Mein Beruf: Gästeführer!
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Mein Beruf: Gästeführer!
Ausgabe 1/2012 • Juni Mitteilungsblatt des BVGD – Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. – www.bvgd.org Mein Beruf: Gästeführer! Mitgliederversammlung des BVGD 2012 in Münster „Durch Tür und Tor“ Weltgästeführertag 2012 r ü f r B e r G A füh e t s Gä news + news + news + news + news + news + news + news + Wichtige Infos von BVGD-Vorstand und Geschäftsstelle Neuer BVGD-Qualifizierungsausweis und neue Kultur-Karte Das Signal für Kompetenz und Qualität als Gästeführer / Tourist Guide ist der neu gestaltete BVGD-Qualifizierungsausweis. Professionelle Gästeführer erhalten bei Vorlage des neuen Qualifizierungsausweises zusammen mit der ebenfalls neuen Kultur-Karte / Culture Card freien Eintritt in alle Partnermuseen des BVGD. Die neue Kultur-Karte ist zweisprachig (deutsch / englisch) gestaltet, um den Einsatz weltweit für Eintrittsermäßigungen zu erleichtern. Ausführliche Informationen finden Sie in dieser Ausgabe des CICERONE und unter www.bvgd.org. Versicherung: Haftung bei Führungen mit Kindern Im Herbst 2011 nahm ein Kind zusammen mit seinen Eltern an der Führung eines Kollegen teil. Es stieß eine vor einem Geschäft zur Dekoration abgestellte große Laterne so an, dass diese zu Bruch ging. Der Ladeninhaber wollte sofort den Gästeführer haftbar machen. Der Anspruch war aber Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, drei neu gestaltete Informationsflyer zum BVGD-Serviceangebot, ein neuer Qualifizierungsausweis und demnächst eine eigene Schriftenreihe des BVGD – viel geschieht derzeit für die Außenwirkung unseres Berufs. Auf der Jahreshauptversammlung wurde aus den Reihen der BVGD-Mitglieder der nachdrückliche Wunsch geäußert, den alten Museumsausweis keinesfalls einzustellen, da er als ausgesprochen erfolgreich gewertet wird und sich inzwischen sogar international bewährt hat. Der Vorstand nahm diesen Hinweis gerne auf: Ab 2012 gibt es deshalb die neue BVGD-Kultur Karte / Culture Card, die in Deutschland in Verbindung mit dem neuen Qualifizierungsausweis in über 400 Museen und Kultureinrichtungen freien Eintritt gewährt. Der BVGD wird alle Partner im Tourismus über die neuen Ausweise und Flyer informieren. Ein enormer Stapel an Post, der belegt, wie umfänglich sich unser Netzwerk entwickelt hat. Die Professionalisierung unseres Berufs wird, so zeigten die Gespräche auf der Jahreshauptversammlung, 2 Cicerone 1/2012 zurückzuweisen, da dieser die Laterne nicht zerstörte und die Aufsichtspflicht über das Kind bei den anwesenden Eltern lag. Bitte bedenken Sie immer, dass die Aufsichtspflicht zunächst bei den Eltern bzw. bei Lehrern liegt, wenn es sich um Schulklassen handelt. Nehmen Sie diese Personen also mit bei den Führungen (bei Lehrern ist die Führung bei Klassenausflügen Dienstzeit, so dass sie dienstrechtlich zur Teilnahme verpflichtet sind). Lassen Sie sich nicht einfach eine Schuld einreden, wenn Sie definitiv den Schaden nicht verursacht haben. Generell gilt: Erkennen Sie den Schaden nicht einfach an, sondern nehmen Sie die Beschwerde entgegen und lassen Sie den Rest die Versicherung regeln, die notfalls einen ungerechtfertigten Schaden zurückweisen wird. Alle Infos zur Versicherung unter www.bvgd.org. Neue BVGD-Info-Flyer Pünktlich zur Tourismus-Messe ITB hat der BVGD seine Broschüren neu gestaltet: Die allgemeinen Informationen zum Berufsverband, zum der ITB und den Regionaltreffen, von Tourismuseinrichtungen und Marketingabteilungen deutlich wahrgenommen. Neben die fachliche und didaktische Kompetenz tritt dabei immer stärker die Anforderung an das unternehmerische Auftreten. Die untrennbare Verbindung von Professionalität und Qualität ist die Chance, sich am hart umkämpften freien Markt als die Spezialist zu behaupten. Nur mit der entsprechend umfangreichen Ausbildung können Gästeführer ihre Orte und Regionen optimal darstellen. Sicherlich sind das hohe Ansprüche, die an uns alle gerichtet werden, egal ob wir hauptberuflich oder nebenberuflich tätig sind. Der BVGD hofft, mit seinen neuen Werbemitteln und den neuen Ausweisen einen Beitrag zu leisten, über die Anstrengungen und die Angebote seiner Mitglieder noch besser zu informieren. Bitte sorgen Sie in Ihren Vereinen für eine prompte und zuverlässige Weiterleitung des CICERONE an alle Gästeführer und touristischen Einrichtungen vor Ort. Auszüge wichtiger Beiträge dieser Ausgabe sowie die pdf-Dateien aller CICERONEs seit 2005 finden Sie zudem auf der Homepage des BVGD unter Gästeführerzertifikat DIN EN und zum Versicherungsschutz liegen in neuem Design vor und können bei der Geschäftsstelle angefordert werden: [email protected]. Zwei unterschiedliche Berufe: Tourist Guide und Tour Manager Unter http://www.youtube. com/watch?v=KaU_W-EnEBg &feature=share finden Sie ein aktuelles Video, das die Aufgaben des Tour Managers treffend beschreibt und damit die Unterschiede zum örtlichen Gästeführer / Tourist Guide klar verdeutlicht. www.feg-touristguides.com. Neue Website der WFTGA Die World Federation of Tourist Guide Associations (WFTGA) präsentiert sich mit einem neuen Internetauftritt. Abrufbar sind sämtliche Ausgaben des Magazins „guidelines internation@l“, Berichte über Tagungen und Konferenzen sowie zahlreiche Informationen und Hintergründe zum internationalen Tourismus. www.wftga.org. www.bvgd. org. Den- noch bleibt die Printausgabe des CICERONE das ideale Medium für Ihre Berichterstattung und damit für Ihre Werbung vor Ort. Eine breite Plattform für Ihre Beiträge bieten die Rubriken „Infos aus den Mitgliedervereinen“ und „Service“. Sollten Sie weitere Exemplare des CICERONE vor Ort benötigen, wenden Sie sich an die Geschäftsstelle des BVGD ([email protected]). Ich wünsche Ihnen nun eine interessante Lektüre und eine erfolgreiche Sommersaison! Allen Autoren besten Dank für ihr Engagement, und wie immer freue ich mich schon jetzt auf die Beiträge für die Ausgabe 2/2012 (Redaktionsschluss 01.10.2012) unter folgender Anschrift: Georg Reichlmayr BVGD – Ressort Cicerone Kurfürst-Karl-Theodor-Str. 5 85221 Dachau [email protected] JHV 2012 in Münster BVGD-Jahreshauptversammlung 2012 in Münster 200 Gästeführer in „der lebenswertesten Stadt der Welt“ „Ohne Sie und Ihre professionelle Leistung sähe die Stadt viel ärmer aus!“ Mit diesem großen Lob auf die Münsteraner Gästeführer, die seit 1999 Mitglied des BVGD sind, begrüßte Karin Reismann, Bürgermeisterin von Münster, die 200 Teilnehmer der Jahreshauptversammlung des BVGD. Damit setzte sie ein deutliches Zeichen für die aktive Zusammenarbeit zwischen Stadt, Tourismus und Gästeführern. „Mit Ihrem Beruf sind Sie die Botschafter Münsters.“ Und Reismanns Grußworte im historischen Friedenssaal des Rathauses passten exakt zum Thema der Tagung: „Mein Beruf: Gästeführer“. „Die Klischees stimmen nicht mehr!“, erklärt Greel Verdyn vom Münsteraner Gästeführerteam am Beginn ihrer Stadtführung. „Münster hat sich sehr verändert und ist gar nicht mehr spießig. Selbst auf das Wetter ist kein Verlass mehr.“ Tatsächlich: statt bei typischem Regen brechen die 180 Teilnehmer der Jahreshauptversammlung bei frühlingshaften Temperaturen zu den traditionellen Rundgängen auf. Die Sonne taucht den weiten Prinzipalmarkt, Münsters bürgerliches Zentrum, und die markante gotische Rathausfassade in mildes Licht. In unmittelbarer Nähe des Rathauses findet sich eine Skulptur des baskischen Künstlers Eduardo Chillida: Zwei wuchtige Eisenkonstruktionen in Form zweier Ratsbänke stehen sich schwer und hart aber kompromissbereit gegenüber. „Ein beeindruckendes Bild für den Westfälischen Frieden“, erklärt Gästeführerin Ilda Mutti, „denn 1648 stand Münster gemeinsam mit Osnabrück im Zentrum der Aufmerksamkeit Europas, als hier der Westfälische Friede geschlossen wurde.“ Doch von diesem berühmten Friedensschluss leitet sich der Name des „Friedenssaals“ im Rathaus gar nicht ab. Vielmehr fanden die Verhandlungen sowie die Vertragsunterzeichnungen im Oktober 1648 in den zahlreichen Gesandtenquartieren statt, die damals für die knapp 10.000 Tagungsteilnehmer eingerichtet wurden, obwohl Münster selbst kaum mehr Einwohner zählte. Im Krameramtshaus, dem Gildehaus der Kaufleute, wohnten die niederländischen Gesandten, was insofern bemerkenswert ist, als in Münster eigentlich die katholischen Verhandlungsteilnehmer residierten. Doch den protestantischen Niederländern war die Auseinandersetzung mit dem Kaiser von besonderer Bedeutung, und ihnen gelang ein riesiger Erfolg: Im Mai 1648 konnten sie in den Verhandlungen mit den Spaniern und dem Kaiser ihre politische Unabhängigkeit besiegeln. „Es war dieser Friede mit den Niederländern, der dem Friedenssaal tatsächlich seinen Namen gab“, so Ulrike Siemer. Die 42 im Münsteraner Gästeführerteam organisierten Guides begleiten jedoch nicht nur zahlreiche niederländische Gruppen, die in Münster auf den Spuren ihrer eigenen Geschichte wandeln und einen nicht unerheblichen Beitrag zum Münsteraner Tourismus leisten, sondern insgesamt ca. 600.000 Gäste, die durchschnittlich 2,5 Tage in der Stadt verbringen – eine stattliche touristische Bilanz! In ihrer Begrüßungsansprache im Friedenssaal des Rathauses nannte Bürgermeisterin Reismann weitere Aspekte, die Münster für Einwohner und Gäste besonders attraktiv machen: Die Universität und die acht Fachhochschulen, die 50.000 Studenten, die Münster zur „jüngsten“ Stadt Deutschlands machen, die Museen und Ausstellungen, und nicht zu vergessen: die Kult-Folgen des „Tatort“. Doch das augenfälligste Kennzeichen Münsters ist sicherlich das schier endlose Heer an Radfahrern. Tatsächlich wurde an der Stelle der ehemaligen Stadtmauer keine Ringstraße gebaut, sondern ein breiter Grünstreifen mit Fuß- und Radwegen – Münster erweist sich somit als die ideale Stadt für den Beruf des Gästeführers. Karin Reismann, Bürgermeisterin von Münster, Dr. Ute Jäger, Vorsitzende des BVGD: „Ohne Sie und Ihre professionelle Leistung sähe die Stadt viel ärmer aus!“ Auch auf dieser Jahreshauptversammlung begrüßte der BVGD Gäste aus Politik und Tourismus. Dr. Michael Henze, Ministerialdirigent im Ministerium für Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, erklärte in seiner Anspreche nicht nur süffisant Unterschiede zwischen Düsseldorf, Köln und NRWs heimlicher Hauptstadt Münster, der „Perle NRWs“. Vielmehr beschrieb er NRW als wichtiges Industrieland, das sich aber auch immer stärker zu einem modernen Dienstleistungsstandort entwickle. Mit seiner pulsierenden Mischung aus Urbanität und den reichen Naturräumen biete NRW Anregung und Entspannung zugleich. Immer mehr Gäste wüssten diese Vielfalt zu schätzen. 2011 verzeichnete das Bundes- Empfang im Historischen Friedenssaal des Münsteraner Rathauses. Cicerone 1/2012 3 JHV 2012 in Münster land mit über 10 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord, zunehmend auch bei ausländischen Gästen. Damit steige die Bedeutung des Übernachtungstourismus. „Das Wirtschaftsministerium“, so Dr. Henze, „hat eine schlüssige Strategie für ganz NRW erarbeitet, um das touristische Interesse weiter zu stärken. Mit einer neuen Markenfamilie unter dem Claim „Dein NRW“ möchte das Wirtschaftsministerium den Gästen eine Art „Gütesiegel“ bieten, das für hohe Qualität und besten Service steht. Der Masterplan wird durch zahlreiche Infrastruktur- und Netzwerkprojekte flankiert, für die das Land zusammen mit der EU im Zeitraum 2007-2015 fast 100 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Allein im Münsterland speisen sich daraus 15 Projekte. Dr. Henzes zentraler Ansatz widmete sich der „Vermarktung und Vermittlung regionaler Authentizität“. Gäste, so Dr. Henze, suchten immer öfter „den Geschmack“ einer Region, und Gästeführer spielten die tragende Rolle bei dessen Vermittlung. Regionale Authentizität sei der Kern der örtlichen Marketingstrategie und stelle höchste Ansprüche an die Qualität. „Qualität“, so Dr. Henze, „setzt sich auf Dauer immer durch.“ Direkt an die Gästeführer und deren Zertifizierungsmodell gerichtet stellte er fest: „Qualität ist in der Tat wichtig, ja entscheidend. Getreu dem Wort von Abraham Lincoln: <Man kann zwar ein paar Leute lange Zeit täuschen und man kann alle Leute kurze Zeit hinters Licht führen. Aber alle Leute dauerhaft zum Narren halten, das kann man nicht.> Qualität setzt sich eben am Ende durch! Sie haben mit Ihren Richtlinien für die Gästeführer-Grundausbildung Maßstäbe bei der Qualifizierung gesetzt und mit Ihrem Fortbildungszertifikat unterstützen Sie die stetige Verbesserung der Servicequalität des Reiselandes Deutschland. Das alles geht nicht ohne Anstrengungen und Konflikte. Qualität hat doch oft irgendwie mit Qual zu tun. Die Tourismusbranche insgesamt und die Reisedestinationen selbst sind Ihnen gerade darum zu Dank verpflichtet, denn von Ihrer guten Arbeit profitieren letztlich alle.“ Doch alle Projekte funktionieren nur, wenn die Menschen vor Ort für eine entsprechend professionelle Umsetzung sorgen. Deshalb soll die Initiative „Service Q NRW“, ein Teil der Initiative „Service Qualität Deutschland“ der DZT, Menschen auf allen Ebenen motivieren, sich als perfekte Gastgeber zu gerieren. „Weltoffenheit und Professionalität sind Aushängeschilder für den touristischen Erfolg des Landes, garantieren Laune und Zufriedenheit des Gastes“, so Dr. Henze. Den konkreten Aspekt der praktischen Zusammenarbeit zwischen Gästefüh4 Cicerone 1/2012 Dr. Michael Henze, Ministerialdirigent im Ministerium für Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: „Regionale Authentizität wird zunehmend wichtig für das Tourismusgewerbe. Reisende lieben und schätzen regionale Spezialitäten. Sie suchen beispielsweise den Geschmack der Region – und das auch in einem ganz wörtlichen Sinne. Tatsächliche oder auch nur wahrgenommene regionale Identitäten machen oftmals erst das Besondere einer Reise aus. Sie bleiben in Erinnerung. Sie als Gästeführerinnen und Gästeführer spielen dabei eine tragende Rolle! Ganz gleich, ob es um traditionelle Führungen zur Stadtgeschichte, um kulinarische Rundfahrten, um Architekturführungen oder um Krimiführungen, wie neuerdings hier in Münster geht, ohne Sie wäre das alles nicht möglich.“ rern und Stadtmarketing erarbeitete im Anschluss Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing, unter dem Motto „Gäste machen eine Stadt reich“. Und das meinte Spinnen bei weitem nicht nur ökonomisch, „denn Gäste machen attraktiv!“ Wenn man Gäste hat, so Spinnen, achte man auf sich selbst und versuche ständig sich zu verbessern. „Durch Gäste setzt man sich einer ständigen Prüfung von außen aus und vermeidet Betriebsblindheit“. Gäste seien wichtige Kritiker und eine enorme Bereicherung. In diesem Sinn sei die Jahreshauptversammlung des BVGD ein ganz besonderer Kongress für die Stadt. Doch auch in Münster macht sich die massive Konkurrenz im Bereich der Gästeführung zunehmend bemerkbar. Immer stärker drängen neue Anbieter auf den Markt, häufig mit Gästeführern von nur geringer Qualifizierung und Ausbildung. Der Münsteraner Stadtmarketing sei es daher ein wichtiges Anliegen, so Spinnen, mit verschiedenen, bereits etablierten und bewährten Anbietern von Gästeführungen im Gespräch zu bleiben und eine produktive Zusammenarbeit zu bewirken. Im offenen Dialog und Austausch gelang es gemeinsam einen Kriterienkatalog entwickelt, der den Markt einerseits für neue Anbieter offenhalten und gleichzeitig eine hohe Qualität der Gästeführung sichern soll. Dieser Kriterienkatalog soll nun dem Stadtrat von Münter zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt werden. Im Idealfall werden künftig nur Anbieter, deren Gästeführerausbildung den geforderten Standards genügt, an der offiziellen touristischen Vermarktung der Stadt Münster teilhaben. Beide Gastvorträge belegten den enormen Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing: „Gäste machen eine Stadt reich.