Zucker - Schmeckt Richtig!
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Zucker - Schmeckt Richtig!
Themendienst 01/2015 www.schmecktrichtig.de Zucker – ein traditionelles Lebensmittel Jedes Jahr im Herbst beginnt in über 30.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland die Zuckerrübenernte. Seit über 200 Jahren wird in Deutschland aus der Rübe Zucker gewonnen. Mit der Entdeckung des Rübenzuckers wurde Zucker erschwinglich und selbstverständlicher Teil unserer Alltagskultur. Heute stammen rund 85 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Zuckers aus Deutschland und Europa. So werden lange Transportwege vermieden und der Zucker wird umweltgerecht produziert. 77 Prozent der Deutschen wissen, dass Zucker ein Naturpodukt ist. Offenbar geht dieses Wissen jedoch insbesondere bei den Jüngeren verloren. Während 86,6 Prozent der 50- bis 69-Jährigen auf das Naturprodukt tippen, weiß ein Drittel der 14- bis 29-Jährigen nicht, dass Zucker ein natürliches Erzeugnis ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Online-Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag der Initiative „Schmeckt Richtig!“ im August 2015 durchgeführt hat. Zucker wird quer durch alle Altersgruppen geschätzt. Rund 73 Prozent der Befragten sehen in Süßstoffen keine Alternative zum Zucker. Kein Wunder: Ob beim Kochen oder Backen – Zucker gehört traditionell dazu. Er hat sich bewährt und ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Er verfeinert Speisen, wird in vielerlei Gerichten und Backwaren zum Süßen eingesetzt, trägt zur Konsistenz bei und macht Früchte beim Zubereiten von Konfitüre haltbar. *Marktforschungsinstitut Innofact, im Auftrag der Initiative „Schmeckt Richtig!“, Bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung, Befragungszeitraum 18.08.-20.08.2015, n=2.103 Das wissen die Deutschen über Zucker 54 % wissen: Der hier verarbeitete Zucker stammt vor allem aus Deutschland und Europa. 77 % ist bekannt: Zucker ist ein Naturprodukt. 70 % wissen: Der hier verkaufte Zucker wird aus der Zuckerrübe gewonnen. 73 % wollen Zucker und keinen Süßstoff. Schmeckt Richtig! | Themendienst 01/2015 1/5 Interview Zucker in der Kritik – zu Unrecht Wer Zucker für die Entstehung von Zivilisationskrankheiten verantwortlich macht, ist auf der falschen Fährte. Eine wissenschaftliche Grundlage dafür gibt es nicht. Die Dämonisierung von Zucker verstellt den Blick auf die wirklichen Ursachen dieser Krankheiten und zugleich auf die Chancen, ihnen vorzubeugen. Die Initiative „Schmeckt Richtig!“ möchte mit verbreiteten Irrtümern über Zucker aufräumen und zu einer sachlichen Diskussion beitragen. Die Initiative soll zeigen, dass Zucker natürlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung ist. Was zählt ist die Balance von Ernährung, Genuss und Bewegung. Die Initiative „Schmeckt Richtig!“ fragt die Ernährungsexpertin Katrin Kleinesper von Sport & Food Schmeckt Richtig: Frau Kleinesper, was genau ist eigentlich Zucker? Katrin Kleinesper: Zucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate. Er wird in Europa meistens aus der Zuckerrübe gewonnen – in anderen Ländern auch aus dem Zuckerrohr. Zucker ist also ein Naturprodukt. Schmeckt Richtig: Und wofür braucht unser Körper Zucker? Katrin Kleinesper: Zucker liefert unserem Körper Energie. Unser Körper braucht täglich eine Mindestmenge an Energie, den sogenannten Grundumsatz. Damit werden zum Beispiel die Körpertemperatur, die Atmung und der Herzschlag konstant gehalten. Außerdem brauchen wir zusätzliche Energie, wenn wir uns bewegen. Ohne Energie könnten unsere Muskeln und unser Gehirn nicht arbeiten. Schmeckt Richtig: Nun wird aber Zucker auch häufig mit Übergewicht in Verbindung gebracht. Was ist denn da dran? Katrin Kleinesper: Oh ja, das höre ich täglich, aber da ist nichts dran, denn Zucker an sich macht nicht dick. Entscheidend ist, wie viele Kalorien wir aufnehmen und wie viel wir verbrauchen. Das heißt: Die Energiebilanz muss stimmen. Wer auf Dauer mehr isst und trinkt, als sein Körper verbraucht, nimmt zu. Dabei ist es