Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt

Transcription

Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt
Berlin, Potsdam, 09.08.2011
Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt 2021
GartenKulturStadt
Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt Erfurt
Berlin, Potsdam, den 09.08.2011
Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt 2021
GartenKulturStadt
Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt Erfurt
ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH
Benkerstraße 13
Seebauer, Wefers und Partner GbR
Babelsberger Str. 40/41
14467 Potsdam
10715 Berlin
Ansprechpartner:
André Rosinski, Christian Rast
Tel.: 0331-2008340
e-mail: [email protected]
Matthias Franke, Martin Seebauer
Tel.: 030-397384-0
e-mail: [email protected]
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abbildungsverzeichnis
6
Tabellenverzeichnis
8
1.
Die Landeshauptstadt Erfurt und ihre Region
9
2.
Bausteine für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt
15
2.1
Grundlagen
15
2.2
Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020 (ISEK)
15
2.2.1
Stadt- und landschaftsplanerische Einbindung
15
2.2.2
Städtebauliche Besonderheiten
16
2.2.3
Landschaftliche Besonderheiten
17
2.2.4
Bestehende Strukturen
17
2.2.5
Geplante Maßnahmen
20
2.3
Entwicklungskonzept für den egapark der Landeshauptstadt Erfurt
24
3.
Bundesgartenschau 2021 in Erfurt / Anlass der Bewerbung
25
4.
Leitthema „GartenKulturStadt“
34
5.
Flächenpool für die BUGA 2021
37
5.1
Potenzielle Flächen
37
5.2
Kernflächen
39
5.3
Korrespondenzflächen
41
5.4
Außenstandorte
43
6.
Räumliches Konzept zur Bundesgartenschau 2021 in Erfurt
44
6.1
Übersicht
44
6.2
egapark
46
6.2.1
IST-Situation
46
6.2.2
Dauerhafte Inwertsetzung egapark
51
6.3
Luisenpark/Dendrologischer Garten
55
6.3.1
IST-Situation
55
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 3
6.3.2
Dauerhafte Inwertsetzung Luisenpark u. Dendrologischer Garten
55
6.4
BUGA Ausstellungskonzept egapark, Luisenpark/ Dendrologischer Garten
56
6.5
Petersberg
61
6.5.1
IST-Situation
61
6.5.2
Dauerhafte Inwertsetzung Petersberg
64
6.5.3
BUGA Ausstellungskonzept Petersberg
64
6.6
Nordpark – „Alte Fliegerschule“ – „Altes Klärwerk“
67
6.6.1
IST-Situation
67
6.6.2
Dauerhafte Inwertsetzung Nordpark
70
6.6.3
BUGA - Ausstellungskonzept Nordpark
71
6.7
Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue, „Altes Heizwerk“
73
6.7.1
IST-Situation
73
6.7.2
Dauerhafte Inwertsetzung, Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue,
„Altes Heizkraftwerk“
75
6.7.3
BUGA - Ausstellungskonzept Kilianipark
76
6.8
Veranstaltungsflächen
78
7.
Nachhaltigkeit
79
8.
Besucherprognose
80
8.1
Vorgehensweise
80
8.2
Primär- und Sekundärmarkt
81
8.3
Besucherprognose
87
8.4
Besucherverteilung
89
8.5
Stellplatzbedarf für die BUGA 2021
91
8.5.1
Annahmen
91
8.5.2
Verkehrssituation und Schlussfolgerungen
93
8.6
Mobilität zwischen den Bundesgartenschaubereichen
98
9.
Finanzierung
100
9.1
Grundlagen
100
9.2
Investitionshaushalt
100
9.3
Durchführungshaushalt
105
10.
Allgemeines zum Marketing-Mix
114
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 4
11.
Organisation
116
12.
Anhang
120
12.1
Bewerbungskriterien dbg
121
12.2
Schaupläne der Machbarkeitsstudie
122
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 5
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Luftbild der Landeshauptstadt Erfurt mit der Altstadt und der Gera
14
Abbildung 2: Naturräumliche Einbindung
16
Abbildung 3: Stadtlandschaft
19
Abbildung 4: Räumliches Leitbild Stadt- und Freizeitlandschaft
21
Abbildung 5: Markante Grünflächen Erfurts
27
Abbildung 6: Der Flächenpool - mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA
29
Abbildung 7: egapark mit Denkmalgrenze
31
Abbildung 8: Zeitstrahl Gartenschauen Erfurt
32
Abbildung 9: Logo Landeshauptstadt Erfurt
35
Abbildung 10: BUGA – Logo Landeshauptstadt 2021
36
Abbildung 11: Mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA (mit Namen/Größe)
38
Abbildung 12: Flächenauswahl für die BUGA Erfurt 2021
40
Abbildung 13: Korrespondenzflächen
42
Abbildung 14: Mögliche Außenstandorte
43
Abbildung 15: Strukturkonzept BUGA 2021 Erfurt
45
Abbildung 16: Zonierung des egaparks
47
Abbildung 17: Planausschnitt egapark – Dendrologischer Garten / Luisenpark
49
Abbildung 18: Luftbild egapark / Denkmalgrenze
50
Abbildung 19: Parkbühne Collage
54
Abbildung 20: BUGA-Konzeptausschnitt egapark
57
Abbildung 21: Blumenhalle Collage
60
Abbildung 22: Planausschnitt Petersberg
63
Abbildung 23: BUGA-Konzeptausschnitt Petersberg
65
Abbildung 24: Beispiele für Schrägaufzüge Koblenz - Sellin
66
Abbildung 25: Planausschnitt Nordpark
69
Abbildung 26: BUGA-Konzeptausschnitt Nordpark
71
Abbildung 27: Planausschnitt Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue,
„Altes Heizwerk“
74
Abbildung 28: BUGA-Konzeptausschnitt Kilianipark
77
Abbildung 29: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem PKW
81
Abbildung 30: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem ICE
82
Abbildung 31: Einzugsgebiete BUGA Magdeburg u. Potsdam
83
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 32: Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf
89
Abbildung 33: Besucheranteile im Wochenverlauf
90
Abbildung 34: Verteilung von Besuchszahlen BUGA Erfurt 2021
90
Abbildung 35: Verkehrsnetz Erfurt
94
Abbildung 36: Animation BUGA
98
Abbildung 37: Verkehrskonzept zur BUGA 2021
99
Abbildung 38: Grundlagen Finanzierung
100
Abbildung 39: Mittelherkunft Investitionshaushalt
103
Abbildung 40: Bestehende Organisationsstruktur egapark
117
Abbildung 41: Nutzung bestehende Struktur
118
Abbildung 42: Schaffung neuer Strukturen (a)
119
Abbildung 43: Schaffung neuer Strukturen (b)
119
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: BUGA-Flächen im Überblick
41
Tabelle 2: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zur Herkunft der Besucher
84
Tabelle 3: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zu Aktivitätsquotienten
85
Tabelle 4: Besucherprognose defensiv und offensiv
87
Tabelle 5: Besucherprognose realistisch
88
Tabelle 6: Modal-Split vergangener Gartenschauen
91
Tabelle 7: Modal-Split 1 BUGA Erfurt 2021
92
Tabelle 8: Modal-Split 2 BUGA Erfurt 2021
92
Tabelle 9: Investitionsmaßnahmen BUGA-Flächen im Überblick
101
Tabelle 10: Investitionen BUGA-Flächen
102
Tabelle 11: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Investitionen
104
Tabelle 12: Mittelverwendung Durchführung
108
Tabelle 13: Berechnung Erlöse
110
Tabelle 14: Mittelherkunft Erlöse
112
Tabelle 15: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Erlöse Durchführung
113
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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1.
Die Landeshauptstadt Erfurt und ihre Region
Stadtbild
Erfurt „liegt am besten Ort. Da muss eine Stadt stehen.“
Mit diesen Worten urteilte bereits der Reformator Martin Luther über die heutige Landeshauptstadt Thüringens, in der er einst selbst studierte. Am Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen gelegen, wuchs Erfurt im Mittelalter zu einem mächtigen Bildungs- und Handelszentrum heran.
Heute ist die 200.000 Einwohner-Stadt die größte des Freistaats und zählt zu den attraktivsten Städten Deutschlands. Die reizvolle Altstadt ist in ihrer mittelalterlichen Struktur weitgehend erhalten. Zahlreiche historische Bauten, verwinkelte Gassen und schöne Plätze
entlang der Wasserarme der Gera prägen das Bild der Innenstadt, die als größtes Flächendenkmal Deutschlands gilt.
Eines der beeindruckendsten und bekanntesten Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrücke. Auf der längsten durchgehend mit Häusern bebauten und bewohnten Brücke Europas
boten schon im Mittelalter Händler ihre Waren feil. Die Lebendigkeit früherer Zeiten ist Dank
der vielen kleinen Geschäfte, Cafés, Restaurants und Galerien auch heute noch spürbar.
Das imposante Kirchenensemble von Mariendom und St. Severi auf dem Domberg zählt zu
den Wahrzeichen von Erfurt. Die beiden Kirchen sind auch die Kulisse vieler Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt oder den DomStufen-Festspielen. Oberhalb des Domplatzes
liegt die Zitadelle Petersberg – eine der größten und am besten erhaltenen barocken innerstädtischen Festungsanlagen Europas. Seit 1990 wird sie mit großem Aufwand rekonstruiert. Nicht nur architektonisch ist der Petersberg ein Höhepunkt der Stadt. Hier - über den
Dächern Erfurts - ist eine großflächige Grünanlage entstanden, die Einwohnern wie auch
Touristen Erholung und Freizeitwert bietet sowie einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt
gewährt.
Mitten in der Stadt befindet sich das inselartige Gebiet Venedig. Es präsentiert sich als eine
gepflegte, idyllisch an dem Fluss Gera gelegene grüne Oase. Weitere attraktive Parkanlagen haben sich entlang der Gera entwickelt: Stadtpark, Luisen- und Dreienbrunnenpark und
Kilianipark sowie der Nordpark mit dem neu gestalteten Nordbad.
Erfurt hat sich in den vergangenen Jahren auch als attraktiver Wohnstandort entwickelt. Die
hohe Lebensqualität der Stadt stellt dabei einen wichtigen, weichen Standortfaktor dar. Diese Entwicklung lässt sich auch an den stabilen Einwohnerzahlen ablesen. Erfurt überzeugt
durch ein breites architektonisches Angebot, das von wilhelminischen Villen und modernen
Stadthäusern über sanierte Plattenbauten, Gründerzeithäuser bis hin zu idyllischen Eigenheimsiedlungen in Stadtrandlage reicht. Der Stadtumbau in Erfurt ist erfolgreich bewältigt
worden, in vielen Stadtteilen liefen und laufen umfangreiche Gebäudesanierungen, dennoch
sind weitere Maßnahmen zur dauerhaften Stabilisierung einzelner Gebiete, v .a. in den
nördlichen Stadtteilen erforderlich.
Das Erfurter Umland ist umfassend mit Radwegen erschlossen. Der Radfernweg Thüringer
Städtekette und der Gera-Radwanderweg zeichnen sich durch ein 300 km ausgeschildertes
Radwegenetz aus und kreuzen sich in der Landeshauptstadt. Mit den durch den Kiesabbau
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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entstandenen Erfurter Seen verfügt die Landeshauptstadt darüber hinaus über ein attraktives Wassersportangebot.
Mit Theater und Oper, Museen und Galerien, Kleinkunst und Festivals sowie zahlreichen
privaten Initiativen bietet die Landeshauptstadt ihren Bewohnern und Gästen ein attraktives
Kulturprogramm. Das Theater Erfurt, einer der jüngsten Theaterneubauten Deutschlands,
zählt zu den modernsten Spielstätten Europas und konnte sich in den vergangenen Jahren
mit Produktionen etablieren, die überregionale Beachtung fanden. Mit den jährlich stattfindenden DomStufen-Festspielen inszeniert das Theater Erfurt ein Open-Air-Erlebnis der
besonderen Art. Die verschiedenen Museen und Galerien, Kabarett, Puppenspiel- und
Kleinkunstbühnen prägen ebenfalls das kulturelle Gesicht der Landeshauptstadt. Auch die
junge Kunst- und Musikszene hat in Erfurt ihre Bühne, denn Veranstaltungen wie PoetrySlams oder die Fête de la Musique geben viel Raum für Kreativität.
Verkehr und Wirtschaft
Die Thüringer Landeshauptstadt, die mitten im grünen Herzen Deutschlands und Europas
liegt, ist schnell und unkompliziert erreichbar. Dafür sorgt unter anderem der „Erfurter Ring“,
der mit seinen zwölf Anschlussstellen die direkte Anbindung an die Autobahnen A 4 und A
71/73 und damit an das Fern- und Schnellstraßennetz ermöglicht.
Als zukünftiger Knotenpunkt der Hochgeschwindigkeitsstrecken Frankfurt - Leipzig/Dresden
und Berlin - München wird der moderne Erfurter Hauptbahnhof die Landeshauptstadt in das
transeuropäische Netz (TEN) einbinden. Eine schnelle Erreichbarkeit Erfurts von anderen
Metropolen, so von Berlin nach Erfurt in 1:50 h oder von München nach Erfurt in 2:30 h wird
ab 2017 gegeben sein. Daraus folgt eine enorme Steigerung des Einzugsbereiches von
Erfurt. Der zukünftige Standortfaktor „ICE-Halt“ wird Erfurt verkehrsgeographisch und ökonomisch so positionieren, dass eine weitergehende Impulssetzung absehbar ist, so dass die
Bedeutung Erfurts nachhaltig gestützt und profiliert wird. Ebenso bietet der Flughafen Erfurt
hervorragende Bedingungen für den Personen- und Frachtverkehr.
Innerstädtisch sind alle Ziele mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen. Das
gut ausgebaute Linien- und Streckennetz sowie der zuverlässige Erfurt City Takt verkehrt zu
den Hauptverkehrszeiten im 10-Minuten-Takt.
In ihrer Funktion als Oberzentrum vereint die Stadt heute die verschiedensten Lebenswelten. Sie ist Regierungssitz, Kongress- und Tagungsort, moderne Wissenschafts-, Kindermedien- sowie Sportstadt, bietet als Hochschulstandort ausgezeichnete Perspektiven und
ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort für Unternehmen. Während einst der Anbau und Handel
mit Waid der Stadt Wohlstand brachte und den Grundstein für eine erfolgreiche Stadtentwicklung legte, ist der Wirtschaftsstandort heute durch traditionelle und moderne Branchen
sowie einen ausgewogenen Mix aus produzierendem Gewerbe, Dienstleistungen und Einzelhandel charakterisiert.
Spezielle Kernkompetenzen prägen die Erfurter Wirtschaft: Tradition haben die Zweige
Anlagen- und Maschinenbau, Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie sowie Gartenbau.
Die Firmen N.L. Chrestensen oder Kakteen-Haage versenden als Repräsentanten des Gartenbaustandortes bereits seit dem 19. Jahrhundert ihre Kakteen, Pflanzen und Samen in die
ganze Welt.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Neben einer eigenen Universität und zwei Fachhochschulen profitiert Erfurt auch von der
Nähe zu den Hochschulstädten Weimar, Jena und Ilmenau. In Erfurt wird seit jeher branchenspezifisch ausgebildet. Die Fachhochschule Erfurt hat beispielsweise ihre Wurzeln in
den Erfurter Ingenieurschulen für Gartenbau und Bauwesen und führt diese Tradition unter
anderem an der Fakultät für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst fort. Mit der Erfurter Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau sowie dem Leibniz- Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) verfügt die Stadt über zwei weitere Bildungs- und Forschungsangebote
im Bereich Gartenbau. Insgesamt sichern zahlreiche allgemein- und berufsbildende Schulen, Fachschulen, Bildungszentren sowie private Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
zusätzlich den Fortbestand praxisorientiert ausgebildeter Fachkräfte.
Durch die Vernetzung der Unternehmen untereinander und die Zusammenarbeit mit Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen ergeben sich viele Chancen für die wirtschaftliche
Entwicklung der Stadt.
Tourismus
Ein strukturbestimmender Faktor für Erfurt ist der Tourismus. Im Jahr 2010 wurden in Erfurt
mehr als 720.000 gewerbliche Übernachtungen gezählt. Die Zahl der internationalen Gäste
in den Hotels und Pensionen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
Auch bei den Stadtführungen verzeichnet die Stadt ein starkes Interesse. Die Zahl der
Gruppen, die durch Erfurt geführt werden, hat sich in den letzten 15 Jahren nahezu vervierfacht. Pro Jahr lernen rund 250.000 Teilnehmer in über 9.000 Gruppen die Thüringer Landeshauptstadt im Rahmen einer Stadtführung kennen. Damit belegt Erfurt den Spitzenplatz
in Thüringen und erweist sich als wichtiger touristischer Anziehungspunkt im Freistaat.
Durch die günstige Lage in der Mitte Thüringens erreicht man von Erfurt aus viele weitere
Ausflugsziele. Der Thüringer Wald, Schloss Friedenstein in Gotha, die Wartburg in Eisenach, das Goethehaus oder die Anna Amalia Bibliothek in Weimar sind nur einige der Ziele,
die einen Besuch lohnen.
Zahlreiche Tagungs- und Kongressgäste profitieren von den kurzen Wegen, den touristischen Attraktionen und vorhandenen Hotels. Die Kongresszentren - wie die Messe Erfurt,
der historische Kaisersaal oder das evangelische Augustinerkloster - tragen einen wichtigen
Teil zur Attraktivität des Messe- und Kongressstandortes Erfurts bei.
Der Tourismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für
die Stadt entwickelt. Das Spektrum der Erfurt-Besucher reicht von Ausflüglern aus dem
näheren Umland, die z.B. eine Einkaufstour nach Erfurt unternehmen, über Gäste aus dem
Ausland, die die Sehenswürdigkeiten der Erfurter Altstadt sowie Freunde und Verwandte
besuchen bis hin zu den immer zahlreicher werdenden Kongressteilnehmern.
Insgesamt verzeichnet die Landeshauptstadt Erfurt pro Jahr ca. 11 Mio. Gäste und sichert
damit ca. 20.000 Arbeitsplätze.
Gartenbau und Leistungsschauen in der Landeshauptstadt Erfurt
Zahlreiche Besucher begeben sich auf die Spuren des Gartenbaus in der Landeshauptstadt
Thüringens. Die Erfurter wussten schon im Mittelalter das milde Klima und den fruchtbaren
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Boden ihrer Heimat zu nutzen. Durch den Anbau der Waidpflanze, auch "das goldene Vlies
Thüringens" genannt, und den dadurch – im wahrsten Sinne des Wortes – blühenden Handel gelangte die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand.
Was im Mittelalter mit dem Waidanbau und -handel begann, zog sich durch die Geschichte
Erfurts wie ein "grüner" Faden. Schon Luther bezeichnete die Erfurter als "des heiligen Römischen Reiches Gärtner" und mit der Begründung des Erwerbsgartenbaus im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum des Gartenbaus.
Maßgeblich zurückzuführen ist dies auf den Erfurter Christian Reichart, der als Begründer
des neuzeitlichen Erfurter Erwerbsgartenbaus und des Gartenbaus in Deutschland gilt. Er
schaffte durch die Entwicklung der Samenzucht dem Gartenbau über Erfurt hinaus Anerkennung.Ab dem 19. Jahrhundert folgten nun die Zucht und der Handel mit Blumen- und
Gemüsesamen. Zahlreiche Gartenbaubetriebe, wie E. Benary, J. C. Schmidt, Haage &
Schmidt, Franz Anton Haage, F. C. Heinemann oder N. L. Chrestensen, trugen von nun an
den sympathischen Beinamen Garten- oder Blumenstadt für Erfurt mit ihrer von jeher fortschrittlichen Saatzucht in die Welt hinaus. Einige von ihnen sind auch heute noch prägend
für die Erfurter Gartenbaubranche. So versorgen die Familienunternehmen N. L. Chrestensen und Kakteen-Haage, die älteste Kakteenzucht der Welt, Profi- und Hobbygärtner weltweit von Erfurt aus mit Saatgut und Pflanzen.
Der engagierten und fortschrittlichen Entwicklung des Gartenbaus trug auch der 1838 gegründete Gartenbauverein Rechnung, der sich fortan der Förderung der Erfurter Gartenbautradition verschrieb. Diesem Anspruch wurde er unter anderem mit der Organisation jährlicher Ausstellungen - also Garten- oder Leistungsschauen - gerecht. Die erste Erfurter Gartenbauausstellung fand 1838 im "Vogelsgarten" (heute Stadtgarten) statt. Die "Erste Internationale Land- und Gartenbauausstellung" von Produkten des Land- und Gartenbaus
erfolgte im September 1865 im Vogels- und Hellings Garten (Stadtgarten und Theater). Sie
fand in Verbindung mit dem 2. Kongress deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde
statt und lockte schon damals rund 30.000 Besucher und fast 400 Aussteller aus aller Welt
nach Erfurt. 1876 folgte auf einer Anhöhe des Steigerwaldes eine weitere große "Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung".
Eine neue städtische Grünanlage entstand in der Zeit zwischen 1873 und 1925 auf dem
Gelände der Cyriaksburg. 1924 kaufte die Stadt Erfurt dieses Gelände vom preußischen
Staat und sprach die Verpflichtung aus, das Gelände der Cyriaksburg als dauerhafte Ausstellungsfläche herrichten zu lassen. 1950 ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der
Erfurter Gartenbauausstellungen: Mehr als 550.000 Besucher aus Nah und Fern besuchten
die Gartenschau "Erfurt blüht“ und fanden Freude und Entspannung auf einer Fläche von 35
ha rund um die Cyriaksburg. Auf Grund des Erfolges dieser Gartenschau und auf Wunsch
der Erfurter Bevölkerung beschloss der Rat der Stadt, dieses schöne Gelände als "Dauer-,
Lehr- und Blumenschau" zu unterhalten, die 1953 in "Kulturpark" umbenannt wurde.
Im Jahr 1955 legte die Samenexport- und Gartenbauausstellung schließlich den Grundstein
für die iga Erfurt. 1961 - vor nun genau 50 Jahren - wurde der Garten- und Landschaftspark
als Internationale Gartenbauausstellung (iga) eröffnet. Die iga entstand nach Entwürfen des
bekannten Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner auf einer Fläche von rund 65 Hektar.
Sie war das Pendant der sozialistischen Länder zur 1951 ins Leben gerufenen Bundesgartenschau bzw. den Internationalen Gartenausstellungen. Zwischen 1961 bis 1989 besuchten rund 37 Millionen Gäste die etwa 700 Gartenbau- und Spezialausstellungen sowie Sonderschauen. Die politische Wende 1989 brachte auch für die iga den Umbruch. Viele enga-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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gierte Bürgerinnen und Bürger setzten sich für die Rettung "ihrer" iga ein, die nach 1990
zunächst im Eigentum des Landes stand. Trotz einer hohen emotionalen Bindung und starken Identifikation der Bevölkerung mit der iga bestand aufgrund der neuen ökonomischen
Rahmenbedingungen, insbesondere eines großen Kostendruckes ein enormer Handlungsbedarf. Schließlich wurde unter Missbilligung weiter Kreise der Bevölkerung eine Dreiteilung
der Fläche in egapark, Landesfunkhaus und Messe vorgenommen, wodurch die Kernflächen in städtisches Eigentum und damit zunächst in eine gesicherte Zukunft überführt werden konnten. 1995 wird die iga zur ega und später zum egapark Erfurt.
Der heutige ega-Park, als ein unter Denkmalschutz stehendes Gesamtensemble von 36
Hektar, ist einer der großen deutschen Garten- und Ausstellungsparks, der die Tradition des
Gartenbaus in Erfurt verkörpert. Heute findet der Besucher hier - im Garten Thüringens nicht nur lebendige Gartenbautradition vor, die Erfurter und Touristen schätzen den egapark
vor allem als Erholungsoase in der Stadt. Über die Geschichte des deutschen Gartenbaus
und der Gartenkunst von den Anfängen bis in die Gegenwart informieren sich die Besucher
heute im Deutschen Gartenbaumuseum. Es befindet sich in der historischen Cyriaksburg
auf dem Gelände des egaparks und ist deutschlandweit einmalig. Als Stiftung wird das Museum vom Freistaat Thüringen, dem Zentralverband Gartenbau e. V. und der Landeshauptstadt Erfurt getragen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 1: Luftbild der Landeshauptstadt Erfurt mit der Altstadt und der Gera
© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Grundlagen der Landeshauptstadt Erfurt
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 14
2.
Bausteine für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt
2.1
Grundlagen
Mit der BUGA 2021 knüpft die Landeshauptstadt Erfurt an eine lange Tradition von Gartenbauausstellungen an. Sie ist ein idealer Entwicklungsmotor für die neuen Aufgaben der
Stadt- und Parkentwicklung. Die Landeshauptstadt Erfurt verfolgt mit der Durchführung der
Bundesgartenschau in 2021 zwei übergeordnete Ziele.
1. Die Verbesserung der Situation in den Bereichen Städtebau und Freiraumentwicklung.
Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über verschiedene städtebauliche und freiraumplanerische Studien, Untersuchungen und Planungen, die im Integrierten Stadtentwicklungskonzept 2020 (ISEK) zusammengefasst werden. Die Verwirklichung der zentralen
Projekte durch eine gebündelte und beschleunigte Umsetzung verspricht einen einmaligen Entwicklungsschub für die nachhaltige Verbesserung der städtebaulichen Situation und der Freiraumentwicklung.
2. Die Sanierung und Zukunftssicherung des egaparks.
Für den egapark, der zu den größten Freizeit- und Erholungsparks in Deutschland
zählt, bedarf es einer Neuausrichtung. Der umfassende Handlungsbedarf wird im Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2010 und dem Parkpflegewerk aufgezeigt. Ziel ist es
den egapark in den nächsten 10 Jahren unter ökologischen, ökonomischen, demografischen und denkmalrelevanten Aspekten zu einer zukunftsweisenden Parkanlage weiterzuentwickeln.
2.2
Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020 (ISEK)
2 .2 .1
S ta d t- u n d la n d s c h a fts p la n e ris c h e E in b in d u n g
Am 29.10.2008 wurde vom Stadtrat der Landeshauptstadt Erfurt das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2020 (ISEK) beschlossen. Das ISEK als informelle Planung dokumentiert
die räumlichen Entwicklungsvorstellungen der Stadt und konkretisiert städtebauliche Ziele
Im Folgenden (Kapitel 2.2.1 bis 2.2.5) werden die Kernaussagen dieses Planwerks zusammengefasst.
Die Stadtregion Erfurt als engerer Verflechtungsbereich der Landeshauptstadt umfasst die
Stadt und das in weiten Teilen ländlich geprägte Umland sowie den Kranz der Mittelstädte
Gotha, Arnstadt, Weimar und Sömmerda.
Naturräumlich liegt Erfurt im südlichem Bereich der Großeinheit „Thüringer Becken-, Plateau- und Stufenland“. Wesentliche topographische Elemente sind das Areal des Steigerwaldes, der Fluss Gera mit seiner Aue sowie der offenen Landschaft im Norden mit ihren
künstlichen Seen. Der östliche Landschaftsraum stellt sich als traditionelle Kulturlandschaft
dar, weist aber mit dem Nordstrand und dem verbindenden Wegenetz Potenziale als Naherholungsgebiet auf. Im Süden bilden größere zusammenhängende Wälder den Abschluss
der im Zusammenhang bebauten Stadt. Die westliche an die Altstadt anschließende Landschaftszone ist durch begrünte Baugebiete, Parkanlagen, traditionelle Gartenbauflächen,
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 15
private Gärten und Kleingartenanlagen geprägt, die einen Übergang zum landwirtschaftlich
geprägten äußeren Stadtgebiet formulieren.
Abbildung 2: Naturräumliche Einbindung
© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010
2 .2 .2
S tä d te b a u lic h e B e s o n d e rh e ite n
Der gesamte Stadtraum wird in die Bereiche Erweiterte Altstadt mit City, Innere
Stadt/Gründerzeit, Äußere Stadt/Großwohnsiedlungen, Peripherie und Ortschaften und
landwirtschaftlich genutzter Flächen unterteilt.
Die Erweiterte Altstadt mit City umfasst eine Fläche von ca. 300 ha und ist östlich und südlich durch den Flutgraben begrenzt. Der in diesem Areal liegende mittelalterliche Stadtkern
Erfurts ist einer der am besten erhaltenen und mit ca. 150 ha der flächenmäßig größte
Deutschlands. Das Rückgrat dieses klassischen Stadtzentrums bilden die Straßenzüge
Bahnhofstraße (Bahnhof)–Schlösserstraße–Fischmarkt, (Rathaus)–Domplatz und Kaufmannskirche–Anger–Neuwerkstraße–Hirschgarten. Die Angerkreuzung als Schnittpunkt
dieser Achsen ist der Ort mit der höchsten innerstädtischen Zentralität.
Die Innere Stadt wird im Wesentlichen durch den ringförmig um die erweiterte Altstadt gelegenen Gründerzeitgürtel gebildet. Daneben gehören die in den 20er und 30er Jahren sowie
zwischen 1954 und 1965 im Charakter der Gartenstadt entstandenen Wohngebiete sowie
der in industrieller Bauweise errichtete Johannesplatz (ab 1965) und Huttenplatz (1980er
Jahre) zur Inneren Stadt.
Die Äußere Stadt umfasst das gesamte übrige, kompakt bebaute Stadtgebiet. Neben den
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 16
Wohnnutzungen der Großwohnsiedlungen im Norden und Südosten der Stadt befinden sich
in der Äußeren Stadt typische Arbeitersiedlungen der 30er Jahre. Die Äußere Stadt ist zugleich der Bereich für industrielle und gewerbliche Nutzungen. Gemischt strukturierte Bereiche verbinden die Wohn- und Gewerbenutzungen miteinander.
Das kompakt bebaute Stadtgebiet wird von einer zwei bis fünf Kilometer breiten peripheren
„Stadtrandzone“ umschlossen. Sie umfasst den Großteil der eingemeindeten Dörfer. Diese
Zone ist geprägt durch landwirtschaftliche Nutzflächen und eine Vielzahl von Kleingartenanlagen. Die Ortschaften weisen zumeist eine typisch ländliche Mischnutzung auf.
2 .2 .3
L a n d s c h a ftlic h e B e s o n d e rh e ite n
Die Stadtlandschaft von Erfurt entfaltet sich von den grünen Höhenzügen im Süden und der
Geländekante im Westen entlang des Verlaufes der Gera hinein in das flache Thüringer
Becken mit sehr fruchtbaren Böden.
Diese waren und sind der Grund für den traditionellen Gartenbau, die weltbekannte Samenproduktion und eine intensive Landwirtschaft. Diese Nutzungsarten und Prägungen der
Kulturlandschaft reichen noch immer ganz dicht an die bebaute Stadt heran. Der Flusslauf
der Gera mit ihren Seitenarmen ist in diese Landschaft als grünes Element eingebettet, das
sich von Süd nach Nord durch das ganze Stadtgebiet hindurchzieht. Die Gera teilt sich in
der Innenstadt in drei Wasserläufe, wobei der bedeutendste der Flutgraben ist, welcher zum
Zwecke des Hochwasserschutzes angelegt wurde.
In Folge des großflächigen Abbaus von Kies entsteht im Norden eine Kette neuer Seen, die
künftig als Gewässernetz weit in die Region hinausreichen werden und ein neues Landschaftselement des 21. Jahrhunderts verkörpern.
Mit dem Landschaftsschutzgebiet „Steigerwald“, dem Willroder Forst sowie den östlich angrenzenden Bereichen von Klosterholz, Büßleber Holz und Wechselholz verfügt Erfurt über
rund 1.500 ha zusammenhängende Waldfläche. Weitere kleinere Forstflächen finden sich
im nördlichen und östlichen Stadtgebiet. Neben den Aspekten einer forstwirtschaftlichen
Nutzung haben diese vor allem hinsichtlich ihrer ökologischen Ausgleichsfunktion und als
Erholungsgebiet Bedeutung.
2 .2 .4
B e s te h e n d e S tru k tu re n
Park- und parkartige Grünanlagen
Park- und Grünanlagen in der kompakten Stadt spielen für die Beachtung ökologischer
Belange im Städtebau eine große Rolle. Die in verschiedenen Zeitepochen entstandenen
Park- und Grünanlagen, Stadtteilplätze und Grünzüge unterschiedlicher Größe und Gestaltungsqualität bieten den Bürgern und Touristen vielfältige Erholungsmöglichkeiten. In Erfurt
stehen rund 113 ha öffentliche Park- und parkähnliche Grünanlagen zur Verfügung, was
einem Versorgungsgrad von 5,7 qm pro Einwohner entspricht. Hierbei ist eine erhebliche
Unterversorgung vieler innerstädtischer Bereiche festzustellen. Defizite im Angebot öffentlicher Grünflächen bestehen insbesondere in der Altstadt, in gründerzeitlich geprägten
Wohngebieten der Krämpfervorstadt und der Johannesvorstadt sowie im Stadtteil Ilversge-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 17
hofen. Insbesondere der historisch überlieferte Stadtgrundriss der erweiterten Altstadt bietet
aufgrund seiner Dichte nur begrenzte Grünraumpotenziale.
Neben der Frage der Verteilung von Grün- und Freiflächen stellt sich im Stadtgebiet die
Frage der Vernetzung. Die unterschiedlich verteilten Park- und Grünanlagen in der Stadt
stellen zumeist isolierte Grüninseln dar. Die Defizite in der Vernetzung dieser urbanen
Grünstrukturen innerhalb der bebauten Stadt sowie zur umgebenden Landschaft werden
nur teilweise ausgeglichen. Ein funktionierendes Netz von Plätzen und Parks wird aufgrund
zu geringer Dichte und der Entfernungen zwischen den einzelnen Grünflächen bis dato
nicht erreicht.
Die öffentlichen Grünanlagen in der Stadt werden von den Erfurtern und ihren Gästen intensiv für Freizeit und Erholung genutzt. Die begrenzt vorhandenen Grünräume und vielfältigen
Nutzungsansprüche führen dabei immer wieder zu Konflikten.
Zusätzlich tragen der egapark, der Thüringer Zoopark und der Nordstrand als nicht öffentliche, aber durch die Allgemeinheit nutzbare Grünanlagen zur Versorgung mit Grün bei.
Kleingärten
Kleingärten haben in der Landeshauptstadt Thüringen eine lange Tradition. Die Kleingärten
Erfurts sind wesentlicher Bestandteil des Grünflächensystems um die bebaute Stadt. Sie
erfüllen wichtige Ausgleichs- und Erholungsfunktionen. Die Gartenanlagen grenzen oftmals
an Wohngebiete, an dörfliche Ortsränder bzw. sind sie Bestandteil eines Grünzuges in die
freie Landschaft. Sie sind räumlich zusammenhängend und Gegenstand städtebaulicher
Betrachtungen. Die Gartenanlagen sind im Stadtgebiet ungleichmäßig verteilt und konzentrieren sich vor allem in den landschaftlich reizvollen Gebieten der Stadt. Derzeit stehen in
Erfurt ca. 400 ha Kleingartenfläche (20,2 qm pro Einwohner) zur Verfügung. Die vorhandenen Kleingärten werden fast vollständig nachgefragt. Friedhöfe
Friedhöfe sind Orte mit Parkcharakter, die aufgrund ihrer Dimension und Grünausstattung
wichtige Elemente im städtischen Grünsystem darstellen. Neben dem 58,7 ha großen
Hauptfriedhof bestehen 35 Ortsteilfriedhöfe mit einer Größe von insgesamt 14,8 ha sowie
zwei Jüdische Friedhöfe.
Brachflächen
Brachflächen sind im städtischen Nutzungsgefüge Erfurts im Regelfall nicht dort verortet, wo
seit längerem Nutzungsdruck vorherrscht. Aktuell besteht in Erfurt, im Rahmen der Baukonjunktur, eine hohe Nachfrage nach innerstädtischen Brachflächen in den besonders attraktiven Stadtteilen. Zahlreiche Bauvorhaben, u. a. Wohnbauvorhaben, wurden hier in letzter
Zeit realisiert. Demzufolge besteht in diesen Gebieten auch wenig Spielraum für temporäre
Nutzungen.
Weitere Brachflächen und Leerstände befinden sich vor allem im Bereich stillgelegter ehemaliger industrieller Nutzungen im Norden und Osten der Stadt. Eine Vielzahl dieser Brachflächen stehen aufgrund der vorherrschenden Eigentumsverhältnisse nicht zur Verfügung
und entziehen sich deshalb, z. T. auch aufgrund noch fehlender Umsetzungsstrategien
einer planvollen Eingliederung in das Stadtgefüge.
Auch in den Großwohnsiedlungen kam es, bedingt durch den Rückbau von Wohnungen im
Rahmen des Stadtumbaues zwischen 2000 und 2009, zu verstärkten Flächenfreisetzungen.
Diese Flächenfreisetzung vollzog sich in Bereichen, die aufgrund ihrer Grundstruktur in der
Regel schon über einen hohen Freiraumanteil verfügen. Nach erfolgreichem Abschluss des
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 18
Rückbauprozesses in den Großwohnsiedlungen steht mit der Aktivierung der größtenteils
flächenmäßig vorhandenen Freiraumpotenziale eine maßgebliche, dauerhafte Stabilisierung
dieser wichtigen Wohngebiete im Vordergrund. Hierfür bietet es sich insbesondere an, freigesetzte Flächen unmittelbar angrenzend an die Geraaue aufzuwerten und in den Gesamtzusammenhang des "Grünen Gerabandes" einzubeziehen.
Abbildung 3: Stadtlandschaft
© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 19
2 .2 .5
G e p la n te M a ß n a h m e n
Zukünftiger Bedarf an öffentlichen Grünanlagen und Stadtumbau
Als Richtwert für die Beurteilung der Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Grünanlagen kann von 6 qm pro Einwohner ausgegangen werden. Somit besteht über die Gesamtstadt gerechnet grundsätzlich kaum Nachholbedarf.
Defizite bestehen, wie bereits angeführt, insbesondere in der Altstadt, in den gründerzeitlich
geprägten Wohngebieten der Krämpfervorstadt und der Johannesvorstadt sowie im Stadtteil
Ilversgehofen.
In den Stadtgebieten, in denen die Bevölkerungszahl zunimmt, ist der Spielraum zur Schaffung neuer Freiraumangebote begrenzt. Dies gilt insbesondere für die hoch verdichtete
Altstadt. Um die Lebensqualität in der Stadt positiv zu beeinflussen und das Wohnen in der
Stadt attraktiver zu gestalten, müssen die vorhandenen innerstädtischen Grünräume qualifiziert, partiell erweitert und an verschiedenen Standorten ergänzt werden.
In den Gründerzeitquartieren ist der Ausbau und die Aufwertung wohnungsnaher Freiräume
im Umfeld der Gründerzeitquartiere vordergründig. Dem hohen Versiegelungsgrad soll dabei entgegengewirkt und der Anteil unversiegelter und grüner Flächen zur Verbesserung
des Stadtklimas erhöht werden.
Im Rahmen des Stadtumbaus und dem damit verbundenen Rückbau von Wohnungen ist es
zu vermehrten Flächenfreisetzungen, insbesondere im Bereich der Großwohnsiedlungen
gekommen. Da nicht für alle freigesetzten Flächen eine bauliche Nachnutzung möglich sein
wird oder aber nicht zeitnah realisiert werden kann und soll, sind je nach gegebener VorortSituation temporäre oder dauerhafte Begrünungen in Erwägung zu ziehen. Die Großwohnsiedlungen sind dabei als grüne Schnittstellen zur Landschaft zu interpretieren. Diese ausgedehnten Grün- und Freiräume müssen insgesamt eine Aufwertung erfahren und besser
untereinander vernetzt werden. Die Nachnutzung der frei werdenden Flächen kann zur
Schaffung von großzügigen Grünverbindungen der Wohngebiete mit den Naherholungsgebieten und Landschaftsräumen an den Übergängen zur Kulturlandschaft der Region herangezogen werden.
Von besonderer Bedeutung ist daher die kontinuierliche Fortsetzung der Erschließung der
Geraaue und des Petersberges als wichtigste Grün- und Erholungsflächen der Innenstadt.
Die Nachfrage nach Kleingärten wird sich entsprechend der Bevölkerungsentwicklung ergeben.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 4: Räumliches Leitbild Stadt- und Freizeitlandschaft
© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010
Die vorhandenen topographischen und morphologischen Voraussetzungen der Stadtlandschaft ermöglichen es, die Landeshauptstadt mittelfristig in ein großräumiges, grünes „U“
einzubetten. Dieses vielfältige Landschaftsband bietet aus allen Wohngebieten der Stadt
schnell erreichbare, hervorragende Naherholungspotenziale. Die darin eingebetteten Landwirtschafts- und Gartenbauflächen werden als wichtiger Teil der Kulturlandschaft erlebbar
und in ihrer ästhetischen Wirkung gesteigert, ohne die agrarischen Produktionsbedingungen
einzuschränken.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 21
Die im Entstehen befindlichen Seen im Norden der Stadt bilden in Verbindung mit den zugehörigen Infrastrukturelementen und Grünflächen ein lineares Band, eine „Wasserachse“
für Sport- und Erholungsfunktionen. Neben der Entwicklung des unmittelbaren Umfeldes der
Seen wird in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden eine auf Freizeit orientierte Infrastruktur geschaffen.
Die vorhandenen innerstädtischen Grünräume müssen qualifiziert, partiell erweitert und
an verschiedenen Standorten ergänzt werden. Hier stellt insbesondere der Petersberg ein
im Bestand wichtiges Potenzial für das innerstädtische Freiraumsystem dar. Gärten haben
in Erfurt Tradition, mit dem zunehmenden Nutzungsdruck der bis in das späte 19. Jahrhundert auf den Raum innerhalb der Festung beschränkten Stadt sind diese Gärten immer
mehr verdrängt worden. Ziel ist es, an geeigneter Stelle derartige Areale zu sichern bzw.
wiederherzustellen.
Der Petersberg als ein Ort der Erholung, der Kultur, als "Garten über der Stadt" soll so entwickelt werden, dass er als besonderer Ort, aber integraler Bestandteil der Stadt von den
Erfurtern besser wahrgenommen und mit seinen unterschiedlichen Freizeitangeboten genutzt wird. Die Freiräume des Petersberges sollen so gestaltet werden, dass sowohl der
ganz eigene Charakter des Ortes herauskristallisiert als auch der Petersberg als eine übergeordnete Einheit besser erlebbar wird.
Die Altstadt wird bogenförmig vom Verlauf des Flutgrabens umschlossen. Die Wirkung des
Grabens ist derzeit auf das begleitende Großgrün reduziert. Mit einer fußläufigen Erschließung kann dieser Raum die Lage der Stadt am Wasser auf ganz eigene Weise verdeutlichen. Dazu sollen die Berührungspunkte am Fluss aufgenommen und gestaltet werden.
Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Erfurt 2020 nennt für die Entwicklung der
Stadtlandschaft Erfurts nachfolgend dargestellte strategische Projekte:

