EUROjournal 4/2011
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EUROjournal 4/2011
ISSN-Nr.1434-4440 I MKCR 7828 I Free of charge to FEK members and supporting Organsisations. Market value to non members: € 10,00 dokumentations- und informationsmagazin der europäischen wirtschaft, politik und kultur documentary and information magazine for european business, politics, culture and european relations 4/2011 ««« « « « FEK « «« «« « Jahrgang 12 POLITIK I WIRTSCHAFT I KULTUR I GESELLSCHAFT I BLICKPUNKT EUR « «« « « « « « « « « « « « « « « « « « «« «« JOURNAL P R O M A N A G E M E N T 2012 EDITORIAL Als diese am 25. August 1991 durch einen Erlaß des damaligen russischen Präsidenten, Boris Jelzin, auf russischem TerProfessor emerit. Dr. Helmut Wagner ritorium für aufgelöst erklärt und verboten worden ist, war es um das Regime geschehen. Damit war seine „Lebensader“ durchschnitten worden. Ohne sie hat sich das sowjetische I System als lebensunfähig erwiesen. Noch nie in der Geschichte, um damit auf ein zweites Merkn Zeiten wie diesen, in denen es um die „Rettung des Euro“ mal der Implosion der Sowjetunion zu sprechen zu kommen, geht und die Verwirrung über die Zukunft Europas groß ist, ist ein Regime von seinen eigenen Gründern und Verwaltern fällt es schwer, diese Thematik zu umgehen. Sie wird denn „umgebracht“ worden. Mit der Sowjetunion ist aber eben dies auch in dieser Ausgabe behandelt. So u. a. in einem Kom- passiert, was es erlaubt, von einem „Suizid“ zu sprechen. mentar der Abschiedsrede des scheidenden Präsidenten der Drei Gruppen seiner Repräsentanten haben daran entschei- Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die dend mitgewirkt: Die Reformer mit Michail Gorbatschow an dieser Ende Oktober in Berlin gehalten hat. Doch um darauf der Spitze haben den Boden für den Umsturz bereitet und aufmerksam zu machen, daß es gleichwohl noch andere ak- den Umbau des Systems gemäß ihren Vorstellungen nicht ge- tuelle und historische Themen gibt, die sich der Betrachtung schafft; das sich selbst ernannt habende Notstandskomitee lohnen, will ich es an dieser Stelle nicht versäumen, auf ein aus Führungskräften der alten Elite hat durch seinen Putsch- welthistorisches Ereignis zu sprechen zu kommen, das sich in versuch den äußeren Anstoß zum Verlust der Macht gegeben; Kürze zum 20. Male jährt: der Suizid der Sowjetunion. und die neuen Machthaber in den Teilrepubliken mit Boris Ja, es ist kaum zu glauben, aber doch wahr. Es ist nunmehr 20 Jelzin an der Spitze, alles geschulte und bewährte Bolsche- Jahre her, daß die Sowjetunion am 21. Dezember 1991 nach wisten, haben dem sowjetischen System aus eigenem und 74-jähriger Dauer, wenn man von ihrer Gründung im Jahre dem Interesse ihrer Völker schließlich den Garaus gemacht. 1917 ausgeht, zu existieren aufgehört hat. In einer offiziellen Vereint haben sie – zum Teil wider Willen, aber doch von den Erklärung von 11 der ehemals 15 Mitglieder umfassenden Umständen getrieben – der Sowjetunion ein Ende bereitet. Sowjetunion heißt es klipp und klar: „Mit der Schaffung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) hört die Union Die Folgen davon sind, kurz gesagt, von zweierlei Art gewesen. der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) auf zu existie- Zum einen ist die Sowjetunion aus dem „Konzert“ der beiden ren.“ Im Folgenden werde ich, an dieses Ereignis erinnernd, in Supermächte ausgeschieden. Rußland ist in den Rang einer gebotener Kürze auf drei der hervorstechendsten Merkmale Mittelmacht abgestiegen, dessen Führung nur noch gelegent- dieses Vorgangs von welthistorischer Bedeutung eingehen: lich von weltpolitischen Ambitionen träumt. Und zum anderen auf das urplötzliche Ableben, auf die Totengräber und auf zwei ist das entstandene Machtvakuum durch alte, wiedererstan- der unmittelbarsten Folgen des Untergangs der UdSSR. dene oder gänzlich neue Nationalstaaten ausgefüllt worden. Es hat in der Weltgeschichte wohl noch keine Revolution wie Sie haben sich, wie es scheint, als lebensfähig erwiesen und die „sowjetische“ gegeben, in welcher ein ganzes politisches sind ihre eigenen Wege gegangen; zum Teil haben sie in der System auf einen Schlag ausgewechselt wurde, die so plötz- Europäischen Union Zuflucht gesucht und gefunden, zum Teil lich erfolgt ist und so wenig Opfer gekostet hat. Seinerzeit hat sind sie noch unentschieden, an welche Großmacht sie sich nahezu niemand mit dem Ende der Sowjetunion gerechnet. anlehnen sollen. Ihm sind keine lebensbedrohende Krisen oder Schwächemo- Der mit Genugtuung und Befriedigung, aber auch mit Ängsten mente vorausgegangen. Ihr Untergang erfolgte praktisch „über und Schmerzen begleitete Untergang der Sowjetunion hat das Nacht“. Und er hat bei dem Moskauer Putschversuch vom 18. Ende eines der lupenreinsten Ideologie-Staaten der Weltge- bis 21. August 1991 „nur“ drei Menschenleben gekostet. schichte bedeutet. Er hat viele neue Probleme aufgeworfen. Aber rückgängig ist er nicht mehr zu machen. Die UdSSR hat Der „Urknall“, mit dem die UdSSR ausgelöscht worden ist, läßt ihre Zeit gehabt. Sie ist, wie viele Menschen sagen – Gott sei sich vermutlich darauf zurückführen, daß die Sowjetunion wie Dank! – Geschichte. das Sowjetimperium insgesamt durch die alleinherrschende leninistische Partei, die KPdSU, zusammengehalten wurde. EUR JOURNAL P R O M A N A G E M E N T 4 EUROJournal 4/2011 EDITORIAL In times such as these when we are concerned about saving the Euro, and there is much confusion as to Europe’s future, it is difficult to avoid this subject, hence it will also be addressed in this edition. Amongst other things there is a commentary on the final speech which was made by the outgoing ECB president, Jean-Claude Trichet, in Berlin on October 24th. But at this point I do not want to miss the opportunity of drawing your attention to the fact that there are other current and historical issues which are worth taking a look at, notably a historical event which will shortly be approaching its 20th anniversary: the suicide of the Soviet Union. Yes, difficult to believe, but it is true. The Soviet Union ceased to exist 20 years ago on 21st December 1991, 74 years after it was founded in 1917. In an official statement made by 11 of the 15 members of the Soviet Union it was stated clearly: “With the creation of the Confederation of Independent States, the Union of Socialist Soviet Republics has ceased to exist“. In the following I shall go into three of the salient characteristics of this historic happening: the sudden demise, the grave diggers, and two of the immediate consequences of the fall of the USSR. There has never been such a revolution in world history as the “Soviet” one, where a complete political system was replaced in one fell swoop; something which happened so suddenly and claimed so few victims. At the time, no-one had reckoned with the end of the Soviet Union, since no life threatening crises or moments of weakness had preceded it. Its downfall happened practically overnight, and only three lives were lost during the Moscow coup from 18th to 21st August 1991. The “big bang“, with which the Soviet Union was extinguished can presumably be attributed to the fact that the Soviet Union, just like the Soviet empire, was held together by the autocratic Lenin party, the Communist Party of the Soviet Union. When this was dissolved 4/2011 and declared illegal on Russian territory on 25th August 1991 by the then Russian president Boris Yeltsin, the regime was finished. And thus its lifeline was cut, for without it the Soviet Union could not survive. Never in history, and so we come to the second attribute of the Soviet Union’s implosion, has a regime been “killed” by its founders and administrators. This happened in the Soviet Union and thus permits us to speak of a “suicide”. Three Parties were instrumental in this: the reformers, with Mikhael Gorbachev at the head, prepared the way for the collapse of the system but not the reorganisation of the system according to their ideas. Through its attempted coup, the self appointed Emergency Committee which comprised leading members of the old guard, provided the final impetus to the loss of power, and the rulers of the new republics, all tried and trusted Bolsheviks, with Boris Yeltsin at the front, finally cooked the Soviet Union’s goose out of self-interest and that of their citizens. Together, and partly against their will, but spurred on by circumstances, they finished off the Soviet Union. The consequences of this have been twofold. On the one hand, the Soviet Union has pulled out of the “concert” involving the two Superpowers. Russia has moved down to the ranks of a medium power, the leaders of which still occasionally harbour world ambitions. On the other hand, the resulting power vacuum has been filled by old resurrected or completely new states, which, it seems, have proved to be viable, and which have gone their own way; some of them sought refuge in the EU and found it, some are still undecided as to which world fraction they want to be associated with. The demise of the Soviet Union, which was viewed not only with satisfaction and gratification, but with anxiety and pain, signalled the end of one of the most purist ideological states in history. It has thrown up a lot of problems, but it is irreversible. The Soviet Union has had its day, and as many people would say, - thank God, it is history. EUR JOURNAL EUROJournal 5 P R O M A N A G E M E N T INHALT PHILOSOPHY & CULTURE Das kleine Museum – Kultur auf der Peunt..........................60 JUST BEFORE PRINT Der Weg vom „Lehrling zum Meister“ ...........74 K U L T U R TO U R Führerschein und Fahrzeugschein.................75 Jean-Claude Trichets Europa........................76 FOCUS IN TIME Ein Gespenst geht umher..........................................22 VIA CAROLINA Beziehungen mit Leben erfüllt ................................52 Eine Region bekam ihre Geschichte zurück ......54 Klattauer Katakomben restauriert....................:.......56 Böhmen und Ostbayern trotzen...............................58 APROPOS NAMES & NEWS Gesundheit aber wessen? .........18 Neuer Ratsvorsitzender der Metropolregion.............................26 Euro - Teuro - Rettungsschirm......21 Rödl & Partner hat neuen Chief Information Officer ...................27 Dezember-Schock ......................82 GLOSSARY Politiker-Gedrängel..............29 Präsident des Dachverbandes EUROPARTNERS.........................27 ECONOMICS & ECONOMICS SPOTLIGHT BioFach und Vivaness 2012....................................30 Financial Enlightement 21st Century /Part II..............36 NürnbergConvention...............................................42 Consumenta 2011 mit Besucheransturm...................44 Auf Rekord programmiert: embedded world 2012......46 NEW MEDIA SCIENCE & TECHNOLOGY Gewaltspiele zerstören menschliche Werte............48 Unterricht in Europa............................................49 Goldsekt fürs GALILEO-Projekt..............................51 TITELBILD by SIGN DESIGN 6 EUROJournal www.sign-design.biz 4/2011 INHALT REFLEX Weltwirtschaft zwischen Bangen und Hoffen......66 MAGAZIN Gegenwart und Zukunft.........................................70 Zuhause ist, wo du Freunde hast..................................79 525 Jahre einzigartiger Tradition....................................84 Eine Messe voll Freizeitthemen.....................................86 „Unsere Originale“..........................................................87 „Ideen-Erfindungen-Neuheiten“ – iENA 2011...........88 NÜRNBERGER BURG-POKAL.....................................90 THE LITTLE LIBRARY “METASTASEN”: Ein Mafioso packt aus.........69 POLITITICAL FORUM Von der Abschreckungstheorie zur Friedensstrategie .....8 TRAVEL EUROJOURNAL PRO MANAGEMENT „Kleines Reisegepäck ABC“.....................................91 Mein Name ist Franche-Comté.............................92 EDITORIAL COUNCIL .................28 IMPRINT ......................................41 BRIDGE BUILDERS Wege zur Verständigung ..............................64 SHORT REPORT Kampagne für freien Sonntag in Europa.............................20 EU erlaubt Süßungsmittel Stevia........................................20 Mit Marketing-Preis ausgezeichnet.....................................24 Bayern ist Mekka für tschechische Unternehmen...............49 AUTO-MOBIL EU-Länder locken mit niedrigen Unternehmenssteuern......53 Stiftungsdirektor Karl Freller fordert NPD-Verbot.................71 AMI 2012 in Leipzig...............................72 Rennstrecken im Fahrsimulator..............73 4/2011 EUROJournal 7 political forum Europäische Sicherheitspolitik: Historie und Zukunft der Abschreckungstheorie auf dem langen Weg zu einer realistischen Friedensstrategie Im Vorfeld des „10. Congress on European Security and Defence“ über die Zukunft der europäischen Sicherheit und Verteidigung (8.-9. November 2011) in Berlin fand als Kommentator im Newsletter Dr. Hans-Gert Wolfgang Reineke Pöttering MdEP richtungsweisende Worte. Pöttering, von 2007 bis 2009 Präsident des Europäischen Parlamentes, war bereits in den 80er Jahren einer der erfolgreichen Promotoren rüstungskontrollpolitischer Zuständigkeit des EU-Parlamentes und wurde von 1992 bis 1994 Vorsitzender des Unterausschusses für Sicherheit und Abrüstung. Sein Aufruf: „Jetzt handeln – Niemand wartet auf Europa.“ „Auch die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) ist ein Zukunftsthema von höchster Bedeutung. Denn nur eine Europäische Union, die ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten und sich gegen Bedrohungen zu verteidigen vermag, wird ihre eigene Zukunft erfolgreich gestalten und nachhaltigen Einfluß auf die internationale Politik nehmen können. Die Europäische Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist seit ihrer Gründung in Köln 1999 weit gekommen, aber noch nicht weit genug. Europa hat immer wieder demonstriert, daß die weitere Integration eine bessere Zukunft verspricht. Deshalb müssen wir nun auch in Fragen der Sicherheit und der Verteidigung nach der Erkenntnis handeln, daß eine gestärkte EU der richtige Weg ist.“ Auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, Dr. Susanne Kastner, sieht – auch durch die aktuellen Schwerpunkte der bis Ende dieses Jahres bestehenden EU-Ratspräsidentschaft Polens – die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP). Das Weimarer Dreieck (Frankreich, Deutschland und Polen) „könnte dabei zu einem wichtigen Baustein und Motor der Initiative werden.“ „Die stetige Weiterentwicklung der „EU Battlegroups“ ist darüber insbesondere für die Durchführung von Einsätzen von zentraler Bedeutung. Dabei sollte vor allem die Bereitstellung von militärischen, zivilen, aber auch zivilmilitärischen Fähigkeiten sichergestellt werden, um so den kompletten operativen Notwendigkeiten gerecht zu werden. Eine Verbesserung der gesamteuropäischen Fähigkeiten durch die Spezialisierung der Nationalstaaten und das „Pooling and Sharing“ auf europäischer Ebene ist sicherlich ein kompliziertes, aber lohnenswertes Unterfangen. Damit die Europäische Union als handlungsfähiger Akteur auf dem Gebiet der Sicherheits- und Verteidigungspolitik wahrgenommen wird, muß die Sicherheitsarchitektur allerdings weiteren Reformen unterzogen werden. Dabei kann dem Weimarer Dreieck eine besondere Rolle zukommen. Da in 8 EUROJournal diesem Rahmen bereits Kontakte auf Regierungs- und Parlamentsebene zwischen den Mitgliedsstaaten bestehen, könnten diese die Weiterentwicklung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wesentlich erleichtern. Die Weimarer Initiative besitzt erhebliches Potential, muß allerdings konsequent unter Beteiligung der zuständigen Fachgremien der Nationalstaaten weiterentwickelt werden.“ (Newsletter Sept. 2011). In der gegenwärtigen Situation der EU mit schweren Wirtschaftskrisen in einigen Ländern und auch damit verbundenen massiven Reputationseinbußen von Ministerrat und Kommission könnte Sicherheitspolitik als Emanzipationshilfe für die EU wirksam werden, frei nach dem äthiopischen Sprichwort: „Nach und nach lernt auch ein Ei laufen.“ Die Dialoge und Debatten müssen zu einer erkennbaren Sicherheitspraxis mit neuen Schwerpunkten führen Im Rahmen der zukünftigen Europäischen Sicherheitsstrategie ist die vielstimmige Debatte über Abschreckungsdefinition und -differenzierung voll entbrannt. Im Fokus steht nach wie vor die praktische politische Umsetzung der nuklearen Abschreckung nach dem Ende des Ost-WestKonfliktes mit neuen Kriegsbilder-Szenarien und neuen globalen umfassend zu entwickelnden und zu schützenden Sicherheitsinteressen in allen UN-Staaten und besonders für die der EU. Die 27 Staaten der EU und speziell die Nuklear-Staaten England und Frankreich sind in der Diskussion mit und über ihre atomaren „hard-skills“ im Zusammenspiel mit den „soft-skills“ der anderen Staaten und speziell Deutschlands als Mittelmacht besonders gefordert. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dabei die NATO mit ihrer Deterrent-Strategie als Prä- und Reaktions-Kriseninstrument erfolgreich gezeigt. Die EU hat in diesem Schutz nach dem Ende der WEU zahlreiche Projekte zur eigenen Sicherung fortzuführen und endlich in diesem Prozeß zu einer eigenen neuen Strategie zu finden. Die zur Zeit stattfindenden Dialoge und Debatten müssen zu einer erkennbaren Sicherheitspraxis mit neuen Schwerpunkten führen: regional wie global. In dieser Diskussion sollte gegenseitiges Beschuldigen wie Mißtrauensäußerungen gegenüber den USA und deren Retourkutschen wie „Liechtenstein-Verhalten der Europäer“ in der Weltpolitik keinen Platz mehr haben. Das gegenseitige über viele Jahrzehnte entwickelte Verständnis von Abschreckung ist gewachsen. Die Diskussionen über zukünftige gemeinsame Handlungsprogramme und regionale Kooperationen müssen einmünden in eine europäische politische „Grand-Strategy“ in der atlantischen Wertegemeinschaft. 4/2011 political forum Einiges zur Geschichte und Entwicklung einer generellen Konzeption der Abschreckung Es liegt heute ein weit gefächertes intellektuelles Konzept vor, das den gesamten Bereich der gegebenen Optionen – von der nuklear-strategischen bis zur konventionell taktischen Einsatzmöglichkeit – theoretisch abdeckt. Es soll nicht mehr das Schlimmste für den Gegner als Ausgangsmaxime für die nukleare Abschreckungsplanung gelten, sondern das „Beste für unser Land“. Die dabei zu sehenden Gefahren bleiben Verteidigungsmüdigkeit und Abbau des Engagements gegenüber Bündnispartnern als Flucht aus der Verpflichtung. Strategie funktional integriert ist, um den Politikern einen höchsten Handlungsspielraum zu schaffen, dem Gegner auch während des Krieges eine Änderung seines Verhaltens nahezubringen. Es kommt jetzt darauf an, in der Planerebene in den Verteidigungsorganisationen die Voraussetzungen durch systematische und umfassende Optionen für die Zukunft zu schaffen. Für Europa gilt es, seinen ausgewogenen und angemessenen Beitrag in einem nachhaltigen Lösungsansatz zu leisten, der von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung in Zukunft getragen wird. Das Phänomen Zu begrüßen aber ist die Erkennung der Abschreckung darin, daß sie vor und während einer bewaffneten Auseinandersetzung darin beruht, die zum Krieg drängenden Absichten des Gegners zu ändern. Das gilt auch im Zeitalter des Terrorismus und der damit verbundenen asymmetrischen Kampfführung. Auch das bisher noch zu wenig durchdachte Prinzip der Unsicherheit im Rahmen der Abschreckung als eines, wenn nicht des lebenserhaltenden Bestandteiles wird ständig weiterentwickelt. Dem Gegner muß das Gefühl und die Einsicht über die ihm wehrenden Kräfte vermittelt werden: Die Fähigkeiten des seine Interessen schützenden Verteidigenden sind umfassend und weisen wenig Lücken und Nischen für einen Angreifer auf. Seine Absichten sind rational faßbar, u. U. sogar signalisiert, aber so flexibel und unkalkulierbar, daß das Risiko für den Angreifer nach wie vor unkalkulierbar hoch bleibt. Die Unsicherheit bleibt, ist aber sicherer geworden. Der Frieden ist durch internationale Kommunikation (Abkommen) und auch durch zum Teil noch verschwommene Theorieansätze „sozialer Verteidigung“ erreichbarer geworden. Waffentechnische Basis und psychische Abwehrkraft, ein politisch und militärisch wirksam arbeitender Sicherheitsapparat, intensive, vom Gegner wahrgenommene Information (Diplomatie, Rüstungskontrollstäbe und Presse) sowie ein zu förderndes rationales Verhalten der Beteiligten stützen ein modernes Abschreckungskonzept. Diese Strategie wird wirksam durch 1. rationale und rationell verzögerungsfreie Entscheidung, 2. die Bereitschaft aller Kräfte zur Verteidigung (einschließ lich der sozialen) a) unbedingte Abwehrbereitschaft b) Zusammenarbeit aller politischen Ressorts in der Sicherheitspolitik im Sinne kommunikativer Integration und einer für den Fall des Krieges wirksam werdenden zu nVariationen fähigen Militärstrategie mit hoher Kampfmoral und größtmöglicher Integration und Technisierung, die mit der unter den ersten beiden Ziffern genannten politischen 4/2011 Das Phänomen der Abschreckung tritt seit Jahrtausenden auf. „Die Abschreckung, eine Art und Weise der Beziehung zwischen zwei Personen oder zwei Kollektiven, ist so alt wie die Menschheit“. Sie läßt sich als eine Drohung mit Vergeltungsmaßnahmen auf eine erfolgte oder mögliche Einschüchterungsaktion oder Aggression durch einen vorhandenen oder potentiellen Gegner definieren. Das Wesen der Abschreckung besteht „in der Drohung, irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen durchzuführen, falls eine Handlung, gegen die Drohung gerichtet ist, bekannt wird “. J. David Singer sieht in der Abschreckungsstrategie nur eine partielle Form der „Beeinflussung durch Entmutigung“. Sie sei eine „strategy of threatened punishment or threatened denial”, die ausginge von der Annahme, „that the anticipated but conditional destruction or denial of a player’s value will discourage certain forms of behaviour“. Die Abschreckung ist – eingegrenzt auf die Beziehungen von Staaten untereinander – als politische und militärische Kraft anzusehen, die sich als „Friedenssicherung auf funktionellem Wege“ (R. Wildenmann) definieren läßt, da sie in ihrem praktischen Bereich „kein Ziel, sondern eine Strategie und Taktik (Methode der Politik) ist, die auf der Gegenseitigkeit rationaler Entscheidungen der Gegner beruhen muß, um ein Faktor der politischen Sicherheit zu werden“. Eine Strategie der Abschreckung dient dem großen Ziel der Sicherheit eines Gemeinwesens oder Individuums. Nach Henry A. Kissinger läßt sich die Abschreckung als ein Versuch kennzeichnen, den Gegner von aggressivem Verhalten oder aktiver Aggression in einer Konfliktsituation durch die Schaffung von Risiken zurückzuhalten. Diese Risiken müssen dem Gegner im Verhältnis zu dem von ihm erstrebten Gewinne zu groß erscheinen. Die Abschrekkung in ihrer Wirkung läßt sich deshalb als eine Frage des vergleichenden Risikos bezeichnen (so A. Wohlstetter). Dieser Formulierung folgte auch Uwe Nerlich, wenn er die Abschreckung als Absicht sieht, „den gegnerischen Entscheidungsraum so einzuengen, daß bestimmte Aktionen für den Gegner zu riskant werden“. Der Status einer zumindest relativen Stabilität der vergleichenden Risiken hängt dabei vom Grad der Rationalität EUROJournal 9 political forum und der Logik in den Entscheidungen der konfrontierten Mächte ab. Die Bedeutung – Von Clausewitz zur Gegenwart Die Bedeutung der Abschreckung in einer politisch-strategischen Konzeption kann sehr unterschiedlich sein. Sie ist abhängig von der genauen Analyse ihrer Faktoren und den dadurch beeinflußten Entscheidungen politischer Natur im strategischen Bereich. Im Gegensatz zur heutigen zentralen Bedeutung der Abschreckung hatte man früher die abschreckende Wirkung gesellschaftlicher und technischer Verteidigungskräfte zwar vorausgesetzt, sich aber nicht um eine Erforschung der Tatsache des oftmaligen Versagens einer militärischen Abschreckung Gedanken gemacht. Die durch kleinere oder größere militärische Konflikte bewirkten Schäden konnten trotz der Häufigkeit von Kriegen und bewaffneten Konflikten von den betroffenen Gesellschaften relativ rasch überwunden werden. In der Mitte des 20. Jahrhunderts ergab sich jedoch durch das Auftreten neuer Faktoren in der Weltpolitik eine bisher nie da gewesene Situation. J. Herz sieht die veränderten Faktoren in der Unberechenbarkeit der Erfindungen (der Waffentechnik) und dem dadurch hervorgerufenen Verlust wirksamer (d. h. lebensbewahrender) Verteidigung. Jede soziale Einheit kann die andere durchdringen. Ihre Macht ist überall fühlbar (gemeint sind die Weltmächte). Diese Lage erfordert eine möglichst genaue analysierende Beschäftigung mit dem Abschreckungsphänomen für alle Arten von denkbaren Kriegen. Die Waffentechnik und die daraus resultierende Durchdringbarkeit sozialer Einheiten erforderten die Programmierung funktioneller Methoden zur Friedenssicherung. „Es wurde erkannt, daß Abschreckung nicht den strategischen Nuklearwaffen vorbehalten ist, aber auch nicht den konventionellen Waffen allein, sondern daß sie als die Wirkung irgendeines Waffensystems untersucht werden muß. Diese Erkenntnis ist bezeichnend für die Jahre um 1960“. Nach wie vor läßt sich der Frieden nicht durch diese Bemühungen um Kalkulation und Durchschaubarmachung von Systemen garantieren. Aber diese Abschreckung vermag in weitaus größerem Maße als die Abschreckung früherer Zeiten der Risikoverminderung und einem Gleichgewicht der Kräfte zu dienen – „not eliminating but minimizing the risk or balancing risks against each other“. Vor allem durch die Erfahrung der Wahrscheinlichkeit einer „Reziprozität der Risiken“ eines allgemeinen nuklearen Krieges und aller darunter liegender Formen begrenzter Krieger wurde die Idee der Abschreckung beim Aufbau eines politischen und militärischen Verteidigungsapparates mit wirksamer Strategie maßgebend. Ihr Begriff beeinflußt alle politischen Szenarien und Planungen von der Schaffung nuklearer und konventioneller Streitkräfte bis zur Bemühung um einen wirksamen Rüstungskontrollapparat zur Vorbereitung einer späteren Abrüstung. 10 EUROJournal Eine wichtige Definition zur Rüstungskontrollpolitik findet sich in dem Bericht von Alastair Buchan und Philip Windsor über eine britisch-französisch-deutsche Untersuchung der Rüstungspolitik und Stabilität in Europa (Bd. 6 der Schriften des Forschungsinstitutes der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Bonn, Frankfurt/M., Berlin 1963). Es heißt dort (S. 25): „Rüstungspolitik ist der umfassendste Begriff für jene Bemühungen, die zur Schaffung eines so riesigen Waffenarsenals geführt haben. Sie umfaßt nicht nur die Art und Zahl der vorhandenen oder in Entwicklung befindlichen Waffen und Streitkräfte, sondern bezieht sich auch auf die Drohung mit ihrem Einsatz als Zwangsmittel der Politik oder auf die Begleitung von Konflikten durch Maßnahmen, die vor der letzten Grenze des Krieges haltmachen. Rüstungspolitik kann dabei ein Wettrüsten zwischen den Mächten sein, die glauben, es sich nicht leisten zu können, die Entwicklung und Einführung immer zerstörungsträchtigerer Waffen zu stoppen, weil sie befürchten, sonst der Gnade des Feindes ausgeliefert zu sein. Aber Rüstungspolitik kann auch eine Eindämmung, ja eine Einstellung des Wettrüstens bedeuten. Rüstungskontrolle dagegen befaßt sich mit den Mitteln und Wegen, das Wettrüsten innerhalb allseitig annehmbarer Grenzen einzuschränken. Ihre Befürworter gehen davon aus, daß sich die Sicherheit aller betroffenen Nationen durch Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf wenigstens einige Rüstungsmittel erhöhen läßt. So sollen die Risiken eines Kriegsausbruchs verringert und – falls es doch dazu kommt – der Umfang der Zerstörungen eingeschränkt werden.“ Die Nonproliferation-Verpflichtungen z. B. sind der starke Ausdruck globaler Einflußnahme. Eine der ersten Quellen für die heutige Konzeption der Abschreckung ist das Werk „Vom Kriege“ des preußischen Generalstabsoffiziers Carl von Clausewitz. In dieser „Philosophie der klassischen Rationalität über Wesen und Theorie des Krieges“ behandelte Clausewitz das Problem der Abschreckung zwar nicht zentral, wohl aber in einer der damaligen Zeit entsprechenden Bemerkung über das Wesen des Krieges. Aus dieser „Nebenbemerkung“ ist heute ein zentraler Punkt der internationalen Beziehungen und ihrer Konflikte geworden. „Wollen wir vom Feinde nur ein geringes Opfer, so begnügen wir uns, durch den Krieg nur ein geringes Äquivalent zu gewinnen, und dazu glauben wir mit mäßigen Anstrengungen zu gelangen. Ungefähr ebenso schließt der Gegner. Findet nun der eine oder der andere, daß er sich in seiner Rechnung etwas betrogen hat, daß er dem Feind nicht, wie er gewollt, um etwas überlegen, sondern daß er selbst schwächer ist, so fehlt es doch in dem Augenblick gewöhnlich an Geld und an allen anderen Mitteln, es fehlt an hinreichendem moralischen Anstoß zu größerer Energie; man behilft sich also, wie man kann, hofft von der Zukunft günstige Ereignisse, wenn man auch gar kein Recht dazu hat, und der Krieg schleppt sich unterdessen wie ein 4/2011 political forum siecher Körper kraftlos fort. So geschieht es, daß die Wechselwirkung, daß Überbieten, das Gewaltsame und Unaufhaltsame des Krieges sich in der Stagnation schwacher Motive verlieren und daß beide Parteien sich in sehr verkleinerten Kreisen mit einer Art Sicherheit bewegen. Läßt man diesen Einfluß des politischen Zweckes auf den Krieg einmal zu, wie man ihn denn zulassen muß, so gibt es keine Grenze mehr, und man muß es sich gefallen lassen, auch zu solchen Kriegen herunterzusteigen, die in bloßer Bedrohung des Gegners mit einem Subsidium des Unterhandelns bestehen.“ 1) Die Bemerkung Clausewitzens gewinnt mit der schon bei ihm ebenfalls anklingenden Strategie der Sicherheitspolitik weiter an Bedeutung, wenn man sie in unserer Situation mit den Begriffen der actio und re-actio auf (politisch-militärisch) strategischer Ebene sieht. Die These „Der Krieg ist ein Instrument der Politik“ ist gerade im 20. Jahrhundert durch W. I. Lenin aus der Gesamtkonzeption Clausewitzens herausgeholt und in den Leitsatz eines differenzierten sowjet-kommunistischen Strategiekapitels verwandelt worden. Lenin gab dem Sowjetkommunismus und seinen Nachahmern eine „Praxeologie“ (R. Aron), die den anderen Gemeinwesen die Reaktion auf den „Permanenten Krieg“ bis zur Entscheidung, ob Weltrevolution oder Scheitern des Kommunismus, aufzwang. Erst aus dieser Konfrontation entstand nach dem 2. Weltkrieg die erforderliche wissenschaftliche Beschäftigung der Bedrohten mit dem Begriff der Abschreckung. Das Römerwort „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ wurde allerdings schon vor Jahrzehnten von B. H. Liddell Hart abgewandelt in „Wenn du Frieden willst, verstehe den Krieg.“ Liddell Hart machte sich auch im Hinblick auf die leninistischen Kriegspläne zu einem der stärksten Befürworter der Operationsforschung, der Anwendung wissenschaftlicher Methoden für die Erforschung der Kriegsführung. Dabei war er sich des Einflusses der Wissenschaft im Jahrhundert der Forschung auf die Kriegsführung und die Waffenentwicklung bewußt. Er kam für die Epoche des 20. Jahrhunderts zu dem Schluß, über einen etwaigen neuen Weltkrieg könne nichts mehr mit Sicherheit gesagt werden, außer daß er „mit Sicherheit zum Chaos“ führen werde. Zur Friedensbewahrung noch einmal Clausewitz: „Die größte Hoffnung, den Frieden zu bewahren, liegt auf der Ebene der „höheren Strategie“. Strategie befaßt sich mit dem Problem, einen Krieg zu gewinnen, höhere Strategie blickt darüber hinaus. Selbst im Krieg verliert sie nie den Blick für den folgenden Frieden und sollte deshalb auch das Kriegsziel entsprechend im Auge behalten. Auch im Frieden braucht man höhere Strategie, nicht nur um den Frieden zu erhalten, sondern auch um ihn stets zu verbessern. Man könnte von einer höheren Strategie als geläutertem Eigennutz sprechen. Zwar gehört die höhere Strategie auf die Ebene der Politiker, doch müßten auch Militärs als Diener der Regierung 4/2011 sich bemühen, sie zu verstehen. Sie ist zwar in erster Linie etwas Politisches, verlangt andererseits aber auch von dem Politiker Kenntnis des Krieges und vor allem Kenntnis, wie es zu den Kriegen kommt. Es wäre für die Politiker des Westens und für uns alle bei der Bearbeitung der gegenwärtig vor uns liegenden Probleme besser, wenn wir uns an eine Fortdauer der Schwierigkeiten und der Spannungen gewöhnen, anstatt nach Endlösungen Ausschau zu halten.“ Wir werden in der augenblicklichen politischen Situation weniger durch einen totalen atomaren Krieg bedroht, als durch begrenzte Konflikte, die unter dem Druck der eskalierenden Möglichkeit durch einen zu wirkungsvollen, mit allen Kräften geführten offensiven oder defensiven Gegenschlag im Rahmen wirkungsvoller Abschreckung stehen. Daher hat Abschreckung im Rahmen einer großen Strategie als Mittel der Sicherheitspolitik auch ihre Grenzen. Die Funktion der Abschreckung: In seinem Beitrag zur „Strategie der Abrüstung“ schrieb Donald G. Brennan, Mitarbeiter an Herman Kahns Hudson Institut zum Begriff der Sicherheit u. a.: „Als fundamentalste Ansicht der nationalen Sicherheit gilt allgemein der Schutz des nationalen Überlebens, und zwar in allen drei Bedeutungen. Das ist gewöhnlich die Minimalforderung an nationaler Sicherheit.“ „Darüber hinaus umfaßt der Begriff überhaupt militärische und politisch-militärische Unterstützung nationaler Ziele im allgemeinen und außenpolitische Absichten im besonderen. Die Verbesserung entsprechender militärischer Möglichkeiten zur Unterstützung solcher Ziele kann früher oder später auf Kosten einer im Hinblick auf das Überleben der Nation beeinträchtigten Sicherheit erreicht werden. Dies kann und muß eintreten wegen der ökonomischen und politischen Beschränkungen, denen die zu kaufenden militärischen Ausrüstungsgegenstände unterliegen, wegen der Rüstung, die feindliche Mächte als Gegenmaßnahmen aufbauen, wegen einer grundsätzlich mangelhaften Strategie oder Rüstungspolitik oder wegen eines Zusammenwirkens dieser drei Faktoren. Trotz dieser Konflikte besteht allgemein Übereinstimmung darin, daß die nationale Sicherheit sich auf den Schutz des nationalen Überlebens und die Unterstützung der Außenpolitik bezieht, wobei beide Ziele irgendwie kombiniert sind.“ Für eine inhaltliche Ergänzung und für den Ansatz zu einer differenzierenden soziologisch-politologischen Analyse des Brennanschen Sicherheitsbegriffes erscheint eine Bemerkung Kimminichs in „Rüstung und politische Spannung“ nützlich: „Sicherheit im Sinne eines vollständigen Schutzes kann niemals permanent sein“. „Wer die Überlegenheit der Machtfaktoren für eine Sicherung gegen jeden Angriff hält, rechnet mit der Rationalität des Menschen. Auf sie ist aber selbst im Zeitalter des Rationalismus kein Verlaß gewesen“. Hinzu kommt die ‚Kluft’ zwischen „theoretical knowledge and practical action“. Emotionales Element der Sicherheit EUROJournal 11 political forum ist nach Kimminich das „Gefühl des Vertrauens auf die eigene Stärke, auf die Bündnistreue befreundeter Mächte und zuweilen wohl auch auf die vertraglichen Gelöbnisse des potentiellen Gegners. Aber es geht hier nicht um die Sicherheit eines einzelnen, folglich auch nicht um die Gefühle eines einzelnen, sondern um eine Mehrheit, die den Staat verkörpert. Nur im Falle einer absoluten Alleinherrschaft eines Diktators oder Monarchen sind allein dessen Gefühle von Bedeutung“. Die Frage nach „Mißtrauen“ oder „Vertrauen“ innerhalb eines Staates oder Bündnisses zur abschreckenden Wirksamkeit einer Sicherheitsstrategie erhält damit eine zentrale Bedeutung für Innen- und Außenwirkung der politischen Strategie eines Gemeinwesens oder eines Bündnisses. Raymond Aron zur Funktion einer Bündnisstrategie: „Ein Bündnis ist nach der geläufigsten Interpretation der Bedingung fest, wenn es für beide Parteien vorteilhaft ist. Der Große verspricht, den Kleinen zu verteidigen; dieser vereinigt seine Streitkräfte zu denen des Großen“. „Die Funktion der Abschreckung bleibt auch dann bestehen, wenn der Beschützer die Stützpunkte nicht mehr nötig hat, die ihm der Beschützte zur Verfügung stellt.“ Die erfolgreiche diplomatische Bewältigung der Spannungszeit in einer wirksamen politischen Abschreckungsstrategie, d. h. die geographische, wirtschaftliche und rechtliche Unversehrtheit der de-facto-Souveränität einer politischen Einheit sowie das Vermeiden einer zu engen Einschnürung in kontroverse Interessen bestimmter aggressiver weltpolitischer Strömungen bleiben die Substanz eines effektiven nationalen Sicherheitsbegriffes. Dazu Aron: „Welche Rolle auch die territoriale Verteidigung in der Welt von heute und in der thermonuklearen Welt von morgen spielt, das oberste Konzept der Strategie wird doch die Abschreckung sein. Gleichzeitig wird die klassische Theorie Clausewitzens in einem entscheidenden Punkt verändert. Clausewitz vergleicht die Diplomatie mit Kreditgeschäften, deren Auflösung der Krieg ist. Auf dem Schlachtfeld muß man die Verpflichtung einlösen, die man eingegangen ist. Das thermonukleare Zeitalter beseitigt nicht die Dualität der Verpflichtungen und der Stunde der Wahrheit. Die Stunde der Wahrheit aber ist die Krise, nicht der Krieg. Denn mit der Lösung des Konflikts durch einen Krieg, den die Theoretiker der Vergangenheit als unvermeidlich ansahen, gibt sich der Theoretiker nicht zufrieden, und der Doktrinär bemüht sich, daß es nicht zum Kriege kommt“ Nach Th. C. Schelling ist jede Drohung als ein unausgesprochener Kompromißvorschlag zu verstehen. Und Karl Deutsch führt dazu aus, in der Drohungsankündigung liege eine Schadensankündigung für den Bedrohten, wobei der Drohende sich durch die angekündigte Verfahrensweise seiner Aggression auch schaden müßte. Beide Gegner schaden sich also durch Verwirklichung der Drohungsankündigung. Wirkt aber schon die Ankündigung einer Drohung ohne deren Praktizierung, so zeigt sich der von Schelling genannte „unausgesprochene Kompromiß“. Laut Schelling und Deutsch stellt der Reingewinn, der aus 12 EUROJournal dem politischen Nachgeben des anderen entsteht, den Kompromißvorteil, die von beiden Seiten gemachten Opfer die Kompromißlast dar. Zu den Auswirkungen einer Drohung zitiert Kimminich Lewis F. Richardson, der vier Effekte einer Drohung unterscheidet: Die Reaktion des Nachgebens, des Nichtnachgebens, des Verhandelns und der Vergeltung. Es erscheint angebracht, in dieser Klassifizierung zwischen Verhandeln und Vergelten einen politischen Zwischenbereich miteinzubeziehen, der von diplomatischen Reaktionen in Form einer indirekten Strategie der „Vergeltung“ auf einem anderen, nicht unmittelbar angesprochenen Gebiet mit einer für den Aggressor unangenehmen Aktion geprägt ist. Inhalt der Theorie der Abschreckung 1. In ihr wurden Möglichkeiten und Grenzen der Kontrolle des Verhaltens sozialer Einheiten von der maximalen Drohung mit Kernwaffen bis zur minimalsten Drohung (z. B. mit Mitteln des Kalten Krieges) untersucht. Ihre Schwerpunkte liegen „auf dem gemeinsamen Grenzgebiet der Politischen Wissenschaft, der Theorie der Spiele, der Militärtechnik, der angewandten Kernphysik und der Psychologie.“ Brennan stellt dazu unter Bezugnahme auf Schelling fest, die „Idee der Abschreckung“ sei zu „einem zentralen Begriff für die Organisation aller Arten strategischer Probleme und für alle Arten von Drohung mit Gewalt geworden.“ Die wissenschaftliche Bewältigung dieser Probleme ist mit der seit Jahrhunderten bekannten „Verwandtschaft strategischer Spiele mit militärischen Konflikten“ untrennbar verbunden. „Fachausdrücke wie „Bluffen“, „Stärke des Gegners“, „Verstellung“, „Gegenstöße“, „Aufdeckung der gegnerischen Strategie“ und „Tarnung der eigenen Strategie“ treten ebenso häufig im Vokabular der strategischen Spiele wie in militärischen Operationen auf. Einige strategische Gesellschaftsspiele, wie etwa Schach, werden fast völlig in militärischer Sprache beschrieben.“ 2. Wovon abgeschreckt werden soll, ist primär eine politische, durch welche Maßnahmen in erster Linie eine strategische, mit welchen Mitteln vor allem eine militär- und rüstungspolitische Frage. Dabei geht es in der Politik der Abschreckung vor allem um eine glaubhafte Darstellung der „casus belli“-Zone für den Gegner. Die Strategie der Politik muß dazu über ein variables diplomatisches und militärisches Strategiepotential verfügen, dessen Mittel, die Instrumente der Verteidigung (z. B. Armee und Rüstung, Wirtschaftspotential) den Aggressor davon abbringen können, Risiken einzugehen, „da der Preis, den dieser in einem solchen Falle zahlen würde, nicht nur auf jeder einzelnen Stufe höher wäre als der Wert des Vorteils, sondern der Übergang zur nächsten Stufe (mit stärkeren Mitteln, d. Verf.) für ihn genauso unrentabel wäre.“ Aus einer solchen Formulierung des Inhalts der Theorie der Abschreckung ergibt sich der Begriff der flexiblen Abschreckung als vorläufiges Ergebnis der bereits erwähnten Durchschaubarmachung 4/2011 political forum des Phänomens der Abschreckung. 3. Die flexible Abschreckungspolitik und die aus ihr resultierende Strategie werden beeinflußt durch zumindest eine gegenüberstehende – als offensiv angesehene – politische Haltung und militärische Strategie des vorhandenen oder angenommenen Gegners. Der Begriff der Bedrohung muß genau festgelegt sein, um der Abschreckungsdoktrin Ziele eines Kampfeinsatzes und Abstufung der einzusetzenden Machtmittel in wirksamster und zugleich angemessener Weise zu ermöglichen. (Kissinger, 1961) 4. Eine die Politik und Strategie des Gegners reflektierende Abschreckungsstrategie könnte in dieser Theorie erfaßt werden als a) die höhere, politische Abschreckungsstrategie in Form eines variablen politischen Planes, der den Gegner vor der möglichen Aggression warnen soll, und b) die nach dem Scheitern von a) wirkende Strategie, die während der Aggression den Gegner entweder hinhalten (defensiv vorgehend) oder zum Rückzug (offensiv vorgehend) zwingen soll. Zu a) heißt es bei Oskar Morgenstern: „Eine Abschrekkungsmacht soll einen feindlichen Angriff verhindern. Sie ist voll wirksam, wenn der Feind, der angreifen möchte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, davon Abstand nimmt. In diesem Sinne kann die gesamte Wehrkraft eines Landes als Abschreckung wirken.“ Über die Interdependenz des politischen und des militärischen Faktors stellte Morgenstern fest: „Die einfachste Form voll wirksamer Abschreckung besitzt ein Land mit der direkten Abschreckung , das heißt mit einem für den Feind unüberwindlichen Verteidigungssystem. Wenn ein Land selber keine Angriffs- und Eroberungsgelüste hat, bedarf es keiner anderen Streitkräfte. Ob eine solche Sachlage zwischen großen Ländern annähernd gleicher Größe jemals bestanden hat, ist zweifelhaft.“ Aron trifft dazu die Feststellung, eine defensive Diplomatie, der es nur um Aufrechterhaltung des Status quo gehe, könne nicht nur auf eine Defensivarmee beschränkt bleiben. Die Schwierigkeit liegt in der Vielzahl der Möglichkeiten, z. B. politischer Erpressung kleinerer Staaten durch größere. Das Problem der Sicherheit ist nicht nur territorial zu sehen. Schließlich ist festzustellen, daß auch nach einem Versagen von a) und dem dadurch bewirkten Einsatz von b) die höhere Strategie a) entscheidend für die Friedensschaffung bleiben wird, vorausgesetzt, daß b) wirklich der militärischen Strategie des Gegners gewachsen ist. So kommt es z. B. zu einer sogenannten „inter-war-deterent“, um eine Ausweitung (escalation) zu verhindern und die Reduzierung des Konfliktes (de-escalation) vorzubereiten. 5. Die Strategie der Abschreckung hat viele Variationsmöglichkeiten und ist nur dann wirksam, wenn die Aggression X zumindest von einer entsprechend starken Abschreckungseinheit Y aufgefangen werden kann, falls die politische Ab- 4/2011 schreckung a) versagt hat und es zu einem begrenzten Krieg kommt. Von der genutzten Variationsbreite hängt es ab, ob die Abschreckung stabil oder labil ist. Je größer ein dem Gegner bekannter – oder unbekannter – von ihm einkalkulierbarer Katalog möglicher Gegenmaßnahmen ist, umso besser ist die Wirkung gegen eine Aggression. Ein „Spektrum“ politischer und militärischer Strategievariationen mit entsprechenden Mitteln ist die Grundlage einer stabilen Strategie der flexiblen Abschreckung. Brennan zitiert zu dieser Feststellung Schelling: „Wir haben gelernt, daß eine Drohung glaubwürdig sein muß, daß die Glaubwürdigkeit davon abhängen kann, ob (umgekehrt) derjenige, der die Drohung ausstößt, die Mühen auf sich nimmt, sie wahr zu machen, und daß man, um sie glaubhaft zu machen, sich ihrer Ausführung „widmen“ muß. Wir haben erkannt, daß die Bereitschaft, einen begrenzten Krieg zu führen, von einer Drohung mit massiver Vergeltung ablenken kann, daß eine Drohung glaubwürdiger sein kann, wenn die Mittel zur Vergeltung in den Händen derer sind, deren Entschlossenheit am stärksten ist, daß eine vernunftgemäße Denkweise des Gegners dazugehört und daß Narren – wie kleine Kinder – sich oft nicht von Drohungen lenken lassen, daß der Erfolg der Drohung (analog dem Löwen in der Falle) davon abhängen kann, ob der bedrohten Partei ein annehmbarer Ausweg bleibt, daß eine Drohung mit totaler Vergeltung dem Gegner, falls es ihm einfallen sollte, sich nicht um unsere Drohung zu kümmern, in jeder Weise anfeuert, seine Übeltaten mit einem totalen Schlag gegen uns zu beginnen, und daß die Drohung mit massiven Zerstörungen nur dann einen Feind abschrecken kann, wenn man ihm zusichert, daß keine Zerstörung vorgenommen werde, falls er nachgibt, so daß eine zu große Möglichkeit, einen Schlag gegen ihn zu führen, ihn zu einem ersten Schlag verleiten kann.