HPV-Impfung HPV-Impfung

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HPV-Impfung HPV-Impfung
Schutz vor Gebärmutterhalskrebs,
Krebsformen im Genitalbereich
und Feigwarzen
Wissenschaftliche Beratung: Univ.-Prof. Dr. Sepp Leodolter
Redaktion: Mag. Silvia Feffer-Holik
© Monkey Business – Fotolia.com
HPV-Impfung
Schutz vor
bestimmten HP-Viren
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ehr als zwei Drittel der sexuell aktiven Menschen stecken sich im Laufe ihres
Lebens mit HP-Viren an. Die Infektionen selbst verursachen keine Beschwerden und heilen in den meisten Fällen spontan aus. Bleibt eine
Infektion jedoch über längere Zeit
bestehen, können Zellveränderungen (Krebsvorstufen) im Bereich
von Schamlippen, Scheide, Gebärmutterhals und After entstehen.
M
Da die Viren
hauptsächlich auf
sexuellem Weg
übertragen werden, ist eine Impfung vor Beginn
der sexuellen Aktivität optimal. Empfohlen wird,
Kinder und Jugendliche beiderlei
Geschlechts von 9 bis 15 Jahren sowie Frauen im Alter von 16 bis 26
Jahren zu impfen.
Die Impfung gegen Infektionen mit
humanen Papillomviren (HPV)
schützt vor den vier häufigsten Virustypen, nämlich HPV 6, 11, 16
und 18. Humane Papillomviren
(HPV) vom Typ 6 und 11 verursachen über 90% aller Genitalwarzen,
die Typen 16 und 18 sind für über
70% der Fälle von Gebärmutterhalskrebs sowie für Krebsvorstufen im
Genitalbereich (Scheide, Schamlippen) verantwortlich. Betroffen sind
keinesfalls nur Frauen: Bei Männern
ist eine HPV-Infektion nicht nur Ursache von Feigwarzen, sondern sie
kann – wenngleich seltener – auch
Ursache eines Peniskarzinoms sein.
Die HPV-Impfung bietet zwar
Schutz vor den „Hochrisikotypen“
HPV 16 und 18, allerdings können
auch andere „Hochrisikotypen“ – allerdings seltener – Ursache von
Krebs sein. Daher ist es wichtig,
dass jede Frau ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich bei ihrem Frauenarzt/ihrer Frauenärztin einen
Krebsabstrich durchführen lässt!
Univ.-Prof. Dr. Sepp Leodolter
Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien
HPV-Impfung
Schutz vor Gebärmutterhalskrebs, vor Krebsvorstufen im Genitalbereich und vor Genitalwarzen
Impfen schützt
© Monkey Business – Fotolia.com
Weltweit erkranken jährlich rund
500.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), über
270.000 Frauen sterben daran –
diese Erkrankung ist somit die
zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen zwischen
dem 15. und 44. Lebensjahr. In
Österreich sind jährlich rund 550
Frauen vom Zervixkarzinom betroffen, für etwa 180 Frauen endet
die Erkrankung tödlich.
Ausgelöst wird Gebärmutterhalskrebs durch Infektionen mit humanen Papillomviren (HP-Viren).
Diese Viren können gesunde Zellen
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Verlag und Medieninhaber: MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, A-1070
Wien, Tel.: 01/407 31 11-0. In Kooperation mit MINI MED Studium, 6020 Innsbruck. Wissenschaftliche Beratung: Univ.-Prof. Dr. Sepp Leodolter, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, AKH Wien. Redaktion: Mag.
Silvia Feffer-Holik. Produktionsleitung: Mag. (FH) Nicole Kaeßmayer. Layout und DTP: creativedirector.cc
lachmair gmbh, 2120 Wolkersdorf. Lektorat: Mag. Andrea Crevato, 1230 Wien. Druck: Bauer Druck, 1110 Wien.
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© Russell Kightley/Science Photo Library/PictureDesk.com
des Gebärmutterhalses verändern,
wobei es allerdings in den meisten
Fällen Jahre (bis Jahrzehnte)
braucht, bis eine HPV-Infektion
über Krebsvorstufen tatsächlich
zum Karzinom führt.
