Publikation ansehen - Cleaner Production Germany
Transcription
Publikation ansehen - Cleaner Production Germany
I Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Schlussbericht zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chemisch/toxischen Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar II Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Schlussbericht zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chemisch/toxischen Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar Ausführende Forschungsstelle: • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Lehrstuhl Strömungslehre Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Hans Joachim Kecke Mitgewirkt haben • • Institut für Baustoff- und Umweltschutztechnologie GmbH, Weimar Bearbeiter: Dr. rer. nat. Joachim Kieser Kali und Salz Entsorgung GmbH, Kassel Bearbeiter: Dr. rer. nat. Rainer Werthmann Dr.-Ing. Gerrit Städtler Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technologie und der Kali und Salz GmbH unter dem Förderkennzeichen 02 C 0486 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Magdeburg, Juni 2000 III Inhaltsverzeichnis: Seiten von - bis Band 1 I Kurzfassung I-1 - I-41 II Erfassung und Charakterisierung der Rückstände aus der Rauchgasreinigung von MVA II-1 - II-145 III Zu erwartende Schwermetallverbindungen bei der Müllverbrennung (2 Anlagen) III-1 - III-97 Band 2 IV Chemisch-mineralogische Zusammensetzung von MVA-Rauchgasreinigungsprodukten und deren mögliche Verfestigung aus Suspensionen heraus (2 Anlagen) IV-1 - IV-30 V Untersuchungen der Verfestigung von Dickstoffgemischen (1 Anlage) V-1 VI Fließverhalten von Suspensionen mit Aschen von Müllverbrennungsanlagen (4 Anlagen) VI-1 - VI-92 VII In-situ-Untersuchungen zum Transport und zur Verfestigung von Dickstoffmischungen mit Rauchgareinigungsprodukten von MVA VII-1 - VII-22 - V-47 I-1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar _________________________________________________ Kurzfassung I-2 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren Die derzeitige menschliche Gesellschaft mit ihrer Vielfalt an Gebrauchsgütern sowie ihrer hohen Bevölkerungsdichte hinterläßt eine beträchtliche Menge an Siedlungsabfall. In Deutschland sind das im Jahr mehr als 50 Mio t. Hinsichtlich des Umgangs mit diesem Abfall deutet Abbildung 1 die anstehenden Wege an. Abb. 1: Anliegen und Stoffflüsse des Umganges mit dem Siedlungsabfall/Müll Bei bisher stetigem Anstieg des Abfalles in der Gesamtmenge (Haushaltsabfall, Gewerbeabfall, Sperrmüll, Klärschlamm, Krankenhausabfall, Straßenkehricht) nahmen die Verwertungsanteile überproportional zu, so dass die zu beseitigende Menge leicht rückgängig war, siehe Tabelle 1. Jahr 1993 1997 1999 Gesamtmenge [Mill. Mg] 46,7 56,3 57,0 Beseitigung durch Deponie [Mill. Mg] 25,8 24,0 19,7 Netto-Verwertungsmengen und –quoten MBA Verbrennung [Mill. Mg] [Mill. Mg] [Mill. Mg] 0 10,9 10,0 1,2 9,8 21,3 1,3 13,0 23,0 % 21,4 37,8 40,4 Tab. 1 : Abfall- Mengenentwicklung, n. [1] Der thermischen Behandlung werden in nunmehr über 50 Müllverbrennungsanlagen (MVA) etwa ein Viertel des Abfalles zugeführt. Damit soll zum einen das Schadstoffpotential reduziert werden; zutreffend für die organischen Bestandteile. Neben der Heizwärme- und Elektroenergiegewinnung wird zum anderen eine erhebliche Volumen- und Massereduzierung erreicht. Das Volumen wird auf etwa 20 %, die Masse auf etwa 30 bis 40 % vermindert. Zerstört werden somit die je nach territorialen Bedingungen enthaltenen 30 bis 70 % organischen Bestandteile. Als chemisch/toxisches Potential verbleiben die Schwermetalle in den Rückständen der Müllverbrennung. Die Belastung des Mülls mit Schwermetallen, ebenso territorial wie auch jahreszeitlich unterschiedlich, liegt in folgenden Bereichen: Zink 0,4 ... 6 kg/t Chrom 0,02 ... 2,5 kg/t Blei 0,2 ... 2 kg/t Quecksilber 0,0003 ...0,01 kg/t Kupfer 0,06 ... 2 kg/t Cadmium 0,001 ... 0,004 kg/t I-3 Die Restmasse bei der Müllverbrennung umfaßt dann etwa zu dreiviertel Schlacke und zu etwa einem Viertel Asche bzw. Stäube aus der Rauchgasreinigung. Die Schlacke kann nach einer weiteren Behandlung einer Nutzung zugeführt werden; vor allem kommt sie als Verkehrsweg-Unterbau zum Einsatz. Für die Stäube bietet sich die Einlagerung in gegebene Hohlräume des Salzbergbaues an. Bei der Einlagerung untertage sollte eine weitere Konvergenz der Hohlräume weitgehend unterbunden werden. Dies ist bei einer Schüttung (mechanische Einbringung, Blasversatz) mit einem Lückenvolumen von etwa 40 % z. T. gegeben. Auch erfordert das Handling mit staubförmigen Stoffen besondere Maßnahmen zur Eingrenzung von Emissionen. Die Unzulänglichkeiten bzw. Erschwernisse können im wesentlichen durch den hydraulischen Transport und die hydraulische Einbringung (Spülversatz) unterbunden werden. Einen weiteren Vorteil bietet die Hydromechanisation, wenn ein Stoffgemisch zum Einsatz kommt (Stäube aus der Müllverbrennung – Trägerflüssigkeit – und Bindemittel), welches nach der Ablagerung die Flüssigkeit bindet und so den Hohlraum kompressionsfrei vollständig ausfüllt. Vorzüge einer hydromechanischen Technologie: - staubfreier, behälterloser Transport der Abfälle; - resthohlraumfreies Verfüllen der Hohlräume; - Abbinden des Dickstoffes zu einem festen Versatzkörper ohne abfließendes Restwasser; - Abriegelung der gefüllten Hohlräume gegen einen freien Flüssigkeitsdurchstrom; - Erreichbarkeit bestimmter bodenmechanischer Eigenschaften des Versatzkörpers; - Einbindung der Schadstoffe im ausgehärteten Versatzkörper; sind gegeben, unterstützt durch eine z. T. erreichbare chemische Bindung der Schwermetalle und unterstützt durch hohe Dichtheit des Versatzkörpers. Der Ermittlung der Bedingungen für ein solches Verfahren, dem sogenannten Dickstoffverfahren, diente schon das Projekt „Dickstoffverfahren zur langzeitsicheren Verbringung von chem./tox. Abfall-/Reststoffen als aushärtender Versatz in Hohlräumen des Kalibergbaues bzw. zur Resthohlraumverfüllung von UTD (BMBF-gefördertes Vorhaben 02 C 0123, 19931995). Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand dabei die Bestimmung von Rezepturen für das einzusetzende Stoffgemisch. Die Ergebnisse wiesen die grundsätzliche Realisierbarkeit nach, zeigten jedoch auch, daß eine genaue Analyse der Stoffzusammensetzung und der Stoffumwandlungen notwendig sind, um verallgemeinerungsfähige Aussagen zu erzielen. Ein tragfähiges Fundament für das Dickstoffverfahren kann somit nur durch eine tiefgehende Analyse der anfallenden Stoffe aus der Rauchgasreinigung geschaffen werden. Dem diente das nunmehr bearbeitete Projekt „Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar“ (1997-2000). Die hier bearbeiteten Gebiete verdeutlicht Abbildung 2. I-4 Müllverbrennungsanlagen und anfallende Rauchgasreinigungsprodukte - Siedlungsabfall (Anfall und Zusammensetzung) - Müllverbrennung (Technologie, Randbedingungen, Stoffumsetzung) - Rauchgasreinigungstechnologien, Reaktantenzugaben - Rauchgasreinigungsprodukte (Anfall und Zusammensetzungen) Rauchgasreinigungsprodukte - Struktur (Keselasche, Reaktionsprodukte, Filterstaub) - chemisch – mineralurgische Zusammensetzung - Phasen – Zusammensetzung - Reaktionsvermögen im Stoffsystem RGRP – MgCl2-Lösung, MgO Schwermetallbelastung - Umfang; Zusammensetzung - Verbindungen im RGRP Verfestigung Transportfähigkeit - Bindemitteleinsatz - Phasenumwandlungen - Wasserbindung (chem./physik.) - Zeitverhalten - Arbeitsfeld - Fließverhalten - Scher- , Zeitabhängigkeit - Ausbreitverhalten - Grobkornmittransport Stoffeigenschaften des verfestigten Materials Schwermetalleinbindung - Druckfestigkeit - Durchlässigkeit - Wassereinbindung - Löslichkeit - Verbindungen im verfestigten Material in-situ-Untersuchung - hydromech. Anlage - Dosierung und Mischung - Förderdruck - Verfestigung Abb. 2: Grundlagen des Dickstoffverfahrens Arbeitsprogramm I-5 Mit den Untersuchungen war eine erste fundierte Basis für die Dickstofftechnologie zu erarbeiten. Die mögliche Nutzung für beliebige Stäube und damit die Vielfalt der anstehenden Fragestellungen machte vorerst eine Begrenzung auf die Rauchgasreinigungsprodukte von Müllverbrennungsanlagen erforderlich. Im Mittelpunkt stehen dabei die Mischung aus - Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) von Müllverbrennungsanlagen (MVA) als zu verbringender Stoff, hochkonzentrierte MgCl²-Lösung als Trägerfluid, MgO als Bindemittel. Damit wurde auf im Salzbergbau anstehende Fluide zurückgegriffen und die vorteilhaft zu nutzende Sorelzementbildung genutzt. Punktuell wurde das Programm erweitert, u. a. betreffs der Bindemittel oder auch eines Grobkorn-Mittransportes im Dickstoff. Zur Müllzusammensetzung Ausgangspunkt für die zu erwartende Zusammensetzung der RGRP ist die Einschätzung der Zusammensetzung und der Entwicklung des Aufkommens insbesondere des zur Verbrennung kommenden Siedlungsabfalls. Aus vorliegenden Untersuchungen läßt sich entnehmen, daß hinsichtlich des Aufkommens bis etwa 1990 eine stetige Zunahme zu verzeichnen war. Die dann verstärkt einsetzenden Bemühungen um Reduzierung des Mülls (Regelungen, wie z. B. die Verpackungsverordnung; die Sekundärrohstoffgewinnung) führten zu einer Verringerung auf, territorial unterschiedlich, 300 bis 500 kg/E,a. Eingeschätzte Auswirkungen der verschiedenen Erfassungssysteme, auch im Hinblick auf den Heizwert des Restmülls, zeigt Tabelle 2. Bezüglich der heute etwa gegebenen Zusammensetzung sei auf Tabelle 3 verwiesen. Sammelsystem kein Recycling Grüne Tonne (Papier, Glas) Grüne Tonne (4 Stoffgruppen) Biotonne + Container (Papier, Glas) Biotonne + Grüne Tonne (4 Stoffgr.) Recyclingquote von Papier Glas Metallen Kunststoff u. Textilien Biomüll 0% 0% 0% 0% 0% 75 % 80 % 0% 0% 0% 75 % 80 % 50 % 40 % 0% 50 % 50 % 0% 0% 94 % 75 % 80 % 50 % 40 % 94 % Gesamtrecyclingquote Heizwert Hu in kJ/kg 0% 8.300 20 % 8.450 25 % 8.000 50 % 9.500 60 % 9.100 Tabelle 2: Auswirkungen der unterschiedlichen Recyclingsysteme auf den Heizwert des Abfalls I-6 Bezeichnung Schwankungsbreite % 10 - 30 26 - 30 5 - 14 3 - 12 2- 6 <1 - 7 <1 - 3 10 - 30 Papier/Karton Küchenabfälle/Organik Kunststoffe Glas Textilien/Holz/Leder Papierverbundstoffe u. sonst. Verb. Metalle Fraktion II (Feinmüll 8-40 mm) Tabelle 3: Schwankungsbreite einiger im Abfall enthaltener Komponenten Die zu erwartenden RGRP sind somit in gewissem Umfang von dieser Ausgangssituation abhängig. Bei einer MVA an einem bestimmten Standort schränkt sich der Streubereich jedoch ein; es ist ein spezielles Profil zuordenbar, ggf. unter Beachtung der Mitverbrennung weiterer Komponenten (z. B. von Klärschlamm). Zur Müllverbrennung Die Müllverbrennung wird in Deutschland seit 1895 (Hamburg) betrieben. Sowohl die allgemeintechnische Entwicklung als auch die steigenden Anforderungen des Umweltschutzes führten zu einer ständigen Verbesserung der Anlagen, vor allem die Rauchgasreinigung betreffend. Hinsichtlich der Feuerung bewährt sich weiterhin das Rostverbrennungsverfahren. Der grundsätzliche Aufbau einer Müllverbrennungsanlage läßt sich gemäß Abbildung 3 angeben. Betriebseinhgeit 1 Reaktanten für die Rauchgasreinigung Reaktanten für die Rauchgasreinigung Reaktanten für die Entstickung Luft Betriebseinheit 2 Betriebseinheit 3 Dampferzeuger Abfall Abfallaufbereitung Feuerraum Kessel Rauchgaszüge Schlacke Rauchgasreinigung Flugasche Gereinigtes Rauchgas Rauchgasreinigungsprodukte Betriebseinheit 4 Aufbereitung der Schlacke Aufbereitung der Rauchgasreinigungsprodukte anfallende Schlacke als Wertstoff verwendet zu entsorgende Rauchgasreinigungsprodukte Abb. 3: Betriebseinheiten und Stoffdurchgang bei Müllverbrennungsanlagen I-7 Hinsichtlich der zu erwartenden Anteile der RGRP nach - Kesselasche, auch Kesselstaub genannt, - Reaktionsprodukt, - Filterstaub sowie ihrer Zusammensetzung war eine Analyse der Müllverbrennungsanlagen betreffs der Durchgangsbedingungen und der Wirkungsweise der Stufen der Rauchgasreinigung erforderlich. Als eine wesentliche Grundlage für die zu erwartenden Stoffumsetzungen und damit der Verbindungen in den Rauchgasreinigungsprodukten ist der verweilzeitbezogene Temperaturverlauf anzusehen, Abbildung 4. Temperatur [°C] 1400 Aufenthaltszeit auf dem Rost ______________________________________________________________________ 1200 1000 Rauchgaszüge Vergasung 800 600 400 Rauchgasreinigungsanlage Entgasung Trocknung 200 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Zeit [min] 70 Temperaturen in einer MVA Abb. 4: Temperaturverlauf in der MVA in Zuordnung zur Verweilzeit des Mülls bzw. des Rauchgases Dem zuzuordnen sind die Umsetzungen des Brennbaren wie auch die Verflüssigung bzw. Verdampfung von Unbrennbaren im Kesselbereich. Bei Annahme einer mittleren Hausmüllzusammensetzung läßt sich für den Kesselbereich ein Stofffluß gemäß Abbildung 5 ermitteln. Als variabel ist vor allem die Chlorfracht anzusehen. Bei hohen Anteilen von Gewerbemüll und Sortierresten kann bei hohen Kunststoffanteilen die Chlormenge erheblich ansteigen. Mit der Schlacke werden vor allem die hitzebeständigen Metalle mit ausgetragen; mit einem hohen Anteil sind dies - Fe, Cr, Cu, Ni, daneben ist ein hoher Anteil - Zn, Pb, Al, neben Si, Ca zu verzeichnen. Insbesondere die flüchtigen Elemente werden mit dem Rohgas ausgetragen, dies sind also - Hg, Cd, Mg, daneben - Cl, Na, K, As, F. I-8 F e u e rra u m N2: 4,695 kg/kgAbfall Luft: 6,14 kg/kgAbfall H2O: 0,501 kg/kgAbfall CO2: 0,77 kg/kgAbfall 0,45% Bre. 0,30% Asche 0,25% H2O Abfall: 1 kg SO2: 0,004 kg/kgAbfall O2 : 0,866 kg/kgAbfall HCl: 0,004 kg/kgAbfall Flugasche: 0,03 kg/kgAbfall Schlacke: 0,270 kg/kgAbfall Abb. 5: Verbrennungsanlage – Stoffdurchgang Von dem mit dem Rohgas mitgetragenen Staub (Flugasche) werden in den Rauchgaszügen und der dem Kessel ggf. nachgeschalteten mechanischen Reinigung (Zyklonabscheider) vor allem die grobkörnigen Anteile ausgetragen, das sind erwartungsgemäß vor allem Quarz und Silikate wie auch Ca-Verbindungen (CaSO4). Etwa 50 % der Flugasche werden aus dem Kessel ausgetragen. Zur Rauchgasreinigung (RGR) Die Rauchgasreinigung hat die Aufgabe, das Rohgas mit seinen festen und gasförmigen Komponenten hinsichtlich der Belastung mit Staub und schädlichen Gasen unter vorgeschriebene Grenzwerte, zutreffend insbesondere die Bundes-Immissionsschutzverordnung, zu reinigen. Dies betrifft insbesondere die Chlor- und Schwefelbeladung, ebenso die Stickoxide und Kohlenmonoxide wie auch Furane und Dioxine. Zum Einsatz bei der Reinigung kommen - mechanische und elektrische Abscheideverfahren, - die Adsorption und Absorption (trockene und nasse Verfahren), - katalytische Verfahren. Als Reaktanten werden herangezogen, neben Wasser: - Kalziumverbindungen, wie Ca(OH2), CaCO3, CaO - weiterhin NaOH, MgO - wie auch NH3, Aktivkohle oder Herdofenkoks. Im Ergebnis der Rauchgasreinigung fallen Stäube an, neben den Kesselaschen dann also Reaktionsprodukte aus den aktiven Reinigungsstufen sowie Filterstäube aus der nachgeschalteten mechanischen bzw. elektrischen Reinigung; nicht zu vernachlässigen ist der Überschuß an zugesetzten Reaktanten. I-9 Bei einem mittleren Anfall von Rückständen aus der Müllverbrennung von 0,4 kg/kg Abfall folgt dann eine Aufgliederung in etwa gemäß: Schlacke Flugasche Reaktionsprodukte Reaktanten 67 % 8% 5% 20 % Eine differenziertere Aussage zum Anfall der Rauchgasreinigungsprodukte (RGRP), insbesondere im Hinblick auf die zu erwartenden Verbindungen, setzt die Kenntnis der jeweiligen RGR, die Kenntnis der eingesetzten Verfahrensstufen sowie ihrer Schaltungsfolge in der Anlage voraus. Die Analyse des Aufbaus der Müllverbrennungsanlagen läßt folgende Gruppierung, in der Reihenfolge der Anwendung, zu RGR RGR RGR RGR RGR mittels Sprühtrockner und Naßwäsche mittels Naßwäscher mittels Sprühabsorber mittels Trockensorptionsverfahren mittels Sprühabsorber und Naßwäscher Für die erste Kategorie ist beispielhaft der Anlagenaufbau in Abbildung 6 angegeben. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgas Reaktanten Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühtrockner Entstaubungsverfahren Nasswäscher Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Neutralisation Reaktant Filterstäube Abb. 6: Müllverbrennungsanlage mit Sprühtrockner und Naßwäscher Für die anfallenden RGRP ist vor allem die Bindung der gegebenen Schwefel- und Chlorbelastung bestimmend. Die Berechnung der Mengen, ausgehend von einem als durchschnittlich angesehenem Müll, führt zu den in Tabelle 4 angegebenen Werten. Ergänzend ist in der Tabelle ein zu erwartender Streubereich entsprechend der Variation der Müllzusammensetzung angegeben. I - 10 Bezeichnung Gesamt Kesselbereich Rückstand Unbrennbares - davon Schlacke - davon Flugasche Schwankungsbreite kg/kg Abfall 0,3 kg/kg Abfall % -25/+20 0,270 0,270 -25/+25 0,030 0,012-0,018 ±35 Rauchgasreinigungsbereich SchwanRückstand Bemerkungen kungsbreite kg/kg Abfall % 0,012-0,018 ±35 Reaktionsprodukte - davon SO2-Bindung (zugeordnet dem jeweiligen Reaktanten) CaSO4 Na2SO4 MGO 0,0128 0,0133 0,0113 0,00595 - 0,017852 0,006208-0,018626 0,005262-0,015784 -53/+40 Mittelwert: -53/+40 0,012 kg/kg -53/+40 Abfall ± 56 % - davon HCI-Bindung (zugeordnet dem jeweiligen Reaktanten) CaCl2 NaCl MgCl2 HCI 0,00941 0,00991 0,00807 0,00923 0,003196-0,016437 0,003366-0,017311 0,002742-0,0141 0,003138-0,016136 -66/+74 Mittelwert: -66/+74 0,01 kg/kg -66/+74 Abfall ± 73 % -66/+74 Tab. 4: Abschätzung der anfallenden Rückstände bei der Müllverbrennung Ergänzend ist dann in detaillierter Form die Zuordnung zur Anlagengestaltung, den genannten Gruppen der Müllverbrennungsanlagen bzw. den Technologien der Rauchgasreinigung möglich. Für das Beispiel der Gruppe RGR mittels Sprühtrockner und Naßwäsche ist die Mengenbilanz in Abbildung 7 angegeben. Somit ist auch eine erste Einschätzung sowohl der Zusammensetzung als auch der Anfallmengen der Stäube an den einzelnen Entnahmestellen möglich. Gemäß Abbildung 7 in Verbindung mit Tabelle 4 folgt als Proportion der einzelnen Stäube für dieses Beispiel: Kesselasche (KS) Sprühtrockner-Staub (RP) Entstaubung nach Sprühtrockner (FS) Nachentstaubung (FS) ca. 11 % ca. 66 % ca. 17 % ca. 5 % I - 11 0,1 kg/kgAbfall 0,09 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 Sa .R Re G ak RP tio -S ns pr pr üh Re od tro ak u ck kt tio ne SO ns r pr 2 -B od in uk du Re tH ng ak Cl ta Bi nt en nd Re un SO ak g 2 ta B nt in en du H ng Cl -B in du ng Sa Re Fl .R ug ak G as tio RP ch ns e En pr Re tst od ak a u ub kt tio un SO ns g pr 2 od Bi uk nd Re tH un ak g Cl ta Bi nt en nd Re un SO ak g 2ta B nt i n en du H ng Cl -B in du ng Sa Re F .R l u ak g G as tio RP ch ns e En pr Re tst od ak au u k tio bu tS ns ng O pr 2od Bi uk nd Re tH un ak g Cl ta -B nt in en du Re SO ng ak 2ta Bi nt nd en un H g Cl -B in du ng Fl ug as ch e 0 - - - - - - - - - - - - - - - - - 0,08 - - - - - - - - - - - - - - - - - Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher ohne zusätzliche Entstaubung Abb. 7: Anfallende RGRP (ohne Kesselasche) für eine MVA gemäß Abb. 6 Die Kenntnis sowohl der Zusammensetzung der Stäube (chem. Verbindungen in den KS-RPFS), als auch die Proportion ihres Anfalles sind entscheidende Voraussetzungen für die Planung und Realisierung des Dickstoffverfahrens. Die Analyse zeigt, daß hierzu eine erste theoretische Einschätzung möglich ist. Für konkrete Fälle kann dabei wohl noch in besserer Näherung auch die jeweils gegebene Zusammensetzung des Mülls Berücksichtigung finden. Beprobung von Müllverbrennungsanlagen Eine Müllverbrennungsanlage mit Rauchgasreinigung ist gekennzeichnet durch mehrere Asche- bzw. Staubabzüge, angefangen von der Kesselasche aus den Rauchgaszügen, über Abgänge aus den Reaktoren (Reaktionsprodukte) bis hin zu den Stäuben (Filterstäube) aus der abschließenden Feinreinigung mittels Gewebe- oder Elektrofilter. Die chemische bzw. phasenbezogene Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte der einzelnen Stoffe ist dabei sehr unterschiedlich. Die generell gegebene Zusammenführung der einzelnen Stoffströme in einem Silo läßt dann eine repräsentative Probenahme nicht zu. Die Probenahme am Silo oder am Verbringungsort führt somit, wie entsprechende Probenahmen bestätigen, zu einer willkürlichen Vielfalt von Zusammensetzungen der Stäube. Um dem zu begegnen, wurden 3 Müllverbrennungsanlagen detailliert beprobt. Herangezogen wurden die Anlagen A, B, C (s. Abb. 8.1, 8.2, 8.3) mit einer Rauchgasreinigung über - Sprühabsorber, - Sprühtrockner (bei Schwefel- und Chlorausschleusung zur Wertstoffgewinnung), - Sprühtrockner und Naßwäscher. I - 12 Hausmüll, Gewerbemüll, Sperrmüll Ca(OH)2 Aktivkohle Rauchgas NH3 Rostfeuerung Rauchgasquerzug Sprühabsorber ElektroFilter Gewebefilter Rückführung 20% Schlacke Kesselasche Reaktionsprodukte Filterasche Filterasche Abb. 8.1: Schaltung der Müllverbrennungsanlage A Aktivkoks Hausmüll; Gewerbemüll; Sperrmüll; Strassenreinigung NH3 Rostfeuerung Rauchgaszüge 2, 3 und 4 Schlacke H2O Ca(OH)2 H2O Verdampf.Kühler Kessel-aschen Reaktionsprodukte Gewebefilter Rauchgas 3 stufiger Naßwäscher Filteraschen Reaktionsprodukte für die Wertstoffgewinnung Abb.8.2: Schaltung der Müllverbrennungsanlage B Hausmüll; Gewerbemüll; Sperrmüll; ... Rostfeuerung Schlacke Rauchgasquerzug Kesselasche H2O Zyklon Kesselasche Sprühtrockner Reaktionsprodukte ElektroFilter Wäscher 1. Stufe Quensch Filterasche Abb.8.3: Schaltung der Müllverbrennungsanlage C NaOH Wäscher 2. Stufe HCl-Abscheid. NaOH Wäscher 3. Stufe SO2-Abscheid. Reaktionsprodukte Kalkmilch Rauchgas I - 13 Die durchgeführten Analysen bestätigen beträchtliche Unterschiede der Rauchgasreinigungsprodukte einer Anlage wie auch der verschiedener Anlagen untereinander. Hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung sind beispielhaft die Komponenten für die Anlage C in Tabelle 5 angegeben. Komponenten SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Pb Zn Cd SO³ ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. ∑ C1 [%] 45,8 9,3 5,8 17,9 1,8 1,4 1,5 0,36 1,0 Anlage C C2 C3 [%] [%] 37,2 0,9 12,5 1,2 4,3 0,3 25,0 34,7 2,5 0,5 1,2 0,5 1,4 2,4 0,14 1 6,1 1,8 1,1 1,7 1,4 1,5 98,46 5,7 2,8 1,6 1,2 1,0 1,1 98,64 45,5 6,3 0,2 0,5 6,0 0,1 99,1 C4 [%] 2,1 1,1 0,4 16,7 0,7 2,8 18,3 0,25 1,5 C5 [%] 2,6 1,1 1,4 13,7 0,5 4,8 18,0 0,51 2,6 13,0 38,8 0,2 <0,1 4,9 0,2 101,05 13,0 37,6 0,5 <0,1 4,6 0,2 101,21 Tab. 5: Chemische Zusammensetzung der RGRP Anlage C (C1: Kesselasche, C2: nachfolgende vertiefte Reinigung mittels Zyklon, C3: Reaktionsprodukt Sprühtrockner, C4 und C5: Elektrofilter) Die dennoch geringe Aussagekraft einer solchen chemischen Analyse in bezug auf das Dickstoffverfahren wird deutlich, wenn man die Phasenzusammensetzung heranzieht, Tabelle 6. I - 14 Phasen C1 C2 C3 C4 C5 Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew.% Calcit CaCO3 Anhydrit CaSO4 Bassanit CaSO4•0,5 H2O Gips CaSO4•2 H2O Halit NaCl Sylvin KCl 4 2,5 10,5 9,5 3 <1 <1 80 3 6 4,5 2 K2ZnCl4 Sinjarit CaCl2•2 H2O CaCl2•Ca(OH)2• H2O Portlandit Ca(OH)2 Freikalk Ca O Silikate + Quarz 24 24 46,5 2 6,5 14 46 3 11 6 4 4 3 2 8 68 8 70 3 Tab. 6: Quantitative Phasenzusammensetzung Für das Verhalten des Dickstoffes ist zusätzlich die Korngröße der Stäube zu beachten. Im wesentlichen ist hierbei eine abnehmende Partikelgröße vom Kesselstaub zum Filterstaub hin gegeben (dk 0,5 im Bereich von 500 bis 5 µm). Es bestätigte sich somit, daß die Stäube in Abhängigkeit vom Anfallort große Unterschiede aufweisen, was zwangsläufig auch zu einem unterschiedlichen Verhalten bei der Dickstofftechnologie führt. Deutlich wird auch, daß erst die Kenntnis der Phasenzusammensetzung eine Vorhersage ermöglicht. Da eine getrennte Abführung der Stäube in den Anlagen nicht gegeben ist, wäre eine stetige Mischung (entsprechende Zuführung zum Silo) zweckmäßig. Unter Bezugnahme auf die jeweiligen Anfallmengen ergäbe sich ein resultierendes Rauchgasreinigungsprodukt geringerer Streuung. Für die vorstehenden Anlagen kann nach einer sehr groben Einschätzung von folgenden Teilstromanteilen ausgegangen werden: Ant. A Kesselstäube Reaktionsprod. Filterstäube Ant. B 10 10 80 Ant. C 50 25 25 30 5 65 Die Analysen dienten gleichzeitig der Überprüfung der Voraussagen über die zu erwartenden Stäube bei der Rauchgasreinigung. Der Vergleich mit den analysierten Proben zeigt, daß die Betrachtungen zum Stoffdurchgang eine gute Orientierung ermöglichen. Zu beachten sind dabei: - Besonderheiten beim Siedlungsabfall (besondere Chlorbelastung, ....) Verweilzeit – Temperatur – Zuordnung Luftverhältnis und Reaktantenüberschuß Abscheideverhältnisse schon im Kessel (Gestaltung der Rauchgaszüge, Austrittstemperatur). I - 15 Um repräsentative Aussagen für den ermittelten großen Bereich unterschiedlicher Stäube in bezug zur Dickstofftechnologie zu erhalten, wurde bei den weiterführenden Untersuchungen jede Probe im einzelnen hinsichtlich ihrer Eigenschaften sowie ihres Verhaltens berücksichtigt. Arbeitsbereich für Verfestigung und Transport Das Dickstoffverfahren erfordert - eine stabile, sich nicht entmischende Suspension, eine solche Konditionierung von Staub, Dispergens bzw. Trägerflüssigkeit und Bindemittel, daß nach der Rohrförderung eine Verfestigung ohne frei abfließende Flüssigkeit eintritt. Es folgt daraus eine Mindestkonzentration (Feststoffanteil cR, angegeben in Vol.-%) zur Vermeidung einer entmischend wirkenden Sedimentation. Diese untere Grenze ist abhängig von der Partikelgröße, der Spreizung des Kornbandes der Stäube sowie auch der Phasenzusammensetzung, also der Benetzbarkeit. Es ergeben sich danach notwendige Mindestkonzentrationen von etwa 10 bis 30 %. Eine obere Grenze ist gegeben durch die mögliche Mischbarkeit, die Überführung des Staubes in eine Suspension. Auch hier besteht eine Abhängigkeit von den schon genannten Größen, mit dann Maximalwerten der Konzentration von 30 bis 50 %, s. Abbildung 9. 50 45 40 35 30 25 20 15 10 Mischbarkeitsbereich cR in % CF1 CF2 CR CK2 AK3 BK2 BR CK1 BK1 AF1 BF1 10 BF3 BF2 AK2 AF2 AK1 AR 100 d0,5 in µm 1000 Abb. 9: Abhängigkeit des Mischbarkeitsbereiches vom mittleren Korndurchmesser Zur Verfestigung ist im allgemeinen der Zusatz eines Bindemittels notwendig. Bei der hier zur Verfügung stehenden hochkonzentrierten MgCl2-Lösung (Q-Lösung) aus der Kalisalzaufbereitung als Flüssigkeitskomponente wurde vor allem der Zusatz von kaustischer Magnesia (MgO) untersucht. Damit wird die aus der Baustoffindustrie bei der Herstellung von Magnesiastrichen bekannte Sorelbindung in vorteilhafter Weise genutzt. Bei notwendigen Anteilen q (volumetrischer Anteil am Gesamtfeststoff) in der Größe von 5 bis 10 % wird - der Mischbarkeitsbereich, das Arbeitsfeld, unbedeutend beeinflußt, eine Verfestigung im allgemeinen um so schneller bewirkt, je größer die Konzentration cR und auch der Bindemittelanteil q gewählt wird, s. Abbildung 10. I - 16 25 q [%] 20 kürzere Verfestigungszeiten 15 längere Verfestigungszeiten 10 5 0 10 15 20 25 30 35 40 45 cR [%] Abb. 10: Arbeitsbereich und Verfestigung Die zu wählende Konditionierung ist dann den technologischen Bedingungen der Dickstoffanlage zuzuordnen. Dies betrifft vor allem die Aufenthaltszeit in der Anlage neben der Förderkapazität und dem Energieaufwand. Während die geförderte Feststoffmenge sich proportional mit der Konzentration verändert, nimmt der Druckverlust überproportional mit der Konzentration zu, Abbildung 11 läßt dies erkennen. 