Fragen und Antworten

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FRAGEN UND ANTWORTEN ZUM THEMA ESSSTÖRUNGEN
Der Katalog mit Fragen und deren Antworten rund um das Thema Essstörungen
wurde im Rahmen der Initiative „Leben hat Gewicht“ des Bundesministeriums für
Gesundheit (BMG) von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) erarbeitet. Ein besonderer Dank gilt dem Expertengremium
„Essstörungen“, welches bei der Erarbeitung mitgewirkt hat.
INHALT:
Allgemeine Fragen
S. 02
Magersucht
S. 06
Bulimie
S. 08
Binge Eating
S. 09
Kalorienreduzierte Diäten
S. 10
Body Mass Index
S. 11
Übergewicht
S. 13
Beratung
S. 14
Prävention
S. 17
Behandlung
S. 19
Angehörige
S. 23
Selbsthilfe
S. 24
Männer und Essstörungen
S. 25
Internet
S. 26
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ALLGEMEINE FRAGEN
Welche Erkrankungen fallen unter den Begriff Essstörungen?
Es gibt drei verschiedene Formen von Essstörungen:
• Magersucht, Anorexie (Anorexia Nervosa),
• Bulimie, die Ess-Brech-Sucht (Bulimia Nervosa),
• Binge-Eating-Störung, die Ess-Sucht mit regelmäßigen Heißhungeranfällen.
Die drei Formen können ineinander übergehen.
Bei der Magersucht liegt das Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem
minimalen Normalgewicht. Betroffene nehmen ihr Gewicht und ihren Körper
verzerrt wahr. Sie haben panische Angst, dick zu werden - trotz Untergewicht.
Bulimie tritt häufig im Zusammenhang mit Magersucht auf. Die Betroffenen leiden
unter Heißhungeranfällen. In kürzester Zeit essen sie sehr große Mengen. Um nicht
zuzunehmen, erbrechen sie sich meist nach diesen Essattacken.
Auch beim Binge Eating leiden die Erkrankten an regelmäßigen
Heißhungerattacken. Anders als bei der Bulimie ergreifen die Betroffenen aber
nach Essanfällen keine Gegenmaßnahmen. Diese Störung ist meist mit
Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) verbunden. Das bedeutet aber nicht,
dass Menschen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit automatisch an Binge Eating
leiden.
Nicht zu den Essstörungen zählen Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Sie
sind Gesundheitsstörungen, die vielfältige Ursachen haben, zu denen neben
genetischer Veranlagung auch Überernährung und Bewegungsmangel gehören.
Auch die Fütterstörung gehört nicht zu den klassischen Essstörungen. Sie zählt wie
Schrei- oder Schlafstörungen zu den frühkindlichen Regulationsstörungen.
Fütterstörungen haben vielfältige Ursachen. Auch psychosoziale Faktoren spielen
bei der Entstehung eine Rolle. Bei der Fütterstörung verweigern Babys oder
Kleinkinder das Essen oder Trinken.
Sind Essstörungen eine Sucht?
Nein. Einige Verhaltensweisen von essgestörten Menschen können den Charakter
einer Sucht annehmen. Meist wird der gesamte Alltag der Betroffenen bestimmt
von Kontrollverlust, Wiederholungszwang und sozialer Isolation. Das ähnelt dem
Krankheitsbild der „stoffgebunden Süchte“ wie Drogensucht oder
Alkoholabhängigkeit.
Wer ist von Essstörungen betroffen?
Früher galten Essstörungen als „typisch weibliche“ Erkrankung, die nur Mädchen
und Frauen betrafen. Heute erkranken auch immer mehr Jungen und Männer.
Mädchen und Frauen sind aber nach wie vor deutlich häufiger betroffen.
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In welchem Alter treten Essstörungen auf?
Essstörungen können in jedem Alter auftreten. Besonders gefährdet sind jedoch
Jugendliche während der Pubertät. Aber auch im mittleren Alter kann sich eine
Essstörung entwickeln; zum Beispiel bei Frauen in den Wechseljahren.
Magersucht tritt vor allem zwischen 14 und 18 Jahren auf. Manche Kinder werden
allerdings auch schon früher krank.
An Bulimie und Binge-Eating erkranken vor allem Menschen im jungen
Erwachsenenalter.
Wie häufig kommen Essstörungen vor?
Es gibt keine bundesweiten repräsentativen Daten, wie häufig Magersucht, Bulimie
und Binge Eating sind.
Einzelne Symptome einer Essstörung haben bereits viele Jugendliche. Bei etwa
einem Fünftel aller 11- bis 17-Jährigen liegt ein Verdacht auf eine Essstörung vor.
Das zeigt eine Studie des Robert Koch Instituts (www.rki.de) zur Gesundheit von
Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Darin wurden erstmals bundesweite
Daten zu Vorformen der Essstörungen erhoben; die einzelnen Formen der
Essstörungen wurden aber nicht unterschieden.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass international von 100.000
Menschen zwischen 500 bis 1.000 magersüchtig sind; unter Bulimie leiden
zwischen 2.000 und 4.000. Von der Binge Eating Störung sind 1.000 bis 3.000 von
100.000 Menschen betroffen.
Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch deutlich höher liegen. Denn aus Scham
suchen die Betroffenen häufig keine Beratung und Therapie auf.
Gibt es eine Zunahme von Menschen, die an einer Essstörung leiden?
Ja. Es lassen sich Steigerungen der Krankheitshäufigkeit feststellen. Von 100.000
Mädchen im Alter von 15 bis 24 erkanten früher 20 an Magersucht. Heute sind es
50. Ein Grund für den Anstieg scheinen gesellschaftliche Einflüsse wie z.B. das
westliche Schönheitsideal zu sein.
Welche Ursachen führen zu Essstörungen?
Essstörungen sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören:
- biologische Aspekte (Genetik, Hirnfunktionsstörungen),
- persönlichkeitsbedingte Faktoren (Pubertät, Selbstbild und Selbstwertgefühl,
Perfektionismus),
- gesellschaftliche Einflüsse (Schönheitsideale, Schlankheitsdruck),
- das soziale und familiäre Umfeld (Familie, Gleichaltrige).
Kalorienreduzierte Diäten begünstigen den Einstieg in die Erkrankung.
Gesellschaftliche Faktoren wie das westliche Schönheitsideal, der
Schlankheitswahn oder die Ausgrenzung von Menschen mit Übergewicht
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beeinflussen das Essverhalten. Auch Vergleiche mit Familienmitgliedern und
Gleichaltrigen spielen eine Rolle.
Im Verlauf einer Erkrankung kann sich eine gestörte Selbstwahrnehmung
entwickeln. Die Betroffenen nehmen ihren Körper verzerrt wahr. Deshalb setzen
sie ihr krankhaftes Essverhalten fort.
Welche Rolle spielen die Medien und das darin vermittelte Schönheitsideal bei
der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen?
