Universität Konstanz

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Wintersemester 2008/2009
Fachbereich: Latinistik
Konstanz, den 16.04.09
Proseminar: Das Rom Martials
Dozent: Dr. Joachim Fugmann
Martial und die Spiele
Liber spectaculorum
Elisabeth Yorck von Wartenburg
Zur Allmannshöhe 10
78464 Konstanz
Matrikel-Nr.: 01/664446
3. Fachsemester
HF: Literatur-Kunst-Medien
NF: Kulturwissenschaft der Antike
Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
[email protected]
Tel.: 0176/82110062
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung.............................................................................................................................................................. 3
2.Die römischen Spiele............................................................................................................................................ 3
3.Einführung in das Buch der Schauspiele .......................................................................................................... 5
4.Aufbau des liber spectaculorum......................................................................................................................... 5
5.Ausgewählte Epigramme..................................................................................................................................... 6
5.1.Epigramm 1....................................................................................................................................................6
5.2.Epigramm 2....................................................................................................................................................7
5.3.Epigramm 3....................................................................................................................................................8
5.4.Epigramm 7....................................................................................................................................................9
5.5.Epigramm 18................................................................................................................................................ 11
5.6.Epigramm 29................................................................................................................................................ 11
6. Martials literarisches Vorgehen im Buch der Schauspiele............................................................................ 12
7.Literaturverzeichnis:......................................................................................................................................... 16
7.1.Kommentare und Übersetzungen................................................................................................................. 16
7.2.Sekundärliteratur......................................................................................................................................... 16
7.3.Filme ........................................................................................................................................................... 16
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
1. Einleitung
Die Spiele zur Einweihung des Kolosseums sind für uns heute unter anderem dank Martials
liber spectaculorum nachvollziehbar. Um in die Thematik einzuführen, werde ich zunächst
einen kurzen historischen Überblick über die römischen Spiele geben. Dann zeige ich die
Gesamtstruktur des liber spectaculorum auf und nenne verschiedene Aspekte von Martials
literarischem Vorgehen anhand von 6 ausgewählten Epigrammen. Außerdem beschäftige ich
mich mit der Frage, an welchen Adressaten Martial sein Buch richtet und mit welcher
Intention er sein Werk geschrieben hat. In diesem Kontext werde ich Hubert Canciks Meinung
diskutieren, dass das Buch der Schauspiele „…das Erschreckendste, was antike Literatur
hervorgebracht haben dürfte, eine Art KZ-Lyrik“1 sei.
2. Die römischen Spiele
Laut Thomas Wiedemann spielten die Spiele im antiken Rom als Bestandteil der römischen
Kultur eine wichtige Rolle im Leben eines Römers. Bereits im 6 Jh. v. Chr. entstand der erste
Vorläufer: die ludi. Mit diesem Begriff wurden zeremonielle Prozessionen auf dem Campus
Martius bezeichnet, mit denen Wagenrennen und schauspielerische Aktivitäten verbunden
waren. Aus diesen sollen sich laut römischen Schriftstellern die traditionellen Schauspiele der
römischen Gesellschaft entwickelt haben. Man bezeichnete sie als Staatsangelegenheit,
weshalb sie teilweise aus dem aerarium, der Staatskasse des römischen Volkes, finanziert
wurden. Die Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen kamen in Rom erst später in Verbindung mit
den ludi auf. Bis ins 3. Jh. n. Chr. unterschieden die Römer beide Arten der Aufführung mit
den Begriffen ludi und munera. Die Ludi publici bezeichneten Wagenrennen und
schauspielerische Darstellungen, die auch weiterhin öffentlich finanziell unterstützt wurden
und regelmäßig stattfanden. Die Gladiatorenkämpfe (munera) hingegen wurden zu
bestimmten Anlässen von einflussreichen Privatpersonen (editores) ausgerichtet und
finanziert, so zum Beispiel zu Totenfeiern von verstorbenen Verwandten. Der Begriff munera
verdeutlicht bereits, dass Gladiatorenkämpfe als Gaben und nicht als staatliche Verpflichtung
wie die ludi angesehen wurden. Die munera dienten jedoch nicht nur der Totenehrung,
sondern steigerten auch das Ansehen des Veranstalters in der Öffentlichkeit. Dies bedeutete,
dass Gladiatorenkämpfe trotz ihrer privaten Finanzierung einen öffentlichen Charakter
besaßen. Die Sponsoren versuchten die vorhergehenden Spiele möglichst zu übertreffen,
wofür sie noch mehr exotische Tiere und Gladiatorenpaare auftreten ließen als ihre Vorgänger.
1
Fuhrmann (1974) 269.
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
Die Finanzierung war sehr teuer, da der Besuch der Spiele für die Zuschauer umsonst und das
Transportieren der exotischen Tiere sehr aufwendig war. Die Spiele waren also für den editor
eine Möglichkeit, sein Geld und seine Macht zur Geltung zu bringen. 2 Gladiatorenkämpfe
wurden zunächst nur wie oben bereits erwähnt zu bestimmten Anlässen ausgerichtet, bis
Kaiser Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) sie als regelmäßige Einrichtungen etablierte. Doch
auch so fanden sie nur zweimal pro Jahr statt (zum Quinquatrus im März und an den
Saturnalien am Ende des Jahres) und waren dementsprechend festlichen Inszenierungen
unterworfen. Diese Feste dauerten mehrere Tage und folgten einem bestimmten Ablauf.
