Fußschemel vers. Gitarrenstütze und andere Behelfe Verschiedener
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Fußschemel vers. Gitarrenstütze und andere Behelfe Verschiedener
Bakkalaureatsarbeit Musikphysiologie ao.Prof Dr. Bertsch WS 2009/10 Fußschemel vers. Gitarrenstütze und andere Behelfe Verschiedener Haltungsformen beim Gitarrenspiel und deren mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit von GitarristInnen Mag. Hanna Saukel Institut für Musik- und Bewegungserziehung Abrteilung für Integrative Atem- Stimm- und Bewegungsschulung Matrikelnr. 9771216 Inhaltsverzeichnis Vorwort.....................................................................................................................3 1. Wie man "richtig" sitzt ........................................................................................5 1.1. Haltungen von berühmten GitarristInnen - eine bebilderte Zeitreise...........5 1.2. Abbildungen von einer "richtigen" Gitarrenhaltung in Gitarrenschulen....14 2. Fußschemel, Gitarrenstütze und Gitarrenkisssen - verschiedene Haltungen beim Gitarrenspiel..................................................................................................21 2.1. Der Fußschemel - ein traditionsreicher Behelf...........................................21 2.2. Die Gitarrenstütze.......................................................................................22 2.2.1. Übersicht über Gitarrenstützen (Stand 2009/10)................................22 2.2.2. Abbildungen und Beschreibungen der Stützen (Internetrecherche)...24 A-Frame Guitar Support..........................................................................24 Efel...........................................................................................................25 a) "basic".............................................................................................25 b) "advanced"......................................................................................25 Ergobella..................................................................................................26 Ergoplay ..................................................................................................27 a) "Professional"..................................................................................27 b) "Tappert".........................................................................................27 c) "Tröster"..........................................................................................28 Gitano.......................................................................................................28 Janssen Legrest........................................................................................29 Ponticello.................................................................................................30 a) Standard-Modell "midi"/"maxi"......................................................30 b) "maxi-Plus".....................................................................................30 d) "Stauffer".........................................................................................30 NeckUp....................................................................................................31 Tenuto Support.........................................................................................32 Liikanen Classical Guitar Knee Support - Tukeva...................................33 Wolf..........................................................................................................34 2.3. Das Gitarrenkissen......................................................................................34 Dynarette Kissen...........................................................................................34 Matepis Konzertkissen..................................................................................35 2.4. Gitarrenstütze und Fußschemel im Vergleich - eine Dokumentation meiner Gitarrenschüler mit Bildern...............................................................................35 3. Die Auswirkungen der Haltungen beim Gitarrenspiel auf die Gesundheit von Gitarristen...............................................................................................................38 3.1. Interview von Ahmed El-Salamouny mit Prof. Eckhard. Altenmüller, Leiter des Instituts für Musikerphysiologie und Musiker-Medizin an der Musikhochschule Hannover..............................................................................38 3.2. Körperliche Auswirkung bei dauerhafter asymmetrischer Spielhaltung ...40 3.3. Recherche zu „Auswirkungen diverser Gitarrenhaltungen auf die Gesundheit von Gitarristen“ in der online Datenbank Web of Knowlegde (ISI) ...........................................................................................................................41 4. Meinungen von Gitarristen zur Spielhaltung.....................................................45 4.1. Umfrage bei Gitarristen in Europa.............................................................45 4.2. Erfahrungsberichte im Internet...................................................................46 5. Zusammenfassung..............................................................................................55 6. Über die Autorin.................................................................................................56 7. Literaturverzeichnis............................................................................................57 Vorwort 1988 begann ich im Alter von sieben Jahren an einer Wiener Musikschule Gitarre zu spielen. Damals gab es nur Dreiviertelgitarren und Gitarren von normaler Größe, sodass ich aufgrund meiner kleinen Hände mit einem Kapodaster spielen musste, einem Hilfsmittel, das das Griffbett verkürzt und somit ein Greifen auf den höheren, näher aneinander gelegenen Bünden ermöglicht. Die Frage, ob ich einen Fußschemel oder eine Gitarrenstütze verwenden sollte, stellte sich zu jener Zeit überhaupt nicht, da es noch keine Stützen gab. Während meiner Oberstufenzeit am Musikgymnasium Wien VII entschied ich mich Konzertfach Gitarre zu studieren. Mit dem Studium begann die Zeit, in der ich täglich mehrere Stunden am Instrument zubrachte. Das Thema „Gitarrenstütze“ kam jedoch während meiner gesamten Konzertfachstudienzeit nie auf. Für meine Lehrer war es selbstverständlich, dass wir Studenten Fußschemel verwendeten. Erst als ich wenige Monate vor meiner zweiten Diplomprüfung aufgrund der langen Übezeiten Schmerzen in der Hüfte bekam, begann ich mich nach einer Alternative zum Fußschemel umzusehen. Ich muss zugeben, dass die Benutzung einer Stütze anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig war, da der direkte Kontakt zur Gitarre am linken Oberschenkel fehlte. Nach ein paar Tagen des Spiels mit der Stütze der Firma „Ergoplay“ traten die Schmerzen in meiner Hüfte nicht mehr auf, sodass ich das Üben als weitaus entspannter empfand als zuvor. Nun hatten beide Füße erstmals Bodenkontakt und das Becken eine horizontale Position, was meine Wirbelsäule, die sich bisher an den Beckenschiefstand anpassen musste, entlastete. In der Zeit des Studiums fing ich an Privatunterricht zu geben. Mittlerweile habe ich zwanzig Privatschüler und unterrichte seit einigen Monaten auch an einer Musikschule in Niederösterreich, wo ich die Stelle eines kürzlich verstorbenen Lehrers übernommen habe. Das Bild, das sich mir anfänglich in jener Gitarrenklasse bot, steht für mich für eine Problematik, die in vielen Gitarrenklassen weit verbreitet ist, der des „Sich-Nicht-Bemühens“ um eine gesunde Spielhaltung der Schüler durch den Lehrer. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, meine Bakkalaureatsarbeit dem Thema „Gitarrenstütze versus Fußschemel“ zu widmen, in der Hoffnung viele Gitarristen zum Umdenken in Richtung einer gesunden Spielhaltung zu bewegen. Ich verzichte in dieser Arbeit auf eine „genderkonforme“ Schreibweise. Wie bei dem Wort „Gitarrenspieler“ sind sowohl Spieler als auch Spielerinnen gemeint. 