Grundlagen BWL und Management für Ingenieure
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Grundlagen BWL und Management für Ingenieure
Grundlagen BWL und Management für Ingenieure - Logistik Vorlesung LRT (Bachelor) 6. Trimester 10.1 Logistik-Begriff Logistik als „Überbrückung von räumlichen, zeitlichen und mengenmäßigen Differenzen zwischen ‚Angebot‘ und ‚Nachfrage‘“ (Günther/Tempelmeier 2009, S. 9) „Logistik wird verstanden als marktorientierte, integrierte Planung, Gestaltung, Abwicklung und Kontrolle des gesamten Material- und dazugehörigen Informationsflusses zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten, innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden.“ (Schulte 2001, S. 1) Logistikdefinitionen: Einheit in Vielfalt? „Logistik [...] kennzeichnet sämtliche Transport-, Lager- und Umschlagsvorgänge im Realgüterbereich in und zwischen Organisationen. Es handelt sich demnach um Prozesse der Raum- und Zeitüberbrückung im Zusammenhang mit Sachgütern (Material, Einrichtungen), Menschen und Informationen.“ Schulte (2005, S. 1) „Zur Logistik gehören alle Tätigkeiten, durch die die raum-zeitliche Gütertransformation und die damit zusammenhängenden Transformationen hinsichtlich der Gütermengen und -sorten, der Güterhandhabungseigenschaften sowie der logistischen Determiniertheit der Güter geplant, gesteuert, realisiert oder kontrolliert BWL werden“ (Pfohl 2010, S. 12f.) Grundlagen Logistik 2 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Warum benötigen wir Logistikaktivitäten? Güterbereitstellung Güterverteilung Güterverwendung System zur qualitativen Gütertransformation System zur raum-zeitlichen Gütertransformation System zur qualitativen Gütertransformation =Produktionsprozesse =Logistikprozesse =Konsumtionsprozesse Bsp. Industrieunternehmen Bsp. Logistikunternehmen oder Handelsunternehmen Bsp. Haushalte oder auch die nächste Wertschöpfungsstufe Industrieunternehmen Siehe: Pfohl (2010), S. 4 Grundlagen BWL Logistik 3 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Was sind Logistikaktivitäten? Logistikprozesse Lagern Transportieren Gütertransformation Zeitänderung Raumänderung Mengenänderung Umschlagen (Zusammen -fassen, Auflösen) Verpacken, Signieren Aufträge übermitteln X X X Sortenänderung X Änderung der (TUL-) Eigenschaften X Änderung der log. Determiniertheit X Güterfluss Siehe: Pfohl (2010), S. 9 Umschlagen (Kommissionie ren, Sortieren) Info-Fluss Grundlagen BWL Logistik 4 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Zur Bedeutung der Logistik: Logistikkosten (Aufteilung der Kosten in % vom Umsatz) 8,4% 7,1% 6,0% 3,9% Transport Lagerhaus 3,5% 3,0% 3,5% 2,2% 1,5% 1,0% 1,1% Verwaltung 1,6% 1,2% 1,2% 2,1% 0,5% 0,2% Automobil Konsumgüter & Medien Quelle: Pfohl (2010), S. 50. Lagerhaltung 1,3% 0,3% 0,4% Maschinenbau & Elektronik Handel Grundlagen BWL Logistik 5 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Anteil der Logistikkosten in % vom Jahresumsatz) 12,1% 5,9 8,5% 3,9 7,3% 6,4% 2,8 Transport 6,1% Lagerhaus 3,5 2,4 7,7% 3,8 3,1 Lagerhaltung Verwaltung 1,8 1,6 2,5 1,7 1,0 1,8 1,8 0,8 1,2 1,3 1,5 1,3 1,2 1,0 0,8 0,8 0,8 1987 1993 1998 2003 2008 2013 Vgl. Pfohl (2010), S. 52. Grundlagen BWL Logistik 6 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Zur Bedeutung der Logistik: Logistikkosten (Ländervergleich) Land Belgien BSP Geschätzte Logistikkosten Anteil in % 331 31,9 9,6 2.424 205 8,5 Finnland 180 22,6 12,6 Griechenland 229 19,2 3,1 2.019 108,3 8,4 Österreich 271 16,9 6,2 Schweden 332 28,2 8,5 9.699 914 7,0 Deutschland Großbritannien USA Quelle: Pfohl (2010), S. 51, Angaben in Mrd. Euro, Stand 2007 für Europa, 2008 für USA. Grundlagen BWL Logistik 7 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Zur Bedeutung der Logistik: Branchenvergleich in Deutschland Grundlagen BWL Logistik 8 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Zukunftsperspektiven der Logistik Grundlagen BWL Logistik 9 10.1 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Wichtige Unsicherheiten in der Logistik: Bedarfe und Erwartungen der Kunden Interne Prozesse Von Logistikern wahrgenommene Unsicherheit Menschliche Faktoren Quelle: Nilsson (2006), S. 43 Generelle Trends Grundlagen BWL Logistik 10 Relevanz und Entwicklungen der Logistik Wichtige Entwicklungen in der Logistik: Marktumfeld „Schlanke“ (Lean) Logistikprozesse Globale Logistikketten Nachhaltige „grüne“ Logistikketten Kulturelles Umfeld Wettbwerbsumfeld 10.1 Regulierung Quelle: Mollenkopf et al. (2010), S. 16 Grundlagen BWL Logistik 11 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts „Logistik wird als ein zu gestaltendes Flußsystem von Waren, Materialien und Energien aufgefaßt.“ (Schulte 2005, S. 8) „In der BWL versteht man unter Logistik eine ganzheitliche, die einzelnen Funktionsbereiche der Unternehmung übergreifende Betrachtungsweise, die die Optimierung des Material- und Erzeugnisflusses unter Berücksichtigung der damit zusammenhängenden Informationsströme zum Ziel hat.