Praxis und Perspektiven der Gastroenterologie
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Praxis und Perspektiven der Gastroenterologie
Abstracts Praxis und Perspektiven der Gastroenterologie Gladbeck Rostock 12. September 2009 Braunschweig 25. April 2009 Samstag, 13. Juni 2009 9.00 – 18.00 Uhr Veranstaltungsort: Maschinenhalle Zweckel Frentroper Straße 45966 Gladbeck Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck Prof. Dr. W. E. Schmidt, Bochum Magdeburg 5. Dezember 2009 Gladbeck 13. Juni 2009 Bochum 21. März 2009 Böblingen 7. Februar 2009 Neustadt / Weinstraße 19. September 2009 München 10. Oktober 2009 Programm 9.00 Uhr Begrüßung Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck Sitzung I: Funktionsdiagnostik – Kernstück gastroenterologischer Diagnostik Vorsitz: Prof. Dr. W. Domschke, Münster Prof. Dr. B. Braden, Oxford 9.05 Uhr H2-Atemtests: von A (Anfang) bis Z (Zucker) Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck 9.25 Uhr Die Rolle des Gastroenterologen bei Non-cardiac chest pain, Asthma und Laryngitis posterior (gastrica) Prof. Dr. H. Koop, Berlin 9.45 Uhr Gestörte Magenkontraktionen und -entleerung – Relevanz statt Firlefanz Dr. O. Götze, Zürich 10.05 Uhr Das A und O der anorektalen Funktionsdiagnostik (ohne Abstract) Prof. Dr. T. Frieling, Krefeld 10.25 Uhr Vom Charme des Kohlenstoffatoms zum Glücksfall der Gastroenterologen: 13C-Atemtests Prof. Dr. B. Braden, Oxford 10.45–11.00 Uhr Kaffeepause Sitzung II: Gastroenterologie und Genetik Vorsitz: Prof. Dr. W.E. Schmidt, Bochum Prof. Dr. G. Gerken, Essen 11.00 Uhr Genetik chronisch entzündlicher Darmerkrankungen: Schwerpunkt Ätiologie, Diagnostik oder Therapie? Dr. S. Sina, Kiel 11.20 Uhr Gentherapie heute: das Machbare zwischen Hoffnung und Enttäuschung, die Hoffnung zwischen Machbarem und Begeisterung Prof. Dr. M. Ott, Hannover 1 11.40 Uhr Pharmakogenetik – From bench to bedside Dr. A. Jetter, Zürich Sitzung III: Hepatologie heute 12.00 Uhr Gentests in der Hepatologie: Genaue Indikation statt generöser Anforderung, sinnvolle Algorithmen PD Dr. B. Kronenberger, Frankfurt 12.20 Uhr Medikamentöse Leberschäden: erkennen, beweisen, vermeiden Prof. Dr. G. Gerken, Essen 12.40 Uhr Neue Medikamente bei hepatozellulärem Karzinom (HCC), Fibrose und Nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH) (ohne Abstract) Prof. Dr. W.E. Schmidt, Bochum 13.00 Uhr Grußworte Prof. Dr. H. Rusche, Bochum Bürgermeister U. Roland, Gladbeck 13.10–14.00 Uhr Mittagspause Sitzung IV: Seltene Syndrome in etwa 5 Minuten Vorsitz: Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck Prof. Dr. W. Domschke, Münster 14.00 Uhr Alagille-Syndrom P. Bogedain, Gladbeck 14.10 Uhr Budd-Chiari-Syndrom (ohne Abstract) Prof. Dr. A.Tromm, Hattingen 14.20 Uhr Boerhaave-Syndrom Prof. Dr. T. Wehrmann, Wiesbaden 14.30 Uhr Stauffer-Syndrom Dr. G. Mayer, Wiesbaden 14.40 Uhr Der seltene gastroenterologische Befund: das Bannayan-Ruvalcaba-Riley-Syndrom PD Dr. M. Hocke, Meiningen 14.50 Uhr Heyde-Syndrom Dr. P. Rüb, Gladbeck 2 15.00 Uhr Biliäre Hamartome oder „von-Meyenburg-Komplex“ Prof. Dr. C.F. Dietrich, Bad Mergentheim 15.10 Uhr Cronkhite-Canada-Syndrom Dr. C. Pox, Bochum Sitzung V: Viszerale Infektionen Vorsitz: Prof. Dr. E.F. Stange, Stuttgart Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck 15.20 Uhr CED = Consequence of (deficient) enteric defensins? Prof. Dr. E.F. Stange, Stuttgart 15.40 Uhr Neue Verlaufsformen bekannter Infektionen: Noro – no fun & C. difficile – more difficile Prof. Dr. B. Lembcke, Gladbeck 16.00 Uhr Divertikulitis – die Kunst der klinischen Balance zwischen konservativer Unter- und chirurgischer Übertherapie Prof. Dr. A.Tromm. Hattingen 16.20–16.35 Uhr Kaffeepause Sitzung VI: Von der Bildgebung zur Intervention Vorsitz: Prof. Dr. T. Wehrmann, Wiesbaden Prof. Dr. W.E. Schmidt, Bochum 16.35 Uhr Ultraschall-gezielte Therapie: das Spektrum des Sinnvollen in den Möglichkeiten des Machbaren Prof. Dr. C.F. Dietrich, Bad Mergentheim 16.55 Uhr Kapselendoskopie – Ballonenteroskopie: wer profitiert? Dr. H. Ullerich, Münster 17.15 Uhr Endoskopische therapeutische Verfahren bei der chronischen Pankreatitis: Strategie und Ergebnisse PD Dr. H. Seifert, Oldenburg 17.35 Uhr Endoskopische Therapie mittels Resektion von frühmalignen Veränderungen an Ösophagus und Magen Prof. Dr. T. Wehrmann, Wiesbaden 17.55 Uhr Schlusswort Prof. Dr. W.E. Schmidt, Bochum Anschriften der Referenten und Vorsitzenden s. Seiten 83–84 3 H2-Atemtests: von A (Anfang) bis Z (Zucker) B. Lembcke Klinik für Innere Medizin, St. Barbara-Hospital, Gladbeck Die Analyse der endexspiratorischen Atemluft auf Wasserstoff (H2) hat sich seit der ersten Veröffentlichung in Deutschland 1979 (1) einen festen Platz in der gastroenterologischen Funktionsdiagnostik erworben. Dabei wird die Fähigkeit der (normalen) Bakterienflora ausgenutzt, Kohlenhydrate zu verstoffwechseln und Wasserstoff (H2) freizusetzen. Im Gegensatz zu 13/14 CO2-Atemtests ist dabei keine Markierung erforderlich, denn eukaryoten Zellen, also dem menschlichen Organismus, ist die Fähigkeit zur H2-Bildung nicht gegeben. Als Axiom gilt also: H2 ist beim Menschen stets bakteriellen Ursprungs. Die Indikationen zum H2-Atemtest ergeben sich aus 3 Szenarien (2): • Im Jejunum/Ileum nicht resorbierte Kohlenhydrate gelangen zum normalen Standort der Bakterienflora im Colon (Beispiel: Kohlenhydrat-Malabsorption) (Abb. 1) • Kohlenhydrate im Dünndarm kommen im Darmlumen in Kontakt mit einer Bakterienflora am falschen Standort (Beispiel: bakterielle Überbesiedlung) • Normalerweise nicht resorbiertes Substrat gelangt zum normalen Standort der Bakterienflora (Beispiel: Transitzeitbestimmung). (i) Der H2-Atemtest stellt derzeit die zuverlässigste Methode zum Nachweis einer Kohlenhydat-Malassimilation dar. Am gebräuchlichsten ist der Nachweis der Laktose-Malabsorption, aber das Prinzip ist in gleicher Weise auch für andere KH anwendbar (z. B. Fruktose, Sorbit, Raffinose) und erlaubt auch die Erfassung einer medikamentös ausgelösten KH-Malassimilation (z. B. unter Acarbose). Größere Bedeutung als im Rahmen von globalen Malassimilationssyndromen (3) besitzen die H2-Atemtests für das Verständnis des Meteorismus bei der Kohlenhydrat-Malassimilation, insbesondere aber auch beim Reizdarm-Syndrom (4). 5 Abb. 1: Pathogenese der H2- bzw. Darmgasbildung und von Beschwerden bei der Kohlenhdyrat-Malassimilation (aus: B. Lembcke. Leitsymptom Meteorismus. Dt. Ärztebl. 1990; 87: B 2685-1) Der Nachweis einer Malabsorption mit 50 g Laktose (pathol. H2-Anstieg: > 20 parts per million [ppm]) ohne Berücksichtigung der konkreten Ernährungsgewohnheiten ist allerdings ohne klinische Bedeutung. Ein pathologischer Laktose-H2-Atemtest klärt die Ursache von Meteorismus, Flatulenz oder Völlegefühl dann nicht, wenn der Patient zwar Laktose-Malabsorber ist (d. h. z. B. einen genetisch determinierten Laktase-Mangel aufweist), aber gar keine Laktose zu sich nimmt. Aus dem gleichen Grund ist auch ein Gentest auf das Vorliegen eines Laktase-Mangels klinisch bedeutungslos (eine Laktose-Malabsorption ist überdies auch möglich, wenn kein genetisch determinierter sog. primärer Laktase-Mangel vorliegt, z. B. bei allen Formen eines sekundären Laktase-Mangels [u. a. bei der Sprue, aber auch bei medikamentösen oder infektiösen/entzündlichen Störungen der Mukosa-Architektur oder beim Vorliegen einer Roux-Y-Anastomose]). Ein weiterer verbreiteter Irrtum ist die Vorstellung, das Ausmaß der KohlenhydratMalabsorption quantitativ durch den Vergleich der H2-Produktion mit der H2-Produktion nach Verabreichung von Laktulose als internem Standard bestimmen zu können. Die Fähigkeit zur Wasserstoff-Freisetzung ist sowohl interindividuell verschieden als auch intraindividuell substratabhängig unterschiedlich. Dementsprechend ist ein non-H2-producer nach Laktulose auch nicht gleichzeitig zwingend 6 ein non-H2-producer mit Glukose oder Laktose als Substrat. Dass überhaupt der Eindruck entstehen konnte, eine Quantifizierung vornehmen zu können, liegt (ähnlich wie der fixe Grenzwert von 20 ppm für den pathol. Anstieg der H2-Konzentration) an der großen Vielfalt und Masse der Bakterien im Kolon, die als „black box“ in ihrer Summe uniform zu reagieren scheinen. Dies hält aber einer exakten Überprüfung nicht Stand. So ist z. B. der H2-Anstieg in der Atemluft direkt abhängig von der H2-Diffusion aus dem Darm in die Zirkulation und unterliegt damit luminalen Druckschwankungen im Kolon (problematisch bei Reizdarm-Patienten mit spastischer Druckerhöhung im Kolon). Raffinose und Stacchyose sind nichtverdauliche Oligosaccharide, die in blähenden Gemüsesorten physiologisch vorkommen, z. B. in Bohnen oder Linsen. Fruktose und Sorbit sind Monosaccharide, die z. B. in (Stein)obst gehäuft vorkommen, insbesondere aber durch die industrielle Herstellung von Lifestyle-Nahrungsmitteln (Fruktose in Limonaden und Candy-Getreideprodukten, Sorbitol in sog. „zuckerfreien“ Kaugummis und Drops) zunehmend konsumiert werden. Sorbit wird dabei kaum resorbiert (Diffusion), Fruktose hingegen kann sowohl über die erleichterte Diffusion (Carrier-vermittelter Transport, effektiv bis ca. 25–50 g Fruktose) wie auch (zusammen mit Glukose im Verhältnis 1:1) über das der Saccharosespaltung nachgeschaltete sog. disaccharide-related transport system resorbiert werden. Anders als bei der Laktose-Malabsorption ist die Interpretation einer Malabsorption von Fruktose daher nicht nur abhängig davon, ob der Patient Fruktose in der getesteten Menge konsumiert, sondern auch, ob dies als freie kristalline Fruktose zusammen mit Glukose (verbessert die Resorption) oder etwa zusammen mit Sorbit (hemmt die Fruktose-Resorption) erfolgt. 7 Abb. 2: Intestinale Transportmechanismen für Fruktose Diagnostische Wertigkeit besitzt ein Fruktose-H2-Atemtest daher nur in ganz speziellen Situationen; seine aktuell wohl verbreitete Anwendung scheint mehr pathophysiologischer Unkenntnis in Kombination mit der Möglichkeit zur Abrechnung geschuldet. (ii) Für die Bestimmung der orocoecal Transitzeit mit 10 g Laktulose in isotoner Lösung (normal: 80 min) sind relevante klinische Fragestellungen nicht erkennbar, da die Überlappung verschiedener Kollektive mit der Kontrollgruppe sehr groß ist, u. a. zyklische und Lebensalterseinflüsse bestehen und letztlich nur intraindividuelle Veränderungen, z. B. bei pharmakologischen Untersuchungen, adäquate Informationen bieten. Welche klinische Erkenntnis eine beschleunigte Passagezeit bis zum Coecum beinhaltet, bleibt aber unklar. Weder impliziert sie eine Malabsorption (Reservekapazität) noch Durchfälle (Prädominanz der Kolonpassage). Die Wertigkeit einer auf z. B. 30 min. verkürzten Transitzeit bei einem Patienten mit BII-Magen und Roux-Y-Anastomose ist beispielsweise nicht durch die Transitzeitbestimmung zu klären: Ist hier die Passagezeit bis zum Coecum tatsächlich auf 30 min. verkürzt oder liegt eine bakterielle Überbesiedlung (afferent-loop-Syndrom) mit H2-Produktion bereits im Dünndarm vor? 8 (iii) Für die Diagnostik der bakteriellen Überbesiedlung ist der 50 g- bzw. 75 gGlukose-H2-Atemtest derzeit die einzige, klinisch praktikable Methode. Sensitivität und Spezifität sind jedoch suboptimal (ca. 60–80 %). Alternative Methoden sind als klinisch praktikable Alternativen entweder gleich zu bewerten (13C-Xylose-Atemtest) oder weder besser noch klinisch verfügbar (z. B. 14 C-Glykocholat-Atemtest, SCFA- Bestimmung im Jejunalaspirat). Der Glukose-H2-Atemtest findet klinische Bedeutung beim Vorliegen eines Malassimilationssyndroms in Verbindung mit zur bakteriellen Überbesiedlung führenden Konditionen, i. e. intestinalen Blindsack- oder Stasebezirken, Motilitätsstörungen, Hypochlorhydrie (auch: PPI), Störungen der lokalen sekretorischen Immunität (u. a. IgA-Mangel) sowie Fistelbildungen zum Kolon. H2-Atemtests haben unser Verständnis der Resorption und Malabsorption von Zuckern erheblich bereichert. Die Objektivierung einer Malabsorption bereits geringer Kohlenhydratmengen (etwa 2 g) oder die luminale Metabolisierung bei der bakteriellen Überbesiedlung des Dünndarms haben andere klinisch-diagnostische Methoden (zu Recht) verdrängt. Die bisweilen limitierenden physikalischen und bakteriologischen Grundlagen der H2-Atemtests sollten angesichts reger Anwendung jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Literatur: 1. Caspary WF, Lembcke B, Lücke H. H2-Analyse der Atemluft – wertvoller Test der gastroenterologischen Diagnostik bei Kohlenhydratmalabsorption und Bestimmung der intestinalen Transitzeit. Verh Dtsch Ges Inn Med. 1979; 85: 165–7. 2. Lembcke B, Caspary WF. Atemanalytische Funktionstests. In: W.F. Caspary (Hrsg.). Handbuch der inneren Medizin, Bd. 3/3A : Dünndarm. Springer, BerlinHeidelberg-New York, 1983, S. 778–808. 3. Fernández-Bañares F, Esteve M, Salas A, et al. Systematic evaluation of the causes of chronic watery diarrhea with functional characteristics. Am J Gastroenterol. 2007; 102: 2520–8. 4. Lembcke B. Kohlenhydratmalabsorption und funktionelle Darmstörungen. In: J. Hotz, W. Rösch (Hrsg.). Funktionelle Störungen des Verdauungstraktes. Springer, Berlin-Heidelberg-New York, 1987; S. 35–57. 9 Die Rolle des Gastroenterologen bei Non-cardiac chest pain, Asthma und Laryngitis posterior (gastrica) H. Koop Klinik für Innere Medizin II – Gastroenterologie, HELIOS Klinikum Berlin-Buch In der Abklärung des nicht-kardialen Thoraxschmerzes spielt der Gastroenterologe eine wichtige Rolle. Thoraxschmerzen sind ein eigenständiges Symptom der Refluxkrankheit, das auch ohne weitere Reflux-typische Beschwerden wie Sodbrennen oder saure Regurgitation auftreten kann. Deshalb wurde der Thoraxschmerz in der Montreal-Klassifikation in die Liste der Refluxsymptome als eigenständige Manifestation aufgenommen. Bei der Abklärung von Thoraxschmerzen kommt der Anamnese eine zentrale Rolle zu: Sind begleitende Symptome wie Sodbrennen oder saure Regurgitation vorhanden, wird Reflux als Ursache des Thoraxschmerzes um ein Mehrfaches wahrscheinlicher. Weitere wichtige Informationen kann die probatorische Therapie mit einem Protonenpumpenblocker (PPI) geben: Nach Meta-Analysen (Am J Gastroenterol. 2005; 100: 1226) kommt der Aussagekraft des PPI-Tests eine hohe Bedeutung zu (NNT = 3). Daher sollte schon frühzeitig bei der Evaluation von Patienten mit nicht-kardialem Thoraxschmerz (die mit 65–80% ohnehin die größere Gruppe in der Gesamtheit der Patienten mit thorakalen Schmerzen ausmacht) an die Möglichkeit von Reflux als Auslöser gedacht werden. Reflux ist bei Pneumologen und insbesondere HNO-Ärzten der neue Renner. Wenn Husten (bzw. Asthma) ursächlich nicht klar zugeordnet werden kann oder die Patienten unvollkommen auf die Therapie ansprechen, wird gern der Gang zum Gastroenterologen empfohlen, da Reflux als Auslöser favorisiert wird. Entsprechende Meta-Analysen (Am J Gastroenterol. 2006; 101: 2646; BMJ 2006; 332: 11) zeigen jedoch deutlich, dass Reflux ohne eine begleitende entsprechende ösophageale Symptomatik selten als Verursacher von Husten in Betracht kommt, dagegen Husten als zusätzliches Symptom bei typischen Refluxbeschwerden oft gut auf die PPITherapie anspricht. Zwar wird man gelegentlich – mangels alternativer verlässlicher diagnostischer Methoden – nicht um eine probatorische Therapie herumkommen. 10 Dennoch sollte sie bei Erfolglosigkeit dann auch konsequent abgesetzt und nicht weitergeführt werden. Die Beziehung zwischen Asthma und Reflux ist komplex: Beide Erkrankungen sind häufig assoziiert, ohne dass daraus bereits eine kausale Beziehung abzuleiten ist. Die Rolle des pathologischen Refluxes, insbesondere bei Patienten mit schwer zu therapierendem Asthma, ist nicht einfach zu evaluieren und kann letztlich nur anhand von Therapiestudien mit PPI abgeschätzt werden. Eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt, dass in dieser Patientengruppe die Gabe eines PPI die Behandlungsergebnisse des Asthmas nur marginal verbessert (N Engl J Med. 2009; 360: 1487). Daher sollten die Reflux-assoziierten Atemwegsmanifestationen hinterfragt werden und der Einsatz von säurehemmenden Pharmaka nicht unkritisch erfolgen. 