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Schweizerische Gesellschaft für Automatik Association Suisse pour l’Automatique Swiss Society for Automatic Control www.sga-asspa.ch SGA – ASSPA – SSAC BULLETIN Nr. 47 «Automatiksklaven im täglichen Leben» Editorial Sehr geehrte Mitglieder, nachdem in den letzten zwei Bulletins die Robotik im Vordergrund gestanden ist, vom spielerischen bis zum spektakulären und visionären Einsatz, stehen im vorliegenden Bulletin Automatikaufgaben für einmal im Vordergrund, die normalerweise nicht so im Scheinwerferlicht stehen, es sei denn etwas funktioniert nicht richtig. Ich möchte Ihnen diese Aufgaben am täglichen morgendlichen Genuss eines von einer Kaffeemaschine präparierten Café Crèmes, Cappuccinos, Café macchiatos oder wie sie alle heissen, vorstellen. Wenn sie morgens nach dem Aufstehen die genannten Kaffees geniessen wollen, müssen die folgenden drei Aufgaben im Hintergrund gelöst sein: sichere Elektrizitätsversorgung, sichere Wasserversorgung und eine einwandfrei funktionierende Kaffeemaschine. Diese drei Voraussetzungen werden in den folgenden drei Beiträgen abgedeckt. Zuerst wird eine Kaffeemaschine von der Firma «thermoplan» vorgestellt, die einen verführerischen Kaffeegeschmack dank verschiedener Steuer- und Regelfunktionen für Sie garantieren kann. Um dies aber auch immer erfüllen zu können, muss sauberes Trinkwasser und eine sichere Stromversorgung vorhanden sein. Im Beitrag der Firma Rittmeyer, die besonders auf dem Gebiet der Wasserversorgung führend ist, wird gezeigt, was alles für Aufgaben im Hintergrund ablaufen müssen, damit das Trinkwasser im rechten Zeitpunkt zur Verfügung steht. Im letzten Beitrag von der ETHZ wird gezeigt, was alles getan werden muss, dass Sie möglichst von einem Blackout, wie sie in letzter Zeit aus verschiedenen Gründen aufgetreten sind, verschont bleiben. Auch hier arbeiten die Automatiksklaven im Hintergrund. Als Editor begrüsse ich in diesem Bulletin vor allem unsere neue Leserschaft aus der Gesellschaft für Sensortechnik. Wir von der SGA sind erfreut, dass wir für unseres Bulletin einen Partner gefunden haben, der einerseits von unseren Beiträgen profitieren kann, andererseits auch eine gute Lösung gefunden hat, um seine Aktivitäten, Vereinsnachrichten und sicher auch Beiträge zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass wir mit diesem redaktionellen Zusammenschluss (die beiden Gesellschaften bleiben beide separat bestehen), für alle eine win-win Situation gefunden haben. Zum Abschluss fordere ich sie auf, dass Sie, bevor Sie die nächsten Seiten beginnen zu lesen, sich einen guten Kaffee gönnen: die angesprochenen Automatiksklaven sind schon lange im Einsatz. Mit freundlichen Grüssen Peter Gruber Inhalt Editorial Innovationsprojekt – Tiger Leittechnik für kommunale Wasserversorgung Grundlagen einer sicheren und zuverlässigen elektrischen Energieversorgung SGA intern Informationen, Impressum SVS intern 1 2 6 11 16 17 18 Kontakt Dr. Peter Gruber Rittmeyer AG Inwilerriedstr. 57 6341 Baar E-Mail: [email protected] Internet: www.rittmeyer.com HTA Luzern Technikumstr. 21 6048 Horw E-Mail: [email protected] SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 2 von 19 Innovationsprojekt – Tiger Die «smarte» vollautomatische Kaffeemaschine Die Thermoplan AG ist ein Schweizer Unternehmen und wurde 1974 gegründet und beschäftigt heute 150 Mitarbeiter/innen. Sie gehört seit Jahren zu den innovativsten Herstellern von Maschinen für die Gastronomie und Hotellerie. Sowohl bei den Schlagsahneautomaten und Milchautomaten, wie auch bei den Kaffeevollautomaten hat sich das von Esther und Domenic Steiner geführte Unternehmen weltweit an vorderster Front etabliert. Die Produkte werden heute in über 70 Ländern erfolgreich verkauft. Ein sehr wichtiger Kunde für Thermoplan ist die weltweit bekannte Kaffeekette Starbuks. Die ständige Verbesserung der Produkte sowie kompetente Vertriebspartner bilden die Basis für eine auch in Zukunft dynamische Weiterentwicklung des Unternehmens. Wir tun es. Denn nur so werden wir unserem Grundsatz gerecht, nicht Probleme zu lösen, sondern Ideen für Profis zu finden. Der Umsetzung dieses Anspruchs verdanken wir unseren Erfolg und die Zufriedenheit unserer Kunden. Unsere neusten Ideen finden Sie in unserem revolutionären «Tiger». Kontakt Stefan Büeler Thermoplan AG Röhrlistrasse 22 6353 Weggis Tel.: 041 39212 40 [email protected] Einführung Im Sommer 2003 wurde die Idee geboren, eine smarte, kleine Kaffeemaschine zu entwickeln. Die Vorgaben für dieses Projekt lauteten: kleines Volumen, kaum grösser als ein herkömmlicher Vollautomat für den privaten Haushalt, vom Leistungsprofil her jedoch für den professionellen Anwendungsbereich geeignet. Das Zielsegment für das neue Gerät sollen Einsatzorte sein, wo schon bisher eine professionelle Maschine gefragt, aber aus Kostengründen zu teuer war wie z.B. Bars, kleinere Restaurants, Verpflegungsinseln in Unternehmen etc. Unter der Bezeichnung «Tiger» ist dieser «smarte» Vollautomat 2005 an der IGEHO in Basel erstmals vorgestellt worden. Von der Leistungsklasse her, kann «Tiger» mit den professionellen, grossen Kaffeemaschinen mithalten. Von den Produkten her, verfügt «Tiger» über eine vollständige Palette. Ein Novum ist die Möglichkeit, Cappuccino, Macchiato oder nur Milchschaum kalt herzustellen und dies in einer einzigartigen, bisher nie erreichten Qualität. Natürlich sind auch warme und kalte Milch oder Milchschaum, sowie Heisswasser und Dampf verfügbar. Technische Daten der Tiger: STUNDENLEISTUNGEN MODELLE «TIGER» Kaffee 140/h TIGER CT1+2 Espresso 180/h Standard, ein oder zwei Mahlwerke Cappuccino 120/h TIGER CTM1+2 Latte 100/h Pods 60/h Heisswasser 30 l/h Dampf Spannung Leistung Strom Wasseranschluss Mit Dampf-System, ein oder zwei Mahlwerke 1,2 bar Dauerlauf ANSCHLUSSWERTE Gewicht Mit ThermoFoam-System, ein oder zwei Mahlwerk TIGER CTS1+2 MODELLE UNTERBAU 28 kg 115-230V 50/60 Hz 2,9 KW 13A/25A 3/8“G/2–4 bar Unterbau mit 4 Liter Milchtank oder Tassenwärmer gross Unterbau mit 2 Liter Milchtank und 4 Liter Wassertank Unterbau mit 4 Liter Wassertank und Tassenwärmer klein Abb. 1: «Tiger» mit bzw. ohne Unterbau SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 3 von 19 Abb. 2: Entwurfszeichnungen Stand der Technik beim Projektstart Bei der Realisierung dieser Entwicklung mussten teils völlig neue Wege gesucht werden Aufgrund des kleinen Formfaktors von «Tiger», konnten auf dem Markt keine Standardkomponenten gefunden werden, die den professionellen Ansprüchen gerecht wurden. Alle Teile waren um Faktor 2 bis 3 zu gross. Schnell wurde erkannt, dass die Realisierung dieses Projekts nur über die Entwicklung neuer Schlüsselkomponenten möglich war. Wasserund Milchpumpe, Mahlwerk, Wasserboiler, Durchlauferhitzer für die Milch, ein Kühlsystem für den Milchvorrat und natürlich auch die ganze Brühgruppe musste neu entwickelt, oder massiv in ihrer Grösse reduziert werden. Eine spezielle Herausforderung stellte die Entwicklung von geeigneten Pumpen dar. In allen bisher produzierten Kaffeemaschinen wurden handelsübliche Standardpumpen eingesetzt. Auf diesem Gebiet musste zuerst das notwendige Wissen erarbeitet werden, um eine eigene Pumpe in der geforderten Grösse und Leistung entwickeln zu können. Bereits dieses Unterfangen war an sich eine Herkulesaufgabe wenn man bedenkt, dass es spezialisierte Firmen gibt, die sich ausschliesslich mit der Entwicklung und Produktion von Pumpen beschäftigen. Projektteam für die Entwicklung Die Koordination der Entwicklungsarbeiten wurde vom IPL, dem Thermoplan eigenen Innovations- und Entwicklungs-Atelier im Wallis wahrgenommen. In diesem Atelier arbeiteten bis zu 13 Ingenieure und Spezialisten