“ (Günther/Tempelmeier 2009, S. 9) „Logistik ist ein spezieller Führungsansatz zur Entwicklung Gestaltung Lenkung und Realisation effektiver und effizienter Flüsse von Objekten (Güter, Informationen, Gelder, Personen) in unternehmensweiten und –übergreifenden Wertschöpfungssystemen“ (Göpfert 2005, S. 19) Logistik als Führungsprinzip „Logistik wird als eine spezielle (Meta-) Führungslehre verstanden, die geeignet erscheint, alle prozeßbezogenen Ansätze zu integrieren.“ (Weber 1996, Sp. 1108) Grundlagen BWL Logistik 12 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Entwicklungsphasen im Logistikverständnis 1. Phase: Funktionsspezialisierung 2. Phase: Koordinationsfunktion 3. Phase: Führungslehre Ausrichtung der Logistik auf den Materialund Warenfluß Fokussierung der Logistik auf unternehmensweite und -übergreifende Abstimmung des Material und Warenflusses im Leistungssystem Management von Fließsystemen Quelle: In Anlehnung an Stölzle (2002), S. 513 (Kortschak 2001, S. 658 ff.) Grundlagen BWL Logistik 13 Bestandteile des Logistikkonzepts Logistikkonzeption nach Delfmann u od r P LI Ab NG sa tz Umschlag Kommissionierung Auftragsabwicklung g ffun cha Bes ERUNT LOGISTIK Transport Lagerung Forschung/Entwicklung FÜH RUN G C LO TR ion N kt O Rüc kfüh rung 10.2 NEHMENSVom “originären Objektbereich” zur “Logistik-Philosophie” Quelle: Delfmann (1999), S. 41 Grundlagen BWL Logistik 14 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Logistik Makrologistik Krankenhauslogistik Industrielogistik Innerbetriebliche Logistik Vgl. Pfohl (2010), S. 15. Mikrologistik Unternehmenslogistik Handelslogistik Zwischenbetriebliche Logistik Metalogistik Logistik sonstiger Organisationen Militärlogistik Dienstleistungslogistik Innerbetriebliche Logistik Kooperation verladende Wirtschaft Zwischenbetriebliche Logistik Kooperation LogistikUnternehmen LogistikUnternehmen Kooperation Logistikunternehmen und verladende Wirtschaft Logistik sonst. DienstleistungsUnternehmen Grundlagen BWL Logistik 15 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Lieferant Unternehmen Beschaffung Produktion und innerbetrieblicher Transport Kunde Absatz Materialfluss Finanzmittelfluss Informationsfluss Beschaffungslogistik Innerbetriebliche-/ Produktionslogistik Distributionslogistik Grundlagen BWL Logistik 16 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts RohstoffGewinnung Subzulieferer (2nd tier) EndproduktHersteller (OEM) Zulieferer (1st tier) LogistikDienstleister Spediteur Endkunde Händler Logistikkette/Wertschöpfungskette i.S.v. Supply Chain Management Grundlagen BWL Logistik 17 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Beispiel für den Ablauf einer Lieferung mit 10-tägiger Lieferzeit Prozesszeit Kumulierte Zeit (in Tagen) Kunde 1 Regionales Verkaufsbüro des Lieferanten 1 1 Auftrag bearbeiten 1 Zentrale Auftragsbearbeitung Auslieferungslager beladen Ausfertigen und Übermitteln des Auftrags ½ ½ 4 2 6 Zusammenstellen und verpacken ½ Transportmittel entladen Kunde Siehe Pfohl (2010), S. 36. Verladen und transportieren 2 ½ 9 1 10 Einlagern der Ware bei Kunden Grundlagen BWL Logistik 18 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Materialwirtschaftliches Optimum nach Grochla (1978) in der „richtigen Menge“ in der „richtigen Qualität“ Materialbereitstellung ... (materialwirtschaftliches Optimum / „4R“) am „richtigen Ort“ 5R: zum richtigen Kunden 6R: über den richtigen Kanal 7R: zu den richtigen Kosten 8R: zum richtigen Preis 9R: richtig verbucht /mit den richtigen Dokumenten u.v.a.m. ….. zur „richtigen Zeit“ Grundlagen BWL Logistik 19 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Notwendigkeit der Auflösung wirtschaftlicher Zielkonflikte des materialwirtschaftlichen Optimums Auftragsabwicklungskosten + Lagerbestandskosten +Lagerhauskosten +Verpackungskosten +Transportkosten +Servicekosten / Loskosten Gesamt- oder Totalkosten in der Logistik Bsp.: Die Entscheidung über das Transportmittel Kosten Gesamtkosten Transportkosten Lagerkosten (inkl. Kosten für Unterwegsbestände) Schiene Straße Luft Transportmittel Bsp.: Die Entscheidung über Bestände Kosten Gesamtkosten Lagerhaltungskosten Fehlmengenkosten Lagerbestand 20 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Inhalte und Managementaufgaben in den Logistikteilsystemen • Form der Auftragsübermittlung Auftragsabwicklung • Form der Auftragsbearbeitung • Analyse des Auftrags als Informationsquelle • Weiterleitung der Auftragsinformation • Anzahl der zu lagerndern Artikel (Selektive Lagerhaltung, ABC-Prinzip) Lagerhaltung • Bestellmenge und Bestellpunkt zur Wiederauffüllung der Lagerbestände • Sicherheitsbestand • Lagerbestandskontrolle, kurzfristige Bedarfsprognose • Kauf oder Miete von Lagerhaus und -ausrüstung • Anzahl, Standorte, Kapazitäten und Liefergebiete der Lagerhäuser • Eigen- oder Fremdbetrieb Lagerhaus • Technische Einrichtung für Magazinierung und Kommissionierung im Lagerhaus • Lagerorte im Lagerhaus • Lagermethode (Gestaltung des Stapelplatzes) • Effizienz beim Einsatz des Lagerhauspersonals Grundlagen BWL Logistik 21 10.2 Bestandteile des Logistikkonzepts Inhalte und Managementaufgaben in den Logistikteilsystemen • Art der Transportmittel • Eigen- oder Fremdbetrieb der Transportmittel Transport • Kauf oder Miete der Transportmittel • Kombination der Transportmittel • Organisation der Transportabwicklung (optimale Transportwege, Einsatzpläne und Beladung der Transportmittel usw.) Verpackung Vgl. Pfohl (2010), S. 10. • Erfüllung der logistischen Funktionen der Verpackung (Schutz-, Lager-, Transport-, Manipulations- und Informationsfunktion) • Bildung logistischer Einheiten (Lager-, Lade-, Transporteinheiten usw.) als Voraussetzung für rationelle Transportketten Grundlagen BWL Logistik 22 10.3 Subsysteme der Logistik Auftragsabwicklung Betrachtungsebenen bei der Ausgestaltung des Informations- und Kommunikationssystems 1. Modellebene Außensicht des betrieblichen Systems 2. Modellebene Innensicht des betrieblichen Systems Unternehmensplan Geschäftsprozeßmodell Spezifikation der 3. Modellebene AnwenSpezifikation von AufbauMaschinen dungsRessourcen organisation systeme und Anlagen Quelle: Arnold et al. 2004, S. A4-4. Grundlagen BWL Logistik 23 10.3.1 Auftragsabwicklung Daten (-integration) - Datenklassifizierung - Datenorg. etc. Datenerfassung - Codierung Datenübertragung Datenspeicherg./ -ausgabe - Protokolle - Ablagesystematik Softwareebene - Datenbanksysteme - Rechnerstrukturen - Rechnerarchitekturen - Manuelle/ halbautomatische/ automatische Erfassung - Netze (Fest/Funk) - Rechnernetze - Magnet./ optische Speicher - Ausgabegeräte Hardwareebene Grundlagen BWL Logistik 24 10.3.1 Auftragsabwicklung Kopplungsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Akteuren im Logistiksystem (bilaterale Schnittstellen vs. übergreifende Datenbank) Datenbank / IT-System Lieferant Produzent Abnehmer Lieferant Lieferant Produzent Abnehmer Siehe Pfohl (2010), S. 85 Informationsfluss Kopplung Grundlagen BWL Logistik 25 10.3.1 Auftragsabwicklung Auftrag als „Grundlage des Informationsflusses im Logistiksystem“ Externer Auftrag Quelle: Pfohl (2010), S. 70f. Interner Auftrag Enthält bspw. folgende Informationen: -Auftragsnummer -Auftragsdatum -Kundenadresse/-nummer -Branche des Kunden -Verkäufer, Verkaufsgebiet -Artikelbezeichnung und Artikelnummer -Menge des Artikels und Brutto-Preis -Verkaufsbedingungen, Rabatte -Transportmittel, zu berechnender Kostenanteil -Versandtermin, Liefertermin u.a. Grundlagen BWL Logistik 26 10.3.1 Auftragsabwicklung Funktion der Auftragsabwicklung: Gewährleistung der Informationsflüsse Materialfluss Nacheilender Informationsfluss • Begleitender Informationsfluss Frakturierung der Rechnung • • Rückmeldeinformationen • Kontrollinformationen • … • … Quelle: Pfohl (2010), S. 73. Handhabungsinformationen Vorauseilender Informationsfluss • Planungsinformationen • Dispositionsinformationen • … Grundlagen BWL Logistik 27 10.3.1 Auftragsabwicklung Sendungsverfolgung: Tracking & Tracing • • Tracking: Identifikationsaufgabe an bestimmten Identifikationspunkten (oder fortwährend per Satellitenortung) Tracing: Analyse des Transportablaufs auf der Grundlage einer lückenlosen Sendungsverfolgung zwischen Quelle und Ziel sowie Archivierung dieser Daten Grundlagen BWL Logistik 28 10.3.1 Auftragsabwicklung Sendungsverfolgung: Tracking & Tracing Quelle: DHL Grundlagen BWL Logistik 29 10.3.1 Auftragsabwicklung Barcode (Strichcode): Ursprung: 50er Jahre in USA/Schweiz, Durchgesetzt durch Wal-Mart-Vorgaben für ihre Lieferanten Heute EAN (European Article Number) Codes Auf einen EAN-Code lassen 13 Ziffern darstellen. U.a. Länderpräfix – 400 bis 440 Deutschland. Unternehmensnummer, Artikelnummer. QR-Code („Quick Response“): Ursprung: Entwickelt für Toyota Logistics. Heute weltweit mit Standards (ISO) hinterlegt. Auf einen QR-Code lassen sich im Maximum 23.648 Bit (2.953 Byte) speichern. Damit lassen sich etwa 7.089 Dezimalziffern oder 4.296 alphanumerische Zeichen darstellen. Grundlagen BWL Logistik 30 10.3.1 Auftragsabwicklung Quelle: FedEx Grundlagen BWL Logistik 31 10.3.1 Auftragsabwicklung Echtzeit-Paketverfolgung über GPS Grundlagen BWL Logistik 32 10.3.1 Auftragsabwicklung Quelle: Deutsche Post Grundlagen BWL Logistik 33 10.3.1 Auftragsabwicklung „Mehr Flexibilität bei der Datenerfassung: Waffenscheinfrei Die Version des DT-X30R-50C Handhelds mit ergonomisch günstigem Pistolengriff scannt quer durchs Lager alles, was ihr vor den Autofokus des All-Range-Imagers gerät.