1960 - Badische Heimat

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1960 - Badische Heimat
A b b .1
E m il Baader, der Stubengründer, in der Hebelstube am Längenhard
ßaöifche Heimatftuben
Neue Wege länölicher Kulturpflege, Stätten öer BeRnnung zroifchen Boöenfee unö M ain
M it einem Verzeichnis öer 105 Heimatftuben an 93 Orten. V o n E m il ß a a ö e r , Lahr
In der Landschaft zwischen Bodensee und
Main hat sich in den Jahren nach dem zwei­
ten Weltkrieg eine neue Form der Heimat­
pflege — und der Gastlichkeit — durchgesetzt:
die Heimatstube.
Sie vermittelt — nach einem W ort von
Richard Benz — Bildung durch das Bild: durch
das zeitlos gültige Bild. Diese Bildung wird
vertieft durch das Gästebuch, das unterrichtet
über den Sinn der Stube.
Sie stellt gültige Werte heimatlicher Kunst
und Kultur mitten in das Leben: nämlich in
die Gaststätte, wo Menschen täglich ein- und
ausgehen.
Diese Bildung wird auch vertieft durch die
Truhe der Stube. Dort wird nicht nur das
Gästebuch aufbewahrt, sondern auch Literatur
zum Thema der Stube.
Die Sinndeutung erhält die Heimatstube am
Tage der Eröffnung: durch das Lied, durch
Musik, durch Vorträge. Dorf und Landschaft
Jede der Stuben ist eine Einmaligkeit. Sie
hat ihre bestimmte, örtlich gebundene Auf­
gabe, sie hat durchaus heimatliche Atmosphäre.
120
nehmen an der Eröffnung teil. Alljährlich
trifft man sich ein- oder mehreremal wieder
in der Stube, sich zu besinnnen auf die Werte
der heimatlichen Welt.
Audi die Jugend wird nicht vergessen. Am
Tage der Eröffnung wird für die Schule der
Heimatpreis gestiftet: Meissenheim im Ried
bekam seinen Friederikenpreis, Biederbach im
Schwarzwald seinen Hansjakobpreis, Mahlberg
seinen Karl-Kromer-Preis. Die beiden besten
zur Entlassung kommenden Schüler, je ein
Knabe und ein Mädchen, erhalten den Heimat­
preis.
Es war im Jahre 1896, da der aus Buch bei
Waldshut stammende Goetheforscher, Dr.
Gustav Adolf Müller, zu Sesenheim im Elsaß,
im Gasthaus zum „Ochsen“, gemeinsam mit
der Familie Gillig, das Goethe-FriederikenMuseum begründete, die erste Stätte der Be­
sinnung in einem Gasthaus der oberrheinischen
Landschaft. Vor der Jahrhundertwende ent­
stand im „Löwen“ zu Staufen die „FaustStube“. Sie wurde ausgemalt von dem kürzlich
verstorbenen Freiburger Maler Hans Lembke.
ln der Zeit zwischen den beiden W elt­
kriegen richtete ein Nachkomme Grimmels­
hausens, der Renchener Gastwirt Friedrich
Konrad, im „Bären" zu Renchen die Grimmels­
hausen-Stube ein, die seitdem zu den Sehens­
würdigkeiten der mittelbadischen Landschaft
zählt. Schade, daß die von Hermann Eris Busse
begründete Grimmelshausen-Runde in den
letzten Jahren mehr und mehr in Vergessen­
heit geraten ist.
Stuben im Geroldsecker Land
Das Geroldsecker Land, das ist das schöne
Land zwischen Hünersedel und Rheinstrom,
mit der Ritterburg Hohengeroldseck als
historischem Mittelpunkt, ist die Stammheimat
der vom Landesverein Badische Heimat ein­
gerichteten Stätten der Besinnung am O ber­
rhein.
Hoch über der Kreisstadt Lahr liegt einsam
das Bergwirtshaus „zur schönen Aussicht“ in
Abb. 2
Bergmann der Bergmanns-Stube in Prinzhoch, Münsterfenster Freiburg
Langenhard (Abb. 1). Dort hat die Lahrer
Ortsgruppe der Badischen Heimat gemeinsam
mit der aus dem Markgräflerland stammenden
Wirtin Maria Wingert vor etwa 10 Jahren,
zum 190. Geburtstag Hebels, ihre Hebelstube
eingerichtet. Eine dunkle Kammer wandelte
sich zu einem freundlichen Raum, mit Kasta­
nienholz getäfelt, mit Wandbänken und Kachel­
ofen, mit Ölbildern des Lahrer Meisters
Wickertsheimer, mit alten Stichen, die Leben
und Werk Hebels spiegeln. Jedes Jahr um den
10. Mai treffen sich die Heimatfreunde von
Stadt und Land zum „Langenharder Hebel­
schoppen", sich um einen Dichter scharend.
Hermann Burte kam und Hubert Baum, Eber­
hard Meckel und Joachim von der Goltz, W il­
helm Zentner und Ernst Bacmeister, Paul
Bartholy aus dem Elsaß, um nur einige zu
nennen. Der Hebelschoppen ist das Jahresfest
der Ortsgruppe. Im Gästebuch finden sich Ein­
träge zum Lobe der Heimat und Hebels. Da
kann man nachlesen, was Männer wie W il­
helm Schäfer und Emil Strauß, Hausenstein
und Martin Heidegger, Wilhelm von Scholz
und Reinhold Schneider über Hebel zu sagen
haben.
Acht
Lahrer
Tage nach Fasnacht nehmen die
Heimatfreunde am Langenharder
121
Abb. 3
Reinhard Seb. Zim m ermann Selbstbildnis 1860 in Hagnau
Scheibenschlagen teil und treffen sich dann,
mit den Scheibenbuben zum „Küechliessen“
in Hebels traulicher Stube.
An die zwei Dutzend Stuben entstanden im
Geroldsecker Land in den vergangenen zehn
Jahren.
Im waldumrauschten Seelbach gedenkt man
Ludwig Auerbachs, des Sängers des Schwarz­
walds, des Verfassers des Liedes „O Schwarz­
wald, o Heimat“. Gäste aus Pforzheim, aus
Auerbachs Heimatstadt, waren zur Eröffnung
erschienen. Am Fuß der Burg Geroldseck liegt
der „Löwen“, eine der ältesten Gaststätten
des Schwarzwalds. Der Löwenwirt hat eine
interessante „Ritterstube“ eingerichtet: mit
122
Dokumenten, die das hohe Alter der „Her­
berge am Berg“ bezeugen. Im benachbarten
Prinzbach, das einst Bergbau betrieb und
einst Stadtrecht besaß, findet man das erste
ländliche Bergbaumuseum des Schwarzwalds: die
„Bergmanns-Stube“ (Abb. 2) im „Badischen
Hof“ : mit geologischen Karten,mitBergmannsbildern aus dem Freiburger Münster. Eine
„Kleine Bergmannsstube“ besitzt die Gast­
stätte „im W eiler“ am Fuß der Geroldseck. Sie
liegt nahe bei dem größten noch erhaltenen
Bergwerksstollen der Gegend am „Hörnlesgraben“.
