mehr - Berufskolleg Kaufmännische Schulen des Kreises Düren
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1 Berufskolleg Kaufmännische Schulen des Kreises Düren Fit für schulscharfe Bewerbungsgespräche aus der Sicht eines Schulleiters Dr. Karl Wolff September 2009 2 Inhaltsverzeichnis/Verfahrensstruktur Seite 1. Bestimmung der Personalbedarfslage 5 2. Formulierung des Ausschreibungstextes 7 3. Veröffentlichung der Stelle im Internet/Bewerbung 14 4. Dokumentenanalyse 15 5. Vorbereitung der Auswahlgespräche 16 6. Auswahlgespräche 19 7. Einstellungsangebot 21 8. Wahlhandlung 21 9. Evaluation des Verfahrens 22 10. Schlussbemerkung 23 3 „Fit für schulscharfe Bewerbungsgespräche“1 impliziert, dass der Erfolg im Bewerbungsgespräch eine entsprechende Vorbereitung voraussetzt. Die heutige Veranstaltung soll hierzu einen Beitrag leisten. Das Bewerbungsgespräch ist integraler Bestandteil des schulscharfen Ausschreibungsverfahrens2. Der Erfolg in diesem Verfahren setzt entsprechende Verfahrenskenntnisse voraus. Damit die Verfahrensintentionen und der Verfahrensverlauf deutlich werden, möchte ich meinen Ausführungen als Strukturierungshilfe den zeitlichen Ablauf eines schulscharfen Einstellungsverfahren zugrundelegen. Die Impulse für eine Veränderung des Einstellungsverfahrens waren die Empfehlungen im sogenannten Kienbaumgutachten3 aus dem Jahre 1991, welches von der Landesregierung in Auftrag gegeben wurde, und die Denkschrift „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“4 aus dem Jahre 1995. Empfohlen wird im Kienbaumgutachten eine Dekonzentration des Lehrereinstellungsverfahrens auf die Schulebene.5 Als Leitvorstellung wird in der Denkschrift gefordert, dass die ortsferne Steuerung der Personalzuweisung an die Schulen so geändert werden soll, dass eine Personalauswahl möglich wird, die auf das Programm und das Profil der jeweiligen Schule abgestimmt ist.6 An anderer Stelle heißt es: „Das Lehrereinstellungsverfahren soll so gestaltet werden, dass eine Personalauswahl durch die Schulleitung und eine einzelschulbezogene Bewerbung möglich werden.“7 Eine wichtige Rolle bei der schulbezogenen Auswahl des Personals wird der Schulleitung im Rahmen der Führungs- und Managementfunktion zugewiesen.8 Während „Führung“ darauf gerichtet ist, das Potential der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Erfüllung der Aufgaben und die angestrebten Leistungen zu aktivieren, Partizipation und Mitwirkung zu fördern und andere zu befähigen, selbständig und selbstverantwortlich zu handeln, stellt die Managementaufgabe des Schulleiters darauf ab, systematisch und rational die personellen und materiellen Ressourcen für die Arbeit in der Schule zu rekrutieren, um sie dann adäquat und zielorientiert einzusetzen. Die Personalplanung wird im Schulprogramm unseres Berufskollegs als wesentliche Voraussetzung für die Qualität der Unterrichtsarbeit herausgestellt. „Da die Qualität der Unterrichtsarbeit wesentlich durch eine ausreichende Lehrerversorgung bestimmt wird, hat sich die Schulleitung zum Ziel gesetzt, in möglichst kurzer Zeit den LehrerDiese Ausarbeitung bildet die Grundlage für eine Informationsveranstaltung am Studienseminar in Aachen, die zweimal im Jahr durchgeführt wird. Die Veranstaltung dient der Vorbereitung der Referendarinnen und Referendare auf das bevorstehende schulscharfe Ausschreibungsverfahren. Auf der Veranstaltung informieren die Seminarausbilder, Personalräte und zwei Schulleiter. 2 Bis zum Einstellungstermin 20.08.2001 wurde dieses Verfahren als „schulscharfes Einstellungsverfahren“ bezeichnet. 3 Siehe „Organisationsuntersuchung im Schulbereich“, Abschlussgutachten, Kienbaum Unternehmensberatung GmbH, Düsseldorf, 13.10.1991(kurz: Kienbaumgutachten). 4 Siehe „Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft, Berlin 1995 (kurz: Denkschrift). 5 Siehe Kienbaumgutachten, S.190ff. 6 Siehe Denkschrift, S. 330. 7 Denkschrift, S. 331. 8 Siehe Denkschrift, S. 322ff. und „Anforderungsprofile Schulleitung, Seminarleitung, Schulaufsicht“; Hrsg.: MSWWF 199, S. 6ff. 1 4 Soll-Bedarf mit der Lehrer-Ist-Versorgung in Einklang zu bringen. Hierbei werden die benötigten Fächerkombinationen und die besonderen Anforderungen, die sich aus dem spezifischen Profil unseres Berufskollegs ergeben, berücksichtigt.“9 Dieser Beitrag verlangt vom informierenden Schulleiter eine Art Perspektivenwechsel. So muss er sich bei der Vorbereitung der Veranstaltung die Frage stellen: „Was muss eine Referendarin/ein Referendar tun, um ein schulscharfes Einstellungsverfahren erfolgreich zu bewältigen bzw. fit zu sein für ein Bewerbungsgespräch“. Auf jeden Fall muss sich die Referendarin/der Referendar nicht nur mit dem Bewerbungsgespräch, sondern mit dem gesamten Verfahren und der Verfahrensstruktur vertraut machen, um einen Einstellungserfolg an dem präferierten Berufskolleg zu erzielen. Zur Zeit sind die Einstellungschancen für Referendarinnen/ Referendare im Berufskollegbereich gut. In einzelnen Fachrichtungen besteht ein ausgesprochener „Verkäufermarkt“. Im Rahmen meiner Ausführungen möchte ich das schulscharfe Auswahlverfahren in seiner Struktur und bzgl. der wesentlichen Bausteine erläutern. Ich möchte nicht die Mikrostruktur von Bewerbungsgesprächen erörtern. Hierzu empfehle ich eine Broschüre der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände „Auswahlgespräche mit Studienbewerber.10 Obwohl diese Broschüre für Studienbewerber konzipiert wurde, ist sie jedoch auch eine Hilfe für die Vorbereitung von Auswahlgesprächen im Rahmen des