Geld und Liebe - Alternative Bank Schweiz
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Geld und Liebe - Alternative Bank Schweiz
Geld und Liebe 6 PartNerschafteN uNd soziale herkuNft Gleich und gleich gesellt sich gern 12 Geld ist zum fetisch GewordeN Zwischen Tausch und Macht 16 Bollywood Der Held findet die arme Schöne 24 familieNeiNkommeN Mehr Lohn, aber weniger Geld AZB P. P. / Journal CH-4601 Olten Zeitung für Geld und Geist // Nummer 4, 2009 // 26. November 2009 einblick editorial foto: zvg foto: zvg iNserate Geld und Liebe Für unsere Zukunft NATUR Messe und Festival 11.– 14. Februar 2010 | 10 – 18 Uhr parallel zur muba, Halle 4 | Messezentrum Basel 6 HaupttHema: Geld uNd liebe 5. Nationaler NATUR Kongress «Biodiversität – unsere Zukunft» Freitag, 12. Februar 2010 | Musical Theater Basel www.natur.ch ✁ Gutschein für einen Eintritt in die NATUR Messe und die muba für 8 statt 14 Franken. Kinder bis 16 Jahre in Begleitung Erwachsener gratis. Bitte Gutschein an der Tageskasse einlösen. Hauptsponsor Hauptsponsor Hauptsponsor Sponsoren Sponsoren Sponsoren Medienpartner Medienpartner Tourismuspartner Medienpartner Tourismuspartner 16 Tourismuspartner Kommunikationspartner 4 fotos zum thema 6 lieBe uNd Geld 9 das sPiel stärkt die lieBe 10 die haltuNG im roteN Brokat 12 TauschsysTeme und ZinsverboT 15 denkansToss Gleich und gleich gesellt sich gern Lieben oder Haben? Oder Liebhaben? Neue Bilder mit den alten Symbolen Geld – zwischen Tausch und Macht Abrechnen! Kommunikationspartner 16 Kommunikationspartner Oikocredit – in Menschen investieren trägt Früchte. von Regula Schaffer im iNdischeN kiNo GelteN aNdere massstäBe Der Held findet die arme Schöne abS-Kreditporträt 19 Oikocredit vergibt faire Darlehen. Millionen von Menschen in armen Ländern erhalten so Mikrokredite. Ob Schneiderin, Bauer, Strassenköchin oder IT-Berater: als Kleinunternehmerinnen und –unternehmer schaffen sie Arbeitsplätze, können ihre Familien ernähren und zahlen ihre Kredite zuverlässig zurück. 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Wind, Wasser und Sonne contra Atom: Spannende ABS-Geldgespräche Einzahlungen zum Jahresende Der ABS-Vogel im neuen Federkleid Zum Jubiläum ein neues Haus 23 kleiNaNzeiGeN 20 20 20 20 21 21 Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, unter unserem Titel ein Heft über Prostitution erwartet haben, dann liegen Sie falsch. Wir haben versucht, das Thema anders anzupacken, zum Beispiel mit einer Story, die zeigt, wieso der Satz «Gleich und gleich gesellt sich gern» gilt – vor allem, wenn man den sozialen und finanziellen Hintergrund der Paare betrachtet. Wir haben auch Antoine de Saint-Exupéry und sein bekanntes (Kinder-)Buch «Der kleine Prinz» zu Rate gezogen. Neu gelesen, entdecken wir dort Überlegungen zu Lieben oder Haben, und wir fragen: Wie funktioniert dieses «Liebhaben»? Geld und Liebe steht das Begriffspaar «schön und reich» gegenüber. Damit hat sich die Kunst seit Jahrhunderten befasst, und die zeitgenössische Fotografie – vorab die Werbung – schreibt diese Bildsprache fort. Wenn Menschen sich lieben und eine Familie gründen, dann kommen ganz andere Geldfragen auf den Tisch. Zum Beispiel die Kosten der Kinderbetreuung. Viele Paare stellen erstaunt fest, dass sie just dann finanzielle Einbussen erleiden, wenn sie ein zusätzliches Einkommen zu erzielen versuchen. Gibts einen Ausweg aus den vertrackten Geldproblemen? Vielleicht bieten ihn die nicht monetären Tauschkreise. Schön wärs. Gute Lektüre wünscht Cathy Savioz | [email protected] perSöNlicH 24 falsche suBveNtioNsreGelN Mehr Lohn, weniger Geld Bitte schicken Sie mir Unterlagen zur Zeichnung von Anteilscheinen von Oikocredit. Bitte informieren Sie mich ausführlich über die Tätigkeiten von Oikocredit. Vorname, Name 2 Adresse PLZ, Ort Telefon Email Oikocredit deutsche Schweiz Freiburgstrasse 562 3172 Niederwangen 031 772 00 42 moneta #4 // 26. Novmember 2009 moneta zeituNG fuer Geld uNd Geist // Nummer 4 // 26. november 2009 moneta erscheint mindestens vierteljährlich in deutscher und französischer sprache. Geht an alle mitglieder des herausgeberinnen-vereins moneta. wiedergabe von texten und eigenen illustrationen nur unter Quellenangabe und mit schriftlicher zustimmung der redaktion // Herausgeber herausgeberinnen-verein moneta // redaktion rené hornung (leitung), aldo clerici, rico kessler, dominique roten, cathy savioz, anna sax, dominique zimmermann // layout und produktion clerici Partner, zürich // titelbild regula schaffer // druck roPress Genossenschaft, zürich // Verlag und redaktionsadresse moneta, c/o alternative Bank schweiz aG, amthausquai 21, Postfach, 4601 olten, telefon 062 206 16 16, [email protected] // abonnemente Jahresabonnement fr. 20.–, förderabonnement fr. 50.– // auflage dieser ausgabe 18 300 ex. // beilagen und inserate Beilagen, die nicht von der aBs selbst oder von moneta beigelegt werden, entsprechen bezahlten inseraten – diese einnahmen helfen uns, die Produktionskosten der zeitung zu reduzieren. 3 fotos: regula schaffer | [email protected] thema fotos : regula schaffer | [email protected] 4 moneta #4 // 26. November 2009 5 fotos: zvg thema Gleich und gleich gesellt sich gern lieBe uNd Geld __ Heiraten war einst ein Geschäft zwischen zwei Familien. Vermögen und Status von potenziellen Schwiegerfamilien wurden geprüft, finanzielle Fragen im Vorfeld der eheschliessung geklärt. die liebe zwischen dem brautpaar war zweitrangig. Heute hat die liebesheirat die Vernunftehe abgelöst. Wirklich? //__«Wer bezahlt?» – die Frage hat schon manches Têteà-Tête getrübt, seit nicht mehr von vornherein klar ist, dass der Mann im Restaurant die Rechnung begleicht. Denn was gibt es Unromantischeres als Finanzen? Frisch Verliebte empfinden es schon fast als unanständig, miteinander über Geld zu sprechen. «Romantik pur – ohne Geldverschmutzung», so sehen die Träume aus. Doch nicht selten landen die Paare nach Verblassen der Leidenschaft unsanft auf dem schmutzigen Boden der ungeklärten Geldfragen. «Paare reden nicht gern über Geld», stellte die Paartherapeutin Rosmarie Welter-Enderlin kürzlich in einer Sendung von Radio DRS fest. Wenn sie es dann doch tun, ist es oft zu spät. Dann kann es passieren, dass Geld zum beherrschenden Thema zwischen den ehemals so Verliebten wird. Auch in langjährigen, intakten Zweierbeziehungen sind ökonomische Themen die konfliktträchtigsten, wie eine österreichische Tagebuchstudie mit 40 Paaren zeigte. Vermögender sucht Vermögende Dass Geldfragen auch langjährige Beziehungen vor Zerreissproben stellen können, ist eine altbekannte Tatsache. Aber welche Rolle spielen Geld und Prestige beim Kennenlernen und Verlieben? Ist es wirklich so, dass Liebe alle gesellschaftlichen Schranken überwindet? Ein Blick ins persönliche Umfeld genügt, um an dieser schönen Vorstellung zu zweifeln. Die Paare im Bekanntenkreis sind allesamt ziemlich homogen, was familiäre Herkunft, Sozialstatus und Bildung betrifft. Kein Aschenputtel weit und breit, das sich einen reichen Prinzen geangelt hätte, und kein armer Schlucker, der mit einer Millionärin glücklich geworden wäre. Werner Enderli, Inhaber der Partnervermittlungsagentur «Pro Due», bestätigt diesen Eindruck: «Ein ähnlicher Lebensstandard ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft», stellt er klar. Das Anforderungsprofil, das Enderli mit seinen KundInnen erstellt, umfasst deshalb auch Angaben über den ökonomischen Hintergrund der gesuchten Partnerin oder des gesuchten Partners. Im Internet stösst man ohne langes Suchen auf Partnerschaftsinserate wie dieses: «Ich bin zwar (mit Immobilie) vermögender Mann in den Fünfzigern und würde mich gerne von einer krankhaft eifersüchtigen Frau 6 trennen. Damit nicht alles mit Herzblut Erarbeitete nun unter den Hammer kommt, würde ich gerne mit einer lebensfrohen und unkomplizierten Frau eine glücklichere Partnerschaft eingehen, wenn Du dabei mit etwas Zustupf mein Haus retten kannst.» Homogamie fördert eine stabile beziehung Hat damit die Paarbeziehung als Zweckgemeinschaft mit dem Ziel, das vorhandene Vermögen zu erhalten und zu mehren, doch nicht ausgedient? Es scheint, dass Frauen und Männer bei der Partnerwahl noch immer darauf achten, ob jemand aus einem vergleichbaren Milieu stammt und einen ähnlichen Lebensstandard gewohnt ist. Dies scheint denn auch die Voraussetzung für das langfristige Gelingen einer Zweierbeziehung. Bindungswillige stellen sich die Frage: «Passt diese Person in meine Familie, in mein Umfeld?» Dabei handelt es sich eigentlich nur um die alte Frage, die sich früher die Eltern gestellt hatten, als sie es noch als ihre Aufgabe betrachteten, ihren Nachwuchs erfolgreich unter die Haube zu bringen. Dieser Eindruck wird übrigens bei einem Blick in die Fotoalben der jeweiligen Familien von langjährigen Mittelschichtspaaren bestätigt: Fröhliche Kinder am Bergsee, beim Skifahren und im Planschbad – die Bilder sind austauschbar. «Homogamie» lautet der aus der Botanik entlehnte wissenschaftliche Begriff für die Einhaltung der sozialen Grenzen bei der Partnersuche. Verhaltensforscher erachten es als erwiesen, dass bei ähnlicher sozioökonomischer Herkunft und übereinstimmenden Wertvorstellungen die Wahrscheinlichkeit einer stabilen Beziehung zunimmt. akademikerinnen willkommen Noch sind in heterosexuellen Beziehungen eindeutig die Paare in der Mehrzahl, in welchen der Mann es beruflich weiter bringt und besser verdient als die Frau – vor