350 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 BR BF1 BF2 BF3 CK2 CR CF1 CF2 300 250 200 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Abb. 11: Fließwiderstand in Abhängigkeit von der Konzentration bei quasi konstantem Gesamtvolumenstrom. I - 17 Zur Verfestigung des Dickstoffes Durch das entsprechend zu konditionierende Gemisch soll: - eine Verfestigung ohne abfließende Restflüssigkeit, - eine möglichst hohe Druckfestigkeit (> 0,5 N/mm²) sowie auch - eine hohe Dichtheit erreicht werden. Hinsichtlich der chemisch/physikalischen Wasserbindung ist es falsch die Rauchgasreinigungsprodukte als Inertstoff im reagierenden, abbindenden FlüssigkeitsBindemittel-System anzusehen. Die RGRP besitzen zum Teil eine hohe Eigenreaktivität, bis hin ggf. zur Selbstverfestigung ohne Bindemittel. Die Einflußnahme auf das Systemverhalten ist also unbedingt zu beachten, sowohl hinsichtlich direkt beteiligter Verbindungen als auch im Hinblick auf Umlösevorgänge oder Auskristallisation. Das Bindemittel sowie Komponenten der RGRP reagieren also mit der flüssigen Komponente des Dickstoffes unter Bildung von auskristallisierenden mehr oder weniger schwer löslichen Phasen. Prinzipiell sind drei Wege zu nennen: - Reaktion eines Feststoffes (RGRP oder Bindemittel) mit einem gelösten Salz (Beispiel: MgO + MgCl2 + Wasser zu Sorelzement MgCl2·5Mg(OH)2·8H2O bzw. MgCl2·3 Mg(OH)2·8 H2O); Aufnahme von Wasser durch eine Feststoffkomponente (Beispiel: Bassanit + Wasser zu Gips); Auflösung einer Feststoffkomponente in der Flüssigkeit und Verdrängung anderer aus dem Fluid (Beispiel: Sinjarit + MgCl2-Lösung zu Carnallit + NaCl + KCl). An reaktiven Phasen in den Stäuben im Hinblick auf die vorgenannten Wirkungen sind zu nennen: - Phasen mit hoher hydraulischer Aktivität (wirksam bei der Früherhärtung): Freikalk, Bassanit, Mayenit, Tricalciumaluminat; Phasen mit mittlerer hydraulischer Aktivität (wirksam bei der Späterhärtung): Anhydrit, Dicalciumsilikat, silikatische Glasphasen (bei alkalischer Anregung); Phasen mit hoher bis mittlerer Löslichkeit im wässrigen Medium wie Sylvin, Halit, Sinjarit, Portlandit. Es zeigt sich dabei ein Trend der Zunahme des reaktiven Potentiales mit abnehmender Korngröße, also in Richtung der Feinstäube. Die Kesselaschen mit den größeren Partikeln weisen einen hohen Silikat- / Quarzgehalt auf. Mit Feinerwerden der Stäube erhöht sich deren Sulfatisierungsgrad, wie auch der Anteil chloridischer Verbindungen. Zusätzlich muß die Art und der Umfang des zugesetzten Reaktanten zur Rauchgasreinigung beachtet werden. Einen Überblick zu den analytisch nachgewiesenen Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung in Zuordnung zu Rauchgasreinigungsprodukten verschiedener Müllverbrennungsanlagen und herangezogener Bindemittel zeigt Abbildung 12. Abbindewirksam sind die Phasen, die bei der Verfestigung neu entstehen. Durch Ausbildung von Kristallbrücken zwischen den Teilchen oder durch Ausbildung von Kristallfilzen des Gefüges wird die Verfestigung erreicht. I - 18 Binder MgO Kohleasche RGRP Kesselstäube MVA A B Reaktionsprodukte C A B Kessel- Reakt.- Filterstäube produkte stäube Filterstäube C A B C A . Gips CaSO4 2 H2O Korshunovskit . . 3 Mg(OH)2 MgCl2 8 H2O . . 5 Mg(OH)2 MgCl2 8 H2O Halit NaCl Sylvin KCl Carnallit . . KCl MgCl2 6 H2O Talk Mg3[(OH)2/Si4O10] Mg-Anthophyllit Mg7[(OH)/Si4O11]2 Bild 12 Nachweis der wesentlichen Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung in Dickstoffmischungen B B I - 19 Die Analyse der Müllverbrennungsanlagen mit der zugehörigen Rauchgasreinigung läßt Aussagen zur Zusammensetzung der RGRP zu. Bei Kenntnis der Komponenten ist dann eine Einschätzung zur Verfestigung möglich. Während die Kesselstäube wenig differieren, sind bei den Reaktionsprodukten und Filterstäuben vor allem auch durch die gewählte Reinigungstechnologie und die eingesetzten Reaktanten große Unterschiede festzustellen, s. z. B. Abbildung 13. Silikate + Quarz Erdalkalisulfate SiO2; Ca2Al2SiO7; CaAl2Si2O8 Alkalichloride CaSO4 % Erdalkalichloride NaCl; KCl; K2ZnCl4 Calciumhydroxid CaCl2; CaO CaCl2*Ca(OH)2*H2O % % Freikalk % Ca(OH)2 % % 80 80 80 80 80 80 75 75 75 75 75 75 70 70 70 70 70 70 65 65 65 65 65 60 60 60 60 60 55 55 55 55 55 55 50 50 50 50 50 50 45 45 45 45 45 45 40 40 40 40 40 40 35 35 35 35 35 35 30 30 30 30 30 30 25 25 25 25 25 25 20 20 20 20 20 20 15 15 15 15 15 15 10 10 10 10 10 10 5 5 5 5 5 5 0 0 0 0 0 65 60 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 0 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 Abb. 13: Phasenzusammensetzung von Filterstäuben Die Verfestigungsuntersuchungen mittels Vicat-Nadel-Gerät bestätigen dies. Die zeitlich abhängige Nadeleindringtiefe (Probenhöhe 40 mm) - 87,5 % (35 mm) als Beginn der Verfestigung bezeichnet, - 12,5 % (noch 5 mm) als Verfestigungsende ermittelt, ermöglicht eine Aussage zum Verfestigungsverlauf. Das Arbeitsfeld läßt sich so hinsichtlich der Verfestigung präzisieren, Abbildung 14. Anteil Bindemittel [%] 25 20 46 (39) 15 →∞ (→∞) 10 →∞ (84) →∞ (→∞) 5 0 10 15 20 25 30 cR [%] 47 (24) 35 56 (26) 29 (4) 40 45 50 Abb. 14: Verfestigungszeiten am Beispiel eines Filterstaubes in Stunden - Verfestigungsende - Verfestigungsbeginn (Klammerwerte) I - 20 50 cR [%] 45 Abb. 15: Verfestigungsbereiche verschiedener Stäube bei q = 10 % 40 35 30 25 20 15 10 5 0 AF1AF2BF1BF2BF3CF1CF2 Ergebnis der Untersuchungen sind somit auch die Verfestigungsbereiche und zugeordnete Zeiten in Abhängigkeit von der Konzentration sowie dem Bindemittelanteil, die Abbildungen 15 und 16 zeigen dies beispielhaft. Die dargestellten Ergebnisse verdeutlichen nochmals die Auswirkung der unterschiedlichen Zusammensetzung der RGRP. Ohne Kenntnis der Phasenzusammensetzung und der zu erwartenden Vorgänge im Gemischsystem ist eine verallgemeinerbare Aussage zur Konditionierung und zum Verhalten des Dickstoffes schwerlich möglich. Die chemisch/phasenanalytische Untersuchung verfestigter Proben bestätigt die schon genannten Prozesse der Sekundärphasenbildung, des Wasserentzuges durch Hydratation sowie der Auskristallisation durch Umlöseerscheinungen. Die Vorgänge bei der Verfestigung konnten aufgeklärt werden, Abbindeversuche und Träger der Abbindung konnten bestimmt werden, s. hierzu auch Abbildung 12. Ergänzend zur Phasenanalyse wurde darüber hinaus die physikalisch eingebundene Lösung, als Porenlösung bezeichnet, nach Umfang und Zusammensetzung bestimmt. Die durch Auspressung gewonnene Porenlösung kann zum Teil einen beträchtlichen Anteil ausmachen, s. Beispiele nach Tabelle 7. Das insgesamt in die Dickstoffmischung eingebrachte Wasser wird nur zum Teil in neu gebildete Sekundärphasen eingebunden. Durch die separate Analyse der Porenlösung war es möglich, die Gesamtstoffbilanz der verfestigten Stoffe aufzustellen. 100 t35 in h CF2 90 CF1 80 70 BF1 60 50 BF2 40 AF1 AF2 30 BF3 20 10 0 10 15 20 25 30 35 40 cR in % Abb. 16: Verfestigungsende von Stäuben mit q = 10% 45 50 I - 21 Zum anderen lieferte die geänderte Zusammensetzung der Porenlösung gegenüber der eingebrachten Q-Lösung Erkenntnisse über die Einbindung von Komponenten in die Sekundärphasen sowie die Umlösungsvorgänge. Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP Mischung RGRP MgO-Binder Q-Lösung Anteil Porenlösung Anteil Feststoff Analyse Porenlösung Ca Mg K Na SO4- ClH2O Analyse Feststoff SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. Corg. H2O+ Wasserbindung im H2ODickstoff H2O+ H2Oges. 04 [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 05 06 AK 2 Kesselasche Trichter 2 50,7 42,7 34,2 3,2 5,8 7,4 46,1 51,5 58,4 37,5 41,5 45,5 62,5 58,5 54,5 0,02 0,04 0,04 5,44 5,44 5,40 2,36 2,43 2,32 1,66 1,73 1,66 0,15 0,09 0,07 19,1 19,7 19,5 71,2 70,5 71,0 22,5 20,4 17,4 8,3 7,5 6,4 4,0 3,6 3,1 17,0 15,4 13,2 8,6 13,5 18,3 3,5 2,9 2,6 1,9 1,7 1,5 1,3 1,2 1,1 14,2 13,2 11,7 4,3 4,1 4,9 1,1 1,0 0,9 2,0 1,9 1,6 0,3 0,3 0,2 10,8 13,2 17,0 25,3 28,4 31,5 6,8 32,1 7,7 36,1 9,3 40,8 Tab. 7: Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung eines Dickstoffgemisches (Beispiel: Kesselstaub – MgO-MgCl2 Lösung); Angaben in Masse - % Im Hinblick auf eine Dickstoffanlage sind darüber hinaus von Interesse - die Abhängigkeit der Vorgänge vom Temperaturniveau, die Wärmeentwicklung bei der Verfestigung, die Gasbildung bei der Verfestigung, der Einfluß einer Scherung auf den Verfestigungsvorgang. I - 22 Diese Aspekte wurden punktuell in die Untersuchungen einbezogen. Hinsichtlich der Umgebungstemperatur zeigt sich erwartungsgemäß eine Beschleunigung der Verfestigung, s. Abbildung 17. 50 Verfestigungsende in h RGRP AK2 AK2 BF2 BF2 45 40 35 30 35 35 40 30 25 20 15 10 5 0 20 30 40 50 60 Umgebungstemperatur in °C Abb. 17: Umgebungstemperatureinfluß auf die Verfestigungszeiten (q = 10 %) Eine Wärmeentwicklung ist an exotherme Reaktionen gebunden. Es folgt somit eine deutliche Abhängigkeit vom Freikalk-Gehalt. Bei dem im allgemeinen niedrigen CaO-Gehalt im untersuchten Stoffgemisch wurden Temperaturerhöhungen in den Proben bis etwa um 10 °C registriert, im Ausnahmefall bis etwa 20 °C. Beim Einsatz von Kraftwerksasche als Bindemittel mit Freikalkgehalten bis nahezu 30 % waren dann Temperatursteigerungen bis zu 25 °C und mehr zu verzeichnen. Bezüglich der Gasbildung ist kein Zusammenhang zu den erläuterten, die Verfestigung bewirkenden Vorgängen gegeben. Signifikant dürfte der Anteil freien Aluminiums in den RGRP sein. Die Gasentwicklung äußert sich bei in Ruhe belassenen Proben in einer Volumenzunahme, im Ausnahmefall um bis zu 25 %. Bei Mischen und weiterer Scherung / Umwälzung ist die möglichkeit gegeben, dass das anfangs gebildete Gas entweichen kann. Bei der anlagentechnischen Umsetzung des Dickstoffverfahrens sind Zwischenzeiten für die Gemischherstellung und den Rohrleitungstransport zu berücksichtigen. Das ist verbunden mit einer mehr oder weniger intensiven Scherung des Gemisches. Der Einfluß auf die Verfestigungszeiten kann somit von wesentlicher Bedeutung für die technologische Umsetzung sein. Zur Beurteilung einer solchen Abhängigkeit wurden Untersuchungen mit geringerer (Viskomat) und intensiver Scherung (Kneter) durchgeführt, Abbildung 18. I - 23 80 Verfestigungsende in h 70 60 50 40 Abb. 18: Verfestigungszeit in Abhängigkeit von der Scherdauer und Scherintensität 30 20 10 0 manuell 30 60 90 min Viscomat 30 60 min Kneter Bei einer Scherdauer von einer Stunde, entspricht in etwa Mischung und 3 km Transportstrecke, ist im allgemeinen eine Verkürzung der Verfestigungszeit ab Konditionierung um 0 bis 25 Stunden zu verzeichnen. Bei minimalem Bindemittelanteil kann die Verkürzung erheblicher sein, die Scherung bewirkt erst eine gute Gleichverteilung. Bei hohen Konzentrationen, an der Mischbarkeitsgrenze, kann eine Verlängerung eintreten, eine sofort einsetzende Strukturierung wird gestört. Parallel zum Hauptprogramm, der Untersuchung des Gemisches RGRP-Bindemittel MgO-Q-Lösung, wurde die Eignung von Kraftwerksasche als Bindemittel getestet. Die Verschiedenartigkeit der Aschen eröffnet hierbei ein breites Feld. Unterschiede sind vor allem im Freikalk-, Anhydrit-Quarz- und im Siliziumaluminatgehalt gegeben. Bei prinzipiell analogen Verfestigungsvorgängen ist im allgemeinen ein höherer Bindemittelzusatz erforderlich, Tabelle 8 macht dies deutlich. Bindemittel MgO Asche RGRP 20-50 30-45 Bindemittel 0-10 10-25 Q-Lösung 40-75 35-60 Tab. 8: Konditionierungsbereiche für Dickstoffrezepturen bei unterschiedlichen Bindemitteln (Angaben in Masseprozent) Explizit sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Analysen der Rauchgasreinigungsprodukte und ebenso dann das Verfestigungsverhalten der zuzuordnenden Gemische von Stäuben einer Müllverbrennungsanlage (Kesselstaub-Reaktionsprodukt-Filterstaub) sich erheblich voneinander unterscheiden. Eine getrennte Sammlung ist jedoch bei den MVA nicht vorgesehen. Damit ist eine erhebliche Unsicherheit beim Umgang mit den RGRP gegeben. Gleiches trifft auch auf die Aussagekraft von Proben aus dem gemeinsamen Silo bzw. daraus entnommenen Chargen für die Dickstofftechnologie zu. I - 24 Zu den Transportverhältnissen / Rheologie des Dickstoffes Dem Dickstoffverfahren, der Einlagerung sich verfestigender Gemische, immanent ist der Rohrleitungstransport. Die Zielstellung setzt eine stabile Gleichverteilung der beteiligten Komponenten Rauchgasreinigungsprodukt – Dispergens – Bindemittel voraus. Dem zugeordnet wurde der Arbeitsbereich bestimmt: minimale Entmischung durch Sedimentation bis noch Mischbarkeit, präzisiert durch die Bedingung der Verfestigung. Im genannten Bereich war das Fließ- bzw. Transportverhalten zu untersuchen. Eine erste Orientierung hierfür geben die Partikelabmessungen der einzubeziehenden Stäube, Abbildung 19. 1100 Partikelgröße in µm 1000 900 800 d(0,9) 700 600 500 d(0,5) 400 300 200 100 d(0,1) 0 AK1AK2AK3BK1BK2CK1CK2 AR BR CR AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1CF2 Abb. 19: Teilchenabmessungen, Kornbandspreizung der RGRP Stabile Suspensionen in Übereinstimmung mit den Fließverhaltensbereichen [2] liegen vor bei - kolloiddispersen Suspensionen (dk<1 µm ), hier nicht gegeben, - mechanischen Suspensionen (hier etwa dk<150 µm ), - kaum bei feindispersen Mischungen (also dk>150 µm ). Ein hoher Feinanteil ermöglicht ggf. auch noch bei feindispersen Mischungen eine Stabilität der Suspensionen, des Dickstoffes. Im vorliegenden Fall (s. Abb. 19) liegen also bis auf 4 Fälle mechanische Suspensionen vor. Solche Dickstoffe sind als quasi-Kontinuum betrachtbar und der rheologischen Untersuchung zugänglich. Zu bestimmen sind die Fließkurven (Schubspannung in Abhängigkeit vom Schergradienten: τ = f (γ ) ), die dann die Rohrförderung zu berechnen ermöglichen (Rohrleitungskennlinien). Das setzt voraus, daß laminares Fließen vorliegt, was bei der hohen Zähigkeit der Dickstoffe gegeben ist. I - 25 Während bei den feindispersen Mischungen das Förderverhalten durch die mechanischen Kraftwirkungen, also abhängig ist von - Korngröße, Dichte, Konzentration, ist dies bei den mechanischen Suspensionen nicht mehr der Fall. Hier dominieren die - Partikel – Partikel und Partikel – Elektrolyt – Wechselwirkungen. Die DLVO-Theorie liefert Erklärungen, ermöglicht aber derzeit noch keine Berechnungsmöglichkeit der Fließkurve. Bestimmend sind: - - die anziehenden Van-der Waals-Kräfte, das Verhalten ist charakterisierbar durch die Hamaker-Konstante; die abstoßenden elektrostatischen/elektrokinetischen Kräfte, abhängig von der Partikeloberflächenladung bzw. Ladungsverteilung, dem Partikelabstand wie auch dem Elektrolyt bzw. der Elektrolytkonzentration, in etwa charakterisierbar durch das zuzuordnende ZetaPotential; von Einfluß ist die thermisch bedingte Bewegung der Partikel, die thermische Energie; zu beachten ist weiterhin die unterschiedliche Wirkung in Abhängigkeit vom Kornband (Partikelabstand und –oberfläche). Dies macht deutlich, daß bei unterschiedlicher Phasenzusammensetzung und Teilchengröße der RGRP keine direkt vergleichbaren Fließkurven zu erwarten sind. Die grob gesehen doch ähnlichen RGRP-Zusammensetzungen (mineralische Phasen) mit jeweils hohen Elektrolytkonzentrationen des Dispersionsmittels lassen ein generell ähnliches nicht-Newtonsches Fließverhalten erwarten. Die Messungen bestätigen dies, charakteristische Abhängigkeit s. Abbildung 20. τ100 Abb. 20: Typisches Rheogramm der Dickstoffe mit eingetragener Näherungscharakteristik nach Bingham-Fluid Die sich zeigende Thixotropie (Scherung aus der Ruhe, obere Kurve und Scherung nach weiteren 3 Minuten, untere Kurve – näherungsweises Verhalten gemäß einer BinghamCharakteristik) war ebenfalls zu erwarten. Bei hoher Elektrolytkonzentration kann es zu einer schnellen Strukturierung kommen, die jedoch durch mechanische Kräfte rasch abgebaut wird; es bleibt eine hohe Newton-Viskosität bei kleiner Schubspannung. I - 26 Schlußfolgernd läßt sich feststellen: - die Thixotropie ist beim Dickstoffverfahren infolge Misch- und Förderbeanspruchung vernachlässigbar klein (Abbau nach 2 – 4 Minuten), zu vermeiden sind allerdings sogenannte Toträume in der Anlage; kennzeichnend sind die Fließgrenze τ o und die Bingham-Viskosität η B gemäß τ = τ 0 +ηB ⋅γ ; Die Näherungschrarakteristik (s. Abb. 20) führt zu einer formal höheren Fließgrenze, was jedoch bei üblichen Fördergeschwindigkeiten bei der Druckverlustberechnung vernachlässigbar ist; zur Charakterisierung des Fließwiderstandes kann auch der τ 100 − Wert (Schubspannung bei einem –Schergradienten von 100 1/s, die auch dem zu erwartenden maximalen Wert bei der Rohrförderung entspricht) herangezogen werden. Als zusätzlicher Einfluß muß gegebenenfalls berücksichtigt werden: - die beginnende Verfestigung während des Fördervorganges, eine scheinbare Thixotropie (Widerstandszunahme) oder auch Rheopexie (Widerstandsabnahme) in Abhängigkeit von Ruhezeiten oder Scherzeiten bei mehr oder weniger intensiver Scherung. Die erhebliche Auswirkung der Art der chemisch-mineralogischen Verbindung / Phase der Feststoffteilchen in Wechselwirkung mit dem Dispergens / dem gewählten Elektrolyten verdeutlicht Abbildung 21. Abb. 21: Viskosität von CaCl2-Lösung bzw. –Suspension in Wasser und Silikonöl I - 27 Bei dem RGRP liegen, die Verhältnisse verkomplizierend, Phasengemische mit dabei sehr unterschiedlichen Komponentenanteilen vor. Die zu erwartenden Fließkurven können damit beträchtliche Unterschiede aufweisen. Darüber hinaus ist, schon genannt als beginnende Verfestigung, ein frühzeitiges Ansteifen des zu fördernden Gemisches gegebenenfalls zu beachten. Das sei am Beispiel des einfachen Systems MgCl2 – MgO – H2O, die als wesentlich anzusehende Sorelzementbildung aufgreifend, verdeutlicht. Die Ursache einer möglichen Ansteifung sind in der Abbildung 22 zu erkennen. Es ist eine Auskristallisation als verfilzendes Nadelsystem bei zusätzlicher Wasserbindung gegeben. Der zeitliche Verlauf wird durch das Vorhandensein weiterer Komponenten beeinflußt. Abb. 22: Verfilzung bei einer Sorelzementbildung Einflüsse sind darüber hinaus gegeben durch die mögliche Destrukturierung infolge Scherung oder auch eine im weiteren Verlauf eintretende Kristallumstrukturierung. Unter vorgenannten Gesichtspunkten ist das System RGRP-MgO-MgCl2-Lösung zu bewerten. Es bietet sich auch hier an, zwischen den Gruppen Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäuben zu unterscheiden. Die Kesselstäube der untersuchten Anlagen weisen eine sehr ähnliche Phasenzusammensetzung auf (s. dazu Tab. 6, C1, C2). Sie sind gekennzeichnet durch einen beträchtlichen Quarz/Silikatgehalt und unterscheiden sich vor allem in der Partikelgröße und der Partikelgrößenverteilung (s. Abb. 19). Im Hinblick auf die Wechselwirkungskräfte liegt es dann nahe, das Verhalten in Abhängigkeit vom Partikelabstand zu erfassen. Abbildung 23 zeigt das Ergebnis einer derartigen Analyse. Wie zu erwarten, haben die Stäube mit der geringsten Partikelgröße und der engsten Kornverteilungsbreite den größeren Reibungswiderstand. Mit einer h = cR-Zuordnung etwa nach h = c1 – c2cR folgt ein Schubspannungswert bei D = 100 etwa nach c τ 100 = 3n . h Der Bindemittelzusatz wirkt sich vor allem über die Veränderung des Kornspektrums (h-Wert) aus, vorausgesetzt eine schnelle Ansteifung der Suspension tritt nicht auf. I - 28 Die schon genannten gröberen Kesselaschen, die zu feindispersen Mischungen führen, können in die vorstehende Betrachtung nicht mit einbezogen werden. Da sie zu keinem stabilen quasi-Kontinuum führen, sollten sie mit feinkörnigen Stäuben gemischt werden; gegebenenfalls reicht die Mischung mit dem Bindemittel schon aus. 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK1 AK2 AK3 CK2 150 100 50 0 0 10 20 30 40 50 mittlerer Partikelabstand h [µm] Abb. 23: Charakteristischer Schubspannungswert für Kesselstäube in Abhängigkeit vom Partikelabstand (bedingt durch Kornspektrum und Konzentration) Bei den Reaktionsprodukten kommt zum Tragen, daß sie in der Phasenzusammensetzung stark variieren. Damit ist eine verallgemeinernde Aussage, wie bei den Kesselstäuben, nicht möglich. Es ergeben sich stoffspezifische Fließkurven bei Aufrechterhaltung der generellen Tendenz der mit feinkörnigen mineralischen Stoffen gebildeten Suspensionen, siehe hierzu Abbildung 24. 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AR BR CR 150 100 50 0 10 20 30 40 Feststoffanteil [Vol.-%] Abb. 24: Widerstandscharakteristiken von Suspensionen mit Reaktionsprodukten 50 I - 29 Hinsichtlich der Komponentenzusammensetzung ist der Stoff BR den Kesselstäuben zuordenbar. Auf Grund der Grobkörnigkeit weist er niedrige Widerstandswerte auf; in die Suspensionsbetrachtung (Abb. 24) kann er jedoch nur einbezogen werden, wenn ein Bindemittelanteil (q etwa 10 %) zugesetzt wird. Bei den Filterstäuben liegen sehr unterschiedliche Zusammensetzungen vor. Mit ihrer mineralischen Zusammensetzung und der erheblichen Feinkörnigkeit ordnen sie sich hinsichtlich des Fließverhaltens in die typischen Charakteristiken der bei den RGRP gegebenen mechanischen Suspensionen ein, Abbildung 25. 350 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 300 250 200 AF CF BF 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Abb. 25: Fließwiderstand von Filterstäuben Die Charakteristiken können quasi als Musterkurven für zuzuordnenbare Phasenzusammensetzungen herangezogen werden. Ableitbar ist, daß - vor allem ein hoher Portlanditgehalt (Ca(OH2), auch CaCl2·Ca(OH)2·H2O) zu hohen Fließwiderständen führt; merklich auch Bassanit (CaSO4·0,5 H2O) einen erhöhten Fließwiderstand bewirkt. feinkörnige silikatische bzw. Quarz-Phasen den Fließwiderstand erniedrigen. Eine andere Abhängigkeit wäre weiter zu untersuchen: die Abhängigkeit von der Mischbarkeitsgrenze; Abbildung 26 zeigt eine überraschende Zuordenbarkeit. In der Gesamtheit der RGRP überwiegen massemäßig die Filterstäube. Bei einer stetigen anfallproportionalen Mischung, also einem entsprechend gestalteten Einlauf in das Zentralsilo der MVA, reduziert sich die Vielfalt der RGRP einer MVA auf ein typisches Gemisch. Die Untersuchungen zeigen, daß dann das Fließverhalten des Gemisches wesentlich durch den überwiegenden Anteil der Filterstäube bestimmt wird. I - 30 50 Feststoffgehalt cR bei Schubspannung (D=100 1/s) = 100Pa [-] AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF2 CF1 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Mischbarkeitsgrenze cR-max. [%] Abb. 26: Suspensionskonzentration für τ 100 = 100 in Abhängigkeit von der Mischbarkeits-Grenzkonzentration Die anlagenseitige Realisierung des Dickstoffverfahrens bedingt Transportzeiten mit mehr oder weniger intensiver Scherung des Gemisches. Es ist dabei eine gegebenenfalls zu beachtende Selbstverfestigung bzw. die Verfestigung mit Bindemittel im jeweils einem Staub bzw. dem Gemisch einer MVA zugeordneten Arbeitsbereich zu beachten. Zu erwarten ist eine zeitabhängige Zunahme des Fließwiderstandes. Bei einer Scherung ist jedoch auch ein Strukturabbau möglich, was zu einer Widerstandsabnahme führt. Gemische ohne Bindemittel zeigen in etwa eine Widerstandszunahme, die um so höher ist, je höher die Ausgangsviskosität ist: bei einer Stunde Ruhezeit erhöht sich der τ 100 -Wert um 0 bis etwa 20 %, letzteres insbesondere bei reaktionsaktiven Filterstäuben. Für Gemische mit Bindemittel ist in Abhängigkeit von der Zusammensetzung und damit der Reaktionsgeschwindigkeit oder einer möglichen Strukturzerstörung eine unterschiedliche Auswirkung von Ruhe- oder Scherzeiten festzustellen. Dies wird schon am Beispiel der unterschiedlichen Zusammensetzung der Stäube einer MVA deutlich, Abbildung 27. Bei Kenntnis der Komponenten des Gemisches sowie des zu erwartenden Reaktionsablaufes läßt sich das Verhalten erklären bzw. ist umgekehrt eine Voraussage möglich. Die erheblich unterschiedlich möglichen Abhängigkeiten verdeutlicht ergänzend Abbildung 28. I - 31 Vorscherungseinfluß (1h; 200min-1; Visk.) cR=20% ; q=10% - MgO 350 300 250 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 200 150 100 50 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 Entnahmestelle Abb. 27: Ruhe- und Schereinfluß auf den Fließwiderstand (Ruhe- bzw. Scherzeit jeweils 60 min nach Anmischung) cR=30% ; q=10% - MgO 140 120 100 Vorscherungseinfluß (1h; 200min-1; Visk.) Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 80 60 40 20 0 CK1 CK2 CR CF1 CF2 Entnahmestelle Abb. 28: Ruhe- und Scherzeiteinfluß bei erheblich unterschiedlichen Gemischkomponenten gegenüber denen bei Abb. 27 Es wird deutlich, daß beim Transportprozeß Ruhezeiten (wie sie z. B. bei vorhandenen Toträumen gegeben sind) möglichst zu unterbinden sind. Die angedachten Handlingzeiten von 2 bis 2,5 Stunden sind bei den auf Verfestigung eingestellten Gemischen realisierbar. Der erforderliche Förderdruck muß jedoch entsprechend der ausgewiesenen Widerstandserhöhungen bemessen werden. Erschwerend wirkt sich derzeit die nicht definierte Charge – Kesselstaub, Reaktionsprodukt, Filterstaub oder Gemisch – erheblich aus. Ergänzend wurden andere Bindemittel – Aschen von Kohlekraftwerken – getestet. Bei prinzipiell ähnlichen Verhältnissen, jedoch höher notwendigen Zusätzen, wirkt sich der dann mehr oder weniger hohe Freikalkgehalt aus. I - 32 Als unproblematisch erweist sich der Mittransport grobkörnigen Materials. Die Fließgrenze bestimmt die zulässige Größe der Partikel hinsichtlich der notwendigen Sedimentationsvermeidung. Die Fließwiderstandserhöhung läßt sich in Analogie zum Ansatz nach Maron/Pierce ermitteln. Zu den Eigenschaften des verfestigten Materials Das konditionierte Gemisch des Dickstoffes soll transportfähig sein und sich nach der Ablagerung verfestigen. Die Einstellung/Rezepturfestlegung wurde auf der Basis der zu erwartenden Kristallneubildungen sowie nach Test mit der Vicat-Nadel vorgenommen. Den so verfolgten Verfestigungsverlauf zeigt Abbildung 29. Eindringtiefe [mm] 40 t(35) 35 30 25 20 15 10 t(5) 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Verfestigungszeit [h] Abb. 29: Prinzipieller Verlauf der Verfestigung, kennzeichnende Werte: t5 Verfestigungsbeginn t35 Verfestigungsende Angegebene Verfestigungszeiten (t35) charakterisieren also einmal die Verfestigungsmöglichkeit und geben andererseits den Zeitpunkt der möglichen Begehbarkeit an. Die Phasenneubildung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossenen. Proben wurden deshalb nach den in der Baustoffindustrie üblichen 28 Tagen weiter untersucht. Getestet wurden die vor allem interessierenden Werte der Druckfestigkeit und der Durchlässigkeit. Dabei kamen erschwerte Bedingungen in Ansatz, insofern als die Proben zwischenzeitlich bei einer Luftfeuchte von 90 % gelagert wurden. Die gemessene Druckfestigkeit (nach DIN EN 196) erbrachte für verfestigende Gemische Werte zwischen 0,1 und 6 N/mm2, siehe z. B. Abbildung 30. Von Einfluß sind - die enthaltenen quasi inerten Partikel, wie z. B. Quarz; - die Kristallneubildungen nach Art und Struktur; - die Korngrößen sowie der Umfang verbleibender Poren. Nicht die Kristallfestigkeit im einzelnen (wie Sorelphasen, Gips oder auch Halit) bestimmt die Festigkeit, sondern vor allem der gesamte Gefügeaufbau, vergleiche Tabelle 9. I - 33 Druckfestigkeit in N/mm² Druckfestigkeit in N/mm² 3 3 2,5 2,5 2 2 1,5 1,5 1 10 q in % 0,5 0 5 30 0,5 0 35 15 1 cR in % 5 30 10 q in % 40 cR in % Abb. 30: Druckfestigkeiten verfestigten Materials z. B. Kesselstaub (links) und ein Filterstaub (rechts) Mineral Quarz (SiO2) Anhydrit (CaSO4) Gips (CaSO4·2H2O) Steinsalz (NaCl) verfestigter Dickstoff Druckfestigkeit N/mm² 400 35 ... 