“ Das Ziel jeder Sicherheitspolitik: Elastizität, und die davon abhängige Stabilität zu bewahren In der weltpolitischen unmittelbaren Konfrontation der atomaren Weltmächte USA und Sowjetunion wurde eine Stabilität in der Abschreckung für den Fall atomarer oder konventioneller Aggression oder einer Kombination aller Elemente auf beiden Seiten garantiert. Grundlage war dabei die Elastizität der bis zur Spitze der atomaren Vergeltung führenden Stufeleiter (Variationsbreite) der Abschreckung, die für beide Mächte eine „second-strike-capability“, eine Fähigkeit zum zweiten Schlage nach einer Aggression garantiert. Diese Elastizität, und die davon abhängige Stabilität zu bewahren, ist das Ziel jeder Sicherheitspolitik. Für die kleinen Staaten ergeben sich dadurch jedoch Probleme, die nur durch Integration oder Abstimmung ihrer Interessen mit denen der in ihrem Bündnis (NATO) stehenden Weltmacht auf Basis der Gemeinsamkeit gelöst werden können. Das Wie der Gewährleistung der Abschreckung hat sich in den letzten Jahren geändert. Nicht durch einen forcierten Wettlauf der Aufrüstung, sondern durch bessere Schutzeinrichtungen für Vergeltungswaffen und Bevölkerung und durch EUROJournal 13 political forum den wissenschaftlich betriebenen Versuch, die Gefahr des Krieges durch Zufall einzudämmen, konnte das Abschrekkungspotential zum maximalen Faktor der Sicherheitspolitik einer jeden politischen Einheit gemacht werden. So wurde auch die Rüstungskontrolle eine zentrale Sicherheitsmaßnahme. Der Kern gegenseitiger Abschreckung wird von der Prämisse bestimmt, daß es heute für eine absehbare Zeit möglich erscheint, offensive Waffen einzusetzen, die gegen Abwehrwaffen immun sind. In einer solchen Situation ist ein speziell zur Ausschaltung dieser Vergeltungswaffen bestimmter Angriff unter beidseitigen Maßstäben rationaler Entscheidungsfindung nicht so schnell zu befürchten. Wenn jede Seite eine gleichermaßen geschützte und unangreifbare Vernichtungswaffe besitzt, wird sie keinen Grund mehr haben, zusätzliche Forcierungen auf dieser „hohen Ebene“ vorzunehmen. In dieser Situation wird ein Angriff auf lebenswichtige Interessen durch die ziemlich sichere Gewißheit verhindert werden, daß er mit einem vernichtenden Vergeltungsschlag beantwortet werden wird. Ein stabiles atomares Patt wäre in dieser Abschreckung gewährleistet, und der Schwerpunkt müßte sich wieder auf andere Konflikte verlagern. R. Oppenheimer brachte vor Jahren das Beispiel von den beiden Skorpionen in einer geschlossenen Flasche. Wovon er nicht sprach, waren ebenfalls darin existierende andere kleine Lebewesen. 6. Für die bisher geschilderte Konzeption einer Abschrekkungstheorie ergeben sich entscheidende Probleme. Deutsch nennt in seinem Aufsatz dafür z. B. a) die Intensität der Drohung b) die Glaubwürdigkeit der Drohung c) die Rezeption der Drohung durch den Bedrohten d) die Rationalität der Entschlüsse der Beteiligten Sie suchen einen Dienstleister, der zuverlässig, kompetent und zu fairen Konditionen die Reparatur ihrer EDV- Peripheriegeräte und Kassensysteme übernimmt? Seit mehr als zehn Jahren setzen wir elektronische Komponenten für namhafte Unternehmen instand und entsorgen deren Elektronikaltgeräte kostenlos. Über einen Depotservice, der eine entsprechende Ersatzteilvorhaltung sichert, sind wir in der Lage schnellstmöglich für die Wiederverfügbarkeit ihrer Geräte zu sorgen. e) die Kontrolle der Funktion des eigenen Sicherheitsapparates und der dahinter stehenden gesellschaftlichen Kräfte. Es erscheint angebracht, diese Aufzählung neu zu systematisieren und zu ergänzen unter dem Oberbegriff der Intensität der Drohung durch a) die waffentechnische Basis und die psychische Abwehr kraft b) einen politisch und militärisch wirksam arbeitenden Sicherheitsapparat (Kontrolle und Entwicklung) c) intensive, vom Gegner wahrgenommene Information (z. B. durch Diplomatie und Rüstungskontrollstäbe etc.) d) rationales oder irrationales Verhalten der Beteiligten. Das Hauptproblem der Abschreckung ist das der Intensität der Drohung. Diese Intensität kann nur dann maximal sein, wenn sämtliche Faktoren lückenlos abgestimmt sind und kein Faktor fehlt oder zu schwach oder zu stark berücksichtigt wird. Für eine umfassende Theorie der Abschreckung wird inhaltlich eine riesige Zahl von Detailproblemen unter Berücksichtigung der Möglichkeiten von Situationen variabel einzuordnen sein. Einige Anmerkungen können einen Zugang zu diesen Schwierigkeiten vermitteln. zu Punkt a: Waffentechnisch sind bereits jetzt die Weltmächte zur fast völligen Zerstörung allen Lebens auf unserem Planeten in kürzester Zeit in der Lage. Für die Atommächte ist die nukleare Waffentechnik selbstverständlicher Bestandteil ihrer politischen Drohungen und Gegendrohungen geworden. Ein Problem ergibt sich für Mächte, die keinen direkten Zugang zur nuklearen Waffentechnik haben. Zur Fähigkeit des Einsatzes von Waffen lesen wir bei Morgenstern: „Eine Waffe, die nicht an dem gewünschten Punkt Gerne erstellen wir speziell für Ihre Bedürfnisse ein kostenloses Angebot. 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Aber das sind alles Routineangelegenheiten, bei denen wir uns nicht aufzuhalten brauchen. Es genügt die Feststellung, daß die Abwehrkraft eines Landes nicht nur an der direkten Verteidigung gemessen werden kann, sondern auch an dem Gegenangriff, den es gleichzeitig in Gang zu bringen vermag.“ Für kleinere und staatliche Einheiten bedeutet das eine permanent anzustrebende Bündnissituation um fast jeden Preis, der geringer ist als der, den sie an den drohenden Aggressor zahlen müßten. zu Punkt b: Die Kontrolle über das abzuschreckende Verhalten und die dabei einzusetzenden Mittel liegt in einer Konzentrierung auf den Kern der „casus-belli-Zone“ (Interessensphäre, lebenswichtige Interessen), in einer Begrenzung und Beschränkung in Strategie und Kräften; zugleich ist die Kenntnis und Steuerung der inneren Entwicklung des Sicherheitsapparates und seiner Kräfte notwendig. In diesem Zusammenhang ist die Formulierung Arons interessant, daß die Drohung „desto weniger überzeugend“ sei, „je mehr die Ausführung den Interessen derer widerspricht, die sie ausstoßen.“ Das gilt für den Bereich der politischen Abschreckungsstrategie. Für den Unterbereich, das im Ernstfall zur Anwendung kommende militärische Potential, ergeben sich weitere Probleme, so z. B. das des „StärkeVerlustkoeffizienten“. Bei der Forcierung der Abwehrkräfte würde als ein Hilfsmittel der politischen, strategischen, operationalen und taktischen Entscheidungsvorbereitung die Spieltheorie eingesetzt, mit deren Hilfe an unzähligen Beispielen berechnet werden konnte, daß die Maximalstärke einer Streitkraft in der Heimatbasis liegt (Transport, Logistik), und daß eine zu dichte Staffelung der Verbände eher Vernichtungskämpfe zur Folge haben kann als bei einer auch territorial weiträumigen Planung. zu Punkt c: Die Rolle der Information ist entscheidend. „Wie kann der Staat, der diplomatisch in der Verteidigung steht, einen Staat der diplomatisch offensiv ist, überzeugen, daß er seine Drohung ausführen wird?“ Der Begriff der Information läßt sich als Arbeitsbegriff in „Kommuniqué-Information“ (durch die Schritte der Diplomatie im klassischen Sinne) und als „Identifikations-Information“ (als Überwachung durch Auswertung von Publikationen und nachrichtendienstliche Ergebnisse) bezeichnen. „Ein Staat ist um so empfindlicher für die Abschreckung, je mehr er an die Ausführung der Drohung glaubt und je mehr diese Ausführung für ihn fürchterliche Wirkungen enthält und schließlich je mehr die gebotene Aussicht im Falle der Gewaltanwendung ihm erträglich erscheint.“ (Aron) Ein anderes Problem der Verteidigungsbasis greift Morgenstern auf: „Die Frage, wie stark die Verteidigung sein soll, wäre leicht zu beantworten, wenn man es nur mit einem einzigen System von Angriffswaffen zu tun hätte. Aber es gibt heute viele Angriffswaffen, jede hat ihre Vorzüge und ist sehr variabel im Einsatz. Das kompliziert die Sache ungeheuer, und wir müssen die entsprechenden Lehren daraus ziehen. Da eine voll wirksame passive Verteidigung nur ein hypothetischer Grenzfall ist, bei dem die Wahrscheinlichkeit, daß er jemals eintreten könnte, den Nullpunkt erreicht hat, muß man nach anderen Arten suchen, um sich vor Angriffen zu schützen. Damit kommen wir zu dem Gedanken der Vergeltung und des Gegenangriffs. Der Gegenangriff ist so alt wie der Krieg. Er besteht darin, daß man die eigenen Angriffskräfte (die für diesen Zweck besonders ausgebildet und ausgerüstet sein könnten) benutzt, um den Angriff des Feindes zu schwächen, ihm die Initiative zu entreißen und ihn zu zwingen, Energie von 4/2011 Der Gegner muß unter dem Druck der Informationen stehen und darf gleichzeitig die Detailplanungen der militärischen Abschreckungsstrategie nicht erfahren. Zwei Dinge sind für das Bild der Abschreckungsstrategie in den Augen des Gegners wesentlich: Die Abschreckung muß glaubwürdig sein, d. h. der Abschreckende muß den Gegner mit etwas bedrohen, das in etwa definiert ist, er muß die Drohung also mit klaren Bedingungen verknüpfen. Zugleich aber soll die Abschreckungsdrohung den Gegner in Ungewißheit über die Stärke eines potentiellen Gegenschlages lassen. Dabei ist eine „Zone des Zwielichts“ (von Hassel) zu vermeiden. Ebenso gefährlich kann aber auch eine zu offene Aufklärung des Gegners über die eigenen Möglichkeiten sein. Deutsch dazu: „Je überzeugender, glaubwürdiger, intensiver und reichlicher Drohungen werden, desto einladender wird das Land, von dem diese Drohungen ausgehen, als eine Zielscheibe des Präventivkrieges. Es ist also unbedingt notwendig, die Drohung so sparsam anzuwenden, daß ein Präventivkrieg unattraktiv erscheint. Einerseits tut man das, indem man sich eine Gegenschlagskapazität vorbehält, so daß also der erste Angriff dem Angreifer nicht viel nützt, aber andererseits dadurch, daß man sich eben sehr bemüht, nicht als eine unerträgliche Quelle der Drohungen zu erscheinen.“ Man versucht, ein Gleichgewicht der Abschreckung herzustellen, um eine Ausweitung im Falle militärischen Einsatzes zu vermeiden, vor allem aber ein politisches Gleichgewicht der Abschreckung in der Weltpolitik herzustellen EUROJournal 15 political forum (Aron). „Das Verhältnis der thermonuklearen Kräfte ergibt sich aus der Gegenüberstellung der thermonuklearen Apparate und der eventuellen Folgen für den einen und für den anderen aus dem Gebrauch dieser Apparate. Derjenige, der dank der Vorbereitungen des Bevölkerungsschutzes die besten Chancen hätte zu überleben, wäre dann der Stärkere. Dieses Verhältnis der thermonuklearen Kräfte ist noch schwerer einzuschätzen als das Verhältnis der militärischen Kräfte von ehedem. Glücklicherweise fehlt uns die Erfahrung, und es kann außerdem sein, daß das Mißverhältnis von Strafe und Verbrechen so groß ist, daß der Stärkere automatisch derjenige ist, der den ersten Schlag führt.“ (Aron) zu Punkt d: Das schwierigste Problem, der schwächste Punkt der Abschreckung und des Versuches einer theoretischen Konzipierung ist die Annahme der Rationalität des Bedrohten. 1. Die Abschreckung soll den Krieg durch rationale Entscheidungen verhindern. Die bisherige Rolle irrationaler Elemente in der Politik ist bekannt. Trotz aller Hilfe durch komplizierte technische Systeme werden Menschen die letzten Entscheidungen fällen. Abschreckung hängt damit letztlich von einer kaum oder sehr schwer meßbaren Größe ab: Der Geistesverfassung des potentiellen Angreifers und des Angegriffenen. So kann eine rational bestimmte Politik des kalkulierten Risikos eines Aggressors in einem Moment rationaler oder irrationaler Entscheidungen des Bedrohten Erfolg oder Nichterfolg haben. Das Risiko ist zwar durch eine zuvor programmierte Entscheidungssuche rational zu erfassen, aber die bisherige Politik bietet unzählige Beispiele des Versuches und des verhängnisvollen Irrens. Die Abschrekkungstheorie wird nur dann die Theorie einer wirksamen Methode der funktionellen Friedenssicherung sein, wenn das dem Willen des Drohenden gegenüberstehende Verhalten des Bedrohten möglichst rational, aber auch in einer u. U. irrationalen Bereitschaft zum Opfer fähig ist, Widerstand zu leisten. „Abschreckung verlangt Macht, Bereitschaft, sie zu nutzen, und auf seiten des Gegners das Bewußtsein, daß beides auf der anderen Seite vorhanden ist. Abschreckung ist darüber hinaus nicht eine Summe dieser Faktoren, sondern ein Produkt aus ihnen. Sinkt einer auf Null, wird Abschreckung wirkungslos. Auch die überlegenste Stärke ist nutzlos, wenn es an dem Willen fehlt, sie einzusetzen. Macht und Entschlossenheit sind wirkungslos, wenn der Aggressor nicht daran glaubt oder wenn die Risiken eines Krieges ihm nicht völlig unattraktiv erscheinen!“ (Kissinger) 2. Unter „Entscheidung„ ist – nach R. C. Snyder – jener Prozeß zu verstehen, „von einer gesellschaftlich bestimmten und begrenzten Anzahl problematischer alternativer Möglichkeiten eine auszuwählen, die denjenigen Zustand 16 EUROJournal herbeiführen soll, den die Entscheidenden wünschen.“ Die Schwierigkeiten einer solchen Handlung, wenn es um die Fragen der Abschreckung (wer durch wen, wovon, durch welche Drohungen, unter welchen Umständen) geht, hat Aron festgehalten: „Diese Fragen sind auch dann nicht einfach zu beantworten, wenn man sich die schematischen Modelle und einen Strategen vorstellt, den wir als „rational“ bezeichnen. Die Unsicherheit wächst jedoch, wenn man an Stelle des Strategen am grünen Tisch eine Führungsmannschaft mit ihrem Wertsystem, ihrer politischen Doktrin und ihrer Weltanschauung setzt. 3. Die Hinweise auf den „unabhängigen Willen des Gegners und die durch Rationalität oder den Mangel an Rationalität beim Gegner u. U. auch im eigenen Entschluß provozierte Rationalität der Irrationalität treffen im Bereich der militärischen Abschreckungsstrategie noch einmal zusätzlich mit einer Vielfalt von „Unwägbarem“ zusammen.“ Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Abschreckung auf den folgenden Faktoren basiert: A. einer umfassenden politischen („höheren) Strategie. Diese Strategie wird wirksam durch 1. rationale und rationelle verzögerungsfreie Entscheidung 2. die Bereitschaft aller Kräfte zur Verteidigung a) unbedingte Abwehrbereitschaft b) Zusammenarbeit aller politischen Ressorts in der Si cherheitspolitik B. einer für den Fall des Versagens von A. wirksam werdenden, zu n-Variationen fähigen Militärstrategie mit 1. n-Programmen 2. Kräftepotential aus a) hoher Kampfmoral b) größtmöglicher Integration und Technisierung An der praktischen Umsetzung der Theorie wird klar, wie lang und nachhaltig der Prozeß einer europäischen „Grand-Strategy“ sein wird. Der seit Jahrzehnten diskussionsreiche, aber zögerliche und langsame Weg kann aber keineswegs als erfolgsarm bezeichnet werden: Die Abschreckungsstrategie der Nato wird auch in absehbarer Zukunft auf der nuklearen Deterrent der USA basieren. Aber im Laufe teils sehr aggressiver und mißtrauischer Debatten über die Schutzfunktion der französischen und englischen nuklearen Deterrent hat sich trotz aller Schwierigkeiten in der Frage der „Teilhabe“ der anderen europäischen Staaten nach der Plattform über Europäische Sicherheitsinteressen (Den Haag 1987) die Einsicht durchgesetzt, daß der Bau eines integrierten Europas nicht vollendet ist, solange es nicht Sicherheit und Verteidigung einschließt. 1994 hielt die WEU-Versammlung fest, daß es völlig unlogisch sei die GSVP ohne die Berücksichtigung der Rolle französischer und englischer Nuklearpotentiale zu beginnen. Und bei der Konferenz 1995 in Madrid hielten die Minister fest, daß die unabhängigen Nuklearstreitkräfte Frankreichs und Eng- 4/2011 political forum lands einen großen Beitrag für die Verteidigung Europas und ihrer Alliierten bedeuteten. In der Folge bemühte sich Frankreich besonders um eine enge deutsch-französische Zusammenarbeit. Im Dezember 2007 während der globalen Nonproliferationsdebatte wurde die Diskussion in allen 27 Staaten intensiver und 2008 lud der französische Präsident Nicolas Sarkozy alle europäischen Partner nach Valduc ein, zu einem offenen Dialog über die Realisierbarkeit von Schutz und Sicherheit der Anlage. Die Briten boten ihr Joint Technology Development Center in Aldermaston als Dialogplattform an. Der weitere Ausbau der Zusammenarbeit wird nun (auch in der neuen NATO-Strategie und den Lissabonner Beschlüssen) mit der Einsicht umgesetzt, daß keine Situation vorstellbar ist in der die Bedrohung vitaler Interessen eines Staates nicht auch gleichzeitig die der anderen Staaten der EU, der Atlantischen Allianz und ihrer Freunde ist. Die Renaissance eines egoistischen Nationalismus in europäischen Sicherheitsfragen ist also zur Zeit nicht ersichtlich. Ethik und Moral einer zukünftigen europäischen Friedensstrategie Eine philosophische Schlußbemerkung in Respekt vor dem Klassiker „La Force du Vertige“, 1983 von André Glucksmann (1984 in Deutschland unter dem Titel „Die Philosophie der Abschreckung“ erschienen). Krieg ist unmenschlich. Abschreckung ist unmenschlich. Ausgehend vom „Evangelium der Rakete“ findet Glucksmann in deren Monolog: „Abschrecken ist das Gegenteil von Überreden. Ich eröffne einen Raum, in dem die Argumente der Gewalt absolut zwingend sind, während die Gewalt der Argumente in der Schwebe bleibt, unfähig, mit Gewalt Zustimmung herbeizuführen. Die Abschreckung ist unmenschlich. Der Abschrekkende gibt von vornherein schon allein durch die Beschaffenheit seiner Waffen zu verstehen, daß er den Tod des anderen wollen kann, ebenso wie der andere den seinen, und daß er sogar in Erwägung zieht, alle beide zu töten, indem er eine globale Explosion auslöst. Seine Rüstungsvorbereitungen haben in der Tat die Aufgabe, einer schmerzlichen, quälenden und vorstellbaren Entscheidung im Hier und Jetzt ein Minimum an Glaubwürdigkeit zu gewährleisten – denn wenn er jegliche Form von Einsatz ausschlösse, wäre sein Waffenarsenal ja keinen Pfifferling wert.“ Der österreichische Theologe Heimo Hofmeister hat 2001 in seiner weitverbreiteten Studie „Der Wille zum Krieg oder die Ohnmacht der Politik – ein philosophisch politischer Traktat“ formuliert: „In Militär und Waffen die Voraussetzungen für Kriege zu sehen und anzunehmen, daß deren Abschaffung automatisch Frieden mit sich brächte, heißt die Mittel der Kriegführung mit den Ursachen des Krieges zu verwechseln. Der Slogan „Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin“ ist zwar bestechend, doch ein Trugschluß, 4/2011 denn er suggeriert, daß eben dort, wo niemand hingeht, niemand ist und kein Leben sich regt, Friede herrscht.“ Auf allen Ebenen der Bedrohungspotentiale in der Eskalationsleiter des Deterrent bleibt die Sicherheit der Ungewißheit, bleiben die zerbrechlichen Sprossen und die Grauzonen und Stolperfallen. Glucksmann: „Ein jeder Eroberer liebt den Frieden ohne Recht. Europa erfand die bürgerliche Gesellschaft, indem es diese beiden Dinge zugleich betrieb. Wer sein Leben riskiert um zu leben, lebt noch lange nicht, um sein Leben zu riskieren. Der offengehaltene Abstand zwischen dem Gewagten und dem Abenteuerlichen bestimmt das Wesen einer Zivilisation. Das klassische Zeitalter verfaßt seine Lehre von der Finsternis anhand des doppelten Registers der Erfordernisse des Friedens und der Notwendigkeit des Kampfes, der Pflicht und der Leidenschaft, der Liebe und des Todes, der Reinheit und des Lebens. Die Begriffe wechseln, aber der Zweikampf, der sie auseinandersprengt, wird erst aufhören, wenn Spieler und Spiel verschwunden sind.“ Das Spiel der Spieler wird aber bei aller „Unmenschlichkeit“ der vergangenen Jahrtausende nur dann im nachhaltigen Prozeß einer Friedensstrategie erträglicher gestaltet werden können, wenn die funktionelle Umsetzung philosophischer Ansätze in Moral, Ethik und Religion im Bekenntnis Europas zu den Menschen erfolgt. Zum Schluß ein Wort von John le Carré 2) (erschienen vor 25 Jahren im Rheinischen Merkur, 20.2.1987): „Das einzige, was wir vielleicht mit Sicherheit beantworten können, ist die Tatsache, daß die größte Bedrohung für die Menschheit daher rührt, daß man seine Skrupel zugunsten etablierter Urteile aufgibt. Sie rührt aus der Aneignung von Schlagworten und der stumpfen Übernahme vorgefertigter Animositäten, die gegenüber den schwer erkämpften Entscheidungen eines persönlichen, human geprägten Gewissens den Vorzug erhalten. Wirkliches Heldentum besteht nicht in der Konformität oder gar im Patriotismus, sondern im Mut, moralisch zu handeln, so wie wir das an unserem christlichen Retter bewundern“. Anmerkungen und Quellenangaben: 1) (Clausewitz, Carl von, Vom Kriege, Berlin (Ost) 1957, S. 726 f.) 2) John le Carre mit bürgerlichem Namen John Moor Cornwell (* 19. 10. 1931 in Poole, Dorset, UK, englischer Schriftsteller und einstiger Mitarbeiter des Secret Intelligence Service – Auslandsgeheimdienst [MI6] – Quelle: WIKIPEDIA Von unserem Kollegiumsmitglied Wolfgang Reineke EUROJournal 17 A P RO P O S Gesundheit aber wessen? Gesundheitspolitik betrifft uns alle und daß diverse politische Hasardeure die Gesundheitssysteme Europas krank gemacht haben, ist dem Normalsterblichen schon lange bekannt. Nur der ist gegen die Machenschaften der gesetzlichen Krankenkassen völlig machtlos, wie kürzlich eine ARD-Sendung MONITOR gezeigt hat: „Die politischen Reformen der letzten Jahre haben den Weg in eine neue Zweiklassenmedizin immer weiter geebnet. Für viele ist Gesundheit heute kaum noch bezahlbar, ob es um den Zahnersatz oder eine Krebstherapie geht. Auf der anderen Seite erhöhen sich die Gewinne vor allem der Pharmakonzerne, ohne daß dies bei den gesetzlich versicherten Patienten ankommt. Ein kurzer Blick auf die Bühne des letzten „European Health Forum“, zeigt, worüber ernsthaft und intensivst in den verschiedensten „Gesundheits-Schaltzentralen“ diskutiert wird. Die Order der armen Krankenkassen lautet: Mehr Effizienz in die teuren Systeme zu bringen, denn irgendwie müssen doch sowohl die Vorstandsgewaltigen, Generaldirektoren, Direktionsassistenten und sonstige uneffektive Gesundheitsverwalter samt Politiker und ihre ministeriellen „Wasserträger“ ihre üppigen Gehälter und Aufwandsentschädigungen weiterhin unbeschadet erhalten können. Und so eine Rettung braucht natürlich das, was seit längerem in unseren Gefilden die Mode ist - einen Schirm. Und diesen spannte nach eigenen Angaben der Veranstalter eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Kongresses Europas, der unter dem Motto „Innovation & Wellbeing – Europas Gesundheit in 2020 und darüber hinaus“, jetzt auf. Dieser schützt nämlich die seit Jahren ungeahndeten Schlampereien sowohl in den Krankenkassen als auch den ministeriellen Verwaltungen, die diese prekäre Budgetlage selbst in den vielen Jahren durch ungenügende Anwendung von Kontrollmechanismen verursacht haben. Daß sich jetzt die eigentlichen Verursacher dieser Misere, die im übrigen auch in den anderen europäischen Ländern zu verzeichnen ist, an das schwächste Glied in der Versorgungskette – den Beitragszahler – halten, ist einfach nicht nachvollziehbar. Die Maßnahmen, die jetzt schon teilweise angewendet werden – die Versorgung deutlicher effizienter zu machen, sprich auf ein Minimum zu reduzieren, angeblich unnötige Verschreibungen und viele Untersuchungen zu vermeiden sowie sogenannte Überbehandlungen, die den Ärzten zur Last gelegt werden – greifen – allerdings die Gesundheit der Patienten, die zu erheblichen Zuzahlungen gezwungen werden, an. Diese Maßnahmen betreffen allerdings nicht alle gleich. 18 EUROJournal Im Klartext: Das trifft nur das Krankenkassenbeiträge zahlende „Fußvolk“, das den Krankenkassen Monat für Monat Milliarden in den Rachen schmeißt, die sich dafür bei den Kranken und medizinische Hilfe Suchenden mit bunten Prospekten, teuerer Werbung in diversen Medien bedanken. Es werden zum Beispiel bewußt nur wenig wirksame aber dafür billige Medikamente verordnet werden dürfen, Operationen auf Monate hinausgeschoben, in Erwartung, daß der Patient, wenn er zu der Gruppe der Senioren gehört, inzwischen die Radieschen von unten betrachtet. CT- oder MRT-Messungen, selbst wenn sie vom behandelnden Arzt diagnostiziert sind, werden jetzt schon in einigen EU-Ländern nur gegen eine gewisse Selbstbeteiligung abgerechnet. Den letzten und für Patienten äußerst gefährlichen Sparstreich, wie in schon erwähnter MONITOR-Sendung der ARD am 24. November 2011 deutlich gemacht wurde, leisten sich die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland, denn sie wollen, trotz des Aids-Skandals, gemischtes Blut bei Operationen und sonstigen notwendigen Blutübertragungen angewendet wissen. Jeden kann es treffen: Egal ob Unfallopfer, Herzpatienten oder Krebskranke. Wenn das eigene Blut nicht mehr gerinnt, bekommen die Patienten von Einzelspendern Thrombozyten gespritzt. Knapp 418 Euro teurer sind sie – viel zu teuer, sagen jetzt immer mehr gesetzliche Krankenkassen. AOK, IKK und andere Kassen setzen seit Monaten Ärzte massiv unter Druck. Sie sollen überwiegend nur noch das billigere, aus durchschnittlich 5 Spendern zusammengesetzte Blut spritzen. Transfusionsmediziner schlagen Alarm: Das Risiko, daß so bislang noch unbekannte, schlummernde Infektionen viel schneller verbreitet würden, sei um das 5fache höher. Bei einem ähnlichen Viren-Skandal wie Aids oder Hepatitis-C wirke das wie ein Brandbeschleuniger. Daß solche Maßnahmen die selbsternannten politischen Eliten, die sich in Ministerien und deren Verwaltungen tummeln, nicht betrifft, so glauben sie es, ist kein Wunder, denn sie sind diejenigen, die sowohl die Legislative als auch die Exekutive in den Händen halten. Denn nur sie können sich es leisten selber und ihre Familienangehörigen im benachbarten europäischen Ausland mit notwendigen Einzelspendern Thrombozyten behandeln zu lassen, denn z. B. in Österreich, England oder in Italien werden mit mehr als 80 Prozent solche Einzelspenden Thrombozyten verwendet. Die Fehlentwicklungen, die scheinbar von einem schwer behandelbaren „Virus“ verursacht sind, könnten noch, nach den Vorstellungen der „Verbesserer“, leicht mit rich- 4/2011 tigen finanziellen Anreizen behoben werden: Danach sollen manche medizinische Dienste dafür mehr belohnt werden, wenn sie nicht behandeln. Angeblich mutiert die Gesundheit zum Konsumgut, und ein Anspruchsdenken macht sich breit. Außerdem produziert ein medizinisches Überangebot eine Bedrohung für die Finanzierbarkeit der notwendigen Leistungen, was zum Nachteil für die Patienten sein würde, so wird argumentiert. Daß sich die Generaldirektorin für Gesundheit und Verbraucherschutz der EU-Kommission Paola Testori-Coggi für die Beibehaltung des Solidargedankens im Gesundheitssystem ausspricht, ist mehr als lobenswert, denn wie heißt es im Vertrag von Lissabon: „Der Zugang aller ist ein unverrückbarer Teil ...“. Sie muß es wissen, denn die Gesundheit ist nach den Pensionen der größte Ausgabenposten der EU-Länder. Sie sagt aber nicht, daß dazu die Überversorgung des in den Jahren künstlich aufgeblasenen EU-Apparates kräftig beiträgt. Früherkennung und Prävention Die EU will die Effizienz im Gesundheitswesen auf zwei Wegen steigern. Die frühe Diagnose von Krankheiten gehört dazu, die durch technische Innovationen wie Telemedizin, verbessertes Screening oder Patientenmonitoring Vorschub bekommen soll. Der zweite Pfeiler sei die Prävention. Daß mehr Effizienz ohne Einschnitte in der Versorgung möglich ist, belegt Testori-Coggi durch ein Pilotprojekt in der italienischen Provinz Veneto. In einer Region mit knapp 200.000 Einwohnern wurde das Gesundheitswesen reformiert, einige Krankenhäuser geschlossen, dafür neue medizinische Zentren gebildet und das Hausarzt-System neu strukturiert. Nach einem dreijährigen Probelauf verzeichnete die Region jährliche Gesundheitsausgaben von 1.800 Euro pro Person, was deutlich weniger als die 2.400 Euro in einer demografisch ebenbürtigen Vergleichsregion, in der keine Reformen durchgeführt wurden, war. Nun zurück von der gesamteuropäischen Bühne in die Bundesrepublik. Hier herrscht scheinbar Verdruß und Überschuß! Politik und gesetzliche Krankenkassen haben lauthals über den im 1. Halbjahr erzielten Überschuß von 2,4 Milliarden Euro gejubelt. Trotzdem sieht der Präsident der Bürgerinitiative Gesundheit DGVP e.V., Wolfram-Arnim Candidus keinen Anlaß zur Freude: „Dieser Überschuß resultiert vor allem aus der Mehrbelastung der Beitragszahler. Sie sind durch die kräftige Erhöhung des allgemeinen Beitragssatzes um 0,6 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent zur Kasse gebeten worden. 4/2011 Ohne Berücksichtigung der konjunkturellen Erholung wurden dem Gesundheitsfonds allein dadurch Mehreinnahmen von neun Milliarden Euro in die Kassen gespült“. Schnell deduziert – der Überschuß ist kein Wunderwerk der Politik oder der Manager der gesetzlichen Krankenkassen. Und dies wird sich ab 2012 abermals ändern mit den politisch gewollten und genehmigten Zuzahlungen, die die Krankenkassen nach gut Ding erheben können und werden. „Der Trend zur Ökonomisierung der Medizin hat sich weiter fortgesetzt, sagt Wolfram-Arnim Candidus. „Krankenkassen sind primär daran interessiert, ihre Versicherten nur kostengünstig zu versorgen. „Die individuellen Belange der Patienten und somit die Effektivität der Versorgung bleiben dabei nur allzu oft auf der Strecke. Die Therapiehoheit der Ärzte wird durch Arzneimittelrabattverträge Stück für Stück weiter zurückgedrängt und die Krankenkassen setzen ihre Marktmacht zur Preisdrükkerei und zum Dumping ein. Man darf sich durch die aktuellen Überschüsse der Krankenkassen nicht täuschen lassen: Die gesetzliche Krankenversicherung ist nicht gesund. Sie muß dringend und ohne ideologische Scheuklappen fachgerecht diagnostiziert und therapiert werden. Das gilt gleichermaßen für die Private Krankenversicherung“. Daß die Versorgung dabei das wichtigste Ziel sein muß, ist eine klare Ansage. Und diese muß anders als bisher, vor allem nicht nur verbal, sondern faktisch auf die Belange und Bedürfnisse der Krankenkassenbeiträge zahlenden Menschen ausgerichtet werden. Die medizinische Versorgung darf auf keinen Fall unter dem Einfluß des modernen Zauberwortes „political correctnes“, das allseits von den Regierenden und verantwortungslosen „Gesundheitsreform-Hasardeuren“ gerne als Deckmantel benutzt wird, leiden. Und noch was: Bei den vielen Vorschlägen und zu ergreifenden Maßnahmen darf eines nicht in Vergessenheit geraten – die Ärzteschaft soll sich auch in Zukunft nur um die Heilung der Patienten kümmern und nicht sich als externe Buchhalter und kostenlose Inkassobetreiber für die „armen Krankenkassen“ betätigen dürfen. Diese Verwaltungsdienste müssen die Scharen der Krankenkassenbediensteten verrichten, die nicht so überbelastet sind wie die Ärzte, vor allem die Hausärzte und einige wenige Fachärzte, vor allem schon deshalb, weil diese sehr viel Verantwortung tragen, die manchmal auch Leben kosten kann. Peter Verbata EUROJournal 19 short report KAMPAGNE ZUM 1. „EUROPÄISCHEN TAG FÜR FREIEN SONNTAG“ Ziel, so der Sozial- und entwicklungspolitische Sprecher Europäische Sonntagsallianz soll grenzübergreifende Aktionen koordinieren / MdEP Kastler bringt Resolutionsentwurf ins Parlament ischen Tag für einen arbeitsfreien Sonntag“ als gemeinsame der CSU-Europagruppe Martin Kastler, sei es, den „EuropäAktion über die erst vor einem halben Jahr gegründete, Europäische Sonntagsallianz zu koordinieren. So könnten europaweit lokale Initiativen, Kirchen, Gewerkschaften und 3. März 2012 wird der erste „Europäische Tag für den ar- Verbände unter einem Slogan für ihr Anliegen werben. „Der beitsfreien Sonntag“ – so hat es der Europaabgeordnete Sonntag erfährt europaweit breite Zustimmung als Ruhe- Martin Kastler am Rande einer Sitzung der Europäischen und Familientag. Er ist europäisches Kulturgut. Der Europä- Sonntagsallianz in Brüssel vorgeschlagen und einstimmige ische Aktionstag wird das zusätzlich unterstreichen.“ Zustimmung erfahren. Mit Initiativen von lokaler bis europäischer Ebene soll der Aktionstag auf das Anliegen eines ge- Gemeinsam mit anderen Kollegen im Europäischen Parla- meinsamen arbeitsfreien Sonntages in allen europäischen ment wird Kastler zudem eine Resolution ins Plenum ein- Mitgliedsländern hinweisen. Unterstützen wollen Kastler bringen, die das Anliegen des „Europäischen Tages für den und weitere Europaabgeordnete dies mit einer Resolution arbeitsfreien Sonntag“ unterstützt. im Europäischen Parlament. In seiner Heimatregion Nürnberg plant Kastler für den 3. Kastlers Vorschlag „europäisiert“ damit eine Initiative, die März 2012 zusammen mit dem KKV-Verband der Katho- bereits heute weltweit an die erstmalige Ausrufung des liken in Wirtschaft und Verwaltung sowie anderen Akteuren Sonntages als Ruhetag durch den römischen Kaiser Kon- der Sonntagsinitiative bereits eine größere Aktion zum „1. stantin I. am 3. März 321 im Corpus Iuris Civilis 2 Codex Europäischen Tag für den arbeitsfreien Sonntag“. Iustinianus 3, 12, 2 erinnert. -T.G.- short report beispielhaft vor, wo Stevia seit 2010 erhältlich ist. Rund 100 EU erlaubt Süßungsmittel Stevia genehmigte Stevia-Lebensmittel gibt es hier, von denen al- Streusüßen und Süßgetränke als erste Abnehmer wahrscheinlich lerdings bisher nur wenige in den Läden gelandet sind. Als ein Hindernis für eine rasche Verbreitung sieht Kienle die niedrige Stevia-Tagesdosis, die von der EU wie auch Mit der Zulassung von Stevia durch die Europäische Uni- zuvor von der Schweiz als „unbedenklich“ eingestuft wurde. on beginnt ein neues Kapitel der Süßstoffe in Europa. Die Nur vier Milligramm von hochreinem Steviol pro Kilogramm Substanz aus den Blättern der aus Paraguay stammenden Körpergewicht und Tag sind erlaubt. „Der Zucker von Limo- Pflanze „Stevia rebaudiana“ ist 250-mal süßer als Zucker, naden kann in Folge nur zu rund 30 Prozent durch Stevia- wird von Diabetikern gut vertragen, senkt den Blutdruck Süßstoff ersetzt werden. Es wird unter diesen Umständen und verhindert Zahnbelag. Ein ernsthafter Konkurrent zum schwierig, dem Konsumenten den höheren Preis zu recht- Zucker wird sie zumindest in naher Zukunft dennoch nicht, fertigen“, so der Experte. glaubt der Stevia-Forscher Udo Kienle von der Universität Hohenheim. Coca-Cola als Zugpferd Langsamer Markteintritt Was punktet, ist die Natürlichkeit der Stevia-Pflanze, betont Kienle. Auf diesen Effekt setzt etwa die Firma Coca Cola, „In naher Zukunft werden die meisten Nahrungsmittelspar- die bereits 24 Stevia-Patente besitzt und den Zuckergehalt ten nicht auf Stevia umstellen – einige Produkte ausgenom- bestimmter Getränke künftig mit einem als „Truvia“ registrier- men: Stevia-Tabletten und -Streusüßen könnten noch in ten Stevia-Süßstoff senken will. In raffinierter Form ist Stevia diesem Jahr in die Supermärkte kommen, einzelne Süß- als Lebensmittel-Zusatzstoff – der die Nummer E960 erhält getränke im ersten Halbjahr 2012, sofern die Hersteller be- – freilich nicht mehr „natürlich“. reits zulassungsfähige Rezepturen besitzen“, so der Agrar- Von Johannes Pernsteiner/pte wissenschaftler. Das zeige die Entwicklung in der Schweiz 20 EUROJournal 4/2011 A P RO P O S EURO - TEURO - RETTUNGSSCHIRM bremse in ihre nationalen Verfassungen auf und wann wird die Aufnahme der Sanktionsmechanismen wirksam? Die Nachrichtenmeldungen der letzten Zeit, die sich in unserer - Wann werden den großen Ankündigungen auch Taten folgen? kommunikativen Welt mit dem Thema EURO – TEURO – RET- - Wenn an schmerzhaften Reformen in den Krisenländern TUNGSSCHIRM mit oder ohne der Kopfbedeckung des feinen kein Weg vorbei führt, was gedenken die politischen Entschei- englischen Herrn, der Melone, intensivst beschäftigen, weisen dungsträger in den Nationalstaaten, der EU-Kommission, dem darauf hin, daß keiner Bescheid weiß und diejenigen, die Be- EU-Parlament und sonstigen überbürokratisierten und sehr scheid wissen müssen, besser gesagt wissen sollen, lassen kostspieligen EU-Institutionen bei sich selbst zu tun und wel- das gemeine Volk in Unsicherheit tappen. che Restriktionsmaßnahmen wollen sie sich auferlegen? - Dieser Gipfel brachte den ersten Schritt auf dem sehr langen Nun hat die endlose Reihe der Meldungen wie zum Beispiel Wege. Welcher Schritt ist der nächste? DIE SCHULDEN-HYSTERIE, US RATINGAGENTUR S&P - Sind Eurobonds nun wirklich vom Tisch oder haben einige WARNT DEUTSCHLAND UND ANDERE EURO-STAATEN findige „Rechtsverdreher“ auf Wunsch ihrer Herren, der globa- VOR VERLUST DES „AAA“, MARKOZYS RETTUNGSREZEPT, len wirtschaftspolitischen Lobby, einige „Knallfrösche“ bei den KEINE ANGST VOR INFLATIONSGESPENST oder SHOO- Verhandlungen als Überraschung hineingebracht? TOUT UM DEN EURO seit dem 9. Dezember plötzlich eine - Wann wird endlich mit der selben Vehemenz und Mut wie neue Dimension bekommen. Viele der politischen Wissenden jetzt in Brüssel die angelsächsich geprägte Unterjochung Eu- und von sich selbst überzeugten Analysten jubeln zu dem aktu- ropas durch Privatunternehmen einiger Multimilliardäre, deren ellen Stand der Verhandlungen in Brüssel. Europa hat endlich Ratingagenturen ohne jegliche öffentliche Mandatierung Druck aufgrund der aktuellen Beschlüsse des EU-Gipfels etwas Posi- auf die europäische Politik und Wirtschaft ausüben, bekämpft? tives nach langer Pause der Entwicklung geschafft, woran fast - Wann wird den Bürgern die beabsichtigte und sicherlich in der niemand mehr geglaubt hat. neu angedachten Konzeption die Einrichtung einer neuen EU- Es ist unbestritten ein Erfolg der oft in negative Schlagzeilen Behörde plausibel vermittelt? geratenen deutschen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, die sich mutig innerhalb der männlich dominierten Gesellschaft Um zu funktionieren braucht Europa nun mal Behörden, die in der viel zu oft selbstgefälligen Politiker mit gewissem Sach- ihrer Existenz, Zuständigkeit und Aufgabenstellung aber auch verstand und vor allem Beharrlichkeit und enormer Ausdauer allgemein anerkannt sein müssen, um effizient arbeiten zu kön- durchsetzen konnte, denn sie bewies, daß sie entgegen man- nen. Bei den bereits vorhandenen europäischen Institutionen cher Befürchtungen, wirklich gesamteuropäisch denkt. hat sich die selbstgefällige EU-Bürokratie inzwischen von einer solchen allgemeinen Akzeptanz bereits gefährlich weit entfernt. Ab jetzt heißt die Parole: „Endlich stimmt die Richtung“. Und das sind Herausforderungen, die jetzt zügig in PerspektiDaß man die deutsche Bundeskanzlerin nicht unbedingt mö- ven umschlagen müssen, denn Europa darf sich nicht selbst gen und nicht mit allem einverstanden sein muß, was sie tut, ist im Weg stehen. das eine. Das andere ist die Hochachtung vor ihrer Leistung der Und diesen Weg scheint der feine englische Herr Cameron, letzten, sehr bewegten Monate, die sie dem Europabürger trotz seines Zeichens Premier, vorbereitet zu haben, in dem er end- einschneidender fiskalischer Maßnahmen gegeben hat. Wenn lich den Austritt Englands aus der Europäischen Union nach- alles so klappt, wie sie sich bemühte zu ordnen, ist ihr der Weg haltig und mit großer Akribie mit Sätzen, die er auf dem Brüs- in die europäischen Schulbücher wie ihrem politischen Ziehva- seler Gipfel zum Besten gegeben hat „Großbritannien ist es ter Helmut Kohl absolut sicher. gelungen, Europa zu blockieren“, vorbereitet zu haben. Aber trotz dieses Teilerfolgs der Gemeinschaft bleiben noch Good luck Mr. Cameron, good night United Kingdom. einige wichtige Fragen offen: Peter Verbata - Wann und wie schnell wird ein tragbares Konzept, wie man die Schuldenberge effektiv bekämpfen kann, ohne viel Geld in die Krisenländer ewig zu pumpen, ausgearbeitet? - Wie schnell nehmen die beteiligten Länder die Schulden- 4/2011 EUROJournal 21 focus in time Ein Gespenst geht umher Spracherschaffung á la monténégrine Als sich montenegrinische Politiker zu Beginn des Schuljahres nicht einigen konnten, wie die Unterrichtssprache in montenegrinischen Schulen zu benennen sei, stellte dies nur den Gipfel des Eisberges im balkanesischen Sprachenstreit dar. Wie die anderen Republiken des ehemaligen Jugoslawiens, pochen auch hier Politiker darauf, ihre Unabhängigkeit sprachlich zu legitimieren, stellt doch die Sprache neben der Religion den größten Identitätsmarker in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens dar. Während man noch bis in die 90er Jahre von einer gemeinsamen „serbokroatischen“ Standardsprache ausging, die in Kroatien, Bosnien, Montenegro und Serbien gesprochen wurde, wird seit den 90er Jahren besonders in Kroatien und Bosnien, und zuletzt seit einigen Jahren auch in Montenegro, alles daran gesetzt, die Erinnerung an eine gemeinsame Sprache verschwinden zu lassen. Dies geschieht in Kroatien etwa durch das Einbringen von Wortneuschöpfungen (Neologismen), Archaismen und Regionalismen seitens der Politiker und Linguisten. In Bosnien besinnt man sich hingegen auf die Zeit im osmanischen Reich – so wird versucht, durch die Implementierung von Turzismen und Orientalismen in Schulbücher und Grammatiken der Gebrauch der selbigen seitens der Schüler von Beginn an anzukurbeln. Beim „Serbokroatischen“, dem südslawischen Zweig der slawischen Sprachfamilie, handelt es sich um eine im 19. Jahrhundert kodifizierte Standardsprache, welche als Grundlage einen den meisten Sprechern gemeinsamen Dialekt hat: das Štokawische. „Serbokroatisch“ galt bis in die 90er Jahre hinein als eine plurizentrische Sprache, wie etwa das Englische oder das Deutsche. Die Besonderheit lag allerdings darin, dass sich die Plurizentrizität nicht auf mehere Staaten erstreckte, sondern sich die Zentren – das „westliche“ in Zagreb und das „östliche“ in Belgrad- damals in einem Staat befanden In Kroatien werden zudem neben dem Štokawischen noch das Čakawische und das Kajkawische gesprochen. In allen drei Benennungen stehen die erste Silben što, ča, kaj für das Interrogativpronomen was. Die Dialekte treten zudem in drei Mundarten auf: ijekawisch, ikawisch und ekawisch, wobei die Unterscheidung auf den unterschiedlichen Realisierungen des proto-slawischen Vokals /ě/ (genannt „jat“) basiert. Veranschaulichen lässt sich dies etwa anhand der Wörter für Milch, welche im ijekawischen, ikawischen und ekawischen mleko, mlijeko und mliko sind. Die ekawische Aussprache ist jedoch lediglich in Serbien vorhanden. 22 EUROJournal Drei Sprachen, die auf einem und dem selben Dialekt beruhen Das paradoxe ist, dass die neuen propagierten Sprachen – Kroatisch, Bosnisch, Serbisch und Montenegrinisch – alle auf ein und den selben Dialekt beruhen: dem Štokawischen. Aus typologischer Sicht kann also nach wie vor von einer Sprache gesprochen werden. Somit wäre es aus linguistischer Sicht daher leichter, eine eigenständige kajkawische, čakawische und štokawische Sprache rechtzufertigen, da sich diese Dialekte stärker voneinander unterscheiden als das Serbische, Bosnische oder Kroatische, welches in Belgrad, Sarajevo und Zagreb gesprochen werden, da sie allesamt ihre Grundlage stokawischen Dialekt haben. Problematisch ist eine Nationalisierung von Standardvarianten vor allem aufgrund der Tatsache, dass nationale Grenzen im ehemaligen Jugoslawien nicht mit Sprach- bzw. Dialektgrenzen zusammenfallen; zudem ist der Balkan ein ethnisch heterogenes Gebiet. Aufgrund der „unentwirrbaren Nichtüberschneidung von Konfessions- und Dialektgrenzen“ (Voß 2006: 4) ist etwa vor allem in Bosnien eine nationale Dialektbegrenzung oder die Legitimation nationaler Standardsprachen zumindest aus linguistischer Sichtweise besonders fragwürdig. Da man etwa in Bosnien jedoch aus politischer Korrektheit allen Gruppen das Recht gewährt, ihren Kindern eine Schulbildung in der jeweils eigenen Muttersprache zu bieten, kann man jedoch buchstäblich von einer linguistischen Apartheid sprechen: Alle Dokumente werden in drei Sprachen verfasst, zudem werden Kinder in verschiedenen Schulen oder Klassen unterrichtet. Diese Segregation ist auch in den Augen der UN-Adminsitration ein Problem, aufgrund der starken nationalistischen Kräfte scheint es derzeit jedoch unüberwindbar zu sein. Die Rolle der Sprache bei der Schaffung einer eigenen montenegrinischen Identität Pragmatischer gab man sich am ICTY (International Tribunal for the Prosecution of Persons Responsible for Serious Violations of International Humanitarian Law Committed in the Territory of the Former Yugoslavia). Als man sich damit konfrontiert sah, wie denn die Sprache der Insassen zu nennen sei, entschloß man sich dazu, die Sprache nach dem Alphabet (um auch hier politisch korrekt zu sein) „Bosnian/Croatien/Serbian“ zu nennen, eine Bezeichnung, die sich auf europäischer Ebene mehr und mehr durchzusetzen scheint. 