tiefenpolitik, methodischer wahnsinn und 9/11

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tiefenpolitik, methodischer wahnsinn und 9/11
Lars Schall
TIEFENPOLITIK, METHODISCHER
WAHNSINN UND 9/11
Eine Spurensuche zu Terror, Geld, Öl und Drogen
„Jede
Kriegsführung basiert auf Täuschung.“
Sun Tsu, Die Kunst des Krieges
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
1. WEM GEHÖRT UND DIENT DIE FED?
Der Beginn des Ölzeitalters
Papier-Scribs und Zentralbanken
Das periodische Problem mit dem Geld
Auf dem Weg nach Jeckyll Island
Scharade
Von Öl abhängiges Schuldgeld
Die „Rockefeller-Welt“
Der Council on Foreign Relations und die “Grand Area”
Professor Carroll Quigley und der Artikel, der zu wenig sagte
Geldschöpfungsprozesse
Der Geld-Illusions-Schock der Bank of England
Kreditfinanzierte Wirtschaftsentwicklung
1. WEM GEHÖRT UND DIENT DIE FED?
Bei einem Mordverbrechen gilt es seit jeher die grundsätzliche Frage zu stellen, wem es zum Vorteil
gereicht: Cui bono? Um bei der Betrachtung der Terror-Anschläge vom 11. September 2001 in
einem finanziellen und wirtschaftlichen Rahmen nicht zu kurz zu greifen, möchte ich eingangs die
Frage erörtern, wer es ist, der im Wesentlichen die US-Notenbank Federal Reserve bildet. Eine der
begünstigten Parteien des „Kriegs gegen den Terror“, der aus den 9/11-Anschlägen resultierte,
könnte in gewisser Weise jene Federal Reserve sein (oder indirekt und direkt auch die Privatbanken,
die Mitglieder ihrer regionalen Ablegerbanken sind), insofern hier eine denkbar simple Gleichung
vorliegt:
„Die US-Notenbank erschafft Geld, um den Krieg zu finanzieren, und verleiht es an die
amerikanische Regierung. Die amerikanische Regierung wiederum muss auf das Geld, das sie sich
von der Zentralbank ausgeliehen hat, um den Krieg zu finanzieren, Zinsen zahlen. Je größer die
Aufwendungen für den Krieg sind, desto größer fallen die Gewinne für die Banker aus.“ (1)
Von dieser inneren Logik ausgehend, die auf dem Spielfeld letztlich herrscht, könnten zur Klärung
der Frage, wie die Federal Reserve das Licht der Welt erblickte, und wer damals dahinter stand, sie
auf den Weg zu bringen, viele unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden. Ich wähle als
Ausgangspunkt die Mitte des 19. Jahrhunderts und die Thematik der Energie, die Antriebskraft
hinter der Industriellen Revolution. Das kann nicht schaden, da hier der Energieträger Erdöl eine
prominente Rolle spielt – und Erdöl ist bei der Betrachtung der Terror-Anschläge vom 11.
September 2001 in einem finanziellen und wirtschaftlichen Rahmen von enorm großer Bedeutung.
Obendrein, und deswegen allein lohnte sich die Behandlung des Sachverhalts in einem Buch, das
den 9/11-Anschlägen gewidmet ist, sehen wir hier par excellence die Definition des Begriffs
„Verschwörung“ am Werk, die Mark Twain zugeschrieben wird: „Eine Verschwörung ist nichts
anderes als eine geheime Übereinkunft einer Reihe von Männern zur Verfolgung von Vorhaben, die
sie sich in der Öffentlichkeit nicht zuzugeben trauen.”
Der Beginn des Ölzeitalters
Als in den USA die ersten großen Erdölfunde stattfanden, nutzte man dort, zumindest im Vergleich
zum Vorreiter der Industriellen Revolution, Großbritannien, eher wenig Kohle, um die industrielle
Entwicklung voranzutreiben. Das hatte seine besonderen, eigenen Gründe, da man in den
Vereinigten Staaten von Amerika mit Wäldern und Flüssen gesegnet war, auf die sich lange Zeit fast
grenzenlos zur Energiegewinnung zurückgreifen ließ. Holz- und Wasserkraft waren die
Energieressourcen erster Wahl. Darüber hinaus wurden für die Landwirtschaft, besonders zum
Anbau und Pflücken von Baumwolle, die aus Westafrika eingeschleppten Sklaven ausgebeutet. Der
Süden der USA, der auf diese Art der Arbeitskraftgewinnung und Warenproduktion setzte, geriet
allmählich gegenüber dem Norden wirtschaftlich ins Hintertreffen, nachdem die dortigen
Industriefabriken im wachsenden Umfang auf Kohle und mechanische Arbeitsleistung umstellten.
Ein weiterer Schub in diese Richtung verstärkter Kohlenutzung erfolgte mit der Verbreitung von
transkontinentalen Eisenbahnstrecken und dem Rückgang der zu stark in Anspruch genommenen
Wälder. Gleichwohl dauerte es bis in die letzten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hinein, ehe
die Kohle allen anderen Energielieferanten den Rang ablief. Um 1910 schließlich gingen rund drei
Viertel der gesamten Energiegewinnung in den USA auf die Verwendung von Kohle zurück.
Weltweit betrug ihr Anteil zu dieser Zeit am Energievorkommen 90 Prozent, um danach peu à peu
vom Erdöl abgelöst zu werden. (2)
Der bei weitem größte Erdölanbieter, den es in dieser Ära auf dem gesamten Erdenrund gab, war
die Firma Standard Oil. Begonnen hatte alles durch die Entdeckung, dass sich Mineralöl als
Maschinenschmiermittel und Kerosin als Lampenbrennstoff hervorragend verwenden ließen. Ein
Bedarf nach Erdöl war somit von Anfang an gegeben, nachdem Ende der 1850er Jahre die ersten
Vorkommen in Pennsylvania gefunden worden waren. Alsbald kamen weitere Funde in Ohio und
West Virginia hinzu. Das geförderte Rohöl begann ein junger Geschäftsmann aus Cleveland in
Massen aufzukaufen, zu raffinieren und zu vermarkten, der hernach zur „wichtigsten einzelnen
Person beim Prägen der Ölindustrie“ wurde: John D. Rockefeller. (3) Dahinter stand der Plan, dass
derjenige, der die Ölraffinerien kontrollieren würde, letztlich die Möglichkeit besäße, die gesamte
Ölindustrie beherrschen zu können. 1862 erwarb Rockefeller seine erste Raffinerie und kaufte
sukzessive konkurrierende Unternehmen auf. Hierbei halfen ihm Rabatte, die er mit
Eisenbahngesellschaften zum Transport seines Öls auf geheimer Basis aushandelte, um auf diesem
Wege die Preise seiner Mitbewerber bewusst zu unterlaufen. Zudem erhielt er Gebühren von jenen
Eisenbahngesellschaften, die Rohöl der Konkurrenz transportierten. Und wenn es vorkam, dass sich
Konkurrenzunternehmen nicht verkaufswillig zeigten, auf die Standard Oil ein Auge geworfen
hatte, wurde mithin auch kriminelle Energie eingesetzt, um etwas nachzuhelfen. (4)
Die 1870 gegründete Aktiengesellschaft Standard Oil of Ohio baute sich ein Netzwerk von
Tochterfirmen auf, die entweder ganz oder zumindest teilweise Rockefeller gehörten und
gegenseitige Aktienbeteiligungen eingingen. Ölfunde (Upstream) und Distribution (Downstream)
befanden sich in den USA binnen kurzer Zeit in einer Hand, nachdem Rockefeller (zusammen mit
seinem Bruder William) in den Jahren 1872 bis 1879 den Aufkauf von Raffinerien noch einmal
intensiviert hatte. Von Ohio wechselte Standard Oil 1883 aufgrund von neuen Anti-TrustBestimmungen nach New York über, als es bereits 90 Prozent der Ölindustrie der Vereinigten
Staaten kontrollierte. (5) 1888 startete Standard Oil mit der Gründung der Anglo-American Oil
Company Ldt. die erste Unternehmung in Europa, zwei Jahre später folgte die Übernahme der
Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft. Als neue große Ölfunde in den südwestlichen
Gebieten der USA zutage traten, engagierte sich Standard Oil zunehmend auch in Oklahoma, Texas
und Kalifornien. Die üppigen Gewinne, die in diesen Jahren zusammenkamen, wurden langfristig
weiter investiert:
„Bis 1899 hatte sich die Standard Oil Company zu einer Holdingesellschaft entwickelt, die die
Aktien zahlreicher anderer Unternehmen kontrollierte. Das Kapital belief sich auf 110 Millionen
Dollar, der Profit auf 45 Millionen Dollar pro Jahr und John D. Rockefellers Vermögen wurde auf
200 Millionen Dollar geschätzt. Binnen kurzer Zeit stieg er ins Eisen-, Kupfer-, Kohle-, Fracht- und
Bankgeschäft (Chase Manhatten) ein. Die Profite lagen bei 81 Millionen Dollar pro Jahr, und das
Rockefeller-Vermögen belief sich auf 2 Milliarden Dollar.“ (6)
Den Kauf der Chase Bank, die 1955 nach Fusion mit der Manhattan Company zur Chase Manhattan
Bank wurde, finanzierte Rockefeller nicht zuletzt mit Geldmitteln, die ihm über das verbündete
Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. zur Verfügung gestellt wurden, was den englischen Flügel der
Rothschild-Familie, der wohl beeindruckendsten Bankendynastie der Welt, im Hintergrund
miteinschloss. Ihr wiederum gehörte (zusammen mit dem Bankhaus Warburg) die Manhattan
Company, mit der die Chase Bank späterhin zusammenschmolz. (7) Ähnliche gelagerte
Verbindungen galten erst recht für John Pierpont Morgan und dem Aufstieg seiner Bank J.P.
Morgan & Co., (8) da jener der internationalste US-Finanzier war, der im Grunde als der Vertreter
der City of London und der britischen Banken an der Wall Street fungierte.
Morgan lieferte sich mit Rockefeller am Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst harte Kämpfe:
„Nach der Jahrhundertwende entwickelte sich ein wüster Wirtschaftskrieg zwischen den Interessen
Morgans auf der einen und denen der miteinander verbündeten Harriman-Kuhn, Loeb-Rockefeller
auf der anderen Seite. Harriman und Kuhn, Loeb rissen die Kontrolle über die Union Pacific
Railroad an sich und die zwei gigantischen Mächte führten einen ergebnislosen Kampf um die
Herrschaft über die Northern Pacific. Ungefähr zur selben Zeit brach ein langandauernder und
weltweiter, finanziell und politisch geführter Ölkrieg zwischen der Standard Oil Company, die
bisher ein Monopol sowohl auf den Rohöl-, als auch auf dem Exportmärkten außerhalb der USA
hatte, und dem aufstrebenden britischen Royal Dutch Shell-Rothschild-Kombinat aus.“ (9)
Der besagte „Ölkrieg” nahm seinen Anfang durch die Ölfunde, die man 1871 in der Nähe von Baku
am Kaspischen Meer gemacht hatte. Die Rohölforderung, die Russland nur fünfzehn Jahre später
aufweisen konnte, belief sich immerhin schon auf ein Drittel der US-Produktion. Zunächst den
Vertrieb, dann immer mehr auch die Ölquellen und Raffinerien selber übernahm der französische
Teil der Bankiersfamilie Rothschild. Der Partner von Alphonse de Rothschild für den Absatz in
Süd- und Ostasien war Marcus Samuel, dessen Familie Londons größte Handelsbank Hill Samuel
zusammen mit dem Handelshaus Samuel Montagu kontrollierte.
„In der Ölgeschichte Bakus nehmen die Brüder Ludwig und Robert Nobel eine besondere Rolle ein.
Sie stiegen 1873 ins Ölgeschäft ein und waren für einige revolutionäre Neuerungen verantwortlich,
u. a. transportierten sie als erste Öl auf dem Schienenweg in speziell dafür entworfenen TankWaggons. Auf dem Kaspischen Meer bauten sie eine große Tankerflotte auf. Desgleichen waren
Pipelines und die Lagerung von Öl in großen Mengen Innovationen, die auf sie zurückgingen.
Zwischen 1897 und 1907 wurde die damals längste Ölpipeline der Welt zwischen Baku und Batum
am Schwarzen Meer gebaut. Die Bankiersfamilie der Rothschilds trat ebenfalls in das Great Game
ein. Für Anteile an den Ölfeldern Bakus finanzierten sie eine Eisenbahnverbindung zwischen Baku
und Batum am Schwarzen Meer. Dadurch wurden die Transportkosten drastisch reduziert und das
kaspische Öl noch günstiger auf dem Weltmarkt. Dieser Schritt brach die globale Dominanz der
Standard Oil endgültig.“ (10)
Weitere Konkurrenz für Rockefellers internationale Vorherrschaft erwuchs durch die beträchtlichen
Ölförderquoten, die „in Holländisch-Ostindien (dem heutigen Indonesien) … unter Leitung der
Royal Dutch Company“ stattfanden. (11) Die Royal Dutch Company war 1890 von den
holländischen Unternehmern Jean Baptiste August Kessler und Henri Deterding (einem späteren
Hitler-Financier) unter Beteiligung des niederländischen Königshauses gegründet worden, um
Kerosin auf Indonesien zu raffinieren. Im selben Jahr übernahm das Unternehmen von Marcus
Samuel, die Shell Transport and Trading Company, die Verschiffung des Kerosins von Royal Dutch.
1892 führte Shell die erste Verschiffung des Südsee-Rohöls durch den neuen Suezkanal durch,
womit Europas Industrie beliefert werden konnte. 1903 schlossen sich der Fernosthandel der
schwedischen Nobels und der französischen Rothschilds – durch den niederländischen König
Wilhelm III. finanziell begünstigt – mit Samuels Firma Shell Oil zusammen, an der auch das
Bankhaus Sal. Oppenheim beteiligt war. Hieraus entstand schließlich Royal Dutch Shell, das
weltgrößte Unternehmen überhaupt im Jahre 2009. (12)
Sodann sind die Hauptbeteiligten aufgezeigt, durch deren Aktivitäten sich der „Ölkrieg“ zutrug, bei
dem „sich erbitterte Preiskämpfe mit Übernahmeversuchen oder großen Allianzen abwechselten.“
(13)
Vom Einstieg ins Bankengeschäft, der parallel dazu stattfand, zog Rockefeller immensen Nutzen,
die seine Stellung daheim in den USA festigte. Der Impetus, im Bankengeschäft mitmischen zu
wollen, bestand darin, „dass diese Finanziers, die neue Macht-Liga in Amerika, eine Möglichkeit
finden wollten, um in das … Zeitalter des Finanzkapitalismus (vorzustoßen). … Die Idee war, dass
man jetzt Geld aus Geld machen konnte, im Gegensatz dazu, dass es nur mit Industrie-Interessen
wie Stahl und Öl verbunden war – auch wenn die Rockefellers mit der Standard Oil Company und
anderen Interessen eine erhebliche Menge an Geld gemacht hatten und dies auch weiterhin machen
würden. Aber sie, und vor allem William Rockefeller, suchten nach einem Weg, Geld um des Gelds
willen machen zu können und um ein Teil des ,Geld-Trusts‘ (Money Trust) in den frühen 1900er
Jahren zu werden.“ (14)
Eine „erhebliche Menge an Geld“ machten die Rockefellers, indem sie zu dieser Zeit „Standard
Oils heimische Geschäftspraktiken wie Verdrängungspreise, Geheimhaltung und Industriespionage“
anwandten, „um auch ausländische Ölfirmen zu übernehmen – vor allem jene in Europa, wo die
Industrialisierung und Verstädterung eine stetig steigende Nachfrage nach Kerosin und Schmierölen
stimulierte. Kerosin wurde bald zum wichtigsten in den USA produzierten Exportgut; und Standard
Oil mit seinen europäischen Tochterfirmen wurde zum ersten modernen multinationalen Konzern.“
(15) Das Firmenimperium, das Rockefeller schuf, nahm derartige Auswüchse an, dass der Oberste
Gerichtshof der USA 1911 in Bezug auf das Standard Oil-Kartell von einer „gefährlichen
Verschwörung“ sprach, „die zum ,Schutz der Republik’ zerbrochen werden muss.“ (15)
Ähnlich wurde die Lage vom US-Kongress eingeschätzt:
„1914 wurde die Standard Oil im Congressional Record als ,Schattenregierung’ bezeichnet. Infolge
des Antitrust-Urteils des Obersten Gerichtshofes wurde die monolithische Standard Oil in 38 neue
Unternehmen aufgeteilt, darunter Exxon, Mobil, Amoco, Chevron und Arco; aber Rockefeller
beherrschte sie weiterhin im Geheimen durch seine Aktienmehrheit.“ (16)
Begünstigt wurde der extreme Machtzuwachs, den Rockefeller aus seinen Geschäften ableiten
konnte, überdies durch die zusätzlichen „neue(n) Möglichkeiten der Ölnutzung“, die in den letzten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden:
„Am Jahrhundertende tauchten die ersten Ölöfen sowie Ölbrenner für Fabriken, Züge und Schiffe
auf, die alle von Standard Oil auf den Markt gebracht wurden. 1909 wurde dann bereits die Hälfte
des geförderten Erdöls als Heizöl verkauft. Aber die bei weitem wichtigste neue Ölnutzung war die
als Treibstoff des neuen Verbrennungsmotors, der in den 1870er Jahren von dem deutschen
Ingenieur Nikolaus Otto entwickelt worden war.“ (17)
So wurde denn die Ölindustrie „in ungeheurer Geschwindigkeit zu einem machtvollen Markt mit
globalen Dimensionen“, (18) der sich immer lukrativer gestaltete, zumal die Massenherstellung von
Automobilen durch die elektrisch angetriebenen Fließbänder zunehmend kostengünstiger ausfiel.
Mit der Elektrifizierung, die zeitgleich einsetzte, ergab sich eine weitere Entwicklung der
Energienutzung, die zu einer grundlegenden Veränderung der bisherigen Lebensverhältnisse führte.
Zur dominierenden Person auf dem Elektrizitätsmarkt der USA wurde J.P. Morgan, indem er nach
Übernahme der Firma von Thomas Edison die General Electric Corporation gründete, welche noch
heute zu den einflussreichsten Unternehmungen der Vereinigten Staaten zählt.
Im Verbund mit Morgan, der zeitweiligen Rivalitäten zum Trotz, und dem Bankhaus Kuhn, Loeb &
Co., das später mit Lehman Brothers fusionierte, hatte Rockefeller zum Zeitpunkt, als Standard Oil
„zerschlagen“ wurde, ohne ihm auch nur annähernd ein Leid anzutun, ein anderes, bis heute
fortdauerndes Ziel erreicht: die Schaffung der Federal Reserve als dem „Kreditgeber der letzten
Instanz“ im Bankensystem der USA.
Vorangegangen war dieser Entstehung ein Richtungsstreit, der so alt war, wie die Vereinigten
Staaten selbst, ja, im Grunde steuerte er den entscheidenden Anteil dazu bei, dass die
amerikanischen Kolonien überhaupt einen revolutionären Krieg gegen das britische Mutterland
provozierten. Freilich wird sich, wenn es um die Gründe geht, die zur Amerikanischen Revolution
führten, gerne auf die Teezölle kapriziert, die das britische Parlament 1767 über seine dreizehn
Kolonien in der Neuen Welt verhängte. Tee war zu dieser Zeit eine ungeheuer wertvolle Ware (ich
komme darauf späterhin im Zusammenhang mit den Opiumkriegen zurück), und zweifelsohne trug
der Beschluss, Zollgebühren auf die Einfuhr von Tee zu erheben, dazu bei, es unter den Bewohnern
der Kolonien gründlich rumoren zu lassen. Vor diesem wichtigen, historisch gewordenen
Hintergrund sollte jedoch nicht die Rolle vernachlässigt werden, die das Problem der
Geldschöpfung unter dem Stichwort „Colonial Scrip“ für die Amerikanische Revolution spielte: sie
ist nicht gleichzusetzen mit irgendwelchem nebensächlichen Brouillon, sondern stand als Zankapfel
im eigentlichen Zentrum der gegenseitigen Animositäten. (20) Darauf muss an dieser Stelle kurz
hinzuweisen erlaubt sein, denn immerhin gerieten die Vereinigten Staaten von Amerika seit dem
Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien und ihrer nachfolgenden Gründung im Jahre 1789
Schritt für Schritt zur dominantesten Nation, die der Globus je zu sehen bekam, und ihre
Notenbank, die 1913 initiierte Federal Reserve, sollte dementsprechend zur einflussreichsten der
Welt werden.
Diesen Kontext betreffend stellte ich einige Fragen an die finanzhistorische Forscherin Ellen
Brown…
Papier-Scribs und Zentralbanken
…und bekam einige erhellende Antworten über US-amerikanische Historie im Schnelldurchlauf.
Ellen Brown, Anwältin fur Zivilrecht, hat mit dem 2007 erschienenen Buch The Web of Debt eines
der wichtigsten Werke über die Federal Reserve und Währungspolitik der jüngsten Vergangenheit
vorgelegt.
Ich setzte bei meinen Fragen an Ellen Brown an einer essentiellen Stelle an, und zwar in diesem
Sinne:
Frau Brown, Zentralbanken spielen im gegenwärtigen Finanzsystem und seinem
Krisenzustand eine entscheidende Rolle. Manche der Eigenschaften der Zentralbanken und
der Entwicklungen, die uns an den Scheideweg geführt haben, an dem wir uns heute befinden,
sind nicht neu. Genaugenommen sind sie sehr alt. In Ihrem Buch erläutern Sie einige
grundlegende Elemente dieses Systems von ihren historischen Wurzeln her. Können Sie uns in
diesem Zusammenhang ein wenig über ein wichtiges Ereignis aus dem Jahre 1694 erzählen?
Was geschah in diesem Jahr in England unter Wilhelm von Oranien und warum ist es selbst
in heutiger Zeit noch von Bedeutung?
Ellen Brown: In diesem Jahr wurde die Bank von England gegründet, die „Mutter aller
Zentralbanken“. Genaugenommen gab es die erste Zentralbank in Schweden, aber die befand sich
im Staatseigentum. Die Bank von England befand sich in Privatbesitz und ist der Ursprung des
Systems, in dem privaten Bankern gestattet wird, ihre eigenen Banknoten als nationale Währung zu
drucken und sie gegen Zinsen an die Regierung zu verleihen. Sie kamen damit durch, weil die
Währung angeblich durch das Gold der Banken gedeckt war, aber entsprechend dem
Mindestreservesystem wurden deutlich mehr Banknoten verliehen, als Gold zu ihrer Deckung
vorhanden war. Die meisten dieser Banknoten wurden aus dem Nichts geschaffen.
Währenddessen fanden in den amerikanischen Kolonien recht gegensätzliche
Geldexperimente statt. Der Grund für diese Experimente lag in der notorischen Knappheit
von Edelmetallen in den Kolonien, insbesondere von Gold. Wie ging die Obrigkeit in den
Kolonien mit diesem Problem um?
Ellen Brown: Sie gaben ihre eigenen allgemeinen
„Berechtigungsscheinen“ (engl.: Scrip) aus Papier.
Währungen
aus
in
Form
von
Eine prominente Figur bei all dem war Benjamin Franklin, der als „Vater des Papiergeldes”
bezeichnet wird. Welche Idee stand hinter seiner Erfindung und warum stellte sie sich als
recht erfolgreich heraus?
Ellen Brown: Er hat es nicht wirklich erfunden – er hat nur darüber geschrieben –, aber er war
sehr enthusiastisch in Bezug auf das neue öffentliche Papiergeld und machte die Idee weithin
bekannt. Die Innovation bestand darin, dass Geld von der Regierung kommt und im Grunde
genommen eine Quittung für Güter oder Dienstleistungen darstellt, die man der Regierung
gegenüber erbracht hat. Die Regierung gab Berechtigungsscheine entsprechend den Bedürfnissen
des Handels aus. In Franklins Kolonie Pennsylvania gab die Regierung nicht nur Geld aus,
sondern verlieh es auch durch seine regierungseigene Bank an die Wirtschaft. Da das Geld zur
Regierung zurückkehrte, von wo es wieder in die Wirtschaft zurückfließen konnte, wurde als
Ergebnis die Inflation verhindert, die in anderen Kolonien auftrat, in denen man neues Geld
einfach druckte und ausgab, druckte und ausgab.
Der Erfolg des Colonial Scrip und die Reaktion darauf aus Großbritannien waren „ein
Meilenstein“ der Amerikanischen Revolution. Darf ich fragen, warum das so war?
Ellen Brown: Das hat Thomas Paine so formuliert, weil die Revolution mit diesem neuen
Papiergeld im Grunde finanziert – und gewonnen – wurde. Es war eine Weltpremiere: Ein Krieg
gegen eine Großmacht wurde mit Schuldscheinen gewonnen. Das Recht, eigene Papier-„Scrips“
auszugeben, war auch ein wesentlicher Grund für den Krieg, nachdem King George die weitere
Ausgabe von Colonial Scrip verboten hatte.
Nach dem Erfolg der Amerikanischen Revolution wurde 1791 die First Bank of the United
States etabliert. Die einflussreichste Gestalt hinter dieser Gründung war Alexander Hamilton.
Sein Hauptgegner war Thomas Jefferson. Worin lag der Unterschied zwischen ihren
Standpunkten und warum hat sich Hamilton letztendlich gegenüber Jefferson durchgesetzt?
Ellen Brown: Hamilton, der erste Finanzminister der USA, sah sich gewaltigen Kriegsschulden
gegenüber und hatte kein Geld, sie zu bezahlen, nachdem der Wert des Continental (der Paper
Scrip der Übergangsregierung) zusammengebrochen war. Die Ursache hatte größtenteils in der
massiven Geldfälschung der Briten gelegen, aber der neue Kongress war Papiergeld gegenüber so
misstrauisch geworden, dass er das Recht zur Ausgabe nicht in der Verfassung regelte. Hamilton
griff daher auf den Trick zurück, der in England angewandt wurde: eine in Privatbesitz befindliche
Zentralbank, die ihre eigenen Banknoten verlieh.
Diese Banknoten waren angeblich durch Gold gedeckt, aber dem Mindestreservesystem gemäß
wurde ein Vielfaches dessen verliehen, was die Banken an Gold in ihren Tresorräumen hatten.
Dieser Trick erlaubte es der Regierung, ihre Schulden loszuwerden und die Wirtschaft aufblühen zu
lassen, aber das Ergebnis war das System privater Geldschöpfung durch Schulden, das wir heute
haben. Jefferson sah die potentiellen Probleme und warnte vor ihnen, aber es war zu spät. Er war
daran beteiligt zu verhindern, dass die Charta der First U.S. Bank erneuert wurde, aber Nathan
Rothschild antwortete (angeblich), indem er den Krieg von 1812 herbeiführte und so Präsident
Madison dazu zwang, der Second Bank of the United States die Charta zu erteilen.
Ein anderes wichtiges Thema in Ihrem Buch ist die Art und Weise, wie Abraham Lincoln
während des Bürgerkrieges 1862-65 die Truppen der Union finanzierte. Können Sie die
wesentlichen Elemente dessen beschreiben, was er tat, warum er es tat und wie letztendlich
die Reaktion aussah, die er daraufhin aus England erhielt?
Ellen Brown: Er gab, nach dem Vorbild der amerikanischen Kolonisten, „Greenbacks” genannte
Scrips aus. Dadurch vermied er es, sich bei den Banken hoch zu verschulden und es gelang ihm,
den Krieg zu gewinnen. Es gibt allerdings Grund zu der Annahme, dass die Greenback-Lösung
maßgeblich zu seiner Ermordung beigetragen hat.
Damit betreten wir das Gilded Age, das von Autor Jack Beatty nicht ohne Grund auch als das
„Zeitalter des Verrats” bezeichnet wird. (21) Das war eine Ära, die von den „Räuberbaronen”
wie den Rockefellers, den Carnegies, den Vanderbilts, den Morgans und den Harrimans
beherrscht wurde. Diese Familien gewannen großen Einfluss. Warum sind sowohl das
“Gilded Age” als auch die „Räuberbarone” heute noch immer wichtig, obwohl seitdem so
viele Jahre vergangen sind?
Ellen Brown: Die Räuberbarone sind immer noch da, und sie üben jetzt viel mehr Einfluss auf die
Regierung aus. Die beiden führenden Räuberbarone des Gilded Age waren J.P. Morgan und John
D. Rockefeller. Ihre Banken sind jetzt vereint in den Bankengiganten JP Morgan Chase und
Citibank. Zusammen mit Goldman Sachs und verschiedenen anderen bestimmen diese Banken heute
im Kongress, wo es langgeht.
Wie Sie gerade gesagt haben, war einer der mächtigsten Männer unter all diesen
Räuberbaronen John D. Rockefeller, der Gründer von Standard Oil , das als Unternehmen
selbst so einflussreich wurde, dass es 1914 „im Congressional Record als ,die
Schattenregierung’ bezeichnet wurde.” (22) Was waren die Hauptfaktoren dafür, dass
Rockefeller so einflussreich werden konnte? Und ferner, ist der Einfluss der Familie
Rockefeller jemals geschwunden?
Ellen Brown: Rockefellers Banken-/Öl-/Pharmakartell hat kleinere Konkurrenten gefressen und die
Medien aufgekauft. John D. Rockefeller war an der Gründung des Council on Foreign Relations
(CFR) und anderer heimlichtuerischer globalistischer Institutionen beteiligt, von denen man
annimmt, dass sie heute international hinter den Kulissen die Fäden ziehen.
Über den Council on Foreign Relations wird späterhin noch zu sprechen sein. Bleiben wir vorerst
beim Ausgangspunkt der Betrachtung, dem Streit ums Geld als rotem Faden der US-Geschichte. Zu
diesem Sachverhalt befragte ich neben Ellen Brown auch den deutsch-amerikanischen Historiker
und Wirtschaftsforscher F. William Engdahl.
Würden Sie als Historiker sagen, dass es eine übertriebene Aussage wäre zu sagen, dass die
gesamte Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika bis zum Jahr 1913 die Geschichte des
Kampfes einer Republik gegen eine Zentralbank ist, die sich hochkonzentriert in den Händen
von ein paar Männern befindet?
F. William Engdahl: Ich denke, das ist eine sehr interessante Möglichkeit, um diese Geschichte zu
betrachten. Es gab die Gründung der ersten Bank der Vereinigten Staaten unter Alexander
Hamilton, dem ersten Finanzminister. Viele, auch amerikanische Historiker, haben den Eindruck,
dies sei eine nationale Bank gewesen, die der US-Regierung gehörte. Keineswegs war diese BankMehrheit im Besitz der US-Regierung. Ein Minderheiten-Anteil der Aktien wurde durch die USRegierung gehalten, aber die Hauptaktionäre waren private Banken-Interessen. Interessanterweise
wurde einer der größten Aktienblöcke der Bank der Vereinigten Staaten durch das Haus Rothschild
in London gehalten. Das, was die Briten während des Unabhängigkeitskrieges nach 1776 verloren,
versuchten sie also durch die Hintertür durch den Besitz der Bank, die die US-Staatsverschuldung
verwaltete, wieder zu erlangen. Die Charta dieser Bank wurde nicht erneuert, es gab erbitterte
Kämpfe in der Geschichte darüber. Es wurde einige Jahre später eine zweite Bank der Vereinigten
Staaten geschaffen und Andrew Jackson war als Präsident ein erbitterter Feind der Idee, dass die
Schulden der Vereinigten Staaten von einem privaten Unternehmen gehandhabt werden sollten.
Und dann während des Bürgerkriegs gab Lincoln Greenbacks heraus. Das war eine Form von
Papiergeld in einer Notsituation, aber was es bewerkstelligte, wenigstens teilweise, war, dass es die
Kontrolle über die US-Schulden vorübergehend aus den Händen der Londoner und New Yorker
Banken nahm. Das missfiel London in einem außergewöhnlichen Maß. Interessanterweise deuten
die Hinweise, die über die Ermordung von Lincoln am Ende des Bürgerkrieges auftauchten, alle
auf
die Hand des Hauses Rothschild und der London City Banker, die durch Judah Benjamin, einem
führenden Beamten der Konföderierten, den ganzen Mordanschlag von John Wilkes Booth auf
Lincoln finanzierten. Judah Benjamin verschwand aus den Vereinigten Staaten nach dem Attentat
und verbrachte den Rest seiner Jahre in England. Man kann also Rückschlüsse ziehen, wer ein
Interesse an der Beseitigung von Lincoln hatte, obwohl wir es natürlich niemals endgültig wissen
werden.
Die andere Sache war der Krieg von 1812. Ein sehr bizarrer Krieg, wenn man sich die
amerikanische Geschichte anschaut. Die Briten begannen ihn mit ihren Schiffen vor der Küste von
Washington und New Orleans. Sie fingen an, Washington zu bombardieren und erklärten den Krieg,
und dann versuchten sie sich von Kanada aus nach unten zu bewegen. Und das war offenbar ein
Racheakt der Londoner Banken für die Tatsache, dass der US-Präsident die Charta der Ersten
Bank der Vereinigten Staaten auslaufen ließ und nicht erneuerte. Von daher hat viel von der
Geschichte der Vereinigten Staaten bis 1913 mit diesem Kampf zu tun.