Droben bei den „Höhenhäusern“, auf der
Wasserscheide von Schütter- und Elztal, wo
Abb. 4
Abraham a Santa Clara in Kreenheinstetten
sich Hansjakob glücklich fühlte, wie kaum
irgendwo, hat man die große Stube des Kreuz­
wirtshauses dem Hasladier Volksschriftsteller
und Freiburger Stadtpfarrer von St. Martin
geweiht. Je und je finden hier Veranstaltun­
gen der Hansjakobgesellschaft statt, gemein­
sam mit den Trachtenträgerinnen von Bieder­
bach und anderen Orten.
In der Kreisstadt Lahr finden wir im Hotel
„Sonne-Post" die „Lotzbeck-Stube“. Sie er­
innert an Lotzbeck, den Begründer des Tabak­
baues und der Tabakindustrie in der mittel­
badischen Landschaft, aber auch an andere
Pioniere der Lahrer Industrie. Im M ittel­
punkt der „Eichrodt-Stube“ im „Löwen“ steht
das Bildnis des Dichters Ludwig Eichrodt, der
viele Jahre — mit Friedrich Geßler und Ludwig
Auerbach — dem alten Lahrer Dichterkreis
angehörte.
In der „Linde" zu Kappel am Rhein, die
unter Denkmalsschutz steht, hat die Kappeier
Fisherzunft seit altersher ihren Jahrtag. So
wurde hier eine Fisherzunft-Stube geshaffen:
mit Bildern von Konrad Witz, mit Wieder­
gaben von alten Urkunden. Im Gästebuh fin­
den wir, von Albert Köbele aufgeshrieben,
die Fishersippen des Dorfes. In Wittenweier
am Rhein fanden shw ere Kämpfe während
des 30jährigen Krieges statt. M erianstihe er­
zählen davon, sowie die Bildnisse der Feld­
herren, sowohl der kaiserlichen, als der
Gegenpartei.
Ottenheim ist die Heimat der shönen
Bärbel. Wir finden ihr Bild und Bilder der
123
Abb. 5
E m il Lugo
Stätten ihres Lebens. Adlerwirt Reitter weiß
den Gästen ausführlich vom Leben und vom
Schicksal Bärbels zu erzählen. Audi das Bild­
nis der Dichterin Hermine Maierheuser, der
wir einen ausgezeichneten Bärbelroman ver­
danken, schmückt die Stube.
Auf dem Friedhof von Meissenheim ruht
seit dem Jahre 1813 Friederike Brion, Goethes
„Heidenröslein". Die W irtin zur „Krone", der
Familie Fischer entstammend, die verwandt­
schaftliche Beziehungen zur Familie Marx-
124
Zeichg. Hans Thoma, in Stockach
Brion hat, betreut liebevoll die FriederikenStube in der „Krone“. Die Apotheke zu
Ichenheim ist die Heimat eines der berühm­
testen deutschen Züchtungsforscher. Erwin
Baur ist sein Name. An ihn erinnert nicht nur
die Gedenktafel an der Apotheke, sondern
auch die Erwin-Baur-Stube im „Löwen“. Bei
der Eröffnung dieser Stube sprach u. a. Erwin
Baurs Freund und Mitarbeiter, Professor Dr.
Dr. h. c. Eugen Fischer, Freiburg. Im Ehren­
buch finden wir Bekenntnisse zu Baur von inund ausländischen Forschern.
Abb. f)
Eltern des Malers A d. Hildenbrand
In der „Sonne“ zu Kürzel, der Heimat des
Volkshelden Johann Georg Pfaff, wurde, dem
Bauernstand zu Ehren, die „Ried-Stube“ ein­
gerichtet: mit den farbigen Wappen aller
Rieddörfer, mit Bildern aus dem Bauernleben,
von Fritz Boehle und anderen Meistern. All­
jährlich veranstaltet hier Oberlehrer Meister
seinen Heimatabend.
Nahe bei Kürzel liegt das alte Klosterdorf
Schuttern, das bis zum Jahre 1806 Sitz einer
berühmten Benediktinerabtei war. Geschichte
von Dorf und Kloster spiegelt sich im Dorf­
museum, das im Rathaus eingerichtet wurde.
Das burggekrönte Städtchen Mahlberg ist
die Heimat von Karl Kromer, des Verfassers
und Komponisten des bekannten Liedes
„Nach der Heimat möcht ich wieder“. Sein
Bildnis ist der Mittelpunkt der Karl-KromerStube in der „Sonne“. Diese Stube ist zugleich
Gern, von Ad. Hildenbrand, Stube in Löffingen
das Lokal der Mahlberger Ortsgruppe der
Badischen Heimat.
Landgerichtsdirektor i. R. Dr. J. B. Ferdi­
nand war es, der im Nebenzimmer der Brauerei
Lienhard zu Ehren der großen Söhne Ettenheims die „Ettenheimer Stube“ einrichtete.
Vor etlichen Jahren besuchte die Freiburger
Ortsgruppe der Badischen Heimat zahlreiche
Stuben des Geroldsecker Landes. Den Anfang
machte sie in Ettenheim.
Gedenkstätten am Bodensee, auf dem Heuberg
und im Hegau
Zu Hagnau am Bodensee verlebte der
Schwarzwälder Volksschriftsteller Hansjakob
glückliche Jahre. War es da nicht naheliegend,
daß die Gemeinde, in der Hansjakob die erste
badische Winzergenossenschaft gründete, die­
sem Volksmann zu Ehren in dem der Ge-
125
Abb. 7
Die Klettgauer Trachtengruppe bei der Eröffnung der Heimatstube
in Tiengen 1959
meinde gehörenden „Hagnauer Hof“ (Abb. 3)
eine Hansjakobstube einrichtete, die zugleich
dem aus Hagnau gebürtigen badischen Hof­
maler R. S. Zimmermann und seinen Söhnen,
die mit Hansjakob befreundet waren, gewid­
met ist.
Auf dem Haldenhof, hoch über Ludwigs­
hafen, entstand eine Minnesänger-Stube zu
Ehren des bedeutendsten
alemannischen
Minnesängers Burkhard von Hohenfels. Im
Gästebuch finden wir Einträge der heutigen
Dichter der Seelandschaft: von Wilhelm von
Scholz, der Burkhards Tanzlied übertrug, von
Hermann Hesse, der gemeinsam mit Ludwig
Finckh lange Zeit am Untersee lebte, von
Rudolf Hagelstange, von Wilhelm Zentner,
Max Rieple, Lotte Schünemann-Killian u. a.
