Ausgabe 19

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Ausgabe 19
Nummer 19
Juni 2011
Neue Folge
DER KICKENBERG
Ptufsgfmefs!Ifjnbucmbuu!
Die Zeche Sterkrade
Der Koppenburgsmühlenbach
Der Einzelhandel in Osterfeld 2.Teil
120 Jahre Grossebrockhoff
Der Turnerbund Osterfeld Teil 2
Alte Straßennamen Teil 2
Die alte Postkarte
Kurznachrichten aus Osterfeld
100 Jahre Bäckerei Brinkmann
Totenzettel
175 Jahre Eisenbahn
Eleonore Reimann
Die Künstlerin Anke Tölle
Flugzeugabsturz in Klosterhardt
Dat Vertellstöcksken
Der Veranstaltungskalender
Auflage 3300 Exemplare – kostenlos für Osterfelder Bürger
DER KICKENBERG
Ptufsgfmefs!Ifjnbucmbuu!
Zum Geleit
Brücken
Impressum
Die Schulleitung der Gesamtschule Osterfeld freut
sich sehr, das Geleitwort für das vorliegende Heft
schreiben zu dürfen.
Die GSO ist eine Schule in Veränderung. Das Engagement für unsere Schule, für unsere Schüler und
Schülerinnen und – genauso wichtig – das Engagement in und für Osterfeld vereint die siebenköpfige
Schulleitung. Die guten Kontakte zur Bezirksvertretung, zum Bürgerring und zur Werbegemeinschaft
WEGO sind uns sehr wichtig. Wir werden sie pflegen
und ausbauen. Für Osterfelder Bürger und Bürgerinnen ist es bestimmt interessant zu wissen, wer in
der GSO arbeitet. Viele Kollegen und Kolleginnen
arbeiten sehr gerne in Osterfeld, viele seit über
30 Jahren. Nun kommt der Generationswechsel voll
in Schwung. Neue Kollegen und Kolleginnen kommen gerne zu uns, die meisten natürlich aus dem
Großraum Oberhausen. Aber z.B. auch aus Berlin
und Mainz. Sie alle sagen uns, wie gut sie ihre
Entscheidung finden, die Stelle in Osterfeld an der
Gesamtschule angenommen zu haben. Das gilt auch
für die vielen Referendare und Referendarinnen,
Praktikanten und Praktikantinnen. Wir sind nicht
wenig stolz darauf, wenn ihre Ausbilder sagen:
"Diese Stunde hätte jedem Gymnasium Ehre gemacht", in der Sekundarstufe I (ab Klasse 5) und in
der Sekundarstufe II (ab Klasse 11). Nicht verwunderlich, dass unsere Schüler und Schülerinnen auch
in den zentralen Prüfungen in Klasse 10 und 13 voll
mithalten können. Schon mehrere Schüler und
Schülerinnen hatten ein Einser-Abitur. Eine Aufgabe
sehen wir darin, diese Information auch noch in
größerem Umfang bei Grundschuleltern bekannt zu
machen. Dort scheint unsere Schule vielfach noch
nicht die attraktive Schule für alle in Osterfeld zu
sein. Deshalb noch ein Wort zu den Schülern und
Schülerinnen, die die GSO besuchen. Die GSO ist als
Gesamtschule eine Schule der Vielfalt. Vielfältig
unterschiedlich sind die Lernenden hinsichtlich
Fähigkeiten, Talenten, Pass, Religion, Hautfarbe.
Das macht die Schule reich. An einem Punkt sind sie
sehr gleich: Rund 90% der Kinder sind in Oberhausen geboren! Es sind Oberhausener, insbesondere
Osterfelder "Gewächse", die vielfach schon in der
2. Generation an der GSO eine gute Bildung erwerben. Akademiker, Handwerker, Arbeiter und viele
Menschen in technischen, sozialen und Dienstleistungsberufen haben an der GSO ihre Sekundarschulbildung erfolgreich gestaltet. Dies wollen wir
ausbauen, weiter verbessern und entwickeln, in
Kooperation mit vielen Partnern und ganz bestimmt
mit unseren Partnern in unserem Stadtteil Osterfeld.
Brücken verbinden Menschen, das ist eine
Binsenwahrheit.
In Osterfeld galt das besonders für die
1923 bis 1925 errichtete Eisenbahnbrücke
über die Bergstraße am Rheinischen Bahnhof Osterfeld-Nord. Sie war für die Entwicklung der Stadt Osterfeld nach Norden hin
von großer Bedeutung.
Die Brücke ist ein interessantes Bauwerk
und müsste unter Denkmalschutz gestellt
und gepflegt werden.
Der Kickenberg
Nächste Ausgabe:
September 2011
Herausgeber:
Osterfelder Bürgerring e.V.
Postfach 120 347
46103 Oberhausen
Tel.: 0208 / 81 08 59 40
e-Mail:
Bü[email protected]
Internet:
www.oberhausen-osterfeld.de
Redaktionelle Beiträge stehen in
der alleinigen Verantwortung des
Verfassers und geben nicht zwingend die Meinung des Herausgebers wieder.
Eine ebenso große Bedeutung hatte die
Waghalsbrücke über die Emscher. Zunächst
aus Holz bestehend wurde sie, bevor 1910
die Emscher ihr neues Bett bekam, durch
eine stählerne ersetzt.
Welche Bedeutung hat aber die neue
Brücke über den Rhein-Herne-Kanal vom
Kaisergarten zum Stadion Niederrhein?
Ich halte sie für überflüssig, da zwei Brükken in diesem Bereich für Fußgänger und
Radfahrer genutzt werden können, nämlich
die Eisenbahnbrücke westlich des Kaisergartens und die Brücke an der Konrad-Adenauer-Allee. Einwand: Oberhausen wird
durch die neue Brücke von Tobias Rehberger um ein Kunstwerk reicher. Lohnt dafür
die Geldausgabe des Landes NRW?
Redaktion:
Arbeitskreis Heimatkunde
Heinrich J. Bahne
Winfried Böcker =
Axel Brinkmann
Dirk Hellmann
Reinhard Gebauer
Andreas Kamp
Wilfried Kastner
Josef Kortz
Günter Lohmar
Marianne Michael
Katharina Ombeck
Fritz Pamp
Renee Radermacher
Hans Real
Wilhelm Schulte-Hubbert
Michael Tomec
Klaus Weinberg
Kontakte:
Osterfelder Bürgerring e.V.
Redaktion Der Kickenberg
Postfach 120 347
46103 Oberhausen
Telefon: 02041 / 25810
Für die Schulleitung der GSO
Ingrid Wenzler
e-Mail:
[email protected]
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Titelbild
Eine Brücke über den
Koppenburgsmühlenbach
ISSN 1864-7294
Satz und Layout: Josef Kortz
Wo bleibt die angedachte Brücke vom
Stadtwald Osterfeld zur Burg Vondern?
Wäre hier eine Verbindung nicht viel sinnvoller?
Heinrich J. Bahne
-3-
Druck: Walter Perspektiven GmbH
Pfälzer Straße 78
46145 Oberhausen
Internet: www.wa-p.net
Auf chlorfreiem Papier gedruckt
Ausgabe - Juni / 2011
Kickenberg
Der Steinkohlenbergbau der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (Teil 7)
Die Zeche Sterkrade
Ihre Entwicklung bis zum Verbund mit der Zeche Osterfeld 1933
In den 1890er Jahren herrscht in
Deutschland Hochkonjunktur. Auch die
Hüttenbetriebe der Gutehoffnungshütte
sind voll ausgelastet. Als Folge davon
beschließt der Vorstand des Unternehmens, die eigene Kohlenförderung dem
stetig steigenden Bedarf anzupassen. Die
zuständigen Stabsstellen erhalten den
Auftrag, in der Bürgermeisterei Sterkrade
zwei neue Bergwerke zu planen.
Der Auftrag für die Schachtanlage Constanzia, deren Lebenslauf in dieser und
der nächsten Ausgabe beschrieben wird,
lautet:
"Die Gutehoffnungshütte zu Sterkrade
beabsichtigt in der Nähe des Bahnhofes
Sterkrade einen neuen Schacht abzuteufen. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß dieser Schacht ein Hauptförderschacht werden soll, und unter
Entscheidung der Frage, ob es notwendig und zweckmäßig ist, diesen Schacht
für die Bewetterung der Schachtanlagen
Osterfeld und Hugo mit heranzuziehen,
ist ein Betriebsplan für die Ausführung
dieser Schachtanlage, für die zu treffende Sohleneintheilung sowie für die Ausund Vorrichtung der Flötze zu entwerfen.
Für die Wahl des Schachtpunktes sind
dem Vorstand lediglich die Verhältnisse
über Tage maßgebend gewesen. Das in
Frage kommende Terrain ist bereits vor
Jahren in den Besitz der Gutehoffnungshütte übergegangen; es ist noch unbebaut, verhältnismäßig eben und auf zwei
Seiten von Wasserläufen mit zum Speisen der Kessel verwendbarem Wasser
eingeschlossen. (Anm.: Wie der folgende
Plan zeigt, handelt es sich um den
Alsbach und den Mühlenbach).
Vor allem ist von dem beabsichtigten
Schachtpunkte aus der Anschluß an die
eigene Bahn der Gutehoffnungshütte wie
an die Staatsbahn mit äußerst geringen
Kosten herzustellen …"
Die Teufarbeiten beginnen am 16. August 1897. Der Schacht Constanzia wird
als Senkschacht mit 7,2 m Durchmesser
niedergebracht. Die ersten Meter sollen
die Schachthauer hier allerdings wegen
Ausgabe – Juni / 2011
Die Zeche Sterkrade 1986:
vorn der Schacht 1, dann der Diffusor des Grubenlüfters mit aufgesetztem Schalldämpfer
und der Schacht 2
der ungewöhnlich hohen Wasserzuflüsse
mit einer "Luftschleuse" überwinden. Bei
dieser Methode leitet man unter die
gegen die Senkmauer abgedichtete
Schleuse Druckluft, die das Eindringen
von Wasser in den Arbeitsraum verhindert. Unter diesen Bedingungen kann die
Teufmannschaft den Schacht ohne weitere Komplikationen bis auf 25 m vertiefen. Hier wird die Hilfseinrichtung demontiert, weil sich die Wasserzuflüsse
normalisiert haben. Bei 40 m Teufe setzt
sich der Schacht fest. Die Schachthauer
müssen einen zweiten Senkschacht aus
Tübbingen mit 6,7 m Durchmesser einbauen, bevor sie die Arbeit fortführen
können.
Das Modell eines Tübbingschachtes.
Ein Ring besteht aus mehreren Segmenten.
Die Verbindungsflansche werden durch Bleizwischenlagen abgedichtet.
Diese zeitraubende Prozedur wiederholt sich noch zweimal, bis der Schacht
mit nur noch 5,1 m Durchmesser 140 m
unter der Tagesoberfläche standfestes
Gebirge erreicht und der Ausbau auf
Ziegelsteinmauerung umgestellt werden
kann. Am 15.11.1901 sieht die Mannschaft in 276 m Teufe zum ersten Male
das Steinkohlengebirge. Bei 300 m setzt
-4-
sie die Wettersohle aus und 62 m tiefer
die 2. Sohle. Zum Jahresende 1902 wird
der Grubenbau im Niveau der 3. Sohle
(464 m) mit einer von Osterfeld aufgefahrenen Wetterstrecke durchschlägig.
1904 erreicht der "Schacht Sterkrade,
vormals Constanzia", wie die Anlage seit
1899 offiziell heißt, mit 522 m seine
vorläufige Endteufe.
Rund 85 m westlich läuft seit Juni 1902
der Teufbetrieb für den Schacht Sterkrade 2. Die Planer können auf die am
Nachbarschacht gesammelten Erfahrungen zurückgreifen, weil die geologischen
Verhältnisse vergleichbar sind.
Ende 1905 trifft auch hier erst die dritte Tübbingsäule 136 m unter der Rasenhängebank auf standfestes Gebirge, und
die Schachthauer stellen den Ausbau auf
Ziegelsteinmauerung um. Den Übergang
zum Karbon legen sie in 275 m Teufe
frei. Nur wenige Meter tiefer stellen sie
die Verbindung mit einem Aufbruch her,
der ihnen in kleinerem Querschnitt von
der 2. (362 m-) Sohle aus entgegengefahren wurde. Durch diese Maßnahme
ist es möglich, den Schacht Sterkrade 2
noch 1906 bis zur 2. Sohle zu teufen.
1909 beendet die Mannschaft knapp
500 m unter der Tagesoberfläche in Flöz
Zollverein 7/8 die Arbeiten.
Zusammenfassend bleibt festzustellen,
daß die Sterkrader Schächte trotz sehr
schwieriger geologischer Verhältnisse im
Bereich des Deckgebirges nach 4 Jahren
– der Schacht 2 wegen des Gegenortbetriebes nach 3½ Jahren – glücklich das
Karbon erreichen.
Kickenberg
Schon vor Beginn der Teufarbeiten haben die Bauarbeiter das zukünftige Betriebsgelände an der Hauptstraße (heute
von-Trotha-Straße) planiert und ein
Maschinenhaus sowie ein Kesselhaus
errichtet, in dem auch zunächst die Büros, das Magazin und die Kauen untergebracht sind. 1898 folgt die Montage
eines Abteufturmes und eines elektrisch
angetriebenen Förderhaspels. Als im
August dieses Jahres im Schacht Hugo
ein Schwimmsandeinbruch die Arbeit von
3 Jahren zerstört, entscheidet die Werksleitung, das für den verunglückten Grubenbau in den GHH-Werkstätten fertiggestellte Fördergerüst über Sterkrade 1
montieren zu lassen. Die Spezialisten
erledigen diese Arbeit noch im Jahre
1899. Das Teufgerüst wird dadurch für
den Einsatz am geplanten Schacht Sterkrade 2 frei.
Im Tagesbetrieb gehen die Bauarbeiten weiter. Anfang 1903 sind die
Schachtfördereinrichtung, die Schachthalle, die Aufbereitung, die Waschkaue
und das Bürogebäude betriebsbereit.
Die Zeche Sterkrade nimmt im Mai
1903 mit 550 Belegschaftsmitgliedern die regelmäßige Förderung
auf. Diese deckt zunächst nur den Eigenbedarf. Erst im folgenden Jahr
(1904) stehen knapp 70 000 t Kohle für
den Landabsatz zur Verfügung. 1905
beschäftigt die neue Anlage bereits
870 Mitarbeiter und weist eine Förderung
von knapp 225 000 t aus. Versuche auf
der Kokerei Osterfeld ergeben, daß sich
die Sterkrader Kohlen sehr gut zur Verkokung eignen.
Die Zeche Sterkrade um 1910
Am Schacht Sterkrade 2 ist noch der Abteufturm mit einer provisorischen Fördereinrichtung in Betrieb, sein endgültiges Schachtgerüst erhält er erst 1912.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges
baut die GHH die Tagesanlagen weiter
aus. Eine "Electrische Centrale" hat in
der ersten Ausbaustufe eine Leistung
von 2 450 kW, auch die Schmiede, die
Schlosserei und die Schreinerei sind voll
eingerichtet. Zwei Grubenlüfter auf dem
Schacht Sterkrade 2, die zusammen
12 000 m³/min verbrauchte Luft aus der
Grube absaugen können, und ein Turbokompressor für die Drucklufterzeugung
gehen in Betrieb.
Seit November 1907 produziert eine
Kokerei neben Koks auch Teer und Ammoniak. Zwei neue Dampfkessel verwerten das anfallende Gas. Nach der Erwei-
Spülschacht neben Schacht 2
aufbereitet wird, durch Rohrleitungen von übertage in die
ausgekohlten Räume.
Die "Electrische Centrale" 1910
Die Dampfmaschinen treiben 2 Drehstromgeneratoren mit einer Leistung von 475 kW an.
Der dritte Maschinensatz – ein Turbogenerator mit 1 500 kW – ist auf diesem Bild nicht zu
sehen.
Bergleute bringen den Spülversatz ein.
Das Bild macht deutlich, warum sich diese
höchst unbeliebte Neuerung nicht durchsetzen
kann, obgleich sie kostengünstiger ist. Denn
die beiden Kumpel haben offensichtlich nur die
Wahl zwischen zwei Übeln: entweder mit
Wasser in den Stiefeln oder barfuß zu arbeiten.
Eine Batterie Flammrohrkessel mit
Gasfeuerung
terung um 60 Öfen steigt die Kapazität
1909 auf 200 000 t jährlich. Die erzeugte
Gasmenge reicht aus, um acht weitere
Dampfkessel mit Brennstoff zu versorgen. Der Kohletransport zwischen Aufbereitung und Kokerei erfolgt über eine
Seilbahn. Eine Benzolfabrik vervollständigt schließlich die Produktpalette der
Kokerei.
Die Werksleitung plant, genau wie auf
ihren anderen Schachtanlagen auch auf
der Zeche Sterkrade die Pferde in der
Hauptstreckenförderung durch Druckluftlokomotiven zu ersetzen. Das Werk
Sterkrade der GHH baut und montiert
den erforderlichen Hochdruck-Kompressor. 1911 gehen auf der 2. Sohle die
ersten Loks in Betrieb.
Als eine der letzten großen Investitionen vor dem Krieg bekommt der Schacht
Sterkrade 2 zwar 1912 sein endgültiges
Schachtgerüst mit einer modernen
Schachthalle aus Stahlfachwerk, aber
vorläufig nur eine "Nebenförderanlage".
Die Hauptfördereinrichtung wird erst
1921 montiert.
Der Schacht Sterkrade 2 im Jahre 1912
Die Monteure der GHH haben die Stahlbauarbeiten fast beendet. Die Schachtschleuse, die
für den Förderbetrieb in einem ausziehenden
Wetterschacht unbedingt notwendig ist, wird
noch montiert.