Seit über 30 Jahren wird der so genannte PAP-Abstrich sehr erfolgreich zur Zervixkarzinomvorsorge
eingesetzt. Wenn der Krebsabstrich
allerdings tatsächlich einen auffälligen Befund ergibt, sind bereits Zellveränderungen vorhanden. Der PAP-
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Abstrich ist also eine Methode zur so
genannten sekundären Vorbeugung
(sekundäre Prävention).
Gefährliche HP-Viren
Seit Einführung der Impfstoffe gegen HPV-Infektionen ist nunmehr
eine so genannte primäre Vorbeugung (primäre Prävention) möglich, d.h. die Impfstoffe schützen
vor Infektionen mit bestimmten
HPV-Typen, die möglicherweise zu
Zellveränderungen führen. Derzeit
gibt es zwei Impfstoffe gegen HPVInfektionen: Einer schützt vor zwei
HPV-Typen (HPV 16, 18), der andere vor vier HPV-Typen (HPV 6,
11, 16, 18).
Chronische Infektionen mit den
HPV-Typen 16 bzw. 18 können Gebärmutterhalskrebs und dessen
Vorstufen sowie Krebs und Krebsvorstufen im Bereich von Scheide
und Schamlippen verursachen.
Rund drei Viertel der Fälle von Gebärmutterhalskrebs werden von
diesen beiden Typen verursacht und
können durch die HPV-Impfung
verhindert werden.
Infektionen mit den HPV-Typen 6
und 11 sind für die Entstehung von
Feigwarzen (Condylomata acuminata) verantwortlich – rund 90% aller
Feigwarzen werden durch diese
HPV-Typen verursacht und können
durch die HPV-Vierfachimpfung
vermieden werden.
Chronische HPV-Infektionen können auch zu Krebserkrankungen im
Bereich des Afters, des Penis, des
Rachens, der Mundhöhle und des
Kehlkopfes führen.
Der HPV-Vierfach-Impfstoff ist für
Kinder und Jugendliche von 9 bis 15
Jahren sowie für Frauen von 16 bis
26 Jahren zugelassen, der HPVZweifach-Impfstoff für Frauen und
Mädchen von 10 bis 25 Jahren. Beide Impfstoffe wirken am besten bei
so genannten „HPV-Naiven“, d.h.
bei Personen, die noch keinen Kontakt mit den Erregern gehabt haben.
Die Impfung sollte deshalb idealerweise vor Beginn der sexuellen Aktivität durchgeführt werden, da die
Übertragung der Viren überwiegend
auf sexuellem Weg stattfindet.
Besonders ansteckend
Humane Papillomviren (HPV) sind
besonders ansteckend. Mehr als
zwei Drittel der Menschen infizieren
sich im Laufe ihres Lebens hauptsächlich bei sexuellen Kontakten mit
HP-Viren, meist ohne es zu bemerken. Eine Verhinderung der Übertragung ist auch durch Verwendung von
Kondomen nur bedingt möglich.
Die Viren befallen die Oberflächenzellen (Epithelzellen) von
Haut und Schleimhäuten, wobei die
Infektion selbst keine Beschwerden
verursacht und in den meisten Fällen von selbst wieder abheilt. In einigen Fällen kommt es aber zu einer so genannten persistierenden
(chronischen) Infektion mit HP-Viren, als deren Folge Läsionen am
Gebärmutterhals, im Bereich der
Schamlippen und der Scheide entstehen können.
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Was sind Läsionen?
nter durch HPV-Infektionen
bedingten Läsionen versteht
man krankhafte Zellveränderungen im Bereich von Haut und
Schleimhaut, die sich in der Mehrzahl der Fälle von selbst zurückbilden. Sie können sich jedoch auch
zu gering-, mittel- oder hochgradigen Krebsvorstufen (zu so genannten präkanzerösen Läsionen) weiterentwickeln, die operativ entfernt
werden müssen. Vor den meisten
dieser durch HP-Viren verursachten Läsionen bieten HPV-Impfstoffe Schutz.
Auch Männer sind von Erkrankungen betroffen, die durch HP-Viren
verursacht werden – insbesondere
Genitalwarzen, aber auch Peniskarzinome sind mit HPV-Infektionen
assoziiert.
