Ohne Titel - IPA Verbindungsstelle Münster
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Ohne Titel - IPA Verbindungsstelle Münster
Schottland ist lila Schottland: es ist mehr als Kilt, Nessie, Maltwhisky, Dudelsack, Burgen und Golfspiel – das haben wir auf unserer Reise im August festgestellt! Eine Reise in die Zauber- und Sagenwelt zwischen Lowlands und Highlands. Karge Schönheit rauer Landschaften aber auch Liebreiz alter Kathedralen, wundervoller Ortschaften und Gärten erwarteten uns. Der liebliche Südwesten mit sanften Hügeln und traumhaften Sandstränden und mit Gärten, die vom Golfstrom gewärmt werden. Die Lowlands mit ihren romantischen Abteiruinen, Schlössern und saftig-grünem Hügelland. Die Highlands: menschenleere Hochplateaus, Heidekraut im Wind, Schafe und historische Stätten. Noch weiter im Norden die Northern Highlands, wo Dörfer nur aus einer Handvoll Häusern bestehen und die Küste wild zerklüftet ist. Viele Familien flohen, nachdem das Clansystem nach dem blutigen Jakobitenaufstand 1746 in Culloden zerschlagen war, ins Ausland. 5 Mio. Schotten leben heute auf der Insel, zehnmal mehr Menschen mit schottischer Abstammung sind über die ganze Welt verstreut. Schottland bildet gemeinsam mit England, Wales und Nordirland das United Kingdom. Etwa 4,5% der Fläche Schottlands nehmen die zahlreichen Seen ein: es sind 1732 Inseln! Aufgrund der Fjorde, die sich tief ins Landesinnere erstrecken, liegen die meisten Orte kaum mehr als 80km von der See entfernt. Einen Fjord nennt man hier Loch. Ein großer Teil der schottischen Straßen sind so genannte single-track-roads, schmale Straßen auf die nur ein Auto passt. Da habe ich manches Mal meine Augen zugemacht! Allerdings sind alle paar Meter kleine Ausweichbuchten eingerichtet. Hier ist es möglich, mit zwei Autos gleichzeitig die Straße zu benutzen. Die schottische Küche ist gar nicht so schlecht wie man vielleicht meint! Wir haben alles probiert was der Schotte auch isst, und haben es überlebt! Cullen Skink ist eine gehaltvolle Suppe, die aus Räucherfisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Sahne besteht. Haggis besteht aus fein gehackten Innereien und Hafermehl, ist kräftig gewürzt und sieht aus wie Pfälzer Saumagen. Zum Haggis gehören unbedingt auch champit neeps und tatties: gestampfte Steckrüben und Kartoffeln. Fish und Chips, natürlich: Fisch im Bierteig mit Pommes. Haferkekse (Oatcakes), schlicht und einfach, werden oft zum Essen gereicht. Sticky Toffee Pudding: mein Lieblingsnachtisch mit ...kcal – ein klebrig-süßer Schokoladenkuchen Traditionel Scottish Breakfast: Das typische Frühstück konnten wir fast immer selbst zusammenstellen. Es besteht aus Kartoffelrösti oder -kuchen, Würstchen und/oder Black Pudding (Blutwurst), gegrillter Tomate, Spiegelei, gebackenen Bohnen und gebratenen Pilzen. Dazu gab es Joghurt, Obst, Croissants, Toast, Marmelade und – immer - Müsli vorher! Unsere Zimmer hatten wir übrigens sorgfältig vor unserer Fahrt im Internet ausgesucht und auch gebucht. Das war ein guter Gedanke; denn unterwegs wäre es sehr schwierig gewesen ein freies Zimmer zu bekommen! Vor allem im August, wenn in Edinburgh das Tattoo und die Festivals stattfinden, ist Schottland praktisch ausgebucht... Mittwoch, 04.08.2010 Münster – Amsterdam 9.30 Uhr: es ist trocken und bewölkt bei 19°. Unser Moppel ist startklar, die Koffer sind gepackt und wir starten in Richtung Amsterdam. Unterwegs regnet es. In Amsterdam jedoch schüttet es! Dank einer Baustelle in der Stadt dürfen wir in diesem Unwetter einige Kilometer mehr absolvieren, um endlich zum Hafen zu gelangen. Im strömenden Regen stehen wir endlich um 14.45 Uhr an der Fähre! Um 16 Uhr können wir die Fähre entern. Wir haben eine Kabine mit Fenster gebucht! Herrlich! Da werde ich bestimmt besser schlafen können als beim letzten Mal, als ich in der Nacht dachte dass das Schiff untergeht! Um 17.30 Uhr legt das Schiff ab und wir machen uns über das Dinner-Büfett her. Donnerstag, 05.08.2010 Newscastle – Jedburgh – Edinburgh Wir haben schlecht geschlafen: in der Nacht gab es hohen Seegang und immer ist der Gedanke beim Mopped. Aber die Sonne scheint! Und nach dem wie immer tollen Frühstücksbuffet können wir schon früh zum Motorrad ins Kämmerlein. Dort lernen wir einen Polizisten von den Orkneys kennen, der auch IPA-Mitglied ist. Natürlich werden wieder Adressen ausgetauscht! Vielleicht kommt er zum nächsten IPA-Biker-Treffen nach Münster. Um 10.30 Uhr endlich gehen die Schotten auf, die Papiere werden überprüft und um 11 Uhr starten wir unsere Tour gen Schottland! Es ist bewölkt, ab und zu tröpfelt es aus den Wolken. Um 12 Uhr sind wir in Schottland, um genau zu sein: Carter Bar! Es wäre ein fantastischer Aussichtspunkt mit einem tollen Blick auf Schottland steht im Führer. Leider ist die Sicht gerade gleich Null. Busse spucken ihre Passagiere aus und Unmengen an Asiaten laufen herum. Ein Dudelsackspieler dudelt: hier ist was los! Bevor allerdings die Japaner den Spieler vollkommen belagern für ihre Fotos haben wir Fotos bzw. Film im Apparat und können das Weite suchen. Wir fahren durch die Borders, dem Grenzland zu England. Es ist eine schöne Landschaft, die durch Heidekraut und viel Grün besticht. Sanfte Hügel, Felder und wenig Bäume links und rechts. Unser Ziel ist Jedburgh Abbey. Diese alte Abtei aus dem 12. Jh. besaß früher 3 Stockwerke. Die einstige Pracht kann man, wenn man diese Ruine sieht, nur noch erahnen. Aber es ist imposant und großartig! Wir trinken draußen (!) Kaffee, Klaus raucht ein Pfeifchen und dann geben wir Gas: die Asiaten kommen! In Kelso erwartet uns die nächste Abtei: Kelso Abbey. Sie war die erste der vier Abteien der Borders-Region. Auf dem Weg aus Kelso heraus können wir noch einen Blick auf Floors Castle erhaschen. Ein guter Blick bleibt uns allerdings verwehrt. Dann machen wir eine Pause beim „Scott´s View“. Hier haben wir einen herrlichen Ausblick auf die wundervolle Landschaft. Um 17 Uhr, nach einer sehr schönen und ruhigen Tour durch die Borders, erreichen wir unser Hotel in Edinburgh. Tom und Ashild aus Norwegen haben ihr Zimmer direkt neben unserem. Das Hallo ist natürlich groß und wir freuen uns auf gemeinsame Tage mit noch anderen Freunden. Erst mal geht es ab in den Pub, um das erste Guinness gemeinsam zu trinken. Dann sind auch schon Fritz und Betty da, die mit dem Flugzeug aus Münster gekommen sind. Erst mal müssen wir etwas essen; denn alle haben Hunger. Im Pub esse ich Fish and Chips und zum Nachtisch Sticky Toffeepudding with Butterscotchsauce and Vanille-Icecream: das ist der Hit und lässt die Hüfte anschwellen... Der Abend wird noch lang und lustig. Freitag, 06.08.2010 Edinburgh Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Das Hotel ist wirklich sehr gut, aber wir bekommen hier kein Frühstück. Da Tom und Ashild schon einen Tag eher angereist sind haben sie natürlich schon etwas gefunden, wo wir gut frühstücken können. Es ist das „Underground“. Gestärkt nehmen wir die Stadt in Angriff! Edinburgh ist mit 448.000 Einwohnern die Hauptstadt Schottlands. Nicht nur, dass das Tattoo in den nächsten Wochen hier stattfindet, es gibt jetzt auch das Fringe, das Straßenfestival. Touristen, Straßenkünstler – so viele Menschen!. Wolken und Sonne: Als wir zurückkommen sind Jimmy und Magret aus Nordirland schon da! Große Wiedersehensfreude, die Stimmung ist super, das Bier ist lecker, das Essen gut – welch toller Auftakt für unser gemeinsames Edinburgh-Wochenende! Als wir zum Castle, wo das Tattoo stattfindet, aufbrechen regnet es. Mags und Jimmy kaufen noch schnell Regencapes und mit Tausenden anderer Menschen bevölkern wir die Ränge im Innenhof des Castles. Wir sitzen sehr dicht gedrängt und zwischendurch werden die Kapuzen aufgesetzt – doch es ist wahnsinnig