Erfolgreiche Bücher spannend erzählt

Transcription

Erfolgreiche Bücher spannend erzählt
Neunzehntes Kapitel
Erfolgreiche Bücher
spannend erzählt
Welche bekannten Figuren
aus welchen Büchern oder Filmen
findest du hier?
Notiere die Figuren
und die Titel.
Sprechen, Schreiben, Zuhören
Umgang mit Texten
Nachdenken über Sprache
Bewertungsmaßstäbe diskutieren
Mit Büchern leben –
Wie werden Bücher zu Klassikern?
1
Astrid Lindgren gehört zu den beliebtesten Autorinnen. Ihr Werk umfasst
mehr als 100 Titel. Ihre Geschichten, Erzählungen, Kinder- und Jugendromane
wurden in mehr als 70 Sprachen übersetzt. Astrid Lindgrens Bücher dienten
als Vorlagen für Filme, Hörspiele, Theaterstücke, von »Pippi Langstrumpf«
gibt es eine CD-ROM.
In Ihrer Kindheit hat Astrid Lindgren selbst sehr gern gelesen. Ihr erstes
eigenes Buch war eine illustrierte Ausgabe des Märchens vom »Schneewittchen«. Später, als sie schon eine erfolgreiche Autorin war, erinnerte sie sich
an diese Zeit:
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»In diesen Jahren zwischen zehn und dreizehn verschlingt man ja Bücher,
und auch ich futterte alles Erreichbare, gleichgültig, ob ich es mir aus
der Schulbibliothek holte oder von Mitschülern lieh, die mit Büchern
besser ausgestattet waren als ich. Ich las die ganze Reihe von Sagen und
Geschichten, vom Trojanischen Krieg bis zu Robinson Crusoe und Onkel
Toms Hütte, dazu alles, was ich von Jules Verne ergattern konnte, ferner
Die Erzählungen des Feldschers und Ingemanns historische Romane.
Der Graf von Monte Christo und Die drei Musketiere, Der letzte der
Mohikaner, Das Dschungelbuch, Die Schweden und ihre Häuptlinge,
Die Schatzinsel, Tom Sawyer und Huckleberry Finn – schau an, welch
stattliche Liste alter Klassiker!«
A
Welche der genannten Bücher kennt ihr? Worum geht es in ihnen?
B
Erinnert euch, welches das erste Buch war, das ihr selbst gelesen,
ausgeliehen oder gekauft habt. Wie hieß es und wovon handelte es?
C
Stelle deine Bücher-Hitliste auf, vergleiche sie mit der deiner Mitschüler.
Stellt danach eine Bücher-Hitliste der Klasse zusammen.
2
Astrid Lindgren erinnert sich aber nicht nur an die Titel der Bücher,
sondern auch an schöne, gruselige, spannende, lustige oder traurige Stellen
aus den Büchern.
»Da ist noch mehr, woran ich mich dann noch erinnern werde […] Den
Schoner namens Hispaniola, und wie sehr ich um den kleinen Jim Hawkins
bangte, als der Schiffskoch mit seinem Holzbein angepoltert kam; ich
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Projekt
Fachübergreifendes
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werde noch immer wissen, wie ich mit Tom Sawyer und Becky Thatcher
in der unterirdischen Höhle zitterte, wie ich über Onkel Tom weinte und
wie ich lachte, als Huck Finns Vater, blau wie eine Strandhaubitze, mit
dem großen Zeh in der Pökelfleischtonne landete. Huck Finn, ja! Vielleicht
bleibt mir am längsten und eindringlichsten die Erinnerung an meine
langsame Fahrt den Mississippi hinunter auf dem Floß, das Huckleberry
Finn gehörte. Nun glaube man ja nicht, dass ich nur Klassiker gelesen
habe! Tatsache ist immerhin, dass die Bücher, die mich damals vor langer
Zeit am stärksten ergriffen haben und meine ständigen Begleiter geworden
sind, gerade die sind, die auch heute noch in den Bibliothekskatalogen
zu finden sind. Sollte das womöglich daran liegen, dass es zufälligerweise
so gute Bücher waren?«
A
Was sind für dich »gute Bücher«? Notiere Eigenschaften, die für dich ein
»gutes Buch« haben muss.
B
Bringt Bücher, Kassetten oder CDs aus eurer Hitliste mit und gebt knapp
den Inhalt wieder. Sucht eine Stelle heraus, die euch sehr gefällt oder die
besonders spannend ist und stellt sie vor.
3
Astrid Lindgren nennt gute Bücher Klassiker. Auch Michael Endes »Unendliche
Geschichte« und »Momo« zählen inzwischen dazu. Von Jostein Gaarders
Bestseller »Sofies Welt« hat der Verlag bislang über 30 Millionen Exemplare
verkauft. Noch größeren Erfolg wird vielleicht die englische Autorin Joanne
K. Rowling mit »Harry Potter« haben. Weltweit wurden schon über 27 Millionen Exemplare verkauft. Wie wird aber ein Buch zum Klassiker? Bei einer
Umfrage haben Jugendliche und Erwachsene folgende Meinungen geäußert:
»Klassiker wie ›Die Schatzinsel‹ oder ›Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‹
erzählen von Abenteuern, spielen an geheimnisvollen Orten. Diese Bücher
haben als Kinder schon meine Großeltern und Eltern gelesen, dann ich und
nun lesen sie meine Kinder.« Egon H., 38 Jahre
»An Pippi Langstrumpf hat mir gefallen, dass sie so stark war und sie
sich nicht gefürchtet hat.« Annika, 13 Jahre
»Ich fand bei Pippi gut, dass sie nicht immer alles weiß und in der Schule
sogar ein bisschen dumm ist.« Nadine, 12 Jahre
»Super spannend war, wie Bastian in Phantasien ein Held wurde und
richtig cool.« Paul, 13 Jahre
A
Was hältst du von diesen Meinungen? Welche Merkmale werden hervorgehoben?
