Der Reisebericht Peru-Reise und Besuch der Partnergemeinde in
Transcription
Der Reisebericht Peru-Reise und Besuch der Partnergemeinde in
Partnerschaft: Sankt Elisabeth, Karlsruhe San Martín de Porres, Ilo (Peru) Peru-Reise Ostersonntag, 4. April bis Sonntag, 24. April 2010 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo VORWORT 3 REISEGRUPPE 4 STRECKEN UND ENTFERNUNGEN 5 REISEBERICHT 6 4. April 2010, Ostersonntag 5. April 2010, Ostermontag 6. April 2010, Dienstag 7. April 2010, Mittwoch 8. April 2010, Donnerstag 9. April 2010, Freitag 10. April 2010, Samstag 11. April 2010, Sonntag 12. April 2010, Montag 13. April 2010, Dienstag 14. April 2010, Mittwoch 15. April 2010, Donnerstag 16. April 2010, Freitag 17. April 2010, Samstag 18. April 2010, Sonntag 19. April 2010, Montag 20. April 2010, Dienstag 21. April 2010, Mittwoch 22. April 2010, Donnerstag 23. April 2010, Freitag 24. April 2010, Samstag 25. April 2010, Sonntag (Karlsruhe - Frankfurt - Madrid) 0/21 (Madrid - Lima) 1/21 (Lima - Caral - Lima) 2/21 (Lima - Tacna - Ilo) 3/21 (Ilo) 4/21 (Ilo) 5/21 (Ilo - Arequipa) 6/21 (Arequipa - Chivay) 7/21 (Chivay - Colca-Tal - Chivay - Arequipa) 8/21 (Arequipa) 9/21 (Cuzco) 10/21 (Cuzco - Aguas Calientes) 11/21 (Aguas Calientes-Machu Picchu-Cusco) 12/21 (Cusco - Puno, Titicaca-See) 13/21 (Titicacasee, Urus, Taquile, Sillustani) 14/21 (Puno - Moquegua - Ilo) 15/21 (Ilo) 16/21 (Ilo) 17/21 (Ilo - Moquegua - Ilo) 18/21 (Ilo - Tacna) 19/21 (Tacna - Lima) 20/21 (Lima - Madrid - Frankfurt - Karlsruhe) 21/21 6 6 8 9 10 14 15 16 16 17 18 21 24 25 26 28 29 32 33 34 35 35 DER STAND DER DINGE 36 INFOQUELLEN 37 ALLGEMEINES 37 BILDER UND ABBILDUNGEN 37 Seite 2 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo VORWORT Der Reisebericht ist entstanden aus handschriftlichen Aufzeichnungen meiner Frau Christa und mir, die ich mit Hilfe späterer Erzählungen und Gespräche ergänzen konnte. Zuerst wollten wir das nur für uns als Erinnerung an die Reise aufschreiben. Aber wir wissen, dass viele, die das Projekt der Kindertagesstätte in Ilo unterstützen, nicht die Möglichkeit haben nach Peru zu reisen. Es kostet a) Geld b) Zeit und ist c) gesundheitlich anstrengend. Wir haben es trotzdem als Privileg betrachtet, die Reise stellvertretend für die Gemeinde zu machen. Unsere peruanischen Partner haben ihren Dank in Form von Geschenken und dieser Heiligenfigur von San Martín de Porres ausgedrückt. In Ilo gibt es eine Olivenplantage und eine große Fabrik zur Kupferverhüttung. Kupfer und Olivenholz sind also Rohstoffe aus Ilo. Deshalb wurde das Schiff aus Olivenholz gefertigt und die Inschrift auf eine Kupferplakette graviert: En agradecimiento por su colaboración por la construcción de la guardería de la partnerschaft en la pampa inalámbrica de Ilo. In Anerkennung für Ihre Unterstützung für die Erstellung der Kindertagesstätte der Partnerschaft in der Pampa Inalámbrica von Ilo Ilo, 10 de Abril del 2010 Ilo, 10. April 2010 Dieser persönliche Reisebericht soll ein Dankeschön sein an all die, die mitgeholfen haben dieses Projekt durch Spenden und Arbeitseinsatz zu verwirklichen und die sich Informationen und Eindrücke aus erster Hand aus dem Land Peru und unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo wünschen. Holger Hammerstein, den 25. Juli 2010 Seite 3 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Reisegruppe Bernhard Braun Karlsruhe, Pfarrgemeinde Sankt-Elisabeth, ehem. Pfarrgemeinderat, Peru-Kreis, unterwegs mit seiner Frau Ena in Bolivien, verabredet mit den übrigen Teilnehmern für 7.April bis 10. April Claudia Stöhr Karlsruhe, Pfarrgemeinde Sankt-Elisabeth, Peru-Kreis Juliane Stöhr Tochter von Claudia, macht ein freiwilliges soziales Jahr in der vorläufigen Kindertagesstätte unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo (Peru) Christa Hammerstein Karlsruhe, Pfarrgemeinde Sankt-Elisabeth, Peru-Kreis, Ehefrau von Holger Hammerstein Karlsruhe, Pfarrgemeinde Sankt-Elisabeth, Peru-Kreis Seite 4 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo STRECKEN und ENTFERNUNGEN Transport Taxi Taxi Flug Auto Bus Bus Bus Bus Taxi Auto Flug Σ Quelle: Strecken Lima - Caral (hin+zurück) Lima - Pachacamac (hin+zurück) Lima - Tacna Tacna - Ilo Ilo - Arequipa Arequipa - Cuzco - Aguas Calientes Aguas Calientes - Puno Puno - Desaguadero - Moquegua Moquegua - Ilo Ilo - Tacna Tacna - Lima Peru http://www.lib.utexas.edu/maps/americas/peru_pol_06.jpg (#1) Seite 5 von 37 ca. km 400 70 1400 160 230 500 500 400 80 1710 160 1400 5300 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo REISEBERICHT 4. April 2010, Ostersonntag (Karlsruhe - Frankfurt - Madrid) 0/21 Wir singen morgens in der Messe. Mit dem Reisesegen von Pfarrer Krieg und vielen guten Wünschen unserer Chorbrüder und -schwestern verabschieden wir uns von St. Elisabeth. Am frühen Nachmittag geht es nach Frankfurt. Der Flug Frankfurt-Madrid verläuft planmäßig. Vor dem Weiterflug nach Lima haben wir zwei Stunden Aufenthalt in Madrid. 5. April 2010, Ostermontag (Madrid - Lima) 1/21 Der zwölfstündige Nachflug ist sehr angenehm. Durch die Zeitverschiebung gewinnen wir sieben Stunden. Wir können etwas schlafen und landen bei Morgendämmerung um 5:30 h Ortszeit in Lima. Eine Stunde später sind wir schon auf dem Weg zum Kolpinghaus, unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Claudias Tochter Juliane hatte ein Taxi besorgt und holt uns ab. Peru hat ca. 30 Mio. Einwohner, die sich auf eine Fläche viermal so groß wie Deutschland verteilen. Seit 1821 ist es von Spanien unabhängig. Die Hälfte der Peruaner hat indianische Vorfahren. In Lima und Umgebung leben etwa 8 Mio. Es wird sehr viel gebaut, es gibt viel Verkehr, es ist laut und die Luft ist voller Abgase. Natürlich gibt es dort neben sehr belebten Vierteln auch ruhige Stadtteile. Das Kolpinghaus liegt in einem solchen Stadtteil. Wir fühlen uns hier sicher und gut untergebracht. Wir verstauen unser Gepäck und machen uns frisch. Dann fahren wir zum Frühstücken nach Miraflores, dem wohl schönsten Teil von Lima. Ich sitze vorne im Taxi und unterhalte mich mit dem Fahrer und erzähle, was wir hier machen. Es klappt ganz gut. Juliane meint, sie unterhält sich nie, weil die Fahrer sonst mehr Geld haben wollen. Es gibt hier viele Straßencafés und Restaurants. Später fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt. Es ist heiß und es geht sehr langsam voran. Immer wieder steigen Bonbon-und GetränkeVerkäufer ein und versuchen ihr Glück. Ein paar Stationen weiter steigen sie wieder aus. An der Plaza de Armas schauen wir uns die Kathedrale und den Regierungspalast an. Wir laufen zur Kirche und dem Kloster San Francisco, wo wir eine Führung mitmachen. Neben den anderen Leuten gibt es noch ein deutsches Paar mit ihren zwei Kindern. San Francisco wurde im 17. Jahrhundert erbaut und ist sehr weitläufig. Unter anderem gibt es eine Bibliothek, die zu den bedeutendsten im Kolonialreich der Spanier gezählt haben soll. In den vielen Räumen sieht man auf einigen Gemälden christliche und indianische Motive vermischt. Die Führerin fragt nach dem Begriff sincretismo. Ich verstehe den zwar, aber bei der Erklärung auf Spanisch muss ich passen. Durch die Vermischung der Symbolik wollte man die indianischen Würdenträger für den christlichen Glauben gewinnen. Seite 6 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Später fragt sie noch mal nach den fünf Heiligen Perus. Ich melde mich und nenne den einen, den ich kenne: San Martín de Porres - zugegeben, eine einfache Sache. Wir gehen runter in die Katakomben. Aus hygienischen Gründen (Cholera-Gefahr) wurden diese Art der Bestattungen Anfang des 19. Jahrhunderts eingestellt. Es sind dort ca. 25.000 Tote beigesetzt, deren Überreste liebevoll sortiert zu sehen sind. Ein Schädel war auffallend hell. Wer schwache Nerven hat, sollte sich diesen Teil der Führung schenken. Diese Postkarte habe ich nicht verschickt. Postkarte (#2) www.peruinsdide.com Foto: Jorge Alvarado Nachmittags fahren wir zurück zu unserem Quartier. Um die Ecke gibt es leckeren Kaffee und Kuchen. Eigentlich wollten wir abends zum Parque de Agua (= Wasserpark), aber der hat entgegen anderer Auskunft zu. Schade, wir hatten uns extra wasserfest angezogen. Wir sind dann zum Strand nach Miraflores zum Essen. Es gibt dort Einkaufpassagen, Cafés und Restaurants. In einem Laden kauft Christa einen Alpaca-Schal. Die Verkäuferin ist etwas schnippisch und hat wohl keine Lust mehr zu arbeiten. Später auf der Terrasse eines Strandrestaurants genießen wir die Meeresluft und den Blick auf die von Autos und Gebäuden beleuchtete Küstenstraße. Seite 7 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 6. April 2010, Dienstag (Lima - Caral - Lima) 2/21 Hin und zurück jeweils 200 km mit dem Taxi: Eine sportliche Herausforderung für Julianes Verhandlungsgeschick. Ergebnis 240 Soles, also ca. 60 EUR für uns zusammen. Caral wird auch La Ciudad Sagrada (= Die Heilige Stadt) genannt. Die Fahrt von Lima dorthin dauert