1. Wie man "richtig" sitzt 1.1. Haltungen von berühmten GitarristInnen - eine bebilderte Zeitreise Abbildung 1: Karikatur von John Dowland (1563 - 1626) Quelle: http://tinyurl.com/ycthm7y Abbildung 2: Frau mit Laute Quelle: http://tinyurl.com/ycssqyp Abbildung 3: Matteo Carcassi (1792 - 1853) Quelle: http://tinyurl.com/ygyjj3u Wie man in den Abbildungen 4, 5 und 6 sehen kann, hielt man den Gitarrenhals beim Gitarrenspiel um die Jahrhundertwende weit weniger steil als heute üblich. Abbildung 4: FranciscoTárrega (1852 - 1909) Quelle: http://tinyurl.com/yjp9kfw Abbildung 5: Andrés Segovia jung (1893 - 1987) Quelle: http://tinyurl.com/ybfvbg4 Abbildung 6: Andrés Segovia alt Quelle: http://tinyurl.com/ykpwffd Abbildung 7: Abel Carlevaro jung (1916 2001) Quelle: http://tinyurl.com/yzkddbd Abel Carlevaro scheint in Abbildung 7 die Gitarre für das Foto hoch gehalten zu haben. Ich bezweifle, dass er in dieser Position gespielt hat. Abbildung 8: Abel Carlevaro alt Quelle: http://tinyurl.com/yfuan73 Abbildung 9: Narcisio Yepes (1927 1997) Quelle: http://tinyurl.com/yb3tb6s Abbildung 10: Julian Bream (*1933) Quelle: http://tinyurl.com/ybm37gt Abbildung 11: Oscar Ghiglia (*1938) mit Stütze Quelle: http://tinyurl.com/yawatbs Abbildung 12: John Williams (*1941) Quelle: http://tinyurl.com/yfu2gdc Abbildung 13: Pepe Romero (*1944) Quelle: http://tinyurl.com/ykp82zf Abbildung 14: Pepe Romero älter Quelle: http://tinyurl.com/yabh22e Abbildung 15: Eliot Fisk (*1954) Quelle: http://tinyurl.com/yel8mnw Abbildung 16: Eliot Fisk (*1954) mit Stütze von Ergoplay (Modell Tappert) Quelle: Flashvideo http://www.eliotfisk.com/ Abbildung 17: Badi Assad (*1966) in der Popular-Haltung Quelle: http://tinyurl.com/ybtuvzy Abbildung 18: Antigoni Goni (*1969) Quelle: http://tinyurl.com/ya6zrvs 1.2. Abbildungen von einer "richtigen" Gitarrenhaltung in Gitarrenschulen In vielen Gitarrenschulen und anderen Lehrwerken für Gitarre finden sich Abbildungen zur "richtigen" Gitarrenhaltung und schriftliche Erklärungen. Einige dieser Gitarrenschulen bestehen schon seit mehreren Jahrzehnten, was die zum Teil "altbackenen" Abbildungen erklärt. Im Gegensatz dazu gibt es jedoch auch neue Gitarrenschulen, in denen verschiedene Haltungen abgebildet sind, die dem Schüler die Möglichkeit bieten, die für ihn am besten passende Haltung auszuwählen. Hierzu einige Beispiele: Abbildung 19: Konrad Wölki (1904 -1983) - Gitarrenspiel am Anfang, S. 4 Eine Nachahmung der hier abgebildeten Haltung würde ich aus mehreren Gründen nicht empfehlen. 1. ungleichmäßige Belastung der Hüfte und Wirbelsäule aufgrund des Fußschemels 2. verdrehter Oberkörper und asymmetrische Belastung der Rückenmuskulatur - rechte Schulter zu weit vorne, linke Schulter zu weit hinten 3. abgeknicktes Handgelenk und somit unnötige Belastung der Handaußensehnen 4. insgesamt asymmetrische Haltung wodurch sowohl der Atemfluss als auch die "Durchlässigkeit" gestört werden (unter Durchlässigkeit versteht man die Möglichkeit "ganzkörperliche" Bewegungen ausführen zu können, das heißt z.B. eine Bewegung vollziehen zu können, die vom Fuß initiiert wird und im Körper fortgesetzt wird) Abbildung 20: Schaller-Scheit Lehrwerk für die Gitarre Heft 1 (Vorwort) (©1939) Diese Abbildung stammt aus einer Gitarrenschule, die im Jahr 1939 erschien. Obwohl sie beinahe ein Jahrhundert im Handel ist, wird sie nach wie vor verkauft und im Unterricht verwendet. Die hier gezeigte Gitarrenhaltung empfinde ich nicht nur aufgrund der Verwendung eines Fußschemels als kritisch, sondern vor allem daher, da sich der Gitarrist mit dem Oberkörper weit nach vorne lehnt, wodurch sich der Rücken rundet. Diese Haltung kann bei langfristiger Anwendung eine Verkürzung der Brustmuskulatur, Verspannungen im Nacken und einen auf Dauer gerundeten Rücken zur Folge haben. Abbildung 21: Heinz Teuchert - Die neue Gitarrenschule - A, S. 6 Abbildung 22: Heinz Teuchert - Die neue Gitarrenschule B, C, S. 7 (©1984) Diese Abbildungen stammen aus der Teuchert-Gitarrenschule, die auch schon seit vielen Jahren besteht. Die Sitzposition in A schaut etwas besser aus als in den vorher gezeigten Gitarrenschulen. Der Schüler sitzt aufrecht und die Position des Gitarrenhalses ist steil genug. Allerdings sieht man, dass die linke Schulter tiefer als die rechte steht und das Handgelenk unnatürlich abgeknickt ist. In B lehnt sich die Schülerin aufgrund des niedrigen Fußschemels und des dadurch zu wenig steilen Gitarrenhalses mit dem Oberkörper nach links, was eine Stauchung der Wirbelsäule und Hüfte und eine muskuläre Disbalance im gesamten Rücken zur Folge hat. Die Schülerin in C hat im Vergleich zu A und B eine gute Haltung. Der Gitarrenhals könnte meiner Meinung nach noch etwas steiler sein, damit die linke Hand in einer "hängenden" Position greifen könnte und das Griffbrett näher wäre, um den Kraftaufwand beim Greifen zu minimieren. Abbildung 23: H. J. Teschner - Fridolin, eine Schule für junge Gitarristen - A, S. 11 (©1986, überarbeitet 1990) Abbildung 24: H. J. Teschner Fridolin, eine Schule für junge Gitarristen - B, S. 10 Die Abbildung B in der 1986 herausgegebenen Gitarrenschule "Fridolin" entspricht der heute üblichen Gitarrenhaltung. Der Fußschemel wird auf einer höheren Stufe benutzt, wodurch der Gitarrenhals steiler steht als früher. Dies bewirkt auch, dass die Anschlagshand nicht mehr im Handgelenk abgeknickt werden muss und somit die Außensehne entlastet wird. Selbstverständlich hat ein höherer Fußschemel eine noch asymmetrischere Belastung der Wirbelsäule zur Folge, die sich mit einer Stütze vermeiden ließe. Abbildung 25: M. Langer, F. Neges: Play Guitar 1 - Die neue Gitarrenschule, S. 8 (© 2003) Diese Abbildung stammt aus der relativ neuen Gitarrenschule "Play Guitar", entwickelt von den Wiener Gitarristen Michael Langer und Ferdinand Neges. Die gezeigte Gitarrenhaltung entspricht der heute üblichen Sitzweise mit Fußschemel. Die folgenden drei Seiten stammen aus "Käppels Gitarrenschule", die zu einer der neuesten Gitarrenschulen zählt. Wie man sieht, hat sich der Autor, Hubert Käppel, Gedanken zu einer optimalen Haltung gemacht. Er demonstriert sowohl verschiedene klassische wie auch alternative Gitarrenhaltungen, durchdacht und detailliert beschrieben. Abbildung 26: H. Käppel: Käppels Gitarrenschule, S. 20 (©1996) Abbildung 27: Abbildung 27: H. Käppel: Käppels Gitarrenschule, S. 21 Abbildung 28: H. Käppel: Käppels Gitarrenschule, S. 22 2. Fußschemel, Gitarrenstütze und Gitarrenkisssen verschiedene Haltungen beim Gitarrenspiel 2.1. Der Fußschemel - ein traditionsreicher Behelf Abbildung 29: Traditionelles Fußbänkchen Quelle: Abbildung 30: Fußschemel verschieden hoch aufgeklappt Quelle: http://tinyurl.com/ylldygg http://tinyurl.com/ykdwvuq Der Fußschemel, ursprünglich ein Fußbänkchen aus Holz, ist unter GitarristInnen der weit verbreitetste Behelf beim Gitarrenspiel. Der linke (bei Linkshändern der rechte) Fuß wird auf den Schemel gestellt, sodass sich die Zarge der Gitarre auf dem Oberschenkel platzieren lässt.. Je nach Höhe des Fußschemels wird eine mehr oder weniger steile Position des Gitarrenhalses erreicht. Mittlerweile gibt es Fußschemel in allen Farben und mit bis zu 7 verschiedenen Rasterpositionen. Der Vorteil gegenüber den meisten anderen Behelfen besteht darin, dass der Spieler/die Spielerin beim Musizieren einen sehr guten Körperkontakt zum Instrument hat und dass sich er Schemel zusammenklappen und in einer Gitarrentasche Abbildung 31: GEWAHolzfußbank Quelle: http://tinyurl.com/yjkwy5b verstauen und transportieren lässt. Die Benutzung eines Fußschemels hat den Nachteil, dass ein Bein ständig erhöht steht. Daraus folgt, dass der Körper des Spielers/der Spielerin ununterbrochen einer asymmetrischen Haltung ausgesetzt wird, was sich besonders bei langen Übezeiten bemerkbar macht. Welche gesundheitlichen Probleme durch solch eine Haltung entstehen