Erfolgreiche Bücher – spannend erzählt
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Sprechen, Schreiben, Zuhören
Umgang mit Texten
Nachdenken über Sprache
Erschließen von Erzählstrukturen
Der Anfang ist entscheidend – Lust zum
Weiterlesen?
4
Ganz wichtig für die Entscheidung, ob man ein Buch überhaupt weiterliest
oder es zuschlägt, ist der Anfang. Das gilt natürlich auch für die Klassiker.
»›Tom!‹ Keine Antwort. ›Tom!‹ Keine Antwort ›Was ist bloß wieder mit
dem Jungen, möchte ich wissen! Hallo Tom!‹ Die alte Dame schob ihre
Brille hinunter und blickte über sie hinweg durchs Zimmer, dann schob sie
sie hinauf und blickte unter ihr hervor. Selten oder nie blickte sie hindurch,
um nach einem so kleinen Gegenstand wie einem Jungen Ausschau zu
halten, denn es war eine Staatsbrille, der Stolz ihres Herzens, geschaffen
um ›elegant‹ zu wirken, und nicht, um zu nützen; ebenso gut hätte sie
durch ein Paar Herdringe blicken können.«
»Am 25. Februar 1815 kündigte die Wache von Notre-Dame den Dreimaster Pharaon an, welcher von Smyrna über Triest und Neapel kam.
Das Schiff ging unter seinen drei Marssegeln vorwärts, aber so langsam
und traurig, dass die Neugierigen mit einer instinktmäßigen Ahnung sich
fragten, welches Unglück an Bord geschehen sein könnte. Bald war der
Anker ausgeworfen, und man erblickte neben dem Lotsen, welcher sich
anschickte, die Pharao durch die enge Einfahrt des Hafens von Marseille
zu lenken, einen jungen Mann mit lebhafter Miene und geschäftigem Auge,
welcher auf jede Bewegung des Schiffes achtete.«
»Hat jemand im vorigen Jahr am fünfzehnten Oktober Radio gehört? Hat
jemand gehört, dass man nach einem verschwundenen Jungen forschte?
So etwa sagten sie: ›Die Polizei in Stockholm suchte den neunjährigen
Bo Vilhelm Olsson, der seit vorgestern Abend 18 Uhr aus der Wohnung
Upplandsgatan 13 verschwunden ist. Bo war mit kurzen braunen Hosen,
einem grauen Wollpullover und einer kleinen roten Mütze bekleidet.
Mitteilungen über den Verschwundenen nimmt jede Polizeidienststelle
entgegen.‹
Ja, so sagten sie. Aber es kamen niemals irgendwelche Mitteilungen über
Bo Vilhelm Olsson. Er war fort. Niemand erfuhr jemals, wo er geblieben
ist. Keiner weiß es. Außer mir. Denn ich bin Bo Vilhelm Olsson.«
»Da Squire Trelawney, Dr. Livesey und die übrigen Herren mich gebeten
haben, alle Einzelheiten über die Schatzinsel vom Anfang bis zum Ende
niederzuschreiben und nichts zu verschweigen als ihre Lage, und auch das
nur, weil sich dort noch ungehobene Schätze befinden, ergreife ich im Jahre
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Fachübergreifendes
Büffel-Ecke
des Heils 17 . . die Feder und gehe zurück auf die Zeit, als mein Vater
den Gasthof ›Admiral Benbow‹ bewirtschaftete und der gebräunte alte
Seemann mit dem Säbelhieb im Gesicht zum ersten Male sein Quartier
unter unserem Dach aufschlug. Ich erinnere mich seiner, als sei es erst
gestern gewesen.«
A
Welcher Textanfang reizt dich besonders zum Weiterlesen? Begründe.
B
Vergleiche die Textanfänge. Wodurch unterscheiden sie sich? Ordne die
Textanfänge den entsprechenden Merkmalen in der Übersicht zu.
C
Finde heraus, aus welchen Büchern die zitierten Textanfänge stammen.
Untersuche deine Lieblingsbücher. Wie beginnen sie?
Textanfang
Textbeispiel
Es wird eine Art Einführung in die Geschichte gegeben, sie dient der Einstimmung.
»Am 25. Februar 1815
kündigte die Wache von
Notre-Dame den Dreimaster
Pharaon an, …«
Die Geschichte beginnt unvermittelt, die Leser werden mitten hinein in
das Geschehen geführt.
Es wird mit dem Ende der Geschichte oder kurz davor begonnen.
Es wird eine Situation beschrieben, die den Anlass für die zu erzählende
Geschichte darstellt und so einen Rahmen um die Geschichte schließt.
5
Natürlich ist ein spannender Textanfang nur ein Merkmal,
das Interesse bei den Lesern hervorruft. Es gibt viele Möglichkeiten,
um in einem Buch Spannung aufzubauen S. 264.