U
Erkrankungen im
Genitalbereich
Bekannt sind heute über 100 verschiedene Typen von HP-Viren.
Die meisten der durch HP-Viren
verursachten Infektionen sind allerdings nur vorübergehend. Die
HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 verur-
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sachen den größten Teil der HPVbedingten genitalen Erkrankungen.
• Chronische Infektionen mit HPV
16 und HPV 18 (sog. „Hochrisikotypen“) sind für das Entstehen
von
• 75% aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
sowie
• 95% aller Karzinome junger
Frauen im Bereich der Schamlippen und der Scheide (Vulvaund Vaginalkarzinome) und ihrer Vorstufen verantwortlich.
• Außerdem können sie zu Krebserkrankungen im Analbereich
sowie im Bereich des Rachens
und des Kehlkopfes führen.
• Zu den häufigsten „Niedrigrisikotypen“ zählen die HPV-Typen 6
und 11: Diese beiden HPV-Typen
verursachen über 90% aller Genitalwarzen (Kondylome, Condylomata acuminata).
Feigwarzen gehören zu den
häufigsten sexuell übertragbaren
Krankheiten. Sie werden durch direkten Haut- bzw. Schleimhautkon-
© Marcin Balcerzak – iStockphoto.com
takt während des Geschlechtsverkehrs mit einer bereits infizierten
Person erworben.
Genitalwarzen sind bis zu mehrere
Zentimeter große Papeln rötlicher,
grau-bräunlicher oder weißlicher
Farbe, von denen meist mehrere
„beetartig“ nebeneinander stehen.
Mitunter sind sie sehr klein oder
„verstecken“ sich.
Bei Männern sind sie häufig am
Penisschaft oder auf der Vorhaut zu
finden. Sie können aber auch bei
der Harnröhrenmündung, am After
oder im Enddarm sitzen. Bei Frau-
en treten die flachen, knotigen oder
blumenkohlartigen
Feigwarzen
vielfach an den Schamlippen, in der
Scheide, am Gebärmutterhals, nahe
der Harnröhrenmündung und im
Bereich des Afters auf. Selten befinden sie sich auch in der Leistengegend oder am Oberschenkel.
Oftmals führen Beschwerden wie
Juckreiz, Schmerzen, Blutungen
oder Ausfluss zu deren Entdeckung.
Genitalwarzen sind zwar nicht lebensbedrohend, aber sehr belastend
und hartnäckig. Oft müssen sie
operativ entfernt werden; in vielen
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Fällen kommt es zu Rückfällen, die
neuerlich ein therapeutisches Vorgehen erfordern.
Eine skandinavische Studie mit insgesamt rund 70.000 Teilnehmerinnen ergab, dass in einigen nordischen Ländern mindestens jede
zehnte (!) Frau vor ihrem 45. Lebensjahr Genitalwarzen entwickelt.
Bei jüngeren Frauen (und Männern)
ist die Anzahl an Neuerkrankungen
besonders hoch. Schätzungen zufolge sind die HPV-Typen 6 und 11 jedes Jahr für 225.000 neue Fälle von
Genitalwarzen bei Frauen in Europa
verantwortlich.
Mithilfe einer Impfung, die sich
auch gegen die HPV-Typen 6 und 11
richtet, ist ein umfassender Schutz
vor Genitalwarzen gewährleistet.
Natürlicher Verlauf einer HPVErkrankung
Man schätzt, dass 70–100% aller sexuell aktiven Menschen irgendwann
im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren
infiziert werden. In den allermeisten
Fällen (90%) bleiben diese Infektionen symptomlos und heilen ohne negative Folgen aus. Besteht die Infektion jedoch über einen längeren Zeitraum (6–12 Monate, sog. persistierende oder chronische Infektion),
können Veränderungen im Genital-
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bereich an Vulva, Vagina oder Zervix entstehen. Während Zellveränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses durch den so genannten
Krebsabstrich erkannt und anschließend behandelt werden können – zumeist lange bevor es zum Krebs
kommt –, bleiben die (selteneren)
Veränderungen im Bereich von Vulva und Vagina oft unerkannt.