Auch die ganze Frage von Silber gegenüber Gold. Gold war etwas, das im Interesse des Hauses
Morgan in New York und sicherlich der Londoner Banken lag, weil sie das Herz des Goldstandards
der damaligen Zeit bildeten. Wenn also die Vereinigten Staaten auf einem Silberstandard oder auch
nur einen zweigeteilten Metall-Standard gegangen wären, würde das erheblich die Macht der JP
Morgan, Rothschild und deren Freunde in London, Barrings und andere, verringert haben. Sie
kämpften erbittert gegen William Jennings Bryant, ein Mann, der für die Rede: „Du sollst nicht die
Menschheit an einem Kreuz aus Gold kreuzigen", berühmt wurde. (23) Aber sie besiegten die
Silber-Fraktion im Wesentlichen durch allerlei Korruption und Manipulation und so weiter im
Kongress. Sehr viel der amerikanischen Geschichte hat also mit diesen Kämpfen zu tun, ja. (24)
Das periodische Problem mit dem Geld
Beschäftigen wir uns mit diesen Erörterungen im Gepäck weiter mit dem Federal Reserve Act von
1913, bei dem die Interessen der Herren John D. Rockefeller und J.P. Morgan maßgeblich am Spiel
beteiligt waren. Hierbei ist es unerlässlich, sich zumindest kurz mit folgender Gegebenheit
auseinanderzusetzen: Nach den jeweils staatlich veranlassten Auflösungen der First Bank of
America (1811 unter Präsident James Madison) und der Second Bank of America (1836 unter
Präsident Andrew Jackson), kam es durch das ganze weitere 19. Jahrhundert sowie dem ersten
Drittel des 20. Jahrhunderts hindurch immer wieder zu periodisch auftauchenden Krisen des USamerikanischen Finanzsystems. Lassen wir uns diese „Ewige Wiederkunft des Gleichen“ von USHistoriker Howard Zinn erläutern, indem wir im Jahre 1873 einsetzen:
„1873 richtete eine weitere Wirtschaftskrise die Nation zugrunde. Es war die Schließung des
Bankhauses Jay Cooke – jenes Bankers, der während des Krieges allein in einem Jahr 43 Millionen
durch Kommissionen für den Vertrieb von Staatsanleihen verdient hatte –, die die Panikwelle los
trat. Während Präsident Grant am 18. September 1873 in Cookes Haus in Philadelphia schlief, ritt
der Banker in die Stadt, um seine Bank zu schließen. Die Menschen konnten nun ihre Hypotheken
nicht bezahlen: fünftausend Unternehmen wurden geschlossen und setzten ihre Angestellten auf die
Straße.
Es ging um mehr als Jay Cooke. Die Krise lag begründet in einem System, das seiner Natur nach
chaotisch war und in dem nur die Reichen sicher waren. Es war ein System periodischer Krisen –
1837, 1857, 1873 (und später: 1893, 1907, 1919, 1929) –, das kleine Unternehmen hinwegfegte und
der arbeitenden Bevölkerung Hunger, Kälte und Tod brachte, während die Vermögen der Astors,
Vanderbilts, Rockefellers, Morgans in Krieg und Frieden, Krise und Aufschwung immer weiter
anschwollen. Während der Krise von 1873 eroberte Carnegie den Stahlmarkt, Rockefeller beseitigte
seine Konkurrenten im Ölgeschäft.“ (25)
Über all die Jahre hinweg, die Zinn erwähnt, kam es zu einem extremen Transfer der
Vermögenswerte von unten nach oben, von Arm auf Reich – ganz besonders aber im so genannten
„Gilded Age“, dem „Goldenen Zeitalter“ (circa 1875 – 1914), jener Ära der skrupellosen
Unternehmer und Kreditgeber also, die als die „Räuberbarone“ in die Geschichte eingingen. Riesige
Monopole entstanden im Stahl-, Eisenbahn, Öl- und Finanzsektor, die nach und nach miteinander
verwoben wurden, um auf diese Weise nur noch mehr Gewinne einzufahren. Den Absprachen und
Manipulationen waren Tür und Tor geöffnet.
Deshalb könnte es, bei allen Vorbehalten, im Hinblick auf die Krisen, die ewig wiederkehrten, um
jeweils die „Räuberbarone“ obenauf zu finden, eine Überlegung wert sein, ob diese Krisen von
betreffender Seite nicht gewollt waren oder doch zumindest ausgenutzt wurden. Bisweilen mag es
ja vorkommen, dass eine Gruppe von Menschen zueinander findet, die ein Ziel vereint, welches von
einer anderen Gruppe – nehmen wir als Beispiel eine Gesamtbevölkerung – nicht mitgetragen wird,
sondern Ablehnung erfährt. Gleichwohl möchte die Gruppe 1 ihr Ziel partout erreichen. Da bietet es
sich an, eine künstliche Krise zu schaffen, sodass die Gruppe 2 in echter Panik reagiert. Daran
anschließend wird für die fingierte Krisensituation ein Lösungsmittel von Gruppe 1 präsentiert, das
dem Ziel entspricht, welches sie von vornherein in die Tat umgesetzt sehen mochte. Gruppe 2 mag
sich eine Zeit lang gegen den Ansatz, der ihm aufgezeigt wird, wehren; kehrt die künstlich erzeugte
Krise allerdings immer und immer wieder zurück, könnte allmählich die Grundlage dafür
geschaffen werden, dass die „Werbebotschaft“, die von Gruppe 1 (dem Sender) an Gruppe 2 (dem
Empfänger) ergeht, irgendwann verfängt. Hat Gruppe 1 zum Beispiel die Massenmedien im
Rücken, die die Meinungsbildung von Gruppe 2 prägen, so stehen die Chancen recht gut, dass eben
dies auf Dauer gelingt.
Angewandt auf das Problem mit dem Geld könnte die Geschichte so gedeutet werden, dass die
großen Unternehmer und Kreditgeber, die untereinander Geschäftsallianzen eingingen und sich
gegenseitig bevorteilten, dem langfristigen Ziel nachgingen, eine Zentralbank zu kreieren, die zu
wesentlichen Teilen ihnen gehören sollte. Jedenfalls existierte keine Zentralbank in den USA, die
das Geldmonopol innehatte, und die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung lehnte es über die
Jahrzehnte ab, sich mit der Etablierung einer solch machtvollen Institution einverstanden zu geben.
Angesichts der stetig wiederkehrenden Bankenkrisen wurde ihr jedoch in ebenso stetig
wiederkehrender Weise die Idee nahe gebracht, dass eine Zentralbank in der Lage wäre, solchen
Krisen vorzubeugen, indem sie, einmal geschaffen, den privaten Geschäftsbanken als Kreditgeber
in einem elastischeren Kreditsystem beispringen könnte, um sie vor der Zahlungsunfähigkeit zu
bewahren.
Stellvertretend seien hierfür die Einschätzungen von zwei in Amerika tätigen Bankern
wiedergegeben, die ursprünglich aus Deutschland stammten. Da war zum einen Paul Moritz
Warburg vom Bankhaus Kuhn, Loeb & Co., der vor der New Yorker Handelskammer 1906 warnte:
„Ich möchte keine Kassandra sein, aber denken Sie an meine Worte: Wenn sich die Dinge nicht bald
ändern, wird über dies Land eine Börsenpanik hereinbrechen, gegen die sich alle früheren als
harmlos ausnehmen werden.“ (26)
Und da war zum anderen Jacob H. Schiff, ein in Frankfurt am Main geborener Banker, der Kuhn,
Loeb & Co. leitete (und mit Paul Warburg familiär verbandelt war). Vor der Handelskammer in
New York warb er zu Beginn des gleichen Jahres zur Vermeidung einer Finanzkrise für eine
„elastische Währung“ und ein demgemäß zurechtgeschnittenes Bankensystem, womit er einen Plan
anklingen ließ, von dem ihm Paul Warburg erstmals 1903 erzählt hatte. Alsbald wurde von James
Stillman und Frank A. Vanderlip, die beide bei der National City Bank of New York arbeiteten, eine
Kommission der New Yorker Handelskammer gebildet, die Vorschläge im Sinne von Schiff (und
damit von Paul Warburg) erarbeiten und vorlegen sollte.
Der Kommissionsbericht wurde der New Yorker Handelskammer im Oktober 1906 übergeben.
Murray N. Rothbard schreibt darüber in seiner Abhandlung zu den Ursprüngen der Federal Reserve:
„Um Instabilitäten und die Gefahren einer unelastischen Währung zu beseitigen, forderte die
Kommission die Schaffung einer ,zentralen Notenbank unter der Kontrolle der Regierung.‘ Im
Einklang mit anderen Bank-Reformern wie Professor Abram Piatt Andrew von der HarvardUniversität, Thomas Nixon Carver von Harvard, und Albert Strauss, Partner von JP Morgan and
Company, verhöhnte die Kommission den Versuch von Finanzminister Shaw, das Treasury als
Zentralbank zu verwenden. Shaw war insbesondere angewidert, da er immer noch darauf insistierte,
… dass das Schatzamt unter seiner Ägide eine ,großartige Zentralbank‘ gebildet habe. Die
Kommission verurteilte das Treasury zusammen mit den anderen Reformern für die
Überinflationierung, indem es die Zinsen zu niedrig hielt; eine Zentralbank hingegen hätte viel
größeres Kapital und unbestrittene Kontrolle über den Geldmarkt, und wäre so in der Lage, den
Diskontsatz effektiv zu manipulieren, um die Wirtschaft unter angemessener Kontrolle zu halten.
Der wichtige Punkt, erklärte der Ausschuss, ist der, dass es eine ,Zentralisierung der finanziellen
Verantwortung‘ gäbe. … Nach der Erstellung und Veröffentlichung dieses ,Währungsreports‘,
verwendeten die Reformer den Bericht als Hebel für den Ausbau der Agitation für eine Zentralbank
und weitere Notenausgabebefugnisse für andere Unternehmen und Finanzinstitute." (27)
Wenig später sagte Jacob Schiff Anfang 1907 abermals vor der Handelskammer in New York:
„Wenn wir über keine Zentralbank mit adäquater Kontrolle über die Kreditquellen verfügen, wird
dieses Land die schwerste und weitreichendste Geldpanik in seiner Geschichte erleben.“ (28)
So geschah es denn auch im Zuge der großen Bankenpanik, die im Oktober 1907 die USA erfasste.
Wobei diese „selbstverschuldete, unnötige Panik“ mutmaßlich auf eine Manipulation zurückging,
die von J. P. Morgan gesteuert gewesen scheint. (29) Zumindest, soviel ist gesichert, waren Morgan
und die anderen miteinander verbundenen „Big Money Boys“ am Ende allemal die Profiteure des
Ganzen.
Der fragliche Vorgang war kurz gefasst dieser: Nachdem ein äußerst waghalsiges, von der
Vermögensverwaltungsgesellschaft
Knickerbocker
Trust
Company
mitfinanziertes
Spekulationsgeschäft gescheitert war, bei dem die United Copper Company im Mittelpunkt stand,
kamen Gerüchte auf, denen zufolge die in New York City beheimatete Knickerbocker Trust
Company kurz vor dem Zusammenbruch stünde. Die alarmierten Anleger, die die Gerüchte für
„bare Münze“ nahmen, eilten zu Tausenden zur Knickerbocker-Zentrale, um die Auszahlung ihrer
Guthaben zu erwirken. Diesen Kundenwünschen konnte jedoch nicht in dem verlangten Umfang
entsprochen werden, was bedeutete, dass Knickerbocker schließen musste. Aufgrund der vielfachen
Geschäftsverbindungen,
die
unter
den
New
Yorker
Banken
und
anderen
Vermögensverwaltungsgesellschaften bestanden, begann sich erhöhte Panikstimmung breit zu
machen, die nicht zuletzt von der New York Times angeheizt wurde, indem jene verbreitete, dass
auch die Trust Company of America dem Untergang geweiht wäre.
Der Ansturm auf die Banken in New York wuchs mit jeden Tag und weitere Finanzinstitute mussten
dichtmachen, da die Kontoguthaben nicht durch entsprechende Reserven gedeckt waren. Alsbald
gerieten immer mehr Menschen in Angstzustände, Aktieninhaber stießen durch „Cash Calls“ ihre
Anteile zur Geldbeschaffung ab, die New Yorker Börse verzeichnete extremste, bis dahin nie
gesehene Einbußen, die Großbanken kündigten langfristig vergebene Kredite gegenüber kleineren
Banken auf, die daraufhin erst recht der Reihe weg zusammenbrachen. In der Folge zog eine
Pleitewelle durchs ganze Land, die die Realwirtschaft zum Erliegen brachte. Das
Krisenmanagement übernahmen unterdessen insbesondere J. P. Morgan und Benjamin Strong, der
damalige Vorsitzende der Bankers Trust Company (und später der erste Vorstandsvorsitzende der
New Yorker Federal Reserve). Ihnen und ihren Partnern wird bis heute zugute geschrieben, die
Panik mit ihren Gegenmaßnahmen gestoppt zu haben. So dankte Präsident Theodore Roosevelt im
Anschluss „jenen konservativen und gehaltvollen Geschäftsmännern, die in der Krise mit Weisheit
und Gemeinsinn gehandelt haben.“ (30)
Der Historiker Frederick Lewis Allen kam später zu anders gelagerten Schlüssen, was die Rolle J. P.
Morgans bei der Bankenpanik betraf. Im „Life-Magazine“ vom 25. April 1949 schrieb Allen über
Morgans Teilhabe „an der Verbreitung von Gerüchten über die Insolvenz der Knickerbocker Bank
und der Trust Company of America, die die Panik von 1907 auslösten. Als Antwort auf die
Frage: ,Hat Morgan die Panik verursacht?’, berichtet Allen:
,Oakleigh Thorne, der Präsident dieses speziellen Unternehmens des Trusts, sagte später vor einem
Kongressausschuss aus, seine Bank sei nur mäßig von Abhebungen betroffen gewesen…habe nicht
um Hilfe ersucht und es sei allein die Äußerung (Morgans) über den ,wunden Punkt’ gewesen, die
den Run auf seine Bank ausgelöst habe. Aufgrund dieser Aussage, der Disziplinarmaßnahmen, die
vom Clearinghouse gegen die Heinze-, Morse- und Thomas-Banken verhängt wurden und anderer
angeblich einschlägiger Beweissplitter, sind gewisse Chronisten zu der raffinierten
Schlussfolgerung gelangt, dass Morgans Interessen die ungewissen Verhältnisse im Herbst 1907
dazu ausnutzten, die Panik herbeizuführen und ihren Verlauf in geschickter Weise zu lenken, sodass
sie rivalisierende Banken vernichtete und die Vormachtstellung der Banken aus Morgans Dunstkreis
festigte.’
Die ,Panik’, die Morgan geschaffen hatte, beendete er anschließend beinahe im Alleingang. Er hatte
seine Botschaft überbracht, erklärt Frederick Allen:
,Die Lehre aus der Panik von 1907 war klar, obwohl es noch weitere sechs Jahre dauerte, bis sie
ihren Niederschlag im Gesetz fand: die Vereinigten Staaten benötigten dringend ein
Zentralbankensystem…’“ (31)
Auf die Frage, wer von der Bankenpanik 1907 Nutzen zog, gab mir die Finanzjournalistin Nomi
Prins, die den Sachverhalt in ihrem Buch All the Presidents‘ Bankers behandelt, diese Antwort:
Nomi Prins: Der wahre Nutznießer der Panik von 1907 war natürlich J.P. Morgan, der die Morgan
Bank zu der Zeit leitete und der Schlüssel-Beeinflusser und Wirtschafts-Vertraute von Präsident
Teddy Roosevelt war, der ihm die durch das Weiße Haus und das Finanzministerium gedeckte
Macht und Entscheidungsfähigkeit gab, um zu entscheiden, welche Banken bei der Bankenpanik
von 1907 leben und welche Banken sterben würden; und das war, was Morgan tat.
Er entschied sich, die Banken zu unterstützen, die mit ihm in irgendeiner Weise verbunden waren,
ob sie nun von seinen Freunden oder Kollegen oder Beziehungen geführt wurden oder in denen er
nur finanzielle Interessen laufen hatte. Nach der Panik von 1907 waren es wirklich die MorganFamilie, die Familie Stillman, die die National City Bank führte, die Bakers, die die First National
City Bank leiteten (und diese beiden Banken wurden schließlich das, was wir heute als Citigroup
kennen, die heutzutage eine der großen sechs Banken ist, wie natürlich auch Morgan noch heute in
Form von JP Morgan Chase existiert, eine weitere der sechs großen Banken). Der Nutzen ging
wirklich an Morgan und es half ihn zuversichtlich zu machen, dass er das Schiff für die Gründung
der Federal Reserve lenken würde, die DIE Bank für die Großbanken wurde. (32)
Nachdem die Panik abebbte, setzte mit neuem Schwung die „Bearbeitung“ der öffentlichen
Meinung mittels der Massenmedien der damaligen Zeit ein, sprich der Zeitungen. Diese befanden
sich in erklecklichem Ausmaß unter Kontrolle jener soeben angesprochenen „konservativen und
gehaltvollen Geschäftsmänner“. In diesem Zusammenhang ist es statthaft, aus einer Rede von John
Swinton, einem ehemaligen Herausgeber der „New York Times“, zu zitieren, um aufzuzeigen, was
das für den Inhalt hieß, der in den meisten Zeitungen verbreitet wurde. Swinton sagte „anlässlich
seiner Verabschiedung nach einem erfüllten Berufsleben vor vielen geladenen Journalisten“ im
Jahre 1880:
„Es gibt zu dieser Zeit in der Weltgeschichte in Amerika keine solche Sache wie eine unabhängige
Presse. Sie wissen das, und ich weiß es. Es gibt nicht einen von Ihnen, der es wagt, seine ehrliche
Meinung zu schreiben, und wenn Sie es würden, wissen Sie im Voraus, dass sie nie im Druck
erscheinen würde. Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, meine ehrliche Ansicht aus der Zeitung, mit
der ich verbunden bin, herauszuhalten. Andere von Ihnen erhalten ähnliche Vergütungen für
ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der närrisch genug wäre, ehrliche Meinungen zu schreiben,
würde sich auf der Straße wieder finden, um sich nach einer anderen Arbeit umzusehen. (…) Wir
sind die Werkzeuge und Vasallen reicher Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie
ziehen die Fäden, und wir tanzen.“ (33)
Weiters muss in Rechnung gesetzt werden, dass den „Big Money Boys“ nicht nur große Teile der
Medienlandschaft gehörten, sondern dass sie auch Universitäten gründeten und finanzierten, das
Schul- und Bildungssystem beeinflussten, und auf diesem Wege, als respektable „Philanthropen“
auftretend, zusätzliche Macht über die Meinungsbildung der Bevölkerung erlangten. (34)
Seitens der praktischen Politik wurde am 30. Mai 1908 als Reaktion auf die Panik von 1907 vom
US-Kongress der „Aldrich-Vreeland Act“ verabschiedet, mit dem eine Nationale
Währungskommission ins Leben gerufen wurde, um die Ursachen der Bankenpanik zu untersuchen
und Vorschläge abzuliefern, wie dergleichen zukünftig zu verhindern sei. Vorsitzender dieser
Kommission war Nelson Aldrich, Senator aus Rhode Island und Schwiegervater des Sohnes von
John D. Rockefeller. Außerdem ermöglichte es der „Aldrich-Vreeland Act“ den nationalen Banken,
nationale Währungsvereinigungen zu gründen, um bei dringendem Bedarf Geld drucken zu können.
Als Vorsitzender der Nationalen Währungskommission führte Aldrich ein Expertenteam an, das in
Europa das dortige Zentralbankensystem studierte. Wieder zurückgekehrt, lud Aldrich – auch
bekannt als Wall Street Senator, „ein Sprecher des Big Business und der Banken“ (35) – schließlich
im Jahre 1910 zu einem bemerkenswerten Treffen nach Jekyll Island an der Küste Georgias. In
einem dortigen Anwesen, das teilweise J. P. Morgan gehörte, dem Jekyll Island Club, fand sich im
November 1910 bei mildem Sudstaatenklima eine illustre Runde ein, die es auf strengste
Geheimhaltung abgesehen hatte:
- Senator Nelson Aldrich;
- Abraham P. Andrew (Staatssekretär des US-Finanzministeriums);
- Paul M. Warburg (Teilhaber von M.M. Warburg & Co., Partner bei Kuhn, Loeb & Co., sowie „ein
Repräsentant der Rothschild-Bankendynastie in England und Frankreich“ (36));
- Benjamin Strong (Präsident der Bankers Trust Company);
- Frank A. Vanderlip (Repräsentant der National City Bank of New York);
- Henry P. Davison (Repräsentant der J. P. Morgan Company und Gründer der Bankers Trust
Company).
Den geheimen Charakter dieser Zusammenkunft auf Jekyll Island beschrieb Bertie Charles Forbes,
der Gründer des „Forbes Magazine“, Jahre später dergestalt:
„Stellen Sie sich eine Gruppe der berühmtesten Banker unserer Nation vor, wie sie sich aus New
York im Schutze der Dunkelheit in einem Privat-Waggon davonstehlen, heimlich Hunderte von
Meilen Richtung Süden eilen, ein geheimnisvolles Hafenboot besteigen, sich davonstehlen auf eine
Insel, die bis auf wenige Diener verlassen war, um dort eine ganze Woche unter solch strenger
Geheimhaltung zu leben, dass der Name keines einzigen von ihnen je genannt wurde, damit die
Dienerschaft die Identität nicht herausbekommen konnte und der Welt die Geschichte dieser
seltsamsten und geheimnisvollsten Expedition in der Geschichte der amerikanischen Finanzwelt zu
enthüllen.
Ich fabuliere nicht. Ich berichte der Welt zum ersten Mal die wahre Geschichte, wie der berühmte
Wahrungsbericht von Aldrich, die Grundlage unseres neuen Wahrungssystems, geschrieben wurde.“
(37)
Weshalb sahen sich diese gestandenen Männer, die auf Jeckyll Island zusammenkamen, veranlasst,
eine derart hohe Geheimhaltung zu wahren? In einem Beitrag, der erst sehr viel später am 9.
Februar 1935 in der „Saturday Evening Post“ erschien, gab einer der Beteiligten, Frank A.
Vanderlip, diese Antwort:
„Ungeachtet meiner Ansichten über den gesellschaftlichen Wert größerer Öffentlichkeit für die
Angelegenheiten von Unternehmen gab es eine Gelegenheit, etwa zum Jahresende 1910, als ich so
geheimnisvoll, ja geradezu geheimnistuerisch wie ein Verschwörer handelte…Enthüllung, das
wussten wir, durfte nicht geschehen, sonst wären all unsere Zeit und Anstrengung vergeudet. Wäre
es öffentlich geworden, das ausgerechnet diese Gruppe von Menschen zusammengekommen war,
um ein Bankgesetz zu formulieren, hätte es nicht den Hauch einer Chance gehabt, durch den
Kongress zu kommen.“ (38)
Rufen wir uns kurz die schon einmal erwähnte Definition einer „Verschwörung“ ins Gedächtnis
zurück: „Eine Verschwörung ist nichts anderes als eine geheime Übereinkunft einer Reihe von
Männern zur Verfolgung von Vorhaben, die sie sich in der Öffentlichkeit nicht zuzugeben trauen.”
Voilà!
In der Tat schreibt Ron Chernow, der offizielle Biograph der Familie Warburg, im Zusammenhang
mit dem „in aller Abgeschiedenheit“ abgehaltenen Treffen auf Jekyll Island ebenfalls von der
Notwendigkeit der Geheimhaltung – die die Teilnehmer auf Jahre wahrten. „Lange bestritten die
Verschwörer, dass ein solches Treffen stattgefunden hatte. Noch 1928 schrieb Paul, der sich nach
wie vor an das Schweigegelöbnis hielt: ,Obwohl achtzehn Jahre vergangen sind, fühle ich mich
nicht berechtigt, eine Beschreibung dieser äußerst interessanten Besprechung zu liefern, denn
Senator Aldrich hat allen Teilnehmern strenges Stillschweigen auferlegt.‘“ (39) Ferner weist
Chernow darauf hin, dass Jekyll Island ein im November „völlig verlassener Ort“ war, „und daher
für heimliche Zusammenkünfte wie geschaffen.“ (40)
Auf dem Weg nach Jeckyll Island
Nach allem, was man über die Geschehnisse auf Jeckyll Island weiß, gingen die Details des Plans,
der dort ausgearbeitet wurde, um zunächst den Titel „Aldrich Bill“ zu tragen, auf Paul Warburg
zurück, einem Spross der Hamburger Bankiersfamilie Warburg, dessen Bruder Max, der spätere
Vorstand der Deutschen Reichsbank, zu jener Zeit Finanzberater des deutschen Kaisers Wilhelm II.
war. Paul Warburg war fest integriert in der New Yorker Investmentbank Kuhn, Loeb & Co. und mit
dem europäischen Zentralbankensystem bestens vertraut. Insbesondere war er bewandert, was den
Aufbau und die Funktionsweise der Deutschen Reichsbank anging. Im Januar 1907 veröffentlichte
Warburg zwei Artikel, in denen er sich offen für eine Zentralbank in den USA aussprach. Er hob
hervor, „dass eine der wichtigsten Funktionen einer solchen Bank die Verwendungseinschränkung
der Bankaktiva zur Expansion der Bankeinlagen sein würde“. (41) Außerdem sollte es der
Zentralbank erlaubt sein, Wechselpapiere von den Banken verlangen zu können oder einen
Wechselmarkt in den USA zu gründen. „Als die Federal Reserve gegründet wurde, rühmte sich
Warburg seiner entscheidenden Rolle beim Überzeugen der Fed, einen Wechselmarkt in den
Vereinigten Staaten durch die Vereinbarung zu gründen, alle Wechselpapiere von wenigen großen
Banken zu subventionierten Preisen zu kaufen.“ Rothbard meint, dass hierdurch dem Börsencrash
von 1929 ein Weg geebnet wurde, und es sei sicherlich kaum rein zufällig gewesen, dass Warburg
als Vorstandsvorsitzender der International Acceptance Bank (die 1929 von der Manhattan
Company übernommen wurde) und als Direktor der Westinghouse Acceptance Bank sowie als
Gründer des American Acceptance Council zum Hauptnutznießer dieser Neu-Regelung wurde. (42)
Doch das stellte 1907 noch alles Zukunftsmusik dar, als Warburg das nächste Mal am 12. November
als Advokat einer amerikanischen Zentralbank vor einer größeren Öffentlichkeit in Erscheinung
trat, und zwar via eines Beitrags in der „New York Times“, der den Titel „Schwächen unseres
Bankenwesens und was dagegen zu tun ist“ trug. (43)
„Anstelle der durch Staatspapiere gestützten Banknoten favorisierte er eine auf Gold und
Handelswechsel gegründete elastische Währung, bei der die Geldmenge parallel zum jeweiligen
Konjunkturzyklus zu- und abnehmen kann. … Auch die sogenannte Diskontpolitik war in Amerika
unbekannt. Banken, die Schuldverschreibungen von Unternehmen annahmen, legten sie ins
Portefeuille, statt sie in Form flüssiger Mittel auf den Markt zu bringen. Paul wollte eine
Zentralbank schaffen, die Handelswechsel rediskontierte – das heißt, dass sie diese in Notfällen von
örtlichen Banken übernahm und ihnen dafür flüssige Mittel zu Verfügung stellte, die sie den
Hinterlegern auszahlen konnten.“ (44)
Dadurch, dass die Diskontpolitik später mit dem Federal Reserve Act tatsächlich ermöglicht wurde,
wurden die New Yorker Banken in die Lage versetzt, der Konkurrenz in der City of London den
Platz Nummer eins in der globalen Finanzwelt ernsthaft streitig zu machen.
Im Dezember 1907 traf Warburg erstmals auf Senator Aldrich, der von seinem Fachwissen, wie die
Reichsbank Schatzwechsel ausgab, sehr beeindruckt war. Anfang 1908 begann Warburg sodann
eine Vortragsreihe zu halten, die sich dem Thema der zurückliegenden Panik und der Frage, wie sie
hätte verhindert werden können, widmete. Wenig später verabschiedete der Kongress im Mai 1908
den „Aldrich-Vreeland Act“, wodurch Warburg „unversehens in die Wirren der amerikanischen
Politik (geriet): Die Vorlage verlangte die Einrichtung eines nationalen Währungsausschusses zur
Bewertung ausländischer Bankensysteme, der dem Kongress einen Bericht vorlegen sollte und als
dessen Vorsitzender Senator Nelson Aldrich in Betracht gezogen wurde. Da dieser aber nicht über
die erforderlichen Detailkenntnisse im Bankwesen verfügte, stützte er sich weitgehend auf Pauls
Fachwissen.“ (45)
Zusammen mit den anderen Ausschussmitgliedern und Senator Aldrich brach Paul Warburg zu einer
Bildungsreise gen Übersee auf, um das europäische Zentralbankensystem zu studieren, deren
Exponenten in London, Paris und Berlin allesamt private Institutionen darstellten. Seine
Überlegungen, die vom herkömmlichen Aufbau der genannten Zentralbanken abwichen, lauteten:
„Obwohl Paul eine starke Zentralbank befürwortete, war ihm klar, dass man deren Vollmachten
aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit beschneiden musste.“ (46) Daraus leitete sich ab, dass sich
Warburg für eine Zentralbank mit Zweigstellen engagierte, „in der Annahme, dass dieser Vorschlag
mehr Zustimmung finden werde.“ (47)
Mit der Kommission wollte man ferner erreichen, dass die eher unpopuläre Angelegenheit
weitestgehend aus dem politischen Geschehen herausgehalten wurde – wie sich Senator Aldrich
ausdrückte: „Meine Vorstellung ist natürlich, dass alles in der stillsten möglichen Weise getan
werden soll und ohne jede öffentliche Verlautbarung.“ (48)
Rothbard schreibt, dass die Kommission durch Aldrich von vornherein „als eine Allianz von
Rockefeller-, Morgan- und Kuhn, Loeb-Leuten“ geplant wurde. (49)
Sein oberster Berater war denn auch der Gründer der Bankers Trust Company, Henry P. Davison.
Zudem reiste James Stillman mit, der Vorsitzende der National City Bank, der engste Kontakte zu
Morgan und den Rockefellers unterhielt. Ein weiterer Berater, den Aldrich berief, war der HarvardÖkonom Abraham Piatt Andrew, der die eigentliche Forschungsarbeit leitete. Überdies stellte Jacob
Schiff Empfehlungsschreiben für Paul Warburg und Senator Aldrich aus, um ihnen exklusive Türen
in Übersee zu öffnen. (50)
Nach der Bildungsreise, die in zwei Etappen erfolgte, ging die Planung für eine US-Zentralbank im
November 1910 mit einer Währungskonferenz in New York City in ein neues Stadium über. Die
Mitglieder der Kommission waren Ehrengäste der Veranstaltung, an der „eine große Anzahl von
Ökonomen, Währungsanalysten und Repräsentanten der meisten Top-Banken des Landes
(teilnahmen).“ (45) Dazu gehörten Frank Vanderlip, Elihu Root, Thomas W. Lamont, Jacob Schiff
und J.P. Morgan. „Die formellen Sitzungen der Konferenz wurden um Arbeitspapiere von
Kemmerer, Laughlin, Johnson, Bush, Warburg und Conant organisiert, und die allgemeine
Atmosphäre war, dass die Banker und Geschäftsleute die generelle Empfehlung der beiwohnenden
Gelehrten annahmen.“ (51)
Unmittelbar nach der Konferenz „war es nunmehr Zeit für Aldrich, sich von ein paar der obersten
Führungsleute der Finanzelite umfangen in Abgeschiedenheit zu begeben und einen detaillierten
Plan auszuarbeiten, um den sich alle Teile der Zentralbankbewegung scharen konnten.“ (52)
Rothbard legt nahe, dass es wahrscheinlich Henry P. Davison war, der den Einfall hatte, eine kleine
Gruppe von Top-Führungskräften zu einer super-geheimen Konklave einzuberufen, um das Gesetz
für eine Zentralbank zu entwerfen. Dass die Wahl für den Ort des Geschehens auf Jekyll Island fiel,
war letztlich einer Improvisation geschuldet, wie mir Nomi Prins anhand ihrer Recherchen für das
Buch All the Presidents‘ Bankers berichtete:
„Es war die Mitgliedschaft von J.P. Morgan, wie ich in dem Buch beschreibe, die es ihnen erlaubte,
sich überhaupt auf Jekyll Island treffen zu können. Dies war ein sehr exklusiver Club zu der Zeit;
man musste Mitglied sein. Keine dieser Personen war Mitglied, und J.P. Morgan war nicht bei dem
Treffen dabei, das stattfand.