Besonders die Figuren und ihr Verhalten, die Handlung
und die Schauplätze tragen dazu bei.
A
Sieh dir noch einmal die Meinungen
auf Seite 255 an.
Welche Merkmale treffen für
deine Lieblingsbücher zu?
B
Wann ist für dich ein Buch spannend?
Erfolgreiche Bücher – spannend erzählt
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Sprechen, Schreiben, Zuhören
Umgang mit Texten
Nachdenken über Sprache
Inhalte wiedergeben
und fortschreiben
Spannend erzählen – aber wie?
6
Vielleicht wird auch das folgende Buch ein Klassiker. Der Autor (geboren
1929) schreibt Gedichte, Erzählungen, Dramen meist für Erwachsene.
Sein Buch »Der Zahlenteufel« bereitete jungen Lesern viel Spaß. Der
Roman »Wo warst du, Robert?« richtet sich an junge Erwachsene ab 14.
Hans Magnus Enzensberger
Wo warst du, Robert?
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Prolog
Es war ein ganz gewöhnlicher Tag, als Robert verschwand, und das
Sonderbarste an seinem Verschwinden war, daß niemand es bemerkt hat,
nicht einmal seine Mutter.
Aber noch ist es nicht soweit. Noch sitzt Robert wie gewöhnlich auf
seinem hohen Hocker in der Küche. Nur daß es an diesem Sommerabend
so hell ist. Blendend weiße Streifen wirft die Sonne an die Wand, auf die
Schränke, auf das Gesicht der Mutter. Die Jalousie vor der Balkontür hat
winzige Löcher, und das Licht malt kleine Kringel überallhin. Robert
braucht nur den Kopf zu wenden, dann kitzeln ihn die zitternden
Lichtflecken im Gesicht und blenden ihn.
Alles wie immer. Roberts Vater wahrscheinlich irgendwo auf der Autobahn. Manchmal ruft er um diese Zeit an, aber meistens ist er zu müde,
oder er hat eine Sitzung, die bis spät in die Nacht dauert, oder er muß mit
irgendwelchen wichtigen Leuten essen. Bevor Roberts Mutter weggeht –
sie hat immer irgend etwas vor, ihren Italienischkurs, eine Ausstellungseröffnung, eine Verabredung im Tennisklub –, richtet sie ihm das
Abendessen her, eine kalte Platte oder ein paar Pfannkuchen, doch Robert
hat wieder einmal keinen Hunger, Robert will nicht, Robert lümmelt
herum. Er beugt sich über die Eßtheke, wie ein Affe sitzt er da, klein,
gelenkig, immer in Bewegung. Robert ist einer, der nicht stillsitzen kann.
Aber seine Augen sind so sonderbar, sehr hell und ziemlich grün. Woher
er das nur hat, diesen starren Blick, den niemand einfangen kann? Er blickt
an seiner Mutter vorbei, er schaut durch sie hindurch …
»Hast du deine Augentropfen genommen?«
Ich weiß nicht, was dem Jungen fehlt, denkt seine Mutter, er hat doch alles.
»Hör auf, dir die Augen zu reiben! Und bitte tu mir den Gefallen und laß
das ewige Fernsehen! Daß du mir nicht wieder stundenlang vor deinen
Computerspielen sitzt, kaum daß ich aus dem Haus bin. Du weißt doch,
daß dir das Flimmern schadet. Du mußt aufpassen.«
»Ja, ja«, sagt Robert.
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»Alles in Ordnung«, hatte der Augenarzt behauptet. Ein unangenehmer
Typ, Augenbrauen dicht wie eine Bürste und gelbliche Haare, die ihm
aus den Nasenlöchern wucherten. Er hat Robert angeglotzt, als wäre er
eine Laborratte. »Wie kommen Sie darauf, daß ihm etwas fehlt? Hat er
über Sehstörungen geklagt?«
Natürlich nicht! Robert denkt nicht im Traum daran, sich zu beklagen.
Obwohl es ihm oft so vor den Augen flimmert. Ja, irgend etwas flimmert
vor seinen Augen, oder in seinem Gehirn. Aber das hat nichts mit dem
Fernsehen zu tun, und es macht ihm nichts aus. Im Gegenteil, es gefällt
ihm. Wie das angefangen hat, weiß Robert nicht. Das ist lange her, länger
als er denken kann. Er braucht nur die Augen zu schließen, zum Beispiel
vor dem Einschlafen, und schon geht es los.
Zuerst sind nur hellere und dunklere Flecken da, die von oben nach unten
ziehen, wie auf einem Bildschirm. Langweilig! Dann kommen die Streifen,
violett und grün, sie sind etwas zittrig, bald dicker bald dünner, und es
dauert nicht lange, dann tauchen farbige Schlangen auf, immer mehr
Schlangen, ein feuriger Fasching. Jetzt braucht er nur noch ein wenig zu
reiben, ganz leicht mit den Knöcheln über die geschlossenen Lider.
Schon treten aus dem Wimmelmuster Bilder hervor: ein Meer, orangerot,
mit weißer Brandung, ganze Geschwader von Vögeln, die blau über einen
lilagrauen Himmel ziehen, große Farne, schnelle kleine Schiffe mit knatternden Segeln. Zuletzt die Figuren: schattenhafte Tänzer in einem Keller
oder Ringkämpfer, die sich im Gras wälzen. Irgendwann taucht immer sein
Feind auf, der riesige Koch mit der weißen Mütze – gleich wird er Robert
anschreien, aber kein Ton kommt aus seinem weit aufgerissenen Maul …
Natürlich weiß niemand, was Robert da alles vor dem Einschlafen sieht.