Männer sind sogar noch häufiger
von Genitalwarzen betroffen als
Frauen und natürlich kommt ihnen
auch Bedeutung als potenzielle
Überträger der Infektion zu. Wichtig
ist auch zu wissen, dass eine einmal
durchgemachte HPV-Infektion keine
zuverlässige natürliche Immunität
hinterlässt. Sehr wahrscheinlich
kann es also mehrmals zu HPV-Infektionen mit den gleichen HPV-Typen kommen.
Zervixkarzinom: Jede Frau ab dem
18. Lebensjahr sollte einmal jährlich
einen Krebsabstrich (PAP-Abstrich)
durchführen lassen. Die beim Abstrich entnommenen Zellen werden
auf verdächtige Veränderungen untersucht, Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen können somit meist rechtzeitig erkannt werden. Bei auffälligem
Krebsabstrich wird je nach Schweregrad der Zellveränderung entweder
engmaschig kontrolliert oder es wird
© Waldhäusl – Ottfried Schreiter
eine Gewebeprobe entnommen und
gegebenenfalls müssen sich betroffene Frauen einer Operation unterziehen (sog. Konisation).
Ohne Zweifel bedeutet jeder auffällige Krebsabstrich und die damit
eventuell verbundene Operation (mit
all ihren Folgen) nicht zuletzt auch
eine große psychische Belastung.
Zusätzlich haben Frauen im gebärfähigen Alter bei Schwangerschaften
nach Konisation ein erhöhtes Frühgeburts- und Komplikationsrisiko.
Vulva- und Vaginalkarzinom: Für
diese beiden Krebserkrankungen
gibt es derzeit (außer der gynäkologischen Routineuntersuchung) keine
systematischen Früherkennungsmaßnahmen.
Analkarzinom: betrifft Männer
und Frauen gleichermaßen, nicht
nur Risikogruppen.
Hohes Ansteckungsrisiko
Übertragen werden die HP-Viren
hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr (genital, oral oder anal).
Daher sollte auch die Impfung
möglichst vor Aufnahme der sexuellen Aktivität durchgeführt werden. Durch Verwendung von Kondomen lässt sich das HPV-Infektionsrisiko zwar senken, aber nicht
gänzlich verhindern, denn eine Ansteckung mit HP-Viren ist auch
durch Hautkontakt mit infizierten
Gegenständen (Handtücher, Trinkgläser etc.) möglich.
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Infektionshäufigkeit
umane Papillomviren sind
die häufigsten sexuell übertragenen Viren, der Infektionsgipfel liegt zwischen dem 20.
und 30. Lebensjahr.
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Eine Impfung gegen humane Papillomviren kann vor einigen
Krebserkrankungen im Genitalbereich schützen!
© pressmaster – Fotolia.com
Neben dem jährlichen Krebsabstrich gibt es nun eine weitere
Möglichkeit der Krebsvorsorge:
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die Impfung mit einem HPV-Impfstoff.
Es stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung: ein HPV-Vierfach-Impfstoff, der vor den vier häufigsten
HPV-Typen (6, 11, 16 und 18)
schützt, und ein HPV-ZweifachImpfstoff zum Schutz vor den
HPV-Typen 16 und 18.
■ Warum ist die Impfung
so wichtig?
Wie weltweite Studien gezeigt haben, kann die Impfung einen bis zu
100%igen Schutz vor den HPV„Hochrisikotypen“ 16 und 18 bieten, der HPV-Vierfach-Impfstoff
zusätzlich Schutz vor den HPV„Niedrigrisikotypen“ 6 und 11.
Da die Viren hauptsächlich auf sexuellem Weg übertragen werden,
ist Impfen vor Beginn der sexuellen
Aktivität besonders wichtig. Aber
auch Personen, die schon Infektionen mit einem oder auch mit mehreren der HPV-Impfstoff-Typen
durchgemacht haben, werden durch
die Impfung vor Infektionen mit
den (dem) anderen im jeweiligen
Impfstoff enthaltenen HPV-Typen
geschützt.
Somit bietet die HPV-Impfung
auch für bereits sexuell aktive
Mädchen und Frauen bzw. Knaben,
die bereits eine Infektion durchgemacht haben, eine Schutzwirkung.
■ Wie wirkt die Impfung?