90 12 ... 45 16 ... 40 0,1 ...6 Tab. 9:Materialdruckfestigkeiten Hinsichtlich der Endfestigkeit sind real höhere Werte zu erwarten. Die Lagerung bei 90 % Luftfeuchte dürfte die ungünstigste Bedingung sein. Weiterhin ist eine Nachhärtung begründet anzunehmen, unter anderem bedingt durch - die verzögerte Hydratation von Anhydrit zu Gips; die gegebenen silikatischen Glasphasen, denen bei alkalischer Anregung puzzolanische Eigenschaften zuzuordnen sind. Die Durchlässigkeit bzw. Dichtheit (nach DIN 18130) läßt eine Aussage zu, inwieweit der verfestigte Dickstoff selbst eine Barriere für einen Flüssigkeitsdurchtritt darstellt. Die Prüfung mittels Durchlässigkeit-Versuchsanlage ergab Darcy-Faktoren im Bereich: - 10-8 bis 10-9 m/s für die Filterstaub-Dickstoffe, um 10-8 m/s für die Kesselstaub-Dickstoffe, also sehr kleine Durchlässigkeitsbeiwerte. Untersucht wurden auch hier Proben nach 28 Tagen Lagerung bei Heranziehung des vorwiegend genutzten Dispersionsmittels (hochkonzentrierte MgCl2-Lösung) als Durchpreßflüssigkeit. I - 34 Abhängigkeiten sind einerseits von Seiten des Feststoffes gegeben: - Ausgangspartikelgröße, Feststoffkonzentration in der Suspension, Bindemittelzusatz, Kristallphasenbildungen und Gefügestruktur, siehe z. B. Abbildung 31. Anteil Bindemittel [%] 25 4,50E-10 3,90E-10 20 15 Sedimentation nicht mischbar 8,30E-10 3,90E-09 10 1,50E-09 6,50E-10 5 keine Verfestigung 0 15 20 25 30 cR [%] 35 40 45 50 Abb. 31: Darcy-Faktor im cR-q-Arbeitsfeld Bei Einlagerung des Dickstoffes im Salinar sollten die k-Werte aus Gründen des nicht zu erwartenden Wasser- bzw. Solezutritts keine wesentliche Bedeutung haben. Zur Schwermetallbelastung, Schwermetalleinbindung Auf die Belastung des Mülls mit Schwermetallen wurde eingangs des Berichtes schon hingewiesen. Die genannten Werte des von – bis – Bereiches unterscheiden sich etwa um eine Größenordnung. Das ist vor allem durch die territorial unterschiedliche Einbeziehung gewerblicher Abfälle bedingt. Eine Analyse zum Durchgang der Schwermetalle durch den Kessel- und Rauchgasreinigungsbereich sollte einen tieferen Einblick in den Verbleib der Schwermetalle liefern. Am Beispiel der Metalle/Metallverbindungen des Bleis, Zinks und Cadmiums wurden die Bedingungen analysiert, s. auch [3]. Ausgangspunkt für eine solche Betrachtung ist die Form des Eintrages der Schwermetalle in die MVA. Die Tabelle 10 gibt einen ersten Einblick über die eingetragenen Verbindungen und ihren Ursprung, läßt so auch eine gewisse Zuordnung zu einbezogenen Gewerbebetrieben bei den Müllverbrennungsanlagen zu. I - 35 Element / Verbindung Material PbO Legierungen Akkus Dachblei Kabelmäntel Strahlenschutz Flaschenkapseln Formguß Keramik-, Porzellanund Glasmalerei - Glas- und Metallkitte Pb3O4 - „Mennige“ Rostschutz für Stahl - Glasuren Pb - Element / Verbindung Material Zn - Legierungen (Messing) Dachrinnen Dachabdeckung Batteriehülsen Verzinkung von Eisen - Hilfsmittel in der Textilfärberei Zusätze für pharmazeutische Zubereitungen ZnCO3 ZnCl2 - - PbS PbSO4 - Photoleitfähigkeitszellen - IR Detektoren - Transistoren - Lithium Batterien - Schmiermittel - Feuchtigkeitssensoren Keramikglasuren - PVC-Stabilisator - Farbe - Beschwerungsmittel - ZnO - Imprägnierung von Holz zur Herstellung von Aktivkohle verzinken von Metallen raffinieren in der Ölindustrie Medizin Beschwerungsmittel für Weichgummi Sonnenschutzsalben Zinksalben weiße Malerfarbe „Zinkweiß“ Glas Element / Verbindung Material - Cd CdCl2 CdCO3 CdO - Galvanotechnik Photographie Färberei Stoffdruckerei Ausgangsmaterial für Pigmente - Ausgangsprodukt für Cadmium-pigmente und Cadmiumsalze - ZnS - weiße Malerfarbe Leuchtstoff - CdSO4 - PbCl2 - Herstellung von Bleichromat - Flußmittel und als Lot - ZnSO4 - - keine Angaben - Pigmente Gummi Lackhärter Antiklopfmittel in Benzin - Schädlingsbekämpfungsmittel keine Angaben - Herstellung von Zinksulfid-Pigmenten Zusatz bei der Kunstseidegewinnung (Fällbäder) Flotation von Erzen Beschweren von Baumwolle Gewinnung von Elektrolytzink Fixiermittel in Farben Leim Tierfutter Glasuren Batterien Lot Tab. 10: Eintrag und Ursprung der Schwermetallverbindungen Legierungen keine Angaben - Leuchtstoffe Halbleiter Photowiderstand Farbe „Postgelb“ Sinterwerkstoffe widerstandsfähige Emaille hitzebeständige Kunststoffe Elektrolyt in galvanischen Elementen Ausgangsmaterial für die Pigmentherstellung Stabilisator in PVC Batterien, Akkus Katalysator Glas- und Porzellan I - 36 Ein erstes Indiz für das Verhalten liefert die Aggregatszustands-Zuordnung zu den Temperaturverhältnissen in der MVA, s. Abbildung 32 für das Beispiel Zink. flüssig fest Zink flüssig gasförmig Zinkoxid fest fest Zinkchlorid flüssig fest Zinksulfat flüssig gasförmig fest Zersetzung fest Zinksulfid fest fest flüssig Zersetzung Zinkcarbonat Rost 20-800°C 0 500 NBK 800-1200°C 1000 Rauchgaszüge 1200-250°C 1500 RGR 250-80°C 2000 2500 Abb. 32: Zuordnung der Schwermetallverbindungen von Zink zum Temperaturverlauf in einer MVA Wesentlich ist dabei eine differenzierte Bewertung hinsichtlich der Umwandlungen im Hochtemperaturbereich : Durchlauf bzw. Übergang in den Niedrigtemperaturverlauf der RGR in fester oder flüssiger und gasförmiger Form. Letzteres bedingt die Anlagerung bzw. Kondensation an Feststoffpartikeln, was auf Grund der größeren Oberfläche vor allem an den feinsten Staubpartikeln erfolgen dürfte. Zu erwarten ist somit auch, daß Anteile mit hohem Schmelzpunkt verstärkt in der Schlacke zu finden sind. Vorliegende Aussagen hierzu bestätigen dies, siehe Tabelle 11. Element Blei Zink Cadmium Prozentuale Aufteilung [Gew%] Schlacke Rohgas 58-67 33-42 51-73 27-49 10-12 88-90 Tabelle 11: Schwermetallanteile in Schlacke und RGRP Neben den Aggregatszustands-Gegebenheiten sind weiterhin zu beachten: - die Abdampfraten der Metalle und Metallverbindungen, - die chemischen Umsetzungen in der Ofenatmosphäre. Die oberflächliche Verdampfung kann beträchtlich sein, was eine erste Abschätzung nach den Dampfdrücken in Umgebungsatmosphäre belegt. Größenordnungen von 0,1 mm/sec. sind zum Beispiel bei Blei, Bleioxid, Cadmiumoxid zu erwarten. I - 37 Die chemischen Neubildungen in der Ofenatmosphäre, also vor allem mit Sauerstoff und Chlor, lassen sich an Hand der freien Enthalpie bei der Umwandlung abschätzen. Zu erwarten ist danach ein hoher Anteil von Oxiden und bei hoher Chlorlast ebenso von Chloriden. Die Überprüfung der Voraussagen wurde mittels einer sequentiellen Extraktion vorgenommen. Mit der angewandten Extraktionsfolge wurden dabei folgende Bindungsformen angesprochen: I. II. III. IV. V. VI. Leicht lösliche Fraktion, insbesondere Chloride Carbonatische Fraktion Oxidische Fraktion, gebunden an amorphen Oxiden Oxidische, kristalline Fraktion Sulfidische Fraktion Restfraktion, wie silikatische Verbindungen Das Ergebnis einer solchen Analyse bestätigt prinzipiell die Erwartungen der vertretenen Metallverbindungen in den RGRP, siehe Abbildungen 33 und 34 für zwei ausgewählte MVA für das Element Zink. Dominant sind die Chloride vertreten, daneben die Oxide. Es bestätigt sich, daß vor allem von Einfluß sind: - die Eintragsform der Metalle im Zusammenhang mit ihrem Temperaturverhalten. So wird z. B. bei Blei oder Zinkoxid der Siedepunkt nicht erreicht, bei Zink und Cadmium dagegen überschritten; die Ofenatmosphäre in der MVA, wobei sich hier insbesondere die Chlorfracht auswirkt, dies offensichtlich im Verhältnis zum eingebrachten Kalzium; nicht zu vernachlässigen ist weiterhin die Abdampfrate der Metalle und Metallverbindungen; als Folge sind auch hier die Bildung neuer chemischer Verbindungen in der Gasatmosphäre zu nennen, letztlich dann die Kondensation an Feststoffpartikeln. mg/kg des RGRP 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 AF1 0 I AK3 II III Extraktionsschritte IV AK1 V VI Abb. 33: Fraktionsbezogene Verteilung von Zink in den RGRP von Anlage A RGRP I - 38 mg/kg des RGRP 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 CF2 0 I II CR III Extraktionsschritte IV CK1 V VI RGRP Abb. 34: Fraktionsbezogene Verteilung von Zink in den RGRP von Anlage C In Zuordnung zu den einzelnen RGR-Stufen ergibt sich folgendes Bild: In den Kesselstäuben sind im allgemeinen erhebliche Anteile der oxidischen Fraktionen, ggf. auch der metallischen Fraktion (bei Blei) bzw. auch der Anlagerung an silikatische Phasen zu verzeichnen. Vor allem trifft dies zu bei niedrigem Chlor-Kalzium-Verhältnis. Der Gehalt in den Reaktionsprodukten kann als Übergang von den Kesselstäuben zu den Filterstäuben angesehen werden. In den Filterstäuben überwiegen die Chloride. Das bestätigt die Erwartungen auf der Basis der zutreffenden Verdampfungsraten, der Phasenumwandlungen in der Ofenatmosphäre und der Kondensation an den oberflächendominanten Feinkornanteilen. Diese Tendenz nimmt so auch zuordenbar von Blei über Zink zu Cadmium zu. Hinsichtlich der Gesamtsumme der in den RGRP vertretenen Fraktionen ist zusätzlich der anteilige Umfang von Kesselstäuben, Reaktionsprodukten und Filterstäuben zu beachten. Wie schon genannt, überwiegen die Filterstäube bei den MVA. Die dementsprechend gewichtete Umrechnung für das schon aufgezeigte Beispiel Zink ergibt die Anteile gemäß Abbildung 35, es überwiegen die chloridischen Verbindungen. Daneben ist der Anteil oxidischer Verbindungen nicht vernachlässigbar. I - 39 mg/kg des RGRP 25000 20000 15000 10000 5000 F R 0 A B I C A B II K C A B III C A B IV C A B V C A B VI C RGRP Extraktionsschritte für die einzelnen Anlagen Abb. 35: Gesamtbilanz der anfallenden Fraktionen von Zink in den RGRP. Beim Cadmium zeichnet sich eine noch stärkere Tendenz zu chloridischen Bindungen ab. Bei Blei ist die metallische Form bzw. die Anlagerung an Silikate ebenfalls nicht unerheblich. Von Interesse ist die abschließende Einbindung der Schwermetallverbindungen in den sich verfestigenden Dickstoff. Ein Indiz hierfür kann der Gehalt an Schwermetallfraktionen in der Porenlösung sein. Neben der möglichen weiteren Umbildung bei der Verfestigung im Dickstoffgemisch ist hierfür die Löslichkeit der einzelnen Fraktionen und das Lösungsgleichgewicht von Bedeutung. Die in den RGRP nachgewiesenen chloridischen Fraktionen sind durch eine hohe Löslichkeit gekennzeichnet. Das bestätigt sich auch bei den Konzentrationen in der Porenlösung. Beim Zink kommt offensichtlich eine weitere Umwandlung vom überwiegenden Zinkchlorid zu unlöslichen Zinkoxidchloriden (ZuCl2·ZnO·1,5H2O) zum Tragen. Die ermittelten Zinkgehalte in der Porenlösung bestätigen das, s. Abbildung 36. Es kann somit festgestellt werden, daß Zink im verfestigten Dickstoff, obwohl meist im Müll mit hohem Anteil vertreten, sehr gut immobilisiert wird. I - 40 [mg/kg] 12000 Zn in VP Zn in Porenlsg. 11000 Zn in VP Zn in Porenlsg. 10000 9000 8000 7000 Anlage A 6000 Anlage C 5000 4000 3000 2000 1000 0,9 1,7 1,6 0,2 0,7 0,3 1,6 K K K R R F F 0,3 1,4 1,7 0,8 239 3,6 40,4 7,8 59,7 28,1 F F K K R R F F F F 0 verwendete RGRP Abb. 36: Zinkfraktionen in der Porenlösung im Vergleich zum Gehalt im verfestigten Dickstoff Festzustellen ist andererseits, daß die in den Kesselaschen vertretenen Fraktionen an sich durch eine hohe Immobilisierung gekennzeichnet sind. Hier wäre eine getrennte Erfassung und Behandlung empfehlenswert. Bezüglich der Gesamtbewertung ist zu beachten, daß sich der verfestigte Dickstoff durch eine minimale Durchlässigkeit auszeichnet. Verifizierung in einer großtechnischen Anlage Parallel zum Untersuchungsprogramm wurde eine Dickstoffanlage zum Zweck der Langzeitsicherung großräumiger Hohlräume im Werra-Rhön-Gebiet des Kalisalzbergbaues errichtet und in Betrieb genommen. In Analogie zum Laborprogramm kamen Dickstoffmischungen aus Rauchgasreinigungsprodukten aus Müllverbrennungsanlagen, suspensiert mit Q-Lösung und Magnesiumoxid als Bindemittel zum Einsatz. Herangezogen wurden RGRP der MVA-A sowie auch RGPP einer weiteren Anlage D. Dies diente sowohl dem direkten Vergleich mit Laboruntersuchungen zum Verhalten der RGRP der Anlage A als auch der vergleichenden Einbeziehung von RGRP von anderen Müllverbrennungsanlagen. Gemessen wurde in Abhängigkeit von den Konzentrationsverhältnissen der RohrleitungsDruckverlust, die Druckfestigkeit (allerdings erst in der begrenzten Lagerzeit von 14 d), die Wärmetönung beim Mischen und die Auspreßmöglichkeit von Porenlösung. I - 41 Als Richtwert für die Gemischeinstellung diente vor allem das Fließverhalten bzw. der Druckverlust bei der Rohrförderung. Dazu sind jedoch spezielle Kenntnisse zu den Eigenschaften der RGRP der jeweiligen MVA notwendig, s. hierzu Abb. 37 . Eine Anlageneinstellung auf einen τ 100=100-Wert kann zur ersten Orientierung herangezogen werden. Konsistenz τ100 [Pa] 700 600 500 S7 S3 400 S8 300 S2 200 S1 100 S4 0 10 20 30 40 50 60 Feststoffkonzentration [%] Abb.37 : Arbeitsbereich verschiedener RGRP-Chargen im τ 100-cR-Feld Wie zu erwarten, bestätigten die Untersuchungsergebnisse die detaillierten Labor-Versuchsergebnisse. Wie nachgewiesen, unterscheiden sich die Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube untereinander in ihrer Zusammensetzung und folgerichtig in ihrem Verhalten wesentlich. Es bestätigt sich, daß bei undefinierter Anlieferung bzw. Zusammensetzung eine exakte Bestimmung des Verhaltens und auch der Anforderungen (Gemischkonditionierung) schwerlich möglich ist. Das drückt sich deutlich an den erfaßten Daten bei der großtechnischen Anlage aus. Es konnte gezeigt werden, daß die Dickstofftechnologie gut beherrscht werden kann. Eine detaillierte Kenntnis der einzubringenden Stoffe ist dabei jedoch eine unumgängliche Voraussetzung. I - 42 Hier genannte Literaturhinweise [1] Bilitewski, B.; Härdtle, G.; Marek, K. Abfallwirtschaft – Handbuch für Lehre und Praxis Springer-Verlag, Berlin 2000 [2] Buhrke, H.; Kecke, H. J.; Richter, H. Strömungsförderer Verlag Technik; Berlin 1988 Vieweg-Verlag; Braunschweig, Wiesbaden 1989 [3] Richter, A. Schwermetalle in den Rauchgasreinigungsprodukten von Müllverbrennungsanlagen Diss. Univ. Magdeburg, Febr. 2000 Literaturangaben sind umfassend im ausführlichen Bericht enthalten. II - 1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen im Salinar __________________________________________________ Kapitel II: Erfassung und Charakterisierung der Rückstände aus der Rauchgasreinigung von MVA II - 2 Inhaltsverzeichnis 1. 2. 2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.4 3. 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 4. 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5 Seite Inhaltsverzeichnis ......................................................................................2 Einleitung ..................................................................................................5 Aufkommen und Zusammensetzung des Abfalls......................................7 Entwicklung des Abfallaufkommens ........................................................7 Aufkommen und Zusammensetzung der für die Verbrennung vorgesehenen Abfälle ...............................................................................9 Abfallkomponenten und Abfallmengen ....................................................9 Physikalische Eigenschaften und chemische Zusammensetzung der Abfälle .................................................................................................11 Aufkommen und Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte bei der Abfallverbrennung .........................................................16 Anfall und Aufkommen der Rauchgasreinigungsprodukte.......................16 Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte ...............................18 Einschätzung der Ergebnisse.....................................................................22 Müllverbrennungsanlagen .........................................................................25 Abfallverbrennung und Rauchgasreinigung..............................................26 Aufbereitung und Kesselbereich ...............................................................26 Rauchgasreinigungsbereich – Abscheidung fester Komponenten ............35 Rauchgasreinigungsbereich – Abscheidung gasförmiger Rauchgaskomponenten ........................................................................................37 Konditionierung des Rauchgasstromes .....................................................42 Temperaturen und Verweilzeit des Rauchgases in den Stufen der Müllverbrennungsanlagen .........................................................................42 Temperaturverlauf und Verweilzeit in einer Müllverbrennungsanlage.........................................................................................................42 Einfluss des Temperaturverlaufs und der Verweilzeit auf die Umsetzungsvorgänge auf dem Rost ..........................................................43 Einfluss des Temperaturverlaufs und der Verweilzeit auf die Rauchgasreinigung ....................................................................................45 Stoffdurchgang ..........................................................................................46 Systemvoraussetzungen für die analytische Betrachtung..........................46 Anfallende Rauchgasreinigungsprodukte aus der Abfallverbrennung......50 Zusammenfassende Darstellung der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte aus der Abfallverbrennung .........................................................61 Anfallende Rauchgasreinigungsprodukte bei Müllverbrennungsanlagen.......................................................................................................64 Ordnung der Müllverbrennungsanlagen (MVA) nach der Rauchgasreinigungstechnologie ................................................................64 MVA mit Trockenadsorption ....................................................................66 MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher...............................................67 MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher ..............................................68 MVA mit Sprühabsorber ...........................................................................69 MVA mit Nasswäscher..............................................................................70 II - 3 Seite 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.4 4.5 4.5.1 4.5.2 5. 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.3 6 6.1 6.2 Analyse der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte (RGRP) an den ..5 Anlagentypen der Müllverbrennung .........................................................72 MVA mit Trockensorption ........................................................................73 MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher...............................................78 MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher ..............................................84 MVA mit Sprühabsorber ...........................................................................90 MVA mit Nasswäscher..............................................................................95 Bewertung der Ergebnisse der quantitativen Abschätzung des Stoffdurchganges...............................................................................................98 Zusammenstellung der anfallenden RGRP an Anlagen mit zusätzlicher Entstaubung nach dem Kesselbereich .............................................99 Zusammenstellung der anfallenden RGRP an Anlagen ohne zusätzlicher Entstaubung nach dem Kesselbereich .............................................101 Einfluss der Schwankungsbreite auf die Zusammensetzung der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte.................................................103 Bewertung der Ergebnisse der quantitativen Abschätzung .......................105 Eigenschaften der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte ...................106 Physikalische Eigenschaften .....................................................................106 Anfallende Verbindungen in den Rauchgasreinigungsprodukten der Abfallverbrennung.....................................................................................108 Verifizierung der Ergebnisse aus den Analysen der Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte .................................................111 Analyse der Kornspektren .........................................................................111 Müllverbrennungsanlage A .......................................................................111 Müllverbrennungsanlage B .......................................................................113 Müllverbrennungsanlage C .......................................................................114 Gegenüberstellung der Ergebnisse der röntgendiffraktometrischen Phasenanalyse und analytisch ermittelter Phasen......................................115 Kesselbereich – Rauchgaszüge..................................................................116 Kesselbereich - zusätzliche Entstaubung...................................................119 Rauchgasreinigungsbereich - Sprühabsorber und Sprühtrockner .............123 Rauchgasreinigungsbereich – Entstaubungseinrichtungen nach Sprühabsorber bzw. Sprühtrockner ...........................................................127 Rauchgasreinigungsbereich - Entstaubungseinrichtung nach Nasswäscher ..............................................................................................132 Zusammenfassende Bemerkungen ............................................................135 Aussagen zu den unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der bei der Abfallverbrennung anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte ....................................................................135 Maßnahmen zur Stabilisierung der Zusammensetzung und der Eigenschaften der an MVA anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte....136 Ursachen für die unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der bei der Abfallverbrennung anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte ....................................................................138 II - 4 Seite 7. Zusammenfassung .....................................................................................139 Literaturverzeichnis...................................................................................140 II - 5 1. Einleitung In der Bundesrepublik Deutschland fallen jährlich ca. 260 Mio. Tonnen Abfälle an, die zu entsorgen sind. Zu 85% werden die Abfälle auf Deponien gelagert (Bauschutt und Bodenaushub; Hausmüll; Produktionsabfälle,...), etwa 11% werden auf Kompostierungsanlagen bzw. über andere Aufbereitungsverfahren entsorgt (Klärschlamm, Produktionsabfälle, gewerbeähnlicher Hausmüll,...) und etwa 4% in Müllverbrennungsanlagen (Hausmüll, hausmüllähnlicher Gewerbemüll, Klärschlamm,...) verbrannt [1]. Gegenüber der Ablagerung auf der Deponie und der Kompostierung stellt die massenhafte Verbrennung der Siedlungsabfälle (im weiteren als Abfälle bezeichnet) ein relativ neues Verfahren der Abfallbehandlung dar. Die erste Anlage in Deutschland wurde 1894 in Hamburg errichtet, um die anfallenden Abfälle zu inertisieren und hinsichtlich der Masse zu reduzieren. Mit der Verbrennung von Hausmüll wurde ein neuer Weg der Entsorgung der Abfälle beschritten. Den Vorteilen des Verfahrens - energetische Nutzung des Siedlungsabfalls; - Reduzierung der Abfallmasse um ca. 60 – 70%; - weitestgehende Immobiliesierung der Schadstoffe des Siedlungsabfalls; - stoffliche Nutzung der anfallenden Schlacke; stehen die Nachteile - hoher anlagentechnischer Aufwand zur Realisierung der Müllverbrennung und Rauchgasreinigung und damit neu: - Entsorgung der Schlacke und der Rauchgasreinigungsprodukte der Rauchgasreinigung (Flugaschen, Reaktionsprodukte, Filteraschen) gegenüber. In der Bundesrepublik Deutschland wurden 1999 insgesamt 61 thermische Anlagen zur Abfallbehandlung betrieben, davon 57 Müllverbrennungsanlagen mit Rostfeuerung. Ca. 4 Mio. Tonnen Schlacken, Flugasche und Rauchgasreinigungsprodukte (RGPR) fallen aus dem Verbrennungsprozess an und sind zu entsorgen. Während die Schlacken aus dem Bereich des Feuerraumes - die enthaltenen Schadstoffe sind durch Verglasungsvorgänge weitgehend gebunden - einer Nutzung zugeführt werden können, ist eine Verwertung der im Bereich der Rauchgasreinigung anfallenden Flugaschen und Reaktionsprodukte auf Grund des Schadstoffgehaltes nicht gegeben. Hinsichtlich der Erarbeitung eines Entsorgungskonzeptes dieser RGRP ist festzustellen, dass sich die RGRP hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und damit auch ihrer Eigenschaften sehr stark voneinander unterscheiden. Eine Systematik für die Ursachen dieser Unterscheidungen liegt bisher nicht vor. Untersuchungen [u.a. 2] weisen darauf hin, dass die Zusammensetzung und die Menge der Rauchgasreinigungsprodukte erheblichen Schwankungen unterworfen sind, wenn - sich die Eingangsparameter der zu verbrennenden Siedlungsabfälle ändern; - unterschiedliche Technologien der Abfallverbrennung und Rauchgasreinigungstechnologien verwendet werden; - Unterschiede im Betrieb der Rauchgasreinigung bestehen. II - 6 Zielstellung der folgenden Untersuchungen ist es, ausgehend von Analysen - zum Aufkommen und der Struktur des Abfalls, - zum Aufbau von Müllverbrennungsanlagen, insbesondere der Rauchgasreinigung, - zu Stoffumsetzungsvorgängen bei der Abfallverbrennung und Rauchgasreinigung, Aussagen zu den anfallenden RGRP hinsichtlich der Menge und der chemischen Zusammensetzung an den zu erwartenden Anfallstellen abzuleiten und Ursachen für die unterschiedliche Zusammensetzung der Rückstände zu klären. Im Folgenden werden - das Aufkommen und die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Abfalls analysiert; - die Müllverbrennungsanlagen hinsichtlich der eingesetzten Rauchgasreinigungstechnologie untersucht und vergleichbare Anlagen in Gruppen zusammengefaßt; - unter Bezug auf einen definierten Modellabfall der Stoffdurchgang durch eine Müllverbrennungsanlage verfolgt und die anfallenden RGRP nach Menge und Zusammensetzung abgeschätzt; - spezifische Aussagen zu physikalischen und chemischen Eigenschaften der RGRP abgeleitet. Die erhaltenen Aussagen werden den Ergebnissen untersuchter RGRP aus drei Müllverbrennungsanlagen gegenübergestellt. Mit der Verifizierung wird der Nachweis der Vorhersehbarkeit der Zusammensetzung der RGRP erbracht. 