Er ist ja nicht blöd. Er wird sich hüten, zu verraten, was in seinem
Augenkino läuft. Seinem Vater fiele doch immer nur ein und derselbe Satz
ein, wenn er so was zu hören bekäme: Du bist verrückt.
Nein, Robert hat gelernt, sich nichts anmerken zu lassen, besonders,
seitdem er auch untertags auf Empfang gegangen ist, vor allem in der
Schule, im Biologieunterricht. »Geistesabwesend«, sagt Frau Dr. Korn.
»Ihr Sohn ist oft völlig geistesabwesend!«
A
Gib den Inhalt dieses Abschnittes wieder. Was ist Besonderes an Robert?
B
Beschreibe den Textanfang mithilfe der Übersicht auf Seite 257.
Mit welchen Formulierungen erzeugt der Autor Spannung?
C
Finde heraus, aus wessen Sicht, aus wessen Perspektive der Autor erzählt.
Frage dich dazu, ob der Erzähler zu den handelnden Figuren gehört.
D
Überlege, warum Robert seinem Vater nichts von seinem »Augenkino«
erzählt. Schreibe Roberts »Augen-Geschichte« weiter. Halte dich dabei an
die von ihm beschriebenen Schauplätze und Figuren.
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Sprechen, Schreiben, Zuhören
Umgang mit Texten
Nachdenken über Sprache
Figuren charakterisieren
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Auch seine Mutter fragt ihn oft: »Woran denkst du?«
»Nichts Besonderes«, sagt Robert.
Frau Dr. Korn hat zwar keine Ahnung, aber ganz falsch liegt sie nicht.
Er bringt immer gute Noten nach Hause, aber eigentlich ist Robert faul.
Das kann er sich leisten, denn er hat ein phantastisches Gedächtnis.
Nicht für das, was er hört, oder für die Vokabeln, die er büffeln soll,
sondern für das, was er sieht. Eine Seite im Französisch-Lehrbuch, ein
paar Formeln an der Tafel – er braucht nur einmal hinzusehen, schon hat
er es gespeichert wie auf einem Film oder auf einer Diskette. […]
»Kommst du allein zurecht?« hat seine Mutter gefragt, wie immer.
Ja, Robert kommt allein zurecht. Er kauert auf seinem Hocker, schenkt
sich ein Glas Eistee ein und greift zerstreut nach seinem Schinkenbrot.
Er schwitzt. Vielleicht gibt es bald ein Gewitter. Robert liebt es, wenn
die erste kalte Bö durch die Bäume fegt, Fenster und Balkontüren zuknallen, wenn sich der Himmel verdunkelt, wenn es dann kracht und das
eisige Blitzlicht über der Stadt flammt, je näher je besser, und das Wasser
gegen die Scheiben klatscht … […]
Aber das Gewitter läßt auf sich warten. Robert legt sein Schinkenbrot weg.
Er hat keinen Hunger. Er trödelt. [...] Dann schaltet er den Fernseher ein.
Überall nur Werbung für Chlorreiniger und Katzenfutter. Mit der Fernbedienung stopft er den Reklamegeiern das Maul […]
Robert ist nahe daran, von seinem Hocker zu sinken und einzuschlafen.
Das macht die Hitze im Zimmer. Er ist müde, und es wird ihm ein wenig
schwindlig. Er reibt sich die Augen. Auf dem Bildschirm ganz nah tauchen
zwei, drei, vier Uniformierte in langen Ledermänteln auf. Neben ihnen
steht eine alte Frau, sie blickt direkt in die Kamera. […] Neben ihr springt
ein Junge ins Bild, ein behender Teufel. Er ist nur von hinten zu sehen, sein
Nacken, seine blaue Jacke. Er sieht aus wie Robert.
Aber wo ist Robert? Es wird ihm schwarz vor den Augen. Gleich wird
er von seinem Hocker gleiten! Aber nein, Robert ist gelenkig, geschickt
ist er, das muß man ihm lassen. Robert ist nicht mehr da. Nur der
Fernseher läuft, langsam schmilzt das Eis im Teeglas auf der Theke, und
die Küchenuhr zeigt drei vor neun, während sich draußen der Himmel
rasch verdunkelt und die ersten Tropfen des Wolkenbruchs gegen die
Fensterscheiben trommeln.
A
Gib wieder, was du in diesem Abschnitt weiter über Robert erfährst.
B
Was geschieht mit Robert am Ende des Abschnitts? Wie kündigt der Autor
an, dass etwas Ungewöhnliches passieren wird?
Projekt
Fachübergreifendes
Büffel-Ecke
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Robert ist also plötzlich verschwunden. Er gerät aus seiner gemütlichen
und warmen Küche in verschiedene Zeiten, an unbekannte Orte und lernt
fremde Menschen kennen.
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So genannter »Iron-Man«-Söldner
des englischen Heeres unter Oliver
Cromwell.
