Hallux valgus - Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg
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Hallux valgus - Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg
Hallux valgus (Ballenzehe) Der Hallux valgus ist eine der häufigsten Zehendeformität beim Menschen. Die Großzehe weicht im Großzehengrundgelenk nach außen und der I. Mittelfußknochen nach innen ab. Durch den Zug, der am Großzeh ansetzenden Muskeln bzw. Sehnen wird die Fehlstellung noch verstärkt. Eine chronische Druckstelle, die als Folge der Fehlstellung am Köpfchen des ersten Mittelfußknochens entsteht, führt zu einer Knochenneubildung (Pseudoexostose). Dieser „Ballen“ ist deutlich sichtbar zu tasten. Ursache der auftretenden Schmerzen sind mechanische Reizzustände an der Haut und des darunter liegenden Schleimbeutels. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Zum Teil liegt das auch an dem engen, hochhackigen und spitzen Schuhwerk. Hauptursache ist jedoch eher die genetische Veranlagung, so dass viele Patienten von einer familiären Häufung des „Ballen“ sprechen. Es bedarf verschiedenste Operationstechniken, um die Fehlstellung zu korrigieren. Je größer die Fehlstellung ist, desto weiter körpernah muss die Korrektur erfolgen. Operation nach Austin, Chevron oder Reverdin-Green-Laird Es handelt sich hierbei um eine V-förmige Knochendurchtrennung des ersten Mittelfußknochens unmittelbar hinter dem Mittelfußköpfchen, wobei anschließend der durchgesägte Knochen in die gewünschte Stellung verschoben wird. Die Stellung wird durch eine Titandoppelgewindeschraube gesichert. Zusätzlich wird regelmäßig ein begleitendender Weichteileingriff mit einer Sehnendurchtrennung und einer Kapselraffung zur Korrektur der krankhaft veränderten Kapsel- und Muskelverhältnisse durchgeführt. Ziel dieser Operation ist die Korrektur eines moderaten Hallux valgus unter Erhalt des Gelenkes. Bei höhergradigen Fehlstellungen werden andere Operationsmethoden bevorzugt durchgeführt. Seite 1 von 4 Operation nach Scarf Die sogenannte Scarf-Osteotomie ist eine weitere Methode zur operativen Korrektur eines Hallux valgus. Hier wird am ersten Mittelfußknochen eine längs zur Schaftachse gerichtete Zförmige Verschiebeplastik durchgeführt und die gewünschte Stellung mit 2 Titandoppelgewindeschrauben fixiert. Wie bei der basisfernen Osteotomie wird sie mit einem korrigierenden Weichteileingriff kombiniert. Die Scarf-Osteotomie hat einen sehr weiten Einsatzbereich und bietet für eine große Bandbreite von Veränderungen gute Korrekturmöglichkeiten, insbesondere beim älteren Patienten. Basisosteotomie Bei ausgeprägtem Spreizfuß mit schwerer Fehlstellung der Großzehe wird die Korrektur des Knochens bevorzugt an der Basis des ersten Mittelfußknochens körpernah durchgeführt. Hierdurch können auch starke Fehlstellungen korrigiert werden. Auch bei dieser Operationsmethode werden die veränderten Weichteile (Sehnen und Kapsel) am Großzehengrundgelenk gleichzeitig korrigiert. Die gewünschte Stellung wird durch eine kleine Metallplatte mit winkelstabilen Schrauben gehalten und fixiert, so dass der Knochen in der korrigierten Stellung verheilen kann. Lapidusarthrodese Die Lapidusarthrodese ist eine Versteifungsoperation zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem inneren Keilbein mit der größten Korrekturmöglichkeit. Sie wird bevorzugt angewendet bei ausgeprägten Fehlstellungen der Großzehe bzw. des ersten Mittelfußknochens und gleichzeitigem Gelenkverschleiß oder Instabilität zwischen dem ersten Mittelfußknochen und den Keilbein. Die eingebrachten Schrauben und Plättchen müssen, ebenso wie bei den anderen Operationsverfahren, nicht zwingend entfernt werden. Gelegentlich stört das Material im engen Schuhwerk, so dass es im Rahmen einer ambulanten Behandlung entfernt werden kann. Seite 2 von 4 OP nach Akin Sollte sich die Fehlstellung durch die oben genannten Korrekturen nicht vollständig korrigieren lassen, besteht die Möglichkeit, eine zusätzliche Stellungskorrektur an der Großzehe durchzuführen. Dabei wird aus dem Grundglied der Großzehe ein kleiner Keil entnommen und durch das Anklappen der Oberflächen eine Stellungskorrektur erreicht. Die Stellung wird mit einer kleinen Schraube oder einer Titanklammer fixiert. Orthopädische Hilfsmittel