allem, wenn das Paar Kinder hat. Die Veränderung findet nur langsam statt, obwohl Frauen im letzten Jahrzehnt bei der Bildung enorm aufgeholt haben. Sie erlernen heute ganz selbstverständlich einen Beruf oder schliessen ein Hochschulstudium ab, statt sich – wie einst – die Zeit mit Handarbeiten zu vertreiben, bis der richtige Ernährer moneta #4 // 26. November 2009 die Fotos aus den Familienalben ... ... gleichen sich wie ein ei dem anderen. gefunden ist. 57 Prozent der Universitätsabschlüsse und 41 Prozent der Doktorate wurden 2008 von Frauen erreicht – bei steigender Tendenz. Noch setzen die Frauen diesen Bildungsaufschwung nicht in eine berufliche Karriere um. Und noch immer sind sie in Führungspositionen krass untervertreten. Das Potenzial ist jedoch vorhanden, und der Trend zu ausgeglicheneren ökonomischen Verhältnissen in Partnerschaften wird längerfristig kaum zu bremsen sein. Akademikerinnen, die auf dem Heiratsmarkt bis heute als «schwer vermittelbar» gelten, werden in Zukunft als Garantinnen für mehr Wohlstand im Haushalt willkommen sein. Das klassische Muster «Arzt heiratet Krankenschwester» ist in Auflösung begriffen, wie Spital-Insider beobachten: «Pflegefachfrauen sind selbstbewusster geworden und deutlich kritischer gegenüber den Ärzten. Sie brauchen keinen Doktor als Mann, um ihre gesellschaftliche Stellung zu verbessern», bemerkt ein Chefarzt des Zürcher Waidspitals trocken. Hingegen geschehe es inzwischen öfter, dass sich Ärztinnen mit Ärzten liieren – eine günstige Voraussetzung für ausgeglichene ökonomische Verhältnisse einer Ehe. Die meisten Paare lernen sich am Arbeitsplatz kennen, was den Vorteil hat, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse der potenziellen Partnerin oder des potenziellen Partners schon von vornherein einigermassen abgeschätzt werden können. Der Arbeitsplatz bietet auch Gewähr für eine gewisse Übereinstimmung der Grundwerte und Interessen. Doch immer mehr Singles suchen und finden ihr Glück im Internet. Internet-Partnerschaftsagenturen wie «Parship» erstellen ausgeklügelte Persönlichkeitsprofile, die nebst Hobbys und Essensgewohnheiten auch Beruf, Bildungsstand und Einkommen enthalten. Solche gläserne Partnerinnen oder Partner fördern womöglich Homogamie noch zusätzlich. len Herkunft auf die Partnerwahl umso stärker, je besser das Elternhaus finanziell und sozial gestellt ist. Und nur in Ausnahmefällen gelingt es, die eigene soziale Stellung durch Heirat zu verbessern. Wer träumt nicht gern von der grossen, grenzüberschreitenden Liebe, die alle materiellen Sorgen vergessen macht? Diese gibts leider höchstens als romantisches Ferienabenteuer, und sie erweist sich in den wenigsten Fällen als alltagstauglich. So bleibt das ökonomische Kalkül als Basis für eine dauerhafte Beziehung auch rund zweihundert Jahre nach der Entdeckung der romantischen Liebesheirat erhalten. __// Soziale Grenzen bleiben Die Praxis zeigt auf der anderen Seite: Trotz der viel beschworenen gesellschaftlichen Öffnung bleiben die sozialen Grenzen bei der Partnerwahl auch unter modernen Bedingungen weitestgehend erhalten. Gemäss einer Studie der Universität Bremen ist der Einfluss der sozia- anna sax | [email protected] iNserate S S Ihrer Tante B . Naturfaserteppiche ab Fabrik Naturfaserteppiche aus Wolle, Sisal, Kokos und Leinen. In verschiedenen Dessins, Farben und Grössen. Sie finden eine grosse Auswahl an abgepassten Teppichen und Rollenware zu äusserst attraktiven Preisen. U S F L. 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Ich interessiere mich für: FLYER Produktekatalog FLYER-Land Schweiz Karte Gratis Probefahr-Gutschein (Wert CHF 45.–) Vorname Strasse E-Mail Ort Der kleine Prinz liebt seine Rose, und er pflegt mit Liebe seinen Planeten. Ist es hier angebracht, von Besitz zu sprechen? Ist Liebe und Besitz vereinbar, wenn es für alle Beteiligten vorteilhaft ist? Der Geschäftsmann hält sich für reich. Er besitzt einen läppischen Zettel mit einer Zahl darauf und ist völlig arm an Gefühlen. Lässt uns Besitz emotional verkümmern, oder ist es bloss die Fixierung aufs Besitzenwollen? Besitz bindet unsere Aufmerksamkeit, wir müssen uns schliesslich da- Land Telefonnummer moneta2/09 PLZ Biketec AG • Industrie Neuhof 9 • CH-3422 Kirchberg Telefon +41 (0)34 448 60 60 • Fax +41 (0)34 448 60 61 www.flyer.ch • [email protected] 8 //__Wir könnten uns in sperrigen Theorien verlieren, um der Unmöglichkeit auf die Spur zu kommen, das zu besitzen, was wir begehren. Begehren und Lieben sind jedoch nur entfernte Verwandte, und wenn es um die Liebe geht, scheint die Lektüre des «Kleinen Prinzen» von Saint-Exupéry ergiebiger. Hier bereisen wir diverse Planeten, besiedelt von allerlei schrulligen Charakteren: dem König, dem Eitlen, einem Säufer und auch einem Geschäftsmann. Dieser findet zuerst kaum Zeit für ein Gespräch, da er am Zählen ist. Er kann sich vorerst nicht mehr erinnern, wovon er eigentlich fünfhundertundeine Million gezählt hat. Es stellt sich heraus, dass es sich um Sterne handelt, die er zu besitzen glaubt. «Und was hast du davon, die Sterne zu besitzen?» «Das macht mich reich.» «Und was hast du vom Reichsein?» «Ich kann noch mehr Sterne kaufen, wenn jemand welche findet.» Der da, sagte sich der kleine Prinz, denkt ein bisschen wie mein Säufer. Und er argumentiert weiter: «Wenn ich eine Blume habe, kann ich meine Blume pflücken und mitnehmen. Aber du kannst die Sterne nicht pflücken!» «Nein, aber ich kann sie zur Bank bringen.» «Was soll das heissen?» «Das heisst, dass ich die Zahl meiner Sterne auf ein kleines Stück Papier schreibe. Und dann sperre ich dieses Papier in eine Schublade.» «Und das ist alles?» «Das genügt.» Das ist amüsant, dachte der kleine Prinz. Es ist fast dichterisch. Aber es ist nicht ganz ernst zu nehmen. (…) «Ich», sagte der kleine Prinz noch, «ich besitze eine Blume, die ich jeden Tag begiesse. Ich besitze drei Vulkane, die ich jede Woche kehre. Denn ich kehre auch den erloschenen. Man kann nie wissen. Es ist gut für meine Vulkane und gut für meine Blume, dass ich sie besitze. Aber du bist für die Sterne zu nichts nütze…»1 Einschalten, Aufsitzen, Losfahren – mehr braucht es nicht, um mit einem Lächeln auf den Lippen grenzenlose Mobilität zu geniessen. Sie treten in die Pedale und der lautlose Elektromotor verstärkt Ihre eigene Muskelkraft um maximal 150 %. Die Reichweite beträgt bis 80 km mit einem Akku. Name Lieben oder Haben? Oder Liebhaben? moneta #4 // 26. Novmember 2009 Für das Spiel braucht es Spielraum, und dieser entsteht nur, wenn immer wieder ein Loslassen möglich wird. Dies widerspricht allerdings dem Besitzdenken fundamental. rum kümmern; was uns nicht mehr interessiert, wird lästig. Der Bestseller «simplify your life» rät treffend, allen unnötigen Ballast abzuwerfen.2 Der kleine Prinz begegnet auch einem Fuchs: «Wer bist du?» (…) «Du bist sehr hübsch…» «Ich bin ein Fuchs», sagte der Fuchs. «Komm und spiel mit mir», schlug ihm der kleine Prinz vor, «ich bin so traurig.» «Ich kann nicht mit dir spielen», sagte der Fuchs, «ich bin noch nicht gezähmt!» «Ah, Verzeihung!» sagte der kleine Prinz. Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu: «Was bedeutet das: ‹zähmen›?» «Das ist eine in Vergessenheit geratende Sache», sagte der Fuchs. «Es bedeutet: sich ‹vertraut machen›.»3 In einer Welt, wo alles käuflich ist, vergessen wir, welche Rolle Verantwortung und Liebe beim Besitzen oder Zugehörigsein spielen. Gemeint sind weder eheliche Treueschwüre noch Gesetze und Verbote, sondern die grundsätzliche Verantwortung, welche mit Lieben einhergeht, indem man das Vertrauen einer Person geschenkt bekommt. Der kleine Prinz und der Fuchs möchten zusammen spielen. Vielleicht kann man sagen: Wo Liebe und Vertrauen sind, kann auch gespielt werden. Und dieses Spiel stärkt die Liebe. Für dieses Spiel braucht es aber auch Spielraum, und dieser entsteht nur, wenn immer wieder ein Loslassen möglich wird. Dies widerspricht allerdings dem Besitzdenken fundamental. Es geht nicht darum, exklusive Liebesformen abzuschaffen. Doch es scheint in der Offenheit dem befremdenden Anderen gegenüber produktive soziale Irritationen zu geben. Diese sind bei der Konstruktion eines liebenden Selbst wichtig. In diesem Zusammenhang liefern die «Queer»-Theorien interessante Ansätze, die auch für den Blick auf das exklusive (heterosexuelle) Liebespaar ge- winnbringend sind: Heterosexueller Monogamismus ist eben nur eine Liebesform unter anderen. Erst wenn wir eingeprägte Bilder vergessen, die angeblich festschreiben, wer wir – und andere – sind oder sein sollten, wenn wir uns auf Neuland einlassen, wird der Reichtum an Seinsmöglichkeiten deutlich. Indem wir uns selber verunsichern und neu begegnen und indem wir die Irritation der anderen nicht nur aushalten, sondern vielmehr geniessen, entsteht ein momentaner Raum für das Unbekannte. In dieser Entfremdung finden wir uns, individuell oder in Liebesbeziehungen. Dort, wo wir zukünftige Entwicklungen nicht einmal erahnen, breitet sich unter Umständen das Spektrum des Lebens neu vor uns aus, mit Überraschungen, Vielfalt, Differenz und sich auflösenden Verschlingungen. Bestenfalls eine Liebe, gegenüber den Anderen gerade in ihrer Andersheit. Das wäre dann eine bedingungslose Liebe jenseits von Haben oder Nichthaben.__// Dominique Zimmermann | [email protected] 1 Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz, Arche 1950/2000 (S. 45–47). Original: Le Petit Prince, Gallimard, Paris 1945. 