“ Infos unter: www.marketing. muenster.de. Stellenwert von Qualifikation und Qualitätssicherung. Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich die Gästeführer selbst über ihre Tätigkeit und ihren Beruf vollumfänglich bewusst sind. Daher stellte Christian Frick seinen Grundsatzvortrag unter das Motto: „Was machen Sie eigentlich wirklich?“ Humorvoll und parodistisch wie gewohnt, aber nachdrücklich, wies Frick die Gästeführer darauf hin, deutlich und engagiert für ihr Berufsbild einzutreten. „Wir brauchen unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen – wir können stolz sein auf unseren Beruf!“, so Frick unter Hinweis auf aktuelle Auszeichnungen der Gästeführer in Würzburg und Potsdam. „Politik schafft keine Berufe – Berufe macht die Öffentlichkeit!“, stellte er fest und ermutigte: „Nehmen wir uns selbst als Berufsträger war“. (Siehe ausführlichen Bericht). Wie Qualitätssicherung konkret zur Umsetzung gelangt, erörterte Dr. Wolther von Kieseritzky, stellvertretender Vorsitzender des BVGD. Er präsentierte überzeugende Zahlen und Statistiken: Seit 2008 gibt es nun das Modell „Gästeführerzertifikat DIN EN“, und die Nachfrage daran teilzunehmen ist anhaltend hoch: 29 Vereine haben das DIN ENVerfahren bereits abgeschlossen, weitere 14 Regionen sind im Prozess der Umsetzung. Nach vier Jahren gibt es bereits über 500 Gästeführer mit BVGD-Zertifikat DIN EN. Allein von den Teilnehmern der JHV tragen JHV 2012 in Münster bereits 40 % den entsprechenden Button. Die Einführungsphase sei angesichts dieses Erfolges abgeschlossen und das Gästeführerzertifikat DIN EN etabliert. „Bereits zum zweiten Mal fanden im Rahmen einer Jahreshauptversammlung Seminare im Rahmen der Gästeführerausbildung DIN EN statt – wieder mit sehr positiven Rückmeldungen“, so von Kieseritzky (siehe BerichtDas Protokoll der JHV finden Sie unter www.bvgd.org / Mitgliederbereich. Fotos der JHV 2012 erhalten Sie auf Anfrage über [email protected]. Thema des Weltgästeführertages 2013: „Menschen und Märkte“. erstattung). Stellvertretend für alle aktuellen Zertifizierungen wurden die Urkunden zum Abschluss der Schulungen an die Vertreter von Eisenach und Hamburg überreicht. Die Workshops bildeten den arbeitsintensiven Teil der Tagung. Dabei griffen die Themen durchwegs aktuelle Fragen des Tourismus auf: den demographischen Wandel, die inhaltliche Gestaltung Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB), Fragen der sozialen Absicherung und die Bedeutung von Social Media. Zahlreiche Gästeführervereine, so stellte sich heraus, informieren inzwischen über eine eigene Website, doch erst wenige sind über Facebook Urkundenüberreichung Gästeführerzertifikat DIN EN: „Bereits 500 zertifizierte Guides.“ erreichbar. Inzwischen haben sich jedoch neue Kommunikationsmöglichkeiten entwickelt, soziale Netzwerke bieten weitere Möglichkeiten für Öffentlichkeitsarbeit und Programmangebote. „Sie sind einfach, unkompliziert, kostenfrei und sicher – sofern sie fachmännisch eingerichtet und betreut werden“, so Sigrid Pokorny von Berlin Guide e.V., Leiterin des Workshops. Der BVGD wird daher prüfen, welche Möglichkeiten neue Kommunikationsmethoden für die Vereine bieten und dieses Thema besonders im Auge behalten. Das Gästeführerteam Münster e.V. gestal- tete und umrahmte die Veranstaltung ausgesprochen liebevoll und aufmerksam – wobei insbesondere die Landesküche besondere Würdigung erfuhr: Günkohl mit Pinkel, Kassler und Wurst garantierten deftige Stärkung im Landgastaus Overwaul. Festlicher Höhepunkt war die Improvisationstheatergruppe „Impro 005“, die mit enormem Witz und Charme den Beruf des Gästeführers karikierte. Völlig berechtigt erntete das Gästeführerteam Münster rauschenden Beifall als perfekte Gastgeber! Georg Reichlmayr BVGD – Redaktion CICERONE „Mein Beruf: Gästeführer!“ Christian Frick hält die Grundsatzrede auf der JHV (Rede in Auszügen.) Zu Beginn will ich gemeinsam mit Ihnen ein Bild vor unserem inneren Auge malen. Stellen wir uns vor, dass wir die perfekte Führung haben. Die Gäste haben rechtzeitig gebucht und von sich aus eine besondere Honorierung der Sonderwünsche vorgeschlagen. Alle waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und keiner der Gäste musste zu irgendeinem Zeitpunkt ein nicht vorhandenes öffentliches WC in Anspruch nehmen. Die Atmosphäre war hervorragend, die Rückfragen der Gruppe zeigten großes Interesse. Überhaupt hing diese Gruppe zwei Stunden lang gebannt an Ihren Lippen und verfolgte jedes Wort und jede Gestik mit bemerkenswerter Aufmerksamkeit. „Schade“, sagen sich die Gäste „schade, dass die Führung schon vorbei ist, solche Gästeführer hätten wir gerne öfter – am liebsten immer!“ Die Gäste verabschieden sich, geben Ihnen das versprochene Honorar und ein angenehmes Trinkgeld – das Bild wird noch schöner. Und während Sie sich verabschieden kommt die nun alles entscheidende Frage eines Gastes: „Sagen Sie mal, was machen Sie eigentlich wirklich? Was machen Sie eigentlich beruflich?“ Autsch! Soeben hat das wunderbare Bild einen Riss bekommen. Wo war er denn, dieser Gast, in den letzten beiden Stunden? Dieser Mensch müsste doch eigentlich mitbekommen haben, dass Sie die vorangegangenen Minuten und Stunden als Gästeführer mit ihm gearbeitet haben. Nehmen wir mal zum Vergleich einen Zahnarzt – ein Freiberufler so wie wir. Nachdem dieser zum Abschluss einer Wurzelbehandlung beide Hände und fast sämtliche Instrumente aus Ihrem Mund entfernt hat, sagen Sie ja auch nicht: „Was machen Sie eigentlich beruflich?“ Schauen wir doch mal ins weltweite Netz. Auffallend ist hier, dass die Gästeführertätigkeit, wenn sie denn überhaupt über den Hobbystatus hinauskommt, bestenfalls als Nebenjob gesehen wird – da wäre übrigens der zweite „Todesstoß“ für Gästeführer. Wenn Sie nach der Frage „Was machen Sie eigent- lich beruflich?“ noch nach Luft ringen, wird meistens nachgetreten mit: „Ach! Und davon kann man leben?“ Eines ist klar: die Welt sieht uns noch immer in vielen Teilen als Grüß-Gott-August, der ein paar Zählchen und viele Anekdoten rüberbringt, um fröhlich vom Bus zum Restaurant zu kommen. Aber sind wir das wirklich – wieso ist dieses Christian Frick, Schatzmeister des BVGD Cicerone 1/2012 5 JHV 2012 in Münster Zerrbild entstanden? Und fragen wir uns doch selbst mal: Sehen wir selbst das Dasein des Gästeführers als Beruf? Die Bundesagentur für Arbeit hat 2010 eine Definition entwickelt, wonach ein Beruf ein Bündel von Tätigkeiten ist, die fachspezifische Kenntnisse und Fertigkeiten erfordern. Das ist doch schon mal eine Aussage. Und solch ein „Bündel von Tätigkeiten“ ist beim Gästeführer allemal zu sehen. Schauen wir doch mal in den für uns geltenden Standard DIN EN 15565 hinein. Es sind seine Fähigkeiten seinen Ort, seine Stadt oder Region zu präsentieren – Sie sind quasi Mittler und Dolmetscher Ihrer Heimat. Theoretisches Wissen alleine reicht nicht! Ohne die nötigen Präsentationstechniken kann ich nichts vermitteln. Ohne die grundlegenden Kommunikationstechniken bin ich als Gästeführer verloren. Auch der Umgang mit Gruppen will gelernt sein, ebenso die Kundenakquise. Über mein Honorar muss ich mir Gedanken machen. Allgemeine Geschäftsbedingungen muss ich mir überlegen, denn ich will ja mit dem Kunden einen Vertrag schließen. Nach der Führung muss ich Rechnungen erstellen. Das sollte ich korrekt machen, wenn ich das Geld sehen will. Das alles sind Gedanken, die Sie sich, liebe Kolleginnen und Kollegen, bereits gemacht haben. Auf all diese Fragen hat der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. eine Antwort, ein Muster oder eine Handreichung bzw. diese Muster werden vom Vorstand oder in Arbeitsgruppen entwickelt. Auch hier ist noch ein wichtiger Schritt für Sie als Freiberufler: Sie haben sich zusammengeschlossen, wir haben uns zusammengeschlossen zu einem schlagkräftigen Verband mit mehr als 5.300 Gästeführern unter einem Dach! So können wir uns gegenseitig helfen … sonst macht das keiner! Nehmen Sie sich ruhig eine Dame aus der Werbung als Vorbild, die für einen großen Haushaltsgerätehersteller wirbt und selbstbewusst sagt: „Ich leite ein kleines Familienunternehmen!“ Recht hat sie. Und was machen Sie: Sie umsorgen Ihre Gäste, schauen, dass alles läuft, managen Ihre Ressourcen … und warum sagen Sie dann nicht ebenso stolz: „Ich leite ein Einzelunternehmen!“? Genau das ist es nämlich, was wir alle machen: wir leiten Einzelunternehmen, wir sind Freiberufler. Seien Sie stolz auf sich und stellen Sie ihr Licht nicht unter den Scheffel … stellen Sie sich lieber selbst ins rechte Licht! Ich für mich sage nun mit vollem Selbstverständnis: „Beruflich bin ich Gästeführer!“ Denn diese Aussage ist korrekt! „Dass wir uns heute als Gästeführer bezeichnen, ist keineswegs selbstverständlich. Ein heftiger Diskussionspunkt bei der Gründungsversammlung des BVGD 1994 in Köln war, wie wir uns bzw. unseren Verband nennen wollen. Im Raum standen Bezeichnungen wie Stadtbilderklärer (Deutschland Ost), Urs Lehmann, Erste Vorsitzende des BVGD Informationsfahrtbe- von 1994 bis 2000 und Vorstandsmitglied in gleiter (Berlin West), der FEG von 2000 bis 2005: Stadtführer oder eben auch Gästeführer. In der Öffentlichkeit bezeichnete man unsere Spezies, wenn man sie überhaupt wahrnahm, als Fremdenführer. Immerhin würdigte uns der damalige Kölner Oberbürgermeister und Vorsitzende des Deutschen Städtetags, Dr. Norbert Burger, in seiner Begrüßungsansprache folgendermaßen: „Sie müssen situativ variable kognitive, affektive und kommunikative Kompetenz engagiert entwickeln.“ Daraus zog er den Schluss, dass man hierzu „mindestens zwei Fächer 15 Semester lang studiert haben muss.“ Wir zogen allerdings einen anderen Schluss und entwickelten die Qualifizierungs-Richtlinien des Bundesverbandes der Gästeführer in Deutschland e.V.“ Menschen berühren ohne sie anzufassen Andreas Pauly, Team Trainer, Coach und Consultant, hält auf der JHV einen Fachvortrag über Emotionen. „Emotionen steuern unser Handeln“, erklärt Pauly und macht klar, dass Verbote und Einschränkungen für Menschen eine besonders schlimme Erfahrung darstellen. „Nicht wählen oder entscheiden zu dürfen erzeugt ein Ohnmachtsgefühl, das immer zu Widerspruch herausfordert“. Auf der Liste negativer Emotionen folgt auf das Ohnmachtsgefühl das Minderwertgefühl, also die Erfahrung abgewertet oder nicht einbezogen zu werden. Beide Negativerfahrungen entscheiden in Sekundenbruchteilen über die Emotionen eines Menschen. Gegenüber steht die sehr positive Erfahrung, entscheiden oder steuern zu können. „Mastergefühl und Wertgefühl sind die wertvollsten positiven Emotionen“. Gästeführer, denen es im Rahmen ihrer Führung gelingt eine Wertschätzung zu vermitteln, erzielen schnell positive Resonanz. „Man vergisst schnell, worum es sich gehandelt hat, nie wie man behandelt wurde. Kurz: Vermitteln Sie Wertgefühl und Anerkennung“, so Paulys Fazit. Zugegeben: Wirklich Neues vermittelte der Vortrag nicht, aber eine Schärfung der Einsicht, welche Rolle Emotionen in unserer täglichen Arbeit spielen. Georg Reichlmayr, BVGD – Redaktion CICERONE Münster – lebenswert und liebenswert Mit großen Erwartungen reisten die Mitglieder des Münchner Gästeführer Vereins (MGV) auch wegen des touristischen Begleitprogramms nach Münster – und wir wurden nicht enttäuscht! Trotz eindringlicher Warnungen: „In Münster regnet es immer, wer nicht aufpasst, wird von Radfahrern einfach überfahren und der Münsteraner Charme treibt sowieso jeden in die Flucht.“ Entdeckt haben wir eine 6 Cicerone 1/2012 gemütliche und spannende Studentenstadt, in der die Radfahrer lässig um jeden Fußgänger herumfahren. Der Rundgang durch die Altstadt zum imponierenden Dom, zum historischen Rathaus, zur spätgotischen Markt- und Bürgerkirche St. Lambert und zum Prinzipalmarkt mit den eleganten Läden und dem barocken Erbdrostenhof gewährte Einblicke in eine reiche Vergangenheit voller Geschichten. Münsters Bedeutung Perfekte Gastgeber: Gästeführerteam Münster e.V. JHV 2012 in Münster als Hansestadt ist noch heute im Stadtbild ablesbar. In der ältesten Handelsstraße, der Salzstraße, finden sich im Pflaster Hansesteine als Zeugnisse vieler Partnerstädte des Hansebundes. Beeindruckend war die Begegnung mit moderner Kunst, unter anderem mit Eduardo Chillidas Skulptur „Toleranz durch Dialog“ als Hinweis auf die Friedensverhandlungen 1648, oder Lothar Baumgartens „Irrlichter“ am Turm von St. Lambert, die auf das Schicksaal der Anführer der „Täufer“ 1536 anspielt. Ein Höhepunkt war die „Krimi-Tour“ zu vielen bekannten Drehorten. Regelmäßig sorgen mysteriöse TV-Mordserien aus Münster bundesweit für Schlagzeilen. Bisher konnten alle Fälle durch das eigenwillige Ermittlerteam Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bzw. durch Privatdetektiv Stadtführung mit Münsteraner Charme Georg Wilsberg (Leonhard Lansink), unterstützt vom Finanzbeamten Ecki Thalkötter (Oliver Korittke) auf unterhaltsame Weise gelöst werden. Die Filme vermitteln nicht nur einen Eindruck dieser Universitätsstadt mit ihrem historischen Flair; es wird auch die typisch westfälische Lebensart humorvoll auf’s Korn genommen. Auch ein echter ungelöster Mordfall von 1957 und die wohl häufigste Arbeit der Münsteraner Polizei, die Fahrraddiebstähle (197 pro 10.000 Einwohner), waren Teil der Führung. Ein herzliches Dankeschön für diese informativen und unterhaltsamen Tage! Reidun Alvestad-Aschenbrenner, Ursula Franz Münchner Gästeführer Verein e.V., www.mgv-muenchen.de 3 cm zum Glück – Radfahren in Münster Das war dann doch eine Überraschung, diese Freiheit, diese Leichtigkeit, dieses Gefühl des Fliegens, nur weil ich plötzlich auf dem Fahrrad saß. Als wäre es das erste mal, so gleitet alles sanft und geräuschlos vorbei, um mich die Welt steht still, und ich schwebe! Vom Hauptbahnhof bis zum Hotel, und zurück zur Tagungsstätte ins Rathaus, dazwischen noch am Dom vorbei und das Schloss gesehen, die Stadthalle en passant und am Ufer den Aasee entlang, nichts scheint mehr unerreichbar, ganz im Gegenteil, die Stadt verschmilzt in einem logischen Kosmos. Nun, das besondere daran: es geht so leicht! Schon das Ausleihen an einer Radstation am Bahnhof dauert gerade 3 Minuten, wähle ein solides Citybike in gelb, mit 8-Gangschaltung + Rücktrittbremse, 17 Euro 50 für drei Tage, ohne lästige Kaution. Also kurz Sattel eingestellt und los geht´s. Und kaum die Rampe verlassen beginnt der Rausch, da merke ich schon, das Rad läuft einwandfrei, so geräuschlos und ungewohnt leicht, und der Verkehr ist so seltsam entspannt, also ganz anders als in München zum Beispiel, wo die Autofahrer dich ohne Anstand überholen und dir nie Platz zum einfädeln lassen. Hier herrscht ein ungewohnter Respekt und sofort spüre ich irgendwie ernst genommen zu werden - als Radfahrer! Und gelte damit sofort als Einheimischer, neben mir Studenten die ihr Date für den Abend klarmachen, zwei Damen die einfach über den Tag palavern, Mütter mit Kindern, Arbeiter, Angestellte, Chefs, ich überhole oder werde überholt, mir scheint das ganze Leben spielt sich hier am Radweg ab. Das liegt wohl am System, an der Infrastruktur, es stimmt bis in´s Detail: auf allen Gehsteigen Fahrrad-Spuren in farblich abgesetzten Platten, breit und eben, und wenn nichts los ist fährt man einfach nebeneinander. Am schönsten auf der Promenade, einer Rad-Allee um die Altstadt, und biegt man ab Richtung Innenstadt, wird selbst das Kopfsteinpflaster nur zu einem leichten Holpern. Und in der Fußgängerzone steige ich intuitiv ab, da braucht es nicht mal