Unterschiede im Interesse an und in der Einstellung zur Mathematik
Transcription
Unterschiede im Interesse an und in der Einstellung zur Mathematik
Regina Strigel Mengen, 19.04.2009 Ist die Koedukation der geeignete Weg zur Vermittlung von Mathematik und Naturwissenschaften für Mädchen? Schriftliche Seminararbeit im Seminarkurs „Bildung“ von Frau Hess und Herrn Dehne an der Liebfrauenschule Sigmaringen im Schuljahr 2008/09 Inhaltsverzeichnis I. Einleitung Meine Seminarkursarbeit zum Thema „Ist die Koedukation der geeignete Weg zur Vermittlung von Mathematik und Naturwissenschaften für Mädchen?“ soll klären, inwieweit der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen in den Naturwissenschaften und Mathematik für die geschlechtsspezifischen Unterschiede in diesen Fächern verantwortlich gemacht werden kann. Obwohl schon seit Beginn der 70er Jahre der gemeinsame Unterricht von Mädchen und Jungen in der ganzen Bundesrepublik praktiziert wird, werden immer wieder Stimmen in der Politik laut, wie die unserer Bildungsministerin Annette Schavan, die für einen getrennten Unterricht in Mathematik und den Naturwissenschaften plädieren, um die Mädchen besser fördern zu können. „Immer noch interessieren sich viele Mädchen mehr für Sprachen, die Künste und Biologie.“1 Das müsse sich endlich ändern.2 Doch was ist der Grund für die geringere Beteiligung und die schlechtern Leistungen der Mädchen in Mathematik und den Naturwissenschaften? Und lassen sich diese Unterschiede nur im koeduaktiven Unterricht festmachen? Als Beispiel für ein naturwissenschaftliches Fach, um das es sich neben Mathematik in meiner Arbeit dreht, habe ich mich für das Fach Physik entschieden, da Chemie und Biologie als Fächer mit geschlechtneutralen bis hin zu frauenfreundlichen Leistungsunterschieden gelten, auch gibt es zu diesen beiden Fächern keine heftigen Diskussionen über die mangelnde Beteiligung von Schülern. Ganz im Gegenteil zu Physik, welches als Jungenfach gilt.3 In meiner Arbeit wird es hauptsächlich um Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gehen, da im Hinblick auf die geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied in Mathematik und Physik mit wachsendem Bildungsanspruch eine zunehmende durchschnittliche Überlegenheit des männlichen Geschlechts festgestellt werden kann. So lassen sich am Gymnasium deutlichere geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen als an der Hauptschule.4 Im ersten, dem theoretischen Teil meiner Arbeit beschäftige ich mich näher mit den Gründen für geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Fächern Mathematik und Physik. Ein Überblick über die historischen Hintergründe der Bildungsgeschichte soll klären, warum 1 Vgl. http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=8921636&top=SPIEGEL, Stand: 07.06.09 Vgl. ebd. 3 Vgl. Stürzer, M., Roisch, H., Hunze, A.& Corneließen, W.(2003): Geschlechterverhältnisse in der Schule. Leske+Budrich, Opladen, S. 30 4 Vgl. Neubrand, M. (2004): Mathematische Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutschland (Vertiefende Analyse im Rahmen von Pisa 2000), Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, S. 82 2 1 und wie es überhaupt zum gemeinsamen Unterricht von Mädchen und Jungen kam. Darauf werden kurz die Vor- und Nachteile, die die Koedukation mit sich bringt erörtert. Ab dem nächsten Abschnitt gehe ich auf die Beziehung der Mädchen zur Mathematik und den Naturwissenschaften ein, indem ich aufzeige, welche Rolle früher und welche Rolle heute die Naturwissenschaften und Mathematik im Leben der meisten Mädchen und Frauen spielt. Ich suche nach möglichen Gründen für die geschlechtsspezifischen Unterschiede sowohl im Interesse, das die Mädchen der Mathematik und Physik entgegenbringen, als auch für die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in der Leistung in diesem Bereich. Es soll geklärt werden, inwieweit der Mathematik- und Physikunterricht den Mädchen gerecht wird und inwieweit sich Jungen und Mädchen gegenseitig aber auch Lehrerinnen und Lehrer vor allem die Schülerinnen in diesen Fächern beim Lernen fördern oder einschränken. Auch biologische Erklärungsversuche für Leistungsunterschiede werden nicht außer Acht gelassen. Um den Problemen, die der koedukative Unterricht aufwirft entgegen zu wirken, behandle ich im letzten Abschnitt des ersten Teils meiner Seminarkursarbeit mögliche Lösungsansätze. Im zweiten Teil meiner Arbeit möchte ich anhand von aktuellen Ergebnissen herausfinden, in welchem Maß sich Mädchen und Jungen in ihrer Einstellung und Leistung in den Fächern Mathematik und Physik überhaupt unterschieden. Dabei soll mir eine Umfrage zum Thema Mathematik- und Physikunterricht an der Liebfrauenschule und am Mädchengymnasium Wald weiterhelfen. Ich erhoffe mir durch diese Umfrage vor allem Informationen über die Leistungs- und Interessensunterschiede der Schülerinnen eines geschlechtergetrennten und eines geschlechtergemischten Unterrichts, um herauszufinden, ob geschlechtsspezifische Unterschiede in gleicher Weise an einer monoedukativen Schule bestehen. Mein Ziel ist es herauszufinden, zu welchem Anteil der keodukative Unterricht für die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in Mathematik und Physik verantwortlich gemacht werden kann, um letztendlich beantworten zu können, inwieweit die Koeduaktion der geeignete Weg zur Vermittlung von Mathematik und Physik ist. II. Die Koedukation 2 1. Definition: Koedukation Das Wort Koedukation kommt vom lateinischen Wort „co-educare“ (zusammen erziehen) und bezeichnet die gemeinsame und gleiche Erziehung von Mädchen und Jungen. Selbstbewusstsein zu entwickeln, die eigenen Potenziale zu entdecken und auszubauen, sich zu erproben und enge Geschlechtergrenzen zu überwinden, sind Ziele einer geschlechtergerechten koedukativen Schule.5 2. Die historischen Entwicklung der Koedukation Obwohl die Koedukation erst Mitte des 21. Jahrhunderts tatsächlich in Deutschland eingeführt wurde, begann die Debatte um die Einführung schon mit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Um die Beweggründe für die Forderung der Koedukation zu erkennen, darf man die historischen Ereignisse nicht außer Acht lassen. Sie verdeutlichen, warum die Diskussion um die Gestaltung von Schulunterricht für Jungen und Mädchen an Bedeutung gewann.6 2.1 Die Aufgabenteilung der Geschlechter in der Gesellschaft des 19. Jh. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland die Forderung nach Gleichbehandlung immer stärker. Die Menschen richteten sich nach dem Vorbild der französischen Revolution, die Ende des 18.Jahrhunderts in Frankreich große Freiheitsbestrebungen hervorgebracht hatte, die bis ins Deutsche Reich hinein spürbar waren. Man erstrebte die persönliche Freiheit und die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz. Mit der Idee von der Gleichheit aller Menschen, fing die Bevölkerung an, über die herrschenden hierarchische Beziehungen und Abhängigkeiten nachzudenken. Auch die Frage nach der Gleichheit von Mann und Frau kam auf.7 Denn in den Gesellschaftsformen des 19. Jahrhunderts bestanden unterschiedliche Vorstellungen über Beschaffenheit und Bedeutung der verschiedenen Geschlechter und eine deutlich erkennbare Aufgabenteilung zwischen Frau und Mann. 5 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 47 Vgl. Kreienbaum, M. und Urbanika, T (2006): Jungen und Mädchen in der Schule-Konzepte der Koedukation, Cornelsenverlag, Berlin, S. 12 7 Vgl. ebd. S. 12 ff. 6 3 Schon seit der Entstehung des Bürgertums und der Formierung der bürgerlichen Kultur wird ein deutlich erkennbarer Unterschied zwischen Frau und Mann gemacht. Dieser ist begründet in der Organisationsform des bürgerlichen Staats. Der Staat strukturiert seine Gesellschaft unter anderem durch die unterschiedliche Behandlung der Geschlechter, indem er zum Beispiel Frauen andere Rechte und Aufgaben zuweist als Männern.8 Die Rollenzuweisung von Frau und Mann war nicht nur durch „Konventionen und Sitte“ 9 sondern auch gesetzlich geregelt.10 Dies lässt sich gut an dem typischen Rollenbild einer im 19. Jahrhundert lebenden Frau aufzeigen, welches teilweise auch heute noch anzutreffen ist: „Die Dreifache Bestimmung der Frau als Hausfrau, als Gattin eines Mannes und Mutter seiner Kinder, ihre grundsätzliche Unterordnung unter seine Hausmacht“11 darüber hinaus „ihr Ausschluss aus der Bildung, der Öffentlichkeit, der politischen Teilhabe und der Arbeitswelt.“12 Auch das entsprechende Bild des Mannes, der allein die Verantwortung trug und Entscheidungen traf, dürfte uns nicht unbekannt sein.13 Man war der Meinung, die Frau tendiere schon auf Grund ihrer psychischen Verfassung eher dazu, sich lieber mit dem Einzelnen zu beschäftigen und sich von der Allgemeinheit abzuwenden. Folglich wurden ihr die häusliche Umgebung als Tätigkeitsfeld und ihre geschlechtertypische Rolle als Hausfrau zugeschrieben. Die Natur des Mannes sah man im Gegensatz zu der, der Frau in öffentlichen Angelegenheiten, der Wissenschaft und Kunst verwirklicht.14 Als biologisch bedingte, unterschiedliche Wesensmerkmale wurden der Frau Eigenschaften wie Weichheit, Emotionalität und Passivität zugeschrieben, dem Mann geistige Überlegenheit und Stärke.15 So wurde durch die körperliche und geistige Schwachheit der Frau und ihre Abhängigkeit vom Mann, ihre „Entwicklungsbeschränkung“16 in der Gesellschaft, ihren von allen Seiten beschränkten, häuslichen Wirkungskreis und ihre Fernhaltung von der Wissenschaft begründet.17 8 Vgl. Rendtorff, B. (2006): Erziehung und Geschlecht, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, S. 25 f. Ebd. S. 26. 10 Vgl. ebd. S. 26. 11 Ebd. S. 26 f. 12 Ebd. S. 26f. 13 Vgl. ebd. S.26. 14 Vgl. Schleiermacher, F. (1927/1967): Psychologie, in: Auswahl in 4 Bänden, Band 4, Leipzig/Aalen, S. 47ff. zitiert nach: Rendtorff, S. 28 15 Vgl. Pfister , G. (1988): Zurück zur Mädchenschule?, Centaurus, Pfaffenweiler, S. 12 zitiert nach: Kreienbaum und Urbaniak , S. 14 16 Rendtorff, S. 32 17 Vgl. Camp, J. (1796/ 1997): Väterlicher Rath für meine Tochter, Braunschweig/ Lage, zitiert nach: Rendtorff, S. 28 9 4 2.2 Die Schulgeschichte im 19. Jh. Die unterschiedliche Rollenzuweißung hatte Auswirkungen auf die unterschiedliche Erziehung und Bildung von Mädchen und Jungen. Damit die Mädchen und Jungen schon früh lernten ihre verschiedenen Aufgaben in der Gesellschaft zu erfüllen, war eine geschlechtsspezifische Erziehung notwendig. Durch den getrennten Erziehungsprozess sollten Jungen und Mädchen auf verschiedene Lebenswege vorbereitet werden.18 Grundsätzlich erzieht jede Gesellschaft ihre Kinder so, wie sie sich diese als Erwachsene wünscht und wie sie am besten zu der bestehenden Gesellschaftsform passen.19 Demnach wurde den Jungen eine „allseitige Bildung des ganzen Menschen“ ermöglicht, die ihnen später helfen sollte, ihren Aufgaben als „aktive Bürger“20 der Gesellschaft nachzukommen. Den Mädchen dagegen wurden die „Dreifachbestimmung des Weibes“ gelehrt.21 Damit bezog sich die Bildung der Frau auf die Erziehungskonzepte führender Philosophen und Pädagogen, wie Jean-Jaques Rousseau, Joachim Heinrich Campe und Heinrich Pestalozzi. Ihrer Auffassung zufolge war für Mädchen keine formale Bildung nötig. Die häusliche Umgebung reichte zur Erziehung gemäß ihrem Stand aus.22 2.2.1 Die Volksschulbildung Die immer größeren Raum einnehmende Industrialisierung veränderte die Gesellschaftsstrukturen maßgeblich. Unter anderem wurden Arbeitsstätten und Haushalt nun immer öfter durch den Bau von Fabriken räumlich getrennt, sodass Kinder nicht mehr, wie zuvor, einfach in Arbeitsprozesse hineinwuchsen und dadurch Wissen und Aufgaben erlernten, wie es in den Familienbetrieben früher der Fall war. Zudem reichte derart erlangtes Wissen in einer sich so schnell verändernden Umwelt nicht mehr aus. Bildung musste „institutionalisiert“23 werden, schulische Angebote für breite Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden.24 Um 1860 wurden Schulen gegründet, die auch dem einfachen Volk zugänglich waren, so genannte Volksschulen. Da der preußische Staat sich auf das Erziehungskonzept der oben 18 Vgl. Schleiermacher, zitiert nach: Rendtorff S. 28 Rendtorff , S. 25 20 Rendtorff, S. 31 21 Vgl. Rendtorff, S. 31 22 Vgl. Blochmann, E. (1966): Das Frauenzimmer und die Gelehrsamkeit, Heidelberg, S. 29 zitiert in: FaulstichWieland, F. (1991): Koedukation- Enttäuschte Hoffnungen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 10 23 Kreienbaum und Urbaniak , S. 15 24 Vgl. ebd. S. 15f. 19 5 genannten Philosophen und Pädagogen bezog, war er der Auffassung, dass die häusliche Umgebung zur standesgemäßen Erziehung der Frau ausreichte. Deswegen wurden vorerst nur Jungen zu den Volksschulen zugelassen. Mädchen waren von elementarer und insbesondere höherer Schulbildung ausgeschlossen.25 2.2.2 Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen 1794 wurde zuerst in Preußen, mit der Zeit auch in den anderen Ländern eine allgemeine Unterrichtspflicht durchgesetzt. Nun wurden die Volksschulen in Preußen auch für Mädchen zugänglich gemacht, ihr Bildungsanspruch endete jedoch schon mit dem Auslaufen der Elementarbildung.26 An einer Mädchenbildung war Preußen desinteressiert, da das zentrale Ziel die Ausbildung von „geeigneten Staatsbeamten“27 war. Die Mädchen hatten kein Recht auf einen Abschluss oder auf eine Berufsausbildung.28 Da der Staat nur eine Verpflichtung für die Berufsausbildung von Männern hatte, wurden unterschiedliche Bildungsziele von Mädchen und Jungen verfolgt. Für die Mädchen war Handarbeitsunterricht vorgesehen, für die Jungen Deutsch- oder Rechenunterricht. Die Mädchen wurden auf ihre späteren Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter vorbereitet, die Jungen wurden mit Wissen ausgestattet, das sie auf eine spätere Berufstätigkeit hin schulte. Die Schule trug so zu einer Fixierung der Geschlechterrollen bei.29 Auf Grund der unterschiedlichen Erziehungsziele war eine Trennung von Knaben- und Mädchenschulen notwendig.30 Dass beide Geschlechter in vielen Volksschulen dennoch gemeinsam unterrichtet wurden, hatte finanzielle Gründe. Da die Volksschulen überwiegend von Kindern niederer Stände besucht wurden und im Vordergrund die finanzielle Frage der Ausstattung und Einrichtung der Schulen, jedoch nicht die Geschlechterfrage stand, und nicht zuletzt, weil in ländlichen Gebieten Volksschulen oft nur aus einer Klasse bestanden, waren diese Schulen häufig koedukativ. Doch heißt gemeinsamer Unterricht keineswegs, dass er auch als gemeinsame Erziehung erfolgte. Oft stand die Bildung der Jungen im Mittelpunkt, während die Mädchen „mitbeschult“31 wurden.32 25 Vgl. ebd. S. 16f. Vgl. Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, S. 228 27 Kreienbaum und Urbaniak, S. 14f. 28 Vgl. ebd. S. 14 f. 29 Vgl. ebd. S. 14 ff. 30 Vgl. Heinemann, M zitiert nach: Faulstich- Wieland, S. 10 31 Faulstich-Wieland, F. (1991): Koedukation- Enttäuschte Hoffnungen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 12 32 Vgl. ebd. S. 12f. 26 6 2.2.3 Die Bildungschancen der Mädchen Bis in 19. Jahrhundert hinein gab es kaum ein staatliches Interesse an Mädchenschulen über die Elementarbildung hinaus.33 Zwar gab es parallel zu den Volksschulen höherer Mädchenschulen oder auch höhere Töchterschulen genannt, diese unterschieden sich in den Bildungszielen gegenüber der Volksschulbildung jedoch nicht. Auch an höheren Mädchenschulen orientierte man sich an den Pflichten und Aufgaben, die eine Frau später in Haushalt, Familie und Eheleben übernehmen musste. Dementsprechend war auch der Unterrichtsstoff. Fächer wie Deutsch, Geschichte, Geographie und Mathematik wurden nur am Rande behandelt. Die meiste Unterrichtszeit nahm der Handarbeitsunterricht ein. Physik fehlte ganz im Lehrplan. Die Abschlüsse der höheren Mädchenschulen ermöglichten weiterhin weder ein Studium noch eine andere berufliche Karriere. Das Wort „höher“ in den Bezeichnungen „höherer Mädchenschulen“ oder „höherer Töchterschulen“ bezog sich eher auf die Herkunft der Schülerinnen als auf den Anspruch des Lehrstoffs. Das hohe Schulgeld dieser privaten Schulen verwehrte der niedrigeren Bevölkerungsschicht den Besuch der höheren Schulen.34 „Sie mussten in Volksschulen verharren“35. 2.2.4 Die Forderung nach gleichen Bildungschancen In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Kampf um gleiche Bildungschancen für Mädchen, denn nun wollten Frauen aus dem Bürgertum selbst erwerbstätig werden. Die Anzahl an unverheirateten Frauen, welche ohne die Möglichkeit auf einen schulischen Abschluss und eine Ausbildung unterhaltsbedürftig waren, wurde immer größer, unter anderem, weil viele Männer in den deutsch-französischen Kriegen gestorben waren. Um sich finanziell selbst versorgen zu können, verlangten diese Frauen nun den Zugang zu höherer Schulbildung und zu anerkannten Berufen, auch akademischen. Frauenbewegungen wurden gegründet, die diese Forderungen publik machten. Sie traten für die Rechte der Frau und vor allem für ihre Bildungsmöglichkeiten ein. Es war erstaunlich, welch großen Zulauf diese Gruppierungen hatte. Die Regierung hielt das Engagement der ständig größer werdenden Frauenbewegungen für „unheimlich und potenziell“36 und verboten daher wiederholt Frauengruppierungen.37 33 Vgl. Blochmann, E., S. 79 zitiert nach: Faulstich-Wieland, S. 10 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 16f. 35 Ebd. S. 16 36 Ebd. S. 20 37 Vgl. ebd. S. 17ff. 34 7 Die immer lauter werdenden Forderungen dieser Bewegungen machten es für den Staat unumgänglich, sich der Mädchenbildungsfrage anzunehmen. Zuerst musste festlegen werden, welche Bildung Mädchen und Frauen überhaupt genießen sollten. Einer der wichtigsten Gruppierungen der Frauenbewegungen, die ADF, der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ beteiligten sich an der Diskussion um die Mädchenbildungsfrage. Sie forderten die Angleichung der Bildungschancen der Mädchen und Frauen an die der Jungen und Männer. Zwei Wege sah die Frauenbewegung zu gleichen Bildungschancen. Zum Einen die Zulassung von Mädchen an Jungenschulen, d.h. eine erste Form der Koedukation oder parallel zu den Jungengymnasien entsprechende Einrichtungen für Mädchen zu schaffen. Beide Varianten fanden viele Befürworterinnen. Auf der einen Seite die, die eine höhere Töchterschule beibehalten wollten, da sich ihrer Ansicht nach die Möglichkeit bot, eine „am weiblichen Charakter und dessen Besonderheiten orientierte Bildung“38 zu verwirklichen. Sie stellten die unterschiedlichen Bildungsziele für Mädchen und Jungen nicht in Frage. Und auf der anderen Seite Frauen, die die „absolute Gleichwertigkeit der Bildungsangebote“39 für Männer und Frauen durch das gemeinsame Unterrichten forderten. Die Begründung für den Antrag war, dass die höheren Mädchenschulen nicht mehr den Anforderungen entsprachen, die für eine Berufsausbildung benötigt wurden. Ebenso sollte die Zulassung der Frauen zum Studium möglich gemacht werden.40 Ab 1893 wurden Gymnasien eingerichtet, die den Mädchen den Weg zur Reifeprüfung ermöglichten. Jedoch hatten die Mädchen mit Schulabschluss nicht mehr Berechtigungen als ohne Schulabschluss. Regierung und Kultusministerium wehrten sich lange weiterhin dagegen, auch Frauen zum Abitur und zum Hochschulstudium zuzulassen. Auch die Koedukation wurde von seitens der Lehrer als auch von seitens des Staats abgelehnt. 