Morgens fanden die Präsentation und der Kampf gegen wilde Tiere statt (venationes),
woraufhin es mittags zur öffentlichen Hinrichtung von Verbrechern mit niederem Status
(noxii, cruciarii) kam. Diese verschiedenen Arten der Aufführung hatten vor Augustus´
Herrschaft miteinander nichts zu tun. Von seiner Zeit an wurden sie jedoch mit dem
Gladiatorenkampf verbunden, der am Nachmittag folgte. 3
Gladiatoren waren aufgrund ihrer Ausbildung eine kostspielige Investition. Deshalb ging es in
der Arena nicht darum, sie wie die damnati umzubringen. Gladiatorenkämpfe wurden also als
Übergang vom Tod zum Leben und Widereintritt in die Gesellschaft angesehen. Die
Hinrichtungen am Mittag hingegen symbolisierten den Weg vom Leben zum Tod und den
Austritt aus der Gesellschaft. Sadistische Freude als Grund für den Besuch der Spiele halte ich
deshalb für falsch. Die Menschen kamen in die Arena, um zu beobachten, wie andere der
Notwendigkeit des Sterbens gegenübertraten. Auf diese Weise wurden die Zuschauer an ihre
eigene Sterblichkeit erinnert. Überdies war die Arena ein Ort, an dem die Grenzen von
Wildheit und Kultur aneinanderstießen und wo dem Publikum durch die öffentliche
Hinrichtung von Verbrechern und die Vernichtung von wilden Tieren das Gefühl von
Sicherheit vermittelt wurde. 4
Kaiser Domitian (81-96 v. Chr.) machte die Gladiatorenspiele in Rom zu einem Privileg des
Kaisers, der sich wie die editores der vergangenen Zeit der Spiele bediente, um seine Macht
zur Schau zu stellen. Das Töten von wilden Tieren aus exotischen Ländern zum Beispiel
symbolisierte die Weite seines Reiches.5 Da der Kaiser auf diese Weise durch sein
persönliches Erscheinen mit dem Volk in Kontakt trat, wurde den Spielen außerdem eine
gesellschaftliche Bedeutung zugeordnet. Wie Martial in Epigramm 29 beschreibt besaß das
Publikum die Macht, über das Schicksal der Gladiatoren mit zu entscheiden.
Vgl. Wiedemann (2001) 11-22.
Vgl. Wiedemann (2001) 64.
4
Vgl. Wiedemann (2001) 99-101.
5
Vgl. Wiedemann (2001) 11-22.
2
3
4
Hausarbeit: Martial und die Spiele
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Schlussendlich traf jedoch der Kaiser die Entscheidung, sodass die Spiele in der Arena zum
Symbol für die dauerhafte Auseinandersetzung beider Parteien um die Verteilung der Macht
wurden. Um den symbolischen Gehalt der Spiele aufrechtzuerhalten, wurde vom Kaiser
gefordert, häufig bei den Spielen anwesend zu sein. Es warf ein schlechtes Licht auf seine
Person, wenn er zu den Spielen nicht erschien. Positiv dagegen wurden Bekanntmachungen
bewertet, die er dem versammelten Publikum durch Aushänge in der Arena statt durch Boten
kundtat. Umgekehrt konnte der Kaiser im Rahmen der Spiele das Verhalten der Menschen
beobachten, wodurch er einen Einblick in die Stimmung des Volkes erhielt. 6
3. Einführung in das Buch der Schauspiele
Martials liber spectaculorum ist im Jahre 80 zur Einweihung des Kolosseums erschienen und
besteht aus 32 Epigrammen, die zum Teil nur unvollständig und unterschiedlich überliefert
sind. Anders als Statius, der für seine Darstellung des Verlaufs der Spiele die Form eines
kontinuierlichen Gedichtes gewählt hat (silv. 1.6), beschreibt Martial das Geschehen mithilfe
von einzelnen, in sich geschlossenen Gedichteinheiten, die zu einem loseren, größeren
Ganzen zusammengefügt sind. Diese Art der Darstellung wird der Thematik insofern gerecht,
als dass sich die Gesamtvorführung aus einzelnen Vorführungen zusammensetzte. Ihr Verlauf
während der Einweihung des Kolosseums ähnelt der Reihenfolge von Martials Epigrammen
in seinem Buch der Schauspiele.7
4. Aufbau des liber spectaculorum
Martial setzt in seinem Buch der Schauspiele den Schwerpunkt auf Vorführungen
verschiedener Art mit wilden Tieren, während die Gladiatorenkämpfe lediglich in zwei
Epigrammen erwähnt werden. Dieses Ungleichgewicht liegt meiner Meinung daran, dass im
Verhältnis häufiger wilde Tiere auftraten als Gladiatorenpaare. Laut Cassius Dio (66,25)
wurden 9000 Tiere im Rahmen der Einweihung des Kolosseums getötet. Da zum
Einweihungsprogramm inszenierte Seeschlachten gehörten, war die Zahl der Kämpfer groß,
die genaue Zahl der Gladiatorenpaare ist jedoch nicht bekannt. 8
Zunächst führt Martial das Kolosseum mithilfe der ersten drei Epigramme ein, die man als
prefatio bezeichnen könnte, welche durch eine übergeordnete Struktur miteinander verbunden
sind. So stellt Martial im ersten Epigramm das flavische Amphitheater in einen
Vgl. Wiedemann (2001) 169-178.