Verbote, die Einsicht kommt von selbst. Letzt- endlich sind es 3 cm die den Unterschied machen, mickrige 3 cm, die in München an jeder Straßenecke als minimale Schwelle zwischen Bürgersteig und Straße übrig bleiben, scheinbar vernachlässigbar. Aber das Rad als solches verzeiht nichts, denn für den Radfahrer nur ein unmerkliches Hopsen, für Kinderwägen schon ein leichtes anheben, für Rollstuhlfahrer fast schon ein Hindernis, für Autos auf der Autobahn ein No Go, diese 3 cm Barriere fehlt in Münster, hier hatte jemand Gefühl, denn alle Straßenecken sind perfekt abgeflacht, und keine noch so minimale Stufe stört den Fluss. Münster am Sonntag Mittag, Ende der JHV, Abschied, und Aufbruch, und weil´s so einfach ist fahr´ ich dann doch nochmal um die Stadt rum, nehm´ alles nochmal mit, das Kirchengeläut, die historische Altstadt, den Pracht des Barock, die Eleganz der 50´er, und natürlich die Promenade. Dann die Rampe wieder runter, Rad abgegeben, einfach alles so easy. Und irgendwie wurde mir da plötzlich klar, hier war ich Teil von etwas, unbewusst, Teil von einer Idee, ein Modell wie Zukunft so aussehen könnte, nachhaltig, umweltfreundlich, bürgernah. Christian Denkmann, Münchner Gästeführer Verein e.V., www. mgv-muenchen.de Cicerone 1/2012 7 JHV 2012 in Münster BVGD-Zertifikat DIN EN: Erfolgreiche Seminare in Münster Das Projekt BVGD-Zertifikat DIN EN zeigt einen ausgesprochen positiven Verlauf: Bereits über 500 Gästeführer in Deutschland haben die umfangreichen Schulungen absolviert und viele Vereine sind dabei, die Ausbildung umzusetzen. Im Rahmen der JHV in Münster fanden erneut Seminare statt, die es Gästeführern ermöglichen sollen, die hohen Anforderungen zu erfüllen. CICERONE erreichten zwei Erfahrungsberichte. Teilnehmer und Dozenten der Seminare in Münster. Deine Stimme – das unbekannte Wesen Voller Erwartung betraten wir, neun Frauen und ein Mann, Raum 6 der Johanniter Akademie zu Münster/Welstfalen. Wir, GästeführerInnen aus ganz Deutschland, nahmen hier an einem zweitägigen Sprechund Stimmtrainingsseminar teil. Pünktlich schwebte sie in den Raum – Claudia Röhnelt, staatlich geprüfte Stimm- und Sprechtrainerin. Sie zog uns sofort in ihren Bann. Schnell machte sie uns klar, dass unsere Stimme ein „Hochleistungsorgan“ ist, das durch regelmäßiges Training positiv verändert werden kann. Wir begannen mit dem „Check-up unseres Körpers“, klopften ihn vom Scheitel bis zur Sohle ab, seiften ihn imaginär ein und trockneten ihn durch Wasser abstreifen. Sofort war eine angenehme Wärme spürbar. Korrekte Haltung, „Sprechen und Stimme“, führen zu einer „ganzheitlichen Präsenz der Person“, die beruflich gut verstanden werden muss und will. Mit gezielten Übungen widmeten wir uns der „Geschmeidigkeit von Gesicht, Kiefer, Zunge und Lippen“, wozu wir ziemlich starke Grimassen zogen. Wir merkten, dass Übungen auch in höherer Lautstärke über einen längeren Zeitraum leichter fielen. Jetzt waren wir soweit, um für einen „Stimmvolumenvergleich“ auf Band zu sprechen. Alle Stimmen waren voluminöser geworden und schwierige, lange Sätze wie: „der kleine plappernde Kaplan klebt poppige, peppige Pappplakate an die klappende Kapellwand“ waren kein Problem mehr. Was haben wir erreicht und was nehmen wir mit? Durch regelmäßig angewandtes 8 Cicerone 1/2012 Training können wir unser Hochleistungsorgan Stimme stärken und verändern. Da „Sprechen und Stimme Ganzheitlich“ sind, beeinflusst dies auch unsere Wirkung auf unsere Gäste, die besser zuhören, da wir und „unsere Stimmen nun präsenter sind“. Ein Kunststück, das Claudia Röhnelt da an uns vollbracht hat. Isolde Heliing, Gilde der Braunschweiger Gästeführer Konfliktmanagement in der Friedensstadt Münster „Niemand ist auf der Welt um so zu sein, wie ihn andere gern hätten.“ So lautet eine der zentralen Botschaften aus dem Kompaktseminar „Konfliktmanagement“ von Hilde Baumann vor der Jahreshauptversammlung des BVGD in der Friedensstadt Münster. Zwölf Gästeführer aus ganz Deutschland von Hamburg bis Würzburg, vom Rhein bis an die Müglitz, von der „Melkerin“ bis zum „Nachtwächter“, waren dabei. Nach der Vermittlung der theoretischen Grundlagen sollte eine Sammlung mit Themen aus dem eigenen Erfahrungsumfeld gefüllt werden. Überraschenderweise war dies zunächst nicht einfach. Wir stellten fest, dass wir in der Mehrzahl sehr nette Gäste haben. Jedoch fand sich bei unserer langjährigen Berufserfahrungen dann doch die eine oder andere Erinnerung an betrunkene Führungsteilnehmer, missgünstige Kollegen, unprofessionelle Agenturen oder nichtzahlende Gäste. Die Dialoge mit den Kollegen halfen uns die Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrzunehmen und Lösungen aufzuzeigen. Wir erkannten, dass Konflikte notwendig sind und durchaus positive Seiten haben können. Neben den vermittelten Inhalten werden die zentral organisierten Seminare besonders durch den Austausch der Teilnehmer bereichert. Querbeet gemischt ist es möglich, stärker an den Erfahrungen anderer zu partizipieren, als wenn nur Mitglieder des eigenen Vereins am Tisch sitzen. Dem Vorstand des BVGD sei daher ans Herz gelegt, auch zukünftig Kompakt- und andere Seminare im Rahmen der JHV anzubieten. Ralf Mattern, Gästeführer Silbernes Erzgebirge www.gaestefuehrersilbernes-erzgebirge.de Regelmäßig im Einsatz für die Gästeführerausbildung DIN EN: Die Kommission für Berufliche Bildung des BVGD: Dr. Christina Linger, Monika Wolf, Markus MüllerTenckhoff, Christiane Haack, Anke Wickboldt, Claudia Kuhnen, Gina Lemme-Haase, Dr. Wolther von Kieseritzky. Tourismus und Marketing Tourismus und Marketing Damit Sie den Überblick behalten und erfahren, worum es bei Tagungen, Messen und Treffen geht, stellt CICERONE in jeder Ausgabe einige Termine näher vor. Qualitätssicherung in bewegten Zeiten – Gespräche über Gästeführungen in der Region und in Europa Vom 07.03. bis 11.03.2012 war der BVGD erneut mit einem eigenen Messestand auf der ITB in Berlin vertreten, der weltweit führenden Messe der internationalen Reiseindustrie. Fast 11.000 Aussteller präsentierten ihre Ziele und der BVGD-Vorstand nutzte die Plattform zu zahlreichen Gesprächen und Diskussionen. Intensiv warb er für die berufliche Qualifikation der Gästeführer – „Die Profis“. Wie reagieren auf die stets wachsende Konkurrenz von Führungsangeboten am Markt? Wie die Qualität sichern und gleichzeitig den freien Wettbewerb nicht behindern? Wie reagieren auf das völlig veränderte Buchungs- und Beurteilungsverhalten der Kunden? In Zeiten, in denen sich der Gast mit nur einem Klick für sein Produkt entscheidet und Beratung ersetzt wird durch Kommentare „Finde ich gut“, herrscht Unsicherheit bei Gästeführern und örtlichen Tourismuseinrichtungen, wie gewohnte Strukturen der Vermittlung und Vermarktung an die neuen Anforderungen angepasst werden können. Und das Bedürfnis nach belegbarer und zuverlässiger Qualität ist abgelegt. „Bei der ersten Führung ist man schon aufgeregt, aber es ist für das Marketing sehr hilfreich zu wissen, wie die Vermittlung Heidelbergs in der Praxis abläuft“. Wird Qualität sich durchsetzen, oder diktieren knallharte Preiskämpfe künftig das Angebot an Führungen? Eine Prognose wagte in den Gesprächen niemand, aber die Hoffnung, dass sich die Kunden langfristig zumindest auch an Qualitätsstandards orientieren, wurde sehr deutlich. „Als offizielle Gästeführer unserer jeweiligen Stadt müssen wir künftig neben unserem breiten fachlichen Wissen noch viel stärker auf unsere berufliche Qualifikation hinweisen“, stellte Georg Reichlmayr im Gespräch mit Ursula Dietmair, Öffentlichkeitsarbeit des Tourismusamtes München, fest. Dietmair bestätigte, dass es im Interesse der Stadt und der Kunden liege, zu wissen, dass der Gästeführer eine Versicherung hat, nachweislich nicht scheinselbständig ist und eine korrekte Rechnung stellt. Dabei muss die eigenständige unternehmerische Vermarktung unseres Angebots keineswegs im Widerspruch stehen zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Gästeführern und Stadtmarketing, wie alle Beteiligten erklärten. Im Gegenteil: Die Möglichkeiten zur Intensivierung der Zusammenarbeit wurden vielfach diskutiert. „Offiziell und Professionell – eine mögliche Erfolgsstrategie“, so das Fazit des BVGD. Auch in den Dr. Ute Jäger (BVGD) und Felicitas Wressnig (WFTGA): „Gütesiegel noch besser vermarkten.“ Gesprächen mit diversen Partnermuseen bestätigte sich, dass Professionalität erwartet wird – von Gästen und Museumsleitung. Nicht nur hinsichtlich fachlicher Kenntnisse, „sondern auch im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen und Rücksichtnahme auf andere Besucher“, so Jochen Meister, Vertreter der Münchner Pinakotheken. „Eine Akkreditierung der Gästeführer ist für die Museen sehr wünschenswert, denn nur dann funktioniert die Koordination der Führungen und der regelmäßige Informationsaustausch“, so Meister. Klar ist: Es liegt schon in der Hand der Gästeführer selbst, sich als Profis darzustellen und die Kontakte zu pflegen. Denn nur wenn wir uns selber in unserem Beruf ernst nehmen und als Profis auftreten, werden wir auch als solche wahrgenommen. Für die Münchner Museen lässt sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit Georg Reichlmayr (BVGD) und Steffen Schmid (Tourismus Heidelberg): „Wissen, wie die Praxis läuft.“ hoch. „Wir begrüßen die Organisation und die Qualifizierung der Gästeführer sehr“, so Jörg Christöphler, Leiter der Marketing Rothenburgs ob der Tauber, „denn als Stadtmarketing sind der fachliche Austausch und die Zusammenarbeit mit Profis viel besser.“ Tatsächlich: In den zahlreichen Gesprächen mit Vertretern von TIs und Marketings stellte der BVGD fest: Professionalität ist äußerst gewünscht! Steffen Schmid, Marketingleiter Tourismus Heidelberg, hat selbst eben die Prüfung zum Heidelberger Gästeführer Polit-Prominenz in der Bayernhalle: MdB Aigner, MdB Ramsauer, Bayerns Innenminister Hermann, Dr. Weishäupl (Tourismusamt München). Cicerone 1/2012 9 Tourismus und Marketing den offiziellen Gästeführern konstatieren. Tine Nehle von den Pinakotheken ließ sich ausführlich über die neuen BVGD-Qualifizierungsausweise und die neue Kultur-Karte informieren und sicherte den Mitgliedern des BVGD weiterhin freien Eintritt zu. Aber auch andere Museen und Sammlungen wurden über die Zusammenarbeit mit dem BVGD informiert und zeigten großes Interesse an einer Darstellung im CICERONE, so dass Richard-Wagner Museum Bayreuth, das 2014 seine Pforten öffnen wird, oder die Kunstsammlungen Essen, die ab September 2013 eine umfassende Ausstellung zum Expressionismus eröffnen werden. Erstmals standen bei den Gesprächen auf der ITB verstärkt europäische Themen im Vordergrund. Über die berufliche Situation der Gästeführer in Deutschland im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen europäischen Staaten und weltweit tauschten sich Dr. Ute Jäger und Georg Reichmayr ausführlich mit Felicitas Wressnig aus, stellvertretende Vorsitzende des WFTGA und Mitglied im Ausbildungskomitee. In dieser Funktion zeigte sich Wressnig beeindruckt , dass bereits 500 Gästeführer in Deutschland die Qualifizierung nach DIN EN erreicht haben und plädierte für eine noch bessere Vermarktung dieses Gütesiegels. Genau dieses Anliegen hatte auch Dr. Armin Mikos von Rohrscheidt, Tourismusfachmann und selbst Gästeführer aus Posen. „Die polnische Regierung wird in absehbarer Zeit den Markt für Gästeführer komplett für den freien Markt öffnen, und da brauchen wir dringend die Erfahrung und die Projekte des BVGD“, so von Rohrscheidt, der extra für diesen Termin aus Polen nach Berlin gereist war. Tatsächlich wirkt sich die Deregulierung des touristischen Marktes immer stärker aus. Am Beispiel Polen zeigte sich, dass die Errungenschaften des BVGD als beispielhaft betrachtet werden: Gästeführerausbildung DIN EN, Versicherung, Werbung. Georg Reichlmayr BVGD, Redaktion CICERONE Der BVGD-Qualifizierungsausweis – in Deutschland das Signal für Kompetenz und Qualität als Gästeführer / Tourist Guide Professionelle Gäste- oder Stadtführungen sind ein immer wichtiger werdendes Angebot im deutschen Tourismusgeschäft. Qualifizierte Gästeführer leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Werbung für Deutschland als Reiseziel, bzw. für Reisen innerhalb Deutschlands. Der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. (BVGD) hat sich – auch auf europäischer Ebene – seit Jahren erfolgreich für ein hohes Ausbildungsniveau und für ein Berufsbild „Gästeführer“ eingesetzt. Er hat Richtlinien erarbeitet, die nicht nur seine Mitgliedsvereine, sondern inzwischen auch viele Verantwortliche in der Tourismusbranche und Erwachsenenbildung zur Grundlage ihrer Gästeführer-Aus- und Weiterbildung gemacht haben. Damit qualitätsbewusste Kunden und Reiseveranstalter schon auf den ersten Blick einen qualifizierten Gäs- BVGD-Qualifizierungsausweis und BVGD Kultur Karte 10 Cicerone 1/2012 teführer erkennen können, hat der BVGD seinen Mitgliedern 2012 Qualifizierungsausweise nach einem Drei-Sterne-System ausgestellt, die jeweils drei Jahre gültig sind und eine regelmäßige und kontinuierliche Fortbildung voraussetzen; Nachweis und Kontrolle erfolgen über die örtlichen / regionalen BVGD-Mitgliedsvereine, die sich bei der Aufnahme in den BVGD u.a. zu Fortbildungsmaßnahmen verpflichtet haben. Die Gästeführer-Grundausbildung vermittelt den Teilnehmern neben orts- bzw. gebietsspezifischen Kenntnissen die Kompetenz, dieses Wissen an ganz unterschiedliche Besuchergruppen weiter zu geben und macht sie zu qualifizierten Gästeführern mit einem Stern auf dem BVGD-Qualifizierungsausweis. Die erste auf der BVGD-Grundausbildung aufbauende Zertifizierung erweiterte die berufliche Qualifikation der Gästeführer und führte bis Mitte 2011 zum BVGDFortbildungszertifikat, das durch einen Button und zwei Sterne auf dem BVGDQualifizierungsausweis auf Kompetenz und Qualität hinweist. Durch eine im Januar 2008 beschlossene Europäische Norm, an deren Schaffung der BVGD maßgeblich beteiligt war, gibt es nun einen europaweit gültigen Standard für die Qualifizierung von Gästeführern, der in Deutschland zum BVGD-Zertifikat DIN EN 15565 führt. Der entsprechende Button und drei Sterne auf dem BVGD-Qualifizierungsausweis signalisieren: Dies ist ein nach EU-Standard besonders hoch qualifizierter Gästeführer! Weitere Informationen unter www.bvgd.org. Ingrid Schwoon, BVGD-Ressort Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Internetpräsenz Tourismus und Marketing Alleinstellungsmerkmal „Romantik“: 10. Bayerischer Gästeführertag in Rothenburg ob der Tauber Bayerische Landesausstellung, Marketingstrategien, Allgemeine Geschäftsbedingungen: Ganz unterschiedliche, aber zentrale berufspolitische Themen stießen auf breites Interesse der knapp 100 Teilnehmer der Fachtagung. Erstmalig bot sich für Gästeführer für Gruppen von Flusskreuzfahrten die Gelegenheit, sich direkt mit einem Vertreter der Kreuzfahrt-Anbieter auszutauschen. Perfekter Gastgeber war der Rothenburger Gästeführer Verein e.V., und das romantische Rothenburg ob der Tauber lieferte eine traumhaft schöne Kulisse. Weise sein Talent, nüchterne gesetzliche Vorgaben launig und humorvoll zu präsentieren (siehe ausführlichen Bericht). Zwei Themen legten touristische Schwerpunkte: Die Bayerische Landesausstellung 2012 sowie die Bayerische Flussschifffahrt. Dr. Wolfgang Jahn vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst / Haus der Bayerischen Geschichte, stellte die inhaltliche und organisatorische Konzeption der grenzüberschreitenden BayAusrichter des Bayerischen Gästeführer erisch-Oberösterreichischen Ausstellung tages 2012: Rothenburg ob der Tauber. in drei historisch bedeutsamen Orten vor. In der Burg zu Burghausen, im ehemaligen