2. Aufkommen und Zusammensetzung des Abfalls Die Betrachtungen zur Zusammensetzung und zum Aufkommen der anfallenden Abfälle sind Ausgangspunkt für die Beurteilung der zu erwartenden RGRP. Die Analyse dient gleichzeitig der Fixierung eines Modellabfalls, der für die Verbrennungs- und Reinigungswirkungen herangezogen werden soll. 2.1 Entwicklung des Abfallaufkommens Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen veröffentlichte im Jahr 1991 ein Gutachten [39] mit der Aussage, dass 1990 eine Abfallmenge von ca. 250 Mio. Mg in der Bundesrepublik Deutschland zu entsorgen war. Nach [1] läßt sich dieses Abfallaufkommen wie folgt untersetzten: Hausmüll u.ä. - 27 Mio. Tonnen / Jahr Bauschutt und Bodenaushub - 118 Mio. Tonnen / Jahr Klärschlämme - 3 Mio. Tonnen / Jahr Produktionsabfälle - 102 Mio. Tonnen / Jahr Die Komponenten des Abfalls haben sich in den zurückliegenden Jahren sowohl in ihrem Aufkommen als auch in ihrer Zusammensetzung wesentlich geändert. Während in den 50-iger Jahren der Hausmüll wesentlich die Abfallzusammensetzung bestimmte, gewann in den 70-iger Jahren der Gewerbemüll erheblich an Bedeutung und bestimmt wesentlich die Zusammensetzung des Abfalls mit. (Abb.2.1 n.[2]) II - 7 Abfallmenge (1.000 Mg) 400 350 300 250 Gewerbemüll 200 150 Hausmüll 100 50 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 Jahr Abb. 2.1: Entwicklung des Abfallaufkommens einer Großstadt, differenziert nach Haus- / Sperrmüll sowie Gewerbemüll [2] Aus dieser Darstellung wird auch die Einführung der Sammlung bestimmter wiederverwendbarer Komponenten des Hausmülls deutlich. Seit dem Jahr 1975 ist in den Großstädten eine Stagnation des Hausmüllaufkommens festzustellen. Unter Beachtung der Sammlung einzelner Komponenten – Duales System - des Mülls, u.a. Papier, Pappe sowie ausgewählte wieder zu verwertende Komponenten, sind auch zukünftig weitere quantitative Veränderungen in der Zusammensetzung des Abfalls zu erwarten. kg/E,a 400 K u n s ts to ffe 350 H o lz , L e d e r,P a p p e 300 S te in e , T o n 250 M e ta ll 200 G la s o rg a n is c h e K ü c h e n a b fä lle 150 P a p ie r; F e in p a p ie r 100 50 F e in a b fa ll(A s c h e ) 0 1955 Jahr 1990 Abb. 2.2: Entwicklung des Müllaufkommens und der Müllzusammensetzung in kg/E,a [2] II - 8 Die Entwicklung des Müllaufkommens und der Müllzusammensetzung im Zeitraum von 1955 bis 1990 wird in der Abb. 2.2 dargestellt [2]. In dieser Darstellung wird ein Anstieg des Müllvolumens prognostiziert. Die abnehmende Tendenz des Ascheanteils wird durch die Zunahme der restlichen Komponenten, insbesondere der des Papiers, überdeckt. Von ca. 180 kg/E,a steigt das Müllvolumen auf ca. 370 kg/E,a an. Eine Abschätzung der heute zur Entsorgung anstehenden Abfälle kann, ausgehend von einer in Bayern durchgeführten Untersuchung zur Entwicklung der Abfallmengen, für die Bundesrepublik Deutschland [37, 41] vorgenommen werden. Im Land Bayern hat sich das Gesamtabfallaufkommen in den Jahren 1972 bis 1990 von 270 auf 562 kgAbfall/E,a entwickelt. Nach 1990 stellte sich eine geringfügige Verringerung des Abfallaufkommens auf 480 kgAbfall/E,a ein. Bis 1997 blieb die Abfallmenge bei 494 kgAbfall/E,a annähernd konstant. Als Ursache für diese Entwicklung werden genannt: - die 1991 erlassene Verpackungsverordnung - verstärkte Abtrennung wiederverwendbarer Komponenten (Sekundärrohstoffgewinnung) Das Wertstoffaufkommen hat sich im Zeitraum 1988 bis 1997 von 65 auf 270 kgAbfall/E,a entwickelt. Um Vorhersagen zur Entwicklung der Abfallmengen bis zum Jahr 2005 vornehmen zu können, sind auch die Festlegungen der UN-Konferenzen für Umwelt und Entwicklung hinsichtlich der Vermeidung von Abfällen, der weiteren Einbeziehung in den Wirtschaftskreislauf und somit der Verringerung des Bedarfs an Primärrohstoffen, zu beachten. Überträgt man die für Bayern vorliegende Aussage als Tendenz auf die Bundesrepublik Deutschland, kann davon ausgegangen werden, dass die Aussagen des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen [39] hinsichtlich des Abfallaufkommen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahres 1990 von 250 Mio. Mg auch auf die heutigen Verhältnisse übertragen werden können. Zukünftig wird eine Abnahme der Abfälle, verbunden mit einer sich ständig ändernden Zusammensetzung, zu erwarten sein. Die zu entsorgende Abfallmenge kann somit nicht als eine gegebene Größe hingenommen werden. 2.2 Aufkommen und Zusammensetzung der für die Verbrennung vorgesehenen Abfälle 2.2.1 Abfallkomponenten und Abfallmengen Unter Abfällen versteht man nach dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz [30] die zur Beseitigung und die zur Verwertung anstehenden Abfälle. In [2] werden die Komponenten aufgezeigt, die zum Abfall zählen und zur Entsorgung anstehen, siehe Tabelle 2.1. II - 9 Abfallkomponente Hausmüll Sperrmüll Marktabfälle Straßenreinigungs-abfälle Garten- und Parkab-fälle Bauabfälle - Bauschutt - Baustellenabfälle - Bodenaushub - Straßenaufbruch Klärschlamm Rückstände aus Abwasseranlagen Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle EAK-Code 200301 200301 200302 200303 200203 LAGA-Code 91101 91401 91501 91701 170701 200202 170301 170302 19805 190801 - 190803 94701 - 31409 91206 31411 31410 94301 - 94704 - Tabelle 2.1: Zusammenstellung der wesentlichsten Komponenten des zu entsorgenden Abfalls [2]; (Der sich dabei ergebende Bezug zum Abfallartenkatalog [31] ist mit der EAK-Zuordnung gegeben. Vermerkt ist auch die ehemalige LAGA–Zuordnung) Die Komponenten des zu verbrennenden Abfalls haben sich in den zurückliegenden Jahren mit der mengenmäßigen Änderung auch in ihrer Zusammensetzung wesentlich geändert. In der Abb. 2.2 wird neben der Entwicklung des Müllaufkommens auch die Entwicklung der Müllzusammensetzung deutlich. Als einzige Komponente nimmt der Feinabfall - Asche - in diesem Zeitraum ab. Alle anderen Komponenten nehmen in dem Zeitraum der analysierten 35 Jahre zu. In den Jahren 1995 und 1996 wurde in Bayern [25] eine durchschnittliche Zusammensetzung des Mülls ermittelt. Die Ergebnisse dieser Analyse sind in der Abb. 2.3 dargestellt. Verbunde 7% Rest 14% Kunststoff 8% Organik 28% Papier,... 7% MetalleGlas 3% 3% Textilien 4% Problemmüll 1% Müll<40mm 25% Abb. 2.3: Durchschnittliche Zusammensetzung des Hausmülls in Bayern, II - 10 analysiert in den Jahren 1995 und 1996 [25] Die Gegenüberstellung der Zusammensetzungen nach Abb.2.2 und 2.3 lässt Abweichungen in den Positionen Papier und Organik erkennen. Neben regionalen Besonderheiten wird hier der Einfluss der gesonderten Erfassung von Papier und Pappe durch die Wertstoffsammlung deutlich. Der hohe Anteil an organischen Bestandteilen ist auf örtliche Besonderheiten, u.a. auf das zusätzliche Einbringen von Gartenabfällen, zurückzuführen. Bezeichnung UBA ARGUS 1979/80 1985 Zusammensetzung in Gew. % Papier 14,6 12,0 Karton 4,1 4,0 Küchenabfälle 26,8 29,9 Kunststoffe 6,1 5,4 Glas 11,6 9,1 magnetische Metalle keine Angaben 2,8 Holz / Leder 2,3 in Textilien enthalten Textilien 1,5 2,0 Papierverbundstoffe keine Angaben 1,1 Mineralien 2,9 2,0 Sonstige Verbundstoffe 0,8 1,9 nicht magnetische Metalle 0,4 0,4 Unsortiertes keine Angaben 3,3 Fraktion I (Feinmüll bis 8mm) 8,6 10,1 Fraktion II (Feinmüll 8–40mm) 15,6 16,0 Tabelle 2.2: Zusammensetzung des Abfalls – Analysen, durchgeführt in Deutschland (UBA Erhebung: Doberstein, J: Energie- und Schadstoffe im Hausmüll, Ergebnisse der bundesweiten Analyse in der BRD, M.+ A. Nr. 12/83 BMU/UBA/ARGUS: bundesweite Hausmüllanalyse 1983/85 In [1] werden Analysen zum Abfall aufgeführt, die in den Jahren 1979/80 und 1985 in Deutschland durchgeführt wurden. (Tabelle 2.2) Die Gegenüberstellung der Zusammensetzung der untersuchten Abfälle zeigt Unterschiede in den Komponenten Kunststoffe und Papier + Karton. Während die abnehmende Tendenz der Komponenten Papier und Kunststoff durch die getrennte Erfassung dieser Komponenten auf Grund der Einführung des Dualen Systems in Deutschland zu erklären ist, steht diese Aussage im Widerspruch zu der in der Ab. 2.2 dargestellten Tendenz - der Zunahme dieser Komponenten. Zu den übrigen Komponenten gibt es keine nennenswerten Unterschiede. In Auswertung der durchgeführten Analysen zur Zusammensetzung des Abfalls lassen sich für die wesentlichsten Komponenten die von - bis Spannen aufzeigen, Tabelle 2.3. II - 11 Bezeichnung Papier Küchenabfälle /Organik Kunststoffe Glas Textilien Papierverbundstoffe u. sonstige Verb. Metalle Fraktion II (Feinmüll 8–40mm) Schwankungsbreite Gew. % 7 - 15 26 - 30 5 - 14 3 - 12 1 - 4 <1 - 7 <1 - 3 8 - 25 Tabelle 2.3: Schwankungsbreite einiger im Abfall enthaltener Komponenten in Auswertung der Tabelle 2.2 und der Abb. 2.3 Zukünftig werden sich die oberen und unteren Grenzen verändern. Der bewußte Umgang mit Rohstoffen und die Durchsetzung von Maßnahmen zur Abfallvermeidung werden sich hier auswirken. Für die Abfallverbrennung steht also ein sich ständig ändernder Brennstoff an. 2.2.2 Physikalische Eigenschaften und chemische Zusammensetzung der Abfälle In den Jahren 1985 und 1992 wurden in der Bundesrepublik Deutschland umfassende Analysen zu den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung von Abfällen vorgenommen – Tabelle 2.4. Erfaßt wurden neben dem Heizwert die Anteile: - Brennbares - Asche - Wasser und die organischen und metallischen Bestandteile der Abfälle Die 1985 vom UBA ermittelten Werte ordnen sich gut in die 1992 von [1] ermittelten Werte ein. Mit den Ergebnissen zum Heizwert und zur Zusammensetzung des Abfalls nach Brennbarem, Wasser, Asche und metallischen Bestandteilen liegt eine Ausgangsbasis für die Definition eines Modellabfalls vor. Nicht so gut ist die Übereinstimmung in den organischen Bestandteilen. Hier liegen Abweichungen in dem Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt vor. Diese Tendenz kann u.a. durch erhöhte Kunststoffgehalte erklärt werden. II - 12 Dimension UBA 1985 kJ/kg Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % ca. 8530 ca.47,3 ca. 27,7 ca. 35 keine Angaben kg/m³ keine Angaben Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % 20,0 2,4 13,6 0,6 0,2 0,3 - 0,8 g/kg g/kg g/kg g/kg g/kg g/kg g/kg g/kg g/kg ng/kg 0,2 - 0,6 0,2 - 0,25 3,6 - 4,65 0,45 - 0,60 keine Angaben keine Angaben 0,0029 - 0,0041 keine Angaben 0,00044 - 0,00084 keine Angaben Physikalische Eigenschaften Heizwert Anteil Brennbares Anteil Asche Anteil Wasser Grobeisenmenge (bezogen auf die Gesamtmasse) Schüttgewicht (Müllbunker) Organische Bestandteile Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff Stickstoff Schwefel Chlor Metallische Bestandteile Blei Kupfer Eisen Zink Zinn Chrom Cadmium Barium Quecksilber Dioxine Bamberg 1992 7500 40 25 15 3 - 15000 – 60 – 35 – 35 – 5 ca. 600 28 4 16 0,2 0,3 0,4 - 40 5 22 1,3 0,5 1,0 0,39 - 1,83 0,06 - 2,08 keine Angaben 0,47 - 6,53 0,06 - 0,52 0,03 - 2,76 0,001 - 0,032 keine Angaben 0,0005 - 0,0114 10 - 256 Tabelle 2.4: Physikalische Eigenschaften und chemische Analyse des Abfalls [1] (BMU/UBA/ARGUS: bundesweite Hausmüllanalyse 1983/85 Untersuchungen zur Abfallzusammensetzung – MVA Bamberg) Analysen zum Gesamtmüll und zu einzelnen Abfallfraktionen werden in [19] veröffentlicht. Untersucht wurde der Einfluss der Jahreszeit auf die mit dem Hausmüll sowie mit einzelnen Müllfraktionen eingebrachten Schadstoffen - Tabelle 2.5. Analysiert wurde von [19] auch der Schadstoffeintrag durch Hausmüll mit 30% Feuchte, Altpapier mit 8% Feuchte und Kunststoff mit 6% Feuchte - Tabelle 2.6. Lfde. Nr. Komponente 1 Papier/ Winter Pappe Som. Kunststoff Winter Som. Feinmüll Winter Som. VegetaWinter bilien Som. GesamtWinter müll Som. Ca Na Fe Zn M Pb Cd Hg F Angaben in mg/kgTS 2. 3. 4. 5. 85 87 651 401 56 3 671 519 263 212 1649 1474 1666 1284 3361 1669 3811 3371 1924 1540 2288 1681 4404 3365 13155 10931 7532 6494 4627 3593 411 353 1021 973 1202 1025 904 613 585 456 96 68 87 94 679 574 287 20 194 158 100 139 1311 279 509 582 1493 271 605 192 1,86 1,16 11,02 18,19 2,4 2,98 3,8 4,77 2,87 4,09 0,18 0,12 0,39 0,46 0,3 0,34 1,29 2,6 0,44 0,84 Cl- S Gew.% Gew.% 0,33 0,26 0,22 0,21 0,17 0,09 0,17 0,1 0,36 0,34 0,09 0,09 0,15 0,16 0,16 0,06 0,09 0,08 0,08 0,07 37,7 25,4 10,6 16,8 45,7 13,7 3,8 2,6 15,3 8,9 Tabelle 2.5: Schadstofffrachten aus der bundesweiten Hausmüllanalyse für einzelne Abfallfraktionen in der Winter- und Sommerperiode [19] (Cl, F, und S betreffen nur organisch Gebundenes. Die Chlorwerte bei den Vegetabilien können nicht nur als Kochsalz zu betrachtet werden.) Lfde.Nr. Komponenten Cd Cr Cu Ni Pb Zn Clges. Forg. II - 13 1. 2. 3. Hausmüll mit 30% Feuchte Altpapier mit 8% Feuchte Kunststoff mit 6% Feuchte Angaben mg/kg 13 294 2,9 76 31 0,5 22 65 10,7 43,1 28,2 78 18,8 310 4760 71 65,7 108 1789 104 171,1 402 55012 14 Tabelle 2.6: Schadstoffgehalte im Hausmüll und in den Hauptkomponenten für BRAM in mg/kg nach [19] Mit den Analysen wird der Einfluss der Komponenten Papier/Pappe, Kunststoff, Feinmüll und Vegetabilien auf den Eintrag der Schadstoffen deutlich. Der Ergebnisse zum Einfluss der Jahreszeit auf den Eintrag der Schadstoffe unterstützen die Einschätzung, dass der Abfall in seiner Zusammensetzung ein sich ständig ändernder Brennstoff ist. Der Einfluss der jeweiligen Komponente auf den Gesamtabfall wird ersichtlich. Nicht alle Abweichungen sind zu erklären, z.B. jahreszeitlicher Einfluss auf den Schadstoffeintrag durch die Kunststofffraktion. Die in den Tabellen 2.4 bis 2.6 dargestellten Analysenwerte ordnen sich in die Angaben der Tabelle 2.3 ein. Eine umfassende Analyse eines Klärschlamms wird in [2] veröffentlicht. (Tabelle 2.7). Die Bedeutung des Klärschlamms für den Eintrag an Schwermetallen wird mit den Ergebnissen der Untersuchungen erkennbar, zumal der Anteil mit dem zunehmenden Gewerbeabfall in der Zukunft ansteigen wird. Auswertungen zu den Untersuchungsergebnissen, insbesondere zu den Ursachen der Schwankungsbreite, werden nicht vorgenommen. Element Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff Stickstoff Schwefel Chlor Flour Arsen Cadmium Cobald Chrom Kupfer Quecksilber Mangan Nickel Blei Antimon Zinn Titan Vanadium Zink C H O N S Cl F As Cd Co Cr Cu Hg Mn Ni Pb Sb Sn Ti V Zn AOX PCB PCDD/F Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg µg/kg TE ng/kg Anteil 40 5,4 24 4 1,6 0,3 1 2,6 - 25 1,6 - 21 3,2 5 19,6 - 1200 87,9 - 860 1,6 4,7 74 - 260 94 - 340 52 - 124 1,8 - 10 54 - 673 0,6 - 19 9,5 - 25,5 657 - 2500 192 - 287 80 - 846 15 - 470 Tabelle 2.7: Zusammensetzung des Berliner Klärschlammes bezogen auf Trockensubstanz [2] II - 14 Die Analysen verdeutlichen, dass mit Änderungen der Zusammensetzung der Abfälle sich die physikalischen Eigenschaften und die chemischen Zusammensetzungen der Abfälle und der aus der Verbrennung anfallenden Schlacken und Rauchgasreinigungsprodukte auswirken werden. Werden die Bestandteile des Abfalls nach ihren organischen bzw. anorganischen Bestandteilen untersucht, kann man auf die mögliche Herkunft der in den Tabellen 2.4 bis 2.6 dargestellten Bestandteilen des Rückstandes schließen - Tabelle 2.8. Lfde. Nr. 1. 2. 3. Element Kalium Natrium Mg 4. Titan 5. Chrom Bestandteil des Abfalls Gummi Malerfarben Kautschuk Papier Chemiefaser Kautschuk Farbe Legierungsbestandteil Chromgelb – Farbe 6. 7. Eisen Nickel Schrott Legierungsbestandteil 8. 9. Kupfer Zink Metallabfälle Kautschuk Lacke, Farben Textilfärbung 10. Cadmium 11. Quecksilber Halbleiterbauelemente Photowiderstand Batterien Desinfektionsmittel Thermometer Leuchtstoffröhren Hg-Dampflampen Keramik Legierungsbestandteil Akku; Kabelmäntel Farben 12. Aluminium 13. Blei 14. 15. Phosphor Arsen 16. Schwefel 17. 18. Fluor Chlor 19. Silicium Chemische Verbindung KCl NaCl xMgCO3.yMg(OH)2 Magnesiumsilikate PbCrO4; PbSO4; PboPbCrO4 ZnCrO4 Ni-Cr-Legierungen Ni-Cu-Legierungen Ni-Ti-Legierungen ZnCl ZnS K2O*4ZnO*4CrO3*3H2O ZnCrO4 CdO; CdS HgCl3 AlN Pb3O4; H4PbO4; PbSO4; Pb(NO)3; 2PbCO3*Pb(OH) PNCl2 anorganischer Kabelschutz Pb-Legierungen CuSn-Legierungen Spiegel Zusatz zur Beeinflussung des Verdampfungspunktes Akku; Kautschuk; Pharmazie S2Cl2 Kältemittel CF4 enthalten u.a. in den Pos.1, 2, 3, 4, 14 und 16. Kautschuk (Silicium-Sauerstoff-Kette mit organ. Bestandteil) Tabelle 2.8: Mögliche Herkunft der organischen und anorganischen Bestandteile im Rückstand (Schlacke und RGRP) II - 15 Änderungen der Abfallzusammensetzung führen zu Änderungen der Zusammensetzung der anfallenden Rückstände. Die Untersuchungen der Hausmüllzusammensetzung in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1985 wurden hinsichtlich des Einflusses der getrennten Erfassung bestimmter Komponenten auf den Heizwert des Abfalls in [2] ausgewertet - (Tabelle 2.9). Sammelsystem kein Recycling Grüne Tonne Grüne Tonne (Papier,Glas) (4 Stoffgr.) Biotonne + Biotonne + Container Grüne (Papier,Glas) Tonne (4 Stoffgr. ) Recyclingquote von Papier Glas Metallen Kunststoff u. Textilien Biomüll Gesamtrecyclingquote Heizwert Hu in kJ/kg 0% 0% 0% 0% 0% 0% 8.300 75 % 80 % 0% 0% 0% 20 % 8.450 75 % 80 % 50 % 40 % 0% 25 % 8.000 50 % 50 % 0% 0% 94 % 50 % 9.500 75 % 80 % 50 % 40 % 94 % 60 % 9.100 Tabelle 2.9 : Auswirkungen der unterschiedlichen Recyclingsysteme auf den Heizwert des Abfalls [2] (Untersuchungen auf der Basis der Hausmüllzusammensetzung in der Bundesrepublik Deutschland 1985) Die Einflüsse der Recyclingquoten auf den Heizwert werden deutlich. Der Kunststoffanteil beeinflusst den Heizwert positiv und stützt somit die Verbrennung wesentlich, während der Biomüll den Heizwert nach unten drückt. Es wurde festgestellt, daß der Abfall-Heizwert von 8300 kJ/kg – ohne Recycling – bei Recycling von Biomüll auf 9500 kJ/kg ansteigt. Eine Erscheinung, die auf die Reduzierung des Wassereintrags zurückzuführen ist. Zusammenfassend läßt sich einschätzen, dass mit den vorliegenden Aussagen zu den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung des Abfalls eine hinreichende Basis vorliegt, um einen Modellmüll in seinen Bestandteilen nach Brennbaren, Asche und Wasser zu definieren und eine Untersetzung des brennbaren Anteils in organischen Bestandteile vorzunehmen. Die Analysen zu den metallischen Komponenten reichen nicht aus, um den unbrennbaren Anteil im Abfall zu beschreiben. Hier fehlen die wesentlichsten Komponenten, z.B. Silicium, Aluminium, Natrium usw., um die anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte hinsichtlich ihrer Zusammensetzung einschätzen zu können. Der in den Tabellen 2.5 bis 2.7 dargestellten Schadstoffeintrag mit den analysierten Einflüssen ist im Zusammenhang mit den in der Tabelle 2.3 ermittelte Schwankungsbreiten für einige Komponenten des Abfalls zu sehen. II - 16 2.3 Aufkommen und Zusammensetzung der Rückstände bei der Abfallverbrennung Die anfallenden Rückstände bei der Müllverbrennung setzen sich wie folgt zusammen: Schlacke - unbrennbare Bestandteile des Abfalls, die im Feuerraum auf dem Rost verbleiben und mechanisch entfernt werden. Rauchgasreinigungsprodukte (RGRP) Kesselasche - unbrennbare Bestandteile des Abfalls, die als Flugasche mit dem Rauchgas aus dem Feuerraum herausgetragen und z.T. im Bereich des Kessels in den Rauchgaszügen abgeschieden werden. Filteraschen - unbrennbare Bestandteile des Abfalls, Reaktionsprodukte und Reaktanten, die in Abscheidevorrichtungen nach dem Kesselbereich abgeschieden werden. Reaktionsprodukte - Trocken oder in wässriger Lösung zugeführte Reaktanten reagieren mit Rauchgaskomponenten und werden in trockener oder flüssiger Form abgeschieden. Abgetrennt werden gasförmige Schadstoffe, wie SO2, HCl, Dioxine und Furane. Reaktanten Rauchgas - Trocken oder in wässriger Lösung zugeführte Reaktanten, die nicht für die Schadstoffbindung verbraucht werden und abgeschieden werden. - gasförmiges Verbrennungsprodukt, dass einen hohen Stickstoff- und Sauerstoffanteil neben dem CO2-Anteil enthält. Die Komponenten SO2, HCl, Dioxine und Furane werden im Bereich der Rauchgasreinigung abgeschieden. Das Rauchgas wird gereinigt der Atmosphäre zugeführt. Die anfallenden Kessel- und Filteraschen, die Reaktionsprodukte und die unverbrauchten Reaktanten aus der Rauchgasreinigung werden unter dem Begriff Rauchgasreinigungsprodukt (RGRP) zusammensgefaßt. 2.3.1 Anfall und Aufkommen der Rauchgasreinigungsprodukte Im Schrifttum wird der Anfall der Rückstände sehr unterschiedlich ausgewiesen. Es wird davon ausgegangen, dass in 1 Mg Abfall etwa 250 – 350 kg Unbrennbares enthalten sind, d.h. ca. 30% des zu verbrennenden Abfalls. Mit dem Rauchgas werden ca. 10 % der unbrennbaren Bestandteile als Flugasche aus dem Feuerraum rausgetragen, die in den folgenden Stufen der Rauchgasreinigung abgeschieden werden. Zusätzlich werden die anfallenden Reaktanten mit den Reaktionsprodukten in den Stufen der Rauchgasreinigung abgeschieden. In [2] werden die anfallende Schlacke und die Rauchgasreinigungsprodukte nach Anfallort angegeben. In der Abb. 2.4 sind auch die Schwankungsbreiten der Angaben der abgeführten RGRP vermerkt. II - 17 Absorbens Reingas Filter Abfall 1 Mg Wäscher Filterstaub 20 - 40 kg Feuerung Kessel Schlacke 250 - 350 kg Kesselasche 2 - 12 kg Abwasser (5 - 15 kg TS) Absorbens / Adsorbens Reaktor Filter Filterstaub+Reaktionsprodukt 40 - 65 kg / 50 - 80 kg Abb. 2.4: Anfall der Schlacke und der Rauchgasreinigungsprodukte aus der Abfallverbrennung [2] Eine Wertung der abgeführten Mengen, die in beiden Verfahrensstraßen unterschiedlich sind, wird nicht vorgenommen. Das Rauchgas, das mit seinem Anteil ca. das 6 fache des zu verbrennenden Abfalls ausmacht, wird hier nicht näher analysiert. Für die Müllverbrennung wird im Schrifttum und auch in [1] und [2] eine Reduzierung der Masse um ca. 60% angegeben, d.h. 40 % des zu verbrennenden Abfalls fallen als Schlacke und Rauchgasreinigungsprodukte an. Die Reduzierung der Masse wird in [34] mit 65 bis 75% angegeben. Damit wird der zu entsorgende Anteil aus der Müllverbrennung mit 50 bis 150 kg/Mg Abfall geringer angegeben als z.B.in [2]. Mit dieser mengenmäßigen Bilanz werden keine Aussagen über die Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte getrennt nach Unbrennbarem aus dem Abfall, zusätzlich eingebrachten Reaktanten und anfallenden Reaktionsprodukten gemacht. In Österreich [24] wurde die Zusammensetzung des reinen Hausmülls mit dem Ziel untersucht, aus den Produkten der Müllverbrennung die chemische Zusammensetzung des Hausmülls zu bestimmen und den Fluß ausgewählter Stoffe durch die Entsorgung zu messen, um aus dem Filterstaub oder anderen Produkten genügend Informationen für die Erfolgskontrolle der Entsorgung zu erhalten. Nach den Messungen fallen bezogen auf 1 kg reinen Müll an: - 23,1 % als Schlacke - 2,4 % als Filterstaub - <1,0 % in Form von Schwefel- und Chloridverbindungen - 71,0 % werden in Luft überführt - 2,8 % als Schrott In [1] werden die spezifischen Frachten einer Müllverbrennungsanlage angegeben. Verbrannt wird ein Gemisch, bestehend aus - 870 kg/Mg Restabfall - 130 kg/Mg Klärschlamm. II - 18 Dabei fallen nach der Verbrennung an: - 296 kg 3 bis 4,8 kg 24 kg 31 kg (TR) Schlacke Kesselasche Filterstaub (Elektrofilter vor Rauchgasreinigung) Mischprodukt aus der Rauchgasreinigung Aus der Abfallverbrennung fällt neben den Rückständen auch das Rauchgas an, das nach den Stufen der Rauchgasreinigung gereinigt in die Atmosphäre geht. Nach [1] entstehen durch die Verbrennung von 1 kg Abfall ca. 6 kg Rauchgas, das im Wesentlichen aus Stickstoff , Wasserdampf und Sauerstoff aus dem Luftüberschuss besteht. In Auswertung der vorliegenden Ergebnisse wird eine Reduzierung des Abfalls durch die Verbrennung von 75 bis 60 % angegeben, d. h. insgesamt fallen 25 bis 40 % des zu verbrennenden Abfalls als Rückstand an, der zu entsorgen ist. Dabei ergibt sich für die Struktur des Rückstandes folgende Aussage: Schlacke: Kesselasche Filterasche Reaktionsprodukte 0,23 0,002 0,002 0,005 - 0,35 kg/kgAbfall 0,012 kg/kgAbfall 0,04 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall Gesondert aufzuführen sind Mischprodukte aus der Rauchgasreinigung, bestehend aus Filterasche und Rauchgasreinigungsprodukten, anfallend an Rauchgasreinigungsanlagen ohne zusätzliche Entstaubung vor der Rauchgasreinigung: Reaktionsprodukte: 0,04 - 0,08 kg/kgAbfall Der anfallende Rückstand läßt sich damit im Bereich von 0,24 bis 0,44 kg/kgAbfall ermitteln. Berücksichtigt man den Schlackeanteil von 0,23 bis 0,35 kg/kgAbfall, beträgt der Anteil der Rauchgasreinigungsprodukte 0,01 bis 0,09 kg/kgAbfall. In den Bilanzen wird ein möglicher Überschuss an Reaktanten nicht erwähnt. Es soll daher angenommen werden, das dieser Anteil in den Rauchgasreinigungsprodukten mit enthalten ist. 2.3.2 Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte Angaben im Schrifttum zur Rückstandszusammensetzung beziehen sich sowohl auf die fest anfallenden als auch auf die gasförmig anfallenden Komponenten der Verbrennung. Dabei werden die gasförmigen Komponenten vorwiegend im Bezug auf die einzuhaltenen gesetzlichen Vorschriften zur Reinhaltung der Luft behandelt. • Zusammensetzung der Schlacke und der Rauchgasreinigungsprodukte Neben den im Schrifttum veröffentlichten Arbeiten zu den Massebilanzen über Müllverbrennungsanlagen liegen Aussagen zur Zusammensetzung der anfallenden Rückstände vor. Zu bemerken ist, daß die Analysen auf die jeweilige Anfallart bezogen sind. Ein Rückschluß auf die Zusammensetzung des Abfalls ist somit nicht gegeben. II - 19 Unter Bezug auf