Eine Druckluftlokomotive im Einsatz
Gleichzeitig laufen auch Versuche, den
personal- und zeitintensiven Handvollversatz durch den Spülversatz zu ersetzen. Bei dieser Versatzart leitet man ein
möglichst dickflüssiges Sand-WasserGemisch, das in einem 30 m tiefen
-5-
Im August 1914 gehen auf der Kokerei
noch drei Neuanlagen in Betrieb: eine
Koksofenbatterie mit einem 1 000 t fassenden Kohlenturm und eine Ammoniakfabrik. Am Jahresende beschäftigt die
Zeche Sterkrade 1 920 Mitarbeiter, die
500 000 t Kohle und 190 000 t Koks produziert haben.
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
In den Anfangsjahren befinden
sich die Dampfkessel, Generatoren und Kompressoren in separaten Gebäuden. Dieser betrieblich ungünstige Zuschnitt ändert sich
1915 mit dem Neubau eines "Kraftwerks", in dem nach und nach alle genannten Aggregate unter einem Dach
zusammengefaßt werden.
genden Jahren immer mehr wertvolle
Bestandteile des Teers isolieren, entschließen sich die Verantwortlichen der
GHH, auf der Zeche Sterkrade eine
eigene Anlage bauen zu lassen. Die
"Teerdestillation" nimmt 1925 jenseits
der Weierstraße den Betrieb auf und
verarbeitet den auf den Kokereien
Osterfeld, Vondern, Sterkrade und Jacobi anfallenden Rohteer u.a. zu Pech,
Teerölen, Naphthalin und Benzol.
Die Kohlengewinnung unterscheidet
sich nicht von den anderen GHHSchachtanlagen. Auch hier herrschen bis
nach dem Ersten Weltkrieg Keilhaue und
Sprengarbeit vor, nur unter günstigen
geologischen Bedingungen erleichtern
Schrämmaschinen den Bergleuten die
Arbeit am Kohlenstoß. Anfang der
1920er Jahre treten Abbauhammer und
Schüttelrutsche ihren Siegeszug an. Auch
die Holzstempel im Streb müssen Zug
um Zug dem Stahlausbau weichen.
Die Naphtalinanlage
Ein Kohlenhauer bei der Arbeit
Das neue Kraftwerk
Zwei 85 m hohe Kamine flankieren eine breite
Freitreppe, die in das Maschinenhaus führt.
Die Zeche Sterkrade 1929
Im linken oberen Drittel des Bildes ist die
Teerdestillation zu sehen.
Ein Kesselhaus mit mechanisch beschickten
Wanderrostkesseln.
Bis 1922 ersetzen 8 Wanderrostkessel die
30 Flammrohrkessel; das alte Kesselhaus geht
außer Betrieb.
Die GHH baut 1904 in der Nähe der
neuen Zeche zwischen der Weierstraße,
der Weseler Straße und der Bahnlinie
Oberhausen-Emmerich die Kolonie Dunkelschlag mit 200 preiswerten Wohnungen für die Belegschaft.
Die Kolonie Dunkelschlag
Die Kolonie Dunkelschlag
Ein 6 000 kW-Turbogenerator löst die beiden
475 kW-Stromerzeuger aus dem Jahre 1904
ab. Das Kraftwerk hat jetzt eine installierte
Leistung von 12 000 kW. 1925 kommen noch
einmal zwei Turbogeneratoren mit zusammen
12 000 kW hinzu. Damit ist der Ausbau des
Kraftwerks vorläufig abgeschlossen.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts liefern die GHH-Kokereien den Rohteer zur
Weiterverarbeitung an die Gesellschaft
für Teerverwertung GmbH in DuisburgMeiderich. Als die Forscher in den folAusgabe – Juni / 2011
Die Zechenstraße 1930
Werfen wir nun noch einen Blick auf
den Grubenbetrieb.
-6-
Auf der Flözebene gehört die Wagenförderung der Vergangenheit an. Hier
übernehmen Gummigurtförderer den
Transport der Kohle zur Fördersohle,
während in den Hauptstrecken die Kohlenzüge immer häufiger nicht mehr von
Pferden, sondern von Druckluftlokomotiven zum Schacht gezogen werden.
Die Schachtanlage betreibt zunächst
keine eigene Wasserhaltung. Das im
nördlichen Feldesteil anfallende Wasser
fließt zur Zeche Hugo, das Wasser aus
dem Süden des Feldes nach Osterfeld.
Erst Mitte der 1930er Jahre werden die
Pumpen von Hugo nach Sterkrade umgesetzt.
1922 beschäftigt die Zeche Sterkrade
mit 2815 Mitarbeitern ihre höchste Belegschaft. Die höchste Förderung, nämlich 663 000 Tonnen beste Kokskohle,
wird erst 1929 erreicht.
In den Jahren 1930 und 1931 lassen
sich Kohle und Koks selbst mit erheblichen Preisnachlässen immer schlechter
verkaufen. Als sich die Produktion auch
mit Kurzarbeit und Entlassungen nicht an
den Absatz anpassen läßt, beschließt der
Vorstand der GHH erhebliche Betriebseinschränkungen. 1931 werden zunächst
die Zeche Hugo in Sterkrade und die
Zeche Oberhausen sowie die Kokereien
Sterkrade und Jacobi stillgelegt. Leider
reichen diese Maßnahmen immer noch
nicht aus, so daß am 31. Januar 1933
auch die Zeche Sterkrade ihre Tore
schließen muß. Die Tagesschächte und
die Baufelder der Sterkrader Schachtanlagen stehen zukünftig der Zeche Osterfeld zur Verfügung. (Siehe Kickenberg
Nr.13)
Fritz Pamp
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Kickenberg
100 Jahre zuverlässiger Lieferant feiner Backwaren in Osterfeld
Die Bäckerei Brinkmann
Seit 3 Generationen in Familienhand
Die Geschichte der Familie Brinkmann beginnt mit einem Kuriosum: Der
Stammvater Heinrich Brinkmann wurde
am 27.10.1836 als Peter Gottlieb Kleine
Wortmann getauft. Wann und warum er
seinen Namen änderte, blieb bis heute
ungeklärt. Bekannt ist nur, dass sein
Vater, der Holzhändler Bernhard Heinrich
Kleine Wortmann, und sein Großvater
Franz Kleine Wortmann den Namenszusatz "genannt Brinkmann" führten.
Die Söhne Johann und Franz, die im
elterlichen Betrieb arbeiteten, wurden
1939, als der Zweite Weltkrieg ausbrach,
eingezogen. Franz Brinkmann musste
wieder in die Backstube. Während er und
seine Frau die Kunden in Osterfeld und
Vondern versorgten, fuhren ihre Töchter
bei Wind und Wetter mit dem Pferdewagen zu den weiter entfernt gelegenen
Kunden.
Der Landwirt Heinrich Brinkmann heiratete in der Bottroper Cyriakus Kirche
Maria Elisabeth Hörsken. Mit ihr erwarb
er den früheren Schrülkamps Hof, heute
bekannt unter Brinkmanns Hof, im Fuhlenbrock. Der Hof befindet sich am Rande des Revierparks Vonderort und zwar
zwischen dem Sportplatz von Adler
Osterfeld und dem Knappschaftskrankenhaus Bottrop.
Tochter Maria 1930 vor der damaligen
Gaststätte Steinhaus / Großholdermann auf
der Arminstraße. Sie heirate 1939 den
Landwirt Alfons Große-Brockhoff
Die viele Arbeit forderte ihren Tribut.
Im Jahre 1947 erkrankte das Ehepaar
schwer. Gertrud verstarb am 2. Juli. Zwei
Jahre später, am 30. Oktober 1949,
folgte Franz seiner Ehefrau.
Franz und Gertrud Brinkmann
Seit 1929 auf Bottroper Gebiet:
Brinkmanns Hof
Die drei Söhne des Ehepaares erlernten das Bäckerhandwerk. Franz Brinkmann, geboren am 13.03.1882, machte
seine Lehre in Altenessen bei den Eltern
des Osterfelder Rechtsanwalts Eicker,
der seine Kanzlei auf der Marktstraße,
der heutigen Gildenstraße, hatte.
Der junge Geselle sammelte seine
Berufserfahrung in der Bäckerei seines
Bruders Ignaz auf Rothebusch. Dort
lernte er dann auch seine Frau Gertrud
Barlage, geboren 02.05.1889, kennen.
Mit ihr hatte er 12 Kinder: 10 Mädchen
und 2 Jungen. Beide Söhne, Johann und
Franz, entschieden sich später bei der
Berufswahl ebenfalls für das Bäckerhandwerk.
Bernd Brinkmann, der zweite Bruder
von Franz, hatte seine Bäckerei auf der
Birkenstraße in Bottrop – Fuhlenbrock
eingerichtet.
Der Traum von einem eigenen Betrieb ging für Franz und Gertrud Brinkmann 1911 auf der Arminstraße in Erfüllung. Gertrud belieferte mit einem Pferdefuhrwerk die Kundschaft, während
Franz in der Backstube für Nachschub
sorgte.
Ausgabe – Juni / 2011
Der älteste Sohn Johannes übernahm
nach Gesellenjahren in Iserlohn und
Düsseldorf den nicht nur in der Backstube modern ausgestatteten Betrieb.
Selbst die Pferdegespanne mussten
Lastkraftwagen weichen.
Links im Bild Gertrud Brinkmann 1916
1949 gehörte dieser Opel-Blitz zum Fuhrpark.
Von links: Franz, Ignaz und Bernd vor den
Pyramiden von Gizeh
1928 nahmen sich die drei Brüder
Franz, Ignaz und Bernd eine Auszeit. Sie
machten eine sechsmonatige Weltreise
durch 36 Staaten. Das war zur damaligen Zeit nicht üblich und auch nicht
ungefährlich.
-8-
Anni Ahlemeyer geb. Brinkmann 1966.
Sie lieferte 50 Jahre für ihren Bruder die
Backwaren aus, zuletzt begleitet von
Helga Krutz-Wrona, der Tochter
ihrer Schwester Elisabeth.
Kickenberg
Sohn Franz-Josef trat in die Fußstapfen
seines Vaters und erlernte bei seinem
Onkel Bernd auf der Birkenstraße in
Bottrop - Fuhlenbrock das Bäckerhandwerk. Nach der Lehre folgten mehrere
Gesellenjahre in Bottrop, Gladbeck, Wesel und Duisburg. 1967 schloss er im
Alter von 22 Jahren seine Ausbildung mit
der Meisterprüfung ab. Seitdem unterstützte er seinen Vater tatkräftig in der
Backstube.
1983 verstarb Johannes Brinkmann.
Franz-Josef und seine Frau Gabi,
geb. Horn, übernahmen den elterlichen
Betrieb und führen ihn bis zum heutigen
Tag weiter.
In der wenigen Freizeit, die ihm bleibt,
widmet sich der Bäckermeister unter
anderem dem Fußball. Er ist seit mehr
als 40 Jahren Mitglied bei Schalke 04.
Johannes und Paula Brinkmann
Hier überreicht ihm der damalige Präsident
von Schalke 04, Gert Rehberg, die Urkunde
für 40 Jahre Mitgliedschaft bei Schalke 04.
Ein weiteres Hobby von ihm
war die Mitgliedschaft im bekannten Osterfelder Fahrradclub "Die rostige Schelle".
Der Fahrradclub "Die rostige Schelle" mit
seinem legendären Straßenbahnwagen.
Von links: Rugero Clerici, Bruder Hermann
Frye, Johannes Thiemann, Franz-Josef Brinkmann, Benno Kubenek und Ursula Gleiß
Hinten: Franz Berns, Walter Paßgang, Helmut
Paulin, Heinz Kraft, Dieter Wittenberg und
Ede Berg.
Man sollte noch erwähnen, dass von
den 12 Kindern des Ehepaars Franz und
Gertrud Brinkmann eine Tochter lebt:
Elisabeth Wrona. Sie ist verheiratet mit
Jupp Wrona, einem stadtbekannten
Fußballer, der seine Fußballschuhe in
den 1940er Jahren für den Spielverein
Osterfeld 06 schnürte.
Josef Kortz
Flugzeugabsturz in Klosterhardt
Wer erinnert sich noch daran? Wer war betroffen?
An manche Ereignisse erinnert man
sich und seltsamerweise dann auch sehr
genau, wenn im Familien- oder Freundeskreis die Zeit des 2. Weltkrieges
angesprochen wird. Mir ist ein Ereignis
deutlich in Erinnerung geblieben, nämlich
der Abschuss eines britischen Flugzeuges im Sommer 1943. Das genaue Datum ist nicht bekannt.
Fliegeralarm und Bombenangriffe wurden immer häufiger. An diesem Tag
bedeckte eine dichte und tief hängende
Wolkendecke den Himmel. Gegen Mittag
hörten wir Motorengeräusche eines Flugzeuges aus westlicher Richtung. Auch als
Kinder, ich war neun Jahre alt, konnten
wir sehr genau unterscheiden, ob es ein
deutsches oder ein feindliches Flugzeug
war. Wir mussten uns ja immer grob
orientieren, ob Gefahr drohte. Diesmal
war es nach meiner Einschätzung bestimmt keine deutsche Maschine.
Das Motorengeräusch kam näher und
dann plötzlich hörten wir das inzwischen
bekannte Geknatter einer Vierlingsflak.
Die Motoren des Flugzeuges wurden
unruhig und fingen an zu stottern. Für
mich und meine ältere Schwester, die
das ganze Geschehen mit verfolgte,
Grund genug, auf die Straße (Kiesstraße,
Osterfeld-Heide) zu laufen, um zu sehen,
was da passierte. Da sahen wir auch
schon einen britischen 2-motorigen
Bomber aus Richtung Sterkrade/Holten
durch die niedrige Wolkendecke stoßen.
Das Nationalitätskennzeichen am Flugzeugrumpf war deutlich zu sehen, es
waren ja nur ein paar hundert Meter
Entfernung. Ein Motor brannte und das
Flugzeug verlor an Höhe. Wir sahen, wie
einer der Piloten in hellbrauner Uniform
versuchte, auszusteigen. Wegen der
geringen Höhe, glaubten wir, hatte er
nicht den Mut dazu. Einen Absprung
haben wir nicht gesehen.
Die Maschine flog in nordöstlicher Richtung über die Gutehoffnungshütte Kolonie (Stemmersberg) auf Klosterhardt /
Zeche Jacobi zu. Es war dann nur eine
ganz kurze Zeitspanne, bis das Flugzeug
abstürzte und eine riesige schwarze
Wolke an der Absturzstelle aufstieg.
Natürlich wären wir am liebsten sofort
losgerannt, um die Absturzstelle zu besichtigen, die konnte ja nicht sehr weit
entfernt sein. Es war aber noch Schulbetrieb, und wir durften nicht fehlen. Nach
dem Unterricht gab es kein Halten.
-9-
Auf nach Klosterhardt! Hinter dem
Friedhof, in einem freien Gelände waren
die Trümmer verstreut. Wir hatten als
Kinder natürlich nicht die Chance, ganz
nahe an die Absturzstelle heranzukommen, die war abgesperrt. Ich erinnere
mich wohl, ein hellbraunes Uniformteil
im Baum hängend gesehen zu haben
und war der Meinung, die Piloten seien
ums Leben gekommen.
Dieser Flugzeugabsturz lieferte natürlich reichlich Gesprächsstoff. Dem Kanonier der Flak, so hieß es, drohte ein
Gerichtsverfahren, da er ohne Befehl der
Leitstelle geschossen hatte. Später wurde bekannt, dass er wegen der "erfolgreichen Aktion" eine Auszeichnung erhalten hätte.
Es war auch Glück im Unglück für die
Anwohner der Absturzstelle, dass das
Flugzeug wohl auf einem Aufklärungsflug
war und keine Bomben an Bord hatte.
Vielleicht können Anwohner der Absturzstelle oder Beobachter ergänzende
Details zu diesem Ereignis liefern.
Heinz Matuszczak
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Natur in Osterfeld (Teil 8: Bäche)
Der Koppenburgsmühlenbach
Die Becke oder der Koppenburgsmühlenbach hat 2,8 Kilometer Lauflänge und
ist zum größten Teil verrohrt. Sein Oberlauf befindet sich auf Bottroper Stadtgebiet.
Der Ursprung des Baches liegt in einer
Hochstaudenfläche
unterhalb
einer
Wohnsiedlung, die Quelle ist vermutlich
überbaut worden.
Nach einem Abschnitt durch Extensivgrünland verläuft der Bach durch zwei
hintereinander geschaltete Teiche. Diese
befinden sich in Privatbesitz.
In der Verrohrung unter der Ripsdörnestraße befindet sich eine glatte Rampe
mit anschließendem, hohem Absturz.
Im weiteren Verlauf durchfließt der
Bach
überwiegend
bodenständigen
Wald. Der Bach ist sehr tief in das Gelände eingeschnitten, der Lauf mäßig
geschwungen.
Eine weitere Quelle befand sich im Bereich des Knappschaftskrankenhauses.
Der alte Bachlauf wurde durch den Bau
der Bahn unterbrochen. Das Wasser
sammelt sich neben der Bahntrasse und
wird durch ein Pumpwerk weitergeleitet.
Danach fließt der Bach durch einen
schmalen Grünstreifen zwischen der
Kleingartenanlage "Am Mühlenbach" und
der gleichnamigen Straße.
Linksseitig grenzt ein röhrichtbewachsenes Regenrückhaltebecken an das
Gewässer, das durch einen Überlauf mit
dem Bach verbunden ist.