Grünes Geraband "Englischer Garten":
Die Betrachtung des Bestandes der nördlichen Geraaue zeigt, dass dort bereits sehr
zahlreich Freiflächen vorhanden sind, die in - nach Art und Ausstattung - unterschiedlicher Charakteristik eine wechselhafte Abfolge städtischer Freiraumtypen ergeben.
Die vom Geraradweg entlang der Gera erlebbare Raumfolge ist bis dato durch eine
zufällig erscheinende Aneinanderreihung von Korridoren, Stadtteilparks, flächenintensiven Sporteinrichtungen, eingezäunten Brachflächen und punktuellen Einschnürungen gekennzeichnet. Dadurch wird die Geraaue nicht als übergeordnetes Grünelement in der Stadtstruktur wahrgenommen.
Der städtische Kernbereich ist sehr stark durch Angebote zur aktiven Naherholung gekennzeichnet, während nach Norden im Übergang zum Stadtrand die landschaftlichnaturräumliche Prägung in den Vordergrund tritt. Die vorhandene Bandbreite der Freiraumtypen kann in der Einzelbetrachtung als grundsätzliche Qualität bewertet werden.
Im Rahmen eines aktiven Stadtumbaus können erhebliche Flächenpotenziale mit Bezug zur Geraaue und ihren Nebenarmen mobilisiert und mit den bereits vorhandenen
Parks und Freiflächen zu einem zusammengehörigen zentralen Grünraum der Stadt
zusammengefasst werden, der vom Venedigpark in der Altstadt bis zur Stadtgrenze
bei Kühnhausen reicht. Damit kann auch der erhebliche Nutzungsdruck auf die wenigen innenstadtnahen und intensiv genutzten Freiflächen kompensiert werden. Zugleich werden die bevölkerungsreichen Stadtteile im Erfurter Norden über das Grüne
Geraband attraktiv unmittelbar an die Altstadt angebunden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 22
In der Gesamtbetrachtung des Grünen Gerabandes wird deutlich, dass die Potenzialbereiche einer aktiven Fortschreibung bedürfen, um teilräumliche Defizite zu beheben
und im Ergebnis die Entwicklung der Geraaue zu einem linear durchgehenden Grünzug zu erreichen. Dazu zählen im wesentlichen:
- die Umgestaltung und Öffnung wichtiger verbindender Abschnitte für eine öffentliche Freiraumnutzung,
- die teilweise Rücknahme funktionsgebundener Flächen zugunsten einer verbesserten öffentlichen Durchgängigkeit,
- die quantitative Erweiterung bereits bestehender kleinräumiger Teilabschnitte,
die Herstellung punktuell zugänglicher Uferbereiche zur besseren räumlichen Erlebbarkeit der Gera.

Kulturlandschaft Stadtregion Erfurt (Regionalpark Erfurt+):
Die Stadt Erfurt versteht ihr Konzept zur Qualifizierung der Stadt- und Freizeitlandschaft als Teil einer Strategie für die gesamte Stadtregion, die gerade auch ihrer Profilierung als innovativer, zukunftsfähiger und attraktiver Wirtschaftsstandort dient. Die
Wasserläufe, Landschaftselemente und vor allem Wegeführungen und Nutzungsangebote im Bezug auf den Naturraum und die Kulturlandschaft müssen als Teil eines
Gesamtsystems betrachtet werden. Zahlreiche "grenzüberschreitende" Anknüpfungspunkte und Aktivitäten sind bereits gegeben. Ein Schwerpunktprojekt ist die Herstellung eines Radwegringes um die Stadt. Damit kann Erfurt mit der Region einen Beitrag
zur langfristigen Entwicklung eines großräumigen Freiraumverbundes zur siedlungsnahen Erholungsvorsorge leisten.
Die Ziele für die Handlungsfelder zu den Freiflächen in der Stadtentwicklung lauten:
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
Schaffung neuer großer extensiv zu pflegender Grünflächen und Landschaftsparks
Aufbau eines vernetzten Grünsystems mit Aufenthaltsqualitäten
imagewirksame Aufwertung von wohnungsnahen Freiraumangeboten
Ausbau wohnungsnaher Freiräume im unmittelbaren Wohnumfeld der Gründerzeit
Erhöhung der Attraktivität und Qualität der vorhandenen Grünflächen
Nachhaltige Erweiterung des Angebots an freiraumbezogenden Freizeitmöglichkeiten
Verbesserung der ästhetischen und ökologischen Qualität der Kulturlandschaften
Herausarbeiten der Wasserläufe der Gera zu stadtbildbestimmenden Grünachsen
Recycling baulich nicht mehr nachnutzbarer Brachflächen zu extensivem Grün
Strategien für eine kostensparende, effiziente Grünflächenunterhaltung
Zukünftige Flächen für die BUGA werden mit urbanen Grünverbindungen aus dem ISEK
2020 und dem Rahmenkonzept zum Landschaftsplan vernetzt und ergänzt. In Fortführung
dieser Grünverbindungen werden die Gartenbauflächen im Erfurter Westen und die Erfurter
Seen im Nordosten für die Naherholung erschlossen. Dies ist eine Möglichkeit, mit Hilfe der
Bundesgartenschau das Grünsystem im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung aufzuwerten. Die zukünftigen Entwicklungen zur BUGA entsprechen ebenso den Entwicklungszielen des wirksamen Flächennutzungsplanes von Erfurt.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 23
2.3
Entwicklungskonzept
Landeshauptstadt Erfurt
für
den
egapark
der
Der egapark gehört zu einer der bedeutendsten Besucherattraktionen der Landeshauptstadt
Erfurt. Mit jährlich rund 450.000 Besuchern zählt der historische Park zu den führenden
Gartenanlagen in Deutschland. Als Betreiber der beliebten Freizeiteinrichtung plant die
Stadtwerke Erfurt Gruppe eine Neuausrichtung bzw. Weiterentwicklung des Parks. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf die folgenden Punkte:

Für den Betrieb des egaparks ist derzeit ein jährlicher Verlustausgleich in Höhe von 4
bis 4,5 Millionen Euro durch die SWE Stadtwerke Erfurt GmbH notwendig. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen wird der erforderliche Verlustausgleich weiter ansteigen.

Perspektivisch werden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den egapark,
insbesondere aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs in einzelnen Kompetenzfeldern der Stadtwerke Erfurt Gruppe, verschlechtern.

Die baulichen und gärtnerischen Anlagen des egaparks befinden sich aufgrund ihres
Alters teilweise in einem sanierungsbedürftigen Zustand und einzelne Parkbereiche
weisen erhebliche Pflegedefizite aus.