ca. drei Stunden. Das letzte Stück vor Caral fahren wir auf einer unbefestigten Straße. Auf den Felder arbeiten viele Leute. Es gibt kleine Feuer mit denen die Erntereste verbrannt werden. Esel scheinen das Haupttransportmittel zu sein. Man sieht sie überall. In Caral angekommen, suchen wir die historischen Stätten. Es heißt, wir könnten weiter unten versuchen, den Fluss mit dem Auto zu überqueren, aber zur Zeit ist er etwas reißend. Der Taxifahrer entscheidet sich jedoch, noch ein Stück weiter zu einem Parkplatz am Ortsausgang zu fahren. Es ist sehr heiß und wir haben wenig Wasser dabei. Ein Flasche lassen wir ihm da und gehen alleine zu Fuß weiter über eine neue Brücke, am Fluss Supe und an Feldern entlang Richtung Ödnis. Nach zwanzig Minuten erkennt man inmitten von Geröllfeldern und hügeln das historische etwa 4600 Jahre alte Caral. Die touristische Infrastruktur ist hier gerade im Entstehen und so sind wir erleichtert, dass es Toiletten und einen kleinen Laden gibt. Unser peruanischer Reiseführer ist sehr gut informiert. Er fragt uns ab nach Namen von deutschen Archäologen, die hier forschen. Einige Namen sind uns aus dem Fernsehen bekannt. Dreiunddreißig größere und kleinere Pyramiden lassen sich zählen. Viele sind auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen. Einige sind jedoch gut erhalten bzw. werden restauriert. Seit 2005 arbeiten Archäologen an der Erforschung dieser Stätte. Die Bauten hatten zwischen den Steinschichten auch anderes Material, dass im Fall von Erdbeben Erdstöße dämpfen konnte. Zurück zum Parkplatz laufen wir eine Abkürzung. Wir laufen Richtung Fluss und Felder. Unter einem Baum stehen drei Motorräder. Wahrscheinlich haben sie irgendwann die Esel ersetzt. Erst zurück auf der Brücke sieht man auf kleine Umzäunungen auf den Flussinseln. Es werden dort Schweine gehalten. Am Ufer sehen wir auch Kinder, die im Fluss baden. Der Taxifahrer ist noch da und ist froh, dass wir Wasser mitgebracht haben. Im Ort halten wir kurz an einem kleinen Laden. Es riecht irgendwie nach Petroleum. Wir decken uns mit Getränken und Keksen ein. Wir sind fix und fertig als wir in Lima ankommen. Ich frage den Taxifahrer, ob er heute noch arbeitet. Er lacht und sagt, er lege sich ins Bett. Er wohnt nur ein paar Straßen weiter. Wir verabreden uns für die morgige Fahrt nach Pachacamac und haben ein schlechtes Gewissen, weil er so wenig Geld für die Fahrt von uns bekommen hat. Abends gehen wir zum Essen ins Restaurant San Antonio: lomo asado = Fleischstückchen vom Alpaca, was sehr an Rindfleisch erinnert, und pollo a la plancha = Hühnchen vom Blech. Ich liebe Wortspiele. Planchar heißt Bügeln, plancha heißt Blech, aber 'gebügeltes Hühnchen' wird jetzt zum 'Geflügelten' Wort. Seite 8 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 7. April 2010, Mittwoch (Lima - Tacna - Ilo) 3/21 Der Taxifahrer von gestern holt uns morgens ab. Pachacamac liegt 30 km von Lima entfernt und war die bedeutendste Prä-Inka Kultstätte an der peruanischen Küste. Die Bauten sind überwiegend aus Lehm erstellt. Man erkennt Paläste, Plätze und Tempel. Aus der Inkazeit selbst sind einige Tempel, so z. B. der Sonnentempel, restauriert. Man hat eine schöne Sicht auf die Küste und die Panamericana = die Straße, die von Alaska bis Feuerland den ganzen Kontinent durchquert. Zum Mittagessen fahren wir zurück nach Lima. Heute kriegt der Taxifahrer sein wohlverdientes Trinkgeld. Wir verabschieden uns von ihm mit Handschlag. Der Stadtteil Barranco liegt am Meer. Wir schlendern ein bisschen durchs Viertel und kommen zu einer Brücke. Man erzählt uns, wenn man es schafft, ohne zu atmen über die Brücke zu kommen, geht einem ein Wunsch in Erfüllung. Das mit dem Rüberlaufen ist nicht schwer - wer für die Erfüllung der Wünsche zuständig ist, weiß ich nicht. Wir finden ein uriges Restaurant mit wenigen Gästen - sehr gemütlich. Der Chef setzt sich später ans Klavier und spielt - wie er später zugibt - das einzige Stück, das er kann. Juliane versucht auch ihr Glück, gibt aber auf, weil sie aus der Übung ist. Wir machen uns auf den Weg ins Kolpinghaus, packen die Koffer und fahren zum Flughafen. Um 18:25 h geht der Flug nach Tacna. Um 20:10 h kommen wir dort an und werden schon von Bernhard, vom Perukreis Ilo und auch von zwei Leuten vom Perukreis Tacna (Partnerschaft mit Sankt Peter-undPaul in Karlsruhe) empfangen. Wir fahren erst mal alle zum Bischof. In großer Runde werden (#3) die Schwierigkeiten Begrüßung durch Bischof Marco, von links: Mario&Liz mit Tochter, Bernhard, Juliane, Claudia, Holger, bei der Realisierung Elisa und ihr Mann Henry (Secretario der Partnerschaft) unseren Projektes angesprochen. Mittlerweile sind alle Probleme ausgeräumt und die Arbeiten haben bereits begonnen. Zur Grundsteinlegung wird der Bischof nicht kommen können, aber er schickt einen Vertreter. Sehr deutlich ist seine Aussage, dass er interessiert ist an diesem Projekt, weil es ein kirchliches Projekt ist.. Drei Ordensschwestern aus Kolumbien sollen die Betreuung der Kinder eines Tages übernehmen. Seite 9 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Nach ca. einer Stunde fahren wir weiter nach Ilo. Bernhard, Christa und ich fahren mit Elisa und Henry. Die Strecke zieht sich ziemlich und Elisa fährt sehr langsam. Später wechselt sie mit Henry. Wir geraten in eine Polizeikontrolle und alle Papiere werden überprüft. Elisa fährt weiter. Um 23:00 h kommen wir in Ilo an und treffen dort die andern auf ein Bier bei Henry und Elisa. Unsere Unterkünfte bestehen aus kleineren Apartments im eingezäunten und gesicherten Wohnviertel der Angestellten der Kupferminengesellschaft Southern Copper unsere Unterkünfte in Ilo (#4) Corporation. 8. April 2010, Donnerstag (Ilo) 4/21 Wir werden morgens um 07:30 h abgeholt und fahren zum Frühstück in die Kantine der Gesellschaft. Sie wirkt sehr nüchtern, es läuft ein lauter Fernseher, der unter der Decke hängt. Wegen des bevorstehenden offiziellen Empfangs haben wir uns alle in Schale geschmissen. Der Kaffee ist schrecklich, wie neu aufgekochter alter Kaffee. Meine Empfehlung: 1/2 Kaffee und 1/2 heißes Wasser, wenn man nichts anderes trinken will. Wir fahren noch mal kurz zurück und ich lasse die Krawatte und das schwarze Jackett da. Man muss nicht übertreiben. Wir wollen nicht abgeholt werden und gehen um 09:30 h zu Fuß zum Pfarrei. Unterwegs laufen wir noch am Haus von Alimero und Otilia vorbei. Alimero erkennt mich gleich wieder, als wir vor seinem Haus stehen. Ich weiß nicht, ob er sich auch an diese kleine Geschichte erinnert: Vor zwei Jahren beim Besuch der Partnerschaftsgruppe aus Ilo saßen wir beim peruanischen Abend nebeneinander. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihm, dass meine Frau und ich beide katholisch - sechs Alimero (Präsident der Partnerschaft), Holger, Juliane, Patenkinder haben, von Alimeros Frau Otilia, Claudia und Christa (#5) denen vier evangelisch getauft sind. Das spanische Wort für 'getauft' fiel mir nicht ein und ich habe es Seite 10 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo umschrieben mit agua = Wasser + cabeza = Kopf, tippte mit den Fingern auf meinen Kopf und malte ein Kreuz in die Luft. Er hatte sofort verstanden und gelacht. Mein Spanisch habe ich mittlerweile deutlich verbessert und Alimero ist der Präsident der Partnerschaftsgruppe in Ilo. Im Pfarrsaal sind etwa 35 Personen, u. a. Bürgermeister, Stellvertr. vom Bischof, die Architektin, drei Frauen vom Erziehungsministerium, Presse, Leute aus Tacna von der Partnerschaft Peter-und-Paul in Karlsruhe, wir und natürlich unser Partnerschaftskreis aus Ilo. Es werden viele kurze Reden gehalten. Bernhard hält eine sehr rührende Rede. Man merkt, dass er die Mentalität der Leute sehr gut einschätzen kann. Über Alimero bin ich auch erstaunt. Vor zwei Jahren in Karlsruhe habe ich ihn sehr ruhig erlebt, aber er hat ein großes Talent zur freien Rede. Sie haben ihn sicher nicht umsonst zum Präsidenten gewählt. Henry fragt uns, ob wir auch was sagen wollen. Es hilft nichts, einer muss ran ... äh auf Spanisch: Ich richte die Grüße aus von Pfarrer Thomas Ehret, drücke unsere Freude aus, dass das Projekt voranschreitet und das wir die Kindertagesstätte als ein deutlichen Zeichen der Partnerschaft San Martín de Porres und Sankt Elisabeth verstehen. Uff .... geschafft! Alle brechen danach auf zur Pampa = Ebene. Der neue entstehende Stadtteil wird Pampa Inalámbrica (= kabel- bzw. stromlose Ebene) genannt. Der Name kommt daher, weil hier die verlegten Kabel in der Vergangenheit oft gestohlen wurden, und somit der Teil der Stadt eine Zeitlang ohne Stromanschluss klarkommen musste. Die ganze peruanische Küste und somit auch Ilo ist Erdbeben und Tsunami gefährdet. Tsunamis können aber die etwa 50 Meter höher liegende Pampa nicht erreichen. Insofern ist ein Neubau dort sicher sinnvoller als in der Kernstadt. Mittlerweile wird überall an der Infrastruktur gearbeitet: Straßenbau, Ab- und Zuwasser, elektrische Leitungen. Die