41 Den Mädchen wurde nicht zugetraut, dass sie intellektuell in der Lage sind, die gleichen Leistungen wie die Jungen zu erbringen.42 Nach verbitterten Diskussionen nahm das Preußische Ministerium 1908 eine „Neuordnung“ des höheren Mädchenschulwesens vor. Die Reform bewirkte, dass Mädchen von nun an mit dem sechsten Lebensjahr eingeschult wurden und insgesamt zehn Jahre auf die höhere Mädchenschule gingen. Der Lehrplan beinhaltete eine Ausweitung, bzw. in vielen Schulen eine Einführung mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts.43 38 Ebd. S. 18 Ebd. S. 18 40 Vgl. ebd. S. 19ff. 41 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 20f. 42 Vgl. Srocke, S. 230 43 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 23ff. 39 8 Nach der höheren Mädchenschule besuchten die jungen Frauen entweder das Lyzeum, eine zweijährige „Frauenschule“ oder das „Lehrerinnenseminar“. Das Lyzeum ergänzte die höhere Mädchenschule, hier wurden „Hauswirtschaft, Bürgerkunde und soziale Hilfstätigkeit“ gelehrt.44 Auch wenn den Frauen seit dem Erlass von 1908 die Hochschule formal offen stand, so gab es zahlreiche Hindernisse und Widerstände, die sie überwinden mussten. Professoren schlossen Frauen bis 1920 von bestimmten Vorlesungen aus und verweigerten ihnen die Examenszulassung. Zwar hatten Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts die formale Change auf Bildung, doch zu einer echten Gleichberechtigung war der Weg noch lang.45 2.3 Die Schulgeschichte im 20. Jahrhundert 2.3.1 Die Schulgeschichte nach dem 1.Weltkrieg In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts gab es zunächst viele Anzeichen, die auf eine gleichberechtigte Schulbildung von Mädchen und Jungen hoffen ließen. Denn während die Männer im Ersten Weltkrieg an der Front ihren Dienst taten, hatten die zurückgelassenen Frauen viele ihrer Aufgaben übernommen und sich darin auch bewährt. Nachdem die Frauenbewegungen ihre Forderungen nach Gleichberechtigung und nach besseren Bildungsmöglichkeiten lautstark vorgebracht um zum Teil auch durchgesetzt hatten, schien die Frage, ob die Mädchenbildung der Jungenbildung ebenbürtig sein sollte zwar geklärt, nicht jedoch, ob sie auch genauso ausgestaltet sein sollte.46 Die Frauenbewegungen gaben auch nach der Neuordnung der Mädchenbildung nicht auf und forderten weiterhin die Koedukation. Zum einen um „Gleichberechtigung im Bildungsniveau“47 von Mädchen und Jungen zu erreichen, zum anderen um die unnatürliche Trennung von Mädchen und Jungen, die nicht dem Alltag und späteren Leben entsprach aufzuheben. Aber auch, weil höhere Mädchenschulen meist nur in großen Städten zu finden waren und so die Mädchen auf dem Land nur eine Chance auf Bildung hatten, wenn sie in die höheren Jungenschulen zugelassen wurden.48 Die Weimarer Verfassung von 1919 übernahm die Idee der Chancengleichheit und legte eine für alle Kinder gemeinsame vierjährige Grundschule fest. Es wurden sogar 44 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 19f. Vgl. ebd. S. 19f. 46 Vgl. ebd. S. 26ff. 47 Faulstich- Wieland, S. 25 48 Vgl. ebd. S. 25ff. 45 9 vereinzelt Mädchen an Jungenschulen aufgenommen. Heftiger Widerstand gegen die koedukative Erziehung kam vor allem von Seiten der katholischen Kirche. Papst Pius der XI verkündete eine Enzyklika gegen die Koedukation, in der es hieß, die gottgewollte Verschiedenheit der Geschlechter, die sich von Natur aus schon in den verschieden Neigungen und Anlagen zeigt, dürfe nicht durch den gemeinsamen Unterricht vermischt werden.49 Zwar konnte sich die Koedukation nicht durchsetzten, doch gab es eine Neuorganisation der höheren Mädchenschulen. Die Lyzeen wurden nun formal wie die höheren Jungenschulen strukturiert. Sie vermittelten allgemeine Bildung und verliehen die Berechtigung zu studieren. Dennoch hatten die Lyzeen entscheidende Nachteile gegenüber den Anstalten der Jungen. Vor allem im Bereich Naturwissenschaften und Mathematik wurde den Mädchen nur ein verkürztes Verständnis von Allgemeinbildung vermittelt.50 2.3.2 Die Zeit des Nationalsozialismus In der Zeit des Nationalsozialismus diente die Schule dazu, die Kinder im Sinne der politischen Ideologie des Landes zu formen. Die Bildungsreformen der Weimarer Verfassung wurden durch die Erziehungsziele des vorherigen Jahrhunderts ersetzt. Die Erziehung der Mädchen sollte wieder allein auf die spätere Rolle als Mutter vorbereiten. Unter Adolf Hitler ging die Bildungspolitik davon aus, das Mädchen und Jungen grundlegend andere Funktionen in der Gesellschaft zu verrichten haben und ihre Erziehung danach ausgerichtet sein sollte. Koedukative Erziehung kam dafür nicht in Frage. Den Zugang zur höheren Bildung wurde den Mädchen zunehmend erschwert, da diese die Mädchen zu sehr von „praktischen Betätigungsfeldern“, wie sie für Frauen vorgesehen waren, ablenke. Sofern Mädchen überhaupt nach der vierten Klasse der Volksschule die Möglichkeit hatten, eine höhere Schulbildung zu erlangen, besuchten sie die Oberschule für Mädchen, die über einen sprachlichen und einen hauswirtschaftlichen Zweig verfügte. Naturwissenschaftliche Bildung blieb ihnen jedoch in beiden Zweigen völlig verwehrt.51 Noch während des Nationalsozialismus veränderte sich die Bildungssituation. Da die Jungen und Männer an der Front gebraucht wurden, fehlten gut ausgebildete Arbeitskräfte in akademischen Berufen. Höhere Bildung wurde für Mädchen wieder leichter zugänglich, wenn auch nicht die Rede von gleichen Bildungschancen sein kann. Die Tatsache, dass Mädchen hauswirtschaftliche anstelle von naturwissenschaftlichen 49 Vgl. ebd. S. 27ff Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 26f. 51 Vgl. ebd. S. 27ff. 50 10 Fächern belegen konnten, unterschied dieses Abitur der Mädchen vom „eigentlichen Abitur“52 und war lange Zeit verantwortlich für dessen minderwertigen Ruf.53 2.3.3 Schulentwicklung nach 1945 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden das öffentliche Leben und somit auch das Schulsystem von den Vorstellungen der Siegermächte beeinflusst. Es fand eine Erneuerung des Bildungswesens statt. Für das Gebiet der sowjetischen Besatzungsmächte galt von Beginn an das Prinzip der Koedukation. Im übrigen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland blieb das Bildungssystem durch die traditionelle Denkweise geprägt. Das dreigliedrige Schulsystem, das bis heute angewendet wird, wurde eingeführt. Der Unterricht erfolgte in den meisten Realschulen und Gymnasien weiterhin getrennt. Nur ein Drittel der Gymnasien war für Mädchen zugänglich, die Hälfte davon war in kirchlichem Besitz. Da die katholische Kirche weiterhin an der altbekannten „Geschlechterideologie“ festhielt und den gemeinsamen Unterricht beider Geschlechter mit der Begründung, „der Gefährdung moralischer Tugend“ bekämpfte, bestanden für die Mädchen weiterhin schlechte Chancen auf gleichwertige Bildung.54 Der Lehrplan im naturwissenschaftlichen Bereich wurde erneut geschlechtsspezifisch ausgerichtet. Nur in der Gymnasialenoberstufe war er geschlechtsneutral während in der Sekundarstufe I immer noch deutliche Unterschiede gemacht wurden. So wurde zum Beispiel in den Mädchenschulen die Körperberechnung zugunsten der der Flächenberechnung gestrichen, da dieses bei Handarbeit und Hauswirtschaft nützlicher war. Die Anzahl der Stunden von Mädchen und Jungen waren zwar identisch, nicht aber die Verteilung der Stunden auf die einzelnen Fächer. Hausarbeits- und Handwirtschaftsunterricht der Mädchen gingen auf Kosten der Anzahl der Stunden naturwissenschaftlicher Fächer. Bis in die 60er Jahre erhielten die Mädchen hauptsächlich Handarbeit und Hauswirtschaftsunterricht, während die Jungen in dieser Zeit Mathematik-, Physik- und Chemieunterricht bekamen. 55 2.3.4 Neuordnung der gymnasialen Oberstufe 52 Ebd. S. 28 Vgl. ebd. S. 28 54 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 32ff. 55 Vgl. Conradt, S./ Heckmann- Janz, K (1985), S. 197 zitiert nach: Pfister, G, S. 124 f. 53 11 Im Laufe der 1960er Jahre rückte die Bildungsfrage immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Nachdem die Schülerzahlen in der Nachkriegszeit wieder stetig gestiegen waren kam die Diskussion über die Verhinderung eines so genannten „Bildungsnotstandes“56 auf. Denn um den wachsenden Kinderzahlen gerecht zu werden, mussten die bestehenden Bildungsangebote ausgeweitet werden. Volkswissenschaftler wiesen auf den Zusammenhang zwischen den Investitionen, die in die Bildung gesteckt wurden und einem daraus folgendem Wirtschaftswachstum hin. „Wenn das deutsche Bildungssystem nicht genug qualifizierten Nachwuchs hervorbringe, würde sich dies auf bald negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auswirken.“57 Infolgedessen setzte man sich zum Ziel, das Bildungsniveau zu erhöhen, indem man möglichst viele Schülerinnen und Schüler zum Abitur führte, um so später genügend gut ausgebildete Akademiker zu haben. Um eine „Bildungskatastrophe“58 zu verhindern sollte unter anderem das dreigliedrige Schulsystem teilweise neu organisiert bzw. verbessert werden. Vor allem über Reformen der gymnasialen Oberstufe wurde diskutiert. Es ging nun darum Schülerinnen und Schülern mehr „Selbständigkeit und Wahlfreiheit“59 zu ermöglichen. Das kam den Mädchenschulen insofern zu gute, dass nun auch ihnen dieselbe umfassende Auswahl an Fächern zur Verfügung stand wie den Jungenschulen. Bisher hatten nur sehr wenige Mädchengymnasien naturwissenschaftliche Zweige zur Auswahl, nun konnten auch die Mädchen die Bildungswege, die bisher nur den Jungen offen standen einschlagen.60 2.3.5 Die Einführung der Koedukation Ein weiteres Ziel der Schulreformen war, die Chancengleichheit für alle zu sichern. Das bedeutete, Schulen für alle Schichten und zugleich für beide Geschlechter zugänglich zu machen. Deswegen wurde im Jahre 1965 das Prinzip der Koedukation im staatlichen Schulwesen der Bundesrepublik einheitlich eingeführt.61 Nach der Einführung der Koedukation war eine interessante Beobachtung festzustellen: Das „Wahlverhalten“62 sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen 56 Kreienbaum und Urbaniak, S. 29 Ebd. S. 30 58 Ebd. S. 32 59 Ebd. S. 32 60 Vgl. ebd. S. 29ff. 61 Vgl. Srocke, S. 235 62 Kreienbaum und Urbaniak, S. 33 57 12 änderte sich. Mädchen zogen sich aus den naturwissenschaftlichen Fächern weitgehend zurück, Jungen mieden Französisch und musische Fächer.63 3. Vor- und Nachteile der Koedukation Mit der Einführung der Koedukation in den 1960er Jahren wurde gegen die Ungleichheit zwischen Frau und Mann vorgegangen und die Mädchen in das bestehende Schulsystem der Jungen aufgenommen.64 Erst jetzt bestand auch für eine Frau die Möglichkeit, beruflich Karriere zumachen. Ein Ziel der Koedukation ist das Ausbrechen aus den festgefahrenen, traditionellen Rollenverteilungen von Frau und Mann im Privat- und Berufsleben. Durch die gemeinsame und gleiche Erziehung kann auch die Schule ihren Beitrag zur Gleichberechtigung leisten. 65 Sie sollte nicht noch zusätzlich die Unterschiede, die in unserer Gesellschaft zwischen den Geschlechtern gemacht werden, durch getrennten und ungleichen Unterricht befürworten. Vielmehr sollte sie, durch das Zusammenwirken von Mädchen und Jungen im Unterricht, das Interessenspektrum des je anderen Geschlechts erweitern.66 Sodass zum Beispiel auch Mädchen einen Zugang zu typischen Männerberufen wie Kfz-Mechaniker oder Ingenieur bekommen.67 Ein weiterer Punkt, der für die Koedukation spricht, ist der Konkurrenzdruck, der durch das gemeinsame Lernen zwischen den Geschlechtern entsteht, da Jungen auf keinen Fall den Mädchen unterlegen sein wollen und umgekehrt. Dieser wirkt sich positiv auf den Fleiß und die Motivation der Schüler im Unterricht aus. 68 Grundsätzlich bevorzugen die Betroffenen, wie Eltern, Schülerinnen und Schüler einen geschlechtergemischten Unterricht, wofür auch die geringe Zahl an monoedukativen Schulen in Deutschland spricht.69 Jedoch bringt die Koedukation auch Nachteile im Bezug auf die Leistung der Schüler, aber vor allem der Schülerinnen mit sich. Da es nach der Aufnahme von Mädchen in das „Knaben-Schulwesen“ keine Neuordnung des Schulsystem gab, wurde von den Schülerinnen verlangt, sich dem auf die Jungen zugeschnittene Lehrplan anzupassen. Dabei wurde keinerlei 63 Vgl. ebd. S. 32ff. Vgl. Rendtorff, S. 39ff. 65 Vgl. http://www.juppidu.de/juppidu/schule%20beruf/Koedukation.html, Stand: 22.10.2008 66 Vgl. Rendtorff, S. 41ff. 67 Vgl. http://www.juppidu.de/juppidu/schule%20beruf/Koedukation.html, Stand: 22.10.2008 68 Vgl. http://www.juppidu.de/juppidu/schule%20beruf/Koedukation.html, Stand: 22.10.2008 69 Vgl. Rendtorff, S. 49f. 64 13 Rücksicht auf ihre weiblichen Eigenschaften und Fähigkeiten genommen.70 So kommt es, dass bis heute den Lehrplänen koeduaktiven Schulen vorgeworfen wird, dass die Inhalte des Unterrichts immer noch deutlich an den Interessen der Jungen orientiert sind. Hierbei wird vom „heimlichen Lehrplan der Jungen“ gesprochen.71 Auch werden die Mädchen bei der gemeinsamen Erziehung oft von den dominanteren Jungen unterdrückt, indem die Jungen z.B. häufiger die Beiträge der Mädchen, als die ihrer Geschlechtsgenossen niedermachen, entwickeln die Mädchen ein geringeres Selbstbewusstsein.72 Weil die Jungen ein dominanteres Auftreten haben, egal ob dieses positiv oder negativ ist, fällt die Aufmerksamkeit des Lehrers häufiger den Jungen zu. Die ruhigen, angepassten Mädchen werden dabei oft übersehen und benachteiligt.73 In Untersuchungen wird immer wieder festgestellt, dass sich beide Geschlechter in ihren Leistungsmöglichkeiten gegenseitig ausbremsen, indem sich zum Beispiel die Mädchen, die tendenziell in Sprachen besser abschneiden als die Jungen, dem Sprachniveau der Jungen nach unten angleichen.74 Vor allem aber in den Fächern Physik und Mathematik zeigen Mädchen eine deutlich geringere Bereitschaft, sich im Unterricht einzubringen, als die Jungen.75 So konnte an Mädchenschulen ein größeres Interesse an Physik und Mathematik verzeichnet werden, als an koedukativen Schulen.76 Diese Beobachtung gibt Anlass zur Vermutung, dass eine mögliche Ursache für die Geschlechtsunterschiede in diesen Fächern, in der praktizierten Koedukation zu suchen ist. Im nächsten Teil meiner Arbeit möchte ich genauer auf den mathematischen und physikalischen Unterricht in koedukativen Schulen und die darin immer wieder beobachteten geschlechtsspezifischen Unterschiede eingehen. III. Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht 1. Historische Entwicklung der Bildungschancen der Mädchen in Mathematik und Physik 70 Vgl. Rendtorff, S. 46f. Vgl. Pfister S. 63ff. 72 Vgl. http://www.juppidu.de/juppidu/schule%20beruf/Koedukation.html, Stand: 22.10.2008 73 Vgl. Pfister, S. 63ff. 74 Vgl. Rendtorff, S. 42f. 75 Vlg. Srocke, S. 1ff. 76 Vgl. ebd. S. 239 71 14 1.1 Mathematik Mathematik ist heute an allen Schulen Hauptfach und nimmt einen hohen Stundenanteil im Lehrplan jeder Jahrgangsstufe ein. Das war aber nicht immer so. An den Mädchenschulen des 19. Jahrhunderts war Mathematikunterricht keineswegs selbstverständlich. Der Schwerpunkt der Erziehung von Mädchen wurde auf die Vorbereitung für ihre spätere Tätigkeit als Hausfrau gesetzt. Dabei war zwar ab 1907 auch mathematische Bildung vorgesehen, jedoch nur in dem Maße, indem sie für das alltägliche Leben als Hausfrau gebraucht wurde. Da der „praktische Nutzen“77 im Vordergrund stand, war der Mathematikunterricht sehr konkret ausgerichtet. Es wurden den Mädchen rein mechanische Rechenregeln beigebracht.78 Einen tieferen Einblick in mathematische Zusammenhänge wurde ihnen nicht zugestanden, da allgemein die Ansicht verbreitet war, dass Frauen „den Anforderungen der höheren Mathematik nicht gerecht werden könnten“.79 So schrieb J.B. Möbius 1907 in seinem Buch über „die Anlage zur Mathematik“: „Das Mathematische ist der Gegensatz zum weiblichen.“ 80 Er begründete die mangelnde Begabung der Frau vor allem mit der ihr zugeschriebenen Eigenschaft der Emotionalität und folgert daraus, dass ein „mathematisches Weib wider der Natur ist“81. Die im Gegensatz zum Mann sehr gefühlsbetonte Frau, sei zu emotional für die exakten, rationalen mathematischen Zusammenhänge.82 1.2 Naturwissenschaften In den Naturwissenschaften hatten die Mädchen ähnliche Voraussetzungen wie in der Mathematik. Nachdem auch zu diesem Bereich den Mädchen lange Zeit der Zugang verwehrt blieb, wurde ihnen bis zum Ende des Faschismus nur ein „explizit, auf ihre Rolle als Hausfrau zugeschnittener Unterricht“83 ermöglicht.84 Während der Physikunterricht, der Jungen dazu da war, „die Ordnung im All zu begreifen und ihren Blick für die technischen Maschinen und das Verkehrswesen zu weiten“85, knüpfte der Physikunterricht in den Mädchenschulen an die Beobachtungen und Vorgänge des engeren Lebensumfeldes der Mädchen an. Sie wurden zum 77 Faulstich-Wieland, S. 82 Vgl. ebd. S. 81ff. 79 Ebd. S. 84 80 Möbius, P.J. (1907): Über die Anlage zur Mathematik, Leipzig, zitiert nach: Eckelt, I. (1981): Mathematik nix für Frauen?!, Albatrosverlag GmbH, Frankfurt, S. 5 81 Ebd. S. 5 82 Vgl. Eckelt, I. (1981): Mathematik nix für Frauen?!, Albatrosverlag GmbH, Frankfurt, S. 5f. 83 Faulstich-Wieland, S. 95 84 Vgl. ebd. S. 95ff. 85 Pfister, S. 126 78 15 Beispiel über die Funktion und Bedienung von Gas- und Kohleherd unterrichtet. Handarbeitsund Hauswirtschaftsunterricht wurden bevorzugt und gingen auf Kosten der Stunden von naturwissenschaftlichen Fächern, vor allem von Physik.86 Zusammenfassung: In den letzen Jahrhunderten hatten Frauen kaum die Gelegenheit, sich mathematisches und naturwissenschaftliches Wissen anzueignen. Immer wieder wurde ihnen ein Riegel vorgeschoben, mit der Begründung, Frauen seien nicht geeignet für diese Bereiche. Jede Frau hatte dies, als von der Natur aus bedingte Tatsache zu akzeptieren. Rückblickend auf diesen Lehrplan ist es nicht verwundernd, wenn Frauen aus dieser Schulzeit berichten, dass sie keine naturwissenschaftliche Förderung erhielten, dass es aber auch keineswegs als Schande angesehen wurde, in diesen Fächern zu versagen. 