schön! Eine Gänsehaut löst die andere ab. Dudelsackspieler, Tänzer, Turner, Motorradartisten und Musikkapellen geben in den nächsten Stunden vor knapp 9000 Gästen ihr Bestes! Für Klaus und mich steht fest: da wollen wir noch einmal hin! Nach dem Spektakel gehen wir inmitten der vielen Menschen in aller Ruhe die Straße hinunter. Die Organisation ist fantastisch! Aber diese Arbeit wird schon seit genau 60 Jahren geleistet! Ein unglaublich toller Abend geht dem Ende entgegen. Samstag, 07.08.2010 Edinburgh bzw. Falkirk Wir schlafen alle lange. Es nieselt sowieso! Jimmy und Klaus machen mit den Motorrädern eine Tour zur Falkirk Wheel, einem riesigen Hubrad, das Boote aus dem hohen Niveau des Forth and Clyde Canal in den Union Canal transportiert. Es ist gigantisch: doch für diesen Kraftakt, der mit Hilfe von Wassertanks ausbalanciert wird, wird gerade einmal so viel Energie verbraucht, wie für 8 Toaster nötig ist! Während Mags, Ashild und Tom eine Shoppingtour machen erobern Fritz, Betty und ich Edinburgh per Sightseeingbus und zu Fuß. Imposant thront die Burg auf einem Fels über den Häusern. Direkt unterhalb des Castles breitet sich Old Town aus, das historische Edinburgh mit seinen engen Gassen, Pubs und schmalen Häusern. Hier geht es rauf und runter! Der Abschnitt zwischen dem Castle und dem Palace of Holyroodhouse trägt den Namen „Royal Milde“ und steckt voller Sehenswürdigkeiten wie z.B. Kirchen und Museen. Dicht an dicht stehen die Häuser, überall gibt es Blumen in Töpfen - es herrscht eine besondere Atmosphäre. Sehr viele Kirchen gibt es in der Stadt, doch die wenigsten werden als solche genutzt. In einigen sind Restaurants, aus manchen hat man Büchereien gemacht, manche stehen zum Verkauf. Es ist wieder eine tolle Stimmung in der Stadt! Es ist ja immer noch das „International Festival“ und das „Fringe Festival“ im Gange. Sämtliche Säle und Spielstätten sind ausgebucht und auf den Straßen tobt das Leben! 700 Theatergruppen spielen an fast 200 Orten. Ein Riesenspektakel! Die Sonne scheint als wir gegen 17 Uhr im Hotel ankommen. Alle sind pünktlich, nur Jimmy und Klaus fehlen noch! Das gibt natürlich einen Rüffel als sie endlich erscheinen! In unserem altbewährten Pub gibt es schließlich ein gewohnt gutes Essen zum sehr fairen Preis. Zum Nachtisch besorgt Mags für Klaus noch ein frittiertes Mars aus einer „Frittenschmiede“ um die Ecke! Hier wird tatsächlich alles frittiert was es gibt! Und es schmeckt, in Teig ausgebacken, gar nicht mal so schlecht finden wir. Sonntag, 08.08.2010 Edinburgh – Caramond - Edinburgh Heute hat das „Underground“ geschlossen und wir frühstücken in einem modernen Straßencafé. Die Sonne scheint – doch heute müssen Kellys wieder fahren! Fritz und Betty müssen zum Flugplatz, ihr Kurzurlaub ist auch vorbei. Tom und Ashild vertreiben sich die Zeit mit Siesta und Klaus und ich machen bei dem schönen Wetter einen Ausflug auf unserem Moppel. Mein Wunsch, Cramond zu besuchen, wird erfüllt: es ist ein wunderschönes Örtchen im Nordwesten von Edinburghs Stadtzentrum, direkt am Meer. Kleine weiße Häuser aus dem 18. Jh., ein „Steinweg“ zu einer kleinen Insel – es ist wirklich sehr hübsch hier. Wieder zurück in der Stadt erklimmen wir in voller Motorradmontur Calton Hill. Dieser grüne Hügel (100m) ist mit grandiosen Denkmälern aus der ersten Hälfte des 19. Jh. übersät! Wir haben einen wundervollen Ausblick auf die Stadt! Wir sehen direkt auf Arthur`s Seat, einem 251m hohen Hügel. Den zu besteigen wäre bei diesem Wetter allerdings nicht so doll, es ist mittlerweile sehr warm. Aber die Aussicht wird dort super sein! Als wir um 15 Uhr am Hotel eintreffen und uns frisch machen haben wir noch viel Zeit. Treffen mit Tom und Ashild ist um 17 Uhr angesagt. Wir gehen zu dem nahe gelegenen Café und betreiben „People-Watching“, wie Mags immer sagt. Und wir haben einiges zu Sehen! Bei den Damen sehr beliebt: Leggins mit kurzen Oberteilen und dazu gefütterte Boots. Besonders am Abend ist es sehr auffällig, wie elegant sich die jungen Mädchen anziehen. Da dürfen es Cocktailkleidchen sein oder lange Röcke und kleine goldene Handtäschchen. Dazu zieht die moderne Schottin HighHeels an, gerne mit Strass oder in Gold! Aber auch Punks gibt es hier! Mit Tom und Ashild gehen wir schließlich lecker essen. Endlich finden wir mal einen Platz in dem Pub, in dem die zwei schon an ihrem ersten Abend gegessen haben. Es ist auch hier sehr gut! . Wir spazieren durch die Stadt, die heute nicht so voll ist. Wegen des Festivals gibt es auch heute überall Musik und wir landen am Grassmarket im „Last Drop“, wo man etwas zu Trinken für uns hat. Nach einem Absacker in der Hotelbar fallen wir wie tot ins Bett! Kilometerstand: 665 Montag, 09.08.2010 Edinburgh – Wanlockhead – Stranraer – Portavogie Regen fällt aus dunklen Wolken – klar, wir wollen ja auch einen ganzen Tag fahren! Frühstück gibt es heute morgen für uns ganz alleine. Tom und Ashild bekommen erst um 11 Uhr ihren Leihwagen und können ausschlafen. Nach dem gewohnt guten Frühstück im „Underground“ fahren wir um 9.30 Uhr im Regen los. Als wir Edinburghs Vororte verlassen sind wir schon im lila-grünen Schottland! Grüne Hügel, über und über mit Heidekraut bewachsen, auf allen Weiden Schafe und auch Kühe. Die schmale Straße führt uns im Nieselregen nach Wanlockhead, Schottlands höchstgelegener Ortschaft mit Blick auf die Höhenzüge der Lowther Hills. Schade, dass wir davon in diesen Wolken nicht viel mitbekommen. Wir fahren durch den kleinen Ort und weiter durch die Lowlands– es ist so romantisch! Rechts und links Heide, Gras und Moore und dahinter lassen sich die steil aufragenden Berge erahnen. Plötzlich sind wir aus den Bergen heraus und die Landschaft hat sich verändert: Hier wachsen Laubbäume, die Berge rechts und links sind bis oben mit Farn bewachsen. Wir fahren durch kleine Örtchen mit kleinen weißen Häusern und unglaublich vielen Blumenampeln! Die Häuser sind meistens so klein, dass Klaus die Dachrinnen auf der Straße stehend mit den Händen säubern könnte! Es ist so friedlich hier, wir sehen kilometerweit keine Menschenseele. Unterwegs gönnen wir uns eine kleine Pause. An der Tankstelle haben wir uns Scones gekauft und am Straßenrand wachsen Himbeeren: köstlich! Die schmale Straße beschert uns auch weiterhin wundervolle Landschaft mit Feldern und Wiesen, mit den von mir so geliebten alten Steinmauern und vielen Schafen. Plötzlich, hier in der Einöde, ein gepflegtes Stück eingezäunter grüner Rasen mit 10 Wohnwagen: ein Campingplatz! Mittlerweile regnet es stark und in der Ferne können wir das Meer sehen. Dann vor uns blauer Himmel und Sonne! Wir freuen uns: vielleicht können unsere Kombis ja noch trocknen bis wir auf die Fähre fahren. Wir haben noch reichlich Zeit bis zur Fähre und entscheiden uns, noch einen Ausflug zum Mull of Galloway zu unternehmen. Auf einer single-track-road fahren wir zur Südspitze Schottlands mit 90m hohen Sandsteinfelsen. In der Ferne sehen wir den Leuchtturm in der Sonne! Hier könnte glatt ein Teil von Europas Süden sein. Wir gönnen uns hier in der Sonne einen Kaffee und dann wird es auch schon Zeit für die Fähre! Als wir einchecken wollen gibt es Probleme: der Dame in ihrem Häuschen liegt keine Buchung von uns vor. Leider können wir ihr auch nur die von uns ausgedruckte Buchungsbescheinigung zeigen; denn wir haben nichts zugeschickt bekommen. Dann können wir erleichtert ausatmen. Die Buchung lautet auf Herrn und Frau Klaus! Na, ja – wenn´s weiter nichts ist! Tom und Ashild kommen mit ihrem Leihauto an: es ist ein Corsa! Sieht schon komisch aus mit Tom am Steuer! Als wenn er den Fahrersitz ausgebaut hätte und auf dem Rücksitz sitzen würde! Mittlerweile ist es wirklich schön warm geworden und wir sitzen an Deck in der Sonne und trinken erst