Pampa Inalámbrica liegt ca. 15 Autominuten von der Küste entfernt. Tausende der dort lebenden Indios sind aus dem Alti Plano (= Anden-Hochland) auf der Suche nach Arbeit nach Ilo gekommen. Neben dem Hafen bietet auch die Kupfermine und verhüttung Arbeitsplätze, die aber für die vielen Neuankömmlinge nicht ausreichen. Unsere Partner aus dem Partnerschaftskreis in Ilo gehören dem Mittelstand an. Die Männer haben alle einen Job bei der Minengesellschaft. Dieser Kreis gehört nicht zu den Leuten, die wir unterstützen müssen. Aber wir helfen ihnen, ihren ärmeren Landsleuten zu helfen. Der Partnerschaftskreis in Ilo wäre mit einem Projekt von der Größenordnung der Kindertagesstätte (50.000 EUR) sicherlich finanziell überfordert. Alle tun dass, was sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten tun können. Das ist vor allem Zeit und Arbeit für die Projektorganisation. Von Deutschland aus könnte man das nicht leisten oder es wäre unbezahlbar. Wir besuchen zuerst die vorläufige Kindertagesstätte. Wir werden dort lauthals und mit deutschen und peruanischen Fähnchen und Spruchbändern empfangen bienvenidos los alemanes = willkommen Deutsche. Es gibt noch mal ein paar kurze Ansprachen. Mittlerweile habe ich ja Übung und überreiche im Namen unserer Reisegruppe 100 EUR für Lernspiele. Wir nehmen ein Seite 11 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Spruchband entgegen, was die Kinder in Ilo für die Kinder in Sankt Elisabeth gemalt haben. Um 11:15 h geht es zur Baustelle. Man sieht die Ausschachtungen für die Streifenfundamente und Beton-Armierung. Der Stellvertreter vom Bischof segnet die Baustelle und danach darf jeder ein paar Schaufeln Beton und Steine in die Gräben werfen. Auch eine Vertreterin der Mütter, die ihr sechs Wochen altes Baby als Bündel auf dem Rücken trägt. Es werden viele Fotos gemacht und Bernhard gibt ein Interview. Juliane erzählt später, dass viele Mütter bei dem Empfang helfen wollten. Auch eine, deren Kind mittlerweile größer ist und das gar nicht mehr zur Kinderkrippe geht. Das zeigt, dass hier mit der links: Alimero, Präsident der Partnerschaft (#6) Einrichtung auch eine soziales Netzwerk entsteht, für das sich die Menschen bereitwillig einsetzen. Um 13:00 h fahren wir zum Mittagessen: Zwiebelsalat, Schweinefleisch, Kartoffeln. Nach zwei Stunden fahren wir zurück zum Apartment, ziehen uns um und ein Taxi bringt uns in Richtung Hafen. Für eine Hafenrundfahrt ist es zu spät und wir laufen über den Markt. Auf dem Plaza de Armas kaufen wir uns Bustickets für übermorgen nach Arequipa. Wir fahren wieder zurück zum Apartment, um uns für die Messe heute Abend umzuziehen. Meinem Magen geht es gar nicht gut. Fischereiboote im Hafen von Ilo (#7) Padre Ciro betont in seiner Predigt die Gemeinsamkeit unseres Glaubens, die uns die Unterschiede in Sprache und Kultur vergessen lassen. Er bedankt sich für die Großzügigkeit unserer Gemeinde Sankt Elisabeth. Vor allem, dass Julianes Mama zugestimmt Markt in Ilo (#8) hat, dass sie ein Jahr nach Ilo darf. Das sei ein großen Geschenk. Wir werden alle mit Namen erwähnt. Die Lieder im Gottesdienst werden mit Gitarre begleitet. 'Vamos con Alegría Señor' kann ich mitsingen. Die Kniebänke sind sehr bequem, man könnte dort stundenlang aushalten. Seite 12 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Als wir uns zur Kommunion einreihen wollen, läuft ein Hund (Coca Spaniel) vor zum Altar. Er steht etwas suchend davor und scheint dann doch das Interesse zu verlieren. Es gibt ja auch kein Fleisch, sondern 'nur' Brot und Wein. Bei der Handkommunion scheint Padre Ciro etwas irritiert zu sein. In Peru ist sie wohl nicht üblich. Bei der Kommunion wird von zwei Leuten ein Tuch gehalten, vermutlich um die Hostie aufzufangen, falls sie versehentlich runterfallen sollte. Pfarrkirche San Martín de Porres in Ilo (# 9 und # 10) Nach der Messe werden wir sehr herzlich von vielen Leuten begrüßt. Eine Frau erzählt uns, sie hätte einen deutschen Urgroßvater. Ich habe das Gefühl, ich kenne sie von irgendwo her. Im Pfarrsaal sitzen wir dann als Ehrengäste vorne aufgereiht. Es gibt einige Tanzdarbietungen. Aus der Partnerschaftsgruppe kommen immer wieder Leute nach vorne, um über ihre Aktivitäten zu berichten. Bernhard erzählt, dass das die Frauen alles ehrenamtlich für die Gemeinde machen. Nebenbei gibt es Häppchen und etwas zu trinken, u.a. Pisco Sour, das Nationalgetränk. Auch wir überreichen unsere Geschenke. Pisco Sour Zutaten: 3 Maße Pisco (peruanischer Weinbrand), 1 Maß Limettensaft, 1 Maß Zucker, 1 Maß zerstoßenes Eis, 1 Eiweiß, gemahlener Zimt. Zubereitung: Den Pisco zusammen mit dem Zucker in den Mixerbecher schütten und das Zucker auflösen. Den Limettensaft, das Eiweiß und das Eis hinzugeben und mixen bis sich das Eis auflöst. Um viel Schaum zu erhalten langsam in Cocktailgläsern servieren und mit etwas gemahlenem Zimt bestreuen. http://www.peru-spiegel.de/de/Peru/Essen/PiscoSour-de.htm Gegen 22:30 h ist Schluss und wir werden zu unseren Unterkünften gebracht. Wir sitzen noch draußen zusammen. Juliane kommt dann und meint, Elisas Hund sei los, wir sollten besser rein gehen. Wir sind dann alle zu uns. Christa schläft irgendwann ein. Für heute ist es genug und wir lösen die Runde auf. Seite 13 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 9. April 2010, Freitag (Ilo) 5/21 Nachts stehe ich ein paar Mal auf - mein Magen. Um 08:40 h laufen wir mit Bernhard runter zur Kirche. An der Schranke zu unserem abgegrenzten Quartier winkt er immer kurz und sagt, wir alle wäre die Verwandten von el Ingeniero Che, also Henry. Man hat das Gefühl, die Wachleute nehmen dann gleich Haltung ein. Bernhard bewegt sich hier wie ein Fisch im Wasser. Er grüßt wie immer alle recht freundlich, auch Leute, die er sicher gar nicht kennen kann (!Hola Bonita! - Guten Tag, meine Schöne!). Weiter geht's mit dem Taxi zur Bäckerei Eduardo's zum Frühstück. Wir reden über gestern. Angeblich kommen wir heute ins Fernsehen. Alle schlagen zu wie die Weltmeister, ich vergnüge mich mit einem Kamillentee. Juliane und Claudia kommen mit Otilia, der Frau von Alimero, dazu. Später kommen noch Mario und Liz. Mir geht es nicht gut und ich gehe vor die Tür. Alle sind besorgt um mich. Wir trennen uns. Bernhard, Juliane und Claudia fahren mit Otilia zur Olivenplantage, Mario und Liz bringen Christa und mich zurück ins Apartment. Ich lege mich hin und Christa packt die Koffer für den nächsten Tag. Claudia und Juliane kommen um 13:00 h, um uns zum Essen abzuholen - Fischsuppe. Na, dann doch lieber Zwieback. Wir machen den Fernseher an, um zu sehen, ob sie was über die Grundsteinlegung bringen. Tatsächlich: Bernhards Interview läuft und man sieht auch wie Christa mit der Schaufel Beton in die Grube schippt. Der Bürgermeister hatte vorher seinen schwarzen Anzug gegen zivilere Klamotten getauscht und so war Elisa im Fernsehen mit ihrem roten Kleid als die bestangezogendste Person in der Steinwüste gleich zu erkennen. Tilda bringt später eine Suppe für mich. Alle sind wirklich sehr nett zu uns. Danach sitzen wir draußen und genießen die Ruhe und die Wärme. Gegen 16:15 h sind wir zum Pfarrsaal. Wir und Bernhard treffen uns dort mit Padre Ciro, Henry, Elisa, Tila und der Architektin. Wir schauen uns die Kassenbücher an und beschließen gemeinsam, die Architektin solle zukünftig die Baufortschritte gegen Bezahlung überwachen und in Berichtsform und Fotos festhalten. Abends sind wir bei Maria Lopez eingeladen. Es gibt Grillwürstchen, vor denen Juliane uns warnt. Für den Abend haben sie einen argentinischen Gitarristen engagiert. Er singt peruanische, chilenische und argentinische Lieder. María ist Chilenin, Hilda Argentinierin und so tauen sie bei ihren Liedern auf und fangen an zu tanzen und zu singen. Wir werden gefragt, ob wir auch singen. Aus unserem Bettina-Kerth-Repertoire gebe ich dann 'Scarborough Fair' zum Besten, ein paar Takte von 'Summerwine'. Ich tanze später auch noch mit Hilda, Tilda und Christa. Um 23:00 h gehen wir zurück. Seite 14 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 10. April 2010, Samstag Um 08:15 h werden wir abgeholt. Vor der Kirche machen wir noch ein paar Abschiedsbilder. Bernhard wird wieder in Bolivien sein, wenn wir zurückkommen. So verabschieden wir uns auch von ihm. Christa und ich fahren mit Henry und Elisa. Unter den vielen Leuten am Busbahnhof fühlt man sich nicht wohl. Wir sind froh, als es um 09:00 h los geht. Wir sitzen oben in der 1. Reihe. Es ist heiß und wir ziehen die Gardinen zu. Die Fahrt dauert bis 14:00 h. (Ilo - Arequipa) 6/21 Gruppenbild mit Padre Ciro, ganz rechts (#11) In Arequipa angekommen, fahren wir mit dem Taxi zum Hostal La Casa de Melgar (www.lacasademelgar.com). Die Anlage ist sehr romantisch und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es gibt viele Dachterrassen, viel Grün, Innenhöfe und Außentreppen. Jedes Zimmer sieht anders aus. Die Stadt Arequipa ist mit 1,1 Mio. Einwohner die drittgrößte Stadt Perus und liegt 