11 Gestörte Magenkontraktionen und -entleerung – Relevanz statt Firlefanz O. Götze, W. Schwizer Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Departement für Innere Medizin, Universitätsspital Zürich, Schweiz Eine gestörte Magenentleerung (Gastroparese) ist durch eine prolongierte Retention von Mageninhalt ohne Nachweis einer mechanischen Obstruktion charakterisiert und mit typischen dyspeptischen Symptomen assoziiert (1). Sowohl die Symptome als auch die durch die verzögerte Magenentleerung verursachten Folgeerscheinungen, z. B. die veränderte Pharmakokinetik von oral applizierten Medikamenten, gastroösophagealer Reflux oder der Einfluss auf den Glukosestoffwechsel beim Diabetiker beeinträchtigen signifikant die Lebensqualität (2–4). Obwohl die Prävalenz der Gastroparese nicht eindeutig bekannt ist (ca. 4% der Bevölkerung wird symptomatisch), zeigen aktuelle Daten einer amerikanischen Studie, dass die Anzahl der Hospitalisationen aufgrund einer Gastroparese als Hauptdiagnose in den Jahren 1995–2004 um 158% (3977 vs. 10.252 Fälle) und als Nebendiagnose um 136% deutlich angestiegen ist, wohingegen z. B. die durch einen Diabetes mellitus oder durch gastroösophageale Reflux- bzw. Ulkuserkrankung bedingten Hospitalisationen nicht oder nur um ca. 50% vermehrt aufgetreten sind. Es konnte zudem gezeigt werden, dass die zu vermutende – ätiologisch jedoch unklare – Zunahme der Prävalenz der Gastroparese einen relevanten ökonomischen Faktor darstellt (5). Vor dem Hintergrund der aktuell eingeschränkten Studienlage wird deutlich, dass klinische Studien erforderlich sind, die 1. die Prävalenz der Gastroparese, 2. ihre Ätiologie einschließlich des Zusammenhangs mit dem Typ-2-Diabetes, der postoperativen Gastroparese und idiopathischen Formen, 3. den longitudinalen Krankheitsverlauf und 4. den Einfluss auf die medizinische Versorgung präzisieren (5). Zusätzlich stellt die Gastroparese häufig eine Komponente eines sogenannten „Dysmotilitätssyndroms“ dar, wie z. B. das einer chronischen intestinalen Pseudoobstruktion oder dem Morbus Parkinson und weist eine breite Überlappung, besonders in der Begleitsymptomatik, mit der funktionellen Dyspepsie auf. Erschwerend für das biologische Verständnis der klinischen Dysmotilität und der assoziierten viszeralen Perzeption ist es, dass nur wenige humane grundlagen12 wissenschaftliche Daten zur zellulären/molekularen Pathogenese vorliegen. Es wird aufgrund von tierexperimentellen Studien zur diabetischen Gastroenteropathie vermutet, dass multiple zelluläre Regelkreise u. a. sowohl im intrinsischen (NOproduzierende Neurone, Cajal-Zellen) als auch im extrinsischen Nervensystem des Gastrointestinaltrakts (N. vagus) involviert sind (6). Hierbei wird der Zusammenhang zwischen spezifischen gastralen und intestinalen Partialstörungen, wie z. B. einer gestörten Mahlzeiten-assoziierten gastralen Akkommodation, einer elektrischen Hypo/Hyperaktivität (Brady-, Tachygastrie), einer reduzierten myoelektrischen Motorkomplex-Phase-III-Aktivität oder einer gestörten antro-duodeno-intestinalen Koordination als Ursache des klinischen Endpunkts Gastroparese nicht ausreichend verstanden. Auch ist die Interaktion mit spezifischen Symptommustern und deren Behandlung mit Prokinetika nur wenig erforscht. Aufgrund dieser multifaktoriellen (patho-)physiologischen Mechanismen sind moderne diagnostische minimalinvasive Technologien erforderlich, die möglichst übergreifend das Zusammenspiel einzelner Faktoren der Gastroparese und der Symptomentstehung beschreiben und klinisch relevante Subpopulationen mit definierten Störungsmustern abgrenzen können (7). Hierdurch könnte der aus Studien mit unselektionierten Patientenpopulationen bekannte unspezifische therapeutische Effekt von prokinetischen Pharmaka, Ernährungsinterventionen oder der gastralen Neuromodulation besser verstanden werden. Die Neu- und Weiterentwicklungen von Magnetresonanz-Untersuchungstechniken ermöglichen eine effiziente Beantwortung einiger dieser Fragestellungen. Erstmalig können nicht-invasiv, präzise und simultan unterschiedliche Aspekte von Funktion und Funktionsstörungen des Gastrointestinaltrakts und deren Beeinflussung durch Therapien unter physiologischen Bedingungen mit Bildaufnahmen im Millisekundenbereich erfasst werden. Entscheidend für die Genauigkeit der MRT-Messungen ist die Verwendung von mehreren kombinierten flexiblen Oberflächenspulen (phasedarray coils), welche das Abdomen des Patienten in jeder beliebigen, liegenden oder sitzenden Körperposition möglich machen (Abb. 1) (8). 13 Abb. 1: MRT-Bildgebung in Rechtsseitenlage (A) und in sitzender Position (B). Die Messungen in Rechtsseitenlage erfolgen in einem MRT-Scanner kompakter Bauweise (1.5 T), solche in sitzender Position in einem MRT-Scanner offener Bauweise (0.5 T). Die Magenentleerung war die erste gastrointestinale physiologische Funktion, welche mit MRT bestimmt werden konnte. Die Vorteile der MR-tomografischen Bestimmung der Magenentleerung sind die fehlende Strahlenbelastung und sowohl die Detektion von Volumenänderungen der Mahlzeit als auch des gesamten Magens und damit auch der Akkommodation in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung und die zusätzliche Beurteilung umgebender anatomischer Strukturen. Dies ist mit herkömmlichen Methoden nicht oder nur begrenzt möglich (Abb. 2). 14 Abb. 2: Magen (umrandet), Mahlzeit und intragastrale Luft in sagittalen MRT-Bildern prä- (t = -5 min) und postprandial (t = 0 min) und nach 45 Minuten. Entnommen aus: Götze O et al. Internist (Berl). 2006; 47: 28–38. Zusätzlich zu den Messungen der Magenentleerung und Akkommodation können z. B. simultan die Magensekretion mit möglichem Nachweis von Säureschichten auf der Mahlzeit (Abb. 3A), die intragastrale Verteilung von Pharmaka oder Nahrungsbestandteilen und auch gleichzeitig die Kontraktionen des Magenantrums und des Duodenums (Abb. 3B) bestimmt werden (9, 10). 15 Abb. 3: (A) Farbkodierte transversale T1-Mappen mit konturiertem Magen zur nichtinvasiven Bestimmung der Magenvolumensekretion. Jeder Pixelwert entspricht einem Gadolinium-Konzentrationswert. 5 Minuten nach Einnahme einer mit 1200 μM Gd-DOTA markierten, viskösen Flüssigmahlzeit wird noch keine Magensekretion festgestellt. Nach 30 Minuten bildet sich auf der Mahlzeit eine dicke Sekretionsschicht aus (Pfeile), die auf der Mahlzeit „schwimmt“. (B) Antrumkontraktionen (Pfeile) in Zeitintervallen von 10 Sekunden aus einer MRT-Filmsequenz; geneigte, koronare Bildebene; L = Leber; GB = Gallenblase In Kombination mit anderen wenig invasiven Untersuchungsmethoden wie z. B. der 13 C-stabil-Isotopen-Analytik, der minimalinvasiven fiberoptischen intragastralen Druckmessung oder einer simultanen Bestimmung von gastrointestinalen Peptidhormonen kann der Zusammenhang einer gestörten gastrointestinalen Motorfunktion und der viszeralen Perzeption noch besser präzisiert werden. Trotz vieler Vorteile der MRT gegenüber anderen funktionsdiagnostischen Methoden sind – neben der Kostenfrage – MR-Scanner und auch die Untersuchungszeit nicht überall frei verfügbar. Zusätzlich erschwert das Fehlen klarer diagnostischer Standardmethoden für bestimmte Funktionsstörungen, wie z. B. der gestörten gastralen Akkommodation, die Validierung der Methodik. Zusammenfassend besitzt die MRT in Kombination mit neuen Methoden der gastrointestinalen Funktions16 diagnostik jedoch ein großes Potenzial, sich in naher Zukunft als bildgebendes Standardverfahren zur Erfassung der Pathophysiologie der Gastroparese und anderer Motilitätsstörungen des GI-Trakts zu etablieren und wertvolle Dienste in der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden zu leisten. Literatur: 1. Parkman HP, Hasler WL, Fisher RS; American Gastroenterological Association. American Gastroenterological Association technical review on the diagnosis and treatment of gastroparesis. Gastroenterology. 2004; 127: 1592–622. 2. Farup CE, Leidy NK, Murray M, Williams GR, Helbers L, Quigley EM. Effect of domperidone on the health-related quality of life of patients with symptoms of diabetic gastroparesis. Diabetes Care. 1998; 21: 1699–706. 3. Revicki DA, Rentz AM, Dubois D, et al. Gastroparesis Cardinal Symptom Index (GCSI): development and validation of a patient reported assessment of severity of gastroparesis symptoms. Qual Life Res. 2004; 13: 833–44. 4. Soykan I, Sivri B, Sarosiek I, Kiernan B, McCallum RW. Demography, clinical characteristics, psychological and abuse profiles, treatment, and long-term follow-up of patients with gastroparesis. Dig Dis Sci. 1998; 43: 2398–404. 5. Wang YR, Fisher RS, Parkman HP. Gastroparesis-related hospitalizations in the United States: trends, characteristics, and outcomes, 1995–2004. Am J Gastroenterol. 2008; 103: 313–22. 6. Vittal H, Farrugia G, Gomez G, Pasricha PJ. Mechanisms of disease: the pathological basis of gastroparesis – a review of experimental and clinical studies. Nat Clin Pract Gastroenterol Hepatol. 2007; 4: 336–46. 7. Peeters TL. New motilin agonists: a long and winding road. Neurogastroenterol Motil. 2006; 18: 1–5. 8. Götze O, Steingötter A, Schwizer W, Fried M. [Functional magnetic resonance imaging of the gastrointestinal tract – clinical application possibilities?]. Internist (Berl). 2006; 47: 28–38. 9. Goetze O, Steingoetter A, Menne D, et al. The effect of macronutrients on gastric volume responses and gastric emptying in humans: A magnetic resonance imaging study. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2007; 292: G11–7. 10. Goetze O, Treier R, Fox M, et al. The effect of gastric secretion on gastric physiology and emptying in the fasted and fed state assessed by magnetic resonance imaging. Neurogastroenterol Motil. 2009. [Epub ahead of print] 17 Vom Charme des Kohlenstoffatoms zum Glücksfall der Gastroenterologen: 13C-Atemtests B. Braden John Radcliffe Hospital, Oxford, Großbritannien Jedes lebende Gewebe ist aus (organischen) Kohlenstoffverbindungen aufgebaut. Daher ermöglicht die Tracertechnologie unter Verwendung des stabilen Isotops des Kohlenstoffs, 13 C, die nicht-invasive Beobachtung von unzähligen Stoffwechsel- leistungen im menschlichen Organismus, da die Stoffwechselprozesse durchlaufen wie 13 die C-markierten Substrate dieselben unmarkierten Substanzen. Die Messung des Stoffwechselendprodukts 13 physiologischen CO2 erlaubt eine semi- quantitative Messung der Substratumsetzung und damit je nach Wahl des Substrats die Erfassung verschiedener Prozesse im menschlichen Körper wie Transport, Enzymleistungen und Organfunktionen. Damit stellen die 13 C-Atemtests ein elegantes diagnostisches Verfahren dar, das sich aufgrund seiner Nichtinvasivität einer hohen Beliebtheit bei den Patienten erfreut. Technische Entwicklungen der letzten Jahre haben die Messung des stabilen Kohlenstoffisotops in Kohlendioxid weiter vereinfacht und damit die sofortige Analyse der Atemproben auch in der Praxis ermöglicht. Neuere Geräte bieten die Möglichkeit der kontinuierlichen Analyse des exhalierten Kohlendioxids. Darüber hinaus sind Atemtests aufgrund der Versendbarkeit der Atemproben aber auch dort durchführbar (z. B. sogar vom Patienten selbst zu Hause), wo keine direkte Analytik zur Verfügung steht. Der 13 C-Harnstoff-Atemtest zum Nachweis der Helicobacter-pylori-Infektion des Magens ist der bekannteste 13 C-Atemtest. Aufgrund seiner hohen Sensitivität und Spezifität empfehlen deutsche und europäische Leitlinien diesen Test zur nichtinvasiven Diagnostik und auch zur Therapiekontrolle der H.-pylori-Infektion. In der Regel wird der 13 C-Harnstoff-Atemtest als einfache Zweipunktmessung mit Atemproben vor Substrateinnahme und 20 Minuten danach durchgeführt. Die 13 C-Markierung von festen (13C-Octanoat) und flüssigen (13C-Acetat) Testmahlzeiten zur Messung der Magenentleerung zeigt verlässliche Ergebnisse im Vergleich zur herkömmlichen Magenentleerungsszintigrafie. Aufgrund fehlender 18 Strahlenbelastung und daher beliebiger Wiederholbarkeit eignet sich der 13 C-Atem- test besonders für pharmakologische Motilitätsstudien, um die Wirkung von Medikamenten auf die Magenentleerung zu beobachten. Die klinische Anwendung von 13 C-Atemtests zur Diagnostik der exokrinen Pankreas- insuffizienz ist bisher durch hohe Substratkosten, lange Testdauer über mehrere Stunden und die hohe Anzahl von Atemproben limitiert. Die größte Erfahrung liegt bisher mit einem 13 C-markierten „gemischten“’ Triglyzerid (1,3 Distearyl-2-octanyl) vor, das als Substrat der Lipase dient. Darüber hinaus können auch uniform markierte Triglyzeridgemische aus verschiedenen langkettigen Fettsäuren (d. h. alle Kohlenstoffatome des Moleküls sind durch 13 C ersetzt) als Test der exokrinen Pankreasfunktion eingesetzt werden, was einer physiologischen Mahlzeit entspricht. Je nach Wahl des 13 C-markierten, hepatisch metabolisierten Substrats können verschiedene Aspekte der Leberfunktion semiquantitativ erfasst werden. Hepatische 13 C-Atemtests können auf zytosolische oder mikrosomale, mitochondriale Enzym- systeme fokussieren, die meisten messen Zytochrom-P450-abhängige Enzymfunktionen. Die Enzyminduktion bzw. -inhibition lässt sich mittels 13C-Atemtests nichtinvasiv beobachten und verfolgen. Inwieweit der 13 C-Atemtest eine Rolle als nicht- invasive Alternative zur Leberbiopsie, zur Überprüfung der residualen Leberfunktion vor geplanter Leberresektion oder als prognostischer Parameter spielen wird, bleibt abzuwarten. Zahlreiche andere 13 C-Atemtests sind beschrieben, die in der klinischen Diagnostik bisher allerdings kaum Bedeutung haben, z. B. die Bestimmung der orozökalen Transitzeit mit 13 C-Laktoseureid oder die Testung der Kohlenhydratdigestion und -absorption oder der Proteinassimilation. Zur verlässlichen Interpretation von 13 C-Atemtests ist die Kenntnis ihrer Prämissen und möglichen Störfaktoren wichtig. Bei überlegtem Einsatz sind 13 C-Atemtests eine wertvolle Bereicherung der (gastroenterologischen) Funktionsdiagnostik, da sie verschiedenste Stoffwechselleistungen und Transportvorgänge des (menschlichen) Organismus nicht-invasiv und semiquantitativ erfassen können. 19 Genetik chronisch entzündlicher Darmerkrankungen: Schwerpunkt Ätiologie, Diagnostik oder Therapie? C. Sina Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Mit der Identifikation des NOD2-Gens als Morbus-Crohn-assoziiertes Krankheitsgen hat sich unser Bild zur Pathophysiologie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen stark verändert. Aktueller Konsens ist, dass auf dem Boden genetischer Veränderungen eine intestinale mukosale Barrierestörung vorliegt (1). Mittlerweile konnten durch genomweite Assoziationsstudien (GWAS) sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa jeweils mehrere Gene oder Genregionen identifiziert werden, die mit den jeweiligen Erkrankungen assoziiert sind (2–5). Die funktionelle Aufarbeitung dieser Gene im Kontext intestinaler Entzündungen deutet darauf hin, dass durch das Vorliegen von Genpolymorphismen zelluläre Abwehrprogramme gestört werden, die zu einem Versagen der intestinalen Barrierefunktion führen. So führen genetische Polymorphismen im NOD2-Gen zu einer verminderten intrazellulären Erkennung von Muramyldipeptid, einem Baustein der bakteriellen Zellwand (6). Hierdurch kommt es nachfolgend zu einer insuffizienten Signaltransduktion, infolgedessen u. a. antimikrobielle Peptide (AMP), wie z. B. Defensine, vermindert produziert werden (7, 8). Als ein weiteres Krankheitsgen konnte das Autophagiegen ATG16L1 identifiziert werden (4). Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass durch das Vorliegen von genetischen Polymorphismen in diesem Gen sowohl die Ausschleusung intrazellulär eingedrungener Pathogene als auch der Transport von Defensinen an die Zelloberfläche gestört ist (9). Während die o. g. Gene hauptsächlich Aufgaben innerhalb von intestinalen Epithelzellen übernehmen, konnte mit der Identifikation des IL-23-Rezeptors als Morbus-Crohn-assoziiertes Krankheitsgen ein Gen beschrieben werden, das Auswirkungen auf die zytokinvermittelte intestinale Entzündungskaskade durch die Beeinflussung von TH-17produzierenden Zellen besitzt (10). Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind aber nicht nur hinsichtlich ihrer Pathophysiologie komplex. Beide Erkrankungen fallen durch ausgesprochen heterogene klinische Erscheinungsformen auf, welche die Diagnostik und Therapie im klinischen Alltag erschweren. Neben der Aufklärung der Pathophysiologie als 20 Grundlage zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze wird daher verstärkt nach Genpolymorphismen und ihren klinischen Assoziationen gesucht. Ziel solcher Studien ist, durch die individualisierte genetische Analyse die Diagnostik zu erleichtern, den individuellen Krankheitsverlauf vorherzusagen und bei der Auswahl einer für den jeweiligen Patienten optimalen Therapie zu unterstützen. 2002 konnte erstmals in einer Kohorte von 446 Patienten gezeigt werden, dass genetische Polymorphismen im NOD2-Gen mit einem Krankheitsbefall des terminalen Ileums assoziiert sind (11). Das Ergebnis einer Studie an 2804 Patienten mit CED zeigt zudem, dass die individuelle Anzahl von krankheitsassoziierten Genpolymorphismen sowohl mit dem Schweregrad der Erkrankung als auch mit dem Erkrankungsrisiko positiv korreliert (12). Eine Studie mit 875 CED-Patienten konnte zudem Polymorphismen identifizieren, die mit einem erhöhten Risiko zur Entwicklung von intestinalen Strikturen oder eines perianalen Fistelleidens verbunden sind (13). Trotz dieser vielversprechenden Daten kann allerdings u. a. aufgrund der ausgeprägten genetischen Heterogenität zwischen den einzelnen untersuchten Populationen bis dato eine genetische Diagnostik für CED außerhalb von Studien nicht empfohlen werden (14). Zusammenfassend betrachtet konnten mithilfe der Genetik Gene identifiziert werden, die in der Pathogenese von CED eine wichtige Rolle spielen und deren funktionelle Einordnung zukünftig bei der Entwicklung neuer therapeutischer und evtl. auch kurativer Therapieansätze entscheidend sein wird. Das Nahziel, ausreichend validierte genetische Biomarker für CED zu identifizieren, ist aktuell zwar noch nicht erreicht, neuere Studienergebnisse sind aber vielversprechend. Referenzen: 1. Schreiber S, Rosenstiel P, Albrecht M, Hampe J, Krawczak M. Genetics of Crohn disease, an archetypal inflammatory barrier disease. Nat Rev Genet. 2005; 6: 376–88. 2. Franke A, Balschun T, Karlsen TH, Sventoraityte J, Nikolaus S, Mayr G, Domingues FS, Albrecht M, Nothnagel M, Ellinghaus D, et al. Sequence variants in IL10, ARPC2 and multiple other loci contribute to ulcerative colitis susceptibility. Nat Genet. 2008; 40: 1319–23. 3. Franke A, Balschun T, Karlsen TH, Hedderich J, May S, Lu T, Schuldt D, Nikolaus S, Rosenstiel P, Krawczak M, et al. Replication of signals from recent studies of Crohn's disease identifies previously unknown disease loci for ulcerative colitis. Nat Genet. 2008; 40: 713–5. 21 4. Hampe J, Franke A, Rosenstiel P, Till A, Teuber M, Huse K, Albrecht M, Mayr G, De La Vega FM, Briggs J, et al. A genome-wide association scan of nonsynonymous SNPs identifies a susceptibility variant for Crohn disease in ATG16L1. Nat Genet. 2007; 39: 207–11. 5. Duerr RH, Taylor KD, Brant SR, Rioux JD, Silverberg MS, Daly MJ, Steinhart AH, Abraham C, Regueiro M, Griffiths A, et al. A genome-wide association study identifies IL23R as an inflammatory bowel disease gene. Science. 2006; 314: 1461–3. 6. Girardin SE, Boneca IG, Viala J, Chamaillard M, Labigne A, Thomas G, Philpott DJ, Sansonetti PJ. Nod2 is a general sensor of peptidoglycan through muramyl dipeptide (MDP) detection. J Biol Chem. 2003; 278: 8869–72. 7. Wehkamp J, Harder J, Weichenthal M, Schwab M, Schäffeler E, Schlee M, Herrlinger KR, Stallmach A, Noack F, Fritz P, et al. NOD2 (CARD15) mutations in Crohn's disease are associated with diminished mucosal alpha-defensin expression. Gut. 2004; 53: 1658–64. 8. Rosenstiel P, Sina C, End C, Renner M, Lyer S, Till A, Hellmig S, Nikolaus S, Fölsch UR, Helmke B, et al. Regulation of DMBT1 via NOD2 and TLR4 in intestinal epithelial cells modulates bacterial recognition and invasion. J Immunol. 