In der „Krone“ zu Iznang erinnert eine
Reihe von alten Stichen an den aus Iznang
gebürtigen Begründer der Lehre vom tierischen
126
phot. T. Baader
Magnetismus: an Franz Anton Mesmer, der
1815 in Meersburg starb.
Droben auf dem Heuberg, im Gasthaus „zur
Traube“ in Kreenheinstetten, wurde der sprachgewaltige Wiener Hofprediger Abraham a
Santa Clara geboren. Wer heute die „Traube"
betritt, kann den Lebensweg dieses berühmten
Mannes in Bildern ablesen.
Abrahams Bild finden wir auch in der
„Meßkircher Stube" im „Löwen“ zu Meßkirch. Diese Stube, um die sich besonders der
Meßkircher Heimatforscher Rektor i. R. Eugen
Eiermann verdient machte, zeigt die Bilder der
berühmten Männer des Heubergs: von den
Grafen von Zimmern und vom Meister von
Meßkirch, bis zu Erzbischof Konrad Gröber
und Professor Martin Heidegger. Besonders
schön sind die farbigen Wiedergaben von
Werken des Meisters von Meßkirch.
Abb. 8
%
*
Komponist Heinrich K am inski 1880 — 1948, Stube in Tiengen
Im Stadthotel „Adler-Post“ (Abb. 5) in
Stockach wird die Erinnerung wachgehalten an
den 1840 zu Stockach geborenen Maler Emil
Lugo, aber auch an den aus dem benachbarten
Steißlingen stammenden Meister ErnstWürtenberger. Die Gemeinde Steißlingen im Hegau
hat Ernst Würtenberger nicht nur eine
Gedenkstube im historischen Gasthof zum
„Wagen" gewidmet, sondern auch eine Gedenk­
Karlsruhe, würdigte bei der Enthüllung der
tafel an seinem Geburtshaus. Der Sohn des
Künstlers, Professor Franzsepp Würtenberger,
Reichs Heimatstadt Hüfingen, im Benehmen
Tafel das Lebenswerk seines Vaters.
Stuben in der Baar und am Hochrhein
Was wäre besser geeignet zur Aussehmtikkung einer Baar-Heimatstube, als die Stein­
drucke von Lucian Reich aus seinem Buche
„Hieronymus?“ So wurde denn in Lucian
mit
Heimatzunft
und
Stadtverwaltung
im
127
Abb. 9
Hauenstein am Hochrhein
Gasthaus „Ratsstüble“ eine „Lucian-ReichStube“ eingerichtet.
Am Palmsonntag 1958 kamen Heimat­
freunde aus der ganzen Baar in die kleinste
Stadt der Baar, nach Fürstenberg, die „Fürsten­
berger Stube“ zu weihen. Ein Sohn des Dorfes,
der Mundartdichter Hauptlehrer August V et­
ter, ließ die Geschichte von Alt-Fürstenberg
in einem Vortrag lebendig erstehen, namens
des Fürsten zu Fürstenberg sprach Archiv­
direktor Dr. Johne. Die Stube zeigt Bilder
der alten Hauptstadt der Baar, auch Erinne­
rungen an den berühmten Sohn der kleinen
Stadt, den Theologen Dr. Gallus Müller, der
sechsmal Rektor der Tübinger Universität war
und der bedeutende Stiftungen zugunsten der
Freiburger Universität machte. Ergänzt wur­
den in den vergangenen Jahren die „Scheffel­
stuben“ im „Löwen“ zu Riedheim und in der
„Scheffellinde“ zu Achdorf im Wutachtal.
128
phot. A. Englert
In der „Linde“ (Abb. 6) zu Löffingen, dem
alten Kornmarkt der Baar, findet man Erinne­
rungen an den Minnesänger Wachsmut von
Künsingen, der nach Forschungen von Alois
Schulte in der Nähe von Löffingen beheimatet
war, zumal aber Bilder, in der Hauptsache
Graphik, des Löffinger Ehrenbürgers Professor
Adolf Hildenbrand, der 1881 in Löffingen
geboren wurde.
Die „Schwarzwälder Stube“ im Gasthof
zum „Hirschen“ in Göschweiler zeigt Bilder
der Schwarzwälder Volkstracht, zumal aber
auch künstlerisch wertvolle Aufnahmen von
Forstmeister Fritz Hockenjos, Wutachschlucht,
Lotenbachklamm und Rötenbachklamm dar­
stellend.
In dem am Fuß der Burg Hohenlupfen ge­
legenen Städtchen Stühlingen hat Oberlehrer
Gustav Häusler zu Ehren des aus Stühlingen
stammenden Mundartdichters Johann Martin
Abb. 10
Minnesänger Brunwart von Ougheim, aus Heidelberger
Liederhandschrift, Stube in Auggen
Grüninger und anderer bedeutender Söhne des
Städtchens im Hotel „Post“ die Stühlinger
Stube eingerichtet. Zur Eröffnung kamen auch
zahlreiche Schweizer Heimatfreunde.
Die „Heinrich-Kromer-Stube“ im „Kreuz"
zu Riedern am Wald (bei Ühlingen) zeigt das
Bildnis sowie Originalwerke des Malers, Gra­
phikers-und Erzählers Heinrich E. Kromer, der
aus Riedern stammt, während die „HasenfratzStube" im Gasthaus „zu den Drei Königen“
9 Ekkhart-Jahrbuch 1960
in Untereggingen dem Mundartdichter und
Heimatforscher des Wutachtals, Ferdinand
Hasenfratz gewidmet ist.
Die „Tiengener Stube“ (Abb. 7) im Hotel
„Zum Ochsen“ hält das Gedächtnis wach an
Söhne der Klettgauhauptstadt Tiengen, zumal
an den Geschichtsschreiber Josef Bader, an den
Komponisten Heinrich Kaminski (Abb. 8). Bei
der Einweihung wirkte u. a. die Klettgauer
Trachtengruppe mit.
129
Abb. 11
Johann Daniel Schöpflin 1694— 1771, Stube in Sulzburg
Originalbilder von Hauensteiner „Red­
männern“, von Professor Hübner, Freiburg,
erneuert, zeigt die Heimatstube im „Adler“
zu Weilheim bei Waldshut.
Zu den schönsten Stuben am Hochrhein
zählt die „Waldshuter Stube“, eingerichtet
im „Rheinischen Hof“ am unteren Tor, in
jenem Haus, in dem Hansjakob wohnte zu der
Zeit, da er Vorstand der Waldshuter Bürger­
schule war. DieStube enthält u. a. ein Original­
130
aquarell von Professor Kupferschmid (Sasbachwalden), einem gebürtigen Waldshuter,
sowie Bilder von Meister Adolf Hilden­
brand, auch Erinnerungen an den Schweizer
Minnesänger Steinmar von Klingnau, der 1293
urkundlich als Bürger vonWaldshut genanntist.