2 Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert: simplify your life, einfacher und glücklicher leben, Campus 2004. 3 Der Kleine Prinz, S. 65. 9 Neue Bilder mit den alten Symbolen foto: zvg foto: anoushaimee.com foto: zvg thema die haltuNG im roteN Brokat __ ein blick auf die bekannten porträtgemälde der Königstöchter und auf die inszenierungen der aktuellen Gesellschaftsfotografie zeigt verblüffende Gemeinsamkeiten. die posen der macht und die Symbole des reichtums sind seit Jahrhunderten die gleichen. //__In der abendländischen Malerei war das Genre der dynastischen Porträts lange Zeit dem Adel vorbehalten. In diesen Gemälden wurde der Stammhalter jeweils mit seinem Vater oder ausnahmsweise auch mit seiner Mutter porträtiert. Der Jüngling verkörperte dabei den Fortbestand der Familie, er bot Gewähr, dass das Adelsgeschlecht nicht ausstarb. Die Töchter ihrerseits brachten Schönheit und Jugend als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit ein. Mit ihrer Mitgift boten sie beste Voraussetzungen für eine gute Partie. Die Adelshäuser mussten nämlich oft Zweckbündnisse mit dem Grossbürgertum eingehen. Diese hatten zwar kein blaues Blut, dafür aber beträchtliche Vermögen. Umgekehrt strebten Kaufmanns- oder Bankierfamilien in der Renaissance – etwa die Medici in Florenz – eine dynastische Legitimation an. Dafür heirateten die Männer die Töchter der herrschenden Adelsfamilien. Herzog Cosimo zum Beispiel heiratete Eleonora von Toledo, die Tochter des Vizekönigs von Neapel vom Geschlecht der Alba, die ihm zehn Kinder gebar. Von ihr gibt es ein berühmtes Porträt des Malers Bronzino, zusammen mit ihrem Sohn Giovanni (Bild links). Streben nach dynastischer legitimation Sind die Zeiten (glücklicherweise) passé, in denen Töchter im Wettlauf um gesellschaftlichen Erfolg und Macht ihr Geld, ihr Geschlecht und ihre Schönheit einsetzten? Betrachtet man das Fotoporträt in der Modezeitschrift «L’Officiel» aus dem Jahre 2004, das im Rahmen einer Reihe über den Debütantinnenball entstanden ist (Bild Mitte), darf man daran zweifeln. Fotografiert hat diese Bilderreihe das Duo Anoush Abrar und Aimée Hoving. Auch wenn die abgebildeten Frauen nicht namentlich bekannt sind – ihre Identität soll auch nicht preisgegeben werden –, veranschaulicht dieses Bild ebenfalls den Wunsch einer gesellschaftlichen Elite nach dynastischer Legitimation. Die Inszenierung folgt genauen Regeln: Mit Dekor, Pose, Kleidung und Schmuck werden präzise kulturelle Aussagen gemacht. Die gerillten Säulen und die massive Säulenbasis lassen auf einen Palast in Gotha schliessen – auf dem Bild ist es das Hôtel de Crillon, ein ehemaliger Adelspalast an der Place de la Concorde in Paris. Einer der beiden Säulen10 schäfte verlängert den Oberkörper der Mutter, einer sehr schönen, stark geschminkten Frau in ihren Fünfzigern, die vor allem durch ihre lange blonde Haarpracht auffällt. Sie sitzt in lockerer Pose auf der Armlehne des Sessels ihrer Tochter und blickt mit Selbstsicherheit und Autorität in die Kamera. Der schwarze Hosenanzug wirkt streng, ihre Kleidung steht im Kontrast zu jener der Tochter. Diese trägt ein rotes Kleid von einem etwas kräftigeren Karmin als der Sessel, auf dem sie sitzt. Das schulterfreie Kleid lässt die makellose Haut am Schulterausschnitt erkennen. Geschichtlich gesehen, symbolisiert die karminrote Kleiderfarbe die königliche Macht. die alten Symbole Davon zeugt auch das 1518 entstandene Porträt von Raffael und Giulio Romano, auf dem eine wunderschöne junge Frau dargestellt ist, die man lange für Johanna von Aragón hielt (Bild rechts), von der man aber heute weiss, dass es Doña Isabel de Requesens, die Gattin des Vizekönigs von Neapel, war, das damals zu Spanien gehörte. Es ist zwar keines der Gemälde, die von grossen Künstlern angefertigt und quer durch Europa geschickt wurden, um eine junge Frau im Hinblick auf eine dynastische Allianz als Braut zu präsentieren, gemalt wurde aber für einen König: Ein Kardinal hatte es dem französischen König Franz I. geschenkt, der einen Hang zu schönen Frauen hatte. Auch Doña Isabel trägt ein karminfarbenes Kleid und eine ebensolche Kopfbedeckung mit Seidensatinfutter – prächtige, schimmernde Stoffe, die den Pinsel des Malers erfreuten. Ihr Kleid ist – ganz nach der damaligen italienischen Mode – tief ausgeschnitten und hat üppige, geschlitzte Ärmel, die den Blick auf das feine, goldbestickte Unterkleid freigeben. Die spanische Adlige streicht mit der rechten Hand über einen braunen Zobelpelz, ein luxuriöses Stück, Sinnbild für die gebändigte Natur. Die Debütantin auf dem Fotoporträt trägt als einzigen Schmuck ein Diadem und eine sehr jungfräulich wirkende Perlenkette. Das Diadem scheint auf dem offenen, übertrieben gebrushten Haar, wie es ein Teenager heute tragen würde, in labilem Gleichgewicht zu sein. Sie sitzt leicht seitlich mit halb verschränkten Armen – in genau jener Pose, welche die Frauenmodelle der Maler in moneta #4 // 26. November 2009 agnolo bronzino, bildnis der eleonora von toledo, Gattin des Grossherzogs cosimo de medici, mit ihrem Sohn Giovanni, um 1545. Florenz, uffizien. anoush abrar und aimée Hoving, Fotografie, aus der Serie debütantinnenball, 2004. der ausgehenden Renaissance einnahmen (man denke an Leonardo da Vincis «Mona Lisa»). Die junge Frau unterscheidet sich jedoch in einem Punkt von ihrer illustren Vorgängerin, der Gioconda: Auf ihrem Gesicht ist nicht die Spur eines Lächelns oder gar ein Ausdruck von Fröhlichkeit auszumachen. Der Brauch des Debütantinnenballs stammt ursprünglich aus England, wo die Töchter der Aristokratie, die oft frisch aus dem Kloster kamen, der Königin und dem Hof vorgestellt wurden. 1957 fasste er in Paris wieder neu Fuss. Das Château de Versailles und die Opéra Garnier dienten als Schauplatz für diesen mondänen Anlass, um die Töchter der besseren französischen Familien in die Gesellschaft einzuführen. Die zweite französische Revolution, jene von 1968, die mit den herrschenden Schichten genauso aufräumen wollte wie jene von 1789, bereitete dem Debütantinnenball ein vorläufiges Ende. 1991 wurde er jedoch wieder eingeführt. Jetzt ist es allerdings eine Benefiz-Gala, bei der der Erlös aus dem Kartenverkauf einem wohltätigen Zweck gestiftet wird. die Vips – der neue adel Heutzutage stammen die Debütantinnen nicht mehr ausschliesslich aus dem Adel, sondern sind VIPs aus der ganzen Welt. Vermögen, Prominenz und Macht bilden dabei das Kriterium der Teilnahme. Jungfräulichkeit ist nicht mehr gefragt, dafür müssen die Debütantinnen (man fragt sich, worin sie noch Anfängerinnen sind) eine Topfigur haben, die den Regeln der französischen Haute-CoutureHäuser entsprechen, die Ballkleider designen. Die Debütantinnen müssen auch hübsch sein, um die Schmuckkreationen der berühmten Juweliere zu präsentieren. Einige Namen aus dem europäischen Adel sind zwar weiterhin vertreten, doch stammen die Auserwählten hauptsächlich aus reichen Industriellen- oder Politiker-Familien. Der Ball von 2003, an dem das abgebildete Fotoporträt entstanden ist, hatte zu einer ganzen Welle von Kommentaren geführt, weil die Tochter eines Präsidenten des chinesischen Rates für Industrieentwicklung eingeladen worden war – die Erbin eines Machthabers aus der Republik Maos im Lanvin-Etuikleid! Inzwischen steht der Ball auch den Töchtern der russischen Oligarchie offen. raffael und Giulio romano, bildnis der doña isabel de requesens, um 1518. louvre. «Wenn der Geldmann seinen Coup verfehlt, sagen die Höflinge von ihm: Er ist ein Bürger, ein Nichts, ein Flegel; wenn ihm der Coup gelingt, bitten sie ihn um die Hand der Tochter.» Jean DE LA BRUYÈRE, Die Charaktere (1696) Betrachtet man die Entwicklung des Debütantinnenballs als Symbol der Macht, der Elite und der international herrschenden Schicht, kommt einem unweigerlich der prachtvolle Ball in «Il gattopardo», dem Film von Luchino Visconti, in den Sinn. Visconti – selbst ein Kind des Mailänder Adels – verfilmte den gleichnamigen Roman von Lampedusa («Der Leopard», 1963). Darin kommt der Fürst Salina von Sizilien zum bitteren Schluss: «Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, muss sich alles verändern.» Er erlebt den Untergang einer Welt, nämlich jener des Landadels, der dem neureichen Kleinbürgertum in seiner ganzen Vulgarität gegenübergestellt wird. Sein Neffe und Erbe, der vom jungen Alain Delon gespielt wird, geht eine Mésalliance mit der schönen und reichen Angelica ein, um seine Familie vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Delon, den Visconti mit seinen schönsten Rollen ebenfalls adelte und der heute so alt ist wie der Fürst Salina, eröffnete 2008 den Debütantinnenball mit dem «Gattopardo-Walzer» von Nino Rota, am Arm seine Tochter Anouchka. Ironie des Schicksals: Die Partner der Debütantinnen, die am vorgängigen Schnellkurs im Walzertanzen mit dabei sind, stehen nie im Rampenlicht, selbst wenn sie einem italienischen Adelsgeschlecht entstammen.