historische Marca

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historische Marca
PROVINZ TREVISO
“MARCA STORICA” - DIE HISTORISCHE MARCA
EINE REISE AUF HISTORISCHEN SPUREN
Fest steht nun einmal, dass sicherlich auch in früheren Zeiten dem Besucher auf der Durchreise die landschaftliche Schönheit der Marca auffiel.
Dies bezeugen auch die zahlreichen Völker, die sich in dieser Gegend ansiedelten und damit unauslöschliche Zeichen setzten, die heute die Provinz
Treviso und unsere Kultur, Geschichte, Kunst und Architektur ausmachen. Viele Spuren, ob aus weit zurückliegenden Zeiten oder aus der Zeit
unserer Großeltern, lassen die Geschichte wieder aufleben. Wir können auf vergangene Jahrhunderte verweisen und auch direkt auf die Zeit des
antiken Rom: Es reicht aus, wenn man an die alten Verbindungswege denkt. Dabei wird man Schätze wie die Via Claudia Augusta oder die Spuren
der antiken Landaufteilungen entdecken. Die an mittelalterlicher Geschichte Interessierten werden sicherlich unsere Städte mit ihren Stadtmauern
und die zahlreichen Schlösser, Sprengel und kleinen Kirchen, die über die ganze Marca Gioiosa et Amorosa verstreut sind, besichtigen. Wunderbare,
von Menschenhand hinterlassene Spuren sind hier überall gegenwärtig: in den mit Fresken verzierten Palais, den unzähligen Gemälden in den
verschiedenen Kirchen, in den Abteien. Alles das stellt immer wieder Beziehungen zur Vergangenheit her, zu den Autonomiebestrebungen der
Gemeinden und den schwierigen Beziehungen zwischen den Signorien. Darüber hinaus kann man sich in unserer Provinz jetzt auch intensiv mit
Archäologie und Urgeschichte in den Pfahlbauten des Livelet, dem neuen archäologischen Lehrpark, beschäftigen. Dieser Park befindet sich an
den Seenufern in Revine Lago. Eine geschichtsträchtige Gegend, die Sie sicherlich begeistern wird. Deshalb wollen wir Sie auch auf Ihrer Reise auf
historischen Spuren und bei den zahlreichen Veranstaltungen, die antike Sitten und Bräuche wieder aufleben lassen, begleiten.
Leonardo Muraro
Präsident der Provinz Treviso
ROUTEN ZUM VERSTÄNDNIS DES GEBIETES
Hinter dieser Publikation steckt die Absicht der Provinz Treviso, auf festgelegte Besichtigungsrouten aufmerksam zu machen. Bei einer
Entdeckungsreise oder Wiederkehr zu Schauplätzen sollen sie eine Hilfe darstellen, auf einige der charakteristischen Aspekte der Marca
Trevigiana aufmerksam zu machen. Unter diesen spielt unser Kunstschatz an Archäologie und Schlössern eine große Rolle. Bis auf wenige
Ausnahmen ist er nämlich kaum bekannt. Dem wirklich großen Publikum vielleicht sogar unbekannt. Das heißt jedoch nicht, dass diese Routen
und empfohlenen Sehenswürdigkeiten zu starr festgelegten, streng vorgegebenen Besucherpfaden werden sollen: Ganz im Gegenteil, unsere
Besuchertipps sind als „lebendige“ Spuren zu verstehen, die jederzeit durch wünschenswerte, persönliche „Entdeckungen“ aktualisiert werden
können. Mit dieser Initiative soll einfach ein solider Bezugspunkt hergestellt werden.
Prof. Guido Rosada
Die Via Claudia Augusta ist eine der Hauptstraßen, die von den Römern in Norditalien konstruiert wurden. Dennoch stellt sie eine Strecke
mit eindeutiger „transalpiner“ Bedeutung dar, die die Poebene mit den römischen Eroberungen jenseits der Alpen verbinden sollte.
Das Interesse für diese Straße ist in letzter Zeit gestiegen, weil sie nicht mehr nur als Transitstrecke zum Erreichen der Donau
gesehen wird, sondern auch als europäische Arterie zur territorialen und administrativen Koordination, die damals sehr bedeutende
Geschäftstätigkeiten in den betroffenen Gebieten miteinbezog. Dadurch bestimmte sie die bestehenden Aspekte und Entwicklungen
unter zivilem, historischem, artistischem, wirtschaftlichem und touristischem Gesichtspunkt.
Prof. Vittorio Galliazzo
VORWORT
Marca Storica - „Die historische Marca“
Im Werk Le Città invisibili (Die unsichtbaren
Städte) schrieb Italo Calvino, dass
verschiedene Städte manchmal auf dem
gleichen Untergrund und unter gleichen
Namen aufeinander folgen, dass sie
gegründet und abgerissen werden, ohne
sich jemals kennen zu lernen und dass
sie sich untereinander nicht mitteilen
können. Zweck dieser Überlegung
war, die unglaublich lange Geschichte
unseres Landes hervorzuheben, so wie
jedoch auch auf unsere Gleichgültigkeit
gegenüber Spuren, die von einer
entfernten Vergangenheit zeugen
und gleichzeitig sehr wichtig für
die Entwicklung der gegenwärtigen
Gebiet des römischen Forums (Oderzo)
Gesellschaft sind, aufmerksam zu
machen. Heute können wir jedoch sagen,
dass sich diese Einstellung langsam
ändert, weil wir diese Vergesslichkeit
gegenüber unseren Wurzeln immer
mehr überwinden, auch dank einer
neuen Sensibilität für unser historisches
Kulturgut. Auch durch den auf Kultur
ausgerichteten Tourismus wird die Reise,
der „Besuch“ zu einer einzigartigen,
lehrreichen Erfahrung.
Eine lehrreiche, einzigartige Erfahrung
kann also ein Besuch in der Marca
längs der tausendjährigen Straßen sein.
Das ist beinahe so, als ob man in eine
Zeitmaschine einstiege, die uns mithilfe
Tür Friuli (Portobuffolè)
der verschiedenen, landschaftlichen
Realitäten unsere antike Geschichte
neu erleben lässt und sie manchmal
mit unserer heutigen Lebenswelt
vernetzt. Wir werden mit fruchtbaren
Landstreifen, üppigen Gewässern und
sanften Horizonten konfrontiert, die sich
von Städten, Burgen, Kirchen, Klöstern
abheben und die unaufhörliche, von
Menschenhand geschaffene Werke
bezeugen.
Die Routen, die die Provinz Treviso in
diesem kleinen Führer vorstellen möchte,
schließen das ganze Gebiet der Marca mit
ein, das eine beachtliche Konzentration
an nennenswerten Lokalitäten einschließt
und den weit reichenden chronologischen
Exkurs vom Altertum über das Mittelalter
bis in die Zeit der Signorie abdeckt.
Um dem Leser die Lektüre und Benutzung
dieses Führers zu erleichtern, wurde er in
vier Teile gegliedert:
(A) Das Lehensgut der Ezzelini, die
mit ihrer Politik die rechte Piaveseite stark
beeinflusst haben.
(B) Die großen Lehensgüter der Collalto,
da Camino, da Carrara, Brandolini, die
die Entwicklung der linken Piaveseite
begünstigten.
(C) Die Städte mit alten Stadtmauern,
die mit ihrer beeindruckenden Architektur
an Mittelalter und Renaissancezeit erinnern.
(D) Das Rätsel um die Via Claudia
Augusta, die von Kaiser Claudius im
Burg (Conegliano)
1. Jahrhundert n. Chr. gewollte, ungeheuer
wichtige Verbindungsachse, die vom Süden
nach Norden die ganze Marca durchquert.
Die Örtlichkeiten, die in diesen Routen
hauptsächlich vorkommen, wurden auch
in den den Texten beigelegten Karten mit
progressiver Nummerierung gekennzeichnet.
Auch vor Ort ist eine angemessene
Beschilderung, die darauf aufmerksam
macht und sie beschreibt, vorhanden.
WO LIEGT
DIE PROVINZ
Grande
TREVISO?
Guerra
PROVINZ BELLUNO
Mailand
• Vittorio
Veneto
• Valdobbiadene
• Asolo
PROVINZ
VICENZA
PROVINZ PORDENONE
• Conegliano
• Montebelluna
• Oderzo
PROVINZ TREVISO
• Castelfranco
Veneto
PROVINZ PADUA
PROVINZ VENEDIG
Venedig
Die Provinz Treviso liegt in
der Region Venetien, im
Nordosten Italiens, nur
wenige Kilometer von
Venedig entfernt.
Sie ist leicht zu erreichen:
Über die Autobahn:
A 27 Venedig – Belluno
(Ausfahrten Vittorio Veneto
Nord und Süd, Conegliano,
Treviso Nord und Süd und
Mogliano),
A 4 Turin – Triest
(Ausfahrt Cessalto);
Mit dem Flugzeug:
Flughäfen Antonio Canova
bei Treviso und Marco Polo
bei Venedig;
Mit dem Zug: Eisenbahnlinien Venedig – Udine,
Venedig – Belluno und
Vicenza – Treviso.
ve
Sonego
Savassa Bassa Osigo
Luca
Longhere
Breda Mezzavilla
Serravalle
Revine Lago
Fregona
Montaner
Praderadego
Olarigo
S. Maria
Feltre
Fratte
Costa
Lago Nogarolo
Rugolo
Anzano
Sarmede
Parco Archeologico
VITTORIO VENETO
Palu'
Tovena Didattico del Livelet
Ceneda Alta
Cappella Maggiore
Soller
Mura
Ceneda Bassa
Tarzo
Valmareno
Villa di Villa
Arfanta
Gai
Cozzuolo
Silvella
San
Giacomo
di
Veglia
Prapian
Formeniga
Cison di Valmarino Intrivigne
Pinidello
Pecol Corbanese
San Martino
Pine'
Carpesica
Follina
Costa di La'
Cordignano
Colle Umberto
Ponte Maset
Farro'
Scomigo
Ponte della Muda
Milies
Miane
Menare'
Premaor La Bella
Molinetto delle Crode Manzana
Godega di Orsago
Stramare
Sant'urbano
Ogliano
Campea
San Pietro di Feletto
Salvarotonda
Pedeguarda
Combai
San Fior
Refrontolo
Pianzano
Bibano
Rua
Bagnolo
Bibano di Sotto
Solighetto
Baver
Segusino
Guizza
Farra di Soligo
Francenigo
Soligo
Guia
Pieve di Soligo
Capo di Sotto
Barbozza
Boschet
S.Maria
S. Stefano Posmon
Levada
San Vendemiano
Castello
S. VitoVALDOBBIADENE
Rocchetta
Gaiarine
Col San Martino
Collalbrigo
Borghetto
Cosniga
Saccol
Funer
Roverbasso
Piazza Rovere
Barbisano
S. Michele
Crevada
Codogne'
CONEGLIANO
Borgo Chiesa
Sernaglia
Collalto
Pederobba
Colbertaldo
Pare'
Cimavilla
della Battaglia
San Giovanni
PORTOBUFFOLE'
Campomolino
Granigo
Mosnigo
Ramera
Bigolino
Cima Grappa
Cavaso del Tomba Virago
Falze' di Piave
Vitipan
Moriago
Bocca di Strada
Vidor
Vallonto Fae'
Susegana
Montica
Rive
Carlot Bosco della Battaglia
Curogna
Vettorazzi
no
Campagnola
Cornare Rigole
Onigo Covolo
Mareno
di
Piave
Santa Croce
Parrocchia Colfosco Santa Lucia
Possagno
Levada
Soffratta Visna'
Basalghelle
di Piave
Caniezza Castelcies Castelli
Fontanelle
GuizzettaPia
Vazzola
Mercatelli
ve
Fietta
Santa Mama
Santi Angeli
S. Vettore S. Urbano
Mansue'
Crespano
Borgo Bellussi
Monfumo
Brische
Ponte
della
Priula
Lutrano
Cornuda
del Grappa
Tezze
Nervesa della Battaglia
Ciano
Castelcucco
Mure
Navole'
Crocetta
S. Maria di Piave
Cassanego
La Valle
Sovilla
Rai
Bidasio
Meduna
Paderno
del Montello
Borso del
Casonetto
di Livenza
del
Grappa
Bavaria
S. Eulalia
Pra de Roda
Grappa
Gorgo della Chiesa
Maser
Santa Maria
San
Michele
di
Piave
Tempio
San Giovanni di Motta
Crespignaga
Colfrancui Fratta Gorgo Dei Molini
Fonte Alto Pagnano
Giavera del Montello
Cimadolmo San Polo di Piave
Coste
Borgo Marconi
Semonzo
Pederiva
Cusignana
ODERZO
Biadene
Arcade
Pia
Ormelle
Selva del Montello
Sopracastello ASOLO
ve
MOTTA DI LIVENZA
Spresiano
Caerano di San Marco
Liedolo
Caonada Volpago del Montello
One'
San Giorgio
Casella D'asolo
Lorenzaga
Madonna della Salute
Fonte
Guarda Bassa
Piavon
Malintrada
Sant'Apollinare
Lovadina Salettuol
Stabiuzzo Guizza
Venegazzu'
San Zenone
Villanova
Grappa
Cavalier
Villa d'Asolo
Roncadelle
MONTEBELLUNA
degli Ezzelini
Povegliano Visnadello
Villaraspa
Lauro
Maserada
San Gaetano
Camalo' Bel Giardino
Levada Busco
San Vito
Sul Piave
Signoressa
Altivole
Santandra'
Fossalta Maggiore
Ca' Rainati
di Altivole
Busta
Candelu'
Negrisia
Falze'
Barrucchella Villorba
Chiarano
Spineda
Caselle
Varago
San Nicolo
Catena
Ponte di Piave
Velapiccola
Trevignano
Saletto
Edifizio
Candole
Cessalto S. Anastasio
Breda di Piave
Vascon
Bessica
Riese Pio X
San Bartolomeo
Musano
Vigonovo
Paderno
Barcon
Fagare'
Loria
Santa Maria di Campagna
Salgareda
Postioma Merlengo
Carita' Lancenigo
Borgo Campagnola
Vacil
Pero Le Marche
Bocca Callalta
Campo Pietra
Ponzano Borgo di Fontane Pezzan San Giacomo Cavrie'
Poggiana
Porcellengo
Veneto
Pia
Campobernardo
Ramon
ve
Fanzolo
Sala
Valla'
Fontane
San Martino
Zenson
Mignagola
Biban
Castello
San Biagio di Callalta
di Piave
Fossalunga Pezzan
Castagnole Santa Bona
di Godego
Carbonera
Borgo Verde
San Floriano Vedelago
Castione
Bella Venezia
Rovare'
Padernello
San Floriano-olmi
Castello
Salvarosa
Villarazzo
Istrana
Paese
Olmi
Carpenedo
Spercenigo
San Pietro Novello
CASTELFRANCO VENETO
TREVISO
Cavasagra
Villanova
Lanzago
Salvatronda Albaredo
Monastier
Silea
Ospedaletto
Nerbon
Pralongo
Vedelago Casacorba
Biancade
Treville
Villanova
Campigo
Casier
Vallio
Morgano Sile
Dosson
Quinto
di
Treviso
San
Marco
Sant'andrea Oltre Muson
Cendon
Frescada
Santa
Cristina
Roncade
Castelminio
Badoere
S. Elena
San Trovaso
Lughignano
Resana
Franceniga
Le Grazie
Conscio
San Cipriano
Scandolara
Sile
Canton
Sant'alberto
Ca' Tron
Preganziol Borgo Verde
Casale
Sul
Sile
Zero Branco Sambughe'
Villaggio I.A.C.P.