schulscharfen Einstellungsverfahrens. Die Ausführungen in der Broschüre sind allerdings nicht nur für Bewerber, sondern auch für Mitglieder der Auswahlkommission lehrreich. Die Grundlage für das schulscharfe Einstellungsverfahren ist das von den Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster herausgegebene § Handbuch Lehrereinstellung für Schulen (INES, Auswahlkommissionen), Internetbasierte Erfassung von Stellenausschreibungen in der jeweils aktuellen Version (Version 2.2. – Stand 08/2009) und der aktuelle § Einstellungserlasse (Grundlagenerlass zur Lehrereinstellung vom 09.08.07 unter Berücksichtigung des Änderungserlasses vom 20.12.08,Einstellungserlass vom 20.12.08)11. Mit dem Handbuch erhalten die Schulleitungen von der Bezirksregierung eine Hilfe für die Erstellung der Ausschreibungstexte und den Ablauf des Verfahrens. Im 9 Schulprogramm des Berufskollegs Kaufmännische Schulen des Kreises Düren 2000/2001, S.4. Auswahlgespräche mit Studienbewerber; Handreichung für die Hochschulen. Hrsg. Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin, www.bda-online.de. 11 Siehe http://www.schulministerium.nrw.de/BP/LeoAngebote , Stichwort „Rechtsgrundlagen“ in der Kopfzeile. 10 5 Einstellungserlass sind u.a. allgemeine Hinweise, Bewerbungsmodalitäten und schulformbezogene Besonderheiten veröffentlicht. Verfahrensstruktur Die Bezirksregierungen koordinieren das Einstellungsverfahren und beraten und unterstützen die Schulen bei der Durchführung der Einstellungsverfahren (§ 3 Abs.1, Satz 3 SchulG). Die Bezirksregierungen sind die Einstellungsbehörden. Die Verfahrensstruktur für die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer ist zwar allgemein und verbindlich vorgegeben, schulspezifische Besonderheiten, etwa bei der Gestaltung der Auswahlgespräche und der Festlegung der Bewertungskriterien, sind jedoch möglich. Die Bezirksregierungen errechnen aufgrund der Haushaltszuweisungen die Einstellungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer unter Berücksichtigung des fachspezifischen Bedarfs. Sie weisen die Einstellungsmöglichkeiten den Schulen zu, an denen der Bedarf nicht durch andere Personalmaßnahmen, wie etwa Versetzung gedeckt werden kann.12 Grundsätzlich können nach Prüfung der Versetzungsmöglichkeiten alle freien und besetzbaren Stellen ausgeschrieben werden. 1. Bestimmung der Personalbedarfslage Die Zuweisung von Stellen erfolgt aufgrund des statistisch ermittelten Personalbedarfs. Der Personalbedarf wird aufgrund der Relationen „Schüler je Stelle“ berechnet. Beispiel: Ermittlung des Personalbedarfs Höhere Handelsschule Relation „Schüler je Stelle“13 Lehrer-Soll Lehrer-IST Unterbesetzung 477 Schüler 15,9 30 Stellen 28 Stellen (477:15,9) 2 Stellen Aufgrund der statistischen Unterbesetzung werden der Schule zwei Stellen zugewiesen. Bei der Stellenzuweisung können, nach Rücksprache mit der zuständigen Dezernentin/dem zuständigen Dezernenten, ggf. auch erwartete Schülerzahlen und Pensionierungen und ein in nächster Zeit absehbarer Fächerbedarf berücksichtigt werden. 12 Siehe „Einstellungserlass“ Die für das jeweilige Haushaltsjahr geltenden Relationen „Schüler je Stelle“ werden in der BASS unter 11-11 Nr.1/1.2. veröffentlicht. 13 6 Beim schulscharfen Ausschreibungsverfahren formuliert die Schule unter Angabe des Fächerbedarfs für die jeweilige Stelle einen Ausschreibungstext. Durch die Formulierung des Ausschreibungstextes können qualitative Stellenakzente berücksichtigt werden, die auf die Programmatik, das Profil und schulbezogene Anforderungen abstellen. Die Möglichkeit zur Individualisierung des Ausschreibungstextes impliziert, dass ein spezieller Bedarf, der zur Sicherung der Unterrichtsversorgung in einem Bildungsgang notwendig ist, auch dann befriedigt werden kann, wenn der statistisch ermittelte Lehrer-Soll-Bedarf bereits erreicht wurde. Dies gilt insbesondere für kleine Bildungsgänge im Berufsschulbereich, in denen die Schule als dualer Partner entsprechende Ressourcen bereitstellen muss. Die Ausschreibungen ab September 2002 erfolgen landeseinheitlich auf einer neuen gemeinsamen Homepage aller fünf Bezirksregierungen. Dieses Verfahren nennt sich L.E.O.-Lehrereinstellung on-line. Für Bewerberinnen und Bewerber mit einer abgeschlossenen Lehramtsausbildung besteht die Möglichkeit, sich mit diesem Programm on-line über http://www.schulministerium.nrw.de/BP/LeoAngebote zu bewerben. Auf dieser Internetadresse finden sie auch unter dem Stichwort „Hilfe“ in der Kopfzeile eine „Technische Kurzanleitung für eine erfolgreiche Online-Bewerbung in LEO“ als PDF-Datei. Über diese Seite ist auch unter dem Stichwort „Bewerbung online“ in der Kopfzeile der „Basisbeleg für die Erstbewerbung“ abrufbar. Neben dem Programm L.E.O. für die Lehramtskandidaten steht den Schulleitungen das Programm INES (Internetbasierte Erfassung von Stellenausschreibungen) als Hilfestellung bei der Formulierung von Ausschreibungstexten zur Verfügung14. Die von den Schulen formulierten Ausschreibungstexte werden dann on-line an die zuständige Bezirksregierung übermittelt und nach Prüfung durch die Schulaufsicht und ggf. nach Rücksprache mit der Schule im Internet veröffentlicht. Rahmen für die Formulierung eines Ausschreibungstextes Es wird nun unterstellt, dass in einem Berufskolleg folgende Rahmenbedingungen für die Ausschreibung einer Stelle vorliegen. Die Rahmenbedingungen werden z.B. durch die Bedarfslage in einzelnen Bildungsgängen vorgegeben. Fächerbedarf: Wirtschaftswissenschaften, Deutsch und Englisch Bereichsbedarf: Bildungsgang Höhere Handelsschule Leitideen gemäß Schulprogramm • Vorbereitung auf die zukünftige berufliche Realsituation • Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung • Integrativer Einsatz neuer Medien • Werteorientierung (Solidarität, Toleranz, Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit, demokratisches Verhalten) Spezielle Bedarfslage • Erfahrungen mit Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist 14 Zur Zeit (September 2009) ist die Version Version 2.2. Stand 08/2009 gültig. 