2007; 178: 8203–11. 9. Cadwell K, Liu JY, Brown SL, Miyoshi H, Loh J, Lennerz JK, Kishi C, Kc W, Carrero JA, Hunt S, et al. A key role for autophagy and the autophagy gene Atg16l1 in mouse and human intestinal Paneth cells. Nature. 2008; 456: 259– 63. 10. Kano S, Sato K, Morishita Y, Vollstedt S, Kim S, Bishop K, Honda K, Kubo M, Taniguchi T. The contribution of transcription factor IRF1 to the interferongamma-interleukin 12 signaling axis and TH1 versus TH-17 differentiation of CD4+ T cells. Nat Immunol. 2008; 9: 34–41. 11. Hampe J, Grebe J, Nikolaus S, Solberg C, Croucher PJ, Mascheretti S, Jahnsen J, Moum B, Klump B, Krawczak M, et al. Association of NOD2 (CARD 15) genotype with clinical course of Crohn's disease: a cohort study. Lancet. 2002; 359: 1661–5. 12. Weersma RK, Stokkers PC, van Bodegraven AA, van Hogezand RA, Verspaget HW, de Jong DJ, van der Woude CJ, Oldenburg B, Linskens RK, Festen EA, et al. Molecular prediction of disease risk and severity in a large Dutch Crohn's disease cohort. Gut. 2009; 58: 388–95. 13. Henckaerts L, Van Steen K, Verstreken I, Cleynen I, Franke A, Schreiber S, Rutgeerts P, Vermeire S. Genetic Risk Profiling And Prediction Of Disease Course In Crohn's Disease Patients. Clin Gastroenterol Hepatol. 2009. [Epub ahead of print] 14. Vermeire S, Van Assche G, Rutgeerts P. Genetic analysis to predict prognosis at the onset of Crohn's disease: not yet ready for prime time? Gut. 2009; 58: 323–4. 22 IK MB Wellcome Trust Case/Control Consortium 500k SNPs typed in 2000 cases for each disease and 3000 common controls Disease Relative sibling risk p<10-7 10-5<p<10-7 Sum Bipolar disorder Ȝs=7-10 1 13 14 Coronary artery disease Ũs=2-7 1 6 7 Crohn’s disease Ũs=17-35 9 8 17 Hypertension Ȝs=2.5-3.5 2 9 11 Rheumatoid arthritis Ȝs=5-10 5 7 12 Type I diabetes Ȝs=15 3 9 12 Type II diabetes Ȝs=3 0 6 6 Novel, replicated CD susceptibility genes: IRGM, PTPN2, NKX2-3 Strongest CD hit: ATG16L1 (p<10-13)! WTCCC, Nature 2007 www.ikmb.uni-kiel.de UK SH IK MB Functional consequences of CD-associated NOD2-variants NOD2 wt NOD2 SNP13 (Schreiber et al., Nat Rev Genet. 2005) CD-associated NOD2-variants exhibit impaired MDP-dependent NF-κB activation and target gene expression Æ Perturbation of epithelial barrier function Æ chronic inflammation ! www.ikmb.uni-kiel.de UK SH 23 IK MB Clinical consequences of CD-associated Gen Variants Numbers of risk genotypes -> increasing risk for developing CD Weersma et al., Gut 2009; 58; 388-395 www.ikmb.uni-kiel.de 24 UK SH Gentherapie heute: das Machbare zwischen Hoffnung und Enttäuschung, die Hoffnung zwischen Machbarem und Begeisterung M. Ott Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover und Twincore Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Hannover Im Verlauf der vergangenen 2 Jahrzehnte hat sich die Gentherapie von der reinen präklinischen Laborforschung hin zu kontollierten klinischen Studien entwickelt und wird nun bei Patienten mit monogenetischen Erkrankungen, aber auch bei komplexeren Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Krebs oder kardiovaskulären Erkrankungen, erprobt (Abb. 1). Die Gentherapie des „Severe Combined ImmunoDeficiency” (SCID)-Syndroms gilt heute als die größte Erfolgsgeschichte dieser neuen Behandlungsform, aber auch Fortschritte in anderen Bereichen sind deutlich erkennbar. Gentherapieprotokolle, insbesondere für Krebserkrankungen haben sich schnell von Phase-I- hin zu Phase-III-Studien entwickelt und die erste Krebsgentherapie wurde in China als Medikament zugelassen. Abb. 1 25 Die Leber ist ein wichtiges Zielorgan für die Gentherapie, weil sie eine zentrale Rolle in einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen spielt und maßgeblich an der Produktion von Serumproteinen beteiligt ist. Unser molekulares Verständnis hereditärer metabolischer Erkrankungen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, mit der Folge, dass diese Erkrankungsformen jetzt als attraktives Ziel für Gentherapieprotokolle angesehen werden können. Die erste klinische Studie zur Anwendung einer Lebergentherapie basierte noch auf der Transplantation von ex vivo, retroviral transduzierten homologen Hepatozyten bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie. Die nachfolgende Entwicklung von viralen Vektoren, die in der Lage sind, die Zielzellen in vivo zu infizieren, hat zu praktischeren und effizienteren Ansätzen geführt, bei denen die Vektoren in die Zirkulation infundiert werden und damit durch das fenestriete Endothel Zugang zu den Hepatozyten finden. Die Machbarkeit einer Gentherapie für monogenetische Lebererkrankungen wurde bis heute in zahlreichen Tiermodellen für angeborene Leberdefekte, wie zum Beispiel den Gunn-Ratten, den FAH-Mäusen oder den OTC-Defizienzmäusen, demonstriert. Dennoch müssen noch zahlreiche Probleme, die Sicherheitsaspekte, immunologische Fragen und das Vektordesign beinhalten, gelöst werden, bevor kontrollierte klinische Studien begonnen werden können. Vektoren und Vektordesign: Eine Gentherapie für hereditäre metabolische Lebererkrankungen erfordert eine dauerhafte Expression des übertragenen Gens in der Zielzelle. Die vielversprechendsten Vektoren basieren auf einer Modifizierung von Retro- und Lentiviren (LV). Ähnlich wie die Retroviren können LV in das Genom der Zielzelle integrieren, eine Voraussetzung für eine permanente Expression des übertragenen Gens und für einen dauerhaften Therapieerfolg. Darüber hinaus zeigen LV anders als Retroviren wie die murinen Onkoretroviren die Eigenschaft, auch nichtmitotische Hepatozyten zu infizieren, vorausgesetzt, dass sich die Zielzelle in der G1-Phase des Zellzyklus befindet. Eine Alternative stellen Gentransfervektoren auf der Basis des „Adeno-Associated Virus” (AAV) dar, da sie keine Pathogenität für den Menschen aufweisen, effizient proliferierende und nicht teilende Zellen infizieren können und das virale Genom dauerhaft in der Zelle verbleibt. Zukünftige Forschungsanstrengungen fokussieren auf neue Pseudotypisierungstechniken, um die Spezifität für Zielzellen zu erhöhen, die zelltypspezifische Genexpression und Qualitätsfragen bei der Produktion von hochtitriger Vektorsuspension für die klinische Applikation. 26 Immunerkennung: Eine frühe Gentherapiestudie mit Adenoviren bei Patienten mit partiellem OTC-Mangel hatte zu einer schweren systemischen Entzündung und zu Multiorganversagen bei einem Patienten geführt. Nachfolgende Studien konnten die schweren Komplikationen mit einer unerklärten und unkontrollierten Immunantwort gegen das Viruskapsid assoziieren. Seit dieser Zeit wurde den immunologischen Vorgängen bei Gentherapien im Hinblick auf zukünftige klinische Anwendungen größere Aufmerksamkeit gewidmet. Obwohl bislang bei den klinischen Anwendungen der Gentherapie mit modernen Vektoren keine massiven Immunreaktionen berichtet wurden, muss mit der immunologischen Inaktivierung des exprimierten Gens gerechnet werden. Untersuchungen zur Koexpression von regulatorischen mikroRNAs zusammen mit dem Zielgen haben gezeigt, dass die immunologische Erkennung des Zielgens in vivo verhindert und eine langfristige Expression erreicht werden kann. Darüber hinaus muss mit einer bereits erworbenen Immunität gegen zahlreiche AAV-Kapside gerechnet werden. Schützende Polymere, zielgerichte Mutationen des Kapsids und alternative AAV-Serotypen könnten hier zu einer Lösung beitragen. Darüber hinaus könnte eine künstliche Evolutionsstrategie im Hochdurchsatzverfahren zu gänzlich neuen Kapsiden mit intrinischer Resistenz gegenüber neutralisierenden Antikörpern führen. Solche Methoden könnten zu AAVVektoren mit „Designer“-Eigenschaften und verbesserten Eigenschaften führen. Insertionelle Mutagenese: Tierversuche und klinische Studien haben ergeben, dass eine Insertion von Transgenen in die chromosomale DNA von hämatopoetischen Stammzellen einen erheblichen Einfluss auf die klonale Diversität haben und letztlich zu einer klonalen Dominanz, Leukämien oder Sarkomen führen können. Für klinische Hämatologen haben diese schlechten Nachrichten einer potenziellen Leukämieentwicklung die zahlreichen Fortschritte in der Vektor- und Protokollentwicklung überschattet. Studien zur Untersuchung der Genotoxizität jeglicher Gentransferprotokolle gehören daher heute zum fundamentalen Repertoir von Gentherapieforschern. Im Gegensatz zum hämatopoetischen System, das durch eine schnelle klonale Expansion von Zellen charakterisiert ist, kann die Leber als ein „ruhendes” Organ mit geringem Zellumsatz betrachtet werden. Das tatsächliche Risiko einer insertionellen Mutagenese der Lebergentherapie ist nicht bekannt, wird aber intensiv untersucht. Zusammen mit Partnern untersuchen wir klonale Störungen in Hepatozytenpopulation und Tumorentstehung unter den Bedingungen einer forcierten Proliferation durch serielle Transplantation von virustransduzierten Hepatozyten in 27 einem LV-vermittelten Gentherapieansatz. Die präzise Beschreibung der Mechanismen, die zu einer klonalen Imbalanz durch insertionelle Mutagenese führen, könnte zu bedeutenden Einsichten führen und letztlich die Grundlage für eine neue Ära von klinischen Studien begründen, mit dem Potenzial für eine größtmögliche Sicherheit und weiter verbesserte therapeutische Effizienz. Referenzen: 1. http://www.wiley.co.uk/wileychi/genmed/clinical 2. Baum C. Insertional mutagenesis in gene therapy and stem cell biology. Curr Opin Hematol. 2007; 14: 337–42. 3. Mueller C, Flotte TR. Clinical gene therapy using recombinant adenoassociated virus vectors. Gene Ther. 2008; 15: 858–63. 4. Schambach A, Baum C. Clinical application of lentiviral vectors – concepts and practice. Curr Gene Ther. 2008; 8: 474–82. 5. Alexander IE, Cunningham SC, Logan GJ, Christodoulou J. Potential of AAV vectors in the treatment of metabolic disease. Gene Ther. 2008; 15: 831–9. 6. Alexander BL, Ali RR, Alton EW, Bainbridge JW, Braun S, Cheng SH, et al. Progress and prospects: gene therapy clinical trials (part 1). Gene Ther. 2007; 14: 1439–47. 7. Raper SE, Yudkoff M, Chirmule N, Gao GP, Nunes F, Haskal ZJ, et al. A pilot study of in vivo liver-directed gene transfer with an adenoviral vector in partial ornithine transcarbamylase deficiency. Hum Gene Ther 2002; 13: 163–75. 8. Raper SE, Chirmule N, Lee FS, Wivel NA, Bagg A, Gao GP, et al. Fatal systemic inflammatory response syndrome in a ornithine transcarbamylase deficient patient following adenoviral gene transfer. Mol Genet Metab 2003; 80: 148–58. 28 Pharmakogenetik – From bench to bedside A. Jetter Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Departement für Innere Medizin, Universitätsspital Zürich, Schweiz Die individuelle Wirkung, aber auch die Art und Ausprägung von unerwünschten Wirkungen einer Arzneimitteltherapie kann von Patient zu Patient erheblich variieren. Neben Faktoren wie Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen, Nieren- und Leberfunktion, Ernährung oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln spielen genetische Faktoren eine wesentliche Rolle. Genetische Polymorphismen sind vor allem für die Phase-I- und Phase-II-Enzyme des Arzneistoffwechsels relevant. Zunehmend erforscht werden Veränderungen in Genen, die für Fremdstofftransporter kodieren. Transportvorgänge finden an allen biologischen Membranen statt, sind für die Pharmakokinetik jedoch insbesondere im Darm bei der Aufnahme von Arzneistoffen, in der Niere bei der Elimination, sowie an der Blut-Hirn-Schranke von Bedeutung. Der Fremdstofftransporter P-Glykoprotein (MDR1, ABCB1) transportiert neben vielen Zytostatika auch Ciclosporin, Loperamid und Digoxin und weist eine Reihe von Polymorphismen auf. Wichtig für die Pharmakokinetik vieler Substrate sind auch Transporter aus den Familien OATP (organic anion transporting polypeptide), OAT (organic anion transporter) und OCT (organic cation transporter), die im Darm, in der Leber und z. T. in der Niere vorhanden sind (1). Mutationen in Fremdstofftransportern können auch zu genetisch bedingten Erkrankungen führen, deren Manifestation z. T. durch Arzneimittel getriggert wird. So sind bei seltenen, intrahepatischen cholestatischen Lebererkrankungen Mutationen in den Transportproteinen BSEP (bile salt export pump, ABCB11), MDR3 und ATP8B1 nachgewiesen worden (2, 3) und werden an unserer Klinik zur pharmakogenetischen Diagnostik analysiert. An den Orten der Arzneistoffwirkung (Rezeptoren, Ionenkanälen und Enzymen) sind ebenfalls Polymorphismen bekannt, die die Arzneistoffwirkung maßgeblich beeinflussen können. Von der Erforschung einer genetischen Variante bis zu ihrer routinemäßigen Analyse beim Patienten müssen eine Reihe von Fragen geklärt werden, die über die klinische Relevanz der Variante Auskunft geben. Ziel der pharmakogenetischen Untersuchungen sollte es sein, den Therapieerfolg zu verbessern und/oder unerwünschte 29 Wirkungen zu vermeiden. Die meisten der derzeit angebotenen pharmakogenetischen Untersuchungen dienen letzterem Ziel. Damit eine genetische Untersuchung zur Dosisindividualisierung vor Therapiebeginn genutzt werden kann, muss der genetische Faktor eine relevante Änderung der Aktivität des Proteins verursachen, die Pharmakokinetik oder Pharmakodynamik des Arzneistoffs relevant beeinflussen und hinreichend häufig in der Bevölkerung vorkommen. Ebenso sollte das Ausmaß nicht-genetischer Einflüsse bekannt und weniger bedeutsam sein. Als Beispiele für den potenziellen prospektiven Einsatz pharmakogenetischer Untersuchungen zur Vermeidung von Toxizitäten können der Einfluss von genetischen Varianten der Thiopurin-Methyltransferase auf den Metabolismus von Azathioprin und 6-Mercaptopurin (4) sowie der Einfluss von Varianten der DihydropyrimidinDehydrogenase auf die Pharmakokinetik von Fluorouracil genannt werden (5). Ein weiteres Einsatzgebiet von pharmakogenetischen Untersuchungen ist retrospektiv und dient der Erklärung von Therapieversagen, Wechselwirkungen oder Toxizitäten, z. B. bei Antidepressiva oder Neuroleptika, bei denen Polymorphismen des Cytochrom-P450-Enzyms CYP2D6 eine wesentliche Rolle spielen, oder beim Einfluss von CYP2C19-Varianten auf die Pharmakokinetik einiger Protonenpumpeninhibitoren. Inwiefern sich pharmakogenetische Untersuchungen für den prospektiven Einsatz zur Verbesserung des Therapieerfolgs bzw. zur Vermeidung von Nebenwirkungen eignen, sollte in randomisierten klinischen Studien untersucht werden. Literatur: 1. Zaïr ZM, Eloranta JJ, Stieger B, Kullak-Ublick GA. Pharmacogenetics of OATP (SLC21/SLCO), OAT and OCT (SLC22) and PEPT (SLC15) transporters in the intestine, liver and kidney. Pharmacogenomics. 2008; 9: 597–624. 2. Meier Y, Zodan T, Lang C, Zimmermann R, Kullak-Ublick GA, Meier PJ, Stieger B, Pauli-Magnus C. Increased susceptibility for intrahepatic cholestasis of pregnancy and contraceptive-induced cholestasis in carriers of the 1331T>C polymorphism in the bile salt export pump. World J Gastroenterol. 2008; 14: 38–45. 3. Pauli-Magnus C, Stieger B, Meier Y, Kullak-Ublick GA, Meier PJ. Enterohepatic transport of bile salts and genetics of cholestasis. J Hepatol. 2005; 43: 342–57. 30 4. Teml A, Schaeffeler E, Herrlinger KR, Klotz U, Schwab M. Thiopurine treatment in inflammatory bowel disease: clinical pharmacology and implication of pharmacogenetically guided dosing. Clin Pharmacokinet. 2007; 46: 187–208. 5. Lazar A, Jetter A. Pharmakogenetik in der Onkologie: 5-Fluorouracil und die Dihydropyrimidin-Dehydrogenase. Dtsch Med Wochenschr. 2008; 133: 1501–4. 31 Gentests in der Hepatologie: Genaue Indikation statt generöser Anforderung, sinnvolle Algorithmen B. Kronenberger, S. Zeuzem Medizinische Klinik 1, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main Die häufigsten hereditären Lebererkrankungen sind die hereditäre Hämochromatose, der Į1-Antitrypsin-Mangel und der Morbus Wilson. Genetische Untersuchungen können die Diagnose bestätigen, sollten aber erst nach einem sorgfältigen Screening durchgeführt werden. Die chronischen Hepatitiden B und C stellen neben den toxischen Leberschädigungen die größte Gruppe erworbener Lebererkrankungen dar. Eine molekulare Diagnostik ist bei diesen Erkrankungen entscheidend für die Diagnosestellung und die Therapieplanung. Nachfolgend werden sinnvolle diagnostische Algorithmen zur Anwendung der molekularen Diagnostik dargestellt. Hereditäre Erkrankungen Hämochromatose Die Hämochromatose ist die häufigste hereditäre Lebererkrankung. Man unterscheidet 4 verschiedene hereditäre Hämochromatosen, die sich in Vererbungsmodus, Manifestationsalter und Schweregrad unterscheiden (Tab. 1). Die genetische Hämochromatose Typ I mit Mutationen im HFE-Gen ist die häufigste genetische Lebererkrankung. Die genetische Hämochromatose Typ I kann entweder als homozygote C282Y-Mutation oder als Compound-Heterozygotie mit heterozygoten Mutationen an den Stellen C282Y und H63D auftreten. Die genetischen Hämochromatosen II–IV sind sehr selten. Zum Screening sollte zunächst der Eisenstatus bestimmt werden. Der Verdacht auf genetische Hämochromatose besteht, wenn die Transferrinsättigung (nüchtern) über 45% liegt und/oder die Ferritinkonzentration erhöht ist und eine sekundäre Hämochromatose/-siderose (z. B. Thalassämie, parenterale Eisenzufuhr, Alkohol) unwahrscheinlich ist. In diesem Fall sollte eine Untersuchung des HFE-Gens erfolgen. Bei Nachweis einer homozygoten C282Y/C282Y-Mutation oder heterozygoten C282Y/wt H63D/wt-Mutationen ist die genetische Hämochromatose Typ I gesichert. Bei Verdacht auf non-HFE-Hämochromatose sollte eine Leberbiopsie mit Bestimmung des altersbezogenen Lebereisenindex (Eisenkonzentration der Leber in 32 μmol/g Trockengewicht/Lebensalter in Jahren) erfolgen. Ein Index über 1,9 spricht für das Vorliegen einer Hämochromatose Typ II–IV. In diesem Fall kann eine entsprechende Gendiagnostik erfolgen. Eine weitere wichtige Indikation zur genetischen Analyse ist eine familiäre Häufung. Tab. 1 Typ I Gendefekt/ Chromosom HFE-Gen/6p21.3 IIa HJV/1q21 IIb HAMP/19q13.1 III Transferrinrezeptor 2/7q22 Ferroportin 1/2q32 IV Vererbungsmodus Autosomal rezessiv Autosomal rezessiv Autosomal rezessiv Autosomal rezessiv Autosomal dominant Auftreten Vorkommen 40.