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Wildrosen und Alte Rosen
Zehn der wichtigsten
Ur- und Wildrosen
Orientalische und europäische Urrosen
E
s ist hier nicht der Ort, die Geschichte
und alle Erscheinungsformen der weit
über 200 Wildrosen ausführlich zu
schildern. Wir beschränken uns darauf, jene
zehn Ur- und Wildrosen aufzuzählen und zu beschreiben, die in ihren ursprünglichen und später hybridisierten Formen wesentlich für die
Entwicklung und den heutigen Stand der Duftrosen von Bedeutung waren. Allen zehn werden
wir im folgenden Kapitel über die »Herkunft
und Abstammung der Modernen Rosen« als orientalische und europäische Urahnen der duftenden Edelrosen wieder begegnen.
Fünf orientalische Urrosen
1. Rosa chinensis: Die zartrosa bis dunkelrote Rosa
chinensis (die im Falle von
Rosa mutabilis gelb oder
orange ist), die mehr als
1000 (vielleicht 2000–
3000) Jahre alte chinesische Urrose.
2. Rosa gigantea: Die ursprünglich cremeweiße und cremegelbe
Rosa gigantea, eine ebenfalls sehr
alte Wildrose aus China, Indochina und
Burma.
3. Rosa moschata: Die
cremeweiße, aus dem 10.,
15. oder 16. Jahrhundert
stammende orientalische Rose Rosa moschata. Gemäß der
RHS-Rosenenzyklopädie stammt sie
wahrscheinlich »von
einer Chinarose ab«.
4. Rosa multiflora: Die weiße
und hellrosa Rosa multiflora, eine in Asien heimische, sehr alte Wildrose, die in den
Gärten Europas
etwa ab 1750
anzutreffen ist.
5. Rosa foetida: Die gelbe
Rosa foetida, die
aus Südwestasien und dem
Vorderen
Orient
stammt. Die Geschichte dieser Urrose lässt sich in
der Literatur erst
seit dem 15. Jahrhundert verfolgen; sie ist jedoch
(wesentlich) älter.
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Wildrosen und Alte Rosen
Fünf europäische Urrosen
1.
Rosa gallica: Die
rosarote bis purpurviolette Rosa
gallica, vielleicht
eine der ältesten
von Menschen
kultivierten Rosenarten (zum
Beispiel im 12.
Jahrhundert vor
Christus in Persien)
und wahrscheinlich
eine der Stammmütter
der abendländischen Rosen.
2. Rosa damascena:
Die weiße, vor allem
rosa-, aber auch tiefrote Rosa damascena,
deren Herkunft unbekannt ist. Vermutlich schon vor
unserer Zeitrechnung verbreitet,
jedenfalls im
13. Jahrhundert
im Orient kultiviert,
dank den Kreuzfahrern
ab dem 15. Jahrhundert
auch in europäischen Gärten bekannt.
3. Rosa centifolia:
Die rosarote Rosa
centifolia, deren
Ursprung ebenfalls
unbekannt ist und
die seit dem
16. Jahrhundert in Europa
zu finden ist.
4. Rosa
canina:
Die
weiße bis
blass-, mittel- und dunkelrosa Rosa canina,
die europäische Wildund Urrose schlechthin.
5. Rosa alba: Die weiße Rosa alba, auch eine
Urrose, deren Ursprung in der
Literatur seit
dem Mittelalter beschrieben wird.
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Wildrosen und Alte Rosen
Die vier chinesischen
»Rosen-Zuchthengste«
Wie Chinarosen unsere Rosenzucht verändern
D
Rosa chinensis
semperflorens
Old Blush China
er angesehene französische Rosenexperte Jérôme Goutier schreibt in
seinem bemerkenswerten Buch »Geschichte der Rosen«, dass die Einführung
chinesischer Rosen nach Europa eine »RosenRevolution« ausgelöst habe. Die Chinarosen
haben die europäische Rosenzucht auf unabsehbare Zeit revolutioniert und letztendlich die
Teehybriden und die Teerosen hervorgebracht.
Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der
Entstehung der vom Frühjahr bis Herbst öfter
blühenden, widerstandsfähigen Modernen Rosen. Diese Rosen-Revolution geschah natürlich
nicht an einem Tag. Ganz im Gegenteil; sie vollzog sich langsam, denn »von der Einfuhr des
ersten Rosenstocks aus China bis zur Entstehung der ersten Remontant-Hybriden bedurfte
es nicht weniger als eines Jahrhunderts und
zudem der Überzeugungskraft der faszinierenden und bezaubernden Kaiserin« Joséphine.
Die ersten vier Chinarosen, die nach Europa
kamen und als Auslöser der revolutionären
Entwicklung der Rosenzucht gelten, werden in
höchst origineller Weise als Zuchthengste beschrieben. Englisch werden sie »The four rose
stallions«, französisch »Les quatres rosiers
étalons« und deutsch »Die vier Rosen-Zuchthengste« genannt. Diese vier »Rosen-Zuchthengste« und ihre Nachkommen nehmen
bedeutende Plätze in der Geschichte der Zucht
Moderner Rosen und namentlich auch unserer
heutigen Duftrosen ein.
Rosa chinensis semperflorens
Im Jahr 1792 bringt Gilbert Slater, Direktor der
geschichtsträchtigen British East India Company, eine Chinarose nach England; sie gilt als
der zweite »Rosen-Zuchthengst«. Die Blühfreudigkeit dieser Rose ist derart groß, dass
man sie semperflorens, also »immerblühend«
nannte. So entstand der botanisch bedeutsame
Name Rosa chinensis semperflorens.
Obwohl die Rose der zweite Abkömmling in
Europa war, besprechen wir sie an erster Stelle
unter den Chinarosen, weil Rosa chinensis semperflorens die älteste Gartenrose ist, die hier beschrieben wird, und wohl auch eine der ältesten
in Kultur. Durch DNA-Analyse wurde sie als
Elternpflanze von Old Blush China identifiziert,
die auf chinesischen Gemälden aus dem 19. Jahrhundert erscheint. Rosa chinensis semperflorens
muss also älter als jene sein.
Die kleinen, weit geöffneten und halb gefüllten, dunkelroten Blüten besitzen einen Farbton, den man früher in Europa nicht kannte. Sie
scheinen unermüdlich zu sein und zieren einen
niedrigwüchsigen, offenen, schlanken Busch.
Ihre Blüten kommen einzeln oder in kleinen
Büscheln zum Vorschein; meist zu dritt an
einem dichten, verzweigten Strauch, der anfangs schnell wächst, seine volle Größe aber erst
später erreicht. Die Rose neigt zu Mehltau und
ist frostempfindlich, in warmen Regionen aber
weitverbreitet. Dort blüht sie über das ganze
Jahr.
Unter dem Namen Rosa chinensis semperflorens oder Slater’s Crimson China werden verschiedene Rosen verkauft. Sie wurde mit
mehreren einmal blühenden europäischen
Alten Rosen gekreuzt. So entstanden zahlreiche
Hybriden, die zur Qualitätsbesserung vieler
heutiger öfter blühender Sorten beitrugen.