- Haus kirchlicher Dienste
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S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S Big PRAXISNAH BigS S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S Big S g i B S g i B S g i B g i B S g i B S Big g i B S g i B ARBEITSHILFEN AUS DEM FRAUENWERK - BIBEL IN GERECHTER SPRACHE Bausteine für die Arbeit in der Gemeinde Frauenwerk PRAXISNAH 4605_praxisnah_4_BigS_korr_U_5mm_beschnitt_neu.indd 1-2 • Übersetzung – kein Problem? • Verführung zur Erkenntnis • Die Ewige – eine neue Gottesbeziehung • Freiheit – Vertrauen • Gerechtigkeit 545573 10.12.2007 10:05:27 INHALTSVERZEICHNIS O-Töne mit Bildern ........................................................................................................... 1 Vorwort .............................................................................................................................. 3 Einführungsvortrag zur „Bibel in gerechter Sprache“ ................................................. 4 Anne Rieck Übersetzen – kein Problem? Bausteine für einen Studientag zur „Bibel in gerechter Sprache“ .................................... 14 Ursel Duensing/ Hanne Finke/Anne Rieck „Verführung zur Erkenntnis“ Bibelarbeit zu Genesis 3,1-15 .......................................................................................... 19 Helena Kritzokat/Marga Renz/Perdita Wünsch „Adam, aus Erde geschaffen – Eva aus seiner Rippe“? Bibelarbeit zu Genesis 2, 4b – 8.15-24 ............................................................................ 22 Helena Kritzokat/Marga Renz/Perdita Wünsch „Von Freiheit und Vertrauen“ – Ein Frauenabend zum 23. Psalm ................................ 29 Ursel Duensing „Die Ewige“ – eine neue Gottesanrede, ein neues Sprachbild Gemeindeabend für Frauen und Männer ......................................................................... 32 Gisela Mustermann-Fiedler Gesehen und nicht übersehen Vier Einheiten zum Thema Gerechtigkeit für einen Mädchentreff, eine Jugendgruppe, eine Schulklasse der Jahrgangsstufe 10 -11 oder eine Frauengruppe ................................................................................................... 34 Gudrun Junge Materialanhang: Anleitung zum Einsatz der Karten mit den Gottesnamen ................................................. 43 Kopiervorlage Gottesnamen ............................................................................................. 45 Ansichtsvorlage Vortragsfolien ......................................................................................... 51 PRAXISNAH Arbeitshilfe aus dem Frauenwerk, Heft 4 Herausgeber: Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers Verantwortlich: Frauenwerk, Franziska Müller-Rosenau (v.i.S.d.P.) Hausanschrift: Archivstraße 3, 30169 Hannover Postanschrift: Postfach 2 65, 30002 Hannover Fon: 0511 1241-424 Fax: 0511 1241-186 E-Mail: [email protected] Internet: www.frauenwerk-hannover.de Satz und Layout: Volker Tellermann Druck: Haus kirchlicher Dienste; gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier 2. Auflage: 250 Ausgabe: November 2007 Artikelnummer: 545573 4605_praxisnah_4_BigS_korr_U_5mm_beschnitt_neu.indd 3-4 10.12.2007 10:05:28 „BIBEL IN O-TÖNE ZUR GERECHTER SPRACHE“ Ich freue mich, dass es die Bibel in gerechter Sprache gibt, weil ich weiß, dass Sprache nicht einfach ist und manipulieren kann. Die „Bibel in gerechter Sprache“ hilft mir, das Verstehen der biblischen Texte zu intensivieren. Perdita Wünsch, Diakonin, Referentin im Frauenwerk „Mich fordert diese Bibel besonders heraus, mit den Begriffen aus dem Glossar ein Selbststudium zu betreiben und mich damit immer wieder in eine spannende Auseinandersetzung zu begeben. Dabei gehen mir so viele >Lichter< auf!“ Hanne Finke, Landesbeauftragte des Frauenwerks „Diese Bibel bietet hilfreiche Ergänzungen, die ein tiefer gehendes Verständnis der Texte ermöglichen.“ Monika Fritsche, Religionslehrerin Die Bibel in gerechter Sprache – endlich! Ich bin gemeint und werde angeredet und nicht übergangen. Ich werde gesehen und nicht übersehen, ich werde genannt, ausdrücklich. Gudrun Junge, LandesschülerInnenpastorin Ich lese die „Bibel in gerechter Sprache“, weil sie mich überrascht und irritiert und mir neu die Ohren für die alten Texte öffnet. Anne Rieck, Theologische Referentin im Frauenwerk Ich lese die Bibel in gerechter Sprache, weil ich durch sie plötzlich ganz anders herausfinden kann, was eigentlich hinter diesen Texten steckt. Ich freue mich auf die nächsten Übersetzungsschätze, die ich im Gespräch mit anderen entdecken werde und bei denen mir das Herz weit wird. Lilo Gebhard, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Frauenwerks im Kirchenkreis Uelzen Ich freue mich an der neuen Bibelübersetzung als eines wunderbaren, reichhaltigen Kompendiums an exegetischem, philologischem, theologischem und historischem Wissen, welches Frauen und Männern ermöglicht, tief in die Lektüre biblischer Texte einzudringen und sich von ihnen berühren, verwandeln und auf den Weg der Gerechtigkeit rufen zu lassen. Franziska Müller-Rosenau, Pastorin, Leiterin des Frauenwerks Ich lese die Bibel in gerechter Sprache, weil mein Verstand beim Glauben auch gefragt ist und… weil wissenschaftliche Impulse mich in meinem Glauben weiter bringen. Christiane Friedrich, Beauftragte des Frauenwerks im Kirchenkreis Uelzen 1 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 1 30.10.2007 11:48:41 Mädchen zeigen sich verwundert, Jungen sind verdutzt, wenn da SIE íst und kein ER. So finde ich es schwierig, die Bibel in gerechter Sprache zu lesen mit dem Gedanken, wie wird sie denn den unterschiedlichen Geschlechtern gerecht? Dörte Köhler, Ehrenamtliche aus der geschlechtsbewussten Arbeit in der Evangelischen Jugend Die Bibel ist mir tägliche Begleiterin wie eine gute Freundin. Seit es die BigS gibt, nutze ich sie für die fortlaufende Bibellese. Bereichernd, wenn eine alte Freundschaft neue Impulse erfährt! Ursel Duensing, stellvertretende Landesbeauftragte des Frauenwerks Die vielfältigen Gottesnamen rütteln mich oft wach und feste Bilder bekommen ein neues Aussehen. Für mich ist die neue Übersetzung eine riesige Bereicherung und eröffnet mir einen neuen Horizont. Gisela Mustermann-Fiedler, Regionalbeauftragte des Frauenwerks in der Region Osnabrück Ich kann mich mit der Bibel in gerechter Sprache nicht anfreunden. Der Psalm 23 ist mir z.B. in der neuen Übersetzung sehr fremd. Meine Bibel in gerechter Sprache habe ich bereits wieder verkauft. Gisela Schmidt, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Frauenwerks in Bramsche 2 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 2 30.10.2007 11:48:46 VORWORT Im Oktober 2006 ist die „Bibel in gerechter Sprache“ erschienen. Sie hat eine öffentliche Resonanz ausgelöst, der sich keine andere neuere Bibelübersetzung rühmen kann. Die Debatten um diese Übersetzung, die 52 Theologinnen und Theologen in fünfjähriger Arbeit erstellt haben, sind heftig und kontrovers. Wir möchten mit dieser Arbeitshilfe dafür werben, die neue Übersetzung jenseits von Polemik und hitzigem Disput dem Praxistest zu unterziehen, sie wertschätzend und konstruktiv, aber nicht unkritisch in Gebrauch zu nehmen. Vielleicht machen Sie dabei ähnliche Erfahrungen wie wir: Texte, die durch langen Gebrauch „abgeschliffen“ waren, beginnen neu zu sprechen. Altvertrautes wird fremd und schwer Verständliches erschließt sich, unbekannte Nuancen werden hörbar, anrührende Entdeckungen werden möglich und Bibelgespräche entwickeln eine ungeahnte Dynamik. „Prüft alles, aber das Gute behaltet“, sagt Paulus. Für die eine ist das Gute der vertraute Luthertext, für die andere ist es die neue Übersetzung und für wieder eine andere wechselt es von Bibeltext zu Bibeltext. Diese Vielfalt wahrzunehmen und zuzulassen haben wir nicht als gefährlich, sondern als reizvoll erlebt, denn immer wieder sind daraus intensive und bewegende Gespräche über den eigenen Glauben erwachsen. Die einzelnen Bausteine dieser Arbeitshilfe sind variabel einsetzbar. So können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Gemeindeseminare können damit konzipiert werden, aber auch Studientage, Bibelabende und sogar Unterrichtseinheiten für Jugendliche – je nach Bedarf und Geschmack. Wir wünschen uns, dass diese Arbeitshilfe Lust macht zum Bibellesen und dass sie einen Raum öffnet, in dem das lebendige Wort Gottes wirken kann. So dass die LiebhaberInnen der einen wie der anderen Übersetzung spüren können: Der Glaube hängt nicht von den Buchstaben ab, sondern von Gottes heiliger Geistkraft, die durch die Buchstaben hindurch immer noch weht, wo sie will. In diesem Sinne Ihnen allen einen fröhlichen, glaubensstärkenden und protestantisch gelassenen Umgang mit der „Bibel in gerechter Sprache“! Ihre Ursel Duensing Hanne Finke Gudrun Junge Gisela Mustermann-Fiedler Anne Rieck Perdita Wünsch 3 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 3 30.10.2007 11:48:49 EINFÜHRUNGSVORTRAG ZUR „BIBEL IN GERECHTER SPRACHE“ Der folgende Vortrag kann als Einführungsvortrag in die „Bibel in gerechter Sprache“ in unterschiedlicher Weise eingesetzt werden. Im Rahmen eines Studientages bietet es sich an, ihn in Einzelabschnitte zu unterteilen und die jeweiligen thematischen Schwerpunkte in Kleingruppenarbeiten zu vertiefen. Einen Vorschlag dazu finden Sie in dieser Arbeitshilfe. Steht weniger Zeit zur Verfügung, ist es aber auch ohne weiteres möglich, den Vortrag en bloc zu halten und anschließend unterschiedliche Bibelarbeiten zur Konkretion anzubieten. Dazu eignen sich die Bausteine zu Adam und Eva, zum Gottesnamen „die Ewige“ und zum 23. Psalm. In jedem Fall ist es aus unserer Sicht sehr zu empfehlen, den Vortrag „optisch“ zu unterstützen. Es erleichtert ein konzentriertes Zuhören und ermöglicht den TeilnehmerInnen, selbst der vollen Vortragslänge (ca. 1 Stunde) ohne große Anstrengung zu folgen. Vortrag: „Bibel in gerechter Sprache“ Gliederung (Folie 0) 1 1. Einleitung 2. 2.1. 2.2. 2.3 2.4. 2.5. „Bibel in gerechter Sprache“ – „Political correctness“ oder reformatorisches Projekt? Reformare heißt erneuern Entstehungsgeschichte der Übersetzung Übersetzung als Diskussionsprozess Übersetzung als Ermächtigung und Sensibilisierung der LeserInnen Übersetzen als Verhandlungsprozess 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. Grundbedingungen des Übersetzens Wortfelder Sprachwandel Kontextwandel Voraussetzungen und Interesse (Folie 7-9) (Folie 10) (Folie 11) (Folie 12-14) 4. 4.1. 4.1.1. 4.1.1.1. 4.1.1.2. 4.1.1.3. 4.1.1.3.1. 4.1.1.3.2. 4.1.2. 4.1.3. 4.2. 4.3. Gerechtigkeit als besonderes Kriterium im Übersetzungsprozess Geschlechtergerechtigkeit Gottesbilder Gott bin ich und kein Mann Fülle weiblicher Gottesbilder Gott hat einen Eigennamen Gottes Eigenname ist nicht geschlechtlich bestimmt „Ersatznamen“ für Gottes Eigennamen Inklusive Sprache Androzentrische Sprache Gerecht im Blick auf das jüdisch-christliche Verhältnis Soziale Gerechtigkeit (Folie 15) (Folie 16) (Folie 17) (Folie 17) (Folie 18) (Folie 19) (Folie 20) (Folie 21) (Folie 22) (Folie 23) (Folie 24+25) (Folie 26) (Folie 1) (Folie 2) (Folie 3) (Folie 4) (Folie 5) (Folie 6) 1 Sie finden eine Ansichtsvorlage der Powerpoint-Präsentation zur visuellen Unterstützung des Vortrags im Anhang. Diese können Sie als CD oder einzelne DIN A4-Folien für den Overheadprojektor zum Paketpreis von jeweils 7,50 €/ermäßigt 5,– € für Mitglieder der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers im Frauenwerk bestellen. 4 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 4 30.10.2007 11:48:51 1. Einleitung Wie kaum eine Bibelübersetzung zuvor hat die „Bibel in gerechter Sprache“ eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Eine Debatte, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche mit großer Leidenschaft und massiver Polemik geführt wird. Da würde aus Gründen der „political correctness“ der Bibeltext verfälscht, indem aller Rassismus, aller Sexismus, aller Antijudaismus aus den Texten entfernt würde, sagen die GegnerInnen. Wohingegen die BefürworterInnen behaupten, dass diese Übersetzung nur dort „korrigierend“ oder besser „revidierend“ eingreife, wo Antijudaismus und Sexismus durch Auslegungstradition und traditionelle Übersetzung gegen den Urtext in diesen eingetragen wurden. Sie plädieren für die neue Übersetzung, weil sie Ernst mache mit den Erkenntnissen der Bibelwissenschaft aus den letzten 40 Jahren und versuche endlich, dem, was die Texte ursprünglich sagen wollten, gerecht zu werden und zwar so, dass Menschen von heute es verstehen. Wer hat Recht? Man sollte meinen, dass sich das am Text klären ließe. Seltsamerweise scheint das zumindest zwischen den öffentlichen ProtagonistInnen der Debatte nicht möglich zu sein... Warum nicht? Eine erste These: Weil diese Bibelübersetzung zwar etliche Schwächen und sicher auch die eine oder andere Fehlübersetzung beinhaltet, aber doch im Ganzen reformatorische und d. h. verändernde und bilderstürmende Kraft hat. Darum eine Bitte vorweg an Sie alle als ZuhörerInnen: Es könnte sein, dass es Sie auch erwischt. Und Sie Zorn, Ärger und Angst spüren oder auch Freude, Rührung, Schmerz und Glück. Versuchen Sie mit diesen Gefühlen achtsam umzugehen, sie wahr und ernst zu nehmen, aber sich nicht völlig in sie hineinfallen zu lassen, denn dann ist es schwer, diese Bibelübersetzung wertschätzend und doch auch kritisch wahrzunehmen. Denn ich finde, das hat sie verdient. 2. „Bibel in gerechter Sprache“: „Political correctness“ oder reformatorisches Projekt? Ich komme zu meiner Grundthese, dass diese Bibelübersetzung darum einen solchen Sturm von Entrüstung und Begeisterung auslöst, weil sie reformatorische und d. h. verändernde und befreiende Kraft hat. Martin Luther, der die erste epochale und sprachgeschichtlich sicherlich bedeutendste Bibelübersetzung in deutscher Sprache vorgelegt hat, musste sich vor 500 Jahren mit ganz ähnlichen Angriffen auseinandersetzen, wie die Übersetzerinnen der „Bibel in gerechter Sprache“. Gegen den Vorwurf, er habe nicht eins zu eins von der Ursprache ins Deutsche übersetzt, verteidigte er sich mit dem Argument, dass es ihm bei aller Unterschiedlichkeit und Unvergleichbarkeit der Sprachen darum gegangen sei, den Sinn des Urtextes zu vermitteln – der durch eine reine Buchstäblichkeit der Übersetzung oft völlig verdeckt würde. Es ging ihm darum, den Sinn des Textes so zur Sprache zu bringen, dass Menschen seiner Zeit ihn verstehen konnten. Dieses reformatorische Anliegen gilt auch für die ÜbersetzerInnen der „Bibel in gerechter Sprache“ (im Folgenden: BigS). 2.1. Reformare heißt erneuern Die BigS verarbeitet Erkenntnisse der Bibelwissenschaft, der sozialgeschichtlichen Forschung, des Sprachwandels. Sie versucht, das, was der Urtext meint, für unsere Zeit wieder hörbar zu machen, es im Gehör der Bibelleserinnen und -leser zu erneuern und ihnen zu ermöglichen, sich selbst einen Eindruck von der Weite der Bedeutungsmöglichkeiten der Urtextsprachen zu verschaffen. Sie gibt damit NichttheologInnen einen Einblick in die Variabilität von Übersetzungen und ermächtigt sie zugleich, selbst aus dem Spektrum der Übersetzungsmöglichkeiten eine andere eigene Wahl zu treffen. In dieser Ermächtigung der LeserInnen ist sie ein reformatorisches Projekt. 2.2. Die Entstehungsgeschichte der Übersetzung 31.10.2001 bis 31.10.2006: Fünf Jahre hat es gedauert, bis die Arbeit abgeschlossen werden konnte. Die Daten zeigen an, dass auch die ÜbersetzerInnen selbst ihre Übersetzung in reformatorischer Tradition verstehen. Wie ist es zu dieser Übersetzung gekommen? Die Vorgeschichte beginnt mit den Kirchentagsübersetzungen. Wer die deutschen evangelischen Kirchentage besucht hat, erinnert sich vielleicht daran, dass es zu den dort in den Bibelarbeiten und anderen Zusammenhängen benutzten biblischen Texten neben der Lutherübersetzung immer auch „moderne“ Übersetzungen gab, die von BibelwissenschaftlerInnen unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes erarbeitet worden waren. Aus der Erfahrung, wie fruchtbar und anregend der Umgang mit diesen Übersetzungen war, entstand schließlich der Wunsch, nicht nur für die jeweiligen Kirchentagsbibeltexte, sondern für die ganze heilige Schrift auf eine solche Übersetzung zurückgreifen zu können. Die Hessen-Nassauische Landeskirche beschloss, das Übersetzungsprojekt zu unterstützen, um die Bibel neu ins Gespräch zu bringen 5 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 5 30.10.2007 11:48:53 und sie der jungen Generation attraktiv und zugänglich zu machen. Die ev.