ganz egal, welcher Nährstoff das ist. Schmeckt Richtig! | Themendienst 01/2015 Grundsätzlich gibt es auch kein gesund oder ungesund, was zählt ist eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Wer seine Energiebilanz im Gleichgewicht hält, nimmt nicht zu. Schmeckt Richtig: Warum gibt es denn heute mehr Übergewichtige als früher? Katrin Kleinesper: Eine wesentliche Ursache ist, dass sich die Menschen heute weniger bewegen, als das früher der Fall war, einige aber noch so essen, als müssten sie enorme körperliche Leistungen vollbringen. Viele sitzen aber heute bei ihrer Arbeit und verbringen auch die Freizeit lieber auf dem Sofa. Viele bewegen sich einfach zu wenig. Kinder spielen lieber am Computer, als dass sie draußen toben. Gleichzeitig ist das Angebot an Lebensmitteln groß und das Selberkochen geht zurück. Übergewicht hat also viele Ursachen. Vita: Katrin Kleinesper, Ernährungsexpertin bekannt aus Funk und Fernsehen ist seit 20 Jahren als selbständiger Food Coach in Hamburg aktiv. Ihre Firma heißt Sport & Food und das ist bei ihr Programm. Ihr neuestes Projekt sind Kinderkochshows, um den Kleinen spielerisch und mit Spaß das Thema Ernährung, ohne Verbote näher zu bringen. Schmeckt Richtig: Viele greifen ja eher auf zuckerfreie oder zuckerreduzierte Lebensmittel zurück. Wie sinnvoll ist das? Katrin Kleinesper: Gerade das ist häufig eine Fehleinschätzung, weil zum Beispiel der Hinweis ,,weniger Zucker“ in der Regel mit weniger Kalorien in Verbindung gebracht wird. Aber genau das kann ein Irrtum sein. Vergleicht man z.B. normale und zuckerreduzierte Frühstücksflocken, stellt man fest, dass sie fast die gleiche Menge an Kalorien haben. Im Grunde ist das auch nicht verwunderlich, denn wird Zucker reduziert, muss ein anderer Nährstoff an seine Stelle treten. Und der hat ebenfalls Kalorien. Viel sinnvoller ist es, auf die Kalorienmenge zu achten. 2/5 Fakten Von der Rübe zum Zucker in sechs Schritten Die Zuckerrübenkampagne – so wird die Zeit bezeichnet, in der die Rüben geerntet und verarbeitet werden – beginnt im September und dauert bis ungefähr Mitte Januar. Zwar sehen die bräunlichen Zuckerrüben so gar nicht süß aus, doch bei der Ernte hat jede von ihnen einen Zuckergehalt von bis zu 20 Prozent. Dieser Zucker wird in den Zuckerfabriken aus den Zuckerrüben herausgelöst. 1. Vor der Verarbeitung werden die Zuckerrüben gewaschen. 2. Anschließend werden die Rüben zu streifenförmigen Rübenschnitzeln zerkleinert und in den Extraktionsturm transportiert. Dort löst ca. 70 Grad heißes Wasser den Zucker. 3. Bei der Saftreinigung werden Kalk und Kohlendioxid nacheinander zugesetzt, um die Nichtzuckerstoffe zu binden und auszufällen. Nach dem Filtern bleibt klarer Dünnsaft mit einem Zuckergehalt von rund 16 Prozent übrig. 4. Dieser Dünnsaft wird in die Verdampfstation weitergeleitet. Durch das Einkochen entsteht ein goldbrauner Dicksaft mit rund 70 Prozent Zuckergehalt. 5. Beim Kochen des Dicksaftes bilden sich im Sirup Zuckerkristalle. Durch Schleudern in Zentrifugen wird der Sirup von den Zuckerkristallen getrennt. Letzte Sirupreste werden mit heißem Dampf abgespült und der Zucker wird erneut aufgelöst. 6. Anschließend wird der Zucker getrocknet und in Silos gelagert. Schmeckt Richtig! | Themendienst 01/2015 3/5 Fakten Zucker – ein nachhaltiges Produkt Nachhaltiges Wirtschaften berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen. Die Rübenanbauer und die Zuckerindustrie in Deutschland vereinen diese drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – vom umweltschonenden Anbau bis zur hocheffizienten Verarbeitung. Genügsame Rübe Der Anbau von Zuckerrüben ist besonders umwelt- und ressourcenschonend: Im Vergleich zu anderen Feldfrüchten in Mitteleuropa brauchen Zuckerrüben viel weniger Wasser, um ein Kilogramm Nährstoffe aufzubauen. In den vergangenen 20 Jahren haben Rübenanbauer den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 75 Prozent gesenkt und schützen die Rüben heute durch natürliche Verfahren, die besonders nachhaltig sind. Durch besonders schonende Bodenbearbeitung ohne Pflug oder den Anbau von Zwischenfrüchten tragen die Rübenanbauer so auch zur Verbesserung der Bodenqualität bei. 1. 