“, Quelle Casio Quelle: Deutsche Post Grundlagen BWL Logistik 34 10.3.1 Auftragsabwicklung Ein RFID-Chip (oder Tag) besteht aus einem kleinen Chip mit Drähten, die eine Spule - Antenne bilden. Das Röntgen-Bild unten zeigt den RFID-Chip in der Metro-Payback-Kundenkarte. Die Chips sind in Gegenstände, Etiketten oder Verpackungen integriert und benötigen keine Batterie. Sie reagieren auf Funk-Impulse (Induktion): Ein Lesegerät, häufig auch "Antenne" genannt, sendet einen Funk-Impuls und der Chip sendet eine auf ihm gespeicherte weltweit einmalige Nummer zurück. Grundlagen BWL Logistik 35 10.3 Subsysteme der Logistik Logistikentscheidungen zum Lager Lagerhaltung alle Entscheidungen, die Einfluss auf die Lagerbestände haben (Bestandsmanagement) bspw. was und wieviel soll gelagert werden? Lagerhaus /-technik alle Entscheidungen, die Einfluss auf das Lagerhaus als Knoten im logistischen Netzwerk haben bspw. wo steht das Lager und welche Ein-/Auslagertechnik wird gewählt? Grundlagen BWL Logistik 36 10.3.2 Lagerhaltung Grundlegende Aufgabe eines Lagers: Wirtschaftliche Abstimmung unterschiedlich dimensionierter Güterströme Funktionen der Lagerhaltung: 1. Ausgleichsfunktion bei voneinander abweichendem Materialzufluss und -bedarf in mengenmäßiger Hinsicht und/oder in Bezug auf die zeitliche Verteilung (z.B. Mindestabnahmemengen oder Kontingentierung auf der Beschaffungsseite, unterschiedliche Kapazitätsquerschnitte in einzelnen Betriebsbereichen). 2. Größendegressionsfunktion zur Realisierung von Mengenrabatten bei Lieferanten oder günstigerer Transportkonditionen bei einem Spediteur. 3. Sicherheitsfunktion aufgrund unvorhersehbarer Risiken im Produktionsablauf sowie Bedarfsschwankungen auf den Absatzmärkten und Lieferverzögerungen auf den Beschaffungsmärkten. 4. Spekulationsmotiv aufgrund vermuteter Preiserhöhungen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten 5. Veredelungsfunktion, um bei gelagerten Gütern eine Qualitätsänderung herbeizuführen (z.B. durch Alterung, Gärung, Reifung, Trocknung). Man spricht von sog. Produktivlägern, da die Lagerung mit zum Fertigungsprozess gehört. Grundlagen BWL Logistik 37 10.3.2 Lagerhaltung Lagerbestand Nachfrageverlauf Bestellmenge = Q mittlerer Lagerbestand = Q/2 Bestellpunkt NW gesamter Durchschnittsbestand Sicherheitsbestand Wiederbeschaffungszeit Zeit Bestellzyklus NW = Nachfrage (Bedarf) während der Beschaffungszeit Quelle: Pfohl (2004), S. 101 Grundlagen BWL Logistik 38 10.3.2 Lagerhaltung Lagerbestandsarten Bereitstellungsprinzip Lagerhaltungsmotiv Vorratshaltung einsatzsynchrone Anlieferung Einzelbeschaffung im Bedarfsfall Ausgleich Vorrat i.e.S. Spekulation regulärer, zum Verbrauch bestimmter Lagerbe- antizipativer stand Bestand spekulativer Vorrat spekulativ vorgezogener Auftragslagerbestand Sicherheitsvorrat aus Sicherheitsgründen vorgezogener Auftragslagerbestand gesamter Sicherheitsbestand Vorrat im weiteren Sinne gesamter Auftragslagerbestand Gesamtlagerbestand Vorsicht Summe regulärer Auftragslagerbestand Summe Spekulationsbestand Quelle: Troßmann (2002), S. 110 Grundlagen BWL Logistik 39 10.3.2 Lagerhaltung Vorratsergänzungsstrategien Zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Menge soll ein Lagerbestand aufgefüllt werden? (a) Bestellrhythmusverfahren (a1) (t,q)-Politik Bestand Vier Entscheidungskomponenten: t= Bestellzyklus, also die Zeit, die von einer Bestellung zur nächsten vergeht oder Kontrollzyklus, also die Zeit, die von einer Überprüfung q bis zur nächsten vergeht q= Bestellmenge oder Losgröße, die beschafft (oder hergestellt) wird t s= Bestellpunkt, Bestellgrenze oder Meldebestand, bei dem eine neue Bestellung ausgelöst wird Q= Sollbestand, Höchstbestand, Lagerrichtbestand, also das Lagerniveau, bis zu dem das Lager wieder (a2) (t,Q)-Politik maximal aufgefüllt wird t = konst. q = konst q q Zeit 3t Bestand 2t t = konstant q = variabel Q t 2t 3t Grundlagen BWL Logistik 40 Zeit 10.3.2 Lagerhaltung Vorratsergänzungsstrategien (b) (c) Bestellpunktverfahren (c1) (t,s,q)-Politik (b1) (s,q)-Politik In festem Zeitabstand t wird der Lagerbestand überprüft. Bei Unterschreiten des Mindestbestands s wird die konstante Menge q beschafft. t = variabel q = konstant s+q = Kapazitätsgrenze des Lagers Bestand Bestand Kontrollrhythmusverfahren t = definiert konstant q = konstant q q q q q s s Zeit 3t Zeit In festem Zeitabstand t wird der Lagerbestand überprüft. Bei Unterschreiten des Mindestbestands s wird bis zum Sollniveau Q aufgefüllt. Bestand Bestand 2t (c2) (t,s,Q)-Politik (b2) (s,Q)-Politik Q t t = variabel q = variabel s t = definiert konstant q = variabel Q s Zeit t 2t 3t Grundlagen BWL Logistik Zeit 41 10.3.2 Lagerhaltung Vorratsreduktion /Lagerhaltungsvermeidung durch Just-In-Time-Belieferung „Bei der Just-in-Time-Logistik wird das Material erst unmittelbar vor seinem Einsatztermin bereitgestellt.“ (Troßmann 2002, S. 115) „Just-in-Time is actually a broad philosophy of management that seeks to eliminate waste and improve quality in all business processes. JIT is put into practice by means of a set of tools and techniques that provide cutting edge in the ‚war on waste.