Gemeinsam gestalten - Embajada Alemana Bogotá
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DIE DEUTSCh-KoLUMBIANISChE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT CooPERACIÓN ALEMANA EN CoLoMBIA Gemeinsam gestalten Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 3 Inhaltsangabe 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Landkarte Kolumbien Inhaltsangabe Vorwort Bundesminister Dirk Niebel Vorwort Hoher Beauftragter Diego Molano Kolumbien und Deutschland Was ist Entwicklungspolitik Finanzielle Zusammenarbeit Technische Zusammenarbeit Regionalprogramme Internationale Bildungsarbeit Statistiken Die Deutsche Botschaft Nothilfeprojekte der Deutschen Botschaft Kleinstprojekte der Technischen Zusammenarbeit 34 35 36 37 38 39 Bischöfliches Hilfswerk Misereor Brot für die Welt Caritas international Diakonie Katastrophenhilfe EED - Evangelischer Entwicklungsdienst Kolping International Wirtschaftliche Zusammenarbeit 41 DGRV - Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband 42 SES - Senior Experten Service Gesellschaftliches Engagement Staatliche Entwicklungszusammenarbeit 17 18 19 20 21 22 24 25 26 27 Über die KfW KfW Entwicklungsbank Über die GIZ CERCAPAZ – Friedensentwicklung FortalEsDer/ProDeMujer ProFis - Proyecto Fiscalía Umwelt und Nachhaltigkeit CIM - Centrum für internationale Migration und Entwicklung Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Physikalisch-Technische Bundesanstalt Politische Stiftungen 29 Friedrich-Ebert-Stiftung 30 Hanns-Seidel-Stiftung 31 Konrad-Adenauer-Stiftung 44 45 46 47 48 49 50 action medeor DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe Don Bosco JUGEND DRITTE WELT Peace Brigades International terre des hommes Welthungerhilfe weltwärts Bildung und Wissenschaft 52 53 54 55 56 57 58 Deutscher Akademischer Austauschdienst dvv International Deutsche Welle DGB Bildungswerk BUND Schule fürs Leben Universität del Rosario World University Service 59 Impressum Kirchliche Institutionen 33 Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe 4 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Dirk Niebel Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Lateinamerika und die Karibik haben für Deutschland an Bedeutung gewonnen. Mit dem LateinamerikaKonzept hat die Bundesregierung im August 2010 die Grundlage für die gemeinschaftliche Lateinamerikapolitik der nächsten Jahre geschaffen. Funktionierende globale Entwicklung zählt zu den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. In wirtschaftlichen und sozialen, ökologischen und politischen Fragen wollen wir heute mit Lateinamerika und der Karibik die Lösungen entwickeln, die morgen tragfähig sind. Zukunftsgerichtete Entwicklungspolitik ist mehr als karitative Entwicklungshilfe. Entwicklungspolitik ist Zukunftsinvestition. Als Zukunftspolitik steht sie für partnerschaftliche und innovative Lösungen weltweit. Unsere internationale Zusammenarbeit verbindet Werte und Interessen, sie macht Partner nicht abhängig, sondern selbständig, sie eröffnet Chancen und ermöglicht Menschen ein Leben in Freiheit, Frieden und Eigenverantwortung. Die Basis unserer Arbeit sind Demokratie und Menschenrechte, unser Leitbild eine zukunftsfähige globale Entwicklung. Kolumbien ist für Deutschland ein verlässlicher und wichtiger Partner in Lateinamerika und der Welt, mit dem wir viele unserer Vorstellungen und Ziele teilen. Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte sind unsere gemeinsamen Werte. Auf dieser Basis werden Deutschland und Kolumbien den Dialog auf bilateraler, biregionaler und multilateraler Ebene intensivieren und die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sowie den wissenschaftlich-technologischen und kulturellen Austausch ausbauen. Kolumbien zählt heute nicht mehr zu den klassischen Entwicklungsländern. Die liberale Wirtschaftspolitik bedeutet für das Land anhaltend hohes Wirtschaftswachstum und ist Grundlage für den Rückgang von Armut und Ungleichheit. Das Beispiel Kolumbien zeigt, dass nachhaltige Entwicklung ohne nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich ist. Im November 2010 habe ich Kolumbien besucht und konnte mich von der Qualität unserer Zusammenarbeit überzeugen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist darauf ausgelegt, die positiven Entwicklungen Kolumbiens bei der Konsolidierung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie der Bekämpfung von Kriminalität und Gewalt zu unterstützen und die Zusammenarbeit bei wichtigen globalen Fragen, wie Klimaschutz und Biodiversität, zu fördern. Schwerpunkte unserer Zusammenarbeit sind „Friedensentwicklung und Krisenprävention“ sowie „Umweltschutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“. Die Förderung von Bildungsprogrammen und Initiativen zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ergänzen die Kooperationsbeziehungen. In diesem Jahr feiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sein fünfzigjähriges Bestehen. Gleichzeitig blicken wir auf über 50 Jahre Entwicklungszusammenarbeit mit Kolumbien zurück. Ich freue mich über unsere langjährige gute Kooperation und wünsche uns in diesem Sinne eine gute Zusammenarbeit auch in der Zukunft! Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 5 Diego Andrés Molano Aponte Hoher Beauftragter und Direktor der präsidialen Sozial- und Entwicklungsbehörde Acción Social Die von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit geleistete Unterstützung für Kolumbien verdient eine besondere Anerkennung, denn sie hat zur Entwicklung und Stärkung von Schwerpunktthemen auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Agenda, in so verschiedenen Bereichen wie u.a. Umwelt, Justiz, Bergbau, friedliche Konfliktbewältigung, gute Regierungsführung, Beteiligung der Zivilbevölkerung, Friedensentwicklung und GenderThemen einen bedeutenden Beitrag geleistet. Sie hat ebenfalls die Planung, das Follow-Up und das Monitoring des Entwicklungsprozesses in Kolumbien unterstützt und öffentlich-private Partnerschaften sowie die Beteiligung der Zivilbevölkerung gefördert. Die Schwerpunktsetzung bei der Begleitung von strukturellen Themen, wie insbesondere der Stärkung der Institutionen und der Zivilgesellschaft hat unter dem Aspekt der Kapazitätenbildung einen nachhaltigen und hochwirksamen Beitrag ermöglicht. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit zeichnet sich durch die Förderung umfassender Prozesse aus, in denen die direkt betroffenen Menschen in hohem Maße an der Identifizierung und Lösung ihrer eigenen Bedürfnisse beteiligt werden. Diese Prozesse der Entwicklungszusammenarbeit legen besonderen Wert auf die Art und Weise, in der Projekte durchgeführt werden. Es werden Methoden gefördert, die die Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Findung von Praktiken, bei der Formulierung von Projekten, ihrer Implementierung, der Betreuung und der Auswertung ihrer Ergebnisse und Auswirkungen ermöglichen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet mit einem breiten Instrumentarium an Techniken und Experten in verschiedenen Umfeldern, die einem integralen Ansatz folgend sinnvoll zusammengefügt werden. Außerdem zeichnet sich Deutschland im Rahmen der in der Erklärung von Paris festgelegten Prinzipien durch ein hohes Maß der Ausrichtung seiner Entwicklungszusammenarbeit an den Prioritäten des Landes aus. Auf diese Weise haben unsere Regierungen gemeinsam die Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien definiert: „Friedensentwicklung und Krisenprävention“ sowie „Umweltschutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“. In diesem Rahmen werden wichtige Initiativen durchgeführt, wie z. B. CERCAPAZ (Friedensentwicklung durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Gesellschaft); FortalEsDer (Stärkung des Rechtsstaates), Forstwirtschaft als Produktionsalternative im Randbereich der Kaffeeregion und ProFis (Unterstützung der Generalstaatsanwaltschaft im Kontext des Gesetzes über Gerechtigkeit und Frieden), um nur einige zu erwähnen. In diesem Zusammenhang möchte die kolumbianische Regierung, vertreten durch die präsidiale Sozial- und Entwicklungsbehörde ACCIÓN SOCIAL, ausdrücklich den wertvollen Beitrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zur Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen, die unsere beiden Länder verbinden, würdigen. Insbesondere sprechen wir der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bogotá, der GIZ Kolumbien, der KfW Kolumbien, sowie allen Mitarbeitern des BMZ, der GIZ, der KfW und allen anderen deutschen Institutionen, die von Bonn, Berlin oder anderen Orten in Deutschland aus die Zusammenarbeit mit unserem Land koordinieren und leiten, unseren Dank für ihre fortwährende Unterstützung aus. 6 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Kolumbien und Deutschland (u.a. Besuch des Bundespräsidenten in Kolumbien im März 2007, Besuch der Bundeskanzlerin im Mai 2008, Besuch von Präsident Uribe in Berlin im Januar 2009, Besuch von Bundesministerin Schavan in Kolumbien im März 2009, Besuch von Bundesminister Niebel in Kolumbien im November 2010, Besuch von Präsident Santos noch vor Amtsantritt im August 2010 und im April 2011 in Deutschland sowie der Besuch von Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle im Juli 2011 in Kolumbien) zeigen die Dichte der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Bundesrepublik ist größter Handelspartner Kolumbiens in der EU. Der bilaterale Handelsaustausch verzeichnete in den letzten Jahren deutliche Steigerungsraten. Deutschland arbeitet seit über 50 Jahren entwicklungspolitisch mit Kolumbien zusammen. Das Gesamtvolumen der bisherigen EZ belief sich bis 2010 auf etwas mehr als 500 Mio. Euro. Bei den Regierungsverhandlungen im Dezember 2010 wurden für die Jahre 2011 und 2012 weitere 119,5 Mio. Euro zugesagt (davon 14,5 Mio. Euro Technische Zusammenarbeit und 105 Mio. Euro Finanzielle Zusammenarbeit). Präsident Juan Manuel Santos und Bundeskanzlerin Angela Merkel Foto: dpa Freundschaftliche Beziehungen Zwischen Deutschland und Kolumbien bestehen seit langem freundschaftliche Beziehungen, zu denen unter anderem die Ansiedlung deutscher Unternehmen, Wissenschaftsaustausch, kulturelle Einrichtungen und eine umfangreiche entwicklungspolitische Zusammenarbeit beigetragen haben. Kolumbien weiß die zwar kritische, aber konstruktive Haltung Deutschlands in der für das Land schwierigen Menschenrechtsdiskussion zu schätzen. Der Einsatz Deutschlands im Rahmen des internationalen Kaffeeabkommens für die Verlängerung der EU-Handelspräferenzen und die Öffnung des europäischen Marktes für Bananenimporte aus Nicht-AKP-Staaten trägt ebenso zu den guten Beziehungen bei wie die Unterstützung der Bundesregierung für das Freihandelsabkommen mit der EU. Die deutliche Intensivierung der hochrangigen bilateralen Besuchsaustausche seit 2007 www.bundesregierung.de Zwei Schwerpunkte Die Zusammenarbeit mit Kolumbien findet in zwei Schwerpunkten statt. Im Schwerpunkt „Friedensentwicklung und Krisenprävention“, werden sowohl reformbereite staatliche als auch engagierte zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Zusammenarbeit zwischen beiden Gruppen unterstützt. Damit leistet die deutsche EZ einen Beitrag, den Friedenswillen im Land zu stärken und Krisen vorzubeugen. Die Arbeit im neuen Schwerpunkt „Umweltschutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“ konzentriert sich im Wesentlichen auf die Handlungslinien Biodiversität, Schutzgebiete, das Programm zur Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern („REDD“) sowie den kommunalen Umweltschutz. Mit der Vereinbarung der neuen Schwerpunkte haben Deutschland und Kolumbien die Weichen gestellt, um intensiver als bisher in wichtigen globalen Fragen wie dem Klimaschutz und dem Schutz der Biodiversität zusammen zu arbeiten. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 7 Was ist Entwicklungspolitik Am Stau vorbei: Verkehrsplanung in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá Foto: GIZ Keine Musikkonzerte, keine Einkaufstouren mit Prominenten im Namen der Armen – bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (EZ) kommt ohne Knalleffekt daher, dafür ist sie nachhaltig und kooperativ. Die Bundesregierung hat sich mit ihrer Entwicklungspolitik zum Ziel gesetzt, die weltweite Armut zu mindern, den Frieden zu sichern, die Umwelt zu schützen sowie zu einer gerechten Globalisierung beizutragen. Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die Finanzierung und Steuerung der EZ zuständig. Die Arbeit des BMZ orientiert sich an den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen. Diese acht Ziele stehen im Wesentlichen für das ehrgeizige Anliegen der Staatengemeinschaft, bis zum Jahr 2015 den Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen auf der Welt um die Hälfte zu reduzieren. Die deutsche Entwicklungspolitik orientiert sich maßgeblich an den Zielen und Entwicklungsstrategien seiner weltweit 67 Partnerländer und unterstützt deren Umsetzung. Das entspricht der 2008 beschlossenen „Accra Agenda for Action“, die besagt, dass EZ wirkungsund partnerorientiert stattfinden soll. Die Basis der Partnerschaften bilden die in den Partnerländern erarbeiteten nationalen Entwicklungsstrategien. Der Umfang der bilateralen Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik beträgt rund 300 Mio. Euro. Die Schwerpunkte Governance, Umwelt und Wasser machen etwa 75% des Portfolios der Zusammenarbeit mit der Region aus. Die Zusammenarbeit mit den Partnerländern teilt sich in Technische (TZ) und Finanzielle Zusammenarbeit (FZ). Ziel der TZ ist es, technische, wirtschaftliche und organisatorische Kenntnisse und Fähigkeiten im Partnerland zu vermitteln. Dies geschieht hauptsächlich durch Beratung und Fortbildung, in begrenztem Ausmaß auch durch die Bereitstellung von Sachleistungen. Durch die FZ wird die Finanzierung von Projekten im Partnerland unterstützt, wie z.B. der Ausbau von Infrastruktur oder die Stärkung von Institutionen. Hierfür stehen dem BMZ unterschiedliche Instrumente zur Verfügung. So können einem Partnerland verschiedene Arten von Krediten oder auch nicht rückzahlbare Zuschüsse gewährt werden. Die Bundesregierung beauftragt Durchführungsorganisationen mit der Umsetzung von Projekten im Partnerland und kontrolliert die Ergebnisse. Zu den Durchführungsorganisationen gehören die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die KfW Entwicklungsbank, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Die GIZ bündelt seit Januar 2011 die Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) GmbH, der InWEnt - Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH. Im Partnerland arbeiten die Durchführungsorganisationen mit nationalen Projektträgern zusammen. Neben den staatlichen Organisationen sind viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs), politische Stiftungen und kirchliche Organisationen in der EZ tätig. Auch sie werden anteilig durch Zuschüsse oder mit Treuhandmitteln etc. finanziert. Diese Organisationen verfügen oft über langjährige Erfahrung, stehen in direktem Kontakt mit armen und unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen und mobilisieren Selbsthilfe und Eigeninitiative. Im Gegensatz zur staatlichen EZ bieten sich diesen Organisationen häufig direktere Möglichkeiten, mit zivilgesellschaftlichen oder auch demokratischen Strukturen und Prozessen im Partnerland zusammenzuarbeiten. Multilaterale Zusammenarbeit Neben der bilateralen gibt es auch die multilaterale EZ. Ungefähr ein Drittel der Mittel des BMZ erreicht die Entwicklungsländer über Einrichtungen, wie beispielsweise die Weltbank, Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), die verschiedenen regionalen Entwicklungsbanken oder die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB), Fonds und Programme der Vereinten Nationen sowie über die EZ der Europäischen Union. www.bmz.de 8 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien DEUTSCHE FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT MIT KOLUMBIEN Friedensentwicklung Stadtrandsanierung Bogotá “Sur de Convivencia” Umwelt Programm Kommunaler Umweltschutz (Träger Secretaría Distrital del Hábitat) Unterstützung außerhalb der Schwerpunkte Programm zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbarer Energien (Träger: Bancoldex) Laufzeit: 2009-2013 Volumen: 6,05 Mio € (Kredit und Zuschuß) Laufzeit: in Vorbereitung Volumen: 20 Mio € (Kredit) Laufzeit: in Vorbereitung Volumen: Bis 70 Mio € (Kredit) Förderung von Kleinst- und kleinen Unternehmen (Träger Bancoldex) Programm Schutzgebiete und Biodiversität (Ejecutor PNN) Abbau von Umweltbelastungen durch Kleinbergbau in Bucaramanga Laufzeit: in Vorbereitung Volumen: 9 Mio € (Kredit) Laufzeit: in Vorbereitung Volumen: 15 Mio € (Zuschuss) Laufzeit: 1997-2004 und 2008-2012 Mittelvolumen: 3,5 Mio € Forstwirtschaft als Produktionsalternative im Randbereich der Kaffeezone (Träger MADR/FNC) Laufzeit: 2007-2013 Volumen: 17,6 Mio € (Kredit und Zuschuß) Förderung marginalisierter Bevölkerungsgruppen in der Kaffezone (Träger MADR/FNC) Laufzeit: in Vorbereitung Volumen: 7 Mio € (Kredit) Programme in Durchführung (oder kurz vor Start) Neue Zusagen 2010 (in Vorbereitung) Programmbeginn 1997 Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 9 DEUTSCHE TECHNISCHE ZUSAMMENARBEIT MIT KOLUMBIEN Friedensentwicklung Justiz und Übergangsjustiz Friedensentwicklung durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft (CERCAPAZ) Stärkung des Rechtsstaat (FortalEsDer) Gesamtlaufzeit: 01/2007-03/2015 Bisher zugesagter deutscher Beitrag (I. und II. Phase): 21.484.000 € Aktuelle Phase II: 07/2009-03/2012 Gesamtlaufzeit: 10/2004-03/2014 Bisher zugesagter deutscher Beitrag (I. und. II Phase): 8.318.000 € Aktuelle Phase II: 10/2008-09/2011 Stärkung von Frauenrechten zur Gewaltprävention in Kolumbien (ProDeMujer) Unterstützung des kolumbianischen Friedensprozesses im Kontext des Gesetzes „Gerechtigkeit und Frieden“ (ProFis) Gesamtlaufzeit: 06/2010-05/2012 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 2,0 Mio € Neue Umwelt-Programme in Vorbereitung Gesamtlaufzeit: 02/2008-12/2011 Bisher zugesagter deutscher Beitrag (I. und II. Phase): 8.334.000 € Aktuelle Phase II: 01/2010-12/2011 Förderung von vertrauensbildenden Maßnahmen zur partizipativen Umsetzung der Umweltordnung (AMEM) in der Region Macarena (SerMacarena) in Vorbereitung Geplante Laufzeit: 2 Jahre Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 0,5 Mio € 7 Experten CIM bei CONSORNOC, SENA-Orthopädietechnik, CODHES, Universidad Tecnológica de Bolívar (UTB), Don Bosco, CORPONOR und Universidad del Norte BMZ BMU AA GIZ Umwelt CIM 6 Experten CIM im Centro Internacional de Agricultura Tropical (CIAT) sowie bei Biodiversity International, CORPONOR, ASOCARS und CONSORNOC 10 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien REGIONALPROGRAMME Mit Sitz in Kolumbien Unterstützung des Verbandes der Obersten Rechnungskontrollbehörden Lateinamerikas (OLACEFS) Kolumbien (Aktueller Sitz) Geplante Laufzeit: 05/2010-04/2016 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 4,5 Mio € Akuelle Phase I: 5/2010-04/2013 Ohne Sitz in Kolumbien Anpassung an den Klimawandel im Andenraum (CAN) Tropenwalderhaltung Amazonien (OCTA) Länder: Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru (Sitz) Geplante Laufzeit: 07/200906/2015 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 7,0 Mio € Akuelle Phase I: 07/2009-08/2011 Länder: Bolivien, Ecuador, Guayana, Kolumbien, Peru, Surinam, Venezuela, Brasilien (Sitz) Geplante Laufzeit: 12/2001-12/2012 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 20,14 Mio € Akuelle Phase III: 10/2009-12/2012 Stärkung indigener Organisationen in Lateinamerika (ProIndígena) Länder: Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Guatemala, Paraguay, Peru, Ecuador (Sitz) Geplante Laufzeit: 10/2010-12/2013 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 4,5 Mio € Förderung der nachhaltigen Entwicklung und des sozialen Zusammenhaltes in Lateinamerika und der Karibik (CEPAL) Chile (Sitz) Geplante Laufzeit: 7/2010-12/1212 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 3,5 Mio € Programm „Aufbau bedarfsgerechter und regional harmonisierter Qualitätsinfrastruktur in der Andenregion“ – CAN Länder: Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru (Sitz) Geplante Laufzeit: 11/2009-10/2015 Aktuelle Phase I: 11/2009-10/2012 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 0,5 Mio € BMZ Überregionale AIDSBekämpfung in Lateinamerika und der Karibik Länder aus Lateinamerika und der Karibik, Brasilien (Sitz) Geplante Laufzeit: 07/2009-12/2011 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 3,5 Mio € Interkulturelle indigene Universität (UII) Bolivien (Sitz) Geplante Laufzeit: 02/2005-12/2011 Bisher zugesagter deutscher Beitrag: 3,3 Mio € Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 11 PROGRAMME DER INTERNATIONALEN BILDUNGSARBEIT Friedenserziehung in Zentralamerika und Kolumbien (EduPaz) Unterstützung regionaler Dialogprozesse zur Förderung von Rechts- und Justizreformen Länder: Kolumbien, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua Geplante Laufzeit: 01/2007-12/2011 Beitrag: bis zu 2,64 Mio € Gesamtlaufzeit: 01/2011-12/2014 Beitrag: bis zu 1,2 Mio € Jugendförderung durch Friedenserziehung und Berufliche Bildung in Zentralamerika und Kolumbien Länder: Kolumbien, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua Geplante Laufzeit: 03/2011-12/2014 Beitrag: bis zu 3,06 Mio € Anpassung der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Wassernutzung an den Klimawandel in den Anden (AACC) Länder: Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru Geplante Laufzeit: 01/2010-12/2013 Beitrag: bis zu 2,8 Mio € Dreieckskooperation in Lateinamerika Gesamtlaufzeit: 2011-2013 Länder: Lateinamerika Beitrag: bis zu 2,0 Mio € BMZ AA Förderung von Governance- und Managementkompetenzen zur Umsetzung von REDD Länder: Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Paraguay, Peru Geplante Laufzeit: 04/2010-03/2014 Beitrag: bis zu 2,7 Mio € Berufliche Bildung und Technologiekooperation als Beitrag zur Konfliktprävention in Kolumbien Capacity Building in Lateinamerika: Verantwortliche Unternehmensführung im Zeichen des Klimawandels Länder: Lateinamerika Gesamtlaufzeit: 2011-2014 Beitrag: bis zu 2,7 Mio € Capacity Building zur Unterstützung von Dezentralisierungsprozessen im Andenraum (CAPACIDES) Länder: Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru Gesamtlaufzeit: 01/2007-12/2011 Beitrag: bis zu 1,9 Mio € Soziale Kohäsion und Reform der Steuersysteme (CEPALKooperation) Geplante Laufzeit: 07/2009-12/2011 Beitrag: bis zu 0,55 Mio € Länder: Lateinamerika Geplante Laufzeit: 01/2009-12/2011 Beitrag: bis zu 0,9 Mio € Politikkohärenz für eine nachhaltige Energiepolitik in Mexiko, Zentralamerika und Kolumbien Innovations- und Technologieförderung in ausgewählten Ländern Lateinamerikas (CEPAL-Kooperation) Länder: Mexiko, Costa Rica, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Kolumbien, Panama Gesamtlaufzeit: 01/2008-07/2011 Beitrag: bis zu 4,8 Mio € Länder: Mittel- und Südamerika, Karibik Gesamtlaufzeit: 01/2008-12/2012 Beitrag: bis zu 4,3 Mio € 12 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Statistiken Deutschland Durchschnittliche bilaterale Gross ODA 2008-2009 Nach Einkommen (USD m) Change 2008/09 (Net/Oda) 2008 2009 Current (USD m) Constant (2008 USD m) Euro (m) ODA/GNI Bilateral share 13 981 13 981 9 693 0.38% 65% 12 079 12 397 8 674 0.35% 59% 1 780 2 191 -13.6% -11.3% -10.5% Einkommensschwach Unteres