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* Gaunersprache
Robert begriff, daß er wieder einmal in den Schacht der Zeiten gestürzt
war. […] Obwohl der Überfall nur ein paar Minuten dauerte, nahm Robert
jede Einzelheit so deutlich wahr, als liefe die Szene in Zeitlupe ab: den
beißenden Pulvergeruch, der ihm in die Nase stieg, das Wagenrad, das
über den Weg gerollt war, das Wiehern der Kutschpferde, den Behelmten
im Unterholz, die Schreie der Opfer und die Zurufe der Räuber. Er fing
ein paar Worte auf, die deutsch klangen; andere hörten sich fremdartig an,
wie Rotwelsch* oder wie eine Mundart, die er nicht kannte. Wenigstens
bin ich nicht in Spanien oder in Amerika gelandet, schoß es ihm durch
den Kopf, während er zusah, wie der Mann mit dem Federbusch den
Kutscher mit seiner Lanze, die im Sonnenlicht aufblitzte, vor sich hertrieb.
Ein anderer stand hinter einer Astgabel, auf die er seine Flinte stützte.
Das mußte der sein, der den Schuß abgefeuert hatte. […]
Der dritte Räuber, ein muskulöser Mann mit roten Haaren, hielt eine
prächtig gekleidete Dame in den Armen, die schrie und sich nach Kräften
sträubte. Es war die Frau mit dem koketten Hütchen, die sich über ihren
reglos am Boden liegenden Mann gebeugt hatte. Robert sah, wie sie mit
knapper Not der Vergewaltigung entging. Sie kaufte sich los, indem sie
dem Kerl ihre Perlenkette und ihren Geldbeutel gab. Er riß ihr die Sachen
aus der Hand, und sie floh, stolpernd und weinend, querfeldein über
die Äcker.
Der Rothaarige blickte ihr ungerührt nach. Er wippte auf den Zehenspitzen, als ginge ihn das Ganze nichts an. Als er den Kopf wandte, sah
Robert, daß der Mann lächelte. Es war Ratibor. Robert traute seinen
Augen nicht. Zwar war der Bandit eine Spur größer und ein paar Jahre
älter als sein Freund, aber sonst war er Ratibor wie aus dem Gesicht
geschnitten. Die Art, wie er grinste, wie er sich hielt, wie er die Arme
in die Seiten stemmte – kein Zweifel, das war Ratibor, sein Freund, wie
er leibte und lebte. […]
Die Zurückgebliebenen hoben zwei schwere Kisten auf, die hinter der
Kutsche im Straßengraben lagen, lösten die wiehernden Kutschpferde
von der Deichsel, saßen mit ihrer Beute und ihren Waffen auf und machten
sich, ihrem Anführer folgend, aus dem Staub. […]
A
Beschreibe die Situation, deren Zeuge Robert wird. Wo könnte Robert
hingeraten sein? Beziehe die Abbildung ein.
B
Finde eine Erklärung dafür, wie Robert an diesen Ort gekommen ist. Suche
eine entsprechende Textstelle.
Erfolgreiche Bücher – spannend erzählt
261
Sprechen, Schreiben, Zuhören
Umgang mit Texten
Nachdenken über Sprache
Kreatives Darstellen
9
Robert beschließt, die Räuber zu suchen. Den Bandenchef hält Robert
für seinen Schulfreund Ratibor aus einer anderen Zeit.
5
Bauer und General vor brennendem Hof
(Kupferstich), um 1630
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»Du gefällst mir nicht übel«, sagte Ratibor, schob ihm den Mantel von der
Schulter und faßte ihn am Oberarm. »Wenn du keine solche Bohnenstange
wärst und hättest ein bißchen mehr Muskeln, wer weiß, vielleicht könnte
ich dich brauchen.«
»Ich hab euer Handwerk nicht gelernt«, wandte Robert ein.
»Das lernt sich schnell. Warte nur bis sie dich ins Feld schicken, als gemeiner Musketier. Sie werden dich so lange schinden und hungern lassen,
bis du davonläufst. Den Sold stecken die großen Herren in die
eigene Tasche, und sogar plündern und brandschatzen sollst
du auf ihre Rechnung. Wer da nicht aufs Hirn gefallen ist, der
sagt sich: Das können wir selber! Den da« – er wies auf den
Spitzbärtigen mit der Flinte –, »Erik heißt er, den hat es aus
Schweden zu uns verschlagen. Er hinkt heut noch, denn nach
der Schlacht bei Sennheim hat ihn sein Obrist Spießruten laufen
lassen, bis er für tot liegenblieb. Und der Krawat hier – der Kerl
hat keinen christlichen Namen und heißt nur der Krawat« –
dabei zeigte er auf den mit der Lanze –, »der ist mit knapper
Not dem Galgen entkommen. Um ein Haar hätten sie ihn
aufgeknüpft, weil er katholisch ist. Von mir selber will ich gar
nicht reden.«
»Heißt du vielleicht Ratibor?« Jetzt war es heraus. Der andere
sah ihn erstaunt an. »So ähnlich«, sagte er dann. »Woher willst du meinen
Namen wissen? Nein, ich heiße Radomir und komme aus Böhmen.« Er
war es also doch nicht. Aber was war er dann? Ein Gespenst? Ein Zwilling,
der sich im Jahrhundert geirrt hatte?
»Da kennt sich ja kein Mensch mehr aus«, sagte Robert. […]
»Die beiden da drüben reden, glaube ich, französisch miteinander, der
andere ist ein Schwede, du kommst aus Böhmen, und wo der Krawat zu
Hause ist, mag der Himmel wissen, ich weiß es nicht.« […]
»Er du svensk?« Robert wollte sein bißchen Norwegisch ausprobieren.