Tatsächlich plante Nelson Aldrich noch nicht einmal, nach Jekyll Island zu gehen oder darum zu
bitten; er wollte, dass diese Sitzungen auf seinem Anwesen in Rhode Island stattfinden würden,
gewiss immer noch weg von der Öffentlichkeit, aber auch, um auf seinem eigenen Anwesen zu sein,
das nördlich von New York und sicherlich nördlich von Georgia lag, was dort ist, wo sich Jekyll
Island befindet. Aber er wurde von einem Straßenbahnwagen in Manhattan in New York City
getroffen, während er dort zu Besuch war, um mit Morgan und einigen anderen Leuten über diese
ganze Idee zu sprechen. Er befand sich noch auf dem Wege der Besserung und war sich nicht
sicher, ob er überhaupt hingehen würde, und das war der Zeitpunkt, als J.P. Morgan vorschlug, in
dieses Gebiet zu gehen, um dies zu erledigen, und die Einladung gab. Viele Vorkehrungen wurden
auf Jekyll Island getroffen, um diese Menschen kommen zu lassen, weil es immer noch November
war; es war noch keine Saison. Jekyll Island war im Dezember und Januar in Saison, wenn alle
reichen Familien für den Urlaub kommen, und all die reichen Männer reden und all die reichen
Damen und Kinder herumhängen und spielen würden.
Aber dieses Treffen geschah wegen J.P. Morgan und auch Nelson Aldrich, dessen Sohn Winthrop
Aldrich der Chef der Chase Bank für zwei Jahrzehnte wurde, und dessen Großneffe, David
Rockefeller, auch der Chef der Chase für zwei Jahrzehnte wurde, und dessen anderer Großneffe,
Nelson Rockefeller, wurde der viermalige Gouverneur von New York. Diese Familienlinie, die in
dieser Zeit der Federal Reserve begann, war bis vor kurzem also ebenfalls evident.
Das Interesse der Banker bestand in der Sicherstellung, dass es in einer Paniksituation eine
Federal Reserve gäbe, die die Banken absichern würde, so dass es zu keiner größeren Krise käme,
und dass sie nicht ihr eigenes Geld einsetzen oder herumschnorren müssten, um herauszufinden,
wie man sich selbst oder ihr System rettete. Das war der Anstoß für die Fed – eine konsolidierte
Entität zu haben, die in der Lage war, Währung schöpfen zu können, um sie in Panikzeiten zu
unterstützen. Und von der amerikanischen Regierungssicht betrachtet, von William Taft, der der
Präsident nach Teddy Roosevelt war, und Woodrow Wilson, der Präsident nach ihm – sie beide
glaubten, dass eine Federal Reserve erforderlich war – und das ist nicht das, was oft in Geschichte
diskutiert wird, aber es ist in meinem Buch –, um die Macht Amerikas im neuen Jahrhundert zu
fördern. Diese Idee, eine konkurrenzfähige Zentralbank zu haben, die sich mit den Privatbanken
deckte, war etwas, das diesen Präsidenten beider Parteien sehr wichtig war; beide hatten sehr
starke persönliche Verbindungen zu den Morgans, zu den Aldrichs und den Rockefellers und zu
anderen Familien, die den Geld-Trust zu der Zeit lenkten.“ (53)
Unter dem Stichwort der „Förderung amerikanischer Macht im neuen Jahrhundert“ schreibt Prins in
ihrem Buch All the Presidents‘ Bankers:
„Offiziell ist die Federal Reserve als Reaktion auf die Panik von 1907 und früheren gegründet
worden. Aber ihre Hauptaufgabe war es, den Rang der Vereinigten Staaten in globalen
Finanzaktivitäten im Vergleich zu europäischen Zentralbanken zu erhöhen, und als ein Ergebnis
dessen die amerikanische Banker-Dominanz daheim wie in Übersee zu stärken. Sie diente als die
doppelte Rolle der Verewigung der Macht des Präsidenten und die der Banker, und als solche, trotz
der publizierten Meinungsverschiedenheiten in der Sache, diente sie der Allianz der beiden.“ (54)
Die entscheidende, weil nunmehr konkret werdende Phase auf dem Wege dorthin begann am 22.
November 1910, als die Gruppe ihre geheimniskrämerische Reise in Richtung Jekyll Island
startete.
Frank Vanderlip, der während der folgenden zehn Tage das Protokoll führte, nannte die
Zusammenkunft später „das anregendste geistige Erlebnis seines Lebens“. (55)
Der einzige strittige Punkt, der im Jekyll Island Club zutage trat, war der, dass Aldrich schlicht eine
„Zentralbank nach europäischem Modell“ wollte, „wohingegen Warburg und die anderen Banker
darauf bestanden, dass die Realität der zentralen Steuerung von der politisch schmackhaften
Tarnung ,Dezentralisierung‘ verhüllt werden sollte. Es ist amüsant, dass die Banker die politisch
Scharfsinnigeren waren, während der Politiker Aldrich auf politische Überlegungen verzichten
wollte. Warburg und die Banker siegten, und der endgültige Entwurf war im Grunde der WarburgPlan mit einer dezentralen Patina, die von Morawetz übernommen wurde.“ (56)
Scharade
Nach dem Treffen auf Jekyll Island hätte Senator Aldrich eigentlich in Washington intern einen
Bericht dazu vorlegen sollen; da er aber noch immer nicht ganz genesen war, übernahmen diese
Aufgabe stattdessen Frank Vanderlip und Henry Davison. (57)
Der „Aldrich Bill“, der auf dem „abgeschiedenen Schlupfwinkel in Georgia” ausgearbeitet wurde,
sah die „Schaffung einer Nationalen Reserve-Vereinigung mit fünfzehn Großregionen” vor,
„gelenkt von einem Direktorium aus Geschäftsbankern, aber von der Bundesregierung ermächtigt,
wie eine Zentralbank zu agieren, Geld herzustellen und Reserven an Privatbanken zu verleihen.“
(58) Der im Januar 1911 verkündete Gesetzesentwurf, demzufolge das Geldmonopol quasi auf die
privaten Bankiers übergehen sollte, um „Wettbewerb zu reduzieren und den Profit zu steigern“, (59)
würde letztlich der Unterschrift des US-Präsidenten bedürfen. Es bestanden keinerlei Zweifel daran,
die Unterschrift des damaligen US-Präsidenten William Howard Taft zu erhalten. Trotzdem
unterstützte man im kommenden Wahlkampf zusätzlich den nach wie vor populären Ex-Präsidenten
Theodore „Teddy“ Roosevelt, der als Kandidat der neugegründeten Progressive Bull Moose Party
aufgestellt wurde – womit absehbar war, dass dem Republikaner Taft viele Wahlstimmen
abgenommen werden würden. Umso wichtiger war es, den Kandidaten der Demokraten auf der
eigenen Seite zu wissen. Dies war Woodrow Wilson, ehemals Professor an der Universität
Princeton, der die finanzielle Unterstützung unter anderem von Jacob Schiff genoss, dem Kopf von
Kuhn, Loeb & Company. (60)
Wilson gewann die Präsidentenwahl von 1912 mit deutlichem Abstand für die Demokraten –
welche zudem die Mehrheit im Kongress und im Senat errangen. Manche der neuen Abgeordneten,
die in die beiden Häuser der Legislative einzogen, waren von den Vertretern des „Money Trusts“
finanziert und auf ihr Ziel, eine Zentralbank nach der Blaupause des Jeckyll Island-Plans zu
etablieren, fest eingeschworen. Was den neuen Präsidenten anging, so wurde Wilson vor allem von
Edward Mandell House im Sinne der finanzstarken Interessen, die im Hintergrund wirkten, betreut.
„Colonel“ House, ein Morgan-Mann durch und durch, wurde von Wilson schlicht als dessen „AlterEgo“ bezeichnet. Und um die Öffentlichkeit vollends hinters Licht zu fuhren, taten manche Banker,
die von der Gesetzesvorlage immens profitieren sollten, nach außen hin so, als ob sie rigoros gegen
diese eingestellt gewesen wären. (61)
Während des Wahlkampfs, der von ihm vordergründig gegen die Interessen der Großbanken des
„Money Trusts“ geführt wurde (62), mied Wilson das Thema einer amerikanischen Zentralbank
weitestgehend, um keine Stimmen zu verlieren, setzte sich aber sogleich nach der Wahl dafür ein,
dass konkrete Schritte zur Schaffung einer Zentralbank eingeleitet wurden. Diese Aufgabe fiel
insbesondere dem demokratischen Kongressabgeordneten Carter Glass zu, der Paul Warburg
zunehmend in den Hintergrund drängte. Zuvor war der Aldrich-Plan im Januar 1912 zur
Abstimmung im Parlament vorgelegt worden und prompt durchgefallen. Also ließ man den Namen
des Republikaners Aldrich im Titel des Gesetzentwurfes fallen und verkaufte ihn fortan als
Anliegen der Demokraten.
„Die Einzelheiten der Spaltungen und Manöver im Bankenreformlager während 1912 und 1913, die
die Historiker lange faszinierten, sind im Grunde trivial gegenüber der grundlegenden Geschichte.
Sie drehten sich größtenteils um die erfolgreichen Bemühungen von Laughlin, Willis und den
Demokraten, den Namen Aldrich über Bord zu werfen. Darüber hinaus hätten die Banker
bevorzugt, dass der Vorstand der Federal Reserve von den Bankern selbst ernannt worden wäre,
aber den meisten Reformern war klar, dass dies politisch nicht schmackhaft gewesen wäre.“ (63)
Im Dezember 1913, kurz vor Weihnachten, wurde der „Aldrich Bill“, der nunmehr „Currency Bill“
beziehungsweise „Glass-Owen Bill“ hieß, um weniger offensichtlich mit den „Big Money Boys“ in
Verbindung gebracht werden zu können, dem Kongress zur Abstimmung vorgelegt. (64) Inhaltlich
hatte es leichte Abänderungen gegeben – „kosmetische Änderungen“ (65) –, wie jene, wonach
nunmehr dem Präsidenten und dem Kongress das Recht zustand, die Vertreter des Federal Reserve
Board zu bestimmen. Gleichwohl würde dieses oberste Komitee mit den zwölf regionalen Banken
des Federal Reserve Systems „hinter verschlossenen Türen arbeiten … ohne Aufsicht oder
Kontrolle durch den Kongress“ (66) – was auf eine hohe politische Unabhängigkeit von allen
staatlichen Institutionen hinauslief. Zumal die zwölf Regionalbanken des Federal Reserve Systems,
von der die New Yorker Fed im sogenannten „Empire State“ die Mächtigste sein sollte, jenen
Privatbanken anteilig gehören würden, deren Top-Vertreter drei Jahre zuvor insgeheim auf Jeckyll
Island wegbereitend zusammengekommen waren. Wie der Rechtsanwalt Alfred Crozier hinsichtlich
eines wesentlichen Statuts aus der Gesetzespräambel, nämlich dem Auftrag „eine elastische
Währung bereitzustellen“, vor dem Banken- und Währungsausschuss des US-Senats aussagte:
„Die imperiale Macht der Elastizität der öffentlichen Währung wird ausschließlich von jenen
zentralen Konzernen ausgeübt, denen die Banken gehören. Es ist eine Macht über Leben und Tod
aller lokalen Banken und aller Unternehmen. Sie kann benutzt werden, um Wohlstand zu schaffen
oder zu zerstören, um Verknappungen und Paniken zu verhindern oder herbeizuführen. Durch
künstlich hervorgerufene Verknappung des Geldes können die Zinssätze beliebig angehoben und die
Banksteuer auf jegliche Art von Geschäften und die Lebenshaltungskosten erhöht werden, zum
Profit jener Banken, denen diese regionalen Zentralbanken gehören und ohne den geringsten
Nutzen für das Volk. Diese zwölf Unternehmen decken zusammen das gesamte Land ab und bilden
ein Monopol, und benutzen jeden einzelnen Dollar der allgemeinen Währung und die gesamten
Staatseinnahmen der Vereinigten Staaten für ihren privaten Gewinn. Nicht ein Dollar kann ohne die
Zustimmung dieser zwölf privaten Geldtrusts von der Regierung im Volk in Umlauf gebracht
werden und das nur zu ihren Bedingungen.“ (67)
Der Gesetzentwurf zur Schaffung einer Zentralbank der USA erhielt am 19. und 22. Dezember
1913, als sich einige Abgeordnete wegen der bevorstehenden Weihnachtstage schon außerhalb
Washingtons befanden, die erforderlichen Mehrheiten im Repräsentantenhaus und Senat, um
anschließend von Präsident Wilson am 23. Dezember unterzeichnet zu werden. Damit war das
Bundesgesetz für eine US-Zentralbank verabschiedet, und „fünf Jahre der Planungen, Korrekturen
und Kompromisse unter diversen Politikern und interessierten Bankengruppen unter der Führung
der großen Interessengruppen der Finanz, darunter die Morgans, Rockefellers und die Kuhn, Loebs,
zusammen mit ihren Ökonomen und Technikern“, fanden ein erfolgreiches Ende. (68) Die Ironie
hinter alledem unterstreicht der Fed-Historiker William Greider, denn „die Fed könnte in
Wirklichkeit die finanzielle Macht genau der Banker bewahrt haben, von denen die Öffentlichkeit
dachte, dass sie endlich unter Kontrolle gebracht worden seien.“ (69)
Nachdem das Gesetz von Wilson unterzeichnet worden und damit in Kraft getreten war, erreichte
Edward Mandell House, das „Alter-Ego" des Präsidenten im Weißen Haus, am gleichen Tag ein in
New York City abgeschicktes Dankesschreiben aus der Feder von Jacob Schiff:
Mein lieber Colonel House,
ich möchte mich bei Ihnen bedanken für die stille, aber zweifellos effektive Arbeit, die Sie im
Interesse der Währungsgesetzgebung geleistet haben, und Sie dazu beglückwünschen, dass die
Maßnahme schließlich gesetzlich verankert wurde. Wir alle wissen, dass eine rundum perfekte
Gesetzesvorlage ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, und ich bin mir ziemlich sicher, dass
redliche Männer zugeben werden, dass wir wahrscheinlich gar keine entsprechende Gesetzgebung
gehabt hätten, wenn der Präsident in seiner Haltung nicht so fest geblieben wäre. Das Gesetz ist in
vieler Hinsicht gelungen, jedenfalls für den Anfang, die Erfahrung wird uns zeigen, inwiefern es
noch verbesserungswürdig ist, so dass wir es zu gegebener Zeit noch perfektionieren können.
Jedenfalls haben Sie allen Grund, mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Ich denke, dieses Gefühl
wird Ihre Ferienlaune heben und verbleibe mit den besten Wünschen. (70)
Indem die Banker ein ihnen genehmes, noch ausbau- und gestaltungsfähiges Gesetz erhielten, das
ihnen nicht zuletzt erlaubte, nunmehr Zweigstellen in Übersee zu eröffnen, (71) endete zugleich
strenggenommen auch die Verschwörung – ganz in diesem Sinne: „Wenn man die Spielregeln selbst
bestimmt hat, braucht man keine Verschwörung mehr.“ (72)
Jene Spielregeln sehen vor, dass die Federal Reserve seither in den Genuss von „Privilegien wie
keine andere Behörde in Washington“ kam: „(S)ie erhöhte selbst ihre Einkünfte, bestimmte selbst
ihr Budget und legte nichts davon dem Kongress vor”, während die obersten „sieben Gouverneure
sich die Macht mit den Präsidenten der zwölf Reservebanken teilten, wovon jede die Privatbanken
in ihrer Region bediente”, und „die Handelsbanken Anteile an jeder der zwölf Federal Reserve
Banken hielten.“ (73)
Heißt das nun, dass es sich beim Federal Reserve System um eine Institution handelt, die sich in
Privatbesitz befindet? Die Antwort muss in gewisser Weise „Jein“ lauten. „In Wirklichkeit ist die
Federal Reserve weder ein Arm der Regierung noch privatwirtschaftlich organisiert. Sie ist ein
Hybrid. Sie ist ein Zusammenschluss großer Geschäftsbanken, dem vom Kongress besondere
Privilegien gewährt wurde. Eine genauere Beschreibung könnte lauten, sie ist ein von
Bundesgesetzen geschütztes Kartell.“ (74)
Anders formuliert: Gewiss befindet sich eine Fed-Regionalbank wie die Federal Reserve von New
York in privaten Händen (wiewohl sich die Experten darüber bis zum heutigen Tage streiten, ob es
sich bei ihnen auch tatsächlich um Privatbanken handelt); anders sieht es aber mit dem Federal
Reserve System selber aus. Dieses „System" liegt mitnichten in privaten Händen, sondern stellt eine
– im deutschen Sprachgebrauch ausgedrückt – öffentlich-rechtliche Anstalt dar, die in vielfältigen
Streben in das System der Verfassung eingebaut ist und letzten Endes Macht und Legitimität aus
Artikel 1, Sektion 8 der US-Verfassung bezieht. Das Federal Reserve System ist auch nicht wirklich
durch und durch unabhängig; zum einen ist es die Bank des U.S. Treasury, zum anderen unterliegt
es der nominalen Aufsicht des Kongresses. Andererseits ist zu unterstreichen: die monetäre Politik,
zu der sich die Federal Reserve entschließt, bedarf weder der Genehmigung des US-Präsidenten
noch von irgendwem sonst in der Exekutive oder Legislative. Wie der ehemalige Fed-Vorsitzende
Alan Greenspan es auf den Punkt brachte: „Ehrlich gesagt ist es egal, wer Präsident ist, soweit es
die Fed angeht. Es gibt keine anderen Behörden, die die Aktionen, die wir vornehmen, überstimmen
können." (75)
Weitere Krux: Gegenüber der Öffentlichkeit wurde die Fed „als Reservebank (verkauft), die helfen
würde, der Öffentlichkeit Kredite anzubieten, den Kleinbauern, den kleinen Banken, die Amerika
generell durch die Kreditbereitstellung für das System helfen würde, wenn es negative finanzielle
Situationen gäbe.
Realität ist aber, dass die Fed von Anfang gestaltet wurde, um die größten Banken zu schützen, die
zufällig auch die am stärksten politisch, sozial und persönlich verbundenen Institute in den
Vereinigten Staaten waren, und so funktionierte sie fort. Deshalb hielt sie all die Fusionen aufrecht,
die im Laufe des Jahrhunderts auftraten; deshalb stellte sie Liquidität zum Vorteil der größten
Banken bereit; und deshalb sind die großen sechs Banken heute größer – sie sind nicht alle
dieselben sechs Banken wie damals, es sind größere Ableitungen von ihnen –, und sie sind größer
als sie es jemals zuvor gewesen sind, und sie erhalten mehr Federal Reserve-Subventionen als je
zuvor; und die Federal Reserve hat eine größere Bilanzsumme als je zuvor.“ (76)
William Greider schrieb zum Sachverhalt der Privat-Interessen in seinem Standardwerk zur Fed,
Secrets of the Temple:
„Die Präsidenten der Reserve Banken wurden nicht in Washington berufen, sondern von jedem
jeweiligen Distrikt-Vorstand gewählt. Sechs von neun Direktoren wurden in jedem Fall wiederum
ihrerseits von den Geschäftsbanken gewählt, den ,Mitgliederbanken‘ des Federal Reserve Systems.
Wenn die Fed die Hauptfragen der Regulierung der Geldumlaufmenge entschied, wurden ihre
Debatten und Abstimmungen in einem Hybrid-Komitee durchgeführt, das die zwei Ebenen
kombinierte, bekannt als Federal Open Market Committee. Bei FOMC-Entscheidungen hatten die
Gouverneure sieben Stimmen und die Präsidenten der Reserve Banken hatten fünf Stimmen, die
jährlich unter den Distrikten wechselten. Nur der Präsident der New York Fed, wichtiger als jede
andere, musste nicht teilen; er stimmte bei allen Treffen ab. Drum beschwerten sich Kritiker, dass
die Regulierung des Geldes der Nation teilweise durch Repräsentanten von Privat-Interessen
entschieden würde – den Banken.“ (77)
An dieser Stelle verweist Greider darauf, dass eine der wichtigsten, unerbittlichsten Kritiken an der
Fed, namentlich die von Wright Patman, in dem Buch A Primer on Money zusammengefasst wurde,
„das er als Vorsitzender des Subcommittee on Domestic Finance schrieb, veröffentlicht vom House
Banking Committee im Jahre 1964.“ (78)
Greider fährt fort in Sachen Fed-Struktur: „Um das Bild weiter zu verkomplizieren und zu
verdunkeln hielten die Geschäftsbanken Anteile an jeder der zwölf Federal Reserve Banken, was
viele dazu irreführte anzunehmen, dass das Federal Reserve System „privat besessen“ werde.
Tatsächlich waren die Anteile eine spärlich entwickelte Eigenschaft einer System-Mitgliedschaft,
die viele populistische Kritiker verwirrte und erregte, aber praktisch keine Bedeutung besaß. Die
Federal Reserve war Regierungseigen, einschließlich der zwölf Federal Reserve Banken, und keine
private Entität. Geschäftsbanken besaßen einen Vorzugszugang und Einfluss bei der Fed, aber das
interne Machtverhältnis gab dem Board of Governors, das von Washington ernannt wurde, mehr
Befugnisse als den Präsidenten der zwölf Federal Reserve Banken. Wenn ein regionaler Vorstand
seinen neuen Präsidenten auswählte, konnte der Vorsitzende der Heimatbehörde der Fed Veto
dagegen einlegen.“ (79)
Greider unterstreicht, dass das Federal Reserve System von anderen Zentralbanken abwich, insofern
es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht demokratisiert wurde – bedeutend, dass die Fed keine direkte
Order von der Regierung entgegennimmt. (80)
Über den privaten Charakter der Fed verlautbarte dagegen der Oberste Gerichtshof der USA in
einem Urteilsspruch aus dem Jahre 1928:
„Vermittlungen (Instrumentalities) wie die nationalen Banken oder die Federal Reserve Banken, in
denen private Interessen vorhanden sind, sind keine Abteilungen der Regierung. Sie sind private
Unternehmen, an denen die Regierung ein Interesse hält.“ (81)
Bezüglich einer Klage im Rahmen des Freedom of Information Act (FOIA), die der
Nachrichtendienst Bloomberg gegen die Fed anstrengte – Bloomberg LP v. Board of Governors of
the Federal Reserve System, 08-CV-9595, U.S. District Court, Southern District of New York
(Manhattan) –, wurde 2009 berichtet:
„Die New York Fed ist eine von 12 regionalen Federal Reserve Banken und die, die mit der
Überwachung der Kapitalmärkte betraut ist. Sie verwaltet auch Notfallkreditprogramme von $1.7
Billionen. Während das in Washington ansässige Board of Governors der US-Notenbank eine
Bundesbehörde ist, die unter den Freedom of Information Act und andere staatliche Vorschriften
fällt, bleiben die New York Fed und andere regionale Banken dabei, dass sie eigene Einrichtungen
sind, die durch ihre Mitgliedsbanken besessen werden und nicht unter Einschränkungen des Bundes
fallen.“ (82)
Yvonne Mizusawa, Senior Council des Board of Governors des Federal Reserve Systems, bestätigte
den Privatbanken-Charakter der regionalen Reserve Banken bei einer Anhörung am 11. Januar 2010
in einem weiteren FOIA-Fall. (83)
Es scheint ein wenig, als läge wohl eher William Greider daneben, was den teilweise privaten
Charakter der 12 Regionalbanken der Fed angeht.
Letztlich verschmolzen durch den Glass-Owen Bill die konkurrierenden Ansätze, die schon vor der
Bankenpanik von 1907 auftauchten – sprich der Vorschlag für eine Zentralbank, die sich in reinem
Privatbesitz befinden sollte, und der Vorschlag für eine Zentralbank, die Teil des U.S. Treasury hätte
sein sollen. „Der Glass-Owen Bill”, so der US-Ökonom L. Randall Wray, „teilte den Unterschied
mit Privatbesitz und einem dezentralisierten System auf, aber mit dem Finanzminister und dem
Vorsitzenden der Bankenaufsicht im Vorstand sitzend. Das dezentralisierte System sollte angeblich
eine ,angemessene Vertretung der finanziellen, industriellen und handelsgeschäftlichen Interessen
und geographischen Unterschiede des Landes‘ sicher stellen. Der Vorstand sollte ,eine deutlich
überparteiliche Organisation und gänzlich von der Politik getrennt‘ sein. Laut Paul Warburg sollte
die Führung und Überwachung von einem ,System von Kontrollen und Gegenkontrollen‘ gepflegt
werden, ,ein lähmendes System, das mit der einen Hand Macht gibt und sie mit der anderen
wegnimmt.‘ Die Idee war mit anderen Worten, dass die Fed durch die Gewährleistung einer breiten
Interessensvertretung von einem ,Zusammenprall der Interessen‘ gehemmt werde, um den Schaden,
den sie womöglich verursachen würde, zu reduzieren.“ (84)
Interessant an der Konstellation der regionalen Ableger des Federal Reserve Systems ist, dass diese
zwar einerseits mit der Aufsicht über die Banken beauftragt sind, dass sie andererseits aber letztlich
von eben jenen Banken kontrolliert werden. Auch darf man sich getrost die Frage stellen, in
welchem Interesse eine solche Einrichtung im Endeffekt agiert. „Wenn das Interesse des
Bankensektors und des Landes synchron zueinander läuft, funktioniert die Fed oftmals sehr gut“,
erklärte mir dazu der Wirtschaftswissenschaftler Norbert Häring. „Falls und insoweit die Interessen
der Wall Street in Konflikt mit den Interessen der Otto-Normal-Verbraucher geraten, dürften die
Otto-Normalverbraucher meistens hinten runter fallen.“ (85)
Ähnlich urteilte der Ökonom und ehemalige Staatssekretär des US-Finanzministeriums Paul Craig
Roberts, als ich ihn nach seiner Einschätzung der Leistung des Federal Reserve Systems in den 100
Jahren seines Bestehens fragte.
Paul Craig Roberts: Es hat für den Reichtum der Banken gearbeitet und sie mit der Liquidität
versorgt, die sie wollten. Für die breite Öffentlichkeit hat es kläglich gearbeitet. … Wir hatten eine
Reihe von Inflationen, und die Federal Reserve hat uns die Große Depression beschert. Sie
bescherte uns den Finanz-Crash im Dezember 2007. Sie beschert uns das aktuelle, beispiellose
Drucken von US-Dollar. Also, vom Standpunkt der Öffentlichkeit ist sie nachweislich ein Fehler,
aber für die Banken als Anbieter endloser Liquidität ist sie erfolgreich gewesen. … Das Problem
ist, dass die Federal Reserve kreiert wurde, um den Banken zu dienen. Und die Banken wollten
einen Kreditgeber der letzten Instanz, und im Laufe der Zeit waren sie erfolgreich bei der
Umwandlung der Federal Reserve zu ihrem direkten Funktionär.
Zunächst musste sie verkleidet werden, weil die Öffentlichkeit gegen die Banken war, aber wie die
Zeit voranschritt, waren die Banken in der Lage, die Fed mehr und mehr offen zu verwenden, auch
wenn sie noch immer nicht vollständig offen sein können. Zum Beispiel wird uns gesagt, dass das
aktuelle Ziel der Quantitativen Lockerung jenes ist, die Wirtschaft anzukurbeln, um sehr niedrige
Zinsen anzubieten und um die Kreditvergabe an Verbraucher und Investitionen zu stimulieren, um
so eine wirtschaftliche Erholung herbeizubringen, die nach fünf Jahren der Quantitativen
Lockerung noch immer zu fehlen scheint. Aber der eigentliche Zweck ist natürlich nicht, eine
Erholung herbeizubringen; der eigentliche Zweck ist es, die Bilanzen der großen Banken zu
unterstützen, die als Too Big To Fail erklärt wurden. Der Zweck der Tausend Milliarden US-Dollar,
die jährlich an Anleihen durch die Federal Reserve gekauft werden, ist der, die Preise von Anleihen
hochzutreiben. Alle Schuldenpreise steigen zusammen; wenn sie also die US-Treasury-Anleihe auf
einen sehr hohen Preis und sehr niedrigen Zinssatz bekommen, hebt das die Preise der mit
Schulden verbundenen Derivate in den Bilanzen der Banken und macht sie solvent. Also, der
eigentliche Zweck der Quantitativen Lockerung ist, die Solvenz und die Bilanzen der Banken zu
unterstützen. (86)
Nomi Prins, die ehemals als Geschäftsführerin bei Goldman Sachs an der Wall Street arbeitete,
antwortete mir in einem Interview auf die Frage, ob die USA die Federal Reserve tatsächlich
bräuchten:
Nomi Prins: Das US-Bankensystem braucht die Fed, denn ohne ihre Subventionen wäre es im Laufe
der Jahre wohl viele Male gescheitert, sicherlich im Laufe der letzten Jahre. Aber wieder ist es
wirklich wichtig zu wissen, dass … sie vom Beginn der Fed an die Fed benötigten. Die Fed ist
gleichermaßen eine Bank für die Banken, wie sie ein politisches Finanzmachtinstrument für die
Regierung ist. Die Regierung glaubt, sie brauche die Fed, um die größten Institute zu
subventionieren und zu retten, die auf verschiedenen Wegen mit der Regierung integriert sind.
Diese Banken handeln mit der Öffentlichkeit, wir geben ihnen unsere Einlagen, die Steuerzahler
subventionieren ihre Fehler und ihre Rettungsaktionen. Aber zur gleichen Zeit sind die
Philosophien der politischen und finanziellen Elite-Mitglieder von Amerika hinter der Fed in Linie
gebracht.
Brauchen wir also die Fed? Die Öffentlichkeit braucht die Fed nicht. Die Aktivitäten, die die Fed
zur Verfügung stellt, die die Öffentlichkeit betreffen, wie das Manövrieren der Zinssätze oder so
weiter, könnten durch das Schatzamt durchgeführt werden, obwohl das Schatzamt die größten
Bankeninstitute ebenso subventioniert und politisch, persönlich, sozial und finanziell unterstützt
hat. Ja, es ist hilfreich, über eine Entität zu verfügen, um die Zinssätze zu halten, aber das ist nicht
wirklich das, was die Fed als ihre volle Arbeit tut; was sie tut und was sie getan hat, ist, ein
fehlerhaftes Bankensystem in der Verkleidung der Regulierung dieses Bankensystems zu
subventionieren und die Gesamtkreditverfügbarkeit an das Land zu schützen, worüber sie
tatsächlich keine Macht hatte. Das war eine der Lügen, unter denen sie vor 100 Jahren geschaffen
wurde.
Und ist die Fed nicht zu einer internationalen Rettungsbank geworden?
Nomi Prins: Ja, aufgrund der ganzen Globalisierung des Finanzwesens, die in unterschiedlicher
Weise während des vergangenen Jahrhunderts stattfand. Die amerikanischen Banken sind nicht die
einzigen Banken, die sich gegenüber Finanzkrisen in Gefahr befinden. Diese Krisen sind
zunehmend global und werden es auch in Zukunft sein. Wenn die Fed also beschließt, die großen
amerikanischen Banken zu schützen, muss sie ihre größten Gegenparteien schützen, die aufgrund
der Art des globalisierten Finanzwesens europäische Banken einschließen, die asiatische Banken
einschließen, sie schließen im Grunde alle wichtigsten Gegenparteien der großen sechs Banken mit
ein.
Aber nicht nur das – die Politik der Fed selbst, die Idee, um zu subventionieren, und die
Philosophie dahinter globalisiert sich ebenso. Die Fed hat ihre Politik, wie wir in den letzten
Jahren gesehen haben, in Europa hineingedrückt. Wir haben nunmehr in ganz Europa eine effektive
Nullzinspolitik zusammen mit der Subventionierung und der Rettung und künstlichen Stärkung der
größeren Institute auf Kosten der kleineren Institute und Stärkung der größeren Länder auf Kosten
der kleineren Länder. Dies ist eine institutionalisierte Politik, die die Fed fördert, genauso wie das
Finanzministerium und die Regierung der Vereinigten Staaten. Das ist eine Kooperationsförderung,
die ebenfalls global geworden ist. (87)
So könnte man denn aus alledem schließen, dass es ein wesentliches Problem unserer Zeit darstellt,
wenn sich die Zentralbank der USA mehr oder minder in privaten Händen mitbefindet. Ich wandte
mich an F. William Engdahl mit der Frage, ob es normal sei, dass eine Zentralbank von einem
privaten Banken-Kartell gebildet wird, das in diesem Fall die Geldpolitik der USA durchführen
kann – worauf er antwortete:
F. William Engdahl: Lassen wir den Begriff „normal" einmal außen vor, denn das ist die Richtung,
in die diese Geld-Interessen die ganze Welt zu treiben versuchen, um das Welt-Bankensystem von
jeder Art partizipativen Drucks der Wähler zu entkoppeln. Die Federal Reserve wurde, wie Sie
wissen, im Jahre 1913 geschaffen. Sie wurde … zwei Tage vor Heiligabend im Jahre 1913
verabschiedet und innerhalb weniger Stunden von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet, von
dem einige Leute sagen, dass er als Präsident eingesetzt wurde – er war zuvor der Präsident der
Princeton University und dann Gouverneur von New Jersey –, dass er durch das Geld von JP
Morgan, Rockefeller und so weiter als Präsident mit dem alleinigen Zweck eingesetzt wurde, um als
Demokrat eine linke Verkleidung, wenn Sie so wollen, für die Schaffung der Federal Reserve zu
geben. Es war ein sehr umstrittener Gesetzesvorschlag, um den schon lange vor der Finanzkrise
von 1907 gestritten wurde.
