Sitzung 5: Faust I Prolog im Himmel Vor dem Tor

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Sitzung 5: Faust I Prolog im Himmel Vor dem Tor
Sitzung 5: Faust I
Prolog im Himmel
Vor dem Tor
Prolog im Himmel
http://www.youtube.com/watch?v=Mcowjpu8qI0
Wie ist der Prolog gegliedert?
I. Gesang der Erzengel: Lobpreis Schöpfung Gottes
II. Dialog Herr- Mephisto
III. Wette um Faust
1. Gegenüberstellung:
Welt- und Menschenbilder
Gott vs Mephisto
Mephisto
Herr
Erdenleben negativ: schlecht (296), für die Menschen eine
einzige Plage, ein Jammertal (280/297)
Schöpfung schön und wertvoll (345)
Höhere Werte nur Trug: Vernunft nur Maskerade, Bemäntelung
niederer Instinkte (284ff)
der Mensch ist in seinem Streben stets in Schuld und Irrtum
verstrickt, ist sich des rechten Weges ist inktiv aber
bewusst (328f)
Menschenleben als sinnloser Kreislauf, Wiederholung des
Ewig-Gleichen ohne Sinn und Fortschritt (281/287f)
Mensch dem Wechselspiel von Tätigkeit und Erschlaffung
ausgesetzt (340), aber dennoch sich steigernd: von
Verworrenheit zur Klarheit, von der Blüte zur Frucht
(308-311)
2. Gegenüberstellung
Hiob (AT) vs Faust (v. Goethe)
Buch Hiob
Prolog im Himmel
Positive Werte: Frommheit, das Gute (religiös, moralisch:
Unterordnung, Gebotstreue)
Positive Werte: Irrtum hin zur Klarheit (309), Wachstum
(310), dunkler Drang (328), Tätigkeit (340)
( aufklärerisch: Entwicklung, Selbstverwirklichung)
Hiob: gottesfürchtig, rechtschaffen, gebotstreu
Faust: unbefriedigt, in Verworrenheit und Irrtum befangen;
zerrissene und unbedingte Ansprüche an das GeistigReligiöse und an das Sinnlich-Irdische (304/305) kein
traditioneller Gottesknecht!
Versuchung: durch Unglück und Leid
Sünde: Gottesabfall
Versuchung: durch Freude/Genuss
Sünde: Trägheit/Stillstand (340/341)
Prolog im Himmel
• Welche Funktion hat der Prolog im
Himmel für das Drama?
- Rahmenhandlung als
Verständnishorizont für die
Binnenhandlung
- Entwurf der Menschenbilder
Theodizee [teodi’ʦe] (frz. théodicée, altgriech. θεός theós ‚Gott‘ und δίκη
díke ‚Gerechtigkeit‘) heißt „Rechtfertigung Gottes“.
Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das Leiden
in der Welt zu erklären sei vor dem Hintergrund, dass Gott einerseits
allmächtig, andererseits gut sei. Konkret geht es um die Frage, warum Gott
das Leiden zulässt, wenn er doch die Potenz ("Allmacht") und den Willen
("Güte") besitzen müsste, das Leiden zu verhindern.
Vor dem Tor
Bedeutung der Szene?
- Gesellschaftspanorama
- Gegensatz zur Szene Faust in der
Nacht (Enge des Studierzimmers):
es ist Tag (hell),
ein Feiertag im Frühling
das Volk ist leichtlebig, laut,
glücklich in seiner
Beschränktheit,
Menschen sind zusammen..
Welches Problem verbirgt sich
hinter der Metaphorik, dass Faust
‘zwei Seelen’ hat (Vers 1112ff)?
Die zwei Seelen in Faust
These
Antithese
Herr (Gott)
Gutes, Liebe, Tugend (ethisch)
Bejahung (philosophisch)
Ordnung, Werden, Schöpfung
Seele, Geist (anthropologisch)
Licht (natürlich, symbolisch)
Mephisto (Teufel)
Böses, Sünde (ethisch)
Verneinung (philosophisch)
Chaos, Zerstörung, Nichts
Körper, Materie (anthropologisch)
Finsternis (natürlich, symbolisch)
Faust (Mensch)
göttlicher Seelenanteil:
Geist
Übersinnliches
(Transzendentes)
Tätigkeit
Streben
mephistophelischer
Seelenanteil
Materie
Sinnliches (Trieb)
Trägkeit
Genuss