Eine Rampe verbindet die Teichanlage
mit den unterhalb gelegenen Bachabschnitten, bei denen die Ufer zunächst
mit Steinschüttungen befestigt sind. Bis
zur Ripsdörnestraße verläuft der Bach
durch Wald- und Grünlandbereiche.
Diesseits der Bahn entsteht dadurch
eine künstliche Quelle. Deren Wasser
fließt in natürlicher Form durch zwei
Tümpel in den Hauptlauf.
Ausgabe – Juni / 2011
- 10 -
Südlich der Koppenburgstraße stand
bis 1936 die Koppenburgsmühle, die
dem Bach seinen Namen gab.
Von der Nordseite der Koppenburgstraße an ist der Bach bis zur Mündung
in die Emscher verrohrt. Zunächst liegt
die Verrohrung in Privatgärten und in
einer Brachfläche, anschließend fließt der
Bach ab der Heinestraße in die straßenbegleitende Kanalisation. Die Verrohrung
könnte stellenweise aufgehoben werden.
Heinrich J. Bahne
Kickenberg
Totenzettel
Ein historischer Überblick
Die Jahrhunderte alte Tradition, Totenzettel zu verteilen, wird in unserer Zeit
zu einer Randerscheinung. Doch die
vorhandenen Totenzettel entwickeln sich
zu einem viel beachteten Sammelobjekt.
Sie dienen bei den im Moment so beliebten Familienforschungen als wichtiges
Hilfsmittel, Heimatkundlern geben sie
Hinweise auf Traditionen und Gebräuche, und deshalb werden sie u. a. auch
in Heimatmuseen gesammelt.
Im Internet finden sich Hinweise auf
die Geschichte der Totenzettel, auf einzelne regionale Sammlungen sowie
Sammlungen an Universitäten und in
Archiven. So hat zum Beispiel die Diözesanbibliothek Münster 20 000 Totenzettel
aus mehreren Jahrhunderten archiviert.
Das Stadtarchiv Düsseldorf verweist auf
eine CD mit einer Sammlung von 23 000
rheinischen Totenzetteln. Der Verein für
die Geschichte und Heimatkunde in
Pulheim hat mehr als 2 000 Totenzettel
ins Internet gestellt. Totenzettel waren
auch schon Gegenstand von Doktorarbeiten. Angeboten werden ältere Totenzettel heutzutage auf Flohmärkten wie
auch auf Auktionsplattformen.
Die Wurzel von Totenzetteln ist vermutlich in den Benachrichtigungen zu
suchen, mit denen im Frühmittelalter
klösterliche Gemeinschaften den mit
ihnen verbundenen Klöstern den Tod
eines Mitbruders mitteilten und zum
Gebet für das Seelenheil des Verstorbenen aufforderten.
Die ältesten gedruckten Totenzettel
stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Doch erst mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in den deutschen
Staaten im 18. und 19. Jahrhundert
sowie mit Fortschritten in der Drucktechnik verbreiteten sich Totenzettel im katholischen Bereich über die heutigen
Niederlande, Belgien und das Rheinland.
Im evangelischen Bereich wurde diese
Sitte abgelehnt.
Die Totenzettel wurden früher bei der
Beerdigungszeremonie ausgegeben und
im Gebetbuch aufbewahrt. Das Format
war damit festgelegt, es richtete sich
nach der Größe der jeweils aktuellen
Gebetbücher.
Die Totenzettel enthielten zunächst nur
wenige Angaben wie den Namen und
den Titel des Verstorbenen, das Sterbedatum, oft die Uhrzeit, zu der der Tod
eingetreten war (nach manchen Traditionen wurde im Haus des Toten die Uhr
angehalten um der Seele Zeit zu geben,
den Körper zu verlassen), einen Hinweis,
dass die Sterbesakramente empfangen
worden sind, die Abkürzung R.I.P. (er/sie
möge in Frieden ruhen) und vor
Ausgabe – Juni / 2011
allem die Bitte an den Leser, er möge für
das Seelenheil des/der Verstorbenen
beten.
Umfangreicher werden die Texte der
Totenzettel am Ende des 19. und am
Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie haben
wiederkehrende formale Elemente:
Biblische Zitate und Ablassgebete, oft
auch die Anrufung der Heiligen Familie
(Jesus, Maria, Josef), ergänzt durch
Heiligennamen, hier im Beispiel ist es der
heilige Pankratius, der Schutzpatron der
Osterfelder Kirche.
Danach werden die Anrede und der
Name angegeben, bei verheirateten
Frauen meist der Vorname und der Name des Mannes, verbunden mit dem
Hinweis, ob es sich um eine Ehefrau
oder Witwe handelt, dann erst folgt der
Vorname der Frau und ihr Geburtsname.
Für unverheiratete Frauen wird auch in
hohem Alter noch der Begriff "Jungfrau"
benutzt. Für Familienforscher und
Heimatkundler handelt es sich hier um
wichtige Hinweise.
In der meist folgenden Kurzbiographie
werden die Familiengeschichte und die
Lebensleistung des/der Verstorbenen
dargestellt. Es werden Angaben gemacht
zum Geburts- wie Sterbedatum, teilweise
verbunden mit der Angabe des Herkunfts- und Sterbeortes. Als wichtig wird
die Erwähnung des Empfangs der Sterbesakramente angesehen. Oft wird auch
Bezug genommen auf schon verstorbene
Angehörige (…gingen ihr/ihm in die
Ewigkeit voraus). Auch die Mitgliedschaft
in christlichen Vereinen wird durchaus
der Erwähnung wert gefunden. Teilweise
wird zum Schluss noch die Bitte um ein
Gebet für das Seelenheil des Verstorbenen angefügt.
Am unteren Ende der Seite werden
vielfach als Eigenwerbung der Name und
der Ort der Druckerei angegeben.
Das Kreuz findet sich in vielfachen Ausführungen. Es folgen Formulierungen wie
Zum (christlich) frommen Andenken,
Zum stillen Gedenken oder Ähnliches.
- 12 -
Nicht unerheblich trug zu der Verbreitung der Totenzettel auch bei, dass
Verlage die Bildseite der Totenzettel als
Massendrucksache vertrieben, die Beerdigungsunternehmen mussten nur noch
die Druckerei beauftragen, die individuellen Angaben auf die Textseite zu bringen. Die finanzielle Belastung für die
Hinterbliebenen reduzierte sich damit.
Infolge dessen finden sich auch Beispiele, dass die Textseite mit unterschiedlichen Bildseiten verteilt wird.
Kickenberg
Heutzutage werden Totenzettel selten gedruckt. Eine
Ausgabe am Friedhof findet
meist nicht statt, da in Unkenntnis der Traditionen manche Totenzettel im Papierkorb landen. Und eigene
Gebetbücher, die zum Gottesdienst mitgebracht werden, sind auch aus der
Mode gekommen.
Was die Motive angeht, so finden wir
im 19. Jahrhundert Darstellungen der
Passion Jesu, der Auferstehung sowie
Herz-Jesu- und Herz-Marienbilder. Im
20. Jahrhundert überwiegen zunächst
Bilder großer Meister, so sind Dürers
Betende Hände wie auch die Mater dolorosa von Michelangelo oft vertreten.
Die Totenzettel waren anfangs in den
Städten beheimatet, in den Dörfern
kannte jeder jeden und wusste über alle
Vorkommnisse Bescheid. Doch der Krieg
von 1870/71 stellte eine Zäsur dar. Die
Soldaten konnten nicht auf dem heimischen Friedhof beigesetzt werden, und
so eroberte der Totenzettel als Gedenkund Erinnerungsblatt auch die ländlichen
Gebiete.
Ein Unterschied ist festzustellen bei
den Totenzetteln des Ersten und des
Zweiten Weltkriegs. Finden wir noch im
Ersten Weltkrieg detaillierte Angaben
über den Dienstgrad, oft auch über die
Todesursache, so werden im Zweiten
Weltkrieg die Angaben allgemeiner, z. B.
"Teilnehmer am Polenfeldzug".
Die Todesart wird meist nicht angegeben, wohl aber die Orden und Ehrenzeichen. Der Tod auf dem Schlachtfeld wird
oft dargestellt als Heldentat oder auch
als Opfer für Führer, Volk und Vaterland.
Bei zivilen Kriegsopfern wird z.B. erwähnt, dass sie Bombenopfer sind.
Manche Totenzettel sind von schlechter
Qualität, da Papier im Krieg Mangelware
war.
In unserer Zeit, in der die Personen
älter werden und oft längere Zeit vor
ihrem Ableben nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen sind, wird verstärkt ein
Foto des Verstorbenen auf die Erinnerungskarte gesetzt (Sterbebildchen). Die
Fotos sind sorgfältig ausgewählt.
In manchen Gemeinden geht deutlich
der Trend dahin, einen Wortgottesdienst
an der Leichenhalle gegenüber einer
Messe in der Kirche zu bevorzugen.
Deshalb raten oft Bestattungsunternehmen, Totenzettel, wenn sie gewünscht
werden, den schriftlichen Danksagungen
für Beileidsbezeugungen beizulegen.
Da man nicht mehr durch die Totenzettel an die Verstorbenen erinnert wird,
findet man nun in den Zeitungen verstärkt Anzeigen zum Jahresgedächtnis.
Marianne Michael
Liebe Osterfelder,
Naturaufnahmen ersetzen traditionelle
christliche Motive. Auch finden wir nicht
mehr die gewohnten Gebetstexte, sondern aktuellere Sprüche oder Zitate aus
literarischen Werken. Ebenso verschwinden der Lebenslauf und die Angaben von
Geburts- und Sterbeort. Wesentliche
Informationen gehen für die Nachwelt
verloren.
ich finde es interessant, für Osterfeld
eine Auflistung noch vorhandener Totenzettel herzustellen. Zu überlegen ist, wie
sie den Bürgern Osterfelds zugänglich
gemacht werden können. Deshalb bitte
ich, mir Totenzettel von Personen, die in
Osterfeld geboren sind, gelebt haben
oder gestorben sind, leihweise zum Einscannen zur Verfügung zu stellen.
Die Bilder können Sie, versehen mit
Ihrer eigenen Adresse für die Rücksendung, schicken an
Marianne Michael
Buschstraße 32
46119 Oberhausen
oder abgeben in
Pilar's Plauderstübchen
Bergstraße 31
46117 Oberhausen
Für Ihre Mühen bedanke ich mich
schon jetzt.
Marianne Michael
- 13 -
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Wie aus einem Phönix ein Ikarus werden kann
Das Auf und Ab der Osterfelder Geschäftsstraßen
Nichts bleibt, wie es war. Oft finden
gerade ältere Leute das schade und
haben dabei die angeblich so gute, alte
Zeit im Sinn. Aber im folgenden Beispiel
kann man nur sagen: zum Glück bleibt
nichts so, wie es war. Zum Glück war
das tausendjährige Reich nach 12 Jahren
im Zeitraffer vorbei und zum Glück ist die
Osterfelder Geschäftswelt aus Ruinen
neu erstanden. Diese Fotos verdeutlichen mehr als viele Worte ein Kapitel zu
diesem Thema.
Foto Kämper, links die Vikariestraße, rechts
die Pankratiuskirche, dazwischen ganz im
Hintergrund die Turnhalle der Mädchenoberschule an der Westfälischen Straße (heute
GSO, B-Gebäude)
So behelfsmäßig, zerstört oder auch nur
trostlos sah es in der Osterfelder Innenstadt
vor dem sogenannten Wirtschaftswunder aus.
Der allgemeine Aufschwung der fünfziger Jahre, das vielzitierte Wirtschaftswunder, ging auch an Osterfeld zum
Glück nicht vorüber. Gegen Ende des
Jahrzehnts waren die letzten Baulücken,
die im Kriege durch die Bombardierung
entstanden waren, geschlossen und alte
Gebäude renoviert. Die Hauptgeschäftsstraßen im Zentrum sahen propper aus.
Man hatte als Geschäftsfrau und –mann
die Ärmel aufgekrempelt, man hatte
investiert und modernisiert und nun
konnte es ans Geldverdienen gehen.
Einige Jahre liefen die Geschäfte in der
"City" auch tatsächlich gut. Doch genauso unaufhaltsam wie der Aufstieg verlief
anschließend der Niedergang und auch
diesmal waren es keine hausgemachten
Probleme, die das verursachten.
Ausgabe – Juni / 2011
Die Rundung der alten Glückauf-Apotheke
hinten links macht deutlich, dass es sich um
den gleichen Blickwinkel handelt, einmal um
1950 und unten etwa sechs Jahre später.
Auch wenn der "Phönix aus der Asche" schon
ein wenig abgedroschen ist, hier passt der
Begriff haargenau!
Mit der Schließung der ZecheConcordia
1968 fing alles an – weit weg von Osterfeld. Aber der Verlust der Arbeitsplätze in
der Kohle- und Stahlindustrie machte vor
den Osterfelder Stadtgrenzen nicht halt.
Im Gegenteil, dieser Teil von Oberhausen war besonders stark betroffen. In
einer wissenschaftlichen Arbeit von 1957
wird unser Stadtteil wirtschafts- und
sozialgeographisch betrachtet. Die Autorin, Gerharde Paterka, listet darin einige
Fakten auf, die das belegen.
Wenn man beispielsweise die Entwicklung der Einwohnerzahl und der Bevölkerungsdichte von Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld vergleicht, dann ist
das Ergebnis eindeutig. Während die
Zahl der Einwohner von 1928 bis 1954 in
Oberhausen um 6,6% steigt, tut sie das
in Sterkrade um 28,4%. Im gleichen
Zeitraum wächst sie in Osterfeld aber um
55%. Bei der Einwohnerdichte ergibt sich
folgendes Bild: Die Oberhausener müssen nur wenig zusammenrücken. Von
etwa 4700 Einwohner auf etwa 5000
Einwohner pro Quadratkilometer steigt
die Zahl in dem genannten Zeitraum. Die
Sterkrader haben zwar einen deutlich
höheren Zuwachs an Personen, aber
auch genug Platz, um diese unterzubringen. Dementsprechend steigt dort die
Dichte von etwa 1200 Personen auf
knapp 1600. In Osterfeld trifft die höchste Zahl an Zuwachs auf begrenzten
- 14 -
Raum. Also steigt die Bevölkerungsdichte
von fast 2900 Einwohnern auf über 4400
pro Quadratkilometer.
Das mag für die Bürger unangenehm
eng sein, für Kaufleute bedeutet das
aber einen ganz deutlichen Zuwachs an
Kunden, an Umsatz, an Verdienst. Das
ist einleuchtend und tatsächlich hat das
in Zeiten der Vollbeschäftigung auch
tadellos funktioniert.
Da stört es auch wenig, dass 77% der
Osterfelder Berufstätigen gelernte und
ungelernte Arbeiter sind, deren Kaufkraft
etwas geringer ist, als die der 18% Beamten, Angestellten und Selbständigen
(Akademiker 0,6%). Die Masse macht’s
in dem Falle. Wenn aber der Bergbau mit
gut 7800 Beschäftigten (42%) der mit
Abstand größte Arbeitgeber ist und dieser dann peu à peu verschwindet, dann
ist es aus mit den guten Zeiten als Geschäftsmann in Osterfeld. Es existiert
zwar ein hoffnungsvoller Begriff, der
heißt Strukturwandel, hier vor Ort ist er
jedoch nicht viel mehr als ein Wort geblieben und keine durchgreifende Tatsache geworden.
Demonstration 1959 auf dem Osterfelder
Marktplatz, Öl und billige Importkohle setzten
der heimischen Steinkohle zu.
Als ob das nicht schon genug wäre,
gibt es noch Standortnachteile für die
Geschäftsleute der Osterfelder Innenstadt. Sie sind geographischer und verkehrstechnischer Art und leider ebenso
wenig aus eigener Kraft zu ändern wie
eine Wirtschaftskrise.
Mit der Entdeckung der Steinkohle auf
Osterfelder Gebiet begann die Verwandlung des beschaulichen Dörfchens in eine
Industriestadt. Das geschah mit der
Geschwindigkeit und Radikalität amerikanischer Goldgräberstädte. Eine durchdachte, langfristig ausgerichtete Stadtplanung fand nicht statt. Es wurde gebaut, was die Industrie in diesem Moment brauchte. Mögliche negative Folgen
wurden entweder gar nicht erkannt oder
nicht ernst genommen. So entstanden
städtebauliche Probleme, die uns heute
noch beschäftigen.
Kickenberg
Dort, wo vor kurzem noch
Blumengestecke angeboten
wurden, später gefolgt von
Süßigkeiten, dann von Autoteilen, da kann ich nun hübsche Dekorationsstücke kaufen (Froschkönig). Drei
Plakaten begegnet der Einkäufer immer
wieder in der Fußgängerzone und ihrer
Umgebung: Neueröffnung, Räumungsverkauf und "Wir ziehen um".
Nach einiger Zeit sagt der Instinkt:
Wenn hier so viele Geschäfte nach so
kurzer Zeit wieder aufgegeben werden,
dann kann das kein gutes Einkaufspflaster sein. Eine Bindung von Konsumenten
an den Stadtteil wird dadurch sicherlich
nicht gefördert. Aber auch ein lang andauernder Leerstand, womöglich mit
hässlichem Erscheinungsbild, ist im Bewusstsein der Bevölkerung nicht sofort
nach einer Neuvermietung vergessen
und trägt zum kritischen Urteil bei.
Im Falle Osterfeld ist es das Schienennetz. Wie eine chinesische Mauer umschließen die Gleisanlagen die Innenstadt. Es gibt nur wenige Zugänge (siehe
Pfeile) und von denen hat nur einer ein
Wohngebiet mit potentiellen Kunden
hinter sich (orangener Pfeil).
Im Süden folgen der Schienenbarriere
die Emscher und der Kanal als weitere
Sperren, im Osten folgt dem menschenleeren Waldgebiet bereits der nächste
Konkurrent, die Innenstadt von Bottrop.