Mittleres Einkommen Oberes Mittleres Einkommen 1 083 Unbesetzt 4 095 946 566 358 336 316 243 221 205 198 172 Nach Region (USD m) 1 333 2 266 Afrika südlich der Sahara 713 Süd & Zentralasien Weiteres Asien & Ozeanien 989 Mittlerer Osten und Nordafrika 1 264 Anteil an bilateraler ODA (Brutto) Top 5 Empfänger Top 10 Empfänger Top 20 Empfänger Entwicklungsländer 552 Die zehn größten ODA-Empfänger (Brutto) 1. Irak 2. China 3. Indien 4. Kamerun 5. Afghanistan 6. Liberia 7. Botswana 8. Ägypten 9. Indonesien 10. Brasilien Im Uhrzeigersinn 1 841 26% 37% 49% Lateinamerika & Karibik Europa 1 295 Unspezifisch Nach Sektor 0% 10% 20% 30% 40% Bildung, Gesundheit & Bevölkerung Produktion Entschuldung 50% 60% 70% weitere soziale Infrastruktur Multisektor Humanitäre Hilfe Kolumbien Einnahmen 2007 2008 2009 ODA (netto USD m) Bilaterale ODA nach Sektor (2008-2009) ODA (netto GINI) 723 85% 0.4% 972 92% 0.4% 1 060 83% 0.5% Privatzahlungen (netto) 5 914 3 112 1 861 Referenzziele 2007 2008 2009 Bevölkerung (Millionen) GINI-Koeffizient (Atlas USD) 44.4 4 070 45.0 4 610 45.7 4 930 80% 90% 100% Wirtschaftliche Infrastruktur Programm Assistenz Unspezifisch Die zehn größten Geberländer von Gross ODA (2008-09) 1. USA 2. Spanien 3. Deutschland 4. EU-Institutionen 5. Niederlande 6. Schweden 7. Frankreich 8. Kanada 9. Schweiz 10. Norwegen (USD m) 645 125 51 51 33 26 25 20 14 11 Bilateral ODA nach Sektor (2008-2009) 0% 10% Bildung Produktion Humanitäre Hilfe 20% 30% 40% Gesundheit & Bevölkerung Multisektor Andere 50% 60% Andere soziale Sektoren Programm Assistenz 70% 80% 90% 100% Wirtschaftliche Infrastruktur Schuldenabbau Quelle: OECD Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 13 Die Deutsche Botschaft Die Deutsche Botschaft in Bogotá Foto: Botschaft Die Deutsche Botschaft Bogotá vertritt die Bundesregierung in Kolumbien und in allen Fragen der Entwicklungszusammenarbeit das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie das Auswärtige Amt. Dies bedeutet, die Botschaft steuert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) vor Ort, führt den politischen Dialog mit der kolumbianischen Regierung und koordiniert die deutsche EZ mit den anderen Gebern der internationalen Gemeinschaft. Insofern nimmt das Referat für Entwicklungszusammenarbeit gleichzeitig eine Vermittlerrolle zwischen den kolumbianischen Partnern und den ihnen entsprechenden deutschen Behörden ein. Es ist Anlaufstelle für die interessierte Öffentlichkeit und die Medien aus Deutschland und Kolumbien. Das Referat begleitet nicht nur konzeptionell die Arbeit der deutschen EZ und ihrer verschiedenen Durchführungsträger, sondern auch die EZ der anderen bilateralen und multilateralen Institutionen vor Ort. Als übergreifende Aufgaben fallen in den Bereich der EZ die Vorbereitung und Mitdurchführung der EZ-Regierungsverhandlungen und -konsultationen, die Berichterstattung zu entwicklungspolitisch relevanten Themen, die Vertretung der Botschaft auf Konferenzen, Seminaren und anderen Veranstaltungen mit entwicklungspolitischem Bezug. Die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit definiert ihre Schwerpunkte in Regierungsabkommen, die zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kolumbien in den bereits angesprochenen Regierungsverhandlungen regelmäßig alle zwei Jahre überprüft und angepasst werden. Die letzten Verhandlungen fanden im Dezember 2010 statt. Neben dem bisherigen Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien, Friedensentwicklung und Krisenprävention, wurde ein neuer Schwerpunkt im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen vereinbart. Die direkten Verhandlungspartner der Botschaft und damit des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind das kolumbianische Außenministerium und die Präsidialbehörde „Acción Social“, mit denen alle Programme und Vorhaben koordiniert werden. Für die rückzahlbare Finanzielle Entwicklungszusammenarbeit sind das kolumbianische Finanzministerium und die Planungsbehörde DNP zuständig. Es können nur Projekte gefördert werden, die in den Regierungsverhandlungen vereinbart wurden. Die Durchführung der Entwicklungsprojekte überträgt die Bundesregierung den verschiedenen hochspezialisierten deutschen Durchführungsorganisationen, wie zum Beispiel der GIZ und der KfW. Weitere Aufgaben der Botschaft Bogotá sind die Beratung kolumbianischer Institutionen zu den Mechanismen der deutschen EZ, die Verwaltung des sogenannten Fonds für Kleinstprojekte der Technischen Zusammenarbeit, der im Rahmen der entwicklungspolitischen Vorgaben auf Antrag finanzielle Hilfen gewährt, Botschaftsprojekte der Humanitären Soforthilfe und die Wahrnehmung einer Schlüsselfunktion bei der Vergabe und Abwicklung insbesondere von EZ-bezogenen Stipendien der GIZ oder des DAAD. www.bogota.diplo.de 14 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Nothilfeprojekte der Deutschen Botschaft Bei extremen Naturereignissen hilft die humanitäre Sofort- und Katastrophenhilfe der Deutschen Botschaft Foto: dpa Die Deutsche Botschaft Bogotá und das Auswärtige Amt unterstützen humanitäre Sofort- und Katastrophenhilfe, insbesondere auch Hilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene bei extremen Naturereignissen. Dies sind Sofortmaßnahmen zur Minderung der Folgen einer akuten Notlage in Krisen oder nach Katastrophen. Humanitäre Hilfe ist grundsätzlich nur kurzfristig angelegt. Die Botschaft reagiert mit diesem Instrument schnell und zielgerichtet, um Menschenleben zu retten und menschliches Leid zu lindern. Humanitäre Hilfsmaßnahmen werden zusammen mit qualifizierten humanitären Hilfsorganisationen, die meist über eine lange professionelle Erfahrung und auch über eigene Mittel verfügen und ihrerseits regelmäßig mit lokalen Partnern zusammenarbeiten, direkt für die betroffenen Menschen geleistet. Zur Betreuung betroffener Familien in den Überschwemmungsgebieten der jüngsten „Ola Invierno“ wurden Hilfsprojekte in Höhe von 350.000 Euro bewilligt, weitere Anträge werden derzeit bearbeitet. Im Rahmen des Besuchs von Bundesaußenminister Westerwelle im Juli 2011 wurde die Bewilligung von 800.000 Euro an das IKRK verkündet. Überschwemmung in Timbiqui Foto: Deutsche Botschaft Anträge auf humanitäre Sofort- und Katastrophenhilfe sind direkt an die Deutsche Botschaft Bogotá zu senden. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 15 Kleinstprojekte der Technischen Zusammenarbeit Die Kleinstprojekte sind kleine Maßnahmen der Deutschen Botschaft, mit denen sie eigenverantwortlich, flexibel und schnell wirksame Hilfe leisten kann. Sie sollen auf punktuelle Notlagen der Bevölkerung reagieren und den Grundbedürfnissen der ärmsten Bevölkerungsschichten Rechnung tragen. Gefördert werden Kleinstprojekte, die durch einen einheimischen, qualifizierten Träger nicht selbst finanziert werden können. Der Kinderhort „Casita Dos“ befindet sich in Popayán, der Hauptstadt des Departements Cauca im Südwesten Kolumbiens und ist eines, von insgesamt drei Häusern, welche die Organisation Kinderhilfe für Kolumbien e.V. unterhält. Die vorhandenen sanitären Einrichtungen entsprachen bei weitem nicht den von den Behörden eingeforderten Standards und Notwendigkeiten. Mit Hilfe der Deutschen Botschaft konnte eine Teil-Renovierung durchgeführt werden. Nonnen des Ordens „Dominicas de la Presentación“ bilden die Stiftung Sainville, die seit ihrer Gründung Aktivitäten zugunsten der bedürftigen Bevölkerung des Stadtteils Usme in Bogotá durchführen. Die Deutsche Botschaft hat die Ausstattung einer Nähwerkstatt mit neun Nähmaschinen finanziert. Die Ausstattung der Nähwerkstatt war unter anderem Voraussetzung für die staatliche Anerkennung des Ausbildungsprogramms. Die Schule für Kunst und Beruf Santo Domingo wurde 1995 als gemeinnützige Einrichtung gegründet. Sie bietet Berufsausbildungen in den Handwerksberufen Silber- und Lederverarbeitung, Stickerei und Holzbearbeitung an. Die Deutsche Botschaft hat in der Schule einen Computerraum finanziert, der von allen vier Berufszweigen intensiv genutzt wird. Studenten bereiten am Computer ihr Design vor, erhalten Schulungen in Computerprogrammen und lernen sich im Internet zu präsentieren. Der Verein Asociación Centro Rural Sofia Koppel de Pardo wurde 1966 gegründet. Das Ausbildungszentrum bietet Kurse in verschiedenen Fachbereichen an. Die Zielgruppen sind alleinerziehende Mütter, Binnenvertriebene und in der ländlichen Region lebende Personen. Dank der von der Deutschen Botschaft finanzierten Ausstattung der Kochschule wurde der entsprechende Ausbildungskurs mit Zertifikat des staatlichen Ausbildungsprogramms SENA anerkannt. 16 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Staatliche Entwicklungszusammenarbeit KfW Entwicklungsbank: Über die KfW Wissenstransfer: Umweltschutz und Nachhaltigkeit KfW Entwicklungsbank: In der Jugend liegt die Zukunft ProFis: Engagement, Transitional justice und greifbare Resultate Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): Über die GIZ CERCAPAZ: Friedensentwicklung durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Gesellschaft FortalEsDer: Stärkung des Rechtsstaates ProDeMujer: Stärkung von Frauenrechten zur Gewaltprävention Fotos: GIZ CIM - Centrum für internationale Migration und Entwicklung: Ein Mensch kann den Unterschied machen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Zusammenarbeit für Umwelt und Gesundheit Physikalisch-Technische Bundesanstalt: Aufbau bedarfsgerechter und regional harmonisierter Qualitätsinfrastruktur in der Andenregion Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 17 KFW ENTWICKLUNGSBANK Über die KfW Entwicklungsbank Seit Ende 2010 bildet der Bereich „Umweltschutz“ einen eigenen Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Kolumbien Foto: KfW Entwicklungsbank In Kolumbien unterstützt die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des BMZ, Initiativen, die daran mitwirken, Konflikte im Land abzubauen sowie die natürlichen Ressourcen zu schützen. Alle Programme tragen dazu bei, dass sich die Lebensqualität der Menschen verbessert. Frieden ist die Voraussetzung für jede wirtschaftliche Entwicklung – deshalb setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit seit 2005 in Kolumbien auf den Schwerpunkt „Friedensentwicklung und Krisenprävention“. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt zum einen die Ausstattung von Armensiedlungen mit sozialer Infrastruktur wie Schulen und Sportplätzen. Zugleich werden direkt Mechanismen der zivilen Konfliktlösung vermittelt, etwa durch Trainingsmaßnahmen, in Jugendgruppen und in Beratungsstellen für Familien. Im ländlichen Raum spielt zudem der Erhalt der Lebensgrundlagen eine wichtige Rolle, denn ohne eine intakte Umwelt können die Menschen keine Lebensmittel zum Eigenbedarf und zum Verkauf anbauen. Die KfW Entwicklungsbank fördert daher Projekte zur Forstentwicklung, des nachhaltigen Kaffeeanbaus, der Stabilisierung des Wasserhaushaltes und Verringerung der Bodenerosion. Dadurch werden neue, umweltschonende Einkommensquellen für arme Familien geschaffen. Seit Ende 2010 bildet der Bereich „Umweltschutz“ einen eigenen Schwerpunkt in der Zusammenarbeit. Für Kolumbien ist dieser Bereich von großer Bedeutung, und umgekehrt ist das Engagement des Landes wichtig für den weltweiten Klimaschutz. Aktuell steht das Land vor mehreren Herausforderungen. Auf kommunaler Ebene soll die umweltrelevante Infrastruktur in den Bereichen der Müllentsorgung und der Abwassersysteme verbessert und ausgebaut werden. Es müssen Wasserverluste und der Gesamt-CO2-Ausstoß trotz wachsender Wirtschaft verringert werden. Die KfW Entwicklungsbank wird in diesem Bereich zentrale Investitionen fördern und die Durchführungsinstitutionen bei der Umsetzung beraten. Die kolumbianische Regierung will auch erneuerbare Energien ausbauen und Energie effizienter nutzen. In diesem Bereich besteht beispielsweise bei Stadtwerken vieler Städte und in der Stromwirtschaft ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland, an das mit den jahrelangen Erfahrungen der KfW bei ähnlichen Finanzierungen in Deutschland angeknüpft werden kann. www.kfw-entwicklungsbank.de 18 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien KfW Entwicklungsbank In der Jugend liegt die Zukunft Musik verbindet und setzt schöpferische Energie frei Foto: Rolf Rempel Kolumbien gehört weltweit zu den Ländern mit den meisten Binnenflüchtlingen. Schätzungsweise drei Millionen Menschen mussten ihre Dörfer vor Angriffen der Guerilla, Paramilitärs oder Drogenbanden verlassen. Viele von ihnen suchen an den Rändern der Großstädte eine neue Perspektive. So gehört Bogotá mit heute 6,8 Millionen Einwohnern zu den am schnellsten wachsenden Metropolen Südamerikas. Die Lage in den Armensiedlungen Bogotás ist oft katastrophal: es fehlt an grundlegender Infrastruktur wie einer intakten Wasserversorgung, sicheren Wegen, Freizeiteinrichtungen für Jugendliche sowie an Rechtssicherheit. Innerhalb der Siedlungen herrschen starke wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten. Die Folge ist eine sehr hohe Gewaltkriminalität. Jugend als Hoffnungsträger Jugendliche werden besonders oft zu Tätern und auch zu Opfern von Gewalt. Sie sind aber auch die Hoffnungsträger, die Kultur der Gewalt zu überwinden. Deshalb setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hier an: Jugendlichen eine Perspektive zu bieten und ihnen friedliche Wege der Konfliktaustragung zu vermitteln. Das Programm „Sur de Convivencia“ wird seit Januar 2009 gemeinsam mit der Stadtverwaltung Bogotá und den lokalen www.kfw-entwicklungsbank.de Bürgermeistereien durchgeführt und erreicht in den südlichen Stadtrandvierteln der Hauptstadt rund 600.000 Menschen. 35 Prozent sind jünger als 15 Jahre, weitere 19 Prozent zwischen 15 und 24 Jahre alt. In Jugendgruppen und Workshops lernen die Jugendlichen direkt, wie sie einen Konflikt friedlich lösen können. Sie werden beispielsweise zu freiwilligen Konfliktmittlern ausgebildet. Sportkurse bieten ihnen eine Alternative zur Straße und schulen zugleich faires Verhalten. Beim „Fußball für den Frieden“, das ohne Schiedsrichter gespielt wird, zählen beispielsweise nicht nur die geschossenen Tore, es gibt auch Punkte für erzielte Kompromisse. Jugendliche können ihre Lebenssituation mitgestalten, indem sie an der Stadtplanung beteiligt werden oder etwa beim Schulradio mitarbeiten. Beratungsstellen für Familien sollen die innerfamiliäre Gewalt eindämmen. In Berufsbildungszentren können Jugendliche Kurse absolvieren, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Flankiert wird dieser Ansatz von Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfelds wie Wegebau, Einrichtung von Sportplätzen, öffentlichen Anlagen, Fußgängerzonen und Parks. Kaffee statt Koka Das Programm „Forstwirtschaft als Produktionsalternative“ wird gemeinsam mit dem kolumbianischen Kaffeebauernverband, der Federación Nacional de Cafeteros de Colombia und dem Landwirtschaftsministerium durchgeführt und erreicht insgesamt rund 10.000 Familien (50.000 bis 60.000 Personen). Ziel des Programms ist es, Beschäftigungsmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung zu schaffen, um die Einkommen zu stabilisieren und zivile Strukturen zu fördern. So können legale und gewaltfreie Strukturen in einem konfliktreichen und gewaltbereiten Umfeld entstehen. Diese sind wiederum Voraussetzung für die Durchsetzung von Grundrechten und die Stärkung demokratischer Entscheidungsprozesse. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 19 Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Über die GIZ Die GIZ ist weltweit tätig. Fotos: GIZ Effizient, wirksam und partnerorientiert – so unterstützen wir Menschen und Gesellschaften in Entwicklungs-, Transformations- und Industrieländern dabei, eigene Perspektiven zu entwickeln und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Dafür steht die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie bündelt die Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen von Deutschem Entwicklungsdienst (DED) GmbH, Deutscher Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und InWEnt - Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH seit dem 1. Januar 2011 unter einem Dach. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist als Durchführungsorganisation im Auftrag der Bundesregierung tätig. Wichtigster Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Darüber hinaus ist die GIZ für weitere Bundesressorts – vor allem das Auswärtige Amt, das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung –, für Bundesländer und Kommunen sowie für öffentliche und private Auftraggeber im In- und Ausland tätig. Zu den letzteren gehören beispielsweise Regierungen anderer Länder, die Europäische Kommission, die Vereinten Nationen und die Weltbank. Als Durchführungsbundesunternehmen unterstützen wir die Bundesregierung bei der Erreichung ihrer Ziele in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. Weltweit aktiv sind wir außerdem in der internationalen Bildungsarbeit. Wir beraten unsere Auftraggeber und Partner in strategischen und konzeptionellen Fragen, vermitteln integrierte und rückkehrende Fachkräfte und fördern die Netzwerkbildung und den Dialog von Akteuren der Internationalen Zusammenarbeit. Die Weiterbildung unserer Partnerfachkräfte ist dabei ein wesentlicher Bestandteil unseres Angebots. Die GIZ ist in mehr als 130 Ländern weltweit aktiv. In Deutschland ist das Unternehmen in nahezu allen Bundesländern präsent. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Bonn und Eschborn. Weltweit beschäftigt die GIZ etwa 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Kolumbien führt die GIZ im Auftrag der Bundesregierung Programme und Projekte zur Friedensentwicklung und Stärkung der Justiz durch. Ein neuer Schwerpunkt im Umweltbereich wird zur Zeit aufgebaut. www.giz.de 20 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) CERCAPAZ - Friedensentwicklung durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Gesellschaft CERCAPAZ stärkt die zivilgesellschaftliche und staatliche Leistungsfähigkeit für eine friedliche Konfliktbeilegung Foto: GIZ Klientelismus, Korruption, Kämpfe mit illegal bewaffneten Gruppen, Drogenanbau und Vermarktung sowie die Verstrickung staatlicher Akteure in die seit vielen Jahrzehnten andauernde Gewaltdynamik in Kolumbien haben zum einen die Leistungsfähigkeit des Rechtsstaates nachhaltig geschwächt und zum anderen das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat und seine Organe erschüttert. Aufgrund der seit Generationen andauernden Auseinandersetzungen, ist Gewalt als probates Mittel der Konfliktlösung allgemein verbreitet. Die Menschen haben demokratische und konstruktive Konfliktlösungsmechanismen nur unzureichend gelernt, was sich in allen Bereichen des täglichen Lebens bis in die Familien hinein bemerkbar macht. Zahlreiche gesellschaftliche und staatliche Friedensinitiativen engagieren sich zwar gegen die Veralltäglichung der Gewalt, sind jedoch kaum miteinander vernetzt und lernen nicht voneinander. Für eine nachhaltige Friedensentwicklung müssen daher Allianzen zu einer effektiveren Zusammenarbeit von staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren geschaffen und intensiv gefördert werden. Dies ist ein Ziel des Programms CERCAPAZ (Friedensentwicklung durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Gesellschaft). Ein weiteres Ziel des Programms, das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt wird, ist die Förderung einer transparenten, nachhaltigen und auf Vertrauen www.giz.de / www.Cercapaz.org basierenden Zusammenarbeit zwischen Bürgern, zivilgesellschaftlichen Gruppen und staatlichen Organen. Um das zu erreichen werden unter anderem die Beteiligung an demokratischen gesellschaftlichen Prozessen, wie z.B. eine partizipative Gemeindeplanung sowie eine effizientere Rechenschaftslegung von Seiten der öffentlichen Verwaltung gefördert. Das Programm CERCAPAZ arbeitet sowohl auf lokaler wie regionaler Ebene in zwei Schwerpunktregionen (der Kaffeezone und im Nordosten des Landes) als auch auf nationaler Ebene mit zahlreichen Akteuren und Gruppen zusammen. Darunter u.a. Friedensinitiativen, Frauen- und Jugendorganisationen, Gemeindeund Landesverwaltungen, Privatwirtschaft und Ministerien. Möglichst alle gesellschaftlich relevanten Akteure werden in die Umwandlungsprozesse der vielschichtigen Konflikte mit einbezogen und in ihren jeweiligen Rollen gestärkt. Neue und innovative Wege der Konfliktaustragung und -beilegung werden aufbereitet, so dass sie in Politikvorschläge einfließen, die wiederum in die Entwicklungspläne und Strategien von Gemeinden bis hin zur Nationalregierung eingebracht werden. Zum Beispiel haben ausgewählte Gemeinden bei der Erstellung ihrer vierjährigen Entwicklungspläne zum ersten Mal Themen wie Versöhnung, Gleichberechtigung und Friedensentwicklung als Ziele festgelegt. CERCAPAZ fördert außerdem die nachhaltige Entwicklung einer individuellen Friedens- und Bürgerkultur. Dazu gehören Fortbildungsmaßnahmen zur gewaltfreien Konfliktlösung und die Unterstützung von Initiativen, die Versöhnung, Gleichberechtigung und Integration der vom Konflikt gefährdeten und betroffenen Bevölkerungsgruppen fördern. Einige Erfolge in Zahlen • In ihren Gemeindeentwicklungsplänen integrieren 70 % der 27 betreuten Gemeinden den Schwerpunkt Frieden, Inklusion und Gleichberechtigung. • Teilnahme von bislang 2000 Schülern in 30 Gemeinden an Finanzprüfungen von öffentlich geförderten Organisationen; • Bildung eines nationalen Netzwerkes mit derzeit 15 Bürgermeisterinnen; • Seit 2008 wurden im Rahmen des UnternehmerFriedenspreises 86 Friedensinitiativen vorgestellt. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 21 Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) FortalEsDer: Stärkung des Rechtsstaates ProDeMujer - Stärkung von Frauenrechten zur Gewaltprävention Frauenrechten zur Gewaltprävention Die Verfassung von 1991 kennzeichnet Kolumbien als sozialen Rechtsstaat. Dessen Kernbestandteile sind die Sicherung des (Rechts-)Friedens und der Schutz vor willkürlichem Staatshandeln. Hier setzt das Vorhaben „Stärkung des Rechtsstaates“ an. Es stärkt die Kontrolle der Exekutive durch externe Organe und die Justiz. Zurzeit klafft noch eine erhebliche Lücke zwischen dem verfassungsmäßigen Anspruch auf effektiven staatlichen Schutz vor Rechtsverletzungen durch die kolumbianische Verwaltung und der Wirklichkeit. Besonders betroffen davon sind die Opfer des bewaffneten Konflikte. Ursachen hierfür sind noch zu beseitigende Schwächen des Justizwesens und der staatlichen Kontrollorgane, die uneinheitliche Anwendung von Recht sowie das Fehlen einer vorausschauenden Rechts- und Justizpolitik. Dem Einzelnen ist es weitgehend verwehrt, seine Rechtsansprüche in einem geregelten Verfahren durchzusetzen. Die rechtliche Funktion der Reduzierung von Konflikten zwischen individuellen und gesellschaftlichen Interessen geht dadurch verloren. Das im Auftrag des BMZ durchgeführte Vorhaben setzt an vier relevanten Bereichen an: 1. Festigung und Förderung institutioneller Effizienz von Justiz und der Kontrollorgane (Ombudsperson und Generalanwaltschaft); 2. Außergerichtliche Schlichtung von Verwaltungsstreitigkeiten; 3. Ausbildung einer proaktiven Rechts- und Justizpolitik/ Rechtsglobalisierung; 4. Transitionsjustiz. Einige Erfolge in Zahlen: Steigerung abgeschlossener Verfahren im 3. Senat des Obersten Verwaltungsgerichts um knapp 10% (von 425/2008 auf 466/2009). Bei der Generalanwaltschaft wurden 2009 rund 61.000 Schlichtungsverfahren beantragt. Davon konnten 2009 bereits 68 % abgeschlossen werden. In Kolumbien sind zwischen drei und viereinhalb Millionen Menschen aufgrund des langjährigen internen bewaffneten Konfliktes aus ländlichen Regionen in die großen Städte vertrieben worden. Sie gelten daher als sogenannte „Binnenvertriebene“. Aufgrund besonders schwieriger Lebensbedingungen sind insbesondere binnenvertriebene Frauen stark gefährdet, Opfer von physischer, sexueller und intrafamiliärer Gewalt zu werden. Ihre Möglichkeiten der Partizipation sind häufig sehr begrenzt. Diejenigen, die sich aktiv für die Rechte von Frauen und von Binnenvertriebenen einsetzen, werden bedroht und sehen sich gezwungen, ihr Engagement wieder einzustellen. Aus diesem Grunde ordnete das Oberste Verfassungsgericht 13 staatliche direkt an Frauen gerichtete Sonderprogramme an und erließt eine Verfügung zur Berücksichtigung der Rechte und Bedürfnisse binnenvertriebener Frauen. Eines davon ist das vom Projekt ProDeMujer unterstützte Programm zur Förderung der Teilhabe vertriebener Frauen und Prävention der Gewalt gegen Frauenrechtsaktivistinnen. Dieses Projekt unterstützt die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). Einige Erfolge in Zahlen: Während der ersten Monate (seit August 2010) konnte ein wesentlicher Beitrag zu partizipativen Planungsprozessen des Programms zur Förderung der Teilhabe vertriebener Frauen und Prävention der Gewalt gegen Frauenrechtsaktivistinnen in Bogota und in Cartagena geleistet werden. Zudem ist eine Erhöhung der Bereitschaft der zuständigen staatlichen Institutionen zur Umsetzung des Programms in insgesamt 12 Regionen des Landes festzustellen. 