“ (Harrison/van Hoek 2002, S. 139) Grundlagen BWL Logistik 42 10.3.2 Lagerhaltung Just-in-Time Kette (Beispiel) Teilnehmer Hersteller Lieferant Abrufe (Fein-)Abruf Puffer Montage 0,5 min 30 min 30 min (Zuliefer-) Teile Montage 200 min Ende Transportieren 20 min Zeit in min. Grundlagen BWL Logistik 43 Quelle: Arnold et al. (2002), S. B2-21 10.3.2 Lagerhaltung Regelmäßigkeit/ Vorhersagegenauigkeit Voraussetzung für Just-in-Time Besonders für Just-in-Time geeignet X niedriger Verbrauchswert, regelmäßiger Verbrauch mittlerer Verbrauchswert, regelmäßiger Verbrauch hoher Verbrauchswert, regelmäßiger Verbrauch Y niedriger Verbrauchswert, schwankender Verbrauch mittlerer Verbrauchswert, schwankender Verbrauch hoher Verbrauchswert, schwankender Verbrauch Z niedriger Verbrauchswert, unregelmäßiger Verbrauch mittlerer Verbrauchswert, unregelmäßiger Verbrauch hoher Verbrauchswert, unregelmäßiger Verbrauch C B A Verbrauchswert Grundlagen BWL Logistik 44 10.3.2 Lagerhaltung Just-in-Time Planung (Beispiel) Quelle: Arnold et al. (2002), S. B2-21 stündlich übermittelt täglich übermittelt wöchentlich übermittelt Produktionsabruf Feinabruf Lieferabruf Lieferabruf Rahmenverträge (Beschaffung)* Rahmenverträge (Beschaffung)* Marktbeobachtung täglich 2 Wochen 2 Monate 1 Jahr 5 Jahre Horizont * siehe Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement, M. SC. WOW Grundlagen BWL Logistik 45 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Grundlagen BWL Logistik 46 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerarten Phase des Wertschöpfungsprozesses Eingangslager Zwischenlager Absatzlager Zentralisationsgrad Zentrale DeLager zentrale Lager Sortierung Stofforientierte Lager Verbrauchsorientierte Lager Anzahl möglicher Bedarfsträger Handlager Bereitstellungslager Allgemeine Lager Schutz vor Witterung Standort Verwaltung des Lagers Lagerung Lagerung Außen- Interne Eigen- Fremdim in Gelager lager lager lager Freien bäuden (Freilager) Grundlagen BWL Logistik 47 Quelle: Schulte (2005), S. 178 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerhaus Lagerhausstandort Lagerhausbetrieb Lagerplatzzuordnung Lagergebäude- und Einrichtungen produktionsorientiert Wareneingang Feste Platzzuordnung Gebäude transportorientiert Einheitenlager Querverteilung Freilager beschaffungsorientiert Sortier/Kommissionierlager Flachlager absatzorientiert (Verpackung) Freie Platzzuordnung in Bereichen Vollständig freie Lagerplatzzuordnung (Chaotisch) Warenausgang Lagerverwaltung Hochregallager Traglufthallenlager Lagereinrichtungen Einrichtungen zur Lagerung Etagenlager Bediengeräte Bunker/Silo/Tanklager Einrichtungen für Nebenaufgaben Bodenlagerung, Manuell, Waage, Regallagerung Stetigförderer Handhelds, PDA Lagerung auf Fördermitteln Unstetigförderer Etikettiermaschinen Grundlagen BWL Logistik 48 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerarten nach Funktion Lagerarten wichtigste Funktion Standorte Lagergüter Vorratslager hohe Lagerkapazität produktionsorientiert Material, saisongebundene Halb- und Fertigfabrikate Umschlagslager (Durchgangslager) hohe Umschlagsleistung transportorientiert Material, Halb- und Fertigfabrikate, Handelsware hohe Konzentrationsleistung beschaffungsorientiert Material, Handelsware Verteilungslager - Zulieferungslager - Auslieferungslager hohe Auflöseleistung absatzorientiert Quelle: Pfohl (2004), S. 126 Grundlagen BWL Logistik 49 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerorganisation Bezeichnung Beschreibung Effekt Voraussetzung feste Lagerplatzzuordnung jedem Artikel ist ein fester Lagerort zugewiesen Zugriffssicherheit bei Verlust der Lagerbestandsdatei; Trennung von Warengruppen keine Querverteilung mehrere Ladeeinheiten eines Artikels werden über verschiedene Gänge verteilt Zugriffssicherheit bei Ausfall eines ProzeßrechnerRegalförderzeuges steuerung; organisatorische Trennung der Gänge vollständig freie Ladeeinheiten werLagerplatzzuden in beliebige Fäordnung (Einzel- cher eingeordnet platzlagerung, chaotische Lagerung) erhöhte Ausnutzung der Lagerkapazität Freifach- und Lagerbestandskartei/-datei freie Lagerplatzzuordnung innerhalb fester Bereiche Trennung von Warengruppen; Reduzierung der Kapazitätsnutzung gegenüber der vollständig freien Lagerplatzzuordnung Zuordnungskartei/-datei Quelle: Pfohl (2010), S. 123 Ladeeinheiten werden nur innerhalb vorgegebener Bereiche frei eingelagert Grundlagen BWL Logistik 50 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Ein-/Auslagerungsstrategie Strategie Kurzbeschreibung Vorteile Fifo Auslagerung der zuerst einge- Vermeidung von Alterung lagerten Ladeeinheit eines Artikels Mengenanpassung Erhöhte Raumnutzung, weniAuslagerung von vollen und angebrochenen Ladeeinheiten ger Rücklagerungen entsprechend der Auftragsmenge Wegeoptimierte Auslagerung der Ladeeinheiten eines Artikels mit dem Ein- und Auskürzesten Bedienweg lagerung Lifo