2. Geschlechtsspezifische Unterschiede in diesen Fächern Obwohl schon seit Beginn der 70er Jahre im Unterricht kein Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern gemacht wird und die Koedukation durchgängiges Prinzip an fast allen Schulen in Deutschland ist, sind immer noch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in den Interessen und Leistungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen. Vor allem in den Fächern Physik und Mathematik zeigen Mädchen eine deutlich geringere Bereitschaft, sich im Unterricht einzubringen als die Jungen.87 Bei der 2002 durchgeführten Pisastudie gehörte Deutschland zu den 50% der Teilnehmerstaaten, in denen mathematische Kompetenzen deutlich zugunsten der Jungen festgestellt wurden. In vielen anderen Ländern erreichten die Jungen nur geringfügig höhere Werte und in drei Ländern lagen die Mädchen mit ihren mathematischen Kompetenzen sogar vorne.88 In den unteren Jahrgangsstufen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede noch nicht so stark ausgeprägt. Von der 1. bis zur 7. Klasse sind es sogar noch überwiegend Mädchen, die angeben, Spaß an Mathematik zu finden. Mit zunehmendem Alter nimmt jedoch das Interesse am Fach Mathematik bei den Mädchen ab, bei den Jungen nimmt es dagegen mit zunehmendem Alter zu.89 Auch im Hinblick auf die Leistung in Physik, ist mit 86 Vgl. ebd. S. 126ff. Vgl. Srocke, S. 1ff. 88 Vgl. Stürzer, M., Roisch, H., Hunze, A.& Corneließen, W.(2003): Leske+Budrich, Opladen, S. 102ff 89 Vgl. Eckelt, S. 57f. 87 16 Geschlechterverhältnisse in der Schule. zunehmendem Alter und dem wachsenden Bildungsanspruch eine „zunehmende durchschnittliche Überlegenheit des männlichen Geschlechts“90 zu erkennen.91 So sind zum Vergleich in der Hauptschule keine so deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede festzustellen, wie im Gymnasium.92 „Während es in der Hauptschule offensichtlich Schülerinnen gibt, die bei einigen, der dort schwierigen Mathematikaufgaben ihren männlichen Mitschülern überlegen sind, scheint dies im Gymnasium nicht der Fall zu sein.“93 In der 1996 durchgeführten TIMSS Studie wurde festgestellt, dass die Mädchen der gymnasialen Oberstufe in den Mathematikleistungskursen deutlich schlechtere Leistungen erbrachten, als die Jungen.94 Auch bei internationalen Vergleichen von Geschlechtsunterschieden in den Mathematikleistungen konnte festgestellt werden, dass ab dem 13. Lebensjahr (entspricht ungefähr dem Alter der Jugendlichen in der 8.Klasse) Jungen einen Vorsprung in den Mathematiktests gegenüber den Mädchen aufwiesen. Auffällig war hierbei, dass der größte Unterschied zwischen den Mathematikleistungen von Mädchen und Jungen in den Ländern, festgestellt werden konnte, in denen gesellschaftliche Rollenvorstellungen von Mann und Frau noch am meisten verbreitet waren. Also in den Ländern, in denen die Anzahl an berufstätigen Frauen am niedrigsten war, wie z.B. Israel. Hierbei kommt die Frage auf welche Rolle die tradierten Rollenvorstellungen auf die Mathematikleistungen der Mädchen spielen.95 Auch in den Naturwissenschaften ist eine ähnliche Entwicklung der Interessen zu beobachten. Am stärksten ausgeprägt ist der Interessensunterschied zwischen den Geschlechtern im Fach Physik. Mit zunehmendem Alter wird das Fach Physik bei den Mädchen immer unbeliebter, Jungen dagegen nennen bei der Frage nach ihrem Lieblingsfach Physik und Mathematik an erster Stelle. Die Leistungsunterschiede in Physik fallen noch deutlicher zugunsten der Jungen aus, als in Mathematik. Laut der TIMSS Studie sind die Jungen sowohl in den Leistungs-, als auch in den Grundkursen deutlich besser als die Mädchen.96 90 Arsendorpf, J.B. (1996): Psychologie der Persönlichkeit/ Grundlagen, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, S. 294 91 Vgl. ebd. S. 294f. 92 Vgl. Neubrand, M. (2004): Mathematische Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutschland (Vertiefende Analyse im Rahmen von Pisa 2000), Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, S. 82 93 Ebd. S. 82 94 Vgl. Stürzer, Roisch, Hunze,& Corneließen, S. 102ff. 95 Vgl. Srocke, S. 124 f. 96 Vgl. Stürzer, Roisch, Hunze, & Corneließen, S. 102ff. 17 Im Fach Chemie sind die Interessensunterschiede nicht mehr so deutlich festzumachen, wie in Physik. Das naturwissenschaftliche Fach Biologie wird mit zunehmenden Alter bei den Mädchen immer beliebter, hier sind es die Jungen, die immer weniger werdendes Interesse an diesem Fach zeigen.97 3. Kurswahlen in der Oberstufe des Gymnasiums Im Durchschnitt verbringt jede Schülerin und jeder Schüler während seiner Schulzeit 10 000 Stunden im Schulunterricht. Es ist eindeutig, dass diese Zeit einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit jedes Kindes haben muss. Während der Schulzeit wird versucht, jedem Schüler auf vielen verschiedenen Wissensbereichen einen Einblick zu ermöglichen und ihm eine allgemeine Bildung in dem jeweiligen Bereich zu vermitteln. Es gibt dabei Bildungsbereiche, die jeder Schüler erlernen muss. Diese ziehen sich durch die gesamte Schulzeit hindurch und werden als so genannte „Hauptfächer“ bevorzugt unterrichtet. Zu diesen Hauptfächern zählen seit der Grundschule die Fächer Mathematik und Deutsch. Auch die Natur- und Gesellschaftswissenschaften werden bereits in der Grundschule in dem Fach Heimat- und Sachkunde versucht, den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. Die Hauptfächer haben für die Schüler eine besondere Relevanz, da sie mit der größten Stundenanzahl unterrichtet werden und deswegen auch bei der Benotung schwerer gewichtet werden als die Nebenfächer. So kommt es, dass Erfolg in den Hauptfächern für die Schülerinnen und Schüler besonders wichtig sind.98 Die Beliebtheit der Fächer variiert von Schüler zu Schüler. Zwischen den Geschlechtern sind auffallende Unterschiede im Bezug auf die Beliebtheit der Fächer zu erkennen. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Schwerpunktsetzung bei den Wahlen der Neigungsfächer anschaut. Sobald die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, Fächer zu wählen, bzw. abzuwählen, zeigt sich die unterschiedliche Interessenausprägung noch deutlicher. So kann in der gymnasialen Oberstufe eine klare Grenze gezogen werden zwischen Mathematik und den Naturwissenschaften, als „männliche“ Fächer und Fremdsprachen, die bevorzugt von Schülerinnen gewählt werden. Es gibt Anzeichen dafür, dass in koedukativen Schulen die Geschlechtertypisierung in der Kurswahl stärker ist, als an getrennten Schulen. Dies lässt vermuten, dass die Bandbreite an Interessen die Schülerinnen entwickeln können, an Mädchenschulen größer ist, da hier die 97 Merzyn, G. (2008): Naturwissenschaften, Mathematik und Technik- immer unbeliebter?, Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler, S. 24f. 98 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 81ff. 18 Konkurrenz mit den häufig dominierenden Jungen entfällt. 99 Verstärkt wird diese Vermutung durch die schon in Kapitel II.2.3.5 gemachte, interessante Beobachtung, die nach der Einführung der Koedukation 1965 festgestellt werden konnte: Das „Wahlverhalten“100 sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen änderte sich. Mädchen zogen sich aus den naturwissenschaftlichen Fächern weitgehend zurück, Jungen mieden Französisch und musische Fächer.101 Aber warum nützten die Mädchen ihre neue Errungenschaft, nun auch einen unbeschränkten Zugang zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik zu haben nicht aus, sondern zogen sich wieder gemäß den alten Rollenklischees zu den Fächern zurück, die ihnen schon seit Jahrhunderten zugeschrieben wurden? Ist es weil Frauen mangelnde Begabung in diesen Bereichen aufweisen und sie beim gemeinsamen Unterricht den Jungen unterlegen sind? Oder ist es, weil sich Frauen naturwissenschaftliche und mathematische Fähigkeiten nicht zutrauen, weil sie so erzogen worden sind? IV. Erklärungsansätze: Gründe für geschlechtstypische Unterschiede 1. Entwicklung von Stereotypen Jeder Mensch hat ein biologisches Geschlecht, er ist entweder weiblich oder männlich. Mit dem jeweiligen Geschlecht verknüpfen wir bestimmte Vorstellungen, z.B. erwarten wir von einer Frau in bestimmten Situationen andere Verhaltensweisen als von einem Mann. Diese geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen sind jedoch nicht auf Grund des biologischen Geschlechts einem Mädchen oder einem Jungen angeboren, sondern werden durch unsere unterschiedlichen Erwartungen, die wir an das jeweilige Geschlecht haben, und durch die Unterschiede, die wir zwischen den Geschlechtern machen, erst hergestellt. Gibt es also wirklich Eigenschaften, die immer bei einem Geschlecht vorkommen? So wurden in zahlreichen Studien deutliche Geschlechterunterschiede festgestellt, welche jedoch durch 99 Oecd 1989 in Srocke, S. 240 Kreienbaum und Urbaniak, S. 33 101 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 32ff. 100 19 zahlreiche andere Studien wieder widerlegt wurden, da diese die gleichen Eigenschaften dem jeweils anderen Geschlecht zuordneten. 102 Die Auffassung, dass „wir Menschen selbst die Unterschiede zwischen den Geschlechtern machen“103 setzt sich seit den 90er Jahren immer mehr durch.104 Schon durch die unterschiedlichen Spielsachen, die wir Jungen und Mädchen in ihrer Kindheit schenken, fangen wir an, unseren Kindern traditionelle Rollenbilder zu vermitteln. Auch durch die Medien werden uns und unseren Kindern häufig noch sehr traditionelle Bilder von Mann und Frau vermittelt: Männer sind aktiv im beruflichen Leben, dagegen dominieren Frauen in Haus und Familie. So sind in Werbungen für Haushaltsartikel wie Waschmittel nur Frauen zu sehen, die für das Produkt werben. Durch derartige Rollenvorbilder bekommen Kinder die traditionellen Muster vermittelt, bevor sie überhaupt in der Lage sind, diese bewusst wahrzunehmen.105 Selbst wenn sich Eltern um eine möglichst neutrale Erziehung bemühen, sind sich die Kinder doch schon sehr früh ihres Geschlechts bewusst und haben schon genaue Vorstellungen davon, wie sich ein Junge oder ein Mädchen üblicherweise zu verhalten hat. Genaue Geschlechterrollenvorstellungen lassen sich auch im Bereich der Mathematik und den Naturwissenschaften wieder finden. Wie bereits ausgeführt, waren Mädchen lange Zeit von jeglicher mathematischer und naturwissenschaftlicher Bildung ausgeschlossen. Obwohl ihnen zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts der Zugang zu diesen Bereichen gewährt wurde, mussten viele Familien erst damit vertraut werden, dass nun auch Mädchen Mathematikhausaufgaben lösten und sich mit physikalischen Zusammenhängen beschäftigten.106 Da Vorstellungen über das „Wesen“ der Geschlechter über einen langen Zeitraum wachsen, geht die Veränderung dieser Vorstellungen auch nur sehr langsam vonstatten.107 Aus diesem Grund konnte sich ein Großteil der Gesellschaft noch nicht oder nur sehr langsam an die neue Position der Mädchen in diesem nach wie vor von Männern beherrschten Bereich gewöhnen. Bis heute gelten Mathematik und die Naturwissenschaften als Teil der männlichen Geschlechtsrolle. Der Grund dafür sind zum einen viele Familien, die von Generation zu Generation ihren Kindern weiterhin die Auffassung überliefern, dass Mathematik und die Naturwissenschaften keine Beschäftigung für Mädchen sind. Zum anderen werden Mathematik und Physik hauptsächlich von Männern unterrichtet.108 „Im Fach 102 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak. S. 39ff. Ebd. S. 39 104 Vgl. ebd. S. 36 ff. 105 Vgl. Srocke, S. 175f. 106 Vgl. Srocke, S. 175f. 107 Kreienbaum und Urbaniak, S. 46 108 Vgl. Srocke, S. 175f. 103 20 Mathematik beträgt der Lehrerinnenanteil in Baden-Württemberg ca. 20%, der Lehreranteil über 80%.“109 Im Fach Physik ist der Anteil der weiblichen Lehrkräfte an Gymnasien noch geringer als im Fach Mathematik.110 Dadurch wird den Mädchen tagtäglich vor Augen geführt, dass Mathematik und Physik weniger ein Tätigkeitsfeld für Frauen, als für Männer ist. Es fehlt an Rollenvorbildern, die interessierte Mädchen für eine weitere Beschäftigung mit Mathematik und Physik motivieren.111 Nicht zuletzt sind auch die Mathematik und Physikbücher daran schuld, dass traditionelle Rollenvorstellungen weiterhin vermittelt werden. Die darin vorkommenden Aufgaben enthalten traditionelle Rollenklischees: Frauen sind häufig beim Einkaufen zu beobachten, wobei sie in der Regel Lebensmittel einkaufen, sie dominieren in Aufgaben, die für die Haushaltsführung nützlich sind. Männer werden im beruflichen Bereich dargestellt.112 „Jungen sind in den Büchern deutlich in der Überzahl und verstärken so den Eindruck, dass Mathematik eher etwas für das männliche Geschlecht sei.“113 Ein Grund für die geringere Beteiligung der Mädchen in Mathematik und Physik ist demzufolge sicherlich die Geschlechterrollenvorstellung von diesen beiden Fächern als „männliche Domäne“. Es konnte beobachtet werden, dass Mädchen, die nicht ausschließlich eine Ausrichtung an der weiblichen Geschlechtsrolle zeigen, sondern sich auch an der männlichen Geschlechtrolle orientieren, eine größere Bereitschaft zur Beschäftigung mit Mathematik aufweisen, Rollenerwartungen zu als Mädchen, erfüllen die versuchen. ausschließlich Solange also traditionelle weibliche Mathematik und die Naturwissenschaften weiterhin als männliches Betätigungsfeld gelten, werden Mädchen, die sich stärker an traditionellen Rollenvorstellungen orientieren, sich von Anfang an aus diesem Bereich zurück halten.114 „Aber wenn wir es sind, die die bestehenden Geschlechterunterschiede in Mathematik und den Naturwissenschaften hervorrufen, müssten wir sie auch verändern können.“115 2. Unterschiede im Interesse und der Einstellung zu Mathematik und Physik zwischen Mädchen und Jungen 109 Stürzer, Roisch, Hunze, & Corneließen, S. 30 Vgl. ebd. S. 31 111 Vgl. Srocke, S. 175f. 112 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 92 113 Srocke, S. 176 114 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 39 115 Ebd. S. 39 110 21 Woran liegt es, dass die Kurswahlen der gymnasialen Oberstufe so einseitig ausfallen, obwohl es den Mädchen doch durchaus erlaubt ist ebenfalls Physik als Neigungsfach zu wählen? Man könnte, wie einst schon Möbius, die „mangelnde Begabung“116 der Frau in Mathematik und Naturwissenschaften für ihr geringes Interesse an diesem Bereich verantwortlich machen. Doch sprechen die Noten der durchaus vorhandenen mathematisch hochbegabten Schülerinnen, gegen dieses Argument. Die Anzahl von begabten Jungen in Mathematik und Physik ist meist doppelt so groß wie die Anzahl der begabten Mädchen in diesen Fächern. Da die Anzahl von mathematisch begabten Mädchen mit zunehmendem Alter immer kleiner wird, die der Jungen dagegen größer, machen die mathematisch begabten Mädchen bei Leistungsvergleichen im Gegensatz zu den Jungen nur einen kleinen Prozentsatz im Durchschnitt aus und werden deswegen in Untersuchungen oft übersehen oder verschwiegen, obwohl sie es durchaus mit den mathematisch begabten, gleichaltrigen Jungen aufnehmen können.117 Heute wissen wir, dass das Interesse an einem bestimmten Gebiet nicht auf Grund des Geschlechts angeboren ist, sondern, dass eine Vielzahl äußerer Bedingungen wesentlich zur Entwicklung und zur Veränderung von Interessen und Neigungen beiträgt. Wenn wir uns nun mit der Frage beschäftigen, was der Grund dafür ist, dass in der Koedukation immer weniger Schülerinnen Interesse an Mathematik und Physik zeigen, müssen wir dabei die äußeren Einflüsse, die auf die Mädchen in der Schule und auch Zuhause einwirken beachten. Im Folgenden gilt es zu klären, wie die äußeren Einflüsse, vor allem die, der Koedukation und die Entwicklung des Interesses von Mädchen an Mathematik und Physik zusammenhängen.118 2.1 Zusammenhang zwischen Interesse und Leistung Der Grund, warum ich mich im folgenden Kapitel genauer mit den unterschiedlichen Interessen und Einstellungen von Jungen und Mädchen gegenüber dem Mathematik- und Physikunterricht beschäftigen werde, ist der enge Zusammenhang, der zwischen dem Interesse, das man der Mathematik entgegen bringt, und der Leistung, die man in diesem Gebiet erbringt, besteht.119 Zwar lassen sich gute Leistungen nicht allein auf ein hohes Interesse zurückführen, genauso kann nicht zwangsläufig gesagt werden, dass bei einem 116 Möbius, zitiert nach: Eckelt, S. 5 Vgl. Arsendorpf, S. 294f. 118 Vgl. Srocke, S. 128 ff. 119 Vgl. Eckelt, S. 58 117 22 hohen Interesse auch eine gute Leistung erzielt wird. Dennoch darf man die Motivation, die durch das Interesse an einem Gebiet bewirkt wird, nicht unterschätzen. Wer in einem Schulfach gute Leistungen erbringt, hat meistens auch Spaß an diesem Fach und ist bereit, sich auch außerhalb des Unterrichts näher mit diesem Fach zu beschäftigen. Die zusätzliche Beschäftigung in diesem Fach wirkt sich dann wiederum positiv auf die Leistung in diesem Fach aus. Umgekehrt wirken sich schlechte Leistungen negativ auf das Interesse und die Bereitschaft, sich auch außerhalb des Unterrichts mit dem Fach näher zu beschäftigen, aus.120 2.2 Nützlichkeit des Mathematik- und Physikunterrichts Die Frage „Wozu brauche ich Mathematik?“, stellt sich jede Schülerin und jeder Schüler im Laufe seiner Schullaufbahn immer wieder, wenn er im Mathematikunterricht sitzt und nicht versteht worum es geht, oder wenn er auf eine Mathematikklausur lernen sollte und keine Lust dazu hat. Nicht nur für Mathematik und Physik, sondern für alle Wissensgebiete gilt, dass „die Motivation zum Erwerb des betreffenden Lernstoffs dann besonders hoch ist, wenn der Erwerb derartigen Wissens für das Individuum von persönlicher Bedeutung ist oder gar einen künftigen Nutzen verspricht.