In Deutschlands kleinster Stadt, in Hauen­
stein, wurde in dem dicht am Rhern gelegenen
Gasthof „zum Adler“ die „Hauensteiner
Stube“ eröffnet mit Bildern der Hauensteiner
Tracht und alten Ansichten von Stadt und
Burg (Abb. 9).
Die Laufenburger Stube in der „Krone“ zu
Laufenburg-Rhina erinnert an die Beziehun­
gen des Rembrandtdeutschen Julius Langbehn
zu Laufenburg, auch an die Beziehungen zu
Hans Thoma, Emil Strauß und Emil Gott, Von
der Stube aus schaut man den wundersamen
Hochrhein.
Heimatstuben im Markgräflerland,
am Kaiserstuhl und im Breisgau
Dieweil imHebelhaus zu Hausen im Wiesen­
tal anläßlich des 200. Geburtstages des gro­
ßen alemannischen Dichters ein Hebelmuseum
eingerichtet wird, bereitet der Heimatforscher
Karl Seith im Gasthaus „zum Statthalter“ in
Schopfheim eine Schopfheimer Stube vor, die
zumal an Hebels Beziehungen zu Schopfheim
erinnert.
Landesverein Badische Heimat und Hebel­
bund richteten gemeinsam im Motel „zur alten
Post“ in Müllheim eine Hebelstube ein. Diese
wurde u. a. von Professor Altwegg, Basel, und
Dr. Wilhelm Zentner, München, gefördert.
Markgräfler Gastlichkeit offenbart sich in
der Minnesängerstube im ..Rebstock“ (Abb. 10)
zu Auggen. Sie erinnert an den Minnesänger
Abb. 12
Joh. Christ. Wenzinger,
Stube in Ehrenstetten
Selbstbildnis
Auggener Landschaftsmalers Julius Kiebiger.
Dem Colmarer Erzähler Jörg Wikram und
dem Burkheimer Schloßherrn Lazarus von
Schwendi, der nach der Überlieferung den
Tokayer Wein an den Rhein brachte, ist die
„Burkheimer Stube“ im „Adler“ zu Burkheim
gewidmet.
Die bewegte Geschichte von Sulzburg, wo
1694 der Geschichtsschreiber Johann Daniel
Schöpflin geboren wurde, offenbart sich in der
Sulzburger Stube im „Hirschen“ (Abb. 11).
Die Wenzinger-Stube (Abb. 12) im „Löwen“
Ein großes Verdienst erwarb sich die
„Badische Heimat“ durch Einrichtung der
„Emil-Gött-Stube“ (Abb. 13) im „Schwanen“
zu Jechtingen. Neben dem Bildnis Götts finden
wir jene seiner Eltern und seiner Freunde, ln
zu Ehrenstetten erinnert an den größten Sohn
dieses Weindorfes: an den Bildhauer, Maler
und Architekten Johann Christian Wenzinger
der Truhe Götts Werke,
Arbeiten über Gott.
Brunwart von Ougheim. Die Schönheit des
Weindorfes Auggen spiegelt sich in Bildern des
(1 7 1 0 -1 7 9 7 ).
Eine der schönsten Künstlergedenkstätten
wurde im Hotel „Post“ zu Breisach geschaffen.
Sie ist Martin Schongauer gewidmet, dem
Colmarer Meister, der in Breisach sein letztes
Werk schuf, das gigantische Jüngste Gericht
im Münster.
9*
sowie zahlreiche
Meerwein, dem Flugpionier der Goethezeit,
der als Pfarrerssohn zu Leiselheim geboren
wurde, ist die Leiselheimer Meerwein-Stube
gewidmet; die Bötzinger Stube den Pädagogen
Lay und Hofrat Enderlin, Goethes Freund; die
„Sasbacher Stube“, eingerichtet in der Gast­
stätte „Rheinfried“, am Fuße der Limburg,
Kaiser Rudolf von Habsburg, der nach der
13.1
Abb. 13
E m il Gott als Freiburger Student,
Überlieferung auf der Limburg geboren wurde,
sowie dem heldischen Sasbacher Mädchen
Susanna Reisacher.
Weisweil, nordwärts des Kaiserstuhls nahe
am Rhein gelegen — es besitzt eine alte
Fischerzunft —, ist die Heimat des berühmten
Chemikers Karl Engler (1842—1925), sowie
des als Schriftsteller bekannten Arztes Eduard
Kaiser. Von beiden Männern, aber auch vom
Weisweiler Pfingstdreck, vom schönen goti­
schen Altar der Weisweiler Pfarrkirche (heute
im Landesmuseum), sowie vom berühmten
Wirtshausschild „zum Erbprinzen“ berichten
die Bilder und Dokumente in der Gaststätte
Baumgärtner.
Das „Lamm“ zu Emmendingen besitzt seit
manchen Jahrzehnten eine Fritz-Boehle-Stube,
132
Stube in Jechtingen
der „Löwen“ seit kurzem eine von dem allzu
früh verstorbenen Heimatforscher HansBührer
eingerichtete Goethe-Stube, die zumal auch an
Goethes Schwester Cornelie erinnert.
Die Prechtäler Stube im „Adler“ zu Oberprechtal erzählt von Staatsminister Winter,
von Reichsfinanzminister Dietrich, sowie von
dem Zichorienfabrikanten Christian Trampier.
Alle drei waren Prechtäler Pfarrerssöhne.
In der „Krone“ zu Kenzingen erzählen Bilder und Dokumente von der Geschichte und
Kultur dieser Stadt. Wir sehen die Grabmäler
aus der Stadtkirche, geschaffen von Christoph
von Urach, das Bild des „Johannes von Ken­
zingen“, früher auf dem Hauptaltar der Stadt­
kirche, heute im Augustinermuseum zu Frei-
r
Abb. 14
Flößerei bei Wolfach a. d. K .
bürg, Erinnerungen an das Kloster Wonnen­
tal u. a.
Kinzigtal, Hanauerland, Ortenau . . .
Homberg im Schwarzwald, die Geburtsstadt
von Wilhelm Hausenstein, der ein neuzeit­
licher Minnesänger der Welt und der Kunst
war, hat die erste badische Minnesängerstube
erhalten. Sie wurde im Nebenzimmer des
Hotels „Adler" zu Ehren des Schwarzwälder
Minnesängers Bruno von Hornberg eingerich­
tet.
Im Schwarzwälder Bauerngasthof
„zur
Linde“ in Gutach wird die Erinnerung wach
an die Gutachter Malerkolonie des letzten
Jahrhunderts. Neben Bildern von Wilhelm
Hasemann und Curt Liebich finden wir auch
solche von Lukas.