4/2011 focus in time Auch in Montenegro spielt die Sprache, wie in der Einleitung zu lesen war, eine immer wichtigere Rolle bei der Schaffung einer eigenen, montenegrinischen Identität, allerdings weiß niemand so genau, was sich hinter der „Montenegrinischen“ Sprache (vom deutschen Slawisten Bernhard Gröschel auch liebevoll als „Phantomsprache“ bezeichnet) verbirgt. Der Anführer der Sprachseparatisten, Vojislav Nikčević, spricht sich etwa seit Jahren für den Einsatz von drei neuen Buchstaben aus: ś, ź und, basierend auf den Phonemen /ç/, und /dz/. Hierbei gibt es jedoch zwei Probleme: Zum einen werden /ç/ und /dz/ auch in Westserbien verwendet (Greenberg 2004: 103f.) zum anderen gibt es keinen Dialekt, der alle drei Phoneme einbezieht. Aufgrund dessen sieht etwa der Slawist Robert Greenberg Nikčevićs Phoneme des Montenegrinischen als „Mythos“ an. Näherliegender scheint es, die Laute als Allophone zu betrachten – Varianten eines Phonems. gros auf Kosten der Sprache zu legitimieren und schlug stattdessen vor, die Sprache in Montenegro als „Serbisch in ijekawischer Form” zu bezeichnen: „That definition does in any case effectively distinguish the language from that in Serbia – which is ‚Serbian in an ekavian form‘ – without providing the added degree of separation which might be needed if and when the language in Montenegro takes a more radically different course, for example by employing the three additional characters (…)”, welche von Nikčević propagiert werden. Nichtsdestotrotz entschloss sich die von der Regierung beauftragte „Kommision für die Standardisierung der Montenegrinischen Sprache“ 2009 dazu, die Laute /ç/ und /ʝ/ im Rahmen einer neuen Rechtsschreibung als Phoneme der montenegrinischen Standardsprache einzuführen. Das neue Alphabet hat daher statt 30 nun 32 Buchstaben. Während man bis vor kurzem also etwa für „Norden“ sjever schrieb, ist man nun angeleitet, śever zu schreiben – seitens vieler montenegrinischer Linguisten eine Vergewaltigung der Sprache. Seit September diesen Jahres werden die beiden neuen Buchstaben nun in montenegrinischen Schulbüchern aufgeführt. Einführung des Begriffes „Muttersprache“ mit unerfreulichen Folgen Bereits 2003, noch während des Bestehens der Staatengemeinschaft „Serbien und Montenegro“, entschloss sich die montenegrinische Regierung dazu, das Fach „Muttersprache“ ins Schulprogramm einzubeziehen. Mit der Begründung, man wolle keine der Volksgruppen benachteiligen (so gibt es in Montenegro neben der starken serbischen Minderheit ferner noch eine kroatische und eine bosniakische Minderheit) erwies man den montenegrinischen Sprachseparatisten um Nikčević einen ersten Dienst, obgleich in einem Referendum zwei Jahre zuvor 59,57 Prozent der Bevölkerung als ihre Muttersprache „Serbisch“ genannt haben – gegenüber nur 21,53 Prozent, die Montenegrinisch als Muttersprache nannten. Faktisch unterdrükkte man mit dieser Entscheidung daher die Mehrheit der Bevölkerung mit dem Ziel der Kreierung einer neuen, montenegrinischen Sprache, um somit den Grundstein für die spätere Unabhängigkeit Montenegros zu legen. Die Einführung des Faches „Muttersprache“ stieß auf heftigen Protest seitens der Lehrer. So weigerten sich beispielsweise sechs Lehrer am Gymnasium in Nikšić, ihren Unterricht als „Muttersprache“ zu bezeichnen, was prompt zu Kündigungen führte. Laut Zeitungsangaben streikten daraufhin 900 von 1300 Schülern, wie auch 42 von 66 Lehrern aus Solidarität mit den gekündigten Kolleginnen und Kollegen. Seit Inkrafttreten der Verfassung Montenegros am 22.Oktober 2007 ist Montenegrinisch die Amtssprache Montenegros, die frühere Amtssprache Serbisch gilt nur noch als Sprache „im Amtsgebrauch“. Bereits im Oktober 2006 warnte das “Permanent Committee on Geographical Names” vergebens davor, die Unabhängigkeit Montene- 4/2011 Sprachseparatismus als Norm: Montenegrinisches Schulbuch aus dem Jahr 2011 Die montenegrinische Regierung und ihre „Hoflinguistik“ ging 2010 noch weiter. Zum Einen adaptierte der Bildungsrat die erste montenegrinische Grammatik. An der Grammatik arbeiteten neben dem montenegrinischen Linguisten Adnan Čirgić auch die kroatischen Linguisten Josip Silić und Ivo Pranjković. Der Bildungsrat, der die Grammatik einführte, bestand hierbei aus dreizehn Mitgliedern, wobei jedoch lediglich zwei Mitglieder Fachexperten waren – Božena Jelušić, Literaturprofessorin, und Slavica Perović, Professorin der Linguistik. Beide stimmten als einzige Mitglieder gegen die Einführung der Grammatik. Zudem wurde 2010 das Fach „Muttersprache“ abgeschafft, stattdessen wurde im Herbst 2010 „Montenegrinisch“ als Unterrichtssprache eingeführt. War in den Augen der Opposition zuvor das Fach „Muttersprache“ eine Zumutung, sehnt man sich seither die alten Zeiten herbei, stellte doch eine Beibehaltung des Faches „Muttersprache“ zumindest einen Kompromiss dar gegenüber der eigenen Wählerschaft. Fortsetzung S.25 EUROJournal 23 focus in time short report Mit Marketing-Preis ausgezeichnet Für „herausragende Leistungen bei Messekonzept und Präsentation“ erhielt die Stadt Neumarkt den „Consumenta-Marketingpreis 2011“. Oberbürgermeister Thomas Thumann nahm im Rahmen der „Consumenta“-Eröffnungsfeier die Trophäe aus der Hand der AFAG-Geschäftsführer Heiko und Hermann Könicke sowie im Beisein von Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm entgegen. Im Jahr 2009 knüpfte die AFAG-Messegesellschaft die ersten Kontakte mit der Stadt Neumarkt, die sich spontan entschloß, bei dem Gemeinschaftsprojekt auf Bayerns größter Verbrauchermesse „Consumenta“ in Nürnberg mitzumachen. Wie immer bei einem derartigen Neuprojekt traf diese Idee bei Handel und Handwerk anfangs noch auf Skepsis. Entsprechend Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann nimmt die bescheiden fiel die erste Beteiligung mit einem 50 Quadratmeter Glückwünsche von Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm großen Stand aus. Doch die überaus positiven Erfahrungen dieser für den vorher ihm von Heiko (links) und Hermann Könicke verlie- Aussteller und die vielen Neukundenkontakte, die auf der Mes- henen Marketingpreis entgegen. Foto: Erich Zwick se geknüpft wurden, führten dazu, daß sich im Jahr 2010 bereits neun Unternehmen aus Neumarkt beteiligten und auf 400 Quadratmeter ihr Leistungsspektrum präsentierten. 24 EUROJournal -E.Z.- 4/2011 focus in time Politisches Gerangel um rechtliche Gleichstellung des Unterrichtsfaches „Serbisch“ Seit Monaten fordert nun die montenegrinische Opposition eine rechtliche Gleichstellung des Unterrichtsfaches „Serbisch“ mit dem Unterrichtsfach „Montenegrinisch“, was bei Premier Igor Lukšić von der Demokratischen Partei der Sozialisten Montenegros (DPS) auf Ablehnung stürzte, obgleich selbst nach dem Erlangen der Unabhängigkeit bei der Volkszählung im April diesen Jahres 42,88 Prozent der Bevölkerung als ihre Umgangssprache Serbisch nannten und lediglich 36,97 Prozent diese als „Montenegrinisch“ bezeichneten. Letztendlich einigten sich beide Seiten im September dieses Jahres darauf, das ehemals als „Muttersprache“ bezeichnete Fach in „Montenegrinisch - Serbische, Bosnische, Kroatische und Bosniakische Sprache und Literatur“ umzubenennen. In der Interpretation des Striches zwischen „Montenegrinisch“ und „Serbisch“ gibt man sich hier kreativ: Während Lukšić und Co. ihn als Gedankenstrich und somit als Abgrenzung zwischen der montenegrinischen Amtssprache einerseits und den Sprachen im Amtsgebrauch andererseits sehen, sei er in den Augen der Vertreter der Opposition als ein Koppelungsstrich zu verstehen und stelle somit ein Verweis auf ein Kompositum dar. Dass die Kreation „Montenegrinisch-Serbisch“ jedoch eine Sprache bezeichnet, die es in der Verfassung gar nicht gibt und die Syntagmen „American English“ oder „British English“, auf die man sich gerne beruft, keinen Bindestrich enthalten, scheint Oppositionsmitglieder nicht zu stören, kann man sich gegenüber der Wählerschaft doch als Verteidiger der serbischen Sprache geben. Dass es auch anders geht, zeigt etwa die jugoslawische Verfassung von 1974, vom italienischen Linguisten Fiorenzo Toso als “una delle migliori in material di minoranze etnico-linguistiche” bezeichnet (Toso 1996: 267). Im Artikel 170 der Verfassung von 1974 heißt es: „Den Bürgern wird die Freiheit gewährt, ihre Angehörigkeit zu einer Nation oder Nationalität auszudrücken, die Freiheit, ihre nationale Kultur auszudrücken und die Freiheit, ihre Sprache und ihre Schrift zu verwenden. [Übers. von M.M.S.]” (“Građaninu je zajemčena sloboda izražavanja pripadnosti narodu, odnosno narodnosti, sloboda izražavanja nacionalne kulture i sloboda upotrebe svog jezika i pisma.”) Als „Nationen“ Jugoslawiens wurden hierbei Serben, Kroaten, Slowenen, Montenegriner, Mazedonier und Muslime angesehen, während der Begriff „Nationalitäten“ Jugoslawiens Albanern, Ungarn, Roma, Italiener, Bulgaren, Tschechen, Ruthenen, Slowaken und Türken umfasst. All diesen Gruppen wurde im Rahmen der Verfassung Unterricht in der eigenen 4/2011 Sprache garantiert. Man beachte, dass in der Terminologie auf den Terminus „Minderheit“ verzichtet wird, stattdessen wurde allen Gruppen der größtmögliche Sprachpluralismus gewährleistet. Auch Tito ging in seinen Reden auf die Sprachthematik ein, so u. a. auch in seiner Rede zur 10. Parteikonferenz des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens in Belgrad 1976: „Jugoslawien hat der freundschaftlichen Zusammenarbeit und den guten Beziehungen mit allen benachbarten Ländern gemäß den Prinzipien der Gleichberechtigung, Souveränität und territorialen Integrität sowie der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten stets große Bedeutung beigemessen. Eine solche Zusammenarbeit war beiderseits nützlich. Wir sind überzeugt, dass es im gemeinsamen Interesse aller Länder und Völker dieses Raumes ist, auf der Grundlage der erwähnten Prinzipien ständig zu einer solchen Entwicklung beizutragen. Eine sehr wichtige Rolle spielen in dieser Hinsicht auch die nationalen Minderheiten, natürlich auch unter der Bedingung, dass ihre Rechte geachtet werden, dass sie ihre nationale Identität, Sprache, Kultur und ihre Bräuche pflegen und entwickeln können. Die Tatsache, dass sie im Laufe der historischen Entwicklung von ihrer Gemeinschaft getrennt leben, dürfte keinesfalls zum Negieren ihrer nationalen und ethnischen Zugehörigkeit ihrer Sprache und Kultur, vor allem aber nicht zu ihrer Assimilierung durch die Nation führen, deren Sprachgebiete sie jetzt bewohnen. (…)“ Vor dem Hintergrund einer gemeinsamen, europäischen Perspektive, von welcher in den Reden von Regierungsmitgliedern in den Balkanländern fortwährend die Rede ist, scheint sich eine Politik, deren Vertreter etwa Lukšić ist, selbst im Weg zu stehen. Die postjugoslawischen, sogenannten proeuropäischen, demokratischen Parteien in den ehemaligen jugoslawischen Republiken könnten sich stattdessen ein Vorbild an der Sprach(en)politik im titoistischen Jugoslawien nehmen. Von Miroslav Mirko Stanojević Anmerkungen: Greenberg, R. D. (2004) Language and Identity in the Balkans. Serbo-Croatian and its Disintegration. Oxford: OUP. Toso, F. (1996) Frammenti d’Europa. Guida alle minoranze etnicolinguistiche e ai fermenti autonomisti. Milan: Baldini e Castoldi Voß, C. (2006) Sprache und Politik auf dem Balkan. Zur Konstruktion nationalsprachlicher Grenzen bei den Südslaven. Gastvortrag am Ostoeuropa-Institut, FU Berlin. 24 January 2006. <http://userpage.fu-berlin.de/~ulf/Voss.pdf> EUROJournal 25 names & news Neuer Ratsvorsitzender der Metropolregion Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis: Stärkere Rolle für die Wirtschaft und weitere Professionalisierung der Strukturen Einstimmig wählte der Rat der Metropolregion Nürnberg Ende Oktober 2011 seinen neuen Ratsvorsitzenden, den Erlanger Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis. Er löst nach sechs Jahren den Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly ab, der seit Gründung der Metropolregion für dieses Projekt steht. Als Stellvertreter des Ratsvorsitzenden wurde Dr. Günter Denzler, Landrat des Landkreises Bamberg, bestätigt. Thomas Thumann, Oberbürgermeister aus Neumarkt, folgt dem Bürgermeister von SulzbachRosenberg, Gerd Geismann, als zweiter Stellvertreter nach. Maly betonte im Rückblick die „erweiterte Heimatkunde“, die er aus sechs Jahren Zusammenarbeit mitnehme. Außerdem habe er viel über die Nöte kleinerer Kommunen gelernt. Als scheidender Ratsvorsitzender steht er deutschland- und europaweit für eine gelebte Stadt-LandPartnerschaft. Für die nächste EU-Förderperiode wird dies als wichtiger Ansatz zur Stärkung von Regionen gehandelt, so Maly weiter, was auch die Chancen der Förderung von Stadt-Land-Projekten in der Region erhöhe. Darauf will OB Dr. Siegfried Balleis aufbauen und die Erfolgsgeschichte fortsetzen. In der Zukunft soll dazu die Wirtschaft wesentlich intensiver eingebunden werden. Die Unternehmen seien auch bereit stärker mitzugestalten und sich stärker finanziell zu beteiligen, so der neue Ratsvorsitzende. Dazu ist geplant, den Steuerungskreis der Metropolregion als operatives Zentrum zu stärken und ihn um drei Vertreter aus der Wirtschaft zu erweitern. Zur weiteren Professionalisierung der Strukturen sollen die Geschäftsstelle Metropolregion und die Geschäftsstelle des Marketingvereins zu einer schlagkräftigen Einheit verbunden werden. Die Entscheidung über die vorgestellten Pläne soll bereits am 13. Januar 2012 in einer außerordentlichen Ratssitzung getroffen werden sowie in den Gremien des Marketingvereins. In der Ratssitzung wurde auch die Jahresplanung 2012 der Metropolregion Nürnberg vorgestellt. Sie setzt den Schwerpunkt klar auf Europa und wird sich in ihrer Jahrestagung 2012 unter der Überschrift „Die Metropolregion Nürnberg in Europa“ mit der neuen EU-Förderpolitik ab 2013 und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Tschechische Republik befassen. In diesem Zusammenhang ist auch ein Auftritt in der Bayerischen Landesvertretung in Brüssel bei den Open Days der Städte und Regionen im Oktober 2012 ge-plant. Auch an der Einrichtung einer EU-Regiestelle, die für die Kommunen EU-Projekte und EU-Fördermittel erschließe, werde weiter intensiv gearbeitet. -drcs- dipl. des. sandra walter art director fek-eurojournal 26 EUROJournal 4/2011 names & news Ingo Wolf neuer CIO von Rödl & Partner Ingo Wolf (47) ist neuer Chief Information Officer (CIO) der internationalen Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner mit Sitz in Nürnberg. Der erfahrene IT-Experte übernimmt mit sofortiger Wirkung die Verantwortung für die IT-Organisation an den insgesamt 84 eigenen Standorten weltweit. Kern seiner Tätigkeit ist die Implementierung von strategischen Geschäftsprozessen und die Neuausrichtung der IT-Organisation von Rödl & Partner. In seiner Funktion berichtet er an den Geschäftsführenden Partner Joerg Gulden. Ingo Wolf war zuletzt CIO der Actelion Pharmaceuticals Ltd., einem Pharma-Unternehmen mit 2.500 Mitarbeitern mit Sitz in Basel, Schweiz. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde Ingo Wolf vom CIO Magazin und der Computerwoche unter die Top 22 CIOs des Jahres 2010 im deutschsprachigen Raum gewählt. Davor war er Mitglied der Geschäftsleitung bei Fujitsu Service als Service Direktor Deutschland. Dieser Position gingen verschiedene globale Management Funktionen unter anderem als Vice-President bei T-Systems sowie als leitender IT-Verantwortlicher bei der KPMG Deutsche Treuhand Deutschland voraus. -jt- CiW-Geschäftsführer Timo Plutschinski wird der neue Präsident des europäischen Dachverbandes EUROPARTNERS Der Geschäftsführer des Verbandes „Christen in der Wirtschaft“ (CiW), Timo Plutschinski, übernimmt ab April nächsten Jahres die Präsidentschaft des europäischen Dachverbandes Europartners. Zu dieser Organisation gehört im deutschsprachigen Raum neben CiW auch die Internationale Vereinigung christlicher Geschäftsleute (IVCG). Europartners ist in 35 europäischen Ländern aktiv. Plutschinski folgt in der Position des Präsidenten dem Schweizer Dominique Faessler nach, einem ehemaligen Manager des Konzerns Hoffmann-La Roche. Mit dem neuen Amt wird Plutschinski auch Mitglied des Global Leadership Teams des Weltverbandes CBMC, der auf allen Kontinenten die Interessen von Christen im Wirtschaftsleben vertritt. Damit ist erstmals in der Geschichte des Weltverbandes ein Deutscher in diesem Gremium vertreten. Die Amtseinführung Plutschinskis soll im Februar kommenden Jahres während einer internationalen Europartners-Konferenz in Jerusalem stattfinden. Plutschinski, der als Theologe und Geschäftsführer bereits in Gemeindearbeit und Wirtschaft tätig war, wird im kommenden Frühjahr den derzeitigen Standort der Europartners-Zentrale von Zürich nach Hamburg verlegen. -jt- 4/2011 EUROJournal 27 EDITORIAL COUNCIL Siegfried Auffermann – President of the Federal Association of Economics, Education, Labour - Economics Committee Germany l Lutz Backes “BUBEC” – Editor, cartoonist and theatrical author l Dr. Nicole Badewitz-Dussol – Art historian, language lecturer, photographic designer (www.langue-doc.eu) l MinRat Prof. DDr. Heinrich Badura – Deputy Assistant Under-Secretary in Federal Ministry for Education, Science and Culture, Austria and FEK curator l Dr. Siegfried Balleis – Mayor of the town of Erlangen l Doc. Dipl.-Ing. Antonín Baudyš CSc (†) – Vice Prime Minister and Minister of Defence ret. of the Czech Republic l Bianca Bauer-Stadler – Consultant “Neue Medien” l Dr. Milan Beránek – Former Consul General of the Czech Republik, superior counsellor in the Foreign Ministry l Alexa Brandt – Travel journalist l Prof. Dr. Dipl.-Ing. Jürgen Brandt MBA – Honorary professor, Colonel (ret.), advisory consultant, FEK curator l Gerhard Danzl – executive police marshal ret. l Nicole Dorigo – Tourist Board-Press Office Alta Badia (BZ) Italy l Rainer Dumont du Voitel, France l Rudolf Dumont du Voitel (†) l Europainstitut Schweiz (EIS) l Dr. Roland Fleck – Managing Director of NürnbergMesse, Chairman of the Editorial Council and FEK Board Member l Dipl.-Ing. Ján Foltýn – Former Ambassador of Slovak Republic l Karl Freller, MdL – State Secretary ret. l Dr. Ingo Friedrich, MEP ret, – President of European Economic Senate (EES), Member of the EP h.c. l Günter Gabsteiger MdL ret. l Prof. Dr. Daniel Göler – Political scientist, European Studies University of Passau l S.k.k.H Dr. Otto von Habsburg, MEP ret. (†) – Former International President of Paneuropa Union l Christian Hammerbacher – Jurist (univ.), FEK curator l Dr. Werner Hein – Physician and president of the Research Institute for Preventive Medicine l Dieter Herzog – Former marketing director l Andrea Hofmann – Dipl. Romance Philology (Univ.), FEK curator l Prof. Dr. Zoran Jašić – Former Ambassador of Croatia in Vienna l Prof. Nicolae Iordan-Constantinescu, PhD. – Minister-concellor ret., President of the Paneuropa Foundation Romania, Bucharest l RA Hans Jürgen Jaeger LL.M – European Movement Munich, FEK curator l Dr. jur. Ivana Janů – Deputy Chairwoman of the Czech Constitutional Court ret., Member of the Board of the European Academy for Democracy, Prague l Richard Kaptejna – Management Consultant, FEK Board Member l Martin Kastler M. A., MEP l Prof. Ferdinand Graf Kinsky – Vice President of the Centre international de formation Européenne (CifE), Nice l Dr. Romain Kirt – Political scientist, publicist, Luxembourg l Prof. Dr. Laszlo Kiss – Centre for Foreign Research Studies, Telekilaszlo Institute, University of Budapest l Prof. Dr. Jean Klein – Institut français des relations internationals (ifri), Paris l Dr. oec. Hans Kolb – Chamber of Industry and Commerce for Oberfranken Bayreuth/ Managing Director Intenational Economic Affairs, Chairman of the FEK curatorium l Dr. of Philosophy Karel Krátky – Institute for International Relations, Prague l Dr. med. Gerhard Paul Krüger – Honorary consul of Republic Macedonia in Bavaria l Xing-Hu Kuo M. A. – Journalist, Netherlands l Prof. Dr. Vytautas Landsbergis – President of Lithuania ret., MEP l Mag. Jiří Lesčinský – District Administrator, Plzeň North l Mag. Dr. jur. Rudolf Logothetti, MA (SAIS) I Prof. Dr. Paul Michael Lützeler – Rosa May Distinguished University Professor in the Humanities, Director Max Kade Center for Contemporary German Literature, Washington University/St. Louis l Dr. Françoise Manfrass-Sirjacques – Political scientist l Dr. Klaus Manfrass – Historian and political scientist l Dr. Hartmut Marhold – Centre international de Formation Européenne (CifE), Nice l Prof. Dr. Ulla Meister – Institute of Technology and Economy (FH) Mittweida l Kurt Mejstrik – Theatrical author and publicist l Dr. phil. Henning Meyer – Editing and Publishing Manager l Norbert K. Milde – Mental Training (www.wild-milde.de) l Prof. Dr. Dr. Krzysztof Miszczak M. A. rer. pol. – Former envoy of the Republic of Poland, honorary curator of the FEK and President of the Institute of Strategic Studies Warsaw/Milanówek l Prof. Dr. Hartmut Mohr – Lawyer and (tax) accountant l Stefanie Mohr – Photographic designer & interpreter l Therese-Marie Mueller – financial Writer and legal scholar, Oxford, UK l Dr. Dipl.-Ing. oec. Irena Hripsime Nalbandyan – Centre of international Studies, Faculty VŠE Prague l Dr. of Philosophy Petr Nebeský – Managing director ret. of the Czech-Israeli Chamber of Trade and Industry, Prague l Dr. of Philosophy František Novotný – Media Consultant, Editor, Prague l Dr. Anita Olejnik – Political scientist, Poland l Dr. Maximilian Opitz – Political scientist l Prof. ret. Dr. Alexandr Ort, DrSc – Centre of international Studies, Faculty VŠE Prague l Gerd Otto – Former Editor-in-Chief “Mittelbayerische Zeitung” l Dr. Med. Wolfgang Otto – Forum Verlag l John Perry – Vice president of the Union of European Federalists, Richmond, UK l Dr. Manfred Peter M. A. rer. pol. – Former EU director, Luxembourg l Prof. Dr. Michael Piazolo – Academy for Political Education, Tutzing l Elke Pütz – UEF l Erhard Ratz – Reverend ret., former director of the institute Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN), LMU Munich, European Movement l Wolfgang Reineke – President of the Society for European Foreign and Security Policy l Bernd Rill – Jurist and historian, Academy for Politics and History/Hanns-Seidel-Foundation, Department for Law, State, European Integration l Walter Ross – Publicist l Ulla Rüdenholz – Vice president European Movement Bavaria l Dr. Christian Runge – Europe Union Germany, ABConsult-Management l Prof. Dr. jur. Martin Seidel l Priv. Docent Herbert Seifert – Freelance lecturer in philosophy l René Wilfried Scharn, MBA (Oxford) l Dr. Wolf-R. Scharff – Economics journalist (www.presseagentur-scharff.de) l Yehu David Schenef M. A. – Publicist and translator l Daniel Leon Schikora M. A. – Historian and political scientist, Munich, Strasbourg l Nikolaus Schmeja – Chairman for the Land of BadenWürttemberg of the Society for Military Policy e. V., Colonel ret., freelance lecturer and publicist l Renate Schmidt, MdB – Former federal minister, former vice president of the Bundestag, Germany l Pavel Severa – Member of the Czech Parliament l Dr. Dr. Hans Martin Sieg – Historian and political scientist Berlin, FEK curator l Dr. Jaroslav Šonka – Publicist, head of the studies at the European Akademy Berlin l Prof. ret. Dr. Stanislav Sousedík – Charles University of Prague I Dr. Peter Spary – President German-Hungary Society l Dipl.-Arch. Dorothea Speer l Frank Springer – Mayor of Neuötting ret. member of district council Lower Bavaria l Dr. Karel Starý – Euroconsult Prague l Eva Gräfin von Strähle M. A. – Political scientist l Julius Eugen Graf von Strähle l Prof. Franz W. Strohmer, Senator h. c. – Scientific Consultant, medical journalist l Mag. Irena Agata Szyszko – German philologist, cultural and political scientist Warsaw, Augsburg, FEK curator l Mag. Maria Tarka-Talaska – Specialist on Polish law l Jaromír Talíř B.Sc (engineering) – Former Minister of Education and Cultural Affairs of the Czech Republik and Member of the Czech Parliament ret. l Thomas Tenzler Dipl.-Eng. & Economics l Prof Dr. Dr. Heiner Timmermann – Political scientist, historian, University of Jena l Prof. ret. Dr. Helmut Wagner – Free University of Berlin l Mag. Sandra Walter – Communications Designer (FH), Austria l Dipl.-Ing. (FH) Thomas Weiss – PR/ Publicity work, PREPRESS WEISS, Schwabach l Detlef Wendt – Head of task force for better regulation, Ministry for Social Affairs, Family and Health Thuringia, Germany l Ernest Wistrich, CBE – European Movement London, UK l Horst Wunner – Editor l ZKD – Centre for Communication and Dynamics, Vienna l Erich Zwick – Editor 28 EUROJournal 4/2011 glossary D en Stoßseufzer früherer Generationen „Man müßte Klavier spielen können“ hat unsere politische Klasse jetzt offenbar abgeändert, in: „Man müßte mit Finanzen umgehen können.“ Waren die Gigolos einst darauf aus, Glück zu haben bei den Frauen, so drängeln die Politiker von heute allem Anschein nach ganz vehement ins Finanzressort. Finanzminister zu sein erscheint offenbar umso attraktiver, desto weniger überschaubar dieses Metier geworden ist. Der Bundeskassenwart Wolfgang Schäuble zum Beispiel scheint von der Aura seines Amtes derart fasziniert zu sein, daß es ihm offenbar geradezu Spaß macht, gemeinsam mit seinen 16 Kollegen der EuroZone und den 26 Finanzministern der Europäischen Union vor laufender Kamera großes Theater zu mimen und so zu tun, als ob man wüßte, wohin der Weg uns führt. Und wenn noch etwas Zeit bleibt, beim EuroRetten, dann trifft sich unser Finanzminister mal so en passant mit seinem Wirtschaftskollegen Philipp Rösler und verspricht, gegen die „kalte Progression“ in der Einkommensteuer anzukämpfen, ehe er den Gegenwind aus den eigenen Reihen (speziell aus München) verspürt und deshalb wohl seine Kanzlerin zurückrudern läßt. CSU-Chef Horst Seehofer, inzwischen für ein Jahr auch Präsident der Länderkammer, hatte sehr ungehalten über den Vorstoß von Schäuble und Rösler in Sachen „kalte Progression“ reagiert, sogar ein Unionstreffen spontan abgesagt und dürfte sich hier wohl auch in seiner Meinung über den Politiker-Typ „Finanzminister“ bestätigt gefühlt haben. Sein eigener, Georg Fahrenschon, hatte sich dem Landesvater gegenüber unbotmäßig gezeigt, war nach dem Debakel um Verteidigungsminister Guttenberg Politiker-Gedrängel ins Finanzressort 4/2011 nicht zu den Fahnen geeilt und soll dies mit seiner Abneigung gegenüber Berlin begründet haben. Dann aber kandidierte er doch für einen Berliner Posten, nämlich für das Präsidentenamt im Deutschen Sparkassen- und Giroverband – da letzten Endes ohne Gegenkandidat auch kein sonderlich hohes Risiko. Zuvor hatte sich Ministerpräsident Seehofer geradezu aufreizend schnell beeilt, die Nachfolge Fahrenschons zu regeln. Dabei war die Beobachtung, wer sich alles für diese Position als geeignet betrachtete, fast spannender als die Entscheidung selbst, die sich dann doch länger hinzog und die CSU-Allzweckwaffe Markus Söder „traf“. Viel Glück! Gerd Otto EUROJournal 29 economics & economics spotlight BioFach 2012: Světový veletrh klade důraz na udržitelnost Udržitelnost v biohnutí stěžejním tématem kongresu V době od 15. do 18. února 2012 se v Norimberku opět sejde biosvět v celé své rozmanitosti. Očekává se znovu kolem 2500 vystavovatelů a 44000 odborných návštěvníků. Čím se konkrétně vyznačuje opravdové udržitelné potravinářství a jak biobranže definuje jedno ze svých základních témat – udržitelnost? Patron celosvětové veletržní rodiny BioFach, or- pro přežití naší planety? Hlavní výzvou bude komunikovat, co ganizace International Federation of Organic Agriculture Move- biobranže nabízí jako protějšek a věrohodnou alternativu kam- ments (IFOAM), a národní odborný sponzor veletrhu BioFach, paní velkokoncernů včetně tzv. greenwashingu.“ Svaz ekologického potravinářství (BÖLW), obrátí v roce 2012 pozornost na ekologické, sociální a ekonomické otázky trvalé Markus Arbenz, jednatel federace IFOAM, říká: „S otázkou udržitelnosti v rámci oboru. udržitelnosti je politika a ekonomika konfrontována více než kdy jindy. Pro průkopníky biobranže byla tato otázka ve všech svých rozměrech vždy spjata s požadavkem na každodenní jednání. Je však třeba řešit nové ekologické, sociální, ekonomické a kulturní výzvy. Jak můžeme dále rozvíjet udržitelnost v biobranži? Které aspekty musí být prohloubeny a jak mohou ekologicky hospodařící podniky s uplatněním témat udržitelnosti úspěšně obstát vůči konvenčně hospodařícím podnikům?“ Veletrhy BioFach a Vivaness představují celosvětově největší burzu pro výměnu vědomostí a informací. V roce 2011 navštívilo opět více než 8000 zainteresovaných odborníků přes 150 akcí kongresu. Stěžejní téma roku 2012 „Udržitelnost v biohnutí“ se posune do popředí pozornosti nově zřízeného Fóra udržitelnosti. Všechny speciální sekce veletrhů BioFach a Vivaness umožní i v příštím kole vůdčího světového veletrhu výměnu informací, a to v rámci následujících sedmi fór: Forum specializovaného obchodu, Fair Forum, Gastro Forum, Textil Forum, Vivaness Forum, Forum vína. Kromě toho se mohou návštěvníci ze všech koutů světa – v roce 2011 bylo zastoupeno 131 národů – opět Princ zu Löwenstein, předseda představenstva svazu BÖLW, informovat na četných firemních prezentacích. říká: „Udržitelnost je pojem, který by v těchto dnech nejraději proklamovalo celé hospodářství. Ale znamená to nutně, že Na téma udržitelnost se bude zaměřovat nejen kongres, ale se skutečně hospodaří způsobem, který zajistí příštím ge- také mediální den veletrhů BioFach a Vivaness. neracím budoucnost, v níž stojí za to žít? Spotřebovávají se přírodní zdroje jenom v takovém rozsahu, v jakém budou trvale k dispozici? Na cestě k tomuto ideálnímu stavu je biobranže BioFach 2012: prokazatelně dál než konvenční zemědělství a potravinářství. The world’s leading trade fair emphasises sustainability Conference focuses on sustainability in the organic movement „Tato výhoda pro naši společnost musí být vědecky podložena a srozumitelně sdělována. To má totiž pro stále více lidí nesmírný význam.“ Jan Plagge, prezident svazu Bioland: „Ekolo- From 15 to 18 February, 2012, the organic world in all its variety gické zemědělství nabízí se svými rozmanitými výkony uce- will once again gather in Nuremberg, Germany. Around 2,500 lený a hodnověrný systém udržitelnosti. Takové hospodaření exhibitors and 44,000 trade visitors are expected. They will be se nedá omezit pouze na ekologickou stopu emisí CO2 části reflecting on whata truly sustainable food industry is and how sortimentu. A už vůbec se nehodí k tomu, aby dodávalo ‚ze- the organic industry defines one of its core topics, sustainability. lený punc’ sortimentům nebo obchodním řetězcům. Protože v The patron of the global BioFach trade fair family, the Interna- jádru jde o následující otázku: Jaké zemědělství potřebujeme tional Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM), 30 EUROJournal 4/2011 economics & economics spotlight and the national supporting organisation of the BioFach, the Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW; the organic food producers’ association), will focus in 2012 on questions of ecological, social and economic sustainability in the industry. BioFach 2012: le salon leader mondial pose de nouveaux jalons durables Congrès sur le développement durable dans le secteur bio Prince zu Löwenstein, Chairman of the BÖLW, “These days, sustainability is a term the entire business world wants to commit Du 15 au 18 février 2012, l’univers bio dans toute sa diversité to. But will this actually lead to methods which ensure a future se rassemblera de nouveau à Nuremberg. Environ 2500 ex- worth living for future generations? Are resources really being posants et 44000 visiteurs professionnels y sont de nouveau used so that they are available in the long run? attendus. Quelles sont les caractéristiques d’une véritable gestion durable dans le secteur de la production alimentaire et The organic industry is demonstrably further along the path to comment la branche bio définit-elle l’un de ses thèmes clés, this ideal situation than the conventional agricultural and food processing industry. But, this advantage for our society must be scientifically secured and understandably communicated. Because this will increasingly be of greater importance to people.” Jan Plagge, President, Bioland, “With its diverse services, organic farming offers an integrated and credible system of sustainability. It cannot be reduced to the CO2 footprint of a segment. It is certainly not suited to “greening” products or chain stores. Because at its heart, what matters is the following question: What agricultural system do we need for the survival of our planet? The key challenge will be to communicate what the organic industry offers as a credible alternative in contrast to the campaigns of the major corporations, including greenwashing.” Markus Arbenz, Executive Director IFOAM: “Politics and business are faced more than ever with the question of sustainability. For the pioneers of the organic industry, it is part of their daily business in all its variety. But there are new ecological, social, economic and cultural challenges. How can we further develop sustainability in the organic industry? What aspects have to be expanded and how can organic companies successfully position themselves against conventional companies when it comes to sustainability?” à savoir le développement durable ? En 2012, l’International BioFach and Vivaness are the world’s largest platform for know- Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) qui ledge and information. In 2011, over 8,000 interested professi- patronne la « famille » des salons BioFach à l’échelle mon- onals visited the more than 150 events at the conference. The diale de même que l’Association allemande des producteurs, focus for 2012,Sustainability in the organic movement, moves préparateurs et distributeurs bio (BÖLW) en tant que promoteur into the spotlight for the newly established Sustainability Fo- national du BioFach, attirent l’attention sur les questions écolo- rum. giques, sociales et économiques afférentes au développement durable au sein de la branche. All the special areas of BioFach and Vivaness invite you to exchange ideas at the upcoming trade fair in a total of seven Prinz zu Löwenstein, président du comité directeur de la BÖLW: forums: Specialised Trade Forum, Fair Forum, Gastro Forum, « Le développement durable, est un concept que l’économie Textile Forum, Vivaness Forum, Wine Forum. In addition, visi- dans son ensemble s’est aujourd’hui fixé comme objectif. Ce- tors from all over the world – 131 countries were represented pendant, la gestion est-elle vraiment effectuée de manière in 2011 – can once again obtain information in numerous com- à garantir aux générations futuresun avenir qui vaut la peine pany presentations. d’être vécu ? Les ressources sont-elles utilisées parcimonieusement en tenant compte des quantités disponibles à long Not just at the conference, but also at the BioFach and Viva- terme ? ness media day on 14 February, 2012 and at the opening ceremony of the dual trade Sur la voie menant à cette situation idéale, le secteur bio est manifestement plus en avance que l’agriculture et la production alimentaire conventionnelles. Mais l’avantage que cela pré- 4/2011 EUROJournal 31 economics & economics spotlight sente pour notre société doit être étayé sur le plan scientifique et vulgarisé de manière compréhensible. Car de plus de plus Dans le cadre du prochain salon leader mondial, tous les es- de gens y attachent une très grande importance. » Jan Plagge, paces spéciaux du BioFach et du Vivaness inviteront égale- président de Bioland : « Avec ses multiples activités, l’agriculture ment aux échanges dans le cadre de sept forums au total : biologique offre un système de gestion durable global et fiable forum du commerce spécialisé, forum du commerce équitable, qui ne se limite donc pas à l’empreinte carbone d’une gamme forum de la gastronomie, forum des textiles, forum Vivaness, partielle. Et, surtout, elle n’a pas la vocation de « donner une forum des vins. En outre, les visiteurs issus de toute la planète image verte » aux assortiments et aux chaînes de distribution. –131 nations étaient représentées en 2011 – pourront de nou- Car la question vitale est la suivante : quelle est l’agriculture qui veau s’informer dans le cadre de multiples présentations effec- permettra à notre planète de survivre ? Le principal défi pour la tuées par des entreprises. branche bio consistera à véhiculer des arguments constituant une alternative crédible pour s’opposer aux campagnes des Ces deux salons mettront l’accent sur le thème du dévelop- grands consortiums, y compris à « l’écoblanchiment ». pement durable non seulement dans le cadre du congrès mais également lors de la journée des médias BioFach et Markus Arbenz, directeur d’IFOAM : « La politique et l’économie Vivaness qui aura lieu le 14 février 2012 et de la cérémonie d’inauguration. BioFach 2012: salone pilota mondiale pone l‘accento sulla sostenibilità Congresso incentrato sulla sostenibilità nel movimento biologico Dal 15 al 18 febbraio 2012 il mondo bio si riunirà nuovamente a Norimberga in tutta la sua varietà. Si attendono ancora una volta circa 2.500 espositori e 44.000 visitatori professionali. Cosa contraddistingue con esattezza un‘economia alimentare veramente sostenibile e come definisce il settore bio uno dei suoi temi centrali, la sostenibilità? Nel 2012 l‘ente patrocinatore della famiglia dei saloni BioFach nel globo, l‘International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM), nonché l‘ente promotore nazionale del BioFach, l‘Unione tedesca degli operatori economici del settore ecologico alimentare „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW), indirizzano l‘attenzione su questioni della sostenibilità ecologica, sociale ed economica in seno al settore. Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, presidente del consiglio direttivo sont plus que jamais confrontées à la question du développe- del BÖLW: „La sostenibilità è un concetto che, in questi giorni, ment durable. Pour les pionniers de la filière bio, elle a toujours l‘intera economia vorrebbe eleggere a proprio vessillo. Però il été à tous les égards une exigence de base pour leur travail tutto viene poi gestito effettivamente in modo tale da assicurare quotidien. Mais de nouveaux défis écologiques, sociaux, éco- alle prossime generazioni un futuro degno di essere vissuto? Si nomiques et culturels se préparent. Comment pouvons-nous sfruttano le risorse soltanto in misura tale da restare disponibili continuer à promouvoir la gestion durable dans le secteur bio ? a lungo andare? Quels sont les aspects qui doivent être développés et comment les entreprises produisant selon les principes écologiques Sulla strada che porta a questa condizione ideale il settore bi- peuvent-elles se positionner avec des thèmes afférents au dé- ologico è più ampiamente controllabile rispetto all‘agricoltura e veloppement durable face à celles qui utilisent des méthodes all‘economia alimentare convenzionali. Tuttavia questo vantag- conventionnelles ? ». gio per la nostra società deve basarsi su un fondamento scientifico ed essere presentato in maniera comprensibile. Infatti, la BioFach et Vivaness constituent la plus grande plateforme cosa ha un‘importanza fondamentale per sempre più persone‘. mondiale consacrée au savoir et aux informations dans ce do- Jan Plagge, presidente di Bioland: „L‘agricoltura ecologica, con maine. En 2011, plus de 8000 experts intéressés ont de nou- le sue molteplici prestazioni, offre un sistema sostenibile olisti- veau assisté aux plus de 150 conférences organisées dans le co e attendibile. Essa non si lascia appunto ridurre all‘impronta cadre du congrès. « Le développement durable dans le secteur CO2 di un comparto merceologico e, tanto meno, è idonea a bio », thème clé du salon en 2012, sera au cœur du nouveau „inverdire“ gli assortimenti o le catene commerciali. In sostan- forum du développement durable. za si tratta fondamentalmente del seguente quesito: di quale 32 EUROJournal 4/2011 economics & economics spotlight agricoltura abbiamo bisogno per la sopravvivenza del nostro zwoju w branży. pianeta? La sfida centrale sarà quella di comunicare quale alternativa attendibile contrappone il settore bio alle campagne Książę zu Löwenstein, Prezes Zarządu BÖLW: „Zrównoważony dei grandi gruppi industriali, greenwashing compreso“. rozwój jest pojęciem, które w tych dniach cała gospodarka chciałaby wypisać na sztandarze. Czyż jednak rzeczywiście Markus Arbenz, amministratore dell‘IFOAM: „Per la politica e gospodaruje się w taki sposób, aby przyszłym generacjom l‘economia la questione della sostenibilità si pone ora più che zapewnić przyszłość wartą życia? Czy zasoby zużywane są mai. Per i pionieri del biologico essa è sempre stata, in tutte le jedynie w takim zakresie, w jakim są dostępne na stałe? sue dimensioni, il requisito sotteso all‘operato quotidiano. Ciò nonostante si fanno avanti nuove sfide ecologiche, sociali, eco- W drodze do tego idealnego stanu branża bio-produktów w nomiche e culturali. Come possiamo sviluppare ulteriormente sposób możliwy do udowodnienia znajduje się dalej niż kon- la sostenibilità nel settore biologico? Quali aspetti devono es- wencjonalne rolnictwo i gospodarka żywnościowa. Ta korzyść sere potenziati e come possono fare le ecoaziende a posizio- dla naszego społeczeństwa musi być jednakże zabezpie- narsi con successo con tematiche della sostenibilità rispetto czona pod względem naukowym i przekazywana w sposób alle aziende che agiscono secondo criteri convenzionali?“. zrozumiały. Ma to bowiem znaczenie dla coraz większej liczby ludzi.“ Jan Plagge, Przewodniczący, Bioland: „Ekologicz- BioFach e Vivaness sono la piattaforma di sapere e di informa- ne rolnictwo ze swoimi różnorodnymi świadczeniami oferuje zione più grande del mondo. Nel 2011 oltre 8.000 specialisti całościowy i wiarygodny system zrównoważonego rozwoju. Nie interessati hanno preso parte ancora una volta alle 150 e più da się go zredukować do poziomu emisji CO2 częściowego manifestazioni del congresso. Il tema chiave del 2012 „Sosteni- asortymentu. A już w ogóle nie nadaje się ono do „zazielenie- bilità nel movimento biologico“ sarà il fulcro del Nachhaltigkeits nia“ asortymentów lub sieci handlowych. Zasadniczo bowiem Forums (Forum sostenibilità) di nuova istituzione. chodzi o następującą kwestię: Jakiego rolnictwa potrzebujemy dla przeżycia naszej planety? Centralnym wyzwaniem będzie Anche alla prossima edizione del salone pilota mondiale tut- zakomunikowanie tego, co branża bio-produktów przeciwstawia te le sezioni speciali diBioFach e il Vivaness inviteranno allo jako wiarygodną alternatywę kampaniom wielkich koncernów scambio in complessivamente sette forum: Forum del commer- włącznie z greenwashing. cio specializzato, Forum fair, Forum della ristorazione, Forum del tessile, Forum Vivaness e Forum del vino. Oltre a ciò i visi- Markus tatori di ogni angolo del globo (nel 2011 erano presenti 131 na- zrównoważonego rozwoju znaczy dla polityki i gospodarki zioni) potranno informarsi di nuovo partecipando alle numerose więcej niż kiedykolwiek. Dla pionierów branży bio-produktów presentazioni aziendali. od zawsze jest ona wymaganiem dotyczącym codziennego Arbenz, członek zarządu IFOAM: „Kwestia działania. Czekają nas bowiem nowe wyzwania ekologiczne, I due saloni porranno il focus sul tema della sostenibilità non społeczne, ekonomiczne i kulturalne. Jak możemy kontynuować soltanto al congresso, bensì anche alla Giornata dei media Bi- zrównoważony rozwój w branży bio-produktów? Jakie aspekty oFach e Vivaness il 14 febbraio 2012, nonché alla cerimonia należy rozbudować i jak przedsiębiorstwa ekologiczne przy inaugurale. pomocy tematów dotyczących zrównoważonego rozwoju mogą się skutecznie pozycjonować w stosunku do tych działających w sposób konwencjonalny?“ BioFach 2012: Wiodące Światowe Targi wyznaczają zrównoważone akcenty BioFach i Vivaness są największą na świecie platformą wiedzy Główny temat Kongresu poświęconego zrównoważonemu ro- i informacji. W roku 2011 ponownie ponad 8000 zaintereso- zwojowi w bio-ruchu wanych fachowców odwiedziło ponad 150 imprez kongresu. Główny temat roku 2012 „Zrównoważony rozwój w bio-ruchu“ W dniach od 15 do 18 lutego w Norymberdze ponownie zbiera staje w centrum nowo utworzonego Forum Zrównoważonego się bio-świat w całej swej różnorodności. Oczekuje się około Rozwoju. 