2350 m hoch. In der Ferne sieht man die schneebedeckten Vulkankegel der schlafenden Vulkane Misti (5821 m) und Chachani (6075 m). Die Stadt wird auch la ciudad blanca (= die weiße Stadt) genannt wg. der Verwendung von weißem Tuffgestein vulkanischen Ursprungs für ihre Bauten. Wir laufen später zum Plaza de Armas. Christa ruft zu Hause an. Dann gehen wir in ein Café. Ich halte mich noch etwas zurück, aber so langsam geht es mir besser. Wir klappern noch verschiedene Reisebüros ab, um unsere Fahrt ins ColcaTal zu buchen. Juliane redet im Reisebüro, ich sitze daneben und übersetze das Wichtigste für Claudia und Christa. Später gehen wir Pizza essen. Gegen frühen Abend gehen wir noch mal Hostal 'La Casa de Melgar' (#12) in Richtung Plaza de Armas. Die Sonne geht langsam unter und es wird frisch. Der Platz ist sehr belebt und wir machen einige Fotos. Unter anderem von einer (falschen?) Hochzeitsgesellschaft. Bevor wir zurück ins Hotel gehen, essen wir unser obligatorischen "gebügeltes Hühnchen". Seite 15 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 11. April 2010, Sonntag (Arequipa - Chivay) 7/21 Kurz nach acht werden wir mit einem kleinen Bus am Hotel abgeholt. Unsere Reisegruppe besteht aus 14 Leuten. Wir halten unterwegs an, um uns mit Coca-Bonbons, Keksen und Getränken zu versorgen. Wir merken, dass es langsam in die Höhe geht. Die Landschaft unterwegs ist karg. Wir sehen schneebedeckte Berge und Alpaca-Herden. Um halb zwei sind wir in Chivay zum Mittagessen. Es gibt ein Problem mit unserem bezahlten Paketpreis. Angeblich ist das Essen nicht im Reisepreis enthalten. Juliane wird sich darum kümmern. Unser Hotel liegt etwas außerhalb und besteht aus vielen kleineren Gebäuden in denen die Unterkünfte sind. Wir lassen uns noch mal abholen, um Sierra, von Arequipa nach Chivay (#13) zu den Thermen zu fahren. Christa und ich haben leider unser Badezeug in Ilo gelassen, sodass wir uns nur die Umgebung anschauen können. So richtig an macht uns die Anlage allerdings auch nicht. Es ist ziemlich frisch und wir laufen mit Pullover und Jacken rum. Wir sind froh, wieder ins Hotel zu kommen. Nach dem Essen sitzen wir noch zusammen. Nachts fällt die Temperatur auf unter 10°C. Wir machen später die Elektroheizung an und lassen uns vor dem Schlafengehen noch Wärmflaschen bringen. 12. April 2010, Montag (Chivay - Colca-Tal - Chivay - Arequipa) 8/21 Um halb sechs stehen wir auf. Wir werden 20 nach sechs abgeholt. Unterwegs halten wir an einigen Orten an und machen Fotos. Je näher wir dem Colca-Tal kommen, desto schöner wird die Landschaft. Man sieht terrassierte Flächen an den Berghängen, die schon seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt werden. Das Gebiet ist stark erosionsgefährdet. Immer wieder rutschen Berghänge und Terrassen ab. Der Versuch scheiterte, die Leute zu überreden deshalb umzusiedeln. Unterwegs halten wir in einem kleinen Ort und besuchen die Kirche. Vor dem Platz sind ein kleiner Marktstand und Kinder, die für uns Touristen einen Tanz darbieten und für Fotos etwas Geld erwarten. Coca-Gutsle (#14) Um neun Uhr kommen wir am Aussichtspunkt an. Nach einiger Zeit lassen sich auch die Kondore blicken. Nach Sonnenaufgang erhitzt sich die Luft sehr schnell und die Kondore bekommen dadurch leichter Auftrieb. Man könnte die Uhr nach ihnen stellen. Es sind sehr imposante Vögel mit einer Flügelspannweite bis zu drei Metern. Seite 16 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Wir können einige schöne Fotos machen. Auf dem Rückweg schauen wir uns wieder eine Kirche an. Man sagt den Spaniern nach, dass sie die magische Formel entwickelt haben: Sie haben es geschafft, Gold in Stein zu verwandeln. Vieles vom geraubten Gold der Inkas wurde in den Bau von Kirchen und Klöstern gesteckt und so hat es sich in Stein verwandelt. Danach geht es zurück, zuerst nach Chivay zum Mittagessen, dann nach Arequipa in unser altes Hotel. Abends gehen wir Pizza essen. Es ist wirklich ein schickes Restaurant. Für peruanische Verhältnisse ist das Essen teuer. Vor allem der Wein. Das Glas kostet umgerechnet 5 EUR. 13. April 2010, Dienstag (Arequipa) 9/21 Endlich schlafen wir mal wieder aus. Erst um 9 gehen wir frühstücken. Mate de Coca darf nicht fehlen. Es hilft wirklich. Später laufen wir zur Kirche und zum Reisebüro. Wir buchen über die gleiche Agentur wie beim Colca-Tal, zahlen 1000 Soles an und besichtigen anschließend das Kloster Santa Catalina. Zur Abwechselung gönnen wir uns eine Führung in Deutsch. Die Führerin spricht wirklich sehr gut und sie erzählt, dass sie auf einer deutschen Schule war. 28 Nonnen leben zur Zeit im Kloster, aber es ist keine zu sehen, da dieser Bereich für Besucher gesperrt ist. Kloster Santa Catalina, Arequipa (#15) In früheren Zeiten war der Kontakt nach außen für die Nonnen streng geregelt. Z. B. Gespräche mit Verwandten waren nur über eine vergitterte Maueröffnung möglich. In der Regel waren die Nonnen wohlhabend und haben eine Mitgift in das Kloster eingebracht. Sie konnten sich Bedienstete leisten und beschäftigten sich bspw. mit Musik und Philosophie. Im Laden kaufen wir noch ein paar Rosenkränze als Geschenke für zu Hause. Danach gehen wir ins Einkaufszentrum. Ich brauche eine Badehose für die heißen Quellen in Aguas Calientes. 40 Soles ist o.k., für Christa gäbe es nur argentinische Designer-Badeanzüge Größe 38 - sie verzichtet dann lieber. Um halb sechs sitzen wir im Kaffee und essen Ananastorte und Apfeltaschen. Wir gehen zurück ins Hotel. Um halb acht kommt unser Taxi und fährt uns zum Busbahnhof. Nachdem wir im Bus sitzen, werden wir gefilmt. Man macht hier ein ziemliches Theater wg. der Sicherheit. Für jedes Busticket und jede Hotelübernachtung wird der Pass fotokopiert. Wir fahren in die Nacht und Richtung Cuzco. Wir nicken ein bisschen ein, aber richtig schlafen können wir nicht. Seite 17 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 14. April 2010, Mittwoch (Cuzco) 10/21 Cuzco ist die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches. Sie liegt auf 3400 m Höhe und ist mit 275.000 Einwohnern die größte Stadt im Hochland. Das Inka-Reich umfasste einst Teile von Kolumbien, Ecuador, Peru, Argentinien und Chile und bestand von etwa dem Jahr 1200 bis zu seiner Zerstörung durch die Spanier im Jahr 1532. Morgens um halb sieben kommen wir in Cuzco an. Die Umgebung vom Busbahnhof wirkt nicht einladend. Man merkt die große Höhe. Es könnte wohl genauso gut in Katmandu sein, auch von den Gesichtern, die einem begegnen. Im Busbahnhof wird sehr aggressiv um Kunden fürs Taxi oder eine Übernachtung geworben. Nachdem Juliane sehr massiv eine Frau abgewimmelt hat, wird diese laut und schreit ihr Verwünschungen hinterher. Unsere Reiseagentur hat geschlossen, aber Juliane findet jemand, der uns weiterhelfen kann mit einem taxi seguro = sicheres Taxi. D. h. die Nummer wird vor Abfahrt registriert und es wird später am Zielort angerufen, ob man auch angekommen sind. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten. Zu dem Hostal gehört auch eine Mädchenschule = Colegio San Martín de Porres. Während wir unsere Anmeldeformulare ausfüllen, bekommen wir Mate de Coca angeboten. Um die Umstellung auf die Höhe besser zu verkraften wird empfohlen, sich zwei Stunden hin zu legen. Wir machen uns frisch und genießen den Blick vom Balkon über die Stadt. Hostal San Juan Masias (Cusco - Peru) Ubicado en la ciudad del Cusco, Peru, regentado por la Congregación de las Madres Dominicas de la Inmaculada Concepción y recomendado por la prestigiosa guía de turismo internacional "Lonely Planet". Located in Cuzco, Peru, run by the Congregation of the Dominican Mothers of the Immaculate Conception and recommended by prestigious traveler's guide book "Lonely Planet". http://hostalsanjuanmasias.blogspot.com Juliane und Claudia kommen uns abholen und erzählen, sie hätten ein Reisebüro in der Straße gefunden, über das die Fahrt zum Machu Picchu billiger wäre, allerdings 10 Stunden Autofahrt statt mit der Peru Rail. Das Problem war, wir hatten ja schon gebucht! Unter Vorbehalt reservieren wir die Reise. Wir gehen zu unserem Partner-Reisebüro aus Arequipa. Dort wird uns erzählt, die Stornierung wäre kein Problem. Wir sollten später wieder kommen. Wir wieder zurück in das Reisebüro in unserer Straße. Der Chef - dunkles Gesicht und Zahnlücke - gefällt mir: Ein Geschäftsmann, der uns alles verkauft: 1. die Reise zum Machu Picchu 2. das Frühstück in seinem Reisebüro - mit angeschlossener Pension 3. eine Stadtführung 4. ein Zimmer in seinem Hotel in Aguas Calientes. Wir machen alles fest und frühstücken. Am Tisch sitzt ein Pärchen aus Israel. Sie sind seit drei Monaten in Südamerika unterwegs und ganz begeistert von Argentinien, wo man sehr bequem im Bus reisen und dabei Champagner trinken kann - besser als Fliegen, sagen sie. Ich erzähle, wo wir herkommen Seite 18 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo und was wir machen. Sie fragen noch, was man sich alles anschauen