Musestre
Campocroce
Bonisiolo
Boschetta
Zerman
Bagaggiolo
Pia
Passo San Boldo
(A) Das Lehensgut der Ezzelini
PROVINZ
BELLUNO
(B) Die großen Lehensgüter
(C) Die Städte mit alten Stadtmauern
(D) Das Rätsel um die Via Claudia Augusta
PROVINZ
PORDENONE
PROVINZ
VICENZA
e
Muson
Marostica
O
a
Bassano del
TELL
Livenz
MON
PROVINZ
VENEDIG
ro
Ze
PROVINZ
PADUA
Mogliano Veneto
Ghetto
Mazzocco
Altino
(A) DAS LEHENSGUT DER EZZELINI
“Doch im verkehrten schnöden Welschen
Land zwischen der Brenta und der Piave
Quelle und des Rialto meerumfloßnem
Strand, dort hat ein niedrer Hügel seine
Stelle; von ihm herab stürzt’ eine Fackel sich
und macht’ in grausem Brand die Gegend
helle…: So beschreibt Cunizza da Romano,
Schwester von Ezzelino III., dem Herrscher
über die Marca, ihre Heimat, als sie sich
Dante im Paradiso vorstellt. Man muss sich
nicht über diese Worte wundern, die dieses
Land als verdammt bezeichnen, wenn wir
bedenken, dass der Dichter zu dieser Zeit
gerade bei Cangrande della Scala in Verona,
dem Erzfeind der Ezzelini, zu Gast war.
Dadurch wird klar, dass Dante selbst aus
Turm von Ezzelino (San Zenone degli Ezzelini)
Segusino
Guia
SAN ZENONE DEGLI EZZELINI
Posmon
Barbozza
S. Stefano
PROVINZ
BELLUNO
Cima Grappa
Cavaso del Tomba
Caniezza
Possagno
Fietta
Cassanego
Borso del
Grappa
Crespano
del Grappa
1
Marostica
Sopracastello
One'
Casella d'Asolo
Sant'Apollinare
San Zenone degli Ezzelini Villa d'Asolo
PROVINZ
VICENZA
Maser
Coste
Lauro
Ca' Rainati
Spineda
Caerano di San Marco
NT
O Maria
MSanta
Biadene Caonada
Madonna della Salute
Guarda Bassa
Volpago d
Venegazz
MONTEBELLUNA
Villaraspa
San Vito
di Altivole
San
Pederiva
2
Fonte
Bassano
del Grappa
Guizzetta Pia
ve
S. Vettore S. Urbano
Cornuda
Crocetta Ciano
La Valle
del Montello
3
Pra de Roda
4
Casonetto
Levada
5
7
Monfumo
Pagnano ASOLO
Crespignaga
Fonte Alto
Liedolo
Castelcies
Castelcucco
Paderno
S. Eulalia del Grappa
Semonzo
Hügel Castellano
Castelle
FONTE
S. Vito VALDOBBIADENE
Col San Martino
2 Burg
Saccol
Funer
MASER
Piazza Rovere
3 Alte Lage der Burg
Giussin
CORNUDA
Colbertaldo
4 Festung
Pederobba
SanPEDEROBBA
Giovanni
Mosnigo
Granigo
5 Mauern der Bastei (Onigo)
Bigolino
Moriago d
Virago
CAVASO
DEL
TOMBA
Vitipan
Vidor
6 Castelcies
Rive 7 Kirche des Hl.
Carlot
Curogna
Vettorazzi
Martin Bosco
Onigo Covolo
POSSAGNO
8 Castelar Rover
Castelli
6
8
F
Bo
1
San Gaetano
Altivole
Caselle
Busta
Signore
Falze'
diesen harten Worten spricht. Durch diese
Darstellung hat die Geschichtsschreibung
die da Romano lange Zeit sehr negativ
dargestellt. Vor allem Ezzelino III. kam
nicht gut weg, während er jedoch in
letzter Zeit für seine politische Einstellung,
als ein Vorkämpfer seiner Zeit für eine
offenere Machtkonzeption gegenüber
Europa, aufgewertet wurde. Wahr ist
jedoch, dass sich zwischen dem 12. und
13. Jahrhundert in der Marca Trevigiana
auch innerhalb der jeweiligen Familien ganz
schreckliche Kämpfe abspielten. Es ist also
kein Zufall, wenn die Erinnerung an diese
so schwierigen Zeiten durch Schlösser
– auch die um Vicenza herum, wie z.B. in
Bassano del Grappa und Marostica, und
durch Burgen oder Türme dargestellt wird,
die das hügelige Landschaftsbild wie die
Toponomastik der Orte prägen.
Man denke dabei nur an die verschiedenen
Ortschaften, die nach dem italienischen
10 Wort für Burg / Schloss, d.h. castello,
Blick vom Turm (San Zenone degli Ezzelini)
nämlich Castelli, Castellaro, Castelàr,
Ezzelini aus beginnen, wo sich der Hügel
Castelcucco, Castelciés genannt werden.
Castellaro 1 mit seinen charakteristischen
Es gibt also unzählige Gelegenheiten,
steil abfallenden, künstlich angelegten
dieses Gebiet zu besuchen, wo die
Hängen befindet. Der Ort ist in einem
zauberhafte Landschaft der Hintergrund
wunderbaren, naturalistischen Kontext
für tausendjährige Geschichte ist. Man
eingebettet und noch unberührt von
könnte seine Besichtigungstour also von
aufdringlichen Modernisierungen.
der modernen Ortschaft S. Zenone degli
Auf dem Hügel ragte schon Mitte des
Hügellandschaft (San Zenone degli Ezzelini)
12. Jahrhunderts eine Burg empor.
auf einen außerordentlich gelungenen Bau
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
für diese Zeit hin, der in Venetien nur mit
wird sie von Ezzelino III. durch den Bau des
ganz wenigen anderen Strukturen dieser
Turms quodammodo Babilonis erweitert
Epoche zu vergleichen ist. Ein Beispiel
und die Ortschaft in die Ebene verlegt, um
dafür wäre der Hauptturm der Burg in
den Befestigungsanlagen Platz zu machen.
Monselice, wobei bei seiner Planung ein
Die Dimensionen, die ganz spezielle
Beitrag der Ingenieure von Kaiser Friedrich
Bautechnik und der Grundbau im Tal weisen
II. vermutet wird, die dazu sogar aus
Süditalien anreisten. Leider scheiterte das
Projekt der Ezzellini. Der vom Papst im
Jahre 1260 / 1261 unterstützte Kreuzzug
gegen die da Romano, an dem auch die
Venetianer und Paduaner teilnahmen,
besiegelte das Ende des Geschlechts. Die
Treviser Behörden ordneten die Zerstörung
der Burg an und verhängten sogar ein
Ansiedelungsverbot in S. Zenone. Wenn
man den Hügel Castellaro verlässt, sollte
man dort in der Nähe die interessanten
Beispiele für traditionelle ländliche
Architektur und Patriziervillen wie z.B.
Villa Rovèro und Villa Rubelli besichtigen.
Die Sagen über die da Romano schließen
unzählige Burgen mit ein, die nach
Berichten von Ezzelino III. propter metum
et per forciam, d.h. durch Verbreitung von
Angst und Gewalt, eingenommen worden
waren. Sie könnten den idealen roten
Faden für weitere Besichtigungstouren
darstellen. Die erste kleine Tour zur Burg
Fonte 2 , die nach der Überlieferung
11
zusammen mit der Burg Pagnano im Jahre
1024 Gerardo Maltraverso von Heinrich
IV. geschenkt wurde. Der Besitz wechselte
vorher zur Familie da Camino und später
zu den Camposampiero. Ezzelino nahm
die Burg ein und machte sie mit der von S.
Zenone zu einem seiner Hauptangelpunkte.
Auch sie wird deshalb später auf Anweisung
der Gemeinde Treviso zerstört werden.
Heute kann man an diesem Ort, der durch
militärische und landwirtschaftliche Bauten
völlig verändert wurde, noch die südliche
Ringmauer und die Reste der mittelalterlichen
Kirche von S. Nicolò ausmachen. Wenn man
dann in Maser ankommt, trifft man am Fuße
der Hügel auf eine wunderbare Villa, die
eines der Meisterwerke von Andrea Palladio
ist. Es handelt sich dabei um den Archetyp
der idealen Villa schlechthin: Sie besitzt
den vorgerückten, zentralen Hauptteil mit
Säulengang und die zwei Seitenflügel mit
12 Bogengängen.
Dahinter, dort wo die Burg 3 aus dem 13.
Jahrhundert stand, ist als einziger Zeitzeuge
eine Brunnenzisterne übrig geblieben, ein
charakteristisches und absolut notwendiges
Element in den Befestigungsanlagen. Wenn man
dann Richtung Osten über die sanften Hügel
fortschreitet, kommt man nach Cornuda, ganz
in der Nähe des Piavelaufs, wo keine einzige
Spur der antiken Befestigungsanlage 4
mehr sichtbar ist: Als einzige Erinnerung an
die weit zurück liegenden Zeiten bleibt nur
eine mehrere Jahrhunderte alte Eiche zurück,
die den Legenden nach sogar zur Zeit der
Kreuzzüge am Fuße der Burg gepflanzt worden
sein soll. Spektakulär mutet auf alle Fälle das
Panorama an, das man von hier aus bewundern
kann. Der Blick reicht von den Dolomiten
bis hin zur Adria und vom Brenta bis zum
Quartier del Piave. Von Cornuda aus kann man
dann, ungefähr auf der Höhe von Maser, eine
Straße einschlagen, die über die Gabelung
von Mostaccin führt. Dort taucht man dann
Mauern der Bastia (Onigo)
in ein Gebiet ein, das Bergcharakteristiken
aufweist und vor allem im Frühherbst einen
ganz besonderen Charme ausstrahlt. Von
dort aus führt ein ganz pittoresker Weg
durch die Hügellandschaft um Asolo, wo man
dann auf weitere bezaubernde Ortschaften
trifft. Von Osten aus, vom Überhang am
Piave, wo der Ort Mauern der Bastia 5
Hl. Martin Kirche (Castelcies)
liegt, stößt man in Onigo auf die Überreste
eines außergewöhnlichen Beispiels für eine
Burg als Herrensitz. Auch als Ruine ist ihre
monumentale Wirkung beeindruckend.
Sie vermittelt noch eine klare Linie der
Hauptstrukturen, die die geschichtlichen
Entwicklungen bezeugen: Von den Zeiten
Ezzelino II. aus, der sie sich bei Besitzanspruch
seitens Giovanni da Onigo aneignete, bis
hin zu ihrer Umwandlung im Laufe des 14.
Jahrhunderts in eine „Bastei“.
Fährt man nach Westen, taucht man auf
einer pittoresken, kleinen Straße zwischen
saftig grünen Hügeln und abgelegenen
Landhäusern in eine zeitlose Dimension ein.
Bei Sonnenuntergang erscheint alles noch
intensiver, wenn das güldene Licht die Schatten
verlängert und die Farbkontraste verstärkt.
Vorbei an diesen Landschaften voller Magie
erreicht man Castelciés 6 , eine Ortschaft
deren Wichtigkeit durch archäologische
Ausgrabungen bestätigt wurde. Dabei
kamen sogar Spuren von Ansiedlungen
aus frühgeschichtlichen Zeiten und aus der
Römerzeit zu Tage, hauptsächlich jedoch die
Überreste einer mittelalterlichen Burg aus
dem 11. – 12. Jahrhundert, deren Andenken
auch heute noch im heutigen Ortsnamen
lebendig bleibt. Es handelt sich dabei um einen
besonders romantischen, stimmungsvollen
Ort, auch aus landschaftlicher Hinsicht:
Eine kleine, dem Hl. Martin gewidmete
Kirche 7 , die mit Fresken von Marco da
Mel verziert ist, wird im Landschaftsbild
wie ein wertvoller Schrein eingeschlossen.
Vor der Abfahrt nach Possagno, berühmt
als Geburtsort von Antonio Canova und als
Stätte des so genannten Tempels und der
bekannten Gipsfigurensammlung, wo man
auch heute noch die Aura des großen Künstlers
spürt, verdienen die höchst interessanten
Landwirtschaftszentren Rovèr 8 und
Cuniàl einen Besuch. Sie stellen wirklich
zauberhafte Beispiele für auf Verteidigung
gegen Diebe, Briganten und Wölfe
ausgerichtete Ortschaften dar. Etwas
weiter im Norden findet man die von
vielen verehrte, mittelalterliche Kapelle
S. Giustina, die wahrscheinlich an einer
strategisch wichtigen Weggabel gestanden
hatte und sich jedoch heute dem Besucher
in absoluter Einsamkeit zeigt.
13
(B) DIE GROSSEN LEHENSGÜTER
Geh flehend und mit Inbrunst, mein
Büchlein… von hier durch das Land und
über die fruchtbaren Ebenen Venetiens,
auf der Spur der hohen Burgen am Fuße
der Bergkette… Vorbei an Ceneda und an
den Freunden von Valdobbiadene, wo ich
geboren bin. Wo die Heimat meiner Eltern
ist, woher meine ganze Familie stammt.
Woher mein Bruder, meine Schwester, alle
meine Neffen und Nichten stammen. Ich
bitte dich, überbringe allen, die ich liebe und
an denen ich hänge meine Grüße… . Dieser
herzzerreißende, melancholische Gruß
wurde vor mehr als tausendfünfhundert
Jahren von einem lateinischen Schriftsteller
14 an seine Heimat gerichtet, die zu dieser
Zeit den schrecklichen gotischen Krieg
durchgemacht hatte und bereits vom
Einfall der neuen langobardischen Besetzer
betroffen war. Es ist Venanzio Fortunato,
der sich an seine Freunde und Verwandten
in Valdobbiadene erinnert, das antike
Duplavilis, das laut einigen Meinungen von
der Via Claudia Augusta durchquert wurde
und heute den meisten aufgrund seiner
wunderbaren Weinberge, von denen der
renommierte Prosecco gewonnen wird,
ein Begriff ist. In dem Gebiet auf der linken
Piaveseite kann man so gut wie überall
Kunst und überlieferte Weisheit spüren,
am Land wie in den Städten, Kellern oder
in den Villen. So sind auf den Landgütern
Burg (Collalto)
PROVINZ
BELLUNO
Botteon
7
Savassa Bassa
Sonego
Osigo
1
2
3
4
SUSEGANA
Burg des S. Salvatore
Tombola – Hügel
Kirche S. Daniele
Burg von Collalto
CISON DI VALMARINO
Burg Brandolini-Colomban
VITTORIO VENETO
Serravalle
Turm des Hl. Florian
FARRA DI SOLIGO
Türme von Credazzo
Luca
Mezzavilla
Longhere
Breda
Revine Lago
Serravalle
Montaner
Fregona
5
Praderadego
6
S. Maria
Olarigo
Fratte
Lago
6
Rugolo
Costa Anzano
Borgo
Nogarolo Villa
Caiada
7
VITTORIO
VENETO
Sarmede
Colmaggiore
Sotto Croda
Palu'
Tovena
Ceneda Alta
8
5
Cappella Maggiore
Soller
Tarzo
Ceneda Bassa
Mura
Villa di Villa
Arfanta
Cozzuolo
Gai
Valmareno
San Giacomo di Veglia
Silvella
Prapian
Pinidello
Intrivigne
Cison di
Formeniga
San
Martino
Valmarino
Pecol
Pine'
Corbanese
Carpesica
Follina
Costa di La'
Cordignano
Colle
Umberto
Farro'
Ponte Maset
Ponte della Muda
Scomigo
Miane
Premaor
Manzana
Godega di Orsago
Molinetto delle Crode
Menare'
Vergoman Premaor
La Bella
Sant'urbano
Ogliano
San Pietro di Feletto
Combai
Pedeguarda
Salvarotonda
Campea
Refrontolo
San Fior
Pianzano
Bibano
Rua
Bibano di Sotto
Bagnolo
Solighetto
8
Baver
Francenigo
Soligo
Guizza
Guia
Pieve di Soligo
Farra di Soligo
Barbozza S. Stefano
Castello
Capo di Sotto
Posmon Boschet
S.Maria
Levada
San Vendemiano
OBBIADENE
Col San Martino
Gaiarine
Rocchetta
Cosniga
Collalbrigo
Borghetto
Saccol
Piazza Rovere
Roverbasso
S. Michele
Giussin
Barbisano
CONEGLIANO
Sernaglia
Collalto Crevada
Borgo Chiesa
Cimavilla Codogne'
Colbertaldo
Portobuffole'
della Battaglia
Campomolino
San Giovanni
Mosnigo
Pare'
Falze'
Ramera
4
Bigolino
di Piave
Moriago della Battaglia
Fae'
Vidor
Vallonto
Bocca di Strada
2
Susegana
Rive
Carlot Bosco
Rigole
Cornare
Campagnola
o Covolo
1 Santa Lucia
Santa Croce
Soffratta
3
Mareno
di
Piave
Levada
Visna'
di Piave
Basalghelle
Parrocchia Colfosco
Fontanelle
Vazzola
Guizzetta
Mercatelli
Santa Mama
tore S. Urbano
Mansue'
Santi Angeli
Borgo Bellussi
Lutrano
Cornuda
Nervesa della Battaglia
Ponte della Priula
Passo San Boldo
PROVINZ
PORDENONE
15
der Fürsten von Collalto (wenige Kilometer
außerhalb des Zentrums Pieve di Soligo),
die teils als Parks teils als Weinberge
dienen, bedeutende Schätze an historisch
– architektonischem Wert erhalten.