einmal ein Bier; denn das haben wir uns ja redlich verdient! Gegen 22 Uhr und 60 km sind wir endlich bei Kellys in Nordirland, in Portavogie! Kilometerstand: 1.003 Dienstag, 10.08.2010 Portavogie Mags macht uns ein Full Irish Breakfast mit Tomate, Kartoffelscone, Spiegelei, Champignons, Bacon und Würstchen. Auch hier werden wir die ersten Stunden keinen Hunger leiden müssen. Nach dem exzellenten Frühstück macht Klaus eine kleine Moppedtour. Im Wechsel scheint die Sonne und es regnet. Hoffentlich wird es morgen besser! Heute ist ein richtiger Gammeltag – und alle genießen ihn! Kilometerstand: 1033 Mittwoch, 11.08.2010 Portavogie – Lisburn – Antrim – Portavogie Heute morgen suchen wir einen Bekannten von Jimmy auf der nachsehen soll, welches Öl unser Motorrad verliert. Wir finden ihn beim „Ulster Grand Prix“, wo er als BMW-Mechaniker die Maschinen betreut. Aus diesem Grund hat er leider auch keine Zeit, sich um uns zu kümmern. Aber er sagt uns was es ist: wir verlieren Kupplungsöl und das sollten wir in der BMW-Werkstatt in Glasgow beheben lassen. In Belfast wäre es viel zu teuer, da es die einzige in ganz Nordirland ist! Etwas niedergeschlagen geht es weiter. Nach einer kleinen Tour erreichen wir die Spatenschmiede, die Spade Mill, die wir eigentlich schon vor 2 Jahren mit den Kindern besuchen wollten. Damals war sie an dem Tag geschlossen. Heute hat sie geöffnet und es ist ein sehr interessanter Besuch! Spaten verschiedenster Art und Größe wurden hier hergestellt. Heute werden die Maschinen nur noch zu Demonstrationszwecken angestellt. Wir können die gesamte Anlage besichtigen und obwohl ich nur einen Bruchteil von dem verstehe was der Schmied erzählt ist es wirklich sehr interessant! Gemeinsam mit uns kommen gegen 17.30 Uhr auch Tom, Ashild, Mags und Hannah auf den Hof gefahren. Hannah hatte uns schon von Weitem an unseren neonfarbenen Westen erkannt und Mags zu höherer Geschwindigkeit animiert! Schade, dass Jimmy nicht da ist. Er ist in dieser Woche auf einem wichtigen Seminar. Kilometerstand: 1.225 Donnerstag, 12.08.2010 Portavogie – Newcastle – Kilkeel – Portaferry – Portavogie Sonne und Wolken – das Spiel kennen wir ja schon. Eddie kommt heute morgen zu Besuch! Nach einer Tasse Kaffee geht er mit Klaus zur Garage und meint, dass das Motorrad etwas Öl verlieren würde wäre ganz normal. „Relax“, würde auch Jimmy sagen! Ich soll mir mal keine Sorgen machen, eine BMW geht nicht kaputt!! Seltsam beruhigt bin ich damit einverstanden, dass wir unseren Urlaub fortsetzen. Weder in Belfast noch in Glasgow hat man nämlich bei BMW Zeit für uns! Gegen 12 Uhr wollen Klaus und ich eine Tour an der Ostküste machen. Das Wetter ist gut und es macht Spaß, am Meer entlang zu fahren. Es ist sehr schön hier! In Newcastle machen wir Kaffeepause und stellen fest, dass meine Hose an den Knien durchgeschlissen ist! Na, toll – müssen wir eben auch noch eine neue Hose kaufen. Wir fahren bis Kilkeel weiter, doch um durch die Berge zurück zu fahren ist es nun zu spät. Wir fahren also ein Stück zurück und dann über Downpatrick wieder zur Fähre nach Portaferry. Die Landschaft hier ist wirklich sehr schön. Sie erinnert mich an eine Decke in Falten, die ein Karomuster hat: es sind die Felder und Wiesen, jeweils durch Hecken voneinander getrennt. Ca. 6 Tropfen Regen bekommen wir noch ab bevor wir in Portavogie sind. Gegen 18 Uhr geht dieser Ausflug zu Ende und wir freuen uns schon auf das Abendessen. Eddie mit seiner Frau Agnes und dem kleinen Enkel sind von Mags eingeladen worden. Kilometerstand: 1.400 Freitag, 13.08.2010 Portavogie – Stranraer – Glasgow – Helensburgh – Arrochar Strahlend blauer Himmel - und wir müssen fahren!! Aber so gönnen wir Lena, die heute Nachmittag bei Kellys eintrifft, das schöne Wetter. Gegen 9.30 Uhr machen wir uns mit Tom und Ashild, die noch für einige Tage in Schottland aufs Geradewohl herum fahren möchten, auf den Weg zum Belfaster Hafen. Die Beschilderung ist sehr schlecht und so landen wir zwischendurch auch auf dem Parkplatz von Ikea. Na ja, etwas heimatliche Gefühle für die Norweger können schließlich auch nicht schaden! Um 11 Uhr sind wir endlich im Hafen, der Himmel ist mittlerweile bedeckt. Unsere Fähre ist dieses Mal ein Katamaran und benötigt eine Stunde weniger als das Schiff auf dem Hinweg. Wir haben uns schon von Tom und Ashild verabschiedet und können, als wir das Schiff verlassen, direkt in Richtung Ayr aufbrechen. Die Sonne scheint, links das blaue Meer und rechts sanfte Hügel und viele Schafe – ja, so stelle ich mir meinen weiteren Urlaub vor! Das erste gesteckte Ziel finden wir bald links der Straße: das Culzean Castle. Leider ist es nicht von der Straße aus zu sehen und die Einfahrt ist sehr groß. Erst mal gucken, denke ich und gehe zum Häuschen. 17 Pfund Eintritt wollen sie haben, einschließlich Innenbesichtigung! Das sind ca. 20€! Das ist uns dafür, dass wir nicht soviel Zeit haben, dann doch zu viel. Wir fahren weiter. Ein paar Kilometer weiter an der Küste machen wir kurze Rast in Dunure. Hier steht eine Burgruine auf einem Felsen. Ein kleiner Hafen mit Fischerbooten machen die Romantik perfekt: das ist mein Schottland! Glasgow, die größte Stadt Schottlands, ist eine Katastrophe! Ein Verkehr und ein Straßengewirr! Wir rufen lieber bei unserem gebuchten B&B an, dass wir uns verspäten werden. Wir fahren am wundervoll gelegenen, fast schwarzen Loch Lomond entlang. Dieser große See wurde 2002 als erster Nationalpark Schottlands ausgewiesen. Kleine Inselchen aber auch größere bewaldete Inseln gibt es in diesem 34km langen und über 7km breiten See. Aus Zeitgründen fahren wir die A82 am Seeufer entlang bis nach Arrocar. Gegen 18 Uhr haben wir es dann geschafft: wir sind da! So ein schönes Haus und so ein hübsches Zimmer, ich bin begeistert! Gut, dass es besser aussieht als die Dame des Hauses! Die hat nämlich solche Hasenzähne; vielleicht haben die hier keine Zahnärzte?! Sie bucht für uns einen Tisch in einem guten Restaurant. Bei angenehmer Temperatur gehen wir zu Fuß gemütlich zum „Village Inn“ und essen wirklich hervorragend. Kilometerstand: 1.690 Samstag, 14.08.2010 Arrocar – Inveraray – Oban – Glenfinnan – Morar Der Herr des Hauses steht mit Schürze und Zettel und Stift bewaffnet an unserem Tisch und notiert unsere Wünsche für das Scottish Breakfast. Das Frühstück ist tadellos! Bei angenehmen Temperaturen und wolkenverhangenem Himmel starten wir wieder los. Unser Ziel ist heute Abend Morar. Über Berge fahren wir dann am Meeresarm Loch Fyne entlang, bis wir nach Inveraray ankommen. Als erstes führt uns der Weg zum Inveraray Castle. Es ist ein imposanter Bau mit seltsam grau-grün glitzernden Spitztürmen und ist der Stammsitz des Clans Campbell. Inveraray ist eine besonders schöne aber sehr kleine Stadt (750 Einw.) mit schönen schwarzweißen Häusern, die zum größten Teil unter Denkmalschutz stehen. Einen schönen Blick haben wir vom kleinen Hafen auf die alte Steinbrücke. Als wir die Stadt verlassen wollen fällt uns links etwas auf: Polizei, Motorräder, Ambulanz... Mit einer Aktion will man hier die Motorradfahrer darauf hinweisen, dass sie lieber langsam (gilt eigentlich nicht für den blümchenpflückenden Klaus) und vorsichtig in den Bergen fahren sollen. Es ist Wochenende und aus Erfahrung weiß man hier wie auch anderswo, dass sich die Unfälle häufen. Wir freuen uns, denn es besteht ja immer Gesprächsbedarf. Und so schildert Klaus das Problem mit unserem Kupplungsöl. Sofort greift jemand zum Telefon und ein paar Minuten später wissen wir, dass es in Inverness eine BMW-Werkstatt gibt! Erleichterung macht sich breit! Nach ein paar netten Gesprächen mit schottischen Kollegen und einer Ambulanz-Motorradfahrerin und ein paar Fotos geht es für uns weiter. Wieder mal fängt es an zu regnen. Unterwegs