Die bewährte Veranstaltung feierte diesmal Augustiner-Chorherrenstift Kloster RanshoJubiläum: Vor 10 Jahren, 2003, wurde der fen in Braunau und im Schloss Mattighofen Bayerische Gästeführertag erstmals vom werden die langjährige gemeinsame kulMünchner Gästeführer Verein e.V. veran- turelle und politische Geschichte Bayerns staltet. Ursula Franz initiierte das Treffen, und Österreichs mit wertvollen Originalexum die professionellen Gästeführer zusam- ponaten, Dokumenten und Kunstschätzen menzuführen und den fachlichen Austausch wie eine spannende Zeitreise dokumenzu pflegen. Und so stellten Rothenburgs tiert. „Dabei empfehle ich den Besuch von Zweiter Bürgermeister Kurt Förster und maximal zwei Ausstellungsorten an einem Tourismusdirektor Jörg Christöphler in Tag“, so Dr. Jahn, der nicht verhehlte, ihren Begrüßungsansprachen die enge und dass die Verbindungen mit öffentlichen vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Verkehrsmitteln nicht ganz optimal seien. Stadt, Marketing und GästefühAuf ganz besonderes rern dar. „Ihre Mitgliedschaft im Interesse stieß der Bundesverband der Gästeführer Vortrag von Daniel (BVGD) ist dem Rothenburger Buchmüller, Director Tourismus sehr wichtig, denn Administration & Comnur wenn Sie sich professionell munication der River organisieren, können wir unseren Advice Ltd. aus Basel Gästen professionellen Service in der Schweiz, zum garantieren“, so Christöphler, Thema: „Touristische der seit 2010 den Rothenburger Möglichkeiten und Tourismus leitet und damit auch Herausforderungen Ansprechpartner der Gästefüh- Daniel Buchmüller, der Flusskreuzfahrtenrer ist. Der BVGD wurde diesmal Director Administration & Industrie, Anforderunvertreten durch Christian Frick, Communication der River gen an Gästeführer“. Finanzexperte und Sachverstän- Advice Ltd. Erstmals bot sich den diger für Fragen zu Rechnungsstellung und in die Flussschifffahrt eingebundenen AGBs. Letztere waren Thema seines Fach- Gästeführern die Gelegenheit zum direkten vortrages und Frick belegte in gewohnter Meinungsaustausch mit den Reiseveran- staltern. „Die Vorinformationen über die Ansprüche der Gruppen, über die Teilnahme von Behinderten oder den Einsatz akustischer Geräte sind bei Weitem nicht ausreichend“, so die Stellungnahme mehrere Gästeführer der Donaustädte. Insbesondere der direkte Kontakt zwischen den verantwortlichen Cruise Managern und den Gästeführern könnte deutlich intensiviert werden. Daniel Buchmüller zeigte sich von den Rückmeldungen beeindruckt und versprach, den Kontakt bereits auf der ITB in Berlin im März 2012 in weiteren Gesprächen fortzusetzen. Den historischen Fachvortrag hielt Dr. phil. Markus Naser vom Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte in Würzburg über „Reichsstätte im späten Mittelalter“, der die Teilnehmer auch mit Details der komplizierten begrifflichen Terminologie vertraut machte und völlig neue Einblicke in historische Zusammenhänge gewährte. Da zahlreiche Teilnehmer des Bayerischen Gästeführertages selbst aus ehemaligen Reichsstädten stammen, schlossen sich viele Nachfragen an. Das Thema Dr. Nasers passte perfekt zum Tagungsort: Rothenburg ob der Tauber. Für das gemeinsame Abendessen hatten die Rothenburger Kollegen eine neue Idee – es fand in drei verschiedenen Lokalen statt und erntete das einhellige Lob aller Beteiligten. Die Teilnehmer wurden von den Rothenburger „Nachtwächtern“ begleitet. Dem „Verein der Rothenburger Gästeführer e.V. “ mit Daniel Weber, Harald Ernst und weiteren Kollegen und Kolleginnen an dieser Stelle für die organisatorische und logistische hervorragende Vorbereitung und Arbeit ein sehr herzliches Dankeschön. Austragungsort im Januar 2013 wird Würzburg sein, UNESCO Weltkulturerbe und „Welthauptstadt der Weinkultur. Virginia Leonhardt, Georg Reichlmayr Münchner Gästeführer Verein e.V., www. mgv-muenchen.de Cicerone 1/2012 11 Tourismus und Marketing Allgemeine Geschäftsbedingungen – AGB Christian Frick, Schatzmeister des BVGD, erläutert auf dem Bayerischen Gästeführertag, warum es für Gästeführer wichtig ist, eigene AGB zu formulieren, und welche Punkte dabei bedacht werden müssen. CICERONE fasst die wichtigen Punkte zusammen. AGB sind rechtlich in § 305 Abs. 1 BGB definiert: „Allgemeine Geschäftsbedingungen sind alle für eine Vielzahl von Verträgen vor- formulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der an- deren Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrags stellt. Gleichgültig ist, ob die Bestimmungen einen äußerlich gesonderten Bestandteil des Vertrags bilden oder in die Vertragsurkunde selbst aufgenommen werden, welchen Umfang sie haben, in welcher Schriftart sie verfasst sind und welche Form der Vertrag hat. Allgemeine Geschäftsbedingungen liegen nicht vor, soweit die Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien im Einzelnen ausgehandelt sind.“ Diese Formulierung besagt in – für das Zivilrecht – knappen Worten, um was es sich bei AGBs handelt. Es empfiehlt sich, für diejenigen Verträge, die in der Regel wiederkehrend geschlossen werden, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) zu formulieren. Diese AGB sind vorformulierte Vertragsbedingungen, welche der Gästeführer (= Verwender der AGB) der anderen Vertragspartei (= Gast) bei Abschluss eines Vertrages stellt. Nachfolgend soll die Definition eingehender betrachtet und Schritt für Schritt mit Leben gefüllt werden: Beim Verfassen der AGB ist darauf zu achten, dass möglichst alle Geschäftsvor- fälle berücksichtigt werden. Dies kann zu langen AGB führen, weswegen kurze, knappe und unmissverständliche Formulierungen zu bevorzugen sind. Denkbar sind bei Gästeführern z.B. Regelungen zu Honoraren, Preisen, Aufschlägen für Fremdsprache, Um- und Abbestellung (Storno), Ausfallhonorar, Wartezeit, Gruppengröße, Betreten von Gebäuden, Eintrittsgelder, Ton- und Bildaufnahmen während der Führung Die AGB setzen zunächst den Gästeführer in einen Vorteil, da er dem Gast bei der Buchung seine Geschäftsbedingungen vorgibt und nicht auf Bedingungen des Gastes warten bzw. langwierig verhandeln muss. Regelmäßig begünstigen sie den Verwender der AGB, der sie ja auch entworfen hat. Hierin liegt oftmals auch das Misstrauen, das AGB – zumeist durch den Leistungsempfänger – entgegengebracht wird. Gleichgültig ist, ob die Bestimmungen einen äußerlich gesonderten Bestandteil des Vertrags bilden oder in die Vertragsurkunde selbst aufgenommen werden. Die Länge der AGB ist unerheblich – nicht immer ist zu viel Text ratsam, es sollte auch übersichtlich bleiben. Gleichwohl müssen alle Eventualitäten geregelt sein. Die AGB müssen kurz und klar sowie verständlich und eindeutig formuliert sein. Zweifel bei der Auslegung gehen nach § 305c Abs. 2 BGB zu Lasten des Verwenders! Die AGB können als sog. „Kleingedrucktes“ verfasst werden, wenn die Schrift für einen normalsichtigen Betrachter bei normalen Sichtverhältnissen ohne besondere Konzentration und Anstrengung lesbar ist. „SechsPunkt-Schrift“ reicht regelmäßig aus. AGB liegen nicht vor, soweit die Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien im Einzelnen ausgehandelt sind. Eine Rangfolge zwischen AGB und Individualabrede wird in § 305b BGB geregelt. Dort heißt es: „Individuelle Vertragsabreden haben Vorrang vor Allgemeinen Geschäftsbedingungen.“ Ob und wie AGB Bestandteile des Vertrages werden, richtet sich in erster Linie nach dem Status des Leistungsempfängers: Ist dieser ein Verbraucher nach § 13 BGB, so werden die AGB nach § 305 Abs. 2 BGB nur dann Bestandteil des Vertrags, wenn der Verwender bei Vertragsschluss ausdrücklich oder durch deutlich sichtbaren Aushang am Orte des Vertragsschlusses darauf hinweist und der anderen Vertragspartei die Möglichkeit verschafft, in zumutbarer Weise vom Inhalt der Allgemeinen Geschäftsbedingungen Kenntnis zu nehmen. Weitere Voraussetzung ist, dass der andere Teil sich mit den AGB einverstanden erklärt. Ist dieser – ebenso wie der Verwender – jedoch Unternehmern im Sinne von § 14 BGB, gilt das soeben geschriebene gemäß § 310 Abs. 1 BGB nicht. Es bedarf hier lediglich einer rechtsgeschäftlichen Einbeziehung, das heißt es gelten die üblichen Voraussetzungen für das Zustandekommen von Verträgen, so dass zum Beispiel auch eine still- schweigende Willensübereinstimmung ausreicht. Die AGB oder einzelne Klauseln der AGB werden ferner auch dann nicht Bestandteil eines Vertrags, wenn sie entsprechend § 305c Abs. 1 BGB für den Empfänger „überraschend“ sind. Eine Klausel ist beispielsweise dann überraschend, wenn sie nach den Umständen des Einzelfalles so ungewöhnlich ist, dass mit ihr nicht gerechnet werden braucht. „Emotion ist das entscheidende Stichwort.“ CICERONE im Gespräch mit Jörg Christöphler, Tourismuschef der Stadt Rothenburg. Harald Ernst (Verein Rothenburger Gästeführer e.V.), Rothenburgs Zweiter Bürgermeister Kurt Förster und Tourismusdirektor Jörg Christöphler. 12 Cicerone 1/2012 Der aus Westfalen stammende Jörg Christöphler ist ein erfahrener Profi im touristischen Marketing. Bis Mitte 2011 war er Geschäftsführer der Tourismusgemeinschaft Ammergauer Alpen und gestaltet seither Rothenburgs enormes touristisches Potential. Auf dem Bayerischen Gästeführertag hob er die Bedeutung der professionellen Gästeführer hervor und betonte, wie wichtig die berufliche Organisation ist. CICERONE: Was verbindet und was unterscheidet die Marketingstrategien für die beiden Orte Oberammergau und Rothenburg? Christöphler: Beide sind extrem auf den internationalen Tourismus ausgerichtet, insbesondere auf den Tourismus aus Übersee. Während Oberammergau mit den Passionsspielen vor allem ein international beachtetes Großereignis alle 10 Jahre bewirbt, lebt Rothenburgs Tourismus von der dauerhaften Vermarktung seines Angebots. Doch gibt es ähnliche Herausforderungen für beide Orte: Für das jeweilige spezifische Produkt brauchen Sie eine klare Markenpolitik. CICERONE: Was kennzeichnet eine spezifische Marketingstrategie? Tourismus und Marketing Christöphler: Grundsätzlich gilt: Es macht keinen Sinn gegen den Markt zu arbeiten. Je weiter das Reiseziel vom Wohn- und Lebensort des Gastes entfernt ist, desto näher rücken die einzelnen Punkte der Reise in seiner Vorstellung zusammen. Die Entfernungen zwischen Kölner Dom, Heidelberger Schloss, Rothenburgs Altstadt, den Königsschlössern Ludwigs II. und Oberammergau verschwinden. Ein Gast aus Asien oder Nordamerika möchte in einem Kernbegriff eine Vorstellung all dieser Stationen erhalten. Sein Interesse wird nur geweckt, wenn er damit auf der emotionalen Ebene angesprochen wird. Das Marketing eines Ortes muss in seinen Bildern und Formulierungen umso plakativer und gröber werden, je weiter es vom Heimatort seines Gastes entfernt ist. CICERONE: Das heißt konkret am Beispiel Rothenburg: Christöphler: Das romantische Stadterlebnis wird beworben, weniger das mittelalterliche. Für asiatische Gäste ist der Begriff des europäischen Mittelalters nicht oder nur schwer verständlich, er müsste erklärt werden und das macht die Sache wiederum kompliziert. Das entscheidende Stichwort für den asiatischen Markt, das von den Gästen dort gut verstanden wird, ist „romantisch“. In jedem Fall, egal ob Europa, USA oder Asien das Ziel einer Marketingstrategie ist: Emotion ist das entscheidende Stichwort. CICERONE: Aber gilt es nicht auch den deutschen Markt stärker zu bewerben? Viele einheimische Gäste sind überrascht, dass sie Rothenburg nicht als Kulisse erleben, sondern als Ort reicher und lebendiger Geschichte und Kunst. Christöphler: Korrekt. Rothenburgs Abhängigkeit vom Auslandstourismus – über 50 % der Übernachtungen entfallen darauf – macht es extrem krisenanfällig. Der Terroranschlag von New York vor zehn Jahren oder internationale Krisenherde haben enorme Auswirkungen auf die Buchungszahlen. Der inländische und naheuropäische Markt muss daher parallel gestärkt werden. In diesem Bereich gelten andere Prinzipien. Hier muss mit Klischees aufgeräumt werden. CICERONE: Vielen Dank für das Gespräch. 3. Brandenburg-Tag der Gästeführer Im Februar 2012 fand der dritte Brandenburg-Tag der Gästeführer des Landes Brandenburg im Schützenhaus auf Werders Insel statt. Nach der Eröffnung durch die Vorsitzende der Gilde der Stadtführer Werder(Havel) überbrachte die Erste Beigeordnete, Frau Saß, Grüße des Bürgermeisters der Stadt Werder(Havel), Werner Große. Sie hieß Vertreter von Gästeführervereinen aus dem Ruppiner Land, der Märkischen Schweiz, der Lausitz, aus Südbrandenburg/Nordsachsen und der Potsdam Guides in Werder willkommen und betonte, dass der Tourismus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im Land Brandenburg darstelle und den Gästeführern somit eine herausragende Rolle zukomme. Eine Vertreterin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam erläuterte an Beispielen verschiedene Möglichkeiten zur Förderung von Vereinen und Projekten und das Sponsoring. Wegen der begrenzten finanziellen Mittel der Gästeführervereine kommt dieser Frage eine besondere Bedeutung zu, und die Anregungen wurden dankbar aufgenommen. Im Anschluss informierte eine Vertreterin von Kulturland Brandenburg über Weiterbildungsmöglichkeiten, die auch dazu dienen, erforderliche Zertifikate zu erwerben. Nach der Mittagspause organi- Thema Finanzen: Über 40 Teilnehmer beim Brandenburg-Tag. sierten Mitglieder der Gilde der Stadtführer Werder(Havel) eine Stadtführung über die auch im Winter reizvolle Inselstadt Werders. Der zweite Teil des Treffens diente dem Erfahrungsaustausch zwischen den Gästeführern/innen des Landes Brandenburg und der Vertiefung der guten Zusammenarbeit. In drei Workshops wurde insbesondere darüber beraten, auf welche Weise noch bessere Leistungen als bisher für die zahlreichen Gäste geboten werden können und wie dadurch der Tourismus in unserer Region noch stärkere Impulse erhalten kann. Zum Abschluss erklärte sich die Interessengemeinschaft Lausitzer Gästeführer bereit, 2013 den vierten Brandenburgtag auszurichten. Eberhardt Schumann Gilde der Stadtführer Werder(Havel) e.V. www.stadtfuehrer-werder.de Kongress der Österreichischen Fremdenführer in Wien Ursula Franz, Ehrenvorsitzende des Münchner Gästeführer Vereins, pflegt seit Jahren sehr erfolgreich den intensiven Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen in Österreich. So folgte sie im November 2011 der Einladung zum 24. Kongress nach Wien und vertrat dort die Interessen der benachbarten Bayerischen Gästeführer und des BVGD. Markus Gießler (Wirtschaftskammer Wien, Fachgruppe der Freizeitund Sportbetriebe), Gerti Schmidt (Stellvertreterin), Felicitas Wressnig (WFTGA), Ursula Franz (MGV), Dr. Klaus Vögl (Wirtschaftskammer Wien). Die Begegnung mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Nachbarland dient hauptsächlich dazu, den gemeinsamen, aus unmittelbarer Nachbarschaft sich ergebenden Meinungsaustausch zu fördern. Ursula Franz berichtete insbesondere über die Gästeführerausbildung DIN-EN. Auf Anfrage der Kollegen aus Salzburg wurden Muster unserer Ausweise an das österreichische Wirtschaftsministerium weitergeleitet. Außerdem sprach Ursula Franz eine Einladung zum 10. Bayrischen Gästeführertag in Rothenburg o.d. Tauber aus. Dieser Einladung folgten Vorstandsmitglieder der Wirtschaftskammer aus Wien und Kolleginnen aus Tirol. Außer den Berichten aus den einzelnen Bundesländern wählten die Kollegen aus Wien als Hauptthemen „Ökotourismus und Nachhaltigkeit“ und „Natur/Energie/ Wasser“. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit wird auch künftig fortgesetzt werden. Ursula Franz, Münchner Gästeführer Verein e.V. www.mgv-muenchen.de Cicerone 1/2012 13 WGFT 2012 „Durch Tür und Tor“ – Der Weltgästeführertag in Deutschland – Eine seit 1999 in dieser Form weltweit einmalige Gemeinschaftsaktion von BVGDMitgliedern auch 2012 wieder sehr erfolgreich. Allein durch die Beteiligung von 79 BVGD-Mitgliedsvereinen und die starke Präsenz in den Medien war der Weltgästeführertag 2012 der bislang erfolgreichste. Aber auch die Teilnehmerzahlen waren die höchsten, seit es diese Gemeinschaftsveranstaltung des BVGD gibt, die in dieser Form weltweit einmalig ist. 13.000 Personen haben an den von BVGD-Mitgliedern bundesweit kostenlos angebotenen Veranstaltungen teilgenommen, die auch in diesem Jahr wieder gezeigt haben, wie kreativ die im BVGD organisierten Gästeführer sind. In Andernach hieß es aufmunternd „Tore auf – der Frühling naht“ und in Dalsheim „Keine Angst vor Toresschluss“. Anlässlich des 775. Stadtgeburtstags ging es „Durch Tür und Tor in das mittelalterliche Berlin“. Man konnte in Bremen durch „Das Tor zum Weltraum“ schauen oder einen „Blick durch die Baumtore auf das Dessau-Wörlitzer Gartenreich“ werfen. Eine „Entdeckungsreise zur heißen Vergangenheit der Eifel“, eine „Kunst- und Architekturführung im Düsseldorfer Landtag“ und „Denkmalpflegerische Entdeckungen hinter den Kulissen“ im Schloss Weesenstein in Sachsen wurden angeboten. Im Neuen Schloss Schleißheim erfuhr man unter dem Motto „Treten Sie ein! Max Emanuel lässt bitten“ Einzelheiten über das Hofzeromoniell; aus dem Heidemuseum Rischmannshof kam die Einladung auf Plattdeutsch „Kiek in dörch Poort und Dör und belev een Dag mit Greten un Lene … “. „Berühmte Persönlichkeiten, deren Wirken Türen geöffnet hat“, standen in Heidelberg im Mittelpunkt. Es wurde erklärt „Wie uns Goethes Zitate die Tür zur Stadtgeschichte Frankfurts öffnen können“ und davor gewarnt, „Wenn der Teufel an die Tür klopft“. Portale und Tore an Kirchen und Klöstern sowie an Rathäusern, mittelalterliche Stadtmauern und die Trierer Porta Nigra wurden vorgestellt, … und natürlich hieß es immer wieder „Geschichte(n) hinter Tür und Tor“. Das alles ist nur ein kleiner Auszug aus dem großen Angebot, das engagierte BVGDMitglieder für den Weltgästeführertag 2012 erarbeitet haben. Die Kolleginnen und Kollegen vom Verein der Passauer Stadtführer haben die diesjährige Auftaktveranstaltung, an der ich als Ressortleiterin und Vertreterin des BVGD-Vorstands teilgenommen habe, perfekt vorbereitet und durchgeführt. Die Veranstaltung, bei der Bürgermeister Urban Mangold in Anwesenheit mehrerer Medienvertreter die zahlreichen Gäste mit einigen launigen Sätzen und lobenden Worten für die Passauer Stadtführer begrüßte, fand im Großen Rathaussaal statt – eine ganz besondere Wertschätzung. Einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Tür und Tor“ hielten Universitätsarchivar Mario Puhane und Stadtarchivar Richard Schaffner. Als Gäste waren u.a. anwesend Domdekan Dr. Michael Baer, Pia Olligschläger (Direktorin des Passauer Tourismus e.V.), Georg Steiner (Tourismusdirektor Linz), Gundi Grabner, die Branchensprecherin der Austria Guides Oberösterreichs, Dr. Josephine Gabler (Museum Moderner Kunst Wörlen Passau), Willi Schmöller (Vorsitzender der Festspiele Europäische Wochen) sowie einige Gästeführerkolleginnen aus Burghausen und München. Selbstverständlich wird es auch 2013 bundesweit wieder ein tolles Programm zum WGFT geben: Mit großer Mehrheit wurde während der JHV in Münster „Menschen und Märkte“ zum BVGD-Jahresthema gewählt. Ingrid Schwoon, BVGD, Ressort Weltgästeführertag / International Tourist Guide Day Weltgästeführertag 2012 in Passau – eine doppelte Herausforderung Samstag, 18. Februar 2012: Trotz der „ungünstigen“ Voraussetzungen (Faschingssamstag, Beginn der bayrischen Winterferien und Übergabe der Rathausschlüssel durch den Oberbürgersmeister der Stadt in die Hände der Passauer Narren am närrischen Donnerstag) hatte der PassauerStadtFührer e.V. es gewagt, die bundesweite Eröffnung zum Weltgästeführertag in unserer Stadt zu organisieren. Weit mehr als hundert Gäste aus nah und fern wurden stilvoll von Vertreterinnen der Passauer Goldhaubenfrauen begrüßt, musikalisch von den 14 Cicerone 1/2012 Mitgliedern der „Holzblechernen Tanzlmusi“ auf die Veranstaltung eingestimmt und von Silke Fritz durch das Programm geführt. Urban Mangold, Bürgermeister der Stadt, begrüßte humorvoll - sozusagen als Hausherr und als „führungsbetroffener“ Stadtbewohner - die Anwesenden. Als Vertreterin des PassauerStadtFührer e.V. war es meine Aufgabe, den Geladenen aus den Bereichen Politik, Touristik, Kirche und Kultur unseren 2005 gegründeten, mittlerweile 72 Mitglieder umfassenden Verein vorzustellen. Wir lotsen -nebenberuflich und hauptberuflich - Gäste aus aller Welt in 14 Sprachen durch unsere Stadt. Seit 2010 beteiligt sich der Verein am Weltgästeführertag. Universitätsarchivar Mario Puhane und Stadtarchiv Richard Schaffner öffneten als Festredner der Auftaktveranstaltung unbekannte Türen und Tore der Stadt. Die wertvollste Türe war - ihrer Aussage nach - jene zum Archivschrank, in der der „Bernhardinische Stadtbrief“ von 1299 aufbewahrt wird. Für das leibliche Wohl mit „bayerischen Tapas“ sorgten die Schüler und Schülerinnen der Schule für Körperbehinderte unter Leitung von Karl Bischof und Frank Meurer. So gestärkt, ließen sich die Gäste von Passauer GästeführerInnen von Tür zu Tor geleiten. Sonntag, 19. Februar 2012: Der Blick am Morgen aus dem Fenster bestätigte es: der Himmel hatte – passend zum diesjährigen Motto – seine „Türen und Tore“ geöffnet und es regnete in Strömen. Umso größer war die Überraschung, als zu Beginn der ersten Führung bereits weit mehr als 50 Interessierte auf den Beginn der morgendlichen Tour „Auf den Spuren der Jesuiten und der Niedernburger Nonnen“ warteten. Für diesen Vormittag öffneten wir WGFT 2012 Passauer Gästeführer die sonst verschlossenen Gittertore der Kirche St. Michael. Die Gäste konnten eintauchen in den „Carlone“- Raum der ehemaligen Jesuitenkirche und dort die Arbeiten von drei Generationen der berühmten italienischen Stuckateur-Fami- lien bewundern. Die nachmittägliche Tour stand unter dem Titel „Von den Marktplätzen der Macht zu den Meistern der Höllgasse“. Abends waren wir stolz, mehr als 600 Interessierte anlässlich der Veranstaltungen des Weltgästeführertages in Passau zu Türen und Toren unserer Stadt gelockt zu haben und somit einen neuen Teilnehmerrekord bei Sonder-Stadtführungen zu erzielen! Sabine Altehage, PassauerStadtFührer e.V. Silbernes Erzgebirge: Denkmalpflegerische Entdeckungen hinter den Kulissen Bei strahlendem Sonnenschein, einer leichten Schneedecke und minus 18°C führten wir „Durch Tür und Tor“ zu den denkmalpflegerischen Entdeckungen hinter die Kulissen von Schloss Weesenstein. Im Mittelpunkt stand die Erhaltung bauhistorische Kleinteile, wie Türschlösser, Fensterbeschläge oder Klingelzüge. Diese werden von Besuchern angesichts der großen Ausstellungsstücke sonst kaum wahrgenommen. Doch genau hier spielt die Denkmalpflege in Anbetracht der Sanierungswellen, die einem Baudenkmal in gewissen Abständen widerfahren, eine besondere Rolle. Nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar wurden in den letzten Jahren viele öffentliche Baudenkmale einer Brandschutzsanierung unterzogen. Vom Ringen um die Kompromisse zwischen den Schutzzielen dieser kürzlich auf Schloss Weesenstein abgeschlossenen Modernisierung und der Denkmalpflege zur Erhaltung der historischen Bausubstanz berichteten wir unseren Gästen. Mit der Königlichen Feuerspritze aus dem 19. Jahrhundert fanden wir ein dazu passendes Spendenobjekt. Aus konservatorischen Gründen ist der Museumsbereich des Schlosses nicht beheizt, so dass wir den insgesamt 34 Besuchern ein gewisses Durchhaltevermögen abverlangten. Zur Belohnung reichte unser „Olitätenhersteller“ Kostproben von Likören aus der „Kräuterapotheke“ des Erzgebirges. Die Resonanz war durchweg positiv. Gemessen an den für diese Jahreszeit üblichen Besucherzahlen und der Nähe zum Wintersportgebiet schätzen wir unseren ersten Beitrag zum Weltgästeführertag als sehr erfolgreich ein! Alle Mitglieder unseres kleinen Vereins haben mitgewirkt. Die Veranstaltung gemeinsam zu organisieren führte zu einem fruchtbaren Miteinander und hat uns sehr viel Spaß gemacht. Unser ganz besonderer Dank gilt der Schlossbesatzung des Weesensteins für die großzügige Unterstützung! Bei der inhaltlichen Vorbereitung und der Präsentation der Objekte stand uns der Kustos mit Ideen und Fachwissen zur Seite. Vom Marketing erhielten wir wertvolle Hinweise zur Werbung und Pressearbeit, die wir auch in Zukunft nutzen können. Ganz besonders freuten wir uns über die Überlassung der beheizten Remise. Sie hat nicht unwesentlich zur positiven Stimmung der Mitglieder und Gäste beigetragen. Ralf Mattern, Gästeführer Silbernes Erzgebirge www.gaestefuehrersilbernes-erzgebirge.de Lausitzer Gästeführer: Durch Tür und Tor in Cottbus und Lübben Nach den interessanten und gut besuchten Veranstaltungen der vergangenen zwei Jahre in Cottbus weitete die Interessengemeinschaft der Lausitzer Gästeführer Ihre Aktivitäten in diesem Jahr auf die Spreewaldstadt Lübben aus. Wir freuten uns über eine sehr gute Beteiligung und ein hohes Interesse an beiden Veranstaltungen. Passend zum Thema „Durch Tür und Tor“ hatten wir einen riesigen Schlüssel als Orientierung zur Verfügung. Der Weg führte uns vom Spremberger Turm zur Klosterkirche. Das älteste Bauwerk der Stadt begrüßte die Gäste mit Orgelklängen und Erläuterungen zu den Franziskanermönchen, dem ältesten Epitaph der Herren von Cottbus und zur Geschichte als Sorbisch-wendische Pfarrkirche nach der Reformation. Danach öffnete der Schlüssel die eigentlich verschlossenen Türen des Cottbuser Rathauses. Die Dezernentin für Bauwesen erläuterte die Bau- und Nutzungsgeschichte des Hauses. Dann ging es zur Stadtmauer mit der Lindenpforte und dem Denkmal des Cottbuser Postkutschers, wo die Teilnehmer freudig in das Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ einstimmten. Schließlich ging die Wanderung durch das neu gestaltete Stadtzentrum mit dem Kinder- und Jugendtheater „Piccolo“ zur sorbischen Kulturinformation der „Lodka“, wo die in schöner sorbischer Tracht gekleidete Leiterin die Gäste mit Brot und Salz begrüßte. Der darauf folgende Sonntag sah die Mitglieder der Interessengemeinschaft in der Spreewaldstadt Lübben. Hier fanden sich sehr viele neugierige Gäste ein, um sich in die Geheimnisse der Paul-Gerhardt-Stadt einweihen zu lassen. Am Haintor und der Postmeilensäule wurde an das Hospital „Zum heiligen Geist“ erinnert. Der Hain, den die Besucher passierten, veranlasste den mitwandernden Paul Gerhardt zu der Bemerkung, das dies sein früherer Weg zur Kirche war und er sich damals in einem durchaus desolaten zustand befunden hatte. An der Kirche, die heute den Namen Paul Gerhardts trägt, erläuterte die Pfarrwitwe Sabina Fromm die Figuren an der Kirchtür. Auf beiden Veranstaltungen wurden Spenden für eine kulturelle Einrichtung in Cottbus und eine karitative Einrichtung in Lübben dankend entgegengenommen. Jürgen Bittner, IG der Lausitzer Gästeführer Cicerone 1/2012 15 WGFT 2012 Würzburger Gästeführer sammeln für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft – 400 Teilnehmer beim Weltgästeführertag 2012 Mit dem jährlich stattfindenden Aktionstag macht der Würzburger Gästeführerverein – Träger der städtischen Kulturmedaille 2011 – auf seine Arbeit und das Engagement für die eigene Stadt aufmerksam. Bei den kostenlosen Rundgängen wurden wie immer Spenden für einen guten Zweck gesammelt. Dieses Mal kamen knapp 1.100 Euro zusammen. Der Würzburger Gästeführer e.V. will damit den Ökumenischen Asylkreis, den Verein für kulturelle Zusammenarbeit Vivovolo und das Magazin Heimfocus unterstützen, allesamt Organisationen, die es den Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft an der Veitshöchheimer Straße ermöglichen, am kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen. Trotz grauen Himmels kamen etwa 350 Gäste, die sich den Führungen unter dem Motto „Durch Tür und Tor“ anschlossen. Auftakt bildete die Begrüßung durch den Vorsitzenden des Würzburger Gästeführer e.V. Johannes Wohlfahrt sowie eine kurze Ansprache von Prof. Ulrich Sinn, der als Produktionsdramaturg am aktuellen Bühnenprojekt „Die Schutzflehenden“ des Mainfranken Theaters mitgewirkt hat. Anschließend zeigten und erläuterten die Spezialführungen die verschiedensten Portale, Tore, Durchgänge, die je nach herrschendem Zeitgeist ein wehrhaftes, symbolisches oder einfach nur protziges Aussehen erhielten. Sogar die Main-Schleuse war das Thema einer Führung. Eine Besonderheit des diesjährigen Weltgästeführertags stellten die speziell an die Bewohner und Bewohnerinnen der Gemeinschaftsunterkunft gerichteten Führungen dar. Etwa 50 iranische, äthiopische und afghanische Frauen und Männer waren der Einladung gefolgt, und die Gästeführer wurden jeweils von einem Dolmetscher begleitet. Führungen in diesen Fremdsprachen hatten auch für Würzburg Premierencharakter! Antje Hansen, Würzburger Gästeführer e.V. www.wuerzburger-gaestefuehrer.de Berlin: Alte Tore und Ritterspiele Auch 2012 nahmen die Berliner Gästeführer vom Verband der Berliner Stadtführer Berlin Guide e.V. den Weltgästeführertag zum Anlass, einer breiten Öffentlichkeit ihre vielfältige Arbeit zu präsentieren. Entsprechend dem Motto „Durch Tür und Tor“ zelebrierten die Verbandsmitglieder zusammen mit der Berliner Rittergilde anläßlich des 775. Stadtgeburtstages mit Rundgängen einen Einblick in Berlins mittelalterliche Geschichte. Nach einem Schaukampf der Rittergilde, dokumentiert vom Regionalsender rbb, star- teten unsere Veranstaltungen an den Standorten der fünf ehemaligen mittelalterlichen Stadttore, die heute aus dem Gedächtnis und dem Stadtbild Berlins verschwunden sind. Dabei wurden die Gästeführer weiterhin von den Rittern unterstützt, die einerseits durch ihr Auftreten hervorstachen, andererseits als Treffpunkt dienten. Im Anschluß an die Führungen trafen sich die Gästeführer in Berlins „mittelalterlicher Altstadt“, dem Nikolaiviertel, um bei einer warmen Suppe den erfolgreichen Weltgästeführertag Revue passieren zu lassen. Dana Kresse, Martin Januszewski Verband der Berliner Stadtführer BERLIN GUIDE e.V., www.berlin-guide.org Regensburg: Auf den Spuren der Stadtbefestigung Welch spannendes, vielseitiges und schier unerschöpfliches Motto für den diesjährigen Weltgästeführertag! Unsere bereits etablierte Führung „Sesam öffne Dich!