-luth. Landeskirche von Hessen-Nassau stellte eine Pfarrstelle u.a. für die Koordinierung und die Einwerbung von Spendengeldern zur Verfügung, die Übersetzungsarbeit selbst aber ist ehrenamtlich erfolgt. Entgegen manchen Behauptungen in der Presse sind die Gesamtkosten von 400 000 € (Reisekosten etc) nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern von 1200 Einzelpersonen und Gruppen, konfessionsübergreifend im deutschsprachigen Raum zur Verfügung gestellt worden (im Anhang der BigS einzeln aufgelistet). Der reformatorische Grundimpuls dieser Übersetzung zeigt sich auf unterschiedlichsten Ebenen: 2.3. Übersetzung als Diskussionsprozess Die „Bibel in gerechter Sprache“ ist nicht im „Elfenbeinturm“ entstanden. Die beteiligten WissenschaftlerInnen (42 Frauen und 10 Männer) haben ihre vorläufigen Übersetzungen nicht nur miteinander immer wieder diskutiert, sie haben auch 300 Gemeindegruppen und Einzelpersonen ermutigt, diese Übersetzungen zu testen, anzufragen, zu loben oder zu kritisieren. Denn alle ÜbersetzerInnen verstehen ihre Übersetzung als eine Übersetzung auf dem Weg,1 als einen Prozess, der weitergeht. Darum ist jeder Leser, jede Leserin der „Bibel in gerechter Sprache“ weiterhin gebeten, die eigenen Erfahrungen mit den Texten an die ÜbersetzerInnen zurück zu melden, Anmerkungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge einzubringen und sich so an dem Projekt zu beteiligen (Adresse: www.bibel-in-gerechter-sprache.de). Alle ÜbersetzerInnen legen ihre Voraussetzungen offen: Sie benennen nicht nur ihre theologischen Grundeinstellungen, sondern kennzeichnen auch jede Übersetzung mit ihrem Namen. So ist es für jeden Leser, jede Leserin nicht nur möglich, mit den ÜbersetzerInnen direkt ins Gespräch zu kommen, sondern ggf. auch Einblick zu nehmen in die persönlichen Rahmenbedingungen, die notwendig in jede Übersetzung einfließen. Reformatorische Anliegen nimmt die BigS aber auch in Blick auf die Lesenden auf. 2.4. Übersetzung als „Ermächtigung“ und „Sensibilisierung“ der LeserInnen Die BigS „demokratisiert“ Urtextkenntnisse, indem sie Entdeckungen ermöglicht, die sonst nur Menschen mit hebräischen bzw. griechischen Sprachkenntnissen zugänglich sind: 1 „Diese Übersetzung ist also ein Zwischenstand auf einem Weg, der niemals zu Ende ist.“ U. Bail, F. Crüsemann, M. Crüsemann u.a. (Hg), Die Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh, 1. Auflage 2006, S. 26 z. B. dadurch, dass alle biblischen Zentralbegriffe im Text gekennzeichnet sind, am Rand das Urtextwort in Umschrift wiedergegeben ist2 und sich schließlich im Glossar ein Erläuterungstext findet, der die ganze Bedeutungsbreite des Begriffs erläutert. LeserInnen, die die Urtextsprachen nicht sprechen, können so nicht nur zu einem tieferen und umfassenderen Verständnis des Textes kommen, sondern haben auch die Möglichkeit, für sich selbst u. U. eine andere Übersetzungsentscheidung zu treffen. Aber nicht nur für NichttheologInnen ist die BigS ein Gewinn, auch TheologInnen profitieren von dieser Übersetzung, weil sie neue und ungewohnte Wahrnehmungen am biblischen Text ermöglicht. Denn: Ohne Frage ist die Lutherbibel in ihrer Sprachkraft und Schönheit unersetzbar, aber sie ist ein sehr vertrauter Text und sehr vertraute Texte „schleifen ab“. Wir hören bestimmte „Nuancen“ nicht mehr. Darum brauchen wir immer wieder einmal eine neue Übersetzung, eine Übersetzung, die eine Reformation, eine Erneuerung des Urtextes im Gehör des Lesenden ermöglicht. 2.5. Übersetzen als Verhandlungsprozess „Die Bibel übersetzen bedeutet für mich: Die Worte zu den Menschen herüber und die Menschen zu den Worten hinüber zu setzen“ schreibt Jürgen Ebach, Professor für Altes Testament und einer der Übersetzer der BigS.3 Jede Übersetzung steht vor der Schwierigkeit, das, was der Urtext sagt, so in die je eigene Sprache zu übertragen, dass dabei möglichst viel von dem ursprünglich Gemeinten transportiert wird. Eine 100% ige Übertragung ist dabei aber kaum möglich. In der Regel ist darum jede Übersetzung gewissermaßen ein Kompromiss. Er ergibt sich aus der Verhandlung zwischen den drei wichtigsten Erfordernissen, die den Übersetzungsvorgang ausmachen: den Erfordernissen des Urtextes, der Zielsprache und der jeweiligen Kontexte. Was das im Einzelnen bedeutet, möchte ich Ihnen im Folgenden noch ein wenig genauer erläutern und dann auch an einigen Textbeispielen zeigen. Dabei werden Sie sicher merken: Ein absolut richtiges („gerechtes“) Ergebnis gibt es dabei nicht, nur mehr oder weniger gute Lösungen... 2 Die/der Vortragende könnte an dieser Stelle zur besseren Verständlichkeit den TN eine kopierte Seite aus der BigS in die Hand geben oder als Overheadfolie kopieren. 3 Helga Kuhlmann (Hgn); Die Bibel – übersetzt in gerechte Sprache? Grundlagen einer neuen Übersetzung, Gütersloh, 3. Auflage 2006, S. 61 6 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 6 30.10.2007 11:48:55 3. Grundbedingungen des Übersetzens Übersetzen ist ein schwieriges Geschäft, sagt Martin Luther sinngemäß in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“. Wie schwierig, das weiß jede und jeder, der einmal eine fremde Sprache gelernt hat. Da muss man sich gar nicht erst in die Feinheiten von Stil und Grammatik vertiefen, es reicht schon, sich die Beide Übersetzungen sind „richtig“, bringen aber andere Assoziationsfelder hervor: Die Angst, die einem Menschen die Kehle zuschnürt, lässt mehr an eine akute Lebensgefahr denken als die Angst der Seele, die sich vielleicht nicht auf eine unmittelbare Gefahr, wohl aber auf eine grundsätzliche Gefährdung/Verfehlung des Lebens beziehen mag…. 3.1. Wortfelder anzusehen, um zu merken: Sprachen sind in sich geschlossene Symbolsysteme, die jeweils wie ein eigener kleiner Kosmos funktionieren. In diesem Kosmos hat jedes Wort seinen Platz, von dem aus es mit anderen Worten in Beziehung tritt, bestimmte Haupt- und Nebenbedeutungen auslöst usw. So kommt es, dass man zwar von der einen Sprache zur anderen oft eine scheinbar ganz klare Übersetzungsmöglichkeit hat und erst im zweiten Nachdenken merkt: Es ist vielleicht gelungen, den Hauptsinn zu übersetzen, aber im Bereich der Nebenbedeutungen ist etwas hinzugekommen oder entfallen. Denken Sie z. B. an die beiden englischen Wörter sky und heaven und das deutsche Wort Himmel. „Our father in heaven“ – „unser Vater im Himmel“ – auf den ersten Blick scheint das eine ganz genaue und wörtliche Übersetzung zu sein. Aber auf den zweiten Blick sieht man: „our father in heaven“ und „unser Vater im Himmel“ ist im Deutschen und im Englischen nicht exakt das Gleiche, schon weil wir Himmel auch sagen können für den Raum, den die Flugzeuge gen Süden durchqueren, der Begriff heaven im Englischen aber reserviert ist für eine geistige Wirklichkeit. Noch schwieriger, beinahe unmöglich wird das Übersetzen bei Redewendungen oder gar poetischen Zeilen. Da kann eine wörtliche Übersetzung sogar falsch sein und den Sinn des Gemeinten völlig verzerren. Denken Sie z. B. an das englische: „it is raining cats and dogs“ – wenn Sie das wörtlich übersetzen, ist es eindeutig falsch. Um „Nefesch“ geht es auch im folgenden Text und um „Leb“: Herz, Verstand, Wille, Gewissen, Mut. 5. Mose 6,5: Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen (leb), von ganzer Seele (nefesch) und mit all deiner Kraft (revidierte Lutherbibel 1984, im Folgenden L) So liebe denn Adonaj, Gott für dich, mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug, mit aller Kraft (BigS). Die Lutherbibel ist, am reinen Wortlaut des Urtextes gemessen, genauer (da steht: mit ganzem leb, mit ganzer nefesch, mit ganzer meod/Kraft) als die Übersetzung der BigS. Aber seine Übersetzung bringt das Gemeinte in der Zielsprache – im Deutschen – doch in einer Verschiebung zum Ausdruck, die dem Urtext vermutlich nicht angemessen ist. Denn das Gebot, Gott zu lieben, zielt im hebräischen Kontext auf die ganze Existenz des Menschen, nicht nur auf seine/ihre emotionalen innerlichen Seiten, an die wir heute bei den Stichworten „Herz“ und „Seele“ denken. Biblische Textbeispiele zum Thema „Wortfelder“ Nehmen wir als Beispiel das hebräische Wort „Nefesch“. Es kann stehen für: Atem, Hauch, Duft, Kehle, Seele, Gemüt, Leben, Person. In 1. Mose 42,21b lesen wir bei Luther: Das haben wir an unserem Bruder verschuldet! Denn wir sahen die Angst seiner Seele, als er uns anflehte und wir nicht gehört haben…. In der BigS heißt dieselbe Stelle: Ach, wir sind schuldig geworden an unserem Bruder, wo wir doch die Angst seiner Kehle gesehen haben, als er uns anflehte und wir nicht gehört haben…. 3.2. Sprachwandel Eine weitere Schwierigkeit beim Übersetzen ist der Sprachwandel – manchmal verändern Worte ihre Bedeutung innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte. Im Deutschen ist für mich immer das Wort „geil“ ein eindrückliches Beispiel. In meiner Kindheit wäre ich heftig gescholten und ermahnt worden, wenn ich es benutzt hätte – heute ist es fast „salonfähig“ geworden. Jedenfalls wird Werbung damit getrieben. Bezogen auf die Bibel: Martin Luther schreibt z. B., dass Menschen seiner Zeit den Ausdruck „Maria voll Gnaden“ für das griechische „chaire kecharitomine“ nicht verstehen würden, er daher „gegrüßet seist du Holdselige“ übersetzt habe, damit „ein Deutscher sich desto besser vorstellen kann, was der Engel mit seinem Gruß meinet. Aber hier wollen die Katholiken toll werden über mich, dass ich den Engelsgruß verderbet habe: obwohl ich damit noch nicht das beste Deutsch getroffen habe.“ 7 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 7 30.10.2007 11:48:57 Und Luther fährt fort, im besten Deutsch, aber weiter vom Urtext entfernt wäre zu übersetzen: „Gott grüße dich, du liebe Maria“.4 Biblisches Textbeispiel zum Thema „Sprachwandel“ Lukas 1,48a (aus dem Lobgesang der Maria): Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd gesehen … (L) Sie hat auf die Erniedrigung ihrer Sklavin gesehen … (BigS) Ich bitte Sie, einmal die weibliche Gottesbezeichnung zu übersehen und Ihr Augenmerk auf die Übersetzungen Niedrigkeit/Erniedrigung und Magd/Sklavin zu richten. „Magd“ war in der bäuerlichen Gesellschaft Martin Luthers eine durchaus angemessene Übersetzung für das griechische „doule“. Denn Mägde waren in seiner Gesellschaft ebenso wie die antiken Sklavinnen auf ihren „Stand“ fixiert und befanden sich in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer jeweiligen „Herrschaft“. Heute aber assoziieren wir mit „Magd“ nicht mehr die ehemals harten sozialen Realitäten, sondern denken eher an romantisch gefärbte Bilder bäuerlicher Idylle und im Zusammenhang mit „Niedrigkeit“ auch an eine, vielen Frauen sehr vertraute, unangenehme weibliche Selbstabwertung unter den Bedingungen patriarchaler Gesellschaftsstrukturen. Die Übersetzung „Erniedrigung ihrer Sklavin“ bringt demgegenüber nicht nur den ursprünglichen Sinn des Textes wieder zur Geltung, sondern ist auch transparent für gegenwärtige Aktualisierungen. Frauen, die als „Haushaltssklavinnen“ , als „Sexsklavinnen“, als „Arbeitssklavinnen“ weltweit missbraucht und erniedrigt werden, kommen in den Blick ebenso wie die GewalttäterInnen, die für ihr Schicksal verantwortlich sind. Und ein letzter Pluspunkt dieser Übersetzung: Der Lobgesang der Maria wird erkennbar als ein prophetisches Lied, das anknüpft an das Lied, das Mirjam, die Schwester des Mose, nach der Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei sang. 3.3. Kontextwandel Schließlich ist auch der Kontextwandel beim Übersetzen zu berücksichtigen. Wir kennen das vermutlich alle: „Wenn zwei das Gleiche sagen, ist es noch lange nicht dasselbe“. Die Nuancen, die unterschwelligen Bedeutungen einer Aussage sind immer auch abhängig von demjenigen, der redet, der hört und von der Situation, in der beide stehen. Ein Beispiel: Wenn wir als Deutsche über die unmöglichen Deutschen im Urlaub schimpfen, ist das etwas anderes, als wenn eine Italienerin das tut. Oder: Wenn ein mächtiger Politiker zur Rechtfertigung seiner Strategien von der Herrschaft Gottes spricht, ist das etwas anderes, als wenn ein ohnmächtiger und verfolgter Widerstandskämpfer sich an dem Bekenntnis festhält, dass Christus allein der Herr ist. Biblisches Textbeispiel zum Thema „Kontextwandel“ Hoheslied 1,5 Ich bin braun, aber gar lieblich. (L) Schwarz bin ich und schön. (BigS) Beide Übersetzungen sind vom hebräischen Text her möglich. Der Zusammenhang jedoch legt als Übersetzung eher die Version der Lutherbibel nahe. Die BigS übersetzt trotzdem mit „und“ statt mit „aber“, weil der Satz der Schulamith im ursprünglichen Kontext nicht rassistisch verstanden worden sein dürfte, ein „aber“ in unserem jetzigen Kontext jedoch ein solches Missverständnis hervorrufen könnte. 3.4. Voraussetzungen und Interesse Einer der Hauptvorwürfe an die Übersetzug der „Bibel in gerechter Sprache“ ist, dass sie interessegeleitet sei. Dieser „Vorwurf“ stimmt. Aber er gilt für jede Übersetzung, insofern als keine frei von Interpretation ist. Denn niemand kann voraussetzungslos an einen Text herangehen. Was wir hören und wahrnehmen, ist bestimmt und begrenzt von den Prägungen, dem Wissen, den Erfahrungen, die wir mitbringen. Darum gehört es zur „Wissenschaftlichkeit“ dazu, die eigenen Voraussetzungen zu reflektieren und offen zu legen, damit andere den subjektiven Anteil an einer Interpretation erkennen können. Es ist das Besondere an der Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“, dass sie ihre Voraussetzungen im Gegensatz zu allen anderen Übersetzungen offen legt und so die subjektiven Einfärbungen bewusst erkennbar werden lässt. Biblische Textbeispiele für „Voraussetzungen und Interesse“ 1. Mose 3,16b Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein. (L) Unter der Macht des Mannes wirst du sein und er wird dich beherrschen. (Hieronymus) Auf deinen Mann richtet sich dein Verlangen. Doch der wird dich beherrschen. (BigS) 4 Martin Luther, Ein Sendbrief vom Dolmetschen 1530, in: Kurt Aland(Hg), Luther Deutsch, Band 5, Stuttgart 1963, S. 86 8 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 8 30.10.2007 11:48:59 Die Übersetzung der BigS kommt in diesem Fall dem Wortlaut am nächsten5. Der für seine Frauenfeindlichkeit bekannte Kirchenvater Hieronymus entfernt sich am weitesten vom Text, aber auch Martin Luther trägt mit seiner Übersetzung „er soll dein Herr sein“ eine Befehlsform in den Text ein und versieht so (vermutlich unbewusst) die männlich geprägten gesellschaftlichen Herrschaftsformen seiner Zeit mit einer göttlichen Rechtfertigung. Die Übersetzung der BigS lässt die Worte Gottes an dieser Stelle verstehbar werden als eine Beschreibung menschlich/irdischer Verhältnisse jenseits des Paradieses. Arbeit und Schmerzen, Herrschaft und Ungerechtigkeit erscheinen nicht als gottgewollte gute Ordnung, sondern als bedauerliche Folge menschlichen Handelns, als Beschreibung der Bedingungen des Lebens jenseits des Paradieses. RömerInnen 16,7 Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln. (L) Grüßt Andronikus und Junia, meine Verwandten, unter den Apostelinnen und Aposteln haben sie eine herausragende Rolle. (BigS) Das Beispiel der Apostelin Junia ist eines der bekanntesten für unbewusst interessegeleitetes Übersetzen. Der Kirchenvater Chrysostomos (354-407) wusste noch, dass Junia weiblich war. Und die alte Kirche konnte von Maria Magdalena als „Apostola apostolorum“ sprechen und darin das Wissen von den einflussreichen Positionen bewahren, die Frauen in der frühen Jesusbewegung innehatten. Mit der zunehmenden Verdrängung der Frauen aus allen kirchlichen Ämtern aber ging das Wissen von ihrer frühen Bedeutung verloren. Man(n) konnte sich schließlich gar nicht mehr vorstellen, dass „Apostel“ auch weiblich sein konnten. So wurde aus dem vielfach in antiken Dokumenten belegten Frauennamen Junia der Männername Junias, der in keiner Inschrift, keinem Dokument der Antike zu belegen ist. Gerade die Übersetzung von Rö 16,7 zeigt, wie sehr die eigenen gesellschaftlichen Verhältnisse die Wahrnehmung der alten Texte und ihre Übersetzung prägen können. Bis heute gilt: „Wir denken oft viel patriarchaler, als die Verhältnisse waren.“6 5 Trotzdem ist auch diese Übersetzung der BigS nicht interessefrei: Sie geschieht nicht zufällig in einem Kontext, in dem die männliche Vorrangstellung in Frage gestellt ist. 6 1. Korinther 14,34 „Die Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen“ belegt bereits die veränderten Verhältnisse einer sich institutionalisierenden Kirche. Der Satz stammt vermutlich nicht von Paulus selbst, sondern ist von späteren Redaktoren in seinen Brief eingefügt worden. 7 Helga Kuhlmann (Hgn), Die Bibel – übersetzt in gerechte Sprache?, Grundlagen einer neuen Übersetzung, Gütersloh, 3. Auflage 2006, S. 67 4. Gerechtigkeit als besonderes Kriterium im Übersetzungsprozess Die ÜbersetzerInnen der BigS betonen, dass sie nicht den Anspruch haben, dass ihre Übersetzung „gerecht“ sei in dem Sinne, dass alle anderen Übersetzungen „ungerecht“ wären. Mit dem Stichwort „gerecht“ beschreiben sie nur das besondere Anliegen, das sie verfolgt haben: Nämlich unter den Grundvoraussetzungen der urtext-, zielsprachen- und kontextgemäßen Übersetzung ein besonderes Augenmerk auf drei Themenbereiche zu legen, in denen die sozialgeschichtliche und exegetische Forschung der letzten Jahrzehnte viele neue Ergebnisse erbracht hat. Das betrifft v. a. die Geschlechterverhältnisse in der frühen Christenheit, das Verhältnis von JüdInnen und ChristInnen und die sozialen Gegebenheiten in den ersten Jahrhunderten n. Chr. Was das im Einzelnen bedeutet, möchte ich Ihnen im Folgenden an einigen kleinen Beispielen zeigen: 4.1. Geschlechtergerechtigkeit Geschlechtergerechtigkeit beinhaltet, bezogen auf die biblischen Texte, v. a. drei Aspekte: Gottesbilder, inklusive Sprache und androzentrische Sprache. Ich beginne mit den Gottesbildern. 