können, wird in Kapitel 3 erläutert. " [...]Bei Verwendung der traditionellen Fußbank sitzen Gitarristen nach vorn gebeugt sowie nach links gedreht und geneigt. Die körperlichen Auswirkungen dieser Spielhaltung können zwar mehr oder min- der begrenzt werden durch individuelle Haltungsoptimierung. Doch handelt es sich dabei in jedem Fall nur um eine graduelle Verbesserung, die allzu häufig nicht hinreicht. [...]"1 2.2. Die Gitarrenstütze 2.2.1. Übersicht über Gitarrenstützen (Stand 2009/10) Meine Recherche bezüglich Gitarrenstützen wickelte ich groß teils über das Internet ab. Gleich zu Anfang stieß ich auf die Internetseite http://www.gitarrenhaltung.de/home.html, auf der ich eine Auflistung von Gitarrenstützen, -kissen und -gurten fand, die ein unbekannter Autor erstellt hatte. Sie erwies sich insofern als äußerst hilfreich, da ich sowohl einen groben Überblick über sich am Markt befindliche Stützen sowie einen Ansatzpunkt für meine weiteren Recherchen bekam. Vorteile einer Gitarrenstütze: !gleichmäßige Belastung der Wirbelsäule durch symmetrische Körperhaltung beide Füße ruhen am Boden !vielfältige Anpassungsmöglichkeiten an Instrument und Spieler/in (abhängig von der Art der Stütze) - die Stütze "wächst" mit !Vermeidung physischer Probleme, die durch die Langzeitbenutzung eines Fußschemels auftreten können Nachteile einer Gitarrenstütze: 1KOCH, M: Die Haltungshilfen für die Gitarre, Mainz (D), Journal für Musikphysiologie und Musikermedizin 2000, 7. Jg., Nr. 3 S. 129 !die meisten Saugnäpfe hinterlassen Spuren am Gitarrenlack - auf Schellackpolituren (french polish) müssen zusätzlich Haftfolien angebracht werden, da die Saugnäpfe darauf nicht halten !die meisten Gitarrenstützen können nicht sehr klein zusammengeklappt werden, sodass der Transport in der Gitarrentasche oft schwierig bis unmöglich ist !das Einstellen und Anbringen einer Gitarrenstütze fällt besonders Kindern sehr schwer (sie haben zu wenig Kraft zum Anpressen der Saugnäpfe und müssen erst lernen wie man eine Stütze sinnvoll einstellt und benützt) !die meisten Haftsauger müssen nach einiger Zeit ausgetauscht werden Gitarrenstützen gibt es in vielfältigen Ausführungen und Preisklassen. Einige Hersteller haben eigene Internetseiten eingerichtet, auf welchen man die verschiedenen Modelle ansehen und das für einen passende Modell auswählen und bestellen kann. 2.2.2. Abbildungen und Beschreibungen der Stützen (Internetrecherche) Zu den meisten Stützen fand ich sowohl Abbildungen als auch Beschreibungen, zu einigen wenigen jedoch nur dürftiges Informationsmaterial. Jene, deren Preis und Herkunft ich nicht eruieren konnte, habe nicht näher beschrieben, da der Spieler mit Sicherheit ein passendes Modell unter den von mir vorgestellten Stützen finden wird. A-Frame Guitar Support Diese Stütze wird mittels vier Saugnäpfen ander Gitarrenunterseite befestigt. Laut Hersteller lassen sich der Winkel, die Höhe und die Position an der Gitarre adjustieren. Abbildung 32: A-Frame Guitar Support Quelle: http://tinyurl.com/yhtxqoo "This is just a quick note to tell you I received the Ergoplay I ordered from you and am really loving it. For two years I had been using an A-Frame (an American-made support, in case you're not familiar) and was fed up with it being wobbly and coming loose from the guitar all the time. The Ergoplay is an elegant solution to all those problems and less expensive, even after currency conversion and transatlantic shipping. Thanks for making this guitarist's practice more comfortable and rewarding."2 Abbildung 33: A-Frame Guitar Support Quelle: http://tinyurl.com/yjzdxny 2 http://www.staffordguitar.com/customer_comments.asp Efel a) "basic" Diese Stütze zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie die billigste Stütze im Vergleich ist. Sie kann jedoch weder in der Höhe, noch im Neigungswinkel verstellt werden. Abbildung 34: Efel Gitarrenstütze ohne Adapter Quelle: http://tinyurl.com/ygluldj b) "advanced" Die Erweiterung des Basismodells um einen Gurt, dessen Ende am Endknopf der Gitarre befestigt wird, ermöglicht eine gegen Verrutschen besonders sichere Montage. Abbildung 35: Efel-Gitarrenstütze mit Gurt und Adapter Quelle: http://tinyurl.com/yzoskuw Abbildung 36: Adapter für die Efel-Gitarrenstütze Quelle: http://tinyurl.com/y96usch Ergobella Durch die gediegene Holzkonstruktion verbunden mit Messingteilen und einer 4nauffälligen Farbgebung (Modell andante) bzw. genauen Nachbildung von Gitarrendecke, Randeinlage und Zarge (Modell allegro), ist die Stütze eine ausgesprochen ästhetische und unauffällige Lösung. Sie kommt, im Gegensatz zu anderen Stützen, ohne ein eventuell die Ästhetik störendes Distanzstück zwischen Gitarre und Bein aus. "Durch die Befestigung am Unterbug ergibt sich eine Haltung, die sich grundlegend von der bei am Oberbug befestigten Gitarrenstützen unterscheidet. Die Gitarre passt sich der natürlichen Sitzhaltung an - nicht umgekehrt! Durch die kurze Distanz vom Oberschenkel zur Gitarre entsteht kein "entfremdetes" Gefühl. Verschiedene Gelenke der Ergobella erlauben Körperbewegungen bei sicherer Haltung des Instruments, wobei sich die Drehmöglichkeit um die vertikale Achse für eine noch sichere Haltung arretieren lässt. Die großen Auflageflächen des Zargenbefestigungsteiles ergeben auf allen Lacken eine sichere Befestigung am Instrument ohne punktuelle Belastung" 3 Abbildung 37: Ergobella beim Spielen Quelle: http://tinyurl.com/ylbkmom Abbildung 38: Ergobella Quelle: http://tinyurl.com/ylbkmom 3 http://www.michaeldossow.de/ergobella.htm Ergoplay a) "Professional" Diese Stütze besticht durch ihr einfaches und funktionelles Design. Es lassen sich sowohl der Neigungswinkel des Gitarrenhalses wie auch jener der Gitarre zum Spieler einstellen. Abbildung 39Ergoplay "Professional" Quelle: http://tinyurl.com/yeon43k Ich selbst verwende dieses Modell seit drei Jahren und bin damit sehr zufrieden, auch wenn sich nach einiger Zeit ein Verschleiß eingestellt hat. Die dünne Polsterauflage, die das Verrutschen der Stütze am Bein verhindern soll, löst sich nach und nach. Die Saugnäpfe, die anfangs gut auf der Gitarre gehalten haben, verlieren ihre Spannkraft und müssen nach einigen Jahren gegen neue ausgetauscht werden. Alles in allem bietet dieses Modell ein gutes PreisLeistungsverhältnis. b) "Tappert" Das Modell "Tappert" stellt die Weiterentwicklung vom Modell "Professional" dar. Zusätzlich lässt sich die Position der Abbildung 40: Ergoplay "Tappert" Saugnäpfe verändern, was eine optimale Quelle: http://tinyurl.com/yd8m3dt Positionierung an der Gitarre ermöglicht. Auch finden sich an den Saugnäpfen selbst kleine Laschen, wodurch die Stütze sehr viel leichter von der Gitarre gelöst werden kann. Allerdings sind die Saugnäpfe aus einem dünneren Gummi hergestellt, der seine Form weniger gut beibehält als der des Modells "Professional", sodass sie nach relativ kurzer Zeit ausgewechselt werden müssen. Die Arretierschraube wurde auch verbessert, sodass sich Neigungswinkel und Höhe der Stütze besser einstellen lassen. c) "Tröster" Dieses Modell bietet die meisten Variationsmöglichkeiten innerhalb der Ergoplay-Stützen an. Es unterscheidet sich vom Modell "Tappert" durch ein zweites Gelenk, mit dem sich die Stütze an nahezu allen Gitarreninstrumenten anbringen lässt. Besonders Lautenisten und Spieler anderer Instrumente wie der Mandoline Abbildung 41: Ergoplay "Tröster" Quelle: http://tinyurl.com/yz2pbjd profitieren von diesem Spezialmodell. Gitano Diese Stütze ist eine der kleinsten im Vergleich. Sie kann im Gitarrenkoffer an der Gitarre befestigt bleiben, was den Vorteil hat, dass der Spieler bei gleich bleibender Sitzhöhe immer seine optimale Haltung einnehmen kann, ohne die Stütze vorher justieren zu müssen. Vor allem junge Schüler, die beim Montieren der Stütze Probleme haben, Abbildung 42: Gitano-Stütze an der Gitarre profitieren von der Stütze. Quelle: http://tinyurl.com/y8gy6xp Ein großer Nachteil der Stütze besteht