könnte. Ich verweise auf Juliane, die ihnen dann auch einige Tipps geben kann. Wir gehen dann zurück, um das Geld der stornierten Reise zu kassieren. Wir erfahren, dass wir das Geld nicht zurückkriegen könnten, da die Bahntickets schon gekauft seien. Unser Reisebüro vor Ort würde statt der Autofahrt auch unser bereits bezahltes Bahnticket akzeptieren - uff. Jetzt brauchen wir nur einen Teil der alten Buchung zu stornieren - der Zuständige ist nicht da. Also machen wir erst die Besichtigungstour von 14:00 h bis 18:30 h. Die Kirche Santo Domingo wurde auf den Fundamenten des Tempels des InkaSonnengottes errichtet. Man erkennt von außen sehr gut die gefügten Steinblöcke, auf die dann die heutige Kirche gemauert wurde. Rund um Cuzco gibt es viele weitere ehemalige Inka-Kultstätten. Eine ist sehr interessant: Bei einer alten Begräbnisstätte, hat das Gestein die Form eines Kondors. Die Vorstellung war, dass die Seelen der Verstorbenen auf den Flügeln des Kondors in den Himmel fliegen. Eintrittkarte 'Convento de Santo Domingo del Cuzco (#16) Einzelne Steine der Inka-Kultstätten wiegen bis zu 100 Tonnen. Sie sind so bearbeitet, dass sie ohne Mörtel ineinander greifen und auch Erdbeben standhalten. Einen Stein sehen wir, der 28 Ecken hat. Was für eine Meisterschaft der Bauleute ! Drei Tiere haben bei den Inkas eine besondere Bedeutung: a) die Schlange b) der Puma c) der Kondor, die für die Elemente a) Wasser b) Erde c) Himmel/Luft stehen. Wir fahren viele Stationen an. Seite 19 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Eintrittskarte 'Führung Cuzco - Historische Kultstätten' (#17) Wir versuchen am Abend erneut, das Geld der stornierten Reise zu kriegen. Wir warten und warten ... auf einen anderen Mitarbeiter ... auf den Büroleiter ... auf den höchsten Chef. Schließlich sitzen wir alle da und erfahren, dass wir das Geld nicht zurückkriegen können - sie spielen offenbar auf Zeit und wollen letztendlich eine Stornogebühr von 80 Dollar. Die Nerven liegen mittlerweile blank. Wir haben Angst, dass wir gleich mit leeren Händen dastehen. Der Chef lässt sich von Juliane auf 40 Euro runterhandeln. Jetzt will er das Ganze auch noch in Soles haben und schickt uns mitten in der Dunkelheit zum Plaza de Armas. Nach gutem Zureden akzeptiert er schließlich unsere Euros und wir verlassen erschöpft und grußlos das Reisebüro. Seite 20 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 15. April 2010, Donnerstag (Cuzco - Aguas Calientes) 11/21 Wir frühstücken um 07:00 h und werden um 08:00 h abgeholt. Es sind etwa 80 km und ca. zwei Stunden, die wir fahren müssen. Die Landschaft ist sehr grün, es gibt kleine Orte, die wir durchfahren. Auf der Hälfte der Strecke in einem sehr malerischen Ort halten wir kurz im Zentrum an. Im Hintergrund sieht man eine alte Inka-Festung, die restauriert wird. Ich kaufe ein paar Coca-Bonbons und Wasser. Danach wird die Straße schlechter. Schließlich kommen wir an einem Parkplatz an, auf dem reges Treiben herrscht. Zur Bahn-Station sind es nur ein paar Hundert Meter. Von hier starten auch viele, die den Inka-Trail zu Fuß gehen wollen. Der Weg dauert mehrere Tage und führt durch die Cordillera Vilacabamba zum Machu Picchu. Wir können sehen, wie einige mit ihren einheimischen Gepäck-trägern und zum Teil auch mit Packeseln losziehen. Inka-Festung (#18) Wir haben wirklich Glück, dass die Bahnstrecke wieder seit zwei Wochen frei ist. Im Februar war sie durch starke Regenfälle z. T. verschüttet und die Besucher vom Machu Picchu mussten mit Hubschraubern ausgeflogen werden. Am Bahnhof warten viele Touristen auf ihren Zug nach Aguas Calientes (=Heiße Quellen). Es gibt zwei Bahnen, die die Strecke fahren: a) Inka-Rail und b) Peru-Rail. Hin fahren wir mit der Peru-Rail immer entlang des Rio Urubamba (= wilder Fluss). Unterwegs gibt es Essen und Getränke. Die Landschaft ist atemberaubend. Mit der steigenden Höhe merkt man so langsam die klimatische Veränderung vom trockenen Wüsten- zum Regenwaldklima. Wir queren auch die Wasserscheide zwischen dem Pazifik und dem Atlantik. Das Wasser des Rio Urubamba fließt bereits in Richtung Amazonas. Seite 21 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Quelle: www.lib.utexas.edu/maps/americas/peru/veg_1970.jpg Machu Picchu, im NO von Cuzco (eingekreist) (#19) Seite 22 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo An der ganzen Bahnstrecke entlang wird noch gearbeitet. Man traut sich manchmal gar nicht, zur Seite aus dem Fenster zu schauen, weil man das Gefühl hat, der Zug schwebt in der Luft. Aber es kann ja nichts passieren: Die Bauleute an der Strecke drücken alle ganz fest die Daumen, wenn wir vorbei fahren. Vereinzelt sieht man auch Hütten, manchmal auch eine Ansammlung von Hütten. Und viele, viele Kinder, die einem Rio Urubamba (#20) zuwinken. In Aguas Calientes werden wir abgeholt und zum Hotel gebracht. Wir ruhen uns etwas aus, bevor wir essen gehen. Danach gehen wir zu der Therme. Die Anlage ist schöner als in Chivay. Christa setzt sich an die Bar und schaut uns anderen zu, wie wir das warme Wasser genießen. Auf dem Rückweg gehen wir in ein Internet-Café. Die Tastatur ist total Schrott - kaum lesbar und verklemmte Tasten. Die eMail an Rita geht dann doch noch raus. Wir versorgen uns dann noch mit Keksen und Wasser und kommen zufällig an einem Alpaca-Laden vorbei, der zu einem Hotel gehört. Wir hatten eher ein Reisebüro darin vermutet. Ich kaufe mir einen Baby-Alpaca-Schal für 85 Soles (~23 EUR). Es ist schon dunkel, und wir gehen zurück ins Hotel. Neben unserem Hotel stürzt ein Bach vorbei. Sein Rauschen wiegt uns in den Schlaf. Seite 23 von 37 'Andean House' Aguas Calientes (#21) Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 16. April 2010, Freitag (Aguas Calientes-Machu Picchu-Cusco) 12/21 Wir stehen sehr früh auf und werden um 5:45 h von unserem Reiseleiter abgeholt. Wir laufen von unserem Hotel quer durch den noch geschlossen Markt und sind kurz danach an der Busabfahrtsstelle. Es gibt eine Riesenschlange. Es hatten wohl viele andere auch die Idee, zum Sonnenaufgang auf dem Machu Picchu zu sein. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten. Leider ist der Himmel verhangen. Ab und zu ziehen Nebelschwaden vorbei und hindern die Sicht. Die Stimmung ist etwas unwirklich. Unsere Führung dauert ca. zwei Stunden. Später fängt es leicht an zu nieseln. Wir wagen trotzdem zu Fuß den Abstieg runter nach Aguas Calientes und hoffen auf besseres Wetter. Claudia und Juliane biegen unterwegs ab in Richtung Museum. Wir laufen weiter Machu Picchu (#22) und kommen nach 1,5 Stunden außen nass vom Regen und verschwitzt von der Anstrengung in Aguas Calientes an. Danach kehren wir erst einmal ein für ein gescheites Frühstück. Wir laufen zurück zum Hotel, packen und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Christa lässt ihre roten Schuhe und nasse Hose zurück. Wir haben noch Zeit zum Essen, bevor wir mit der Inka-Rail nach Cuzco zurück fahren. Im Zug tauschen wir unsere Plätze mit anderen Reisenden, damit Christa und ich zumindest in einer Vierergruppe zusammen sitzen. Wir kommen ins Gespräch mit einer ca. 65 Jahre alten Amerikanerin aus Arizona. Ich dachte zuerst, sie und der Mann neben ihr gehören zusammen. Aber sie ist mit der 'lauten' (ihre Worte) Reisegruppe und mit ihren Kindern unterwegs. Sie erzählt, dass sie gestern das tollste Wetter auf dem Machu Picchu hatten. Wir müssen irgendwas falsch gemacht haben. Wir werden an der Endstation von unserem Fahrer abgeholt, der uns mit einem Pappschild erwartet. Nach Cuzco sind es 80 km. Die Fahrt dauert zwei Stunden und wir kommen in der Dunkelheit an. Seite 24 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 17. April 2010, Samstag (Cusco - Puno, Titicaca-See) 13/21 Ein Taxi fährt uns am nächsten um 6:45 h zum Busbahnhof. Der Bus ist ziemlich leer und mit dem Inka-Express geht es nach Puno. Wir sind nur ein Dutzend Leute. Zwei Frauen - eine in unserem Alter und eine ältere unterhalten sich die ganze Zeit miteinander auf Portugiesisch. Später erfahre ich, dass sie aus Brasilien stammen, die jüngere der beiden deutsche Verwandtschaft hat und auch etwas Deutsch kann. Wir machen unterwegs mehrmals Halt, um uns Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die ehemalige Tempelanlage von Raqchi ist riesig. Sie war Wiracocha, dem Schöpfergott der Inkas, gewidmet. Neben dieser Anlage gibt es viele andere Gebäudereste, die die Bedeutung der Stadt als ehemaliges Handelszentrum erahnen lassen. Busticket des Inka-Express - von Cuzco nach Puno (#23) Die Straße nach Puno führt uns bis zu einer Höhe von 4300 m. In der Landschaft könnte man versinken: karges Grasland und Berggipfel. An einem Aussichtspunkt machen wir Halt. An einem Verkaufsstand kaufen wir eine Tischdecke mit typischen Mustern. Wir kommen vor Dunkelheit in Puno an. An der Busstation holt uns Zacarías ab, der uns in den nächsten Tagen betreuen wird. Er setzt sich im Taxi in den Heckraum. Das Hotel Vargas