Fahrwegminimierung Auslagerung der zuletzt einge- Vermeidung von Umlagerungen bei bestimmten Lagerlagerten Ladeeinheit eines techniken Artikels Grundlagen BWL Logistik 51 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik V - Stetigförderer . . - Unstetigförderer Beispiel: Gabelstapler (Quelle: Linde) Beispiel: Fahrerloses Transportsystem mit Lasernavigation (Quelle: Eisenmann) Grundlagen BWL Logistik 52 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Technische Lagersysteme am Beispiel Hochregallager Quelle: Schulte (2005), S. 274 Grundlagen BWL Logistik 53 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Quelle: Dworschak (2002), S. 130 f. Grundlagen BWL Logistik 54 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Ein-/Auslager-/Umschlagstechnik der Zukunft Beispiel: Zellulare Fördertechnik und sich selbst abstimmende (lernende) Systeme Grundlagen BWL Logistik 55 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Technische Entwicklung in der Logistik Grundlagen BWL Logistik 56 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerhausbetrieb /Lagerhausbereiche Außerbetrieblicher Transport Lagerverwaltung Wareneingang Innerbetrieblicher Transport Einheitenlager Kommissionierlager Packerei Warenausgang Außerbetrieblicher Transport Quelle: Pfohl (2010), S. 118. Grundlagen BWL Logistik 57 10.3.3 Lagerhaus /Lagertechnik Lagerhausbetrieb „Kommissionieren ist das Zusammenstellen von Ware aus einem bereitgestellten Artikelsortiment nach vorgegebenen Aufträgen.“ (Arnold et al. 2002, S. C2-61) Auftrag = ganze Ladeeinheiten eines Artikels Auftrag = ganze Ladeeinheiten mehrerer Artikel einfacher Auslagerungsvorgang Auslagerungsvorgang und Zusammenführen (Sammelplatz mit Fördertechnik oder Flurförderzeugen) Auftrag = Teil-Ladeeinheiten eines/ mehrerer Artikel(s) Komplexe Kommissionierung Grundlagen BWL Logistik 58 10.3.4 Verpackung Verpackungsbegriff Packstoff Packmittel Packhilfsmittel Verpackung Packgut verpacken Packung Quelle: Arnold et al. (2004), S. C2-90 Grundlagen BWL Logistik 59 10.3.4 Verpackung Verpackungsfunktion Anforderung an die Verpackung temperaturbeständig, dicht, korrosionsbeständig, staubfrei, chemisch neutral, mengenerhaltend, schwer entflammbar Schutzfunktion formstabil, stoßfest, stoßdämpfend, druckfest, reißfest Lager- und Transportfunktion stapelbar, rutschfest, genormt, handhabbar, automatisierungsfreundlich, unterfahrbar, einheitenbildend raumsparend, flächensparend ökonomisch Verkaufsfunktion Identifikations- und Informationsfunktion werbend, informativ, identifizierbar, unterscheidbar leicht zu öffnen, wiederverschließbar Verwendungsfunktion wiederverwendbar, ökologisch, entsorgungsfreundlich, hygienisch Quelle: Arnold et al. (2004), S. C2-93 Grundlagen BWL Logistik 60 10.3.4 Verpackung Stückgüter + Logistische Einheiten Schüttgüter Flüssigkeiten Gase + + + Packmittel (und Packhifsmittel) = Packgüter = Stückgüter + Ladehilfsmittel + + + Ladeeinheitensicherungsmittel Ladeeinheiten ergibt = Stückgüter + + und = ist gleich Ladungssicherungsmittel Ladung Quelle: Arnold et al. (2004), S. C2-94 Grundlagen BWL Logistik 61 10.3.4 Verpackung Grundlagen BWL Logistik 62 Quelle: Lufthansa Cargo 10.3.5 Transport Transport: Raumüberbrückung oder Ortsveränderung von Transportgütern mit Hilfe von Transportmitteln Innerbetrieblicher Transport Transportgut Außerbetrieblicher Transport Transportmittel Transportprozess Grundlagen BWL Logistik 63 10.3.5 Transport Transportmittel (Güterverkehrssystem) Wirtschaftssystem Gesellschaftssystem Verkehrssystem Personenverkehrssystem Güterverkehrssystem Nachrichtenverkehrssystem Landverkehr Luftverkehr Wasserverkehr Straßengüterverkehr Schienengüterverkehr Rohrleitungsverkehr Gewerblicher Straßengüterverkehr - Nahverkehr - Fernverkehr Wagenladungsverkehr Rohölpipelines Stückgutverkehr Produktenpipelines Werkverkehr - Nahverkehr - Fernverkehr Expreßgutverkehr Kombinierter Verkehr (Dienstgutverkehr) Bei Abgrenzung auf inländische Relationen = Inland-Güterverkehrssystem Luftfrachtverkehr Binnenschifffahrt Motorschiffahrt Schleppschifffahrt Schubschifffahrt Seeverkehr Linienfahrt Trampfahrt Tankfahrt Küstenschifffahrt Grundlagen BWL Logistik 64 10.3.5 Transport Straßenverkehr Schienenverkehr Rohrleitungs -verkehr Binnenschiff -verkehr Seeverkehr Luftfrachtverkehr Transportzeit 3 1 2 1 2 3 Termintreue 3 2 3 2 2 3 Transportkosten 2 2 3 2 2 1 Flexibilität 3 1 1 1 2 2 Netzdichte 3 2 1 1 2 2 Sehr gut /sehr günstig 4 3 2 1 Quelle: Pfohl (2010),. S. 156. Sehr schlecht /sehr teuer 0 Grundlagen BWL Logistik 65 10.3.5 Transport Grundstrukturen von Logistiknetzen Auflösungspunkt (Break-bulk point) Lieferpunkt (Güterbereitstellung Empfangspunkt (Güterverwendung Direkter Güterfluss (einstufiges System) Lieferpunkt Empfangspunkte Konzentrationspunkt (Consolidation point) Lieferpunkt Empfangspunkte Direkter und indirekter Güterfluss (kombinierte Systeme) Quelle: Pfohl (2010),. S. 