“121 Viel weniger Mädchen als Jungen wählen Berufe, in denen gute mathematische und physikalische Kenntnisse benötigt werden, da die Mehrzahl der Berufe, für die Mathematik oder Physik von Bedeutung ist, traditionelle Männerberufe sind, zu denen Frauen bisher wenig Zugang gefunden haben.122 Das hat zur Folge, dass für die Mädchen häufig Mathematik und Physik für die Berufswahl keine oder kaum eine Bedeutung hat. Da daher die Mädchen in diesen Unterrichtsfächern keinen „zukünftigen Nutzen“123 für sich erkennen können, fehlt ihnen das Interesse und die Motivation in diesem Gebiet.124 So bezeichnen viele Jungen Mathematik und Physik als ihr Lieblingsfach, weil sie diese Fächer mit ihren außerschulischen Aktivitäten, wie z.B. sich mit technischen Geräten beschäftigen und mit ihren Berufsaussichten in Verbindung bringen können. Mädchen dagegen bemängeln am Mathematikunterricht, dass ihnen der Alltagsbezug fehle.125 Das liegt vor allem daran, dass die meisten Mädchen in ihrer Freizeit deutlich weniger Erfahrung im 120 Vgl. Srocke, S. 98ff. Aebli, H. (1987): Grundlage des Lehrens. Eine Allgemeine Didaktik auf psychologischer Grundlage, KlettCotta, Stuttgart, zitiert nach: Srocke, S. 133 122 Vgl. Pfister, S. 2 123 Srocke, S. 133 124 Vgl. ebd. S. 133 ff. 125 Vgl. Eckelt, S. 42 ff. 121 23 Umgang mit Werkzeugen und technischen Spielzeugen sammeln, da sie seltener technisches Spielzeug geschenkt bekommen und auch seltener von ihren Eltern angeregt werden, bei Reparaturen mitzuhelfen. Doch gerade die vor- und außerschulischen Beschäftigungen, mit Mathematik und Physik hängen eng mit dem Interesse an Mathematik und Physik und der Bedeutung für die Zukunft und den späteren Beruf zusammen.126 2.3 Einfluss der Lehrer 2.3.1 Aufmerksamkeitsverteilung Die Einstellung einer Schülerin oder eines Schülers gegenüber der Mathematik und der Physik wird stark durch die Lehrkraft beeinflusst. Die Lehrerin oder der Lehrer spielt also eine wichtige Rolle, bei der Bereitschaft ihrer Schülerinnen und Schüler, sich mit Mathematik oder Physik zu beschäftigen. Wie schon in Kapitel II erwähnt, ist ein Nachteil der Koedukation die Benachteiligung der Mädchen. Wenn Mädchen und Jungen in derselben Schulklasse sitzen, werden sie von den Lehrkräften häufig unterschiedlich behandelt. Da die meisten Jungen ein dominanteres Auftreten haben, schenkt ihnen der Lehrer oft unbewusst mehr Aufmerksamkeit.127 Wenn er z.B. die Klasse ruhig halten will, muss er sich stärker mit den Jungen beschäftigen, weil diese sich im Unterricht stärker aufdrängen.128 Auch bei Diskussionen in der Klasse erhalten die ruhigeren Mädchen kaum die Chance sich einzubringen.129 Insgesamt gilt, dass in einer koedukativen Klasse die aufgeweckten Jungen etwa 2/3 der Aufmerksamkeit des Lehrers erhalten, die unauffälligeren Mädchen dagegen nur 1/3.130 Diese Aufmerksamkeitsverteilung des Lehrers auf die Schüler konnte auch im Mathematikunterricht festgestellt werden. „Jungen werden vom Lehrer öfter angesprochen, sie fragen mehr und werden ihrerseits häufiger gefragt.“131 Da dadurch die Jungen mehr im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens stehen, erhalten die Jungen insgesamt mehr Rückmeldungen, Anerkennung und Lob. Die Mädchen gewinnen auf diese Weise den Eindruck, dass ihre Beträge im Mathematikunterricht nicht so bedeutungsvoll sind wie die der Jungen. 126 Vgl. Stürzer, Roisch, Hunze,& Corneließen, S. 116 Vgl. Pfister, S. 63ff. 128 Vgl. Eckelt, S. 62 129 Vgl. Pfister, S. 63ff. 130 Vgl. Spender, D. (1985): Frauen kommen nicht vor- Sexismus im Bildungswesen, Fischer, Frankfurt a. M. zitiert nach: Srocke, S. 144 131 Srocke, S. 144 127 24 Außerdem sind die Mädchen weniger motiviert sich am Unterricht zu beteiligen, da die geringere Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt wird sie denken lässt, dass ihre Beteiligung im Fach Mathematik weniger erwartet wird.132 2.3.2 Erwartungshaltung der Lehrer Mädchen sind stärker als Jungen von „personengebundener Bestätigung“133 abhängig. Für sie bewirkt eine positive Rückmeldung einer für sie bedeutungsvollen Person, wie z.B. einem Lehrer, eine größere Motivation zu lernen. Die Jungen dagegen lassen sich mehr durch ihre Leistung, die sie z.B. in richtigen Lösungen erkennen können motivieren. Um die Lehrerin oder den Lehrer zufrieden zu stellen, versuchen die Mädchen sich so zu verhalten, wie sie denken, dass die Lehrerinnen und Lehrer es von ihnen erwarten. Jedoch sind die Erwartungen, die Lehrerinnen und Lehrer von der Leistungsfähigkeit ihrer Schülerinnen und Schülern haben, geschlechtsspezifisch gefärbt. Häufig schreiben Lehrerinnen und Lehrer ihren Schülerinnen eine geringere Mathematikfähigkeit zu, als ihren Schülern. In den Aussagen, die die Lehrkräfte über ihre Schülerinnen und Schüler machen, können die traditionellen Geschlechterrollenvorurteile wieder entdeckt werden. Wenn nun die Schülerinnen die Erwartungshaltung erfüllen wollen, welche sie bei den Lehrerinnen und Lehrern vermuten, stellt sich die Frage, ob die Schülerinnen vielleicht deshalb ein geringeres Interesse zeigen sowie schlechtere Leistungen in Mathematik erzielen, weil die Lehrerinnen und Lehrer es von ihnen erwarten. Die Lehrkräfte äußern zwar ihre Erwartungen, dass sie den Mädchen geringere Fähigkeiten als den Jungen zutrauen nicht gegenüber den Schülerinnen und Schülern im Unterricht, dennoch gibt ein Lehrer seine Auffassungen und Überzeugungen oft unbewusst in seinen Äußerungen und Verhaltensweisen an seine Schülerinnen und Schüler weiter.134 Jedoch muss gesagt werden, dass diese Leistungseinschätzungen der Lehrer gegenüber ihren Schülern aus den 80er Jahren stammen. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass zwei Drittel der befragten Lehrerinnen und Lehrer beide Geschlechter für gleichermaßen begabt hielten. Nur noch etwa ein Drittel der befragten Lehrer und Lehrerinnen antworteten auf die Frage, welches Geschlecht sie in Mathematik für begabter hielten, mit Jungen.135 Wobei berücksichtigt werden muss, dass inzwischen viele Lehrkräfte über die geschlechtsspezifischen Leistungseinschätzungen und deren Wirkungen, die diese auf die 132 Vgl. ebd. S. 144ff. Srocke, S. 144 134 Vgl. Srocke, S. 144ff 135 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 133 25 Schülerinnen haben, aufgeklärt worden sind. Dadurch lässt sich nicht mehr so leicht herausfinden, ob tatsächlich keine Unterschiede mehr in den Leistungseinschätzungen existieren, oder ob die Lehrer sich nur nicht mehr trauen, heutzutage eine solche Meinung zu äußern.136 Bettina Srocke vermutet aufgrund von Erfahrungsberichten, dass Mädchen von ihren Mathematiklehrerinnen und -lehrern zwar nicht in ihrer mathematischen Leistungsfähigkeit entmutigt werden, aber umgekehrt auch häufig nicht sehr viel Unterstützung erhalten.137 Zwar glauben immer mehr Lehrer an keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf die Mathematikleistungen, dennoch traut kaum einer der befragten Lehrer den Mädchen eine höhere Leistungsfähigkeit in Mathematik zu, als den Jungen.138 Bei Befragungen von Lehrkräften, bestätigten immer noch einige Lehrerinnen und Lehrer die herrschenden Rollenklischees.139 Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet dies, dass sie sich über mögliche Vorurteile bewusst werden müssen und ihr Verhalten und ihre Einstellung immer wieder auf eingefahrene Muster überprüfen müssen.140 2.5 Unterrichtsinhalte Die behandelten Unterrichtsinhalte in Mathematik und Physik entsprechen oft nicht der Erfahrungswelt der Mädchen, sondern größtenteils der der Jungen. Es konnte jedoch die Beobachtung gemacht werden, dass Aufgaben die aus Lebens- und Interessenbereich der Jungen stammen, von Mädchen schwieriger empfunden werden als von Jungen.141 Das Institut der Pädagogik der Naturwissenschaften fand heraus, dass es im Fach Physik im Wesentlichen auf den „Anwendungsbezug des Inhalts“142 ankommt. Wenn zumindest ein potentieller Anwendungsbezug zum eigenen Leben hergestellt werden kann, steigt das Interesse bei Mädchen als auch bei Jungen deutlich. Wird ein Phänomen an einem medizinischen oder sozialen Kontext erklärt, sind beide Geschlechter aufmerksam und fühlen sich angesprochen. Wird jedoch ein Phänomen anhand eines technischen Inhalts, wie z.B. eines Automotors demonstriert, schalten die Mädchen ab.143 136 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 91 Vgl. Srocke, S. 148 138 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 139 Vgl. ebd. S. 148f. 140 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak, S. 47 141 Vgl. Faulstich-Wieland, S. 93 142 Hoffmann, L. und Lehrke, M. (1986): Untersuchung über Schülerinteressen an Physik und Technik. Zeitschrift für Pädagogik 32, S. 189-204 zitiert nach: Kreienbaum und Urbaniak, S. 114 143 Vgl. Hoffmann und Lehrke, M. (1986): Untersuchung über Schülerinteressen an Physik und Technik. Zeitschrift für Pädagogik 32, S. 189-204 zitiert nach: Kreienbaum und Urbaniak, S. 114 137 26 Durch die Themenwahl kann an die Erfahrungswelt der Mädchen angeknüpft werden und somit ihr Interesse für Physik und Mathematik gewonnen werden.144 3. Selbstvertrauen in die eigene Mathematikleistung Mädchen und Jungen Ein auffallender Unterschied zwischen Mädchen und Jungen besteht im Selbstvertrauen, das sie den eigenen Mathematikfähigkeiten entgegenbringen. Neben einem grundsätzlich geringeren Selbstvertrauen, das die Mädchen gegenüber den Jungen in ihre eigenen Fähigkeiten haben, unterschätzen Mädchen diese auch speziell in Mathematik und Physik. 3.1 Überlegenheit der Jungen Werden die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gefragt, welches der beiden Geschlechter die bessere Mathematikleistung erbringt, so ist zu beobachten, dass ab der 5. Klasse beide Geschlechter die Jungen als besser und vor allem als leistungsfähiger in Mathematik ansehen.145 Auch in dem Fach Physik vermuten beide Geschlechter bei den Jungen ein größeres physikalisches Verständnis als bei den Mädchen.146 In der Klassenstufe 9 bis 12 glauben etwa ein Drittel aller Jungen und Mädchen, dass die Jungen in Mathematik besser sind, während nur 16% der Befragten den Mädchen zutrauten, besser in Mathematik zu sein. Dies war auch in Klassen der Fall, in denen die durchschnittlichen Mathematiknoten der Mädchen besser waren als die der Jungen.147 Folglich verfügen Jungen über ein positiveres Selbstvertrauen in ihre Mathematikfähigkeiten als Mädchen.148 Das zeigt sich zum einen darin, dass sie das Gefühl haben, für gute Leistungen in diesem Fach weniger arbeiten zu müssen. Zum anderen haben Jungen, die bisher nicht erfolgreich waren in diesem Fach, trotzdem eine höhere Erwartung in ihre künftigen Mathematikleistungen als die Mädchen.149 Durch die weit verbreitete Auffassung, dass Jungen grundsätzlich besser sind in Mathematik und Physik als Mädchen, wird den Mädchen von Schulbeginn an das Gefühl vermittelt, den Jungen in Mathematik unterlegen zu sein, was zur Folge hat, dass die Mädchen schon sehr früh geringere Erwartungen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln als Jungen. 144 Vgl. Kreienbaum und Urbaniak , S. 123 Vgl. Eckelt, S. 61 146 Vgl. Faultstich-Wieland, S. 102 147 Vgl. Eckelt, S. 53 148 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 149 Vgl. Srocke, S. 167 145 27 Auch das Selbstvertrauen der Mädchen in ihre Physikleistungen ist in erster Linie von der Vorstellung geprägt, dass Physik nichts für sie ist.150 Deswegen ist es häufig der Fall, dass in koedukativen Gruppen Schülerinnen weniger motiviert sind, sich im Mathematik- und Physikunterricht einzubringen und sich Fähigkeiten in diesen Bereichen zuzutrauen. Das geringere Selbstvertrauen in ihre Leistungen führt dazu, dass Mädchen ihre Leistungen kaum realistisch einschätzen. Sogar wenn ihre Leistungen besser sind als die ihrer Mitschüler, sind sie trotzdem noch der Meinung, die Jungen seien das bessere Geschlecht in Mathematik und Physik.151 Auffällig sind die Ergebnisse zu der Selbsteinschätzung der Schüler und Schülerinnen. Mädchen schätzen ihre Leistungen im Durchschnitt etwas geringer ein, als die tatsächliche Schulnote ist. Jungen liegen mit ihrer Selbsteinschätzung durchschnittlich oberhalb der tatsächlichen Note.152 Die Jungen scheinen im Vergleich zu den Mädchen, ihre Fähigkeiten realistischer einschätzen zu können.153 Nach einer Studie zum Physikunterricht nimmt die Selbsteinschätzung von Mädchen hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Leistungen in Physik vom 7. bis zum 10. Lebensjahr deutlich ab, während die der Jungen tendenziell ansteigt.154 Eine positive Selbsteinschätzung ist wichtig, weil sie uns zum Lernen motiviert, und weil sie Einfluss auf die eigene Leistungsbereitschaft hat. Auch bei der PISAStudie 2003 konnte festgestellt werden, dass weniger Mädchen als Jungen an eine Begabung in Mathematik glauben und daran, in Mathematik etwas zu erreichen, was viele Mädchen dazu veranlasst, nichts mehr in Mathematik zu investieren, also nicht mehr für Mathematik zu lernen. Eine positive Selbsteinschätzung ist zudem wichtig, weil sie eng mit dem Stellenwert, den Schülerinnen und Schüler einem Fach zu ordnen, in Verbindung steht. Je besser sich nämlich ein Schüler in Mathematik fühlt, desto wichtiger wird ihm das Fach. Je schlechter sich eine Schülerin in Mathematik fühlt, umso unwichtiger wird für sie das Fach. Folglich beeinflusst die Selbsteinschätzung das Interesse und die Motivation im Fach Mathematik. So kommt es, dass die Jungen auf Grund ihrer positiveren Selbsteinschätzung im Fach Mathematik und Physik, die besseren Vorraussetzungen zum Lernen besitzen. 155 2.3.2 Erwartungshaltung der Lehrer Schon sehr früh beginnen Kinder, sich eine Meinung über die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten auszubilden. Das Feedback und die Benotung durch den Lehrer in der Schule 150 Vgl. Faultstich-Wieland, S. 109 Vgl. Eckelt, S. 59 152 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 153 Vgl. Eckelt, S. 59 154 Vgl. Stürzer, Roisch, Hunze,& Corneließen, S. 115 155 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 151 28 spielen eine zentrale Rolle bei der eigenen Einschätzung. So wirken sich die Erwartungen, die die Lehrerinnen und Lehrer an ihre Schülerinnen und Schüler haben auf das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler in ihr Fähigkeiten aus. Da aber die Erwartungen der Lehrerinnen und Lehrer wie schon in Kapitel IV.2.3.2 erwähnt immer noch durch geschlechtsspezifische Vorurteile geprägt sind, nehmen Mädchen seltener positive Erwartungen ihrer Lehrerinnen und Lehrer in ihre Mathematik- und Physikkompetenz wahr und passen sich den Erwartungen an.156 Deswegen fällt es den Mädchen oft sehr schwer, ein positives Selbstvertrauen in ihre mathematischen und physikalischen Fähigkeiten zu entwickeln.157 3.2 Misserfolgserwartung Mädchen und Jungen empfinden Bestätigung und Kritik unterschiedlich. Die Jungen neigen eher dazu, nur ihre positiven Eigenschaften zu sehen und daher hauptsächlich bestätigende Rückmeldungen in Erinnerung zu behalten. Den meisten Mädchen dagegen bleiben sowohl positive als auch negative Beurteilungen ihrer Leistung deutlich in Erinnerung. Das hat zur Folge, dass Jungen negative Einschätzungen ihrer Leistung größtenteils ignorieren, oder zumindest die erhaltene Kritik nicht weiter schwer nehmen.158 Jungen neigen daher dazu, für Misserfolg die äußeren Umständen verantwortlich zumachen. Zum Beispiel ist bei ihnen oft die viel zu schwierige Klassenarbeit an einem schlechten Abschneiden schuld. Erfolge schreiben die Jungen ihrer Begabung zu.159 Bei den Mädchen ist es genau umgekehrt. Da es bei ihnen oft der Fall ist, dass sie durch negative Beurteilungen ihrer Leistung stärker getroffen werden und Kritik an ihrer Leistung oft persönlich nehmen, ist für sie Versagen ein Mangeln an ihren Fähigkeiten. 160 Demnach schreiben 50% der Mädchen, welche über sich selbst denken, „einfach nicht gut in Mathematik zu sein“, den Misserfolg fehlender Begabung zu. Diese Mädchen haben ein sehr geringes Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten, denn gegen fehlende Begabung können sie nichts tun, diese besitzen sie.161 Erfolg ist für Mädchen eher eine Glückssache. An der häufigen Aussage von Schülerinnen, sie hätten Angst, sich im Mathematikunterricht an der Tafel vor den anderen zu blamieren, kann man erkennen, dass 156 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 Vgl. ebd. S. 47 158 Vgl. Rustemeyer, R (1982): Wahrnehmungen eigener Fähigkeiten bei Jungen und Mädchen, Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt a.M., S. 27 159 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 160 Vgl. Eckelt, S. 55 161 http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 157 29 gerade im Mathematikunterricht die Angst vor Misserfolg bei den Mädchen besonders stark ausgeprägt ist. Auch haben mehr Mädchen als Jungen Angst davor, dass ihre Leistungen in Mathematik absinken könnten. Zwar erleben Schülerinnen Misserfolge genauso oft wie ihre Mitschüler, da sie diese aber weitaus häufiger als die Jungen mit mangelnden Fähigkeiten begründen und nicht auf Ursachen wie schlechte Arbeitshaltung zurückführen, führen Misserfolgserlebnisse bei den Mädchen oft zum Verlust des Selbstvertrauens in die eigene Mathematikleistungsfähigkeit.162 Wenn man nämlich einen Misserfolg erwartet, aber erfolgreich ist und dann den Erfolg damit erklärt, Glück gehabt zu haben, bleibt die anfängliche niedrige Erwartungshaltung erhalten. Wenn man jedoch einen Misserfolg erwartet und auch erfährt, stimmt die Erklärung eines scheinbaren Mangels an Fähigkeiten mit der anfänglich niedrigen Erwartungshaltung überein. Die schon in Kapitel 2.3.1 erwähnte Zurückhaltung der Mädchen im Mathematikunterricht kann also als Bemühung seitens der Mädchen gedeutet werden, solchen Misserfolgserlebnissen möglichst aus dem Weg zu gehen.163 3.3 Angst vor Erfolg Die Angst vor Erfolg tritt hauptsächlich bei Frauen auf, sie ist umso größer, je mehr die Erfolge in einem Bereich erzielt werden, der traditionell unangemessen für Frauen gilt. Wenn nun ein Mädchen eine außergewöhnlich gute Leistung in Mathematik oder Physik erbringt, ruft diese oft Erstaunen bei Mitschülern, Eltern und Lehrern hervor, da gute Leistungen von Mädchen in diesem Bereich nach wie vor in unserer Gesellschaft nicht als selbstverständlich gelten( siehe Kapitel IV.1.). So kommt es, dass diese Schülerin eine herausgehobene Position einnimmt, die sie vielleicht gar nicht einnehmen möchte. Bei Mädchen werden ein Interesse für Mathematik, sowie gute Leistungen in diesem Fach immer noch nicht als alltäglich angesehen. Um nicht als etwas Besonderes aufzufallen, vermeiden viele Mädchen eine Betätigung in Bereichen, die als untypisch für Frauen gelten oder bemühen sich nicht intensiv um gute Leistungen, wie sie es vielleicht in anderen Bereichen machen würden. Die meisten Mädchen, die sich stärker mit Mathematik und Physik beschäftigen, besitzen sowohl ein großes Selbstvertrauen in ihre mathematischen und physikalischen 162 163 Vgl. Srocke, S. 159ff. Vgl. Eckelt, S. 54 30 Fähigkeiten als auch ein großes Selbstwertgefühl, es stört sie wenig, vom durchschnittlichen Verhalten abzuweichen.164 Abschließend muss gesagt werden, dass bisher noch nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob sich das Selbstvertrauen von Mädchen und Jungen wirklich so stark unterscheidet, oder ob die geschilderten Unterschiede nicht vielmehr darauf zurückzuführen sind, dass Mädchen stärker als Jungen bereit sind, ihre mathematischen und physikalischen Leistungen betreffende Zweifel und Unsicherheiten zu zugeben.165 Da eine hohe Korrelation zwischen dem Selbstvertrauen in die eigene Leistung und der hinterher tatsächlich erbrachten Leistung beobachtet werden konnte, ist es wahrscheinlich, dass eine Steigerung des Selbstvertrauens der Mädchen in ihre eigene Mathematik und Physikleistung eine tatsächliche Leistungsverbesserung bewirken könnte.166 4. Unterschiede im Leistungsvermögen und mathematischen Fähigkeiten Im Folgenden möchte ich untersuchen, inwieweit Unterschiede im Leistungsvermögen von mathematischen und physikalischen Fähigkeiten für die oben genannten Unterschiede in mathematischen und physikalischen Leistungen verantwortlich gemacht werden können. 