Auch von Westen kommt keine Kundschaft und die Eisenheimer haben in der
Kriegs- und Nachkriegszeit in ihrem
Viertel selber alle Geschäfte, die sie zum
täglichen Leben brauchen. Sogar ein
eigenes Schuhgeschäft liegt dort. Außerdem ist Sterkrade, dank der Straßenbahn, fast so schnell erreichbar wie die
Osterfelder Innenstadt. Auch die Bewohner des nördlichen Rothebusch und die
der Jacobisiedlung sind mit der Bahn
schnell in Sterkrade oder Bottrop. Lediglich die Bewohner des Halterner Viertels
und der Jacob-Plum-Siedlung können für
die Osterfelder Geschäftsleute treue
Kunden sein.
Fazit: Das Einzugsgebiet innerhalb der
Eisenbahnwälle ist klein. Osterfeld ist als
Einkaufszentrum nur von lokaler Bedeutung. Die Zahl möglicher Kunden ist von
vornherein begrenzt. Dieses Problem der
überschaubaren Einkäufermenge wird
noch verschärft durch deren begrenzte
Kaufkraft. Als wäre das alles nicht
schwierig genug, erfolgt dann der doppelte k.o. in Form der Zechenschließung
und der Eröffnung des Centro. Kein
Vorort der Welt kann unbeschadet Kaufkraftsenkung plus Kaufkraftabwanderung
verkraften.
So ist die Veränderung der letzten
Jahrzehnte in der Geschäftswelt von
Osterfeld sowohl zwangsläufig als auch
logisch. Dass sie auch schmerzvoll für
alle Beteiligten ist, liegt auf der Hand.
Die aufgebenden Fachhändler verloren
viel. Dabei steht die Existenzsicherung
sicherlich im Vordergrund, aber mancher
hat auch seinen Lebensinhalt verloren
oder hat ein Geschäft aufgeben müssen,
das seit mehreren Generationen in der
Familie war. Vielleicht war es sogar als
zukünftiger Arbeitsplatz der eigenen
Kinder geplant. Aber auch die Kunden
haben herbe Verluste hinnehmen müssen; denn was da als Ersatz für die alteingesessenen Geschäfte nachrückte,
hat die Erwartungen oft nicht erfüllt.
Manche Veränderung ist schwer zu
bewerten, weil sie vom jeweiligen
Standpunkt abhängt. Wenn ich als Hartz
IV-Empfänger mit wenig Geld haushalten
muss, dann werde ich die Existenz eines
1Euro-Ladens in der Osterfelder Innenstadt wahrscheinlich begrüßen. Wenn ich
einen sicheren Arbeitsplatz mit einem
guten Einkommen habe, dann werde ich
dasselbe Geschäft für überflüssig halten.
Das gleiche gilt für die Existenz etlicher
Läden mit türkischen Waren. Wenn meine Eltern oder Großeltern aus der Türkei
stammen, werde ich mich über die vertrauten Artikel und Lebensmittel aus
meinem Kulturkreis freuen. Als deutscher
Kunde werde ich eher selten den Fuß in
einen Laden für türkische Wohnausstattung setzen. Dieses Geschäft ist für die
Mehrheit der Osterfelder Kunden nicht
interessant.
Abgesehen vom veränderten Warenangebot stellen die Käufer auch eine
große Fluktuation fest.
- 15 -
Ist es nun ein Versäumnis oder können die
Schilder bei dem häufigen Wechsel nicht
schnell genug gewechselt werden?
Schließlich sorgen die Zahl und das
räumliche Ausmaß von Spielhallen und
Wettbüros für das Naserümpfen bei
vielen Alt-Osterfelder Bürgern. Man darf
nicht vergessen, dass in puncto Einkauf
vieles vom Gefühl und vom Unterbewusstsein abhängt, nach wissenschaftlichen Untersuchungen bis zu 70%, etwa
beim Autokauf. Wenn also beispielsweise
auf der Bottroper Straße und der
Kirchstraße kleine Läden eröffnet werden, die mit dem Verkauf von Telefonkarten und dem Ankauf gebrauchter
Handys ihren Gewinn machen, dann ist
das auf der sachlichen Ebene eine Neuheit, die durch Fortschritt der Kommunikationstechnik entstanden ist. Die Menschen aber sehen auf der Gefühlsebene
etwas anderes, nämlich ein Geschäft,
das in der Aufmachung bunt, klein und
preiswert ist, nicht edel und nicht exklusiv, kurzum ein weiterer Billigladen.
In Gesprächen mit Osterfelder Bürgern
wird ausnahmslos die Meinung vertreten,
dass sich das Gesamtniveau der Geschäfte seit Jahren deutlich verschlechtert habe.
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Das ist nicht einfach gedankenlose Nörgelei, sondern das
Ergebnis konkreter Beobachtungen. Andererseits sind die
auch nicht immer objektiv. Die Aussage
über einen qualitativen Verlust ist
schwerwiegend und sollte nicht auf einem diffusen Bauchgefühl oder subjektiver Wahrnehmung beruhen. Deshalb
wurde der Versuch einer Objektivierung
gemacht, nämlich der Gegenüberstellung
von Geschäften etwa um 1960 und den
heutigen, und zwar von der Ecke Gildenstraße/Bottroper Straße bis zur Kreuzung
Bergstraße/Westfälische Straße. Außerdem wurden Spielhallen und Wettbüros
(Stand Oktober 2010) erfasst. Diese Liste
ist aus Platzmangel hier nicht abgedruckt, kann aber im Internet unter
www.kickenberg.de angeschaut werden.
Tatsächlich verdeutlicht sie den überaus großen Wechsel der letzten Jahrzehnte. Es gibt nur zwei Namen, die
sowohl damals als auch heute auftauchen. Das sind Großebrockhoff, Surmann
und Erwig. Wenn man die anderen Straßen der Innenstadt mit einbezieht, dann
kommen noch Teves und Kämper dazu.
Bedenkt man zusätzlich, dass es viele
Geschäfte gab, die irgendwann zwischen
1960 und 2010 für einige Jahre existierten und anschließend wieder verschwanden, dann scheint Osterfeld eine Art
Durchlauferhitzer für Geschäfte zu sein.
Möglicherweise ist den Kritikern dieses
Ausmaß der Veränderungen geradezu
unheimlich. Dennoch, eine pauschale
Beurteilung nach dem Motto "Osterfeld
kann man abhaken, ein sterbender
Stadtteil" ist ungerecht. Man muss differenzieren.
An manchen Stellen kann Osterfeld den Vergleich zu früher gut bestehen.
Die Bottroper Straße gegen Ende der 1980er Jahre und heute etwa aus dem gleichen Blickwinkel.
Auf der anderen Straßenseite liegen
u.a. ein Sportwettbüro und ein Callshop.
Hier erinnert nicht viel an den guten Ruf
der alten Innenstadt. An anderer Stelle
jedoch braucht das heutige Osterfeld
den Vergleich mit der Vergangenheit
nicht zu scheuen. Beispielsweise ist an
der mehrere hundert Meter langen Front
von Surmann bis zum Marktplatz nichts
auszusetzen. Ein gepflegtes Geschäft mit
gutem Sortiment und Dienstleistungen
reiht sich an das nächste. Trotz einiger
Schandflecke, es ist nicht generell alles
schlechter als früher.
Was nun? Es ist nicht der Sinn dieser
Zeilen, den vielen mündlichen Klagen
über Osterfeld jetzt eine schriftliche
hinzuzufügen. "Ach wie war es doch
vordem, in alten Zeiten so bequem, … "
Das Jammern über den Verlust der Heinzelmännchen hat sie nicht wiedergebracht und so werden die Stoßseufzer
über den Niedergang der Geschäfte in
unserem Stadtteil nichts ändern. Ich
kann den Bürgern, die Osterfeld schon
sehr lange kennen und über die Änderungen nicht glücklich sind, nur empfehlen: Schauen Sie genau hin. Negatives
kann man genau benennen, Pauschalurteile jedoch sind ungerecht und helfen
nicht. Das gilt aber auch für diejenigen,
die es als Nestbeschmutzung empfinden,
wenn man sich über Osterfeld kritisch
äußert.
Zum Abschluss ein Seniorenrätsel, das
so heißt, weil ältere Herrschaften dabei
im Vorteil sind. Verbinden Sie die linke
Raute nach dem jeweiligen Namen mit
der rechten Raute vor dem passenden
Geschäft:
Scheepers
◊
◊ Friseur
Rustemeyer
◊
◊ Hosenzentrale
Hugenbusch ◊
◊ Elektrogeräte
Schraer
◊
◊ Metzgerei
Bartels
◊
◊ Uhren
Remberg
◊
◊ Konditorei
Klapheck
◊
◊ Schneiderei
Sporkmann
◊
◊ Lederwaren
Kölschbach
◊
◊ Tapeten
Dahmen
◊
◊ Schuhe
Lindfeld
◊
◊ Gaststätte
Pöter
◊
◊ Miederwaren
Kohlrusch
◊
◊ Spirituosen
Atrium
◊
◊ Tabakwaren
Fütterer
◊
◊ Textilhaus
Hartmann
◊
◊ Schreibwaren
Rupprath
◊
◊ Kino
Kommentar
Viele Geschäftsleute investieren in ihren
Standort. Das sollte genauso wahrgenommen
werden, wie die Schandflecke, die es gibt.
Es gibt tatsächlich Teile von Geschäftsstraßen, die für durchschnittliche Käufer
zumindest uninteressant, vielleicht sogar
abschreckend sind. Die Kirchstraße zwischen Heinestraße und Vikariestraße ist
solch ein Fall. Sie hat nur vier gerade
Hausnummern von 12 bis 18. Zwei sind
belegt vom Casino Royal, eine hat ein
türkisches Café und im letzten Haus
stehen zwei Schaufenster leer.
Ausgabe – Juni / 2011
Es kommt einem als Beobachter und Zuhörer der Verdacht, dass die Diskussion um den Niedergang der Osterfelder Geschäfte manchmal nur ein Stellvertreterthema ist. Es geht auch darum, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Bevölkerung selbst und das Erscheinungsbild des gesamten Stadtteils mit dem Zuzug vieler ausländischer Mitbürger deutlich verändert haben.
Dieses aber ist in den Medien und in der Politik lange zu einem Tabuthema
gemacht worden. Es ist seit vielen Jahren politisch unkorrekt, Unbehagen
darüber zu äußern. Also schimpft man stattdessen über Osterfeld ganz allgemein. Was nun den richtigen Weg in die Zukunft angeht, den weiß sicherlich niemand ganz sicher und ganz allein. Aber Tabus helfen dabei bestimmt
nicht weiter. Bevor man in Osterfeld irgendetwas verändert (verbessert?),
muss man die Dinge beim Namen nennen dürfen. Danach kann man
wunderbar darüber streiten und zuletzt die Sache anpacken. Am ersten
Schritt dieser Reihenfolge aber geht kein Weg vorbei.
Klaus Weinberg
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Kickenberg
Kurzmeldungen aus Osterfeld
Grübelei ist nicht nötig,
Besinnung aber wohl
Mein schönes Osterfeld im
Wechsel der Geschichte
Schützenverein
Rothebusch 1922 e.V.
"Denk mal!" Als Aufforderung ist das
eine wichtige Sache des Alltags. Als
Nomen hat das "Denkmal" oft etwas
Verstaubtes und Heroisches. Das will
nicht recht in unsere moderne Zeit passen. Wir sind sachlich, zweckorientiert
und effektiv. In der Freizeit achten wir
zum Ausgleich auf genügend Unterhaltung. So entstand der Ausdruck "Spaßgesellschaft". Das jüngste Beispiel für die
damit verbundene Einstellung ist die
Diskussion um die vielen, verkaufsoffenen Sonntage und – ganz aktuell – der
Streit um den stillen Karfreitag. Da gab
es bei etlichen Mitbürgern Unmut, weil
sie auf laute, ausgelassene Veranstaltungen verzichten mussten.
In diesem Klima ist es gar nicht so einfach Besucher zu mobilisieren, die ganz
bewusst eine nachdenkliche, stille Veranstaltung besuchen. In Osterfeld ist es am
Donnerstag, dem 7. April gegen 13 Uhr
gelungen. Da versammelten sich an
einem ganz normalen Wochentag in der
Mittagszeit etwa fünfzig Personen um
der Verlegung von zwei weiteren Stolpersteinen beizuwohnen. Ort war der
Bürgersteig vor dem Hause Gildenstraße
Nummer 7. Ein ortsansässiger Chor trug
mit drei Liedern zur passenden Stimmung und zur Besucherzahl bei. Das
waren die Hobby Singers, denen es
offensichtlich ein Anliegen war, einen
würdigen Rahmen zu gestalten. Es wurde an den Anlass des Gedenkens erinnert und die bedrückende Situation der
Opfer ins Gedächtnis gerufen. Einige
anwesende und inzwischen alte Zeitzeugen hat das sicherlich belastet.
Der Osterfelder Bürgerring löste mit
den neuen "Marktgesprächen" sein Versprechen ein, den Einzelhandelsstandort
Osterfeld und den Wochenmarkt zu
beleben. Beim ersten Marktgespräch am
6. Mai 2011 war das WAZ-Mobil zu Gast.
Resonanz: Ein voller Erfolg!
Die Schützenfest-Saison hat für das
aktuelle Königspaar Jürgen II. und Margret VI. Theisen noch nicht ganz begonnen, da ist das eigene Schützenfest
schon so gut wie komplett geplant. Vom
19.-21. August 2011 lädt der Schützenverein Rothebusch wieder alle Schützen, Bürger und Interessierten zur Nürnberger Straße 99 ein!
Zur Geschichte
Die Verluste an Arbeitsplätzen in der
Montanindustrie machten auch vor
Osterfeld nicht halt. Die Arbeitsplatzverluste bei der Eisenbahn waren für unseren Stadtteil ein zusätzliches Problem.
Aktuell
Heute steht der Wochenmarkt und der
Einzelhandel für das pulsierende Leben
in Osterfeld Mitte. "Damit Osterfeld aber
als moderner, offener und lebendiger
Stadtteil interessant bleibt, muss an der
'Stabilität' gearbeitet werden", so einige
Gesprächsteilnehmer des ersten "Marktgespräches".
Wohlfühlen hat auch etwas mit Erreichbarkeit, Branchenmix, Parksituation und
Einkaufserlebnissen zu tun. Der Umbau
der Gilden- und Bergstraße zeigt erste
Ansätze einer langen Forderung. Die
Fassadensanierung gehört dazu. Der
neue Baumbestand und die Beleuchtung
in der Gilden- und Bergstraße sind neben
der geänderten Verkehrsführung in der
Bergstraße weitere positive Zeichen.
Zugegeben, es sind nur kleine Denkmale und sie sind nach der Verlegung
hunderter Exemplare in ganz Deutschland auch keineswegs etwas Besonderes.
Aber das liegt an der traurigen Zahl der
Opfer. Fast siebzig Jahre nach der endgültigen Deportation und Ermordung
sind diese ehemaligen Mitbürger nicht
vergessen. Manchmal ist man stolz, ein
Osterfelder zu sein.
Zukunft
Neue Spuren müssen in eine wirtschaftliche Gesundung und Erneuerung
des Stadtteils führen. Mit Achtsamkeit,
ohne etwas zu verschlafen oder etwas
übers Knie zu brechen, muss das Thema
Zukunft angegangen werden. Der Osterfelder Bürgerring fordert daher eine
breite Bürgerbeteiligung, auch für Projekte, für die Investoren nicht Schlange
stehen. Mit der WEGO ist man sich einig,
dass es keine Nahversorgungsunternehmen auf der "grünen Wiese" mehr geben
darf. Diese gehören in den Innenstadtbereich. Dafür bietet sich das Bunkergelände mit dem gesamten Umfeld am
Wiedemhof/Bottroper Straße an.
Wenn Angebot und Service stimmen,
ist der Kunde bereit, auch in Osterfeld
einzukaufen. Der Osterfelder liebt seinen
Stadtteil, denn viele Landmarken und
Erlebnisstätten Oberhausens liegen auf
Osterfelder Gebiet und bieten beste
Voraussetzungen für einen attraktiven
Stadtteil. (Fotos vom 6. Mai siehe S. 38)
Klaus Weinberg
Walter Paßgang
Ausgabe – Juni / 2011
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Freitag, 19. August 2011:
17:30 Uhr - Beginn des Königs-, Prinzen& Bürgerkönigsschießens
21:00 Uhr - Livemusik im Festzelt
mit der Horst-Schäfer Band
Samstag, 20. August 2011:
14:00 Uhr - Einlass zur Modenschau
15:00 Uhr - Modenschau der Firma Ulla
Popken mit Großer Tombola
19:15 Uhr - Großer Zapfenstreich an der
Kirche St. Marien
20:45 Uhr - Eröffnungsball im Festzelt
Sonntag, 21. August 2011:
10:30 Uhr - Messe im Festzelt
12:00 Uhr - Bezirkskönigsschießen
17:30 Uhr - Großer Festumzug
durch Rothebusch
19:30 Uhr - Krönungs- & Schlussball
Am Freitag wird zeitgleich mit dem Königsschießen der Bürgerkönig ausgeschossen. Daran kann jeder Bürger ab
18 Jahren teilnehmen.
(Keine uniformierten Schützen)
Karten für die Modenschau sind bei allen Vereinsmitgliedern für kleines Geld
käuflich zu erwerben! Für Kaffee und
Kuchen ist gesorgt.
In diesem Jahr findet im Zuge des
Schützenfestes auf dem Festgelände das
Bezirkskönigsschießen auf den Holzvogel
statt.
Wir freuen uns auf euch!