darin, dass das Stück Stoff, das auf dem Bein aufliegt, nach einiger Zeit brüchig wird und reißt und die Stütze unbrauchbar wird. Janssen Legrest Die Gitarrenstütze von Janssen besticht durch ihre Vielfalt an Variationsmöglichkeiten, aufgrund welcher jeder Spieler seine optimale Haltung finden kann. Zusätzlich zu "Legrest" hat Janssen auch eine Armstütze "Armrest" entwickelt, die Abbildung 43: Janssen Guitarkit eine bessere Position des rechten Unterarms Quelle: http://tinyurl.com/ydw5y5x beim Spielen ermöglichen soll. Vielfalt und innovative Idee haben ihren Preis. Der "Legrest- Kit" kostet umgerechnet rund !140 ($199,95), das Set inklusive "Armrest" rund !210 ($299,95). Abbildung 44: Janssen Legrest mit Gürtelclip Quelle: http://tinyurl.com/ydlruja Abbildung 45: Janssen Legrest beim Spielen Quelle: http://tinyurl.com/y96h3ot Abbildung 46: Janssen Legrest Seitenansicht Quelle: http://tinyurl.com/yav8qrz Ponticello a) Standard-Modell "midi"/"maxi" Die Stütze wird aus Elsbeerenholz gefertigt und harmoniert optisch mit Decken aus Fichte und Zeder. Die Beinauflage, welche sich durch ihre S-Form an die Gitarre anpasst, gibt es in den Längen 220 mm (midi) und 250 mm (maxi). Sowohl der Neigungswinkel als auch die Höhe der Stütze sind voreingestellt. Abbildung 47: PonticelloStütze ohne Gelenk Quelle: http://tinyurl.com/ycll4uw b) "maxi-Plus" Dieses Modell ist laut Hersteller passend für Spieler einer Körpergröße von über 180/185 cm bzw. "Sitzriesen". Es unterscheidet sich vom StandardModell durch einen verstellbaren Aufsatz, mit dem sich der Neigungswinkel und die Höhe (ca. 125 mm - 165 mm) der Stütze regulieren lassen. Abbildung 48: Ponticello-Stütze mit Gelenk Quelle: http://tinyurl.com/y9av7m9 Die Länge der Beinauflage beträgt 270 mm. Andere Abmessungen für Aufsatz und Beinauflagen können auf Anfrage gefertigt werden. d) "Stauffer" Dieses Modell wurde speziell für schmale Zargen mit einer Mindestbreite von 68 mm entwickelt. Der Aufsatz entspricht dem des Standardmodells. Die Beinauflage kann in den Längen 220/250/270 mm bestellt werden. Alternativ ist auch ein in Länge und Winkel verstellbarer Aufsatz mit einer Maximallänge von 165 mm erhältlich. Andere Abmessungen können auf Anfrage gefertigt werden. Fazit: Unter den Stützenmodellen der Firma "Ponticello" lässt sich für jeden Spieler eine passende Stütze finden. Wer Wert auf eine edle, zur Gitarre passende Optik legt, ist mit dem Kauf dieser Stützen gut beraten. Allerdings sind die Preise der Stützen (zwischen 45,90 ! und 64,90 !) eher im mittleren bis hohen Preissegment angesiedelt, sodass die nicht für jedermann leistbar sind. NeckUp Diese Stütze wird mittels eines Ledergürtels am Endknopf einer (akustischen) Gitarre oder E-Gitarre mit breitem Korpus (auch anderen Gitarrensintrumenten wie Mandoline) befestigt bzw. mit einem zusätzlichen Saugnapf, falls kein Endknopf vorhanden sein sollte. An der Zargeninnenseite hält die Stütze Abbildung 49: Neckup-Stütze beim Einhängen in den Endknopf einer Gitarre durch einen Saugnapf. Quelle: http://tinyurl.com/yjw6nmz Diese Konstruktion hat sich als besonders stabil und wacklungsfrei erwiesen, besonders, wenn die Stütze am Endknopf befestigt werden kann. Es lassen sich Neignungswinkel des Gitarrenhalses bis zu 45° erreichen. Abbildung 50: Neckup-Stütze beim finalen Anpressen der Saugnäpfe Quelle: http://tinyurl.com/yhkpqhf Tenuto Support Die Stütze von "Tenuto" lässt sich mittels vier Saugnäpfen, deren Positionen einzeln justiert werden können, an der Zargenunterseite befestigen. Der Neigungswinkel kann mit einer Stellschraube verändert und die Höhe der Stütze in geringem Maße durch ein Stoffband, welches mehr oder weniger Abbildung 51: Tenuto Support Rückansicht Quelle: http://tinyurl.com/ykyyf3u Abbildung 52: Tenuto Support Seitenansicht Quelle: http://tinyurl.com/ykyyf3u Abbildung 53: Tenuto Support beim Aufliegen am Bein Quelle: http://tinyurl.com/ykyyf3u Liikanen Classical Guitar Knee Support - Tukeva Diese Stütze gibt es in zwei verschiedenen Größen: Medium: Höhe 14 - 16 cm Large: Höhe 17 - 20 cm Durch die vier Saugnäpfe und das bewegliche Gelenk und die ansprechend Holzoptik ist diese Stütze optimal an die an Instrument und Spieler Abbildung 54: Liikanen - Tukeva in den Holzfarben braun und anpassbar. schwarz Quelle: http://tinyurl.com/yajtjqh Abbildung 55: Spielerin mit Tukeva Quelle: http://tinyurl.com/ycrlxfd Wolf Die Zarge der Gitarre wird bei dieser Stütze eingeklemmt, wodurch sie sich von den meisten anderen Stützen unterscheidet. Die Höhe der Stütze ist mittels einer Schraube verstellbar. Abbildung 56: Wolf Gitarrenstütze Quelle: http://tinyurl.com/y96usch 2.3. Das Gitarrenkissen Neben dem Fußschemel und der Gitarrenstütze gibt es auch noch das Gitarrenkissen, das allerdings den Nachteil hat, dass es sich in der Höhe nicht verstellen lässt und bezüglich Stabilität nicht mit den meisten Stützen mithalten kann. Aus diesen Gründen wird es seltener als Fußschemel und Stütze verwendet. Dynarette Kissen „Die Firma Dynarette [...] produziert ihr Gitarrenkissen seit dreißig Jahren und hat laut Schätzungen der Firma (www.vamu.se, 16.Nov. 2009) über 50,000 Stück produziert.“4 Dieses Kissen ist in zwei Größen erhältlich: a) Standardhöhe: vorn 10,5 cm, hinten 7,5 cm, breit 20 cm b) Hohe Höhe vorn 13,5 cm, hinten 9,5 cm, breit 20 cm Abbildung 57: Dynarette Kissen Quelle: http://tinyurl.com/ycjbckx 4JOHNSON, David: Classical Guitar and Playing-Related Muscoskeletal Problems - A Systematic Review. Malmö, Lunds Universitet, 11/20/2009, S. 12 Matepis Konzertkissen Dieses Kissen ist in sechs verschiedenen Höhen erhältlich: Größe 1 - Höhe 3 cm Größe 2 - Höhe 5c m Größe 3 - Höhe 7 cm Größe 4 - Höhe 10 cm Größe 5 - Höhe 12 cm Größe 6 - Höhe 15 cm Zusätzlich zum Kissen kann auch ein Konzerttuch erworben werden, das das Rutschen des Kissens und der Gitarre Abbildung 58: Matepis Konzertkissen und Konzerttuch Quelle: http://saitenkatalog.de/shop1/images/m at_kk_kt.gif verhindern soll. 2.4. Gitarrenstütze und Fußschemel im Vergleich - eine Dokumentation meiner Gitarrenschüler mit Bildern Während meiner Tätigkeit als Lehrerin habe ich ständig über die Größe der Gitarren meiner Schüler, sonstige Hilfsmittel wie Kapodaster, Stimmgeräte, Saiten, und die Frage, ob mit Fußschemel oder Stütze gespielt wird, zu entscheiden. Da eine gut passende Stütze eine ausgewogene symmetrische Haltung nach sich zieht, bevorzuge ich den Gebrauch einer Stütze. Wie sieht die Situation hingegen aus, wenn der Schüler mit einem unpassenden Instrument in den Unterricht kommt und die Eltern nicht bereit sind, ihm ein anderes zu besorgen? Ist das Instrument zu klein, kann die Haltung mit einer Stütze vorübergehend verbessert werden, da eine in der Höhe weit ausgefahrene Stütze einen steileren Gitarrenhals bewirkt und somit die Gitarre "vergrößert" wird. Bei zu großen Instrumenten hat sich der Gebrauch einer Stütze allerdings als kontraproduktiv erwiesen, worauf ich bei der Dokumentation meiner Gitarrenschüler näher eingehen werde. Die Stützen, die meine Schüler benützen, stammen von der Firma "Ergoplay". Möglicherweise hätte sich mit den Stützen von "Efel" oder "Gitano" bei den Schülern mit zu großen Kindergitarren ein etwas anderes Bild ergeben, da diese an einer anderen Stelle der Gitarre montiert werden - allerdings sind jene Stützen nur sehr wenig in der Höhe verstellbar, weshalb ich in Fällen von zu großen Gitarren vorübergehend zur Benutzung eines Fußschemels rate bis die Kinder gewachsen sind. etwas zu große Gitarre !asymmetrische Haltung durch den Fußschemel - Gitarre insgesamt etwas groß !symmetrische Haltung durch die Stütze - Gitarre insgesamt etwas groß passende Gitarre - asymmetrische Haltung durch den Fußschemel, Neigung des Gitarrenhalses stufenweise einstellbar - symmetrische Haltung durch die Stütze, Neigung des Gitarrenhalses stufenlos einstellbar zu große Gitarre - mit dem Fußschemel noch im Toleranzbereich - der rechte Oberarm liegt gerade noch an der