Durch Flächenveränderungen, der Weiterentwicklung einzelner bestehender Parkareale, dem Bau neuer Gartenbereiche sowie Veränderungen im Gebäude- und Freizeitanlagenbestand wird der Gesamteindruck der Parkanlage von einem „Nebeneinander
verschiedener Garten- und Anlagenbereiche“ geprägt. Ziel es muss es in den nächsten
Jahren sein, ein ganzheitliches Erscheinungsbild des egaparks zu erreichen.
Für die Neuausrichtung des egaparks wurde im Jahr 2010 unter Federführung der SWE
Stadtwerke Erfurt GmbH ein Entwicklungskonzept für den egapark erarbeitet.
Das Konzept zeigt verschiedene Möglichkeiten der ganzheitlichen Entwicklung für den egapark auf. Kernbestandteil der in diesem Zusammenhang entwickelten Szenarien sind unterschiedliche Annahmen zur Veränderung der gärtnerischen Anlagen, der Veranstaltungen,
der Baulichkeiten sowie der Kosten- und Erlösstrukturen für den egapark.
Ziel ist es unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes sowie ökologischer, ökonomischer und demografischer Kriterien den egapark innerhalb der nächsten 10
Jahre zukunftsorientiert zu positionieren und ihn in seiner Funktion als Garten für Familien
und Besucher aller Generationen zu stärken. Bis Ende 2012 wird das Konzept für die Handlungsbereiche gärtnerische und bauliche Anlagen, Spiel- und Erlebnisräume, Gastronomie,
Marketing und Vertrieb, Geschäftsprozesse, und Finanzierung konkretisiert.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 24
3.
Bundesgartenschau 2021 in Erfurt / Anlass der Bewerbung
"Erfurt als Blumenstadt und der egapark mit seinem großen Potenzial in
der Garten- und Landschaftsgestaltung bilden ein schlagkräftiges Doppel."
Mit diesen Worten begründet Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Entscheidung,
sich mit der Landeshauptstadt Erfurt und dem egapark Erfurt um die Bundesgartenschau
2021 zu bewerben. Zitat Internetseite der Stadt Erfurt
Nach umfangreichen Gesprächen auf den verschiedenen politischen Ebenen, von der
Stadt- bis zur Landesebene, entschloss sich die Landeshauptstadt Erfurt am 05.03.2011
öffentlich bekanntzugeben, dass sie sich für die Ausrichtung und Durchführung der Bundesgartenschau 2021 bewerben wolle.
Bereits im Zusammenhang mit der Erstellung der Unterlagen für die Bewerbung gründete
die Stadt Erfurt einen Beirat. Aufgabe des Beirates ist es, die einzelnen Schritte der Machbarkeitsstudie zu begleiten. Durch die Zusammensetzung des Beirates mit Vertretern aus
Politik, Fachverbänden, Verwaltung, Stadt, Stadtwerken Erfurt Gruppe und diversen Akteuren, die im „Themenfeld Garten und Landschaft“ aktiv sind, sowie durch die Mitwirkung von
Vertretern des Freistaates Thüringen gibt es ein breites Fundament für die Bewerbung. Von
Anfang an soll sichergestellt werden, dass die in der Landeshauptstadt vorhandenen Interessen im Zusammenhang mit der BUGA und den stadt- und freiraumplanerischen Zielen
erkannt und zum Wohle der Stadtentwicklung als Ganzes gebündelt werden.
Bis zur Beschlussfassung des Stadtrates der Landeshauptstadt Erfurt gab es vier Beiratssitzungen. Zur Unterstützung der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie wurden in der Stadt
fünf verschiedene Arbeitsgruppen mit Fachleuten aus der Verwaltung und Wirtschaft sowie
Vertretern der Kommunalpolitik gebildet (AG Finanzierung und Organisation, AG Flächenkonzept, AG Marketing und Verkehr, AG egapark, AG politische Meinungsbildung).
Vor allem die Bildung der AG politische Meinungsbildung war von enormer Bedeutung für
eine frühzeitige Einbindung der Fraktionen in die Vorbereitungen und den laufenden Prozess zur Bewerbung und Planung der BUGA 2021 in Erfurt. Diese AG ist als vorbereitendes
Gremium für den Stadtratbeschluss zur Bewerbung zu sehen, hier erfolgte die wesentliche
inhaltliche Arbeit zur Meinungsbildung für den Stadtrat.
Anlass der Bewerbung
Die Erstellung der Machbarkeitsstudie erfolgte im Hinblick auf die Frage:
Warum bewirbt sich die Landeshauptstadt Erfurt um die Bundesgartenschau 2021?
(1) Weil sie etwas Besonderes für ihre Bürger tut
Im Rahmen einer BUGA können Projekte der Stadtentwicklung angeschoben werden,
für die ansonsten ein deutlich längerer Zeitraum veranschlagt werden müsste. Strategische Schlüsselprojekte im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts
(ISEK 2020) können zügig in die Realität umgesetzt und somit als Synergieeffekte genutzt werden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 25
Die Qualifizierung, partielle Erweiterung und Ergänzung innerstädtischer Grünräume in
den verschiedenen Stadtteilen kann eine positive Beeinflussung der Lebensqualität in
der Stadt bewirken und das Wohnen in der Stadt attraktiver gestalten. Während die
Erfurter Bevölkerung in den südlichen Stadtteilen auch aufgrund der Nähe zum egapark mit hochwertigen wohnungsnahen Grün- und Erholungsflächen sehr gut versorgt
ist, ist dies für die Erfurter in den nördlichen Bezirken nicht der Fall. Bestehende Defizite im Freiraumangebot und die intensive Nutzung der vorhandenen stadtteilinternen
Freiräume sollen durch ein Angebot neuer, ergänzender Erholungsmöglichkeiten in
unmittelbarer Wohnungsnähe beseitigt werden. Dies soll durch den Ausbau des „Grünen Gerabandes“, ein strategisches Projekt aus dem ISEK 2020, behoben werden
(vgl. auch Abbildung 4).
Im besonderen der Stadtumbau bietet die Chance, mit neuen Grünstrukturen in den
Zwischenzonen der bisherigen Entwicklungsachsen mehr Lebensqualität zu erzeugen
und sowohl eine neue funktionale als auch stadträumliche Verbindung mit den vorhandenen Elementen der Stadtlandschaft einzugehen. Dabei sollen Angebote für alle
Generationen geschaffen werden.
Besondere Aufmerksamkeit ist dabei jungen Familien zu widmen. Die Kinder sind die
künftigen Leistungsträger der städtischen Bürgergesellschaft. Die Leistungsträger von
heute erwarten von ihrem Lebensmittelpunkt möglichst optimale Bedingungen von ihrem Wohnort. Die Positionierung als familienfreundliche Stadt ist also Symbol für Zukunftsfähigkeit. Dazu muss das derzeit gute Netz an familiengerechten Angeboten
nicht nur gesichert und entsprechend der demographischen Entwicklung bedarfsgerecht weiter entwickelt werden, es muss auch vielfältiger werden und nach verschiedensten Lebensentwürfen ausdifferenziert werden. In Zukunft muss die familienfreundliche Stadt neue Perspektiven für Familien mit Kindern bieten, so auch bei der Gestaltung öffentlicher Räume.
Durch die qualitative und quantitative Inwertsetzung des urbanen Raumes kann die
Lebensqualität erhöht und eine starke Identifikation der Bewohner mit Ihrem Umfeld
erreicht werden. Die freiraumplanerisch fokussierten Maßnahmen werden so auch sozialpolitisch zu integrativen Bausteinen einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 5: Markante Grünflächen Erfurts
© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Grundlagen der Landeshauptstadt Erfurt
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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(2) Weil sie Stadtentwicklung und Stadtumbau durch Umsetzung des ISEKProjektes „Grünes Geraband“ wesentlich voranbringt
Nach erfolgreichem Abschluss des Rückbauprozesses sowie umfangreichen Gebäudesanierungen in den Stadtteilen beiderseits der nördlichen Geraaue kann mit der Aktivierung der größtenteils flächenmäßig vorhandenen Freiraumpotenziale eine maßgebliche, dauerhafte Stabilisierung dieser wichtigen Wohngebiete erreicht werden.
Mehr als 60.000 Einwohner im fußläufigen Umfeld profitieren von der Entwicklung des
Grünen Gerabandes und der Anbindung dieses Raumes an die freie Landschaft.
Diese im ISEK 2020 als zentrales strategisches Projekt der Stadtentwicklung ausgewiesene Idee nimmt bewusst Anleihe an klassischen, lebensstilrelevanten Vorbildern
der Parkarchitektur, wie z. B. dem Englischen Garten in München und gewährleistet
damit eine umfassende Aufwertung der bislang benachteiligten Wohnquartiere. Soziale Durchmischung, vielfältige aktive Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, die im Rahmen
der BUGA gezielt initiiert und angeregt werden sollen, tragen wesentlich auch zu einer
sozialen Stabilisierung bei. Dadurch wird die BUGA 2021 zu einer zentralen Aufwertungsmaßnahme im Rahmen des Stadtumbaus. Die Integration von Flächen des Grünen Gerabandes ist somit zentraler Baustein in der Konzeption zur BUGA 2021.
Die Landeshauptstadt Erfurt ist in der Lage, umfangreiche Flächenpotenziale zu aktivieren, auf denen Projekte im Rahmen der Stadtentwicklung einerseits und im Rahmen der Durchführung der BUGA anderseits umsetzbar sind. Dabei werden zunächst
nur Flächen berücksichtigt, auf die die Stadt überwiegend direkten Zugriff hat. Dies gilt
in besonderem Maße für Flächen in der Geraaue Richtung Norden. Damit sind die für
eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung notwendigen Grundvoraussetzungen erfüllt.
Langwierige Grundstücksverfahren im Vorfeld können ausgeschlossen werden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 6: Der Flächenpool - mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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(3) Weil sie die bestehenden Parkanlagen der Stadt zu zukunftsfähigen Freizeit- und
Erholungsflächen weiterentwickelt
Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über eine Vielzahl von Parkanlagen, die es wert
sind, bekannter und attraktiver zu werden. Bürgerschaftliches Engagement in vergangenen Jahrhunderten hat in der historischen Altstadt nicht nur die glanzvollen Gebäude, sondern auch eine beachtliche Zahl von Bürgerparks und Grünflächen entstehen
lassen. Diese werden im Rahmen der Bundesgartenschau in den Fokus der Besucher
gerückt. Über die Parkanlagen erfasst die BUGA die gesamte Stadt. Sie sind die blühenden Botschafter Erfurts für die Gartenschaubesucher.
(4) Weil die Bundesgartenschau die Verknüpfung von Parks und Grünanlagen im
Stadtgefüge ermöglicht
Lange wurden die Parks in Erfurt als kleinräumige, isolierte Grünflächen betrachtet.
Der räumliche und inhaltliche Zusammenhang untereinander verlor an Bedeutung und
wurde bzw. wird in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Mit der BUGA besteht die
historische Chance, diese in der Anlage vorhandenen Zusammenhänge (wieder) herzustellen.
Immer stehen Grünflächen in besonderer, räumlicher Verbindung zur gebauten Stadt.
Park und Stadt werden als Einheit verstanden, das Stadtgefüge bildet das vernetzende
Element, die Parkanlagen - oftmals entstanden in Zusammenhang mit Gartenschauen
- liegen eingebettet im Stadtgefüge. Es nimmt die verschiedenen Schauplätze der
BUGA auf, gibt ihnen den Rahmen und formt sie so zur Einheit. Die Parks sollen zukünftig auch bei Stadtführungen stärker berücksichtigt und als städtetouristische Attraktion in das Gesamterlebnis Stadt integriert werden.
(5) Weil sie den egapark zukunftsfähig macht
Wichtigste Säule des Konzeptes zur BUGA ist der egapark. Für den Zeitraum bis 2020
werden die Weichen für die Sanierung, Entwicklung und die künftige grundsätzliche
Ausrichtung gestellt. Dabei sollen neue Komponenten in das Denkmalensemble integriert werden, um so den Erhalt des bestehenden Raumeindrucks aus der Lingnerschen Planung 1961 zu gewährleisten und eine "ideelle" Brücke zwischen Tradition und
Gegenwart wieder aufzubauen.
Eine grundsätzliche Umorientierung in der Bewirtschaftung verfolgt das Ziel einer CO2neutralen Parkanlage. Damit gewinnt der Park Zukunftspotenzial und Vorbildfunktion
für andere Parks und Parkbetreiber.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 7: egapark mit Denkmalgrenze
© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Basis Luftbild Landeshauptstadt Erfurt
(6) Weil sie in der Tradition von Gartenschauen steht
Die Landeshauptstadt Erfurt kann stolz auf eine 200-jährige Tradition von Gartenschauen zurücksehen (vgl. auch Abbildung 8). Der egapark - hervorgegangen aus der
iga`61 - stellt wohl das bekannteste Zeugnis dieser Tradition dar. Mit der 50-Jahrfeier
entstand die Idee, das 60-jährige Jubiläum zum Anlass zu nehmen, die Tradition der
Präsentation und Leistungsschau des gärtnerischen Handwerks fortzusetzen. Immer
haben Gartenschauen Impulse für die Regionen gesetzt. Dies ist in Erfurt nicht anders,
wie sich aktuell an den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des egaparks zeigt.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 8: Zeitstrahl Gartenschauen Erfurt
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
(7) Weil sie die Wiege des Erwerbsgartenbaus ist
Der Erwerbsgartenbau bzw. der Produktionsgartenbau sind ein traditioneller Zweig des
Erfurter Handwerks. Dem erfolgreichen Waidanbau und der Samenzucht verdankt die
Landeshauptstadt Erfurt den Beinamen „Blumenstadt“.
Zu Recht nimmt Erfurt für sich in Anspruch, die Wiege des Erwerbsgartenbaus zu sein.
Mit Sicht auf das gewachsene Gefüge des Erfurter Gartenbaus ist die Bewerbung als
klares Bekenntnis der Stadt zu den Wurzeln des gärtnerischen Handwerks zu verstehen.
Das Deutsche Gartenbaumuseum auf der Cyriaksburg zeugt von der Bedeutung von
Thema und Berufsstand weit über Erfurt und das Land Thüringen hinaus. Es ist heute
schon Schauplatz einer umweltorientierten Erziehung. Die bereits gesammelten Erfahrungen stellen das Fundament für die weitere Entwicklung, die stärkere Integration in
den Parkverbund der Erfurter Anlagen und das Edutainment während der Durchführung der BUGA dar.
Die Konzentration auf die Möglichkeiten und Qualitäten, die sich bei einer zukunftsorientierten Sicht auf die regionalen Bezüge bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln ergeben, wären ein spezifisches Thema einer BUGA in Erfurt.
(8) Weil sie mit der BUGA ein weiteres touristisches Highlight schafft
Mit der Durchführung einer BUGA profitiert Erfurt von einer rund 170 Tage dauernden
Großveranstaltung, die national Beachtung findet. Es gibt in Deutschland kaum Veranstaltungen, die mehr Touristen anziehen (ausgenommen Volksfeste, wie z.B. das Oktoberfest in München). Damit löst die Bundesgartenschau in Erfurt große wirtschaftliche Effekte für die gesamte Tourismusbranche aus. Hinzu kommen positive Umsatzeffekte für den innerstädtischen Einzelhandel. Im Vorfeld der Bundesgartenschau sind
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 32
darüber hinaus zahlreiche, vor allem die Qualität steigernde Investitionen bei Gastgewerbe und touristischer Infrastruktur zu erwarten, die langfristig Wirkung zeigen und
damit Arbeitsplätze sichern.
Die historische Altstadt mit Dom und Petersberg ist im Gartenschaujahr das verbindende Element zwischen den unterschiedlichen Grün- und Veranstaltungsflächen. In
der Stadt- und Tourismuswerbung wird die Kombination aus Geschichte, Kultur und
innerstädtischen Parkanlagen künftig hohen Stellenwert haben.
(9) Weil sie die BUGA als Instrument für die Umsetzung der vorgenannten Entwicklungen sieht
Dem Zusammenfügen der oben genannten Bausteine wird eine hohe Aufmerksamkeit
im Rahmen der Durchführung beigemessen. Hier zeigt sich, wie wichtig ein frühzeitiges
Zusammenwirken von Investition und Durchführung ist. Dies hat die Landeshauptstadt
Erfurt erkannt und dazu bereits für die Erstellung der Machbarkeitsstudie einen interdisziplinär besetzten Beirat gebildet, der die in der AG politische Meinungsbildung der
Fraktionen unmittelbar vorlaufenden Ergebnisfindung aktiv und fundiert begleitet hat.
Darüber hinaus wurde der Förderverein „Freunde der Bundesgartenschau Erfurt 2021
e.V.“ gegründet. Die Interessen aller an der Vorbereitung der BUGA interessierten Unternehmen und Privatpersonen, die nicht direkt in den Entscheidungsprozess eingebunden sind, werden in diesem Förderverein zusammengeführt und finden so Eingang
in das Bewerbungsprojekt. Gleichzeitig profitieren alle Beteiligten vom Netzwerk des
Vereins. Ziel des Vereins ist es, einen offenen Dialog zwischen allen Interessensgruppen zu fördern. Nach der Durchführung der BUGA werden die Rechte und Pflichten aus
dem Förderverein an den Verein der ega-Park-Freunde e.V. überführt, um eine kontinuierliche Arbeit zu gewährleisten.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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4.
Leitthema „GartenKulturStadt“
Leitidee
2021 ist das Jahr der Jubiläen: Die Bundesgartenschau feiert ihr 70-jähriges, der egapark Erfurt sein 60-jähriges Bestehen. Dies ist Anlass für den traditionellen Gartenpark
Thüringens, sich neu zu positionieren - im Einklang von Historie, Natur und Umwelt in
der Stadtentwicklung.
Mit der Gartenkultur ist die Landeshauptstadt Erfurt schon seit Jahrhunderten eng verbunden. So war es Christian Reichart, der im 18. Jahrhundert in Erfurt den deutschen
Erwerbsgartenbau begründete. Damit schuf der Pionier des Erwerbsgartenbaus nicht
nur die Voraussetzungen für die Entwicklung Erfurts als Zentrum des Gartenbaus, sondern legte gleichzeitig den Grundstein für den Ruf der heutigen Thüringer Landeshauptstadt als Garten- und Blumenstadt. Bereits 1838 fand die erste Erfurter Gartenbauausstellung im „Vogelsgarten“ (heute Stadtgarten) statt - Auftakt für eine lebendige Gartenkultur als stabiles Fundament einer in die Zukunft gerichteten Stadt.
Besonderheiten, die Erfurt deutschlandweit herausheben und sich in der Leitidee für die
BUGA 2021 widerspiegeln. Ausschlaggebend ist der Gedanke, Erfurt nicht nur als Wiege des Erwerbsgartenbaus, als traditionellen Dreh- und Angelpunkt internationaler Gartenbauausstellungen zu thematisieren, sondern auch im Rahmen der BUGA einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung städtischer Grünflächen und Parkanlagen zu leisten weg von der reinen Pflanzenschau, hin zur aktiven Integration von Umwelt und Natur in
der Stadtentwicklung.
Diese Leitidee kommt auch im gewählten Claim zum Ausdruck, der mit seinen bewusst
zusammengefügten Worten „GartenKulturStadt“ gleichzeitig von einer langen Gartenbaugeschichte und -tradition in einer attraktiven, sehens- und lebenswerten Stadt
spricht.
„GartenKulturStadt“ steht symbolisch für die Bedeutung Erfurts in der Gartenkultur, verbunden mit der Vielfalt der Stadt in anderen Bereichen:

„Garten“ – für ein breites Spektrum von Gartenbau, Samenzucht und Pflanzenkultivierung industrieller und privater Art; für gestaltete Grünflächen und Parkanlagen
als Erholungszentren für die Bürger und Besucher der Stadt.

„Kultur“ – für Historie und Tradition im Gartenbau, aber auch für Kultur auf künstlerischem Gebiet. „Kultur“ macht somit auch neugierig auf begleitende kulturelle Erlebnisse während der BUGA.

„Stadt“ – für das besondere Ambiente Erfurts, seine wunderschöne historische
Altstadt, die malerischen Gassen und Plätze sowie infrastrukturelle Gegebenheiten.
Dabei ist ein spielerischer Umgang mit den drei Einzelbegriffen durchaus gewollt, zum
Beispiel durch Einzelbetonung der jeweiligen Worte. So kann Erfurt je nachdem als
„Garten-Stadt“, „Kultur-Stadt“ oder „Gartenkultur-Stadt“ um Aufmerksamkeit werben.
Erfurt als „GartenKulturStadt“ weckt vielfältige Assoziationen und Erwartungen beim
künftigen BUGA-Besucher und präsentiert sich als prägnante Marke.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 34
Das Logo für die Bewerbung zur BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Das Logo für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt wurde aus der Wort-Bild-Marke der
Stadt Erfurt entwickelt – als Grundlage für einen geschlossenen und wiedererkennbaren
Auftritt der Stadt in ihren verschiedensten Lebensbereichen.
Dabei war es primäres Ziel, das Corporate Design zur BUGA 2021 so individuell zu gestalten, dass die Druckprodukte der BUGA 2021 zwar einen Zusammenhang zum bisherigen Außenauftritt der Stadt Erfurt erkennen lassen, aber dennoch ihre Eigenständigkeit
bewahren und nicht mit anderen Produkten der Stadt verwechselt werden können. So
ergibt sich beispielsweise bei einer Messepräsentation für die Stadt Erfurt und die BUGA
2021 ein geschlossenes optisches Bild. Auch für die regionale Wirkung, für die Erfurter
selbst, ist die direkte Anbindung an das Erfurter Design wichtig. Dadurch wird signalisiert: „Diese BUGA 2021 ist unsere BUGA.“
Die Wort-Bild-Marke Erfurts zeigt ein modernes Erfurter Rad, weiß auf rotem Grund, mit
dem Schriftzug „Erfurt – Landeshauptstadt Thüringen“.
Abbildung 9: Logo Landeshauptstadt Erfurt
Quelle: Landeshauptstadt Erfurt
Sowohl Typografie als auch Farbe wurden für die BUGA-Wort-Bild-Marke beibehalten.
Das Logo für die BUGA 2021 lehnt sich zwar an den sachlichen modernen Charakter
des Corporate Designs der Stadt Erfurt an, präsentiert sich aber verspielter. Die aufstrebende, dynamisch wirkende Blüte, die an ein kleines Feuerwerk erinnert, unterstützt den
floralen Charakter der bestehenden Wortmarke. Dabei ist die BUGA-Blüte bewusst offen
gehalten, um dem Betrachter zu ermöglichen, seine Fantasie spielen zu lassen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 35
Die Worte „Erfurt“ und „BUGA 2021“ sind typographisch bewusst gleichrangig gestaltet,
da die touristische Bewerbung auf Augenhöhe erfolgt - sowohl für die Bundesgartenschau als auch für die Stadt Erfurt als touristischer Anziehungspunkt Thüringens.
Abbildung 10: BUGA – Logo Landeshauptstadt 2021
Quelle: Landeshauptstadt Erfurt
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 36
5.
5.1
Flächenpool für die BUGA 2021
Potenzielle Flächen
Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über ein weites Potenzial von innerstädtischen Flächen,
die auf der Basis der beschlossenen Stadtentwicklungsziele (ISEK 2020) grundsätzlich für
die Aktivierung im Rahmen einer BUGA in Betracht kommen. Die Gesamtfläche des im
Rahmen der Machbarkeitsstudie betrachteten Flächenpools beträgt rd. 260 ha (siehe Abbildung 11). Dies entspricht einer Fläche von drei Bundesgartenschauen, daher ist eine Flächenauswahl unumgänglich.
Ziel der Machbarkeitsstudie ist es zu klären, unter welchen Rahmenbedingungen und mit
welchen nachhaltigen Wirkungen in Erfurt eine BUGA durchgeführt werden kann. Im Rahmen der Untersuchung wurden alle Flächen aus dem Flächenpool hinsichtlich ihrer Lage,
Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und der Investitionskosten für nachhaltige Aufwertungsund/oder Herstellungsmaßnahmen untersucht.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 37
Abbildung 11: Mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA (mit Namen/Größe)
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 38
5.2
Kernflächen
Aus dem vorgenannten Flächenpool wurden nach Bewertung und Abstimmung in der AG
politische Meinungsbildung mit den Fraktionen sowie im Beirat die Kernflächen für die BUGA 2021 ausgewählt. Folgende Auswahlkriterien waren dabei von besonderer Relevanz:

Erreichbarkeit: Die Erreichbarkeit von Teilen einer Gartenschau sollte so gestaltet
werden, dass die Verbindung untereinander zum besonderen Erleben des Besuchs
selbst gehört. Der Weg zwischen den einzelnen Teilen darf durch den Besucher nicht
als lästig bzw. abwertend empfunden werden, sondern er muss Teil des positiven Erlebens der BUGA in Erfurt werden.

Nutzung bestehender Förderkulissen: Die Finanzierung der nachhaltigen Investitionen stellt ein wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche BUGA dar. Daher wurde für
alle betrachteten Flächen überprüft, inwieweit für die genannten Flächen ggf. bereits
zum Zeitpunkt der Bewerbung abgesicherte Förderbedingungen bestehen.

Eigentumsverhältnisse: Es werden ausschließlich Flächen berücksichtigt, auf die die
Landeshauptstadt Erfurt überwiegend direkten Zugriff hat. Damit sind langwierige und
kostspielige Flächenankaufsverfahren zur Durchführung der BUGA ausgeschlossen.
Die Flächen und Maßnahmen der BUGA konzentrieren sich dabei auf die Inwertsetzung
vorhandener innerstädtischer Stadt- und Freiräume.
Zu den Kernbereichen der BUGA gehören die oben genannten Flächen des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes (v.a. Grünes Geraband, Petersberg mit Altstadt), der egapark
(v.a. gärtnerische Anlagen und Baulichkeiten) sowie Flächen für Parkplätze.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 12: Flächenauswahl für die BUGA Erfurt 2021
© ift GmbH, SWUP GbR 2011 auf Basis der Beiratbeschlüsse
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Die genannten Flächen umfassen in der Summe ca. 124 ha. Zunächst nicht enthalten ist die
Infrastrukturfläche Nord mit 11,2 ha und die Stellplätze an der alten IGA mit 14,3 ha.
Tabelle 1: BUGA-Flächen im Überblick
Fläche/Anlagenbereich
Größe in ha
egapark
36,80
Dendrologischer Garten
4,10
Dreienbrunnenpark, Luisenpark
2,50
Nordpark
13,20
Ehemalige Fliegerschule (einschließlich Förderschule)
2,50
Fläche Altes Klärwerk
2,40
Wohngebietspark Rieth
6,00
Nördlicher Gera-Auenpark
19,60
Brachfläche Kraftwerk (davon 2,30 ha öffentlich)
4,30
Kilianipark
3,40
Petersberg
28,70
Summe Fläche
5.3
123,50 ha
Korrespondenzflächen
Alle übrigen Flächen aus dem Flächenpool in einer Größenordnung von rund 140 ha können flexibel den Kernflächen als Korrespondenzflächen hinzugeschaltet werden. Dies gilt
besonders dann, wenn sich für diese Flächen zusätzliche, bisher nicht erkannte Finanzierungsmöglichkeiten ergeben. Auch wenn diese Flächen dann nicht direkte Gartenschauflächen sind, so haben sie dennoch hohe Bedeutung für die Stadtentwicklung und für die Bürger der Landeshauptstadt Erfurt sowie auch in Teilen für die Touristen.
Besonders die Flächen um den Gothaer Platz können an dieser Stelle genannt werden. Die
hier vorherrschenden städtebaulichen Missstände könnten in einer gemeinsamen Handlung
der Landeshauptstadt Erfurt mit der Landesentwicklungsgesellschaft beseitigt werden.
Auch die Areale entlang der Erfurter Gewässerläufe – z.B. Flutgraben oder Wallgraben –
sind besonders geeignete Flächen, um das Konzept der Kernflächen schlüssig zu ergänzen.
In den weiteren Planungen wird die räumlich–gestalterische Einbindung von Korrespondenzflächen (z.B. Sportplatz Berliner Str.) im Rahmen der Gesamtkonzeption weiterentwickelt. Auch bei weitgehendem Ausschluss einer öffentlichen Nutzbarkeit ist die Verknüpfung
der Korrespondenzflächen mit ihrem Umfeld (z.B. Sportanlagen, Radrennbahn, Sportplatz
Essener Straße) allgemeine Zielsetzung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 41
Abbildung 13: Korrespondenzflächen
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 42
5.4
Außenstandorte
Die Entwicklung der Außenstandorte ist besonders für die jeweiligen Standorte selbst interessant, da sie über die Marke BUGA auf sich aufmerksam machen und somit direkt von der
Großveranstaltung profitieren können.
Nach derzeitigem Stand haben als Außenstandorte Interesse bekundet:

der Landkreis Sömmerda mit den Erfurter Seen

die Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza mit ihren 10 Gärten

die Berg- und Rosenstadt Sangerhausen mit dem Europarosarium und dem Schaubergwerk
Die Landeshauptstadt Erfurt ist offen für weitere Interessenten. Die Präsentation der Außenstandorte kann im Rahmen der Landespräsentation des Freistaates, die bevorzugt auf
dem Petersberg stattfinden könnte (siehe Punkt 6.3), oder im Infobereich des Einganges
„Nordpark“ erfolgen.
Abbildung 14: Mögliche Außenstandorte
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 43
6. Räumliches Konzept zur Bundesgartenschau 2021 in Erfurt
6.1
Übersicht
Das BUGA-Gelände erstreckt sich entlang eines „blauen Fadens“ links und rechts der Gera.
Hierzu zählt der Kilianipark, der Wohngebietspark Rieth und Nördliche Geraaue, der Nordpark, die Altstadt mit dem Petersberg sowie die südwestlich von der Altstadt gelegenen
Parkanlagen (egapark, Luisenpark, Dendrologischer Garten.
Die Teilbereiche werden folgendermaßen erläutert:
1.
2.
3.
Darstellung der IST-Situation der jeweiligen Flächen
Vorstellung der Maßnahmen zur dauerhaften Inwertsetzung der Areale
Darstellung des Ausstellungskonzept während des Durchführungsjahres der BUGA
Die folgende Abbildung zeigt das Strukturkonzept der BUGA 2021. Die Innenstadt zusammen mit dem Petersberg bildet dabei die Achse zwischen dem egapark mit Luisenpark und
Dendrologischen Garten im Süden sowie dem Grünen Geraband im Norden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 15: Strukturkonzept BUGA 2021 Erfurt
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 45
6.2
egapark
6 .2 .1
IS T -S itu a tio n
Der egapark ist eine eintrittspflichtige Parkanlage und liegt am westlichen Stadtrand der
Thüringer Landeshauptstadt in Richtung Gotha in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landesfunkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks und des Kinderkanals von ARD und ZDF sowie
der Messe Erfurt. Südwestlich des egaparks schließen sich unmittelbar der Dendrologische
Garten und der Dreibrunnenpark/Luisenpark an. Beide Parks sind öffentlich zugänglich.
IST-Situation egapark
Seit 1991 steht das deutschlandweit einmalige Ensemble der „iga 61“ unter Denkmalschutz.
Der Denkmalschutz schließt dabei nicht nur den heute erlebbaren „iga 61“-Raum ein sondern bezieht sich auf die Gesamtfläche des heute 36 ha großen Garten- und Freizeitparks.
Den Auftakt am Haupteingang bildet ein mit Asphalt und Pflaster versiegelter großzügiger
Platz (Festplatz) mit Wasserspielen, Souvenirpavillon und Parkplan. Im Folgenden erschließt sich dem Besucher der erlebbare Raum der „iga 61“. Prägend sind das große Blumenbeet mit den Hallen, den Hallenhöfen, den Vorgärten sowie einer Rasenfläche mit insgesamt sechs Pavillons. Entlang der klar strukturierten Hauptachse am Blumenbeet gelangt
der Besucher zum Rendezvousplatz und den Pflanzenschauhäusern. Seit dem Abriss der
Zentralgaststätte und der Rendezvousbrücke 1997 hat der Platz seine Funktion als Kristallisations- und Aussichtspunkt für die Besucher verloren. Heute ist die Fläche mit Kies und
Kübelpflanzen gestaltet. Von einem Cateringmodul aus, werden Speisen und Getränke
(Imbissniveau) verkauft.
Nordöstlich des großen Platzes befindet sich die Wasserachse, die von Staudenbeeten und
Wiesen eingerahmt wird. Auf abschüssigem Gelände schließen sich attraktive Gartenbereiche (u.a. Rosengarten, Bienenlehrpfad, Wasserspiele, Terrassen) sowie die abgängige
Freilichtbühne an. Vom Standort Buchenwaldblick aus, ist die einzige Aussicht auf die Altstadt von der Landeshauptstadt Erfurt möglich. Landschaftlich wird der Standort der Cyriaksburg, in der sich das Deutsche Gartenbaumuseum befindet, vom Waldpark dominiert.
Dieser Teil des Parks zählt zur Wiege der Parkentwicklung. Einrichtungen, wie die Caponniere, die Sternwarte, der Aussichtsturm, die Parkbühne sowie der Skulpturengarten ergänzen das Angebot.
Entlang der Hauptwegeachse vom Eingang des Gothaer Platz in Richtung Hauptausgang
reihen sich der Karl-Förster Garten, der Japanische Fels- und Wassergarten, die Kleingartenanlage „iga 61“ sowie Mustergärten aneinander. Daran schließt sich Thüringens größter
Spielplatz an. Neben zahlreichen Spielgeräten zählen der Kinderbauernhof sowie der Wasserspielplatz zu den Hauptattraktionen. Eine weitere Attraktion: Das Café am Spielplatz aus
den 1970er Jahren. Gebäude, in denen heute Veranstaltungen des grünen Klassenzimmers
stattfinden, das Terrassencafé sowie Verwaltungs- und Sanitärgebäude, ergänzen die Bebauung bis zum Bereich des Haupteinganges.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Heutige Zonierung des Parks
Abbildung 16: Zonierung des egaparks
© SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 47
Gemäß der im Jahr 2010 erstellten Marktpotenzialanalyse für den egapark soll der Park in
seiner Funktion als Garten für Familien und Besucher aller Generationen gestärkt werden.
In diesem Zusammenhang müssen aber auch die charakteristischen Gartenelemente des
Parks – wie das große Blumenbeet, der Rosengarten, der Skulpturengarten, der japanische
Garten, der Karl-Foerster-Garten die Pflanzenschauhäuser, die Hallen, das Deutsche Gartenbaumuseum, die Sternwarte, der große Spielbereich sowie die Brunnenanlagen und die
Wasserachse - erhalten bleiben und für die zukünftige Nutzung weiterentwickelt werden.
Gemäß der Marktpotenzialanalyse bleibt der egapark dauerhaft eine eintrittspflichtige Parkanlage.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 48
Abbildung 17: Planausschnitt egapark – Dendrologischer Garten / Luisenpark
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Denkmalschutz
Der egapark gehört zu den wichtigsten gärtnerischen Anlagen der 1960er Jahre in Deutschland und ist ein Zeugnis der Gartenarchitektur dieser Zeit. Bei allen Überlegungen für die
Zukunft ist zu beachten, dass der egapark als Gartendenkmal geschützt ist. Alle Angebotsergänzungen und -erweiterungen müssen daraufhin abgeprüft werden. Im Rahmen von
vorbereitenden Abstimmungen mit der Denkmalpflege wurde festgestellt, dass es möglich
ist, Denkmalschutz und in die Zukunft gerichtete Nutzungsergänzungen und -entwicklungen
in Einklang zu bringen.
Aus der gartenarchitektonischen Bedeutung des egapaks heraus wird das Ziel abgeleitet,
hier Gartenkultur auf höchstem Niveau zu präsentieren und den Nutzern und Besuchern zu
vermitteln. Dazu zählen neben der Präsentation der gärtnerischen Anlagen auch die Qualifizierung der Baulichkeiten und das Angebot von Veranstaltungen.
Denkmalstatus
Die Karte zeigt das Denkmalensemble gemäß der Ausweisung von 1992. Alle Änderungen
betreffen Belange des Denkmalschutzes.
Abbildung 18: Luftbild egapark / Denkmalgrenze
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Die Vermittlung der Inhalte von Gartenkultur, Gartenkunst bzw. Gartengestaltung und deren
Bedeutungen im Zusammenhang mit Landschafts- und Stadtentwicklung wird über das
Instrument Gartendenkmal erfolgen. Der Denkmalstatus der „iga ´61“ ist dabei nicht gleich-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 50
zusetzen mit einem Leitthema für den gesamten egapark und für die BUGA 2021. Gleichwohl kann das Thema „iga ´61“ aber zum roten Faden für den räumlich-gärtnerischen Gesamteindruck in einer zukunftsgerichteten Entwicklung werden. Damit werden die Weichen
für die künftige Entwicklung und Ausrichtung des egaparks gestellt.
In Bezug auf den Betrieb der Anlage wird das Ziel verfolgt, ein zukunftweisendes und für
andere denkmalgeprägte Parkanlagen in Deutschland vorbildhaftes Bewirtschaftungsmodell
zu entwickeln.
In 2011 wurde das Parkpflegewerk für den gesamten egapark fertiggestellt. Die darin erarbeiteten Erkenntnisse werden zukünftig mit den vorgesehenen Entwicklungen in Einklang
gebracht.
6 .2 .2
D a u e rh a fte In w e rts e tz u n g e g a p a rk
Nachhaltiges Betriebskonzept
Der egapark wird unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu einer zukunftsweisenden Parkanlage weiterentwickelt.
Das Nachhaltigkeitsmodell für den Park wird zum Thema für die BUGA 2021 und für den
egapark auf Dauer. Dazu ist eine grundsätzliche Neuausrichtung für das Bewirtschaftungskonzept zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus den strukturellen Veränderungen und deren
Auswirkungen werden zur Grundlage für die Bewirtschaftung der Erfurter Grünanlagen und
Parkanlagen in Deutschland.
Eine Gesamt-CO2-Bilanzierung bildet die Basis für das Bewirtschaftungskonzept. Durch
innovative Maßnahmen zum Aufbau eines internen Energiekreises zur Eigenversorgung
werden die Betriebskosten gesenkt und die CO2 Bilanz verbessert.
Das Ziel: Der CO2 neutrale egapark!
Hier liegt eine besondere Chance für die Stadtwerke Erfurt Gruppe, zu einer nachhaltigen
Energieversorgung sowie zur C02-Minimierung beizutragen.
Bausteine des Energiemixmanagements sind

