11 A ist ein Ton-Name, der sowohl das A der großen Oktave wie
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11 A ist ein Ton-Name, der sowohl das A der großen Oktave wie
Abbey Road Studios A A ist ein Ton-Name, der sowohl das A der großen Oktave wie auch allgemein die Tonqualität A in allen Oktavbereichen bezeichnen kann. Es ist zugleich Abkürzung für A-Dur, im Gegensatz zu a (= Moll), in neueren Kompositionen der Kunstmusik für die Tonart allein, ohne Kenntlichmachung des Tongeschlechtes. Ais ist ein chromatisch erhöhtes A, As ein chromatisch erniedrigtes A (englisch: A# oder A-sharp bzw. Ab oder A-flat). ▬ AAD, Abkürzung für eine Compact Disc, für deren Herstellung ein analoges Tonbandgerät für die Aufnahme und analoges Equipment für die Abmischung, für die Überspielung (Mastering) auf die endgültigen Herstellungswerkzeuge aber digital arbeitende Geräte verwendet wurden. Der von der SPARS, der Society of Professional Audio Recording Studios festgelegte Schlüssel zur Kennzeichnung des Herstellungsprozesses einer CD fand sich seit Einführung der CD auf der, Tonträger selbst und auf dem Cover. Er sollte den Käufer darüber informieren, welche Technik bei Aufnahmen und Herstellung der CD zum Einsatz kam und fand sich vor allem auf CDs, die als Wiederveröffentlichungen Aufnahmen aus der Zeit vor der Verfügbarkeit digitaler Aufnahmetechnik enthielten. Aus dem Code lassen sich keine Rückschlüsse auf die Tonqualität ziehen. Der SPARS-Code wird seit Ende der 1980er-Jahre selten verwendet und findet sich nur noch auf wenigen CDs. Weitere Codes sind ADD für analoge Aufnahme, digitale Abmischung, digitale Überspielung, DDD für digitale Aufnahme, digitale Abmischung und digitale Überspielung und DAD für digitale Aufnahme, analoge Abmischung, digitale Überspielung. Bei mit DDD gekennzeichneten CDs kann dennoch in der Aufnahmen analoges Equipment verwendet worden sein (Instrumente, Mikrophone, Effektgeräte); lediglich das eigentliche Speichermedium muss digital bespielt worden sein. Wendy Carlos verwendete für die Einspielung ihrer 1992 veröffentlichten CD »Switched-On Bach 2000« ausschließlich Synthesizer mit digitaler Tonerzeugung. Die CD wurde daher abweichend vom ursprünglichen Code mit DDDD gekennzeichnet Diskografie Nirvana: Nevermind (1991; AAD) ▪ R.E.M.: Out of Time (1991; ADD) ▪ Simple Minds: Street Fighting Years (1989; DAD) ▪ Dire Straits: Brothers In Arms (1985; DDD) ▪ Wendy Carlos: Switched-On Bach 2000 (1992; DDDD) ▬ Abbey Road Studios, britisches Tonstudio, 1931 von der britischen Gramophone Company in einem Londoner Stadthaus eingerichtet. Das Haus befindet sich in der Abbey Road im Stadtteil St. John’s Wood, City of Westminster; die Straße führt zur Kilburn Abbey. In den Abbey Road Studios entstanden u.a. viele Aufnahmen der britischen Rockbands The Beatles und Pink Floyd. Die Gramophone Company hatte das in den 1830er-Jahren erbaute Haus einerseits gekauft, um dort Tonaufnahmen durchzuführen, andererseits, um fertige Aufnahmen zu mastern, also für die Herstellung von Platten vorzubereiten. Als die Gramophone Company 1931 mit der Columbia Graphophone Company zur EMI fusionierte, ging das gerade eingerichtete Studio in den Besitz der neuen Firma über. Die ersten Aufnahmen in dem Studio fanden noch 1931 statt, als der Komponist Edward Elgar (* 1857, † 1934) mit dem London Symphony Orchestra hier sein Werk »Land of Hope and Glory« einspielte. Besonders häufig nutzte der Dirigent Malcolm Sargent (* 1865, † 1967) in den 1940er- und 1950er-Jahren die Abbey Road Studios. Für die Aufnahme von Rockmusik wurde das Studio, das über drei Aufnahmeräume verfügt – Studio One, Studio Two und Studio Three –, seit 1958 genutzt: Cliff Richard und the Drifters nah- 11 ABC Records men hier in Studio Two mit »Move It« eine der ersten Rock’n’Roll-Singles Englands auf. Studio Two ist ein imposanter, recht hoher und mit einem Parkettboden versehener Saal. In den 1980er-Jahren wurden die Abbey Road Studios auch für die Aufnahme von Filmmusik eingesetzt, der Komponist John Williams etwa spielte hier mit dem London Symphony Orchestra alle Musikanteile der Soundtracks der »Star Wars«-Filmreihe ein. Gleiches gilt für die Musik der Musik zu der Film-Trilogie »The Lord of the Rings«. Auch die Band Pink Floyd nahm seit den 1960er-Jahren bis in die 1970er-Jahre hinein ihre Alben in den Abbey Road Studios auf. Bekannt wurde das Studio durch die Beatles, die hier in Studio Two den größten Teil ihrer Songs aufnahmen und ihre letzte LP nach der Straße »Abbey Road« nannten. Auch das Photo für das Cover wurde in dieser Straße gemacht: Der Zebrastreifen ist seitdem zu einem Topos der Cover-Gestaltung geworden, das Photo oft kopiert und parodiert. Mit dem Namen des Studios sind aber nicht nur die von Musikern und Bands verbunden, sondern auch von Produzenten und Toningenieuren; an erster Stelle ist sicherlich George Martin, Produzent der Beatles-Platten, zu nennen, dann Geoff Emerick, Ken Scott, Ken Townshend und Alan Parsons. Das Mastering von Aufnahmen wurde lange Jahre von Chris Blair besorgt, der es darin zu singulärer Meisterschaft brachte. Das Studio ist unter Rock- und Popmusikern hoch angesehen, nicht zuletzt, weil hier durchgeführte Orchesteraufnahmen einen besonders homogenen Klang aufweisen; möglicherweise wirkt auch die historische Aura des Ortes beflügelnd auf Musiker. Einen hohen Anteil an dem Klang dürfte aber auch das London Symphony Orchestra haben, dessen Mitglieder hier oft als Studiomusiker arbeiten. Auch hat die Instrumentensammlung des Studios einen legendären Ruf und einige der Instrumente – etwa verschiedene Drum Sets – sind als Sample ↑ Library erhältlich, produziert in den Abbey Road Studios. Technisch wurde das Studio immer wieder auf den 12 neuesten Stand gebracht und hatte stets einen excellenten Ruf. Dennoch entschloss sich die EMI 2010, die Abbey Road Studios zu verkaufen. Ehe es an einen Immobilien-Investor ging, machten sich einige Musiker für den Erhalt des Studios stark, darunter Andrew Lloyd Webber und Paul McCartney. Die EMI lenkte ein, zumal Ende 2010 der britische Staat die Studios samt Haus unter eine Art Denkmalschutz stellte; dieser schloss auch den Zebrastreifen ein. Die Abbey Road Studios tragen diesen Namen im Übrigen erst seit 1970; vorher wurden sie ganz prosaisch EMI Studios genannt. Literatur Lewisohn, Mark: The Complete Beatles Chronicles; London 1992 | Weblink http://www.abbeyroad.com/ (Offizielle Website der Abbey Road Studios in London; unter dem Menüpunkt Visit findet sich eine Live-Webcam, die das Treiben auf dem Zebrastreifen beobachtet) ▬ ABC Records, 1955 in New York von der Am-Par Records Corporation gegründet; das Label trug bis 1965 den Namen ABC-Paramount Records, wurde dann in ABC Records umbenannt. ABC bestand bis 1979. Um das Label ABC-Paramount herum wurden diverse weitere Labels mit spezieller Ausrichtung gruppiert, teils neu gegründet, teils hinzuerworben. Für die Veröffentlichung von Singles wurde Apt Records eingerichtet, für Jazz Impulse Records und 1966 für Blues-Aufnahmen Bluesway Records. Bereits 1959 waren einige früher im Besitz des Toningenieurs und Produzenten Enoch Light (* 1905, † 1978) befindlichen Schallplatten-Labels übernommen worden, darunter Audition Records, Command Records, Colortone Records und Waldorf Music Hall Records. Nachdem 1966 das Label Dunhill Records gekauft worden war, wurde das Label erneut umbenannt, dann in ABC Dunhill Records. Noch in den 1970er-Jahren wurden mit Duke Re- ABKCO Music & Records cords und Peacock Records weitere Plattenverlage übernommen, 1974 zudem sämtliche Labels der Gulf and Western-Gruppe, darunter Dot Records und das renommierte Label Blue Thumb Records. Eng verbunden mit ABC Records war Sire Records, deren Platten von ABC vertrieben wurden. 1979 kaufte MCA Records ABC Dunhill. Zwar wurden unter dem Namen ABC keine weiteren Platten mehr veröffentlicht, MCA Records übernahm aber viele Veröffentlichungen des Labels und brachte sie unter eigenem Namen auf den Markt. Bei ABC Records oder einem der zahlreichen mit ABC Records verbundenen Labels haben eine Vielzahl von Musikern und Bands unter Vertrag gestanden, darunter Paul Anka, Ray Charles, Fats Domino, B.B. King, Isaac Hayes, Ornette Coleman, Art Blakey, Coleman Hawkins, John Lee Hooker, Freddie Hubbard, Charles Mingus, Sonny Rollins, Shirley Scott, Archie Shepp, Poco, The Fifth Dimensions und Four Tops. ▬ ABKCO Music & Records, Inc. , Abkürzung für Allen & Betty Klein Company, amerikanisches Musikunternehmen, Teil des 1968 von dem Musikmanager Allen Klein (*1931, † 2009) in New York gegründeten ABKCO Industries Medienunternehmens. Klein hatte 1961 das Musikunternehmen Allen Klein & Co. gegründet. Klein war sowohl in den USA als auch in Großbritannien im Musikgeschäft engagiert. Er hatte 1963 Sam Cookes SchallplattenLabel SAR Records vor dem Ruin bewahrt, das Management von The Rolling Stones, The Animals, Herman’s Hermits, später auch von Marianne Faithful und The Kinks übernommen und spielte Ende der 1960er-Jahre eine Rolle in der Auflösungsphase der Beatles. Nebenbei hatte er seine Firma umsichtig zu einem Medienunternehmen ausgebaut, das an vielen Produktionen der von Klein betreuten Musikern und Bands die Rechte besaß und besitzt. 1965 hatte er Bruchstücke von SAR Records erworben, 1968 kaufte er das Label Cameo-Parkway Records und gestaltete seine Firma 1969 in ABCKO Industries um. ABKCO ist die Abkürzung von Allen & Betty Klein Company; Betty ist der Name seiner Ehefrau. Ende der 1960er-Jahre besaß ABCKO die Rechte an einer Vielzahl von populären Songs der 1960er-Jahre – der Katalog von Cameo-Parkway umfasste etwa auch Musik von Chubby Checker, Bobby Rydell, The Orlons, The Dovells, Question Mark & The Mysterians und Dee Dee Sharp –, veröffentlichte aber nur wohldosiert auch Tonträger aus diesem Katalog. 1970 schlossen die Beatles mit ABKCO einen Vertrag, Klein geriet mit der Band aber bald in Streit, der schließlich vor Gericht ausgetragen wurde. Auch The Rolling Stones wurden mit Klein nicht glücklich, denn er behielt die Rechte an den in der Frühphase der Band entstandenen Songs. Über die wachte Klein wie auch sein Sohn Jody, der gegen Ende der 1990er-Jahre in zunehmenden Maße die Geschäfte der Firma übernahm, akribisch: Musiker und Bands, die ihre Songs an die Musik seiner Mandanten angelehnt hatten, wurden verklagt. Eine unrühmliche Rolle spielte Klein in seiner Zusammenarbeit mit den Beatles. Paul McCartney hatte Kleins Namen ins Spiel gebracht, da die Beatles-Firma Apple keinen Ausweg aus ihren geschäftlichen Schwierigkeiten fand. John Lennon hingegen – und mit ihm George Harrison und Ringo Starr – stand Klein eher ablehnend gegenüber, bis dieser Lennon in einem Gespräch überzeugen konnte, der richtige Mann für die Geschäfte der Beatles zu sein. Inzwischen aber hatte McCartney seine Meinung geändert und lehnte einen Vertrag mit Klein ab; einig wurde Klein sich also nur mit Lennon, Harrison und Starr. Dies mündete in der Übergabe der Bänder der jüngsten Beatles-Produktion an den amerikanischen Produzenten Phil Spector, der daraus die LP »Let It Be« (1970) konstruierte, die wiederum das Missfallen von McCartney erregte und die Auflösung der Beatles nach sich zog. Klein blieb den übrigen drei Beatles verbunden und organisierte etwa Harrisons Concert for Bangla Desh – die 13 Abkürzungen Einnahmen lagen aber wegen verschiedener Nachlässigkeiten in den Verträgen und aus steuerlichen Gründen jahrelang fest. Dennoch gerieten auch die Beatles mit Klein noch mehrfach aneinander, hatten noch zehn Jahre nach Auflösung der Band Gerichtshändel mit dem Plattenmogul und mussten ihm beispielsweise 1977 etwas über vier Millionen Dollar zahlen in Erfüllung eines 1970 abgeschlossenen, aber längst beendeten Vertrags. Wiewohl Klein keinem Streit aus dem Wege ging, hatte er das Wohlergehen seines Unternehmens ABKCO Industries stets fest im Blick. Nach wie vor hält die Firma die Rechte an vielen Songs der 1960er-Jahre, die unter dem Label-Namen für Wiederveröffentlichungen genutzt werden. Vertrieben werden die Platten der Firma von Universal Music. Diskografie The Beatles: Let It Be (1970) ▪ George Harrison: The Concert for Bangla Desh (1971) | Weblinks http://www.abkco.com (Offizielle Website des amerikanisches Schallplatten-Labels ABKCO Records) ▪ http://www.imdb.com/name/nm0458646/bio (Website mit ausführlicher Biografie Allen Kleins) ▬ Abkürzungen, aus Gründen der Zeit- und Platzersparnis geschaffene Buchstaben oder Buchstabenkombinationen, die für diverse Sachverhalte in der Musik stehen können, so für Spielanweisungen, Instrumente, Akkorde, technische Einheiten usw. Zahlreiche Abkürzungen wurden im Laufe der Musikgeschichte entwickelt und sind daher unter Umständen schon Jahrhunderte alt. Andere wurden in jüngere Zeit geschaffen, dann oft von Journalisten oder Fachbuchautoren. Andere Abkürzungen werden in schriftlichen Texten verwendet, teils der Platzersparnis, teils der Übersichtlichkeit wegen. Abkürzungen finden sich auch auf Plattenhüllen, Werbemitteilungen, in Fachzeitschriften und in Lexika. Auch die Notation bedient sich einer Reihe von Symbolen, deren Sinn in Abkürzung besteht. Eine besondere Form von Abkürzungen macht sich 14 im englischen Sprachbereich den Wortklang von Zahlen und Buchstaben mit dem von ganzen Wörtern zunutze: »2 hot 4 U« etwa bedeutet: »Too hot for You«. Andere Abkürzungen stellen Spitznamen dar: Macca für (Paul) McCartney, Jacko für Michael Jackson oder Chappo für (Roger) Chapman. Einige der wichtigsten Abkürzungen sind folgende: ac: acoustic, akustisch acc: accordion, Akkordeon accel.: accelerando, beschleunigend accomp.: accompaniment, Begleitung AOR: adults orientated Rock, Rockmusik für Erwachsene A & R: Artist and Repertoire as: alto saxophone, Altsaxophon ASCAP: American Society of Composers, Authors and Publishers b: bass, Bass, Kontrabass bar: baryton, Baritonsaxophon bg: bass guitar, Bassgitarre bj: banjo, Banjo BMI: Broadcast Music Incorporated BPM: beats per minute, Schläge pro Minute bs: bass saxophone, Basssaxophon b/w: backed with cl: clarinet, Klarinette cresc.: crescendo, lauter werdend c/w: coupled with C & W: Country and Western (Music) dB: Dezibel decresc.: decrescendo, leiser werdend Deejay, DJ: Discjockey dr: drum(s), d. h. Drum Set; alle anderen Schlaginstrumente werden gewöhnlich als perc: percussion bezeichnet el(ec): electric, electronic; elektrisch, elektronisch E-Musik: ernste Musik EP: Extended Play, Extended Player f, ff, fff: forte, fortissimo, forte fortissimo; laut, sehr laut, äußerst laut fl: flute, Querflöte flh: flugelhorn, Flügelhorn Abmischung g: guitar, Gitarre gliss.: glissando harm: harmonica, Mundharmonika harps: harpsichord, Cembalo hype: hyperbolic, übertreibend, Irreführung durch Übertreibung keyb(d): keyboard(s), Instrumente mit einer Klaviatur oder Manual wie Klavier, Orgel, Clavichord, Clavinet, Cembalo, Mellotron usw. l. H.: linke Hand, left Hand LP: Longplay, Long Player, Langspielplatte mf: mezzoforte, mittellaut mike: microphone, Mikrophon M.M.: Mälzels Metronom MOR: Middle of the Road op.: opus, Werk, Komposition org.: organ, Orgel (auch elektromechanische oder elektronische Orgeln) p: piano, Klavier PA(S): Public Address (System), Bezeichnung für das aus Mischpult, Verstärkern und Lautsprechern bestehende System, das den Klang in den Konzertsaal weitergibt. p, pp, ppp: piano, pianissimo, pianissimo piano; leise, sehr leise, äußerst leise ped.: Pedal perc: percussion, alle Schlaginstrumente wie Congas, Maracas, Triangel, Tamtam usw. R & B: Rhythm and Blues rec: recorder, Blockflöte r. H.: rechte Hand, right hand rit.: ritardando, verlangsamend sax: saxophone, Saxophon sf: sforzato, plötzlich laut sord.: sordino, Dämpfer für Streichinstrumente ss: soprano saxophone, Sopransaxophon stacc.: staccato, scharf abgehobene Töne synth: synthesizer, Synthesizer tb: trombone, Posaune tp: trumpet, Trompete tr.: Triller ts: tenor saxophone, Tenorsaxophon U-Musik: Unterhaltungsmusik vc: violoncello, Violoncello vi: violin, Violine vib: vibraphone, Vibraphon voc: vocal(s), Gesang ▬ Abmischung, englisch: Mix Down, ein seit Mitte der 1960er-Jahre gängiges Verfahren, die zuvor getrennt aufgenommenen Tonbandspuren einer Mehrspuraufnahme zu einem stereophonen Mastertape zusammenzufassen; in jüngerer Zeit wurden auch 5.1-Abmischungen üblich. Eine Abmischung ist möglich und erforderlich, wenn von einer Aufnahme ein Mehrspurband vorhanden ist. Seit der Verfügbarkeit von MehrkanalTonbandmaschinen werden Aufnahmen beinahe ausschließlich im Mehrspurverfahren vorgenommen. Als Grundlage dient ein Klicktrack, der den Musikern für die genaue Einhaltung des Tempos dient. Zunächst wird das Schlagzeug eingespielt – dafür werden meistens schon mehrere Spuren benötigt –, danach der Bass. Alle anderen Instrumente folgen, zuletzt der Gesang. Dieses Verfahren hat sich als Standardverfahren etabliert, doch wird es mitunter durchbrochen, indem etwa die Aufnahmereihenfolge verändert wird. Häufig werden auch Varianten bestimmter Parts aufgenommen. Alle Spuren werden voll ausgesteuert, Effekte weggelassen, sofern sie nicht unerlässlich für einen bestimmten Klang etwa der Gitarre benötigt werden, auch gibt es keine räumliche Information. In der Abmischung, in der Regel maßgeblich vom Produzenten vorgenommen, wird aus diesem Rohmaterial ein Musikstück geformt, das dann auf Schallplatte oder CD veröffentlicht werden kann. Dazu werden die einzelnen Instrumente in einem fiktiven Raum verteilt, es kommen Effekte wie Hall dazu, die Lautstärkeverhältnisse werden nach Prioritäten einander angeglichen. In dieser Phase können noch weitere Einzelaufnahmen erfolgen. Während der Abmischung werden die Aufnahmen auch den beiden Stereokanälen zugeordnet. Ergeb- 15 Abwärtsschlag nis der Abmischung ist das so genannte Mastertape, das der Produktion des Tonträgers als Grundlage dient. Erst im Mastertape manifestiert sich der künstlerische Wille von Musikern und Produzent. Waren bis Mitte der 1960er-Jahre lediglich Aufnahmegeräte mit drei oder vier Aufnahmespuren verfügbar, so konnte die Zahl der Spuren im Laufe der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre schnell gesteigert werden, bis 16-Kanal-Bandmaschinen zur Verfügung standen. Später gab es auch Maschinen mit 24 Aufnahmekanälen, und es bestand zudem die Möglichkeit, zwei oder mehr Bandmaschinen zu koppeln. Für die Synchronisation der Bandmaschinen wurde jeweils eine Spur jedes Gerätes reserviert und mit einem Time Code versehen. Die im Laufe der 1980er-Jahre aufkommende Digitaltechnik machte innerhalb weniger Jahre diese herkömmliche analoge Mehrspurtechnik überflüssig. Mit bestimmten Audio-Programmen wie etwa Protool, Cubase und weiteren mehr steht praktisch eine unbegrenzte Anzahl von Aufnahmespuren zur Verfügung, so dass die Abmischung inzwischen ein Prozess ist, in dem sich der Produzent einem von vielen möglichen Endergebnissen iterativ annähert. So ist es auch üblich, von einem Stück mehrere Abmischungen herzustellen. Das Remixing stellt praktisch ein permanentes Abmischen dar, in dem das einzelne Mastertape eben nur eine Möglichkeit von vielen darstellt und deshalb nicht mehr die Bedeutung hat wie sie das Mastertape bis in die 1980erJahre hinein als Unikat hatte. Remixes unterscheiden sich mitunter erheblich von der ursprünglichen Aufnahme. In jüngerer Zeit wurde es auch üblich, neben der Stereo-Abmsichung eine für fünf Kanäle und zusätzlichen Bass-Kanal anzufertigen; diese 5.1Abmischungen waren zunächst für Filme und damit für DVDs gedacht. Mittlerweile werden von manchen Alben sowohl eine CD mit der StereoFassung als auch eine DVD – die nur Audio-Daten enthält – angeboten. Pionier dieser Entwicklung ist der Brite Steven Wilson, der nicht nur eigene Kopositionen in einer 5.1-Fassung parallel zur Stereo-Fassung herausgab, sondern auch ältere Alben, 16 etwa »Tarkus« (1971) von Emerson, Lake & Palmer, in dieses Format überführte. Für die Wiedergabe dieser DVDs ist natürlich eine Heimkino- oder 5.1Wiedergabeanlage notwendig. Es war indes schon in den 1960er-Jahren üblich, verschiedene Abmischungen eines Musikstückes herzustellen. Der Grund lag meist in der Tatsache, dass die LP-Fassung eines Songs oft eine größere zeitliche Ausdehnung hatte als eine parallel veröffentlichte Single überhaupt bieten konnte. So gibt es beispielsweise den Song »Let It Be« (1969) von den Beatles in einer Single-Fassung und in der LPFassung; die Fassungen unterscheiden sich geringfügig, etwa im Gitarrensolo, voneinander. Diskografie The Beatles: Let It Be (1969) ▪ Steven Wilson: Insurgentes (2009) ▪ Steven Wilson: NRSGNTS↑ RMXS (2009) ▪ Porcupine Tree: Lightbulb sun (2008; Songs des 2000 veröffentlichten Albums in 5.1-Abmischung) ▪ Emerson, Lake & Palmer: Tarkus (2012; 5.1-Abmischung) | Literatur Halbscheffel, Bernward: Zur Ontologie der Rockmusik, in: International Review of The Aesthetics and Sociology of Music; 1983, S. 99ff. ▪ Senior, Mike: Mixing Secrets for the Small Studo; London 2011 ▬ Abwärtsschlag, auch kurz nur: Abschlag, englisch: Down-Stroke, Spieltechnik bei der Gitarre Beim Abwärtsschlag werden die Saiten der Gitarre von oben nach unten, von der tiefen E-Saite zur hohen E-Saite hin, rasch nacheinander in einer Bewegung angeschlagen, so dass sich das Klangbild eines Akkordes ergibt. Es müssen dabei nicht alle Saiten beteiligt sein. In einer Partitur oder in einer Tabulatur wird die Anweisung für das Durchführen eines Abschlags mit einem kleinen, nach unten offenen Rechteck über dem jeweiligen Akkord angegeben. Die komplementäre Spieltechnik zum Abwärtsschlag ist der Aufwärtsschlag. In der Praxis des Rhythmusspiels mit der Gitarre werden Ace Records Abwärts- und Aufwärtsschläge in vielfältiger Weise miteinander kombiniert. ▬ a cappella, italienisch für »nach Art der (Sänger)Kapelle«, seit Anfang des 17. Jahrhunderts Bezeichnung für eine Kompositionsweise der geistlichen Mehrstimmigkeit (meist Sopran, Alt, Tenor, Bass). Neben die Vokalstimmen konnten Instrumente zur Stimmverstärkung treten, wie auch Generalbass-Begleitung möglich war. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wird unter dem Begriff aber ausschließlich Chormusik verstanden, die nicht von Instrumenten begleitet wird. Zunächst bezog sich der Begriff auf nach dem Vorbild G. Palestrinas und anderen Komponisten des 16. Jahrhunderts im strengen Kontrapunkt ausgeführte Vokalmusik. Dieser Schreibart – die als alt, würdevoll und kirchlich angesehen wurde – standen einerseits die Seconda Pratica, der nach 1560 entwickelte Kompositionsstil gegenüber, andererseits der »stile recitativo« und der konzertierende Stil gegenüber. Im 19. Jahrhundert sahen die Vertreter des Caecilianismus diesen Stil als das Ideal reiner kirchlicher Tonkunst an, setzten sie doch den »Palestrina-Stil« mit dem A-cappella-Stil gleich. Eine Wiederbelebung erfuhr der A-cappella-Stil seit den 1920er-Jahren durch P. Hindemith, E. Pepping, J. N. David, B. Bartók, Z. Kodály und G. Ligeti. A-cappella-Gesang ist aber auch ein Bestandteil afroamerikanischer Musik und daher in Rock- und Popmusik gelegentlich zu finden, mitunter durchsetzt mit Elementen des Doo Wop. Beispiele bieten etwa Aufnahmen der Bands Gentle Giant (»Design«; 1976), The Ivy League (»My Old Dutch«; 1965), Spock’s Beard (»Brief Nocturnes and Dreamless Sleep«; 2013) und The Housemartins (»Caravan of Love«; 1986). Barbershop Harmony ist der Namen einer besonderen Art von A-capella-Gesang, der seine Heimat im Süden der USA hat. Der Gesang basiert auf meist im Terz- oder Quintabstand parallel geführ- ten Stimmen. Hier und da findet sich auch ein Beispiel des Barbershop-Gesangs in der Rockmusik, so in mit »Naked Man« auf der LP »New City« (1975) der amerikanischen Brassrock-Band Blood, Sweat & Tears. Auch der Beginn von »Nowhere Man« (1965) der Beatles kann dieser besonderen Form des Acappella-Gesangs zugerechnet werden. Etwa seit Anfang der 1990er-Jahre erlebt der A-cappella-Gesang in kleinen Gruppen zu 4-8 Sängern zumal in Deutschland eine Renaissance, von der auch diverse Festivals zeugen. Dabei ist das Programm dieser Formationen breit gefächert und reicht von Alter Musik über Nostalgie-Musik (Comedian Harmonists) und Arrangements von Jazz, Pop und Rock bis hin zu Neuer Musik. ▬ Ace Records, 1955 von Johnny Vincent (* 1925, † 2000), eigentlich Johnny Vincent Imbragulio, in Jackson, Mississippi, gegründet. Das Label widmete sich der Verbreitung des (schwarzen) Rhythm’n’Blues New Orleansscher Prägung, dann dem weißen Rock’n’Roll und dem Schlager. Um 1960 wurde als Unterlabel Teem Records gegründet. Ab 1962 übernahm Vee-Jay Records den Vertrieb der Schallplatten. Der Konkurs von Vee-Jay 1965 beendete zwar zunächst auch die Existenz von Ace Records, doch gründete Vincent das Label 1971 neu. Alte und neue Aufnahmen wurden ihm unter anderem von dem in Großbritannien beheimateten gleichnamigen Label abgenommen. 1997 verkaufte Vincent Namen und Firma an Music Collection International in Großbritannien. Unter den bei Ace Records unter Vertrag stehenden Musikern fanden sich Earl King, Arthur »Big Boy« Crudup, Huey Piano Smith, Frankie Ford und Joe Tex. Johnny Vincent verkaufte bis zu seinem Tod Schallplatten aus dem Repertoire seiner ehemaligen Firma und zu diesem Zweck teilweise auch die Rechte an den Aufnahmen zurück. Literatur Stubbs, David: Ace Records; London 2007 | 17 Acetate Weblinks http://www.bluesworld.com/Vincent.html (Artikel über den Schallplatten Produzenten und Labelgründer Johnny Vincent) ▪ http://www.bsnpubs.com/gulfcoast/ace.html (Diskografie der LPs von Ace Records) ▪ http://www.globaldogproductions.info (Single-Diskografie von Ace Records) ▬ Acetate, auch acetate disque, promo acetate (für Promotion Acetate), in den USA auch lacquer, eine im Rahmen der Schallpattenproduktion erzeugte Vorab-Schallplatte, die der technischen Prüfung der Aufnahme und der Presswerkzeuge dient; das Material dieser Prüfplatten war ursprünglich seit Anfang der 1930er-Jahre der thermoplastische Kunststoff Celluloseazetat (Acetylzellulose). Die acetate disque stellt die Referenzplatte dar, nach deren Prüfung entschieden wird, ob die Platte den technischen Anforderungen genügt; auch werden Klangbalance und Lautstärke der Platte geprüft. Fällt die Begutachtung zufriedenstellend aus, kann die jeweilige Schallplatte in Produktion gehen. Aufgrund des wenig strapazierfähigen Materials, aus dem die acetate disques hergestellt werden, können sie nicht beliebig oft abgespielt werden; für Prüfzwecke reicht die Haltbarkeit allerdings aus. Acetates, wie diese Schallplatten auch kurz genant werden, erfüllten aber noch weitere Aufgaben: Für Werbezwecke und um Redakteuren die eigentliche demnächst erscheinende Platte anzukündigen, wurden sie an Rundfunkstationen gegeben, nicht zuletzt, um zu erreichen, dass die Platte wenigstens einmal im laufenden Programm abgespielt wurde. Diese Aufgabe geriet schließlich in den Vordergrund und der Begriff hielt sich auch, als längst das widerstandsfähigere Polyvinylchlorid das Celluloseacetat als Material abgelöst hatte. Für Promotionzwecke wurden dann auch Vorserien gepresst, die wegen ihres weißen, oft nur von Hand beschrifteten Labels als Weißpressungen bezeichnet wurden. Zwischenzeitlich verwendete man für die Herstellung von acetate disques eine mit einem Nitrocellu- 18 loselack beschichtete Aluminiumplatte. Aceatet disques weichen mitunter in Zusammenstellung und Anordnung der einzelnen Tracks von der endgültigen Platte ab, einer der Gründe, warum sie gesuchte Sammlerstücke sind. Durch die Digitaliserung der Musikproduktion, während der auch der Gedanke der Schallplatte als eines Werkes als Ganzes nahezu völlig an Bedeutung verlor, sind acetate disques überflüssig geworden. Bei Sammlern sind sie natürlich sehr begehrt. ▬ Achtelnote, englisch: quaver, amerikanisch: eighth note, kurz auch nur: Achtel, Notation, Achtel des Wertes einer Ganzen Note, Hälfte des Wertes einer ViertelnoteDas Zeichen für eine Achtelnote ist Das Zeichen für die Achtelpause ist: Mehrere Achtelnoten werden mit Balken verbunden: Für die meisten Rockstücke gilt, dass sie in 8/8Takten verlaufen statt etwa im 4/4-Takt. ▬ Acid House, Spielart der House-Musik, deren Entstehung eng mit dem von der japanischen Musikelektronik-Firma ↑ Roland hergestellten Synthesizer TB-303 verbunden ist; der Musikstil trat erstmals Mitte der 1980er-Jahre in Chicago auf. Der Synthesizer TB-303 sollte gemeinsam mit sei- Acid Jazz nem Schwestermodell TR-606 eine Art programmierbares Begleit-Duo für Gitarristen darstellen, die mit Hilfe der beiden Geräte leicht komplette Song-Demos herstellen können sollten. Die Geräte stießen zunächst kaum auf Interesse, bis sie von diversen DJs entdeckt und abseits des ursprünglich gedachten Verwendungszwecks für die Programmierung von Drum-Parts benutzt wurden. Mitte der 1980er-Jahre programmierten die DJs Nathan Jones, der sich DJ Pierre nannte, und Earl Spanky Smith mit Hilfe der beiden Geräte ein beinahe viertelstündiges Stück Musik, das zunächst den Titel »In Your Mind« trug; dieses Stück gilt als Ursprung des Stils. Der seinerzeit neuartige, nervöse Klang dieser von wuchtigen Bass-Riffs geprägten Musik, vorrangig herrührend aus der eher simplen Elektronik der beiden Synthesizer, fand schnell Nachahmer, so dass diese Spielart der elektronischen Tanzmusik nach kurzer Zeit als Acid House bezeichnet wurde, dies als Rückgriff auf den älteren Acid Rock – man sah Parallelen in den Stilmitteln der beiden im Grunde aber disparaten Musikstile. Jones und Smith bildeten 1986 mit Herb Jackson (Herb J) die Gruppe Phuture, deren Musik den Stil bald popularisierte und allmählich den traditionellen House verdrängte. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre wurde Acid House über den Ausgangspunkt Ibiza auch in Europa beliebt und zumal in England bildete sich bald eine eigene Spielart des Stils heraus. Zum Emblem der Musik wurde der Smiley, ein stilisiertes lächelndes Gesicht, das über die Musik hinaus Verwendung fand und den Acid House überlebte. Da die Musik in kurzer Zeit vor allem mit dem Gebrauch von Drogen in Verbindung gebracht wurde, wurde die Verbreitung zumindest von der Musikindustrie und den etablierten Medien nicht weiter forciert. Stattdessen bildete sich zumal in Großbritannien ein weiterer Zweig der unabhängigen Musikproduktion heraus, so dass die Musik selbst in den einschlägigen Clubs ihre Bedeutung behielt. Zu den Protagonisten des Acid House gehören neben Phuture Musiker wie Steve Silk Hurley, Tyree Cooper, Psychic TV, A Guy Called Gerald und D Mob. Die Mehrzahl der wichtigen Veröffentlichungen wurden zwischen 1985 und 1990 produziert und von Labels wie Trax Records, Jack Tracks Records, International House Records, Dance Mania Records und einigen weiteren verlegt. ▬ Acid Jazz, seltener auch Groove Jazz oder Club Jazz genannt, Ende der 1980er-Jahre in Großbritannien entstandener Musikstil, der unter Einbeziehung von Soul, Funk und Disco-Musik auf älteren Modern Jazz zurückgreift. Acid Jazz ist als Nebenströmung des Northern Soul entstanden, der wiederum Anfang der 1980er-Jahre im Umfeld des Brit Funk Erfolg hatte. Einen wesentlichen Anteil an der Popularisierung des Northern Soul hatten zwar DJs, die aus amerikanischen Soul-Aufnahmen der 1960er- und 1970er-Jahre neue Songs konstruierten, doch war Acid Jazz eine Sache von Formationen wie The Brand New Heavies und Us3; auch die Musik von Jamiroquai und des Organisten James Taylor wird zumindest in Teilen zum Acid Jazz gezählt. Ohnehin sind es oft eher einzelne Stücke denn die Musik einer Band, die als Acid Jazz gelten. Mit einiger Willkür werden beispielsweise selbst Herbie Hancock und das Trio Medeski, Martin, and Wood zum Acid Jazz gezählt, aber auch A Tribe Called Quest, De La Soul und Jungle Brothers, an jüngeren Formationen zum Beispiel Mother Earth, Mr. Scruff und Down To The Bone – dies betrifft wiederum aber nur einige wenige Stücke dieser Musiker. Im Übrigen setzen AcidJazz-Musiker als Medium eher auf Sampler, weniger auf Einzelveröffentlichungen oder gar komplette CDs. Die musikalischen Mittel des Acid Jazz lassen sich nicht auf wenige Elemente festlegen. Grundlage ist zwar meist der Jazz der 1950er-Jahre, und da die Musik als Tanzmusik gilt, herrscht ein regelmäßiger Beat vor, doch gibt es zahlreiche weitere Beigaben, die Resultat des Einflusses jüngerer Musikstile sind. 19 Acid Rock Acid Rock, ↑ Psychedelic Rock ▬ Acoustic Guitar, ↑ Akustische Gitarre ▬ Act, englisch für »Akt«, im Musik-Marketing, besonders im Konzert-Management, Bezeichnung für Musiker und Bands, die im Rahmen eines Konzerts auftreten können. Wichtig wird der Begriff Act immer dann, wenn mehrere Bands oder einzelne Musiker mit ihren Bands im Rahmen eines Konzertes oder Festivals auftreten. Entsprechend der kommerziellen Bedeutung – also ihrer Anziehungskraft auf das Publikum bezüglich CD-Verkäufen und Konzerten – werden die Acts hierarchisch geordnet. Die in diesem Sinne weniger bedeutenden Musiker und Bands werden an den Beginn eines Konzertabends platziert, die attraktiven folgen, während der so genannte Top-Act als letzter auftritt. Der Sinn ist weniger in einem Prestige-Status oder -Gewinns für den Top-Act zu sehen, als vielmehr darin, dass die weniger bedeutenden Acts auch von den Zuhörern beachtet werden, die eigentlich nur wegen des Top-Acts das Konzert besuchen. Ein einfaches Beispiel mag dies illustrieren: Bei einem Blues-Rock-Festival in Deutschland könnte beispielsweise eine lokale Bluesband neben der Band von Ainsley Lister und ZZ Top auftreten; bei allen drei Bands handelt es sich um Acts. Die Reihenfolge des Auftretens ist aber festgelegt: Das Konzert wird von der lokalen Blues-Band eröffnet, es folgt die Band Listers und schließlich ZZ Top. ZZ Top ist der Top-Act. Die meisten Zuhörer kommen wegen ZZ Top, hören aber – mehr oder weniger notgedrungen – auch die anderen Acts und werden auf diese Weise auf diese Bands aufmerksam. Mitunter kommt es unter den Musikern zu Streitigkeiten, wer denn nun der eigentliche Top-Act ist: In der Regel wird das nach dem höheren bzw. niedrigeren CD-Verkauf ent- 20 schieden. ▬ Act, unabhängiges deutsches Schallplatten-Label für Jazz, 1992 von Siegfried E. Loch (* 1940) in Hamburg gegründet; das Label hat seit 1998 seinen Sitz in Hamburg. Loch hatte bereits eine Karriere im Schallplattengeschäft hinter sich – unter anderem war er Produzent bei Philips, später Geschäftsführer bei WEA Music in Hamburg, ab 1975 Vizepräsident bei WEA International und zuletzt Präsident der WEA Europe in London –, als er 1988 sein eigenes Label gründete, sich 1989 mit der Rocksängerin Annette Humpe (Ideal) und dem Fotografen Jim Rakete zusammenschloss und sein Label in dem gemeinsamen Project Act Music and Vision betrieb. 1992 verlegte Loch den Sitz seines Labels Act Jazz and World Jazz nach Hamburg und nahm die Produktion von Jazz-Schallplatten auf. Bereits für seine erste eigene Produktion mit dem Komponisten und Pianisten Vince Mendoza und der Big Band des WDR wurde er in zwei Kategorien für einen Grammy nominiert. In den folgenden Jahren plante Loch, der etwa die Hälfte der bei Act erscheinenden Platten selbst produziert, umsichtig den Ausbau seines Labels. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf Veröffentlichungen mit skandinavischen Musikern und setzte damit einen Trend: Die Reputation skandinavischer Musiker beruht zu einem großen Teil auf den bei Act erschienenen Tonträgern. So haben bei Act etwa die Sängerinnen Viktoria Tolstoy und Rigmor Gustafsson, der Posaunist Nils Landgren, der Gitarrist Ulf Wakenius, der Pianist Esbjörn Svensson mit seinem Trio und der Bassist Lars Danielsson teils mehrere CDs eingespielt. Auch der deutsche Jazz hat bei Lochs Label eine Heimstatt gefunden: Neben anderen veröffentlichten der Saxofonist Heinz Sauer, der Schlagzeuger Wolfgang Haffner und die Pianisten Joachim Kühn und Michael Wollny – der auch das Trio [em] leitet – ihre Music bei Act. Adaption Literatur Loch, Siggi: Plattenboss aus Leidenschaft; Hamburg 2010 | Weblink http://www.actmusic.com/ (Offizielle Web-Präsenz des deutschen Jazz-Labels Act) ▬ Adaption, auch Adaptation, vor allem im englischsprachigen Raum verbreitete Bezeichnung für die Übernahme kompletter Kompositionen aus der traditionellen Kunstmusik oder Teilen davon in Rock- und Pop-Musik; auch die Instrumentation kann verändert werden. Dabei wird zwischen Arrangement, Zitat und mehr oder weniger tiefgreifenden Bearbeitungen der jeweiligen Vorlage kein besonderer Unterschied gemacht. Als Vorlagen werden mit wenigen Ausnahmen – etwa bei Emerson, Lake & Palmer – durchweg Kompositionen aus der Zeit etwa zwischen 1600 und 1900 gewählt. Werke aus diesem Zeitraum werfen keine urheberrechtlichen Fragen mehr auf, so dass Bearbeiter nach Gutdünken mit den Vorlagen verfahren können. Es muss nicht gegeben sein, dass der potentielle Hörer die Vorlage kennt, wenn es sich bei den gewählten Vorlagen in aller Regel auch um durchaus bekannte Kompositionen der traditionellen Kunstmusik handelt, die allemal zum Werk-Kanon des bürgerlichen Musikbetriebs gehören. So werden Zitate häufig nicht als solche erkannt, sondern als genuine Rockmusik gehört. Im einfachsten Fall wird aus einem Werk der Kunstmusik zitiert – oft auch, ohne das jeweilige Werk explizit zu nennen – und dabei das vorgesehene Instrument verwendet. Dies war etwa der Fall bei »Past Present and Future« (1967) der Girl Group The Shangri-las, das mit den ersten Takten des ersten Satzes der Sonate für Klavier cis-Moll op. 27 Nr. 2 von L. v. Beethoven eröffnet wird. Auch Keith Emerson, Organist und Pianist der Rockband Emerson, Lake & Palmer verwendete für ein Zitat der ersten Takte der Zweistimmigen Invention C-Dur von J.S. Bach in dem Song »Take a Pebble« (1970) das Klavier. Bei anderen Adaptionen ging Emerson weiter: Für seine damalige Band The Nice arrangierte er Teile des Brandenburgischen Konzertes Nr. 3 für Orgeltrio, später auch einen Teil des Brandenburgischen Konzertes Nr. 6. Die Adaption des Klavier-Zyklus’ »Bilder einer Ausstellung« von Modest Mussorgski, die Emerson mit seiner Band Emerson, Lake & Palmer 1974 präsentierte, ist ebenfalls eine Bearbeitung, bei der indes nur einige Teile der Vorlage verwendet, diese aber stark bearbeitet und für Hammond-Orgel, Synthesizer, elektrische Bassgitarre und Schlagzeug eingerichtet wurden. Gelegentlich wird der originale Satz zwar anders instrumentiert, nicht aber das übliche Rockinstrumentarium verwendet. So wählte Michael Kamen für seine Adaption einer Triosonate von J.S. Bach Oboe, Cello und akustische Gitarre. Dick Hyman, Organist bei Blood, Sweat & Tears arrangierte einen Teil der »Trois Gymnopedies« (1888) von Erik Satie, ursprünglich für Klavier gedacht, für Querflöten und akustische Gitarre. Adaptionen können durchaus einen radikalen Eingriff in die Originalsubstanz dar: Michael Kamen destillierte aus dem ersten Satz des Brandenburgischen Konzertes Nr. 5 von J.S. Bach ein Riff, das seiner Band The New York Rock & Roll Ensemble als Grundlage des Songs »Brandenburg« (1969) diente. In ähnlicher Weise agieren Arrangeure bis in jüngste Zeit: Für »Everything’s Gonna Be Alright« (1998) von Sweetbox wurde die Air aus der Suite für Orchester D-Dur von J.S. Bach in Einzelteile von wenigen Takten Länge zerlegt und für den HiphopSong wieder zusammengesetzt; dabei wurde auch die Instrumentierung verändert, indem etwa eine Oboe als Führungsinstrument eingesetzt wurde. Adaptionen als Kompositionsmittel sind nicht neu und keinesfalls auf Rock- und Popmusik beschränkt, sondern waren in der so genannten Unterhaltungsmusik immer schon gängige Praxis. Im Jazz etwa gibt es zahllose Beispiele, wie Bearbeitungen von Django Reinhardt, Jean Wiener, Modern Jazz Quartet, Jacques Loussier und anderen eindrucksvoll zeigen. Auf die Bearbeitungsmethoden der Jazzmusiker griffen Rockmusiker seit den ausgehenden 1950er- 21 ADD Jahren zurück. Frühe Beispiele lieferten etwa die deutsche Band The German Bonds – mit einer der seltenen Adaptionen eines Werkes von W.A. Mozart –, The Nice, Procol Harum, Ekseption, Vanilla Fudge, Triumvirat und electra, später natürlich ELP und die britische Band Sky. Mitunter wurde auch als Adaption, als Zitat angesehen, was tatsächlich keines war, wie etwa der Song »A Whiter Shade of Pale« (1967) der britischen Band Procol Harum: Es handelt sich dabei nicht um die Bearbeitung eines Werkes von J.S. Bachs, sondern um eine gekonnte Paraphrase von Teilen Bach’scher Kompositionen. Adaptionen sind nach wie vor in der Rockmusik hier und da zu hören, etwa Prokofjew bei Sting oder Erik Satie bei Janet Jackson. Über ihre Motive, vorhandene Kunstmusik zu verwenden, schweigen Musiker sich in aller Regel aus. Literatur Duxbury, Janell R.: Rockin’ the Classics and Classizin’ the Rock – A Selectively Annotated Discography; Westport, Connecticut 1985 ▪ Macan, Edward: Rocking the Classics – English Progressive Rock and the Counterculture; New York 1997 ▪ Halbscheffel, Bernward: Rock barock – Rockmusik und klassisch-romantische Bildungstradition; Berlin 2001 ▪ Halbscheffel, Bernward: Progressive Rock – Die Ernste Musik der Popmusik; Leipzig 2012 Ad-Lib, The, auch in der Schreibweise Ad Lib, Club in London, gelegen an der Ecke Leicester Place/Lisle Street. Der Ende März 1965 eröffnete Club, in dem beinahe ausschließlich Blues und Soul zu hören war, wurde zum beliebten Treffpunkt der Musiker von Rockbands wie The Beatles, The Rolling Stones, The Kinks, The Walker Brothers, The Who, The Animals und anderer Prominenter, darunter Mary Quant und Julie Christie; auch Prinzessin Margret soll das Lokal einmal besucht haben. Bereits im November 1966 schloss der Club, doch war er zu dieser Zeit schon nicht mehr en vogue. John Lennon und George Harrsion sollen im Ad-Lib ihre ersten Erfahrungen mit LSD gemacht haben. In seinem Buch »Rock Dreams« setzte der französische Zeichner Guy Pellaert dem Ad-Lib ein Denkmal. Der Namen selbst geht auf die Spielanweisung ↑ ad libitum – nach Belieben – zurück. Literatur Peelaert, Guy/Cohn, Nik: Rock Dreams – Under The Boardwalk; London 1974 ▬ Add, added, englisch für »hinzufügen«, Begriff aus der vor allem im Jazz gebräuchlichen ↑ Akkordsymbolschrift; Anweisung, zum üblichen Terzenaufbau eines Akkordes zusätzlich einen oder mehrere Töne zu verwenden. Ad libitum, Abkürzung ad lib., lateinisch für »nach Belieben«, hat in der Musik mehrere Bedeutungen: 1. Die Ausführung der mit »ad lib.« bezeichneten Stimme ist freigestellt (im Gegensatz zu »obligato«). 2. Das ausführende Instrument kann frei gewählt werden. 3. Das Zeitmaß kann frei ausgeführt werden (im Gegensatz zu »a tempo«). 4. Die Verwendung einer Ausschmückung ist freigestellt, z. B. »Cadenza ad lib.«. 5. Gibt Abschnitte innerhalb einer Komposition an, die für eine Improvisation genutzt werden können; in diesem Sinne ist die Spielanweisung zumeist in Songbooks anzutreffen. ▬ ▬ ▬ ADD, ↑ AAD ▬ 22 A/D-Wandler ADSR, ↑ Hüllkurvengenerator ▬ Adult Album Alternative, englisch von adult für »erwachsen«, album für »Album« (LP oder CD) und alternative für »alternativ, wahlweise«, auch nur Adult alternative, Programmformat us-amerikanischer UKW-Stationen; das Format wendet sich vornehmlich an ein älteres Publikum, dessen musikalische Erfahrungen zum großen Teile auf der Musik der 1960er-Jahre und damit mehr auf Alben denn Singles beruhen. Das Format ist für Zuhörer gedacht, die bereits in den 1960er-Jahren eher den so genannten Underground Rock gehört haben als den MainstreamRock und -Pop der Hitparaden. So bieten derartige Radioprogramme ein breiteres Spektrum an Musik als beispielsweise Top-40-Programme. Neben gängiger Rockmusik gehören zu AAA oder AA Stilrichtungen wie Alternative Rock, Alternative Folk, jüngerer Progressive Rock, Jazz und Blues. Heavy Metal zählt dagegen nicht zu den favorisierten Musikströmungen und jüngere Ausprägungen der Popmusik wie beispielsweise Hiphop werden außer Acht gelassen. Auch beschränkt sich das Format nicht auf Singles, sondern zieht bewusst Alben als Grundlage der Programmgestaltung heran. ▬ Adult Alternative, englisch für »erwachsen« und »wahlweise«, Kategorie in der us-amerikanischen Kultur, die vorzugsweise bei der Benennung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen sowie Kulturpreisen verwendet wird. In der amerikanischen Rock- und Popmusik zielt diese Kategorie vor allem auf ein Publikum im Alter von etwa 25 bis 50 Jahren. Thematisch ist für diese Hörer die typische Teenager-Musik uninteressant und es rücken Aussage wie Machart eines Songs in den Vordergrund, nicht zuletzt auch der jeweilige Interpret, der in der Regel ebenfalls zu die- ser Altersgruppe gehört. Als Kategorie wird der Begriff etwa bei der Verleihung des kanadischen Musikpreises Juno verwendet. ▬ Adult Oriented Rock, Abkürzung AOR, die allerdings auch für Album oriented Rock verwendet wird; ursprünglich eine Bezeichnung für ein Programmformat us-amerikanischer Rundfunksender. Adult Oriented Rock ist eine sorgfältig produzierte Rockmusik für ältere Zuhörer, die sich für gängige Teenager-Themen nicht mehr interessieren und in der Rockmusik – aus welchen Gründen auch immer – eine Alternative zur traditionellen Kunstmusik suchen. In aller Regel sind die Interpreten des Adult Oriented Rock selbst dem Teenager-Alter entwachsen. Der Begriff kam im Laufe der 1960erJahre auf, als die Single als genuines Medium der Rockmusik ihre Bedeutung verlor und Progressive Rock als Strömung der Rockmusik bedeutsam wurde. Der Prototyp des Adult Oriented Rock ist das Album »Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band« (1967) von der britischen Band The Beatles. ▬ A/D-Wandler, Abkürzung für Analog-DigitalWandler, auch A/D-Converter, elektronische Baugruppe, die der Wandlung analoger Signale in digitale Größen dient; die Wandlung macht die weitere Verarbeitung mittels digital arbeitender Geräte und Programme möglich. A/D-Wandler sind in der Lage, eine am Eingang anliegende Spannung – etwa eine Tonfrequenzspannung – in digitale Werte zu wandeln. Dazu wird mittels des Pulscode-Modulation-Verfahrens die Spannung mitsamt ihren Schwankungen »abgetastet«, d. h. ihr werden Samples entnommen und in entsprechende digitale Werte umgesetzt. Dabei muss die Häufigkeit (Frequenz) der Abtastung mindestens doppelt so hoch sein wie die höchste zu er- 23 African Diaspora wartende Frequenz der Spannung. Da der Hörbereich bis etwa 20 000 Hz reicht, muss eine Tonfrequenzspannung wenigstens 40 000mal in der Sekunde abgetastet werden, um zu gewährleisten, dass der gesamte Hörbereich erfasst wird. In der Praxis nimmt man einen geringfügig höheren Wert. So gibt es für die Sample-Frequenz verschiedene Normen. Die gebräuchlichste ist eine Samplefrequenz von 44,1 kHz/sek, eine Tonspannung wird also 44 100mal in der Sekunde abgetastet. Die Samplefrequenz von 44,1 kHz/sek bei einer Datentiefe von 16 Bit wird beispielsweise in der CD-Produktion verwendet. In der Studiotechnik kommen auf der Aufnahmeseite auch wesentlich höhere SampleRates zur Anwendung, etwa 96 kHz/sek oder auch 192 kHz/sek; gängig ist eine Datentiefe von 24 Bit. A/D-Wandler sind in der Audiotechnik allgegenwärtig, etwa als Stand-Alone-Geräte, oder aber als Bestandteil von Mischpulten; auch in Soundkarten finden sich A/D-Wandler. Das Gegenstück – also ein Gerät, das digitale Impulse in analoge Spannungen umsetzt – ist der so genannte D/A-Wandler; sie sind fester Bestandteil beispielsweise von CD-Playern. ▬ African Diaspora, englisch für »afrikanische Diaspora«, Bezeichnung für alle Afrikaner und Nachkommen von Afrikanern, die nicht auf dem Kontinent Afrika leben; inbegriffen in die Bezeichnung sind auch die in den Ländern der Diaspora erbrachten kulturellen Leistungen der in der Diaspora lebenden Afrikaner. Der zentristisch auf Afrika bezogene und nicht unumstrittene Begriff umfasst alle Afrikaner, gleichgültig, ob sie freiwillig oder – wie im Falle der nach Amerika verschleppten Afrikaner – erzwungen nicht in Afrika leben. Auch die Nachkommen dieser Afrikaner werden als in der African Diaspora lebende Menschen angesehen, selbst wenn sie aus Verbindungen mit Europäern, Asiaten oder Ureinwohnern Amerikas hervorgegangen sind. 24 Für die Musik ist der Begriff in sofern bedeutsam, als dass kulturelle Leistungen in der African Diaspora lebender Künstler – dazu zählen im Falle der USA etwa Blues, Jazz, verschiedene Ausprägungen von Rock- und Popmusik, aber auch Teile der Kunstmusik – als Resultat des afrikanischen Erbes betrachtet werden. Weblink http://www.columbia.edu/cu/lweb/indiv/africa/cuvl/diaspora.html (Website mit Informationen zum Begriff African Diaspora) ▬ Afroamerikanische Musik, Sammelbegriff für in Amerika entstandene Musik der nach Amerika in die Sklaverei verschleppten Afrikaner und ihrer Nachkommen; der Begriff ist eher unscharf, zumal mitunter nicht zwischen den unterschiedlichen Spezifika hinsichtlich der USA, Lateinamerika und der Karibik unterschieden wird. Auch wird der Anteil der von den nach Amerika eingewanderten Europäern an der Musik der schwarzen Sklaven mit dem Begriff nicht erfasst. Seit dem 16. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts verschleppten portugiesische, spanische und englische Handelsunternehmen vermutlich mehr als zehn Millionen Afrikaner nach Südamerika und in die Südstaaten der USA; oft waren die Afrikaner zuvor von arabischen Menschenhändlern gefangen genommen worden. Die Menschen stammten zum großen Teil zwar aus den westlichen Gebieten Afrikas, zum Teil aber auch aus anderen Teilen des Kontinents. Die Afrikaner brachten ihre Musik als Teil ihrer Kultur mit nach Amerika. An deren Ausübung wurden sie aber gehindert, da von den Sklavenhaltern befürchtet wurde, sie könnten die Musik als Verständigungsmittel nutzen und somit Aufstände verabreden. Das Wissen um die Wurzeln ihrer Kultur ging den schwarzen Sklaven dennoch nicht vollständig verloren, sondern fand seinen Ausdruck etwa im Instrumentenbau. Auch wurden Eigenheiten der verschiedenen Musik aus Afrika Aftertouch auf die in Amerika ausgeübte Musik übernommen. Zur afroamerikanischen Musik der USA zählen Spirituals, Ragtime, Worksongs, Blues, Jazz, Gospel, Soul, Hiphop und Teile der Rockmusik. Subsumiert wird diese Musik mitunter unter dem Begriff ↑ Schwarze Musik. Als Elemente schwarzafrikanischer Musik gelten insbesondere bestimmte metrische und rhythmische Eigenheiten – wie etwa der Off Beat –, wie auch melodische Besonderheiten wie etwa die Blue Notes, also die niedrig intonierte Terz und Septime. Eben die vorgenannten Elemente finden sich aber mittlerweile auch in anderer amerikanischer Musik, die in jüngerer Zeit unter dem Begriff ↑ Americana zusammengefasst werden. In der Karibik und in Lateinamerika verlief die Entwicklung zwar ähnlich wie in den USA – auch hier vermischte sich die schwarzafrikanische Musikkultur – sofern überhaupt geduldet – mit der Musik der europäischen Einwanderer, doch war die auf diese Weise entstandene lateinamerikanische Musik robuster gegen Einflüsse aus dem Norden, während umgekehrt die lateinamerikanischen Musik einigen Einfluss auf die Musik der USA allgemein, aber eben auch auf die Schwarze Musik nahm. Literatur Lomax, John A./Lomax, Alan: Negro Folk Songs; New York 1936 ▪ Dauer, Alfons M.: Geschichte des europäischen und afrikanischen Sklavenhandels; in: Jazzforschung, Jg. 10, Graz 1978 ▬ Afrobeat, aus Funk-Jazz und westafrikanischer Popmusik gebildete Musik, die Anfang der 1970erJahre im Süden Nigerias entstand. Den Begriff selbst soll der nigerianische Musiker Fela Kuti (* 1938, † 1997; Gesang, Trompete, Saxophon, Keyboards) geprägt haben, der zugleich auch als wichtigster Vertreter des Afrobeat gilt. Kuti hatte gegen Ende der 1960er-Jahren seine Band Koola Lobitos gegründet, mit der er die seinerzeit übliche ↑ Highlife-Musik spielte. Während eines Aufenthalts in den USA lernte er die Musik Miles Davis’ und James Browns kennen und übertrug sie – zurückgekehrt nach Nigeria – auf eine neu gegründete Band, die er Africa 70 nannte. Die Gruppe bestand aus einer Vielzahl von Sängern, Bläsern und Perkussionisten, mit denen gemeinsam er die Grundlagen des Afrobeat entwickelte. Dabei handelt es sich allemal um ausgedehnte Instrumentalimprovisationen zu einem ständig präsenten Hintergrund, der von diversen Schlaginstrumenten geprägt wird. Ganz im Sinne des keineswegs unumstrittenen Kuti, versteht sich Afrobeat bis heute als politische Musik. In den Pamphleten ähnelnden Texten werden sozial Missstände angeprangert und die Wiedereinsetzung afrikanischer Werte gefordert. Aus europäischer Sicht existierte Afrobeat beinahe ausschließlich in den LPs Fela Kutis, die teilweise auch in Europa lieferbar waren. In Afrika verbreitete sich die Musik, zumal nach dem Tode Kutis, durch seine Söhne Femi und Seun und ihre Bands, die die Idee dieser Musik weitertrugen. Außerhalb Afrikas blieb die Musik dennoch nahezu unbekannt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts war Afrobeat in der seit den 1990er-Jahren im Westen modisch gewordenen so genannten ↑ Weltmusik aufgegangen. Amerikanische DJs griffen die Musik aus Afrika auf und verwendeten sie in ihren Hiphop-Produktionen. Bald wurden ältere Aufnahmen wieder veröffentlicht. Seitdem besetzt Afrobeat auch in der westlichen Hemisphäre eine Nische, kenntlich etwa an der Musik des Saxophonisten Martin Perna und seiner Gruppe Antibalas, des Chicago Afrobeat Projects, der in New York beheimateten Big Band Chopteeth und des Orchesters Albino! aus San Francisco. Literatur Bergman, Billy: African Pop - Goodtime Kings; Poole 1985 ▬ Aftertouch, zusammengesetzt aus englisch after für 25 Agathis »danach« und touch für »Berührung«, Spielhilfe bei MIDI-Keyboards. Keyboards – Synthesizer, Masterkeyboards usw. –, die mit Aftertouch ausgerüstet sind, können nach einem erfolgten Tastendruck einen zweiten Tastendruck anders interpretieren als den ersten. Der zweite Druck kann dann etwa eine Änderung der Lautstärke, ein Öffnen oder Schließen eines Filters oder auch einen ganz anderen Klang auslösen. Praktisch geschieht dies, indem der Instrumentalist nach dem ersten Druck auf die Taste diese gedrückt hält und – gegebenenfalls zeitlich um weniges verzögert – dann ein zweites Mal drückt; in der Regel muss der »Nachdruck« etwas kräftiger ausfallen. Die technische Gestaltung des Aftertouch ist relativ simpel: Unter dem Rahmen der Tastatur sind flache Piezo-Elemente angebracht, die auf Druck reagieren und damit einen Spannungsimpuls abgeben, auf den der angeschlossene Synthesizer reagiert. Natürlich muss der jeweilige Synthesizer in der Lage sein, den Aftertouch-Impuls umzusetzen; das kann längst nicht jeder Synthesizer. So kann z. B. der Fall auftreten, dass etwa ein Masterkeyboard zwar den Aftertouch-Impuls senden kann, ein angeschlossener Synthesizer diesen aber nicht umsetzen kann. ▬ Agathis, auch Kaurifichte oder Kaurikiefer genannt, Nadelbaum, der zur Familie der Araukariengewächse gehört und darin eine Gattung bildet; das Holz des Agathisbaums wird für die Korpus von Solidbody-Gitarren und -Bässen verwendet. Ebenfalls zu den Araukarien gehört die Brasilkiefer. Heimat des Agathisbaumes sind die Tropen, etwa im pazifischen Raum Malaysia, Philippinen, Indonesien, Neukaledonien, Borneo; auch in Australien kommt die Pflanze vor. Die Brasilkiefer wächst, wie der Name schon sagt, in Brasilien. Vorrangig dieser Baum liefert Nutzholz, etwa für den Möbelbau, das Holz der Agathis wird aber auch im Schiffsbau verwendet. Wie die europäischen Nadelbäume ist die Agathis 26 ein immergrüner Baum. Er kann im Falle der Brasilkiefer bis zu 50 Meter hoch werden, wobei auf dem langen, geraden Stamm eine Kugelkrone sitzt. Im Einzelfall können die Pflanzen ein Alter von bis zu 600 Jahren erreichen, das Wurzelgeflecht aber ein noch weit höheres. Das Holz der Bäume ist nicht so weich wie das der europäischen Fichten oder Kiefern und kann deshalb auch für den Bau von Solidbody-Instrumenten verwendet werden; in der Regel wird es für die Korpus von E-Gitarren und E-Bässen eingesetzt, deren Preis im unteren Segment angesiedelt ist; Agathis ist kein klassisches Tonholz. Da die Maserung des gelblich bis rotbraunen Holzes in kleineren Stücken wenig auffällig ist, werden die Korpus meist deckend lackiert, doch kann das Holz auch farbig gebeizt werden. ▬ Aggro Berlin, deutsches Schallplatten-Label, 2001 von den Hiphop-Musikern Specter, Spaiche und Halil Efe in Berlin gegründet; das Label beendete im April des Jahres 2009 seine Veröffentlichungstätigkeit. Das Label wurde etabliert, um Hiphop-Musikern wie Sido und B-Tight eine Plattform zu bieten. Von Anfang an setzten Label-Betreiber wie die unter Vertag stehenden Musiker, zu denen bald der Rapper Bushido stieß, auf provokative Texte. Einige Sampler der Firma wie auch das Album »Vom Bordstein bis zur Skyline« (2003) von Bushido zogen das Interesse der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf sich, letztere schließlich 2005 auf den Index gesetzt und aus dem Handel genommen. Zu dieser Zeit war die CD aber schon mehr als zwei Jahre auf dem Markt und hatte dem Label die Beachtung der Medien und einigen finanziellen Erfolg gebracht. Der von Bushido und Sido favorisierte und mitunter überspitzte Gangsta-Rap traf offensichtlich einen Nerv bei dem Publikum, so dass das Label immer wieder mit den Veröffentli- Ahorn chungen seiner Vertragspartner – zu denen neben Sido, B-Tight und Bushido auch Fler, G-Hot, Tony D, MC Bogy und weitere mehr gehörten – nicht nur an Grenzen ging, sondern diese auch mit Absicht überschritt. Die Musiker thematisierten das Leben in der Großstadt aus ihrer Sicht und verwendeten dabei die entsprechende Szene-Sprache – Hasstiraden gegen Homosexuelle und Frauen eingeschlossen. Häufig genug mit Erfolg: Sidos Album »Maske«, 2004 veröffentlicht, wurde als erstes Album des Labels mit einer Gold-Auszeichnung bedacht, wenig später wegen des darin enthaltenen Songs »Endlich Wochenende« allerdings auf den Index gesetzt. Bushido verließ 2004 das Label und wechselte zu Universal. Danach zeigten sich Auflösungserscheinungen. Die Veröffentlichungen der Firma gerieten stets in den Fokus öffentlichen Interesses, Verträge wurden nicht verlängert oder einzelne Musiker zogen es vor, die Zusammenarbeit mit dem Label zu beenden. Sido gründete mit Sektenmuzik 2007 ein eigenes Label mit ähnlicher Ausrichtung. 