7 Die potentiellen Bewerberinnen und Bewerber sollten mit den im Hinblick auf eine Festanstellung präferierten Schulen vor der Formulierung des Ausschreibungstextes Kontakt aufnehmen, um einerseits den Rahmen für die Formulierung des Ausschreibungstextes und die Einstellungschance zu erkunden und um andererseits den Schulen das Anstellungsinteresse zu übermitteln. Die frühzeitige Kontaktaufnahme mit der gewünschten Schule trägt mit zum Erfolg im Rahmen des Einstellungsverfahrens bei, da so die Schule einen Überblick über die Marktlage bekommt und die Einstellungsperspektive in Bezug auf die beabsichtigte Stellenausschreibung besser abschätzen kann. Die Kontaktaufnahme kann über ein Telefonat und/oder einen kurzen Lebenslauf/ Tätigkeitsbericht erfolgen. Durch eine befristete Anstellung (z.B. EZU-Vertretung15) erhält die/der Bewerberin/ Bewerber die Möglichkeit, die Schule kennen zu lernen. Die Bewerberin/der Bewerber kann im Rahmen der befristeten Anstellung seine individuellen Kompetenzen unter Beweis stellen. Vertretungsstellen werden unter www.verena.nrw.de angeboten. 2. Formulierung des Ausschreibungstexte Der Ausschreibungstext wird zunächst vom Schulleiter aufgrund der Bedarfssituation als Vorschlag formuliert und den Mitgliedern der Auswahlkommission zur Beratung und Korrektur vorgelegt. Die Beteiligung der Auswahlkommission erscheint sinnvoll, da die Mitglieder der Auswahlkommission auf der Basis des Ausschreibungstextes das Bewerberfeld sichten und nach dem Abgleich der Bewerbungsunterlagen mit dem Ausschreibungstext ein Votum zur Einladung von Bewerberinnen und Bewerber für die Auswahlgespräche abgeben. Die Ausschreibungstexte werden abschließend mit der zuständigen Schulaufsicht abgestimmt. Die Schulkonferenz wird beteiligt. Bei der Formulierung des Ausschreibungstextes können neben den fachlichen Anforderungen weitere zusätzliche Anforderungen an die Bewerber und Bewerberinnen formuliert werden. Beispiele für fachliche Anforderungen, die im INES-Programmfeld „Gewünschte Fächer/Fachkombination“ angegeben werden16 § Wirtschaftswissenschaften/Deutsch Bewerber mit anderen Fächern können bei dieser Ausschreibung nicht berücksichtigt werden. 15 16 EZU = Erziehungsurlaub Siehe Handbuch INES, Version 2.2, Stand 08/2009. 8 § Wirtschaftswissenschaften/Deutsch Wirtschaftswissenschaften/Englisch Bewerber mit dem Fach Wirtschaftswissenschaften und den Kombinationsfächern Deutsch bzw. Englisch werden gleichrangig berücksichtigt. Bewerber mit anderen Fächern können nicht berücksichtigt werden. § Wirtschaftswissenschaften/Deutsch Wirtschaftswissenschaften/Englisch Deutsch/Englisch Wirtschaftswissenschaften/beliebig Deutsch/beliebig Englisch/beliebig Bewerber mit dem Fach Wirtschaftswissenschaften und den Kombinationsfächern Deutsch bzw. Englisch werden gleichrangig berücksichtigt. Gleichrangig zu diesen Fächerkombinationen werden auch Bewerberinnen und Bewerber mit der Fächerkombination Deutsch/Englisch berücksichtigt. Aufgrund der Kombination „beliebig“ können sich auch alle Lehramtskandidatinnen und –kandidaten bewerben, die das Fach Wirtschaftswissenschaften oder Deutsch oder Englisch haben. Im Programmfeld „Ausschlussfächer“ können einzelne Fächer angegeben werden, über die die Bewerber keinesfalls verfügen sollen, da für dieses Fach an der ausschreibenden Schule kein Bedarf besteht. Unter der Ausschreibungsrubrik „Weitere fachliche Voraussetzungen“ können allerdings bezüglich der Fächer, die unter „beliebig“ angeboten werden, weitere Einschränkungen vorgenommen werden. So ist z.B. eine Beschränkung der Zweitfächer auf die Stundentafel der Bildungsgänge eines Berufskollegs möglich. Bestimmte, in der Ausschreibung aufgeführte Zweitfächer, können allerdings als Kombinationsmöglichkeit ausgeschlossen werden. In den Programmfeld „weitere fachliche Voraussetzungen“ können auch Anforderungen formuliert werden, die die Bewerberinnen/die Bewerber zusätzlich zu den ausgeschriebenen Fächer erfüllen müssen. Diese weiteren „harten Anforderungen“ müssen von den Bewerberinnen/ Bewerbern nachweisbar und von der Auswahlkommission überprüfbar sein. Unter der Ausschreibungsrubrik „Bevorzugte Bewerbungen“ kann bezüglich der Fächerkombination auch eine Bevorzugungsreihenfolge festgelegt werden (z.B. Wirtschaftswissenschaften/Deutsch vor Wirtschaftswissenschaften/Englisch vor Deutsch/Englisch). Die Ausschreibung einer Stelle mit mehreren Kombinationsmöglichkeiten kommt für eine Schule dann in Frage, wenn sie in den verschiedenen Bereichen einen großen fachlichen Bedarf haben, aber nur eine Stelle zur Verfügung steht. 