“ passt genau zum Motto und zog wieder sehr viele Regensburger an. Das Motto schreit geradezu danach, der mittelalterlichen Stadtbefestigung nachzuspüren. Haben wir doch mit dem 2007 sanierten Ostenturm eines der schönsten gotischen Stadttore Mitteleuropas, das bei der Fülle an Sehenswürdigkeiten in unserer Welterbestadt meist einfach ‚links liegen‘ bleibt 16 Cicerone 1/2012 – sehr zur Freude seiner Bewohner, einer Turmfalkenfamilie. Los geht’s! „Durch Tür und Tor“ – betrachten wir zunächst einmal die Stadtbefestigung als steinernen Schutzmantel, der Öffnungen braucht um hinein – bzw. hinaus zu gelangen. Wir lassen am Ostentor prunkvolle, ritualisierte Einzüge der Hohenzollern vor unserem geistigen Auge aufleben. Am Brücktor begrüßen wir auf unserer Zeitreise die Händler aus Venedig oder Kiew, die Regensburg zur Drehscheibe des Welthandels machen. Um all die Waren umschlagen zu können, benötigte man funktionelle Hafenanlagen und nutzte den Kräncherturm gleich neben der historischen Wurstkuchl als mittelalterlichen Hafenkran. Durch den Handel ist die Donau metaphorisch gesprochen das ‚Tor zur Welt‘ – für viele leider auch das ‚Tor zur Unterwelt‘ – wenn sie nämlich in die Fluten gerieten und durch die berühmt – berüchtigten Strudel in die Tiefe gezogen wurden. Heute ist die Donau für unsere Schiffsreisenden das Tor zur Stadt und die Schiffsanlegestelle am Donaumarkt fordert derzeit Stadtplaner und Architekten heraus, die städtebauliche Narbe angemessen mit einem repräsentativen und einladenden Gebäude – dem Museum für Bayerische Geschichte, zu schließen. Wir, die wir uns mit dem Thema befasst haben – und unsere insgesamt rund 140 begeisterten Gäste am WGFT sind uns jedenfalls einig: Wir sollten dieses Motto noch öfter aufgreifen. Eine besonders gute Gelegenheit dafür bietet sich beim Ostengassenfest der Sozialen Initiativen vom 13. - 15. Juli 2012, unterstützt doch der Erlös aus unseren Führungen – durch kulttouren aufgestockt auf runde 1.000 1 – das Kunst- und Musikprogramm des beliebten Gassenfestes! Auch die Gästeführer von kulttouren werden wieder aktiv dabei sein und die Besucher auf den Ostentorturm führen. kulttouren e.V. Verband der Regensburger Gästeführer e.V. Infos aus den Mitgliedervereinen Würzburger Gästeführer e. V. erhält Kulturmedaille Am 8. Dezember 2011 wurde dem Würzburger Gästeführerverein die Kulturmedaille der Stadt Würzburg verliehen. Die Auszeichnung, die mit 500 Euro dotiert ist, würdigt das langjährige Engagement der Vereinsmitglieder und setzte den Jubiläumsfeiern zur 10-jährigen Vereinsgründung die Krone auf. Zur festlichen Preisverleihung im Mainfranken-Theater Würzburg waren hunderte Gäste aus Politik, Tourismuswirtschaft und Gesellschaft geladen. Würzburg will mit der Kulturmedaille „öffentliche Anerkennung zeigen und Dank sagen für die seit zehn Jahren kontinuierliche, vielfältige und phantasievolle Arbeit des Gästeführer-Vereins, dessen Mitglieder den Ruf und das Bild unserer Stadt entscheidend mitprägen.“ Oberbürgermeister Georg Rosenthal führte in der Festansprache weiter aus: „Wir zeichnen damit einen Verein aus, dessen Ziel es ist, durch fachkundige und spezifische Führungen den Besuchern die Geschichte ihrer Stadt und ihre Entwicklung auf eindrucksvolle und lebendige Weise nahe zu bringen.“ Laudator war Dr. Peter Oettinger, Tourismusdirektor des städtischen Eigenbetriebs CongressTourismus-Wirtschaft (CTW), der die Grundausbildung der Stadtführer übernimmt. In der Folge führe dies zu „qualifizierten Gästeführungen“, die als wichtiger Beitrag für die weitere Imageprofilierung Würzburgs als Kultur-, Kongress- und Tourismusstadt zu werten seien, sagte Oettinger in seiner Laudatio. Oettinger betonte die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für die 130.000-EinwohnerStadt mit ihren Kirchen, der Festung Marienberg und dem UNESCO-Welterbe Residenz. Weit über die Stadt hinaus bekannt ist der Würzburger Gästeführer e. V. vor allem mit zwei Projekten: Seit 2005 lockte er mit den „Stadt(ver)führungen“ insgesamt mehr als 5.000 Gäste immer sonntags zu wechselnden Themenführungen nach Würzburg. Deren Inhalte seien „ein wertvolles kulturhistorisches Bildungsangebot mit einem nicht enden wollenden Themen-Feuerwerk!“ Aber auch mit seinen Spendenprojekten zum jährlichen, vom Bundesverband der Gästeführer initiierten „Weltgästeführertag“ hat sich der Verein einen Namen gemacht. Die an diesem Aktionstag gesammelten Spenden hat der Verein immer einem kulturellen Zweck in der Stadt zugute kommen lassen. Dabei sind auch mit der Unterstützung von Sponsoren in den vergangenen 10 Jahren fünfstellige Spendengelder zusammen gekommen. Zum Abschluss seiner Laudatio bedankte sich Tourismusdirektor Oettinger bei den Mitgliedern des Würzburger Gästeführervereins: „Würzburg zählt auf Sie!“ Vor zehn Jahren hat Angela Carbone-Gross den Würzburger Gästeführerverein gegründet und ihn von Anfang an zum Mitgliedsverein im BVGD gemacht. Die Kulturmedaille nahm die langjährige bisherige Vorsitzende Sonja Wagenbrenner entgegen und bedankte sich im Namen der Mitglieder für die Ehrung. „Wir Gästeführer verstehen uns in der Tat als professionelle Dienstleister und auch als gleichwertige Partner im Tourismus“, sagte sie in ihren Dankesworten. Auch für die Zukunft wünschte sie sich ein konstruktives Klima der Zusammenarbeit, vor allem, wenn es um ein gemeinsames Ziel gehe: Nämlich die Gäste Würzburgs zufrieden zu stellen und sie zum Wiederkommen zu animieren. Sonja Wagenbrenner, Würzburger Gästeführer e.V. www.wuerzburger-gaestefuehrer.de „Friedrich 300“ in Potsdam: Ehrung für Gästeführer Am 20. Januar 2012 fand in einem sehr feierlichen Rahmen im Nikolaisaal der Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters der Stadt Potsdam statt. Traditionell werden verdiente Bürger der Stadt geehrt, in dem sie sich in das Goldene Buch eintragen dürfen. 2011 stand die Ehrung unter dem Motto des Themenjahres „Friedrich 300“ und die Stadt hatte Ausschau gehalten nach Bürgern, die in diesem Zusammenhang in Potsdam besonderes leisten oder leisteten. Das Augenmerk fiel auf die Gästeführer, als Botschafter der Stadt. Unsere Kollegin und langjährige ehemalige Vorsitzende Regina Ebert wurde ausgesucht, diese Ehrung entgegen zu nehmen. Als Repräsentantin der vielen qualifizierten Gästeführer, die Potsdam tagtäglich mit fundierten Wissen und hoher Motivation ihren Gästen zeigen, bedankte sie sich für die Auszeichnung. Wir freuen uns über diese Anerkennung und sind sicher, dass solche Ereignisse helfen, unsere Tätigkeit mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Regina Ebert, Potsdam Guide e.V. www.potsdam-guide.de Dachau: Bürgerehrung für die Vorsitzende des Gästeführervereins Auszüge aus der Laudation von Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel: Anni Härtl ist eine Pionierin des Tourismus in unserer Stadt. Sie trägt in sich das tiefe Anliegen, die bekannten wie auch die verborgenen Schönheiten unserer Stadt allen Besuchern nahezubringen. Darüber hinaus ist es ihr aber auch wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt liebenswerte und interessante Details bekannt und nicht zuletzt auch vor dem geschichtlichen Hintergrund plastisch zu machen. Bereits von 1997 bis 2001 war sie Vorsitzende des Ver- kehrsvereins. Nach dessen Auflösung war es für Anni Härtl selbstredend, dass sie 2003 das Konzept für den Verein „Dachauer Gästeführer“ entwarf und als Gründungsmitglied und zugleich erste Vorsitzende dann diesen Verein in so erfolgreicher Weise entwickelte, wie er heute vor uns steht. Die Besucher Dachaus aus dem Inund Ausland – und das sind nicht Wenige – haben durch die Arbeit des Vereins die Möglichkeit, sich durch fundiert ausgebildete Gästeführerinnen ein positives Bild von unserer Stadt machen zu können. Frau Härtl liebt ihre Stadt, das spüren alle, die mit ihr über Dachau in Kontakt kommen. Erst kürzlich zeigte sie dies eindrucksvoll bei den Filmbeiträgen über Dachau durch den Fernsehsender München TV. www.dachauer-gaestefuehrer.de Cicerone 1/2012 17 Infos aus den Mitgliedervereinen Berliner Gästeführer gewinnen TV-Deutschland-Test RTL2 lud Anfang Dezember 2011 zum großen Deutschland-Test ein. – auch eine Gruppe von „Fremdenführern“, wie die überholte Berufsbezeichnung lautete, die über unseren Köpfen im Studio unübersehbar prangte. So liefen 25 Guides, viele davon Mitglied im Verband der Berliner Gästeführer, an einem Samstagabend im Berliner Studio des Senders ein und stellten sich dem Wettbewerb mit vier anderen Berufs- und Menschengruppen, nämlich Menschen mit Migrationshintergrund, Trachtenvereinen, LKW-Fahrern und Deutschlehrern. Schnell wurde klar, dass wir in den Lehrern unsere schärfsten Konkurrenten hatten. Vorne auf dem Podium saßen die ebenfalls ratenden Promis, drei mehr oder weniger bekannte Blondinen, ein Kabarettist und Thomas „was erlauben“ Strunz. Die beiden Mode- ratoren der Show, Sonja Zietlow und Micky Beisenherz, machten ihre Sache recht flott: Sie stellte die Fragen, er hatte lustige Einspieler auf Berliner Straßen vorproduziert und interviewte ausgewählte Teilnehmer aus den fünf Rateteams. Insgesamt wurden 38 Fragen gestellt, bei denen jeweils nur eine von vier Auswahlantworten richtig war. Die Fragen aus allen möglichen Wissensgebieten, aber immer zum Thema Deutschland, waren kniffelig und ließen uns gehörig ins Grübeln kommen. Aber da wir alle zusammen unsere Kenntnisse in die Waagschale warfen, standen wir am Ende als die Gesamtsieger da! Der Jubel war groß und wuchs ins Gigantische, als eine Kollegin aus unseren Reihen als Einzelsiegerin des Abends bekannt gegeben wurde: Anna Haase hatte am meisten gewusst und durfte ihren Gewinn, einen schicken weißen Kleinwagen, freudestrahlend in Empfang nehmen. Wir waren uns danach einig: Es war ein toller Abend mit einem Gemeinschaftserlebnis für uns Guides, wie es in unserer täglichen Berufspraxis viel zu selten vorkommt. Thomas Knuth, Berlin Guide e.V. www.berlin-guide.org Regensburg für italienische Regensburger Vor 2.000 Jahren kamen die Römer an die Donau und schufen das Militärlager, aus dem einmal Regensburg wurde. Vor 50 Jahren kamen Italiener vornehmlich zum Arbeiten nach Regensburg. Und heute kom- men sie zunehmend als Touristen. Christiane Kuschel, Gästeführerin seit über 15 Jahren und selbst Halbitalienerin, betreut immer wieder italienische Reisegruppen: „Sie lieben die Stadt, denn die engen Gassen und die Patriziertürme erinnern sie stark an ihre Heimat.“ Tag des offenen Denkmals, Weltgästeführertag, usw. – vor allem Deutsche fühlen sich angesprochen von den Gelegenheiten, mehr über die eigene Stadt zu erfahren. Für Italiener hingegen kann die schwierige deutsche Sprache ein Grund sein, diese Chancen auszulassen. Knapp 900 Italiener wohnen in Stadt und Landkreis Regensburg. Viele leben dort hier sehr lange, sie sind in allen Wirtschaftsbereichen tätig und etliche haben deutsche Ehepartner. So entstand die Idee, speziell den Regensburger Italienern (oder italienischen Regensburgern) die Stadt in ihrer Muttersprache zu zeigen. Christiane Kuschel bot mit drei Kolleginnen kostenlose Stadtführungen in italienischer Sprache an, darunter auch eine spezielle Kinderführung. Diese fand bei schönstem Frühlingswetter besonderen Anklang. Die Literaturwissenschaftlerin Silvia Bertino-Trapp schaffte es durch ihre fesselnde Erzählweise, dass die Kinder eine ganze Stadtführung lang nicht von Ihrer Seite wichen. Die Kleinen waren schwer beeindruckt von den technischen und organisatorischen Leistungen Ihrer Vorfahren sowie deren Heldenmut. Zur verdienten Belohnung ging es in eine Gelateria Italiana. Christiane Kuschel, Regensburg Gästeführerausbildung nach DIN EN bei Berlin Guide e.V.: 600 Stunden total! Nach eineinhalb Jahren endete mit den umfangreichen Abschlussprüfungen die in Deutschland allererste zusammenhängende und komplette Gesamtausbildung von Gästeführern nach den Richtlinien DIN EN in Berlin. Die BVGD-Zertifikate DIN EN wurden den erfolgreichen Absolventen in Anwesenheit des Berliner Wirtschaftsenats durch den Staatssekretär Dr. Jens-Peter Heuer im Mai 2011 überreicht. Lobende Worte richtete Dr. Wolther von Kieseritzky (BVGD) an die Teilnehmer, an den Veranstalter und an den Ausbildungsträger (Berlin Akademie). Der neue Kurs läuft seit Oktober 2011 und 18 Cicerone 1/2012 ist mit 20 Teilnehmern wieder gut besucht. Markus MüllerTenckhoff, BVGD – Kommission für Berufliche Bildung www.berlin-guide. org Infos aus den Mitgliedervereinen Gästeführerverband Wiesbaden: Seit 10 Jahren aktiv „Wir wollen die Gäste in Wiesbaden für unsere Stadt begeistern, so dass sie wiederkommen“, sagt Dr. Elena Porsche, Vorsitzende des Wiesbadener Gästeführerverbandes. Dazu braucht es vor allem Wissen, Kommunikationsgabe und Liebe zu der Stadt, die die Gästeführer ihren Besuchern präsentieren. Dass die Wiesbadener Gästeführer mit Spaß, Kreativität und Esprit bei der Sache sind, das bewiesen sie am Abend des 17. Januar 2012 bei der Jubiläumsfeier ihres Verbandes, der im Januar 2002 von dreizehn Gästeführern gegründet wurde und mittlerweile auf 53 Mitglieder angewachsen ist. Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller adressierte sein lobendes Grußwort an den Verband: „Sie sind die Botschafter unserer Stadt, es hängt von Ihnen ab, wie der erste Eindruck bei Wiesbadens Gästen ausfällt.“ Die persönliche Ansprache und Vermittlung bei einem Besuch der Stadt sei durch nichts zu ersetzen, lobte der Verwaltungschef die Arbeit der Gästeführer, die in den vergangenen zehn Jahren vielfältige und kreative Angebote erarbeitet haben wie Kostümführungen, Themen zu Architektur, Weltkurstadt, Nassauische Residenzstadt, römischer Badebetrieb u.v.a. Die Gästeführer haben sich laufend weitergebildet und die vom BVGD ausgearbeiteten Zertifizierungen gemacht, einige sind noch dabei und werden dieses Jahr geprüft. Es wurde ein unterhaltsames Programm geboten mit Sketchen wie einer humorigen Stadtführung im Bus, wobei sich die „imaginären“ Gäste von „de scheene Häuser“ zwar sehr beeindruckt zeigten, aber doch lieber Shopping gehen wollten. Eine zweisprachige Führung in hessischem Dialekt und amerikanischem Slang erzeugte allgemeine Heiterkeit. Irmgard Knopf, Gründungsmitglied des Verbandes, ließ die zehn Jahre Revue passieren, einschließlich der Jahreshauptversammlung des BVGD in Wiesbaden im Frühjahr 2007, an die sich viele sicher noch erinnern können. Sie hob auch die gute Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tourist Service hervor. Wir Wiesbadener Gästeführerinnen und Gästeführer fühlten uns durch die große Resonanz von Seiten der Stadt in unserer Arbeit bestätigt und wollen gerne weitermachen nach dem Motto: „Arbeit bewahrt uns vor drei großen Übeln: Langeweile, Laster und Armut“ – frei nach Voltaire. Irmgard Knopf, Gästeführerverband Wiesbaden e.V. www.gaestefuehrer-wiesbaden.de Erste Hildesheimer Stadtführerin mit BVGD-Zertifikat DIN EN Im Juni 2011 habe ich das BVGDZertifikat DIN EN und den entsprechenden Button erhalten. Das war der positive Schlusspunkt unter eine Aktion, zu der ich mich im August 2009 wegen der Zweifel an dem - für mich ganz persönlichen - Sinn zunächst nur sehr widerstrebend entschlossen hatte. Es hat ein bisschen Mühe gemacht und (nicht nur) Zeit gekostet, die erforderlichen Nachweise aus den zahlreichen Ordnern meiner inzwischen mehr als 20-jährigen Gästeführertätigkeit herauszusuchen, zusammenzustellen, Fehlendes nachzuholen, die Antragsunterlagen auszufüllen und einen Platz in zeitlich und finanziell passenden Seminaren zu finden ... und manchmal hat mich der Mut verlassen. Dann hat mir geholfen, dass Dr. Wolther von Kieseritzky aufmunternd gesagt hat: „Ich bin überzeugt, dass du mit Deiner Erfahrung und den vielen Fortbildungen, die du nachweisbar gemacht hast, schon fast alle Bedingungen erfüllst, bzw. schnell erfüllen kannst. Du musst es nur wollen!