Sein Nachbar zur Linken, den sie Erik nannten, war freudig überrascht,
als er das hörte, und antwortete mit einem Wortschwall, von dem Robert
leider nur das wenigste mitbekam. Immerhin hatte er Radomirs Neugier
geweckt. »Du kannst Schwedisch?«
»Nicht der Rede wert. Ein bißchen Französisch und Englisch und wohl
auch Latein.« – »Ein studierter Herr. Das hat uns noch gefehlt!«
»Aber bei diesem Durcheinander weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht.«
»Da geht’s dir wie uns allen, mein Lieber. […]
Projekt
Fachübergreifendes
Büffel-Ecke
Radomir nimmt Robert als Kundschafter in seine Räuberbande auf.
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Robert aber mochte kein Blutvergießen. Er führte die Bande hin, und als
sie vom Waldrand aus die Mühle sahen, eröffnete er Radomir seinen Plan.
Er schlug vor, daß zwei Männer das Wehr am Mühlbach schließen sollten,
so daß das Wasserrad zum Stillstand kam. Gesagt, getan. Bald eilte der
Müller mit zwei Knechten herbei, um nach dem Rechten zu sehen. Es
war ein feister Kerl mit einem Hasengesicht. Der Stumme Jakob und der
Krawat lagen schon auf der Lauer, sprangen aus dem Gebüsch und hielten
ihn und seine Gehilfen fest. Nun ritt Radomir, der von der Anhöhe aus
lachend zugeschaut hatte, mit Erik und Robert hinunter, und sie durchstöberten in aller Ruhe das Haus. Die Müllersfrau hatte sich auf dem
Dachboden versteckt. Sie schlug die Hände zusammen und beteuerte,
daß kein Pfennig Geld im Haus sei. In der Stube durchwühlten Radomir
und Erik Kisten und Kästen, aber sie wurden
nicht fündig. Auf einem Brettchen unter
dem Kruzifix entdeckte Robert ein zerfleddertes,
mehlbestäubtes Buch: Unbemerkt steckte er
den Kalender in die Tasche.
Dann flüsterte er Radomir etwas ins Ohr.
Der nickte, und Robert verband der Frau des
Müllers, die sogleich zu heulen anfing, die
Augen, nahm sie sanft an der Hand und führte sie, indem er ihr den Puls
fühlte, durch die Mühle. Auf dem Mahlboden spürte er, wie sie unwillkürlich zuckte. Er sah genauer hin und zeigte auf eine Ritze in den Bohlen.
Der Schwede stemmte die verborgene Falltür auf und stieg hinunter.
Mit einer schweren, eisenbeschlagenen Kiste, in der es klirrte, kam er
wieder. Der Schatz des Müllers war gefunden. Der winselnde Mann wurde
freigelassen, und die Bande schwang sich auf die Pferde und machte
sich auf den Heimweg. Robert war froh, daß der Überfall so glimpflich
verlaufen war.
Abends lud Radomir ihn in seine Hütte ein, die etwas abseits lag. »Das hast
du gut gemacht, mein Lieber«, sagte er. »Von dir kann man ja sogar noch
manchen Diebsgriff lernen!« Robert hörte kaum zu; er war ganz in seinen
Kalender vertieft. Diesmal hätte er sich beinahe den Mund verbrannt
vor lauter Überraschung, denn er hatte verstanden, in was für eine Zeit er
geraten war – mitten in den Dreißigjährigen Krieg! […]
A
Zu Hause hat Robert ein Tagebuch. Was könnte er über seine Erlebnisse
und die Menschen, die er getroffen hat, eintragen? Schreib es auf.
B
Weshalb will Robert sich nicht »den Mund verbrennen«?
C
Suche in den Zeilen 5–25 nach weiteren Wörtern und Redensarten,
die nicht aus unserer heutigen Zeit stammen. Versuche, sie zu erklären.
Erfolgreiche Bücher – spannend erzählt
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Erzähltechniken –
Erzählstruktur
10
Robert gerät auf seiner Zeitreise immer wieder in Kriegswirren, bis …
5
10
264
Was war besser: zusammengehauen werden oder verbrennen? Robert
war nicht mehr imstande, lange zu überlegen. Ein Stäubchen Ruß war ihm
ins linke Auge geraten. Er zwinkerte. Während er, hustend vor Atemnot,
den Zeigefinger zwischen Augapfel und Lid, noch versuchte, den Rußfleck,
der ihm das Wasser ins Gesicht trieb, zu entfernen, taumelte er auf die
Wand zu. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, stützte er sich mit
den Händen auf den Rahmen des großen Gemäldes, das er vor den Säbeln
der wild gewordenen Ungarn gerettet hatte …
Schon glaubte er die Hitze der Flammen zu spüren, die das Bild umzüngelten. Die winzigen Gemälde auf dem Gemälde wurden dunkler und
dunkler, bis sie verkohlt waren. Aber das lag wahrscheinlich nur daran,
daß es Robert wieder einmal schwarz vor den Augen geworden war. […]
A
Robert wird es schwarz vor Augen. Erinnere dich an eine ähnliche Textstelle.
Was kündigt sich hier an?