Die Impfung wirkt ausschließlich
prophylaktisch und verhindert eine
Reihe von gutartigen, aber vor allem auch bösartigen Erkrankungen
(bzw. deren Vorstufen), die durch
HPV-Infektionen mit den HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 verursacht
werden. Die als Immunreaktion auf
die Impfung entstehenden, neutralisierenden Antikörper verhindern,
dass HP-Viren in Zellen eindringen, dort persistieren und sich unkontrolliert vermehren können (=
Krebsvorstufe
bzw.
Krebs).
Der Impfstoff ist NICHT zur Behandlung geeignet, d.h. die Impfung hat keinerlei Einfluss auf eine
aktuelle Infektion bzw. auf bereits
bestehende Läsionen.
■ Für wen ist die Impfung
zugelassen?
Der HPV-Vierfach-Impfstoff ist
derzeit für Kinder und Jugendliche
(beiderlei Geschlechts) von 9 bis
15 Jahren sowie für junge Frauen
im Alter von 16 bis 26 Jahren zugelassen.
Der HPV-Zweifach-Impfstoff ist
für Mädchen und Frauen von 10 bis
25 Jahren zugelassen.
■ Warum sollten auch Burschen
zwischen 9 und 15 Jahren
geimpft werden?
Bei Burschen kann es ebenfalls zu
HPV-Infektionen mit entsprechenden Folgen (Genitalwarzen) kommen. Zudem spielen sie auch bei
der Übertragung der HP-Viren eine
wesentliche Rolle. Durch die HPVVierfachimpfung von Knaben und
jungen Männern ist einerseits ein
Schutz vor Genitalwarzen gegeben,
andererseits wird auch die Übertra-
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gungskette der gefährlichen Typen
16 und 18 unterbrochen.
■ Wie wird die HPV-Impfung
verabreicht?
Die HPV-Impfung wird intramuskulär in den Oberarm verabreicht.
Bei beiden Impfstoffen sind drei
Teilimpfungen erforderlich, die innerhalb von sechs Monaten verabreicht werden: Die 2. Teilimpfung
erfolgt zwei (einen) Monate nach
der Erstimpfung, die 3. vier (fünf)
Monate nach der 2. Teilimpfung.
■ Welche möglichen
Nebenwirkungen gibt es?
Üblicherweise werden HPV-Impfungen gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schmerzen, Schwellung, Jucken und Rötung an der Injektionsstelle. In einigen Fällen können Fieber, Übelkeit
und Benommenheit auftreten. Diese Beschwerden klingen normalerweise nach ein bis zwei Tagen ohne
weitere Maßnahmen ab. Falls Sie
nach einer Impfung unerwünschte
Ereignisse beobachten, kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt.
■ Wie sicher sind HPV-Impf-
stoffe?
Wirksamkeit, Verträglichkeit und
Sicherheit des HPV-Vierfach-Impf-
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stoffes wurden in groß angelegten,
doppelblinden, plazebokontrollierten, randomisierten klinischen Studien (mit mehr als 25.000 Frauen
aus 33 Ländern über einen Zeitraum von insgesamt mehr als zehn
Jahren) eindrucksvoll belegt. Auch
seit der Markteinführung bestätigen die Daten aus umfassenden
Überwachungsprogrammen sowie
die Erfahrungen aus der weltweiten, breiten Anwendung das gute
Sicherheitsprofil des HPV-Vierfach-Impfstoffes. Die Anwendungssicherheit von neuen Impfstoffen wird von den Gesundheitsbehörden streng überwacht. Weltweit wurden bis Ende Juni 2008
über 30 Millionen Impfdosen des
HPV-Vierfach-Impfstoffes in Verkehr gebracht.
Auch für den HPV-Zweifach-Impfstoff liegen umfassende Daten zur
Sicherheit vor.
■ Wie lange wirken die
Impfstoffe?
Bei den HPV-Impfstoffen handelt es
sich um Impfstoffe mit Langzeitschutz. So wurde für den HPV-Vierfach-Impfstoff nachgewiesen, dass
der Körper nach der Impfung Gedächtniszellen bildet, die bei neuerlichem Kontakt mit HPV-ImpfstoffTypen sehr schnell mit einer starken
© mcbrugg – iStockphoto.com
Bildung neutralisierender Antikörper reagieren. Mädchen/Burschen
und Frauen, die den Impfstoff als
Teenager oder als junge Erwachsene
erhalten haben, sind daher viele Jahre lang geschützt und Auffrischungsimpfungen sind derzeit für
beide Impfstoffe nicht vorgesehen.