“ Denn das größte Problem bei dieser Zertifizierung ist meines Erachtens, sich selbst zu überwinden und seine eigene Qualifikation auf diese Weise überprüfen zu lassen. Ich freue mich sehr, es geschafft zu haben und möchte die während der Zertifizierungsmaßnahme gemachten Erfahrungen und das Gelernte nicht missen. Ingrid Schwoon, Hildesheimer Stadtführer Gilde www.hildesheim-stadtfuehrung.de Die Großregion entdecken – Fünfzig Gästeführer und Touristiker aus vier Ländern auf gemeinsamen Fachexkursionen unterwegs Gästeführer und Tourismusfachleute aus den sechs Partnerregionen der europäischen Großregion – Lothringen, Großherzogtum Luxemburg, den Bundesländern Saarland und Rheinland-Pfalz, den belgischen Ostkantonen und der Wallonie – können im Rahmen des Interreg IV-A-Projektes „Tourismusmarketing für die Großregion“ die einzelnen Teilregionen der Großregion besuchen. Zusätzlich zum Kennenlernen der touristischen Besonderheiten werden zwischen den Teilnehmern dabei Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht. Die erste der sog. „Großen Fachexkursionen“ führte im Oktober 2011 ins „Weinkulturland“ Rheinland-Pfalz. Unter dem Motto „Städte, Wein, Kultur“ hatte die Rheinland- Pfalz Tourismus GmbH zu den touristischen Schwerpunktthemen ein attraktives Programm in deutscher und französischer Sprache zusammengestellt. Am ersten Tag standen neben einer Führung durch Trier, Deutschlands ältester Stadt, der Besuch des idyllischen Weinörtchens Beilstein und der „Märchenburg“ Eltz bei Münstermaifeld auf dem Programm. Der zweite Tag führte nach einer Besichtigung der Koblenzer Altstadt durch das UNESCO Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ mit seinen zahlreichen Cicerone 1/2012 19 Infos aus den Mitgliedervereinen / Neue Mitglieder stellen sich vor romantischen Burgen und Schlössern zur Burg Rheinfels bei St. Goar, wo ein Minnesänger die Gäste aus der Großregion mit mittelalterlichen Weisen begrüßte. Vorbei am sagenumwobenen Loreley-Felsen ging es am späten Nachmittag zurück nach Trier. Ziel der zweiten „Großen Fachexkursion“ ist das Großherzogtum Luxemburg: Auch hier ist für ein spannendes Programm gesorgt. Bis Ende 2013 werden die Gästeführer alle Partnerregionen kennengelernt haben. Weitere Informationen über die Großregion und das Projekt finden Sie im Internet unter www.tourismus-grossregion.eu. Erfurt: Die Ausbildung „Lutherfinder“ geht in die dritte Runde Auch in diesem Jahr bietet die Evangelische Erwachsenenbildung Thüringen (EEBT) wieder die Ausbildung „Lutherfinder“ an. Die Ausbildung, die in Kooperation mit dem Augustinerkloster Erfurt und dem Verein Erfurter Gästeführer steht, richtet sich an alle interessierten Menschen, die sich im Rahmen der Reformationsdekade „Luther 2017“ engagieren und weiterbilden wollen. In Seminaren und Exkursionen werden die Teilnehmer geschult und dazu ausgebildet, als Gästebegleiter in den verschiedenen Lutherstädten tätig zu sein. Seminarinhalte sind zum einen die theologische und kulturhistorische Auseinandersetzung mit Martin Luther und seiner Zeit, zum anderen die pädagogische und methodische Schulung der Teilnehmer. Exkursionen in die Lutherstädte Erfurt, Eisenach, Weimar/ Jena, Schmalkalden, Eisleben, Wittenberg und Torgau runden die Ausbildung ab. Derzeit besuchen über 50 Teilnehmer die Ausbildung. Davon sind über die Hälfte bereits als Gästeführer tätig. 15 Lutherfinder haben bereits 2011 und im März 2012 erfolgreich ihre Lutherfinderausbildung mit einer Prüfung abgeschlossen und ein von der EKM gestütztes Zertifikat erhalten. Neueinsteiger sind jederzeit willkommen, da die Ausbildung ihre Veranstaltungen immer wieder periodisch anbietet. Geplant ist ab Sommer 2012 auch die Schulung von interessierten Jugendlichen ab 15 Jahren in Workshops und Exkursionen. Die Lutherfinderausbildung dient dem Austausch zwischen Engagierten sowohl auf touristischer als auch auf kirchlicher Ebene. In einem so genannten Lutherfinder-Netzwerk sollen Kontakte und Angebote abrufbereit zur Verfügung stehen und die Kommunikation zwischen den Beteiligten aus den einzelnen Lutherstädten aufrechterhalten werden. Natürlich sollen auch Gäste auf die Angebote der Lutherfinder aufmerksam gemacht werden. Kontakt und nähere Informationen über: Evangelische Erwachsenenbildung Thüringen (EEBT), Anja Ruffert, Tel. 0361 2224847-13, www.eebt.de. Petra Bischoff, Verein Erfurter Gästeführer www.erfurt-fuehrungen.de Neue Mitglieder stellen sich vor Die Zahl der Gästeführer, die im BVGD organisiert sind, wächst weiter, auf inzwischen über 5.000 in ganz Deutschland! Wir begrüßen ganz herzlich die Kolleginnen und Kollegen! Weitere Infos unter www.bvgd.org / Mitglieder- und Kontaktliste. Vier neue Mitgliedsvereine stellen sich Im CICERONE vor. Reise ins Erdinnere: Geo- und Naturführer im Gebiet des Geoparks Bayern-Böhmen (Bayerischer Teil) „Ist Ihnen nicht klar, dass wir über die Erde, auf der wir leben, weniger wissen als über die Himmelkörper im Weltenraum? Die größten Geheimnisse liegen doch hier unter unseren Füßen!“ Diese Worte spricht in der Verfilmung des weltberühmten Romans „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne der Held der Geschichte, der Geologe Prof. Lidenbrock, zu Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften. Danach bricht er zu seiner abenteuerlichen Expedition ins Innere der Erde auf. Genau so abenteuerlich war es, als sich zwischen 1989 und 1994 Geowissenschaftler aufmachten, im Zentrum des heutigen Geoparks eines der tiefsten Löcher der Erde zu bohren, die Kontinentale Tiefbohrung (KTB). Unter dem Motto „Raumfahrt ins Erdinnere“ stießen sie 9.101 m in die Geheimnisse unserer Erde vor und brachen damit in eine völlig neue Dimension der Erforschung des Planeten Erde im 21. Jahrhundert auf. Mehr als 15 Jahre nach Erreichen der Endtiefe an der 20 Cicerone 1/2012 KTB wissen wir heute sehr viel mehr über unsere Erde. Im Geopark stehen auf vielen GeoTouren speziell geschulte Natur- und Landschaftsführer zur Verfügung, die Geoparkranger. Allgemein verständlich und unterhaltend erläutern diese Geologisches, Naturkundliches wie auch Landeskundliches: Dabei nehmen sie ihre Gäste mit auf eine Zeitreise zu den geologischen Anfängen Europas: Zurück in die Zeit, in der die Dinosaurier die Erde beherrschten, Europa unter einem tropisch-warmen Meer verschwunden war und Vulkane die Landschaft prägten. Der „Verein der Geound Naturführer im Gebiet des Geoparks Bayern-Böhmen (Bayerischer Teil, derzeit 24 Mitglieder)“ besteht derzeit überwiegend aus Geoparkrangern, landkreisübergreifend zusammengeschlossen. Unser Ziel ist eine einheitliche Organisation und Förderung der Geo- und Naturführer im Gebiet des Geoparks Bayern und Böhmen. Im Namen des Geoparks Bayern-Böhmen dienen wir der Erhaltung des geologischen und montanhistorischen Erbes, der Umweltbildung und der regionalen Entwicklung. Isabelle Stickling, Verein der Geo- und Naturführer im Gebiet Geopark BayernBöhmen (bayerischer Teil) www.geopark-bayern.de Neue Mitglieder stellen sich vor Romantischer Wellenschlag: Lauffen am Neckar und Umgebung „Der Lauffener ist stolz auf seine Vaterstadt. Nirgends, glaubt er, gehe die Sonne schöner auf und unter, als hier. Und wie fühlt sich nicht schon ein Fremder angezogen durch den kräftigen Wellenschlag des Neckars unter der bogenreichen Brücke, und die romantische Felseninsel! Aber auch geschichtliche Bedeutung hat Lauffen. Der Reichsadler zierte einst sein Wappen, ein mächtiges Grafengeschlecht hatte von daher seinen Namen, in seiner Kirche ruht die heilige Reginswindis, auf seinen Fluren wurde die Ulrichsschlacht geschlagen“, so schrieb Karl Klunzinger im Oktober 1845. Wir Gästeführer aus Lauffen am Neckar und Neckarwestheim im Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg, greifen diese historische Beschreibung auf und informieren zeitgemäß u.a. über den Dichter Friedrich Hölderlin, das Kunstwerk „Hölderlin im Kreisverkehr“ von Peter Lenk, das „Hölder- linzimmer“ im Museum der Stadt Lauffen a.N., die Regiswindiskirche und die Legende von der Heiligen Reginswind, die Neckarbrücke von 1532, die Schlacht bei Lauffen 1534 und die Einführung der Reformation, die weltweit erste Drehstromübertragung von 1891 von Lauffen a.N. nach Frankfurt a.M. sowie das Schoß Liebenstein in Neckarwestheim und die Geschichte der Herren von Liebenstein und schließlich über die bestehende Golfclubanlage Liebestein. Wir arbeiten mit den hier tätigen Gästeführern und örtlichen Einrichtungen eng zusammen, um unseren Gästen insbesondere die geschichtliche, kulturelle, kulinarische und landschaftliche Vielfalt der Region rund um „unseren“ Neckar zu vermitteln. Klaus Koch „Arbeitsgruppe Gästeführer aus Lauffen a.N. und Umgebung“ Die Gästeführer aus Lauffen a.N. und Neckarwestheim an der Hochwassermarke des Neckars von 1651. Happy End von Deutschland: Lindau am Bodensee Früher lag Lindau alles andere als am „schönen Ende“. Vielmehr lag unsere Stadt im Zentrum wichtiger Handelswege. Seit dem 15. Jahrhundert reiste ein Bote einmal wöchentlich zwischen Lindau und Mailand. So kamen auch viele mediterrane Einflüsse in unsere Stadt, die noch heute im Stadtbild sichtbar sind. Der Bodensee war ein wichtiger Handelsweg. Im 18. Jahrhundert waren 33 Lastschiffe in Lindau stationiert. Seit 1806 ist Lindau die einzig bayerische Stadt am Bodensee. Als südlicher Vorposten hatte Lindau nicht nur militärische, sondern auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Unterstreichen sollte diese große Bedeutung unsere weltbekannte Hafeneinfahrt, die schönste Hafeneinfahrt am ganzen Bodensee. Ablesen lässt sich die große Bedeutung auch an den zahlreichen, stattlichen Bürger- und Patrizierhäusern, die das Stadtbild prägen. Seit vielen Jahren führen die Lindauer Stadtfüh- rer/innen die interessierten Gäste durch die Geschichte der schönen Inselstadt. Die Neuorganisation der örtlichen Tourismusstelle machte es den Gästeführer/innen nun möglich, sich auch selbst neu zu positionieren. Im Oktober 2011 schlossen sich 12 Gästeführer/innen zum „GästeführerVerein Lindau-Bodensee e.V.“ zusammen und traten als Verein dem BVGD bei. Eine eigene Homepage, in der sich die einzelnen Mitglieder den Gästen präsentieren, ist kurz vor der Fertigstellung. Somit ist der Verein für die kommende Saison gut gerüstet und freut sich auf viele schöne Stadtführungen und Wanderungen in das geschichtsreiche Umland. Ursula Ippen, Gästeführer-Verein LindauBodensee e.V. www.gaestefuehrerverein-lindau.de In und um Kleve: Arbeitskreis Gästeführer Niederrhein Anfangs war es ein Großteil der 2010 neu ausgebildeten Gästeführer in Kleve, die sich zum „Arbeitskreis Gästeführer Niederrhein“ zusammen geschlossen haben, um gemeinsam Ideen auszutauschen, neue Führungen zu entwickeln, an Informationsveranstaltungen teilzunehmen, Museen, Ausstellungen, Vorträge und Führungen zu besuchen. Mittlerweile wurde der Arbeitskreis durch zahlreiche Gästeführer vom Niederrhein verstärkt. Gemeinsam tragen die Mitglieder des Arbeitskreises dazu bei, die Angebotspalette der Stadt- und Themenführungen in und um Kleve zu erweitern. So konnte das Führungsangebot in den letzten Jahren auf vielfältige Weise ausgebaut werden. Zu den neuen Führungen zählen u a: die Segway-Sightseeing-Tour, Kleve fabelhaft, mit Tante Minchen durch Griethausen, mit der Melkerin durch die Schanz, die Altstadt auf dem Heideberg, in der Adventszeit mit Engel durch die Stadt sowie besondere Familienund Kinderführungen in den Ferien, um nur einige zu nennen. Die Mitglieder des Arbeitskreises freuen sich auf ein aktives Miteinander. Birgit van den Boom,Vorsitzende Arbeitskreis: „Gästeführer Niederrhein“ Cicerone 1/2012 21 Service Neuerscheinungen aus der Feder der BVGD-Mitglieder An die Redaktion des CICERONE wurden wieder interessante Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt geschickt, insbesondere von schreibfreudigen Kolleginnen und Kollegen. Eine Auswahl davon soll präsentiert werden – vielleicht ergeben sich Anregungen für manche Gästeführer. Ana Maria Bermejo hat sich auf eine spannende Spurensuche quer durch Kölns lange Geschichte gemacht und stellt in ihrem jüngsten Werk die „Frauen im Kölner Rheinauhafen“ vor, angefangen bei der Stadtgründerin Agrippina der Jüngeren bis zu den aktuellen Lebensläufen von Publizistinnen, Architektinnen oder Künstlerinnen. Im umgestalteten Kölner Rheinauhafen sind heute zahlreiche Wege, Plätze und Promenaden weiblichen Persönlichkeiten gewidmet, die sich auf ganz unterschiedliche Weisen um Köln verdient gemacht haben. Dabei musste die Politikerin Astrid Reimers die Kölner Stadtverwaltung erst darauf aufmerksam machen, dass zunächst nur Männernamen vorgeschlagen worden waren. Tatsächlich ist um die bereits seit 1994 existierende Keimzelle des Feministischen Archivs von Alice Schwarzer in dem von Dörte Gatermann umgebauten Bayenturm ein kölsches Frauenviertel entstanden. Bormejo eröffnet so einen neuen und wichtigen Blick auf Kölns Geschichte! Der Fotografin Nicole Zimmermann ist es zudem gelungen, das besondere Flair des Rheinauhafens mit seiner aufregenden Architektur in eindrucksvollen Bildern zu dokumentieren. Ana Maria Bermejo: Frauen im Kölner Rheinauhafen. Architektur und Lebensläufe. Wartberg Verlag 2011, 72 Seiten, ISBN978-3-8313-2328-9. Was hat der kleine Friedrich in seiner Kindheit erlebt? Wo hat er gewohnt und warum nennt man ihn den „Kartoffelkönig“? Anlässlich des 300. Geburtstags Friedrichs II. nimmt Regina Ebert, die sich unter anderem auf Stadtführungen für Kinder spezialisiert hat, ihre kleinen Leser mit auf eine glanzvolle biographische Reise zum großen preußischen König. Liebevoll bebildert von Martina Voigt-Schmid erfahren die jungen Historiker alles über die Kindheit und Familie Friedrichs, seine Herrschaft und seine Schlösser. Viele zusätzliche Hinweise regen zur spannenden Vertiefung an den originalschauplätzen in Potsdam oder Berlin an. Eine perfekte Ferienlektüre! Regina Ebert, Martina Voigt Schmid: Friedrich der Große für Kleine. Regina Ebert Verlag 2012, ISBN 978-3930685-26-4. Das „bunt gemischte Mittelreich“, zwischen den „beiden angehenden Nationalstaaten“ Deutschland und Frankreich, der reiche Kulturraum, der aus dem ehemaligen Frankenreich hervorging, ist Gegenstand der eingehenden kulturhistorischen Darstellung von Stefan Woltersdorff. Der Autor, promovierter Literaturwissenschaftler und Gästeführer in Kehl, entfaltet dem Leser ein breites Spektrum der deutschen und französischen Geistesgeschichte, lässt zahlreiche Autoren beider Sprachen zu Wort kommen und macht reichlich Lust, die Autoren unterschiedlicher Epochen, gesellschaftlicher Schichten und politischer Lager zu entdecken: Von Montaigne und Fischart im 16. Jahrhundert bis zu Sartre und Döblin im 20. Jahrhundert. Ein grundlegendes Werk zur Literaturgeschichte Lothringens und ein großer Wissensgewinn! Stefan Woltersdorff: Literarisches Lothringen. Spaziergänge mit Dichtern und Denkern Europas. Conte Ve r l a g 2 0 1 2 , 4 1 2 Seiten, ISBN 978-3941657-40-3. Partnermuseen stellen sich vor Mit der neuen BVGD Kultur-Karte (in Verbindung mit dem neuen BVGD-Qualifizierungsausweis) haben unsere Mitglieder in mehr als 400 Museen und Baudenkmälern freien oder ermäßigten Eintritt. Auch Kultureinrichtungen in anderen europäischen Staaten sowie in Übersee erkennen immer häufiger den BVGD-Ausweis an. Die vollständige Liste aller Partnermuseen des BVGD finden Sie unter www.bvgd.org. Die örtlichen Vereine werden weiterhin gebeten, Kontakt mit den Verantwortlichen der Museen in ihrer Stadt oder Region aufzunehmen und sie auf diese Möglichkeit anzusprechen. Der BVGD-Vorstand unterstützt die Aktion bei Bedarf durch ein gesondertes Anschreiben. Außerdem besteht die Möglichkeit, das Museum im CICERONE vorzustellen. Und davon machten wieder einige Partner Gebrauch. Schritt für Schritt entsteht in Gelnhausen ein ganz neues Museum am Obermarkt. Neu ist die Art der Präsentation und neu ist auch die Struktur. Die ersten beiden Bereiche dieser neuen Themenwelten sind nun fertig und können besichtigt werden. Neben der „Grimmelshausenwelt“, die dem in Gelnhausen geborenen Barockschriftsteller Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen gewidmet ist, gibt es ein besonderes und einzigartiges Kunstwerk: Das begehbare Ohr. Dieses größte Ohr der Welt entführt die Kinder – aber auch Erwachsene – auf eine kleine Expedition in das Innere unserer Körpers. Durch eine riesige Ohrmuschel können die Besucher durch den Gehörgang krabbeln und das Mittelohr erforschen. So ist leicht vorstellbar wie Philipp Reis, der 1834 in Gelnhausen geborene Erfinder des Telefons, vor über 150 Jahren auf die Idee kam, den von ihn „Telephon“ genannten Apparat zu konstruieren. Anhand eines kleinen hölzernen Ohrmodells, das in der Imitation von 22 Cicerone 1/2012 Ohrmuschel, Gehörgang, Trommelfell, Hammer