2500 wystawców i 44000 specjalistycznych odwiedzających. Co dokładnie wyróżnia zrównoważoną gospodarkę żywnościową Wszystkie działy szczególne targów BioFach oraz Vivaness w i jak branża bio-produktów definiuje jeden z jej głównych te- najbliższym terminie Wiodących Światowych Targów zapraszają matów, zrównoważony rozwój? Patron światowej rodziny targo- do wymiany na łącznie siedmiu forach: Forum Handlu Spec- wej, do której należą targi BioFach, International Federation of jalistycznego, Forum Fair, Forum Gastro, Forum Tekstylnym, Organic Agriculture Movements (IFOAM), jak również krajowy, Forum Vivaness, Forum Wina. Ponadto odwiedzający ze ws- ideowy patron targów BioFach, Związek Ekologicznej Gospo- zystkich krajów - w roku 2011 reprezentowanych było 131 na- darki Żywnościowej (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft rodów - znowu mogą uzyskać informacje w licznych reprezen- - BÖLW), w roku 2012 kierują uwagę na ekologiczne, społeczne tacjach firm. i ekonomiczne zagadnienia dotyczące zrównoważonego ro- 4/2011 EUROJournal 33 economics & economics spotlight Nie tylko na Kongresie, także w Dniu Mediów BioFach i Viva- Claus Rättich, Mitglied der Geschäftsleitung NürnbergMesse: ness 14 lutego 2012 oraz na otwarciu duet targowy skupi się na „Seit vielen Jahren schätzen wir die indischen Branchenak- temacie zrównoważonego rozwoju. teure als wichtige Geschäftspartner und sind glücklich, die Zusammenarbeit in den letzen Jahren immer weiter intensivieren zu können. Das gilt sowohl für APEDA als auch das BioFach und Vivaness 2012: Indiens Öko-Pioniere präsentieren sich der Bio-Welt Indien ist Land des Jahres der BioFach 2012 Regierung und Privatwirtschaft fördern Öko-Landbau Ehrgeizige Ziele für Binnenmarkt und Export Indien: 1,2 Mrd. Einwohner, größte Demokratie der Erde, Land ICCOA (International Competence Centre for Organic Agriculture), unseren Partner für die BioFach India. Der Auftritt Indiens als Land des Jahres der BioFach 2012 setzt einen ganz besonderen Akzent und bereichert die Weltleitmesse sehr!“ Gemeinsames Interesse aller Akteure: Die Weiterentwicklung des Handels mit Bio-Produkten und der Aufbau des Bio-Binnenmarktes in Indien. Der zügige Ausbau des zukunftsorientierten Bio-Sektors wird von der indischen Regierung stark gefördert. der Gegensätze, wirtschaftlich auf dem Weg in Richtung Weltspitze. Auch der Bio-Sektor hat viel zu bieten. Was genau, das Großes Potenzial für Bio-Landbau nutzen präsentiert der Subkontinent vom 15. bis 18. Februar 2012 auf der Weltleitmesse für Bio-Produkte und ihrer Tochter, Vivaness, Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness. Dann wird Indien als Land des Jahres im internationalen Rampenlicht stehen. 2011 reisten 2.544 Hersteller und 44.591 Facheinkäufer zu ihrem jährlichen Branchen-Highlight BioFach und Vivaness nach Nürnberg. Die Vorbereitungen für den großen Auftritt des indischen BioMarktes anlässlich der nächsten Ausgabe des Messe-Duos BioFach und Vivaness laufen bereits seit im Februar der Vertrag zwischen APEDA, der staatlichen indischen Exportfördergesellschaft und der NürnbergMesse unterzeichnet wurde. Doch die Weichen für den nachhaltigen Erfolg des Bio-Sektors in Indien wurden schon viel früher gestellt: Impulse von staatlicher Seite und privatwirtschaftliches Engagement sind dabei wichtige Voraussetzungen. Rund 50 Aussteller aus Indien präsentierten sich und ihre Bio- “In fünf Jahren sollten wir eine Milliarde US-Dollar Umsatz beim Export von Bio-Lebensmitteln, Bio-Baumwolle und anderen Non-Food-Produkten erreichen”, erklärte Handelsminister Rahul Kullar 2011 aus Anlass des zehnten Jahrestages der Einführung des National Programme for Organic Production (NPOP). Zwei Millionen Hektar zertifizierte BioAnbaufläche bis 2012 und ein kräftiger Umsatzsprung bis 2015, so lautet das mittelfristige Ziel. Der Staat hat gute Voraussetzungen für den Bio-Sektor geschaffen. Die wichtigsten Bausteine: Das NPOP, Bio-Standards, ein staatliches Bio-Siegel sowie das vor kurzem von APEDA eingeführte Tracenet zur Rückverfolgung der Produkte vom Handel bis zum Acker. Mit Hilfe von Zuschüssen und Schulungsangeboten für umstellungswillige Bauern konnte die biologisch bewirtschaftete Fläche alleine zwischen 2007 und 2009 auf 1,2 Mio. Hektar verdoppelt werden. Vor allem das Interesse bei kleinen Familienbetrieben ist nach wie vor groß. Denn: Die Bauern können mit der ökologischen Bewirtschaftung ihrer Flächen nur gewinnen. Sie müssen keine Kredite für teure Betriebsmittel wie Hightech-Saatgut, synthetische Dünger sowie Pestizide aufnehmen, sondern können mit verbesserten traditionellen Methoden ihre Erträge steigern. Nach der Umstellung erzielen die Bauern zudem bessere Preise für ihre Produkte. Den Schutz der eigenen Gesundheit und der Umwelt gibt es gratis dazu. Mukesh Gupta, Geschäftsführer der Morarka Stiftung: „Öko-Landbau arbeitet im Gleichklang mit der Natur und nicht im Widerspruch zu ihr“. Dieser Aspekt der ökologischen Wirtschaftsweise kommt der traditionellen indischen Verbundenheit mit der Natur sehr entgegen, wie das große Interesse der Bauern deutlich macht. Die Morarka Stiftung setzt sich seit vielen Jahren intensiv für den Bio-Anbau ein und arbeitet mittlerweile mit rund 100.000 Kleinbauern zusammen. Köstlichkeiten im Februar dem internationalen Fachpublikum. Bereits seit zehn Jahren ist das faszinierende Land ein fester Indische Bundesstaaten machen sich stark für Bio Bestandteil der Weltleitmesse. Asit Tripathy, Geschäftsführer APEDA: „Wir fühlen uns sehr geehrt und freuen uns, dass Indien im Februar 2012 im Mittelpunkt der Weltleitmesse steht.“ 34 EUROJournal Die Vorteile der ökologischen Anbauweise haben auch die Regierungen vieler Bundesstaaten überzeugt. Sie investie- 4/2011 economics & economics spotlight ren seit über zwanzig Jahren in den Ausbau des Ökolandbaus. Sikkim im südlichen Himalaya strebt zum Beispiel die komplette Umstellung seiner landwirtschaftlichen Flächen auf Öko-Landbau bis 2015 an. Dies verkündete Agrarminister Takarpa Anfang 2011. Unterstützt werden soll die Initiative durch ein engagiertes Regierungsprogramm. Dieses umfasst Weiterbildung, eine investitionsfreundliche Politik sowie die Bereitstellung von Marketinginstrumenten. Auch ICCOA mit Sitz in Bangalore/Kerala, bietet Fortbildungsmaßnahmen an, um den zunehmenden Bedarf an qualifiziertem Personal sowohl für den Öko-Landbau als auch für weiterverarbeitende Unternehmen zu bedienen. Das Qualifizierungs-Angebot Certificate Program in Organic Agriculture (CPOA) startete im Juli 2011 mit einem ersten sechsmonatigen Kurs. Der Bio-Sektor schafft zudem eine nicht unerhebliche Zahl an Arbeitsplätzen. So sind aktuell zum Beispiel mehr als 700.000 Bauern in der indischen Bio-Landwirtschaft tätig. Vermarktung: Binnenmarkt und Export wachsen Die Visionen der Bio-Akteure in Indien sind ausgesprochen ambitioniert. Bis 2012 wird ein Plus von 120 Prozent im Inland auf umgerechnet 330 Mio. US-Dollar angestrebt, der Exportumsatz soll auf über 550 Mio. US-Dollar steigen. 2010 brachte dieser laut ICCOA rund 120 Mio. USDollar ein. Etwa 230 Firmen waren zu diesem Zeitpunkt im Exportgeschäft tätig, knapp 54.000 Tonnen Bio-Produkte wurden 2009 ausgeführt. Bio-Baumwolle steht dabei an erster Stelle, gefolgt von Obst und Gemüse, Ölsaaten, Tee und Kaffee. Um die Ziele zu erreichen, wurde im Dezember 2010 ein Biohandelsverband gegründet. Das indische Ministerium für Handel und Industrie, Bio-Unternehmen und eine Delegation der US-amerikanischen Organic Trade Association (OTA) haben gemeinsam die Organic Trade Association of India aus der Taufe gehoben. Diese soll die Bio-Vermarktung unterstützt von der Politik ankurbeln. Einzelhandel reagiert auf steigende Binnennachfrage Sie heißen Down to Earth, Dubden India, 24 Letter Mantra, Green Channel oder Navdanya. Indische Fachgeschäfte, die Bio-Ware und Gesundheitsprodukte anbieten. Die Nachfrage wächst rasant. Handels-Unternehmer Raj Seelam hält einen Bio-Umsatz von 5-8 Mrd. US-Dollar in den nächsten 15 Jahren auf dem indischen Markt für möglich. Derzeit zählen Experten 150 bis 200 Mio. Menschen zur urbanen Mittelklasse. Diese gebildeten, oft ernährungsbewussten Städter sind potenzielle Bio-Kunden. Der Bio-Konsum werde sich vervielfachen, so die Prognose von Seelam, Gründer der Bio-Herstellerfirma Sresta und Betreiber des Einzelhandelskonzepts 24 Letter Mantra. Der noch kleine Binnenmarkt wachse derzeit mit jährlich 70 Prozent und mehr. Seelam selbst will die Zahl der Shopin-Shop Verkaufsstellen bis Ende 2011 auf 800 ausbauen. Die Markenprodukte des Unternehmens sind auch im Ausland zu haben. Weiterer engagierter Akteur auf dem 4/2011 Bio-Markt ist das vielseitige Unternehmen Morarka Organic. In Zusammenarbeit mit eigenständig unternehmerisch tätigen „Agripreneurs“ schafft Morarka die Rohstoff- und Produktbasis für die Vermarktung, die in Form eines indienweiten Netzwerkes von Großhändlern und Einzelhandelsgeschäften entsteht. Die Marke Down to Earth gibt es in eigenen Geschäften gleichen Namens. Morarka ist aber auch im Exportgeschäft aktiv. Weitere Verkaufskanäle für Bio in Indien: konventionelle Supermärkte, Online-Shops und Wochenmärkte. Mumbai verfügt in der Zwischenzeit sogar über einen wöchentlichen Bio-Bauernmarkt. Indien: Exportweltmeister für Bio-Baumwolle Indien ist mit 80 Prozent Marktanteil weltgrößter Lieferant von Bio-Baumwolle, gefolgt von Syrien und der Türkei. Das geht aus dem aktuellen Organic Cotton Farm and Fibre Report der Textile Exchange hervor. Indien hält diese Position bereits das dritte Jahr in Folge. 2009 betrug der Bio-Anteil an der indischen Gesamtproduktion dabei nur 1,4 Prozent. Dhiren Sheth, Präsident der Cotton Association of India (CAI) betont jedoch die Wichtigkeit des Marktsegments und sein riesiges Potenzial. Innerhalb von nur vier Jahren wuchs die Menge der erzeugten Bio-Baumwolle auf das Sechsfache, 220.000 Kleinbauern bebauen und pflegen circa 260.000 Hektar. Weitere rund 90.000 Hektar sind im Umstellungsprozess, denn die Nachfrage nach dem umweltfreundlichen Rohstoff boomt. Neben den Vorreitern der Öko-Textilbranche, die den Sektor seit über 20 Jahren aufbauen, sind es heute vor allem große Modeketten sowie eine Vielzahl kleiner Designerlabels und Start-ups, die auf den natürlichen Rohstoff setzen. Fachleute sagen Indiens Bio-Textil-Branche einen Marktanteil von 5 Prozent in den kommenden fünf Jahren voraus. Je mehr desto besser, denn der Gewinn für die Umwelt ist enorm: Konventionelle Baumwolle ist eine der am stärksten mit Pestiziden belasteten Kulturen. Nicht zu vernachlässigen sind zudem soziale und kulturelle Aspekte sowie die positiven Arbeitsmarkteffekte. Ein Beispiel: Die Marke Bhu:sattva lässt ihre Kollektionen größtenteils in Heimarbeit herstellen: Rund 10.000 Frauen sind in die Produktion involviert. Schöner Nebeneffekt: Die Textilhandwerkskunst wird gepflegt und bleibt als ur-indische Tradition erhalten. Neben Bio-Lebensmitteln spielen Öko-Textilien auch eine große Rolle auf der BioFach India together with India Organic, der indischen Tochter der BioFach Nürnberg in Bangalore. Erstmals gibt es dort vom 10. bis 12. November 2011 eine Sonderfläche rund um das boomende Marktsegment. Die Textile Street verspricht ein echtes Highlight zu werden. Aussteller und Fachbesucher der BioFach Nürnberg dürfen sich vom 15. bis 18. Februar 2012 auf einen glanzvollen und inspirierenden Auftritt Indiens freuen. Namaste! Es berichteten: Barbara Böck, Marisa Kleinmann und Ellen Rascher EUROJournal 35 economics & economics spotlight Financial Enlightement 21st Century (Part II) The Invisible Power of Money Time Series Analysis Introduction The Facts about CRA architecture The past few years have seen a clear picture of CRA (Credit Rating Agencies) and its inadequate rating processes as the key contributors to the global financial crisis and the major catalyst for Eurozone Crisis. The experts in the US and Europe are increasingly aware of the economic and moral need of intense scrutiny and specifically call for prudential proposals of radical reforms of rating methodologies and processes. Disputes over the credibility and transparency of the CRA applications and its methodologies immense arise nowadays. As a matter of law, the question of what legal and regulation principles should govern the CRA must be determined a priori. But this article will not go into the intricacies of the policymakers debate on the how the rating processes and its regulations are to be structured, applied and regulated. This is indeed a very complicating matters, as the CRA argue that their ratings are simple opinions similar to the financial journalism and not recommendations to purchase, sell, or hold any security. Therefore they claim for protection of free speech under press freedom and abuse the constitutional guarantee of freedom of the press according to many critical professional voices. Nevertheless, there are many criminal charges against CRA in the law courts and the federal law enforcement agencies have issued multiple warnings about fraud in the mortgage marketplace in the past few years. This article may use legal example of the Federal Bureau of Investigation (FBI) warning which made national headlines by issuing a 2004 report describing how mortgage fraud was becoming more prevalent and has the potential to be a national epidemic. This report noted: „Criminal activity has become more complex and loan frauds are expanding to multi transactional frauds involving groups of people from top management to industry professionals who assist in the loan application process.“ According to the 11th Annual Survey on Credit Underwriting Practices, the Office of the Controller of the Currency (OCC) supervising the nationally chartered banks, it was intended to highlight a significant lowering of retail lending standards and critically noted: „Retail lending has undergone a dramatic transformation in recent years as banks have aggressively moved into the retail arena to solidify market positions and gain market share. Higher credit limits and loan-to-value ratios, lower credit scores, lower minimum payments, more revolving debt, less documentation and verification, and lengthening amortizations - have introduced more risk to retail portfolios.“ 36 EUROJournal Traditionally, the “Invisible Power of Money Time Series Analysis” has been conferred on credit rating agencies. Since the current architecture of the conventional system of rating has existed for more as 100 years, critical expertises in the field of time series analysis raises the issues of whether such inaccurate architecture of methodologies as a generic and non-country specific system of economic and finance law may serve as applications of precious rating of the financial sector today. Given the fact, that CRA claims their applicable ratings are only opinion on the creditworthiness of debt and the CRA process have no performance of a due diligence to assessment of the accuracy of its information and solely rely on presentations and warranties from the issuers about the quality of the data has been proven to be inadequate. That was indeed also in the legal cases of structured finance transactions as the chorus of critics have attacked the CRA agencies for inaccuracy of both structured products and corporate ratings over the last two years due to its AAA rating of structured finance products that are now worthless. At the Davos 2008, the chief executive officer of Moody’s in the World Economic Forum admitted, that “In hindsight, it is pretty clear that there was a failure in some key assumptions that were supporting our analytics and our models.” According to the testimony of the FBI about the problem before Congress: „The potential impact of mortgage fraud on financial institutions and the stock market is clear. If fraudulent practices become systemic within the mortgage industry and mortgage fraud is allowed to become unrestrained, it will ultimately place financial institutions at risk and have adverse effects on the stock market.“ Furthermore, the report of Mortgage Bankers Association‘s Mortgage Asset Research Institute (MARI) highlighted, that: “While 55% of overall fraud incidents reported to MARI involved loan application fraud, the percentage of subprime loans with loan application fraud was even higher at 65%”. Source: „Financial Crimes Report to the Public: Fiscal Year 2006, October 1, 2005 – September 30, 2006,“ prepared by the Federal Bureau of Investigation, available at http:// www.fbi.gov/stats-services/publications/fcs_report2006/ financial-crimes-report-to-the-public-2006-pdf/view Therefore, some the CRA’s own analysts have a grave concerns about the problem of relative creditworthiness as some studies clearly pointed out that the same rating does not correspond to the same probability of default across asset classes or between rating agencies. 4/2011 economics & economics spotlight Conclusively, there is ongoing joint debate of Authority and legal enforcement experts in this field to introduce a prudential range of legal liability and compliance of regulatory measures related to the CRA and its responsibility to their failures in this financial Eurozone crisis. Historical evolution of CRA Historically, the function and evolution of credit rating agencies began more as 100 years ago. In the last decade, the evolution of CRA as Moody‘s and S&P achieved astonishingly power over 80 per cent of the CRA market. The CRA Fitch, with headquarters in both London (Canary Wharf) and New York, has a market share of 12 per cent. Today, in the view of experts from the World Bank Group, CRA have been fiery criticized as the “seeds of destruction” for their role in fueling the unsustainable growth of the asset-backed structured finance debt market. A/ Fitch CRA – Fitch Publishing Company in 1913 established by John Knowles Fitch, published financial statistics for use in the investment industry via „The Fitch Stock and Bond Manual“ and „The Fitch Bond Book.“ A few years later Fitch introduced the well known AAA through D rating system - nowadays basis for ratings architecture throughout the financial industry. Ambitiously the Fitch CRA established a full-service global rating agency and merged with IBCA of London, subsidiary of Fimalac, S.A., a French holding company with a acquired market competitors Thomson Bank Watch and Duff & Phelps Credit Ratings Co. B/ Moody‘s Investors Service CRA - the first “Moody‘s Manual“ with basic statistics and general information about stocks and bonds of various industries was published in 1900. Ten years later, The Moody’s Service provided ratings for nearly all of the government bond markets at the time. Since 1970s Moody‘s focused on rating commercial paper and bank deposits. C/ Standard & Poor‘s CRA - In the 1906 the Standard Statistics Publishing House was established, which published corporate bond, sovereign debt and municipal bond ratings. Later, Standard and Poor‘s has become best known by indexes such as the S&P 500, a stock market index that is both a tool for investor analysis and decision making, and a U.S. economic indicator. D/ Nationally Recognized Statistical Rating Organizations (NRSRO) - This framework of nationally-recognized statistical ratings organizations (NRSRO) were created on demand of financial institutions such as commercial banks and securities broker-dealers in the 70s to soften the capital and liquidity requirements of Securities and Exchange Commission (SEC). Today, the legal cases and criminal charges against the 4/2011 CRA moves forward, as the litigations and lawsuits has expanded in a broader range of types of claims in the New York Supreme Court and in the Europe. According to the plaintiffs in the US, the CRA allegedly violated section 11 of the Securities Act of 1933. Therefore, also many members of the European Parliament argue that CRAs poses „a financial and moral hazard for Stability of money market“, furthermore a critical experts demands a financial court criminal charges against CRA for failure to conduct a due diligence and willingly abuse and misconduct on financial market”. The Statistics and CRA In order to find solutions to the “analysis of the determinants of long-term economic growth”, economic historians devote most of time and energy to constructing databases on long-run economic growth and structural change. Moreover, such construction of datasets is extremely timeconsuming and therefore they are in use of reasonable EUROJournal 37 economics & economics spotlight accurate historical national accounts for the majority of western countries. To simplify it, Historical Time Series Analysis (HTSA) is a analysis of historical time series by tools of sophisticated statistical and econometric techniques. Ironically, There is a lack of research studies in which modern time series techniques are applied to historical time series. Furthermore, there is delicate relationship between “data constructors” (historians) who might know the historical context of the data and “data users” (econometricians) who are familiar with modern techniques in joint work together. Observed series = trend + cycle + season + irregular component Let start briefly explore (1) Trend is the long-run development in the series (2) Cycle is the cyclical component arising from business cycle fluctuations (3) Season is the seasonal pattern which repeats itself more or less every year (4) Irregular component are non-systematic movements in the series and finally (5) The Filter is advanced techniques are available to filter the trend and to carry out business cycle research. Nowadays economic growth in general and its transition to modern economic growth in particular, is the primarily vision to explore the wealth of such datasets more appropriately. Therefore it is it is crucial to know whether a trend is deterministic or stochastic as the “Unit Root” can hardly distinguish one from the other, especially when structural breaks occur in the series, as it is the case for many historical time series. Another way to analyse the transition to 38 EUROJournal modernity is to focus on business cycles. Economic historians argue the large role of infrastructure in the process of economic growth and its crucial effect on economic development and GDP. Nevertheless, the lack of studies on cyclical behaviour and the lack of sector integration in the economy serves as an impediment for the occurrence of stable, harmonized patterns of development. Evidently, economists and historians should join forces to get the maximum of information out of data that is stored in the various historical national accounts databases. On the contrary, the CRA constitutes its statistics only on „POINT IN TIME“ analysis, and advocate that any change in circumstance regarding the risk factors of a particular tranche will invalidate the CRA analysis and result in a different credit rating. Thus, Markov chains are often used in finance to model the variation of corporations‘ credit ratings over time. Relying solely on such models, Moody’s and S&P awarded AAA ratings to mortgage securities packaged during the five-year housing boom, lately ca. 90 percent of AAA securities backed by subprime mortgages from 2006 and 2007 were later downgraded to junk status, according to the Levin’s committee (US permanent Committee on Investigation). A posteriori, CRA like Standard & Poors and Moody‘s are publishing transition probability matrices based on the frequency which a company has started with using matrix algebra. In vacuo, if there is AA rating at some “POINT OF TIME ”, it will drop to a BBB rating after a year. Specifically, the CRA credit risk models for simulated credit portfolios are based on cross sectional simulation of models which are evaluated not only on their forecasts over time, but also on their forecasts at a given “POINT IN TIME ” using various statisticalmethods. In essence, according to the Federal Reserve System Task Force on Internal Credit Risk (Source BCBS, 1999): “there exists a wide variety of credit risk models that differ in their fundamental assumptions, such as their definition of credit losses; i.e., default models define credit losses as loan defaults, while mark-tomarket or multi-state models define credit losses as ratings migrations of any magnitude”. SEC, Dodd-Frank Act and CRA Recently, CRA have come under fiery criticism for their interpretation of government default from investors‘ perspective. Furthermore, CRA are conflicted in assigning sovereign credit ratings since they have a political incentive to reject any need of stricter regulation. Moreover to note, Congress also ordered the SEC (US Securities and Ex- 4/2011 economics & economics spotlight change Commission) to develop a report in the part of the Sarbanes-Oxley Act of 2002, titled „Report on the Role and Function of Credit Rating Agencies in the Operation of the Securities Markets.” Finally, Last August 2010 the SEC required that registered credit rating agencies should expose their ratings data in a required format that market participants, academics and regulators can scrutinize them to the security level of historical ratings accuracy. Firstly, the SEC proposals in accordance with Dodd-Frank Act are to remove references to credit ratings contained within existing Commission rules and replace them with alternative criteria. Secondly, The financial reform bill from Dodd-Frank Act establishes an Office of Rating Agencies inside the SEC by giving the ability to sue CRA for negligence and duty for Rating agencies to disclose their methodologies and incorporate third-party information. Finally, According to Levin’s committee (Financial Crisis Inquiry Commission) : “Investors trusted credit rating agencies to issue accurate and impartial credit ratings, but that trust was broken in the recent financial crisis,” Furthermore, he stated, that “A conveyor belt of high risk securities, backed by toxic mortgages, got AAA ratings that turned out not to be worth the paper they were printed on. The agencies issued those AAA ratings using inadequate data and outmoded models. When they finally fixed their models, they failed for a year — while delinquencies were climbing — to re-evaluate the existing securities. Then, in July 2007, the credit rating agencies instituted a mass downgrade of hundreds of mortgage backed securities, sent shockwaves through the economy, and the financial crisis was on. By first instilling unwarranted confidence in high risk securities and then failing to downgrade them in a responsible manner, the credit rating agencies share blame for the massive economic damage that followed.” CRA Regulation in the European Union In April 2009 a regulation on CRA was approved by the European Parliament. The CESR (Committee of European Securities Regulators will supervised the operating of CRA and also will establish a central repository with public free of charge access providing historical data on the rating performance of CRA. Nevertheless, the international financial prudential community expect a undertaking of a radical structural legal reform compatible to the needs of due diligence, compliance and stability of 21st Century financial market. As the critical voice of the Mario Soares accused the CRA to being illegal by saying: ”The CRA are illegal, the make no sense, they have no responsibility. How can they judge member states: with what right, with what authority” ? Finally, all scholastic commentators, as the finance professores including J. Reis or J. M. Pureza (economist at 4/2011 Coimbra University) and many other critical experts voices are raising the question of whether regulators and financial market participants should rely on credit ratings at all ? But nowadays should we focus on strengthening the reliability of ratings or on creating alternative mechanisms and institutions that can perform more effectively the role ? Quod erta faciendum Unsurprisingly in the EU, in the May 2011, according to the Attorney General’s office, the Authority in Portugal started a criminal inquiry into three CRA – the Fitch Ratings, Moody’s Investors and Standard & Poors for alleged actual malice. According to the Robert M Fishman, a professor of sociology at the University of Notre Dame, argued, that: “have become a „self-fulfilling prophecy” who placed bets on the failure of the euro on international markets and want to win those bets. “ Conclusively, Commissioner for Internal Market and Services Michel Barnier and Commissioner for Economic and Monetary Affairs Olli Rehn, issued a joint statement. They said: „Last year, we improved the framework by requiring that CRA will be supervised directly by ESMA, the new European authorities for markets. The full implementation of the 2009 regulation including effective supervision by ESMA of ratings methodology and ratings quality is a big improvement already. But as we have often said, that is not enough. And a further overhaul of rules applicable to CRA is necessary.“ Analysis of CRA “ The Matter of Construction” CRA Failure trigger mechanism Firstly to highlight, that due to inadequate staff expertise and the costs that risk management programs might entail, many institutional investors solely rely on the CRA ratings rather than invest in the research of own analysis of their financial instruments. To illuminate the trigger mechanism, the example of a Failure of the three leading CRA’s who gave a an investmentgrade rating A2 to the debt risk of Lehman Brothers Holdings, Inc. until the day of 15th September 2008, when LB filled for bankruptcy, is a well known case of Failure Analysis in Finance and Law Research Studies. Moreover, the legal case Enron enjoyed an investment-grade rating right up until it declared bankruptcy, and legal case WorldCom up to 3 months before filled for bankruptcy. Furthermore, the report of BIS (BIS 79th Annual Report ) stated, that: “CRA failure triggered the third and most intense stage of the crisis June 2007 and mid-March 2008: a global loss of confidence, arrested only after unprecedented and broad-based policy intervention. “ According to the SEC Commissioner Kathleen Casey who pointed out, that “When the CRAs gave ratings that were „catastrophically misleading, and the large rating agencies enjoyed their EUROJournal 39 economics & economics spotlight most profitable years ever during the past decade.“ On the one hand, Ms. Casey proposed the removal of the NRSRO rules completely as solution of the problem of trigger mechanism of CRA. In the view of professor Lawrence White (NYU) it is necessary to eliminate regulatory reliance on the ratings. On the other hand, the Professor Frank Partnoy advocates that the regulators should trust in credit risk swap markets instead of NRSROs. Secondly, CRA are issuing a Sovereign credit ratings to countries to provide a analysis of the general creditworthiness of a country or foreign government by blending datas Thinking of Nabakov I as overall economic conditions of the volume of foreign, public and private investment, capital market transparency and foreign currency reserves. On the one hand in the US, according to the Attorney general R. Blumenthal who filled the lawsuit on July 30th 2008, who accused the CRA of “ deceptive and unfair practices by systematically giving lower credit ratings to bonds issued by public entities as compared to corporate debt with silimar default rates” . Moreover, the lawsuit states, that “ CRA violated the Unfair Trade Practices Act by abusive mis- 40 EUROJournal representing and omitting material facts that caused public bond issuers to purchase bonds at higher interest rates or purchase bond insurance to cover insurance.” On the other hand, the CRA posses a basic number of legal defences due to unique in vacuo position under the weaknesses of regulatory system. Nevertheless, they are under volcanic scrutiny from lawmakers, policymakers, prosecutors and regulators. In the critical expertise of the Chairman of the House Committee on Oversight and Government Reform was stated, that: “ The Story of the Credit Rating Agencies is a story of colossal failure.” Legal Research References: 1/ Derivative suit against officers and directors of CRA Moody’s: 2/ Pension Fund filed a class action suit against the Fitch Ratings 3/ Health Fund allegations against CRA with respect to mortgage-backed securities 4/The World Bank Group Report Oct. 2009, Note Number 8, Credit Rating Agencies and the Crisis 5/“FBI: Mortgage Fraud Becoming an ‘ Epidemic, ‚“ USA Today (9/17/2004) 6/“Survey of Credit Underwriting Practices,“ report prepared by the Office of the Comptroller of the Currency, at 6, available at http:// www.occ.gov/publications/publications-by-type/survey-credit-underwriting/pubsurvey-cred-under-2005.pdf 7/“Financial Institution Fraud and Failure Report,“ prepared by the Federal Bureau of Investigation, available at http://www.fbi. gov/stats-services/publications/fiff_04. 8/“Financial Crimes Report to the Public: Fiscal Year 2006, October 1, 2005 – September 30, 2006,“ prepared by the Federal Bureau of Investigation, available at http://www.fbi.gov/stats-services/ publications/fcs_report2006/financial-crimes-report-to-thepublic-2006-pdf/view. 9/“Ninth Periodic Mortgage Fraud Case Report to Mortgage Bankers Association,“ prepared by the Mortgage Asset Research Institute, LLC, at 10 10/“Rating the Rating Agencies,“ Treasury and Risk Management (7/1995). 11/ Prepared statement of Vickie Tillman, S&P Executive Vice President, „The Role of Credit Rating Agencies in the Structured Finance Market,“ before U.S. House of Representatives Subcommittee on Capital Markets, Insurance and Government Sponsored Enterprises, Cong. Hrg. 110- 62 (9/27/2007), S&P SEN- PSI 0001945- 71, at 46- 47 12/ Statement of Frank Raiter, „Credit Rating Agencies and the Financial Crisis,“ before the U.S. House of Representatives Committee on Oversight and Government Reform, Cong. Hrg. 110- 155 (10/22/2008), 13/April 23, 2010 Subcommittee Hearing at 64. Employees from both Moody‘s and S&P confirmed this abusive conduct in interviews with the Subcommittee In accordance with Title 17 U.S.C. Section 107, this material is distributed without profit to those who have expressed a prior interest in receiving the included information for legal research and educational purposes in criminal charges in financial market and banking sector. By our Editorial Council Member Tessa Mueller 4/2011 IMPRINT Publisher Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) e. V. Chief Dipl. Kom. Des. (FH) Sandra Walter, V., Reuters/red., Bildarchiv arcus Verlag, Tessa [email protected] Mueller, Comité Régional du Tourisme de Franche- Informations office Lanzenweg 2 a, Publishing Manager: Daniela Enström Layout, Lithography and Composition: Comté Belfort, Ecowin Verlag GmbH Salzburg,, D-90455 Nürnberg, tel./fax +49(0)911/88 00 87 [email protected], www.fek-ev.de SIGN&DESIGN - Vienna, [email protected] Nürnberg/Thomas Scherer, IHK-Regensburg, arcus Verlag Nürnberg-Praha-Wien Printed by: Tiskárna Polygraf, s.r.o., Nürnberger Versicherung/toffi images.de & Jan Senator h.c. Prof. Dr. Jürgen Brandt, Dipl.-Kfm, Dipl. CZ-511 01 Turnov Reumann, trendmedia Agentur, Toyota Deutschland, oec, Dipl.-Ing., Dipl. Ped., Dipl. ArbWiss., MBA, LL.M, Leipziger Messe, free pictures and private Europäische Reiseversicherung, Metropolregion Editor-in-Chief: Peter Verbata (Pres.) 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Irena Agata Szyszko Correspondents: in all associated & EU countries Translating Service: Nicole Dorigo, Richard FoViZ/Bayerische Bereitschaftspolizei Nürnberg, All rights reserved. Admission in online services Pressestelle der Bayerischen Bereitschaftspolizei and Internet and reproduction on data carriers such Bamberg, AFAG Messen und Ausstellungen, as CD-ROM, DVD-ROM etc. only upon prior written Kaptejna, Mag. Irena Agata Szyszko Staatsarchiv Nürnberg, Archiv der Stadt Klatovy, consent of the Editorial Office. Art Director/Technical Editorial Office: Flickr/Henrique, Science on Stage Europe e. Senator h.c. Peter Verbata M.A. rer. pol., Dipl.Journalist (Univ.), ViSdP 4/2011 Titelbild: Dipl. Kom. Des. (FH) Sandra Walter All articles marked* have been abridged by the editor ISSN-no.: 1434-4440 and MK CR 7828 EUROJournal 41 economics & economics spotlight NürnbergConvention: Dachmarke mit internationaler Strahlkraft Kongresse, Tagungen und Firmen-Events: Nürnberg stellt sich neu auf. Ziele: Veranstaltungs-Kuchen für Nürnberg vergrößern und weitere Kongresskapazitäten schaffen. Nürnberg hat eine neue Kongressmarke: NürnbergConvention. Die Dachmarke gründet auf einer Kooperation der NürnbergMesse und der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg (CTZ). Eines der Ziele: Nürnberg national und international als idealen Veranstaltungsort für Kongresse, Tagungen und Events aller Art zu vermarkten und so insgesamt mehr Veranstaltungen nach Nürnberg zu holen und den Umsatz im Kongressmarkt langfristig zu verdoppeln. Das CCN CongressCenter Nürnberg erhält ebenfalls einen neuen Namen und firmiert künftig unter dem Dach von NürnbergConvention als NürnbergConvention Center. Veranstalter¬anfragen werden vom NürnbergConvention Bureau zentral gemanagt, das gemeinsam betrieben wird von NürnbergMesse und CTZ. „Die Initiative, die hinter NürnbergConvention steht und Nürnberg als Tagungs- und Kongressdestination stärken soll, ist einzigartig in Deutschland“, sagt Dr. Roland Fleck, Geschäftsführer der NürnbergMesse. Fleck muss es wissen. Er ist einer der Väter der Kongress-Initiative Nürnberg, in der seit 2004 die am Kongressgeschäft in Nürnberg Beteiligten an einem Strang ziehen – mit sehr positiven Auswirkungen für den Standort und für das CCN CongressCenter Nürnberg. Neue Qualität der Zusammenarbeit Nun soll mit der gemeinsamen Dachmarke NürnbergConvention eine neue Qualität erreicht werden in der Zusammenarbeit, aber auch in der strategischen Positionierung im nationalen und internationalen Umfeld. Fleck: „Mit NürnbergConvention verdoppeln und verdreifachen wir unsere Kontaktflächen am Markt – und können nun gemeinsam auf so wichtigen Branchenplattformen wie GCB, EVVC, ICCA oder MPI* eine kraftvolle Präsenz aufbauen.“ Insgesamt investieren die Beteiligten in die Aktivitäten von NürnbergConvention in den kommenden fünf Jahren über zwei Millionen Euro. Um die Wirkung der neuen Marke NürnbergConvention zu erhöhen, wird auch das CCN CongressCenter Nürnberg unter das neue Markendach schlüpfen. Aus CCN wird nun NCC – das NürnbergConvention Center, als ein Bestandteil von NürnbergConvention. Fleck: „Das CCN hat eine ungeheure Magnetwirkung entfaltet in den vergangenen Jahren, 42 EUROJournal vor allem seit dem Bau des CCN Ost. Der Umsatz ist von 5,4 Millionen auf 11 Millionen gesprungen. Wenn wir nun die Marke CCN aufgeben zugunsten von NürnbergConvention, dann deshalb, weil am Ende alle mehr gewinnen, nämlich mehr Veranstaltungen für Nürnberg insgesamt.“ Das langfristige Ziel im Nürnberger Kongress- und Tagungsmarkt: Die Verdoppelung des Umsatzes und damit auch die Verdoppelung der durch die Veranstaltungen induzierten sozio-ökonomischen Effekte für die Metropolregion, die zuletzt mit einem Bruttoumsatzvolumen von 480 Millionen Euro – von denen 296 Millionen Euro in Nürnberg verblieben – und Steuereinnahmen von rund 6 Millionen Euro beziffert wurden. Aus dem Tagungsmarkt Nürnberg könnten rechnerisch demnach 10.580 Personen mit dem durchschnittlichen Nürnberg-Einkommen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Kaiserburg begeistert Kongressgäste Das freut natürlich auch die Congress- und Tourismuszentrale: „Bei NürnbergConvention steht ganz klar der Destinationsgedanke im Fokus“, sagt CTZ-Geschäftsführerin Yvonne Coulin. Das, was Nürnberg ausmacht und einzigartig sein lässt – die mittelalterliche Kaiserburg, die komplett die Altstadt umschließende Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen, die imposanten Bürgerhäuser und verwinkelten Gassen – ist es denn auch, was die Kongressgäste begeistert.“ Die Botschaft soll ankommen am so genannten MICE-Markt (MICE = Meetings/Incentives/Congress/Events) und die Aufmerksamkeit auf Nürnberg lenken. Bei der Umsetzung einer Veranstaltung unterstützt künftig das NürnbergConvention Bureau. Dies wird gemeinsam geführt von CTZ und NürnbergMesse mit dem Ziel, Veranstalteranfragen zügig und aus einer Hand zu bearbeiten, in Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Flughafen, den kulturellen Einrichtungen und natürlich den Hotels. Neu ist auch, dass künftig exklusiv für die Gäste von NürnbergConvention-Veranstaltungen ein Hotelbuchungssystem zur Verfügung steht. Coulin: „Egal ob es um eine Stadtführung geht, eine passende Eventlocation für eine begleitende Veranstaltung am Abend oder um die Zimmersuche: Das Convention Bureau ist die Anlaufstelle für alle Veranstalteranfragen. Hier wird die vorhandene Kompetenz gebündelt. Bereits mit dem Erstkontakt bekommt der Kunde den vollen Service. Für ihn hat das nur Vorteile. Und für uns auch.“ Tatsächlich ist es so, dass Nürnberg bei großen Kongressen und Events bereits sehr gut aufgestellt ist, es aber einen deutlichen Nachholbedarf gibt, wenn es um kleinere und mittlere Veranstaltungen geht – für die das CCN nicht wirt- 4/2011 economics & economics spotlight Eine Torte als symbolisches Objekt der engen Zusammenarbeit. Die Protagonisten der NürnbergConvention, Geschäftsführerin der Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale Yvonne Coulin und der Geschäftsführer der NürnbergMesse Dr. Roland Fleck, haben den Destinationsgedanken stets im Fokus. Foto: NürnbergMesse schaftlich zu betreiben ist. „Hier bekommen wir von dem vergleichsweise großen Kuchenstück, das dieses Segment ausmacht, einfach zu wenig ab“, sagt Coulin und verweist auf eine wissenschaftliche Studie über den Kongress- und Veranstaltungsmarkt in Nürnberg vom April 2011 mit eben diesem Ergebnis. - GCB Das GCB German Convention Bureau e.V. vermarktet Deutschland international und national als Standort für Kongresse, Tagungen, Events sowie Incentives und ist der zentrale Ansprechpartner für alle Kunden, die in Deutschland Veranstaltungen planen. www.gcb.de Kleines Kongresszentrum gesucht Gemeinsam will man das nun ändern – auch indem es langfristig gelingt, die Lücke im Raumangebot für Veranstaltungen im Bereich 500 bis 1.000 Teilnehmer zu schließen. Denn auch das hat die Studie ergeben. Dr. Roland Fleck: „Dem Tagungs- und Kongressort Nürnberg würde es gut anstehen, dieses zusätzliche Raumangebot bieten zu können. Es mag merkwürdig anmuten für den Betreiber eines bestehenden Kongresszentrums, aber wenn wir uns etwas wünschen dürfen, dann wäre es ein weiteres, kleines Kongresszentrum in Nürnberg.“ Und natürlich wünschen sich die Macher von NürnbergConvention noch etwas: Fleck und Coulin unisono: „Dass NürnbergConvention weit über Nürnberg hinaus strahlt und dabei etwas vermittelt vom Glanz dieser Stadt, die auch die Veranstaltungen hier durchaus leuchten lässt.“ 4/2011 - ICCA Die International Congress and Convention Association ist einer der weltweit führenden Verbände für die internationale MICE-Branche. www.iccaworld.com - EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e. V. Der EVVC repräsentiert rund 700 Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Arenen und Special Event Locations in Europa. www.evvc.org - MPI Meeting Professionals International ist der weltweit größte Verband der Meeting- und Event-Industrie mit Schwerpunkt in den USA. www.mpigermany.de -G.G./M.B.- EUROJournal 43 economics & economics spotlight Consumenta lockte wieder die Verbraucher Bayerns größte Verbraucherausstellung, die Consumenta in Nürnberg, hat mit einem so nicht erwarteten Besucheransturm von fast 150.000 Besuchern ihre Stellung mehr als behauptet. Sieben Tage lang waren die Messehallen des Nürnberger Messezentrums Magnet für Verbraucher aus ganz Süddeutschland und dem angrenzenden Ausland. Wer neue Produkte kennenlernen wollte, Anregungen und Problemlösungen suchte, auf kulinarische Entdeckungsreise ging oder Lust auf spannende Erlebnisbereiche verspürte, fand auf der Consumenta genau das Richtige. Die Messe fand zum 58. Mal diesmal an sieben Tagen Ende Oktober statt und wurde von rund 1.000 44 EUROJournal 4/2011 economics & economics spotlight Ausstellern aus 15 Ländern beschickt. Das Angebot verteilte sich auf 13 Hallen mit einer Bruttofläche von 80.000 Quadratmetern. Die veranstaltende AFAG Messen und Ausstellungen, Deutschlands führende private Messegesellschaft, präsentierte eine in vielen Bereichen neu konzipierte Consumenta, die mit neuen Themen, Aktions- und Erlebnisbereichen an Vielfalt und Erlebniswert gewonnen hat. AFAG-Mitgeschäftsführer Heiko Könicke zeigte sich vom Erfolg der diesjährigen Ausstellung hochzufrieden. Die Bemühungen, die Consumenta stärker zu profilieren und interessanter zu machen, haben nach seiner Einschätzung Früchte getragen. -sff- 4/2011 EUROJournal 45 economics & economics spotlight embedded world 2012: Zum Jubiläum auf Rekord programmiert Die Vorbereitungen für die Jubiläums-Ausgabe embedded world Exhibition & Conference laufen auf Hochtouren. Daß sich diese Fachveranstaltung in den vergangenen zehn Jahren zur festen Größe im Messekalender der internationalen „Embedded-Community“ entwickelt hat, dafür spricht auch die Zahl 25. Denn bis zum vergleichbaren Vorjahreszeitpunkt haben sich 25 Prozent mehr Aussteller angemeldet und zugleich wurde 25 Prozent mehr Ausstellungsfläche gebucht. Von Beginn an konnte die embedded world mit ihrer klaren Fokussierung und der Präsentation neuester technischer Entwicklungen überzeugen. Die Experten der „Embedded-Welt“ treffen sich hier, um sich über Trends zu informieren und auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Den Erfolg der embedded world untermauert ihre rasante Entwicklung seit der Erstveranstaltung im Jahre 2003: So präsentierten 2011 mehr als 800 Aussteller, (ein Plus von 130 Prozent im Vergleich zu 2003), ihre Produkte und Dienstleistungen auf rund 17.000 m², mehr als 19.000 Besuchern, was einer Steigerung von 120 Prozent entspricht. 