22 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Umweltschutz und Nachhaltigkeit Wissensvermittlung im Technologiepark in Huila. Foto: Tobias Käufer Die Internationale Weiterbildung und Entwicklung ist eine Schwerpunktaufgabe der GIZ. Sie macht internationales Wissen in Entwicklungs- und Transformationsländern verfügbar. Die Programme tragen dazu bei, dass die Teilnehmer/innen handlungsfähiger werden. Es werden interdisziplinäre Managementtechniken sowie internationales und interkulturelles Know-how vermittelt. Ein konkretes Beispiel an dem die nachhaltige Entwicklungsarbeit deutlich wird, ist das Engagement im Technologieparks in Huila. In Zusammenarbeit mit dem „Servicio Nacional de Aprendizaje“ (SENA), einer Behörde die sich für die Fort- und Weiterbildung vor allem von Menschen aus einkommensschwachen Regionen einsetzt, entstand hier ein Wissensvermittlungszentrum für erneuerbare Energien. Im Zentrum der Ausbildung steht das Thema Sonnenergie. Der Technologiepark in Huila gilt als Vorzeigemodell in Lateinamerika, sein www.giz.de Schulungsgebäude wird komplett von Solarenergie betrieben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterbildung im Themenbereich Energieeffizienz. Das moderne Gebäude entstand auf Basis bioklimatischer Architektur, die trotz der enorm hohen Durchschnittstemperaturen von über 32 Grad Celsius den Einsatz von Klimaanlagen überflüssig macht. Ausgeklügelte Belüftungstechniken sowie die Verwendung von natürlichen Baumaterialien helfen somit maßgeblich, den Energiebedarf deutlich zu senken. Der Technologiepark in Huila ist offen für alle Kolumbianerinnen und Kolumbianer, die an der Entwicklung von Ideen zu einer sauberen Energie der Zukunft interessiert sind. Die Teilnahme ist kostenlos. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 23 ProFis Engagement, Transitional justice und greifbare Resultate Schwierige Ermittlungsarbeit am Tatort Foto Jesus Abad Colorado Die juristische Aufarbeitung der enormen Menschenrechtsverletzungen, die im Laufe des seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konfliktes zwischen kolumbianischem Militär, paramilitärischen Einheiten und Guerillagruppen begangen wurden, ist eine zentrale Herausforderung für Kolumbien. Den rechtlichen Rahmen für die Aufklärung der Verbrechen von bisher 55.000 Demobilisierten bietet das 2005 verabschiedete Gesetz „Gerechtigkeit und Frieden“ (Justicia y Paz). Im Auftrag des Auswärtigen Amtes beraten seit 2008 Andreas Forer und sein Team, bestehend aus nationalen und internationalen Experten aus Justiz, Polizei, Politik und Wissenschaft, die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft in der Anwendung und Umsetzung des Gesetzes. Kolumbien verfolgt mit diesem Balanceakt zwischen Gerechtigkeit und Frieden einen beispielhaften Prozess einer Übergangsjustiz (Transitional justice), die zur Aussöhnung von Tätern und Opfern sowie zur Bewältigung der gewalttätigen Vergangenheit des Landes beitragen soll. Das Gesetz sieht eine alternative Strafverfolgung für Ex-Mitglieder illegaler, bewaffneter Gruppen vor, wenn diese umfassende Geständnisse ablegen, aktiv an der Verbrechensaufklärung mitwirken, illegal erworbene Besitztümer abgeben und den Opfern eine Wiedergutmachungszahlung leisten. Im Austausch für die Erfüllung dieser Voraussetzungen wird den Tätern als Vergünstigung eine verhältnismäßig geringe, nicht höher als achtjährige Freiheitsstrafe, gewährt. Dimensionen sind immens Die Dimensionen, mit denen die kolumbianischen Behörden im Rahmen des Prozesses „Justicia y Paz“ konfrontiert werden, sind immens: etwa 4.300 der 55.000 demobilisierten Kämpfer befinden sich im Prozess des Gesetzes, wollen aussagen oder haben bereits Geständnisse abgelegt; über 52.000 Straftaten wurden gestanden und mehr als 300.000 Opfer und Opferangehörige sind registriert. Das Engagement der Bundesrepublik Deutschland für den kolumbianischen Übergangsjustizprozess spiegelt sich in der Vielzahl relevanter Themenbereiche und Beratungsmaßnahmen des Vorhabens ProFis wider. Das Team von Andreas Forer unterstützt die Sondereinheit „Justicia y Paz“ der kolumbianischen Generalstaatsanwaltschaft in der Optimierung operativer und juristischer Verfahrensabläufe, der Dezentralisierung der Ermittlungsbemühungen mithilfe mobiler Anhörungssäle sowie einer Optimierung der vorhanden Ressourcen. Eine zentrale Rolle kommt hier der Fort- und Weiterbildung von Staatsanwälten, Ermittlungsbeamten und Fachkräften der Justizbehörden zu, die nicht nur in der Anwendung des Gesetzes geschult werden. Beispielsweise entwarf ProFis angesichts der bestehenden Wissens- und Verfahrensdefizite im Bereich von Sexualstraftaten sowie wegen der Verkennung der Systematik derartiger Übergriffe im Konflikt maßgeschneiderte Fortbildungsmaßnahmen für diese wichtige und oft vernachlässigte Thematik. Das Vorhaben der Staatsanwaltschaft, für das Frühjahr 2011 die erste Anklage eines paramilitärischen Kommandanten wegen Sexualdelikten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorzulegen, ist deutliches Zeichen für den Beratungserfolge und Ergebnisse des Vorhabens. Darüber hinaus realisiert ProFis Fortbildungen im Themenbereich „Kindersoldaten“, bei denen den Ermittlungsbeamten und Staatsanwälten spezielle Herangehensweisen für die Vernehmungen Minderjähriger, sei es in Opfer- wie auch Täterfunktion näher gebracht werden. Neben Organisationsentwicklung der Staatsanwaltschaft wird die effiziente Zusammenarbeit der verschiedenen am Prozess beteiligten Institutionen lanciert und erstmalig Prozess- und Maßnahmenverantwortlichkeiten bestimmt. Seminare und Kongresse finden aber auch für „fachfremdes“ Publikum statt, wie zum Beispiel für Journalisten. Ziel ist es dabei, Defizite im Verständnis des kolumbianischen Friedensprozesses zu beheben und somit eine Basis für eine bessere und kompetentere Berichterstattung zu schaffen. 24 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Zur Stärkung der Rechte der vom Konflikt besonders betroffenen Mitglieder verletzlicher Bevölkerungsgruppen, wie der indigenen oder afrokolumbianischen Bevölkerung, erarbeitete ProFis zusammen mit der Staatsanwaltschaft und externen Experten erstmalig Richtlinien zum differenzierten Umgang mit diesen Bevölkerungsteilen Kolumbiens, um sie stärker in den Übergangsjustizprozess einzubinden. Auch wird die für Strafverfolgung und Angehörige gleichsam bedeutende Identifizierung der sterblichen Überreste von mehr als 3.000 Opfern unterstützt. Das Projekt wirkt, in Abstimmung mit anderen Kooperationspartnern, im Bereich der Exhumierungen und DNS-Identifikation mit, fördert diese durch Sachmittel und hat nicht zuletzt durch unter Vertrag genommene Experten aus BosnienHerzegowina zu einem Know-how-Transfer und einer Steigerung der Zahl der identifizierten Leichen beigetragen. Ermittlungsakten und staatsanwaltschaftliche Dokumente zu Entstehung, Aktionsradius, Struktur, begangenen Straftaten, finanziellen Ressourcen, Befehlsstruktur und Rekrutierungsmodi umfassen nach fünf Jahren Arbeit ein Volumen von geschätzten drei Millionen Vorgängen in 59 Ermittlungseinheiten. Mithilfe der Experten von ProFis wurden Standards und Empfehlungen zur Archivierung, Organisation und Konservierung von Akten von historischer Bedeutung entwickelt und erstmals in einem zentralen Regelwerk zusammengefasst. Durch das inhaltliche Engagement des Projektes hat sich die Zahl der Anklagen erheblich erhöht und deren Qualität nachhaltig verbessert. Als besondere Herausforderung im Jahr 2011 erwartet ProFis einen relevanten Beitrag zur Reform des Gesetzes „Justicia y Paz“ zu leisten, das kolumbianischen Justiz- und Innenministerium in der Ausgestaltung einer Wahrheitskommission konzeptionell zu beraten und die Fortsetzung seiner bestehenden Erfolgsbilanz. ProFis ist ein Vorzeigeprojekt der Deutschen Botschaft in Bogotá. Proyecto Fiscalía ProFis (Proyecto Fiscalía) ist ein Projekt der Deutschen Botschaft in Bogotá, realisiert durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Auf Grund seiner Erfolge im kolumbianischen Übergangsjustizprozess wurde das Vorhaben 2009 auf Anfrage der kolumbianischen Generalstaatsanwaltschaft und in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt um weitere zwei Jahre verlängert. www.profis.com.co Andreas Forer, Direktor ProFis Auf Anfrage des kolumbianischen Generalstaatsanwaltes an die Deutsche Botschaft in Bogotá entsandte das Auswärtige Amt im November 2006 Andreas Forer als Experten für intenationales Strafrecht nach Kolumbien, zunächst um die Möglichkeiten und Grenzen einer Unterstützung bei der Anwendung des Gesetztes Justicia y Paz zu bewerten. Aufgrund der positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Sondereinheit Justicia y Paz beriet Andreas Forer bis Februar 2008 als „eingebetteter“ Experte die kolumbianische Staatsanwaltschaft bei komplexen Tatbestände des internationalen Strafrechts wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit war die Definition und Verfahrensoptimierung der sog. Versiones Libres - der Anhörung demobilisierter Paramilitärs - in Zusammenhang mit Vernehmungstechniken, Subsumierung der Aussagen unter einem Straftatbestand und die Sonderregelung der Opferbeteiligung im Rahmen dieses Übergangsjustizprozesses – dies u.a. in Verfahren gegen Führungsverantwortliche der AUC, wie beispielsweise Salvatore Mancuso. Mit dem Ziel, Beratungsmaßnahmen effektiver und nachhaltiger zu gestalten, entstand 2007 in Abstimmung mit der Deutschen Botschaft in Bogotá der Gedanke, bisherige Beratungserfahrungen und – ergebnisse unter Einbeziehung weiterer Kompetenzen zu einem eigenständigen Projektvorhaben zu erweitern. Das Projekt ProFis nahm im Februar 2008 seine Arbeit zur Unterstützung des kolumbianischen Friedensprozesses im Kontext des Gesetzes Justicia y Paz auf. Avisiert auf eine Dauer von zwei Jahren, wurde das Projekt 2009 durch das Auswärtige Amt um weitere zwei Jahre verlängert. Laufbahn: Studium der Rechtswissenschaften in Hannover und Madrid, Magister in Europarecht. Bisherige Tätigkeiten umfassten Wahlbeobachtung und Koordination für das Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODHIR) der OSZE in Kasachstan 2005, Aserbaidschan 2003, Montenegro 2002, Kosovo und Wien 2001. Direktor des Regionalbüros IOM, Islamabad, Pakistan für die Präsidentschaftswahlen in Afghanistan 2004 und Wahlen der Irakischen Nationalversammlung 2005. Wahlbeobachtungen für die Europäische Union in Ecuador 2007 und Koordinator der Internationalen Mission für Wahlen im Irak (IMIE) 2005. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 25 CIM - Centrum für internationale Migration und Entwicklung Ein Mensch kann den Unterschied machen Eine CIM-Fachkraft in Kolumbien: Matthias Jäger. Foto: CIM Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) ist der Personalvermittler der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und bietet zwei Programme an: Das Programm „Integrierte Fachkräfte (IF)“ vermittelt deutsche und europäische Experten für temporäre Einsätze an Arbeitgeber in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Programm „Rückkehrende Fachkräfte (RF)“ unterstützt CIM ausländische Fachkräfte, die nach einem Studium, einer Ausbildung oder Arbeitstätigkeit in Deutschland in ihren Herkunftsländern eine entwicklungspolitisch bedeutsame Position übernehmen möchten. In Kolumbien engagiert sich CIM im Schwerpunkt „Friedensentwicklung und Konfliktprävention“ im Rahmen des Programms „Integrierte Fachkräfte“ in zwei Themenbereichen. Im ersten Themenbereich geht es dabei darum, nichtstaatliche Organisationen bei der Erforschung und Entwicklung praxisrelevanter Ansätze zur Friedensentwicklung und Konfliktprävention zu unterstützen. In diesem Zusammenhang berät eine IF die Nichtregierungsorganisation CODHES in ihrem Bestreben, Binnenvertriebenen mit Behinderung in nationalen Betreuungs- und Präventionsstrategien eine Stimme zu geben. Ab 2011 wird eine IF die Universidad Autónoma de Manizales beim Aufbau eines Kompetenzzentrums zu Friedensentwicklung unterstützen. Daneben engagiert sich CIM mit zwei IF beim Aufbau eines Ausbildungssystems für Orthopädietechniker bei Don Bosco sowie beim SENA. Im Schwerpunkt Umwelt fördert CIM Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen. Auf regionaler und internationaler Ebene unterstützt CIM seit mehreren Jahren Agrarforschungsinstitutionen bei der Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion traditioneller Pflanzenarten und bei der Erhaltung der Biodiversität. Bei der Verbesserung einer alternativen, ökologischen ländlichen Produktion wird die lokale NRO CONSORNOC mit einer IF gefördert. Unterstützt wird aber auch das nationale Umweltsystem Kolumbiens auf der Ebene der mittleren Umweltbehörden (CAR) der Departements und dessen Dachverbands ASOCARS. Im Programm „Rückkehrende Fachkräfte“ leisten rückkehrende Kolumbianer dank ihres Fachwissens, ihrer interkultureller Kompetenz, Mehrsprachigkeit und internationalen Kontakten einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung ihres Heimatlandes. Kolumbien ist eines der Schwerpunktländer des Programms in Lateinamerika. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die signifikante Diaspora in Deutschland. Derzeit werden sechs RF in Kolumbien durch CIM unterstützt. Gemeinsam mit den zwei IF bei CORPONOR begleitet CIM die Umweltbehörde auch durch eine RF, die an der Entwicklung eines Aufklärungs- und Beratungszentrums zum Thema Umweltschutz und Ressourcenmanagement arbeitet. Auf diesem Wege profitiert CORPONOR von der Verzahnung beider CIM-Programme: Fachwissen aus Deutschland und interkulturelle Kompetenz sowie das Wissen über der kolumbianischen Sensibilitäten und Arbeitsabläufe. Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) ist der Personalvermittler der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Als Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der Bundesagentur für Arbeit (BA) verbindet CIM entwicklungspolitisches Know-how und arbeitsmarktpolitische Expertise. CIM bietet mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zwei Programme an: Das Programm Integrierte Fachkräfte vermittelt deutsche und europäische Experten für temporäre Einsätze an Arbeitgeber in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Programm Rückkehrende Fachkräfte unterstützt CIM ausländische Fachkräfte, die nach einem Studium, einer Ausbildung oder Arbeitstätigkeit in Deutschland in ihren Herkunftsländern eine entwicklungspolitisch bedeutsame Position übernehmen möchten. www.cimonline.de 26 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Zusammenarbeit für Umwelt und Gesundheit Goldaufbereitung im Kleinbergbau bei California (Bucaramanga/Kolumbien) Foto: BGR Über Jahrzehnte hinweg war der Rio Suratá, der die Millionen-Metropole Bucaramanga in Kolumbien mit Trinkwasser versorgt, stark mit Schadstoffen belastet. Diese Verschmutzung war die Folge eines oberhalb von Bucaramanga, in zwei Kommunen (Vetas und California) stattfindenden Kleinbergbaus auf Gold, der Quecksilber und Cyanid einsetzt. Diese gefährlichen toxischen Substanzen stellen nicht nur eine starke gesundheitliche Gefährdung dar, sondern führten zeitweilig auch zu Fischsterben und zur Schließung der Trinkwasserentnahme aus dem Río Suratá. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und ihre Partnerinstitution, die regionale Umweltbehörde CDMB von Bucaramanga, (Corporación Autónoma de la Defensa de la Meseta de Bucaramanga) führen gemeinsam seit 1997 das Projekt „Abbau von Umweltbelastungen durch Kleinbergbau in Bucaramanga“ durch. Weitere Partner sind die städtischen Wasserwerke von Bucaramanga (AMB, Acueducto Metropolitano de Bucaramanga) und die Regionalregierung von Santander sowie auch die regionale kolumbianische Bergbau-Fachbehörde. Um die Bergleute zu neuen, umweltverantwortlichen Arbeitsweisen zu bewegen, arbeitet das Projekt mit den Bergbau-Treibenden, deren Zweckverbänden und den Gemeinden Vetas und California am Río Suratá zusammen. Dabei werden die Bergleute und ihre Familien nicht nur über die Umwelt- und Gesundheitsprobleme, die www.bgr.bund.de durch den unsachgemäßen Einsatz von Quecksilber (Hg) und Cyanid (CN) entstehen, aufgeklärt, sondern die traditionellen Goldaufbereitungsmethoden der Kleinbergleute werden auf umweltschonendere Verfahren ausgerichtet. Die BGR informiert ferner auch über die genaue Handhabung der Quecksilber-Retorte und entwickelt Finanzierungsmodelle für moderne, umweltgerechte Aufbereitungsmethoden. Dabei werden einerseits über die Verbesserung des Goldausbringens vermehrt wirtschaftlichen Anreize geschaffen und andererseits die Schadstoffbelastungen für Mensch und Umwelt verringert. Des Weiteren unterstützt die BGR die Organisationsentwicklung der Partnerinstitutionen und der Bergbauverbände. Die Projektexperten führen im Rahmen eines umfangreichen Ausund Fortbildungsprogrammes gesundheitliche Aufklärungskampagnen mit dem Ziel durch, das Bewusstsein der Bergleute im Umgang mit Quecksilber und Cyanid zu schärfen und Verhaltensänderung zu bewirken. Umweltschonendere Verfahren Definiertes Ziel des Projektes ist es, die CDMB und deren technisches Personal zu befähigen, die Kleinbergbauleute und deren Verbände soweit zu beraten, dass diese umweltschonendere Goldgewinnungsverfahren einsetzen und damit die weitere Verschmutzung des Río Suratá vermeiden bzw. die Trinkwasserentnahme aus dem Río Suratá nicht gefährden. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 27 Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) „Aufbau bedarfsgerechter und regional harmonisierter Qualitätsinfrastruktur in der Andenregion“ Metrologie – die Kunst des richtigen und zuverlässigen Messens Foto: PTB Das Wirtschaftswachstum in der Andenregion ist stark vom Handel innerhalb der Region sowie mit anderen Regionen wie den USA, der EU und Asien abhängig. Um Kolumbiens Zugang zu regionalen und internationalen Märkten zu stärken, braucht es neben politischem Willen und Vereinbarungen (einschließlich internationaler Handelsabkommen) auch die notwendigen technischen Rahmenbedingungen: Unternehmen müssen nachweisen können, dass ihre Produkte und Dienstleistungen ökologische, hygienische und Sicherheitsstandards einhalten sowie die Qualitätskriterien der Zielmärkte erfüllen. Die dazu notwendigen technischen Nachweise werden durch Institutionen der Qualitätsinfrastruktur (QI, zuständig für Messen, Normen, Prüfen, Qualitätsmanagement, Akkreditierung und Zertifizierung) erbracht. Gemeinsam mit den Ländern der Andengemeinschaft CAN (Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru) führt die PTB seit 2009 ein Projekt durch, das die nationalen Qualitätsinfrastrukturen dazu befähigt, langfristig genau diesen Service den Unternehmen in der Region anbieten zu können. Zurzeit entwickeln sich die nationalen QI-Systeme der Andengruppe noch weitestgehend losgelöst voneinander, ohne die Möglichkeiten einer regionalen Arbeitsteilung wahrzunehmen. Ziel dieser TZ-Maßnahme ist daher eine „erhöhte Leistungsfähigkeit der nationalen Qualitätsinfrastrukturen und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen ihnen“, um so die „regionale Verfügbarkeit von kompetenten, nachfrageorientierten und international anerkannten Dienstleistungen“ zu steigern. Hierfür arbeitet die PTB zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Institutionen der nationalen Qualitätsinfrastrukturen, regionalen und nationalen Organisationen der befassten Wirtschaft (Kammern und Verbände) sowie themenrelevanten Institutionen der Andengemeinschaft. Projektträger ist das Generalsekretariat der Andengemeinschaft CAN (Comunidad Andina); das Projekt ist angesetzt mit einer Gesamtlaufzeit von 6 Jahren. Anhand von Wertschöpfungsketten soll gezielt der Bedarf an QI-Dienstleistungen für die Herstellung ausgewählter Produkte identifiziert werden, um langfristig die Qualität kolumbianischer Exportgüter anzuheben, zu sichern und technische Handelshemmnisse zu überwinden. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sowie der Stärkung des Privatsektors in Kolumbien und der gesamten Andenregion geleistet. Insgesamt hat die weltweite Vernetzung der Qualitätsinfrastrukturen vor allem ein Ziel: die internationale Harmonisierung der Qualitätsinfrastrukturen. Denn erst wenn ein Kilogramm wirklich überall ein Kilogramm ist und eine Sekunde eine Sekunde, erst dann ist eine vertrauenswürdige Basis für einen weltweiten Austausch von Waren und Dienstleistungen gegeben. Handlungsfelder in Kolumbien • Verbesserung des Fachwissens der Institutionen der Qualitätsinfrastruktur • Ausbau der QI-Dienstleistungen entsprechend der Bedürfnisse der kolumbianischen Wirtschaft • Beratung und Fortbildung bei der Umsetzung internationaler Vereinbarungen • Harmonisierung von Normen, technischen Vorschriften und Prüfverfahren in der Region zur Stärkung von Handelskapazitäten www.ptb.de/q5 28 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Die Politischen Stiftungen Foto: dpa FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG (FESCOL): Frieden im Krieg – Nationaler Friedenspreis 2010 vergeben HANNS-SEIDEL-STIFTUNG (HSS): Tag der offenen Tür im kolumbianischen Kongress KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG (KAS): Unterstützung der Friedensinitiative der katholischen Kirche Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 29 Friedrich-Ebert-Stiftung (FESCOL) Frieden im Krieg – Nationaler Friedenspreis 2010 vergeben Gewinner des Nationalen Friedenspreises 2010: Asociación Campesina del Valle del Río Cimitarra Foto: Fescol Am 24. November 2010 wurde in Bogotá zum 12. Mal der Nationale Friedenspreis verliehen. Neben der Friedrich Ebert Stiftung en Colombia (Fescol) zählen zu den Stiftern das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, die Tageszeitung El Tiempo, die Wochenzeitschrift Semana sowie der Fernseh- und Radiosender Caracol. Die Auszeichnung wird jährlich vergeben, um Frieden, Menschlichkeit, Solidarität und Verständigung zwischen den Kolumbianern zu fördern. Er wurde 1999 von Fescol aus der Taufe gehoben und wird seitdem an Organisationen und Personen vergeben, die auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene für Frieden und eine Lösung des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien arbeiten. Voraussetzung ist dabei, dass die Aktionen in Konfliktzonen stattfinden; auf eine breite soziale Beteiligung zählen; als Modell für andere Regionen dienen können; einen Beitrag zum Frieden in den Bereichen Aussöhnung, dokumentarische Vergangenheitsaufarbeitung, Antidiskriminierung, Hilfe für Opfer der Gewalt oder Wiederaufbau der durch den Konflikt zerstörten sozialen Netze und Beziehungen der kolumbianischen Gesellschaft darstellen; und längerfristiges Bestehen , welches ihre Wirkung nachweisbar und nachhaltig erkennbar macht. Eine neunköpfige Jury von Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft entscheidet über die Vergabe des Preisgeldes in Höhe von 70 Mio Pesos (ca. 28.800 Euro). Den Friedenspreis 2010 teilen sich die Asociación Campesina del Valle del Río Cimitarra und die Fundación Social Macoripaz, die aus den 114 eingegangenen Vorschlägen ausgewählt wurden. Die Asociación Campesina del Valle del Rio Cimitarra ist eine in der traditionell von Gewalt heimgesuchten Region des mittleren Magdalenatals ansässige Organisation, die seit den 90er Jahren für die Sicherung der nachhaltigen Entwicklung von 25.000 Kleinbauern im Tal des Cimitarra-Flusses arbeitet. Sie teilt sich den Preis mit der Fundación Social Macoripaz aus dem Departement Chocó, dem ärmsten und in seiner großen Mehrheit von afrokolumbianischer Bevölkerung bewohnten Departement Kolumbiens. Die Organisation wurde 2003 in der Gemeinde Riosucio von Frauen gegründet, die zuvor ihre Männer durch den bewaffneten Konflikt verloren hatten und die aus ihren Dörfern vertrieben worden waren. Angesichts des Fehlens eines Bildungssystems für die Kinder, des Verlustes ihrer Lebensgrundlagen und wirtschaftlicher Perspektiven widmet sich die Fundación Social Macoripaz der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde durch die Gründung von Kleinstbetrieben, durch Ausbildungsangebote für die Kinder sowie kulturelle und sportliche Aktivitäten. Den außer Konkurrenz vergebenen Ehrenpreis erhielten 2010 die Bischöfe von Sincelejo, Nel Beltrán, von Tunja, Luis Augusto Castro, und von Magangué, Leonardo Gómez Serna, für ihr Wirken zum Schutz der Menschrechte und für Versöhnung in Kolumbien. Der Nationale Friedenspreis ist ein Beispiel für Allianzen zwischen Organisationen der kolumbianischen Zivilgesellschaft und der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, an denen Fescol beteiligt ist oder die von Fescol initiiert wurden. Andere Kooperationen umfassen Colombia Lider, ein Projekt zur Evaluierung lokaler und regionaler Regierungsführung, und VoteBien.com, eine Website mit Informationen über die Wahlen und zur staatsbürgerlichen Aufklärung. Beide Kooperationen leisten Beiträge zur Transparenz und Reform der öffentlichen Verwaltung und des politischen Systems Kolumbiens. Verdad Abierta, eine Website die der Aufarbeitung der Geschichte des bewaffneten Konfliktes Kolumbiens gewidmet ist, fördert Wahrheitsfindung, Justiz, Wiedergutmachung und Aussöhnung im kolumbianischen Konflikt und Friedensprozess. Das Forum Nacional Ambiental, ebenfalls eine Kooperation verschiedener nationaler und internationaler Organisationen, ist eine Plattform zur Diskussion und Förderung von umweltpolitisch relevanten Themen in Kolumbien. www.fescol.org.co 30 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) Tag der offenen Tür im kolumbianischen Kongress Mehr als 55.000 Schüler und Studenten kamen bisher (von 2004 bis 2010) in den Genuss der Jornadas de Puertas Abiertas del Congreso de la República (Tag der offenen Tür) Foto: HSS Die Hanns-Seidel-Stiftung leistet in Kolumbien einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie, indem sie zusammen mit ihrer Partnerorganisation Fundación Domo Internacional Para La Paz – DOMOPAZ im kolumbianischen Kongress Bildungsveranstaltungen durchführt. Die Fundación DOMOPAZ wird von Herrn J. Alberto Almonacid geleitet und widmet sich in erster Linie der Förderung des demokratischen Denkens. Im Rahmen der Initiative Jornadas de Puertas Abiertas del Congreso de la República (Tag der offenen Tür) werden Schüler und Studenten in den kolumbianischen Kongress eingeladen. Sie besichtigen das stattliche Gebäude mit seinen wunderschönen Räumen (Patrimonio Nacional) und werden über Aufgaben und Arbeitsweisen der beiden Kammern des Kongresses (Senat und Repräsentantenhaus) aufgeklärt. Mehr als 55.000 Schüler und Studenten kamen bisher (von 2004 bis 2010) in den Genuss dieser Initiative. Im August 2009 wurde auf der Internationalen Buchmesse Bogotá eine mit Unterstützung der HannsSeidel-Stiftung veröffentlichte Broschüre vorgestellt. Sie enthält Ausführungen über das Kongressgebäude und seine nähere Umgebung, beschäftigt sich mit den Themen Demokratie, Verfassung und Gewaltenteilung www.hss.de (Exekutive, Legislative und Jurisdiktion) und informiert über Senat und Repräsentantenhaus. Zwei Mal pro Jahr wird ein Studentenkongress (Congreso Estudiantil) abgehalten. Studenten verschiedener kolumbianischer Universitäten spielen zwei Tage lang Parlament. Sie diskutieren über aktuelle Gesetzesvorhaben und stimmen am Ende über diese ab. Sowohl der Tag der offenen Tür als auch der Studentenkongress erfreuen sich sehr großer Beliebtheit. Mittels beider Maßnahmen soll gegen die Politikverdrossenheit der kolumbianischen Jugend angekämpft werden. Die erzielten Erfolge können sich durchaus sehen lassen. Die meisten Veranstaltungsteilnehmer sind sich nachher der immensen Bedeutung des Kongresses für die Demokratie bewusst. Sie sind Parlamentariern und Parteien gegenüber positiver eingestellt als vorher. Zudem bekunden viele ihr Interesse, sich in Zukunft gesellschaftspolitisch engagieren zu wollen. Die Hanns-Seidel-Stiftung und ihre Partnerorganisation DOMOPAZ richten ihr Augenmerk aber nicht nur auf Schüler und Studenten, sondern auch auf Kongressabgeordnete und Journalisten. So werden beispielsweise speziell auf Kongressabgeordnete zugeschnittene Seminare zum Thema Gesetzgebungstechniken (Técnicas Legislativas) angeboten und von diesen auch rege nachgefragt. Journalisten werden geschult, um deren Berichterstattung über die Arbeit der beiden Kammern des Kongresses in qualitativer Hinsicht zu verbessern. Auszeichnung Am 10. November 2009 wurde die Hanns-SeidelStiftung für ihr langjähriges Engagement in Kolumbien auf dem Gebiet der politischen Bildung ausgezeichnet. Senatspräsident Javier Enrique Cáceres überreichte dem Stiftungsvorsitzenden Prof. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair im Beisein von Herrn Bundesminister a.D. Michael Glos eine Dankund Ehrenurkunde. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 31 Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Unterstützung der Friedensinitiative der katholischen Kirche Ankündigung eines Runden Tisches in der Stadt Tunja Foto: KAS Kolumbien ist seit Jahrzehnten gekennzeichnet durch verschiedene Formen von Gewalt und Terror. Die linksgerichteten Guerillabewegungen der FARC und der ELN, die rechtsgerichteten paramilitärischen AUC und die Strukturen des Drogenhandels stellen die Geißeln dieses Andenstaates dar. In den letzten Jahren sind spürbare Fortschritte hinsichtlich der Eindämmung der Guerrilla und der AUC, letztere mit einer weitgehenden Demobilisierung, erreicht worden. Der kolumbianische Staat hat das staatliche Gewaltmonopol in hohem Masse zurückgewonnen. Dennoch: Frieden sieht anders aus. Die katholische Kirche Kolumbiens versucht seit Jahren in diesem Konflikt zu vermitteln. Die bitteren Erfahrungen aus dem gescheiterten Versuch während der Regierung Pastrana (1998 – 2002) im sogenannten Prozess von Caguán zu einem Friedensabkommen zu kommen, haben die Kirche zu einem neuen Ansatz bewogen. Unter dem Dach der Bischofskonferenz (CEC) wurde eine „Comisión de Conciliación Nacional“ (Kommission zur Nationalen Versöhnung) ins Leben gerufen. Sie setzt sich unter Leitung des CEC – Präsidenten aus 20 Persönlichkeiten aus allen Teilen der Gesellschaft zusammen. Ihre zentrale Aufgabe ist die Förderung des Friedensprozesses mit der Zielsetzung ein “Nationales Abkommen für Frieden und Aussöhnung” zu erreichen. Die KAS unterstützt dieses Projekt seit seinem Beginn im Jahre 2009. Das Projekt zeichnet sich durch zwei grundlegende Charakteristika aus. Zum einen richtet sich der Aufruf zur Beteiligung an die Zivilgesellschaft im weitesten Sinne und geht damit über die traditionelle Konstellation Staat - Illegal bewaffnete Gruppierungen hinaus. Die Einladung richtet sich auch an die illegalen bewaffneten Gruppierungen, von denen inkognito auch Mitglieder bei einigen Regionalkonferenzen anwesend waren. Zum zweiten geht es darum seitens der Gesellschaft die minimalen Grundvoraussetzungen für einen Frieden in Kolumbien zu definieren, die in der Realität auch umsetzbar sind. Innerhalb eines Jahres wurden zahlreiche Runde Tische in Bogotá sowie 16 Regionalkonferenzen im ganzen Land durchgeführt. Insgesamt wurde an mehr als 700 Runden Tischen diskutiert. Ihre Teilnehmer bildeten die komplette kolumbianische Gesellschaft ab: Bauern, Unternehmer, Gewerkschafter, Afrokolumbianer, Indigene Bevölkerung, Landvertriebene, Konfliktopfer, Medien, Akademische Berufe, Religionsgemeinschaften, politische Parteien, Händler, Künstler, Polizei, Militärs. Für die Teilnahme an den Regionalkonferenzen nahmen die Menschen meist stundenlange beschwerliche Anfahrten in Kauf, um die erstmalig ihnen gebotene Chance zu nutzen, in einem friedlichen Umfeld angehört zu werden und sich austauschen zu können. Die Arbeitsfelder der KAS umfassen darüber hinaus u.a. Politische Bildung, die Stärkung von Kernelementen der Sozialen Marktwirtschaft, den Ausbau des Rechtsstaates und Wahrung der Menschenrechte, die Modernisierung der Arbeit des Kongresses, Ausbildungsprogramme für Bürgermeister und Gemeinderäte sowie die Außenund Sicherheitspolitik. Der Vorsitzende der KAS, Dr. Hans-Gert Pöttering, wurde 2011 durch den Kongress mit dem “Orden de la Democracia SIMON BOLIVAR“ ausgezeichnet. www.kas.de/kolumbien 32 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Kirchliche Institutionen Foto: Diakonie Katastrophenhilfe Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe: „Theater für den Frieden“ Bischöfliches Hilfswerk Misereor: Menschenrechte und Menschenwürde gehören untrennbar zusammen Brot für die Welt: Anwaltskollektiv Luis Carlos Pérez Caritas International: Landminen-Aufklärungskampagnen und Schutz der Bevölkerung Diakonie Katastrophenhilfe: Auf dem eigenen Land bleiben EED - Evangelischer Entwicklungsdienst: „Werf Deine Stimme nicht weg“ Kolping International: Ausbildung als Schlüssel zur Weiterentwicklung Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 33 Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) e.V. „Theater für den Frieden“ Traumata aufzuarbeiten. „Es gibt in Tumaco niemanden, der nicht von Gewalt betroffen wäre“, sagt Rivera. Fast jeder hat einen ermordeten Verwandten, Freund oder Nachbarn. Die Theatergruppen haben rund 40 Mitglieder, darunter Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten. Sie treffen sich mindestens einmal pro Woche, um gemeinsam an neuen Szenen und Stücken zu arbeiten oder die erlernten Techniken zu verfeinern. Auch gemeinsame Diskussionen und Gedankenaustausch sind wichtiger Bestandteil. Die Theatergruppen haben sich durch ihre engagierte Arbeit in der Region einen Namen gemacht und werden zu Gastauftritten auch in andere Städte eingeladen. Der Bischof von Tumaco hat seine Pfarrer sogar dazu aufgerufen, Theater in die Messe zu integrieren – was gerade bei Kindern und Jugendlichen gut ankommt. Norma Rivera weiß, dass sie Tumaco eines Tages verlassen wird. Deswegen gibt sie ihr Wissen an engagierte Einheimische weiter. So erhalten die Gemeinden das nötige Handwerkszeug, um weiterhin „Theater für den Frieden“ zu machen. In der Diözese Tumaco werden junge Menschen von der Theaterpädagogin Norma Rivera zu Multiplikatoren der Friedensarbeit ausgebildet Foto: AGEH/ Peter Marz Die Region Tumaco/Nariño ist von bewaffneten Kämpfen und damit verbundenen Vertreibungen, Erpressungen (z.B. von Schutzgeld) und Drogenhandel geprägt. Mord und Gewalt, Angst und Bedrohung gehören zum Alltag in der zweitgrößten Hafenstadt der kolumbianischen Pazifikküste. Das Projekt der Diözese Tumaco „Theater für den Frieden“, unterstützt durch die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) e.V., will dieser Situation entgegenwirken und die Menschen im Kampf für ihre Rechte begleiten. Die dort im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) tätige AGEH-Fachkraft und Theaterpädagogin Norma Rivera beschreibt die Ziele wie folgt: „Die Situation zu visualisieren, in der die Menschen leben, damit sie nachdenken und Alternativen suchen; die Stimme derer zu sein, die nicht den Mut oder die Kraft haben, sich öffentlich zu Wort zu melden; eine Kultur des Friedens und der friedlichen Konfliktlösung zu vermitteln“. Dabei wird auch die soziokulturelle und soziopolitische Situation der Stadt berücksichtigt, die vor allem von Afrokolumbianern bewohnt wird. Wie Mitglieder der drei Theatergruppen betonen, die Rivera betreut, hat das Projekt auch einen therapeutischen Aspekt: auf der Bühne können sie Gefühle ausdrücken, Trauer über die Toten; das Theater gibt ihnen Kraft und hilft, gemeinsam Ziviler Friedensdienst (ZFD) Gewalt ohne militärische Mittel eindämmen und die zivilen Kräfte in der Gesellschaft dabei stärken, Konflikte friedlich zu regeln, das ist die Idee des ZFD. Er wird von insgesamt sieben Organisationen, darunter die AGEH, getragen und finanziell vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Gegenwärtig unterstützen mehr als 200 ZFD-Fachkräfte in 41 Ländern das Friedensengagement von lokalen Partnerorganisationen. www.ageh.de 34 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Bischöfliches Hilfswerk Misereor Menschenrechte und Menschenwürde gehören untrennbar zusammen Flüchtlingsfamilie vor ihrer Behausung in Granada/Meta Foto: Florian Kopp/Misereor Der Südosten Kolumbiens ist eine abgelegene Region mit reichen Bodenschätzen und großer natürlicher und kultureller Vielfalt. Trotzdem sind die Entwicklungen in der Region besorgniserregend. Neuformierte illegale bewaffnete Gruppierungen und die Guerilla kämpfen um die territoriale Kontrolle und die Dominanz im Drogengeschäft. Vor allem in den ländlichen Gebieten leidet die Bevölkerung unter einem Kreislauf von Einschüchterung, Gewalt, Korruption, Straflosigkeit und wiederkehrenden Menschenrechtsverletzungen. Aus Angst vor bewaffneten Konfrontationen sind viele Familien aus ihren Dörfern geflohen und wagen nicht, in ihre Heimatgemeinden zurückzukehren. In Granada haben sich die Opfer gewaltsamer Vertreibungen in einer Reihe von informellen Siedlungen niedergelassen. Unter ihnen sind Familien, die über Nacht fliehen mussten, um die eigenen Söhne vor einer Zwangsrekrutierung durch die Guerilla zu schützen. Andere sind Betrügern aufgesessen und www.misereor.de kauften Land, das eigentlich unbewohnbar ist, da es in einem Überschwemmungsgebiet liegt. Die extrem schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die permanente Unsicherheit und die Angst vor einer erneuten Vertreibung erlauben kein Leben in Würde. Beistand erhalten die betroffenen Flüchtlingsund armen Kleinbauernfamilien durch die kirchliche Sozialarbeit im Bistum Granada, das von Misereor und der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe unterstützt wird. Die direkte Begleitung der Opfer auf juristischer Ebene ist eine der Aufgaben. So konnten die Bewohner der Vertriebenenviertel davor geschützt werden, ohne Ersatzwohnraum erneut vertrieben zu werden. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber auf der psychosozialen Betreuung der Opfer von Vertreibung. Das Team der Sozialpastoral hilft ihnen, ihre Traumata zu überwinden und neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Hierbei spielt die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten eine ebenso große Rolle für ein friedliches Zusammenleben, wie die Schaffung von menschenwürdigen Lebensbedingungen. Zielsetzung ist, den Wiederaufbau eines sozialen Gefüges aktiv zu gestalten und sich selber für die eigenen Bürgerrechte zu engagieren wie etwa in den lokalen Vertriebenenkomitees. Demokratische Führungskräfte Im Rahmen der Arbeit werden demokratische Führungskräfte und soziale Akteure befähigt, Möglichkeiten zum Schutz von Rechten zu nutzen und sich für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzusetzen. Viele der Familien sind sich durch dieses lokale kirchliche Engagement der Ursache ihrer Probleme bewusst geworden, und die individuelle ist einer kollektiven Wahrnehmung gewichen. Die Menschen engagieren sich trotz schwieriger Bedingungen in Selbsthilfegruppen, Frauenorganisationen und Gemeindekomitees, die einen Beitrag dazu leisten, Menschenrechtsverletzungen in der Region sichtbar zu machen, anzuklagen und durch gezielte Nutzung der Bürgerbeteiligung zu einer Stärkung der Gemeinschaft beizutragen. Sie sind sich bewusst geworden, dass für den Aufbau von würdigen Lebensbedingungen eine starke Organisation genauso notwendig ist wie eine gezielte positive Beeinflussung der politischen Gegebenheiten. So summieren sich kleine Schritte zu einem neuen Gefüge der Hoffnung und Perspektive. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 35 Brot für die Welt Anwaltskollektiv Luis Carlos Pérez Ein Protestmarsch von Indigenen, der vom Anwaltskollektiv Luis Carlos Pérez unterstützt wird Foto: Brot für die Welt. Das Anwaltskollektiv „Colectivo de Abogados Luis Carlos Pérez“ wurde im Jahr 2001 als eine Nichtregierungsorganisation gegründet. Es möchte dazu beitragen, dass sich in Kolumbien ein funktionierender Rechtsstaat entwickelt, der Internationales humanitäres Recht und die Menschenrechte achtet und fördert. Zudem sind soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung zwischen den verschiedenen Ethnien wichtige Werte für das Anwaltskollektiv. Ferner zählen zu den Aufgabenfeldern: Umweltschutz und Schutz der Biodiversität, (externe) Bildungsarbeit und interne Qualifizierungsmaßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Schwerpunktregion der Tätigkeiten des Kollektivs ist das Department „Norte de Santander“ im Nordosten Kolumbiens, wo sich das Kollektiv für die Menschenrechte der dortigen Bevölkerung einsetzt. Die Region war und ist eine Schwerpunktregion des bewaffneten Konflikts und des Kokaanbaus. Die Gründerinnen des Anwaltskollektivs sind persönlich stark engagiert und mit der kolumbianischen Bevölkerung eng verbunden, die Opfer des bewaffneten Konfliktes geworden sind. Um zu mehr Gerechtigkeit in der kolumbianischen Gesellschaft beizutragen, haben sie sich bereits vor der offiziellen Gründung des Büros ehrenamtlich zusammengeschlossen und die Rechte gefährdeter Bevölkerungsgruppen und der Opfer von Menschenrechtsverletzungen verteidigt. Mittlerweile ist das Anwaltskollektiv durch seine Arbeit national und international bekannt und anerkannt. In der aktuellen Projektlaufzeit (2011 – 2013) liegt der Schwerpunkt der Unterstützung auf dem Kampf gegen Straflosigkeit und für das Öffentlich machen von Menschenrechtsverletzungen. Von Menschenrechtsverletzungen betroffene Einzelpersonen erhalten angemessenen Rechtsbeistand und Aussicht auf ein rechtsstaatliches Verfahren. Ihre Fälle werden vor Gericht gebracht und im Idealfall aufgeklärt. Lokale Menschenrechtsorganisationen, Opfervereinigungen und soziale Bewegungen werden institutionell gestärkt und lernen Instrumente und Mechanismen kennen, um Menschenrechtsverletzungen zu erkennen, zur Anzeige zu bringen und für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich und sichtbar zu machen. Shalompreis in Deutschland Eine besondere Ehrung für ihre Arbeit erhielt vor kurzem die Direktorin des Anwaltskollektivs, Judith Maldonado. Ihr wurde der Shalompreis der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verliehen, der zu einem der bestdotierten und angesehensten Menschenrechtspreisen Deutschlands zählt. Maldonado bekommt die Auszeichnung stellvertretend für das Anwaltskollektiv. Wegen ihrer Arbeit geraten die Anwältinnen oft selbst in Gefahr. Morddrohungen, Beschimpfungen, Verleumdungen bis hin zu tätlichen Angriffen auf offener Straße sind Alltag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die Anwältin und ihre Kolleginnen bedeutet der Preis daher nicht nur die Anerkennung ihrer Leistungen. Er erfüllt auch eine Schutzfunktion, da er auf internationaler Ebene Aufmerksamkeit erzeugt. www.brot-fuer-die-welt.de 36 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Caritas International Landminen-Aufklärungskampagnen und Schutz der Bevölkerung Caritas psychosoziale Begleitung und Beratung für die Minenopfer an. Ein wichtiges Ziel in der Arbeit ist, die Landminenopfer zum aktiven Mitstreiten für ihre eigenen Rechte und die Rechte anderer Betroffener zu ermuntern. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Gruppen soll die wirtschaftliche Situation der Menschen in den verminten Gebieten verbessert werden. Sie haben häufig nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, sich frei zu bewegen und in der Landwirtschaft ihrer Arbeit nachzugehen. Die Projekte kommen rund 2.000 Minen-Opfern und ihren Familien zu Gute. Die Arbeit der Caritas wird vom Auswärtigen Amt unterstützt. Wo überall lauern Gefahren? Die Zeichen markieren Höfe, Brücken, Felder, Weg- und Waldränder Foto: Caritas international Caritas international hat im Süden Kolumbiens ein umfassendes Aufklärungsprojekt für die Menschen in den bedrohten Regionen und die Opfer von Antipersonenminen ins Leben gerufen. In den Bezirken Meta, Caquetá, Cauca, Nariño und Putumayo im Süden Kolumbiens, wo die Gefahren durch versteckte Landminen am größten sind, klären die Mitarbeiter/innen der Caritas Kolumbien die Bevölkerung über die Gefahren durch Landminen und nicht explodierte Sprengsätze auf. In Workshops und Aufklärungskampagnen informieren sie die ländliche Bevölkerung über effektive Selbstschutzmaßnahmen, durch die die Zahl der Opfer erheblich reduziert werden konnte. Die Caritasmitarbeiter/innen bilden in den Gemeinden Selbsthilfegruppen und Multiplikatoren aus, um die Selbstorganisation zu fördern. Rund eine Million Menschen erreicht die Kampagne, die auch über Radio- und Fernsehbeiträge Verbreitung findet. Gleichzeitig unterstützt Caritas Kolumbien die Minenopfer und ihre Familien: zum Schutz und zur Unterstützung behinderter Minenopfer und ihrer Familien gehören sowohl Lobbyarbeit, juristische Beratung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Ausbildungs- und Arbeitsprogramme und Hilfe zum Lebensunterhalt für die Betroffenen. Darüber hinaus bieten Therapeuten und Sozialarbeiter der www.caritas-international.de Langjährige Erfahrung Caritas hat bereits langjährige Erfahrungen in der Aufklärungsarbeit in verminten Gebieten. So hat Caritas international in Prizren/Kosovo ein Informations-Zentrum aufgebaut und über mehrere Jahre erfolgreich geführt. Ziel dieses Projektes war die Sensibilisierung für die Gefahren durch Landminen und Blindgänger. Die Kurse haben rund 62.000 Personen erreicht. In Afghanistan unterstützte Caritas international über mehrere Jahre das Projekt AABRAR für die Opfer von Landminen. Auch hier gehörte neben der medizinischen und psychosozialen Betreuung die Aufklärungsarbeit zum Programm. Das Projekt findet heute seine Fortsetzung in der psychosozialen Betreuung von Kriegsopfern in Afghanistan. In Guinea Bissau hat Caritas international ein Minenräum-Programm initiiert. In Bosnien hat das Hilfswerk der deutschen Caritas eine Werkstatt für Prothesen aufgebaut und die Angestellten handwerklich ausgebildet. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 37 Diakonie Katastrophenhilfe Auf dem eigenen Land bleiben wurden zum humanitären Raum deklariert, um den bewaffneten Gruppen Einhalt zu gebieten. Gemeindebewohner entwickelten Risikokarten, um die Gefahren und eigenen Anfälligkeiten zu erkennen und zu mindern. Die aktive Teilnahme der Bevölkerung daran ist maßgeblich: Mit- und Selbstbestimmung sind Kernelemente für die Überwindung der Probleme. Technische Beratung bei der Landwirtschaft hilft betroffenen Gemeinden in Cauca, ihre Ernährungssituation zu verbessern Foto: Thomas Lohnes/DKH Wo gekämpft wird, werden Menschen vertrieben. Kolumbien ist darin keine Ausnahme, seit Jahrzehnten leidet die Zivilbevölkerung unter einem bewaffneten Konflikt. Widerstand leisten seit jeher indigene Gemeinden in der Provinz Cauca. Statt in weit entfernte Gegenden zu fliehen, harren diese auf ihrem Land aus, trotz Gefechten, Bedrohungen, Übergriffen und Morden. Denn wenn die Betroffenen fliehen, geht meist mehr als nur das Land verloren. Die Identität, Kultur und religiöse Bräuche verschwinden, viele junge Menschen schließen sich einer bewaffneten Gruppe an. Oft hängt das Schicksal ganzer Gemeinden an einem seidenen Faden. Überleben inmitten des Konflikts Diakonie Katastrophenhilfe, die 2001 ihr Regionalbüro für Lateinamerika in Bogotá eingerichtet hat, um den komplexen Ansprüchen in Kolumbien gerecht zu werden, leistet deshalb bereits vor der drohenden Vertreibung Hilfe. Den Betroffenen soll ermöglicht werden, mit Würde auf ihrem eigenen Land zu verbleiben. Im Norden Caucas hat die Diakonie gemeinsam mit indigenen Gemeinden Schutzmechanismen entwickelt, innerhalb des Konflikts überleben zu können. Besonders im Bereich des Landminenrisikos und nicht explodierter Munition wurde Aufklärungsarbeit geleistet. Mehr als 13.000 Schüler wurden in den letzten fünf Jahren in 42 Bildungseinrichtungen sensibilisiert. Schulen Hilfe für die schwächsten Glieder der Gesellschaft An der Pazifikküste der Provinz Cauca werden indigene und afrokolumbianische Gemeinden unterstützt, die innerhalb ihres Gebietes bereits geflohen und weiteren Drohungen ausgesetzt sind. Um Ernährungssicherheit zu erreichen, wird Hilfe im landwirtschaftlichen Bereich geleistet. Den Betroffenen wird entsprechend ihren kulturellen Gewohnheiten Saatgut zur Verfügung gestellt, der Anbau wird technisch begleitet und verbessert. Um Epidemien und Krankheiten vorzubeugen, werden sanitäre Verbesserungen vorgenommen. Gleichzeitig soll eine organisatorische Stärkung erreichen, dass die Gemeinden dem äußeren Druck widerstehen und auf ihre Lage aufmerksam machen können. Vielfach bleibt das Schicksal hunderter Familien in den entlegenen Waldgebieten unsichtbar. Stärkung sozialer Netze Die Stärkung sozialer Netze und lokaler Initiativen ist ein zentraler Arbeitsansatz, den die Diakonie Katastrophenhilfe in allen Projekten innerhalb Kolumbiens verfolgt. Neben Cauca ist dieser in den Provinzen Meta, Caquetá, Tolima sowie in Projekten in und um Bogotá die beste Chance, trotz zeitlich begrenzter Interventionen der Nothilfe eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Vertriebene schliessen sich in produktiven Initiativen zusammen und bauen neue solidarische Beziehungen auf, die auch nach einem Projekt weiter existieren. Neben einer Verbesserung der eigenen Ernährungssituation ist dieses Element entscheidend, um Perspektiven zu entwickeln und in Zukunft nicht wieder vertrieben zu werden, denn Gemeinschaft stärkt. www.diakonie-katastrophenhilfe.de 38 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien EED - Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. „Werf Deine Stimme nicht weg“ Das Logo der erfolgreichen Kampagne der Fundación Foro Nacional por Colombia (FORO) Grafik: FORO Kolumbien ist stolz auf seine demokratische Tradition und die Verfassung von 1991, die international als Beispiel einer zeitgemäßen Gestaltung des politischen Systems gilt. Demokratie bedarf aber nicht nur Institutionen; sie muss auch für alle Bürgerinnen und Bürger erfahrbar werden. Das fängt beim Wählen an – einem Schritt, der für viele in Kolumbien nicht selbstverständlich ist. Das 2003 geänderte Wahlsystem ist manchem Wahlberechtigten bis heute schwer verständlich. Hinzu kommt die Erfahrung, dass in den Wahlkampf und oft auch in politische Entscheidungen Kräfte eingreifen, die außerhalb des Rechts und der demokratischen Institutionen stehen. Mancherorts sind auch politische Praktiken nicht verschwunden wie der Kauf von Wählerstimmen oder das Votum für lokal einflussreiche Personen, die dafür “Gegenleistungen” versprechen. Es bedarf daher besonderer Anstrengungen, bis alle Kolumbianerinnen und Kolumbianer aktiv und informiert ihr Wahlrecht wahrnehmen. Die Fundación Foro Nacional por Colombia (FORO) hat sich diese Aufgabe zu eigen gemacht. Im Vorfeld der letzten Kongress- und Präsidentschaftswahlen und auch bei den Regionalund Kommunalwahlen von 2007 führte die Organisation Kampagnen zur politischen Bildung durch, die unter dem Motto „Werf Deine Stimme nicht weg“ bekannt geworden sind. www.eed.de Diese Kampagne hilft vielen Bürgern, eigenständig Kriterien für eine bewusste Stimmabgabe zu finden, und versucht gleichzeitig, die Gefahr unzulässiger Manipulationen der Wahlen zu reduzieren. Das Angebot von FORO von verständlicher Informationen über die Grundsätze, Organisation und den Ablauf von Wahlprozessen zu erhalten, nehmen nach der Erfahrung dieser nicht-staatlichen Organisation nicht nur viele Wahlberechtigte gerne an, sondern oft auch diejenigen, die als Wahlhelfer eingesetzt sind. Noch kommt es nämlich vor, dass in Wahllokalen bei der Auszählung festgestellt wird, dass die Zahl der ungültigen Wahlzettel höher ist als die Stimmen für die stärkste Partei. FORO erstellt und verbreitet Materialien, die Verständnis für politische Sachverhalte fördern, oder lädt Kandidaten zu öffentlichen Debatten über ihre Programme ein – ein Novum gerade für ländliche Gebiete. In Veranstaltungen und Seminaren tauschen sich Bürgerinnen und Bürgern untereinander über ihre Lebensbedingungen aus. So wird erkennbar, wo unterschiedliche Gruppen Prioritäten für öffentliches Handeln gesetzt sehen möchten und was sich z.B. Studenten, Arbeiterinnen aus Fabriken in Bogotá oder Bewohner aus den Gebieten Kolumbiens, die durch bewaffnete Gewalt geprägt sind, von Politik erhoffen. Während der Wahlkämpfe im Jahr 2010 wurde FORO zu Radio- und TV-Interviews eingeladen, veröffentlichte ein Video und nutzte erstmals neue Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube, um Einblicke in den Wahlprozess zu vermitteln. Gelingt es, mehr Bürger und Bürgerinnen zur Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen zu motivieren, trägt dies zur Vertiefung der demokratischen Kultur und der friedlichen Entwicklung in Kolumbien bei. Die Kampagne „Werf Deine Stimme nicht weg“ ist nur eine von vielen FORO-Aktivitäten. Unterstützt wird die Organisation in ihrem derzeit laufenden Drei-Jahres-Programm durch den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 39 Kolping-Stiftung Bildung als Schlüssel zur Weiterentwicklung besuchen derzeit 403 Schüler in unterschiedlichen Bildungsstufen, die vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zu den ersten vier von insgesamt sechs Oberschuljahren reichen. Von Anfang an war die Schule bemüht, ihren Schülern eine ganzheitliche Ausbildung auf der Grundlage von Werten wie Achtung der Menschenwürde, Förderung der Menschenrechte, Solidarität und Nächstenliebe anzubieten und so Menschen heranzubilden, die in der Lage sind, ihr Bestmöglichstes zur Umgestaltung der Gesellschaft beizutragen – Menschen mit einem sozialen Gewissen, die sich für ein soziales Engagement entscheiden. Die Schule gilt als eines der anerkanntesten privaten Bildungszentren in der Stadt und hat in all den Jahren dazu beigetragen, die Qualität der Bildung in dieser Region zu verbessern. Im kommunalen Kolping-Zentrum in Usme, Bogotá, gibt es nichtformale Angebote: z. B. Aufbau einer Zivilgesellschaft, berufsvorbereitende Maßnahmen, Erziehung und Ausbildung. Das kommunale Kolping-Zentrum in Usme betreut derzeit 140 Kinder Foto: Kolping Kolping International ist eine Bildungs- und Aktionsgemeinschaft, die sich dafür einsetzt, die Welt durch Bildung zu verändern. Deshalb sind Bildung und Ausbildung wesentliche Schwerpunktthemen. Der Gründer des Kolpingwerkes, der Selige Adolph Kolping, hatte es im 19. Jahrhundert schon so ausgedrückt: „Bilden heißt gestalten, formen, ausprägen und je schärfer und vollkommener das geschieht, um so richtiger und wirklicher schreitet die Bildung vorwärts.“ Deshalb ist Bildung nicht ausschließlich als formale Angelegenheit zu verstehen, sondern als ein ganzheitlicher und ständiger Prozess, in dem Wissen vermittelt und dem Menschen die Möglichkeit gegeben wird, sich in allen Bereichen seines Lebens als Einzelperson und in der Gemeinschaft weiterzuentwickeln. Die Kolping-Stiftung Kolumbien fördert seit 1995 dieses Bildungskonzept mit Mitteln der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und entwickelt formale und nichtformale Bildungsprozesse (hierzu gehören der Aufbau einer Zivilgesellschaft und Berufsausbildung) mit dem Ziel, aus dem erworbenen Wissen heraus und durch Teilhabe in der Gesellschaft einen sozialen Wandel herbeizuführen. Die konkrete Umsetzung dieses Bildungsansatzes findet durch die formale Bildung in der Adolph-Kolping-Schule in Mariquita statt. Die Adolph-Kolping-Schule liegt in der Stadt San Sebastián de Mariquita im Departamento Tolima und bietet seit 2001 formale Bildung an. Die Schule „Helft eine bessere Zukunft schaffen, indem ihr sie erziehen helft!“ Adolph Kolping www.kolpingcolombia.com 40 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Wirtschaftliche Zusammenarbeit Foto: CFA, Medellin DGRV - Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband: Kredite für kleine Unternehmen Senior Experten Service (SES): Individuelle und praxisorientierte Hilfestellung Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 41 DGRV - Deutscher Genossenschafts - und Raiffeisenverband Kredite für kleine Unternehmen “Ladeninhaber und Genossenschaftsmitglied in der Gemeinde Barbosa, nördlich von Medellín” Foto: CFA, Medellin In Kolumbien ist die Ausweitung des Bankensystems ein erklärtes Regierungsziel. Trotz der Fortschritte in den letzten Jahren haben große Teile der Bevölkerung noch immer keinen Zugang zum formellen Finanzsektor oder können nur unter unvorteilhaften Bedingungen Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen. In dieser Situation stellen Spar- und Kreditgenossenschaften (SKG) eine Alternative dar. Ihre dezentrale Organisation erlaubt es ihnen, auch in abgelegene Landesteile vorzudringen, in denen Banken nicht präsent sind. Gerade Kleinund Kleinstunternehmer aus dem kommerziellen (Handels-)Bereich und ländliche Produzenten erhalten oft nur hier Zugang zur Finanzierung von Betriebsmitteln, andere können sich mit Hilfe der SKG aus der Abhängigkeit von Akteuren des informellen Finanzsektors befreien. In Kolumbien ist der DGRV seit 2006 tätig und kooperiert mit dem lokalen Partner VISIONAMOS in Medellín. VISIONAMOS ist eine Zentralgenossenschaft, die von der Aufsichtsbehörde, Superintendencia Financiera de Colombia (SFC), als Betreiber eines Massenzahlungsverkehrssystems zugelassen ist und von dieser beaufsichtigt wird. Bislang wurden über 100.000 Debitkarten bei den Mitgliedern und Kunden der meist lokalen SKG in Umlauf gebracht. Viele Personen halten zum ersten Mal in ihrem Leben ein solches „plástico“ in den Händen und dies zu einem Preis, der deutlich unter den sonst im Finanzsektor üblichen Gebühren liegt. Zahlungen werden einfacher und sicherer, der Transport größerer Bargeldbeträge entbehrlich. Das Leben vieler Leute wird dadurch nicht nur „bequemer“, sondern es wird auch kostbare Zeit für die Erwerbstätigkeit und Einkommensgenerierung gewonnen. Der DGRV — Deutscher Genossenschaftsund Raiffeisenverband e.V. — stärkt durch Beratung die Zentrale und die ihr angeschlossenen SKG in betriebswirtschaftlichen Aspekten. Zwei vom DGRV ausgebildete Beraterinnen stehen permanent als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, wenn es um Fragen zu Mikrokredit, ManagementInformationssystemen oder der strategischen Planung geht. Regionale Wirtschaft wird gestärkt Durch die Integration von Genossenschaften aus dem Produktionsbereich kann ein noch größerer Nutzen für die Zielgruppe generiert werden: mehrere Stufen der Wertschöpfungskette können von Genossenschaften bearbeitet werden, regionale Wirtschaftskreisläufe werden gestärkt oder erst geschaffen. Regionale Investitionen und Handel können finanziert werden, indem lokale Ersparnis bei SKG angelegt wird; so generieren sie in der Region Einkommen. Als Beispiel sei die Genossenschaft der Milchbauern Antioquias (Colanta) genannt. Ihre Mitglieder sind in der Region ansässig, ihre liquiden Mittel können sie bei den SKG der VISIONAMOS-Gruppe anlegen, deren Geldautomaten nutzen und Zahlungen mit den Debitkarten durchführen. Daneben haben sie erleichterten Zugang zu Krediten zur Finanzierung von Betriebsmitteln. www.dgrv.org 42 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien SES - Senior Experten Service Individuelle und praxisorientierte Hilfestellung in Supermarktketten erhältlich, so dass auch die Wettbewerbsposition des Unternehmens deutlich verbessert wurde. SES-Experte Dr. Peter Demarcyzk im Einsatz in Kolumbien Foto: SES Der SES (Senior Experten Service) – die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit – gibt seit 28 Jahren mit Fachleuten im Ruhestand Hilfe zur Selbsthilfe. Über 9.000 SES-Experten mit langjähriger Erfahrung in allen Wirtschaftszweigen und großem Spezialwissen stehen derzeit für Kurzzeiteinsätze zur Verfügung. In Kolumbien wurden seit 1984 insgesamt 123 Einsätze durchgeführt, weltweit seit 1983 über 23.000. Prozesse verbessert Senior Experte Roland Pietschmann unterstützte ein mittelständisches kolumbianisches Unternehmen mit 100 Mitarbeitern. Die Firma produzierte bis dahin landestypische Wurstwaren und hatte den Wunsch, Produkte nach europäischem Standard herzustellen und die Produktionsprozesse zu verbessern. Da im Betrieb kein Mitarbeiter eine fachtypische Ausbildung hatte, welche für das neue, gewünschte Produktsortiment nötig war, führte der Senior Experte die Belegschaft intensiv sowohl theoretisch als auch praktisch in die Grundbegriffe der Fleisch- und Wurstherstellung ein. Er erstellte eine Palette neuer Produkte wie Leberwurst, Kochund Lachsschinken, Brühwurst, Räucherbauch und Kochsalami, stellte diese Produkte zusammen mit den Mitarbeitern her und hinterließ detaillierte Unterlagen, so dass das Personal auch nach dem Einsatz von Herrn Pietschmann in der Lage war, diese Waren eigenständig bei gleichbleibender Qualität zu produzieren. Diese Produkte sind nun www.ses-bonn.de Produktionssteigerung erreicht Gleich zweimal in Kolumbien im Einsatz war SeniorExperte Dr. Peter Demarczyk. 2008 unterstützte er eine kleine Firma mit 45 Mitarbeitern umfassend bei der Herstellung von Aluminiumteilen im Druck- und Kokillengussverfahren. Bei sehr guter maschineller und personeller Ausstattung fehlten dennoch ausreichende gießereispezifische Kenntnisse. Der Experte konzentrierte sich auf die Anleitung der Schmelzer, Gießer und des Leitungspersonals zur Schmelzbehandlung in Theorie und Praxis. Er unterwies die Konstrukteure in der gießgerechten Konstruktion der Formen. Darüber hinaus gab er Empfehlungen zur Qualitätskontrolle und besseren Produktionsorganisation. Durch ihn veranlasste technische Änderungen führten zu einem deutlich geringeren Ausschussanteil und weniger Nacharbeit. Im Jahr 2010 unterstützte Dr. Demarczyk ein kleines Unternehmen mit 22 Mitarbeitern, das Gusserzeugnisse aus Bronze, Messing und Aluminium herstellt. Auch hier konnte durch die intensive Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern und dem Leitungspersonal die Qualität der Gusserzeugnisse gesteigert und die bis dahin überdurchschnittlich hohe Ausschussrate verringert werden. Ansprechpartner Weitere Informationen zum SES (Senior Experten Service) erteilt die Deutsch-Kolumbianische Industrie- und Handelskammer: [email protected]. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 43 Gesellschaftliches Engagement Foto: Welthungerhilfe action medeor: Prävention von genderbasierter Gewalt DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe: Soziales Rehabilitationsprogramm für LepraKranke Don Bosco JUGEND DRITTE WELT: Positive Perspektiven durch Bildung Peace Brigades International: Pbi auf Begleitung im Indigena Reservat terre des hommes: Cerro Norte: Kinder und Jugendliche lassen das Leben blühen Welthungerhilfe: Sieben Schulen verbessern die Lernbedingungen für Kinder und Jugendliche weltwärts - Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst: Wenn junge Menschen Brücken bauen 44 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien ACTION MEDEOR Prävention von genderbasierter Gewalt Während eines Trainings zu Genderfragen diskutieren die Teilnehmer die Situation in ihren Gemeinden Foto: action medeor Durch den internen bewaffneten Konflikt stehen viele indigene Gruppen in Kolumbien vor der Problematik, dass ihr Gebiet in den Bergen in besonderem Maße der Gewalt ausgesetzt ist, da es an Rückzugsgebiete der Guerilla und neuer bewaffneter Gruppen sowie der Drogenkartelle grenzt. Gerade für die junge Bevölkerung besteht ein hohes Risiko, von einer der bewaffneten Gruppen rekrutiert oder aber Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden bzw. freiwillig eine Vielzahl von sexuellen Kontakten zu diesen Akteuren zu haben. Dies erhöht die Gefährdung insbesondere der jungen Menschen durch ungewollte Schwangerschaften, Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, auch dem HIV-Virus und den damit einhergehenden psychischen Belastungen. Durch den Jahrzehnte langen bewaffneten Konflikt herrscht in dieser Region ein sehr hohes Maß an alltäglicher und auch familiärer Gewalt. Frauen sind von dieser verheerenden Situation besonders betroffen. 28 Prozent aller jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren im Department Cauca waren bereits einmal schwanger - gewollt oder ungewollt. Die Zahl der Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden, www.medeor.org ist erschreckend hoch. Zudem ist der Kenntnisstand der Menschen über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte, Verhütung, Familienplanung, sexuell übertragbare Krankheiten, HIV/Aids und Risiken in der Schwangerschaft sowie über die Erhaltung ihrer sexuell-reproduktiven Gesundheit sehr niedrig. Im Rahmen des Projektes wird Sensibilisierungs und Aufklärungsarbeit geleistet. Dabei werden die kulturellen Werte und Konzepte der indigenen Bevölkerung speziell berücksichtigt. Es werden im Dialog Wege erarbeitet, um der genderbasierten und familiären Gewalt sowie der Übertragung von sexuell übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Betroffenen jungen Menschen wird Hilfestellung angeboten. Rund 400 junge Menschen sowie Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträger mit Vorbildfunktion aus drei indigenen Gemeindebezirken werden in den Bereichen Prävention von genderbasierter Gewalt sowie sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten ausgebildet. Diese Schlüsselakteure sind zu einem Großteil von den Gemeinden entsandte Jugendliche sowie Lehrer, Koordinatoren der selbstverwalteten Institutionen für Familie, Frauen und Gesundheit, Koordinatoren der Jugendbewegung, traditionelle Autoritäten, traditionelle Mediziner, Koordinatoren der lokalen Radiosender, der Guardía Indígena und Mitarbeiter aus dem Bürgermeisteramt und dem Krankenhaus. Lessons learned Als Ergebnis des Projektes wird eine Systematisierung der Methoden, des pädagogischen Ansatzes und der „lessons learned“ erstellt und den Projektakteuren sowie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Projekt wird über drei Jahre vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - BMZ kofinanziert. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 45 DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe Ein Leben in Würde für Menschen mit Behinderung Rigoberto L. zeigt, dass leprabedingte Behinderungen keine unüberwindbaren Hindernisse sind Foto: DAHW/F. Kopp Die Lepra ist nach wie vor eine stark stigmatisierte Krankheit in Kolumbien. Betroffene werden ausgestoßen und haben nur geringe Bildungs- oder Arbeitschancen. Bei fast 500 Menschen in dem südamerikanischen Land wird jährlich Lepra neu diagnostiziert, viele von ihnen haben bereits sichtbare Behinderungen. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe unterstützt in Kolumbien drei Schwerpunkte: Innerhalb des Nationalprogramms bildet sie Gesundheitspersonal aus, damit die Krankheit richtig diagnostiziert und behandelt werden kann. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Prävention von Behinderungen. Dazu gehören Seminare für die Patienten und ihre Familienangehörigen zur Wundversorgung. In einer Werkstatt werden orthopädische Schuhe hergestellt. Außerdem stellt man bei Bedarf Prothesen und andere Hilfsmittel, wie z.B. Rollstühle, bereit. Die DAHW betreibt auch ein sozio-ökonomisches Rehabilitationsprogramm, um die Lebensqualität der von Lepra Betroffenen im ganzen Land zu erhöhen. Ziel ist es, ihnen dabei zu helfen, ihre Stellung in der Gesellschaft zu verbessern und zum Beispiel selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Es gibt zahlreiche Menschen, deren Leben sich durch diese Unterstützung grundlegend gebessert hat. Einer von ihnen ist Rigoberto L. (Foto), der zum Zeitpunkt der Diagnose in einem Slum lebte. Sein Haus bestand aus Latten und Plastikteilen, er konnte keine Arbeit finden und hatte Frau und vier Kinder zu versorgen. In dieser Situation wandte sich Rigoberto an die DAHW. Hier erkannte man, dass er nicht nur medizinische Hilfe brauchte, sondern auch Unterstützung bei der Ausbildung seiner Kinder. Er erhielt ein Darlehen, um ein kleines Geschäft zu gründen. Als sich seine wirtschaftliche Situation ein wenig stabilisiert hatte, erhielt er Baumaterialien, um sein Haus instandzusetzen. Heute lebt Rigoberto L. ein Leben in Würde, seine Kinder konnten einen Schulabschluss machen, und er kann arbeiten. Seine Geschichte beweist, dass leprabedingte Behinderungen kein unüberwindbares Hindernis sind. Die DAHW arbeitet mit kurzen Unterbrechungen seit 1960 in Kolumbien. Ihr Hauptsitz liegt in Bogotá. Von dort wird der Einsatz des medizinischen, sozialen sowie des technischen Personals zur physischen und sozialen Rehabilitation der Patienten im ganzen Land koordiniert. Die DAHW arbeitet zum Wohle der Patienten strategisch mit anderen gemeinnützigen Organisationen zusammen. Inklusion Derzeit sensibilisiert und berät das Team der DAHW in Kolumbien verschiedene soziale Rehabilitationsorganisationen, öffentlich oder privat, um ein gemeindenahes Rehabilitationsnetz zu etablieren. Stärker als bisher sollen Menschen mit Behinderung, egal wodurch sie hervorgerufen wurde, gestärkt werden. Ziel ist es, sie nicht nur in die Gemeinschaft zu integrieren, sondern die Gesellschaft so zu verändern, dass Menschen mit Behinderung von vornherein ganz selbstverständlich dazugehören. www.dahw.de 46 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien DON BOSCO JUGEND DRITTE WELT Positive Perspektiven durch Bildung Den ersten Kontakt zu den Kindern auf der Straße stellen die Mitarbeiterinnen über Sport- und Spielangebote her Foto: Don Bosco Archiv Medellín ist mit 2,3 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Schätzungsweise leben hier 4.500 Kinder und Jugendliche auf der Straße, 40% davon sind Mädchen im Alter zwischen 7 und 14 Jahren. Die „Casa Mamá Margarita“ (Haus Mama Margarita) im Zentrum Medellíns ist eine Einrichtung der Don Bosco Schwestern und richtet sich im speziellen an Mädchen auf der Straße oder in anderen Risikosituationen. In vier Etappen, die auf die jeweilige seelische und physische Situation der Mädchen abgestimmt sind, versuchen die Schwestern, die Mädchen in den Mittelpunkt ihrer eigenen Entwicklung zu stellen und ihnen positive Perspektiven durch Bildung und Ausbildung aufzuzeigen. Derzeit befinden sich 100 Mädchen im Projekt. Sie stammen allesamt aus den Elendsvierteln der Stadt. Die meisten Mädchen sind Schulabbrecherinnen oder haben die Schule gar nicht besucht. Viele haben bereits in ihren jungen Jahren sehr schlechte Erfahrungen machen müssen, die meisten ihrer Familien sind von innerfamiliärer Gewalt geprägt sowie einem Mangel an Zuneigung und Liebe. Nicht selten haben sich die Mädchen auf der Straße prostituieren müssen oder sind Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. In der Casa Mamá Margarita erhalten die Mädchen nicht nur Schutz vor den Gefahren der Straße, sondern leben in familienähnlichen Strukturen und erfahren ein positives Umfeld, das ihnen hilft, ihr verletztes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. www.jugend-dritte-welt.de In Kursen, in denen man auf die spezielle Situation der Mädchen eingeht, werden die schulischen Lücken aufgearbeitet bis die Eingliederung in eine normale Regelschule wieder möglich ist. Die älteren Mädchen erhalten die Möglichkeit, an berufsbildenden Kursen in den Bereichen Friseur, Bäckerei, Kosmetik sowie Maniküre und Pediküre teilzunehmen. Sofern eine Rückvermittlung in die Ursprungsfamilien sinnvoll ist, wird diese angestrebt. Erscheint dies nicht sinnvoll, helfen die Schwestern den Mädchen, Fuß in der Gesellschaft zu fassen, indem sie bei der Ausbildungsplatz-, Job- und Wohnungssuche behilflich sind. Neben den Aspekten der Bildung und Ausbildung spielt das salesianische Charisma in der Einrichtung eine große Rolle. Die Mädchen sollen in der Gemeinschaft aufwachsen und ihre eigene Persönlichkeit durch gemeinsames Spiel und Sport erfahren und weiterentwickeln. So stehen den Mädchen verschiedene Freizeitaktivitäten zur Verfügung, die sie dankbar nutzen, da sinnvolle Freizeitaktivitäten bislang für sie unbekannt waren. Durch all diese Maßnahmen versuchen die Don Bosco Schwestern, die Mädchen aus ihren Konfliktsituationen herauszuholen und sie zu Protagonisten ihrer eigenen Entwicklung zu machen. Die Bildungs- und Ausbildungsangebote sollen es ihnen ermöglichen, sich später ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und somit einen Ausweg aus der Armut zu finden. Das Hilfswerk Don Bosco JUGEND DRITTE WELT unterstützt von Bonn aus die Casa Mamá Margarita. Mit Bildungskampagnen bringt Don Bosco JUGEND DRITTE WELT e.V. Themen der Entwicklungszusammenarbeit in die Öffentlichkeit und schafft in Deutschland ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge. Spezielle Projekte zum Globalen Lernen bieten Lehrerinnen und Lehrern handlungsorientierte Unterrichtsmaterialien an und tragen zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in deutschen Schulen bei. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 47 Peace Brigades International (PBI) PBI auf Begleitung im indígenen Reservat Berenice Celeyta und Olga Araújo (Nomadesc) und Laura Naegele (PBI) in Cali Foto: PBI Berenice Celeyta ist die Vorsitzende von NOMADESC, einem Verein für soziale Forschung. Seit Oktober 2009 wurde ihre Organisation von den „Águilas Negras Nueva Generación“, den neuen bewaffneten illegalen Gruppen beschattet und verfolgt. Allein im Jahr 2010 erhielt der Verein NOMADESC zwölf Morddrohungen. Berenice Celeyta berät soziale, gewerkschaftliche, zivile, indigene und Bauernorganisationen, vor allem in den Departamentos Valle del Cauca und Cauca. Im Zuge ihrer Arbeit hat sie erhebliche Menschenrechtsverletzungen aufgedeckt. Vor diesem Hintergrund haben die Peace Brigades (PBI) im Jahr 2009 entschieden, den Schutz für Berenice Celeyta zu erhöhen. So bemühen sich zum Beispiel zwei PBI Freiwillige aus Deutschland und den USA, die im Mai 2010 Celeyta ins „resguardo indígena“ Honduras begleiteten, in Nord-Cauca um ihren Schutz. In den letzten zwei Jahren ist eine Verschärfung der Menschenrechtslage für soziale Organisationen in Valle del Cauca und Cauca zu verzeichnen. Es gab Drohungen und Attentate auf das Leben von indigenen Gemeindevorständen, Mitgliedern afro-kolumbianischer Organisationen sowie gegen Mitglieder sozialer und anderer Menschenrechtsorganisationen. Im indigenen Reservat Cerro Tijeras in Cauca wurden im Oktober und November 2009 zudem drei Personen ermordet. Insgesamt ist die Situation der indigenen Bevölkerung in Kolumbien besorgniserregend. Die Begleitung durch die PBI Freiwilligen kann je nach Fall und Region ganz unterschiedlich aussehen. Im Valle del Cauca und Cauca wird Berenice Celeyta regelmäßig zur Fortbildungsveranstaltungen in den entlegenen Gebieten begleitet, wo sie in der Vergangenheit wiederholt von bewaffneten Gruppen Drohungen erhalten hat. Ein Teil der Arbeit von PBI besteht darin, in Gesprächen mit kolumbianischen zivilen und militärischen Autoritäten auf die Bedrohungslage und das hohe Risiko der von PBI begleiteten Menschenrechtsverteidiger/innen aufmerksam zu machen. Ziel dieser Gespräche ist es, dass die staatlichen Stellen die nötigen Schritte einleiten, um die Rechte und das Leben der Menschenrechtsverteidiger/innen zu schützen. Schutz durch Öffentlichkeit In seinen Veröffentlichungen im Internet und in der Zeitschrift der Organisation stellt PBI regelmässig die begleiteten Organisationen und deren Arbeit vor, um sie einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Des Weiteren bietet PBI den begleiteten Organisationen psychosoziale Workshops, vor allem zu den Themen „Umgang mit Angst und Bedrohung“ und „Schutzmaßnahmen“, an. www.pbi-colombia.org 48 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Terre des hommes Cerro Norte: Kinder und Jugendliche lassen das Leben blühen Städtische Gemüse-, Obst- und Heilpflanzengärten: Kinder und Jugendliche beteiligen sich aktiv an der Verwirklichung ihrer Rechte Foto: Florian Kopp/tdh Von Cerro Norte aus kann man fast ganz Bogotá sehen. Das Viertel liegt im Nordwesten der Metropole. Es wurde vor mehr als 45 Jahren von Kleinbauern gegründet, die das Land in der Hoffnung in Besitz nahmen, hier für Tausende Familien aus dem Umland der Hauptstadt eine bessere Zukunft zu finden. Man erklärte das Viertel als illegal. So organisierten sich seine Bewohner, um Strom und ein gemeinschaftliches Wasserleitungssystem zu installieren. Viele Kinder jedoch litten unter Misshandlungen und Vernachlässigung. Vor allem Frauen gründeten in den 1970er Jahren lokale Vereinigungen zur Verteidigung ihrer Rechte. Es wurden Kindergärten, Jugendzentren und von der Nachbarschaft selbst geführte Grundschulen eingerichtet. Während die großen Stadtentwicklungsprojekte mit Metro, einem integrierten Transportsystem oder einem Finanzzentrum Bogotá für den internationalen www.tdh.de Wettbewerb fit zu machen suchen, leiden die Kinder und Jugendlichen in Vierteln wie Cerro Norte weiter unter innerfamiliärer Gewalt oder hohen Schulabbruchsraten. Fehlende Zukunftschancen für Jugendliche werden zum Nährboden für noch gravierendere Probleme: in den letzten Jahren haben Diebstähle, Überfalle und Morde im Viertel zugenommen. Das Unverständnis den Jugendlichen gegenüber spiegelt sich in den Schlagzeilen der Medien wieder, während sich die staatlichen Stellen nur mit repressiven Maßnahmen zu helfen wissen. Waffengebrauch oder Drogenhandel, die Bedrohungen und die Toten haben häufig das Gesicht eines Kindes. Die Nichtregierungsorganisation SEDEN gehört zu den Basisgruppen, die diese Gemeinden seit langem begleiten. Derzeit implementiert SEDEN mit Unterstützung von terre des hommes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Cerro Norte das Projekt “Menschenrechte Kolumbien - Vertreibung verhindern”. Gemeinsam mit sechs anderen Organisationen aus dem Südwesten Kolumbiens geht es darum, die Bindungen an das Land und die kulturelle und biologische Vielfalt zu stärken. Dabei werden kleine Flächen für ökologische Obst- und Gemüseproduktion genutzt. Kinder spielen dabei eine Hauptrolle. Kunst und Kultur werden ebenso gefördert wie eine stärkere Verwurzelung in der Gemeinde. Wissensvermittlung der Generationen Die Familien konnten dank der Initiative ein zusätzliches Einkommen erzielen oder andere Nahrungsmittel bei ähnlichen Initiativen eintauschen. 300 Kinder, Jugendliche und ihre Eltern haben so ihre Ernährung verbessert. Auf vier Feldern betreiben Großeltern gemeinsam mit Jugendlichen Ackerbau und “vermitteln uns ihr Wissen und ihre Geduld, und all die kleinen Tricks zum Schutz der Pflanzen”, wie es eine der Jugendlichen ausdrückt. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 49 Welthungerhilfe Sieben Schulen verbessern die Lernbedingungen für Kinder und Jugendliche Kinder und Jugendliche, Eltern, Lehrer sowie Repräsentanten von staatlichen Bildungs- und Sozialbehörden werden über die Rechte der Kinder informiert und sensibilisiert Foto: Welthungerhilfe Die Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention durch die Regierungen in Lateinamerika hat zu einer Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen und zur Verbesserung ihres gesetzlichen Schutzes geführt. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen leben jedoch nach wie vor in Armut und leiden unter Diskriminierung, Gewalt und der Verletzung ihrer elementaren Rechte. In vielen Fällen müssen die Kinder im städtischen und im ländlichen Raum mitarbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Eine Wahlfreiheit zwischen Schule, Berufsausbildung oder Arbeit besteht vielfach nicht. Armut und Überlebenskampf, patriarchale und autoritäre Wertvorstellungen bilden den Nährboden für Gewalt und Repression innerhalb der Familie, an den Schulen und im sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen. Die Hauptstadt von Antioquia, Medellín, zählt rund zwei Millionen Einwohner. Weitere zwei Millionen, unter ihnen viele Binnenvertriebene, leben im Großraum Medellín, davon ein Großteil in Armut. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 19 Jahren alt. Bis zu einem Viertel der Grundschüler beenden aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen den Primarschulzyklus nicht. Laut einem Bericht des Stadtrates von Medellín aus dem Jahr 2008 ging die Hälfte von 75.749 arbeitenden Kindern nicht zur Schule. 5.184 von ihnen waren jünger als 12 Jahre. Zusammen mit der kolumbianischen Partner-NRO „Corporación Región“ leistet die Welthungerhilfe einen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen in Medellín und Concordia. Mindestens 2.000 Kinder und Jugendliche, 560 Eltern, 100 Lehrer von 7 Schulen sowie 20 Repräsentanten von staatlichen Bildungs- und Sozialbehörden werden über die Rechte der Kinder, insbesondere das Recht auf Bildung, Partizipation und gewaltfreie Erziehung, informiert und sensibilisiert. An sieben Schulen wird das Thema „Rechte“ im Unterricht intensiv behandelt. Die Schulbeiräte werden bei ihren Aktivitäten sowie der Durchführung eines Forums in Medellín und Concordia unterstützt, bei dem die Wünsche und Interessen der Schüler im Mittelpunkt stehen. Kinder und Jugendliche mit Lerndefiziten, die in Schule und Elternhaus keine ausreichende Förderung erhalten, können an einem Förderprogramm teilnehmen. Zehn Lehrer pro Schule nehmen an Fortbildungsaktivitäten teil und setzen Initiativen in ihren Lehreinrichtungen um, die dazu beitragen, den Umgang miteinander und das Lernklima an den Schulen zu verbessern. Ebenso unterstützt das Projekt die Schulbeiräte, Verbesserungspläne für die jeweiligen Schulen zu erarbeiten und umzusetzen. Mit Unterstützung von Praktikanten der Psychologie- und Familienentwicklung werden an den Schulen Sprechstunden für Schüler und Eltern angeboten, in denen familiäre Probleme besprochen werden können. Gezielt informiert das Projekt Eltern über die Rechte ihrer Kinder und stärkt zwei Elternnetzwerke. Das Projekt ist eingebettet in das Programm zur Förderung der Entwicklungschancen und Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in vier lateinamerikanischen Ländern, das die Welthungerhilfe mit BMZ-Finanzierung mit fünf lokalen Partnerorganisationen in Bolivien, Peru, Brasilien und Kolumbien in einer zweiten Phase bis Ende 2011 durchführt. www.welthungerhilfe.de 50 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien WELTWÄRTS Wenn junge Menschen Brücken bauen Betreuung von Schülergruppen in der Schule La Providencia in Cali Foto: Aguablanca In der Broschüre des entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde, heißt es: „Veränderungen und Entwicklungen wachsen aus der Mitte der Gesellschaft. Der Staat kann und muss nicht alles machen. Im Gegenteil: Armut, soziale und kulturelle Konflikte, Umweltzerstörung und Klimawandel fordern uns alle in unserem Alltag. Das Engagement der jungen Freiwilligen macht daher Mut.“ Seit 2008 unterstützt weltwärts anerkannte Entsendeorganisationen finanziell, die junge Menschen aus Deutschland zwischen 18 und 28 Jahren in ihre Partnerprojekte entsenden. Der Verein Aguablanca e.V. am Johanneum Gymnasium in Herborn entsendet seit dem Jahr 2009 Abiturienten ins kolumbianische Cali. „Un niño sin educación es problema de todos“, so hörte es Ursula Vollmer, die Initiatorin des Vereins, immer wieder in Kolumbien. Das war und ist seit mehr als 20 Jahren die Leitlinie des Vereins. Aus dieser Überzeugung heraus versteht sich das Engagement des Vereins, für die Schülerinnen und Schüler ihrer Partnerschule La Providencia in Cali. Von gleicher Bedeutung war auch www.weltwaerts.de immer, den Schülern in Herborn zu vermitteln, wie ein Kind auf der anderen Seite der Welt lebt. Die von Aguablanca entsendeten Abiturienten engagieren sich in unserer Partnerschule im Bereich Bildung, einem der vier von weltwärts vorgegebenen Bereichen. Sie unterstützen die Lehrkräfte durch Betreuung von kleinen Schülergruppen, übernehmen zur Zeit den Englischunterricht für die Anfänger, backen deutsches Brot mit den Schülerinnen und Schülern in der Schulbäckerei und sind maßgeblich in das Musikprojekt der Schule mit einbezogen (sie übernehmen Flöten- und Cello-Unterricht). Im Juli 2011 wird der Verein Aguablanca zum dritten Mal zwei Abiturienten nach Cali entsenden. Die ehemalige Freiwillige Johanna Klute fasst das Engagement in Kolumbien so zusammen: „Unsere Zusammenarbeit mit Kolumbien ist wie ein Kreis, der allen, die daran teilhaben, etwas gibt: Freude, Kraft, Hoffnung. Was könnte es Besseres geben, als etwas Gutes zu tun, während einem gleichzeitig alles doppelt zurückgegeben wird. Unser Verein sowie unsere Partnerschule in Aguablanca prägen täglich das Leben unzähliger Menschen auf ganz besondere Art und Weise“. Freiwilligendienst Mit weltwärts können junge Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren für 6 bis 24 Monate einen Freiwilligendienst in Entwicklungsländern leisten. Sie werden durch die Entsendeorganisationen intensiv auf ihren Einsatz vorbereitet und während der gesamten Zeit ihres Freiwillgendienstes begleitet. Die Arbeitsfelder der Freiwilligen umfassen das gesamte Themenspektrum der aktuellen Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 51 Bildung und Wissenschaft Foto: Deutsche Welle Deutscher Akademischer Austauschdienst: Universidad del Norte als Beispiel für fachbezogene Hochschulpartnerschaften dvv international: Erben des Planeten Deutsche Welle: Nachrichten für die Provinz DGB Bildungswerk BUND: Menschenwürdige Arbeit als große Herausforderung Schule fürs Leben: „Colegio de las Aguas“ von Montebello Universidad del Rosario: Ganzheitliche Hilfsaktion für die entwurzelte Bevölkerung World University Service: „Kontakt mit Deutschland, meinem zweiten Heimatland“ 52 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien DEUTSCHER AKADEMISCHER AUSTAUSCHDIENST Universidad del Norte als Beispiel für Fachbezogene Hochschulpartnerschaften del Norte aufgebaut; mit der Fakultät für Physik der Universität Mainz (2006 – 2009), um ein Masterprogramm in Angewandter Physik zu schaffen (an dem dann auch das Hahn-Meitner Institut, heute Helmholtz Zentrum aus Berlin teilnahm); mit dem Institut für Angewandte Mathematik der Leibniz Universität Hannover (2008 – 2011), um einen Master in Mathematik zu fördern und mit der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz (2007 – 2010), um die Arbeitsgebiete Umwelt- und Arbeitsmedizin zu fördern (was zu einem neuen Masterprogramm führte). Das Erfolgsmodell „Fachbezogene Hochschulpartnerschaften“ wird an der Universidad del Norte praktiziert, um Strukturverbesserungen in der Lehre von Mathematik und Naturwissenschaften zu erreichen Foto: DAAD Die Universidad del Norte in Barranquilla unterhält lange und erfolgreiche Beziehungen mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und den deutschen Universitäten. Durch die Universidad de los Andes in Bogotá wurde 1975, zehn Jahre nach der Gründung der Universidad del Norte, eine Kurzzeitdozentur des Mathematikers der Universität Mainz, Prof. Dr. Peter P. Konder, unterstützt, mit der die Ausbildung der Mathematikdozenten der lokalen Universitäten gefördert wurde. Seitdem hat die Universidad del Norte ausgiebig die verschiedenen Programme des DAAD genutzt: Kurzzeit- und Langzeitdozenturen, Wissenschaftleraustausch, Studentenmobilität, Promotionsstipendien, und seit 2001 auch die „Fachbezogene Hochschulpartnerschaften“, die der DAAD mit Geldern des BMZ fördert. Die Universidad del Norte hat seit 2001 vier Anträge gestellt, die alle zur Förderung ausgewählt wurden: mit der Fakultät für Mathematik der Gutenberg Universität Mainz (2001 – 2004) für ein Masterprogramm, das in Zusammenarbeit mit der Universidad Nacional (Medellin) auf die Universidad del Norte ausgedehnt wurde. Gleichzeitig wurde ein eigener Bachelor in Mathematik an der Universidad www.daad.de Die „Fachbezogenen Hochschulpartnerschaften“ haben sich als ein effizientes und flexibles Instrument bewährt, um die bilateralen akademischen Beziehungen zu fördern. Jedes der vier Projekte, die an der Universidad del Norte ausgeführt wurden oder noch werden, hat sowohl direkte als auch indirekte positive Effekte bewirkt. Sowohl der Bachelor (ab 2007) und der Master in Mathematik, als auch der Master in Angewandter Physik (ab 2008) konnten nur durch diese Projekte organisiert und angeboten werden. Regionaler Entwicklungsimpuls Die Karibische Region Kolumbiens liegt weit unter dem Durchschnitt der nationalen Bildungsindikatoren. So nützt der Aufbau eines qualifizierten Studienangebotes nicht nur der Universidad del Norte, sondern die Bachelorund Master-Studiengänge füllen eine regionale Ausbildungslücke und es werden regionale Fachkräfte ausgebildet, insbesondere auch Dozenten für die vielen anderen Universitäten der Küstenregion. In den mit Hilfe von DAAD und BMZ geschaffenen Masterstudiengängen Mathematik und Physik werden augenblicklich mehr als 40 Dozenten von 10 Universitäten zu einem höheren Ausbildungsund damit auch Lehrniveau gebracht. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 53 DVV International Erben des Planeten Jugendliche „Erben des Planeten“ analysieren die Qualität des Wassers Foto: ADC „Herederos del Planeta“ – „Erben des Planeten“, so nennen sich Kinder und Jugendliche im südlichen Hochland von Kolumbien (Departement Nariño). Sie selbst haben sich diesen Namen gegeben, als Ausdruck ihres Engagements für eine lebenswerte Zukunft – für sich und für nachfolgende Generationen. Zwischen 5 und 25 Jahren alt, leben sie mit ihren Familien nahe des Sees La Cocha, in den feucht kühlen Nebelwäldern und Paramos am westlichen Abhang der Anden. Eine Region, die für ihre biologische Vielfalt bekannt und als natürliches Wasserreservoir teils unter Naturschutz gestellt ist. Von Reisenden gern als „Bilderbuchlandschaft“ beschrieben, ist diese Heimat der „Erben des Planeten“ jedoch zugleich ökologisch fragil, durch den Raubbau an Rohstoffen und natürlichen Ressourcen konstant gefährdet und mit sozialen Konflikten beladen. Die Bewohner dieser Region, Bauern und Indigene, kämpfen seit über 30 Jahren für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen. Ihre Kinder und Enkel haben beschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie wollen ihre Umwelt und deren Ressourcen besser kennen lernen, um sie erhalten aber auch nutzen zu können. Für die „Erben des Planeten“ heißt dies zu allererst: lernen und forschen. Sie lernen die Wasserqualität anhand biologischer Indikatoren zu bestimmen, erfassen die Pflanzen oder analysieren die Qualität der Böden an ihrem Wohnort; sie untersuchen, wie lokale Vogelspezies pflanzliche Ressourcen nutzen oder legen kleine Schulgärten an, in denen sie Nutzpflanzen ziehen und diese studieren. Und sie gehen noch weiter – sie veranstalten Werkstätten mit Puppentheater, Tanz oder Musik, in denen sie ihre gewonnenen Kenntnisse anderen mitteilen und Zukunftsvisionen entwickeln. So geht es neben dem eigenen Erfahren und Lernen stets auch um Austausch und um die Weitergabe von Wissen zwischen jungen Menschen, aber auch zwischen den verschiedenen Generationen, von den Großeltern und Eltern an ihre Kinder und Enkel. „La Memoria de los Abuelos para los Niños“ (Vermächtnis der Großeltern für die Kinder), haben junge „Erben“ daher auch einen von ihnen angelegten Garten mit Heilpflanzen genannt. Über 500 Kinder und Jugendliche, organisiert in lokalen Gruppen in verschiedenen Teilen des Departement Nariño, gehören heute zu diesem innovativen Bildungsprojekt, das von ADC (Asociación para el Desarrollo del Campesino) initiiert und begleitet wird. Intergenerational und ganzheitlich angelegt, gibt es jungen Menschen die Möglichkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten und zugleich Einstellungen und Kriterien zu entwickeln, die für ihre zukünftige Rolle als Protagonisten einer nachhaltigen Entwicklung unabdingbar sind. Das Projekt „Erben des Planeten“ bildet Teil eines weit umfassenderen Programms, mit dem ADC in Kooperation mit dvv international seit langem die Bevölkerung der Region von La Cocha darin schult und unterstützt, ihre Lebensgrundlage nachhaltig zu sichern und eigenes Einkommen zu erwirtschaften, ohne intakte Ökosysteme zu gefährden. „Blue Globe“ Im Oktober 2010 wurde ADC mit dem „Blue Globe“ ausgezeichnet. Verliehen vom „World Wetland Network“ (WWN) im Rahmen der UN Konferenz für Biodiversität in Nagoya/Japan, wurde ADC damit, zum wiederholten Male, für ihre beispielhafte Arbeit zur Förderung nachhaltiger Entwicklung international ausgezeichnet. www.dvv-international.de 54 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Deutsche Welle Nachrichten für die Provinz Professionelle Ausbildung vor der Kamera Foto: Deutsche Welle Vier Wochen lang mussten die Bergarbeiter von Montelíbano-Córdoba ohne ihren Heimatsender Telemontelíbano auskommen. Statt Informationen aus der Region bekamen sie Musikvideos. Rund um die Uhr. Der Grund: Vanessa Ramos Hernández und Francisco Alejandro Martínez Zapata, die einzigen Mitarbeiter des lokalen Fernsehsenders, waren an die Küste nach Barranquilla gereist – auf Einladung der DW-AKADEMIE. In Kolumbien übernehmen lokale Bürgersender oftmals wichtige Informationsarbeit. Allerdings fehlt es den Mitarbeitern der Hörfunk und TV-Stationen häufig am journalistischen Handwerkszeug. Bürgersender wie Telemontelíbano könnten jedoch der Schlüssel zu Frieden und mehr Demokratie in dem zerrütteten Land werden. „Der Zugang zu verlässlicher und relevanter Information für die Menschen auf dem Land ist extrem wertvoll“, berichtet Matthias Kopp, Projektmanager der DW-AKADEMIE. „Die Bürgersender sind dabei eine wichtige Plattform für Information, Diskussion und Bildung. Sie sind in der Lage, demokratische und friedliche Prozesse ins Rollen zu bringen.