und Amboss die Schallwellen auffangen, in elektrischen Strom umwandeln und dann so in die Ferne schicken sollte, wollte er seinen Schülern die physikalische Seite des Hörvorgangs vorführen. Mittels eines einfachst aus einer Violine und einer Drahtspule konstruierten zweiten Apparats gelang es ihm, diese auf die Reise geschickten Informationen wieder in hörbare Töne umzuwandeln. Kleine und auch große Kinder können diese Thematik nun im wahrsten Wortsinn „begreifen“. Um auch die Hintergründe und Weiterentwicklung dieser Erfindung, aber auch unseres Hörsinnes zu verdeutlichen, ist eine kleine „Experimentierstraße“ im Vorbereich des begehbaren Ohres eingerichtet. Eine Medienstation, Spiele und beleuchtete Infotafeln vermitteln spielerisch Informationen zu den genannten Themengebieten. Wer nun noch wissen will, warum in Gelnhausen jedes Kind weiß, weshalb das Pferd keinen Gurkensalat frisst und was die- ser Satz bei der Erfindung des Telefons zu suchen hat, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder Google fragen oder einfach nach Gelnhausen kommen und im Rahmen einer Führung das begehbare Ohr besuchen. Die Führungen finden ganzjährig sonntags um 14:00 Uhr statt (mit dem BVGD-Ausweis wird das Führungsentgelt ermäßigt). www.gelnhausen.de. Das Technikmuseum Magdeburg ist eines von neun Museen in Magdeburg und verfügt über zahlreiche spannende Sammlungen und technische Sachzeugen aus den Bereichen Industrie und Handwerk, Landwirtschaft, Verkehrstechnik sowie Drucktechnik. Die auf 2.000 qm konzipierte Ausstellung gibt vielfältige Einblicke in die technikhistorische und industriekulturelle Bedeutung der Stadt Magdeburg und Service seiner Region. In der 1871 errichteten Halle produzierte ursprünglich das Grusonwerk mittels eines speziellen Hartgussverfahrens Güter für Eisenbahn und Militär. Später entwickelte sich das 1893 übernommene Grusonwerk als Krupp-Gruson-Werk von einer Panzerplattengießerei zum wichtigen Standort der deutschen Rüstungsindustrie. Im Zweiten Weltkrieg war das Werk 1945 eine Ursache für die großflächige Zerstörung der Stadt. Nach der Umbenennung 1951 in „Ernst-ThälmannWerk“ entstand hier das Zentrum des Schwermaschinenbaus in der DDR. Nach der Wiedervereinigung diente die Halle noch bis 1993 dem Stahlbau. Der Museumsbetrieb wurde hier im Mai 1995 mit einem Schaudepot eröffnet. Mit den Ausstellungen, Techniktagen und vor allem Familientagen wird lebendige Geschichte zum Anfassen gezeigt. www.technikmuseum-magdeburg.de Die Villa des Magdeburger Industriellen Rudolf Wolf aus dem Jahre 1887 war saniert und der museumsbegeisterte Geschäftsführer der Abtshof Spezialitäten-Destillerie Gerhard Mette hatte schon keinen Platz mehr für seine Sammlung mit Raritäten aus der Welt des Zirkus! Eine Interessengruppe Magdeburger Zirkusfreunde war schnell gegründet und nach der Übernahme der historisch einmaligen Bestände des Circusmuseums Preetz in Schleswig-Holstein präsentiert sich die Sammlung heute als Erstes deutsches Circusmuseum in Magdeburg. Da die „Villa Wolf“ für ein repräsentatives Zeigen der Sammlung aus Preetz nicht mehr genügend Platz bot, wird diese jetzt in einem in unmittelbarer Nähe stehendem, nun auch saniertem Haus gezeigt. Aus Liebe zur Zirkuswelt und mit Sammlerleidenschaft ist eine prachtvolle Schau über Dressur, Clownerie und Artistik entstanden, die in den 3 Jahren ihres Bestandes schon fast 20.000 Besucher angelockt hat. In der wunderschönen Kulisse der historischen Fördermaschinenhalle des Weltkulturerbes Zollverein ist auf Schacht 3/7/10 das Phänomania Erfahrungsfeld Essen zu Hause. In der interaktiven Ausstellung dreht sich alles um unsere sinnliche Wahrnehmung und die physikalischen Gesetzmäßigkeiten, die uns täglich umgeben. Entdecken sie an zahlreichen Experimentierstationen, wie ihre Wahrnehmung funktioniert, welche Naturgesetze uns umgeben und welche Auswirkungen diese auf unseren Alltag haben. Erhalten sie Antworten auf die Fragen, was ist eigentlich ein Gedächtnis und wie entstehen Erinnerungen. Jeder Mensch trifft während nur eines Tages weit über 2.000 Entscheidungen, aber wie funktioniert das? Was sind die Auslöser für Entscheidungsprozesse? Wieso können wir unser Gleichgewicht halten und verlieren es manchmal? Entdecken sie die Antworten auf diese und zahlreiche weiteren Fragen in dieser einzigartigen Ausstellung und erleben sie ganz nebenbei das Ambiente, welches seit ca. 100 Jahren auf einer der größten Zechen Europas geherrscht hat. Bei schönem Wetter und bei ausreichender Fitness rundet die Besteigung des einzigen begehbaren Förderturms ihren Besuch auf der Schachtanlage 3/7/10 ab. Die Ausstellung befindet sich in der Halle und wird durch ein Außengelände, das ganzjährig geöffnet ist, ergänzt. www.phaenomania.de Imposant erhebt es sich am Schmarler Warnowufer das ehemalige Frachtschiff „Dresden“. Man sieht dem 10.000-Tonnen-Frachter nicht gleich an, welche Schätze er birgt: An Bord des Schiffes, das zu den größten maritimen Denkmalen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern zählt, lädt das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock seine Besucher mit interessanten Ausstellungen zu einer Entdeckungstour ein, die aufgrund der vielfältigen Angebote schnell zum „Ganztagsprogramm“ werden kann. Das größte schwimmende Museum Deutschlands hat wohl für jeden etwas zu bieten: Gezeigt wird die Schiffbaugeschichte der Region von der mühsamen Herstellung eines Einbaumes aus slawischer Zeit bis zur Serienfertigung von modernen Frachtmotorschiffen. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Darstellung des Schiffbaus in der DDR und von Produktionsabläufen auf einer Großwerft von der Konstruktion bis zur Ablieferung eines Schiffes. In der schifffahrtshistorischen Ausstellung kann man sich über die Geschichte der Deutschen Seereederei Rostock und die Passagierschifffahrt der DDR informieren. Im Achterschiff ist eine Darstellung zur Geschichte und Gegenwart der Häfen Rostock, Wismar und Stralsund zu finden. Besonders für die kleinen Museumsbesucher interessant: Stationen des „Experimariums“ mit maritim-physikalischen Experimenten und der Miniport, an dem man selbst per Fernsteuerung schnittige Schiffsmodelle rasant über das Wasser kurven lassen kann, laden zum Verweilen ein. Ein Freigelände mit Historischer Bootswerft, Anker- und Schiffsschraubensammlung und Seezeichenweg, Schienenkran und Dampfschlepper „Saturn“ ergänzt das Angebot. Jüngst hat die Rostocker Bürgerschaft die Entwicklung des Museums zu einem „Marineum“ mit einer modernen Gestaltung und weiteren attraktiven Angeboten beschlossen. Demnächst wird ein ständiger Ausstellungsbereich zur Rostocker Hochseefischerei entstehen, ab 2012 beleuchtet die neue Dauerausstellung „Faszination Offshore“ die Gewinnung von Windenergie in Windparks auf der Ostsee. www. schifffahrtsmuseum-rostock.de. Das Museum für Natur und Umwelt in Lübeck bietet spannende Einblicke in die Naturgeschichte Schleswig-Holsteins sowie in die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt des Lübecker Raumes. Außerdem werden Sonderausstellungen zu verschiedenen aktuellen Themen gezeigt. Prominente Ausstellungsstücke und europaweit einzigartig sind die in der Nähe von Groß Pampau gefundenen fossilen Walskelette. Vor etwa 11 Millionen Jahren tummelten sich verschiedene Walarten hier im Miozänmeer. Im Glasanbau im Domhof ist das 14 Meter lange Skelett eines heutigen Pottwals zu sehen. »Im Reich des Wassermanns« heißt die große Naturerlebnis Ausstellung, die die heimischen Flüsse Trave und Wakenitz und die nahe Ostsee auf neue und spannende Weise präsentiert. Die Natur zu verstehen war bereits das Anliegen des Lübecker Arztes Johann Julius Walbaum, dessen Nachlass 1799 den Grundstock für das Lübecker Naturkundemuseum bildete. Damit blickt das Haus auf die längste Museumsgeschichte der Lübecker Museen zurück. Es bietet eine Fülle von museumspädagogischen Angeboten, Vorträgen, Seminaren, Ferienprogrammen, Exkursionen und Veranstaltungen an. www.die-luebecker-museen.de. Das TheaterFigurenMuseum Lübeck befindet sich mitten in der romantischen Altstadt, ganz in der Nähe vom berühmten Holstentor. Hier erwartet den Besucher die weltweit größte Ausstellung rund um das Thema Figurentheater aus mehreren Kontinenten und drei Jahrhunderten. Der Rundgang führt durch verwinkelte Gänge 400 Jahre alter Kaufmannshäuser und ist gleichzeitig eine Reise durch die Kulturgeschichte unserer Welt. Die Figuren erzählen von indischen Mythen, chinesischen Bräuchen, afrikanischen Stämmen oder deutschen Jahrmärkten. Auf Anfrage können sich Besucher in deutscher und englischer Sprache durch die Ausstellung führen lassen, auf Jugendliche und Erwachsene wartet ein Museumsquiz. Hervorgegangen aus jahrzehntelangem Engagement von Fritz Fey Junior, Sohn einer Puppenspielerfamilie, bewahrt das Museum einen einzigartigen Schatz an Exponaten und dokumentiert mehrere Jahrhunderte Kulturgeschichte und Puppenspieltradition in all seiner Vielfalt. Nebenan bietet das Figurentheater Lübeck die ganze Palette des modernen Puppenspiels für Erwachsene und Kinder, von »Rigoletto« und »Othello« bis zum »Schimmelreiter« oder »Dornröschen«. www.die-luebecker-museen.de. Eingebettet in eine bizarre Felslandschaft, nur 35 km von Dresden entfernt, thront weithin sichtbar auf einem Tafelberg die Festung Königstein. Einzigartig in Europa präsentiert sie auf einer Fläche von 13 Fußballfeldern Festungsbaukunst in ihrer Entwicklung über 400 Jahre hinweg. Die 247 m über der Elbe gelegene Bergfestung lädt mit mehr als 50 Militärbauten sowie ausgedehnten Grünanlagen ein zum Abenteuer „Festung“. Dabei kann sie auch mit einer Reihe von Superlativen aufwarten. Neben dem tiefsten historischen Brunnen in Sachsen (152,5 m), der ersten sächsischen Garnisonskirche (1676) und der ältesten erhaltenen Kaserne Deutschlands (1589) gibt es hier seit 2011 ein weiteres Highlight: Das Erlebnis „Riesenweinfass“. Eine moderne Installation aus Glas, Stahl, Licht und Musik im Maßstab 1:1 zeigt die gigantischen Dimensionen des legendären Weinfasses Augusts des Starken (238.600 l) und verzaubert das Publikum. Früher lebten hier Soldaten mit ihren Familien wie in einer kleinen Stadt. Ausstellungen, Führungen und ein Audioguide (in neun Sprachen) erinnern an den Festungsalltag von einst. Der Rundgang entlang der 2,2 km langen Ringmauer bietet einen faszinierenden Ausblick auf die Sächsische Schweiz. www.festung-koenigstein.de. Cicerone 1/2012 23 Anzeige Praktika im Fernstudium Fernstudium Historische Stadt www.fernstudium-historische-stadt.de Kontakt: Dr. Manfred Bossow, Heike Frank [email protected] Tel.: 0451/500-6719, Fax: … 6718 Impressum CICERONE – Mitteilungsblatt des BVGD. Auflage: 6.500. Praktika stellen neben Hausarbeiten, Referaten, Klausuren, Abschlussgesprächen eine Möglichkeit dar, ein Modul des Fernstudiums erfolgreich abzuschließen. Sie beziehen sich vorzugsweise auf das Modul D, dessen Überschrift „Erforschen, Bewahren, Weitergeben“ auf die Einsatzfelder Museum, archäologische Abteilung oder z. B. auch touristische Einrichtung hinweist. Während sich der praktische Bezug einer Hausarbeit mit der Selbsterfahrung im Umgang mit dem Stoff und mehr oder weniger imaginären Lesern (unter ihnen allerdings ganz real die Betreuerin, der Betreuer der Arbeit) erschöpft, und derjenige eines Referats immerhin das mündliche Vermitteln an eine Seminargruppe einbezieht, geht es beim Praktikum darum, in unmittelbarer Anschauung einen Ort kennenzulernen, wo Wissen über die historische Stadt entsteht, wo Quellen aufbewahrt und verfügbar gehalten werden oder wo das Thema Endverbrauchern präsentiert wird. Bei dieser Begegnung stellt sich „Praxis“ immer auch als ein sozialer Ort dar, eine durch die jeweilige Organisationskultur und die Eigengeschichte geprägte Wirkungsstätte. Sicherlich ist eigenständige Praktikumsarbeit im zeitlichen Rahmen von vier Wochen zu absolvieren oftmals nur in Ansätzen möglich. Jedoch sollte dann die „Binnenperspektive“ genutzt werden, um mit Beobachtungen, Eindrücken und Reflexionen einen ausführlichen Praktikumsbericht anzufertigen. Bisherige Themen von Praktika waren die Ordnung und Verzeichnung eines im Stadtarchiv Lübeck aufbewahrten Familienarchivs, die Überarbeitung eines Frankfurter Museumsrundgangs für Kinder oder die Mitwirkung in einem Forschungsprogramm zur Bau- und Rezeptionsgeschichte der Marktkirche in Clausthal. www.fsz.uni-luebeck.de. Termine BVGD-Zertifikat DIN EN: Bitte an alle Veranstalter: Melden Sie die geplanten Seminare möglichst frühzeitig beim BVGD an: [email protected]. Herausgeber: Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. Geschäftsstelle: Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg, Tel.: 0911 65 64 675, Fax: 0911 65 64 746, [email protected], www.bvgd.org. Bankverbindung: Kreissparkasse Gelnhausen, BLZ 507 500 94, Kto.-Nr. 61805. 8. UNESCO Welterbetag: 03.06.2012 unter dem Motto: „Auf Spurensuche im UNESCO Welterbe“. Infos unter: www.unesco.de. Konzept, Redaktion und Anzeigenannahme: Georg Reichlmayr, Kurfürst-KarlTheodor-Str. 5, 85221 Dachau, [email protected] DTV Städte- und Kulturforum in Kassel: 13.06. – 14.06.2012. Infos unter www.deutschertourismusverband.de Satz und Gestaltung: Silke Kretzschmar, Im Krummen Rain 44, 67661 Kaiserslautern. Redaktionsschluss CICERONE 2/2012: 01.10.2012. Beiträge an: [email protected]. Lektorat: Diana Szigwardt, Ferdinand-Miller-Platz 12, 80335 München. DTV – Deutscher Tourismustag 2012 auf Norderney: 07.11. – 09.11.2012 Fotonachweise und Bildrechte: Sabine Altehage, Jutta Bauer, Petra Bischoff, Jürgen Bittner, Cirkusmuseum Magdeburg, Christian Denkmann, Regina Ebert, Festung Königstein GmbH, Ursula Franz, Christian Frick, Johannes Goldbach, Anni Härtl, Antje Hansen, Ursula Hartmann, Ursula Ippen, Ewa Kabacinska, Dr. Wolther von Kieseritzky, Irmgard Knopf, Klaus Koch, Dana Kresse, Christiane Kuschel, Lübecker Museen / Museum für Natur und Umwelt, Ralf Mattern, Markus Müller-Tenckhoff, Phänomania Erfahrungsfeld Essen, PNN Potsdamer neuste Nachrichten, Georg Reichlmayr, Schifffahrtsmuseum Rostock, Eberhardt Schumann, Karin Schwiebacher, Ingrid Schwoon, Stadt Dachau, Isabelle Stickling, TheaterFigurenMuseum Lübeck, Birgit van den Boom. FEG – AGM 2012 in Kroatien: 24.11. – 25.11.2012 Titelseite: Foto Stadtansicht Münster und Stadtführung Münster: Georg Reichlmayr, Foto Weltgästeführertag Regensburg: Karin Schwiebacher. ITB in Berlin: 06.03. – 10.03.2013. Infos unter: www.1messe-berlin.de. Alle im CICERONE erschienen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind vorbehalten. Namensartikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Die Redaktion behält sich erforderliche Kürzungen oder Änderungen der Texte vor. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt (Print und online). Der BVGD ist nicht für die Inhalte der Anzeigen verantwortlich. 15th WFTGA-Convention in Macao China: 12.01. – 18.01.2013. Registrierung ab Januar 2012: www.wftga2013.org. 11. Bayerischer Gästeführertag in Würzburg: 18.01. – 19.01.2013. Anmeldungen an: [email protected]. WGFT 21.02.2013 unter dem Motto: „Menschen und Märkte“. Infos unter: www.bvgd.org. Jahreshauptversammlung des BVGD 2013 in Koblenz: 01.03. – 03.03.2013. Infos unter: www.bvgd.org. Alle Termine im Tourismus unter www.bvgd.org / Aktuell und beim DTV unter www.deutschertourismusverband.de / Link zum bundesweiten touristischen Termindienst. Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. Geschäftsstelle: Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg, Tel.: 0911 65 64 675, Fax: 0911 65 64 746, [email protected], www.bvgd.org. Bankverbindung: Kreissparkasse Gelnhausen, BLZ 507 500 94, Kto.-Nr. 61805.