der Umbau der Gebäude unter energetischen Gesichtspunkten,

die Installation von Photovoltaikanlagen auf Gebäuden,

der Einbau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) in einer der Hallen und

der Bau einer Regionalbiogasanlage.
In Verbindung mit den Pflanzenschau- und Winterhäusern kommt der Wärme-KraftKopplung ebenfalls eine große Bedeutung zu. Der Aufbau des internen Wärmenetzes ersetzt die anstehenden Investitionen in kleine Einzelkesselsysteme und ist ebenfalls als ein
Baustein im ökologischen Umbau zu betrachten.
Die Einführung von e-Mobilen komplettiert diese Ansätze zum Energiemix.
Daneben ist der Aufbau eines integrierten Wasserkonzeptes vorgesehen. Dem Aufbau eines autarken Wassersystems durch den Umbau der Regenwasseranlagen unter ökologischen Gesichtspunkten wird dabei ein hoher Stellenwert beigemessen. Der sich abzeich-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 51
nende Klimawandel sowie die bestehenden Kostenstrukturen erfordern auch hier eine
grundsätzliche Neuausrichtung.
Zentrale Elemente eines Regenwassermanagements sind Reinigung und Speicherung der
anfallenden Niederschläge. Die Nutzung des alten Trinkwasserspeichers der ThüWa ThüringenWasser GmbH auf dem Südteil des Geländes schafft hier ideale Voraussetzungen.
Die Flächen der alten Freilichtbühne bieten den Raum zur Aufbereitung des anfallenden
Wassers zu Brauchwasser für die Parkpflege.
Die zukunftsweisenden technischen Systeme sowie die Darstellung einer C02-neutralen,
gartenbaulichen Produktion werden publikumswirksam präsentiert. „Technik zum Anfassen“
wird zum dauerhaften Bestandteil der Parkpräsentation.
Für den Erwerbsgartenbau wird der Park wieder zum berufsständischen Forum. Der Gartenbau ist verstärkt abhängig von energetischen Belangen, die maßgeblich den Produktionsablauf bestimmen. Hier wird der Park in Verbindung mit dem Deutschen Gartenbaumuseum und dem Forschungsstandort Erfurt eine Führungsrolle in der Forschung für den Erwerbsgartenbau einnehmen.
Neue Produktionsmethoden sowie die Ideen zur kleinteiligen urbanen Produktion in innerstädtischen Parkanlagen besetzen zukunftsfähige Themen. Diesen Ansätzen kann sich der
egapark langfristig im Rahmen des new edutainments stellen. Die bereits praktizierte Arbeit
des Gartenbaumuseums auf diesem Gebiet wird noch stärker in den Vordergrund gebracht.
Dadurch wachsen egapark und Gartenbaumuseum stärker zusammen und nutzen Synergieeffekte bei ihrer Arbeit.
Entwicklung einzelner Gartenbereiche
Im egapark der Zukunft werden zahlreiche charakteristische Gartenelemente erkennbar und
nutzbar sein, die auch heute schon den Park prägen. Aufbauend auf den Erkenntnissen der
Marktpotenzialanalyse werden diese Gartenelemente im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die BUGA 2021 in den nächsten Jahren schrittweise entwickelt und zukunftsfähig
gemacht. Im Jahr der Bundesgartenschau sind sie dann Teil des Präsentationsprogramms
und nach der BUGA maßgebliche Bestandteile eines nachhaltigen egaparks.
Aufgrund der speziellen Topographie des egaparks ist die Barrierefreiheit von hoher Bedeutung. Sämtliche Gartenareale sind dahingehend zu entwickeln, dass sie auch von mobilitätseingeschränkten Gästen besucht werden können. Für den egapark stellt dieses Ziel
eine große Herausforderung dar. Zahlreiche Gartenbereiche, wie z.B. der Japanische Garten oder der Rosengarten erfüllen heute nicht die Kriterien der Barrierefreiheit.
Im Folgenden werden einige Gartenareale genannt, die zukünftig bestimmend sein werden:

Im Rahmen der heutigen Wechselflorflächen in einer Größe von über 10.000 qm spielt
das Große Blumenbeet mit über 6.000 qm eine herausragende Rolle. Es ist das Markenzeichen des egaparks. Die 50 jährige Bewirtschaftung mit einer Wechselpflanzung
hat zu einer Ermüdung des Bodens und zur Verseuchung mit Schädlingen geführt. Dies
macht einen neuen Bodenaufbau der Flächen mit besonderen gärtnerischen Kenntnissen notwendig.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 52
Ziel ist die behutsame Weiterentwicklung der gärtnerischen Präsentation für das Große
Blumenbeet unter ökonomischen, ökologischen, ästhetischen und denkmalrelevanten
Aspekten.

Der zukünftige Rosengarten wird wieder zusammenhängend mit der großräumigen
Parkidee von Reinhold Lingner präsentiert. Die vorgesehene Umstrukturierung betrachtet insbesondere auch die barrierefreie Erreichbarkeit mit Kinderwagen, Rollatoren und
Rollstühlen.

Die vielfältigen Stauden- und Gräsergärten entlang der Wasserachse, umgeben von
hohen alten Bäumen und Skulpturen, zählen zu den attraktivsten Parkbereichen. Die
Formen- und Farbenvielfalt überzeugen jeden Besucher.
Der egapark nimmt in Bezug auf die Staudenpräsentation schon heute eine führende
Rolle ein. Diese soll im Zusammenhang mit der Entwicklung des Parks weiter herausgearbeitet werden.

Für den Irisgarten, der neben den zentralen Parkbereichen am Südhang liegt, wird
eine optimierte Erschließung geschaffen. Ziel ist die verbesserte Integration mit anderen Parkbereichen und angrenzenden Anlagen (Dendrologischer Garten und Luisenpark).

Insgesamt sind rund 70 Plastiken, Skulpturen und künstlerische Elemente in den egapark integriert. Der seit 2007 eröffnete Skulpturengarten vor der Cyriaksburg stellt ein
gutes Beispiel für eine zeitgemäße Präsentation eines Gartenareals unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes dar. Dieser Parkteil wird auch zukünftig den Eingangsbereich des Deutschen Gartenbaumuseums prägen.
Der Waldpark mit seiner alten Baumstruktur präsentiert sich auf einer ausgedehnten
Fläche. Mit seinen großen Bäumen und der damit verbundenen Mischung aus Schatten
und Licht bietet er vor allem im Sommer einen hohen Erholungswert. Diesen gilt es zu
erhalten und weiterzuentwickeln.
Der integrierte Naturerlebnispfad bietet interessante Informationsangebote sowie ein
stadtnahes Walderlebnis für die ganze Familie. Durch den Ausbau pädagogischer Angebote wird auch der Waldpark mehr und mehr zum Erlebnisraum auch für Kinder und
Jugendliche.


Der alte Staudengarten oder Karl-Foerster Garten wird wieder besser in das Gesamtsystem des egaparks eingebunden. Die vorhandene Topographie und die gewachsenen Strukturen der Beete bieten ein reizvolles Potenzial, zur Aufwertung.

Der Japanische Fels- und Wassergarten in Hanglage präsentiert sich als zeitgemäßer japanischen Garten (Fels, Wasser, Pflanzen, Pavillons mit Teehaus). Wesentlicher
Handlungsansatz für die Zukunft ist die Maßnahmenumsetzung zur Minimierung der
Beeinträchtigung durch die Gothaer Straße, einer Hauptverkehrserschließung, sowie
die Verbesserung im Bereich der Barrierefreiheit.

Die Pflanzenschauhäuser und hier insbesondere die Schmetterlings- und Kakteenpräsentation zählen bei den Besuchern zu den beliebtesten Attraktionen im Park.
Gleichwohl bedarf es einer Neukonzeption der Häuser. Die Situation heute: Unattraktive Eingangssituation, gegenseitige Störung von Café und Besucherstrom, unklare klimatische Abfolge der Häuser, keine durchgängige Besucherführung, fehlendes Himmelbild, unattraktive funktionslose Gangzonen, hohe Energiekosten (Bau der zentralen
Heizungsanlage 1989, Beheizung über Rohrschlangen und Umluftheizer), keine zeitgemäßen Sanitärbereiche.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 53
Neben den baulichen Maßnahmen wird die Thematisierung der Häuser präzisiert und in
ein modernes Ausstellungskonzept integriert. Für das bestehende Pflanzenschauhaus
wird der Umbau zum gläsernen Klassenzimmer vorgeschlagen.

Hallen 1-4: Der Zustand der 4 Hallen, die Ende der 1950er Jahre als Leistungsschauhäuser für die „iga 61“ gebaut wurden und überwiegend aus Holz bestehen, ist als
schlecht zu bewerten. Unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer, ästhetischer und denkmalrelevanter Aspekte gilt es, den baulichen Zustand der Hallen zu verbessern.

Kleingartenanlage „IGA 61 e.V.“: Die Anlage wird unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen weiterentwickelt und in das Gesamtkonzept eingepasst.
Freizeitattraktionen
Neue zeitgemäße Angebote und zusätzliche Attraktionen sind in Abstimmung mit dem
Denkmalschutz zu integrieren.
Im Rahmen der Marktpotenzialanalyse sind im Jahr 2010 Ideen zur Angebotserweiterung
entwickelt worden. Hierzu zählen vor allem:

Der heutige Spielplatz und der angrenzende Kinderbauernhof erhalten eine deutliche
Attraktivitätssteigerung durch neue zukunftsweisende Anlagen, die in einer Kooperation
mit dem KI.KA (Kinderkanal von ARD und ZDF/ MDR) entstehen könnten.

Das Angebot um naturnahe Freizeitattraktionen wird in ausgewählten Parkbereichen
ergänzt. (z. B. Baumwipfellehrpfad).
Die vorhandene kleine Parkbühne wird zum zentralen Veranstaltungsort im egapark
entwickelt. Aufgrund der Lage ist mit den geringsten Beeinträchtigungen für Anwohner
zu rechnen. Die Ertüchtigung der gesamten Anlage ist erforderlich. Die Arrondierung
der Baulichkeiten mit den Sanitärgebäuden und den historischen Gebäudeteilen der
Cyriaksburg ist dabei notwendig. Der Zuschauerraum benötigt eine Kapazität von max.
500 Sitzplätzen. Eine Blickbeziehung zum Dom unterstreicht die Stadtnähe und dient
als eindrucksvolle Kulisse bei Veranstaltungen.
Abbildung 19: Parkbühne Collage

© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Weitere zusätzliche Angebote werden unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen
entwickelt und in das Gesamtkonzept eingepasst.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 54
6.3
Luisenpark/Dendrologischer Garten
6 .3 .1
IS T -S itu a tio n
Der Luisenpark/Dreienbrunnenpark bildet den Auftakt zu Erfurts ausgedehnten landschaftlichen Parkanlagen im Südwesten der Stadt. Die durch alten Baumbestand geprägte Parkanlage liegt direkt an der Gera (Flutgraben) mit ihren Gewässerarmen Bergstrom und Walkstrom und am Fuße des Dendrologischen Gartens. Mit Bau des Flutgrabens Ende des 19.
Jahrhunderts wurde das Papierwehr mit der Fußgängerbrücke ausgebaut, welche in das
Dreienbrunnengebiet führt. Das ehemals sumpfige Dreienbrunnengelände wurde gegen
Ende des 17. Jahrhunderts durch den Erfurter Ratsmeister Christian Reichart urbar gemacht. In der Reichart`schen Tradition wird im Dreienbrunnengebiet auch noch heute Brunnenkresse produziert. Namensgeber für die Bezeichnung Dreienbrunnen sind drei dicht
nebeneinanderliegende Quellen im südwestlichen Teil des Dendrologischen Gartens. Der
Gera-Radweg führt am Dreienbrunnenbad vorbei über das Papierwehr auf die Westseite
der Gera.
Der Dendrologische Garten liegt am Hang zum Bergstrom unterhalb des Südeingangs des
egaparks. Die ersten parkgestaltenden Maßnahmen beeinflussten ganz maßgeblich der
erste Erfurter Gartenbaudirektor Otto Linne. Der in den Jahren 1959 bis 1961 terrassenförmig angelegte Dendrologische Garten ist heute ein Gartendenkmal. Die Landschaftsarchitekten Hermann Göritz und W. Funcke schufen ein Arboretum mit einer großen Anzahl von
Bäumen und Sträuchern aus der bedeutungsvollen und umfangreichen Familie der Rosengewächse. Der Garten der Rosacceen ist mit hangparallelen Wegen und architektonisch
hervorgehobenen großen Treppen- und Terrassenanlagen beispielhaft in den vorhandenen
Landschaftsraum integriert. Besonders in Szene gesetzt sind die Blütenkirschen mit ihrem
Blütenflor im Frühling sowie die abwechselnde Gestaltung von Rosen-und Staudengruppen
im Sommer. In den Jahren 2002 - 2006 erfolgten pflanzliche Sanierungsmaßnahmen. Auch
die Sitzterrassen mit Pergolen wurden rekonstruiert. Die Verbindungen zu den angrenzenden Parks und Gärten, die überdachte Fußgängerbrücke zum Luisenpark, die Hinführung
zu den Dreiquellen sowie zum späteren Südeingang des egaparks geben dem Park eine
zentrale Lage und haben in Teilbereichen eine hohe Aufenthaltsqualität.
6 .3 .2
te n
D a u e rh a fte In w e rts e tz u n g L u is e n p a rk u . D e n d ro lo g is c h e r G a r-
Luisenpark und Dendrologischer Garten liegen am Hang zur Gera (Flutgraben) unterhalb
des Südeingangs des egaparks. Für beide Parks gilt der Denkmalstatus. Für die Zukunft
werden die gewachsenen Anlagen dem Nutzer Raum für Ruhe und Kontemplation bieten.
Während der egapark als eingezäunte Anlage verbleibt, sind die südlichen Anschlussgrünflächen der Öffentlichkeit frei zugänglich.
Bestehende Spielangebote in den Parkanlagen werden aufgewertet. Zur Förderung der
Erlebbarkeit der südlichen Geraaue, ist eine sichere Zugänglichkeit zum Erlebnisraum Wasser zu gestalten.
Beide Parkelemente verwachsen zu einem erleb- und nutzbaren Grünraum. Damit sichert
die südliche Geraaue hier auch künftig den Raum für eine Freizeitnutzung aller Altersgruppen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 55
6.4
BUGA
Ausstellungskonzept
Dendrologischer Garten
egapark,
Luisenpark/
Aufgrund ihrer räumlichen Nähe zueinander werden die drei Parkanlagen im Rahmen der
Betrachtung für das BUGA-Ausstellungskonzept zusammenfasssend dargestellt.
Der egapark und die angrenzenden Flächen, der Dendrologische Garten und der Luisenpark im Süden, sind die Schwerpunkte für die Präsentation der klassischen Gartenschauthemen im Rahmen der BUGA. Hier werden die bestehenden Potenziale genutzt, für die
Gartenschau aufgewertet und für die Zukunft nachhaltig gestaltet.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 20: BUGA-Konzeptausschnitt egapark
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 57
Während der egapark als eingezäunter Bereich bestehen bleibt, werden der Dendrologische
Garten und der Luisenpark nur für die Zeit der BUGA eingezäunt. Der Gera-Radweg wird
auch während der BUGA ohne Ticket passierbar bleiben. Die Verbindung der beiden angrenzenden Flächen mit dem egapark erfolgt über den Südeingang, der gegenwärtig eine
gewachsene, jedoch nicht zugängliche Erschließung ist. Somit wird zukünftig eine verbesserte Anbindung der ega aus dem südlichen Stadtgebiet Erfurts gegeben sein.
Für die gärtnerischen Präsentationen anlässlich der Gartenschau bietet der egapark bereits
derzeit eine Vielfalt an Angeboten, die sich aus der Entwicklung der letzten 60 Jahre ableiten lassen. Die Themenschwerpunkte für die Durchführung orientieren sich an den bestehenden Flächen. Einige der Flächen wurden bereits vor Erstellung der Machbarkeitsstudie
grundsätzlich überarbeitet, wie z.B. der Stauden- und Skulpturengarten.
Aus dem seitens der dbg für eine BUGA geforderten Spektrum der gärtnerischen Darstellung sind auf dem Gelände des egaparks, des Luisenparks sowie des Dendrologischen
Gartens die folgenden Angebote realisierbar. Auf der Basis der bisherigen Konzepte und
Studien kann dies erfolgen, ohne dass das Parkgefüge in seinem Denkmalkontext beeinträchtig wird oder gar das Gesicht des Parks grundsätzlich verändert werden muss.

10.000 qm Wechselflor: Die größte zusammenhängende Fläche für Wechselflor anlässlich der BUGA wird das
„Große Blumenbeet“. Im Haupteingangsbereich bietet es
den großen blumig bunten Auftakt für alle Gartenschaubesucher und den Wiederkennungseffekt für die Erfurter.
Unter dem Thema „Die Interpretation der Gestaltidee
von Alice Lingner - 60 Jahre nach 61“ sollen sich Planerinnen und Planer mit dem Thema der Bepflanzung zur Gartenschau aber auch unter
dem Aspekt einer tragfähigen Nachnutzung auseinandersetzen. Weitere Flächen für
Wechselflor befinden sich im weiten Areal des egaparks.

2.000 qm Dahlien: Die Präsentation kann auf angestammten Flächen erfolgen. In Abstimmung mit dem
Parkpflegewerk sind historisch ableitbare Orte zu finden.

2.000 qm Obstgehölze: Im Verlauf der Wegeanbindung
von der Infrastrukturfläche „Alte iga“ zum egapark kann
die bestehende Obstanlage mit alten, traditionellen Sorten ergänzt werden. Es entstehen Sichtbeziehungen zu
den Obstanbauflächen südlich der Messe und in den
Steigerwald. Hier wird der Weg von den Stellplätzen
zum Eingangsbereich bereits zum Teil der Schau.

3.250 qm Ziergehölze: Ziergehölze finden in geschützten Lagen der unterschiedlichen Parkteile ihren Raum.
Besonders der Dendrologische Garten und der Luisenpark lassen eine entsprechende Aufwertung für die BUGA und den Zeitraum danach zu.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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
2.000 qm Knollenbegonien: Je nach Gestaltung der
Hallenhöfe findet hier auch die Präsentation der Knollenbegonien statt.

500 qm Lilien und Iris: Der angestammte Platz der
Lilien am oberen Plateau der Südanbindung wird zur
Gartenschau neu interpretiert. Er soll thematisch überleiten in den Irisgarten, der Bestandteil eines neuen Klimawandelgartens an der Südachse sein wird. Die Präsentation der Sorten, die aus der „iga 61“ noch nachweisbar sind, steht im Vordergrund, da sich diese Sorten
über die Jahre bewährt habe.

4.000 qm Rosen: Der neue Rosengarten hat anlässlich
der BUGA mehr als ausreichend Raum, um der Königin
der Blumen ein würdiges Ausstellungsfeld zu bieten. Die
Änderung der bestehenden Bepflanzung beginnt bereits
im Zusammenhang mit dem internationalen Rosenkongress 2018 oder 2020, um dessen Ausrichtung sich die
Landeshauptstadt Erfurt beworben hat. Die Erkenntnisse aus dem Rosenkongress
können dann zum Gartenschaujahr 2021 umgesetzt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Europa-Rosarium in Sangerhausen und dem Rosengarten
von Bad Langensalza bietet sich eine Plattform der Parkzusammenarbeit über das Maß
der Präsentation als Außenstandort hinaus an.

3.750 qm Stauden: Die Stauden sind in vielen Parkbereichen präsent und bieten einen soliden Grundstock
für eine Gartenschau. Unter den zukünftigen klimatischen und gärtnerischen Anforderungen sind Neuanlagen in Parks generell unter dem Aspekt einer nachhaltigen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Ausrichtung
zu entwickeln. Dies wird zur BUGA für den Karl-FörsterGarten exemplarisch dargestellt werden.

1.000 qm Fuchsien: Die Fuchsien werden an der traditionellen Stelle im egapark zwischen den Hallen präsentiert.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 59
6.000 qm Hallenschauen: Die bestehenden Hallen sind für die Durchführung der
Hallenschauen im Rahmen einer BUGA unter den derzeitigen Bedingungen nicht
nutzbar. Im weiteren Verfahren ist zu prüfen, ob eine Ertüchtigung der alten Hallen
möglich ist. Die Einbeziehung der bestehenden Schauhäuser und des Winterquartiers
stehen genauso in der Diskussion wie der Neubau einer Orangerie, die neben dem
Schau- und Überwinterungsaspekt in der Nachnutzung auch Standort für eine
gastronomische Einrichtung sein kann.