“ Voraussetzung dafür sei aber ein Minimum an journalistischer Ausbildung. Weder die 19-jährige Vanessa Ramos Hernández noch der 22 Jahre alte Francisco Alejandro Martínez Zapata von Telemontelíbano haben eine www.dw-world.de journalistische oder technische Ausbildung. In ihrem selbstgestalteten Sender gab es lange Zeit nicht einmal ein Nachrichtenprogramm. Für sie und die Mitarbeiter weiterer lokaler Fernsehsender bietet die DW-AKADEMIE im Rahmen eines langfristigen Projektes über einen Zeitraum von drei Jahren regelmäßig Trainingseinheiten an. Und so lernten die Nachwuchsjournalisten von Telemontelíbano, welche Möglichkeiten das Fernsehen für sie und ihren Heimatort bietet. Während in ihrem Sender ein Musikvideo nach dem anderen vom Band lief, entwickelten sie Themen, recherchierten und produzierten erste Beiträge. „Bei uns ist Fernsehen im Grunde genommen eine bebilderte Zeitung“, so die Journalisten. Während des Trainings lernten sie dagegen in praktischen Übungen wie lebendiger, zuschauerorientierter Fernsehjournalismus funktioniert. Einige Monate später, im zweiten Trainingsmodul, wurde dann ein 30-minütiges Magazin produziert. Mittlerweile gibt es bei Telemontelíbano eine Nachrichtensendung – die erste in der Geschichte des Lokalsenders. Die DW-AKADEMIE ist das internationale Zentrum der Deutschen Welle für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Aus- und Fortbildung. Sie bietet ihren Partnern und Kunden weltweit ein breites Spektrum an Trainings- und Beratungsprojekten an. In Kolumbien unterstützt die DW-AKADEMIE lokale Bürgermedien und das nationale öffentliche Fernsehen durch Training im Bereich Journalismus und durch Organisationsberatungen. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 55 DGB Bildungswerk BUND Menschenwürdige Arbeit als große Herausforderung Zuckerrohrarbeiter in Kolumbien Foto: Jochen Schüller Die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Akteure in Kolumbien ist für die soziale Entwicklung des Landes, das durch den Konflikt mit den neuen bewaffneten illegalen Gruppen, linken Guerillagruppen und Drogenkartellen geprägt ist, von großer Bedeutung. Gegenwärtig werden allerdings noch immer Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter bedroht und verfolgt, eine Partizipation dieser Akteure in betrieblichen, sozialen und politischen Entscheidungsprozessen findet kaum statt. Das DGB Bildungswerk unterstützt gewerkschaftliche Partner in Kolumbien bei der Stärkung der gewerkschaftlichen Handlungskompetenz durch Bildungs- und Beratungsmaßnahmen zu Arbeits- und Gewerkschaftsrechten. Soziale Entwicklung braucht Qualifizierung. Erst wenn sich Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter mit vorhandenen gesetzlichen Vorgaben auskennen, können sie diese auch angemessen einfordern. In Zusammenarbeit mit den beiden nationalen Gewerkschaftsdachverbänden „Central Únitaria de Trabajadores“ (CUT) und „Confederación de Trabajadores de Colombia“ (CTC) fördert das DGB Bildungswerk Fortbildungsseminare zu wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Fragen in verschiedenen Regionen Kolumbiens. „Solche Ausbildungsprogramme sind für uns sehr wichtig, da sie uns helfen, unsere Kollegen an der Basis fortzubilden“, berichtet Nohora, Vertreterin der kolumbianischen Metallgewerkschaft. Durch gezielte Informations- und Qualifizierungsangebote für Arbeitnehmervertreter, die von der Gewerkschaftsschule „Escuela Nacional Sindical“ (ENS) in Kooperation mit dem DGB Bildungswerk angeboten werden, sind auch in Betrieben Veränderungen möglich. Themen wie Gesundheits- und Arbeitsschutz spielen dort eine meist untergeordnete Rolle. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter nutzen die Bildungsangebote, um Aktivitäten zur Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz anzustoßen und hierzu Verhandlungen mit den Unternehmen zu führen. So wurden bereits Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen erreicht. Neben Fortbildungen ist Rechtsberatung ein weiterer Schwerpunkt des Projektes. Immer mehr Ratsuchende besuchen auch das kleine Büro des Arbeitsberatungszentrum „Centro de Atención Laboral“ (CAL) in der Nähe des Arbeitsministeriums in Medellín. Arbeiterinnen und Arbeiter erhalten dort kostenlos Informationen, wie sie Arbeitsrechte einfordern können. In einem kleinen Team von Rechtsanwälten und Jurastudenten werden Probleme wie nicht bezahlte Löhne oder Sozialabgaben bearbeitet. Weltweites Engagement Seit Jahrzehnten unterstützt das Nord-SüdNetzwerk des DGB Bildungswerk BUND Gewerkschaftsprojekte und Initiativen in Entwicklungs- und Transformationsländern in Lateinamerika, Asien, Südosteuropa und dem südlichen Afrika. Dabei werden die Partner bei der Planung zukunftsfähiger Entwicklungsstrategien unterstützt und beim „Capacity Building“ gefördert – denn soziale Entwicklung braucht Qualifizierung. Zielsetzung der Arbeit ist, dass Menschen- und Gewerkschaftsrechte, soziale Mindeststandards, Kernarbeitsnormen und nachhaltiges Wirtschaften überall auf der Welt erhalten und diese Rechte ausgebaut werden. www.dgb-bildungswerk.de 56 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien Schule fürs Leben „Colegio de las Aguas“ von Montebello Die Freude ist groß bei der Zeugnisübergabe im „Colegio de las Aguas“. Die Talare der stolzen Diplomanten sind selbst gemacht. Sie sind aus Papier. Aus Stoff wären sie unbezahlbar Foto: Colegio de las Aguas Wissen ist die Grundlage für eine bessere Zukunft und für den Frieden. Davon ist Andrés Bäppler überzeugt. Im Jahr 2003 gründete der Sohn einer kolumbianischen Mutter und eines deutschen Vaters den Verein Schule fürs Leben. Gemeinsam mit seiner Frau Ulla Schuch, seinem kolumbianischen Halbbruder Carlos Villota und einer Handvoll guter Freunde begann er Spenden zu sammeln, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen; eine Schule für Montebello zu bauen, einem Flüchtlingsort am Rande der Millionenstadt Cali. Hier wuchs Andrés Bäppler auf, bis ihn sein Vater im Alter von sechs Jahren nach Deutschland holte. Der Junge sollte eine gute Ausbildung bekommen. Andrés Bäppler ist Architekt geworden und vielleicht genau aus diesem Grund – um jene Schule zu bauen. Das „Colegio de las Aguas“ von Montebello ist eine besondere Schule. Sie ist aus Guadua gebaut, dem südamerikanischen Riesengras, das direkt vor den Toren des weitläufigen Schulgeländes wächst - ein nachwachsender Rohstoff, der nicht nur extrem belastbar ist, sondern offensichtlich auch die Phantasie beflügelt. Mit finanzieller Unterstützung des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte 2006 ein modernes Schulgebäude und 2009 eine vielseitig nutzbare Mensa mit eigener Schulküche realisiert werden. Unter Anleitung von Fachleuten haben Männer aus Montebello diese Gebäude errichtet. Sie haben die www.schulefuersleben.de www.tdh.de Arbeit vor Ort erlernt und viele von ihnen haben damit zum ersten Mal eigenes Geld verdient. Frauen aus dem Ort engagieren sich in der Schulküche oder betreuen nachmittags die mittlerweile rund 220 Kinder. Für viele von ihnen ist die Schule zu einer zweiten Heimat geworden. Sie bekommen hier nicht nur qualifizierten Unterricht und zwei warme Mahlzeiten am Tag, sondern vor allem Aufmerksamkeit, Zuwendung und das Gefühl, wichtig zu sein. Das Lehrerteam unter der Leitung von Simona Mosquera ist extrem engagiert. Viele von ihnen sind von Anfang an dabei und haben die Höhen und Tiefen mit getragen, die ein solches Projekt unweigerlich birgt - vom Ringen um die staatliche Anerkennung bis zum Erhalt der ersten Lehrergehälter, vom Aufrichten der ersten Guadua-Steelen bis zur feierlichen Einweihung der Schulgebäude. Grundschule wird ausgebaut Das „Colegio de las Aguas“ ist als Grundschule angelegt, soll aber in den nächsten Jahren zu einer weiterführenden Schule ausgebaut werden. Eine sechste Jahrgangsstufe gibt es bereits. Und auch für Jugendliche ohne Ausbildung und Arbeit bietet das „Colegio de las Aguas“ seit 2009 eine realistische Zukunftschance: Werkstätten, in denen die jungen Männer und Frauen lernen, mit Guadua zu bauen. Seit Frühjahr 2010 gibt es außerdem eine „Ausbildungsküche“ sowie Lehrwerkstätten für Dachziegelproduktion und Schreinerhandwerk. Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien | 57 Universidad del rosario Ganzheitliche Hilfsaktion für die Entwurzelte Bevölkerung kolumbianische Jugendamt. Insgesamt werden durch diese Multiplikation mehr als 5.000 Personen in der Kinderbetreuung erreicht. Auf institutioneller Ebene ermöglichte es die Stärkung der medizinischen Versorgung, die Verbesserung des Versorgungsbetriebs und damit eine Qualitätssteigerung der Behandlung insbesondere von Kindern im Alter von unter 5 Jahren. Schaffung von Einkommen: 120 Familien des Stadtteils Usme produzieren Gemüse, Knollenpflanzen, Gewürz- und Heilkräuter auf 45 Anbauflächen (15 kleine Grundstücke und 30 Terrassen) auf einer Gesamtfläche von 9.000 m². Der monatliche Produktionsumfang liegt bei 815 kg. Die Familien vermarkten ihre Erzeugnisse in gemeinschaftlichen Einrichtungen des Stadtteils und auf lokalen Märkten. Eine Familie des Stadtteils Usme produziert Gemüse Foto: Universidad del Rosario Das von der Universidad del Rosario durchgeführte und von der Deutschen Botschaft in Bogota teilweise mitfinanzierte Programm stellte die zweite Phase eines Projektes für den Wiederaufbau der Sozialstruktur entwurzelter Bevölkerungsteile in Bogotá und Medellín dar. Es wurde im Stadtteil Usme im Süden Bogotás anhand einer auf drei Arbeitslinien basierenden Strategie entwickelt: 1. Nahrungsmittelsicherheit und Einkommenserzeugung durch urbane Landwirtschaft; 2. Verbesserung der gesundheitlichen Situation durch die Stärkung von Strategien zur Förderung und Vorsorge auf gemeinschaftlicher und institutioneller Ebene; 3. Stärkung von assoziativen Prozessen und sozialen Netzwerken. Ergebnisse Erweiterung von Kenntnissen und Kompetenzen: Die teilnehmenden Gruppen erweiterten ihre Fähigkeiten und Kompetenzen auf folgenden Gebieten: a) auf fachlichen Gebieten, in den Arbeitsbereichen des Programms; b) im Bereich Management; c) im Bereich politische Teilnahme. Verbesserung der gesundheitlichen Situation: 70 % der Haushalte verbesserten ihre Kenntnisse und ihren Umgang mit Ernährung, Impfungen, grundlegender Hygiene und der Prävention von Krankheiten als Ergebnis der praktischen Qualifizierung von 600 meist alleinstehenden Müttern durch das Stärkung von assoziativen Prozessen und sozialen Netzwerken: Das Netzwerk der städtischen Landwirte von Usme hat sich zu einem Pilotprojekt in Bogotá entwickelt. Es ist die einzige Organisation von urbanen Landwirten der Stadt, die mit Schwerpunkt auf Vermarktung, einen permanenten Verkauf von ökologischen Produkten anbietet. Im Jahr 2009 wurde ihr der Bürgerpreis für ein besseres Bogotá verliehen. Die Unterstützung der Entwicklungspolitik auf lokaler und nationaler Ebene: Das Programm Desarraigados stärkt die staatliche Politik auf Bezirksund nationaler Ebene. Die nationale Agenda für Gesundheitswesen beinhaltet die Strategie Integriertes Management von Kinderkrankheiten. Bezüglich der urbanen Landwirtschaft stellt das Programm eine Ergänzung zur Nahrungsmittelsicherheitspolitik dar, mit zwei wichtigen Elementen: die städtische Landwirtschaft als produktive Aktivität und die Erfahrung einer legalen, sozialen Organisation, die sich der Produktion und Vermarktung von ökologischen Produkten widmet. Auswirkung des Projektes im Bereich der entwicklungspolitischen Institutionen und Akteure: Das Programm wurde in den Leitfaden für gute Verfahrensweisen für die Süd-Süd-Kooperation des Instituts für Soziale Angelegenheiten und Internationale Kooperation der kolumbianischen Regierung aufgenommen. www.urosario.edu.co 58 | Gemeinsam gestalten | Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien World University Service (WUS) „Kontakt mit Deutschland, meinem zweiten Heimatland“ Diana Maria Gomez-Mesa erhielt für Ihre Tätigkeit als Produktingenieurin bei dem Unternehmen Drogas Continente Veterina SA für die Produktentwicklung und Herstellung von Pharmazeutika eine labortechnische Ausstattung Foto: WUS Aus der sozialen Verantwortung heraus, im eigenen Land etwas zum Guten zu bewegen und mit dem Willen, zum Aufstieg der Wirtschaft und der Demokratisierung des Landes beizutragen, kehren viele ausländische Studierende aus den sogenannten Entwicklungsländern nach einem Studium in Deutschland in ihr Herkunftsland zurück. Nach ihrem Abschluss in Deutschland, sollten sie jedoch sich selbst und die Familie auch ernähren können. Damit die oft auftretenden strukturellen und finanziellen Hürden nicht abschreckend für eine potentielle Rückkehr wirken, etablierte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entsprechende Fördermaßnahmen: das seit den 1970er Jahren existierende „Programm Rückkehrende Fachkräfte“ (PRF) wird vom Centrum für Internationale www.wusgermany.de Migration und Entwicklung (CIM) durchgeführt und erleichtert den Berufsstart in Entwicklungsländern mit Hilfe von Reise- und Transportkostenzuschüssen sowie einem Zuschuss zum lokalen Gehalt, wenn ein entwicklungspolitisch relevanter Arbeitsplatz nachweisbar ist. An diesem Punkt setzt die Komponente der Arbeitsplatzausstattung (APA) an. Mit Hilfe der „Zuschüsse zur Ausstattung am Arbeitsplatz für Fachkräfte aus Entwicklungsländern“ werden Rückkehrer aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Teilen Osteuropas gefördert, die als Arbeitnehmer tätig sind, deren Arbeitgeber jedoch eine adäquate Ausstattung des persönlichen Arbeitsplatzes nicht finanzieren können. World University Service (Deutsches Komitee e.V.) führt die Beratung der Fachkräfte und die Antragsabwicklung bis zum Kauf der Geräte und die anschließende dreijährige Nachbetreuung im Auftrag von CIM durch. So vermittelt beispielsweise ein in Heidelberg promovierter Physiker an der Universidad Pedagogica y Tecnologica de Colombia (UPTC) in Tunja nicht nur ingenieurwissenschaftliches Wissen „Made in Germany“ mit einer elektrochemischen Arbeitsstation, sondern sorgt für modernen Unterricht, fördert das internationale Ansehen des Instituts und stärkt gleichzeitig die kolumbianische Industrie im Bereich der Oberflächenherstellung. Durch die Arbeitsplatzausstattung können Fachkräfte ihr Wissen aus Deutschland besser anwenden. Es entsteht für sie auch ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt, da Arbeitgeber einen doppelten Anreiz haben, eine geförderte Fachkraft einzustellen. Die Ausstattung geht nach zwei Jahren in das Eigentum des Arbeitgebers über, wodurch eine „Win-Win“-Situation für alle Beteiligten geschaffen wird. Die Fachkräfte selbst beurteilen die Förderung durch APA positiv: eine in Pforzheim ausgebildete Fachkraft, die in der privatwirtschaftlichen Pharmazieforschung in Sabaneta tätig ist, beurteilt das PRF als ein „ausgezeichnetes Kooperationsprogramm“, um das Unternehmen weiterzuentwickeln, ihr persönliches Wissen zu erweitern und gleichzeitig neue wirtschaftliche Wege in die Zukunft zu eröffnen. Dieses Programm erlaube es auch, mit Deutschland fachlich im Rahmen von Wissenschaftskooperationen in Verbindung zu bleiben. Diese Verbindung wird außerdem durch langjähriges Wissensmanagement und regelmäßige Förderung von Fachliteratur über das PRF von World University Service gefördert. Die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Die Deutsche Botschaft Bogotá ist die offizielle Vertretung der Bundesregierung in Kolumbien. In der Entwicklungszusammenarbeit arbeitet sie in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt (AA) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) zusammen. Die Deutsche Botschaft Bogotá steht in intensivem Kontakt mit ihren kolumbianischen Partnern und prüft Anträge auf deutsche Unterstützung. Der Austausch hat aber auch zum Ziel, die Politik der Bundesregierung darzustellen und einen Dialog über nachhaltige Entwicklung zu führen. Dieser wird mit unterschiedlichen Gruppen - von Ministerien bis zu Vertretern von Nichtregierungsorganisationen - gestartet. Zu den Aufgaben der Botschaft gehören außerdem die Koordination der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und die Harmonisierung mit anderen bi- und multilateralen Gebern. Die Botschaft arbeitet mit daran, die völkerrechtlichen Voraussetzungen für die Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen. Das bedeutet konkret: Mitarbeit bei der Ausarbeitung von Abkommen und Notenwechsel zur Finanziellen und Technischen Zusammenarbeit. Außerdem unterstützt sie die deutschen Institutionen bei ihrer Arbeit. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Bogotá Cra. 69 No. 25B – 44, Bogotá, Kolumbien Edificio „World Business Port“, Piso 7 T: + 57-1-423-26-00 F: + 57-1-429-31-45 www.bogota.diplo.de Das deutsche Medikamenten-Hilfswerk „action medeor e.V.“ wurde 1964 mit dem Ziel gegründet, bedürftige Menschen in Entwicklungsländern mit Basismedikamenten und medizinischem Kleingerät zu unterstützen. Seit der Gründung wurden rund 10.000 Gesundheitseinrichtungen in rund 140 Ländern regelmäßig versorgt. Im Bedarfsfall leistet „action medeor“ schnelle Notund Katastrophenhilfe mit Basismedikamenten, die durch einen eigenen Lagerbestand gesichert wird. Seit 1998 hat sich „action medeor“ zu einem Gesundheitshilfswerk weiterentwickelt, so dass auch pharmazeutische Beratung und die Förderung von Gesundheitsprojekten lokaler Partnerorganisationen hinzukamen. Diese reichen vom Aufbau von Basisgesundheitsdiensten, Gesundheitsaufklärung und der Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose bis zur lokalen Produktion und Verbesserung der Qualität von Arzneimitteln in Afrika und Lateinamerika. In Kolumbien fokussiert sich das Engagement vor allem auf die Verbesserung der Gesundheitssituation indigener Gemeinschaften, marginalisierter afrokolumbianischer Bevölkerung, interner Flüchtlinge oder Bewohner abgelegener Regionen. In Kolumbien ist „action medeor“ für 144 Gesundheitsstationen ein verlässlicher Partner für die Beschaffung ihrer Medikamente. action medeor e.V. St. Töniser Str. 21, 47918 Tönisvorst, Deutschland T: + 49-(0)2156-9788-100 [email protected] www.medeor.org Die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) e.V. ist der Fachdienst der deutschen Katholiken für Personelle Zusammenarbeit. Als staatlich anerkannter Personaldienst vermittelt die AGEH, in Zusammenarbeit mit ihren Partnerorganisationen in aller Welt, qualifizierte Frauen und Männer als Fachkräfte in Projekte der Entwicklungszusammenarbeit kirchlicher Organisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika und nach Mittel- und Osteuropa. Insgesamt waren im Jahr 2010 weltweit 294 von der AGEH vermittelte Fachkräfte tätig, davon 64 im Personalprogramm Ziviler Friedensdienst. Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) e.V. Ripuarenstr. 8, 57679 Köln, Deutschland T: +49-(0)221-8896-0 F: +49-(0)221-8896-100 [email protected] www.ageh.de Das katholische Hilfswerk Misereor tritt für eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung ein und vertraut dabei auf die Kraft der Menschen, selbst an der Lösung ihrer Probleme mitzuarbeiten. In Kolumbien fördern Misereor und die Katholische Zentralstelle für Entwicklungshilfe derzeit etwa 140 Projekte von kirchlichen und nichtkirchlichen Partnern. Wichtige Themen sind Menschenrechte, ländliche Entwicklung sowie Frauen- und Jugendförderung. Gestützt wird die Arbeit durch entwicklungspolitische Informations-, Bildungsund Lobbyarbeit in Deutschland und Europa. Bischöfliches Hilfswerk Misereor e. V. Mozartstraße 9, 52064 Aachen, Deutschland T: +49-(0)241-442-0 F: +49-(0)241-442-188 [email protected] www.misereor.de Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist die zentrale geowissenschaftliche Beratungseinrichtung der Bundesregierung und gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Als geowissenschaftliches Kompetenzzentrum berät und informiert sie die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft in allen geowissenschaftlichen und rohstoffwirtschaftlichen Fragen. Ihre Arbeit dient einer ökonomisch und ökologisch vertretbaren Nutzung und Sicherung natürlicher Ressourcen und somit der Daseinsvorsorge. Als nationaler geologischer Dienst von Deutschland nimmt die BGR zahlreiche internationale Aufgaben wahr. Im Inland hat sie überwiegend koordinierende Funktionen. Als Bundesoberbehörde ist die BGR Bestandteil der wissenschaftlichtechnischen Infrastruktur Deutschlands und nimmt auch gesetzlich festgelegte Aufgaben wahr. In der sogenannten Technischen Zusammenarbeit führt sie im Direktauftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Projekte mit Entwicklungs- und Schwellenländern auf dem geowissenschaftlichen Sektor durch. So ist die BGR seit 1958 als Durchführungsorganisation im Bereich Geowissenschaften und Bergbau tätig. Derzeit führt die BGR rund 35 Entwicklungsprojekte in verschiedenen georelevanten Feldern durch, an denen ca. 35 Partnerländer und -organisationen in Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien beteiligt sind. Das jährliche Finanzvolumen dieser Projekte beläuft sich zurzeit auf ca. sieben Millionen Euro. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Stilleweg 2, 30655 Hannover, Deutschland T: +49-(0)511-643-0 F: +49-(0)511-643-2304 [email protected] www.bgr.bund.de Das tägliche Brot der Armen ist christliche Verpflichtung und entwicklungspolitische Zielsetzung. Seit mehr als 50 Jahren leistet „Brot für die Welt“ in den Ländern des Südens Hilfe zur Selbsthilfe – und macht sich stark für die Rechte der Armen und Benachteiligten in einer globalisierten Welt. Jedes Jahr unterstützt „Brot für die Welt“ etwa 800 Partnerorganisationen in 77 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas. Das evangelische Hilfswerk besteht seit mehr als 50 Jahren. „Brot für die Welt“ Stafflenbergstraße 76, 70184 Stuttgart, Deutschland T: +49-(0)711-2159-568 [email protected] www.brot-fuer-die-welt.de Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist eine in vielen Ländern tätige Hilfsorganisation der katholischen Kirchen. In Kolumbien arbeitet die Organisation in vier Bereichen: 1. Humanitäre Hilfe, Rechtshilfe und Selbstorganisation der Binnenvertriebenen; 2. Hilfen bei Naturkatastrophen und Katastrophenprävention; 3. Drogenprävention und Hilfe für Suchtkranke, sowie für extrem marginalisierte Gruppen wie z.B. durch Prostitution ausgebeutete Frauen und deren Kinder; 4. Hilfe für Opfer von Anti-Personen-Minen. Das übergreifende Ziel der Projektarbeit in Kolumbien sind friedensschaffende Maßnahmen, um die humanitäre Krise zu bekämpfen. Deutscher Caritas-Verband Wolfgang Hees, Lateinamerikareferent Karlstr. 