Vgl. Lausberg (1982) 370-372.
8
Vgl. Darwall -Smith (1996) 84.
6
7
5
Hausarbeit: Martial und die Spiele
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internationalen Kontext, in dem er es in die Reihe der sieben Weltwunder einführt und es über
diese hinaus rühmt. Das zweite Epigramm befasst sich mit dem städtischen Kontext des
flavischen Amphitheaters und schränkt auf diese Weise die Aufmerksamkeit des Lesers Stück
für Stück ein, bis sie voll und ganz auf das Kolosseum gerichtet ist. Im dritten Epigramm
bringt Martial das internationale Publikum zur Sprache und erreicht dadurch, dass der Leser
sich virtuell nun im Kolosseum befindet, in dem im Folgenden die Spiele beschrieben werden.
Meiner Meinung nach könnte man die übergeordnete Struktur der ersten drei Epigramme
auch als Zoom bezeichnen. Nachdem Martial im vierten Epigramm das Denunziantentum
behandelt, folgen die übrigen Epigramme, die sich ihrer Thematik nach gruppieren lassen. Die
Epigramme 6-6b, 11-15 und 27 lassen sich unter dem Begriff venationes einordnen. In den
Epigrammen 9, 19, 22/23 und 30 beschreibt Martial, wie Tiere miteinander kämpfen.
Coleman ordnet weiterhin die Epigramme 10 und 16 bis 18 der Kategorie Kämpfe mit
dressierten Tieren zu. Hinrichtungen, die auf einen mythologischen Hintergrund basieren,
werden in den Epigrammen 5, 7, 8,21/21b, 25/25b und 26 geschildert. Der Gladiatorenkampf
wird von Martial lediglich in zwei Epigrammen erwähnt, in denen Myrinus gegen Triumphus
kämpft (Epigramm 20) und Priscus gegen Verus (Epigramm 29). Besonders eindrucksvoll
durften die inszenierten Seeschlachten im Kolosseum gewesen sein, zu deren Aufführung die
Arena unter Wasser gesetzt werden konnte. Beschrieben werden diese in den Epigrammen 24
und 28.9
5. Ausgewählte Epigramme
5.1. Epigramm 1
Das Epigramm weist die Struktur einer Präambel auf, welche die Weltwunder der Antike,
deren Anzahl sieben bereits kanonisch war, in einer Klimax vorstellt. Diese Klimax besteht
aus der kulturellen Steigerung der Weltwunder aus römischer Sicht, wobei eine zweifache
Referenz auf Babylon eine exakte Symmetrie ermöglicht. In den Versen eins bis zwei weist
Martial auf die drei Weltwunder der Barbaren hin, die sich aus den Pyramiden der
unterägyptischen Stadt Memphis, den gewaltigen Ziegelmauern von Babylon und den dort
gelegenen hängenden Gärten der Semiramis zusammensetzen. Als Steigerung führt Martial
daraufhin die drei Weltwunder der griechischen Welt in den Versen drei bis sechs an.10 Hier
nennt er mit Triviae templum den berühmten Artemistempel in Ephesus und den Altar auf der
9
Coleman (2006) XLIX.
Vgl. Coleman (2006) 2.
10
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
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Kykladeninsel Delos, dem Geburtsort von Apollon und Artemis. Als drittes erwähnt Martial
das Grabmal des Königs Mausolos von Karien, das ihm seine Gattin Artemisia errichten ließ.
Martials Schilderung aere vacuo pendentia ist eine wohl bewusst gewählte absurde
Anlehnung an die hängenden Gärten der Semiramis.11 Als erreichtes Ziel der Klimax rühmt
Martial in den Versen sieben und acht das Kolosseum in Rom. Sein Triumph über die anderen
Weltwunder wird zusätzlich unterstützt, indem es der Struktur entgegen drei Beispiele der
anderen Kulturen ersetzt. Die Klimax führt also im Sinne des natürlichen Fortschritts nach
Rom hin als Zentrum des Universums und rühmt sein von Martial ernanntes Weltwunder: das
Kolosseum.12 Dies wird durch die Abfolge der Worte in Vers 2 nec iactet, Vers 3 nec
laudentur, Vers 4 (nec) dissimulet und Vers 6 nec laudibus ferant unterstützt.