B
Mit welchen Mitteln gelingt es dem Autor, Roberts Zeitreise spannend
zu gestalten? Orientiere dich an folgender Übersicht und ergänze sie
durch weitere Textbeispiele.
Mittel zum Erzeugen von Spannung
Merkmale
Textbeispiele
Geheimnisse einstreuen,
Ungewissheit erzeugen
Fährten legen,
Anspielen auf Kommendes
»Es war ein ganz gewöhnlicher
Tag, als Robert verschwand, und
das Sonderbarste an seinem
Verschwinden war, daß …«
Personen und ihr Verhalten
Besonderheiten,
ungewöhnliche Fähigkeiten,
Verstöße gegen Normen
Verflechtung von verschiedenen
Handlungen
Verschiedene Erzähl- und
Handlungsebenen werden
vermischt
Erzeugen von Spannungsbögen
unerwartete Wendepunkte, Abbruch des Erzählfadens, wenn der
Held in Gefahr ist (Cliffhanger)
»Robert hörte kaum zu; … Diesmal
hätte er sich beinahe den Mund verbrannt …, denn er hatte verstanden,
in welche Zeit er geraten war – «
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11
Robert erinnert sich mitten im Dreißigjährigen Krieg an seinen Geschichtsunterricht. Ihm fällt ein, dass die Karte von Deutschland im 17. Jahrhundert
aussah wie ein Flickenteppich mit eingezeichneten gekreuzten Schwertern.
Der Lehrer hatte von einem Religionsstreit gesprochen und Robert hatte
etwas vom Westfälischen Frieden gehört.
Doch nun kommt Robert das Ganze wie ein heilloses Gemetzel zwischen
Räubern vor, die Dörfer anzünden und sich gegenseitig ausplündern.
A
Helft Robert, sich auf seiner Zeitreise besser zurechtzufinden. Bezieht
die folgenden Fakten und Fragen mit ein. Schaut in euer Geschichtsbuch.
– 1618 gab es in Prag einen spektakulären Anlass für diesen Krieg.
– Was meint Robert mit »Flickenteppich«, »gekreuzten Schwertern«?
– Robert trifft in den Kriegswirren auf Böhmen, Österreicher, Ungarn,
Franzosen, Schweden, Dänen. Wie gerieten sie in diesen Krieg?
Weshalb spricht Roberts Lehrer von einem Religionsstreit?
– Vom Schweden Erik wird im Roman gesagt, er habe nach der Schlacht
bei Sennheim »Spießruten laufen« müssen. Vielleicht hast du diese
Formulierung auch schon in der Gegenwart gehört. Was bedeutete sie
damals und wofür steht sie heute?
Sebastian Vrancx (1573–1647)
Ausschnitt aus: Plünderung
eines Hauses
(Öl auf Eichenholz), um 1630
B
– Beschreibe. Welche Personen, Episoden, Details fallen dir auf?
– Welche Verbindung siehst du zwischen Roberts Zeitreise
und dem Gemälde?
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Was passiert dann? –
Eine Geschichte weiterschreiben
12
Robert unternimmt insgesamt sieben Zeitreisen in die Vergangenheit. Wenn
ihr wissen wollt, wohin sie ihn führen, besorgt euch das Buch. Teilt eure Klasse
in sieben Gruppen ein und lest jeweils eine Zeitreise. Erzählt sie euch.
Ihr könnt euch aber auch selbst in die Lage eines Autors versetzen, indem ihr
eine weitere Zeitreise erfindet.
Zeitreisen sind bei Buch- und Filmautoren ein beliebtes Thema und Gestaltungsmittel. Schon 1895 schrieb Herbert Georg Wells »Die Zeitmaschine«.
Das Buch ist ein Klassiker der phantastischen Literatur geworden. Der Held
reist mit einer Zeitmaschine in die Zukunft und kehrt zurück. Vor Wells
haben bereits andere Autoren das Motiv der Zeitreise genutzt. 1888 schrieb
Edward Bellamy »Ein Rückblick aus dem Jahr 2000«. 1889 erschien Mark
Twains Roman »Ein Yankee aus Connecticut an König Artus’ Hof«, in dem
ein amerikanischer Waffenschmied ins englische Mittelalter gelangt. Zeitreisen sind auch in der Gegenwart ein beliebtes Motiv für Science-Fiction.
Von den nachfolgenden drei Aufgaben (A, B, C) kannst du dich für eine
Aufgabe entscheiden. Wähle aus:
A
Robert besitzt die phantastische Fähigkeit, sich durch das Reiben an den
Augenlidern in die Vergangenheit zu versetzen. Stelle dir eine Zeit vor,
die du aus Büchern, Filmen oder dem Geschichtsunterricht gut beschreiben
kannst und lass Robert dort landen. Was könnte Robert erleben?
Schreibe deine Geschichte. Beachte dabei: a) an welchem Ort er landet,
b) welche Personen ihm begegnen, c) welche technischen Möglichkeiten
es gibt, d) wie die Umwelt beschaffen ist.
B
Stell dir vor, es wäre Robert möglich, in die Zukunft zu springen, etwa in
das Jahr 2020. Welche Erlebnisse könnte er haben? Schreibe die Geschichte
unter Beachtung der Punkte (a–d) von Aufgabe A.
!