6. Lieferpunkte Empfangspunkt indirekter Güterfluss (mehrstufige Systeme) Grundlagen BWL Logistik 66 10.3.5 Transport Transportnetze – mehrstufige Systeme als „Hub and Spoke“ Hub-and-Spoke-Netze sind radiale Verkehrsnetze, in denen Transportverbindungen (Spokes, Speichen) strahlen- oder sternförmig auf einen zentralen Punkt (Hub, Nabe) zulaufen. Die Knoten des Netzes sind nicht direkt, sondern über einen Hub miteinander verbunden. (Domschke/Krispin (1999), S. 284) Minimal-Netz (max. 2 Kanten je Knoten) Direkt-Verkehrsnetz 1-Hub-Netz: Grundlagen BWL Logistik 67 10.3.5 Transport Lösung des Transportproblems: Aufbau einer Transportkette Definition der Transportkette nach DIN: „Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden.“ Transportkette Eingliedrige Transportkette = ungebrochener Verkehr = Direktverkehr (ohne Wechsel des Transportmittels) Mehrgliedrige Transportkette = gebrochener Verkehr = Kombinierter Verkehr i.w.S. (mit Wechsel des Transportmittels) Gebrochener Verkehr i.e.S. (mit Wechsel des Transportgefäßes; häufig mit Zwischenlagerung; Ein-, Aus-, Umladeerleichterung durch Paletten usw.) Kombinierter Verkehr i.e.S. (ohne Wechsel des Transportgefäßes) Huckepackverkehr i.w.S. (ganzes Verkehrsmittel bzw. Teil davon verladen) Huckepackverkehr i.e.S. Roll-on-roll-off-Verkehr Swim-on-swim-Verkehr, z.B. Lash Bimodaler Sattelanhänger Behälterverkehr i.w.S. (Transportgefäße verladen) Großbehälterverkehr horizontale und vertikale Verladung z.B. Container Kleinbehälterverkehr z.B. Collico Grundlagen BWL Logistik 68 10.4 Beschaffungslogistik Prinzipien ext. Materialbereitstellung Bereitstellungsprinzipien nach Schulte (1999) Lieferant 1. Konventionell F/P 2. Vendor Managed Inventory F/P 3. Gemeinsame Bestandssteuerung F/P 4. Direktabruf F/P Bereitstellungsprinzipien nach Grochla (1978) Abnehmer Spediteur L EP L F L F Beschaffung mit Vorratshaltung verbrauchsentkoppelt L verbrauchssynchron L F F Einzelbeschaffung im Bedarfsfall 5. Just-in-Time 6. Werksansiedelung in Abnehmernähe F/P F F/P F F=Fertigung P=Prüfung L=Lager EP=Eingangsprüfung Produktions-/einsatzsynchrone Beschaffung Grundlagen BWL Logistik 69 10.4 • • Beschaffungslogistik Incoterms – Grundlage für Logistikverantwortung In der Praxis verwenden Unternehmen im nationalen als auch internationalen Warenhandel durchweg „Incoterms“. Incoterms sind – 1936 erstmalig entstandene – standardisierte Vertrags- und Lieferbedingungen für den Außenhandel. „INternational COmmercial TERMS) • • Drei Beispiele: EXW – Ex Works (ab Werk) • FCA – Free Carrier (frei Frachtführer – ab Bestimmungsort) • DDP – Delivery Duty Paid (Geliefert verzollt) Grundlagen BWL Logistik 70 10.4 Beschaffungslogistik Incoterms – Grundlage für Logistikverantwortung Grundlagen BWL Logistik 71 Beschaffungslogistik Entwicklung der Logistikfunktionen “Factory Within a Factory”-Systeme Traditionelle Fertigungs- und Versorgungskonzepte gering Modular Sourcing entmaterialisiertes Unternehmen In-Plants Menge der vom Zulieferer verantworteten Aktivitäten Menge der vom Abnehmer gehaltenen physischen Aktiva hoch hoch gering Aufgabenumfang der eher extern orientierten Beschaffungslogistik Aufgabenumfang der eher intern orientierten Produktionslogistik Abnehmer Zulieferer #1 Zulieferer #2 Zulieferer #3 Zulieferer #4 .... 10.4 Entstehung einer neuen marktorientierten Netzwerklogistik Quelle: Arnold/Eßig (1999), S. 98 Grundlagen BWL Logistik 72 10.4 Beschaffungslogistik In-Plants – Extrem: 11 Werke + Zulieferfirmen in Toyota City Grundlagen BWL Logistik 73 10.5 Produktionslogistik Organisationstypen der Produktion Organisationstypen der Produktion Funktionsprinzip Objektprinzip Einheitlicher Materialfluß ohne zeitliche Bindung mit zeitlicher Bindung gekoppelter Materialfluß Werkstattproduktion Zentrenproduktion ReihenTransferproduktion straße automatisiert nicht automatisiert nicht gekoppelter Materialfluß FließFlexibles produktion Fertigungssystem Produktions insel Grundlagen BWL Logistik 74 Quelle: Günther/Tempelmeier (2009), S. 13 10.6 Absatzlogistik Direkte vs. indirekte Distribution Direkt Hersteller Indirekt Handelsfunktionen Hersteller Überbrückungsfunktionen (Groß-/ Einzel-) Handel Endkunde Warenfunktionen Maklerfunktionen Raumüberbrückungsfunktion Mengenausgleichsfunktion Markterschließungsfunktion Zeitüberbrückungsfunktion Sortimentsfunktion Beratungsfunktion Endkunde hoch Logistikrelevanz Quelle: In Anlehnung an Pfohl (2010), S. 202 bzw. Seyffert (1972), S. 8f. gering Grundlagen BWL Logistik 75 10.6 Absatzlogistik Zentrale vs. dezentrale Distributionslager Zentralisationsgrad Einflußfaktor Trend zu zentraler Lösung Sortiment Breites Sortiment Schmales Sortiment Lieferzeit Ausreichende Lieferzeiten Schnellste Belieferung, stundengenaue Anlieferung Wert der Produkte Teure Produkte Billige Produkte Konzentration der Produktionsstätten Eine „Quelle“ Viele „Quellen“ Kundenstruktur Wenige