Wertvolle Bücher - Auditorium Wanda Landowska

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Wertvolle Bücher - Auditorium Wanda Landowska
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In der Zukunftswelt, in der Scott Stewarts
„Priest“ spielt, herrscht eine Priesterkaste
nach einem vermeintlich definitiven Sieg
der Menschen über die Vampire, die hier
nicht einfach verführerische Blutsauger
sind, sondern grässliche, blutrünstige Aliens. Irgendwo draußen in der Wüste gibt
es aber immer noch ein Nest, in dem eine
große Mutter neue Feinde für das Menschengeschlecht heranzüchtet. Deswegen
muss einer der Priester losziehen, um den
Kampf gegen diese Nachtgewächse aufzunehmen. Paul Bettany spielt ihn mit einem Kreuz auf der Stirn, ein Fremder
ohne Namen, bei dessen Erfindung der
Comiczeichner Min Woo-Hyung an Sergio Leone gedacht haben muss. „Priest“
zieht auf der gleichnamigen Serie einen
klassischen Rache-Plot, in dem drei wortkarge Kämpfer sich den sonnenscheuen
Bluthunden entgegenstellen. Action und
Imaginaton stehen bei „Priest“ in einem
guten Verhältnis zueinander; dass man diesen durchaus sehenswerten B-Schocker
aber unter 3D vermarktet, ist zu großen
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Finger nicht schräg liege“. So krallt heute
niemand mehr die Hände.
Als Jüdin musste Landowska 1940 vor
den einmarschierenden Nationalsozialisten aus Frankfreich fliehen. Varian Fry
ließ sie über Marseille nach Amerika ausschiffen, wo sie 1959 starb. Im Auftrag des
Amtes Rosenberg beschlagnahmten Herbert Gerigk und Wolfgang Boetticher zwischen September 1940 und Februar 1941
aus ihrem Besitz zehntausend Bücher und
Noten, ein Klavier Chopins, vier Cembali,
einen Hammerflügel, ein Spinett, vier Ta-
Im Alten verhaftet, doch dem Neuen stets
aufgeschlossen: Wanda Landowska hört
um 1955 via Kopfhörer ihre eigenen, wegweisenden Aufnahmen. Foto Library of Congress
felklaviere, drei Clavichorde, eine Hausorgel. Heute ist der Tempel Wohnhaus der
Familie Moison; doch das Ehepaar hat
dem örtlichen Freundeskreis Verkaufsabsichten signalisiert. Kulturminister Frédéric Mitterrand ist inzwischen eingeschaltet. Gelingen Kauf und Rückbau, will der
kanadische Cembalist Skip Sempé hier
künftig wieder Kurse abhalten.
Die Eisenacher Ausstellung fußt auf
den Forschungsarbeiten von Martin Elste, dessen schönes Buch „Die Dame mit
dem Cembalo“ (Schott 2010) auch als Katalog dient. Sie fragt mit besonderer Eindringlichkeit, was von einer Künstlerin
bleibt, deren Instrumente und Spielweise
niemand mehr verwendet. Aber Wanda
Landowska hat die Moderne in ihrem
klanglichen und denkerischen Geradeausmarschieren produktiv verunsichert. Als
das Ornament zum Verbrechen erklärt
wurde, schrieb sie Essays über den substantiellen Gehalt der Verzierungen bei
Bach und Couperin. Das war der Anfang
einer heute starken Bewegung der Alten
Musik. Landowskas fast achtzig Jahre alter Schüler Rafael Puyana sagte kürzlich
in Paris mit vor Tränen bebender Stimme:
„Ohne Wanda wäre ich nie Cembalist geworden. Heute ist das Cembalo für mich
das überzeugendste und sinnlichste Instrument. Die Anwesenheit eines großen
Künstlers ist es, was Dinge in Bewegung
bringt und Hässliches ins Schönheit verwandelt“.
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Erinnerungen an Wanda Landowska. Bachhaus
Eisenach, bis zum 13. November.
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Vor hundert Jahren trafen sich ein Mann
und eine Frau zum Duell. Georg Schumann aus Berlin hatte die Forderung von
Wanda Landowska aus Warschau angenommen, im Bachhaus Eisenach vor allen
Leuten gegen sie anzutreten. Am 24. September 1911 hörte das Publikum am Frauenplan 21 das „Capriccio bei der Abreise
des geliebten Bruders“ sowie die Chromatische Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach gleich zweimal hintereinander. Schumann spielte auf dem Klavier,
Landowska auf dem Cembalo. Seit Jahren
hatte die Polin jüdischer Herkunft für dieses Instrument gekämpft, gegen das Vorurteil ihrer Zeit, dass „sein zwirnsmäßiger
Ton für das einigermaßen ästhetisch gebildete Ohr auf die Dauer unerträglich“ sei.
Über den Ausgang des Duells konnte man
in der französischen „Revue musicale mensuelle“ lesen, dass „die unermüdliche
Amazone (wie sie in Deutschland genannt
wird) wunderbar gewappnet war“ – mit
dem Ergebnis, dass alle Professoren sich
ihrem Ideal anschlossen.