9 Die in der Ausschreibung formulierte Fächerkombination stellt ein „absolut“ hartes Kriterium dar. Bewerberinnen und Bewerber, die diese Fächerkombination nicht erfüllen, werden beim Auswahlverfahren nicht berücksichtigt. Die Bewerbung ist fächerbedingt unwirksam. Neben den fachlichen Anforderungen können im Rahmen der Ausschreibung weitere zusätzliche Anforderungen mit sogenannten „harten und weichen Auswahlkriterien“ formuliert werden. Harte Kriterien müssen die Bewerber erfüllen. Bei der Vorauswahl für die ausgeschriebene Stelle sind diese ein bindendes Auswahlkriterium. Bewerber, die diese Anforderungen nicht erfüllen bzw. nicht nachweisen, dürfen nicht zu den Auswahlgesprächen eingeladen werden. Eine weitere Prüfung der Bewerbungsunterlagen entfällt. Harte Auswahlkriterien können im INES-Programmfeld “Weitere fachliche Voraussetzungen“ formuliert werden. Beispielhafte Formulierungen § „Nachzuweisen ist folgende Qualifikation ...“ § „Bei der Fächerkombination Deutsch/beliebig muss das Zweitfach ein Fach aus der Rahmenstundentafel eines kaufmännischen Berufskollegs sein.“ § „Bei der ausgeschriebenen Stelle Deutsch/beliebig können Bewerbungen mit einem der Zweitfächer Französisch, Erdkunde oder Chemie nicht berücksichtigt werden.“ § „Die Bewerberin/der Bewerber muss ...“ § „Wir suchen eine Lehrkraft, die folgende Erfahrungen hat ...“ § „Erforderlich sind ...“ § Kenntnis ... sind notwendig. § „Vorausgesetzt wird ...“ / „ ... werden vorausgesetzt.“ § „Gesucht wird eine Lehrkraft, die über ... verfügt.“ § „ ... müssen vorhanden sein.“ § Daher sind folgende Kenntnisse erforderlich ...“ § Es können nicht berücksichtigt werden Bewerbungen mit dem Zweitfach ... (gilt bei „beliebig“). Unter dem Programmfeld „weitere fachliche Voraussetzungen“ kann auch ein Bewerberkreis ab einer vorgegebenen Ordnungsgruppe ausgeschlossen werden (z.B. „Es werden nur Bewerber bis einschließlich Ordnungsgruppe 20 berücksichtigt.“) Bei der Festlegung der harten Kriterien sollte darauf geachtet werden, dass die Bewerber deren Erfüllung mit dem schriftlichen Beleg eines Dritten nachweisen können. Die Überprüfung der fachlichen Voraussetzung erfolgt auf der Grundlage der vorgelegten Belege. Die Kriterien gelten als erfüllt, wenn die Bewerberin/der Bewerber diese mit einem schriftlichen Beleg eines Dritten ( z.B. Seminar, Ausbildungsschule, Träger einer Fortbildung, VHS) nachweist. 10 Lieber ein Zertifikat zu viel den Bewerbungsunterlagen beifügen !!! Je enger ein hartes Kriterium formuliert ist, desto kleiner wird der Bewerberkreis. Weiche Kriterien sind Anforderungen, welche die Bewerber möglichst erfüllen sollen („Bevorzugungskriterien“) bzw. die zwar unverbindlich, aber wünschenswert sind („Erwartungskriterien“). Sogenannte weiche Kriterien können über das INES-Programmfeld „Bevorzugte Bewerbungen“ und „Hinweise/Erwartungen“ eingegeben werden. Der Unterschied zwischen dem Programmfeld „Weitere fachliche Voraussetzungen“ und „Bevorzugte Bewerbungen“ liegt darin, dass es sich bei den Bevorzugungskriterien nicht um Ausschlusskriterien handelt. D.h., die Bevorzugungskriterien müssen zwar bei der Vorauswahl berücksichtigt werden; es können aber auch weitere Bewerber zum Auswahlgespräch eingeladen werden, die diese Kriterien nicht erfüllen. Über die Bevorzugungskriterien kann auch im Rahmen der Vorauswahl selektiert werden. Zu beachten ist allerdings die Verwendung der Begriffe „und“ bzw. „oder“. „Und“ wirkt in Bezug auf die genannten Kriterien additiv, „oder“ alternativ. Unzulässig ist übrigens nur einen von mehreren Bewerbern einzuladen, weil er/sie als einziger das Kriterium bzw. die Kriterien der „Bevorzugten Bewerbungen“ erfüllt oder weil dieser über die beste Ordnungsgruppe17 verfügt. Falls sich die Auswahlkommission bei einem relativ großen Bewerberfeld, welches die Bevorzugungskriterien erfüllt, an der Ordnungsgruppe orientiert, dann müssen neben den Bewerberinnen und Bewerber mit der höchsten Ordnungsgruppe auch alle schwerbehinderten Bewerber und alle Versetzungsbewerber eingeladen werden. Wenn z.B. eine Lehrkraft mit der Ordnungsgruppe 22 eingeladen werden soll, dann müssen alle anderen mit der Ordnungsgruppe 22 und besser eingeladen werden, soweit sie die harten Kriterien und die Bevorzugungskriterien erfüllen. Bei den Bevorzugungskriterien können „und“ und „oder“ Verknüpfungen formuliert werden. Bei einer „Und-Verknüpfung“ werden die Bewerberinnen und Bewerber bevorzugt eingeladen, die alle genannten Kriterien erfüllen; bei einer „OderVerknüpfung“ müssen jene Bewerberinnen und Bewerber eingeladen werden, die zumindest eines der genannten Bevorzugungskriterien erfüllen. Beispielhafte Formulierungen • 17 Bewerber mit dem Nachweis der Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“ werden bevorzugt zu den Auswahlgesprächen eingeladen. Zur „Ordnungsgruppe“ siehe S. 15 11 • • • • Bewerber, die bereits Unterrichtserfahrung im Bildungsgang „Höhere Handelsschule“ nachweisen, werden bevorzugt zu den Auswahlgesprächen eingeladen. Bewerber, die eine Ausbildung in einem Kaufmännischen Beruf haben, werden bevorzugt zu den Auswahlgesprächen eingeladen. Bewerber mit dem Zweitfach Handel werden bevorzugt berücksichtigt. Bei der Ausschreibung werden die Bewerbungen gem. Fächerkombination wie folgt berücksichtigt: Wirtschaftswissenschaften/Handel vor Wirtschaftswissenschaften/Banken. Auch bei den Bevorzugungskriterien sollte darauf geachtet werden, dass die Bewerberinnen und Bewerber ihre entsprechende Qualifikation schriftlich, grundsätzlich durch die Bestätigung Dritter (z.B. Seminar, Ausbildungsschule, Träger einer benannten Fortbildung, VHS), belegen können. Im Programmfeld „Hinweise/Erwartungen“ kann die ausschreibende Schule wünschenswerte Vorstellungen und Erwartungen an die einzustellende Lehrkraft formulieren. Die Eintragungen in diesem Feld sind unverbindlich. Die „Wunschkriterien“ werden im Rahmen der Vorauswahl nicht berücksichtigt. Sie können als Hilfen bei der Erstellung der Rangliste nach dem Auswahlgespräch herangezogen werden. Beispielhafte Formulierungen • • • • • • • • • • „Wir erwarten ...