46 EUROJournal Neue „Arbeitszimmer“ zum 10-jährigen Jubiläum Sowohl auf die Aussteller als auch die Fachbesucher der weltweit größten Fachmesse rund um „Embedded-Technologien“ warten vom 28. Februar bis 1. März 2012 im Messezentrum Nürnberg neue „Arbeitszimmer“. Nach neun Jahren des kontinuierlichen Wachstums ist es in den bisher zur Verfügung stehenden Hallen- und Konferenzbereichen für die „Embedded-Community“ zu eng geworden, daher erhält die embedded world Exhibition & Conference einen neuen Standort innerhalb des Nürnberger Messegeländes. „Wir freuen uns sehr, der Messe und den Kongressen zum 10-jährigen Jubiläum ein besonderes Geschenk machen zu können: Neue ‚Arbeitszimmer’ in bester Lage mit Top-Infrastruktur und repräsentativen Eingängen Mitte und Ost. Die embedded world Exhibition findet 2012 erstmalig in den Hallen 1, 2, 4, 4A und 5 statt“, so Alexander Mattausch, Projektleiter der embedded world Exhibition & Conference, NürnbergMesse und fügte dazu: „Die Messe bleibt kompakt, mit kurzen Wegen, jetzt auf einer Ebene, und einer idealen Anbindung der Kongresse im CCN Ost. Die neue Hallensituation wird von den Ausstellern bereits sehr gut angenommen. Alle Branchengrößen haben ihre Standfläche schon verbindlich gebucht und im Vergleich zur Vorveranstaltung sogar vergrößert. Besonders erfreulich ist es, daß auch 2012 wieder eine Vielzahl an neuen Unternehmen den Ausstellerkreis erweitert“. 10 Jahre embedded world schaffen auch für die „embedded world Conference“ und die „electronic Displays Conference“ neuen Raum im modernen CCN Ost. Die Kongresse sind jetzt ganz nah an das Messegeschehen angebunden. 4/2011 economics & economics spotlight embedded world Conference 2012: Call for Papers & Workshops Parallel zur Fachmesse bietet die embedded world Conference einen starken Mix aus Fachvorträgen und praxisnahen Workshops. Das Fachmedium DESIGN&ELEKTRONIK als Veranstalter garantiert für das professionelle Niveau und hat die Vorbereitungen des Fachkongresses mit dem „Call for Papers“ bereits eingeläutet. Das besuchende Fachpublikum kann sich jetzt schon auf die Beiträge aus den Bereichen „System Development“, Hardware, Software und Tools freuen, die vor dem Hintergrund des zehnten Jahrestages der Konferenz zusätzlich auch zukunftsweisende und visionäre Inhalte z. B. mit Themen „Wie sich die embedded world über die nächsten zehn Jahre verändern wird“, oder „Was für technologische Durchbrüche zu erwarten sind?“, präsentieren. Ein weiterer Kongreßhöhepunkt parallel zur Fachmesse stellt die „electronic displays Conference (ED)“ dar. Diese Konferenz gilt als eine der wichtigsten Informationsquellen der industriellen Display-Branche. Fachexperten aus aller Welt, die sich am Kongreß beteiligen, bringen zu Themen wie „Display Technologies“, „Driving and Interfaces“, “Touch Screens“, 3D oder „Display Applications“ einige neue Aspekte und Anregungen. Man kann schon heute gespannt sein. innerhalb der „M2M-Area“ lohnt sich für: Anbieter von Kommunikationsmodulen für Endgeräte, von Endgeräten, die solche Kommunikationsmodule integriert haben, Systemintegratoren, die eine Implementierung von Fernwartungslösungen anbieten, Internetdienst-Plattformen, die Anwendern eine gesicherte Einwahlverbindung über Internetzugänge anbieten können sowie TelekommunikationsUnternehmen, die den „M2M“- beziehungsweise Fernwartungsmarkt erschließen möchten. Begleitend wird das Thema „M2M-Communication“ in der embedded world Conference diskutiert. Der Fachkongreß wird von dem Medium „Computer&AUTOMATION“ in Zusammenarbeit mit der „M2M-Alliance“ veranstaltet. Förderung für junge innovative Unternehmen “Machine-to-Machine-Area” auf der embedded world Zum vierten Mal präsentiert sich die „M2M-Area“ mit Unternehmen aus dem Bereich „Machine-to-Machine“, also der direkten, drahtlosen Kommunikation von Gerät zu Gerät. Die Teilnahme im Themen-Pavillon oder mit einem Stand 4/2011 Daß junge innovative Unternehmen bei ihrer Beteiligung an der embedded world 2012 auf die Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) bauen können, ist gerade in der heutigen Zeit des Fachkräftemangels der erste Schritt in die richtige Richtung. Die geförderte Teilnahme findet im Rahmen eines Gemeinschaftsstandes von mindestens zehn Ausstellern statt, der durch die NürnbergMesse organisiert und vom AUMA, Ausstellungs- und Messe-Ausschuß der deutschen Wirtschaft, hinsichtlich der Exportberatung unterstützt wird. Der Förderantrag und die Bewilligung erfolgt über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn. -drfn- EUROJournal 47 new media science & technology Gewaltspiele zerstören menschliche Werte Gehirnforscher: Steigende Aggressivität eindeutig belegt Mortal Kombat: Gewaltgames killen laut Forschern Werte (Foto: Flickr/Henrique) Videospiele mit hohem Gewaltanteil zerstören im Spieler zentrale Werte wie Wärme, Offenheit und Feingefühl. Auch den menschlichen Kontrahenten gesteht man diese Eigenschaften weniger zu. Zu diesem Schluss kommen Psychologen der University of Queensland http://www.uq.edu.au im „Journal of Experimental Psychology“. „Menschen identifizieren sich mit der Aggression, die in der virtuellen Umgebung der Gewaltspiele endlos fortgesetzt wird. Das mündet in Dehumanisierung“, so die Forscher um Bastian Brock. Verlorene Werte Untersucht wurden Jugendliche, die im Videogame „Mortal Kombat“ gegeneinander oder gegen den Computer antraten, sowie bei einem vergleichbaren Spiel, das jedoch ohne exzessive Gewalt auskommt. Wie die Erhebung zeigte, schreiben sich die Probanden nach dem Gewaltspiel in geringerem Maß typisch menschliche Eigenschaften zu. Das galt im Mehrspieler-Modus auch für die Mitspieler, sofern diese als Gegner auftraten. Wenn sie auf der eigenen Seite kämpften, gab es keinen derartigen Übertragungseffekt. Videogames-Industrie mit viel Aufwand die wissenschaftliche Forschung und streut scheinbare Gegenargumente. Und ähnlich wie Raucher das Gesundheitsrisiko abstreiten, tun dies auch Spieler mit der Steigerung der Gewaltbereitschaft. Dass diese eintritt, ist jedoch statistisch dokumentiert.“ Von Johannes Pernsteiner/pte Cyber-Dehumanization: Violent video game play diminishes our humanity By Brock Bastian, Jolanda Jetten, Helena Radke, School of Psychology, University of Queensland Abstract: Across two studies we show that engaging in violent video game play diminishes perceptions of our own human qualities. In addition, when other players are the targets of this violence it reduces our perceptions of their humanity also. In Study 1, we demonstrate that playing Mortal Kombat against another player reduces the perceived humanity of the self as well as the humanity of one‘s opponent (compared to playing a non-violent game). In Study 2 we replicate this effect on perceived humanity of the self when playing a violent game with a co-player. However, we find no dehumanization of co-players who are not the targets of violence. We demonstrate these effects cannot be reduced to mood, self-esteem, gender, or other characteristics of the game such as excitement and enjoyment. The findings provide a broader perspective from which to view previous work on the adverse effects of violent video games. Gewaltbereitschaft steigt Highlights „Das Ergebnis passt in das Bild, das bereits unzählige Studien und Experimente zeigen. Virtuelle Gewalt lässt nachweislich die Schwelle für Gewaltanwendung in der realen Welt sinken und raubt die Sensibilität für Hilfsbedürftigkeit im Umfeld“, urteilt der Hirnforscher Manfred Spitzer im Gespräch. Es gehe dabei nicht bloß um nur kurzfristige Bahnungseffekte unmittelbar nach dem Spiel, sondern um langfristiges Lernen. Der Einzelne ist in „Killergames“ weit aktiver bei der Sache als beim eher passiven Ansehen eines Films mit Gewaltdarstellung, was den Lerneffekt erhöht, argumentiert der Ulmer Psychiater und Psychologe. Macht der Lobbyisten So eindeutig für Spitzer die negativen Effekte von Gewaltspielen auch belegt sind: Im allgemeinen Bewusstsein sind sie kaum verankert. Spitzer vergleicht die Situation mit jener des Rauchens zum Zeitpunkt der 70er-Jahre. „So wie damals die Tabakbranche vertuscht auch heute die 48 EUROJournal Playing violent video games reduces self-perceived humanity. Players dehumanize their opponents when they are the targets of violence. ► The findings provide a novel perspective on the adverse effects of violent games. Keywords: Dehumanization; Video Games; Violence; SelfPerception Corresponding author at: Institute for Social Science Research, University of Queensland, St Lucia, QLD, 4072, Australia. Received 27 May 2011; revised 20 September 2011; Accepted 10 October 2011. Available online 17 October 2011. Journal of Experimental Social Psychology Copyright © 2011 Published by Elsevier Inc. Kontakt unter: http://www.znl-ulm.de http://www.uq.edu.au Abstract der Studie unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022103111002526 4/2011 new media science & technology Naturwissenschaftlichen Unterricht in Europa anregender gestalten Bildungsexperten aus 28 Nationen gründen den Verein Science on Stage Europe Gemeinsam den naturwissenschaftlich-technischen Unterricht in Europa zu verbessern, dieses Ziel haben sich Repräsentanten aus Bildungspolitik, Lehrkräfte und Didaktiker aus 27 europäischen Ländern und Kanada gesetzt. Mit der jetzt erfolgten Gründung des Vereins Science on Stage Europe e.V. (SonSEu) mit Sitz in Berlin soll die seit mehr als zehn Jahren bestehende Zusammenarbeit weiter professionalisiert werden. „Was SonSEu von den zahlreichen anderen MINT-Initiativen abhebt und einzigartig in Europa macht, ist der Erfahrungsaustausch und die praktische Zusammenarbeit von Lehrkräften aus 27 europäischen Ländern und Kanada unter dem Motto ‚Von Lehrkräften für Lehrkräfte‘,“ erklärt Stefanie Schlunk, erste Vorstandsvorsitzende des Vereins. „Wir wollen möglichst viele Schüler für naturwissenschaftlich-technische Inhalte begeistern, indem wir vorbildliche Unterrichtsbeispiele und Experimente aus ganz Europa zusammentragen und über Events und Fortbildungen an Lehrkräfte verbreiten“, ergänzt Rosa Maria Ros, die Spanien vertritt. Diese selbst organisierte Basisarbeit startete, nachdem die Förderung der Science on Stage Bildungsfestivals durch die Europäische Kommission 2008 planmäßig endete. Inzwischen erreicht das Netzwerk von Science on Stage Europe rund 40.000 Lehrkräfte in ganz Europa. Die Bildungsfestivals stellen den Höhepunkt der europäischen Aktivitäten dar: Rund 350 Lehrkräfte aus Europa kommen alle zwei Jahre zusammen, um besonders gelungene, praktische Unterrichtsprojekte auszutauschen und mit in den eigenen Unterricht zu nehmen. Das nächste Festival plant der Verein als polnisch-deutsche Kooperationsveranstaltung vom 25.-28. April 2013 in Słubice und Frankfurt (Oder) unter dem Motto „Crossing Borders in Science Teaching“. Um die Aktivitäten des Vereins in Zukunft zu sichern, ist Science on Stage Europe auf eine längerfristige finanzielle Sicherung angewiesen. Derzeitiger Hauptförderer ist der Arbeitsgeberverband GESAMTMETALL im Rahmen seiner Nachwuchsinitiative THINK ING. Weitere Informationen: www.science-on-stage.eu Von Elena Lührs short report „Bayern ist Mekka für tschechische Unternehmen“ sowie die steuerrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu diskutieren. Für tschechische Unternehmen ist Bayern ein äußerst attraktiver Standort. Es bietet ansprechende Technologie- und Regionalförderprogramme, eine hohe Kaufkraft sowie eine Toplage inmitten des So stellte Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel in Pilsen Euro-Währungsraumes. Insbesondere die ostbayerischen Gebiete lo- den weißblauen Standort vor und machte sich zugleich für Invest in cken mit leistungsstarken Forschungsstandorten und räumlicher Nähe. Bavaria, die Ansiedlungsagentur des Freistaates, stark. In einer In- „Der ländliche Raum in Ostbayern profitiert von unseren intensivierten formationsveranstaltung wurden tschechische Unternehmen über Wirtschaftskontakten zur Tschechischen Republik“, erklärt die Vorsit- Chancen und Perspektiven einer Niederlassung in Bayern umfassend zende des Staatssekretärausschusses ‚Ländlicher Raum in Bayern’. informiert. „Tschechische Unternehmen sind bei uns willkommen. Eine Investition im Freistaat ist gespickt mit vielen Vorteilen. Wir zeigen den Die bayerisch-tschechischen Wirtschaftsbeziehungen sind sehr eng. Interessenten konkrete und maßgeschneiderte Wege hierfür auf“, hebt Die Tschechische Republik gehört zu den weltweit wichtigsten Han- Hessel hervor. Die Vorzüge des ostbayerischen Raumes stehen dabei delspartnern Bayerns. 2010 belief sich das Handelsvolumen zwischen im Mittelpunkt. den Nachbarländern auf mehr als dreizehn Milliarden Euro. Dieser Bedeutung wird mit einer Bayerischen Repräsentanz in Prag Rechnung Die Teilnehmer hatten bei der Veranstaltung die Gelegenheit, mit aus- getragen. -B.B.- gewiesenen Experten über den Wirtschafts- und Forschungsstandort 4/2011 EUROJournal 49 Werte stiften im Abonnement Wenn Sie das Magazin „Werte stiften“ abonnieren möchten, senden Sie uns bitte untenstehendes Formular ausgefüllt per Post an: Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen oder per Telefax: 09131.5302089. Oder abonnieren Sie „Werte stiften“ über unsere Homepage unter www.werte-stiften.de. Werte stiften Werte stiften für Anzeigenkunden www.werte-stiften.de 03.2011 . 3. Jahrgang 5,80 Euro Magazin für Stifter, Stiftung en und engagierte Mensch en „Werte stiften“ ist endkundenorientiert „Werte stiften“ informiert über die deutsche Stiftungslandschaft, motiviert und gibt Anregungen „Werte stiften“ richtet sich an Stifter, stiftungs- und spendenbereite Bürger, Stiftungen und Stiftergemeinschaften, Unternehmen/Verbände mit eigenen Sponsoring- und Stiftungsaktivitäten „Werte stiften“ erreicht die Zielgruppe u. a. über die Verteilung durch Kreditinstitute im Bereich des Private Bankings, durch Direktversand an Stiftungen und Stiftungsinteressierte und durch die Auslage auf Messen, bei Ärzten und bei Steuerberatern „Werte stiften“ erscheint vier Mal im Jahr und hat über 15.000 Leser MädchenLeben – anders Fotoausstellung des Kinderhilfswerks Plan Deutschla nd Ehrenpreis für Kinderr echte UNICEF ehrt Harry Belafonte Authentisch bleiben Über das soziale Engagem ent von Prominenten Begleitung für Frühgebo rene und ihre Eltern Kleine Babys, große Wunder Hiermit bestelle ich „Werte stiften“ für ein Jahr im Abonnement (vier Ausgaben pro Jahr) zum Jahrespreis von 22 Euro inkl. Versandkosten innerhalb Deutschlands. Wenn ich nicht bis spätestens vier Wochen vor Ablauf eines Jahres kündige, verlängert sich mein Abonnement automatisch um ein weiteres Jahr. 22,- Euro Empfänger: ___________________________________________________________________________________ Organisation / Firma ___________________________________________________________________________________ Titel, Vorname, Name ___________________________________________________________________________________ Straße ___________________________________________________________________________________ Werte stiften www.werte-stiften.de 06.2011 . 3. Jahrgang 5,80 Euro Magazin für Stifter, Stiftung en und engagierte Mensch en Denkmalen neues Leben einhauchen Deutsche Stiftung Denkmal schutz seit über 25 Jahren aktiv Mädels vor, noch ein Tor! Abschluss der Aktion der Dietmar Hopp Stiftung PLZ, Ort Wir helfen gern! _____________________________________ ________________________________________ Telefon E-Mail ___________________________________________________________________________________ Datum, Unterschrift „Werte stiften“ steht im Internet zum kostenlosen Download bereit Zahlungsweise: per Bankeinzug Individuelle Mitarbeit erSpendenaktion der ERGO Direkt Rolf Zuckowski engagier t sich für eine musikalis che Kindheit Kinder brauchen Musik per Rechnung ___________________________________________________________________________________ Kontoinhaber _____________________________________ ________________________________________ Kontonummer Bankleitzahl ___________________________________________________________________________________ Kreditinstitut Anzeigenkontakt: Thomas Michl Telefon 0 91 31.5 30 20-83 [email protected] ___________________________________________________________________________________ Datum, Unterschrift Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung von Gründen schriftlich widerrufen an „Werte stiften”, Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen ___________________________________________________________________________________ 50 EUROJournal Datum, Unterschrift Bühring & Weisner Verlagsgesellschaft Bayreuther Straße 1 . 91054 Erlangen www.werte-stiften.de . [email protected] 4/2011 new media science & technology GOLDSEKT FÜRS GALILEO-PROJEKT Mitfiebern beim Start der ersten Satelliten / Know-how aus Nürnberg Eigentlich liegen 7710 Kilometer zwischen dem Nürnberger Nordostpark und dem europäischen Weltraumbahnhof in Kourou. Noch vor einigen Wochen aber schien beides ganz nah: Gespannt fieberten die Forscher des GALILEO Lab am Nürnberger Fraunhofer-Institut und der mittelfränkische Europaabgeordnete Martin Kastler (CSU) vorm Bildschirm dem – um 24 Stunden verschobenen – Start der Trägerrakete entgegen. Kastler hatte dazu eigens „Schwabacher Goldsekt“ im Gepäck: „Dass GALILEO jetzt startet, liegt ein gutes Stück auch am Nürnberger Know-how des Fraunhofer-Institutes – Grund genug, um den „take off“ zu feiern und anzustoßen!“ Die Überraschung ist dem Europaabgeordneten gelungen: Zwar hatten Standortleiter Dr. Günter Rohmer und das Team des GalileoLab geplant, den Start via webstream zu verfolgen, Goldsekt aber war nicht geplant. Für Kastler war der Start trotz der leichten Verspätung ein nicht unbedeutender Meilenstein in der Weltraumpolitik Europas – „und ich bin stolz darauf, dass ein starkes Stück Nürnberger Know-how das möglich macht.“ Im Grunde, so der Europaabgeordnete, arbeiteten die Forscher im Nordostpark seit Gründung des Labors 2001 diesem Schritt entgegen. 4/2011 Und aus der harten Arbeit wurde jetzt knisternde Spannung: Minutenlang fieberten Kastler und die Forscher dem Countdown in Kourou entgegen, um dann – nach erfolgreichem Start – zu jubeln. Schon in Kürze sollen die ersten beiden Satelliten nun ihre Arbeit aufnehmen, bis 2015 wird die Europäische Raumfahrtagentur insgesamt 18 der hochtechnologischen Trabanten in die Umlaufbahn der Erde setzen. „Hier im Nürnberger GALILEOLab beginnt damit eine neue Testphase mit realen Signalen. Forschung und Industrie können sich nun auf die konkrete Produktentwicklung konzentrieren.“, so Kastler, Sozial- und entwicklungspolitischer Sprecher der CSU-Europagruppe. Vom Start des Galileo-Projektes verspricht er sich auch einen Impuls für den Forschungsstandort Nürnberg. „Das GALILEOLab ist ein Aushängeschild der Europäischen Metropolregion. Raumfahrt, Medizintechnik oder Bionik – wir haben viele Chancen, unser Profil weiter zu schärfen.“ Sekt in der Hand, Erleichterung in den Gesichtern: Martin Kastler, MdEP, IIS-Standortleiter Dr. Günter Rohmer (beide Mitte) und das Team des Nürnberger GALILEOLab feiern den – im zweiten Anlauf erfolgreichen – Start des Satelliten. Foto: privat EUROJournal 51 via carolina Beziehungen mit Leben erfüllt Bayerisch-deutsch-tschechische Wege stehen auf einem guten Fundament Bereits zum zweiten Mal im Laufe eines Jahres besuchte der bayerische primus inter pares, Regierungsvorsitzender Seehofer, die tschechische Hauptstadt Prag. Während sein erster Besuch nach den Worten des Europaabgeordneten Martin Kastler – zugleich Präsident der Brücken bauenden Ackermanngemeinde – einem „Eisbrecher auf der Moldau“ ähnelte – immerhin war es der erste offizielle Besuch eines bayerischen Ministerpräsidenten in der Tschechischen Republik seit Kriegsende überhaupt – war die jetzige Reise mit zweitägigem Aufenthalt ein Beweis dafür, daß die Normalisierung der Verhältnisse nun auch alle politischen Sphären hüben und drüben erreicht hat. Unbestritten, ein großer Schritt vorwärts, was auch ein entsprechend positives Echo in der Medienlandschaft beider Nachbarländer gefunden hat. Nun nahm der einstige „Eisbrecher auf der Moldau“ die Fahrt in die richtige Richtung zum Wohle des noch schnelleren und intensiveren Ausbaus der Beziehungen auf. Daß die Gestaltung der bayerisch-deutsch-tschechischen Beziehungen, vor allem auf der menschlichen Ebene, nicht ohne die vielen „Erbauer der Wege der Verständigung“, wie einst z. B. Dr. Josef Stingl mit der Ackermanngemeinde, Dr. Werner Hein und den Lionsclubs, Dr. Günther Beckstein in seiner Eigenschaft als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Innenminister, den einstigen tschechischen Generalkonsuln in München Dr. Rudolf Jindrák, Dr. Milan Beránek und Mag. Karel Borůvka sowie etlichen Verbänden, darunter die gemeinnützige Fördergesellschaft für EUROpäische Kommunikation (FEK) e. V. und einer Schar privater Initiativen, die schon über Jahre unermüdlich wirken, möglich gewesen wäre, muß bei dieser Gelegenheit gesagt werden. 52 EUROJournal Systematischer Verständigungsprozeß Daß schwierige Fragen nur dann einvernehmlich gelöst werden könnten, wenn entsprechende Vertrauensbildung dem vorangehe, haben die bayerischen Delegationsmitglieder bei ihrer herzlichen Aufnahme in Prag gespürt. Die Gespräche zwischen dem tschechischen Premier Petr Nečas und seinem bayerischen Kollegen Seehofer wurden vor allem durch Fragen der tschechischen Energie-Konzeption dominiert. Nečas hat die bayerische Seite davon informiert, daß er der deutschen Kanzlerin Merkel ein Angebot unterbreitet hat, eine öffentliche Diskussion über die Bauerweiterung des Atommeilers Temelin zu führen. In einem Gespräch am Rande des bayerischen Besuches sagte Nečas der tschechischen Redakteurin Markéta Kachlíková von Radio Prag: „Wir haben keine Geheimnisse und unsere Spitzenfachleute sind bemüht, maximale Transparenz zu gewähren. Im übrigen haben wir dieses Angebot auch Österreich unterbreitet, wenn darauf reflektiert wird. Die Tschechische Republik möchte alle Bedenken, die sich um die Bauerweiterung Temelins aufgetan haben, fachlich und sachlich zerstreuen“. Tschechien respektiert völlig die Entscheidung des Nachbarlandes, aus der Atomernergie auszusteigen, allerdings erwarten wir denselben Respekt für die tschechische Entscheidung, an der Atomenergie festzuhalten.“ Horst Seehofer, den der Premier Nečas über das Angebot der öffentlichen Diskussion über Temelin informiert hat, nahm diese Information dankend an mit den Worten: „Ich bedanke mich für ihre Haltung in der Energiepolitik. Das ist auch unsere Auffassung, daß jede Regierung seine Energiepolitik für das eigene Land, für das eigene Volk so bestimmt, wie es der eigenen Überzeugung entspricht. Das respektieren wir auch aus bayerischer Sicht und sind sehr dankbar, daß dieser Prozeß mit neuen Kernkraftwerken transparent gestaltet wird und daß hier dieses Angebot an die Kanzlerin gerichtet wurde, daß hier auch umfassend informiert und unterrichtet wird. Das ist bemerkenswert, denn keine europäische Vorschrift zwingt die tschechische Regierung zu diesem Handeln“. Fazit des Besuches: Die Zusammenarbeit habe sich sehr gut entwickelt und die Beziehungen der beiden Nachbarn seien mit Leben erfüllt. Darin sind sich der tschechische Premier Petr Nečas und der bayerische Ministerpräsident nach den zwei interessanten Tagen einig. Premier Nečas betonte, daß Bayern das wichtigste Exportgebiet der tschechischen Wirtschaft sowie der stärkste Auslandsinvestor in der Tschechischen Republik sei. Beide Politiker sprachen sich für eine Zusammen- 4/2011 via carolina arbeit im Bereich der Energiewirtschaft aus, besonders bei der Stabilisierung der Stromnetze sowie bei der Errichtung der Gasleitung Gaselle. Sowohl Nečas als auch Seehofer unterstützen die geplanten Bahnverbindungen zwischen Prag und Nürnberg sowie Prag und München. „Es ist erfreulich festzustellen, daß diese wichtigen Bahnstrecken in das System des transeuropäischen Verkehrsnetzes aufgenommen wurden“, so die beiden Politiker. All die offenen Gespräche drückten die Ernsthaftigkeit der Partnerschaft aus, die sozusagen dadurch verstärkt wurde, daß man sie auf freiwilliger Ebene machte. Daß nicht nur in der Energiepolitik, sondern auch bei der Betrachtung der Geschichte, es unterschiedliche Auffassungen gibt, wollen beide Partner gegenseitig respektieren. Dazu erklärten sich beide Politiker bei ihrem Treffen in Prag bereit. „Aus politischer Sicht betrachten wir diese Sache durch die Deutsch-Tschechische Erklärung als abgeschlossen, wobei es weiterhin erforderlich bleibt, die unterschiedlichen Sichtweisen offen zu diskutieren und einige Ereignisse der Vergangenheit zu klären. Dies ist aber eine Aufgabe für Historiker, Politologen, Vertreter der Zivilgesellschaft und der Zeitzeugen, jedoch heute nicht mehr für die Politik“, so der tschechische Premier Petr Nečas. Der bayerische Ministerpräsident zeigte sich damit einverstanden und machte deutlich: „Das haben wir schon nach dem letzten Treffen im Dezember letzten Jahres gesagt: Neben der historischen Aufarbeitung durch Fachleute wer- den wir jetzt in erster Linie darauf achten, daß wir in die Zukunft blicken und die Zusammenarbeit vertiefen.“ Auch auf die gemeinsame Geschichte konzentrierte sich das Programm des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer, der in Begleitung einer Delegation von Sudetendeutschen und seines politischen Troßes die Gedenkstätten Lidice, das ehemalige KZ Terezín (Theresienstadt) sowie die Elbbrücke in Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe), um dort Kränze niederzulegen und der Opfer der Nazi-Diktatur und der Nachkriegsvertreibung zu gedenken, besuchte: „Das Programm war sehr ausgewogen, weil wir den Opfern auf allen Seiten Respekt und Anerkennung zollten und ihrer gedacht haben. Das war mir sehr wichtig, daß dies erfolgt, hinsichtlich der Greueltaten, die die Nazis angerichtet haben, der Verbrechen, der Morde, und umgekehrt auch der Dinge, die deutschen Bürgern widerfahren sind.“ Die in den vielen Jahren oft gegen unsinnige Widerstände mühevoll von aufrichtigen Menschen aufopfernd und nicht nur aus politischem Kalkül vorbereiteten, gelegten und absolut ehrenamtlich gepflegten Wege der Verständigung zeigen nun Früchte. Jetzt können wir uns alle auf diese Ernte gemeinsam erfreuen. Das bleibt allen, Gott sei Dank, die seit Jahrzehnten für diesen guten Zustand ohne jegliche Beachtung gearbeitet haben, frei. Leider haben Früchte, wie man weiß, kein Copyright. Peter Verbata EU-Länder locken mit niedrigen Unternehmenssteuern Um Investoren zu ködern, wird Körperschaftsteuer niedrig gehalten Die Unternehmenssteuersätze in der Europäischen Union sind in den letzten zehn Jahren um neun bis 13 Prozentpunkte gesunken. Damit ist der Wettbewerb um die niedrigsten Unternehmenssteuern nirgends so ausgeprägt wie in Europa. Die Professoren Philipp Genschel, Achim Kemmerling und Eric Seils haben in einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung resümiert, dass trotz der Bemühungen um eine europäische Steuerharmonisierung der Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze nicht verhindert werden konnte. „Wir haben festgestellt, dass eine Personengesellschaft zu einer Aktiengesellschaft werden kann, wenn es sich finanziell lohnt, seine Rechtsform zu ändern“, sagt Seils in einem Gespräch. Für die Volkswirtschaft sei die Körperschaftssteuer eine „kleine Steuer“. Senke man diese, müssten gleichzeitig die Spitzensätze der Einkommenssteuer gesenkt werden. Das führe dazu, dass Besserverdienende im Vergleich dann weniger Steuern zahlen als der Rest der Bevölkerung. 4/2011 short report Druck auf die Politik „Wenn der Spitzensatz der Einkommensteuer sinkt, kann man weniger Stufen einbauen“, ergänzt Seils. Die EU-Länder wollen trotz dieses volkswirtschaftlichen Fehlverhaltens die Konzerne im Land halten. Die Unternehmen können gerade auf dem europäischen Markt ihre Gewinne oder ihre Produktion dorthin verschieben, wo die wenigsten Steuern anfallen. Entsprechend wächst der Druck auf die Politik, Firmen durch Steuersenkungen im Land zu halten. Mit der Erweiterung der EU kamen meist vergleichsweise arme Staaten dazu. Für solche Länder ist es besonders attraktiv, mit Niedrigsteuern Investoren anzulocken, ermittelten die Wissenschaftler. Aus der Sicht der „Kernländer“ der Union sei eine Senkung der Unternehmenssteuern eher ein schlechtes Geschäft, weil ein paar hinzugewonnene Investoren meist nicht die Steuerausfälle in der Breite ausgleichen. Für ein kleines, wirtschaftlich schwaches Land können Großinvestitionen die Staatseinnahmen erheblich erhöhen. Von Oranus Mahmoodi/pte EUROJournal 53 via carolina Eine Region erhält ihre Geschichte zurück Das Schwarzenberg-Archiv kommt aus Böhmen wieder nach Bayern Eine Urkunde aus dem Jahr 1355, die der bayerische Wissenschafts-, Forschung- und Kultusminister Wolfgang Heubisch vom tschechischen Innenminister Jan Kubice erhalten hat, war der Anfang oder besser gesagt die Ouvertüre zu der feierlichen Übergabe des Archivs der fränkischen Herrschaft Scheinfeld der Fürsten zu Schwarzenberg, die am 9. Dezember im Kaisersaal des Staatsarchivs zu Nürnberg in Anwesenheit vieler Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter auch des Außenministers Karel Schwarzenberg, tschechischen Staatsministers des Innern Mgr. Ondřej Veselský, tschechischen Botschafters JUDr. Rudolf Jindrak, Generalkonsuls Josef Hlobil, Honorarkonsuls Hans Peter Schmidt, Vorsitzender der Auf- sichtsräte der Nürnberger Versicherungsgruppe, Generaldirektorin der Staatlichen Archive Dr. Margit Ksoll-Marcon, des Staatsministers Dr. Wolfgang Heubisch, des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Richard Bartsch sowie des Direktors des Staatsarchivs Nürnberg Dr. Gerhard Rechter und Archivdirektor der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns Dr. Bernhard Grau. Daß die symbolische Übergabe des historischen Dokumentes die fast dreißigjährige Bemühungen der bayerischen Archivverwaltung um die Rückgabe des Schwarzenbergarchivs an Bayern beendet hat, war sicherlich ein erfreulicher Akt. Zu dieser Zeit war das Archiv aber schon nicht mehr im Besitz der Fürstenfamilie, nachdem diese durch die Nationalsozialisten enteignet worden war. Nach dem Krieg wurde der Besitz der Schwarzenbergs dann von der Tschechoslowakei enteignet und das Archiv verblieb bis zum feierlichen Akt der Rückgabe im Besitz der Tschechischen Republik. Die komplizierte Rechtslage, daß die Fürsten zu Schwarzenberg in der Bundesrepublik Wiedergutmachung beantragt haben und diese ihnen auch zugestanden wurde, führte dazu, daß die Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik so lange gedauert haben. Denn durch die Entschädigungsleistung hat die Bundesrepublik das Herausgaberecht an diesem Archiv erworben. 54 EUROJournal 4/2011 via carolina Die Archivalien werden nun im Staatsarchiv Nürnberg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, da das Schloß Scheinfeld derzeit anderweitig genutzt wird. Zudem sind die Bedingungen dort für einen modernen Archivbetrieb auch nicht mehr gegeben. Diese Rückkehr konnte nun, nach über dreißig Jahren, erreicht werden. Viele Materialien, 650 Regalmeter mit mehr als 1000 Urkunden, 4500 Amtsbüchern und unzähligen weiteren Akten wurden bereits nach Nürnberg transportiert. Ob S. D., der tschechische Außenminister Karl Fürst von Schwarzenberg, das derzeitige Oberhaupt der Familie, bei den Verhandlungen seinen Einfluß geltend gemacht habe, das wird die weitere Geschichte mal offenbaren – vielleicht. Von Marco Zimmermann und PhDr. František Novotný Die bayerische Archivverwaltung erhält nun das Schloßarchiv der Schwarzenbergs aus dem tschechischen Schloß Orlík zurück. Obwohl die Fürstenfamilie aus Böhmen stammt, war das Archiv ursprünglich nicht dort, sondern im Schloß Scheinfeld bei Nürnberg untergebracht. Den Weg nach Böhmen fand das Archiv während des Zweiten Weltkrieges aus Befürchtungen, daß die Flächenbombardements sowohl im Raum Nürnberg als auch im Raum Scheinfeld das Archiv zerstören könnten, entschloß man sich, das Archiv nach Böhmen zu bringen in der Annahme, daß dort die Sicherheit besser gewährleistet sei. 4/2011 EUROJournal 55 via carolina Klattauer Katakomben: Eine bedeutende europäische kulturhistorische Stätte ist für‘s Publikum wieder geöffnet Daß Klattau/Klatovy die ehemals königlich-kaiserliche Stadt, die am Rande des landschaftlich interessanten Böhmerwaldes (Šumava) viele historische Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, das dürfte sich inzwischen nicht nur bei dem an Geschichte interessierten europäischen Publikum, sondern auch dem aus unmittelbarer Nachbarschaft Bayern herumgesprochen haben. Nun ist ein weiteres Schmuckstück, die berühmten Klattauer Katakomben mit ihren Mumien, das sich unter dem Wahrzeichen der Stadt, der Unbefleckten Mutter Maria Kirche, befindet nach dreijähriger und sehr aufwendiger Rekonstruktion in Anwesenheit der Landeshonoratioren, dem päpstlichen Nuntius Giuseppe Leanza und der Bischöfe aus Pilsen und Regensburg - František Radkovský sowie Bernard Müller, der Öffentlichkeit mit einer feierlichen Messe übergeben worden. Die 23,5 Millionen Kronen (ca. 1.000.000 Euro), die die Renovierungen verschlungen haben, sind bestens in ein Stück der europäischen Geschichte angelegt. Das so entstandene historische Schmuckstück ist nun ein würdiger Repräsentant der vergangenen Zeiten, eine didaktische Oase, in der die Expositionen, die von Pater Miroslav Herold zusammengestellt worden sind, ihre Wirkung auf den besuchenden Betrachter sicherlich nicht verfehlen. Klatovské katakomby se otevřely veřejnosti Na ploše zhruba 300 metrů čtverečních se rozkládá nevšední expozice připomínající působení jezuitského řádu v západočeských Klatovech. Jejím hlavním posláním je uchovat a ukázat návštěvníkům slavné klatovské mumie, jež donedávna odpočívaly v malých, nevyhovujících a nedůstojných Wie unsere Klattauer-Korrespondentin Věra Mundlová berichtet, verdankt der einzigartige historische Nachlaß seiner architektonisch aufwendigen Renovierung der ‚Bürgerbewegung Klauttauer Katakomben‘, mit dem stellvertretenden Bürgermeister Václav Chroust an der Spitze und der Weitsicht der Klattauer Ratsherren, die die Finanzierung auch mit der Unterstützung des EU-Fonds haben durchführen können. Bei dieser Rekonstruktion wurden außer vielen anderen Hinweisen an die vergangenen Zeiten auch Häuserreste aus dem 14. Jahrhundert gefunden, sowie ein 19 Meter tiefer Brunnen, der ebenfalls restauriert werden konnte. prostorách. I tak před svým uzavřením a následnou tříletou rekonstrukcí byly klatovské katakomby třetí nejnavštěvovanější památkou Plzeňska. O tom, jak významným aktem je pro obyvatele Klatov a římskokatolickou církev slavnostní otevření katakomb, svědčí účast plzeňského biskupa msgr. Františka Radkovského a jeho kolegy z Řezna, biskupa Bernarda Müllera, dále přítomnost papežského nuncia Guiseppe Leanzy. Kromě představitelů města Klatov se otevření zúčastnila také delegace senátorů České republiky. Prostory klatovských katakomb vysvětil plzeňský biskup František Radkovský, který v jezuitském koste- 56 EUROJournal 4/2011 via carolina le následně celebroval mši svatou. rického materiálu, ale zároveň využívajícího moderní techniku pro odbornou práci. Kromě již zmíněných mumii upravených v Současné rozměry krypty pod jezuitským kostelem prosklených rakvích zde najdeme obrazy, sochy, plastiky, knihy, zasvěceným Neposkvrněnému početí Panny Marie a svatému hudební nástroje a další materiál připomínající barokní jezuits- Ignáci kopírují tu původní z roku 1670. Vznikla jako součást ké období. kostela a byla určena k pohřbívání členů jezuitského řádu a významných měšťanů. Příslušníci Tovaryšstva Ježíšova, kteří Velmi vkusným a odborným stavebním zásahem se představila přišli do Klatov kolem roku 1636, zde založili gymnázium a stavební firma Adas. Při rekonstrukci odkryli její dělníci zbytky věnovali se výchově a vzdělávání mladé generace. K tomu bylo domů, které zde stály ve 14. století a vyčistili devatenáct metrů zapotřebí vybudovat kolej a následně kostel, který byl v roce hlubokou studnu. Po vybourání všech přepážek a snížení po- 1675 vysvěcen. Mezi lety 1676 a 1783 bylo v katakombách dlah na původní hloubku se otevírá prostor s klenbou sahající pohřbeno na 200 zemřelých. Pak ale císař Josef II. zakázal do výše pěti metrů. Pro zajištění odpovídajícího mikroklimatu pohřbívání v kryptách a těla, uložená v dubových rakvích pracovníci vyčistili pět šestnáctimetrových průduchů. obložených chmelem, zůstala desítky let na svém místě, aniž by k nim kdokoli vstupoval. Důmyslným systémem větracích Součástí celého projektu je znovuvytvoření prampouchu, tedy kanálů a průduchů byla postupně vysoušena a mumifikována. jakési kryté lávky nebo, chcete-li tunelu, v úrovni prvního pa- Díky stálé teplotě a vlhkosti se těla uchovala v původním stavu, tra, který vede z budovy bývalého jezuitského gymnázia do ale váha jednotlivých mumií klesla na osm až deset kilogramů. koleje. Ve své původní podobě, která se však vůbec nezachovala, sloužil k přecházení mnichů z jedné budovy do druhé, Ve 30. letech 20. století začali Klatované opravovat jezuitský aniž by museli obcházet kostel přes náměstí. Zajímavostí je, že kostel. V té době dělníci zasypali větrací šachty a svou nezna- novodobý prampouch vyprojektovala architektka Eva Jiřičná, lostí změnili mikroklima v katakombách a zlikvidovali tak pod- která dnes patří k evropské špičce ve svém oboru. statnou část mumifikovaných těl. Asi 140 jich bylo uloženo do společného hrobu na hřbitově sv. Jakuba v Klatovech. Po celou dobu rekonstrukce připravovali členové Občanského sdružení Klatovské katakomby informace pro veřejnost, pořádali V osmdesátých letech minulého století bylo na 30 mumií po- semináře s historickou tématikou. Autorem velmi zdařilé expo- necháno v malém a tmavém prostoru klatovských katakomb, zice je páter Miroslav Herold. jak jsme je znali donedávna. Přesto byla památka hojně navštěvována. Radní a zastupitelé města Klatov si nevhodnost Projekt, financovaný evropskými fondy a městem Klato- místa uvědomovali a usilovali o rekonstrukci. Vzniklo Občanské vy, stál 23,5 miliónu korun. To, co zde návštěvníci spatří, je sdružení Klatovské katakomby v čele s místostarostou Václa- skutečným skvostem mezi památkami. Jestliže byly katakom- vem Chroustem, které pro plánovanou zásadní opravu hle- by navštěvovány ve své původní, poněkud nevábné podobě, dalo finanční prostředky a později koordinovalo a sledovalo dnes, jako důstojný reprezentant významného období, mohou postup obnovy, vyhlašovalo výběrová řízení a také podrobně turistům nabídnout mnohem víc . Svým významem docela informovalo veřejnost o postupu prací. Právě tomuto sdružení určitě překračují rámec města i kraje. Věra Mundlová patří velký dík za to, že současné katakomby se směle mohou zařadit ke špičkovému pracovišti zahrnujícímu množství histo- 4/2011 EUROJournal 57 via carolina In Böhmen und Ostbayern trotzt man dem europäischen Krisengerede In Pilsen gemeinsames Büro der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer sowie der IHK Oberpfalz/Kelheim eröffnet Begriffe wie Europa, international oder global sind in aller Munde, doch positiv wirken sie schon längst nicht mehr. Umso wichtiger erscheint die ganz konkrete grenzüberschreitende Zusammenarbeit, und die funktioniert gerade zwischen Oberösterreich, Böhmen und Ostbayern ganz hervorragend. Diese Regionen könnten geradezu eine besondere Vorreiterrolle spielen, wenn es darum geht, das krisengeschüttelte Europa wieder auf die Beine zu stellen. So haben sich ganz aktuell die beiden Wirtschaftskammern in Pilsen und Regensburg entschlossen, die vor drei Jahren in Form des EU-Projekts „Wir sind Europa“ gestarteten Impulse nicht verpuffen zu lassen. Mit einem Kooperationsabkommen wurde jetzt ein gemeinsames Regionalbüro der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) sowie der IHK für die Oberpfalz und den Landkreis Kelheim in Pilsen eröffnet. Diese Einrichtung, darauf machte bei dieser Gelegenheit der Regensburger IHK-Präsident Peter Esser aufmerksam, soll den deutschen Unternehmen dabei helfen, in Westböhmen Fuß zu fassen, gleichzeitig werde von hier aus auch den tschechischen Firmen der Weg nach Ostbayern geebnet. Essers Amtskollege Radomir Šimek bezeichnete das Regionalbüro anläßlich der feierlichen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung als „erste Adresse für grenzübergreifend aktive Unternehmen aus der Region Pilsen“. Deutschland, und vor allem der Freistaat Bayern, steht für Tschechiens Exportwirtschaft an erster Stelle: Im Jahr 2010 beliefen sich die tschechischen Exporte in den Freistaat auf über neun Milliarden Euro oder 226 Milliarden Kronen. Für die Unternehmen aus dem grenznahen Ostbayern werden andererseits die Nachbarn in Tschechien als Kunden und Lieferanten immer wichtiger. Spätestens seit der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit und Dienstleistungsfreiheit wachsen beide Regionen noch enger zusammen, betonen die Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sowie die Prager Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) übereinstimmend. Und konkret? Von der Marktberatung über die Vermittlung von Kooperationspartnern bis hin zu Seminarangeboten bietet die Prager DTIHK als eine der mitgliederstärksten Wirtschaftsorganisationen in Tschechien den deutschen und tschechischen Unternehmen ein breites Angebot. „Unseren Beratungsservice können wir fortan direkt in Pilsen anbieten. Dort sind wir auch näher an den vielen 58 EUROJournal Mitgliedern aus der Region“, freute sich Šimek. Daß man dabei mit der IHK Regensburg zusammenarbeitet, kommt nicht von ungefähr. Die Oberpfälzer Kammer betreibt schon seit mehr als drei Jahren über das EU-Projekt „Wir sind Europa!“ ein Projektbüro in Pilsen. „Nach Projektende soll Erreichtes nicht verpuffen“, so Esser. Denn das Büro habe sich als eine Kontaktstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Wirtschaft, Verbänden, Kommunen, Bildungsinstitutionen und Wissenschaft etabliert. Dieses Netzwerk will die IHK nun zusammen mit der DTIHK als starken Partner weiterführen. Gerade dieser Lebens- und Wirtschaftsraum zwischen Böhmen, Ostbayern und Oberösterreich hat vor dem Hintergrund seiner fürwahr schmerzlichen Geschichte längst bewiesen, daß es für eine Rückkehr zur Normalität niemals zu spät ist. Bei der Partnerschaft über einen ehedem Eisernen Vorhang hinweg kommt es – wie die Bürgermeisterin von Cham, Karin Bucher, betont – nicht so sehr auf die „große Politik“ an: „Diese Zusammenarbeit besteht und lebt geradezu aus oder mit den vielen kleinen Bausteinen auf allen Ebenen.“ Schon in der Partnerschaftsurkunde mit der tschechischen Stadt Klatovy (Klattau) aus dem Jahr 1993, die von den damaligen Bürgermeistern Jan Vrána und Leo Hackenspiel unterzeichnet worden war, wurde der feine, kleine, bodenständige Charakter dieser Kooperation betont: „Und genauso hat sich die Partnerschaft auch entwickelt!