Die Rippoldsauer Stube im Luitgardstift zu
Rippoldsau, sowie die Rippoldsauer Dichter­
alter Stich 1828, Flößerstube in Steinach
stube im Hotel „Kranz“ zu Rippoldsau er­
innern an die reiche Geschichte des Schwarz­
wälder Fürstenbades, besonders auch an den
Kupferstecher Haldenwang, an Scheffel, Freiligrath und Rainer Maria Rilke, die hier zu
Gast waren.
Welche Rolle im Kinzigtal einst die Flößerei
spielte, das besagt uns die schöne „Flößer­
stube“ im historischen Gasthof „zum schwar­
zen Adler“ zu Steinach (Abb. 14).
ln der „Stube“ zu Nordrach werden wir
durch Hasemannbilder daran erinnert, daß die
„Stube“ einer der Schauplätze von Hansjakobs
berühmter Erzählung „Der Vogt auf Mühl­
stein" ist.
Professor Dr. Kähni, Offenburg, richtete in
der „Krone“ zu Ortenberg eine Gedächtnis­
stätte zu Ehren der Malerinnen Maria Ellen­
rieder und Alexandra von Berckholtz ein.
133
1490/1500. Neben Wiedergaben der Lauten­
bacher Altarbilder finden wir in der „Griinewald-Stube“ im „Sternen“ zu Lautenbach
Reproduktionen von Grünewalds berühm­
testen Bildern (Isenheimer Altar, Stuppacher
Madonna u. a.).
Zu Sasbachwalden, dem „Dorf der Blumen“,
starb 1954 der Landschaftsmaler Conrad
Kayser. Die „Conrad-Kayser-Stube“ im „Badi­
schen Hof“ besitzt ein kleines, aber sehens­
wertes Conrad-Kayser-Museum.
An Alban Stolz, Alois Schreiber und den
Heimatforscher Pfarrer Reinfried erinnert die
Bühler Stube der Kreisstadt Bühl, während im
„Engel“ zu Bühlertal Bilder von Hebels Auf­
enthalt in diesem Hause berichten. Bilder von
Josef Schofer, und des Dichters Albert Geiger,
künden von diesen beiden berühmten Söhnen
des Ortes.
War es nicht naheliegend, im „Lenderdorf“
am Fuß der Hornisgrinde, in Sasbach bei
Achern, eine Erinnerungsstätte für Franz
Alexander Lender (1872—1913) einzurichten?
Steinbach bei Bühl, vor dessen Toren sich
ein Denkmal Meister Erwins befindet, hat ein
Nebenzimmer seiner neuen Meister-ErwinHalle dem großen gotischen Baumeister ge­
widmet.
Abb. 15
Friedrich Hecker
Stube im „Rössel“
zu Eichtersheim
Vor den Toren Offenburgs liegt das Dorf
Bohlsbach. Dies ist die Heimat des großen
Naturphilosophen Lorenz Oken, sowie des
Politikers Theodor Wacker, des streitbaren
Pfarrherrn von Zähringen. Ihnen ist die Bohlsbacher Stube in der Brauerei Joggerst geweiht.
Eugen Fischer und Professor Pfannenstiel wür­
digten bei der Eröffnung Okens Bedeutung.
Die Züricher Universität, deren Rektor Oken
war, sandte Grüße.
Der junge Hauptlehrer Heinz Bischof hat
gemeinsam mit einigen Rastatter Heimat­
freunden im Hotel „zum Schwert" zu Rastatt
mit großem Fleiß und Spürsinn eine „Rastat­
ter Festungsstube“ gestaltet.
Nach den Forschungen von Dr. Medding,
Speyer, waren die Lautenbacher Altarbilder
ln dem von der Ortenau umschlossenen
Hanauerland entstanden binnen weniger Jahre
eine Reihe von Heimatstuben: in Odelshofen
die „Hanauer Hebelstube“ in der „Krone".
Gleichzeitig wurde an der Stelle, wo sich die
von Hebel besungene Insel von Odelshofen
befand, eine Hebel-Linde gepflanzt. Ober­
studienrat Wilhelm Mechler, der Leiter der
Gruppe Kehl-Hanauerland des Historischen
Vereins für Mittelbaden, richtete in W illstätt
eine Moscherosch-Stube ein zur Erinnerung an
Jugendwerke Grünewalds aus dem Jahrzehnt
den berühmten, aus W illstätt gebürtigen Saty-
134
Abb. 16
Der Geograph Friedrich Ratzel
riker Johann Michael Moscherosch (1601 bis
1669).
Die „Kehler Stube“ im „Goldenen Lamm“
zu Kehl zeigt die Bilder all jener Männer, die
im Laufe der Geschichte, zumal von Straßburg
aus, in Kehl zu Gast waren, während die
„Lichtenauer Stube“ dem 1628 in Lichtenau
heimgegangenen
Husarenoberst
Heinrich
Medicus gewidmet ist, der als Sammler von
Stube in „K ittel-P ost“ zu Eichtersheim
Volkssagen Bedeutung hat. In der Lichtenauer
Stube sehen wir auch das Bild des Dichters
Reinhold Lenz, der 1792 gemeinsam mit
Friederike Brion von Sesenheim aus nach
Lichtenau kam.
Kraichgau und Neckartal
Mitten im Kraichgau, der kornreichen
Hügellandschaft zwischen Schwarzwald und
135
Abb. 17
Blick in die Josef-M artin-Kraus-Stube in Osterburken
Odenwald, liegt das Dorf Eichtersheim, wo
am 28. September 1811 als Sohn eines Ven­
ningensdien Rentamtmanns der badische
Revolutionär Friedrich Hecker geboren wurde.
Im gleichen Dorf war von 1858 bis 1862
Friedrich Ratzel, der als führender deutscher
Geograph in die Geschichte einging, als Apo­
thekerlehrling in der Schloßapotheke tätig.
Sowohl Hecker als auch Ratzel haben Gedenk­
tafeln und Gedächtnisstätten in Fichtersheim
erhalten: Heckers Stube fand einen Platz im
„Rössel“ (Abb. 15), die Ratzelstube in der
Gaststätte „Ritter-Post" (Abb. 16). Bei der
Eröffnung der Ratzelstube würdigte Ratzels
Schüler Friedrich Metz, der mit 30 Studenten
der Freiburger Universität nach Eichtersheim
gekommen war, Ratzels Bedeutung.
In Graben, wo der Mediziner Adolf Kuß­
maul 1822 geboren wurde, fand Kußmauls
Bild in der „Rose“, seinem Geburtshaus, einen
Ehrenplatz.
Für die „Sonne“ zu Flehingen (Geburtshaus
des Biedermeierdichters Samuel Friedrich
136
Sauter) besorgte die Badische Heimat ein
Sauterbild.
In Wiesloch finden wir in der Gaststätte
„Freihof“, erbaut um 1300, geschmückt mit
dem Wappen der Herren von Sickingen, eine
Sickingen-Stube, im „Pfälzer H of“ der gleichen
Stadt eine Gedenkstube für Johann Philipp
Bronner, der sich um den Weinbau des Kraichgaus große Verdienste erwarb.