2. 3. 4. Im März/April – sobald es warm genug ist – werden die Zuckerrüben ausgesät (1). Schon nach wenigen Wochen sprießen die ersten grünen Blättchen (2). Nach etwa 180 Tagen ist die Rübe dann reif für die Ernte. (3 & 4) Moderne Ernte, effiziente Verarbeitung Auch bei der Ernte und der Verarbeitung der Rüben ist Nachhaltigkeit längst Standard. Moderne Erntetechniken stellen sicher, dass die Ackerböden geschont und durch die gehäckselten Rübenblätter mit natürlichem Dünger versorgt werden. Die Verarbeitung der Rüben erfolgt meistens in unmittelbarer Nähe; durch die kurzen Wege wird der CO2-Ausstoß beim Transport gering gehalten. In den Zuckerfabriken wird auf ein effizientes Strom- und Wassermanagement geachtet. Das Wasser, das zur Wäsche der Rüben und bei der Verarbeitung gebraucht wird, stammt fast ausschließlich aus der Rübe selbst. Die Stromversorgung erfolgt in allen deutschen Zuckerfabriken aus besonders energieeffizienten und klimafreundlichen Kraft-WärmeKopplungsanlagen. Der erzeugte Strom übersteigt in der Regel den Eigenbedarf der Fabriken – der Überschuss wird in das öffentliche Netz eingespeist. Nicht nur süß … Die Zuckerrübe ist zudem ein wahres Multitalent; kaum eine andere Pflanze wird so Schmeckt Richtig! | Themendienst 01/2015 4/5 Fakten effizient verwertet. Denn Zuckerrüben enthalten nicht nur die Saccharose, die aus den Rüben herausgelöst und zu unserem Haushaltszucker kristallisiert wird. Die entzuckerten Rübenschnitzel sind außerdem ein wertvolles Futtermittel. Melasse und Zucker werden unter anderem auch in der pharmazeutischen Industrie eingesetzt. Die Rübe wird vollständig verwertet. Für die ländlichen Regionen, in denen Zuckerrüben angebaut werden, hat der Zucker noch weitere Bedeutung: Der Rübenanbau trägt zur Existenzsicherung von vielen landwirtschaftlichen Betrieben bei, während die Zuckerfabriken Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern. Rund 80 Prozent der Bruttowertschöpfung des Sektors kommen den ländlichen Regionen zugute. Weitere Fakten, Hintergründe und Informationen stehen auf www.schmecktrichtig.de bereit. Das Naturprodukt Zucker Jedes Jahr im September beginnt die Zuckerrübenkampagne. So nennt man die Zeit, in der die Zuckerrüben geerntet und verarbeitet werden. Kaum eine andere Pflanze wird so effizient verarbeitet wie die Zuckerrübe – es bleibt nichts unverwertet. Von der Rübe zum Zucker 1 kg 30.000 20 7 kg Rübenanbauer gibt es in Deutschland. Zuckerfabriken verarbeiten die Zuckerrüben. Zuckerrüben ergeben 1 kg Zucker. Multitalent Zuckerrübe – alles wird verwertet Carbokalk ist ein gutes Düngemittel. Melasse ist ein Rohstoff für die Industrie und zugleich Viehfutter. Zucker Pressekontakt Initiative „Schmeckt Richtig!“ Rübenblätter bleiben als Dünger auf dem Feld. komm.passion GmbH Himmelgeister Str. 103 – 105 Rübenschnitzel dienen als Futtermittel. wird in der Zuckerrübe gespeichert. Aber nicht nur der Zucker wird verwertet. 73 % der Zuckerrübe sind Wasser. Es kann direkt im Prozess genutzt werden. 40225 Düsseldorf T +49 211 600 46-143 F +49 211 600 46-200 [email protected] Wirtschaftsfaktor Zucker Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V. Am Hofgarten 8 1:9 80 % Jeder Arbeitsplatz in einer Zuckerfabrik der Bruttowertgeneriert neun weitere in vorschöpfung erfolgen in und nachgelagerten Bereichen. der (Anbau-)Region. 35 kg 18 – 20 kg Zucker pro Kopf und Jahr setzt die deutsche Zuckerwirtschaft ab – nicht nur für den Verzehr. Zucker wird zum Beispiel auch in Kunststoffen, in Farben und Lacken eingesetzt. beträgt der jährliche Pro-Kopf-Verzehr. 53113 Bonn T +49 228 2285-0 F +49 228 2285-100 [email protected] Presserechtlich verantwortlich: Eva Sawadski Quelle komplette Infografik: Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V. (WVZ) / Datum Erscheinung: September 2015 / Bildquellen: ©Fotolia.com, ©Shutterstock.com ZUCKER INFODIENST · 02 | 2015 Schmeckt Richtig! | Themendienst 01/2015 3/3 5/5