In den Medien, der Werbung oder der Modebranche, wird Schlankheit immer
wieder mit Attraktivität und Erfolg gleichgesetzt. Das geltende Schönheitsideal
und das negative Image von Menschen mit Übergewicht in der Gesellschaft spielen
bei Essstörungen eine große Rolle. Verbunden mit Diäten oder kontrolliertem
Essverhalten kann das Schönheitsideal ein Auslöser für Essstörungen sein.
Was kann auf eine Essstörung hinweisen?
Beantworten Sie für sich folgende Fragen:
- Beginnt der Tag mit einem Blick auf die Waage?
- Vermeiden Sie es, in den Spiegel zu schauen?
- Sind Sie unzufrieden mit Ihrem Aussehen und Ihrer Figur?
- Haben Sie Angst vor Übergewicht oder davor zuzunehmen?
- Zählen Sie Kalorien?
- Haben Sie ein zunehmendes Interesse an der Nahrungszusammensetzung?
- Schmieden Sie immer wieder Diätpläne?
- Wissen Sie genau, wie viel Sie essen dürfen?
- Essen Sie selten das, was Sie möchten?
- Lassen Sie Mahlzeiten regelmäßig ausfallen?
- Wissen Sie, wie sich Sattsein anfühlt?
- Spüren Sie einen starken Drang, das Essen direkt nach den Mahlzeiten
wieder los zu werden?
- Ziehen Sie sich immer mehr aus sozialen Kontakten zurück?
- Bleibt Ihre Regel aus oder ist die Regel unregelmäßig?
- Sind Sie körperlich sehr aktiv?
- Sind Sie in der Schule, der Ausbildung, im Beruf und im privaten Bereich
sehr leistungsorientiert?
Haben sie viele dieser Fragen mit Ja beantwortet? Und hoffen Sie, dass alles besser
wird, wenn sie dünner sind? – Dann sollten Sie ihr Verhalten hinterfragen und
Hilfe suchen.
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Was kann ich tun, um Essstörungen vorzubeugen?
Achten Sie auf Warnzeichen. Starke Gewichtsverluste und -schwankungen oder
das Erbrechen nach dem Essen können auf eine Essstörung hindeuten. Wer die
Signale frühzeitig erkennt, kann eine Erkrankung verhindern oder lindern.
Besonders wichtig ist ein möglichst frühzeitiger Besuch einer ärztlichen oder
psychotherapeutischen Praxis. Dies verbessert die Heilungs-Chancen erheblich.
Für Freundinnen, Freunde und Angehörige gilt: Versuchen Sie nicht, die
Betroffenen zu therapieren, sondern bieten Sie Ihre Unterstützung an. Dabei geht
es nicht nur um das „Problem Essstörung“. Behalten Sie immer den ganzen
Menschen im Blick. Bauen Sie zuerst Vertrauen auf und signalisieren Sie dann ihre
Sorge.
Vor allem für Schulen gibt es mittlerweile Programme, um Essstörungen
vorzubeugen. Hinweise zu Anbietern finden Sie auf der Seite www.bzgaessstoerungen.de.
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MAGERSUCHT
Was heißt Anorexie?
Anorexie ist die medizinische Bezeichnung der Magersucht. Der Fachbegriff leitet
sich von dem griechischen „anorektein“ ab. Übersetzt heißt das soviel wie „ohne
Appetit sein“. Allerdings ist Appetitlosigkeit kein klassisches Symptom der
Magersucht. Die Betroffenen versuchen vielmehr, den Appetit zu unterdrücken.
Woran erkennt man, ob jemand magersüchtig ist?
Ein Hinweis ist ein deutliches Untergewicht. Um dies zu erreichen, essen
Menschen mit Magersucht nur winzige Mengen. Zusätzlich nehmen sie
manchmal auch Appetitzügler, Abführ- oder Entwässerungsmittel ein.
Die Betroffenen fühlen sich zu dick, obwohl sie dies objektiv nicht sind.
Obwohl sie immer dünner werden, steigt ihre Angst, zuzunehmen.
Sie verleugnen ihre Bedürfnisse und unterwerfen sich einer strengen
Selbstkontrolle. Das vermittelt ihnen die Illusion von Stärke und
Selbstständigkeit. Mehr und mehr ziehen sich Menschen mit Magersucht von
anderen zurück.
Magersucht ist eine schwere Krankheit. Deshalb braucht man die Hilfe von
Ärztinnen oder Ärzten und Therapeutinnen oder Therapeuten. Unter www.bzgaessstoerungen.de finden Sie eine Liste mit Beratungsstellen, Kliniken und
sonstigen Anlaufstellen.
In welchem Alter tritt Magersucht auf?
Magersucht kann in jedem Alter auftreten. Besonders gefährdet sind Jugendliche
während der Pubertät. Am häufigsten ist Magersucht bei 14-Jährigen. Manche
Kinder und Jugendliche bekommen diese Essstörung aber auch schon früher.
Betroffen sind vor allem Mädchen. Jungen und Männer erkranken seltener.
Allerdings wird die Essstörung bei Jungen und Männern oft erst spät erkannt.
Denn Magersucht gilt immer noch als typisch weibliche Krankheit.
Kommen bei Magersucht auch Essattacken vor?
Ja. 60 Prozent der Menschen mit Magersucht bekommen im Laufe der Zeit
Essattacken und unterbrechen ihre Dauerdiät. Zum Beispiel weil der Hunger
unerträglich wird oder weil sie dem Drängen der Eltern nachgeben.
Allerdings versuchen die Betroffenen ihre Essanfälle wieder „ungeschehen“ zu
machen. Sie erbrechen, treiben übermäßig Sport oder nehmen Abführmittel und
andere Medikamente ein.
In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle entwickelt sich im Verlauf der Magersucht
eine bulimische Essstörung.
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Kann Magersucht zum Tod führen?
Ja. Das niedrige Gewicht kann
• den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt stören,
• die Herzfunktion beeinträchtigen und
• den Blutdruck gefährlich senken.
Diese Faktoren können lebensbedrohlich sein.
Die dauerhafte Mangelernährung kann auch den Knochenstoffwechsel stören.
Damit ist das Risiko verbunden, bereits als junger Erwachsener an
Knochenschwund (Osteoporose) zu erkranken.
In besonders schlimmen Fällen kann die Magersucht das Herz und andere
Organe schädigen. Schwerwiegende Organschäden können tödlich enden.
Etwa jede zehnte Patientin bzw. Patient stirbt in den ersten zehn Jahren der
Krankheit. Ein Teil der Betroffenen begeht Selbstmord.
Je früher eine professionelle Beratung und Behandlung beginnt, desto größer
sind die Heilungschancen. In spezialisierten Zentren können die Betroffenen
besser versorgt werden. Die Sterberate scheint dadurch zurückzugehen.
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BULIMIE
Was bedeutet Bulimie?
Seit 1979 ist die Bulimie als eine eigenständige Essstörung beschrieben. Der
Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern für Ochse (bous) und Hunger
(limos) ab: Ochsenhunger. Er bezieht sich damit auf das zentrale Merkmal der
Bulimie: die Essattacken.