40, 79104 Freiburg, Deutschland T: +49-(0)761-200-731 F: +49-(0)761-200-583 [email protected] www.caritas.de Kooperation fördern – Perspektiven eröffnen: Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) ist die Hochschulkooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel, die Ernährungssicherung oder der Erhalt natürlicher Ressourcen lassen sich nur gemeinschaftlich lösen – dafür ist die Zusammenarbeit gleichberechtigter Partner aus Entwicklungs- und Industrieländern notwendig. Den Hochschulen kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu, denn sie bilden die künftigen Experten und Wissenschaftler, Fach- und Führungskräfte für Forschung und Wirtschaft, für die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen wie auch viele andere entwicklungsrelevante Sektoren aus. Der DAAD unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Hochschulen mit Entwicklungs- und Schwellenländern aus Mitteln des BMZ und des Auswärtigen Amtes. Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) Geschäftsstelle Bonn-Bad Godesberg Kennedyallee 50, 53175 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-882-0 F: +49-(0)228-882-444 [email protected] www.daad.de Millionen Kranke und Ausgestoßene haben durch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe medizinische Behandlung oder soziale Unterstützung bekommen. Gegründet hat sich der eingetragene Verein im Jahr 1957 als „Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk“, daher die weiterhin gültige Abkürzung. Die DAHW leistet – unabhängig von politischen oder konfessionellen Überzeugungen – nachhaltige Hilfe für kranke und ausgegrenzte Menschen in Entwicklungsund Schwellenländern. Die DAHW setzt sich auch für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein und fördert deren Einbeziehung. DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. Mariannhillstr. 1c, 97074 Würzburg, Deutschland T: +49-(0)931-7948-0 F: +49-(0)931-7948-160 [email protected] www.dahw.de Der DGRV — Deutscher Genossenschaftsund Raiffeisenverband ist Spitzenverband und Prüfungsverband im Sinne des Genossenschaftsgesetzes und fördert im Rahmen seiner Auslandsarbeit den Aufbau von genossenschaftlich organisierten Selbsthilfeorganisationen, vor allem Sparund Kreditgenossenschaften (SKG). Dabei wird durch Beratung und Unterstützung auf verschiedenen Ebenen (Basis-Genossenschaften, Zentraleinrichtungen wie Verbände und Zentralkassen sowie staatliche Institutionen) das ganze System gestärkt. Nach diesen Grundsätzen arbeitet der DGRV auch in Kolumbien mit Partnern wie dem Dachverband CONFECOOP, der Zentralgenossenschaft VISIONAMOS in Medellín und deren angeschlossenen Genossenschaften sowie der Aufsichtsbehörde (Superintendencia de la Economía Solidaria). DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. Abt. Internationale Beziehungen Adenauerallee 121, 53113 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-8861-352 F: +49-(0)228-8861-356 [email protected] www.dgrv.org www.dgrv.de/international „Soziale Entwicklung braucht Qualifizierung“: Unter diesem Motto unterstützt das DGB Bildungswerk BUND, die bundesweite Weiterbildungsorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), seit Jahrzehnten Gewerkschaftsprojekte und Initiativen in Entwicklungs- und Transformationsländern. Wir unterstützen unsere Partner bei der Planung zukunftsfähiger Entwicklungsstrategien und fördern deren Bildungsarbeit. Dabei setzt sich das Bildungswerk dafür ein, dass Menschen- und Gewerkschaftsrechte, soziale Mindeststandards, Kernarbeitsnormen und nachhaltiges Wirtschaften erhalten und ausgebaut werden. Im Rahmen aktiver Netzwerkbildung fördern wir den Süd-Süd-Dialog unserer Partner in Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Uruguay, Südafrika, Indien, Vietnam, Indonesien und der Türkei und unterstützen die gewerkschaftliche Solidaritätsarbeit in Deutschland. Dazu werden vom Bildungswerk und seinen Partnern Seminare, Fachtagungen, Konferenzen, Workshops und Austauschprogramme durchgeführt. DGB Bildungswerk BUND Nord-Süd-Netz Hans-Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Deutschland T: +49-(0)211-4301-371 F: +49-(0)211-4301-500 [email protected] www.dgb-bildungswerk.de Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandsrundfunk und TV Deutschlands. Die DW vermittelt Menschen im Ausland ein umfassendes Deutschlandbild und greift deutsche und andere Sichtweisen zu wesentlichen Themen auf. Sie bietet ein Forum, um das Verständnis und den Austausch der Kulturen und Völker zu fördern. Mit ihrem Programm fördert die DW die deutsche Sprache, erreicht und informiert ihre Zuschauer, Hörer und Online-Nutzer in insgesamt 30 Landessprachen. Deutsche Welle Internationale Angelegenheiten Kurt-Schumacher-Str. 3, 53113 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-429-2011 [email protected] www.dw-world.de Die Diakonie Katastrophenhilfe leistet weltweit humanitäre Hilfe. Sie unterstützt Opfer von Naturkatastrophen, Krieg und Vertreibung, die diese Notlage nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Sie gehört zur Ökumenischen Diakonie im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands. Zu den wichtigsten Prinzipien der Arbeit zählen Unparteilichkeit und Neutralität. Vor allem in Konfliktgebieten legt die Diakonie Katastrophenhilfe Wert darauf, gegenüber allen beteiligten Kriegsparteien unabhängig zu bleiben. Die Organisation ist den Grundprinzipien der humanitären Hilfe verpflichtet. Diakonie Katastrophenhilfe Regionalbüro Diakonie Katastrophenhilfe Cra. 28A No. 39A-30, Bogotá, Kolumbien T: +57-1-269-33-88 [email protected] www.diakonie-katastrophenhilfe.de dvv international ist das Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen VolkshochschulVerbandes e.V., dem Bundesverband der 16 Landesverbände der deutschen Volkshochschulen. DVV und das Institut vertreten die Interessen seiner Mitglieder und der etwa 1000 VHS auf der Bundes-, der europäischen und der internationalen Ebene. In der Erfüllung seiner internationalen Aufgaben kooperiert dvv international in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung weltweit mit mehr als 200 Partnern in über 40 Ländern. dvv international Obere Wilhelmstraße 32, 53225 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-97569-0 F: +49-(0)228-97569-55 [email protected] www.dvv-international.de Mit Bildung Armut bekämpfen - diesem Grundsatz folgt die 1980 gegründete Bonner Nichtregierungsorganisation Don Bosco JUGEND DRITTE WELT in ihren Projekten für ausgegrenzte Kinder und Jugendliche in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Unabhängig von Religion, Nationalität und Geschlecht erhalten Straßenkinder, Kinderarbeiter, Kindersoldaten und Kinder aus ärmsten Familien Zugang zu Bildung und eine individuelle Begleitung. Diese Förderung gibt jungen Menschen neue Perspektiven und befähigt sie, ihr Leben selbst zu verbessern. In den Projekten ist die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos zuverlässiger Partner vor Ort. Don Bosco JUGEND DRITTE WELT e.V. Sträßchensweg 3, 53113 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-53965-45 F: +49-(0)228-53965-66 [email protected] www.jugend-dritte-welt.de Der „Evangelische Entwicklungsdienst e.V.“ (EED) ist ein von den evangelischen Kirchen in Deutschland gemeinsam getragenes Werk. Es beteiligt sich daran, weltweit Bedingungen für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und ein Leben in Würde zu schaffen. Der EED unterstützt mit finanziellen Beiträgen, der Entsendung von Fachkräften, Stipendien oder fachlicher Beratung die Entwicklungsarbeit von Kirchen, christlichen Organisationen und nichtkirchlichen Trägern im Ausland. Jedes Jahr werden vom EED rund 300 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien, Südosteuropa und im Kaukasus gefördert. Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. Ulrich-von-Hassell-Str. 76, 53123 Bonn, Deutschland T: + 49-(0)228-8101-0 F: + 49-(0)228-8101-160 [email protected] www.eed.de Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), die älteste politische Stiftung Deutschlands, wurde 1925 als politisches Vermächtnis des ersten demokratisch gewählten deutschen Reichspräsidenten, Friedrich Ebert, gegründet. Von den Nationalsozialisten 1933 verboten, wurde sie 1947 wieder gegründet und sieht sich den Ideen und Grundwerten der sozialen Demokratie verpflichtet. Die FES ist in mehr als 100 Ländern vertreten. Die Leitlinien der Arbeit der Auslandsbüros sind: Demokratie und Entwicklung fördern, zu Frieden und Sicherheit beitragen und die Globalisierung solidarisch gestalten. Sie widmen sich der Entwicklung und Stärkung progressiver Parteien, dem Aufbau und der Konsolidierung zivilgesellschaftlicher und staatlicher Strukturen, fördern Demokratie und soziale Gerechtigkeit und starke, freie Gewerkschaften sowie Menschenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter. Friedrich-Ebert-Stiftung (FESCOL) Calle 71 No. 11-90, Bogotá, Kolumbien T: +57-1-347-30-77 [email protected] www.fescol.org.co Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH bündelt die Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen von Deutschem Entwicklungsdienst (DED) GmbH, Deutscher Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und InWEnt Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH seit dem 1. Januar 2011 unter einem Dach. Als Bundesunternehmen unterstützet die GIZ die Bundesregierung bei der Erreichung ihrer Ziele in der Internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) ist der Personalvermittler der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. CIM ist eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der Bundesagentur für Arbeit (BA). Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Cra. 13 No. 97-51, Of. 302, Bogotá, Kolumbien T +57-1-636-11-14 www.giz.de/colombia „Im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung“ – mit diesem Motto überschreibt die Hanns-Seidel-Stiftung ihre Arbeit und ihren Auftrag. Die Hanns-Seidel-Stiftung mit Hauptsitz in München ist seit über 30 Jahren im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Was 1976 mit einem Projekt in Afrika begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer weltweiten Aufgabe. Heute engagiert sich die Hanns-SeidelStiftung mit ihren lokalen Partnern in rund 70 Ländern. Ziel ihrer auf christlich-sozialen Idealen basierenden entwicklungspolitischen Arbeit ist die Förderung menschenwürdiger Lebensverhältnisse in der Welt. Die Hanns-SeidelStiftung will mit ihren Projekten eine nachhaltige Entwicklung unterstützen. Das Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist hierbei das Leitmotiv ihres Engagements. In Kolumbien widmet sich die Hanns-Seidel-Stiftung insbesondere der Stärkung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und vergibt auch Stipendien. Hanns-Seidel-Stiftung Cra. 9 A No. 99-02, Oficina 806 A, Bogotá, Kolumbien T: +57-1-621-98-88 [email protected] www.hss.de Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ist eine politische Stiftung, die in Deutschland bundesweit in zwei Bildungszentren und 16 Bildungswerken aktiv ist. Die internationale Arbeit stellt traditionell einen Hauptpfeiler der Arbeit der KAS dar. Die Auslandsbüros betreuen weltweit mehr als 200 Projekte in über 120 Ländern. Konrad Adenauer und seine Grundsätze sind für die KAS Leitlinien, Auftrag und Verpflichtung. Die Stiftung trägt seit 1964 den Namen des ersten Bundeskanzlers; sie ging aus der bereits 1955 gegründeten „Gesellschaft für christlichdemokratische Bildungsarbeit“ hervor. National und international setzt sich die KAS durch politische Bildung für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein. Die Festigung der Demokratie, die Förderung der europäischen Einigung, die Intensivierung der transatlantischen Beziehungen und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit sind unsere besonderen Anliegen. Konrad-Adenauer-Stiftung Auslandsbüro Kolumbien Calle 79 No. 8-70, Bogotá, Kolumbien T: +57-1-321-46-15/-16/-17/-18/-19 F: +57-1-321-46-20 [email protected] www.kas.de/kolumbien Die KfW Entwicklungsbank ist in der staatlichen deutschen Entwicklungszusammenarbeit für die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) zuständig. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und auch anderer Ministerien finanziert sie Investitionen in Entwicklungsländern und berät bei deren Umsetzung. Die KfW Entwicklungsbank gewährt für diese Vorhaben günstige Kredite und Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt und teilweise aus Eigenmitteln. Sie berät ihre Partner in allen Fragen der Projektumsetzung. Die Vorhaben, die die FZ fördert, verbessern die Strukturen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den Partnerländern und stärken die Fähigkeit der Bevölkerung zur Selbsthilfe. Sie tragen zur Minderung der Armut, zum Schutz der natürlichen Ressourcen und -im Falle Kolumbiens- zu Frieden und Konfliktprävention bei. Die KfW ist in den gesamten Projektablauf eingeschaltet: dazu gehören die Auswahl der Projekte, der Partner, der Region, die Umsetzung der Investitionen, Beratung bei der Planung und beim nachhaltigen Betrieb sowie die Überwachung und die Erfolgskontrolle. KfW Entwicklungsbank Casa Alemana Cra. 13 No. 97-51, Of. 302, Bogotá, Kolumbien T: + 57-1-635-15-19 C: + 57-315-881-83-14 [email protected] www.kfw-entwicklungsbank.de Peace Brigades International (PBI) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die 1981 in Kanada gegründet wurde und bei den Vereinten Nationen registriert ist. Seit 1994 arbeitet sie in Kolumbien mit einer Gruppe internationaler Beobachter, die auf Bitten lokaler Organisationen eingesetzt wird. Das Ziel von PBI ist, den Aktionsraum von bedrohten Menschenrechtsaktivisten zu schützen. Vertriebenen-Gruppen werden bei der Einforderung ihrer Menschenrechte, bei der Suche nach einer gewaltfreien Konfliktlösung und nach Frieden und sozialer Gerechtigkeit unterstützt. Außerdem hilft PBI bei der psychosozialen Arbeit und der Wiederherstellung des sozialen Netzes. Die Arbeit der PBI basiert auf der Philosophie der Gewaltfreiheit und der Nichteinmischung im Rahmen der internationalen Menschenrechtskonventionen. PBI respektiert lokale und nationale Gesetze, ist politik- und religionsfrei. Büro PBI Colombia Rue de la Linière, 11, 1060 Brüssel, Belgien T: +32-2-536-1169/90/92 F: +32-2-536-1980 [email protected] www.pbi-colombia.org Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) ist das nationale Metrologieinstitut der Bundesrepublik Deutschland und seit über vierzig Jahren als staatliche Durchführungsorganisation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Im Auftrag des BMZ und anderer internationaler Geber unterstützt und begleitet die PTB den Aufbau von Qualitätsinfrastrukturen (QI) in Entwicklungs- und Schwellenländern, und damit die Entwicklung und Harmonisierung der nationalen Mess-, Normen-, Prüf- und Qualitätssysteme. Eine funktionierende Qualitätsinfrastruktur ist notwendige Voraussetzung für den weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen, verbessert die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft und ist ein wesentlicher Standortfaktor bei der Neuansiedlung von Unternehmen. Physikalisch-Technische Bundesanstalt Bundesallee 100, 38116 Braunschweig, Deutschland T: + 49-(0)531-5928-127 F: + 49-(0)531-5928-225 www.ptb.de/q5 Die „Schule fürs Leben e. V.“ baut auf das Konzept der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Sie möchte mittellosen Kindern, Jugendlichen und Jungmüttern eine Grundbildung geben, die ihnen ermöglicht, auf integere Weise zu leben und Geld zu verdienen. Das erste Projekt, das „Colegio de las Aguas“ in Montebello bei Cali, wurde im September 2004 als Grundschule gegründet. Es konnte in 2009 in eine weiterführende Schule (aktuell bis Klasse 7) umgewandelt werden. In den ebenfalls in 2009 entstandenen Ausbildungswerkstätten, den „Talleres de las Aguas“ können Jugendliche in einer zweijährigen Ausbildung einen handwerklichen Beruf erlernen. Das Colegio und die Talleres sind heute Heimat für 250 mittellose Kinder und Jugendliche. Die „Schule fürs Leben e. V.“ unterstützt weitere soziale Projekte in der Nähe von Cali. Als Entsendeorganisation für das „weltwärts“-Programm des BMZ vermittelt „Schule fürs Leben e.V.“ seit zwei Jahren regelmäßig junge Freiwillige nach Kolumbien. Schule fürs Leben e.V. Schwarzburgstraße 10, 60318 Frankfurt, Deutschland T: +49-(0)69-9550-9836 F: +49-(0)69-9550-9837 [email protected] www.schulefuersleben.de Der SES – die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit – leistet seit 28 Jahren mit Fachleuten im Ruhestand Hilfe zur Selbsthilfe. Über 8.000 SESExperten mit langjähriger Erfahrung in allen Wirtschaftszweigen und großem Spezialwissen stehen derzeit für Einsätze zur Verfügung. Ihre Stärke ist die individuelle und praxisorientierte Hilfestellung bei der Lösung technischer und organisatorischer Probleme. Senior Expertinnen und Experten helfen auf Anfrage, ehrenamtlich vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch in staatlichen oder privaten Institutionen und insbesondere bei der Qualifizierung von Fach- und Führungskräften. Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH SES – Senior Expert Service Buschstraße 2, 53113 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-26090-0 F: +49-(0)228-26090-77 [email protected] www.ses-bonn.de Das Kolpingwerk Kolumbien ist eine Bewegung weltlicher Katholiken, die sich der Entwicklung durch Bildungsmaßnahmen und der Organisation der Gemeinschaft verpflichtet fühlen. Das Kolpingwerk fördert die Lebensqualität von sozialen und ökonomischen Randgruppen, immer im Sinne des Mottos des Gründers Adolf Kolping: „Hilfe zur Selbsthilfe leisten”. Das Kolpingwerk fördert durch Bildung und Aktionen die Entwicklung ihrer Mitglieder, damit sie in allen Lebenslagen konsequent als Christen handeln können. Kolpingwerk Kolumbien Luz Dary Bejarano Avila Cra. 16 No. 35-41 , Bogotá, Kolumbien T: + 57-1-245-32-23/245-29-94 F: + 57-1- 245-29-94 [email protected] www.kolpingcolombia.com Die Kinderhilfsorganisation terre des hommes (tdh) Deutschland e.V. ist seit 1971 in Kolumbien präsent. Anfangs hat sie sich vor allem um verlassene Kinder gekümmert. Später erweiterte die Organisation ihren Fokus und arbeitet jetzt an Verbreitung und Schutz der Rechte von Kindern und Jugendlichen in einem umfassenderen Sinne. Die Programme sind so ausgerichtet, dass sie Kinderrechte über die Stärkung von Gemeinschaften und Organisationsprozessen sowie die Einflussnahme auf staatliche Verantwortungsträger fördern. tdh Deutschland unterstützt Projekte zur Bewahrung der kulturellen und biologischen Vielfalt, Projekte gegen Kinderarbeit und Kinderhandel, juristische und psychosoziale Unterstützung für Kinder im Umfeld des bewaffneten Konflikts, sowie Projekte für Kinder, die Opfer von Gewalt im sozialen oder familiären Umfeld geworden sind. terre des hommes Deutschland e.V. Ruppenkampstraße 11 a, 49084 Osnabrück, Deutschland T: + 49-(0)541-7101-0 F: + 49-(0)541-7072-33 [email protected] www.tdh.de Eine große Hungersnot in Indien Anfang der 1960er Jahre war die Initialzündung für die Gründung der Deutschen Welthungerhilfe. Bedrückende Bilder bewegten die Welt – auch den damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke. Dem Aufruf der Food and Agricultural Organization der Vereinten Nationen (FAO) zur Gründung von nationalen „Freedom from Hunger Campaigns“ folgend, wurde auf Lübkes Initiative hin 1962 auch in Deutschland ein Komitée gegründet, das man 1967 in „Deutsche Welthungerhilfe“ umbenannte. Der Grundstein für den Einsatz für eine Welt ohne Hunger wurde gelegt. Die Deutsche Welthungerhilfe ist eine private, gemeinnützige, politisch und konfessionell unabhängige Hilfsorganisation. Seit ihrer Gründung 1962 hat die Deutsche Welthungerhilfe rund 5.500 Projekte in mehr als 70 Ländern mit 1,9 Milliarden Euro gefördert. Deutsche Welthungerhilfe Regionalbüro in Peru San Ignacio de Loyola 247, Lima, 18, Perú T: +51-1-446-65-20 F: +51-1-447-65-53 ofi[email protected] www.welthungerhilfe.de Viele junge Menschen haben Interesse an einer ehrenamtlichen Arbeit in Entwicklungsländern. Die Zahl entsprechender Anfragen an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) überstieg in der Vergangenheit bei weitem das Angebot. Das BMZ hat daher im Jahr 2008 den aus öffentlichen Mitteln geförderten Freiwilligendienst „weltwärts“ ins Leben gerufen. „Lernen durch tatkräftiges Helfen“ ist das Motto des Freiwilligendienstes. „weltwärts“ soll das Engagement für die Eine Welt nachhaltig fördern und versteht sich als Lerndienst, der jungen Menschen einen interkulturellen Austausch in Entwicklungsländern ermöglicht. Durch die Arbeit mit den Projektpartnern vor Ort sollen die Freiwilligen unter anderem lernen, globale Abhängigkeiten und Wechselwirkungen besser zu verstehen. Den Projektpartnern soll der Einsatz im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zugutekommen. weltwärts-Sekretariat Tulpenfeld 7, 53113 Bonn, Deutschland T: +49-(0)228-2434-444 F: +49-(0)228-2434-443 [email protected] www.weltwaerts.de WUS ist eine internationale, politisch und konfessionell nicht gebundene Organisation, die in über 50 Ländern der Erde vertreten ist. WUS versteht sich als eine internationale Gemeinschaft von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden im Bildungssektor in der WELT. Der Verein wurde 1920 gegründet, um Menschen zu unterstützen, die an der UNIVERSITÄT arbeiten, lehren und lernen. Inzwischen arbeitet WUS auf allen Bildungsebenen und tritt für das Menschenrecht auf Bildung ein. Ausgehend von einem gesellschaftlichen Auftrag der Hochschulen setzt sich WUS für die Entwicklung gerechter, sozialer und politischer Strukturen auf nationaler und internationaler Ebene ein. In der konkreten Arbeit führt WUS Servicedienstleistungen durch: Lädt ein zu Seminaren, erstellt Publikationen und Informationsmaterialien. World University Service Deutsches Komitee e.V. (WUS) Goebenstr. 35, 65195 Wiesbaden, Deutschland T: +49-(0)611-446-648 F: +49-(0)611-446-489 [email protected] www.wusgermany.de Die Universität del Rosario wurde im Jahr 1653 als gemeinnützige, autonome, private und weltliche Bildungsinstitution gegründet. Sie zählt zu den 18 Bildungsinstitutionen, die für ihre hohe Qualität in Bildung und Lehre ausgezeichnet wurden und ist die erste kolumbianische Universität, die den Evaluierungs-Prozess der European University Association (EUA) erfolgreich bestanden hat. Deutschland zählt zu den Ländern, mit denen die Universität del Rosario Kooperationen durchführt. Dazu zählen der Austausch von Studenten und Professoren, Praktika, Forschungszusammenarbeit, akademische Veranstaltungen, kultureller Austausch und die Durchführung von Entwicklungsprojekten. Colegio Mayor de Nuestra Señora del Rosario Universidad del Rosario Cra. 6 A No. 14-13, Bogotá, Kolumbien T: +57-1-422-53-21 www.urosario.edu.co Impressum Herausgeber Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Bogotá Embajada de la República Federal de Alemania Carrera 69 No. 25B – 44 Edificio World Business Port, Piso 7 Bogotá, D.C., Kolumbien www.bogota.diplo.de [email protected] Tel.: +57-1-423 26 00 Fax: +57-1-429 31 45 Stand Juli 2011 Druck Zetta Comunicadores S.A. Bogotá Design und Grafik Ivonne Gennrich Bogotá Redaktion Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Dr. Barbara Monika May Jörg Neuenhausen Cecilia Escorcia Tobias Käufer Realisierung Korrespondentenbüro Lateinamerika Tobias Käufer Bogotá, Kolumbien [email protected] www.lateinamerika-korrespondent.de Copyright ® Wir danken für die finanzielle Unterstützung.