den Stoffstrom in Abb. 2.4 wird in [2] die Zusammensetzung der anfallenden Schlacke, des Filterstaubes* (vor der Rauchgasreinigung abgeschieden) und des Staub-SalzGemisches** (aus der Rauchgasreinigung) angegeben – Tab. 2.10. Element Silicium Aluminium Calcium Natrium Magnesium Kalium Phosphat Sulfat Chlorid Kohlenstoff Karbonate (als C) Kupfer Chrom Zink Blei Nickel Cadmium Quecksilber Schlacke g/kg 10 - 215 80 - 180 25 - 100 10 - 60 6 - 18 5 - 20 7 - 14 2 - 4 3 - 6 15 - 40 7 - 15 1 - 4 1 - 10 4 - 15 1 - 17 0,1 - 0,3 0,01 - 0,03 0,0001 - 0,007 Rauchgasreinigungsprodukte Filterstaub * Staub-Salz-Gemisch ** g/kg g/kg 105 -150 30 - 50 60 -120 17 - 48 30 - 90 230 - 390 20 - 80 4 - 20 28 - 40 6 - 11 12 - 74 12 - 32 1 - 12 0,5 - 3 20 - 40 14 - 37 40 - 78 100 - 200 14 - 36 9 - 27 1 - 5 3 - 17 0,7 - 2 0,2 - 0,8 0,5 - 1,7 0,03 - 0,2 13 - 39 6 - 17 6 - 12 1 - 7 0,2 - 0,3 0,02 - 0,2 0,2 - 0,6 0,09 - 0,3 0,002 - 0,025 0,002 - 0,03 Tabelle 2.10: Chemische Zusammensetzung der festen Rückstände aus der Hausmüllverbrennung nach Anfallort [2] Eine Wertung der Analysen muß nur unter Berücksichtigung des Anfallortes und der möglichen Rauchgasreinigung erfolgen. Die abgeschiedene Filterasche weist formal eine ähnliche Zusammensetzung auf wie die Schlacke. Eine deutliche Anreicherung ist bei den Elementen Chlor, Natrium, Zink, Cadmium und Quecksilber zu erkennen. Es sind Elemente, die als Chlorverbindungen aus dem Rauchgas abgeschieden werden. Das abgeschiedene Staub-Salz-Gemisch weist gegenüber der Filterasche einen erheblichen Calciumgehalt auf, der aus den eingesetzten Reaktanten in der Rauchgasreinigungsanlage resultiert. Der hohe Chloridgehalt resultiert aus der HCl-Bindung in den Stufen der Rauchgasreinigung. Bezeichnung Quecksilber Cadmium Chlorid Arsen Schwefel Fluorid Blei Zink Kupfer Nickel Chrom g/Mg Hg Cd Cl As S F Pb Zn Cu Ni Cr 4 10 7500 4 4000 100 500 1900 500 85 250 Schlacke % 5 10 15 25 50 62 67 73 93 93 94 Rohgas % 95 90 85 75 50 38 33 27 7 7 6 Tabelle 2.11: Prozentuale Verteilung maßgebender Schwermetalle in Schlacke und Rohgas nach [1] II - 20 In der Tabelle 2.11 wird der prozentuale Austrag der Schwermetalle in der Schlacke und im Rohgas zur Verdeutlichung dieser Verhaltensweise dargestellt [2]. In dieser Aufstellung werden keine Aussagen zu den übrigen Inhaltsstoffen des Rückstandes gemacht. In der Tabelle 2.12 sind ein Teil der bei der Müllverbrennung anfallenden Elemente nach ihrem Auftreten in der Schlacke und in der Filterasche (Stufe vor der Rauchgasreinigung) nach [24] aufgeführt. Die Ergebnisse stehen in guter Übereinstimmung zu den von [2] ermittelten Werten in Bezug auf die in der Schlacke enthaltenen Stoffe. Element Fluor Schwefel Chlor Phosphor Eisen Kupfer Blei Zink Cadmium Quecksilber F S Cl P Fe Cu Pb Zn Cd Hg Feuerraum Schlacke % 84 47 11 83 98 94 72 46 9 5 vor Reinig. E-Filter % 15 39 35 17 1 6 27 54 90 30 Tabelle 2.12: Verteilung der im Abfall enthaltenen Stoffe auf die Schlacke und RGRP bei der Verbrennung von reinem Hausmüll nach [24] (Die Fehlerbereiche wurden hier nicht mit aufgeführt) Die Rauchgasreinigungsstufen nach der Filterstufe werden nicht näher beschrieben. Aus den Analysen der anfallenden Rückstände kann näherungsweise auf die Zusammensetzung des Unbrennbaren im Abfall geschlossen werden, wenn der Rückstand mengenmäßig dem Unbrennbaren zugeordnet und mit dieser Aufteilung eine Umrechnung der Analysenwerte vorgenommen wird. • Zusammensetzung des Rauchgases Im Schrifttum wird die Zusammensetzung des Rauchgases nur im Hinblick auf die enthaltenen Schadstoffkomponenten SO2, HCl, die Stickoxide, Furane und Dioxine beschrieben. Eine Stoffstrombilanz einer Hausmüllverbrennungsanlage im Wertstoffverfahren wird in der Abbildung 2.5 dargestellt [2]. Die Betrachtung bezieht sich auf die Schadstoffkomponenten, wobei für nachfolgende Betrachtungen die Angaben zu den Mengenverhältnissen wesentlich sind. Ähnliche Darstellungen, bezogen auf eine Stoffgruppe, werden auch in [35] veröffentlicht. Eine auf den gesamten Rauchgasstrom bezogene Analyse ist in [1] vorgenommen worden. Die Untersuchungen dazu wurden im Hinblick auf die Verbrennungsrechnung für die Abfallverbrennung durchgeführt. II - 21 H2O 382 kg CaCO3 3,8 kg G NOx 2 kg SO2 2 kg HCl 3 kg e w e b Flug- e asche f und i Schwer- l metalle 15 kg HCl SO2 W ä s c h e r W ä s c h e r NH3 - Wasser 25 Gew.%; 3,8 kg SCR H2OK Dampf a t a l y s a t o r N2 NOx 0,35kg SO2 0,13kg HCl 0,03kg Flugstaub 0,05kg Die Mengenangaben beziehen sich auf 1 Tonne Hausmüll Salzsäure 31%ige 16,1kg t e r FlugascheSchwermetallkonzentrat 0,25 kg Flugasche: 14,75 kg Nassgips (10%RF) 4,65 kg Abb. 2.5 : Stoffbilanz einer Hausmüllverbrennungsanlage im Wertstoffverfahren nach [2] (Angaben bezogen auf 1 Tonne verbrannten Hausmüll) Ausgehend von Analysen verschiedener Abfälle wurden die typischen Abfalleigenschaften Hu Anteil Brennbares Anteil Wasser Anteil Asche = = = = 8400 45 30 25 kJ/kgAbfall Gew. % Gew. % Gew. % und die prozentualen Anteile der Trockensubstanz ermittelt: Kohlenstoff Schwefel Wasserstoff Sauerstoff Stickstoff Chlor = = = = = = 34,0 Gew. % 0,2 Gew. % 4,5 Gew. % 33,0 Gew. % 0,7 Gew % 0,6 Gew. % Der Verbrennungsluftbedarf wird bei einem Luftüberschuß von 3,3844 mit 6,2047 kg/kgAbfall angegeben. Der Wasserballast der Verbrennungsluft wird mit 0,018m³/m³ Trockenluft berücksichtigt. II - 22 Durch den Verbrennungsprozess entstehen folgende Rauchgaskomponenten: aus dem Stoffanteil C entsteht S entsteht H entsteht aus der Verbrennungsluft aus dem Brennstoff aus der Verbrennungsluft aus der Verbrennungsluft Wasserballast aus dem Brennstoff aus dem Brennstoff 2.4 CO2 SO2 H2O O2 N2 N2 H2O H2O HCl = = = = = = = = = 0,8721 kg/kgAbfall 0,0028 kg/kgAbfall 0,2815 kg/kgAbfall 0,6071 kg/kgAbfall 0,0049 kg/kgAbfall 3,6843 kg/kgAbfall 0,0943 kg/kgAbfall 0,3 kg/kgAbfall 0,0474 kg/kgAbfall Einschätzung der Ergebnisse Untersucht wurden das Abfallaufkommen und die Abfallzusammensetzung. Deutlich wird, dass die Änderungen in der Abfallzusammensetzung, sowohl durch Abfallverwertung als auch durch Abfallvermeidung, sich auf die Abfallzusammensetzung auswirken wird und somit von keiner gleichbleibenden Zusammensetzung der Abfälle auszugehen ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen des Einflusses der Recyclingsysteme auf die Abfallzusammensetzung und damit auch auf den Heizwert (Tabelle 2.9) unterstützen diese Aussage. Analysen des Abfalls hinsichtlich der brennbaren und unbrennbaren Bestandteile wurden im Hinblick auf die thermische Verwertung der Abfälle vorgenommen. Dabei wurden insbesondere die unbrennbaren Bestandteile des Abfalls und einige wesentliche Komponenten analysiert. Die Schwankungsbreite, mit der die Inhalte nachgewiesen wurden, weisen auf die Unterschiede in der Zusammensetzung der Abfälle hin. Zu der gleichen Aussage führen die Analysen der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte aus der thermischen Behandlung der Abfälle. Hier sind noch Besonderheiten der Verbrennung und der Rauchgasreinigung zu berücksichtigen. Das Zahlenmaterial verdeutlicht folgendes: - Abfall Mit dem Abfall werden 0,250 – 0,350 kg/kgAbfall an unbrennbaren Bestandteilen eingebracht, die als Schlacke und Rauchgasreinigungsprodukt (RGRP) bei der thermischen Behandlung anfallen und zu entsorgen sind. Die Analysen von Hausmüll und Klärschlamm geben einen Überblick über die eingebrachten unbrennbaren Bestandteile. So zeigen die Analysen, dass z.B. mit der Komponente Vegetabilien (Tab. 2.6) ein erheblicher Anteil an Schadstoffen eingebracht wird. Der Einfluss der Veränderung dieses Mengenanteils im Sommer und Winter wirkt sich auf die Zusammensetzung der Rückstände aus. Das trifft auch für den Klärschlamm zu, der nicht unwesentlich zur Schadstofffracht beiträgt. Phasenanalysen zum Abfall und zu den anfallenden RGRP liegen nicht vor bzw. wurden nicht veröffentlicht. II - 23 - Schlacke und Rauchgasreinigungsprodukte Durch den Bezug der Analysen auf den jeweilig anfallenden Stoff weisen die Rückstände einen wesentlich höheren Gehalt an unbrennbaren Bestandteilen auf. Das trifft für die anfallenden Schlacken und die RGRP zu. Im aufgeführte Staub/Salz-Gemisch fällt der hohe Calciumgehalt auf. Diese Anreicherung läßt sich aus dem Rauchgasreinigungsprozess ableiten. Dadurch werden die prozentualen Anteile der abgeschiedenen Na-, Mg- und Schwermetallverbindungen geringer. - Schwankungsbreite Die Schwankungsbreite der untersuchten Abfälle und Rückstände sind aus den Veränderungen der Abfallzusammensetzung und aus dem Betrieb der Müllverbrennungsanlage abzuleiten. Regionale Einflüsse und der Einfluss der Jahreszeit sind zu erkennen. Der absolute Betrag für die jeweiligen Anteile im RGRP muß im Zusammenhang mit dem Rauchgasreinigungsprozess gesehen werden. Bei gleichzeitigem Anfall von Reaktionsprodukten, Reaktanten und Flugasche an der Entnahme sind prozentuale Verschiebungen des Flugaschenanteils zu erwarten. Die Schwankungen lassen sich durch die veränderliche Zusammensetzung des Abfalls und durch die anfallenden Reaktionsprodukte der Rauchgasreinigung erklären. In der Tabelle 2.10 wurden z.B. die untere und obere Grenze für die Rückstandsanteile Ca, Na und Zn eingetragen. Diese Schwankungen werden bereits aus - der Probennahme im Sommer und Winter sowie - den regionalen Unterschieden in der Abfallzusammensetzung erklärbar. - Abfallzusammensetzung / Modellabfall Zu den zu verbrennenden Abfällen und den anfallenden Rückständen liegen eine Vielzahl von Einzeluntersuchungen vor. Werden die Einzelaussagen zusammengefaßt, kann man für die Abfallzusammensetzung unter Berücksichtigung der Schwankungsbreite von Folgendem ausgehen: Grobzusammensetzung (bezogen auf 1 kg Abfall) In Auswertung der Analysen kann folgende Zusammensetzung angenommen werden: Abfallkomponente Brennbares Wasser Unbrennbares Einheit Gew. % Gew. % Gew. % Tabelle 2.13: Zusammensetzung des Abfalls 40 15 23 Anteil - 60 - 35 - 42 II - 24 Bestandteile des Brennbaren (bezogen auf 1 kg Trockensubstanz) Komponente Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff Stickstoff Schwefel Chlor Einheit Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Gew. % Anteil 20 - 40 2 - 5 13 - 22 0,6 - 1 0,2 - 1 0,3 - 1 Tabelle 2.14: Zusammensetzung der brennbaren Komponente des Abfalls Bestandteile des Unbrennbaren (bezogen auf 1kg des jeweiligen Rückstandes) Eine Aussage über die Zusammensetzung des Unbrennbaren kann über die in den Rückständen ermittelten Bestandteilen erhalten werden. Bei Annahme der Anfallmengen pro kg Abfall für die Schlacke und für die Filteraschen kann ausgehend von den jeweiligen Analysenwerten (Tabelle 2.10) eine Abschätzung der Zusammensetzung des Unbrennbaren vorgenommen werden. Elemente Silicium Aluminium Calcium Natrium Magnesium Kalium Phosphat Sulfat Chlorid Kohlenstoff Karbonate (als C) Kupfer Chrom Zink Blei Nickel Cadmium Quecksilber Schlacke Flugasche [g/kgSchlacke] [g/kgFlugasche] 10 -215 105 - 150 80 -180 60 - 120 25 -100 30 - 90 10 - 60 20 - 80 6 - 18 28 - 40 5 - 20 12 - 74 7 - 14 1 - 12 2 - 4 20 - 40 3 - 6 40 - 78 15 - 40 14 - 36 7 - 15 1 - 5 1 - 4 0,7 - 2 1 - 10 0,5 - 1,7 4 - 15 13 - 39 1 - 17 6 - 12 0,1 - 0,3 0,2 - 0,3 0,01 - 0,03 0,2 - 0,6 0,0001 - 0,007 0,002 - 0,025 Tabelle 2.15: Zusammensetzung der Schlacke und der Flugasche bezogen auf 1kg des anfallenden Rückstandes nach [2] Über die Sauerstoffbindung kann eine mögliche Abfallzusammensetzung angenommen werden, die eine hinreichende Basis für einen Modellabfall darstellt. Aussagen zu den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Rückstände sind nicht möglich. Hinweise zum Reaktionsvermögen der auftretenden chemischen Verbindungen sind nicht ableitbar. II - 25 3. Müllverbrennungsanlagen Der Aufbau von Müllverbrennungsanlagen wird in vielen Veröffentlichungen beschrieben, u.a. auch in [2]. Von der Funktion ausgehend, werden in [2] die Anlagen in vier Betriebseinheiten unterteilt. Danach ergeben sich die Betriebseinheiten: Betriebseinheit 1: Erfassung, Lagerung und Abfallaufbereitung der zu verbrennenden Abfälle Annahme und Lagerung der Chemikalien für die Rauchgasreinigung Betriebseinheit 2: Abfallfeuerung mit Dampferzeugung Betriebseinheit 3: Zusammenfassung aller Stufen der Rauchgasreinigung Betriebseinheit 4: Aufbereitung der Rückstände aus der Abfallverbrennung und Rauchgasreinigung Unter Verwendung dieser Einteilung zeigt die Darstellung in der Abb. 3.1 den Aufbau einer Müllverbrennungsanlage. Eine Untersetzung erfolgte in der Betriebseinheit 2. Auch wurde der Durchgang des Rauchgases mit dem möglichen Anfall der Rückstände mit eingetragen. Betriebseinhgeit 1 Reaktanten für die Rauchgasreinigung Reaktanten für die Rauchgasreinigung Reaktanten für die Entstickung Luft Betriebseinheit 2 Betriebseinheit 3 Dampferzeuger Abfall Abfallaufbereitung Feuerraum Kessel Rauchgaszüge Schlacke Rauchgasreinigung Flugasche Gereinigtes Rauchgas Rauchgasreinigungsprodukte Betriebseinheit 4 Aufbereitung der Schlacke Aufbereitung der Rauchgasreinigungsprodukte anfallende Schlacke als Wertstoff verwendet zu entsorgende Rauchgasreinigungsprodukte Abb. 3.1: Darstellung der Müllverbrennungsanlage nach Betriebseinheiten nach [2] mit eingetragenem Stoffdurchgang In der Betriebseinheit 1 wird der Abfall gesammelt und vor der Verbrennung, wenn erforderlich, einer mechanische Aufbereitung zugeführt. Grobe Teile, insbesondere Sperrmüll, werden hier zerkleinert. In wenigen Fällen ist eine Sortierung des Abfalls vorgesehen, die zu einer Klassierung führt. Im Dampferzeuger erfolgt die thermische Umsetzung des Abfalls, sowie die Nutzung der freigesetzten Wärme. II - 26 Im ersten Teil dieses Betriebsbereiches, dem Feuerraum, wird der größte Teil des Unbrennbaren als Schlacke abgeschieden. Mit dem Rauchgas werden aus dem Feuerraum unbrennbare Bestandteile des Abfalls mit herausgetragen. Diese Flugasche wird im Kesselraum und in den nachfolgenden Rauchgaszügen des Dampferzeugers abgeschieden. In der nachfolgenden Betriebseinheit 3 werden durch entsprechende Abscheidevorrichtungen sowohl der verbliebene Teil des Flugstaubs als auch die gasförmigen Komponenten SO2, HCl, die Dioxine und Furane des Rauchgases durch Reaktanten gebunden und abgeschieden. Nach dieser Behandlung gelangt das Rauchgas in die Atmosphäre. Im Folgenden sollen die Müllverbrennungsanlagen hinsichtlich - der ablaufenden chemischen Vorgänge - des Temperaturverlaufes und der Aufenthaltszeit des Rauchgases über die Betriebseinheiten - der Einflüsse der physikalischen und chemischen Vorgänge auf den Stoffdurchgang - einer Zusammenfassung in Gruppen mit ähnlich gelagertem Rückstandsanfall analysiert werden. 3.1 Abfallverbrennung und Rauchgasreinigung 3.1.1 Aufbereitung und Kesselbereich • Aufbereitung In der Stufe „Abfallaufbereitung“ erfolgt dominierend die Abfallzerkleinerung. In einigen Fällen wird eine Selektierung des Abfalls vorgenommen. Dabei werden z.B. metallische Komponenten aussortiert. Durch die Selektierung ist ein Einfluss auf die Abfallzusammensetzung gegeben. Der zerkleinerte Abfall wird dem Abfallbunker zugeführt. • Rost - Feuerraum / Verbrennung Bei Müllverbrennungsanlagen mit einer Rostfeuerung gelangt der Abfall über die Aufgabevorrichtung auf den Rost der Verbrennungsanlage. Am Anfang des Rostes hat der Abfall eine Schichthöhe von ca. 1 m. Eine gleichmäßige Zuführung des Abfalls wird, wie in der Abb. 3.2. dargestellt, z.B. durch Bewegungen der Beschickungsstößel erreicht. Auf dem Rost wird der Abfall durch Rostbewegungen transportiert. Hier gibt es verschiedene konstruktive Lösungen. Mit der Bewegung des Abfalls wird auch gleichzeitig eine Umwälzung des Abfalls und damit eine Verbesserung des Abfallausbrandes bewirkt. Die Aufenthaltszeit des Abfalls auf dem Rost beträgt ca. 1 Stunde. Der für die Verbrennung erforderliche Sauerstoff gelangt mit der Primärluft, die unter dem Rost zugeführt wird und gleichzeitig den Rost kühlen soll, und mit der Sekundärluft, die in dem Feuerraum zur Durchmischung der Ent- und Vergasungsprodukte zugeführt wird, in den Feuerraum. Für die Einordnung des Rostes in den Feuerraum gibt es unterschiedliche Lösungen. Mit der Führung der Rauchgase aus dem Feuerraum in die Brennkammer unterscheidet man Gleich-, Mittel- und Gegenstromverbrennung. II - 27 Abfall Brennkammer Verdampfer-Rohre Abfallaufgabe A = Abfall-Bett B = Trocknungs-/Zündzone C = Hauptverbrennungszone D = Nachbrennzone Sekundärluft A B Beschickungsstößel Feuerraum C D Rost Primärluft Schlacke Rostdurchfall Abb.: 3.2: Schematische Darstellung einer Rostfeuerung für die Verbrennung von Abfällen Gleichstrom Gegenstrom Mittelstrom Abb. 3.3: Schematische Darstellung der Feueraumgestaltungen hinsichtlich der Rauchgasführung ( ----- = Bewegungsrichtung des Abfalls; -..-..-.. Bewegungsrichtung des Rauchgases) II - 28 Der Abfall durchläuft auf dem Rost folgende Zonen: Zone A: - Ausbildung des Abfallbettes und gleichmäßige Zuführung des Abfalls auf den Rost. Zone B: - Trocknung - Temperaturbereich bis ca. 100 °C Mit der Erwärmung bis ca. 100 °C verdampft die freie Feuchtigkeit des Abfalls. Der Vorgang verläuft endotherm. - Entgasung - Temperaturbereich von 100 °C - 250 °C Nach [2] finden mit der Erwärmung des Abfalls - endotherm - folgende physikalische und chemische Reaktionen statt: - bis 200 °C Thermische Trocknung, Wasserabspaltung - bis 250°C Desoxidation Desulfierung Abspaltung von Konstitutionswasser und Kohlendioxid Depolymerisation Beginn der Abspaltung von Schwefelwasserstoff Unter der Voraussetzung, dass in dieser Phase der Sauerstoff nicht bzw. nur in geringem Umfang zur Verfügung steht, können die nachfolgenden Reaktionen den Entgasungsprozess beschreiben: - für die Umsetzung der Kohlenwasserstoffe → CnHm CH4 + H2O → 2 C + H2O → C + CO2 → xCH4 + yH2 + z C CO + 3H2 CO + H2C 2 CO - Zersetzung der cellulosehaltigen Komponenten 3(C6H10O5) → 8 H2O + C6H8O + 2 CO2 + CH4 + H2 + 9C + O2 Durch Abspaltung der Seitenketten von Polymermaterialien entstehen u.a. folgende Produkte: H2O; CO2; NH3; HCl; H2S; CH4 und höhere Aliphate Bei ausreichendem Sauerstoffanteil laufen folgende Reaktionen ab: CH4 CnHm → xCH4 + yH2 + z C + 2O2 → CO2 + 2H2O 2H2 + O2 → 2H2O - Zündung - Temperaturbereich von 235 °C - 300 °C Die Entgasungsprodukte entzünden sich sofort im Beisein von Sauerstoff. II - 29 Zone C: - Vergasung - Temperaturbereich von 300 °C - 500 °C und > 600 °C In Abhängigkeit von der Temperatur werden unter der Bedingung des Sauerstoffmangels, folgende Reaktionen des sich weiter erwärmenden Abfalls [2] beschrieben: - ca. 340 °C Bindungsaufbruch aliphatischer Bindungen; Beginn der Abtrennung von Methan und anderen Aliphaten; - ca. 380 °C Carbonierungsphase (Anreicherung des Schwelgases an Kohlenstoff) - ca. 400 °C Bindungsaufbruch der Kohlenstoff-Sauerstoff- und Kohlenstoff-Stickstoff-Bindungen - 400 - 600 °C Umwandlung von Bitumen in Schweröl bzw. Schwelteer - 600 °C Crackung der Bitumen zu wärmebeständigen Stoffen (gasförmige, kurzkettige Kohlenwasserstoffe) Entstehung von aromatischen Verbindungen (Benzolderivaten) nach dem folgenden hypothetischen Reaktionschema: > 600 °C Olefin-(ethylen) Dimerisierung zu Butylen Dehydrierung zu Butadien; Dien-Reaktion mit Ethylen zu Cyclohexan und höher siedenden Aromaten; - > 800 °C Verbrennung der als Gasphase vorliegenden Verbin-dungen. Die Reaktionen laufen im Wesentlichen wie folgt ab: - exotherm Oxidadation C + O2 → CO2 CxHy + (x + 1/4y)O2 → x CO2 + ½yH2O - endotherm Boudour - Reaktion → 2 CO C + CO2 - endotherm Wassergasreaktion C + H2O → CO + H2 CxHy + xH2O → xCO + (x + ½ y) H2 Die Vergasungs- oder Reaktionsgeschwindigkeit hängt sowohl von der Temperatur als auch von der Porösität, dem Porendurchmesser und der inneren Diffusion des Abfallbettes ab. Dabei wurde festgestellt, dass entgaster pyrolysierter Abfall besser vergast als unbehandelter Abfall. II - 30 - Verbrennung Die brennbaren Gase gelangen in den Raum oberhalb des Abfallbettes. Bei einer Zündtemperatur von ∼ 235°C setzt bei Vorhandensein von Sauerstoff die Zündung der vorhandenen Gase ein. Der dem Verbrennungsprozeß mit der Luft zugeführte Sauerstoff liegt oberhalb der stöchiometrischen erforderlichen Menge. Folgende Reaktionen laufen ab: Kohlenstoffreaktion: Bei Vorhandensein von freiem Sauerstoff: C + O2 → CO2 + 393,77 kJ Bei einem Überschuß an Kohlenstoff und bei entsprechender Temperatur kommt es zur Bildung von Kohlenoxid 172,58 kJ + CO2 + C ↔ 2 CO Damit ergibt sich die Gesamtreaktion zu 2C + O2 → 2CO + 221,91 kJ ( BoudouardGleichgewicht) Beim Übergang von der vollkommenen Verbrennung in die Teilzone der unvollkommenen Verbrennung wird das Verhältnis Kohlendioxid zu Kohlenoxid durch das Dissoziationsgleichgewicht bedingt. → CO + ½O2 283,17 kJ + CO2 Wasserstoffreaktion Die thermische Spaltung des mit dem Müll eingebrachten Wassers verläuft endotherm. Der Vorgang der Gasbildung wird nach [2] wie folgt beschrieben: 131,38 kJ + H2O(g) + C ↔ CO + H2 CO + H2O ↔ CO2 + H2 + 41,19 kJ Bei geringem Wasserdampfüberschuß und geringerer Temperatur kann neben den beschriebenen Reaktionen auch die folgende Reaktion ablaufen: 9C + 2H2O(g) → CO2 + 2H2 Für chemisch gebundenen Wasser- und Sauerstoff gilt folgendes Reaktionsschema [2] H + O2 = OH + O Cfest + OH = CO + H = CO Cfest + O+O 2Cfest + O2 = 2 CO (Diese Reaktion setzt voraus, dass bei der Verbrennung der Saustoff und seine Reaktionsprodukte an die Oberfläche des festen Brennstoffes herankommen.) II - 31 Schwefelreaktion Die Verbrennungsgleichung kann vereinfacht geschrieben [2] werden Sfest + O2 → SO2 (g)+ 297,03 kJ Stickstoffreaktion In technischen Feuerungen können sowohl thermische Stickoxide - aus dem Stickstoff der Verbrennungsluft - als auch Brennstoffstickoxide entstehen. Die Reaktionen können nach den Gleichungen beschrieben werden: → NO + N N2 + O N + O2 → NO + O N + OH → NO + H Die thermischen Stickoxide bilden sich bei Temperaturen oberhalb von 1400 °C. Die Zusammenhänge der Entstehung der Brennstoffstickoxide sind nicht vollständig bekannt. Im Fall der Müllverbrennung wird angenommen, daß die NOx - Entstehung im Wesentlichen dem stickstoffhaltigen Brennstoff und weniger dem thermischen Luftstickstoff zuzuschreiben ist. Nach den Gesetzesvorschriften muss eine Verbrennungstemperatur von mindestens 800 - 850 °C erreicht werden. Eine Aufenthaltszeit des Rauchgases soll bei dieser Temperatur mindestens 2 sec betragen [17]. Zone D: In diesem Bereich findet die Nachverbrennung der auf dem Rost befindlichen Abfälle statt. Im Feuerraum oberhalb des Abfallbettes treten Temperaturen bis 1200 °C möglich) auf. (<1400 °C Die Verbrennungsvorgänge auf dem Rost sind hinsichtlich des vorhandenen Sauerstoffanteils unterschiedlich zu bewerten. Durch die Abfallschicht auf dem Rost von ca. 1m ist es wahrscheinlich, dass sich eine örtlich unterschiedliche Versorgung mit Sauerstoff ergibt. Zonen mit einem Sauerstoffüberschuss liegen dicht an Zonen mit einem Sauerstoffmangel. So-mit werden beide Bedingungen für die Verbrennung nebeneinander bestehen. Die im Rauchgas nachgewiesenen Komponenten - NOx ; H2O - spechen für einen Sauerstoffüberschuß - CO, HCl, H2S, NH3 entstehen bei einem Sauerstoffmangel weisen auf gleichzeitiges nebeneinanderbestehen beider Systemzustände mit den entsprechenden temperaturabhängigen Gleichgewichtsbedingungen hin. Am Ende des Rostes fallen die unbrennbaren Bestandteile des Abfalls in Form von Schlacke an. Abgeführt werden mit der Schlacke auch der Rostdurchfall, der aus unverbranntem Abfall besteht. II - 32 • Brennkammer Das mit der Verbrennung entstehende Rauchgas gelangt aus dem Feuerraum in die Brennkammer, in der die Nachverbrennung der noch nicht verbrannten gasförmigen und brennbaren festen Bestandteile stattfindet und freigewordene Wärme an die Verdampfer- und Überhitzerheizflächen übertragen wird. Auf Grund des Wärmeflusses zu den Rohrwandungen hin, entsteht in der Querschnittsebene der Brennkammer ein Temperaturfeld, das in der Wandnähe durch die Oberflächentemperatur der Verdampferrohre bestimmt wird. Eine Rauchgas-Stränenbildung ist somit möglich, deren Temperatur unter den geforderten 800 bis 850 °C liegen kann. (Abb. 3.4) Strahlungsüberhitzer Übergang zu den Rauchgaszügen [°C] 900 Versampferrohre 700 500 300 100 [m] Brennkammer Temperaturverlauf [p = 70 105 Pa; t = 280°C] Abb.3.4: Schematische Darstellung einer Brennkammer mit Verdampferrohren und des Temperaturverlaufes über die Querschnittsebene der Brennkammer Die mittlere Rauchgasgeschwindigkeit in der Brennkammer liegt bei ca. 1 m/s. Dabei treten infolge der noch laufenden Verbrennungsvorgänge örtlich wesentlich höhere Geschwindigkeiten auf. Nach der 17. BIMSCHV ist eine Verweilzeit des Rauchgases von 2 sek. bei 850 °C gefordert, um zu garantieren, dass die existenten gasförmigen Schadgase Dioxine und Furane zersetzt werden sind. Hinsichtlich der mit der Verbrennung entstandenen Stickoxide kann durch Zuführung von NH3 im Bereich der Brennkammer eine Reduktion der Stickoxide erreicht werden. Das unter der Bezeichnung „Selektive nicht catalytische Reduktion“ (SCNR) bekannte Verfahren beruht auf der nachfolgenden Reaktion 4 NO + 4 NH3 + O2 → 3 N2 + 6 H2O II - 33 Diese Reaktion läuft nur im Temperaturbereich von 900 bis 1100 °C ab. Abweichungen von der Reaktionstemperatur führen zu: - unzureichender Reduzierung der Stickoxide bei zu niedriger Temperatur; - NO-Bildung aus der Verbrennung von NH3 bei zu hohen Temperaturen. Um einen hohen Wirkungsgrad der Reduktion von NO zu erzielen, wird NH3 in mehreren Ebenen der Brennkammer zugeführt. Mit dem Rauchgas werden partikelförmige unbrennbare Bestandteile des Abfalls aus dem Feuerraum herausgetragen. Sie gelangen in die Brennkammer und in die nachgeschalteten Rauchgaszüge und werden in den Stufen der Rauchgasreinigung abgeschieden. Auf Grund der in der Brennkammer vorherrschenden hohen Temperaturen können die festen Bestandteile Eigenschaften entwickeln, die ein Anhaften der Flugasche an den Heizflächen in der Brennkammer begünstigen. Ein ähnliches Verhalten kann bei der Verbrennung von Braunkohle, insbesondere von Salzkohle beobachtet werden. Die Hafteigenschaften sind hier auf den hohen NaCl-Gehalt zurückzuführen. Im oberen Viertel des Kessels wird das Rauchgas in den sich anschließenden Rauchgaszug geleitet. • Rauchgaszüge Das Rauchgas wird von der Brennkammer in die nachgeschalteten Rauchgaszüge geleitet. In diesen Kanälen erfolgt der konvektive Wärmeaustausch vom Rauchgas an die vorgesehenen Heizflächen. Die Rauchgaszüge und die vorgesehenen Wärmeübergangsflächen sind so ausgelegt, dass unter Berücksichtigung der Rauchgasgeschwindigkeit und der Rauchgastemperatur die vorgesehene Wärme übertragen wird. Es gibt es drei Bauformen