__// véronique Germanier | [email protected] Übersetzung: Nicole stoll die verfasserin ist kunsthistorikerin in Genf. sie bedankt sich für die informationen bei elizabeth fischer, dozentin und Bereichsleiterin an der haute ecole d’art et de design Genève. Anoush Abrar und Aimée Hoving studierten an der Haute Ecole d’Art et de Design de Genève. Sie arbeiten als Künstler- und als Modefotografen zusammen für Zeitschriften wie «Wallpaper», «Vogue», «L’Officiel» und die «Weltwoche». In ihren Bildern schaffen sie eine raffinierte Welt der Prominenz und der Inszenierungen, die sie oft in Serien bearbeiten wie beim Debütantinnenball. Die vollständige Serie findet sich unter: www.anoushaimee.com 11 fotos: fotolia thema foto: zvg Beim klassischen Geld gibt es Elemente, die den Austausch in Richtung Rivalität und Macht lenken: der Zins, die Spekulation mit dem Geld selbst und die Tatsache, dass es sich nicht um die Art und den Zweck des Austausches kümmert. Geld – zwischen Tausch und Macht tauschsysteme uNd ziNsverBot __ das ursprüngliche Ziel des Geldes ist es, die Waren- zirkulation zu erleichtern. doch Geld wird immer mehr zur Fessel. es sollte deshalb neu erfunden werden, und neue regeln müssen her. //__Geld wurde einst erfunden, um den Austausch zu erleichtern. Münzen mit einem ihnen zugeschriebenen Wert erlaubten es, die Unbequemlichkeit des direkten Tausches zu umschiffen. Verderbliche Waren oder solche, die sich nicht aufteilen liessen, wie etwa eine Kuh, wurden dank Geld zu teilbaren Einheiten – umgerechnet in Münzen aus Metall. Da diese den Austausch erleichterten, wurde auch mehr gehandelt. Aber das Geld entmaterialisierte sich schrittweise. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Goldstandard als Umrechnungsgrösse unter den Währungen abgeschafft, und 1971 wurde der Dollar vom Gold entkoppelt. Heute ist Geld fast völlig virtuell geworden. Es ist, elektronisch gesteuert, 24 Stunden pro Tag rund um die Welt unterwegs. Geld ist zum Fetisch geworden. Er besteht darin, dass der Tauschwert des Geldes auf dieses selbst übergesprungen ist: Die Finanzindustrie handelt mit Geld. Patrick Viveret 12 Doch die riesigen Geldströme sind für all jene ein Nachteil, die Münzen und Noten weiterhin für ihren einfachen Warenaustausch benötigen. Für diese Menschen sind die weltweiten Finanzströme bloss ein Hindernis und bringen ihnen Probleme. Etwa jenen drei Milliarden, die bis heute keinen Zugang zum Bankensystem haben. Dies führt zu einer paradoxen Situation: Wie kommt es, dass Menschen, die gleichzeitig die Möglichkeit und den Wunsch haben, aktiv zu handeln, sich dies aus Mangel an Geld aber nicht leisten können? Dieser Widerspruch ist das Resultat der Entwicklung, die Geld zum Fetisch werden liess. Er besteht darin, dass der Tauschwert des Geldes auf dieses selbst übergesprungen ist: Die Finanzindustrie handelt mit Geld. Der Fetisch wurde noch dadurch verstärkt, dass das ursprünglich benutzte Gold oder Silber dem Geld selbst einen Wert verliehen. Hier zeigt sich das unheimliche Gesicht des Geldes. Es ist vom Instrument des Tausches zum Instrument der Macht geworden. Obwohl es insgesamt im Überfluss vorhanden ist, leiden viele unter dem Mangel an Geld. Ein Mangel, den die mächtigen Akteure künstlich schaffen und der die Benachteiligten in ihrem Tauschpotenzial einschränkt. moneta #4 // 26. November 2009 Die Weltwirtschaft ist heute doppelt bedroht. Durch den Mangel an Geld bei den Ärmsten auf der einen und durch den Exzess der Reichen auf der anderen Seite. Die Folgen sind Armut und Elend und all ihre destruktiven Konsequenzen. Alle zehn Jahre versprechen die internationalen Organisationen, sie würden die Schulden streichen. Aber weil sie sich dann immer wieder mit den Symptomen statt mit den Ursachen der Probleme beschäftigen, bleiben diese Versprechen toter Buchstabe.1 – Was den Exzess betrifft, so hat die Finanzblase dazu geführt, dass die zirkulierende Geldmenge nichts mehr mit der Realwirtschaft zu tun hat. In den USA beträgt das Verhältnis von spekulativ benutztem Geld zum realen Wirtschaftsgeld 40 : 1. Je weiter entfernt der Ort und die Zeit sind, in denen das Geld zirkuliert, desto mehr «Misstrauensgarantie» wird einkalkuliert. So handeln auch die Besitzenden gegenüber den Armen. Damit aber wird Geld zum Werkzeug der Macht, und die Hindernisse für jene, die kaum oder gar kein Geld besitzen, werden immer höher. internationale lösungsansätze Dieses Problem muss auf zwei Wegen gelöst werden, zwei Wege, die eigentlich beide parallel beschritten werden müssten. Der erste Weg, der radikalere, besteht darin, die grossen Geldströme zu reorganisieren. Das beginnt beim Euro-System und den Akteuren, die es erfunden haben und es erhalten und die diese Währung zirkulieren lassen: die Zentral- und Kreditbanken und die Geldmärkte. Ziel einer Veränderung muss sein, dass Geld nicht länger zum Krieg anstiftet. Dieser Ansatz einer weltweiten Reform ruft notwendigerweise nach neuen internationalen Regeln. Diese müssen verhindern, dass Geldreserven entstehen, die der Mafia oder dem Terrorismus dienen – und die in den Finanzparadiesen liegen. Diese Reform ruft auch nach einem System, das Geld so einsetzt, dass es soziale und ökologische Strukturen weder schädigt noch zerstört. Es muss – umgekehrt – soziales und ökologisches Tun unterstützen. Diese radikale Reform setzt eine breite Unterstützung in ganz Europa voraus – und ein Umdenken bei der Verwendung des Euro. Der zweite Weg, der kurzfristig eher realisierbar scheint, besteht darin, Tauschsysteme zu begünstigen – oder mindestens zu erlauben –, die auf Vertrauen und nicht auf Misstrauen beruhen und die einen direkten Austausch vor Ort ermöglichen. Ein solches System hätte auch den Vorteil, selbst in einer grösseren Finanzkrise Patrick Viveret das soziale Netz zu garantieren. Es würde einer demokratischen Gemeinschaft die Macht über das eigene Geld geben und das Recht, selber soziales Geld zu schöpfen, ganz nach dem Bedürfnis der Gemeinschaft. In diesem Sinn arbeiten die nicht monetären Geldsysteme wie das «système d’échange locaux» (SEL) 2 oder das Experiment «Solidaire» (SOL)3, wie wir sie in Frankreich finden. tauschsysteme in der Nähe Wenn die bestehenden Währungen ihre Rolle im friedlichen Austausch erfüllen würden, wäre es gar nicht nötig, nach einem Ersatz zu suchen. Alle alternativen Systeme, alte und neue, haben eines gemeinsam: Sie schaffen wieder ein Tauschsystem der Nähe, denn das offizielle Geld erfüllt diese Aufgabe nicht mehr. Wenn den Akteuren das Geld fehlt und dieses sie beim Handel behindert, ist die klassische Geldtheorie ad absurdum geführt. Beim klassischen Geld gibt es zwei Elemente, die den Austausch in Richtung Rivalität und Macht lenken. Das erste ist das Prinzip des Zinses, der die Spekulation mit dem Geld selbst antreibt und verhindert, dass Geld als Tauschmittel eingesetzt wird. Das andere Element ist die Tatsache, dass das offizielle Geld sich nicht um die Art und den Zweck des Austausches kümmert. Das bringt die Fragen des «schmutzigen Geldes» auf und führt bis in die Steuerparadiese, in denen es zirkuliert. Zwar kritisieren die Regierungen nun diese Entwicklungen, doch sie belassen es noch immer bei Worten und handeln nicht. Soziales Geld, wie das System «SOL» es versteht, muss zwei Kriterien erfüllen. Es darf keinen Zins abwerfen und darf nicht für die Spekulation eingesetzt werden. Es ist an Aktivitäten gebunden, die eine ökologische und soziale Funktion und Zielsetzung haben. Diese zwei Kriterien sind fundamental. Sie sind nötig, um das Geld in eine friedenstiftende Richtung zu lenken, die auf Solidarität und Kooperation, letztlich auf die Liebe zielt. Dabei geht es nicht um die Abschaffung des offiziellen Geldes – das wäre eine völlig unrealistische Forderung. Aber Geld müsste wieder zu seiner ursprünglichen Funktion als Tauschmittel zurückfinden. Das würde zu einem ausgewogenen Handel führen. Heute aber führt das Geld zur sozialen Gewalt, wie man an mafiösen oder terroristischen Erscheinungen ablesen kann.__// Patrick Viveret | [email protected] Der Autor ist Philosoph und publiziert zu Globalisierungsthemen. Er lebt in Frankreich. Übersetzung: moneta 1 Die Zahlen des Uno-Entwicklungsprogramms zeigen klar, dass es die Welt bisher nicht geschafft hat, die Armut zu beseitigen. Die Uno zeigte für 1998 auf, dass die Werbe- und Rüstungsausgaben sowie die Ausgaben für Suchtmittel zwanzigmal so hoch waren wie die Mittel, die nötig wären, um allen Menschen zu sauberem Wasser, zu einer Grundernährung und zur Grundversorgung zu verhelfen. 2 «Système d’échange locaux» (SEL): Die Tauschbörsen oder nicht monetären Geldsysteme gibt es seit den Achtzigerjahren, die Idee stammte ursprünglich aus Kanada. In Frankreich entwickelte sich die Bewegung ab Mitte der Neunzigerjahre. Inzwischen gibt es 300 lokale Organisationen, deren grösste 20 000 Mitglieder zählt. 