Wiener Klassik

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Wiener Klassik
Wiener Klassik (ca. 1750-1820)
1. Allgemeines
Die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts fällt noch immer in die Zeit des Absolutismus. In
der Bevölkerung mehrt sich allerdings die Unzufriedenheit mit diesem politischen
System, weshalb verschiedene Monarchen Zugeständnisse an die Bürger und die
Vernunft machen, jedoch keine politische Mitbestimmung zulassen. Wichtige
Fortschritte dieser Zeit sind: Einführung der Schulpflicht, Ausbau des Beamtentums,
(ansatzweise) Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten, Abschaffung der Folter
und der Leibeigenschaft,…
DAS einschneidende politische Ereignis der Epoche ist jedoch die Französische
Revolution (14.7.1789), die auch von Demokraten der übrigen europäischen Länder
mit großem Interesse verfolgt wird. Als Napoleon ab 1792 fast das gesamte
Resteuropa bekriegt, hoffen auch die Österreicher, Deutsche, Italiener usw., dass er
in Deutschland, Italien und Österreich den Absolutismus beseitigen und die
Demokratie einsetzen würde. Diese Hoffnung wird allerdings enttäuscht.
2. Neue Instrumente und Formen
1732 wurde in einem Musiklexikon ein neues Holzblasinstrument mit nur einem
Rohrblatt aufgenommen, das in den Jahren zuvor aus der Schalmei entwickelt
wurde: die Klarinette. Besonders Mozart liebte sie und setzte sie gerne ein.
Klarinette und Bassetthorn
Zur selben Zeit starteten (wieder) Versuche, ein Tasteninstrument mit
Hammermechanik zu bauen, das sogenannte Hammerklavier. Es hatte noch nicht
ganz die mechanische Qualität der heutigen Klaviere, konnte aber leichter in
verschiedenen Lautstärken (piano und forte, daher „Pianoforte“) gespielt werden und
hatte schon den typischen Klang eines Klaviers. Es löste um 1800 das Cembalo
völlig ab.
Achtung: die Bezeichnung „Clavier“ trifft im Barock immer auf das Cembalo zu und
meint erst im Laufe der Zeit das Hammerklavier bzw. den modernen Konzertflügel.
Englische Klaviermechanik
Wiener Klaviermechanik
Neue Instrumentalformen waren die Symphonie in 4 Sätzen, die viersätzige Sonate,
das Streichquartett (gehen alle drei auf Joseph Haydn zurück), sowie neue Formen
der Unterhaltungsmusik wie Divertimento und Serenade.
Als neue Vokalform tritt das klavierbegleitete Kunstlied in Erscheinung, das
ebenfalls auf Joseph Haydn zurückgeht.
3. wichtige Komponisten und ihre Werke
3.1. Joseph Haydn (1732 – 1809)
Geboren in Rohrau. Stammt aus einer Handwerkerfamilie. Erzogen im Wiener
Stadtkonvikt (Sängerknaben), wo er mit 17 Jahren wegen Stimmbruch (in Wirklichkeit
wegen Aufsässigkeit) hinausgeworfen wurde. Dann einige Hungerjahre mit kleineren
Jobs. 1761 Mitglied der Hofkapelle des Fürsten Esterházy, ab 1766 deren Leiter. Ab
1790 in Pension, was ihm eine rege Reisetätigkeit (Paris, London) und eine erfüllte
Alterskarriere als freier Komponist erlaubte.
Werke:
über 100 Symphonien
Streichquartette und andere Kammermusik
Klaviersonaten
Solokonzerte
Opern und Oratorien („Die Schöpfung“; „Die Jahreszeiten“)
Lieder
Unterhaltungsmusik
Kirchenmusik
3.2.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Geboren in Salzburg. Vater war Komponist und erzog ihn und seine Schwester
Nannerl zu Wunderkindern, mit denen er auf Tourneen durch europäische
Fürstenhäuser ging. 1772-81 war er Konzertmeister beim Fürsterzbischof von
Salzburg. Nach vielen Streitereien mit dem Erzbischof ließ er sich in Wien nieder, wo
er auch heiratete. Hier war er zwar äußerst erfolgreich und verdiente sehr gut mit
Kompositionsaufträgen, Unterricht und selber veranstalteten Konzerte, konnte aber
sein Geld nicht halten. Er wurde schließlich in einem Massengrab am Friedhof St.
Marx beerdigt.
Werke:
22 Opern (z.B: „Die Zauberflöte“; „Die Hochzeit des Figaro“; „Don
Giovanni“)
41 Symphonien
Solokonzerte
Kirchenmusik (u.a. „Requiem“)
Unterhaltungsmusik (z.B: „Eine kleine Nachtmusik“)
Lieder
Kammermusik
3.3.
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Geboren in Bonn als Sohn eines alkoholkranken Musikers, der ihn so wie Mozart als
Wunderkind erziehen und dann vermarkten wollte, was aber nicht funktionierte. 1787
starb die Mutter, weshalb er den Haushalt der Familie übernahm und nicht, wie
geplant, zum Studium zu Mozart nach Wien gehen konnte. 1792 schließlich
übersiedelte er nach Wien, wo er schnell großen Erfolg als Pianist, Lehrer,
Komponist und Frauenliebling hatte. Ab 1800 verschlechterte sich sein Gehör, bis
1819 war er völlig ertaubt, weshalb er sich aus dem Gesellschaftsleben zurückzog.
Trotzdem blieb er eine anerkannte Größe in Wien, wo er nach seinem Tod auch
unter großer Anteilnahme begraben wurde. Beethoven ist der erste Musiker, der Zeit
seines Lebens keine Anstellung annehmen musste, sondern als freier Komponist
leben konnte.
Werke:
9 Symphonien
32 Klaviersonaten
sehr viel weitere Klaviermusik (Tänze, Bagatellen)
1 Oper („Fidelio“)
Kammermusik
Solokonzerte
Lieder
2 Messen (Messe in C-Dur und „Missa solemnis“)
Unterhaltungsmusik
Joseph Haydn
Wolfgang A. Mozart
Ludwig van Beethoven