sehen wir das Kichum-Castle, eine tolle Burgruine. Plötzlich sind die Berge weg und es ist nur noch hügelig. Bei Sonnenschein kommen wir gegen 12 Uhr in Oban an. Es ist warm und wir finden schnell einen Parkplatz für unser Moppel. Dann gehen wir zum Hafen. Die Fischer sind dabei, Krebse und Hummer zu verladen und eine Möwe pickt einen toten Krebs an. Das ist Hafenleben pur! Die Stadt ist sehr hübsch. In weitem Halbkreis an der Bucht und den dahinter liegenden Hügeln haben sich die Häuser angesiedelt. Auffälligstes Bauwerk ist der McCaig´s Tower, der wie ein Kolosseum über der Stadt thront und überhaupt nicht zur übrigen Stadt passt. Gegen 14 Uhr sind wir wieder beim Motorrad und stellen fest, das wieder Öl heraus getropft ist. Das Castle Stalker ist ein Traum! Kurz hinter Portnacroish steht die Ruine auf einer vorgelagerten Mini-Insel im Loch Linnhe. Wir fahren eine schmale Straße soweit hinein bis wir es gut sehen können. Es hat einen würfelförmigen Turm mit einigen Fensterluken, Dachgiebeln und einem Spitzturm. Das Schloss wurde im 15. Jh. gebaut. Hier mussten nach der Schlacht von Culloden die Highland-Clans ihre Waffen abgeben. Die dicken Wolken am Himmel machen die Atmosphäre etwas gespenstisch! Beeindruckt wollen wir weiterfahren und stellen fest, dass nun auch unsere Sprechanlage kaputt ist. Wir überqueren bei Inchree den Loch Linnhe und fahren über die Halbinsel Ardnamurchan. Hier wachsen Rhododendronbüsche wie Wälder, dann wieder gibt es Farn so weit das Auge reicht. Bemooste Steinmauern und bemooste Bäume zeigen wieder wie feucht es hier ist. Mitten in der Walachei steht mal wieder eine der roten Telefonzellen. Eine eigenartige Szenerie! Irgendwann endet der Loch Eil im Morast und wir sind, ohne eine Fähre oder Brücke zu benutzen, wieder an der anderen Seite der Lochs, die fast zusammenhängend scheinen. Nun fahren wir auf der „Road to the Isles“, der Straße zu den Inseln, und kommen am Glenfinnan Monument vorbei. Es erinnert an Bonnie Prince Charlie, der versucht hat die im Exil lebenden Stuarts doch noch auf den Thron von Großbritannien und Irland zu heben. Neben der Straße windet sich die Eisenbahnstrecke in zahlreichen Bögen und Anstiegen durch eine faszinierende Gebirgslandschaft. Die grünbewachsenen Berge an den Seiten leuchten, wenn die Sonne drauf scheint und mit dicken Wolken darüber wirken sie bedrohlich. Wolken geben hier ein unglaubliches Schauspiel zum Besten! Eigentlich sollte man einen Tag lang die Wolken beobachten in Schottland – es würde bestimmt nicht langweilig werden! Um uns herum gras- bzw. farnbewachsene Berge mit Felsen und einzelnen Laubbäumen, Loch reiht sich an Loch - es ist wunderschön! Die meisten Seen sehen aus wie Gletscherseen, es gibt oft kein Ufer und die Nadelbäume stehen direkt am Wasser. Überall fließen kleine Bäche die Berge hinunter. So kommen wir auch an das Loch Arkaig: der See liegt in der Sonne und mittendrin gibt es kleine Inselchen. Die letzten Kilometer bis zu unserem B&B fahren wir am Atlantik entlang! Wie schön ist es hier! Wir fahren am Silberstrand von Morar entlang, dem berühmten schottischen Strand mit seinem weißen Sand. Hier sind einige Schwimmer und Camper, die ihre Freizeit genießen. Irgendwann, gegen 17.30 Uhr finden wir auch unser Glencairn House – es liegt ganz einsam landeinwärts. Es ist traumhaft schön hier. Wahrscheinlich können wir vor lauter Stille heute Nacht nicht schlafen! Gary begrüßt uns freudig – er mag die Deutschen! In den 70er Jahren war er Soldat in Rinteln und dann in Minden. Er kann auch etwas Deutsch: „Schnellimbiss“ und „Cornflakes essen nicht vergessen“. Er und seine Frau Ruth sind sehr nett. Ruth freut sich als ich ihre Küche bewundere. In der Mitte steht ein riesiger Tisch und wir werden sofort zu Tee und Kuchen eingeladen. Wir greifen gerne zu einer Tasse Tee und werden von Gary aufgeklärt, dass die Lochs die gleichen Gezeiten wie das Meer haben. Es gibt also Ebbe und Flut. Deswegen gibt es also oft wenig Wasser in den Seen, die breiten „Ufer“ aber sind voll mit rötlichen Algen und sehr nass! Der Tee tut gut, aber Hunger haben wir immer noch. Gary bucht für uns zwei Plätze im Restaurant in Arisaig das näher als Morar ist und wir machen uns auf den Weg. Wir müssen die ganze Strecke wieder zurück fahren – aber das macht nichts. Es ist wirklich traumhaft schön hier. Nach dem wirklich guten Essen setzen wir uns an unserem Haus noch nach draußen. Ruth meint, Klaus solle mit mir an den Strand gehen; denn der Sonnenuntergang dort wäre wunderschön! Das ist auch im Führer extra erwähnt. Doch wir trinken lieber ein Bierchen zusammen als wieder auf dem Motorrad zu sitzen und nehmen auch die Mengen an Midges in Kauf die über uns herfallen, als Klaus Pfeife aufgeraucht ist. Die Midges sind wirklich schlimm! Plagegeister, kleiner als Mücken und ekelhafter. Gary bringt uns sichtlich stolz seine neueste Errungenschaft gegen die Viecher. Doch irgendwie nutzt auch das nichts und wir gehen ins gemütliche Wohnzimmer. Hier planen wir unseren nächsten Tag bei einem leckeren Whisky, den Gary für seine Gäste bereit hält! Kilometerstand: 1.940 Sonntag, 15.08.2010 Morar – Mallaig – Armadale – Broadford Als wir aufstehen scheint die Sonne! Wir sind oft aufgewacht: mal hat ein Käuzchen geschrien, dann hat der Hahn gekräht, ansonsten war es so unheimlich still und dunkel – fast wie nicht auf dieser Welt! Das Frühstück ist perfekt: selbst gebackene Scones gibt es und ich habe mir u. a. einen White Pudding ausgesucht. Ungefähr wie der „Blutpudding“ aber mit Rosinen! Ein eigenartiger Geschmack; nicht schlecht aber auch nicht gut... Ruth erzählt uns, dass sie uns um unsere große Brotvielfalt beneidet. Der nächste Bäcker hier ist gut 40 Meilen entfernt! Die anderen Gäste sitzen gemeinsam um den großen Esstisch als wir das gastfreundliche Haus verlassen. Gut, dass wir die ersten und einzigen beim Frühstück waren! Es stinkt bestialisch in der Küche! Ein alter (schottischer) Herr hat sich zum Frühstück getrockneten geräucherten und mit Butter erwärmten Schellfisch ausgesucht! Ruth selbst rümpfte schon die Nase, als sie uns vorher davon erzählte! Gegen 9.30Uhr sind wir in Mallaig. Mallaig ist Europas größter Umschlagplatz für Garnelen. So wurde dann auch in den letzten Jahren der Hafen großflächig ausgebaut, um die Personen- und die Frachtschifffahrt zu entwirren. Es ist noch früh, aber wir wissen ja auch gar nicht wann die Fähre zur Insel Skye geht. Wir erkundigen uns beim Personal und werden erst einmal gefragt, ob wir denn überhaupt reserviert hätten! Na, toll – haben wir natürlich nicht! Als der nette Herr kurz überlegt und fragt, ob evtl. noch eine größere Horde Motorräder anrollen würde und diese Frage von uns verneint wird, schickt er uns nach vorne. Er meint, ein einzelnen Krad würde ja wohl noch auf die Fähre passen. Ansonsten wäre sie immer sehr voll! Normalerweise hätten wir tatsächlich bis mindestens 13 Uhr hier warten müssen! Erleichtert verlassen wir auch den Hafen nicht mehr und warten auf die Fähre. Wir staunen wieder einmal, wie viele Fahrzeuge auf so ein Schiff passen! Um 10.30 Uhr dann geht es bei Sonnenschein los und 25 Minuten später legt die Fähre im Hafen von Armadale auf der „Isle of Skye“ an. Kurzer Anruf bei Lena: es geht ihr in Portavogie ausgezeichnet, das Wetter ist gut. Bei Patrick ist auch alles o.k.! Ich bin erleichtert! Der erste Eindruck von der Isle of Skye: grün bewachsene Hügel mit viel Heidekraut, dazwischen Nadelwälder, dann mal Laubbäume – eine nicht so spektakuläre Landschaft. Wir fahren über freies, kurvenreiches und hügeliges Hochland. Plötzlich erheben sich da hinten hohe graue Berge: die Cuillin Hills! Fantastisch! Etwas später, es ist kurz vor 12 Uhr, erreichen wir Rachels Haus, wo wir das Zimmer gleich für zwei