Großkunden bzw. homogene Kundenstruktur Viele kleine Kunden bzw. inhomogene Kundenstruktur Spezifische Lageranforderungen (bspw. Temperatur) ja nein Nationale/regionale Eigenheiten (bspw. Auszeichnung) Wenig nationale Eigenheiten Viele nationale Eigenheiten Trend zu dezentraler Lösung Quelle: Schulte (2005), S. 378 Grundlagen BWL Logistik 76 10.6 Absatzlogistik Neue Konzepte der Distributionslogistik: Efficient Consumer Response (ECR) ECR Basisstrategien Efficient Replenishment Supply Chain Management Efficient (Store) Assortment Efficient Promotion Efficient Product Introduction Category Management Marketing Logistik Grundlagen BWL Logistik 77 Absatzlogistik Neue Konzepte der Distributionslogistik: Cross-Docking und Warenverteilzentrum Warenverteilzentrum Auflösungs-, Sortier- und Umschlagpunkt = Transitterminal A filialgerechtes Auflösen B C CrossDocking Umschlagund Sortierarbeiten Filialbezogene Auslieferung aaaaabb bbcccccc aaaaaaa bbcccccc Warenversand Lieferanten liefern volle Wagenladungen Warenannahme 10.6 aaabbbb bbcccccc aaaaabb bbbbbccc aaaaabb bbcccccc abbbbbbc cccccccc Quelle: Kotzab (1997), S. 408 Grundlagen BWL Logistik 78 10.7 Institutionelle Aspekte – Organisation der Logistik Schema für interorganisationale Schnittstellen in einer Transportkette Warenverkehr gemäß Auftrag Frachtführer Versender Siehe Pfohl (2010), S. 282. Empfänger Versandspediteur Empfangsspediteur SubUnternehmer SubUnternehmer Grundlagen BWL Logistik 79 10.7 Institutionelle Aspekte – Organisation der Logistik Frachtzentrum: Anlage eines Unternehmens (u.a. auch Post), die der zentralen Gütersammlung und –verteildung dient. Industriepark: Ansiedlung mehrerer produzierender Unternehmen an einem Standort, häufig von Zulieferern für denselben Abnehmer. Günstig für die gemeinschaftliche Koordination der Beschaffungslogistik für den Abnehmer. Güterverteilzentrum /Warenverteilzentrum: Ausgelegt auf die Distributionslogistik und in der Regel betrieben durch einen größeren Spediteur, welcher als Hauptfunktion TUL-Logistikleistungen erbringt. Ein GVtZ ist i.d.R. auf die Optimierung von Transportketten eines Verkehrsträgers hin optimiert (z.B. Straße). Güterverkehrszentrum: Zeichnet sich durch seine Schnittstellenfunktion aus, da ein Systemwechsel verschiedener Verkehrsträger (Schiene, Straße, Schiff) ermöglicht wird. Verkehrsgünstige Lage und die Ansiedlung und Kooperation der Unternehmen bieten den Verladern ein breites Logistikleistungsspektrum. (insbesondere auch kombinierte Verkehre) an. Logistikpark: Ansammlung mehrerer GVtZ an einem Standort, so dass z.B. Kurier- Express- Paketdienstleister, Fern- und Nahverkehrsanbieter eng beeinander lieen und so kurze Laufzeiten zwischen den Unternehmen /Kooperationen entstehen. Citylogistik: Versuch die Frequenz und Anzahl der Zulieferverkehre in die Innenstädte zu reduzieren bzw. die Rahmenbedingungen (Lieferzeiten, LKW-Größe, enge Straßen etc.) opütimal zu nutzen, indem stadtnah Güterverteilzentren eingerichtet werden, über die der Warenfluss in die Innenstadt ganzheitlich optimiert werden kann. Häufig in Kooperation Handel mit Logistikdienstsleiistern. Grundlagen BWL Logistik 80 10.7 Institutionelle Aspekte – Organisation der Logistik Schnittstelle von Verkehrsinfrastruktur und Logistikorganisationen Das Güterverkehrszentrum (GVZ) vereint in stadtperipherer Lage mehrere Transportund Logistikunternehmen, die ihre rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit behalten und in Teilbereichen ihres Leistungsangebotes freiwillig kooperieren. Ein GVZ ist an mindestens zwei Verkehrsträger, insbes. Straße und Schiene, angebunden. (GVZ ≠ Güterverteilzentrum) Straße Luft GVZ Schiene Quelle: Arnold et al. (2004), S. C3-66 f. Wasser Grundlagen BWL Logistik 81 10.7 Institutionelle Aspekte – Organisation der Logistik Interorganisationale Zusammenarbeit – Struktur der Logistikkette Strategisches Netz, hierarchische Struktur (Groß-)Handel Produzent Virtuelles Unternehmen / ad-hoc-Netzwerke Erfinder/Entwic kler (Vermittler) Produzent/ Abnehmer Spediteur Lieferant Vorlieferanten Regionale Netzwerke, dezentrale Struktur Operative Netze, fokale Unternehmen Lieferant Siehe Prohl (2010), S. 298 Lieferanten und Handel Spediteure, Logistikunternehmen Mittler /3PL (LogistikDienstleister) Dienstleister Dienstleister Abnehmer Lieferant Abnehmer Grundlagen BWL Logistik 82 10.7 Institutionelle Aspekte – Organisation der Logistik Verkehrsbetriebe „Klassische“ Verkehrsbetriebe bspw. Spedition (bzw. Frachtführer), übernimmt die Ausführung von Transportleistungen 3rd Party Logistics Provider (3PL) Übernimmt Planung und Ausführung von Transportleistungen, ggfs. zusätzliche Wertschöpfung (bspw. Konfektionierung) 4th Party Logistics Provider (4PL) Logistikdienstleister, der die Planung und Steuerung logistischer Prozesse übernimmt, aber nicht den tatsächlichen Transport („Supply Chain Manager“) Grundlagen BWL Logistik 83