Tatsache ist, und nur wenige Amerikaner sind sich dessen überhaupt bewusst – sie denken, dass der
Präsident einen Vorsitzenden der Federal Reserve vorschlägt, und also ist die Federal Reserve eine
staatliche Behörde. Das ist sie mitnichten. Die verschiedenen regionalen Banken der Federal
Reserve – die Dallas Fed, die San Francisco Fed, die St. Louis Fed, und vor allem als das primäre
Zwischenstück: die New Yorker Fed – sind Aktiengesellschaften, zu deren Aktieninhabern
Unternehmen wie AIG, JPMorgan Chase und so weiter gehören. Das sind also Einheiten in
Privatbesitz, aus denen sich das Federal Reserve System zusammensetzt. Und das ist der Kern des
Problems.
Der Vorsitzende der Federal Reserve hat einen wesentlichen Auftrag: die Macht der Großbanken zu
bewahren – wie eine Kongress-Anhörung sie in den 1920er Jahren nannte: die "Money Trust"Banken. Und das sind in Wirklichkeit nur etwa acht oder höchstens neun Institutionen, würde ich
schätzen, die wirklich die weltweiten Multi-Billionen-Derivate, den Verbriefungsbetrug und die
Politik des US-Finanzministeriums in Washington völlig dominieren. Die privat geführte Federal
Reserve ist, glaube ich, eines der Hauptprobleme für den Ruin der amerikanischen Industrie- und
Sozialwirtschaft seit, sagen wir, der Abkopplung vom Gold im August 1971 ganz gewiss, und selbst
noch davor.
Wenn all dies wahr ist, dann ist es umso wichtiger zu verstehen a), wie der Federal Reserve Act
in Kraft gesetzt wurde, und b), wie das Federal Reserve System tatsächlich funktioniert. Ich
denke, in Bezug auf a) könnten Sie vielleicht ein bisschen über die Bankenpanik von 1907
sprechen. Wer steckte dahinter?
F. William Engdahl: Na ja, Überraschung, Überraschung: Es waren das House of Morgan und
seine Freunde. Sie schufen einen Run auf eine große unabhängige Bank in New York City und
lösten
damit das aus, was die Panik von 1907 wurde. Sie verwandelte sich in eine industrielle,
wirtschaftliche Depression in Amerika mit einer riesigen Arbeitslosigkeit. Durch die Panik und ihre
Lobbyarbeit bekamen sie den Kongress dazu, für die Einrichtung einer nationalen
Währungskommission zu stimmen, um zu prüfen, wie zukünftige Paniken zu verhindern wären. Nun,
es war eine Panik, die durch das House of Morgan und Freunden entwickelt wurde, und der Weg,
um in der Zukunft Paniken zu verhindern, würde der sein, ihnen die Kontrolle über das Geld der
Nation zu geben – weg vom Kongress, wo es nach Artikel 1, Abschnitt 8 der Verfassung hingehörte,
und hin zum Kartell der Privatbanken, die die New Yorker Federal Reserve Bank bilden, welche
bewusst so gestaltet wurde, dass sie die mächtigste aller Banken im Federal Reserve System ist.
Und dann wurde der Federal Reserve Act verabschiedet. Wie funktioniert das Federal Reserve
System?
F. William Engdahl: Grundsätzlich hat es unbegrenzte Macht, Geld zu drucken, um es im populären
Jargon auszudrücken. Dies ist es, was wir Ben Bernanke seit 2008 tun sehen, dies sind Billionen
von Dollar, aber natürlich weigert sich Bernanke, irgendwelche großen Details darüber
preiszugeben, was sie tatsächlich mit den Banken tun und welche Banken es sind, die von dieser
Großzügigkeit der Federal Reserve profitieren. Sie kaufen all die giftigen Abfälle auf und legen sie
auf die Bilanz der Federal Reserve, und dafür geben sie den Banken dreifach A bewertete USSchatzanweisungen zurück.
Die Federal Reserve hat einen Offenmarktausschuß, Open Market Committee, das FOMC. Sie
treffen sich alle sechs Wochen, um die Zinspolitik festzulegen, im Wesentlichen bis heute. Dazu
gehören mehrere Mitglieder des Federal Reserve Board in Washington, immer ist der Vorsitzende
der Fed, in diesem Fall Bernanke oder vor ihm Greenspan, im FOMC, die anderen zehn oder elf
Reserve-Banken im ganzen Land haben rotierende Sitze im FOMC. Also nicht alle elf Banken sind
zu allen Zeiten vertreten.
Die Sache ist geschickt so entworfen, um die Mehrheitsmacht an die New Yorker Fed zu geben. Die
New Yorker Fed ist aufgrund der internationalen Rolle der New Yorker Fed immer im FOMC – und
die Tatsache ist, dass der Federal Reserve Act von Morgan & Company und Rockefeller entworfen
wurde, um die Macht den Banken des New Yorker Geldzentrums zu geben. Sie sind daher immer im
FOMC. Und natürlich hat der Fed-Vorsitzende enorme Macht über die Entscheidungen des FOMC.
Offiziell ist eines der Mandate der Fed, die Stabilität und den Wert des US-Dollars zu erhalten.
(Herr Engdahl lacht.)
Aber eines der realen Ergebnisse der Fed scheint die anhaltende Abwertung des US-Dollar in
einer recht bemerkenswerten Art und Weise zu sein – was sich seit den 1970er Jahren
beschleunigte. Warum?
F. William Engdahl: Ganz einfach, weil das zum Vorteil der Wall Street war. Nach dem Bruch der
Verbindung mit Gold im Jahr 1971, den ich zuvor erwähnt habe, stellte die Gruppe um David
Rockefeller, damals bei der Chase Manhattan Bank, der Familien-Bank, fest, dass sie mit einer
gleitenden Währung und der Tatsache, dass die USA die einzige militärische Supermacht außerhalb
der Sowjetunion war, eine unglaubliche Fähigkeit in den Händen hielt. Die Fiat-Dollar, die von den
USA gedruckt wurden, trieben diese Abwertung weltweit in diesem Zeitraum an - ich glaube, es gibt
eine 2900 %-ige Inflation, das heißt, einen 2900%-igen Anstieg der Menge an Dollar, die in der
Weltwirtschaft seit August 1971 zirkuliert, nach den letzten Daten, die ich gesehen habe, und in den
zwanzig Jahren davor war es ungefähr etwa ein 56%-iger Anstieg der Dollar-Reserven weltweit,
das war also eine Periode der relativ stabilen Inflationsraten oder tatsächlich der Nicht-Inflation,
und dann nach dem Bruch hatte man diesen höchst inflationären Zeitraum.
Nun, was bestimmte Leute um Paul Volcker und andere herausfanden, war, dass die Schulden ihre
besten Vermögenswerte waren – das heißt, am besten für die Banken, für die privaten Banken, nicht
für die Nation, aber für die Privatbanken. Solange US-Schulden dreifach A bewertet werden, und
absolut notwendig: solange der US-Dollar die Leitwährung des Handels und in den
Zentralbankreserven weltweit bleibt, können die Vereinigten Staaten im Wesentlichen ihre Inflation
exportieren, wie sie es in Japan während der 80er Jahre taten, heute nach China, der Europäischen
Union und dem Rest der Welt. In der Tat haben die Dollar-Überschussländer gar keine andere Wahl
als mit ihren Überschuss-Dollar US-Staatsanleihen zu kaufen – um Amerikas Kriege auf der
ganzen Welt zu finanzieren, sei es im Irak, der gegen die ultimativen Interessen Chinas oder
Russlands gerichtet ist, oder alle anderen US-Kriege. Diese werden in gewisser Weise durch die
Dollar-Ansammlungen in den Zentralbanken Asiens und anderswo in der Welt finanziert. Es ist also
ein diabolisches und sehr cleveres Arrangement, das sie erkannt haben. Sie konnten es tun,
nachdem die Abkopplung des Dollars vom Gold im Jahr 1971 stattfand. (88)
Von Öl abhängiges Schuldgeld
Die Folgen der Gesetzgebung, die die Federal Reserve ins Leben rief, waren beeindruckend für das
Zahlungsmittel, welches das Kartell mit dem ihm anvertrauten Geldmonopol emittiert: die
Kaufkraft von einem US-Dollar sank von 1913 bis ins erste Jahrzehnt der 2000er Jahre um
geschätzte 96 - 98 Prozent.
Zugleich haben die Vereinigten Staaten von Amerika recht viele Schulden. Noch einmal dazu eine
Frage an Ellen Brown.
Frau Brown, es ist heute schwierig, den Überblick über die Gesamtschulden der USA zu
behalten, aber mit Sicherheit entspricht die Gesamtheit der Verbindlichkeiten der USA mehr
als 90% ihres Bruttoinlandsproduktes. Würden Sie unter diesen Umständen als Anwältin die
Auffassung vertreten, dass das gegenwärtige Finanzsystem die USA in den Bankrott getrieben
hat?
Ellen Brown: Ja und Nein. Technisch gesprochen ist man bankrott, wenn man seine
Verbindlichkeiten nicht erfüllen kann. Aber in unserem gegenwärtigen Geldsystem beruht
JEGLICHES Geld auf Schulden und die Geldmenge ENTSPRICHT im Grunde genommen den
Staatsschulden. Private Schulden werden bezahlt und erlöschen. Nur die Staatsschulden werden
Jahr für Jahr refinanziert und sind als mehr oder weniger permanente Geldmenge weiterhin Teil
der Wirtschaft. Wie es der Leiter der Fed in den Vierzigerjahren ausdrückte, wenn wir keine
Staatsschulden hätten, hätten wir auch kein Geld. Die Fed ist heute wie wild dabei,
Regierungsschulden zu „monetarisieren”, um zu versuchen, einen Ausgleich zu schaffen für die
privaten Schulden, die im Zuge der derzeitigen Kreditklemme liquidiert worden sind.
Die von Ellen Brown erwähnte Erklärung des damaligen Vorsitzenden der Federal Reserve,
Marriner Eccles, findet sich in einem Essay des Investmentberaters J. S. Kim, den ich übersetzte.
Kim schreibt darin:
„Per Definition besteht eine Zentralbank dazu, um Währungsbewertungen zu manipulieren und
freie Märkte zu verhindern. Die beiden Aussagen, die ich nachfolgend abdrucke, sind die einzigen
zwei Aussagen, die Sie lesen brauchen, um zu verstehen, dass die Banker unser derzeitiges globales
Währungssystem für den alleinigen Zweck der Manipulation und Kontrolle des Reichtums der
Nationen hervorgebracht haben.
,Wenn alle Bankkredite abbezahlt würden, könnte niemand eine Bankeinlage haben und es befände
sich nicht eine Dollar-Münze oder -Währung im Umlauf. Dies ist ein erstaunlicher Gedanke. Wir
sind völlig abhängig von den Geschäftsbanken. Irgendwer muss jeden Dollar, den wir im Umlauf
haben, leihen, sei es Bargeld oder Kredit. Wenn die Banken genügend synthetisches Geld erzeugen,
sind wir wohlhabend; wenn nicht, verhungern wir. Wir stehen absolut ohne ein permanentes
Geldsystem da. Wenn man ein komplettes Verständnis des Bildes erlangt, wird die tragische
Absurdität unserer hoffnungslosen Lage fast unglaublich, aber es ist so. Es ist das wichtigste
Thema, das intelligente Personen untersuchen und reflektieren können. Es ist so wichtig, dass
unsere gegenwärtige Zivilisation zusammenbrechen könnte, wenn es nicht allgemein verstanden
und seine Mängel sehr bald beseitigt werden würden.’– Robert H. Hemphill, Kredit-Manager der
Federal Reserve Bank of Atlanta, 1935.
Im Jahre 1942 bezeugte der Federal Reserve-Vorsitzende Marriner Eccles …, ,gäbe es keine
Schulden in unserem Geldsystem, würde es kein Geld geben.'“ (89)
Den US-amerikanischen Finanzanalysten Michael Maloney fragte ich diesbezüglich in einem
Interview, ob es nicht ein wenig bizarr sei, dass die wichtigste nationale Zentralbank der Welt, die
Federal Reserve, in Wirklichkeit eine Komposition von privaten Banken ist, die aus dem
Geldschöpfungsprozess und der wachsenden Verschuldung der Öffentlichkeit Gewinn erzielen.
Mike Maloney: Im Grunde genommen ist das einzige, was Sie tun müssen, auf die Webseite der Fed
zu gehen, die Seite mit den häufig gestellten Fragen aufzurufen und die Antwort auf die Frage: ,Ist
die Federal Reserve privat?' zu lesen. Und die Antwort lautet: ,Nein, ist sie nicht, vielleicht schon,
aber irgendwie doch nicht.“ Es ist alles sehr vage, es dreht sich immer weiter im Kreis und man
kann überhaupt nicht sagen, was es bedeuten soll. Aber dann liest man die Antwort auf die
Frage: ,Hat die Federal Reserve Aktionäre?', und die Antwort lautet: ,Ja, und sie erhalten
Dividenden.' Nun, wie viele Bundesbörden gibt es wohl, die Aktionäre haben? Die Antwort lautet:
Keine. Ein Aktionär ist der Eigentümer eines Unternehmens. Natürlich gab es seit der Gründung
der Fed im Jahre 1913 all diese Fusionen, weshalb man nicht genau sagen kann, wem die Fed
gehört, aber das gesamte Geldsystem ist nun eine Art Betrugsmanöver, ein absurdes sogar, denn es
gibt viel mehr Schulden, als es Geld gibt, um sie zu begleichen! (90)
Nun muss dazu gesagt werden, dass es um keine herkömmlichen, öffentlich gehandelten
Unternehmensaktien geht, von denen Maloney spricht, die Sie und ich erwerben könnten.
Außerdem war es für die Geschäftsbanken qua Federal Reserve Act unerlässlich, sich Anteile zu
beschaffen, um Mitglied der Federal Reserve zu werden, da nur dies erlaubte, das Zahlungsmittel
der USA legal schöpfen zu dürfen.
Die Geldschöpfung, die über das Machen von Schulden läuft, ist via Zins und Zinseszins letzthin
mit einem exponentiellen Wachstum verbunden. Das könnte schlimm enden. Denn wohin treibt ein
aus dem Nichts und durch Schulden geschöpftes Geld, das an Zinseszinsen gekoppelt ist, letztlich
hin? Vielleicht in eine stets beschleunigte Zerstörung? Jedenfalls: „Exponentielles Wachstum
kennen wir in anderen Zusammenhängen als Krebs. Da ist es das Wachstum eines Tumors in einem
nicht mehr entsprechend wachsenden Organismus. Auf einer solchen Grundlage beruht das
bestehende Geldsystem.“ (91)
Freilich soll nicht unterschlagen werden, dass es auch Denkrichtungen gibt, denen zufolge die
Zinseszins-Problematik keine wirkliche ist, und dass es auch kein Problem darstellt, dass im
Gesamtsystem der Zins fehlt. Erstens werden im Gesamtsystem nie sämtliche Zinsen in voller Höhe
gleichzeitig getilgt, zweitens kann der Zins unter Umständen aus den laufenden Einnahmen und
nicht allein durch einen weiteren Kredit aufgebracht werden, und drittens kann eine geleistete
(Teil-)Zinszahlung durch Ausgaben und Investitionen den Weg zurück in die Wirtschaft finden und
für neuerliche Zinszahlungen verwendet werden. Knackpunkt ist hier bloß, ob der Rückfluss in die
Wirtschaft auch tatsächlich stattfindet. Mit der Zeit ist zudem zu beobachten, zum Beispiel an den
diesbezüglichen Staatsausgaben der USA, dass immer mehr Geld für Zinszahlungen fällig werden.
Die Zinslast derzeit ist noch relativ gering, da die Federal Reserve den Leitzins auf
Rekordtiefstständen hält; doch diese „Zero Interest Rate Policy“ (ZIRP) wird nicht auf ewig
durchzuziehen sein.
Im Kern ist die Rechnung, die vorliegt, diese: Unser gegenwärtiges Geldsystem erfordert ständiges
Wachstum, um die Bedienung der Zinsen auf diejenigen Schulden zu ermöglichen, die das Geld
überhaupt erst geschaffen haben. Da billige Energie die Grundlage des Wirtschaftswachstums ist,
durch dessen Vorhandensein das Finanzsystem vor dem sofortigen Absaufen bewahrt wird, sind wir
auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, beständig, wenn nicht gar steigend Energie zu
verbrauchen. Sind die Energieressourcen nicht konstant bis steigend vorhanden, sondern eher
abnehmend, von abstürzend ganz zu schweigen, vermag das Finanzsystem nicht gut zu
funktionieren. So gesehen befinden sich hier zwei gegensätzliche Blöcke auf Kollisionskurs:
„Finanzsystem/Ewiges Wachstum“ einerseits, und „begrenzt vorhandene(s) Energie/Erdöl“
andererseits.
Desgleichen ist ein im Wesentlichen auf Erdöl-basierendes Energiesystem ein physisch
abgeschlossenes System, da man auf ein System angewiesen ist, das auf nicht erneuerbaren
Energiequellen gründet. Wenn man ein solches System, bei dem Energie immerzu verloren geht,
sobald sie eingesetzt wird, mit dem Finanzsystem koppelt, erhält man auch eine Art
abgeschlossenes Finanzsystem.
Das Finanzsystem, so wie es geworden ist, lässt sich letzten Endes auf eine Geschichtsphase
zurückführen, in der der Zugang zu Energie (das heißt: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten) noch
stetig wuchs. Ohne Energie, insbesondere Erdöl, hätte es den derart raschen Aufbau unserer
Industriegesellschaften so nicht geben können; sie lieferte die unabdingbare Grundlage. Für eine
geraume Weile wiesen Finanzen und Energieressourcen also eine Gemeinsamkeit auf:
exponentielles Wachstum. Wobei das Wachstum, auf dem das Finanzsystem beruht, primär in der
Schaffung von Schulden (Anleihen, Kredite und als „Sahnehäubchen“ obendrauf: in der
Kapitalisierung der Zinsen, sprich der Zinseszinsen) besteht. Geld wird aus dem Nichts geschaffen
und hat einen höchst fiktiven Charakter, insofern es mit der physischen Welt, zu welcher der Block
„begrenzt vorhandene(s) Energie/Erdöl“ gehört, kaum bis gar nichts zu tun hat.
Bloß: „Wenn dem aber so ist, haben wir hier ein Problem. Woher kommt dann das Geld, um damit
die Zinsen auf diese Anleihen und Kredite zu bezahlen? Letztendlich muss dieses Geld aus neuen
Krediten kommen, die andere an irgendeiner anderen Stelle innerhalb des Finanznetzwerks unserer
Wirtschaft aufgenommen haben. Wenn keine neuen Kredite mehr gegeben werden, wird es
irgendwo in diesem Netz Leute geben, die die Zinsen ihrer aufgenommenen Kredite nicht mehr
zahlen können und daraufhin Bankrott gehen. Daher ist die Notwendigkeit eines ständigen
Wachstums der Geldmenge ein Strukturmerkmal unseres Finanzsystems.“ (92)
All das kann nur so lange reibungslos gewährleistet werden, so lange auch die Realwirtschaft
wächst – wofür es ein stetiges, wenn nicht sogar wachsendes, vor allem aber: erschwingliches
Angebot an Energie geben muss. Nimmt das Energieangebot ab und der Preis zu, nimmt die
Produktivität zwangsläufig ab und das Schuldenproblem ebenso zwangsläufig zu; das eine
(Wachstum) ist ohne das andere (ausreichende, billige Energie) nicht zu haben.
Oder anders gewendet, die Finanzwirtschaft diktiert auf den kürzesten Nenner gebracht die
Ausrichtung der Realwirtschaft: sie verlangt von der Realwirtschaft fortdauerndes Wachstum, um
sich die Geldschöpfung moderner Zeiten bei einhergehender Kapitalisierung der Zinsen erlauben zu
können – gibt es kein Wachstum, kollabiert das System. Grundlage für die Möglichkeit, Wachstum
zu erzielen, ist der Verbrauch von (erschwinglicher) Energie, insbesondere gewonnen durch Erdöl –
der insofern „gefährlichste(n) bewusstseinsverändernde(n) Substanz der Welt“. (93)
Keineswegs dem Zufall geschuldet (sollte man jedenfalls meinen), ist in diesem Kontext von
Energie und Finanzen, dass die größten vier Erdölunternehmen der Welt bis heute eng „miteinander
verflochtene Direktorien mit dem internationalen Mega-Banken“ aufweisen:
„Exxon Mobil teilt seine Vorstandsmitglieder mit JP Morgan Chase, Citigroup, Deutsche Bank,
Royal Bank of Canada und Prudential. Chevron Texaco hat Verflechtungen mit Bank of America
und JP Morgan Chase. BP Amoco teilt Vorstandsmitglieder mit JP Morgan Chase. Royal Dutch /
Shell hat Verbindungen mit Citigroup, JP Morgan Chase, NM Rothschild & Sons und der Bank of
England.
Der ehemalige Vorsitzende der Citibank, Walter Shipley, saß im Exxon Mobil-Vorstand, wie auch
Wayne Calloway von Citigroup und Allen Murray von JP Morgan Chase. Willard Butcher von
Chase saß im Aufsichtsrat von Chevron Texaco. Der ehemalige Vorsitzender der Fed, Alan
Greenspan, kam von Morgan Guaranty Trust und diente im Vorstand von Mobil. Der Direktor von
BP Amoco, Lewis Preston, fuhr fort, Präsident der Weltbank zu werden.
Andere Vorstandsmitglieder von BP Amoco waren Sir Eric Drake, die Nummer 2 des weltweit
größten Hafenbetreibers P & O Nedlloyd und Vorstand von Hudson Bay Company und Kleinwort
Benson. William Johnston Keswick, dessen Familie das Hongkong-Kraftpaket Jardine Matheson
kontrolliert, saß im Vorstand von BP Amoco. Keswicks Sohn ist Direktor bei HSBC. Die
Hongkong-Verbindung ist noch stärker bei Royal Dutch / Shell ausgeprägt.
Lord Armstrong of Ilminster saß im Vorstand von Royal Dutch / Shell, NM Rothschild & Sons, Rio
Tinto und Inchcape. Der Eigentümer von Cathay Pacific Airlines und HSBC-Insider, Sir John
Swire, war Direktor bei Shell, wie auch Sir Peter Uhl, der zusammen mit Armstrong im Vorstand
von Inchape saß. Shell-Vorstandsmitglied Sir Peter Baxendell war wie Armstrong im Vorstand von
Rio Tinto, während Shells Sir Robert Clark im Vorstand der Bank von England sitzt.
Als Folge des Deregulierungsfiebers in den USA müssen Unternehmen nicht mehr ihre TopAktionäre bei der SEC melden. Laut den Rechenschaftsberichten … von 1993 besitzen die
kombinierten Banken von Rothschild, Rockefeller und Warburg immer noch die Kontrolle über das
Big Oil.
Mit Stand von 1993 war Banker's Trust der Nummer 1-Aktionar von Exxon. Chemical Bank war
Nummer 4 und J. P. Morgan war Nummer 5. Beide sind jetzt Teil von JP Morgan Chase. Banker's
Trust wurde auch der größte Aktionär von Mobil. BP listete Morgan Guaranty als seinen größen
Aktionär im Jahre 1993, während Amoco Banker's Trust als Nummer 2-Aktionär führte. Chevron
listete Banker's Trust als Aktionär Nummer 5, während Texaco JP Morgan als Nummer 4Eigentümer und Banker's Trust als Nummer 9 führte.“ (94)
Diese Verflechtungen wiederum sind aufs Engste verknüpft mit dem, was sich die „RockefellerWelt“ nennen lässt.
Die „Rockefeller-Welt“
Um diese kurz und knapp vorzustellen, habe ich einen Essay des kanadischen
Politikwissenschaftlers Andrew Gavin Marshall übersetzt, der feststellt, dass „es in der Geschichte
Amerikas vom späten 19. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert hinein ziemlich offensichtlich ist, dass
die Rockefeller-Familie massiven Einfluss bei der Gestaltung der sozio-politischen und
wirtschaftlichen Landschaft der Gesellschaft ausgeübt hat. Doch bis die erste Hälfte des 20.
Jahrhunderts zu Ende ging, gab es mehrere andere große dominante Familien, mit denen die
Rockefellers die Macht teilten, namentlich vor allem mit den Morgans. Im Laufe des Jahrhunderts
verbanden sich ihre Interessen noch weiter, und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die
Rockefellers zur dominierenden Gruppe in Amerika, und wohl auch der Welt. Natürlich gab es die
gut etablierten Geschäftsbeziehungen zwischen den großen Familien, welche aus der
amerikanischen Industriellen Revolution, die ins 20. Jahrhundert überging, aufstiegen, gefolgt von
der Gründung der großen Stiftungen, die entwickelt wurden, um sich im ,Social Engineering‘ zu
betätigen. Es war innerhalb des Council on Foreign Relations (CFR – Rat für außenpolitische
Beziehungen), dass die sich verändernde Dynamik des Morgan-Rockefeller-Clans am deutlichsten
wurde.
Der Council on Foreign Relations ist die ultimative Netzwerk-Institution der amerikanischen Elite.
Der Einfluss des CFR ist einmalig unter anderen Think Tanks. Eine Studie ergab, dass zwischen
1945 und 1972 rund 45% der Top-Außenpolitik-Beamten, die in der Regierung der Vereinigten
Staaten dienten, auch Mitglieder des Rates waren, was ein prominentes Mitglied einmal damit
erklärte, dass die Mitgliedschaft im Rat im Wesentlichen ein ,Eintrittsritual‘ für eine Mitgliedschaft
im außenpolitischen Establishment ist. Ein Mitglied des Rates, Theodore White, erklärte, dass des
Rats ,Mitgliedsliste für eine Generation, unter republikanischen und demokratischen Regierungen
gleichermaßen, der Hauptnährboden für das Anwerben von Kabinettsbeamten in Washington
gewesen ist.‘ (95)
Die CIA … ist auch kein Fremder gegenüber diesem Netzwerk, da in den ersten Jahrzehnten des
Bestehens der Behörde ihre Führungskräfte eher öfter als nicht aus Ratsmitgliedern gewählt
wurden, wie Allen Dulles, John A. McCone, Richard Helms, William Colby und George H.W.
Bush. Wie einige Forscher untersucht haben:
,Der einflussreiche, aber private Rat, der sich aus mehreren Hundert politischen, militärischen,
wirtschaftlichen und akademischen Top-Führungskräften zusammensetzt, ist seit langem der
wichtigste ,Wahlkreis‘ der CIA in der amerikanischen Öffentlichkeit gewesen. Wenn die Behörde
prominente Bürger für ihre eigenen (Schein-)Unternehmen oder für andere besondere
Unterstützungen benötigte, hat sie sich oft an Mitglieder des Rats gewendet.‘ (96)
Rund 42% der obersten außenpolitischen Positionen in der Truman-Regierung wurden von
Ratsmitgliedern ausgefüllt, von 40% in der Eisenhower-Administration, von 51% in der KennedyRegierung und 57% in der Johnson-Administration, von denen viele Überbleibsel aus der KennedyRegierung waren. (97) Der Rat hatte und hat weiterhin großen Einfluss in den Mainstream-Medien,
durch die er in der Lage ist, seine Ideologie zu verbreiten, seine Agenda voranzutreiben und seinen
Einfluss zu verbergen. Im Jahre 1972 waren drei von zehn Direktoren und fünf von neun
Führungskräften der New York Times Ratsmitglieder. Im selben Jahr war eines von vier
redaktionellen Führungskräften und vier von neun Direktoren der Washington Post auch Mitglieder
des Rates, einschließlich ihrer Präsidentin, Katharine Graham, sowie des Vizepräsidenten Osborn
Elliott, der auch Chefredakteur von Newsweek war. Sowohl vom Time Magazine als auch von
Newsweek waren fast die Hälfte der Direktoren im Jahre 1972 Mitglieder des Rates. (98)
Der Rat hat auch umfangreiche Verbindungen zu den anderen großen amerikanischen Think Tanks,
vor allem zum Brookings Institute sowie zur RAND Corporation, dem Hudson Institute, der
Foreign Policy Association, und natürlich zu den Spezial-Stiftungen wie dem Carnegie Endowment
for International Peace, von denen fünfzehn seiner 21 Treuhänder (Stand 1971) auch Mitglieder des
Rates waren, und ihr Präsident von 1950 bis 1971, Joseph E. Johnson, war während des gleichen
Zeitraums auch ein Direktor des Rates. (99)
Der Rat und die großen philantropischen Stiftungen verfügten nicht bloß über umfangreiche
Beziehungen zueinander, sondern auch durch die Zusammenarbeit beim Aufbau von Forschungsund Studienprogrammen in der Außenpolitik. Das Außenministerium der USA unternahm eine
Studie von 191 Forschungszentren für außenpolitische Angelegenheiten, die mit Universitäten
verbunden waren. Die Studie ergab, dass die größten Quellen der Finanzierung von der FordStiftung (die 107 von den 191 Zentren förderte), der Bundesregierung (die 67 Zentren förderte), der
Rockefeller-Stiftung (18 Zentren) und der Carnegie Corporation (17 Zentren) kamen, und dass ,für
elf der Top-Zwölf-Universitäten mit Instituten für internationalen Studien Ford die wichtigste
Quelle der Finanzierung ist.‘ (100) Diese Stiftungen, abgesehen davon, dass sie für den Rat im
Laufe der Jahre von seinen Ursprüngen an große Finanzierungsquellen waren, teilen sich auch
umfangreiche Führungskräftebeziehungen mit dem Rat. An der Spitze der Liste steht die
Rockefeller-Stiftung, von neunzehn ihrer Direktoren im Jahre 1971 waren vierzehn auch Mitglieder
des Rates; die Carnegie-Corporation folgte mit zehn von siebzehn; dann kam die Ford-Stiftung mit
sieben von sechzehn; und der Rockefeller Brothers Fund mit sechs von elf Vorstandsmitgliedern,
die auch Mitglieder des Rates waren. Es sollte ebenfalls darauf hingewiesen werden, dass das
Carnegie-Netzwerk über die Carnegie Corporation hinausging und auch das Carnegie Endowment,
das Carnegie Institute of Washington und die Carnegie Foundation for the Advancement of
Teaching umfasste. Von seiner Gründung bis 1972 hatte ein Viertel aller Direktoren des Rates auch
als Treuhänder oder als Direktoren von mindestens einer der vielen Carnegie-Stiftungen gedient.
John J. McCloy hatte zur gleichen Zeit als Vorsitzender des Rates und der Ford Foundation gedient,
von den 1950er Jahren bis in die späten 60er Jahre. (101)
Von allen Netzwerken, die mit dem Rat einhergehen, ist das am stärksten vertretene das der New
Yorker Finanzoligarchie. Dies bezieht sich allgemein auf die kapitalistische Klasse, und genauer
gesagt auf die Elite der Finanz- und Bankengruppen. In einer Erhebung aus dem Jahre 1969 wurde
festgestellt, dass sieben Prozent der gesamten Mitgliedschaft des Rates von den besitzenden
Vermögenden besetzt wurde, und weitere 33% von Top-Führungskräften und Direktoren von
großen Konzernen. Rund 11% der Mitglieder des Rates hatten Verwandte, die auch Mitglieder
waren, und die häufigste Beschäftigung für die Mitglieder des Rates, bei 40%, war in der
Wirtschaft. Wenn Medien-Unternehmen hinzuaddiert werden, erreicht die Anzahl fast 50%, von
denen weniger als 1% Gewerkschaften oder Organisationen der Arbeiterklasse repräsentieren. (102)
Wenn es um die Führung des Rates geht, so wird sie beinah ausschließlich aus Mitgliedern der
herrschenden kapitalistischen Klasse ausgewählt. 22% der Direktoren des Rates hatten Verwandte,
die auch Mitglieder des Rates waren. Die Finanzierung für den Rat wurde ebenfalls weitgehend aus
dieser Gruppe bezogen, vor allem aus Stiftungen und Unternehmen sowie durch verschiedene
Investitionen und den Abonnements für Foreign Affairs. Als der Rat 1929 ein eigenes Gebäude
erhielt, trug einer der Direktoren des Rates, Paul Warburg, einen erheblichen Teil dazu bei, und John
D. Rockefeller II. gab sogar noch mehr dazu. Als der Rat in ein größeres Gebäude im Jahre 1945
umzog, wurde das Haus von Mrs. Harold Pratt gespendet, deren Mann sein Vermögen mit dem
Rockefeller-Unternehmen Standard Oil gemacht hatte, und John D. Rockefeller II. trug $ 150.000
für die Instandhaltung des Hauses bei. Zwischen 1936 und 1946 betrugen die Finanzierungsmittel,
die von den großen Stiftungen kamen, im Durchschnitt rund $ 90.000 pro Jahr, zumeist von der
Rockefeller Foundation und der Carnegie Corporation stammend, die ihre Finanzierung in den
1950er, 60er und 70er Jahre fortsetzten. Im Jahr 1953 gab die Ford-Stiftung ihren ersten großen
Beitrag an den Rat in Höhe von $ 100.000 für eine Studie der amerikanisch-sowjetischen
Beziehungen, die von John J. McCloy geleitet wurde. Im selben Jahr wurde McCloy Vorsitzender
des Rates, der Ford Foundation und der sich im Rockefeller-Besitz befindlichen Chase Bank. (103)
Unter den Top-Unternehmen und -Banken, die im Rat vertreten waren (Stand 1969/70), befanden
sich: US Steel (gegründet von JP Morgan im Jahr 1901 nach der Übernahme von Andrew Carnegies
Stahlunternehmen), Mobil Oil (heute mit Exxon fusioniert), Standard Oil of New Jersey (später zu
Exxon Mobil geworden), IBM, ITT, General Electric, Du Pont, Chase Manhattan Bank, JP Morgan
und Co. (jetzt mit Chase zu JP Morgan Chase fusioniert), First National City Bank, Chemical Bank,
Brown Brothers Harriman, Bank of New York, Morgan Stanley, Kuhn Loeb, Lehman Brothers, und
einige andere. (104)
Die New Yorker Finanzoligarchie konnte zuvor in getrennte Gruppen eingeteilt werden,
insbesondere in die Rockefeller-Gruppe, die Morgan-Gruppe, die Harriman-Gruppe, die LehmanGoldman-Sachs-Gruppe, und in ein paar ausgewählte andere. Die Rockefeller-Gruppe enthielt: die
Chase Manhattan Bank, Chemical Bank, Bank of New York, Equitable Life, Metropolitan Life,
Mobil Oil, Kuhn, Loeb, Milbank, Tweed, Hadley und McCloy (Anwaltskanzlei) und Standard Oil.