Oberkante der Gitarre auf zu große Kindergitarre - durch die Stütze (bei ihrer kleinsten Stufe) liegt der rechte Oberarm nicht mehr an der Oberkante der Gitarre auf, der Gitarrenhals ist zu wenig steil und daher für ein bequemes Greifen zu weit weg - ein Fußschemel ist der Stütze vorzuziehen optimale Kindergitarre - der Korpus der Gitarre wird durch die ausgeglichene wenig belastende Stütze zum Oberkörper des Schülers Haltung mit Stütze überdimensional groß ein Fußschemel ist einer Stütze vorzuziehen 3. Die Auswirkungen der Haltungen beim Gitarrenspiel auf die Gesundheit von Gitarristen 3.1. Interview von Ahmed El-Salamouny mit Prof. Eckhard. Altenmüller, Leiter des Instituts für Musikerphysiologie und Musiker-Medizin an der Musikhochschule Hannover "Haben Sie großen Zulauf in Ihrer Praxis? Sind darunter viele Gitarristen? E. Altenmüller: Ja, viele Gitarristen kommen zu mir. Ich habe mich auch sehr mit dem Instrument auseinandergesetzt. Für mich ist es das schwierigste Instrument. Es ist dafür eine sehr komplizierte Feinmotorik in der rechten Hand notwendig. Die zeitlich-räumliche Präzision und die Klanggebung der linken Hand, sowie die polyphonen komplexen Griffverbindungen machen die Bewegungsabläufe hier noch komplizierter. Die sitzende Haltung ist nicht optimal. Viele Gitarristen beugen sich über die Gitarre. Beim Gebrauch der Fußbank kann man sich zu sehr abknicken. Manche nicht so geübte Spieler knicken das linke Handgelenk zu sehr ab. So kann es überdehnt und auch der mittlere Handnerv eingequetscht werden. Manche drücken den rechten Arm zu stark gegen die Gitarre und klemmen so den Ellennerv ein. Deswegen ist ein guter Unterricht gerade für Anfänger sehr wichtig, damit nicht von vornherein falsche Spieltechniken eingeübt werden. Eine relativ aufrechte Haltung mit einem geraden Rücken ist wichtig. Man sollte vom unteren Rücken aus seine Wirbelsäule stützen. Übermäßiger Kraftaufwand sollte vermieden werden, und vor allen Dingen sollte man die beiden Hände von einander unabhängig machen. Wenn man also einen anspruchsvollen Griff in den oberen Lagen spielt, sollte man nicht mit der rechten Hand auch noch Kraft aufwenden. Man soll sich beim Spielen immer wieder bewegen und in seiner Haltung flexibel sein. Viele bekommen Angst und glauben, das steife Sitzen gäbe ihnen Halt und Sicherheit. Wenn man dagegen den Körper in der Musik mitgehen lässt, ist das sowohl für die Haltung gut als auch für den Höreindruck. Psychologen haben herausgefunden, dass der visuelle Eindruck bis zu 50 % des Höreindrucks ausmacht! Wie bewegt sich der Musiker auf der Bühne, was für einen Gesichtsausdruck hat er? Der angstvolle und angespannte Blick auf die linke Hand wird vom Publikum sofort wahrgenommen. Was ist Ihre Meinung zur Fußstütze? E. Altenmüller: Es kann durch die unsymmetrische Haltung zu Verdrehungen und Verspannungen in der linken Seite des Rückens kommen. Die Gitarrenstützen bieten da einige Vorteile: die Haltung ist entspannter. Der Nachteil ist, dass es für den Zuhörer nicht so elegant aussehen mag, aber es ist in jedem Fall gesünder. [...] Wie kommt es dazu, dass Musikern, die nie Probleme mit der Hand hatten, plötzlich die Finger versagen? E. Altenmüller: Es gibt einfache Überlastungen. Muskeln, die leicht schmerzen, verspannen sich immer mehr und versteifen. Das kennt wahrscheinlich jeder, wenn die Muskeln nicht mehr genug Sauerstoff bekommen. Das ist harmlos, man sollte aber dann erst mal eine Pause machen. In anderen, seltenen Fällen gibt es Störungen der Ansteuerprogramme einzelner Finger. Plötzlich sind Bewegungen nicht mehr genau und koordiniert. Wie behandeln Sie das? E. Altenmüller: Zunächst: so früh wie möglich kommen, wenn so etwas bemerkt wird! Man sollte die Übezeit reduzieren. Wichtig ist zu wissen, dass die Ursache dieser Fehlbewegung nicht psychologisch ist, sondern an einer Fehlvernetzung von Nervenzellen liegt. Psychologische Faktoren können das jedoch beeinflussen. Also sollte man versuchen seine Angst abzubauen, denn mit Angst und der daraus resultierenden körperlichen Verkrampfung richtet man noch mehr Schaden an. Übertriebener Ehrgeiz ist genau so wenig gut. Man sollte sich Stücke suchen, bei denen es keine Probleme gibt, damit man noch Spaß am Spielen hat. Es gibt ein Medikament, dass diese Fehlvernetzung lockern kann und die Beweglichkeit erhöht. Die andere Möglichkeit ist, dass man die krampfenden Muskeln durch eine Spritzenbehandlung mit dem Wirkstoff Botulinum-Toxin lockert. Das ist jedoch ein langwieriger Prozess und kann mehrere Jahre dauern. [...]"5 3.2. Körperliche Auswirkung bei dauerhafter asymmetrischer Spielhaltung Abbildung 59: asymmetrische Sitzpostion beim Spielen eines Kontrabasses Quelle: CAILLIET, Rene: Abnormalities of the Sitting Postures of Musicians, 1990 Vol 5 Nr. 4, S. 135 5 http://www.pagex.info/old_server/akustik-gitarre.com/archiv/6-03/altenmueller.htm Die Abbildung 59 zeigt, welche Auswirkungen eine dauerhafte asymmetrische Belastung des Rückens (z.B. durch die Verwendung eines Fußschemels beim Gitarrenspiel) auf die Wirbelsäule haben kann. Durch die rechts erhöhte Hüftpostion muss sich die Wirbelsäule an die Fehlhaltung anpassen, wodurch eine unnatürliche Krümmung entsteht, die wiederum im günstigsten Fall zu Verspannungen im gesamten Rücken und Schulterbereich führen kann. Wird eine solch asymmetrische Position dauerhaft eingenommen, was beim täglichen stundenlangen Üben des Instruments der Fall ist, kann die Wirbelsäule und vor allem die Wirbeln nicht wieder gut zu machenden Schaden nehmen. Einseitig abgenützte Wirbel machen sich durch Schmerzen oft erst im fortgeschrittenen Alter bemerkbar, wenn sich die Fehlstellung nicht mehr revidieren lässt. 3.3. Recherche zu „Auswirkungen diverser Gitarrenhaltungen auf die Gesundheit von Gitarristen“ in der online Datenbank Web of Knowlegde (ISI)6 „A systematic review of published literature regarding classical guitar and PRMD, specifically concerning the relationship between playing posture and risk of PRMD, was performed using accepted search techniques. The online database Web of Knowledge (ISI) was chosen as a reliable and comprehensive source for relevant research in PAM. It was chosen over Pubmed as it contains academic research in both the field of medicine and the Arts and Humanities. Keywords used in the search were “classic* ”, “guitar*”, “musculoskeletal disorder*”, “injur*”, “health“, “malad*”, “music*”, “problem*”, “pain”. The search was repeated several times between September 1, 2009 and November 15, 2009. A search of the PAMA website bibliography was also performed using the keyword “guitar” by the same person. Finally, a manual search of Medical Problems of Performing Artists, the leading PAM journal, was conducted by the same person. Reference lists of relevant articles were also searched manually for further related articles. All abstracts of the articles produced by the initial searches were reviewed and articles that involved analysis of several instruments or instrument groups were reviewed for data 6 JOHNSON, David: Classical Guitar and Playing-Related Muscoskeletal Problems - A Systematic Review. Malmö, Lunds Universitet, 11/20/2009, S. 17 f concerning classical guitar and guitar. This method has been used by other authors in similar review articles in PAM, for example Wu in her review article, “Occupational Risk Factors for Musculoskeletal Disorders in Musicians” (Wu, 2007) and Schuele in “Occupational Disorders in Instrumental Musicians” (Schuele, 2004). Articles were ranked in order of relevance. The most relevant articles for this study were those that examined the relationship between classical guitar playing position and PRMD. Second most relevant were those articles which studied the relation between classical guitar and PRMD. Next most relevant were articles concerning guitar and PRMD. Articles that dealt with classical guitar in the context of a broader study of PRMD were ranked second