Abbildung 21: Blumenhalle Collage
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
-
Der Neubau einer Orangerie am zentralen Standort muss aus Denkmalgesichtspunkten in der alten Kubatur entwickelt werden. Eine Kombination von Pflanzenschau und
Gastronomie kann ein bauliches Highlight während der Gartenschau und Publikumsmagnet in der späteren Nutzung des egaparks werden.
-
Ob eine Nutzung einer Messehalle als Pachtmodell für das Gartenschaujahr in Betracht kommt, muss in den weiteren Planungsschritten geklärt werden.
Für die gartenbauliche Produktion unter dem Aspekt der CO2-Reduzierung - als berufsständische Darstellung zur BUGA 2021 - erscheint der Aufbau eines Schaugewächshauses
unter dem aktuellen Stand der Wissenschaft als sinnvoll.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 60
6.5
Petersberg
6 .5 .1
IS T -S itu a tio n
Die ehemalige, im barocken Baustil errichtete Festungsanlage und Zitadelle des Petersberges liegt im Zentrum der Landeshauptstadt Erfurt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Erfurter Dom mit Domplatz und gegenüber der mittelalterlichen Altstadt. Der Petersberg ist von
großer Bedeutung für die Erholung der Stadtbewohner. Er zählt bereits heute zu einem der
beliebtesten Ausflugszielen der Erfurter Bevölkerung sowie der Gäste der Landeshauptstadt. Der Petersberg wurde in den vergangenen Jahren nicht nur als innenstadtnahe öffentliche Freifläche, sondern auch als multifunktionales innerstädtisches Zentrum für Kultur
und Verwaltung entwickelt.
Ursprünglich wurde die Anlage als Klosterareal genutzt. Das Kernwerk der Zitadelle Petersberg wurde von 1665-1707 um die vorhandene Klosteranlage herum angelegt und in Etappen bis 1868 aus- und umgebaut. 1803 erfolgte die Aufgabe der Klosternutzung. 1813 wurde das Kloster nach einer intensiven Belagerung der Festung zerstört, die schwer beschädigte romanische Basilika im den Folgejahren zum Militärmagazin umgebaut.
Seit den 1990er Jahren erfolgte eine schrittweise Sanierung des Petersbergs zum "Garten
über der Stadt". Um das obere Plateau des Petersberges zu erreichen, durchschreitet man
an dessen Fuße ein klassizistisches Wachgebäude aus dem Jahre 1823. Der Zugang vom
Domplatz zur Zitadelle Petersberg über das vorgelagerte Festungsbauteil Ravelin Peter und
die steinerne Brücke wurde im Rahmen einer Freiraumgestaltung in den Jahren 1992 bis
2001 saniert und ergänzt. Bei der Modellierung des Hanges legte man auf eine großzügige
Gestaltung Wert, bei der eine Tiefgarage integriert und gleichzeitig das Relief des Petersberges als Glacis (baumloses Vorfeld einer Festung) stärker betont wurde.
Im Mittelpunkt des Plateaus befindet sich der große Hauptplatz der Zitadelle, um den die
Gebäude der Kirche St. Peter und Paul, die leerstehende Defensionskaserne, Militärarrestanstalt, Neue Wache und weitere ehemalige Kasernengebäude platziert sind. Dieser ehemalige Exerzierplatz steht heute für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.
Der besonders reizvolle Blick von dem neu gestalteten Plateau offenbart die imposante
Stellung des Petersberges im Erfurter Stadtgefüge und eröffnet einzigartige Aussichten - auf
die Altstadt, auf den Dom und sein Umfeld, auf den egapark und in die Weite des Thüringer
Beckens. In der Abfolge vom egapark zu den Parkanlagen und Grünflächen der nördlichen
Gera-Aue sind unterschiedliche städte-bauliche Situationen erlebbar, in denen der Petersberg das Bindeglied darstellt. Um die Blickbeziehungen zwischen der Stadt und der Zitadelle Petersberg wieder herzustellen, wurde behutsam in die geschützten waldartigen Gehölzbestände am östlichen Hang eingegriffen.
Mit einem Gebäudeneubau, der die Touristinformation sowie ein Café beherbergt, wurde
1999 architektonisch ein nicht unumstrittener neuer Akzent in die Gestaltung eingefügt.
Der neue nördliche Zugang vom Gutenbergplatz, durch eine Kleingartenanlage zur Bastion
Michael, ist im letzten Jahr hergestellt worden.
Auf dem Petersberghang befindet sich heute ein kleiner Weinberg, der die viele Jahrhunderte währende Tradition des Weinanbaus in Erfurt und die Weinpartnerschaft zu Bechtheim im
Rheinland symbolisiert.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 61
Im südwestlichen Bereich des Petersberges wurde das Bundesarbeitsgericht errichtet. Im
Zusammenhang mit diesem Neubau entstand durch die Züricher Landschaftsarchitekten
Kienast, Vogt und Partner, als Bestandteil des Grüngürtels rund um die Zitadelle Petersberg, eine beeindruckende Parkanlage in Form eines Stadtgartens. Ebenfalls beachtenswert sind die Innenhofgestaltungen des Bundesarbeitsgerichts.
Der Petersberg ist in seiner Gesamtheit ein Kulturdenkmal Denkmalschutz und ein ausgewiesenes Bodendenkmal. Einige Areale sind als geschützter Landschaftsbestandteil (GLB)
ausgewiesen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 22: Planausschnitt Petersberg
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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6 .5 .2
D a u e rh a fte In w e rts e tz u n g P e te rs b e rg
Der Petersberg stellt direkt westlich der Altstadt das Bindeglied zwischen dem egapark und
den Parkanlagen und Grünflächen der Geraaue dar.
Ein wichtiges Ziel ist, den Petersberg aus seiner Insellage und Isolation zu befreien und in
die urbane Struktur der angrenzenden Stadtquartiere einzubinden. Zukünftig soll er ein Ort
mit überwiegend öffentlichen Charakter sein, ein Ort für Kultur, Bildung, Freizeit und Erholung.
Für Teile der vorhandenen Baulichkeiten sind bereits Nutzungen gefunden – so beherbergt
ein Gebäudeabschnitt das Landesdenkmalamt und die ehemalige Kirche Peter und Paul ist
Standort für Ausstellungen. Ein neu errichtetes Cafe im Zusammenhang mit dem Festungsensemble wird mehr und mehr zum Anlaufpunkt. Für die dauerhafte Nutzung der ehemaligen Defensionskaserne müssen noch tragfähige Konzepte gefunden und entwickelt werden. Hier wird das Stadtentwicklungsinstrument BUGA 2021 als Motor gesehen, um bestehende Ansätze zu vertiefen bzw. neue Ideen zu finden. In Vorbereitung der zukünftigen
Nutzung der Defensionskaserne können die umgebenden Freianlagen des oberen Plateaus
als freiraumbezogene Standortentwicklung denkmalgerecht umgestaltet und erweitert werden.
Wichtig ist die Etablierung eines unkompliziert nutzbaren Transportsystems, das die Besucher zukünftig auf den Petersberg bringt und das bis zur BUGA installiert werden soll.
6 .5 .3
B U G A A u s s te llu n g s k o n z e p t P e te rs b e rg
Während der Gartenschau ist der Petersberg für die Präsentation des Freistaates Thüringen
vorgesehen. Im “Schaufenster des Freistaates“ wirbt das Bundesland für sich und seine
Institutionen selbst und gibt den Regionen und Kreisen des Landes den notwendigen Rahmen für ihre Darstellung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 23: BUGA-Konzeptausschnitt Petersberg
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Dem landesweiten Tourismus, besonders den Thüringer Gartenreisen, wird ein publikumsnahes Podium geboten. Im Rahmen einer Dauerausstellung (z.B. in der Defensionskaserne
o. a.) sollen die bedeutenden und auch die weniger bekannten Park- und Gartenanlagen
des Landes gezeigt werden, um dem Betrachter interessante Informationen für weitere Aufenthalte in Thüringen zu geben. Die Weitergabe von BUGA-spezifischen Informationen wird
mit dem Infopunkt zum gesamten Land kombiniert.
Zur Zeit der Gartenschau kann – je nach bis dahin erfolgter Entwicklung der Zitadellenanlage – ein Themenschwerpunkt die Darstellung von Stauden in Kombination mit Wechselpflanzungen an markanten Punkten sein. So wird das Blumenwappen am Hang der Altstadt
zugewandten Seite um das Logo der BUGA 2021 ergänzt; es kündet damit weit in die Stadt
sichtbar vom Geschehen selbst. Auch die an der Nord-Westseite liegende Kleingartenanlage „Am Petersberg“ soll in das Gartenschauprogramm eingebunden werden. Hier könnten
auch weitere Nutzungsmodelle für Kleingärten präsentiert werden.
Abbildung 24: Beispiele für Schrägaufzüge Koblenz - Sellin
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 66
6.6
Nordpark – „Alte Fliegerschule“ – „Altes Klärwerk“
6 .6 .1
IS T -S itu a tio n
Der Nordpark ist ein historischer, unter Denkmalschutz stehender Park und Badestandort
mit hohem Identifikationswert für die Stadt.
Im Jahre 1910 wurde die Gera in ein neues Flussbett verlegt und dadurch der Aue-Bereich
des Flusses in diesem Abschnitt trockengelegt. Der Nordpark entstand weitgehend auf
Grundlage einer bereits in den Jahren 1908 bis 1912 durch den Erfurter Gartenbaudirektor
Max Bromme erarbeiteten Konzeption. Ziel war die Anlage eines Volksparks, mit dem Erholungs- und Bewegungsflächen für die Erfurter Bevölkerung der nördlichen Stadtteile geschaffen werden sollten. In den 1970er Jahren wurde der Nordpark erweitert.
Ein wichtiger räumlicher und konzeptioneller Bestandteil des Nordparks ist das als Volksbad
geplante, 1925 eröffnete Nordbad, dessen großzügige Anlage den östlichen Teil des Parks
innerhalb der Flussschleife der Gera einnimmt. Zur damaligen Zeit war es das zweitgrößte
Freibad und eines der am besten ausgestatteten Volksbäder in Deutschland. Aufgrund des
weitestgehend authentischen Erhaltungszustandes ist an dieser Anlage der besondere bauund sozialgeschichtliche Wert auch noch heute ablesbar. Das Nordbad wurde von 2006 bis
2010 umfangreich saniert.
Im Jahr 1937 wurde südlich des Nordbades das Gebäude für eine Fliegerschule unter Einbeziehung eines Parkabschnittes errichtet. Der Gebäudekomplex wurde Ende der 40er
Jahre des letzten Jahrhunderts im Rahmen der "Heimbeschaffung" für die Hitlerjugend errichtet. Ausschlaggebend für den Standort waren die vorhandenen Freiflächen des Nordparks und die Nutzungsmöglichkeit der öffentlichen Duschen im benachbarten "Nordbad".
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Objekt u. a. als Internat und Schulgebäude genutzt. Mehrere Jahre stand das Objekt leer. Mit dem, im Rahmen des Stadtumbauprogramms erfolgten Abriss der ehemaligen Fliegerschule im Jahr 2010 erfolgte die Rückgewinnung des
Standortes für den Nordpark.
Der Park ist auch heute noch ein beliebter, im Sommer stark frequentierter Freiraum mit
zentraler Lage im Stadtgebiet. Er ist ein wichtiges Verbindungsgelenk zwischen dem Stadtkern, den benachbarten gründerzeitlichen Quartieren und den nördlich gelegenen Großwohnsiedlungen. An der Ostseite zur Gera hin durch das Gelände des Nordbades sowie
nach Westen durch das Gelände des Klinikums getrennt ist die Parkanlage weitgehend
abgeschirmt. Der ruhende und fließende Verkehr auf der durch die Parkanlage führenden
Auenstraße stellt eine Beeinträchtigung für die Naherholung dar.
Der Nordpark ist durch das Straßennetz von Norden und Süden her erschlossen. Der GeraRadweg führt am Nordbad vorbei über die Brücke ‚Nordparksteg‘ auf die Ostseite der Gera.
Nördlich grenzt das Gelände einer ehemaligen Kläranlage an, welche bis 1985 in Nutzung
war. Das Areal liegt in direkter Benachbarung zur Gera mit Anschlussmöglichkeit an den
Uferbereich und stellt einen wichtigen Ergänzungsbereich zwischen Nordpark und Sportachse Nord dar. In den Jahren 1995 bis 2005 wurden Teilabschnitte des Geländes saniert.
Die südlich daran anschließende Fläche liegt brach, hier hat sich im Laufe der Jahre durch
Sukzession ein Jungaufwuchs aus Gehölzen gebildet, im mittleren Abschnitt befinden sich
z. T. Entlüftungsschächte. Das Gelände der ehemaligen Kläranlage bildet einen undurchlässigen Bereich. Der Weg entlang der Westseite der Gera ist dadurch unterbrochen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Der nördliche Teil wird als Sportplatz ‚Am Nordpark‘ für Fußball und Rollhockey (Nutzungsbindung bis 2034) mit Vereinsgaststätte genutzt. Der Sportplatz ist nur für die Vereinsöffentlichkeit und daher nur eingeschränkt zugänglich.
Der Gera-Radweg verläuft nur in diesem Abschnitt auf der Ostseite der Gera. Im Bereich
der ehemaligen Kläranlage liegt eine Vorbehaltsfläche für ein Regenrückhaltebecken. Das
auf dem Areal benachbarte Wohngrundstück Auenstraße 38d wurde zwischenzeitlich an
Privateigentümer verkauft.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 25: Planausschnitt Nordpark
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 69
6 .6 .2
D a u e rh a fte In w e rts e tz u n g N o rd p a rk
Der Nordpark mit dem Nordbad sowie die Flächen der Alten Fliegerschule und des Alten
Klärwerks werden als zusammenhängende Grünfläche in der Geraaue gemeinsam betrachtet. Dieser als unverzichtbarer, stadtbildprägender Grünraum in zentraler Lage liegende
Bereich stellt ein wichtiges Verbindungsgelenk zwischen dem Stadtkern, den benachbarten
gründerzeitlichen Quartieren und den nördlich gelegenen Großsiedlungen dar. Vor allem die
freiraumplanerische Erweiterung des Nordparks um die Bereiche der Alten Fliegerschule
und der Alten Kläranlage stellt eine Chance dar, um der hohen Inanspruchnahme des
Nordparks mit einem erhöhten Freiraumangebot gerecht werden zu können.
Die zukünftige Gestaltung und Nutzung wird geprägt von der Kombination denkmalgeschützter Volksparkareale (Nordpark) mit neuartigen „Themengärten“, die auf den heutigen
Brachflächen (u.a. altes Klärwerk) entstehen. Die Gestaltung erfolgt mit dem Ziel, neue
Angebote für eine aktive Freizeitgestaltung zu entwickeln, von der vorwiegend die Anwohner profitieren.
Im Aufgreifen der Erfurter Tradition des bürgerschaftlichen Engagements erfolgt die planerische und inhaltliche Entwicklung der Angebote in enger Abstimmung mit den Anwohnern.
Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, die Anwohner auch für die Betreuung, die weitere
Entwicklung und ggf. auch die Pflege der Anlage zu gewinnen. Die zunehmend erkennbare
Tendenz, öffentliche Grünflächen durch individualisierte Nutzungen in Anspruch zu nehmen,
könnte hier in Zusammenarbeit mit den Bürgern so gesteuert werden, dass sowohl den
öffentlichen als auch die individuellen Interessen Rechnung getragen wird.
Die Gestaltung der Themengärten sind im weiteren Verfahren zu konkretisieren. Folgende
Ideen wurden in den Abstimmungsrunden bisher geäußert: “Edutainment-Garten“, “MehrGenerationen-Garten“, “Garten für die Älteren“, “Chill-out-Garten für die Jungen“, “ZeitenWandel-Garten“, “Stadtteil-Garten“, “Veranstaltungs-Garten“ etc.
Der Bereich des Alten Klärwerkes stellt einen unverzichtbaren Teilabschnitt für den Lückenschluss einer durchgängigen Vernetzung (Gera-Radweg) entlang des westlichen GeraUfers mit den nördlichen Großwohnsiedlungen dar. Diese Brachfläche soll eine freiraumplanerische Entwicklung zu einem dauerhaften, öffentlichen Freiraum erfahren, die zu einer
Verbesserung der stadträumlichen Durchlässigkeit beiträgt. Im weiteren Verfahren ist ebenfalls zu bestimmen, ob im Umfeld des Alten Klärwerks ggf. eine Anlaufstelle für die verschiedenen Vereine einschließlich gastronomischen Angebot gebaut werden könnte. Die
Lage am Geraradweg in der direkten Nähe zum Helios-Klinikum und zwischen diversen
Sportanlagen bietet sich hier an.
Der bestehende Nordpark wird unter Berücksichtigung der relevanten Aspekte des Denkmalschutzes durch ergänzende und neue Bepflanzungen entwickelt und damit in seiner
Beliebtheit bei den Bürgerinnen und Bürgern aufgewertet. So soll ein zeitgemäßer Wohngebietspark entstehen.
Im Zusammenhang mit der Einbeziehung des Nordbades muss auch eine verträgliche Regelung für die zukünftige Erschließung und das Angebot an Stellplätzen für das Nordbad
gefunden werden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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6 .6 .3
B U G A - A u s s te llu n g s k o n z e p t N o rd p a rk
Abbildung 26: BUGA-Konzeptausschnitt Nordpark
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Der Nordpark mit seinen angrenzenden Flächen zählt zur nördlich gelegenen eingezäunten
BUGA-Veranstaltungsfläche. Die Zugänglichkeit des Nordbades sowie die Befahrbarkeit
des Geraradweges wird dabei auch ohne BUGA-Ticket möglich sein.
Mit der Stadtbahn – BUGA auf Achse – sowie ausleihbaren Elektrofahrrädern (Pedelecs)
werden die Flächen im Norden für die BUGA-Besucher erschlossen.
Für die Themengärten wird die BUGA der Motor der Entwicklung sein. So entsteht aus dem
Ausstellungsbereich „Friedhof und Grabmal“ zur BUGA der “Zeiten-Wandel-Garten“. Die
Präsentation von Freizeitgeräten und Spielanlagen während der BUGA wird zum “MehrGenerationen-Garten“ bzw. der “Chill-out-Garten“ weiterentwickelt. Hier sollen Orte für die
Begegnung der Generationen entstehen, um mit altersgerechte Angeboten im öffentlichen
Raum zur Verbesserung der generationenübergreifenden Kontakte beizutragen.
Die Flächen bieten außerdem ausreichend Raum für die Präsentation des Garten- und
Landschaftsbaus und der Umwelt- und Naturschutzverbände.
Neben den Themengärten werden klassische Gartenschauthemen aus dem floralen Bereich
auf den Flächen platziert. Hierzu zählen:

3.000 qm Wechselflor

1.250 qm Stauden

2.000 qm Rosen

1.000 qm Dahlien

250 qm Lilien

5.000 qm Grabbepflanzung
Auch das Thema Religionen findet im Nordpark seinen Platz während der Zeit der BUGA.
Hier präsentieren sich die unterschiedlichen Kulturen und Konfessionen in einem gemeinsamen Themengarten. Sie schlagen so den Bogen zu den verschiedenen Begräbnisformen,
die durch die Friedhofgärtner aufgenommen und pflanzlich interpretiert werden.
Somit zählt der Nordpark mit seinen ergänzenden Themengärten zu einem der Schauschwerpunkte im Rahmen der BUGA 2021.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 72
6.7
Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue,
„Altes Heizwerk“
6 .7 .1
IS T -S itu a tio n
Die heutigen Wohngebietsparks "Rieth" und "Nördliche Gera-Aue" sind aus ehemaligen
Gartenflächen und landwirtschaftlichen Feldern im Zusammenhang mit dem Bau der Großwohnsiedlungen zu Beginn der 1970er entstanden. Die Parkanlage "Rieth" befindet sich auf
Flächen östlich und westlich der Gera mit Verbindung über eine Fuß- und Radbrücke. Integriert sind mehrere Kinderspielbereiche bzw. ein Bolzplatz. Die z.T. vierspurige Straße der
Nationen sowie die parallele Eisenbahnstrecke bilden eine deutliche Barriere zwischen der
Parkanlage "Rieth" und der Parkanlage "Nördliche Gera-Aue", die Überquerung ist über
eine Fuß- und Radbrücke möglich. Die Parkanlage "Nördliche Gera-Aue" zwischen Wohngebiet Moskauer Platz und Gera ist durch weite offene Rasenflächen, Bäume sowie Spielund Sportbereiche geprägt. Den östlichen Abschluss bildet die Kleingartenanlage ‚Am Ried‘,
direkt am Übergang zur Gera. Teilflächen sind als Geschützte Landschaftsbestandteile
(GLB) ausgewiesen bzw. als Überschwemmungsgebiet festgesetzt.
Das weiter nördlich gelegene eingezäunte Gewerbegebiet Zittauer Straße schränkt die Verknüpfung zwischen der Gera zum Ortsteil Gispersleben - Kiliani erheblich ein.
Die parkinternen Wegenetze knüpfen punktuell an die benachbarten Wohnquartiere an. Der
Gera-Radweg führt durch diese Parkanlage.
Das ehemalige Kraftwerk Gispersleben liegt zwischen dem Kilianipark und dem Wohngebietspark "Nördliche Gera-Aue". Das Heizkraftwerk entstand 1901 zunächst als Wassermühle zur Stromerzeugung, ab 1924 erfolgte der Ausbau zum Kohlekraftwerk, in den Jahren 1962 bis zur Betriebsstilllegung 1991 wurde die Anlage als Heizkraftwerk genutzt. Auf
den Freiflächen des brachliegenden Betriebsareals haben sich im Laufe der Zeit durch Sukzession ruderale Staudenfluren bzw. junge Gehölzflächen gebildet.
Das unzugängliche Brachgelände des Heizkraftwerkes reicht bis auf wenige Meter an das
Ufer der Gera heran und stellt dadurch eine gefahrenträchtige Engstelle am Gera-Radweg
und räumliche Trennung zwischen Parkanlage Nördliche Gera-Aue und Kilianipark dar.
Über Fußwege und das Wehr besteht eine Verbindung in den Ortsteil Gispersleben - Viti.
Der benachbarte ehemalige Friedhof von Gisperlebeben-Kiliani wurde zu DDR-Zeiten
überwiegend in den Kraftwerksbereich mit einbezogen, ein Teil des Geländes wurde in
2009 wieder zur Erinnerungsstätte umgestaltet.
Der nördlich anschließende Kilianipark ist eine historische Parkanlage, die sich parallel zur
Gera erstreckt und den nördlichsten Punkt der Gera-Aue im kompakt bebauten Stadtgebiet
darstellt. Der Park wird geprägt von seinem wertvollen und raumwirksamen Altbaumbestand
und den alten Mühlenläufen und zählt zu den schönsten Parkanlagen der Stadt.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 27: Planausschnitt Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue,
„Altes Heizwerk“
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Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 74
6 .7 .2 D a u e rh a fte In w e rts e tz u n g , K ilia n ip a rk , W o h n g e b ie ts p a rk R ie th
u . N ö rd l. G e ra a u e , „ A lte s H e iz k ra ftw e rk “
Am Übergang der Geraaue von der Stadt zur Landschaft wird eine weitere Kombination von
dauerhaften Parkanlagen entwickelt. Bestehende Flächen werden aufgewertet und neue
geschaffen.
Der Park mit seinem wertvollen Baumbestand und den alten Mühlenläufen wird aus dem
bestehenden Schattendasein und seiner strukturellen Insellage heraus geführt und zum
beliebten Ausflugsort für die Erfurter Bürger in der Geraaue weiterentwickelt. Dazu tragen
sowohl das schon bestehende Ausflugslokal bei, als auch die zukünftige Präsentation des
„Erfurter Rhododendron Hains“.
Der Bereich des Alten Heizwerkes stellt dabei eine unverzichtbare Potenzialfläche für die
Erweiterung des Kilianiparks und dessen durchgängige Verbindung zu den Freiflächen des
Geraauenparks dar. Die freiraumplanerische Teilentwicklung der Brachfläche zu einem
öffentlichen Freiraum soll zur Verbesserung der stadträumlichen Durchlässigkeit und der
inneren Ortsrandentwicklung führen.
Für den Wohngebietspark Rieth und den Wohngebietspark Nördliche Geraaue besteht die
Idee der Etablierung von neuen Nutzungen auf öffentlichen Flächen in der unmittelbaren
Nähe zu den einzelnen Wohngebieten. Bestehende Angebote, Wege (z.B. Geraradweg)
und die Vegetativen sind in die Planungen für die Flächen zu integrieren. Zu den Maßnahmen zählen:

Die Schaffung von naturnahen Erlebnisräumen für Jung und Alt (Barrierefreiheit) in der
Geraaue.

Angebote in Teilbereichen, die unter der Überschrift der urbanen Landwirtschaft zusammenzufassen sind. Gedacht ist an einen Experimentierraum, der einerseits an die
Erfurter Tradition im Produktionsgartenbau erinnert und andererseits an die wachsenden Ansprüche an eine Nahrungsmittelproduktion für den täglichen Bedarf in der Nähe
zu städtischen Ballungsräumen anknüpft.

Die Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels, die Notwendigkeit der Einsparung
von Energie und die Berücksichtigung von ökologischen Kreisläufen bei der Produktion
von Obst und Gemüse sind Themenfelder, die beispielhaft auch für andere Standorte in
den genannten Parkanlagen präsentiert werden können.

Das Alte Heizwerk und die umgebenden Flächen könnten zu einem Standort der Information im Sinne der vorgenannten Nutzungen umgewandelt werden – vom Heizwerk
zum Öko-Infowerk wäre das Thema an dieser Stelle. Hier bietet sich die Präsentation
von Umwelt- und Naturschutzverbänden an.
Durch Integration der Rückbauflächen des Stadtumbaus als öffentliche Freiräume in den
Gera-Grünzug kann eine freiraumplanerisch stärkere Vernetzung der Parkanlagen mit den
Wohnquartieren erfolgen.
Die weitere ökologische Entwicklung der Gera mit entsprechenden Retentions- und Pufferräumen kann eine neue großzügige Parklandschaft entstehen lassen, der sich schwerpunktmäßig mit dem Element Wasser beschäftigt. Ein moderner "englischer Garten" kann
hier das Erlebnis "Wasser" mit seinen Aufenthalts- und Erholungsqualitäten den Bewohnern
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 75
und Besuchern näher bringen, entsprechend dem Eisbach im Englischen Garten von München.
6 .7 .3
B U G A - A u s s te llu n g s k o n z e p t K ilia n ip a rk
Mit der beabsichtigten Entwicklung des Rhododendron- und Azaleenhain für die Dauernutzung bieten sich im Jahr der BUGA interessante Ausflüge in den Kilianipark an. Auch das
Experimentierfeld der urbanen Landwirtschaft an dieser Stelle wird im Gartenschaujahr, je
nach Weiterentwicklung des Themas in der gesellschaftlichen Debatte, präsentiert. Für die
Fläche vom Kiliani bis zum Riehtpark sind keine Einzäunungen vorgesehen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Abbildung 28: BUGA-Konzeptausschnitt Kilianipark
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6.8
Veranstaltungsflächen
Hauptbühne
Die abfallenden Wiesenflächen im Dendrologischen Garten mit der Kulisse des Ufergrüns
der Geraaue im Vordergrund und des Steigerwaldes im Hintergrund stellen den idealen
Raum für eine zentrale Veranstaltungsfläche zur BUGA dar. Sämtliche Flächen stehen unter Denkmalschutz.
Die Nutzung der Wiesenflächen stellt nur einen überschaubaren Eingriff in die Parkstruktur
dar. Die vorhandene Straßenanbindung bietet beste Voraussetzungen für die BühnenErschließung bei Veranstaltungen. Durch die räumliche Trennung des Dendrologischen
Gartens vom egapark können hier Abendveranstaltungen stattfinden, ohne den egapark
offen halten zu müssen. So wird während der Durchführung personaleffizient gewirtschaftet.
Eine mobile Bestuhlung ist für 1.000 Personen vorgesehen. Die Wiesenflächen und Terrassen lassen insgesamt bis zu 1.500 Zuschauer problemlos zu.
Nach dem Durchführungsjahr der BUGA wird die Bühne wieder abgebaut (es ist ausschließlich eine temporäre Nutzung vorgesehen).
Parkbühne
Die Parkbühne im egapark ergänzt die Veranstaltungsmöglichkeiten. Durch die räumliche
Trennung können unterschiedliche Veranstaltungen parallel durchgeführt werden, ohne sich
gegenseitig zu beeinflussen.
Festhalle
Für die Durchführung kleinerer Empfänge stehen die Empfangshalle und das Deutsche
Gartenbaumuseum zur Verfügung. Größere Veranstaltungen werden auf dem Petersberg
ihren Platz finden. Fachseminare mit kleineren Teilnehmerzahlen können ggf. in den Räumen des Deutschen Gartenbaumuseums durchgeführt werden.
Nutzungsmöglichkeiten für das Haus „Buchenwaldblick“ müssen insbesondere unter Berücksichtigung ökonomischer Kriterien entwickelt werden.
Bühne Petersberg
Die Bühne auf dem Petersberg ist vorwiegend für Veranstaltungen bzw. Präsentationen des
Freistaates Thüringen vorgesehen.
Nordparkbühne
In die Themengärten des Nordparks kann eine Kleinkunst- und Laienbühne integriert werden. Hier sind Veranstaltungen geplant, die die jüngeren Besucher ansprechen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 78
7. Nachhaltigkeit
Das im vorigen Kapitel dargestellte BUGA-Raumkonzept für die Landeshauptstadt Erfurt
2021 wird maßgeblich von dem Aspekt der Nachhaltigkeit geprägt.
Die einzelnen Ansätze und Maßnahmenvorschläge sind darauf ausgerichtet vorwiegend
vorhandene Park- und Gartenanlagen, die sich attraktiv in die städtischen Strukturen von
Erfurt einbetten, zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Dies erfolgt mit innovativen Bewirtschaftungsmodellen, die eine dauerhafte Minimierung des Ressourceneinsatzes ermöglichen. Darüber hinaus wird das Wohlbefinden der Erfurter Bürger durch attraktivere Grünanlagen im direkten Wohnumfeld gesteigert.
Mobilitätseingeschränkte Gäste und Einwohner Erfurts profitieren zukünftig von weiteren
barrierefreien Angeboten. Bereits heute wird viel für die Barrierefreiheit im Tourismus in der
Landeshauptstadt Erfurt getan, ein Ziel, das die Erfurt Tourismus und Marketing GmbH seit
über zehn Jahren intensiv verfolgt.
Die Nachhaltigkeitsziele für die jeweiligen Park- und Gartenanlagen wurden detailliert unter
Kapitel 6 aufgezeigt.
Mit Zielen, wie der Schaffung eines CO2 neutralen egaparks oder der Installation eines ÖkoInfo-Werks im alten Heizkraftwerk im Kilianipark betreten die Landeshauptstadt Erfurt und
die betreuenden Büros im Rahmen der BUGA Vorbereitung Neuland. Hierzu bedarf es der
intensiven Kooperation mit den Fakultäten für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst
an der Fachhochschule Erfurt, der Erfurter Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau sowie dem
Leibniz- Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ). Insbesondere die notwendige konkrete Maßnahmenbegleitung bzw. -erarbeitung durch Semester- und Abschlussarbeiten der
einzelnen Fachgebiete bietet eine kostenverträgliche wissenschaftliche und ergebnisorientierte Zuarbeit.
Der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein Gewinn für beide Seiten und ergänzt
das Konzept der Bildungslandschaften.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 79
8. Besucherprognose
8.1
Vorgehensweise
Bei der Abschätzung der Besucherzahlen für die BUGA Erfurt 2021 wurden drei Besuchertypen betrachtet:

Tagesausflügler vom Wohnort aus (Primärmarkt),
Tagesausflügler vom Urlaubsort aus (Sekundärmarkt I) und

übernachtende Touristen mit der BUGA als Hauptreiseanlass (Sekundärmarkt II).