Nächte gebucht haben. Rachel ist sehr nett und gesprächig: ihr Mann arbeitet für 5 Jahre in Bonn bei der Telekom! Wir bringen unser Gepäck ins Zimmer und ziehen los, um die Insel zu erkunden. Skye ist eine wildromantische Insel! Endlose Weiten ohne erkennbare Besiedelung lassen die Insel im Inneren als romantisch und idyllisch erscheinen. Jeden Moment kann hier ein Highlander auftauchen – oder eine Familie mit ihren wenigen Habseligkeiten daher geschlichen kommen, die sich in der Neuen Welt eine neue Existenz aufbauen muss. Man darf die schlimmen Jahre mit vernichteten Ernten nicht vergessen. Immer wieder ragen an der Küste steil abfallende Felsen aus dem Meer. Bei dem tollen Sonnenschein und dem blauen Himmel sieht es fantastisch aus und ist für uns viel spektakulärer als das Landesinnere. Dieses beeindruckt allerdings durch abgeschliffene Gebirgsplatten und das viele Grün – und immer wieder Heidekraut! In Portree angekommen sind wir erst mal baff: es gibt hier so viele Busse! Müssen wir auch in der Hauptsaison hier Urlaub machen? Unglaublich, wie viele Busse hier in den kleinen Hafen passen! Aber schön ist es hier, sehr schön! Portree ist der Hauptort der Insel mit gerade mal 1500 Einwohnern. Das Örtchen liegt malerisch an der Bucht. Die Fischerhäuschen mit ihren bunten Fassaden sehen hübsch aus. Kleine Häuser und kleine Gassen – und ein Stück aus dem Hafen heraus liegt ein Luxusdampfer vor Anker! Mit uns fahren auch 3 Busse mit Italienern und viele Autos in Richtung der Inselzunge Trotternish. Alle müssen auf der single-track-road fahren – d.h. alle müssen aufmerksam fahren und einen Bus auf dieser Straße zu überholen ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Also treffen wir uns immer mal wieder an den Aussichtspunkten auf den Klippen, wo wir auf das tiefblaue Meer mit seinen Schaumkronen sehen können. Es ist herrlich! Leicht erkennbar ragt neben einem breiten Felsmassiv Old Man of Storr auf – es ist ein zierlicher Felsen, der wie ein Obelisk nach oben ragt. Über viele Kilometer zieht sich ein Band von Steilklippen mit imposanten Ausblicken auf die Westküste der Highlands. Den Parkplatz, wo wir zum Kilt Rock, einem berühmten Felsen laufen können knicken wir uns: es sind so viele Touristen hier! Und das brauchen wir nicht! Aber dann wird es plötzlich einsam! Hier gibt es keine Touristen! Keine Busse! Aber umwerfende Blicke aufs Meer! Hier haben sich einige Menschen angesiedelt und auch Schafe gibt es wieder. Einige mussten für Pullover schon ihre Wolle hergeben und sehen so mager aus. Links der Straße wird Torf gestochen. Den ganzen Tag über haben wir noch keine Gelegenheit gehabt, einen Kaffee zu trinken. Nun haben wir keine Lust mehr weiterzufahren und freuen uns nur noch auf Essen und Bier! Der Pub nebenan hat erst ab 18 Uhr geöffnet und so sitzen wir erst mal in der Sonne vor dem Haus mit Dosenbier und Chips. Im Pub essen wir den köstlichsten Lachs den wir je gegessen haben! Er wird hier selbst geräuchert und schmeckt herrlich! Kilometerstand: 2.150 Montag, 16.08.2010 Isle of Skye Gestern noch strahlender Sonnenschein – heute Nacht hat es geregnet! Wir fahren durch eine geheimnisvolle Landschaft; oder wirkt sie nur so, weil der Himmel so wolkenverhangen ist? Wir fahren direkt zu unserem Ziel: die kleine Kirche steht einfach so da, ohne Parkplatz und ohne Häuschen, wo man Eintritt entrichten muss! Aber sie ist nicht zu übersehen - sie ist wunderschön! Es ist die Cill Chriosd, die Ruine einer alten Kapelle, völlig überwuchert. Ein Friedhof mit verwitterten Grabsteinen ist drumherum und Schafe sorgen dafür, dass das Gras nicht zu hoch wächst. Romantik pur! Das lieben wir so! Eine unauffällige Tafel erzählt uns, dass in diesem Gebiet früher Torf gestochen wurde. Dafür war eine kleine Bahn angelegt worden. Nach einem Spaziergang und vielen Fotos müssen wir einfach diese grandiose Szenerie hier weiter genießen und fahren die Straße weiter. Es geht unter den sehr tief liegenden Wolken um einen Loch herum, an kauenden Schafen vorbei bis nach Elgol, einem kleinen Nest aus vereinzelten Häusern. Dort fällt die Straße mit einem 25%igen Gefälle bis ans Ende der Landspitze ab! Aber bei 25% Gefälle ist Schluss mit Lustig: ich weigere mich - und ich steh dazu! Also umdrehen und zurück fahren ist die Devise! Wie so oft in Schottland ist auch diese Straße sowieso eine Sackgasse! Wir fahren zurück durch die hügelige Landschaft. Durch die Wolken kann man die Berge erahnen, Farn wächst hier die Hügel hoch und Heidekraut in dicken Tupfen zaubert etwas mehr Farbe hierhin. Schafe, Kühe und Hochlandrinder weiden hier – wir glauben, dass gerade auch das graue Wetter die Schönheit hier ausmacht! Nachdem wir wieder in Broadford angekommen sind gibt es erst einmal einen Kaffee, dann benötigen wir noch Postkarten und Briefmarken vom postoffice. Da stutzen wir erst einmal: stand auf dem roten Schild nicht gerade noch postoffice? Nun steht es aber hier auf gälisch... Auf dem Schild steht es also in beiden Sprachen, wie auch auf vielen Ortsschildern der Name in beiden Sprachen steht! Im Ort treffen wir 2 Italiener auf ihrer Ducati. Hier wimmelt es wirklich von Italienern; aber auch Spanier und Franzosen machen hier Urlaub! Nach einer gemütlichen Tasse Tee überlegen wir unser weiteres Vorgehen: Das Dunvegan Castle auf Skye wird z.Zt. renoviert, der Weg ist weit. Also entscheiden wir uns für einen Besuch des Eilean Donan Castle. Dafür nehmen wir nicht die Fähre sondern die mächtige Brücke, die Skye mit der gegenüberliegenden Seite verbindet. Wir landen in Kyle of Lochalsh, einem kleinen Ort, in dem man seit 1995 (Bau der Brücke) Sorge vor wachsenden Blechlawinen hat. Im Nieselregen und bei tief hängenden Wolken erreichen wir die alte Trutzburg, die 1985 dem Film „Highlander“ als Kulisse diente und die bei diesem Wetter und bei der Ebbe sehr geheimnisvoll aussieht. Im Jahre 1912 wurde die völlig zerstörte Burg wieder in ihren mittelalterlichen Zustand versetzt. Das Burginnere wurde originalgetreu eingerichtet: Bankettsäle, Zimmer und vor allem die Küche sehen aus, als würden hier Menschen leben. Rachel sagt: „It´s a girls Castle!“ Sie hat Recht; mir gefällt es drinnen sehr gut aber Klaus gar nicht. Gegen 17 Uhr sind wir wieder zurück, durch den Münsterländer Landregen nass geworden. Irgendwie können wir alle nassen Sachen aufhängen und auch der Papierkorb muss herhalten. Da passt super ein Helm drauf, damit er trocknen kann. Hoffentlich wird das Wetter morgen wieder besser! Doch heute war ein schöner Tag, obwohl – oder gerade weil – das Wetter heute so grau war... Kilometerstand: 2.250 Dienstag, 17.08.2010 Broadford – Plockton – Achintee – Inverness Die ganze Nacht über hat es geregnet, jetzt ist es trocken und grau. Beim Frühstück erzählt uns Rachel stolz, dass Gäste aus 47 Nationen in ihrem Gästebuch stehen! Das finden wir sehr beeindruckend! Gegen 9.30 Uhr fahren wir mit der Hoffnung auf besseres Wetter wieder weiter. Alles ist in den Wolken, hier und da bricht mal die Sonne durch. Der Himmel ist wieder mal ein absolutes Theaterstück! Wasserfälle stürzen mal kleiner, mal größer von den Bergen. Wir fahren an der Küste entlang nach Plockton. Schade: hier stört der graue Himmel, hier hätten wir gerne blauen Himmel! Der würde zu diesem Schmuckkästchen hier gut passen! Laut Reiseführer einer der idyllischsten Küstenorte Schottlands präsentiert sich dieser mit seinen weißen oder sandsteinfarbenen Häuschen in der Bucht. In den Vorgärten wachsen Gemüse und Blumen, aber auch Yuccapalmen gedeihen hier! Der milde Golfstrom macht es möglich! Es ist Ebbe und alles ist rot von den Algen, die wie Korallen aussehen! Ein alter Herr steht vor seinem Haus und freut sich, dass wir uns Plockton ansehen. Er erzählt uns stolz, dass er in diesem