last, and articles that dealt with guitar in the context of a broader study were ranked last. Case reports were discarded as they can provide no epidemiological measures. Rank 1 (total=0) Rank 2 (total= 1) Rank 3 (total= 3) Rank 4 (total= 1) Rank 5 (total= 4) “Flamenco Guitar as a Risk Factor for Overuse Syndrome” “Musculoskeletal and General Health Problems of Acoustic Guitar, Electric Guitar, Electric Bass, and Banjo Players” “Instrumentspecific Rates of Upper-extremity Injuries in Music Students “Musculoskeletal Disorders and Asymmetric Playing Postures of the Upper Extremity and Back in Music Teachers” “Median and Ulnar Neuropathies in University Guitarists” “A Pilot Population Study of Musculoskeletal Disorders in Musicians” “Playing-related Injury in Guitarists Playing Popular Music” “Upper-extremity Problems Caused by Playing Specific Instruments” “Musicians’ Cramp” [..] All relevant articles were also ranked according to quality of study design in order to assess the strength of each article’s findings: cohort studies were considered as having the best quality, case-control trials ranked second highest, third were cross-sectional surveys of defined populations, fourth were retrospective studies of clinical experience at a specific clinic. Cohort studies confer a measure of disease occurrence in a population, thus providing a measure of prevalence, incidence, and risk. Reviews were considered separately. The present study’s ranking method adheres to standard epidemiological practice as outlined by Rothman in Epidemiology (Rothman, 2002). A similar ranking system is used by other authors in PAM such as Zaza in her review article of musculoskeletal disorders (Zaza, 1998) and Wu (2007). Results: This search yielded a total of 13 articles that satisfied the criteria for inclusion in this review. Of those, no articles specifically studied the relationship between classical guitar playing position and PRMD. Just one article studied the relation between classical guitar and PRMD. A total of three articles studied the relation between guitar and PRMD. Just one article studied the classical guitar in the context of a broader study, while a total of five articles studied the guitar in the context of a broader study. A total of 4 articles were case reports. [...] This review found no current research that specifically addresses the relation between classical guitar playing posture and PRMD. Furthermore, the research that does exist concerning the broader question of classical guitar and PRMD is very limited in both quantity and quality. [...] One of the most serious methodological limitations of the articles reviewed was that they studied small or poorly defined samples of classical guitarists. Classical guitar was considered separately from other guitar types in just three articles (Marques, 2000; Cayea, 1998; FjellmanWiklund, 2006). In Fjellman-Wiklund, classical guitar was not consistently analysed as a separate group. The numbers of classical guitarists studied in each article were low: 32, 44, and 19, respectively. None of these studies included an analysis of the individual guitarist’s playing position. Another limitation of several of the included studies was choice of the study sample—the group chosen for study. For research to yield significant findings, the study sample must be shown to accurately represent a larger population. [...] The most serious limitation in all these studies is that none of them are constructed to allow us to determine causal effect between playing position and PRMD as they do not follow their study sample over time. As Kennedy (2006) writes in the conclusions of “Median and Ulnar Neuropathies in University Guitarists”, a “valuable extension of this study would be to re-evaluate these guitarists in 5 to 10 years to determine whether these individuals who presented with early electro diagnostic findings [...] later develop symptomatic carpal tunnel syndrome”. Kennedy further recommends that “future studies 25Classical Guitar and PRMD 25 address the guitarists’ playing position as part of the evaluation process” (Kennedy, 2006, p.109). There is a general consensus among researchers that the etiology of PRMD is multi-factorial—instrument size and weight, playing time and intensity of play, playing position, and gender are all important variables— but that further research is needed to determine what risk factors lead to what diseases and why, and how long it takes for these factors to lead to disease. [...]“7 7 JOHNSON, David: Classical Guitar and Playing-Related Muscoskeletal Problems - A Systematic Review. Malmö, Lunds Universitet, 11/20/2009, S. 17 f 4. Meinungen von Gitarristen zur Spielhaltung 4.1. Umfrage bei Gitarristen in Europa Die Umfrage wurde per Mail durchgeführt. Von insgesamt sechsunddreißig Gitarristen aus Österreich und Deutschland (die meisten als Lehrer tätig, darunter zehn Professoren der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (MDW)), die gebeten wurden an der Umfrage teilzunehmen, haben trotz Erinnerung nur sieben Professoren (inklusive ihrer Schüler) die Fragebögen ausgefüllt. Leider befand sich kein einziger der Professoren des MDWdarunter, was mich einerseits betroffen gemacht hat, andererseits ein klares Zeichen dafür ist, wie viel Aufmerksamkeit der Problematik „Gitarrenhaltung“ am MDW in den Studienrichtungen Gitarre Klassik (Podium) und IGP Klassik geschenkt wird. Da nur sehr wenige Gitarristen an dieser Studie teilgenommen haben, ist sie nur bedingt aussagekräftig. Unter den Lehrern, die selbst mit Stütze spielen, war nur einer, der darauf bestand, dass auch seine Schüler eine Stütze benutzten. Alle anderen stellten es ihnen frei, ob sie mit Fußschemel oder Stütze spielen wollten. Ergebnisse: 50 45 40 35 30 25 Professoren 20 15 10 5 0 Stütze Fußschemel anderes Abbildung 60: Verteilung der Haltungsformen unter den Lehrern Dr. Robert Wolff, o. Prof an der Universität Mozarteum, Salzburg, ließ mir eine detaillierte Auflistung der Sitzpositionen seiner Schüler zukommen, die verdeutlicht, dass Probleme beim Gitarreüben auftreten können: Schüler Fußschemel 1 x 2 Stütze Schmerzen nein groß mit Schraube nein, früher mit Schemel – nach 3/4h linker Fuß eingeschlafen 3 x LWS, wenn weiche Sitzunterlage, mit harter Unterlage ok 4 x nein 5 x nein 6 Klappstütze Rücken-/Nackenverspannungen 7 groß mit Schraube Angst, dass Stütze verrutscht 8 x linker Oberschenkel schläft ein 9 x linker Oberschenkel schläft ein, Rücken und Schulter verspannt 10 x Verspannungen 11 x+ Stütze groß mit Schraube, Gitarre auf dem rechten Schenkel nein 12 x nein Tabelle 2: Übersicht über die Schüler des Lehrers Robert Wolff 4.2. Erfahrungsberichte im Internet Die Erfahrungsberichte, die ich in verschiedenen Internetforen zum Thema „Haltung beim Gitarrenspiel und aufgetretene Probleme“ gefunden habe, waren wesentlich aussagekräftiger als die Umfrage zu diesem Thema per Email. Auch hier zeigt sich, dass jeder Gitarrist die für ihn angenehmste Spielhaltung entwickeln muss und dass die Verwendung einer Gitarrenstütze dabei sehr hilfreich sein kann. "Holding the guitar is not as simple as it sounds. There are many many things involved, especially posture and its effects short and long term, and the interaction between posture and mental process. [...] Posture itself is not implicated in injury or stress, and there are many people who have technically unbalanced postures who nonetheless manage to play with great relaxation and freedom and poise. BUT! everything else being equal you are more likely to experience those desirable qualities if your posture is helping rather than Abbildung 61: Stephen Kenyon, Gitarrist, Lehrer, Komponist hindering, and the use of footstool alternatives is the single most important contribution to that. Players who seem to me to achieve perfect balance using footstools include Williams and David Russell, with both of whom I have discussed this, and basically, yes, they