4.1 Allgemeine intellektuelle Fähigkeiten 1974 wurden Testergebnisse verglichen, in denen untersucht wurde, inwieweit es einen Unterschied in Lernleistungen und Lernfähigkeiten zwischen Mädchen und Jungen gibt. Dabei wurden keine Anzeichen dafür gefunden, dass Jungen besser in einzelnen Lernleistungen sind als Mädchen oder umgekehrt. Es konnte z.B. nicht festgestellt werden, dass Jungen schneller Zusammenhänge erfassen können als Mädchen. Genauso wenig konnte die Vermutung bestätigt werden, dass Mädchen größere Lernfähigkeiten für soziale Inhalte haben, was ihre Neigung zu diesen Bereichen bei der Fächerwahl in der Oberstufe erklären könnte. Geringere Beteiligung und die häufig schwächeren Leistungen der Mädchen in Mathematik, sind nicht an einer geringen intellektuellen Leistungsfähigkeit der Mädchen 164 Vgl. Srocke, S. 160ff. Rustemeyer, S. 27ff. 166 Vgl. Srocke, S. 159ff. 165 31 festzumachen, denn es können keine entscheidenden Unterschiede in diesem Bereich festgestellt werden.167 4.3 Unterschiedliche Problemlösestile Bei durchgeführten Untersuchungen wurden den Schülerinnen und Schülern Problemstellungen vorgelegt, die bereits im Unterricht behandelten Aufgaben ähnelten. Um die ihnen nur vorliegende Problemstellung lösen zu können, reichte es nicht aus, die bekannten Strategien der im Unterricht behandelten Aufgaben anzuwenden. Es mussten neue Wege ausprobiert werden um die Lösungen zu erhalten. Beim Lösen von einer einmal vorgegebenen Struktur und Ausprobieren und neue Wege, zeigten Mädchen keine schlechteren Leistungen als die Jungen. Es kann also nicht generell gesagt werden, dass Mädchen beim Lösen von Problemen größerer Schwierigkeiten haben als Jungen.168 4.4 Räumliches Vorstellungsvermögen Ein häufig genannter Geschlechterunterschied ist die These, dass Frauen ein geringeres räumliches Vorstellungsvermögen als Männer besitzen. Tatsächlich wurde bei durchgeführten Tests in diesem Bereich festgestellt, dass Jungen ab einer bestimmten Altersstufe den Mädchen im räumlichen Vorstellungsvermögen überlegen sind. Es herrscht jedoch noch Unklarheit, inwieweit das räumliche Vorstellungsvermögen das Mathematiklernen beeinflusst.169 Auffallend ist jedoch, dass im Bereich Geometrie, in dem häufig räumliche Fähigkeiten erforderlich sind, auffallend mehr Mädchen als Jungen Probleme haben.170 Ab Klasse 8 wird im Mathematikunterricht viel Geometrie behandelt. Das weniger stark ausgeprägte räumliche Vorstellungsvermögen könnte also der Grund für die schon in Kapitel II erwähnten schlechter werdenden Mathematikleistungen der Mädchen über 13 Jahren sein.171 Auch in anderen Bereichen des Mathematikunterrichts ist ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hilfreich, um Sachverhalte besser verstehen zu können. 167 Vgl. Maccoby, E. & Jacklin, C.N. (1974): The Psychology of Sex Differences, The Stanford University Press, Standford zitiert nach: Srocke, S. 112 ff. 168 Vgl. ebd. S. 115 ff. 169 Vgl. Fennama, E. (1979): Women and Girls in Mathematics- Equitiy in Mathematics Education. In: Educational Studies in Mathematics, 10, S. 389-401 zitiert nach: Srocke, S. 119 170 Vgl. Neubrand, S. 79 171 Vgl. Eckelt, S. 57 ff. 32 Ein möglicher Erklärungsversuch für die geschlechtsspezifischen Unterschiede ist die Hypothese, in der die „unterschiedlichen Hirnfunktionen von Mädchen und Jungen“ für geschlechtsspezifische Unterschiede im räumlichen Vorstellungsvermögen verantwortlich gemacht werden. Denn es konnte herausgefunden werden, dass bei räumlichen Aufgabenstellungen Jungen die rechte Hirnhälfte, Mädchen dagegen die linke benutzen. Ob dies jedoch den entscheidenden Unterschied bewirkt bleibt offen.172 Außerdem muss gesagt werden, dass Erkenntnisse über die unterschiedlichen Hirnausprägungen der Geschlechter nicht unumstritten sind.173 Letztendlich kann nicht eindeutig nachgewiesen werden, in welchem Umfang das angeblich geringere Vorstellungsvermögen von Mädchen für die häufig geringere Leistung der Mädchen in Mathematik verantwortlich ist.174 Zusammenfassung: Insgesamt lassen die durchgeführten Untersuchungen nicht darauf schließen, dass Mädchen grundlegend andere mathematische Fähigkeiten besitzen als Jungen oder, dass Mädchen über ein insgesamt geringeres intellektuelles Leistungsvermögen verfügen würden. Weder mangelnde mathematische Fähigkeiten noch ein geringeres intellektuelles Leistungsvermögen kann eindeutig für die geringen Mathematikleistungen der Mädchen verantwortlich gemacht werden. Auffallende Geschlechtsunterschiede können jedoch vor allem im Bereich des räumlichen Vorstellungsvermögens und im Bereich des Lernstils gemacht werden. Welchen Einfluss diese beiden Faktoren genau auf die erfolgreiche Beschäftigung mit Mathematik haben, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Die Probleme, die viele Mädchen in der Schule mit Mathematik haben, können wenn überhaupt nur zu einem ganz geringen Anteil mit intellektuellen Fähigkeiten oder Denkstrukturen begründet werden. 5. Biologische Erklärungsversuche Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Frauen grundsätzlich geringere intellektuelle Leistungsfähigkeiten zugeschrieben, deren Ursache in einem „genetischen Defizit“175 vermutet wurde. Auf Grund dieses genetischen Mangels galten Mathematik und die 172 Vgl. Srocke, S. 199ff. Vgl. ebd. S. 182 174 Vgl. Srocke, S. 199 ff. 175 Srocke, S. 179 173 33 Naturwissenschaften als unvereinbar mit dem weiblichen Wesen.176 So stellte Möbius die Vermutung auf, dass „unter einer Million Frauen nur eine mit mathematischem Talent sei“ und(,) dass „die Weiber in der Regel ohne Anlage für Mathematik sind […] In gewissem Sinn kann man sagen, das Mathematische ist der Gegensatz des Weiblichen. […] Hat ein Weib mathematisches Talent, so ist es ebenso, als ob sie einen Bart hätte. […]“177 Doch wie schon im Kapitel zuvor genannt, kann heute nicht mehr auf grundlegend andere mathematische und naturwissenschaftliche Fähigkeiten oder Leistungsvermögen von Frauen gegenüber Männern geschlossen werden. Schon 70 Jahre nach Möbius Tod, sah man keine Notwendigkeit mehr, nach physiologischen Ursachen für die Geschlechtsunterschiede in der Beteiligung an und den Leistungen in Mathematik und den Naturwissenschaften zu suchen. Man war der Meinung, dass bestehende Unterschiede das Resultat verschiedener geschlechtsspezifischen Interessen sind. Insgesamt lassen bisherige Forschungsergebnisse nicht mit Sicherheit auf genetische oder hormonelle Begründungen schließen. Außerdem sind solche Erklärungsansätzen mit großer Vorsicht zu behandeln, sobald nämlich biologische Ursachen für die bestehenden Geschlechtsunterschiede verantwortlich gemacht werden können, gelten derartige Unterschiede als unveränderbare Tatsache. Eine mathematische und physikalische Unterlegenheit der Mädchen wäre somit festgeschrieben und damit alle Versuche, Veränderungen zu bewirken von vorneherein nur eingeschränkt Erfolg versprechend.178 6. Zwischenergebnisse Es gibt erkennbare Unterschiede in Mathematik und Physik zwischen Mädchen und Jungen. So konnte in koedukativen Schulen festgestellt werden, dass die Mädchen sowohl ein geringeres Interesse als auch schlechtere Leistungen im Mathematik- und Physikunterricht gegenüber den Jungen zeigen. In Physik sind die Leistungs- und Interessensunterschiede noch deutlicher festzumachen als in Mathematik. An monoedukativen Schulen schienen die Schülerinnen und Schüler, sich nicht so deutlich nach geschlechtsspezifischen Mustern zu verhalten wie an koeduaktiven Schulen. Mit zunehmendem Alter nimmt das Interesse an den Fächern Mathematik und Physik bei den Mädchen ab, bei den Jungen nimmt es dagegen mit zunehmendem Alter zu. Bis zur 7. 176 Vgl. ebd. S.178ff. Möbius zitiert nach: Eckelt, S. 5 178 Vgl. Srocke, S. 181 ff 177 34 Klasse sind die Interessen und Leistungen zwischen Mädchen und Jungen noch ausgewogen. Ab der 8. Klasse lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede festmachen. Ein Grund für das mangelnde Interesse der Schülerinnen an diesen beiden Fächern ist zum einen, dass für viele Schülerinnen Mathematik und Physik weder einen künftigen Nutzen für ihre Berufswahl noch einen unmittelbaren Nutzen für ihre außerschulischen Betätigungen beinhaltet. Deswegen fehlt den Mädchen häufig das Interesse und die Motivation, sich in den Unterricht einzubringen. Ein weiterer Grund für die geschlechtsspezifischen Unterschiede in diesen Fächern ist die unterschiedliche Aufmerksamkeitsverteilung der Lehrkraft. Die dominanteren Jungen stehen mehr im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens und beanspruchen mehr Aufmerksamkeit der Lehrkraft, dadurch werden die ruhigeren Mädchen im Mathematik- und Physikunterricht häufig vom Lehrer benachteiligt, gewinnen auf diese Weise den Eindruck, dass ihre Beträge im Unterricht nicht so bedeutungsvoll sind wie die der Jungen und sind daher weniger motiviert sich am Unterricht zu beteiligen. Aufgrund der weit verbreiteten Auffassung, dass Jungen grundsätzlich besser in Mathematik und Physik sind als Mädchen, haben Mädchen schon sehr früh das Gefühl, den Jungen in diesem Bereich unterlegen zu sein, was zur Folge hat, dass die Mädchen schon sehr früh geringere Erwartungen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln als Jungen. Das geringere Selbstvertrauen in ihre Leistungen führt dazu, dass Mädchen ihre Leistungen kaum realistisch einschätzen. Um die Lehrerin oder den Lehrer zufrieden zu stellen, versuchen die Mädchen sich so zu verhalten, wie sie denken, dass die Lehrerinnen und Lehrer es von ihnen erwarten. Jedoch gibt es nach wie vor viele Lehrerinnen und Lehrer, die den Mädchen nicht die selben mathematischen und physikalischen Kompetenzen zutrauen, wie den Jungen, was zur Folge hat, dass Mädchen oft nicht den Eindruck haben, dass ihre Lehrerin oder ihre Lehrer gute Mathematik- und Physikleistungen von ihnen erwarten, was sich negativ auf ihre Motivation und ihr Selbstvertrauen in Mathematik und Physik auswirkt. Zwar werden die Mädchen nicht bewusst von ihren Lehrern entmutigt, jedoch erhalten sie umgekehrt auch häufig nicht sehr viele Ermutigungen von ihren Lehrern, für Mathematik und Physik begabt zu sein. Im Mathematik- und Physikunterricht ist die Angst vor Misserfolg bei den Mädchen besonders stark ausgeprägt. Zum Beispiel haben mehr Mädchen als Jungen Angst davor, dass 35 ihre Leistungen in Mathematik absinken könnten. Zwar erleben Schülerinnen Misserfolge genauso oft wie ihre Mitschüler, da sie diese aber weitaus häufiger als die Jungen mit mangelnden Fähigkeiten begründen und nicht auf Ursachen wie schlechte Arbeitshaltung zurückführen, führen Misserfolgserlebnisse bei den Mädchen oft zum Verlust des Selbstvertrauens in die eigene Mathematikleistungsfähigkeit. Bei Mädchen werden ein Interesse für Mathematik und Physik, sowie gute Leistungen in diesen Fächern immer noch nicht als alltäglich angesehen, da bis heute trotz dem gemeinsamen und gleichen Unterrichten von Mädchen und Jungen Mathematik und die Naturwissenschaften immer noch als Teil der männlichen Geschlechtsrolle gelten. Um nicht als etwas Besonderes aufzufallen, vermeiden viele Mädchen eine Betätigung in Bereichen, die als untypisch für Frauen gelten oder bemühen sich nicht intensiv um gute Leistungen, wie sie es vielleicht in anderen Bereichen machen würden. Weder mangelnde mathematische und physikalische Fähigkeiten noch ein geringeres intellektuelles Leistungsvermögen kann eindeutig für die geringen Mathematik- und Physikleistungen der Mädchen verantwortlich gemacht werden. Die Probleme, die viele Mädchen in der Schule mit Mathematik und Physik haben, können daher wenn überhaupt nur zu einem ganz geringen Anteil mit intellektuellen Fähigkeiten oder Denkstrukturen begründet werden. Viel bedeutender ist die oben aufgeführte Vielzahl äußerer Einflüsse, die Zuhause und in der Schule, auf die Mädchen tagein tagaus einwirken und die wesentlich zur Entwicklung und zur Veränderung von mathematischen und physikalischen Interessen und Neigungen der Mädchen beitragen. V. Lösungsansätze zur Verbesserung der naturwissenschaftlichen und mathematischen Leistungen von Schülerinnen 1. Verbesserter koedukativer Unterricht 1.1 Weibliche Vorbilder 1980 begannen Naturwissenschaftlerinnen nach weiblichen Spuren in der Geschichte der Wissenschaft und Forschung zu suchen. Sie wollten herausfinden, welchen Anteil die 36 Frauen an naturwissenschaftlichen Entdeckungen hatten. Tatsächlich fanden sich Frauen, die bedeutend bei naturwissenschaftlichen Endeckungen mitgewirkt hatten. Allein schon im 19. Jahrhundert, also zu der Zeit, zu der den Frauen der Zugang zur Forschung und Wissenschaft noch größtenteils verwehrt war, gehörten zu den Nobelpreisträgern auch Frauen. Das Wissen um durchaus begabte Frauen in den Naturwissenschaften stärkt das Selbstbewusstsein der Frauen, die in diesem Bereich tätig sind. Auch das Interesse der Schülerinnen wird durch die weiblichen Vorbilder positiv beeinflusst. Sie machen es den Schülerinnen möglich, sich mit den als „männliche Domäne“179 geltenden Naturwissenschaften identifizieren zu können. 180 Wenn sich also immer mehr Frauen im Bereich der Mathematik und Physik z.B. als Lehrerinnen betätigen, werden Mathematik und Physik bald nicht mehr zwangsläufig als „männlich“ angesehen werden, was vielen Mädchen helfen wird, sich nicht von Anfang an von diesen Fächern zu distanzieren und Respekt vor ihnen zu haben, sondern sich mit ihnen auseinander zu setzten und sich für sie zu interessieren. Das eigentliche Ziel ist es, dass unter anderem durch weibliche Vorbilder erreicht werden soll, die Gesellschaft so weit zu verändern, dass die Beschäftigung mit Mathematik und Physik für Mädchen genauso wie für Jungen als selbstverständlich von ihr angesehen wird.181 1.1.2 Förderung größeren Selbstvertrauens durch geschlechtergetrennte Gruppen Wie in Kapitel 2.3.1 schon erwähnt, ist die ungleiche Aufmerksamkeitsverteilung der Lehrer zwischen den Schülerinnen und Schülern ein Problem, das in der Koedukation immer wieder auftritt. In außerschulischen kostenlosen Angeboten im Bereich von Mathematik und Physik speziell für Schülerinnen, würden Mädchen die „geschärfte Aufmerksamkeit“182 erhalten. Dadurch, dass auf jedes Mädchen persönlich eingegangen werden könnte, hätten viele Mädchen erstmals die Chance, ihre Begabungen zu entdecken, ihre Fähigkeiten zu erproben und auch zu zeigen, ohne dabei dem Urteil eines Lehrers oder der Mitschüler ausgesetzt zu sein.183 Die Lehrer könnten in gleichgeschlechtlichen Gruppen keine Unterschiede in der Behandlung von Mädchen und Jungen machen, oder an Mädchen andere Erwartungen stellen als an Jungen. So hätten die Mädchen die Möglichkeit, Selbstvertrauen in 179 Srocke, S. 2 Vgl. ebd. S. 51 181 Vgl. Srocke, S. 248f. 182 Vgl. Pfister, S. 121f. 183 Vgl. ebd. S. 130f. 180 37 ihre eigenen Leistungen zu entwickeln, ohne sich dabei mit den Jungen vergleichen zu müssen.184 Auch die Aufgabenstellungen könnten in reinen Mädchengruppen stärker an die Lebenswelt der Mädchen angepasst werden, um den Mädchen dadurch die Bedeutung von Mathematik unmittelbarer deutlich zu machen. 1.2 Rollenvorstellungen thematisieren In einer geschlechtergerechten, koedukativen Schule sollten die Interessen und Lebenslagen beider Geschlechter von vorneherein angemessen berücksichtigt werden. Damit dies jedoch gelingen kann, müssen Geschlechtervorurteile überwunden werden, sodass die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Potenziale entdecken können und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.185 Um den Respekt oder sogar die Angst, die viele Mädchen vor Mathematik und Physik haben, abzubauen, ist es wichtig, Geschlechtervorurteile im Unterricht zu thematisieren und zu klären, wie es dazu kommt, um sie dann Stück für Stück abschaffen zu können. Ein wichtiger Aspekt ist z.B. nicht nur, den Mädchen zu verdeutlichen, dass sie ebenfalls gute Mathematikleistungen erbringen, sondern, dass solche Leistungen auch durchaus von ihnen erwartet werden. Sowohl Eltern als auch Lehrer dürfen in ihre Erwartungshaltung gegenüber den mathematischen und physikalischen Leistungen keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen machen. Den Mädchen muss deutlich gemacht werden, dass von ihnen die gleichen Leistungen erwartet werden als von Jungen. Wenn es gelingt, dass gute Mathematikund Physikleistungen von Mädchen ebenso für selbstverständlich gelten als z.B. gute Leistungen in Deutsch, werden die Mädchen von den traditionellen „Mädchenfächern“ abweichen, hin zu Mathematik und Physik. 1.3 Relevanz für Berufsleben verdeutlichen Da viele Mädchen nach wie vor Mathematik und Physik nicht für bedeutungsvoll für ihre spätere Lebensplanung ansehen, ist es wichtig, den Mädchen den Umfang an 184 185 Srocke, S.248f. Vgl.ebd. S.50 38 Berufsangeboten zu zeigen und den Mädchen zu verdeutlichen, in wie vielen Beruffeldern, von denen dies nur wenige vermuten, Mathematik- und Physikkenntnisse benötigt werden. Da derartige Berufe nach wie vor häufig als Männerberufe gelten, muss zuerst das Interesse bei den Mädchen geweckt werden, da sich ansonsten die meisten Mädchen nicht angesprochen fühlen. Auf diese Weise würden auch die Mädchen einen persönlichen Nutzen in den Fächern Mathematik und Physik für sich entdecken können und so motivierter sein, sich mit diesen Fächern auseinander zu setzten. VI. Auswertung der Umfrage 1. Fragebogen Ich möchte dich bitten, die folgenden Fragen ehrlich zu beantworten. Deine Antworten sind selbstverständlich anonym und werden ausschließlich für meine Seminarkursarbeit verwendet. Name deiner Schule:________________ Klassenstufe:______ Lieblingsfach__________ weibl. männl. 1.a Hast du einen Mathematiklehrer oder eine Mathematiklehrerin ? 