4.1.1. Gottesbilder Die meisten von uns werden – vermute ich – keine Einwände haben, wenn ich sage, dass Gott weder männlich noch weiblich ist. So bereitet die Gebetsanrede: „Gott, der du uns Vater und Mutter bist“ den meisten ChristInnen keine Probleme. Ganz anders die Anrede: Gott, die du uns Mutter und Vater bist. Das deutet darauf hin, dass wir entgegen aller verstandesmäßigen Beteuerungen heimlich und unbewusst doch auf ein männliches Gottesbild festgelegt sind. Klaus Wengst schreibt diese Festlegung der Sprache zu, er sagt: „Ich übersetze mit an der Bibel in gerechter Sprache, weil Gott kein Mann ist - und der Anschein, dies sei so, nicht durch die Sprache erweckt werden soll.“7 Klaus Wengst beruft sich darin auf die Bibel selbst. So heißt es in Hosea 11 und 4. Mose 23,19 explizit: 9 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 9 30.10.2007 11:49:01 4.1.1.1. „Gott bin ich und kein Mann“ In beiden Belegstellen wird im hebräischen Urtext das Wort Isch verwendet, das mit „Mann“ zu übersetzen ist und im Gegensatz zu Adam, das mit Mensch wiederzugeben ist, nicht Mann und Frau einschließt. Die Lutherübersetzung bietet hier gegen den Urtext: „Gott bin ich und kein Mensch“. 4.1.1.2. Fülle weiblicher Gottesbilder Die biblische Vielfalt der Sprachbilder und Metaphern für Gott entspricht dem Bilderverbot der zehn Gebote. Denn je mehr Sprachbilder wir für Gott benutzen, desto deutlicher wird für uns selbst und für andere: Gott übersteigt jedes Bild und ist nicht in einem einzigen Bild zu erfassen. Und: Je mehr Bilder und Namen wir für Gott kennen, desto schwieriger wird es, sich heimlich und unbewusst auf ein Bild zu fixieren. Trotzdem hat das Übergewicht männlicher Sprachbilder für Gott in der Bibel dazu geführt, dass die weiblichen Bilder verdrängt worden sind und viele ChristInnen heimlich von Gottes Männlichkeit überzeugt sind. So kommt es bei vielen zu massiven Abwehrgefühlen, wenn von Gott in weiblichen Bildern gesprochen wird und von ihrem Mutterschoß, ihrer Mutterbrust, ihrer Gebärmütterlichkeit8 die Rede ist bzw. Gott mit einer gebärenden oder stillenden Frau, mit einer Mutter oder Hebamme, Bäckerin, Bären-/ Adlermutter, Henne, Haushälterin oder Quelle verglichen wird. 4.1.1.3. Gott hat einen Eigennamen Mindestens seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. wird der Eigenname Gottes (bestehend aus vier Konsonanten JHWH) aus Ehrfurcht vor der Unverfügbarkeit Gottes nicht ausgesprochen. Bis heute wird darum im Judentum für die vier Buchstaben ( das so genannte „Tetragramm“) ein „Ersatzwort“ gesprochen: „Adonaj“, was so viel bedeutet wie „Meine Herrschaften“ und im Gegensatz zum deutschen „Herr“ allein für die Anrede Gottes reserviert ist. Auch „ha Schem“, das einfach nur „der Name“ heißt, kann als Ersatzwort fungieren. Martin Luther hat in seiner Übersetzung von 1545 als Ersatzwort für den Eigennamen Gottes „HERR“ gewählt und durch die Großbuchstaben mindestens für Leserinnen und Leser seiner Übersetzung deutlich gemacht, dass es sich hier nicht um das „Herr“ des alltäglichen Sprachgebrauchs handelt. Bis heute wird der Gottesname in der revidierten Lutherübersetzung mit HERR wiedergegeben. Aber das ist nur (über)lesbar, nicht hörbar und es ist schwer abgrenzbar, weil mit „Herr“ au8 Erbarmen“ heißt im Hebräischen Rachamim und kommt aus der gleichen Wurzel wie Rächäm = Mutterleib/ Gebärmutter 10 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 10 ßerdem nicht nur Jesus, sondern auch jeder beliebige Mann bezeichnet werden kann. Dadurch kommt es unter der Hand zu einer heimlichen und dem biblischen Sprachgebrauch unsachgemäßen Annäherung von männlich und göttlich. Die Übersetzung der BigS versucht, dem zu entkommen: 4.1.1.3.1. Gottes Eigenname ist nicht geschlechtlich bestimmt Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe … (L) Ich, Ich-bin-da9, bin deine Gottheit, weil ich dich aus der Versklavung in Ägypten befreit habe… (BigS) Durch die Übersetzung „Ich bin der Herr, dein Gott, der“ entsteht der Eindruck von Männlichkeit. Das Relativpronomen aschär aber ist geschlechtlich nicht bestimmt. Es bindet in dieser Selbstvorstellung Gottes vielmehr die Befreiungstat Gottes mit seinem Gottsein für Israel zusammen. Für die ganze hebräische Bibel ist dieser Zusammenhang so grundlegend, dass sich fast sagen lässt: Ein Gott, der nicht befreit, kann nicht Gott (JHWH) sein. Will man also diesen Zusammenhang festhalten und zugleich eine „Vermännlichung“ des Urtextes in der Übersetzung vermeiden, ist „weil“ eine angemessene (und vom Wortspektrum her mögliche) Übersetzung. Sie sehen hier an dieser Argumentation nicht nur, dass keine Übersetzung ohne theologische Grundentscheidungen auskommt, sondern auch, wie schwierig es im Einzelfall sein kann, das, was im Urtext steht, in der Zielsprache angemessen auszudrücken… Wie soll man nun aber nach all dem mit dem Eigennamen Gottes umgehen? Die ÜbersetzerInnen der BigS schlagen vor, die Komplexität und Weite der biblischen Gottesvorstellung durch eine Vielzahl von biblisch-theologisch gut begründeten Gottesnamen aus der jüdisch-christlichen Tradition auszudrücken: 4.1.1.3.2. „Ersatznamen“ für den Eigennamen Gottes Adonaj, der Ewige, die Ewige, Schechina10, ha-Schem, der Name, Gott, die Lebendige, 9 Die „Übersetzung“ des Tetragramms mit „ICH-BIN-DA“ geht auf die „Selbstvorstellung“ Gottes in 2.Mose 3,14 zurück. 10 Schechina kommt von dem hebräischen Verb schachan – wohnen und bezeichnet die „Einwohnung“ Gottes, eine weiblich geprägte Vorstellung, die vor allem in der mystischen Tradition verbreitet ist. Sie knüpft an die großen Trost- und Hoffnungstexte der Bibel, in denen davon die Rede ist, dass am Ende der Zeit Gott selbst bei den Menschen wohnen wird und so innig mit ihnen verbunden sein wird, dass alles Leid und aller Schmerz vorüber sind. 30.10.2007 11:49:03 der Lebendige, ICH-BIN-DA, ha-Makom11, Du, ER SIE, SIE ER, die Eine, der Eine, die Heilige, der Heilige. Jede Übersetzerin, jeder Übersetzer der BigS hat aus dieser Auswahl von Gottesersatznamen für ihren/seinen Übersetzungstext einen ausgewählt.12 Aber gleichzeitig ist es durch besondere Markierungen im Übersetzungstext jeder Leserin, jedem Leser möglich, sich selbst an den entsprechenden Stellen für einen anderen Gottesnamen zu entscheiden. Auf den ersten Blick mag das ein gewöhnungsbedürftiges Verfahren sein. Aber wenn Sie sich einmal versuchsweise darauf einlassen mögen – vielleicht in der anschließenden Gruppenarbeit zum Gottesnamen – werden Sie merken, wie sehr sich der Eindruck und die Wirkung eines Textes in Abhängigkeit von dem Gottesnamen, der verwendet wird, verändert. 4.1.2. Geschlechtergerechtigkeit: Inklusive Sprache Lukas 2,8: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herde. (L) In jener Gegend gab es auch Hirten und Hirtinnen, die draußen lebten und über ihre Herde in der Nacht wachten. (BigS) Eine der am meisten umstrittenen Textstellen, gern zitiert als Beleg für die ideologiegeleitete unzulässige Einfügung der Frauen in patriarchale biblische Texte, ist die berühmte Passage aus dem Weihnachtsevangelium. „Hirtinnen gab es damals gar nicht“, so die Behauptung vieler KritikerInnen dieser Übersetzung. Die hebräische Bibel aber berichtet, dass die Erzmütter Rahel und Zippora Hirtinnen waren. Ihre späteren Männer begegneten ihnen zum ersten Mal an einer Wasserstelle in der Wüste, zu der sie 11 ha Makom heißt übersetzt „der Ort“. Diese seltsame Gottesbezeichnung kommt aus dem Buch Ester. Sie taucht dort im Zusammenhang schwerer Lebenserfahrungen auf, in denen Menschen an der Nähe Gottes zweifeln, ja mit einem Gefühl des „Gottesschweigens“ ringen und von der Hoffnung sprechen, dass ihnen „von einem anderen Ort“ her Rettung geschieht. Die Rabbinen haben darin eine Anspielung auf Jerusalem, den fernen und damals unerreichbar scheinenden Ort des Heils gesehen, an dem Gott selbst seinen Namen wohnen lässt. Ha Makom ist ein Name Gottes, der vielleicht besonders in Zeiten des Zweifels seine Kraft entfaltet. 12 Außer im zweiten Buch Mose und in den Psalmen gilt die Regel, dass jeweils ein biblisches Buch durchlaufend einen Gottesnamen als Ersatzwort führt. Kritisch anzumerken ist, dass die Auswahl offenbar eher zufällig und nicht nach bestimmten theologisch nachvollziehbaren Kriterien erfolgt ist. gekommen waren, um ihre Kleinviehherden zu tränken. Dieses Beispiel mag die Debatte um die „inklusive“ Sprache besonders plakativ beleuchten: In den biblischen Texte sind Frauen oft „mitgemeint“ (=inkludiert/eingeschlossen), wenn von Hirten, Propheten, Aposteln (s. Junia) und anderen „Würdenträgern“ die Rede ist. Auch im Deutschen galt lange Zeit: Wenn von Bürgern die Rede ist, sind Bürgerinnen mitgemeint. Aber inzwischen haben wir in dieser Hinsicht einen Sprachwandel durchgemacht. So sind wir zumindest verunsichert, wenn ausschließlich die männliche Form erscheint. Automatisch stellen wir dann die Frage: Waren keine Frauen dabei? – Sind Frauen mitgemeint? Hinsichtlich der biblischen Texte ergibt sich das gleiche Problem: Wenn von Hirten, Zöllnern, Propheten, Aposteln die Rede ist, sind dann Frauen eingeschlossen oder nicht? Die sozialgeschichtliche Forschung der letzten dreißig Jahre hat für viele Bereiche nachweisen können: Es gab in vielen dieser angeblichen „Männerberufe“ auch Frauen. Es hat in biblischen Zeiten Prophetinnen, Apostellinnen, Zöllnerinnen, Pharisäerinnen usw. tatsächlich gegeben.13 Die antiken Hörer und Hörerinnen der biblischen Texte wussten das und hatten selbstverständlich beide Geschlechter vor Augen, wenn von Hirten oder Pharisäern etc. die Rede war. Wir heute14 aber benötigen dort, wo Frauen in männlichen Sprachformen eingeschlossen sind, ihre ausdrückliche Benennung, um nicht unsere modernen Vorurteile über die sozialen Verhältnisse früherer Zeiten in die biblischen Texte hineinzuprojizieren. Die BigS setzt darum in allen Zusammenhängen, in denen die Beteiligung von Frauen historisch belegbar bzw. nicht auszuschließen ist, zu den männlichen Formen des Urtextes die weiblichen dazu. 4.1.3. Geschlechtergerechtigkeit: Androzentrische Sprache Ein weiteres Problem für eine dem Urtext entsprechende „geschlechtergerechte“ Übersetzung ist die so genannte androzentrische Form der alten Sprachen. Hier geht es darum, dass bestimmte Allgemeinbegriffe ausschließlich in männlicher Form vorliegen. So ist z. B. in der hebräischen und auch griechischen Bibel regelmäßig von „Söhnen“ Israels 13 Aber: Es hat z. B. keine Priesterinnen am Jerusalemer Tempel gegeben. Darum wird das hebräische Wort für Priester auch nie inklusiv übersetzt, wenn es um den Tempelkult geht. 14 In früheren Zeiten wurden auch bei uns die entsprechenden Texte trotz der nur männlichen Form inklusiv verstanden. In vielen Krippendarstellungen findet man Hirtinnen und noch der Text des Weihnachtsliedes: „Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n“ bezeugt ein solches Verständnis. 11 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 11 30.10.2007 11:49:05 die Rede, wenn das gesamte Volk gemeint ist. Manchmal wird das am Text selbst deutlich, wenn es z. B. in Num 3,40 wörtlich übersetzt heißt: „Alles Männliche unter den Söhnen Israels“. Auch die Lutherübersetzung wählt darum an Stellen wie dieser eine inklusive Sprache, indem sie „Söhne“ mit „Kinder“ wiedergibt. Die BigS wählt „Nachkommen“. Beide Übersetzungen bringen das Gemeinte angemessen zum Ausdruck, sind aber keine im engeren Sinne „wörtlichen“ Übersetzungen. Dennoch ist zwischen den KritikerInnen und den BefürworterInnen der BigS strittig, wann androzentrische Begriffe inkusive der weiblichen Formen und wann sie exklusiv männlich zu übersetzen sind. Ein Beispiel aus dem „Neuen“ Testament: Offenbarung 12,5: Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben … (L) Sie gebar ein männliches Kind … (BigS) Wörtlich übersetzt müsste es heißen: Sie gebar einen „männlichen Sohn“. Hier erhellt der Sprachgebrauch der Bibel selbst, dass Sohn/ hyios offenbar nicht ausschließlich für Söhne gebraucht wird, sondern neben dieser Hauptbedeutung auch weibliche „Nachkommen“ einschließen kann, denn sonst wäre der Ausdruck „ein männlicher Sohn“ unsinnig.15 Was aber heißt das generell für die Übersetzung des Wortes „Sohn“? Wann bezieht sich Sohn exklusiv auf einen männlichen Nachkommen und wann ist die „Männlichkeit“ prinzipiell auch als „Weiblichkeit“ zu lesen? Heftig wird die Debatte in diesem Zusammenhang, wenn es um das Gottesverhältnis Jesu geht: Ist er der „einzig geborene Sohn“ Gottes oder das „einzig geborene Kind“? M.a.W. ist Jesu Gottesverhältnis exklusiv männlich zu denken? Und was heißt das für die, die ihm nachfolgen? Paulus schreibt: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (RömerInnen 8,14) Können auch Frauen die Gottessohnschaft erlangen oder nur Männer? Und wie ist exklusiv männliche Gottessohnschaft in Einklang zu bringen mit der oben zitierten Aussage des Paulus? Sie mögen ahnen, welch weit reichende Konsequenzen die Antworten auf diese Fragen haben. und Jüdinnen bzw. die jüdische Religion theologisch abgewertet und verurteilt werden. Ursprünglich spiegeln viele dieser Texte heftige innerjüdische Auseinandersetzungen wider in einer Zeit, als die „Jesusbewegung“ weder von innen noch von außen als nicht-jüdisch wahrgenommen wurde. Konkret: Wenn der Jude Paulus über „die Juden“ schimpft, ist das etwas anderes, als wenn Jahrhunderte später ChristInnen, die den jüdischen Wurzeln ihres Glaubens völlig entfremdet sind, seine Tiraden wiederholen und als historische Feststellungen tradieren… M.a.W.: Hier bedingt der historische Abstand und der damit verbundene „Kontextwechsel“ ein fundamentales Verstehensproblem. Eine rein wörtliche Übersetzung führt zu Missverständnissen. Wie verheerend diese sein können, hat die Geschichte christlicher JüdInnenfeindschaft gezeigt. Wie aber vermeiden wir diese Missverständnisse? Beispiel: Johannes 7,11-13 Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: Wo ist er? Und es war ein großes Gemurmel über ihn unter dem Volk. Etliche sprachen: Er ist gut; andere aber sprachen: Nein, er verführt das Volk. Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden. (L) Andere jüdische Menschen nun suchten ihn auf dem Fest und sagten: „Wo ist jener?“ Und es gab viel Gerede über ihn bei den Leuten. Die einen sagten: „Er ist gut!“ Andere aber sagten: „Nein, er täuscht und verführt die Leute.“ Niemand allerdings sprach öffentlich über ihn - aus Furcht vor der jüdischen Obrigkeit. (BigS) Die Übersetzung der BigS versucht, durch eine Differenzierung zwischen Juden und Juden den ursprünglichen Horizont zurückzugewinnen, in dem der Text gehört und verstanden wurde. Aber sie muss dafür die Orientierung an der reinen Buchstäblichkeit des Textes aufgeben. Sie übersetzt das Wort „Judaioi“ im Urtext einmal mit „andere jüdische Menschen“ und einmal mit „jüdische Obrigkeit“. Die KritikerInnen sagen: das ist nicht legitim. Sie reklamieren die Wörtlichkeit der Übersetzung und möchten die Differenzierung in den Kommentar verbannen. Die Befürworterinnen können dagegenhalten, dass eine Übersetzung dem Sinn des Gemeinten verpflichtet ist, der durch reine Wörtlichkeit oft verzerrt wird. 4.2. Gerecht im Blick auf das jüdischchristliche Verhältnis Ein weiteres Problemfeld ist die Übersetzung der so genannten Antijudaismen im neuen Testament; also der Bibelstellen, in denen Juden 15 Vgl. BigS Glossar unter Hyios, S. 2361 12 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 12 30.10.2007 11:49:06 4.3. Soziale Gerechtigkeit Ich komme zum letzten großen Themenkomplex, auf den die ÜbersetzerInnen der BigS besonderen Wert legen: der angemessenen Spiegelung der sozialen Verhältnisse, die den biblischen Texten zugrunde liegen. Sozialgeschichtliche Bibelwissenschaft hat herausgestellt, dass ältere Bibelübersetzungen manche soziale Härten des griechischen bzw. hebräischen Textes glätten und spiritualisieren oder privatisieren. Wenn z.B. von Knechten und Mägden die Rede ist, erzeugt das eher den Eindruck bäuerlicher Idylle vergangener Zeiten, als dass es den Blick öffnet für die harte soziale Wirklichkeit des ersten Jahrhunderts n. Chr., in der jede größere Provinzstadt einen SklavInnenmarkt besaß und eine Hegemonialmacht wie das Imperium Romanum ganze Völker unterjochte und in Schuldknechtschaft trieb. Ein anderes, weniger drastisches Beispiel für eine Verschleierung der sozialen Verhältnisse ist die Übersetzung von Matthäus 20, 3: Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen. (L) Und als er um die dritte Stunde hinging, sah er andere arbeitslos auf dem Markt stehen. (BigS) Müßig assoziieren wir heute mit „faul“, vielleicht sogar mit „arbeitsscheu“, nicht aber mit der harten sozialen Wirklichkeit antiker Arbeitsverhältnisse, in denen TagelöhnerInnen jeden Tag neu um ihre Existenz und das tägliche Brot bangen mussten.16 Und jetzt sind Sie dran! 16 Das gängige Wörterbuch verzeichnet drei Grundbedeutungen des Adjektivs „argos“: 1. arbeitslos, 2. lässig, faul, 3.ertraglos, nutzlos, unbrauchbar. Vgl. Walter Bauer, Wörterbuch zum Neuen Testament, Berlin/New York 1988, S. 210 13 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 13 30.10.2007 11:49:08 ÜBERSETZEN – BAUSTEINE FÜR EINEN KEIN STUDIENTAG PROBLEM? ZUR „BIBEL IN GERECHTER SPRACHE“ Titel Übersetzen – kein Problem? Bausteine für einen Studientag zur „Bibel in gerechter Sprache“ Ziel TeilnehmerInnen (TN) einführen in die Anliegen der „Bibel in gerechter Sprache“ und sie vertraut machen mit der Problematik des Übersetzens Personenkreis Gemeindegruppen, Bibelkreise u. a., MindestteilnehmerInnenzahl: 10 Personen Zeitrahmen 5,5 bis 6 Stunden Zeit Arbeitsschritt Methode Material 15 Min Begrüßung/Vorstellungsrunde und Einführung ins Thema (Zeitbedarf nach TeilnehmerInnenzahl kalkulieren!) Leiterin (LN) gibt mündlich Impulse im Plenum Siehe Einleitung, Vortrag 30 Min Erarbeitung I Vortrag: Bibel in gerechter Sprache, Teil 1 LN trägt die Punkte 1-2.5. im Plenum vor, evtl. unterstützt durch Powerpoint oder Folien/ Overheadprojektor. Je nach Entscheidung der Vortragenden sollten Verständnisfragen während oder nach dem Vortrag gestellt werden können Vortragstext Beamer und Laptop, CD mit Powerpointpräsentation oder Overheadprojektor Folien 20 Min Aneignung I Übersetzen heißt verhandeln Einzelarbeit/Kleingruppenarbeit: Auf zwei Tischen im Raum finden sich auf farbigem Papier kurze Texte, Worte, Redewendungen, die übersetzt werden sollen. Der eine Tisch beinhaltet englische, der zweite – so erforderlich – plattdeutsche Texte. Dabei sollten jeweils identische Texte auf gleichfarbiges Papier kopiert werden und in einer Anzahl zur Verfügung gestellt werden, die eine Gruppenbildung mit je 5-7 TN ermöglicht. Jede TN sucht sich einen Satz aus und erstellt dafür eine eigene Übersetzung. Anschließend finden sich diejenigen zusammen, die die gleichen Texte übersetzt haben und vergleichen die Ergebnisse, diskutieren die Vor- und Nachteile der Übersetzungen und einigen sich auf die „beste“ Version. Anschließend werden die Ergebnisse der Gruppenarbeit kurz im Plenum vorgestellt. Übersetzungstexte als Kopien auf verschiedenfarbigem Papier LN trägt die Punkte 3.