are fine as they are! Whether they could be even finer with two feet on the floor I am not in position to speculate. For most amateurs and even us more lowly professionals, it is wise to assume that there is tension in the system that is causing a proportion of the difficulty we face in managing the instrument. If there wasn't any we would be an awful lot better! So, finding not only variations within our established posture which reduce tension, but also considering radical departures, is very much a live issue for those who really want to move forward. The basic principle is this: you have to do some muscular work to hold yourself up on the seat, or you'd fall off; you have to do some work to hold your fretting hand up to the strings, and some to hold your plucking hand in place, and some to keep you head in the air. These are necessary or useful tensions that do an essential job. Any work that your muscles do above that necessary minimum is what is slowing you down, or to be exact, contributing to a muscular state in which energy is being misused to the detriment of your playing. This can mean anything from raising the heels off the floor, to pushing up with one or both legs; from the twisted sideways torso (takes energy to do that you know!) to the holding up (and rigidity) of shoulders; and the real big ones - holding the head too far out, with the allied issue of spinal curvature (its called staring closely at the fingerboard!) which causes massive work load for the neck, back and shoulder muscles, and the rigid holding of elbows and wrists.All of these over-tensions contribute to a. physical and mental fatigue b. the risk of RSI (Repetitive Strain Injury) c. failure to breathe deeply enough d. technical shortcomings at fingertip level. You may wonder how lifting your heel off the ground affects your fingertips. Well, its a symptom of an unbalanced sitting posture, with the real or imagined (probably subconsciously) fear that you are falling forward. Pushing with the legs is a sure sign of tension further up. But its the big ones that need addressing most; a package of postural horrors all calculated to impair muscular performance. The head is a big weight, even among people who don't think they play brilliantly :>] and it often pulls the whole body awry. The muscular tension in the back and shoulders affects the fluidity of arm movement, causing difficult shifts on the macro scale, fixity or RH position on the medium scale and locking up hand positions, denying the necessary flexibility of movement for finger placement on the micro scale. Failure to breathe not only makes you giddy, it robs your muscles and brain of oxygen (you knew that), and it robs your body of a natural self-massage. When you inhale deeply your shoulders rise and fall, flexing all the muscles in that region (the ones that were fighting to stop the head falling off), and the tendency to arch the back crushes the lungs, reducing their volume and further knackering their ability to keep you functioning. The answer is simple. Do the opposite of all these things. Rather than letting the small of the back collapse, keep it tucked in. This pushes the backbone into place, expands the lungs (feel the fresh air rushing in when you do that), and tends to make the head sit where it is designed to go balanced nicely on top. So now the fingerboard has disappeared from view! Fine - either learn to play without looking or change your posture so the instrument is not so vertical. [...] It's not because you use a guitar cushion or whatever that you will automatically improve your posture; you can still do those nasty things and you will get no further, just make the cushion maker happy. But, using a cushion or an A Frame or the little black plastic things that come from the Czech Republic ("Rakrest"8 as sometimes called) can help, because the spine is not twisted, and so the whole system is easier to monitor in terms of balance - ie where your centre of gravity is, how you can sit so everything stays in the air with no more effort than you would use doing nothing. So call some of the larger guitar centres and ask them about 'guitar rests' - you will probably find local shops just have footstools. And don't take the first thing mentioned - if at all possible get there to try them all out as they differ in method and result. From 1990 to 2002 I used a Swedish thing called a Classica. Wood, it has two sets of suckers on adjustable arms, and it sits on the left leg. The A Frame also has suckers but it combines a hinged arm with an adjustable strap and goes over the leg. I now use the Arm'n'Track, made in Norfolk by one Bob Carman [...], which as the name suggests runs an arm along a track to get the adjustment. Its not cheap but I think its the best solution I have seen. The cushion is the original I think. It's not adjustable, and the guitar just sits on it, so it does not feel too fixed. It has its adherents - I've just come back from watching Julian Bream in the Barbican, and he first started using a cushion about 1991. Doesn't change his tension problems though! The Rak rest has a single sucker and a small arm. It looks like it should not work, but it does! It's the cheapest alternative I know of - little more 8 Stephen Kenyon meint die Stütze der tschechischen Firma "Efel" than a good footstool, my new pupils just don't get told about the existence of footstools, they get one of these. I couldn't justify making people buy something more expensive, as the others all are. Oh, and there are a few other designs on the market. But you can't decide in the abstract, you really have to try one out on your instrument for some little while to know whether one or another will work for you.“9 "Jetzt meine ich aber doch etwas sagen zu müssen, da ich inzwischen 45 Jahre klassische Gitarre spiele und da reichlich Erfahrungen zum Thema gesammelt habe. Die "Klassikspieler" teilen sich in einen ganz große Gruppe Fußbänkchenspieler und einige Wenige, die mit irgendeiner Art Stütze spielen. Wer keine Haltungsprobleme/Rückenschmerzen hat, wird sich nie mit einem Gerät anfreunden können, das er an der Gitarre befestigen muss. Gängige Meinung ist: die Gitarre ist ein perfektes Instrument in Klang und Form, da baue ich nichts dran und zerstöre damit die ganze Ästhetik. Wenn ich dann aber manche Gitarrenspieler wie Krüppel hinter ihrer Gitarre sitzen sehe, dann möchte ich doch meinen, dass der Körperschaden bald kommt und sich ein Arzt über einen neuen Patienten freut. Dass Eliot Fisk öffentlich mit Tappertstütze spielt finde ich prima. Es gibt inzwischen immer mehr Gitarristen, die "heimlich" mit Stütze üben, im Konzert aber dann die Fußbank nehmen. Man will sich ja nicht lächerlich machen. Mir ist es ehrlich gesagt egal, wie jemand seine Gitarre hält - wenn es keine Haltungsprobleme gibt, ist doch alles erlaubt - Hauptsache die Musik klingt gut. Bei meinen Schülern bin ich da allerdings ziemlich kompromisslos. Ihr hört schon, dass ich kein Fußbänkchenspieler (mehr) bin, ich spiele mit Tappert- oder Gitano-Stütze, nachdem ich mir als Jugendlicher den 9 http://www.jacaranda-music.com/rests.html Rücken durch falsche Sitzposition mit Fußbänkchen versaut habe. Nicht die Wirbelsäule, sondern die Muskulatur, war so ausgebildet, dass bei starker Belastung anderer Art (bei mir war es extremes Skifahren), sich irre Schmerzen einstellten, die mich doch tatsächlich für 5 Wochen ins Krankenhaus brachten, bis ich wieder beschwerdefrei war. Dann kam noch ein Bandscheibenvorfall dazu, jetzt geht es gar nicht mehr mit Fußbank. Auch wenn ich täglich stundenlang hinter der der Gitarre sitze, Probleme im Rücken sind jetzt nicht mehr vorhanden. Nachdem ich das Problem der Armauflage auch gelöst hatte, macht Gitarrespielen wieder total Spaß.