Das Bachhaus widmet der Cembalistin
nun eine Sonderausstellung. Dabei liegt
ein bitter-süßer Ton über allem. „Die wilde Wanda“, wie ihr Berliner Lehrer Heinrich Urban sie nannte, war klug, charismatisch und exzentrisch. Pablo Casals knallte
sie das vielsagende Aperçu an den Kopf:
„Sie spielen Bach auf Ihre Art, und ich
spiele ihn auf seine Art“. Ihre Auftritte glichen Séancen, zu denen sie in langen Gewändern erschien, die ihre Füße verbargen. Denn an denen trug sie Samtschläppchen (in Eisenach ist ein Paar zu besichtigen), die ihr nicht nur einen lautlosen
Gang ermöglichten, sondern auch die geheimnisvolle Betätigung der Pedale auf jenen Cembali, die von der französischen
Firma Pleyel eigens nach ihren Vorstellungen entwickelt worden waren.
Landowska, die ab 1913 eine Professur
in Berlin innehatte und von 1919 bis 1940
in Frankreich lebte, ließ neue Instrumente
nach ihren Vorstellungen bauen: mit Gussrahmen, Stahlsaiten, Harfenstimmwirbeln, zwei Manualen und Tasten in moderner Flügel-Normbreite. Das Eisenacher
Ausstellungsinstrument, das dort auch gespielt wird, wiegt dreihundertzwanzig
Kilo – mehr als dreimal so viel wie ein Instrument der Bach-Zeit. Heute sind diese
Pleyel-Modelle bei Vertretern der Alten
Musik als monumentale „Eierschneider“
verpönt. Man spielt lieber auf echten alten
Instrumenten oder deren Nachbauten.
Doch damals, in der Belle Époque, die als
„zweites Rococo“ seit den Gebrüdern Goncourt ohnehin ein besonderes Organ für
das achtzehnte Jahrhundert entwickelt
hatte, bezauberte die energische Polin Auguste Rodin in Paris und Lew Tolstoj in Jasnaja Poljana. Sie gewann Ferruccio Busoni und Camille Saint-Saëns für sich, und
nach dem Ersten Weltkrieg hätte Maurice
Ravel beinahe ein Konzert für sie geschrieben. Francis Poulenc tat es dann wirklich.
Im Pariser Vorort Saint-Leu-la-Forêt
ließ Landowska 1926 einen „Tempel der alten Musik“ errichten, um dort Sommerkurse abzuhalten. Eisenach zeigt das Ringbuch ihrer Schülerin Lily Karger von 1929
und darin die Notizen: „Die 3 wichtigsten
Dinge für den Anschlag sind 1.) Abdruck
nehmen 2.) Heben der Finger 3.) Attacke.
Bei der Grundstellung ist darauf zu achten, daß das Handgelenk nicht zu hoch
komme, jeder Finger 3gliedrig gebeugt
wird (nicht halb gestreckt) und auch der 4.
Das F.A.Z.-Bühnenarchiv
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„Was soll man denn schon sagen, außer
dem was man fühlt“: Der Song der PunkBand „1000 Robota“ ist Bekenntnis,
Schlachtruf und Klage zugleich. Aber wer
kann oder will schon immer den Gefühlen
freien Lauf lassen und ein paar Tränen
dazu? Nur die Guten, gibt die Gruppe
selbst zur Antwort. Ihre Presse ist gut, der
Konzertbesuch oft mäßig. Wie die drei Burschen, mit stolzer Wut gegen das „Musikbusiness“ im Herzen, um ihre Unabhängig-
keit und ein neues Album kämpfen, reizte
die Dokumentarfilmerin Sandra Trostel zu
einer Langzeitbeobachtung frei nach dem
Motto „Was soll man denn schon zeigen,
außer dem was man sieht“. Reisemomente, Verhandlungen, Diskussionen, häuslicher Hintergrund wechseln in bunter Folge, bis wieder ein Auftritt die Stimmung
hochreißt. Wie aber diese Texte und die
Musik dazu entstehen, bleibt der Vorstellung überlassen, sie sprudelten nur so aus
dem Vulkan brennender Seelen.
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Miss Kicki
Familienband
Kicki ist 49 Jahre alt und glaubt, via Skype
endlich das Glück gefunden zu haben.
Nacht für Nacht chattet die Schwedin im
Internet mit Mr. Chang, der in Taiwan ein
reicher Geschäftsmann ist und sie unbedingt treffen will – gemeinsame Zukunft
nicht ausgeschlossen. Eines Tages beschließt Kicki, den elektronischen Liebhaber endlich kennenzulernen. Gemeinsam
mit ihrem sechzehnjährigen Sohn, dem
sie den wahren Grund der Reise allerdings
nicht verrät, fliegt sie nach Asien. Natürlich kommt es ganz anders, als Miss Kicki
es sich vorgestellt hat, und auch für Victor
hält die Metropole Taipeh ein paar Überraschungen bereit. Das mehrfach preisgekrönte Debüt des in Taiwan aufgewachsenen Norwegers Håkon Liu hält die Waage
zwischen Komödie und Ernst: eine poetische Mutter-Sohn-Geschichte und ein Melodrama zwischen den Kulturen, das unter
den Glaspalästen der Geschäftsviertel
und im Gewimmel der Garküchen ein
ganz eigenes, skandinavisch gefärbtes Taiwan entdeckt. Pernilla August, die zwischen Bergman und „Star Wars“ schon alles gespielt hat und diese Erfahrungen
hier einfließen lässt, trägt diesen kleinen,
feinen alltäglichen Abenteuerfilm. land