-3.4. im Plenum vor, evtl. unterstützt durch Powerpoint oder Folien/ Overheadprojektor. Vortragstext Technik siehe Erarbeitung I 15 Min Erarbeitung II Vortrag: Bibel in gerechter Sprache Teil 2 siehe Vorschläge M1 Wörterbücher: Englisch-Deutsch in ausreichender Zahl 14 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 14 30.10.2007 11:49:10 Zeit Arbeitsschritt Methode Material 25 Min Aneignung II Bibeltexte über - setzen Kleingruppenarbeit: Die TN finden sich zu dritt oder zu viert zusammen und erhalten in Gruppenstärke einen Bibeltext in der Lutherübersetzung. Dazu eine Kopie der Glossarartikel zu den im Text vorkommenden theologischen Begriffen aus der BigS. Nach dem Lesen der Texte erprobt die Kleingruppe Übersetzungsvarianten und entscheidet: Welche Variation „setzt“ das Gemeinte am Vollständigsten „über“? Geeignete biblische Textabschnitte in der Lutherübersetzung Siehe M2 Kopien der zugehörigen Glossarartikel 15 Min Reflexion der Gesamteinheit Gespräch im Plenum zum „Erkenntnisgewinn“ der Einheit: Evtl. unter der Impulsfrage: Was habe ich Neues gelernt? 60 Min PAUSE 15 Min Erarbeitung III Vortrag: Bibel in gerechter Sprache, Teil 3 LN trägt die Punkte 4. – 4.1.1.3.2. „Ersatznamen“ für Gottes Eigennamen im Plenum vor, evtl. unterstützt durch Powerpoint oder Folien/Overheadprojektor. Vortragstext Technik siehe Erarbeitung I 45 Min Aneignung III Gottesbilder-Gottesnamen Kleingruppenarbeit: JedeR TN sucht sich einen Gottesersatznamen aus, der sie anspricht, ärgert, verwirrt oder freut. Nach einer kurzen Phase der Stille, in der jede und jeder über ihre/seine Wahl nachdenken und den Meditationstext auf der Rückseite wahrnehmen kann, Austausch in der Kleingruppe: Was hat die Wahl meines Namens mit mir und meiner Gottesvorstellung zu tun? Gottesnamenkarten in entsprechender Anzahl, siehe Kopiervorlage im Anhang dieser Arbeitshilfe Anschließend erhalten alle TN einen der biblischen „Lückentexte“ und werden gebeten, ihren Ersatznamen einzusetzen und den Gesamttext anzugleichen (also die entsprechenden Personalpronomina zu setzen) Abschließende Runde: Verändert ein anderer Gottesname die Wahrnehmung des Textes? Wenn ja, inwiefern, wenn nein, warum nicht? „Lückentexte“, siehe Kopiervorlage M3 LN trägt die Punkte 4.1.2. – 4.3. im Plenum vor, evtl. unterstützt durch Powerpoint oder Folien/Overheadprojektor Vortragstext Technik siehe Erarbeitung I Imbiss? 15 Min Erarbeitung IV Vortrag: Bibel in gerechter Sprache, Teil 4 30 Min Pause 45 Min Aneignung IV „Synoptische“ Arbeit in Kleingruppen an Texten zu den Themen: Inklusive Sprache Jüdisch-christliches Verhältnis Soziale Gerechtigkeit 15 Min Abschlussrunde LN leitet den Rückblick auf den Tag ein: Was nehme ich mit? alternativ: Baustein „die Ewige“, s. S. 32 dieser Arbeitshilfe Kaffee? Siehe Textvorschläge M4 oder alternativ: Ruminatio zum aaronitischen Segen M5 15 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 15 30.10.2007 11:49:12 M1 Baustein: „Übersetzung“ Sie denken: So schwer kann es doch nicht sein! Da soll ein Text von einer Sprache in eine andere übersetzt werden. Es gibt Wörterbücher, um unbekannte Vokabeln nachzuschlagen, so können wir Wort für Wort übertragen. Aber: Manchmal bleibt der wörtlich übersetzte Text unverständlich, wir sehen das besonders eindrücklich bei Redewendungen und Sprichwörtern. Wir wollen ein wenig in die Problematik des Übersetzens einsteigen und uns der Tücken bewusst werden – in Sprachen, die uns geläufig sind, nämlich Englisch und Plattdeutsch. Englisch 1. Don’t cross a bridge till you come to it. (Alles zu seiner Zeit.) 2. To carry coals to Newcastle. (Eulen nach Athen tragen.) 3. One man’s meat is other man’s poison. (Des einen Freud’, des andern Leid.) 4. Don’t count your chicken before they are hatched. (Lobe den Tag nicht vor dem Abend.) 5. Out of the heat, into the frying pan. (Vom Regen in die Traufe.) 6. You can’t make an omelette without braking eggs. (Wo gehobelt wird, fallen Späne.) 7. If you put yourself in my shoes … (Wenn du an meiner Stelle wärest …) 8. To give someone a hand. (Jemandem helfen.) Gut geeignete Texte sind auch die englischen Titel der Weltgebetstage, z. B. Let our light shine (Lasst uns Licht sein) God’s tender touch (Gottes zärtliche Berührung) Plattdeutsch 1. Wenn use Katten ‘ne Kau was, måsten we up’n Balken taun melken. (Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär’ . . .) 2. Bäckerskinner Stuten geven. (Eulen nach Athen tragen.) 3. Kegen ’n Backohmd kamme nich jåånen. (Gegen eine große Klappe kommt man nicht an!) 4. Wat de een sein Uul, is den anner sien Nachtigall. (Des einen Freud’, des andern Leid.) 5. Schmiet dien ole Schoh nich wech, bevör du nüe hest. (Nichts übereilen!) 6. He steiht up, ehr de Düwel Schoh anhett. (Er ist schnell.) 7. He will sik een Brill opsetten un hett keen Nees dorto. (Er ist ein Angeber.) 8. Beter een lütten Fisch, as gor keen op’n Disch! (Weniger ist manchmal mehr!) So können Sie arbeiten: 1. Wählen Sie aus den angegebenen Redewendungen und Sprichwörtern aus oder suchen Sie eigene Beispiele. 2. Schreiben Sie jeweils einen Satz auf farbiges Papier, dabei sollte jedes ausgewählte Beispiel mehrmals vorkommen (gleiche Texte, gleiche Farbe), für jede TN ein Textblatt. 3. Richten Sie zwei Tische mit Textblättern, einen plattdeutschen und einen englischen. 4. Die TN ordnen sich den Tischen zu. Jede TN sucht sich einen Satz aus und erstellt eine eigene Übersetzung (dazu können Wörterbücher benutzt werden). 5. In einem nächsten Schritt finden sich diejenigen zusammen, die die gleichen Texte übersetzt haben, vergleichen die Ergebnisse, diskutieren die Vor- und Nachteile der Übersetzungen und einigen sich am Schluss auf die treffendste Version. 6. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden im Plenum vorgestellt – besonders interessant ist es jetzt, Sprichwörter und Redensarten zu vergleichen, die im Englischen, im Plattdeutschen und im Deutschen vorkommen, aber jeweils völlig anders ausgedrückt werden. M2 Baustein: „Übersetzen mit dem Glossar“ Zum Begriff „Ehre/Herrlichkeit“ – kavod Ps 30,13a „… auf dass dir lobsinge meine Ehre und nicht stille werde.“ (L) „… auf dass meine Seele dir lobsinge und nicht schweige.“ (Zürcher) „Damit Schönheit dich besinge und nicht schweige.“ (BigS) Ehre, Seele, Schönheit – im hebräischen Text steht an dieser Stelle der Begriff „kavod“. Laut Glossar (BigS, S.2365) kann er mit Schwere, Gewicht, Gewichtigkeit, Glanz, Herrlichkeit und Ehre übersetzt werden. „kavod“ kann sich beziehen „auf Zustände und Personen von Rang und 16 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 16 30.10.2007 11:49:14 Bedeutung“, ist aber auch „die erfahrbare Erscheinungsweise Gottes vor Israel“. Im vorliegenden Psalmvers ist offenbar Ersteres gemeint, also die Gewichtigkeit, die Bedeutung eines Menschen vor Gott. Sie kann nicht erworben werden, ist vielmehr Geschenk, wir können auch sagen Gnade. Als Kind Gottes sein Ebenbild zu sein, das ist ein solches Gewicht. Vielleicht könnte ich den Vers dann so übersetzen: „Damit ich dich als dein Ebenbild besinge und nicht schweige“. Zum Begriff „Gott fürchten“ – jare Ex 1,17 „Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte.“ (L) „Aber die Hebammen verehrten Gott und taten nicht das, was der ägyptische König ihnen gesagt hatte.“ (BigS) Nur allzu leicht sind wir geneigt, „fürchten“ gleichzusetzen mit „Angst haben“. Aber das war es sicherlich nicht, was die hebräischen Hebammen trieb, als sie sich dem Befehl des Pharao widersetzten und die neugeborenen Knaben der Hebräerinnen am Leben ließen. Vielmehr war es die Verehrung Gottes als lebensspendende Kraft, die sie zum Widerstand befähigte. Das macht die Übersetzung der BigS deutlich. Das hebräische Wort „jare“ (BigS, S.2362) hat viele Bedeutungen: Ehrfurcht erweisen, in Ehrfurcht begegnen, würdigen, respektieren, ergeben sein, ehrfürchtig sein, (ver-)ehren und achten. Zum Begriff: „dienen“ – diakonein Mt 8,15: Und Jesus kam in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter zu Bett lag und hatte das Fieber. Da ergriff er ihre Hand, und das Fieber verließ sie . Und sie stand auf und diente ihm. (L) Als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er dessen Schwiegermutter fiebernd darniederliegen. Sofort ergriff er ihre Hand, das Fieber ließ sie los, und sie stand auf. Sie folgte Jesus nach. (BigS) Frauen dienen und Männer herrschen – so war es schon in der Bibel? „Die Behauptung, die Grundbedeutung des griechischen Wortstamms diakon- sei ‚Tischdienst’ … lässt sich nicht halten“, schreibt Martin Leutzsch im Glossarartikel (BigS, S. 2345) zum Stichwort diakoneo. Neben der Bedeutung dienen kann es auch vermitteln, arbeiten, nachfolgen, ja sogar verkündigen (Diakonia des Wortes) bedeuten. Diakon und Diakonin waren in der alten Kirche Bezeichnungen für bestimmte Leitungsämter in den Gemeinden. Die sozialgeschichtliche Forschung hat die wichtige Rolle, die Frauen in der Jesusbewegung und auch noch in den frühen christlichen Gemeinden gespielt haben, herausgearbeitet. Sie „dienten“ der Jesusbewegung mit ihren finanziellen Ressourcen, aber auch mit allen kognitiven, emotionalen und technischen Fähigkeiten, die ihnen zu eigen waren. Als Apostelinnen, als Diakoninnen, als Prophetinnen arbeiteten sie mit an der Ausbreitung des Evangeliums. zum Begriff „Sünde“ – hamartia Mt 9,11b Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? (L) Warum isst euer Lehrer mit Leuten, die betrügen und Unrecht tun? (BigS) Mt 9,13c Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten. (L) Denn ich kam nicht, um die zu berufen, die gerecht handeln, sondern die, die Unrecht tun. (BigS) 17 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 17 30.10.2007 11:49:16 „Ich habe wieder gesündigt“, sagen wir, wenn wir zu viel Schokolade gegessen haben oder an dem einen oder anderen guten Vorsatz gescheitert sind. Viele Jahrhunderte lang wurde der Begriff Sünde vor allem mit Sexualität in Verbindung gebracht. Bis heute hören Menschen die Vokabel im Horizont bürgerlicher Moral. Die Bibel aber meint, wenn sie von Sünde spricht, in erster Linie ein massives Unrecht, das Menschen einander antun. Mord und Diebstahl, Ausbeutung und Betrug, Unterdrückung, Rechtsbruch, Missbrauch und Vergewaltigung gehören dazu. Sünde meint in dieser Perspektive eine Übertretung der göttlichen Weisungen, die dem Leben dienen. So gesehen bedeutet Sünde immer auch eine Verfehlung des Weges zum Heil und zum Glück. M3 Experimente mit den Ersatznamen des Tetragramms „Lückentexte“ aus Psalm 121 ................ ist es, die/der dich behütet. ................ ist dein Schatten, ist dir zur rechten Hand. Am Tag wird dir die Sonne nicht schaden, noch der Mond in der Nacht. ................ behüte dich vor allem Bösen, sie/er behüte dein Leben. ................ behüte dein Gehen und dein Kommen – von nun an für immer. aus Psalm 126 Als ................ Zions Geschick wendete, war es, als träumten wir: Da füllte Lachen unseren Mund und Jubel unsere Zunge. Da sagten sie unter den Nationen: Großes hat ................ an ihnen getan. Großes hat ................ an uns getan, wir sind es, die sich freuen! Wende, ................, unser Geschick, wie du Flüsse im Negev wiederbringst. Die mit Tränen säen – mit Jubel werden sie ernten. aus Psalm 103 Mitfühlend, voll Zuneigung ist ................ langsam zum Zorn und reich an Freundlichkeit. Nicht für immer bleibt er/sie im Streit, nicht auf Dauer ist er/sie zornig. Nicht nach unseren Sünden hat er/sie uns bewertet, nicht nach unserer Schuld an uns gehandelt. M4 „Synoptischer“ Vergleich unterschiedlicher Übersetzungen Synopse heißt Zusammenschau. In dieser Arbeitseinheit geht es darum, unterschiedliche Übersetzungen eines Bibeltextes zu vergleichen. Dazu ist es hilfreich, sich die Texte Vers für Vers nebeneinander zu setzen. Bewährt hat sich in unserer Arbeit der Vergleich zwischen Lutherübersetzung, Einheitsübersetzung, „Gute Nachricht“ und „Bibel in gerechter Sprache“. Die im Folgenden angegebenen Texte sind geeignet, die drei besonderen Schwerpunkte der BigS noch einmal vertiefend in den Blick zu nehmen: 1. Geschlechtergerechtigkeit: 1. Kor 7, 20-4, Psalm 90,2 2. Jüdisch-Christliches Verhältnis: Mt 9,20; Mt 5, 21f, Joh 12,40 3. Soziale Gerechtigkeit: Mt 5,3, Psalm 68,11; Jes 61,1, Zephanja 2,3 18 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 18 30.10.2007 11:49:18 Einführung in die Ruminatio: „Ruminatio“ ist eine Methode zur Meditation von Texten, die aus dem Mönchtum stammt. „Ruminare“ heißt wiederkäuen. Im ständigen, wiederholenden Vor-sich-hin-sprechen wird ein Text körperlich/ stimmlich abgetastet und angeeignet. M5 So können Sie arbeiten: Kopieren Sie den gewünschten Bibeltext aus der BigS für jede TN auf kleine Karten/Zettel. Leiten Sie die Ruminatio mit ein paar Worten ein, geben Sie dann folgende Anweisung: Gehen Sie den Text leise murmelnd auf und ab. Woran bleiben Sie hängen? Welche Worte fallen Ihnen besonders auf (positiv oder negativ)? Wiederholen Sie sie im Auf- und Abschreiten und spüren Sie der Resonanz nach, die sie in Ihrem Inneren finden. (10-15 Min) Anschließend: Austausch in der Kleingruppe VERFÜHRUNG ZUR ERKENNTNIS Titel Verführung zur Erkenntnis. Genesis 3, 1-15 Ziel Einen neuen Blick auf die Verführungsgeschichte gewinnen durch die Übersetzung in der „Bibel in gerechter Sprache“ Personenkreis Frauen ab 16 Jahre(auch in gemischten Gruppen einsetzbar), 10 – 15 Personen Zeitrahmen 90 Minuten Zeit 7 Min Arbeitsschritt Vorbereitung Methode Mitte gestalten Stuhlkreis stellen Material Tuch, eine Schlange aus Holzgelenken, Bilder mit Schlange und Vertreibung aus dem Paradies aus Kunstbüchern u.ä. 8 Min Text kennen lernen Plenum. Text zweimal von verschiedenen Text Genesis 3, 1-15 Version „Bibel Personen (ggf. Frau/Mann) vorlesen in gerechter Sprache“ für alle TN lassen Siehe Kopiervorlage M1 10 Min Erarbeitung I Rundgespräch, Plenum, Sammeln der verschiedenen „AkteurInnen“ in der Geschichte und kurzes Nachdenken über deren Verhaltensweisen 15 Min Erarbeitung II Einzelvortrag, Plenum, Einzelarbeit. Das Rollenspiel anmoderieren Rollen verteilen, Vorbereitung der Rolle 10 Min Erarbeitung III Freies, spontanes Rollenspiel 20 Min Vertiefung: Diskussion Geführtes Rundgespräch: M 3: Kurzinfo „Schlange“ für die 1. Wie habe ich mich in meiner Rolle Leiterin gefühlt? 2. Was ist den Zuschauerinnen aufgefallen? Dabei die Rolle der Schlange besonders betrachten. 20 Min Vertiefung II: Austausch und Abschluss Rundgespräch: Habe ich neue Sichtweisen hinzu gewonnen? Mögliche Rollen: Schlange, Adam, Eva, Gott, der Baum der Erkenntnis, die Frucht am Baum M 2: Info „Rollenspiel“ für die Leiterin 19 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 19 30.10.2007 11:49:20 M1 1. Mose 3, 1-15 (1) Die Schlange hatte weniger an, aber mehr drauf als alle anderen Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: „Also wirklich – hat Gott etwa gesagt: „Ihr dürft von allen Bäumen des Gartens nichts essen?“ (2) Da sagte die Frau zur Schlange: „Von den Früchten der Bäume im Garten können wir essen. (3) Nur von der Frucht des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: ‚Esst nicht von ihr und rührt sie nicht an, damit ihr nicht sterbt’ “ (4) Die Schlange sagte zu der Frau: “Ganz bestimmt werdet ihr nicht sterben. (5) Vielmehr weiß Gott genau, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen geöffnet und ihr so wie Gott sein werdet, wissend um gut und böse.