5.2. Epigramm 2
Das zweite Epigramm deckt virtuell das gesamte Gebiet um das Kolosseum herum ab, um es
in den städtischen Kontext zu integrieren. Martial beschreibt die Umgebung anhand von
Gebäuden, die sich vom Palatin bis hin zum Caelian erstrecken (Vers 1-10). Er beginnt mit
dem Kolossalbild vor dem Eingang des Kolosseums in Richtung Forum, das über hundert Fuß
in die Höhe ragte und mit Neros Gesicht versehen war. Dieses wurde jedoch von Vespasian
mit dem Kopf des Sonnengottes ersetzt. Diese Statue kontrastiert Martial mit dem goldenen
Haus Neros. Er nennt den Kaiser rex, sodass der antike Leser Nero mit dem verhassten
Königtum der vorrepublikanischen Zeit in Verbindung bringt. Als nächstes Gegensatzpaar
setzt er das neu erbaute Kolosseum Neros künstlichen Teichen gegenüber. Daraufhin folgen
die Titus-Thermen nahe beim Kolosseum, welche die protzigen Gärten des Vorgängers
übertrumpfen. Die claudische Kolonnade, die heute nicht sicher lokalisierbar ist, erstreckt sich
über den letzten, ehemaligen Teil des goldenen Hauses. 13
Die Beschreibung der Umgebung des Kolosseums setzt sich also aus einer Serie von
Antithesen zusammen. Zuerst werden jeweils die flavischen Bauten genannt, um ihren Ruhm
zu unterstreichen. Daraufhin folgen die von Nero zuvor erbauten Gebäude in abfälligem Ton.
Durch diesen Kontrast kommt Martials Lobpreis der flavischen Bauten verstärkt zur
Geltung.14
11
Vgl. Barié, Schindler (2002) 1147.
Vgl. Coleman (2006) 2-5.
13
Im Detail: Barié, Schindler (2002) 1147-1148.
14
Vgl. Coleman (2006) 15.
12
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
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Unklar ist jedoch der zweite Vers et crescunt media pegmata celsa via15 des Epigramms. Es
gibt verschiedene Ansätze den Vers zu übersetzen, sodass ein unterschiedlicher Sinn entsteht.
So kann pegmata als Baugerüst für den Titusbogen verstanden werden oder auch als
Beschreibung für die Masten der Sonnensegel des Kolosseums, die über dem flavischen
Amphitheater zu sehen waren. Der erstgenannte Ansatz ist insofern interessant, als dass er
Aufschluss über die Datierung des liber spectaculorum unter Titus geben kann. Laut Coleman
wäre die Übersetzung von pegmata als Baugerüst in Hinsicht darauf stimmig, dass Martial
über aktuelle Geschehnisse schrieb.16 Darwall-Smith jedoch verwirft diesen Ansatz und hält
pegmata für eine Beschreibung der Sonnensegelmasten. Seiner Meinung nach ergäbe das
Epigramm keinen Sinn, wenn der Dichter nicht zuerst den Ort nennen würde, von wo aus all
die Gebäude, die er beschreibt, auf einen Blick zu sehen wären. Also nennt er den Koloss
beim Venus-Tempel, von dessen Standpunkt aus dem Betrachter zunächst die Masten der
Sonnensegel über dem Kolosseum ins Auge fallen. Erst danach kommen die anderen Gebäude
in Sicht, so wie Martial auch sein Epigramm aufgebaut hat. Der zweite Grund für DarwallSmiths Annahme, dass pegmata nicht mit Baugerüst zu übersetzen sei, ist die sonst übliche
Verwendung des Wortes für die Theatermaschinerie.17
Insgesamt ist das Epigramm darauf ausgelegt, die flavischen Gebäude und damit den Kaiser
zu rühmen, dass er dem Volk Rom wiedergegeben habe, welches der Tyrann Nero zuvor an
sich gerissen hatte (Vers 11-12).
5.3. Epigramm 3
Im dritten Epigramm zeigt Martial nun die Vielfalt des Publikums auf und nennt zu diesem
Zweck neun verschiedene Völker, um zum Ausdruck zu bringen, dass Menschen aus aller
Welt herbeiströmten, um die Eröffnungsspiele im Amphitheater zu sehen. Die Erwähnung des
internationalen Publikums drückt jedoch nicht nur die Beliebtheit des Kolosseums als eine
touristische Attraktion aus, sondern betont auch die Ausdehnung des flavischen Imperiums.
Wie auch schon im ersten Epigramm, in dem die Weltwunder in einer Klimax im Bezug auf
die kulturelle Entwicklung dargestellt werden, werden auch hier die Völker in einer
Steigerung in Hinsicht auf ihre Loyalität zum Kaiser aufgeführt, was anhand der
Kommentierung in den letzten beiden Versen deutlich wird. Die Nennung eines
Mart. Spect. 2.
Grewing (1998) 20.
17
Darwall-Smith (1996) 83-84.
15
16
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
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internationalen Publikums steigert nicht nur das Ansehen des Kolosseums, sondern auch das
der Sponsoren der Spiele.