Wenn in der Folge von Besuchern gesprochen wird, dann sind damit sogenannte Besuchertage oder Besuche gemeint. Ab hier wird daher auch nur noch von Besuchen gesprochen.
Das bedeutet, dass ein Dauerkarteninhaber (also ein Besucher), der die BUGA zehn Mal
besucht, mit zehn Besuchertagen bzw. Besuchen zu Buche schlägt. Bei den bisher bei Gartenschauen auf Landes- und Bundesebene offiziellen bzw. publizierten Besucherzahlen
handelt es sich genau genommen um Besuchszahlen.
Für die Zahl der aus dem Primärmarkt zu gewinnenden Besuche sind im Wesentlichen

das Einwohnerpotenzial im Einzugsgebiet der BUGA Erfurt 2021 und

die Aktivitätsquote maßgeblich.
Als Aktivitätsquote bezeichnet man die Anzahl der Besuche bezogen auf die Bevölkerung.
Unter der Annahme, dass jeder zweite Erfurter ein Mal die BUGA 2021 besuchen würde,
ergäbe sich für die Erfurter eine Aktivitätsquote von 50 Prozent.
Da die Aktivitätsquote unter anderem maßgeblich von der Anreisedauer abhängt, ist es für
die Besuchsprognose der BUGA Erfurt 2021 erforderlich, das Einzugsgebiet nach dem Kriterium der Anreisedauer in verschiedene Zonen zu gliedern. Die Einwohnerzahlen in diesen
Zonen können dann mit den entsprechenden Aktivitätsquotienten verschnitten werden.
Für die aus dem Sekundärmarkt I zu gewinnenden Besucher sind maßgeblich:


die Anzahl der Urlaubsgäste im Einzugsgebiet der BUGA Erfurt 2021 und
deren Aktivitätsquote.
Auch die Aktivitätsquote der Urlaubsgäste hängt von der erforderlichen Anreisedauer ab.
Nach empirischen Grundlagenuntersuchungen des DWIF zum Tages- und Übernachtungstourismus in Deutschland ist die durchschnittliche Ausflugsentfernung bei Tagesausflügen
vom Urlaubsort aus geringer als bei Ausflügen vom Wohnort aus. Einzugsgebiet und Aktivitätsquoten der Urlauber werden nachfolgend noch genauer erläutert.
Für die Anzahl der Besucher aus dem Sekundärmarkt II ist entscheidend:


die Attraktivität der BUGA selbst und
die Attraktivität der BUGA-Stadt und die der umliegenden Region.
Zur Abschätzung der erzielbaren Besucher aus dem Sekundärmarkt II wurden Analogien zu
den Bundesgartenschauen in Potsdam und Magdeburg gebildet, die dafür aufgrund ihrer
Lage und ihres Charakters besonders geeignet erscheinen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 80
8.2
Primär- und Sekundärmarkt
Primärmarkt: Einwohner im Einzugsgebiet
Für die Betrachtung des Potenzials an Besuchen, die sich aus der Wohnbevölkerung in der
Region zusammensetzen, werden folgende Zonen definiert. Die folgenden Angaben entsprechen dabei der Fahrtzeit per Personenkraftwagen aus der jeweiligen Region nach Erfurt:






Zone 1: 0 bis unter 30 Minuten Fahrtzeit
Zone 2: 30 bis unter 60 Minuten Fahrtzeit
Zone 3: 60 bis unter 90 Minuten Fahrtzeit
Zone 4: 90 bis unter 120 Minuten Fahrtzeit
Zone 5: 120 bis unter 180 Minuten Fahrtzeit
Zone 6: 180 bis 240 Minuten Fahrtzeit
Abbildung 29: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem PKW
© ift GmbH 2011
Die Fahrtzeiten und somit die ermittelten Isochronen wurden mithilfe eines geografischen
Informationssystems berechnet. Auf Grundlage der Einwohnerzahlen sämtlicher Kommunen
konnten den einzelnen Zonen die entsprechenden Einwohnerzahlen zugewiesen werden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 81
Neben dem Einzugsbereich mit dem PKW wird hier auch der Einzugsbereich mit der Bahn
(ICE) dargestellt. Die Landeshauptstadt Erfurt wird ab 2017 an einem zentralen, leistungsstarken Knoten des deutschen ICE-Netzes liegen. Erfurt wird dann aus Frankfurt/Main,
München, Berlin und Dresden in gut zwei Stunden erreichbar sein. Daraus folgt eine enorme Steigerung des Einzugsbereiches von Tagestouristen, gerade auch im Rahmen von
Großveranstaltungen wie der BUGA.
Die schnelle Erreichbarkeit Erfurts auf der Schiene und die unmittelbare Anbindung des
Bahnhofes an den ÖPNV lassen eine schnelle Erreichbarkeit aller Ziele der Stadt, so auch
der zukünftigen Gartenschaugelände erzielen.
Abbildung 30: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem ICE
Die genannten Einwohnerzahlen basieren auf Angaben des Statistischen Bundesamtes
bzw. der Statistischen Landesämter für das Jahr 2010. Bis 2020 ist in Bezug auf die demografische Entwicklung für die Landeshauptstadt Erfurt sowie für ausgewählte Ballungsräume
in Ost- und Westdeutschland (Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main) mit einer insgesamt
stabilen Entwicklung zu rechnen. Ländliche Regionen in den relevanten Quellgebieten werden dagegen Bevölkerungsrückgänge von zehn und mehr Prozent zu verzeichnen haben.
Für alle betrachteten Quellgebiete gilt, dass die Anzahl der Personen in der Altersklasse „65
plus“ zunehmen wird.
Aufgrund der voraussichtlich recht stabilen Bevölkerungsentwicklung in den Ballungsräumen und der Zunahme der Anzahl von Personen, die zur Kernzielgruppe von Gartenschauen zählen (65 plus), ist eine auf den Einwohnerzahlen von 2010 basierende Berechnung als
realistisches Szenario zu werten.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 82
Zur Bewertung der Bevölkerungspotenziale von Erfurt in den jeweiligen Einzugsgebieten
wurde ein betrachtender Vergleich mit der BUGA Magdeburg 1999 und der BUGA Potsdam
2001 durchgeführt. Magdeburg und Potsdam wurden als Referenzstandorte ausgewählt, da

beide Städte ähnliche Einwohnerzahlen haben (Bevölkerung in der Stadt selbst),

sich Magdeburg und die Landeshauptstadt Erfurt durch ihre geografische Lage und die
Quellgebietsstrukturen ähneln,

Potsdam aufgrund ähnlicher Einwohnerstrukturen in Bezug auf das Freizeitverhalten
(Besuch von Parks und Gärten) und die touristischen Nachfragestrukturen (Geschäftsund Städte-/Kulturtourismus) mit der Landeshauptstadt Erfurt vergleichbar ist.
Ein Vergleich mit den Einzugsgebieten der BUGA Magdeburg 1999 sowie der BUGA Potsdam 2001 zeigt, dass das Bevölkerungspotenzial von Erfurt bis 60 Minuten aufgrund fehlender Ballungsräume geringer ist, als in Magdeburg oder Potsdam. Dagegen verfügt Erfurt
im Einzugsbereich zwischen 120 und 240 Minuten in diesem Vergleich über die höchsten
Einwohnerpotenziale. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein Anfahrtsweg von
mehr als zwei Stunden für einen Bundesgartenschaubesuch nur noch von einem geringen
Prozentsatz der Bevölkerung akzeptiert wird.
Abbildung 31: Einzugsgebiete BUGA Magdeburg u. Potsdam
© ift GmbH 2011
Ein weiteres Kernergebnis ist, dass die Kaufkraft im besonders relevanten Einzugsgebiet
bis zu zwei Stunden im Vergleich geringer ausfällt. Sie liegt in Erfurt 7 Prozent unter der
Kaufkraft im Berliner Einzugsbereich und bei nur knapp 50 Prozent des vergleichbaren Wertes von München mit Umland. Dies ist bei der Besuchsprognose als Einschränkung zu berücksichtigen und hat aus Marketingsicht zudem wichtige Konsequenzen für die zu verfolgende Preispolitik.
Besuche aus dem Sekundärmarkt:

Urlaubsortstarter: Gegenüber Ausflüglern, die von ihrem Wohnort aus zu einer Tagesreise starten, haben Urlaubsreisende, die von ihrem Übernachtungsort zu einem
Gartenschaubesuch starten, einen räumlich wesentlich geringeren Aktionsradius. Die
durchschnittlich bei einem Tagesausflug vom Urlaubsort zurückgelegte Strecke beträgt
nur rund 30 Kilometer, gegenüber 70 Kilometern bei Ausflügen vom Wohnort aus. Für
die Besucherprognose für die BUGA Erfurt 2021 wurden daher nur Urlauber mit Über-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 83
nachtungsort in einer Entfernung von bis zu 30 Minuten Fahrtzeit von Erfurt berücksichtigt.
Insgesamt wurden 2010 im Umkreis von 30 Minuten Fahrtzeit vom Standort der
BUGA Erfurt 2021 rund 900 Tsd. Ankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben
verzeichnet.

BUGA-Urlauber: Der Sekundärmarkt II umfasst Besucher, für die die BUGA Erfurt
2021 der Hauptanlass einer Reise nach Erfurt oder in dessen Umgebung ist. Empirisch zeigt sich, dass ihr Anteil und ihr Volumen in etwa den Übernachtungsgästen
entsprichen, die im Rahmen einer Reise in die Ausrichterstadt der Gartenschau auch
besuchen. Daher wird ihr Volumen auf die gleiche Höhe wie die Urlaubsgäste aus dem
Urlaubsortstartermarkt geschätzt.
Aktivitätsquotienten
Die Aktivitätsquotienten für die verschiedenen Zonen des Einzugsgebietes wurden auf Basis der Ergebnisse der durch ift durchgeführten Besucherbefragungen auf den Bundesgartenschauen Magdeburg 1999 und Potsdam 2001 empirisch ermittelt. Die Besucher wurden
jeweils nach der Dauer ihrer Anreise befragt.
Tabelle 2: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zur Herkunft der Besucher
Magdeburg
Potsdam
29%
12%
60%
58%
5%
5%
30 bis unter 60 Minuten
19%
22%
60 bis unter 120 Minuten
31%
27%
120 Minuten und mehr
45%
46%
Anteil an Besuchen total
11%
30%
- davon Hauptanlass BUGA /
BUGA
57%
45%
- davon Hauptanlass Besuch
Stadt/Region
43%
55%
Standortkommune
Wohnortstarter
Anteil an Besuchen total
bis unter 30 Minuten
Urlaubsortstarter
Quelle: dbg-Besucherbefragungen 1999-2005
Darüber konnte ermittelt werden, wie viele Besuche aus den betreffenden Zonen des Einzugsgebietes die verschiedenen Gartenschauen generiert hatten. Durch Division der abso-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 84
luten Besuchszahlen aus den Zonen durch die Einwohnerzahlen der jeweiligen Zonen konnten die Aktivitätsquotienten für die einzelnen Zonen ermittelt werden.
Tabelle 3: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zu Aktivitätsquotienten
Aktivitätsquotienten
Magdeburg
Potsdam
289%
124%
bis unter 30 Minuten
34%
13%
30 bis unter 60 Minuten
22%
20%
60 bis unter 120 Minuten
4%
9%
120 Minuten und mehr
3%
3%
Urlaubsortstarter
4%
10%
Standortkommune
Wohnortstarter
Quelle: dbg-Besucherbefragungen 1999, 2001
Es wird deutlich, dass die realisierten Aktivitätsquotienten in den verschiedenen Zonen des
Einzugsgebietes zum Teil sehr unterschiedlich waren (Lesebeispiel: Die rund 230.000 Einwohner Magdeburgs besuchten die BUGA im Durchschnitt 2,89 mal). Während in Magdeburg deutlich mehr Einwohner aus der Stadt selbst bzw. aus dem direkten Umfeld für einen
BUGA Besuch gewonnen werden konnten, verzeichnete Potsdam deutlich höhere Besucheranteile aus weiter entfernten Einzugsgebieten (Radius 60 bis 120 Minuten, Urlauber)
Die Ableitung der folgenden Aktivitätsquotienten für Erfurt (Einwohner, Wohnortstarter, Urlaubsortstarter, BUGA-Urlauber) basieren einerseits auf Referenzkennziffern der Gartenschauen von Potsdam und Magdeburg. Zusätzlich erfolgte eine individuelle Anpassung für
Erfurt. Die Bewertungsparameter hierfür bildeten zum einen Marktforschungsergebnisse
von weiteren (Bundes-)Gartenschauen (einschließlich egapark), Nachfragedaten zum Tourismus in Erfurt sowie Gespräche mit verantwortlichen Akteuren aus Erfurt und ausgewiesenen Gartenschauexperten, die über Erfahrungen im Management von Bundes- und Landesgartenschauen verfügen. Zu den Bewertungsparametern zählten insbesondere:

Die Bevölkerungspotenziale und die Kaufkraft in den relevanten Quellgebieten

Die voraussichtliche Attraktivität des Angebotes1 der BUGA Erfurt 2021

Die Lage und Erreichbarkeit von Erfurt

Die Attraktivität Erfurts als Städtereiseziel und der Umgebung

Das Wettbewerbsumfeld (alternative Ziele für Tagesausflüge)

Trends

Experteneinschätzungen zur zukünftigen Entwicklung von Bundesgartenschauen.
1Geländeform,
Geländegröße, Gestaltung des Geländes, Attraktionen im gärtnerischen und nichtgärtnerischen Bereich, Veranstaltungen etc.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 85
Die zu erwartende Besucherzahl (Primär- und Sekundärmarkt) ergibt sich somit aus der
Multiplikation der Einwohner- und Urlauberzahlen in den verschiedenen Zonen des Einzugsgebietes mit den entsprechenden abgeschätzten Aktivitätsquotienten (AQ).
Die Abschätzung der Besuchszahlen erfolgt in drei Szenarien. Eine defensive Variante, eine
realistische sowie eine offensive Prognose.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 86
8.3
Besucherprognose
Die Gesamtbesuchszahl ergibt sich aus der Summe der für den Primärmarkt sowie den
Sekundärmarkt I und II ermittelten Besuchszahlen, die für drei Szenarien prognostiziert
wird.
Besucherprognose defensiv und offensiv

Für das defensive Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von rund 1,7 Millionen.
Zentrale Annahmen: Die Parkareale strahlen nicht die angestrebte Attraktionskraft
auf die Besucher aus, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen entfalten nicht die angestrebte Wirkung, bis zum Durchführungsjahr erfolgen Kürzungen im Marketing- und
Veranstaltungsbudget, die Wettersituation im Veranstaltungsverlauf ist ungünstig.

Für das offensive Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von rund 2,5 Millionen.
Zentrale Annahmen: Überdurchschnittliche Attraktionswirkung der BUGA auf die Besucher, überdurchschnittlich hohe Quote von Wiederholungsbesuchern aus Erfurt
und aus dem Einzugsradius zwischen 120 und 240 Minuten, hohe Anzahl von Gruppenreisenden, Gartenschausaison mit sehr günstiger Wettersituation.
Tabelle 4: Besucherprognose defensiv und offensiv
Besucherprognose defensiv
AQ%
Erfurter
Einwohner
Besucherprognose offensiv
Besuche
AQ%
Einwohner
Besuche
170,0
203.830
347.000
225,0
203.830
459.000
bis 30 Min.
22,0
478.543
105.000
30,0
478.543
144.000
bis 60 Min.
20,0
889.743
178.000
25,0
889.743
222.000
bis 120 Min.
6,0
5.956.780
350.000
9,0
5.956.780
536.000
bis 240 Min.
1,3
39.692.939
515.000
1,7
39.692.939
675.000
90.000
25,0
90.000
25,0
Wohnortstarter
Urlaubsortstarter davon Hauptanlass…
Besuch Stadt
10,0
BUGA
10,0
900.000
900.000
225.000
225.000
Besuche
1.675.000
2.486.000
Gerundet
1,7 Mio.
2,5 Mio.
© Eigene Berechnung ift GmbH
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 87
Besucherprognose realistisch
Für das realistische Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von 2,0 Millionen. Die
Annahmen basieren auf den Kriterien bzw. Kennziffern von bisher erfolgreich durchgeführten Bundesgartenschauen. Hierzu zählt vor allem: Eine vergleichbare Attraktionsstärke der
BUGA sowie ein professioneller Betrieb in der gesamten Umsetzung (Einhaltung des Investitions- und Durchführungshaushaltes, Marketing und Vertrieb, Projektmanagement, etc.).
Tabelle 5: Besucherprognose realistisch
Besucherprognose realistisch
Aktivitätsquotient %
Einwohner /
Ankünfte
Besuche (Schätzung)
2.042.000
Besuche (Schätzung gerundet)
Erfurter
Besuche
2,0 Mio.
200,0
203.830
408.000
bis unter 30 Minuten
25,0
478.543
120.000
30 bis unter 60 Minuten
22,0
889.743
196.000
60 bis unter 120 Minuten
7,0
5.956.780
417.000
120 bis 240 Minuten
1,5
39.692.939
595.000
Wohnortstarter
Urlaubsortstarter
- davon Hauptanlass IGA/BUGA
- davon Hauptanlass Besuch Stadt/Region
153.000
17,0
900.000
153.000
© Eigene Berechnung ift GmbH
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 88
8.4
Besucherverteilung
Der Nachfragegang der BUGA Erfurt 2021 wird für folgende Bereiche auf Basis der realistischen Variante prognostiziert:


Veranstaltungsverlauf und Wochenverlauf sowie
Tagesverlauf.
Besucherverteilung im Veranstaltungs- und Wochenverlauf
Auf Basis der Erfahrungswerte vergangener Landes-, Bundes- und internationaler Gartenschauen können die Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf plausibel geschätzt werden.
Die Besucherverläufe sind stabil. Die Besuchszahlen nehmen zum Sommer hin zu. Gründe
hierfür sind u. a. tendenziell bessere Wetterverhältnisse, steigende Attraktivität des Geländes sowie die immer stärker einsetzenden Marketingeffekte. Begeisterte Gäste empfehlen
die Veranstaltung weiter und werden Wiederholungsgäste. Die Neukundengewinnung durch
Werbung und PR funktioniert und vor allem die erfahrungsgemäß eher ab Mai kommenden
Busgruppen sorgen für anwachsende Besuchszahlen. Die besucherstärksten Monate sind
traditionell die beiden Sommerferienmonate Juli und August. Über 40 Prozent prognostizierten Besucheraufkommens (800.000) dürften auch bei der BUGA Erfurt hierauf entfallen.
Abbildung 32: Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf
© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besuchsverteilung BUGA Potsdam 2001
Im Wochenverlauf werden Spitzenwerte insbesondere an den Wochenendtagen erwartet.
Der Samstag sticht dabei als Hauptbesuchstag hervor. Montage und Freitage sind erfahrungsgemäß eher schwächer besucht. Durchschnittlich dürfte die Zahl der Besuche bei der
realistischen Besuchsprognose an den Wochentagen zwischen 8.000 bis 12.000 und an
Samstagen bis 19.000 Besuche schwanken.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 89
Abbildung 33: Besucheranteile im Wochenverlauf
© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besucherverteilung BUGA Potsdam 2001
Auf Basis der dargestellten Besuchsverläufe wird für die BUGA Erfurt 2021 mit folgender
Verteilung der Besuchszahlen nach Tagen gerechnet:
Abbildung 34: Verteilung von Besuchszahlen BUGA Erfurt 2021
© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besucherverteilung BUGA Potsdam 2001, Annahme von 171
Veranstaltungstagen
Deutlich wird, dass beim realistischen Szenario an nur sehr wenigen Tagen mit Besucherspitzen von bis zu 25.000 Besuchen pro Tag zu rechnen ist.
Die Besucherbefragungen auf den Bundesgartenschauen Potsdam 2001 und München
2005 sowie auf der IGA Rostock 2003 haben gezeigt, dass

zwischen 60 und 80 Prozent der auswärtigen Gartenschaubesucher ihren Tagesausflug vor 10 Uhr beginnen und

rund 70 bis 80 Prozent eine Stunde und länger zur Gartenschau fahren bzw. nur 20 bis
30 Prozent der auswärtigen Besucher aus dem näheren Umfeld bis 60 Minuten Fahrtzeit kommen.
Für die BUGA Erfurt bedeutet dies, dass der Großteil der Anreisen bzw. Tageseintritte
auswärtiger Gartenschaubesucher (70 bis 80 Prozent) vor 12:00 Uhr erfolgen wird. Entsprechend einer wahrscheinlichen Öffnungszeit ab 9.30 Uhr oder 10:00 Uhr konzentrieren
sich Eintreffen der Besucher am Gelände und an den Kassen bzw. Einlasspunkten auf ein
Zeitfenster von nur zwei bis etwa zweieinhalb Stunden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 90
8.5
Stellplatzbedarf für die BUGA 2021
8 .5 .1
Annahmen
Allgemeine Annahmen
Aus der abgeschätzten Besucherzahl von rund 2,0 Millionen Besuchen im Veranstaltungszeitraum der BUGA Erfurt sowie dem sogenannten Modal-Split2 lässt sich auf die erforderlichen Stellplatzkapazitäten für die BUGA Erfurt schließen. Für die Flächenauslegung ist der
sogenannte Design Day als Orientierungshilfe von besonderer Bedeutung. Zudem wurden
verschiedene weitere Kennwerte zur Orientierung bei den weiteren Verkehrs- und Infrastrukturplanungen ermittelt.
Design Day
Die Besuchszahl am Design Day wird in der Regel durch zwei Berechnungsarten ermittelt.
Sie entspricht 80 Prozent des Gästemaximums bzw. dem Mittelwert der 10 besucherstärksten Tage im Veranstaltungsverlauf. Auf Basis der Besucherstatistik der BUGA Potsdam
2001 ergibt sich daraus (und zwar unabhängig von der Berechnungsart) bei einer prognostizierten Besuchszahl von insgesamt 2,0 Millionen Besuchen ein Design Day von rund
23.400 Besuchen. Das Maximum dürfte bei etwa 27.000 Besuchen liegen, im Durchschnitt werden täglich rund 12.000 Besuche erfolgen.
Modal-Split
Erfahrungswerte vergangener Gartenschauen
Die Auswertung von Statistiken der BUGA Potsdam 2001, der IGA Rostock 2003, der BUGA München 2005 sowie der BUGA Schwerin 2009 ergibt folgende Verteilung des Transportaufkommens auf die verschiedenen Verkehrsmittel:
Tabelle 6: Modal-Split vergangener Gartenschauen
BUGA 01
(Potsdam)
IGA 03
(Rostock)
BUGA 05
(München)
BUGA 09*
(Schwerin)
PKW
36%
48%
29%
37%
Reisebus
25%
13%
11%
28%
ÖPNV
24%
17%
42%
18%
DB
6%
13%
11%
4%
Quelle: dbg-Besucherbefragungen und dbg-Busstatistik 1999-2005; *Schätzung ift auf Basis dbg
Besucherbefragung und Busstatistik
2
Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi)
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 91
Annahmen für die BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Unter Einbeziehung der zuvor dargestellten Erfahrungswerte vergangener Bundesgartenschauen wird bei der BUGA Erfurt mit einem PKW-Anteil von 41 Prozent (mit einem Belegungsfaktor von 1,25), einem Anteil an Reisebussen von 20 Prozent, einem Aufkommen
durch Öffentlichen Personennahverkehr bzw. die Bahn von 30 Prozent und einem Anteil
von 9 Prozent durch Sonstiges gerechnet. Diese Erfahrungswerte sollten im Rahmen der
weiteren Konkretisierung des BUGA-Konzeptes nach Zuschlag durch die Verkehrsplanungsexperten weiter präzisiert werden.
Die sich daraus ergebenden Besucherverteilungen und Stellplatzkapazitäten werden auf
Basis von geschätzten 2,0 Millionen Besuchern in den folgenden Tabellen dargestellt.
An Tagen mit hoher Nachfrage (Design Day) werden rund 9.600 Besucher mit dem PKW
anreisen und 2.900 Stellplätze benötigen. An einem Design Day beträgt der Stellplatzbedarf
für Busse 125. An Durchschnittstagen reichen 1.490 Parkplätze für PKW und 65 Parkplätze
für Busse.
Tabelle 7: Modal-Split 1 BUGA Erfurt 2021
BUGA Erfurt 2021
Besuche (Schätzung)
2.000.000
PKW
41%
Reisebus
20%
ÖPNV / DB
30%
Sonstiges
9%
© Eigene Berechnung ift GmbH
Tabelle 8: Modal-Split 2 BUGA Erfurt 2021
Design Day
Durchschnittstag
23.400
12.000
Besucher PKW
9.600
4.900
Besucher Reisebus
4.700
2.400
Besucher ÖPNV / DB
7.000
3.600
Besucher Sonstiges
2.100
1.100
Parkplätze PKW (Besucher pro PKW:
2,65, Belegungsfaktor 1,25)
2.900
1.485
125
64
Besuche (Schätzung)
Parkplätze Bus (Besucher pro Bus:
37,5)
© Eigene Berechnung ift GmbH
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8 .5 .2
V e rk e h rs s itu a tio n u n d S c h lu s s fo lg e ru n g e n
Heutige Verkehrssituation bei Großveranstaltungen in der Landeshauptstadt Erfurt
In der Landeshauptstadt Erfurt finden jährlich zahlreiche Veranstaltungen mit kulturellem,
politischem, wirtschaftlichem, sportlichem oder sozialem Hintergrund statt. Zu den meistbesuchten Stadtfesten zählen das Krämerbrückenfest mit ca. 150.000 Besuchern, das Oktoberfest mit rund 500.000 Gästen und der Weihnachtsmarkt mit 1,7 Millionen Besuchern in
2010. Auch auf dem Gelände des egaparks konnten sich mit dem Lichterfest oder dem
KIKA-Kinderfest beliebte Veranstaltungen mit bis zu 40.000 Besuchern etablieren. Durch
Konzerte, Messen oder Kongresse in den Messehallen, die unmittelbar an das Egaparkgelände angrenzen, können bei Überlagerung von Veranstaltungen an wenigen Tagen im Jahr
Nachfragespitzen am Gesamtstandort von bis zu 80.000 Besuchern erreicht werden.
Somit verfügen die verantwortlichen Akteure in der Stadt über umfassende Erfahrungen im
Umgang mit den Verkehrsströmen und den Anforderungen, die sich für den Individualverkehr und den ÖPNV bei Großveranstaltungen ergeben. Für das Management des Verkehrsaufkommens stehen folgende Kapazitäten zu Verfügung.
Individualverkehr:

Innerstädtisch: Rund 5.000 öffentliche Parkplätze in Parkhäusern, Parkplätzen und
Straßenrandparken sowie 7 „Park und Ride“ Anlagen mit zusammen 1.250 Stellplätzen

Messe/MDR/egapark: Rund 4.000 Parkplätze

Stadion und Zoopark mit insgesamt rund 700 Parkplätzen
Mit einem umfassenden Parkleitsystem und einer Wegweisung zu den „Park und Ride“
Anlagen erfolgt die Verteilung des Verkehrs.
Busparkplätze:

Innerstädtisch: Rund 30 Plätze

Messe/MDR/egapark: 20 Plätze
Stadtbahn:

Die Stadtbahnlinien verkehren an Werktagen zwischen 6 und 18 Uhr alle 10 Minuten
(„Erfurt City Takt“). Rund 80 Prozent der Erfurter Bevölkerung leben im Einzugsgebiet
der Stadtbahn und können den City Takt nutzen.