Haus geboren wurde. Heute Nachmittag, sagt er, wird die Sonne scheinen. Es sind gerade mal 15° und wir hoffen dass er Recht behält. Die Straße, die wir nun in Richtung Stromeferry („no ferry“ steht auf dem Ortsschild unter dem Namen) und Attadale befahren, ist traumhaft! Sie scheint noch schmaler als andere single-track-roads zu sein! Zu beiden Seiten der einsamen Straße Farne, Sumpf, riesige Rhododendronbüsche – nein, -wälder! Teilweise deftige Steigungen und viele Kurven machen die Fahrt abenteuerlich! Traumhafte Ausblicke auf Berge und Ruinen machen die Fahrt auch für mich zum Vergnügen! Viele kleine Wasserfälle, viele kleine Flüsse rechts neben der Straße – es ist so romantisch! An der Ostseite des Loch Carron entlang gelangen wir nach Strathcarron. Wegen des dicht verhangenen Himmels und einer Sicht gleich Null verzichten wir, sehr zum Leidwesen von Klaus, auf den Applecrosspass. Wir wollen auf direktem Wege zu unserem B&B Rohan in der Nähe von Inverness fahren. Wir befahren eine für deutsche Verhältnisse normale Straße, d.h. hier ist mehr Verkehr und sie ist breiter. Die Wolken hängen tief und es ist ungemütlich. Die Landschaft rechts neben uns sieht aus wie ein riesiger Golfplatz: grün und grün und grün und dazwischen ein sich schlängender Fluss. Immer wieder Wasser! Immer wieder lila Heide! Rechts und links wird der Nadelwald dichter und dann wird auf einmal die Landschaft anders: ein weites, fruchtbares Ta l l i e g t v o r u n s m i t Getreidefeldern und Weiden mit grasenden Schafen und Baumgruppen dazwischen. Die Zivilisation hat uns wieder! Vor uns liegt Inverness: Provinzstadt am Ende des Great Glen und an der Mündung des River Ness. Inverness ist Hauptstadt und Verwaltungszentrum der Highlands, eine Stadt mit hohem Verkehrsaufkommen. Irgendwie finden wir im Gewerbegebiet die in Inverary erwähnte BMW-Werkstatt. Nach anfänglichem Zögern ist man bereit, uns mehr oder weniger sofort zu helfen. Nach ½ Stunde, in der man Kupplungsöl nachgefüllt hat, und 25 Pfund weniger können wir auf die Suche nach unserem B&B gehen. Wir fahren durch Inverness und dann an der Küste des Loch Ness entlang auf einer single-trackroad. Links der Straße dichter Birken/Nadelwald und rechts das Loch Ness wurschteln wir uns schließlich einen Berg ganz nach oben! Es ist 16.30 Uhr und wir sind endlich da! Zu weit um zum Essen wieder nach Inverness zu fahren! Enrica, unsere Wirtin, hatte uns vorab schon „gewarnt“, dass ihr Haus auf der wilden Seite des Lochs steht und hier nicht so viel Möglichkeiten zum Essen gegeben sind. Enrica ist herrlich! Eine Italienerin, die schon seit Dekaden hier in Schottland lebt mit einem Mann, der wie ein verkleideter Highlander aussieht! Bestimmt hebt er seinen Kilt und sein Schwert irgendwo im Haus auf... Enrica macht uns Pasta und Tomate mit Mozarella. Im schönen bunten Esszimmer schmeckt es herrlich! Nach dem Essen machen wir noch einen schönen Spaziergang hier oben bei schönem Wetter. Kilometerstand: 2.430 Mittwoch, 18.08.2010 Inverness – Fort Augustus – Drumnachdrochit – Glen Affric – Cawdor – Inverness Beim Frühstück erzählt uns Enrica, dass die Monate Mai und Juni in Schottland sehr heiß waren; es hat sogar einige kleinere Waldbrände gegeben. Das ist mir allerdings gestern schon aufgefallen! Juli und August hingegen ist kühl und regnerisch – tja, wir sind ja auch hier! Gegen 9.30 Uhr, wie immer, machen wir uns wieder auf. Heute morgen fahren wir auf der anderen Seite des Berges hinunter und fahren dann parallel zum Loch Ness in Richtung Fort Augustus. Die Landschaft hier ist phänomenal! Lila auch hier die Heide, der Blick auf den kleinen Loch Mhor ist traumhaft! Links der See und rechts die Berge, die Sonne scheint - wir haben Urlaub! In Fort Augustus halten wir uns etwas länger auf. Dieser Ort am Südende von Loch Ness hat nur 500 Einwohner, doch jede Menge Touristen laufen hier herum. An einem Souvenirladen sprechen uns Holländer an: ob wir denn auf der Fähre Amsterdam-Newcastle gewesen wären; sie haben uns wiedererkannt! Einen besonderen Charme hier hat die Schleuse: Die Skipper warten darauf, „durchgeschleust“ zu werden. Der Caledonian Canal verbindet die Westküste mit der Ostküste und erspart den Schiffen die Umrundung der Nordspitze Schottlands. Er ist auf seiner Länge von über 90 km mit 29 Schleusen versehen! Die Schiffe werden wie auf einer Treppe hinauf oder hinab befördert. Bei dem Sonnenschein ein interessantes Schauspiel. Wir fahren an der „touristischen“ Seite vom Loch Ness weiter. Der See ist 36 km lang und 1,5km breit. Hier wird das sagenhafte Ungeheuer vermutet! Alles hier dreht sich um „Nessie“ - Kitsch und Kram, ein Visitor-Center und div. Monsterausstellungen gibt es vor allem in Drumnadrochit. Deswegen fahren wir auch zügig weiter. Auch das Urquhart Castle mit seinem grandiosen Ausblick auf Loch Ness ist überlaufen: die Autos stehen im Stau vor dem Parkplatz fast bis auf die Straße! Wir fahren lieber weiter und finden gegen 12 Uhr einen kleinen Shop, wo wir einen Kaffee bekommen. Wir nehmen ihn mit in den kleinen Garten und Klaus genießt sein Pfeifchen. Ein paar Meter von hier gibt es eine alte steinerne Brücke, die „Old Bridge Invermoriston“. Ihr Bau wurde 1813 beendet und sie war ein Teil des Plans zur Unterstützung der HighlandKommunikation. Gewaltige Wassermassen fließen unter ihr hindurch. Die Brücke wird nicht mehr genutzt und steht neben der Straße am Anfang eines Waldes. Sehr imposant und durch das Wasser ist es sehr laut! Hinter dem kleinen Shop geht es links ab, weg vom Touristenstrom. Es geht eine kleine Straße entlang, nicht sehr spektakulär. Durch einzelne kleinste Ortschaften fahren wir, bis wir zum Glenn Affric kommen, einem der romantischsten Highland-Täler laut Reiseführer. So wie hier sollen die Highlands ausgesehen haben, bevor der Waldbestand über die Jahrhunderte durch Rodung und Abholzung fast ganz verschwand. Es ist so einsam hier – bis wir zu den Dog Falls kommen. Es sind berühmte Wasserfälle, die auch Touristen anlocken. Hier treffen wir die Franzosen wieder, die auch bei Enrica untergebracht sind! Wir fahren immer weiter am Loch Affric entlang ins Tal hinein bis ich plötzlich einen Hirschen sehe! Ein traumhaftes Bild: der Hirsch lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er steht vor dem See und äst. Ab und zu sieht er auf und beobachtet uns!? Riesige Kiefern wachsen hier und dann denken wir, dass es besser wäre zu fahren! Fast schwarze Wolken ziehen vor uns auf und wir kehren mit Bedauern auf der single-track-road um. Unterwegs warnen viele Schilder wieder mal vor Wildwechsel. Wild muss es hier wirklich reichlich geben. Unterwegs begegnet uns ein gelber Bus, ein Büchereibus. So einen hatte ich vorher schon einmal gesehen. Eine dicke Wolke wabert auf uns zu und es beginnt zu tröpfeln. Nach fast 80 km hin und zurück sind wir wieder am Loch Ness und fahren weiter bis nach Inverness. Bis Ardersier fahren wir an der Küste entlang. Es ist ein sehr altes Dorf durch das wir jetzt fahren. Zu Unrecht nicht im Reiseführer erwähnt! Dann, etwas weiter, sehen wir uns das Fort George an. Es wurde nach der Schlacht von Culloden erbaut, um weitere Aufstände kleinerer Jakobitenclans schon im Keim zu ersticken. Das Cawdor Castle, das wir nun besichtigen wollen, hat leider schon geschlossen: Eintritt nur bis 17 Uhr. Schade! Wir kehren um und kehren ein in die Taverne von Cawdor, wo wir hervorragend essen. Mittlerweile ist es kühl und grau geworden. Die ideale Atmosphäre für Culloden Battlefield. Am 16.4.1746 wurde hier die letzte große Schlacht auf britischem Boden geschlagen, gleichzeitig ging der Traum der Jakobitenarmee unter Bonnie Prince Charlie grausam zu Ende. Die erschöpften Soldaten liefen nach einem Gewaltmarsch auf die bestens vorbereitete