Martial beginnt das Epigramm mit einem universellen Vorschlag in Form einer Frage, auf die
nicht direkt geantwortet wird (Quae tam seposita est, quae gens tam barbara, Caesar, ex qua
spectator mon sit in urbe tua?)18. Daraufhin folgt eine Anhäufung von Beispielen, die diese
Frage unterstützen und in Form der Klimax aufeinander folgen (Vers 3-10). 19
Als erstes werden die Bewohner von der Bergkette Rhodope im trakischen Haemusgebirge
genannt, die der antike Leser durch die Erwähnung des Orpheus verorten kann. Dieser hatte
sich nach dem endgültigen Verlust Eurydikes dorthin zurückgezogen. Als nächstes folgen die
Sarmaten, die aus dem polnisch-russischen Tiefland zwischen der Ostsee und dem Schwarzen
Meer stammen. Daraufhin werden diejenigen genannt, die aus den Nilquellen trinken, womit
Martial auf ihre Herkunft verweisen will. Nun spricht der Dichter von einem Volk, das am
Rande des Weltmeeres lebt, für welches hier die Meeresgöttin Tethys metonymisch steht. Es
folgen die Sabäer aus Saba in der Arabia felix, die Kilikier, von denen der Duft des Safrans in
Rom sehr geschätzt wurde, die Sugambrer, ein germanischer Stamm zwischen Sieg und Ruhr
und schließlich die Schwarzafrikaner, die Martial als Äthioper bezeichnet, wie es damals
durchaus üblich war.20
5.4. Epigramm 7
Das siebte Epigramm soll der Veranschaulichung der mythologisch bewegten Hinrichtungen
dienen. Es beschreibt, wie ein unbekannter Schwerverbrecher in der Rolle des Mimen
Laureolus an einem Kreuz hängend von einem Bären zerfetzt wird. Diese Verurteilung nannte
man ad bestias und war besonders grausam, da der Verbrecher bei lebendigem Leibe
zerfleischt wurde.
Laureolus war ein bekannter Räuber, dessen Kreuzigung bereits zur Zeit des Caligula in
einem Mimus des Catullus (Tert. Adu. Val. 14.4) dargestellt wurde. Epigramm sieben ist das
einzige unter den Epigrammen, die mythologisch bewegte Hinrichtungen schildern, das sich
auf eine römische Sage bezieht. Die anderen Epigramme haben lediglich griechische Mythen
wie z.B. den Pasiphae- oder Orpheus-Mythos zum Inhalt. Im siebten Epigramm verweist
Martial auf den griechischen Mythos des Prometheus und vergleicht diesen dann mit dem
Schicksal des Räubers Laureolus durch den Ausdruck Qualiter…sic, der eine Symmetrie der
Mart. Spect. 3.
Im Detail: Coleman (2006) 38-41.
20
Vgl. Barié, Schindler (2002) 1148.
18
19
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
ersten vier Verse hervorruft. Während Laureolus für seine Verbrechen am Kreuz büßen
musste, wurde Prometheus für seinen doppelten Betrug an den Kaukasus geschmiedet. Der
entscheidende Vergleichspunkt des römischen und griechischen Mythos liegt also darin, dass
beide Gestalten für ihre Verbrechen gefesselt Qualen erleiden müssen. Das Geschehen im
Kolosseum stellt ein Verbindungsglied der beiden Mythen dar, indem es sowohl vom
griechischen als auch römischen Mythos gewisse Handlungsmotive übernimmt. Daher
übertrumpft die von Martial geschilderte gegenwärtige Darstellung im Kolosseum die
mythische Vergangenheit an Grausamkeit und im antiken Sinne „Sehenswürdigkeit“. Martial
untermauert dies durch die Anklage, die Verbrechen des damnatus würden die der mythischen
Gestalten übertreffen.
Der Verurteilte teilt das Schicksal des Laureolus, am Kreuze hängend zu Tode zu kommen. Da
aber eine Kreuzigung für die Zuschauer zu langweilig und zu statisch war und vor allem zu
lange gedauert hätte, wurde zugunsten des theatralischen Kontextes der Mythos verlassen, um
einen für das Publikum spannenden Tod des Opfers einzubringen.21 Dies beschreibt Martial
außerdem in Epigramm 21, in dem der Verurteilte die Rolle des Orpheus spielen musste.
Während der mythische Sänger die wilden Tiere durch seine himmlische Musik zu
besänftigen vermochte, wurde der damnatus von ihnen zerfleischt. Der Tod trat also nicht ein,
weil er am Kreuz hing, sondern durch den Angriff eines kaledonischen Bären. Der Dichter
betont das in Schottland gelegene Kaledonien zum Zweck der flavischen Propaganda, da es
während der Regierungszeit des Claudius von Vespasian unterworfen wurde. Martial bezieht
diese Abänderung auf den Mythos des Prometheus, der ebenfalls von einem wilden Tier,
einem Adler, angegriffen wurde.22
Es stellt sich nun die Frage, welche Absicht mit einem mythologischen Hintergrund für
Hinrichtungen verfolgt wurde. Es gab verschiedene Gründe dafür: Zum einen erschien der
Bezug auf mythologisches Geschehen kunstvoll und diente daher zur Attraktion für die
Zuschauer.