“ Der heutige zweite Bürgermeister von Klatovy, Dr. Jiří Štancl, erinnert aber auch daran, daß die ersten Kontakte schon im Frühjahr 1990 aufgenommen wurden, und zwar zwischen der Christdemokratischen Partei KDU und der CSU. Inzwischen gehört der Jurist Štancl zur berufsmäßigen Stadtratsspitze mit den Ressorts Kultur, Schule, Soziales sowie Gewerbe und freut sich schon auf den 26. November, wenn auch in Anwesenheit der Chamer Bürgermeisterin Karin Bucher und weiterer Gäste aus der Oberpfalz die historischen Katakomben unter der Jesuitenkirche am Marktplatz von Klatovy wieder neu eröffnet werden. Aber auch die ganz alltäglichen Begegnungen zwischen Cham und Klatovy hält Bürgermeister Štancl für ein ganz entscheidendes Element grenzüberschreitender Lebensund Wirtschaftsräume. „Land und Leute kennenzulernen und dazu möglichst viele Bürgerinnen und Bürger hüben und drüben einzubinden“, hält Bürgermeisterin Karin Bucher für ganz entscheidend. Man kennt sich offenbar und kann sich auch gut austau- 4/2011 via carolina schen, zumal – wie aus Chamer Sicht betont wird – die tschechischen Nachbarn die deutsche Sprache gut beherrschen, was freilich umgekehrt leider noch nicht der Fall sei. Jedenfalls unterstützen und beraten sich die Partner, tauschen sich aus und organisieren gemeinsame Veranstaltungen. Von den beiden Städten finden regelmäßig – etwa einmal im Monat – Treffen auf Arbeitsebene statt, was zu einem gewaltigen Erfahrungsaustausch führt und die Augen für die jeweils andere Seite und deren Probleme und Grenzen öffnet. Als grenzüberschreitend versteht sich aber auch das „Aktionsbündnis Cerchov“ mit sechs bayerischen und 14 tschechischen Gemeinden rund um den Berg Cerchov, deutsch Schwarzkopf. Partner dieser Zusammenarbeit sind die Kommunen Waldmünchen, Rötz, Schönthal, Treffelstein, Tiefenbach und Gleißenberg, also der sogenannte Altlandkreis Waldmünchen, während auf tschechischer Seite seit dem Jahr 2003 die Mikroregion Chodská Liga diesem Bündnis angehört. Als Zukunftsstrategie unter dem Leitbild „Cerchov – Landschaft voller Energie“ streben die Partner einen bayerischböhmischen Naturerlebnisraum im Einklang von Natur, Landschaft und Tourismus an, eine Kompetenzregion im Bereich Umwelttechnologie, regenerative Energien und Holznutzung, aber auch einen Kulturraum rund um Landnutzung, Bauen, Geschichte sowie generell ein hohes Maß an Zusammenarbeit. Wie Waldmünchens Bürgermeister Markus Ackermann erläutert, hat „unsere bayerisch-böhmische Region“ eine breite Palette von Kulturveranstaltungen auf beiden Seiten der Grenze im Angebot, wie etwa die Projekte „Buil- 4/2011 ding bridges“ – internationaler Holzbrückenbau am Perlsee Waldmünchen, einen Bayerisch-Tschechischen Aktionstag „Bierkultur“, „Kultur ohne Grenzen“ oder die „grenzüberschreitende Feuerwehrkooperation“. Auf großen Anklang stieß heuer auch eine gemeinsame Veranstaltung zum Thema Biogas, mit diversen Referaten zu technischen Erläuterungen von Biogasanlagen, mit Vorträgen über die Fördermöglichkeiten dieser Energieform, und vor allem unter den böhmisch-bayerischen Nachbarn rege diskutiert. In Mysliv bei Všeruby wurde schließlich eine Anlage besichtigt. Und dann natürlich das Projekt „Sicheres Grenzgebiet“, mit dem man an das Vorhaben „Ruhige Region“ der Mikroregion Šumava-západ, also Böhmerwald-West, anknüpfen möchte. Als Ziele des neuen Projekts „Sicheres Grenzgebiet“ schwebt den Partnern eine Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr vor, besonders an den neuralgischen Punkten der einzelnen Gemeinden, also in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern. Aber auch im Bereich allgemeiner Kriminalität will man durch vorbeugende Maßnahmen ebenso aktiv werden wie mit Blick auf die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden der Region. Von unserem Kollegiumsmitglied Gerd Otto Bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in Plzeň/Pilsen (v.l.) IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, IHK-Präsident Peter Esser, DTIHK-Präsident Radomír Šimek, Geschäftsführender Vorstand der DTIHK Bernard Bauer. Foto: DTIHK EUROJournal 59 philosophy & culture Das kleine Museum – Kultur auf der Peunt Daß das oberfränkische Städtchen Weißenstadt eine wunderbare Symbiose zwischen Kunst und Architektur beherbergt, wird einem erst dann richtig bewußt, wenn man in der Goethestraße 23 das geistige Werk der Mäzenin, Kunstkennerin und Kunstliebhaberin zugleich, Dr. Laura KrainzLeupoldt, mit entsprechender Neugierde betritt. Schon vor dem Hineintauchen in den „Tempel der Sinnlichkeit“, für dessen Entwurf durch die wegweisende Museumsarchitektur An dieser Stelle geben wir das Wort der Schirmherrin, Regierungsvizepräsidentin von Oberfranken, Petra Platzgummer-Martin: „Es ist für mich eine große Freude und Ehre, so bedeutende Künstler in Oberfranken begrüßen zu dürfen. Ich freue mich, Frau Rosa M Hessling, daß Sie nach Weißenstadt gekommen sind und uns „als Gärtnerin des Lichts“ – wie Sie sich gerne selbst bezeichnen – mit Ihren Werken berühren. Gerne hätte ich auch Bim Köhler persönlich begrüßt. Leider ist dies im Moment (Anm. d. Red. – kleiner Unfall) nicht möglich, so daß ich ihn von dieser Stelle nur sehr herzlich grüßen kann. Herr James Howell, schön daß Sie dazugekommen sind und unsere Runde bereichern. Die beiden Künstler der heutigen Ausstellung verfügen über einen interessanten und sehr umfangreichen künstlerischen Werdegang. Für ihr Werk haben sie hohe internationale Anerkennung erhalten. Es ist dem ‚besonderen Händchen‘ der Kuratorin dieser Ausstellung, Frau Dr. Krainz-Leupoldt zu verdanken, daß sie derart bedeutende Künstler für diese Ausstellung gewinnen konnte. Frau Dr. Krainz-Leupoldt, wie schaffen Sie das? der bekannte italienische Architekt Professor Marcello Morandini aus Varese verantwortlich zeichnet, wird man den Eindruck nicht los, daß es sich hier um etwas Bekanntes en miniature handelt. Aber der erste Eindruck täuscht. Der Besucher steht nicht vor einem Baukunstwerk im spanischen Bilbao oder in New York, sondern vor einem einzigartigen Original. Denn die optische Verwandtschaft mit den großen Kunstmuseenbauwerken, läßt sich nicht herstellen. Die sind nämlich viel größer und pompöser. Obwohl, wie gesagt, der erste Eindruck täuscht, eines haben sie trotzdem gemeinsam: Innen Kunst, außen Kunst. Es ist eine Metamorphose vom „Gottesacker“, der sich in eine Kunstlandschaft verwandelt hat. Und in diesem, von Kunst berauschendem Ambiente fand eine völlig andere Kunstausstellung, als es bisher der Fall war, statt. Zum ersten Mal wurden „gemalte“ Kunstwerke gezeigt, bei denen die Poesie der Farben im Vordergrund gestanden ist. Es war zugleich der Auftakt zur zweiten Lebenshalbzeit von Dr. Krainz-Leupoldt, deren Einladung zu dieser einmaligen Vernissage alles, was Rang und Namen innerhalb aber auch außerhalb der oberfränkischen Region hat, gerne folgte. 60 EUROJournal Ich denke, es wäre zu einfach, hier nur von einem „Glücksfall“ oder „Zufall“ zu sprechen. Wenn ich Ihre vielfältigen Aktivitäten betrachte, mit denen Sie in Weißenstadt und der gesamten Region Projekte initiieren und auch persönlich tragen, dann kann Ihr Motor nur eine echte Begeisterung für die Kunst, für die Gestaltung und damit für die anspruchsvolle ästhetische Auseinandersetzung mit allen Lebensbereichen sein. Sie haben sich hier in Weißenstadt auch einen Lebenstraum erfüllt und einen Ort für Kultur und Kommunikation geschaffen. Mit dem „Kleinen Museum“ haben Sie wichtige Akzente gesetzt. Das kommt am eindruckvollsten in der so klaren Architektursprache und der Fassadengestaltung, die für die Fähigkeiten und den Willen des schöpferischen Menschen stehen. Dieser will sein Umfeld prägen, ordnen und in einer bewußten Ästhetik gestalten. Sie ermöglichen die Begegnung mit aktueller international renommierter Kunst außerhalb der Ballungszentren. Das bedeutet kreative Herausforderung und Chance zugleich! Hier trifft internationale Gegenwartskunst auf offene Sinne, die noch nicht durch einen urbanen, professionalisierten Kunstbetrieb gesättigt sind. Diese Begegnung ist für die kunstinteressierten Menschen wie für die Künstler eine wertvolle Erfahrung. Dieses „Kleine Museum“ ist eine relativ neue kulturelle Ein- 4/2011 philosophy & culture K U L T U R TO U R richtung für Oberfranken. Sie ist aber erfolgreich auf dem Weg zum ihrem 5. Jubiläum, das im Oktober 2012 stattfinden wird. Und diese informelle Einladung zur Kunstbildungstour in Weißenstadt durch das Kleine Museum auf der Peunt wirkte. Im anschließenden Vortrag setzte sich Dr. Marina von Assel mit dem Wirken von Licht und der Welt der Farben gekonnt auseinander, wobei sie sich die Frage stellte: „Was ist denn überhaupt Licht?“ Im Schwarz, im Dunkeln, ohne Licht, können wir gar nichts sehen. Aber im Weiß, im gleißenden, blendenden Licht – ohne Schatten – auch nicht. Und was wir im Licht sehen, ist unsere Welt, an deren Oberflächen sich das Licht bricht und mit unterschiedlicher Information in unser Auge fällt. So unterscheiden wir Substanzen (glatt und glänzend oder auch weich und diffus) und Farben, die wir je nach dem Wert ihrer elektromagnetischen Wellenlängen zwischen 380 und 780 nm (Nanometer) – Ultraviolett und Infrarot – wahrnehmen können. Für manche dieser Farben haben wir klare Namen, andere Farb-TÖNE müssen wir mit Worten umschreiben. Das ist nicht immer leicht – aber versuchen Sie einmal, einem anderen Menschen auch nur ein Rot zu erklären… Die Welt der Farben ist unendlich. Licht selbst wird von uns meist nicht wahrgenommen. Zum Beispiel, indem wir Farben sehen, sehen wir also Licht. Verständlich erscheint es daher, daß wir schwarz und weiß nicht als Farben betrachten. Ich empfinde es als außerordentlich passend, daß heute hier im „Kleinen Museum auf der Peunt“, das mit seiner schwarzweißen Fassade symbolhaft auf die Erfahrung Konkreter Kunst hinweist, eine Ausstellung über Farbe und Licht eröffnet wird. Doch was bedeutet uns eigentlich das Licht? Lassen Sie mich ein wenig zurückgehen in die Kunst- und Kulturgeschichte. Licht, der „göttliche Funke“, war nicht nur in der Gotik ein wichtiges Thema. Bereits bei Platon und den späteren Neuplatonikern um Plotin galt das Licht als Sinnbild für die „Idea“, die göttliche Idee, die die Wirklichkeit bestimmt, ja, erst bildet und begründet. Und natürlich verwendet auch die christliche Ikonologie das Licht. Licht ist hier das Symbol für Christus selbst, den Heiland, der Licht in eine dunkle Welt bringt – denken Sie nur an die Weihnachtsgeschichte. Und so wurde im früheren Mittelalter – und bis heute in der orthodoxen Ikonenmalerei Goldgrund als veritables Blatt- 4/2011 Gold aufgetragen, das das irdische Licht einfängt und mit seinem Leuchten das himmlische Licht symbolisiert. Mit dem Blau und Rot, den Madonnenfarben haben sie schon hier die Trias der Grundfarben. Mit der Renaissance wendet sich der Blick der Künstler dem Alltag zu, es entstehen erstmals perspektivisch „richtige“ Landschaftsbilder und Portraits. Das „Sfumato“ Leonardos wird zum Synonym für ein weiches, modellierendes Licht, das jedes Detail erfahrbar werden läßt. Erst Caravaggio und später Rembrandt oder El Greco verwenden das malerische Licht wieder symbolhaft, expressiv. Und es erscheint geradezu selbstverständlich und logisch, daß die Bilder der Aufklärung mit einem klaren Licht ausgestattet sind. Licht wird zum Medium der Darstellung und natürlich der Wahrnehmung in der Kunst. Auch in neuerer Zeit arbeiten zahlreiche Künstler mit und über Licht. Denken wir zum Beispiel an die Romantiker Caspar David Friedrich oder Phillip Otto Runge und natürlich an Goethe, der sich ja auch wissenschaftlich mit dem Licht beschäftigte, oder an die Impressionisten, die enplein-air malten, um das Sonnenlicht direkt und unmittelbar einfangen zu können. Einem Maler wie Monet genügte es nicht, ein einziges Bild – zum Beispiel der Kathedrale von Rouen – zu malen, deren Ansicht sich ja im wandernden Sonnenlicht immer wieder verändert. Er malte gleich eine ganze Serie solche Kathedralen-Bilder – ähnliches gilt für seine berühmten Heuhaufen-Bilder. Im Impressionismus, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert und zur Moderne, verändert sich die Malerei: Es sind nun nicht mehr allein Geschichten oder Gegenstände, die den „Bildhelden“ ausmachen. Das Licht und die Farbe selbst werden zu Hauptakteuren des Bildes. Da erscheint es schlüssig, daß sich beide im 20. Jahrhundert immer mehr vom klassischen Bild emanzipieren: Piet Mondrian verwendet schwarz und weiß und die Grundfarben, um die ganze Wirklichkeit zu zeigen, Barnett Newman läßt in großflächigen Gemälden schmale Streifen von weiß oder hellem Blau aufblitzen, das Sublime, das Erhabene, Unzeigbare zeigend. Andere Künstler widmen ihr Lebenswerk einer einzigen Farbe, dem Blau, wie Yves Klein oder dem Rot, wie Rupprecht Geiger, oder dem Grün, wie Thimo Heimann in seinem Spätwerk – ein Schelm, wer dabei nicht an die Symbolkraft der Farben denkt. Andere Künstler hören ganz auf zu malen und verwenden gleich Lichtkörper, Leuchten oder Spiegel, wie zum Beispiel Adolf Luther oder ganze begehbare Installationen, wie der Amerikaner James Turrell mit seinen faszinierenden Lichträumen. EUROJournal 61 FEK ««« « « « « «« «« « EUR JOURNAL P R O M A N A G E M E N T „Wer in der ersten Reihe bleiben will, braucht Spitzenleute hinter sich.“ DIE ideale Plattform für Ihre Werbung Das EUROjournal der FEK Nicht erst mit der Umsetzung des Vertrages von Lissabon setzt sich die Zunahme des europäischen Machtgewinns bei allen Entscheidungen in Wirtschaft und Gesellschaft fort. Unsere gemeinnützige Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) e. V. wendet sich seit über zehn Jahren an kreative und teamfähige Entscheider und Vorbereiter von Entscheidungen beim nachhaltigen Dialog mit den Politikern und ihren Beratern in Brüssel, Straßburg und Luxemburg. Wir haben ein interessantes europäisches Netzwerk vielfältiger Sichtweisen geschaffen, sind zum geschätzten Sprachrohr für zukunftsstarke Ideen und Konzepte aus Wirtschaft, Verbänden, Städten, Gemeinden, dem Kulturschaffen und vielen weiteren Institutionen des öffentlichen Lebens geworden. Und somit ist die Schaffung einer facettenreichen europäischen Öffentlichkeitsarbeit in ideenreicher und ehrenamtlicher Zusammenarbeit Realität geworden. Das viermal jährlich erscheinende EUROjournal pro management unterstützt diesen Entwicklungsprozeß, der vom Dialog der Mitglieder und der Fördergesellschaft inhaltlich gestaltet und redaktionell sowie professionell für einen breiten Leserkreis aufbereitet wird. Die Themen umfassen Chancen und Perspektiven auf europäischer Ebene, sparen Problemfelder nicht aus und rücken neue Herausforderungen ins Blickfeld. Ein breites Spektrum an ungefilterten und nicht manipulierten Informationen, Ansichten und Analysen wird hier von kompetenten und anerkannten Publizisten sichtbar gemacht. Zielgruppe: Dieses mediale Forum finden Sie nicht am Zeitungskiosk, sondern auf den Schreibtischen vieler Entscheidungsträger der europäischen Wirtschaft, des Handels, ausgesuchten wirtschaftspolitischen Institutionen in den EU-Ländern, IHKs, Mandatsträgern des EU- und nationaler Parlamente, Diplomaten, bildungspolitischen Einrichtungen wie z. B. europäischen Akademien, in der universitären Welt mit angeschlossenen Bibliotheken und gezielt ausgesuchten Persönlichkeiten des europäischen öffentlichen Lebens. Durch die bewährte namentliche Zustellung entstehen auch garantiert keine Streuverluste. Nutzen auch Sie die Kraft dieses Konzeptes Werden Sie Mitglied der Fördergesellschaft und nehmen Sie teil am Dialog mit den Mitgliedsländern der EU aus den unterschiedlichsten Bereichen. Inserieren Sie, um Ihre Zielgruppe auf einem neuen Weg zu erreichen. Der Fachbeirat (EDITORIAL COUNCIL) ist in jeder Ausgabe im INHALT angezeigt. Im Internet finden Sie uns unter www.fek-ev.de sowie unter www.eurojournal.info Der Präsident unserer gemeinnützigen Fördergesellschaft Dr. Günther Beckstein, MdL, bayerischer Ministerpräsident a. D., und der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Peter Verbata beantworten gerne Ihre Fragen. E-Mail: [email protected] 62 EUROJournal 4/2011 philosophy & culture Und nun sind wir angekommen in dieser Ausstellung. Rosa Maria Hessling wurde 1954 in Zell an der Mosel geboren. Von 1981 – 1986 studierte sie an der Düsseldorfer Kunstakademie u. a. bei Nam June Paik, dem wohl bekanntesten Video- und Medienkünstler der Fluxusbewegung. 1985 erhielt sie ein Richard-Wagner-Stipendium für Bayreuth. In den neunziger Jahren unterrichtete sie selbst an der Düsseldorfer Akademie, sie lebt und arbeitet in Köln. Mein kleiner Exkurs hat Sie hoffentlich nicht ermüdet, er war notwendig, um klarzulegen, aus welchem reichen Schatz diese faszinierenden Bilder, die wir heute hier sehen, schöpfen. Denn sie begegnen uns zunächst einmal leise – und dann doch auch wieder nicht. Von verschiedenen Seiten betrachtet, erscheinen sie uns immer wieder anders und neu. Ja, jede und jeder von uns sieht vielleicht ganz unterschiedliche, eigene Bilder in diesen Räumen, also eine ganz andere, ganz eigene Ausstellung. Es ist wie mit der Kathedrale von Rouen, die sich im Sonnenlicht wandelt. Und Monet hat immer hinterhergemalt, hinter der Erscheinung, die das Sonnenlicht auf der Fassade hinterließ, her gemalt, um all diese Bilder zu schaffen. Aber wir sehen hier alle diese möglichen Bilder in einzelnen Bildern zusammen, „ineins“ sozusagen. Immer wieder ist dies von namhaften Kollegen beschrieben worden, so von Karin Stempel, die 1998 von der Bodenlosigkeit der Bilder spricht, oder Anne Rosenbach, die den Geistigen Funken, thematisiert, der uns „beim unabwendbaren Schauen nicht losläßt“, oder Gabriele Uelsberg, die 2002 von deren „Schönheit“ spricht und von der Wandlung „im Fortschritt der Wahrnehmung vom Schönen zum Geistigen und damit vom Optischen zum Inhaltlichen“. Genau um diesen Schritt geht es der Künstlerin, die in ihren „Gärten des Lichts“ den Betrachtern ein Stück weit Leben näher bringen will. Wie schafft diese Künstlerin, diese „Gärtnerin des Lichtes“, wie sie sich auch selbst bezeichnet, diese faszinierenden Farbwelten zu erzeugen? Der Beginn ihrer Malerei war von mathematisch-systematischen Untersuchungen über die Farbe und von einem Manifest bestimmt, das ich hier zitiere: (Manifest 1985) „Auf die Malerei bezogen bedeutet es, daß nicht aus Gründen einer vordergründigen Ästhetik die eine oder die andere Farbe einen Vorzug erhält; sei es durch Stellung, Dichte oder durch abweichende Materialqualität. Wird in der Abstraktion Ding-Mensch + Erscheinung der gleiche Realraum zubemessen, liegt für die nach außen strahlende Qualität nur die innere Substanz einer Materie zugrunde. Diese bedarf weder einer Auf- noch Abwertung durch das Urteil. Die Dinge an sich sind und erhalten nur durch Interpretation der Termini GUT oder BÖSE.“ Die Bilder von Rosa Maria Hessling bestehen aus verschiedenen Pigmenten, es sind besonders entwickelte Pigmente, 4/2011 die das Licht variieren und die die Künstlerin mit Lacken in unzähligen transparenten Schichten übereinander auf dem Malgrund, Aluminiumplatten, aufträgt, bis sie von sich aus, von innen her zu leuchten beginnen. Gabriele Uelsberg spricht von „Farben, die sich nicht im klassischen Sinne im Lichte wandeln, sondern das Licht selbst zu den unterschiedlichsten Metamorphosen zwingen“. Dabei geht die Künstlerin fast wissenschaftlich vor und gestaltet – einer Alchimistin gleich – in höchst differenzierten Dosierungen einen Zusammenklang von Pigmenten, Farbigkeiten und Stoffen, die selbst in der Lage sind, wie optische Batterien, Licht zu erzeugen.“ Farben, die wie optische Batterien Licht erzeugen, das ist zugleich die Umkehrung der klassischen Licht-Malerei und ihre Erfüllung, nicht mehr die Darstellung des Göttlichen im künstlerischen Licht, sondern die Erschaffung des Lichtes selbst, das sich unablässig wandelt und sich doch immer gleich bleibt. Und so wundert es nicht, daß sich Rosa M. Hessling neuralgische Räume und Kirchen für ihre Architektur-Installationen auswählt, und daß sie auch diesen Räumen hier im „Kleinen Museum auf der Peunt“ in Weißenstadt mit ihren Bildern etwas Sublimes gibt. Dem ist nichts zuzufügen – höchstens einen Gedanken von Immanuel Kant zur Kritik der Urteilskraft – vom intellektuellen Interesse am Schönen: „...am Schönen ein Interesse zu nehmen, ist auch ein Zeichen eines guten moralischen Charakters“. Und dieser ist im „Kleinen Museum auf der Peunt“ zu spüren. -pv- EUROJournal 63 bridge builders Wege zur Verständigung Über die 17. Kulturwoche, die zugleich die 3. Deutsch-Tschechisch-Polnische Woche in Krnov/Jägerndorf war, berichtet der Heimatkreisbetreuer Kurt Schmidt Der frühere Kreis Jägerndorf, heute Mikroregion Krnov, grenzt im Nordosten der Tschechischen Republik an den heute polnischen Kreis Glubcyce, früher Leobschütz. Ab 1995 führte ich als Heimatkreisbetreuer in Absprache mit der Stadtverwaltung Krnov „Deutsche Kulturwochen“ durch, die sich seit 1999 zu Deutsch-Tschechischen Wochen entwickelten und seit 2008 werden sie als DeutschTschechisch-Polnische Wochen bezeichnet. Stand ursprünglich als Motivationsbegründung das Interesse der heimatvertriebenen Jägerndorfer und die Unterstützung der heimatverbliebenen Deutschen im Vordergrund, so konnten, aufgrund gegebener Akzeptanz, bald die Renovierung von Kleindenkmälern, aber auch die Errichtung des Denkmals für den Professor und Architekten Leopold Bauer ins Auge gefasst werden. Zwei Jahre später konnte (2002), ebenfalls mit Hilfe des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, das nach dem Hochwasser von 1997 zerstörte Haus Nr. 29 am Rathausplatz wieder aufgebaut, erweitert und als „Haus der Deutsch-Tschechischen Verständigung“ nach einem feierlichen Akt seiner Bestimmung übergeben werden. Seitdem dient es dem örtlichen SchlesischDeutschen Verband Jägerndorf als Versammlungsort, beheimatet die deutsche Bibliothek sowie Unterrichtsräume für die Sprachkurse (Deutsche Sprache) und bildet einen wichtigen Stützpunkt bei der Durchführung der jährlichen Wanderfahrten ins Altvatergebirge sowie für alle möglichen Veranstaltungsarten während der jeweils im September durchgeführten Kulturwoche. 64 EUROJournal Der endgültige gesellschaftliche Durchbruch im regionalen deutsch-tschechischen Verhältnis gelang 2007, als mit der Errichtung eines Gedenksteines mit zweisprachiger Aufschrift an die Opfer von 1945/46 erinnert und – nach mühevollen Nachforschungen – deren Namen vor dem Gedenkstein genannt werden konnten. Die Gedenkreden hielten Heimatkreisbetreuer Kurt Schmidt und Bürgermeisterin Renata Ramazanová. Seitdem verbindet beide eine verständnisvolle Zusammenarbeit, die u. a. auch zur Ausweitung nach Leobschütz führte, weshalb auch die Zustimmung der Leobschützer eingeholt werden musste. Deren Aktionen, geleitet von RA H. Lux / Fallingbostel und Prälat Dr. W. Grochol, hatten zu einem ähnlich ausgeprägten Vertrauensverhältnis zu Stadt und Kreis Leobschütz geführt. In Jägerndorf war dieser Prozess gegen zum Teil heftigen Widerstand des tschechischen Grenzlandbundes und der dahinter stehenden kommunistischen Partei erfolgt. Leider stand uns dazu weder von der Bundesregierung noch von der Sudetendeutschen Landsmannschaft eine finanzielle noch ideelle Unterstützung zur Verfügung. Im September 2011 führte das zum Teil gemeinsame Programm die beiden Gruppen zunächst zu einer gemeinsamen Messe in Branitz (heute Polen) zusammen. Der feierliche Empfang der rund 40 Jägerndorfer und rund 50 Leobschützer war am Montag, den 5. September 2011 in die altehrwürdige Heiliggeistkirche verlegt worden, die Leobschützer Verwaltung wich ins wieder hergestellte Rathaus aus: die Beengtheit der ursprünglich vorgesehenen Räumlichkeiten hätte eine würdige Gestaltung nicht zugelassen. Zu einem weiteren Höhepunkt gestaltete sich im Stadttheater Jägerndorf die Zusammenarbeit von Schülern dreier Gymnasien, nämlich der Augustinerschule Friedberg/Hessen, des Gymnasiums Krnov/Jägerndorf und des Lyzeums Glubczyce /Leobschütz, die Beispiele ihres musikalischen Könnens in klassischer und moderner Form vorstellten. Auch ein Unterhaltungsabend mit Tombola und Tanz in Lobenstein (bekannt durch den Bauernbefreier von 1848 Hans Kudlich) passte in den Reigen gemeinsamer Veranstaltungen. Diese Begegnungen von Angehörigen dreier Nationen wurden im Jägerndorfer Bereich ergänzt durch Veranstaltungen, die der Aufarbeitung einer schwer belasteten Vergangenheit dienen sollten. Die wohl eindruckvollste Unternehmung war eine deutsch-tschechische Busreise von Jägerndorf nach Grulich. Zum Gedenken an den sogenannten „Jägerndorfer Hungermarsch“, der am 22. Juni 4/2011 bridge builders 1945 etwa 3000 Jägerndorfer über 120 km zum Marsch nach damaligen Grulich, heute Králíky, zwang, wobei ca. 300 der Unglücklichen den Tod fanden, hatten sich Deutsche und Tschechen zu einer Busreise entschlossen. Am Gabelkreuz, dem höchsten Punkt des Hungermarsches, erfolgte die Kranzniederlegung für die Opfer und die Ehrung der vier Frauen, welche als Zeitzeugen die Details jenes Opferganges beschrieben hatten. Hierbei fand auch das Verhalten einer tschechischen Sympathisantin besondere Anerkennung, die 14 Tage vorher „im Gedenken an die unglücklichen Frauen, Kinder und alten Leute“ die gesamte Strecke zu Fuß abgelaufen, die Presse hierüber informiert und damit ein Tabu gebrochen hatte, das 66 Jahre jegliche wahrheitsgemäße Information verhindert hatte. Stadtrundfahrten, auch unter der Leitung der stellvertretenden Bürgermeisterin von Krnov, trugen zur Information über das deutsche Jägerndorf wie über das tschechische Krnov bei. In Lichnov/Lichten, wo wir uns vor Jahren die Anregung zum Aufbau einer eigenen Mediathek geholt hatten, trafen wir Dr. Hein und Bürgermeisterin Otíšková, die in deutschtschechischer Zusammenarbeit auf einer Metalltafel u. a. das deutsche Dorf unter namentlicher Angabe der früheren Besitzer neben einer medialen Einrichtung geschaffen hatten, die audiovisuell Geschichte und Kultur Lichtens den Augen und Ohren heutiger Betrachter vermittelt. Desgleichen war die Entwicklung des tschechischen Lichnov nach 1945 aus Fotoalben und an Ausstellungsstücken zu ersehen. Auch der Heimatkreis Jägerndorf konnte in unserem „Haus der tschechisch-deutschen Verständigung“ und im Hotel bereits erste eigene Ergebnisse der im Aufbau befindlichen Mediathek vorführen bzw. Berichte und Mundartbeiträge aufnehmen. 4/2011 Für 2013 plante eine Gruppe Delegierter aus Österreich, der Tschechischen Republik (insbesondere aus Jägerndorf und Troppau) sowie aus Deutschland mit dem Heimatkreis Jägerndorf die Feier des hundertjährigen Bestehens der „Hans-Kudlich-Warte“ in Úvalno/Lobenstein, um dem Bauernbefreier Alt-Österreichs an seinem Geburtsort die schuldige Ehre zu erweisen. Kein Wunder, dass am Morgen des 11. September sich in Krnov/Jägerndorf die Bürgermeisterin A. Krušinová und ihre Stellvertreterin R. Ramazanová sehr herzlich und lange von „unseren Deutschen“ verabschiedeten. Kontakt: Heimatkreisbetreuer Kurt Schmidt, Schleiermacherweg 16, D-26384 Wilhelmshaven, Tel./Fax: 04421 304254; E-Mail: curtius.schmidt@freenet EUROJournal 65 reflex Kommentar Das Krisenszenario greift um sich Weltwirtschaft schwankt zwischen Bangen und Hoffen Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Aktienkrise, Konjunkturkrise, Vertrauenskrise – das Jahr 2011, das so gut begonnen hat, wird als das Jahr der Krisen in die Annalen eingehen. Die GriechenDr. Wolf-R. Scharff land-Tragödie hat nicht nur Europa erschüttert, Mitglied der Chefredaktion sondern vor allem die Finanzmärkte auf der ganzen Welt. Dazu kommt aber noch das Schuldnerland Italien, ganz zu schweigen von anderen Ländern wie Spanien, Portugal oder Irland. Kein Experte und keine Institution glaubt daran, daß die Schuldenkrise Europas schnell überwunden sein wird. So hat auch die EU-Kommission mit alarmierenden Aussagen die Sorgen vor einer Eskalation der Krise in Europa noch verstärkt. Die Schulden allein Griechenlands könnten nach Einschätzung der Brüsseler Behörde in den nächsten Jahren völlig aus dem Ruder laufen. Zudem drohe ganz Europa in eine Rezession zu schlittern. Daß Griechenland und Italien mit ihren neuen Übergangsregierungen das Schuldenproblem in Griff bekommen, scheint eher zu gelingen, als mit den beiden Vorgängerregierungen. Dennoch meint die Kommission, daß wenn die Hilfe für Athen nicht greife, werde die gesamtstaatliche Verschuldung 2012 und 2013 jeweils knapp 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP erreichen. Das wäre immerhin mehr als das Dreifache der in der EU erlaubten Grenze von höchstens 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Für das laufende Jahr wird die griechische Verschuldung auf knapp 163 Prozent geschätzt. Das Wachstum in Europa ist zum Stillstand gekommen und es besteht das Risiko einer erneuten Rezession, meinte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Die Wirtschaft werde bis weit in das Jahr 2012 hinein stagnieren. Die Wirtschaftsflaute, Schuldenprobleme und der anfällige Finanzsektor scheinen sich in einem Teufelskreis gegenseitig zu beeinträchtigen. Für die Eurozone erwartet die Kommission im kommenden Jahr nur noch ein Mini-Wachstum von 0,5 Prozent nach 1,5 Prozent im laufenden Jahr. Für 2013 werden 1,3 Prozent erwartet. Auch Deutschland werde keine Konjunkturlokomotive mehr sein. Die deutsche Wirtschaft wachse im kommenden Jahr voraussichtlich nur noch um 0,8 Prozent, so die Behörde. 2013 sollen es dann 1,5 Prozent sein. Die Europäische Zentralbank EZB hat in letzter Zeit zum wiederholten Mal die Regierungen angesichts des drohenden Absturzes der Konjunktur zu übergreifenden Reformen aufgefordert. Der EZB-Rat ermahnte alle Regierungen des Euroraumes, die Umsetzung substantieller und umfassender Strukturreformen dringend zu beschleunigen. 66 EUROJournal In Griechenland selbst keimt nach der Installation der neuen Übergangsregierung leise Hoffnung auf. Trotz des schwierigen Starts zeigte sich der neue Regierungschef Lucas Papademos zuversichtlich, daß Athen mit Hilfe seiner Partner aus der Krise herauskommt. Griechenland stehe am Scheideweg. Es stehe vor der Wahl, in der Eurozone zu bleiben oder sie zu verlassen, meinte der neue Premier zu Beginn seiner Amtsübernahme. Damit das Land in der Eurozone bleibe, werde Athen alle seine Verpflichtungen erfüllen. Er ist der Auffassung, daß das Land es schaffen könnte. Der Verbleib in der Eurozone ist die einzige Wahl für Griechenland. Die Arbeit sei aber enorm. Es sei von ausschlaggebender Bedeutung, die Verhandlungen zur Beteiligung des privaten Sektors in Gang zu bringen. Die Fünf Weisen dämpfen ihren Optimismus In Deutschland sind die Auswirkungen der Krise immer spürbarer. So zeigen sich die sogenannten fünf Wirtschaftsweisen in ihrem vor wenigen Wochen veröffentlichten Jahresgutachten nicht mehr so optimistisch wie noch zu Jahresbeginn. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte im nächsten Jahr stark von der Entwicklung der Euro-Krise abhängen. Sollten die Regierungen in Athen und Rom die Euro-Rettung durch zögerliche Maßnahmen behindern, müsse in Deutschland mit einer steigenden Arbeitslosigkeit und weniger Steuereinnahmen gerechnet werden. Die Sachverständigen gehen aber in ihrem Gutachten davon aus, daß die Eurozone zur Ruhe kommen wird. Sollte die Rückkehr zur Normalität eintreten, darf Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 0.9 Prozent erwarten. Das ist zwar ein starker Abschwung von drei Prozent, die für dieses Jahr erwartet werden, aber die Arbeitslosigkeit dürfte dennoch auf unter drei Millionen sinken. Weitet sich die Schuldenkrise dagegen weiter aus, wie es auch die Finanzmärkte nach wie vor erwarten, wäre das am deutschen Arbeitsmarkt am ehesten spürbar. Die Weisen erwarten in diesem Fall ein Wachstum von gerade mal 0,4 Prozent in 2012. Das würde dann die Arbeitslosigkeit auf einen Wert von über drei Millionen steigen lassen. Vertreter der deutschen Industrie fordern dazu auf, daß die Regierungen im Euro-Raum die Spirale der Verunsicherung auf den Finanzmärkten durchbrechen, nur dann wird die exportorientierte deutsche Wirtschaft weiter wachsen. Noch schlimmer aber käme es, wenn die Euro-Krise auch den Welthandel in Mitleidenschaft ziehen würde. Davor hatte ja auch schon der amerikanische Präsident Barack Obama beim G20-Gipfel im französischen Cannes ge- 4/2011 reflex warnt. Auch die deutschen Wirtschaftsweisen teilen diese Sorge. Die Unsicherheit über die Lösung der Staatsschuldenkrise könne maßgeblichen Einfluß auf den Welthandel haben, schreiben sie in ihrem Gutachten. Im Falle weltweiter Schwierigkeiten müßte auch Deutschland mit einem Dämpfer rechnen, weil es weniger exportieren kann. Bei einem weltweiten Abschwung wäre sogar ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität von 0,5 Prozent zu erwarten. Zum Vergleich: Wenn man alle produzierten Dienstleistungen und Güter zusammenzählt, erwirtschaften die Deutschen in diesem Jahr noch etwa 2,46 Billionen Euro. Bei dem in dem Szenario prognostizierten Rückgang um 0,5 Prozent wären es etwa 12,3 Milliarden Euro weniger. Stattdessen erwartet das deutsche Wirtschaftsministerium derzeit noch 24,5 Milliarden Euro mehr an Wirtschaftsleistung. Für die Griechen haben sich die europäischen Partner bekanntlich auf einen Schuldenschnitt von 50 Prozent geeinigt. Den Großteil der Last zur Rettung Athens werden aber weiter die Europartner tragen. Sie beschlossen, den Hellenen ein neues Hilfspaket von bis zu 100 Milliarden Euro zu geben. Dazu kommen noch weitere 30 Milliarden Euro, mit denen die öffentliche Hand den Forderungsverzicht des Privatsektors garniert. Es ist mehr als verständlich, daß die Europäer, die ja selbst nicht gerade in Geld schwimmen, neue Geldquellen anzuzapfen versuchen. Mit dem Durchbruch in Brüssel ist die Hoffnung in Europa gewachsen, daß das reiche China mit seinen gewaltigen Devisenreserven eine größere Rolle bei der Euro-Rettung übernehmen könnte. 4/2011 Europäer blicken auf die Chinesen Zur Bekämpfung der Schuldenkrise will die Eurozone unter anderem ihren Rettungsschirm EFSF durch einen Sonderfonds verstärken, in dem Drittländer einzahlen sollen. So sollen bereits der französische Präsident Nicolas Sarkozy und sein chinesischer Kollege Hu Jintan eine enge Zusammenarbeit beschlossen haben. Vorerst aber beschränkt sich die Unterstützung Chinas für seinen größten Handelspartner darauf, weiterzumachen wie bisher: Mit Europa Handel zu treiben und einen Teil des Handelsbilanzüberschusses in die sichersten europäischen Staatsanleihen zu investieren. Europa jetzt unter die Arme zu greifen, könnte dem Bestreben Chinas nützlich sein, als eine der führenden Wirtschaftsmächte anerkannt zu werden. Eine direkte Beteiligung wäre für die chinesische Führung allerdings mit einem politischen Risiko behaftet. Sie würde öffentliche Gelder zur Rettung europäischer Länder ausgeben, die pro Kopf immer noch reicher sind als China selbst. Hilfe aus China könnte auch ihren politischen Preis haben. EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn distanzierte sich daher auch gleich von einem Vorschlag Brasiliens, wonach China mit anderen Schwellenländern gemeinsam einen Beitrag leisten könnte. Letztlich würde es bedeuten, daß Chinesen, Brasilianer und Russen indirekt einen Platz am Tisch der Euro-Zone bekämen. Eine derartige Entscheidung hätte eine nicht zu unterschätzende strategische Bedeutung, meinte Rehn. EUROJournal 67 reflex Die Chinesen selbst agieren sehr vorsichtig und wollen nach eigenen Worten nicht als ein „weißer Ritter“ auftreten. Es stehe außer Frage, daß sich Europa selbst retten kann, meinte jüngst die Vizeaußenministerin Fu Ying. Gleichzeitig fragte sie, wer Europa überhaupt retten könnte. Denn schließlich sei doch Europa der größte Wirtschaftsraum der Welt. Die Krise geht auch an China nicht spurlos vorbei. Immerhin ist Europa der größte chinesische Ausfuhrmarkt und eine wichtige Quelle für den Technologietransfer. Bei der nach wie vor bestehenden Aussicht auf eine Pleite Griechenlands fürchtet China aber weniger um seine Investitionen, als vielmehr um eine Kettenreaktion anderer schuldengeplagter Länder. Eine neue Rezession in Europa würde die chinesische Exportindustrie schwer treffen. Japans Bevölkerung ist negativ gestimmt fährlichen Phase, ausgelöst durch die europäische Schuldenkrise. Die Sorgen über die europäischen Schulden seien sehr viel größer als die über die Herabstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit. Der jetzige Sturm sei viel stärker als der des Jahres 2008, der durch die damalige Banken- und Finanzkrise ausgelöst worden sei. In diesem Zusammenhang hat eine Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger festgestellt, daß die RatingAgenturen bei der Finanzkrise 2008 eine führende Rolle gespielt haben. Sie hätten teilweise Bestnoten für Wertpapiere abgegeben, in denen hochriskante Immobilienkredite gebündelt waren. Investoren hätten dem Urteil von Moody`s, Standard Poor`s und Fitch vertraut. Eine andere Betrachtung weist darauf hin, daß es schon eigentümlich sei, daß diese führenden Rating-Agenturen allesamt in den USA beheimatet seien und regelmäßig vor allem europäische Länder herabstufen würden. Das eigene Schuldnerland USA dagegen bleibe verschont. Derzeit bewerten über 80 Prozent der deutschen Führungskräfte die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland als noch positiv. Bereits aber bis Anfang 2012 erwarten die meisten negative Auswirkungen der Finanz- und Eurokrise auf die Realwirtschaft. So seien Umsatz- und Gewinnrückgänge möglich. Die Konjunkturaussichten hätten sich deutlich eingetrübt, heißt es. Als wesentliche Ursachen für die Eintrübung der Konjunktur nennen die befragten Unternehmen die Staatsverschuldung der USA und die der meisten europäischen Länder sowie die daraus resultierenden Währungsturbulenzen und Kreditverknappungen. Noch herrscht in den deutschen Unternehmen mehr Verunsicherung denn eine Krisenstimmung. Die Frage stellt sich, was bringt das Jahr 2012? Von Dr. Wolf-R. Scharff, Mitglied der Chefredaktion Keine Hilfe werden die Europäer von der anderen großen Wirtschaftsnation, aus Japan, erwarten können. Nach einer Umfrage schätzt zumindest ein Großteil der japanischen Bevölkerung die wirtschaftliche Lage des Landes als äußerst negativ ein. Vier von fünf Japanern bewerten die aktuelle Situation als schlecht oder sehr schlecht ein. Auch für die kommenden Jahre rechnet gerade einmal ein Fünftel mit einer leichten Besserung. An einen deutlichen Aufschwung glaubt hingegen kaum jemand. In der Bevölkerung offenbart sich ein tiefer wirtschaftlicher Pessimismus. Insgesamt 58 Prozent der Japaner bewerten die wirtschaftliche Lage des Landes als schlecht, weitere 27 Prozent sogar als sehr schlecht. Für gerade mal 13 Prozent ist die aktuelle Situation mittelmäßig und nur zwei Prozent sagen, daß die Wirtschaft sich in einem guten Zustand befindet. An einen baldigen Wirtschaftsaufschwung glaubt laut Studie, an der auch die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK beteiligt war, nur ein kleiner Teil der JapaNÜRNBERGER ner. Gerade einmal 22 Prozent der Bevölkerung TERMINKALENDER erwarten, daß die Wirtschaft in fünf Jahren etwas besser als heute dastehen wird. Insgesamt ein Drittel der Japaner befürchtet allerdings eine Januar: leichte oder sogar deutliche Verschlechterung. 17.01. – 19.01. – EUROGUSS / Perimeter Protection Auch beim Schuldenabbau lahmt das Land. Die Staatsschulden des Inselreichs belaufen sich Februar: inzwischen auf 218 Prozent des Bruttoinlands02.02. – 06.02. – Spielwarenmesse International ToyFair Nürnberg produktes BIP. Japan ist allerdings fast aus15.02. – 18.02. – BioFach / Vivaness schließlich bei den eigenen Bürgern verschuldet 22.02. – 23.02. – Feuer TRUTZ und kann sich somit am internationalen Kapital28.02. – 01.03. – embedded world markt mit Geldaufnahmen zurückhalten, was die Zinsen niedrig hält. März: Weltbank sieht eine gefährliche Phase Weltbankpräsident Robert Zoellik sieht die Weltwirtschaft am Beginn einer neuen und ge- 68 EUROJournal 09.03. – 12.03. – IWA & OutdoorClassics 21.03. – 24.03. – HOLTZHANDWERK / fensterbau/frontale April: 18.04. – 21.04. – IFH/Intherm 4/2011 the little library Einen besseren Ort als Berlin, Ristorante Sale e Tabacchi, das ausgerechnet in der Rudi-Dutschke-Straße liegt, hätte Mag. Gerlinde Freis, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Salzburger Ecowin Verlag GmbH, für die Verlagsvorstellung des äußerst spannenden Buches, das ein in unserer Gesellschaft schnell wachsendes Krebsgeschwür, die kalabrische MafiaOrganisation ’Ndrangheta und ihre Machenschaften scharf fokussiert, nicht auswählen können. „METASTASEN“ Die Autoren des Bestsellers METASTASEN, Gianluigi Nuzzi, Jahrgang 1969, der sich seit 1994 mit allen wichtigen Justizfällen, die mit Verstrickungen der Politik und der Finanzwelt zu tun haben, beschäftigt, und Claudio Antonelli zeichnen in ihrem Buch – erschienen im Ecowin Verlag, ISBN 978-3-7110-0011-8 – auf 280 Seiten die bittere Wirklichkeit auf, daß die weit verbreitete blauäugige und den Menschen durch Politiker sowie Exekutivorgane aufoptruierte Annahme, daß es in unseren Gefilden keine fruchtbaren Symbiosen für Parallelgesellschaften gibt, im Weiten nicht stimmt. Es stimmt aber doch, denn diese sind schon längst fest, mitten unter uns, verwurzelt. Die kalabrische Mafia-Organisation ’Ndrangheta ist in Deutschland bestens etabliert. Sie wäscht Geld in der netten Pizzeria nebenan, versteckt Killer, handelt mit Waffen und Drogen, fälscht Papiere und kassiert Schutzgeld. Kaum ein Angehöriger war je bereit, das Gesetz des Schweigens zu brechen. Und einer tat es – Giuseppe di Bella – der jahrzehntelang die rechte Hand eines seiner Bosse Coco Trovato war und im Buch beschreibt, wie er für den Mafiaboss Entführungen, Erpressungen und Morde plante. Er spricht davon, wie die Mafia einen beachtlichen Teil der norditalienischen Wirtschaft im Würgegriff hat und sich in Behörden, Gewerkschaften und der Politik ausbreitet. Der Grund für Di Bellas Haltung? Seine Frau starb im Jahr 2009 an Krebs. Di Bella versprach ihr auf dem Totenbett, sich aus den Fängen der ’Ndrangheta zu lösen, um dem gemeinsamen Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dieser Kronzeuge der Staatsanwaltschaft und des Chefs der Antimafia-Behörde von Reggio Calabria, Nicola Gratteri, weiß, daß Giuseppe di Bella z. B. das Geheimnis um Gianni Versaces Tod kennt. Der Ex-Mafioso hat es gewagt, sein Wissen den italienischen Aufdecker-Journalisten Gianluigi Nuzzi und Claudio Antonelli preiszugegeben. In einem speziellen Kapitel enthüllt SPIEGEL-Redakteur und Mafia-Experte Andreas Ulrich, wie souverän und unbehelligt sich die ’Ndrangheta in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit Jahrzehnten bewegt. Es geht um Mord, Kokain, Entführungen und Korruption im großen Stil. Mit ihren geschickt in all den Ländern verstreuten Dependancen, agiert die ’Ndrangheta, Vereinigung der kalabrischen Mafia, fast unbehelligt, und stellt das größte und bestens etablierte Familienunternehmen dar, dessen Aktionsradius heute ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Rußland und Australien umfaßt. Mit geschätzten 44 Milliarden Euro Jahresumsatz (2007) gilt die ’Ndrangheta als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Der Kronzeuge Di Bella offenbart im Buch, wie es der ’Ndrangheta‘ gelungen ist sich in der Wirtschaft und Politik Norditaliens zu verwurzeln. Außerdem gibt er erschreckende Einblicke in Entführungen, Morde, Erpressung, Waffen- und Drogenhandel preis. Di Bella war 10 Jahre lang im Zeugenschutzprogramm der italienischen Justiz. Nach dem Tod seiner Frau, an derer Beerdigung er durch die strengen Sicherheitsauflagen nicht einmal teilnehmen durfte, entschied er sich, nach Ablauf der regulären Zeit nicht mehr um eine weitere Zeugenschutzmaßnahme nachzusuchen. Giuseppe Di Bella hat durch seine Aussagen über 100 Mafiosi hinter Gitter gebracht und lebt heute an einem unbekannten Ort in der Lombardei in verarmten Verhältnissen in ständiger Angst, von der Mafia umgebracht zu werden. Der Autor Gianluigi Nuzzi hat Giuseppe Di Bella für sein Buch „Metastasen“ monatelang interviewt. „Ich habe beschlossen, alles zu sagen und euch in dieses Inferno mitzunehmen.“ - Giuseppe Di Bella, Kronzeuge, ExMitglied der `Ndrangheta‘. Dr. Anita Olejnik 4/2011 EUROJournal 69 reflex Gegenwart und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen In der ersten Hälfte des Jahres mehrten sich die pessimistischen Aussagen zu dem Zustand der deutsch-französischen Beziehungen in der Presse und von den in diesem Bereich EngaDr. phil. Henning Meyer Historiker, Editing Manager gierten und Informierten. Für die deutsch-französische Zeitschrift ParisBerlin haben sie sich in den letzten Jahren kaum von ihrem „tiefsten historischen Niveau“ erholt. Dies scheint der Moment zu sein, sich an einer Bestandsaufnahme der deutsch-französischen Beziehungen zu versuchen. In diesem Sinne hat ParisBerlin im Sommer eine umfangreiche Sonderausgabe veröffentlicht. „Das deutsch-französische ‚Paar’ ist tot“ Unter dem Titel „Skizze einer Kartographie der deutschfranzösischen Beziehungen“ führt ParisBerlin auf 240 Seiten, die auf jeweils 120 Seiten eine deutsche und eine französische Fassung der Artikel präsentiert, die Akteure, Engagements und Institutionen im deutsch-französischen Kontext auf und stellt die Frage nach dem aktuellen Zustand und vor allem nach den Perspektiven der gegenseitigen Beziehungen. Weniger sollte es ausdrücklich um die Geschichte dieser Beziehungen gehen und die treibenden Kräfte und Motivationen für eine Versöhnung und Annäherung zwischen den beiden Nationen in der Nachkriegszeit. Es scheint gerade eine der wichtigsten Herausforderungen zu sein, die Beziehungen auf eine neue, der Gegenwart angepaßte Grundlage zu stellen, sie so für die Zukunft zu rüsten und ihr neue Perspektiven zu verleihen. Von Seiten der Redaktion wird die Gegenwart der deutschfranzösischen Beziehungen dabei mit einem sehr nüchternen, teilweise sogar negativen Grundtenor versehen. Nach der weitgehenden Versöhnung der beiden Länder und dem intensiven Ausbau der Zusammenarbeit in den Jahrzehnten nach dem Krieg sei es in den Jahren 19892008 zu einer Phase der „Banalisierung“ gekommen, eingeleitet von der Wiedervereinigung Deutschlands. Generationenbedingt fand in diesen Jahren ein Paradigmenwechsel in Hinblick auf die gemeinsame Geschichte und ihre Bedeutung für die Zusammenarbeit statt. Wirtschaftlich seien die Ungleichgewichte immer größer geworden. Es sei eine Beziehung, „die chaotisch und unregelmäßig geworden ist“. Teilweise werden sehr deutliche Worte verwendet, wie das einer „Wüste“, wenn es um den Rückgang im Erlernen der Sprache des Nachbarlandes geht, oder das des „Verfalls“ der deutsch-französischen Beziehungen, der trotz der Kraftanstrengungen einiger Akteure stattgefunden habe. 70 EUROJournal Zwischen verpaßter Gelegenheit und Einzigartigkeit Je nach Position und Engagement beurteilen die verschiedenen im Korpus der Sonderausgabe zu Wort kommenden Akteure, Institutionen und Beobachter den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen positiver oder weniger positiv, pessimistisch oder aber gar euphorisch. So zeichnen die beiden Staatssekretäre, die zum Zeitpunkt des Erscheinens der Ausgabe für die Zusammenarbeit zuständig waren, Laurent Wauquiez und Werner Hoyer, in einem Gespräch ein grundsätzlich positives Bild. Während Laurent Wauquiez von „soliden“ Beziehungen spricht, sind sie für sein deutsches Pendant nach wie vor von „einem hohen Grad an Vertrauen und Reife“ geprägt. Deutschland und Frankreich werden als „Handelspartner Nummer eins“ bezeichnet, auch wenn das Gemeinschaftsunternehmen EADS sehr nüchtern bewertet wird. Andere Kooperationsvorhaben dieser Art seien gescheitert. Der Gemeinschaftssender Arte habe sein „wichtigstes Ziel“, der Information über die Gesellschaft des jeweiligen Nachbarlandes, „verfehlt“. Das deutsch-französische Geschichtsbuch sei ein Erfolg, bei der „praktischen Umsetzung“, d. h. der Verwendung im Unterricht „hapere“ es aber noch. Durchweg positiv wird hingegen die Rolle der Zivilgesellschaft bewertet, so u. a. von Gérard Thieser und Gereon Fritz, den Präsidenten der Vereinigungen Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa VDFG und FAFA. Ihr unermüdliches Engagement stelle eine positive Kontinuität in den gegenseitigen Beziehungen dar, die resistent für die politischen Krisen die Wurzeln für das „Agieren von oben“ bilde. 