Eingebürgert hat sich, Bulimie mit Ess-Brech-Sucht zu „übersetzen“. Das ist nicht
ganz exakt: Erbrechen gehört nicht zwingend dazu. Manche Betroffene fasten,
treiben übermäßig Sport oder missbrauchen Abführmittel, um ihr Gewicht zu
regulieren.
Woran erkennt man, ob jemand eine Bulimie hat?
Menschen mit Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind meist normalgewichtig und
unauffällig. Nach außen hin scheint alles zu funktionieren. Innen sieht das
anders aus.
Menschen, die an Bulimie leiden, erleben regelmäßig unkontrollierbare
Essattacken. In kurzer Zeit schlingen sie große Mengen an fett- und
zuckerreichen Lebensmitteln herunter. Anschließend versuchen sie, die
Kalorienzufuhr rückgängig zu machen. Viele erbrechen sich nach den
Essattacken. Andere nehmen Abführmittel, treiben übermäßig Sport oder halten
strenge Diäten ein.
Für ihr Verhalten schämen sich die Betroffenen. Sie ekeln sich vor sich selbst
und haben das Gefühl, nicht normal zu sein. Häufig ziehen sie sich zurück,
damit nahe stehende Personen nichts mitbekommen. Auch die Anfälle passieren
in der Regel heimlich.
Kann Bulimie zum Tode führen?
Von den Erkrankten 2000 bis 4000 Menschen in Deutschland, sterben ca. 0,5
bis 1 Prozent. Wenn die Bulimie lange andauert, können lebensbedrohliche
Gesundheitsschäden entstehen. Je früher eine professionelle Beratung und
Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen auf Heilung.
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BINGE EATING
Was bedeutet Binge Eating?
„Binge“ bedeutet „schlingen“. Auch beim Binge Eating leiden die Erkrankten an
regelmäßigen Heißhungerattacken. Anders als bei der Bulimie ergreifen die
Betroffenen aber nach Essanfällen keine Gegenmaßnahmen. Sie erbrechen oder
hungern nicht und treiben auch keinen extremen Sport, um ihr Gewicht zu
vermindern.
Die Binge-Eating-Störung ist meist mit Übergewicht oder Fettleibigkeit
(Adipositas) verbunden. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen mit
Übergewicht oder Fettleibigkeit automatisch an Binge Eating leiden. Und auch
Menschen mit Normalgewicht können an der Binge-Eating-Störung erkranken.
Von den psychisch bedingten Essstörungen ist das Binge Eating bisher am
wenigsten erforscht.
Erkranken Frauen häufiger als Männer an einer Binge-Eating-Störung?
Hierzu liegen nur wenige Daten vor. Diese deuten darauf hin, dass die BingeEating-Störung bei Männern seltener auftritt als bei Frauen. Allerdings kommt
diese Essstörung bei Männern deutlich häufiger vor als andere Essstörungen.
Wie häufig kommt Binge Eating vor?
Etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung sind von Binge Eating betroffen. Von
100 Menschen mit Übergewicht, die abnehmen wollen und deshalb eine
Arztpraxis aufsuchen, haben 15 bis 30 eine Binge-Eating-Störung.
In welchem Alter tritt die Binge-Eating-Störung auf?
Essstörungen können in jedem Alter auftreten. Die Binge-Eating-Störung tritt
meist im frühen Erwachsenenalter oder um die Lebensmitte das erste Mal auf.
Auch Kinder können schon unter Essanfällen leiden. Das volle Krankheitsbild
der Binge-Eating-Störung ist bei ihnen jedoch selten.
Wie viele Übergewichtige sind von einer Binge-Eating-Störung betroffen?
Menschen mit einer Binge-Eating-Störung ergreifen nach den Essanfällen keine
Maßnahmen, um wieder abzunehmen. Deshalb sind sie sehr oft leicht oder stark
übergewichtig. Das heißt aber nicht, dass alle Menschen mit Übergewicht an Binge
Eating leiden. Von denen, die an Abnehmprogrammen teilnehmen, haben rund 15
bis 30 Prozent diese Störung.
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KALORIENREDUZIERTE DIÄTEN
Wie groß ist der Zusammenhang von kalorienreduzierten Diäten und der
Entwicklung einer Essstörung?
Es gibt einen Zusammenhang. Wie groß er ist, ist wissenschaftlich unklar. Hierzu
gibt es nur wenige Daten. Denn Essstörungen können viele Ursachen haben. Eine
Diät zum Abnehmen kann aber der Einstieg in eine Essstörung sein. Wichtig ist,
dass Umfeld und Familie die Betroffenen rechtzeitig über die Gefahren aufklären und rechtzeitig eingreifen, wenn es problematisch wird.
Welche Therapien sind für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht
geeignet?
Zunächst sollte in einer kinder- und jugendärtzlichen Praxis untersucht werden,
ob das Kind tatsächlich übergewichtig ist. Hat die Ärztin oder der Arzt
empfohlen, abzunehmen, sollte ein Therapieprogramm, das speziell für
übergewichtige Kinder und Jugendliche entwickelt wurde, besucht werden.
Solche Programme helfen, das Gewicht auf gesunde Weise zu normalisieren,
ohne, dass dabei Erkrankungen oder Essstörungen entstehen. Die Betroffenen
sowie ihre Familien lernen dort, sich dauerhaft ausgewogen und gesund zu
ernähren sowie regelmäßig zu bewegen.
Strenge kalorienreduzierte Diäten, Medikamente oder Operationen zur
Gewichtsreduktion sind für Kinder nicht geeignet.
Hilfe bei der Beurteilung von Therapiemaßnahmen für übergewichtige Kinder
und Jugendliche bekommten sie auf der Internetseite www.bzgakinderuebergewicht.de.
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Body Mass Index (BMI)
Was ist der BMI?
Der Body Mass Index (BMI) beschreibt das Verhältnis von Körpergröße zu
Körpergewicht. Das Besondere am BMI: Er gibt „Spielräume“ vor, in denen
sich das Gewicht je nach körperlicher Veranlagung bewegen kann. Der BMI
wird nach folgender Formel berechnet: Das Körpergewicht (in Kilogramm) wird
durch die doppelte Körpergröße (in Meter) geteilt.
Für Erwachsene gilt folgende Einordnung:
•
•
•
•
•
Untergewicht: BMI weniger als 18,5
Normalgewicht: BMI 18,5 bis 24
Übergewicht: BMI ab 25
Starkes Übergewicht (Adipositas): BMI über 30
Extreme Adipositas: BMI über 40
Das Gewicht von Leistungssportlern, Bodybuildern, Schwangeren und
stillenden Mütter kann nicht mit dem BMI beurteilt werden.
Gilt der BMI auch für Kinder und Jugendliche?
Ja, aber nur bezogen auf alters- und geschlechtsspezifische Normwerte.