2009 schließlich gaben die Aggro-Eigner das Schallplattengeschäft auf und gründeten mit Aggro.TV einen TV-Internet-Sender, der die Videos von HiphopMusikern zeigt. Weblink http://www.aggroberlin.de/ (Offizielle Website des deutschen Schallplatten-Labels Aggro Berlin) ▪ http://www.aggro.tv (Internet-Sender von Aggro Berlin) ▬ Aging, englisch für »altern«, in engerem Sinn das künstlich herbeigeführte Altern einer elektrischen Gitarre oder eines elektrischen Basses, äußerlich erkennbar an verkratztem Lack, teilweise fehlendem Lack, Brandflecken von Zigaretten, Dellen und weiterem mehr, vor allem aber an einer Grundausstattung, in der der Instrumententyp früher verkauft wurde. Einem künstlichen Alterungsprozess werden im Allgemeinen nur neue Instrumente unterzogen, von denen es auch tatsächlich gealterte Exemplare gibt, meistens also schon seit Jahrzehnten auf dem Markt befindliche Gitarren und Bässe mit bekannten Namen. So ist es nicht sinnvoll und glaubwürdig, neu entworfene Modelle bereits in einer Aging-Fassung verkaufen zu wollen. Aufgekommen ist das Aging vor allem, weil alte Instrumente im Laufe der Jahrzehnte zu begehrten Sammlerobjekten wurden, nicht mehr zu realistischen Preisen zu bekommen waren und daher auch kaum gespielt wurden. Als etwa die amerikanische Firma Fender begann, in einem speziell eingerichteten Custom Shop die Gitarren bekannter Musiker akribisch nachzubauen, wurden sie auch mit den im Laufe der Jahre erhaltenen Beschädigungen versehen. Ein Modell des Jazz Basses von Jaco Pastorius sah nach der Aging –Behandlung exakt so aus wie das von dem amerikanischen Bassisten gespielte Instrument. Die Idee fand so viel Anklang bei Gitarristen, dass um 2010 eine spezielle Produktlinie eingeführt wurde, die nicht aus Kopien eines schon länger real existierenden Instrumentes besteht, sondern aus neuen Instrumenten, die entsprechend behandelt wurden. So werden nicht nur Komponenten verwendet, die den alten gleichen, sondern dem Instrument auch typische Gebrauchsspuren zugefügt. Die Firma Fender beispielsweise nennt ihre Aging-Serie »Road Worn«, damit suggerierend, dass die Gitarren und Bässen so aussehen, als hätten sie schon ein langes Leben auf den Konzertbühnen der Welt hinter sich. Die Vorliebe vieler Gitarristen für abgeschabte Instrumente hat wohl nicht nur den Grund, selbst vorzutäuschen, schon lange als Musiker aktiv zu sein, sondern mag auch darin liegen, den Klang alter Instrumente durch Aging-Modelle wieder zu erhalten; allemal gilt der Klang alter Gitarren als »besser« als der von neuen. ▬ Ahorn, englisch: maple, Gattung der Seifenbaumgewächse, zu der bis zu 200 Arten gezählt werden; 27 Agogik das Holz des Berg-Ahorns (Rock-Maple) wird unter anderem zum Bau von Musikinstrumenten genutzt. So werden aus dem sehr harten, hellen Holz des Berg-Ahorns komplette Instrumente wie etwa Blockflöten, aber auch Teile für Instrumente gefertigt, etwa Hals und Decke von Streichinstrumenten sowie Hälse und Korpus von Solid-Body-Instrumenten. Besondere Maserungen werden aus dekorativen Gründen genutzt, so Riegelahorn – es zeigt markante Querstreifen – für Hälse von Violinen und Violas, oder Vogelaugenahorn (Birdseye Maple) als Deckfurnier von Gitarrenkorpussen und Trommeln. Furniere ohne besondere Maserung werden auch zu Sperrholz verarbeitet und für die Fertigung von Trommelkesseln verwendet. Aufgrund der hervorragenden Klangeigenschaften des dichten Holzes werden Trommelkessel aus Ahorn als Grundlage für hochwertige Drum Sets benutzt; die Trommelköper können dann mit Furnieren anderer Hölzer bezogen, lackiert oder foliert werden. Unter Lichteinfluss vergilbt das Holz relativ rasch und zeigt dann eine honiggelbe Farbe, die etwa bei den Hälsen von elektrischen Gitarren durchaus erwünscht ist. ▬ Agogik, von altgriechisch agein für »handeln, führen«, daraus folgend agoge, die Bezeichnung für geringfügige Änderungen des Tempos in der Rhythmik; der Begriff wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem Musikwissenschaftler Hugo Riemann eingeführt. Musik in einem vorgegebenen Zeitrahmen exakt auszuführen – etwa in einem Vier-Viertel-Takt alle Viertel gleich lang zu singen oder zu spielen – ist Maschinen, Spieluhren, Spieldosen und in jüngerer Zeit zum Beispiel Sequencern vorbehalten. Derartig exakt ablaufende Musik haftet aber stets auch etwas Künstliches, um nicht zu sagen »Totes« an. Dem Menschen ist eine derartige Vortragsweise im Prinzip auch nicht möglich. Ständige, geringfügige Schwankungen des Tempos stellen daher so etwas 28 wie das »Salz in der Suppe der Gleichförmigkeit« dar. Temposchwankungen, als Agogik bezeichnet, ergeben sich beim musikalischen Vortrag von selbst, sei es in der Interaktion mit dem eigenen Instrument eines Musikers oder aber in der Reaktion auf Mitspieler. Auch der Vortrag selbst entwickelt aufgrund seiner Gestaltung – etwa Hinzunahme von Stimmen, vorgeschriebenen Veränderungen der Lautstärke und weitere Details mehr – eine auch auf das Tempo einwirkende Kraft. Damit ist nicht gesagt, dass Temposchwankungen ein Ausmaß erreichen sollen, das dem Hörer auffällt; Agogik bedeutet nicht bewusste Willkür in der rhythmischen Ausführung. Vielmehr ist Agogik ein Ausdruck des Mit-Erlebens von Musik. Wenn auch viele Musiker sich zugute halten, exakt im Tempo spielen zu können, so ist dies tatsächlich nicht der Fall. Einige Rockbands – darunter The Rolling Stones – sind geradezu dafür bekannt, während des Vortrags eines Songs im Konzert nicht exakt im vorgegebenen Tempo zu bleiben; dies betrifft sowohl den einzelnen Musiker wie auch die Gruppe als Ganzes. Viele Musiker kennen auch das Phänomen, am Schluss eines Konzertvortrags schneller zu werden; von den Zuhörern wird dies subjektiv nicht bemerkt, sondern sogar als interessant im Sinne von »mitreißend« empfunden. Selbstredend darf auch diese Beschleunigung im Vortrag ein gewisses Maß nicht überschreiten. Eng mit dieser Sicht auf den Begriff verbunden ist die Anwendung des Begriffs Agogik auf die Bewegungen eines Sängers oder eines Instrumentalisten. Für den Zuhörer – und Zuschauer – ist dabei oft nicht zu erkennen, welche Bewegungen quasi »notwendig« sind, welche persönliche Eigenart des Musikers und welche aus Gründen der Show – die es in diesem Bereich auch in der traditionellen Kunstmusik gibt – erfolgen. Das Augenrollen des chinesischen Pianisten Lang Lang etwa ist für das Klavierspiel an sich nicht notwendig, vermutlich eine Eigenart des Pianisten im Mit-Erleben der Musik und vielleicht auch ein wenig Show. Natürlich sind gerade diese Ausprägungen von Agogik oft Ziel- Akkordeon scheibe von Parodie und Spott – nicht immer berechtigt. Wie sehr Agogik in diesem Sinne mit der Musik verbunden ist, kann in diversen Filmen abgelesen werden: Schauspieler, die im Film das Spiel eines Instrumentes darstellen sollen, selbst aber kein Instrument beherrschen, vollführen häufig Bewegungen, die in ihrer Eigenart überhaupt nicht mit der zu hörenden Musik übereinstimmen. Schon das bloße Berühren oder Halten eines Instruments zeigt dem sachkundigen Zuschauer, ob der jeweilige Schauspieler mit dem Instrument – sei es eine Violine, sei es eine elektrische Gitarre – vertraut ist oder nicht. Literatur Riemann, Hugo: Musikalische Dynamik und Agogik; St. Petersburg 1884 ▬ Airplay, Begriff aus dem Rundfunkwesen; bezeichnet wird damit, dass ein Musikstück oder auch Video-Clip als sendefähig betrachtet und in der Regel innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes – auch mehrmals – gesendet wird. Mit dem Begriff Airplay ist auch die Häufigkeit gemeint, mit der ein Musikstück von den verschiedenen Sendern gesendet wird. Denn die jeweilige veröffentlichende Plattenfirma beobachtet genau, ob ein Song überhaupt Airplay erhält und wenn ja, wie häufig. Ist ein Song in dieser »Rotation« genannten Sendeform vertreten – er wird in gewissen Zeitabständen immer wieder gesendet –, so gibt dies Anhaltspunkte für die Popularität einer Band oder eines Einzelmusikers, aber auch für die Akzeptanz der veröffentlichten Tonträger. Danach wiederum können eventuell weitere Promotion-Maßnahmen ausgerichtet werden. Wird ein Song besonders häufig ausgestrahlt, spricht man von Heavy Rotation. So war es in den 1980er-Jahren das Ziel der Plattenfirmen, Video Clips bei MTV in die Heavy Rotation zu bringen, schien dies doch eine erhebliche Umsatzsteigerung zu erzeugen. Dass dem nicht so war, erfuhr etwa die amerikanische Band Jellyfish, deren Video zu dem Song »The King Is Half Undressed« (1990) von MTV tagelang in Heavy Rotation gezeigt wurde – in Deutschland blieb die Band dennoch unbekannt. ▬ Akkord, nach lateinisch über französisch für »in Einklang bringen«, englisch: chord, Zusammenstellung von mindestens drei Tönen, die gleichzeitig erklingen. Im Gegensatz zu den Mehrklängen, die eine zur Tonalität neutrale Anhäufung von Tönen sein können, stellen Akkorde harmonisch-funktional bestimmte Strukturen dar, indem sie auf einem Bauprinzip beruhen, etwa auf Schichtung von Terzen, die dann auch Dur- oder Mollakkorde ergeben, und eine Funktion als Grundakkord, Subdominantakkord, Dominantakkord usw. erfüllen. Akkorde werden in der notierten Rockmusik zumeist in Anlehnung an die auch im Jazz übliche Akkordsymbolschrift abgekürzt angegeben, doch sind in der Rockmusik meist einfachere Akkorde üblich als im Jazz. Die Schichtung von Terzen – auf der die Akkordbildung beruht –, führt dazu, dass Akkorde mit mehr als drei Tönen mehrdeutig sind. Auch die Größe der Terzintervalle spielt eine Rolle: Ein aus einer großen und einer kleinen Terz zusammengesetzter Akkord ist ein Dur-Akkord, ein aus einer kleinen und einer großen Terz zusammengesetzter Akkord ein Moll-Akkord. Diese beiden Akkorde sind konsonante Akkorde; dissonante Akkorde sind solche, die entweder aus zwei kleinen Terzen – verminderter Dreiklang – oder aus zwei großen Terzen – übermäßiger ↑ Dreiklang – bestehen. Werden die Töne eines Akkordes nacheinander gespielt, gilt dies als Akkordbrechung. Alberti-Bässen beruhen auf Akkordbrechung und auch Arpeggien können aus gebrochenen Akkorden bestehen. ▬ Akkordeon, Aerophon (Durchschlagzungen-In- 29 Akkordeon strument, Tasteninstrument), besonders in der Volks- und Tanzmusik beliebtes Instrument, das immer wieder aber auch in Kunstmusik, Rock- und Popmusik verwendet wird und in Cajun Music und Zydeco ein Standardinstrument ist. Begriffe wie Schifferklavier oder Musette-Akkordeon meinen dasselbe Instrument, während Harmonikas sich zwar nicht in der Tonerzeugung unterscheiden, anders als dieses aber wechseltönig sind, also bei Auseinanderziehen des Balges andere Töne erzeugen als beim Zusammendrücken. Äußerlich besteht das Instrument aus drei großen Baugruppen, von denen die äußeren je ein Manual und eine Tonerzeugung beherbergen, während in der Mitte der sprichwörtlich »ziehharmonikaförmige« Balg sitzt, der mit den Manualkästen fest verbunden ist. Der Manualkasten auf der rechten Seite trägt entweder eine Klaviatur mit weißen und schwarzen Tasten – daher die genauere Bezeichnung Piano-Akkordeon – oder aber eine Tastatur mit relativ kleinen runden Tasten – daher Knopfgriff-Akkordeon. Da die in mehreren Reihen angeordneten Knopftasten weniger Platz beanspruchen, ist der Tonumfang eines Knopfgriffakkordeons bei gleicher äußerer Größe stets etwas größer als der eines Piano-Akkordeons. Beim Pianoakkordeon kann der Tonumfang auf der rechten Seite, der Diskantseite, etwa 41 bis 45 Tasten betragen, damit von f bis a3 oder e bis c4 reichen, beim Knopfgriffakkordeon mit bis zu 102 Knopftasten von E bis cis4. Auf der linken Seite, der Basssaite, ist dagegen die Anzahl der Tasten bei beiden Instrumenten-Bauarten gleich, beträgt zwischen nur acht bis zu 140 kleinen, in mehreren Reihen schräg angeordneten Tastenknöpfen. Während bei dem herkömmlichen Akkordeon mit den einzelnen Basstasten Akkorde gespielt werden – aus diesem Grund gibt es Tasten für Dur-, Moll-, Septimen- und verminderte Septimenakkorde – gibt es auch Kombimodelle, die über zwei Bass-Spielwerke verfügen, von denen eines mit einem Tonumfang von nahezu fünf Oktaven (1 E bis cis3 ) das Spiel von Einzeltönen erlaubt; entsprechen groß ist die Zahl der Knöpfe, die die Größe von 185 30 erreichen kann. Die Töne selbst werden von Metallzungen erzeugt, die gemeinsam auf so genannten Stimmplatten befestigt sind und in rechteckigen Stimmschlitzen frei schwingen können. Damit sowohl bei Zusammendrücken wie bei Auseinanderziehen des Balges derselbe Ton erklingt, sind für jeden Ton zwei Zungen notwendig, da Durchschlagzungen nur durch Luftdruck aus einer Richtung ansprechen; genutzt wird also sowohl die Druck- als auch die Saugwirkung der Luft. Die Druckluft wird vom Balg bereitgestellt, der bei entsprechender Handhabung ein dynamisch äußerst differenziertes Spiel erlaubt. Am Übergang zwischen Balg und der eigentlichen Tonerzeugung befinden sich Resonanzkästen mit auf die Stimmplatten wirkenden Stimmstöcken. Die Spielmechanik selbst ist von größer feinmechanischer Komplexität. Um den Klang der erzeugten Töne in Grenzen verändern zu können, verfügen größere Instrumente über wenigstens drei Register-Wippen, oft aber über wesentlich mehr. Mit den Registern sind beispielsweise Stimmkopplungen möglich, es werden aber auch aus Leder oder Filz bestehende Dämpfer der Zungenbewegung damit eingeschaltet. Der Klang des Instrumentes ist obertonreich und von einer gewissen Schärfe, die durch die Dämpfung allerdings gemildert werden kann. Der Balg eines Akkordeons wird aus mit Leinen überzogenem Karton gefertigt, die Kanten mit dünnen Metallstreifen verstärkt; um den Balg zusammendrücken zu können, ohne einen Ton zu erzeugen, gibt es einen seitlich an einem Manualkasten befindlichen Knopf, der bei Betätigung die Luft direkt entweichen lässt. Die Manualkästen werden aus Holz gebaut und in den meisten Fällen mit farbigem Celluloid überzogen. In jüngerer Zeit wurden Akkordeons zunächst mit einem MIDI-Interface ausgerüstet, dann auch mit einer auf Physical Modeling beruhenden Tonerzeugung; sukzessive ging der Anteil der mechanischen Bauteile in einem Akkordeon zurück, da das Instrument nur noch als Geber für die Elektronik Akkordschema eingesetzt wird. Damit sind dem Akkordeon auch völlig andere Klangwelten erreichbar. Spezielle Ausführungen des Instrumentes, etwa Bariton- oder Bassinstrumente mit nur einem Manual, können damit ersetzt werden. Während das Knopfgriff-Akkordeon schon im 19. Jahrhundert aus der Hand-Äoline entwickelt wurde, wurden Piano-Akkordeons erst nach 1900 gebaut. Seit der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre gibt es Instrumentalensembles, die ausschließlich Akkordeons einsetzen. Zumal in Deutschland ist das Instrument beliebt, und mit der Akkordeonbaufirma Hohner in Trossingen befindet sich hier einer der bedeutendsten Hersteller, dessen Engagement über den bloßen Bau und Verkauf von Instrumenten weit hinaus geht. Das Akkordeon hat in der Kunstmusik einen schweren Stand, wenn auch in den Jahrzehnten seit Ende des Zweiten Weltkriegs eine allmähliche Öffnung der Kunstmusik zu diesem Instrument hin zu beobachten ist. Da es lange Zeit nur wenige Originalkompositionen gab, wichen interessierte Musiker auf Bearbeitungen von Werken der Kunstmusik aus. Mochte dies auch spieltechnisch allemal zu bewältigen sein, zumal dann Instrumente eingesetzt werden, die auf der Bassseite chromatische Einzeltöne zur Verfügung stellen. Dennoch hinterlässt das Ergebnis beim Publikum immer noch Zwiespältigkeit, zu fest sitzt die Assoziation zur Volks- und Tanzmusik – mithin also zur so genannten populären Musik. Auch im Jazz hat das Instrument nicht Fuß fassen können, sondern wurde oft als Kuriosum behandelt. Dennoch gibt es einige herausragende Instrumentalisten, von denen etwa der Franzose Richard Galliano (* 1950), der Amerikaner Guy Klucevsek (* 1947) und der Finne Kimmo Pohjonen (* 1967) zu nennen sind; alle diese Akkordeonisten setzen sich indes über die Grenzen von Jazz, Kunstmusik, Rock und Volksmusik hinweg. In der Volksmusik vieler Länder hat das Akkordeon dagegen eine zentrale Stellung. Dies betrifft nicht nur die Volksmusik in Europa, sondern hier und da auch die in Afrika. Mit den französischen Einwanderern kam das Akkordeon auch in die Musik der nördlichen Hälfte des amerikanischen Kontinents und steht im Mittelpunkt von Cajun und dessen afroamerikanischer Variante Zydeco. In dieser Musik wirkte das Akkordeon auch zurück auf andere Instrumente: Im Cajun wurden etwa typische Spielfiguren des Akkordeons auf die Hammond-Orgel übertragen. Mit der etwa seit Mitte der 1960er-Jahren Rückwendung junger amerikanischer Folk-, Country- und Rockmusiker wurde diese genuine Volksmusik vergangener Zeit wieder belebt und fand ihren Niederschlag in neuen Kompositionen. So sind auf den Schallplatten von Bands wie Calexico oder Musikern wie Ry Cooder die Klänge eines Akkordeons nichts Seltenes. Aber selbst Keith Emerson, Keyboard-Spieler der britischen Progressive-Rock-Band Emerson, Lake & Palmer, spielte gelegentlich Akkordeon. Diskografie Mie Miki: Mie Miki spielt Domenico Scarlatti (1984) ▪ Emerson, Lake & Palmer: Brain Salad Surgery (1973) ▪ Buckwheat Zydeco: Where There’s Smoke, There’s Fire (1990) ▪ Calexico: The Black Light (1998) ▪ Schultze Gets The Blues (2004; Soundtrack) ▪ Ry Cooder: My Name Is Buddy (2007) ▪ A Fine Frenzy: One Cell In The Sea (2008) | Literatur Richter, Gotthard: Akkordeon. Handbuch für Musiker und Instrumentenbauer; Wilhelmshaven 52008 ▪ Wagner, Christoph: Das Akkordeon oder Die Erfindung der populären Musik; Mainz 2001 | Weblink http://www.hohner.eu/ (Offizielle Website des deutschen Musikinstrumentenherstellers Hohner) ▬ Akkordschema, Abfolge von Akkorden, die als mehr oder weniger häufig wiederholtes Schema Grundlage für eine Improvisation ist. Auch das bekannte 12-taktige Blues-Schema stellt ein Akkordschema dar, das als Turn-around unablässig wiederholt wird. Ebenso beruhen die im Jazz üblichen Changes auf Akkord-Schemata, beispielsweise der II-V-I-Verbindung. In Rockmusik, 31 Akkord-Skalen-Theorie die dem Jazz oder dem Blues nahesteht, werden mitunter aus den Harmonien eines Songs einige Akkorde herausgenommen, die dann als Akkordschema für eingeschobene Improvisationen dienen. ▬ Akkord-Skalen-Theorie, System der Jazz-Harmonik, das innerhalb des Jazz weite Verbreitung fand; das System wurde am Berklee College of Music in Boston entwickelt. Grundlage des Lehrsystems sind Septakkorde, die durch Terzenschichtung mittels weiterer leitereigener Töne, aber auch deren Alterationen, zu siebenstufigen Akkorden erweitert werden. Die Töne dieses Akkordes bilden die Skala, die dem Musiker zur Improvisation über diesen Akkord dienen. Ein Musiker muss also lediglich die einer Komposition zugrunde liegenden Harmonien kennen, erzeugt daraus siebenstufige Akkorde und hat damit das gesamte Skalen-Material, das er für eine Improvisation über die jeweilige Harmoniefolge benötigt. Einfaches Beispiel: Ist die Harmonie C7 mitsamt Dominante G7 und Subdominante F7 vorgegeben – also die Harmonien einer Kadenz –, ergibt sich aus der Terzenschichtung bis zur 7. Stufe die C-Dur-Tonleiter. Natürlich sind bei der Improvisation bestimmte Regeln zu beachten, etwa, dass bei Harmoniewechsel möglichst der Grundton des Akkordes verwendet wird, auf den gewechselt wird. Die Akkord-Skalen-Theorie ist nicht ganz unumstritten, denn wollte in Musiker exakt nach dieser Theorie improvisieren, müsste er zu jedem Akkord die jeweilige Skala vor dem geisten Auge haben. Das ist so unmöglich wie unnötig: Bei dem genannten Beispiel sieht ein Musiker auf Anhieb, dass für eine Improvisation die C-Dur-Tonleiter genügt. Bei komplizierten Akkordverbindungen ist es ohnehin notwendig, sich mit den jeweils gegebenen Harmonie auseinanderzusetzen Literatur Jungbluth, Axel: Jazz Harmonielehre - Funktionsharmonik und Modalität; Mainz 1981 ▪ Busch, Sigi: 32 Jazz & Pop Musiklehre; Rottenburg 1983 ▪ Burbat, Wolf: Die Harmonik des Jazz; München/Kassel 1988 ▪ Pöhlert, Werner/Schulte, Jochen: Analyse der Skalen»theorie« auf Basis der Pöhlertschen Grundlagenharmonik; Frankfurt/Main 1988 ▬ Akkordsymbolschrift, in Jazz und Rock gebräuchliche Schrift zur Fixierung und Verdeutlichung von harmonischen Gegebenheiten. Grundlage der Akkordsymbolschrift sind Buchstaben und Zahlen, die durch eine Reihe von Zeichen wie b- und Kreuz-Zeichen (#), Plus- und Minus-Zeichen sowie einige Abkürzungen wie »m«, »aug« und »sus« ergänzt werden können. Nach diesem Baukastensystem kann jeder Akkord eindeutig beschrieben werden. Zur Angabe eines einfachen Dreiklangs etwa genügt lediglich ein Buchstabe, beispielsweise steht ein C für den C-Dur-Dreiklang. Ein C-Moll-Dreiklang wird mit Cm angegeben; Cm7 gibt an, dass die zugrunde liegende Harmonie ein C-Moll-Septakkord ist, C# das Cis Dur vorliegt. Da die Akkordsymbolschrift aus dem angloamerikanischen Sprachbereich stammt, wird H-Dur mit B, ein B-Dur-Akkord mit Bb bezeichnet. Akkorden, die durch Terzenschichtung erweitert wurden, sind Ziffern beigegeben: Bei C9b beispielsweise handelt es sich um einen C-Durdreiklang mit Sept und tiefalterierter None. Ist die Sept nicht hochoder tiefalteriert, so muss sie nicht durch eine 7 angegeben werden, da die None impliziert, dass auch die Sept zu dem Akkord gehört. Lage des Akkordes, Umkehrungen, Häufigkeit und Rhythmus wie auch tatsächlich erklingende Töne werden durch die Akkordsymbolschrift nicht festgelegt. Es ist also Sache des Instrumentalisten, die Akkordsymbolschrift mit Hinblick auf die jeweilige Melodie und Herkunft der Komposition auszugestalten. Einer Melodie beigegeben, bildet die Akkordsymbolschrift gemeinsam mit dieser ein so genanntes Lead Sheet, das einem Jazz- oder Rockmusiker ge- Akustik nügt, um ein Musikstück interpretieren zu können. Die Akkordsymbolschrift wird üblicherweise unter die in ein herkömmliches Notationssystem geschriebene Melodie gesetzt. Da die Akkordsymbolschrift die jeweils zugrunde liegende Harmonie beschreibt, gilt ein Akkord-Zeichen immer so lange, bis es von einem anderen abgelöst wird. Zwar wurde die Akkordsymbolschrift im Jazz entwickelt, doch ist sie auch vielen Rockmusikern bekannt. In gewisser Hinsicht – wenn auch die Zeichen andere sind – ähnelt die Akkordsymbolschrift den Generalbass-Zeichen des Barock. Bei beiden Schriften wird stillschweigend vorausgesetzt, dass dem jeweils ausführenden Musiker die Regeln der Interpretation der Schrift bekannt sind. Eine der Akkordsymbolschrift ähnliche Kurzschrift gibt es etwa auch für das Akkordeon. ▬ AKM, Abkürzung für Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung; die AKM ist die österreichische Verwertungsgesellschaft, die die Rechte der im Titel geführten Personengruppen wahrnimmt. Die private Genossenschaft wurde 1897 in Wien gegründet, wo sie noch heute ihren Sitz hat. Die AKM ist die größte Urheberrechtsgesellschaft in Östereich. ▬ Akustik, von altgriechisch akustikos für »hörbar«, Oberbegriff für die Lehre vom Schall; der Begriff wird präzisiert in die Teilgebiete Physikalische Akustik, die Physiologische Akustik und die Psychologische Akustik. Die Physikalische Akustik umfasst mehrere Teilgebiete, darunter die Musikalische Akustik und die Raumakustik. Im Rahmen der Physikalischen Akustik werden die Eigenschaften des Schalls untersucht, in der Physiologischen Akustik der Vor- gang des Hörens und in der Psychologischen Akustik die Wirkung des Klangs selbst, also die Klangempfindung. Die Ursprünge der Physikalischen Akustik liegen in der griechischen Antike. Die Pythagoreer erkannten als erste den Zusammenhang von Länge einer Saite und der Höhe des mit dieser Saite erzeugten Tones. Zur Demonstration dieser Gesetzmäßigkeit diente ihnen das Monochord, das seitdem das Instrument der Musiktheorie schlechthin ist und auf dem alle Konstruktionen von Saiteninstrumenten beruhen. Spätere Erkenntnisse, die dann vor allem im 19. Jahrhundert systematisiert wurden, betrafen etwa die Entstehung von Schwingungen, das Verhältnis von Grundton zu Obertönen, die Bedeutung der Resonanz, die Zusammensetzung und Beeinflussbarkeit des Klangs eines Instrumentes. Von größter Bedeutung war die Erkenntnis, dass sich ein Klang als aus diversen Sinustönen unterschiedlicher Amplitude zusammengesetzt erklären lässt (Fourieranalyse). Parallel zu den Forschungen in der Physikalischen Akustik vollzog sich die Entwicklung in der Physiologischen und Psychologischen Akustik. Die Ergebnisse dieser drei Forschungszweige ergänzen sich und ergeben ein Gesamtbild von den Vorgängen der Tonerzeugung, Tonübertragung, Tonerfassung und Tondeutung. Für die Musik sind alle drei Gebiete von größter Bedeutung, wobei in jüngerer Zeit auch andere Zweige der Naturwissenschaften für die Forschungen in der Akustik herangezogen wurden. Für Musiker, insbesondere wenn sie sich Instrumenten mit elektronischer Tonerzeugung widmen, sind gründliche Kenntnisse in der Akustik allgemein unerlässlich. Dies betrifft zwar die Physikalische Akustik in vorrangigem Maße, schließt aber die anderen Teilgebiete der Akustik ein. Besonders modular aufgebaute Synthesizer stellen eine Art Baukasten dar, mit dem akustische Gesetzmäßigkeiten ideal demonstriert werden können. Die Möglichkeit, Tonspannungen mit Hilfe eines Oszilloskops oder eines entsprechend ausgerüsteten Computers sichtbar machen zu können, hat we- 33 Akustische Gitarre sentlich zur Entwicklung des Faches beigetragen und vielen Musikern den Zugang zur Physikalischen Akustik erheblich erleichtert. Etwa seit Ausgang des 20. Jahrhunderts wurden Erkenntnisse der Akustik auch für den Musikkonsumenten bedeutsam, denn Verfahren wie beispielsweise die bekannte MP3-Kompression machen sich diese Forschungen zunutze. Auch diverse in der Musikproduktion mittlerweile gängigen Geräte wie etwa der ↑ Exciter nutzen Erkenntnisse der Akustik-Forschung. Literatur Stauder, Wilhelm: Einführung in die Akustik; Wilhelmshaven 1976 ▪ Pierce, John R.: Klang – Musik mit den Ohren der Physik; Heidelberg 1985 ▪ Diverse Autoren: Die Physik der Musikinstrumente; Heidelberg 1988 ▪ Hall, Donald E.: Musikalische Akustik. Ein Handbuch; Mainz 1997 ▬ Akustische Gitarre, englisch: acoustic guitar, kein eigenes Instrument, sondern lediglich eine Bezeichnung für die klassische »normale« Gitarre mit Resonanzkörper, in Abgrenzung zur elektrischen Gitarre. Der Begriff fand sich zunächst vor allem auf Platten- und CD-Hüllen, die Musik enthielt, in der beide Gitarrentypen zu hören waren. Da die klassische Gitarre auch ohne Verstärkung gehört werden kann, wurde der Begriff akustische Gitarre oder eben acoustic guitar gewählt. Eine Gitarre gilt auch dann als akustische Gitarre, wenn sie zwar über einen eigenen Resonanzköper, aber auch über Tonabnehmer verfügt; entscheidend ist der Klang: Eine akustische Gitarre kann in dieser Hinsicht nicht von einer elektrischen Gitarre ersetzt werden wie auch umgekehrt. Der Begriff ist natürlich ein wenig unscharf und trägt nicht der Tatsache Rechnung, dass auch eine elektrische Gitarre den Gesetzmäßigkeiten der Akustik folgt. ▬ 34 Akzent, von lateinisch accensere für »beigesellen, hinzurechnen«, Betonung der Zählzeiten innerhalb eines Taktes. Akzente können durch dynamische, melodische oder harmonische Veränderungen erzeugt werden; die metrischen Verhältnisse in einem Takt bleiben davon unberührt. Musik wird nur dann als interessant und hörenswert empfunden, wenn in ihr innerhalb eines gegebenen, festen und vom Hörer stillschweigend anerkannten Gerüstes Veränderungen erkennbar sind. Etwa seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert beruht unser Taktverständnis auf einer einfachen Abfolge von betonten und unbetonten Taktteilen, die einander in dem Hörer bekannter, geradezu »erlernter« Weise abwechseln. In einem Vier-ViertelTakt, der eine Ausdehnung von vier Zählzeiten hat, erhält die Zählzeit 1 eine starke Betonung, die Zählzeit 2 keine Betonung, die Zählzeit 3 eine schwächere Betonung als die Zählzeit 1 und die Zählzeit 4 wiederum keine Betonung; es wechseln also so genannte »schwere« und »leichte« Taktteile ab, wobei ein Vier-Viertel-Takt wiederum aus einem »schweren« ersten und einem »leichten« zweiten Taktteil besteht. Es wäre einiges gewonnen, wenn für dieses Phänomen statt des Wortes Betonungen das Wort Schwerpunkt verwendet werden würde. Innerhalb eines Taktes können Betonungen, also Akzente, frei gesetzt werden; dies betrifft nicht nur das Spiel der Rhythmusinstrumente, sondern alle »Klangerzeuger« – dazu zählt beispielsweise auch der Gesang. Innerhalb eines Taktes – die Rede ist weiterhin vom Vier-Viertel-Takt – sitzt die Zählzeit 1 direkt hinter dem Taktstrich. Ihr kommt wie der Zählzeit 3 besondere Bedeutung zu, denn in aller Regel finden Harmoniewechsel auf diesen Zählzeiten, also auf den »schweren« Zählzeiten statt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich auch die traditionelle europäische Kunstmusik nicht von Rock und Jazz. Die Zählzeit 1 ist durch bloßes Hören leicht zu finden; Tänze setzen auf der Zählzeit 1 ein. Es muss natürlich in diesem Fall gewährleistet sein, dass überhaupt ein Ton auf der Zählzeit sitzt, doch kann dies nicht mit Sicherheit erwartet werden. Akzent Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, diese an sich recht starren metrischen Verhältnisse zu verschleiern, im Einzelfall bis zur Unkenntlichkeit. In der Rockmusik geschieht das durch das Setzen von Akzenten: Die Zählzeiten 1 und 3 werden mit dem Einsatz der Bass Drum markiert, für die Zählzeiten 2 und 4 wird die Snare Drum verwendet. Da der Klang der Snare Drum stark hervorsticht, ist die Betonung der Zählzeiten 2 und 4 für die meisten Zuhörer so eindeutig, dass ein zum Mitklatschen animiertes Publikum stets auf diesen Zählzeiten klatscht. Die Betonung kann noch dadurch verstärkt werden, dass auf den Zählzeit 1 und 3 die Bass Drum überhaupt nicht oder aber sehr leise angeschlagen wird. Ein Beispiel bietet etwa das SoulStück »In The Midnight Hour« (1966; Pickett/Cropper) in der Fassung von Wilson Pickett: Die akzentuierende Snare Drum wird so stark angeschlagen, dass die dazwischen angespielte Bass Drum kaum zu hören ist. Die zugrunde liegende metrischen Verhältnisse werden dabei nicht angetastet, denn sowohl Pickett also auch der Bassgitarrist setzen ihre Betonung auf die Zählzeiten 1 und 3; Gitarrist Cropper dagegen auf die Zählzeiten 2 und 4. Während in diesem Beispiel die Instrumentalisten sich strikt an die Zählzeiten halten, weicht Pickett durch Off-Beat-Phrasierung immer wieder davon ab. Nach dieser Methode sind zahllose Kompositionen von Blues, Jazz, Rock, Soul und weiteren Stilarten mehr innerhalb der afroamerikanisch bestimmten Musik gebaut. Etwa auch in dem Song »Smoke On the Water« (1972) von Deep Purple: Während der Gitarrist