Inn liegt in einer sehr belebten Straße. Wir müssen noch zur Bank und weil wir den Weg nicht kennen, begleitet uns Zacarías. Er scheint hier bekannt zu sein wie ein bunter Hund. Unterwegs grüßt er viele Leute und später im Café wird er auch von einigen angesprochen. Damit wir nicht so viel Geld mit uns rumtragen müssen, zahlen wir gleich unsere Reise zu den Urus und zur Insel Taquile. Das Hotel zahlen wir auch im Voraus. Danach gehen wir Schlafen. Seite 25 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 18. April 2010, Sonntag (Titicacasee, Urus, Taquile, Sillustani) 14/21 Wir frühstücken kurz nach sechs. Eine halbe Stunde später holt uns ein Sammeltaxi ab und bringt uns zum Hafen. Auf dem Boot sind wir 25 eine gemischte Gruppe aus Spaniern, Franzosen, Dänen, Engländer, Deutschen ... Unser Reiseleiter für heute ist eine ziemliche Schlaftablette. Er versucht immer wieder witzig zu sein, aber er ist wohl von Natur aus ein ernster Mensch, sodass sein Humor oder was er dafür hält uns eher zum Gähnen einlädt. Zu den Urus = den schwimmenden Inseln brauchen wir etwa 20 Minuten. Auf den Urus leben Aymara sprechende Indios. Jede Insel hat einen Präsidenten, der für ein Jahr gewählt wird. Die Leute leben überwiegend vom Tourismus. Es gibt feste Vereinbarungen, welche Inseln wann von Touristen besucht werden. Die Einnahmen werden dadurch gerecht verteilt. Titicacasee, Besuch auf den Urus (#24) Unser Boot bricht dann auf nach Taquile, der größten Insel im Titicacasee. Auf der Insel Taquile leben 350 Familien, die Ketschua, die Sprache der Inkas sprechen. Aymara und Ketschua sind für die jeweils andere Sprecher-Gruppe wie Fremdsprachen. Die Fahrt dauert knapp drei Stunden. Der Bootsführer gibt das Steuer irgendwann ab an einen jungen Kerl. Das Boot hängt die ganze Zeit schief im Wasser und er schläft fast ein bei der Fahrt. Eigentlich ist es langweilig. Beim Anlegen haben wir das Gefühl zu kentern. Das Boot rollt und schaukelt sich immer stärker auf. Wir sind froh, endlich an Land zu kommen. Von dort laufen wir hoch Richtung Ort. Es ist heiß und anstrengend aber man hat einen tollen Blick runter aufs Wasser. Es erwartet uns eine große Essentafel auf einem kleinen Bauernhof. Es gibt Musikdarbietung und Tanz. Beim Auffordern werden Blondinen bevorzugt. So langsam kommt man ins Gespräch mit den Leuten. Die zwei Däninnen - Schwestern, die eine hat gerade Abi, die andere ihren Bachelor gemacht - sitzen uns halbschräg gegenüber. Sie erzählen, dass es in DK üblich ist, sich nach der Schule oder nach dem Hochschulabschluss eine Auszeit zu nehmen und zu reisen. Sie wundern sich, dass ich mal Dänisch an der VHS gelernt habe. Viel kann ich wirklich nicht mehr. Sie reden auch vom isländischen Vulkan Eyjafjallajökull, der ausgebrochen ist. Der Flugverkehr über halb Europa ist behindert. Aber wir haben ja noch ein paar Tage in Peru. Seite 26 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Uns gegenüber am Tisch sitzt eine junge Frau aus Barcelona. Ich erfahre, dass sie auch ein freiwilliges soziales Jahr hier macht und mit Jugendlichen arbeitet. Sie sieht ein bisschen wie eine Punkerin aus, mit Metall im Gesicht. Ich mache sie mit Juliane bekannt und sie unterhalten sich etwas. Ich erzähle, dass ich als Student ein Praktikum in Barcelona gemacht habe und damals viele Leute Katalanisch gesprochen haben. Sie verdreht etwas die Augen und sagt ihr Familie sei aus Andalusien. Zu Hause reden sie Spanisch. Sie war auch schon in Argentinien unterwegs. Weil sie Spanierin ist, ist sie dort 4 x gefragt worden 'wo ist unser Gold' - Gold, was die Spanier vor ein paar Jahrhunderten haben mitgehen lassen. Sie hat's jedenfalls nicht. Juliane erzählt später, der Reiseführer hätte die Frau halbtot auf der Straße aufgelesen, weil sie einen fürchterlichen Durchfall hatte. Heute beim Essen hat man das nicht gemerkt, sie hat reingehauen wie eine Weltmeisterin. Außerdem am Tisch sitzt noch ein Ehepaar, der Mann mit Hut vielleicht an paar Jahre älter als ich, unterhält sich in Französisch, Spanisch, Englisch und Deutsch mit vielen Leuten. Ich komme leider nicht dazu, ihn zu fragen, wo er her ist. Nach dem Essen geht es quer über die Insel zu einer anderen Anlegestelle. Im Ort drängen sich Kinder ins Bild, wenn wir Fotos machen wollen. Sie wollen dafür Geld, aber diese Art Bilder wollen wir eigentlich nicht sie sind etwas verstimmt (... un sol, solamente un sol...). Wir laufen zum Bootssteg. Kaum zu glauben, dass auch hier holländische Camper sind - nur der Wohnwagen fehlt. Die zwei Mädchen gehen sogar kurz ins 12°C kalte Wasser. Das Boot bringt uns zurück nach Puno, wo Zacarías schon ein Taxi organisiert hat für die Fahrt zur Halbinsel Sillustani zu den Chullpas (= Grabtürmen). Die Grabtürme waren Bestandteil der Kultur der Aymara, die im 14. Jahrhundert von den Inkas unterworfen wurden. Es geht raus aus Puno in Richtung Cuzco. Wir kommen bei Dämmerung an und die Stimmung ist etwas unheimlich. Zacarías kennt sich wirklich aus. Die Art der Bestattung lässt sich bis zum heutigen Bolivien nachweisen. Die Grabtürme sind zerstört worden, weil die Spanier Gold darin vermutet hatten. Eigentlich hätte man sie nicht zerstören müssen, denn sie Halbinsel Sillustani, Chullpas (#25) waren lediglich mit einem Stein verschlossen. Die Öffnungen zeigten immer nach Osten hin zum Sonnenaufgang. Wir fahren bei Dunkelheit zurück nach Puno. Wir haben schon gehört, dass die Minenarbeiter streiken und die Straßen zum Teil blockieren. Im Hotel schauen wir deshalb im Internet nach, ob wir morgen nach Ilo fahren können. Zacarías fährt noch mal weg, um sich persönlich zu erkunden. Wir erfahren noch später, dass morgen in Moquegua mit der Busfahrt Schluss ist. Seite 27 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 19. April 2010, Montag (Puno - Moquegua - Ilo) 15/21 Die Wege von uns und Claudia und Juliane trennen sich für die nächsten zwei Tage. Juliane will nach La Paz (Bolivien) eine Freundin besuchen. Nach dem Frühstück brechen sie auf. Wir werden uns in zwei Tagen in Ilo wiedersehen. Christa und mir reicht die Rumreiserei. Die nächsten Tagen wollen wir langsam angehen lassen. Zacarías bringt uns zum Busbahnhof und besorgt unsere Tickets. Wir haben Glück, den der Bus ist ziemlich ausgebucht. Wir verabschieden und bedanken uns bei ihm. Er käme gerne mal nach Deutschland und fragt, ob das Leben hier teuer sei. Ich erzähle ihm, was ein Bier kostet - teuer ! Der Bus kommt - vermutlich wegen der Streiks - mit einer Stunde Verspätung an und wir fahren um halb zehn los. Das Verladen der Koffer ist ein Ereignis. Es werden Säcke mit Kartoffeln und Zucker verladen, dann wieder irgend eine Tasche, dann wieder Kisten oder große Stoffsäcke und -taschen. Wir bleiben dabei stehen, bis alles Gepäck eingeräumt ist. Wir finden unsere Plätze. Drinnen riecht es nach Erde und alles sieht ziemlich verdreckt aus. Einer unserer Plätze ist anscheinend doppelt gebucht. Wir händeln ein bisschen mit einem Mitreisenden und von der Agentur kommt jemand und schaut sich unsere Tickets an. Der andere setzt sich später vorne hin auf die Treppe beim Busfahrer. Wir sind anscheinend die einzigen Europäer im Bus - sonst nur einheimische Gesichter. Der Bus hält unterwegs an einigen Busstationen an. Es gibt dort keine Toiletten. Die Männer gehen ins Gelände - die Frauen im Bus oder gar nicht? Es gibt Garküchen am Straßenrand. Einige aus dem Bus essen dort, wir kaufen nur Wasser und essen Kekse. Unterwegs in den Bergen kommen wir in ein Gewitter mit Graupelschauern. Wir sind froh, endlich in Moquegua anzukommen. Als wir aussteigen, sehe ich einen Bus mit Schild 'Ilo'. Ich renne noch hin, aber er fährt vor meiner Nase weg. An der Station frage ich, wie wir nach Ilo kommen können und nach dem ungefähren Preis. Es fahren nur noch Sammeltaxen und ich könnte mit 15 Soles rechnen. Zu den Taxen sind es ein paar Schritte. Die Taxifahrer schreien ihre Fahrziele raus. Wir finden ein Taxi und fahren dann mit drei anderen in Richtung Ilo. 24 Soles für 70 km und für Christa und mich sind o.k. Wir sitzen hinten, wo auch ein Vater mit seinem kleinen Sohn, der auf seinem Schoß sitzt, Platz genommen hat. Unterwegs auf halber Strecke steigen sie bei einer Tankstelle aus. Eine junge Frau sitzt vorne und fährt bis nach Ilo zum Flugplatz, der ganz im Süden liegt. Wir müssen in den Norden von Ilo und bitten den Fahrer, er solle in der Stadt nach dem Weg fragen. Im Zentrum fragt er zwei Polizisten, es sind noch 10 km. Ich verspreche ihm 30 Soles, wenn er uns noch weiterfährt. Es ist kurz nach sieben und wir kommen an, als die Messe gerade aus ist. Alle begrüßen uns herzlich und wir fühlen uns wie zu Hause. Der Taxifahrer schaut uns hinterher und scheint zufrieden zu sein. Seite 28 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Hilda, Tila und Otilia nehmen uns mit in die Wohnung von Pater Ciro. Die Frauen greifen in die Schränke, holen Gläser und Getränke, u. a. Schnaps aus Moquegua. Sie bewegen sich hier so selbstverständlich, man könnte glauben, die wohnen alle hier. Aber in anderen Wohnungen ist uns das auch aufgefallen. Auf den ersten Blick kann man nicht zwischen Gastgeber und Gästen unterscheiden. Die einzigen 'Gäste' sind wahrscheinlich wir, alle anderen sind irgendwie Familie. Nachdem wir unsere Apartmentschlüssel aufgetrieben und uns frisch gemacht haben, gehen wir Essen mit Pater Ciro, Otilia, Alimero und Tila. (Hähnchen, Pommes frites und für mich ein Bier). Um 10 sind wir wieder zurück. Wir hätten heute morgen nicht gedacht, dass wir es bis Ilo schaffen würden und sind sehr glücklich darüber. 