an der Entwicklung der neuen hydraulischen und mechanischen Komponenten. Vom Industriedesigner Hubert Bruttin, wurde ein schönes und gefälliges Gehäuse entworfen. Als Entwicklungspartner für die notwendige Steuerungselektronik wurde die Elektronikfirma Delisys AG in Münsingen beauftragt. Delisys ist bereits seit Jahren ein Zulieferer von elektronischen Steuerbaugruppen für Thermoplan Apparate. Das Kerngebiet von Delisys ist die Entwicklung von kundenspezifischen Steuerungskomponenten für industrielle Anwendung. Mit zehn Beschäftigten, davon sechs HW & SW-Ingenieure, werden technologisch hochwertige Produkte für führende Unternehmen in der Schweiz entwickelt und hergestellt. Kontakt Co-Autor Robert Bircher Delisys AG Südstrasse 1a 3110 Münsingen Tel.: 031 722 10 30 [email protected] SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 4 von 19 Neue Möglichkeiten dank Regelungstechnik Konventionell aufgebaute Kaffeemaschinen, nutzen für den Antrieb von Pumpen und Mahlwerken 115/230 VAC Motoren mit konstanter Drehzahl. Diese Antriebsaggregate sind zwar erprobt und kostengünstig, für die geforderte Leistungsdichte in der «Tiger» Maschine waren diese jedoch viel zu sperrig und zu gross. Durch den Einsatz von bürstenlosen DCMotoren (BLC) konnte die benötigte Effizienz erreicht werden. Im Unterschied zu den ACMotoren, brauchen die BLC-Motoren jedoch eine recht komplexe Ansteuerung. Dieser Umstand hat jedoch auch den Vorteil, dass die Drehzahlen der Antriebsmotoren in einem weiten Bereich wähl- und regelbar sind und damit den jeweiligen Anwendungen optimal angepasst werden können. Konventionell aufgebaute Kaffeemaschinen, nutzen für den Antrieb von Pumpen und Mahlwerken 115/230 VAC Motoren mit konstanter Drehzahl. Diese Antriebsaggregate sind zwar erprobt und kostengünstig, für die geforderte Leistungsdichte in der «Tiger» Maschine waren diese jedoch viel zu sperrig und zu gross. Durch den Einsatz von bürstenlosen DCMotoren (BLC) konnte die benötigte Effizienz erreicht werden. Im Unterschied zu den ACMotoren, brauchen die BLC-Motoren jedoch eine recht komplexe Ansteuerung. Dieser Umstand hat jedoch auch den Vorteil, dass die Drehzahlen der Antriebsmotoren in einem weiten Bereich wähl- und regelbar sind und damit den jeweiligen Anwendungen optimal angepasst werden können. Die Ansteuerung des Kaffeemahlwerks ist ein Beispiel für Regelungstechnik. Durch das Aufbrechen der Kaffeebohnen entstehen am Antriebsmotor grosse Lastwechsel. Ungedämpft werden diese Lastwechsel vom Ohr als unangenehme Laufgeräusche wahrgenommen. Bei einem konventionellen, mit AC-Motoren angetriebenen Mahlwerk, ermögliche allein schon die vorhandene, grosse Schwungmasse, einen akzeptablen Rundlauf. Anders stellt sich die Situation durch den Einsatz von kleinen, aber hochdynamischen BLC-Motoren dar. Hier kann ein ruhiger Rundlauf des Mahlwerks nur durch eine entsprechend effiziente Motoren-Drehzahlregelung ausgeglichen werden. Diese, zum Teil unkonventionellen Kombinationen von mechanischen und elektronischen Komponenten, erlaubten aber auch Anwendungsmöglichkeiten, die mit herkömmlichen Standardteilen nicht zu erreichen ist. Als Beispiel sei die Milchpumpe erwähnt, wo über die variable Drehzahlregelung verschiedene Sonderfunktionen möglich wurden. So kann über ein kurzes Hochfahren der Pumpendrehzahl, Milch aus unterschiedlichen Behälter und Höhen zuverlässig angesaugt werden. Eine weitere Spezialität ist die Möglichkeit, durch eine variable Pumpendrehzahl die optimale Produktqualität aus der Milch herauszuholen. So sind für die Herstellung von warmer und kalter Milch, oder von kaltem und heissem Milchschaum, jeweils für jedes einzelne Produkt unterschiedliche Drehzahlen optimal. Eine Herausforderung war auch die Heizregelung des Heisswasserboilers. Auch hier wurde das Boilervolumen, gegenüber bisherigen Maschinen um mehr als die Hälfte, auf 0.5 Liter reduziert. Die Regelstrecke über dem Boiler hat eine Totzeit von 22 Sekunden. Die Boilerheizung eine elektrische Leistung von 2,5kW, der Wasserdurchfluss liegt zwischen 0,1 bis 1 Liter/Minute. Dabei soll eine maximale Über- oder Unterschwingen der Temperatur nicht mehr als ca. 2% der eingestellten Temperatur betragen. Diese Aufgabe ist mit der klassischen Regelungstechnik nicht lösbar. Über ein ausgeklügeltes Wärmequanten Management, kombiniert mit klassischen Methoden, konnte auch diese Aufgabe vollständig gelöst werden. Automatische Regelung der Kaffee Qualität «Coffee Quality Adjustment» (CQA) Eine gleichbleibende gute Kaffeequalität ist abhängig von mehreren Faktoren. Einer der unsteten Grössen ist die Mahlleistung der Kaffeemühlen. Je nach Kaffeebohnen, Kaffeesorten, Röstung, Kaffeeproduktionslose, aber auch Abnützung der Mahlscheiben usw. bringt hier Unterschiede. Unter der Bezeichnung CQA, hat das Entwicklungsteam für diese Problematik eine elegante Lösung gefunden. Diese Qualitätsregelung ist durch die präzise Steuerung der Brühkammer und eine automatische Selbstjustierung möglich geworden. Diese Innovation wurde von Thermoplan erstmals in der «Tiger» Maschine eingebaut. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 5 von 19 Hauptregelungskreise bei der Tiger Kaffeemaschine • Drehzahlregelung Mahlwerk Motor (BLC) • Drehzahlregelung Wasserpumpe Motor • Drehzahlregelung Milchpumpe Motor • Geschwindigkeit, Fahrweg, Kraft, Druck und Wegmessung Brühwerk Motor • Heisswasserboiler • Dampfboiler Regelung (Dampfdruck) • Heizregelung Durchlauferhitzer für Milchprodukte • Temperaturregelung Milchbehälter (Kühlaggregat) • Automatischer Dampfstop bei definierter Temperatur • Automatische Regelung der Kaffeequalität «Coffee Quality Adjustment» (CQA) Hürden bei der Entwicklung der Steuerplatine zu «Tiger» Im März 2005 wurde alle notwendigen Funktionseinheiten für die Tiger Maschine festgelegt. Wie bei den übrigen Komponenten, standen auch für die Steuerung nur minimale Platzverhältnisse zur Verfügung. Auf eine Platinengrösse von 120 x 220 mm, mussten alle Komponenten für die ganze Steuerlogik und insbesondere vier voneinander unabhängigen Treiberschaltungen für bürstelose DC-Motoren platziert werden. Um gleichzeitig den Bezug von Milch und Kaffee zu ermöglichen, sollen drei der Motoren gleichzeitig betrieben werden können. Als besondere Hürde beim Design, erwiesen sich die geforderten Ausgangsströmen von jeweils 9A bei zwei der vier Motoren. Dies erforderte Bauteile in diskreter Technik und mit konventionellen Kühlkörpern. Weitere zwei Motorentreiber mit 5A Strömen konnten in SMD Technik realisiert werden. Vollbestückt, umfasst die Steuerplatine 668 Komponenten. Natürlich wurden beim Design auch die geltenden EMV-Normen für Störemissionen, Störtunempfindlichkeit und ESD-Festigkeit berücksichtigt und erfüllt. Abb. 3: Steuerungsbaugruppe zu Tiger Zusammenfassung Um die ambitiösen Projektziele zu erreichen, mussten alte Pfade verlassen und nach neue Varianten und Konzepten gesucht werden. Dieser Ansatz erforderte eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachspezialisten aus Hydraulik, Mechanik, Design und Elektronik. Wenn es der Schweizer Industrie gelingt, die verschiedenen Fachkompetenzen richtig zu bündeln, wie dies im Projekt Tiger gelungen ist, sind wegweisende Innovationen möglich. An diesem konkreten Projekt lässt sich aufzeigen, dass Spitzentechnologie zu konkurrenzfähigen Preisen, auch auf dem Werkplatz Schweiz produziert werden kann. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 6 von 19 Leittechnik für kommunale Wasserversorgungen Aufgabenstellung Kommunale Wasserversorgungen haben die Aufgabe, dem Kunden Trinkwasser mit bester Qualität (Lebensmittelverordnung) in ausreichender Menge und jederzeit zu liefern. Damit dies so erfüllt werden kann, müssen viele Aufgaben gelöst werden, welche den meisten Verbrauchern verborgen bleiben. Dies kommt nicht von ungefähr, sind doch die Einrichtungen der Wasserversorgung im Erdreich oder mindestens gut getarnt realisiert. Somit sind sich die wenigsten Verbraucher bewusst, was alles zu einem sicheren Wasserbezug rund um die Uhr gehört. In diesem Artikel soll das Thema «Leittechnik für kommunale Wasserversorgungen» dargestellt werden. Eine zuverlässige leittechnische Ausrüstung ist erforderlich, um Wasserversorgungen sowohl manuell als auch automatisch zu führen, und zwar ohne wesentlichen Personaleinsatz, und damit kostengünstig zu betreiben. Die Leittechnik wird damit zu einer wichtigen Aufgabe im Rahmen der Planung und Realisierung einer Wasserversorgung. Fachgerecht konzipiert und anwendergerecht realisiert, können damit nicht nur Investitionskosten minimalisiert, sondern auch Betriebskosten wesentlich gesenkt werden. Wasserversorgungen stehen heute – wie alle Bereiche der Wirtschaft – unter dem Zwang, besser und billiger zu werden, ohne dass die Leistung sinken darf. Eine Aufgabe, die gerade bei einem fixkostenlastigen Unternehmen, wie dies eine Wasserversorgung darstellt, und erst noch bei ständig sinkendem Wasserverbrauch nicht einfach zu lösen ist. Eine prozessangepasste Leittechnik ermöglicht die Senkung von Energiekosten (Pumpkosten), die Reduktion des Personaleinsatzes dank Automatisierung, z.B. bei Aufbereitungen oder Erkennen von Netzverlusten durch präzise Durchflussmengen und Erstellung von Bilanzen über die einzelnen Verbrauchszonen, um nur einige Möglichkeiten aufzuzeigen. Trinkwassergewinnung Trinkwasser kann auf verschiedene Arten gewonnen werden: • aus Quellwasser • aus Grundwasser • aus Oberflächenwasser • durch Meerwasserentsalzung Im europäischen Raum sind die ersten 3 Arten am häufigsten anzutreffen. Damit das Wasser die Trinkwasserverordnung erfüllt, muss es oftmals aufbereitet werden. Manchmal genügt eine einfache Entkeimung mittels Chlorierung oder UV-Bestrahlung oder aber es sind komplexere Aufbereitungsprozesse, vorzugsweise mit Filtrationsverfahren (Sandfilter, Mikrofilter, Ultrafiltration, Nanofiltration bis zur Umkehrosmose), erforderlich. Trinkwasserverteilung Die Trinkwasservorkommen sind oft weit entfernt von den Verbrauchern. Daher muss über Pumpen und Rohrleitungen das Wasser zum Verbraucher geführt werden. Vorrats-Behälter garantieren für jeden Verbraucher eine gesicherte Versorgung. Als Hochbehälter ausgeführt, sorgen sie auch für genügenden Druck beim Verbraucher. Prinzipiell werden Wasserversorgungen schon bei der Planung mit Redundanzen bzw. Backup-Systemen versehen. So werden z.B. fest eingebaute Reservepumpen vorgesehen. Hochbehälter haben immer 2 Kammern. Somit kann z. B. eine Kammer gereinigt werden, ohne dass der Verbraucher dies bemerkt. Eine Kommune hat meistens bei Ausfall der eigenen Wasserversorgung eine Notwasserbezugsstelle zur Nachbargemeinde. Im großen und Ganzen sind in der Regel die Hauptleitungen vernetzt, was die Versorgung aus verschiedenen Richtungen ermöglicht. Kurz gesagt: Wasserversorgungen sind in sich sehr sicher und zuverlässig geplant und aufgebaut. Kontakt: Heinz Gross Rittmeyer AG Inwilerriedstrasse 57 6341 Baar Tel.: 041 767 14 71 www.rittmeyer.com [email protected] SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 7 von 19 Verteiltes Leitsystem Eine Trinkwasserversorgung stellt einen dezentralen, weiträumigen Prozess dar. In jedem Aussenobjekt sorgt eine Automatisierungsstation für die Ein- und Ausgabe der relevanten Signale wie Messwerte, Meldungen, Befehle usw. sowie für die Vor-Ort-Verarbeitung bezüglich der lokalen Steuer- und Regelaufgaben (siehe Abb.1). Die Steuerung der Wasserversorgung wird heute vermehrt mit derjenigen der Elektrizitätsversorgung kombiniert. Abb. 4: Systemübersicht einer Wasser- und Elektrizitätsversorgung (Uetikon, ZH) Kommunikation Die Kommunikation unter den Stationen und zur Leitstelle richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Übertragungswegen. Man unterscheidet zwischen LAN (Local area network) und WAN (Wide area network). IEC60870-5-104 über GPRS VP N • Bis 48 kbps • Distanz unbeschränkt • GSM Netz ADSL / VPN Telefonnetz ADSL • Wie Standanalog leitung VP N GSM Network GPRS INTERNET GSM Network GPRS Abb. 5:Die Kommunikation mittels GPRS ist zeitgemäss und genügend leistungsfähig. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 8 von 19 Als Prozess-LAN wird vorzugsweise Ethernet mit TCP/IP eingesetzt mit dem Übertragungsprotokoll 60870-5-104. Im Fernbereich wird zunehmend als Prozess-WAN ebenfalls Ethernet mit TCP/IP verwendet. Es gibt aber noch viele vorhandene Anlagen mit bestehenden Verbindungen über proprietäre Fernwirkprotokolle. Oft sind keine dauernden Datenverbindungen möglich. In diesen Fällen kommen Wählleitungen (über Festnetz oder GSM) zur Anwendung. Ebenfalls zur Anwendung kommen GPRS und Funk. Automatisierungsfunktionen Allgemein Die Automatisierungsfunktionen sind sehr vielfältig und umfassend. Die untenstehende Liste fasst die wichtigsten Funktionen zusammen: • Bewirtschaftung des gesamten Reservoirvolumens und Anpassung der Pumpenförderung an den Verbrauch und damit Minimierung der Pumpkosten (RBA. • Ausgleich der Füllstände mehrerer Reservoirs (RFA) • Präzise Regelung von drehzahlvariablen Pumpen zur Einhaltung von optimalen Drücken, Durchflüssen oder Wasserständen (z.B. schonendes Bewirtschaften oder Einsparung bei Netzdruckregelungen). • Optimales Ausnutzen von Quellschüttungen • Eruierung von Wasserverlusten dank genauer Durchflussmesser und Mengenprotokollierung einzelner Messstellen und Zonenverbrauch sowie Bilanzierung über die gesamte Versorgungsanlage. • Automatisierung von Aufbereitungsanlagen und dadurch Einsparung von Personalkosten. • Bewirtschaftung von Trinkwasserkraftwerken zur Rückgewinnung von Fallenergie in elektrische Energie mit Integration dieser Anlagen in die übergeordnete Führung der Gesamtanlage. • Sicherstellen der Wasserqualität durch Erfassung gefährdender Stoffe (Trübung, Nitrat usw.) und automatische Ausleitung in den Verwurf. • Überwachung der Stellorgane (Pumpen, Klappen, Schieber) und Generierung von Meldungen an das Betriebspersonal, damit eine erforderliche Wartung nicht vergessen wird. • Einbruchschutz für alle Objekte (Reservoire, Pumpwerke, Schächte) der Wasserversorgung. Anbindung der Sensoren (Türkontakte, Bewegungsmelder) an die Unterstationen und Übertragung zur Interventionsstelle. • Rationelle Erstellung von Betriebsprotokollen und Berichten für Aufsichtsbehörden der Gemeinde, Kantone oder andere institutionelle Organisationen. • Rationeller und damit kostengünstiger sowie stressfreier Bereitschaftsdienst dank Einsatz von neuzeitlichen Mitteln, wie Sprachprozessorausgabe, Pager und abgesetzter Arbeitsplatz. • Störungsanalyse und Fernwartung des Leitsystems durch den Lieferanten dank Modemanschluss und damit Fernzugriff auf die Daten den zentralen Archivrechners. • Kombination des Leitsystems der Wasserversorgung mit allfälligen weiteren vorhandenen Einrichtungen (Branchen), wie Strom, Gas, Fernwärme, Kraftwerke und Beschneidungsanlagen. Auf alles einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Es sollen daher zwei wichtige Funktionen dargestellt werden (die zwei ersten Funktionen der Liste). Reservoir-Bewirtschaftungs-Automatik (RBA) Die RBA ist eine wasserstandsabhängige Pumpen- und Klappensteuerung für Wasserversorgungen. Der Reservoirwasserstand wird mit einer definierten Sollwertkurve verglichen und schaltet entsprechend der Abweichung Pumpen oder Klappen zu oder ab. Die Sollwertkurve wird in täglichen Intervallen vorgegeben, die dann zu einer Wochenkurve zusammengefügt werden. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 9 von 19 Mit der RBA wird unter anderem erreicht, dass • die Wasserproduktion der spezifischen Situation dieser Wasserversorgung angepasst ist; • Hoch- und Niedertarif- Stromkosten optimiert sind; • jederzeit genügend Kapazität für Quellwasser vorhanden ist; • eine erzwungene Wasserumwälzung im Reservoir stattfindet; • eine gleichmässige Wassergewinnung resultiert und Tiefbrunnen geschont werden; • zu gewünschten Zeiten kein Wasser gefördert wird (z.B. über Mittag), ausser im Notfall; • und der Wasserstand im Behälter zu Reinigungszwecken gezielt und kontrolliert gesenkt wird. Diese Softwarefunktion ist eine ausgeklügelte, bewährte Lösung. Die Eingabe und Parametrierung und Darstellung erfolgt auf dem Leitsystem. Die Steuerfunktionen werden in der Automatisierungsstation (SPS) programmiert. Neu eingegebene Parameter werden jedoch unverzüglich von der Leitstelle in die Unterstation übertragen und dort ausfallsicher gespeichert. Abb. 6: Graphische Darstellung der Sollwertkurven auf dem Bildschirm des Leitsystems Eine Bitte des Sekretariates – SGA Jahresbeitrag Leider sind noch immer einzelne Rechnungen der Jahresbeiträge 2007 offen. Zahlungserinnerungen und Mahnungen sind einerseits unangenehm, andererseits verursachen sie Kosten. Daher erlaube ich mir Sie hiermit höflich zu bitten, die noch nicht beglichenen Rechnungen anzuweisen. So helfen Sie die Administration und dadurch entstehenden Kosten niedrig zu halten. Zahlungserinnerung SGA Jahresbeitrag 2007 SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 10 von 19 Reservoir-Füllstands-Ausgleichsautomatik (RFA) Man stelle sich folgende hydraulische Situation vor: Abb. 7: Hydraulische Situation von 2 Reservoirs auf derselben statischen Höhe Zwei Reservoire (Hochbehälter) sind auf derselben Höhe angeordnet. Der eine Behälter liegt auf der einen Talseite, der andere auf der gegenüberliegenden. Unter den beiden Behältern befinden sich die Verbraucher dieser Druckzone. Gespeist werden beide Behälter durch dasselbe Pumpwerk. Auf den ersten Blick würde man meinen, diese beiden Behälter würden nach dem Prinzip der kommunizierenden Gefäße parallel laufen. Weit gefehlt! Durch die Reibungsverluste in den Rohrleitungen, welche sich quadratisch zum Durchfluss verhalten, ergeben sich in den beiden Behältern – obwohl sie auf der selben statischen Höhe angeordnet sind – nicht die gleichen Druckverhältnisse. Damit nun die Volumen beider Behälter genutzt werden können, braucht es eine Zwangsmassnahme. Jeder Behälter wird über einen Füllzweig beschickt. Die Entnahme erfolgt über den Leerzweig. Als Stellorgane wirken Klappen, welche in jedem Zweig angeordnet wird. Damit hat die Reservoir-Füllstandsautomatik (RFA) die Aufgabe, die Füllstände der zwei Reservoirs auszugleichen. Das gesamte Brauchvolumen der auf gleicher Höhe gebauten Reservoirs wird dadurch am besten ausgenützt. Ein sicherer Automatikbetrieb ist unter folgenden Bedingungen zu gewährleisten: • Störgrössen, herrührend von Stufenpumpwerken. Einlauforganen oder unsymmetrischen Zu- oder Abfluss in den einzelnen Reservoirs sollen optimal ausgeregelt werden. Dazu müssen die hydraulischen Daten des Verteilernetzes so sein, dass der Ausgleich physikalisch möglich ist. • Die übergeordnete Niveaubewirtschaftung der Reservoirs soll nicht beeinflusst werden. • Die Automatik darf die Löschwassereinsparung im Verteilernetz nicht behindern. • Ein Totalausfall zwischen Verteilernetz und Reservoir darf nicht eintreten. • Bei Störungen der Messwerte (Füllstände, Klappenstellungen) sollen die Regulierklappen in die Mittelstellung gefahren werden, um ihre Wirkung zu neutralisieren. • Bei Ausfall der Leitautomatik, der Objektautomatik oder des Fernwirksystems soll die Regulierklappe in die Mittelstellung fahren. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 11 von 19 Grundlagen einer sicheren und zuverlässigen elektrischen Energieversorgung Einleitung Elektrische Energie verfügt über Eigenschaften, die sie im Vergleich zu anderen Energieformen auszeichnen: Sie kann nicht nur relativ einfach gemessen, gesteuert und geregelt werden, sondern auch effizient und zuverlässig transportiert werden. Da elektrische Energie selber eine Sekundärenergie ist, muss sie durch Umwandlung aus Primärenergien gewonnen werden. Ein elektrisches Energieversorgungssystem hat damit die folgenden Aufgaben zu erfüllen: Kontakt: Monika Ruh ETH Zürich Physikstrasse 3 Institut für Elektrische Energieübertragung und Hochspannungstechnik • Nutzbarmachung der in den natürlich vorkommenden Energieträgern vorhandenen Pri- Tel.: 044 632 28 39 märenergien; [email protected] • Umwandlung der erschlossenen Primärenergien in elektrische Energie; • Transport und Verteilung der erzeugten elektrischen Energie über grosse räumliche Distanzen zu den Verbrauchern. Tatsächlich ist die Verwendung der Primärenergien wie Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie, Kernenergie oder fossile Brennstoffe nur deshalb so effizient, weil die gewonnene Energie in Form von elektrischer Energie transportiert und verteilt wird. Aufgrund all dieser Vorteile kann elektrische Energie als ideale Energieform bezeichnet werden. Neben all den genannten Vorteilen hat elektrische Energie aber einen gravierenden Nachteil: Sie kann in grossen Mengen nicht gespeichert werden. Das hat zur Folge, dass elektrische Energie in den Kraftwerken in dem Moment erzeugt werden muss, in dem sie die Verbraucher benötigen. Um unverzüglich auf die Schwankungen der Verbraucherleistung reagieren zu können, braucht ein elektrisches Verbundsystem Kraftwerke, die dank kurzen Anfahrzeiten schnell in Betrieb genommen bzw. abgeschaltet werden können und deren elektrische Leistung innerhalb einer gewissen Bandbreite sofort regelbar ist. Solche sogenannten Regelkraftwerke sind vor allem Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke, die die Energie indirekt über die potentielle Energie des gestauten Wassers speichern können. In Gebieten, in denen der Einsatz von Speicher- oder Pumpspeicherkraftwerken aufgrund der topographischen Beschaffenheiten nicht gegeben ist, werden auch Öl- oder Gaskraftwerke als Regelkraftwerke eingesetzt. Dies hat allerdings zum Nachteil, dass die betreffenden Kraftwerke ihren Brennstoff schlecht ausnützen, da ihre Gasturbinen dauernd auf Betriebstemperatur gehalten werden müssen. Über 70% der eingesetzten Primärenergie werden so ungenutzt als Abwärme an die Umwelt abgegeben. Leitungsgebundene Energieübertragung Eine physikalische Besonderheit der elektrischen Energie besteht darin, dass ihr Transport von den erzeugenden Kraftwerken zu den Verbrauchern leitungsgebunden erfolgt. Das elektrische Energieübertragungssystem muss deshalb so geplant und ausgebaut sein, dass der Stromtransport von den Erzeugern zu den Verbrauchern sicher und zuverlässig unter Berücksichtigung von sicherheitstechnischen Bedingungen und unter Einhaltung von Schutz- und Stabilitätskriterien erfolgen kann. Ohne ein ausreichend vermaschtes Übertragungsnetz mit genügend Übertragungskapazitäten wäre eine optimale Wahl von wirtschaftlich und technisch sinnvollen Kraftwerksstandorten und damit eine zuverlässige und wirtschaftliche Energieversorgung nicht möglich. Denn das Übertragungsnetz bildet die Voraussetzung dafür, dass regionale und überregionale Erzeugungs- und Belastungsunterschiede ausgenutzt bzw. berücksichtigt werden können. Nur ein gut ausgebautes Übertragungsnetz ermöglicht einen rationellen Verbundbetrieb, der die Energie-Ressourcen optimal ausnutzt und mit einem Minimum an Reserven auskommt. Aus den genannten Gründen ist das Europäische Verbundsystem, ein engmaschiges Netz aus Höchst- und Hochspannungsleitungen, das sich vom Süden von Italien bis zum Norden Dänemarks und vom Westen von Portugal bis zum Osten von Rumänien erstreckt, im vergangenen Jahrhundert nach und nach aufgebaut worden. Das primäre Ziel bei der Zusammenschliessung der Übertragungsnetze der einzelnen europäischen Länder zu einem gemeinsamen Verbundsystem war die Erhöhung der Versorgungssicherheit. Für einen europaweiten grenzüberschreitenden Stromhandel war das europäische Verbundsystem ursprünglich jedoch nicht vorgesehen. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 12 von 19 Die Liberalisierung des europäischen Strommarktes hat nun aber zu einer drastischen Zunahme des grenzüberschreitenden Stromhandels geführt. Als Folge davon werden heute viele der Übertragungsleitungen zwischen den einzelnen europäischen Ländern an der Grenze ihrer Belastbarkeit betrieben. Beispielsweise wurden am frühen Sonntagmorgen des 28. Septembers 2003 kurz vor dem Italien-Blackout alle Grenzleitungen nach Italien nahe an ihrer Belastungsgrenze betrieben, da Italien zu diesem Zeitpunkt über 6600 MW an elektrischer Leistung importierte. Als die erste Leitung infolge eines Überschlags auf einen Baum ausfiel, mussten die verbleibenden Grenzleitungen, die bereits zuvor stark ausgelastet waren, die Leistung der ausgefallenen Leitung noch zusätzlich übernehmen. Da es den verantwortlichen italienischen Netzoperatoren nicht gelang, die italienische Lastsituation rechzeitig zu entschärfen, kam es rund 20 Minuten nach dem Ausfall der ersten Leitung zu einer kaskadenartigen Abschaltung aller übrigen Grenzleitungen, was zum landesweiten Blackout in Italien führte. Regelung des elektrischen Energieübertragungssystems Aufgrund der erwähnten Tatsache, dass elektrische Energie in grossen Mengen nicht speicherbar ist, besteht die wichtigste Regelungsaufgabe in einem elektrischen Energieübertragungssystem in der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Erzeugung und Verbrauch. Das elektrische Energieübertragungssystem befindet sich in seinem Soll-Zustand, wenn die von den Generatoren erzeugte und die von den Verbrauchern bezogene Wirkleistung im Gleichgewicht sind und wenn die Synchrongeneratoren aller einspeisenden Kraftwerke mit ihrer Nenndrehzahl rotieren. Die Netzfrequenz befindet sich dann auf ihrem Sollwert von 50 Hz. Wenn eine Änderung in der Verbraucherleistung auftritt, entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch. Ist die von den Verbrauchern bezogene Wirkleistung grösser als die von den Generatoren erzeugte Wirkleistung, so wird die Leistungsdifferenz unmittelbar durch die kinetische Energie der rotierenden Teile der Turbinen und Generatoren kompensiert, die dadurch abgebremst werden. Dies bewirkt eine Absenkung der Netzfrequenz. Im umgekehrten Fall, wenn die von den Verbrauchern bezogene Wirkleistung kleiner als die von den Generatoren erzeugte Wirkleistung ist, führt die Leistungsdifferenz dazu, dass die rotierenden Teile der Turbinen und Generatoren beschleunigt werden. Dies führt zu einem Anstieg der Netzfrequenz. Es besteht also ein funktioneller Zusammenhang zwischen der Netzfrequenz und der Wirkleistung in einem Verbundsystem: Ein Mangel an Wirkleistung im Netz bewirkt eine Absenkung der Netzfrequenz, ein Überschuss an Wirkleistung hat dagegen einen Anstieg der Netzfrequenz zur Folge. Ein Ungleichgewicht zwischen Verbraucher- und Erzeugerleistung kann auch als Folge eines Generatorausfalls entstehen. Aufgrund des funktionellen Zusammenhangs zwischen der Wirkleistung und der Netzfrequenz ist letztere ein sehr guter Indikator für das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch. Sie hat zudem im gesamten Verbundsystem denselben Wert. Der Grund hierfür ist, dass Wirkleistung aufgrund der relativ kleinen Widerstände der Übertragungsleitungen gut transportiert werden kann. Daher wird in einem Verbundsystem die Wirkleistung häufig auch als globale Grösse bezeichnet – dies im Gegensatz zur Blindleistung, die eher als lokales Phänomen betrachtet wird. Da bei Hochspannungsfreileitungen die längenbezogenen Induktivitäten normalerweise viel grösser als die längenbezogenen Widerstände sind, wird Blindleistung nämlich kaum transportiert. Die erwähnten Abweichungen der Netzfrequenz von ihrem Sollwert gilt es sogleich auszuregeln. Da viele der angeschlossenen Verbraucher sehr empfindlich auf Frequenzabweichungen reagieren und am besten funktionieren, wenn die Netzfrequenz ihren Sollwert besitzt, hat die sogenannte Frequenzregelung dafür zu sorgen, dass die Netzfrequenz nicht zu sehr von ihrem Sollwert abweicht, sondern auch während unvorhergesehener Ereignisse wie Generatorausfällen oder plötzlichen grossen Lastschwankungen auf einem akzeptablen Wert gehalten wird. Eine notwendige Voraussetzung für die Frequenzregelung ist das Bereitstehen von Reserveleistung. In Abhängigkeit davon, wie schnell und wo die Regelung durchgeführt und welche Reserveleistung dafür verwendet wird, lässt sich die Frequenzregelung unterteilen in primäre, sekundäre und tertiäre Frequenzregelung. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 13 von 19 Primäre Frequenzregelung oder Primärregelung Kraftwerke, die an der Primärregelung teilnehmen, sind mit Turbinenreglern ausgerüstet, die als Proportionalregler wirken. Beträgt die Abweichung der Netzfrequenz von ihrem Sollwert mehr als 10 mHz, wird die Primärreglung aktiviert. Die Turbinenregler bewirken dann innerhalb von wenigen Sekunden eine Änderung ihrer Maschinenleistung entsprechend ihrer Kennlinie. Hierfür halten diese Kraftwerke einige Prozent ihrer möglichen Erzeugerleistung als Reserve frei. Mit dieser freigehaltenen Reserve, die als Primärregelreserve oder Momentanreserve bezeichnet wird, müssen diese Kraftwerke in der Lage sein, ihre erhöhte bzw. verringerte Leistungsabgabe bis zu 15 Minuten halten zu können. Sekundäre Frequenzregelung oder Sekundärregelung Die überlagerte Sekundärregelung hat die Aufgabe, die von der Primärregelung noch verbliebene Frequenzabweichung auszuregeln bzw. die Netzfrequenz wieder auf ihren Sollwert von 50 Hz zurückzuführen. Die Sekundärreglung wird nur in jenem Netzabschnitt des Verbundsystems aktiviert, in dem die Ursache für die aufgetretene Frequenzabweichung liegt. Dies geschieht, indem die sich automatisch aktivierenden zentralen Sekundärregler die tatsächlichen Austauschleistungen zu den benachbarten Netzabschnitten mit den in den Fahrplänen deklarierten Austauschleistungen vergleichen. Anhand der so bestimmten Leistungsdifferenz und der gemessenen Frequenzabweichung bestimmt jeder Sekundärregler wie viel Erzeugungsleistung im seinem Netzabschnitt zusätzlich bzw. weniger benötigt wird. In jedem Netzabschnitt müssen deshalb Kraftwerke vorhanden sein, die in der Lage sind, innerhalb von Sekunden bis zu wenigen Minuten die vom Sekundärregler bestimmte Erzeugungsleistung zur Verfügung zu stellen. Die hierfür von diesen Kraftwerken freigehaltene Reserveleistung wird als Sekundärreserveleistung bezeichnet. Tertiäre Frequenzregelung Die der Sekundärregelung überlagerte tertiäre Frequenzregelung wird von den zuständigen Netzoperatoren in den Netzleitzentralen manuell aktiviert. Die Aufgabe der tertiären Frequenzregelung ist es, die Sekundärregelleistung bei starker Inanspruchnahme abzulösen. Dafür müssen genügend Regelkraftwerke vorhanden sein, die über ausreichend Reserveleistung, die sogenannte Minutenreserve, verfügen. Nur dank ausreichend vorhandener Minutenreserve können zudem unplanmässige Ausfälle von einzelnen Kraftwerken kompensiert werden. Kraftwerkseinsatzplanung Um die Erzeugerleistung an die grösseren tageszeitlichen und jahreszeitlichen Änderungen der Verbraucherleistung anpassen zu können, müssen