“ (6) Da sah die Frau, dass es gut wäre, von dem Baum zu essen, dass er eine Lust war für die Augen, begehrenswert war der Baum, weil er klug und erfolgreich machte. Sie nahm von seiner Frucht und aß. Und sie gab auch ihrem Mann neben ihr. Und er aß. (7) Da wurden beide die Augen geöffnet und sie erkannten, dass sie nichts anhatten. Sie hefteten Feigenblätter aneinander und machten sich Schurze. (8) Dann hörten sie ein Geräusch. Adonaj, Gott, ging im Garten umher in der täglichen Brise. Adam, der Mensch als Mann, und seine Frau versteckten sich vor dem Antlitz Adonajs, also Gottes, in der Mitte der Bäume des Gartens. (9) Da rief Adonaj, also Gott, den männlichen Menschen herbei und sagte zu ihm: „Wo warst du?“ (10) Der sagte: „Ein Geräusch von dir habe ich im Garten gehört und mich gefürchtet, denn ich habe nichts an und da hab ich mich versteckt“. (11) Darauf: „Wer hat dir denn gesagt, dass du nichts anhast? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, nicht zu essen?“ (12) Da sagte der Mann-Mensch: „Die Frau, die du mir selbst an die Seite gegeben hast, die hat mir von dem Baum gegeben. Und da habe ich gegessen.“ (13) Da sagte Adonaj, also Gott, zur Frau: „Was hast du da getan?“ Und die Frau sagte: „Die Schlange hat mich reingelegt, so dass ich gegessen habe.“ (14) Da sprach Adoaj, also Gott, zur Schlange: „Weil du das getan hast, bist du verflucht – als Einziges von allem Vieh und von allen Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde essen alle Tage deines Lebens. (15) Feindschaft stifte ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachwuchs und ihrem Nachwuchs. Der wird deinen Kopf angreifen, du wirst seine Ferse angreifen.“ 20 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 20 30.10.2007 11:49:22 Das Rollenspiel M2 Durch das Spielen können Kommunikations- und Verhaltensmuster erfahren werden, Rollenerwartungen und Rolleninterpretationen bewusst gemacht, überprüft und reflektiert werden. Es bietet die Möglichkeit, einmal zu erleben, welche „Rolle die Rolle spielt“, die Rolle zu gestalten und dem über das Erleben im Spiel nahe zu kommen. In dieser Übung soll spontan gespielt werden, das heißt mit kurzer Vorbereitungszeit. Die kurze Vorbereitungszeit soll einen unmittelbaren Zugang schaffen. Sie bietet Raum für die eigene Kreativität. Die SpielerInnen wählen eine Rolle. Sie denken sich einen Moment in die Rolle hinein. Dann wird die Geschichte gespielt. Die ZuschauerInnen beobachten das Spiel und achten auf ihre Eindrücke. Nach dem Spiel gibt es die Möglichkeit der Reaktion. Dabei wird eine bestimmte Reihenfolge eingehalten. Zuerst können sich die SpielerInnen äußern, dann die BeobachterInnen. Zum Schluss: Es geht hierbei nicht darum, ein Theaterstück aufzuführen, sondern darum, eine Erfahrung für alle Beteiligten zu ermöglichen. (Gegebenenfalls Verständnisfragen klären) Kurzinfo Schlange M3 Die Schlange gehört zu den Tieren, deren Symbolik die grellsten Kontraste aufweist. Ihre Schnelligkeit, glitzernde Schönheit, ihre Unheimlichkeit und Gefährlichkeit rufen Verehrung und Abscheu hervor. Im alten China galt die Schlange als Sinnbild der Erde und ihrer steten Erneuerung – die Schlange häutet sich mehrmals im Jahr. Viele Naturvölker verehren die Schlange als Gottheit. Im alten Ägypten war sie die heilige Begleiterin der Götter: Die Uräusschlange ist im Kopfschmuck der Pharaonen dargestellt. Auch in der minoischen Kunst auf Kreta werden Schlangen verehrt. Es werden Göttinnen dargestellt, die ihre Arme mit Schlangen in den Händen vorstrecken. Bei anderen weiblichen Figuren winden sich die Schlangen am Körper lang bis zur hohen Tiara hinauf. Wir alle kennen den Äskulapstab, noch heute Zeichen der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker. Die Schlange, das heilige Tier des griechischen Heilgottes Äskulap, umwindet den Stab. In der Bibel kommt die Schlange häufig vor, sowohl im Alten wie im Neuen Testament. Meistens ist sie auf schillernde Art das Sinnbild des Bösen. Sie kann aber auch Symbol der Klugheit und der Heilkraft sein. Hier nur drei Beispiele: • die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist (Offbg. 20,2) • aber auch: „Seid klug wie die Schlangen …“ (Mt. 10,16) • oder „So wie Mose in der Wüste die Schlange emporgehoben hat“, (damit die Menschen bei ihrem Anblick von Schlangenbissen geheilt werden) „so muss auch der erwählte Mensch emporgehoben werden, damit alle, die an ihn glauben, ewiges Leben haben.“ (Joh. 3,14) Die Schlange in der Schöpfungsgeschichte ist klug und verführerisch. Sie macht anschaulich sichtbar, was sich eigentlich unsichtbar im Innern des Menschen abspielt. 21 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 21 30.10.2007 11:49:24 ADAM AUS DER ERDE GESCHAFFEN – EVA AUS SEINER RIPPE? Titel Adam aus der Erde geschaffen – Eva aus seiner Rippe? Ziel Einen neuen Blick auf die Menschenschöpfung gewinnen durch die Übersetzung von 1. Mose 2,4b-8,15-24 in der „Bibel in gerechter Sprache“ Personenkreis Frauen ab 16 Jahre (aber auch für gemischte Gruppen), 15 Teilnehmende Zeitrahmen 90 Minuten Zeit Arbeitsschritt Methode Material 7 Min Mitte gestalten 10 Min Ankommen, Einstimmung Geleitete Körper- und Atemübung M2 12 Min Vorstellungsrunde zur Annäherung an das Thema. Name und Identität. Teilnehmende aus Russisch Brot die Buchstaben (oder den ersten Buchstaben) des Namens ziehen lassen: Was bedeutet (mir) mein Name? Russisch Brot von Bahlsen 10 Min Bildmeditation: Eva kommt aus Adams Seite Projektion des Bildes Was sehe ich auf dem Bild? Wie deute ich was? Folie Chagallbild (siehe Vorlage M1) Overheadprojektor 5 Min Bibeltext kennen lernen Zweimal vorlesen lassen: einmal in der Lutherübersetzung; einmal in der Übersetzung der„Bibel in gerechter Sprache“ Kopiervorlage s.S. 27 + 28 15 Min Luthertext und Text der „Bibel in gerechter Sprache“ vergleichen. Erkennen, dass die Übersetzungen unterschiedliche „Bilder“ in mir hervorrufen. Rundgespräch; Plenum Welche Version liegt mir näher? Warum? Synopse Genesis 2, 4b – 8 und 15 – 24, siehe M3 20 Min Zur Bedeutung und Deutung der Menschenschöpfungsgeschichte. Den Beitrag der BigS dazu kennen lernen Leiterin gibt in einem Kurzvortrag eine kleine Einführung, anschließend tauschen sich die TN zum Thema aus Kurzvortrag siehe M4 Chagallbild als Folie reproduzieren 10 Min Abschluss Alle Frauen stellen sich im Kreis um die Mitte, jede legt die rechte Hand auf den Rücken der Frau rechts neben ihr zwischen die Schulterblätter. Welche mag, kann einen Satz sagen, der ihr jetzt nach den 1 1/2 Stunden einfällt. Etwas, was sie mitnimmt. Etwas, was sie neu erfahren hat,… danach gemeinsam Psalm 8 sprechen. Psalm 8 aus der „Bibel in gerechter Sprache“ M5 Grünes und braunes Tuch, Fotos von der Erschaffung Evas (M 1), eine Kerze, BigS 22 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 22 30.10.2007 11:49:25 Marc Chagall, ADAM UND EVA, Lithografie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2007 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 23 M1 30.10.2007 11:49:28 M3 Körperübung Machen Sie es sich auf Ihrem Stuhl bequem. Richten Sie Ihren Körper gerade auf – aber nicht steif, sondern locker. Beide Füße stehen mit der ganzen Sohle auf dem Boden – hüftbreit. Spüren Sie, wie Sie sitzen……… Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit durch den Körper wandern…. Welche Körperteile sind angespannt? Tut es irgendwo weh? Lassen Sie den Atem kommen und gehen… Ganz ruhig…. Legen Sie eine Hand flach auf den oberen Bauch. Atmen Sie tief ein… in den Bauch…. Und tief aus….ein….aus …finden Sie Ihren Atemrhythmus (Zeit lassen) ……………………………………………………. Mit welcher Stimmung sind Sie jetzt hier? Wo ist Energie, wo ist Müdigkeit? Finden Sie ein Wort für Ihre Stimmung. Nehmen Sie das Wort mit in Ihren Atemrhythmus und sprechen es innerlich bei jedem Ausatmen aus ……………………………………………………………….. Und nun kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zurück in den Raum, atmen Sie noch mal tief ein und aus, strecken sich vielleicht einmal, schauen Sie sich um. M4 Kurzvortrag • Die Religionsgeschichte unterscheidet zwei Arten von Schöpfungsaussagen: Menschenschöpfung und Weltschöpfung. Die Erzählung von der Erschaffung des Menschen im Zentrum des göttlichen Schöpfungswerkes beschäftigt uns heute. • Zunächst ist im biblischen Text die Rede von der Erschaffung „Adams“. Dieser „Adam“ ist in der Auslegungsgeschichte häufig als Eigenname oder zumindest als Kollektivbegriff für den männlichen Menschen verstanden worden. Theologisch ist dann aus der vermeintlichen „Ersterschaffung“ dieses „Mannes“ und der angeblichen „Zweiterschaffung“ der Frau eine schöpfungsgemäße hierarchische Ordnung der Geschlechter abgeleitet worden, die in manchen theologischen Argumentationsmustern bis heute durchscheint. • Abgesehen davon, dass es problematisch erscheint, aus einer mythischen Erzählung ungebrochen Wertmaßstäbe für die Gegenwart abzuleiten, ist es sehr die Frage, ob dieses Verständnis dem biblischen Text gerecht wird, Denn das hebräische Wort „Adam“ hängt zusammen mit dem Wort „Adamah“- Erde. Adam heißt demzufolge „Erdwesen“ und ist ein Gattungsbegriff für Mensch bzw. Menschheit, nicht aber ein Eigenname für einen Mann und schon gar nicht ein Kollektivbegriff für den Mann an sich. • In der Schöpfungserzählung heißt es in Genesis 2,7: „Da formte Gott den Menschen (Adam) aus Erde (Adama) vom Ackerboden und blies in seine Nase Lebensatem.“ In diesen wenigen Worten deutet die Bibel an, was den Menschen ausmacht: Einerseits aus vergänglicher Erde, aus vergänglichem Stoff gemacht und andererseits zugleich von Gottes Lebenskraft erfüllt zu sein. Und noch eine zweite anthropologische Grundkonstante wird genannt: Der Transzendenzbezug, der in der intensiven Zuwendung gründet, die Gott dem Menschen im Schöpfungsakt entgegenbringt. Das Bild, dass Gott dem Menschwesen Atem, Lebensatem einbläst, befördert die Vorstellung: Erst durch Gottes Atem – durch die Beziehung zu ihm/ihr – wird der „aus Ackerboden gebildete Mensch“ zu einem lebendigem Wesen. • Aber – und davon handelt schließlich die „Erschaffung Evas“ – die Bezogenheit auf Gott allein reicht nicht aus, um gelungenes Menschsein zu beschreiben: Der Mensch braucht neben dem göttlichen auch ein menschliches Gegenüber, um zu sich selbst, zu seinem/ihrem Eigentlichen zu kommen. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will für ihn eine Hilfe machen, 24 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 24 30.10.2007 11:49:30 so etwas wie ein Gegenüber“ heißt es in der „Bibel in gerechter Sprache“. Und erst nachdem die Suche nach so einem Gegenüber in der Tierwelt scheitert, beschließt Gott, das bis dahin geschlechtlich unbestimmte Menschenwesen in eine männlich/weibliche Dualität auszudifferenzieren. Die Menschwerdung vollzieht sich also nicht in der Verdopplung und auch nicht in der Ableitung1, sondern in der Teilung. Das „aus einem Ursprung geschaffen sein“ schafft die grundlegende Zusammengehörigkeit und das „Aneinander-Verwiesen-Sein“. So lässt sich bei aufmerksamer Lektüre von Genesis 2 festhalten: Erst durch die Frau wird der Mensch zum Mann. Durch die Redewendung „isch“ und „ischa“2 wird nicht die Abhängigkeit, sondern die Wesensverwandtschaft betont. • Dieses Verständnis wird durch die Aussagen des 1. Schöpfungsberichtes gestützt. Dort ist klar die Rede von der Erschaffung der Menschheit (Adam), die männlich und weiblich bestimmt und darin „Bild Gottes“ ist. Von hier aus scheint es darum problematisch zu sein für Gott, in dessen Bild Menschen männlich/weiblich geschaffen sind, ausschließlich männliche Bilder und männliche Personalpronomina zu verwenden. Solche Redeweise beschneidet nicht nur unsere Vorstellung von Gott um die weiblichen Gefühls-, Erfahrungs- und Gedankenräume, sondern sie fixiert diese Vorstellung auf ein einseitig männliches Bild. Gottes Vollkommenheit aber können wir in unserer Sprache nur dadurch ausdrücken, dass wir die Polaritäten in ihm/ ihr zusammenfallen lassen. • Das Bild Chagalls folgt der jüdischen Auslegungstradition3 des 1. Schöfungsberichtes. Es stellt das männlich/weibliche, zwittrige Menschenwesen dar, das zuerst erschaffen wurde. In den zwei Gesichtern, die sich nicht ansehen können, zeigt sich das fehlende Gegenüber des uranfänglichen „Adam“. Erst nachdem Gott dieses zwittrige Wesen des Anfangs in einen Tiefschlaf versetzt und geteilt hat, stehen sich Mann und Frau als gleichwertige „Teile“ eines Ganzen gegenüber. Daraus folgt: Nicht der Mann für sich und auch nicht die Frau für sich bilden den vollkommenen Menschen, sondern: Erst das zweieinige Menschenpaar, in dessen Aufeinander-Bezogensein die Verschiedenheit enthalten und zugleich aufgehoben ist, ist Bild Gottes. • In der Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“ wird versucht, diesen impliziten „theologischen“ Gedanken Rechnung zu tragen, indem jedes Mal nach dem inneren Zusammenhang genau unterschieden wird, ob eher das androgyne4 Menschwesen gemeint ist, oder der männliche bzw. weibliche Mensch. 1 Wo u.a. in der Lutherbibel von der „Rippe“ des „Adam“ die Rede ist, aus der die Frau gebildet wurde, steht auf hebräisch ein Wort, das im Wortsinn eher „Seite“ heißt. Eine der zwei Seiten oder Flanken des menschlichen Körpers. Die kleine Rippe erscheint zum ersten Mal in der lateinischen Vulgata – einer Übersetzung, die der als Frauenverächter bekannte Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert erstellt hat und die Jahrhunderte lang quasi „kanonischen“ Rang hatte. – Die Auswirkungen, die sich aus dieser Übersetzung ergaben – das Selbstverständnis des männlichen Menschen als des eigentlichen und erstrangigen menschlichen Wesens und des weiblichen Menschen als des vom männlichen „abgeleiteten“ und daher zweitrangigen menschlichen Wesens - waren für die Frauen verheerend. Verstärkend in dieser Richtung haben auch Texte des NT gewirkt, insbesondere aus den Briefen des Apostels Paulus, der in 1. KorintherInnen 11 aus der vermeintlichen schöpfungsmäßigen Abhängigkeit der Frau vom Mann eine Hierarchie entwirft. Danach ist Gott das Haupt Christi, Christus ist das Haupt des Mannes und der Mann das Haupt der Frau. Nur der Mann, so Paulus, sei Ebenbild und Abglanz Gottes, während die Frau Abglanz des Mannes sei. Im Folgenden relativiert Paulus diese Sicht zwar mit Blick auf die Gemeinschaft in Christus, in der Frau und Mann wechselseitig voneinander abhängen, aber in der Wirkungsgeschichte ist diese Relativierung weitgehend ungehört geblieben... 2 Wie auch „Fleisch von meinem Fleisch“; Gebein von meinem Gebein“ 3 Vgl. Christoph Goldmann, Bild-Zeichen bei Marc Chagall, Band 1, Alphabetische Enzyklopädie der Bildzeichen, Göttingen 1995, S.35 4 männliche und weibliche Merkmale vereinend 25 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 25 30.10.2007 11:49:32 M5 Psalm 8 1Für die musikalische Aufführung. Auf der Gittit. Ein Psalm. Von David. 2 Adonaj, du herrschst über uns alle. Wie machtvoll ist dein Name auf der ganzen Erde. So breite doch deine Majestät aus über den Himmel. 3Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du eine Macht geschaffen gegen alle, die dich bedrängen, auf dass Feindschaft und Rache verstummen. 4Ja, ich betrachte deinen Himmel, die Werke deiner Finger: Mond und Sterne, die du befestigt hast – 5Was sind die Menschen, dass du an sie denkst, ein Menschenkind, dass du nach ihm siehst? 6Wenig geringer als Gott lässt du sie sein, mit Würde und Glanz krönst du sie. 7Du lässt sie walten über die Werke deiner Hände. Alles hast du unter ihre Füße gelegt: 8Schafe, Rinder, sie alle, auch die wilden Tiere, 9Vögel des Himmels und Fische des Meeres, alles, was die Pfade der Meere durchzieht. 10Adonaj, du herrschst über uns alle. Wie machtvoll ist dein Name auf der ganzen Erde. 26 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 26 30.10.2007 11:49:34 27 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 27 30.10.2007 11:49:36 Bibel in gerechter Sprache Luther- Übersetzung Einheitsübersetzung aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens. Da formte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.. aber ein Nebel stieg auf von der Erde (6) und feuchtete alles Land. Da machte Gott der HERR den Men- (7) schen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen (8) Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. nur ein Quell stieg aus der Erde auf und (6) tränkte die ganze Fläche des Ackers, da bildete Adonaj, also Gott, Adam, das (7) Menschenwesen, aus Erde vom Acker und blies in seine Nase Lebensatem. Da wurde der Mensch atmendes Leben. Nun legte Adonaj, also Gott, einen (8) Garten in Eden an, das ist im Osten, und setzte das gerade geformte Menschenwesen dort hinein. (6) (7) (8) Das Paradies Das Paradies 1 . Mo se 2, 4b - 9 (4b) Am Tage, als Adonaj, das ist der (4b) Es war zu der Zeit, da Gott der HERR (4b) Zur Zeit, als Gott der Herr, Erde und Himmel machte, Erde und Himmel machte. Name Gottes, der Erde und Himmel machte, – (5) noch gab es die Sträucher des Feldes (5) Und alle die Sträucher auf dem Felde (5) gab es auf Erden noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine waren noch nicht auf Erden, und all nicht auf der Erde und das Grün der Feldpflanzen; denn Gott, der Herr, das Kraut auf dem Felde war noch Felder war noch nicht aufgesprossen, hatte es auf die Erde noch nicht regnen nicht gewachsen; denn Gott der denn Adonaj, also Gott, hatte es noch lassen, und es gab noch keinen MenHERR hatte noch nicht regnen lassen nicht regnen lassen auf die Erde, und schen, der den Ackerboden bestellte; auf Erden, und kein Mensch war da, es gab auch noch keine Menschen, der das Land bebaute; um den Acker zu bearbeiten, Textstelle Verschiedene Bibelübersetzungen 28 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 28 30.10.2007 11:49:38 (15) Adonaj, also Gott, nahm das Menschenwesen und brachte es in den Garten Eden, ihn zu bearbeiten und zu beaufsichtigen. (16) Dann sprach Adonaj, Gott, ein Gebot für das Menschenwesen aus: „Von allen Bäumen des Gartens kannst du ruhig essen. (17) Nur vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse - von dem darfst du nicht essen. An dem Tag, an dem du von ihm isst, bist du zum Tode verurteilt.