Zu bestimmten Großveranstaltungen an ausgewählten Tagen können z.B. auf der Linie
vom Hauptbahnhof zur Messe Platzkapazitäten von bis zu 2.000 Personen/Stunde vorgehalten werden.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 93
Abbildung 35: Verkehrsnetz Erfurt
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Schlussfolgerungen für die BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Individualverkehr
Für den Bereich des Individualverkehrs bzw. des ruhenden Verkehrs kommen die Verkehrsexperten der Landeshauptstadt Erfurt zu dem Ergebnis, dass sich der Bedarf für zusätzlichen Parkraum im gegenwärtigen Jahresverlauf auf relativ wenige Tage bzw. Stunden
am jeweiligen Veranstaltungstag beschränkt (vgl. auch Konzeption zur Absicherung des
ruhenden Verkehrs bei Großveranstaltungen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung,
2009). Die Nutzungsintensität des zusätzlich benötigten Parkraumes über ein ganzes Jahr
betrachtet ist somit gering. Der Handlungsbedarf für die Stadt Erfurt besteht demnach vorwiegend im Ausbau der „Park und Ride“ Parkräume in Verbindung mit der Optimierung
einer Beschilderung mit dynamischen Informationen über die jeweilige Veranstaltung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 94
Unter Berücksichtigung des oben genannten Handlungsbedarfes und des voraussichtlichen
Parkplatzbedarfes für die BUGA-Besucher (rund 3.000 benötigte Stellplätze während eines
Spitzentages bzw. rund 1.500 Stellplätze an einem Durchschnittstag) werden folgende
Empfehlungen gegeben:
(1) Ausbau der „Park und Ride“ Parkräume im Westen der Landeshauptstadt Erfurt
Im Hinblick auf die BUGA sollten neue Parkräume vor allem im Westen und außerhalb
des innerstädtischen Bereiches geschaffen werden. Aufgrund der Kapazitätsgrenzen
der Gothaer Straße und des Verkehrsengpasses in Schmira, bietet sich der Bau eines
zentralen kapazitätsstarken Übergabeparkplatzes bzw. / Großparkplatzes an der Eisenacher Straße (vor der Abzweigung nach Bindersleben und Schmira) an. Ein möglicher
Bus-Shuttle würde bis zum Haupteingang des egaparks ca. 5-7 Minuten benötigen.
(2) Alte IGA westlich der Messe
Im Bereich der alten IGA, westlich der heutigen Messe, sind Flächen verfügbar, auf denen sowohl dauerhaft als auch temporär Stellplätze für Busse und Personenkraftwagen
eingerichtet werden können. In Ergänzung mit einem Terminal mit Sanitärtrakt und
Aufenthaltsraum bietet sich der Standort vor allem als zentraler kapazitätsstarker Busparkplatz an. Darüber hinaus ist die Kombination mit einem Wohnmobilstellplatz möglich. Die vorhandene Gliederung durch ausgedehnte Gehölzstreifen bietet für die vorgesehenen Nutzungen ideale Voraussetzungen. Darüber hinaus besteht Anschluss an
die Stadtbahnlinie 2, so dass eine schnelle Erreichbarkeit der jeweiligen Stadtteile gegeben ist. Aufgrund der Kapazitätsengpässe der Straßen im Bereich der Messe sollten
PKW-Stellplätze nur in eingeschränktem Maß vorgehalten werden (z.B. Behindertenparkplätze, VIP-Parkplätze).
(3) Parkraumerschließung im Norden
Durch eine temporäre Parkraumerschließung im Bereich der Nordhäuser Straße entsteht attraktiver Parkraum für Besucher, die aus dem Norden aus Richtung A 71 bzw.
über Gispersleben und die Hannoversche Straße nach Erfurt bzw. zur BUGA anreisen.
Die unmittelbare Nähe des Parkplatzes zum Grünen Geraband (im Bereich „Altes Klärwerk) ermöglicht den Gästen entweder den direkten Zugang zum BUGA-Gelände im
Norden oder sie gelangen per direktem Stadtbahnanschluss (Wendeschleife Pappelstieg) in das Altstadtzentrum oder zum egapark.
(4) Optimierung des Verkehrsleitsystems
Das Verkehrsleitsystem sollte weiter ausgebaut werden, um die Verkehrsströme möglichst optimal auf die Parkräume zu verteilen und Verkehrsknotenpunkte zu entlasten.
Für die oben genannten Empfehlungen wurden im Rahmen des Investitionshaushaltes der
BUGA 2021 rund € 3 Mio. netto für den Bau von 2.000 PKW Stellplätzen berücksichtigt
(ohne Ausbau im Bereich der Wendeschleife "Pappelstieg " - Marie-Elise-Kayser-Straße
und Optimierung Verkehrsleitsystem). Darüber hinaus sind 150 Busstellplätzen inkl. Busfahrerterminal, Aufenthaltsraum und Sanitärtrakt enthalten. Im Durchführungshaushalt ist das
Budget für den Bau von 750 temporären Parkplätzen inkl. Rückbau enthalten (€ 750.000
netto).
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 95
Nach der Vergabeentscheidung der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt gilt es, die
oben genannten Empfehlungen weiter zu konkretisieren.
ÖPNV - Stadtbahn
Die Stadt verfügt über eine traditionell gute Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln
und nimmt im Vergleich mit anderen deutschen Städten dieser Größenordnung eine Spitzenstellung ein. Hauptverkehrsmittel des ÖPNV in der Stadt Erfurt ist die Stadtbahn mit 6
Stadtbahnlinien und 25 Stadtbuslinien, von denen acht auch Erschließungsaufgaben für
unmittelbar an die Stadt angrenzende Gemeinden übernehmen. Ergänzt wird dieses Netz
durch 19 Regionalbuslinien.
Erfurt liegt im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT), welcher außerdem noch die Städte
Weimar, Jena und Gera sowie den Landkreis Gotha, den Kreis Weimarer Land und den
Saale-Holz-Landkreis umfasst. Für Fahrten innerhalb dieses Gebietes gilt der VMT-Tarif, so
dass mit einer Fahrkarte neben der Eisenbahn auch Busse und Straßenbahnen genutzt
werden können.
Ein wesentliches Qualitätskriterium für den ÖPNV in Erfurt ist die gute Erschließung der
besiedelten Teile des Stadtgebietes. Unter der Verwendung üblicher Einzugsbereiche von
ÖPNV-Haltestellen ergibt sich eine fast flächendeckende Erschließung des Stadtgebietes.
Das Netz des Stadt- und Stadt-Umland-Verkehrs orientiert sich strahlenförmig auf das
Stadtzentrum als wichtigstes Zielgebiet.
Einzelne Grenzwertvorgaben werden nach Angaben der Erfurter Verkehrsbetriebe AG
(EVAG) vereinzelt bei ausgewählten Großveranstaltungen erreicht, die in etwa den BUGA
Anforderungen entsprechen.
Die im BUGA-Konzept vorgesehenen Kern- und Korrespondenzflächen sind bereits heute
durch eine vorhandene, moderne, sehr leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur, dem Stadtbahnsystem, auf kurzen Wegen miteinander verbunden. Dieses Netz kann mit sehr überschaubaren Investitionen das tragende Rückgrat der verkehrlichen Verknüpfung im BUGAKonzept werden. Dadurch sind ideale Voraussetzungen zur Umsetzung des BUGAKonzeptes vorhanden.
Da die Stadtbahn eine zentrale Rolle im Rahmen der Mobilität zwischen den Gartenschaubereichen einnehmen wird (vgl. auch 7.6 „BUGA auf Achse“), ist eine enge und aktive Einbeziehung der EVAG in die Erstellung des Verkehrskonzeptes für die BUGA 2021 in der
Landeshauptstadt Erfurt unerlässlich.
Verkehrsprojekte in der Landeshauptstadt Erfurt
Folgend werden bestehende Planungen zu Verkehrsprojekten in der Landeshauptstadt
Erfurt in Bezug auf die BUGA-Bedeutung grob bewertet

Stadtbahn:
o
Ausbau im Bereich der Wendeschleife "Pappelstieg" - Marie-Elise-KayserStraße: Im Zusammenhang mit der Parkraumerschließung im Norden (siehe
oben) und der Erreichbarkeit der nördlichen BUGA-Parkbereiche von besonderer Bedeutung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 96
o
Verlängerung ab Europaplatz bis zum Bahnhof Gispersleben: Verbessert den
Anschluss an das regionale Bahnnetz (Bahnhof Gispersleben), aus Sicht der
BUGA-Gäste verbessert sich die Erreichbarkeit der nördlichen BUGAGartenbereiche sowie die Erreichbarkeit von Partnerstandorten, wie z.B. Bad
Langensalza. Für die Mehrheit der BUGA-Gäste voraussichtlich von geringer
Bedeutung.
o
Verlängerung bis nach Schmira – bzw. Anschluss an Übergabeparkplatz: In
Verbindung mit der Parkraumerschließung im Westen (siehe oben) von besonderer Bedeutung
o
Entlastungstrasse Bahnhofsunterführung Richtung Innenstadt: Im BUGADurchführungsjahr zusätzliche Synergieeffekte möglich (Erhöhung der Transportkapazitäten).

Entlastung Schmira durch Umgehungsstraße: Bei Ausbau des „Park und Ride“ Angebotes von geringer Bedeutung für die BUGA.

Anbindung der Infrastrukturmaßnahme Nord an die Nordhäuser Straße: In Verbindung
mit der Parkraumerschließung im Norden (siehe oben) von besonderer Bedeutung.

Ausbau Radwegeinfrastruktur: Für die Erreichbarkeit der BUGA-Gartenareale von hoher Bedeutung.

Erschließung Petersberg auf der Nordseite, Gothaer Platz / Übergang Brühl: Die jeweiligen Areale tragen zur Vernetzung der BUGA-Gartenbereiche bei (egapark, Innenstadt, Petersberg, Grünes Geraband). Der Optimierung kommt somit eine hohe Bedeutung zu.
Nach der Vergabeentscheidung der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt sollten die
oben genannten Projekte mit den Anforderungen aus städteplanerischer Sicht und der BUGA-Bedeutung im Detail bewertet und der Handlungsbedarf zum Kapazitätsausbau festgelegt werden.
Die genannten Verkehrsprojekte sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder im Investitionshaushalt noch im Durchführungshaushalt für die BUGA 2021 budgetiert.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 97
8.6
Mobilität zwischen den Bundesgartenschaubereichen
Die Verbindung der Gartenschauteile erfolgt durch die „BUGA auf Achse“ - eine temporäre,
beschleunigte Stadtbahn-Sonderlinie, die gegebenenfalls reduziert auf BUGA-relevante
Haltepunkte die verschiedenen Standorte der Gartenschaubereiche auf einem baulich bereits vorhandenen Streckennetz schnell, ökologisch, effizient und leistungsstark mit hoher
Kapazität miteinander verbindet. Als Werbeträger könnte eineStadtbahn mit Cabriowagen
auf diesen speziellen BUGA-Linien mit einer temporäre Sonderausstattung initiiert werden.
Sie ist fester Bestandteil des Erlebnisses der Verbindung von Stadt und Park unter dem
gewählten Slogan „GartenKulturStadt“.
Abbildung 36: Animation BUGA
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 98
Abbildung 37: Verkehrskonzept zur BUGA 2021
© ift GmbH, SWUP GbR 2011
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 99
9. Finanzierung
9.1
Grundlagen
Im Rahmen der Finanzierung einer BUGA wird zwischen dem Investitions- und dem Durchführungshaushalt unterschieden. Während der Investitionshaushalt die Kosten für die dauerhaften baulichen Maßnahmen im Zuge der Ausrichtung der BUGA für Erfurt beschreibt,
umfasst der Durchführungshaushalt die Kosten und Erträge, die im Zusammenhang mit der
Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA anfallen.
Abbildung 38: Grundlagen Finanzierung
Finanzierung Bundesgartenschau Erfurt 2021
Investitionshaushalt
Durchführungshaushalt
Umfasst alle im Zusammenhang mit der BUGA neu gebauten Infrastruktureinrichtungen und baulichen Maßnahmen, die langfristig genutzt
werden:
 Gartenanlagen
 Wege
 Plätze
Umfasst die Kosten, die im
Zusammenhang mit der Vorbereitung, Durchführung und
Abwicklung der BUGA anfallen. Hierzu zählen auch alle
temporären Baumaßnahmen
sowie alle aus der Geschäftstätigkeit der BUGA resultierenden Einnahmen.

9.2
Sport-, Spiel- Erlebnisbereiche
Investitionshaushalt
Investitionen (Mittelverwendung)
Die Ermittlung der Kosten für die dauerhaften Investitionen in den Kern- und Zusatzbereichen basieren auf dem beschriebenen Flächenkonzept (vgl. auch Pkt. 6). Auf die für die
BUGA-Machbarkeit 2021 ermittelten aktuellen Investitionen wurde ein pauschaler Sicherheitsaufschlag in Höhe von 10 Prozent addiert, in dem unter anderem auch die voraussichtliche Inflation bis 2021 enthalten ist.
Die Investitionssumme beträgt insgesamt rund brutto 61 Mio. €.
Folgend werden zunächst die bedeutendsten Investitionsmaßnahmen für die jeweiligen
Anlagenbereiche genannt (Tabelle 9), bevor in Tabelle 10 die Investitionssummen aufgeführt werden:
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 100
Tabelle 9: Investitionsmaßnahmen BUGA-Flächen im Überblick
Fläche/Anlagenbereich
Größe in ha
Stellplätze alte IGA:
temporäre und dauerhafte Parkplätze für PKW und Bus, Busfahrerterminal
14,30
egapark:
36,80
Umfassende Investitionen in die gärtnerischen Anlagen sowie
Wegeflächen und Plätze, notwendige Investitionen in die Bestandssicherung der Gebäude bis zur BUGA-Durchführung (Hallen, Pflanzenschauhaus, etc.)
Dendrologischer Garten:
4,10
Zusatzpflanzungen, gärtnerische Anpassung verschiedener Areale
Dreienbrunnenpark: Pflanzungen von Rhododendren, Zusatzpflanzungen
2,50
Nordpark: Wildrosengarten neu, „Entspannungsgarten“ neu,
„Edutainmentgarten“ neu
13,2
Ehemalige Fliegerschule
2,5
Bürgergarten neu, neuer Spielplatz, Flächen- und Wegeanpassungen
Fläche Altes Klärwerk
Hochwertige neue Parkanlage
2,4
Wohngebietspark Rieth
Erweiterung der Spielanlagen
6,0
Nördlicher Gera-Auenpark
Erweiterung Spielanlagen, Erlebbarkeit Geraaue
19,6
Brachfläche Kraftwerk
Umbau zum Kraftwerkspark
4,3
Kilianipark
Pflanzungen von Rhododendren, Azaleen, Zusatzpflanzungen
3,4
Petersberg
Schaufenster des Landes, Attraktivierung oberes Plateau
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
28,7
Seite 101
Tabelle 10: Investitionen BUGA-Flächen
Fläche/Anlagenbereich
Größe in
ha
Investitionen netto
in Euro
Stellplätze alte IGA (PKW, Busse)
14,30
2.993.750
egapark
36,80
14.431.550
Dendrologischer Garten
4,10
350.000
Dreienbrunnenpark
2,50
287.500
Nordpark
13,2
3.250.000
Ehemalige Fliegerschule
2,5
1.875.000
Fläche Altes Klärwerk
2,4
2.287.500
Wohngebietspark Rieth
6,0
437.500
19,6
5.256.250
Brachfläche Kraftwerk
4,3
1.500.000
Kilianipark
3,4
937.500
Petersberg
28,7
7.994.718
137,8
41.601.268
Der Bedarf und der Umfang der Hochbaumaßnahmen zur langfristigen Inwertsetzung bestehender Gebäude und Anlagen bzw. dem Bau von neuen Einrichtungen (z.B. Gastronomie) sind separat
zu ermitteln.
Nördlicher Gera-Auenpark
Summe netto
Summe inkl. 10 % Sicherheit
45.761.394
Summe inkl. 12 % Nebenkosten
51.252.761
Summe inkl. Sicherheit, Nebenkosten
und 19 % Umsatzsteuer
60.990.785
© Berechnungen SWUP GbR
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 102
Mittelherkunft
Die Mittelherkunft für die Investitionen setzt sich aus drei Bereichen zusammen:
1. Zuschüsse der Landeshauptstadt Erfurt, die durch zur Verfügung stehende Städtebaumittel eingebracht werden. Darüber hinaus bestehen gute Chancen, dass Partner aus
kommunalen Beteiligungen (z.B. Wohnungsbaugenossenschaften) zur Finanzierung
beitragen.
2. Förderung aus EU-, Bundes- bzw. Landesmitteln. Aufgrund des BUGA-Konzeptes
kommen insbesondere Förderprogramme aus den Bereichen Städtebau und Tourismus
sowie Ökologie, Energieeffizienz und Denkmalschutz in Frage.
3. In ihrer Funktion als Betreiber des egaparks und der Parkraumbewirtschaftung bringt
die Stadtwerke Erfurt Gruppe BUGA relevante Investitionen ein.
Abbildung 39: Mittelherkunft Investitionshaushalt
Mittelherkunft Investitionen BUGA Erfurt 2021
Zuschüsse Landeshauptstadt Erfurt



Städtebaumittel
Partnerschaften
(z.B. Wohnungsbaugesellschaften)
Sonstiges
Fördermittel



EU
Bund
Land
Finanzmittel Stadtwerke
Erfurt Gruppe


egapark
Parkraum
Annahmen zur Mittelherkunft:

Investitionsplan Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega): Zur marktorientierten
Neuausrichtung des egaparks besteht seitens der Stadtwerke Erfurt Gruppe ein Investitionsplan in Höhe von € 10 Mio.

SWE Parken GmbH: Die SWE Parken plant zur Verkehrsentlastung einen Ausbau der
Parkkapazitäten außerhalb der Innenstadt. Das berücksichtigte Budget in Höhe von € 3
Mio. entspricht dem BUGA-Investitionsbedarf für die Schaffung von zusätzlichem Parkraum. Folgende Annahmen liegen der Kalkulation von € 3 Mio. zugrunde: 2.000 Stellplätze (18,75 qm pro Parkplatz), 150 Busstellplätze (100 qm) / Herstellungskosten von
durchschnittlich € 38,- net. pro Quadratmeter für die Parkplätze, Kosten für sonstige
Zuwegung und Pflanzungen von durchschnittlich € 37,- net. pro Quadratmeter, €
525.000,- net. für einen Busfahrerterminal

Eigenanteil Städtebaumittel: Die Stadt stellt Eigenanteile in Höhe von € 10,5 Mio. aus
dem Bereich Städtebau zur Verfügung.

Partnerschaften (z. B. Wohnungsbaugesellschaften), Unternehmen: Durch die Wohnumfeldverbesserung insbesondere im Norden der Landeshauptstadt Erfurt bestehen
gute Chancen, dass sich die Wohnungsbaugesellschaften an der Finanzierung beteili-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 103
gen. Entsprechende Vorgespräche mit den verantwortlichen Akteuren haben gezeigt,
dass eine Höhe von € 5 Mio. als realistisch einzuschätzen ist.
Fördermittel: Im Rahmen der Kalkulation sind Fördermittel in einer Höhe € 32,5 Mio.
berücksichtigt. Dies entspricht in Bezug auf die Gesamtinvestition einer Quote von 53,5
Prozent, die im Vergleich zu bisherigen Bundesgartenschauen als moderat zu bewerten ist. Es ist vorgesehen, dass sich der Freistaat auf dem Petersberg präsentiert. Im
“Schaufenster des Freistaates“ wirbt das Bundesland für sich und seine Institutionen
selbst und gibt den Regionen und Kreisen des Landes den notwendigen Rahmen für ihre Darstellung. Für die entsprechende Präsentation sind Investitionen in Höhe von 8
Mio. € vorgesehen, die möglichst vom Land getragen werden sollten.

Die oben genannten Annahmen zur Mittelherkunft basieren auf Einschätzungen seitens der
verantwortlichen Akteure der Landeshauptstadt Erfurt. Die jeweiligen Positionen sind nach
Zuschlag der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt innerhalb des aufgezeigten Rahmens weiter zu konkretisieren.
Tabelle 11: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Investitionen
Mittelverwendung
Mittelherkunft
Quelle




egapark, Stellplätze
IGA
Dendrologischer Garten
Petersberg
Investitionsplan Erfurter Gartenund Ausstellungs GmbH (ega)
Nordpark sowie weitere Flächen entlang
des Grünen Gerabandes im Norden der
Landeshauptstadt Erfurt
Partnerschaften (z. B. Wohnungsbaugesellschaften)
Summe in Mio. €
10,0
SWE Parken GmbH
3,0
Eigenanteil Städtebaumittel
10,5
5,0
Fördermittel (Quote: 53,3%)
-
32,5
Petersberg
8,0
- Sonstige Fördermittel
61,0 Mio. € brutto
24,5
61,0 Mio. € brutto
© Berechnungen ift GmbH, SWUP GbR
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 104
9.3
Durchführungshaushalt
Der Durchführungshaushalt der BUGA 2021 in Erfurt umfasst die Kosten, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA anfallen. Hierzu
zählen auch alle temporären Baumaßnahmen sowie alle aus der Geschäftstätigkeit der
BUGA resultierenden Einnahmen. Das Management des Durchführungshaushaltes erfolgt
durch die Gründung einer Durchführungsgesellschaft (vgl. auch Punkt 11), die von der Planung bis zum Abschluss der BUGA einschließlich des technischen Rückbaus der temporären Einrichtungen und der kaufmännischen Abwicklung verantwortlich zeichnet.
Die Kosten-Positionen für einen Durchführungshaushalt lassen sich in folgende übergeordnete Bereiche zusammenfassen:

Personal

Allgemeiner Geschäftsbetrieb

Finanzierung

Mieten und Pachten

Organisation der Veranstaltung der Bundesgartenschau

Temporäre Bauten und Einrichtungen

Gärtnerische Grundausstattung und Ausstellungen mit Freiland- und Hallenschauen
inkl. Pflege- und Rückbaukosten (ohne Investitionen)

Stellplätze

Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltungen, Kulturprogramm
Die übergeordneten Positionen beinhalten verschiedene Kosten bzw. Aufgabenbereiche,
die wiederum gleichzeitig die mögliche Unterteilung der Positionen in einem Wirtschaftsplanentwurf aufzeigen. Diese sind in nachfolgender Tabelle (vgl. Tabelle 12) zusammenfassend dargestellt. Die einzelnen Kostenpositionen basieren auf Erfahrungswerten vergangener Bundesgartenschauen sowie ersten Gesprächen mit Vertretern der Landeshauptstadt
Erfurt und der Stadtwerke Erfurt Gruppe in Bezug auf den Kostenbedarf für die einzelnen
Positionen.
Diese Abschätzungen der Einzelpositionen sind innerhalb des vorgegebenen Budgetrahmens schrittweise und in Abhängigkeit von Wettbewerbs- und Ausschreibungsergebnissen
in den Wirtschaftsplänen der Durchführungsgesellschaft (Jahresscheiben, SOLL/IST) nach
erfolgreicher Bewerbung weiter zu präzisieren, zu fixieren und bis zum Veranstaltungsende
kontinuierlich anzupassen.
Insgesamt ergibt sich nach vorläufiger Berechnung der Gesamtaufwendungen für die BUGA
in Erfurt 2021 ein erforderlicher Gesamtbetrag in Höhe von netto 39,03 Millionen €. Die
Höhe des Durchführungshaushaltes ergibt sich aus den notwendigen Aufwendungen, die
für eine qualitätsvolle BUGA zur Erreichung der prognostizierten Besucherzahlen aufzubringen sind.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 105
Annahmen zur Kostenermittlung:

Personal: Berücksichtigt sind insgesamt 47 Vollzeitstellen mit insgesamt 149 Personenjahren (Personenjahre: Anzahl der Vollzeitstellen x Anzahl der Jahre der Beschäftigung / Bsp.: Im Bereich Projektmanagement und Betrieb sind drei Vollzeitstellen für die
Bauabwicklung vorgesehen, die über einen Zeitraum von fünf Jahren besetzt werden).
Folgende Abteilungen sind berücksichtigt: Geschäftsführung, Stabstellen, PR, Marketing und Vertrieb, Finanzwesen und Controlling, Projektmanagement und Betrieb, Veranstaltungen, gärtnerische Ausstellungen.
Im Rahmen der Kalkulation sind für den Bereich Personal € 7,08 Millionen netto berücksichtigt. Da die Landeshauptstadt Erfurt mit der Erfurter Garten- und Ausstellungs
GmbH und der Stadtwerke Erfurt Gruppe bereits über vorhandene Organisationsstrukturen verfügt, können ggf. bestimmte Teilaufgaben insbesondere im Rahmen der Vorbereitung der BUGA vom bestehenden Personal übernommen werden. Somit können
ggf. Einsparungen realisiert werden.

Allgemeiner Geschäftsbetrieb: Für den allgemeinen Geschäftsbetrieb wurden rund €
2 Millionen netto berücksichtigt. Diese Summe entspricht einem Anteil von 30% der
Personalkosten (Referenzwert vergangener Bundesgartenschauen)

Finanzierungskosten: Es wird davon ausgegangen, dass von den Gesamtausgaben
des Durchführungshaushaltes rund € 15 Millionen fremdfinanziert werden. Mit einer angenommen Tilgungszeit von 10 Jahren und einem Zinssatz von 4,5% fallen rund € 2
Millionen Finanzierungskosten an.