Im „Goldenen Hecht“ zu Heidelberg wird
die Erinnerung wach gehalten an Goethes
Heidelberger Besuch 1813, in der Wirtschaft
„Schnookeloch“ in der Haspelgasse die Erin­
nerung an Eichendorff, der 1807/08 in Hei­
delberg studierte, der damals die Rohrbacher
Küferstochter Kätchen Förster liebte.
Die Erinnerung an Gottfried Nadler, den
berühmten Pfälzer Mundartdichter, ist leben­
dig im Gasthaus „zum Hutzelwald“. Im Hei­
delberger Stadtteil Handschuhsheim richtete
Stadtschulrat i. R. Frei, der Leiter der Heidel­
berger Ortsgruppe der Badischen Heimat, in
der historischen Tiefburg eine Heimatstube
ein, während in Ladenburg in der „Eintracht“,
im Volksmund „die Zwiewel“ genannt, eine
Carl-Benz-Stube zu finden ist. Benz, der Erfin­
der des Autos, starb 1929 in Ladenburg.
Bauland, Taubergrund, Maintal
auch Schallplatten. Es ist ein schönes Erlebnis,
Krausmusik in Osterburken zu hören.
Im freundlichen Erftal, das bei Miltenberg
zum Main mündet, liegt das Dorf Bretzingen,
der Geburtsort des 1951 verstorbenen Land­
schaftsmalers Julius Heffner. In der O ster­
woche 1959 hat man im „Roß“ zu Bretzingen
die Julius-Heffner-Stube eingeweiht. Sie zeigt
auch das Original jenes Briefes, den Hans
Thoma vor Jahren an die Bretzinger Schulkin­
der schrieb, ebenso den Brief des fränkischen
Meisters Rudolf Schiestl. Bei der Eröffnung
der Stube kamen Heimatfreunde vom Maintal
und Taubertal, sowie aus der Kreisstadt. Der
Odenwälder Heimatforscher Domänenrat i. R.
Max Walter, Amorbach, würdigte den Sinn
der Stube.
Im „Ochsen“ zu Ballenberg (Abb. 18), der
Heimat Jörg Metzlers, des Bauernführers im
B A .V E M N KW IE
Von Buchen kam der Vater von Josef Mar­
tin Kraus, der kurmainzischer Amtmann war,
nach Osterburken. Dies war den Osterburkenern Anlaß, den Odenwälder Mozart durch
Einrichtung einer Josef-Martin-Kraus-Stube
(Abb. 17) zu ehren. In Bildern spiegelt sich
das Leben des in Stockholm verstorbenen
Tondichters. In der Truhe der Stube finden
wir nicht nur Literatur über Kraus, sondern
IM
An der Grenze von Odenwald und Bauland
liegt Buchen, das „Talerstädtchen“. Hier ver­
lebte der Odenwälder Mozart, Josef Martin
Kraus, seine Jugendjahre. Der Gasthof „zum
Riesen“ ist das Geburtshaus des berühmten
Göttweiger Abtes Gottfried Bessel, der als
Historiker einen Namen hatte, sowie des be­
kannten badischen Schlachtenmalers Wilhelm
Emele. Der Riesenwirt Karl Schäfer hat in
seinem Gasthaus Gedenkstätten für diese bei­
den Männer eingerichtet.
Abb. 18
Trommler und Fähnrich im Bauernkrieg
Stich v. H. S. Behaim 1544, Stube in Ballenberg
Bauernkrieg 1525, erinnern Bilder alter Mei­
ster an die große Bauernerhebung, die so
tragisch endete. An den Besuch Goethes im
„Grünen Baum" (heute Badischer Hof“) zu
Hardheim erinnert die Hardheimer Goethe­
stube.
Den großen fränkischen Meistern: dem
Bildhauer Tilman Riemenschneider, dem
Maler Matthias Grünewald, dem Baumeister
Balthasar Neumann, den Musikern Richard
Trunk und Fritz Stein, den Dichtern Wilhelm
Weigand und Benno Rüttenauer und Josef
Dürr ist die „Frankenstube“ in Mosbach
(Abb. 19) gewidmet, die in der historischen
Gaststätte „zum Türmle“ durch Landrat
Schwan in der Osterwoche 1959 eröffnet
wurde. Das Gästebuch enthält Bilder und
Originalbeiträge heutiger fränkischer Dichter.
137
Abb. 19
Abb. 20
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Jos. Dürr, der Mundartdichter des Taubertales 1877— 1917
Der Pfeifer von iS iklashausen
Frankenstube in Mosbach
Holzschnitt von 1493, Stube in Tauberbischofsheim
Die Stube wird von Hugo Pahl namens des
Heimatvereins betreut.
Zwischen Tauberbischofsheim und W ert­
heim liegt die Heimat des Pfeiferhans. Im
„Adler" hat man ihm zu Ehren die Pfeiferhans-Stube (Abb. 20) geschaffen, mit Holz­
schnitten aus dem 15. Jahrhundert, sowie sol­
chen von Meister Rudolf Schiestl.
Nachdem Caspar Merian (1627—1685), der
Sohn von Matthäus Merian, zehn Jahre Bür­
ger von Wertheim war — er hat in drei
Kupferstichen das Bild von Alt-Wertheim fest­
gehalten —, lag es nahe, mit Unterstützung
durch den Wertheimer Heimatforscher O tto
Langguth, im Wertheimer Ratskeller eine
Merian-Stube einzurichten. Sie zeigt u. a. das
Bild der Familie Merian nach dem Original in
der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, sowie
Werke des älteren wie des jüngeren Merian,
zumal Bilder fränkischer Städte.
Nach dem Vorbild der badischen Stuben
wurde in Cleversulzbach eine Mörike-Stube
eingerichtet, in Rottweil am Neckar eine
„Rottweiler Stube“. Am 2. Oktober 1959
wurde im Geburtshaus des Karlsruher Meisters
Josua Leander Gampp, im Gasthaus „Hohen­
fels“ im Albtal, eine „Josua-Leander-GamppStube“ in Anwesenheit des Künstlers eröffnet.
Pläne für 1960: „Poppele-Stube“ zu Mühl­
hausen im Hegau, „Winterhalder-Stube" in
Menzenschwand, „Eichendorff-Goethe-Stube"
in Neckarelz.
Dank gebührt allen Stellen, die halfen, die
Stätten der Besinnung in der Landschaft zwi­
schen Bodensee und Main zu schaffen: dem
Generallandesarchiv zu Karlsruhe, den Biblio­
theken zu Karlsruhe, Heidelberg und Freiburg,
dem Bildarchiv des Verlages Herder, dem
Herrn Ministerpräsidenten von Baden-Würt­
temberg, wie auch den Regierungspräsidien
von Nord- und Südbaden, den Gemeindeund Kreisverwaltungen, dem Landesausschuß
„Tag der Heimat“, zumal auch dem Präsiden­
ten des Landesvereins Badische Heimat, nicht
zuletzt den Besitzern der Gaststätten.