hinsichtlich der Anordnung der Rauchgaszüge: - Vertikalbauweise des Dampferzeugers mit nebeneinanderliegenden Rauchgaszügen (Schema einer Bauart ist der Abb. 3.5 dargestellt) - Horizontale Bauweise des Dampferzeugers – horizontal geführter Rauchgaszug (Schema dieser Konstruktion ist in der Abb. 3.5 dargestellt.) - Senkrechte Bauweise des Dampferzeugers Der senkrechte Rauchgaszug ist auf die Brennkammer aufgesetzt. Die Auswahl der jeweiligen Konzepte ist von verschiedenen Kriterien abhängig [2]. Von Bedeutung sind die vorgegebene Bauhöhe und –länge sowie die Dampfparameter. Für die Abfallverbrennung kommen dominierend die hohe bzw. horizontale Bauweise der Kessel zur Anwendung. Das Rauchgas wird in den Rauchgaszügen von ca. 800° C auf ca. 220° C abgekühlt. Ein Teil der mit dem Rauchgas abgehenden Flugasche wird in diesem Bereich, als Kesselasche bzw. Kesselstaub bezeichnet, abgeschieden. Beeinflußt werden die Abscheidungen durch Rauchgasumlenkungen sowie durch eingebaute Heizflächen. II - 34 Wärmeübertragungsheizflächen Rauchgaszug Brennkammer Rauchgasreinigungsstufen Rauchgas Dampferzeuger in hoher Bauweise Rauchgasquerzug Wärmeübertragungsheizflächen Rauchgasreinigungsstufen Brennkammer Rauchgas Dampferzeuger in horizontaler Bauweise Abb. 3.5: Schema der Dampferzeugerbauarten in hoher Bauweise und horizontaler Bauweise II - 35 3.1.2 Rauchgasreinigungsbereich - Abscheidung fester Komponenten Die Anlagen der Rauchgasreinigung schließen sich an den Kesselbereich an. Ziel der Rauchgasreinigung ist es, die festen und gasförmigen Komponenten des Rauchgases abzutrennen und abzuscheiden. Nach der 17. BIMSCHV [17] dürfen folgende Bestandteile mit dem Rauchgas in die Atmosphäre geleitet werden: Rauchgas Kohlenmonoxid Schwefeldioxid Chlorwasserstoff Furane; Dioxine Stickoxide Asche Flugasche CO SO2 HCl 50 mg/m³ Rauchgas 50 mg/m³ Rauchgas 10 mg/m³ Rauchgas an der Nachweisgrenze 200 mg/m³ Rauchgas 10 mg/m³ Rauchgas Für die Rauchgasreinigung werden folgende Verfahren angewendet: Entfernung der festen Komponenten - mechanische bzw. - elektrische Abscheideverfahren Entfernung der gasförmigen Komponenten - allgemein - Absorption -Nasse Verfahren -Quasi-trockene Verfahren - Adsorption Entfernung der Stickoxide - Selektive katalytische Reduktion (SCR) - Selektive Nichtkatalytische Reduktion (SNCR) Technisch unterscheiden sich die Verfahren hinsichtlich des Zugriffs auf das Rauchgas: - Abtrennung der zu entfernenden Komponenten ohne chemische Reaktion, der Partialdruck der Komponenten bleibt konstant. Das Rauchgas erfährt durch das Abtrennverfahren keine inhaltliche Veränderung. - Abtrennung der zu entfernenden Komponenten ohne chemische Reaktion aber mit Änderung der Partialdruckverhältnisse im Rauchgas Durch Überlagerung von Trocknungsvorgängen wird der Wasserdampfanteil erhöht. Die Rauchgaszusammensetzung wird qualitativ nicht geändert. - Abtrennung der zu entfernenden Komponenten durch chemische Reaktion mit einem eingebrachten Reaktanten und Abscheidung der Reaktionsprodukte. Die Zuführung von Reaktanten erfolgt zielgerichtet zur Entfernung bestimmter Komponenten. Der Partialdruck der verbleibenden Rauchgaskomponenten ändert sich. Der Hinweis auf die mit der Rauchgasreinigung stattfindenden Partialdruckänderung ist im Hinblick auf die Analysen-Meßtechnik und der aus den Meßsignalen abgeleiteten Signale für Zudosierung der Reaktanten wesentlich. Im Folgenden werden die Reinigungsverfahren hinsichtlich ihres Wirkprinzips beschrieben und erläutert. II - 36 • Entstaubung Die Entstaubung des Rauchgases kann auf mechanischem Weg unter Wirkung eines elektrischen Feldes bzw. eines Filters realisiert werden. Verwendet werden: - Massekraftabscheider - Fliehkraftabscheidung - Zyklon - Elektrofilter - Gewebefilter Massekraftabscheider Unter diesem Wirkprinzip wird das Verfahren der Abscheidung fester Partikel verstanden, die unter Wirkung von Fliehkräften aus der Rauchgasbahn getragen und entsprechend aufgefangen werden. Im Zyklon wird dieses Wirkprinzip zur Abscheidung von Partikeln technisch umgesetzt. Mit Festlegung der Umlenkradien des Rauchgasstromes und des Tauchrohrdurchmessers für die Weiterführung des Rauchgases aus dem Zyklon werden die Abscheidekriterien fixiert. Der Abscheidegrad wird weiter von den Stoffparametern - Partikeldurchmesser und - Dichte bestimmt. Es kann ein Abscheidegrad von 70 bis 95% erreicht werden. In Abhängigkeit von den konstruktiven Merkmalen der Abscheidevorrichtung kann eine Abtrennung der Partikel bei einer Dichte von ca. 2000 kg/m³ bis zu einem Durchmesser von etwa 5 µm erreicht werden. Für den Einbau des Zyklons besteht die Forderung hinsichtlich der Eintrittstemperatur tEintr. > Taupunkttemperatur um ein Anhaften der Partikel an der Zyklonwand zu vermeiden. Die Anpassung des Zyklons an die Durchsatzleistung kann durch Parallelschaltung mehrerer Zyklone erfolgen. Das Prinzip der Massekraftabscheidung tritt auch bei einer Umlenkung des Rauchgasstromes im Kesselbereich auf. In Abhängigkeit von - dem Umlenkungsradius und von der Rauchgasgeschwindigkeit sowie - der Dichte und des Durchmessers der festen Bestandteile des Rauchgases erfolgt eine Abscheidung dieser Teilchen. Elektrofilter Der Rauchgasstrom wird durch ein elektrisches Feld geleitet. Die Partikel, elektrisch aufgeladen, werden als Ladungsträger an den Niederschlagselektroden abgeschieden. Als Leistungsparameter werden angegeben: µm Partikelabscheidung : dK = 0,01 .... 50 Abscheidegrad : 0,9..........0,99 Eine Einsatzbegrenzung besteht hinsichtlich des maximalen Staubgehaltes, der mit 100 g/m³ angegeben wird. Für den Einbau des Elektrofilters in den Rauchgasstrom besteht darüber hinaus die Bedingung, daß die Eintrittstemperatur oberhalb der Taupunkttemperatur liegt. Durch die elektrostatische Aufladung der Teilchen im elektrischen Feld kann es zur Agglomeration der Teilchen kommen. II - 37 Filtrierende Abscheider Den filtrierenden Abscheidern sind zugeordnet: - Gewebefilter - Schüttbettfilter - keramische Filter In der Rauchgasreinigung werden vor allem Gewebefilter eingesetzt. Die diskontinuierliche Arbeitsweise dieser Filter wird durch Parallelschaltung mehrerer Filter ausgeglichen, sodass Umschaltungen zwischen den Abscheide- und Reinigungszyklen eine stationäre Betriebsweise ermöglichen. Die Abtrennung der Partikel beruht - bei großen Partikeln auf der Prallwirkung gegen das Gewebe, - bei kleinen Partikel auf der Filterwirkung des Belages ( auch Braun´schen Molekularbewegung, sowie der Wirkung elektrostatischer Kräfte). Der Abscheidegrad wächst mit zunehmender Beladung der Filter. Als Leistungsparameter werden angegeben: Partikeldurchmesser: dK = 0,2 ....3 µm Abscheidegrad ca. 0,99 In den Anlagen der Rauchgasreinigung bei Müllverbrennungsanlagen kommen Gewebefilter zum Einsatz. Hinsichtlich des Einsatzes ist zu beachten, dass die Eintrittstemperatur des Rauchgases 250°C [2] nicht überschreitet und die Taupunkttemperatur der gasförmigen Komponenten nicht unterschritten wird. 3.1.3 Rauchgasreinigungsbereich - Abscheidung gasförmigen Rauchgaskomponenten • Verfahren der Absorption Unter Absorption wird das Lösen eines Gases oder eines Teiles seiner Komponenten in geeigneter Flüssigkeit verstanden. Dazu wird das Gas intensiv mit dem Lösungsmittel vermischt und in Kontakt gebracht. Die absorbierten Bestandteile können in der Flüssigkeit physikalisch gelöst werden - physikalische Absorption - oder mit dem flüssigen Reaktanten chemisch reagieren - chemische Absorption. Die Absorptionsverfahren werden, bezogen auf den Aggregatzustand, mit dem die Reaktanten eingebracht und wieder ausgetragen werden, wie folgt unterteilt: - Nasse Verfahren: Eine Waschlösung wird verwendet, die Reaktanten liegen in wässriger Lösung vor. - Quasi-trockene Verfahren: Die Waschlösung verdampft im Rauchgastrom. Die Reaktionsprodukte werden in trockener Form abgeschieden. II - 38 Nasse Absorptionsverfahren Bei den nassen Absorptionsverfahren werden die Reaktanten und die Reaktionsprodukte flüssig zu- und abgeführt. Die ablaufenden chemischen Umsetzungsvorgänge sind abhängig von den eingesetzten Reaktanten und der zu bindenden gasförmigen Komponente. Bei der Rauchgasreinigung werden mit der nassen Absorption die Komponenten SO2, HCl, HF, Hg-Verbindungen gebunden. Eingesetzt werden die Reaktanten - Kalksteinmehl, Kalkmilch oder Natronlauge und - Wasser - Reaktant - Kalksteinmehl, Kalkmilch oder Natronlauge Abscheidung von SO2 Für das Absorptionsverfahren wird Kalksteinmehl, Kalkmilch oder Natronlauge eingesetzt. Das Rauchgas, auf eine Temperatur von 60 bis 70 °C gekühlt, wird intensiv mit dem flüssig eingebrachten Absorbens vermischt. Als Reaktionsprodukte fallen an: - bei Verwendung von Kalksteinmehl SO2 + CaCO3 + ½ O2 + 2 H2O → CaSO4 x 2H2O + CO2 - bei Verwendung einer 10% igen Kalksuspension als Neutralisationsmittel: gasförmiges Schwefeldioxid wird von Wasser absorbiert und reagiert zu Hydrogensulfit H2O + SO2 → H+ + HSO3 Dieses reagiert weiter mit Kalkmilch 2HSO3- + Ca2+ → Ca(HSO3)2 und wird aufoxidiert zu Gips Ca(HSO3)2 + Ca(OH)2 + O2 + 2H2O → 2 CaSO4 x 2H2O - bei Verwendung von Natronlauge als Neutralisationsmittel: → NaHSO3 SO2 + NaOH NaHSO3 + 1/2O2 → NaHSO4 SO2 +2NaOH → Na2SO3 + H2O Die Hydrogensulfatbildung wird bei pH-Werten < 6 begünstigt. Diese Reaktionen verlaufen vorwiegend in zwei Stufen ab: - In der ersten Stufe, Kalkmilch wird als Absorbens verwendet, werden noch vorhandene Chlor- und Fluorwasserstoffe und ein Teil des Schwefeldioxids abgeschieden. Primär bildet sich Calciumsulfit, das bei einem pH-Wert von 4,5 bis 5,5 mit zusätzlich eingeblasener Oxidationsluft zu Calciumsulfat aufoxidiert wird. Die anfallende Waschsuspension wird im Gegenstrom zum Rauchgasstrom versprüht. - In der zweiten Absorptionsstufe wird Kalksuspension verwendet. Die anfallenden Reaktionsprodukte können der Verwertung zugeführt werden. Nach dieser Stufe muß eine Tropfenabscheidung erfolgen. Eine Aufheizung des Rauchgases wird erforderlich, um die Temperatur über die Taupunkttemperatur anzuheben. II - 39 Aussagen zu zusätzlichen stofflichen Veränderungen des Rauchgases durch Abkühlung, Sättigung und Wiedererwärmung liegen nicht vor. - Reaktant - Wasser Abscheidung HCl, HF und Hg-Verbindungen Für dieses Absorptionsverfahren muß das Rauchgas auf 60 bis 70°C abgekühlt werden. Als Reaktant wird Wasser verwendet, dass auf einen pH-Wert zwischen 0,5 und 1,5 eingestellt wird [2]. Das Rauchgas wird mit dem Wasser in einen intensiven Kontakt gebracht. Die Komponenten HCl, HF und Hg-Verbindungen gehen in Lösung. Die Löslichkeit der Schwefeldioxide ist bei diesem pH-Wert gering. Die belasteten Wässer werden, wenn nicht aufbereitet und verwertet, entweder getrennt entsorgt oder nach Neutralisation entsprechend verdampft und die anfallenden Rückstände entsorgt. Nach der Stufe dieser Absorption ist ein Tröpfchenabscheider und in Abhängigkeit von der nachfolgenden Stufe eventuell eine Wiedererwärmung des Rauchgases vorzusehen, um eine Unterschreitung der Taupunkttemperatur zu vermeiden. Quasi-trockene Absorptionsverfahren Der Reaktant wird dem Rauchgasstrom flüssig zugeführt und reagiert in der flüssigen Phase mit Komponenten des Rauchgasstromes. In Abhängigkeit von den zugeführten Reaktanten laufen die im Abschnitt - Nasse Absorptionsverfahren – (Seite 38) beschriebenen Reaktionen ab. Nach der Reaktion verdampft die flüssige Phase. Die Reaktionsprodukte fallen trocken an. Über Entstaubungseinrichtungen werden die entstandenen Stoffe abgeschieden. In Rauchgasreinigungsanlagen werden bei diesem Verfahren Kalksuspensionen als Reaktanten verwendet, die verdüst werden. Während der Verdampfungszeit der flüssigen Phase reagiert das Kalkhydrat mit den sauren Rauchgasbestandteilen zu Salzen, die im Entstauber abgeschieden werden. Wesentlich ist die richtige Bemessung der zugeführten Suspension, um die Verdampfung zu gewährleisten. Das Versprühen der Suspension erfolgt mit Zweistoffdüsen. Der mittlere Tropfendurchmesser beträgt etwa 60 bis 80 µm, wobei ein nennenswerter Feintropfenanteil entsteht und der Grobtropfenanteil von der Größe her nach oben begrenzt ist. Der Sprühnebel bildet eine geeignete Basis zur Anlagerung von mitgeführter Flugasche. Die anfallenden trockenen Rückstände sind somit sehr stark verunreinigt. Das Rauchgas wird durch den Verdampfungsvorgang des Reaktanten abgekühlt, sollte aber 120°C nicht unterschreiten, um ein pulveriges Produkt zu erhalten. Alle Reaktionsprodukte, inclusive der angelagerten Flugascheanteile, werden über Entstaubungsanlagen abgeschieden und dem Rückstand zugeführt. II - 40 • Adsorption Bei diesem Verfahren werden die Reaktanten dem Rauchgas trocken zugeführt. Folgende Adsorptionsmittel werden eingesetzt: - Kalkhydrat zur Adsorption von HCl, HF, und SO2 ; - Natriumbicarbonat zur Adsorption von HCl, HF und SO2 ; - Steinkohlen- oder Braunkohlenaktivkoks zur Abscheidung von Dioxinen, Furanen, Stickoxiden und Schwermetallen; - Gemisch aus Kalkhydrat und Aktivkoksgemisch. Die chemischen Reaktionen werden wie folgt beschrieben: - Einsatz von Kalkhydrat: Ca(OH)2 + 2HCl Ca(OH)2 + SO2 + ½O2 Ca(HO)2 + 2HF → → → - Einsatz von Natriumbicarbonat → NaHCO3 + HCl 2NaHCO3 +SO2+H2O+½O2 → NaHCO3 + HF → CaCl2 + 2H2O CaSO4 + H2O CaF2 + 2H2O NaCl + H2O + CO2 Na2SO4 + 2H2O + 2 CO2 NaF + H2O + CO2 Das Trockenverfahren setzt voraus, daß die Temperatur des Rauchgases über der Taupunkttemperatur liegt. Realisierte Verfahren: - CDAS-Verfahren (Conditioned Dry Absorptions System) - Quasi-trockenes Absorptionsverfahren - Flugaschevorabscheidung - größere Partikel - im zyklonartigen Trichter, - Nachfolgend Wassereindüsung mittels Druckluft; Temperaturabsenkung auf ca. 125 - 145 °C ; Abscheidung von HCl, HF, SO2 sowie Staub ohne Wertstoffgewinnung - Zugabe von Na2S in der Ebene der Wasserzugabe zur Abscheidung von Quecksilberverbindungen - im aufwärtsströmenden Rauchgasstrom wird Kalkhydrat trocken eingeblasen. Bindung der Schadstoffe an den Löschkalk - Abscheidung im Schlauchfilter. Alle Reaktionsprodukte fallen als trockener Rückstand an. - Flugstromadsorber: Dem Rauchgasstrom wird Aktivkoks oder eine Herdofenkoks-Kalk-Mischung zugeführt. Es werden Dioxine, Furane und PCDD/PCDF sowie Quecksilberverbindungen abgeschieden. Die anfallenden Reaktionsprodukte stellen RGRP dar, die zu entsorgen sind, sofern nicht eine Rückführung des Reaktionsprodukte in den Kessel vorgesehen ist. Dann allerdings ist die Erhöhung des Calciumanteils im Rauchgas für die nachfolgenden Stufen mit zu berücksichtigen. II - 41 • Verfahren der Rauchgasentstickung Die Minderung des NOx - Gehaltes des Rauchgases kann erreicht werden durch: Primärmaßnahmen: Homogenisierung des Brennstoffes Rauchgasrückführung Stufung und Regelung der Luftzugabe im Kessel Sekundärmaßnahmen: Selektive nichtkatalytische Reduktion (SNCR) Selektive katalytische Reduktion (SCR) Die Primärmaßnahmen besitzen nur ein geringeres Minderungspotential im Vergleich zu den anstehenden Forderungen hinsichtlich der Begrenzungen in der 17. BIMSCH. Bei den Sekundärmaßnahmen sind die Verfahren der selectiven Reduktion am weitesten verbreitet und finden auch in den Müllverbrennungsanlagen Anwendung. Verfahren der SNCR Die Reduktion des Stickstoffes erfolgt bei diesem Verfahren bei Temperaturen von 900 bis 1100 °C. Dabei werden Ammoniak oder Harnstoff direkt in den Feuerraum eingedüst. Die Reaktionen laufen wie folgt ab: 4NO + 4NH3 + O2 → 4N2 + 6 H2O 2NO2 + 4NH3 + O2 → 3N2 + 6 H2O Da die Reaktionen nur im engen Temperaturbereich ablaufen, erfolgt die Zugabe von Ammoniak bzw. Harnstoff in mehreren Ebenen. Abweichungen von den Reaktionstemperaturen sind wie folgt zu bewerten: niedrigere Temperatur - Stickoxide werden nicht ausreichend reduziert. höhere Temperaturen - NH3 wird unter NO-Bildung verbrannt. Zu Einflüssen des Entstickungsverfahrens auf die Reaktionsvorgänge in der Brennmkammer liegen keine Aussagen vor. Die Zunahme des Stickstoff- und Wasserdampfanteiles im Rauchgas ist zu berücksichtigen. Verfahren der SCR Bei dem katalytischen Verfahren werden die Stickoxide unter Zugabe von Ammoniakwasser mit einem Katalysator zu Stickstoff und Wasserdampf umgesetzt. Die Katalysatoren sind für folgende Temperaturbereiche ausgelegt: - 165 bis 220 °C - Niedertemperaturkatalysator - Einsatz nach der letzten Stufe der Rauchgasreinigung - 280 bis 350 °C - Hochtemperaturkatalysator - Einsatz nach der Abgaswäsche, nach der Abgasentstaubung. Da die Niedertemperaturkatalysatoren als letzte Stufe der Rauchgasreinigung vorgesehen sind, werden die abzuscheidenden RGRP nicht beeinflußt. II - 42 3.1.4 Konditionierung des Rauchgasstromes Die Konditionierung des Rauchgasstromes dient nicht unmittelbar der Rauchgasreinigung, stellt aber eine notwendige Voraussetzung dar für einzelne Stufen der Rauchgasreinigung. Zu den Verfahren der Konditionierung des Rauchgasstromes zählen: - Wärmetauscher - Quensch - Sprühtrockner Wärmetauscher Wärmetauscher sind spezielle Apparaturen, in denen dem Rauchgas Wärme entzogen bzw. zugeführt wird. Der Rauchgasstrom kommt mit dem Wärmeträger nicht in Berührung. Quensch Kühlung und Sättigung des Rauchgasstromes erfolgt durch direktes Einspritzen von Wasser. Bestandteile des Rauchgases können sich lösen oder mit dem Wasser reagieren. Ein Einfluß auf den Rauchgasstrom ist damit gegeben. Sprühtrockner Einsprühen eines Flüssigkeits-Festgemisches in den Rauchgasstrom. Trocknung der Salze und der eingebundenen Flugstaubpartikel. Der Rauchgasstrom wird angereichert mit Wasserdampf und verdampfenden Lösungen. Gleichzeitig erfolgt eine Kühlung des Rauchgases. Am Sprühtrockner erfolgt eine Abscheidung der getrockneten Salze und Flugstaubpartikel. 3.2 Temperaturen und Verweilzeit des Rauchgases in den Stufen der Müllverbrennungsanlage Für die Beurteilung der ablaufenden chemischen Umsetzungsvorgänge bei der Verbrennung des Abfalls auf dem Rost, im Rauchgas bei der Führung durch die Brennkammer, durch die Rauchgaszüge und durch die Stufen der Rauchgasreinigung ist eine Aussage zu den örtlichen Temperaturen und zur Verweilzeit des Abfalls auf dem Rost bzw. der Rauchgases in den jeweiligen Stufen wesentlich. 3.2.1 Temperaturverlauf und Verweilzeit in einer Müllverbrennungsanlage In Auswertung der unter Punkt 3.1 dargestellten Temperaturen bei der Verbrennung der Abfälle auf dem Rost läßt sich der Temperaturverlauf ermitteln. Aus den Angaben zum Abfalldurchsatz, der Rostfläche, der Schichthöhe und der Rostbewegung kann die Verweilzeit des Abfalls auf dem Rost mit ca. 60 min. ermittelt werden. Nach [1] wurde eine Abschätzung der entstehenden Rauchgasmenge vorgenommen und über die Angaben zu Querschnitten in der Brennkammer und in den Rauchgaszügen die mittlere Rauchgasgeschwindigkeit unter Berücksichtigung der örtlichen Temperaturen ermittelt. Es kann eine Verweilzeit von 2 bis 5 min. angenommen werden. Die Verweilzeit des Rauchgases im Bereich der Rauchgasreinigung wurde mit 5 min. geschätzt. II - 43 Temperatur [°C] 1400 Aufenthaltszeit auf dem Rost _________________________________________________________________________________________ 1200 Rauchgaszüge Vergasung 1000 800 600 400 Rauchgasreinigungsanlage Entgasung Trocknung 200 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Temperaturen in einer MVA 55 60 65 70 Zeit [min] Abb.3.6: Temperaturen des Rauchgases in Abhängigkeit von der Verweilzeit in einer Müllverbrennungsanlage (tR =60 min.; tRg-Z =5min.; tRg-B = 5 min.) In der Abbildung 3.6 ist der Temperaturverlauf (Temperaturbereich) des Rauchgases in Abhängigkeit von der Verweilzeit aufgetragen. Die Untersetzung der Verweilzeit des Abfalls für die Trocknung, Entgasung und Vergasung wurden geschätzt. 3.2.2 Einfluss des Temperaturverlaufs und der Verweilzeit auf die Umsetzungsvorgänge auf dem Rost Aus der Darstellung in der Abb. 3.6 fällt die Verweilzeit des Abfalls auf dem Rost auf. Es wird deutlich, dass für die beschriebene Entgasung und Vergasung der Abfälle ein großer zeitlicher Rahmen besteht. In diesen Zeitraum können neben CO2, H2O, SO2 und HCl, auch andere Verbindungen entstehen. In der Tabelle 2.8 sind mögliche Quellen der organischen und anorganischen Bestandteile des Abfalls aufgeführt. Es ist davon auszugehen, dass die mit den Abfall eingebrachten Verbindungen während des Verbrennungsvorganges gespalten werden. Neue stabilere Verbindungen mit Chlor bzw. Schwefel können entstehen, die dann bei den Temperaturen auf dem Rost und im Feuerraum verdampfen. In der Abbildung 3.7 ist eine Auswahl von möglichen Schwermetallverbindungen aufgeführt, die bei der Abfallverbrennung entstehen können, verdampfen und bei Abkühlung des Rauchgases wieder kondensieren können. II - 44 1400 SnS(1230 °C; 5100 kg/m³) 1200 SiS2 (1090°C; 2000 kg/m³); CoCl(1050 °C; 3400 kg/m³ NiCl2 (987°C; 3500 kg/m³); CdS (980 °C; 4600 kg/m³ CdCl2(967 °C; 4000kg/m³) PbCl2(954 °C; 5800 kg/m³ Temperatur [°C] 1000 800 ZnCl2 (732 °C; 2900kg/m³); As2S3 (707°C; 3400kg/m³); SnCl2 (632 °C; 3900 kg/m³ 600 HgS (580 °C; 8100 kg/m³) As2O3 (459°C; 3700 kg/m³); TiCl3 (430 °C; 2600 kgIm³) 400 TeCl (392 °C; 3300 kgIm³) HgCl2 (304°C; 5440kg/m³) 200 62,00 61,80 61,60 61,40 61,20 60,80 60,60 60,40 60,20 60,00 0 61,00 AlCl3 (180 °C; 2400 kg/m³) TiCl4 (136 °C; 1700 kg/m³) AsCl3 (130 °C; 2200 kg/m³ SnCl4 (113 °C; 2200 kg/m³ Zeit [min] Abb. 3.7: Mögliche Schwermetallverbindungen im Rauchgas [23] Zuordnung zur Durchgangszeit (siehe Abb. 3.6) Die mit dem Rauchgas ausgetragenen Flugaschepartikel stellen die Kondensationskerne für die kondensierenden Verbindungen dar. Im Rauchgasreinigungsbereich stellen zusätzlich zu den mitgführten Flugstaubpartikeln die zugeführten Reaktanten und die Reaktionsprodukte die Kondensationskerne dar. Die Verbindungen fallen mit den abzuscheidenden Rückständen an. Im Kesselbereich fallen die Verbindungen mit an, die in dem Temperaturbereich von 1200 °C bis 400 °C kondensieren. Mit dem aus dem Kesselbereich herausgetragenen Flugstaub gelangen sie auch in den Bereich der Rauchgasreinigung, so dass hier alle Verbindungen auftreten können. Bei der Verbrennung des Abfalls entsteht ein relativ hoher Anteil an organischen Kohlenstoffverbindungen, den PCDD- und PSDF-Verbindungen (Dioxinen und Furanen). Eine gesicherte Aussage liegt zu der Entstehung der Dioxine und Furane nicht vor. Dioxine und Furane entstehen unterhalb von 350°C. Eine Entstehung auf dem Rost im Bereich der Entgasung ist also möglich. II - 45 Nach [19] werden oberhalb der Temperatur von 350 °C und bei Verweilzeiten von 30 min. in diesem Temperaturbereich 95 % dieser Verbindungen zerstört. 3.2.3 Einfluss des Temperaturverlaufes und der Verweilzeit auf die Rauchgasreinigung • Entstickung des Rauchgases Im Punkt 3.1.2 wird auf die selektive nichtkatalytische Entstickung (SCNR) hingewiesen. In der Brennkammer wird im Temperaturbereich von 900 °C bis 1100 °C Ammoniak zugeführt, um bestehende Stickoxide zu reduzieren. Sinkt das Temperaturniveaus im Bereich der Zugabe von Ammoniak ab, werden die Stickoxide nicht ausreichend reduziert. Bei zu hohen Temperaturen wird NH3 unter NOBildung verbrannt [2]. • Entstaubung Der Flugascheaustrag aus dem Feuerraum steht im engen Zusammenhang mit der Verweilzeit. Eine kürzere Verweilzeit bei konstantem Rauchgasweg kann nur erreicht werden, wenn die Rauchgasgeschwindigkeit erhöht wird. Damit wird der Anteil an Flugasche sich erhöhen, der im Kessel und Rauchgasreinigungsbereich anfällt. Qualitative Veränderungen an der Flugasche sind durch kondensierende organische bzw. anorganische Verbindungen zu erwarten.(siehe Punkt 3.2.1 ) Geschwindigkeit und Verweilzeit haben einen Einfluss auf das Kornspektrum. Mit höherer Geschwindigkeit werden auch gröbere Fraktionen aus dem Rostbereich ausgetragen. • Rauchgasreinigungsstufen Die für die Absorption bzw. Adsorption der Schadgase vorgesehenen Rauchgasreinigungsstufen sind nach dem Kesselbereich angeordnet. Die für die Umsetzungsvorgänge erforderlichen Verweilzeiten und Temperaturen werden durch den entsprechenden Aufbau der jeweiligen Apparate und durch die Konditionierung des Rauchgasstromes erreicht. Hier werden u.a. Metallverbindungen kondensieren. Sowohl die noch vorhandene Flugasche als auch die zugeführten Reaktanten und entstehenden Reaktionsprodukte bilden hier die Kondensationskerne. Es ist möglich, dass neben den zur Abscheidung anstehenden Schadgasen SO2 und HCl sich unterhalb der Rauchgastemperatur von 350°C auch Dioxine und Furane neu bilden können bzw. mitgeführte Verbindungen stabil bestehen. Die Bindung dieser Schadstoffe erfolgt durch Zuführung entsprechender Reaktanten, z.B. Aktivkohle, Herdofenkoks,... Die anfallenden Reaktionsprodukte werden meist in die Brennkammer zurückgeführt und verbrannt. II - 46 3.3 Stoffdurchgang Um den Einfluss der Abfallverbrennung, der eingesetzten Technologie für die Rauchgasreinigung und der verwendeten Reaktanten für die Bindung der unerwünschten Komponenten, auf die anfallenden Kesselaschen und Reaktionsprodukte zu erhalten und darstellen zu können, soll ein definierter Abfall verbrannt und der Stoffdurchgang durch eine Müllverbrennungsanlage analysiert werden. So wird sichergestellt, dass bei der Betrachtung der Anlagen die gleichen stofflichen Voraussetzungen für die Umsetzungsvorgänge vorliegen und damit ein quantitativer Vergleich möglich wird. Über die Einführung eines definierten Eingangsstoffes sind auch Aussagen zum Einfluss der Schwankungsbreite einzelner Komponenten des Eingangsstoffes auf die Zusammensetzung der anfallenden RGRP möglich. 3.3.1 Systemvoraussetzungen für die analytische Betrachtung • Definition eines Eingangsstoffes für die analytische Betrachtung Ausgehend vom Kenntnisstand – Tabellen 2.13 bis 2.15 – sowie den Ergebnissen auf dem Gebiet der Verbrennungsrechnung, u.a. auch nach [1], wird die Zusammensetzung des Eingangsstoffes in den Komponenten - Brennbares - Wasser - Unbrennbares entsprechend der in der Tabelle 3.2 aufgeführten Werte angenommen. Als Basis für die Ermittlung der Zusammensetzung wurden die in der Literatur veröffentlichten Analysen zur Schlacke- und Flugaschezusammensetzung herangezogen. Beachtung fanden auch veröffentlichte Analysen hinsichtlich der minimalen und maximalen Werte, um die Schwankungsbreite der jeweiligen Komponenten aufzuzeigen. Da die im Schrifttum veröffentlichten Angaben auf das jeweilige RGRP bezogen sind, mußte eine Rückrechnung auf die Abfallzusammensetzung unter Annahme des prozentualen Anteils des Unbrennbaren im Abfall und der Aufteilung des Unbrennbaren in der Schlacke und Flugasche erfolgen. Mit der Annahme von 30 Gew.-% Unbrennbarem im Abfall, 90 Gew.-% werden mit der Schlacke abgeschieden und 10% mit der Flugasche ausgetragen - jeweils 5Gew.