20. April 2010, Dienstag (Ilo) 16/21 Es ist kurz vor 10 und Henry holt uns ab zum Frühstück zu Otilia. Bei Otilia hat man das Gefühl, man wäre in einem Museum. Überall in den Regalen und Schränken sind Sachen ausgestellt: Geschirr, Gläser, Nippes. Viel Arbeit zum Abstauben! Alle Räume sind pastellfarben gestrichen. Es kommen noch Mario und Liz. Zum Frühstück gibt es Saft aus Papaya und Bananen, Toastbrot, Käse, Ei und Avocado und zur Abwechselung GUTEN KAFFEE. Um 11 fahren wir mit Elisa zur Post, eine Karte für Marianne vom Machu Picchu nach Backnang muss noch weg. Die Dame am Schalter jagt mir noch einen Schrecken ein: angeblich ist das Porto auf der Karte nicht ausreichend für Deutschland - das hieße dann, alle bisherigen Karten wären unterfrankiert gewesen und kämen wahrscheinlich gar nicht an. Aber sie hatte sich - wie sich dann herausstellte - nur verguckt. Es geht weiter zur Baustelle der Kindertagesstätte. Wir sind überrascht über den Baufortschritt. Alle unsere 'Multimomentaufnahmen' haben bisher gezeigt, dass alle arbeiten und keiner der Leute sich drückt. Wir lassen uns die Pläne näher erläutern, und was als Nächstes geplant ist. Der Bauleiter sagt uns, sie wollen Ende Mai mit dem ersten Teil fertig sein. Er erzählt, dass viele Leute, die an der Baustelle vorbeikommen, fragen, was dort entstehen soll. Wir machen daher den Vorschlag, dass man ein Plakat aufstellt, was die Arbeiten erläutert. Die Idee wird sofort aufgegriffen und wir erklären, was üblicherweise in Deutschland auf so einem Schild steht. Das alles sind wirklich gute Nachrichten und unseren Perukreis zu Hause wird es sicher freuen. Seite 29 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Zum Chiribaya-Museum (www.museochiribaya.org/museum/history.htm) sind es noch mal 15 Minuten mit dem Auto. Elisa organisiert eine Führung. Wir erfahren noch Interessantes über Hunde From Wikipedia, the free encyclopedia The Chiribaya Shepherd is an extinct breed of dog. It was of medium height, had long, beige colored hair and a short snout. Experts believe that the dogs were prized for their llama-herding abilities. [1]The mummified remains that are the only known example of this breed were discovered by Sonia Guillen, an anthropologist from Peru, while excavating tombs in the Osmore River valley. The dogs were found buried in plots near to their owners which Sonia believes shows the culture had a deep respect for these family companions.[2] References 1. ^ Collyns, Dan (23 September 2006). "Mummified dogs uncovered in Peru". BBC News. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/5374748.stm. 2. ^ de Pastino, Blake (September 25, 2006). "Photo in the News: Dog Mummies Found in Ancient Peru Pet Cemetery". National Geographic. http://news.nationalgeographic.com/news/2006/09/060925-dog-mummy.html. und Menschen der Chiribaya-Kultur (Prä-Inka-Kultur 800-1350) und laufen von da über die Straße zur Olivenmanufaktur und -plantage. Wir fahren danach alle drei Strände von Ilo - 2 x Fels, 1 x Sand an und spazieren barfuß am Strand entlang. Das Wasser ist warm, aber Schwimmen ist zu gefährlich. Es gibt in der Nähe von Ilo auch ein Naturreservat mit Seelöwen. Um dorthin zu kommen, müssten wir ein Militärgelände durchqueren. Elisa Strandspaziergang: Elisa, Christa, Liz, Tila (#26) versucht den Wachtposten mit gezielten Namensnennungen und von oben herab zu beeindrucken: Kennst du den und den ...ein sehr guter Freund unsere Familie ...ist er da?...wie ist denn dein Name? ... und der von deinem Vorgesetzten ... ich will ihn was fragen ... er hat sicher Zeit für mich wenn er weiß, wer hier ist ... Das geht so ganze zehn Minuten. Der Posten ist zwar anfangs etwas eingeschüchtert, lässt sich aber letzten Endes nicht erweichen und hält seine soldatischen Tugenden hoch. Ihr ganzer Charme nützt nichts. Die Seelöwen werden uns nicht zu Gesicht kriegen - und wir sie auch nicht. Seite 30 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Um fünf Uhr sind wir zum Essen bei Otilia: als Vorspeise Kartoffeln mit einer typisch peruanischen sehr leckeren Soße, später Huhn mit Reis, Nachtisch Reis-Milch und mazamorra morada. Mazamorra Morada = Grütze aus violettem Mais, die zusammen mit Ananas und Apfelschalen, Quitten und Zimt gekocht und mit getrockneten Früchten angerichtet werden. Rezept auf Deutsch zum Beispiel in: http://www.saborsano.de/sierra/mazamorra.php.de Henry nimmt uns nach dem Essen mit zur Kupferhütte. Diese liegt an der Küste und ca. 10 km nördlich von Ilo. Henry ist von Beruf Ingenieur und hat dort eine wichtige Funktion - vergleichbar einem technischen Leiter oder Direktor. Die ganze Anlage wirkt wie aus einem Science Fiction und hat etwa die Ausmaße der ehemaligen Völklinger Hütte. Wir sehen, wie ganze Güterwaggons mit Kupfererz aufgegriffen, um 180° gedreht und in eine Förderanlage geleert werden. Man schmeckt den Metallstaub auf der Zunge. Das Erz wird täglich mit einem Güterzug aus der acht Stunden weit entfernten Kupfermine herangeschafft. Später gehen wir in die Kontrollstation. Die ist vollgepackt mit Rechnern und Monitoren, die die einzelnen Prozessschritte der Anlagen überwachen. Das Kupfererz hat im ersten Schritt einen Metallgehalt von ca. 35%, der sich in den Schmelzöfen mit jedem weiteren Prozessschritt erhöht und als Ergebnis Kupferplatten liefert, der als Rohstoff zur Weiterverarbeitung exportiert wird. Bis zur Modernisierung der Anlagen in 2006 hatte der Prozess der Verhüttung zu großer Wasser- und Luftverschmutzung geführt, wobei letztere auch die Ursache vieler Atemwegserkrankungen war. In einem kanadischen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2005 (The Corporation) ist das Unternehmen nicht gut weggekommen. Das bei der Verhüttung anfallende Schwefeldioxid kann jetzt wirtschaftlich genutzt und zu Grundstoffen der chemischen Industrie weiterverarbeitet werden. Zur Zeit werden diese Stoffe noch im Hafen von Ilo verschifft, aber es ist eine eigene Anlegestelle direkt in der Nähe der Küpferhütte geplant. Stromerzeugung und Meerwasserentsalzung sind heute ebenfalls Nebenprodukte der ursprünglich reinen Kupferverhüttung und vermarktung. Henry fährt uns dann wieder nach Ilo zu unserem Apartment und kehrt zurück, weil seine Schicht bald anfängt. Um Mitternacht klopfen Claudia und Juliane an die Tür. Sie kommen gerade aus Bolivien und wollen ihren Schlüssel. Seite 31 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 21. April 2010, Mittwoch (Ilo) 17/21 Um halb acht werden wir wach. Zwei Stunden später wollten wir eigentlich frühstücken bei Elisa, aber es wird dann doch elf. Mit den Uhrzeiten nimmt man es hier nicht so genau. Es gibt zuerst Schweinefleisch in einer Brühe - ungewohnt für unsere morgendlichen Mägen - und dann noch Toast mit Marmelade und anderes. Kaffee gibt's auch - aber wie wir unseren Kaffee zu Hause vermissen!!! Wir gehen uns noch mal umziehen, weil der Bürgermeister von Pachoa, einem Stadtteil von Ilo, uns erwartet. Außer uns gehen mit: Hilda, Mario und Liz, Otilia, Tila und Maria. Wir bekommen Inka-Cola (gelb wie Fanta, aber dreimal so süß) und Karamell-Bonbons aus Moquegua angeboten. Die Hose vom Bürgermeister ist etwas verkleckert - wir hätten uns also nicht unbedingt fein machen müssen. Alle plaudern über das Projekt, die Schwierigkeiten und die Fortschritte und über unsere Reise. Er fragt noch, ob Juliane meine Tochter ist - wir finden das lustig. Hilda arbeitet hier ab und zu ehrenamtlich und kennt viele der Angestellten. Nach einem Gruppenfoto fahren wir zur Strandpromenade und zwei Kilometer bis zum Hafen. Das Wetter ist angenehm und nicht zu heiß. Mario macht Witze über die Skulpturen an der Strandpromenade. Er lacht als ich ihn frage, ob der Künstler vielleicht der Bruder vom Bürgermeister ist. Unterwegs sehen wir Mario,Holger,Christa,Tila,Claudia,Juliane,Otilia (#27) einen Jeep mit Lüneburger Kennzeichen. Wir sprechen das Pärchen natürlich sofort an. Ihr Auto wurde von Hamburg nach Buenos Aires verschifft und war drei Wochen unterwegs. Sie machen ein halbes Jahr Urlaub, waren schon in Argentinien und Chile und wollen weiter in den Norden. Am Hafen machen wir ein paar Bilder und fahren mit dem Bus zur Pampa. Es geht dort zügig voran. Ein Taxi bringt uns zurück in die Stadt. Otilia und Juliane setzen sich hinten in den Heckraum, sodass ein Taxi für uns alle reicht. Wir