André Kortz
Kickenberg
Seit 120 Jahren in Osterfeld
Grossebrockhoff
Das erste Fachgeschäft für Eisen- und Haushaltswaren
Auch wenn sie dünn gesät sind, es gibt
noch Familien, die seit mehreren Generationen in Osterfeld wohnen. Allerdings
können nur wenige von ihnen wie die
Familie Große-Brockhoff ihren Stammbaum bis 1321 zurückverfolgen.
In einer Urkunde aus diesem Jahr
taucht erstmals der Name Brokhof auf.
1669 scheint es zu einer Teilung des
Hofes gekommen zu sein, denn die Eintragungen in den Kirchenbüchern der
Pfarrei St. Pankratius Osterfeld unterscheiden plötzlich zwischen Große
Brockhoff und Kleine Brockhoff (Siehe
Kickenberg Nr. 12). Seitdem lassen sich
die Besitzer des Hofes Große-Brockhoff,
der an der Bruchstraße (heute Arminstraße) lag, lückenlos benennen.
Grossebrockhoff
Die Geschäftsleitung im Jubiläumsjahr
v. l.: Simone Siedlaczek (geb. Giepen), Stefan Giepen, Karola Schulte (geb. Grossebrockhoff),
Friedrich-Wilhelm Giepen, Renate Giepen (geb. Schulte)
Große-Brockhoffs Hof um 1900
In Westfalen galt damals das Anerbenrecht. Es verhinderte die Aufteilung eines
landwirtschaftlichen Betriebes, weil immer nur ein Nachkomme erbte. Die Geschwister konnten als Knechte oder
Mägde auf dem Hof bleiben oder in
einen anderen Betrieb einheiraten. Unverheiratet gebliebene Töchter zogen
sich zuweilen hinter Klostermauern zurück, nicht erbberechtigte Bauernsöhne
studierten dagegen nach Möglichkeit
Theologie oder Medizin. Meist erlernten
die männlichen Nachgeborenen jedoch
ein Handwerk.
Der letzte Besitzer des Hofes GroßeBrockhoff, Alfons Große-Brockhoff, verkaufte sein Anwesen an die Gutehoffnungshütte und siedelte sich 1939 in
Aldekerk am Niederrhein an. Seit 1982
bewirtschaftet sein Sohn Johannes den
Betrieb.
Das Wohnhaus an der Arminstraße heute
Ausgabe – Juni / 2011
In Osterfeld erinnert nur noch das
Wohnhaus Arminstraße 1 an GroßeBrockhoffs Hof.
Soweit die sehr verkürzt dargestellte
Geschichte des Traditionshofes, auf dem
der Firmengründer Heinrich GroßeBrockhoff am 2. April 1863 als 6. Kind
der Eheleute Wilhelm und Maria GroßeBrockhoff zur Welt kam. Da feststand,
daß sein elf Jahre älterer Bruder Hermann das Anwesen erben würde, absolvierte er eine Schlosserlehre. Nach einigen Wanderjahren beendete er seine
Ausbildung mit der Meisterprüfung.
Das Jahr 1891 ging als Meilenstein in
die Osterfelder Geschichte ein. Zum
einen wurde die seit 80 Jahren zu Bottrop gehörende Kommune am 1. Juli
1891 mit 5 400 Einwohnern selbständig,
zum anderen nahm die Preußische Eisenbahnverwaltung im November den
ersten Bauabschnitt des Sammel- und
Rangierbahnhofs in Betrieb. Beide Ereignisse und der wachsende Steinkohlenbergbau ließen die Einwohnerzahlen
sprunghaft steigen.
Ob Heinrich Grossebrockhoff diese für
einen Kaufmann günstige Entwicklung
geahnt hat, als er am 12. Mai 1891 an
der Hauptstraße 58 (heute Bottroper
Straße 137 – Winkelheck) das erste
Eisen- und Haushaltswarengeschäft im
Ort eröffnete, muß dahingestellt bleiben.
Tatsache ist jedoch, daß er schon im
folgenden Jahr in ein größeres Ladenlokal im eigenen Haus Marktstraße 9 (heute Gildenstraße 9) umziehen mußte.
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Heinrich Grossebrockhoff sen. Heinrich Grossebrockhoff jun.
Das Geschäft expandierte so stark, weil
die Kundschaft nicht nur die Ortsnähe
und die reellen Preise, sondern auch die
fachkundige Beratung sehr zu schätzen
wußte. Wenn es um Eisenwaren oder
landwirtschaftliche Bedarfsartikel ging,
war der Schlossermeister gefragt, bei
den Haushaltungsgegenständen zählten
die Fachkenntnisse der Chefin.
Zur Orthographie des Familiennamens
ist zu bemerken: Nur Heinrich sen. und
seine Nachkommen schreiben ihren
Namen in einem Wort und mit Doppel-s,
also Grossebrockhoff.
Als der Senior 1923 mit 60 Jahren in
den Ruhestand ging, übernahm Sohn
Heinrich, ein gelernter Kaufmann, einen
gesunden Betrieb, der sich erfolgreich
mit der stärker werdenden Konkurrenz
messen konnte. Inzwischen boten nämlich in der Stadt – Osterfeld hatte 1921
mit knapp 33 000 Einwohnern die Stadtrechte erhalten – sechs weitere Händler
ein ähnliches Sortiment an: Franz Berns,
Heinrich Hölker, Johann Kalveram, Hermann Kortz, Isidor Marx und Gerhard
Peters.
Kickenberg
Im Haus Hauptstraße 58 (heute Bottroper
Straße 137 – Winkelheck) eröffnete Heinrich
Grossebrockhoff 1891 sein Fachgeschäft.
Das Geschäftshaus Gildenstraße 9
Am Nachmittag des 22. Februar 1945
flogen die alliierten Luftstreitkräfte einen
schweren Angriff auf den Rangierbahnhof Osterfeld, bei dem auch das Haus
Gildenstraße 9 bis auf die Grundmauern
zerstört wurde. Heinrich Grossebrockhoff
und einige Helfer retteten aus den
Trümmern des Ladenlokals, was zu retten war, und brachten die geborgenen
"Schätze" in den zum Glück unversehrt
gebliebenen Lagerräumen im Anbau auf
dem Hof unter. Da sich abzeichnete, daß
die Ruine in absehbarer Zeit nicht wieder
aufgebaut werden konnte, richtete er
hier auch einen provisorischen Verkaufsraum ein, zwei kleine Vitrinen ersetzten
die fehlenden Schaufenster. Sie reichten
aber aus, die Kunden auf das nicht
gerade üppige Warenangebot aufmerksam zu machen. Denn in der Nachkriegszeit gab es nicht nur zu wenig
Nahrungsmittel, Brenn- und Baumaterialien, selbst die einfachsten Küchengeräte
waren nur mühsam zu beschaffen, weil
den Herstellern das damals noch ausschließlich benötigte Blech fehlte.
Aber Not macht bekanntlich erfinderisch, und so verarbeiteten besonders
kleine Firmen ungewöhnliche Grundstoffe, um den letztgenannten Engpaß zu
beseitigen: aus dem Stahlhelm wurde ein
Kochtopf oder ein Sieb, der vordere Teil
eines Gasmaskenfilters mutierte zu einem Schaumlöffel, und der Blechbehälter
einer Gasmaske lieferte das Ausgangsmaterial für Kannen aller Art. Was man
neudeutsch Recycling nennt, hieß damals "zivile Umwidmung".
Ende der 1940er Jahre geschah aus
heutiger Sicht etwas Unfaßbares: Die
zuständigen Stellen planten die Verbreiterung der Gildenstraße! Diese Maßnahme verzögerte den Wiederaufbau des
zerstörten Gebäudes. Die Stadtverwaltung genehmigte 1951 nur den Neubau
des Untergeschosses mit der Auflage, die
Fluchtlinie 7 m zurückzunehmen. 1954
durften dann auch die übrigen Stockwerke errichtet werden.
Als Heinrich Großebrockhoff
1957 starb, übernahmen seine
Tochter Karola Schulte und ihr
Mann Werner die Firma und
führten sie erfolgreich weiter.
Karola Schulte
Werner Schulte
Die Probleme in der Montanindustrie
und die damit einhergehenden Lohneinbußen bei den Beschäftigten führten zu
Umsatzeinbrüchen, die Karola und Werner Schulte 1980 zwangen, sich ein zweites Standbein zu schaffen. Zusammen mit
ihrer Tochter Renate und Schwiegersohn
Friedrich-Wilhelm Giepen gründeten sie
zusätzlich zum traditionellen Ladengeschäft einen von einem Schlossermeister
geleiteten Handwerksbetrieb, der Fertigelemente, Türen, Garagentore und Zäune
liefert und montiert.
Renate Giepen
F. W. Giepen
Im November 1991 wurde die Firma in
Grossebrockhoff GmbH & Co. KG
die
übergeführt und Friedrich Wilhelm Giepen
zum Geschäftsführer bestellt.
Heute ist Grossebrockhoff wie vor 120
Jahren wieder das einzige Eisen- und
Haushaltswarenfachgeschäft in Osterfeld.
Der Neubau 1954
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Fritz Pamp
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Die Pudding-Königin von Rothebusch
Eleonore Reimann regiert im "Haus Reimann"
Eleonore Reimann ist der lebendige
Beweis dafür, dass die Aufgaben als
umsichtige Ehefrau und Mutter sowie das
anforderungsreiche Berufsleben als Gastwirtin einer guten Gesundheit bis ins
hohe Alter nicht im Wege stehen müssen. Die Gaststätte "Haus Reimann" ist
ihr Wohnzimmer. "Wirtin muss man mit
Leib und Seele sein. Die Gäste müssen
sich wohl fühlen und das PreisLeistungsverhältnis
muss
stimmen",
verrät sie.
Am 31. Oktober 1932 erblickte sie als
älteste Tochter ihrer Eltern Heinrich und
Katharina Becker auf Klosterhardt das
Licht der Welt und wuchs mit ihren Geschwistern Ferdi, Heinrich, Herbert,
Manfred, Käthi und Jürgen auf.
"Eleonore", welch ein geheimnisvoller,
schöner und seltener Name. Es ist ein
arabischer, weiblicher Vorname und
heißt übersetzt "Gott ist mein Licht". Als
hätten es ihre Eltern bei der Geburt der
Tochter schon gewusst, dass Eleonore
bis zum heutigen Tage der Pfarrgemeinde St. Marien-Rothebusch verbunden ist.
Sie ist gläubig und ihr Herz schlägt für
die gute Sache.
Im Jahre 1952 führte Heinrich Reimann
seine Eleonore in der St. MarienRothebusch-Kirche vor den Traualtar und
beiden übernahmen am 26. Dezember
1967 die bekannte Gaststätte Wilhelm
Großeschmidt auf der Rothebuschstraße.
Sieben Jahre danach ging endlich ihr
gemeinsamer Wunsch in Erfüllung, in
unmittelbarer Nähe unter dem Namen
"Haus Reimann" ein neues, eigenes
Lokal zu eröffnen. Ein hervorragendes
Konzept mit großem Parkplatz, gemütlichem Gastraum, Spiegel- sowie Jägerzimmer, einem großen Saal und 2 Kegelbahnen wurde umgesetzt und die
Gaststätte entwickelte sich zu einer gastronomischen Festung auf Rothebusch.
Damals hatte Eleonores Mutter Käthe
(ihre Freunde durften sie "Moder" nennen) ihnen diesen Schritt empfohlen.
Das Team
(v. l.) Moder Käthe, Eleonore und Heinrich
Ausgabe – Juni / 2011
Natürlich stellte sich Moder auch gerne
zur Verfügung, neben Heinrich an der
Zapfanlage die Gäste zu bedienen und
mit ihrem wahren Erfahrungsschatz die
Gäste zu unterhalten. Eleonore zog sich
dagegen gerne in ihre geliebte Küche
zurück, um Speisen aller Art zu organisieren und um ggf. auch bei größeren
Gesellschaften verschiedene Gerichte
möglichst gleichzeitig servieren zu können.
Eleonore
Nur schade, dass ihr Ehegatte Heinrich
dies alles nur eine kurze Zeit miterleben
konnte. Der engagierte Kirchenchorsänger, Karnevalist und Ex-Schützenkönig verstarb nur drei Jahre nach der
Eröffnung viel zu jung im Februar 1978
im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Plötzlich stand Eleonore mit ihren
Söhnen Heinz und Norbert fast alleine
da. Unterstützung erhielt sie natürlich
auch von ihren Geschwistern, denn die
Familien Becker und Reimann sind eingeschworene Gemeinschaften auf Rothebusch.
Der Name Heinrich Becker stand früher
auf der Rothebuschstraße für Transport,
Sand- und Kiesbaggern. Heute ist die
Firma in Bottrop ansässig und hat sich zu
einem führenden Unternehmen in der
Recyclingund
Entsorgungsbranche
entwickelt.
Nach dem Trauerfall wollten einige
Interessierte Eleonore das Haus abkaufen, aber Resignation kennt eine Becker,
die eine Reimann geworden ist, nicht. So
sorgte sie gemeinsam mit ihren beiden
Söhnen dafür, dass es mit Unterstützung
zahlreicher Mitarbeiter und großem Elan
weiterging.
Im Jahre 1994 starb "Moder" Katharina, der man nachsagte, sie sei "die Seele
des Geschäftes" gewesen. Aber in Wirklichkeit war es immer Eleonore, die in
ihrem weißen Kittel in der Küche über
ein großes Organisationstalent verfügt
und gemeinsam mit ihrem Koch Olaf ein
prächtiges Duo bildet. Aber eines hat
sich die Chefin nicht nehmen lassen, das
Puddingkochen: "Ich koche für mein
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Leben gerne Pudding, in allen Variationen". Das weiß man auf Rothebusch zu
schätzen. Wenn Eleonore kocht, dann
stimmen der Zucker im Pudding und das
Salz in der Suppe. Dabei hat sie auch
ihre St. Marien-Gemeinde im Blick, und
wenn es nur die Erbsensuppen-Essen
sind, die sie zu manchen Anlässen stiftet.
Auch die ist selbstverständlich selber
gekocht.
Die Gaststätte Reimann ist bemüht,
ihren Ruf als Schöpfer von Gemütlichkeit,
Bewahrer der Geselligkeit und Apostel
der guten Laune aufrecht zu halten. Und
so geben sich weiterhin die Besucher die
Türklinke in die Hand.
Standesdünkel unter den Gästen gibt
es nicht, hier geben sich die Roten und
die Schwarzen ohne ihre Politik beim
Glas Bier die Hand und die Stammgäste,
Verbände, Vereine und Gruppen bezeichnen die Gaststätte Reimann nicht
selten als "ihr Zuhause".
Das Haus Reimann
Eleonore lebt im Hier und Jetzt, interessiert sich für das Tagesgeschehen in
ihrer Gaststätte und für Neuigkeiten aus
Osterfeld und der Welt. Sie sagt, was sie
denkt, und ihr trockener Humor ist
sprichwörtlich.
Gegen viele Widerstände im Leben hat
sie sich durchgesetzt und mit dieser
Haltung das "Haus Reimann" zu dem
gemacht, was es ist.
Eleonore
Kickenberg
Nach wie vor trägt die Gaststätte deutlich Eleonores Handschrift als Geschäftsführerin und
Küchenchefin. Sohn Norbert an
der Thekenfront begrüßt die Gäste und
sorgt für angenehme Unterhaltung. Eine
große Anzahl von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Küche sowie im
Service hat sich früher wie auch heute
an dem freundlichen Niveau beteiligt. Mit
einem derartigen Background lässt sich
natürlich gut wirtschaften.
Gerne erinnert sich die Chefin an ihre
Reise mit der "Aida" und an die Wallfahrt
mit der Rothebuscher Gemeinde nach
Lourdes. Dass viele Freundinnen aus
dieser Gruppe nicht mehr leben, macht
sie doch sehr nachdenklich.
An den Mehrtagesfahrten des Osterfelder Bürgerrings beteiligt sie sich gerne
und blickt hin und wieder in die KICKENBERG-Ausgaben, die in einem Ordner
gesammelt an der Theke ausliegen.
Ansonsten freut sich das "Energiebündel", wenn es sich nach dem Tagesgeschäft in ihre Wohnung zurückziehen
kann.
Die Kickenberg-Redaktion und der
Osterfelder Bürgerring wünschen Eleonore weiterhin alles Gute, sie soll bleiben,
wie sie ist, vor allem gesund.
Günter Lohmar
Die Reisegruppe in Lourdes
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Ausgabe – Juni / 2011
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.
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Kickenberg
175 Jahre Eisenbahn in Deutschland
Eine andere Sichtweise
Als die Deutsche Bahn AG im Dezember 2010 auf 175 Jahre Eisenbahn zurückgeblickte, riefen die Kommentatoren
zwangsläufig auch die Namen vieler
Eisenbahnpioniere in das Gedächtnis
zurück. Aber wie das so ist mit großen
Männern – sie kommen ohne die vermeintlichen Kleinen nicht aus.
Der Bayerische Rundfunk strahlte 1986
einen Fernsehfilm aus, der später den
Bundesfilmpreis erhielt: "Wallers letzter
Gang".
Der Streifen zeigte den Streckenläufer
Waller am letzten Tag vor seiner Pensionierung und zugleich am letzten Tag vor
der Stilllegung einer Bahnstrecke im
Allgäu. Viele interessierte Fernsehzuschauer hörten hier wahrscheinlich zum
ersten Male, dass es bei der Eisenbahn
den Beruf des Streckenläufers gab.
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren die Hochgeschwindigkeitszüge noch in der Entwicklung, und
kaum jemand fragte sich wohl, wer eigentlich auf die Befahrbarkeit der Gleise
achtete.