Bei Kindern und Jugendlichen verändert sich die Körperzusammensetzung im
Laufe ihres Wachstums. Pubertätsbedingt verändern sich Muskel- und Fettanteil
bei Jungen und Mädchen unterschiedlich. Deshalb sagt der errechnete BMI allein
nichts aus. Er muss anhand von Wachstumskurven für Jungen oder von jenen für
Mädchen verglichen werden. Fachleute sprechen dabei von geschlechtsbezogenen
BMI-Perzentilen. Perzentilen sind Prozentangaben. Wird das Körpergewicht eines
Kindes in Perzentilen ausgedrückt, bedeutet dies, dass das Körpergewicht in Bezug
auf das Körpergewicht der Altersgenossen angeben wird.
Ein Beispiel: Liegt der individuell errechnete BMI-Wert eines 14-jährigen
Mädchens auf der 15. Perzentile, heißt das, dass 15 Prozent der 14-jährigen
Mädchen der Referenzgruppe einen niedrigeren BMI-Wert haben, 85 % haben
einen höheren BMI-Wert. Der BMI des Mädchens ist damit im Vergleich zu den
gleichaltrigen Mädchen eher niedrig.
Für Kinder gelten Folgende Referenzwerte:
Starkes Untergewicht: BMI liegt unterhalb der 3. Perzentile
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Untergewicht: BMI liegt zwischen der 3. und der 10. Perzentile
Normalgewicht: BMI liegt zwischen der 10. und der 90. Perzentile
Übergewicht: BMI liegt über der 90. Perzentile
Starkes Übergewicht: BMI liegt über der 97. Perzentile
Deutet Untergewicht auf eine Essstörung hin?
Starkes Untergewicht ist eines der Kriterien für die Essstörung Magersucht. Doch
Untergewicht kann auch andere Ursachen haben. Deshalb sollten Betroffene eine
Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Sind Kinder und Jugendliche betroffen, sollte
eine kinder- und jugendärztliche bzw. kinder- und jugendpsychiatrische Praxis
aufgesucht werden. Dort kann festgestellt werden, ob eine Essstörung vorliegt oder
ob das niedrige Gewicht etwa organische Ursachen hat.
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Essstörung hindeuten. Ein Beispiel
für solche Anzeichen: Die Gedanken kreisen nur noch um das Thema Essen und
Gewicht - oder beides wird ständig kontrolliert. Dann ist es sinnvoll, eine
Beratungsstelle, eine Klinik oder eine psychotherapeutische Praxis, bei Kindern
und Jugendlichen eine kinder-und jugendpsychiatrisch-psychotherapeutische
Praxis aufzusuchen.
Eine Liste mit Psychotherapieangeboten finden Sie auf
www.psychotherapiesuche.de oder www.psychotherapeuten-liste.de. Unter
www.bzga-essstoerungen.de können Sie eine passende Beratungsstelle, Klinik
oder andere Anlaufstelle finden.
Ist ein niedriger BMI immer Merkmal von Essstörungen?
Nein. Untergewicht kann auch Ausdruck einer organischen Erkrankung sein.
Starkes Untergewicht ist nur eines der Kriterien für die Essstörung Magersucht.
Für andere Essstörungen ist der BMI kein aussagekräftiges Kennzeichen. Wer von
einer Essstörung betroffen ist, kann extrem mager, normalgewichtig, aber auch
extrem übergewichtig sein. Menschen, die zum Beispiel an der Essstörung BingeEating leiden, sind häufig leicht bis deutlich übergewichtig. Der Umkehrschluss
gilt aber nicht: Nicht jeder Mensch mit Übergewicht hat zwangsläufig eine
Essstörung.
Ein Verdacht auf Magersucht kann bestehen,
- wenn Kinder und Jugendliche nicht dem Alter entsprechend zunehmen oder
- wenn Jugendliche mehr als drei bis vier Kilo abnehmen, ohne dass es dafür
eine andere medizinische Erklärung gibt.
Sind Gewichtsschwankungen normal?
Die Waage muss nicht jeden Tag exakt dieselbe Zahl anzeigen. Schwankungen
von ein bis zwei Kilo sind normal. Ursache dafür sind z.B. Wassereinlagerungen
im Körper, hormonelle Schwankungen, ein gefüllter Darm oder eine gefüllte Blase.
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ÜBERGEWICHT
Ist Adipositas eine Essstörung?
Nein. Unter Adipositas versteht man starkes Übergewicht. Der Begriff leitet sich
von dem lateinischen Wort adeps (=Fett) ab und bedeutet, dass das Fettgewebe
im Körper des Menschen vermehrt ist. Adipöse Menschen sind nicht
automatisch essgestört. Näher Informationen gibt es unter
http://www.adipositas-gesellschaft.de
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BERATUNG
Wo finde ich eine ambulante, Online- oder Telefonberatung?
Auf der Internetseite www.bzga-essstoerungen.de können Sie sich über
Einrichtungen informieren, die auf Essstörungen spezialisiert sind. Eine
Suchmaschine erstellt Ihnen eine Liste mit Anlaufstellen in Ihrer Nähe. Wenn
Sie diese einzeln aufrufen, erfahren Sie, welche Beratungs- oder
Behandlungsarten angeboten werden. Hier finden Sie auch die Kontaktdaten und
einen Link zur Internetseite des jeweiligen Trägers. Dort werden die Angebote
ausführlich vorgestellt.
Weitere Informationsquellen für Adressen von spezialisierten Einrichtungen
sind:
• Kliniken für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und
Kinderkliniken,
• Ärztinnen und Ärzte, Kinder- und Jugendärztinnen und Kinder- und
Jugendärzte, Ärztinnen und Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie und Therapeutinnen und Therapeuten,
• Lehrerinnen und Lehrer,
• Kinder- und Jugend-Telefon, Mädchen- und Frauen-Telefon und
Suchttelefon,
• Telefonbücher oder Internetsuchmaschinen,
• Stadtzeitungen und Bücher zum Thema.
Bleibe ich bei der Beratung anonym?
Ja, wenn Sie das möchten. Weder im persönlichen Beratungsgespräch noch am
Telefon oder bei der Online-Beratung müssen Sie Ihren Namen nennen.
Minderjährige sollten ihre Eltern in die Beratung einbinden. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter werden Sie darauf ansprechen. Aber auch bei Volljährigen ist es
häufig sinnvoll, die Eltern einzubeziehen.
Lehrkräfte, Vertrauenslehrerinnen und Vertrauenslehrer sind dazu verpflichtet, die
Eltern über alle wesentlichen Angelegenheiten der Kinder zu informieren. Falls
Kinder und Jugendliche sich einer Lehrerin oder einem Lehrer anvertrauen, sollten
sie besprechen, wie sie die Eltern einbeziehen wollen und können.
Sind die Beratungen kostenlos?
In einigen Fällen muss man für die Beratung bezahlen. Dies hängt ab von der
Beratungsstelle und der konkreten Leistung.