Die Burg S. Salvatore 1 ist, trotz der
schweren Zerstörung während des Ersten
Weltkriegs, zweifellos einer der herrlichsten
und authentischsten Adelssitze Italiens.
Die noch vorhandenen, weitläufigen Teile
der mittelalterlichen Befestigungsanlagen
im Original vermischen sich mit
überraschenden, barocken, klassizistischen
oder romanischen Zubauten, die diesen
Komplex zu einem der beeindruckendsten
unserer Halbinsel machen.
Die Burg Colfusco, auf dem Hügel
Tombola 2 , eine große, konische
Erhebung, die Mitte des 19. Jahrhunderts
zur Verwendung als Falle angeschüttet
wurde, und unter der Überreste vergraben
sein müssten, befindet sich auf dem
16 Jagdgelände der Fürsten Collalto und
Burg S. Salvatore dei Conti di Collalto
kann deshalb nicht besucht werden.
Die Überreste der Kirche S. Daniele 3
wurden jedoch vor ein paar Jahren
restauriert und dem Publikum zugänglich
gemacht. Jetzt findet man sie wieder mit
Pflanzen überwachsen und obwohl sie
im Besitz der Gemeinde Susegana sind,
sind sie nur über ein Privatgrundstück
zugänglich. Das, was diesen Platz, außer
den beeindruckenden Überresten der
Kirche und der Erinnerung an die Existenz
der Burg, so sehenswert macht, ist
sicher die Landschaft. Hier findet man
sanfte Hügel, die von bemerkenswertem
naturalistischem Interesse sind, auch
wenn in diesem Gebiet das traditionelle,
landwirtschaftliche System größtenteils
durch überwuchernde Vegetation verdrängt
Burg (Collalto)
wurde. Bemerkenswert ist auch die
strategische Position, von der aus das ganze
Tal des Flusses Crevada im Nordwesten
kontrolliert werden kann, der Bezug zur
Stadt Conegliano, die die Wichtigkeit
dieser Befestigungsanlage im Mittelalter
rechtfertigt.
Diese wunderschöne Landschaft hat sich
auch in der Malerei niedergeschlagen:
Wir finden die Landschaftszüge als
Hintergrund des Werks Madonna con
Bambino (Madonna mit Kind, 1505) von
Giambattista Cima da Conegliano, wo eine
Burg dargestellt ist. Es handelt sich dabei um
die Burg Collalto 4 , eine ziemlich große,
weitläufige Befestigungsanlage, die wir auch
heute noch bewundern können. Die Burg
ist zwar beschädigt, aber ihre Form aus dem
14. Jahrhundert ist noch gut erkennbar,
auch wenn der erste Bau sogar auf das Ende
des 10. Jahrhunderts zurückgeht. Die Burg
und der Ort sind in eine der schönsten und
üppigsten Landschaften der Marca, wenn
nicht sogar ganz Venetiens, eingebettet.
Die monumentalen Überreste beeindrucken
die Besucher immer ganz nachdrücklich:
Es handelt sich dabei nämlich um eine der
weitläufigsten und besterhaltensten Bauten
dieser Art. Sehr leicht kann man hier ganz
unmittelbar die verschiedenen Fabrikkörper,
Verteidigungsanlagen, Türme und andere
architektonische Elemente erkennen, die
die Burg ausmachten. Auch die Häuser
der Ortschaft, die sich in die Überreste der
Stadtmauern einfügen, stellen schon allein
für sich einen Kontext zur traditionellen
Architektur her. Das weite Gebiet, das die
Struktur der Burg miteinschließt, ist teils
in Privatbesitz der Fürsten Collalto, teils
staatlicher Besitz und ein Teil überschneidet
sich mit der heutigen Ortschaft.
17
Meschietti (Vittorio Veneto)
Die Burg ist den Besuchern jedenfalls
fast ganz zugänglich. Nur der Teil, der
zum Herrensitz gehört und Dongione
(Turm) genannt wird, steht im Besitz
der Fürsten und kann nur während des
Antiquitätenmarkts besichtigt werden.
Diese Gelegenheit bietet sich von April bis
September an jedem zweiten Sonntag im
Monat auf der Burg.
Weisheit und Mystizismus, aber auch rege
Betriebsamkeit ist in Follina zu spüren.
18 Hier kann man eines der besterhaltenen
Beispiele mittelalterlicher Klosterarchitektur
bewundern. Dieses religiöse Zentrum
hatte einen wirklich wichtigen Einfluss in
der landwirtschaftlichen Entwicklung des
Gebiets im Norden von Treviso, da von hier
sehr viele Impulse für Urbaumachungen
und Anbauinitiativen, auf den seit dem
Mittelalter unbebauten Böden, ausgingen.
Wenn man nordöstlich weiterfährt, stößt
man auf die eindrucksvolle Burg BrandoliniColomban 5 , die seinerzeit Wohnsitz war
und heute ein bekanntes Hotel wie auch
Kongress- und Veranstaltungszentrum ist.
Von hier hat man einen wunderbaren Blick
auf die Ortschaft Cison und auf Valmareno.
Von der mittelalterlichen Burg bleiben nur
ein paar flüchtige Spuren übrig: Sie wurde
ab dem Jahre 1436 in den Familienwohnsitz
der Grafen Brandolini d’Adda umgewandelt.
Dabei kam es zur Errichtung eines
Renaissancepalais, das auf den Anfang des
16. Jahrhunderts zurückgeht. Später wurde
dem Bau an den Hof ein großer Flügel
Flaminio Platz (Vittorio Veneto)
angepasst. Zur selben Zeit wurde auch
die romanische, dem Hl. Martin geweihte
Kapelle, die von der Altertümlichkeit der
Ortschaft zeugt, im Stil des 18. Jahrhunderts
wieder aufgebaut. Fährt man noch weiter
Richtung Westen, kommt man nach
Serravalle 6 , zu einem Ort, den Marin
Sanudo gegen Ende des 15. Jahrhunderts
folgendermaßen beschrieb: Diese Burg
wird Seravalle (Talschluss) genannt, weil sie
den Schluss des Tales bildet. Sie besteht
aus zwei Anlagen: Eine auf dem einen
Berg, die andere auf dem anderen, mit zwei
festen Mauerflügeln und der Fluss Meschio
fließt in der Mitte durch. Es ist nämlich
wirklich so, dass die orohydrographische
Lage von Serravalle wesentlich ist, um die
Wichtigkeit dieses Ortes zu verstehen.
Die Stadt mit ihren Befestigungsanlagen
versperrt eine tiefe, enge Schlucht, die
einen unumgänglichen Durchgang auf der
Handelsstraße von Venedig und der Adria
nach Cadore und Deutschland durch das
Lapisina-Tal darstellte. Serravalle ist deshalb
auch einen längeren Besuch wert:
Auch wegen der vielen
Besichtigungstouren, die den Besucher
in die Altstadt führen sollten. Vor allem
aber auch zum außergewöhnlichen
Befestigungssystem und den zwei
Festungen S. Augusta mit dem Turm Torre
Nera und Montesel mit den Überresten der
Kirche des Hl. Anton. Einer lokalen, nicht
sehr stichhaltigen Überlieferung nach ist
der Turm des Hl. Florian 7 romanischen
Die Burg Torri di Credazzo (Farra di Soligo)
Ursprungs. In Wirklichkeit handelt es
sich jedoch um ein mittelalterliches
Gebäude, auch wenn im Moment keine
genaue Datierung möglich ist. Mit großer
Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen
Wachturm an einer Straße, die zum FadaltoPass, dem Lapisina-Tal entlang, Richtung
Belluno und Deutschland führte. Und zwar
am rechten Ufer des Meschio, also auf
der entgegengesetzten Seite der heutigen
Bundesstraße Alemagna.
Obwohl es sich um eine nicht so
bedeutende Befestigungsanlage
im Vergleich zu den städtischen
Befestigungsanlagen in Serravalle handelt,
ist das touristische Interesse aufgrund des
außergewöhnlichen Landschaftsbildes
angestiegen: Man befindet sich hier
zwischen dem Felsen des Col Visentin
und dem künstlich angelegten, kleinen
See Restello. Man geht hier einen Fußweg
entlang und trifft auf eine Naturoase, die
man in vollen Zügen genießen kann. Die
Burg Torri di Credazzo 8 , seit dem 12.
Jahrhundert im Privatbesitz der da Camino,
wurde Anfang des 15. Jahrhunderts von
den Ungheri di Pippo Spano geplündert und
befindet sich mitten in einem der schönsten
Landschaftsbilder der Region: Seit nunmehr
zwei Jahrhunderten wird die wunderbare
Harmonie dieser Anlage betont. Sie befindet
sich ja auch mitten in den sanften Hügeln
des Prosecco, auf denen, so weit das Auge
reicht, hochwertige, ordnungsgemäß
gepflegte Weinberge angebaut sind.
19
(C) STÄDTE MIT ALTEN STADTMAUERN
Auch wenn man heute noch durch die
Altstadt von Treviso geht, versteht man,
dass die Einwohner hier eine starke Beziehung
zur Landschaft, die sie umgab, hatten.
Die erste Ansiedelung, bei der die von der
Natur gebotenen Möglichkeiten perfekt
genutzt wurden, beläuft sich auf das
14. – 13. Jahrhundert v. Chr. und befand
sich auf einer Insel im Fluss Sile. Im Laufe der
Jahrhunderte breitete sie sich mit Hilfe von
Trockenlegungsaktionen auf die umliegenden
Gebiete aus. Außerdem nutzte man den
Fluss bis vor wenigen Jahren als wichtigen
Kommunikations- und Handelsweg, der direkt
mit der Adria verbunden war. Diese Tatsache
20 vermittelt dem Besucher das angenehm
heimelige Gefühl einer Stadt, deren Geschichte
zusammen mit dem Fluss, der sie durchquert,
dahinfließt. Zur Römerzeit wurde Tarvisium,
das zum municipium geworden war, nach
einer genauen Stadtplanung angelegt, die auf
zwei Straßen, die die Hauptachsen bildeten,
ausgelegt war. Diese Straßen kreuzten sich
untereinander und bildeten ein quadruvium,
wie eine eingemauerte Gedenktafel auf der
Südseite des Baptisteriums links vom Dom
bezeugt. Diese Konstruktion aus dem 11. – 12.
Jahrhundert verwahrt auf der Nordfront auch
noch eine römische Grabstele. Sie wurde,
mit dem für diese Zeit typischen Geschmack,
der auf der Wiederverwendung von alten
Materialien basierte, mit hoher Sensibilität
Stadttor San Tomaso (Treviso)
Savassa BassaSonego
Osigo
Luca
Breda Mezzavilla
Longhere
Fregona
Montaner
Revine LagoSerravalle
Pra De Radego
Olarigo
S. Maria
Fratte
Rugolo
Borgo VillaCosta Anzano
Lago
Nogarolo
Caiada
Sarmede
Colmaggiore VITTORIO VENETO
Palu'
Tovena Sotto Croda
Cappella
Maggiore
Ceneda
Alta
Soller
Tarzo
Mura
Ceneda Bassa
Villa di Villa
Valmareno
Gai
Arfanta
Cozzuolo
San Giacomo di Veglia Silvella
Cison di Valmarino Intrivigne
Prapian Formeniga
Pinidello
San Martino
Pine'
Pecol
Corbanese
Carpesica
Follina
Costa di La'
Cordignano
Colle Umberto
Farro'
Ponte Maset
Ponte della Muda
Scomigo
Miane
Milies
Premaor
Manzana
Godega di Orsago
Menare'
Vergoman
Molinetto delle Crode
La Bella
Stramare
Sant'urbano
Combai
San Pietro di Feletto Ogliano
Campea
Pedeguarda
Salvarotonda
Refrontolo
San Fior
Pianzano
Bibano
Rua
Bibano di Sotto
Bagnolo
Soligo Solighetto
Baver
Francenigo
Segusino
Guizza
Guia
Farra di Soligo Pieve di Soligo
Capo di Sotto
Barbozza
Posmon
Castello
Boschet
S. Stefano
S.Maria
Levada
San Vendemiano
Col San Martino
S. Vito VALDOBBIADENE
Rocchetta
Gaiarine
Collalbrigo
Borghetto Cosniga
Piazza Rovere
Funer
Saccol
Roverbasso
Giussin
Campomolino
S. Michele
Barbisano
Crevada
CONEGLIANO
Codogne'
Collalto
Colbertaldo
Pederobba
Cimavilla
Sernaglia della Battaglia
Pare'
San Giovanni
Borgo Chiesa
Mosnigo
PORTOBUFFOLE'
Granigo
Ramera
Bigolino
Cima Grappa
Falze'
di
Piave
Moriago della Battaglia
Virago
Vitipan
Vallonto Fae'
Vidor
Cavaso del Tomba
Bocca di Strada
Montica
Rive
Curogna
Susegana
no
Carlot Bosco
Rigole
Cornare
Vettorazzi
Mareno di Piave
Onigo Covolo
Santa Croce
Santa Lucia
Caniezza
Soffratta
Possagno
Levada
Visna'
Parrocchia Colfosco di Piave
Castelcies
Basalghelle
Castelli
Vazzola
GuizzettaPiav
Fontanelle
Mercatelli
Santa
Mama
Fietta
e
La Valle
S. Vettore S. Urbano
Crespano
Mansue'
Brische
Santi Angeli
Ponte della Priula
Borgo Bellussi
Monfumo
Lutrano
Cornuda
del Grappa
Nervesa della Battaglia
Mure
Tezze
Ciano
Castelcucco
Navole'
S. Maria di Piave
La Valle Crocetta
Cassanego
Sovilla
Rai
Bidasio
del Montello
Meduna
Paderno
Casonetto
Borso del
di Livenza
del
Grappa
Bavaria
Pra
De
Roda
S.