–50 Lj. Häufig 20.–30. Lj. Juvenile Form, selten Juvenile Form, selten Italien/Portugal, selten Ubiquitär, selten 20.–30. Lj. 30.–40. Lj. 40.–50. Lj. Therapieansprechen Sehr gut Sehr gut Sehr gut Sehr gut Schlecht Į1-Antitrypsin-Mangel Der Į1-Antitrypsin-Mangel prädisponiert zum Auftreten einer obstruktiven Lungenerkrankung in Verbindung mit einer Leberschädigung. Im Vollbild kann die Lungenerkrankung zum Lungenemphysem, die Leberschädigung zur Leberzirrhose und zum hepatozellulären Karzinom (HCC) führen. Die Lungenschädigung kommt durch unzureichende Inhibition der neutrophilen Elastase zustande, während die Leberschädigung durch Ablagerung von mutiertem Į1-Antitrypsin in Hepatozyten entsteht. Der Verlauf ist variabel und hängt von den genetischen Veränderungen ab. Der Vererbungsmodus ist autosomal dominant. Das bei Į1-Antitrypsin-Mangel betroffene Gen (SERPINA 1) liegt auf dem langen Arm von Chromosom 14. Die Einteilung der Allele erfolgt nach dem PI (ProteinaseInhibitor)-System, wobei auf Proteinebene die Laufgeschwindigkeit während der elektrophoretischen Auftrennung bestimmt wird (Tab. 2). Zum Screening sollte die Į1-Antitrypsin-Serumkonzentration bestimmt werden. Bei erniedrigter Į1-Antitrypsin-Serumkonzentration oder dringendem klinischem Verdacht sollte eine allelspezifische PCR durchgeführt werden (Tab. 2). Die allelspezifische PCR bestimmt nur das Vorliegen des spezifischen Gens (S oder Z). Andere Formen lassen sich mit dieser Methode nicht nachweisen. Bei negativer PCR und niedrigem Į1-Antitrypsin-Serumspiegel sollte eine phänotypische Analytik mittels isoelektrischer Fokusierung durchgeführt werden. 33 Tab. 2: Geno- und Phänotypen des Į1-Antitrypsin-Mangels Genotyp Allelmuster PI*MM Phänotyp PI*MZ MZ PI*MNull M PI*SZ SZ PI*ZZ Z PI*ZNull Z AATSerumkonzentration Normal (100–300 mg/dl) Intermediär (60% NW) Intermediär (50% NW) Niedrig (35% NW) Sehr niedrig (15% NW) Sehr niedrig (10% NW) M Emphysemrisiko Lebererkrankung Nicht erhöht - Gering erhöht + Gering erhöht - Erhöht + Deutlich erhöht ++ Deutlich erhöht + Morbus Wilson Der Morbus Wilson kommt durch eine verminderte Cu-Ausscheidung über die Galle durch einen defekten kupferabhängigen P-Typ-ATPase-Transporter (ATP7B) zustande, der die Kupferabgabe ins Serum und die Galleexkretion steuert. Die Diagnose wird über eine erniedrigte Coeruloplasminkonzentration und eine Bestimmung der Cu-Konzentration in der Leberbiopsie gestellt. Das beim M. Wilson betroffene Gen liegt auf dem langen Arm von Chromosom 13. Bisher wurden 300 krankheitsverursachende Mutationen identifiziert. Die Defekte im Cu-Transporter treten sporadisch auf und können durch eine Sequenzierung des kompletten Gens identifiziert werden. Der genetische Nachweis eines M. Wilson gehört nicht zur Standarddiagnostik. Konjugationsstörungen Der Morbus Meulengracht ist die häufigste Konjugationsstörung der Leber und manifestiert sich durch eine isolierte Erhöhung des indirekten unkonjugierten Bilirubins ohne Leberentzündung und -fibrose. Der M. Meulengracht entsteht durch Defekte der Uridindiphosphat (UDP)-Glucuronyltransferase. Es besteht ein Zusammenhang der Konjugationsstörung mit einer verminderten Ausscheidung von Medikamenten. Für Irinotecan ist eine erhöhte Toxizität beschrieben. Die genetische Bestimmung könnte Bedeutung für die Medikamentensicherheit und Therapieindividualisierung haben. 34 Nicht-hereditäre Lebererkrankungen Hepatitis B, C Die chronisch viralen Erkrankungen der Leber, die durch die gleichnamigen Hepatitis-B- und -C-Viren (HBV, HCV) hervorgerufen werden, stellt die größte Gruppe von Lebererkankungen dar. Der Nachweis einer chronischen Infektion erfolgt durch Bestimmung der HBV-DNA bzw. der HCV-RNA. Bei einer chronischen HBVInfektion kann eine HDV-Koinfektion vorliegen. Ein Screening auf HDV-Antikörper und (bei entsprechendem Nachweis) die Bestimmung der HDV-RNA ist notwendig. Bei der chronischen Hepatitis B ist die Höhe der Viruslast maßgeblich für Prognose und Therapieindikation. Eine HBV-DNA-Konzentration > 2000 IU/ml korreliert mit einem erhöhten Zirrhose- und HCC-Risiko. Bei diesen Patienten sollte eine Therapie erwogen werden. Der HBV-Subtyp ist ein prädiktiver Faktor für das Ansprechen auf eine Interferon-Behandlung. Patienten mit einer HBV-Subtyp-A- und -B-Infektion zeigen bessere Ansprechraten als Patienten mit -C- und -D-Infektion. Bei der chronischen Hepatitis C gibt es keinen zuverlässigen Marker für die Krankheitsprogression. Der HCV-Genotyp und die Höhe der HCV-RNA sind prädiktive Faktoren für das Ansprechen auf eine antivirale Therapie. Die Bestimmung der HCV-RNA ist für das Therapieansprechen und die Beurteilung des Therapieerfolgs nach Therapie notwendig. Autoimmunhepatitis Die Diagnose der Autoimmunhepatitis erfolgt durch Nachweis von Autoantikörpern ANA, ASMA, LKM, dem typischen histologischen Bild und dem Ausschluss anderer Lebererkrankungen (chronisch virale Hepatitis, nutritiv toxische Lebererkrankung etc.). Autoimmune Erkrankungen der Leber können auch als Overlap mit anderen Lebererkrankungen auftreten. Die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer Autoimmunhepatitis kann durch den Autoimmunhepatitis-Score erfolgen. Ein Zusammenhang der Autoimmunhepatitis mit dem HLA-Genloci-DR3 oder -DR4 ist bekannt. Die HLA-Bestimmung kann bei unklaren Fällen hinzugezogen werden. Korrespondenz an: Prof. Dr. S. Zeuzem, Direktor, Medizinische Klinik 1, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, Tel.: 069 63015122, Fax: 069 6301-6580 35 Medikamentöse Leberschäden: erkennen, beweisen, vermeiden G. Gerken Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen Toxische Leberparenchymschäden werden durch Alkoholtoxine aus der Umwelt und durch eine große Anzahl von Medikamenten induziert. Zunehmende Beachtung finden aber auch Leberschäden durch pflanzliche Mittel in Tees und Kräuterzubereitungen, die als alternative Medizin zunehmende Verbreitung finden. Arzneimittelinduzierte Leberparenchymschädigungen sind die häufigste Ursache medikamenteninduzierter Todesfälle und sind in mehr als 50% für akutes Leberversagen verantwortlich (z. B. 75% davon durch Paracetamol) und sind der häufigste Grund für das Ruhenlassen einer Zulassung neuer Arzneimittel. Allgemein wird geschätzt, dass medikamenteninduzierte Leberschäden in der Größenordnung von 1:10.000–1:100.000 Personenjahre auftreten. Pathogenetisch werden medikamenteninduzierte Leberschäden in obligate (vorhersehbare) und fakultative (nicht vorhersehbare) Formen unterschieden. So ist bei den obligaten Hepatotoxinen die Leberschädigung eindeutig vorhersehbar, regelmäßig auslösbar, dosisabhängig und in den meisten Fällen auch im Tierexperiment reproduzierbar. Demgegenüber ist die fakultative Leberschädigung nicht vorhersehbar, tritt auch bei normaler Dosierung des Medikaments auf, ist weitgehend dosisunabhängig und im Tierexperiment in der Regel nicht reproduzierbar. Zur Gruppe der obligaten Leberschäden gehören Medikamente wie Isoniazid, Methotrexat und Paracetamol. Dabei sind in den meisten Fällen nicht die Ausgangssubstanz, sondern Metabolite für die Schädigung von Membranen, Proteinen, Lipiden, DNS und RNS verantwortlich. Bei den fakultativen Leberschäden sind allergisch-immunologische und metabolische Ursachen zu unterscheiden, die durch Stoffwechselvorgänge ausgelöst werden, mit der Folge, dass Medikamentenmetabolite mit zellulären Strukturen unter Bildung von Neo-Antigenen einhergehen. Ein solches Neo-Antigen kann eine immunologische Reaktion auslösen. Einige der betroffenen Patienten entwickeln ein klinisches Bild mit Fieber und Eosinophilie. Dieser Mechanismus wird z. B. für die Halothanhepatitis postuliert. 36 Die meisten Medikamente und Toxine werden aus dem Gastrointestinaltrakt aufgenommen und gelangen nach Passage durch die Leber in den systemischen Kreislauf. Fremdsubstanzen werden entweder unverändert ausgeschieden, durch Enzyme verstoffwechselt oder über Galle oder Nieren eliminiert. Dieser Vorgang wird in der Leber unter dem Begriff der Biotransformation subsumiert. Diese Reaktionen laufen im endoplasmatischen Retikulum der Leber ab und werden durch Zytochrom P450, einem komplexen polymorphen Enzymsystem der Leber, das für die Elimination und Entgiftung von Fremdstoffen verantwortlich ist, vermittelt. Während in der Regel die Verstoffwechselung von Fremdstoffen zu deren Inaktivierung und Ausscheidung führt, kann unter besonderen Umständen bei bestimmten Substraten durch die Biotransformation eine Leberschädigung geradezu ausgelöst werden. Eine besondere Eigenschaft des Zytochrom-P450-Enzymsystems ist die Enzyminduktion, d. h. Steigerung der Enzymaktivität durch Enzyminduktoren. Andererseits kann Zytochrom P450 auch durch bestimmte Substrate inhibiert werden, sodass der Metabolismus verlangsamt wird. Beispielsweise erhöht Alkohol die Aktivität des Paracetamol-abbauenden Enzyms mit einer erhöhten Toxizität der Metabolite. Typische, durch das Zytochrom P450 vermittelte Schädigungsmuster, sind die Lipidoxidation, reaktive Sauerstoffspezies, elektrophile Metabolite, Schädigungen der Proteinsynthese, Schädigungen von DNS und RNS. Die hepatischen Schädigungsmuster können eingeteilt werden einerseits in das hepatozelluläre toxische Schädigungsmuster, welches nicht fulminant verläuft und durch eine hohe hepatische Regenerationsfähigkeit, eine adaptive Toleranz- und -funktionsreserve gekennzeichnet ist. Eine Ausheilung kann ohne Defizit vonstattengehen. Andererseits imponieren cholestatische Schädigungsmuster, die manchmal Wochen bis Jahre lang persistieren können, mit anhaltend erhöhten Cholestaseparametern. Hierbei kann es durch toxische Metabolite zu einer andauernden Schädigung mit Zerstörung von Gallengangsepithelien kommen und somit einem PBC-ähnlichen Schädigungsmuster entsprechen. Diagnostik Bei Verdacht auf das Vorliegen einer medikamenteninduzierten Leberschädigung ist zunächst eine exakte Medikamentenanamnese mit der Beurteilung des hepatotoxischen Potenzials der Medikamente unabdingbar. Pragmatisch gilt ein Zusammenhang zu einer Leberschädigung, wenn diese zwischen 5 und 90 Tagen nach Einnahme des Medikaments auftritt. Andere Faktoren, wie Begleitmedikation und Komedikation, sind in Betracht zu ziehen. 37 Laborchemisch erlaubt die Bestimmung der Transaminasenaktivität bzw. die Bestimmung der Cholestaseparameter eine einfache Differenzierung zwischen hepatischer und cholestatischer Erkrankung. Eine Virus- bzw. Autoimmunhepatitis ist differenzialdiagnostisch durch entsprechende serologische Parameter auszuschließen. Darüber hinaus wird auf jeden Fall eine Sonografie erforderlich, zur Abklärung eines Verschlussikterus, einer akuten oder chronischen Hepatitis oder einer metabolischen Leberschädigung. Eine Normalisierung der Laborparameter nach Absetzen des Medikaments unterstreicht die Annahme eines kausalen Zusammenhangs. Halten die Schädigungsmuster an, wird eine Leberbiopsie die Zusammenhangsfrage klären müssen. Ein Re-Expositionsversuch ist wegen der potenziellen Gefährdung der Patienten häufig nicht gerechtfertigt. Suszeptibilitätsfaktoren für das Entstehen toxischer Leberschäden umfassen: das weibliche Geschlecht, Schwangerschaft, metabolisches Syndrom, Begleitinfektionen und Begleiterkrankungen, schwere Verläufe bei präexistenten Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis C, NASH) sowie gleichzeitiger Gebrauch bestimmter Nahrungsstoffe bzw. Substanzen. Therapie Die entscheidende Maßnahme ist bei jeglichem Verdacht auf das Vorliegen einer medikamenteninduzierten Leberschädigung das Absetzen des Medikaments mit sorgfältiger Beobachtung des Verlaufs. Meist erfolgt nach Absetzen der auslösenden Substanz eine rasche Normalisierung der Laborparameter nach wenigen Tagen bis Wochen, kann aber auch noch Monate anhalten, wie z. B. bei der Kombination Amoxicillin/Clavulansäure. Bei Patienten mit Paracetamol-Intoxikation ist zunächst die frühzeitige Gabe von N-Acetylcystein obligat. Jedoch bei akutem Leberversagen ist aufgrund der hohen Mortalitätsrate von mehr als 75% für diese Patienten die „HU“-Lebertransplantation indiziert. Die Gabe von Kortikosteroiden ist bei normaler Leberfunktion und abgeklärter Differenzialdiagnose als Therapieversuch gerechtfertigt. Glukokortikoide stimulieren die Zellmembranstabilisation und die Aktivierung der Bilirubintransporter. Sie wirken sich im günstigen Falle positiv aus durch die Suppression pro-inflammatorischer Zytokine, der Down-Regulation der humoralen adaptiven Immunantwort und der Unterdrückung neutrophiler Granulozyten und von Kupfferschen Sternzellen. 38 Eine Kombinationstherapie, bestehend aus Prednison und Ursodeoxycholsäure (UDCA), kann bei rein cholestatischen medikamentös-toxischen Leberschäden als therapeutischer Heilversuch eingesetzt werden. Die Anwendung einer sogenannten Leberdialyse, z. B. Mars-Dialyse, Prometheus-Dialyse, Plasmaseparation sind als Behandlungsmethoden akut-toxischer Leberparenchymschädigungen bisher nicht evaluiert. Beim akuten Leberversagen ist die rechtzeitige Lebertransplantation indiziert, in dem Moment, in dem Anzeichen einer bedrohlichen Leberfunktionsstörungen (MELD-Score, CHILD-Klassifikation, Klassifikation nach O’Grady) erfüllt sind. Eine zukünftige Strategie zur Vermeidung von medikamententoxischen Leberschäden besteht in der pharmakogenetischen Individualisierung der Arzneimitteltherapie. 39 Alagille-Syndrom P. Bogedain Klinik für Innere Medizin, St. Barbara-Hospital, Gladbeck Synonyme: syndromale Form der „paucity of interlobular bile ducts (PILBD)”, intrahepatische Gallengangshypoplasie Die Erstbeschreibung des Alagille-Syndroms erfolgte 1975 durch Daniel Alagille, einen emeritierten Professor für Pädiatrie an der Universität Paris-Süd. Weltweit sind seitdem nur ca. 120 Fälle dokumentiert. Die Inzidenz wird auf 1:50.000–100.000 Neugeborene (geschlechtsunabhängig) geschätzt. Zum größten Teil liegt ein autosomal-dominater Erbgang vor, in etwa 15–50% der Fälle handelt es sich um Neumutationen. Die Mutation liegt im JAG-1-Gen. Betroffen sind vorwiegend die kleinen Gallenwege in der Leber, die hypoplastisch (kleiner und in geringerem Maße vorhanden) sind, was zu einer intrahepatischen chronischen Cholestase führt. Zusätzlich sind noch mindestens 2 weitere der aufgeführten Anomalien vorhanden: 1. typische Facies: vorstehende Stirn und vorstehendes Kinn, weit auseinanderstehende, tief liegende Augen 2. kardiovaskuläre Anomalien: Pulmonalarterienstenose und -hypoplasie, VSD, ASD 3. Schmetterlingsdeformität der Wirbelbögen 4. posteriores Embryotoxon: 1–2 mm über dem Limbus corneae gelegene weiße Linie Weniger häufig assoziierte Fehlbildungen sind Wachstums- und Entwicklungsrückstand, Nierenerkrankungen und Hypogonadismus. Als Folgen der Cholestase zeigen sich ein Ikterus, mangelndes Gedeihen durch unzureichende Aufnahme fettlöslicher Vitamine, Pruritus, Xanthelasmen, Blutungen und Komplikationen einer Leberzirrhose. Deutlich werden die Symptome häufig ab dem 3. Lebensmonat auch wenn die Diagnose oft erst im 3. Lebensjahr gestellt wird. 40 In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose anhand charakteristischer klinischer Aspekte in Kombination mit dem Vorhandensein von typischen Begleiterkrankungen. Hilfreich sind Labor, Abdomensonografie, Echokardiografie, Röntgen und augenärztliche Untersuchungen. In ca. 70% der Fälle kann die genetische Untersuchung die Diagnose sicherstellen. Die Ergebnisse der Leberbiopsie sind häufig richtungsweisend, aber unspezifisch. Therapieziele sind die Förderung des Galleabflusses (z. B. Ursodeoxycholsäure), die Optimierung des Ernährungszustandes (Diät mit MCT) sowie die Vermeidung des Mangels an fettlöslichen Vitaminen. Letztendlich ist die Behandlung somit vor allem symptomatisch. In wenigen Fällen erfordert eine progrediente Leberzirrhose eine Transplantation. Betroffene sollten in regelmäßigen Abständen in spezialisierten Kliniken vorgestellt werden. Die Prognose ist ungewiss und hängt maßgeblich von der Schwere der Leberfunktionsstörung und den angeborenen kardiovaskulären Anomalien ab. Insgesamt ist bei etwa 25% der Betroffenen die Lebenserwartung aufgrund der Leberfunktionsstörung verkürzt. Im Gegensatz zur nicht-syndromalen PILBD ist die Prognose des Alagille-Syndroms interessanterweise aber wesentlich besser und viele Patienten erreichen das Erwachsenenalter. Literatur: 1. Alagille D, Odièvre M, Gautier M, Dommerques JP. Hepatic ductular hypoplasia associated with characteristic facies, vertebral malformations, retarded physical, mental, and sexual development, and cardiac murmur. J. Pediatr. 1975; 86: 63–71. 2. Alagille D. Paucity of Interlobular Bile Ducts. In: Cholestasis in Neonates. J. Waldschmidt, G. Charissi, F. Schier (eds.). Zuckerschwerdt Verlag, München. 1988, p. 33–46. 3. Alagille D, Estrada A, Hadchouel M, Gautier M, Odièvre M, Dommerques JP. Syndromic paucity of interlobular bile ducts (Alagille syndrome or arteriohepatic dysplasia): review of 80 cases. J. Pediatr. 1987; 110: 195–200. 