1.b Hast du einen Physiklehrer oder eine Physiklehrerin ? In diese Kästchen ░░ hinter den Fragen bitte die zutreffende Zahl der folgenden Skala eintragen: 1 Trifft nicht zu 2 Trifft kaum zu 3 Trifft manchmal 4 Trifft meistens zu zu 2.a Magst du Mathematik? ░░ 2.b Magst du Physik? ░░ 3.a Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist? ░░ 3.b Glaubst du, dass du für Physik begabt bist? ░░ 4.a Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Mathematik? 4.b Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Physik? ______ ______ 5.a Wie würdest du deine Leistung in Mathematik selbst beurteilen? 5.b Wie würdest du deine Leistung in Physik selbst beurteilen? ( Bitte in Noten angeben.) 6.a Möchtest du gerne besser sein in Mathematik? ░░ 6.b Möchtest du gerne besser sein in Physik? ░░ 39 ______ ______ 5 Trifft voll zu 7.a Wurdest du mit zunehmendem Alter schlechter in Mathematik? ░░ 7.b Wurdest du mit zunehmendem Alter schlechter in Physik? ░░ 8.a Hast du Angst vor der Mathematikstunde? ░░ 8.b Hast du Angst vor der Physikstunde? ░░ 9.a Bist du nach dem Mathematikunterricht frustriert? ░░ ░░ 9.b Bist du nach dem Physikunterricht frustriert? 10.a Freust du dich auf den Mathematikunterricht? ░░ 10.b Freust du dich auf die Physikstunde ░░ 11.a Ist es dir wichtig, gut Mathematik zu können? ░░ 11.b Ist es dir wichtig, gut Physik zu können? ░░ 12.a Hast du Angst davor, dass deine Leistungen in Mathematik absinken könnten? ░░ 12.b Hast du Angst davor, dass deine Leistungen in Physik absinken könnten? ░░ 13.a Kannst du das, was du im Mathematikunterricht gelernte im Alltag anwenden? ░░ Wo? _____________________________________________________________________ 13.b Kannst du das, was du im Physikunterricht gelernt hast im Alltag anwenden? ░░ Wo? _____________________________________________________________________ 14.a Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Mathematik wichtig? ░░ 14.b Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Physik wichtig? ░░ 15.a Hast du nach einer schlechten Mathematik- oder Physikklausur das Gefühl zu wenig auf die ░░ Arbeit gelernt zu haben? 15.b Hast du nach einer schlechten Mathematik- oder Physikklausur trotzdem das Gefühl, den Unterrichtsstoff richtig verstanden zu haben? ░░ 16.a Was denkst du, sind Jungen im Durchschnitt in Mathematik besser als Mädchen? ░░ 16.b Sind Mädchen im Durchschnitt in Mathematik besser als Jungen? ░░ 17.a Was denkst du, sind Jungen in Physik besser als Mädchen? ░░ ░░ 17.b Sind Mädchen in Physik besser als Jungen? 18.a Fühlst du dich im Mathematik- und Physikunterricht von deinen Mitschülerinnen gestört? ░░ 18.b Fühlst du dich im Mathematik- und Physikunterricht von deinen Mitschülern gestört? 40 ░░ 19.a Denkst du, dass dein Lehrer dich für begabt in Mathematik hält ? ░░ 19.b Denkst du, dass dein Lehrer dich für begabt in Physik hält ? ░░ 20.Bekommst du genügend Aufmerksamkeit von deinem Lehrer im Mathematik- und Physikunterricht? ░░ 21.a Würdest du einen Mathematikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen? ░░ 21.b Würdest du einen Physikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen? ░░ 22. Welche Naturwissenschaft magst du am Liebsten? BiologieChemiePhysik 2. Erläuterungen zur Umfrage 2.1 Durchführung der Umfrage Befragt wurden insgesamt 207 Schülerinnen und Schüler zweier Gymnasien, 98 der Befragten sind Schülerinnen der monoedukativen Klosterschule in Wald, die restlichen 109 sind Schülerinnen und Schüler der koedukativen Liebfrauenschule, davon sind 52 weiblich und 57 männlich. Zu den Befragten an der Liebfrauenschule gehören die Klassenstufen 5, 9 und 12, zu den Befragten an der Mädchenklosterschule Wald, die Klassenstufen 5, 9 und 13. Da es zu umfangreich gewesen wäre, alle Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen zu befragen, die sich auf etwa 1700 belaufen, entschied ich mich für je nur eine Klasse der Klassenstufen 5, 9 und 12 bzw. 13, da ich der Meinung war, dass sich die Änderung des Interessenverlaufs über die Schuljahre hinweg an diesen drei verschiedenen Alterstufen gut aufzeigen lässt. Da die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen noch kein Physikunterricht haben, werden bei diesen nur die Antworten auf die Fragen, die im mathematischen Bereich liegen, gewertet. Zwar gibt es bei einer Anzahl von nur 207 befragten Schülerinnen und Schüler eher Abweichungen vom realistischen Durchschnitt, die Ergebnisse sind dennoch in der Lage ein grobes Bild von geschlechtsspezifischen Unterschieden zu geben. Bei der Durchführung der Umfrage wurde nicht auf Herkunft und sozialen Stand der Schülerinnen und Schüler geachtet, was eventuell die Ergebnisse beeinflusst und diese deswegen differenziert betrachtet werden müssen. Geplant war insgesamt 6 Klassen zu befragen, je eine pro genannter Klassenstufe und Schule. Da die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen beider Schulen jedoch so viel Spaß 41 am Ausfüllen der Fragebogen fanden, befragte ich je zwei 5. Klassen der Liebfrauenschule und der Klosterschule Wald. 2.2 Aufbau des Fragebogens Der Fragebogen besteht bis auf zwei Fragen, aus Fragen, die mit der untenstehenden Skala von 1 bis 5 zu beantworten sind. Diese Fragen hätten jedoch nicht als Fragen sondern als Aussagesätze formuliert werden müssen, da die Skala von 1 bis 5 angibt in wie weit man der gemachten Aussage zustimmt. Bei den Fragen 4 a)b) und 5 a)b) war verlangt die Mathematik- bzw. Physikleistung des letzten Jahres in Form von Noten anzugeben. Da glücklicherweise keine Note 6 dabei war, konnte ich auch diese beiden Fragen mit einem Diagramm von 1-5 auswerten. 1 Trifft nicht zu 2 Trifft kaum zu 3 Trifft manchmal 4 Trifft meistens zu zu 5 Trifft voll zu 2.1 Ziel der Umfrage Da die Untersuchungen zu den Gründen für geschlechtsspezifische Unterschiede in Mathematik und Physik aus dem theoretischen Teil meiner Seminarkursarbeit teilweise aus schon etwas älteren Büchern stammen, dient die Umfrage dazu, die oben gemachten Beobachtungen mit aktuellen Ergebnissen zu vergleichen. Die Ergebnisse der Umfrage sollen zeigen, inwieweit geschlechtsspezifische Unterschiede in den Bereichen Mathematik und Physik noch bestehen. Zum anderen soll die Umfrage dabei helfen, zu klären, ob die im theoretischen Teil behandelten Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Mathematik und Physik auch an einer monoedukativen Schule wie der Mädchenschule in Wald festzumachen sind. 42 3. Ergebnisse 3.1 Geschlechtsspezifische Unterschiede in diesen Fächern 3.1.1 Unterschiede in der Beliebtheit Magst du Mathematik? Magst du Physik? Jungen an der Liebfrauenschule: 43 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Klosterschule Wald: 44 „Magst du Mathematik?“ Vergleicht man die Diagramme der Jungen mit dem der Mädchen an der Liebfrauenschule, fällt auf, dass 58% der Jungen angeben, Mathematik immer oder meistens zu mögen. Nur 6% geben an, Mathematik überhaupt nicht zu mögen. Bei den Mädchen sind es dagegen nur 39,6% die Mathematik immer oder meistens mögen. 13,8 Prozent geben an Mathematik überhaupt nicht zu mögen. Es sind also auch bei meiner Umfrage geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beliebtheit des Faches Mathematik festzumachen. Mehr Jungen haben eine Vorliebe für das Fach Mathematik. Umgekehrt können doppelt so viele Mädchen als Jungen überhaupt keine Freude am Mathematikunterricht finden. An der Mädchenschule in Wald mögen sogar 60,7% Mathematik voll oder meistens, dieser Wert übersteigt sogar den der Jungen an der Liebfrauenschule. 9,1% geben an Mathematik überhaupt nicht zu mögen. Im Vergleich zu den Mädchen der koedukativen Liebfrauenschule haben also an der monoedukativen Schule auffallend mehr Mädchen eine Vorliebe für Mathematik. Es scheint, als ob die Mädchen im geschlechtergetrennten 45 Mathematikunterricht mehr Spaß an der Mathematik finden als im gemeinsamen Mathematikunterricht von Mädchen und Jungen. „Magst du Physik?“ Bei den Ergebnissen dieser Frage sind die 5. Klassen ausgenommen, da diese noch keinen Physikunterricht haben. 53,8% der Jungen geben an, Physik immer oder meistens zu mögen. Bei den Mädchen an der Liebfrauenschule mögen nur 10,3% Physik immer oder meistens. Nur 3,8% der Jungen geben an Physik nie zu mögen. Bei den Mädchen der Liebfrauenschule sind es auffallende 48,3%, die Physik überhaupt nicht mögen. Es lässt sich also auch in meinen Ergebnissen bei der Beliebtheit von Physik einen noch deutlicheren geschlechtsspezifischen Unterschied festmachen, als er bei der Mathematik zu sehen war: fünf mal so viele Jungen wie Mädchen der Liebfrauenschule haben eine starke Vorliebe für Physik. Fast die Hälfte der befragten Mädchen der Liebfrauenschule dagegen kann überhaupt keine Freude an dem Fach Physik finden. An der Mädchenschule Wald sind es 18,6% die Physik immer und 20,4% die Physik überhaupt nicht mögen. 42,6 % geben an Physik manchmal zu mögen. Zwar finden auch dort deutlich weniger Mädchen als Jungen am Fach Physik immer oder meistens Gefallen, trotzdem sind es 8% mehr Mädchen als an der Liebfrauenschule, die Physik meistens oder immer mögen. Auch ist der Wert der Mädchen, die Physik überhaupt nicht mögen, immer noch auffallend kleiner als der von den Mädchen der Liebfrauenschule. Fast die Hälfte der Mädchen der Mädchenschule steht dem Fach Physik eher neutral gegenüber. Mit dem 0,39 besteht eine positive Korrelation zwischen der Beliebtheit von Mathematik und der Beliebtheit von Physik. Dieser Wert lässt darauf schließen, dass bei einer Person, die Mathematik gerne mag, dies auch für Physik gilt und umgekehrt. Wenn also ein Mädchen die als „männliches Fach“ geltende Mathematik nicht mag, liegt es nahe, dass das Mädchen ebenso für die als „männliches Fach“ geltende Physik keine Vorliebe hat. Zusammenfassung: 46 Obwohl schon seit über 40 Jahren Mädchen und Jungen gemeinsam den selben Unterricht erhalten, lassen sich an meiner Schule immer noch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in den Interessen, die die Jungen und Mädchen der Mathematik und Physik entgegenbringen, festmachen. Zwar lassen sich auch an monoedukativen Schulen, verglichen mit den Jungen der Liebfrauenschule, Tendenzen hin zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Beliebtheit der beiden Fächer erkennen, dennoch scheinen dort die geschlechtsspezifischen Unterschiede nicht so stark ausgeprägt zu sein wie an Schulen, in denen Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet werden. 3.1.2 Unterschiede in der Leistung In der Skala von 1 bis 5 steht bei dieser Frage jede Zahl für die jeweilige Note. Die Note 6 wurde von den Befragten nicht angegeben. Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Mathematik? Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Physik? Jungen an der Liebfrauenschule: 47 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Klosterschule Wald: 48 Jungen an der Liebfrauenschule (ohne die 5. Klassen): 49 Mädchen an der Liebfrauenschule (ohne die 5. Klassen): Mädchen der Klosterschule Wald (ohne die 5. Klassen): 50 „Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Mathematik?“ Die Durchschnittsnote der Jungen liegt bei 2,28, die der Mädchen an der Liebfrauenschule bei 2,63 und die der Mädchen der Mädchenschule bei 2,4. Die Standartabweichung vom Mittelwert liegt bei allen drei Werten unter 1. Wertet man jedoch die Fragebögen der Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse nicht, bekommt man folgendes Ergebnis: Die Durchschnittsnote der Jungen liegt immer noch ungefähr um denselben Wert herum bei 2,42, die der Mädchen jedoch ist um fast eine halbe Note auf 3,00 gesunken. Die Mädchen der Mädchenschule in Wald haben auch ohne die 5. Klassen dieselbe Durchschnittsnote von 2,4. Diese Veränderung der Durchschnittsnote der Mädchen des koedukativen Unterrichts zeigt, dass die Mädchen der 5. Klasse noch bessere Noten erbringen wie die Mädchen der höheren Klassen, da nachdem die Fragebögen der 5. Klasse nicht mitgewertet wurden der Durchschnitt der Mädchen deutlich sank. Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass die Mathematikleistung der Mädchen mit zunehmendem Alter abnimmt, die der Jungen dagegen mit zunehmendem Alter zunimmt (siehe III. 3). Die Jungen werden zwar nur um 0,2 und nicht um 0,6 schlechter wie die Mädchen, eine Leistungszunahme kann jedoch nicht abgelesen werden. Lässt man die Werte der Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse beiseite, so wird ein Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen des koeduaktiven Unterrichts sichtbar. Die Mädchen sind den Jungen durchschnittlich um eine halbe Note unterlegen. Bei den Mädchen des monoedukativen Unterrichts lässt sich keine Leistungsabnahme über die Schuljahre feststellen. Ihr Wert beträgt mit und ohne 5. Klassen 2,4. Vergleicht man die Note ihrer durchschnittlichen Leistung von 2,4 mit der, der Jungen ohne die 5. Klassen von 2,42, so lassen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede festmachen. Die Mädchen der des monoedukativen Unterrichts erbringen im Durchschnitt die gleichen Mathematikleistungen wie die Jungen der Liebfrauenschule. „Welche Zeugnisnote hattest du zuletzt in Physik?“ Die Durchschnittsnote der Jungen liegt bei 2,23, die der Mädchen an der Liebfrauenschule bei 3,0 und die der Mädchen an der monoedukativen Schule bei 2,46. Die Standartabweichung vom Mittelwert liegt bei allen drei Werten unter 1. 51 Im koedukativen Unterricht lassen sich im Fach Physik geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede mit einer durchschnittlichen Überlegenheit der Jungen feststellen. Meine Ergebnisse decken sich also mit denen des theoretischen Teils. Die Mädchen des monoedukativen Unterrichts sind den Jungen dagegen nicht so deutlich unterlegen. Ihre Durchschnittsnote ist nur um 0,2 schlechter als die der Jungen. Zusammenfassung: Die koedukative Schule bestätigte die im theoretischen Teil genannten geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede. An der monoedukativen Schule dagegen gab es, verglichen mit den Jungen der Liebfrauenschule keine auffälligen geschlechtsspezifischen Unterscheide in den Fächern Mathematik und Physik zu vermerken. Auch eine Abnahme der Mathematikleistungen mit zunehmendem Alter konnte im Gegensatz zu geschlechtergemischten Schule nicht festgestellt werden. 3.2 Nützlichkeit der Mathematik- und Physikunterrichts 3.2.1 Mathematik Ist es dir wichtig, gut Mathematik zu können? Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Mathematik wichtig? Kannst du das, was du im Mathematikunterricht gelernt hast im Alltag anwenden? (ohne 5.Klassen) Kannst du das, was du im Mathematikunterricht gelernt hast im Alltag anwenden? (nur 5.Klassen) 52 der Jungen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Liebfrauenschule: 53 Mädchen an der Klosterschule Wald: „Ist es dir wichtig gut Mathematik zu können?“ 80% der Jungen ist es wichtig, gut Mathematik zu können. An der Liebfrauenschule und der Klosterschule sind es jeweils ca. 70% denen es wichtig ist gut Mathematik zu können. In der Bedeutung, die die Mathematik für Jungen und Mädchen besitzt, lassen sich keine deutlich erkennbaren geschlechtsspezifischen Unterschiede festmachen. Den meisten Mädchen ist es genauso wie den meisten Jungen wichtig, gut Mathematik zu können. Auch die Mädchen der Mädchenschule unterscheiden sich dabei nicht von den Mädchen und Jungen der Liebfrauenschule. „Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Mathematik wichtig?“ 53% der Jungen möchten später einmal einen Beruf ausüben, in dem mathematische Kenntnisse benötigt werden. Bei den Mädchen an der Liebfrauenschule und an der Mädchenschule sind es je nur ca. 38%, die später einen Beruf ausüben möchten, in dem man Mathematik benötigt. Bei der künftigen Berufswahl lassen sich nur sehr leichte geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Über die Hälfte der Jungen möchte später einen Beruf wählen, der 54 mit Mathematik etwas zu tun hat. Bei den Mädchen sind es 15% weniger, die gedenken einen Beruf zu wählen, in dem Mathematik benötigt wird. „Kannst du das, was du im Unterricht gelernt hast im Alltag anwenden?“ In den 5. Klassen geben 58% der Jungen an, das im Mathematikunterricht gelernte immer oder meistens im Alltag anwenden zu können. Von den Mädchen der Liebfrauenschule geben 31% an, das gelernte immer oder meistens in der Freizeit anwenden zu können. Die Mädchen der Mädchenschule geben sogar zu 75% an, das gelernte immer oder meistens im Alltag anwenden zu können. In der Unterstufe scheint also der Unterrichtsstoff des Mathematikunterrichts sehr alltagsnah zu sein. Die Jungen der 5. Klasse können ihre mathematischen Kenntnisse bei ihrer Freizeitgestaltung besser gebrauchen als die Mädchen der Liebfrauenschule. Deswegen hat der Mathematikunterricht für die befragten Jungen der 5. Klassen auch einen größeren persönlichen Nutzen (siehe IV 2.2). Auffällig ist, dass die Mädchen der Klosterschule Wald mit 75% noch einen größeren Nutzen in ihrem Unterricht für ihren Alltag erkennen können als die Jungen der Liebfrauenschule. Ein möglicher Grund für dieses Ergebnis könnte sein, dass die Unterrichtsinhalte der Unterstufe an der befragten monoedukativen Schule besser auf die Interessen der Mädchen zugeschnitten sind. Dagegen wird möglicherweise an der befragten koedukativen Schule bei den Unterrichtsinhalte weniger Rücksicht auf die Interessen der Mädchen genommen und mehr auf die der Jungen, was die Anzahl von nur 31% der Mädchen erklären würde, die das gelernte immer oder meistens in ihrer Freizeit anwenden können (siehe IV 2.5). Nur noch 19% der Jungen ab der 9.Klasse können das im Mathematikunterricht Gelernte in ihrem Alltag anwenden. Auch bei den Mädchen der beiden Schulen können je nur noch 15% das Gelernte in ihren außerschulischen Aktivitäten gebrauchen. 35% der Jungen, 66% der Mädchen der koedukativen Liebfrauenschule und 55% der Mädchenschule ab der 9. Klasse geben an, das Gelernte nie oder nur selten außerschulisch anwenden zu können. Mit der im theoretischen Teil geäußerten Kritik (siehe IV 2.2) am mathematischen Unterricht fehle der Alltagsbezug für die Mädchen, stimmen sowohl die Mädchen ab der 9. Klasse der Liebfrauenschule als auch die Mädchen ab der 9. Klasse der Klosterschule Wald zu. An beiden Schulen bemängeln über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler, das im Mathematikunterricht gelernte nie oder nur selten im Alltag anwenden zu können. Bei den 55 Jungen ab der 9. Klasse geben fast die Hälfte an, das im Unterricht Gelernte zumindest manchmal im Alltag anwenden zu können. Dieses Ergebnis zeigt, dass es dem Mathematikunterricht in den oberen Klassen am Alltagsbezug mangelt. Die Jungen können zwar noch mehr Nutzen für ihren Alltag in ihm entdecken als die Mädchen, jedoch sind es mit 19% erstaunlich wenige Jungen, die trotz ihren Freizeitaktivitäten, die näher in Verbindung stehen mit Mathematik als die der Mädchen (siehe IV 2.2) im Mathematikunterricht immer oder meistens einen Alltagsnutzen für sich finden können. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass die Unterrichtsinhalte der oberen Klassen sowohl für die Mädchen an monoedukativen und koedukativen Schulen als auch für die Jungen an Bezug zu ihrem alltäglichen Leben mangeln. Zusammenfassung: Mit dem Korrelationswert 0,49 besteht ein Zusammenhang zwischen der Beliebtheit des Faches Mathematik und dem zukünftigen Nutzen, den die Mädchen für ihre spätere Berufswahl in diesem Fach entdecken können. Es könnte also sein, dass die Mädchen, die einen künftigen Nutzen im Fach Mathematik für sich erkennen können auch Spaß an Mathematik finden und das Fach mögen. Obwohl nur 38% der Mädchen im Mathematik einen zukünftigen Nutzen erkennen können, weil sie den Mathematikunterricht für ihre zukünftige Berufswahl als sehr wichtig oder wichtig betrachten (siehe IV 2.2), ist es trotzdem doppelt so vielen Mädchen wichtig Mathematik gut zu können, obwohl sie später keinen Beruf ergreifen möchten, in dem Mathematik benötigt wird. Der Stellenwert der Faches Mathematik und die Motivation, sich in diesem Fach anzustrengen, hängt bei den Mädchen also nicht nur vom künftigen Nutzen ab, den sie in diesem Fach für sich erkennen können. Ebenso ist 70% Mädchen wichtig im Fach Mathematik gut zu sein, obwohl über der Hälfte der Mädchen der Bezug zum Alltag im Mathematikunterricht fehlt. Auch Mädchen, die weder denken, Mathematik für ihren späteren Beruf zu benötigen, noch einen Alltagsnutzen des Mathematikunterrichts für sich entdecken können, ist es trotzdem wichtig, gut in Mathematik zu sein. In der Klosterschule glauben 9,1% voll und ganz an ihre Begabung in Mathematik. Das sind zwar nur halb so viele Mädchen wie Jungen, aber fast dreimal so viele Mädchen wie an der Liebfrauenschule. 31,3 % glauben meistens daran, dass sie begabt sind für Mathematik. Es glauben also etwa gleich viele Mädchen der Klosterschule Wald wie Jungen meistens an 56 eine Begabung für das Fach Mathematik. An der Klosterschule Wald kann also anders wie an der koedukativen Liebfrauchenschule nicht die eindeutige Beobachtung gemacht werden, dass Mädchen grundsätzlich ein geringeres Selbstvertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten haben als die Jungen. Mit dem Wert 0,74 besteht sowohl bei den Jungen und Mädchen eine hohe Korrelation zwischen „Magst du Mathematik?“ und „Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist.?“ Ebenso zeigt der Wert 0,52 eine deutliche Korrelation zwischen „Freust du dich auf den Mathematikunterricht?“ und „Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist?“. Das Selbstvertrauen in die eigene Leistung ist also ausschlaggebend für die Motivation, die man dem Mathematikunterricht entgegenbringt. 3.2.2 Physikunterricht Ist es die wichtig, gut Physik zu können? Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Physik wichtig? Kannst du das, was du im Physikunterricht gelernt hast im Alltag anwenden? Jungen an der Liebfrauenschule: 57 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Klosterschule Wald: 58 „Ist es die wichtig, gut Physik zu können?“ 64% der Jungen ist es immer oder meistens wichtig, gute physikalische Kenntnisse zu besitzen. Ca. je 30% der Mädchen der Liebfrauenschule und der Mädchenschule in Wald ist es wichtig, gut in Physik zu sein. Im Fach Physik lassen sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Stellenwert machen, die die Mädchen und Jungen dem Fach zumessen. Weniger als ein Drittel der befragten Mädchen, sowohl an der koedukativen als auch an der monoedukativen Schule, finden es wichtig in Physik gut zu sein. Bei den befragten Jungen sind es über die Hälfte, die Wert auf gute physikalische Kenntnisse legen. Im Fach Physik lassen sich also im Gegensatz zum Fach Mathematik deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede entdecken, in der Bedeutung, die Jungen und Mädchen dem Fach Physik zuschreiben. „Glaubst du für deinen späteren Beruf ist Physik wichtig?“ 46% der Jungen denken, dass in ihrem späteren Beruf meistens oder immer physikalische Kenntnisse benötigt werden. Nur 8% haben einen Beruf in Aussicht, in dem überhaupt keine Physik benötigt wird. Bei den Mädchen der Liebfrauenschule sind nur 14% der Meinung, bei ihrer späteren Berufswahl sind physikalische Kenntnisse meistens oder immer wichtig, bei den Mädchen der Mädchenschule nur 12%. Dagegen denken 76% der Mädchen der Liebfrauenschule und 67% der Mädchen der Mädchenschule, später selten oder nie Physik für ihren Beruf zu benötigen. Bei der späteren Berufswahl sind deutliche Unterschiede zwischen den befragten Schülerinnen und Schülern zu erkennen. Fast die Hälfte der Jungen möchte später einen Beruf wählen, in dem sie Physik brauchen, dagegen sind sich über die Hälfte sowohl der Mädchen der koedukativen als auch der monoedukativen Schule sicher, später keinen Beruf auszuüben, in dem Physik benötigt wird. „Kannst du das, was du im Physikunterricht gelernt hast, im Alltag anwenden?“ 31% der Jungen können das im Physikunterricht Gelernte in ihrem Alltag meisten oder immer anwenden. 50% der Jungen geben dagegen an, das Gelernte nie oder nur selten in 59 ihren außerschulischen Aktivitäten anwenden zu können. Bei den Mädchen der Liebfrauenschule sind es nur 7% die das Gelernte meistens im Alltag anwenden können, an der Klosterschule Wald sind es 9%. Das Gelernte nie anwenden zu können, geben 80% der Liebfrauenschule und 50% der Mädchenschule an. Noch weniger als im Fach Mathematik können die befragten Schülerinnen und Schüler in ihrem Physikunterricht eine Verbindung zum Alltag entdecken. Es scheint als ob es dem Physikunterricht noch stark an Alltagsbezug mangelt. Besonders schwer ist es für die Mädchen des koedukativen Unterrichts, eine Parallele zu ihrem Alltag entdecken zu können. In der monoedukativen Schule schein der Unterricht zumindest ein wenig mehr dem Alltag der befragen Schülerinnen zu entsprechen als in der koedukativen, da in der Mädchenschule immerhin 28% angeben, das Gelernte manchmal im Alltag anwenden zu können, in der Liebfrauenschule jedoch nur 14%. In der koedukativen Schule wird man mit den Unterrichtsinhalten mehr den Jungen gerecht. Zusammenfassung: Mit dem Korrelationswert von 0,46 besteht im Fach Physik ein Zusammenhang zwischen der Wichtigkeit des Faches und dem Nutzen für die spätere Berufswahl der Mädchen und Jungen. Außerdem besteht mit dem Wert von 0,56 ein Zusammenhang zwischen der Wichtigkeit des Faches und dem Alltagsbezug in diesem Fach. Im Vergleich dazu, waren im Fach Mathematik Korrelationswerte von 0,36 bei der Wichtigkeit und dem zukünftigen Nutzen und einen Wert von 0,46 bei der Wichtigkeit und dem Alltagsbezug festzumachen. In Physik ist es also für die Schülerinnen und Schüler wichtiger als in Mathematik, dass sie sowohl einen künftigen als auch einen alltägliche Nutzen aus diesem Fach für sich ziehen können. Folglich ist den Mädchen deswegen das Fach Physik unwichtiger als den Jungen, weil sie einen geringeren Nutzen als die Jungen für sich in diesem Fach entdecken können. Im Vergleich zum Fach Mathematik kann gesagt werden, dass es in Physik sowohl in der Einschätzung der Wichtigkeit des Faches, als auch im persönlichen Nutzen für die Schülerinnen und Schüler deutlicher erkennbare Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. 60 3.3 Aufmerksamkeitsverteilung Fühlst du dich im Mathematik- und Physikunterricht von deinen Mitschülerinnen gestört? Fühlst du dich im Mathematik- und Physikunterricht von deinen Mitschülern gestört? Bekommst du genügend Aufmerksamkeit von deinem Lehrer im Mathematikund Physikunterricht? Jungen an der Liebfrauenschule: 61 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Klosterschule Wald: 62 „Fühlst du dich im Mathematik- und Physikunterricht von deinen Mitschülern gestört?“ Über die Hälfte der Schülerinnen der Liebfrauenschule fühlen sich nie oder nur selten von ihren Mitschülern im Mathematik- und Physikunterricht gestört. Nur 17% geben an, dass sie ihre Mitschüler stören. „Bekommst du genügend Aufmerksamkeit von deinem Lehrer im Mathematik- und Physikunterricht?“ 55% der Mädchen der Liebfrauenschule geben an genügend Aufmerksamkeit von ihrem Mathematik- und Physiklehrer zu bekommen. Benachteiligt vom Lehrer fühlen sich 18%. Die Jungen geben zu 62% an, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Bei ihnen fühlen sich nur 6% benachteiligt. An der Mädchenschule geben 63% an, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Zu wenig Aufmerksamkeit bekommen 14%. Zusammenfassung: Entgegen der These im theoretischen Teil (siehe IV2.3), bekommen die meisten Mädchen der koedukativen Schule trotz den dominanteren Jungen immer noch genügend Aufmerksamkeit. Mädchen, die finden zu wenig Aufmerksamkeit vom Lehrer zu bekommen, gibt es zum gleichen Anteil auch an der geschlechtergetrennten Schule. Da sich die Mädchen an der Liebfrauenschule weder von den dominantern Jungen gestört fühlen noch der Meinung sind, zu wenig beachtet zu werden, können die angeblich dominantern Jungen nicht schuld an den geschlechtsspezifischen Unterschieden in Mathematik und Physik sein. 63 3.3 Selbstvertrauen in die eigene Mathematikleistung Mädchen und Jungen 3.3.1 Überlegenheit der Jungen In Mathematik Was denkst du, sind Jungen im Durchschnitt besser in Mathematik als Mädchen? Was denkst du, sind Mädchen im Durchschnitt besser in Mathematik als Jungen? Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist? Jungen an der Liebfrauenschule: 64 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen der Klosterschule Wald: 65 „Was denkst du, sind Jungen/Mädchen im Durchschnitt besser in Mathematik? Bei den Jungen ist jeder Zweite der Befragten davon überzeugt, dass sein Geschlecht den Mädchen immer oder meistens überlegen ist. Umgekehrt trauen 68% den Mädchen nicht oder nur selten zu, das bessere Geschlecht zu sein. Bei den Mädchen der Liebfrauenschule glauben nur ein Drittel der Befragten an eine Überlegenheit der Jungen, genauso viele glauben an keine oder nur selten an eine Überlegenheit der Jungen. Umkehrt glauben nur 16% an eine Überlegenheit des eigenen Geschlechts. An der monoedukativen Schule glauben mit 40% noch mehr Mädchen an keine oder nur selten an eine Überlegenheit der Jungen wie an der koedukativen Schule. 24% glauben an eine Überlegenheit der Jungen. In der befragten koedukativen Schule ist zwar die Auffassung, die Jungen seien das bessere Geschlecht nach wie vor wieder zu finden, jedoch sind es zum größten Teil nur noch die Jungen die dies glauben. Die Mädchen der Mädchenschule glauben am wenigsten daran, dass die Jungen besser sind in Mathematik. Daraus kann geschlossen werden, dass geschlechtsspezifische Vorurteile nicht mehr so stark verbreitet sind wie noch vor einigen Jahren und somit die Mädchen auch nicht mehr so stark durch sie beeinflusst werden, sondern ein realistisches Selbstvertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten entwickeln können. „Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist?“ Fast die Hälfte der Jungen halten sich für durchaus begabt in Mathematik, dagegen glauben nur 20% der Mädchen der Liebfrauenschule immer oder meistens an ihre Begabung in Mathematik. Jeweils 34% der Mädchen und 20% Jungen denken, dass sie keine oder kaum eine Begabung für Mathematik besitzen. An der Mädchenschule sind mit 20% doppelt so viele Mädchen von ihrer Begabung in Mathematik meistens oder immer überzeugt als die Mädchen der koedukativen Schule. 20% glauben nicht oder kaum an ihre Begabung in Mathematik. Zusammenfassung: Zwar sind schon viele Mädchen nicht mehr der Auffassung, dass die Jungen grundsätzlich besser sind als sie in Mathematik, trotzdem haben in der koedukativen Schule nur 20% ein großes Selbstvertrauen in ihre Mathematikfähigkeiten. 66 In der monoedukativen Schule konnten doppelt so viel Mädchen ein großes Vertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten entwickeln. Zwar wurde den befragten Mädchen nicht mehr das Gefühl vermittelt, den Jungen sowieso in Mathematik unterlegen zu sein, koedukaitven Unterrichts auch nicht umgekehrt wurde jedoch die Mädchen des in ihrem Selbstvertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten gestärkt (siehe IV 2.3.2). In Physik Was denkst du, sind Jungen im Durchschnitt besser in Physik als Mädchen? Was denkst du, sind Mädchen im Durchschnitt besser in Physik als Jungen? Glaubst du, dass du für Physik begabt bist? Jungen an der Liebfrauenschule: 67 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen an der Klosterschule in Wald: 68 „ Was denkst du, sind Jungen/Mädchen im Durchschnitt besser in Physik?“ 61% der Jungen glauben, dass sie meistens oder immer das bessere Geschlecht sind in Physik. Die Mädchen der Liebfrauenschule glauben zu 58%, dass die Jungen ihnen überlegen sind, die Mädchen der Klosterschule in Wald zu 47%. Weder die Jungen noch die Mädchen beider Schulen glauben an eine Überlegenheit der Mädchen. „Glaubst du, dass du für Physik begabt bist?“ An ihre Begabung in Physik glauben die Jungen zu 35%. Bei den Mädchen der Liebfrauenschule trauen sich nur 3,4% eine Begabung in Physik zu, an der Mädchenschule in Wald sind es immerhin 17%. Zusammenfassung: An beiden Schulen ist die Auffassung, die Jungen seien das bessere Geschlecht in Physik, noch stark verbreitet. Dementsprechend gering ist die Erwartung in die eigenen Fähigkeiten der Mädchen an der koedukativen Schule. Jedoch weisen auch die Jungen im Fach Physik kein besonders großes Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten auf. An der monoedukativen Schule haben zwar weniger Mädchen ein gutes Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten als die Jungen der Liebfrauenschule, dennoch sind es immer noch einige mehr als bei den Mädchen der Liebfrauenschule. 3.3.2 Erwartungshaltung der Lehrer In Mathematik Denkst du, dass dein Lehrer dich für begabt in Mathematik hält? Glaubst du, dass du für Mathematik begabt bist? D Denkst du, dass dein Lehrer dich für begabt in Physik hält? Glaubst du, dass du für Physik begabt bist? 69 Jungen an der Liebfrauendschule: Mädchen an der Liebfrauenschule: 70 Mädchen an der Klosterschule in Wald: Der Korrelationswert von 0,58 zeigt, dass eine Beziehung zwischen der eigenen Einschätzung der Schülerin oder des Schülers und der des Lehrers über die Schülerin oder den Schüler besteht. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Einschätzung, die ein Lehrer über die Begabung eines Schülers hat, Einfluss auf das Selbstvertrauen des Schülers in die eigene Begabung hat. Der Grund dafür, dass die Schülerinnen der koedukativen Schule nur zu 19% glauben begabt in Mathematik zu sein, könnte also daran liegen, dass auch nur 20% daran glauben, dass ihr Lehrer oder ihre Lehrerin sie für begabt hält. 48% der Mädchen glaubt nicht oder kaum, dass ihr Lehrer sie für begabt in Mathematik hält und 35% trauen sich auch nicht zu begabt zu sein. Bei den Jungen sind es 42%, die glauben, dass sie begabt sind in Mathematik und 48%, die der Meinung sind, dass auch ihr Lehrer sie für begabt hält. Die Schülerinnen der Mädchenschule meinen zu 32% begabt in Mathematik zu sein. Ebenfalls glaubt ein Anteil von 42%, dass ihr Lehrer sie für begabt in Mathematik hält. Es halt also folglich den Anschein, dass die Lehrerinnen und Lehrer der koedukativen Schule ihren Schülerinnen bewusst oder unbewusst vermitteln, dass sie nicht oder nur kaum begabt für Mathematik sind, was mit der These aus dem Kapitel IV 2.3.2 übereinstimmen würde, dass auch die Lehrer immer noch geschlechtsspezifische Vorurteile haben und 71 deswegen unterschiedliche Erwartungen an ihre Schülerinnen im Gegensatz zu den Schülern stellen. In der monoedukativen Schule scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein. Dort haben die Schülerinnen sowohl mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und glauben auch vermehrt daran, dass ihre Lehrer sie für begabt in Mathematik halten. Im Fach Physik lässt sich Ähnliches beobachten, hier besteht sogar ein Korrelationswert von 0,66. Wieder sind es die Mädchen der koedukativen Schule, die mit 73% sowohl sich am wenigsten oft eine Begabung für Physik zuschreiben und auch mit 73% nicht daran glauben, dass ihre Lehrer eine Begabung in diesem Bereich bei ihnen entdecken können. 3.3.3 Angst vor Misserfolg Hast du Angst davor, dass deine Leistung in Mathematik absinken könnte? Hast du Angst davor, dass deine Leistung in Physik absinken könnte? Hast du nach einer schlechtern Mathematik- oder Physikklausur das Gefühl zu wenig auf die Arbeit gelernt zu haben? Hast du nach einer schlechtern Mathematik- oder Physikklausur trotzdem das Gefühl den Unterrichtsstoff richtig verstanden zu haben? Jungen an der Liebfrauenschule: 72 Mädchen an der Liebfrauenschule: Mädchen in der Klosterschule Wald: 73 „Hast du Angst davor, dass deine Leistung in Mathematik absinken könnte?“ Ca. 40% der Mädchen sowohl von der koedukativen als auch monoedukativen und 32% der Jungen haben Angst, dass ihre Leistungen in Mathematik absinken könnten. Die befragten Mädchen haben also tendenziell eine höhere Misserfolgserwartung als die Jungen. Der Unterschied, der dabei zwischen Mädchen und Jungen zu erkennen ist, ist jedoch nur geringfügig. Vielleicht wäre er jedoch bei einer größeren Anzahl von Befragten deutlicher festzumachen. „Hast du Angst davor, dass deine Leistung in Physik absinken könnte?“ In Physik lassen sich zwischen den Mädchen und Jungen der Liebfrauenschule keine Unterschiede bei der Misserfolgserwartung machen. Bei beiden ist die Angst mit ca. 27% gleich groß, dass ihre Leistung in diesem Bereich absinken könnte, was auffällig ist, da sonst im Fach Physik die geschlechtsspezifischen Unterschiede immer deutlicher festzumachen waren als im Fach Mathematik. Die Mädchen der monoedukativen Schule haben nur zu 20% Angst, dass ihre Leistung absinken könnte. Bei ihnen ist die Misserfolgserwartung im Fach Physik weniger stark ausgeprägt. „Hast du nach einer schlechtern Mathematik- oder Physikklausur das Gefühl zu wenig auf die Arbeit gelernt zu haben?“ 45% der Mädchen der koedukativen Schule und 43% der monoedukativen Schule, aber nur 28% der Jungen haben nach einer schlechten Mathematik- oder Physikklausur das Gefühl, zu wenig auf die Arbeit gelernt zu haben. Die Mädchen schreiben schlechte Leistungen also mehr als die Jungen persönlichen Umständen als schlechte Arbeitshaltung zurück. „Hast du nach einer schlechtern Mathematik- oder Physikklausur trotzdem das Gefühl den Unterrichtsstoff richtig verstanden zu haben?