“10 ."Ich spiele NIE mit irgendeiner Stütze, gucke aber immer, daß ich beim Üben in Bewegung bleibe und immer wieder minimal die Haltung verändere, ansonsten hilft Sport als Ausgleich sehr"11 "[...] Immer in Bewegung bleiben. Ich verändere immer wieder "die Haltung"...Beine übereinander recht über links und umgekehrt- klassische Haltung mit und ohne FußbankGitanostütze.... Ich denke das jede auch noch so perfekte STARRE Haltung langfristig zu Problemen führt!"12 "Had one [er meint eine Fußstütze der Fima Ergoplay] like you pictured and after a few months of daily use (removing it after play) it began leaving suction-cup marks in the finish of my Olson. I threw it out immediately. Repeated inquiries to the vendor who never responded to me. I now use NeckUp leather straps which were developed by a player, and I've been using them for over 5 years without any marking or damage to my guitars. I use them daily and remove them. They are less expensive if ordered from the maker/inventor. The difference is they pack in my cases, and are a bit more flexible in actual use - can be either left or right knee. A bunch of us here in the 10 http://konzertgitarre.foren-city.de/topic,638,30,-klassische-haltung-vs-rueckenschmerzen.html 11 ebd. 12 ebd. forum use them."13 "I still prefer a good 'ol footstool, but if you're going to go the support route, definitely get the NeckUp"14 "Ich habe im vergangenen Jahr nach über 30 Jahren meine Fußbank gegen eine ErgoPlay-Stütze getauscht und bin damit sehr zufrieden. Besonders für große Spieler (von mehr als 1,85m Größe) erscheint mir die Stütze sehr empfehlenswert. Der Montage mittels Saugnäpfen habe ich zunächst mit Blick auf gepflegte Schelllackpolituren skeptisch gegenüber gestanden, kann aber mittlerweile bestätigen, dass auch der häufige Gebrauch der ErgoPlay keine Spuren hinterlässt. Wenn man die Stütze sorgfältig anbringt, hält sie auch über längere Zeit ohne Probleme. Als einzigen Nachteil empfinde ich den Umstand, dass sie in den meisten Gitarren-Koffern nicht zu transportieren ist."15 "Ich persönlich verwende keinerlei Gitarren-stützen, weil ich auch mit den "Füßen" Gitarre spiele... hört sich jetzt mal erst komisch an, meint aber...ich verwende eine größere Holzfußbank und ich "balanciere" die Höhe des Instrumentes gern mit den Füßen aus ... habe nur die "Fußballen" aufgestützt, und gebe mal mehr und mal weniger Höhe, durch anheben der Fersen ... je nach den Gegebenheiten des Stückes... manchmal habe ich sogar beide Füße auf der Bank... bildet einen "geschlossenen" Kreis, wie ich finde...mein rechter Fuß ruht dann allerdings auf der "Seitenkante"... würde ich eine Stütze verwenden...hätte ich mit dieser Art des Ausbalancierens wahrscheinlich Probleme, zu hause verwende ich gerne auf dem Sofa sitzend, ein einfaches Sofakissen als Stütze..."16 "Hab mir gestern die Stütze gekauft. 13 14 15 16 http://www.acousticguitarforum.com/forums/showthread.php?t=170497 ebd. http://konzertgitarre.foren-city.de/topic,141,-gitarrenstuetze-statt-fussbank.html ebd. Entspannt den Rücken und die Gitarre rutscht nicht auf der Hose herum, was sehr nervig sein kann. Sehr empfehlenswert das Ding, (nur 20!!)"17 "Ich bin auch richtiggehend begeistert von der Ergoplay: hält bombenfest, sehr genau justierbar, optisch unauffällig. Für meine Körperproportionen auf jeden Fall besser geeignet als mein Fußbänkchen. [...]"18 „Hallo Miriam, ich hatte mal ein ähnliches Problem. Nach einer halben Stunde spielen bekam ich Rückenschmerzen. Dann sah ich mal ein Bild, da wurde ein Skelett so drapiert, daß es "dasaß" wie ein Gitarrist in klassischer Haltung mit Fußbank. Bin richtig erschrocken darüber, wie stark doch durch diese Haltung die Wirbelsäule und auch die Hüfte und Schulter verdreht und schief ist (in dem Artikel ging es um sog. Musikerkrankheiten). Da wunderts mich dann nicht, wenn man mit der Zeit Probleme bekommt, auch wenn der Sitzhocker ideal ist. Ich habe dann beschlossen, eine Gitarrenstütze auszuprobieren. Es gibt da ja verschiedene Arten. Für mich wars dann die Ergoplay, weil man sie ganz individuell einstellen kann. Nachteil ist, sie paßt nicht in den Gitarrenkoffer bzw. Gigbag und man muß sie abnehmen und wieder anbringen, wenn man damit unterwegs ist. Ist aber nicht wirklich ein Problem. Fazit: seit ich mit dieser Stütze spiele, spiele ich viel entspannter und habe auch nach längerem Spiel KEINE Rückenprobleme mehr. Ich kann sie also nur empfehlen. Für meinen Sohn war die Ergoplay nicht so praktisch wegen dem Abnehmen und wieder Anbringen im Unterricht. Er hat die GITANO, die man einfach wegklappen kann und auch im Gigbag an der Gitarre bleiben 17 http://konzertgitarre.foren-city.de/topic,141,-gitarrenstuetze-statt-fussbank.html 18 ebd. kann. Sie erfüllt im Prinzip den gleichen Zweck. Nachteil: nicht individuell einstellbar, die Oberschenkel müssen parallel zum Boden sein (niedriger Stuhl), sonst kann die Gitarre ein bißchen wegrutschen. Deshalb verwendet er auch, wenn er woanders auf dafür zu hohen Stühlen sitzen muß, trotzdem noch zusätzlich die Fußbank auf niedrigster Einstellung. Daheim auf seinem Minihocker ist die Gitano aber super.“19 19 http://konzertgitarre.foren-city.de/topic,638,-klassische-haltung-vs-rueckenschmerzen.html 5. Zusammenfassung Motiviert durch eigene Erfahrungen mit Verspannungen und Schmerzen beim Gitarrenspiel bei Verwendung eines Fußschemels, widmete sich Mag. Hanna Saukel dem Thema „Gitarrenstütze versus Fußschemel“. Die Arbeit behandelt verschiedene Haltungsformen beim Gitarrenspiel und die dazu nötigen Hilfsmittel wie Gitarrenstütze, Fußschemel und Gitarrenkissen und lässt dabei Erfahrungen anderer Gitarristen miteinfließen. Nach einer bebilderten Recherche der Spielhaltungen international bekannter Gitarristen wurden Spielhaltungen, die dem Anfänger in Gitarrenschulen vorgeschlagen werden, auf Belastungsarmut und Symmetrie untersucht. Der ausführliche Bericht über die sich am Markt befindlichen Hilfsmittel für eine möglichst symmetrische und belastungsarme Haltung gibt jedem Gitarristen die Möglichkeit die für ihn passende Sitzposition zu finden. Die Dokumentation der Sitzpositionen Hanna Saukels eigener Schüler zeigt die Vorteile und Nachteile, die die Verwendung eines Fußschemels bzw. einer Stütze mit sich bringt. Die zahlreichen Erfahrungsberichte von Gitarristen aus Internetforen runden den Gesamteindruck der Arbeit ab. 6. Über die Autorin Mag. Hanna Saukel, geboren 1981 in Wien (A), studierte Konzertfach Gitarre, Tonmeister und Instrumentalpädagogik Gitarre an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. In ihrer Jugend Preisträgerin zahlreicher österreichischer Jugendwettbewerbe, begann sie mit sechzehn Jahren Konzertfach zu studieren, schloss 2006 das Konzertfachstudium mit Auszeichnung ab und begann sich nunmehr vermehrt der Unterrichtstätigkeit und dem Tonmeisterstudium zu widmen. Viele Jahre als Privatlehrerin und Aufnahmeleiterin bei CD-Projekten im In- und Ausland tätig, erhielt sie im April 2009 eine Stelle als Gitarrenlehrerin an der Schubertmusikschule Hinterbrühl bei Mödling. 7. Literaturverzeichnis CAILLIET, Rene: Abnormalities of the Sitting Postures of Musicians, Medical Problems of Performing Arts Journal, 1990, Vol 5 Nr. 4, S. 131 FJELLMANN-WIKLUND, Anncristine, CHESKY Kris: Musculoskeletal and General Health Problems of Acoustic Guitar, Electric Guitar, Electric Bass and Banco Players, Medical Problems of Performing Arts Journal, 2006, Vol 21, Nr. 4, S. 169 JOHNSON, David: Classical Guitar and Playing-Related Muscoskeletal Problems - A Systematic Review. Malmö, Lunds Universitet, 11/20/2009 KOCH, M: Die Haltungshilfen für die Gitarre, Mainz (D), Journal für Musikphysiologie und Musikermedizin, 2000, 7. Jg. Nr. 3 S. 129 NEWMARK, Jonathan, HOCHBERG, Fred H. : „Doctor, I Hurts When I Play“: Painful Disorders Among Instrumental Musicians, Medical Problems of Performing Arts Journal, 1987, Vol 2 Nr. 3, S. 93 RIGG, John L., MARRINAN, Randy, THOMAS, Mark A. : Playing-related injury in guitarists playing popular music, Medical Problems of Performing Arts Journal, 2003, Vol 18 Nr. 4, S. 150