41 Boerhaave-Syndrom T. Wehrmann Fachbereich Gastroenterologie, Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD), Wiesbaden Das Boerhaave-Syndrom stellt eine nicht-iatrogen induzierte Ruptur aller Wandschichten des Ösophagus dar. Es wurde von dem Niederländer Hermann Boerhaave im Jahre 1724 erstmals beschrieben. Häufigkeit Bis 1990 wurden etwa 900 Fälle in der Literatur beschrieben. Das BoerhaaveSyndrom ist die häufigste Ursache der spät entdeckten Ösophagusperforation mit paraösophagealer Abszessbildung; ca. 10–15% aller Ösophagusperforationen sind dieser Entität zuzuordnen. Das männliche Geschlecht überwiegt, in Einzelfällen wurde es sogar bei Kleinkindern beobachtet. Pathogenese und Klinik Man vermutet, dass ein rascher, bis zu 150–200 mmHg reichender intraösophagealer Druckanstieg für die Ausbildung einer Vollwandperforation ausreichend ist. Die meisten Perforationen treten kardianah, im distalen Ösophagusdrittel, zumeist links-posterior lokalisiert auf. Häufigstes Vorereignis ist heftiges Erbrechen, in Einzelfällen wurden auch vorangegangene stumpfe Thorax- und Bauchtraumen ursächlich beobachtet. Klinisch imponieren retrosternale Schmerzen, Dyspnoe und ggf. Fieber sowie eventuell Symptome eines Kreislaufschocks. Wegweisender Befund ist die Präsenz eines Hautemphysems. Diesbezüglich finden sich – außer der Voranamnese – keine Unterschiede zu anderen meist iatrogenen Perforationsursachen. Diagnostik Die Diagnose kann nativ-radiologisch bei Nachweis freier intraabdomineller Luft oder bei einem Mediastinalemphysem vermutet werden. Zusätzlich findet sich oft ein begleitender Pleuraerguss. Der unmittelbare Nachweis ist mittels Ösophagografie oder endoskopisch möglich. Auch die CT-Thoraxuntersuchung mit ösophagealer Kontrastierung bietet wichtige Hinweise und sollte diagnostischer Standard sein, da 42 nur hier sämtliche Komplikationen (Mediastinalverdrängung, Abszess, Fisteln, Pleuraerguss, Herztamponade etc.) detektiert werden können. Therapie Standard ist ein operatives Vorgehen mit – bei frühzeitiger Diagnosestellung – direkter Naht der Perforation. Alternativ finden hier endoskopische Defektdeckungsverfahren Anwendung (Clip, Stentdiversion, endoskopische Naht). Bei bereits aufgetretener Abszessbildung ist die Prognose ernst, die Letalität liegt bei 20–40%. In diesen Fällen ist eine videothorakoskopische Abszessdrainage und begleitende Pleuradrainage therapeutischer Standard. Über ein alternatives, endoskopisches Vorgehen wird berichtet. 43 Stauffer-Syndrom G. Mayer Klinik für Innere Medizin II, HSK Dr. Horst Schmidt Klinik, Wiesbaden 1961 wurde von Stauffer zum ersten Mal das Zusammentreffen von Leberfunktionsstörungen und hypernephroidem Nierenkarzinom bei 5 Patienten beschrieben. Als Zeichen einer Leberfunktionsstörung bestanden: - Erhöhung der alkalischen Phosphatase (AP) - Hypalbuminämie - Erniedrigter Quickwert - Erhöhte Bromsulfthalein-Retention - Hepatomegalie Diese Befundkonstellation führte zur weiterführenden Diagnostik und schlussendlich zur Diagnose eines Nierenzellkarzinoms. Lebermetastasen wurden ausgeschlossen. Nach erfolgter Tumornephrektomie kam es bei fast allen Patienten zu einer Normalisierung der pathologischen Laborwerte. Somit handelte es sich – vor allem bei der AP-Erhöhung – um ein paraneoplastisches Syndrom (Stauffer-Syndrom), das in der Folgezeit publikatorisch häufig bestätigt wurde. Aufgrund retrospektiver Untersuchungen geht man heute davon aus, dass ca. 20% der Patienten mit einem Hypernephrom eine paraneoplastische Erhöhung der alkalischen Phosphatase zeigen. Dies ist hinsichtlich der Prognose ein ungünstiges Zeichen im Vergleich zu Patienten, die präoperativ keine AP-Erhöhung vorweisen, insbesondere dann, wenn noch zusätzliche paraneoplastische Faktoren dazukommen (Fieber, Gewichtsverlust). Bei radikaler chirurgischer Entfernung des Karzinoms kommt es bei der Mehrzahl der Patienten zu einer Normalisierung der Leberwerte. Bei Persistenz oder Wiederauftreten muss ein Rezidiv oder das Auftreten von Metastasen vermutet werden. 44 In aller Regel handelt es sich beim Stauffer-Syndrom um eine anikterische Cholestase. Vereinzelt sind jedoch auch ikterische Verläufe beschrieben worden bis hin zum fulminanten Leberversagen. Histologisch handelt es sich um eine unspezifische Hepatitis mit lymphozytären Infiltraten, wahrscheinlich auf dem Boden einer tumorinduzierten Interleukin-6-Produktion. Zusammenfassung In allen Fällen unklarer Leberwerterhöhungen (insbesondere cholestatischer Verlauf) sollte immer auch an das Vorliegen eines Stauffer-Syndroms oder an ein paraneoplastisches Syndrom anderer Provenienz gedacht und eine bildgebende Diagnostik veranlasst werden, um möglichst früh die Frage zu klären, ob ein Tumor die Ursache der pathologischen Leberwerte ist. Literatur: 1. Stauffer MH. Nephrogenic hepatosplenomegaly. Gastroenterology. 1961; 40: 694. 2. Chuang YC, Lin AT, Chen KK, Chang YH, Chen MT, Chang LS. Paraneoplastic elevation of serum alkaline phosphatase in renal cell carcinoma: incidence and implication on prognosis. J Urol. 1997; 158: 1684-7. 3. Dourakis SP, Sinani C, Deutsch M, Dimitriadou E, Hadziyannis SJ. Cholestatic jaundice as a paraneoplastic manifestation of renal cell carcinoma. Eur J Gastroenterol Hepatol. 1997; 9: 311–4. 4. Fang JW, Lau JY, Wu PC, Lai CL. Fulminant hepatic failure in nonmetastatic renal cell carcinoma. Dig Dis Sci. 1992; 37: 474–7. 5. Jacobi GH, Abdelhamid S, Philipp T. [Stauffer syndrome, paraneoplastic hepatic dysfunction syndrome associated with renal cell carcinoma (author's transl)]. Urologe A. 1976; 15: 78–82. 6. Blay JY, Rossi JF, Wijdenes J, Menetrier-Caux C, Schemann S, Négrier S, Philip T, Favrot M. Role of interleukin-6 in the paraneoplastic inflammatory syndrome associated with renal-cell carcinoma. Int J Cancer. 1997; 72: 424–30. 45 Der seltene gastroenterologische Befund: das BannayanRuvalcaba-Riley-Syndrom M. Hocke, U. Rosenstock, F. Hörning, K. Lohse, S. Sharma, T. Bocker*, H.J. Düwel**, A. Stallmach*** Medizinische Klinik II, **Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, *Pathologische Praxis, ***Klinik für Innere Medizin II, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinikum Meiningen Zusammenfassung Polyposis-Syndrome sind seltene Krankheitsentitäten in der klinischen Praxis. Während jedoch die familiäre adenomatöse Polyposis und das Peutz-JeghersSyndrom bekanntere Formen der Polyposis-Syndrome darstellen, begegnet man den übrigen Syndromen, wie zum Beispiel der familiären juvenilen Polyposis, dem Cowden-Syndrom, dem Basalzell-Naevus-Syndrom, der Neurofibromatosis 1 und dem MEN Syndrom 2b zunehmend seltener. Gänzlich unbekannt ist dabei das Bannayan-Ruvalcaba-Riley-Syndrom. Dies ist nicht unbedingt der geringeren Krankheitsprävalenz zu schulden, sondern dem fehlenden Wissen über die klinischen Erscheinungsformen der entsprechenden Syndrome. Trotzdem besitzen diese Syndrome aufgrund des unterschiedlichen Auftretens assoziierter maligner Tumorentitäten und differenter Überwachungs- und Therapieregime eine klinisch nicht zu unterschätzende Bedeutung. Im Folgenden möchten wir anhand eines Fallbeispiels auf das unbekannte Bannayan-Ruvalcaba-Riley-Syndrom näher eingehen. Es handelt sich hierbei um die Erstdiagnose des Syndroms bei einer 42-jährigen Patientin. Fallbeschreibung Eine 42-jährige Patientin stellte sich ambulant in unserer Einrichtung zur Durchführung einer koloskopischen Untersuchung bei rektalen Blutabgängen vor. Aufgrund von Oberbauchbeschwerden war bei der Patientin 5 Jahre vor Vorstellung bereits eine Gastroskopie erfolgt, in der Polypoide im Magen und Duodenum mit einer Größe bis 10 mm beschrieben und bioptiert worden waren. Die damalige Histologie ergab den Befund hyperplastischer Polypen. Aufgrund des auffälligen Befunds war der Patientin bereits die Durchführung einer Koloskopie empfohlen worden, der die Patientin jedoch aufgrund ihrer Beschwerdefreiheit nicht nachgekommen war. 46 Die jetzige Koloskopie ergab multiple Befunde. Das terminale Ileum war unauffällig, allerdings war des Coecum von außen imprimiert. Im Coecum und im Bereich der rechten Flexur fanden sich jeweils Angiodysplasien mit einer Größe bis 5 mm, die jedoch nicht blutungsgefährdet erschienen. Vom Colon descendens angefangen, zeigten sich im Darmlumen erst multiple kleine Polypoide mit einer Größe bis 10 mm und letztlich jedoch große Raumforderungen (bis 4 cm) im Bereich des Sigmas mit glattem Schleimhautüberzug, z. T. gestielt oder flach aufliegend mit frischen Blutauflagerungen. Die Befunde erwiesen sich bei der Biopsie als derb, am ehesten wie Leiomyome oder GIST imponierend. Die oberflächlich entnommenen Biopsien ergaben in diesem Bereich nur unauffällige Kolonschleimhaut mit vermehrter Kryptendilatation. Da die Befunde aufgrund der Ausdehnung endoskopisch nicht abtragungsmöglich waren, jedoch der Blutungsquelle entsprachen, erfolgte die stationäre Aufnahme zur präoperativen Vorbereitung. In einem anamnestischen Gespräch gab die Patientin nun an, bereits seit mehreren Jahren wegen multipler Hauthämangiome in ambulanter chirurgischer Behandlung zu sein, wobei mehrere Hämangiome entfernt worden waren. Zusätzlich war bei der Patientin ein Hirntumor bekannt, der als Hamartom gewertet wurde und sich in bildgebender Kontrolle befand. Bei fehlender Wachstumstendenz sowie fehlender klinischer Symptomatik wurde bisher auf eine Operation verzichtet. Aufgrund der Kombination einer Polyposis, Hauthämangiomen sowie des Gehirntumors lag das Vorliegen eines Syndroms nahe. Hierbei stießen wir in einer Literaturrecherche auf das später zu beschreibende Bannayan-Ruvalcaba-RileySyndrom. 47 Bei gezielter klinischer Untersuchung ergab sich bei der Patientin zusätzlich der Befund einer Makrocephalie und eines Strabismus, welcher bei diesem Symptomenkomplex mitbeschrieben ist. Eine gezielte Nachfrage ergab keinen Anhalt für entsprechende Veränderungen bei Angehörigen der Familie sowie keine Häufung an unklaren Todesfällen bzw. Tumoren. Die Ultraschalluntersuchung des Abdomens ergab nun noch mehrere pathologische Befunde: Hier zeigten sich Cholesterolpolypen der Gallenblase, multiple Leberhämangiome sowie ein Milzhämangiom und ein Uterus myomatosus. Die Raumforderungen des Sigma ließen sich als unterschiedliche Tumoren, z. T. hypervaskularisiert und glatt begrenzt wie bei gastrointestinalen Stromatumoren darstellen. Eine Wiederholung der Gastroskopie ergab unverändert zum Vorbefund vor 5 Jahren multiple Polypoide im Duodenum und Magen ohne Größenprogredienz, jedoch zusätzlichen Veränderungen im Ösophagus, die an submuköse Hämangiome erinnern und ektope Magenschleimhaut im oberen Drittel des Ösophagus. Wir dehnten die gastrointestinale Diagnostik mithilfe der Kapselendoskopie auf den Dünndarm aus, um bei größeren Polypen und einem geplanten operativen Eingriff im Sigma die Operationsstrategie festzulegen. Hierbei ergaben sich im Dünndarm multiple, über den gesamten Dünndarm verteilte Polypoide, z. T. mit Stiel, mit einer maximale Größe bis 8 mm sowie eine Mischung aus mehreren kleinen Hämangiomen, aber auch Angiodysplasien. Alle Befunde imponierten nicht blutungsgefährdet. Letztlich ergab das durchgeführte abdominelle CT zusätzlich zu den bereits aus der Sonografie bekannten Befunden ein großes Gefäßkonvolut im Bereich des linken Ileosakralgelenks mit einer Größe von 3 x 5 cm und inguinal links sowie ausgedehnte gluteale Umgehungskreisläufe. Das MRT-Schädel ergab multiple, Kontrastmittel-aufnehmende Herde in der Schädelkalotte bis zu einer Größe von 2 cm sowie einen intracerebralen 1 cm messenden Herdbefund. Nach Abschluss der Diagnostik erfolgte die operative Entfernung des tumortragenden Anteils des Sigmas zusammen mit der Durchführung einer Hysterektomie mit Adnexektomie. Der Eingriff verlief komplikationslos. Histologisch ergab sich bei den Raumforderungen des Sigmas der Befund von submukösen Fibromen mit harmatomatösem Aspekt. Es bestätigte sich darüber hinaus ein Uterus myomatosus mit adenomatöser Endometriumhyperplasie und geringgradiger Endometritis sowie einer gedeckt glandulären Portioektopie. 48 Kolonresektat mit hamartomatösen Polypen 49 Heyde-Syndrom P. Rüb Klinik für Innere Medizin, St. Barbara-Hospital, Gladbeck Das Heyde-Syndrom ist nach dem Erstbeschreiber E.C. Heyde benannt und beschreibt das gleichzeitige Auftreten gastrointestinaler Blutungen aus Angiodysplasien, vornehmlich im Bereich des rechten Kolons, und einer valvulären Aortenklappenstenose. Über die Pathogenese gibt es mehrere Vorstellungen. Vermutet wurde eine Bindegewebsstörung, wodurch es einerseits zur Degeneration der Aortenklappe und andererseits zur Ausbildung der Angiodysplasien im Darm kommen könnte. Ebenfalls diskutiert wurde eine verminderte Darmperfusion bei relevanter Aortenklappenstenose, welche die Entstehung von Angiodysplasien triggern könnte. Der derzeit präferierte Pathomechanismus geht von einer teilweisen Zerstörung des von-Willebrand-Faktors aus, wobei die Multimere des vonWillebrand-Faktors durch die Strömungsturbulenzen an der verengten Klappe verbraucht werden und verloren gehen. Der von-Willebrand-Faktor wird von den Endothelzellen gebildet und dient einerseits als Trägerprotein des Faktor VIII, andererseits vermittelt er die Thrombozytenaggregation über freiliegende Kollagene und den von-Willebrand-Rezeptor (Glykoprotein-Ib/IX/V-Komplex) an den Thrombozyten. Diese Theorie wird durch mehrere Untersuchungen gestützt. Patienten mit Heyde-Syndrom zeigen eine verlängerte Blutungszeit. Bei diesen Patienten zeigte sich in der Analyse des vonWillebrand-Faktors, dass besonders die großen Multimere des von-WillebrandFaktors fehlten. Nach Klappenersatz oder Rekonstruktion der verengten Klappe normalisierten sich diese wieder, gleichzeitig sistierten die Ereignisse gastrointestinaler Blutungen. Bei Stenosen anderer Herzklappen, z. B. der Mitralklappe, konnten diese Zusammenhänge nicht gefunden werden. 50 Biliäre Hamartome oder „von-Meyenburg-Komplex“ C.F. Dietrich Medizinische Klinik 2, Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim Der „von-Meyenburg-Komplex“ ist eine Duktalplattenanlagestörung mit der Extremform „Caroli-Syndrom“. Es handelt sich bei den Mikrohamartomen um Duplikationen der Gallenwege mit dichter umgebender Fibrose, jedoch (im Unterschied zu der Extremform des Caroli-Syndroms) ohne Verbindung zum Gallengangsystem. Biliäre Hamartome sind angeborene Fehlbildungen (Synonyme: Mikrohamartome, von-Meyenburg-Komplexe, Cholangiohamartome), die zum Formenkreis der biliären Malformationen gerechnet werden. Biliäre Hamartome werden durch eine gestörte Umstrukturierung der duktalen Platte in der Embryonalentwicklung hervorgerufen. Da entwicklungsgeschichtlich eine enge Beziehung zwischen den kleinen interlobulären Gallengängen und dem Gefäßsystem besteht, führt eine Malformation der Duktalplatte häufig auch zu Fehlbildungen an den Ästen der Portalvene. Durch die unvollständige Umstrukturierung der Duktalplatte entstehen einerseits mehr oder weniger große, von Gallengangsepithel ausgekleidete Zysten, daneben kann es zur fibrotischen Verödung der intrahepatischen Gallengänge kommen. Je nach Lokalisation und Überwiegen von zystischer Ektasie oder fibrotischer Verödung kommt es zur Ausbildung von Erkrankungen, die von der kongenitalen Leberfibrose bis hin zum Caroli-Syndrom oder auch polyzystischen Leber- und Nierenerkrankungen reichen. Biliäre Hamartome können einzeln oder multipel vorkommen und befinden sich zumeist direkt unterhalb der Leberkapsel. Es handelt sich um scharf begrenzte, feste, grau-weiße, manchmal keilförmige Herde. Bei multiplem Vorkommen auch in tieferen Abschnitten der Leber ist eine unregelmäßigere Form beschrieben, die scharfe Begrenzung gegenüber dem umgebenden Parenchym bleibt jedoch erhalten. Biliäre Hamartome zeigen eine charakteristische Histologie mit zahlreichen dilatierten, sich verzweigenden, torquierten Gallengängen. Die Ductuli sind in ein dichtes kollagenes Stroma eingebettet. Einige von ihnen können kleine, eingedickte Gallethromben enthalten, obwohl Verbindungen zum lebereigenen Gallesystem nicht nachgewiesen werden konnten. Zelluläre Atypien fehlen vollständig. Das sonografische Bild ist uncharakteristisch und reicht im Vergleich zum umgebenden Leberparenchym von stärker echogenen (echoreichen) bis zu echoarmen Tumoren (1). Die unterschiedliche Echogenität ist durch die Größe der Zysten 51 zu erklären. Winzige Hohlräume führen zu einem echogenen Bild, wogegen aufgeweitete Bereiche als schwächer echogen im Vergleich zum umgebenden Leberparenchym imponieren. Eine Cholangiofibromatose kann sonografisch wie eine Metastasenleber mit winzigen Lebermetastasen imponieren. Im Unterschied zu den Mikrohamartomen, die nicht als Präkanzerose gelten, stellt die progressive Papillomatose eine Präkanzerose dar, bei der multiple proliferierende, papilläre Hamartome vorkommen können (2). Differenzialdiagnostisch müssen peribiliäre Zysten abgegrenzt werden, die bei autoptischen Untersuchungen bei etwa bei 50% der Leberzirrhosen beschrieben worden sind; in der bildgebenden Diagnostik werden sie selten gefunden und erwähnt. Sie sind im Unterschied zu dem „von-Meyenburg-Komplex“ in der Nähe der Leberpforte lokalisiert und variieren in der Größe von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern. In den meisten Fällen haben sie keine klinische Relevanz, können jedoch unter Umständen den Gallefluss behindern. Länglich konfigurierte peribiliäre Zysten können mit dilatierten Gallengängen verwechselt werden (3). Die kontrastverstärkte Sonografie zeigt eine gleichmäßige Anreicherungskinetik der winzigen, stärker echogenen Tumoren im Vergleich zum umgebenden Leberparenchym, wogegen auch kleine Makrozysten naturgemäß in allen Kontrastmittelphasen aussparen (4). In einer eigenen Studie an 95 konsekutiven histologisch gesicherten benignen Lebertumoren fanden sich 4/95 Cholangiofibrome (4). Alle Läsionen konnten durch ihr Kontrastmittelverhalten als gutartig klassifiziert werden (5). Diese relativ hohe Anzahl ist auf die regelhafte Anwendung hochfrequenter Schallköpfe zurückzuführen, die die leberoberflächennahen Tumoren (besser) erkennen lässt. Von Bedeutung ist es, cholangiozelluläre Adenome abzugrenzen (6). Literatur: 1. lego JC, Suarez I, Soler R. Multiple bile duct hamartomas: US, CT, and MR findings. A case report. Acta Radiol. 1995; 36: 273–5. 2. Holtkamp W, Reis HE. Papillomatosis of the bile ducts: papilloma-carcinoma sequence. Am J Gastroenterol. 1994; 89: 2253–5. 3. Terayama N, Matsui O, Hoshiba K, Kadoya M, Yoshikawa J, Gabata T, Takashima T, Terada T, Nakanuma Y, Shinozaki K, Arai K, Morioka T. Peribiliary cysts in liver cirrhosis: US, CT, and MR findings. J Comput Assist Tomogr. 1995; 19: 419–23. 52 4. Dietrich CF, Ignee A, Trojan J, Fellbaum C, Schuessler G. Improved characterization of histologically proven liver tumours by contrast enhanced ultrasonography during the portal venous and specific late phase of SHU 508A. Gut. 2004; 53: 401–5. 