Etliche Berufsbilder bei der Bahn könnte man nennen, die den Wandel der Zeit
nicht überlebt haben. Einige Beispiel von
vielen: Der Streckenläufer, der Ausschlacker und der Gleisarbeiter.
Der Streckenläufer
Ob im Sommer oder im Winter, die
Witterung verlangte einiges von ihm.
Bei brütender Hitze über frisch mit Teeröl getränkten Eisenbahnschwellen zu
laufen, war sicherlich nicht angenehm,
besonders dann nicht, wenn die Teerklumpen an den Schuhen im Laufe der
Schicht immer dicker wurden. Im Winter
hingegen erschwerten ihm Kälte und
glatte Schwellen die Arbeit. Auch bei
Gewitter als "wandelnde Zielscheibe" für
Blitze umherzulaufen, war sicher nicht
angenehm.
Einige Streckenläufer legten mehr als
400 Kilometer pro Monat zurück. Auf
ihren Märschen kontrollierten sie den
ordnungsgemäßen Zustand der Gleisanlagen. Fanden sie eine defekte Schienenverbindung oder gar einen Schienenbruch, sicherten sie die Stelle durch
"Knallkapseln", die beim Überfahren mit
einem unüberhörbaren Knall detonierten
und so den Lokführer warnten. Anschließend forderten sie über das nächste
Streckentelefon eine Reparaturkolonne
an.
Eine Knallkapsel
Heute beschäftigt die Deutsche Bahn
AG (DB) keine Streckenläufer mehr.
Moderne Technik hat die Prüfung der
Gleisanlagen übernommen: Ultraschallanlagen ersetzen Auge, Ohr und Erfahrung des Menschen auf diesem Gebiet.
Der Ausschlacker
Diesen Bediensteten traf man zur
Dampflokzeit in allen Bahnbetriebswerken an. Sein Arbeitsplatz war der Ausschlack-Kanal, in der Eisenbahnersprache
kurz "Kanal" genannt. Nach Dienstschluß
– je nach der Fahrleistung auch während
der Dienstzeit – fuhren die Dampfloks
zur Restauration, während Lokführer und
Heizer entweder Feierabend hatten oder
sich zum Lokdienst begaben.
Ein Ausschlacker reinigt die Rauchgaskanäle.
Ein Streckenläufer bei der Arbeit
Die Maschine wurde für den nächsten
Einsatz mit Kohle, Frischwasser und
Sand befüllt und der Feuerraum ausgeschlackt. Je nach Kilometerleistung wurde auch die Rauchgasasche entfernt.
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Die Berufsbezeichnung Ausschlacker
kennen heutzutage nur noch wenige
Menschen.
Der Gleisarbeiter
Die Arbeiten im Gleis erlebten eine bizarre Kombination aus frühkapitalistischer Ausbeutung und militärischem
Zwang. In Behelfsbauten oder in den
Scheunen der anliegenden Bauernhöfe
trostlos untergebracht, genossen die
Arbeiter noch nicht einmal in ihrer kargen Freizeit und in ihrer Ernährung eine
gewisse Freiheit. Selbst der Kirchgang
wurde kontrolliert. Bezahlt wurde im
Akkord, das sicherte die Existenz nur bei
16 Stunden Arbeit pro Tag.
Eine Rotte Streckenarbeiter
Schlechte Wetterverhältnisse waren für
die Arbeitgeber kein Hindernis. Ausgerüstet nur mit Schaufeln, Hacken und
Schubkarren, die sogar noch von dem
kargen Lohn selbst bezahlt werden
mussten, baute man tausende Kilometer
Eisenbahnstrecken mit allen Einschnitten, Dämmen, Tunneln und Brücken.
Nach der Inbetriebnahme der Strecke
waren die meisten Arbeiter wieder brotlos.
Alles Vergangenheit, heute gibt es
Netzleitzentralen der DB Netz AG. Auf
Bildschirmen werden die Zugbewegungen dargestellt. Auf den Schirmen der
Netz- und Betriebszentralen sowie auf
weit auseinanderliegenden Stellwerken,
werden mehr als 30 000 Kilometer Gleise
kontrolliert.
Angefangen hat das deutsche Eisenbahnwesen im Dezember 1835 mit gut 6
Kilometer Länge zwischen Nürnberg und
Fürth. Im Jahr 1860 waren es schon
11 000 Kilometer. Für dieses rasante
Wachstum sorgten zehntausende Menschen mit reiner Muskelkraft. Aus vielen
Gegenden und Tätigkeitsfelder kamen
die Menschen. In den meisten historischen Erfolgsberichten aus der Frühzeit
der Eisenbahn finden diese "Kostenfaktoren" allerdings keine Erwähnung.
Sie sind ohne Namen und ohne Denkmal geblieben.
Hans Real
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
100 Jahre
Turnerbund Osterfeld 1911 e.V.
Teil 2: Breitensport und Spitzensport unter einem Dach
Wie zuletzt im Kickenberg Nr. 18 berichtet, konnten bis Ende 1990 im Turnerbund zu den ursprünglichen Sportarten Turnen und Handball immer wieder
weitere Abteilungen gegründet werden.
Aber auch schon bestehende Vereine
bzw. Abteilungen fanden im Turnerbund
ihre neue Heimat. Das sportliche Angebot umfasste bald die Abteilungen Turnen, Handball, Frauengymnastik, Sport
für Ältere, Badminton, Volleyball, Judo,
Tennis und Kunstturnen.
Auf ihren großen Erfolg mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahre 1989
waren die Volleyballer unter Trainer
Rainer Illot besonders stolz. Da wollte
das junge Team der Kunstturner unter
Leitung von Siegfried Ingendorn nicht
nachstehen und konnte ebenfalls den
Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern.
Das Volleyballteam des Tbd. erkämpfte sich
mit großartigen Leistungen die 2. Bundesliga.
Mit dem Ableben von Josef Gröne und
Hans Raff verlor der Turnerbund im
Jahre 1991 zwei verdiente Mitglieder.
Josef hatte viele Jahre das verantwortungsvolle Amt des Kassierers ausgefüllt
und Hans war ein geachteter Sportler,
der seinen Stammverein nie vergessen
hatte.
Finanziell wurde es beim Turnerbund
ein wenig eng. Bei einer Begehung unserer vereinseigenen Turnhalle durch
Sicherheitsbeauftragte der Stadt wurden
Mängel festgestellt, die dringend beseitigt werden mussten. Die Kosten beliefen
sich auf 50 000.- DM.
Über ein ganz erfreuliches Ereignis
durfte sich der junge Kunstturner Roland
Weidenbach freuen, er wurde aufgrund
seiner hervorragenden Leistungen zum
Sportler des Jahres 1991 der Stadt
Oberhausen gewählt.
Das Kunstturn-Team konnte in den
Jahren 1993 und 1994 mit vielen, guten
Leistungen in der 2. Bundesliga bestehen, während die Volleyballer nach einer
Saison wieder abstiegen. Dem neuen
Abteilungsleiter Gregor Hüllbrock war zu
verdanken, dass es zu einem gelungenen
Neuaufbau kam.
Ausgabe – Juni/ 2011
Nach vielen Überlegungen über bauliche
Veränderungen auf dem Friesenhügel
nahm 1993 die Idee Gestalt und Form an,
demnächst ein neues Vereinsheim mit
Geschäftszimmer sowie einen Bewegungskindergarten zu bauen. In einer ersten
Informationsphase besuchte die Sportkameradin Angelika Lüger einige Bewegungskindergärten in Bocholt und Rheine
und zeigte sich von den dort gesehenen
Möglichkeiten sehr begeistert.
Zunächst einmal stand aber 1996 die
Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen
im Mittelpunkt des Interesses. Professor
Heinz Walter Wild als 1. Vorsitzender und
Karl Huestegge als 2. Vorsitzender hatten
vorab erklärt, dass sie sich nicht wieder
zur Wahl stellen. Nach intensiven Gesprächen wurde Peter Korves zum neuen
1. Vorsitzenden gewählt. Ergänzt wurde
der Vorstand durch Wolfgang Weinert
(2. Vorsitzender), Elke Fuchs (1. Geschäftsführerin) und Leni Ivens als Kassiererin. Diskutiert wurde danach über den
Bau eines Vereinsheimes sowie eines
Bewegungskindergartens.
Die folgenden Monate waren für den geschäftsführenden Vorstand, gelinde gesagt, turbulent. Nach nur einem Jahr löste
sich der Vorstand wieder auf und in der
Jahreshauptversammlung 1992 wurden
Dr. Wild und Karl Huestegge wieder zum
1. bzw. 2. Vorsitzenden gewählt. Erstmalig
ergänzte Egon Spiller als 2. Geschäftsführer den Vorstand. Der neue geschäftsführende Vorstand hatte nun die Aufgabe,
das geplante Großprojekt in die Tat umzusetzen. Allein dieses Bauvorhaben in Einzelheiten zu beschreiben, wäre einen
besonderen Artikel wert. Aber lassen Sie
mich für alle, die mit großem Engagement
den Bewegungskindergarten ermöglichten, drei Namen nennen, die sich in besonderer Weise eingebracht haben: Karl
Huestegge, Angelika Lüger und Wolfgang
Weinert.
Nach der Überwindung aller Hindernisse
konnte am 23.08.1997 der Grundstein für
dieses großartige Projekt gelegt werden.
Am 20.04.1998 erfolgte unter Leitung von
Frau Schwarz die Eröffnung und einen
Monat später konnte der Turnerbund
seine Räumlichkeiten feierlich einweihen.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass das Turnerbund-Urgestein Karl
Schulz beim Besuch seines Sohnes in
Australien plötzlich verstarb und die Mitgliederversammlung 1998 ihn aufgrund
seiner langjährigen Verdienste um den
Verein posthum zum Ehrenmitglied ernannte. Ein wichtiges und bedeutungs-
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Grundsteinlegung mit Prof. Dr. Heinz Walter
Wild und Karl Huestegge in der Baustelle des
neuen Vereinsheimes und des Kindergartens.
volles Jahr 1998 ging zu Ende und Professor Wild resümierte: "Das größte
Bauvorhaben in unserer Vereinsgeschichte ist glücklich abgeschlossen".
Nach dem Motto "Stillstand ist Rückstand" ging es Schlag auf Schlag weiter.
Erfreulicherweise hatte der Bau unserer
Beachvolleyball-Anlage keine Probleme
bereitet. Die Kunstturner mit Siegfried
Ingendorn fanden endlich in der
Schmachtendorfer Heinrich-Böll-Gesamtschule ihr eigenes Leistungszentrum und
im Verein wurde erstmalig eine Herzsportgruppe eingerichtet. Für seine großen Verdienste wurde Karl Huestegge
mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
In den Jahren um die Jahrtausendwende erhielt der Gesundheitssport
sowie der Breitensport in unserem Verein
immer größere Aufmerksamkeit. So
konnte im Jahre 1999 neben unserer
Herzsportgruppe auch eine DiabetikerGruppe gegründet werden. Yoga-Kurse
wurden angeboten und ein Kursus
"Selbstverteidigung für Frauen" startete
erfolgreich. Außerdem wurde von Egon
und Inge Spiller die erste Walkinggruppe
ins Leben gerufen. Dieser Trend setzte
sich im Jahre 2000 fort. Eine Eltern-KindGruppe wurde aufgebaut, Teakwando,
Wirbelsäulengymnastik und Jazztanz
wurden neu angeboten.
In der Mitgliederversammlung 2000
wurde Prof. Wild erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt. Erstmalig überschritt
der Tbd. Osterfeld als größter Oberhausener Sportverein die 2000-MitgliederGrenze - und das im Jahre 2000! Ein
Jahr später wurde mit "Jaacro" eine
völlig neue Sportart angeboten, in der
Birgit Zalesiak und Marita Kassen
Kickenberg
Entspannung,
Herz-Kreislauf-Training
und Tips für die Körperhaltung vereinen. Und die während der OLGA unter
Leitung von Dagmar Rüdel und Heidi
Kortz entstandene Kinderzirkusgruppe
gehört nun auch zum Turnerbund. Der
Bewegungskindergarten
Grashüpfer
wird mit dem Gütesiegel des Landessportbundes anerkannt und zertifiziert.
Nach einer Laufveranstaltung des
Turnerbundes für einen guten Zweck
konnte Egon Spiller eine Spende von
1 600.- DM an die Essener Elterninitiative krebskranker Kinder übergeben.
Das 90-jährige Vereinsjubiläum wurde
im August 2001 mit Künstlern und
Sportgruppen im Festzelt auf der Kapellenstraße groß gefeiert. Im September
gründete Anke Rettkowski eine Orientalische Bauchtanzgruppe, die es bei
vielen Veranstaltungen verstand, die
Zuschauer zu begeistern.
Die Walkinggruppe hatte sich in kurzer Zeit so großartig entwickelt, dass
eine weitere unter Leitung von Evelyn
Plettau dazu kam. Auch Siegfried
Ingendorns Kunstturner eilten von Erfolg zu Erfolg.
In der Mitgliederversammlung am
09.03.2002 kandidierte der langjährige
Vorsitzende Prof. Wild nicht wieder für
den Vorsitz. In seinem Grußwort "Abschied mit Dank und Wehmut" machte
er deutlich, dass man sich irgendwann
entscheiden muss, das Amt einem Jüngeren anzuvertrauen. Der Turnerbund
bedankte sich bei Prof. Wild für dessen
großartige Leistungen und wählte ihn
einstimmig zum Ehrenvorsitzenden.
Anschließend wurde Egon Spiller zum
neuen 1. Vorsitzenden gewählt.
Beim Osterfelder Stadtfest organisierte der Lauftreff zugunsten der Flutopfer
in der Partnerstadt Freital einen Benefizlauf. Im November 2002 veranstalteten Egon Spiller und Karl Huestegge
eine Sportgala für die Flutopfer in den
Hochwassergebieten an der Elbe, wonach 2 900 Euro gespendet werden
konnten. Erfreulicherweise hatten die
Missfits ebenso wie die Otto-FlögelBand auf ihre Gagen verzichtet.
Im Jahre 2003 standen Neuwahlen
an. Günter Fuchs stellte sich als Gesamtjugendwart und Vorsitzender der
Handballabteilung nicht mehr zur Verfügung und wurde durch Heike Blucha
bzw. Dirk Laumann ersetzt.
Stadtfest-Organisator Walter Passgang (am
Mikrofon) und Bezirksbürgermeister KarlHeinz Pflugbeil (links) danken Egon Spiller
und dem Turnerbund für ihr regelmäßiges
Engagement.
Nachdem Karl Huestegge nicht wieder
für das Amt des 2. Vorsitzenden kandidierte, erinnerte Egon Spiller in einer
Laudatio daran, was Karl Huestegge im
Laufe von vier Jahrzehnten für den
Turnerbund geleistet hatte. Einstimmig
wählte die Versammlung Karl Huestegge zum Ehrenvorsitzenden.
Im Jahre 2004 sollten im Turnerbund
weitere sportliche Angebote folgen;
Cornelia Henkel richtete die Gruppe
Bewegung-Spaß-Ernährung für "pfundige" Kinder ein, und Birgit Zalesiak
eröffnete die Gruppe Bodystyling. Die
Badmintonabteilung wählte nach einem
turbulent abgelaufenen Jahr Rudi Bartels zum neuen 1. Vorsitzenden, und in
einer Mitgliederversammlung des Gesamtvereins wurde Meinolf Kuhlmann
2. Vorsitzender.
"Angefangen bei den Einjährigen in
den Krabbelgruppen bis hin zu den
Seniorinnen und Senioren ist für jeden
Menschen etwas dabei", betont Ludger
Rüth, der auch schon über 30 Jahre
dabei ist und mit der Abteilung Allgemeines Turnen die größte Abteilung des
Vereins leitet.
Ludger Rüth und Christina Tillenkamp
Ein Blick auf die Abteilungen mit ihren
zahlreichen sportlichen Angeboten und
zusätzlichen Kursen macht deutlich, in
welchem Umfang der ehrenamtlich
geführte Verein Dienst an der Volksgesundheit leistet. So resümierte z.B.
Egon Spiller in seinem Grußwort zum
Jahreswechsel 2004/05: "In allen Abteilungen konnten wir uns über zahlreiche
Höhepunkte und Erfolge freuen, weil
sich alle wieder ehrenamtlich eingesetzt
hatten. Unser Leitsatz bleibt nach wie
vor: «Nur gemeinsam sind wir stark!»"
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Die Frauengymnastik besteht
im Jahre 2005 schon 30 Jahre.
Grund zum Feiern hatte auch
die Damengruppe um Otti Wemmers an ihrem 40jährigen Jubiläum. Als
Krönung gab es noch eine weitere Feier
bei Otti zu ihrem eigenen 50jährigen
Sportjubiläum.
Bei der Mitgliederversammlung im
gleichen Jahr wurden Hannelore Korves,
Meinolf Kuhlmann und Ludger Rüth in
ihren Ämtern bestätigt.
Der plötzliche Tod von Günter Fuchs
Mitte des Jahres war nicht nur für die
Handballabteilung eine traurige Nachricht, auch im Gesamtverein hinterließ
der ehemalige Gesamtjugendwart eine
große Lücke.
Zu Beginn des Jahres 2006 richtete
Ludger Rüth einen Kursus "Ein starker
Rücken" ein. Und Egon Spiller, der vor
30 Jahren Mitgründer des Lauftreffs
war, übergab den Stab an den neuen
Lauftreffleiter Rolf Kinter.
Stabübergabe: Egon an Rolf
Das Turnerbund-Anturnen 2006 litt
unter einigen Regenschauern. Dennoch
machten alle Beteiligten das Beste daraus. Ihr 50jähriges Bestehen feierten
die Altersturner, heute nennt sich die
Abteilung "Sport mit Älteren".