Zum
anderen
erhöhte
die
brutale
Inszenierung
der
Mythen
den
Abschreckungseffekt, indem sie darauf hinwies, dass nicht nur im Mythos, sondern auch in
der Realität die Gerechtigkeit siegt. Solch inszenierte Hinrichtungen dienten also der
Erziehung der Öffentlichkeit. Die durch das Verbrechen verletzte Ordnung der Gesellschaft
wurde durch die Demütigung des Verbrechers wiederhergestellt, indem er ähnliche Qualen
wie die seines Opfers erleiden musste. Da es keine richtige Polizei und keine
Verbreitungsmedien wie Fernsehen und Radio in der Antike gab, welche die Sicherheit der
Gesellschaft und die Bestrafung von Verbrechern bestätigten, wurden die grausamen
21
22
Vgl. Coleman (2006) 82-85.
Vgl. Barié, Schindler (2002) 1148-1149.
10
Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
Hinrichtungen öffentlich durchgeführt. Auf diese Weise versuchte man den Menschen zu
demonstrieren, dass die Sicherheit durch die Bestrafung von Vergehen gegen die Gesellschaft
gewahrt wurde.23
5.5. Epigramm 18
Dieses Epigramm führe ich als Beispiel für das Schauspiel mit dressierten Tieren in der Arena
an. Neben dieser Art der Präsentation wurden wilde Tiere – wie oben schon näher erläutert –
auch zur Hinrichtung eines Verbrechers oder für Kämpfe mit bestiarii (Tierkämpfern)
eingesetzt. In diesem Epigramm geht es um einen dressierten Tiger, der einen wilden Löwen
zerfleischt. Der Tiger galt in der antiken Welt bereits als Verkörperung von Wildheit, Martial
jedoch nennt zudem seine Heimat Hyrkanien, um seine Wildheit noch stärker zu betonen.
Dieses Randgebiet des römischen Reiches am Südostufer des Kaspischen Meeres war ein
besonders barbarisches Land mit vielen wilden Tieren. Martial hebt auf diese Weise hervor,
dass der Tiger in Gefangenschaft sogar noch wilder als in seinem natürlichen Lebensraum ist,
da er dort niemals einen Löwen angreifen würde. So erreicht Martial einen starken Kontrast
zwischen der unnatürlich ausgeprägten Wildheit und dem anerzogenen Verhalten, die Hand
seines Wärters als Zeichen seiner Fügsamkeit zu lecken.
Nun stellt sich die Frage, warum der Tiger sich auf den Löwen stürzt. Dies führt zu dem
Paradoxon, dass der Tiger sich trotz der ihn umgebenen Zivilisation (inter nos), die eigentlich
den Gegensatz zur Wildheit der Natur (silvis altis) darstellt, umso wilder verhält. Dieses
unnatürliche Verhalten der Tiere weiß Martial außerdem durch das vorhergehende Epigramm
hervorzuheben, in dem ein nicht dressierter Elefant ein zivilisiertes Benehmen zeigt. 24
5.6. Epigramm 29
Martial beschreibt im Epigramm 29 einen Zweikampf zwischen zwei gleich starken
Gladiatoren namens Priscus und Verus. Zwei Grabsteine bezeugen, dass tatsächlich zwei
berühmte so genannte Gladiatoren existierten. 25
Martial verdeutlicht durch die zweimalige Erwähnung von (certamina) traheret im Bezug auf
den jeweiligen Kämpfer, dass sich beide Gegner ebenbürtig gegenüber stehen und keiner von
beiden seine Niederlage durch das Heben seines Fingers signalisieren wird. Mit dieser Geste
Vgl. Wiedemann (1992) 80-94.
Vgl. Coleman (2006) 161-164.
25
Coleman (2006) 220.
23
24
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
äußerte sich ein Gladiator, wenn er den Kaiser um Gnade bat. Nahm der Kaiser diese Bitte an,
erteilte er die sogenannte missio, unter der die Befreiung der Gladiatoren vom Kampf an
jenem Tag zu verstehen ist. Als Zeichen erhielten die Kämpfer ein Stockrapier und einen
Palmenzweig. Hieß es jedoch sine missione pugnare, mussten die Gladiatoren auf Leben und
Tod kämpfen.26 In Martials Epigramm erklärt der Kaiser beide Kämpfer zu Siegern, nachdem
das Publikum durch lautes Rufen dem Kaiser signalisiert hat, dass es für beide Männer um
Gnade bittet. An dieser Stelle wird die Kommunikation zwischen Kaiser und Volk deutlich.
Eine Szene im Film Gladiator27 stellt meiner Meinung nach das gegenseitige Wechselspiel
zwischen Gladiatoren, Publikum und Kaiser sehr anschaulich dar. Als es darum geht, ob dem
Gladiator Maximus, dem Protagonisten und Gegenspieler des Imperators Commodus, die
missio erteilt werden soll, sieht sich der Kaiser gezwungen dem Willen des Publikums
nachzugeben und seinem Feind das Leben zu schenken.