5. Claudon M, Cosgrove D, Albrecht T, Bolondi L, Bosio M, Calliada F, Correas JM, Darge K, Dietrich C, D'Onofrio M, Evans DH, Filice C, Greiner L, Jäger K, Jong N, Leen E, Lencioni R, Lindsell D, Martegani A, Meairs S, Nolsøe C, Piscaglia F, Ricci P, Seidel G, Skjoldbye B, Solbiati L, Thorelius L, Tranquart F, Weskott HP, Whittingham T. Guidelines and good clinical practice recommendations for contrast enhanced ultrasound (CEUS) – Update 2008. Ultraschall Med. 2008; 29: 28–44. 6. Ignee A, Piscaglia F, Ott M, Salvatore V, Dietrich CF. A benign tumour of the liver mimicking malignant liver disease – cholangiocellular adenoma. Scand J Gastroenterol. 2009; 44: 633–6. 53 Cronkhite-Canada-Syndrom C. Pox Medizinische Klinik, Ruhr-Universität Bochum, Knappschaftskrankenhaus, Bochum Das Cronkhite-Canada-Syndrom ist ein sehr seltenes nicht-hereditäres PolyposisSyndrom ungeklärter Ätiologie. Die Erkrankung wurde erstmals 1955 von Cronkhite und Canada beschrieben und ist durch eine diffuse gastrointestinale Polyposis, verbunden mit Diarrhöen, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Alopezie, Nagelveränderungen und Hyperpigmentierungen charakterisiert. Endoskopisch lassen sich entzündlich imponierende, teilweise konfluierende Polypen nachweisen. Am häufigsten sind Magen und Kolon, bei etwa einem Drittel auch der Dünndarm betroffen. Ein Befall des Ösophagus ist sehr selten. Histologisch handelt es sich um hamartomatöse Polypen. Das Kolonkarzinomrisiko scheint erhöht zu sein. Im Rahmen der Erkrankung kommt es häufig zu einer exsudativen Enteropathie mit zum Teil ausgeprägter Malnutrition und Nachweis einer Hypalbuminämie, Anämie und Elektrolytveränderungen. Die ektodermalen Veränderungen werden auf die Malnutrition zurückgeführt. Die Therapie wird kontrovers diskutiert, Studien liegen nicht vor. Wichtig ist ein Ausgleich der Malnutrition und des Flüssigkeitsmangels. Zum Teil ist hierfür initial eine parenterale Ernährung erforderlich. Hierdurch wird etwa ein Drittel der Patienten beschwerdefrei. Es werden zusätzlich häufig Steroide sowie H2-Blocker und Antibiotika eingesetzt. In einem Fall wurde nach Helicobacter-pylori-Eradikation eine symptomatische Remission beschrieben. Die Prognose des Cronkhite-Canada-Syndroms ist mit einer 5-Jahres-Mortalität von 55% schlecht. 54 CED = Consequences of (deficient) enteric defensins? E.F. Stange Klinik für Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart Defensine sind endogene antimikrobielle Peptide mit breitem Wirkungsspektrum. Bereits mikromolare Konzentrationen reichen aus, um gramnegative und grampositive Bakterien, aber auch Mykobakterien sowie Pilze (z. B. Candida), Viren (z. B. Herpes) und Protozoen (z. B. Giardia lamblia) effektiv abzutöten. Als wichtiger Teil des angeborenen Immunsystems werden sie im Darmepithel exprimiert und tragen somit zur Aufrechterhaltung der intestinalen Mukosabarriere bei. Dies scheint bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen defekt zu sein, da einerseits die Immunantwort gegen die „normale“ luminale Bakterienflora gerichtet ist, andererseits bei diesen Erkrankungen mukosal adhärente und invasive Bakterien beobachtet werden. Eine mögliche Erklärung für diese Phänomene beruht auf einer defekten Defensinexpression. Tatsächlich findet sich bei Morbus Crohn mit Befall des terminalen Ileum, insbesondere bei einer Mutation im NOD2-Gen, eine verminderte Į-Defensinexpression (humane Defensine 5 und 6) und im entzündeten Kolon eine im Vergleich zur Colitis ulcerosa verminderte ȕ-Defensinantwort (humane ȕ-Defensine 2 und 3). Dies könnte durch die Beeinträchtigung der chemischen Mukosabarriere zu einer vermehrten bakteriellen Invasion in die Darmschleimhaut führen und als eigentliche Ursache für die adäquate Entzündungsantwort betrachtet werden. Durch den zwischenzeitlich erfolgten Nachweis, dass diese beeinträchtigte Defensinbildung auch zu einer verminderten antibakteriellen Aktivität der Darmschleimhaut führt, ist ein Defensinmangelsyndrom das derzeit plausibelste Pathogenesekonzept des Morbus Crohn. Die derzeitige Standardtherapie beeinflusst die Defensinexpression nicht. Mögliche therapeutische Ansätze über das Defensinsystem wären vor allem Probiotika, aber auch die direkte orale Defensingabe oder auch Parasiten wie Trichuris suis. 55 Bakteriendichte Dünndarm PanethzellĮ-Defensine: HD-5 / HD-6 (konstitutiv) Kolon Epithelzellȕ-Defensine: HBD1 (konstitutiv) HBD 2,3 and 4 (induzierbar) Antibakterielle Peptide im Gastrointestinaltrakt: unterschiedliche Defekte bei Morbus Crohn je nach Lokalisation 56 Neue Verlaufsformen bekannter Infektionen: Noro – no fun & C. difficile – more difficile B. Lembcke Klinik für Innere Medizin, St. Barbara-Hospital, Gladbeck Norovirus-Gastroenteritis Noroviren sind Caliciviren. Ihre klinischen Folgen sind weltweit als virale Gastroenteritiden, Magen-Darm-Grippe bzw. treffend als winter vomiting disease langjährig bekannt. 1968 wurde eine Epidemie unter Lehrern und Schülern einer Schule in Norwalk (Ohio) zum vorläufigen Namensgeber der Viruserkrankung, das Virus selbst wurde elektronenmikroskopisch 1972 identifiziert. Es existieren zahlreiche Norwalkartige Erreger, die als small round structured viruses (SRSVs) Gastroenteritiden auslösen. Ursprünglich wurde das Norwalk-Virus den Parvoviren zugeordnet. 1981 zeigten jedoch erste Befunde, dass es sich um ein Calicivirus handelt, 1990 konnte dies molekularbiologisch bewiesen werden. Abb. 1: Erkrankungszunahme anhand der gemeldeten (49. Woche) Noro-Infektionen in Deutschland (nach Mitteilungen des RKI) 200000 150000 100000 50000 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Gem eld ete Noro-Infektionen, RKI, 49. Woc he Als Norovirus hat der Erreger inzwischen auch allgemeine Publizität erreicht, zumal seine Häufigkeit rasant zugenommen hat (~ 200.000 an das RKI gemeldete Erkrankungen im Jahr 2008, Abb. 1; zum Vergleich: 48.000 Fälle im Jahr 2004; 8500 Fälle 57 2001; in den USA galten 2004 geschätzt rund 23 Mio. Bürger jährlich als erkrankt) und tiefgreifende Maßnahmen, wie temporäre Stations- oder KrankenhausSchließungen, öffentlichkeitswirksam inszeniert worden sind. Was ist dabei sinnvoll, was Aktionismus, was ist unbegründet? Übertragung: Noroviren werden über Wasser/Nahrungsmittel indirekt sowie von Mensch-zu-Mensch direkt übertragen. Weder existiert eine kausale Therapie noch eine wirksame Impfung oder anhaltende natürliche Immunität. Es werden 5 NoroGenotypen [GI–GV] unterschieden; ähnlich der Virusgrippe variieren die einzelnen beobachteten Stämme aber außerordentlich. Der Erreger ist überdies hochkontagiös (< 100 Viren ausreichend; 1011/g Erbrochenem, Aerosol oder Stuhl). Er überlebt Frost/Einfrieren, Hitze bis 60° C und die übliche Chlorierungsintensität von Wasser. Entsprechend sind multiple Ausbruchssituationen beschrieben. Der Genuss von Tiefkühlhimbeeren oder Austern aus dem Etang de Thau, der Besuch von Gemeinschaftsverpflegungen in Heimen, Betriebskantinen und auf Kreuzfahrtschiffen, ein zeitgleicher oder nachfolgender Aufenthalt bei Infektionsfällen im Krankenhaus, in Badezimmern auf Kreuzfahrtschiffen, aber auch in der Oper oder „Sprühkontakt“ zwischen den infizierten Profis eines Football-Teams und der gegnerischen Angriffsformation sind als auslösende Situationen identifiziert worden. Die genannten Situationen verdeutlichen, dass die Eindämmung einer Infektionskette unter den faktischen Bedingungen der Patientenversorgung außerordentlich schwierig ist und hohe Anforderungen an das individuelle Verhalten (z. B. Pflegekräfte und Ärzte, aber eben auch Angehörige und Besucher), die materielle Ausstattung (räumliche Trennung, Desinfektionsmaterial, Einwegartikel) sowie die Compliance (schwierig bis fast unmöglich, z. B. beim Bewegungsdrang von Kindern oder Demenzkranken) stellt. Der Handkontakt über kontaminierte Flächen ist der dominierende Übertragungsweg. Entsprechend sind Regeln der Isolierung, Händehygiene (z. B. geeignete viruzide Lösung [z. B. Sterilium-Virugard®]), Einmalhandschuhe, Desinfektionsreinigung und engmaschige Wischdesinfektion patientenbezogener Gebrauch kontaminierter von Flächen/Gegenstände Pflegeutensilien und geeignete sowie (> 60°C) Waschverfahren für Bettwäsche/Patientenwäsche erforderlich. Die Minimierung von Patientenbewegungen, Vermeidung von Verlegungen (z. B. in Pflegeeinrichtungen) vor Abklingen der Infektion und die Wiedereröffnung von Stationen, die aufgrund eines Ausbruchs für andere Patienten gesperrt waren, erst 72 Std. nach dem letzten 58 Krankheitsfall (nach Schlussdesinfektion), sind wichtige Logistik-Prinzipien im Umgang mit der Noro-Infektion. Die stationäre Einweisung von Patienten mit der Klinik einer Noro-Infektion sollte bereits vom einweisenden Arzt sehr kritisch und vorausschauend bedacht werden, um nicht die Funktionalität der klinischen Notfallversorgung zu gefährden. Die zunehmend zu beobachtende heftige Kreislaufproblematik oder deutliche Elektrolytentgleisungen lassen gerade beim älteren Patienten jedoch oft keine andere Wahl. Die telefonische Ankündigung des infektiösen Patienten erlaubt es bereits, ggf. einen anderen Weg der Aufnahme zu beschreiten, um die Weiterverbreitung an einem Knotenpunkt der stationären Versorgung (Aufnahmeeinheit) zu verhindern. Das RKI sieht laut seinen Verlautbarungen 72 Std. nach Ende der Krankheitserscheinungen implizit keinerlei virulente Infektiosität mehr gegeben. Negative Stuhlproben werden nicht verlangt. Da PCR-positive Stuhlproben durchaus 14 Tage nach Noro-Infektion persistieren können (nicht gleichbedeutend mit Infektiosität), verursacht das Insistieren auf negative Stuhlproben lediglich eine substanzielle Schwächung der realen Personalkapazitäten (und damit eine Gefährdung für Patienten und für die Eindämmung der Infektionsausbreitung). Clostridium-difficile-Enterocolitis C. difficile ist seit den 70er-Jahren als Erreger der pseudomembranösen Kolitis (PMC) bekannt. Der gram-positive, streng anaerobe Erreger wurde 1938 isoliert. Die PMC stellt eine eigenständige, schwerwiegende Krankheit dar, die vorzugsweise alte und schwerkranke Patienten, überwiegend Frauen, betrifft. Ursächlich liegt ihr eine Antiobiotika-bedingte Selektionierung von C. difficile zugrunde, wobei grundsätzlich alle Antibiotika (außer Vancomycin) eine PMC verursachen können (Tab. 1). 59 Tab. 1: C. difficile-Diarrhö: Unterschiede in der Häufigkeit in Abhängigkeit vom verwendeten Antibiotikum C. difficile-Diarrhö Sehr häufig Gelegentlich Selten - Ampicillin und Amoxicillin - Erythromycin - Chloramphenicol - Clindamycin - Übrige Penicilline - Metronidazol - Cephalosporine - Trimethoprim-Sulfamethoxazol - Rifampicin - Fluorochinolone - Sulfasalazin „The big three“ - Doxycyclin C. difficile bildet 2 biologisch interaktive Toxine (A, B), die die spezifische Darmentzündung hervorrufen und unterhalten. Toxin A wurde 1977 isoliert. Es wird Rezeptorvermittelt am Enterozyten gebunden und internalisiert (Enterotoxin). Durch Depolymerisierung des filamentären Aktins kommt es zur „tight junction“-Schädigung und Zellabrundung. Dabei treten eine Leukozyten-Chemotaxis und Zytokinfreisetzung auf (Toxin A und B). Toxin B ist ein Zytotoxin. Folgen sind (a) Zunahme der mukosalen Permeabilität, (b) Makrophagen- und Mastzellaktivierung sowie (c) neutrophile Infiltration der L. propria, die kennzeichnend für das Hüttenkäse-artige endoskopische Bild ist (Abb. 2). Zusammenhängend mit der Leukozytenadhäsion und -emigration induziert Toxin A die Albumin-Sequestration im Bereich postkapillärer Venolen. Dieser Mechanismus involviert die Leukozytenadhäsions-Glykoproteine CD11 und CD18, das interzelluläre Adhäsionsmolekül-1 (ICAM-1), P-Selektin sowie Histamin (Mastzelldegranulation) via H1-Rezeptoren. Klinik: Die Diarrhö beginnt zumeist 4–10 Tage nach Beginn der antibiotischen Therapie. Ein Auftreten der PMC noch 3–4 Wochen nach Gabe von Antibiotika wird beobachtet. In der Regel finden sich wässrige Durchfälle mit 3–10 Entleerungen/Tag in Verbindung mit Bauchkrämpfen. Schleim- und Blutbeimengungen im Stuhl sind 60 primär eher selten, treten bei fortgeschrittenem Verlauf aber häufiger in Erscheinung. Subfebrile Temperaturen und eine mäßiggradige Leukozytose mit Linksverschiebung werden beobachtet. Die mittlere Krankheitsdauer beträgt ca. 10–12 Tage. Nur bei einer Minderzahl der Patienten entwickelt sich eine endoskopisch eindeutig identifizierbare pseudomembranöse Kolitis. 99,8% der Patienten mit PMC sind C. difficile-positiv. Welche Faktoren die unterschiedlichen Krankheitsverläufe determinieren, war lange nicht bekannt. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass der positive Regulator der Toxin-Expression (txaR), der für die Toxin (A)-Bindung verantwortlich ist, die Toxizität beeinflusst: ohne Adhäsion keine Enterotoxizität. 25% der C. difficile-Stämme sind untoxisch, dies ist mit unterschiedlichen txaR-Varianten sowie Toxin-IgG-AK korreliert. Diagnostik: Die PMC ist endoskopisch durch prominente, gelblich-weißliche Membranen bzw. leukozytäre Infiltrate unterschiedlicher Größe charakterisiert, wobei meistens ein Linksseitenbefall mit Beteiligung des Rektosigmoids besteht. Die Diagnose kann daher i. d. R. sigmoidoskopisch gestellt werden (Abb. 2). Histologisch finden sich granulozytäre Infiltrate in der Lamina propria, ein submuköses Ödem sowie Gefäßdilatationen. Die Pseudomembranen bestehen aus Fibrin, Mucin, abgeschilferten Epithelzellen und Granulozyten. Das resultierende Bild des „eruptiven Vulkans“ gilt als typisch. Abb. 2: 61 Sonografisch lässt sich nur bei mehrtägigem entzündlichem Verlauf eine deutliche, zirkuläre echoarme Wandverdickung des linksseitigen Kolons mit welliger Verdickung vorwiegend der T. mucosa nachweisen. Dabei finden sich in Abhängigkeit vom Grad der Entzündung unterschiedlich ausgeprägte Veränderungen von einer gering akzentuierten Mukosa bis hin zu pseudotumorösen Mukosa- und Darmwandverdickungen (Abb. 3). Abb. 3: Labortests: Grundlage der Diagnostik sind jedoch mikrobiologische Untersuchungsmethoden, wobei kein Idealverfahren existiert. Referenz des C. difficile-Nachweises ist die Kultur. Aufgrund ihrer Latenz (2–5 Tage) ist das Verfahren für die primäre Diagnostik jedoch ungeeignet. Verbreitet sind Latexagglutinationstests (Schnelltest; basierend auf der Identifikation nicht-toxischer Proteine bzw. der Glutamatdehydrogenase) und Enzymimmunoassays für Toxin A bzw. A und B. Dabei sind jedoch bis zu 33% falsch-negative Befunde zu erwarten (z. B. auch durch starke Verdünnung bei sehr intensiver Diarrhö). Die bisher beste Sensitivität und Spezifität ist für den Zytotoxinassay (Toxin B) gegeben. Hierbei ist jedoch eine Gewebekultur erforderlich und Ergebnisse sind erst nach 24 Std. verfügbar. Zunehmend erfolgt daher der Nachweis des C. difficile-Toxins mittels einer PCR. Neues zur Epidemiologie: C. difficile ist – ungeachtet seiner Rolle als bedeutender nosokomialer Keim –– keineswegs mehr eine reine „Krankenhausinfektion“. Dies ist u. a. Folge des breiten Einsatzes von Antibiotika auch in der ambulanten Medizin sowie in Tierzucht und Tiermedizin. Eine Übertragung von Patient zu Patient ist ebenso möglich wie über Umgebungskontamination, da die ausgeschiedenen 62 Bakterien langlebig sind. Sporen von C. difficile können jahrelang auf Fluren oder Gegenständen persistieren, wenn diese nicht adäquat gereinigt werden. Eine Übertragung „in der Gemeinde“ und von z. B. Haustieren auf den Halter ist ebenso möglich. Die community-acquired-infection macht in Problemstädten in den USA bereits ein Drittel der Infektionen aus. Oft ist keine Antibiotika-Einnahme eruierbar. Abgesehen von detektivischen Details (z. B. lokale antibiotische zahnärztliche Wurzelbehandlung oder Antibiotika-Verwendung in der Endoprothetik) sind hierbei als weitere wichtige Risikofaktoren Alter > 65 Jahre, PPI-Einnahme, Dialyse, CED, Reizdarm sowie enger Kontakt zu Kleinkindern < 2 Jahre (asymptomatische Keimträger infolge der Unreife des Toxinrezeptors) zu berücksichtigen. C. difficile-Infektionen haben sich von 1998–2004 bei Morbus Crohn verdoppeltund bei Colitis ulcerosa verdreifacht. Das Letalitätsrisiko von CED wird durch C. difficile 4,7-fach erhöht. Neue Genotypen von C. difficile sind durch Mutationen wesentlich aggressiver und damit gefährlicher geworden. Die Häufigkeit, Letalität und Morbidität der Erkrankung sind – ausgehend von Kanada und den USA in 2003/2004 – maßgeblich gestiegen. So liegt die Letalität bei dem seit 2003 neu beobachteten Ribotyp 27 bei 13–22% (gegenüber 4,7% 1991, dominanter Ribotyp: 001) und Ausbrüche wurden sehr schwer kontrollierbar. Es besteht eine Korrelation zum häufigen Einsatz von Fluorochinolonen und Cephalosporinen. Neues zum Keimverhalten: Die verstärkte Aggressivität des Ribotyps 027 ist inzwischen pathogenetisch aufgeklärt. Ursächlich ist eine komplette Expression der Toxingene (1) tcdA, (2) tcdB und eines zusätzlichen (3) binären C. difficile-Toxins (ADP-Ribosyltransferase). Darüber hinaus haben die virulenten Stämme (4) eine 18-bp-Deletion im (negativen) Regulatorgen cdtC mit entsprechend 16–23-fach höherer Zytotoxizität in vitro. Die Infektion mit diesem Ribotyp ist meldepflichtig- Für seine Feststellung ist eine Zweitprobeneinsendung zur Kultur und weiteren Toxinund Ribotypbestimmung sowie molekulargenetischen Differenzierung erforderlich. Schwere klinische Verläufe mit Tod, Kolektomie oder unmittelbare Reinfektionen sind Indikatoren für eine solche Probleminfektion. Therapie: Primär muss ein Absetzen des verantwortlichen Antibiotikums erwogen werden. Flüssigkeits- und Elektrolytersatz sind ggf. erforderlich. Für die Behandlung der C. difficile-induzierten Diarrhö und PMC eignen sich in erster Linie Metronidazol 63 3 x 400–500 mg/Tag für 10–14 Tage oder Vancomycin (4 x 125–250 mg/Tag oral für 10–14 Tage). Die zusätzliche Gabe von Saccharomyces boulardii (2 x 500 mg/Tag für 4 Wochen) wirkt symptomatisch (u. a. Toxin- und Toxinrezeptor-Degradation durch eine Pilzprotease) und vermindert das Risiko eines symptomatischen Rezidivs (die Reinfektion wird nicht beeinflusst). Alternativen zu den genannten Antibiotica sind Teicoplanin 2 x 100 mg/Tag oder Fusidinsäure 2 x 250 mg. Eine Reihe von Neuentwicklungen sind zurzeit. in klinischen Prüfungen. Die Bindung der Toxine durch Colestyramin ist relativ schwach. Auf keinen Fall sollte Colestyramin mit Vancomycin gegeben werden, da auch das Antibiotikum gebunden (und inaktiviert) wird. Relativ häufige Rezidive werden primär komplementär (Metronidazol statt Vancomycin und vice versa) behandelt, ggf. mit Vancomycin in höherer Dosis, längerer Therapiedauer oder pulsatil. Eine Alternative sind die seltener eingesetzten Antibiotika. In einer ersten Versuchsserie war eine Impfung erfolgreich. Hygiene: Der streng indizierte Antibiotikaeinsatz ist eine wichtige präventive Maßnahme. Konsequente Handhygiene, adäquate Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen medizinischen sowie überlegte Einrichtungen (und möglichst seltene) von grundlegender Transporte Bedeutung. sind Für in die Dekontamination sporenbildender Clostridien ist das Waschen der Hände mit fließendem Wasser (im Vergleich zu anderen Bakterien) von besonderer Bedeutung. Alle Patienten mit C. difficile-bedingten Durchfällen sollten isoliert werden, soweit dies eben möglich ist. Nicht zu vergessen: 75–80% der Antibiotika-assoziierten Diarrhöen sind nicht durch C. difficile bedingt. Neben (a) der (sehr häufigen) osmotischen Diarrhöe, (b) einer sekretorischen Diarrhö durch Mangel an kurzkettigen Fettsäuren (unter parenteraler Ernährung) und (c) der Penicillin-induzierten segmentär-hämorrhagischen Kolitis (nur nach Penicillin[en]) sind hierbei auch u. a. C. perfringens- oder C. spiroforme-Toxine (evtl. auch deren Iota-Toxine) und andere mikrobiologische Ursachen im Einzelfall zu bedenken. 