Regierungstruppe unter dem Earl of Cumberland zu. Fast 5000 Tote lagen bei Sonnenuntergang auf dem Schlachtfeld. Prince Charlie gelang die Flucht. Heute werden die Gräber der Clans von Steinpyramiden markiert, eine steinerne Erinnerungsstätte steht mitten auf dem großen, weiten und öden Moor. Eine eigenartige trostlose und melancholische Stimmung. Mit den heutigen Eindrücken fahren wir wieder gen unserem „Hausberg“. Fantastische Ausblicke auf Loch Ness und die Berge begleiten uns bis wir zum kleinen See kommen. Hier ist es in der Abenddämmerung höchst geheimnisvoll: das dunkle und völlig ruhige Wasser des Sees ist vor den dunklen Tannen fast nicht auszumachen! Als wir gegen 20 Uhr wieder bei Enrica aufschlagen kommen auch die Franzosen gerade an. Klaus steht noch mit dem Franzosen und dem „Highlander“ draußen und führt Fachgespräche über Motorräder. Ich aber bin erst mal reif fürs relaxen! Kilometerstand: 2.690 Donnerstag, 19.08.2010 Inverness – Cromarty – Bonar Bridge – Inverness Die Sonne scheint als wir wieder über unseren lila „Hausberg“ in Richtung Inverness fahren. Unser heutiges Ziel ist die Black Isle. Eigentlich sollte diese Halbinsel „Golden Isle“ heißen, finde ich. Wiesen und unglaublich viele Getreidefelder sehen wir hier. Das Land liegt eingezwängt zwischen dem Beauly Firth im Süden und dem Cromarty Firth im Norden und hat die niedrigste Niederschlagsrate von Schottland, außerdem das mildeste Klima. Die Straße nach Cromarty, der nordöstlichsten Spitze, führt uns vorwiegend über hügeliges Farmland. Avoch ist traumhaft: ein altes uriges Örtchen mit z.T. bunten Häusern. Wir laufen durch dieses hübsche Dörfchen mit seinem alten Hafen. Fortrose ist ebenfalls ein altes Dorf. Hier steht eine alte Kathedrale aus dem 13. Jh. Überall hier gibt es überwältigen Blumenschmuck vor den Häusern. Unser Ziel ist Cromarty: Einige Busse kündigen an, dass es sich um ein sehr schönes Örtchen handeln muss. Auf Bänken zum Meer hin sitzen Menschen die hoffen, Delfine sehen zu können. Vom Hafen aus haben wir den Blick auf Bohrtürme und ganz hinten in der Bucht auf einen Luxusliner. Wir wollen hier die Fähre rüber nach Nigg nehmen und erfahren, dass diese schon seit Mai nicht mehr fährt! Tja, da kann man nichts machen. Etwas frustriert müssen wir nach einem Kaffee und Shortbread den ganzen Cromarty Firth umfahren. Getreidefelder und Bauern, die auf Treckern ihre Ernte einfahren bestimmen das Bild. Wir fahren über die lange Brücke, die über die Bucht führt und erreichen nach einer Reise über Hügel unser nächstes Ziel: die Glenmorangie Distillery. Als Whisky-Fans dürfen wir uns eine Führung nicht durch die Lappen gehen lassen. Obwohl wir schon mehrere Destillerien gesehen haben ist es immer unterschiedlich und immer wieder interessant. Wir fahren noch bis Bonar Bridge und kehren dann um. Der Weg zurück bis nach Inverness ist fantastisch: wir haben auf den Bergen eine tolle Sicht auf die umliegenden Berge und den Dornoch Firth. Durch „Heidefelder“ und Nadelwälder fahren wir, bis wir gegen 17 Uhr wieder in Inverness landen. Hier machen wir einen kleinen Bummel und gehen in einem Pub essen. Die Sonne scheint immer noch! Als wir bei Enrica vor dem Haus in der Sonne sitzen fängt es an zu tröpfeln und bald sehen wir einen traumhaft schönen, sehr farbintensiven Regenbogen! Und dann noch einen zweiten! Beide Regenbögen sehen wir von Anfang bis zum Ende wie ein Tor direkt vor uns! Ein tolles Tagesende! Kilometerstand: 2.964 Freitag, 20.08.2010 Inverness - Pitlochry - Dunkeld - Dundee Um 9.15 Uhr verabschieden wir uns überaus herzlich von Enrica – sie sagt, wir müssten unbedingt wiederkommen (werden wir wahrscheinlich auch). Im Regen fahren wir am Loch Lochy entlang. Neben Rhododendren gibt es Nadelwälder – alles ist, auch wenn es regnet, einfach wundervoll! In Roybridge sehen wir uns die alte Kirche mit dem Friedhof davor an, idyllisch am Hang gelegen. Dann wird es immer dunkler und es regnet immer mehr. Die Wolken liegen mittlerweile fast auf der Straße, sie sind zum Greifen nah könnte man meinen. Das Blair Castle mit seiner einzigen noch aktiven Privatarmee müssen wir links liegen lassen, wir hätten nichts davon. In Pitlochry trinken wir einen Kaffee. Draußen laufen die Menschen mit Schirmen herum und eigentlich will ich gar nicht mehr weiter! In Dunkeld endlich verlassen wir die viel befahrene A9. Im Sprühregen fahren wir in den schönen Ort. Hier gibt es viele sorgfältig restaurierte Häuser. Dunkeld ist zwar sehr klein, wurde aber im Jahr 844 zur Hauptstadt Schottlands erklärt! In einer Parkanlage liegt die im Regen düster wirkende Ruine der Kathedrale. Sie wurde über eine Zeitspanne von 200 Jahren erbaut (1318-1501). Daneben befindet sich eine noch genutzte Kirche. Heute ist Hochzeit! Ein großer Teil der geladenen Herren hat sich mit dem Kilt geschmückt! Es sieht toll aus! Eine Tradition, die noch heute bewahrt wird. Es regnet und regnet – wird es denn gar nicht mehr aufhören? Doch irgendwann scheint tatsächlich die Sonne, die Getreidefelder und Weiden haben wieder tolle Farben. Hier wird Gemüse angebaut und die Landwirte sind bei der Arbeit. Es wirkt auf einmal wieder sehr gemütlich! Gegen 15.30 Uhr schon sind wir in Dundee! Dundee ist die viertgrößte Stadt Schottlands mit mehr als 175.000 Einwohnern. Sie ist ein wichtiges Handels- und Industriezentrum. Wir fahren durch die nicht wirklich schöne und sehenswerte Arbeiterstadt und landen irgendwann in unserem B&B. Unser netter Wirt ist ein Inder – aber ein schottischer! Es ist noch so schön früh und nach einem kleinen Spaziergang finden wir eine kleine Bar – es ist Zeit für ein Bier und einen klitzekleinen Whisky. Nach dem Barbesuch gehen wir die Straße noch ein wenig hinunter und haben einen Blick auf den Discovery Point, wo das Königliche Forschungsschiff dauerhaft vor Anker liegt. Mit diesem Schiff wurden Expeditionsteams bis 1904 in die Antarktis gebracht. Links von uns sehen wir die große Brücke, die uns bald der Heimat näher bringen wird. Sie verbindet Dundee mit der Halbinsel Fife. Wir gehen zurück. Dort staunen wir nicht schlecht: ein Zettel kündigt den Besuch von Ronnie Hunter für den nächsten Tag an! Klaus hatte ihm diese Adresse hinterlassen falls er Lust hat, uns nach dem ganzen e-Mail-Wechsel auch persönlich kennen zu lernen! Klaus ruft seinen schottischen IPA-Kollegen an und wir verabreden uns für den nächsten Tag. Kilometerstand: 3.211 Samstag, 21.08.2010 Dundee – Crieff – Stirling – Ronnie - Dundee Nach einer sehr stürmischen Nacht brechen wir nach dem Frühstück zu einer neuen Tour auf. Rechts und links der Straße Getreidefelder, Weiden mit weißen Schafpunkten (hier gibt es keine Felsbrocken auf den Weiden wie weiter nördlich) und – natürlich – Ruinen! Das Huntingtower Castle steht nirgendwo beschrieben, auch die Fowlis Westerkirche nicht; dennoch sind die Gebäude wundervoll! Trotz oder gerade weil es dunkel bewölkt ist. Wir sind hier in der Grafschaft Perthshire und fahren durch die eindrucksvollen Ausläufer der Grampian Mountains und es ist sehr romantisch! Crieff und Comrie sind sehr hübsche und verträumte Ortschaften. Der Loch Earn liegt uns traumhaft schön mit seinem schwarzen Wasser zur Seite. Es ist stark bewölkt, doch ab und zu sehen wir auch ein Stück blauen Himmel! So kommen wir zu den Falls of Dochart. Es ist ein imposanter Wasserfall! Das Wasser donnert an uns vorbei und unter der alten steinernen Brücke weiter hinunter. Es ist moorig-braun wie überall in Schottland. Wir müssen die Straße zurück fahren, aber das macht nichts! Ein kleiner Abstecher noch nach Callender und dann führt uns der Weg weiter in die Trossachs. Durch dichte Laubwälder geht es nun durch Aberfoyle und an bezaubernden kleinen Seen vorbei. Immer wieder haben wir schöne Ausblicke ins