Mitten in einer Zeit der Unruhe sind die
Heimatstuben unseres Landes wie die Wälder
Oasen der Stille, der Besinnung auf die gül­
tigen Werte heimatlicher Kunst und Kultur.
Gedenkstätten zwischen Bodensee und Main
nach dem Stand vom 1. Januar 1960
zusammengestellt von E m i l
B a a d e r , Lahr
1. Achdorf im Wutachtal. „Scheffelstube“ in der
historischen „Scheffellinde“.
2. Auggen im Markgräflerland. „Minnesänger­
stube“ im „Rebstode“ (Brunwart von Ougheim
zum Gedächtnis).
3. Bernau im Schwarzwald. „Hans-Thoma-Stube“
in des Meisters Geburtshaus.
4. Bötzingen am Kaiserstuhl. „Lay-Enderlin-Stube"
im „Ochsen“.
5. Bohlsbach bei Offenburg. „Lorenz-Oken-Stube"
in der Brauerei Jockerst.
6. Breisach am Rhein. „Martin-Schongauer-Stube“
im Hotel Post.
7. Bretzingen im Erftal. „Maler-Heffner-Stube“
im „Roß".
8. Buch bei Waldshut. „Josua-Leander-GamppStube“ im Gasthaus „Hohenfels, Geburtsort
des Künstlers; „Heimatstube Buch" im „Engel“.
9. Bühl (Baden). „Bühler Stube“ im „Schwanen“
(Alban Stolz, Alois Schreiber zum Gedächtnis).
10. Bühlertal. „Bühlertälerstube" (J. P. Hebel,
Josef Schofer u. Albert Geiger z. Gedächtnis).
11. Burkheim am Kaiserstuhl. „Burkheimer Stube“
(Jörg Wickram, Lazarus Schwendi z. Gedächtnis)
in der Gaststätte „Adler“.
12. Diersburg in der Ortenau. „Diersburger Stube“
in der „Krone“ (Friederike Brion und Maria
Ellenrieder zum Gedächtnis).
13. Ehrenstetten imBreisgau. „Christian-WenzingerStube" im „Löwen".
14. Eichtersheim im Kraichgau. „Friedrich-HeckerStube“ im „Rössel“, und „Friedrich-RatzelStube“ im „Ritter".
15. Emmendingen im Breisgau. „Goethe-Stube“ im
„Löwen“, „Fritz-Boehle-Stube“ im „Lamm".
16. Ettenheim. „Ettenheimer Heimatstube" in der
Brauerei Lienhard.
17. Flehingen im Kraichgau. „Daniel-FriedrichSauter-Stube“ in der „Sonne" (Geburtshaus).
18. Freiburg i. Breisgau. „Hansjakob-Stube" im
Hotel „Falken“, „Hermann-Eris-Busse-Stube“
in Siegfried Busses Waldschänke am Waldsee,
„Wilhelm-Fladt-Stube“ im „Bären".
19. Friesenheim b. Lahr. „Joh.-Peter-Hebel-Ecke"
im Hotel „Adler-Post".
20. Fürstenberg in der Baar. „Fürstenberger Stube“
in der „Krone".
21. Göschweiler überm Wutachtal. „Schwarzwälder
Heimatstube“ im Gasthaus zum „Hirschen“.
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22. Graben b. Bruchsal. „Adolf-Kußmaul-Stube" in
der „Rose“ (Geburtshaus).
23. Gutach, Schwarzwaldbahn. „Hasemann-LiebichStube“ in der „Linde“.
24. Hagenau am Bodensee. „Hansjakob-Stube“ im
„Hagnauer Hof“.
25. Hardheim im Erftal. „Goethe-Stube“ im „Badi­
schen Hof“.
26. Hauenstein a. Hochrhein. „Hauensteiner Stube"
in Deutschlands kleinster Stadt.
27. Heidelberg. „Eichendorff-Stube" in der Gast­
stätte „Schnookeloch“ (Haspelgasse); „Gottfried-Nadler-Stube" in der Gaststätte „Hutzel­
wald“ (Gaisbergstraße); „Scheffelstube“ im
„Waldhorn" bei der Alten Brücke.
28. Heiligenzell b. Lahr. „Heiligenzeller Stube" im
Rathaus (Kirchenkomponist Josef Schulz).
29. Hornberg i. Schwarzwald. „Minnesängerstube"
im Hotel „Adler“ (Bruno von Homberg).
30. Hüfingen in der Baar. „Lucian-Reich-Stube“ im
Gasthaus „Ratsstüble“.
31. Ichenheim im Ried. „Erwin-Baur-Stube" im
„Löwen“, Tafel am Geburtshaus (Apotheke).
32. Jechtingen am Kaiserstuhl. „Emil-Gött-Stube"
im „Schwanen“ mit Emil-Gött-Brunnen und
Tafel am Emil-Gött-Haus.
33. Iznang am Untersee. „Franz-Anton-MesmerStube“ in der „Krone“.
34. Kappel am Rhein. Historische Stube der Fischer­
zunft in der „Linde".
35. Kehl am Rhein. „Kehler Stube" im „Goldenen
Lamm“.
36. Kenzingen im Breisgau. „Kenzinger Stube" im
Hotel „Krone“
37. Kippenheim b. Lahr. Ortsmuseum im Rathaus­
saal.
38. Kreenheinstetten,
Meßkirch.
„Abraham-aSanta-Clara-Stube“ in der „Traube“ (Geburts­
haus).
39. Kürzell im Ried. „Riedstube“ in der „Krone“.
40. Ladenburg a. Neckar. „Carl-Benz-Stube" in der
„Eintracht“.
41. Lahr i.Schwarzwald. „Lotzbeck-Stube" im Hotel
„Sonne-Post“; „Eichrodt-Stube" im „Löwen“ ;
„Jan-de-Weert-Stube" im Hotel „Adler", Dinglingen; „Hebel-Stube" in der „Schönen Aus­
sicht“ a. d. Langenhard über Lahr (Gern. Sulz).
42. Laufenburg a. Hochrhein. „Laufenburger Stube“
in der „Krone" (Langbehn, Hans Thoma, Emil
Strauß und Emil Gött).
43. Lautenbach im Renchtal. „Grünewald-Stube“ im
„Schwanen“.
44. Leiselheim am Kaiserstuhl. „Meerwein-Stube“
in der „Krone“.
45. Lichtenau im Hanauerland. „Lichtenauer Stube“
im „Schwanen“ (Heinr. Medicus z. Gedächtnis).