Eulalia
Gorgo
della
Chiesa
Grappa
Santa Maria
San
Michele
di
Piave
Maser
Pagnano
Tempio
San Giovanni di Motta
Colfrancui
Fratta
Crespignaga
Gorgo Dei Molini
Giavera del Montello
Fonte Alto
Cimadolmo San Polo di Piave
Borgo Marconi
Semonzo
ASOLO
Coste
Pederiva
Cusignana
ODERZO
Biadene
Arcade
Pia
Selva del Montello
Ormelle
Sopracastello
ve
Spresiano
Caonada
MOTTA
DI
LIVENZA
Liedolo
One'
San
Giorgio
Casella D'asolo Caerano di San Marco
Volpago del Montello
Lorenzaga
Fonte
Madonna della Salute
Guarda Bassa Venegazzu'
Piavon
Sant'apollinare
Stabiuzzo Guizza
Prato
Malintrada
Lovadina
San Zenone Degli Ezzelini
Villanova
Cavalier
Roncadelle
MONTEBELLUNA
Villa D'asolo Villaraspa
Povegliano Visnadello
Maserada
Lauro
Bel Giardino
San Gaetano
Levada Busco
Camalo'
San Vito
Sul Piave
Signoressa
Altivole
Ca' Rainati
Santandra'
Fossalta Maggiore
Busta
Negrisia
Spineda di Altivole
CandelùCandelu'
Falze'
Chiarano
Caselle
Barrucchella
Villorba
Varago
San Nicolo
Catena
Saletto
Velapiccola
Trevignano
Ponte di Piave
Edifizio
Candole
Cessalto S. Anastasio
Breda di Piave
Vascon
Bessica
Riese Pio X
Vigonovo
San
Bartolomeo
Musano
Paderno
Barcon
Loria
Fagare'
Santa Maria di Campagna
Salgareda
Postioma Merlengo
Le Marche
Carita' Lancenigo
Vacil
Pero
Bocca Callalta
Borgo Campagnola Poggiana
Campo Pietra
Ponzano Borgo di Fontane Pezzan
Porcellengo
San Giacomo Cavrie'
Pia
Veneto
Campobernardo
Ramon
ve
Fanzolo
Sala
Valla'
Fontane
Mignagola
Zenson
Biban
Castello
San Martino San Biagio di Callalta
Fossalunga Pezzan
di
Piave
Castagnole Santa Bona
Carbonera
Rovare'
Borgo Verde
San Floriano Vedelago
Castione di Godego Bella Venezia
Padernello
Castello
Salvarosa
San Floriano-olmi
Istrana
Paese
Villarazzo
Carpenedo
Spercenigo
San Pietro Novello
TREVISO
Olmi
CASTELFRANCO VENETO
Villanova
Lanzago
Albaredo Cavasagra
Salvatronda
Monastier
Silea
Ospedaletto
Nerbon
Pralongo
Casacorba
Biancade
Treville
Villanova
Campigo Vedelago
Casier
MorganoSile
Vallio
Dosson
Quinto di Treviso
Sant'andrea Oltre Muson San Marco
Cendon
Roncade
Frescada
Santa Cristina
Castelminio
Badoere
S. Elena
S. Cipriano
San Trovaso
Resana
Lughignano
Franceniga
Le Grazie
Conscio
San Cipriano
Scandolara
Sile
Canton
Sant'alberto
Ca' Tron
Preganziol Borgo Verde
Casale Sul Sile
Zero Branco Sambughe'
Villaggio I.A.C.P.
Musestre
Campocroce
Bonisiolo
Boschetta
Zerman
Bagaggiolo
PROVINZ
BELLUNO
Passo San Boldo
PROVINZ
PORDENONE
a
O
e
Muson
PROVINZ
VICENZA
TELL
Livenz
MON
PROVINZ
VENEDIG
PROVINZ
PADUA
ro
Ze
Mogliano Veneto
21
Kleine Gasse beim Dom (Treviso)
Römisches Glas - Stadtmuseum (Treviso)
Fresken-Detail beim Bischofsseminar (Treviso)
angefertigt und erhielt dadurch eine völlig
andere Bedeutung als das Original. Östlich
des Doms befindet sich das Episkop, der
Bischofssitz. Durch den Bau von zahlreichen
Abteien trug dieser Sitz viele Jahre lang zur
Entwicklung des Gebiets um Treviso bei.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Abtei in
Mogliano Veneto, für die von Rosone im Jahre
997 das Fundament gelegt hatte. Auch das
Episkop geht auf das Mittelalter zurück, wurde
aber des Öfteren umgebaut und erweitert.
22 Auf seiner rechten Seite führt ein überdachter
Durchgang in die Via Canoniche, genau an
die Stelle, wo das frühchristliche Baptisterium
stand. Dieses wiederum wurde auf dem
Fundament eines noch älteren Gebäudes
errichtet, was von der außergewöhnlichen
Geschichtsträchtigkeit dieser Stadt zeugt.
Von diesem altertümlichen Gebäude, das als
Therme gedacht war, entdeckte man einen, mit
einem farbigen Mosaik verzierten, runden Saal
aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Darin werden
Dinge, die mit dem Leben am Meer und dem
Landleben zu tun haben, dargestellt, was
dem Besucher die starke Naturverbundenheit
der Leute in der Antike bestätigt. In der
Nähe des Doms sollte man den Saal „Sala del
Capitolo dei Domenicani” im bischöflichen
Priesterseminar besuchen. Hier kann man die
wundervollen Fresken von Tomaso da Modena
(14. Jahrhundert) und die erste Darstellung von
optischen Brillen bewundern. Vom Domplatz
aus kann man die Straße Calmaggiore
einschlagen, die antike callis maior, deren
Überreste dort bis vor wenigen Jahren zu sehen
waren und wo man heute den unzähligen,
gewollt ungeplant angeordneten Läden im
Zentrum einen Besuch abstatten kann.
Im Laufe der Zeit und durch die sich
verändernden politischen Situationen wurde
Treviso abwechselnd von den da Romano,
den da Camino, den della Scala und den
Veneziani beherrscht. Die ursprüngliche
Stadtausdehnung nahm mit der Zeit vor allem
in Richtung Osten und später auch gegen
Westen und Süden zu. Dies bezeugen auch die
wundervollen Palais, Kirchen und Konvente,
die im 14. Jahrhundert eine erste Stadtmauer
umgab. Im 16. Jahrhundert wurde diese Mauer
durch eine andere, weiter gefasste und von
der Republik Venedig in Auftrag gegebene,
ersetzt. Für ihre Bauplanung wurde sogar
Fra’ Giocondo engagiert. Damit begann
auch die Zeit der inneren Abschottung der
Stadt, die sich als eine Art Festung darstellte.
Erst in jüngeren Zeiten zeigt sie sich wieder
etwas aufgeschlossener, was vor allem dem
wirtschaftlichen Fortschritt zuzuschreiben ist.
Heute stellt Treviso als Provinzhauptstadt die
GLANZVOLLE FRIEDENSZEITEN
Trotz seiner kalten Art und seinen nicht gerade
lobenswerten Taten, initiierte der als “Tyrannus
aequissimus et tolerabilis satis” (Francesco Pipino)
bezeichnete Gherardo III. da Camino viele, positive
Initiativen für Treviso, wo er lange Zeit herrschte. Er
brachte die Stadttore in Ordnung, ließ Brücken bauen
und kümmerte sich um die Abflüsse der Gräben,
um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Den Privatleuten erlegte er auf, die wichtigsten
Straßen zu pflastern, er richtete eine Art „Städtische
Müllabfuhr“ und auch so etwas wie eine „Feuerwehr“
ein. Des Weiteren sorgte er für gerechte Preise auf
dem Markt, um seiner Bevölkerung den Zugang zu
gesunden Grundnahrungsmitteln zu sichern. Sehr
hart griff er in die Sitten und Gebräuche des Volkes
ein, indem er die Unauflösbarkeit der Ehe bestätigte
und die Prostitution verbot. Unter seiner Herrschaft
erreichte die ansässige Universität ihren absoluten
Höhepunkt. Da er ein großzügiger Mäzen war,
gesellten sich an seinen Hof häufig Dichter, Künstler
Physiker und Gelehrte. Zu Gast hatte er auch
Dante Alighieri, der ihm seine Dankbarkeit bewies,
indem er ihn in seiner Divina Commedia (Göttliche
Komödie) und im Convivio (Gastmahl) erwähnte.
Tür Altinia (Treviso)
„Marca Gioiosa“ wirklich vorzüglich dar.
Einer der vielen Wege, die in die Marca führen,
geht von Padua aus, die Bundesstraße 307
entlang. Es wird angenommen, dass man hier
teils auf den Spuren der Via Aurelia fährt, die
in der ersten Hälfte des 1. Jahrhundert v. Chr.
erbaut wurde, um das Zentrum von Patavium
mit dem von Acelum-Asolo zu verbinden.
Hier breitet sich eine fruchtbare Ebene am
Fuße der Bergkette aus, wo viele Herden
grasen und auch noch die Überreste der
antiken Landaufteilungen zu erkennen sind.
23
Die Landaufteilung stellte in der
Römerzeit das typisch landwirtschaftliche
Organisationssystem schlechthin dar.
Dies wird besonders in der Gegend von Riese
Pio X und S. Vito di Altivole deutlich.
Hier finden wir in gerade dieser Hinsicht
eine echt landschaftliche Sehenswürdigkeit,
die durch die Geometrie der Straßen,
Feldzufahrten, Baumreihen und Kanäle deutlich
wird. Diese Anordnung ergibt ein perfektes
Schachbrett und es könnte dem Besucher
durchaus passieren, dass er sich verläuft.
Wer eine weitere Spur dieser weit zurück
liegenden Zeiten aufspüren möchte, kann sich
in die Ortschaft Cendrole, im Nordwesten
von Riese begeben. Dort befindet sich im
Kirchturm der Wallfahrtskirche Santa Maria
eingemauert eine Platte mit einer Grabinschrift
aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.. Sie war
vielleicht Teil einer rechteckigen Urne, die
an den quattuorvirum Lucius Vilonius, einen
Beamten des nahe gelegenen municipium in
24 Asolo erinnert.
Bevor man aber Asolo erreicht, könnte man
eine Etappe in Castelfranco Veneto
einlegen. Die Stadtplanung zeugt von den
zwei Gesichtern der Stadt: Einerseits wird
man auf die schwierigen, geschichtlichen
Gegebenheiten aufmerksam, durch die sich
die Einwohner gezwungen sahen, sich in
gewaltigen Befestigungsanlangen gegen
Bedrohungen von außen zu schützen.
Andererseits findet man Spuren, die auf
die Entwicklung des Handels und eine
Öffnung Richtung ländliche Umgebung
und hin zu anderen Ortschaften in der
Umgebung hinweisen. Ein Beweis dafür
ist die heutige Piazza Giorgione, ein weiter
Platz im Norden der Stadtmauern, die
von Anfang an als Marktplatz genutzt
wurde. Und auch heute noch übt sie diese
Mauern von Castelfranco Veneto
Funktion wöchentlich jeden Freitag aus. Die
Stadt ist streng geometrisch angelegt und
verfügt über wunderschöne Stadtmauern mit
Türmen, Erdwällen und Verteidigungsgräben.
Castelfranco ist das älteste Beispiel für eine
città franca (steuerfreie Stadt), deshalb
auch der Ortsname. Sie stellt auch eines der
besterhaltenen Befestigungssysteme des 12.
– 13. Jahrhunderts in unserer Region dar.
In Venetien sind Cittadella und
Castelfranco als die erfolgreichen Beispiele
von im Voraus festgelegter Stadtplanung
zu sehen. Die Pläne dafür wurden von den
jeweiligen Stadtbehörden in Padua und
Treviso vorgegeben. Diese beiden Städte
waren als Bezirkshauptstädte gedacht und
sollten von Anfang an einen ausgeprägten
Stadtcharakter vermitteln. Über den Ponte
dello Statuto und durch den Hauptturm, der
Porta Treviso genannt wird und zur Zeit der
Hochblüte Venedigs errichtet, aber in heutiger
Zeit umgebaut wurde, kommt man ins Zentrum
dieses architektonischen Juwels.
Auf zueinander rechtwinklig stehenden
Straßen entdeckt man weitere Schmuckstücke,
wie den Dom. Bei seinem Bau wurde einer der
Befestigungstürme als Glockenturm genützt
und ist allerseits für sein wunderbares Altarbild
Pala con Madonna in trono von Giorgione
bekannt. Das Geburtshaus des Künstlers
befindet sich nur wenige Meter davon entfernt.
Geht man die Via Preti entlang, gelangt man
durch das Stadttor Porta Cittadella auf die
andere Seite der Stadtmauern und wird auf
die wunderbaren Palais mit Bogengängen
aufmerksam, die hier angesiedelt sind.
Darunter befindet sich das Palais BovoliniSoranzo aus dem 16. Jahrhundert mit Fresken,
die die Geschichten rund um Herkules
darstellen. Er ist eine mythologische Figur, die
im Mittelalter aber auch in der Renaissance
25
den Bürgern als Beispiel für Kraft und
staatsbürgerliche Aufrichtigkeit dienen sollte.
Die Stadt Asolo hebt sich vom saftigen
Grün der Wiesen und dem Dunkelgrün der
Wälder ab. Um mit einem Blick den Zauber
dieser Landschaft, in die diese Ortschaften
eingebettet sind, einzufangen, muss man zu
Fuß den höchsten Punkt der Stadt erklimmen:
das Symbol dafür schlechthin - die Festung.
Sie steht auf der Spitze des Monte Ricco und
hat eine lange Geschichte aufzuweisen: Von
den ersten Ansiedlungen zur Zeit Venetiens,
hin zu einer kleinen Kirche aus dem 6. – 8.
Jahrhundert n. Chr., die Mosaikböden aufweist
und über einen kleinen Friedhof verfügt, bis zu
einer Wohneinheit mit fruchtbaren Gebieten,
die auf das 10. – 11. Jahrhundert zurück geht.
Auf diese Vergangenheit aufbauend wurde in
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die
Festung angelegt.
Es handelt sich dabei um eine ganz besondere
Burg, die nicht als Herrensitz, sondern als Sitz
26 einer Militärgarnison diente. Die mächtige,
Festung (Asolo)
polygonale Struktur wurde als quasi höchster
Wachturm erbaut. Einige Jahrhunderte
später, zwischen Ende des 13. Jahrhunderts
und Anfang des 14. Jahrhunderts kamen
venetische Stadtmauern hinzu, die die
Ortschaft einschlossen. Von hier aus hat man
einen atemberaubenden Blick, und zwar
nicht nur auf das Hügelland im Norden und
über die Hochebene des Grappa, die als
Valcavasia bezeichnet wird. Im Osten und
im Westen blickt man über die Erhebungen
bis hin zum Piave auf der einen Seite, auf
der anderen hin zum Brenta und im Süden
auf die gleichförmigen Ausläufer der Ebene.
Genauso bemerkenswert ist es jedoch die
Veränderungen während der Jahreszeiten
oder auch im Laufe eines Tages in Form von
Farb- und Schattenspielen zu beobachten, die
die Landschaft einer Farbpalette von Giorgione
ähneln lassen. Vom Wall aus kann man auch die
Asolo
charakteristische Stadtstruktur Asolos sehen,
die sich auf dem so genannten „Isolo“ und auf
den zwei Plätzen Piazza Maggiore oder Piazza
della Fontana und Piazza Brugnoli geballt (wo
sich nicht zufällig die Thermen des römischen
Acelum befanden) präsentiert.
Von dort gliedert sich die Stadt in mehrere
Arme (die zentripetal und zentrifugal
angeordnet sind und „Foresti“ genannt
werden). Sie führen auf den Kämmen
Stadtmuseum (Asolo)
der Hügel entlang und werden durch die
schattigen Täler unterbrochen. In der Antike
war der wichtigste der, der sich Richtung
Süden ausbreitete. Heute ist es der Forestuzzo,
der durch den Portello di Castelfranco führte:
Hier befand sich damals das Teatro Romano, in
direkter Perspektive mit der Ebene.
Dort, wo das Theater stand, befindet sich eine
Villa aus dem 17. Jahrhundert, die der letzte
Wohnsitz von Freya Stark (einer berühmten
englischen Reisenden) war. Der Zauber hält
auch weiter an, wenn man die anderen Kämme
entlang fährt. Entlang der Via Browning mit
ihren Bogengängen und an den kleinen, eng
nebeneinander stehenden Läden vorbei kommt
man zuerst zum Dom und nach einem Besuch
im Stadtmuseum zur großen Terrassierung der
Burg. Bleibt man auf den Schutzwällen stehen,
kann man auch heute noch das Echo des Hofs
der Königin von Zypern und die Gespräche von
Pietro Bembo erahnen. Wenn man schließlich
einen weiteren Kamm gegen den Foresto del
Casonetto hinunter fährt, erinnert ein anderes
Gebäude an eine weitere Frau, nämlich an die
Schauspielerin Eleonora Duse. Sie verbrachte
ihre letzten Lebensjahre in Asolo, weil sie
vielleicht in dieser Landschaft eine Art realen
Bühnenhintergrund für den Schlussakt ihres
Lebens gefunden hatte. Jetzt ruht sie hier
gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten, die
diesen Landstrich liebten, wie eben Manara
Valgimigli (eine berühmte Gräzistin) und Freya
Stark, im wunderschönen Friedhof neben der 27
Caterina Cornaro
Kirche und dem Konvent S. Anna. Denkt man
an Frauen wie Caterina Cornaro, Eleonora
Duse und Freya Stark zurück, die Asolo alle
so sehr liebten, kann man diese Ortschaft fast
unmittelbar am eigenen Leib spüren. Hier ist
die mittelalterliche Struktur ganz wunderbar
erhalten geblieben und man kann auch heute
noch den feurigen, weiblichen Geist fühlen,
der mit der Zeit sanftere Züge annahm.