Tal. Als es wieder abwärts geht liegen Felder und Wiesen vor uns und wir sehen auf die Uhr. Wir wollen uns doch mit Ronnie treffen und es soll nicht zu spät werden! Es ist etwas heller geworden, als wir Stirling erreichen. Stirling wird traditionell als „Key to the Highlands“ bezeichnet. Wie in Edinburgh thront auch hier hoch oben das Castle. Auf dem Hügel gegenüber steht das Wallace Monument, das an William Wallace (1267 – 1305), den größten schottischen Freiheitskämpfer, erinnert. Nach einem kurzen Trip durch die wunderschöne Altstadt setzen wir uns für einen Kaffee an einen kleinen Tisch an die Straße; denn mittlerweile ist die Sonne durchgekommen. Auf dem Stadtplan finden wir die Straße nicht, in denen Hunters wohnen. Doch wir sind uns sicher, dass es hier irgendwo sein muss. Klaus ruft Ronnie an und bittet ihn, uns abzuholen! Auf die Bemerkung hin, dass wir seine Straße im Stadtplan nicht finden können meint er, er wüsste aber wo er wohnt. Kein Problem: er wäre in 30-40 Minuten bei uns. Ca. 45 Minuten später fährt eine BMW vor und Ronnie steigt ab. Wir begrüßten uns herzlich – er scheint sehr nett zu sein. Er fährt vor und wir hinterher. Endlich – nach gefühlten 2 Stunden – sind wir da! Völlig geschafft steige ich ab und meine, dass das ja nicht mehr Stirling wäre; wir sind fast in Falkirk! Ja, meint er kleinlaut, er hätte vergessen zu sagen in welcher Stadt er wohnt... Es werden sehr nette knappe 2 Stunden. Susan ist sehr, sehr nett und wir verstehen uns auf Anhieb! Die Einladung zum Abendessen müssen wir leider ablehnen; denn wir haben noch ein ganzes Stück Autobahn vor uns! Ca. 1 ½ Stunden müssen wir noch bis Dundee fahren, meint mein Schatz. Etwas traurig nehmen wir Abschied. Aber wir sind uns sicher, dass wir uns wiedersehen werden. Tatsächlich sind wir erst gegen 19 Uhr in unserem Haus. Gestern war das Essen in der Bar sehr gut, also gehen wir wieder hin. Den anschließenden Whisky haben wir uns heute wirklich verdient! . Kilometerstand: 3.539 Sonntag, 22.08.2010 Dundee – St. Andrews – Edinburgh - Peebles Als wir um 9 Uhr aufbrechen ist der Himmel blau – aber mit dicken Wolken. Nun fahren wir über die Brücke auf die Halbinsel Fife. Daniel Defoe hat hier seine Romanfigur Robinson Crusoe erfunden. Diese Region gilt als Stiefkind Schottlands. Die meisten Touristen streifen den Landstrich höchstens bei der Durchfahrt von Edinburgh nach Perth oder lassen ihn gleich „rechts“ liegen. In St. Andrews werden wir von Golf fast erschlagen: nicht vom warmen Golfstrom sondern vom Golfspiel! Es ist hier allgegenwärtig – gerade findet ein Turnier statt, es gibt viele Häuser mit „Golf“ im Namen und viele Geschäfte mit Golfutensilien. St. Andrews ist die „Golfhauptstadt“! Mit seinen 13.000 Einwohnern ist sie eine eindrucksvolle Universitätsstadt und einer der ältesten Bischofssitze in Schottland. Prince William studiert hier. Es gibt Reste der mächtigen Kathedrale und des St. Rules´s Tower und einige mittelalterliche Häuser. Golfplatz reiht sich an Golfplatz, zwischendurch Getreidefelder, dann mal wieder Weiden mit Bullen und „Büllchen“, Felder mit Steckrüben und Kartoffeln – so gestaltet sich erst einmal der Weg parallel zur Küste. Als wir nach Crail kommen machen wir wieder Pause! Solch ein wunderhübsches Örtchen! Die Fischerhäuser und verwinkelten Gassen, die oberhalb der dicken Hafenmauer in den Felsen geschlagen wurden sind einfach traumhaft! Wir finden eine niedliche Teestube! Hier sitzen nur einheimische ältere Herrschaften und genießen Tee und Scones oder anderes Gebäck. Es ist so gemütlich! Das nächste Mal, wenn wir wieder in der Nähe übernachten wollen werden wir hier ein Zimmer nehmen. Gegen 14 Uhr haben wir Edinburgh erreicht. Die Fahrt über die große „Forth-Road-Bridge“ war ziemlich abenteuerlich: es war sehr stürmisch! Wir befahren die Autobahn, um die Stadt zu umfahren und wir stehen im Stau! Hallo: es ist Mittagszeit! Haben die Schotten kein Mittagessen auf dem Tisch? Gegen 16.30 Uhr und im Sonnenschein erreichen wir Peebles. Wir sind begeistert: Peebles ist eine idyllische Kleinstadt mit 7.100 Einwohnern im Herzen der Lowlands. Das Städtchen liegt in einer dicht bewaldeten Talsenke und viele Wanderer nehmen es als Ausgangspunkt für ihrer Ausflüge. Unser Haus ist traumhaft! John fährt auch Motorrad und ist sehr nett. Wir beziehen unser schönes Zimmer und gehen in die Altstadt. Nach einem kleinen Spaziergang lassen wir uns im „Country Inn“ nieder und bestellen etwas zu essen. Klaus bestellt sich Haggis mit Steckrüben- und Kartoffelpüree und eine traumhafte Whiskysauce als Vorspeise und dann eine Schüssel Salat, ich bekomme einen Bratwurstring mit Kartoffelpüree und leckerer Sauce und zum Nachtisch meinen geliebten Sticky Toffee Pudding – wir haben selten so gut gegessen! Kilometerstand: 3.726 Montag, 23.08.2010 Peebles – Innerleithen – Hawick - Newcastle Bei grauem Himmel und Regen müssen wir ja doch los, das nutzt nichts. Es ist 9 Uhr, das Frühstück war ausgezeichnet – wir sind etwas traurig und doch etwas froh, dass an unserem letzten Tag das Wetter nicht umwerfend gut ist! Die Wolken liegen in den Bergen wie zerzupfte Watte. Ab Innerleithen fahren wir durch den Ettrick Forest – hier ist wieder so romantisch! Hier laufen auch die Kühe frei herum. Zwei Kühe stehen am Straßenrand und glotzen uns an. Und plötzlich sehen wir es: da steht es ganz alleine im Nieselregen, den Kopf demütig gesenkt – das schwarze Schaf! Alle weißen Schafe weiden auf der anderen Seite! Bis nach Hawick ist es einfach traumhaft: So viele Steinmauern haben wir, glaube ich, in ganz Schottland nicht gesehen! Und viele solcher Mauern sind zu Kreisen geschlossen. Hier wurden früher, oder auch heute noch, die Schafe hinein getrieben, damit man sie scheren konnte. Überall suchen die Schafe Unterschlupf: unter Wagen oder dicht hintereinander an den Steinmauern. Das Wetter passt uns allen nicht! Nach Hawick geht es so schön weiter, bis wir nach Carter Bar kommen. Vor drei Wochen waren wir bei gleichem Wetter hier: trübselig grau und nieselig! Die Aussicht auf Schottland ist auch heute nicht besser; nur die Busse mit Asiaten fehlen. Und es ist so kalt! Klaus hat unterwegs 12° abgelesen! Gut, dass ich meine Popoheizung habe! Wir sehen auf Schottland und als wir uns umdrehen sind wir in England. Also auf zur letzten Etappe. Noch einen Kaffee und einen Muffin, dann geht es ein wenig aufgewärmt weiter in Richtung Newcastle. Um 13.30 Uhr sind wir an der Fähre. Ab 14.30 Uhr können wir erst einchecken! Unseren Plan, unterwegs noch anzuhalten, haben wir wegen des Dauerregens verworfen und so stehen wir nun viel zu früh hier und hoffen auf das Mitleid der Mitarbeiter. Hier, im strömenden Regen, lernen wir Angelika und Achim kennen. Achim kennt einige Kollegen von Klaus. Die Welt ist doch wirklich sehr klein! Um 15 Uhr dürfen wir dürfen wir dann tatsächlich schon auf das Schiff. Um 17 Uhr (16 Uhr MEZ) laufen wir aus. Es wird ein netter Abend mit Achim und Angelika. Die Nacht ist sehr unruhig! Starker Seegang lässt uns immer wieder an unser Motorrad irgendwo unter uns denken. Wenigstens haben wir ein Fenster, durch das wir den Mond und auch die neben uns fahrenden Schiffe sehen können! Kilometerstand: 3.905 Dienstag, 24.08.2010 Amsterdam – Münster Frühstücken, Motorrad befreien (steht noch wie eine Eins), Tasche in den Koffer packen, verabschieden, Autobahn fahren: dann sind wir zu Hause! Kilometerstand: 4.167 Schottland ist lila: überall lila Heidekraut, die lila Königsdisteln (der royale Wappenschmuck, die „Nationalblume“ Schottlands) und lila Weidenröschen, die überall rechts und links in Büschen an der Straße stehen. Die Menschen sind unglaublich freundlich und die Landschaft atemberaubend! Schottland ist mehr als nur Kilt, Whisky und Dudelsack!