Betroffene sollten sich vorab über die Kosten informieren. Außerdem können sie
bei der Krankenkasse nach einer Kostenerstattung fragen.
Können sich auch adipöse Menschen beraten lassen?
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Menschen mit Adipositas sollten bei der Beratungsstelle für Essstörung
nachfragen, ob auch sie beraten werden können. Meist sind für diese Erkrankung
andere Beratungsstellen zuständig.
Wo finde ich als Mann eine ambulante oder Telefonberatung?
Viele Beratungsstellen sind für Männer und Frauen gleichermaßen da. Es gibt aber
Ausnahmen. Frauenberatungsstellen und Mädchenhäuser zum Beispiel sind
speziell auf weibliche Betroffene ausgerichtet.
Fragen Sie direkt beim ersten Kontakt mit der Beratungsstelle nach Angeboten für
Männer.
Gibt es auch Adressen von Beratungsstellen für Säuglinge und Kleinkinder
mit Fütter/- bzw. Essproblemen?
Erste Anlaufstelle hierfür ist die zuständige Kinder- und Jugendärztin bzw. der
zuständige Kinder- und Jugendarzt (www.dgkj.de und
www.kinderaerzte-im-netz.de). Auch Ärztinnen und Ärzte für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und –psychotherapie bieten Hilfe an.
Die Fütterstörung ist keine klassische Essstörung. Sie gehört zu den
frühkindlichen Regulationsstörungen. Die Ursachen sind organisch oder
seelisch. Oft treten mehrere Störungen gleichzeitig auf. So haben Kinder mit
Fütterstörungen oft auch Gedeih-, Schlaf- oder Schreiprobleme. An Kliniken,
Arztpraxen, Erziehungsberatungsstellen oder Gesundheitsämter angegliederte
„Schreiambulanzen“ bzw. Beratungsstellen für Kinder im Alter von 0 - 3 Jahren
bieten hierbei entsprechende Angebote an.
Ein deutschlandweites Adressverzeichnis für Beratungsstellen, die bei
Regulationsstörungen von Kindern helfen, finden Sie im Online-Angebot der
BZgA (www.kindergesundheit-info.de).
Bietet jede Beratungsstelle auch Beratungen für Kinder und Jugendliche
an?
Nein, es gibt auch Beratungsstellen nur für Erwachsene. Dort erfahren Sie aber,
welche Einrichtung in Ihrer Nähe auch für Kinder und Jugendliche da ist.
Bieten die Beratungsstellen auch außerhalb ihrer Einrichtungen zu diesem
Thema etwas an?
Einige Einrichtungen bieten Fortbildungsmaßnahmen für Fachleute an.
Außerdem gibt es Projekte zur Vorbeugung für Schulen und andere
Interessierte. Das Angebot reicht von kleineren Vorträgen bis hin zu
mehrtägigen Seminaren.
Unter www.bzga-essstoerungen.de finden sie Informationen und Angebote
Prävention und Fortbildung.
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Telefonberatung der BZgA
Welche Qualifikationen haben die Telefonberaterinnen und -berater der
BZgA?
Das Team besteht aus Medizinerinnen und Mediziner, Diplom-Pädagoginnen
und Diplom-Pädagogen, Diplom-Psychologinnen und Diplom-Psychologen,
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen. Während der Sprechstunden beantworten jeweils ein bis drei
Fachkräfte die Fragen.
Sie werden regelmäßig fortgebildet - sowohl zur Beratungsarbeit am Telefon als
auch zu den Inhalten. Darüber hinaus finden regelmäßig Teamsitzungen statt.
Die Beraterinnen und Berater besprechen die Fälle und werten Fachpresse aus.
All das sorgt für eine hohe Qualität der Beratung.
Kann ich mit der gleichen Fachkraft am BZgA Beratungstelefon noch
einmal sprechen, wenn ich eine Nachfrage habe?
Die Beraterinnen und Berater melden sich am Telefon mit ihrem Namen.
Möchten Sie mit einer bestimmten Person noch einmal sprechen, können Sie
gerne beim nächsten Telefonat nach ihr fragen.
Beantwortet die Telefonberatung der BZgA auch Fragen von Eltern und
dem Freundeskreis?
Ja, das Beratungstelefon ist auch für Angehörige, Freundinnen und Freunde da.
Die Berater helfen dabei, die Situation einzuschätzen. Gemeinsam mit der
Anruferin oder dem Anrufer überlegen sie, was als Nächstes zu tun ist.
Außerdem vermitteln sie Adressen von Beratungsstellen, Kliniken und anderen
Anlaufstellen.
Nutzen auch Männer das Beratungstelefon der BZgA?
Im Vergleich zu den Frauen sind männliche Anrufer eher selten. In den
zurückliegenden Jahren ist die Zahl der männlichen Anrufer aber gestiegen.
Ist die Telefonberatung der BZgA kostenlos?
Ja. Es fallen aber die üblichen Telefonkosten an.
Ist die Beratung per Internet kostenfrei?
Die Beratung über das Internet ist zum Teil kostenpflichtig. Informieren Sie sich
vorab beim jeweiligen Anbieter über die genauen Kosten. Dazu kommen Ihre
Internet-Gebühren.
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PRÄVENTION
Gibt es spezielle Projekte zur Prävention von Essstörungen?
Mittlerweile gibt es eine Reihe von Maßnahmen, in denen unter anderem über
Essstörungen aufgeklärt wird um diese vorzubeugen oder um sie frühzeitig zu
erkennen. Viele dieser Maßnahmen haben das Ziel zur Stärkung der
Lebenskompetenzen von Jugendlichen beizutragen. Die Förderung des
Selbstwertgefühls, der Kritische Umgang mit den Medien und dem darin
vermittelten Schönheitsideal, das Erlernen mit Gefühlen umzugehen sowie die
Entwicklung eines positiven Körpergefühls können Inhalte sein.
Auf www.bzga-essstoerungen.de sind solche Angebote nach Postleitzahlen
geordnet zu finden.
Einige Programme werden in den Schulunterricht integriert an denen alle
Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Zum Teil werden Jungen und Mädchen in
diesen Programmen getrennt.
Es sollte berücksichtigt werden, dass mit der Thematisierung des Themas
Essstörungen auch die Gefahr verbunden ist essstörungstypische
Verhaltensweisen nachzuahmen.
Was sollten Eltern und Menschen aus dem Freundeskreis beachten, um
Essstörungen nicht zu verschlimmern?
Allgemein gilt: Wer helfen will, muss zuerst Vertrauen aufbauen! Vermeiden
Sie Kritik am Essverhalten und der Figur. Versuchen Sie, die Persönlichkeit
stets als Ganzes wahrzunehmen. Der bzw. die Betroffene sollte nicht das Gefühl
haben, nur aufgrund seiner Erkrankung beachtet zu werden. Denn so entsteht
keine Motivation, sich helfen zu lassen.