Die Morgan-Gruppe enthielt: JP Morgan und Co., Morgan Stanley, New York Life, Mutual of New
York, Davis - Polk (Anwaltskanzlei), US Steel, General Electric und IBM. Wie Laurence Shoup
und William Minter in ihrem Buch über den Rat untersuchten:
,Seit dem Ursprung des Rates und bis in die frühen 1950er Jahre hinein wurde der prominenteste
Platz im Rat von Männern besetzt, die mit den Morgan-Interessen verbunden waren. Seit den
1950er Jahren haben die Rockefeller-Interessen die wichtigste Rolle bei der Leitung der
Angelegenheiten des Rates übernommen.‘ (105)
Der Rat, der immer schon ein Vertreter der Rockefeller-Interessen war, schien im Jahre 1953
offiziell von Morgan-Händen in die der Rockefeller-Familie überzugehen. Drei von den Söhnen von
John D. Rockefeller II, John D. III, Nelson und David, traten dem Rat in den späten 30er und frühen
40er Jahren bei, und David wurde ein Direktor im Jahre 1949. Von 1953 bis 1971 wurde George S.
Franklin der Geschäftsführer des Rates. Franklin war ein College-Zimmermitbewohner von David
Rockefeller gewesen, und sie wurden durch Heirat miteinander verwandt, und er hatte bei der
Anwaltskanzlei Davis - Polk (innerhalb der Morgan-Gruppe) gearbeitet, bevor er ein Assistent von
Nelson Rockefeller wurde. 1950 wurde David Rockefeller ein Vizepräsident, und John J. McCloy,
ein langjähriger Vertreter der Rockefeller-Gruppe, wurde 1953 der Vorsitzende des Rates sowie der
Chase Bank der Rockefellers. Man könnte auch sagen, dass die Rockefeller-Gruppe die FordGruppe in dieser Zeit übernahm, worauf die Übernahme der Position als Vorsitzender der Ford
Foundation im gleichen Jahr durch McCloy hinweist (während er auch ein Treuhänder der
Rockefeller Foundation war). In den folgenden Jahren wurden mehrere Führungspositionen im Rat
von Organisationen innerhalb der Rockefeller-Gruppe besetzt. John W. Davis, Robert Roosa und
Bill Moyers waren alle Ratsführungsfiguren, die mit der Rockefeller Foundation verbunden waren.
(106)
Als die Jahre und Jahrzehnte vergingen, wurde die Rockefeller-Gruppe noch mächtiger und
dominanter im amerikanischen Establishment und in der Tat auf der ganzen Welt, indem sie sich
neben der Familie Rothschild als die prinzipiell dynastischen Herrscher der globalisierten Welt
etablierte. Selbstverständlich gab und gibt es mehrere Verbindungen zwischen diesen dynastisch
herrschenden Familien, vielleicht sogar so sehr, dass es schwierig sein kann, sie völlig voneinander
zu unterscheiden. Beide waren an der Gründung der Bilderberg-Gruppe beteiligt und bleiben in
ihrer Führung eingebunden. In den 1970er Jahren wurde es jedoch offensichtlich, dass die
Rockefellers zur sicherlich einflussreichsten Dynastie in Amerika geworden waren, wenn nicht gar
in der Welt (denn Amerika war und ist der imperiale Hegemon der Welt). Genauer gesagt, wuchs
David Rockefeller zum vielleicht einflussreichsten Mann in Amerika, wenn nicht der Welt empor.
David Rockefeller machte 1936 seinen Abschuss in Harvard und ging dann zur Schule an der
London School of Economics, wo er zum ersten Mal John F. Kennedy begegnete und sogar JKFs
Schwester Kathleen den Hof machte. (107) Während des Zweiten Weltkrieges diente David
Rockefeller in Nordafrika und Frankreich, indem er für den militärischen Nachrichtendienst
arbeitete. (108) 1947 wurde er Vorstandsmitglied des Carnegie Endowment for International Peace,
ein bedeutender internationaler Think Tank. Es war ein Job, der ihm vom Carnegie-Präsidenten,
Alger Hiss, angeboten wurde. Weitere Mitglieder des Vorstands waren John Foster Dulles, der im
1953 Außenminister werden sollte; Dwight D. Eisenhower, der 1953 US-Präsident werden sollte;
und Thomas J. Watson, der CEO von IBM. (109) Thomas J. Watson hatte zuvor die tiefe
Geschäftsbeziehung von IBM zu Hitler bei der Bereitstellung der technischen Anlagen für die
Organisation des Holocaust beaufsichtigt. (110) 1949 trat David Rockefeller dem Vorstand des
Council on Foreign Relations bei. 1946 hatte er sich der Chase Bank angeschlossen, im Laufe der
Jahre stieg er bis zur Ernennung zum Präsidenten im Jahre 1960 auf, und 1969 wurde er
Vorsitzender und CEO von Chase Manhattan.
David Rockefeller besaß schon lange familiäre Bindungen zu den Dulles-Brüdern, die er persönlich
seit seiner College-Zeit kannte. (111) Allen Dulles war der CIA-Direktor und John Foster Dulles
war der Außenminister Eisenhowers. David war ebenfalls verbunden mit Richard Helms, dem
ehemaligen Top-CIA-Beamten, sowie mit Archibald Roosevelt Jr., einem ehemaligen CIA-Agenten,
der bei Chase Manhattan gearbeitet hatte, und mit dessen Bruder Kermit Roosevelt, ein weiterer
CIA-Agent, der 1953 für die Organisation des Putsches im Iran verantwortlich war. (112) David
Rockefeller entwickelte auch enge Verbindungen zu einem weiteren ehemaligen CIA-Agenten,
William Bundy, der enge Beziehungen zu CIA-Direktor Allen Dulles unterhielt und später im
Verteidigungs- und Außenministerium sowohl in der Regierung von John F. Kennedy als auch von
Lyndon Johnson diente, wo er eine zentrale Beraterfunktion für Fragen des Vietnam-Kriegs
innehatte. 1971, ein Jahr, nachdem David Rockefeller Vorsitzender des Council on Foreign
Relations geworden war, wurde Bundy von David eingeladen, der Herausgeber von Foreign Affairs
zu werden, der einflussreichen Zeitschrift des Council on Foreign Relations, die er dann 11 Jahre
lang leitete. (113) David wurde auch ausführlich über verdeckte geheimdienstliche Operationen von
verschiedenen CIA-Abteilungsleitern unter Anweisung von Direktor Allen Dulles informiert,
Davids ,Freund und Vertrautem.‘ (114)
Somit war David Rockefeller in den frühen 1970er Jahren auf eine Position von großem Einfluss als
Vorsitzender des Rates und der Chase Manhattan emporgestiegen, die ihn ins Zentrum jenes Netzes
platzierte, das Amerikas imperiale Interessen definiert, entwickelt und von ihnen profitiert.“
Die Entwicklung des „Imperiums USA” während und nach dem Zweiten Weltkrieg ist auf das
Wirken dieses eingegrenzten Zirkels zurückzuführen und stellt keineswegs einen „historischen
Unfall” dar – sprich „etwas, in das Amerika scheinbar als Ergebnis seines ungehinderten
wirtschaftlichen Wachstums und der militärisch-politischen Position als Schiedsrichter der Welt
über Frieden und Wohlstand hineinstolperte“ –, wiewohl ganze Bibliotheken mit Büchern gefüllt
werden könnten, die das „American Empire” oder die „amerikanischen Hegemonie” als eine rein
zufällige (wenn auch aus ihrer Sicht begrüßenswerte) Laune der Geschichte hinstellen.
„Robert Kagan ist ein prominenter amerikanischer neokonservativer Historiker. Er ist Senior Fellow
an der renommierten Denkfabrik des Brookings Institute, war einer der Gründer des
neokonservativen Project for the New American Century (PNAC – Projekt für das neue
amerikanische Jahrhundert), arbeitete früher im Außenministerium der USA in der ReaganAdministration unter Außenminister George Shultz, und diente seit über einem Jahrzehnt als Senior
Associate beim Carnegie Endowment for International Peace, und natürlich ist er ein Mitglied des
Council on Foreign Relations. Kagan hat sehr viel über den Begriff der amerikanischen Hegemonie
geschrieben. Wie er im Jahre 1998 in der Zeitschrift Foreign Policy schrieb: ,Die Wahrheit über die
dominierende Rolle Amerikas in der Welt ist den meisten internationalen Beobachtern mit klaren
Augen bekannt.‘
Diese Wahrheit, laut Kagan, ,ist, dass die wohlwollende Hegemonie, die durch die USA ausgeübt
wird, gut für einen riesigen Teil der Weltbevölkerung ist.‘ Samuel Huntington, ein weiteres Mitglied
des Rates und prominenter amerikanischer Stratege, schrieb: ,Eine Welt ohne US-Vorherrschaft
wird eine Welt mit mehr Gewalt und Unordnung und weniger Demokratie und wirtschaftliches
Wachstum sein als eine Welt, in der die Vereinigten Staaten weiterhin mehr Einfluss als jedes
andere Land in globalen Angelegenheiten haben.‘ (115) Dieses ,wohlwollende Imperium‘ – wie
Kagan seinen Artikel betitelte – beruht auf so grundlegenden Ideen wie der Vorstellung, ,dass die
amerikanische Freiheit abhängig ist vom Überleben und der Verbreitung der Freiheit an anderer
Stelle‘, und dass ,amerikanischer Wohlstand nicht in Abwesenheit globalen Wohlstands auftreten
kann.‘ Seit einem halben Jahrhundert, schrieb Kagan, sind die Amerikaner ,durch die Art des
aufgeklärten Eigeninteresses geleitet worden, das in der Praxis gefährlich nahe an Großzügigkeit
herankommt.‘ (116)
Sebastian Mallaby, ein Senior Fellow des Council on Foreign Relations, früheres Mitglied der
Chefredaktion und ehemaliger Kolumnist der Washington Post sowie Korrespondent und Büroleiter
für The Economist, schrieb in der Zeitschrift Foreign Affairs, dass ,Imperien nicht immer geplant
sind‘, indem er sich auf Amerika als ,den zurückhaltenden Imperialisten‘ bezieht. (117) Lawrence
Summers, ein weiterer prominenter Ökonom, Politiker und politischer Entscheidungsträger für die
Clinton- und Obama-Regierungen, wies auf Amerika als ,die einzige nicht-imperialistische
Supermacht der Geschichte‘ hin. (118) Niall Ferguson, ein prominenter britischer liberaler
Wirtschaftspolitik-Historiker, hat ausführlich über die offene Anerkennung des ,American Empire‘
geschrieben, sieht aber, wie er es in seinem Buch Colossus getan hat, ,dass die Vereinigten Staaten
ein Imperium sind, und das ist möglicherweise nicht ganz schlecht.‘ Bezugnehmend auf Amerika
als ,unbewussten Koloss‘, betonte Ferguson, dass ,ein selbstbewusster amerikanischer
Imperialismus vorteilhafter sein könnte als die verfügbaren Alternativen.‘ (119) Ferguson
unterstreicht in der Tat die Notwendigkeit für die Amerikaner, ,die imperialen Eigenschaften ihrer
eigenen heutigen Macht zu erkennen [geschrieben 2005] und, wenn möglich, aus den Erfolgen und
Misserfolgen der vergangenen Imperien zu lernen.‘ Dies, so empfand Ferguson, würde die
sogenannten ,Gefahren‘ eines ,abgeleugneten Imperiums‘ reduzieren. (120)
Arthur Schlesinger Jr., der berühmte amerikanische liberale Historiker und Berater von Präsident
Kennedy, schrieb, dass die Vereinigten Staaten ,ein informelles Imperium‘ genießen, ,Militärbasen,
rechtliche Truppen-Vereinbarungen, Handelszugeständnisse, multinationale Konzerne, kulturelle
Durchdringungen und andere Gefälligkeiten‘, und doch, so macht Schlesinger geltend, ,sind (diese)
marginal gegenüber dem Thema direkter Kontrolle‘“. Indem die USA „weit entfernt vom
Beherrschen eines Imperiums im alten Sinne“ seien, wären sie „,der virtuelle Gefangene ihrer
Vasallenstaaten geworden‘. (121) Einige andere Kommentatoren haben Amerika als ,virtuelle‘ oder
sogar ,versehentliche‘ imperiale Macht bezeichnet. (122)
Die Vorstellung von Amerika als einem ,zurückhaltenden Imperialisten‘ oder eines ,wohlwollenden
Imperiums‘ ist nicht neu. Dies ist die Hauptstütze in der wissenschaftlichen Literatur und in den
Politik-Planungskreisen gewesen, um die Existenz der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt
sowohl zu befürworten als auch zu rechtfertigen. Das Konzept der widerstrebenden, aber
wohlwollenden Großmacht präsentiert das Bild einer pflichtbewussten Person, die denen, die sich in
Not befinden, zu Hilfe eilt, dabei einer Verantwortung folgend, die sich aus großer Macht ableitet.
… Dieser Mythos ist eine konstante Grundlage für die Befürwortung und Rechtfertigung des
Imperiums gewesen.“
Der Zweite Weltkrieg bot die große Möglichkeit, die Grundlage für diesen Mythos zu schaffen, und
er bot „eine neue Herausforderung für Amerika in der Welt. Die Gelegenheit war, das mächtigste
Imperium der Welt zu werden, das die Geschichte je erlebte; die Herausforderung war somit, es in
explizit anti-imperialistischer Rhetorik zu rechtfertigen. Amerika war also kein zögerndes oder
zufälliges Imperium, noch war es, was das betrifft, ein wohlwollendes. Amerika wurde ausgewählt,
um ein Imperium zu sein; es wurde strategisch angelegt, diskutiert, debattiert, geplant und
umgesetzt. Die wichtigsten Architekten dieses Imperiums waren die Banker und Konzerne, die aus
der Industriellen Revolution Amerikas im späten 19. Jahrhundert entstanden, die philanthropischen
Stiftungen, die sie im frühen 20. Jahrhundert gründeten, die prominenten Denkfabriken, die in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschaffen wurden, und die großen Wissenschaftler, Strategen
und politischen Entscheidungsträger, die aus den von den Stiftungen geförderten Universitäten,
Instituten, Think Tanks und der Wirtschaft kamen, und die die Korridore der Macht in den
Planungskreisen dominierten, in denen die Politik gemacht wurde.
Kaum hatte der Zweite Weltkrieg begonnen, da begannen die amerikanische Strategen nach einem
neuen globalen amerikanischen Imperium zu rufen. Henry R. Luce, ein Yale-Absolvent und
Gründer des Time Magazine, von Life und Fortune, war einer der einflussreichsten Verleger
Amerikas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein starker Befürworter der Republikanischen
Partei und virulent antikommunistisch, war Luce auch ein überzeugter Verfechter des Faschismus in
Europa – vor allem in Mussolinis Italien und in Nazi-Deutschland – als Mittel zur Verhinderung der
Ausbreitung des Kommunismus. 1941 schrieb Luce einen berühmten Artikel in Life mit dem
Titel ,The American Century‘, in dem er erklärte: ,Das 20. Jahrhundert muss zu einem erheblichen
Grad ein amerikanisches Jahrhundert sein.‘ Luce schrieb, dass Amerika ,das undefinierbare,
untrügliche Zeichen von Führung hat: Prestige.‘ Anders als bei früheren Imperien wie Rom, dem
von Dschingis Khan oder dem imperialen Großbritannien, wäre ,das amerikanische Prestige in der
ganzen Welt der Glaube an die guten Absichten sowie die letztliche Intelligenz und die letztliche
Festigkeit des ganzen amerikanischen Volks.‘ (123) Luce empfand, dass das ,Leben in Fülle‘ von
Amerika ,für die ganze Menschheit‘ verfügbar gemacht werden sollte, sobald die Menschheit
,Amerikas Vision‘ erfassen würde. Luce schrieb:
,Es muss ein Teilen unserer Bill of Rights, unserer Unabhängigkeitserklärung, unserer Verfassung,
unseren großartigen industriellen Produkten, unserer technischen Fähigkeiten mit allen Völkern
sein. Es muss ein Internationalismus des Volkes, durch das Volk und für das Volk sein. … Wir
müssen uns jetzt verpflichten, der barmherzige Samariter der ganzen Welt zu sein.‘ (124)
Während Luce womöglich der erste Theoretiker war, der den spezifischen Begriff des ,American
Century‘ setzte, wurde die eigentliche Arbeit, um dieses Jahrhundert (oder zumindest die zweite
Hälfte davon) für Amerika zu schaffen, hauptsächlich durch den Council on Foreign Relations und
den prominenten Strategen Dean Acheson initiiert. Als Deutschland 1939 Polen überfiel, gab Dean
Acheson eine Rede an der Yale-Universität mit dem Titel ,Eine amerikanische Haltung gegenüber
auswärtigen Angelegenheiten‘, in der er eine Vision von Amerika in der nahen Zukunft artikulierte,
und es war, wie er sich später erinnerte, zum Zeitpunkt des Haltens dieser Rede, dass Acheson
die ,Arbeit an einem neuen Nachkriegsweltsystem‘ begann. Acheson erklärte in seiner Rede, dass
,unsere vitalen Interessen … uns nicht erlauben, gleichgültig zu sein gegenüber dem Ergebnis der
Kriege‘, die in Europa und Asien ausbrachen. Die Ursache des Krieges war laut Acheson ,das
Versagen einiger Mechanismen der Weltwirtschaft des 19. Jahrhunderts‘, das in ,diesem
Auseinanderbrechen der Welt in exklusive Bereiche für die bewaffnete, verwaltete Ausbeutung
entlang orientalischer Linien‘ resultierte. Die Wiederherstellung eines Weltfriedens, sagte Acheson,
würde ,einen breiteren Markt für Waren, die unter menschenwürdigen Standards hergestellt
werden‘, erfordern, als auch ,ein stabiles internationales Währungssystem‘ und die Beseitigung
von ,exklusiven Präferenzhandelsabkommen.‘ Im Grunde war es ein Eintreten für eine globale
liberale Wirtschaftsordnung als Mittel zum Frieden in der Welt, und ohne einen Anflug von Ironie
forderte Acheson sodann die sofortige Einrichtung einer ,Marine und Luftwaffe, die adäquat ist, um
uns in beiden Ozeanen gleichzeitig zu schützen, und mit einer Schlagkraft ausgerüstet, die
ausreicht, um die andere Seite eines jeden von ihnen sicher zu erreichen.‘ (125) Dean Acheson war
ebenfalls eng an den Plänen des Council on Foreign Relations für die Gestaltung der NachkriegsWeltordnung beteiligt.
Der Council on Foreign Relations und die “Grand Area”
Bevor Amerika überhaupt in den Krieg Ende 1941 eingetreten war, hatte der Council on Foreign
Relations (CFR) die Planung für den angenommenen Eintritt Amerikas in den Krieg begonnen. …
Als der Krieg ausbrach, begann der Rat ein ,streng vertrauliches‘ Projekt mit dem Namen der
Kriegs- und Friedens-Studien (War and Peace Studies), in denen Top-CFR-Mitglieder mit dem USAußenministerium an der Festlegung der US-Politik kollaborierten, und das Projekt wurde
vollständig von der Rockefeller Foundation finanziert. (126) Das War and Peace Studies-Projekt
wartete mit einer Reihe von Initiativen für die Nachkriegs-Welt auf. Eines der wichtigsten Ziele, die
es ausbreitete, war die Identifizierung jener Bereiche der Welt, die Amerika kontrollieren müsste,
um ein starkes Wirtschaftswachstum zu erleichtern. Dies wurde als die ,Grand Area‘ bekannt, und
sie enthielt:
Lateinamerika, Europa, die Kolonien des britischen Empire und ganz Südostasien. Südostasien war
als eine Quelle von Rohstoffen für Großbritannien und Japan und als Verbraucher von japanischen
Produkten notwendig. Als das amerikanische nationale Interesse wurde die Integration und die
Verteidigung der Grand Area definiert, was zu den Plänen für die Vereinten Nationen, des
Internationalen Währungsfonds und der Weltbank führte, und schließlich zu der Entscheidung,
Vietnam gegen eine kommunistische Machtübernahme um jeden Preis zu verteidigen. (127)
1940 begann der Council on Foreign Relations auch eine breit angelegte Studie über die
ökonomischen Bedürfnisse der Vereinigten Staaten in Kriegszeiten (vor Eintritt der USA in den
Krieg), bei der die Welt in vier Haupt-Blöcke geteilt wurde: Kontinentaleuropa (das zu der Zeit von
Deutschland beherrscht wurde), die US-westliche Hemisphäre, das Vereinigte Königreich samt
seiner Kolonial- und Commonwealth-Nationen sowie die fernöstliche Pazifik-Region einschließlich
Japan, China und Niederländisch-Ostindien. Die Studie erstellte eine Liste der wichtigsten Importe
und Exporte der jeweiligen Region. Nach Abschluss der Studie im Herbst 1940 schickte der Rat
seine Schlussfolgerungen und Empfehlungen an Präsident Roosevelt und ans Außenministerium.
Die Schlussfolgerungen hielten fest, dass die Vereinigten Staaten größere Exportmärkte für ihre
Produkte benötigten, und in Besonderheit, dass die USA ,living space‘ (oder wie der deutsche NaziStaat ihn bezeichnete, Lebensraum) in der gesamten westlichen Hemisphäre und darüber hinaus
bräuchten, sowie eine Handels- und Wirtschaftsintegration mit den Blöcken des Fernen Ostens und
des britischen Empire / Commonwealth. In dem Bericht hieß es unverblümt: ,Als Minimum
umfassen die amerikanischen ‘nationalen Interessen’ den freien Zugang zu Märkten und Rohstoffen
des britische Empire, des Fernen Ostens und der gesamten westlichen Hemisphäre.‘ (128)
Das war der Grundstein für die Grand Area-Entwürfe des Rates in der Nachkriegszeit. Das Grand
Area-Projekt betonte, dass für das Management der ,Grand Areas‘ der Welt durch Amerika
multilaterale Organisationen erforderlich wären, um ,geeignete Maßnahmen in den Bereichen
Handel, Investitionen und Währungsordnung‘ zu erleichtern. Die Studie betonte fernerhin die
Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung einer ,militärischen Überlegenheit‘, um die Kontrolle über
diese Bereiche zu erleichtern. Wie der Report des Rates von 1940 an das US-Außenministerium
erklärte: ,Die wichtigste Erfordernis für die Vereinigten Staaten in einer Welt, in der sie vorschlägt,
unbestrittene Macht innezuhaben, ist die schnelle Erfüllung eines Programms zur kompletten
Aufrüstung‘, was ,erhöhte Militärausgaben und andere Risiken beinhalten‘ würde. (129)
Während das Grand Area-Projekt für die Vereinigten Staaten im Laufe des Zweiten Weltkriegs
gemacht und entworfen wurde, enthielt es Pläne für die Nachkriegszeit und umfasste in seiner
Konzeption Kontinentaleuropa im Anschluss an die angenommenen Niederlage von Deutschland.
Womit, wie der Ökonom Ismael Hossein-Zadeh schrieb, ,die Grand Area global gemacht wurde.‘
Die Idee hinter der ,Grand Area‘ war ,sogar noch grandioser – eine Weltwirtschaft, die durch die
Vereinigten Staaten dominiert wird‘, und die Studie selbst schlug vor, dass die Grand Area ,dann ein
organisierter Nukleus für den Aufbau einer integrierten Weltwirtschaft nach dem Krieg sein würde.‘
(130) Wie Shoup und Minter in ihrer Studie über den Rat, Imperial Brain Trust, schrieben, ,mussten
die Vereinigten Staaten in den Krieg eintreten und eine neue Weltordnung zur Zufriedenheit der
Vereinigten Staaten organisieren.‘ (131) Wohlwollend, in der Tat.
Nach Pearl Harbor und dem Eintritt der USA in den Krieg, hatte der Rat bereits 1941 das Fazit
gezogen, dass die Niederlage der Achsenmächte nur eine Frage der Zeit sei. Dementsprechend
trieben sie ihre Pläne für die Nachkriegszeit voran, die Grand Area dahingehend erweiternd, ,den
gesamten Globus zu umfassen. Eine neue Weltordnung mit internationalen politischen und
wirtschaftlichen Institutionen wurde projiziert, die alle Nationen der Erde unter der Führung der
Vereinigten Staaten verbinden und integrieren würde. Die Vereinheitlichung der ganzen Welt war
nun das Ziel des Council [on Foreign Relations] und der staatlichen Planer.‘ (132)
Als Teil dieses Planungsprozesses bildete das US-Außenministerium den Beratenden Ausschuss zur
Nachkriegs-Außenpolitik (Advisory Committee on Postwar Foreign Policy) im späten Dezember
1941, dessen erstes produziertes Dokument ,die Gefahr einer erneuten Weltwirtschaftskrise und die
Notwendigkeit zur Schaffung von Vertrauen in die Stabilität der Weltwirtschaft betonte.‘
Deshalb ,mussten die Vereinigten Staaten an den inneren Angelegenheiten der wichtigsten
Industrie- und Rohstoffe produzierenden Länder beteiligt sein.‘ Eine zentrale Frage dabei war, wie
einer der Nachkriegszeit-Planer artikulierte: ,Wie schafft man Kaufkraft außerhalb unseres Landes,
die sich in inländische Kaufkraft durch den Export umwandelt.‘ Die Idee drehte sich darum,
.entsprechende Institutionen auszuarbeiten‘, die diese Rolle erfüllen würden, was schließlich zur
Bildung des IWF und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (später als
Weltbank bekannt) führte. Die Nachkriegs-Planer mussten ständig eine Idee von einer
internationalen Ordnung konstruieren, die von den Vereinigten Staaten ausgerichtet war und nicht
so leicht der formalen Kolonialzeit oder ihrer Methoden ausgeübter Hegemonie ähnelte. (133)
Empfehlungen des Rates schlugen vor, dass solche neuen internationalen Finanzinstitutionen
notwendig wären im Sinne von ,Stabilisierung von Währungen und der Erleichterung von
Programmen der Kapitalinvestition für konstruktive Unternehmungen in rückständigen und
unterentwickelten Regionen.‘ Diese Pläne enthielten die Errichtung einer Internationalen
Wiederaufbaufinanzunternehmung (International Reconstruction Finance Corporation) und einer
,internationalen Investment-Agentur, die den Welthandel und Wohlstand durch Erleichterung von
Investitionen in Programme zur Entwicklung der ganzen Welt fördern würde.‘ Diese Pläne wurden
in Empfehlungen ausgearbeitet und an Präsident Roosevelt und das Außenministerium übergeben.
(134)
Ein Mitglied des Rates schlug vor: ,Es könnte klug sein, zwei Finanzinstitute einzurichten: eines ein
internationales Währungsaustausch-Gremium und eines eine international tätige Bank für
kurzfristige Transaktionen, die nicht direkt mit einer Stabilisierung zu tun haben.‘ Somit hat der Rat
im Jahr 1941 und 1942 Pläne erarbeitet, die in der Bildung der Weltbank und des Internationalen
Währungsfonds (IWF) mündeten, die formal aus der Konferenz von Bretton Woods 1944
hervorgingen, ein Ereignis, das gemeinhin als die ,Geburtsstätte‘ der Weltbank und des IWF
anerkannt wird, dabei die ideologischen Wurzeln im Council on Foreign Relations zwei bis drei
Jahre vorher ignorierend. Die internen Abteilungsausschüsse, die im Außenministerium und dem
Schatzamt eingerichtet wurden, waren mit Ratsmitgliedern besetzt, die die endgültigen Pläne für die
Schaffung dieser beiden wichtigen Institutionen ausarbeiteten. (135)
Während der Völkerbund ein wichtiges Ziel des von der Rockefeller-Foundation und CarnegieCorporation finanzierten Council on Foreign Relations nach dem Ersten Weltkrieg gewesen war, so
waren es die Vereinten Nationen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Lenkungsausschuss,
bestehend aus US-Außenminister Cordell Hull und fünf Council on Foreign Relations-Mitgliedern,
wurde 1943 gegründet. Eines der Mitglieder des Rates, Isaiah Bowman, schlug einen Weg vor, um
das Problem der Aufrechterhaltung wirksamer Kontrollen über schwächere Gebiete bei
gleichzeitiger Vermeidung offener imperialer Eroberung zu lösen. Bei einem Treffen des Council
[on Foreign Relations] im Mai 1942 erklärte er, dass die Vereinigten Staaten die Stärke ausüben
müssten, die nötig sei, um ,Sicherheit‘ zu garantieren, und um gleichzeitig ,konventionelle Formen
des Imperialismus zu vermeiden.‘ Die Art und Weise, dies zu tun, argumentierte er, war, diese
Befugnis internationalen Charakters durch ein Organ der Vereinten Nationen auszuüben. (136)
Der ,geheime Lenkungsausschuss‘, später informelle Agenda-Gruppe (Informal Agenda Group)
genannt, unternahm eine Reihe von Konsultationen und Treffen mit ausländischen Regierungen, die
unerlässlich bei der Schaffung der neuen Institution waren, einschließlich der Sowjetunion, Kanada
und Großbritannien, und die Charta der Vereinten Nationen wurde anschließend mit dem
Einverständnis von Präsident Roosevelt im Juni 1944 beschlossen. (137) Die informelle AgendaGruppe bestand aus sechs Personen, darunter Außenminister Cordell Hull. Alle von ihnen, mit
Ausnahme von Hull, waren Mitglieder des Rates. Präsident Roosevelt hatte sie als ,meine
Nachkriegs-Berater‘ bezeichnet, und abgesehen von formalen politischen Empfehlungen ,dienten‘
sie ,als Berater des Außenministers und des Präsidenten für die endgültigen Entscheidungen.‘ Im
Dezember 1943 wurde ein neues Mitglied in die Gruppe aufgenommen, Vize-Außenminister
Edward R. Stettinius Jr., der nicht nur ein Mitglied des Rates war, sondern ein ehemaliger TopManager bei der United States Steel, und außerdem war er der Sohn eines Partners in der JP Morgan
Bank. Nachdem die Gruppe die Empfehlungen für ein Organ der Vereinten Nationen erarbeitet
hatte, bat Außenminister Cordell Hull drei Juristen, über ihre Verfassungsmäßigkeit zu befinden.
Die drei Anwälte, die er wählte, waren Charles Evan Hughes, John W. Davis und Nathan L. Miller.
Hughes und Davis waren beide Mitglieder des Rates, und John Davis war sogar ein ehemaliger
Präsident des Rates und blieb ein Direktor. (138) John D. Rockefeller Jr. spendete den Vereinten
Nationen anschließend $ 8.5 Millionen, um das Grundstück für ihren Hauptsitz in New York City
zu kaufen.“ (139)
Professor Carroll Quigley und der Artikel, der zu wenig sagte
Nun ist es vielleicht interessant zu erfahren, wo dieser überaus einflussreiche Council on Foreign
Relations eigentlich herkommt, was er ist, und was er nicht ist. Um darüber ein wenig Klarheit zu
verschaffen, möchte ich Sie vertraut machen mit einer Kontroverse um die historischen
Untersuchungen von Carroll Quigley – Untersuchungen, die eine mehrjährige, privilegierte
Original-Forschung in den Archiven des Royal Institute of International Affairs in London und des
Council on Foreign Relations in New York City umfassten.