“ (18) Dann sagte Adonaj, also Gott: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will für ihn eine Hilfe machen, so etwas wie ein Gegenüber. (19) Da bildete Adonaj, also Gott, aus Ackererde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zum Menschen, um zu beobachten, wie er sie nennen würde. Ganz so wie der Mensch – das atmende Leben – sie nennen würde, so sollte ihr Name sein. (20) Da gab der Mensch allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen. Aber für das Menschenwesen fand sich keine Hilfe, die so etwas wie ein Gegenüber wäre. (21) Da ließ Adonaj, also Gott, einen Tiefschlaf auf das Menschenwesen fallen, dass es einschlief, nahm eine von seinen Seiten und verschloss die Stelle mit Fleisch. 1. Mose 2, 15 - 24 Einheitsübersetzung (24) Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch. (23) Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen. (22) Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. (21) Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. (18) Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. (19) Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. (20) Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. (17) doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben. (15) Und Gott der HERR nahm den (15) Gott, der Herr, nahm also den Menschen Menschen und setzte ihn in den und setzte ihn in den Garten von Eden, Garten Eden, dass er ihn bebaute und damit er ihn bebaue und hüte. bewahrte. (16) Und Gott der HERR gebot dem (16) Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen und sprach: Du darfst essen Menschen: Von allen Bäumen des von allen Bäumen im Garten, Gartens darfst du essen, Luther- Übersetzung (17) aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben. (18) Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihm sei. (19) Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. (20) Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihm wäre (21) Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. (22) Dann formte Adonaj, also Gott, die (22) Und Gott der HERR baute ein Weib aus Seite, die sie dem Menschenwesen der Rippe, die er von dem Menschen entnommen hatte, zu einer Frau um nahm, und brachte sie zu ihm. und brachte sie zu Adam, dem Rest des Menschenwesens. (23) Da sagte der Mensch als Mann: „Dieses (23) Da sprach der Mensch: Das ist doch Mal ist es Knochen von meinen Knochen, Bein von meinem Bein und Fleisch und Fleisch von meinem Fleisch! Die von meinem Fleisch; man wird sie soll Ischscha, Frau, genannt werden, Männin nennen, weil sie vom Manne denn vom Isch, vom Mann, wurde die genommen ist. genommen!“ (24) Deshalb wird ein Mann seinen Vater (24) Darum wird ein Mann seinen Vater und und seine Mutter verlassen und sich mit seine Mutter verlassen und seinem seiner Frau verbinden. Sie werden ein Weibe anhangen, und sie werden sein Fleisch sein. ein Fleisch. Bibel in gerechter Sprache Textstelle „VON FREIHEIT UND VERTRAUEN“ – EIN FRAUENABEND „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln . . .“ Ich bin überzeugt, Sie brauchen keinen Bibeltext zu verteilen im Frauenkreis, die Anwesenden werden den Psalm auswendig mitsprechen. „By heart“, so heißt das im Englischen und genau das ist es: die Worte Martin Luthers haben sich in die Herzen vieler Menschen eingesenkt. Dabei sind es nicht nur Ältere, denen dieser Text ein liebgewordener Begleiter geworden ist, auch als Konfirmationsspruch ist er immer noch ein Renner. Was auf den ersten Blick wie ein romantisch verklärtes Bild daherkommt, bedient die menschliche Sehnsucht nach Liebe, Schutz und Geborgenheit, lässt etwas spüren vom Ur-Vertrauen zwischen Gott und seinen Menschenkindern. Gerade in schwierigen Lebenslagen, in Gefahren- oder in Angstsituationen, in Krankheit oder an einem Sterbebett habe ihnen dieser Psalm geholfen, so berichten viele. Genau diesen Hintergrund kennt auch der Psalmbeter/die Beterin: Sie/er hat Feinde, sie/er wird verfolgt, ihr/sein Leben ist bedroht. Aber sie/er hat am eigenen Leibe erfahren, dass JHWH sie/ihn mit der Fülle des Heils im Angesicht der Gefahren überschüttet hat. Mit dieser Erfahrung weiß sie/er ihr/sein Leben allezeit bei Gott geborgen. Glaubensschätze in anderem Licht Wenn diese Worte eine solche Kraftquelle für Menschen bedeuten, warum dann eine neue, eine andere Übersetzung? Martin Luther hat mit der Übersetzung dieses Psalms unbestritten ein gutes Stück Lyrik geschaffen, wie es besser kaum gelingen kann. Darum geht es aber auch gar nicht, die „Bibel in gerechter Sprache“ will es nicht besser machen oder gar den Luthertext ersetzen, aber sie kann – und das gerade ist bei vertrauten Texten reizvoll – andere Sichtweisen eröffnen. Sie kann anregen, noch einmal genauer und vertiefend hinzuschauen, wo die Gedanken bei den vielleicht allzu vertrauten Worten nur an der Oberfläche geblieben sind. „Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts.“ – Drei Beispiele für eine andere Sicht Da ist zunächst die für uns fremde Anrede „Adonaj“. Bei Luther lesen wir dafür „HERR“. Im hebräischen Text steht an dieser Stelle der Eigenname Gottes. Er besteht nur aus vier Konsonanten: JHWH. Jüdische Menschen ZUM 23. PSALM sprechen ihn aus Ehrfurcht nicht aus und setzen dafür als Ersatzwort „Adonaj“. Das ist in biblischer Zeit eine ehrfurchtsvolle Anrede Gottes, um die Unantastbarkeit und Heiligkeit Gottes zu schützen. Gleichzeitig setzt diese Anrede Gottes Allmacht ab von jeder menschlichen Macht oder Autorität. Durch die Auflösung des Partizips in einen Verbalsatz (JHWH weidet mich statt: JHWH ist mein Hirte) wird die Hörgewohnheit irritiert, Gott wird nicht statisch als Hirte beschrieben, sondern sein Verhalten wird mit der Tätigkeit des Hirten analogisiert. Nicht was Gott ist, sondern was Gott tut, ist für den Beter, die Beterin wichtig. „Auf rechter Straße“ – „auf gerechten Spuren“: das Führen Gottes auf rechter Straße wird gemeinhin so verstanden, dass seine Führung für mich gut und richtig ist. Was aber ist gut und richtig? Die BigS bringt hier den Aspekt der Gerechtigkeit mit ins Spiel. Gut und richtig ist eben nicht nur, was mir hilft und nützt, sondern was ein Leben aller in Gerechtigkeit ermöglicht. Hier ist solidarisches Handeln gefordert, das nur gelingen kann, wenn wir Gottes Spuren auf unseren Menschenstraßen folgen. Gutes und Freundlichkeit folgen dem Psalmbeter/der Beterin von nun an, nicht die „Verfolger“ laufen ihm/ihr nach, sondern Gott selbst. In diesem Zusammenhang bekommt das Bild vom Hirten (das Wort „Hirte“ kommt im Text der BigS übrigens gar nicht vor) noch einen besonderen Nachhalt: Gott als der Hirte kümmert sich auch um das Verlorene. Der Mensch seinerseits kann immer wieder umkehren zu Gott, auch wenn er den falschen Weg eingeschlagen hat. Jetzt wird für mich ganz deutlich: es ist nicht unbekümmerte Sorglosigkeit, nicht Vertrauensseligkeit, die den Reiz dieses Psalms ausmacht, es ist in bitteren Erfahrungen und Kämpfen gereiftes Gottvertrauen. „Zurückkehren“ in das Haus Adonajs (nicht nur dort bleiben), macht für mich noch einmal deutlich, welche Freiheit die Beziehung zwischen Gott und Mensch prägt. Zurückkehren kann ich nur, wenn ich mich vorher entfernt habe. Ich habe die Freiheit, das zu tun, aber auch die Möglichkeit, zurückzukehren und durch die Gnade Gottes wieder aufgenommen zu werden. Eine solche Erfahrung lässt Vertrauen wachsen und trägt im Leben und auch dann, wenn es zu Ende geht. 29 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 29 30.10.2007 11:49:40 „VON FREIHEIT UND VERTRAUEN“ Titel „Von Freiheit und Vertrauen“ – Ein Frauenabend zum 23. Psalm Ziel Den TN sollen durch das intensive Hören auf die Übersetzung des 23. Psalms in der „Bibel in gerechter Sprache“ (BigS) neue Zugänge zu einem bekannten Text eröffnet werden Personenkreis Frauen eines Frauenkreises ab der Lebensmitte, lässt sich auch in geschlechtergemischten Erwachsenengruppen durchführen Zeitrahmen 120 Minuten Zeit Arbeitsschritt Methode Material 10 Min Begrüßung und Lied: EG 274,1-5 „Der Herr ist mein getreuer Hirt“ Die Gruppe sitzt im Stuhlkreis um eine gestaltete Mitte: Blaues Tuch, darauf Schale mit Wasser, einige Efeuranken und ein getöpferter Hirte mit Schaf Gesangbuch Material zur Gestaltung der Mitte 5 Min Begegnung mit Psalm 23 Impuls: Die Mitte deutet es schon an und auch das Lied, das wir gesungen haben: Es geht heute um den 23. Psalm. Die meisten werden ihn auswendig können… Sprechen des Textes (auswendig) 20 Min Persönliche Erfahrungen mit Psalm 23 Erzählrunde 40 Min Eine neue Begegnung mit Psalm 23 Bibelteilen • Leitung liest den Psalm vor, die TeilnehmerInnen (TN) hören im Gehen. • 2. Textlesung, dabei sucht jede einen Platz im Raum, sitzend oder stehend, wie sie möchte. Jede sucht ein Wort, das sie neu gehört hat. • Wieder auf dem Platz, schreibt jede „ihr“ Wort auf. • 3. Textlesung: Jede legt ihr Wort um die Mitte herum ab, immer dann, wenn es im Text vorkommt. Gleiche Worte untereinander legen. Text aus BigS für die Leitung siehe M1 Stifte und kleine Zettel oder Karten für alle TN • Leitung liest die abgelegten Worte. • Nun werden Gruppen gebildet zu den Worten, die am häufigsten vorkommen, TN tauschen sich in den Gruppen aus. • Wieder in der großen Runde: Text noch einmal vorlesen, jede nimmt ihr Wort wieder an sich. 30 Min Was nehme ich aus der neuen Begegnung mit? 10 Min Abschluss mit Lied: EG 171,1-4 „Bewahre uns Gott“ Segen Gesprächsrunde Anregungen für das Gespräch können aus dem einführenden Text bezogen werden Text von Psalm 23 aus BigS für alle TN Gesangbuch Segenstext siehe M2 30 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 30 30.10.2007 11:49:42 (1) Ein Psalm. Von David. Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts. (2) Auf grüner Wiese lässt Gott mich lagern, zu Wassern der Ruhe leitet Gott mich sanft. (3) Meine Lebendigkeit kehrt zurück. Gott führt mich auf gerechten Spuren – so liegt es im Namen Gottes. (4) Wenn Finsternis tief meinen Weg umgibt, Böses fürchte ich nicht. Ja, du bist bei mir, dein Stab und deine Stütze – sie lassen mich aufatmen. (5) Du bereitest einen Tisch vor mir, direkt vor denen, die mich bedrängen. Mit Öl salbst du mein Haupt. Mein Becher fließt über. (6) Nur Gutes und Freundlichkeit werden mir alle Tage meines Lebens folgen, und zurückkehren werde ich in das Haus Adonajs für die Dauer meines Lebens. Vorschlag für Text und Segen zum Abschluss: M1 M2 Wandernde sind wir von Ort zu Ort, Wandernde sind wir von Ort zu Ort, da, wo wir sind ist unser Ort. Suchende sind wir von Wort zu Wort, Suchende sind wir von Wort zu Wort, da, wo Du bist ist unser Hort. Wandernde sind wir wie Sonne und Mond, Wandernde sind wir wie Sonne und Mond, wandelnd Dein Bild in unserem wohnt. Gott sei vor dir, um dir den rechten Weg zu weisen. Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren, wenn andere über dich herfallen. Gott sei neben dir, um dir die Hand zu reichen, wenn du stolperst. Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst. Gott sei über dir, um dich zu behüten vor allen Gefahren. Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Gott ist gegenwärtig, unseren Weg zu erleuchten, an jedem Ort zu jeder Zeit. Amen. Aus: „ . . . denn die Stille hat eine Stimme“ Einübung und Praxis von Meditation in der Kirchengemeinde Margarita Medina und Ursula Baatz (Herausgeberinnen) im Auftrag des Gemeindekollegs der VELKD 31 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 31 30.10.2007 11:49:43 „DIE EWIGE“ – EIN NEUER GOTTESNAME, EIN NEUES SPRACHBILD Einführung Der Gottesname im Psalm 121 wurde bisher immer mit „Herr“ übersetzt, in der „Bibel in gerechter Sprache“ entschied sich die Übersetzerin für die Übersetzung „die Ewige“. Dieses Sprachbild ist ungewöhnlich und neu, führt uns aber vor Augen, dass Gott jedes Bild übersteigt. Der folgende Arbeitsvorschlag (ca. 90 Min.) lädt dazu ein, wahrzunehmen, welche Eindrücke und Assoziationen das Gottesbild „die Ewige“ auslöst. Ist das neue Sprachbild eine Bereicherung, engt die Anrede die eigene Gottesvorstellung ein, fehlen die vertrauten Gottesanreden und Namen? Als kreative Methode im Umgang mit der Psalmübersetzung und der bisher ungewöhnlichen Gottesanrede „die Ewige“ bietet sich das Malen an. Das Malen mit Wasserfarben lässt Formen zu, die nicht unbedingt mit dem Willen und Wollen in Verbindung stehen. Es entstehen eher zufällige Farbspiele und die Ausrede „ich kann aber nicht malen“ ist ohne Bestand. Ich habe festgestellt, dass TN gerne diese Methode probieren, weil sie sich nicht auf konkrete Formen festlegen müssen, sie schöpfen sozusagen ihr Bild und haben in der anschließenden Besprechung die Möglichkeit, es zu beschreiben und den Kontext zu erläutern. Für TN, die lieber mit manifesten Farben umgehen, schlage ich weiche Pastellkreidestifte vor. Die Arbeitseinheit hat meditative Elemente und bietet genügend Raum und Zeit, die eigenen Eindrücke innerhalb der Gruppe zu sortieren. Voraussetzung ist, dass die TN sich auf die Vielfalt der individuellen Bilder und Aussagen einlassen und ich verspreche Ihnen, dann wächst eine lebendige, schöpferische Gruppenarbeit. Gutes Gelingen! Titel „Die Ewige“ - Eine neue Gottesanrede, ein neues Sprachbild Ziel Der Arbeitsvorschlag lädt dazu ein, sich mit dem Gottesnamen „die Ewige“ am Beispiel von Psalm 121 auseinanderzusetzen Personenkreis Frauen und Männer Zeitrahmen 90 Min Zeit 10 Min Arbeitsschritt Einführung: Vertraut werden mit dem Psalmtext Methode Material Den Psalm zweimal laut vorlesen, möglichst mit unterschiedlichen Stimmen Psalm 121 aus der „Bibel in gerechter Sprache“ (BigS) Siehe M 1 2 Min Vertiefung I Nachsinnen in der Stille. Evtl. die Stille mit einem Gebetsglöckchen unterbrechen Gebetsglöckchen 10 Min Vertiefung II Sprechen im Gehen TeilnehmerInnen (TN) bitten, den Psalmtext im Umhergehen laut lesend zu meditieren. Es eignen sich dafür ruhige Räume, Flure und die freie Natur. Kopien des Psalms für alle TN s. Kopiervorlage M 1 32 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 32 30.10.2007 11:49:45 30 Min Erarbeitung: Malen / Gestalten Die TN malen „die Ewige“. 20-30 Min Auswertung: Gespräch Die Bilder in die Mitte legen und Eindrücke auf Moderationskärtchen sammeln lassen. LN liest die Kärtchen vor und in Zusammenarbeit mit den TN werden die Begriffe und Eindrücke zugeordnet: -Wahrnehmung -Gefühle -Schlussfolgerung zum Gottesnamen „die Ewige“ 10 Min Abschlussrunde: Wie empfinde ich nach dem Mein Wort intensiven Arbeiten die Gottesanrede „die Ewige“? Gibt es Widerstände? Fehlt mir die Anrede „Herr“ oder „Gott“? Vermisse ich etwas? Hat sich ein Gefühl/Bild/Erfahrung erweitert? Leiterin (LN) stellt wahlweise Aquarellfarben oder weiche Pastellkreiden zur Verfügung Aquarell: Abdeckfolien für die Tische, Pinsel und Wasserbecher, Wasserfarben und Aquarellpapier Putztücher und Handtücher bereitstellen Evtl. leise Meditationsmusik spielen. Pastell: Pastellkreide, Papierbögen, die für Pastellkreide geeignet sind Moderationskarten und dicke Filzstifte Anregung: Abschließend könnte der Meditationstext zur Gottesnamenkarte „die Ewige“ vorgelesen werden Siehe Materialanhang dieser Arbeitshilfe Psalm 121 in der Übersetzung der BigS (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) M1 Ein Wallfahrtslied. Ich hebe meine Augen zu den Bergen. Woher kommt meine Hilfe? Meine Hilfe kommt von der Ewigen, die Himmel und Erde gemacht hat. Sie lasse nicht zu, dass dein Fuß wanke. Sie schlummere nicht, die dich behütet. Schau, sie schlummert nicht, sie schläft nicht, die Hüterin Israels. Die Ewige ist es, die dich behütet. Die Ewige ist dein Schatten, ist dir zur rechten Hand. Am Tag wird dir die Sonne nicht schaden, noch der Mond in der Nacht. Die Ewige behüte dich vor allem Bösen, sie behüte dein Leben. Die Ewige behüte dein Gehen und dein Kommen – von nun an für immer. 33 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 33 30.10.2007 11:49:47 Einführung Gesehen und nicht übersehen Angeredet und nicht übergangen Gehört und nicht überhört Thema: Gerechtigkeit mit der „Bibel in gerechter Sprache“ Vier Bausteine • • • • Gerechtigkeit und Sprache Gerechtigkeit in der Bibel Gerechtigkeit im Bild Gottesdienst zum Thema Gerechtigkeit Vier Bausteine Einheiten für Jugendliche ab 16 Jahren in Kirchengemeinde und Schule, für • einen Mädchentreff, • eine Jugendgruppe, • eine Schulklasse ab der 10.