Gehen Sie möglichst frühzeitig in eine ärztliche Praxis. Der Grund: Starker
Gewichtsverlust kann auch organische Ursachen haben, z. B. eine Fehlfunktion
der Schilddrüse.
Auch Psychotherapeutinnen bzw. Psychotherapeuten können Betroffenen
helfen.
Suchen Sie Fachleute auf, die bereits Erfahrung bei der Behandlung von
Essstörungen haben.
Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, die Betroffenen selbst zu therapieren. Sie
geraten dabei immer in einen Rollenkonflikt. Üben Sie bei Hinweisen auf eine
mögliche Essstörung weder Druck noch Zwang aus. Machen Sie aber deutlich,
dass Sie das auffällige Essverhalten als Problem wahrnehmen.
Versuchen Sie, die eigene Motivation der Betroffenen zu stärken, sich
professionelle Hilfe zu suchen. Machen Sie Vorschläge. Überlassen sie Ihrem
Kind die Wahl der Ärztin oder des Arztes. Volljährige sollten selbst
entscheiden, ob sie alleine oder in Begleitung in die ärztliche Praxis gehen
wollen.
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Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Sie als Eltern auf die Einschätzung von
Fachleuten angewiesen sind. Besonders dann, wenn der Gewichtsverlust sehr
stark ist oder Komplikationen auftreten wie Kreislaufprobleme oder
unregelmäßige Monatsblutungen.
Was kann ich tun, um Essstörungen frühzeitig zu erkennen?
Beobachten sie Ihr Kind, Ihren Schützling oder sich selbst. Achten Sie auf
folgende Warnzeichen:
• das Gefühl, zu dick zu sein – trotz Gewichtsverlustes bis hin zum
Untergewicht,
• auffällige Rituale wie ein extrem langes Kauen oder eine übertriebene
Zerkleinerung des Essens,
• Hunger wird trotz strenger Diät verleugnet,
• übertriebener Sport, sogar bei Verletzung oder Krankheit,
• zwanghaftes Verhalten – z.B. werden Nahrungsmittel in »gut« und
»schlecht« eingeteilt,
• Erbrechen nach dem Essen oder ein regelmäßiger Rückzug ins Bad,
• Heißhungeranfälle, heimliches Essen, Stehlen von Essen.
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BEHANDLUNG
Wie werden Essstörungen behandelt?
Bei der Behandlung arbeiten Fachleute aus den Bereichen Medizin,
Ernährungstherapie sowie Psychotherapie zusammen. Dabei berücksichtigen sie
die unterschiedlichen, oft sehr individuellen Ursachen für die Essstörung.
In der Regel legt ein therapeutisches Team gemeinsam Ziele und
Behandlungsmöglichkeiten fest.
Die Behandlung umfasst fünf wesentliche Punkte:
• Gewichtszunahme und die Behandlung körperlicher Komplikationen,
• Ernährungsberatung und Therapie,
• Individuelle Psychotherapie,
• Elternberatung und /oder Familientherapie,
• Behandlung von Störungen, die zusätzlich im Verlauf der Essstörung
aufgetreten sind.
Wie lange dauert die Behandlung einer Essstörung?
Ein Klinikaufenthalt kann zwischen drei Wochen und sechs Monaten dauern.
Die Dauer einer ambulanten Therapie legen die Therapeutin bzw. der Therapeut
und die Patientin bzw. der Patient gemeinsam fest. Die Krankenkassen
genehmigen in der Regel 25 Sitzungen. Der oder die Betroffene kann jedoch
auch eine Verlängerung oder eine von vornherein höhere Stundenzahl
beantragen. Bei einer Psychoanalyse zum Beispiel sind womöglich mehr
Stunden nötig. Bei einer Behandlung von Kindern oder Jugendlichen durch eine
Kinder- und Jugendpsychotherapeutin oder einen Kinder- und
Jugendpsychotherapeuten gelten andere Rahmenbedingungen. Informieren Sie
sich vorab bei dem Therapeuten bzw. der Therapeutin oder bei einer
Beratungsstelle über die Möglichkeiten.
Ist eine Ernährungsberatung als Behandlungsmethode geeignet?
Eine Ernährungsberatung alleine kann eine Essstörung nicht beseitigen. Sie wird
aber als begleitende Methode neben der medizinischen und
psychotherapeutischen Behandlung eingesetzt. Die Ernährungsfachkräfte sollten
eine Zusatzausbildung haben.
Sollte eine Essstörung auf jeden Fall behandelt werden?
Ja, auf jeden Fall. Eine Essstörung wie die Magersucht oder die Bulimie ist eine
gesundheitsgefährdende psychische Erkrankung. Sie kann auf Dauer sogar
lebensbedrohlich sein. Ohne professionelle Hilfe finden die Betroffenen keinen
Ausweg aus der Krankheit. Deshalb sind eine psychotherapeutische Behandlung
und weitere begleitende medizinische Maßnahmen auf jeden Fall notwendig.
Eltern und Angehörige können die Betroffenen unmöglich ohne professionelle
Unterstützung heilen.
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Kann auch außerhalb der eigenen Stadt oder dem eigenen Bundesland eine
stationäre Therapie gemacht werden?
Grundsätzlich ist das möglich. Für einige Patientinnen und Patienten kann es
besonders hilfreich sein, die Therapie außerhalb des täglichen Lebensumfelds zu
machen.
Allgemein ist es sinnvoll, psychosomatische Einrichtungen aufzusuchen. Das
sind Einrichtungen, in denen besonders auf den Zusammenhang zwischen
seelisch-geistigen und körperlichen Beschwerden geachtet wird.
Welche stationäre Einrichtung kommt für die Behandlung von
Essstörungen in Frage?
Es ist sinnvoll, eine psychosomatische Klinik aufzusuchen. Dort wird
gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten ein Verständnis für die
Entwicklung der Essstörung in der individuellen Lebensgeschichte erarbeitet.
Zudem wird die Bedeutung der Essstörung für das seelische Gleichgewicht wie
auch die Gefühlsregulation der Betroffenen transparent gemacht. Denn, das ist
klar: jeder Betroffene hat eigene Beweggründe, warum man in der Essstörung
lange Zeit einen „Halt“ gefunden hat – auch, wenn dieser Halt viele
gesundheitliche, seelische und soziale Folgeprobleme mit sich bringt.
Wie arbeiten Psychosomatische Kliniken?
Psychosomatische Kliniken haben unterschiedliche Therapiemethoden im
Angebot, um mit den Patientinnen und Patienten einen Weg aus der Essstörung
herauszufinden und sie für ein „Leben ohne Essstörung“ zu stärken. Die
Behandlung ist einerseits „somatisch“, d.h. auf die Stabilisierung des
körperlichen Zustands ausgerichtet. Dabei werden ernährungsmedizinische und
internistische Therapie mit einbezogen. Andererseits ist die Behandlung auf die
„Psychische Stabilisierung“ orientiert. Hier werden unterschiedliche
Psychotherapiemethoden angewandt: verbale Verfahren (wie z.B.
Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie) und kreative Verfahren,
körperorientierte Psychotherapie und Entspannungsmethoden.
Wo finde ich die nächste psychosomatische Einrichtung?
In der Regel hat jede Universitätsklinik in Deutschland eine psychosomatische
Klinik und Poliklinik. In deren Ambulanz erhalten Patientinnen und Patienten
eine ausführliche Diagnostik und individuelle Beratung über stationäre
Behandlungsangebote für die Behandlung von Essstörungen.
Ihre Ärztin oder Ihre Arzt kann Ihnen ebenfalls Auskunft über
psychosomatische Kliniken geben.
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Kann eine Ärztin oder ein Arzt eine Patientin oder einen Patienten gegen
ihren bzw. seinen Willen in eine Klinik einweisen, wenn sie oder er
magersüchtig ist?
Ärztinnen und Ärzte können einen Betroffenen einweisen, wenn z.B. akute
Lebensgefahr besteht oder schwere gesundheitliche Schäden drohen.
Wenn Eltern ihr minderjähriges Kind gegen dessen Willen einweisen wollen,
müssen sie einen Antrag beim Familiengericht stellen. Zusätzlich benötigen sie
eine ärztliche Stellungnahme dazu, wie gefährlich der Zustand ist. Dies ist eine
gesetzliche Vorraussetzung nach § 1631 B des Bürgerlichen Gesetzbuchs
In vielen Fällen lohnt sich ein Vorgespräch mit dem Jugendlichen in der Klinik.
Es kann vermeiden, dass der oder die Betroffene gegen den eigenen Willen ins
Krankenhaus muss.
Kann ich mir selber eine Klinik aussuchen?
Grundsätzlich Ja. Krankenkassen und Rentenversicherungsträger arbeiten
jedoch häufig mit bestimmten Kliniken zusammen und bevorzugen diese. Bei
der Entscheidung spielt auch die Empfehlung der Ärztin oder des Arztes sowie
der Therapeutin oder des Therapeuten eine Rolle.
Bei Privatkliniken steht Ihnen die Wahl frei, wenn Sie die Kosten selber
übernehmen. Gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin sollten Sie im
Antragsschreiben möglichst gut begründen, warum die Wunschklinik genau zu
Ihnen passt. Die Klinken entscheiden selbst, ob die oder der Betroffene
ausreichend motiviert ist und in die Klinik passt.
Wann besteht eine akute Gesundheitsgefahr?
Eine akute Gesundheitsgefahr besteht unter anderem bei
- gleichzeitiger Drogen- Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit,
- einem rapidem Abfall des Gewichtes in einen lebensbedrohlichen
Bereich,
- akuten körperlichen Folgeerscheinungen wie beispielsweise schwere
Herz- Kreislaufstörungen,
- schweren Depressionen und Psychosen sowie
- Selbstmordgefahr.
Wer berät mich bei der Auswahl einer Klinik?
Geeignete Klinken empfehlen neben Ärztinnen und Ärzten sowie
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auch die Krankenkassen und
Beratungsstellen für Essstörungen.
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Wie finde ich heraus, welche Behandlungsmethode Therapieeinrichtungen
bzw. Psychologinnen oder Psychologen vertreten?
Erste Informationen über spezialisierte Kliniken erhalten Sie über
- Hausärztinnen oder Hausärzte,
- Kinder- und Jugendärztinnen oder Kinder- und Jugendärzte,
- Ärztinnen und Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie
- Therapeutinnen und Therapeuten,
- Beratungsstellen für Essstörungen,
- Krankenkassen oder
- Internetseiten der Kliniken.
- Ausführliche Informationen bekommen Sie telefonisch oder bei einem
Beratungsgespräch vor Ort.
Niedergelassene Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten informieren im
Internet über ihre jeweilige Therapierichtung.
Darüber hinaus genehmigen die gesetzlichen Krankenkassen bis zu fünf
Probesitzungen. Diese werden auf Krankenschein abgerechnet. Die
Probesitzungen sollen klären, ob eine Psychotherapie überhaupt sinnvoll ist und
ob die Patientin bzw. der Patient und die Therapeutin bzw. der Therapeut
zueinander passen.
Bei niedergelassenen Therapeutinnen und Therapeuten müssen Sie mitunter mit
langen Wartezeiten rechnen.
Beratungsstellen mit ambulanten Angeboten informieren per Telefon, im
Beratungsgespräch oder bei Informationsveranstaltungen über ihr
Therapieangebot. Auch hier sind Probesitzungen möglich.
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ANGEHÖRIGE
Was kann ich tun, wenn meine Tochter oder mein Sohn bzw. meine
Freundin oder mein Freund eine Essstörung hat, aber nicht bereit ist, eine
Therapie zu machen?
Lassen Sie sich in einer Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt Essstörungen
oder einer psychosomatischen Ambulanz beraten. Hier bekommen Sie Tipps.
Sie erfahren, wie Sie sich verhalten sollten und wie sie die betroffene Person zu
einer Therapie bewegen können. Denn Überredungskünste oder gar Zwang
helfen nicht weiter.
Dort erfahren Sie auch, wann ein körperlicher Zustand lebensbedrohlich ist und
ein sofortiges Handeln erforderlich wird.
Ich habe den Eindruck, dass eine mir nahe stehende Person eine Essstörung
hat. Welche Behandlung soll ich ihr empfehlen?
Zunächst können Sie sich innerhalb dieses Online-Angebotes ausführlich über
jede Essstörung informieren. Hier werden Ihnen die Ursachen und Symptome
vorgestellt und Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Sie sollten Ihre Sorgen auf jeden Fall ernst nehmen. Doch ob tatsächlich
Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating vorliegt, können nur Fachleute
feststellen. Sie wissen auch, welche Behandlung möglicherweise ratsam oder
notwendig ist. Empfehlenswert wäre es, wenn die Person als erstes ein
Beratungsgespräch führt. Beispielsweise bei einer Beratungsstelle für
Essstörungen, oder bei einer Psychotherapeutin bzw. einem Psychotherapeuten.
Darüber hinaus steht Ihnen und der betroffenen Person das anonyme
Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur
Verfügung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantworten ihre Fragen rund
um das Thema Essstörungen. Unter der folgenden Telefonnummer bekommen
Sie eine Erstberatung sowie Adressen, an die Sie sich wenden können.
Beratungstelefon der BZgA:
0221 – 89 20 31
MO–DO 10.00–22.00 Uhr
FR–SO 10.00–18.00 Uhr
(Preis entsprechend der Preisliste ihres Telefonanbieters für Gespräche in das
Kölner Ortsnetz)
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SELBSTHILFE
Können neben Angehörigen auch Personen aus dem Freundeskreis von
Betroffenen in eine Selbsthilfegruppe gehen?
Ja, die Selbsthilfeangebote gelten für Personen, die Betroffenen nahe stehen.
Eine Selbsthilfegruppe soll Familie und Freunde entlasten. Sie können sich mit
anderen austauschen und neue Wege finden, mit den Betroffenen umzugehen.