Aus dem Grunde folgt zu dieser Kontroverse ein Essay von Kevin Cole, den ich ins Deutsche
übersetzte. (140) Es handelt sich dabei, wie ich finde, um eine faszinierende Geschichte, die zu
erzählen lohnt.
Cole schreibt:
„Am 23. März 1975 erschien ein Artikel im Washington Post Sunday Magazine mit dem Titel ,Der
Professor, der zu viel wusste‘, und dem Untertitel: ,Durch das Entleihen ein paar wichtiger Seiten
aus seinem Buch, wird Gelehrter zum unwilligen Helden der Ultra-Rechten.‘
Der Zweck des Artikels scheint es gewesen zu sein, die Kontroverse um den geschätzten Professor
für Geschichte an der Georgetown University, Carroll Quigley (1910-1977), nach der
Veröffentlichung, Unterdrückung und Piraterie seines Opus Magnum Tragedy and Hope: A History
of the World in Our Time (Tragödie und Hoffnung: Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit)
hervorzuheben, das 1966 veröffentlicht und in den 20 Jahren zwischen 1945 bis 1965 erschöpfend
erforscht und geschrieben worden war.
Für alle, die nicht mit der historischen Bedeutung dieses einflussreichen Autors und Professors
vertraut sind, sei gesagt, dass er in den Vordergrund des öffentlichen Bewusstsein gebracht wurde,
als der ehemalige Student, Rhodes Scholar und Präsident der Vereinigten Staaten, William Jefferson
Clinton, ihn öffentlich in seiner Rede auf der Democratic National Convention im Jahre 1992
anerkannte.
,Als Teenager hörte ich John Kennedys Aufruf zur Staatsbürgerschaft. Und dann, als Student in
Georgetown, hörte ich diesen Aufruf von einem Professor namens Carroll Quigley verdeutlicht, der
uns sagte, dass Amerika die größte Nation in der Geschichte ist, weil unser Volk immer an zwei
Dinge geglaubt hat: dass morgen besser sein kann als heute, und dass jeder von uns eine persönliche
moralische Verantwortung hat, es dazu zu machen.‘
- Präsident William Jefferson Clinton
Professor Quigley erhielt seinen BA, MA und Ph.D von der Harvard-Universität und unterrichtete
Regierungsstudien und Geschichte in Princeton und Harvard, ehe er an die Georgetown University
umzog. Dort wurde er Professor für Geschichte der School of Foreign Service auf Wunsch von
Vater Edmund Walsh, Societas Jesu, der die Schule (SFS) an der Georgetown University im Jahre
1919 gegründet hatte. Im Laufe der Jahre wurde Quigley Berater des USVerteidigungsministeriums, der Marine, des Außenministeriums, des Kongressausschusses, der die
NASA schuf, und Berater des Smithsonian Institute.
Quigley kam zunächst nach Georgetown, um ,Entwicklung der Zivilisation‘ zu lehren, was auf
früheren Versionen seines ersten Buches beruhte, The Evolution of Civilizations. Während sein
Einfluss auf seine Schüler, die Schule und Dozenten gut dokumentiert ist, ist er nunmehr besser für
seine Bücher bekannt. Die letztgültige Ausgabe der ,Evolution der Kulturen‘ wurde 1961
veröffentlicht, gefolgt von Tragedy and Hope 1966, The World Since 1939: A History (Die Welt seit
1939: Eine Geschichte) 1968 (eine abgespeckte Auszugs-Version der zweiten Hälfte von T & H),
und zwei Bücher, die beide posthum veröffentlicht wurden: The Anglo-American Establishment:
From Rhodes to Cliveden (Das anglo-amerikanische Establishment: Von Rhodes bis Cliveden)
(1981) und Weapons Systems and Political Stability: A History (Waffensysteme und politische
Stabilität: Eine Geschichte) (1983).
In dem oben erwähnten Artikel ,Der Professor, der zu viel wusste‘, wird die Diskussion über
Quigleys Werk und Karriere auf eine ,Rechtsaußen‘-gegen-,Linksaußen‘-Dichotomie beschränkt,
die der Historizität und Richtigkeit der Behauptungen, die er in seinen berühmtesten und
aufschlussreichsten Werken Tragedy and Hope und später The Anglo-American Establishment
machte, einen Bärendienst erwies. Dank unabhängiger Forscher wurde eine Audio-Aufnahme von
1974 aus dem Archiv der Universität Georgetown geborgen, die das eigentliche Interview enthält,
das für diesen Artikel durchgeführt worden war. Dies ist ein sehr seltenes und offenes Interview von
Professor Quigley in einer längeren Diskussion über die ,Kontroverse‘ um Tragedy and Hope. Die
Audio-Aufnahme scheint seit mindestens 1998 in der Öffentlichkeit online gewesen zu sein.
,Das Argument, dass die beiden Parteien entgegengesetzte Ideale und Politiken repräsentieren
sollen, vielleicht eine der Rechten und die andere der Linken, ist eine dumme Vorstellung, nur
akzeptabel für den Doktrinären und für akademische Denker. Stattdessen sollten die beiden Parteien
fast identisch sein, so dass das amerikanische Volk bei einer Wahl ,die Gauner rauswerfen‘ kann,
ohne dass es zu irgendwelchen tiefgreifenden oder extremen Verschiebungen der Politik kommt.‘
– “Tragedy and Hope: A History of the World in Our Time” von Carroll Quigley
Während wir dankbar dafür sind, dass jemand die Weitsicht hatte, sich hinzusetzen und Quigley
aufzunehmen, bevor er einige Jahre später verstarb, kann ich nicht anders als enttäuscht sein über
die verpasste Chance, schwierige Fragen zu stellen und über sie in dem Artikel, der folgte,
tatsächlich zu berichten. Wir wissen nunmehr vom Anhören des Tonbands, dass der Artikel, der dem
Interview folgte, selektiv im Umfang war und auf viele Fälle verzichtete, in denen Carroll Quigley
scheinbar in Angst um seine Karriere und/oder Leben war, wenn bestimmte Tatsachen offenbart
werden würden. Während des Interviews signalisierte Quigley dem Interviewer unaufhörlich, das
Tonbandgerät abzuschalten, ,diskret‘ zu sein, und an einer Stelle erklärte er gar: ,Ich weiß nicht, ob
Sie das aufs Band tun wollen‘ … ,Sie müssen meine Zukunft schützen … wie auch Ihre eigene.‘
Doch der Artikel, der verschämt behauptet, dass Quigley ,zu viel wusste‘, versäumt es, Quigleys
eigene Aussagen auf dem Band oder eine der im Raume stehenden ,wichtigen Seiten‘ zu
adressieren, von denen der Autor behauptet, dass sie von der ,Ultra-Rechten‘ aus dem
Zusammenhang gerissen wurden. Statt die Diskussion mit Quigley auf das zu konzentrieren, was er
eigentlich in seinen historischen Untersuchungen herausgefunden hatte, die Original-Forschung in
den Macht- und Einfluss-Monopolen des Royal Institute of International Affairs und des Council on
Foreign Relations enthielten (beide organisiert vom Treuhänder des Letzten Willens und Testaments
des britischen Erz-Imperialisten und Gründers von DeBeers Diamond Co., Cecil John Rhodes),
vermeidet der Artikel diese Fakten leider und untersucht Personen der sogenannten ,Rechten‘,
denen Quigley vorwarf, dass sie seine Arbeiten unterschlagen, falsch interpretiert und plagiiert
hätten. Indem er dies tut, vermeidet der Verfasser des Artikels jede wirkliche Untersuchung der
historischen ,Secret Society‘ (,Geheimgesellschaft‘), von der Professor Quigley geltend machte,
dass er sie in seinen Werken gründlich entlarvt hatte. …
Quigleys Frustration, wenn man das Audio-Interview anhört, scheint von der comic-artigen Weise
herzurühren, in der seine gründlich recherchierte Geschichte dargestellt wurde, dass bestimmte
Personen einfach den Sinn nicht begriffen, und dass seine ursprüngliche und historische Darstellung
der ,Secret Society‘, die er zu beleuchten versuchte, für Profit und politische Vorteile verzerrt
worden war.“
Eines der Bücher, das in diesem Zusammenhang genannt wurde, None Dare Call It Conspiracy von
Gary Allen, „hatte behauptet, dass Tragedy and Hope die Existenz einer ,machtbesessenen Clique‘
zutage gebracht habe, die ,die Welt kontrollieren und beherrschen will.‘ Quigleys Behauptung war,
dass dies nicht wirklich der Fall war, und dass diese Darstellung eine zu starke Vereinfachung der in
seinen Forschungen und Büchern enthaltenen tatsächlichen Nuancen war. Er äußerte auch ernsthafte
Bedenken, dass die Leute versuchten, jede einzelne Geheimgesellschaft im Laufe der Geschichte
mit dem ,anglo-amerikanischen Establishment‘ in Verbindung zu bringen, über das er einen
Großteil seines Lebens nachgeforscht hatte, ja, er hatte sogar über einen Zeitraum von mehreren
Jahren persönlichen Zugang zu ihren historischen Archiven. Er machte sehr deutlich, dass die
Gruppe, die er entblößte, nicht die ,Bayerischen Illuminati‘ waren, und dass diejenigen, die
versuchten, Verbindungen zwischen dem Council on Foreign Relations und den Illuminati des 18.
Jahrhunderts zu ziehen, sich schuldig machten zu glauben, dass ,alle geheimen Gesellschaften die
gleiche Geheimgesellschaft sind‘, fortfahrend, dass ,diese Leute sagen, sie sind alle eins.‘ Quigley
diskutiert auch seine Sorge, dass einige Individuen und Gruppen sein Buch ,benutzten‘, um
monolithische jüdische Verschwörungstheorien zu fördern, die er ebenfalls absurd fand.“
Eigentlich aber braucht dergleichen nicht weiter erörtert werden, zumindest „wenn das Ziel darin
besteht, die Behauptungen, die Professor Quigley selbst in den Druck brachte, objektiv zu
untersuchen. Ob andere seinen Text unterschlugen, falsch interpretierten oder missverstanden, sei es
ein Teil oder alles von Tragedy and Hope, ist unerheblich für das historische Erbe von Carroll
Quigley und eine ehrliche Einschätzung seiner Forschungen und Werke. Die Ansprüche von
Insiderwissen über eine sehr komplizierte Geheimgesellschaft, die von Quigley selbst gemacht
wurden, verdienten es im Jahre 1966 und dann 1975 zur Zeit der Veröffentlichung dieses Artikels,
überprüft zu werden. … In dem Audio-Interview macht Quigley klar, dass die Gesellschaft, die er
untersucht hatte, rund um die ,Round-Table-Gruppe‘ zentriert war, von der er sagt, dass sie eine
der ,besten Quellen weltweit für internationale Beziehungen seit 1910‘ veröffentlichte, bekannt als
The Commonwealth Journal of International Affairs. Quigley nahm Notiz von ,prominenten Leuten
des englischen Lebens‘, die mit dem All Souls College verbunden waren, und eine Korrelation
zwischen denen, die später fortfahren würden, Botschafter in den Vereinigten Staaten zu werden.
,Ich untersuchte diese Gruppe‘, sagt er mit Nachdruck.
Diese Botschafterrolle sollte ein wichtiges Herzstück bei der Gründung der transatlantischen
Pilgrims Society im Jahre 1902 werden, nur wenige Monate nach dem Tod von Cecil Rhodes. Die
Pilgrims Society war eine britische Schöpfung, die im nächsten Jahr laufende Sitzungen in London
und in New York organisierte, mit dem Ziel der Förderung einer ,besondere Beziehung‘ unter den
Englisch-sprechenden Menschen, insbesondere im Dienste der wohlhabenden Titanen der Industrie
und intellektuellen Elite in den Bereichen der Politik, Presse, Bildung, Philanthropie, Banken und
des Geschäfts. Von diesen Netzwerken der Macht wurden die Rhodes Stipendien und der Rhodes
Trust in den Vereinigten Staaten eingeführt, wobei wichtige Pilgrims Society-Mitglieder den
Vorstand des Rhodes-Stipendiums und der Landeskomitees stellten. Die Pilgrims Society war in
Zeremonie und Geheimnis gehüllt, bis ihr Gründer Harry Brittain ,von Lord Lothian und anderen
Pilgrims überredet (wurde), die Geschichte des Klubs zu veröffentlichen‘, was er erstmals 1942 in
einem Buch mit dem Titel Pilgrim Partners: Forty Years of Anglo-American Fellowship tat.
,Ohne [König] George III. würde der Krieg in der ganzen Welt heute unbekannt sein. Die
englischsprachige Rasse würde als Einheit neu organisiert worden sein, mit seinem zentralen
Parlament, das abwechselnd in New York und London tagte, und es würde Frieden in der Welt
gegeben haben.‘
- Cecil Rhodes, 1901
Quigley fährt fort, dass das All Souls College in den Jahren 1899 bis 1947 so exklusiv war, dass es
nur 149 Menschen einen Abschluss machen ließ, und während einige seiner Schüler 7 Jahre als
Ehrenmitglieder blieben, hielten andere die Gemeinschaft mit All Souls für 55 Jahre aufrecht. Er
entdeckte, dass diese Personen ihre Mitgliedschaft für eine solch lange Dauer durch ihre
Mitgliedschafts-Verbindungen im ,Milner Kindergarten‘ halten konnten, einer Gruppe von zunächst
,kleinen Kindern‘, die von Lord Alfred Milner ausgewählt wurden, um Südafrika zu regieren, und
auch ein ,Who is who‘ des zukünftigen Kuratoriums des Rhodes Trust und der Vorsitzenden des
Royal Institute of International Affairs darstellten. In Quigleys Enthüllungen sind Lord Dougal
Malcolm (1877-1955), Direktor der British South Africa Company, Leo Amery (1873-1955), ChefAdministrator für Lord Alfred Milner, Lionel Curtis (1872-1955) und Lord Halifax (1881-1959)
enthalten. Lionel Curtis und Lord Halifax, entdeckte Quigley, waren gemeinsame Zimmerbewohner
im All Souls College gewesen. Quigley offenbart, wie es Lionel Curtis war, der für die Änderung
des Namens des ,britischen Empire zum Commonwealth of Nations‘ verantwortlich war. Er drückt
sein Erstaunen darüber aus, dass Curtis 15 Jahre brauchte, bis er sein Studium beendete, und dass er
ein ,schlechter Student‘ war, der nur den ,niedrigsten halben Grad erhielt, den man jemals
bekommen kann‘, und ,niemand hatte je von ihm gehört.‘ ,Darüber hinaus war er jahrelang Lord
Halifax‘ Mitbewohner in All Souls!‘, fährt er fort, ,und dann habe ich entdeckt, dass dieser Bursche
hinter allem steckt, was los ist! Lionel Curtis, verstehen Sie?‘ Professor Quigley sagt dann in
gemessenem Ton: ,Nun, ich denke, wir sollten nicht zu viel darüber reden…‘ Warum gibt es keine
Erwähnung von diesem Kerl, der ,hinter allem steckt, was los ist‘, im Washington Post-Artikel?
Warum sollten wir nicht zu viel darüber reden? Welche Art von Journalist hakt bei einer solchen
Aussage nicht nach?
Professor Quigley wechselt das Thema dazu, wie diese Personen als Schüler auch von Alfred
Zimmern und seinem Werk The Greek Commonwealth beeinflusst worden sind, und wie Zimmern
eine Quelle für Tragedy and Hope wurde. Quigley traf sich mit Zimmern 1947, der ihm offenbarte,
dass er seit 1913 ein Mitglied der geheimen Round-Table-Gruppe gewesen sei, rekrutiert wegen
seiner Beteiligung an der ,Educational Alliance‘-Organisation (eine Außenstelle des Settlement
Movement am Ende des 19. Jahrhunderts, an dem Lord Milner direkt beteiligt war). Zimmern
behauptete, dass er 1923 zurückgetreten wäre, weil der Round Table ,fest entschlossen‘ gewesen
sei, ,Deutschland gegen Frankreich aufzubauen‘, und er fing an, mit diesem Vorgehen nicht
einverstanden zu sein. Quigley gesteht, dass er später mit Lord Brand zusammengetroffen war (ein
weiteres Mitglied der Round Table-Gruppe) und ihn nach dem Rücktritt von Zimmern gefragt hatte,
worauf Brand antwortete, dass er das ,nie gesehen hat‘. Es ist an dieser Stelle im Interview, da
Quigley sagt: ,Ich würde jetzt lieber aufhören, sehen Sie, denn das geht in alle möglichen Dinge
rein…‘ Quigley teilt auch mit, dass es Zimmern gewesen war, der Arnold Toynbee (den Historiker)
in die geheime Gruppe brachte.
In der Audio-Aufnahme fährt Professor Quigley fort: ,Ich wusste, dass die Round Table-Gruppe
sehr einflussreich war. Ich wusste, dass sie die eigentlichen Gründer des Royal Institute of
International Affairs waren, das wusste ich … all das Zeug, das in Druck ist …, dass sie die
eigentlichen Gründer des Institute of Pacific Relations waren. Ich wusste, dass sie die Paten des
Council on Foreign Relations hier waren. Ich wusste zum Beispiel, wissen Sie, kennen Sie die
große Studie der Geschichte, die vielen Bände von Arnold Toynbee? Okay, ich wusste, dass die
Manuskripte beim Council on Foreign Relations während des Krieges aufbewahrt wurden, so dass
sie nicht durch deutsche Bombenangriffe zerstört würden, sehen Sie?‘ ,Ich fing an, diese Dinge
zusammenzusetzen, und ich entdeckte, dass diese Gruppe für die folgenden Dinge arbeitete. Sie
waren eine geheime Gruppe. Sie versuchten, die englischsprachige Welt miteinander föderativ zu
verbünden, sie waren eng mit den internationalen Bankern verbandelt, sie arbeiteten an der
Errichtung einer Welt … was ich eine Drei-Mächte-Welt nenne. Diese Drei-Mächte-Welt war der
Atlantische Block von England und dem Commonwealth sowie den Vereinigten Staaten,
Deutschland …. Hitlers Deutschland und die Sowjetunion …. eine Drei-Mächte-Welt. Sie sagten,
Deutschland würde kontrolliert werden, weil … und all dies ist in meinem Buch, es ist zwischen
dem Atlantik-Block und den Russen eingeklemmt. Die Russen werden sich anständig verhalten,
weil sie zwischen dem Atlantik-Block, der amerikanische Marine in Singapur und den Deutschen
eingeklemmt sind. … Und dies alles ist in meinem Buch beschrieben. … Beachten Sie, dass es ein
System der Machtbalance ist, im Wesentlichen ist es das, was Kissinger – obwohl er nicht weiß,
was er tut… Er stümpert bei allem, denn er ist bloß eine Primadonna, eine emotional
unausgeglichene Person. Er weiß nicht, was er zur Hölle tut.‘
Quigley erklärt dann: ,Was hier drin gesagt wird‘ (vermutlich auf die bereits erwähnten Bücher von
Skousen oder Allen zeigend), ,ist, dass diese Leute für die Weltherrschaft waren, und die Gruppe,
von der ich rede, war das nicht‘, indem er offenbart, wie Lord Milner der Rhodes-Chef-Treuhänder
nach der Rückkehr aus Afrika bis zu seinem Tod im Jahr 1925 wurde. ,Es ist ein Atlantik-Block‘,
sagt er und fährt durch die Einführung von Rhodes Scholar Clarence Streit und seinem Buch ,Union
Now‘ fort, und dass ,er das repräsentiert, was diese Gruppe (zu der Zeit) wollte.‘ Professor Quigley
erwähnt, dass er sogar Streits Tochter in seiner Klasse an der Georgetown University als Besucherin
hatte. ,Er wurde von diesen Leuten als die einzige Lösung aufgebaut‘, und sein Buch ,Union Now‘
war anonym von Lionel Curtis im Round Table Journal of Commonwealth Affairs ,der einzige Weg‘
und anonym von Philip Kerr, dem Lord Lothian (später Botschafter in den Vereinigten Staaten), ,als
die Lösung für unsere Probleme‘ genannt worden. Dies wird in Tragedy and Hope bestätigt, wobei
Quigley offenbart, dass das ,Union Now‘-Projekt direkt ,im Namen von Lord Lothian und dem
Rhodes Trust‘ propagiert wurde. Quigley fährt fort, dass ,das natürlich Rhodes‘ Idee war…‘
,Für die Schaffung, Förderung und Entwicklung eines Geheimbunds soll der wahre Sinn und Zweck
dessen die Ausdehnung der britischen Herrschaft in der ganzen Welt sein, die Vervollkommnung
des Systems der Auswanderung aus dem Vereinigten Königreich und die Besiedlung durch britische
Personen aller Länder, in denen die Lebensgrundlagen durch Energie, Arbeit und Unternehmen
erreichbar sind, und vor allem die Besetzung durch britische Siedler des gesamten Kontinents von
Afrika, des Heiligen Lands, des Tals des Euphrat, der Inseln Zypern und Candia, ganz Südamerikas,
der Inseln des Pazifiks, die bisher nicht Großbritannien gehören, des gesamten malaiischen
Archipels, der Küste von China und Japan, die ultimative Rückgewinnung der Vereinigten Staaten
von Amerika als integraler Teil des britischen Empire, die Einweihung eines Systems der kolonialen
Vertretung im Reichsparlament, das die unzusammenhängenden Mitglieder des Reiches miteinander
verschweißen könnte, und schließlich die Gründung einer so großen Macht, dass Kriege unmöglich
gemacht werden, und die Förderung der Interessen der Menschheit.‘
- Letzter Wille und Testament von Cecil John Rhodes, 1877
Professor Quigley erläutert dann, wie der Council on Foreign Relations und die bestehende
,Inquiry‘-Gruppe in den Vereinigten Staaten von JP Morgan-Interessen dominiert wurden, und dass
dies der Grund war, weshalb die Round Table-Gruppe Vertrauen hatte, dass sie Erfolg bei der
Übernahme des einflussreichen Think Tanks haben würde. Die ,Inquiry‘-Gruppe war von Col.
Edward House auf Geheiß von Präsident Woodrow Wilson geschaffen worden, der zuvor selbst als
Vorsitzender des New Jersey Rhodes Scholarship Committee gedient hatte. Der Council on Foreign
Relations und das Royal Institute of International Affairs (RIIA) (von Lionel Curtis und Mitgliedern
des Rhodes-Kuratoriums gegründet) wurden später bei Treffen verfestigt, die im Hotel Majestic vor
den Pariser Friedenskonferenzen von 1919 stattfanden. Quigley erklärt, dass sie ,Ableger in allen
Commonwealth-Ländern‘ hatten, ,Australien, Neuseeland, Südafrika, Kanada, und schließlich in
Indien und sogar eine woanders ….. Pakistan.‘
Mit Enthüllungen wie dieser, schaffte es Tragedy and Hope: A History of the World in Our Time fast
nicht zu einer zweiten Auflage. 1966 hatte Quigley versucht gehabt, seinen Vertrag über zwei
Bücher mit der Macmillan Company und seinem Verleger Peter Ritner zu erfüllen. Quigley hatte
bereits The Evolution of Civilizations mit einem Vertrag, der 1961 unterzeichnet wurde,
veröffentlicht, und vereinbarte, Macmillan sein nächstes Buch The World Since 1914 zu geben.
Während dieser Phase des Audio-Interviews, in der sich Quigley anschickt, über einige der
Kontroversen hinter der Veröffentlichung und mangelnden Förderung von Tragedy and Hope zu
sprechen, ist es, dass er sagt: ,Ich weiß nicht, ob Sie das aufs Band tun wollen … Sie müssen meine
Zukunft schützen … wie auch Ihre eigene.‘ Quigley erklärt, dass Macmillan für 5 Millionen USDollar im Sommer 1966 von Collier Books aufgekauft worden war, und er bestätigt, dass Collier
Books ein Unternehmen von J.P. Morgan war, und dass die Morgan-Interessen die freie Presse
aufgekauft hatten.
Quigleys Verleger, Peter Ritner, kontaktierte ihn und sagte ihm, es würde ,keine Werbung für eines
der Bücher, die in den nächsten sechs Monaten veröffentlicht werden‘, geben. Ritner lieferte einen
Kampf, sagt Quigley, und er bekam ,eine Anzeige‘ für Tragedy and Hope, was eine ,Viertelseite im
New York Times Book Review‘ war. Bis 1968 war das Buch vergriffen. Collier kaufte dann die
letzte Hälfte von Tragedy and Hope als ein Taschenbuch mit dem Titel The World Since 1939: A
History zurück, während die ganze Zeit über weiterhin jedem gesagt wurde, dass Tragedy and Hope
vergriffen sei. Der Professor sollte bald herausfinden, dass von Tragedy and Hope Raubkopien
gezogen wurden, und dass eine ,Photo-Replikation‘, die ,genau das gleiche‘ war (mit Ausnahme der
Goldkante, die auf dem Original enthalten war), auf dem Schwarzmarkt verfügbar geworden war
und über ein loses Netzwerk von Buchhändlern im ganzen Land verkauft wurde. Zu Quigleys
Bestürzung scherte es Macmillan ,nicht die Bohne, dass es Raubkopien gab‘, und er erklärt, sie
,haben mich so oft angelogen.‘ Sie ,logen und logen und logen und logen mich an‘, und auch seinen
Verleger Ritner, der zuvor offenbart hatte, dass er dachte, Tragedy and Hope sei ,wunderbar‘.
Professor Quigleys Vertrag legte auch fest, dass für den Fall, dass sein Buch vergriffen sein sollte,
er das ,Recht auf die Druckplatten‘ bekäme. Er stellte im März 1974 fest, dass die Druckplatten zu
seinem Werk ,zerstört worden waren‘. Dies zusätzlich zu dem, dass er herausgefunden hatte, dass
der Verleger Kunden abwies, die nach dem Buch fragten. Im Gegensatz zu dem, was sie Quigley
sagten, war Tragedy and Hope ein sehr beliebter und gesuchter Geschichts-Text.
,Wollen Sie das nicht abschalten?‘, sagt Quigley (bezogen auf das Tonbandgerät).
Während es dem Artikel der Washington Post an einer genauen Untersuchung fehlte und viel von
den faszinierenden Offenbarungen und dem seltsamen Verhalten eines der profiliertesten Historiker
des 20. Jahrhunderts weggelassen wurde, ist es ein Glück, dass die Öffentlichkeit Zugang zu dem
Audio-Interview bekommen hat. Es ist möglich, dass der Interviewer die Bedeutung des
Augenblicks und die Bedeutung der Inhalte, die nur widerwillig preisgegeben wurden, nicht
verstanden hatte. Professor Quigley detailliertes Buch Anglo-American Establishment: From
Rhodes to Cliveden erschien erst vier Jahre nach Professor Quigleys Tod im Jahre 1981. Dies kann
die Interview-Versäumnisse in ,Der Professor, der zu viel wusste‘ nicht entschuldigen; aber AngloAmerican Establishment ist sicherlich ein gründlicheres Exposé über das Innenleben der RhodesMilner-Round-Table-Gruppe, wie von Quigley umrissen, als es ein Artikel im Washington Post
Sunday Magazine erreichen könnte.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels war Katherine Graham die Herausgeberin der
Washington Post, ebenso CEO der Washington Post Company. Katherine Graham war bis zu ihrem
Tod 2001 ein prominentes Mitglied des Council on Foreign Relations, ein Mitgliedsstatus, den sie
mit ihrem verstorbenen Vater Eugene Meyer gemein hatte, dem Besitzer der Washington Post
Company, Vorsitzenden der Federal Reserve Bank von 1930 bis 1933, und der erste Leiter der
Weltbank im Jahre 1946. Um diese Verbindungen und Interessenkonflikte zu veranschaulichen: es
war Philip Kerr, der Lord Lothian, der bald Botschafter in den Vereinigten Staaten wurde (und laut
Quigley ein langjähriges Mitglied der Rhodes-Milner-Geheimgesellschaften ,Inner Circle‘ und
,Society of the Elect‘ war), der an seinen guten Freund Eugene Meyer durchsickern ließ, dass
Edward VIII. von England eine Affäre mit einer amerikanischen Frau namens Wallis Simpson hatte.
Dieser ,Scoop‘, der der Washington Post von Lord Lothian gegeben wurde, führte zur
Abdankungskrise von 1936 und der Installation von George VI. als König des Vereinigten
Königreichs und der Dominions des britischen Commonwealths.
,Es existiert, und existierte seit einer Generation, ein internationales anglophiles Netzwerk, das zum
Teil in der Art arbeitet, in der radikale Rechte glauben, dass die Kommunisten agieren. In der Tat
hat dieses Netzwerk, das wir als die Round Table-Gruppe identifizieren können, keine Abneigung
gegen die Zusammenarbeit mit den Kommunisten oder anderen Gruppen, und tut das oftmals auch.
Ich weiß um die Arbeit dieses Netzwerkes, da ich es seit zwanzig Jahren studierte, und mir wurde
für zwei Jahre, in den frühen 1960er Jahren, der Zugang zu ihren Papieren und geheimen
Aufzeichnungen gestattet. Ich hege keine Abneigung gegen es oder die meisten seiner Ziele, und ich
bin für einen Großteil meines Lebens ihm und vielen seiner Instrumente nahe gewesen. Ich habe
sowohl in der Vergangenheit wie auch vor kurzem nur einigen seiner politischen Zielen
widersprochen (vor allem der Überzeugung, dass England eine atlantische, statt eine europäischen
Macht sei, und dass es verbündet werden muss oder sogar föderiert mit den Vereinigten Staaten,
und dass es von Europa isoliert bleiben muss), aber im Allgemeinen ist mein
Hauptmeinungsunterschied der, dass es unbekannt bleiben will, und ich glaube, seine Rolle in der
Geschichte ist bedeutsam genug, um bekannt sein zu sollen.‘“
- “Tragedy and Hope: A History of the World in Our Time“ von Carroll Quigley
Geldschöpfungsprozesse
Ich hoffe, dieser kurze Einblick hat nicht nur ein wenig Neugierde auf das Werk von Quigley
geweckt, sondern auch etwas Klarheit darüber verschafft, wessen geistiges Kind der Council on
Foreign Relations ursprünglich gewesen ist, der bis heute eine Einheit aus Geld und Macht
repräsentiert, die in den Händen großer Banken und Unternehmen liegt. Oder um Wilhelm Bittdorf
aus einem Spiegel-Artikel aus dem Jahre 1975 zu zitieren: „Der Council ist das entscheidende
Verbindungsglied zwischen den großen Konzernen und der Regierung. ... Die Wichtigkeit dieser
Vereinigung für das Verständnis der Grundmotive und Grundlinien amerikanischer Weltpolitik kann
kaum hoch genug veranschlagt werden. ... Dennoch haben die allermeisten Bürger dieses Landes,
das sich für das bestinformierte Gemeinwesen aller Zeiten hält, keine Ahnung von der Existenz
eines solchen Gremiums.“ (141)
Diese weitgehend unbekannte Einheit aber ist mithin auch ein direktes Resultat des
Geldschöpfungsprozesses. Schauen wir uns diesen Prozess anfangend mit dem US-Dollar noch
einmal genauer an.
Der Dollar als legales Zahlungsmittel der USA wird geschöpft, indem die Federal Reserve USStaatsanleihen oder US-Schatzanweisungen (sprich: Schuldscheine) kauft, die Zinsen kosten, um
dem US-Schatzamt damit Finanzmittel für die Staatsausgaben zur Verfügung zu stellen. Genau
genommen sind dies jene Banknoten, welche als Federal Reserve Notes bezeichnet werden. Es gibt
nämlich auch United States Notes, welche vom US-Schatzamt direkt herausgegeben werden und
eine Art zins-befreiten „Kreditbrief” darstellen. Zu Beginn des Federal Reserve Systems musste die
Gesamtmenge der Federal Reserve Notes zu vierzig Prozent vom Goldbestand der USA gedeckt
sein. Heutzutage gibt es diese Einschränkung nicht mehr; die Anbindung des US-Dollars an den
US-Goldhort wurde im August 1971 unter Richard Nixon gänzlich gekappt.
In dem bereits angeführten Interview mit Nomi Prins, das ihren Recherchen zum Buch All the
Presidents’ Bankers gewidmet war, kamen wir darauf zu sprechen, welchen Souffleuren Nixon
dabei folgte:
Ein Teil des Bretton-Woods-Systems war, dass der US-Dollar fast so gut wie Gold war. Warum
befürworteten so viele prominente US-Banker die Beendigung des Goldstandards Ende der
1960er Jahre, Anfang der 1970er Jahre? Könnte es sein, dass der Goldstandard als wirksame
Kontrolle über exzessives Finanzsektor-Wachstum und missbräuchliche Praktiken der Banken
dient?