Das Stiftungsfest zum 95jährigen Bestehen des Turnerbundes im Hause
Reimann war ein großer Erfolg. Selbst
der zeitweise Stromausfall an diesem
Abend konnte die tolle Stimmung nicht
mindern. Auch im Jahre 2007 wurde
wieder eine neue Gruppe eingerichtet.
Beim Kurs "Bauch-Oberschenkel-Po"
unter Leitung von Manuela Challier
stehen Powern und Wohlfühlen im
Vordergrund.
Mit seiner Sportgruppe "Sen Do"
schließt sich Georg Groß unserem Verein an und Heike Blucha gründete im
April
eine
"Baby-Eltern-WohlfühlGruppe".
In der Mitgliederversammlung am
31.03.2007 wurde der gesamte Vorstand bestätigt und auch mit einigen
Gegenstimmen eine Beitragserhöhung
beschlossen. Sorge bereitet uns der
Mitglieder-Rückgang in der Tennisabteilung, obwohl wir über eine herrliche
Anlage an der Kapellenstraße verfügen.
Daher beschloss der Abteilungsvorstand, eine Kooperation mit den
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Tennisabteilungen der Vereine
BV Osterfeld und RSV Klosterhardt einzugehen.
Mit Ablauf des Jahres 2007 lief
der Sponsoringvertrag mit dem KunstTurn-Team (KTTO) aus. Nach vielen,
teilweise schwierigen Verhandlungen
zwischen den Vorständen konnte über
eine Verlängerung des Vertrages keine
Einigung erzielt werden. Somit trennten
sich unsere Wege ab dem 01.01.2008.
Ebenso wie in den vergangenen Jahren
erweitern wir ständig unsere Angebote.
So wurde unter der Leitung von Manuela
Challier ein Kurs "Schwimmen für Kleinkinder – von der Wassergewöhnung bis
zum Seepferdchen" angeboten. Als großes Aushängeschild unseres Vereins
zählen auch die Prüfungen für das
Deutsche Sportabzeichen. Bisher haben
über 400 Personen die Leistung für ihre
"persönliche Olympiade" geschafft. Ein
großes Vorbild ist hier Prof. Dr. Heinz
Walter Wild. Der Ehrenvorsitzende erfüllte die Bedingungen mittlerweile 38 Mal
und ist als Rekordhalter im Verein bei
der Sportlerehrung der Stadt besonders
ausgezeichnet worden.
Unser neues Vereinsheim
auf dem Friesenhügel
Nachdem Egon Spiller am 15.03.2008
wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt
worden war, folgte auch die Wiederwahl
von Werner Schmidt zum 2. Vorsitzenden und von Elke Fuchs zur Geschäftsführerin. Der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierende 1. Kassierer Peter Korves konnte durch Harald
Meyer kommissarisch ersetzt werden und
Ludger Rüth und Hannelore Korves wurden ebenfalls wiedergewählt. Im Mittelpunkt standen vor allem jene Mitglieder,
die ein halbes Jahrhundert und länger
dem Verein die Treue gehalten hatten.
Zum Leidwesen des Vorstandes legte
Karl Huestegge an diesem Tage seinen
"Ehrenvorsitz" nieder. Er vertrat die
Ansicht, dass der Vorstand des Turnerbundes in Sachen KTTO nicht richtig
gehandelt habe.
Im August 2008 verstarb unser langjähriger Kassierer Peter Korves, der auch
Vizepräsident des Stadtsportbundes war.
Er hinterließ eine große Lücke in der
Vorstandsarbeit.
Die Tennisabteilung feierte in einem
festlichen Rahmen im Dezember 2008 ihr
40jähriges Jubiläum. Auf ihr 50jähriges
Bestehen konnte die Badmintonabteilung
zurückblicken. Da wollte auch die Walking-Gruppe mit ihrem 10jährigen JubiAusgabe – Juni / 2011
läum nicht zurückstehen, sie ist mit rund
90 Mitgliedern eine der größten Gruppen
im Verein.
Herr Fotograf, beim Badmintonspiel
bitte nicht blitzen!
Im Jahre 2009 wurde leider das Osterfelder Hallenbad geschlossen, in dem wir
viele Jahre zu Gast waren. Von lieb gewordenen Gewohnheiten mussten wir
uns verabschieden. Im neuen Aqua-Park
an der Oberhausener Grenze ging es
jedoch ab 2010 weiter.
Ergebnisse der Mitgliederversammlung
waren vor allem die Wiederwahl von
Werner Schmidt, der auch Vizepräsident
im Stadtsportbund ist, sowie die weitere
Bestätigung von Harald Meyer, Ludger
Rüth und Hannelore Korves.
Nach guten Gesprächen mit der Badmintonabteilung der Sportgemeinschaft
Osterfeld wurde der gemeinsame Entschluss gefasst, dass die SGO-Sportfreunde ab April 2010 zum Turnerbund
wechselten.
Zur gleichen Zeit stellte sich der Turnerbund als Kooperationssportverein für
den Kindergarten "Entdeckungskiste" zur
Verfügung und wurde vom Landessportbund als kinderfreundlicher Sportverein
ausgezeichnet. So betreut der Turnerbund nun zwei Bewegungskindergärten.
Hier finden die Kinder Gelegenheit, sich
selbsttätig mit ihrer Umwelt auseinander
zu setzen, sozial zu handeln, sich ihrer
körperlichen Fähigkeiten bewusst zu
werden und diese zu nutzen. Übrigens
gibt es in Oberhausen nur diese beiden
Bewegungskindergärten.
Schon zu Beginn des Jahres 2010 wurde über unser 100jähriges Vereinsjubiläum nachgedacht. Gedanken wurden
zusammengetragen und geordnet. Mitte
2010 wurden wir jedoch durch das plötzliche Ableben unserer 1. Geschäftsführerin Elke Fuchs aus unserer Vorfreude auf
das Fest gerissen.
Der Alltag hatte uns wieder. In Elkes
Sinne haben wir weiter gearbeitet; und
so werden wir in der Zeit vom 02.06. bis
zum 05.06.2011 unser 100jähriges Vereinsjubiläum feiern.
Keine Frage, es hat sich vieles getan
seit Turnvater Jahn. Eines jedoch eint
die Menschen nach wie vor: Die Freude
an der Bewegung, an sportlichen Begegnungen und am kameradschaftlichen
Miteinander.
- 30 -
Und so darf der Turnerbund zu Recht
stolz sein auf seine lange Tradition und
den zurückgelegten Weg von den Anfängen begeisterter Turner bis hin zum
heutigen Großverein.
Im Kickenberg Nr. 18 kündigte ich an,
wie wir den heutigen Anforderungen
sowohl sportlich als auch gesellschaftlich
gerecht werden können. Viele Menschen
scheuen leider eine Vereinsbindung. Der
Trend zum individuellen Sport wird immer deutlicher. Oft werden keine festgesetzten Trainingstage oder -stunden
mehr gewünscht. In dieser Ausgabe
haben Sie viele Veränderungen und
Angebote unseres Vereins kennen gelernt. Sportangebote sind das Kerngeschäft eines jeden Sportvereins, obwohl
in den letzten Jahren den Sportvereinen
mehr und mehr gesellschaftliche Aufgaben übertragen wurden.
Liebe Leserinnen und Leser. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns am
Donnerstag, dem 02.06.2011 (Christi
Himmelfahrt), ab 14.00 Uhr, bei unserem
Anturnen zum 100jährigen Bestehen auf
dem Friesenhügel an der Kapellenstraße
besuchen würden. Hier stellen wir auch
eine Vielzahl unserer Sportangebote für
Kinder und Erwachsene vor und stehen
für alle Fragen gerne zur Verfügung.
Der geschäftsführende Vorstand
im Jahre 2011:
(v.l.) Günter Spickermann (1. Geschäftsführer), Werner Schmidt (2. Vorsitzender), Hannelore Korves (2. Kassiererin), Harald Meyer
(1. Kassierer), Anette Roemer (2. Geschäftsführerin) und Egon Spiller (1. Vorsitzender).
Weitere Informationen erhalten Sie
• in unserer Geschäftsstelle auf
dem Friesenhügel
• über die eMail-Adresse
[email protected]
• auf unserer Vereins-Homepage
www.turnerbund-osterfeld.de.
Egon Spiller
Quellenangabe:
Chronik Turnerbund Osterfeld e.V.,
Prof. Dr. Heinz Walter Wild, Karl Hüstegge,
Wolfgang Kaltenborn, Georg Jeschke, Hans
Klein, Renate Vespermann und Norbert
Andermahr.
Bilder: Ludger Rüth
Redaktionelle Mitarbeit: Günter Lohmar
Helfen ist unsere Arbeit.
Heilen unser Ziel.
Medizinische Spitzenkompetenz im westlichen Ruhrgebiet:
Die Katholischen Kliniken
Oberhausen (KKO)
Modernste OP-Technik im Ruhrgebiet
Erfahrene Expertenteams in jedem Fachbereich
5 Einrichtungen:
2 Krankenhäuser
St. Josef-Hospital
Fon: 0208 / 837-0
St. Marien-Hospital
Fon: 0208 / 8991-0
2 Pflegezentren
Bischof-Ketteler-Haus
Fon: 0208 / 8996-0
Pflegezentrum am St. Josef-Hospital
Fon: 0208 / 8489-0
1 Hospiz
Hospiz St. Vinzenz Pallotti
Fon: 0208 / 30266-0
www.kk-ob.de
Akademisches Lehrkrankenhaus
der Universität Essen - Duisburg
Kickenberg
Kunst und Künstler in Osterfeld
Anke Tölle
2006–2008 Fachfortbildung bei Eva
Freizom, Olga Vinnitzkaja
und Prof. Pjotr Sonnewend.
Eine ihrer Ausstellungen hatte zum
Thema "Augenblicke", ging vom Auge
und der Optik aus und führte über den
Kreis zum Universum.
2008–2009 Meisterklasse bei
Prof. Dr. Qi Yang.
2009
Wie im letzten Kickenberg berichtet,
fand am 6. November 2010 in Oberhausen die Veranstaltung "KUNSTLICHT"
statt. Neben Ludger Mels beteiligte sich
in Osterfeld auch die Künstlerin Anke
Tölle an diesem Ausstellungsabend. Zwar
wohnte sie zu dieser Zeit in Sterkrade,
doch ihre Freundin Sabine Frohnert
machte es möglich, dass die Künstlerin
die Räumlichkeiten des Optikergeschäftes nutzen konnte.
Anke Tölle ist in Dortmund aufgewachsen. Ihre Ausbildung als Optikerin machte sie in Hamburg. Doch es zog sie zurück ins Ruhrgebiet. Nach 45 Jahren im
Beruf wollte sie sich ganz der Kunst
widmen.
Schon in ihrer Schulzeit fühlte sie sich
zur Kunst hingezogen und hatte an verschiedenen Workshops für künstlerisches
Gestalten teilgenommen. So war es
folgerichtig, dass sie sich der bildenden
Kunst zuwandte.
Zunächst belegte sie von 2002–2004
einen Fernlehrgang im Zeichnen und
Malen an der Kunsthochschule Paris.
2002–2007 studierte sie Malerei und
Grafik am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie Bochum.
Ihre weiteren Ausbildungsschritte waren:
Ausgabe – Juni / 2011
Diplom in Malerei und Grafik.
Ihre Ausstellungen:
2002–2007 Ausstellungen in Dortmund,
Bochum, Oberhausen und
Detmold.
2007–2008 Ausstellungen in Oberhausen: "KUNSTLICHT",
Oberhausener Nacht der
offenen Ateliers.
2008
Gemeinschaftsausstellung
im Maritim Bad Salzuflen.
2009
"KUNSTLICHT" und
Revierpark Vonderort
2010
Gemeinschaftsausstellung
in der Lohnhalle der Niebuhrg Oberhausen.
2010
Ausstellung in Detmold
2010
"KUNSTLICHT"
Als gelernte Optikerin ist natürlich eines ihrer Hauptthemen das Sehen:
"Sie werden beobachtet!"
Auf dem folgenden Bild sind auch verschiedene Tieraugen dargestellt.
Fisch erblickt Menschenauge
Auge – Kreis – Universum
- 32 -
Kickenberg
Ein weiteres Bild zu diesem Thema:
Ihre letzte Ausstellung stand unter
dem Thema "Das Universum und der
Zerfall".
Anke Tölles Bilder sind aus
vielen Materialien hergestellt,
z.B. mit Öl, Acryl, Wasser,
Sand, Spachtelmasse und
weiteren Materialien, z.B. in einer
Kollagenserie zum Thema: "Ein gesunder
Geist sei in einem gesunden Körper".
Diese Bilderserie in Malerei und Graphik ist gestaltet mit den unterschiedlichsten Malgründen und Farben.
Im Mittelpunkt stehen unser Kosmos,
seine Auflösung, sein Zerfall und sein
Untergang.
Die Bilder sollen anregen, sich Gedanken zu machen zu der uralten Menschheitsfrage "Woher kommen wir, und
wohin gehen wir?"
Anke Tölle hat noch viele Ideen; ihre
nächsten Arbeiten werden sich mit der
figurativen Kunst befassen. "Dicke Frauen in Badeanzügen" wird ein Thema
sein.
Heinrich J. Bahne
- 33 -
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Alte Straßennamen in Osterfeld
Im Wandel der Zeit umbenannt oder weggefallen (Teil 2)
N
Neustraße oberer Teil (Rothebusch)
Ursprünglich vom ehemaligen Versorgungsheim (später Waisenhaus), über
die Michelstraße hinweg südlich auf der
heutigen Ostmarkstraße bis zur Rothebuschstraße verlaufend. In den 1930er
Jahren mit dem Verlauf vom Waisenhaus
bis zum Nordbahnhof in Waisenhausstraße, zwischen 1939 und 1945 in
Ernst-vom-Rath-Straße und danach wieder in Waisenhausstraße benannt.
Neustraße unterer Teil (Rothebusch)
Von der heutigen Rothebuschstraße
mit der weiteren Erschließung bis zur
heutigen Bergstraße im Jahre 1937 in
Ostmarkstraße umbenannt.
Nordstraße (Klosterhardt-Nord)
Umbenannt 1935 in Bocholter Straße.
O
Oberhausener Straße
(Osterfeld-West)
Von der Sterkrader Straße bis zur
Brücke der ehemaligen Rheinischen
Eisenbahn verlaufend (parallel verbindet
dort heute ein Übergang das ehemalige
Klärbecken/Wittekindstraße mit dem
OLGA-Gelände). Mit der anschließenden
Hauptstraße und der Bottroper Straße
zusammengefasst und 1936 der gesamte
Straßenzug in Bottroper Straße benannt.
Oberhausener Straße/ Ecke Lanterstraße
(heute Scheuerstraße) um 1915
Provinzialstraße (Eisenheim)
Ursprünglich von der Werthfeldstraße
bis zur Kreuzung Dorstener Straße
(Grenze Sterkrade) verlaufend. Zusammengefasst mit der südlich anschließenden Sterkrader Straße und 1934 nach
dieser benannt.
Provinzialstraße um 1925
Q
Querstraße (Rothebusch)
Umbenannt in Bertholdstraße und das
ursprüngliche Teilstück über die Rothebuschstraße hinaus 1936 in
Leutweinstraße.
S
Sammelbahnhof (Osterfeld-Mitte)
Umbenannt 1937 in Cheruskerstraße.
Schachtstraße (Osterfeld-Mitte)
Gegenüber der ehemaligen Zeche
Osterfeld (heute Haupteingang zum
OLGA-Park) an der heutigen Vestischen
Straße, am Bahndamm entlang bis zur
Kampstraße verlaufend. Nach einer Umbenennung 1936 in Steigerstraße, ist die
Straße in den 1960er Jahren eingezogen
worden.
Schulenstraße (Osterfeld-Mitte)
Zusammenfassend mit der nördlich anschließenden Bahnstraße erfolgte im
Jahre 1936 eine Umbenennung in
Boelckestraße und ab 1947 in
Heinestraße.
P
Peterstraße (Heide)
Umbenannt 1935 in Buschheide.
Poststraße (Osterfeld-Mitte)
Umbenannt 1935 in
Hans-Sachs-Straße.
Ausgabe – Juni / 2011
Das einzige Haus auf der Staffeldstraße
um 1940
Treppe zur Brücke der ehemaligen
Hüttenbahn 2011
Steigerstraße (Osterfeld-Mitte)
Vormals Schachtstraße, verband sie die
heutige Vestische Straße (gegenüber
Haupteingang OLGA-Park) mit der
Kampstraße und ist in den 1960er Jahren
weggefallen.
Parallelstraße (Heide)
Ab 1934 im weiteren Verlauf nach Süden mit der damaligen Gartenstraße
vereint zur Herbertstraße.
Parkstraße (Rothebusch)
Die Verbindung zwischen Bergstraße
und Kapellenstraße änderte sich 1933 in
Droste-Hülshoff-Straße.
Staffeldstraße (Osterfeld-Süd)
Ursprünglich ein Verbindungsweg zwischen der heutigen Wohnsiedlung Grafenbusch und der Scheuerstraße. Durch
die Regulierung der Emscher und den
Bau des Rhein-Herne-Kanals (1906 bis
1914) unterbrochen, wurde sie zur einzigen Straße auf Osterfelder Gebiet südlich
des Kanals. Diese Verbindung wurde
nicht aufgegeben und führte zunächst
durch die Eisenbahnunterführung links
am Kanal entlang. Nach dem Bau des
Gasometers (1929) auch rechtsherum
bis zur Eisenbahnbrücke der ehemaligen
Hüttenbahn (heute ÖPNV-Trasse). Dort
ermöglichte ein Weg und später eine
gemauerte Treppe, die heute noch
erkennbar ist, zur Brücke hoch die Überquerung bis zur Scheuerstraße. Anfang
der 1950er Jahre ist die Verbindung
weggefallen.