Ritchie Blackmore im ersten Takte des zweitaktigen Riffs sich strikt an das Metrum hält – der erste laute Ton tritt auf Zählzeit 1 auf –, verwendet der Schlagzeuger Ian Paice zunächst nur die Snare Drum, um die Zählzeiten 2 und 4 hervorzuheben. Die Synkope zu Beginn des zweiten Taktes wirkt wie ein Akzent, den nunmehr tritt auf Zählzeit 1 eben kein Ton des Gitarristen auf. Dabei ist das Vorgehen, eigentlich »leichte« Zählzeiten zu betonen, nicht auf Jazz und Rock be- schränkt, sondern kann in jeder Musik vorkommen: In der 1811 von Ludwig van Beethoven komponierten Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 findet sich eben diese Betonung (hier allerdings innerhalb eine Achtel/Sechzehntel-Kette innerhalb eines Zwei-Viertel-Taktes). Wie schon oben gesagt, verliert die Zählzeit 1 damit nicht ihre überragende Bedeutung, denn in der Rockmusik wird die Zählzeit 1 eines jeden Taktes nicht nur durch etwaige Harmoniewechsel oder den Einsatz des Gesangs akzeptiert, sondern im weiteren Verlauf auch durch das Setzen eines Akzentes; meist wird dazu ein Crash-Becken verwendet, oft wird dieser Akzent durch den Einsatz von weiteren Schlägen auf CrashBecken – dann aber leiser gespielt – auf der Zählzeit 4 des vorangehenden Taktes angekündigt, wenn nicht durch ein Fill-In auf den Zählzeiten 3 und 4 des vorangehenden Taktes vorbereitet. Die Musiker innerhalb einer Rockband haben viele Möglichkeiten, die Metrik einer Kompositionen zu verschleiern; es ist sogar geradezu geboten, dies zu tun, denn da die weitaus meisten Rock-Stücke im Vier-Viertel-Takt gehalten sind, käme bei den Zuhörern schnell Langweile auf, wenn die Akzente stets gleichförmig gesetzt werden würden. Dass aber gerade dies auch gewollt sein kann, beweist etwa Michael Jacksons Song »Billie Jean« (1982): Während Drums, Bass, Shaker und Keyboards die metrischen Verhältnisse geradezu »stur« verdeutlichen, werden Gesang und instrumentale Einwürfe freier gehandhabt. Aus diesem Gegensatz bezieht der Song seine innere Spannung. Wenn es Rockhörer auch gewohnt sind, sich zur metrisch-rhythmischen Orientierung an das Spiel des Schlagzeugs zu halten, ist dies nicht immer angemessen, denn gerade in jüngeren Stilen der Rockmusik, so etwa in verschiedenen Spielarten des Heavy Metals und des Progressive Rock, wird das Metrum durch neue Spielweisen – etwa unter Einsatz von ↑ Doublebass-Pedalen – vom Schlagzeuger nicht durch dynamische oder rhythmische Akzente, schon gar nicht durch die Wahl des jeweiligen Schlaginstrumentes (Snare Drum, Crash-Becken) 35 Album verdeutlicht, sondern vielmehr geschieht das durch das jeweilige Riff, durch den spezifischen Einsatz der Bassgitarre und nicht zuletzt durch den Gesang. Komplizierter sind die Verhältnisse, wenn zwei oder mehr Metren gleichzeitig ablaufen. Dies tritt vor allem im Progressive Rock auf, so etwa zu Beginn der Rock-Suite »Close to the Edge« (1971) der britischen Rockband Yes. In derartigen Fällen verzichten die Musiker zumeist auf allzu ausgeklügelte rhythmische Extravaganzen und markieren jeder für sich recht stur das Metrum ihres Parts, setzen Akzente also ganz konventionell. ▬ Album, von lateinisch albus für »weiß« (Album: das Weiße), in der Tonträgerindustrie die Bezeichnung für eine oder mehrere LPs oder CDs, deren Abspieldauer damit weit über die einer Single hinausgeht und die meist mehrere Kompositionen enthalten. Der Begriff stammt aus der Frühzeit des Verkaufs von Tonträgern – damals durchweg Platten aus Schellack –, als Platten in einfachen weißen Papierhüllen verkauft wurden. Zum Schutz der Schallplatten wurden diese in einem einem Buch ähnelnden Ordner aufbewahrt. Der Ordner enthielt Taschen aus kräftigerem Papier oder dünnem Karton, später auch aus einer transparenten Kunststofffolie, in die die Schallplatten gesteckt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte man die Möglichkeit, die Schallplatte mitsamt ihrer dünnen Hülle in einer zweiten, robuster gebauten Hülle aus dünnem Karton zu verkaufen und die Fläche dieser Kartonhülle als Mittel der Werbung für die jeweilige Platte zu nutzen. Aus dieser pragmatischen Nutzung entwickelte sich bereits in den 1950er-Jahren eine künstlerisch eigenständige Gestaltung des Covers, der äußeren Hülle, während die innere dünne Hülle – dann Inner Sleeve oder Innenhülle genannt – zunächst weiter aus weißem Papier hergestellt wurde. In den 1960er-Jahren wurde die innere Hülle der jeweiligen Schallplatte häufig mit Werbung für 36 andere Platten des veröffentlichenden Labels versehen; diese Möglichkeit nutzte beispielsweise der amerikanische Plattenkonzern CBS in starkem Maße. Die Gestaltung des Covers erreichte in den 1960erJahren mit dem Aufkommen des so genannten Klapp-Covers ihren Höhepunkt. Das aufwändige Design konnte in den 1980er-Jahren mit der Markteinführung der CD nicht fortgeführt werden, weil das gegenüber der LP weitaus kleinere Format der CD-Verpackung die Gestaltungsmöglichkeiten stark einschränkt. In den 1980er-Jahren war der Begriff Album allerdings schon auf das Produkt, die Schallplatte selbst übergegangen. Musiker, Produzenten und Journalisten sprachen beispielsweise davon, »ein Album zu machen«, wenn sie an die Aufnahmen für die Veröffentlichung einer LP oder später CD gingen – gemeint war allemal ein zeitlich ausgedehntes Schallplattenwerk, manchmal verteilt auf mehrere LPs oder CDs. Sind in einer Hülle, einem Cover zwei LP untergebracht, so wird die Veröffentlichung als Doppelalbum bezeichnet, bei drei LP spricht man von Triple-Album usw. Diese Art der Bezeichnung gilt allerdings nicht absolut: Das 1968 veröffentlichte Album »The Beatles« mit zwei LP wird im allgemeinen Sprachgebrauch wegen der Farbe seiner Hülle als »Weißes Album« bezeichnet, nicht aber als »Weißes Doppelalbum«. Der Namen »Weißes Album« stellt der Herkunft der Wörter nach natürlich einen Pleonasmus dar, das geheimnisvolle »Black Album« von Prince ein Paradox. Den Namen »Black Album« verwendeten mehrere Musiker und Bands für eine ihrer Veröffentlichungen. Den Begriff Album selbst nutzte die Rockband Public Image Ltd. als Name für ihre 1986 veröffentlichte LP; die parallel dazu veröffentlichte CD trug den Namen »Compact Disc«. Diskografie The Beatles: The Beatles (1968) ▪ Public Image Ltd.: Album (1986) ▪ Prince: Black Album (1994) ▪ Jay-Z: Black Album (2003) Alligator Album Oriented Rock, Abkürzung AOR, seit Ende der 1960er-Jahre gebräuchlicher Begriff des amerikanischen Rundfunkwesens; bezeichnet wird damit eine stilistisch ungebundene Rockmusik, die als genuines Ausdrucksmittel nicht mehr die Single, sondern die Langspielplatte verwendete. Die Abkürzung AOR wird auch für den Begriff Adult Oriented Rock verwendet. Als Prototyp des Album Oriented Rock gilt die LP »Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band« (1967) der britischen Gruppe The Beatles. Diente die Langspielplatte bis zur Veröffentlichung dieser LP im Bereich der Rock – und Popmusik vor allem der Sammlung von Hit-Singles, erweitert um weniger zugkräftige Songs, so wurden seitdem die Möglichkeiten der LP als künstlerisches Ausdrucksmittel genutzt. Im Gefolge von »Sgt. Pepper« entstanden mit Rockopern und Konzeptalben Song-Zyklen, die allein schon aufgrund ihrer zeitlichen Ausdehnung die Langspielplatte – oder auch Doppel und Mehrfachalben – benötigten. Darüber hinaus sprengte der seit Mitte der 1960er-Jahre aufgekommene ↑ Progressive Rock, der grundsätzlich den künstlerischen Ausdruck über die Erfordernisse einer rundfunktauglichen Drei-Minuten-Musik stellte und damit auch den strophischen Song als formgebendes Element aufgab, die Möglichkeiten der Single. Wenn auch kurzzeitig der Punk Mitte der 1970er-Jahre zur Single als genuines Medium zurückkehrte, wurde die Idee einer explizit für Langspielplatten – und dann auch CDs – gedachten Rockmusik nicht mehr aufgegeben. Album Oriented Rock bedeutete aber auch, dass die herkömmlichen Verbreitungsformen von Rockmusik, wie etwa die Top-40-Stationen in den USA, durch neue Kanäle erweitert werden mussten. ▬ Alder, englisch für ↑ »Erle« ▬ Alligator, Familie innerhalb der Krokodile, in übertragenem Sinn ein Anhänger von Blues, Boogie und Swing der 1930er- und 1940er-Jahre; eng verbunden mit der Musik sind Tänze wie Jive und Jitterbug, die auch in der ersten Phase des Rock’n’Roll eine wichtige Rolle spielten. Ein vager Bezug zwischen dem Tier und der Musik ergibt sich aus der Tatsache, dass die amerikanischen Alligatoren vor allem im Gebiet des Mississippi heimisch sind. Der Grund, warum Swing- und Boogie-Hörer und -Tänzer sich im amerikanischen Slang als Alligator bezeichneten, ist nicht feststellbar; möglich, dass die Heimat der Tiere, wo auch der Blues entstand, die Ursache war. Später gehörte das Wort zu einer der vielen Gruß- und Verabschiedungsformeln wie »Bye, bye, Butterfly«, »Give A Hug, Ladybug«, »See You Soon, Racoon« oder »Time To Go, Buffalo«. In diese Reihe gehört dann auch »See You Later, Alligator«, eine Formel, die stereotyp mit »In A While, Crocodile« beantwortet werden musste. Es ist anzunehmen, dass die Grußformel an sich noch nicht einmal Bezug auf den »Alligator«, oft auch abgekürzt »’gator«, also auf den Swing-Fan nahm, sondern nur des hübschen Reims wegen entstand. Die Verbindung von Grußformel zur Musik stellte Bobby Charles (* 1938, † 2010) her: Er gehörte selbst zu den Cajuns, stammte also aus dem Landstrich, wo es tatsächlich Alligatoren gibt, und schrieb 1955 einen Song, dem er den Titel »Later Alligator« gab. Es handelte sich dabei um einen relativ schnellen Blues, unterlegt mit einem ShuffleRhythmus und insgesamt ein Beispiel der seinerzeit aktuellen Swamp Music. Bill Haley, gerade als Rock’n’Roll-Sänger erfolgreich, übernahm den Song, gab ihm allerdings den Titel »See You Later, Alligator«. Auch ist das Tempo seiner 1956 veröffentlichten Cover Version geringfügig höher und der Shuffle-Rhythmus wurde einem gewöhnlichen Rock-Rhythmus angenähert. Haleys Version wurde weltbekannt, so dass die Formeln »See You Later, Alligator« und »In A While, Crocodile« in den Wortschatz der Tenager vieler Länder aufgenommen wurden; die ursprüngliche Bedeutung verlor 37 Alligator Records das Wort Alligator dabei wieder. In dieser ist es wiederum Bestandteil des Namens der amerikanischen Labels Alligator Records. ▬ Alligator Records, amerikanisches SchallplattenLabel, 1971 von Bruce Iglauer in Chicago gegründet. Bruce Iglauer hatte als Leiter der Versandabteilung bei dem Label Delmark Records gearbeitet. Als sein Chef Bob Koester sich nicht bereit fand, eine Platte von Iglauers Lieblings-Bluesband Hound Dog Taylor & The House Rockers in das Programm seiner Schallplatten-Firma zu übernehmen, buchte er kurz entschlossen selbst ein Studio, nahm die Musik der Band auf und ließ 1000 Exemplare der Platte pressen. Iglauer fand Gefallen an der Arbeit im Musikgeschäft und machte aus seinem unabhängigen Label in 40 Jahren eine erste Adresse für Blues- und Bluesrock-Musiker; es gilt mittlerweile als größtes unabhängig agierendes Blues-Label der Welt. Bald konnte Iglauer Musiker wie Big Walter Horton, Son Seals und Fenton Robinson unter Vertrag nehmen, später folgten Koko Taylor, Albert Collins, Professor Longhair, Lonnie Brooks, Buddy Guy, Clifton Chenier, Johnny Winter und Robert Cray. In den 1990er-Jahren wuchs das Label schnell und veröffentlichte unter anderem Alben von Charlie Musselwhite, Elvin Bishop, Junior Wells, Luther Allison und Clarence Gatemouth Brown. Seit Mitte der 1980er-Jahre sind die Platten und CDs der Firma weltweit erhältlich, und nach der Jahrtausendwende wuchs die Zahl der lieferbaren Titel auf mehr als 300 an. Weblink http://www.alligator.com/ (Offizielle Website des amerikanischen Blues-Labels Alligator Records) ▬ All-Star, von englisch all für »alle« und Stars, En- 38 semble in Film, Sport und Musik, in dem nur besonders bekannte und beliebte Schauspieler, Sportler oder Musiker, also Stars, versammelt sind; der Begriff entstand vermutlich um 1930, als für einzelne Filmproduktionen mehrere Stars engagiert wurden. Der Begriff tritt besonders häufig in Verbindungen wie All-Star-Cast oder All-Star-Band auf. In der Musik wurde die Bezeichnung zunächst im Jazz verwendet, wenn die Solisten bekannter Big Bands sich in kleineren Gruppen zusammenfanden. So waren die von Benny Goodman oder Duke Ellington gebildeten Combos in der Regel auch AllStar-Bands, ohne den Begriff im Namen zu haben. Die Musikzeitschrift »Metronome« ermittelte seit 1939 jedes Jahr in einem Leser-Poll die »besten« Jazzmusiker, die dann zu einer All-Stars-Aufnahme versammelt wurden. Spätestens in den 1950er-Jahren erhielt der Begriff einen Nebensinn, als bekannte Jazzmusiker, die sich eher am Ende ihrer Karriere befanden, zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenschlossen: Durch die Massierung bekannter Namen konnten diese All-StarsFormationen immer noch das Interesse eines relativ großen Publikums auf sich ziehen. Manche Formationen in Jazz und Rock übernehmen den Begriff All-Stars sogar in ihren Bandnamen, selbst wenn die Musiker eher weniger bekannt sind. Ringo Starr nannte seine aus wechselnden Musikern bestehenden Bands ironisch Ringo & His All Starr Band. Dabei ist der Begriff in der Rockmusik kaum üblich: Star-Ansammlungen machen aus einer Band gleich eine Super Group. Diskografie The Metronome All-Stars Nine: All-Star Strut 1939; mit Harry James, Jack Teagarden, Benny Goodman, Benny Carter, Eddie Miller, Jess Stacy, Charlie Christian, Bob Haggart und Gene Krupa ▪ Ringo & His All Starr Band: The Anthology… So Far (2001) ▬ Alnico, Kunstwort, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der Worte Aluminium, Nickel Altamont Speedway Kobalt, Bezeichnung für permanent-magnetische Werkstoffe, die aus einer Legierung von Eisen, Aluminium, Nickel, Kupfer und Cobalt bestehen; Alnico-Magnete werden unter anderem für Magneten von Lautsprechern und Pickups verwendet. Alnico-Magneten werden entweder gegossen oder aber durch Sintern, also das starke Erhitzen eines Rohlings aus dem körnigen Metall bis nahe an die Schmelztemperatur hergestellt. Im Lautsprecherbau wird das Metall hauptsächlich für die Magnete von Gitarren-Lautsprechern verwendet. Da diese Magnete für leistungsstarke Lautsprecher relativ groß sein müssen, haben sie auch ein entsprechend hohes Gewicht. Davon abgesehen hat die Form eines Alnico-Magneten Einfluss auf seine magnetische Stabilität. So handelt es sich meist um Hufeisen-Magneten. Ein Nachteil der Alnico-Magneten besteht eigentlich darin, dass sie in der Nähe eines magnetischen Feldes relativ leicht entmagnetisiert werden. Eben dieser Nachteil wird in der Herstellung von Gitarrenlautsprechern als Vorteil gesehen, da diese Lautsprecher bei hoher Aussteuerung des angeschlossenen Verstärkers »weicher« komprimieren, ein gesuchter Effekt. Ähnliches gilt für Tonabnehmer, die unter Einsatz von Alnico hergestellt wurden. Das gesamte Thema ist von Mythen umgeben, und es gibt nicht wenige Gitarristen, die von einem »Alnico Mojo« sprechen. So wurde früher wie heute für die Magnete von Hochleistungs-Lautsprechern keramisches Material verwendet, in jüngerer Zeit häufig auch Neodym. Der britische LautsprecherHersteller Celestion stellt noch einige LautsprecherModelle unter Verwendung von Alnico-Magneten her (Celestion Blue, Celestion Gold); weitere Hersteller derartiger Lautsprecher sind etwa Jensen und Weber. Weblinks http://www.celestion.com (Website des britischen Lautsprecher-Herstellers Celestion; mit Klangbeispielen verschiedener Lautsprecher) ▪ http://www.tedweber.com (Website des amerikanischen Lautsprecher-Herstellers Weber) Alt, von lateinisch altus für »weit, hoch, tief«, nach Sopran die zweithöchste Stimme im vierstimmigen Satz Der Begriff wurde im 15. Jahrhundert aus der seit dem Mittelalter gebräuchlichen Bezeichnung contratenor altus für die zweithöchste Stimme im vierstimmigen Satz abgeleitet und wird seitdem für die Tonlage eines Instrumentes in höherer Mittellage verwendet. Aus dieser Bezeichnung wiederum ergeben sich Bezeichnungen wie Altsaxophon, Altblockflöte, Altposaune, Althorn und weitere mehr; diese Instrumente sind in F oder Es gestimmt. Andere Altinstrumente sind beispielsweise das Englisch Horn, die Bratsche und das Bassethorn. ▬ Altamont Speedway, Autorennbahn nordöstlich von San Francisco; die Rennbahn wurde in dieser Funktion seit den späten 1960er-Jahren nicht mehr genutzt. Nicht ganz sechs Monate nach dem Woodstock Festival, am 6. Dezember 1969, gab die Rockgruppe The Rolling Stones auf diesem Gelände zum Abschluss ihrer USA-Tournee ein Freikonzert; Jefferson Airplane, The Flying Burrito Brothers und Crosby, Stills, Nash & Young traten im Vorprogramm auf. Vor 350 000 Zuhörern kam es während des Konzertes zu einer Kette von Gewalttaten. Es gab zahlreiche Verletzte und Todesfälle; direkt vor der Bühne wurde der junge Schwarze Meredith Hunter ermordet. Neben überstürzter, schlechter Vorbereitung sowie unkontrolliertem Alkohol- und Rauschgiftkonsum wirkte sich das Heranziehen der kalifornischen Rocker-Organisation The Hell’s Angels als Ordnungshüter äußerst fatal aus. Der LiveFilm »Gimme Shelter« (1972) vermittelt ein anschauliches Bild von den unheilvollen Zuständen, in deren Zeichen das Konzert stattfand und die eine breite Öffentlichkeit gegen die Veranstaltung weiterer Festivals stimmte. Literatur Schober, Siegfried (Hg.): Let It Bleed. Die Rol- 39 Alternative Rock ling Stones in Altamont. Berichte und Fotos; München 1970 ▪ Russell, Ethan A.: Let It Bleed - The Rolling Stones, Altamont, and the End of the Sixties; New York 2009 ▬ Alternative Rock, auch alternative music oder kurz alternative, seit den 1980er-Jahren zunächst vornehmlich in den USA Bezeichnung für eine Rockmusik abseits des in den Hitparaden vertretenen Mainstream-Rocks; der nicht einheitlich gebrauchte Begriff hat sich später auch in Europa durchgesetzt. Als ideeller Ursprung des Alternative Rock kann zwar der Punk Rock der 1970er-Jahre gelten, doch sind eine Reihe von Bands, die zum Alternative Rock gezählt werden, von Folk, Reggae und selbst Jazz beeinflusst. Auch der Gothic Rock wird gelegentlich dem Alternative Rock zugeschlagen. Seinen Ursprung hat der Alternative Rock in den Rundfunkstationen der Universitäten der USA. In den 1990er-Jahren gelang es den Vertretern dieser Art von Rock, den universitären Kreis zu überspringen, um den Preis, dass gleichzeitig die Grenzen, was denn nun als Alternative Rock zu gelten hat, verschwammen. Seitdem wird nahezu jede Rockmusik, die sich gängigen Schemata widersetzt, als Alternative Rock angesehen. In den USA waren es vor allem MTV einerseits, die Reihe der ↑ Lollapalooza-Festivals andererseits, die den Alternative Rock über den universitären Zirkel hinaus popularisierten. Zum Alternative Rock amerikanischer Prägung werden Bands wie Pixies, Dinosaur Jr, Sonic Youth, Butthole Surfers, R.E.M., Jane’s Addiction gezählt, ebenso Grunge-Bands wie Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden, später, in den 1990er-Jahren, dann auch Nine Inch Nails, The Smashing Pumpkins und Hole. In Europa favorisierte besonders der bekannte Radio-DJ John Peel den Alternative Rock und widmete ihm in seinen einflussreichen Sendungen breiten Raum. Mitunter werden zumal in Europa auch For- 40 mationen wie Bauhaus, Siouxsie & The Banshees und The Cure – allemal Teil der britischen New Wave und Protagonisten des frühen Gothic Rock –, ebenso zum Alternative Rock gerechnet wie neben anderen The Smiths, The Housemartins, Primal Scream, Soup Dragons, The Jesus and Mary Chain, Cocteau Twins, The Stone Roses, später auch Radiohead und Bush. Die bloße Aufzählung demonstriert bereits, dass dem Genre Alternative Rock die Einheitlichkeit fehlt, durchweg aber der Song als solcher eine herausragende Bedeutung hat. Auffällig ist außerdem, dass Keyboards im Alternative Rock eine untergeordnete Rolle spielen. Naturgemäß können die Grenze zum Indie Rock einerseits und zum Mainstream andererseits unscharf sein und es spricht einiges dafür, dass das Einordnen einer Band unter die Rubrik Alternative Rock ebenso einem Ressentiment wie purer Willkür entspringen kann – was in dem einen Tonträger-Laden unter »Alternative Rock« zu finden ist, steht im nächsten unter »Indie Rock« oder »Hardrock«, wenn nicht gleich unter »Heavy Metal«. Schlüssig wird der Begriff, lenkt man die Aufmerksamkeit auf das Publikum: Alternative Rock spricht besonders junge Zuhörer an, die einerseits nicht Hiphop oder Techno hören, andererseits aber auch nicht ältere Rockmusik favorisieren. So meint der Begriff Alternative Rock keinen musikalischen Sachverhalt, sondern eine bestimmte Haltung anderer Musik gegenüber. Überflüssig zu sagen, dass Alternative Rock keineswegs immer eine Alternative zu anderer Rockmusik darstellt. ▬ Ambient, Kurzform für Ambient Music, auch Ambientmusic oder Ambient Sound, englisch für etwa »Umgebungsmusik«, zum Artefakt gewordene Musik, wie sie zur Beschallung öffentlicher Gebäude oder Einkaufszentren eingesetzt wird; der Begriff wurde um 1975 von dem britischen Musiker Brian Eno geprägt. Ambient Music zählt zur funk- Ambient tionalen Musik. Musik im öffentlich zugänglichen Raum wird zwar oft mehr oder weniger willkürlich nach Geschmacksvorlieben ausgewählt, doch gibt es auch spezielle Typen von Musik, die vorrangig zur Beschallung dieser Räume gedacht sind. So stellt etwa die amerikanische Firma Muzak Musik für derartige Zwecke her. Die Kennzeichen der Musik sind gleichzeitig die Bedingungen, die für sie gelten: Geringe Dynamik, einfach strukturiert, unauffälliger Klang, kein Gesang. Eno griff diese Voraussetzungen auf und produzierte unter dem Titel »Music for Airports« (1978) eine LP. Nach Enos Willen sollte die Musik tatsächlich in der Öffentlichkeit eingesetzt werden: Zeitweise war sie im Marine Air Terminal des New Yorker Flughafens La Guardia zu hören. Entsprechend der Vorgabe Enos ist Ambient Music eine unauffällige Musik, der man zuhören kann, die sich aber dem Hörer nicht aufdrängt. Umgebungsgeräusche des Abspielorts bilden einen integralen Bestandteil der vor allem mit Hilfe von elektronischen Klangerzeugern und Effektgeräten produzierten Musik. Natürliche Geräusche spielen ebenso eine gewisse Rolle wie die Klänge einiger traditioneller Instrumente, vorrangig Klavier und Flöten; mitunter werden Vokalklänge eingesetzt, stets aber ohne Text. Schlaginstrumente dagegen fehlen ganz oder spielen eine höchst untergeordnete Rolle. Die Musik soll dem ersten Eindruck nach auch gar nicht strukturiert wirken, sondern es dem Hörer ermöglichen, sie auch mehrmals hintereinander hören zu können – er soll also gar nicht bemerken, dass sie in gewissen Abständen wieder aufs Neue abgespielt wird. Die Musik Enos wurde von einer Reihe von Musikern aufgegriffen. Dabei ging die weitere Entwicklung in mehrere Richtungen: Zum einen wurden die Kriterien der Musik tatsächlich für funktionale Musik verwendet bis hin zur New-Age-Musik, wie sie zur Erzeugung einer besänftigenden Atmosphäre etwa in Arztpraxen verwendet wird. Zum anderen fand derartige »atmosphärische« Musik seit den 1980er-Jahren Eingang in die jüngere Tanzmusik und wurde im Kontrast zu House und Techno gesetzt, dann auch als »Musik während des Ausruhens«. Zu den Musikern und Formationen, die sich in diesem Bereich der elektronischen Musik einen Namen machen konnten, gehören etwa Aphex Twin, The Orb, Peter Baumann, Bill Laswell, aber auch Cocteau Twins, Nine Inch Nails, Michael Nyman, Dead Can Dance; kaum einer der Vorgenannten aber widmete sich dieser Art von Musik ausschließlich. Von vielen weniger wohlmeinenden Zuhörern wird Ambient Musik als »Klangtapete« bezeichnet. Tatsächlich soll diese Musik ja auch den Eindruck unauffälliger Anwesenheit bieten, wie ihn etwa auch der französische Komponist Erik Satie mit seiner »Musique d’ ameublement« (1917) hervorrufen wollte. Die Ironie Saties ist zwar unübersehbar, die Idee als solche fand aber Anklang etwa bei John Cage und Morton Feldman, aber auch bei Steve Reich und Terry Riley, Phil Glass und La Monte Young. Deren Minimal Music hatte denn auch einigen Einfluss auf die Protagonisten der Ambient Music. Ob man auf der anderen Seite allerdings beinahe die gesamte Riege der deutschen Elektronik-Musiker von Tangerine Dream bis Can, von Klaus Schulze bis Kraftwerk dazu zählen sollte, bleibt einigermaßen fragwürdig, weichen doch deren Intentionen erheblich von denen Enos ab. Keine Frage ist dagegen, dass sich in Ambient erprobte und geläufige kompositorische Mittel wie Mittel der Klanggestaltung und -fortschreitung etwa im jüngeren Progressive Rock in großer Zahl finden lassen, so etwa bei den Bands Porcupine Tree, Nosound und Anathema. Ambient seinerseits ist mittlerweile natürlich in diverse Stile aufgesplittert, deren Namen noch der größte Unterschied zwischen den Ausprägungen der Musik ist: Ambient House, Ambient Techno, IDM (Intellegent Dance Music), Downtempo Music, Chill-out Music, Organic Ambient Music, Nature-inspired Ambient Music, Dark Ambient, Ambient Industrial und Space Music sind nur einige der vielen Bezeichnungen. 41 Amen Break Literatur Kleiner, Marcus S./Szepanski, Achim (Hrsg.): Soundcultures; Frankfurt/Main 2003 | Weblink http://ambientmusicguide.com/ (Website mit ausführlichen Informationen zur Ambient Music) ▬ Amen Break, viertaktiger Schlagzeug-Break, 1969 von der amerikanischen Band The Winstons als Teil des Instrumentalstücks »Amen, Brother« aufgenommen; der Break spielt als Sample in diversen Dancefloor-Stilen eine herausragende Rolle. The Winstons waren eine Top-40-Band, die davon lebte, die jeweils aktuellen Songs der Top-40-Hitparade im Repertoire zu haben. Ohne Ambitionen auf eine größere Karriere als Rockband verdingten sich The Winstons, eine aus schwarzen und weißen Musikern bestehende Band, als Begleitband für Curtis Mayfield. Entsprechend den damaligen Gepflogenheiten betrat bei Konzerten zunächst die Band die Bühne und begann zu spielen, erst später kam der eigentliche Star des Abends hinzu. Um diese Zeit zu füllen, spielten die Bands häufig Instrumentalstücke. Eben ein solches Instrumental war »Amen, Brother«. Als die Band ihre einzige Eigenkomposition, »Color Him Father« für eine Single einspielte, wurde »Amen, Brother« für die B-Seite der Single gleich mit aufgenommen. Bis Ende der 1980er-Jahre erinnerte sich niemand an die namenlose Band und die B-Side ihrer einzigen Single. Anfang der 1990er-Jahre wurde der Break aber von einigen britischen Jungle-Musikern als Sample verwendet und erlebte eine beispiellose Karriere: Als komplettes Sample des Originals, in Bruchstücken von Samples, in Sequencern nachgebaut, im Tempo verlangsamt – die Aufnahme der Winstons läuft mit etwa 170 BPM –, aber auch beschleunigt, in seine Einzelteile zerlegt ist er seitdem Bestandteil zahlloser Produktionen der jüngeren Dancefloor-Musik. »Amen, Brother« war bereits eine Reaktion auf einen bestehenden Song: Der amerikanische Schauspieler und Komponist Jester Joseph Hairston hatte 42 1963 für einen Film den Song »Amen« geschrieben, der den Winstons als Grundlage ihres Instrumentals »Amen, Brother« diente. An dem Song waren die jungen Rave-, Jungle- und Drum’n’Bass-Musiker in Großbritannien aber weniger interessiert, vielmehr dafür an dem Schlagzeug-Break. Für einen Drum-Break ist der Amen Break relativ lang, ganz sicher handelt es sich aber nicht um ein Schlagzeug-Solo. Es sind insgesamt vier Takte, von denen die ersten drei völlig gleich sind. Der Schlagzeuger der Band, Gregory Cylvester Coleman (* 1944, † 2006), griff seinerzeit gängige SoulPattern auf und konstruierte daraus ein auf den Klängen von Bass Drum, Snare Drum und Ride-Becken beruhendes Pattern. Auch der Gesamtklang des Breaks lehnte sich an seinerzeit gängige Vorstellungen vom Klang eines im Soul eingesetzten Schlagzeugs an und unterschied sich nicht von dem Schlagzeug-Klang diverser Stax-Aufnahmen. Coleman hatte Schlagzeug unter anderem für Otis Redding, The Marvelettes und eben Curtis Mayfield gespielt. So wich der Break für »Amen, Brother« nur unwesentlich von anderen ab. Bemerkenswert aber war – und das dürfte der Grund dafür sein, dass er das Interesse der Dancefloor-Musiker erregte – dass hier vier Takte, also eine komplette Periode, isoliert, ohne jeden weiteren Instrumentalklang, zur Verfügung standen, also leicht als Sample aus der Aufnahme herausgelöst und in anderer Musik verwendet werden konnte. Der Amen Break wurde von diversen Musikern ganz oder teilweise verwendet, zumal er schon 1986 auf einer Sample-CD als Bruchstück zu finden war. So ist der Break bei Dancefloor-Produktionen wie im Hiphop, bei 2Live Crew, Dr. Dre, Nice & American Recordings Smooth und bei Rockbands wie Nine Inch Nails zu hören. Coleman hat für den so häufig verwendeten Break nie Tantiemen erhalten. Tatsächlich dürfte die Originalität des Breaks so gering sein, dass er Ansprüche auf die Urheberschaft juristisch kaum hätte geltend machen können. Vermutlich würde man bei intensiver Suche eben den Amen Break oder eine nur um Nuancen abweichende Version des Breaks bei diversen Schlagzeugern finden. ▬ Americana, Ende der 1980er-Jahre aufgekommener und nach der Jahrtausendwende popularisierter Begriff, der eine spezifisch amerikanische Ausprägung der Kultur meint, gleichgültig welchen Bereichs. So können Werke der Literatur, der Bildenden Kunst und der Musik als Americana bezeichnet werden. Bezogen auf die Musik zählen zu den Americana in einem weiteren Sinne die Werke etwa von Aaron Copland, George Gershwin und Samuel Barber. Blues und Jazz gehören ebenso dazu wie Folk und Country Music, sofern sie in den USA entstanden sind. Häufig werden als Americana in engerem Sinn ausschließlich Songs bezeichnet, die auch im Text Bezug auf das Land nehmen oder die Lebensumstände der Amerikaner beschreiben. Die Musik ist daher eher konservativ und nicht selten werden auch untergegangene Ausprägungen amerikanischer Musik wieder belebt, wie etwa die Veröffentlichungen der Formation Beat Circus zeigen. Ansonsten werden beispielsweise die instrumentalen Entwicklungen der letzten 50 Jahre nahezu völlig ignoriert und neben diversen traditionellen Instrumenten lediglich die elektrischen Gitarren (Gitarre, Bassgitarre) und die Hammond-Orgel eingesetzt; Synthesizer hingegen werden nicht benutzt. Zu etablierter Country Music, erst Recht zum Country Pop wird Abstand gehalten. Andererseits aber wird von einigen Musikern, darunter beispielsweise Natalie Merchant, früher Sängerin der 10,000 Maniacs, geradezu Quellenforschung betrieben und werden Folk- und Country-Songs wie auch Gewerkschaftslieder (↑ Union Songs) der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder belebt. Diskografie Diverse: Beginner's Guide to Americana (2010) ▬ American Bandstand, 1957 von der amerikanischen Fernsehgesellschaft ABC als eine regelmäßige Sendung mit populärer Musik ins Leben gerufen; als »Bandstand« war die Sendung vom WFIL in Philadelphia bereits 1952 eingeführt worden. Moderator der Sendereihe, die später auch manchen Rockmusiker populär machte, war bei ABC, also seit 1957, Dick Clark. Ein vom Fernsehen aufgezeichneter Festakt zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum gab Clark Gelegenheit, viele der einst von ihm vorgestellten Künstler erneut in Erinnerung zu rufen. Von Jerry Lee Lewis bis zu Run DMC traten bei American Bandstand zahlreiche Pop-Stars auf, am häufigsten mit 110 Auftritten der Rock’n’RollSänger Freddy »Boom Boom« Cannon (* 1939), eigentlich Frederick Anthony Picariello. Literatur Clark, Dick/Robinson, Richard: Rock, Roll & Remember; New York 1978 ▬ American Idol, ↑ Pop Idol ▬ American Recordings, amerikanisches Schallplatten-Label, 1988 von dem Produzenten Rick Rubin (* 1963) in Los Angeles gegründet. Rick Rubin hatte 1984 mit Russell Simmons (* 1957) Def Jam Recordings gegründet und damit einen wesentlichen Beitrag zur Popularisierung von Hiphop geleistet. 