-11. Jahrgangsstufe • eine Frauengruppe Die erste und zweite Einheit können auch für sich stehen. Die dritte Einheit schließt sich an diese beiden an und kann ohne sie nicht durchgeführt werden. Die vierte Einheit – ein Gottesdienst – ist eine Option für Kirchengemeindegruppen, die so die Chance haben, ihre Erkenntnisse in das Gemeindeleben zurückzugeben und mit Männern und Frauen „Gottes Welt“( Matthäus 21,31) zu feiern. Eine Frauengruppe wird vielleicht an der Gestaltung eines Gottesdienstes besonderes Interesse haben und hier einen Schwerpunkt setzen wollen, dann sind dafür weitere kreative Möglichkeiten, wie ein Anspiel, Stimmen aus der Gemeinde, meditative Zugänge mit den in dieser Arbeitshilfe vorgestellten Karten zu den Gottesnamen zu überlegen und es ist dazu mehr Zeit einzuräumen. Je nach Gruppengröße kann der Zeitbedarf der einzelnen Einheiten variieren. Bei einer kleinen Mädchen- oder Jugendgruppe wird weniger Zeit benötigt als in einer Schulklasse. Der theoretische Teil (Einheit eins und zwei) kann an einem Nachmittag durchgeführt werden, für die kreative Gestaltung des gemeinsamen Bildes wird ein weiterer Nachmittag benötigt. Für eine Schulklasse müssen mindestens 3 mal 90 Minuten eingeplant werden. Es ist zu überlegen, die Klasse nach Jungen und Mädchen zu teilen, und einen zweiten Raum zu nutzen für die Erarbeitung der Bibeltexte und des Gerechtigkeitsbildes. Möglich ist auch mit dem Deutsch- und dem Kunstunterricht Verbindungen zu suchen, um den Fragen der Sprache einerseits und den Fragen von Bildkonzeptionen andererseits vertiefend nachgehen zu können. Sollte eine Schulklasse / Religionskurs einen Gottesdienst feiern wollen (vierte Einheit), dann kann Kontakt zu einer Kirchegemeinde aufgenommen werden und gemeinsam die Umsetzung in einen gottesdienstlichen Rahmen erarbeitet und organisiert werden. 34 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 34 30.10.2007 11:49:49 GERECHTIGKEIT UND SPRACHE Titel Gerechtigkeit und Sprache Ziel Kennzeichen von Gerechtigkeit sammeln und den Zusammenhang von Sprache und Gerechtigkeit erschließen Personenkreis Jugendliche ab 16 Jahren in Kirchengemeinde oder Schule, eine Frauengruppe Zeitrahmen 90 Minuten Zeit Arbeitsschritt Methode Material 30 Min Einstieg und Motivation: Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in meinem Leben Vorstellungsrunde mit Bildern zum Thema: Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit. Jede/jeder wählt ein Bild, das sie/ ihn anspricht und stellt sich und ihre/seine Gedanken/Erfahrungen zum Thema Gerechtigkeit vor Bilder aus den Bereichen: soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit zwischen den Religionen M1 15 Min Erarbeitung I: Was ist Gerechtigkeit? Kennzeichen von Gerechtigkeit sammeln Liste anlegen von Punkten, die Kriterien für Gerechtigkeit sind, mit GG Artikel 3 abgleichen Tafel oder Flipchart Textblatt GG Artikel 3, M2 30 Min Erarbeitung II: Wer ist gemeint? Sprache transportiert Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit Beispielsätze für inklusive und exklusive Sprache besprechen Arbeitsblatt mit Beispielsätzen M3 Erklärungen für die Leiterin M3a, M3b Reisepass 15 Min Abschlussgespräch: Sprache und Bewusstsein, Sprache und Gerechtigkeit, (k)ein Zusammenhang? Diskussion: Was spricht dafür, beide Geschlechter ausdrücklich zu nennen bzw. in der männlichen Form die Frauen einzuschließen? Erläuterungen: Auf einem Tisch liegen Bilder zum Thema Gerechtigkeit / Ungerechtigkeit. Die Bilder sind aus den Bereichen: soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Religionen. Auf diese drei Bereiche von Gerechtigkeit haben die Übersetzerinnen und Übersetzer besonders viel Wert gelegt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen sich das Bild aus, welches sie am meisten zum Thema Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit anspricht und stellen dann mit dem Bild ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema Gerechtigkeit vor. Mit der These, dass durch eine inklusive Sprache Gerechtigkeit erreicht wird und das Bewusstsein für Ungerechtigkeit geschärft wird, wird die Diskussion über gerechte Sprache provokant eingeleitet. Die deutsche Sprache transportiert Ungerechtigkeit, da sie nicht eindeutig sagt, wer gemeint ist. Bei männlichen Bezeichnungen sind die Frauen automatisch mitgemeint ohne genannt zu werden, umgekehrt sind bei weiblichen Bezeichnungen die Männer nicht mitgemeint. Eine dritte Form, die Männer und Frauen meint, gibt es nicht und es ist nicht üblich, immer beide Geschlechter zu nennen. Dazu werden einige Beispielsätze, auf Folie (M3), bearbeitet. Zum Abschluss wird diskutiert: Ist gerechte/inklusive Sprache notwendig? Hängen Bewusstseinsbildung und Sprache zusammen? 35 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 35 30.10.2007 11:49:51 GERECHTIGKEIT IN DER BIBEL Titel Gerechtigkeit in der Bibel Ziel Kennen lernen des Gerechtigkeitsverständnisses Jesu, der Frage nach dem dahinter stehenden Gottesbild nachgehen und den Bezug zur eigenen Wirklichkeit herstellen Personenkreis Jugendliche ab 16 Jahren in Kirchengemeinde oder Schule, eine Frauengruppe Zeitrahmen 90 Minuten Zeit Arbeitsschritt Methode Material 20 Min Einstieg und Motivation: Was versteht Jesus unter Gerechtigkeit? Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg erzählen und im Gespräch herausarbeiten, dass Gerechtigkeit im Verständnis Jesu meint, das jede/jeder genug zum Leben hat – unabhängig von der eigenen Leistung – im Plenum Matthäus 20, 1-15 40 Min Erarbeitung: den Willen des Vaters tun… und Vertiefung: bedeutet für mich:… „Bibel teilen“ in Kleingruppen „Bibel teilen“ M4 Matthäus 21, 28-32 aus der BigS M5 30 Min Auswertung: Welches Gottesbild lässt der Text für mich durchscheinen und welche Auswirkungen haben dieses Gottesbild und der Text für meine Gegenwart/meine Situation und für eine gerechte Gesellschaft? Berichte aus den Kleingruppen im Plenum und Gespräch zur Bedeutung des Textes für Heute Ergebnisse werden auf einem Flipchartblock festgehalten Flipchartblock, Moderationsstifte Erläuterungen Gerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen des Evangeliums, des Reiches Gottes, viele Texte der Bibel zeigen das. Die „Bibel in gerechter Sprache“ versucht eine Sprache zu finden, die dieses Anliegen umsetzt. Abgesehen von Matthäus 21,28-32 kann auch mit einem bekannten Bibeltext gearbeitet werden, der in das Kirchenjahr passt: Lukas 2,1ff zu Weihnachten, Johannes 20,1-18 zu Ostern, Apostelgeschichte 2,1-11 zu Pfingsten oder zu jeder Zeit: die 10 Gebote aus dem 5. Buch Mose 5, 6-22a, besonders die Verse 16-21. Folgende Fragen eignen sich für die Gespräche in den Kleingruppen (bei der Übung Bibelteilen im letzten Abschnitt siehe M4, 5) und im Plenum als Auswertung: - Bin ich gemeint? - Bin ich angesprochen? - Komme ich vor als Mädchen, als Frau, oder als Junge, als Mann? - Wo bin ich ausdrücklich gemeint? - Was sagt der Text zu Gerechtigkeit? - Welche Bereiche von Gerechtigkeit kommen vor? - Wird Ungerechtigkeit benannt? - Was wird über Gott gesagt? - Ist er/sie ein Gott, der/die dich sieht? - Ist er/sie ein Gott, der/die Armen sieht? - Ist er/sie ein Gott, der/die die anderen sieht? So kann ein Dialog entstehen, der die Zeit zwischen der Entstehung des Textes und der Gegenwart überbrückt. 36 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 36 30.10.2007 11:49:53 GERECHTIGKEIT IM BILD Titel Gerechtigkeit im Bild Ziel Ein gemeinsames Bild gestalten, das die verschiedenen Aspekte von Gerechtigkeit zeigt: soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit zwischen den Religionen und das biblische Texte genauso so wie gegenwärtige Situationen aufnimmt Personenkreis Jugendliche ab 16 Jahren in Kirchengemeinde und Schule, eine Frauengruppe Zeitrahmen 90 Minuten Zeit Arbeitsschritt Methode Material 15 Min Einführung in die Hungertücher und ihre Bildgestaltung, vergegenwärtigen des bisher Erarbeiteten Vorstellung von zwei unterschiedlichen Hungertüchern mit verschiedenen bildgestalterischen Konzeptionen; die bisherigen Ergebnisse, die in den vorherigen Einheiten auch schriftlich fixiert wurden, visualisieren zwei Hunger-tücher M6, Flipchartblöcke aus den vorherigen Einheiten 60 Min Erarbeitung eines gemeinsamen Bildes zum Thema Gerechtigkeit In Gruppenarbeit (ca. 8 Personen) wird ein Bild entworfen und gemalt Weiße DIN A1 Bögen, Malerfarbentuben, Plastikschalen für Farbe, Pinsel, Bleistifte, Lineale, Radiergummi, Lappen 15 Min Vertiefung Vorstellen der Bilder im Plenum Gemaltes Bild Erläuterungen Als Ergebnis und Bündelung wird gemeinsam ein Bild gestaltet, das die bisher erarbeiteten Ergebnisse aufnimmt. Dieses Bild kann einen gemeinsamen Schwerpunkt, der aus der Gruppe kommt, zeigen oder mit ganz vielen Facetten zum Thema Gerechtigkeit ausgestaltet sein. Als Vorlage werden der Gruppe zwei verschiedene Hungertücher vorgestellt. Sie sind oft in mehrere Felder unterteilt, die sich zu einem Leitsatz anbieten, oder sie sind ein gemeinsames Bild mit einem Mittelpunkt, von dem die verschiedenen Aspekte des Themas ausgehen und sie sind immer bezogen auf die gegenwärtige Situation der Malenden. Hungertücher finden sich in den meisten Kirchengemeinden, im KU – Material oder sind über Misereor zu bestellen. Zwei besonders geeignete Hungertücher finden Sie unter M6 dieses Entwurfes. 37 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 37 30.10.2007 11:49:55 GOTTESDIENST ZUM THEMA GERECHTIGKEIT Titel Gottesdienst zum Thema Gerechtigkeit mit der BigS Ziel Die erarbeiteten Ergebnisse, das in den Stunden Gelernte in einem gottesdienstlichen Rahmen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen Personenkreis Frauengruppe, Jugendliche ab 16 Jahren einer Kirchengemeinde Zeitrahmen 90 Minuten inhaltliche Vorbereitung, je 45 Minuten Technik und Gottesdienst Zeit Arbeitsschritt Methode Material 20 Min 1. Gruppe: Lesungen aussuchen Arbeitsteilige Gruppenarbeit Lektionar/BigS, die bearbeiteten und weitere Texte aus Matthäus 20-22+25, M5 2. Gruppe: Lieder aussuchen zum Thema Gerechtigkeit und überlegen, wer die musikalische Gestaltung übernehmen kann, ggf. OrganistIn oder andere MusikerIn ansprechen Arbeitsteilige Gruppenarbeit EG 263, 420, 580, 18 und „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“1, „Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht“ 2 30 Min Text zur Vorstellung des gemalten Bildes erarbeiten Jede Gruppe schreibt einen Text zu ihrem Bild Gemalte Bilder 20 Min Fürbittengebet schreiben, das die verschiedenen Aspekte von Gerechtigkeit mit je einer Bitte aufnimmt Im Plenum schreibt jeder/jede eine Fürbitte Einstiegsbilder M1 als Hilfestellung dazu 20 Min 1. Gruppe: Begrüßung schreiben, die erzählt, wer was gemacht hat und was das Projekt bedeutet hat für die Gruppe Arbeitsteilige Gruppenarbeit: eine Begrüßung gemeinsam formulieren und aufschreiben 2. Gruppe: Voten, Kyrie und Segen aussuchen und ihren Einsatz überlegen Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Texte aussuchen Die gesamte Zeit Koordinierung und individuelle Hilfestellung durch die Leitung Gottesdienstablauf erstellen, Kontakt mit OrtspastorIn, ggf. OrganistIn, KüsterIn aufnehmen 45 Min Gottesdienstraum vorbereiten, Bilder aufhängen, Leseproben Alle: Technik bedienen, Stimme einsetzen Kirche/Gottesdienstraum 45 Min Gottesdienst feiern Alle: singen, beten, lesen, hören, sehen, tun Kirche/Gottesdienstraum z.B. Texte aus dieser Arbeitshilfe oder aus: „Du Gott, Freundin der Menschen“3 _____________________ 1 2 3 In: E. Domay u.a. (Hg) Singen von deiner Gerechtigkeit, Gütersloh 2005, S. 125 In: Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe Hessen- Nassau, Nr. 632 Heide Rosenstock, Hanne Köhler, Du Gott, Freundin der Menschen, Stuttgart 1991 38 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 38 30.10.2007 11:49:57 Bildmaterial findet sich in: M1 IMPULSE 4 Photos zur Motivation und Differenzierung 15x22 cm Michael Künne, Manfred Kwiran 60 Photos, 12,50 € Zu bestellen bei: Religionspädagogisches Institut Loccum Uhlhornweg 10-12 31547 Rehburg-Loccum Fon: 05766/81-143 und -139 Fax: 05766/81-184 Online zu bestellen unter: www.rpi-loccum.de Es können außerdem Bilder/Werbung aus aktuellen Zeitungen und Magazinen verwendet werden. Des Weiteren lässt sich über das Internet vielfältiges Bildmaterial erschließen: z. B. über die Suchfunktion „Bilder“ in Google und über www.youngspirix.de/zoom Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Die Grundrechte Artikel 3 (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Welche Sätze sind richtig? M2 M3 - Alle Menschen werden Schwestern. - Alle Menschen werden Brüder. - Die Deutschen sind tüchtige Hausfrauen. - Die Deutschen sind tüchtige Soldaten. - Mit der Geschlechtsreife wird der Mensch gebärfähig. - Ein Mensch ohne Frau ist überhaupt kein Mensch. - 800 Schüler suchen einen Job. - Der Inhaber dieses Passes ist Deutscher. - Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und alles, was sein ist. 39 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 39 30.10.2007 11:49:59 M3A - 800 Schüler suchen einen Job. So titelte es ein Wochenblatt am 28.4.07. Es kann ja sein, dass in der Region, in der das Wochenblatt erscheint, die Schülerinnen bereits einen Ausbildungsplatz gefunden haben und daher nicht ohne Job dastehen. Frage: Sind mit diesem Titel nur die Jungen gemeint oder sind die Mädchen mit gemeint, ohne genannt worden zu sein und ist letzteres ungerecht? Vergleichen der Argumente mit der Liste von Kriterien für Gerechtigkeit aus Erarbeitung I. - Der Inhaber dieses Passes ist Deutscher. So stand es auf allen alten grünen Reisepässen. „Unterschrift des Passinhabers“ stand unter jedem Passbild, auch dem von Frauen. Die Frau, die da unterschrieben hat, ist also Deutscher. Auf dem neuen Reisepass ist das geändert. Folie von einem alten Pass auflegen und Sachverhalt daran erarbeiten, danach zur Ergänzung Folie von einem neuen Pass zeigen. Die deutsche Sprache hat mit der Geschlechterdifferenzierung ihre Schwierigkeiten. Sie kann ohne Kontext nicht eindeutig verstanden werden. Diese Schwierigkeit findet sich bei aktuellen wie bei alten Texten wieder. - Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und alles, was sein ist. Das „du sollst“ der 10 Gebote wendet sich an Frauen und Männer, das: „du sollst“ des 10. Gebotes wendet sich an Männer, was mit den Frauen ist, wird nicht gesagt. Hier gilt es den historischen Kontext zu erhellen und den Graben der Geschichte zu überbrücken und danach zu fragen, was mit diesem Gebot gemeint ist. Ohne den Kontext zu kennen ist es also in der deutschen Sprache nicht möglich, eindeutig zu sagen, wer gemeint ist, wer im Blick ist, wer Adressat oder Adressantin von Geboten, Regeln und Botschaften ist. M3B M 3b siehe Papiervorlage, muss noch gescannt werden 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 40 30.10.2007 11:50:01 Die Bibel teilen Eine meditative Gruppenarbeit in 5 Schritten: M4 1. Lesen Der vorgegebene Bibelabschnitt wird reihum laut vorgelesen: jede/jeder liest einen Bibelvers. 2. Vertiefen Worte, Wendungen und Sätze des Bibelabschnittes, die uns auffallen, lesen wir - ohne bestimmte Reihenfolge und durchaus auch mehrmals - noch einmal laut und besinnlich vor. Dabei darf nichts anderes gesagt oder gefragt werden. Zwischen den einzelnen Wiederholungen legen wir kurze Pausen der Stille ein, um die Worte in uns wirken zu lassen. So entsteht ein Klang- und Wortraum, in dem die Facetten des Textes in ihrer Vielseitigkeit zu glitzern beginnen - wie beim Betrachten eines Edelsteins. 3. Schweigen Eine Teilnehmerin, ein Teilnehmer liest den Bibelabschnitt noch einmal ganz vor. Dann folgt eine Zeit des Schweigens (ca. 5 Minuten), in der wir den Text zu uns sprechen lassen. Wir denken über seine Bedeutung für unser Leben nach. 4. Mitteilen Nun teilen wir einander mit, was uns besonders berührt hat. Wir sprechen möglichst persönlich und konkret, reagieren dabei aber nicht auf die Beiträge der anderen. Die TeilnehmerInnen legen ihre Beiträge wie Früchte in einen Korb („Korbgespräch“), ohne dass darüber diskutiert wird. 5. Austauschen Jetzt erst folgt eine Unterhaltung über das Thema des Bibeltextes. Wir fragen gemeinsam nach der Bedeutung des Textes für unser persönliches, gemeinschaftliches und gemeindliches Leben. Anschließend überlegen wir, ob sich daraus Impulse für unser Handeln ergeben. 41 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 41 30.10.2007 11:50:05 M5 Matthäusevangelium Kapitel 21, Verse 28-32 Wie denkt ihr über folgenden Fall? Ein Mann hatte zwei Kinder. Er kam zum ersten und sagte: „Mein Kind, geh’ heute und arbeite im Weinberg.“ Der Junge antwortete: „Ich will nicht.“ Später tat es ihm leid und er ging. Der Vater kam zum zweiten und sprach genauso. Dieser Junge antwortete: „Ja, Herr“, aber er ging nicht. Wer von beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie antworteten: „Das erste Kind.“ Jesus sagt zu ihnen: „Wahrhaftig ich sage euch mit allem Ernst: Die Zöllner und die Prostituierten werden vor euch in Gottes Welt gelangen. Johannes kam zu euch mit der Praxis der Gerechtigkeit, und ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zöllner und die Prostituierten haben ihm geglaubt. Und ihr – obwohl ihr das gesehen habt – seid doch nicht umgekehrt, um ihm endlich doch zu glauben. M6 Hungertuchvorlagen zu bestellen bei: MVG Postfach 101545 52015 Aachen, Fon: 0180 5200210 E-Mail: [email protected] z. B. Brot und Rosen, Hungertuch 2004 42 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 42 30.10.2007 11:50:07 Das Misereor-Hungertuch 2004; „Brot und Rosen“ - Unser täglich Brot gib uns. Heute.