28 Der Ortsname Vittorio Veneto weist auf
einen geschichtlich bedeutenden Zeitraum
unseres Landes hin. Es geht dabei um den
Anschluss Venetiens an Italien, genauer gesagt
um das Jahr 1866, als Serravalle und Ceneda
zu einer einzigen Ortschaft unter dem Namen
von Vittorio Emanuele II. zusammengelegt
wurden. In Wirklichkeit haben diese zwei
Ansiedlungen am Berg und im Tal längs der
Bundesstraße Alemagna auch nach dem Bau
neuer Wohnsiedlungen, die als Verbindung
der beiden Orte dienen sollten, ihre zwei
Ortskerne behalten. Schriftlichen Quellen
nach sollte Ceneda schon in der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts eine wichtige
Befestigungsanlage gewesen sein. Es war
auch der Schauplatz von ganz gewaltigen
Kämpfen zwischen Franken, Langobarden,
Byzantinern und Goten um den Machteinfluss
auf Nordostitalien. Ceneda wurde zuerst zum
langobardischen Herzogtum, das vom Piave bis
zum Tagliamento reichte. Später wurde es zum
gräflichen Bischofssitz. Mit dem Bischof kam
aus Oderzo auch eine neue politisch – religiöse
Flaminio Platz (Serravalle Vittorio Veneto)
Einrichtung in den Ort. Die militärische,
politische und religiöse Rolle von Ceneda kann
man gut einschätzen, wenn man seinen Besuch
von dem Platz aus beginnt, wo die Loggia und
die Kathedrale stehen. Dies wird vor allem auch
deutlich, wenn man den darüber liegenden
Hügel hinauf geht, wo man die Tradition in
fünf verschiedenen Befestigungsanlagen
erahnen kann: Es handelt sich dabei um San
Rocco, den “Palasi”, die “Rocca” oder San
Paolo, die Burg San Martino und die “Rocchetta
di Salsa” (die heutige Kirche San Gottardo).
Unter diesen ist sicherlich S. Martino die
Anlage, die am besten erhalten ist. Sie war
ab dem 8. Jahrhundert Sitz des fürstlichen
Bischofs und erfuhr bis ins 18. Jahrhundert
einschneidende Veränderungen. Heute ist es
ein Patrizierwohnsitz, der allein repräsentativen
Zwecken dient, an dem man jedoch dennoch
einige Elemente der Befestigungsanlage sehr
gut erkennen kann. Unter diesen Elementen
sind z. B. der mächtige fünfeckige Turm, der
auf einem felsigen Ausläufer gebaut wurde.
Burg San Martino (Vittorio Veneto)
Diese Bauten wurden in der Renaissance und
in der Moderne durch einige bauliche Eingriffe
verschönert und verziert und fungieren heute
als bischöfliche Residenz wie als Sitz einer
kleinen Gemeinschaft von Nonnen.
Geht man von der Burg hinunter, erreicht man
das Zentrum von Serravalle. Diese Ortschaft
ist römischen Ursprungs, hat jedoch erst
im Mittelalter, als sie zum Lehensgut der da
Camino wurde, eine strategisch und vor allem 29
Lombardische Fibel - museum (Vittorio V.to)
wirtschaftlich bedeutende Rolle bekommen,
die sich auf die Durchfahrtsstraße im engen
Tal bezieht und dadurch auch auf den Handel
und die Eisen- und Wolleverarbeitung in dieser
Bergregion. Der Reichtum, der aus diesen
Aktivitäten entstand, spiegelt sich einerseits in
einigen Landstrichen wieder, die an subalpine
Lokalitäten erinnern, andererseits erkennt
man ihn beim Anblick des Hauptplatzes. Hier
befindet sich auch die vom Podestà Gabriele
30 Vernier errichtete Loggia, der lange Bogengang
mit Spitzbögen beim Krankenhaus Ospedale
della Scuola o Confraternita dei Battuti und die
lange Reihe an Herrenhäusern in Via Martiri
della Libertà, die seinerzeit Calgrande hieß.
Die Loggia, die ein sehr hübsches Beispiel für
venezianische Kunst ist, beherbergt heute
das Museum von Cenedese. Hier wird die
Geschichte dieses Gebiets, mit besonderer
Rücksicht auf die Zeit der Langobarden,
wirklich gut dargestellt. Es sind bedeutende
Objekte und Kunstwerke ausgestellt, die
bei einem ersten Besuch eine wirkliche
Entdeckung darstellen.
Wer Conegliano besuchen möchte, sollte
seinen Besuch in der frühesten Ansiedlung,
nämlich in Castelvecchio, beginnen.
An seinen Hängen entwickelten sich später die
Ortschaft und danach die Stadt. Die Ortschaft
ist nicht nur für ihre Prosecco – Produktion und
kulinarische Genüsse bekannt. Ihre Burg wird
auf das 10. - Anfang 11. Jahrhundert datiert
und wurde vom Bischof von Belluno erbaut.
Später wurde sie von der sehr einflussreichen
Burg (Conegliano)
Hügel um Conegliano
Familie da Camino übernommen, die politisch
gesehen Treviso näher stand. Von ihrer
ursprünglichen Struktur sind einige Teile
noch sehr gut zu erkennen, auch wenn
daran ziemlich große Umarbeitungsarbeiten
vorgenommen wurden. Die drei Türme,
die südlichen Bastionen und das befestigte
Eingangstor im Norden kann man gut
ausmachen. Von der Burg heben sich zwei
gemauerte Wände ab, die auch die Festung
der Coderta im Osten einschließen und an die
Ortschaft Conegliano anschließen.
Damit erzeugen sie eine große, dreieckige
Fläche, die die ganze Altstadt der Ortschaft
mit ihren zahlreichen Grünflächen umschließt.
In die Ortschaft gelangt man auch heute noch
durch drei Stadttore: Die zwei Haupttore
waren die Porta del Ruio im Westen (heute
heißt sie Porta Dante) und die Porta Monticano
im Osten. Über die Porta San Polo, einen
Nebeneingang, gelangt man vom Südosten
aus in den Ort. Conegliano wird seinen
31
Hügel um Conegliano
Dualismus wohl auf ewig bewahren: Er wird
durch den Gegensatz zwischen der Burg
auf dem Hügel, der zuerst für die adeligen
Familien und später für die Machteinflüsse aus
Treviso und Venedig ein Bezugspunkt war und
den burgus oder den Landstrich dargestellt,
der sich am Fuße des Hügels befand und
wo die handwerklichen und professionellen
Aktivitäten angesiedelt waren. Dadurch
besteht diese Aufspaltung in stadtplanerischer
32 aber auch sozialer Hinsicht, die wir heute
als up und down town bezeichnen würden.
Nachdem wir hier das Stadttor Porta di Ser
Belle bestaunt haben, gehen wir von hier ein
wenig weiter nördlich die Straße Calle della
Madonna della Neve hinunter, kommen an den
Archivolten der carrarischen Mauern und am
ehemaligen Kloster von S. Francesco vorbei,
und stoßen schließlich auf das Ortszentrum,
die Piazza Cima. Von hier aus kann man rechts
in der Via XX Settembre die Bogengänge der
Renaissancepalais entlang gehen, wobei das
Palais Longega wirklich bemerkenswert ist.
Am Dom wird dann eine Pause eingelegt. Man
könnte auch vor dem Platz nach rechts in die
Via Cima gehen, wo sich das Geburtshaus des
Malers und ein Museum befinden. Dort, fast
genau gegenüber von Cimas Geburtshaus,
werden Dokumente und Objekte aus seiner
Zeit aufbewahrt. Durch ein während des Tages
offen stehendes Gittertors gelangt man auf
einen kleinen Platz, den Campiello dei Battuti.
Zwischen dem Dom, der Schule Scuola dei
Battuti und unserem Standort gelangt man
Portobuffolè
durch einen Bogen am Glockenturm in die
Via XX Settembre). Man verlässt die Ortschaft
durch das etwas sonderbar anmutende
Stadttor Porta Dante, das 1865 anlässlich
des hundertjährigen Geburtsjubiläums des
Dichters eingeweiht wurde und anstelle der
mittelalterlichen Porta Ruio Platz fand. Draußen
geht man dann an dem Brunnen “Fontana
dei Cavalli” vorbei und weiter in den Corso
Vittorio Emanuele und den stark frequentierten
Corso Mazzini, der sich exakt an der Stelle
befindet, wo sich bis zum 16. Jahrhundert
der Wassergraben der Ortschaft, den man
Refosso nannte, befand. Links davon reihen
sich die Gebäude den Stadtmauern entlang
und an manchen Stellen sind die Mauer, die
zwei Türme und das Stadttor San Polo sichtbar.
Auf dem Erdwall der Mauern befinden sich
auch ein paar Gärten. Man geht schließlich
außerhalb des Stadtkerns bis zum Stadttor
Porta Monticato weiter, das sicherlich das
besterhaltene und wirklich beeindruckende
Element der Befestigungsanlagen dieser
Gebäude Gaia da Camino (Portobuffolè)
Ortschaft ist. Wenn wir bis an die östliche
Grenze der Marca vorstoßen, werden wir
auf das noch bis vor wenigen Jahren äußerst
wichtige Wasserstraßennetz aufmerksam.
Wie wichtig es für den ansässigen Handel
war, wird dem Besucher vor allem in
Portobuffolé bewusst. Diese kleine Stadt
wurde im Inneren einer Krümmung des Flusses
Livenza, in der Nähe des Flusshafens Settimo,
angelegt. Der Hafen war vielleicht schon zur
Römerzeit in Betrieb, nämlich genau dort, wo 33
Oderzo
der Fluss nicht mehr schiffbar war und die
Waren von den Schiffen umgeladen werden
mussten, um auf dem Landweg, manchmal
sogar bis nach Mitteleuropa, weitertransportiert
zu werden. Mit seinem Äußeren als kleine,
befestigte Stadt in einem einzigartigen
Naturkontext wird Portobuffolé zu einem der
vielen Juwelen der Marca Trevigiana.
Hier empfehlen wir den beeindruckenden
Blick auf den Ort mit seinen Türmen von Pra’
34 dei Gai aus, einem feuchten Dammgebiet
längs des Livenza. Durch das Stadttor Porta
Friuli über die Brücke des Livenza stößt man
auf ein mittelalterliches Stadttor, das von den
Venezianern 1513 völlig umgebaut wurde.
Die südwestliche Seite der Stadtmauern geht
heute zwischen den modernen Gebäuden
völlig unter. Links vom Stadttor erkennt
man die Forderfront des Fontego, eines
Umschlagplatzes für Salz. Der Salzhandel
stellte über Jahrhunderte hinweg den Reichtum
des Hafens dar. An dieser Stelle befanden
sich Kais und andere Hafeneinrichtungen.
Wenn man in die Ortschaft kommt, trifft man
unmittelbar auf die Piazza Maggiore, wo
sich auch die meisten Sehenswürdigkeiten
der kleinen Stadt befinden: Von hier aus
sieht man die Hauptfront des Fontego
(der mittelalterliche Fondaco wurde im 16.
Jahrhundert neu verkleidet), den Monte di
Pietà (Ende des 15. Jahrhunderts), wie den
mittelalterlichen Stadtturm. Ganz in der Nähe
befindet sich auch das gotische Gebäude, wo
die Zollstation ansässig war. Wenn man von
hier aus die Via Businello einschlägt, stößt man
auf das Gebäude Gaia da Camino. Es handelt
sich dabei um ein mittelalterliches Patrizierhaus,
das in der Renaissance umgebaut wurde.
Von hier erreicht man auch die Piazza Beccaro.
Um aus der befestigten Ortschaft hinaus
zu gelangen, nimmt man die Brücke Ponte
Trevisana, die das einzig übrig gebliebene
Zeichen der Stadtmauern und des Stadttors
Porta Trevisana ist, das 1918 zerstört wurde.
Wenn man über die Calgranda dei Sali
entlang läuft, deren Namen wiederum auf
die größte Einnahmequelle des Flusshafens
anspielt, durchquert man den Borgo dei
Servi und kommt in wenigen Minuten wieder
zum Stadttor Porta Friuli. Fährt man von
Portobuffolé aus den Lauf des Livenza Richtung
Süden entlang, kommt man nach Motta
di Livenza. Diese Ortschaft nützte den
Fluss auch schon im Mittelalter zum regen
Handelsaustausch mit Venedig. Von der Burg,
die zur Verteidigung des Ortes diente, sind
heute nur mehr flüchtige Spuren übrig.
Domus di via Mazzini - Musivischer Fussboden (Oderzo)
La Castella (Motta di Livenza)
Weitere Überreste stellen einige
Bezeichnungen, wie die Via del Girone (eine
Ringstraße um die Stadtmauern der Festung)
und die Castella, eines der Gebäude aus dem
15. Jahrhundert, das hinter den Stadtmauern
während der venezianischen Herrschaft erbaut
wurde, dar. Ein Tipp, um nach Oderzo zu
kommen, ist auf den Spuren der Reisenden
aus alten Zeiten zu wandeln, indem man die
heutige Bundesstraße 53 einschlägt.
35
Damit vollzieht man eine Strecke der alten,
römischen Straße namens Via Postumia nach,
die von Genua nach Aquileia führte.
Sie durchquerte ganz Norditalien und führte
auch an dieser Ortschaft vorbei. Oderzo
stellte von Anfang an einen wichtigen
Verkehrs- und Handelsknotenpunkt zwischen
dem euganeischen Gebiet, den Alpen und dem
Gebiet Ostvenetiens dar. Diese Tatsache wird
auch im Ortsnamen venetischen Ursprungs
Opitergium deutlich, dessen Wurzel terg
Markt oder Platz bedeutet. Auch in diesem Fall
trug die charakteristische geografische Lage
der Ortschaft schon in der Frühgeschichte
zu ihrer Weiterentwicklung bei. Sie liegt auf
einem weiten Landstrich, der sich zwischen
den Flüssen Livenza und Piave hinzieht und ist
mit dem Meer durch kurze, leicht schiffbare
Flussstrecken verbunden. Die ältesten Spuren
gehen auf die erste Eisenzeit zurück, es ist
jedoch in der zweiten Eisenzeit, dass dieser
Ansiedelung eine besondere Bedeutung
36 zugeschrieben wird. Gleichzeitig mit dem
Bau der Via Postumia im Jahre 148 v. Chr.
bekommt diese Ansiedelung während der
Phase der Romanisierung des Voralpengebiets
neue Impulse zu spüren. Aus dieser Zeit
stammt auch die erste Stadtplanung. Später,
im Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus
im Jahre 49 v. Chr., ergriff die Stadt für Cäsar
Partei. Dafür wurde sie mit der Enthebung
aus dem Militärdienst für zwanzig Jahre,
der Erweiterung ihres Ackerlandes und der
Ernennung zum römischen municipium
belohnt. Die Stadt wurde Anfang der Zeit Kaiser
Augustus (Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr.) mit
Monumentalbauten ausgestattet. Reste davon
kann man im ganzen Stadtgebiet entdecken.
Hier wird dem Besucher klar vor Augen geführt,
wie eine römische Stadt mit Forum, Basilika,
Thermen und mit Mosaiken bestückte, private
Wohneinheiten, aussah. In der Via dei Mosaici
kann man diese Kunst bei einer Flussmole und
dem Wasserauffangsystem bewundern.
Mit dem Untergang des römischen Reichs
wurde Oderzo wegen seiner strategisch
günstigen Lage wiederholt zum Opfer von
Plünderungen. Die Stadt bewahrt dennoch
ihre Charakteristik als Handelszentrum.