die Generatoren der Kraftwerke entsprechend in Betrieb genommen oder abgeschaltet werden. Dafür werden vorab anhand von Prognosen der zu er-wartenden Verbraucherleistung Pläne erstellt, welche Kraftwerke zu welchen Zeitpunkten ans Netz gehen oder abgeschaltet werden sollen. Für diese Kraftwerkseinsatzplanung sind neben rein wirtschaftlichen Faktoren wie zum Beispiel die Brennstoffkosten vor allem auch technische Faktoren wie die Anlaufszeiten der Turbinen der einzelnen Kraftwerke entscheidend. Während Turbinen von Wasserkraftwerken oder Gasturbinen sehr kurze Anlaufszeiten von typischerweise ein paar Minuten aufweisen, haben thermische Kraftwerke – egal ob konventionell oder nuklear-thermisch – Anlaufszeiten von mehreren Stunden. Aufgrund der Anlaufszeiten und der Brennstoffkosten können die Kraftwerke in drei Kategorien aufgeteilt werden: Spitzenlastkraftwerke (Betriebszeiten von 1000 bis 2000 Stunden pro Jahr) • - Speicherkraftwerke • - Pumpspeicherkraftwerke • - Gasturbinen SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 14 von 19 Mittellastkraftwerke (Betriebszeiten von 3000 bis 4000 Stunden pro Jahr) • Fossilthermische Kraftwerke • Biothermische Kraftwerke Grundlastkraftwerke (Betriebszeiten von 5000 bis 6000 Stunden pro Jahr) • Laufwasserkraftwerke • Kernkraftwerke Die obige Aufteilung ist nicht strikt und kann daher in verschiedenen Verbundsystemen etwas variieren. Aus den in der Aufteilung angegebenen Anzahl Betriebsstunden wird jedoch deutlich ersichtlich, dass jedes Kraftwerk zu bestimmten Zeiten abgeschaltet und damit nicht an der Produktion der elektrischen Energie beteiligt ist. Die gesamte installierte Leistung in einem Verbundsystem muss daher immer grösser sein, als dessen mittlere Verbraucherleistung. Vor allem Kraftwerke, die erneuerbare Energien als Primärenergien nutzen, wie zum Beispiel Photovoltaik-Kraftwerke oder Windkraftwerke, können nur zu jenen Zeiten elektrische Energie produzieren, zu denen ihre Primärenergie zur Verfügung steht, also wenn die Sonneneinstrahlung ausreichend ist, bzw. wenn genügend Wind vorhanden ist. Die erwähnten Regelkraftwerke können aufgrund ihrer Betriebszeiten und ihrer genutzten Primärenergien der Kategorie der Spitzenlastkraftwerke zugeteilt werden. Elektrisches Übertragungsnetz Automatisierungsebene Überwachen Regeln Netzleitsystem Nachführen Auslösen Melden Übersteuern Anzeigen Erfassen Aufzeichnen Unterstation Omega Alarme Prior 1 Prior 2 Prior 3 Betriebstagebuch Alarmtagebuch Schalthandlungen Wartungstagebuch KW Alpha Netzanalysefunktionen KW Beta 100 MVA I [kA] I [kA] P [MVA] 78.077 I [kA] 4.507 P [MVA] 43.565 I [kA] Q [MVar] 3.814 P [MVA] 37.867 Q [MVar] 7.156 P [MVA] 71.041 Q [MVar ] 18.449 Q [MVar] 11.547 100 MVA 8.027 4.576 I [kA ] 3.342 P [MVA] 33.174 Q [MVar] 4.009 8.585 I [kA] 3.520 P [MVA] 34.512 Q [MVar] Industrieanlage Gamma 6.902 Industrieanlage Zeta Quartier Delta Quartier Epsilon Abb. 8: Die übergeordnete zentrale Netzführung wird von den verantwortlichen Operatoren mit Hilfe des Netzleitsystems durchgeführt. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 15 von 19 Die übergeordnete zentrale Netzführung wird von den verantwortlichen Operatoren mithilfe des Netzleitsystems durchgeführt. Nicht alle Spitzenlastkraftwerke sind jedoch auch Regelkraftwerke. Gewöhnliche Spitzenlastkraftwerke werden zwar zu Spitzenlastzeiten in Betrieb genommen, aber nur nach einem im Voraus bestimmten Fahrplan. Regelkraftwerke werden dagegen immer dann in Betrieb genommen, wenn infolge eines unvorhergesehenen Ereignisses wie zum Beispiel eines Generatorausfalles ihre Regelleistung benötigt wird. Die grossen Anfahrzeiten der thermischen Kraftwerke erfordern eine recht genaue Vorhersage des zu erwartenden Verbrauchs. Da die tatsächliche Verbraucherleistung aber nie vollkommen richtig prognostiziert werden kann, braucht es die erwähnte Reserveleistung, welche die Differenz zwischen der Vorhersage und der tatsächlich auftretenden Verbraucherleistung auszugleichen vermag. Netzleitzentralen und Netzleitsysteme Um zu allen Zeitpunkten einen sicheren und wirtschaftlichen Netzbetrieb garantieren zu können, braucht es neben der beschriebenen Frequenzregelung eine allen anderen Regelungen übergeordnete zentrale Netzführung. Diese zentrale Netzführung läuft im Gegensatz zur primären und sekundären Frequenzregelung nicht mehr vollautomatisch ab, sondern wird von den zuständigen Operatoren in den Netzleitzentralen mithilfe moderner Netzleitsysteme durchgeführt. Mit den vom Leitsystem erhaltenen Informationen und mit seinem technischen Wissen und seiner Erfahrung entscheidet der zuständige Operator, welche Schalthandlugen vorzunehmen sind oder nicht. Die äusserste Regelungsschleife wird daher von den verantwortlichen Operatoren «geschlossen». Entsprechend ist es sehr wichtig, dass die eingesetzten Netzleitsysteme nach ergonomischen Prinzipien gestaltet sind. Mehrere der Blackouts der vergangenen Jahre haben die Wichtigkeit ergonomisch gestalteter Netzleitsysteme bestätigt. Die Untersuchungen dieser Blackouts haben gezeigt, dass einige der eingesetzten Netzleitsysteme nicht genügend ergonomisch gestaltet waren, so dass sie die verantwortlichen Netzoperatoren in den Netzleitzentralen nicht wie gewünscht unterstützen konnten. Zum Beispiel war die Alarmverdichtung und –filterung nicht ausreichend oder die Visualisierung des aktuellen Netzzustandes war missverständlich. Die Netzoperatoren verloren so wertvolle Zeit mit der Suche nach dem wahren Grund für die Überflutung mit hunderten von Meldungen oder waren durch die unzulängliche Visualisierung fehlgeleitet worden. Auch beim SBB-Blackout vom 22. Juni 2005 war einer der drei Hauptgründe des Blackouts eine schlechte Visualisierung und eine unzureichende Alarmverdichtung des in der zentralen Leistelle eingesetzten Netzleitsystems. Literatur: [1] Göran Andersson: Elektrische Energiesysteme. Institut für Elektrische Energieübertragung und Hochspannungstechnik, ETH Zürich, 2007. [2] Göran Andersson: Modelling and Analysis of Electric Power Systems. Institut für Elektrische Energieübertragung und Hochspannungstechnik, ETH Zürich, 2007. [3] Göran Andersson: Dynamics and Control of Electric Power Systems. Institut für Elektrische Energieübertragung und Hochspannungstechnik, ETH Zürich, 2007. [4] Rainer Bacher, Urs Näf: Bericht über den Stromausfall in Italien am 28. September 2003. Bundesamt für Energie, Bern 2003. [5] Klaus Heuck, Klaus-Dieter Dettmann: Elektrische Energieversorgung. 5. Auflage, Vieweg Verlag, Braunschweig, Wiesbaden, 2002. [6] Prabha Kundur: Power System Stability and Control. McGraw-Hill, New York, 1994 [7] Thierry Lalive d’Epiney: Strompanne der SBB vom 22. Juni 2005. Schweizerische Bundesbahnen SBB, Infrastruktur Energie, Zollikofen, 2005. [8] Fabio Saccomanno: Electric Power Systems - Analysis and Control. Wiley-IEEE Press, Hoboken US, 2003. [9] Gerhard Schwickardi: Elektro-Energietechnik. 1 und 2. Fachschriftenverlag Aargauer Tagblatt AG, Aarau, 1975 und 1979 [10] René Flosdorff, Günther Hilgarth: Elektrische Energieverteilung. 9. Auflage, B.G. Teubner Verlag, Wiesbaden, 2005. [11] Ernst-Günther Tietze: Netzleittechnik Teil 1: Grundlagen. 