4/2011 reflex Enorme Herausforderungen für die Zukunft Neben diesen bisweilen kontroversen Darstellungen gibt es auch einige gemeinsame Einschätzungen, die sich wie ein roter Faden durch die Beiträge ziehen: So werden den deutsch-französischen Beziehungen ihre grundsätzliche Bedeutung nie abgesprochen. Oft wird die Knappheit der Mittel kritisiert. So sei die Deutsch-Französische Hochschule eine der wenigen Einrichtungen in diesem Bereich, deren Mittel erhöht worden seien. Das Deutsch-Französische Jugendwerk z. B. müsse dagegen mit dem gleichen Budget wie zu seiner Gründung 1963 auskommen. In der Mehrzahl der Artikel wird ein Bewußtsein für den Einfluß der gegenwärtigen Krise(n) auf die deutsch-französischen Beziehungen zum Ausdruck gebracht. Die Finanzkrise sei für die bilateralen Beziehungen eine „heilsame Krise“ gewesen und habe auf dem „tiefsten historischen Niveau“ die Phase der „Co-Konstruktion“ eingeleitet. So scheint sich beispielsweise der französische Staatspräsident, der 2007 „mit starken Vorurteilen gegen Deutschland ins Amt startete“, unter dem Eindruck der Finanz- und Griechenlandkrise auf die Vorteile der gegenseitigen Beziehungen zu besinnen. Diese Entwicklung ist inzwischen so weit fortgeschritten, daß der französische Agrarminister Bruno Le Maire auf einer Konferenz Ende Oktober die Krise als „Ausgangspunkt einer deutsch-französischen beziehungsweise europäische Erneuerung“ bezeichnete (1). In diesem Zitat wird ein weiterer Punkt angesprochen, über den in den Beiträgen Einigkeit zu bestehen scheint: Politisch sind die deutsch-französischen Beziehungen starken Schwankungen ausgesetzt, unbestritten dagegen ist die Bedeutung der beiden Länder und ihrer bilateralen Abstimmung für die EU. So weist Dr. Martin Koopmann von der Stiftung Genshagen darauf hin, daß die deutsch-französischen Beziehungen mehr sein müssen als ein gut „funktionierender Krisenreaktionsmechanismus“. Es müsse ein „gemeinsame langfristige Strategie entwickelt“ werden, um der „gemeinsamen Verantwortung für Europa“ gerecht zu werden. Auch wenn es sich um Beziehungen mit Mängeln und Unstimmigkeiten handelt, werden in dieser Sonderausgabe überzeugend auch ihre Vielschichtigkeit und ihr Vorbildcharakter dargestellt. Hans Stark vom Französischen Institut weist darauf hin, daß es sich bei der deutsch-französischen Verständigung nicht um einen „Selbstläufer“ handele, sondern daß sie „ständig gepflegt“ werden müsse. Für Gérard Foussier, den Präsidenten des Zusammenschlusses der zwei deutsch-französischen Vereine BILD-GÜZ, muß auch das Verblassen der „Euphorie“ der letzten zwanzig Jahre nicht ausschließlich negativ bewertet werden, da es ein Zeichen für die „Normalisierung“ der Beziehungen sei. In dieser umfangreichen und sehr gelungenen Darstellung entsteht ein facettenreiches und aktuelles Bild der deutschfranzösischen Beziehungen. Weniger Positives kommt ebenso zur Sprache wie ihr Ausnahme- und Vorbildcharakter. Der aktuelle Zustand wird kritisch beleuchtet und die Perspektiven für die Zukunft herausgearbeitet. All das macht diese Sonderausgabe zu einer empfehlenswerten Lektüre. Von unserem Kollegiumsmitglied Dr. Henning Meyer Anmerkungen: ParisBerlin Nr. 66/67, Juli/August 2011, erhältlich unter www.parisberlin.fr/ (1) http://www.kas.de/wf/de/33.29263/ short report „Keine steuerfinanzierten Naziparolen!“ sollte unbedingt ein neuer Anlauf genommen werden, Stiftungsdirektor erneuert Forderung nach NPDVerbot diesen politischen Arm der rechtsextremen Szene aufzulösen. Es ist nicht länger hinnehmbar, daß unser demokratischer Rechtsstaat Steuergelder an rechtsextreme Stiftungsdirektor Karl Freller, Staatssekretär a. D., fühlt Verfassungsbrecher bezahlt. Das muß ein Ende haben!“ sich durch die jüngste Diskussion um die NPD bestätigt: verlangt erneut Freller, der zugleich auch Gründungskol- Bereits auf der 65-Jahresfeier der Befreiung des KZs legiumsmitglied/Fachbeirat der gemeinnützigen Förder- Dachau im Mai vergangenen Jahres hatte Freller im Bei- gesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) e. V. sein des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ein ist, der Herausgeberin des EUROjournals pro manage- Verbot der rechtsradikalen Partei gefordert. Dafür erhielt ment. -jt- er breite Zustimmung seitens der KZ-Überlebenden. „Es 4/2011 EUROJournal 71 auto-mobil Neuer Termin für die Auto Mobil International 2012 in Leipzig AMI ordnet sich mit festem Termin in den Kalender der internationalen Automobilmessen ein. Nationale und internationale Hersteller votieren für den neuen Termin und kündigen mehr Premieren an. Neue Zeitrechnung für die AMI – Auto Mobil International: Mit dem Wechsel in den Zweijahresrhythmus und der damit verbundenen Neupositionierung als einzige internationale PKW-Messe in Deutschland in den geraden Jahren findet die Automobilmesse in Leipzig künftig Anfang Juni statt. Die Automobilbranche präsentiert vom 2. bis 10. Juni 2012 ihre Premieren und Innovationen auf der Leipziger Messe. Mit diesem neuen festen Termin erhält die AMI eine optimale Platzierung im internationalen Messekalender. „Mit dem neuen Termin vergrößern wir den zeitlichen Abstand zu den international etablierten Messen in Genf und Peking. Auf der Auto Mobil International wird es so deutlich mehr Welt- und Europapremieren geben. Eine solche positive Entwicklung war mit dem bisherigen Termin im April nur schwer vereinbar“, sagt Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Messe. „Die Entscheidung wurde in Übereinstimmung mit den deutschen und internationalen PKW-Herstellern getroffen. Viele Hersteller treten offensiv für eine internationale Premierenmesse in Leipzig ein.“ Volker Lange, Beiratsvorsitzender der AMI und Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK): „Als ideeller Träger der Auto Mobil International freue ich mich, dass es in großer Geschlossenheit aller Aussteller gelungen ist, den Schritt in den Zweijahresrhythmus ab 2012 zu gehen. Der Termin jeweils in der ersten Junihälfte kommt allen Ausstellern der AMI entgegen. Die Leipziger Messe und der VDIK können schon jetzt zahlreiche Zusagen namhafter PKW-Hersteller zur Teilnahme 2012 bestätigen. Die einzige große deutsche Automobilausstellung in den geraden Jahren wird für Besucher und die Medien noch stärker an Attraktivität gewinnen.“ Auch die AMITEC – Fachmesse für Fahrzeugteile, Werkstatt und Service – und die AMICOM – Branchenmesse für Unterhaltungs-, Kommunikations- und Navigationstechnik im Fahrzeug – finden 2012 statt. „Gemeinsam und sehr sorgfältig wurden die Interessen der Branchenpartner und Aussteller der AMICOM, um diese Messe im Frühjahr -F.S.optimal in Leipzig einzuordnen, analysiert“, so Martin Buhl-Wagner. 72 EUROJournal 4/2011 auto-mobil Eine einzigartige Sammlung der legendären Rennstrecken mit höchster Detailtreue und eine Originalgetreues Motorsporterlebnis mit Toyota auf der Nordschleife und in Le Mans Vielzahl neuer Fahrzeuge machen das Fahrerlebnis mit dem Fahrsimulator der Toyota Motorsport GmbH (TMG) jetzt noch realistischer. Dem Simulator, einem der fortschrittDer hochauflösende 220-Grad-Monitor vermittelt jeden einlichsten Geräte in der Branche überhaupt, wurden jetzt zelnen Aspekt der legendären Rennstrecken einschließlich originalgetreue Reproduktionen des 13,6 Kilometer langen der exakten Winkel der Streckenbegrenzungen und der Circuit de la Sarthe in Le Mans sowie der 20 Kilometer Oberflächenbeschaffenheit sowie anderer Faktoren wie langen Nordschleife des Nürburgrings hinzugefügt. Eben- Bandenwerbung und Umgebung. Dank Hardware-in-thefalls neu sind der Grand-Prix-Kurs in Hockenheim und die Loop-Technologie bietet der TMG-Fahrsimulator den FahFormel-1-Strecke von Singapur. rern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in realistischer UmDiese erweiterte Streckensammlung bietet nun nicht nur gebung zu verbessern. Dies erfolgt so präzise, dass die den Toyota-Kunden, sondern auch den Rennfahrern und InIngenieure beispielsweise verschiedene Fahrzeug-Setups genieuren eine hervorragende Möglichkeit, anspruchsvolle testen und dabei die Eindrücke der Fahrer sammeln und Strecken wie die Nordschleife unter sicheren und jederzeit auswerten können. Über das integrierte Reifenmodell mit reproduzierbaren Bedingungen zu befahren oder Erfahthermischen Effekten lassen sich zudem die Auswirkungen rungen auf Strecken wie dem Le-Mans-Kurs zu sammeln, verschiedener Setups auf die Reifen überprüfen. wo privates Testen nicht möglich ist. Zur Komplettierung des Fahrerlebnisses verfügt der TMGDer Simulator wurde ursprünglich exklusiv für das Toyota Simulator über eine vollständige Karosserie, die wahlweise Formel 1 Team entwickelt und in der Folge sukzessive ak- in Form eines offenen Formel-Rennwagens oder mit getualisiert sowie um neue Funktionen erweitert. Heute bietet schlossenem Cockpit zur Verfügung steht. Sie ist auf einer der Simulator vier eigenständige virtuelle Fahrzeugmodi, elektrohydraulischen beweglichen Plattform befestigt. um das Fahrverhalten von Fahrzeugen der Rennserien TMG bietet den Motorsportbegeisterten individuell zugeFormel 1, GP2, Super GT und Le Mans wirklichkeitsgeschnittene Nutzungspakete mit zahlreichen zusätzlichen treu abzubilden. Die Rennstrecken wurden mit präziser Optionen. Dazu zählen etwa die Unterstützung durch einen Lasertechnologie vermessen, was eine extreme OberfläRenningenieur und eine vollständige Datenauswertung. chengenauigkeit mit durchschnittlichen Abweichungen von Von Dirk Breuer 0,2 Millimetern und Höhenabweichungen von weniger als einem Millimeter erlaubt. Legendäre Rennstrecken im Fahrsimulator 4/2011 EUROJournal 73 just before print Der Weg vom „Lehrling zum Meister“ dauert 2 Jahre und 5 Monate 196 Beamtinnen und Beamte haben ihre Polizeiausbildung bei der IV. Bereitschaftspolizeiabteilung in Nürnberg aufgenommen Nach einer längeren Pause kehrte die Polizeiausbildung nach Nürnberg in die Kornburger Straße, Sitz der IV. Abteilung der Bayerischen Bereitschaftspolizei, zurück. Die erhöhten Einstellungszahlen bei der bayerischen Polizei machten die Wiederaufnahme der Polizeiausbildung notwendig. Neben Angehörigen der Bayerischen Bereitschaftspolizei sind auch Kräfte der Landespolizei im Ausbildungspersonal tätig. Die anspruchsvolle Ausbildung Symbolische Übergabe: Der Leitende Polizeidirektor Werner Süßmann (li) übergibt mit dem bayerischen Innenminister Joachim Hermann (re) dem Vater des Verunglückten (li-Mitte) Dietmar Würz und dem Schwiegervater Adolf Saam (re-Mitte) einen Betrag des Freundeskreis in Höhe von 5.000,00 €. Foto: Erich Zwick umfaßt eine praxisnahe Theorie, die den heutigen Anforderungen an den Polizeivollzugsdienst standhält. Der umfangreiche Rechtsunterricht, das Straf- und Straßenverkehrsrecht, psychologische Kenntnisse, sowie Verhaltensregeln bei Konfliktsituationen und verbale Deeskalation gehören zu den Lehrinhalten genauso, wie die Selbstverteidigung und die Beherrschung von Polizeifahrzeugen auch unter extremen Einsatzbedingungen. Die 49 Polizeibeamtinnen und 147 Polizeibeamten sind zwischen 17 und 34 Jahre alt und verfügen mehrheitMit Interesse lauschen die neuen 196 Beamtinnen und Beamten des 30. Ausbildungssemilich über das Abitur. Außer den übernars der Nürnberger IV. Bereitschaftspolizeiabteilung den Begrüßungsworten ihres Chefs, dem Ltd. Polizeidirektor Werner Süßmann, der sie als angehende „Freunde & Helfer“ in den wiegend aus der fränkischen Region nächsten zweieinhalb Jahren mit Rat und Tat begleiten wird, bevor der Seminarleiter Erster stammenden Berufsanfängern komPolizeihauptkommissar Johann Schlackl sie am ersten Arbeitstag in medias res führte. men zwei „Polizeilehrlinge“ aus BaFoto: Michael Schwarz-FoViZ BePo den-Württemberg, zwei aus Hessen, zwei aus Nordrhein-Westfalen und einer aus SachsenAnhalt. Im übrigen haben in Bayern Anfang September insgesamt 680 junge Beamtinnen und Beamte ihren ersten Arbeitstag bei der bayerischen Polizei erlebt. Neben dem 30. Ausbildungsseminar in Nürnberg laufen auch Ausbildungsseminare in Eichstätt, Königsbrunn und SulzbachRosenberg, die den Polizeinachwuchs auf seinen nicht immer leichten Dienst für den Bürger gründlich vorbereiten. Die Neuen bekamen sogar einen verbalen „Ritterschlag“ von ihrem obersten Dienstherrn, den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann bei einem Empfang auf der Nürnberger Kaiserburg. Die feierliche Atmosphäre und das exklusive Ambiente bildete zugleich einen würdigen Rahmen für die Übergabe eines Schecks des Freundeskreises der IV. BPA Nürnberg an die Familienangehörigen eines tödlich verunglückten Polizeibeamten. -pv100 Jahre Tradition www.pema.de Lust auf Vollkorn 74 EUROJournal 4/2011 just before print Tschechische Polizisten bilden sich in Bayern fort und bayerische Beamte lernen in der Tschechischen Republik Řidičský a technický průkaz prosím Führerschein und Fahrzeugschein bitte Dieser Satz ist im allgemeinen dem autofahrenden Volk bestens vertraut. Denn eine Fahrzeugkontrolle ist weder im tschechischen Nachbarland noch auf den Straßen Bayerns etwas ungewöhnliches. Das einzige, was im obigen Satz fehlt, sind nur die Zauberworte, die bei einer guten Erziehung schon den kleinsten Kindern beigebracht werden: Dobrý den – guten Tag oder einfach, wie in Bayern üblich, grüß Gott. Aber das verstehen die Nachbarn inzwischen auch. Nun auch diese ‚Benimm-Lücke’ wird bald der Vergangenheit angehören, wenn die ersten tschechischen und bayerischen Ordnungshüter ohne größere Verständigungsprobleme jeweils in der Muttersprache des Fahrzeuglenkers bei einer Fahrzeugkontrolle die notwendigen Unterlagen verlangen werden. Dann gibt es nämlich seitens des Fahrers keine obligatorische Ausrede mehr: já nerozumím – ich verstehe nicht. Auch für die bayerische Polizei eröffnet die Kooperationsvereinbarung neue Möglichkeiten: Zukünftig können im tschechischen Holešov, an der dortigen Polizeischule, bayerische Polizisten Kurse für Tschechisch belegen. „Die bayerisch-tschechische Zusammenarbeit ist uns ein ganz zentrales Anliegen und von hoher Bedeutung für die bayerische Polizei“, so der Präsident der Bayerischen Bereitschaftspolizei Wolfgang Sommer. Sein tschechischer Kollege Oberst Jan Dvořák zeigte sich hochzufrieden mit der Vereinbarung, die den tschechischen Polizisten in Zukunft ermöglicht nicht nur an dem vielfältigen Seminar-Angebot Denn Anfang Dezember wurde eine bayerisch-tschechische Polizeikooperation im Bereich der Aus- und Fortbildung zwischen dem Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring und der tschechischen Polizeihochschule des Innenmi- Die Polizeichefs (v.l.) Oberst Vladimír Rohal, Polizeipräsident Wolfgang Sommer, nisteriums in Holešov (liegt in der Oberst Jan Dvořák und Polizeivizepräsident Gerhard Kallert bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: BePo/Bamberg Nähe von Kroměříš/Kremsier) im Präsidium der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Bamberg vom Direktor der tsche- der bayerischen Polizei teilzunehmen, sondern sich auch chischen Polizeischule Oberst Jan Dvořák und dem Prä- mit den Tücken der Tagesrealität im Vollzug vertraut zu masidenten der Bayerischen Bereitschaftspolizei Wolfgang chen. Damit werde die bewährte Zusammenarbeit ausgeSommer in einem feierlichen Rahmen unterschrieben. Zu- baut, die letztendlich den Bürgern in beiden Ländern dienkünftig können tschechische Polizisten an Seminaren teillich sein wird. nehmen und so ihre Fach- und vor allem Sprachkenntnisse erweitern. Den tschechischen Polizeikräften stehen über Es ist nach den gemeinsamen Streifen in den Bereichen 200 verschiedene Fortbildungsangebote der bayerischen der Landesgrenzen oder den Möglichkeiten, die das gePolizei zur Auswahl – eine ganz neue Qualität der Zusammeinsame Zentrum der deutsch-tschechischen Polizeimenarbeit zwischen beiden Ländern. Außerdem können und Zollzusammenarbeit in Schwandorf bieten, ein neuer tschechische Polizisten ihre Deutschkenntnisse in Bayern und wichtiger Baustein auf dem Weg der nachhaltigen Verz. B. bei Sprachhospitationen bei der Bereitschaftspolizei besserung der Qualität in der Zusammenarbeit der beiden in Sulzbach-Rosenberg verbessern. Nachbarländer. -pv- 4/2011 EUROJournal 75 Jean-Claude Trichets Europa Das sich die Brüsseler Entscheidungen des Europäischen Rates vom Oktober 2011 gegen die ständigen Hiobsbotschaften, was die gemeinsame europäische Währung – den Euro – betrifft versuchen, zu stemmen, ist durchaus nachvollziehbar. Letztendlich geht es um etwas mehr als „nur“ um ein Zahlungsmittel, das sich seit längerem in großer Bedrängnis befindet. In diesem Falle handelt es sich um ein wichtiges Zeichen der europäischen Gemeinsamkeit. Ob und wie es tatsächlich gelingt, den EURO zu stabilisieren, bleibt abzuwarten. „Werden wir leben, werden wir sehen!“, wie die Franzosen sagen. In dieser Situation mag es angebracht sein, zu erfahren, was der Franzose Jean-Claude Trichet, inzwischen ExPräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt a. M., also der oberste Währungshüter des Euro, zur Krise des Euro und zur Zukunft der EU zu sagen hat. Er hat sich während seiner achtjährigen Präsidentschaft mit öffentlichen Stellungnahmen zu politischen Fragen, wie es seine Pflicht als Bankchef ist und vielleicht auch seinem Naturell entspricht, weitgehend zurückgehalten. Es scheint mir, daß er nunmehr, am Ende seiner Karriere, aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht sondern ausgeplaudert hat, was ihn lange Zeit beschäftigte. Was hat er zum Thema „Heute und in der Zukunft – Eine Vision für Europa“ am 24. Oktober 2011 in englischer Sprache im überfüllten Konferenzsaal der Humboldt-Universität zu Berlin anzumerken gehabt? 76 EUROJournal Zur gegenwärtigen Lage Europas Eingangs erinnerte Trichet daran, der gastgebenden Hochschule für die Einladung dankend, daß es dem Gründer der Universität, Wilhelm von Humboldt, darum zu tun gewesen sei, die politischen Bedingungen dafür zu schaffen, daß das Individuum sich frei entfalten könne, und alles wegzuräumen, was dem Wohlergehen der Allgemeinheit entgegenstehen würde. Um ein vergleichbares Problem, so meinte er, gehe es auch jetzt in Europa, nämlich um die Dialektik zwischen den individuellen Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft als solcher. Es gelte, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die Gemeinschaft blühe und gedeihe, auf daß es den Mitgliedern gut gehe. Dafür seien seiner Ansicht nach drei Bedingungen zu erfüllen, an denen es ihm zufolge zum Teil noch mangeln würde: Erstens müsse Europa seine wirtschaftlichen Kräfte vereinen, um in der globalen Welt von heute eine eigene Rolle zu spielen und nicht zum Spielball anderer zu werden. Zweitens seien dazu die entsprechenden Institutionen und Regeln erforderlich, um die Kräfte zu bündeln und positive, nicht negative Effekte zu erzielen. Und drittens wäre es geboten, eine europäische Öffentlichkeit zu schaffen; denn das Wissen von und das Mitgefühl mit anderen Völkern zu wecken, sei nur möglich, wenn die Sprachbarriere durchbrochen und die Kommunikation über die Staatsgren- 4/2011 just before print zen hinweg erfolgen würde. Trichet erklärte, daß er im Laufe seiner achtjährigen Dienstzeit in Frankfurt am Main eine große Bewunderung für Deutschland und das deutsche Volk, insbesondere für die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik, entwickelt habe. In geradezu bravouröser Weise habe Deutschland sich vom „kranken Mann in Europa“, als der es im Jahre 2003 allgemein gegolten habe, zum „starken Mann in Europa“ emporgearbeitet. Es habe in den 50 Jahren der Nachkriegszeit einen einmaligen Rekord im Niedrighalten der Inflation aufgestellt, und er sei froh, daß die Bundesrepublik seit 1999, also dem Beginn des Euro, mit einer Inflationsrate von 1,57 Prozent wiederum einen Rekord eingestellt habe. Die derzeitige Euro-Krise Die gegenwärtige Euro-Krise hat Trichet als die „schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise nach dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet. Dabei gehe es nicht um Prinzipien. Die wären, jedenfalls was die EZB angeht, stets die gleichen geblieben, nämlich Stabilität, Verantwortlichkeit und Unabhängigkeit. Fehler seien allerdings in der Politik einer ganzen Reihe von Euro-Staaten begangen worden. Es würde Jahre dauern, bis sie wieder beseitigt sein werden. Auf die Reaktion der Finanzmärkte sei man überhaupt nicht vorbereitet gewesen, hätte nicht gewußt, wie sie zu beschwichtigen wären. Man habe in der Tat viel Zeit benötigt, um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, durch welche die Märkte zu beruhigen und Spekulationen zu unterbinden seien. Das scheine ja jetzt mit Erfolg geschehen zu sein. Was die EZB betrifft, so wäre es ihr Auftrag gewesen, die Preisstabilität mittels der Zinspolitik zu bewahren und auf diese Weise sowohl Inflation wie Deflation zu vermeiden. Aber um eine effektive Zinspolitik zu betreiben, sei es notwendig gewesen, daß die EZB auch zu unkonventionellen Mitteln gegriffen habe. In diesem Zusammenhang ist Trichet auch darauf zu sprechen gekommen, was der EZB vielfach als Mißgriff, wenn nicht gar als Verstoß gegen ihre eigenen Regeln angekreidet worden ist, der Kauf von Staatsanleihen. Er hat behauptet, daß dies notwendig gewesen sei, um in Ermangelung gemeinschaftlicher Unterstützung die Liquidität einiger Staaten, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten waren, zu gewährleisten. Er hat beteuert, daß dadurch keinerlei inflationäre Wirkungen eingetreten seien. Und er hat versichert, daß die vermehrte Liquidität derzeit „Euro für Euro und Woche für Woche“ wieder zurückgefahren werde. Das heißt für ihn, daß alle von der EZB erfolgten Entscheidungen im Einklang mit ihrem Auftrag gestanden haben, die Preisstabilität in der Euro-Zone zu erhalten. Besonders stolz ist Trichet darauf, daß der luxemburgische Ministerpräsident Jean Claude Juncker, der gleichzeitig der Vorsitzende der Euro-Gruppe ist, bei der Verabschiedung aus seinem Amte als Präsident der EZB erklärt hat, daß die 4/2011 EZB in den letzten acht Jahren in „völliger Unabhängigkeit“ von allen politischen Instanzen gehandelt habe. Trichets Vision der Zukunft Was die Zukunft der EU betrifft, so gebe es heute nach Trichet, zusätzlich zu den Argumenten, die unmittelbar nach 1945 für eine „immer engere Union“ gesprochen haben, noch weitere, so etwa die globale Wirtschaftsentwicklung, in der die europäischen Staaten nur dann zählen würden, wenn sie als Einheit auftreten. Aber auch Fragen der Klimaund der Immigrantenpolitik würden sich nur gemeinsam lösen lassen. Die EU wird von Trichet als eine Wirtschafts- und Währungsunion von einer noch nicht dagewesenen Vereinigung souveräner Staaten apostrophiert. Er sagt von ihr: „So wie die Individuen in einer Gesellschaft, so sind auch die Staaten der Euro-Zone sowohl unabhängig wie voneinander abhängig. Sie können sich positiv wie negativ beeinflussen. . . . Es gibt in der heutigen Welt sehr verschiedene Staaten mit föderalen und konföderalen Verfassungen. Um nur einige von ihnen zu nennen, etwa die Vereinigten Staaten von Amerika, die Bundesrepublik Deutschland und die Schweizer Konföderation. Die Europäische Union ist einzigartig in ihrer Entstehung, in ihrer gegenwärtigen Verfaßtheit und im Hinblick auf ihre Zukunft. Sie erfindet sich selbst.“ Es ist im Rahmen seiner Erwägungen über die Zukunft der EU, daß Trichet mit einer Überraschung aufwartet, die in den Medien, soweit ich sehe, noch kein Echo gefunden hat. Er sagt: „Es erscheint mir keineswegs zu kühn zu sein, von einem europäischen Finanzministerium zu sprechen. Wohl aber tollkühn, die Schaffung einer solchen Institution nicht zu erwägen.“ Er hat insonderheit an drei Funktionen gedacht, die eine solche Institution wahrzunehmen hätte: Erstens, die Aufsicht über die Finanzpolitik der Mitgliedstaaten; zweitens, die Durchführung sämtlicher EU-Finanztransaktionen; und drittens, die Vertretung der Euro-Zone in allen internationalen Gremien. Aber damit noch nicht genug. Als persönliche Anmerkungen „eines europäischen Bürgers“ hat er dem doch tatsächlich noch hinzugefügt: Er könne sich gut vorstellen, daß „aus dem Europäischen Rat ein Senat der Union, aus dem Europäischen Parlament eine Art Unterhaus, aus der Europäischen Kommission eine Exekutive der Union und aus dem Europäischen Gerichtshof eine oberste Gerichtsbarkeit hervorgehen könnte. – Seine Rede endet damit, daß er sich auf das berufen hat, was Konrad Adenauer vor 57 Jahren, 1954, in Aachen gesagt hat: Gerade jetzt wird man die Mahnung verstehen, daß Europa uns heute Schicksalsgemeinschaft ist. Dieses Schicksal zu gestalten, ist uns übergeben. Von unserem Kollegiumsmitglied Prof. Dr. Helmut Wagner EUROJournal 77 just before print Jean-Claude Trichet’s Europe On the current Euro crisis The Euro is in big trouble, and we will have to wait and see if the decisions of October in Brussels will have a stabilising effect. At this stage it is worth recalling what the outgoing president of the ECB, Jean-Claude Trichet had to say about this and the future of the EU during his farewell speech in Berlin, where without the shackles of the past 8 years of diplomacy, he spoke his mind. On the current situation in Europe The ECB has always been an advocate of stability, responsibility and independence. Mistakes leading to the current crisis have been made by politics in various Euro States, and it will take years to correct the situation. No-one was prepared for the reaction of the financial markets, hence much time was needed to apply appropriate measures to calm the markets and suppress the speculators. This now seems to have been managed with success. As far as the ECB was concerned, its chief responsibility was to maintain price stability through its interest rate policy and thus maintain a grip on inflation and deflation. But in so doing it was also necessary to resort to unconventional means. Trichet then went on to talk about the ECB’s buying up of government bonds which was seen as a mistake, or even a contravention of its mandate, claiming that this was necessary in order to safeguard the liquidity of some States which had cash flow problems. This did not have an inflationary effect, and the current modus of “Euro for Euro and week for week“ would be reduced. In other words: the ECB has fulfilled its mandate – to ensure price stability in the Euro zone. Trichet’s Vision for the future To make the Community prosper, it is necessary to fulfil three conditions: first of all, Europe needs to unite her economic strength in order to play her role in the world and not to be a pawn of others. Secondly, appropriate institutions and rules are necessary in order to accomplish this positive effect. Thirdly, a European Public is needed, for more understanding can only be achieved when linguistic barriers are overcome and communication goes beyond state borders. Trichet went on to say that he was full of admiration for Germany after eight years in Frankfurt, particularly the country’s economic and financial policy which had been transformed from the “sick man of Europe“ in 2003 to the “strong man in Europe“. 78 EUROJournal As for the future, Trichet emphasised the need for Europe performing as one unit, but not just in matters such as economic development, but also climate and immigration policy, issues which can only be solved together. He sees the EU as an economic and monetary union of sovereign states which are not unified, and which he compares to individuals in a society: Euro states are equally dependent and independent from one another, and can exert both positive and negative influence. There are various states in the world today which have a federal or a confederate system, such as the USA or the Federal Republic of Germany, and the Swiss confederation. The EU is singular in its incarnation, constitution and views on the future. It will re-invent itself. At this point, Trichet, comes up with a surprise, which, as far as I know, received no resonance in the media: he finds it by no means foolhardy to speak of a European Finance Ministry. Possibly a reckless thing to say, but in his view there would be three components: Firstly, supervision of the member state financial policy; Secondly, the introduction of uniform EU financial transactions Thirdly, the representation of the Euro zone in all international bodies. Translatet by our Member Richard Kaptejna 4/2011 magazin Zuhause ist wo du Freunde hast Democracy when translated in a more literal sense does not mean an abstract rule of the people but rather „home advantage“. The more people are permitted to the process to gain this advantage the harder it is to achieve and the smaller get the shares one gets. But since it is not possible that everyone sees the games in the stadium there now is TV to convey the illusion of being part of it. The ultimate home advantage will be home cinema. All you need are 3D glasses and all to soon not even those … Massendemonstrationen in zahlreichen maghrebinischen und arabischen Staaten haben zu Jahresbeginn eine Reihe von autokratischen Regimen in Bedrängnis gebracht, die bislang auch mit der EU und ihren Mitgliedern gut auskamen. Schnell und zahlreich waren trotzdem die Vergleiche zu den „revolutionären Umstürzen“ im Ostblock im „Wendejahr“ 1989, die damals wie heute ein Land nach dem anderen erfaßten. Wo manche aber einen wachsenden Einfluß des islamischen Fundamentalismus kommen sehen, sprechen andere von einer arabischen Demokratiebewegung, freilich ohne zu klären, ob es dabei überhaupt einen Unterschied gibt. Eine einheitliche Definition was Demokratie bedeutet oder zu leisten vermag, gibt es nicht. Zeit also sich mit grundlegenden Definitionen, Ansprüchen und Wirklichkeiten zu befassen. Demokratie wird meist ungenau als „Herrschaft des Volkes“ übersetzt. Das griechische demos freilich ist zunächst das „Dorf“, dann abgeleitet die „Dorfgemeinschaft“, und erst in der Neuzeit abstrakt „das Volk“; während kratos schlicht „Gewalt“ heißt, dann geglättet „Kraft“, „Stärke“ oder „Einfluß“, jedoch nie „Herrschaft“ im Sinne einer „Regierung“. Die treffende Übersetzung der ursprünglichen Wortbedeutung(en) wäre demgemäß also in etwa „Heimvorteil“. Es kann demnach kaum verwundern, daß in verschiedenen Teilen der Welt dieser Vorteil immer schon recht unterschiedlich ausgelegt wurde. Die antiken Vorlagen einer „Polis“, den humanistischen Ideen des 16. Jahrhunderts verblüffend ähnlich, sahen vor, daß prinzipiell nur Männer an den Volksversammlungen teilnehmen durften. Frauen hatten in der griechisch-römischen Antike einen vorsichtig formuliert „geringen“ Stellenwert. Sie hatten nicht mal eigene Namen sondern wurden nach dem Namen des Vaters nummeriert. Die dritte Tochter eines Julius hieß sodann „Julia terzia“, die zweite Tochter des Marius entsprechend „Maria secunda“. Frauen galten allgemein als unfähig, sich eine ernst zu nehmende eigene Meinung zu bilden oder gar für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Das mag heute empören, belustigen oder verwundern, war aber ebenso selbstverständlich und widerspruchslos wie heutzutage die – übrigens fast identische – Argumentation in Bezug auf 4/2011 Kinder ist: Unreife, leicht zu manipulieren, usw. Wenn heute also jemand „Wahlrecht für Kinder“ fordert, meint er in der Regel nicht, daß Kinder selbst wählen, sondern daß die Eltern mehr Stimmen bekommen. „Genießt was Euch beschieden ist …“ Die generelle Nichtberücksichtigung von Frauen ging damit einher, daß auch der überwiegende Teil der Männer nicht wählbar oder wahlberechtigt waren. Es gab Abstufungen, etwa nach Vermögensklassen, wie man sie auch in der Renaissance und im Ständewahlrecht der frühen Neuzeit findet. Ein wählbarer Vollbürger war ein „Aristo“ (wörtlich „der Beste“), ein Adeliger oder Patrizier, wie wir heute sagen würden. Nur aus ihrem Kreis konnten politische Entscheidungsträger, Richter, usw. gewählt werden. In ländlichen Teilen der islamischen Welt entspricht diese Stellung in etwa den sog. Clan-Chefs oder Stammesfürsten, die ebenfalls aus dem Kreis der in Frage kommenden Stammeszweige gewählt werden. Wie im mittelalterlichen Europa konnten nur Hausbesitzer das volle Bürgerrecht erhalten, was dort, wenn darunter einige Juden waren, öfter den Neid mehrheitlich hausloser Christen hervorrief. Unter den Hausbesitzern angesiedelt waren Ladenbesitzer, gefolgt von kleineren Handelsreisenden oder Handwerkern (der sog. „Mittelstand“). Aus ihren beiden Gruppen konnten, so sie die Billigung eines „Besten“ fanden, sogar Beamte für den Gemeindedienst gewählt werden – übrigens per Los, was möglicherwiese heute mancherorts immer noch so der Fall zu sein scheint. Schließlich gab es noch die größere Gruppe der thes, der grundbesitzlosen Tagelöhner („Leiharbeiter“), die bei den vorher genannten Gruppen rein nach Auftragslage beschäftigt wurden. Sie besaßen nur ein passives Wahlrecht, durften aber bei den Versammlungen ohne eigenes Rederecht zuhören. Neben seltenen Fremden und häufigeren Gefangenen gab es noch die nicht geringe Gruppe der sog. „Sklaven“. Das griechische Wort dúlos meint jedoch einen zugehörigen Gehilfen, im heutigen Sprachgebrauch wäre das ein „abhängig Beschäftigter“. Männer dieses Standes waren von der Demokratie gänzlich ausgeschlossen und genossen sozusagen keinen „Heimvorteil“. Obwohl die griechisch-römische Antike wie die Renaissance dank der Kulturwerke ihrer „Besten“ auch heute in hohem Ansehen stehen, ist der moderne „Staatsbürger“ dann doch eher geneigt, diese eher unlauter wirkenden Arrangements für längst veraltet und überwunden ad acta zu legen. Freilich bestimmte die eine oder andere Form eines Zensus- oder Klassenwahlrechts selbst auf der Basis der liberalen „Märzforderungen“ von 1848 noch bis ins 20. Jahrhundert hinein die politische Wirklichkeit in Europa. EUROJournal 79 magazin Von 1850 bis 1918 galt etwa in Preußen das sog. Dreiklassenwahlrecht, bei dem nun alle einheimischen Männer ab 24 Jahren wählen durften. Sie mußten jedoch einen sechsmonatigen geregelten Aufenthalt nachweisen und durften weder Wehrpflichtige noch verurteilte Straftäter sein. Erfüllten sie diese Kriterien, hing ihr persönliches Stimmengewicht von ihrer im Vorjahr erbrachten Steuerleistung ab. Dies unterteilte die Wählerschaft entsprechend in drei „Abteilungen“. Der ersten gehörten vier Prozent an, der mittleren dreizehn und der unteren Abteilung entsprachen 83 Prozent der Wähler. In der Praxis bedeutete dies mitunter, daß in der Stadt Essen, der auf der reinen Steuerleistung basierende Stimmanteil des Industriellen Alfred Krupp praktisch für ein Drittel der Abgeordneten des Stadtrats reichte. Diese waren sodann freilich nicht frei gewählte, sondern von ihm bestellte Bedienstete. Ganz selbstverständlich konnte Krupp damals seinen Arbeitern sagen: „Genießt, was euch beschieden ist. Höhere Politik treiben erfordert mehr freie Zeit und Einblick in die Verhältnisse, als dem Arbeiter verliehen ist.“ „One man – one vote“ als Slogan für Besitzlose Der erste Schritt hin zu einem modernen, einkommensunabhängigen Verständnis eines Wahlrechts erfolgte in den USA, wo ab 1830 gemäß dem „one man – one vote“-Slogan das Wahlrecht für besitzlose Männer eingeführt wurde. Eine Regelung, die mit der sich immer weiter nach Westen ausdehnenden Besiedlung des Landes unmittelbar zusammenhängt und Anreize schaffen sollte, entsprechendes Bodenpersonal für die zu schaffende Infrastruktur anzulokken. Was nutzte dem frischen Landbesitzer sonst auch ein noch so großes Grundstück, wenn er damit allein war oder nur wilde „Rothäute“ um sich hatte, die wenig Ambitionen zeigten, „abhängig Beschäftigte“ zugewanderter Nordeuropäer zu werden. Der Gedanke, allen Männern ein gleichstimmiges Wahlrecht einzuräumen, machte freilich Furore und wurde auch in anderen Teilen der Welt zur Kenntnis genommen. Ab 1871 galt es beispielsweise für die Wahlen des Reichstags in Deutschland – was konträr zu den Klassenwahlrechten in den Einzelstaaten zu merkwürdigen Unterschieden führte. Sozialdemokraten etwa, die im Reichstag stark vertreten waren, existierten abseits davon in kaum einem Stadtrat. Von der Idee, jedem Mann ein gleiches Stimmrecht einzuräumen, war es nicht weit, dies auch auf Frauen auszudehnen. Schon die Antike kennt einige Beispiele von Frauen - die zu nicht-religiösen Vorständen jüdischer Synagogen gewählt wurden. Die Synagoge, griechisch für „Versammlung“ umfaßte alle gebotspflichtigen Männer, Frauen und Heranwachsende ab einem Alter von 13 Jahren. Der Vorstand entsprach einer Art Gerusia , also einem Ältestenrat, für die es bereits im mosaischen Gesetz Entsprechungen gibt. Vorsitzende der Synagoge-Gemeinde hatten keine religiösen aber politische und finanzielle Aufgaben und Kompetenzen. Sie sind in Inschriften als „Archonten“ oder „Roschim“ überliefert und entsprechen etwa einem Bürger- 80 EUROJournal meister späterer Zeiten. Das erste amtliche Frauenwahlrecht gab es von 1776 bis 1806 im amerikanischen Bundesstaat New Jersey. Es betraf freilich nur vermögende ledige oder verwitwete Frauen, für eheliche Frauen war – wie bereits im Mittelalter – der Gatte zuständig. Es hielt sich jedoch nicht lange, weil es zu zahlreichen Wahlfälschungen kam. 1869 folgte der Staat Wyoming, der das Frauenwahlrecht beibehielt. Der erste souveräne Staat der Welt, der Frauen gleichberechtigt an Wahlen teilnehmen ließ, war im Jahre 1893 Neuseeland. Selbst wählbar wurden sie aber freilich erst 1919, zu einer Zeit als in vielen Teilen Europas und der restlichen Welt das heutige moderne demokratische Wahlrecht eingeführt wurde. Es gilt uns als Nonplusultra und als so selbstverständlich, daß wir den Eindruck haben, wir hatten es immer schon. Dem ist freilich nicht so. Wie berechtigt sind angesichts der recht kurzen eigenen Praxis, die in einigen Mitgliedsstaaten der EU gerade zwei Jahrzehnte umfaßt, aktuelle Forderungen des Westens an andere Teile der Welt? Welche Faktoren sind eigentlich dafür verantwortlich, daß heute alle heimischen erwachsenen Männer und Frauen den „Heimvorteil“ nutzen sollen? Keine Herrschaft ohne Herren Herrschaft setzt zumindest im Deutschen begrifflich einen Herren voraus, d. h. ein Oberhaupt von Untertanen. Das mag ein Kaiser, eine Königin, ein Kardinal, Bürgermeister oder Präsident sein. Jeder Herrscher muß sich zwangsläufig Verbündete suchen, um seine Macht zu stabilisieren, also mindestens Militär und Polizei. Das antike Ägypten kannte bereits die Unterteilung in Provinzen und Distrikte und entsprechende Regionalherrscher. In der Bibel rät Jitro seinem Schwiegersohn Moses, das israelische Volk ähnlich zu strukturieren, da Moses unmöglich dazu in der Lage sein könnte, alle Angelegenheiten des Volkes selbst auch nur anzuhören. Er sollte deshalb fähige, gottesfürchtige, wahrheitsliebende und unbestechliche Leute auswählen. Diese sollten für Probleme und Fragen von Tausend oder Hundert zuständig sein. Jitros Vorschlag definiert sozusagen bereits einen Wahlkreis wie auch ein diskutables Anforderungsprofil für dessen Vertreter. Freilich sieht er aber sozusagen eine Art Demokratisierung von oben vor. Eine Alleinregierung ist aber faktisch nicht möglich, weshalb sich im Laufe der Zeit mit den anwachsenden Interessen und Aufgabengebieten die Anzahl der Teilhabenden erweitern mußte. Die Reichen im Lande wollten ihren Anteil der Macht, warum sollten sie auch sonst dem Bischof oder König folgen, der außer seiner legendenumwobenen Abstammung oder effektlosen Weihe womöglich sonst nicht viel zu bieten hatte. Auch Päpste und Könige wurden bereits inmitten ihrer Gremien durch Landesfürsten, bzw. Kardinäle gewählt. Mit dem Wachsen der mittelalterlichen Städte und dem Einfluß der Handelshäuser war es notwendig, den Stadtadel, Kaufmannsfamilien und schließlich über die Zünfte auch herausragende Handwerker an der „Macht“ 4/2011 magazin zu beteiligen. Im Zuge der Kolonialisierung und Industrialisierung ging die politische Teilhabe auch über auf immer mehr Männer, mit der Massenproduktion schließlich auch auf die Frauen. Man kann nur raten, ob die Interaktivität des Internets irgendwann Jugendliche und Kinder den realen „Heimvorteil“ einräumen, den verschiedene virtuelle Plattformen und „social networks“ ihnen inzwischen längst gewähren. Das potentielle Gewicht der eigenen Interessen Natürlich kann man sich auch fragen, ob die „demokratische Teilhabe“ eines jugendlichen Facebook-Mitglieds Nennenswertes bewirkt. Man mag etwas oder jemand oder auch nicht. Wen interessiert es, außer die eigenen „Freunde“? Man kann virtuelle Zustimmung erhalten zu seiner Meinung, so man eine eigene hat, oder Ablehnung erfahren durch andere. Inwieweit sich das mit den vergleichbaren Möglichkeiten etwa eines Baumwollpflückers in den Südstaaten der USA im späten 19. Jahrhundert oder mit den einer Patriziergattin im Hochmittelalter vergleichen läßt, dürfte wohl eine Frage des eigenen Standpunkts sein. Wahrscheinlich war es immer schon möglich, die eigene „Meinung“ zu sagen, während die tatsächlichen politischen Entscheidungen anderswo beschlossen wurden. Inzwischen können (fast) alle volljährigen „Bürger“ an den demokratischen Spielen teilnehmen. Das erweckt zumindest einen guten Anschein. Den wirklichkeitsnahen Stellenwert und das potentielle Gewicht der eigenen Interessen realisiert man freilich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß ein Bundestagsabgeordneter ziemlich genau hunderttausend Wahlberechtigten entspricht. Würde der Repräsentant mit jedem Wähler fünf Minuten pro Jahr reden, ergäbe das eine halbe Million Minuten, über 8000 Stunden oder 347 volle Tage zu 24 Stunden. Da wären wir schon wieder beim Jitro der Bibel. „Man kann es doch nicht allen Recht machen“ Moderne Demokratien haben deshalb verstanden, daß zum Machterhalt bereits eine „relative Mehrheit“, d. h. die größte präsente Interessensgruppe genügt. Eine Handhabe, die es auch Regierungsformen ermöglicht, sich als „demokratisch“ zu definieren, die seitens des Westens eher als Diktaturen angesehen werden. Dazu bedarf es freilich einiger vermittelnder Gedanken. Einer wäre die recht ernste Erkenntnis, daß nicht Abstimmungen eine Demokratie ausmachen, sondern Auszählungen. George Bernhard Shaw bemerkte, Demokratie sei die Wahl einiger weniger Korrupter durch die inkompetente Mehrheit. Das ist gewiß ein recht elitärer Standpunkt, doch würde niemand Shaw für einen Antidemokraten halten. Andererseits war es kein Geringerer als Thomas Jefferson (1743-1826), längst eine Ikone von Demokraten in aller Welt, der sagte, Demokratie garantiere alleine für nichts, da sie unter (unglücklichen) Umständen nichts anderes darstellt als die „Herrschaft des 4/2011 Pöbels“, in der 51 Prozent des Volkes die Rechte von 49 Prozent nehmen könnten. Ja, könnten, aber zumindest ergibt sich daraus, daß es mehr bedarf als einer Wahl von Abgeordneten durch das Volk. Relevant ist mitunter auch die Frage, inwieweit etwaige „Partikularinteressen“ Gehör finden können oder ob wie in früheren Zeiten ein kleiner Kreis die Richtung vorgibt. Demokratische Staaten sind durchaus in der Lage, unter bestimmten Voraussetzungen auch Fremden einen „Heimvorteil“ zu gönnen: die Autonomie. Sie gilt für Minderheiten in einer Region. Sozusagen Outsourcing anstelle von Ausgrenzung. Schwieriger wird es schon mit heimischen Minderheitenrechten. Niemand bestreitet das Recht einer gläubigen Jüdin, nicht am Schabbat zu arbeiten, aber bei der Jobsuche wird das keine Vorteile bringen, wenn das Bewerbungsprofil allgemein den christlichen Sonntag als freien Tag vorsieht. Als Behinderter wird man womöglich leichter einen speziellen Parkplatz finden können als einen Arbeitsplatz, der die nötigen finanziellen Mittel für das zugehörige Auto erwirtschaften kann. Der einzelne Bürger wird natürlich auch nicht um Korrekturen für einen Gesetzentwurf gefragt, außer er tritt einer (durch) organisierten Interessenvertretung bei und beugt sich der jeweiligen Mehrheitsentscheidung, wie man es von „echten Demokraten“ erwartet. Freie Wahlen gibt es nicht Freie Wahlen ohne Regularien und im Vorfeld zu erfüllende Auflagen gibt es nicht, auch nicht im Westen. Es gibt Voraussetzungen, Beschränkungen und Zulassungsbestimmungen, etwa Unterschriftslisten mit einer Mindestanzahl von Unterstützern für die Kandidatur eines Abgeordneten oder einer Parteiliste. Andernfalls könnte ja jeder kandidieren. Wo würde das hinführen? Es reicht völlig, wenn Millionen über Kandidaten abstimmen, die sie – von ein paar Prominenten abgesehen – namentlich größtenteils auch nicht kennen. Zu den Kriterien zählt ggf. auch eine Überprüfung, ob eine Kandidatur „verfassungsgemäß“ ist und sich im Rahmen der geltenden Gesetze und Bestimmungen bewegt und nicht etwa ihre Abschaffung zum Ziel hat. Das mag vernünftig sein, um zu verhindern, daß „Anti-Demokraten“ nicht auf demokratischen Wege an die Macht kommen, um hernach die Verfassung außer Kraft zu setzen. Historische Beispiele dafür sind bekannt, gerade auch in Deutschland. Das leuchtet ein, aber „frei“ im Wortsinn ist es nicht. Entsprechende Kontrollmechanismen gibt es freilich auch in anderen Teilen der Welt und auch sie dienen dazu, die bestehenden „Heimvorteile“ der Herrschenden zu bewahren. Ein gutes Beispiel ist etwa das bevölkerungsreichste Land, das sich selbst „Schong’hua Renmin Gong‘he Guo“ nennt, wörtlich „Einigkeit des chinesischen Volkes“. Dieser „Einigkeit“ gehört aktuellen Schätzungen gemäß etwa ein Fünftel der Menschheit an. Parlamentarisch repräsentiert wird sie durch die „Vaterländische Volksversammlung“, der freilich anders als der Name vorgibt nicht 1,3 Milliarden, sondern nur etwa 2999 Mitglieder angehören. Ein einzel- EUROJournal 81 magazin ner chinesischer Abgeordneter repräsentiert demnach rein rechnerisch 350.000 Wahlberechtigte. Das allgemein „Nationaler Volkskongreß“ genannte Gremium wird alle fünf Jahre gewählt, versammelt sich aber nur einmal im Jahr für die Dauer von etwa zwei Wochen. Den Rest des Jahres übernimmt der vom Kongreß gewählte Staatsrat die Verantwortung und bestimmt seinerseits die Regierung und ihre Mitglieder. Vielleicht ist es aber auch genau umgekehrt. Obwohl die Kommunistische Partei auf allen Ebenen vorherrscht, sind immerhin acht weitere Parteien zugelassen und im chinesischen Parlament vertreten. Im Westen weit populärer sind freilich einzelne Dissidenten und kleine Gruppierungen, denen die Teilnahme an den Wahlen untersagt wurde. Dem Vernehmen nach weil ihre Ziele der geltenden Verfassung widersprechen sollen. Wahrscheinlich ist das auch so. Nicht wesentlich anders sieht es im gleichfalls kommunistisch geprägten Nord-Korea aus, das von George W. Bush noch als „Schurken-Staat“ bezeichnet wurde, sich aber bereits mit der Verfassungsreform von 1992 vom bislang bestimmenden Marxismus-Leninismus formell verabschiedet hatte. Aber wer kann heute noch erklären, was damit eigentlich gemeint war? Die bis dato führende KP hat sich aber längst mit einer Anzahl „religiöser“ A P RO P O S Dezember-Schock: Frauen dürfen ausgepeitscht werden, aber nur ordnungsgemäß! „Quis custodiet ipsos custodes?” – Wer bewacht die Wächter? Gerne werden deutsche Justiz und die deutsche Polizei kritisiert. Verteidiger haben sie wenige. Nun kann man sicherlich auch in Deutschland nicht für jeden Polizisten die Hand ins Feuer legen – auch diese sind Menschen, wobei dies seitens gewalttätiger Demonstranten gerne vergessen wird. Mancher aus diesem Lager denkt noch bewegt an Ulrike Meinhoff und ihre Abqualifizierung des Polizisten: „Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine. Wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, kein Mensch.