64 Divertikulitis – die Kunst der klinischen Balance zwischen konservativer Unter- und chirurgischer Übertherapie A. Tromm Klinik für Innere Medizin, Evangelisches Krankenhaus, Hattingen Während bei ca. 70% der Divertikelträger im Langzeitverlauf keine Symptome auftreten, entwickeln ca. 30% der Patienten Symptome. Diese bestehen z. B. in linksseitigen Unterbauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Meteorismus und dysurischen Beschwerden. Etwa 5% der Patienten entwickeln eine komplizierte Divertikelkrankheit. Aufgrund der Klassifikation nach Janes et al. (BMJ. 2006; 332: 271–275) werden hierbei Perforation, Abszess, Fistel und Striktur zusammengefasst. Ein wesentliches Problem ist, dass es kein einheitliches Schema zur Klassifikation des Schweregrads der Divertikelkrankheit gibt. Ältere Einteilungen orientieren sich im Wesentlichen am intraoperativen Befund bzw. an pathologisch-anatomischen Kriterien. In der neueren Zeit werden auch die Ergebnisse der Schnittbildverfahren (z. B. CT) miteinbezogen. Im chirurgischen Schrifttum ist die Einteilung nach Hinchey et al. (1978) gebräuchlich. Hierbei werden 4 Stadien unterschieden, bei dem Stadium I der pericolische Abszess bzw. der Abszess im Mesocolon zugeschrieben wird. Im Stadium II liegt ein Abszess im kleinen Becken oder Retroperitoneum vor. Stadium III beschreibt eine generalisierte eitrige Peritonitis. Hingegen beschreibt Stadium IV eine generalisierte kotige Peritonitis. Die Klassifikation von Hansen und Stock liefert eine pragmatische Stadieneinteilung (vgl. Abb. 1). Der Vorteil dieser praktisch orientierten Einteilung ist, dass asymptomatische Zustände (Stadium 0) ebenso berücksichtigt werden wie das Krankheitsbild der chronisch rezidivierenden Divertikulitis (Stadium III). Problematisch ist die akute komplizierte Divertikulitis in ihren Ausprägungen im Stadium IIa (Peridivertikulitis), IIb (gedeckte Perforation) sowie IIc (freie Perforation). Ausgehend von dieser Klassifikation ergibt sich eine Indikation zur elektiven Sigmakontinuitätsresektion bei chronisch rezidivierender Divertikulitis und Entwicklung einer Sigmastenose. Vor diesem Hintergrund wurde bislang mehrheitlich das Auftreten eines zweiten entzündlichen Krankheitsschubs als Indikation für die operative Intervention gesehen. Neuere Daten zeigen jedoch, dass nur eine kleinerer Teil der Patienten nach einem ersten entzündlichen Schub einen zweiten oder gar dritten Schub (4%) entwickelt (Broderick-Villa et al., Arch Surg. 65 2005; 140: 576–581). Unabhängig von der Anzahl der Schübe stellen vielmehr darmwandüberschreitende Manifestationen, wie sie in den Stadien IIa, IIb oder IIc in der Klassifikation nach Hansen und Stock abgebildet sind, eine Operationsindikation mit hoher Dringlichkeit dar. Sofern derart organdestruierende Veränderungen auftreten, ergibt sich die Notwendigkeit zur operativen Intervention selbstverständlich bereits beim ersten Schub. Eine Sondergruppe scheinen akute komplizierte Divertikulitiden bei jungen Patienten darzustellen, die zum Glück relativ selten auftreten, aber andererseits foudroyante Verläufe zeigen. Die Indikationen zur Notfalloperation, wie freie Perforation, sind unbestritten. Aufgrund der geringen Zahl evidenzbasierter Empfehlungen und fehlender Konsensusempfehlungen sollten die elektiven Operationsindikationen im Fall des individuellen Patienten von Gastroenterologen und Viszeralchirurgen gemeinsam getroffen werden. In die Entscheidung muss die individuelle Krankheitsgeschichte des Patienten, die aktuelle Situation und das Ausmaß der vorliegenden Organdestruktion miteinbezogen werden. Divertikulitis - pragmatische Stadieneinteilung Stadium Klinik / Befunde 0 Asymptomatische Divertikulose I Akute unkomplizierte Divertikulitis II Akute komplizierte Divertikulitis IIa Peridivertikulitis IIb Gedeckte Perforation IIc Freie Perforation III Chronisch rezidivierende Divertikulitis Hansen & Stock, Langenbecks Arch Chir. (Suppl II) 1999: 1257 Abb. 1 66 Divertikulitis: Spontanverlauf n = 2300 mit akuter Divertikulitis stationär => erfolgreiche Therapie ohne Op 9 Jahre Follow-up: 13% mit 1 Rezidiv 4% mit 2 Rezidiven 7% mit elektiver Op im Verlauf => Op erst nach dem 3. Schub Broderick-Villa et al., Arch Surg. 2005; 140: 576-581 Abb. 2 Divertikulitis: elektive Op-Indikationen - Zusammenfassung • Elektive Resektion bei 1. Schub komplizierter Divertikulitis (CT-Grading) • Anzahl der Schübe bei unkomplizierter Divertikulitis ist von geringerer Bedeutung ( 3?) • Alter und Komorbidität sind wichtige Einflussgrößen Abb. 3 67 Ultraschall-gezielte Therapie: das Spektrum des Sinnvollen in den Möglichkeiten des Machbaren C.F. Dietrich Medizinische Klinik 2, Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim Ultraschall-gezielte Therapieformen sind immer dann von Vorteil, wenn eine uneingeschränkte Zugangsmöglichkeit besteht. Dies ist in der Regel im Bauchraum, aber auch im Thorax, in den Halsweichteilen und auch eingeschränkt im Bereich der Knochen gegeben. Sonografisch-gezielte Interventionen im Thorax sind nur dann Erfolg versprechend, wenn entzündliche oder maligne Infiltrationen die Vollreflexionen der lufthaltigen Lunge verdrängt haben. Computertomografie-gestützte Therapiemaßnahmen haben den Vorteil der Übersichtlichkeit, auch luft- und knochenhaltige Strukturen durchdringen zu können und dahinter gelegene Ziele sicher zu erreichen. Eine einfache Möglichkeit der sonografisch gezielten Therapie beinhaltet die Ortswahl der Aszites- und Pleuraergusspunktion. Schwierigere Maßnahmen sind die Abszessdrainage, beispielsweise bei kleinem peridivertikulitischem Abszess (< 30 mm) mittels Einmalpunktion oder die Einlage einer sogenannten Pigtail- oder anderweitigen Drainage. Leber- und Milzabszesse können ebenfalls zielsicher punktiert und drainiert werden, wobei bis zu einer Abszessgröße von ca. 5 cm meistens eine Einmalpunktion ausreicht. Bei größeren Abszessen ist die Einlage einer ausreichend lumenstarken Drainage notwendig. Ultraschall gezielte Zystenpunktionen und eine Obliteration sind nur sehr selten medizinisch wirklich notwendig, hingegen haben die ultraschallbasierten Verfahren bei der Zystendrainage bzw. der Möglichkeit der Nekrosektomie bei chronischer und akuter Pankreatitis mittlerweile die chirurgischen Verfahren verdrängt und können als Mittel der ersten Wahl angesehen werden. Hierbei wird der Ultraschall nicht nur zur Schaffung des Zugangsweges, sondern auch zur Therapieerfolgskontrolle sicher eingesetzt. Die Einlage einer 5F-Drainage ist hilfreich und die Obliteration erfolgt beispielsweise mit 96%igem sterilem Alkohol. Die sonografisch gezielte perkutane transhepatische Cholangiografie und Drainage ist in manchen Einrichtungen Standard, wogegen erstaunlicherweise wiederum in anderen Kliniken das Manöver initial blind und später radiologisch gezielt erfolgt. Eine Reduktion von Komplikationen erscheint durch ein sonografisches Vorgehen 68 wahrscheinlich, wobei zu berücksichtigen ist, dass die sonografisch gezielte Punktion häufiger leberzentral in erweiterte Gallenwege versucht wird und somit die periphere Schienung auch kleiner und kleinster Gallenwege in der Peripherie vernachlässigt wird. Die kontrastverstärkte, sonografisch kontrollierte ERCP wurde als Kasuistik publiziert und die kontrastverstärkte PTCD (CEUS-PTCD) ist ebenfalls möglich. Die Darstellung von Gallelecks und Komplikationen, aber auch die Darstellung von Stenosen gelingt zuverlässig, wobei diese Techniken an einem größeren Patientenkollektiv verifiziert werden müssen. Die sonografisch gezielte EchinokokkenzystenBehandlung ist Standard (PAIR). Die genaue Kenntnis der medikamentösen Vorund Nachbehandlung sowie Differenzialdiagnose der Echinokokkenstadien ist hierfür unabdingbar. Eine Beschreibung der Methode wird zeitnah in der Zeitschrift für Gastroenterologie publiziert. Die sonografisch gezielte und kontrollierte Radiofrequenzthermoablation ist ebenfalls ein Standardverfahren und kann den Therapieerfolg beeindruckend sicher dokumentieren. Eine Fusionsbildgebung mit CT- und MRT-Daten ist möglich und erleichtert somit auch Zugangswege und eine Therapiebeurteilung bei eingeschränkt sonografischem Blickfeld. Die sonografisch gezielte Ablation von Schilddrüsen-/Nebenschilddrüsenadenomen, aber auch die endosonografisch gezielte Verödung bzw. Ablation von beispielsweise hormonproduzierenden Pankreastumoren wurde beschrieben und ist im Einzelfall effektiv. Die endosonografisch gezielte Radiofrequenzthermoablation steht in ihren Anfängen. Therapeutische Ansätze „sonografisch aktivierter“ Substanzen, beispielsweise in thrombosierten Venen, aber auch in anderen Tumorbereichen, ist ein faszinierender Ausblick zukünftiger Entwicklungen. Die „tot geglaubte“ Sonografie entwickelt sich faszinierend und mit hinreißender Geschwindigkeit in neue Bereiche, die vor einem Jahrzehnt nicht denkbar waren. Dies ist auch dadurch begründet, dass insbesondere die strahlenbelastende Computertomografie immer mehr in die Kritik gerät und bei zu häufiger und ungezielter Anwendung möglicherweise zu Folgeschäden führt. In der Zusammenschau sollte das Prinzip jeglicher sonografisch gezielten Therapie immer der offensichtliche Nutzen des Patienten sein und nicht die Neugier am Machbaren. 69 Kapselendoskopie – Ballonenteroskopie: wer profitiert? H. Ullerich Medizinische Klinik und Poliklinik B, Universitätsklinikum Münster Die Endoskopie des Dünndarms hat sich in den letzten 8 Jahren durch Implementierung technischer Innovationen revolutionär entwickelt. Bestand zur endoluminalen Dünndarmdiagnostik zuvor lediglich die Möglichkeit der Push-Enteroskopie und der intraoperativen Enteroskopie, so stellt die Einführung der Videokapselendoskopie (VKE) 2001 sowie der Push-and-Pull-Enteroskopie (PPE) im Doppelballonverfahren (DBE) 2003 Meilensteine der endoskopischen Dünndarmdiagnostik dar. Als weitere Verfahren zur endoskopischen Dünndarmdiagnostik befinden sich die PPE in Singleballontechnik (SBE) seit 2007 wie auch die Spiraltubus-Enteroskopie derzeit in klinischer Evaluation. Die Hauptindikation zur endoskopischen Dünndarmdiagnostik ist die obskure gastrointestinale Blutung (ca. 70%). Weitere häufige Indikationen sind der Verdacht auf Morbus Crohn des Dünndarms (ca. 20%) sowie das Staging und die Überwachung bei Polyposis-Syndromen (ca. 10%). Als seltene Indikationen (ca. 1%) gelten u. a. die therapierefraktäre Sprue, der Verdacht auf oder die Überwachung von Dünndarmtumoren wie auch der Verdacht auf das Vorliegen einer intestinalen Graftversus-Host-Reaktion. Mit der VKE kann in ca. 80% der Fälle eine Beurteilung des kompletten Dünndarms erfolgen. Die diagnostische Ausbeute ist stark abhängig von der Indikation zur VKE. Bei der obskuren GI-Blutung wird eine Detektionsrate der Blutungsquelle nach mehreren Studien mit 50–80% angegeben. Dabei kann ein zeitnaher Einsatz der VKE zum Blutungsereignis zu einer Steigerung der Detektionsrate bis 90% führen. Für andere Indikationen ist die Datenlage derzeit unzureichend, für die VKE und ihre Indikation im Einzelfall zu prüfen. Mit der PPE kann in Doppelballontechnik durch Kombination von peroralem und peranalem Zugang eine komplette Enteroskopie in ca. 80% der Fälle erreicht werden. Die diagnostische Ausbeute der PPE wird nach mehreren Studien mit 40–80% angegeben, wobei sich die angegebene Bandbreite durch eine unterschiedliche Patientenselektion vor PPE erklärt. Der große Vorteil der VKE ist, dass es sich um ein schonendes und wenig aufwendiges Verfahren handelt. 70 Die größte Limitation der VKE und der große Nachteil zur Ballonenteroskopie ist die fehlende Möglichkeit zur Biopsieentnahme und Intervention. Die Rate der therapeutischen Interventionen der PPE liegt bei 40–50%. Darüber hinaus ergeben sich durch PPE in 10–15% der Fälle therapeutische Konsequenzen bezüglich einer medikamentösen oder einer chirurgischen Therapie. Studien größerer Fallzahlen bezüglich der Wertigkeit der SBE oder Spiraltubus-Enteroskopie und vergleichende Untersuchungen zur DBE liegen derzeit noch nicht vor. Die Komplikationsrate beider enteroskopischer Verfahren ist moderat. Hauptkomplikation der Videokapselendoskopie ist die Kapselretention. Das Risiko beträgt etwa 2%, wobei Patienten mit abdominellen Voroperationen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ein relevant erhöhtes Risiko aufweisen (5–10% vs. 0,5–1% bei anderer Indikationsstellung). Bei vorliegender Obstruktionsymptomatik sollte auf die VKE zugunsten alternativer Verfahren (PPE, radiologische Verfahren) verzichtet werden. Die Rate relevanter Komplikationen der PPE hängt wesentlich davon ab, ob eine diagnostische oder eine therapeutisch-interventionelle PPE erfolgt. Die Gesamtrate relevanter Komplikationen liegt bei 1–2% der Untersuchungen (Pankreatitis, Perforation, Blutung), 0,5–1% bei diagnostischer PPE bzw. 3–4% bei endoskopisch-therapeutischer PPE. Welcher Patient von welchem Verfahren (VKE vs. PPE) profitiert und welches Verfahren wann präferenziell einzusetzen ist, ist entscheidend abhängig von der Indikation zur Enteroskopie und der klinischen Konstellation, wie im Folgenden für die häufigen Indikationen dargelegt: Obskure GI-Blutung: Liegt klinisch eine chronische Blutung vor, so empfiehlt sich primär die Durchführung der VKE. Bei positivem VKE-Befund erfolgt dann die gezielte Therapie via PPE oder medikamentös. Bei negativem VKE-Befund ist zunächst ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt und erst bei erneuter Blutung eine Second-look-VKE oder eine PPE durchzuführen. Liegt hingegen eine akute Blutung vor, so besteht die Indikation zur primären PPE. Bei nicht lokalisierbarer oder therapierbarer Blutung oder aber bei kreislaufinstabiler Situation erfolgt die Angiografie oder die intraoperative Endoskopie. 71 Morbus Crohn: Bei 20% der Crohn-Patienten kann die Diagnose mittels konventioneller Endoskopie (ÖGD, Ileo-Koloskopie) nicht gestellt werden. Besteht kein Hinweis auf eine relevante Dünndarmstenose, kann die VKE als primäre Dünndarmdiagnostik durchgeführt werden. Bei bestehender Obstruktions- symptomatik oder bei nicht eindeutigem Befund in der VKE besteht die Indikation zur PPE. Alternativ ist die Durchführung eines MR-Sellink möglich, die PPE besitzt jedoch den Vorteil, auch kleinste Crohn-Läsionen detektieren und ggf. einer bioptischen Sicherung zuführen zu können. Polyposis-Syndrome: Liegt die Indikation zur Dünndarmdiagnostik bei bekanntem Polyposis-Syndrom vor, ist aufgrund der exzellenten Detektionsrate der VKE auch für kleine Polypen (< 10 mm) primär eine VKE anzustreben. Zeigen sich im Rahmen des VKE-Screenings Polypen > 10 mm oder ergeben sich makroskopische Auffälligkeiten, empfiehlt sich ein zweiter diagnostischer Schritt mittels PPE und, wenn möglich, eine endoskopische Resektion. Fazit: VKE und PPE haben sich als Meilensteine der endoskopischen Dünndarmdiagnostik etabliert und die Push-Enteroskopie wie auch die intraoperative Endoskopie zunehmend in den Hintergrund treten lassen. Beide Verfahren ergänzen sich bei differenzierter Indikationsstellung gut, sodass die VKE als primäres Diagnostikum im Sinne eines Selektionsfilters für den Einsatz der invasiveren und deutlich aufwendigeren PPE dienen kann. Letztere bietet die Möglichkeit der definitiven bioptischen Diagnosesicherung wie auch der definitiven endoskopischinterventionellen Therapie. Somit sind VKE und PPE abhängig von der jeweiligen Indikation und klinischen Konstellation, weniger als konkurrierende, sondern vielmehr als sich ergänzende Verfahren zur Endoskopie des Dünndarms zu verstehen. 72 Endoskopische therapeutische Verfahren bei der chronischen Pankreatitis: Strategie und Ergebnisse H. Seifert Klinik für Gastroenterologie, Klinikum Oldenburg Zusammenfassung Trotz grundlegender neuer Erkenntnisse zur Ätiologie und Pathogenese der Pankreatitis haben sich bisher noch keine entscheidenden neuen therapeutischen Möglichkeiten eröffnet. Neben diätetischen und analgetischen Behandlungsversuchen bleiben interventionelle endoskopische und chirurgische Verfahren die wichtigsten Stützen der Therapie. Endoskopisch erfordert die oft komplexe pathologische Anatomie das gesamte Repertoire der endoskopischen Möglichkeiten einschließlich des endoskopischen Ultraschalls. und retroperitoneale Endoskopische Nekrosen können „Therapieversager“ und Stenosen, Fisteln, Pseudozysten endoskopisch Rezidive, therapiert chronisch werden. entzündliche Schwellungen des Pankreaskopfes und malignomverdächtige Befunde sollten operiert werden. Sowohl endoskopisch als auch chirurgisch sollten Interventionen in Zentren mit größeren Patientenzahlen erfolgen. Kleinere randomisierte Studien, die endoskopische und chirurgische Chirurgie vergleichen, finden für bestimmte Kollektive nach chirurgischer als nach endoskopischer Therapie bessere Langzeitergebnisse. Deshalb sollte die Operation grundsätzlich frühzeitig mit erwogen werden. Für die Zukunft wäre anzustreben, die richtigen chirurgischen und die endoskopischen Indikationen anhand pathologisch-anatomischer Kriterien zu definieren besser als bisher. 