Martial weiß das Geschehen durch eine symmetrische Struktur (4 mal 3 Verse) geschickt
literarisch zu verfolgen. Die Verse 1 bis 3 beschreiben die Umstände aus der Sicht der
Gladiatoren und Zuschauer, während die Verse 4 bis 6 den Anteil des Kaisers am Geschehen
thematisieren. Durch die Verflechtung der Worte miteinander spielt Martial auf die
Gebundenheit des Kaisers an seine eigene Gesetzgebung und die gegenüber seinem Volk an.
Der Chiasmus aus legi – lex und saepe – saepe verweist auf die daraus resultierende
Spannung zwischen dem Volk und dem Imperator. In den Versen 7 bis 9 schildert Martial
dann das Ergebnis, auf das bereits die Verwendung von certamen hinführt. Statt das Wort
pugna für den Kampf der Gladiatoren zu gebrauchen, bedient sich Martial des Wortes
certamen im poetischen Plural, das eigentlich den Pferderennen und athletischen
Wettkämpfen vorbehalten war. Durch die Verwendung dieses Ausdruckes betont er nicht die
Gewalt, sondern vielmehr das Ergebnis des Kampfes, also den Sieg oder die Niederlage,
hervorgerufen durch die Entscheidung des Imperators.28
Die Verse 10 bis 12 sind der Kommentierung vorbehalten, die eine Lobpreisung auf den
Großmut des Kaisers enthält, dass er sogar beiden Kämpfern den Sieg zuspricht.
An dieser Stelle kann man erneut Martials panegyrische Absicht seines liber spectaculorum
beobachten.
6. Martials literarisches Vorgehen im Buch der Schauspiele
Barié, Schindler (2002) 1154.
Scott (2000).
28
Vgl. Coleman (2006) 219-220.
26
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
Hubert Cancik bezeichnet Martials Buch der Schauspiele als „…das Erschreckendste, was
antike Literatur hervorgebracht haben dürfte, eine Art KZ-Lyrik“, wobei er zugibt, dass wir
„…von spezifisch sadistisch-masochistischen Gräueln (…) auffällig selten (hören).“ 29
Auch Wiedemann hat sich mit der heutigen Sichtweise der Hinrichtungen befasst. Sie werden
als sadistisch angesehen, da sie dem Verurteilten absichtlich Schmerzen hinzufügen, die nicht
erforderlich wären, um ihn zu töten. Für Wiedemann kann man ein Verhalten jedoch nur dann
als sadistisch bezeichnen, wenn „humanitäre Empfindsamkeit“ in einer Kultur als Norm
vorhanden ist.30 Die Rezeption von Martials Buch der Schauspiele erfordert also ein
Verständnis für die antike Mentalität.
Meiner Meinung nach ähnelt Martials Buch der Schauspiele nicht einer KZ-Lyrik, sondern
der Dichter verfolgte andere Absichten, so zum Beispiel die literarisch kunstvolle Darstellung
der Einweihungsspiele. Wie durch die oben genauer untersuchten Epigramme deutlich wird,
beleuchtet jedes von ihnen jeweils nur einen Aspekt der einzelnen Vorführungen. Auf diese
Weise erzielt Martial den Effekt, dass dieser umso wirkungsvoller erscheint. Das
Nebeneinander der Parallelepigramme ermöglicht wiederum, dasselbe Geschehen unter
verschiedenen einander ergänzenden Aspekten zu betrachten, sodass der Gesamteindruck
trotz der Einheit des einzelnen Gedichts nur durch beide Epigramme möglich wird.31 Diese
literarische Technik, die er außerdem durch Stilmittel und eine dichterische Gestaltung
erreicht, beweist meiner Meinung nach, dass es Martial nicht darum ging in sadistischer
Freude die grausamen Darstellungen im Kolosseum zu beschreiben und zu rühmen, sondern
einzelne Aspekte der Vorführungen hervorzuheben. Ein anderer Effekt dieser literarischen
Technik ist, dem Leser die mitreißende Atmosphäre der Spiele zu vermitteln. Die zahlreichen
panegyrischen Elemente im Bezug auf einen Caesar beweisen, dass eine Lobpreisung des
editors für die Ewigkeit einer der wichtigsten Aspekte von Martials Buch der Schauspiele
war. Nach Coleman hatte der liber spectaculorum auch Auswirkungen auf den Dichter selbst:
„It has recently been observed that in composing the liber spectaculorum Martial adopts a
role approaching that of a poet laureate, which suggests in turn that he was already known at
court for honorific verses glorifying the Flavian regime. The composition of a series of
epigrams on Titus glamorous spectacles both increases the significance and resonance of the
event and enhances Martial’s standing at court (and therefore his material circumstances).” 32
29
Fuhrmann (1974) 269/271.
Wiedemann (1992) 79.
31
Vgl. Lausberg (1982) 370-372.
32
Grewing (1998) 29.
30
13
Das klang aber bisher weniger nach hinterfragen…eher nach
beschreiben und durchaus auch lobpreisen!
Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
Während er im Buch der Schauspiele ein öffentliches, zusammenhängendes Thema – die
Einweihungsspiele des Kolosseums – zum Inhalt macht, beschreibt er in seinen folgenden
libelli private Themen oft ohne einen übergeordneten Zusammenhang. Ein Grund für die
Unvereinbarkeit von Martials Buch der Schauspiele mit seinen übrigen Werken könnte der
Einfluss des zu der Zeit regierenden Kaisers sein. Unter Domitian, der weniger literarisch
interessiert war als Titus, veröffentlichte Martial kein Werk, dass dem Buch der Schauspiele
ähnlich gewesen wäre.33 Allerdings ist man sich in der Forschung uneins, an welchen Kaiser
sich Martial überhaupt wandte. Im liber spectaculorum ist nur die Rede von Caesar, ein
Attribut, das sich sowohl auf Titus als auch auf Domitian beziehen könnte. Die Forschung
tendiert jedoch zu Titus, da Sueton in Titus´ Leben (Suet. Tit) und Cassius Dio (66.25)
Ereignisse beschreiben, die mit den Vorgängen in einigen Epigrammen des liber
spectaculorum übereinstimmen.34 Dass die Reihenfolge der Epigramme im Buch der
Schauspiele dem Verlauf der Einweihungsspiele ähnelt, ist wie bereits erwähnt ein weiterer
Hinweis auf Titus; Denn der Kaiser starb erst nach der Eröffnung des Kolosseums (80 n. Chr.)
im Jahre 81. Die von Martial und Dio beschriebenen Auftritte von bestiarii, die es unter
Domitian nicht gegeben haben soll, sprechen ebenfalls für Titus.
Aber auch Domitian kommt als Identifikationsperson des angesprochenen Caesars in Frage.
So zum Beispiel werden die dem Adressaten zugeschriebenen gottgleichen Eigenschaften im
Allgemeinen mit Domitian assoziiert. Allerdings wurden diese auch bereits in griechischen
Epigrammen, von Valerius Maximus im Bezug auf Tiberius und von Plinius dem Älteren im
Bezug auf Titus verwendet. Das Attribut invictus, welches Martial in seinem Buch der
Schauspiele im Bezug auf Caesar verwendet, wird mit Domitians Rückkehr von der
Sarmatischen Expedition im Januar 93 in Verbindung gebracht.
Epigramm 25, das von einem nächtlichen Auftritt „Leanders“ im Wasser handelt, kann mit
Domitian in Verbindung gebracht werden, da Ähnliches unter Domitian bei Statius, Dio und
Sueton nachgewiesen werden kann (Stat. Silv. 1.6. 85-90, Suet. Dom. 4.1, Dio 67.8). Ein
eindeutigerer Hinweis auf Domitian wäre die Ähnlichkeit zwischen dem dazugehörigen
Epigramm 25 b und einem Gedicht in Apophoreta (14.181).35 Wie auch für Titus sprechen
weitere Argumente für Domitian als Adressat des liber spectaculorum, jedoch erscheinen sie
als weniger stichhaltig. Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass sie meist Ereignisse, die
in den Epigrammen beschrieben werden, unter Domitian nachweisen können, was jedoch ihr
Vorkommen unter Titus nicht ausschließt.
Vgl. Grewing (1998) 28-30.
Vgl. Grewing (1998) 15.
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Coleman (2006) L-LIV.
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
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Neben all den von mir genannten Aspekten ist Martials Buch der Schauspiele für uns vor
allem eine kulturwissenschaftliche Quelle und ein Zeitzeugenbericht, der die feierlichen
Einweihungsspiele literarisch für die Ewigkeit festhält.
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Hausarbeit: Martial und die Spiele
Elisabeth Yorck
7. Literaturverzeichnis:
7.1. Kommentare und Übersetzungen
Barié, P., Schindler, W. (Hrsg.): Epigramme. Lateinisch-deutsch, Düsseldorf/Zürich
(2002).
Coleman, K.: Martial. Liber spectaculorum, New York (2006).
7.2. Sekundärliteratur
Darwall-Smith, R. H.: Emperors and Architecture: A Study of Flavian Rome, in: Deroux,
C., Dumortier-Bibauw, J. (Hrsg.): Latomus 231 (1996) 76-95.
Cancik, H.: Die kleinen Gattungen der römischen Dichtung in der Zeit des Prinzipats, in:
Fuhrmann, M. (Hrsg.): Römische Literatur 3, Frankfurt a. M (1974) 261-271.
Coleman, K.: The liber spectaculorum: perpetuating the ephemeral, in: Grewing, F.
(Hrsg.): Toto notus in orbe. Perspektiven der Martial-Interpretation, Stuttgart (1998) 1536.
Lausberg, M. (Hrsg.): Das Einzeldistichon. Studien zum antiken Epigramm, München
(1982) 370-372.
Wiedemann, T.: Kaiser und Gladiatoren. Die Macht der Spiele im alten Rom, Darmstadt
2001.
Wiedemann, T.: Emperors and gladiators, London 1992.
7.3. Filme
Scott, R.: Gladiator. Universal Pictures and Dreamworks 2000.
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