Blick in die Schulenstraße um 1920
Im Vordergrund ist heute der Wappenplatz
Spreestraße (Osterfeld-Mitte)
Vor 1936 Kempchenstraße, verband sie
auf ein kleines Stück die heutige Märkische Straße mit der Emsstraße, nach der
sie zusammenfassend in den 1970er
Jahren umbenannt wurde.
- 34 -
Grabeland an der ehemaligen Steigerstraße
1976, heute Wohnsiedlung Auf der Höchte
Kickenberg
Steinstraße (Heide)
Umbenannt 1936 in Sandstraße.
Steinbrinkstraße (Rothebusch)
Ursprünglich von der heutigen Bergstraße bis Koppenburgstraße verlaufend,
erfolgte 1937 eine Umbenennung nach
der anschließenden Rothebuschstraße.
Sterkrader Straße (Heide)
Ehemalige Straßenbezeichnung zwischen der heutigen Westerwaldstraße
und der Kapellenstraße. Im weiteren
Verlauf südlich mit der Zechenstraße
vereint und 1934 in Vestische Straße
umbenannt.
Teichstraße (Klosterhardt-Süd)
1937 nach dem Ingenieur Franz Dinnendahl in Dinnendahlstraße umbenannt.
Teilungsstraße (Klosterhardt-Nord)
Ursprünglich führte sie von der heutigen Schwarzwaldstraße hinauf bis zur
Dorstener Straße. Eine Umbenennung
erfolgte 1936 in Drosselstraße. Der obere Teil wurde später nach der von Süden
anschließenden Elpenbachstraße benannt.
V
Weststraße (Eisenheim)
Ehemaliger Verbindungsweg
zwischen der heutigen Fuldastraße (in Höhe der Werrastraße)
und der Ecke Werthfeldstraße/Fahnhorststraße.
Z
Zechenstraße (Osterfeld-Mitte)
Von der heutigen Bottroper Straße bis
zur Kapellenstraße führend, im weiteren
Verlauf mit der damaligen Sterkrader
Straße zusammengefasst und im Jahre
1934 in Vestische Straße umbenannt.
Vennstraße (Osterfeld-West)
Umbenannt 1937 in Wittekindstraße.
Verbindungsstraße (Osterfeld-Mitte)
1937 nach dem Flugpionier Otto Lilienthal in Lilienthalstraße umbenannt.
W
Waldstraße (Klosterhardt-Nord)
In den 1930er Jahren erfolgte eine
Umbenennung in Im Fuhlenbrock.
Sterkrader Straße um 1910
Südstraße (Osterfeld-West)
Umbenannt 1936 in Teutstraße.
T
Tackenbergstraße 142
(Klosterhardt-Nord)
Die Verbindung zwischen Tackenbergstraße und Schwarzwaldstraße erhielt
2008 den Namen An St. Jakobus.
Wallstraße (Osterfeld-Mitte)
Umbenannt 1936 in Märkische Straße.
Welschestraße (Osterfeld-Mitte)
Heute unter dem Namen nur noch ein
Stück parallel zum Bahndamm, verlief sie
ursprünglich noch die heutige Bergstraße
hinauf bis zur Michelstraße. Der gesamte
Straßenzug vom Marktplatz bis zur heutigen Teutoburger Straße wurde ab 1933
in Bergstraße umbenannt.
Zechenstraße 1902
Zwischenstraße (Osterfeld-Mitte)
Verbindung zwischen der Beckstraße
und der Kickenbergstraße. Ab 1936 beide vereint zur Kickenbergstraße.
Es wird verwundern, dass es heute bei
223 Straßenbezeichnungen in Osterfeld,
die Borbecker postalisch mit eingeschlossen, so häufig zu Umbenennungen
gekommen ist. Es zeigt aber auch, wie
eng Straßen mit der wechselvollen Geschichte einer Gemeinde verbunden sind.
Renee Radermacher
Leserbrief
Autoren von Leserbriefen erklären sich grundsätzlich mit einer Veröffentlichung in dieser Zeitschrift und auf der Homepage des Herausgebers einverstanden, es sei denn, sie untersagen diese ausdrücklich. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe entsprechend sinnwahrend zu kürzen.
Den Hinweis von Herrn Günter Kock, Hartmannsweiler Straße 7 B, zum Elpenbach-Artikel im Kickenberg Nr. 18 können wir hier nur sehr verkürzt
abdrucken. Sie finden den vollständigen Text im Internet unter www.oberhausen-osterfeld.de. Herr Kock schreibt u.a.:
… Lieber Herr Bahne, Sie erwähnen in Ihrem Bericht auch, dass mein Sohn als Stadtprinz Ralf I. 2008/2009 mit dem Elpenbachlied durch die Säle
gezogen ist. Das hat ihm, mir und auch den Jecken ganz viel Spaß gemacht; aber mit dem richtigen Lied. So wie Sie es auf der Seite 10 bringen, ist es
leider nicht richtig. Ich hoffe, dass es bei den geschätzten Lesern so nicht haften bleibt. Zu Ihrer Information lege ich den Text bei …
Das Elpenbachlied
Von Günter Kock und Josef Kusenberg 1956 für die Kolping-Karnevalsgruppe "Klosterhardter Wassermänner" geschrieben
(Melodie: Der Tag war grau, der Tag war schwer, und stürmisch ging die See …)
1.) Es gibt auf dieser weiten Welt ein' Ort,
den man die Heimat nennt.
Für uns ist es die Klosterhardt,
das Glück ist uns vergönnt.
Es ist die Wieg' der Industrie
am Rhein und an der Ruhr.
Das Wiegenlied das singt uns hier,
das singt uns die Natur,
das Wiegenlied das singt uns hier,
das singt uns die Natur.
Refrain: Oh Elpenbach, oh Elpenbach,
wie lustig rauscht dein Wässerlein.
So lustig wie dein Wasser rauscht,
rauscht's auch bei uns hinein.
Du Wirt von der Antonyhütt'
schenk ein, schenk ein, schenk ein!
Das Bier, das hier im Keller liegt,
muss morgen alle sein,
das Bier, das hier im Keller liegt,
muss morgen alle sein!
2.) Wenn dich die Sorgen niederdrücken,
lass sie heut' entflieh'n
und ist dein Liebchen dir nicht treu,
so lass' es einfach zieh'n.
Doch hast du aber alles das,
ja was dein Herz begehrt,
dann mach' es wie der Elpenbach,
sei fröhlich, unbeschwert,
dann mach' es wie der Elpenbach,
sei fröhlich, unbeschwert.
Refrain: Oh Elpenbach, oh Elpenbach, …
3.) Heute Abend wollen wir,
bis in den neuen Tag,
so fröhlich sein und rauschen hier,
wie unser Elpenbach.
Und rauscht es dann in unserm Kopf,
dann sind wir ganz vernarrt,
in Klosterhardt am Elpenbach,
in unser Klosterhardt,
in Klosterhardt am Elpenbach,
in unser Klosterhardt!
Refrain: Oh Elpenbach, oh Elpenbach, …
… 1956 und jahrzehntelang danach wurde das Lied
gesungen von den "Klosterhardter Wassermännern", vier
Kolpingbrüder in selbst gebastelten Kostümen, beim
Refrain immer lautstark unterstützt vom ganzen Saal …
Ich wünsche der Redaktion gute Ideen, viel Erfolg und
Anerkennung.
Ich grüße Sie herzlich, Ihr Günter Kock
- 35 -
Ausgabe – Juni / 2011
Kickenberg
Alte Ansichten – neue Ansichten
Die erste evangelische Kirche in Osterfeld
Osterfeld war ehemals stark katholisch
geprägt. Mit dem Zuzug der Bergleute
Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts
lebten immer mehr evangelische Christen in Osterfeld. Daher wurde bereits
1892 der Bau einer neuen großen Kirche
beschlossen. Bis dahin sollte es lediglich
einen Betsaal und eine Pfarrwohnung
geben. Noch im selben Jahr wurde an
der heutigen Vestischen Straße ein zwei
Morgen – 1 Morgen ist die mit einem
Ochsengespann an einem Vormittag
pflügbare Fläche (ca. 4 500 m²) – großes Grundstück erworben. Der Essener
Architekt Zindel bekam den Auftrag, eine
Kirche mit 300 Sitzplätzen zu entwerfen.
Allerdings wurde dieser Auftrag bereits
1893 wieder verworfen, da die Gemeinde
zu der Zeit schon 1 400 Mitglieder hatte.
Nunmehr folgte der zweite Auftrag für
eine 800-Personen-Kirche.
Da die Gemeinde nicht genug Geld
aufbringen konnte, wollte man auf einen
Turm verzichten. Statt der veranschlagten 90 000 Goldmark (heute ca. 890 000
Euro) kamen nur 53 200 Goldmark (ca.
525 000 Euro) an Kollekte zusammen.
Der Restbetrag wurde in den darauffolgenden Jahren durch Spenden der Gemeindemitglieder "zusammengekratzt".
Vom Staat war keine finanzielle Hilfe zu
erwarten. Doch bevor es zum Bau kam,
musste die Gemeinde erst noch völlig
selbständig werden. Auch ein Bau ohne
Turm wurde durch das kgl. Konsistorium
nicht erlaubt. Die volle Selbständigkeit
kam dann am 01.07.1896. Durch einen
Beschluss des Konsistorialbezirkes Münster, zu dem Osterfeld gehörte, konnte
die evangelische Gemeinde Osterfeld am
06.01.1897 ihren ersten Pfarrer selbst
wählen.
Sie entschied sich für den bisherigen
Hilfsprediger Adolf Brüggemann aus
Borbeck, der am 14.03.1897 feierlich in
sein Amt eingeführt wurde.
Am 29.10.1897 wurde der nochmals
geänderte Bauplan – jetzt war auch ein
Turm vorgesehen – genehmigt. Am
08.08.1898 erfolgte die Grundsteinlegung, und schon am 22.03.1900 konnten
die evangelischen Osterfelder den ersten
Gottesdienst in ihrer neuen Kirche feiern.
Heute zählt die Auferstehungskirchengemeinde ca. 8 000 Mitglieder. Sie ist in
vier Pfarrbezirke unterteilt. Für die Auferstehungskirche ist Pfarrerin Barbara
Bruckhausen-Liehr zuständig, für die
anderen Pfarrbezirke Pfarrerin Ursula
Harfst und die Pfarrer Stefan Conrad und
Dr. Ulrich Samse.
Axel Brinkmann
Vertellstöcksken van Welm Albers
Een Speelken fö Jonges on Dernes on een Speelken fö Dernes
Ett Verstecken speelen
Üttelreim: "Een, twe, dreij, vier Ecksteijn, allet mot versteckt sin. Achter
meij dor litt et nech".
Dä süken mot, hät de Hand on denn
Onderärm an de Mur (Hauswand) gelehnt on denn Kopp met de Stirn drop
gelacht. Heij hät nau laut bös tien
getällt, dat dett alle verstohn häwwen.
Dann kom ganz laut: "Eck komm!"
Hennerher wor süken angesach. Beij ons
woren völl Versteckplätz: Denn Garden,
denn Schoppen, de Mur van denn
Ferkes-Schopp, denn Hunderstall, achter
de Böhm, an de Födderdör on anne
Dälendör.
Ausgabe – Juni / 2011
Denn Süker hadden ene Afschlonstell. Hier
send die Gefonnenen van öhm afgeschlon
worren. Wenn de anneren an döse Stell
komen, konnden sej seck hier freij schlon.
Dä als erster afgeschlon wor, denn wor als
nächsten Süker dran.
denn Strich treijen.
So sog en Hüsken beij ons ütt.
Ett Höppen
Höppen, det gof et mät on ohne
Henkelsten. Nötig wor bloß en Platz fö et
Hüsken te molen. Et woren viereckige
gedeilte Käßkes. Döse Hüskes konnte man
met en spetz Iser in Sand molen. Döck
woren ock van et lezte mol noch wat te
sin. Dat wor onse Glöck, damm fing et
höppen gau an, on en nohmeten wor nich
nödig. De höppen wolden, doßen nich öp
- 36 -
De Regeln woren van Strot on Bezirk
anners. De Üttellwörter miken weij,
dormet weij wußen, heij mot begennen.
Met klene Kieselsteijn wodden getällt, dä
de Speele gewonnen hät. Döse Steijn
send op en Sack gelacht wodden, de op
ne Bank log. Vier Names van denn
Metspeeler sind met Kritt (Kreide)
opgeschreven worren. Dett wor de
Speelbank fö ons Dernes.
Berücksichtigen Sie bei Ihren Einkäufen in Osterfeld
die WEGO-Fachgeschäfte,
erkennbar an diesem Logo
Werbegemeinschaft Osterfeld e.V.
Die WEGO zeichnet sich verantwortlich für viele Aktionen im
Osterfelder Stadtgebiet.
In Kooperation mit dem Osterfelder Bürgerring sind wir ständig bemüht,
Interesse an Osterfeld zu wecken.
Kickenberg
Veranstaltungskalender
Juli 2011 – September 2011
Marinekameradschaft
Osterfeld 02
Mitgliederversammlung
Heideblümchen
Vestische Straße 171
Jeden 1. Freitag im Monat
um 19 Uhr
Burg Vondern
Sonntags – Matinee
Trio Wildes Holz
Freiheit für die Blockflöte in
allen musikalischen Bereichen
17. Juli 2011
7. Ritterfest
23. und 24. Juli 2011
ab 11 Uhr
Dauerausstellung
"Keramische Bodenfunde
auf Burg Vondern"
Informationen
und
Burgbesichtigungen
Donnerstags von 18 – 19 Uhr
GOK
Mitgliederversammlung
Haus Wittekind
Wittekindstraße 47
Jeden 2. Donnerstag im Monat
um 19:30 Uhr
Rolli Stammtisch
Treffen im Bischof-Ketteler-Haus
Kettelerstraße 10
Jeden 2. Montag im Monat
um 15 Uhr
Kleingartenvereine
Sommerfeste
KGV Rothebusch
Baumstraße 28a
1. und 2. Juli 2011
KGV am Mühlenbach
Koppenburgstraße 59
15. und 16. Juli 2011
Schützenvereine
Schützenfeste
SV 1981 Osterfeld
Osterfeld Mitte
4. und 5. Juni 2011
SV Klosterhardt 1925
Kapellenstraße
10. Juli 2011
SV BSV Osterfeld 1882
OLGA Park
29. bis 31. Juli 2011
Gemeindefeste
Revierpark Vonderort
Parksüdteil
Trödelmarkt im Park
3. Juli 2011 und 7. August 2011
von 11 – 18 Uhr
Sonntags im Park
im Pavillon
mit der Irish-Folk-Band The Cloverleaves
28. August 2011 von 15 – 16:30 Uhr
Freizeithaus
Bottroper Straße 322
Lego- und Playmobil Börse
11. September 2011 von 10 – 17 Uhr
Briefmarken Großtauschtag
24. September 2011 von 9 – 14 Uhr
CD und Schallplattenbörse
25. September 2011 von 11 – 17 Uhr
Kinderkleidermarkt
18. September 2011 von 10 – 16 Uhr
Ausstellungseröffnungen
St. Josef – Heide
Herthastraße
18. und 19. Juni 2011
Menschen, Orte, Tiere
Beate Reith stellt aus
4. September 2011 – 11 Uhr
St. Jacobus
Drosselstraße
16. und 17. Juli 2011
MGV Eintracht
Männerchor
Sommerkonzert
17. Juli 2011 ab 17 Uhr
St. Marien Rothebusch
Leutweinstraße 15
10. und 11. September 2011
Eintrittskarten sind bei den Eintracht-Sängern
und an der Konzertkasse erhältlich.
St. Antonius
Klosterhardter Straße
17. und 18. September 2011
Ruhr in Love
Vestische Straße
25. Juni 2011
OLGA
Die ersten "Osterfelder Marktgespräche" des Bürgerrings am 6. Mai 2011
waren ein voller Erfolg. Sie werden am
ersten Freitag der Monate Juni bis
Oktober 2011 jeweils von 10 Uhr bis
12 Uhr fortgesetzt. Der Osterfelder
Bürgerring hofft auch zukünftig auf
eine rege Beteiligung der Bürgerinnen
und Bürger an den Gesprächen.
Der Kickenberg ist online
auf
www.kickenberg.de
außerdem finden Sie ihn sowie weitere Informationen über Osterfeld
auf der Webseite des
Osterfelder Bürgerring e.V.
www.oberhausen-osterfeld.de
und auch auf
www.osterfeld-westfalen.de
Ausgabe – Juni / 2011
- 38 -
IVT Weiner+Reimann GmbH
Industrie-
und
Versorgungstechnik
IVT – Industrietechnik aus einer Hand
■
Rohrleitungsbau
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Industrietechnik
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Anlagentechnik
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Kälte- und Klimatechnik
■
Heizungs-, Lüftungs-
■
und Sanitärtechnik
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Elektrotechnik, Blitzschutz-,
■
Mess- und Regeltechnik
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Arbeitnehmerüberlassung
Industrie- und Versorgungstechnik,
Weiner+Reimann GmbH
Fahnhorststraße 36 · 46117 Oberhausen
Tel. (02 08) 99 98 80 · Fax (02 08) 89 20 36
www.ivt-gmbh.de
Heinrich Becker GmbH
Umweltschutz - Industrieservice
Industrie - Dienstleistungen
Abbruch und Demontage
Abfallentsorgung
Reststoffverwertung
Bau und Bausanierung
Telefon (02041) 170 - 0
Telefax (02041) 170 - 160
E-Mail [email protected]
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Brakerstraße 74
46238 Bottrop
Fachbetrieb nach § 19 l
Wasserhaushaltsgesetz