Im 11. Jahrhundert wird sie erneut als
Handelsumschlagplatz erwähnt und sogar vom
Patriarchen von Aquileia und den Bischöfen
von Ceneda und Belluno beansprucht.
Es geschieht noch im 13. Jahrhundert,
dass die Stadt Teil der Gemeinde Treviso
wird. Sie bekommt eine Stadtmauer, um
die ein Kanal führt und nimmt die für diese
venetischen Stadtzentren aus dem Mittelalter
und der Renaissance typischen Formen
an. Charakteristisch dafür ist der Dom, um
den herum Häuser und kleine Palais mit
freskenverzierten Vorderfronten stehen.
Es handelt sich hierbei um tausendjährige
Geschichte, die man nachvollziehen kann,
wenn man das archäologische Stadtmuseum
Eno Bellis besucht.
Dort findet man archäologisches Material,
das von frühgeschichtlichen Epochen bis zum
Mittelalter erzählt.
37
Stadtmuseum (Oderzo)
(D) DAS RÄTSEL UM DIE VIA CLAUDIA AUGUSTA
Die Via Claudia Augusta stellte zusammen mit
der Via Postumia einen der für die Entwicklung
der Marca grundlegenden Verbindungswege
dar. Auch heute noch hat diese Straße ein
Projekt von transnationaler Bedeutung ins
Leben gerufen. Sie wurde um das Jahr 15 v.
Chr. von Drusus dem Älteren während eines
Militärfeldzugs festgelegt und von Kaiser
Claudius (Sohn des Drusus) in den Jahren 46
– 47 n. Chr. gebaut. Sie sollte die Poebene und
im Besonderen Altino mit den Donauufern
verbinden und war 350 römische Meilen
(also zirka 518 km) lang. Dies ist zumindest
aufgrund des in Cesiomaggiore, im Nordosten
von Feltre aufgefundenen Meilensteins mit
38 diesen Angaben, anzunehmen.
Der Verlauf dieser Straße ist unter
verschiedenen Aspekten auch heute noch
ein Rätsel, weil es dazu nämlich weder auf
der Tabula Peutingeriana, noch auf anderen
geografischen Karten oder alten Routen
irgendwelche Angaben gibt.
Einige Indizien dazu kann jedoch zuweilen
die Ortsnamenkunde liefern. Es gibt jedoch
aufgrund der bisher angestellten historischen
und archäologischen Forschungen im Moment
keine alleinige, stichhaltige Hypothese über
ihren ursprünglichen Verlauf. Davon existieren
nämlich verschiedene Deutungen, die als
Anregung zu verstehen sind, Nebenstrecken
oder Zubringerstraßen zur Hauptstrecke zu
erkunden. Die älteste Hypothese wurde 1789
Grenzstein oder Meilenstein von Cesiomaggiore
a
TH
R
NO
ST
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PROVINZ Passo San Boldo
BELLUNO 18
Praderadego
16
ST
WE
C
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U
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Ceneda Bassa
Nogarolo
S. Maria
Lago Colmaggiore
Cozzuolo
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Godega di
Colle Umberto Sant'urbano
Liv
e
Gaiarine
Pianzano Baver
nz
a
ALTINO
Campomolino Fae' Rigole
Brische
Mure
Meduna
Der hypothetische Streckenverlauf
der Via
di Livenza
Roverbasso
1 Altino (Archäologisches
Gebiet)
Levada
Navole'
Sotto Croda
Borgo Chiesa
Claudia
Augusta
kann
auf
der
Anfangsstrecke
Cornare
Vallonto
Prapian
San Giovanni di Motta
2
Manzana
via
Claudia
Augusta
Soller
Basalghelle
Oglianovon Altino bis Callalta
Capo di Sottound vom Piave bis
Tovena
Arfanta
Borgo Marconi Lorenzaga
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3 QuartoMansue'
d’Altino
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Pecol Corbanese
17
Valdobbiadene
und
Segusino
nachvollzogen
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Intrivigne
Mura Gai
Cosniga
Gorgo della Chiesa Motta di Livenza
Fontanelle
Cimavilla
Villanova
Bagnolo und befahren
4 Lagozzo (via Cl. Augusta)
San Vendemiano
werden. Teile der nrestlichen
o
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San Pietro di Feletto
Cison di Valmarino
Lutrano
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Gorgo Dei Molini
Guizza
Mo
5
Lagozzo
(via
Cl.
Augusta)
Borghetto
Rua
Strecken
sind
teilweise,
an
den
markierten
Visna'
Malintrada
Molinetto delle Crode
Valmareno
Fratta
6 Villa-Burg
Giustinian
Refrontolo
Orten
in der beiliegenden Legende,
sichtbar.
Soffratta
CONEGLIANO Ramera
SILEA ODERZO
Follina
Farro'
Collalbrigo
15
Pedeguarda
Cavalier
S.Maria
7 Colfrancui
Nerbon (Strecke der Via Cl. Augusta)
Mareno di Piave Vazzola
Caiada
D
La Bella
Premaor
Formeniga
Tarzo
Carpesica
Menare'
Scomigo
Solighetto
Castello Rocchetta
Soligo Pieve di Soligo
S. Michele
Pare'
Crevada
San Fior
Piavon
SAN BIAGIO DI CALLALTA
Chiarano
8 Streckenverlauf der Via Claudia Augusta
Campea
Fossalta Maggiore
Vergoman
Tezze
CARBONERA
Busco
Santa Lucia
San Polo di Piave
Ormelle
Combai
Barbisano
9 Villa Tiepolo Passi
Susegana
Farra di Soligo
di Piave
Collalto
Levada
Giorgio
San
Boschet
San Nicolo
San Michele di Piave
10 Villa Valier-Loredan (Vascon)
Posmon Castelletto
11 Kreuzung der Via Cl. Augusta
Candole mit der
S. Maria di Piave
Cimadolmo
Guizza
Falze'
Colfosco
Mercatelli
Piave
di
Col San Martino Sernaglia
RoncadelleVia Postumia
Vigonovo
Guia
Milies
Ponte della Priula
Campo Pietra
della Battaglia
NERVESA
DELLA
BATTAGLIA
Stabiuzzo
Piazza Rovere
Negrisia Ponte
di Piave
Campobernardo
Santa Croce
S. Stefano
Giussin
13
Stramare
Salgareda
12 Ca’ Tonet
Bidasio
Piave
Piave
Moriago della Battaglia
Barbozza
SUSEGANA
Nervesa della Battaglia
Prato
Mosnigo
Candelu'
Bocca Callalta
Saccol
13 Römische
Colbertaldo
(Colfosco)
Fagare'Brücken
Sovilla
Zenson
Santi Angeli
Segusino
di Piave
Saletto VALDOBBIADENE
VALDOBBIADENE
Lovadina
12 Spresiano
Maserada
San Bartolomeo
Candelù
Bosco
Bavaria
Santa Mama
Piave
Sul
S. Vito
San Giovanni
14
Hypothetischer
Streckenverlauf
der
Arcade
Funer
Vidor
Bigolino
11 Varago
Carlot
Giavera del Montello
Le Marche Via Cl. Augusta
Visnadello
Piave
di
Breda
Fener
Cavrie' FOLLINA
14
Rovare'
Piave
Rive Covolo
Pero
Cusignana
Vascon
Pralongo
15 Zisterzienserabtei
Guizzetta
Pederobba Vitipan
Onigo Levada
San Biagio di Callalta San Pietro Novello
Montello
del
Povegliano
Selva
San Giacomo
10
Ciano
16
Praderadego-Pass
Catena
Vacil
Santa Maria
Monastier
Granigo
S. Urbano
Curogna
Villorba
San Martino CISON DI VALMARINO
Bel Giardino
Crocetta
Virago
Cornuda
Borgo Verde
Lancenigo
Mignagola
Pezzan
del Montello
Santandra'
17 Ortschaft Cison Valmarino und Burg Brandolini
S. Vettore
Volpago del Montello
Carita'
Vettorazzi
Camalo' Barrucchella
Castelli
18 Spercenigo
S. Boldo-pass Vallio
La Valle
Venegazzu'
San Floriano
Miane
Feltre
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Bocca di Strada
B
B
MO
Castelcies
Die Cavaso
Via Claudia
del Tomba Augusta und
Caniezza
ihr hypothetischer
Verlauf
Pra De Roda
Maser
Monfumo
T. Mommsen - G. Rosada
A Possagno
ASOLO
Paderno Novello
Pagnano
C A. Alpago
Crespano
del Grappa
del Grappa
S. Eulalia
Cassanego
Fonte Alto
D P. Fraccaro
Borso del
Grappa
One'
Sopracastello
Fonte
Crespignaga
Ponzano
Merlengo Veneto
Signoressa
MONTEBELLUNA
Madonna della Salute
Casella d'Asolo
Sant'Apollinare
Villaraspa
Villa d'Asolo
San Vito
Lauro di Altivole
Borgo di Fontane Biban Carbonera
Paderno
San Gaetano
Falze'
Trevignano
Busta
Altivole
Caselle
Edifizio
Cessal
Santa M
LO
Caonada
Pederiva
Biadene
Guarda Bassa
Caerano di San Marco
Tempio
D
Postioma
Coste
Castelcucco
Casonetto
A. De Bon - V. Galliazzo
B Fietta
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L
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C
Borgo Bellussi
Rai
Sala
Pezzan
Barcon
Fossalunga
9
Santa Bona
TREVISO
Musano
A
Fontane
Porcellengo
Castagnole
Castello
Olmi
7
8
Silea
Lanzago
Sile
Istrana
5
S. Elena
Lughignano
Frescada
Padernello
Franceniga San Cipriano
Cendon
Dosson
Paese
Roncade
6
Nerbon
Casier
PROVIZ
VENEDING
Biancade
Conscio
Canton
Quinto di Treviso
Musestre
QUARTO
D’ALTINO
Borgo Verde
Villaggio I.A.C.P.
3
Bagaggiolo
Casale Sul Sile
San Trovaso
Le Grazie
4
Ca' Tron
Bonisiolo
2
ALTINO
139
veröffentlicht und stammt vom Grafen Aurelio
Guarnirei Ottoni: Sie sah eine Strecke vor,
die von Altino aus nach Oderzo und danach
weiter nach Serravalle (Vittorio Veneto)
führte. Danach weiter nach Belluno und
schließlich nach Cesiomaggiore und Feltre.
Etwas später, im Jahre 1863, hielt der deutsche
Wissenschaftler Theodor Mommsen einen
Verlauf, der von Altino nach Treviso und dann
direkt nach Feltre führte, für glaubhafter. Diese
Hypothese wurde später von Konrad Miller im
Jahre 1916 wieder aufgenommen und in einer
grafischen Darstellung veröffentlicht. Darin
sieht man, dass die Via Claudia Augusta sich
an einer wichtigen Stelle, nämlich in Postioma
an der „Feltrina“, mit der Via Postumia kreuzt
und schließlich nach Montebelluna, Cavaso
und Feltre weiterführt. Dieser Straßenverlauf
wird auch im Jahre 1926 von Walther Cartellieri
wiederholt (außer der Anfangsstrecke mit
Altino, “Lagozzo”, Nerbon und von hier
aus „sicherlich“ nach Treviso). In letzter
40 Zeit, nämlich im Jahre 1999, wurde der oft
Römisches Straßenpflaster (Altino)
vorgeschlagene Verlauf durch Treviso rein
rational von Professor Guido Rosada von der
Universität Padua wieder aufgenommen.
Seiner Version nach verlief die Via Claudia
Augusta ganz nah am Flussufer des Sile
entlang. Sie führte ins flussnahe Gebiet weiter,
durchquerte das heutige Casale sul Sile und
auch Lughignano (wo direkt am Fluss Villa
Barbaro-Gabbianelli, ein Bau aus dem 15.
Jahrhundert steht). Nachdem sie auch an dem
am Sile gelegenem Casier vorbei führte, wo
man seinerzeit vielleicht Käse produzierte
oder damit handelte, musste die Straße durch
Sant’Antonino und weiter nach Treviso führen.
In die Stadt kam man durch das alte Stadttor,
das auch heute noch Altinia heißt und an
die Verbindung mit dem Küstenort erinnert.
Heraus aus der Stadt führte die Straße dann
durch das Stadttor Santi Quaranta, wo sie
auf einer Geraden in das heutige “Feltrina”
gelangte, das früher einer der Angelpunkte für
die Landaufteilung der Gemeinde Treviso war.
Unterwegs kam man auch an der Ortschaft
Postioma, deren Name sich auf die wichtigste
und älteste Straßenverbindung in Norditalien
bezieht, vorbei. Es ist bekannt, dass diese
Straße schon 148 v. Chr. Genua mit Aquileia
verband. Genau hier kreuzt die Bundesstraße
348 die Via Postumia, wie dies auch heute
noch auf den Straßenkarten ausgeschildert
ist. Dieser Straßenabschnitt in Venetien
ist sehr gut erhalten und wird heute vom
Automobilverkehr hoch frequentiert.
Wenn man Richtung Norden weiterfährt,
kommt man nach Montebelluna. Diese
Ortschaft ist ein strategischer Punkt, denn sie
befindet sich in der Nähe der südwestlichen
Anhänge des Montello und ebenso nicht weit
entfernt von der Stelle, wo der Piave - Verlauf in
die Ebene eintritt. Der Ort befindet sich ebenso
am östlichen Ende der Bundesstraße 248,
die an die Südseiten der Hügel, die am Fuße
der Berge zwischen Piave und Brenta liegen,
grenzt. Diese Wegstrecke wurde bereits in der
Antike für Überraschungsangriffe von außen
benutzt, worauf auch ihr heute noch üblicher
41
Archäologische Funde - Stadtmuseum (Montebelluna)
Name, „Schiavonesca“, hinweist. Die Lage von
Montebelluna hat deshalb schon selbst große
Bedeutung und eine lange Geschichte. Dies
alles wird in den Sälen des Stadtmuseums gut
gezeigt, wo römische Materialien aus Venetien
die logistische Wichtigkeit der Ortschaft, die
durch die unmittelbare Nähe zur Verkehrsader
klar wird, dokumentieren. Der Ort stellt somit
einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt dar.
Wenn man über Pederiva hinaus fährt, findet
man an den Ausläufern der Erhebungen am
Fuße der Berge bedeutende Burganlagen,
die Richtung Piave zeigen. Ein Stück weiter
östlich von Pederobba fährt man dann das
Piave – Tal den Fluss entlang hinauf und
kommt nach Fenèr, wo man heute noch den
Meilenstein mit der Innschrift XI Meilen sehen
kann. Damit wurde die Distanz angezeigt,
die noch bis nach Feltre zurückzulegen war.
Gleichzeitig wurde damit die Kreuzung
zwischen der Claudia Augusta und der Straße,
die alte Routen als Verbindungsweg von
42 Oderzo nach Trento angeben, angezeigt. Die
Meilenstein in Fener
stichhaltigste Hypothese, die auch 1938 noch
durch unumstrittene archäologische Funde
auf der Strecke Altino-Vidor bestätigt wurde,
stammt von Alessio De Bon aus dem Cadore.
Dem Wissenschaftler nach begann die Via
Claudia Augusta in Altino 1 , einem Ort
von bedeutendem archäologischen Wert und
Sitz des äußerst wichtigen Stadtmuseums.