“; von Monika Wieczorek und Tania Lescano; © MVG Medienproduktion, Aachen 2004 Misereor-Hungertuch aus Haiti von Jacques Chéry, © MVG Medienproduktion, Aachen 1982 43 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 43 30.10.2007 11:50:10 Anleitung zum Einsatz der Karten mit den Gottesnamen Die Karten mit den Gottesnamen können auf vielfältige Art verwendet und eingesetzt werden. Sie können allein oder zu zweit meditiert werden oder erst allein und dann im Austausch, im Zweiergespräch mit einer Partnerin, einem Partner der eigenen Wahl. Was spricht mich an? Was ist mir fremd? Fragen nach der eigenen religiösen Biographie, nach der eigenen Geschichte und den jeweils dazu gehörenden Gottesvorstellungen kann nachgegangen werden. Zu den Gedanken und Assoziationen, Eindrücken und Gefühlen, die zu einem Gottesnamen entstehen, können die Teilnehmerinnen ein Symbol suchen und damit gemeinsam eine Mitte gestalten. Auch kreative Schreibformen eignen sich, um die Gedanken zu einem Gottesnamen zu sammeln. Das Elfchen sammelt 11 Worte ein, die in einer speziellen pyramidenförmigen Anordnung geschrieben sind. Die Karte mit dem Gottesnamen: „Der Lebendige“ ist in dieser Form gestaltet. Das Akrostichon und das Kryptichon sind zwei lyrische Kleinformen, die ersten Buchstaben der Zeilen oder der einzelnen Worte ergeben von oben nach unten gelesen ein Wort. Die Karte mit dem Gottesnamen: „Der Heilige“ ist in einer solchen Mischform aus Akrostichon und Kryptichon gestaltet. Beispiel für ein Akrostichon: Augen schwer wie Blei, und Hände hab’ ich vier. Es kommt mir vor als sei Nur eine Hälfte hier. Die andre schwankt fern neben mir.1 Beispiel für ein Kryptichon: Am Besten Eine Nacht Durchschlafen Das Malen eines Mandalas mit einem Gottesnamen ist eine weitere kreative Form, die ebenso wie die oben genannten Schreibformen die Möglichkeit gibt, den eigenen Gottesvorstellungen nachzugehen und eventuell vorgegebene einengende Normen wie Gott zu sein hat zu verlassen. Die Karte mit dem Gottesnamen: „Die Lebendige“ ist mandalaähnlich als Blume gestaltet. Sie finden eine ausgefüllte Form in der Kopiervorlage, sowie einige „Leerformen“, die von den TN selbst ausgefüllt werden können. Die Karten mit den Gottesnamen sollen verdeckt gehalten und gezogen werden, es werden so viel Karten wie Teilnehmende benötigt, manche Karten werden daher doppelt vorhanden sein müssen. 1 Aus: Katrin Girensohn, Ramona Jakob: 66 Schreibnächte. Anstiftung zur literarischen Geselligkeit. Ein Praxisbuch zum kreativen Schreiben. Edition Isele, Eggingen 2001. 44 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 44 30.10.2007 11:50:12 Der Heilige ICH-BIN-DA Ha Makom Der Name Schechina Die Heilige 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 45 30.10.2007 11:50:12 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 46 30.10.2007 11:50:12 Einwohnung Gottes. Im Himmel? Gottes. Einwohnung Nein auf Erden. Im Himmel? In dir,auf in mir, Nein Erden. mütterlich, zärtlich, In dir, in mir, innig und nah. mütterlich, zärtlich, innig und nah. Heilung Heilung Heiligung Heiligung Heil Heil In mir In dir mir In In dir der Ort, an dem Gott wohnt … manchmal fern wie die Sterne der dann Ort, an dem Gott … und plötzlich zumwohnt Greifen manchmal fern wie die Sterne nah: und dann zum Greifen Wenn das plötzlich Wunder der nah: Begegnung geschieht, Wenn das Wunder derkommt, wenn Licht ins Dunkel Begegnung geschieht, wenn Gebeugte aufgerichtet wenn Licht ins Dunkel kommt, werden, wennTrauernde Gebeugte Trost aufgerichtet wenn finden, werden, wenn Verzweifelte neue Hoffnung wenn Trauernde Trost finden, schöpfen, wennGerechtigkeit Verzweifelte neue Hoffnung wenn und Frieden schöpfen, sich durchsetzen und Unrecht und wenn Gerechtigkeit und Frieden Not vertreiben. sich durchsetzen und Unrecht und Ha Makom, wann werden wir dort Not vertreiben. sein? Ha Makom, wann werden wir dort sein? du bist mein. DEIN Name Mein DEINName Name Namensgeberin Mein Name Namenlos Namensgeberin Ich habe dich bei deinem Namenlos Namen gerufen, Ich habe dich bei deinem du bist mein. Namen gerufen, Hoch Erhaben Hoch Im Feuer Erhaben Licht Im Feuer Im Wort Licht Gerechtigkeit Im Wort Ewig Gerechtigkeit Richter Ewig Richter Hoffnung blüht auf Ich bin da Angst Ich binverfliegt da Sorge Angst verschwindet verfliegt Kummer vergeht Sorge verschwindet Ich bin davergeht Kummer Vertrauen Ich bin da fasst Wurzeln Zuversicht wächst Vertrauen fasst Wurzeln Hoffnung blüht auf Zuversicht wächst Der Eine Der Lebendige Die Eine Die Lebendige Die Ewige sein? Der Ewige 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 47 30.10.2007 11:50:12 M N I E H E E W I G K E I T G N E N LIEBE LIEBE EXISTENZ EXISTENZ BIBEL BIBEL ERBARMEN ERBARMEN NOT NOT DU DU B INNEHALTEN INNEHALTEN E I X B GEHEIMNIS GEHEIMNIS I E S L EWIGKEIT T EWIGKEIT I B I N E D O E U T I E N Z L T H A Ewige, Ewige,wer werbist bistdu? du? Bist Bistdudunah nahoder oderfern fern oder oderbeides beideszugleich? zugleich? Du Dubist bistunermesslich. unermesslich. Ich Ichkann kanndich dichnicht nicht fassen fassenund unddoch, doch, Ewige: Ewige:dir dirvertraue vertraue ich ichmich michan. an. S 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 48 L E R B A R M E N 30.10.2007 11:50:14 E N Lebendiger Lebendiger lebendiger lebendigerGott Gott lässt lässtmich michatmen atmen schenkt schenktmir mirdas dasLeben. Leben. Amen. Amen. Die Eine, alles geht aus von ihr, Die Eine, alles geht aus von ihr, alles kommt zurück zu ihr. alles kommt zurück zu ihr. SoSo istist alles eins alles eins und und diedie Vielheit istist in in der Einheit, Vielheit der Einheit, wie die Einheit in der Vielheit. wie die Einheit in der Vielheit. DaDa istist eine Hand, diedie dich hält. eine Hand, dich hält. DaDa istist einein Auge, das dich sieht. Auge, das dich sieht. DaDa istist einein Ohr, das dich hört. Ohr, das dich hört. EsEs istist Eine, diedie alles kennt. Eine, alles kennt. SieSie weiß, was du brauchst. weiß, was du brauchst. EsEs istist eine Wahrheit in in der Vielheit. eine Wahrheit der Vielheit. Gott ist Eine. Gott ist Eine. E-wige E-wige W-ahrheit W-ahrheit I-mmer I-mmer G-nade G-nade E-rbarmen E-rbarmen R-etter R-etter Einer nur und nicht jeder Einer nur und nicht jeder Einer und nicht viele Einer und nicht viele EsEs istist einer, einer, dem Ehre, Macht und dem Ehre, Macht und Herrschaft gebührt. Herrschaft gebührt. EsEs istist einer, einer, der allwissend, allmächtig der allwissend, allmächtig und allumfassend ist.ist. und allumfassend EsEs istist einer, der alle Rätsel einer, der alle Rätsel löst. löst. ErEr istist diedie Antwort Antwort und die Wahrheit. und die Wahrheit. Gott istist Einer. Gott Einer. E B DU I N E E D E B E Gott I N G I N E B E 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 49 E G Adonaj L D Z D G L L E 30.10.2007 11:50:21 Du bist Du mein. bist mein. Ich und Ich Du. und Du. Du und Du Ich. und Ich. Ein „Du“, kein kein Ein „Du“, „Sie“„Sie“ MeinMein Gegenüber. Gegenüber. Vertrautheit. Vertrautheit. G GGG GG OÜO Ü OÜ GG G TTTT O TTO GG G Ü TT ETEE Ü Ü A nfang und Ende A nfang und Ende D uD u O dem O und dem und N aturgesetze sind sind N aturgesetze DeineDeine Werke Werke A lles A bist llesDu, bistdie Du, die eine Kraft, die die eine Kraft, eine Herrschaft eine Herrschaft J H JW H HWH 30.10.2007 11:50:21 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 50 Bibel in gerechter Sprache Reformatorisches Projekt? Bibel in gerechter Sprache ¾„Political correctness“ oder ¾reformatorisches Projekt? Eine Einführung in die Bibel in gerechter Sprache (BigS) von Anne Rieck, Pastorin im Frauenwerk, Haus kirchlicher Dienste, Hannover Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Ein reformatorisches Projekt! „Neu übersetzen heißt, keine neue Bibel schreiben, nur den alten Glauben ins Heute übersetzen. Und dabei fällt auf: Die Gott ist ewig schon weiblicher als Mann glaubt.“ (Mechthild Werner) 1 Ein reformatorisches Projekt Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 2 Ein reformatorisches Projekt 31.10.2001 - 31.10.2006 Im Blick auf die ÜbersetzerInnen ¾Im Blick auf die ÜbersetzerInnen ¾Im Blick auf die LeserInnen ¾Im Blick auf den Text Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover • • • • Bibel „von unten“ Offener Diskussionsprozess (Konfessionsübergreifend) Offenlegung der Voraussetzungen Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 3 4 Wortfelder Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Wortfelder Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 6 Sprachwandel Textbeispiele 5. Mose 6,5: Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen (leb), von ganzer Seele (nefesch) und mit all deiner Kraft. (L) 5 Textbeispiele 1. Mose 42, 21b Das haben wir an unserem Bruder verschuldet! Denn wir sahen die Angst seiner Seele, als er uns anflehte und wir wollten ihn nicht erhören. (Luther = L) • Nefesch: Atem, Hauch, Duft, Kehle, Seele, Gemüt, Leben, Person Leb: Herz, Verstand, Wille, Gewissen, Mut Im Blick auf den Text Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Wortfelder Ein reformatorisches Projekt „gerechte“ Über - setzung? • Dem Urtext gemäß • Der Zielsprache gemäß • den Kontexten gemäß Im Blick auf die LeserInnen • „Demokratisiert“ Urtextkenntnisse • Vielfalt von Übersetzungsmöglichkeiten • „Ermächtigung“ von „LaiInnen“ • Sensibilisierung der „Profis“ Ach, wir sind schuldig geworden an unserem Bruder, wo wir doch die Angst seiner Kehle gesehen haben, als er uns anflehte und wir nicht gehört haben. (Bibel in gerechter Sprache = BigS) 7 Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Kontextwandel Textbeispiel 8 Textbeispiel Das Hohelied 1,5 Lukas 1,48 a Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd gesehen… (L) Ich bin braun, aber gar lieblich. (L) So liebe denn Adonaj, Gott für dich, mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug, mit aller Kraft. (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Interesse Sie hat auf die Erniedrigung ihrer Sklavin gesehen… (BigS) (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 9 Interesse Textbeispiele Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein. (L) Schwarz bin ich und schön. 10 Interesse Textbeispiele Auf deinen Mann richtet sich dein Verlangen. Doch der wird dich beherrschen. (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 12 11 Textbeispiele RömerInnen 16, 7: Römer 16, 7: Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln. (L) Unter der Macht des Mannes wirst du sein und er wird dich beherrschen. (Hieronymus) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 13 Grüßt Andronikus und Junia, meine Verwandten, die mit mir zusammen in Gefangenschaft waren. Unter den Apostelinnen und Aposteln haben sie eine herausragende Rolle. (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 14 51 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 51 30.10.2007 11:50:22 „Gerechte“ Sprache? ¾Geschlechtergerechtigkeit ¾Gerecht im Blick auf das jüdisch-christliche Verhältnis ¾Soziale Gerechtigkeit Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Gottesbilder Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 16 Gottesbilder 17 Gottesbilder 2. Mose 20,2: Fülle weiblicher Gottesbilder z.B. gebärende Frau, stillende Frau, Mutter, Hebamme, Bäckerin, Bären-/Adlermutter, Henne, Haushälterin, Quelle Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover ¾„Gott bin ich und kein Mann“ ¾Die Bibel enthält eine Fülle weiblicher Bilder von Gott ¾Gott hat einen Eigennamen ¾Gottesbilder ¾Inklusive Sprache ¾Androzentrische Sprache 15 Gottesbilder Geschlechtergerechtigkeit Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. (L) JHWH – Gottes Eigenname Ich, ICH-BIN-DA, bin deine Gottheit, weil ich dich aus der Versklavung in Ägypten befreit habe. (BigS) 18 Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Inklusive Sprache Gottesbilder Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 19 20 Androzentrische Sprache Textbeispiel Textbeispiel “Ersatznamen“ für JHWH Adonaj, der Ewige, die Ewige, Schechina, ha-Schem, der Name, Gott, die Lebendige, der Leben-dige, ICH-BIN-DA, ha-Makom, Du, ER SIE, SIE ER, die Eine, der Eine, die Heilige, der Heilige Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herde … (L) In jener Gegend gab es auch Hirten und Hirtinnen, die draußen lebten und über ihre Herde in der Nacht wachten… (BigS) Offenbarung 12, 5 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben... (L) Sie gebar ein männliches Kind… (BigS) (wörtlich: einen männlichen Sohn/hyios) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 21 Gerecht im Blick auf den jüdisch-christlichen Dialog Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover Gerecht im Blick auf den jüdisch-christlichen Dialog Textbeispiel Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 22 23 Soziale Gerechtigkeit Textbeispiel Textbeispiel Matthäus 20, 3 Johannes 7, 11-13: Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: Wo ist er? Und es war ein großes Gemurmel über ihn unter dem Volk. Etliche sprachen: Er ist gut; andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk. Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden. (L) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 24 Andere jüdische Menschen nun suchten ihn auf dem Fest und sagten: „Wo ist jener?“ Und es gab viel Gerede über ihn bei den Leuten. Die einen sagten: „Er ist gut!“ Andere aber sagten: „Nein, er täuscht und verführt die Leute.“ Niemand allerdings sprach öffentlich über ihn - aus Furcht vor der jüdischen Obrigkeit. (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 25 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen. (L) Und als er um die dritte Stunde hinging, sah er andere arbeitslos auf dem Markt stehen. (BigS) Anne Rieck, Frauenwerk Haus kirchlicher Dienste, Hannover 26 52 4605_praxisnah_4_BigS_innen_korr_CR.indd 52 30.10.2007 11:50:24 INHALTSVERZEICHNIS O-Töne mit Bildern ........................................................................................................... 1 Vorwort .............................................................................................................................. 3 Einführungsvortrag zur „Bibel in gerechter Sprache“ ................................................. 4 Anne Rieck Übersetzen – kein Problem? Bausteine für einen Studientag zur „Bibel in gerechter Sprache“ .................................... 14 Ursel Duensing/ Hanne Finke/Anne Rieck „Verführung zur Erkenntnis“ Bibelarbeit zu Genesis 3,1-15 .......................................................................................... 19 Helena Kritzokat/Marga Renz/Perdita Wünsch „Adam, aus Erde geschaffen – Eva aus seiner Rippe“? Bibelarbeit zu Genesis 2, 4b – 8.15-24 ............................................................................ 22 Helena Kritzokat/Marga Renz/Perdita Wünsch „Von Freiheit und Vertrauen“ – Ein Frauenabend zum 23. Psalm ................................ 29 Ursel Duensing „Die Ewige“ – eine neue Gottesanrede, ein neues Sprachbild Gemeindeabend für Frauen und Männer ......................................................................... 32 Gisela Mustermann-Fiedler Gesehen und nicht übersehen Vier Einheiten zum Thema Gerechtigkeit für einen Mädchentreff, eine Jugendgruppe, eine Schulklasse der Jahrgangsstufe 10 -11 oder eine Frauengruppe ................................................................................................... 34 Gudrun Junge Materialanhang: Anleitung zum Einsatz der Karten mit den Gottesnamen ................................................. 43 Kopiervorlage Gottesnamen ............................................................................................. 45 Ansichtsvorlage Vortragsfolien ......................................................................................... 51 PRAXISNAH Arbeitshilfe aus dem Frauenwerk, Heft 4 Herausgeber: Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers Verantwortlich: Frauenwerk, Franziska Müller-Rosenau (v.i.S.d.P.) Hausanschrift: Archivstraße 3, 30169 Hannover Postanschrift: Postfach 2 65, 30002 Hannover Fon: 0511 1241-424 Fax: 0511 1241-186 E-Mail: [email protected] Internet: www.frauenwerk-hannover.de Satz und Layout: Volker Tellermann Druck: Haus kirchlicher Dienste; gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier 2. Auflage: 250 Ausgabe: November 2007 Artikelnummer: 545573 4605_praxisnah_4_BigS_korr_U_5mm_beschnitt_neu.indd 3-4 10.12.2007 10:05:28 i S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S Big PRAXISNAH BigS S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S g i B S Big S g i B S g i B S g i B g i B S g i B S Big ARBEITSHILFEN AUS DEM FRAUENWERK - BIBEL IN GERECHTER SPRACHE Bausteine für die Arbeit in der Gemeinde Frauenwerk PRAXISNAH 4605_praxisnah_4_BigS_korr_U_5mm_beschnitt_neu.indd 1-2 • Übersetzung – kein Problem? • Verführung zur Erkenntnis • Die Ewige – eine neue Gottesbeziehung • Freiheit – Vertrauen • Gerechtigkeit 545573 10.12.2007 10:05:27