essen chinesisch, fahren zum Apartment und werden von Mario zur Messe abgeholt. Unseren letzten Abend verbringen wir in einer Konditorei mit Torte essen und vielen unseren neuen und alten Freunde: Eduardo & Tila, Mario & Liz, Otilia & Alimero und einigen anderen. Padre Ciro sitzt zu Hause vor seinem PC und muss sich auf eine Prüfung seines Fernstudiums vorbereiten. Kurz vor 10 fahren wir zurück in unsere Unterkunft. Seite 32 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 22. April 2010, Donnerstag (Ilo - Moquegua - Ilo) 18/21 Wir frühstücken bei Otilia. Sie weiß mittlerweile, das die Deutschen lieber ein leichtes Frühstück zu sich nehmen und hat Ciabata besorgt, das unseren Brötchen am nächsten kommt. Außerdem gibt es Marmelade, Obstsalat, Saft und einen wirklich guten Kaffee. So gestärkt, machen wir uns mit Alimero, Otilia, Tila, Eduardo und Hilda auf den Weg nach Moquegua. Die Stadt ist vor einigen Jahren schwer von einem Erdbeben getroffen worden. Man sieht das den Gebäuden z. T. noch an. Wir besichtigen die Innenstadt und fahren zu einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt. Danach gehen wir Essen. Hier liegt sie nun auf dem Teller, die Spezialität von Moquegua. Liebe Kinder, bitte jetzt nicht weiterlesen. Die schlechte Nachricht dabei ist: es handelt sich hier um ein in Deutschland bei Kindern beliebtes Haustier, wobei hier wiederum die gute Nachricht ist, es handelt sich nicht um eine fritierte Katze, sondern lediglich um ein fritiertes Meerschweinchen. Ich probiere etwas davon. Wir zahlen und machen uns auf den Weg zurück. Vor dem Restaurant sehe ich, wie ein Frau einen Korb in das Lokal trägt. Wir schauen rein und es sind drei lebende und vor sich hin pfeifende Meerschweinchen. Rund um Moquegua wird Spezialität aus Moquegua: Cuy (#28) viel Landwirtschaft und auch Weinanbau betrieben. Die Landschaft ist grün. Wir fahren nicht über die Autobahn, sondern über die Landstraße zurück nach Ilo. Abends ist der Abschluss-Gottesdienst. Elisa fragt mich, ob ich Spanisch lesen kann, und so darf ich eine Stelle aus der Bibel vorlesen. Danach noch mal ein gemeinsamer Abend mit dem Perukreis. Wir bekommen viele Geschenke mit auf den Weg. Unter anderem auch die Heiligenfigur von San Martín de Porres auf einem Holzschiff. Der Abschied von der Gemeinde ist sehr rührend. Eine Frau kommt und sagt, sie hätte kein Geschenk, aber sie würde anstatt dessen gerne ein Lied für uns singen. Ich bin sprachlos, was man mir wohl anmerkt, und werde dann ermuntert, auch etwas zu singen. Gut, ein Liebeslied von Thoinot Arbeau (16. Jhdt.) aus Ich und der Präsident - klingt echt gut (#29) meinem alten Bettina-KerthRepertoire. Seite 33 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 23. April 2010, Freitag (Ilo - Tacna) 19/21 Henry wollte noch einige CDs mit Fotos für uns vorbereiten. Wir treffen uns daher zum Frühstück und wir nehmen eine ganze Tasche mit Plänen, Papieren und Fotos der Kindertagesstätte für Clemens Becker mit und besuchen ein letztes Mal die Baustelle. Es sind wieder einige Steinreihen dazugekommen. Man erkennt das sehr gut an dem noch feuchten Mörtel. Das Schild ist fertig und zeugt jetzt deutlich von unserem Partnerschaftsprojekt, das unter dem Motto steht: Lema: Aprendiendo juntos como hermanos a leer los signos de los tiempos. Motto: Wie Brüder gemeinsam lernen, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wegen des vielen Gepäcks brechen wir mit zwei Autos auf nach Tacna und fahren zur Schule San Martín de Porres. Die Schwestern dort wollen ihre Partnerschaft neu beleben und bitten uns, Briefe nach Deutschland mitzunehmen. Sie haben am Beispiel unseres Projektes gesehen, was man alles machen kann. Das ist natürlich ein Ansporn auch für andere Partnerschaften. Man kann diesem Versuch nur alle Gute wünschen. Meinem Guardería, 14 Tage nach Grundsteinlegung (#30) Magen geht es mal wieder nicht gut. Vielleicht das linke Hinterbein vom gestrigen Meerschweinchen? Otilia empfiehlt in der Mikrowelle erhitzte Cola. Es hilft! Nach einigen Abschiedsfotos im Innenhof suchen wir ein Hotel, das uns zusagt. Claudia und Juliane gehen mit den anderen Essen. Christa und ich verabschieden uns von unseren peruanischen Freunden. Unser Flug nach Lima geht morgen sehr früh. Es ist Nachmittag. Ich bin einfach nur schlapp. Wir packen unsere Koffer etwas um für den Rückflug. Unser Blick aus dem Hotelzimmer geht über die Altstadt. Wir sehen noch die letzten Sonnenstrahlen hinter den Dächern verschwinden. Danach lege mich hin und schlafe sofort ein. Christa richtet noch das Handgepäck für den nächsten Tag. [email protected] (#31) Seite 34 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo 24. April 2010, Samstag (Tacna - Lima) 20/21 Obwohl es kurz vor vier Uhr ist, wachen wir ausgeruht auf, bestellen ein Taxi und fahren zum Flughafen. Alle Schalter sind noch geschlossen. Mir geht es besser und wir gehen frühstücken. Der Flug geht um sechs Uhr pünktlich los und kommt um acht in Lima an. Es bleibt Zeit für ein zweites Frühstück in Miraflores. Es ist Samstag, es ist sonnig und warm und die Stimmung um uns herum sehr entspannt. Die Leute genießen ihren freien Tag. Wir auch, wobei Christa und ich danach zurück zum Flughafen wollen. Juliane hilft uns noch bei der Taxi-Suche. Dann verabschieden wir uns auch von ihr, weil sie später nicht mehr in den Abflugbereich rein darf. Claudia und Juliane wollen noch die letzten Stunden in Peru gemeinsam verbringen. Ich komme mal wieder mit dem Taxifahrer ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sein Bruder in Karlsruhe studiert. Die Welt ist ein Dorf! Ich erzähle ihm von der KHG und dass sein Bruder vielleicht den Namen von Pfarrer Krieg kennt, der im August nach Peru fliegen wird. Das Gespräch war ein schöner Abschied. Wir treffen Claudia später im Duty Free Shop. Unser letztes peruanisches Geld wollen wir noch ausgeben u. a. für Pisco. Wir fliegen in die Nacht Richtung Heimat. Durch die Zeitumstellung verlieren wir die 7 Stunden, die wir auf dem Hinweg gewonnen haben. 25. April 2010, Sonntag (Lima - Madrid - Frankfurt - Karlsruhe) 21/21 Beim Umsteigen in Madrid wird meine Flasche Pisco kassiert. Dass man selbst beim Umsteigen keine Flüssigkeiten mit einem Inhalt von mehr als 100 ml mitnehmen darf, hätte man mir ja auch im Duty Free Shop sagen können. Der Vulkan Eyjafjallajökull hat sich in den letzten Tagen wohl etwas beruhigt und so kommen wir pünktlich in Frankfurt an. Ein kleiner Koffer von uns taucht nicht auf und so verspätet sich die Abfahrt nach Karlsruhe. Die vorbeiziehende Landschaft mit all dem Grün und den Bäumen ist eine Wohltat für die Augen und nach den drei Wochen merkt man, es ist endlich Frühling! Seite 35 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Der Stand der Dinge Der Perukreis trifft sich ein paar Tage später bei uns in der Wohnung. Pläne, Papier und Unterlagen der Kindertagestätte werden gesichtet. Wir erzählen über unsere Eindrücke und verteilen die Geschenke zum Weitergeben. Berthold Weiß-Holger+Christa Hammerstein-Bernhard Braun-Claudia Stöhr-Martin Winterwerber-Isolde Weiß-Christine Kundel-Winterwerber-Clemens+Barbara Becker-Thomas Kurz (#32) Alle sind sehr zufrieden über den Stand der Dinge und dass das Projekt jetzt wohl zügig zu Ende geführt werden kann. Seite 36 von 37 Peru-Rundreise 2010 und Besuch unserer Partnergemeinde San Martín de Porres in Ilo Infoquellen Die meisten meiner Angaben zu Land und Leuten stammen aus dem Internet (Wikipedia, Google) und aus dem Reiseführer: POLYGLOTT on tour (Der Reiseführer ist Detlev Kirst, Anton Jakob kurz und schmerzlos) ISBN 978-3-493-56814-1 Allgemeines Sprache: In den Städten kommt man mit Englisch klar, Spanisch macht aber mehr Spaß Gesundheit: Impfschutz abklären, Reiseapotheke sinnvoll, Flug vorbereiten Klima.: angepasste Kleidung und Sonnenschutz, vor allem wg. der Höhe Essen: mit Magenproblemen sollte man rechnen, aber es geht vorbei Geld: Bargeld lacht, Abheben über EC-Karte, 4 Soles = 1 Euro Transport: für kleine Gruppen ist ein Taxi ideal und kostete in den Städten zwischen 4 und 10 Soles, also 1 - 2,50 Euro für 4 Leute, der Preis ist Verhandlungssache, das Busfahren über Land ist vergleichbar mit Bahnfahren bei uns (Ticket, Platzkarte, etc.) Bilder und Abbildungen Die hier gezeigten Bilder sind nur ein Auswahl, um den Text etwas aufzulockern. Alle Bilder der Rundreise und dieser Reisebericht werden auch auf einer CD für den privaten Gebrauch zur Verfügung stehen. Karte: #1 (Peru) www.lib.utexas.edu/maps/americas/peru_pol_06.jpg Postkarte: #2 (San Francisco, Lima) www.peruinsdide.com, Foto: Jorge Alvarado Karte: #19 (Vegationszonen) www.lib.utexas.edu/maps/americas/peru/veg_1970.jpg Fotos: #5, #6, #8, #11, #13, #25, #27, #29, #30 Claudia Stöhr Fotos: #2, #3, #4, #7, #9, #10, #12, #14, #15, #18, #20, #22, #24, #26, #28 Christa Hammerstein Scans, Montagen: Titelblatt mit San Martín de Porres, #16, #17, #21, #23, #31, #32 Holger Hammerstein Seite 37 von 37