1988 verließ Rubin das Label im 43 Amiga Streit und gründete mit Def American Recordings sein eigenes Label; kurze Zeit später änderte er den Namen in American Recordings. Rubin, weniger an Hiphop als an Heavy Metal interessiert, hatte bereits bei Def Jam die Thrash-Metal-Band Slayer verpflichtet, die dem Produzenten zu American Recordings folgte. Verträge unterschrieben auch die Bands Danzig, The Four Horseman, Master of Reality und Wolfsbane. Rubin nahm allerdings nicht nur Heavy-Metal-Gruppen unter Vertrag, sondern stellte sein Label auf eine breite Basis: Bei American Recordings standen auch The Jesus and Mary Chain wie die Hiphop-Musiker von Geto Boys und Sir Mix-a-Lot unter Vertrag. Den ersten großen Erfolg brachte Rubin die Southern-Rock-Band The Black Crows ein: Das Debütalbum der Band, »Shake Your Money Maker« (1990) wurde fünf Mal mit Platin ausgezeichnet. Stilistische Vielfalt kennzeichnete auch die weitere Veröffentlichungspolitik des Labels. So steuerten zum Katalog von American Recordings auch Musiker und Bands wie The Jayhawks, Blackeyed Susan, Dan Baird, Julian Cope, Deconstruction, Donovan, John Frusciante, Medicine, Mouse On Mars, Tom Petty, Raging Slab und Skinny Puppy ihre Musik bei. Einen Vertrag bei American Recordings unterschrieben auch so gegensätzliche Bands wie Gogol Bordello und ZZ Top. Einen großen Teil seiner Reputation bezieht das Label aus der Produktionstätigkeit seines Besitzers Rick Rubin. Rubin setzte sich und dem Label geradezu ein Denkmal, als er mit dem Country-Musiker Johnny Cash eine Serie von Alben produzierte und veröffentlichte, die zu den besten Aufnahmen des Musikers gehören. Rubin wurde wegen der schnörkellosen Produktion dieser Alben endgültig zum Star unter den Produzenten und von vielen Musikern – darunter etwa auch Donovan und Neil Diamond – für die Produktion von Come-Back-Alben verpflichtet. Die Tonträger American Recordings wurden zunächst von Geffen Records, dann von Warner Bros. vertrieben. 1997 übernahm Columbia den Vertrieb. 44 2001 wurde der Vertrieb von der Universal Music Group besorgt, dann ab 2007 wieder von Warner, schließlich erneut von Columbia; Rubin wurde in den Vorstand Columbias geholt. 2012 beendete Rubin seine Zusammenarbeit mit Columbia – die Firma war inzwischen zu Sony Music Entertainment gewechselt – und schloss erneut mit Universal einen Vertrag ab. Zu dieser Zeit hatten der Singer/Songwriter Daniel Dodd Wilson, The Avett Brothers, Howlin Rain, Gogol Bordello. The Noise Conspiracy und ZZ Top einen Vertrag mit Rubins Label. Im Laufe der Jahre hat Rubin einige Unter-Labels gegründet, zu denen etwa Onion Records, III Labels Records, Wild West Records, Whte Lbls Records und Infinite Records gehören. Zum Teil scheinen diese Labels dem Zweck zu dienen, Rechte zu halten, ohne dass unbedingt Tonträger veröffentlicht werden. Das Logo American Recordings besteht aus einer Umformung der US-amerikanischen Flagge: Das dunkelblaue Sternenfeld auf weiß-rot-gestreiftem Grund steht nicht oben links, sondern unten rechts. Weblink http://www.americanrecordings.com (Offizielle Website des amerikanischen Schallplatten-Labels American Recordings) ▬ Amiga, deutsches Schallplatten-Label; unter dem in der DDR beheimateten Label wurde so genannte Unterhaltungsmusik jeglicher Art, also auch Jazz sowie Pop- und Rockmusik veröffentlicht. Amiga war das einzige Label der DDR, das Rock und Pop produzierte. Der Sänger, Schauspieler und Regisseur Ernst Busch (* 1900, † 1980) hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Lieder der deutschen Arbeiterbewegung gesammelt. 1946 erhielt er die Erlaubnis der sowjetischen Militär-Regierung im Ostteil Berlins, unter dem Namen »Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH« eine Schallplattenfirma zu gründen. Amiga Busch richtete drei Label ein, von denen Lied der Zeit sich der Veröffentlichung von Liedern widmete, Amiga der Tanzmusik und Eterna der traditionellen Kunstmusik. 1953 wurde Busch enteignet und seine Schallplattenfirma nach Abtrennung des Notenverlages als VEB Deutsche Schallplatten weiter betrieben; die VEB Deutsche Schallplatten war direkt dem DDR-Ministerium für Kultur unterstellt. Der Zugang zu Veröffentlichungen auf Amiga war streng reglementiert. Die Möglichkeit, eine Platte aufzunehmen und zu veröffentlichen war also längst nicht jedem gestattet. Schlager einerseits, Rock- und Pop-Musik waren die größten Kontingente zugeteilt, Folk und Blues jeweils kleinere, während Lieder für Kinder und so genannte leichte Klassik eine untergeordnete Rolle spielten. Amiga wurde in der Bundesrepublik Deutschland nicht selbst aktiv, sondern arbeitete mit der Teldec zusammen, die aber oft nicht die Platten in Originalgestalt übernahm, sondern meist aus mehreren Veröffentlichungen eines Musikers oder einer Band Zusammenstellungen für ihr Label Pool anfertigte. Originale Platten waren vor allem im Westteil der Stadt Berlin dennoch zu erhalten, gab es doch mehr oder weniger dunkle Kanäle, auf denen auch für westliche Hörer interessante Platten den Weg in die Stadt fanden. Amiga seinerseits übernahm seit den 1970er-Jahren auch Aufnahmen aus dem so genannten kapitalistischen Ausland und veröffentlichte, teils in originaler Gestalt, vor allem aber in Zusammenstellungen diverse westliche Aufnahmen. Die erste Lizenzplatte war eine 1965 veröffentlicht LP mit Songs von den Beatles; bis 1974 folgte jedes Jahr eine weitere, bis ab 1974 jährlich mehrere Platten mit West-Musik bei Amiga veröffentlicht wurden. Mit dem im Westen Berlins beheimateten Label Free Music Production – bei dem auch Produktionen von Künstlern aus der DDR veröffentlicht wurden –, herrschte ein reger Austausch. Über allem aber stand der Mangel, denn die Auflagen der Platten mit aus dem Westen lizenzierter Musik konnten die Nachfrage längst nicht befriedigen. Kritisch zu sehen ist die Methode der DDR-Behörden, die Gestaltung der Platten mit aus dem Westen importierter Musik gegebenenfalls zu verändern, wenn sie dem politischen Kalkül nicht entsprach. Bei Amiga konnte, wie schon angedeutet, nicht jeder an einer Veröffentlichung seiner Musik interessierte Musiker, nicht jede Band eine Platte produzieren. So gibt der Katalog des Labels ein etwas schiefes Bild der Rock- und Pop-Musik der DDR ab. Bands wie Puhdys, Silly, Karat und City haben natürlich ihre Platten bei Amiga verlegen lassen können. Als weitere Musiker und Bands wären zu nennen: Amiga Blues Band, Bayon, Berluc, Holger Biege, Uschi Brüning und Günter Fischer Quintett, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann Folkblues Band, electra, Ute Freudenberg, Elefant, Engerling, Veronika Fischer, Karussell, Keks, Kreis, Reinhard Lakomy, Klaus Lenz Big Band, Magdeburg, Modern Soul Band, Neumis Rock Circus. Pankow, Pannach, Fuchs und Kunert, Panta Rhei, Peter & Paul, Prinzip, Reform, Klaus Renft Combo, Die Sputniks, Stern-Combo Meißen, Transit und Frank Schöbel. Amiga überstand den politischen Umbruch 1989 und das Ende der Existenz der DDR zunächst, wurde aber 1994 von der damaligen Bertelsmann Music Group übernommen und gehört nunmehr zu Sony Music Entertainment. Der Name der Marke blieb erhalten und wird für die Veröffentlichung der alten Aufnahmen – der Katalog der Amiga umfasst etwa 2200 LPs und 5000 Singles – weiterhin eingesetzt und auch für Neuproduktionen verwendet. Literatur Leitner, Olaf: Rockszene DDR – Aspekte einer Massenkultur im Sozialismus; Reinbek 1983 ▪ Rauhut, Birgit/Rauhut, Michael: Amiga. Die Diskographie aller Rock- und Pop-Produktionen 1964-1999; Berlin 1999 ▪ Brüll, Mathias: Jazz auf Amiga – Die Jazz-Schallplatten des Amiga-Labels von 1947 bis 1990; Berlin 2003 | Weblink http://www.amiga-music.de/neu/ (Offizielle Website des Schallplatten-Labels Amiga bei Sony Music 45 Ampeg Entertainment) ▬ Ampeg, US-amerikanischer Hersteller von Verstärkern und Lautsprecherboxen für elektrische Gitarren und elektrische Bässe; das Unternehmen wurde 1946 unter dem Namen Michaels-Hull Electronic Labs gegründet, es hat seinen Sitz in Woodinville (Washington). Stanley Michaels und Everett Hull haten sich zusammengetan, um Hulls Erfindung, einen elektromagnetischen Tonabnehmer für Kontrabässe, herzustellen und zu vermarkten. Hull, selbst Bassist, hatte den Pickup entwickelt, da die pizzicato gespielten Bässe der Lautstärke von Blech- und Holzblasinstrumenten in den Big Bands der Zeit nicht gewachsen waren. Neben den Pickups stellte die Firma auch Verstärker für Bässe her, die in der Lage waren, den Basston ohne größere Verzerrungen wiederzugeben, stets eine grundsätzliche Forderung von Bassisten. Zunächst hatten Hull und Michaels den Tonabnehmer »Amplified Peg« geannt, bald den Namen aber auf Ampeg verkürzt und für das Unternehmen selbst verwendet. Als Michaels die Firma verließ, nannte Hull sie Ampeg Bassamp Company, denn tatsächlich standen die Bassverstärker im Mittelpunkt der Produktion und waren die Umsatzgaranten. Ampeg wurde 1986 an St. Louis Music (SML) verkauft, 2005 dann an Loud Technologies, ein amerikanischer Hersteller und Vertreiber von Musikelektronik und Studioequipment, der seinerseits 2003 aus Mackie Designs Inc. hervorgegangen war; zu Loud Technologies gehören außer Ampeg auch andere Firmen, so etwa Crate, Blackheart und Mackie. Neben den Bassverstärkern baut Ampeg auch Gitarrenverstärker. Bereits 1968 hatte Ampeg den Gitarrenbauer Dan Armstrong engagiert und auf dessen Ideen hin elektrische Gitarren und Bässe gebaut, deren Korpus aus klarem Plexiglas bestanden; diese Instrumente befinden sich seit 2006 wieder im Angebot von Ampeg. 46 Unter Jazz- und Rockmusikern ist vor allem der Bassverstärker SVT der Firma bekannt. SVT ist die Abkürzung für »Super Valve Technology«: Ampeg stellt den etwa 300 Watt leistenden Verstärker 1969 vor. Die Firma hatte auf Röhrentechnik gesetzt, obwohl sich zu dieser Zeit schon abzeichnete, dass der Markt für Bassverstärker sich verändern würde und vor allem transistorisierte Verstärker gefragt sein würden – dies wegen ihres sauberen Klangs. Der ebenso teure wie mit fast 40 Kg schwere SVT konnte allerdings gerade in dieser Hinsicht allein aufgrund seiner hohen Ausgangsleitung viele Bassisten überzeugen. Zu dem Verstärker mit seinen sechs Röhren vom Typ 6550 in der Endstufe gehört beinahe zwingend eine Box mit acht 10-Zoll-Basslautsprechern, es könne zwei dieser Boxen gleichzeitig an dem Verstärker betrieben werden. Das Aussehen von Verstärker und Box ist geradezu zu einem Sinnbild der Rockmusik geworden, der mächtige Klang legendär. Popularisiert wurde der SVT mit seiner Box von Bill Wyman, der ihn schon in den 1970erJahren auf Tourneen der Rolling Stones bentzte; später setzte etwa Sting gleich mehrere der Kombinationen bei Konzerten von The Police ein. SVTs wie auch jüngere Ampeg-Verstärker benutzen unter anderem Tony Levin, Bootsy Collins, Chris Squire, Darryl Jones, Gene Simmons, George Clinton, Jason Newsted, Mark Hoppus, Robert Trujilo und Roger Waters. Der SVT-Verstärker samt Box wird auch von einigen Hammond-Organisten verwendet, die das Pedal ihres Instrumentes nicht mittels des Leslies, sondern des Verstärkers von Ampeg hörbar machen. Andere bekannte Verstärker der Firma waren etwa der Bass-Combo B-15 N Portaflex und die Gitarrenverstärker der Galaxy-Reihe mit dem Gemini, dem Mercury und dem Reverberocket. Ampeg hat immer wieder auch Instrumente hergestellt, neben denen von Armstrong z. B. auch elektrische Kontrabässe. 1962 präsentierte die Firma den Baby Bass, eine Instrument, dass den Hals eines Kontrabasses besaß, aber einen Plastikkorpus von der Größe eines Violoncellos; von sehr ähnlicher Ampex Bauart ist der später ins Programm genommene Zorko Bass. Mitte der 1960er-Jahre baute Ampeg auch Bassgitarren, darunter die wohl ersten serienmäßig hergestellten Fretless-Instrumente. Literatur Hopkins, Gregg/Moore, Bill: Ampeg - The Story Behind the Sound; Milwaukee 1999 ▪ Pittman, Aspen: The Tube Amp Book; San Francisco 2003 (Deluxe Revised Edition) | Weblink http://www.ampeg.com (Offizielle Website des amerikanischen Herstellers von Musikelektronik Ampeg) ▬ Ampex, US-amerikanischer Hersteller von Audiound Videotechnik, 1944 von dem in Russland gebürtigen Ingenieur Alexander Matthew Poniatoff (* 1892, † 1980) unter dem Namen Ampex Electric and Manufacturing Company in San Carlos, Kalifornien, gegründet; der Name beruht auf den Anfangsbuchstaben der Namen Poniatoffs, an die er zusätzlich die Silbe »ex« hängte. Poniatoff stellte zunächst Präzisions-Elektromotoren her. Als 1945 der Major der amerikanischen Armee, Jack Mullin, damit beauftragt wurde, nach Kriegsende de deutsche Rundfunktechnik zu untersuchen, entdeckte er die Magnetophon-Bandmaschinen von AEG-Telefunken, die es dem deutschen Rundfunk ermöglicht hatten, den Sendebetrieb auch unter schwerstem Bombardement aufrecht zu erhalten. Er brachte zwei der Bandmaschine mitsamt 50 Bandspulen der IG Farben in die USA und passte sie an die in den USA herrschenden Gegebenheiten an, etwa an die unterschiedliche Netzfrequenz von 60 statt 50 Hz. Die veränderten Geräte präsentierte er Vertretern des Institutes of Radio Engineers in Sand Francisco. Diese erkannten zwar sofort Möglichkeiten und Leistungsvermögen der Bandgeräte, Einzug in den Studiobetrieb und damit in die Musikindustrie hielten sie aber erst 1947, als der Sänger Bing Crosby von deren Existenz erfuhr: Angehalten, jede Woche live eine Radio-Show produzieren zu müssen, gaben ihm die Tonbandgeräte die Möglichkeit, die Shows im Studio aufzunehmen und nicht in einer Quasi-Konzertsituation in laufender Sendung durchführen zu müssen. Auch war die Tonqualität, die die Bänder lieferten, besser als die der seinerzeit verwendeten Schellackplatten. Crosby investierte 50 000 Dollar in die Weiterentwicklung der Bandgeräte, die Poniatoffs Firma Ampex übertragen wurde. Mullin und die Mitarbeiter von Ampex konstruierten auf der Grundlage der Magnetophone zunächst das Zweispurgerät Model 200, dann weitere mit mehr Spuren. Ein Gerät wurde Les Paul übergeben, der einerseits mit MehrspurAufnahmetechnik experimentierte; bereits Ende der 1950er-Jahre besaß Les Paul eine Bandmaschine mit acht Spuren. Ampex übertrug Ende der 1950er Jahre die Technik auch auf die Aufzeichnung von Videomaterial und bot bald die ersten Video-Recorder an. Bei der Aufzeichnung von Audiomaterial legte die Firma das Hauptgesicht einerseits auf die Verbesserung der Tonqualitiät, andererseits auf die Erhöhung der Spurenanzahl. Mit dieser Entwicklung einher ging die Verbesserung des Bandmaterials, das ebenfalls von Ampex hergestellt wurde. In den 1960er-Jahren waren in den Studios der USA zunächst Vierspur-Geräte üblich, bis Ampex 1966 die AG-1000-Maschine vorstellte, ein Gerät mit 16 Spuren. Der Nachfolger dieser Maschine war das MM 1000, das als erstes professionelles Gerät in massenweiser Serienfertigung hergestellt wurde. Ende der 1960er-Jahre waren professionelle Tonstudios durchweg mit 16-Spur-Maschinen ausgerüstet, viele mit denen von Ampex. Die Konkurrenz, etwa Studer, Otari und Sony, holte auf, und nachdem MCI 1968 eine Bandmaschine mit 24-Spuren vorgestellt hatte, geriet Ampex allmählich ins Hintertreffen, trotz der ausgezeichneten Qualität ihrer Geräte. Zunehmend verlegte sich die Firma auf Entwicklung und Herstellung von Geräten für die Fernseh- und Video-Produktion. 1991 wurde der gesamte Bereich der Audio-Geräte-Produktion an Sprague Magnetics verkauft. In jüngerer Zeit widmet sich Ampex vornehmlich der Produktion von 47 Ampex Records Systemen zur dauerhaften Speicherung von in digitaler Form vorliegenden Daten. Zeitweise beherrschte Ampex den Markt in einem Maße, dass der Firmenname geradezu zum Synonym für Bandgeräte wir vor allem die Tonbänder wurde. Kurzzeitig, zwischen 1970 und 1973, betrieb Ampex unter dem Namen Ampex Records auch ein eigenes Schallplatten-Label, jedoch mit wenig Erfolg. Weblink http://www.ampex.com (Offizielle Website der US-amerikanischen Firma Ampex) ▬ Ampex Records, Plattenlabel des gleichnamigen Herstellers von elektronischen Geräten für Tonund Bildspeicherung, 1970 in New York gegründet. Ampex hatte mit seinen Mehrspur-Tonbandmaschinen bereit seit den 1950er-Jahren enge Verbindung zum Musikgeschäft und war im Laufe der 1960er zum Marktführer aufgestiegen. So entschloss sich die Firmenleitung, angesichts des prosperierenden Schallplattenmarktes ein eigenes Schallpattenlabel ins Leben zu rufen. Warner Bros. übernahm den Vertrieb, während man in den von dem früheren Manager Bob Dylans und Janis Joplins Albert Grossman einen Partner für die Zulieferung von Musik fand. Grossman hatte 1969 in der Nähe von Woodstock die Bearsville Recording Studios gegründet und als Produzenten Todd Rundgren engagiert. Die Verbindung von Ampex und Grossman war allerdings von nur kurzer Dauer, denn schon bald gründete der gewiefte Manager das Label Bearsville Records, dessen Vertrieb wiederum zunächst Ampex, dann ebenfalls Warner besorgte. Rundgren produzierte für Ampex Records Alben etwa von The American Dream, Gil Evans, Great Speckled Bird, Jesse Winchester und zwei von seinen eigenen, »Runt« (1970) und »The Ballad of Todd Rundgren« (1971). Außerdem standen bei Ampex beispielsweise Jericho, Santa Fe, Lol Coxhill, The Anita Kerr Singers, Mason Profitt, Furry 48 Lewis und Fever Tree für ein oder mehrere Alben unter Vertrag. Ein weiteres Label neben Bearsville war Big Tree Records, ein von dem damaligen Chef von Sony Music Entertainment Doug Morris ebenfalls 1971 gegründetes Label, dessen Vertrieb Ampex für ein Jahr übernommen hatte. Als Ampex Records bereits 1973 seine Tätigkeit einstellte, überlebten beide Labels zunächst und ihre Produktionen wurden von Warner beziehungsweise Bell Records vertrieben. Trotz des in der Studiotechnik so großen Namens war die Gründung von Ampex Records ein unglückliches Unternehmen: Als Rundgren schon 1970 mit »We Gotta Get You A Woman« Platz 20 in den Charts der Zeitschrift »Billboard«erreichte, gründete Grossman Bearsville. Ampex blieben nur Produktionen mit Mainstream-Pop, Country Music und einigen Compilationen. Auf dem Rock-Markt blieb Ampex erfolglos, von einzelnen Produktionen wie etwa dem ersten Album der Band Fever Tree abgesehen. Weblink http.//www.bsnpubs.com/warner/distributed/ampex.html (Website mit Informationen zu Ampex Records und den von dem Label produzierten Schallplatten) ▬ Amplifier, englisch für »Verstärker«, abgekürzt auch nur Amp, Nf-Leistungsverstärker jeder Art, in erster Linie aber Instrumentalverstärker. Das Wort wird auch in diversen Zusammmensetzung gebraucht: Guitar Amplifier, Bass Amplifier, Power Amplifier und weitere mehr. ▬ AMRA, Abkürzung für American Mechanical Rights Association, amerikanische Verwertungsgesellschaft für Audioproduktionen; die AMRA hat ihren Sitz in Los Angeles Analog Recording Die AMRA pflegt diverse Partnerschaften mit anderen nordamerikanischen Verwertungsgesellschaften wie ASCAP und BMI einerseits, mit anderen Organisationen der Tonträgerherstellung wie IFPI und BIEM andererseits. Weblink http://www.amermechrights.com/ (Offizielle Website der amerikanischen Verwertungsgesellschaft AMRA) ▬ A & M Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1962 von Herb Alpert und Jerry Moss in Los Angeles, Kalifornien, gegründet; Alpert und Moss hatten dem Label zunächst den Namen Carnival Records gegeben, mussten diesen aber nach Veröffentlichung von zwei Singles fallen lassen, da es schon ein Label dieses Namens gab; sie benannten ihre Firma daraufhin in A & M Records um. 1970 richteten Alpert und Moss je eine Niederlassung in Großbritannien und Kanada ein; 1977 fassten sie die europäischen Filialen der Firma in A & M Records of Europe zusammen. 1989 wurde A & M Records für 500 Millionen Dollar an den Polygram-Konzern verkauft. Noch im selben Jahr ging Polygram an den kanadischen Seagram-Mischkonzern ging. Später wurde Polygram Teil des Universal-Medienkonzerns. Universal stellte A & M Records zu den Labels von Interscope Records. Alpert und Moss wollten diesem Plan nicht zustimmen, die zunächst angestrebte Klage gegen die Universal Musik Group konnte allerdings außergerichtlich beigelegt werden. A & M Records versammelte im Laufe seiner Geschichte eine Vielzahl weiterer Labels unter seinem Dach, teils eigene, teils aber auch fremde, deren Vertrieb die Firma sicher stellte. Zu den eigenen zählten Omen Records, Horizon Records und Vendetta Records, zu den fremden Dark Horse Records – das Label George Harrisons –, I.R.S. Records, Windham Hill Records, Cold Mountain Records, Word Records, Cypress Records, Perspective Re- cords, Ode Records und Shelter Records. A & M Records veröffentlichten zunächst vor allem die Produktionen Herb Alperts, bald aber auch andere. Seit den späten 1960er-Jahren ist A &M Records auch für die Rock- und Popmusik bedeutsam. So standen und stehen bei A & M Records neben anderen Bryan Adams, Joan Armatrading, Burt Bacharach, Joan Baez, George Benson, Black Eyed Peas, Sam Brown, Chris de Burgh, John Cale, The Carpenters, Don Cherry, Jimmy Cliff, Sheryl Crow, Extreme, Fairport Convention, Falco, Flying Burrito Brothers, Free, Al Green, John Hiatt, Humble Pie, Janet Jackson, Joe Jackson, Booker T. Jones, Hugh Masekela, Sergio Mendes, Gerry Mulligan, The Police, Iggy Pop, Bonnie Raitt, Jimmie Rodgers, Soundgarden, Squeeze, Sting, The Stranglers, Supertramp, Ike & Tina Turner und Barry White unter Vertrag. Weblink http://www.onamrecords.com/ (Website mit ausführlichen Informationen zu A & M Records) ▬ Analog Recording, von englisch analog für »entsprechend« und to record für »aufnehmen«, Aufnahmeverfahren, bei dem ein mit einer ferromagnetischen Schicht versehener Kunststoffstreifen, Tonband genannt, entsprechend der am Eingang des Tonbandgerätes anliegenden Tonfrequenzspannung durch einen so genannten Aufnahmekopf magnetisiert wird; das Verfahren dient der Speicherung und Wiedergabe von Schallereignissen. Das Analog Recording war als Tonaufnahmeverfahren etwa seit den 1940er-Jahren bis in die 1980erJahre hinein das hauptsächlich übliche Verfahren der Schallaufzeichnung. Im einfachsten Fall wird dazu ein Mikrofon mit einem Verstärker verbunden, dessen Ausgangsspannung wiederum an ein Tonbandgerät übergeben. Mit Hilfe des Tonbandgerätes wird die entsprechend des Schallereignisses schwankende Tonspannung zur Magnetisierung eines Tonbandes genutzt. Umgekehrt kann das ma- 49 Analyzer gnetisierte Tonband mit Hilfe des in das Tonbandgerät eingebauten elektromagnetischen Wiedergabekopfes für die Wiedergabe des aufgezeichneten Schalls genutzt werden. Dabei entsprechen die Schwankungen der Spannung sowohl bei Aufnahme wie Wiedergabe dem ursprünglichen Schallereignis. Seit den 1940er-Jahren erfuhr das Analog Recording eine stetige Weiterentwicklung und war bereits in den 1950er-Jahren das bis dahin beste und am häufigsten genutzte Aufnahmeverfahren für Musik überhaupt. Gegen Ende der 1970er-Jahre begann die digitale Schallaufzeichnung das Verfahren allmählich zu verdrängen, so dass das Analog Recording etwa seit den 1990er-Jahren nur noch gelegentlich angewendet wird. Viele Studios können Aufnahmen im Analog-Recording-Verfahren überhaupt nicht mehr als Dienstleistung anbieten. In seinen letzten Ausprägungen hatte das Analog Recording allerdings einen sehr hohen Standard in der Qualität der Schallaufzeichnung erreicht, zumal auf dem Gebiet der Rauschunterdrückung erhebliche Fortschritte zu verzeichnen gewesen waren. Einige Rockmusiker wie z. B. der amerikanische Sänger und Gitarrist Lenny Kravitz nahmen ihre Alben auch weiterhin unter Anwendung des Verfahrens auf und verwendeten dazu auch Geräte, die den technischen Stand der 1960er-Jahre repräsentierten. Die erste digitale Aufnahme (Digital Recording) wurde 1979 von dem amerikanischen Gitarristen Ry Cooder für sein Album »Bop Till You Drop« durchgeführt. ▬ Analyzer, auch Spectrum Analyzer, Realtime Analyzer, Echtzeit-Analysator, elektronisches Gerät zur Messung der akustischen Pegelverhältnisse innerhalb eines bestimmten Frequenzbandes. Vor den eigentlichen Analyzer sind mehrere Bandpassfilter geschaltet, die den Frequenzbereich zwischen etwa 20 Hz bis 20 000 Hz in Oktav- oder Terzabständen aufteilen. Der Analyzer zeigt den 50 Pegel dieser Frequenzabschnitte mittels LED-Ketten oder aber auf einem Monitor an. Aufgrund dieser Anzeige kann man die akustischen Gegebenheiten eines Raumes feststellen, so etwa vorhandene Verstärkungen oder Auslöschungen kleinerer oder größerer Frequenzbereiche. Danach können diese akustischen Schwachstellen unter Einsatz von Equalizern ausgeglichen werden: Dämpft ein Raum etwa einen bestimmten Frequenzbereich, so wird mit Hilfe des Equalizers und dem nachfolgenden Verstärker eben dieser Frequenzbereich in der Lautstärke angehoben. Ziel ist es, einen über den Hörbereich möglichst ausgeglichenen Frequenzgang zu erreichen. So wird zunächst über die Verstärkeranlage Weißes oder Rosa Rauschen auf den Raum gegeben; Rauschen enthält alle Frequenzen des Hörbereiches in gleicher Lautstärke. Im Raum verteilte Mikrofone wiederum nehmen das Rauschen auf und führen es den Filtern des Analyzers zu, der daraufhin die akustischen Eigenschaften des Raumes anzeigt. Diese Anzeige ermöglicht es dem Toningenieur, den Frequenzgang des Raumes mittels der Verstärkeranlage auszugleichen. In jüngerer Zeit werden für die Analyse akustischer Verhältnisse eines Raumes auch Computer eingesetzt, mit denen es möglich ist, Messergebnisse zu speichern und später miteinander zu vergleichen. Die akustische Analyse eines Raumes ist sowohl bei Konzertstätten als auch bei Studios von größter Bedeutung. ▬ Anpressung, auch Testpressung oder Weißpressung, auch ↑ Acetate, Kleinserie von Single oder Longplay-Platten, die zur Prüfung des Produktes dient. Technische Prüfungen stehen dabei im Vordergrund, doch spielen auch künstlerische Überlegungen eine gewisse Rolle. Technisch wird vor allem die Qualität der Matrize begutachtet, künstlerisch können allenfalls anschließend Auswahl und Rei- Answer Song henfolge der Songs geändert werden. Der Begriff Weißpressung nimmt Bezug auf das Etikett einer Vinyl-Single oder -LP: Obligatorisch wurde das Etikett, das Label bei der Pressung auf den Kunststoff-Rohling aufgelegt. Dieses Etikett ist in der Regel völlig weiß, also unbeschriftet. Um die Platte zu kennzeichnen, wurden Interpret und Titel lediglich handschriftlich auf dem Etikett vermerkt. Anpressungen werden in einer nur sehr geringen Auflage hergestellt. Mitunter wurden Anpressungen an Journalisten versandt, um die Werbung via Rundfunk und Presse bereits einzuleiten. Auf diese Weise gelangten Anpressungen in den Plattensammler-Markt, wo sie hohe Preise erzielten. Auch fanden Anpressungen gelgentlich den Weg in den Handel, die sich erheblich von den später veröffentlichten endgültigen Platten unterschieden. Und schließlich gab es Anpressungen, deren Qualität – technisch oder künstlerisch – die jeweilige Plattenfirma veranlassten, die Platte vorerst nicht zu veröffentlichen. ben und in entsprechende Lautstärkegrade umgewandelt. Auch andere Tastenbewegungen wie etwa die Geschwindigkeit der Tasten-Rückbewegung (Release) werden auf digitalem Wege erfasst und in Steuerbefehle umgesetzt. Eine Besonderheit mancher Tasteninstrumente ist die so genannte Aftertouch-Funktion: Dabei wird eine bereits angeschlagene Taste niedergehalten und noch einmal zusätzlich gedrückt. Eine unter jeder Taste oder zumindest dem Tastaturrahmen angebrachte Reihe von Piezo-Elementen übernimmt den Druck, wandelt ihn in eine sich unter dem Druck verändernde Spannung, die wiederum als digitaler Wert an die Tonerzeugung übergeben wird. Mit dieser Funktion kann dann ein zweiter Klang ausgelöst werden. Um diese Funktion nutzen zu können, müssen aber sowohl Tastatur als auch das den Klang erzeugende Gerät (Synthesizer, Expander) mit der Möglichkeit ausgestattet sein, einerseits den Aftertouch-Befehle senden, diesen andererseits verstehen und realisieren zu können ▬ ▬ Anschlagsdynamik, Fähigkeit von Tasteninstrumenten mit elektronischer Tonerzeugung und MIDI-Ausrüstung, Tastenbewegungen wie Anschlagsgeschwindigkeit und –druck zu erfassen und in digitale Werte umzurechnen Während die Dynamik einiger der in Rock, Pop und Jazz gebräuchlichen Tasteninstrumente nicht verändert werden kann – dazu gehören etwa die ↑ Hammond-Orgel und das ↑ Mellotron –, ist ein überzeugender Klavierklang, wie ihn etwa DigitalPianos und Stage Pianos zur Verfügung stellen, nur mit Hilfe einer von der Tastatur ausgehenden dynamischen Gestaltungsmöglichkeit, also mit einer funktionierenden Anschlagsdynamik möglich. Dazu wird die Tastenbewegung erfasst und in digitale Werte umgerechnet. Es hat sich als ausreichend erwiesen, die Dynamik in 128 Stufen aufzulösen. Die ermittelten Werte werden im Rahmen der MIDIÜbertragung an die jeweilige Tonerzeugung überge- Answer Song, von englisch answer für »Antwort« und Song für »Lied«, auch Answer Record, Begriff aus der Tonträgerindustrie Ein Answer Song ist eine Single-Schallplatte, die im Text, weniger oder gar nicht in der Musik, Bezug auf eine zuvor veröffentlichte Single eines anderen Interpreten direkt Bezug nimmt. Answer Songs gibt es etwa seit den 1930er-Jahren und besonders beliebt waren sie in den 1950er-Jahren; auch in jüngerer Zeit, etwa im Hiphop, trat das Phänomen wieder in Erscheinung. Einige Songs mitsamt ihren Answer Songs gingen in die Geschichte der Popmusik ein, an erster Stelle wäre der 1950 von Betty Hutton und Howard Keel veröffentlichte Song »Annie Get Your Gun« zu nennen: Hank Ballard antwortete 1954 mit »Work With Me Annie«, es folgte von den El Dorados »Annies Answer« (1954), dann wieder von Hank Ballard »Annie Had A Baby« (1954) und »Annies 51 Antifolk Aunt Fannie« (1954), dem im selben Jahr Eartha Kitts »Annie Doesn’t Live Here Anymore« folgte. 