Innerhalb der Stadt wurde sie, nach der
Abzweigung von der Via Annia, in ihren ersten
300 Metern mehrmals unterbrochen.
Auf der Straße 2 , die von S. Michele del
Quarto (das heutige Quarto d’Altino 3 )
nach Tre Palade, in die Nähe des Sile, führt,
finden sich keine Spuren der Via Claudia
Augusta mehr. Aber im Norden von Quarto
d’Altino, oberhalb von der Flussmündung
des Musestre in den Sile, kann man auch
heute noch, wenn auch mit ein wenig Mühe,
die Reste der römischen Brücke über den
Sile erkennen. Danach kann man auf der
Strecke, die “Lagozzo” 4 oder “Agozzo”
genannt wird (es handelt sich dabei um einen
breiten, beeindruckenden Erdwall, der 7
Meter hoch und steinig war), und links vom
Fluss verläuft, weiterfahren. Dabei kommt
man an Musestre vorbei und wenn man
Richtung Norden / Nordosten fährt, kann
man nicht nur auf der Straßenkarte, sondern
auch auf dem Gelände noch einige Beweise
für die alte Straße antreffen. Von dort aus
Via Claudia Augusta (Roncade)
gelangte man auf einem schnurgeraden
Streckenabschnitt 5 unverzüglich in das
Gebiet im Osten von Nerbon 7 . Diesen
Landstrich zeichnen Niederungen aus, die
teils durch mehrere Landgewinnungsaktionen
zustande kamen und die die Straßenverlegung
auf einer gewissen Anhöhe logisch erscheinen
lassen. Die Straße hebt sich dadurch von
dem umliegenden Gebiet ab. Natürlich haben
gerade die Landgewinnungsaktionen dieses
Gebiet mit der Zeit stark verändert. Einige
sumpfige Abschnitte mussten damals des
Öfteren ziemlich schwierig zu überqueren
gewesen sein. Der Fluss Sile und zahlreiche
andere kleine Bäche bestimmen auch
heute noch den komplexen, amphibischen
Landschaftscharakter dieses Gebiets. Die
bewohnten Landstriche seitlich der römischen
Straße gaben ziemlich viele, archäologische
Funde aus der Urzeit und aus der Römerzeit frei.
Weiter im Norden liegt Roncade, das heute
eine Weingegend ist. Früher gehörte der Ort
zur villenähnlichen Burg Giustinian 6 , die
ein Prototyp einer venetischen Villa des 15.
Jahrhunderts ist, aber auch die Erinnerung
an ganz besondere, spät-feudale Architektur
wach ruft. Man kommt dann, wenn man
die Strecke des Lagozzo 8 einfach weiter
verlängert, nach Callalta, an einen Ort, auf
den man nach der Lokalität Borgo Furo
trifft und dessen Name ein Hinweis für die
Nähe zur nächsten Ortschaft darstellen
könnte. Auf dem Weg kommt man auch bei
Villa Valier Loredan (Vascon)
Carbonera und an ein paar Villen aus dem 15.
Jahrhundert vorbei 9 - 10 . Sie schmücken
das umliegende Gebiet östlich von Treviso.
Man erreicht schließlich die Kreuzung mit der
Via Postumia 11 , ungefähr auf der Linie
Vascon-Lovadina. Diese Route durchquerte
früher einmal freistehende Landstriche, die sich
dem Piave anschmiegten und stellte sicherlich
eine wichtige Verbindung mit weiter nördlich
gelegenen Gebieten her. Auf der Höhe von
43
Ponte della Priùla (Susegana)
Ca’ Tonet 12 (an der Grenze NervesaSpresiano) wurde die Straße zwischen zwei
seitlichen Abflusskanälen in den 80er Jahren
des letzten Jahrhunderts entdeckt. Sie bog
hier in Richtung Nordost, verlief bergauf über
den Piave, nicht weit vom heutigen Ponte della
Priula. Von dort aus führte sie auf die “Strada
Vecchia dei Mercatelli”, deren Name auf
einen Marktplatz am linken Flussufer anspielt
44 und wo sich der Flussübergang befand.
Die Flussüberquerung des Piave bereitete
auch den römischen Ingenieuren ziemliche
Schwierigkeiten. Sie überlegten, diese große
Wassermasse zu überqueren, indem sie den
sichersten Überquerungspunkt ausfindig
machten. Diese Stelle befand sich auf der
halben Wegstrecke zwischen der Brücke Ponte
della Priùla und dem Wohnort Nervesa, wo
der Piave gegen Südosten führte, dann eine
kleine Insel einschloss und sich schließlich in
zwei Flussadern teilte, wo man ihn ziemlich
leicht überqueren konnte. Wenn man den
Fluss nun bei einer Furt oder anhand einer
parallelen Behelfsbrücke aus Holz überquert
hatte, verlief die Via Claudia Augusta nun eine
kurze Strecke lang am linken Flussufer entlang,
wobei sie sich dem Landschaftsstrich anpasste.
Die Straße überquerte sicherlich einige kleine
Nebenflüsse des Piave, denen der Regen
manchmal ziemlich zusetzte und wo kleine,
römische Brücken 13 vorhanden waren.
Die schönste und unversehrteste darunter
ist sicherlich der Übergang in der Nähe der
Römische Brücken (Colfosco)
Villa Jacur, in Colfosco di Susegana. Ab der
Ortschaft Falzè di Piave gibt es dann mehrere,
verschiedene Hypothesen zum Straßenverlauf.
Nach De Bons Meinung führte sie südlich von
Quartier del Piave, also nach Sernaglia, Fontigo,
Moriago, Bosco oder Nosledo und Vidor, wo
sie dann den Piave überquerte. Dort ging sie
auf der rechten Flussseite weiter nach Quero
und Feltre, um schließlich Cesiomaggiore zu
erreichen (von hier aus dann nach Belluno,
Cadore, ins Pustertal und auf den Brenner).
Eine im ersten Abschnitt ähnliche Strecke
von Altino nach Vidor vertritt Luciano Bosio
(1970 und 1991). Dieser Wissenschaftler ist
der Meinung, dass die Via Claudia Augusta
nach Falzè di Piave weiter nach Moriago
della Battaglia, Mosnigo und Valdobbiadene
führte und dann, noch immer auf der
linken Piaveseite, bis nach Busche verlief.
Dort überquerte die Straße den Fluss und
erreichte Cesiomaggiore. Professor Vittorio
Galliazzo von der Universität Venedig stellte
im Auftrag der Provinz Treviso genauere
Nachforschungen über den möglichen Verlauf
der Via Claudia Augusta an. Dabei vollzog
er alle Möglichkeiten der verschiedenen
Streckenverläufe nach und überprüfte
auch alle anderen Dokumente gemäß der
neuesten wissenschaftlichen Kriterien. Aus
diesen Nachforschungen ging hervor, dass
die Hypothesen von De Bon (nur bezüglich
der Strecke Altino-Vidor) und die von
Bosio (zumindest bis Busche, außer einiger
Kreuzgang der Abtei S. Maria (Follina)
Varianten) teilweise zu bestätigen sind.
Deshalb führte die Via Claudia Augusta nach
der kleinen Kirche Sant’Anna in Colfosco
nach Nordosten, wo sie nach der Brücke
über den Fluss Soligo, ins Zentrum von Falzè
di Piave gelangte. Nach der Überquerung
des Flusses Rosper und der Lokalität Fontigo
ging sie weiter nach Moriago della Battaglia,
also nach Westen. Dort mündete sie in die
Provinzstraße nach Bosco und führte bis Vidor.
Dieser Ort wurde auch schon in der Römerzeit
besucht, wie eine kleine Nekropole aus dem
4. Jahrhundert n. Chr. auf der Piazza Maggiore
bezeugt. Die römische Straße führte weiter
auf einer sonnigen, sicheren Strecke am linken
Piaveufer entlang und an der Lokalität Bigolino
(von Bigollium, d.h. Flussübergang), dem
historischen Stadtkern von Valdobbiadene 14
(das antike Duplavilis von Venanzio Fortunato,
dem letzten lateinischen Schriftsteller aus dem
6. Jahrhundert n. Chr. und gleichzeitig dem
ersten, dem Mittelalter zuzuschreibenden
Schriftsteller) an San Vito, Segusino, Vas,
Scalon, Cavrera, Marziai und Cesana vorbei.
Nach der Flussüberquerung bei Busche führte
sie ans rechte Flussufer, auf das alte Gebiet
von Pieve di Cesiomaggiore, um dann Feltre zu
erreichen.
Es wurden schließlich weitere drei Hypothesen
ausformuliert. Sie sehen die direkte
Überquerung der Bergkette im Norden der
Marca Trevigiana vor. Alberto Alpago-Novello
aus Feltre setzt den Verlauf der römischen
45
Burg Brandolini (Cison di Valmarino)
Straße von Mercatelli nach Falzè an, wobei
sie dann weiter nördlich nach Soligo und
dann nach Follina führt. Hier bemerkt man
außer einer prachtvollen, im 12. Jahrhundert
gegründeten Zisterzienserabtei 15 auch
den Ortsnamen, der sich auf eine fullonica,
also eine Wäscherei / Färberei, die auf die
Behandlung von Wolle ausgerichtet war,
bezieht. Dies stellt einen weiteren Beweis
für die dort ansässige Schafzucht dar, für die
unsere Straße sehr wichtig war. Von hier sollte
46 die Straße den Praderadego – Pass 16
an der Grenze zur Provinz Belluno queren.
Diese Strecke erweist sich jedoch aufgrund
der engen Durchfahrt und der steilen Abhänge
als unbefahrbar. Sie würde durch einen
pittoresken, gefährlichen Landstrich zwischen
Waldflecken und an tückischen Steilhängen
vorbeiführen.
Einer weiteren, von dem Wissenschaftler Plinio
Fraccaro vertretenen Hypothese nach, führte
die Straße von Soligo dem gleichnamigen
Fluss entlang und gelangte durch den Ort
Cison di Valmarino 17 auf eine Höhe von
701 Metern auf den S. Boldo - Pass 18 .
Von dort sollte sie den hohen Gebirgskamm
hochgehen, der heute mit einer Reihe von
Tunnels, die während des Ersten Weltkriegs
gebaut wurden, bewältigt wird. Eine andere,
nicht so fundierte, aber trotzdem interessante
Hypothese, ist der Streckenverlauf, den Filippo
Pilla (1968) vorschlägt. Er sollte westlich von
Praderadego ab Col San Martino und Guia
seinen Anfang nehmen und jenseits des
Gebirgskamms in Stabie (stabulum) und in
Tunnels (Passo di San Boldo)
Busche enden.
Diese letzen Hypothesen, die auch unter der
Bevölkerung Fantasien und Emotionen auslösen
können, scheinen eher aufgrund des großen
Zaubers, den diese Landstriche vermitteln,
als durch ihre Richtigkeit auf so große
Begeisterung zu stoßen. Man kann jedoch
nicht abstreiten, dass der San Boldo – Pass seit
der Urgeschichte, in der Römerzeit wie auch
im Mittelalter und darüber hinaus, oft besucht
wurde. Jenseits von all diesen Diskussionen
und Debatten, die durch mehr oder weniger
wissenschaftliche Argumente untermauert
werden, brachten die Forschungsarbeiten
über die Via Claudia Augusta, die heute
drei Nationen untereinander verbindet, ihre
Wichtigkeit in Hinsicht auf das Territorium, die
Bevölkerung, Kultur und Geschichte und Natur
der Ortschaften hervor, durch die sie vielleicht
geführt hatte. Sie stellt eine ideale Verbindung
zwischen verschiedenen Ländern und Völkern
im Herzen und an den Wurzeln des heutigen
Europas dar.
Lec
Isar
Vindelicum
Augusta
Inn
Bratananium
Pons Aeni
Aboduacum
Cambodunum
Iuvavum
Foetibus
Teriolis
Aguntum
Curia
Teurnia
Rablà
Pons Drusi
Cesiomaggiore
Tridentum
Feltre
Opitergium
Aquileia
Comum
Altinum
Mediolanum
Verona
Patavium
Po
100 km
Hostilia
Hypothetischer Verlauf der Via Claudia Augusta mit den Meilensteinen von Cesiomaggiore und Rablà
47
KAISER CLAUDIUS
Er vollendete große Bauprojekte, wobei
er jedoch weniger auf ihre Anzahl als auf
ihre Nützlichkeit achtete. Die wichtigsten
davon waren: das von Gaius begonnene
Aquädukt, der Ablaufkanal des Fucino
– Sees und der Hafen von Ostia. Auch
wenn er wusste, dass das zweite dieser
Bauwerke von Augustus stets abgelehnt
worden war … und dass das andere von
einer Größe wie Julius entworfen und
dann verworfen worden war … Er verteilte
oft Geschenke unter dem Volk und bot
ihm häufig glanzvolle Spiele, die nicht nur
gemäß den herkömmlichen Sitten und
Gebräuchen und an den üblichen Plätzen
stattfanden, sondern auch ganz neue …
(Svetonius, Le vite dei Cesari (Cäsaren - Biographien),
Divo Claudio (Die Größe Claudius): XX-XXI)
48
Kaiser Claudius
AUCH DIE RÖMER HATTEN
IHRE REISEFÜHRER
Schon in der Römerzeit gab es regelrechte
Reiseführer, anhand deren man sich bis ins
kleinste Detail über seine Route informieren
konnte. Charakteristisch war für einige,
dass sie einfache Listen von möglichen
Halteplätzen, größeren Siedlungen
und den Meilen, die dazwischen lagen,
angaben. Andere waren mit Zeichen und
typischen Symbolen illustriert und sahen
wie wirkliche Straßenatlanten aus. Die
Tabula Peutingeriana (Peutinger Karte) stellt
das wichtigste kartografische Dokument
der Antike dar, wurde Ende des 15.
Jahrhunderts entdeckt und wird heute in der
Nationalbibliothek in Wien verwahrt. (Sie war
im Besitz des Antiquitätenhändlers Konrad
Peutinger, von ihm stammt auch ihr Name.)
Es handelt sich dabei um ein Pergament,
das ursprünglich in 12 Elemente unterteilt
war, die zusammengefügt eine 7 Meter
lange und 34 cm breite Rolle ergaben.
Darauf waren zirka 100.00 km an Straßen
im ganzen Römischen Reich verzeichnet:
von Großbritannien bis nach Indien, von
Afrika bis an den Rhein. Darin sind 3.000
Ortsangaben, Zeichnungen, die sich auf die
Bodenbeschaffenheit und auf die dort ansässige
Bevölkerung beziehen, wie auch zahlreiche
allegorische Darstellungen, verzeichnet.
Peutinger Karte - Detail
MASSEINHEITEN
Die Römer vermaßen die Distanzen
in Meilen. Eine Meile entsprach 1000
Schritten. Ein Schritt maß 5 Füße. Ein Fuß
entspricht 0,2957 m. Eine römische Meile
Meilenstein in Rablà
sind 1478,5 m. Auf den öffentlichen
römischen Straßen zahlte man keinen
Straßenzoll. Ein Reisender legte pro Tag
zirka 45 km zurück.
49
In der Blüte der Kaiserzeit (1. – 2.
Jahrhundert n. Chr.) war das folgende
Währungssystem in Kraft:
1 Aureus (Goldmünze) = 25 Denare (Silber)
1 Denar = 4 Sesterze (Messing)
1 Sesterz = 2 Dupondien (Messing)
1 Dupondius = 2 Asse (Bronze)
1 Asse = 4 Quadrans (Bronze)
GLOSSAR
ABBAZIA (ABTEI) - Ein Komplex aus mehreren
Gebäuden, der als Wohnsitz und zum Betrieb einer
Klostergemeinde dient. Die Abteien hatten vor allem
im Mittelalter einen wesentlichen Einfluss nicht nur
auf das religiöse und kulturelle, sondern auch auf das
politische und wirtschaftliche Leben.
Sestertius
Mit einem Sesterz bezahlte man eine
Übernachtung, ein Maß Wein oder Stroh
für ein Last- oder Zugtier. Der Tageslohn
eines gewöhnlichen Arbeiters belief sich
auf 2 – 4 Sesterze. Man brauchte fast
einen ganzen Asse, um ein Kilo Brot zu
kaufen, 9 Asse für ein Kilo Schweinefleisch
und für einen Maulesel 512 Sesterze.
BORGO (BEFESTIGTE ORTSCHAFT) - So zirka
seit dem 4. Jahrhundert scheint der Begriff burgus,
der germanischer Abstammung ist, in Texten und
Inschriften auf und benennt damit einen befestigten
Platz oder einen Wachturm. Später benennt er im
Italienischen eher eine Ortschaft oder einen Ort.