“/ „Erwartet wird ...“ „Wir benötigen ...“ „Die Lehrkraft sollte bereit sein ...“ „Es sollte die Bereitschaft vorhanden sein ...“ „Wir legen Wert auf ...“ „Es wäre hilfreich ...“ „ ... sind von Vorteil“ „Erwünscht sind ...“ „Bereitschaft zu ...“ „ ... möglichst Erfahrungen im ...“ Die „harten Kriterien“ schärfen das Stellenprofil. Sie sind die „conditio sine qua non“ für die Berücksichtigung der Bewerberinnen und Bewerber. Sind nicht alle „harten Kriterien“ erfüllt, darf die Bewerberin/der Bewerber nicht eingeladen werden. Die „weichen Kriterien“ dürfen erst im Rahmen des Auswahlgespräches berücksichtigt werden. Über das INES-Programmfeld „Möglichkeiten des Seiteneinstiegs“ können die Berufskollegs Einstellungsbedingungen für Seiteneinsteiger vorgeben. Trotz der Öffnung der Stellen für Seiteneinsteiger bleibt es bei dem Grundsatz, dass vorrangig Lehramtskandidaten eingestellt werden müssen. 12 Da die einzelne Schule, was die Gestaltung des Ausschreibungstextes betrifft, weitgehend frei ist, kann sie über die Formulierung des Textes, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zumindest bedingt steuern. Hierbei gilt: eine begrenzte Fächerkombination und viele harte Kriterien grenzen das Bewerberfeld ein; eine relativ offen formulierte Fächerkombination, wenig harte Kriterien bzw. relativ viele weiche Kriterien öffnen das Bewerberfeld. Soweit bei einer Bewerberin/einem Bewerber die harten Kriterien zutreffen, steigt die Einstellungschance. Bei wenig harten Kriterien muss die Bewerberin/der Bewerber mit einer größeren Konkurrenz um die Besetzung der Stelle rechnen. Die Gestaltung des Ausschreibungstextes ist für die Schulleitung/Auswahlkommission eine Gradwanderung. Sie ist mit einem zum Teil sehr großen Prognoserisiko verbunden, da die Situation auf dem Personalmarkt nicht transparent ist. Ein allgemeiner Anhaltspunkt für die Marktergiebigkeit sind die Prüfungstermine. In dieser Zeit kann von einem relativ größeren Angebot an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber ausgegangen werden. Die Zahl der potentiellen Bewerber aus den anderen Bundesländern kann kaum zuverlässig erfasst werden. Eine Kontaktaufnahme der Referendarin/des Referendars im Vorfeld des Bewerbungsverfahrens und/oder sogenannten Sammelbewerbungen der Seminare tragen zur Verbesserung der Markttransparenz bei. Die Schwierigkeit, die mit der Formulierung des Ausschreibungstextes verbunden ist, möchte ich anhand einer Skizze verdeutlichen. weiche Kriterien harte Kriterien Trennschärfe des Ausschreibungstextes Bewerberzahl „offene Ausschreibung“ Das Bewerberfeld ist voraussichtlich relativ groß. „enge Ausschreibung“ Ausschreibungstext Das Bewerberfeld ist voraussichtlich relativ klein. 13 Beispiel Ausschreibungstext Wertigkeit der Stelle: Fächer/Fächerkombination: Möglichkeit des Seiteneinstiegs: Sekundarstufe II/Berufskolleg Wirtschaftswissenschaft/beliebig Zulässig sind auch Bewerbungen von Personen, die nicht über ein einstellungsrelevantes Lehramt für die Sekundarstufe II/ Berufskolleg verfügen. Diese Bewerber müssen über einen Diplomabschluss im Fachbereich der Wirtschaftswissenschaften verfügen. Weitere fachliche Voraussetzungen: Die Lehrkraft muss über eine Ausbildung im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung oder eine mehrjährige Berufserfahrung in diesem Bereich verfügen. Die Bewerberin/der Bewerber muss die Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“ nachweisen und über Unterrichtserfahrung mit Schülern verfügen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Erforderlich sind Erfahrungen bei der Ausarbeitung eines Medienkonzeptes für ein Berufskolleg. Bevorzugte Bewerbungen: Zweitfach Deutsch Hinweise/Erwartungen: Erwartet wird, dass die Bewerberin/der Bewerber bereit und fähig ist, das Fach Englisch im Hinblick auf die besonderen Anforderungen im Bereich Wirtschaft und Verwaltung zu akzentuieren und sie zum integrativen Einsatz der neuen Medien in der Lage ist. Wir benötigen eine Lehrkraft, die durch entsprechende Unterrichtskonzepte Werte wie Solidarität, Toleranz, Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit und demokratisches Verhalten fördert. (Fettdruck = harte Kriterien, Kursivdruck = weiche Kriterien) 14 3. Veröffentlichung der Stelle im Internet/Bewerbung Die Stelle wird im Internet veröffentlicht. Damit eine gültige Bewerbung vorliegt, müssen die Bewerberinnen und Bewerber mit Lehramt innerhalb der Bewerbungsfrist folgende Maßnahmen ergreifen: 1. Der Vordruck LID 110 muss u.a. mit beglaubigten Zeugnissen an die Bezirksregierung geschickt werden. und 2. Die Bewerbungsunterlagen müssen an die ausschreibende Schule geschickt werden. Um sicherzustellen, dass die Unterlagen den beiden Stellen zugehen, sollte der Versand per Einschreiben mit Empfangsbestätigung erfolgen. Aufgrund der gegenwärtigen Marktsituation erscheint mir eine breit angelegte Bewerbung sinnvoll. Die Schulleitungen gehen davon aus, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber zur Erhöhung ihrer Einstellungschance an mehreren Schulen bewerben. Neubewerber ohne Lehramt (Seiteneinsteiger) müssen sich nur bei der jeweils ausschreibenden Schule bewerben. Versetzungsbewerber müssen folgende Handlungen vornehmen: 1. Der Vordruck LID 112 muss bei der personalführenden Bezirksregierung eingereicht werde. und 2. Die Bewerbungsunterlagen müssen an die ausschreibende Schule geschickt werden. Im Vorfeld der