3 Solidaire (SOL). Eine in Frankreich von diversen Gruppen seit dem Jahr 2000 verwendete Alternativwährung: 1 Euro = 10 SOL. (www.sol-reseau.org) 13 denkanstoss iNserat Wir brauchen Geld für grosse Reportagen. Abrechnen! Engagieren Sie sich für die Wochenzeitung WOZ: Zum Beispiel mit einer Spende in unseren Recherchierfonds. Damit wir weiterhin aufwendig recherchieren, also wichtige Geschichten bis zum Ende erzählen können. Oder werden Sie Mitglied im Förderverein ProWOZ. Die Mitgliedschaft kostet 470 Franken im Jahr; dafür erhalten Sie ein WOZ-Abo. //__Ach komm, erzähl mir doch nichts! Und bitte bring jetzt nicht deine ewig gleiche Ausrede, es sei halt deine Natur. Du brauchest den Wechsel, du seiest nicht monogam. Eine feste, dauerhafte Beziehung sei gar schädlich für dich. Ich weiss schon lange, dass sich deine Zuneigung in Grenzen hält, von Liebe kann keine Rede sein. Ich war für dich nie etwas anderes als eine kurze Episode. Eine zähdauerhafte allerdings. Ein G’schleick, ich kann nicht von dir lassen. Ich brauch dich einfach. Manchmal verzeih ich dir deine Niedertracht. Denn du hast mir auch Vergnügen bereitet, wenigstens für kurze Zeit. Darum kommt keine Wehmut auf beim Abschied. Denn inzwischen weiss ich, dass du wieder zurückkommen wirst. Deine Rückkehr nehme ich ohne Euphorie zur Kenntnis, begrüsse dich so cool wie möglich. Alle Versuche, dich einzuschliessen, habe ich längst aufgegeben. Du findest immer einen Ausweg. Ich lass dich deshalb in Ruhe, betrachte dich, wenn du auf einer Bank sitzst und einfach darauf wartest, dass ich dich rufe. Dann bist du sofort zur Stelle, hellwach und auf dem Sprung, deine Freiheit zu nutzen, dich so rasch als möglich einem andern zuzuwenden. So ist das halt. Wie oft wurde ich vor dir gewarnt, dass du allen schöne Augen machst, und dass das nichts zu bedeuten habe. Ich nahm das nicht ernst. Heute weiss ich es besser. Du hast einen schlechten Ruf, weil du so viele von dir abhängig machst. Die können ohne dich gar nicht leben. Dabei hast du keine Ausstrahlung, dein Charme ist künstlich. Trotzdem bist du durchaus salonfähig, man zeigt sich gerne mit dir. Aber offenbar bin ich für dich doch zu wenig attraktiv. Du alterst zwar auch, aber bleibst doch begehrenswert. Manchen raubst du gar den Schlaf. Wenn du weg bist, weiss ich meist, wo du dich herumtreibst. Oft versteckst du dich hinter einer Bank und glaubst, du seist in Sicherheit. Aber pass bloss auf! Nicht alle sind wie ich, viele wollen etwas von dir, suchen dich, wollen mehr als nur deine Gegenwart. Sie wollen Nachwuchs von dir und hoffen, dass du deshalb bei ihnen 044 448 14 14, [email protected], www.prowoz.ch, Förderverein ProWOZ, Hardturmstrasse 66, 8031 Zürich, illustration: c.p.a. | karin hutter PC 80-22251-0. Danke. Anz_ProWOZ_H_211x279_moneta.indd1 1 14 10.11.2009 9:40:14 Uhr moneta #4 // 26. Novmember 2009 bleibst. Bei denen sollst du dann arbeiten, das erwarten sie von dir. Viele wissen nicht, dass du Arbeit scheust, lieber andere arbeiten lässt. Nie musstest du für mich arbeiten, meist konntest du faul herumliegen. Einmal habe ich einen grossen Fehler gemacht, als ich dich einem Freund überliess. Ich bekam deine Rache für meine Gedankenlosigkeit zu spüren. Du wolltest gar nicht mehr zu mir zurück. Jahrelang habe ich dich gebeten, zurückzukehren. Du gabst mir zu spüren, dass ich nachlässig mit dir umgegangen bin. Manchmal überkommt mich auch Schadenfreude, wenn ich sehe, wie du mit anderen zusammen herumgehetzt wirst. Geschieht euch allen recht! Könnt ihr denn nicht einfach bleiben, einfach da sein, hie und da nett sein, einem vielleicht sogar helfen? Würde das euch nicht auch Freude machen? Auf Reisen hast du immer deinen Namen gewechselt. Du hast dann die Leute dort umschmeichelt, weil sie dich bewundert haben. Sie überschätzen dich doch, wahrscheinlich weil sie dich so selten aus der Nähe sehen. Du hast in all den Jahren, die ich dich jetzt kenne, dir ein paar Mal neue Kleider beschafft. Angeblich um deine Eigenart zu bewahren, dich zu schützen, damit nicht andere in billigen Nachahmungen herumlaufen können, weil du exklusiv sein willst. Wie siehst du manchmal aus! Nicht zum Herzeigen! Da muss ich mich geradezu schämen für deinen Auftritt: Völlig zerknittert und gar schmutzig. Ich wasch dich jedenfalls nicht, da kannst du noch so dreckig sein. Zwar lege auch ich keinen grossen Wert auf mein Äusseres, darum trag ich dir deine offensichtliche Nachlässigkeit nicht weiter nach. Und welche Überraschung, wenn du plötzlich unzerknittert auftauchst – eine wahre Freude. Zu wem gehörst du eigentlich? Manchmal sagst du: Zu allen. Aber in Wirklichkeit sind es nur sehr wenige, zu denen du dich hingezogen fühlst. Auf jeden Bluffer fällst du rein. Dabei wirst du doch von denen nur an der Nase herumgeführt. Sie renommieren mit deiner Anwesenheit. Was sind das alles für nichtsnutzige Schaumschläger, die an dich glauben, dich vergöttern, dich herzeigen wie ein Ausstellungsobjekt. Stört dich das nicht? Viele von denen sind geradezu süchtig nach dir, engagieren dich und deinesgleichen gruppenweise, hecheln nach Anerkennung, die sie dann von den Medien auch prompt erhalten. Die treiben dich dann durch die Welt. Was für eine Genugtuung meinerseits, wenn du auch von diesen genug hast, ihnen den Rücken zeigst: Welche Panik dann bei diesen Aufschneidern ausbricht! Zwar wurmt es mich schon etwas, wenn du weg bist und ich nicht genau weiss, weshalb du gegangen bist. Wenn ich nicht weiss, wann ich wieder mir dir rechnen darf. Wer weiss, was du in Zukunft vorhast, ob du dich bei mir noch rarer machen willst, als das schon heute der Fall ist? Genug jetzt?! Alles klar? Also –: Zahlen bitte. Ciao! Bis zum nächsten Lohn... __// Aldo Clerici | [email protected] 15 thema Der Held findet die arme Schöne im iNdischeN kiNo GelteN aNdere massstäBe__ es war der klassische Schluss romantischer Filme: der reiche Held heiratet aus liebe die arme Schöne. diese unschuldigen Zeiten bringt bollywood dem foto: zvg //__Es ist die erlösende Schlussszene nach vier Stunden Film: Der Held jubelt und umarmt doch noch die Dorfschönheit. Ihre Konkurrentin, die reiche Engländerin, wendet sich enttäuscht ab. Es ist das genretypische Ende der Bollywood-Produktion «Lagaan»: Ein perfektes Happyend, bei dem die Guten gewinnen und die Liebenden über alle Hindernisse hinweg zueinander finden. Die bombastisch-kitschigen Filme aus der indischen Metropole Mumbai, dem früheren Bombay, galten lange als cineastisches Randgebiet. Die Produktionen waren in den europäischen Kinos kaum zu sehen – oder bloss unter Ausschluss der einheimischen Kinogänger: Im kleinen St.Galler «Kinok» mieteten in den Neunzigerjahren Inder aus Sri Lanka jeweils am Sonntag den Saal. Die Filme – samt den dazugehörenden Snacks – importierten sie auf verschlungenen Wegen selber. Gezeigt wurden die Streifen bloss ein einziges Mal, und sie zogen doch oft mehr Zuschauer an als das alternative «Kinok» mit seinem kritischen Programm in einer ganzen Woche. Der Siegeszug der DVD und des Heimkinos beendete allerdings diese Sonntagsmatinées. «bride and prejudice» ist eine bollywood-adaption von Jane austens romanvorlage. 16 Das indische Kino galt als zu exotisch, um im westlichen Kinomarkt Chancen zu haben – zumindest bis 2002. Dann lancierte der unabhängige Schweizer Verleih Trigon «Lagaan: Once Upon a Time in India» und landete damit einen Grosserfolg. Der Film dauert fast vier Stunden, und während der Hälfte der Zeit dreht sich die Handlung um einen Kricketmatch, ein Spiel, dessen Regeln in Mitteleuropa weitgehend unbekannt sind. Der Verleih sah sich veranlasst, zum Kinostart ein Begleitheft herauszugeben, in dem das komplexe Regelwerk der englischen Nationalsportart erklärt wurde. bollywood-boom «Lagaan» ist in Europa zum Bollywood-Markenzeichen geworden, obwohl der Schluss bereits nach wenigen Minuten absehbar ist und obwohl die Story immer wieder von minutenlangen Tanz- und Gesangsnummern unterbrochen wird, die der Handlung jegliches Tempo nehmen. Eigentlich alles klare Anzeichen dafür, dass «Lagaan» höchstens an Filmfestivals Beachtung finden könnte. Doch dann geriet die Premiere in Locarno zum Beginn eines Triumphzuges durch die Schweizer Kinos. Das Publikum auf der Piazza Grande harrte hingerissen auf den unbequemen Stühlen aus und wählte danach «Lagaan» zum besten Film des Festivals. Dies bedeutete den Durchbruch für das indische Kino in der Schweiz: Seither laufen hier regelmässig Bollywood-Produktionen wie etwa «Kabhi Khushi Kabhie Gham», «Devdas» oder aktuell «Dil Bole Hadippa!». Für die Filmindustrie in Mumbai sind die zusätzlichen Besucherzahlen allerdings kaum von Bedeutung. Geschätzt wird, dass inzwischen rund 500 Millionen Inder «Lagaan» gesehen haben. Eigentlich könnte die späte Entdeckung Bollywoods hierzulande erstaunen. Denn die Schweiz – genauer die idyllischen Berglandschaften – spielt seit den Sechzigerjahren in zahllosen Produktionen eine entscheidende Rolle. Einer der Gründe war, dass in den gebirgigen Landschaften von Kaschmir jahrelang aus politischen Gründen nicht gefilmt werden durfte. Die verschneite Schweizer Bergwelt wirkt für die indischen Zuschauer wohl genauso exotisch wie umgekehrt die Tanzszenen auf das Schweizer Kinopublikum. Die indischen Filmcrews sorgen indirekt dafür, dass die Schweiz inzwischen für zahlreiche indische Brautpaare zum Traumreiseziel für die Flitterwochen geworden ist. Die Tourismusdirektoren von Gstaad oder Grindelwald freuen sich darüber moneta #4 // 26. November 2009 foto: zvg Schweizer Kinopublikum zurück. der bollywood-Film «lagaan» ist im Westen zum markenzeichen eines Genres geworden. und sorgen dafür, dass in Hindi geschriebene Speisekarten vorliegen. Mit «Tandoori Love» gibt es auch einen Schweizer Film à la Bollywood, der sich allerdings nicht mit den opulenten Tanzszenen in den indischen Produktionen messen konnte. Bollywood-Anleihen prägten aber vor allem Danny Boyles «Slumdog Millionaire», der 2009 gleich acht Oscars erhielt. erinnerungen kommen hoch Wieso aber verzeihen wir den Bollywood-Filmen jenen Kitsch, der uns an einer Hollywood-Produktion so stört? Vielleicht ist es die Freude, einen Film ohne Schere im Kopf anschauen zu können. Es spielt keine Rolle, dass das Verhältnis zwischen Mann und Frau komplett anti quiert ist, dass die Dialoge teilweise platt, die Handlung unrealistisch, das Tempo schleppend und der Schluss absehbar ist. Die Filme bieten die Rückkehr zu einer cineastischen Unschuld, die das westliche Unterhaltungskino längst verloren hat. Die Bollywood-Produktionen erinnern an die Zeit der Musicals und romantischen Komödien, als die Stars noch Fred Astaire und Cary Grant, Ginger Rogers und Grace Kelly hiessen und man das Kino mit Tränen in den Augen verliess. Auch in der Schweizer Kino geschichte lassen sich Entsprechungen finden: bei den Gotthelf-Verfilmungen von Franz Schnyder mit ihrem vorprogrammierten Happyend zwischen Ueli und Vreneli. Die gleiche Sehnsucht nach Romantik erklärt auch den Erfolg der Verfilmungen der Romane von Jane Austen, die das Publikum scharenweise ins Kino locken. Folgerichtig kam 2004 mit «Bride and Prejudice» eine BollywoodAdaption von Austens «Stolz und Vorurteil» in die Kinos. Doch das nostalgische Erlebnis ist nur eine Erklärung: Bollywood-Filme bieten vor allem perfektes Kino, das unverblümt auf Emotionen setzt. Die langsame Erzählweise schafft die Nähe zum Helden, zur Heldin, Nebenfiguren erhalten Raum. Die Tanzszenen sind bildgewaltig choreo- grafiert, die Dekors üppig. Es sind Filme, die in einem indischen Dorfkino genauso funktionieren wie in Zürich. Sie sind vielleicht der Beweis für die universale Wirkung des Kinos, das quer durch alle Gesellschaften die gleichen Sehnsüchte befriedigt. Dieser Effekt hat allerdings auch Grenzen. Ein Teil des Schweizer Publikums goutiert die unrealistischen Geschichten vor allem, weil sie aus einem scheinbar exotischen Filmland und nicht aus den USA stammen. Das steht allerdings im klaren Widerspruch zur Bedeutung des indischen Kinos: Jährlich werden dort zwischen 800 und 1000 Filme produziert, deutlich mehr als in Hollywood. Jeden Tag werden zwölf Millionen Eintritte verkauft, und etwa zwei Millionen Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt in der indischen Filmindustrie.__// Andreas Kneubühler | [email protected] Liebe, Geld und Politik akn. Bollywood-Filme haben den Stempel des Romantischen, doch wichtige Streifen sieht das europäische Filmpublikum gar nie. Innerhalb des Bollywood-Schemas mit Happyend-Garantie spielt nämlich die Rahmenhandlung eine entscheidende Rolle. Sie ist im Kontext oft zeitgeistig angelegt und verursacht immer wieder politische Debatten. Ab und zu reagiert deshalb auch die Zensurbehörde. So löste etwa «Bis das Glück uns scheidet» eine heftige Diskussion über Ehebruch und Scheidungen aus. In «Khakee» spielt die ehemalige Miss World 1994 Aishwarya Rai die Hauptrolle. Auch hier finden wir Traumsequenzen auf blühenden Wiesen mit fliegenden weissen Tauben, und es entwickelt sich eine Romanze. Doch in der Handlung geht es um Terrorismus, den Konflikt zwischen Hindi und Moslems, um Korruption in höchsten Regierungskreisen. Die von Aishwarya Rai gespielte Figur entpuppt sich als Verräterin, die sogar einen der Helden erschiesst. Am Schluss siegt zwar die Gerechtigkeit, doch der Film bewegt sich meilenweit weg von den romantischen Produktionen, die es in die hiesigen Kinos schaffen. 17 kreditporträt foto: ecoservices iNserate Gestalten in der Altstadt. V.l.n.r: die partner von ecoservices: pietro Godenzi, eric dubouloz und carole Zgraggen linser. Wir verstecken unsere Haltung nicht. Zum Beispiel beim Thema erneuerbare Energien. Sicherheit für Mensch und Umwelt Wir geben visuellen Arbeiten ein Gesicht, damit Argumente für zukunftsweisende Techniken und soziale Projekte vermehrt Gehör finden. Wir denken und arbeiten vernetzt. Für Kampagnen, Konzepte und Texte ziehen wir bei Bedarf ausge wiesene SpezialistInnen bei. c.p.a. Clerici Partner AG Visuelle Gestaltung und Mediendesign Münstergasse 18a, 8001 Zürich, T: 044 252 97 79 mail@clericipartner.ch, www.clericipartner.ch Clerici Partner AG Die anDere DVD-eDition BRINGT EIN GREEN NEW DEAL DIE LÖSUNG? Von den Hintergründen der Multikrise zum wichtigsten Zukunftskonzept. Sichern Sie sich jetzt ein Exemplar: 044 277 70 00 [email protected] www.evb.ch/gnd Die erste adresse für herausragende Filme und DVDs aus Süd und ost www.trigon-film.org telefon 056 430 12 30 18 moneta #4 // 26. Novmember 2009 Alternative_Bank_DVD_Ins_103x137.indd 1 7.9.2009 14:16:53 Uhr Écoservices, carouGe__die mitarbeitenden der Genfer umweltengineering-Firma ecoservices sorgen seit über zehn Jahren für arbeitssicherheit auf baustellen und für eine saubere umwelt. im unternehmen selbst gelten hohe soziale und ethische Wertmassstäbe. //__Ein paar Schritte vom Marktplatz von Carouge bei Genf entfernt arbeitet Ecoservices in einem umgebauten Industriegebäude. Ein Kredit der ABS über 100 000 Franken ermöglichte die Renovation, mit der die alten Industriehallen in helle, moderne Büros verwandelt wurden. «Engineering, Umwelt Sicherheit», so beschreibt das 1998 als Pionierbetrieb gegründete Unternehmen seine Arbeitsfelder im Untertitel. Im Laufe der gut zehnjährigen Entwicklung hat Ecoservices immer wieder neue Leistungen angeboten. Begonnen hatte man mit der Übernahme von Mandaten zur Koordination von Sicherheitsfragen auf Baustellen. Es werden Audits durchgeführt, die garantieren sollen, dass die Arbeitnehmenden auch bei der Ausführung gefährlicher Arbeiten möglichst gut geschützt sind. Die saubere Entsorgung von Abfällen oder den Abtransport von belasteten Böden organisieren die Ingenieure ebenso wie die Klärung von Baustellenabwässern. Und sie rechnen auch CO 2-Bilanzen aus. Dann wurde man immer mehr mit der Asbestproblematik konfrontiert. Weil es in der Schweiz keine Ausbildung für Asbestsanierungen gab, schickte Ecoservices die Mitarbeitenden zur Schulung ins Ausland und bietet nun seit drei Jahren selber entsprechende Kurse an. Die Ingenieure aus Genf führten auch als Erste den «Phazir» ein, ein tragbares Asbestmessgerät, das es ermöglicht, die Zahl der Proben um 20 Prozent zur reduzieren. Heute erzielt Ecoservices rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes von zwei Millionen Franken im Feld der Baustellensicherheit und je 40 Prozent im Umweltbereich und mit Asbestsanierungen. Die Mitarbeitenden sind im technischen Umweltschutz tätig. Die drei leitenden Köpfe sind alle auch Aktionäre: Pietro Godenzi, Carole Zgraggen Linser und Eric Dubouloz. Als im Jahr 2008 Ecoservices neue Räume brauchte, wandten sich die Verantwortlichen an die ABS. Hier gab es einen Renovationskredit, der innert zehn Jahren zu amortisieren ist. Bei dieser Gelegenheit wechselte das Unternehmen auch mit einem Kontokorrent zur ABS. «In einem Betrieb wie unserem ist die Bank ein enger Partner, und die Tatsache, dass die ABS die gleichen Werthaltungen verfolgt wie wir, freut uns. Zusätzlich profitieren wir von einem interessanten Zinssatz, weil wir im Umweltbereich aktiv sind», sagt Carole Zgraggen Linser, die administrative Leiterin. Sie schätze auch die persönliche Beratung und die immer gleiche Ansprechperson der Bank. «Wir wären schon früher zur ABS gekommen, aber 2002, als wir uns dies zum ersten Mal überlegten, beurteilten wir die Bank noch als zu schwachen Partner», blendet sie zurück. Niemand arbeitet mehr als 80 prozent Ecoservices hat sich als Unternehmen Nachhaltigkeit und Ethik ins Leitbild geschrieben. Nachgelebt wird dem unter anderem mit dem Anschluss an die Pensionskasse Nest, die ethische Grundsätze verfolgt. Und auffallend ist, dass hier alle Mitarbeitenden höchstens 80 Prozent, also bloss an vier Wochentagen, arbeiten. Mit organisatorischen Massnahmen bietet Ecoservices der Kundschaft dennoch an allen fünf Arbeitstagen seine Dienstleistungen an. Kompetente und informierte Ansprechpartner sind immer verfügbar. «Wir versuchen, so viel Sachkompetenz wie mög- lich anzubieten», erklärt Carole Zgraggen Linser den Grundsatz. Das sei für die Ingenieure zuerst einmal interessant, doch vor allem erleichtere es ihnen die konkrete Organisation auf der Baustelle. Weiterbildung hat hohen Stellenwert Dabei sorgt Ecoservices dafür, dass die eigenen Mitarbeitenden gut ausgebildet sind und sich auch ständig weiterbilden. Sowohl interne wie externe Kurse tragen zur Arbeitszufriedenheit bei. Man kennt kaum Absenzen: Diese liegen bei 1,9 Prozent im Vergleich zu 3,2 Prozent im Schweizer Durchschnitt. Auch Kündigungen seien äusserst selten – ein gutes Zeugnis für das Betriebsklima. Die 18 Mitarbeitenden, darunter ein Ingenieur, der sich um die Nachbarkantone Waadt und Wallis kümmert, sowie ein Mitarbeiter in Frankreich, sind jung: Das Durchschnittsalter liegt unter 40 Jahren. Die Kompetenzen der Mitarbeitenden, die sie dank des 80-Prozent-Pensums am Arbeitsplatz auch im Familienleben oder in Sportvereinen entwickeln können, seien für das Unternehmen nützlich, stellt Carole Zgraggen Linser fest. Und sie weist darauf hin, dass sich unter den Kolleginnen und Kollegen, die auf der Baustelle die Sicherheit kontrollieren, auch ein Sporttrainer befindet, dass sich viele auch in der Freizeit für eine bessere Umwelt engagieren, dass ein anderer Mitarbeiter in seiner Freizeit als Kapitän tätig ist oder ein Kollege ein humanitäres Projekt zum Laufen bringt. «Berufsleute eben, mit einer Ader für das Menschliche.»__// Cathy Savioz | [email protected] Übersetzung: moneta 19 abs-seite Für das Jahr 2009 gelten folgende Maximalbeiträge für die Säule 3a: – CHF 6566.– für Erwerbstätige, die einer Pensionskasse angeschlossen sind, oder – 20 % des AHV-pflichtigen Einkommens, jedoch maximal CHF 32 832.– für Erwerbstätige, welche keiner Pensionskasse angehören Damit Ihre Einzahlung für das Steuerjahr 2009 in Abzug gebracht werden kann, muss sie bis spätestens am 29. dezember 2009 bei uns eingetroffen sein. Da der Zahlungsverkehr in verschiedenen Banken und bei der Post vor Jahresende häufig mehr Zeit beansprucht, empfehlen wir Ihnen, Ihre Überweisung bis spätestens 15. dezember 2009 zu tätigen. Öffnungszeiten über die Feiertage In der Weihnachtswoche bleibt die Bank ab Donnerstag, 24. Dezember 2009, 12 Uhr, geschlossen. In der Neujahrswoche ist die Bank ab Donnerstag, 31. Dezember 2009, 12 Uhr, geschlossen. Die Mitarbeitenden der ABS wünschen dem Aktionariat und allen Kundinnen und Kunden friedliche, heitere Feiertage und einen guten Jahreswechsel. Wir ziehen um! Neue postadresse ab 30. November 2009: Alternative Bank Schweiz AG Amthausquai 21 Postfach 4601 Olten Telefonnummern und E-Mail-Adressen bleiben gleich. Am Freitag, 27. November, bleibt die ABS geschlossen. 20 Vorankündigung Samstag, 8. mai 2010, olten 19. ordentliche Generalversammlung der alternativen bank Schweiz mit Jubiläumsfest Die Generalversammlung 2010 steht ganz im Zeichen des 20. Geburtstages der ABS und des neuen Hauptgebäudes der Bank. Sie findet morgens im Stadttheater Olten statt. Anschliessend sind Aktionärinnen, Aktionäre, Gäste und Öffentlichkeit zum Strassenfest vor dem neuen ABS-Hauptsitz eingeladen. Kultur, Information, Verpflegung und natürlich Führungen im ABSHaus dürfen Sie sich nicht entgehen lassen! Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten rechtzeitig eine persönliche Einladung mit Talon zur Anforderung der Unterlagen mit einer Zutrittskarte und einer Vollmacht für eine allfällige Vertretung. Die Einladung zur Generalversammlung mit der detaillierten Tagesordnung wird am 10. April 2010 verschickt. Ak tionärinnen und Aktionäre werden auf die folgenden statutarischen Fristen hingewiesen: – Kandidatinnen und Kandidaten, die vonseiten der Aktionärinnen und Aktionäre an der Generalversammlung zur Wahl in die Ämter vorge- schlagen werden möchten, müssen dem Verwaltungsrat bis spätestens am 8. März 2010 (Poststempel) gemeldet werden. Kandidaturen, die nach dem 8. März 2010 gemeldet werden, können nur berücksichtigt werden, wenn sie vom Verwaltungsrat vorgeschlagen werden. – Anträge aus dem Aktionariat müssen ebenfalls bis am 8. März 2010 (Poststempel) schriftlich dem Verwaltungsrat eingereicht werden. Traktandiert werden können ausschliesslich Angelegenheiten, die gemäss Art. 9 der ABS-Statuten in die Zuständigkeit der Generalversammlung fallen. ABS E-Banking bald neu mit SMS-Code Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht bittet alle Banken um die folgende Mitteilung an die Kundschaft: Bei Wertschriftentransaktionen können Daten über Auftraggeber und Empfänger ins Ausland gelangen und dort verarbeitet und gespeichert werden. Die entsprechenden Systeme unterstehen strengen Datensicherheitsstandards, nicht jedoch dem schweizerischen Datenschutz. Sollten Sie Fragen in diesem Zusammenhang haben, können Sie sich bei Ihrem Kundenberater erkundigen oder die Informationen der Schweizerischen Bankiervereinigung konsultieren (www.finma.ch > Aktuell > Mitteilung 3/2009) Anfang 2010 wird das ABS E-Banking noch einfacher und sicherer. Auf Wunsch ist dann anstelle der heutigen Streichliste der Zugangscode über das eigene Mobiltelefon erhältlich. Es ist auch möglich, mit diesem System Zahlungsvorgänge zu überwachen. Die Details über das Angebot und die Zugangsbedingungen erhalten E-Banking-KundInnen direkt im Januar 2010. Einzahlungen zum Jahresende Regelmässig berichten die Medien über ausgeklügelte Methoden, mit denen Kriminelle sich Zugang zu den persönlichen Daten von Kredit- oder Maestrokarten-NutzerInnen verschaffen. So werden zum Beispiel Magnetstreifen mit eigens konstruierten, selbst angebauten Vorsatzgeräten auf Geldautomaten kopiert, die CodeEingabe wird gleichzeitig mit einer kleinen Kamera gefilmt oder versteckt beobachtet. Auch das Lesegerät an der Eingangstür zu einem Geldautomatenraum kann manipuliert sein. Umgehend werden die betreffenden Konten dann mit einer «nachgebauten» Karte geplündert, meist im Ausland. Solche Schäden sind nicht versichert und müssen von der Inhaberin oder dem Inhaber der Karte selber getragen werden. ABS-KundInnen waren bisher in zwei Fällen Opfer solcher Straftaten. Es lohnt sich, im Umgang mit Maestro- und Kreditkarten einige einfache Regeln zu beachten: Schriftliche Zahlungsaufträge, die bis Ende 2009 erledigt sein sollen, müssen spätestens am 23. Dezember bei der ABS eintreffen. Bitte beachten Sie, dass auch die Post über die Feiertage stark belastet ist – eine frühzeitige Aufgabe Ihres Zahlungsauftrages erspart Ärger und Unsicherheiten. Rund hundert Personen verfolgten die Geldgespräche 2009 in der stimmungsvollen Halle Querfeld in Basel, im ehemaligen Industrieareal Gundeldinger Feld. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, ob die Förderung erneuerbarer Energien durch den gleichzeitigen Ausbau der Atomstromerzeugung mitsamt Pumpspeicherung sinnvoll ergänzt oder eher absichtsvoll behindert wird. Nach einem aufrüttelnden Einstiegsreferat von Solarpionier und ABS-Kreditnehmer Josef Jenni diskutierten hochkarätige Gäste über die Zukunft der Stromversorgung in der Schweiz: Sabine von Stockar (SES), Susan Boos («WOZ», Leitung), Manfred Thumann (Axpo AG), Josef Jenni (Jenni Energietechnik) und ABS-Verwaltungsratspräsident Eric Nussbaumer. Unmittelbarer Anlass für die Gespräche zu diesem Thema war der Umstand, dass einzelne von der ABS geförderte Kleinwasserkraftwerke im Zuge von Nachfolgeregelungen in den Besitz von grossen Energieunternehmen, die Atomstrom produzieren, übergegangen sind. Referat und Diskussion sind als Audiodatei auf www.abs.ch aufgeschaltet und können nachgehört werden. Der ABS-Vogel im neuen Federkleid das von clerici partner aufgefrischte abS-logo. Die an der GV 2009 beschlossene Änderung der Firmabezeichnung in «Alternative Bank Schweiz AG» und der Adresswechsel der ABS erforderten Anpassungen unseres Briefkopfes und Logos. Es war schnell klar, dass die ABS ihrem eleganten Vogel die Treue hält. Etwas kräftiger schwingt er seine Flügel auf dem aufgefrischten Logo, das nun auch selbstbewusst den Zusatz «Schweiz» trägt. Der landesweite Anspruch ist für die ABS von jeher wichtig. Ab dem 1. Dezember 2009 wird das neue Logo eingesetzt. oben, von links nach rechts: Susan boos (redaktionsleiterin «WoZ»), Solarpionier Josef Jenni, manfred thumann (ceo axpo aG). mitte: begrüssung durch Geschäftsleitungsmitglied edy Walker. unten: apéro – für Gesprächsstoff war gesorgt. moneta #4 // 26. November 2009 – Schirmen Sie Ihre Code-Eingabe mit der freien Hand ab. – Beziehen Sie Geld während der Öffnungszeiten an Automaten, die sich innerhalb von Bankräumlichkeiten befinden. Das gilt vor allem für Bezüge im Ausland. – Meiden Sie Automaten mit improvisiert wirkenden Tastaturen, Kratz- oder Hitzespuren. – Lassen Sie Ihre Karte unverzüglich sperren, wenn sie Ihnen abhanden kommt – auch dann, wenn Sie in einem Automaten stecken bleibt. – Befolgen Sie keine improvisiert angebrachten Anweisungen auf Geldautomaten (z. B. Aufforderung zu doppelter Code-Eingabe). – Geben Sie keiner unbekannten Person Ihren Code bekannt, auch nicht am Telefon oder in einer E-Mail. Ihre Bank wird solche Daten von Ihnen nie auf diesem Weg erfragen. Wind, Wasser und Sonne contra Atom: Spannende ABS-Geldgespräche Ihre Fragen zur ABS-Generalversammlung beantworten wir Ihnen gerne. Sie erreichen uns mit E-Mail unter [email protected], per Post (Alternative Bank Schweiz AG, Postfach, 4601 Olten) oder telefonisch auf 062 206 16 16. FINMA-Mitteilung zum Datenschutz Maestro-Karte: Vorsicht, Datenklau! fotos: heiner Grieder Wenn Sie diese Zeilen lesen, bleibt Ihnen nur noch wenig Zeit, vor dem Jahreswechsel eine Einzahlung auf Ihr ABS 3-Vorsorgekonto vorzunehmen. Wir bitten Sie, einen allfälligen Vergütungsauftrag bald abzuschicken. foto: fotalia Bis 15. Dezember auf das ABS 3-Vorsorgekonto einzahlen! abs-seite Während des Jubiläumsjahres 2010 wird es mit diesem Zusatz ergänzt. 21 abs-seite kleinanzeigen Zum Jubiläum ein neues Haus Eng war es geworden im früheren Wohnblock an der Leberngasse in Olten, in dem die ABS immer mehr Platz beanspruchte. Fast achzig Mitarbeitende brauchen Arbeitsplätze, das Wachstum ist seit Jahren ungebremst – seit der Bankenkrise erst recht. Als das Haus des ehemaligen Walter-Verlags in Olten zum Verkauf stand, entschied sich der Verwaltungsrat deshalb zu einem mutigen Schritt. Die Bank investiert 14 Millionen Franken (Kauf und Umbau) in den neuen Hauptsitz. Doch ein Verlagsgebäude in eine Bank mit allen Sicherheitsanforderungen umzubauen, ist keine Kleinigkeit. «Hier diese Türe und die andere da draussen, die gehören zum Sicherheitskonzept, doch davon weiss ich offiziell nichts, und wenn ich es wüsste, würde ich schweigen», sagt Ilse Sewer, seit 15 Jahren Bauleiterin des Planungs- und Architekturbüros Metron bei der Besichtigung mit einem verschmitzten Lachen. So genau wollen wir es aber gar nicht wissen. Eine Konsequenz der Sicherheitsvorschriften sehen die Kundinnen und Kunden: Der Zutritt zur Schalterhalle im Erdgeschoss ist vom Zugang zu den Büros und zu den fremdvermieteten Räumen getrennt. Nachhaltig umgebaut Geplant hat den Umbau die Metron AG – Pionierin des nachhaltigen Bauens. Bestehende Gebäudeteile blieben soweit möglich erhalten. Man entdeckt vor allem in der obersten Etage noch den einen oder anderen alten Balken des wuchtigen Daches. Dieses wurde mit Zellstoff hoch isoliert. Im obersten Stock findet sich aber nicht etwa die Teppichetage der Bankleitung. Hier treffen wir auf die dem Personal zugängliche Cafeteria, Sitzungs- und Veranstaltungsräume und zwei Terrassen. Zu den strukturellen Änderungen des Hauses gehört ein neuer Anbau auf der Westseite, dessen Glasfassade viel Licht in die Büros bringt. Zwei frühere Treppenhäuser wurden abgebrochen. Dafür macht eine neue, farbig gestaltete Erschliessung mehrere Wege durchs Haus möglich, und der behindertengerechte Lift erschliesst das Gebäude auch Rollstuhlfahrenden. Die ABS prüft bei jeder Hypothek, die sie vergibt, ob sie für nachhaltiges Bauen verwendet wird. Diese strengen Massstäbe gelten auch für den eigenen Hauptsitz. Deshalb wurde die Gebäudehülle in den wesentli22 foto: Patrick lüthi die abS wird demnächst 20 Jahre alt – und sie ist umgezogen. am amthausquai 21, am aareufer gleich gegenüber dem oltner bahnhof, leuchtet nachts vom mächtigen Gebäude das Wort «alternative». das frühere Haus des Walter-Verlags ist zum banksitz mit Schalterhalle geworden. DIENSTLEISTUNGEN FERIEN / REISEN / ERHOLUNG www.naturbaustoffe.ch Isolationen: Kork, Flachs, Cellulose, Schafwolle. Naturputze + Farben: Kalk, Lehm. Bio-Dämmung + Entfeuchtung, Elektrosmog-Abschirmung. HaGa aG, rupperswil Tel. 062 897 41 41 Spanien: Gemütliches Haus (18. Jh.) in schönem Dorf im Landesinnern. Kein Massentourismus. Baden in Flüssen. 