2 Auflage, VDE-Verlag GmbH, Berlin, 2006. SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 16 von 19 SGA – Intern Generalversammlung 2007 Am 30. Mai 2007 wurde anschliessend an die Besichtigung des KKW Beznau die diesjährige Generalversammlung abgehalten. Im Namen des Vorstands danken wir Herrn Farruggio für die Organisation der Besichtigung und des anschliessend offerierten Apéros. An beiden Anlässen haben fünfzehn Mitglieder und zwei Gäste teilgenommen. Die Details entnehmen Sie bitte dem angehängten Protokoll bzw. der WEB Seite im internen Bereich. Neues Vorstandsmitglied Nach dem Ausscheiden der Herren Dr. Esfandiar Shafai und Dr. Philippe Müllhaupt aus dem Vorstand, hat sich Herr Prof. Manfred Morari von der ETH Zürich bereit erklärt in diesem Gremium mitzuarbeiten. Dies wurde von den Anwesenden mit Applaus honoriert. Er wurde einstimmig gewählt und der «alte» Vorstand freut sich auf eine gute Zusammenarbeit. Curriculum vitae Manfred Morari wurde im Jahre 1994 als ordentlicher Professor an die ETH berufen und mit der Leitung des Instituts für Automatik am Departement Elektrotechnik betraut. Prof. Morari wurde in Graz geboren. Er studierte an der ETH Zürich Chemieingenieurwesen. Nach dem Doktorat an der University of Minnesota (Ph.D. in Chemical Engineering) lehrte er an der University of Wisconsin in Madison. Von 1983 bis 1994 war er am California Institute of Technology (Caltech) tätig. Als McCollum-Corcoran Professor leitete er dort das Department of Chemical Engineering und gründete das Department of Control and Dynamical Systems. Schwerpunkte seiner Forschung sind die Modellierung, Analyse und Regelung von kontinuierlichen und geschalteten Systemen (hybride Systeme) und ihre Anwendung in der Fahrzeugstechnik, der Leistungselektronik und im biomedizinischen Bereich. Prof. Morari leitet auch Forschungsprojekte auf dem Gebiet der aktiven Vibrationsdämpfung, der Automatisierung in der Anästhesie und der Regelung von biochemischen Trennprozessen. Die Methodik und Software, die in seiner Gruppe aus interdisziplinären Ansätzen heraus entwickelt wurden, finden weltweit breite Verwendung in Hochschule und Industrie. Moraris Forschung ist international anerkannt und wurde durch eine Reihe von Preisen gewürdigt, u.a.: Eckman Award of the American Automatic Control Council, Colburn Award und Professional Progress Award of the American Institute of Chemical Engineers, McGraw Research Award of the American Society for Engineering Education. 1993 wurde Manfred Morari in die U.S. National Academy of Engineering gewählt. Laut ISIHighlyCited.com zählt er zu den meist zitierten Forschern der Welt im Ingenieurbereich. 2005 wurde er Fellow of the Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE) und erhielt den IEEE Control Systems Field Award, die höchste Auszeichnung des IEEE auf dem Gebiet der System- und Regelungstechnik. Kontakt: Prof. Dr. Manfred Morari ETH Zurich Automatic Control Laboratory ETL I 29, Physikstrasse 3 8092 Zurich Phone: +41 44 632 7626 Fax: +41 44 632 1211 [email protected] Neuerungen SGA Bulletin Anfang 2007 erreichte uns eine Anfrage der Schweizerischen Vereinigung für Sensortechnik, ob eine Möglichkeit besteht, die vereinsinternen Nachrichten mit dem SGA Bulletin zusammen zu publizieren. Der Vorstand prüfte diese Anfrage und kam zu der Überzeugung, dass sich daraus für beide Verbände eine WIN-WIN Situation ergeben würde. Einerseits stehen die Beiträge des SGA Bulletins auch den Mitgliedern der SVS zur Verfügung, andererseits sind die Mitglieder der SGA über das Vereinsgeschehen und die angebotenen Exkursionen des SVS informiert. Zwischenzeitlich wurde die Vereinbarung unterzeichnet und mit diesem Bulletin fällt der Startschuss zu einer ersten «erweiterten» Ausgabe. Wenn Sie sich über die SVS informieren wollen, besuchen Sie die WEB Seite mit einem «Klick auf das Logo» oder unter www.sensors.ch! SVS – Schweizerische Vereinigung für Sensortechnik ASTC – Association Suisse de Technologie des Capteurs SSST – Swiss Society for Sensor Technology sensors.ch feeling the world Kontakt: Peter Kirchhofer Hochschule für Technik Zürich 8021 Zürich Tel. +41 (0) 43 268 25 22 Fax +41 (0) 43 268 25 30 • [email protected] SGA Bulletin Nr. 47 Juni 2007 Seite 17 von 19 go. automation 2007: Alles dreht sich um die Technologie Die go, Technologiemesse für Automatisierung und Elektronik, positioniert sich als Fachmesse für hocheffiziente Produktion in der Schweiz und spricht Besucher, die Automatisierungs- und Elektroniklösungen benötigen, an. Hersteller, Importeure und Dienstleister mit hoher Technologiekompetenz aus den Bereichen industrielle Automatisierung und Elektronik präsentieren sich. Zeitgleich zur go findet die ineltec, Technologiemesse für Gebäude und Infrastruktur, statt. 4.-7. September 2007 Messezentrum Basel Alles rund um die Jugend – Bildung und Ausbildung Die Messe Schweiz und der Verband Swiss Technology Network möchte die Jugend für einen technischen Beruf in der Technologiebranche sensibilisieren und sie bei der Entscheidung über den beruflichen Werdegang unterstützen. Mit den verschiedenen Teilprojekten innerhalb der Sonderpräsentationen hat die Jugend die Möglichkeit, die Vielfalt eines technischen Berufes aus verschiedenen Fassetten zu erleben. Sonderschau darwin21 Mit darwin21 wird eine langfristige Bewegung geschaffen, die sich nachhaltig für den Markt, das Image und die Nachwuchsförderung der industriellen Automatisierungsbranche in der Schweiz einsetzt. Im Rahmen der ersten Generation wurde den Teams die Aufgabe gestellt, mindestens sechs menschliche Emotionen mit einem interdisziplinären Technologie-Mix zu realisieren. Sonderschau automenschionTM Im Spannungsfeld zwischen Mensch und Technik spielen die Robotertechnologien eine Schlüsselrolle. An der Sonderschau automenschionTM wird gezeigt, dass Roboter den Menschen zwar nicht ersetzen, aber in vielen neuen Anwendungsbereichen als verlängerter Arm menschlicher Intelligenz würdig vertreten können. Profitieren Sie von Gratiseintritten Zusammen mit der Messe Schweiz offerieren wir Ihnen einen Gratiseintritt an die go, Technologiemesse für Automatisierung und Elektronik Den Gratiseintritt können Sie ab Mitte Juli downloaden. Den dazugehörigen Link erhalten Sie per Mail. Neue Legi Mitglieder Die SGA heisst sechs Studenten des Studiengangs der ZHW Winterthur von Herrn Prof. Dr. Lekkas als Legi-Mitglieder herzlich willkommen: Wir begrüssen die Herren U. Künzle, Th. Honegger, Th. Widmer, M. Hediger, A. Weier und D. Gasser! Herausgeber Impressum Schweizerische Gesellschaft für Automatik Das Bulletin erscheint viermal jährlich und wird den Mitgliedern per E-Mail zugestellt. Es ist für PDF und Bildschirm optimiert. Die gedruckte Version erscheint daher nicht im Association Suisse pour l´Automatique doppelseitigen Layout. Redaktion SGA SVS Dr. Peter Gruber Peter Kirchhofer Gestaltung SGA Sekretariat Christl Vogel Auflage 150 Exemplare SGA + 150 Exemplare SVS Redaktionsschluss für Bulletin Nr. 48 – 15. Oktober 2007 Swiss Society for Automatic Control Adresse SGA Sekretariat Christl Vogel Eggwilstr. 16a CH.9552 Bronschhofen Tel. +41 (0)71 911 84 16 Fax: +41 (0)71 911 84 49 [email protected] sensors.ch feeling the world SVS • ASTC • SSST c/o FSRM, Ruelle Du Peyrou 4, CH-2001 Neuchâtel Tel. +41 (0)32 720 09 00, Fax +41 (0)32 720 09 90 www.sensors.ch Kooperation SGA - SVS sensors.ch feeling the world Die Schweizerische Vereinigung für Sensortechnik (SVS) begrüsst an dieser Stelle alle bisherigen Leser des SGA-Bulletins, aber auch die eigenen Mitglieder. Wir bedanken uns bei der Schweizerischen Gesellschaft für Automatik (SGA) für das Gastrecht in ihrem Bulletin und sind überzeugt, dass alle Leser von dieser Zusammenarbeit profitieren können. SVS-Generalversammlung 2007 Am 23. Mai 2007 fand vor dem Rundgang bei der Fa. HELBLING TECHNIK BERN AG die ordentliche GV der SVS statt. Aus der Traktandenliste seien hier zwei allgemein interessierende Highlights vermerkt: Die Aktivitäten 2006 umfassten neben den sechs von der SVS organisierten Besuchen (HEVS Ecole d'Ingénieurs de Sion, Schott Guinchard, METAS, First Lab ETHZ, Magtrol SA und Tornos SA) auch die vier Besuche, welche vom Groupement Electronique de Suisse Occidentale (GESO) arrangiert wurden (Nespresso, Centre d'Impression d'Edipresse, Valtronic, Ecole d'Ingénieurs de Fribourg). Die Journée Capteurs war mit 125 Teilnehmern und 12 Ausstellern ein ausserordentlich erfolgreicher Anlass, ebenfalls auch der schon traditionellle, 2-tägige Sensor-Kurs in Bern. Der SVS-Preis 2007 von Fr. 1'000.