46. Löffingen in der Baar. „Löffinger Stube“ in der
„Linde“ (d. Maler Prof. Adolf Hildenbrand
zum Gedächtnis).
47. Mahlberg b. Lahr. „Karl-Kromer-Stube“ in der
„Sonne“.
48. Meissenheim im Ried. „Friederike-Brion-Stube“
in der „Krone".
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49. Menzenschwand im Hochschwarzwald. „FranzXaver-Winterhalter-Stube“ in der Gaststätte
„Waldeck“.
50. Meßkirch, Landk. Stockach. „Meßkircher Stube“
im „Löwen“, den großen Söhnen des Heubergs
und Meßkirchs zum Gedächtnis.
51. Mühlhausen im Hegau. „Poppele-Stube" in der
historischen Gaststätte zum „Adler".
52. Müllheim im Markgräflerland. „Hebel-Stube“
im Motel „Zur alten Post“.
53. Neckarelz bei Mosbach. „Eichendorff-GoetheStube" in der historischen Gastst. z. „Löwen“.
54. Niklashausen im Taubertal. „Pfeiferhans-Stube“
in der „Krone“.
55. Nordrach im Schwarzwald. „Hansjakob-Stube“
in der historischen Gasstätte zur „Stube".
56. Oberbiederbach, Landkr. Emmendingen. „Hans­
jakob-Stube“ in der Gaststätt z. „Kreuz“
(Höhenhäusern).
57. Oberprechtal. „Prechtäler Heimatstube" im
„Adler“.
58. Odelshofen im Hanauerland. „Hanauer Hebel­
stube“ in der „Krone“ (Hebellinde b. d. ehern.
Hebelinsel).
59. Ortenberg im Kinzigtal. „Ortenberger Heimat­
stube“ in der „Krone“ (Alexandra-v.-Berkholtz
und Maria Ellenrieder).
60. Osterburken im Frankenland. „Josef-MartinKraus-Stube“ im „Schwanen“.
61. Ottenheim am Rhein. „Schön-Bärbel-Stube“ im
„Adler“.
62. Prinzbach im Schwarzwald. „Prinzbacher Berg­
manns-Stube“ in der „Blume“.
63. Rastatt. „Rastatter Festungsstube" im Hotel
„Schwert“.
64. Renchen. „Grimmelshausen-Stube" im Hotel
„Bären“.
65. Riedern am Wald. „Heinrich-E.-Kromer-Stube“
im „Kreuz" (Tafel am Geburtshaus).
66. Riedheim bei Villingen. „Scheffelstube" im
„Löwen".
67. Bad Rippoldsau. „Rippoldsauer Stube“ im
„Luitgardstift“ ; „Rippoldsauer Dichterstube“
im Hotel „Kranz“ (Freiligrath, Scheffel, Rilke).
68. Sasbach bei Achern. „Lender-Stube“ im „Schüt­
zen".
69. Sasbach am Kaiserstuhl. Heimatstube am Fuße
der Limburg im Cafe „Rheinfried“ (Susanna
Reisacher, Rudolf von Habsburg).
70. Sasbachwalden.
„Conrad-Kayser-Stube"
im
„Badischen Hof“.
71. Seelbach im Schuttertal. „Ludwig-AuerbachStube“ im „Bahnhofhotel".
72. Sulzburg b. Staufen. „Sulzburger Stube“ im
„Hirschen" (für J. D. Schöpflin u. a.).
73. Schönberg b. Lahr. „Ritterstube“ im histori­
schen Gasthof z. „Löwen"; „Bergmannsstube
St. Michael“ in der Gaststätte Weiler, Gemeinde
Schönberg.
74. Schopfheim. „Hebelstube“ in der Gaststätte
z. „Statthalter“.
75. Schlittern b.Lahr. Ortsmuseum („Klosterstube")
im Rathaus.
76. Staufen im Breisgau. „Faust-Stube“ im histo­
rischen Gasthaus z. „Löwen“.
77. Steinach im Kinzigtal. „Flößerstube" im histo­
rischen Flotel z. „Schwarzen Adler“.
78. Steinbach b. Bühl. „Meister-Erwin-Stube“ in
der „Meister-Erwin-Halle“.
79. Steißlingen im Hegau. „Ernst-WürtenbergerStube" in der Gaststätte zum „Wagen“.
80. Stockach. „Emil-Lugo-Stube“ und „Ernst-Würtenberger-Stube“ im Stadthotel „Adler-Post“.
81. Stühlingen im Wutachtal. „Stühlinger Stube" im
Hotel „Post“.
82. Tauberbischofsheim. „Frankenstube" in der
unter Denkmalsschutz stehenden Gaststätte
„Zum Türmle".
83. Tiengen im Klettgau. „Tiengener Heimatstube“
im Hotel „Ochsen“ (für Josef Bader, Heinrich
Kaminski u. a.).
84. Überlingena.Bodensee. „Minnesängerstube“ auf
dem „Haldenhof“ (Gemeinde Bonndorf, Eigen­
tum der Stadt Überlingen) für den Minne­
sänger Burkhart v. Hohenfels.
8 5. Untereggingen im Wutachtal. „FerdinandHasenfratz-Stube“ in der Gastst. „Dreikönige".
86. Unterharmersbach i. Schwarzwald. „Hansjakobstube“ im „Schwarzen Adler“.
87. Waldshut am Hochrhein. „Waldshuter Stube“
im „Rheinischen Hof“ (für Hansjakob, Adolf
Hildenbrand u. a.).
8 8 . WeiIheim b. Waldshut. „Weilheimer Heimat­
stube“ im „Adler“.
89. Weisweil b. Emmendingen. „WeisweilerHeimat­
stube“ in der Gaststätte „Baumgartner“ (für
den Chemiker Karl Engler u. a.).
90. Wertheim am Main. „Merian-Stube“ im „Rats­
keller“.
91. Willstätt im Hanauerland. „Moscherosch-Stube"
im „Adler".
92. Wiesloch. „Johann-Philipp-Bronner-Stube“ im
„Pfälzer Hof“, „Sickingen-Stube" in der Gast­
stätte „Freihof“.
93. Zell a. H. „Scheffel-Stube" im Hotel „Hir­
schen“, „Emma-Heim-Zimmer“ im Geburtshaus
von Emma Heim.
Zusammen 105 Heimatstuben.
5lm SSobenfce
Der Himmel fpielt perlmuttergrau
M it Mattengrün unö Seenblau
Unö roill fein Licht oergießen.
D a s Woihenroeiß liegt auf öem See
W ie frifchgefallner, leichter Schnee,
Ino Weilenfpiel zu fließen.
Dao Licht oerflimmert ungenau
Im hingehauchten Uferblau,
Die fernen Türme fchroinöen.
Unö alles, roao öu öir zur Raft
Erhören unö befchrooren haft,
Verfliegt in Wolhenroinöen.
Walter Franke
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