Nomi Prins: Oh, Gold war absolut eine wirksamere Bremse übermäßigen finanziellen Wachstums
und von Missbräuchen. Gold war auf eine Art eine effektive Regulierung. Es hielt die Expansion
der Banker zurück, weil sie einen gewissen Reservebetrag beiseite legen mussten, und zwar mit
einem realen Vermögenswert, an dem andere Welt-Teilnehmer ebenfalls Teilhabe hatten. Aus diesem
Grund besaßen US-Banker weniger Kontrolle über die Bewegung des Goldes in und aus ihren
Firmen. Sobald sie die US-Regierung überzeugt hatten, vom Goldstandard und von der Erfordernis
abzurücken, dass Gold Transaktionen oder Spekulationen oder Expansionen decken musste, hatten
sie Zugriff auf ein ganz neues Expansionsniveau.
Deshalb ziehen sie heute Null-Zins-Geld vor, billiges Geld, so dass sie weniger Hindernisse für ihre
Aktivitäten haben. Dies ist Teil des gleichen Musters und der gleichen Logik, um vom Goldstandard
abzurücken – sie bevorzugen den weniger eingeschränkten Weg zur Spekulation. Es gab eine
enorme Expansion der globalen US-Bankeninteressen, die bereits nach den Kriegen begonnen
hatte, aber anstieg, nachdem der Goldstandard beseitigt war, weil es einfach leichter zu machen
war. Es gibt einfach weniger Barrieren für die Banker. Sie befürworteten sehr öffentlich, dass der
Goldstandard entfernt werden sollte, und in der Tat, als Nixon ihn schließlich 1971 aufkündigte,
kam nicht er selbst mit der Idee daher; dies war etwas, wofür sich Walter Wriston, der Vorsitzende
der National City Bank, und David Rockefeller, der Vorsitzende der Chase, sehr stark gemacht und
sich durch Briefe und Korrespondenzen und andere Arten von persönlichen Gesprächen, die ich in
meinem Buch bespreche, eingesetzt hatten.
Denken Sie, dass Gold eine Zukunft im Währungssystem haben wird?
Nomi Prins: Ich denke, dass es sicherlich viele Menschen gibt, die das in Ländern außerhalb der
USA wollen, aufgrund dessen wie sich das Finanzsystem global entwickelt hat; insbesondere die
US-Banken haben so viel Macht, politisch und finanziell. Politisch wegen ihrer Allianz mit der USRegierung, und finanziell, weil sie so viel billiges Kapital ohne Reserven wie Gold dahinter
gehebelt haben.
Aber das ist auch der Grund, warum ich denke, dass es eine sehr große Machtverschiebung
brauchen wird, politischer und finanzieller Macht, damit Gold wirklich … diese Art von Zukunft hat
– weil diese Banker werden das vehement bekämpfen. Diese Institute, diese Beziehungen, die sie
mit der Führung in Washington und mit der Federal Reserve haben, zeigen, welch enorme Menge
an Kraft investiert worden ist, damit es keine Golddeckung bei spekulativen Transaktionen und
Expansionen in der ganzen Welt gibt.
Also ich denke, es wird ein sehr harter Kampf für Gold werden, um ein Comeback als tatsächliche
Erfordernis zur Deckung von Spekulationen zu machen. Es wird eine sehr lange Strecke sein, wenn
es in Anbetracht des Widerstands dagegen von einer sehr stark konzentrierten und mächtigen
politischen und finanziellen Allianz in den USA überhaupt möglich ist.
In einem gewissen Sinne kann man dem US-Dollar seit der Gold-Entkopplung bescheinigen, nicht
im Einklang mit der US-Verfassung zu stehen. Diese fordert, dass der Dollar in Gold oder Silber
gewichtet definiert wird. Tatsächlich ist der Dollar aber eine Fiat-Währung wie der Continental
davor, welcher nach dem Unabhängigkeitskrieg kollabierte. Dem Kongress oblag laut Verfassung
die Entscheidung, welches Metall genommen werden sollte. Ferner hatte der Kongress die
Autorität, „Geld zu prägen und den Wert dessen zu regulieren“.
Das Vorrecht, das staatliche Zahlungsmittel auszugeben, trat der Kongress an die Federal Reserve
ab. Und wie Geld letztlich heute in die Existenz kommt, darüber liegt nicht selten ein „Schleier der
Täuschung“, wie sich der Ökonom Norbert Häring ausdrückt. (142) Er argumentiert, dass einige
klar spezifizierte Interessen am Werke sind, die die Absicht hegen, dass so wenige Menschen wie
möglich unser Finanzsystem verstehen. Ich fragte ihn, warum das so sei; vielleicht, weil es am Ende
eine besondere Art von Schneeballsystem ist?
Norbert Häring: Ja, man könnte es ein Schneeballsystem nennen. Banken geben den Menschen und
Unternehmen, die von ihnen Kredit nehmen, neues Buchgeld, das jeder benutzt, um Rechnungen
und Steuern zu zahlen, als ob es so gut wie Bargeld wäre. Das zusätzliche Geld befeuert die
Wirtschaft und erhöht die Nachfrage nach Krediten. Geld wird immer schneller geschöpft. Sobald
man aber, genau wie in einem Schneeballsystem, nicht mehr genug Kreditnehmer zur weiteren
Erhöhung der Geschwindigkeit findet, mit der Geld und Schulden geschöpft werden, bricht das
System zusammen, und wir haben eine Krise. Dann lernt jeder, dass Bankeinlagen doch nicht so gut
wie Bargeld sind, da Banken nur einen Bruchteil dieser Einlagen gegen Bargeld zu tauschen
vermögen.
LS: Bitte erläutern Sie, wie das Geld tatsächlich in unserem modernen Geld-System erstellt
wird, beginnend mit den Zentralbanken.
NH: Es beginnt nicht mit den Zentralbanken. Das ist nur das, was man uns glauben macht. Wir
sollen glauben, dass Zentralbanken den Prozess beginnen und steuern. Es hat Systeme ganz ohne
eine Zentralbank gegeben. Es beginnt damit, dass mir eine Bank € 100.000 als Hypothek gibt,
damit ich mir ein Haus kaufen kann. Der Bankangestellte tätigt ein paar Tastenanschläge, erstellt
ein Konto für mich und legt eine Einlage in Höhe von € 100.000 hinein. Dies ist neues Geld. Die
Zentralbank kommt erst später ins Spiel, um sicherzustellen, dass die Einlagen, die von den
einzelnen Banken geschaffen wurden, gleichmäßig durch das System verteilt werden. Die
Zentralbank fordert des Weiteren eine so genannte Mindestreserve in Form von Bargeld oder
Einlagen bei der Zentralbank. Die Banken müssen sich diese Reserven bei der Zentralbank leihen.
Aber die Zentralbank wird die Darlehen, die das Bankensystem benötigt, stets zur Verfügung
stellen. Ansonsten würde das eine Liquiditätskrise verursachen.
LS: Und was ist falsch daran?
NH: Es gibt eine Reihe von Dingen, die daran falsch sind. Der Staat gibt ein wertvolles Privileg an
die Banken ab, indem er die Einlagen, die sie erschaffen, effektiv zum gesetzlichen Zahlungsmittel
erklärt. Sie können Ihre Steuern mit Geld bezahlen, das die Banken geschaffen haben. Von jedem
wird gefordert, diese Einlagen zur Zahlung zu akzeptieren. Die Banken machen eine Menge Geld
mit der Geldschöpfung aus dem Nichts. Dies ist ein Gewinn, von dem ich denke, dass der Staat ihn
bekommen sollte. Die Steuern könnten viel niedriger sein, wenn der Staat dieses sehr wertvolle
Privileg nicht kostenlos abgegeben hätte. Und, was vielleicht noch schlimmer ist, die
Geschäftsbanken haben eine Tendenz, Schulden-Blasen aufzublähen, die später platzen und
Finanzkrisen verursachen.
LS: Was muss also aus Ihrer Sicht über die berühmte “Unabhängigkeit” der Zentralbanken
gesagt werden, von der wir immerzu zu hören bekommen?
NH: (I)n Ländern, die ein großes Finanzsystem haben, (werden) die Rufe nach der Unabhängigkeit
der Zentralbanken von der Regierung als erste und am lautesten gehört. Die Unabhängigkeit von
der Regierung geht einher mit dem Verbot, die Staatsverschuldung zu finanzieren, und dies
bedeutet, dass die Banken den meisten Nutzen aus der Geldschöpfung ziehen.
LS: Hinsichtlich einer Gruppe von Bankenkunden, den Sparern, gibt es etwas, worüber nur
sehr wenige Menschen wirklich Bescheid wissen – wenn ich mein Geld zu den Banken bringe,
um eine Bankeinlage zu haben, bin ich ein Gläubiger der Banken, selbst wenn ich ihnen kein
Geld leihen will. Können Sie das weiter ausführen, bitte?
NH: Das ist der Kern des Problems unseres Finanzsystems, dass wir kein sicheres Zahlungssystem
haben, das unabhängig von der Solvenz der Banken ist. Dies ist der Grund, warum wir immer die
großen Banken zu retten haben, wenn sie es vermasseln. Wenn sie untergehen, geht unser
Zahlungssystem unter, und die Leute verlieren ihr Geld. Das Geld, das die Menschen in Konten
halten, um ihre Rechnungen zu bezahlen, sollte anders als das Geld behandelt werden, das sie
investieren wollen. Wenn Sie lediglich die Dienste der Banken nutzen, wollen um Ihre Rechnung auf
bequeme Weise zu bezahlen, sollten Sie der Bank keinen Kredit geben müssen. Das Geld sollte in
Ihrem Besitz verbleiben, genauso wie Geld, das Sie in einem Geldmarktfonds oder in Aktien haben.
Wenn dies der Fall wäre, würden wir nicht mehr länger alle zusammen die Banken zu retten haben,
und sie könnten nicht mehr zu viel Geld schöpfen.
LS: Mit welcher Art von Widerstand gegen grundlegende Reformen und neue Richtungen ist
zu rechnen, der von interessierter Seite kommt?
NH: Das Recht, das gesetzliche Zahlungsmittel aus dem Nichts zu schöpfen, ist fast so gut wie die
Fähigkeit, Gold aus Sand zu machen. Die Banker werden mit allen Mitteln darum kämpfen, dieses
Privileg zu bewahren. Sie werden weiterhin versuchen, diejenigen, die für eine grundlegende
Reform streiten, als verrückte Spinner darzustellen, die Geld und Ökonomie nicht verstehen. (143)
Auch Mike Maloney befragte ich nach einer Erklärung der Fehler im System, die im Finanzgebilde
unserer Tage von Anfang an gegeben sind – und von denen Privatbanken enorm profitieren.
Mike Maloney: Wir haben heute ein Hokuspokus-Geldsystem, das ursprünglich von der Bank of
England erfunden wurde, wo Geld durch Kreditaufnahme entstand. Das ist es, was die Menschen
nicht verstehen: unser gesamtes Finanzsystem ist eine Illusion. Es basiert allein auf dem Vertrauen
der Öffentlichkeit. Das „Fiat” in „Fiat-Währung” bezeichnet eine Anweisung, die von einer
Autorität gegeben wird, die die Macht hat, diese Anweisung durchzusetzen. Eine Regierung sagt,
das ist unsere Währung und sie wird etwas wert sein, weil wir unsere Steuern ausschließlich in
dieser Währung zahlbar machen. Das ist es, was den Menschen Vertrauen in diese Währung gibt.
Der einzige Grund, warum man mit einem Dollar oder einem Euro etwas kaufen kann, ist die
Erfahrung, dass man gestern damit etwas kaufen konnte, also geht man davon aus, dass man auch
morgen etwas damit kaufen kann und akzeptiert sie. Anderenfalls sind sie nur ein reines Stück
Papier mit Zahlen drauf.
Die gesamte Wirtschaft dieses Planeten basiert auf Psychologie. Physisch existiert sie nicht
wirklich. Vor langer Zeit war die Währung, die wir benutzten, echtes Geld, es waren Gold und
Silber, und ihr Wert leitete sich ganz einfach davon ab, wie selten es war und wie schwer es war, es
zu finden und auszugraben und in eine Münze zu pressen. Es war ein gewisser Grad von Seltenheit
und eine Haufen Arbeit, das ihm den Wert gab. Was heute passiert, ist, dass eine Regierung
Staatsanleihen schafft – eine Staatsanleihe ist nichts anderes als ein Schuldschein: Du leihst mir
eine Milliarde Dollar, und ich verspreche dir im Laufe von dreißig Jahren die Milliarde plus Zinsen
zurückzuzahlen, dir also über die dreißig Jahre hinweg zwei Milliarden Dollar zu bezahlen. Und
dann kauft die Zentralbank diese Staatsanleihe – hier in den USA funktioniert das über eine
Offenmarktpolitik, das ist so ähnlich wie beim Hütchenspiel: Erst kaufen die Banken sie, und dann
kauft die Fed sie von den Banken.
Was in Wirklichkeit vor sich geht, ist, dass das Schatzamt Schuldscheine ausgibt und die
Zentralbank letztendlich diese Schuldscheine erwirbt, indem sie Geld druckt. Im Grunde erfinden
sie einfach Dollars, die nichts anderes sind als ein Forderungs-Scheck – es ist also im Grunde
genommen ein Schuldschein gegen einen Schuldschein, und dieses Austauschen von Schuldscheinen
verschuldet die Öffentlichkeit. Wir leihen uns Wohlstand aus der Zukunft und versprechen, das
zurückzuzahlen. Im Grunde sind unsere Steuern von heute Zahlungen auf die Schulden von gestern.
(144)
Eine interessante Arbeit im Kontext mit der Geldschöpfung veröffentlichte im März 2014 die Bank
of England. Die Mutter aller Zentralbanken von der Threadneedle Street ließ durchblicken, dass die
verschiedenen Währungen auf der Welt kein Geld darstellen, sondern nichts weiter als spezielle
Schuldscheine (IOU’s). Dies wurde in einem Papier namens Money Creation in the Modern
Economy (Geldschöpfung in der modernen Wirtschaft) dargebracht, das von drei Ökonomen der
Währungsanalyse-Direktion der Bank geschrieben wurde. Anlässlich der Veröffentlichung dieses
Papiers schrieb Steve Keen einen Artikel, den ich zeitnah übersetzte. (145) Steve Keen ist Professor
für Volkswirtschaftslehre an der University of Western Sydney in Australien. Im Dezember 2005
warnte er vor einer bevorstehenden globalen Finanzkrise in Form von Rezession und
Schuldendeflation. Für diese Prognose erhielt Keen, nachdem es so eingetreten war, den Revere
Award for Economics vom Real-World Economics Review. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der
Entwicklung mathematischer Modelle von Hyman Minskys „Hypothese der Finanziellen
Instabilität“ (hierzu im nachfolgenden Kapitel mehr).
Der Geld-Illusions-Schock der Bank of England
Keen beginnt den Artikel, indem er schreibt:
Ich ziehe meinen Hut vor den Forschern an der Threadneedle Street für ein neues Arbeitspapier,
Money creation in the modern economy, das eine wirklich realistische Erklärung gibt, wie Geld
geschaffen wird, warum das wirklich von Belang ist, und warum praktisch alles, was die
Wirtschaftslehrbücher über Geld sagen, falsch ist.
Wirtschaftslehrbücher vermitteln den Studenten, dass die Geldschöpfung ein zweistufiger Prozess
ist. Zu Beginn können die Banken wegen einer Regel namens „Required Reserve Ratio“
(Mindestreservesatz / Pflichtrücklage) nichts herleihen, da sie ein Verhältnis zwischen ihren
Einlagen und ihren Reserven bestimmt. Wenn von ihnen verlangt wird, 10 Cent an Reserven für
jeden Dollar zu halten, den sie an Einlagen haben, dann kann der Bankensektor, wenn die Einlagen
$ 10 Billionen und die Reserven $ 1 Billion betragen, niemandem etwas herleihen.
Stufe eins im Lehrbuch-Geldschöpfungsmodell ist, dass die Fed (oder die Bank of England) den
Banken zusätzliche Reserven gibt – sagen wir im Wert von $ 100 Milliarden. Dann verleihen die
Banken in der Stufe zwei dieses an ihre Kunden, die es dann gleich wieder in den Banken
hinterlegen, die an 10 Prozent davon festhalten ($ 10 Mrd.) und die restlichen $ 90 Milliarden
weiterverleihen. Dieser Prozess wiederholt sich, bis eine zusätzliche Billion Dollar an Einlagen
kreiert worden ist, so dass der Mindestreservesatz wieder hergestellt ist ($ 1.1 Billionen an
Reserven, $ 11 Billionen an Einlagen).
Dieses Modell trägt den Namen des „Mindestreserve-Banking” (auch bekannt als „Money
Multiplier” – „Geldmengenmultiplikator“), und je nach politischer Überzeugung ist es entweder in
der Tat Betrug (wenn man von österreichischer Überzeugung wie mein Kumpel Mish Shedlock ist)
oder ganz einfach die Art und Weise, wie die Dinge sind, wenn man ein Mainstream-Ökonom wie
Paul Krugman ist. Im letzteren Fall lässt dies herkömmliche Ökonomen Wirtschaftsmodelle
aufbauen, die die Existenz von Banken und privaten Schulden komplett ignorieren, und in denen die
Geldmenge vollständig von der Fed kontrolliert wird.
In diesem neuen Papier erklärt die Bank of England ausdrücklich, dass „Fractional Reserve
Banking” weder Betrug ist, noch die Art und Weise, wie die Dinge sind, sondern ein Mythos – und
es beschuldigt die Wirtschaftslehrbücher zu Recht, ihn zu verewigen. Das Papier spricht nicht um
den heißen Brei herum, wenn es um die Divergenz zwischen der Realität und dem geht, was
wirtschaftliche Lehrbücher ausgießen. In der Tat, wie das Papier es erklärt:
- Statt dass Banken Einlagen erhalten, wenn Haushalte sparen und sie dann verleihen, schafft die
Kreditvergabe der Banken Einlagen. (Seite 1)
- In normalen Zeiten gibt die Zentralbank die im Umlauf befindliche Menge an Geld nicht fest vor,
noch multipliziert sich das Zentralbankengeld in mehr Kredite und Einlagen. (Seite 1)
- Statt dass Banken Einlagen herleihen, die bei ihnen hinterlegt sind, schafft der Akt der
Kreditvergabe Einlagen – die Umkehrung der Reihenfolge, die in der Regel in Lehrbüchern
beschrieben wird… (S. 2)
- Während die Geldmengenmultiplikator-Theorie ein sinnvoller Weg zur Einführung von Geld und
Banken in Wirtschaftslehrbücher sein kann, ist sie keine genaue Beschreibung, wie das Geld in der
Realität erstellt wird… (S. 2)
- Wie bei der Beziehung zwischen Einlagen und Krediten, funktioniert das Verhältnis zwischen
Reserven und Krediten typischerweise in umgekehrter Weise zu der, die in einigen
Wirtschaftslehrbüchern beschrieben wird. (S. 2)
Nun, wenn ich an die Zahnfee glaubte, würde ich hoffen, dass diese emphatische Aufkündigung des
Lehrbuch-Modells dazu führen würde, dass die Makroökonomie-Dozenten ihre Vorlesungen für
nächste Woche drastisch revidierten. Aber ich bin zu lange im Zahn drin, um einer solchen
Täuschung aufzusitzen. Sie werden es stattdessen ignorieren.
Ihre dominante „Taktik” – wenn ich das so nennen kann – wird Ignoranz selbst sein: die meisten
Wirtschaftsdozenten werden nicht einmal wissen, dass dieses Bankenpapier existiert, und sie
werden ihren Studenten weiterhin aus welcher Lehrbuch-Bibel auch immer etwas beibringen, für
die sie sich entschieden haben. Eine sekundäre wird sein, davon Bescheid zu wissen, aber es zu
ignorieren, so wie sie zahllose Kritiken an der Mainstream-Ökonomie davor ignoriert haben. Der
dritte Pfeil im Köcher, wenn sie von den Studenten diesbezüglich herausgefordert werden (Wink!
Wink!), wird sein, zu argumentieren, dass die Lehrbuch-Geschichte ein „nützliches Gleichnis” für
Studienanfänger sei, und dass eine realistischere Version in weiter fortgeschrittenen Kursen
eingeführt werde.
Hier hat die Bank of England ihnen leider einen nützlichen „Notausgang” verschafft, indem sie
höflich vorgibt, dass das Geldmultiplikator-Modell „ein sinnvoller Weg zur Einführung von Geld
und Banken in Wirtschaftslehrbücher sein kann.” Aber natürlich wird diese Finte reiner Quatsch
sein. Erstens ist das Modell völlig irreführend – es ist als Einführung in das Wesen des Geldes und
der Banken ungefähr so nützlich wie das Buch Genesis eine Einführung in die Evolutionstheorie ist.
Sobald die Menschen dem Geldmultiplikator-Modell glauben, können sie nur selten die Realität
begreifen, dass die Kreditvergabe der Banken Geld schafft, und dass dies drastische Auswirkungen
auf das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität hat.
Zweitens ist das Argument von Dozenten im Bachelor-Studium, dass „es im höheren Studiengang
besser wird”, ein Trick. Kurse auf der Master- und PhD-Ebene ignorieren weiterhin die Banken,
und obwohl Mainstream-Modellbauer alle Arten von „finanziellen Reibungen” in ihre DSGEModelle einführen (wie Noah Smith vor kurzem hinwies), bezieht keiner von ihnen – mit
Ausnahme von Michael Sterling Kumhof vom IWF – die Banken und ihre Fähigkeit, sowohl Geld
zu erstellen als auch Geld zu zerstören, tatsächlich in ihre Modelle mit ein.
Warum? Würden sie die Realität zugeben, dass Banken Geld durch Kreditvergabe schaffen, und
dass Geld durch die Rückzahlung der Schulden vernichtet wird (ein Punkt, von dem ich zugeben
muss, dass ich einige Zeit brauchte, um ihn zu würdigen), fliegen all die einfachen
Gleichgewichtsgleichnisse der konventionellen Wirtschaftswissenschaften aus dem Fenster raus.
Insbesondere hängt das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität nunmehr von den
Kreditvergabeentscheidungen der Banken ab (und von den Rückzahlungsentscheidungen der
Kreditnehmer). Wenn Banken schneller herleihen oder die Kreditnehmer langsamer zurückzahlen,
wird es einen Boom geben; wenn es umgekehrt ist, wird es einen Konjunktureinbruch geben. Wie
die Bank of England es ausdrückt, wenn neue Kredite einfach alte wettmachen, die zurückgezahlt
werden, dann gibt es keine Wirkung, aber wenn neue Kredite die Rückzahlung übersteigen, dann
wird sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen.
„Es gibt zwei Möglichkeiten für das, was mit neu geschaffenen Einlagen passieren könnte”, sagt die
Bank. „Erstens, wie von Tobin nahegelegt, kann das Geld schnell zerstört werden, wenn die
Haushalte oder Unternehmen, die das Geld erhalten haben, nachdem das Darlehen ausgegeben
wurde, es benutzen möchten, um ihre eigenen ausstehenden Bankkredite zurückzuzahlen. … Das
zweite mögliche Ergebnis ist, dass die zusätzliche Geldschöpfung durch die Banken zu mehr
Ausgaben in der Wirtschaft führen kann.” (S. 7)
Von einer realistischen, interaktiven Perspektive erklärt die Bank of England somit, dass Geld in der
Makroökonomie von Belang ist, weil es sich auf das Niveau der Wirtschaftstätigkeit auswirkt. Das
sollte eigentlich keine große Sache sein – es ist das, was die meisten Menschen ohnehin glauben –,
aber unglaublicherweise tut die Mainstream-Wirtschaftslehre so, als ob Geld nur Auswirkungen auf
Preise habe, dass es keine Auswirkungen (oder nur eine vorübergehende) auf die reale Aktivität
habe, und dass die monetären Störungen sowieso allesamt die Schuld der Regierung seien (man
lese: Zentralbank), weil eine wesentliche Marktinstitution wie eine Bank doch nichts falsches tun
könnte, oder?
Führende Ökonomen können dieses Papier nicht einfach ignorieren oder es unbekümmert
wegwischen, so wie es die Fuß-Soldaten der Profession tun werden. Ich bezweifle aber ernsthaft,
dass sie zulassen werden, dass es ihre gegenwärtige Position herausfordert.
Ich werde vor allem neugierig sein, ob Paul Krugman von diesem Papier Notiz nimmt, und wie er
darauf reagiert. Krugman war der sichtbarste und aggressivste Verteidiger der These, dass die
Banken keine Rolle spielen, indem er zu einem Schwinger gegen mich ausholte, weil ich das
Plädoyer vorbrachte, das die Bank of England jetzt macht.
„Insbesondere behauptet er [Keen], dass die Einbeziehung der Banken in der Geschichte wichtig
sei”, schrieb Krugman 2012. „Nun bin ich dafür, den Bankensektor in alle Geschichten
einzubeziehen, wo er relevant ist; aber warum ist er so wichtig für eine Geschichte über Schulden
und Fremdkapitalaufnahme?
Keen sagt, dass sei so, weil wenn man einmal die Banken hinzunimmt, erhöht die Kreditvergabe die
Geldmenge. OK, aber warum ist das wichtig? Er scheint anzunehmen, dass sich die
Gesamtnachfrage nicht steigern kann, es sei denn, die Geldmenge steigt, aber das ist nur wahr,
wenn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes fest ist; sind wir plötzlich alle strenge Monetaristen
geworden, während ich nicht hinsah? In der Art von Modell, die Gauti und ich benutzen, kann und
tut die Kreditvergabe die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sehr wohl erhöhen, wo ist also das
Problem?”
Seither hat Krugman weiterhin die Überzeugung vorgebracht, dass die Banken „bloße Vermittler”
bei der Kreditvergabe seien, dass sie in der Makroökonomie ignoriert werden können.
„Ja, Geschäftsbanken, im Gegensatz zu anderen finanziellen Vermittlern, können ein Darlehen
machen, indem sie dem Darlehensnehmer neue Einlagen gutschreiben, aber es gibt keine Garantie
dafür, dass die Gelder dort bleiben”, sagte er in dem Artikel Commercial Banks As Creators of
„Money” (Geschäftsbanken als Erzeuger von „Geld“).
Und in dem gleichen Stück schrieb er: „Die Banken sind nur eine andere Art von finanziellen
Vermittlern, und die Größe des Bankensektors – und damit die Menge des Geldes außerhalb – wird
von den gleichen Arten von Überlegungen bestimmt, die die Größe von, sagen wir, der
Investmentfondsbranche bestimmt.”
Jetzt, da ihm direkt ob dieser Punkte widersprochen wurde, und nicht von einem antipodischen,
heterodoxen Ökonomen, sondern von der Threadneedle Street selbst, erwarte ich, dass Krugmans
Gegenschlag dem KISS-Prinzip folgt: während das „Kredite erstellen Einlagen”-Argument
technisch wahr ist, macht es keinen wirklichen Unterschied in der Makroökonomie aus.
Immerhin vermag Krugman die Bank of England sicherlich nicht als mit „Banking Mystics”
(„Bankmystikern“) besetzt zurückzuweisen, so wie er gegenteilige Ansichten von anderen
weggebürstet hat.
Kreditfinanzierte Wirtschaftsentwicklung
Soweit die Ausführungen von Steve Keen.
Besonders aufschlussreich mag auch sein, sich die Auswirkungen der kreditfinanzierten
Wirtschaftsentwicklung einmal kurz durch die Brille des Ökonomen Joseph Alois Schumpeter
(1883-1950) anzuschauen. Der Träger wirtschaftlichen Fortschritts ist für Schumpeter der
Unternehmer. Dessen Vorhaben müssen finanziert werden. Vorhang auf und Bühne frei für das
moderne Bankenwesen, denn dieses kann Geld ex nihilo schöpfen und Kredite anbieten, die die
vorhandenen Ersparnisse weit übertreffen. Und dieses neue Geld versetzt den Unternehmer in die
Lage, seine Vorhaben zu verwirklichen. „Ohne die zusätzlich geschaffenen Kredite fehlen den
Unternehmern die Mittel, sich die nötigen Produktionsmittel zu besorgen. Wenn die Banken den
Unternehmern nun neue Kaufkraft übertragen, ermöglichen sie diesen, auf den gesellschaftlichen
Güterstrom zuzugreifen. Sie können die alteingesessenen Produzenten auf den Faktormärkten
überbieten und somit ihre Projekte realisieren. Die Entwicklung bzw. der Fortschritt erhalten durch
die Kaufkraftschaffung der Banken die Finanzierungsgrundlage.
Das hört sich zunächst noch einigermaßen harmlos an. Was steckt nun aber hinter der von
Schumpeter beschriebenen Methode, mit der sich der Fortschritt durchsetzt? Indem die
Unternehmer mittels des zusätzlichen Kredits Nachfrage auf den Faktormärkten entwickeln,
entziehen sie der Gesellschaft Güter, ohne dass sie selbst oder jemand anderes vorher eine Leistung
erbracht hätten, die diesen Entzug rechtfertigen würde. Ihre Kaufkraft beruht ja wie gesagt nicht auf
Ersparnissen. Niemand musste sein auf einer Leistung beruhendes Einkommen aufsparen, um die
finanziellen Mittel bereitzustellen. Stattdessen können die Unternehmer den alten Produzenten die
Produktionsmittel sozusagen vor der Nase wegschnappen mit Hilfe von Mitteln, die einfach aus
dem Nichts geschaffen werden.
In Schumpeters Vorstellung besorgt das moderne Bankensystem also ganz einfach einen
systematischen Diebstahl, um damit den Fortschritt zu finanzieren. Den alten Produzenten werden
die Produktionsfaktoren entrissen, um sie den Neuerern in die Hände zu geben. Dass dies keine
Überinterpretation Schumpeters ist, zeigen Aussagen aus seinem Hauptwerk…. (146)
Am deutlichsten wird der ganze Charakter der Fortschrittsfinanzierung in Schumpeters Diskussion
des zusätzlichen Kredits durch das Bankensystem. Nachdem er beschrieben hat, wie den
Unternehmern durch die Kreditschöpfung die Möglichkeit geschaffen wird, Produktionsmittel an
sich zu ziehen, schreibt er:
So wird die Kluft geschlossen, die in der Verkehrswirtschaft bei Privateigentum und
Selbstbestimmungsrecht der Wirtschaftssubjekte sonst die Entwicklung außerordentlich erschweren,
wenn nicht unmöglich machen würde (S. 154).
Man lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen! Was sagt Schumpeter denn hier eigentlich? Er
sagt, dass die Geld- bzw. Kreditschöpfung der Banken den Zweck hat, das Privateigentum und das
Selbstbestimmungsrecht auszuhebeln. Wohlgemerkt handelt es sich hier um die oben genannte
Geldschöpfung, die in den Lehrbüchern unbeanstandet als das Selbstverständlichste und
Harmloseste der Welt behandelt wird.“ (147)
Dass das Geldproblem eine grundlegende Änderung bitter nötig haben könnte, macht auch Ellen
Brown in einem Artikel unter dem Titel Time for a New Theory of Money (Zeit für eine neue
Theorie des Geldes) deutlich. Wir leiten den Schluss dieser ersten Betrachtung mit einem Zitat des
Anfangs daraus ein, das unsere Untersuchungen in diesem Kapitel abrundet:
„Der Grund dafür, dass unser Finanzsystem regelmäßig in Schwierigkeiten gerät, mit
wiederkehrenden Depressionswellen wie derjenigen, mit der wir gegenwärtig zu kämpfen haben,
könnte seine Ursache haben in einer falschen Auffassung nicht nur von der Rolle des Bankwesens
und des Kredits, sondern von dem Wesen des Geldes an sich. In unseren wirtschaftlichen
Entwicklungsjahren haben wir Geld als ein ,Ding' betrachtet – etwas, das unabhängig ist von den
Verhältnissen, die es erzeugt. Aber heute ist unser Geld durch kein Gold oder Silber mehr gedeckt.
Stattdessen wird es von Banken geschaffen, wenn sie Kredite gewähren ... Praktisch jegliches Geld
hat heute seinen Ursprung in Krediten oder Schulden, was schlicht und einfach ein Versprechen
bedeutet, in Zukunft zu bezahlen.“ (148)
Machen wir jetzt, da das vorläufige Urteil getroffen werden darf: „Die Zukunft wird teuer“, als dem
nächsten Schritt klar, dass dieser Wahnsinn, der Methode hat, für die USA fatale Folgen zeitigt…
QUELLEN ZU KAPITEL 1:
(1) J.S. Kim: „Im Innern des illusorischen Reiches des Banken- und Waren-Schwindels“,
veröffentlicht auf LarsSchall.com am 28. November 2011 unter:
http://www.larsschall.com/2010/11/28/im-innern-des-illusorischen-reiches-des-banken-undwarenschwindels/
Hier wäre der Artikel 1, Abschnitt 8 der US-Verfassung zu beachten, der davon spricht, dass der
Kongress der USA u. a. das Recht hat, für die Landesverteidigung zu sorgen und auf Rechnung der
Vereinigten Staaten Kredit aufzunehmen. Und das wird im Falle eines Kriegs mit US-Beteiligung
nicht zuletzt vom US-Treasury bei der Notenbank der USA getan, der US Federal Reserve. Im
Laufe der Zeit trug das mit zu der etwas seltsam anmutenden Konstellation bei, dass die USA
mittlerweile gleichsam ihr größter Schuldner wie Gläubiger sind.