1955 setzten die Cadets mit »Annie Met Henry« die Reihe fort, Linda Hayes sang »My Name Aint Annie« (1954), die Nu Tones gaben »Annie Kicked the Bucket« zurück. Weitere Aufnahmen in dem AnnieZyklus: »Annie Is Back« (1960) von Little Richard, »Annie Had A Party« (1961) mit The Gee Cees, »Annie Got Hot Pants Power« von Syl Johnson und »Annie Got Your Yo Yo« von Little Junior Parker. Answer Songs sind mitunter Reaktionen auf besonders erfolgreiche Veröffentlichungen: Als Jiles Perry Richardson, Jr. unter dem Namen The Big Bopper 1958 den Song »Chantilly Lace« veröffentlichte, antwortete wenig später die Schauspielerin Jayne Mansfield mit »That Makes It«; Richardsons SongText enthielt ein fiktives Telefongespräch zwischen ihm und seiner Freundin, der Song von Jayne Mansfield die Antworten der Freundin. Im Hiphop, der häufig aus einer Situation des verbalen Wettbewerbs entsteht, ist das Antworten in Form des Dissens, des Schmähens des Gegenübers, verbreitet. Answer Songs dieser Art – wenn man sie denn noch so nennen will – sind aber eher Bestandteil von Live-Auftritten, weniger auf Schallplatte zu finden. Dennoch kommt es vereinzelt zu Answer Songs: »The Bridge«, eine von Marley Marl produzierte Aufnahme wurde von Boogie Down Productions »The Bridge Is Over« beantwortet; Thema dieser Songs ist die Queensbridge in New York. Auch der Hiphop-Hit »Roxanne« von U.T.F.O. rief wegen seiner anti-feministischen Haltung die Reaktion zahlreicher Rapperinnen, die ihrem Ärger Luft machten und Answer Songs veröffentlichten, hervor. Das Phänomen der Answer Songs ist als Ganzes eher ein Randthema und oft nur eingeweihten Hörern erkennbar. So mag es auch Answer Songs geben, die bisher gar nicht als solche erkannt wurden. ▬ Antifolk, auch Anti-Folk, zusammengesetzt aus 52 altgriechisch anti für »gegen, dagegen« und folk für »Volksmusik«, entgegen des Namens nicht eine gegen die traditionelle Folk Music gerichtete Strömung amerikanischer Musik, sondern vielmehr eine ausgeprägt städtische Spielart des Folk, in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre aus der Folk Music entstanden. Die Bezeichnung ist eng verwandt mit dem Begriff Urban Folk, der gelegentlich verwendet wird. Antifolk entstand Mitte der 1980er-Jahre in New York, als junge Folk-Musiker in einer Art Gegenbewegung sich nicht auf etwa die Folk Music der ausgehenden 1960er-Jahre besannen, sondern auf deren Wurzelen zurückgriffen. Seinen Ausgangspunkt hatte die in gewisser Hinsicht restaurative Musik im East Village. Wie im Folk üblich, gab es hier mit dem Sidewalk Café einen Veranstaltungsort, in dem junge Musiker, meistens Amateure, ihre Musik zu so genannten Open-Mic-Konzerten vorstellen konnten. Die Musiker, die sich hier in einer weitgehend informellen Umgebung dem Publikum stellten, verbanden in ihrer Musik häufig Elemente des amerikanischen Punk mit dem Instrumentarium der Folk-Music, oft genug gesteigerte instrumentellhandwerkliche Ansprüche außer Acht lassend. Es greift allerdings zu kurz, Dilletantismus als unabdingbare Voraussetzung zu sehen, denn es gibt auch Vertreter des Antifolk, die sich mit ihrer artifiziellen Musik weit von Vorbildern aus der authentischen Volksmusik entfernen. Von größerer Bedeutung sind die Texte: Es stehen weniger eher allgemein gehaltene philosophisch Themen oder mehr oder weniger globale Kritik an sozialen und politischen Verhältnissen im Vordergrund als vielmehr subjektive Beobachtungen aus dem Leben in der Großstadt – mit anderen Worten: Antifolk bezieht nicht allgemein gegen Krieg oder soziale Benachteiligung Stellung, sondern konkret gegen den Kindsmissbrauch zwei Stockwerke höher und gegen die Verhältnisse auf der Straße vor dem eigenen Haus, dabei kein Blatt vor den Mund nehmend und sich nicht in bukolische Bilder flüchtend. Die musikalischen Mittel des Antifolk wurzeln AOR zwar zum Teil in der Folk Music vergangener Tage, gehen aber im Einzelfall weit darüber hinaus: Ein Musiker wie Beck, der zumindest mit einigen seiner Songs dem Antifolk zugerechnet werden kann, kann mit seiner Musik über Musik ebenso als Vertreter des ↑ Artrock angesehen werden; die Sängerin und Pianistin Regina Spektor greift häufig unvermittelt auf Mittel der traditionellen Kunstmusik zurück und gibt damit ihren mitunter absurd-komischen, oft aus kalter Beobachtung entstandenen Texten eine tückisch-harmlose Oberfläche. Ähnlich verfahren andere Musiker und Bands: The Fleet Foxes bauen zwar wie die Folk-Gruppen der 1960er-Jahre ein harmonisches Klangbild auf, thematisieren mitunter aber ganz profane Dinge aus dem Leben in der Zivilisation des 21. Jahrhunderts. Wenn auch ein Großteil der Musiker und Bands, die mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden, ihre Heimat in New York haben, so ist die Haltung des Antifolk bei vielen zu finden. Oft wird sie mit einer Rückbesinnung auf einzelne im 19. Jahrhundert entstandene Songs verbunden, manchmal finden sich auch traditionelle Songs aus England, Schottland und Irland unter den Neuaufnahmen. So ist es eher der einzelne Song, als das gesamte Ouvre einer Band oder eines Musikers, der dazu führt, das Etikett Antifolk zu vergeben. Im Rückblick finden sich nämlich in der Geschichte der Volksmusik der USA immer wieder Musiker, deren Musik man als Antifolk bezeichnen könnte, von den Urhebern der Union Songs des 19. Jahrhunderts bis zu den Fugs, die mit ihrer Musik schon in den 1960er-Jahren Antifolk waren und auch später nicht müde wurden, ihre Auffassung von Folk Music weltweit vorzuführen. Antifolk war und ist in den gesamten USA gegenwärtig. Die Legende will es, dass ein Singer/Songwriter namens Lach, der auch im Sidewalk Café auftrat, den Begriff Antifolk geprägt haben soll. Die Sache selbst aber gab es schon länger und hat aus der Positionierung gegen die etablierte Folk Music – als deren Repräsentanten und Projektionsflächen nolens volens immer wieder Bob Dylan und Joan Baez herhalten müssen – eben selbst eine »Scene« gebildet, die nach der Jahrtausendwende auch das Interesse der großen Plattenfirmen fand. Denn der typische AntifolkMusiker hat kein Geld, kann sich weder Studio noch ausgeklügelte Produktion leisten und verlegt seine Platten selbst oder bei kleinen unabhängigen Labels. In diesem Sinne sind etwa Ani DiFranco oder Adam Green zumindest mit ihren frühesten Aufnahmen authentische Antifolk-Musiker. Zu diesen gehören allerdings viele: Neben DiFranco, Beck und Green sind es etwa der Sänger und Gitarrist Ben Kweller, der Sänger Jeffrey Lewis, die Sängerin Michelle Shocked, Regina Spektor, The Moldy Peaches, Joan Wasser, mit einzelnen Songs auch Suzanne Vega oder Billy Bragg, letzterer nicht der einzige Vertreter des britischen Antifolk. Nimmt man den Begriff ernst, gerade mit Blick auf seine Ablehnung aller kommerziellen Anbiederung an ein Publikum, können auch etwa Victoria Williams, The Unthanks und Roger Manning zum Antifolk gezählt werden. Diskografie The Fugs: Virgin Fugs (1965) ▪ Tiny Tim: God Bless Tiny Tim (1968) ▪ Wild Man Fisher: An Evening with Wild Man Fisher (1968) ▪ Suzanne Vega: – (1985) ▪ Suzanne Vega: Solitude Standing (1987) ▪ Michelle Shocked: Short Sharp Shocked (1988) ▪ Tuli Kupferberg: Tuli & Friends (1989) ▪ Victoria Williams: Swing The Statue! (1990) ▪ Tracy Chapman: Matters of the Heart (1992) ▪ Beck: Golden Feelings (1993) ▪ Roger Manning – (1995) ▪ Ani DiFranco: Living in Clip (1997) ▪ Ani DiFranco: Little Plastic Castle (1998) ▪ Ben Kweller: Freak Out, It’s Ben Kweller (2000) ▪ The Moldy Peaches: – (2001) ▪ Adam Green: Gemstones (2005) ▪ Regina Spector: Begin to Hope (2006) ▪ Joan As Police Woman: Real Life (2006) ▪ Fleet Foxes: – (2008) ▪ The Unthanks: – (2011) | Literatur Büsser, Martin: Antifolk – Von Beck bis Adam Green (Mainz 2005) ▬ AOR, Abkürzung entweder für ↑ Adult Oriented Rock oder ↑ Album Oriented Rock 53 Apollo Records Apollo Records, nach dem lateinischen Namen des griechischen Gottes Apollo, in der griechischen Mythologie der Gott der Weissagung und der Künste, mehrfach in den USA und in Europa für ein Schallplattenlabel verwendeter Name, 1. amerikanisches Label, 1921 als Unterlabel des Labels Rialto Records gegründet; das Label war nur kurze Zeit aktiv. 2. amerikanisches Label, 1928 als Unterlabel des Labels Pathe Records gegründet. 3. amerikanisches Label, 1942 von dem Ehepaar Bess und Ike Berman gemeinsam mit Henry Siegel gegründet. Nach der Trennung des Paares Berman 1948 führten Bess Berman und Siegel das Label weiter. 1953 wurde das Unterlabel Lloyds Records gegründet. Im selben Jahr verließ Siegel das Label und gründete seinerseits Timely Records. Bei Apollo Records wurde Schwarze Musik veröffentlicht, etwa Blues-Aufnahmen von Champion Jack Dupree, Duke Henderson und Doc Pomus, außerdem einige Gospel-Platten von Mahalia Jackson. Eng verbunden mit dem Namen des Labels sind auch eine Reihe von Platten mit Doo Wop, so etwa von The Larks, The 5 Royals, The Delroys, The Vocaltones, The Tonettes, The Cellos und The Casanovas. Weitere bekannte Musiker, die für längere oder kürzere Zeit bei Apollo Records unter Vertrag standen, waren der Saxofonist Coleman Hawkins und die Sängerin Dinah Washington. 1959 beendete das Label seine Tätigkeit. 4. belgisches Label, Anfang der 1980er-Jahre als Unterlabel von R&S Records gegründete; das Label widmete sich vor allem der Veröffentlichung von ↑ Ambient Music. Bei Apollo Records standen neben anderen die Formationen Aphex Twin, Locust, Cabaret Voltaire und Sun Electric unter Vertrag; auch Thomas Fehlman, der Trompeter Toshinori Kondo und der Bassist und Produzent Bill Laswell haben bei dem Label einige Aufnahmen veröffentlicht. Weblinks http://rateyourmusic.com/label/apollo Records (Website mit Liste der Veröffentlichungen des 1942 54 in New York gegründeten Apollo Labels) ▪ http://music.hyperreal.org/labels/apollo (Website mit Liste der Veröffentlichungen des in Belgien gegründeten Apollo Labels) ▬ Apollo Theater, Konzerthalle in Harlem (New York) in der 125. Straße Das Apollo, wie der Veranstaltungsort kurz genannt wird, war seit der Gründung im Jahr 1934 eines der Zentren für Blues und Soul, Inspirationsquelle auch für weiße Rock’n’Roll-Interpreten der 1950er-Jahre. Bekannte professionelle Sänger und Instrumentalisten, einmal in der Woche auch Amateure, hatten sich hier vor einem kundigen, kritischen Publikum zu behaupten. Die künstlerischen Anfänge von Sammy Davis Jr., Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Joe Tex sind eng mit dem Apollo Theater verbunden, in dem im Übrigen lange Zeit schwarze Musiker überhaupt nicht auftreten durften. Einen Eindruck von der Atmosphäre der Konzerte im Apollo geben diverse Schallplatten, darunter z. B. »Live at the Apollo« von James Brown aus dem Jahre 1962. Diskografie Diverse: Stars of the Apollo Theatre (1973) ▪ James Brown: Live at the Apollo 1962 (1962; CD 2004) | Literatur Schiffman, Jack: Uptown – The Story of Harlem’s Apollo Theatre; New York 1971 | Weblink http://www.apollotheater.org/ (Offizielle Website des Apollo Theater) ▬ Apple Corps Ltd. , Medienunternehmen der britischen Rockgruppe The Beatles, gegründet 1968; im Zentrum der Firma stand das Schallplatten-Label Apple Records. Zeichen des Labels ist ein grüner Apfel. Bei Vinyl-Schallplatten zeigte die A-Seite ebenfalls den grünen Apfel, die B-Seite aber die Schnittfläche des halbierten Apfels. Nach dem Willen der vier Musiker sollten nach dem Auslaufen des Vertrages mit Parlophone Re- A&R cords nicht nur die eigenen Schallplatten auf dem Label erscheinen, sondern die Firma sollte als Ganzes eine Schmiede für künstlerische Talente jeglicher Art werden. Nach erheblichen finanziellen Verlusten wurde dieser Plan aufgegeben; lediglich das Schallplatten-Label, das dann von EMI vertrieben wurde, überlebte. Auf Apple Records erschienen u. a. die Platten der Beatles, der Rockgruppe Badfinger, der Elastic Oz Band, der Hot Chocolate Band, der Sängerin Mary Hopkin (* 1950), des Folkmusikers James Taylor (* 1948) und des Modern Jazz Quartets sowie nach der Trennung der Beatles die Soloplatten der ehemaligen Gruppenmitglieder. Zwar blieb das Label nur bis 1976 aktiv, wurde aber in den 1990er-Jahren für die CDs der »Anthology«-Serie wieder belebt. Auch die ab 2009 veröffentlichten digital überarbeiteten Fassungen der Beatles-Alben sowie Wiederveröffentlichungen von Badfinger und Mary Hopkins erschienen unter dem Etikett mit dem grünen Apfel. Ein Unterlabel der Firma war ↑ Zapple Records, auf dem nur wenige experimentelle Platten, etwa von J. Lennon und G. Harrison, veröffentlicht wurden. Literatur McCabe, P./Schonfeld, R. D.: Apple to the Core. The Unmaking of the Beatles; London 1972 ▪ Adams, M.: Apple & Beatles Collectables; Corsham 1991 ▪ Granados, S.: Those were the Days. An Unofficial History of the Beatles Apple Organization, 1967-2001; London 2002 ▪ The Beatles solo on Apple Records, bearb. v. B. Spizer; New Orleans, Louisiana, 2005 | Weblinks http://users.telenet.be/mapinguari/apple/index.htm (Website zu dem Schallplatten-Label Apple) ▪ http://www.schomakers.com (Website zu den Veröffentlichungen des Schallplatten-Labels Apple) ▬ April Records, eigentlich Musikkooperative April, ↑ Schneeball Records ▬ A & R, Abkürzung für Artist & Repertoire, Begriff aus der Musikindustrie; bezeichnet wird damit die innerhalb einer Tonträgerfirma bestehende Abteilung, die für die Auswahl der Künstler (Sänger, Musiker, Produzent usw.) sowie die Ausrichtung des ganzen Programms zuständig ist. In den Gründerjahren der Tonträgerindustrie wählte der jeweilige Eigentümer diejenigen Künstler aus, mit denen Platten veröffentlicht werden sollten. Daraus ergab sich häufig schon von selbst auch ein Programm. Mit dem Wachsen der Musikindustrie wurde die Aufgabe, Künstler – vor allem Sänger und Musiker – zu finden und unter Vertrag zu nehmen, zunehmen besonderen Abteilungen, kurz A & R genannt, übertragen. Die dort tätigen A & RManager verantworteten aber bald nicht nur die Auswahl der Künstler, sondern überwachten auch die Aufnahmen, legten fest, was veröffentlicht werden sollte, welche Reihenfolge die jeweiligen Kompositionen auf dem Tonträger einnehmen sollten und schließlich den Zeitpunkt der Veröffentlichung; später waren sie mitunter auch an der Auswahl des Covers beteiligt. Die Macht der A & R-Abteilung, mitunter auch des einzigen A & RManagers war immens. Mit der Einführung der Mehrspurtechnik etwa ab Mitte der 1960er-Jahre verschob sich der Aufgabenbereich des A & R- Managers weiter auf die Betreuung des Aufnahmeprozesses; auf diese Weise entstand der für die Rock- und Popmusik so wichtige Produzent. Gleichzeitig verlor der eigentliche Bereich des A & R-Managers an Bedeutung und wurde von einem neuen Typus des A & R-Managers eingenommen, der sich wieder mehr administrativen Aufgaben zuwandte und aus dem künstlerischen Prozess mehr und mehr verdrängt wurde. Dieser Prozess der Wandlung eines Berufsbildes lässt sich recht gut an der Karriere des Produzenten der Musik der Beatles, George Martin, ablesen: Martin war 1955 die Aufgabe übertragen, die Abteilung A & R des britischen Labels ↑ Parlophone, einem Unterlabel des EMI-Konzerns, zu leiten – 55 Archi tatsächlich war er der einzige Mitarbeiter dieser Abteilung. Martin sollte das Repertoire des Labels neu aufbauen. 1962 wurden ihm die Beatles vorgestellt, die er nach einigen Probeaufnahmen unter Vertrag nahm. Vorher allerdings zeigte er seine Macht: Er hielt nichts von dem Können des Schlagzeugers Pete Best und drängte McCartney, Lennon und Harrison, Ringo Starr anstelle von Best in die Band zu nehmen; später setzte er für einige Aufnahmen der Beatles aber auch einen Studioschlagzeuger an das Drum Set. Martin verwarf auch Vorschläge der Beatles und bestimmte, welche Songs auf den ersten LPs der Band vertreten sein sollten und welche als Single veröffentlicht wurden. Im Laufe der Jahre änderte sich seine Rolle: Nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen erheblichen musikalischen Fähigkeiten wurde er zunehmend den Fab Four zum Berater, der ihre Vorstellungen in die Tat umsetzte. Auch schrieb er selbst Arrangements und betätigte sich im Einzelfall als Musiker – mehr als einmal übernahm er das Spiel der Tasteninstrumente. Martin kann als der Prototyp des modernen Produzenten gelten, denn er prägte dieses Berufsbild. Tatsächlich sind wie Martin viele A & R-Manager Musiker, wenn sie aufgrund ihrer Tätigkeit in der Regel auch nicht mehr als solche aktiv sind. Wichtig für A & R-Manager sind die Beobachtung des Marktes und das Erkennen von Trends geworden. Nach wie vor müssen sie das Potential eines Musikers oder einer Band einschätzen können und die Möglichkeiten ausloten, die dieser oder jener Künstler dem eigenen Label bietet – dabei spielen natürlich auch finanzielle Überlegungen eine Rolle. Nur wenige A & R-Manager werden einem größeren Publikum bekannt, zumal ihre Namen auch nicht auf den Covers der Alben vermerkt sind. Clive Davis etwa, A & R-Manager bei Columbia Records, war bei den Rockfestivals in Monterey und Woodstock und erkannte das kommerzielle Potential der Rockmusik. Columbia nahm auf seinen Rat hin diverse Rockbands und Musiker – u.a. The Electric Flag, Santana, Chicago, Janis Joplin – unter Vertrag und wurde damit zu einem der wichtigsten 56 Label der Rockmusik überhaupt. Der Typus des Label-Besitzers, der in Personalunion auch A & R-Manager ist, ist indes nicht gänzlich ausgestorben. Ahmet und Nesuhi Ertegun, Betreiber von Atlantic Records, nahmen erheblich Einfluss auf die Auswahl der Künstler für ihre Firma und mischten sich auch in künstlerische Fragen ein. Richard Branson gründete Virgin Records und gab dem Label durch die Musik der Künstler, die er unter Vertrag nahm, ein unverwechselbares Gesicht. In Deutschland sind Siggi Loch, Eigner des Labels ↑ Act, und vor allem Manfred Eicher zu nennen – Besitzer, A &- R-Manager und Produzent seines Labels ECM Records. ▬ Archi, Streicher, allgemein die Gruppe der mit einem Bogen zu spielenden Instrumente im Orchester, im einzelnen sind das also Violinen, Violen (Bratschen), Violoncelli, Kontrabässe. ▬ Archiv für Populäre Musik, ↑ Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik ▬ Archtop Guitar, zusammengesetzt aus englisch arch für »Bogen« und top für »oben«, oben gelegen, Bezeichnung für Gitarren, deren Decke und Boden eine Wölbung aufweisen und deren Korpus resonant, also weitgehend hohl ist. Herkömmliche so genannte akustische Gitarren haben meist eine flache Decke und einen flachen Boden, doch gibt es auch Instrumente, deren Boden wie der von Violinen eine Wölbung aufweist. Diese Bauweise wurde auch auf so genannte Schlaggitarren übertragen, zusätzlich auch die Decke mit einer Wölbung versehen. In dieser Bauart gibt es auch elektrische Hollowbody-Gitarren. ArchtopGitarren verfügen nicht über ein Schalloch unter- Arhoolie Records halb des Halses, sondern werden meistens mit den von Violinen her bekannten f-Löchern versehen. In der Regel wird der Korpus einer Archtop-Gitarren mit einem Cutaway versehen. Die Entwicklung dieses Gitarrentypus – zunächst ohne Tonabnehmer – geht vor allem auf den amerikanischen Gitarrenhersteller Gibson zurück und kam der Forderung von Musikern nach einem lautstärkeren, durchsetzungsfähigen Instrument entgegen. 1922 kamen die ersten Archtop-Gitarren auf den Markt, seit den 1930er-Jahren gibt es auch elektrische Gitarren dieser Bauart. Später wurden auch Solidbody-Gitarren mit gewölbtem Korpus gebaut. ▬ Arco, Coll’arc, col’arco, Spielanweisung für Streichinstrumente mit der Bedeutung, dass der folgende Abschnitt mit der Haarseite des Bogens zu spielen ist. Die Spielanweisung findet sich in Partituren nach Abschnitten, die pizzicato oder col’legno auszuführen waren, also nicht mit der Haarseite des Bogens. ▬ Arena Rock, ↑ Stadium Rock ▬ Arhoolie Records, amerikanisches SchallplattenLabel, 1960 von Chris Strachwitz, eigentlich Christian Alexander Maria Graf Strachwitz von GroßZauche und Camminetz, (* 1931) in Berkeley (Kalifornien) gegründet, das Label widmet sich vor allem der amerikanischen Volksmusik, also Folk, Blues, Cajun und anderer so genannter »Roots Music«. Strachwitz war mit seiner Familie 1945 aus seinem Geburtsort Groß Reichenau (Schlesien) vertrieben worden; nach einem kurzen Aufenthalt in Braunschweig siedelte die Familie in die USA über. Hier lernte Strachwitz die amerikanische Musik, insbesondere zunächst den Jazz näher kennen, begeister- te sich aber bald auch für die Wurzeln dieser Musik, Blues, Folk und ↑ Cajun Music. Nach Schulausbildung und Militärdienst kehrte Strachwitz zurück nach Kalifornien und suchte erneut den Kontakt zu Bluesmusikern. 1960 gründete er Arhoolie Records und produzierte eine Schallplatte mit dem Blues-Sänger und -Gitarristen Mance Lipscomb (* 1895, † 1976). Strachwitz nannte sein Label nach einer Anregung seines Freundes Robert Mack McCormic Arhoolie; mit dem Wort wird ein Field Holler bezeichnet. Neben weiteren Neuproduktionen veröffentlichte Strachwitz – meist in winzigen Auflagen – auch ältere Blues-Aufnahmen neu, gründete für die Wiederveröffentlichung älterer Country Music das Unterlabel Old Timey Records und ging zeitweilig auf Reisen, um die Musik verschiedener Blues-Musiker aufzunehmen. 1966 machte er die Bekanntschaft von Country Joe and the Fish, einer in Berkeley beheimateten Band, die sich im Protest gegen den Vietnam-Krieg engagierte und 1967 in Woodstock auftrat. Der Auftritt machte die Band weltweit bekannt, und da Strachwitz einen Anteil an den Rechten des bei ihm aufgenommenen Songs »I Feel Like I’ m Fixing To Die« (1967) hatte, nutzte er die erhaltenen Tantiemen für den Ausbau seines Labels und bezog ein Gebäude in El Cerrito (Kalifornien). Im Laufe der Jahrzehnte veröffentlichte eine Vielzahl von Musikern bei Arhoolie Records, so beispielsweise Clifton Chenier, Charlie Musselwhite, Big Mama Thornton, Robben Ford, Michael Doucet, Black Ace Turner, Big Joe Turner – allemal so genannte Down Home Music, also die Musik »von Zuhause«, aus der nächsten Umgebung. Neben Blues und Cajun bzw. Zydeco gehörte auch die Musik der Mexikaner, Norteño, dazu. Seit den 1980erJahren übernahm Strachwitz auch die Produktionen kleinerer unabhängiger Label in das Programm von Arhoolie. 1995 gründete Strachwitz die Arhoolie Foundation, eine Stiftung, in die er sein etwa 44 000 Tonträger umfassendes Archiv einbrachte. Das Archiv ist über 57 Ariola-Eurodisc das Chicano Studies Research Center der University of California zugänglich. Die Stiftung wird von Musikern wie Bonnie Raitt, Linda Ronstadt, Bob Dylan, T Bone Burnett, Tom Waits, Billy Gibbons und anderen unterstützt. Weblinks http://www.arhoolie.com/ (Website des amerikanischen Schallplatten-Labels Arhoolie Records) ▪ http://www.arhoolie.org/about.html (Website der Arhoolie Foundation) ▬ Ariola-Eurodisc, München, war eine 1958 in Gütersloh gegründete Firma der Bertelsmann AG mit Niederlassungen in europäischen und amerikanischen Ländern und besaß u. a. die Eigenlabels Ariola und Eurodisc (Ariola America führte z. B. die San-Francisco-Gruppe The Sons Of Champlin). Eng mit der Gründung des Labels verknüpft war einerseits der schon länger bestehende Bertelsmann Lesering, ein Buchclub, der seinen Mitgliedern auch Schallplatten zu verringerten Preisen anbieten wollte, anderseits ein Presswerk, das ebenfalls 1958 unter dem Namen Ariola Sonopress aufgebaut wurde. Bertelsmann hatte schon 1956 den Bertelsmann Schallplattenring gegründet, der als Vorläufer von Ariola anzusehen ist.Ariola war für Rockmusik zunächst als Vertriebsorganisation bedeutsam, später jedoch nahm die Eigenproduktion beträchtliche Ausmaße an, nicht zuletzt durch den Kauf des Labels Arista Records im Jahre 1979. Durch diesen Kauf sicherte sich die Firma Einfluß auf den amerikanischen Markt. Ein heute nicht mehr bestehendes Unterlabel Pan veröffentlichte Alben etwa von Metropolis, Chris Braun Band, Sahara, Alex Oriental Experience, Gypsy Love, Hero und Novaks Kapelle. Ariola-Eurodisc wurde im Jahre 1987 mit seinem Label Ariola, der Universum Film AG (UFA) und Sonopress in den damaligen BMG-Ariola-Medienkonzern überführt. Sonopress stellte seit 1986 auch CDs her. Als Teil von BMG-Ariola wurde Ariola, dann schon getrennt von dem Klassik-Label Euro- 58 disc, der Sony BMG Entertainment zugeschlagen. Dieses Unternehmen wurde 2008 aufgelöst; Teile davon, darunter die von Bertelsmann, übernahm Sony in die Sony Music Entertainment, unter deren Dach die BMG als Verwaltung von Musikrechten weiter besteht. Rockmusik spielt im Portfolio von Ariola eine sehr untergeordnete Rolle, zu nennen wären etwa Haindling, Hubert von Goisern, Ganes, Chi Coltrane, Blackmore’s Night, Truckstop und die Spider Murphy Gang. Weblink http://www.ariola.de (Offiziele Website des Schallplatten-Labels Ariola) ▬ Arista Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1974 von Clive Davis unter dem Namen Bell Records gegründet, jedoch schon 1975 in Arista Records umbenannt. Davis, soeben von CBS Records entlassen, fasste im Auftrag von Columbia Pictures deren Labels Colpix Records, Colgems Records und Bell Records zu dem neuen Label Arista Records zusammen; den Namen entlieh er der Ehemaligen-Organisation seiner früheren Schule in New York. Während einige der bei den Labels unter Vertrag stehenden Künstler daraufhin ihre Verträge nicht verlängerten – darunter David Cassidy und The Fifth Dimensions –, gelang es Davis etwa Melissa Manchester, Dionne Warwick, Barry Manilow und The Bay City Rollers für Arista zu gewinnen. Davis hielt zu diesem Zeitpunkt selbst Anteile an Arista Records. 1980 verpflichtete er Aretha Franklin für das Label. Davis gründete für Avantgarde Jazz das Unterlabel Arista Freedom und kaufte weitere Labels hinzu, so Northwestside Records, Deconstruction Records, First Avenue Records und Dedicated Records. Für Country Music gründete er Career Records – später in Arista Nashville umbenannt –, Arista Novus und Arista Austin. Als Columbia Pictures 1979 in Konkurs ging, kaufte die deutsche Schallplattenfirma Ariola-Eurodisc Arista Records, um ihr Geschäft in den USA zu be- ARP Instruments leben; Ariola-Eurodisc hatte bis dahin nur einen kleinen Anteil an Arista gehalten. Nachdem AriolaEurodisc 1986 auch RCA Records hinzugekauft hatte, wurde der Schallplattenkonzern in Bertelsmann Music Group umbenannt. Weitere Labels kamen in den 1980er- und 1990er-Jahren hinzu: Northwestside Records, Deconstruction Records, First Avenue Records und Dedicated Records. Mit Antonio L.A. Reid und Babyface wurde ein gemeinsames Label unter dem Namen LaFace Records eingerichtet, das 1999 komplett in den Besitz von Arista überging. 