Bevor Sie an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, sollten Sie sich zunächst in
einer Beratungsstelle beraten lassen, Sie erfahren so mehr über die Merkmale
der jeweiligen Essstörung. Außerdem können Sie sich über Hilfsangebote und
die Arbeitsweise einer Selbsthilfegruppe informieren.
Kann ich zunächst eine Probesitzung in einer Selbsthilfegruppe machen?
Offene Selbsthilfegruppen kann man jederzeit probeweise besuchen und dann
entscheiden, ob man weiter teilnehmen möchte. Die Teilnehmer können die
Gruppe jederzeit wieder verlassen.
Geschlossene oder angeleitete Gruppen kann man in der Regel probeweise
besuchen. Voraussetzung dafür ist aber Vorgespräch vor Ort oder am Telefon.
Dabei wird gemeinsam entschieden, ob eine Probesitzung im individuellen Fall
sinnvoll ist. Manche dieser Gruppen bieten auch offene Informationsabende an.
In einer geschlossenen Gruppe verpflichten Sie sich, über einen bestimmten
Zeitraum regelmäßig teilzunehmen.
Wie finde ich eine passende Selbsthilfegruppe?
Es gibt viele Selbsthilfegruppen. Sie arbeiten nach unterschiedlichen Ansätzen.
Deshalb ist es sinnvoll, sich über die verschiedenen Arbeitsweisen zu
informieren.
Die Beratungsstellen für Essstörungen unterstützen Sie, wenn Sie eine passende
Selbsthilfegruppe suchen.
Informationen über Selbsthilfegruppen finden Sie auch im Internet. Darüber
hinaus helfen die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen
(www.nakos.de).
Was kostet die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe?
Meist ist die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kostenlos. Manche erheben
eine geringe Gebühr. Die einzelnen Selbsthilfegruppen regeln das
unterschiedlich. Am besten erkundigen Sie sich vorab.
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MÄNNER UND ESSSTÖRUNGEN
Ist eine Essstörung nicht eine „typische Frauenkrankheit“?
Nein. Frauen haben zwar häufiger eine Essstörung als Männer. Aber
beispielsweise bei den Magersüchtigen ist der Anteil der Männer bei fünf bis
zehn Prozent. In Deutschland sind damit etwa 90 000 Jugendliche und junge
Männer betroffen.
Welches können erste Hinweise für eine Essstörung sein?
Es gibt viele verschiedene Anzeichen für eine Essstörung. Vorsicht ist geboten
wenn die betroffene Person
- sich übertrieben stark mit dem Thema Nahrung beschäftigt,
- ständig nur ans Essen oder Nicht-Essen denkt,
- sich extrem einseitig ernährt,
- isst oder hungert, um Gefühle zu unterdrücken oder Konflikte zu
vermeiden,
- stark an Gewicht verliert,
- ein gestörtes Körper- und Selbstwertgefühl hat,
- unter Hormonveränderungen leidet,
- übertrieben viel Sport treibt oder
- leistungssteigernde Substanzen wie Anabolika einnimmt (Hinweise dafür
können körperliche Anzeichen wie z.B. Akne oder Veränderungen an den
Brustwarzen sein)
Wo finde ich als Mann eine ambulante- oder Telefonberatung?
Viele Beratungsstellen sind für Männer und Frauen gleichermaßen da. Es gibt aber
Ausnahmen. Frauenberatungsstellen und Mädchenhäuser zum Beispiel sind
speziell auf weibliche Betroffene ausgerichtet.
Fragen Sie direkt beim ersten Kontakt mit der Beratungsstelle nach Angeboten
für Männer.
Darüber hinaus können Sie das anonyme Beratungstelefon der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung nutzen. Die Mitarbeiter beantworten ihre Fragen
rund um das Thema Essstörungen.
Unter der folgenden Telefonnummer bekommen Sie eine Erstberatung sowie
Adressen, an die sie sich wenden können.
Beratungstelefon der BZgA
0221-89 30 21
MO–DO 10.00–22.00 Uhr
FR–SO 10.00–18.00 Uhr
(Preis entsprechend der Preisliste ihres Telefonanbieters für Gespräche in das
Kölner Ortsnetz)
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INTERNET
Welche Gefahren lauern bei der Aufklärung über Essstörungen im Internet?
Vorsicht vor Websites oder Beiträgen im Internet, die Essstörungen verherrlichen!
Im Internet gibt es viele Informationen zu Essstörungen. Doch manche Angebote
sind nicht seriös. Sie verherrlichen die Krankheiten als Lebensstil, als
Modeerscheinung und verharmlosen bewusst ihre Folgen für die Gesundheit. Das
zeigt sich schon an den verniedlichenden Bezeichnungen: „Pro Ana“ steht für
Magersucht (Anorexia nervosa) und „Pro Mia“ für Bulimie (Bulimia nervosa).
Auch auf Videoplattformen, in Blogs, sozialen Netzwerken, Diskussionsforen oder
Chats kann es Beiträge zu Pro Ana oder Pro Mia geben.
Statt Hilfe zu geben, um aus der Erkrankung auszusteigen, spornen die Beiträge
und Angebote dazu an, an der Essstörung festzuhalten. Sie motivieren zum
Nachahmen und Durchhalten. Der Austausch in geschlossenen Zirkeln stärkt die
eigene verzerrte Körperwahrnehmung. Zunehmend geht der Bezug zur Realität
verloren. Die Gemeinschaft im Internet suggeriert ein Wir-Gefühl, das die
Betroffenen abhalten kann, sich gegen die Krankheit zu stellen. Alles zielt darauf
ab, die Krankheit zu erhalten, und das hat schwere gesundheitliche Folgen.
Folgendes weißt auf Pro Ana und Pro Mia hin:
• Anas Brief / Mias Brief der die Essstörung als einzig wahre Freundin
darstellt,
• Gebote, Gesetze, Glaubensbekenntnisse, Psalmen, Verhaltensanweisungen
in Form von Glaubensregeln,
• Fotos und Videos als Inspiration zum Dünnsein, so genannte Thinspirations
(thin = englisch "dünn"),
• Tipps und Tricks zum Abnehmen und zum Geheimhalten der Essstörung,
• Motivation und „Hilfen“, z. B. in Form von Motivationsverträgen, AbnehmWettbewerben, Ess- und Gewichtstagebüchern, Suche nach Partnerinnen
und Partnern zum Abnehmen,
• Pro-Ana- und Pro-Mia-Foren, häufig „hinter verschlossenen Türen“ (der
Zugang ist nur mit einem Passwort möglich).
Wenn Sie auf Pro-Ana- oder Pro-Mia-Angebote treffen, melden Sie diese
bei www.jugendschutz.net,
bei www.internet-beschwerdestelle.de oder
beim Internetanbieter.
Mehr Information finden Sie in der Broschüre „Gegen Verherrlichung von
Essstörungen im Internet" vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend (www.bmfsfj.de).