Europäischergeht`snicht!

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Europäischergeht`snicht!
Mittwoch,
16. November 2011
Seite 14 / Nr. 267
Tageblatt
Kultur
„Upgrade“, der von Iris Productions koproduzierte Film, erzählt eine deutsch-französische Geschichte
Europäischer geht’s nicht!
Casting
• Sandrine Bonnaire
• Gérard Jugnot
• Jessica Schwartz
• Hans-Werner Meyer
• Jean-Yves Berteloot
• André Jung
www.theirisgroup.eu
umgeschrieben, damit „die Musik des Films“, wie Franziska
Buch erklärte, beibehalten werde
– auch wenn Sinn und Satzstrukturen manchmal dafür geopfert
werden mussten. Schade ist nun,
dass sich die deutsche Filmtradition leider noch nicht an europäische Herausforderungen angepasst hat und der Film, zumindest in Deutschland, wieder zurück synchronisiert wird. Doch
in Luxemburg sowieso und vermutlich auch in Frankreich soll
im nächsten Jahr der Film in seiner zweisprachigen Version in
die Kinos kommen.
„Es kommt auf
das Feeling an“
Die deutsche Schauspielerin Jessica Schwartz und ...
... die Französin Sandrine Bonnaire spielen gemeinsam
Janina Strötgen (Text),
Fabrizio Pizzolante (Fotos)
ten Menschen am grausamsten
zu erfahren ist, kennen alle Menschen. Solche Erfahrungen verbinden und lassen kulturelle Unterschiede im Hintergrund verschwinden.
Doch dann sitzen sie alle da,
zehn an der Zahl, die Regisseurin, die Schauspieler, die Produzenten; Franzosen, Deutsche,
Belgier und Luxemburger, um ihren gemeinsamen Film der Presse
zu präsentieren. „Upgrade“ sei
ein wirklich europäischer Film,
verdeutlicht Nicolas Steil, Produzent von Iris Productions gleich
zu Anfang. Und diese Feststellung wurde während der Pressekonferenz mehr als einmal bekräftigt.
Die Geschichte: Frank, brillanter Banker, und Patricia, vielversprechende Schriftstellerin, lernen sich am Flughafen von Düsseldorf kennen. Beide müssen
schnellstmöglichst nach Paris reisen. Er, um Geschäfte mit der
Metzgerei Albert unter Dach und
Fach zu bringen, die seiner Bank
Millionen einspielen sollen, sie,
weil ihr Geliebter, der Architekt
Jean-Jacques Dupret, nach einem
schweren Autounfall auf der Intensivstation eines Pariser Krankenhauses liegt. In Paris angekommen, überschlagen sich die
Ereignisse. Patricia trifft am
Krankenbett auf die Ehefrau des
Mëttwoch
16.11.2011
20h00-22h00
Das meint zumindest Regisseurin
Franziska Buch, die die größte
Herausforderung ihrer Regiearbeit darin sieht, gerade mit den
kulturellen Unterschieden zu
spielen, um zu zeigen, dass
menschliche Gefühle universell
sind. Doch natürlich gibt es während des Drehs immer wieder
deutsch-französische Schwierigkeiten – die Beteiligten reden allerdings lieber von Herausforderungen. Schon alleine das auf
deutsch verfasste Drehbuch
musste an die Zweisprachigkeit
angepasst werden. Und wie es
nun mal mit literarischen Texten
so ist, funktioniert eine Übersetzung von Wort zu Wort nicht.
Ganze Dialogpassagen wurden
Gérard Jugnot
Franziska Buch
Deutsch-französische
Herausforderungen
„Ich weiß, was Krisen sind
und ich habe selten ein so
fesselndes Drehbuch gelesen wie 'Upgrade' von
Martin Rauhaus. Das
Spannendste war für
mich, zu zeigen, dass universelle menschliche Gefühle uns mehr verbinden
als kulturelle Unterschiede. Der Film ist voll und
ganz europäisch!“
Die Zerstörung ist der
Bruder der Hoffnung
Die Konfrontation mit dem Verlust zieht sich wie ein roter Faden
durch den Film. Dennoch sei der
Film optimistisch, sagt Regisseurin Franziska Buch: „Die Zerstörung ist der Bruder der Hoffnung.“ Nicht umsonst heißt der
Film „Upgrade“: Neubeginn. Wege überschneiden sich und gehen
auseinander, Schicksale verschiedener Menschen überkreuzen sich, Rückschläge, wie der
Verlust, der im Tod eines gelieb-
Juke Joint
Boogie and Blues
haut mam Claude
92488
Der Stuhl des Schauspielers
Hans-Werner Meyer ist noch
leer, verschlafen stürmt er hinein, zur Pressekonferenz. Sein
Wecker habe nicht funktioniert. Und auch Sandrine Bonnaire kommt etwas verspätet.
Der Zug …
im Koma liegenden Jean-Jacques.
Die beiden, von der Existenz der
anderen überraschten Frauen nähern sich Schritt für Schritt an,
lernen, über ihre Schatten zu
springen und die andere zu akzeptieren, so weit, dass sie gemeinsam entscheiden, die Geräte
des bereits hirntoten JeanJacques abzustellen. Frank seinerseits hat erfolgreich den Kauf
der Metzgerei besiegelt und sich
dabei mit dem lebensfrohen, hedonistischen und humorvollen
Albert Albert, Chef des Unternehmens, angefreundet. Doch
zurück in Deutschland hat sich
nicht nur seine Tochter das Bein
gebrochen, sondern auch seine
Frau macht Ärger: Sie vermutet
eine Affäre ihres Mannes, fängt
ihrerseits ein Techtelmechtel mit
dem ihre Tochter behandelnden
Arzt an und reicht die Scheidung
ein.
„Ich spiele einen Hedonisten, der Würste mag, einen Franzosen, wie er im
Buche steht. Mittelpunkt
meiner Rolle ist die
Freundschaft zu Frank,
dem deutschen Bankier.
Ein deutsch-französisches
Pärchen par excellance also, das Merkel und Sarkozy nicht besser hätten verkörpern können.“
Und die Verständigung zwischen
den Schauspielern? Das funktionierte wunderbar. „Es kommt auf
das Feeling an“, sagt Jessica
Schwartz und lächelt ihrer Kollegin Sandrine Bonnaire komplizenhaft zu.
Auf die Frage, ob es denn nicht
auch gefährlich sei, bei einem
deutsch-französischen Film in
Klischees zu verfallen, waren
sich alle einig: Klischees existieren, natürlich. Doch mit Klischees kann man spielen und
hinter jedem Klischee stecke
schließlich auch ein Funken
Wahrheit. Zum Abschluss gab
Franziska Buch hierfür ein anschauliches Beispiel: Bei den verschiedenen
Drehorten
–
Deutschland, Frankreich und
Luxemburg – wurde vor allem
eins deutlich: Für das leibliche
Wohl sorgten die frankofonen
Länder deutlich aufmerksamer
und liebevoller als ihre deutschen
Nachbarn: Dort gab es Sandwichs. Aber auch die waren okay.
Hans-Werner
Meyer
„Als Banker lerne ich einen
Unternehmenschef kennen, für den Menschlichkeit, Freude am Leben
und Rücksicht wichtiger
sind als finanzielle Erfolge.
Und dennoch mag es vielleicht zuerst so erscheinen, dass ich der 'bad guy'
bin, doch ich mache nur
meinen Job. Konfrontiert
mit Schicksalsschlägen
sind alle Menschen
gleich.“