Film-Tipps:
– »Zurück in die
Zukunft«, USA 1985,
Regie: Robert Zemeckis
– »Star Trek 4 – Zurück
in die Gegenwart«, USA
1992, Regie: Steve
Miner
– »12 Monkeys«, USA
1995, Regie: Terry
Gilliam
– »Frequency«, USA
2000, Regie: R. Gregory
Hoblit
266
Projekt
Fachübergreifendes
Büffel-Ecke
Stell dir vor, du würdest als Schriftsteller ein Buch schreiben wollen, das
an anderen Orten, Zeiten oder in fremden Welten spielt. Was könnten deine
Figuren dort erleben? Entwirf eine Geschichte. Du kannst den folgenden
Erzähl-Baukasten zur Hilfe nehmen. Wenn du für jede Spalte eine Möglichkeit
wählst, dann hast du bereits die wichtigsten Elemente der Geschichte.
C
Personen
Orte
Situationen
Held/in
Freund/in
Gegenspieler
Alltagswelt
Phantastische Welt
in denen
man Angst
empfindet
in denen
man Gefahren bestehen muss
Computerfreak
mutiges
Mädchen
PC-Hersteller
das Arbeitszimmer
mit PC
Cyberspace,
Zeittunnel
Begegnung
mit einem
Vampir
Kampf mit
einem Urzeitmonster
13
Um die Geschichten spannender zu machen, kannst du Ergänzungen
vornehmen, z. B. zu Zeit, Wetter, Landschaft, oder du kannst besondere
Figuren einsetzen.
A
Suche aus dem Text jene Mittel heraus, die Enzensberger einsetzt.
B
Ergänze deine Geschichte. Auch hier kann dir der Erzähl-Baukasten helfen.
Zeit/Licht
Wetter
Landschaft
Besondere Figuren
Mitternacht,
Abend
Eisiger Sturm,
Andauernder
Regen
Finstere Berge,
Stürmische
Nordsee
Seeräuber,
Außerirdische
C
Wähle weitere Mittel, um die Spannung zu steigern (orientiere dich an der
Übersicht auf S. 264). Vielleicht geschieht etwas Unvorhergesehenes, etwas
Phantastisches, eventuell bricht die Geschichte an einer brisanten Stelle ab?
Wie sieht der Höhepunkt deiner Geschichte aus und wie das Ende?
D
Überlege außerdem, welche Erzähltempora du für deine Reise aus der
Gegenwart in die Zukunft oder Vergangenheit benötigst ( auch Seite
92/93). Begründe deine Entscheidung.
E
Lest euch die Geschichten vor.
Erfolgreiche Bücher – spannend erzählt
267
Wiederholung
14
A
Schreibe den Anfang einer Geschichte nach einem der folgenden Muster
(siehe auch Tabelle von S. 257) und beziehe die Erzähl-Baukästen
von S. 267 mit ein.
– Die Geschichte beginnt unvermittelt, die Leser werden mitten in das
Geschehen geführt.
– Es wird mit dem Ende der Geschichte oder kurz davor begonnen.
B
Suche eine Geschichte (oder einen Film oder eine Fernsehserie), in der
folgende Mittel zur Erzeugung von Spannung eine besondere Rolle spielen,
und stelle sie deinen Mitschülern vor:
– Personen haben besondere Fähigkeiten und Verhaltensweisen, sie geraten
in außergewöhnliche Situationen.
– Der Erzählfaden reißt gerade dann ab, wenn sich der Held in großer
Gefahr befindet (die Geschichte wird an anderer Stelle fortgeführt).
Zusammenfassung
– Zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur zählen Bücher, die sich
über mehrere Generationen besonderer Beliebtheit erfreuen. Immer wieder
werden sie in hohen Auflagen gedruckt, gelesen, weitergereicht, neu erzählt,
verfilmt. Sie bilden die Grundlage für Hörspiele, für CD-ROMs und werden
Hörbücher.
– Erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher sind meist spannend erzählt. Sie
können an geheimnisvollen Orten spielen und zeigen, wie sich die zumeist
jungen Helden mit Mut, Ausdauer und List durchschlagen. Man kann sich mit
ihnen identifizieren, weil sie stark, schwach, mutig, ängstlich sind, man kann
mit ihnen leiden, sich mit ihnen verbünden, ihnen nacheifern.
– Um das Interesse an der erzählten Geschichte wachzurufen, ist besonders
der Anfang entscheidend. Der Autor kann wählen, ob er die Leser in
seine Geschichte allmählich einstimmt oder ob sie unvermittelt beginnt,
ob das Ende gleich vorausgeschickt oder erst der Anlass des Erzählens
genannt wird.
– Spannendes Erzählen kann vor allem durch folgende Mittel erreicht werden:
Es werden Fährten gelegt, auf Kommendes wird angspielt;
manche Figuren verfügen über ungewöhnliche Fähigkeiten oder verhalten
sich nicht so, wie es im Allgemeinen erwartet wird;
verschiedene Erzähl- und Handlungsebenen werden miteinander verflochten und brechen plötzlich ab, wenn eine Situation gerade besonders
gefährlich ist.
– Außerdem kann der Autor die Geschichte zu ungewöhnlichen Zeiten spielen
lassen, z. B. in zurückliegenden Epochen oder in der Zukunft. Darüber hinaus
können geheimnisvolle Orte, undurchsichtige Situationen, Jahres- und Tageszeiten, Wetter und Landschaften stimmungsvoll zur Spannung beitragen.
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