1993 rief Arista gemeinsam mit Sean Combs alias P. Diddy das Label Bad Boy Records ins Leben. Davis wurde 2000 aus seinem Vertrag mit der Firma entlassen und an seine Stelle L. A. Reid eingesetzt, der seinerseits 2004 die Leitung von Arista Records abgab. Aufgrund einer konzernweiten Umstrukturierung wurde Arista Records zunächst mit J Records vereint und dann der RCA Records Group zugeschlagen; die wiederum leitete Clive Davis. Arista gehört seit 2004 als Teil der RCA Records Group zu Sony Music Entertainment. Bei Arista standen bzw. stehen neben anderen Meat Loaf, The Allman Brothers Band, The Kinks, Prince, Barry Manilow, Whitney Houston, Ace Of Base, Sarah McLachlan, Dionne Warwick, Annie Lennox, The Eurythmics, Toni Braxton, Santana, Lou Reed und Avril Lavigne unter Vertrag. ▬ A & R-Manager, englische Abkürzung für Artist & Repertoire-Manager, Mitarbeiter der A & R-Abteilung einer Schallplattenfirma (↑ A & R) ▬ ARP Instruments Inc. , in Newton (Massachusetts) ansässiger Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten; der Namen des Unternehmens basiert auf den Anfangsbuchstaben des Namens seines Gründers, Alan Robert Pearlman. Pearlmann stellte 1970 das erste Instrument seiner Firma vor. Anders als bei den Instrumenten seines Konkurrenten Moog waren die Module des ebenfalls modular aufgebauten Synthesizers ARP 2500 nicht mit Kabeln zu verbinden, sondern mittels eines Kreuzschienen-Steckfeldes. Dieses Konzept gab Pearlman mit dem Nachfolgemodell, dem ARP 2600 jedoch schon 1971 wieder auf. Auf den Minimoog-Synthesizer von Bob Moog reagierte ARP mit dem Odyssee. Später in den Handel gebrachte Instrumente der Firma trugen Namen wie Omni, Axxe, Pro Soloist, Quadra, Solus und Avatar, letzterer ein Gitarrensynthesizer. Da der Avatar nur wenig Interesse fand und ein neuer Synthesizer, der ARP Chroma, noch in der Entwicklung stand, musste Pearlman 1981 Konkurs anmelden. In überarbeiteter Form wurde der Chroma später von dem Medienkonzern CBS unter dem Namen RhodesChroma hergestellt und verkauft. Wie die Synthesizer Moogs hatten auch die Instrumente von ARP unter Musikern eine eingeschworene Anhängerschaft. Stevie Wonder besaß einen ARP 2600, Pete Townshend von The Who einen 2500 und einen 2600; der 2600 ist am Anfang des Songs »Baba O’Riley« zu hören. Johnny Winter spielte seinen 2600 über ein Keyboard, das er sich mittels eines Gurtes um den Hals hängte. Brian Eno verwendete für sein Album »Music For Airports« (1978) ebenfalls einen ARP 2600. Der Nimbus der ARP-Synthesizer wirkte über das Bestehen der Firma hinaus, so dass sie in in verschiedenen Software-Fassungen fortleben. Diskografie Herbie Hancock: Sextant (1973; ARP 2600, ARP Soloist) ▪ The Who: Who's Next (1971; ARP 2600) ▪ Ekseption: 00.04 (1971) | Literatur Becker, Matthias: Synthesizer von gestern; Augsburg 1990 ▪ Pinch, Trevor/Trocco, Frank: Analog Days - The Invention and Impact of the Moog Synthesizer; Cambrigde (Mass.)/London 2002 ▬ 59 Arpeggiator Arpeggiator, von lateinisch arpa für »Harfe« über arpeggio, Spielhilfe in elektronischen Musikinstrumenten wie elektronischer Orgel und Synthesizer, die einen angeschlagenen Akkord in Einzeltöne auflöst. Im einfachsten Fall drückt der Organist dazu einen einzelnen Ton – etwa ein C –, dann die Arpeggiator-Taste. So lange der Ton C gedrückt ist, löst der Arpeggiator lediglich unablässig den Ton C aus. Hält der Organist einen C-Dur-Dreiklang gedrückt, ist repetitiv die Tonfolge c, e, g zu hören. Bei manchen elektronischen Orgeln gab es auch einen Röllchen-Arpeggiator, einen unterhalb des unteren Manuals angeordneten Schlitz, vor dem sich senkrecht angeordnete Rollen aus Plastik befanden. Drückte man einen Akkord, konnte man mit dem Finger an diesen Röllchen entlangfahren und die einzelnen Töne des Akkordes nacheinander abrufen; der Tonumfang dieses Arpeggiators betrug ungefähr zwei Oktaven. In jüngeren Synthesizern gibt es ebenfalls Arpeggiatoren, die sich bei geschickter Auswahl der Akkorde wie ein einfacher Sequencer einsetzen lassen: Der Instrumentalist kann die Akkordfolge mitsamt Arpeggiator-Funktion speichern und muss später lediglich den Arpeggiator auslösen, um mehr oder weniger komplexe Tonfolgen zu erhalten; bei manchen Arpeggiatoren können die Tonfolgen auch ineinander verschachtelt werden, so etwa beim Clavia Nord Lead 3. In der Dance Music werden Arpeggiatoren dieser Art intensiv genutzt, denn ostinate Figuren lassen sich auf diese Weise leicht produzieren und auf verschiedene Tonstufen verschieben. ▬ Arrangement, Einrichtung eines Werkes der Musik (Komposition) für eine andere als die ursprünglich vorgesehene Instrumentierung; die erste Einrichtung einer fertiggestellten Komposition für ein bestimmtes Instrument oder eine Instrumentengruppe wird Instrumentation genannt. Der Übergang von Arrangement zu Bearbeitung ist fließend 60 und geht oft Hand in Hand. So können beispielsweise Klavierwerke für größere Ensembles bis hin zu Orchestergröße arrangiert werden; Maurice Ravels Instrumentierung von Modest Mussorgskis Klavierwerk »Bilder einer Ausstellung« (1874) aus dem Jahre 1922 etwa ist ein Arrangement, die Umformung der gleichen Komposition durch die Rockgruppe ↑ Emerson, Lake & Palmer hingegen eine Bearbeitung, wurden doch nicht alle Teile der Komposition verwendet und zum Teil erheblich in deren Substanz eingegriffen. Aufgrund der Instrumentierung notwendige Anpassungen wie Verdoppelungen und Oktavierungen müssen noch nicht als Bearbeitung gelten. Während in der traditionellen Kunstmusik Arrangements eine untergeordnete Rolle spielen, sind sie im Jazz beinahe von Anbeginn an essentiell. So wurde die Ausdeutung eines Jazzstückes – das im Grundsatz nur aus den Vorgaben Melodie, Harmonik und Metrik besteht – zu einer eigenen Kunstform. Über den Jazz erlangten Arrangements später in der gesamten so genannten Unterhaltungsmusik Bedeutung. Mit seit den 1960er-Jahren zunehmendem Einfluss des Produzenten auf die Schallplattenproduktion gingen die Aufgaben des früher obligat eingesetzten Arrangeurs in dessen Hände über. So ist in der Rockmusik zwar die Instrumentierung eines Songs häufig durch die Besetzung der jeweiligen Band vorgegeben, doch kann der Produzent weitere Musiker hinzuziehen. Die spätestens seit Ende der 1980er-Jahre übliche Form der Musikaufnahme und -gestaltung mit Hilfe von Computern machte es möglich, mehrere Arrangements zu erproben und gegebenenfalls auch zu veröfentlichen. So sind Remixes ihrem Wesen nach Arrangements, die häufig allerdings auch den Charakter von Bearbeitungen annehmen. In der Rockmusik gibt es den Fall der Cover Version, die in aller Regel auch ein Arrangement einer bereits veröffentlichten, meist mehr oder weniger erfolgreichen Vorlage sein kann. Mitunter sind deshalb Cover Versions interessanter als die Vorlagen. Artrock Literatur Gerlitz, Carsten/Kaiser, Ulrich: Arrangieren und instrumentieren – Barock bis Pop; Kassel 2005 ▪ Leopold, Silke (Hrsg.): Musikalische Metamorphosen – Formen und Geschichte der Bearbeitung; Kassel 1992 ▪ Kellert, Peter/Fritsch, Markus: Arrangieren und Produzieren; Bergisch-Gladbach 1995 ▬ Artemis Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1999 von Danny Goldberg (* 1950) in New York gegründet; der Name bezieht sich auf Artemis, griechische Göttin der Jagd. Danny Goldberg hatte bereits reichlich Erfahrung im Musikgeschäft gemacht, als er Artemis Records gründete: Er hatte als Journalist gearbeitet, 1983 die Künstleragentur Gold Mountain Entertainment gegründet, war von 1993 bis 1994 im Vorstand von Atlantic Records, 1995 in gleicher Funktion bei Warner Bros., dann bei Mercury Records. Für Artemis Records nahm er – stilistisch nicht festgelegt – etwa Warren Zevon, Steve Earle, Kittie Kurupt and Khia, Who Let The Dogs Out, The Pretenders, Rickie Lee Jones und Jimmy Vaughan unter Vertrag. In den Jahren 2001 bis 2003 war Artemis Records angeblich das erfolgreichste Independent Label der USA. Bei Artemis verlegte Alben von Zevon und Earle erhielten Grammys. 2005 verkaufte Goldberg Artemis Records an Sheridan Square Entertainment, blieb aber in beratender Tätigkeit für das Label aktiv. Er selbst übernahm für ein Jahr die Leitung von Air American Radio bevor er 2006 das Künstlermanagement Gold Village Entertainment (GVE) gründete; er betreut die Karrieren etwa von Steve Earle, Rickie Lee Jones, The Hives, Dolores O’Riordan und Ian Hunter. Literatur Goldberg, Danny: Bumping Into Geniuses: My Life Inside the Rock and Roll Business; New York 2009 | Weblink http://www.dannygoldberg.com/ (Offizielle Website von Danny Goldberg) ▬ Artist, englisch für »Künstler«, allgemeine Bezeichnung für jeden Urheber einer künstlerischen Leistung im weitesten Sinne; im Falle von Musik sind natürlich besonders Komponisten, Textdichter und Musiker, aber auch Produzenten und Toningenieure gemeint. Der Begriff wird in einem diffusen Sinne auch inflationär gebraucht, so dass letzten Endes jeder an einem Produkt – wie es eine CD oder ein Konzert darstellt – Beteiligter als Artist bezeichnet werden kann. In der Schallplattenproduktion ist der Begriff von einiger Bedeutung: Hier ist immer der kreative Musiker, sei es Komponist oder Instrumentalist gemeint. Dem trägt der Begriff ↑ Artist & Repertoire, einer der bedeutsamen Bereiche innerhalb einer Plattenfirma, in expliziter Weise Rechnung. Während seiner Auseinandersetzung mit Warner Bros. nannte sich Prince lediglich Artist, dann auch The Artist formerly known as Prince; in der Musikpublizistik wurde daraus flugs die Abkürzung TAFKAP gemacht. ▬ Artrock, auch Art Rock, Strömung vor allem innerhalb der britischen Rockmusik zwischen 1968 und 1976; vereinzelt gibt es auch Bands und Musiker aus den USA und Kontinentaleuropa, die wenigstens mit einigen ihrer Kompositionen dem Artrock zugerechnet werden können. Die Stilmittel des Artrock blieben in der Rockmusik auch nach seiner Blütezeit präsent. Wie Begriffe in der Rockmusik allgemein stets interpretierbar und somit umstritten sind, ist auch der Begriff Artrock keineswegs einheitlich beschrieben. In der Regel wird Artrock als ein Ausläufer des Progressive Rock angesehen, gelegentlich aber auch Artrock mit ↑ Progressive Rock oder gar ↑ Classical Rock verwechselt. Einheitlich wird die Auffassung vertreten, dass sich Artrock von anderer Rock- und Popmusik dadurch abhebt, dass ein Kunstanspruch verfolgt wird – dies allerdings weniger durch Postulate der betreffenden Bands und Musiker, als viel- 61 Artrock mehr durch ihre Tonträger-Veröffentlichungen, also auf Seiten der Rezeption. Wie beinahe durchgehend, lässt sich das Phänomen Artrock am ehesten durch die Bands und Musiker beschreiben, die ihm zugerechnet werden: Roxy Music, 10cc, City Boy, Supertramp, Be Bop Deluxe. Nicht wenige Veröffentlichungen später dem Progressive Rock zugeordneter Bands allerdings sind ebenfalls dem Artrock zuzuordnen, so etwa die frühen Alben von Pink Floyd und einige Kompositionen von The Nice. Historisch hat der Artrock seine Wurzeln in der Musik der Beatles, »Revolver« (1966) kann als das erste Album gelten, in dem es Kompositionen gab, die Artrock sind: »Eleanor Rigby«, »Yellow Submarine« oder »Tomorrow Never Knows« beispielsweise. Gemeinsam ist diesen Songs, dass sie die überkommenen Muster des Rock – den die Beatles auf ihren ersten LPs durchaus noch stilgerecht vorführten, sieht man einmal von Ausnahmen wie »Yesterday« ab –, verließen und begannen, sich jedweder Musik zu bedienen, derer sie habhaft werden konnten. Es ist müßig, den Anteil des Produzenten der Beatles, George Martin, an dieser Musik eruieren zu wollen, doch dürfte sein Einfluss erheblich gewesen sein. Es entstand dabei Musik über Musik. Das Disparate, dessen sich alle Musiker des Artrock, eingestanden oder nicht, gewiss sind, wird mit Ironie verdeutlicht. Artrock ist die einzige Musik, die regelmäßig der eigenen Musik – also dem Rock – ironisch begegnet, dabei aber gleich jede Musik einschließt. So nahmen diverse Bands die Ideen der Beatles begierig auf, erkannten sie doch die Möglichkeit, sich aus dem Einerlei der Hitparaden vor 1965 herauszuheben, ohne auf eine Art »Schlager im Beat-Gestus« ausweichen zu müssen. Es finden sich also zahlreiche Aufnahmen nach 1966, besonders aber nach 1967, dem Veröffentlichungsjahr des Beatles-Albums »Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band«, die zweifelsfrei Artrock sind, ohne dass man die jeweiligen Bands – aufs Geratewohl: Mothers of Inventi- 62 on, Procol Harum, The Nice, Pink Floyd und selbst The Rolling Stones (»Let it Bleed«; 1969) und Blood, Sweat & Tears (»Child is Father to the Man«; 1968) – explizit als Artrock-Bands bezeichnen könnte. Es war gegen Ende der 1960er-Jahre aber eine Möglichkeit, diese Haltung der eigenen Musik gegenüber durchgängig einnehmen zu können. Einigen Bands gelang dies für einige Veröffentlichungen, eben etwa Roxy Music und 10cc. Doch auch für diese Bands war Artrock ein schmaler Grat – mal geriet ihre Musik zum Pop, mal zum prätentiösen Kitsch – nicht mehr ironisch, sondern nur noch unangemessen. Und manch eine Band nahm die Möglichkeit der Ironie gleich zum Anlass, Rockmusik, vor allem aber Rockbands, zu parodieren (Bonzo Dog Band, Grimms, Alberto Y Lost Trios Paranoias). Wenn auch Artrock als eine Spielart des Progressive Rock angesehen werden muss, so ist er dies nur, weil er eine Antithese zu ihm formuliert: Kunst wird nicht benutzt, um selbst Kunst zu werden, sondern um Kunst durch die eigene Musik zu karikieren; Progressive Rock der Spielart von Yes, Emerson, Lake & Palmer, King Crimson bis zu Marillion, Flower Kings und Dream Theater dagegen ist niemals ironisch. Und die Blütezeit des Artrock war mit dem Aufkommen des Punk, der alles andere als ironisch war, vorerst beendet. Erst nach 1980 wurde die Idee des Artrock hier und da wieder genutzt, doch war für die feine Ironie etwa der Musik von Roxy Music oder 10cc bei den Protagonisten der New Wave nur wenig Raum – wenn, dann handelte es sich oft genug gleich um Comedy Rock. Dennoch – Artrock ist unberechenbar: So kann etwa die Musik von Split Enz, vieles von Squeeze und einiges von Beck, Jellyfish, Thomas Dolby oder Roger Joseph Manning dazu gerechnet werden. Artrock setzt beim Hörer Kenntnisse voraus, oft genug nicht nur musikalische, sondern auch literarische. Und Kenntnisse der jeweiligen Zeit: Wenn etwa 10cc singen: »I’m Mandy Fly Me« (»How Dare You!«; 1975), muss man dazu wissen, dass die Musiker damit den damaligen Ashbory Bass Werbespot einer amerikanischen Fluggesellschaft und dessen Anzüglichkeit persiflierten; dass im selben Text auch eine Anspielung auf den James-BondFilm »Dr. No« (1962) eine Rolle spielt, sei nur am Rande erwähnt. Es gibt eine Reihe von Musikern, die zwar dem Artrock zugerechnet werden können, in deren Musik Ironie dennoch eine Ausnahme ist. Zu diesen zählt etwa Kate Bush, in deren Musik sich Einflüsse jedweder Musik finden – neben diversen literarischen Anspielungen. So enthält Artrock immer eine Botschaft, die über die Boy-meets-Girl-Message der durchschnittlichen Rockmusik weit hinausgeht. Unentschieden muss bleiben, ob diese Musik nicht den Rahmen von Rockmusik sprengt. So herrscht bei kaum einer Spielart der Rockmusik eine derart große Unsicherheit über den Gehalt des Begriffs wie bei dem des Artrock. Diskografie Hotlegs: School Stinks (1970) ▪ 10cc: 10cc (1973) ▪ 10cc: Sheet Music (1974) ▪ 10cc: Original Soundtrack (1975) ▪ 10cc: How Dare You! (1975) ▪ Roxy Music: Roxy Music (1972) ▪ Roxy Music: For Your Pleasure (1973) ▪ Roxy Music: Stranded (1973) ▪ Roxy Music: Country Life: (1974) ▪ City Boy: Young Men Gone West (1977) ▪ City Boy: Book Early (1978) ▪ The Beatles: Revolver (1966) ▪ The Beatles: Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967) ▪ The Beatles: The Beatles (1968) ▪ Supertramp: Supertramp (1970) ▪ Supertramp: Crime of the Century (1974) ▪ Supertramp: Crisis? What Crisis? (1975) ▪ Supertramp: Even in the Quietest Moments (1977) ▪ Be Bop Deluxe: Axe Victim (1974) ▪ Be Bop Deluxe: Futurama (1975) ▪ David Bowie: Pin Up (1973) ▪ Split Enz: Second Thoughts (1976) ▪ Split Enz: The Beginnign of the Enz (1979) ▪ Sad Café: Misplaced Ideals (1978) ▪ Squeeze: East Side Story (1981) ▪ Squeeze: Cosi Fan Tutti Frutti (1985) ▪ Thomas Dolby: Aliens Ate My Buick (1988) ▪ Jellyfish: Belly Button (1990) ▪ Jellyfish: Spilt Milk (1993) ▪ Beck!: Odelay (1996) ▪ Roger Joseph Manning: The Land of Pure Imagination (2006) | Literatur Holm-Hudson, Kevin: Progressive Rock Reconsidered; New York/London 2002 ▪ Lucky, Jerry: The Progressive Rock Files; Burlington 2000 (Updated Edition) ▪ Stump, Paul: The Music’s All That Matters; London 1997 ▪ Moore, Allan F.: Rock: The Primary Text – Developing a Musicology of Rock; Buckingham 2001 (Second Edition) ▪ Covach, John/Boone, Graeme M. (Hrsg): Understanding Rock – Essays in Musical Analysis; New York/Oxford 1997 ▬ ASCAP, Abkürzung von American Society of Composers, Authors and Publishers, eine der zwei großen Verwertungsgesellschaften musikalischer Rechte in den USA, 1914 in New York gegründet. Die ASCAP war jahrzehntelang die einzige Inkassogesellschaft des Landes. Da die Höhe ihrer Tantiemenforderungen von den US-amerikanischen Rundfunkanstalten für ungerechtfertigt angesehen wurde, riefen diese 1941 die Konkurrenz-Einrichtung Broadcast Music Incorporated (BMI) ins Leben. Musiker wie Textdichter, überhaupt alle »Artists« im urheberrechtlichen Sinn, die Mitglieder der ASCAP sind, führen bei ihr eigene Rechtsschutzmarken, welche die Wahrung der Autorenrechte sowie die Abrechnung über die Tantiemen erleichtern sollen. ▬ Ashbory Bass, elektrische Bassgitarre, 1986 von Alun Ashworth-Jones und Nigel Thornbory vorgestellt; die Bassgitarre ist mit einem Piezo-Tonabnehmer ausgestattet. Die Mensur des Instrumentes beträgt ca. 46 cm, die vier Saiten aus Silikon sind in Quarten (1 E-1 A-D-G) gestimmt. Ashworth-Jones und Thornbory planten zunächst, eine leicht zu transportierende Bassgitarre mit exakt der halben Mensur einer normalen Bassgitarre zu bauen, die besonders für Gitarristen geeignet sein sollte. Nach und nach wurde das Konzept erweitert, das Instrument sollte schließlich einen dem Kontrabass ähnlichen Ton erzeugen können. Zu diesem Zweck wurde die Mensur geringfügig auf 46 cm vergrößert, das Griffbrett bundlos gestaltet – al- 63 Asylum Records lerdings mit Bundmarkierungen –, und als Tonabnehmer ein Piezo-Pickup vorgesehen. Als Saiten kommen spezielle Silikon-Saiten zum Einsatz, die – um die tiefen Töne erzeugen zu können – nur gering gespannt sind; die Stimmung ist dieselbe wie die eines viersaitigen Kontrabasses oder einer viersaitigen Bassgitarre. Aufgrund der geringen Saitenspannung ist in den Hals kein Stahlstab (↑ Trussrod) eingelassen, das Instrument besteht aus einem einzigen Stück Holz (Agathis oder Pappel). Das Griffbrett aus Plastik ist auf den Hals aufgeleimt. Ashworth-Jones und Thornbory boten ihre Bassgitarre, die von der Guild Guitar Company gebaut wurde, von 1986 bis 1988 zunächst selbst an. Aufgrund des geringen Interesses seitens der Musiker stellten sie den Verkauf 1988 ein und verkauften die Pläne in den 1990er-Jahren an die amerikanische Gitarrenfirma Fender; das amerikanische Unternehmen hat das Instrument seit 1999 unter der Firmenbezeichnung DeArmond im Programm. Es gibt nur wenige Musiker, die das Instrument spielen. Einer davon ist der Bassist Trey Gunn, der es während seiner Zeit bei King Crimson einsetzte. ▬ Asylum Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1971 von David Geffen in Los Angeles, Kalifornien, gegründet. Geffen wählte den Namen ein wenig hintersinnig mit Bedacht: Sein Arbeitgeber, ein zur William Morris Künstler-Agentur gehörendes Folkmusic-Label, wollte den Sänger Jackson Browne nicht unter Vertrag nehmen. Geffen gründete trotzig sein schon nach kurzer Zeit erfolgreiches Label, verkaufte es aber bereits 1972 an den Medienkonzern Warner Communications. Warner verband es mit dem bereits in seinem Besitz befindlichen Label Elektra zu Elektra/Asylum Records. 1979 schied Geffen wegen gesundheitlicher Probleme aus der Leitung der Firma aus. Obwohl unter einem gemeinsamen Dach, verfolgten die beiden Labels jeweils eigene Pläne, 64 bis Elektra 1989 als Elektra Entertainment seine frühere Eigenständigkeit zurückerlangen konnte. Asylum blieb geradezu auf der Strecke und konnte als untergeordnetes Label für Country Music nicht einmal ein eigenes Programm planen. 2004 trug die Warner Music Group dem sich verändernden Musikgeschäft Rechnung und schloss Asylum mit Cordless Records und EastWest Records zur Independent Label Group zusammen, die sich vorrangig dem Hiphop-Geschäftsfeld widmen sollte. Schon 2009 wurde diese Verbindung wieder aufgegeben und Asylum Warner Bros. zugeordnet . Geffen hatte nach Jackson Browne 1971 noch im selben Jahr John David Souther, Linda Ronstadt, Joni Mitchell und Glenn Frey unter Vertrag genommen. Geffen veranlasste letzteren, die später außerordentlich erfolgreiche Country-Rockgruppe The Eagles zu gründen. Für kurze Zeit veröffentlichte auch Bob Dylan seine Musik bei Geffen. Weitere Künstler, die bei Asylum unter Vertrag standen, sind neben anderen Buffalo Springfield, The Byrds, John Fogerty, Emmylou Harris und Tom Waits. In jüngerer Zeit engagierte das Label etwa Juvenile, Pimp C und UGK, nach der Trennung von der Independent Label Group Cee Lo Green, New Boyz, Rudimental und Ed Sheeran. Weblink http://www.asylumrecords.com/ (Offizielle Website des amerikanischen Schallplatten-Labels Asylum Records) ▬ Ata Tak, deutsches Schallplatten-Label, 1979 von Kurt Dahlke (* 1958), der sich selbst Pyrolator nennt, Frank Fenstermacher und Moritz Reichelt in Düsseldorf gegründet. Das Label hieß zunächst Warning Records, wurde 1980 aber nach dem Namen der von Dahlke und Fenstermacher betriebenen Kunstgalerie Art Attack in Ata Tak umbenannt. Dahlke und Fenstermacher veröffentlichten 1979 lediglich eine von Der Plan (↑ Geri Reig) produzierte ATCO Records Single. Die erste LP präsentierte Ata Tak Records 1980, ein Instrumental-Album der Düsseldorfer Gruppe Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Der Kreis von Musikern und Bands, die bei Atak Tak veröffentlichten, blieb zunächst klein, Dahlke/Pyrolator gehörten beispielsweise mit eigenen Werken selbst dazu. 1982 legte der bei Ata Tak unter Vertrag stehende Musiker Andreas Dorau (* 1964) seinen Song »Fred vom Jupiter« vor; die Single wurde in der deutschen Single-Hitparade auf Platz 21 notiert und gehört zu der Handvoll erfolgreicher Song der so genannten Neuen Deutschen Welle. Anfang der 1990er-Jahre verließ Reichel das Label, das von Pyrolator und Fenstermacher weiterhin betrieben wurde. Bei Ata Tak veröffentlichten vor allem Musiker und Bands, die der Neuen Deutschen Welle zugerechnet werden, ihre Platten, so neben den Genannten etwa Holger Hiller, Wirtschaftswunder, Lost Gringos, Ja Ja Ja, Die Doraus und die Marinas, Die Zimmermänner, Die tödliche Doris, später auch die Band Fehlfarben. Um den Vertrieb zu organisieren, war Mitte der 1980er Jahre Das Büro eingerichtet worden. Literatur Reichelt, Moritz: Der Plan – Glanz und Elend der Neuen Deutschen Welle; Berlin 1993 | Weblink http://www.atatak.com/ (Offizielle Website des Schallplatten-Labels Ata Tak) ▬ ATCO Records, amerikanisches Schallplattenlabel, 1955 von Herb Abramson als Sub-Label von ↑ Atlantic Records gegründet; der Name des Labels setz sich aus den Anfangsbuchstaben von Atlantic Corporation zusammen. Abramson hatte 1947 mit Ahmet Ertegun Atlantic Records gegründet, war aber 1953 von der amerikanischen Armee eingezogen worden; seinen Platz bei Atlantic übernahm Jerry Wexler. Als Abramson 1955 wieder zurückkehrte, wurde ihm die Leitung eines neu gegründeten Labels übertragen. Da der ursprünglich vorgesehen Name Atlas Records bereits von anderen Plattenfirmen beansprucht wurde, erhielt das Label den kurzen Namen ATCO. Abramson hatte zunächst mit Bobby Darin und The Coasters beachtliche Erfolge, zerstritt sich aber mit Ertegun und Wexler, so dass er sich 1957 seinen Anteil an Atlantic auszahlen ließ und die Firma verließ. In den folgenden Jahren wurden bei ATCO vor allem Schallplatten in Lizenz veröffentlicht, darunter auch Platten aus Großbritannien. So öffnete sich das Label bald für die aufstrebenden britischen Rockbands, etwa für The Bee Gees, Cream und The Who; außerdem übernahm ATCO den US-Vertrieb der Platten von RSO Records, Island Records, später auch von Rolling Stones Records und Ruthless Records. In den 1970er-Jahren ließen die Aktivitäten des Labels nach, es erschienen weniger Schallplatten bei ATCO und 1991 wurde das Label mit EastWest Records erst zusammengelegt, dann verschwand auch der Name. 2006 wurde das Label wieder belebt, nunmehr als Teil von ↑ Rhino Entertainment. Keith Sweat, Art Garfunkel und die Schauspielerin Scarlett Johansson gehörten zu den ersten Vertragspartnern der neuen Ära, bald folgten Veröffentlichungen von Queensrÿche und The New York Dolls. Im Laufe der Jahrzehnte haben viele Musiker und Bands ihre Schallplatten und CDs bei ATCO veröffentlichen können, so etwa AC/DC, Chuck Berry, Bad Company, Jeff Beck, Buffalo Springfield, Cactus, Eric Clapton, Dream Theater, Dave Edmunds, Julie Driscoll mit Brian Auger & The Trinity, Fat Mattress, Peter Gabriel, Tim Hardin, Hawkwind, Humble Pie, INXS, Iron Butterfly, Juicy Lucy, Michael Kamen, Lindisfarne, Manowar, New York Rock and Roll Ensemble, Pantera, Otis Redding, Roxy Music, Sonny & Cher, Pete Townshend, The Troggs und Yes. Weblink http://www.bsnpubs.com/atlantic/atco 101265.html (Website mit ausführlicher Diskografie des Labels ATCO Records) 65 Atlantic Records Atlantic Records, amerikanisches Schallplattenlabel, 1947 von Ahmet Ertegun (* 1923, † 2006) und dem Produzenten Herbert C. Abramson (* 1916, † 1999) gegründet; das Label war zunächst besonders mit Rhythm and Blues, Doo Wop und Soul, später auch mit Disco- und Rockmusik erfolgreich und gehört zu den bedeutenden Labels der Popmusik. Gegründet als unabhängiges Label, ist Atlantic Records nunmehr Teil der Warner Music Group. Ahmet Ertegun, Sohn des türkischen Botschafters in den USA, hatte als Jugendlicher ein starkes Interesse an der Musik schwarzer Amerikaner, an Jazz und Blues entwickelt und fasste den Plan, ein eigenes Schallplatten-Label zu gründen. Da er selbst keinerlei Erfahrung im Musikgeschäft hatte, ging er mit dem Produzenten Herb Abramson eine Partnerschaft ein. Abramsons Frau Miriam übernahm die Verwaltung des neuen Labels, für dessen Gründung der Zahnarzt Vahdi Sabit 10 000 Dollar als Kredit zugeschossen hatte. Im Herbst 1947 wurde die Gründung vollzogen und Abramson machte sich sogleich an erste Aufnahmen, für die er das Quartett Harlemaires unter Vertrag genommen hatte. Diese Aufnahmen wurden 1948 veröffentlicht. Als Abramson – der ein Studium der Zahnmedizin absolviert hatte – 1953 vom US-Militär als Zahnarzt nach Deutschland eingezogen wurde, nahm Ertegun Jerry Wexler (* 1917, † 2008) als weiteren Teilhaber in die Leitung der Firma. Abramson kehrte 1955 zurück und wurde Geschäftsführer des neu gegründeten Unterlabels ATCO Records; ATCO sollte vor allem eine Plattform für die von dem Autorenduo Leiber/Stoller geschriebenen Songs sein. 1956 trat auch Ahmet Erteguns Bruder Nesuhi (* 1917, † 1989) in das Management der Firma ein und widmete sich in den folgenden Jahren besonders dem Jazz. Die erste Platte, die Atlantic veröffentlichte, enthielt den Song »Square Dance Party Part I« von Burt Hilber. Ab 1950 wuchs der Erfolg des Labels rasch, bis die Sängerin Ruth Brown mit »Teardrops From My Eyes« dem Label den ersten Top-Hit in 66 den Rhythm-and-Blues-Charts verschaffte. Ruth Brown war in den 1950er-Jahren dem Label ein Garant für große Erfolge in den Hitparaden und bei den Verkäufen, bald aber traten etwa Big Joe Tuner und die Vokalgruppen The Drifters, The Chords und The Clovers neben sie und veröffentlichten im Laufe des Jahrzehnts eine ganze Reihe von Schallplatten, die die obersten Ränge der Charts erreichten. 1952 nahm das Label Ray Charles unter Vertrag. Als 1955 Leiber und Stoller einen Vertrag bei ATCO unterschrieben, hatten die Gebrüder Erteguns es damit innerhalb weniger Jahre geschafft, ihre Labels erfolgreich neben den angestammten Schallplattenfirmen zu etablieren und gleichzeitig dem noch jungen Rock eine Plattform zu bieten. Der Versuch, 1955 Elvis Presley unter Vertrag zu nehmen, scheiterte jedoch an der seinerzeit exorbitanten Forderung des Managers von Presley, Colonel Parker. RCA Records allerdings war in der Lage, die geforderte Summe aufzubringen. Dennoch agierten Atlantic Records und ATCO Records weiterhin erfolgreich, verpflichteten 1957 als ersten weißen Interpreten Bobby Darin, der 1958 mit »Splish Splash« seinen ersten großen Hit hatte. Gegen Ende des Jahrzehnts riss die Reihe der Erfolge ab, The Clovers verließen Atlantic, wenig später folgte Ray Charles. Auch die Popularität Ruth Browns ließ nach und als 1963 auch Leiber/Stoller gingen und ihr eigenes Label gründeten, verlor die Plattenfirma an Bedeutung. Denn auch auf dem Gebiet des Jazz, dem vor allem Nesuhi Ertegun stets größte Beachtung gezollt hatte, geriet das Label aus dem Fokus des Publikumsinteresses. Seit der Gründung hatte Atlantic stets Musiker des zeitgenössischen Jazz unter Vertrag genommen. Ein Großteil der zu Beginn veröffentlichten Platten enthielten Aufnahmen des Pianisten Erroll Garner. Auch die Pianistin Mary Lou Williams, der Saxofonist Don Byas, der Saxofonist Sidney Bechet und der Gitarrist Django Reinhardt hatten bei dem Label eine künstlerische Heimat gefunden. Nesuhi Ertegun verpflichtete später einen Großteil der bedeutenden Bebop- und Modern- Atlantic Records Jazz-Musiker: Modern Jazz Quartet, Lee Konitz, George Wein, Charles Mingus, Dizzy Gillespie, Art Blakey, Thelonious Monk, John Coltrane und Woody Herman. Den Anschluss an den Jazz der beginnenden 1960er-Jahre aber hatte Atlantic nicht gesucht. Als Mitte der 1960er-Jahre eine Reihe von Komponisten, Textern und Musikern dem Label den Rücken kehrten – wie Leiber/Stoller hatte auch das zeitweise für das Label arbeitene Song-Schreiberduo Carole King und Gerry Goffin ihre eigene Firma gegründet –, suchte Wexler neue zugkräftige Namen. So kamen Wilson Pickett, Solomon Burke und Aretha Franklin zu Atlantic. Dennoch ließ sich der Niedergang des Labels nicht aufhalten. 