Dupondius
50
Aureus
Denarius
BASILICA (BASILIKA) - Öffentliches Gebäude, das
zur Römerzeit für die Rechtsverwaltung bestimmt war:
Gewöhnlicherweise war sie rechteckig angelegt, durch
Säulengänge in Schiffe geteilt und hatte zwei Absiden
an den kürzeren Seiten. Mit dem Christentum wurde
diese architektonische Typologie auch für den Bau der
antiksten Kirchen eingeführt.
As
CALLE (STRASSE) - Stammt aus dem Lateinischen
und bezieht sich normalerweise auf eine Straße,
wo die Herden vorbeizogen. Das Wort ist in den
venetischen Dialekt übernommen worden und
bezeichnet darin eher eine Straße in der Stadt
oder auf dem Land. Dem allgemeinen Begriff folgt
meistens ein Adjektiv zur näheren Bestimmung:
wie z.B. Callalta (hoch), Callmaggiore (größer),
Calgrande (groß).
CASTELLIERE (URANSIEDELUNG) - Typische
prähistorische Ansiedelung, die normalerweise auf
der Spitze einer Erhebung lag und von einer oder
mehreren Mauern umgeben war.
CASTELLO (BURG / SCHLOSS) - Ein mehr oder
weniger aufgegliederter Gebäudekomplex, der
ursprünglich von einem einfachen Graben oder einer
Palisade umgeben war. Später wird er von echtem
Mauerwerk und Bollwerken umgeben und dadurch zu
einer beeindruckenden Befestigungsanlage, die den
Herrscher über das Gebiet beherbergt.
CASTRUM (LAGER) - Es ist ein lateinischer Begriff
und bedeutet „Lager“. Dieses Lager kann mehr oder
weniger stabil sein und hat militärischen Charakter.
CENTURIAZIONE (LANDAUFTEILUNG) - Ein
typischer, landwirtschaftlicher Begriff zur Römerzeit.
Diese Arbeit hatte den Sinn, das Land aufzuteilen.
Sie wurde durch das Aufstellen von verschiedenen,
senkrechten, im gleichen Abstand angeordneten
Balken vorgenommen (die so genannten
Angelpunkte). Damit konnten die Grundstücke mit
derselben Oberfläche bestimmt werden.
DOMUS (HAUS) - Zu römischer Zeit war es ein
Gebäude, das zu Wohnzwecken gedacht war.
Es war durch ein Atrium charakterisiert, um das herum
Räume und Zimmer angelegt waren. Darunter befanden
sich das cubiculum (Schlafzimmer), das tablinum
(Wohnzimmer), und das triclinium (Speisezimmer).
FIBULA (FIBEL) - Es handelt sich dabei um eine
Art Nadel für Männer und Frauenkleidung, die zum
Fixieren der Stoffe oder als einfache Verzierung
gedacht war. Sie wurde in den verschiedenen Epochen
und Kulturen verändert und angepasst.
NECROPOLI (NEKROPOLE) - Wörtlich
bedeutet der Begriff „Stadt der Toten“. In der
Antike bezeichnete man damit das Areal, das
zur Bestattung der Toten bestimmt war und sich
immer außerhalb der Stadt befand.
FORO (FORUM) - Zur Römerzeit wurde damit
ein großer, viereckiger Platz bezeichnet, der von
Säulengängen eingefasst war und rund um den die
öffentlichen Gebäude angesiedelt waren.
Er war ein Treffpunkt für die Bürger und für
geschäftliche Abwicklungen.
PIEVE (SPRENGEL) - Es handelt sich dabei
um einen aus dem Mittelalter stammenden
Begriff, der die kleineren kirchlichen Bezirke
bezeichnet. Er bleibt, vor allem in Mittel- und
Norditalien, in den Ortsnamen erhalten.
MARCA (MARK) - Der Begriff ist germanischen
Ursprungs und bezeichnete alle Gebiete, die an den
Grenzen zum Karolingischen Reich lagen. Aus diesem
Grund wurden sie zur Feindesabwehr einem Regenten
anvertraut. Auch nach dem Zerfall des Reichs gebrauchte
man den Begriff noch, um die Nordmark (Verona, Trient,
Treviso) und die Westmark damit zu bezeichnen.
MILIARE (MEILENSTEIN) - Ein gewöhnlich zylindrischer
Stein, auf dem die Distanzen in Meilen eingeritzt wurden.
Die Angaben bezogen sich auf den Verlauf einer Straße.
DONGIONE (TURM) - Der Begriff stammt aus dem
Französischen und bezeichnet einen großen Turm,
der sich im Inneren der Burg an einer herausragenden
und isolierten Stelle befindet und der Sichtung und
äußersten Verteidigung dient.
MOSAICO (MOSAIK) - Damit wird die Technik
bezeichnet, Böden und Wände auszulegen. Sie
basiert auf den Gebrauch von gewöhnlich kubischen
Mosaiksteinen (aus Stein, Marmor, Glas oder Terrakotta),
die nebeneinander gesetzt im Mörtel fixiert werden und
damit eine homogene Oberfläche bilden, die oft mit
geometrischen Motiven und Bildern geschmückt wird.
FEUDO (LEHENSGUT) - Im Mittelalter bezeichnet
der Begriff die Konzession für eines oder mehrere
Rechte auf ein bestimmtes Gebiet seitens des
Herrschers gegenüber einem Lehnsmann.
MOTTA (ERHEBUNG) - Bezeichnet eine natürliche
oder künstliche Erhebung, auf der eine Siedelung
aufgeschlagen werden konnte. Dieser Begriff tritt in
der Ortsnamenkunde ziemlich häufig auf.
ROCCA (FESTUNG) - Eine Befestigungsanlage,
gewöhnlich auf einer Anhöhe, die im Mittelalter
militärische Stellungen beherbergte.
STELE (GRABSTELE) - Platte aus Stein oder
Marmor, die Inschriften oder Verzierungen trägt
und als Grab- oder Gedenktafel gedacht war.
TOPONOMASTICA (ORTSNAMENKUNDE) - Die
wissenschaftliche Analyse von den Namen der
Plätze und Ortsnamen unter dem Gesichtspunkt
ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung. Sie ist
sehr hilfreich beim Nachvollzug geschichtlicher
Tatsachen über eine Ansiedlung oder ein Gebiet.
VIA PUBLICA (ÖFFENTLICHE STRASSE )
- Der Begriff stammt aus dem Lateinischen
und bezeichnet eine längere Verkehrsader,
die der Fortbewegung der Soldaten und
Zivilbevölkerung diente. Bau und Erhaltung
waren Aufgabe des Staates.
51
Archäologischer Lehrpark Livelet
Die lange Geschichte der Marca
Trevigiana , deren Ursprung in der
Urgeschichte zu finden ist, kann heute
dank einer innovativen, so gut wie
einzigartigen Initiative, entdeckt und
nachvollzogen werden. In Revine
Lago, am Westufer des Glazialsees von
Lago, wurde in einem landschaftlich
wirklich eindrucksvollen Szenarium
am Fuße der Treviser Voralpen ein
archäologischer Lehrpark aufgebaut, in
dem ein geschichtlicher Bogen von der
Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit gespannt
wird. Diese Initiative wurde aufgrund
von archäologischen Funden und der
52 Entdeckung von Strukturresten, die
Hütten im Livelet
Fundamentüberreste von Hütten, und
gerufen. Sie bezeugen die Existenz
Pfahlbauten darstellen könnten, in der
einer Siedlung in feuchter Umgebung,
Ortschaft Colmaggiore di Tarzo ins Leben
die sich über das ganze Gebiet, das
Passo San Boldo
Osig
heute die beiden Seen von Revine teilt,
Mez
Longhere
ausdehnt. Im Park kann der Besucher in
Breda
Revine
Lago
Serravalle
Frego
Praderadego
die Urgeschichte eintauchen und den
Olarigo
S. Maria
Fra
Alltag der Urmenschen nachvollziehen.
Archäologischer
Lago
Costa Anzano
Borgo
Lehrpark
Livelet
Dies wird durch die nachgestellten
Nogarolo Villa
VITTORIO VENETO
Caiada
Colmaggiore
Wohnstrukturen (eine auf dem Wasser,
Sotto Croda
Ceneda Alta
eine andere auf dem Festland und
Tovena
Soller
Tarzo
Ceneda Bassa
eine weitere in der Entsumpfungszone
Mura
Arfanta
Cozzuolo
halb am Festland und halb auf dem
Gai
Valmareno
San Giacomo d
Prapian
Wasser), durch das Interagieren mit
Intrivigne
Cison di
Formeniga
San
Valmarino
Pecol
Materialien, Werkzeugen, Jagdgeräten,
Corbanese
Carpesica
Follina
Costa di La'
Anbaugebieten und durch das
Coll
Farro'
Ponte Maset
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Feletto
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Archäologischer Lehrpark Livelet
Via Carpenè - 31020 Revine Lago (TV)
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53
Tel. +39.0422.656709
Crevada
Sernaglia
Collalto
Colbertaldo
MUSEUM DER „MARCA STORICA“
Stadtmuseum Asolo
Via Regina Cornaro, 74 - 31011 ASOLO (TV)
Tel. +39.0423.952313 - Fax +39.0423.55745
www.asolo.it /museo - [email protected]
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag
10.00/12.00 - 15.00/19.00
Stadtmuseum Castelfranco Veneto
und Wohnhaus von Giorgione
Piazza S. Liberale - 31033 CASTELFRANCO VENETO (TV)
Tel. +39.0423.73569
www.museocasagiorgione.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von Dienstag bis Samstag
10.00/1.0 - 1.00/1.0; Sonntag 10.00/19.00
Chiusura: Montag 25/12, 01/01 und
Stadtmuseum Conegliano
Piazzale San Leonardo - 31015 CONEGLIANO (TV)
Tel. +39.0438.22871 - Fax +39.0438.4133
www.comune.conegliano.tv.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von April bis September
10.00/12.30 - 16.00/19.30
Von Oktober bis März 10.00/12.30 - 15.00/18.30
Geschlossen am Montag, wenn kein Feiertag und im
November außer an Feiertagen
54
Wohnhaus von Cima da Conegliano
Via G. B. Cima, 24 - 31015 CONEGLIANO (TV)
Tel. +39.0438.21660 Fondazione G. B. Cima da Conegliano
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 15.00/18.00
0438.22492
Naturwissenschaftliches, archäologisches
Museum Montebelluna
Via Piave, 51 - 31044 MONTEBELLUNA (TV)
Tel. +39.0423.300465 - Fax +39.0423.602284
www.museomontebelluna.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von Montag bis Sonntag
9.00/12.00 - 14.30/18.00
Archäologisches Stadtmuseum Oderzo “Eno Bellis”
Via Garibaldi, 63 - 31046 ODERZO (TV)
Tel. +39.0422.713333 - Fax +39.0422.713333
www.oderzocultura.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von Mittwoch bis Samstag
9.00/12.00 - 15.30/18.30
Sonntag und 15.30 -18.30
Stadtmuseum Treviso “Luigi Bailo”
Borgo Cavour, 24 - 31100 Treviso
Tel. +39.0422.658442 - Fax +39.0422.591337
www.comune.treviso.it
[email protected]
Zurzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen
Stadtmuseum, Santa Caterina - Treviso
Piazzetta Botter, 1 - 31100 TREVISO
Tel. +39.0422.544864/+39.0422.658442
Fax +39.0422.582634
www.comune.treviso.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag
9.00/12.30 - 14.30/18.00
Diözesanmuseum Sakrale Kunst
Via Canoniche, 9 - 31100 TREVISO
Tel. +39.0422.4167
www.diocesitv.it - [email protected]
Offnungszeiten:
9.00/12.00 - 15.00/18.00
Stadtgalerie Vittorio Veneto “Vittorio Emanuele II”
Viale della Vittoria, 321 - 31029 VITTORIO VENETO (TV)
Tel. +39.0438.552905 - Fax +39.0438.946702
www.galleriavittorio.it
[email protected]
Öffnungszeiten: Freitag und Samstag
Im Sommer: 9.30/12.30 - 14.00/17.00
Im Winter: 9.30/12.30 - 16.00/19.00
Museum von Cenedese di Vittorio Veneto
Piazza M. Flaminio, 1 - 31029 VITTORIO VENETO (TV)
Tel. +39.0438.57103 - Fax +39.0438.946385
www.museocenedese.it
[email protected]
Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag
Im Sommer: 09.30/12.30 - 14.00/17.00
Im Winter: 09.30/12.30 - 16.00/19.00
Nationales, archäologisches Museum von Altino
Via S.Eliodoro, 37 - 30020 QUARTO D’ALTINO (VE)
Tel. and fax +39.0422.829008
[email protected]
Jeden Tag geöffnet
Im Sommer und im Winter: 9.00/19.00
Ausser: 01/01; 01/05; 25/12
AUSKUNFTSSTELLEN UND
FREMDENVERKEHRSÄMTER
PROVINZ TREVISO
I.A.T. TREVISO
Piazza Monte di Pietà, 8
Tel. +39.0422.547632 - Fax +39.0422.419092
e-mail: [email protected]
I.A.T. TREVISO FLUGHAFEN
Via Noalese, 63
Tel. und fax +39.0422.263282
e-mail: [email protected]
I.A.T. ODERZO
Calle Opitergium, 5
Tel. +39.0422.815251 - Fax +39.0422.814081
e-mail: [email protected]
I.A.T. VALDOBBIADENE
Piazza Marconi, 1
Tel. und fax +39.0423.976975
e-mail: [email protected]
I.A.T. VITTORIO VENETO
Viale della Vittoria, 110
Tel. +39.0438.57243 - Fax +39.0438.53629
e-mail: [email protected]
Kulturreferent
Marzio Favero
Direktion der Verwaltung
Diana Melocco
Technisch-touristische Leitung
Elena Bisiol
Technisch-wissenschaftlicher Beitrag
Guido Rosada (Universität Padua),
Vittorio Galliazzo (Universität Venedig)
Texte
Maria Teresa Lachin
Texte Via Claudia Augusta
Vittorio Galliazzo
Textoptimierung
Consuelo Ceolin
Textoptimierung Parco Livelet
Francesca Susanna und ihr Büro
Kartographie
Informatives integriertes Landessystem
Provinz Treviso
I.A.T. ASOLO
Piazza Garibaldi, 73
Tel. +39.0423.529046 - Fax +39.0423.524137
e-mail: [email protected]
Für Infos:
www.provincia.treviso.it
www.turismo.provincia.treviso.it
I.A.T. CASTELFRANCO VENETO
Via F. M. Preti, 66
Tel. +39.0423.491416 - Fax +39.0423.771085
e-mail: [email protected]
Anmeldungen,
Aufenthaltsangebote:
I.A.T. CONEGLIANO
Via XX Settembre, 61
Tel. +39.0438.21230 - Fax +39.0438.428777
e-mail: [email protected]
Tourismusreferent
Floriano Zambon
CONSORZIO DI
PROMOZIONE TURISTICA
Tel. +39 0422 541052
Fax +39 0422 591195
E-mail: [email protected]
Web Site: www.marcatreviso.it
Vertrieb
Verband der touristischen Organisation
Beschilderung
Federico Nardelotto
Fotos
Maurizio Sartoretto, FAST Provinz Treviso, Ruggero Piccoli, , Ministerium
für Kultur – Amt für archäologische Güter Venetiens, Archäologisches
Stadtmuseum “Eno Bellis” - Oderzo, Archäologisches Stadtmuseum von
Asolo, Stadtmuseen von Treviso - Franco Scaramella, Museum von Cenedese
- Vittorio V.to, Naturwissenschaftliches, archäologisches Stadtmuseum von
Montebelluna, Universität Padua – DARC, Gemeinde von Motta di Livenza
- Dino Sutto, Gemeindearchiv von San Zenone degli Ezzelini, Nave Piergiorgio
Seitenumbruch
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Übersetzungen
Elke Körner für Easy Language - Jesolo (VE)
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Grafiche Gifiex di Roncade (TV)
Ein Dankeschön allen an der Initiative beteiligten Gemeinden.
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STL N3 Touristisches lokales System Marca Trevigiana
05/08