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Hier musste die Ästhetik hinter die Energieeffizienz zurücktreten. Beim Innenausbau wurde darauf geachtet, dass möglichst wenig graue Energie in den Materialien steckt. Die Lehmbauplatten werden aus natürlichen Materialien hergestellt und regulieren das Raumklima optimal. Akustikdecken schaffen in den Grossraumbüros die nötige Ruhe. Eingerichtet wurde das Haus mit dem bisherigen Büromobiliar. Die Böden bestehen aus geschliffenem Anhydrit, eigentlich bloss ein Unterlagsboden, in den die Bodenheizung verlegt ist. Diese wird von Erdwärmesonden geheizt, die dem Grundwasser Energie entziehen. Die Besprechungszimmer sind als einfache Glaskabinen gestaltet, die am Treppenhauskern angedockt sind. Der Umbau muss dem strengen Standard «Minergie-P eco Umbau» und den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft entsprechen. Dies ist nur mit einer Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung zu erreichen. Zusätzlich mit einer Photovoltaik-Anlage selber Strom zu produzieren, liegt allerdings wegen der ungünstigen Ausrichtung des Gebäudes nicht drin (Ausnahme: Die Kunst am Bau). Im Gegenzug verzichtet das Haus aber auf eine zentrale Warmwasseraufbereitung. Die Toiletten werden mit Regenwasser gespült. Die früheren Öltanks sind zu Wasserspeichern umgenutzt. Selbstverständlich wird auch die Beleuchtung energieeffizient ausgelegt und mit Bewegungsmeldern geregelt. Drucker und Kopierapparate sind in besonders belüfteten zentralisierten «Service-Points» untergebracht. Auch Elektrosmog wird kein Thema sein, dafür sorgen optimal verlegte Kabel. Funktelefone gibt es im neuen Hauptsitz nicht mehr. Die Mitarbeitenden sind nun wieder an die Strippe «gefesselt». Sonnenenergie speist leuchtschrift Dass die Alternative Bank Schweiz mit einem Standort bloss 300 Meter vom Bahnhof entfernt ihren Mitarbeitenden und KundInnen keine Parkplätze, aber genügend gedeckte Veloabstellplätze zur Verfügung stellt, versteht sich hier von selbst. Das Tüpfelchen auf dem «i» aber ist die Beschriftung. Auf der Fassade steht schlicht «Bank», doch oben auf dem Dach sind rote «Kästen» montiert. Sie sind das Werk des 1961 geborenen Künstlers und Kurators Stefan Banz. Er hat Paneele entworfen, die sich mit der Sonne drehen. Jedes Element speichert für sich genug Energie, um sich zu drehen und am Abend einen Buchstaben leuchten zu lassen – Buchstaben, die den Zusatz, den Anspruch und den Denkanstoss der Bank weithin sichtbar machen: Alternative. gesund wohnen – klimagerecht sanieren. www.hjh-biobau.ch natürlich – solar – persönlich Hannes Heuberger, seit 1980 Arch./Baubiol. Tel. 031 829 22 33 berN-Kalender, der in der schmucken Dose. 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November 2009 23 persönlich Mehr Lohn, weniger Geld falsche suBveNtioNsreGelN __Viele doppelverdienerpaare stellen erstaunt fest, dass die Kosten für die Kinderkrippe das zusätzlich erzielte einkommen zu einem grossen teil wieder auffressen. monika bütler, professorin an der universität St.Gallen, ist den Gründen dieses phänomens nachgegangen. monika bütler, Sie haben in einer Studie für die Westschweizer Kantone nachgewiesen, dass in gewissen Fällen zusätzliche erwerbsarbeit das Familieneinkommen verschlechtern kann. monika bütler foto: hannes thalmann Monika Bütler: Wenn ein Paar mit Kindern seine Erwerbstätigkeit steigert, dann steigen auch die Kosten für familienergänzende Kinderbetreuung. Die Krippensubventionen werden mit zunehmendem Einkommen geringer und fallen im mittleren bis mittelhohen Einkommensbereich ganz weg. Dazu kommt die Steuerprogression. Diese beiden Faktoren führen in gewissen Situationen dazu, dass sich zusätzliche Erwerbsarbeit sogar negativ auf das verfügbare Einkommen auswirkt. also sind Familien besser bedient, wenn die mütter zu Hause bei den Kindern bleiben? Oder die Väter! Aber in der Realität sind fast immer Frauen die «Zweitverdienerinnen». Eine zusätzliche Erwerbstätigkeit im kleinen Rahmen kann sich durchaus auszahlen. Ein doppeltes Einkommen lohnt sich zudem bei sehr tiefen oder bei sehr hohen Löhnen. und wie steht es um die mittleren einkommen? Die Erwerbsquote der Mütter ist in der Schweiz zwar hoch, aber der Erwerbsumfang hält sich auf tiefem Niveau, gerade im Mittelstand. Für eine gut qualifizierte Tätigkeit ist jedoch ein Arbeitspensum von 60 Prozent das Minimum. Eine Führungsposition ist unter einer 80-Prozent-Anstellung kaum zu bewältigen. Doch ausgerechnet hier setzt der negative Effekt der Krippensubvention ein: Gut ausgebildete Frauen werden dafür bestraft, wenn sie ihr Arbeitspensum auf ein Niveau steigern, das ihren Qualifikationen entspricht. Schon wieder trifft es den mittelstand. Dem Mittelstand geht es heute besser als vor dreissig Jahren. Was mich stört, ist die Tatsache, dass sich Arbeit in bestimmten Konstellationen nicht auszahlt, sondern – im Gegenteil – bestraft wird. Oder anders ausgedrückt: Der mehr arbeitende Mittelstand ist kaum besser gestellt als der wenig arbeitende. Das hat mit einer Subventionspolitik zu tun, die durch perverse Anreize die Erwerbsarbeit unattraktiv macht. Ironischerweise sind es gerade diejenigen Frauen, welche der Staat mit 24 hohen Kosten ausgebildet hat, die aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden und so zu erheblichen Steuerausfällen beitragen. ist Familienarbeit weniger wertvoll? Nein, ich mache sie ja auch. Wenn Frauen ihre Kinder selber betreuen wollen, sollen sie dies auch tun dürfen. Nur sollte eine schlecht durchdachte Sozialpolitik Frauen nicht daran hindern, ihre beruflichen Fähigkeiten umzusetzen. Weshalb arbeiten überhaupt so viele mütter, obwohl es sich finanziell kaum lohnt? Tatsache ist, dass gerade Mütter mit guten beruflichen Qualifikationen und mittleren Einkommen nur in Ausnahmefällen 60 Prozent und mehr arbeiten. Sie verhalten sich damit im ökonomischen Sinn rational, weil oberhalb dieser Grenze die zusätzlichen Kosten für die Kinderkrippe den Zusatzverdienst wieder zunichtemachen. Allerdings spielt nicht nur der kurzfristige finanzielle Nutzen eine Rolle. Auch die Befriedigung bei der Arbeit und die Erhaltung der beruflichen Qualifikationen sind wichtige Motive. Was tun, damit die Situation ändert? Subventionen für Krippenplätze dürfen nicht länger ans steuerbare Einkommen geknüpft ist Direktorin des Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung (SEW) und Professorin für Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG). Davor war sie Professorin an der holländischen Tilburg University sowie der Universität Lausanne. Sie war Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Konjunkturfragen und Beraterin der Weltbank. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozialversicherungen, Arbeitsmarkt und Informationsökonomik. Monika Bütler ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Söhne. werden, denn auf diese Art werden diejenigen belohnt, die wenig verdienen, weil sie wenig arbeiten. Wenn schon subventioniert wird, dann muss das erzielbare Einkommen oder der Stundenlohn als Basis genommen werden. Wer sich dann trotz abgeschlossenen Studiums und guter Aussichten auf dem Arbeitsmarkt dafür entscheidet, seine Erwerbstätigkeit zu reduzieren, hat keinen Anspruch auf verbilligte Krippenplätze. In der Romandie ist dies teilweise bereits der Fall. Ab dem Alter von vier Jahren wünschte ich mir flächendeckend Tagesschulen. Sie wollen also die Kinder lieber vom Staat grossziehen lassen als von ihren eltern ... Nein, auch mit Tagesschulen ziehen die Eltern die Kinder gross – wie dies in fast allen Ländern der Fall ist. Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie führt aber dazu, dass gut ausgebildete Frauen entweder ihr Potenzial nicht ausschöpfen können oder auf Kinder verzichten. Das nützt weder der Wirtschaft noch den Familien etwas. Ich bin überzeugt, dass sich die Freude an meinem Beruf dank einer guten Betreuung der Buben positiv auf das Familienleben auswirkt. Interview: Anna Sax | [email protected] moneta #4 // 26. November 2009