■ Warum sollten Frauen ab 18
Jahren trotzdem jährlich einen
Krebsabstrich machen lassen?
HPV-Impfstoffe können nur jene
HPV-Erkrankungen verhindern, die
durch die HPV-Impfstoff-Typen
verursacht werden (~75%). Aber
auch andere HPV-Typen verursachen Krebsvorstufen und Krebs.
Daher ist es auch für HPV-geimpfte Frauen unbedingt notwendig,
einmal im Jahr zu einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung zu
gehen, die einen PAP-Abstrich beinhalten soll.
■ Soll man vor den Impfungen
einen HPV-Test vornehmen?
Nein, da die meisten HPV-Infektionen ohne Zellveränderungen (Läsionen) spontan ausheilen. Liegt
tatsächlich eine Infektion vor, so in
den meisten Fällen nur mit einem
der Impfstoff-Typen. Lediglich in
5% der Fälle liegen Infektionen mit
zwei Impfstoff-Typen vor. Nur bei
einem Fall von 1.000 (0,1%) liegt
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eine Infektion mit allen vier Impfstoff-Typen vor. Ein Nutzen ist im
Falle der HPV-Vierfachimpfung daher praktisch immer gegeben und
bei der HPV-Zweifachimpfung sehr
wahrscheinlich. Der bisher verfügbare Test gibt außerdem keinen Aufschluss über die einzelnen Typen,
sondern ordnet die Infektion nur der
Kategorie „Hochrisiko“ oder „Niedrigrisiko“ zu. Daraus ergeben sich
keine Konsequenzen.
■ Wie hoch sind die Kosten
für die Impfung?
Österreich war Vorreiter in der Entwicklung des HPV-Vierfach-Impf-
stoffes sowie auch bei der Aufnahme der HPV-Impfung in den Impfplan. Viele europäische Länder haben inzwischen nach österreichischem Vorbild die HPV-Impfung in
ihre Impfprogramme integriert. Eine staatliche Finanzierung bzw.
Subventionierung wie in der
Schweiz, in Deutschland, England,
Schweden, Frankreich, Spanien und
Italien lässt in Österreich allerdings
noch auf sich warten. Der Endverbraucherpreis für beide Impfstoffe
liegt in der Apotheke bei 208,- Euro
inkl. MwSt. pro Impfdosis. Um vollen Impfschutz zu erlangen, sind
drei Impfdosen notwendig.
© APA/EPA
Medizin-Nobelpreis
2008 für HPV-Entdecker
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er Nobelpreis
für
Medizin
2008 geht zur einen Hälfte an Harald zur Hausen
Harald zur Hausen
(Deutschland)
und zur anderen Hälfte an die beiden
Franzosen Francoise Barré-Sinoussi
und Luc Montagnier.
D
Zur Hausen wird für die Entdeckung des Humanen Papillom-Virus (HPV) als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs ausgezeichnet, die
französischen Mediziner für die
Entdeckung des AIDS verursachenden Humanen Immundefizienz-Virus (HIV).
Der Nobelpreis für Medizin wird
am 10. Dezember, dem Todestag
Wegbereiter für Impfstoffe
„Seine Entdeckung hat dazu geführt,
dass der natürliche Verlauf einer
HPV-Infektion beschrieben werden
konnte und vorbeugende Impfstoffe gegen eine HPV-Infektion entwickelt wurden,“ so die Mitglieder
der Nobel-Versammlung des schwedischen Karolinska Instituts.
Die Entwicklung des HPV-VierfachImpfstoffes begann Anfang der
1990er-Jahre. Heute – zwei Jahre
nach der Zulassung im Jahr 2006 –
ist die Impfung mit dem HPV-Vierfach-Impfstoff inzwischen weit verbreitet.
© Franz Pfluegl – Fotolia.com
des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.