“ Insgesamt betrachtet können wir Bürger mit DER Polizei und unserem Rechtsstaat – es ist einer, allen Unkenrufen zum Trotz – zufrieden sein. Gegebenenfalls können wir uns noch ein „Es geht uns schlecht, aber auf hohem Niveau“, eine Aussage, die einst Manfred Rommel, unvergessener Stuttgarter Oberbürgermeister, traf, leisten. Zuviel jammern sollten wir Bürger nicht, schon da wir Vergleiche nicht scheuen müssen. Die Rechtssituation aber ist in gewissen Ländern mehr als dürftig. Im Moment sorgt ein Video aus dem Sudan zu Recht für Aufsehen. Handlung ist die Auspeitschung einer verhüllten 82 EUROJournal und „sozialdemokratischer“ Parteien zur „Vaterlands-Front“ vereinigt, die seitdem eine Allparteien- oder Einheitsregierung bildet. Konzeptionell erinnert dies ein wenig an die Schweiz, die gleichfalls von einem Kollektiv, nämlich dem siebenköpfigen Bundesrat, regiert wird. Diese Regierung wird vom Parlament, dem Nationalrat für die Dauer von vier Jahren bestimmt. Da der Nationalrat keine Möglichkeit zum Mißtrauensvotum hat, kann der Rat hernach vom Parlament praktisch auch nicht mehr abgesetzt werden. Die eidgenössische „Konkordanz-Demokratie“, die einen Konsens verschiedener Parteien und Gruppen beabsichtigt, wählt jährlich einen neuen Bundespräsidenten, der jedoch nur als primus inter pares gilt und gegenüber den anderen sechs Mitgliedern keine Weisungsbefugnis besitzt. Eine solche Regelung kommt für das einerseits von wirtschaftlichen Miseren geplagte, andererseits aber traditionell auf Verehrung seiner Volksführer ausgerichtete Nord-Korea freilich nicht in Frage. Der ständige Austausch der Statuen käme viel zu teuer. Das schweizerische Modell ähnelt damit auch ein wenig dem des Libanon, das die höchsten Staatsämter unter den gesellschaftlich „wichtigsten“ Gruppen und religiösen Strömungen aufteilt. Weit mehr Aufmerksamkeit erhält die Schweiz international jedoch wegen ihrer sudanesischen Frau in der Öffentlichkeit durch uniformierte Polizisten ihres Landes. Der Tatbestand ist noch nicht ganz geklärt, Hosen soll sie getragen haben, so mehrere Internet Websites. Für den sudanesichen Präsidenten Umar al-Baschir ist dies weder Problem noch Schande, wie im Spiegel zu lesen ist, so lange „gemäß der Scharia“ ausgepeitscht wird. Verletzten im Namen des Glaubens. Falls Sie das Video anschauen möchten, seien Sie gewarnt: es sind schockierende Aufnahmen: http://www.nouvelordremondial.cc/2010/12/18/femme-soudanaise Ebenfalls schockierend ist, daß sich Europa seiner christlichgriechischen Leitkultur zu schämen scheint. Anders ist es nicht zu erklären, daß Brüssel über 3 Millionen europäische Schulkalender drucken ließ, in denen „politisch korrekt“ die jüdischen, hinduistischen, sikhschen und muslimischen Feiertage aufgeführt sind, aber kein einziger christlicher, wie der Daily Telegraph berichtete. Für die Rechte der Menschen, insbesondere der Frauen und Kinder gibt es international noch genügend zu tun. Ob es unsere Glaubwürdigkeit gegenüber anderen steigert, wenn wir unsere Wurzeln leugnen, sei dem geneigten Leser überlassen. Brüssel zum Trotz: Frohe Weihnachten!!! -bb- 4/2011 magazin Volksabstimmungen. Verfassungsänderungen und Entscheidungen über internationale Verträge sind Gegenstand eines obligatorischen Referendums. Zusätzlich gibt es fakultative Referenden, die stattfinden, wenn 50.000 Wahlberechtigte oder acht der 22 Kantone ein solches beantragen, beispielsweise um Minarette für illegal zu erklären oder um ein völliges Rauchverbot in Gaststätten zu verhindern. Entscheidend ist, wer den Ton angibt Diesem Modell entspricht auch ein wenig die heute modischste Form der Demokratie der sog. grass root-Bewegung, auch als „Demokratie von unten“ oder „BasisDemokratie“ geläufig. Sie beabsichtigt hinter nicht immer transparenten Interessen, die Wählerschaft mittels einer direkten Abstimmung zu einer Sachfrage in Entscheidungsprozesse einzubinden. Das klingt zeitgemäß und gleichberechtigt, meint trotz mancher Mißverständnisse aber nicht, was Aristoteles unter der „Autonomie“ verstand, nämlich die Selbstgesetzgebung. Und so ist es relativ klar, daß die politische Richtung zur Formierung einer politisch relevanten Gruppierung, Interessensgemeinschaft oder Partei ganz wesentlich davon abhängt, wer die Tonangeber sind, die wirklich tonangebend sind. Im Theater sind es Souffleure, im TV und Radio Moderatoren und Redakteure, in Zeitungen die Kolumnisten. In der Discothek ist es der Disk Jockey, der den Ton angibt, wie der Dirigent im Orchester und in der klassischen Demokratie waren es die Demagogen („Führer des Volkes“), die dem Volk den guten Weg aufzeigten. Nicht die beste, die häufigste Meinung setzt sich durch Diese „Volksführer“ haben ihre ursprünglich positiv bewertete Bedeutung freilich längst verloren, und die Bezeichnung ist zum Schimpfwort für jene geworden, die sich selbst in den Vordergrund stellen. Lediglich „Kinder-Führer“ (Pädagogen) haben noch ein positives Ansehen. Funktional hat sich freilich nicht viel geändert. Als gute Demokraten orientieren sich aufgeklärte Bürger heute am Kollektiv, mit anderen Worten, am „Volkswillen“. Diesen ermittelt die Demoskopie, d. h. die „Volks-Schau“ – oder sollte man es besser als „Überwachung“ übersetzen? Fachleute sind sich einig darüber, daß Fragestellungen, aber auch eine Reihe von äußeren Faktoren erheblich Einfluß auf die Ergebnisse von Umfragen nehmen können. Trotzdem wirken medial propagierte Ergebnisse auf die Menge wie Wahrheitsseren, denn wer aus der Zeitung erfährt, daß 87 Prozent „dafür“ sind, tut sich wahrscheinlich etwas schwer damit, anderer oder schlimmer noch womöglich ohne Meinung zu sein. Das letzte Wort haben die Schiedsrichter Im Fußball nutzt der beste Heimvorteil nichts, wenn die Schiedsrichter anders entscheiden. Um das auch in der 4/2011 Demokratie zu gewährleisten, werden Staaten im Zweifelsfall von ihren Verfassungsgerichten beherrscht. Sicherheitshalber werden dann aber selbst in den USA, wo man anders als etwa in Deutschland auch örtliche Polizeichefs und Richter demokratisch wählen darf, Verfassungsrichter vom Präsidenten ernannt. John F. Kennedy, Vorbild und Märtyrer liberaler Demokraten sagte einst: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst.“ Eine Maxime, die genauer betrachtet auch als Leitspruch des „Nationalen Volkskongresses“ in China als eine der fünf edlen Weisheiten hätte fungieren könnte. Ein anderer US-Präsident, Ronald Reagan, im Umgang mit den Medien nicht weniger geschickt als Kennedy, hingegen sagte, daß sich nicht zwangsläufig die beste, fast immer aber die häufigste Meinung durchsetzt. Genau deshalb aber gibt es Werbung, Schlagworte und ideologische Phrasen, die dem menschlichen Verlangen nach Wiedererkennung Rechnung tragen. Interessanterweise beruht die gängige Definition von Intelligenz auch eher auf dem Grad, Zusammenhänge wiederzuerkennen, weniger darauf, Unvorhergesehenes zu bewältigen. Entsprechend schwierig ist, sich auf Neuerungen einzulassen. Selbst ein Jahrzehnte lang fest im Sattel sitzender ägyptischer Präsident wie Hosni Mubarak mußte deshalb bitter erfahren, wie verhängnisvoll es sein kann, nicht ausreichend viele „Facebook-Freunde“ zu haben. Wir können deshalb aber zumindest vorausahnen, daß der Wert von Menschen und ihren Interessen künftig immer stärker vom Grad der öffentlich bekundeten und dokumentierten Zustimmung abhängen wird. Unsere neue Heimat wird die virtuelle Welt sein und per Mausklick können wir überall der Mehrheit zustimmen. Der Heimvorteil der Demokratie definiert sich in jedem Land anders. Und jede Regierung, von wem auch immer gewählt, wird die eigenen nationalen Interessen verfolgen. In der Medienwelt ist dies das statistisch definierte „Allgemeinwohl“, das weit über die von uns im Alltag erfahrbaren Bezüge hinausreicht. Das früher propagierte Ideal des westlichen Individualismus wird wohl bald der Vergangenheit angehören und durch mehrheitstaugliche communities und social networks ersetzt. In gewisser Weise befinden wir uns auf dem Weg in eine globale „Philokratie“, die von beherrscht wird von Freunden aus aller Welt – und übrig bleiben zum Glück nur Feinde. Je mehr Menschen es gestattet wird, dem Heimvorteil eine eigene Portion abzugewinnen, umso schwieriger ist dieser zu erzielen und umso winziger werden die Anteile des Einzelnen. Da nun aber nicht jeder im Stadion Platz hat, sind Tribünenplätze teuer und TV-Abos billig. Letztere vermitteln zudem die Illusion, teilzunehmen und teilzuhaben. Die ultimative Demokratie wird deshalb das vernetzte Heimkino sein. Alles was man braucht. sind 3D-Brillen und bald nicht mal mehr solche. Von unserem Kollegiumsmitglied Yehu David Schenef, M.A. EUROJournal 83 magazin 525 Jahre einer einzigartigen Tradition Das Fugger`sche Firmenzeichen begeht ein ganz besonderes Jubiläum Die Fürst Fugger Privatbank ist keine Bank wie jede andere. Sie steht in einer einzigartigen Tradition. 1486 wurde das Handelshaus der Gebrüder Fugger erstmals als „Bank“ bezeichnet. Damit blickt die Fürst Fugger Privatbank auf die längste Banktradition in Deutschland zurück. Mit Jakob II. (1459–1525), einem Unternehmer und Bankier von Weltformat, trat das Haus Fugger an die Spitze der europäischen Finanzwelt. Von der Augsburger Fuggerzentrale in der Maximilianstraße aus stand Jakob mit nahezu allen wichtigen Handelszentren der damaligen Welt in Geschäftsverbindung. Der italienische Trend, vom Handwerk und Tauschhandel des Mittelalters überzugehen in Fernhandel und Geldwirtschaft mit Gold- und Silbermünzen, Kreditbriefen, Wechseln und Einlagekonten, hatte ihn früh überzeugt. Geld- und Warengeschäfte wurden getrennt und Finanzdienstleistungen auf dem Finanzmarkt gehandelt wie vorher Stoffe, Wein und Salz. Bereits 1486 wurde die Firma Fugger vom Rat der Stadt Augsburg erstmals urkundlich als „Bank“ bezeichnet. Die Fürst Fugger Privatbank offeriert ihre Dienstleistungen von strategischer Finanzplanung über individuelle Anlageberatung, verschiedene Formen der Vermögensverwaltung, sachwertorientierte Investments, Immobilien, Altersvorsorge bis hin zu geeigneten Kreditinstrumenten. Die Bank sieht sich als Partner für anspruchsvolle Privatkunden, die überwiegend sicherheitsorientiert sind und ausdrücklich Wert auf erfahrene, individuelle, unabhängige Beratung legen. Dieser Klientel bietet sie hohe Beraterkontinuität und von unabhängigen Prüfungsinstanzen mehrfach ausgezeichnete Beratungsqualität zu fairen Konditionen. Dabei werden nicht hauseigene, sondern die besten Produkte des Marktes ausgewählt und in optimierten Portfolios zusammengestellt. Für Unternehmer am Ende ihres aktiven Arbeitslebens wird im Zuge der Finanzplanung die bisherige Einkommensund gegenwärtige Vermögenssituation den persönlichen Präferenzen für den Ruhestand gegenübergestellt und neu strukturiert. Für große Vermögen zählen „Family Office“, strategische Vermögenssteuerungen und die Begleitung besonderer spezieller Kunst- und Antiquitäten-Investments zum Serviceangebot. Jakob Fugger, der in Venedig das italienische Bankwesen und den internationalen Handel kennen gelernt hatte, konnte bereits anno 1500 mit seiner römischen Niederlassung für den Papst als Bankier tätig werden und die Ablassverwaltung organisieren. Drei Jahre später übernimmt die Fuggerbank auch die römische Münze, die „zecca“, und prägt für die Päpste Julius II. und Leo X. das Geld mit dem Fugger`schen Firmenzeichen, dem Dreizack mit Ring. 1954 verankerte S. D. Friedrich Carl Fürst Fugger-Babenhausen das Fugger`sche Bankgeschäft in rechtlich selbstständiger Form als Kommanditgesellschaft. Die Fürst Fugger Privatbank, die heute zur NÜRNBERGER Versicherungsgruppe gehört, konzentriert sich auf das anspruchsvolle Privatkundengeschäft. Neben dem Hauptsitz in Augsburg ist sie mit Niederlassungen in Köln, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart vertreten. 84 EUROJournal 4/2011 Dipl. oec. (Univ.) Harald Fuchs magazin Besondere Expertise hat das Bankhaus in Fragen der Erbschaftsoptimierung. Und auch die Beratung über Stiftungskonzepte gilt als kompetent und fundiert. Beide Beratungsangebote wurden in den jeweiligen Tests der Elite Reports als ausgezeichnet bewertet. Darum zählt die Fürst Fugger Privatbank nicht nur zur Elite der Vermögensverwalter, sondern auch zur Elite der Erbschaftsoptimierer sowie zur Elite der Stiftungsexperten. „Leistungsstark, solide und immer zuverlässig. Die guten Tugenden sind es, die dieser Privatbank den Charakter eines Schutzraums für Vermögen verleihen. Bei Fugger nimmt man die Verantwortung für den Kunden ernst. Nirgendwo sonst wurde das Thema Vermögenserhalt so glaubwürdig behandelt und als Strukturvorschlag plausibel gemacht.“, so beschreibt der Elite Report 2011 die Fürst Fugger Privatbank. Und diesem positiven Urteil ist nichts zuzufügen. Von Dipl. oec. (Univ.) Harald Fuchs 4/2011 EUROJournal 85 magazin Eine Messe voll Freizeitthemen Freizeitorientierte Branchen werden in Nürnberg viele Neuheiten vorstellen Obwohl der Winter noch nicht richtig begonnen hat, sind die guten Geister der AFAG Messen und Ausstellungen schon in Frühlingsstimmung. Denn vom 29. Februar bis 4. März 2012 findet auf dem Gelände der NürnbergMesse die erste große Publikumsmesse des kommenden Jahres in Nordbayern statt, die 44. Freizeit-Messe Nürnberg. Die veranstaltenden AFAG Messen und Ausstellungen erwarten rund 600 Aussteller aus dem Inund Ausland. In sechs Hallen des Nürnberger Messezentrums dreht sich an fünf Tagen alles um die Themen Garten, Reisen, Camping und Caravaning, Outdoorsport, die Freizeit zuhause und allgemeine Freizeitangebote. Die freizeitorientierten Branchen werden in Nürnberg auch Neuheiten vorstellen und Anregungen für die Freizeitgestaltung liefern. Zahlreiche Sonderpräsentationen, Aktionsbereiche und Events runden das wirtschaftliche Angebot der Aussteller ab und tragen zum hohen Erlebniswert der Freizeit-Messe bei. Einen der Schwerpunkte wird wieder Nordbayerns größte Präsentation für Hobbygärtner bilden, die viele Inspirationen für die Gestaltung rund um Haus und Garten liefern wird. Aber Freizeit ist auch Reisezeit. Ein Reisemarkt mit Länderschauen und der Ausstellung neuester Reisemobile und Caravans runden das vielfache Angebot ab. Kreativität, Mobilität und stimmungsvolle Sonderpräsentationen sind ohne Zweifel die Gestaltungselemente, die den Hauch von Frühling vermitteln werden, selbst dann, wenn der Winter die umliegende Landschaft außerhalb der Hallen des Nürnberger Messezentrums noch in fester Umklammerung halten wird. -jt- 86 EUROJournal 4/2011 magazin „UNSERE ORIGINALE“ Enthüllung der kulinarischen Landkarte im Nürnberger Historischen Rathaussaal „UNSERE ORIGINALE“ war das Motto eines Spezialitätenwettbewerbes der europäischen Metropolregion Nürnberg, das zugleich Leitthema der beliebten und weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannten Verbrauchermesse Consumenta ist. Bei der Enthüllung der kulinarischen Landkarte, die als neues Koordinatensystem der Metropolregion der Öffentlichkeit präsentiert wurde, offenbarte einer der großen Anhänger regionaler Feinschmeckereien, Dr. Ulrich Maly, seines Zeichens Nürnbergs Oberbürgermeister, vor zahlreichen Gästen, die sich zu diesem würdigen Ereignis im Historischen Rathaussaal versammelt haben, darunter Ratsmitglieder und Juroren: „Der Weg zu meinem Büro war noch nie so schön“. Die Jury sah in der großen Resonanz auf den 1. Spezialitätenwettbewerb einen Beleg dafür, daß die Herkunft der Produkte immer bedeutender wird, außerdem sind diese die besten Botschafter der Metropolregion. Im Anschluß nahmen die Gewinner des 1. Spezialitätenwettbewerbs der Metropolregion im Historischen Rathaussaal aus der Hand der Jury unter der launigen Moderation von Thomas Bärthlein ihre Urkunden entgegen. Die kulinarische Landkarte der Metropolregion zeigt die 72 Gewinner, hinter denen 130 Anbieter und Anbieternetzwerke aus allen Landkreisen der Metropolregion stehen. Sie alle erfüllen nach Selbstauskunft die Leitlinien der Regionalkampagne Original Regional. Sichtbar wird die Spezialitätenvielfalt zum Beispiel beim Bier: „In der Metropolregion gibt es noch die ehemals typischen Kleinbrauer mit ihren Spezialbieren: Kellerbier, typisch für ganz Oberfranken, das berühmte Bambe- Auswahl UNSERER ORIGINALE: Streitberger Bitter, Burgi’s Kloßteig, Mehl aus der Gailersreuther Mühle, Elisenlebkuchen, Fränkische Küchla, Blutwurstravioli. Foto: Metropolregion/Thomas Scherer 4/2011 Offensichtlich ein heiteres Gespräch zum Thema führte Moderator Thomas Bärthlein (Mitte) mit dem Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner (re), Sprecher des 1. Spezialitätenwettbewerbes, dem der gut gelaunte Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (li) beiwohnte. Fotos: Erich Zwick ger Schlenkerla Rauchbier, das Spalter Bier, gebraut aus dem in aller Welt geschätzten Aromahopfen, das Pyraser 6-Korn-Bier sowie die vielen Zoigl-Biere, die für die Oberpfalz stehen“, freut sich der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, Sprecher des 1. Spezialitätenwettbewerbs. Die Produktpalette reicht von Streuobstprodukten, Säften und Seccos, Honigen, Bratwürsten in allen Varianten, über Karpfen, das Holzofenbrot, Wurstprodukte bis hin zu Weinen und Bränden. Sie alle sind auf der kulinarischen Landkarte zu finden, die es auch als praktisches Faltblatt mit Anbieteradressen gibt. Gastronomen, Landwirte und Metzger sind ebenso vertreten wie Gemeinschaftsinitiativen und Unternehmer. Beim Schaulaufen der ORIGINALE fiel es den Jury-Mitgliedern sichtlich schwer, einzelne Bewerber herauszuheben, „alle bekennen sich zu höchster Qualität und hervorragender handwerklich geprägter Verarbeitung“, erläutert der Rother Landrat Herbert Eckstein. Wichtige Auswahlkriterien waren die Verankerung des Produkts in seiner Region, handwerklicher Umgang und Originalität. Abschließend betonte Jury-Mitglied Dr. Daniela Hüttinger, 2. stellvertretende Vorsitzende der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg: „Bei einer Reise durch die Region will man vor allem das erleben, was vor Ort produziert wird. Der Spezialitätenwettbewerb ist daher eine deutliche Bereicherung für den Tourismus“. -jtWeitere Informationen mit interaktiven Variante der kulinarischen Landkarte unter: http://www.spezialitaetenwettbewerb.de/karte/alle. EUROJournal 87 magazin iENA 2011: Internationale Drehscheibe der„Ideen-Erfindungen und Neuheiten“ Die große internationale Beachtung dieser Fachmesse, die in der europäischen Metropolregion Nürnberg auch in diesem Jahr stattgefunden hat, war wohl verdient und läßt eine erfolgreiche Bilanz zu. Daß sie wieder nur Lob von den teilnehmenden Ausstellern und dem Fachpublikum erfahren hat, resultiert unter anderem auch auf der konsequenten Unterstützung der Erfinderwelt, die ihre neuen und innovativen Produktideen an den vier Oktobertagen vorstellen konnte. Der versierte Veranstalter, AFAG Messen und Ausstellungen, schaffte es wieder mal, eine tadellose Atmosphäre herzustellen, in der sich für die Aussteller wichtige Kontakte mit dem Fachpublikum ungestört entwikkeln konnten. Von den 800 Erfindungen und Produktneuheiten aus 30 Ländern waren die meisten erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, und was sehr beeindruckt hat, war die Tatsache, daß darunter auch viele Erfindungen, technische Verbesserungen und Entwicklungen von jugendlichen Erfindern waren. Die Vertreter des Deutschen Patent- und Marktamtes sowie etliche fachliche Partner, die auch das Rahmenprogramm über aktuelle Entwicklungen des Erfindungswesen mitgestaltet haben, standen der forschenden Jugend und natürlich allen anderen Ausstellern mit Rat und Tat zur Seite. Es war ein beeindruckendes Spektrum, angefangen bei praktischen Erfindungen für den Alltag bis hin zu HightechEntwicklungen. Alleine die Beteiligung von 21 deutschen Erfinderclubs offenbarte, daß es um den technisch fundierten Nachwuchs nicht schlecht bestellt ist. Ein deutliches Zeichen sowohl für die ständig jammernde Wirtschaft, die sich unter dem Mantel der schlechten Demoskopie nur billige Kräfte aus dem Ausland holen will, und an die Adresse der unfähigen Politiker, die nicht in der Lage sind dafür zu sorgen, daß der Erfindergeist auf eine entsprechende Bildungsschiene gehoben wird, die eine qualitative Bildung ohne riesige finanzielle Belastung für die Studiengänger zuläßt. Und solche Messen wie die iENA sind geradezu dafür prädestiniert, die Förderung der technischen Elite voranzutreiben. Mit ihrem hohen Anteil an ausländischen Fachbesuchern konnte die iENA ihre internationale Bedeutung weiter festigen. Die Fachbesucher kamen diesmal aus Angola, Argentinien, Belgien, Bosnien-Herzegowina, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Iran, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea, Libyen, Liechtenstein, Litauen, Malaysia, Mazedonien, Nie- 88 EUROJournal 4/2011 magazin derlande, Österreich, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Rußland, Saudi-Arabien, Schweiz, Serbien, Singapore, Slowenien, Spanien, Tschechischen Republik, Türkei, Ukraine, Ungarn und den USA. Die Fachjury zeigte sich vom hohen Niveau der Erfindungen beeindruckt. Die vielen guten Ideen, darunter so manche pfiffige Entwicklung jugendlicher Erfinder, haben eindrucksvoll belegt, daß mit großem Elan und erstaunlichem technischen Verständnis an neuen Produkten und Problemlösungen gearbeitet wird. Damit hat die iENA 2011 eindrucksvoll bestätigt, daß sie für Erfinder eine unverzichtbare Kontaktbörse ist und machte deutlich, daß das Interesse an Erfindungen, Problemlösungen und neuen Produktideen keinesfalls nachläßt. Im Gegenteil: gute Ideen und technische Entwicklungen mit Zukunftspotential sind mehr denn je gefragt, gerade in dieser Zeit, in der viele Länder mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben und die freien Erfinder und kleineren Unternehmen mit ihrer technischkreativen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft eines Landes leisten. Vor diesem Hintergrund erfüllte iENA 2011 erneut eine wichtige Funktion als Vermarktungsplattform. Dies spiegeln die erfreulichen Ergebnisse der Ausstellerbefragung wider. So bewerteten 74 Prozent der Befragten die Kontaktmöglichkeiten der iENA mit sehr gut und gut, 19 Prozent waren zufrieden und bei 7 Prozent waren die Kontakte während der Messe weniger gut. Dagegen konnten noch während der Messe 28 Prozent der Aussteller konkrete Abschlüsse erzielen und mehr als 50 4/2011 Prozent der Aussteller sehenaufgrund der geführten Gespräche gute Chancen für nachträgliche Abschlüsse. Die große Resonanz bestätigte: iENA-Veranstalter haben mit Bravour bestanden. -pvFotos: AFAG EUROJournal 89 magazin NÜRNBERGER BURG-POKAL: 20 Jahre Talentschmiede im Dressursport Für die Dressurreiter in Deutschland ist der Sieg in dieser Serie wie ein Ritterschlag. Die auf Initiative von Konsul Hans-Peter Schmidt, Präsident des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes und Präsidiumsmitglied der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, entwickelte Prüfung ist ein glänzendes Juwel in der weltweiten Pferdesportszene. 1992 war das Premierenjahr des NÜRNBERGER BURG-POKALs. Erstes Siegerpaar waren Nicole Uphoff im Sattel von Sir Lennox. Als idealer Austragungsort hat sich die weihnachtlich geschmückte Frankfurter Festhalle erwiesen. In Georges Special. Konzipiert ist sie für sieben- bis neunjährige Dressurpferde. Deutlich kürzer als das Vorbild, aber immer noch mit den wesentlichen Elementen ausgestattet, bildet der Special eine ideale Plattform, um den angemessenen Ausbildungsstand dieser Altersklasse wiederzugeben. Seit 2005 heißt die Prüfung nun St-Georg Special und wurde als S5 in das offizielle Aufgabenheft der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aufgenommen. In Anlehnung an das Ziel von Dr. Reiner Klimke, die Harmonie zwischen Reiter und Pferd zu fördern, steht auch das Motto des Namensgebers NÜRNBERGER Versicherung, der sich im Pferdesport engagiert: „Reiten heißt Partner sein“. Wenn am 17. Dezember 2011 die insgesamt 20. Auflage dieses renommierten Finales stattfinden wird, war diese Ausgabe bereits im Druck. Daher zwei ältere Momentaufnahmen von toffi images.de und Jan Reumann, die die Atmosphäre eines solchen Abends zeigen. Man muß aber kein Prophet sein, um zu wissen, daß der eine oder andere Champion von morgen bei dieser 20. Auflage dabei war. Der runde Geburtstag war sicherlich auch Anlaß genug, zu schauen, wo der hervorragende Ruf, den dieser Wettbewerb „Mitteltrab – Halten – Grüßen“: Victoria Max-Theurer mit dem Oldenburger Hengst Augustin. Foto: Veranstalter/toffi images.de genießt, herrührt. Isabell Werth, nicht nur die erfolgreichste DressurSachen Flair, Stimmung und Ambiente ein würdiger Austra- reiterin der Gegenwart, sondern auch als einzige Teilnehgungsort. Seit nunmehr 20 Jahren wird jeweils im Dezem- merin, die dreimal in der Siegerliste zu finden ist, bringt ber im Rahmen des Festhallen Reitturniers um die Krone die Antwort auf die Frage, welchen Stellenwert die Prüfung des Dressursports gekämpft. Zugelassen sind die besten bei den Aktiven besitzt, auf den Punkt: „Wenn ich wählen sieben- bis neunjährigen Nachwuchspferde Deutschlands, die sich zuvor mit dem Sieg in einer Qualifikationsprüfung die Teilnahme erkämpft haben. Der NÜRNBERGER BURG-POKAL ist zweifelsohne die populärste und auch erfolgreichste Dressurserie Deutschlands, die sowohl bei den Reitern und Trainern als auch bei den Zuschauern ihre Popularität kontinuierlich steigern konnte. Kein Wunder, denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten gingen zahlreiche vierbeinige Championatsteilnehmer und auch Gewinner des NÜRNBERGER BURG-POKAL aus ihr hervor. Es sind viele Dinge zusammen gekommen, die den Siegeszug der Turnierserie gefördert haben, ein gewisses Glück gehörte auf dem Weg nach oben einfach dazu. Hans-Peter Schmidt, damals Vorstandsmitglied der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, gelang es, Dr. Reiner Klimke als Schirmherrn für die Prüfung zu gewinnen. Und mehr noch: Dr. Reiner Klimke entwarf eine Aufgabe, die die Ausbildung junger Dressurpferde auf ein neues Niveau hob. Aus dem ursprünglichen St. Georg wurde die Sonderprüfung St. 90 EUROJournal Die erfolgreichste Dressurreiterin Isabell Werth auf dem Siegerpferd von 2008, El Santo NRW. Foto: Veranstalter/Jan Reumann kann, ob ich auf einem Turnier mit Qualifikation zum NÜRNBERGER BURG-POKAL starte oder auf einem ohne, entscheide ich mich für den BURG-POKAL.“ -oh- 4/2011 travel „Kleines Reisegepäck ABC“ heute mit ERGO Expertin Esther Grafwallner Augen auf bei der Gepäckwahl. Bei der Buchung bei einer der so genannten „Billig-Fluglinien“ kann es sich lohnen, einen genauen Blick in das Kleingedruckte zu werfen. Denn am Check-in-Schalter wartet ansonsten nicht selten eine böse Überraschung auf unvorbereitete Reisende: „Gerade bei sehr günstigen Anbietern sollte man nicht davon ausgehen, dass ein Koffer mit bis zu 20 Kilogramm umsonst mitgenommen werden kann. Auch wenn das bei ,normalen‘ Fluglinien meist Standard ist“, mahnen die Experten der ERV Europäische Reiseversicherung. Stattdessen kassiert so mancher Low-Cost-Flieger für den Transport des Gepäcks ab dem ersten Kilo Gebühren. Einheitliche Bestimmungen gibt es nicht: Wo Freigepäckgrenzen und Kosten liegen, ist von Fluglinie zu Fluglinie unterschiedlich. Für einen 20 Kilogramm schweren Koffer werden am Schalter so schon einmal bis zu 30 Euro fällig. „Wer nur mit Handgepäck verreist, spart sich diese Kosten auf jeden Fall“, sagen die Reiseexperten der ERV. „Das sollte man sich gerade bei Kurztrips überlegen.“ Allerdings ist es auch hierbei sinnvoll, sich zu informieren: Denn auch die Höchstgrenzen fürs Handgepäck sind nicht bei jeder Airline gleich. Während es bei dem einen Anbieter keine Beschränkung gibt, ist bei dem anderen bereits bei fünf Kilo Schluss. Die maximalen Maße liegen in der Regel bei knapp 20 mal 44 mal 55 Zentimetern. Komplizierte Bestimmungen für das Handgepäck Wer sich vor dem Abflug noch einmal genau über die aktuellen Reise- und Gepäckvorschriften an seinem Abflughafen informiert, kann sich so manch bittere Erfahrung am Check-in oder bei der Gepäckkontrolle ersparen. „Grundsätzlich dürfen Passagiere auf Flügen, die in der EU starten, nur Fläschchen mit höchstens 100 Millilitern Flüssigkeit im Handgepäck mitführen“, erklären die ERV Experten. „Das Gleiche gilt für Gels, Cremes und Zahnpasta.“ Zudem müssen alle Behälter zusammen in einem wiederverschließbaren Plastikbeutel verstaut werden, der höchstens einen Liter fassen darf. Dazu eignen sich Zip-Gefrierbeutel aus dem Supermarkt. Ausnahmen gelten für Babynahrung und Medikamente. „Es gibt allerdings Bestrebungen, diese Regelung eventuell wieder aufzuheben – wahrscheinlich allerdings nicht vor 2013“, wissen die Reiseexperten. Dass keine Gewehre oder andere Waffen ins Handgepäck gehören, dürfte selbstverständlich sein. Das Verbot erstreckt sich auch auf Spielzeug, das mit echten Waffen verwechselt werden kann. „Auch spitze oder scharfe Gegenstände kommen prinzipiell nicht durch die Kontrolle“, so die ERV Experten. „Messer, Scheren und Rasierklingen gehören also keinesfalls ins Handgepäck.“ Werkzeuge wie Brecheisen oder 4/2011 Bohrmaschinen sowie Baseballschläger sind ebenfalls nicht zugelassen. Wenn solche Dinge mit auf Reisen sollen, müssen sie im Koffer aufgegeben werden. Ausgeschlossen ist natürlich auch die Mitnahme von gefährlichen Substanzen wie Sprengstoff sowie Granaten oder Munition. Wenn der Koffer verschwindet Wenn der Koffer beim Check-in über das Rollband davongleitet, drängt sich vielen Reisenden eine bange Frage auf: Was, wenn mein Gepäck unterwegs verloren geht? Denn das vergebliche Warten am Förderband des Zielflughafens kann einem den ganzen Urlaub vermiesen. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering: Weltweit gingen im vergangenen Jahr auf Flughäfen über 29 Millionen Gepäckstücke vorübergehend oder dauerhaft verloren. „Aus diesem Grund sollte man nicht auf eine Reisegepäckversicherung verzichten“, meinen die Experten der ERV. „Vor dem Ärger und dem Frust kann einen die Versicherung zwar auch nicht bewahren, aber wenigstens ist der finanzielle Schaden eingedämmt.“ Denn obwohl die Fluggesellschaften nach dem Montrealer Abkommen von 1999 dazu verpflichtet sind, für verlorenes oder beschädigtes Gepäck zu haften, ist der Schutz begrenzt: aktuell bis zu einer Obergrenze von knapp 1.100 Euro. Gut zu wissen: Die Reisegepäckversicherung greift auch bei verspätetem Gepäck: Ersatzkäufe werden bis zu 250 Euro erstattet, wenn das Gepäck nicht am selben Tag am Urlaubsort ankommt. So kann man die erste Zeit im Hotel überbrücken, bis der eigene Koffer nachgeliefert wird. Diese und weitere „Kleines Reisegepäck ABC Verbrauchertipps“ der ERGO Versicherungsgruppe finden Sie unter www.ergo.com/verbraucher Anmerkung der Redaktion: Esther Grafwallner (Jahrgang 1976) hat Rechtswissenschaften studiert und ist zugelassene Rechtsanwältin. Seit einigen Jahren arbeitet sie in unterschiedlichen Abteilungen der ERV, dem Reiseversicherer der ERGO und Deutschlands Marktführer in Sachen Reiseschutz. Seit 2009 leitet sie unternehmensübergreifend die Abteilung Produktmanagement Travel und ist daher für alle Reiseprodukte des Konzerns verantwortlich. Ihre Freizeit verbringt die Mutter von 8-jährigen Zwillingen am liebsten in der Natur, beim Wandern, Radeln oder Schwimmen.“ EUROJournal 91 travel Gestatten, mein Name ist Franche-Comté Die ostfranzösische Region stellt sich den Skibegeisterten, die Naturerlebnisse fernab von Touristenströmen bevorzugen, vor Beim Skifahren in der Franche-Comté, französisches Juragebiet, kommen ambitionierte Skisportler genauso auf ihre Kosten wie Anfänger, Gelegenheitsskifahrer und Familien mit Kindern. Denn hier gibt es Abfahrten für jeden Geschmack. Wer seinen Skiurlaub zudem fernab großer Touristenströme verbringen und neben der sportlichen Aktivität den Schnee und die Natur genießen möchte, der sollte die Pisten der ostfranzösischen Region unbedingt kennenlernen. Sie liegen nämlich in regionalen Naturparks, die den Skifahrern während der Abfahrt zugleich eindrucksvoll die Schönheiten der majestätischen Landschaft, erholsame Stille und den Blick auf zahlreiche, in die Landschaft eingebettete wunderschöne Dörfer der Franche-Comté vermitteln. Métabief: Skivergnügen mit Alpenblick für die ganze Familie Das Wintersportgebiet Métabief, das aus neun kleinen Dörfergemeinden besteht, liegt zwischen 1.000 und 1.463 Meter nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Auf den insgesamt 40 Kilometern Piste in allen Schwierigkeitsgraden kommen Wintersportler auf ihre Ko- tenpiste, sondern auch eine Kinderkrippe. Es werden auch speziell für die kleinen Skifahrer ausgestattete Lernbereiche angeboten. Und die ganz Kleinen ab vier Jahren können hier mit Skikursen und Spielen in winterlicher Umgebung ihren Tag verbringen, natürlich immer gemeinsam mit dafür ausgebildeten Betreuern. Ein Tagespass in Métabief kostet 15,70 Euro für Kinder und 19,60 Euro für Erwachsene. Les Rousses: Idylle pur auf Abfahrtspisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade Das Skigebiet Les Rousses besteht aus vier charmanten für die Region typischen Dörfchen: Les Rousses selbst, Prémanon, Lamoura und Bois d’Amont. Die Pisten liegen im Herzen des regionalen Naturparks Haut-Jura auf einer Höhe zwischen 1.120 und 1.680 Metern. Und auch dieses Skigebiet verfügt über Pisten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Das grenznahe schweizerisch-französische Massiv des Wintersportgebietes verfügt außerdem über weitere Abfahrtspisten, die in Les Rousses keine Langeweile aufkommen lassen. Neben den Pisten ist in Les Rousses auch die Landschaft sehr reizvoll. Die Abfahrten führen durch ruhige Gegenden, verschneite Fichtenwälder und idyllische Dörfer, die ihre Übernachtungsgäste Gäste mit ihrem unverfälschtem französischen Charme verzaubern. Für Kinder wird in Les Rousses einiges geboten. Im Dorf Bois d’Amont können sie den verschiedenen Skisportarten frönen und Slalom, Langlauf und das Fahren auf der Buckelpiste ausprobieren und üben, wogegen die schon geübteren Skifahrer ihr Können im „Slide Park“ beim Freestyle-Ski unter Beweis stellen. In jeder der Dorfgemeinden gibt es außerdem abgesicherte Rodelpisten, im gesamten Gebiet von Les Rousses zusätzlich Skischulen und eine Eishalle. Auf Skiern die Südvogesen entdecken sten. Vom höchsten Punkt aus, dem Mont D’Or, bietet sich dem skifahrenden Volk außerdem ein atemberaubender Blick auf die gesamte Alpenkette vom Valais bis hin zum Mont Blanc. In diesem Skigebiet von Métabief, das auch speziell für Familien besonders gut geeignet ist, finden gerade die Kleinen mit ihren Eltern nicht nur zwei Skischulen, eine Schlit- 92 EUROJournal Das Skigebiet Ballon d’Alsace ist ein weiteres Wintersportgebiet der Franche-Comté. Es befindet sich auf dem Gipfel der Südvogesen inmitten des regionalen Naturparks Ballons des Vosges auf einer Höhe von 1.247 Metern. Auf zehn Pisten kommen hier vor allem Familien auf ihre Kosten, für die das Gebiet ganz besonders geeignet ist. Eine Skischule bietet nicht nur Kurse im Abfahrts- und Langlauf an, sondern organisiert an den Wochenenden auch Schneeschuhwanderungen. Die Tageskarte im Ballon d’Alsace kostet 17 Euro für Erwachsene und 14,50 Euro für Kinder. Kombinieren lässt sich dieses Wintersportgebiet auch mit einem Ausflug ins Skigebiet Planche des Belles Filles, das sich ebenfalls in den Südvogesen, ganz in der Nähe des Ballon 4/2011 travel aus der Region kommen. Die beiden aus Pontarlier stammenden Biathlon-Olympiasieger Florence BaverelRobert und Vincent Defrasne sowie der Olympiasieger in der Nordischen Kombination, Jason Lamy-Chappuis aus Les Rousses, schwärmen immer wieder von der Authentizität der Region und ihren Menschen und deren Leidenschaft fürs Langlaufen. Die Transjurassienne – das Highlight des Langlaufwinters d’Alsace, befindet. Auch diese Region bietet den Familien einen besonderen Reiz. Neben Langlaufloipen und Abfahrtspisten gibt es auch hier eine Skischule, die in Einzelund Gruppenkursen die verschiedenen Skisportarten vermittelt und außerdem einen Kinderbereich anbietet, in dem die Kleinen ihre ersten Erfahrungen im Schnee sammeln können. Rodel- und Schneeschuhpisten runden das Angebot von Planche des Belles Filles ab. Ein Tagespass kostet hier 13,30 Euro für Erwachsene und 5,50 Euro für Kinder. Am 11. und 12. Februar 2012 ist es wieder soweit: Die Transjurassienne lockt zahlreiche Wintersport-Fans in die Franche-Comté. Beim größten internationalen Langlaufrennen, das bereits seit 1979 ausgetragen wird, starten jedes Jahr 3.000 bis 4.000 Teilnehmer – unter ihnen sowohl Profisportler als auch Amateure und Hobby-Langläufer. Das Rennen gilt als das französische Pendant zum berühmten schwedischen Vasaloppet, beide Rennen zählen zur renommierten Worldloppet-Tour und zum FIS Marathon Cup. Wer aber die Loipe bevorzugt, findet gerade in FrancheComté ein Paradies, denn diese Region gilt als das größte Loipen-Gebiet Europas. Klingt unglaublich, ist aber wahr. Unzählige Loipen führen hier durch Wälder und Täler der ostfranzösischen Region, an Seen und Mooren entlang und bieten so das perfekte Ambiente für ein ganz besonderes Langlauferlebnis. Hier erwarten die Wintersport-Fans Loipen mit einer Länge von mehr als 3.000 Kilometern. Bekannt ist das Gebiet vor allem wegen der beiden best ausgebauten Stationen Mouthe und Chapelle-des-Bois. Die trassierten und markierten Loipen der Region verbinden 25 idyllische Dörfer miteinander. Das Langlauf-Paradies in der Franche-Comté ist nämlich nicht nur wegen der Länge und hohen Qualität der Loipen bekannt, sondern auch wegen der beeindruckenden Natur. Zudem eignen sich die best präparierten Loipen sowohl für Anfänger als auch für sehr ambitionierte Langläufer. Wintersportler können in der Franche-Comté auch das Jura-Gebirge komplett oder teilweise auf den Langlaufskiern durchqueren und zum Beispiel beim größten internationalen Langlaufrennen zusehen – oder auch selbst daran teilnehmen. Geübte Läufer können sich im Skating versuchen, um mit den Bewegungen eines Schlittschuhfahrers noch schneller voranzukommen, oder beim Biathlon den großen Champions nacheifern. Viele der Loipen im Jura tragen übrigens die Namen berühmter Olympiasieger und Weltmeister, die 4/2011 Das Hauptrennen führt über 76 Kilometer und verläuft zwischen Lamoura auf 1.166 Metern Höhe beim Wintersportgebiet Les Rousses und Mouthe. Von Diane Le Moult-Büttner Weitere Infos zur Region Franche-Comté (Comité Regional du Tourisme de Franche-Comté) Übernachtungen und Pauschalreisen können beim Regionalen Fremdenverkehrsamt der Franche-Comté unter der kostenfreien Hotline 00800 2006 2010 oder unter www. franche-comte.org erfragt werden. La City, 4, Rue Gabriel Plançon – F-25044 Besançon Cadex Tel. : 0033 3 81 25 08 08 EUROJournal 93 Wir wünschen Ihnen angenehme Weihnachtsfeiertage und ein erfolgreiches Jahr 2012 Nous vous souhaitons de passer d’agréables fêtes de Noël et une année 2012 pleine de succès Přejeme Vám příjemné prožití vánočních svátků a úspěšný rok 2012 Wie wish you a festive Christmas season and success in 2012 Желаем Вам приатно провести Рожественские праздники и успешно прожитъ год 2012 Die sich beschleunigenden tionsprozesse der den potentiellen Mehrwert beziehungsweise Transforma- Weltwirtschaft den haben Unternehmenserfolg sicherzustellen. Si- Globalisierung bedeutet zusätzliche Ge- cherheit der Unternehmen. Dieser Sach- fahren und Chancen. Die Antwort liegt in er- verhalt darf aber nicht allein auf erhöhte höhter Wachsamkeit und in der Bereitschaft unmittelbare Auswirkungen auf die Sicher- zu ständiger Innovation. Nur jene Unterneh- heitsbereiche zielen. Es bedarf auch ei- men, die besser und früher informiert sind Anstrengungen ner der Erweiterung denn: bekannten des Sicherheit als ihr Umfeld, können sich auch erfolgreich Sicherheitsbegriffs, eines Unternehmens bedeutet zu- auf neue Situationen einstellen: Dem Gegner immer einen Schritt Unternehmenserfolges. voraus. JANUS Consulting beschafft Informationen. Wir konzentrie- Um den Unternehmenserfolg zu gewährleisten, stehen dem Markt ren uns auf die Bereiche „Ermittlungen & Business Intelligence”– eine Reihe von Organisations- und Kommunikationssystemen zur sowie den jeweiligen Bedarfslagen angepasst – „IT-Sicherheit”, Verfügung. Darunter fallen z.B. Risiko- und Krisenmanagement oder „Risikoanalyse”, „Krisenmanagement” bis hin zu umfassender nehmend auch Sicherung AntiKorruption & Compliance Management. In diesem sehr komplexen Zusammenhang gewinnt Informationsbe- die des INFORMATIONEN SIND DIE GRUNDLAGE FÜR UNTERNEHMENSENTSCHEIDUNGEN „Sicherheitsberatung”. Dies geschieht mit erprobten Teams von Recherche- und Ermittlungs- spezialisten aus Nachrichten- schaffung zu allen relevanten Sachlagen besondere Bedeutung: Zum diensten, Strafverfolgungs- und Polizeibehörden, aber auch Spit- einen, weil erst der Zugang zu Informationen die Implementierung zenkräften von Kommunikationsfachleuten, investigativen Journa- von Sicherheit ermöglicht, zum anderen, weil die Entscheidungs- listen, Juristen, Ökonomen, Informatikern und Sicherheitsberatern. grundlagen für das Management optimiert werden können. Der Be- JANUS versteht sich als darf an wissenswerten Informationen wächst weit über marktübliche Informationspartner der Wirtschaft. Beobachtungen (benchmark / market research) hinaus und hat sich Max-Planck-Str. 6 zu einem eigenständigen Werkzeug ausgestaltet: Man spricht von D-63128 Dietzenbach/Frankfurt a Main „Business Intelligence”, von Nachforschungen und Informationsbe- Ansprechpartner: Bernd Oliver Bühler schaffung. Insbesondere durch Einrichtung systematischer Informa- Telefon +49 6074 72 93 45 0 tionszugänge und durch daraus resultierende Informationsanalysen E-Mail: [email protected] entwickeln sie sich zu einem strategischen Instrument und helfen, Internet: www.janus-gsw.de 4/2011 EUROJournal 95 Aber die Idee ist gut! Die Risikolebensversicherung, bei der man alle Gesundheits-Fragen direkt am Telefon klären kann. Wir machen’s einfach: RISIKO-LEBEN. Die Versicherung mit SofortZusage-Check am Telefon. Infos täglich bis 24 Uhr gebührenfrei unter 0800/999 4500 oder auf ergodirekt.de Direkt zum TV-Spot: