durch Frankreich. Tatsächlich, Asphaltduft atmen, Staub schlucken, kalter Schweiss, verschneite Passstrassen – dies alles kann wirklich Spass machen. Es gibt Mythen, die man einfach nicht in Frage stellt, wie die Tour Auto, die man erlebt haben muss! «Luxe» war an den beiden letzten Etappen dabei, Roadbook in der Hand. Ein privilegierter Moment. PARIS–BEAUNE–AIX-LES-BAINS– CLERMONT-FERRAND: SCHLOSSLEBEN IN DREI AKTEN Wie funkelnde Schmuckstücke der Mechanik präsentieren sich 230 historische 92 | Finanz und Wirtschaft LU X E Fahrzeuge im geschichtsträchtigen Grand Palais in Paris. Hier, im 1900 errichteten Ausstellungspalast mit dem imposanten Portal und der Eisen-Glas-Struktur, fand von 1901 bis 1961 jeweils der legendäre Autosalon von Paris statt. Kein Zufall also, dass der Organisator Patrick Peter, der das Rennen 1992 zu neuem Leben erweckte, diesen Ausgangsort wählte. 1899 erstmals durchgeführt, dann mehrere Male annulliert und wieder aufgenommen, ist die Tour Auto nicht einfach ein Rennen für alte Fahrzeuge, sondern einer der schönsten Anlässe dieser Art: Le Mans Classic ist ein Mythos, Goodwood Revival wegen der Vielfalt der teilnehmenden Fahrzeuge faszinierend, die Tour Auto, weil sie durch Frankreich führt. Conditio sine qua non für die Teilnahme: Es muss sich um ein Fahrzeugmodell handeln, das an der Tour de France Automobile von 1951 bis 1973 teilgenommen hat. 16. April 2012. Auf Hochglanz polierte Rassegefährte und 230 Teams sind startklar. Oldtimer-Liebhaber sind in Massen an den Ort gepilgert, um die faszinierenden Objekte zu bestaunen. Am nächsten Tag bei Sonnenaufgang geht’s los. Und zwar erst im Schritttempo, denn die Fahrzeuge müssen mit Muskelkraft aus dem Glaspalast geschoben werden. An diesem ehrwürdigen Ort ist das Starten selbst von legendären Motoren verboten. Der offizielle Startschuss fällt beim Château de Vaux-Le-Vicomte. In den von Le Nôtre gestalteten Gartenalleen machen sich die Porsche 356 und 911, Jaguar E Type, Ferrari Dino, 275 GTB und 250 GTO, Aston Martin DB2 und DB4, Alpine, Alfa, Lotus und andere mechanische Raritäten bereit. Die ersten drei Etappen füh- ren durch das Burgund in Eine automobile die Auvergne, jedes Mal Kostbarkeit: Ferrari 250 GTO, unterbrochen von SonSammlerwert derprüfungen auf Rennüber 30 Mio. Fr. strecken (Dijon-Prenois, Bresse und Charade), gesperrten Strassen, über Pässe und durch Weiler. Dies sind die einzigen Abschnitte, wo alles erlaubt ist, ob Schnelligkeits- oder Regularitätsrennen. Auf den fünf Starterfeldern – plateaux genannt – stehen zwei Pilotenkategorien im Wettstreit. Diejenigen, die mit Bleifuss fahren, und die andern, Novizen und Lenker, die ihr kostbaren Gefährt schonen möchten, stets den Tacho im Auge, um die vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit genau einzuhalten. Während der ersten drei Tage macht es sich Organisator Patrick Peter zur Pflicht, die Gentlemen-Chauffeure zu verwöhnen, und lädt sie zu geradezu königlichen Stopps. Ins Château de Thenissey bei Dijon, später zum Bankett von George Blanc im Château d’Epeyssolles zwischen Mâcon und Bourg en Bresse und schliesslich ins Château des Martinanches in Saint Dier d’Auvergne. In Clermont-Ferrand liegt der Engländer Shaun mit AC Cobra an der Spitze. CLERMONT-FERRAND–NÎMES–NIZZA: AUF IN DEN SÜDEN Das Rendezvous mit «Luxe» findet in Clermont-Ferrand statt, im Morgengrauen des vierten Renntags, an dem 439 km zurückgelegt werden sollten. Das Fahrzeug, ein schwarzer Porsche 356 SC aus dem Jahr 1964 mit dem Logo der Uhrenmanufaktur Audemars Piguet, Partner und offizieller Zeitnehmer seit 2006, ist für das Regularitätsrennen eingeschrieben. Die Präsenz an der Auto Tour ist für die Uhrenmarke aus dem Valée de Joux strategisch wichtig. Nach dem erfolgreichen Alinghi-Abenteuer engagiert sich das Haus als Sponsor historischer Autorennen (Gstaad Classic und Spa Classic). Am Steu- er des Porsches ist Nicolas Kappenberger, Direktor Audemars Piguet für die Schweiz, Österreich und Osteuropa. Er ist zudem Vizepräsident des Ferrari Club Schweiz. Es ist das fünfte Mal, dass der erfahrene Pilot an der Auto Tour teilnimmt. Das Roadbook noch nicht ganz in der Hand, kündigt sich die erste Sonderprüfung an. Die Strasse ist rutschig, es gilt bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 57 km/h 8,2 Kilometer in 8 Minuten 30 Sekunden zu absolvieren. Mehrere Fahrzeuge kommen von der Strasse ab, manch einer hält den Atem an. Normal, denn die Boliden sind nicht billig: Der Ferrari 275 GTB Competizione kostet die Kleinigkeit von 2,4 Mio. Fr., der Ferrari 250 GTO bis zu 30 Mio. Fr. Der Wagen ist eines der mythischsten Fahrzeuge der Scuderia, hat er doch drei Mal in Folge die Hersteller-Weltmeisterschaften 1962 bis 1964 gewonnen. ii AC Cobra, der Sieger der Tour Auto 2012. i Eine englischer Klassiker, der MG A von 1959. Finanz und Wirtschaft LU X E | 93 | A U TO | fErinnerungsstück für den Gentlemen Driver: auf 150 Exemplare limitierte Royal Oak Offshore Chrono Tour Auto 2012 von Audemars Piguet. sStartaufstellung auf dem Rundkurs von Castellet. Das Wetter zeigt sich von der kapriziösen Seite. Schnee und Regen lösen sich ab, die Bergstrassen sind anspruchsvoll bis schwierig. Die Durchquerung des Naturparks Monts d’Ardèche ist ein hartes Unternehmen. Man bedauert die Piloten des Jaguar Type E, die bei offenem Dach mit Helm, Tweedweste und Vintage-Brille geschützt unterwegs sind. Am Strassenrand Hunderte von Zuschauern, die ausharren, um die schönen, alten Fahrzeuge zu bewundern. Einige sind schon seit Morgengrauen vor Ort, mit Charentaise-Pantoffeln und Morgenrock bekleidet – auch dies historische Accessoires. Bei der Ankunft in Nîmes leuchtet die Arena im Licht der untergehenden Sonne, das Etappenziel ist erreicht, morgen geht’s nach Nizza. Für den dritten Tag hat die Tour Auto 2012 ein äusserst begehrtes Special im Programm, die Rundstrecke Castellet. Menschen und Maschinen fiebern. Nicolas Kappenberger im Porsche 356 SC legt sich diskret die Sicherheitsgurte an, für einmal ist Sesselkleben erwünscht. Fahrzeuge, die eigentlich bei den Regulärrennen eingeschrieben sind, können’s nicht lassen, sie zeigen, wie viele Pferde unter der Haube stecken. Die Citroën DS stampfen, die Aston Martin greifen an, die Ferrari röhren, die AC Cobra dominieren, und der Circuit fasziniert, die Startflagge hypnotisiert. Auf dem Siegerpodest schliesslich AC Cobra 1963 mit dem Piloten Shaun Lynn, gefolgt von Lotus Elan 1965. Die Rangliste jüngerer Fahrzeuge wird von den beiden Alpine A110 1975 und 1972 und ihren renommierten Rallye-Champions dominiert. Im Regulärrennen steht ein Ford Mustang, gefolgt vom Ferrari 275 GTB, er war dem Chrono am nächsten, zuoberst. Der schwarze Porsche 356 Audemars Piguet Nr. 98 von Nicolas Kappenberger erreicht im Schlussklassement der Regulärrennen den 27. Rang von 113 Teilnehmern, was im Rahmen seiner bisherigen fünf Läufe das Bestresultat darstellt. Eine glanzvolle Leistung, trotz der unerfahrenen Co-Pilotin, deren falsche Angaben er in spektakulären Drehungen und kontrollierten Schleudermanövern umgehend korrigierte. Das Finale der äusserst sportlichen Tour Auto 2012 endet mit der geradezu surrealistischen Parade auf der Promenade des Anglais in Nizza. Begleitet von Motorrädern der präsidentiellen Eskorte paradieren wir an einem Samstagnachmittag vor zahlreichem Publikum. Für einmal dürfen wir die zehn Verkehrsampeln übersehen. | Tour Auto 2012: fünf gute Adressen Das Château de Thenissey, ein 350 Hektar grosser Familienbesitz und 40 km von Dijon entfernt, ist ideal für grössere Gesellschaften. Der Besitzer, Jacques de Villefranche, organisiert Events, Seminare, Fahrstunden für 4×4-Fahrzeuge im eigenen Wald und sogar von ehemaligen französischen Marine-Infanteristen geleitete Trainings für den Aufenthalt in Krisengebieten. Eine 200 m vom Schloss entfernte Unterkunft kann gemietet werden. 420 Fr./Wochenende, 790 Fr./ Woche. www.chateaudethenissey.com In der Auvergne, im Land der Vulkane mitten im Naturpark Livradois Forez, befindet sich das von einem tiefen Wassergraben umgebene Château des Martinanches. Die Schlossfestung aus dem 11. Jahrhundert ist über eine Zugbrücke erreichbar und verfügt über fünf Gästezimmer, darunter das charmante «Camille». Preis pro Nacht und zwei Personen : 80 bis 220Fr. www.chateau-des-martinanches.com Ein Geheimtipp im alten Nîmes: Das Boutique-Hotel Les Jardins Secrets ist ein kleines Paradies mit Bougainvilleas, Palmen und Orangenbäumen, die rote Fassade erinnert an eine toskanische Villa. Charmante Zimmer mit Baldachinbetten, historischen Rosen, antikem Porzellan. Spa mit ayurvedischen und Bio-Behandlungen. Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 235 bis 265 Fr. www.jardinssecrets.net Das Hotel Boscolo Exedra Nice, nur zwei Schritte von der Place Massena entfernt, kombiniert Belle-Epoque-Stil mit modernem Design, edlen Materialien und zarten, vor allem weissen Farbtönen. Das Fünfsternehotel im Stadtzentrum wurde 2008 total renoviert. Demnächst werden auf dem Dach ein Swimmingpool und eine Bar eröffnet. Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 280 Fr. www.boscolohotels.com Für einen spektakulären Blick auf das Mittelmeer und das Massif des Calanques: Die Route des Crêtes verbindet Cassis mit La Ciotat und bietet eines der schönsten Panoramas der Region. Die Strasse führt bis zum Cap Canaille den 394 m hohen Felsklippen Soubeyran entlang. Autobahnausfahrt Nr. 8 Cassis, dann auf der D559 Richtung Cassis und D141 Route des Crêtes. 94 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 95 | PA R F U M S | von Christel Flach von Cristina d’Agostino | S P O R T | Duft der Sieger THIERRY MU MUGLER A*MEN PURE SHOT Thierry Mugler bewies Mut und machte den südafrikanischen Athleten Os Oscar Pistorius – den ersten Behindertensportler, der an einer WM für Nichtbehinderte teilge teilgenommen hat – zum Gesicht seines neu neuen Dufts. Eigentlich drängte sich di die Wahl dess «Mannes de «Man «M anne ness oh ohne ne B eine ei ne»» geBeine» radezu auf, denn wer kö könnte das futuristisch-reali futuristisch-realistische Image von Mugl Mugler besser verkörp verkörpern als der Sprinter, der W Willenskraft und Entschlos Entschlossenheit mit der Kraft d der Technik verbindet. De Der Duft aus Minze und Wacholde Wacholderbeeren, Kardamon, Pfeffeer und Patschuli steht weissem Pfeff Zielstrebigk und versprüht eine für Zielstrebigkeit Menge positive positiver Energie. ie Parfumhersteller haben sich von den grossen Sportanlässen vom Sommer 2012 – den Olympischen Spielen in London und der Fussball-EM – inspirieren lassen und frische, explosive Düfte für Männer kreiert, die vom Willen angetrieben sind, Leistung zu bringen und sich selbst zu übertreffen. Ein einziger Spritzer nur, und Sie spüren das wohlige Gefühl nach dem Sport, den Adrenalinstoss und die beruhigende Wirkung der Endorphine. Eine Dosis pure Energie, damit das Glücksgefühl eines gesunden Geistes in einem gesunden Körper den ganzen Tag anhält. STRANDFIGUR FÜR DEN SOMMER? DRAKONISCHE DIÄTEN SIND OUT, HEUTE WIRD DER KÖRPER GEREINIGT UND NICHT MEHR PLANLOS ABGESPECKT. DENN NUR WER GESUND LEBT, BLEIBT AUCH DAUERHAFT SCHLANK. KENZO KENZO HOMME SPORT Diese dynamische Variante des Herrenduftklassikers von Kenzo verbindet kraftvolle Sportlichkeit mit lässiger Frische. Zitrusaromen und Minze sorgen für einen belebend spritzigen Effekt, Ingwer und Geranium bilden die würzigen Herznoten. Abgerundet wird die Komposition von Zeder und Vetiver. Das stilisierte Bambusmotiv auf dem Flakon verweist augenzwinkernd nelle orientalische auf die traditionelle Raffinesse. Fasten macht schön D er Taillenumfang spricht Bände. Mehr als 102 cm für Männer und über 88 cm für Frauen - bei solchen Massen ist es höchste Zeit, zu den Hanteln zu greifen! Damit ist es aber nicht getan. Obwohl es schmeichelhaft für den ist, der sein Gewicht seit seinem 18. Lebensjahr halten konnte, sind Fettpölsterchen, die sich im Lauf der Zeit an Ihrem Bauch festgesetzt haben, ein untrügliches Zeichen. Gemäss neuesten Forschungen soll Hüftspeck Moleküle ausschütten, die für den Organismus schädlich sind und Herz-Kreislauf-Krankheiten – die häufigste Todesursache in der Schweiz – fördern. Wer dafür sorgen will, über den Sommer hinaus in Topform bleibt zu wollen, kommt deshalb nicht darum herum, die Ernährung umzustellen und die Lebensweise zu ändern. Die neusten Entgiftungstechniken, Fastenkuren, Ernährungstherapien und die Nutrigenomik lassen sich wahlweise zwischen zwei Terminen anwenden oder aber konsequent eine Woche lang durchziehen. ANEL CHANEL OMME ALLURE HOMME RÊME SPORT EAU EXTRÊME Chanel setzt die Allure-Saga fort. Für die jüngste Kreation aus der Duftreihe hat sich Jacquess Polge, nel, von der berühmte Parfumeur des Hauses Chanel, extremen Herausforderungen inspirieren lassen. Jeder Spritzer wirkt wie ein Adrenalinstoss. Action en Minist angesagt. Der Startschuss fällt mit frischen okkanizenoten, sizilianischer Mandarine und marokkanisi scher Zypresse, auff die sinnliche, starke Akzente ffer, aus Pfeff er, Amber und Tonkabohnen folgen. YSSEY MIYAKE L’EAU D’YSSEY HOMME SPORT Eine neue Interpretation des bekannten Eau d’Issey pour Homme. Dieser charakterstarke, dynamische Männerduft aus Grapefruit, Muskatnuss und holzigen Akkorden als Basisnote macht Lust auf frische Luft, Sport und Natur. CHECK-UP © Nicolas Zentner GIVENCHY PLAY SPORT Auch Givenchy folgt dem Trend und bringt seinen erfolgreichen Herrenduft Play in einer sportlichen Edition heraus. Der Flakon im eisigen Grauton ist Programm: Das Eau de Toilette fühlt sich an wie ein Eiswürfel, der in der Hitze der Sonne erfrischend kühl den Nacken hinuntergleitet. Ein sinnliches und zugleich belebendes Gefühl, das neue Energien weckt. Erfrischende Zitronenblätter, die pure Kraft von Amrysholz und schwarzer Pfeffer für die maskuline Note machen Play Sport zu einem energischen und betörenden Duft. D Die Clinique La Prairie hat nach dem Vorbild eines amerikanischen Modells ein Check-up für Kaderleute entwickelt. Er richtet sich an Unternehmen, denen die Gesundheit ihrer Manager wichtig ist. Das Programm wird von Dr. Mikael Rabaeus geleitet. «Der Check-up umfasst eine Nierenund Leberuntersuchung, einen Ultraschall des Bauchs, einen Insulinresistenztest, einen Belastungstest und einen Herzscan», erklärt der auf nicht medikamentöse Präventivmedizin spezialisierte Kardiologe. «Nach einem Tag erhält der Manager genaue Angaben über seinen Gesundheitszustand und Ratschläge für eine gesunde Lebensweise. Weniger als 5% der 200 bisher untersuchten Kaderleute haben schwerwiegende Probleme, aber über die Hälfte müssen ihren Lebenswandel ändern.» Sein Credo: «Auslöser war für mich eindeutig die in Schweden zwischen 2000 und 2003 bei tausend Unternehmen und ihren Angestellten durchgeführte AHA-Studie», sagt Mikael Rabaeus. «Ein Check-up gefolgt von einer Verbesserung des Lebensstils hat die Abwesenheitsquote wegen Burnouts und Rückenschmerzen merklich verringert.» Sein Tipp: «Täglich eine halbe Stunde lang zügig laufen ist die beste Therapie, die es gibt! Ohne Bewegung gibt es keine passende Diät!» Um die Analyse zu verfei- nern, ermittelt die Klinik auf Wunsch des Managers dessen genetisches Profil, genannt «Better Aging». In Zusammenarbeit mit Gene Predictis, einem in diesem Bereich führenden Unternehmen in der Schweiz, erteilt der Arzt abhängig von den genetischen Merkmalen Ratschläge für einen besseren Lebenswandel. Dabei kann es sich um Ernährungstipps im Rahmen der Nutrigenomik oder um die Einnahme von Medikamenten im Rahmen der Pharmakogenetik handeln. www.laprairie.ch GEFAHRLOS ABNEHMEN Fasten ist in. Es soll Blutwerte wie Triglyceride, Cholesterin und den Insulingehalt normalisieren und so die Zellerneuerung fördern und die Immunität steigern. Studien bestätigen, dass vor einer Operation durch Fasten die Gefahr von Komplikationen verringert werden kann (Harvard School of Public Health) und ein kurzer Fastenzyklus soll die Wirksamkeit der Chemotherapie erhöhen, wie Labortest an Mäusen ergeben haben (Studie in der Zeitschrift «Science Translational Medicine»). Die Klinik Buchinger am Bodensee, rund 75 Autominuten von Zürich entfernt, ist seit vielen Jahren auf ein ärztliches betreutes, stationäres und somit ungefährliches Heilfasten spezialisiert. Mit dem 10-tägigen Kurzprogramm «Buchinger Compact» lässt sich Körper, Geist und Seele Gutes tun. www.buchinger.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 97 BOUDOIR | F I L M | von Francesca Serra - Foto: Fred Dufour / AFP von Stéphane Benoit-Godet - Foto: Jonathan Heyer DIETER Meier einzigartig und vielfältig D ADÈLE HAENEL VERZAUBERT MIT IHRER KLASSISCHEN SCHÖNHEIT, IHREM WIDERSPENSTIGEN WESEN UND IHREN AUSDRUCKSSTARKEN ROLLEN DAS AUTORENKINO. DAS JAHR 2012 KÜRT DIE ERST 23-JÄHRIGE ZUM NEUEN STERN AM KINOHIMMEL. A m letzten Festival von Cannes war sie gleich mit zwei Filmen vertreten. Sie spielte in «Trois Mondes», das in der Sektion «Un certain regard» gezeigt wurde, und in «Alyah», dem ersten für die Semaine de la Critique nominierten Spielfilm. Im Februar 2012 erhielt sie an der Berlinale den Shooting Star Award, mit dem junge, aufstrebende Filmschauspieler ausgezeichnet werden. Nach der Sommerpause kommt sie mit einer kleinenRolle in «Confessions of a Child of the Century» mit Charlotte Gainsbourg und Pete Doherty in die Kinos. Die Tochter einer französischen Mutter und eines österreichischen Vaters machte 2007 im Film «La Naissance de Pieuvres» erstmals auf sich aufmerksam. Der Tintenfisch des französischen Originaltitels ist eine Metapher für die Grazie 98 | Finanz und Wirtschaft LU X E einer von ihr verkörperten Synchronschwimmerin und für die Begierde und Eifersucht, die wie Tentakeln nach ihr greifen. In Bertrand Bonellos «Haus der Sünde» sprengte sie mit ihrer sinnlichen Weiblichkeit dann regelrecht den Bildschirm und wurde für ihre Darbietung als junge Prostituierte in einem Pariser Bordell um die Jahrhundertwende 1900 für den César der besten Nachwuchsdarstellerin nominiert. Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel inmitten der in Korsetts und Mieder gezwängten Dirnen zog sie alle Blicke auf sich. Die klassische Schönheit ihres ebenmässigen Gesichts und ihre üppigen, verführerischen Formen betonten ihre herausragende Bühnenpräsenz zusätzlich und passten perfekt zu ihrer starken, rebellischen Rolle. 2009 war Adèle Haenel in «Frau und frei!» von Raymond Vouillamoz in der Rolle einer Jura-Studentin zu sehen, die ein Praktikum beim Westschweizer Fernsehen absolviert und sich entscheiden muss, ob sie abtreibt. Der Fernsehfilm erzählt 40 Jahre Frauengeschichte über drei Generationen und bedient sich dabei der Archivbilder von TSR. Wie viele Filme, in der sie auftritt, befasst sich auch «Frau und frei!» auf eine sehr untypische, extrem sensible und intime Art mit dem Frausein und der Weiblichkeit. Nach ihren bisherigen, sehr intensiven Rollen zu schliessen wird die schöne Schauspielerin mit den blauen Augen und der tiefen Stimme wohl auch in Zukunft Autorenfilmen den Vorzug vor hollywoodschen Grossproduktionen geben. Adèle Haenel schielt bereits über die Grenze. Sie träumt davon mit Terrence Malick («Der schmale Grat», «The Tree of Life»), David Lynch und Fatih Akin, für den Sie sogar auf Deutsch spielen würde, zu drehen. Wir werden bestimmt noch viel von ihr hören! | Fred Dufour/AFP Schauspieltalent mit Zukunft ieter Meier hat mir schon als Kind Angst eingejagt. Der Mitbegründer von Yello hat meine Generation nachhaltig geprägt und zusammen mit seinem Kollegen Boris Blank als einer der Godfathers des Techno Geschichte geschrieben. Mit seiner kreativen Musik und seinem absolut perfekten Stil verkörperte er die Achtzigerjahrer wie kein anderer. Wer trägt den Smoking besser als Dieter Meier – mit Ausnahme vielleicht von Bryan Ferry? Auf mich wirkte er aber immer irgendwie unheimlich. Seine durchdringenden Augen, sein kämpferischer Blick, sein Schnurrbart und sein wirrer Haarschopf begleiteten den Zürcher während seiner gesamten künstlerischen Karriere, die in den späten Sechzigern ihren Anfang nahm. Dieter machte Musik, realisierte aber auch Videos, Happenings, Filme, Zeichnungen, Konzeptkunst, Fotos, Poster und vieles mehr. Er produzierte – wie er es nannte – zunächst zeitgenössische Kunst, indem er 1971 von Passanten in New York für einen Dollar die Worte «Yes» oder «No» kaufte und ihnen dafür eine Quittung ausstellte oder indem er 1972 an der Documenta eine Metalltafel einbetonieren liess, auf der geschrieben stand «Am 23. März 1994 von 15.00-16.00 Uhr wird Dieter Meier auf dieser Platte stehen». Genau das tat er dann auch. Wir haben ihn an einem schönen Frühlingstag in seinem Atelier an der Zürcher Seefeldstrasse ganz in der Nähe der Büros von Blacksocks.com und des Designers Alfredo Haeberli besucht. Dieter, ich bin seit der ersten Stunde ein Fan von Ihnen und habe Ihre Musik schon als Zehn- oder Elfjähriger gehört. Sie haben mir aber ganz schön Angst eingeflösst. nem Leben spannende Leute kennengelernt, die mit mir über ihre Arbeit gesprochen haben. Beim Zuhören entstand dann der Gedanke, dass wir vielleicht etwas gemeinsam auf die Beine stellen könnten. Ich betreibe mehrere Restaurants in Zürich, baue in Argentinien Wein an, mache weiterhin Musik, aber ich bin deswegen weder Gastwirt, Önologe noch Musiker. Ach ja? O. K., aber dann sind Sie äusserst talentiert. Sie haben Ähnlichkeit mit Adolf Hitler. Lustig, dass Sie mir das sagen. Mein Freund Jean-Paul Goude hat mir einmal das Gleiche gesagt. Er meinte, falls irgendwann ein Film über Hitler gedreht werde, müsste ich unbedingt die Hauptrolle spielen. Später haben mich noch zwei, drei Leute auf die Ähnlichkeit angesprochen, aber so viele waren es eigentlich gar nicht. Würde es Ihnen grosse Mühe bereiten, jemanden zu spielen, der eine so völlig andere Persönlichkeit hat als Sie? Nein, ich glaube nicht. Ich war in meiner gesamten Karriere als Produzent von Musik, Filmen und allen möglichen anderen Dingen tätig. In meiner Fotophase habe ich Personen erfunden, deren Biografie ich schrieb und die ich dann viele Jahre später erneut fotografierte. Es handelt sich um mich selbst unter den unterschiedlichsten Aspekten. Es waren Vorher-Nachher-Aufnahmen. Das war witzig. Sie haben mindestens zehn verschiedene Kunstformen ausgeübt, sehen sich aber trotzdem nicht als Künstler. Eindeutig nicht. Ich bin jemand, der Chancen ergreift, habe aber keine besonderen Talente. Oder vielleicht eines. Ich kann zuhören. Dadurch habe ich in mei- Ich würde eher sagen, dass ich Lust habe, Dinge zu tun. Ende der Siebzigerjahre hatten Boris Blank und ich Lust, Musik zu machen, wussten aber nicht, wie wir das anstellen sollten, da wir keine Musiker sind. Boris ist noch eher ein Musiker als ich, auch wenn er in diesem Bereich wohl keine klassische Herangehensweise hat: Er ist Musiker mit seinem ganzen Körper. Boris fing damit an, eine Zeitung zu zerknittern. Er nahm das Geräusch auf und machte daraus einen Loop, und schon hatten wir einen Rhythmus. So hat alles angefangen. Sie sind ein Mann des Luxus: Eine Erziehung in einer wohlhabenden Familie, wie Sie sie genossen haben, formt den Geschmack. Damit bin ich nicht einverstanden. Luxus bedeutet nicht, durch die Welt zu jetten oder eine grosse Jacht zu besitzen. Das interessiert mich nicht. Ich produziere lieber. Mit der Uhrenmanufaktur Ulysse Nardin zum Beispiel, an der ich 20% des Kapitals besitze, stellen wir komplizierte mechanische Uhren her. Das gefällt mir und macht Sinn. Ihnen scheint alles zu gelingen. Mussten Sie auch schon Misserfolge wegstecken? Viele. Nehmen Sie meinen letzten Film. Der Dreh hat mir einen Riesenspass ge- Finanz und Wirtschaft LU X E | 99 | BOUDOIR | macht, obwohl ich deswegen vor Gericht musste. Die von uns verwendeten Filmbänder waren beschädigt, sodass wir die Hersteller vor Gericht gezerrt und auch gewonnen haben. Im Box Office war der Film ein totaler Flop, und trotzdem liebe ich ihn wie eines meiner vielen Kinder, auch wenn es ein schwieriger Zögling war. Aber im Lauf Ihrer Karriere haben Sie doch alle möglichen künstlerischen Fähigkeiten erworben? Ich kann zum Beispiel mit einer Kamera umgehen, wenn Sie das meinen, bleibe aber trotzdem ein Anfänger. Vor kurzem habe ich mich bereit erklärt, in Deutschland ein paar Konzerte zu geben. Der Tourneemanager hatte alles reserviert, und ich konnte mich nicht mehr drücken. Dabei hatte ich wenige Wochen vorher noch nicht einmal die Songs dazu geschrieben. Aufgrund des Drucks habe ich dann aber damit begonnen. «Luxus bedeutet nicht, durch die Welt zu jetten oder eine Jacht zu besitzen. Ich produziere lieber.» Planen Sie, noch weitere kreative Bereiche zu erforschen? Ich kann noch nicht darüber sprechen, dazu ist es noch zu früh, aber in letzter Zeit schreibe ich. Eine Art Theaterstück. Es ist aber schwierig, in diesem Stadium mehr darüber zu sagen. Was hat das Leben Sie gelehrt? Diese Frage ist aus dem Stegreif schwierig zu beantworten. Ich würde sagen, dass man sich immer überraschen lassen sollte. Von einem meiner Gauchos in Argentinien, der bestimmt in seinem ganzen Leben noch nie ein Buch gelesen hat, kann ich viel lernen, da er das Leben komplett anders sieht als ich. Hingegen kann ich einschlafen, wenn ich einem brillanten Philosophieprofessor zuhöre, der nur in Klischees spricht. Man muss aufmerksam sein und den Leuten zuhören, von denen man eigentlich nichts erwartet. 100 | Finanz und Wirtschaft LU X E Sind Sie deshalb zu einem Pionier geworden? Ich mag dieses Wort nicht, auch wenn es stimmt, dass Künstler ähnliche Wege gegangen sind wie ich ein paar Jahre zuvor. Fühlen Sie sich in den 2010er-Jahren gut? Musikalisch nicht. Jazz, der mir in den Fünfzigern die Musik nähergebracht hat, weil er mich in der Seele berührt hat, sagt mir heute nichts mehr. Das sind nur noch Virtuosen, die aber dem Vergleich mit Miles Davis und Konsorten nicht standhalten. Auch Pop ist arm. Ich liebe Lady Gaga, sie ist meiner Ansicht nach viel talentierter als Madonna, die während ihrer gesamten Karriere nur bei den andern abgekupfert hat. Ich mag aber nicht ihre Musik, sondern die von ihr inszenierte Show. Und was haben Sie von den Frauen gelernt? Nicht viel, denn ich bin seit 35 Jahren mit derselben Frau verheiratet. Das Rezept für unsere dauerhafte Beziehung besteht darin, dass wir 80% unserer Zeit in unseren eigenen Welten gelebt haben und die restlichen 20% zusammenkamen, um uns auszutauschen und unsere Beziehung zu nähren. Ich bin überzeugt, dass man tot ist, wenn man nicht nach diesem Rezept lebt. Und das hat uns nicht daran gehindert, vier Kinder in die Welt zu setzen, die alle ihren eigenen Weg gehen. |