Bewerbung sollte sich die Bewerberin/der Bewerber über die ausschreibende Schule informieren. Informationsquellen sind: Informationsbroschüren, Schulprogramm, WEB-Seite der Schule (z.B. www.bksd.de), Fachleiter, Referendarkollegen, Kollegen etc.. Die Bewerbungsunterlagen sollten mindestens umfassen: • Bewerbungsanschreiben • Lebenslauf, ggf. mit Lichtbild • Tätigkeitsprofil18 mit Bezügen zu den Ausschreibungsmerkmalen • Belege, Zeugnisse etc., soweit sie für die Stellenbesetzung relevant sind. Die Bewerbungsunterlagen sollten klar gegliedert und im Hinblick auf die Merkmale der ausgeschriebenen Stelle aussagekräftig sein. Die Bewerbungsunterlagen werden nach Anbringen des Eingangsstempels vom Schulleiter vorab im Hinblick auf die Zulässigkeit der Bewerbung geprüft. Vor der konstituierenden Sitzung (Vorauswahlsitzung) werden die Bewerbungsunterlagen 18 Das Tätigkeitsprofil kann auch im Lebenslauf integriert werden. 15 von den Mitgliedern der Auswahlkommission einer sogenannten Dokumentenanalyse unterzogen. Grundlage für diese Dokumentenanalyse sind u.a. die in der Stellenausschreibung formulierten Kriterien. Ein Checkliste für Lehramtsinhaberinnen und Lehramtsinhaber wird auf der Internetseite http://www.schulministerium.nrw.de/BP/LeoAngebote unter dem Stichwort „Allgemeine Information“ in der Kopfzeile veröffentlicht. Sie soll die Bewerberinnen und Bewerber bei der Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen unterstützen. 4. Dokumentenanalyse Die Dokumentenanalyse bezieht sich auf die verschiedenen Bausteine der Bewerbungsunterlagen. Bausteine der Bewerbungsunterlagen sind: § § § § § § das Anschreiben das Porträtfoto der Lebenslauf ggf. ein Tätigkeitsprofil Beurteilungen Zeugnisse und Zertifikate. Die Bewerbungsunterlagen sind das „Schaufenster“ der Bewerberin/des Bewerbers. Aufmachung und Inhalt der Bewerbungsunterlagen erzeugen beim Betrachter einen ersten Eindruck über die Person der Bewerberin/des Bewerbers. Sie können niemals das persönliche Gespräch ersetzen, sie können aber ein persönliches Gespräch initiieren. Aus zeitökonomischen Gründen wird die Dokumentenanalyse vom Vorsitzenden der Auswahlkommission vorbereitet. In einer Bewerberliste werden die Bewerberinnen und Bewerber unter dem Eingangsdatum der Bewerbungsunterlagen aufgeführt. Soweit eine Augenscheinprüfung der Bewerberbungsunterlagen bereits Hinweise auf die Erfüllung der harten Kriterien ergibt, wird dies in der Bewerberliste vermerkt. Eine eingehende Dokumentenanalyse wird von den Mitgliedern der Auswahlkommission im Vorfeld einer konstituierenden Sitzung (Vorauswahlsitzung) vorgenommen. Gesichtspunkte der Dokumentenanalyse sind u.a. § Eindruck bzgl. Sorgfalt in der Darstellung und der Aufmachung der Unterlagen § Explizit und implizit dargestellte Motivation für die angestrebte Tätigkeit Merke: Je sorgfältiger und aussagekräftiger die Unterlagen, desto überzeugender wird der Wille wahrgenommen, die ausgeschriebene Stelle einzunehmen. § Auseinandersetzungstiefe mit der Stelle und den formulierten Anforderungen/Merkmalen 16 § Überzeugungskraft bei der Darstellung und Dokumentation der eigenen Leistungsfähigkeit § Argumentationsgeschick/Formulierungsstärke § Fehlerhäufigkeit (Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion) .Achtung !!! Bewerbungsunterlagen können Vorurteile und Klischeevorstellungen erzeugen. § Bisherige Tätigkeit im Vergleich zum neuen Tätigkeitsbereich § Hinweise zu den anforderungsrelevanten Qualifikationen § Abgleich zwischen der bisherigen Biografie der Bewerberin/des Bewerbers und der angestrebten Stellenanforderung § Bereicherung des Schullebens durch Wechsel, Neuorientierungen, „Sprünge“ im Lebenslauf § Plausibilität des beruflichen Werdegangs bzw. der beruflichen Entwicklung § Besondere Erfahrungen/Kompetenzen auf Grund von z.B. sozialen, politischen, kirchlichen Aktivitäten (Jugendarbeit, soziales Jahr) § Aussagefähigkeit/Aussagewert der Beurteilungen bzgl. der persönlichen Eigenschaften, der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, der fachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse § Beurteilungsinstanz/Differenzierung und Konkretisierungsgrad der Beurteilung (durchweg sehr positive Aussagen können auch auf eine Gefälligkeitsbeurteilung oder ein Wegloben hindeuten.) § Schlüssigkeit/Stimmigkeit/Plausibilität der Informationen in den verschiedenen Dokumenten § Hinweise für die Anknüpfung eines Gesprächsfadens (Neugierde wecken) im Auswahlgespräch Nach Abschluss der Dokumentenprüfung wird die Vorauswahlsitzung durchgeführt. Im Rahmen der Vorauswahlsitzung legt die Auswahlkommission den weiteren Verfahrensablauf fest. Die Auswahlgespräche werden vorbereitet. Die Vorauswahlsitzung kann erst nach der Zusendung der Ordnungsgruppenlisten an die Schulen erfolgen. 5. Vorbereitung der Auswahlgespräche Der Schulleiter als Vorsitzender der Auswahlkommission erhält von der Bezirksregierung eine nach Ordnungsgruppen sortierte Liste der Bewerberinnen und Bewerber. Die Zuordnung zu einer Ordnungsgruppe ergibt sich aus der Note des ersten und des zweiten Staatsexamens. (Beispiel: Note 1. Staatsexamen 1,6; Note 2. Staatsexamen 1,4 → 1,6 + 1,4 x 10 = Ordnungsgruppe 15). An Hand der Ordnungsgruppenlisten und der Bewerbungsunterlagen überprüfen die Mitglieder der Auswahlkommission die Wirksamkeit der Bewerbungen. 17 Neben dem Schulleiter gehören der Auswahlkommission als stimmberechtigte Mitglieder eine von der Lehrerkonferenz gewählte Lehrkraft, ein von der Schulkonferenz aus ihrer Mitte gewähltes volljähriges Mitglied und die Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen an. Beratend können ein Mitglied des Personalrates, die Schwerbehindertenvertretung und die Schulaufsichtsbeamtin teilnehmen. Bei einer größeren Zahl von Bewerbungen wird anhand der Bewerbungsunterlagen und der Ordnungsgruppenlisten eine Vorauswahl getroffen. Die Auswahlgespräche werden inhaltlich und organisatorisch (Zeiten) vorbereitet. Im Rahmen der Vorauswahl werden nochmals die harten Kriterien abgeglichen und abschließend geprüft. Sind nicht alle harten Kriterien erfüllt, darf die Bewerberin/der Bewerber nicht eingeladen werden. An meiner Schule wurde ein Ablaufschema „Auswahlgespräch“19 zusammengestellt. Aus diesem Ablaufschema ergibt sich die Gesprächsstruktur, die aus Gründen der Vergleichbarkeit allen Bewerbungsgesprächen zugrundegelegt wird. Ferner enthält das Ablaufschema Fragen/Themenkomplexe/Situationen, deren Beantwortung oder Darstellung eine qualitative/kriterienorientierte Aussage zur Einordnung der Bewerberin/des Bewerbers zulässt. Das Ablaufschema wird der Bewerberin/dem Bewerber 20 Minuten vor dem Gespräch zur Gesprächsvorbereitung ausgehändigt Inhalt und Ablauf der konstituierenden Sitzung werden in einem Protokoll festgehalten. 19 Siehe S. 18 18 Berufskolleg Kaufmännische Schulen des Kreises Düren Ablaufschema: Auswahlgespräch20 Das Ablaufschema wird der Bewerberin/dem Bewerber 20 Minuten vor Gesprächsbeginn ausgehändigt, damit sie/er sich auf das Gespräch vorbereiten kann. Gesprächsdauer: 20 – 30 Minuten Gesprächsstruktur 1. Begrüßung durch den Vorsitzenden 2. Vorstellungsrunde Die Mitglieder der Auswahlkommission stellen sich kurz vor (Name, Funktion) 3. Kurzvorstellung der Bewerberin/des Bewerbers • • • • • (Warming-Up) beruflicher Werdegang bisherige unterrichtliche Tätigkeit Aktivitäten außerhalb der Schule besondere Interessen, Neigungen, Arbeitsschwerpunkte Ziele, Visionen für die zukünftige Arbeit an unserem Berufskolleg Die Beantwortung der Fragen21 in den folgenden Bereichen sollen mit konkreten Unterrichtssituationen bzw. praktischen Beispielen verknüpft werden. 4. Fragen zur Kooperationskompetenz / Teamfähigkeit 5. Fragen zur Unterrichtskompetenz 20 Das Auswahlgespräch besteht aus zwei Elementen: 1. Biografisches und narratives (erzählendes) Element (Punkt 3; 2. 2. Präsentatives, argumentatives Element (Punkt 4ff). 21 Fragen zu den einzelnen Kompetenzbereichen werden vorformuliert und dem Bewerber zur Bearbeitung in der Vorbereitungszeit ausgehändigt. 19 6. Fragen zur Bewertungs-/Beratungskompetenz 7. Fragen zur Evaluationskompetenz 6. Auswahlgespräche Die Mitglieder der Auswahlkommission sind bemüht, im Auftrag der Schule zu prüfen, ob die Bewerberin bzw. der Bewerber zur Schule passt. Da die Zeit für das Auswahlgespräch relativ knapp bemessen ist, ist die Durchführung des Auswahlgespräches als sogenanntes Rundgespräch bzgl. der Entscheidung, ob die Bewerberin bzw. der Bewerber geeignet ist, treffsicherer als das Einzelgespräch. Dies hängt mit den Mehrfachanforderungen zusammen, die im Rahmen eines Auswahlgespräches bewältigt werden müssen. Es sind Fragen zu stellen, das Verhalten der Bewerberin/des Bewerbers ist zu beobachten, das Gespräch ist zu protokollieren und der Gesprächsinhalt ist zu bewerten. Die Mitglieder der Auswahlkommission sind bestrebt, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Das Auswahlgespräch wird als Rundgespräch durchgeführt, sodass ein gleichberechtigter und lockerer Gedankenaustausch zwischen den Teilnehmern an der Gesprächsrunde möglich ist. Auf jeden Fall soll der Eindruck einer Prüfungssituation vermieden werden. Dies versuchen wir u.a. dadurch zu erreichen, dass sich vor Gesprächsbeginn die Mitglieder der Kommission kurz vorstellen. Im Rahmen einer Warming-up-Phase erhält dann die Bewerberin/der Bewerber die Gelegenheit zur Vorstellung und Ausführung in Anlehnung an die ausgehändigte Gesprächsstruktur. Das Auswahlgespräch und die Auswahlentscheidung werden protokolliert. Das Protokoll enthält u.a. die Bewertung der einzelnen Gesprächspunkte. Aus Gründen der Bewertungssicherheit und der Bewertungstransparenz werden in der Auswahlkommission abgestimmte und in Anlehnung an Huwendiek ausformulierte Bewertungsmaßstäbe angewendet. Nachdem alle Auswahlgespräche durchgeführt wurden, wird eine Rangliste der ausgewählten Bewerberinnen und Bewerber mit Begründung festgelegt. Verschiedene Gesichtspunkte werden bei der Festlegung der Reihenfolge für die Unterbreitung eines Einstellungsangebotes zugrundegelegt.22 22 Siehe S. 20. 20 Gesichtspunkte bei der Festlegung einer Rangliste Ausschreibungsbezogene Merkmale § Harte und weiche Kriterien gem. Ausschreibungstext Auswahlgesprächsbezogene Merkmale § Beobachtbares Verhalten (Ausdrucksweise, der Gesprächssituation angemessene Gestik und Mimik, Blickkontakt, Schlüssigkeit der Argumentation, innere Stimmigkeit der Erläuterungen) § Berichte über eigenes Verhalten23 (Arbeit im Kollegenteam, schwierige Unterrichtssituationen, Konflikte mit Schülern, zurückliegende Erfahrungen) § Wissen, Vorstellungen, Selbsteinschätzung (Fachwissen24, konzeptionelles Wissen, Vorstellungen bzgl. der späteren Tätigkeit, Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften) Beziehungsbezogene Merkmale § Verhältnis Bewerber(in) – Mitglieder der Auswahlkommission (Tonfall25, Auftreten, nonverbale Begleitsignale26, „Chemie“, implizite und explizite Botschaften27) Das Verhalten und Auftreten müssen stimmig sein im Vergleich zu dem, was in den Bewerbungsunterlagen dargelegt wurde und im Vergleich zu dem, was im Rahmen des Gespräches erläutert wird. 24 Bei Bedarf wird ein sachverständiger Kollege hinzugezogen. 