1967 wurde das Label an den Medienkonzern Warner Brothers/Seven Arts verkauft. Ahmet Ertegun machte sich als Produzent selbstständig, ständig auf der Suche nach neuen Talenten, während Nesuhi Ertegun und Wexler als Geschäftsführer bei Atlantic Records blieben. In den folgenden Jahren änderte sich die Politik des Labels dennoch erheblich. Vor allem setzte die Firma die Öffnung des Labels hin zur aktuellen »weißen« Rockmusik fort. Daran änderte sich auch nichts, als 1969 Warner Brothers an den Kinney-Konzern verkauft wurde, der seine Aktivitäten nach dem Zukauf des Labels Elektra ein Jahr später unter dem Namen Warner-Elektra-Atlantic (WEA, ab 1971) fortsetzte. Als dann auch noch 1972 das Label Asylum Records hinzukam, erhielt der gesamte Konzern den Namen Warner Communications; der Name Atlantic als Label blieb erhalten, doch widmete sich die Firma im Laufe der Jahrzehnte beinahe jedweder Art von Pop-Musik, vom Thrash Metal bis zum GangstaRap. Mit der von Wexler aufgenommenen Partnerschaft mit dem Label Stax Records hatte Atlantic dem Soul, bis dahin von kleineren Labels produziert, die Tür zum Weltmarkt geöffnet. Wexler ließ bei Stax in deren Studios viele der bei Atlantic unter Vertrag stehenden Sängerinnen und Sänger aufnehmen. Der besondere Klang der Stax-Aufnahmen rührte nicht nur von den immer gleichen Bedingungen der Aufnahmeumgebung her – Studio und Aufnahmeteams waren die Grundlage der Routine wie die Arrangements Jesse Stones –, sondern auch von der Hausband der Studios: Der Organist Booker T. Jones lieferte mit seinen MGs den Löwenanteil am Sound der Stax-Platten. Die Erteguns und Wexler hatten bereits Ende der 1950er-Jahre die Vorteile der Mehrspurtechnik erkannt. 1958 kauften sie die erste verfügbare AchtSpur-Bandmaschine für ihre Studios; der viele Jahre für die Aufnahmetechnik des Labels verantwortliche Toningenieur Tom Dowd war einer der ersten Experten der Mehrkanal-Aufnahmetechnik. Ende der 1950er-Jahre gehörte Atlantic Records zu den ersten Independent Labels, die Stereo-Platten herstellten. Im Laufe der Jahrzehnte veröffentlichten viele Jazz, Soul- und Rockmusiker ihre Platten bei Atlantic Records oder einem der zur Firma gehörenden Tochter-Labels; dazu gehören die Musiker und Formationen Ornette Coleman, Björk, Kid Rock, Vanilla Fudge, Led Zeppelin, Yes, Rush, Billy Talent, Bloc Party, Laura Izibor, Charlotte Gainsbourg, Crosby, Stills, Nash & Young, Stone Temple Pilots, Circa Survive, Matchbox Twenty, Metallica, Missy Elliott, Tracy Chapman, Genesis, Peter Tosh, Average White Band, AC/DC, Roberta Flack, Boney M, Penny McLean, ABBA, Chic, Sister Sledge, Gnarls Barkley, Yael Naïm, Yusuf Islam, James Blunt, Sonny & Cher, The Bee Gees, Cream und The Rolling Stones. Eine Reihe von Tochter-Labels gehörten zu Atlantic, teils aus Übernahmen herrührend, teils als Neugründungen; für einige Labels übernahm Atlantic den Vertrieb, so für Stax Records. Zu den mit Atlantic auf die eine oder andere Weise verbundenen Labels zählen Cat Records, Spark Records, Big Beat Records, Cotillion Records (hervorgegangen aus dem Verlag Atlantics), EastWest Records, Vice Records und Rolling Stones Records; das Sub-Label Atlas Records wurde in ATCO Records umbenannt. 67 Attack Literatur Gillett, Charlie: Making Tracks – Atlantic Records And The Growth Of A Multi-Billion-Dollar Industry; St. Albans 1975 ▪ Ruppli, Michel: Atlantic Records: A Discography; Westport (Connecticut) 1979 ▪ Wade, Dorothy/Picardie, Justine: Music Man: Ahmet Ertegun – Atlantic Records And The Triumph Of Rock’n’Roll; New York 1990 ▪ Wexler, Jerry/Ritz, David: Rhythm And Blues – A Life In American Music; New York 1994 | Weblink http://www.atlanticrecords.com/ (Offizielle Website der amerikanischen Schallplattenfirma Atlantic Records) ▪ http://www.disco-disco/labels/atlantic.shtml (Website mit detaillierten Informationen zur Geschichte des Labels Atlantic Records) ▬ Attack, englisch für »Attacke, Angriff«, 1. Spielanweisung im Jazz; gefordert wird der harte Einsatz des Tones von Blasinstrumenten. Dies kann einzelne Instrumente, aber auch – etwa im BigBand-Arrangement – komplette Bläsergruppen betreffen. 2. Musikelektronik, Parameter der Einstellung von Hüllkurvengeneratoren bei Synthesizern. Hüllkurvengeneratoren – auch ADSR-Generatoren genannt – liefern Spannungen vor allem für die Steuerung von spannungsgesteuerten Filtern und Verstärkern (VCF, VCA). Dabei ergibt der Spannungsverlauf eine Hüllkurve. Die Hüllkurve kann in vier Abschnitte geteilt werde: Attack für den Einsatz der Spannung, Decay für einen mehr oder weniger leichten Abfall der Spannung auf ein einstellbares Niveau, das Sustain genannt wird. Das Sustain verharrt für die Dauer, die die Taste des Instrumentes gedrückt ist, auf einer Höhe. Nach dem Loslassen setzt der Abschnitt Release ein, der Nachklang des Tones. Jeder dieser Abschnitte kann hinsichtlich Dauer und Ausprägung mit Hilfe von Reglern beeinflusst werden. Ein schnelles Attack – also schnelles Einschwingen des Tones – hat etwa ein Klavierklang, ein langsames – also langsames Einschwingen – beispielsweise ein gestrichener Kontrabass. 68 Audio-Editor, Software zur Bearbeitung von Audio-Dateien; die Bearbeitung von MIDI-Dateien ist nicht Aufgabe eines Audio-Editors. Für die Bearbeitung mittels eines Audio-Editors müssen die Audios in einem digitalen Audio-Format wie Wav, MP3, Ogg oder einem anderen vorliegen; die meisten Audio-Editoren können mit verschiedenen Formaten umgehen und die bearbeitete Datei auch in verschiedenen Formaten ablegen, können in Grenzen also auch als Format-Converter verwendet werden. In der Regel zeigt ein Audio-Editor die geladene Datei in einem Fenster an; Stereo-Audios werden in einem horizontal geteilten Fenster gezeigt. Die Anzeige gibt in etwa in der Horizontalen den zeitlichen Verlauf des Tracks an, in der Vertikalen die Amplitude, also die Lautstärke. Eine Zoom-Funktion erlaubt es, die Anzeige zu vergrößern, um Details genauer bearbeiten zu können. Die Vergrößerung kann bis auf Sample-Ebene reichen. Im Wesentlichen ist ein Audio-Editor für Klänge aller Art, was eine Bildbearbeitung für Fotos ist. So können aus der Grafik des Audios Teile herausgeschnitten, kopiert, an anderer Stelle eingefügt und markierte Teile diversen Veränderungen unterworfen werden. Einige Bearbeitungswerkzeuge sind bereits fester Bestandteil eines Audio-Editors, andere können als Plug-In hinzugefügt werden. Diverse Effekte gehören dazu: Ein- und Ausblenden, Lautstärke erhöhen oder absenken, Rauschen vermindern, rückwärts abspielen, Hall hinzufügen und weitere mehr. Für Musiker kann es wichtig sein, ein Audio bei unveränderter Tonhöhe langsamer ablaufen zu lassen oder Teile als Samples zur Weiterverwendung herauszukopieren, für Platten-Sammler, bei von Vinyl-Platten gewonnenen Audio-Dateien Knistern und Rauschen zu entfernen. Da jeder Bearbeitungsschritt auf grafischer Ebene erfolgt, ist ein sehr genaues Arbeiten möglich. Es gibt eine Vielzahl von Audio-Editoren, kommerzielle wie Freeware wie Open-Source-Programme. Zu den populären Audio-Editoren zählt etwa das Programm Wavelab der Firma Steinberg oder der Auftakt Freeware-Audio-Editor Audacity. Ein Audio-Editor kann durch einen ↑ Audio-Grabber ergänzt werden – dann ist die Bearbeitung von Daten möglich, die von gewöhnlichen CDs gewonnen wurden –, wie er seinerseits zu einem Software-Sequencer eine sinnvolle Ergänzung sein kann. in jeder Hinsicht bearbeitet werden. Für jüngere Musikstile wie die diversen Spielarten der Dancefloor-Musik ist der Einsatz eines Audio-Grabbers unerlässlich. Weblink http://audacity.sourceforge.net/?lang= de (Website des Freeware-Audio-Editors Audacity) Auftakt, englisch: up-beat, Bezeichnung für einen Taktteil, der vor dem ersten Taktteil des ersten Taktes eines Musikstückes das Stück eröffnet, also selbst auf einen unbetonten Taktteil fällt. Der erste Takt eines Musikstückes, gleich welcher Taktart, beginnt stets mit einem betonten, einem so genannten »guten« Taktteil; die erste Zählzeit, also die Eins, ist im Metrum eines Taktes stets der Taktteil mit der stärksten Betonung (Schwerpunkt). Die Mehrzahl aller Kompositionen, gleich welcher Musikart, ist nach dieser Regel konstruiert. Es gibt aber diverse Kompositionen, die von dieser Regel bewusst abweichen, in dem vor den ersten vollständigen Takt ein unvollständiger Takt geschaltet ist, der mit einigen Tönen auf der letzten – unbetonten – Zählzeit – auf den ersten vollständigen Takt zusteuert. Anhand einfacher Kinderlieder kann dieses Phänomen leicht demonstriert werden: Sowohl »Hänschen klein« als auch »Alle meine Entchen« beginnen auf der Zählzeit Eins des ersten Taktes. Anders der Beatles-Song »Yellow Submarine«: Die Worte »In the« beginnen auf einem Auftakt, also vor der Zählzeit Eins des ersten Taktes. Auf diese Zählzeit fällt das Wort »Town«. Der Song bleibt auftaktig, denn auch der erste Takt endet auftaktig auf den zweiten Takt: Der Teil »I was« der Zeile »Where I was« ist wiederum auftaktig zu »born« wobei in geradezu klassischer Weise die wichtigen Textaussagen sich nicht nur reimen, sondern auch noch die bedeutsamen Aussagen enthalten (»Town« für Stadt, »born« für das Ereignis der Geburt). Nebenbei erinnert das Wiegende der Auftakte an das Schaukeln auf dem Wasser – der Mann, von dem der Text berichtet, fuhr zur See. Der Auftakt spielt eine wichtige Rolle im Tanz, erst ▬ Audio-Grabber, auch CD-Grabber, Software, die es erlaubt, die Daten einer Audio-CD auszulesen und als Wav-Datei zu speichern. Die auf einer Audio-CD enthaltenen Musikdaten können nicht ohne weiteres als für den Computer lesbare Daten auf einen Datenträger übertragen werden. Um dies zu können und die Daten etwa in einem Audio-Editor bearbeiten zu können, müssen sie zunächst von der CD ausgelesen werden; diesem Zweck dienen Audio-Grabber. Ein Grabber-Programm zeigt in der Regel die einzelnen Tracks einer CD in einem Fenster an. Wenn der Grabber mit einer entsprechenden Datenbank im Internet – beispielsweise CDDB – verbunden ist, werden sowohl Titel der CD als auch die Titel der einzelnen Tracks angezeigt. Die Tracks können dann mit Hilfe des Grabbers komplett oder jeder für sich als Wav-Datei auf der Festplatte abgelegt werden. Manche Grabber sind sogar in der Lage, die Sektoren einer CD auslesen zu können. Ist ein Programm zum Komprimieren der Datei bereits mit dem Grabber verbunden, so kann gewählt werden, ob der Track gleich als MP3- oder Ogg-Datei komprimiert werden soll. Grabber erfüllen mehrere Aufgaben: Einerseits dienen sie dem Überführen des CD-Formats – das im Grunde ein Wav-Format ist – in ein anderes AudioFormat. Andererseits ist es mit ihrer Hilfe möglich, professionelle Aufnahmen der Klangbearbeitung zugänglich zu machen: Die Wav-Dateien können in einen Audio-Editor eingelesen und mit dessen Hilfe ▬ 69 Aufwärtsschlag recht bei Tänzen im Dreier-Takt: Der Auftakt gibt den Tänzern Zeit, sich auf die Eins des ersten Taktes – auf der die Schritte von Tänzen immer erst beginnen – zu konzentrieren. Für Kompositionsschüler bieten auftaktige Konstruktionen die Möglichkeit erster Schritte, denn es genügt ein einfaches Pattern, ein einfaches rhythmisches Modell, und die Kenntnis der Hauptharmonien, um einfache, aber für kleine Tänze geeignete Melodien und kurze Perioden zu finden. ▬ Aufwärtsschlag, auch kurz nur: Aufschlag, englisch: Down-Stroke, Spieltechnik bei der Gitarre Beim Aufwärtsschlag werden die Saiten der Gitarre von unten nach oben, von der hohen E-Saite zur tiefen E-Saite hin, rasch nacheinander in einer Bewegung angeschlagen, so dass sich das Klangbild eines Akkordes ergibt. Es müssen dabei nicht alle Saiten beteiligt sein. In einer Partitur oder in einer Tabulatur wird die Anweisung für das Durchführen eines Aufschlags mit einem kleinen, nach oben offenen Dreieck über dem jeweiligen Akkord angegeben. Die komplementäre Spieltechnik zum Aufwärtsschlag ist der Abwärtsschlag. In der Praxis des Rhythmusspiels mit der Gitarre werden Aufwärts- und Abwärtsschläge in vielfältiger Weise miteinander kombiniert. ▬ Aural Exciter, auch nur Exciter, englisch für etwa »Hörbereichs-Anreger«, elektronisches Gerät, auch Software, zur Klangverbesserung von Schallereignissen jeglicher Art; das Gerät wurde 1955 von dem Amerikaner Charles D. Lindridge erfunden. Das Gerät macht sich psychoakustische Gegebenheiten zunutze und ist daher weniger ein Effektgerät, als dass es zur Verbesserung eines Klanges dient. Im Wesentlichen besteht ein Aural Exciter aus ei- 70 nem Hochpassfilter und einer Verstärkungsstufe, die grundsätzlich im Übersteuerungsbereich arbeitet. Das originale Tonsignal wird dem Hochpass zugeführt, der Frequenzen zwischen 3000 und 5000 Hz herausfiltert und diese der Verstärkungsstufe zuführt. Hier erhält dieser Frequenzbereich aufgrund der Übersteuerung weitere Obertöne, die sich notgedrungen aus dem Obertonspektrum des zugeführten Filtersignals ergeben; es kommen also keine unabhängig vom Eingangssignal erzeugten Obertöne hinzu. Der auf diese Weise behandelte Frequenzbereich wird dem ursprünglichen Signal wieder hinzugefügt, wobei der Anteil regelbar ist. Das Ergebnis fällt dem Hörer nicht unbedingt auf, doch bewirkt die Bearbeitung des Tonsignals durch einen Aural Exciter, dass dem Hörer im Vergleich diese Aufnahme deutlicher, präsenter und im besten Falle angenehmer erscheint. Besonders bei erwartbar eher geringwertigen Wiedergabeanlagen ist der Einsatz eines Aural Exciters von Vorteil. Bei forciertem Einsatz der Klangbearbeitung wird dieser Effekt aber in das Gegenteil verkehrt. Der Aural Exciter wurde ab 1970 von der amerikanischen Firma Aphex als Gerät zur Verfügung gestellt, wurde aber bis zur Jahrtausendwende auch von anderen Firmen gebaut; es gibt den Effekt auch als Plug-In für Audio-Sequencer und andere MusikSoftware. Die grundsätzliche Idee wurde auch dahingehend modifiziert, dass statt eines Hochpassfilters ein oder mehrere Bandpassfilter eingesetzt werden; derartige Geräte werden als Enhancer bezeichnet. Literatur Peel, John: Making 4-Track Music; London 1989 ▬ Autoharp, Chordophon (Saiteninstrument, Zupfinstrument), eine besonders in der Volksmusik der USA gebräuchliche, mit einer Tastatur versehene Zither, entgegen der Bezeichnung handelt es sich bei der Autoharp nicht um eine Harfe. Automatic Double Tracking Das Instrument besteht aus einem Resonanzkasten in etwa halb-trapezartiger Form, über den 36 , 37 seltener auch 48 Saiten gespannt sind; der Tonumfang beträgt in der Regel also drei Oktaven, wenn es sich um ein chromatisches Instrument handelt, bei diatonischen ist der Umfang entsprechend größer. Auf der rechten Seite ist quer über den Saitenbezug eine Tastatur befestigt. Mit den Tasten dieser Tastatur können Filzpolster auf die Saiten gedrückt werden, die dann bei Anschlag der Saiten auf der linken Saite des Instrumentes diese so abdämpfen, dass die frei schwingenden Saiten einen Akkord ergeben. Die Saiten sind auf der linken Seite des Kastens eingehängt und werden auf der rechten Seite von Stimmwirbeln gespannt. Der Klang der relativ dünnen Stahl- oder Messingsaiten ist hell, obertonreich und erinnert an den eines Dulcimers. Mit den 15 bis 21 Tasten können Dur-, Moll- und Dominantseptakkorde gespielt werden, also die Akkorde C-, D- G-, F-, B-, Es- und As-Dur, c, g-, d-, a- und eMoll und die Septakkorde F, C, G, D, A, E, A und B. Zum Spiel umarmt der Instrumentalist die Autoharp geradezu und umfängt sie mit beiden Armen; dabei weisen die Saiten nach vorn. Mit der linken Hand werden die Tasten gedrückt, mit der rechten die Saiten angeschlagen. Die Saiten können mit den Fingern, mit einem Plectrum (Flat Pick) für Gitarren oder aber auch mit Fingerpicks in Schwingung versetzt werden. Manche Autoharp-Spieler legen das Instrument auch auf den Schoß oder auf einen Tisch. Versierte Autoharp-Spieler können Melodie und Begleitung gleichzeitig spielen, doch wird das Instrument in der Regel zur akkordischen Begleitung zum Gesang verwendet. Die Autoharp gilt zwar als leicht zu erlernendes Instrument, doch ist virtuoses Spiel keineswegs leicht zu erreichen. Bekannte Spieler der Autoharp waren oder sind Judy Dyble von Fairport Convention, June Carter Cash und Bryan Bowers. Ein wenig im Dunkeln liegt die Herkunft der Autoharp. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den USA: 1882 erhielt der aus Deutschland einge- wanderte Instrumentenbauer Charles F. Zimmermann auf ein sehr ähnliches Instrument ein Patent. Der Instrumentenbauer Karl August Gütter baute in Markneukirchen eine Zither, die die meisten Elemente der heute gebräuchlichen Autoharp enthielt und meldete seinerseits dieses Instrument in Großbritannien zum Patent an. Zimmermann bekam Kenntnis von Gütters Instrument, das dieser Volkszither genannt hatte und baute nunmehr dieses Instrument in den USA nach. Diskografie Judy Dyble: Talking with Strangers (2009) ▬ Automatic Double Tracking, abgekürzt ADT, englisch für etwa »automatische Verdoppelung einer Aufnahme«, auch Artificial Double Tracking, seit Mitte der 1960er-Jahre gebräuchliches Verfahren bei der Tonaufnahme mit analogen Geräten, einer bereits vorhandenen Aufnahme eine zeitlich geringfügig verzögerte Kopie dieser Aufnahme hinzuzufügen; das Verfahren nutzt einen psychoakustischen Effekt und wird besonders bei Vokalaufnahmen angewendet. Sinn des Automatic Double Tracking ist es, die Klangfülle einer Stimme durch Verdoppelung zu vergrößern. Das Verfahren nutzt einen psychoakustischen Effekt, der auftritt, wenn zwei oder mehr ähnliche Instrumente unisono gespielt werden: Dem Hörer erscheint die Klangfülle des zu Hörenden größer als die Zahl der beteiligten Instrumente nahe legt. So ergibt sich etwa in der Kombination von Sopransaxophon und Tenorsaxophon, die unisono erklingen, dem Hörer der Eindruck, es mit wenigstens drei Saxophonen zu tun zu haben. Dieser Effekt wird stillschweigend bei der Instrumentation von Musik – so auch im Streichorchester – einkalkuliert. Ursache des Effekts sind geringfügig unterschiedliche Intonation sowie Phasenverschiebungen. Der Effekt ist auch in Blues, Jazz, Rock und Pop bekannt und wird etwa für Hammond-Orgeln 71 Automatic Double Tracking durch den Rotationslautsprecher genutzt. Bei der Aufnahme der menschlichen Stimme ergibt sich die Schwierigkeit, dass jede menschliche Stimme originär ist. Das Verdoppeln der Stimme geschieht zwar im Satzgesang – wenn etwa zwei oder mehr Sänger unisono singen –, doch unterschieden sich die Klangfarben der Stimmen. Als nach Ende des Zweiten Weltkriegs Tonbandgeräte für Tonaufnahmen genutzt werden konnten, ersannen Tontechniker das später so genannte Manual Double Tracking. Dabei wird eine Gesangs- oder Instrumentalstimme wie gewohnt aufgenommen, danach singt derselbe Sänger den Part noch einmal ein beziehungsweise wird die Instrumentalstimme ein zweites Mal eingespielt. Buddy Holy und der Gitarrist Les Paul etwa haben diese Methode mehr als einmal angewendet. Technisch war es auch möglich, zwei getrennt eingespielte Aufnahmen auf einer gemeinsamen Spur zusammenzuführen. Den größten Effekt hatte die Technik – die später mit Multitrack-Bandgeräten einfacher durchgeführt werden konnte –, wenn der jeweilige Sänger seinen Part tatsächlich zweimal sang. Angewendet wurde das in der Tat mühselige Double Tracking vor allem bei Sängern mit so genannter »kleiner« Stimme. Ein Beispiel des Effektes bietet etwa der Song »Not A Second Time« (»With The Beatles«; 1963), gesungen von John Lennon. John Lennon war oft gefordert, seiner Stimme per Double Tracking mehr Wirkung zu geben. Entsprechend unzufrieden war er mit der Technik, bis der Toningenieur Ken Townshend, Mitarbeiter der Abbey-Road-Studios, 1966 einen Weg fand, das zweite Einsingen des Parts überflüssig zu machen. Er benutzte dazu zwei Tonbandgeräte: Eines spielte die erste Aufnahme ab und führte sie einem zweiten Tonbandgerät zu, dessen Bandgeschwindigkeit in sehr engen Grenzen variiert wurde. Danach wurden die beiden Aufnahmen auf einer Tonbandspur zusammengefasst. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Delay-Verfahren. Da die Schwankung der Bandgeschwindigkeit aber nur sehr gering ist, resultiert das Zusammenführen der Aufnahmen weder in einem Nachhall noch in einem Echo. 72 Die Beatles haben ADT bereits bei den Aufnahmen zu »Revolver« (1966) ausgiebig erprobt und auch bei späteren Produktionen immer wider angewendet. Häufig wurde einer verdoppelten Stimme etwa von Lennon auch eine einfache oder eben auch verdoppelte Stimme von McCartney zu einer Gesangsstimme zusammengeführt, einer der Gründe für den besonderen Beatles-Vokalklang. Das ADT-Verfahren selbst ist im direkten Vergleich mit Manual Double Tracking jedoch durchaus zu entdecken, denn eine tatsächlich ein zweites Mal eingesungen Stimme weicht in vielen winzigen Details von der ersten Einspielung ab; dies lässt sich mit nur einer vorhandenen Stimme mittels Technik nicht exakt nachahmen. Beide Techniken – Manual wie Automatic Double Tracking – standen am Anfang der Effektgeräte, die mittels Signalverzögerung und den daraus resultierenden Phasenverschiebungen arbeiten. Das ADT führte zur Entwicklung von Phasern und Flangern. Die digitale Aufnahmetechnik machte die Prozedur dann endgültig überflüssig, wenn es auch immer wieder Sängerinnen und Sänger gibt, die das überkommene Verfahren favorisieren; manche unterziehen sich sogar dem Manual Double Tracking. Das Automatic Double Tracking dürfte – abgesehen davon, dass es diversen Sängern eine unliebsame Aufgabe abnahm – einigen Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik der mittleren 1960erJahre gehabt haben. Psychedelic Rock etwa bezog seinen »Sound«, seinen mitunter verschwimmenden Gesamtklang der Tatsache, dass Aufnahmetechniken angewendet wurden, bei denen Phasenverschiebung eine wichtige Rolle spielten. Literatur Martin, George: All You Need Is Ears; London 1979 ▪ Southall, Brian/Vince, Peter/Rouse, Allan: Abbey Road: The Story of the World’s Most Famous Recording Studios; London 1982 ▪ Gould, Jonathan: Can’t Buy Me Love – The Beatles, Britain, and America; London 2007 | Diskografie The Beatles: With The Beatles (1963) ▪ The Beatles: Revolver (1966) Avantgarde Autumn Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1964 von Tom Donahue und Bob Mitchell in San Francisco gegründet. Zu den bei Autumns Records unter Vertrag stehenden Rockbands gehörten u.a. die Beau Brummels und der Soul-Sänger Bobby Freeman. Mit der Übernahme von Autumn Records durch den WarnerBros.-Konzern wurde die Existenz des Labels beendet. Literatur Who Put the Bomp! (Sommer 1974, S. 15) ▬ Avalon Ballroom, Tanzsaal in San Francisco, der als Entstehungsort des so genannten San FranciscoSounds gilt. Das mehrstöckige Gebäude an der Ecke Van Ness Avenue/Sutter Street wurde 1909 gebaut und diente u. a. der Colin Traver Academy of Dance als Schulhaus. In den 1960er-Jahren übernahm Robert E. Cohen gemeinsam mit dem Konzertveranstalter Chet Helms und dem Managment der Rockband Family Dog das Haus. Family Dog engagierte einige lokale Gruppen, die in der Longshore Hall, dann aber vor allem im Avalon Ballroom auftraten. Hier gaben etwa Quicksilver Messenger Service, The Steve Miller Band, Moby Grape, 13th Floor Elevators, The Butterfield Blues Band und Janis Joplin mit Big Brother and the Holding Company Konzerte. Die erst 1970 erschienene LP »Vintage Dead« der Grateful Dead vergegenwärtigt gut die Atmosphäre dieser Abende im Jahr 1966. Die Musik in dem nur etwa 500 Personen fassenden Saal wurde von Lightshows, Stroboskopen und Projektionen ergänzt. 1968 gaben Cohen und Helms den Avalon Ballroom als Konzertort auf. Bis 2001 diente das Haus als Kino, wurde 2003 in einen Veranstaltungsort für größere Feiern, beispielsweise Hochzeiten oder Produktpräsentationen umgebaut und unter dem Namen The Regency Center wieder eröffnet. In dem nunmehr Regency Ballroom genannten großen Saal finden auch wieder Konzerte statt. Literatur Gleason, Ralph J.: The Jefferson Airplane and the San Francisco Sound; New York 1969 | Weblink http://www.regencycentersf.com/ (Website des Regency Centers, früher Avalon Ballroom) ▬ Avantgarde, französisch für »Vorreiter, Vortrupp«, eigentlich in militärischem Sinne, dann über Politik seit Ende des 19. Jahrhunderts auch auf künstlerische Bewegungen, darunter auch die der Musik, übertragen. Der Begriff Avantgarde hängt eng mit der Annahme eines in der Kunst möglichen Fortschritts zusammen. Die Erweiterung des musikalischen Materials gilt in der Geschichte der Musik als Fortschritt: Arnold Schönberg konnte über andere kompositorische Mittel verfügen als Gustav Mahler, Mahler über andere als Franz Liszt, Liszt über andere als Ludwig van Beethoven. Dabei stellte der Spätere jeweils den Avantgardisten für den Früheren dar. Mit der Einführung von etwas Neuem steht dieses jedem zur Verfügung. Damit ist der Avantgarde-Begriff unteilbar: Es gibt keine Avantgarde des Jazz, keine Avantgarde des Rock und natürlich auch keine Avantgarde der Popmusik. Sobald ein Jazzmusiker, ein Rock- oder Popmusiker das musikalische Material »seiner Musik« erweitert, ist es nicht mehr Jazz, Rock oder Pop, sondern muss sich am Stand des musikalischen Materials überhaupt orientieren. Beispielhaft gesagt: Würde ein Rockmusiker zu Beginn des 21. Jahrhunderts Dodekaphonie in die Rockmusik einführen, wäre es einerseits keine Rockmusik mehr, andererseits auch keine Avantgarde, da diese Erweiterung des Materials über 100 Jahre zurückliegt. So gesehen handelt es sich etwa bei »Revolution No. 9« (1968) von John Lennon nicht um Avantgarde, sondern um die Nachahmung von bereits Vorhandenem: Musique concrète und Collagetechnik waren in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre längst bekannte 73 AWA Kompositionstechniken. Der Begriff Avantgarde wurde in der Musik erst Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt, vor allem in der Musikpublizistik diente er dazu, etwa die Musik von Arnold Schönbergs, Alban Bergs und Anton Weberns von der gemäßigten Moderne etwa Paul Hindemiths und Igor Strawinskys abzugrenzen. Von Komponisten und Musikwissenschaftlern hingegen wurde der Begriff nicht verwendet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff zunehmend zu einem journalistischen Terminus, fand und findet in der Rock-Journalistik immer dann Anwendung, wenn Musik beschrieben werden soll, die von der Rockmusik stark abwich, sich andererseits aber auch nicht als Teil der traditionellen Kunstmusik empfand. Tatsächlich findet in Rock und Pop eine Entwicklung des musikalischen Materials nicht statt. In der elektroakustischen Aufbereitung von Musik dagegen können Rock und selbst noch der banalste PopSong in der Tat einen Fortschritt darstellen, doch ist dieser Fortschritt der Fortschritt der dazu nötigen Technik: Erreicht ein Gerät der Studiotechnik den Grad der Marktreife, so sind Rock- und Popmusiker stets die ersten, die es verwenden wollen. Technischer Fortschritt ist also der Motor der Rock- und Popmusik, und von dessen Antriebskraft profitieren über den Gebrauch in Rock- und PopProduktionen mitunter auch der Jazz wie die traditionelle Kunstmusik. Schließlich: Ein Avantgardist ist nur für kurze Zeit ein solcher. Sobald seine schöpferischen Mittel bekannt sind, werden sie entweder Allgemeingut oder aber sie geraten in Vergessenheit und machen einer neuen Avantgarde Platz. Literatur Halbscheffel, Bernward: Progressive Rock – Die Ernste Musik der Popmusik; Leipzig 2012 ▬ AWA, Abkürzung für Anstalt zur Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf 74 dem Gebiet der Musik, 1950 in der DDR (Deutsche Demokratische Republik) gegründete Organisation zur Verwertung von Rechten an Musik (Urheberrechte, Aufführungsrechte). Die AWA war das Gegenstück zur GEMA in der Bundesrepublik Deutschland. Die Organisation war an internationale Organisationen wie die Confédération Internationale des Sociétés d’Auteurs et Compositeurs und das Bureau International de l’Edition Mecanique angeschlossen. Aufgrund dieser Konstruktion konnte die AWA zwar die Rechte von in der DDR tätigen Komponisten und Musikern wahrnehmen, wenn etwa deren Musik beispielsweise in Lizenz in der Bundesrepublik veröffentlicht wurde, war andererseits dadurch aber auch gezwungen, Tantiemen an Urheber außerhalb der DDR zu zahlen. Wollte etwa eine in der DDR beheimatete Rockband beispielsweise einen Song der Rolling Stones öffentlich aufführen, so mussten an die Urheber des Songs, also an die Rolling Stones, Tantiemen gezahlt werden. Gewöhnlich werden die gegenseitigen Tantiemenansprüche unter den Gesellschaften verrechnet. Um diese Zahlungen in einem gewissen Rahmen zu halten, überwachte die AWA auch die so genannte 60/40-Prozent-Verpflichtung der in der DDR tätigen Musiker: 60 Prozent des Repertoires mussten aus eigenem Material, 40 Prozent konnten aus fremden – damit waren in der Regel Songs amerikanischer oder britischer Urheber gemeint – bestehen. Hintergrund dieser Anordnung war, dass die in der DDR aufgeführte Musik – sei es im Konzert, sei es im Rundfunk oder Fernsehen – nicht mehr Devisen kosten als einbringen sollte. Da die Musik von Urhebern aus der DDR in den westlichen Ländern nicht sonderlich gefragt war, sollte dem zu erwartenden Ungleichgewicht auf diese Weise von vornherein begegnet werden. Der Nebeneffekt war, dass die DDR-Führung die Rockmusik nicht mehr verteufeln konnte, sondern geradezu fördern musste. Mit Ende der DDR wurden die Aufgaben der AWA von der GEMA übernommen, wenn auch die AWA formaljuristisch nie aufgelöst wurde. Axe Axe, englisch für »Axt«, im Musikerjargon Begriff für die elektrische Gitarre; der Gitarrist wird als Axe Man bezeichnet. Auch Jazzmusiker, vor allem Bläser, nennen ihr Instrument mitunter Axe. Der Bassist der amerikanischen Band Kiss, Gene Simmons, spielte zeitweilig eine elektrische Bassgitarre, deren Äußeres einer überdimensionierten Axt glich. 75 76