(2) Vgl. die Darstellung in Richard Heinberg: „Öl-Ende. Die Zukunft der industrialisierten Welt
ohne Öl“, Riemann-Verlag, München, 2008, Seite 90.
(3) Daniel Yergin: “The Prize: The Epic Quest for Oil, Money, and Power“, Simon and Schuster,
New York, 1991, Seite 20. Für den Aufstieg von John D. Rockefeller/Standard Oil siehe Kapitel 2,
Seite 19 - 39.
(4) Vgl. Howard Zinn: “Peoples History of the United States, 1492 – Present“, Harper Collins, New
York, 1999, Twentieth Anniversary Edition, Seite 257.
(5) Vgl. Richard Heinberg: „Öl-Ende“, a.a.O., Seite 93.
(6) Howard Zinn: “Peoples History of the United States“, a.a.O., Seite 257.
(7) Vgl. Ellen Hodgson Brown: “The Web of Debt. The Shocking Truth about our Money System
and How We Can Break Free”, Third Millenium Press, Baton Rouge, 2007, Seite 120.
(8) Vgl. ebd., Seite 120ff. Siehe des Weiteren G. Edward Griffin: „Die Kreatur von Jekyll Island“,
Kopp Verlag, Rottenburg, 2006, Seite 465 ff.
(9) Murray N. Rothbard: “Wall Street, Banks, and American Foreign Policy“, Center for Libetarian
Studies, 1995, veröffentlicht unter: http://mises.org/rothbard/WSBanks.pdf
(10) Murat Altuglu: „The New Great Game: Energiepolitik im kaspischen Raum“, Bouvier Verlag,
Bonn, 2006, Seite 50 – 51.
(11) Richard Heinberg: „Öl-Ende”, a.a.O., Seite 93.
(12) Die zehn größten Unternehmen der Welt sind nach der “Global 500“-Liste des FortuneMagazines 2009 gewesen: 1. Royal Dutch / Shell, 2. Exxon Mobil, 3. Wal-Mart, 4. BP, 5. Chevron,
6. Total, 7. Conoco Phillips, 8. ING Group, 9. Sinopec, 10. Toyota Motor. Vgl. die “Global 500“Liste des Fortune-Magazines 2009 unter: http://money.cnn.com/magazines/fortune/global500/2009.
Die französischen Rothschilds verkauften übrigens wenige Jahre vor Ausbruch des Ersten
Weltkriegs ihre mit Baku verbundene Ölfirma Bnito an Royal Dutch – „und zwar nicht für Geld,
sondern im Austausch gegen Royal-Dutch-Aktien.
Guy de Rothschild: ‚So sind wir Aktionäre dieses internationalen Konzerns geworden; die gesamte
Familie hat ein sehr wesentliches Royal-Dutch-Aktienpaket bekommen. Natürlich konnte man
damals nicht ahnen, daß wenige Jahre später die russische Revolution ausbrechen würde, die den
Wert der russischen Petroleumanteile auf Null reduzierte. Es ist ganz lustig, daß aus den von Paris
aus verwalteten kaukasischen Quellen Royal-Dutch-Aktien geworden sind.‘" Vgl. Der Spiegel,
Ausgabe
35
/
1962,
erschienen
am
29.
August
1962,
online
unter:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45141360.html.
(13) Richard Heinberg: „Öl-Ende”, a.a.O., Seite 95.
(14) Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel”, Interview mit Nomi Prins, veröffentlicht auf
LarsSchall.com am 22. Mai 2014 unter: http://www.larsschall.com/2014/05/22/finanzen-sind-einmachtspiel/
(15) Richard Heinberg: „Öl-Ende”, a.a.O., Seite 94.
(16) Ellen Hodgson Brown: “The Web of Debt”, a.a.O. Seite 121.
(17) Ebd., Seite 121ff. Richard Heinberg listet die Aufspaltung der Standard Oil Company in
mehrere eigenständige Unternehmen wie folgt auf: Standard Oil of New Jersey (das später zu
Exxon wurde), Standard Oil of New York (Mobil), Standard Oil of California (Chevron), Standard
Oil of Ohio (Sohio, später von BP übernommen), Standard Oil of Indiana (Amoco, jetzt Teil von
BP), Continental Oil (Conoco) und Atlantic (heute BP). John D. Rockefeller zog aus dieser
Aufspaltung reichlichen Gewinn, und die neuen Gesellschaften vermieden es tunlichst, einander
Konkurrenz zu machen. Siehe Richard Heinberg: „Öl-Ende”, a.a.O., Seite 104.
Nach der Zerschlagung von Standard Oil entlang von Bundesstaatsgrenzen behielt die Familie
Rockefeller jedenfalls eine Mehrheitsbeteiligung an jedem der neuen Unternehmen, und nach und
nach begannen die neuen Unternehmen erneut zu fusionieren. Kurz und bündig zusammengefasst
verband sich Standard Oil of Indiana mit Standard Oil of Nebraska und Standard Oil of Kansas,
woraus 1985 Amoco wurde, das wiederum schließlich mit BP zusammenging. 1972 wurde Standard
Oil of New Jersey zu Exxon. Standard Oil of New York ging mit Vacuum Oil zusammen, um
Socony-Vacuum zu bilden, woraus 1966 Mobil wurde. 1984 schmolzen Standard Oil of California
und Standard Oil of Kentucky zusammen, um Chevron zu bilden. Standard Oil of Ohio (Sohio)
wurde von BP gekauft (zusätzlich zu Atlantic Richfield, ARCO).
Die „gefährliche Verschwörung”, die nach dem Willen des Obersten Gerichtshofs der USA zum
Schutz der Republik zerbrochen werden sollte, scheint also offensichtlich fortbestanden zu haben.
Damit aber nicht genug. Bis Mitte der 1970er Jahre hatte sich ein global agierendes Ölkartell
herausgebildet, dem der englische Autor Anthony Sampson, unter Rückgriff auf die Bezeichnung
des italienischen Ölhändlers Enrico Mattei, den Namen “The Seven Sisters” gab (siehe Anthony
Sampson: „Die Sieben Schwestern. Die Ölkonzerne und die Verwandlung der Welt”, Rowohlt
Verlag, 1982). Dies waren: Royal Dutch / Shell, British Petroleum, Exxon, Mobil, Chevron, Texaco
und Gulf. Nach einer Welle von Fusionen zur Wende ins 21. Jahrhundert waren es nur noch vier:
Exxon Mobil, Chevron Texaco, BP Amoco and Royal Dutch / Shell. Vgl. Dean Henderson: „Die
vier apokalyptischen Reiter hinter den Öl-Kriegen”, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 14. Juni
2011
unter:
http://www.larsschall.com/2011/06/14/die-vier-apokalyptischen-reiter-hinter-denolkriegen/
(18) Richard Heinberg: „Öl-Ende”, a.a.O., Seite 95.
(19) Colin Campbell: „Ölwechsel!”, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2008, Seite 138.
(20) Nach der Parlamentsentscheidung von 1767, Zölle vor allem auf Tee zu erheben, fanden
koloniebergreifenden Boykott- und Protestaktionen statt, auf die Großbritannien mit der Maßnahme
reagierte, dass es Truppenregimenter nach Boston, der Hauptstadt von Massachusetts, schickte. Im
März 1770 folgten alsdann offene Feindseligkeiten zwischen den beiden Lagern, die als „Вoston
Massaker” bekannt sind. Die Teezölle wurden beibehalten und 1773 noch verschärft, als es darum
ging, der wirtschaftlich in Schwierigkeiten geratenen British East India Company eine
Monopolstellung für den Verkauf von Tee in den amerikanischen Kolonien zu verschaffen.
Hieraufhin kam es zur so genannten „Boston Tea Party”, bei der die kostbare Teeware, die auf den
englischen Frachtschiffen lagerte, ins Hafenwasser befördert wurde. Ein Weg, der zur
Amerikanischen Revolution führte, war geebnet.
Im Zusammenhang mit der Geldschöpfung/Colonial Scrip und der Amerikanischen Revolution sei
Benjamin Franklin zitiert. “He maintained that it was the poverty caused by the bad influence of the
English bankers on the Parliament which has caused in the colonies hatred of the English and the
Revolutionary War. This, he said, was the real reason for the Revolution: 'The colonies would
gladly have borne the little tax on tea and other matters had it not been that England took away
from the colonies their money, which created unemployment and dissatisfaction.'” Zitiert in Ellen
Hodgson Brown: “The Web of Debt“, a.a.O., Seite 42. Siehe hierzu des Weiteren insbesondere
Stephen Zerlenga: „Der Mythos vom Geld. Die Geschichte der Macht“, Conzett Verlag, Zürich,
2008, Seiten 269-292.
(21) Jack Beatty: “Age of Betrayal. The Triumph of Money in America, 1865 – 1900”, Random
House, 2007.
(22) Ellen Hodgson Brown: “The Web of Debt”, a.a.O., Seite 121.
(23) Die "Cross of Gold"-Rede von William Jennings Bryan gilt als eine der berühmtesten
politischen Reden in der US-amerikanischen Geschichte. Sie wurde am 9. Juli 1896 beim Parteitag
der Demokraten in Chicago gehalten. Es ging um einen Bi-Metallstandard bzw. ein Silber-zu-GoldVerhältnis von 16:1. Die Rede findet sich in "The Annals of America, Vol. 12, 1895–1904:
Populism, Imperialism, and Reform", Encyclopedia Britannica, Inc., Chicago, 1968, S. 100–105.
(24) Vgl. Lars Schall: „Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 1),
Interview mit F. William Engdahl, veröffentlicht auf Goldseiten.de am 31. März 2011 unter:
http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=15770
(25) Howard Zinn: “Peoples History of the United States“, a.a.O., Seite 242. Zu den Hintergründen
rund um Jay Cooke & Co. schreibt Murray N. Rothbard: “The first major investment banking house
in the United States was a creature of government privilege. Jay Cooke, an Ohio-born business
promoter living in Philadelphia, and his brother Henry, editor of the leading Republican newspaper
in Ohio, were close friends of Ohio U.S. Senator Salmon P. Chase. When the new Lincoln
Administration took over in 1861, the Cookes lobbied hard to secure Chase the appointment of
Secretary of the Treasury. That lobbying, plus the then enormous sum of $100,000 that Jay Cooke
poured into Chase's political coffers, induced Chase to return the favor by granting Cooke, newly
set up as an investment banker, an enormously lucrative monopoly in underwriting the entire
federal debt.
Cooke and Chase then managed to use the virtual Republican monopoly in Congress during the
war to transform the American commercial banking system from a relatively free market to a
National Banking System centralized by the federal government under Wall Street control. A crucial
aspect of that system was that national banks could only expand credit in proportion to the federal
bonds they owned, bonds which they were forced to buy from Jay Cooke. Jay Cooke & Co. proved
enormously influential in the post-war Republican administrations, which continued their
monopoly in under-writing government bonds. The House of Cooke met its well-deserved fate by
going bankrupt in the Panic of 1874, a failure helped along by its great rival, the then
Philadelphia-based Drexel, Morgan & Co.” Aus Murray N. Rothbard: “Wall Street, Banks, and
American Foreign Policy“, a.a.O.
(26) Ron Chernow: „Die Warburgs: Odyssee einer Familie“, btb, Berlin, 1994, Seite 174.
(27) Murray N. Rothbard: “The Origins of the Federal Reserve“, Mises Institute, 2009, Seite 34,
veröffentlicht unter: http://mises.org/document/6119/The-Origins-of-the-Federal-Reserve
(28) Zitiert in Myron T. Herrick: “The Panic of 1907 and Some of Its Lessons“, Annals of the
American Academy of Political and Social Science, Volume 31 (Januar – Juni 1908).
(29) Vgl. Stephen Zerlenga: „Der Mythos vom Geld”, a.a.O., Seite 387, Ellen Hodgson Brown:
“The Web of Debt”, a.a.O., Seite 124, sowie Andreas Popp: „Der Wärungscountdown. Das verfehlte
Geldsystem: Ursachen und Lösungen”, Finanzbuch Verlag, München, 2008, Seite 220.
(30) Zitiert in Robert F. Bruner / Sean D. Carr: “The Panic of 1907. Lessons Learned from the
Market's Perfect Storm”, John Wiley & Sons Inc., Hoboken, New Jersey, 2007, Seite 109-110.
(31) Zitiert in Gary Allen / Larry Abraham: “None Dare Call It Conspiracy“, Buccaneer Books,
Cutchoge, New York, 1971, Seite 51-52.
(32) Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel”, a.a.O.
(33) Zitiert in Andreas Popp: „Der Wärungscountdown”, a.a.O., Seite 11, aus Richard O. Boyer /
Herbert M. Morais: “Labor’s Untold Story – United Electrical, Radio & Machine Workers of
America”, New York, 1955 / 1979. Das Buch von Popp gibt fälschlicherweise das Jahr 1889 an.
Upton Sinclair beschrieb den Vorgang in seinem Buch “The Brass Check: A Study of American
Journalism”, das 1920 erschien. Demnach kam es 1880 zu einem Bankett, das Swinton zu Ehren
von den Bossen der Zeitungsbranche gegeben wurde. Eine Rede befasste sich huldvoll mit der
„freien Presse”, woraufhin Swinton die schon zitierten Worte vorbrachte – wie er auch sagte: „Das
Geschäft der Journalisten ist, die Wahrheit zu zerstören, schlankweg zu lügen, die Wahrheit zu
pervertieren, sie zu morden, zu Füßen des Mammons zu legen und sein Land und die menschliche
Rasse zu verkaufen zum Zweck des täglichen Broterwerbs. Sie wissen das, und ich weiß das, was
soll also das verrückte Lobreden auf eine freie Presse? Wir sind die Werkzeuge und Vasallen reicher
Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Fäden, und wir tanzen. Unsere
Talente, unsere Möglichkeiten und unsere Leben stehen allesamt im Eigentum anderer Männer. Wir
sind intellektuelle Prostituierte.”
(34) Vgl. Howard Zinn: “Peoples History of the United States”, a.a.O., Seite 262 - 264.
(35) Ellen Hodgson Brown: “The Web of Debt”, a.a.O., Seite 123.
(36) Nomi Prins: “All the Presidents’ Bankers: The Hidden Alliances that Drive American Power“,
Nation Books, New York, April 2014, Seite 23.
(37) G. Edward Griffin: „Die Kreatur von Jekyll Island”, a.a.O., Seite 25. Griffin zitiert aus B.C.
Forbes: “Men Who Are Making America”, erschienen am 19. Oktober 1916 in Leslie's Weekly,
Seite 423.
(38) Ebd., Seite 27 - 28.
(39) Ron Chernow: „Die Warburgs“, a.a.O., Seite 177.
(40) Ebd.
(41) Murray N. Rothbard: “The Origins of the Federal Reserve“, a.a.O., Seite 36.
(42) Vgl. ebd.
(43) Ebd.
(44) Vgl. ebd.
(45) Ron Chernow: „Die Warburgs“, a.a.O., Seite 175.
(46) Ebd., Seite 173.
(47) Ebd., Seite 176.
(48) Ebd.
(49) Ebd.
(50) Vgl. ebd., Seite 176.
(51) Murray N. Rothbard: “The Origins of the Federal Reserve“, a.a.O., Seite 40.
(52) Ebd.
(53) Vgl. Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel“, a.a.O.
(54) Nomi Prins: “All the Presidents’ Bankers”, a.a.O., Seite 37.
(55) Ron Chernow: „Die Warburgs“, a.a.O., Seite 177
(56) Murray N. Rothbard: “The Origins of the Federal Reserve“, a.a.O., Seite 44.
(57) Vgl. Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel“, a.a.O.
(58) William Greider: “Secrets of the Temple: How the Federal Reserve Runs the Country”, Simon
and Schuster, New York, 1987, Seite 276.
(59) G. Edward Griffin: „Die Kreatur von Jekyll Island”, a.a.O., Seite 28.
(60) Nomi Prins: “All the Presidents’ Bankers”, a.a.O., Seite 27
(61) Vgl. Stephen Zarlenga: „Der Mythos vom Geld“, a.a.O., Seite 393 – 394.
(62) Vgl. Nomi Prins: “All the Presidents’ Bankers”, a.a.O., Seite 28.
(63) Murray N. Rothbard: “The Origins of the Federal Reserve“, a.a.O., Seite 45.
(64) Benannt nach Carter Glass und Robert Latham Owen, den beiden Vorsitzenden des House and
Senate Banking and Currency Committee. Wie William Greidler in “Secrets of the Temple“ auf
Seite 276 schreibt, geht der Glass-Owen Bill auf den Aldrich Bill zurück, der auf Jeckyll Island
formuliert wurde: “The plan worked out by the group did, in fact, become the prototype for the final
legislation. Aside from details, the same fundamentals were to be incorporated in the new central
bank.”
(65) Vgl. William Greider: “Secrets of the Temple“, a.a.O., Seite 278.
(66) Ellen Hodgson Brown: “The Web of Debt“, a.a.O., Seite 127.
(67) Zitiert in Louis T. McFadden: “Collective Speeches as Compiled from the Congressional
Record“, Omni Publications, Hawthorne, 1970, Seite 309.
(68) Murray N. Rothbard: “Wall Street, Banks, and American Foreign Policy“, a.a.O.
(69) William Greider: “Secrets of the Temple”, a.a.O, Seite 270.
(70) Zitiert in Charles Seymour: “The Intimate Papers of Colonel House – Behind the Political
Curtain 1912-1915“, Houghton Mifflin Company, Boston/New York, 1926, Seite 174. Bei Seymour
steht “Jacob W. Schiff“ – was wohl ein Fehler des Herausgebers ist, denn korrekt wäre “Jacob H.
Schiff“, wobei das “H“ für “Heinrich“ bzw. “Henry“ steht.
(71) Vgl. Nomi Prins: “All the Presidents’ Bankers”, a.a.O., Seite 38.
(72) David Rothkopf: „Die Super-Klasse. Die Welt der internationalen Machtelite“, Wilhelm
Goldmann Verlag, München, 2009, Seite 468. Rothkopf zitiert den US-Ökonom Joseph Stieglitz,
freilich in einem anderen Zusammenhang.
(73) William Greider: “Secrets of the Temple“, a.a.O., Seite 50.
(74) G. Edward Griffin: „Die Kreatur von Jekyll Island“, a.a.O., Seite 630.
(75) Vgl. Thanong Khanthong: “Not answerable to anyone”, veröffentlicht auf The Nation am 16.
März 2012 unter:
http://www.nationmultimedia.com/opinion/Not-answerable-to-anyone-30178042.html
(76) Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel“, a.a.O.
(77) Vgl. William Greider: “Secrets of the Temple“, a.a.O., Seite 50.
(78) Vgl. ebd., Seite 736.
(79) Ebd., Seite 50.
(80) Vgl. ebd., Seite 50 – 51.
(81) Vgl. 275 U.S. 415 - United States Shipping Board Emergency Fleet Corporation v. Western
Union Telegraph Co., gesprochen am 3. Januar 1928, veröffentlicht auf Open Jurist unter:
http://openjurist.org/275/us/415. Unter Punkt 15 steht dort: Instrumentalities like the national banks
or the federal reserve banks, in which there are private interests, are not departments of the
government. They are private corporations in which the government has an interest. Compare Bank
of the United States v. Planters' Bank, 9 Wheat. 904, 907, 6 L. Ed. 244.
(82) Vgl. Mark Pittman / James Sterngold / Hugh Son: “AIG Trustees Should Answer to Taxpayers,
Not Fed, Towns Says”, veröffentlicht auf Bloomberg am 12. Mai 2009 unter:
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=newsarchive&sid=avjlPu.bRVmk
(83) Vgl. “Freedom of Information Clips”, veröffentlicht auf CSPAN am 11. Januar 2010 unter:
http://www.c-span.org/video/?c3668281/clip-freedom-information-cases
(84) L. Randall Wray: “The Greatest Myth Propagated About The FED: Central Bank Independence
(Part 1)”, veröffentlicht auf New Economic Perspectives am 9. Januar 2014 unter:
http://neweconomicperspectives.org/2014/01/greatest-myth-propagated-fed-central-bankindependence-part-1.html
(85) Lars Schall: „Geld ist Macht (Money Talks)“, Interview mit Norbert Häring, veröffentlicht auf
LarsSchall.com am 18. April 2013 unter: http://www.larsschall.com/2013/04/18/geld-ist-machtmoney-talks/
(86) Lars Schall: “Europe is not really an independent entity”, Interview mit Paul Craig Roberts,
veröffentlicht auf LarsSchall.com am 21. Dezember 2013 unter:
http://www.larsschall.com/2013/12/21/europe-is-not-really-an-independent-entity/
(87) Lars Schall: „Finanzen sind ein Machtspiel“, a.a.O.
(88) Vgl. Lars Schall: „Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 1),
a.a.O.
(89) J.S. Kim: „Im Innern des illusorischen Reiches des Banken- und Waren-Schwindels“, a.a.O.
(90) Vgl. Lars Schall: “Our Whole Financial System Is An Illusion“, Interview mit Michael
Maloney, veröffentlicht auf GoldSwitzerland am 13. Juli 2011 unter:
http://goldswitzerland.com/index.php/our-whole-financial-system-is-an-illusion/
(91) Lars Schall: „Vom exponentiellen Wahnsinn des Geldsystems“, Interview mit Prof. Bernd
Senf, erschienen auf LarsSchall.com am 3. November 2010 unter:
http://www.larsschall.com/2010/11/03/vom-exponentiellen-wahnsinn-des-geldsystems/
(92) Siehe Richard Heinberg: „Öl-Ende“, a.a.O., Seite 291, Kapitel: Physische Wirtschaft und
Finanzwirtschaft. Siehe des Weiteren M. King Hubbert: "Two Intellectual Systems: Matter-energy
and the Monetary Culture", veröffentlicht unter:
http://www.hubbertpeak.com/hubbert/monetary.html
(93) David Rothkopf: „Die Super-Klasse“, a.a.O., Seite 464.
(94) Dean Henderson: „Die vier apokalyptischen Reiter hinter den Öl-Kriegen“, veröffentlicht auf
LarsSchall.com am 14. Juni 2011 unter:
http://www.larsschall.com/2011/06/14/die-vier-apokalyptischen-reiter-hinter-den-ol-kriegen/
(95) Laurence H. Shoup / William Minter: “Imperial Brain Trust: The Council on Foreign Relations
and United States Foreign Policy”, Authors Choice Press, New York: 2004, Seiten 58-59.
(96) Ebd., Seiten 60-62.
(97) Ebd., Seiten 62-64.
(98) Ebd., Seiten 66-67.
(99) Ebd., Seiten 66-70.
(100) Ebd., Seiten 77-78.
(101) Ebd., Seiten 78-79.
(102) Ebd., Seiten 86-88.
(103) Ebd., Seiten 92-95.
(104) Ebd., Seiten 97-98.
(105) Ebd., Seiten 102-104.
(106) Ebd., Seiten 106-107.
(107) David Rockefeller: “Memoirs”, New York: Random House, 2002, Seite 85.
(108) Ebd., Seite 113.
(109) Ebd., Seiten 149-151.
(110) Richard Bernstein: “‘I.B.M. and the Holocaust’: Assessing the Culpability”, veröffentlicht auf
New York Times am 7. März 2001 unter:
http://www.nytimes.com/2001/03/07/arts/07BERN.html?pagewanted=all
(111) David Rockefeller: “Memoirs”, a.a.O. Seite 149.
(112) Ebd., Seite 363.
(113) Obituaries, William Bundy. The Telegraph, 9. Oktober
http://www.telegraph.co.uk/news/obituaries/1369483/William-Bundy.html
2000,
unter:
(114) Cary Reich: “The Life of Nelson A. Rockefeller: Worlds to Conquer 1908-1958”, Doubleday,
New York, 1996, Seite 559.
(115) Robert Kagan, “The Benevolent Empire,” Foreign Policy (No. 111, Summer 1998), Seite 26.
(116) Ebd., Seite 28.
(117) Sebastian Mallaby, “The Reluctant Imperialist: Terrorism, Failed States, and the Case for
American Empire,” Foreign Affairs (Vol. 81, No. 2, March-April 2002), Seite 6.
(118) Ebd., Seite 2.
(119) Niall Ferguson, “The Unconscious Colossus: Limits of (& Alternatives to) American
Empire,” Daedalus (Vol. 134, No. 2, On Imperialism, Spring 2005), page 21.
(120) Ebd., Seiten 21-22.
(121) Arthur Schlesinger, Jr., “The American Empire? Not so Fast,” World Policy Journal (Vol. 22,
No. 1, Spring 2005), Seite 45.
(122) Michael Cox, “Empire by Denial: The Strange Case of the United States,” International
Affairs (Vol. 81, No. 1, January 2005), Seite 18.
(123) Geir Lundestad, “‘Empire by Invitation’ in the American Century,” Diplomatic History (Vol.
23, No. 2, Spring 1999), Seite 189.
(124) Bruce Cumings, “The American Century and the Third World,” Diplomatic History (Vol. 23,
No. 2, Spring 1999), Seite 356.
(125) Ebd., Seiten 358-359.
(126) CFR, War and Peace. CFR History: http://www.cfr.org/about/history/cfr/war_peace.html
(127) Joan Roelofs, Foundations and Public Policy: The Mask of Pluralism (New York: State
University of New York Press, 2003), Seite 74.
(128) Ismael Hossein-Zadeh: “The Political Economy of U.S. Militarism”, Palgrave Macmillan,
New York, 2006, Seiten 43-45.
(129) Ebd., Seite 45.
(130) Ebd., Seite 46.
(131) Laurence H. Shoup / William Minter: “Imperial Brain Trust”, a.a.O., Seite 118.
(132) Ismael Hossein-Zadeh: “The Political Economy of U.S. Militarism”, a.a.O., Seite 48.
(133) Ebd., Seiten 49-51.
(134) Laurence H. Shoup / William Minter: “Imperial Brain Trust”, a.a.O., Seiten 166-167.
(135) Ebd., Seiten 168-169.
(136) Joan Roelofs: “Foundations and Public Policy: The Mask of Pluralism”, State University of
New York Press, New York, 2003, Seite 159.
(137) Ismael Hossein-Zadeh: “The Political Economy of U.S. Militarism”, a.a.O., Seite 51.
(138) Laurence H. Shoup / William Minter: “Imperial Brain Trust”, a.a.O., 169-171.
(139) Joan Roelofs: “Foundations and Public Policy”, a.a.O., Seite 160.
(140) Kevin Cole: „Professor Carroll Quigley und der Artikel, der zu wenig sagte“, veröffentlicht
auf LarsSchall.com am 27. Januar 2014 unter: http://www.larsschall.com/2014/01/27/professorcarroll-quigley-und-der-artikel-der-zu-wenig-sagte/
(141) Wilhelm Bittorf: „Ein Politbüro für den Kapitalismus?“, Der Spiegel, Ausgabe 50 / 1975,
erschienen am 8. Dezember 1975, online unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d41389590.html
(142) Vgl. Norbert Häring: “The veil of deception over money: how central bankers and textbooks
distort the nature of banking and central banking” (zu Deutsch in etwa: “Der Schleier der
Täuschung über dem Geld: Wie Zentralbanker und Lehrbücher die Natur des Banken- und
Zentralbankengeschäfts verzerren”), veröffentlicht auf World Economics Association unter:
http://www.paecon.net/PAEReview/issue63/Haring63.pdf
(143) Lars Schall: „Geld ist Macht (Money Talks)“, a.a.O.
(144) Vgl. Lars Schall: “Our Whole Financial System Is An Illusion“, a.a.O.
(145) Steve Keen: „Der Geld-Illusions-Schock der Bank of England“, veröffentlicht auf
LarsSchall.com am 24. März 2014 unter:
http://www.larsschall.com/2014/03/24/der-geld-illusions-schock-der-bank-of-england/
Die deutsche Zentralbank, die Bundesbank in Frankfurt am Main, äußerte sich zur Geldschöpfung
durch Kreditvergabe der Geschäftsbanken aus dem Nichts in den Jahren 2007 und 2010 übrigens
wie folgt:
„Bei der Giralgeldschöpfung unterscheidet man die ,aktive‘ und die ‚passive‘ Geldschöpfung der
Banken. So entsteht Giralgeld durch Einzahlung von Bargeld auf Girokonten. Bei dieser ,passiven‘
Form der Giralgeldschöpfung ändern sich die gesamten Geldbestände der Wirtschaft (also Giralgeld
in Händen der Nichtbanken plus Bargeld) nicht. Daneben ist das Bankensystem aber auch in der
Lage, durch Gewährung von Krediten aktiv Giralgeld entstehen zu lassen und damit die Geldmenge
insgesamt zu erhöhen." – Bundesbank-Broschüre: Geld und Geldpolitik, 2007, S. 59.
„Die ,Überschussreserve' im Bankensystem wird immer kleiner. Der Prozess der
Giralgeldschöpfung wird dadurch gebremst. Jede einzelne Bank kann immer nur einen Bruchteil
ihres Liquiditätszuflusses ausleihen. Trotzdem sind am Ende die Einlagen im Bankensystem – das
Giralgeld – um ein Mehrfaches derjenigen Einlage gestiegen, die durch die ursprüngliche
Kreditgewährung entstanden ist. Man spricht deshalb auch von der ,multiplen Giralgeldschöpfung'
(multipel = vielfach). Der Geldschöpfungsprozess erscheint damit wie Zauberei: Die Banken
schöpfen anscheinend selbst Geld, ohne die Deutsche Bundesbank nötig zu haben. Einer höheren
Forderung an die Nichtbanken stehen höhere Einlagen derselben gegenüber: Die Geldmenge ist
gewachsen." – Bundesbank-Broschüre: Geld und Geldpolitik, 2007, S.62.
„In der Regel gewährt die Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit und schreibt ihm den
entsprechenden Betrag auf dessen Girokonto gut. Wird dem Kunden ein Kredit über 1.000 Euro
gewährt (z.B. Laufzeit 5 Jahre, 5 %), erhöht sich die Sichteinlage des Kunden auf seinem Girokonto
um 1.000 Euro. Es ist Giralgeld entstanden bzw. wurden 1.000 Euro Giralgeld geschöpft. (...) Die
Giralgeldschöpfung ist also ein Buchungsvorgang." – Bundesbank-Broschüre: Geld und
Geldpolitik, 2010, S. 68.
„Wenn eine Geschäftsbank einen Kredit gewährt, finanziert sie diesen in einem ersten Schritt
dadurch, dass sie (…) den entsprechenden Betrag an Giralgeld selbst schafft." – BundesbankBroschüre: Geld und Geldpolitik, 2010, S. 71.
„Geld entsteht durch ‚Geldschöpfung‘. Sowohl staatliche Zentralbanken als auch private
Geschäftsbanken können Geld schaffen. Im Eurosystem entsteht Geld vor allem durch die Vergabe
von Krediten, ferner dadurch, dass Zentralbanken oder Geschäftsbanken Vermögenswerte ankaufen,
beispielsweise Gold, fremde Währungen, Immobilien oder Wertpapiere. Wenn die Zentralbank einer
Geschäftsbank einen Kredit gewährt und den Betrag auf dem Konto der Bank bei der Zentralbank
gutschreibt, entsteht ,Zentralbankgeld‘. Die Geschäftsbanken benötigen es zur Erfüllung ihrer
Mindestreservepflicht, zur Befriedigung der Bargeldnachfrage und für den Zahlungsverkehr. (…)
Die Geschäftsbanken können auch selbst Geld schaffen, das sogenannte Giralgeld. Der
Geldschöpfungsprozess durch die Geschäftsbanken lässt sich durch die damit verbundenen
Buchungen erklären: Wenn eine Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit gewährt, dann bucht sie
in ihrer Bilanz auf der Aktivseite eine Kreditforderung gegenüber dem Kunden ein – beispielsweise
100.000 Euro. Gleichzeitig schreibt die Bank dem Kunden auf dessen Girokonto, das auf der
Passivseite der Bankbilanz geführt wird, 100.000 Euro gut. Diese Gutschrift erhöht die Einlagen des
Kunden auf seinem Girokonto – es entsteht Giralgeld, das die Geldmenge erhöht.“ – BundesbankBroschüre: Geld und Geldpolitik, 2010, S. 88.
(146) Gemeint ist hier Joseph Schumpeter: „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung.“
(147) Eduard Braun: „Schumpeters entlarvende Analyse unseres Geldsystems“, veröffentlicht auf
Ludwig von Mises Institut Deutschland am 12. März 2014 unter: http://www.misesde.org/?p=7383
(148) Ellen Hodgson Brown: “Time for a New Theory of Money”, veröffentlicht auf Yes Magazine
am 28. Oktober 2010 unter:
http://www.yesmagazine.org/new-economy/time-for-a-new-theory-of-money