25 Der Tonfall gibt Rückschlüsse auf die entgegengebrachte Wertschätzung. 26 Menschliche Wärme, Empathie, Beiträge zur Schaffung einer angenehmen Gesprächsatmosphäre, Humor, Physiognomie, Unsicherheit, aggressiver Unterton, im Hinblick auf Situation unangemessenes Outfit. 27 Ohne es gesagt zu haben, kann der Sender Botschaften übermitteln („Ich habe es nicht gesagt“). Die Wertschätzung gegenüber den bisherigen Kollegen und Schülern kann implizit zum Ausdruck gebracht werden. Deutlich werden kann aber auch die Haltung gegenüber bestimmten Unterrichtskonzepten und Werten. 23 21 7. Einstellungsangebot Der Vorsitzende der Auswahlkommission bietet der/dem auf Platz 1 gesetzten Bewerberin/Bewerber die Einstellung an. Grundlage für das Einstellungsangebot ist ein von der Bezirksregierung bereitgestellter Angebotstext. Die von der Bezirksregierung der Schule bereitgestellten Vordrucke über die Inaussichtnahme der Einstellung sind zwingend zu benutzen. Drei grundsätzliche Reaktionen der Bewerberin/des Bewerbers sind nun möglich. 1. Die/der auf Platz 1 gesetzte Bewerberin/Bewerber nimmt sofort an. Diese Reaktion wird von der Schule präferiert, denn die Annahme gibt Planungssicherheit. Die Stelle ist vorbehaltlich der Zustimmung durch die Bezirksregierung besetzt. 2. Die Bewerberin/der Bewerber bittet um Bedenkzeit. In diesem Falle ist die Schule an einer schnellen Rückmeldung interessiert, da bei einer Ablehnung die Bezirksregierung dem Nächstplatzierten ein Einstellungsangebot unterbreiten kann. 3. Die Bewerberin/der Bewerber auf Platz 1 lehnt sofort ab. In diesem Falle kann die Schule dem Nächstplatzierten sofort ein Einstellungsangebot unterbreiten. 8. Wahlhandlung Auf Grund der derzeitigen Marktsituation kann davon ausgegangen werden, dass Bewerbern für das Lehramt Sekundarstufe II/Berufskolleg nach Abschluss des Auswahlverfahrens mehrere Einstellungsangebote unterbreitet werden. Die Bewerber sind dann in der schwierigen Situation, die relativ beste Schule auszuwählen. Damit wir als Schule unsere Chancen, präferierte Bewerberinnen und Bewerber einzustellen, nutzen können, müssen wir uns mit den Entscheidungsdeterminanten der Bewerberinnen und Bewerber auseinandersetzen. Wenn es auch schwierig ist, die Gründe für die Annahme eines Einstellungsangebotes im Einzelfall zu erkennen, so gibt es doch aufgrund eigener Erfahrungen allgemeine Merkmale, welche die Attraktivität einer Schule ausmachen. 22 In diesem Zusammenhang möchte ich zwischen eher subjektiven und eher objektiven Größen unterscheiden. Subjektive Größen: u.a. ⇒ Verkehrstechnische Anbindung zum Lebensmittelpunkt/Wohnort ⇒ Arbeitstätte des Partners ⇒ Kulturelles Angebot am Schulstandort ⇒ Freizeitwert in der Region ⇒ Miethöhe/Immobilienpreise ⇒ Infrastruktur/Öffentliche Verkehrsmittel Objektive Größen u.a. ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ Schulsituation (Schülerzahl, Größe des Kollegiums) Bildungsgänge Schülerklientel (Einzugsgebiet) Ausstattung der Klassenräume (Medien, Mobiliar) Erscheinungsbild/Erhaltungszustand der Schule Arbeitsklima/Stimmung im Kollegium Engagement der Schüler und Kollegen Verhältnis Kollegium-Schulleitung Identifikation der Mitarbeiter Klassengröße Vermitteltes Schülerbild Auftreten der Schule gegenüber den Bewerbern Stabilität des Kollegiums/Fluktuation Helfersysteme Bereitstellung von Unterstützungsstrukturen (Parallelunterricht, Begrenzung des Bildungsgangeinsatzes, Ansprechpartner) Einflussnahme Fortbildung Schulinterne Institutionen und Projekte (Von Schülern betriebene Cafeteria, Beratungsgruppe, Fortbildungsgruppe, Eine-Welt-Bazar, Projekte Existenzgründung und Bewerbung oder Selbstlernzentrum etc. Bereitgestellte Hilfs- und Arbeitsmittel (Veröffentlichungen, Fotokopien) 9. Evaluation des Verfahren Um die Arbeit im Rahmen des schulscharfen Ausschreibungsverfahrens weiter zu optimieren, sind die Mitglieder der Auswahlkommission an einer Rückmeldung bzgl. des Verfahrensablaufes interessiert. Diese Rückmeldung erfolgt durch Nachgespräche zwischen den Mitgliedern der Auswahlkommission und durch ein feed-back bei den Bewerberinnen und Bewerbern. 23 Besonders aussagekräftig sind für uns die Rückmeldungen der Bewerberinnen und Bewerber, die von uns nach dem Auswahlgespräch kein Einstellungsangebot bekommen haben. Soweit diese Bewerberinnen und Bewerber nicht mehr in der Schule sind, wird dieses feed-back telefonisch eingeholt. 10. Schlussbemerkung Wir schätzen das schulscharfe Einstellungsverfahren. Die zentrale Ressource des Unternehmens Schule, nämlich die Lehrerin/der Lehrer, wird aus der Anonymität eines seelenlosen, bürokratischen Zuweisungsverfahren herausgeholt und im Rahmen eines individuellen und durch persönliche Kontakte geprägten Verfahrens eingestellt. Keiner von beiden „kauft die Katze im Sack“. Beide, Bewerber(in) und Schule, können sich im Vorfeld der Einstellung mit dem zukünftigen Partner auseinandersetzen. Das Verfahren ist menschlicher. Ob sich das schulscharfe Einstellungsverfahren als „konkurrierendes Verfahren“ aus der Sicht unserer Schule auch in Zukunft bewährt, hängt einerseits von der Entwicklung der Bewerberzahlen, andererseits aber auch von der Bereitschaft der Bewerber ab, eine Anstellung außerhalb der Oberzentren Köln und Aachen anzunehmen. Nur eine ausreichende Lehrerversorgung garantiert einen Unterricht auf einem hohen Qualitätsniveau. Dies ist unser erstes Ziel.