73 Endoskopische Therapie mittels Resektion von frühmalignen Veränderungen an Ösophagus und Magen T. Wehrmann Fachbereich Gastroenterologie, Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD), Wiesbaden Die Rationale für eine lokal begrenzte Therapie bei frühmalignen Veränderungen an Ösophagus und Magen liegt in der geringen Wahrscheinlichkeit einer lymphatischen und systemischen Metastasierung, sodass eine lokale Tumorkontrolle als ausreichend kurativ angesehen werden kann. Bei einer in einem Resektat bestätigten reinen hochgradigen intraepithelialen Neoplasie (HG-IEN) ist eine Lymphknotenmetastasierung ausgeschlossen. Bei auf die Mukosa beschränkten BarrettKarzinomen (T1m) wird das Risiko bei Adenokarzinomen mit 0–5% angegeben, während es bei tiefer gehender Submukosa-Infiltration (T1sm) auf 5–25% ansteigt. Im letzten Fall ist die Metastasierungswahrscheinlichkeit durch die Breite und Tiefe der Submukosa-Infiltration (T1sm1 vs. T1sm2–3), dem Differenzierungsgrad des Tumors (G1–2 vs. G3–4), dem möglichen Vorhandensein einer Lymphgefäßinvasion (L1) oder einer venösen Infiltration (V1) determiniert. Bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre steigt das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung wesentlich steiler an. So ist schon im Stadium T1m in bis zu 10% der Fälle mit Lymphknotenfilliae zu rechnen, während bei Submukosa-Infiltration das Risiko bis zu 50% betragen kann. Daher macht bei Plattenepithelkarzinomen – im Gegensatz zur Situation bei den Adenokarzinomen – eine lokale endoskopische Therapie bei Submukosa-Infiltration keinen Sinn (Ausnahme: palliative Intention oder evtl. im Rahmen von Kombinationstherapien, z. B. plus Radiochemotherapie). Da die konventionelle Diagnostik nicht sicher zwischen HG-IEN und T1 Tumoren vom Mukosa- oder Submukosatyp differenzieren kann, kann das Tumorstadium erst nach Resektion, sei es endoskopisch oder operativ, exakt bestimmt werden. Berücksichtigt man aber die vorhandene Mortalität (2–5% in Expertenzentren) und Morbidität (18–48%) einer operativen Resektion an der Speiseröhre, dann sollte der endoskopischen umschriebenen skopischen „Staging-Resektion“ Magenresektionen Wedge-Resektion oder der sieht die selbst Vorzug gegeben Komplikationsrate einer subtotalen werden. einer Bei laparo- Magenresektion wesentlich günstiger aus, sodass man hier – wenn eine definitive endoskopische 74 Therapie eher unwahrscheinlich erscheint – großzügiger mit der Indikation zur operativen Therapie umgehen kann. Endoskopische Therapieverfahren Prinzipiell kann zwischen Verfahren zur endoskopischen Resektion (ER) und zur endoskopischen Destruktion (ED) unterschieden werden (Tab. 1a und 1b). Der Vorteil der ER ist die Gewinnung einer aussagefähigen Histologie, während die ED technisch einfacher ist und die Behandlung größerer Areale ermöglicht. Da die ED kein exaktes Tumorstaging erlaubt und die Therapieergebnisse bei Frühkarzinomen als unsicher einzustufen sind, muss sie bei Patienten mit bioptisch vermuteter HG-IEN bzw. Frühkarzinom als palliativ betrachtet werden. Sie kommt daher nur für Patienten mit kurzer Lebenserwartung in Betracht. Der Begriff „Mukosektomie“ als Synonym für die ER hat sich zwar im klinischen Alltag etabliert, sollte aber vermieden werden, da eine reine Resektion der Mukosa glücklicherweise nicht stattfindet, sondern die Submukosa in der Regel mehr oder weniger vollständig mitentfernt wird. Andernfalls wäre eine sichere, histologische Beurteilung der Tumortiefen-Infiltration nicht möglich. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen ER-Methoden sind in Tabelle 1a aufgeführt. In 2 randomisierten Studien erwiesen sich Ligatur- und Kappen-ER bei Ösophagusläsionen als ebenbürtig; dies dürfte gleichfalls für den Magen gelten. Da aufgrund der Erfahrungen beim Magenfrühkarzinom zu befürchten ist, dass Lokalrezidive bei einer Piecemeal-Resektion häufiger sind als bei der en-bloc-Resektion, haben die sogenannten „Suck-and-Cut“-Methoden bei einer Tumorgröße ab 30 mm ihre Grenze. Ob sich hier der Einsatz der endoskopischen Submukosa-Dissektion (ESD) wie beim Magenfrühkarzinom auch beim Ösophagus durchsetzen wird, muss offen bleiben, da hier bisher nur kleinere Fallserien ausschließlich aus dem asiatischen Raum vorliegen. Ergebnisse der endoskopischen Therapie Ergebnisse mittels endoskopischer Resektion (ER) Eine Übersicht der Ergebnisse bei Barrett-Läsionen (HG-IEN und T1-Karzinome) zeigt Tabelle 2. Zusammenfassend zeigt sich eine erhöhte lokale Tumorkontrolle, wenn eine simultane Ablation des gesamten Barrett-Epithels zusätzlich zur ER der tumorösen Läsion durchgeführt wird. In diesem Sinne ist auch die neuerdings 75 beschriebene Kombination der ER des Tumors mit nachfolgender Barrett-Elimination durch ein ED-Verfahren (hier: Radiofrequenzablation, RFA) ein Schritt in die richtige Richtung. Die ER zur Barrett-Ablation ist leider mit einer erhöhten Strikturrate behaftet, die beim Einsatz der RFA vermieden werden kann. Bei zunehmender submukosaler Karzinom-Infiltration steigt das Risiko für Lokalrezidive und Lymphknotenmetastasen. Bei nachgewiesener Submukosa-Infiltration wird daher bei Ösophagusläsionen von den meisten Autoren eine Operation empfohlen. Es bleibt jedoch offen, ob Patienten mit nur geringer SubmukosaInfiltration (T1,sm1), fehlender Lymphgefäß- und Venen-Infiltration sowie günstigem Differenzierungsgrad allein durch ER kurativ behandelt werden können. Eine erste aktuelle Studie belegt, dass im Fall einer oberflächlich begrenzten SubmukosaInfiltration (sm1-Infiltration) bei 5 von 18 Patienten (28%) binnen 5 Jahren ein Rezidiv zu detektieren war. Hinsichtlich der Plattenepithelkarzinome des Ösophagus ist hier Zurückhaltung angezeigt. In ersten Studien konnten günstige Ergebnisse unter Kombination der ER mit einer Radiochemotherapie oder bei primärem Einsatz der ESD bei T1,sm1Tumoren belegt werden. Immerhin gibt es zum Einsatz der ER bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre auch eine erste deutsche Studie aus Wiesbaden, welche die günstigen Ergebnisse der japanischen Autoren bei Carcinoma in situ und T1,m1-Karzinomen bestätigt. Beim Magenkarzinom wurden in Japan die Indikationen zur endoskopischen Therapie durch den routinemäßigen Einsatz der ESD deutlich ausgeweitet. Hier ist bei einer Infiltration der Submukosa von unter 500 μm mit einer ausreichenden Tumorkontrolle zu rechnen, selbst bei größeren Läsionen. Entsprechende Daten aus westlichen Ländern hierzu fehlen jedoch. Ergebnisse mittels endoskopischer Destruktion (ED) Der studienmäßige Einsatz der ED-Verfahren beschränkt sich bisher im Wesentlichen auf den Einsatz am Ösophagus, insbesondere bei Barrett-Läsionen. Zur Behandlung von Magenfrühkarzinomen liegen keine größeren Fallserien für die ED vor. Da der Vortrag auf die Behandlung mittels ER beschränkt ist, erfolgt hier keine ausführliche Diskussion. 76 Zusammenfassende Wertung Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte endoskopische Therapie sollte individualisiert werden. Bei Patienten mit HG-IEN bzw. Carcinoma in situ und durch Alter oder Komorbidität eingeschränkter Lebenserwartung ist eine abwartende Haltung vertretbar. Bei bioptisch nachgewiesener und endoskopisch detektierbarer HG-IEN bzw. Carcinoma in situ an Ösophagus und Magen sollte eine ER zum Staging erfolgen. Wird die Diagnose bestätigt, kommt bei Barrett-Läsionen entweder eine Überwachung mit intensivem Biopsieprotokoll oder eine Elimination des Barrett-Epithels mit ER und/oder ED in Betracht. Eine operative Therapie kann in diesem Szenario nicht empfohlen werden. Bei Plattenepithelläsionen im Sinne eines Carcinoma in situ oder Nachweis einer HG-IEN im Magenadenom kommt eine Überwachung wegen des erhöhten Risikopotenzials nicht in Betracht. Hier muss eine definitive Sanierung in Form der ER oder mittels operativer Verfahren angestrebt werden. Eine lebenslange endoskopische Überwachung dieser Patienten ist hiernach erforderlich. Bei bioptisch nachgewiesener, endoskopisch aber nicht genau lokalisierbarer HG-IEN bzw. Carcinoma in situ des Plattenepithels der Speiseröhre kann entweder eine zirkumferenzielle ER oder eine großflächige ED in Erwägung gezogen werden. Bei den ED-Methoden besteht dann allerdings das Risiko, ein potenziell übersehenes Karzinom nicht ausreichend zu therapieren. Die Alternative bei BarrettLäsion wäre eine limitierte Ösophagusresektion (Merendino-Resektion), die aber in Anbetracht ihrer relativ hohen Mortalität und Morbidität als Übertherapie angesehen werden muss. Bei bioptisch und endoskopisch-endosonografisch gesichertem BarrettFrühkarzinom ist bei günstigen Voraussetzungen (Größe < 20 mm, Typ I–II a–c) die ER als initiale Staging-Maßnahme indiziert. ED-Verfahren kommen nur bei palliativer Situation in Betracht. Eine Ösophagusresektion ist nur dann zu diskutieren, wenn die oben genannten Voraussetzungen fehlen. Ob die Einführung der ESD-Technik die oben skizzierten Grenzen erweitert, ist anzunehmen, aber noch nicht bewiesen. Bei Plattenepithelfrühkarzinom und o. g. Kriterien ist die ER gleichfalls Methode der 77 Wahl. Ein sorgfältiges Screening des Ösophagus (Lugol-Färbung oder virtuelle Chromoendoskopie) auf synchrone Zweitläsionen ist jedoch dringend empfehlenswert. Sollte die Staging-ER die Diagnose eines mukosalen Barrett-Karzinoms ohne Risikofaktoren bestätigen, sollte eine Elimination des verbliebenen Barrett-Epithels mittels ER oder ED angeschlossen werden, um die Entwicklung metachroner Tumoren weitestgehend zu vermeiden. Ein operatives Vorgehen bleibt daher auf Patienten mit durch Staging-ER nachgewiesenen, submukosalen Frühkarzinomen beschränkt. Bei Magenfrühkarzinomen kann die ER bei Einsatz der ESD auch auf Läsionen mit nahezu beliebiger Größe, früher Submukosa-Infiltraton und ggf. auch bei Vorliegen eines undifferenzierten Grading-Typs, bei fehlender Lymphgefäß- und Angioinvasion, ausgedehnt werden. Spezielle Erfahrungen aus Europa liegen hier aber nicht vor. Die operativen Therapiealternativen weisen am Magen eine wesentlich günstigere Morbidität und Mortalität auf als am Ösophagus. 78 Tab. 1a: Methodenspektrum zur endoskopischen Resektion (ER) von BarrettFrühneoplasien des Ösophagus Methode Einfache Schlingenresektion Schlingenresektion nach Unterspritzung Kappenresektion Ligaturresektion Endoskopische SubmukosaDissektion Vorteil Technisch einfach, weit verbreitet Wie oben, auch flache Läsionen resezierbar Auch größere Läsionen (> 15 mm) en bloc resezierbar, in Piecemeal-Technik auch Barrett-Ablation möglich Auch größere Läsionen (> 15 mm) en bloc resezierbar, in Piecemeal-Technik (Multiligaturresektion) auch Barrett-Ablation möglich Nahezu beliebig große Läsionen en bloc resezierbar Nachteil Nur kleinere und erhabene Läsionen en bloc resezierbar Nur kleinere Läsionen en bloc resezierbar Technisch aufwendiger als Schlingenresektion, en-bloc-Resektion auf Größe < 35 mm limitiert Technisch aufwendiger als Schlingenresektion, en-bloc-Resektion auf Größe < 35 mm limitiert Zeitaufwendige Technik mit erheblicher Lernkurve 79 Tab. 1b: Methodenspektrum zur endoskopischen Destruktion (ED) von BarrettFrühneoplasien des Ösophagus Methode Argon-Plasma-Koagulation (APC) Vorteil Technisch einfach, weit verbreitet Multipolare Elektrokoagulation Technisch einfach Laserresektion (z. B. Nd:YAG-Laser, KTP-Laser) Hohe Eindringtiefe, Tumordestruktion in palliativer Intention gut belegt Photodynamische Therapie (PDT), mit verschiedenen Photosensitizern (z. B. Photofrin, 5-ALS) Großflächige Anwendung in einer Sitzung möglich, zahlenmäßig umfangreiche, auch prospektiv-randomisierte Daten zur Barrett-Ablation und bei HG-IEN liegen vor Radiofrequenzablation (RFA) Technisch einfach, großflächige wie lokal begrenzte Therapie möglich, Equipment preiswerter als bei der PDT, potenziell günstige Nebenwirkungsrate (geringe Eindringtiefe) Technisch einfach, großflächige wie lokal begrenzte Therapie möglich, Equipment preiswerter als bei der PDT, potentiell günstige Nebenwirkungsrate (geringe Eindringtiefe) Kryoablation Nachteil Nur zur Barrett-Ablation evaluiert, auch hier wohl substanzielle Rezidivrate Nur spärliche Daten vorliegend, in Deutschland kaum verbreitet Nur minimale Daten bei HG-IEN und Barrett-Frühkarzinomen vorliegend, nur lokal begrenzte Läsionen sinnvoll angehbar, in Deutschland zunehmend weniger verbreitet Kaum bzw. eher ungünstige Daten zum Einsatz bei Frühkarzinomen vorhanden, bei Einsatz von Photofrin erhebliche Nebenwirkungen, Anwendung in Deutschland auf sehr wenige Zentren beschränkt Bisher nur limitierte Erfahrungen zur BarrettAblation und Behandlung von HG-IEN vorliegend, potenziell nicht für Frühkarzinome geeignet (geringe Eindringtiefe) Bisher keine wesentlichen klinischen Daten vorliegend 5-ALS: 5-Aminolaevulinsäure; HG-IEN: hochgradige intraepitheliale Neoplasie 80 Tab. 2: Literaturdaten zur endoskopischen Resektion (ER) von HG-IEN und Frühkarzinomen bei Patienten mit Barrett-Ösophagus (aus T. Wehrmann et al., Z. Gastroenterol, 2009; im Druck) Publikation N Entitäten Endoskopische Methodik Ell, 2000 64 Ligatur-ER Nijhawan, 2000 Wehrmann, 2001 May, 2002 17 Behrens, 2005 Conio, 2005 44 HG-IEN, T1m HG-IEN, T1m HG-IEN, T1m HG-IEN, T1m, T1sm HG-IEN 39 Peters, 2005 33 Ell, 2007 Buttar, 2001 mit BA 100 17 Seewald, 2003 mit BA 12 Giovannini, 2004 mit BA 21 Peters, 2006 mit BA 39 Pouw, 2008 mit BA 34 LG-IEN: 16 115 LG-IEN, HG-IEN, T1m, T1sm HG-IEN, T1m, T1sm T1m LG-IEN, HG-IEN, T1m, T1sm LG-IEN, HG-IEN, T1m HG-IEN, T1m LG-IEN, HG-IEN, T1m, T1sm HG-IEN, T1m, T1sm1 niedriggradige intraepitheliale Neoplasie; Lokale Tumorkontrolle 83% Rezidivrate Nachbeobachtung 14% 12 Monate Schlingenresektion, Ligatur-ER, PDT Schlingenresektion 100% 0% 15 Monate 100% 6% 6 Monate APC, PDT, Ligatur-ER 98% 30% 31 Monate Ligatur-ER, PDT 98% 17% 38 Monate Kappen-ER 94% 3% 35 Monate Kappen-ER 79% 19% 19 Monate Ligatur-ER Ligatur-ER plus PDT 98% 94% 11% 0% 37 Monate 13 Monate PiecemealSchlingenresektion 100% 0% 9 Monate Semizirkumferenzielle Schlingenresektion Semizirkumferenzielle Kappen-ER 86% 11% 18 Monate 95% 0% 11 Monate Semizirkumferenzielle Kappen-ER (plus APC) 100% 0% BarrettElimination in 68% 23 Monate intraepitheliale T1m: Neoplasie; mukosales HG-IEN: Karziom; T1sm: hochgradige submukosales Karzinom; ER: endoskopische Resektion; PDT: photodynamische Therapie; APC: Argon-Plasma-Koagulation; BA: zusätzlich zur ER erfolgte eine Barrett-Ablation. Hinweis: Es wurden nur Volltext-Publikationen berücksichtigt. 81 Anschriften der Referenten und Vorsitzenden P. Bogedain Klinik für Innere Medizin St. Barbara-Hospital Barbarastr. 1 45964 Gladbeck PD Dr. M. Hocke Medizinische Klinik II Klinikum Meiningen Bergstr. 3 98617 Meiningen Prof. Dr. B. Braden John Radcliffe Hospital Headley Way/Level 5 OX 39 DU Oxford Großbritannien Dr. A. Jetter Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie Departement für Innere Medizin Universitätsspital Zürich Rämistr. 100 8091 Zürich Schweiz Prof. Dr. C.F. Dietrich Medizinische Klinik 2 Caritas-Krankenhaus Uhlandstr. 7 97980 Bad Mergentheim Prof. Dr. Dr. h. c. mult. W. Domschke Innere Medizin B Klinikum der Universität Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Prof. Dr. T. Frieling Innere Medizin II Helios Klinikum Krefeld Lutherplatz 40 47805 Krefeld Prof. Dr. G. Gerken Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Universitätsklinikum Essen Hufelandstr. 55 45147 Essen Dr. O. Götze Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Departement für Innere Medizin Universitätsspital Zürich Rämistr. 100 8091 Zürich Schweiz Prof. Dr. H. Koop Klinik für Innere Medizin II HELIOS Klinikum Berlin-Buch Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin PD Dr. B. Kronenberger Medizinische Klinik 1 Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität Theodor-Stern-Kai 7 60596 Frankfurt am Main Prof. Dr. G.A. Kullak-Ublick Universitätsspital Zürich Abt. für Innere Medizin Klinische Pharmakologie/Toxikologie Rämistr. 100 8091 Zürich Schweiz Prof. Dr. B. Lembcke Klinik für Innere Medizin St. Barbara-Hospital Barbarastr. 1 45964 Gladbeck Dr. G. Mayer Klinik für Innere Medizin II HSK Dr. Horst Schmidt Klinik Ludwig-Erhard-Str. 100 65199 Wiesbaden 83 Prof. Dr. M. Ott Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Str. 1 30625 Hannover Prof. Dr. E.F. Stange Klinik für Innere Medizin I Robert-Bosch-Krankenhaus Auerbachstr. 110 70376 Stuttgart und Prof. Dr. A.Tromm Klinik für Innere Medizin Ev. Krankenhaus Hattingen Bredenscheider Str. 54 45525 Hattingen Twincore Zentrum für experimentelle und klinische Infektionsforschung (Gebäude M04) Raum 1.07 Feodor-Lynen-Str. 7 30625 Hannover Dr. C. Pox Medizinische Klinik Ruhr-Universität Bochum Knappschaftskrankenhaus In der Schornau 23–25 44892 Bochum Dr. P. Rüb Klinik für Innere Medizin St. Barbara-Hospital Barbarastr. 1 45964 Gladbeck Prof. Dr. W.E. Schmidt Klinik für Innere Medizin I St. Josef-Hospital Ruhr-Universität Bochum Gudrunstr. 56 44791 Bochum PD Dr. H. Seifert Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektionskrankheiten Klinikum Oldenburg Rahel-Straus-Str. 10 26133 Oldenburg Dr. C. Sina Klinik für Allgemeine Innere Medizin Institut für Klinische Molekularbiologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel Schittenhelmstr. 12 24105 Kiel 84 Dr. H. Ullerich Medizinische Klinik und Poliklinik B Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Prof. Dr. T. Wehrmann Fachbereich Gastroenterologie Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD) Aukammallee 33 65191 Wiesbaden