Der Deutsche Harald zur Hausen
ebnete den Weg für die Entwicklung des HPV-Vierfach-Impfstoffes
zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs, zur Verhinderung von
krankhaften Zellveränderungen
bzw. Krebsvorstufen (Läsionen)
des Gebärmutterhalses, der Schamlippen und der Scheide sowie Genitalwarzen. Der HPV-VierfachImpfstoff ist gegen die vier HPVTypen gerichtet, die den größten
Teil der durch humane Papillomviren bedingten Erkrankungen im
Genitalbereich verursachen.
Der Impfstoff ist in 105 Ländern
auf der ganzen Welt zugelassen,
weltweit wurden bis Ende Juni
2008 über 30 Mio. Dosen ausgeliefert. In 18 von 19 europäischen
Ländern, in denen der HPV-Vierfach-Impfstoff vermarktet wird,
gibt es offizielle Impfempfehlungen hinsichtlich der Impfung gegen
HPV. In 15 dieser Länder werden
die Impfkosten bereits jetzt erstattet oder es liegen Pläne für die Kostenerstattung vor. Des Weiteren
haben die USA, Australien, Neuseeland und Kanada Empfehlungen
für die Impfung ausgesprochen und
erstatten zudem die Impfkosten.
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Spezielle Impfaktionen
Die Bundesländer Burgenland, Kärnten und Niederösterreich
bieten spezielle Impfaktionen an. Die Details:
Burgenland:
Im Schuljahr 2008/2009 wird allen Mädchen der 5., 6., 7. und 8. Schulstufe die
Möglichkeit geboten, in der Hauptschule
sowie in der AHS-Unterstufe die HPV-Vierfachimpfung zum Aktionspreis von € 90,pro Dosis zu erhalten. Ab dem Schuljahr
2009/2010 wird die HPV-Vierfach-Impfaktion jährlich mit einem weiteren Jahrgang,
den Mädchen der 5. Schulstufe, fortgesetzt werden.
Jungen Frauen im Alter von 16 bis 26 Jahren und Knaben zwischen 9 und 15 Jahren
wird der HPV-Vierfach-Impfstoff in burgenländischen Apotheken zum Aktionspreis von € 150,- pro Dosis angeboten, der
HPV-Zweifach-Impfstoff ist für Frauen und
Mädchen im Burgenland zwischen 10 und
25 Jahren ebenfalls um € 150,- pro Dosis
erhältlich.
Kärnten:
In Kärnten sind vergünstigte Impfungen
(€ 130,- pro Impfung; gilt für beide Impfstoffe) in den Gesundheitsämtern der Magistrate Klagenfurt und Villach sowie in
den Bezirkshauptmannschaften Feldkirchen, Hermagor, Klagenfurt-Land, Spittal,
St. Veit/Glan, Villach-Land, Völkermarkt
und Wolfsberg möglich.
Niederösterreich:
In den 21 niederösterreichischen Landeskliniken wird der HPV-Vierfach-Impfstoff
an Mädchen und Frauen zwischen dem 9.
und 26. Lebensjahr vergünstigt abgegeben, wenn sie ihren Hauptwohnsitz in Niederösterreich haben. Der Selbstbehalt für
eine Teilimpfung liegt bei € 90,-, die drei
Teilimpfungen kosten somit insgesamt
€ 270,- (statt über € 600,- Normalpreis).
Alle Detailinformationen zur unbefristeten
Impfaktion mit den aktuellen Anmeldezeiten und Telefonnummern in den jeweiligen Landeskliniken erhalten Sie unter der
HPV-Impfhotline 02742/22 6 55 (Mo-Do
8.00-16.00 Uhr, Fr 8.00-13.00 Uhr), auf
der Homepage des Landes Niederösterreich (www.noel.gv.at) sowie auf der
Homepage der NÖ Landeskliniken-Holding
(www.lknoe.at). Auch aufklärende Informationen über Impfung und Impfstoff sowie die Patienteninformations-Einverständniserklärung, die Kostenübernahmeerklärung und das Formular zur Zahlungsbestätigung finden Sie zum Download im
Internet; darüber hinaus liegen diese zur
Abholung in den Landeskliniken auf.
Beide Impfstoffe sind in niederösterreichischen Apotheken um € 208,- pro Dosis erhältlich.