“ 74 43% der Jungen sind meistens oder immer, aber nur 21% der Mädchen der Liebfrauenschule sind meistens der Meinung, nach einer schlechten Mathematik- oder Physikklausur trotzdem alles richtig verstanden zu haben. Dagegen sind 48% der Mädchen der Liebfrauenschule der Meinung nach einer schlechten Klausur eben nicht alles richtig verstanden zu haben. Dieses Ergebnis zeigt, dass die meisten Jungen bei schlechtern Leistungen im Gegenteil zu den Mädchen trotzdem nicht an ihren Fähigkeiten zweifeln. Bei den Mädchen der monoedukativen Schule machten bei schlechten Leistungen genauso viele, wie Jungen an der Liebfrauenschule nicht ihre Fähigkeiten für die schlechte Klausur verantwortlich. 3.5 Geschlechtergetrennter Mathematik-/ Physikunterricht Würdest du einen Mathematikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen? Würdest du einen Physikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen? Jungen an der Liebfrauenschule: 75 Mädchen an der Liebfrauenschule: „Würdest du einen Mathematikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen?“ Sowohl bei den Jungen also auch bei den Mädchen der Liebfrauenschule möchten über 60% den gemeinsamen Unterricht beibehalten. Nur ca. 17% der Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule würden meisten oder immer einen geschlechtergetrennten Unterricht bevorzugen. „Würdest du einen Physikunterricht nur mit Mitschülern deines eigenen Geschlechts bevorzugen?“ Auch in Physik möchten 62% der Mädchen und 65% der Jungen weiterhin gemeinsam unterrichtet werden. 8% der Jungen und 14% der Mädchen würden meisten oder immer einen geschlechtergetrennten Unterricht bevorzugen. 76 3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage In der Beliebtheit des Mathematik- und vor allem des Physikunterrichts lassen sich deutliche Unterschiede zwischen den Mädchen und Jungen der Liebfrauenschule festmachen. Die Jungen haben durchschnittlich eine größere Vorliebe für Mathematik und Physik als die Mädchen der Liebfrauenschule. Zwar lassen sich auch an der Mädchenschule in Wald, verglichen mit den Jungen der Liebfrauenschule, Tendenzen hin zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Beliebtheit der beiden Fächer erkennen. Dennoch scheinen dort die geschlechtsspezifischen Unterschiede nicht so stark ausgeprägt zu sein, wie an der Liebfrauenschule. Auch in den mathematischen und physikalischen Leistungen sind geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern der Liebfrauenschule zu erkennen. Sowohl im Mathematik- als auch im Physikunterricht ist eine durchschnittliche Überlegenheit der Jungen festzumachen. In Mathematik erbringen die Mädchen der Klosterschule in Wald im Durchschnitt die gleichen Noten wie die Jungen in der Liebfrauenschule, auch in Physik sind sie den Jungen nicht so deutlich unterlegen wie die Mädchen der Liebfrauenschule. Eine durchschnittliche Leistungsabnahme in Mathematik und Physik über die Schuljahre ist nur bei den Mädchen der Liebfrauenschule zu erkennen. Die durchschnittliche Leistung der Mädchen der Klosterschule bleibt konstant über die Schuljahre. In meiner Umfrage stellte sich heraus, dass das Fach Mathematik sowohl für Jungen als auch für Mädchen von sehr großer Bedeutung ist. Dabei hängt die Bedeutung des Faches Mathematik nicht unbedingt vom persönlichen Nutzen ab. Auch Mädchen, die weder denken Mathematik für ihren späteren Beruf zu benötigen noch einen alltäglichen Nutzen im Mathematikunterricht für sich entdecken können, ist es trotzdem wichtig, gut in Mathematik zu sein. In Physik ist es dagegen für die Schülerinnen und Schüler wichtiger als in Mathematik, dass sie sowohl einen künftigen als auch einen alltägliche Nutzen aus diesem Fach für sich ziehen können. Folglich ist den Mädchen deswegen das Fach Physik unwichtiger als den Jungen, weil sie einen geringeren Nutzen als die Jungen für sich in diesem Fach entdecken können. 77 Bei Unterrichtsinhalten des Mathematik- und Physikunterrichts der oberen Klassen mangelte es sowohl den Mädchen an monoedukativen und koedukativen Schulen als auch den Jungen an Bezug zu ihrem alltäglichen Leben mangeln. In den unteren Klassen der koedukativen Schule wird man mit den Unterrichtsinhalten mehr den Jungen gerecht. In den monoedukativen Schule der Unterricht der unteren Klassen mehr dem Alltag der befragen Schülerinnen zu entsprechen als in der koedukativen. Entgegen der These im theoretischen Teil (siehe IV2.3), bekommen die meisten Mädchen der koedukativen Schule trotz den dominanteren Jungen immer noch genügend Aufmerksamkeit. Mädchen, die finden zu wenig Aufmerksamkeit vom Lehrer zu bekommen, gibt es zum gleichen Anteil auch an der geschlechtergetrennten Schule. Da sich die Mädchen an der Liebfrauenschule weder von den dominantern Jungen gestört fühlen noch der Meinung sind, zu wenig beachtet zu werden, können die angeblich dominantern Jungen nicht schuld an den geschlechtsspezifischen Unterschieden in Mathematik und Physik sein. Die Unterschiede zwischen den Mädchen und Jungen im Selbstvertrauen in ihre Mathematik- und Physikleistung fallen zugunsten der Jungen aus. Obwohl die meisten Mädchen beider Schulen nicht mehr oder nur noch manchmal an eine Überlegenheit der Jungen in Mathematik glauben, besitzen die Mädchen der Liebfrauenschule immer noch ein durchschnittlich geringeres Selbstvertrauen in ihre mathematischen Leistungen als die Jungen. In Physik ist die Auffassung einer Überlegenheit der Jungen in diesem Fach an beiden Schulen noch stark verbreitet. Folglich besitzen die Mädchen ein dementsprechend geringes Selbstvertrauen in ihre eigenen Physikleistungen. Die Lehrerinnen und Lehrer tragen insofern zu den Unterschieden bei, indem sie es nicht schaffen, den Mädchen das Gefühl zu vermitteln, dass auch sie ebenso wie die Jungen begabt für Mathematik und Physik sind. Betrachtet man die Unterschiede im Selbstvertrauen zwischen den Mädchen der koedukativen Liebfrauenschule und den Mädchen der Mädchenschule in Wald, so kann festgestellt werden, dass die Mädchen der Mädchenschule ein durchschnittlich größeres Selbstvertrauen in ihre eigenen mathematischen und physikalischen Fähigkeiten aufweisen als die Mädchen der Liebfrauenschule. Die Lehrer der Mädchenschule in Wald scheinen es im Gegensatz zu den Lehrern der Liebfrauenschule zu schaffen, den Mädchen ein positives Gefühl im Hinblick auf ihre Fähigkeiten in Mathematik und Physik zu vermitteln. 78 An der koedukativen Liebfrauenschule konnten geschlechtsspezifische Unterschiede deutlicher festgemacht werden, als an der monoedukativen Klosterschule in Wald. Dennoch bevorzugt die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule, weiterhin gemeinsam in Mathematik und Physik unterrichtet zu werden. VII. Schluss Inwieweit kann nun die Koedukation für die geringe Beliebtheit der Mädchen für den Mathematik- und Physikunterricht und die daraus folgende geringere Beteiligung der Mädchen am Unterricht verantwortlich gemacht werden? Anhand meiner Umfrage kann gesagt werden, dass in der Koedukation geschlechtsspezifische Unterschiede durchaus vorzufinden sind. Diese fallen sowohl bezüglich der Beliebtheit und der Leistung als auch des Selbstvertrauens deutlich zugunsten der Jungen aus. In der Physik lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede noch deutlicher festmachen als in der Mathematik. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Auffassung, welche einst Möbius vertrat, dass die biologisch bedingten Faktoren wie mangelnde mathematische und physikalische Fähigkeiten sowie ein geringeres intellektuelles Leistungsvermögen der Frau für die geringeren Mathematik- und Physikleistungen der Mädchen bzw. der Frauen längst veraltet ist. Viel bedeutender sind eine Vielzahl äußerer Einflüsse, die bereits im Kindesalter auf die Mädchen zu Hause und in der Schule einwirken und wesentlich zur Entwicklung von mathematischen und physikalischen Neigungen beitragen. Meine Umfrage hat ergeben, dass zwar auch bei den Mädchen der monoedukativen Klosterschule Wald, verglichen mit den Jungen der koedukativen Liebfrauenschule, geschlechtsspezifische Unterschiede fest zu machen sind, jedoch fallen diese nicht so eindeutig zugunsten der Jungen aus wie an der Liebfrauenschule. So traut sich z.B. kaum ein Mädchen der Liebfrauenschule gute mathematische Fähigkeiten zu, die Mädchen der Mädchenschule dagegen weisen ein fast so großes Selbstvertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten auf als die Jungen der Liebfrauenschule. Doch was ist der Grund dafür, dass die Mädchen an der Liebfrauenschule ein geringeres Selbstvertrauen entwickeln als die Mädchen der Mädchenschule? Es kann vermutet werden, dass die Interessen und Leistungen der Schülerinnen der monoedukativen Schule anders beeinflusst werden als die der Schülerinnen des geschlechtergemischten Unterrichts. Dieses Ergebnis führt zur Vermutung, dass an der 79 monoedukativen Schule andere Einflüsse auf die Schülerinnen einwirken als an der Liebfrauenschule. Ein Einfluss, der auf Schülerinnen und Schüler einwirkt, geht von der Benotung und dem Feedback der Lehrkräfte aus. Sie tragen insofern zu den Unterschieden im Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule bei, indem es ihnen nicht gelingt, den Mädchen das Gefühl zu vermitteln, dass auch sie ebenso wie die Jungen begabt für Mathematik und Physik sind. Bei den Lehrerinnen und Lehrern der Mädchenschule in Wald scheint dies nicht der Fall zu sein, dort gibt es auch keine männlichen Konkurrenten, die ein besseres Feedback als die Mädchen erhalten könnten. An dieser Stelle wäre eine Befragung der Mathematik- und Physiklehrerinnen und Lehrer hilfreich gewesen. Da jedoch bei dieser nur fünf Lehrer der Liebfrauenschule teilgenommen haben, konnte ich kein repräsentatives Ergebnis zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden erstellen, die Lehrerinnen und Lehrer bei ihren Schülerinnen und Schüler vermuten. Beim Auswerten dieser fünf Fragebögen haben jedoch alle Befragten angegeben keine oder kaum Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen zu vermuten. Die Schülerinnen jedoch geben viel häufiger als die Jungen an, dass sie nicht der Meinung sind, dass ihr Mathematik- oder Physiklehrer für begabt hält. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass Lehrereinen und Lehrer sich bewusst werden, das Geschlechterrollenvorurteile nach wie vor noch in den Köpfen der Schülerinnen vorhanden sind, auch wenn sie nicht mehr unmittelbar von den Lehrerinnen und Lehrern vermittelt werden. Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet dies, dass sie sich über mögliche Vorurteile bewusst werden müssen und ihr Verhalten und ihre Einstellung immer wieder auf eingefahrene Muster überprüfen müssen. Ein weiterer Einfluss der auf die Schülerinnen in der Koedukation einwirkt, geht laut Pfister von den häufig dominanteren Mitschülern aus.186 Meine Umfrage hat jedoch ergeben, dass sich die Mädchen an der Liebfrauenschule weder von den dominantern Jungen gestört fühlen noch der Meinung sind zu wenig beachtet zu werden. Folglich können die Mitschüler mit ihrem dominanteren Auftreten nicht wesentlich zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden in Mathematik und Physik an der Liebfrauenschule beitragen. Nicht zu vergessen sind die Unterrichtsinhalte, welche häufig nicht auf die Interessen der Mädchen zugeschnitten sind. Meine Umfrage dazu hat jedoch ergeben, dass nicht nur die Mädchen der Liebfrauenschule sondern auch die Mädchen der Mädchenschule ab der 9. Klasse keinen Alltagsnutzen für sich im Mathematik- und Physikunterricht erkennen konnten. 186 Vgl. Pfister, S.63ff. 80 Im Gegensatz dazu können die Jungen eher einen Alltagsnutzen der Mathematik oder der Physik erkennen. Die Unterrichtsinhalte sind folglich ein Problem für Mädchen, das nicht nur in der Koedukation auftritt, sondern auch bei geschlechtergetrennten Unterricht noch verbessert werden muss. Außerdem hat für Mädchen beider Schulsysteme die Mathematik und Physik einen geringeren Stellenwert als bei den Jungen. Auffallend ist, dass viel mehr Jungen als Mädchen der Meinung sind, dass sie in ihrem späteren Beruf physikalische Kenntnisse benötigen. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass die Auffassung, welche die Mädchen vom Stellenwert der Mathematik und der Physik in ihrem späteren Berufsleben haben, an einer monokoedukativen Schule nicht anders als an einer koedukativen Schule beeinflusst werden. Das Ergebnis, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede an einer monoedukativen Schule nicht so deutlich festzumachen sind, wie an einer koedukativen, spricht für einen geschlechtergetrennten Unterricht in Mathematik und Physik. Hinsichtlich der Unterrichtsinhalte und dem Stellenwert, den Mädchen beider Schulsysteme der Physik in ihrem späteren Berufsleben zuschreiben, wäre es jedoch falsch nur die Koedukation für die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Mathematik und Physik verantwortlich zu machen. Kommt man der Forderung unserer Bildungsministerin Annette Schavan nach einem geschlechtergetrennten Unterricht in Mathematik und Physik entgegen, so darf man nicht die Gefahren leugnen, die das Zurückschrauben der Koedukation mit sich bringt. So muss bedacht werden, dass bei einem geschlechtergetrennten Unterricht in diesem Bereich die Möglichkeit besteht, dass der Unterricht der Mädchen nicht nur speziell auf ihre Bedürfnisse eingeht, sondern gleichzeitig, so wie es vor der Einführung der Koedukation der Fall war, wieder als weniger wert erscheint gegenüber dem Unterricht der Jungen. So würde genau das Gegenteil dessen erreicht werden, was angestrebt wird, nämlich ein Mathematik- und Physikunterricht der Mädchen und Jungen gleichermaßen gerecht wird. Meiner Meinung nach ist nicht die Koedukation das eigentliche Problem, sondern unsere Gesellschaft. Um es letztendlich zu schaffen, dass es in der Koedukation keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Mathematik- und Physikleistungen der Schülerinnen und Schüler mehr gibt, muss schon bei der Erziehung des Kindes begonnen werden. Solange wir nicht aufhören, unseren Kindern von Anfang durch Erziehung, Medienbotschaften oder Spielzeug traditionelle 81 Geschlechterrollenvorstellungen zu vermitteln, wird es nicht gelingen, dass Mädchen sich genauso für Mathematik und Physik interessieren und das gleiche Selbstvertrauen ihren Mathematik- und Physikleistungen entgegenbringen wie die Jungen. Neben den Debatten über Unterschiede zwischen den Geschlechtern, darf nicht vergessen werden, dass nicht nur das biologische Geschlecht den Menschen ausmacht. Aufteilungen nach Mädchen und Jungen sind häufig viel zu verkürzt. Um einen koedukativen Unterricht zu entwickeln, in dem man allen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen gerecht wird, müssen auch Faktoren wie Erziehung, Bildung und Herkunft berücksichtigt werden, da diesen den Menschen noch viel mehr prägen als sein Geschlecht. 82 VIII. Literaturverzeichnis 1. Literatur Aebli, H. (1987): Grundlage des Lehrens. Eine Allgemeine Didaktik auf psychologischer Grundlage, Klett-Cotta, Stuttgart, zitiert nach: Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden Arsendorpf, J.B. (1996): Psychologie der Persönlichkeit/ Grundlagen, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg Blochmann, E. (1966): Das Frauenzimmer und die Gelehrsamkeit, Heidelberg, zitiert nach: Faulstich- Wieland, F. (1991): Koedukation- Enttäuschte Hoffnungen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Camp, J. (1796/ 1997): Väterlicher Rath für meine Tochter, Braunschweig/ Lage, zitiert nach: Rendtorff, B. (2006): Erziehung und Geschlecht, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart Conradt, S./ Heckmann- Janz, K (1985), S.197 in: Pfister, G. (1988): Zurück zur Mädchenschule?, Centaurus, Pfaffenweiler Eckelt, I. (1981): Mathematik nix für Frauen?!, Albatrosverlag GmbH, Frankfurt Faulstich- Wieland, F. (1991): Koedukation- Enttäuschte Hoffnungen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Fennama, E. (1979): Women and Girls in Mathematics- Equitiy in Mathematics Education. In: Educational Studies in Mathematics, 10, S. 389-401 zitiert nach: Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden Hannover, B. & Kessler, U. (2002):Monoedukativer Anfangsunterricht in Physik in der Gesamtschule, Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 34(4), 83 Hoffmann, L. und Lehrke, M. (1986): Untersuchung über Schülerinteressen an Physik und Technik. Zeitschrift für Pädagogik 32, S. 189-204 zitiert nach: Kreienbaum M. und Urbaniak T. (2006): Jungen und Mädchen in der Schule- Konzepte der Koedukation, Cornelsen Verlag, Berlin Kreienbaum M. und Urbaniak T. (2006): Jungen und Mädchen in der Schule- Konzepte der Koedukation, Cornelsen Verlag, Berlin Maccoby, E. & Jacklin, C.N. (1974): The Psychology of Sex Differences ,The Stanford University Press, Standford zitiert nach: Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden Merzyn, G. (2008): Naturwissenschaften, Mathematik und Technik- immer unbeliebter?, Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler Möbius, P.J. (1907): Über die Anlage zur Mathematik, Leipzig, in: Eckelt, I. (1981): Mathematik nix für Frauen?!, Albatrosverlag GmbH, Frankfurt Neubrand, M. (2004): Mathematische Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutschland (Vertiefende Analyse im Rahmen von Pisa 2000), Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, Pfister, G. (1988): „Zurück zur Mädchenschule?“, Centaurus, Pfaffenweiler Rendtorff, B. (2006): Erziehung und Geschlecht, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart Rustemeyer, R. (1982): Wahrnehmungen eigener Fähigkeiten bei Jungen und Mädchen, Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt a.M. Schleiermacher, F. (1927/1967): Psychologie, in: Auswahl in 4 Bänden, Band 4, Leipzig/ Aalen, zitiert nach: Rendtorff, B. (2006): Erziehung und Geschlecht, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 84 Spender, D. (1985): Frauen kommen nicht vor- Sexismus im Bildungswesen, Fischer, Frankfurt a. M. zitiert nach: Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden Srocke, B. (1989): Mädchen und Mathematik, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden Stürzer, M., Roisch, H., Hunze, A.& Corneließen, W. (2003): Geschlechterverhältnisse in der Schule. Leske+Budrich, Opladen 2. Internetadressen - http://www.juppidu.de/juppidu/schule%20beruf/Koedukation.html, Stand: 22.10.2008 - http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/109703.html, Stand: 01.06.09 - http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html? id=8921636&top=SPIEGEL, Stand: 07.06.09 85