- für die bestprämierte Diplomarbeit aus dem Gebiet der Sensorik an technischen Hochschulen der Schweiz wurde an der GV Herrn Jose-Filipe Gonçalves der Haute Ecole d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD) übergeben. Der Titel seiner Arbeit lautet «Procédé et Dispositif de Mesure on-line de la Conductivité thermique d'un Fluide avec ou sans Changement de Phase». SVS-Besuch vom 23. Mai 2007 bei HELBLING TECHNIK BERN AG, Bern-Liebefeld Die HELBLING Gruppe wurde 1963 durch Max J. Helbling gegründet und startete als Zwei-Mann-Büro in Zürich. Heute ist HELBLING mit 340 Mitarbeitern Engineering- und Consulting-Partner für innovative Lösungen und umfasst die 6 Unternehmensbereiche Technik (Innovation und Produktentwicklung durch Kooperation: «Innovation, together we do it»), Management Consulting (Strategie, Operational Excellence und IT), IT Solutions (Integrierte Informatik-Lösungen), Beratung und Bauplanung (Integrale Lösungen für Immobilien, Energie und Infrastruktur), Capital (Finanzierung und Entwicklung von Unternehmungen) und Corporate Finance (Mergers & Acquisitions, Turnaround und Performance Management). Bern-Liebefeld ist einer von 4 Standorten in der Schweiz. In Deutschland ist HELBLING an 3 Standorten und in den USA in Cambridge MA präsent. Die HELBLING Gruppe ist im Besitz ihrer 20 geschäftsführenden Partner. In Liebefeld ist aus dem Bereich Technik die Gruppe «Optics and Sensors» angesiedelt. Diese Gruppe entwickelte jüngst im Auftrag einer Firma in Hawaii ein Refractometer in Taschenformat, dessen Prototyp uns anlässlich des Firmenrundganges vorgeführt wurde. Mit diesem kompakten Gerät können am menschlichen Auge dessen Fehlsichtigkeit (Dioptrien) gemessen werden. Damit eine solche Messung überhaupt durchgeführt werden kann, muss die sich ständig in Bewegung befindliche Augenpupille durch die Geräte-Kamera automatisch erkannt werden und automatisch auf die Pupillenachse ausgerichtet werden. Das patentierte Messverfahren beruht darauf, dass der Lichtstrahl einer LED vom Refractometer ausgehend auf die Netzhaut im Auge gerichtet wird und von dort in die Geräte-Kamera zurückreflektiert wird. Aus dem gebrochenen Strahlverlauf im Auge kann dessen Fehlsichtigkeit berechnet werden. Kontakt: Peter Kirchhofer Hochschule für Technik Zürich 8021 Zürich Tel. +41 (0) 43 268 25 22 Fax +41 (0) 43 268 25 30 [email protected] Ein zweites Entwicklungsprojekt der Gruppe «Optics and Sensors» ist ein Leckage-Tester für die Verpackungsindustrie. Auch dieses Gerät wurde uns während dem Rundgang vorgeführt. Das Messverfahren basiert auf der spektralen Absorption eines in seiner Wellenlänge durchstimmbaren Lichtstrahles aus einem «Vertical Cavity Surface Emitting LASER» (VCSEL) durch durchsichtige Prüflinge. Aufgrund des gemessenen Absorptionsspektrums Firmen-Web-Site: kann auf die An- bzw. Abwesenheit von Wasserdampf (Feuchtigkeit) oder Sauerstoff aus www.helbling.ch der Umgebungsluft im Prüfling geschlossen werden, was einen Rückschluss auf die Dichtigkeit der Verpackung erlaubt. Das Verfahren erlaubt somit eine zerstörungsfreie Überprüfung der Verpackung. sensors.ch feeling the world SVS • ASTC • SSST c/o FSRM, Ruelle Du Peyrou 4, CH-2001 Neuchâtel Tel. +41 (0)32 720 09 00, Fax +41 (0)32 720 09 90 www.sensors.ch Im Weiteren lernten wir den vielfältigen Einsatz und den Test von Micro-Aktoren kennen, z.B. als Schallgeber bei Hörgeräten. Im Bestreben, den Aufbau und die Fertigung solcher Geräte drastisch zu vereinfachen, wird die Möglichkeit zum Ersatz eines elektromechanischen Gebers durch ein piezo-elektrisches System untersucht. Mit Hilfe eines LASER-gestützten Vibrometers werden dabei Auslenkungen bis zu 1 nm (1/1000 mm) herunter gemessen, und dies im gesamten Bereich der Audiofrequenzen. Andere Aktoren werden in Fluidik-Pumpen eingesetzt, wo für medizinische Applikationen (implantierbare Pumpen, Drug Delivery Devices) kleinste Durchflüsse im Bereich bis zu Nanoliter/Stunde herunter erzeugt werden. Elektronische und optische Laboratorien unterstützen die verschiedenen Entwicklungsaktivitäten, während für die Prüfung der mit HELBLING zusammen entwickelten neuen Generation von NESPRESSO-Maschinen ein spezieller Testraum konzipiert wurde. sensors.ch feeling the world SVS-Besuch vom 07. Februar 2007 bei MAXON MOTOR, Sachseln MAXON MOTOR ist Entwickler, Hersteller und Anbieter von massgeschneiderten Komponenten und Systemen in der Präzisions-Antriebstechnik im Leistungsbereich von 30 mW bis 500 W und im Momentenbereich von 2 µNm bis 670 Nm. Die Firma ist sowohl in technischen als auch in kommerziellen Belangen flexibel und verfügt über Produktionsstätten in der Schweiz, in Deutschland und Ungarn. 2005 erarbeiteten die weltweit etwa 1500 Mitarbeiter einen konsolidierten Umsatz von CHF 240 Mio. Unter dem Namen «Interelectric Sachseln AG» wurde das Unternehmen Ende 1961 gegründet. 1968 bis 1969 wurde das Maxon-Kleinstmotoren-Programm mit eisenlosen Rotoren entwickelt und dessen rautenförmige Wicklung sowie die dazugehörige Wickeltechnik patentiert. Zu den technologischen Kompetenzen von MAXON zählen weiter auch Spritzgussverfahren für Kunststoff, Keramikund Metallpulver, Encodertechnologien, Elektronik, Systemtechnik sowie Montage- und Automatisierungstechnik. Das Qualitätsmanagementsystem ist nach ISO 9001:2000 und ISO 14001:2004 zertifiziert, nächstens aber auch für die Medizintechnik (nach ISO 13485) und für automotive Anwendungen (nach TS 16949). Auf dem Rundgang besuchten wir verschiedene Abteilungen: Kontakt: Peter Kirchhofer Hochschule für Technik Zürich 8021 Zürich Tel. +41 (0) 43 268 25 22 Fax +41 (0) 43 268 25 30 [email protected] Kunststoffteilefertigung: Zum Einen wird hier der Kollektorkörper mit Lamellen bestückt auf die Motorwelle aufgespritzt teilweise in Handarbeit, teilweise aber auch vollautomatisch roboterisiert. Auf andern Spritzgussautomaten werden Statoren mit eingespritztem Zylindermagnet gefertigt. Diese werden im zusammengebauten Motor vom Rotor in Form eines Glockenankers umhüllt. Wicklerei: Hier werden die speziellen Maxon-Wicklungen in Form einer freitragenden Glocke hergestellt und gleich mit den passenden Kommutatoren zusammengebaut: die Anschlussdrähte werden mit den Kommutatorlamellen verschweisst und die Glockenwicklung mit dem Kollektorkörper verklebt. Anschliessend wird der komplette Rotor durch Auftragen eines Lacktröpfchens an der richtigen Stelle dynamisch ausgewuchtet. Firmen-Web-Site: www.maxonmotor.com Motormontage: Hier werden die verschiedenen Motorkomponenten sowie unterschiedliche Wellen-Lager zu Bilder mit freundlicher Genehmigung der Fa. Maxon Standard-Motoren oder nach Kundenspezifikationen zusammengefügt. Entwicklungsabteilung: Neben den für Konstruktion und Elektronik-Design üblichen CAD-Systemen, Messgeräten und Hilfsmitteln stach besonders ein eben neu beschaffter Schwingungsanalysator ins Auge, welcher mit Hilfe eines ablenkbaren LASER-Strahls die Oberfläche z.B. eines Motors abtasten kann und dabei deren dynamische Verformung (Vibrationen) ausmisst und auf einem Display darstellt. Neben all den freizügig gezeigten Motor- und System-Komponenten konnten wir zum Schluss auch das 1:1 Modell des Mars-Rovers «Spitit» und «Opportunity», die je mit 39 MAXON-Motoren bestückt sind, aus der Nähe bewundern. Kommende Veranstaltungen ·4. Sept. 2007: Camille Bloch AG in Cortelary 23. Okt. 2007: Bien-Air Dental in Biel