Entsprechend der bei Ihnen durchgeführten Operation erhalten Sie von uns: □ 1 Vorfußentlastungsschuh □ 1 Paar Unterarmgehstützen □ 1 Hallux valgus Nachtschiene/ Toe Fit Bandage Der Vorfußentlastungsschuh ermöglicht ein Gehen auf der Sohle unter Entlastung des Vorfußes. Der Schuh wird insgesamt 6 Wochen getragen und nach Durchführung einer Röntgenverlaufskontrolle abtrainiert, bzw. durch eigenes Schuhwerk ersetzt. Die Unterarmgehstützen sollen schmerzadaptiert in den ersten 3 bis 5 postoperativen Tagen unterstützend eingesetzt werden und dürfen danach langsam abtrainiert werden. Die notwendige 6-wöchige Entlastung wird durch den Vorfußentlastungsschuh erreicht. Die Hallux valgus Nachtschiene bzw. ToeFit-Bandage soll nach der 7. postoperativen Woche nachts für insgesamt 3 Monate getragen werden. Durch sie sollen in den ersten Monaten, in denen die Gelenkkapsel noch relativ weich ist, der Großzeh bzw. die übrigen operierten Zehen in der optimalen Stellung verheilen. Eine Thromboseprophylaxe erfolgt mit einer Injektion niedermolekularen Heparin lediglich für 2 oder 3 Tage bis zum erreichen eine Belastbarkeit von mindestens 20kg und einer Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk vom mindestens 20°. Beschleunigte Nachbehandlung nach Vorfußoperationen Die Nachbehandlung nach Vorfußoperationen variiert nach durchgeführter Operationstechnik, so dass sie stets individuell festgelegt werden muss. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass die Belastungsmöglichkeit mit Zunahmen der körperfernen Operationsmethode zunimmt. Seite 3 von 4 1. und 2. Tag nach der Operation: Röntgenkontrolle des operierten Fußes und ggf. erster Verbandswechsel. Da der Verband aus dem Operationssaal unter sterilen Bedingungen angelegt wurde, ist ein Verbandswechsel in der Regel jedoch nicht erforderlich. Der sogenannte Kramer-Verband ist eine Redressionsverband, mit dem die Großzehe in die gewünschte Stellung gewickelt wird. Da die Mobilisierung in den ersten 2-3 postoperativen Tagen eingeschränkt ist, empfehlen wir für diesen Zeitraum eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin. Unter Anleitung der Physiotherapie erfolgt eine Gangschule im Reha Schuh und prinzipiell zunächst an Unterarmgehstützen. 2. bis 4. Tag nach der Operation: Der Entlassungstag nach Hause ist abhängig von der operativen Maßnahme. 12. bis 14. Tag nach der Operation: Es erfolgt eine Wiedervorstellung in unserer Sprechstunde zum Fadenzug. Häufig ist ein Fadenzug nicht erforderlich, da ein sich selbst auflösender Faden eingesetzt wurde. Bei reizlosen Wundverhältnissen ist jetzt direkter Wasserkontakt im Wundgebiet möglich, wenn sich in den Kleinzehen keine Drähte befinden. Der Kramer-Redressionsverband sollte für einen Zeitraum von insgesamt 6 Wochen nach der Operation angelegt werden. Der Vorfußentlastungsschuh wird für den gleichen Zeitraum getragen. Eine eigenständige manuelle Mobilisation der Großzehe im Redressionsverband ist angeraten, um das Risiko eine Kapselschrumpfung, mit der Folge von Bewegungseinschränkungen zu reduzieren. 4 Wochen nach der Operation: Bei zusätzlich durchgeführten Operationen der Zehen mit liegenden K-Drähten werden die Drähte in der Regel nach Abschluss der 4. Woche nach der Operation in unserem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) oder dem weiterbehandelnden Arzt entfernt. Eine Betäubung hierzu ist nicht erforderlich. 6 Wochen nach der Operation: Nach Abschluss der 6. postoperativen Woche erfolgt eine Röntgenkontrolle des operierten Fußes beim weiterbehandelnden Arzt oder unserem MVZ. Nach der radiologischen Kontrolle ist von einer ausreichenden Stabilität des Knochens auszugehen, so dass der Vorfußentlastungsschuh weggelassen werden darf oder ggf. noch für zwei weitere Wochen getragen werden muss. Ansonsten können jetzt wieder bequeme Straßenschuhe getragen werden. Ein Wickeln der Zehen mit dem Kramer-Redressionsverband ist ab sofort nicht mehr notwendig. Wir empfehlen jedoch eine Hallux valgus Nachtschiene bzw. ToeFit-Bandage für weitere 6 Wochen. Eine uneingeschränkte Sportfähigkeit ist nach ca. 3 Monaten zu erwarten. Kontakt: AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG Hohe Weide 17, 20259 Hamburg T (040) 7 90 20 – 2903 [email protected] www.d-k-h.de Seite 4 von 4