Mieten/Pachten: Die Landeshauptstadt Erfurt hat auf nahezu sämtliche BUGA relevante Flächen direkten Zugriff. Für Geländemieten bzw. Pachten sind dennoch € 250.000
als Sicherheit berücksichtigt

Vergütung dbg: Folgende Leistungen beinhalten die Zahlungen an die dbg in Höhe
von € 4 Mio.:
-
Lizenz zur Durchführung einer Bundesgartenschau und der Verwendung der geschützten Namenrechte für das Marketing.
-
Garantie der Beteiligung des gesamten gärtnerischen Berufstandes und damit
Sicherung der gärtnerischen Ausstellungen auf höchstem Niveau.
-
Die dbg wird sich innerhalb der gärtnerischen Bereiche um Sponsoringleistungen
fachbezogener Zulieferer bemühen
-
Stellung eines (einer) Ausstellungsbevollmächtigten für die BUGA 2021 in den
Jahren von 2018 bis 2021, zur Vorbereitung, Organisation und Durchführung der
gärtnerischen Ausstellungen und Leistungswettbewerbe.
-
Unterstützung der BUGA 2021 mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit durch Beiträge
für Fachpresse und Sendeanstalten, Pressebetreuung der gärtnerischen Ausstellungen, Kommunikation der BUGA im eigenen Internetauftritt, Veranstaltungen
für Fachzielgruppen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 106
-
Planung, Organisation und Durchführung der gärtnerischen Besucherinformation
durch Einrichtung und Ausstattung des „i-Punkt GRÜN“, Erstellung, Durchführung
und Überwachung des entsprechenden Vortrags- Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms, Bestellung des erforderlichen Personals.
-
Planung, Organisation und Durchführung aller gärtnerischen Ausstellungen und
Leistungswettbewerbe im Freiland und in den Ausstellungshallen
-
Beratung durch DBG-Vertreter bei der Durchführung von landschaftsarchitektonischen Wettbewerben, Organisationsplanung, Marketing und bei der Entwicklung
eines Nachnutzungskonzepts, Erstellung erster Finanzierungskonzepte und Personalplanungen
-
Teilnahme durch Vertreter der dbg bei Gesellschafterversammlungen (BUGA
GmbH) und weiteren Gremien.

Organisation der Veranstaltung: Zu diesem Bereich zählt das Ticketing- und Kassensystem mit der Besetzung des entsprechenden Personals (Kassenpersonal, Einlasskontrolle, Bewachung), Reinigungsdienste, Sanitäreinrichtungen sowie Betriebsstoffe
(inkl. Abwasser und Abfall)

Temporäre Bauten und Einrichtungen: Hierzu zählen Zäune, Tore, Pavillons, Parkmöblierung, Besucherleitsystem, etc.

Gärtnerische Ausstellungen: Berücksichtigt ist der Grundaufbau der Hallen sowie die
Kosten für die Durchführung sämtlicher Hallen- und Freilandschauen inkl. der Rückbaumaßnahmen

Stellplätze: Im Rahmen des Durchführungshaushaltes ist ausschließlich der Bau und
Rückbau von 750 temporären Stellplätzen vorgesehen.

Marketing, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit: Enthalten sind 3,1 Mio. €. Dies entspricht einem Betrag von rund 1,90 € pro verkaufter Karte (1,64 Mio. Karten)

Veranstaltungen, Kulturprogramm: Für die Durchführung von Veranstaltungen bzw.
das Kulturprogramm sind 2,5 Mio. € berücksichtigt.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 107
Tabelle 12: Mittelverwendung Durchführung
© Berechnungen ift GmbH
Die Finanzierung des Durchführungshaushaltes der BUGA Erfurt 2021 erfolgt im Wesentlichen durch Erlöse, die mit der Veranstaltung erzielt werden können. Dies sind vor allem
Eintrittsgelder, Mittel aus der Vermögensverwaltung (Lizenzvergaben, Verpachtungen usw.)
sowie Sponsorenbeiträge.
Folgende Annahmen liegen der Erlöskalkulation zugrunde:

Besucherprognose: Für die Erlösberechnung wird mit den Besuchen bzw. Besuchern
des realistischen Szenarios der Besucherprognose gerechnet. Die Berechnungsgrundlage bilden somit 2,00 Mio. Besuche bzw. 1,64 Mio. Besucher.

Tageskarten: Der zugrunde liegende Ticketpreis beträgt € 20,00 brutto. Ein Kombiticket ermöglicht die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Erfurt.
Diese Leistung wurde mit brutto € 0,75 kalkuliert3 und in den Kategorien Tageskarten
Erwachsene, Kinder und Ermäßigt sowie Abendkarten berücksichtigt.
Die gegenwärtige Durchschnittseinnahme für ein Stadtbahnticket liegt lt. Aussage de EVAG bei rund
€ 0,73. Unter der Annahme, dass nicht alle Gäste eine Fahrt in Anspruch nehmen werden und die
EVAG ggf. einen Anteil der Aufwandsentschädigung als Sponsoringleistung einbringt, ist der Betrag
von € 0,75 auch vor dem Hintergrund der anzunehmenden Preissteigerung bis 2021 als plausibel zu
bewerten.
3
Hierbei handelt es sich ausschließlich um Annahmen, die nach Zuschlag der BUGA in Abstimmung
mit den verantwortlichen Akteuren konkretisiert werden müssen.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 108
Eine Rabattvereinbarung mit der Deutschen Bahn wird angestrebt, bestimmte Tarifkategorien der Deutschen Bahn (Ländertickets etc.) werden mit brutto € 1,50 pro Besuch
rabattiert. Rabattkarten mit der Deutschen Bahn beinhalten auch die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs.
Die Gewichtung der Karten beruht auf den Erfahrungen von innerstädtischen Bundesgartenschauen in den östlichen Bundesländern (BUGA Schwerin 2009).

Dauerkarten: Als Marketinginstrument für die Erfurter Bevölkerung ist eine ermäßigte
Dauerkarte in Höhe von brutto € 75,00 bis zum 31. Dezember des Vorjahres vorgesehen.

Umsatzsteuer: Die Kalkulation geht von einer gemeinnützigen Durchführungsgesellschaft aus. Nur so ist der ermäßigte Umsatzsteuersatz auf Ticketerlöse im Zweckbetrieb anzuwenden.
Die Alternative des vollen Mehrwertsteuersatzes vermindert die Erlöse aus dem Ticketverkauf um € 2.761.216,00 netto.

Provision Wiederverkäufer: Für Gruppenkarten wurde eine Provision für Wiederverkäufer in Höhe von net. € 0,75 berücksichtigt. Hierbei wird die Annahme getroffen, dass
das Ticketing durch Erfurter Institutionen, wie z. B. die Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega) oder die BUGA GmbH erfolgt.
Nach den vorgenommenen Berechnungen ergeben sich Nettoerlöse aus Eintrittsgeldern
in Höhe von insgesamt € 27,15 Mio. netto (vgl. auch Tabelle auf der nächsten Seite)
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 109
Tabelle 13: Berechnung Erlöse
© Berechnungen ift GmbH
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 110
Neben den Eintrittserlösen werden folgende Annahmen für die weiteren Ertragspositionen
getroffen:
 Verkauf Printerzeugnisse: Hier sind alle Eigenprodukte der BUGA erfasst. Es sind
sowohl die Verkaufserlöse als auch Umsätze durch Insertionen kalkuliert.

Führungen: Die Führungen auf dem Gelände werden von der Erfurt Tourismus & Marketing GmbH durchgeführt und mit den Aktionen bzw. Angeboten in der Stadt verknüpft. Die Erlöse verbleiben somit bei der Erfurt Marketing & Tourismus GmbH. Im
Gegenzug wird hierdurch eine Entlastung bei den Personalaufwendungen im Durchführungsjahr bei der Durchführungsgesellschaft erreicht.

Spende: Umfasst sowohl zweckungebundene Spenden als auch zweckgebundene.
Die zweckgebundenen Spenden werden für Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und andere
kleinere Aufwendungen eingesetzt. Eine Markierung mit dem Spendernamen ist vorgesehen.

Pacht Gastronomie: Kalkuliert ist eine Lizenz pro registriertem Besuchsvorgang an
den Eingängen zur BUGA Erfurt in Höhe von 0,55 €. Der Erlös ist gemittelt, berücksichtigt also unterschiedliche Pacht für unterschiedliche Ticketkategorien. Die Höhe ist als
konservativ zu bewerten, da die Situation der Bestandsgastronomie auf dem Gelände
des egaparks im Hinblick auf eine BUGA-Durchführung noch nicht bewertet werden
kann. Bei Vergabe an einen zentralen Anbieter ließen sich durchaus Lizenzen in Höhe
von bis zu 0,80 € pro Besuchsvorgang realisieren.
Zwei Voraussetzungen sind bei diesem Modell zu nennen:
-
Einsatz eines elektronischen Kassensystems, um eine zweifelsfreie Abrechnung zu
ermöglichen.
-
Vergabe an einen Anbieter, denn bei mehreren Pächtern müssten die einzelnen
Standorte gewichtet werden und dies führt erfahrungsgemäß zu Auseinandersetzungen und einer destruktiven Konkurrenzsituation.
Das Modell hat sich bei zahlreichen Bundes- und Landesgartenschauen bewährt.

Erlöse Lieferrechte Getränke/Nahrungsmittel: Die Vergabe von Produkt- und Lieferlizenzen liegt in der Verantwortung der BUGA-Gesellschaft. Bei den eintrittspflichtigen
und abgezäunten Arealen kann die nötige Exklusivität gegenüber den Lieferanten gewährleistet werden. So können Lizenzerlöse erzielt werden.
Bestandteil des Vertrages mit dem Pächter der Gastronomie sollte deshalb ein Passus
sein, der den Pächter verpflichtet, mit den von der Betreibergesellschaft lizenzierten
Produkten zu arbeiten. Dies ist bei Gartenschauen eine gängige Praxis. Die Lieferverträge schließt der Gastronom direkt ab. Die Betreibergesellschaft wiederum sollte gewährleisten, dass die Lieferanten Lizenzgebühren nicht über die Preisgestaltung an den
Gastronom weitergeben.
Die kalkulierten Lizenzerlöse entsprechen den Erfahrungen der BUGA´s in Gera/Ronneburg und Schwerin.

Erlöse Sponsoring: Sponsoring ist ein Geschäft, das durch Leistung und Gegenleistung definiert ist. Es handelt sich ausdrücklich nicht um Spenden und Mäzenatentum.
Demzufolge ist die Bundesgartenschau gehalten, Sponsoren adäquate Gegenleistungen zu bieten. Diese liegen in dem Logoabdruck der Sponsoren auf allen Publikatio-
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 111
nen, Plakaten und weiteren Veröffentlichungen, können aber auch individuell definiert
werden. So können Sponsoren einzelne Installationen oder Veranstaltungen präsentieren, Sachmittel zur Verfügung stellen und weitere Maßnahmen fördern, die zu dem jeweiligen Sponsor inhaltlich passen und stimmig sind.
Der Kalkulation zugrunde liegen ein Premiumsponsor (400.000,00 €), zwei Hauptsponsoren (je 200.000,00 €) sowie verschiedene Projektsponsoren und Förderer (die Pakete haben eine Bandbreite zwischen 5.000,00 € und 50.000,00 €).

Erlöse Merchandising: Merchandising als Geschäft ist ein hohes Risiko und sollte
erfahrenen Unternehmen überlassen werden. So ist für diesen Bereich eine Lizenzvergabe kalkuliert. Die Höhe der Lizenz entspricht den Erfahrungen anderer Bundesgartenschauen.

Erlöse Marktmeile: Denkbar ist ebenfalls eine Lizenzvergabe oder der Betrieb der
Marktmeile bzw. eines Gärtnermarktes in Eigenregie.
Unter Berücksichtigung der oben genannten Annahmen und Berechnungen könnten im
Rahmen des Durchführungshaushaltes Erlöse in Höhe von 30,05 Millionen € erzielt werden.
Tabelle 14: Mittelherkunft Erlöse
Mittelherkunft
Erträge Eintrittskarten (1,63 Mio. Stück)
Verkauf Printerzeugnisse
Führungen auf dem Gelände
Spenden
Erlöse netto in
Euro
27.149.566,00
100.000,00
0,00
150.000,00
Pacht Gastronomie (je Besuch € 0,55)
1.067.000,00
Lieferrechte Getränke/Nahrungsmittel
500.000,00
Erlöse Sponsoring
1.000.000,00
Erlöse Merchandising
30.000,00
Erlöse Marktmeile
50.000,00
Summe netto
30.046.566,00
© Berechnungen ift GmbH
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 112
Den voraussichtlichen Kosten in Höhe von 39,02 Mio. € stehen Erlösen aus der Geschäftstätigkeit in Höhe von 30,05 Mio. € gegenüber. Die Differenz wird durch folgende Mittel ausgeglichen:

Die Verlustübernahme für die ega GmbH wird von der Stadtwerke Erfurt Gruppe auch
im Durchführungsjahr der BUGA getragen (3,50 Mio. €).

Durch eine jährliche Gewinnthesaurierung der Stadtwerke Erfurt Gruppe in Höhe von
500.000 € wird bis zum Durchführungsjahr der BUGA ein Betrag in Höhe von 5 Mio. €
angespart und im Rahmen des Durchführungsjahres ausgeschüttet. Ein ähnliches Modell wurde bereits erfolgreich für die Sanierung des Nordbades umgesetzt.

Der verbleibende voraussichtliche Zuschussbedarf in Höhe von 470.000 € ist entweder
durch die Stadtwerke Erfurt Gruppe oder der Landeshauptstadt Erfurt zu tragen.
Tabelle 15: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Erlöse Durchführung
Mittelverwendung
Mittelherkunft
Quelle





Personal
Temporäre Bauten
Gärtnerische Ausstellungen
Marketing
Veranstaltungen
39,02 Mio. € netto
Summe in Mio. €
Eintrittserlöse
27,15
Sonstige Erlöse Durchführung
(Pachten, Sponsoring, etc.)
2,90
Verlustübernahme ega
GmbH/SWE
3,50
Ansparmodell SWE
5,00
Zuschussbedarf
0,47
39,02 Mio. € netto
© Berechnungen ift GmbH
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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10. Allgemeines zum Marketing-Mix
1. Grundsätzliches zum Marketing-Mix und Quellmärkte
Grundsätzliche Überlegungen zum Marketing-Mix für Bundesgartenschauen werden folgend
kompakt dargestellt.
Die Anforderungen an das Marketing für Bundesgartenschauen basieren auf den umfangreichen Erkenntnissen vergangener Bundesgartenschauen und Internationaler Gartenausstellungen. Durch die regelmäßig durchgeführten Besucherbefragungen ist das Verhalten
der Nutzer von Gartenschauen bekannt und transparent.
So nimmt ein BUGA-Besucher bis zu 240 Minuten Anfahrt in Kauf. Der typische Besucher
ist zu einem sehr hohen Prozentsatz Gartenschau-erfahren und Blumenliebhaber. Besucher
kommen meist nicht allein und halten sich bis zu fünf Stunden auf dem Gelände auf.
Das Kerneinzugsgebiet der Bundesgartenschau in Erfurt umfasst sechs Bundesländer und
die Ballungsräume Dresden, Frankfurt, Leipzig, Magdeburg und Nürnberg. Die Anbindung
an das Autobahnnetz und an das Schienennetz der Deutschen Bahn ist als sehr gut zu
bewerten. Für das Gruppengeschäft sind darüber hinaus auch Ballungsräume wie Berlin,
Hannover und München von Relevanz.
In den mittlerweile 60 Jahren Bundesgartenschauen hat eine Markenbildung stattgefunden.
Auch in den östlichen Bundesländern haben seit 1990 zahlreiche Bundes- und Landesgartenschauen stattgefunden. Hierzu zählen unter anderem die BUGA in Gera/Ronneburg
2007 und die BUGA in Potsdam 2001. Somit ist die Marke BUGA auch in Thüringen gelernt
und mit positivem Image besetzt.
Es besteht eine Korrelation zwischen dem Erfolg einer Bundesgartenschau und der Akzeptanz in der Region. Der endogene Markt ist entscheidend für den Erfolg einer BUGA 2021 in
der Landeshauptstadt Erfurt. Hier spielen Transparenz in der Darstellung und Kommunikation mit der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Touristisch ist die enge Verzahnung der
drei eintrittspflichtigen Gartenschauareale mit der Altstadt und deren Anbindung ein Erfolgsfaktor. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die im Ticket enthaltene
Nutzung des städtischen ÖPNV (vgl. auch „BUGA auf Achse“). Es erhöht die Mobilität der
Besucher und vergrößert damit auch das Erlebnis der Landeshauptstadt Erfurt.
2. Produkt
In der Landeshauptstadt Erfurt integriert die BUGA den egapark, der im Jahre 2021 sein 60jähriges Bestehen feiert. Darüber hinaus existiert die Veranstaltung der Bundesgartenschau
dann 70 Jahre.
Die Marke „Bundesgartenschau“ bedingt klare und eindeutige Erwartungen. Diese lassen
sich aufgrund der Marktforschungsergebnisse definieren: Besucher erwarten eine Blumenschau, Ideen für ihren Garten, Wechselpflanzungen, Blumenhalle, Themengärten etc. Da im
Marketing die Weiterempfehlung eine große Rolle spielt und enttäuschte Erwartungen die
Empfehlungsmotivation sinken lässt, ist ein hoher Qualitätsstandard von entscheidender
Bedeutung.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Die Landeshauptstadt Erfurt kann das Produkt BUGA um viele Geschichten und Aspekte
erweitern. Die Blumenstadt Erfurt als Wiege des Erwerbsgartenbaus, die 200-jährige Tradition von Gartenausstellungen, die Waidpflanze und ihre Bedeutung für das Wachstum der
Stadt im Mittelalter – die Reihe ließe sich erweitern und jedes Detail bereichert die BUGA
Erfurt 2021 hinsichtlich Identität und Akzeptanz.
Darüber hinaus liegen viele Potenziale in der nachhaltigen Planung und der Einbeziehung
der gesamten Stadt. Die Landeshauptstadt wird so für den Besucher erlebbar und die Erfurter Bevölkerung Gastgeber für Gartenfreunde aus ganz Deutschland.
Auch die Bewohner Erfurts werden durch die Einbeziehung der BUGA in eine langfristige
Stadtplanung von Wohnumfeldverbesserungen profitieren.
3. Preis
Für ein Einzelticket sind brutto 20,00 € kalkuliert. Der Preis für ein Einzelticket der BUGA
Koblenz beträgt 20,00 € (inkl. einer Seilbahnfahrt). Die BUGA Havelregion 2015 kalkuliert
gegenwärtig mit einen Eintrittspreis von 20 €.
Unter Berücksichtigung der Zeitspanne bis 2021 ist ein Preis in Höhe von 20 € als moderat
zu bewerten. Höhere Preise sind aufgrund der im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlichen Kaufkraft in der Region nicht zu empfehlen.
Jedes Ticket (Erwachsene, Kinder, ermäßigte und Abendkarten) beinhaltet die freie Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Erfurt. Für das Konzept der BUGA Erfurt
2021 ist die Mobilität in der Stadt von hoher Bedeutung, da die gesamte Innenstadt Erfurts
als Kulisse vorgesehen ist.
Die Erfurter können von zwei Ticketangeboten profitieren: Der vergünstigten Dauerkarte
und der Abendkarte. Die Dauerkarte sollte bis zum 31.12. des Vorjahres mit einem Rabatt
angeboten werden, die Abendkarte ist eine günstige Tageskarte ab 16.00 Uhr. Beide Angebote stärken die Bindung und Identifizierung der Bevölkerung mit „ihrer“ BUGA.
Das Gruppengeschäft ist bei Bundesgartenschauen erfahrungsgemäß ein entscheidender
Faktor. Geprägt wird es von Busreiseveranstaltern, die Reisen mit und ohne Übernachtung
zur BUGA anbieten. Hier sind in die Kalkulation die entsprechenden Wiederverkäuferrabatte
berücksichtigt. Es ist empfehlenswert, das Gruppengeschäft wegen seiner hohen Bedeutung zentral und möglichst in Eigenregie zu steuern.
Mit der Deutschen Bahn sollte eine Kooperation angestrebt werden. Die Verbindungen nach
Erfurt sind gut ausgebaut und die Stadt ist mit der Bahn gut erreichbar. Die Nutzer der zahlreichen Sondertarife im Nahverkehr (Länder-Tickets, Schönes-Wochenende-Ticket, Querdurchs-Land-Ticket) können einen Rabatt in Höhe von 1,50 € bei Vorlage des Tickets erhalten. Ebenso könnte ein Spezial-Angebot bei einer Anreise mit dem ICE gelten. Im Gegenzug vermarktet die Deutsche Bahn dieses Angebot.
Den prozentualen Anteilen der Ticketkategorien in der Kalkulation liegen die Erfahrungen
der BUGA Schwerin 2009 zugrunde.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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4. Der Vertrieb
Basis ist eine effiziente und effektive Gestaltung der Eintrittssituation vor Ort: Ein Kassenund Einlasssystem, das auf EDV-Basis rasch und unkompliziert Ticketerwerb und Geländezugang garantiert und gleichzeitig eine elektronische Datenauswertung zulässt.
Ebenfalls von hoher Bedeutung wird ein professionelles Angebot im Bereich des OnlineTicketing sein. Dabei kann sich der Besucher selbstständig am eigenen Computer ein Online-Ticket kaufen und erstellen und mit diesem dann ohne Wartezeit an der Tageskasse
direkt zum Einlasspunkt gehen.
Neben dem Ticketverkauf vor Ort und dem Online-Ticketing ist der Vertrieb über Vorverkaufsstellen zu berücksichtigen. Hier sollten leistungsstarke und landesweit vertretene Partner gewonnen werden, die diese Leistung in der Breite anbieten können.
5. Die Kommunikation
Die Landeshauptstadt Erfurt hat gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikationsstrategie. Während Thüringen über ein deutschlandweit positives Image als grünes,
naturreiches Bundesland verfügt, positioniert sich Erfurt mit seiner attraktiver Altstadt und
als Stadt mit langer gärtnerischer Tradition.
Die Jubiläen „60 Jahre egapark“ und „70 Jahre BUGA“ sind für die Kommunikationsstrategie
ebenfalls von hoher Relevanz.
Elementar für die Erfurter selbst wird der Umgang mit dem egapark sein. Für entsprechende
Umbauten und Vorbereitungen für die BUGA 2021 wird er voraussichtlich für ein Jahr geschlossen sein. Das oben erwähnte Jubiläum bietet dann einen guten Ansatzpunkt, um das
Gelände im Sinne eines „Neuen Gesichts zum Geburtstag“ mit geeigneten kommunikativen
Mitteln zu präsentieren.
11. Organisation
Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt mit der Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega)
bereits über vorhandene Organisationsstrukturen, deren Einbindung in die Planung, Vorbereitung und Durchführung der Bundesgartenschau zu prüfen ist. Im Vergleich zu üblichen
BUGA-Strukturen versetzt diese Tatsache die Landeshauptstadt Erfurt in eine exklusive
Sonderstellung, deren Vorteile im Rahmen der Bewerbung und Durchführung ressourcenschonend zu nutzen sind.
Die ega GmbH ist Eigentümerin des egaparks und über eine Einbindung in die Stadtwerke
Erfurt Gruppe finanziell abgesichert. Die Einbindung des Geländes des egaparks in eine
zukünftige Bundesgartenschau bedingt vielschichtige Abstimmungen mit potenziellen Fördermittelgebern, den Finanzbehörden aber auch den Organen der ega GmbH, der Stadtwerke Erfurt Gruppe und der Landeshauptstadt Erfurt.
Zur Abbildung einer optimalen Organisationsstruktur soll daher die ega GmbH in einem
ersten Schritt die steuerlichen und fördermittelrechtlichen Rahmenbedingungen klären und
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 116
in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Erfurt die zukünftige Organisationsstruktur erarbeiten (vgl. auch Abbildung 41).
Abbildung 40: Bestehende Organisationsstruktur egapark
© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 117
Mit den beteiligten Akteuren der Landeshauptstadt Erfurt wurden zwei Ansätze für eine
mögliche BUGA-Durchführungsgesellschaft diskutiert:
1. Nutzung bestehender Strukturen
2. Aufbau einer neuen Organisationsstruktur („BUGA GmbH).
Zu 1: Nutzung bestehender Strukturen
Vor dem Hintergrund vermeidbarer Doppelstrukturen könnte ggf. die ega GmbH als zukünftige BUGA Erfurt GmbH zur Verfügung stehen. Die ega GmbH stellt bereits heute ein Organisationsmodell dar, mit dem zentrale Anforderungen an eine optimale Zielstruktur erfüllt
werden können. Hierzu zählen:

Absicherung der Finanzierungsbeiträge der Stadtwerke Erfurt Gruppe in den Jahren bis
zur BUGA und im Durchführungsjahr selbst

Nutzung des Vorsteuerabzugs bei Investitionen

fördermitteloptimierte Rechtsform

rechtliche Absicherung des Nutzungsrechtes an den BUGA-Flächen
Die seitens der dbg bis zum Durchführungsjahr gewünschte Beteiligung an einer Durchführungsgesellschaft wäre mit den zuständigen Gremien zu erörtern und ein geeignetes Modell
unmittelbar nach einem möglichen Zuschlag zu erarbeiten. Hierbei sollten neben reinen
gesellschaftsrechtlichen Beteiligungen ggf. auch alternative Kooperationsmodelle geprüft
werden.
Ungeachtet dessen kann die ega GmbH bereits jetzt den Rahmen bieten, um auf dem Weg
zur BUGA umgehend weitere Schritte zu initiieren.
Abbildung 41: Nutzung bestehende Struktur
d33 %sd
Übertragung /
Nutzungsrecht
BUGA-Flächen
© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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Zu 2: Neue Organisationsstruktur für die BUGA 2021 in Erfurt
Soweit sich eine direkte Einbindung der ega GmbH in den weiteren Abstimmungen als weniger praktikabel erweist, ist eine alternative Organisationsstruktur - die sich an klassischen
Bundesgartenschauen orientiert - denkbar. An einer von der Landeshauptstadt Erfurt neu zu
gründenden BUGA Erfurt GmbH könnte die dbg direkt beteiligt werden.
Abbildung 42: Schaffung neuer Strukturen (a)
© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung
Die konkreten Rechtsbeziehungen zwischen der Stadt, der ega GmbH und der neuen BUGA Erfurt GmbH wären kurzfristig zu erarbeiten und umzusetzen.
Abbildung 43: Schaffung neuer Strukturen (b)
Übertragung /
Nutzungsrecht
BUGA-Flächen
© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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12. Anhang
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
Seite 120
12.1
Bewerbungskriterien dbg
Folgend werden die Bewerbungskriterien der dbg zusammenfassend dargestellt und auf die
Kapitel verwiesen, in denen die entsprechenden Aussagen zu den Planungsinhalten aufgeführt sind.
1. Darlegung eines Leitthemas für die BUGA/IGA unter dem Gesichtspunkt
einer ökonomischen, ökologischen und nachhaltigen Stadtentwicklung.
2. Der BUGA/IGA-Standort (Areal) ist unter Beachtung der Ziele der
Raumordnung und Landesplanung auszuwählen.
3. Der Standort muss planungsrechtlich gesichert bzw. kurzfristig zu sichern sein. Die Eigentumsverhältnisse müssen geklärt bzw. kurzfristig
zu klären sein.
4. Mit der BUG/IGA sind neue Grünflächen, Grünverbindungen zwischen
Bestandsgrün und/oder die Überarbeitung alter Parklandschaften zu
schaffen.
5. Ein Dauernutzungs-/Nachnutzungskonzept mit städtebaulicher Zielstellung, Betriebsart und Finanzierungsprognose ist ebenso zwingend
nachzuweisen wie die Organisation und Realisierung für den dauerhaften Betrieb.
6. Die Größe des Gesamtareals soll zwischen 35 und 100 ha liegen.

vgl. Kap. 4 u. 6

vgl. Kap. 2

vgl. Kap. 2, 3 u. 5

vgl. Kap. 6

vgl. Kap. 6 u. 9

vgl. Kap. 5.2s
7. Das Gelände muss die Voraussetzungen für die Integration der gärtnerischen Ausstellungen aufweisen.
8. Die Finanzierungssicherheit des Gesamtprojekts (Investition und Projektdurchführung) muss gewährleistet sein.
9. Die Bereitschaft des Bewerbers zur Durchführung der BUGA/IGA gemeinsam mit der DBG mbH in der Organisationsform einer Durchführungsgesellschaft muss erklärt sein.
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt

vgl. Kap. 6

vgl. Kap. 9

vgl. Kap. 11
Seite 121
12.2
Schaupläne der Machbarkeitsstudie
Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt
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