-% fallen im Kesselbereich und im Rauchgasreinigungsbereich an - wurde die Zusammensetzung des Unbrennbaren bestimmt. Eine Zuordnung zu einer Abfallart ist damit nicht gegeben. Die Ergebnisse dieser Betrachtung sind in der Tabelle 3.2 aufgeführt. Die thermischen Reaktionen des brennbaren Bestandteils werden auf die Komponenten Kohlenstoff, Wasserstoff und Schwefel beschränkt. Der für die Verbrennung erforderliche Sauerstoffbedarf wird unter Beachtung des Luftverhältnisses bei der Verbrennung berechnet. Das Sankey-Diagramm für den definierten „Modellabfall“ ist in der Abbildung 3.4 dargestellt. II - 47 Lfd. Bezeichnung Nr. 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 2. 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 Brennbares Wasser Unbrennbares 3.12 3.13 Tabelle 3.2: Anteil kg/kg Abfall 0,450 Zusammensetzung Anteil kg/kg Abfall Kohlenstoff Schwefel Wasserstoff Sauerstoff Stickstoff Chlor 0,210 0,003 0,028 0,200 0,003 0,006 Silicium Aluminium Calcium Natrium Magnesium Kalium Eisen Phosphate (P) Sulfate Chloride Kohlenstoff + Karbonate (als C) Schwermetalle O2 in Verbindung 0,033 0,037 0,023 0,011 0,004 0,004 0,037 0,003 0,002 0,004 0,004 0,250 0,300 0,008 minimaler maximaler Anteil Anteil kg/kg Abfall kg/kg Abfall 0,4 0,6 0,14 0,28 0,0014 0,0042 0,017 0,035 0,095 0,259 0,0014 0,009 0,002 0,0105 0,120 0,350 0,220 0,360 0,005 0,062 0,023 0,051 0,011 0,034 0,003 0,018 0,002 0,006 0,002 0,007 0,011 0,063 0,003 0,004 0,001 0,002 0,003 0,006 0,006 0,016 0,002 0,014 0,122 Zusammensetzung des Eingangsstoffes nach Elementen bezogen auf 1 kg Abfall (als Modellabfall der weiteren Betrachtung zu Grunde gelegt) II - 48 F e u e rra u m N2: 4,695 kg/kgAbfall Luft: 6,14 kg/kgAbfall H2O: 0,501 kg/kgAbfall CO2: 0,77 kg/kgAbfall 0,45% Bre. 0,30% Asche 0,25% H2O Abfall: 1 kg SO2: 0,004 kg/kgAbfall O2 : 0,866 kg/kgAbfall HCl: 0,004 kg/kgAbfall Flugasche: 0,03 kg/kgAbfall Schlacke: 0,270 kg/kgAbfall Abb. 3.8: Sankey-Diagramm für den in der Tabelle 3.2 definierten Eingangsstoff - Modellabfall (Luftverhältnis: 2,5) • Flugaschezusammensetzung Die Analyse der veröffentlichten Zusammensetzungen der Flugasche, abgeschieden im Kesselbereich und in dem Bereich der Rauchgasreinigung, läßt den unterschiedlichen Austrag der einzelnen Verbindungen erkennen. Mit der vorgenommenen Umrechnung der veröffentlichten Analysen wird qualitativ der unterschiedliche Austrag der Elemente und ihre Verbindungen übernommen. Neben dem Nachweis der in den RGRP enthaltenen Elementen ist auch eine Aussage zu den anfallenden Verbindungen zur Beurteilung der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Rückstände notwendig. Die Flugaschezusammensetzung, ermittelt auf der Basis der in der Tabelle 2.15 dargestellten Zusammensetzung, ist in der Tabelle 3.3 aufgeführt. In der Tabelle 3.4 sind für die wesentlichsten Elemente der Flugasche die möglichen Verbindungen mit Sauerstoff, Sulfaten, Carbonaten und Chlor aufgeführt. Zu bemerken ist folgendes: - Es sind Verbindungen aufgeführt, die aus der Müllzusammensetzung als real einzuschätzen sind. - Da die Verbindungen bis 1100 °C stabil sind, ist anzunehmen, dass sich durch die thermische Umsetzung des Abfalls auf dem Rost die Phasen nicht ändern werden. - Die Stabilität der Phasen nimmt mit abnehmender Temperatur zu. II - 49 Lfd. Nr. Bestandteile der Flugasche Anteil bezogen auf 1 kg Abfall mittlerer Minimum Maximum Anteil g/kgAbfall g/kgAbfall g/kgAbfall 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Silicium Aluminium Calcium Natrium Magnesium Kalium Eisen Phosphate Sulfate Chloride Kohlenstoff + Carbonate (als C) Schwermetalle Sauerstoff in Verbindungen Prozentualer Anteil bezogen auf den mittleren Bestandteil im Abfall mittlerer Anteil % Minimum % Maximum % 2,5 1,9 5,6 1,0 0,64 0,93 0,62 0,13 0,89 3,0 0,82 2,1 1,2 4,0 0,36 0,49 0,38 0,46 0,028 0,51 2,1 0,38 3,1 2,5 7,2 1,5 0,67 1,58 0,68 0,25 1,16 4,2 1,26 8,3 6,3 18,7 3,3 2,1 3,1 2,1 0,4 3,0 10,1 2,7 7 4 13,3 1,2 1,6 1,2 1,5 0,1 1,7 7 1,3 10,3 8,3 24 5 2,2 5,2 2,3 0,8 3,9 14 4,2 1,16 10,81 0,425 1,9 3.9 36,6 1,4 6,3 Tabelle 3.3: Zusammensetzung der Flugasche nach Elementen mit Angabe der Schwankungsbreite Lfd. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Verbindung SiO2 Al2O3 CaO CaSO4 CaCO3 NaCl MgO KCl Fe2O3 Schwermetallverbindungen mit Chlor, Sauerstoff und Phosphaten Bestandteil in der Flugasche Mittelwert g/kgAbfal % l 5,35 17,8 3,6 12 5,47 18,2 1,26 4,2 1,37 4,6 2,54 8,5 1,06 3,5 1,77 5,9 0,89 6,3 6,69 22,3 Minimum g/kgAbfal % l 4,5 15 2,3 8 3,8 13 0,9 3 1,0 3 0,9 3 0,8 3 0,7 2 0,7 2 2,5 8 Maximum g/kgAbfal % l 6.63 22 4,7 16 7,1 24 1,6 5 1,8 6 4,8 13 1,1 4 3 10 1 3 11 36 Tabelle 3.4: Verbindungen in der Flugasche (Einfachverbindungen mit Sauerstoff, Sulfaten, Carbonaten und Chlor berücksichtigt) II - 50 • Kornspektrum der Flugasche Hinsichtlich der Häufigkeitsverteilung soll für die Abschätzungen der anfallenden Rückstände eine gleiche Verteilung als grobe Modellannahme vorausgesetzt werden. • Chemische Umsetzungsvorgänge Für die chemischen Umsetzungsvorgänge bei der Rauchgasreinigung wird ein 100 %-iger Umsetzungswirkungsgrad angenommen. Diese Voraussetzung wird hinsichtlich der theoretischen Ermittlung der Zuschlagstoffe erforderlich. 3.3.2 Anfallende Rauchgasreinigungsprodukte aus der Abfallverbrennung Die Rauchgasreinigung der Müllverbrennung soll schrittweise analysiert werden: - Abscheidung der Flugasche aus dem Rauchgasstrom - Abscheidung der Reaktionsprodukte aus der Absorption und Adsorption der gasförmigen Schadstoffe - Adsorption gasförmig vorliegender Verbindungen an den Flugstaub und Abtrennung • Abtrennung der Flugasche aus dem Rauchgastrom Die Abtrennung der festen Teilchen aus dem Rauchgasstrom erfolgt durch: - Schwerkraft - Fliehkraftwirkung bzw. durch zusätzliche Entstaubungsanlagen - Elektrofilter- elektrische Felder - Gewebefilter- mechanische Filtereinbauten Entstaubungsanlagen sind Stufen der Rauchgasreinigung und werden dort gesondert behandelt. Hier soll der Abscheidemechanismus der Flugasche über den Rauchgasweg behandelt werden. Die Abtrennung der Partikel aus dem Rauchgas ohne zusätzliche Entstaubungsanlagen kann wie folgt beschrieben werden: - Abscheidung der Partikel bei einer Richtungsänderung des Rauchgasstromes bis zu einem Trenndurchmesser dT, z.B. bei Übergängen zu den Rauchgaszügen und der Umströmung von Einbauten (Prallgitter, Heizflächen). Alle Partikel, die kleiner sind als der Trenndurchmesser werden mit dem Rauchgas transportiert. - Im abwärtsgeführten Rauchgasstrom unterstützt die Schwerkraft die Abscheidung. - Im aufwärtsgeführten Rauchgasstrom prallen die Partikel bei Umlenkungen gegen die Wandungen. Ein Teil der Partikel wird danach in den Rauchgasstrom zurückgeführt. Der restliche Teil gelangt in den Sammeltrichter unterhalb des Rauchgasstromes. - Für die Abscheidung der festen Teilchen aus dem Rauchgasstrom soll ein Wirkungsgrad definiert werden. Dieser Wirkungsgrad berücksichtigt, dass nicht alle im Rauchgasstrom mitgeführten Partikel von der Abscheidung erfasst werden. II - 51 - Die Partikelkonzentration im Rauchgas führt zu einer Beeinflussung der Abscheidung. Mit dem ausgetragenen Partikelverband werden auch Feinkornanteile erfasst. Der Einfluss soll durch den von [28] beschriebenen Korrekturbeiwert berücksichtigt werden. • Ermittlung des Trenndurchmessers Eine erste Näherung zur Gleichgewichtsbedingung Ermittlung des Trenndurchmessers soll über die Z ≈ FW nach [27] erfolgen. Hierin bedeuten: Z FW = Zentrifugalkräfte = Widerstandskraft Z FW = m u² / R = ρS (πd³ /6) u² / R = cW ½ ρRg w² ¼ π d² (kf)² Mit Hierin bedeuten: u w R ρRg ρS cW kf = Umfangsgeschwindigkeit des Partikels auf der Kreisbahn = Geschwindigkeit des Partikels in Richtung des Kreisbahnmittelpunktes = Radius der Bahnlinie des Teilchens = Dichte des Rauchgases = Dichte des Flugascheteilchens = Widerstandsbeiwert = Korrekturbeiwert für den Einfluss der Partikelkonzentration auf die Sinkbewegung nach [28] Mit u/w cw kf = 0,5 (Annahme für reale Umströmung) = 0,44 = 0,8 (Einfluss der Partikelkonzentration angenommen nach [28]) ergibt sich ρS dT ≈ 0,8 R Über diese Beziehung lässt sich der Trenndurchmesser bei bekannter Dichte näherungsweise abschätzen. dT ≈ (0,8 R) / ρS Mit einer Dichte der abgeschiedenen Flugasche im Bereich von ρS = 2200 - 2600 kg/m³ II - 52 und einem Umlenkradius von 1m bis 2m ergibt sich ein Trenndurchmeseser von dT = 3,11 · 10-4 - 7,3 · 10-4 m dT = 520 µm ± 210 µm Die Toleranz von 210 µm entspricht einer Schwankungsbreite von etwa ±40 %. Bezogen auf das Kornspektrum bis 2000 µm ergibt sich eine Schwankungsbreite von etwa ±10 %. • Bewertung der Entstaubungsstellen hinsichtlich des Trenndurchmessers dT und des Abcheidewirkungsgrades In der Tabelle 3.5 sind die ermittelten Trenndurchmesser aufgeführt, mit denen eine quantitative Abschätzung der abgeschiedenen Partikel vorgenommen werden kann. Die Wirkungsgrade für den Abscheidemechanismus wurden in Anlehnung an bekannte Abscheideverhältnisse geschätzt. Zusätzlich werden beachtet: - Einbauten im horizontalen Rauchgaszug; Durch die zusätzlichen Umlenkungen des Rauchgases im Rauchgaszug ist ein erhöhter Anfall von Feinanteil zu erwarten. Der Abscheidewirkungsgrad sollte sich um 20% erhöhen. - Im Sprühtrockner und Sprühabsorber liegt durch das Abscheiden der Rückstände aus der Rauchgasreinigung eine relativ Partikelkonzentration vor. Die im Rauchgas mitgeführte Flugasche wird durch diesen Austrag mit abgeführt. Es sollen alle Partikel in dem angegebenen Durchmesserbereich von 1 bis 2000 µm in die Abscheidewirkung mit einbezogen werden. - Die betriebsbedingten Ablagerungen an den Entstaubungseinrichtungen führen zu einer zusätzlichen Verschlechterung des Wirkungsgrades. Es wird angenommen, dass der untere angegebene Wirkungsgrad erreicht wird. Lfd. Nr. Entstaubungsstelle Trenndurchmesser dT 1. Rg-Zug abwärts; Umlenkung - 180° Rg- Zug aufwärts; Umlenkung - 90° Rg- Zug aufwärts; Umlenkung - 180° Horizontale Rg - Führung Zyklon / [2] Elektrofilter / [2] Gewebefilter / [2] Sprühtrockner Sprühabsorber Verdampfungskühler dT ≈ 0,8 R/ρs [m] 60 % dT ≈ 0,8 R/ρs [m] 20 % ± 50 % dT ≈ 0,8 R/ρs [m] 50 % ± 50 % 20 % 80 - 95 % 90 - 95 % 98 % 80 % 80 % 25 % ± 50 % 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. dT dT dT dT dT dT > 100 > 10 > 0,1 > 0,2 ≈ 1 ≈ 1 [µm] [µm] [µm] [µm] [µm] [µm] Wirkungsgrad η Einfluß der Konzentration ± 50 % ± 50 % ± 50 % ± 50 % Tabelle 3.5: Zusammenstellung der Trenndurchmesser und Wirkungsgrade für die Partikelabscheidung II - 53 • Darstellung der Abscheidung im Kesselbereich unter Beachtung der Schwankungsbreite Mehrzugkessel Bei einem geschätztem Durchmesserbereich der Flugaschepartikel von 1µm bis 2000 µm ergibt sich eine Massenanteil m pro Fraktionsstufe dP [µm] bei einer angenommenen Gleichverteilung ein gleicher Anteil an Flugasche von md = mFlug / dFlugasche [kg/(kgAbfall µm)] Unter Berücksichtigung der in der Tabelle 3.2 angegebenen Schwankungsbreite für das Unbrennbare ergibt sich mFlugasche zu mFlugasche = 0,03 ± 25% [kg/kgAbfall] Bei angenommener Gleichverteilung werden somit pro Fraktionsstufe mdT = 15 10-6 ± 25% [kg/(kgAbfall µm)] abgeschieden. Rauchgasquerzug Brennkammer 1.Rauch-2.Rauchgasgaszug zug Rostfeuerung Abb.3.9 : Schematische Darstellung eines Mehrzugkessels II - 54 Bei einem Trenndurchmesser von dT = 520 ± 40 % [µm] ergeben sich unter Berücksichtigung der Abscheidewirkungsgrade folgende Abscheidungen – Tabelle 3.6: Anfallort Rauchgasquerzug - Aufwärtsstrom und 90° Umlenkung 1. Rauchgaszug - mit 180° Umlenkung Abscheidung mdT-2000 Im Rauchgas verbleibender Anteil [kg/kgAbfall] [kg/kgAbfall] Im Rauchgas verbleibender Anteil, bezogen auf die Fraktion dT –2000 [kg/kgAbfall] 0,00888 ± 35% 0,02112 ± 35% 0,01332 ± 35% 0,007992 ± 35% 0,013128 ± 35% 0,005328 ± 35% Tabelle 3.6: Flugascheabscheidung im Mehrzugkessel Mit dieser Betrachtung erhält man die Aussage, dass ca. 55 % der Flugasche im Kesselbereich abgeschieden werden. Mit der Schwankungsbreite von ca. 35% ergibt sich im Rauchgas ein verbleibender Flugaschegehalt von 0,008 bis 0,016 kg/kgAbfall. Es tritt eine Verarmung der groben Fraktion im Bereich von 520 µm bis 2 mm auf. Kessel in Querzugbauweise Prallgitter Heizflächen Sekundärluft Primärluft Abb.3.10: Darstellung eines Kessels mit Querzugbauweise II - 55 Unter Bezugnahme auf den ermittelten Trenndurchmesser ddT Abscheideverhältnisse – Tabelle 3.7: Anfallort 1. Abscheidetrichter - Prallgitter Horizontale Rauchgasführung mit Einbauten dT > 100 µm Abscheidung mdT-2000 Im Rauchgas verbleibender Anteil [kg/kgAbfall] 0,00888 ± 35% [kg/kgAbfall] 0,02112 ± 35% ± 35% 0,01542 ± 35% 0,0057 ergeben sich folgende Im Rauchgas verbleibender Anteil, bezogen auf die Fraktion dT –2000 [kg/kgAbfall] 0,01332 ± 35% Tabelle 3.7: Flugascheabscheidung im Kessel in Querzugbauweise Mit dem Rauchgas werden noch ca. 50% der Flugasche in den Rauchgasreinigungsabschnitt geführt. Die mitgeführte Flugasche ist angereichert mit Feinkornanteil. • Darstellung der Abscheidung im Rauchgasreinigungsbereich Es wird bei dieser Betrachtung vorausgesetzt, dass das Kornspektrum der mitgeführten Flugasche durch Agglomeration die angenommene Gleichverteilung behält. Diese Annahme wird unterstützt durch den hohen Wasserdampfgehalt und den Gehalt an verdampften Verbindungen im Rauchgas, die mit abnehmender Temperatur über den Rauchgasweg kondensieren und zu einem agglomerien der Partikel führen kann. Diese Annahme soll auch für alle nachgeschalteten Abscheideeinrichtungen getroffen werden. Unabhängig von der Gestaltung des Kesselbereiches soll mit einem Durchgang von 50% der Flugasche durch den Kesselbereich ausgegangen werden. Diese Annahme ist auf Grund der Schwankungsbreite des Aschegehaltes des Abfalls sowie der Schwankungsbreite der Abscheidung in den Kesselzügen, hier insbesondere der Einfluss der Konzentration auf die Abscheidung, berechtigt. Zyklon Ausgehend von einem Flugaschegehalt nach dem Kesseldurchgang von 50-gew.% wird durch den Zyklon folgender Anteil abgeschieden: mRg-Bereich = 0,5 mFlug mRg-Bereich = 0,015 kg/kgAbfall Für einen Trenndurchmesser dT ≥ 10 µm und einem Abscheidewirkungsgrad von 80% wird von dem Flugascheanteil md = 7,5 10-6 kg/kgAbfall ± 25 % der Anteil mdT – 2000 abgeschieden. = 0,01194 kg/kgAbfall ± 35 % II - 56 Im Rauchgasstrom verbleiben damit 0,003 kg/kgAbfall Flugasche, d. h. vom Gesamtflugaschegehalt verbleiben 20,4 % im Rauchgas. Dieser Anteil wird in den nachfolgenden Stufen mit abgeschieden. Der Abscheidegrad des Zyklons ist abhängig vom technischen Zustand. U.a. kann es durch Anlagerungen an den Wänden zu einer Verschiebung der abgeschiedenen Fraktion und zu Änderungen des Abscheidewirkungsgrades kommen. Mit der Verwendung des unteren Wirkungsgrades wurde dieser Einfluss berücksichtigt. Elektrofilter Im Elektrofilter wird nach der Spezifikation das gesamte Kornspektrum abgeschieden. Mit einem Wirkungsgrad von 90 bis 95 % ergibt sich daraus eine Abscheidung mE-Filter = 0,0135 ± 25 % [kg/kgAbfall] Mit dem Rauchgas werden somit 0,0015 ± 25 % [kg/kgAbfall] Flugasche in die folgenden Stufen getragen. Hinzuweisen ist auf eine mögliche Agglomeration des Flugstaubes im Elektrofilter. Das Kornspektrum kann beeinflusst werden. Gewebefilter Hier findet eine Abscheidung der Flugasche bis 98% statt. Es werden somit mGewebefilter = 0,0147 ± 25 % [kg/kgAbfall] abgeschieden. Abweichungen können u.a. im Zusammenhang mit der Filterreinigung auftreten. Eine Fehlerabschätzung für diesen Fall ist nicht möglich. Der Rauchgasstrom ist nach dem Gewebefilter noch mit 0,0003 kg/kgAbfall Flugasche, d.h. mit 1% Flugasche belastet. Sprühtrockner Im Sprühtrockner werden die mit RGRP belasteten Flüssigkeiten eingeleitet. Diese Flüssigkeiten werden im ankommenden heissen Rauchgasstrom verdampft und die enthaltenen getrockneten festen Stoffe abgeschieden. Die zugeführten festen Stoffe werden mit einem Wirkungsgrad von 80% abgeschieden. Von der mitgeführten Flugasche werden mSprühtrockner = 0,012 ± 25% [kg/kgAbfall] im Sprühtrockner abgeschieden. Die verbleibende Flugasche wird mit den im Rauchgasstrom verbliebenen Reaktionsprodukten und Reaktanten in den nachgeschalteten Reinigungsstufen abgetrennt. Die Arbeitsweise des Sprühtrockners wird durch Ablagerungen an den Wandungen beeinflusst, die durch die Annahme des Wirkungsgrades von 80% berücksichtigt wurde. II - 57 Sprühabsorber Im Vergleich zum Sprühtrockner laufen im Sprühabsorber chemische Umsetzungsvorgänge zur Bindung der im Rauchgas enthaltenen gasförmigen Schadstoffkomponenten HCl und SO2 bzw. nur SO2 ab. Entsprechende Reaktanten werden zugeführt. Die getrocknenten Reaktionsprodukte werden mit dem im Rauchgas mitgeführtem Flugstaub gemeinsam abgeführt. Von dem ankommende Flugaschestrom werden mSprühabsorber = 0,012 ± 25% [kg/kgAbfall] im Sprühabsorber abgeschieden. Die verbleibende Flugasche wird mit den im Rauchgasstrom verbliebenen Reaktionsprodukten und Reaktanten in den nachgeschalteten Reinigungsstufen abgetrennt. Die Arbeitsweise des Sprühabsorbers wird wie auch bei dem Sprühtrockner durch Ablagerungen an den Wandungen beeinflusst, die durch die Annahme des wirkungsgrades von 80% berücksichtigt wurde. Verdampfungskühler Der Verdampfungskühler wird in der Rauchgasreinigungsanlage zur Konditionierung des Rauchgasstromes auf eine zulässige Temperatur eingesetzt. Wasser wird in den Rauchgasstrom eingespritzt. Durch die stattfindenden Verdampfung des Wassers wird das Rauchgas gekühlt. In dieser technologischen Stufe wird ein Teil der Flugasche mit abgeschieden. Mit einem Wirkungsgrad von etwa 25% ergibt sich die abgeschiedene Masse zu mVerdampfungskühler = 0,015 x 0,25 ± 25% [kg/kgAbfall] mVerdampfungskühler = 0,00375 ± 25% [kg/kgAbfall] Möglich ist eine verstärkt auftretende Kondensation gasförmiger Schadstoffkomponenten, die angelagert an den Flugstaub, abgeschieden oder in die nachfolgenden Stufen der Rauchgasreinigung transportiert werden. Abtrennung der gasförmigen Komponenten SO2 und HCl Die wesentlichen schädlichen Komponenten im Rauchgas sind das Schwefeldioxid und der Chlorwasserstoff. Die nachfolgenden Betrachtungen sollen auf diese beiden Komponenten beschränkt bleiben. Für die Ermittlung der erforderlichen Reaktanten wird davon ausgegangen, dass eine 100 % ige Umsetzung der Reaktanten mit der jeweiligen Komponente stattfindet, also keine Überdimensionierung der Reaktanten vorgenommen wird. Die Schwankungsbreite der eingesetzten Reaktanten ergibt sich nur aus der Schwankungsbreite der jeweiligen Schadstoffkomponente. II - 58 Abtrennung von SO2 In den Rauchgasreinigungsanlagen der Müllverbrennung werden folgende Reaktanten für die Bindung des Schwefeldioxids eingesetzt: Calciumhydroxid Calciumcarbonat Calciumoxid Natriumhydroxid Magnesiumoxid Ca(OH)2 CaCO3 CaO Na(OH) MgO Ausgehend vom Schwefeldioxidgehalt im Rauchgas nach dem „Modellmüll“ fallen unter Berücksichtigung der Schwankungsbreite die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Reaktionsprodukte an. Ausgegangen wurde von einer stöchiometrischen Umsetzung. Lfd.Nr. 1 Reaktant erforderl. Reaktanten (Mittelw.) kg/kgAbfall 3 0,0069402 1. 2 Ca(OH)2 2. CaCO3 0,009375 3. CaO 0,005252 4. Na(OH) 0,007488 5. MgO 0,003755 Reaktionsprodukt min.Reaktionsprod. kg/kgAbfall 4 CaSO4 0,01275 CaSO4 0,01275 CaSO4 0,001275 Na2SO4 0,0133 MgSO4 0,011274 kg/kgAbfall 5 0,0059506 min.Reaktionsprod. bez. auf 4 % 6 - 53 max.Reaktionsprod. kg/kgAbfall 7 0,0178516 max. Reaktionsprod. bez, auf 4 % 8 +40 0,0059506 - 53 0,0178516 +40 0,0059506 - 53 0,0178516 +40 0,006208 - 53 0,018626 +40 0,005262 - 53 0,015784 +40 Tabelle 3.8 : Zusammenstellung der anfallenden Reaktionsprodukte aus der chemischen Umsetzung der im Rauchgas enthaltenen Schwefeldioxide Abtrennung von HCl Folgende Reaktanten werden für die Bindung des Chorwasserstoffs eingesetzt: Calciumhydroxid Ca(OH)2 Calciumcarbonat CaCO3 Calciumoxid CaO Natriumhydroxid NaOH Magnesiumoxid MgO Wasser H2O Ausgehend vom HCl-Gehalt im Rauchgas nach dem „Modellabfall“ fallen unter Berücksichtigung der Schwankungsbreite die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Reaktionsprodukte an. Auch hier wurde von einer stöchiometrischen Umsetzung ausgegangen. II - 59 Lfd.Nr. 1 Reaktant 1. 2 Ca(OH)2 2. CaCO3 3. CaO 4. Na(OH) 5. MgO 6. H 2O Reaktionsprodukt min.Reaktionsprod. kg/kgAbfall 4 CaCl2 0,0094058 0,00848205 CaCl2 0,0094508 0,00475261 CaCl2 0,0094508 0,0067793 NaCl 0,0099059 0,0034157 MgCl2 0,0080681 0,0030534 HCl 0,0092335 kg/kgAbfall 5 0,003196 erforderl. Reaktanten (Mittelw.) kg/kgAbfall 3 0,0063512 min.Reak- max.Reaktionsprod. tionsprod. bez. auf 4 % kg/kgAbfall 6 7 - 66 0,01643738 max. Reaktionsprod. bez, auf 4 % 8 +74 0,003196 - 66 0,01643738 +74 0,003196 - 66 0,01643738 +74 0,00336607 - 66 0,01731121 +74 0,00274176 - 66 0,01410048 +74 0,00313759 - 66 0,01613617 +74 Tabelle 3.9: Zusammenstellung der anfallenden Reaktionsprodukte aus der chemischen Umsetzung des im Rauchgas enthaltenen Chlorwasserstoffs Abtrennung kondensierender metallischer Komponenten Mit dem Abfall werden Verbindungen mit den Komponenten - Silicium, Aluminium, Calcium, Natrium, Magnsium, Kalium und Eisen sowie mit den Schwermetallen - Blei, Arsen, Chrom, Antimon, Zinn, Nickel, Cadmium, Titan, Zink Kupfer und Quecksilber - eingebracht. Ausgehend von dem Eintrag dieser Komponenten in den Verbrennungsprozess (Tabelle 2.8) ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Verweilzeit des Abfalls auf dem Rost bei Temperaturen von 100 bis 1400 °C diese Verbindungen gespalten werden. Zum Teil werden neue Verbindungen entstehen, die bei den Feuerraumtemperaturen verdampfen und somit als gasförmige Komponenten mit dem Rauchgas abgeleitet werden. In den nachfolgenden Rauchgaszügen und Rauchgasreinigungsstufen können diese Komponenten durch die abfallende Temperatur kondensieren und sich an den Oberflächen der staubförmigen Bestandteilen der Flugasche anlagern. Die Oberflächen der Reaktionsprodukte und der ungebundenen Reaktanten unterstützen als Kondensationskerne diesen Vorgang. In der Abb.3.6 sind mögliche kondensierende Verbindungen aufgeführt. Die als Kondensationskern anstehende Oberfläche der Flugasche kann, ausgehend von einer Gleichverteilung der Flugaschezusammensetzung über folgende Abhängigkeit ermittelt werden: Volumen = Anzahl der Partikel x Partikelvolumen V = n (π d3)/6 [m³/kgAbfall] [m³/kgAbfall] II - 60 Für die Oberfläche eines Partikels ergibt sich folgender Zusammenhang: O = π d2 Die auf das Aschevolumen V bezogenen freie Oberfläche ergibt sich zu O/V = 6/d Mit kleiner werdenden Partikeldurchmessern ergibt sich daraus bei konstantem Ascheanteil eine größere Oberfläche, die für die Kondensation der gasförmigen Schwermetallkomponenten als Kondensationskern zur Verfügung steht. Die Gesamtoberfläche der Flugasche kann bestimmt werden nach: dO = (6/ ρA ) [(dm/d(dP) ) d(dP)]/d dm/d(dP) = mmax/dmax = konst. Ogesamt = (6/ ρA) (mmax/dmax ) Ogesamt ∫ 2000 1 (1/d) d(dP) [m²/kgAbfall] = (6 md) dmax /ρA ln dp in den Grenzen von 1 bis 2000µm Es ergibt sich somit für md = 15 10-6 [kg/(kgAbfall,µm)] und ρA = 2400 [kg/m³] für die Gesamtoberfläche die Beziehung: -18 Ogesamt = (6 x 15 10-6 2000)/(2400 10 ){ln 2000 – ln 1 }[m²/kgAbfall] Ogesamt = 0,28 [m²/kgAbfall] Die reaktive Oberfläche der Flugasche bei angenommener gleicher Verteilung über das Kornspektrum beträgt bei angenommener Kugelform der Partikel etwa 0,28 m² pro kgAbfall. Bei vollständiger Abscheidung der Flugasche im Partikelspektrum von 2000 ÷ 520µm ergibt im Kesselbereich die Oberfläche zu OKesselber. = (6/ρA) (mmax/dmax )[ln 2000 – ln 520] OKesselber. = 0,05 m² Für den Rauchgasreinigungbereich ergibt sich für das Partikelspektrum von 1 ÷ 520 µm die freie Oberfläche zu ORg-R. = 0,23 µm² Im Kesselbereich werden ca. 20% der Gesamtoberfläche der Flugasche abgeschieden. Wird berücksichtigt, dass hier nur eine Teilmenge der Flugasche abgeschieden wird und damit in dem Rauchgasreinigungsbereich eine mit Feinkorn angereicherte Flugasche anfällt, ist die im Kesselbereich abgeschiedene Oberfläche noch geringer. Qualitativ führt diese Abschätzung zu keiner neuen Aussage. II - 61 Da die im Kesselbereich anfallenden kondensierenden Schwermetallverbindungen analytisch nicht von den in der Flugasche in fester Phase vorliegenden Verbindungen getrennt werden können, ist die Aussage hier nicht wesentlich für die anfallenden Rückstände. Für den Rauchgasreinigungsbereich wird eine Erklärung der anfallenden Chlorverbindungen möglich, die bei Temperaturen unter 400°C kondensieren und hier abgeschieden werden. 3.4 Zusammenfassende Darstellung der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte aus der Abfallverbrennung Mit der Analyse der thermischen Behandlung des Abfalls in Müllverbrennungsanlagen hinsichtlich: - der Abfallzusammensetzung - des Aufbaues von Müllverbrennungsanlagen - der eingesetzten Rauchgasreinigungsverfahren und der Stoffumsetzungen - des Einflusses der thermischen Bedingungen, sowie der Verweilzeit auf der Stoffumsetzungen - des Stoffdurchganges durch die Müllverbrennungsanlage wird es möglich, die anfallenden RGRP zu beschreiben. Das Schema nach Abb. 3.11 stellt den Aufbau der Müllverbrennungsanlagen ohne Detailangaben zu den Stufen der Rauchgasreinigung dar. Die anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte für den Rauchgasreinigungsbereich lassen sich nach der Analyse des Stoffdurchganges quantitativ abschätzen und hinsichtlich ihrer Eigenschaften bewerten. Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich anfallende Rauchgasreinigungsprodukte: anfallende Rauchgasreinigungsprodukte: Flugaschen Reaktionsprodukte Filterstäube Reaktanten Abb.3.11: Anlagenschema der untersuchten Müllverbrennnungsanlagen Mit einem anfallenden Rückstand von 0,4 kg/ kgAbfall ergibt sich mit den aufgezeigten Rückstandsmengen eine Differenz von 0,078 kg/kgAbfall. Das ist das 5-fache von den notwendigen Reaktanten. Diese Differenz verringert sich, wenn - der reale Wirkungsgrad der chemischen Umsetzungen in der Rauchgasreinigung berücksichtigt wird. Der Reaktantenüberschuss ist im Rückstand wieder aufzufinden. - der maximale Wert der Schwankungsbreite für die Müllzusammensetzung eingesetzt wird. Die Differenz verringert sich dann auf ca. 0,065 kg/kgMüll. Das heißt, mit einem ca. 4-fachem Überschuss ist immer noch ein genügender Reaktantenüberschuss für eine vollstände Bindung der Schadgaskomponenten vorhanden. Tabelle 3.10 gibt im Ergebnis der Analyse des Stoffdurchganges die anfallenden Rückstände detailliert wieder. II - 62 Bei dieser Betrachtung erhält man folgende Aussagen: - setzt man eine stöchiometrische Stoffumsetzung ohne Reaktantenüberschuss voraus, fällt ein Rückstand von 0,322 kg/kgAbfall an. Davon fallen mit 270 kg/kgAbfall 84% der Rückstände als Schlacke im Kesselbereich an. 16% der Rückstände fallen als Rauchgasreinigungsprodukte im Kesselbereich und im Bereich der Rauchgasreinigung an. Der Flugascheanteil beträgt ca. 58 % der RGRP. Dieser Anteil wird ohne zusätzliche Entstaubungseinrichtung im Kesselbereich jeweils zu 50% im Kesselbereich und in der Rauchgasreinigungsanlage abgeschieden. - Wird der im Schrifttum angegebene Rückstands-Anfall von 0,4 kg/kgAbfall vorausgesetzt, ergeben sich folgende Proportionen für den Rückstand: Schlacke: 67% Rauchgasreinigungsprodukte: 33% davon als Flugasche: 8% Reaktionsprodukte: 5% unverbrauchte Reaktanten: 20% Im Kesselbereich fallen 71% der RGRP an. 29 % der RGRP fallen im Rauchgasreinigungsbereich an, davon 4% als Flugasche, 5% als Raktionsprodukte und 20% als Reaktanten. Kesselbereich 0,2 0,15 Gesamt-Kesselbereich 0,25 0,1 0,05 Rauchgasreinigungsbereich Gesamt-RGR-Bereich 0,3 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Unberücksichtigt bleiben bei dieser Betrachtung die kondensierenden und mit den Partikeln abgeschiedenen Verbindungen. Aussagen zur detaillierten Zusammensetzung der an den Stufen der Rauchgasreinigung anfallenden Rückstände werden erst möglich, wenn die Anlage hinsichtlich des Stoffdurchganges und der Abscheidungen an den technologischen Stufen der Rauchgasreinigung betrachtet werden. Die Ergebnisse der Abschätzung sind in der Abb. 3.12 und in der Tabelle 3.8 übersichtlich dargestellt. Re ak Fl tio ug ns as pr ch od e uk te SO Re 2ak Bi tio nd ns un pr g od uk te H Cl -B in Re du ng ak ta nt en SO 2Bi nd Re un ak g ta nt en H Cl -B in du ng Rü ck sta nd -R G RBe re ic h Fl ug as ch e Sc hl ac ke Rü ck sta nd -K es se lb er ei ch 0 Abb. 3.12: Darstellung der anfallenden Rückstände, unterteilt in Kessel- und Rauchgasreinigungsbereich mit Angabe der Einzelkomponenten nach Tabelle 3.10 II - 63 Bezeichnung Unbrennbares - davon Schlacke - davon Flugasche Gesamt Kesselbereich kg/kgAbfall 0,3 Rückstand Schwankungsbreite kg/kgAbfall % -25/+ 20 0,270 0,030 0,270 0,012 – 0,018 Rauchgasreinigungs bereich SchwanRückstand Bemerkungen kungsbreite kg/kgAbfall % -25/+ 20 ± 35 0,012 - 0,018 ± 35 Anfallende Reaktionsprodukte - aus der SO2 – Bindung CaSO3 Na2SO4 MGO 0,0128 0,0133 0,0113 0,00595 - 0,017852 -53/ +40 Mittelwert: 0,006208 - 0,018626 -53/ +40 0,012 kg/kgAbfall ± 56 % 0,005262 - 0,015784 -53/+ 40 - aus der HCl – Bindung CaCl2 NaCl MgCl2 HCl 0,00941 0,00991 0,00807 0,00923 - 0,016437 0,017311 0,0141 0,016136 -66/+ 74 Mittelwert: -66/+ 74 0,01 kg/kgAbfall ±73 % -66/+ 74 -66/+ 74 0,003262 0,00441 0,00247 0,00352 0,00177 - 0,01666 0,01313 0,00735 0,01049 0,00527 -53/+ 40 Mittelwert: -53/+ 40 0,009 kg/kgAbfall ± 85% -53/+ 40 -53/+ 40 -53/+ 40 0,00216 0,00288 0,001615 0,002305 0,001163 0,001037 - 0,01105 0,01476 0,00827 0,01180 0,00595 0,00531 -66/+ 74 Mittelwert: -66/+ 74 0,008 kg/kgAbfall ± 85% -66/+ 74 -66/+ 74 -66/+ 74 -66/+ 74 0,003196 0,003366 0,002742 0,003138 Erforderliche Reaktanten für die SO2 - und HCl-Bindung - für die SO2 – Bindung Ca(OH)2 CaCO3 CaO Na(OH) MgO 0,00694 0,00938 0,00525 0,00749 0,00376 - für die HCl – Bindung Ca(OH)2 CaCO3 CaO Na(OH) MgO H2O 0,00635 0,00848 0,00475 0,00678 0,00342 0,00305 Tabelle 3.10: Abschätzung der Zusammensetzung des Rückstandes ohne Reaktantenüberschuss II - 64 4. Anfallende Rauchgasreinigungsprodukte bei Müllverbrennungsanlagen In Deutschland erfolgt die thermische Behandlung der Abfälle in 57 Rostfeuerungsanlagen mit Abwärmenutzung und nachgeschalteten Rauchgasreinigungsaggregaten. Bei einem Vergleich dieser im Betrieb befindlichen Müllverbrennungsanlagen ist zu beachten, daß die Anlagen in der Zeitspanne von 1950 bis 1999 mit dem jeweiligen technologischen und verfahrenstechnischen Kenntnisstand errichtet wurden. Um die Anforderungen seitens des Gesetzgebers z. B. hinsichtlich des Betreibens der Anlagen und zum Schutz der Umwelt zu erfüllen, wurden die Anlagen nachgerüstet, modernisiert bzw. durch einen Neubau ersetzt. Somit ist bei den 57 Anlagen kein einheitlicher Aufbau zu erwarten. Unterschiede sind auch bei den eingesetzten Rauchgasreinigungsverfahren festzustellen. Die Verfahren zur Rauchgasreinigung werden stetig weiterentwickelt, um den Anforderungen zur Reinhaltung der Luft zu erfüllen. Auch ist der sich ständig im Wandel befindlichen Zusammensetzung des Abfalls Rechnung zu tragen. Die Unterschiede der Anlagen werden erkennbar, wenn - der Anlagenaufbau, die Verbrennungs- und Rauchgasreinigungstechnologien - der Einsatz der Reaktanten, die Art und der Umfang der Dosierung sowie - der Verbleib der Reaktionsprodukte betrachtet werden. Für die Ermittlung der anfallenden RGRP an den einzelnen Stufen der Müllverbrennungsanlagen wurden die Anlagen hinsichtlich des Aufbaus, der Schaltung, dem eingesetztem Rauchgasreinigungsverfahren sowie der eingesetzten Reaktanten untersucht. Anlagen mit gleicher Schaltung und ähnlichen Rauchgasreinigungsverfahren werden zu einer Gruppe zusammengefaßt. Es ergeben sich 5 Anlagengruppen: - MVA mit Trockensorptionsverfahren - MVA mit Sprühtrockner und Nasswäsche - MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher - MVA mit Sprühabsorber - MVA mit Nasswäscher Eine weitere Unterteilung ergibt sich, wenn die Reaktanten berücksichtigt werden. 4.1 Ordnung der Müllverbrennungsanlagen (MVA) nach der Rauchgasreinigungstechnologie Die Analyse der Müllverbrennungsanlagen, die in der Deutschen Bundesrepublik betrieben werden, erfolgte auf der Basis der in [36] und [2] veröffentlichten Darstellungen zu den Anlagen. Nicht zu allen Anlagen lagen die entsprechende Unterlagen vor. Die Einordnung der Anlagen erfolgt nach den charakteristischen Technologien. Die Unterschiede, die durch das Einfügen von zusätzlichen Verfahrensstufen entstehen, um zielgerichtet Schadstoffen, z.B. Stickoxide aus dem Rauchgas zu entfernen, sich aber auf den Anfall von Kesselaschen, Reaktionsprodukten und Filterstäuben nicht auswirken, bleiben unberücksichtigt. II - 65 Diese Unterscheidungsmerkmale können im einzelnen sein: - Kesselbereich: - Gestaltung des Verbrennungsraumes und des Abwärmenutzungsteils - Art der Rauchgasführung nach dem Feuerraum senkrechte Rauchgaszüge Querzug - Abführung der anfallenden Flugasche Rückführung in den Feuerraum Abführen als Kesselasche - Rauchgasreinigungsbereich:. - Zusätzliche Schaltung von Entstickungsanlagen - HOK-Feststoffadsorber - DENOX-Katalysator - Zuführung zusätzlicher Reaktanten für die Bindung von Schwermetallverbindungen, - Zirkulation von Reaktionsprodukten und Filterstäuben aus dem Rauchgasreinigungsbereich in den Kesselbereich. Diese Stufen können bei der Untersuchung einer definierten Anlage entsprechend berücksichtigt werden. Die Schaltung einer zusätzlichen Entstaubung nach dem Kessel wurde berücksichtigt und in den Kesselbereich einbezogen, da hier nur Flugasche anfällt. II - 66 4.1.1 MVA mit Trockensorptionsverfahren Die Müllverbrennungsanlagen in Deutschland, bei denen die Rauchgasreinigung auf der Basis des Trockenadsorptionsverfahrens vorgenommen wird, ordnen sich in das folgende Anlagenschema ein: zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Reaktanten Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgas Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Trockene Adsorptionsverfahren Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Abb. 4.1: Müllverbrennungsanlage mit Trockenadsorptionsverfahren In der Tabelle 4.1 sind beispielhaft Anlagen aufgeführt, die nach diesem Schaltungstyp arbeiten, die eingesetzten Reaktanten sind mit genannt. Lfde. Nr. Müllverbrennungsanlage Reaktanten für die Rauchgasreinigung CaO 1. Berlin-Ruhleben 2. Hameln (mit E-Filter im Kesselbereich) Neufarn Schwandorf Würzburg 3. 4. 5. CaO; Na2S Ca(OH)2 xxx +Aktivkoksaditiv xxx ohne Angabe xxx xxx xxx Tabelle 4.1: Übersicht über die in den Anlagen eingesetzten Reaktanten Anlagentyp: MVA mit Trockenadsorption Eine Verallgemeinerung der Reaktanten z.B. für die Kalkzugabe für CaO, Ca(OH)2 usw. wurde nicht vorgenommen, um das mögliche Vorhandensein der Verbindungen in den Reaktionsprodukten erklären zu können. Aussagen zu der Entsorgung der anfallenden Kesselaschen, Reaktionsprodukte und Filterstäube liegen nicht vor. II - 67 Zu erwartende Eigenschaften der anfallenden RGRP in dem Rauchgasreinigungsbereich: - Die Reaktanten werden trocken den Anlagen zugeführt. Reaktanten, die nicht chemisch gebunden wurden, fallen mit den Reaktionsprodukten an. Ihre Eigenschaften werden nicht verändert. - Bei den Anlagen ohne zusätzliche Entstaubung fallen ca. 50% der Flugaschen im Rauchgasreinigungsbereich an. 4.1.2 MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher Müllverbrennungsanlagen mit einem Sprühtrockner und nachfolgender Nasswäsche weisen folgendes Anlagenschema auf. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgas Reaktanten Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühtrockner Entstaubungsverfahren Nasswäscher Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Neutralisation Reaktant Filterstäube Abb.4.2: Müllverbrennungsanlage mit Sprühtrockner und Nasswäscher Hierzu konnten Schaltungen von 20 Müllverbrennungsanlagen ausgewertet und wenn angegeben, die Reaktanten mit aufgeführt werden. Die aus der Nasswäsche anfallenden flüssigen Reaktionsprodukte werden über einen Sprühtrockner gegeben und fallen danach trocken an. Ergänzende Unterscheidungsmerkmale : - Einsatz unterschiedlicher Bauarten für die Nasswäsche - 1 bis 3 stufige Nasswäscher - Venturi-Wäscher - Einsatz unterschiedlicher Reaktanten - Einbau einer gesonderten Neutralisationsstufe vor den Sprühtrockner In der Tabelle 4.2 sind die Anlagen und, wenn angegeben, die eingesetzten Reaktanten aufgeführt, die bei diesem Anlagentyp zum Einsatz kommen. Aussagen zu der Entsorgung der anfallenden RGRP liegen nicht vor. Zu erwartende Eigenschaften der anfallenden RGRP in dem Rauchgasreinigungsbereich: - Die Reaktanten werden in wässriger Lösung dem Nasswäscher zugeführt. Die chemischen Eigenschaften der Reaktanten werden verändert. - Die Reaktionsprodukte aus dem Nasswäscher werden dem Sprühtrockner zugeführt und getrocknet. Die ursprünglichen Eigenschaften der Reaktanten werden nicht hergestellt. II - 68 Lfde. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Müllverbrennungsanlage Landshut Ludwigshafen Offenbach Hamburg-Stellinger M. Darmtadt München Nord Göppingen Bonn Bielefeld Neustadt Mannheim Pinneberg Eschweiler Helmstedt Herten Kamp-Lintfort Köln Schweinfurt Stuttgart Weissenhorn Reaktanten für die Rauchgasreinigung H2O NaOH xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx Ca(OH)2 CaO MgO ohne Angabe xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx Tabelle 4.2: Übersicht über die in den Anlagen eingesetzten Reaktanten MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher 4.1.3 MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher In Deutschland arbeitet 1 Anlage nach dieser Technologie. Die Schaltung dieser Anlage ist dem folgenden Schema zu entnehmen. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgasreinigungsbereich Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühabsorber Rauchgas Reaktanten Reaktant Entstaubungsverfahren Nasswäscher Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Neutralisation Reaktanten Filterstäube Abb. 4.3 : Müllverbrennungsanlage mit Sprühabsorber und Nasswäscher Für eine Anlage lag die Schaltung sowie die Aussage zu den eingesetzten Reaktanten vor. II - 69 Lfde.Nr. 1. Müllverbrennungsanlagen Reaktanten für die Rauchgasreinigung H2O xxx Coburg NaOH xxx Ca(OH)2 xxx Tabelle 4.3: Übersicht über die in der Anlage eingesetzten Reaktanten MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher Wasser und Natriumhydroxid wird im Nasswäscher sowie in der zusätzlich vorgesehenen Neutralisationsstufe eingesetzt. Im Sprühabsorber wird Calciumhydroxid als Reaktant eingesetzt. Zu erwartende Eigenschaften der anfallenden RGRP in dem Rauchgasreinigungsbereich: - Die Reaktanten werden sowohl im Nasswäscher als auch im Sprühtrockner als bzw. in wässriger Lösung zugeführt. Chemisch nicht gebundene Reaktanten werden im Sprühabsorber mit getrocknet, die ursprünglichen Eigenschaften werden nicht wieder hergestellt. - Die Rückstände aus diesem Anlagentyp werden trocken abgeschieden. Durch den hohen Wasseranteil im Sprühtrockner ist davon auszugehen, das reaktive Eigenschaften zur Wasserbindung nicht mehr erhalten sind. 4.1.4 MVA mit Sprühabsorber Müllverbrennungsanlagen mit Sprühabsorber stellen eine viel genutzte Variante dar. Das Anlagenschema für diesen Anlagentyp gestaltet sich einfacher. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgasreinigungsbereich Rauchgas Reaktant Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühabsorber Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Abb. 4.4 Müllverbrennungsanlagen mit Sprühabsorber Als Reaktanten werden diesen Anlagen Kalk bzw. Kalkverbindungen zugeführt. Zusätzlich werden Reaktanten für die Adsorption von Schadkomponenten des Rauchgases mit der Kalkverbindung bzw. nach dem Sprühabsorber trocken zugegeben. In der Tabelle 4.4 sind beispielhaft die Anlagen sowie die jeweils eingesetzten Reaktanten aufgeführt. II - 70 Lfde.Nr. Müllverbrennungsanlage H2O CaO 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Bremen Düsseldorf Frankfurt a. Main Geiselbullach Hagen Hamm Kassel Nürnberg Rosenheim Solingen Wuppertal xxx xxx xxx xxx Reaktanten für die Rauchgasreinigung Ca(OH)2 CaCO3 Rea. A.- K. H. Koks Pro. ohne Ang. xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx Tabelle 4.4: Übersicht über die in den Anlagen eingesetzten Reaktanten MVA mit Sprühabsorber Hinzuweisen ist auf die Anlage Wuppertal. Neben den Reaktionsprodukten aus der Müllverbrennungsanlage werden noch Reaktionsprodukte anderer Linien mit zugeführt. Damit ist eine Zuordnung der anfallenden Reaktionsprodukte auf das zu reinigende Rauchgas nicht gegeben. Zu erwartende Eigenschaften der anfallenden RGRP in dem Rauchgasreinigungsbereich: - Die Reaktanten werden in wässriger Lösung zugeführt. Chemisch nicht gebundene Reaktanten werden im Sprühabsorber getrocknet und abgeschieden. Die ursprünglichen chemischen Eigenschaften werden nicht wieder erreicht. - Die Reaktionssprodukte fallen in getrockneter Form an. Wenn eine zusätzliche Entstaubung vorgesehen ist, dann ist den Anteil an Flugasche hier gering. 4.1.5 MVA mit Nasswäscher Mit 15 Anlagen stellt dieser Anlagentyp die zweithäufigste Variante der Müllverbrennung mit Rauchgasreinigung dar. Die Schaltung ergibt sich aus der Abb.4.5. Bei diesem Anlagentyp fallen die Reaktionsprodukte nass an. Eine direkte Trocknung der anfallenden Reaktionsprodukte in der Anlage ist nicht vorgesehen. Die Reaktionsprodukte werden in nachfolgenden Anlagen zu Wertstoffen verarbeitet. In der Tabelle 4.5 sind einige der nach diesen Typ arbeitenden Müllverbrennungsanlagen sowie die eingesetzten Reaktanten, wenn dazu Aussagen vorlagen, aufgeführt. Entsorgt werden die anfallenden Kesselaschen. Über die Aufbereitung bzw. Entsorgung der anfallenden Reaktionsprodukte im Bereich der Rauchgasreinigung liegen keine Aussagen vor. Die anfallenden bestehen aus der Flugasche. Eingesetzte Reaktanten zur Bindung der Dioxin, Furane und der Chlorverbindungen werden mit abgeschieden. II - 71 zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Reaktant Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Rauchgas Naßwäscher Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Abb. 4.5: Müllverbrennunganlage mit Nasswäscher Lfde. Nr. Müllverbrennungsanlagen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Augsburg Bamberg Böblingen Bremerhaven Burgkirchen Essen-Karnap Hamburg-Borsigstr. Hamburg Rugenb. Da. Ingolstadt Iserlohn Kempten Kiel Krefeld Leverkusen Neunkirchen Reaktanten für die Rauchgasreinigung H2O xxx xxx xxx xxx xxx xxx NaOH xxx xxx CaCO3 C(OH)2 CaO A.Ko. H.-Ko. o.Ang. xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx xxx (xx) (xxx) (xxx) xx xx Tabelle 4.5: Übersicht über die in den Anlagen eingesetzten Reaktanten MVA mit Nasswäscher xxx (xx) (xx) xxx xxx xxx II - 72 4.2 Analyse der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte an den 5 Anlagentypen der Abfallverbrennung Für eine übersichtliche Darstellung der anfallenden RGRP, deren mögliche Zusammensetzung und des Einflusses der Schwankungsbreite auf die Zusammensetzung sollen folgende Voraussetzungen getroffen werden: - Es wird von einer RGRP-Menge von 0,4 kg/kgAbfall ausgegangen Ausgehend von dieser Annahme wird der Reaktantenüberschuss berechnet. - Es wird von einem mittleren Reaktanteneinsatz zur Bindung der Schadkomponenten ausgegangen: - für die SO2-Bindung= 0,009 kg/kgAbfall - für die HCl-Bindug = 0,008 kg/kgAbfall Mit einem Reaktantenüberschuss von 0,078 kg/kgAbfall fallen somit an; = 0,041 kg/kgAbfall - aus der SO2-Bindung - aus der HCl-Bindung = 0,037 kg/kgAbfall - die anfallenden Reaktionsprodukte werden hinsichtlich der Abfallmengen wie folgt gemittelt: - aus der SO2-Bindung - aus der HCl-Bindung = 0,012 kg/kgAbfall = 0,01 kg/kgAbfall - die anfallenden Reaktanten und Reaktionsprodukte werden getrennt aufgeführt. Somit ist für eine konkrete Anlage eine Abschätzung hinsichtlich der angefallenen Verbindungen möglich. - Der Einfluss der Schwankungsbreite dieser Mittelung – Tabelle 3.7 – wird diskutiert. II - 73 4.2.1 MVA mit Trockensorptionsverfahren Das Anlagenschema für dieses Verfahren ist in dem Punkt 4.1.1 beschrieben. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Reaktanten Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgasreinigungsbereich Rauchgas Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Trockene Adsorptionsverfahren Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Abb. 4.6: MVA mit Trockenadsorption Rückstände fallen an: - Kesselbereich: - am Rost - an den Rauchgaszügen - an der zusätzliche Entstaubung (wenn vorgesehen) - Rauchgasreinigungsbereich - am Adsorber - an der Entstaubung Eine Einschätzung der anfallenden Schlacke und der RGRP nach Menge und Eigenschaften wird in Auswertung der im Abschnitt 3.3.2 beschriebenen Abscheideverhältnisse in Abhängigkeit von dem Anfallort in der Tabelle 4.6 aufgeführt. Anfallort Kesselbereich Art und Menge - Feuerraum - restlicher Kesselbereich Schlacke 0,270 kg/kgAbfall Flugasche 0,015 kg/kgAbfall zusätzliche Entstaubung (Wirkungsgrad 85%) Flugasche 0,013 kg/kgAbfall Eigenschaften Bemerkungen Angereichert im 520 – 2000 µm Schwankungsbreite ± 25% Schwankungsbreite ± 35% Schwankungsbreite ± 35% II - 74 Rauchgasreinigungsbereich Anfallort - Trockenadsorption (Wirkungsgrad 80%) Art und Menge Reaktionsprodukte Es entstehen - aus der SO2-Bindung 0,012kg/kgAbfall Eigenschaften Reaktionsprodukte - aus der HCl-Bindung 0,01 kg/kgAbfall CaCl2 NaCl MgCl2 abgeschieden werden aus - der SO2-Bindung 0,0096 kg/kgAbfall Bemerkungen CaSO4 Na2SO4 MgSO4 - der HCl-Bindung 0,008 kg/kgAbfall Reaktanten Reaktanten erforderliche Reaktanten - für die SO2-Bindung Ca(OH)2 0,009 kg/kgAbfall CaO Na2S - für die HCl-Bindung 0,008 kg/kgAbfall Schwankungsbreite: ± 56% Schwankungsbreite: ± 85% Schwankungsbreite ±74% abgeschieden werden - aus der SO2-Bindung 0,0328 kg/kgAbfall - Entstaubung (Wirkungsgrad 95%) - aus der HCl-Bindung 0,0296 kg/kgAbfall Flugasche bei zusätzlicher Entstaubung: 0,0016 kg/kgAbfall ohne zusätzliche Entstaubung 0,012 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte - SO2-Bindung 0,0024 kg/kgAbfall - HCl-Bindung 0,002 kg/kgAbfall Reaktanten - SO2-Bindung 0,0082 kg/kgAbfall - HCl-Bindung 0,0074 kg/kgAbfall Flugasche mit zusätzlicher Entstaubung 0,0004 kg/kgAbfall ohne zusätzliche Entstaubung 0,003 kg/kgAbfall Tabelle 4.6: Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort Schwankungsbreite: ± 35% Schwankungsbreite ± 56 % ± 73 % Schwankungsbreite ± 85% Schwankungsbreite: ± 35% II - 75 Die anfallenden RGRP aus dem Kesselbereich und aus der ersten Entstaubung werden sich nicht unterscheiden. Abweichungen sind hinsichtlich des abgeschiedenen Kornspektrums zu erwarten. Kondensierende Metallverbindungen werden sich in diesem Bereich nicht herausheben. Durch die Schwankungsbreite der Müllzusammensetzung werden diese Verbindungen nicht auffällig. Die im Rauchgasreinigungsbereich anfallenden RGRP, ausgewiesen nach SO2- bzw. HClBindung, weisen prozentual bei diesem Verfahren keine Unterschiede auf. Deutlich werden die Einflüsse des Reaktantenüberschusses und des Einbaus der zusätzlichen Entstaubung nach dem Kessel auf die anfallenden RGRP im Bereich der Rauchgasreinigung. Der Reaktantenüberschuss, wenn er so angenommen werden kann, bestimmt im wesentlichen die Eigenschaften der RGRP. Durch die Trockenadsorption werden die Eigenschaften der trocken zugeführten Reaktanten nur durch den hohen Wasserdampfgehalt des Rauchgases beinflusst. Die Flugasche ist bei der Anlage ohne zusätzliche Entstaubung von Bedeutung. Mit einem Anteil von 13% der RGRP werden viele metallische Komponenten in die RGRP eingebracht. Mit der Flugasche, aber auch mit den trockenen Reaktanten und Reaktionsprodukten stehen Kondensationskerne für die gasförmigen Verbindungen zur Verfügung. Es werden damit Chlorverbindungen, die bei Temperaturen unterhalb von 300°C kondensieren mit abgeschieden. Einfluss der Schwankungsbreite: Flugasche: Mit 35% Schwankungsbreite wird der Anfall im Kesselbereich quantitativ zunehmen. Der Anteil der Flugasche in den RGRP der Rauchgasreinigung wird größer werden, aber die Eigenschaften der RGRP nicht wesentlich verändern. SO2 und HCl-Gehalt Mit einer Schwankungsbreite bis ±75 % werden hier die größten Veränderungen zu erwarten sein. Untere Grenze Bei konstanter Zuführung der Reaktanten wird der Anteil der Reaktionsprodukte in den RGRP der Rauchgasreinigung abnehmen. Der Anteil der Reaktanten nimmt zu. Obere Grenze: Der Anteil an Reaktionsprodukten in den RGRP nimmt bei abnehmenden Reaktantenanteil zu. Ist der Anteil an Reaktanten in den RGRP für die folgenden technologischen Stufen entscheidendend, so ist von dem minimalen Anteil in den RGRP auszugehen. II - 76 MVA mit zusätzlicher Entstaubung MVA ohne zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Brennkammer Anfall von Schlacke 0,270 kg/kgAbfall 0,270 kg/kgAbfall Rauchgaszüge Anfall von Flugasche 0,015 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall 0,013 kg/kgAbfall - 0,0096 kg/kgAbfall (12%) 0,008 kg/kgAbfall (10%) 0,0096 kg/kgAbfall (10%) 0,008 kg/kgAbfall ( 9%) 0,0328 kg/kgAbfall (40%) 0,0296 kg/kgAbfall (36%) 0,0016 kg/kgAbfall ( 2%) 0,0816 kg/kgAbfall 0,0328 kg/kgAbfall (36%) 0,0296 kg/kgAbfall (32%) 0,012 kg/kgAbfall (13%) 0,092 kg/kgAbfall 0,0024 kg/kgAbfall (12%) 0,002 kg/kgAbfall (10%) 0,0024kg/kgAbfall (10%) 0,002 kg/kgAbfall ( 9%) 0,0082 kg/kgAbfall (40%) 0,0074 kg/kgAbfall (36%) 0,0004 kg/kgAbfall ( 2%) 0,0204 kg/kgAbfall 0,0082kg/kgAbfall(36%) 0,0082kg/kgAbfall(32%) 0,003 kg/kgAbfall(13%) 0,023 kg/kgAbfall Zusätzliche Entstaubung Rauchgasreinigung Trockenadsorption Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Entstaubung Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung HCl-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Tabelle 4.7: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort II - 77 0,1 kg/kgAbfall Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mitTrockensorptions ohne zusätzliche Entstaubung 0,09 0,08 - - - - - - - - - - - - - - - - - 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 Fl ug as ch e RG Re RP ak -E tio nt sta ns pr ub od un uk g te Re -S ak O tio 2Bi ns nd pr od un uk g te -H Cl -B Re in ak du ta ng nt en -S O 2Bi Re nd ak un ta g nt en -H Cl -B in du ng Fl ug as ch e RG RP -T ro Re ck ak en tio ad ns so pr rp od tio uk n t eRe SO ak tio 2Bi ns pr nd od un uk g te -H Cl -B Re in ak du ta ng nt en -S O 2Bi Re nd ak un ta g nt en -H Cl -B in du ng 0 Abb.4.7: Anfallende RGRP an einer MVA mit Trockenadsorption / ohne zusätzliche Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) 0,09 kg/kgAbfall 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 - - - - - - - - - - - - - - - - - 0,07 - - - - - - - - - - - - - - - - - Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Trockensorptions mit zusätzlicher Entstaubung 0,08 RG RP -z us ät zl ic he RG En tst RP au Re -T bu ak ro ng tio ck en ns ad pr od so Re rp uk tio ak te tio n -S O ns 2 pr Bi od nd uk un te g -H Re Cl ak -B ta in nt du en ng -S O Re 2 -B ak in ta nt du en ng -H Cl -B in du ng Fl ug Re RG as ak ch RP tio e -E ns nt pr sta od Re ub uk un ak te tio g -S ns O 2 pr B od in uk du te ng -H Re Cl ak -B ta in nt du en ng -S O Re 2 -B ak ta in nt du en ng -H Cl -B in du ng Fl ug as ch e 0 Abb.4.8: Anfallende RGRP an einer MVA mit Trockenadsorption / mit zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) II - 78 4.2.2 MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher Die Anlage wurde hinichtlich Ihres Aufbaues und des Rauchgasreinigungsverfahrens im Punkt 4.1.2 beschrieben. zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgas Reaktanten Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühtrockner Entstaubungsverfahren Nasswäscher Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Neutralisation Reaktant Filterstäube Abb. 4.9: MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher Rückstände fallen an: - Kesselbereich: - am Rost - an den Rauchgaszügen - an der zusätzliche Entstaubung (wenn vorgesehen) - Rauchgasreinigungsbereich - am Sprühtrockner - an der Entstaubung - am Nasswäscher - an der Entstaubung Eine Einschätzung der anfallenden Schlacke und der RGRP wird in Auswertung der im Abschnitt 3.3.2 beschriebenen Abscheideverhältnisse nach Menge und Eigenschaften in Abhängigkeit von dem Anfallort in der Tabelle 4.7 aufgeführt. Anfallort Kesselbereich - Feuerraum - restlicher Kesselbereich zusätzliche Entstaubung (Wirkungsgrad 85% ) Art und Menge Eigenschaften Bemerkungen Schlacke 0,270 kg/kgAbfall Flugasche 0,015 kg/kgAbfall Schwankungsbreite ± 25% Schwankungsbreite ± 35% Flugasche 0,013 kg/kgAbfall Schwankungsbreite ± 35% II - 79 Anfallort Rauchgasreinigungsbereich - Sprühtrockner (Abscheidewirkungsgrad 80%) Art und Menge Reaktionsprodukte - aus der SO2-Bindung 0,0108 kg/kgAbfall Eigenschaften Reaktionsprodukte CaSO3 Na2SO3 MgSO3 CaCl2 NaCl MgCl2 Reaktanten unverbrauchte Ca(OH)2 Reaktanten - aus der SO2-Bindung CaCO3 0,0308 kg/kgAbfall CaO Na(OH) MgO - aus der HCl-Bindung 0,0278 kg/kgAbfall H2O Flugasche bei zusätzlicher Entstaubung 0,0016 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0072 kg/kgAbfall ohne zusätzliche Entstaubung 0,012 kg/kgAbfall - Entstaubung (Abscheidewirkungsgrad: η= 95%) Reaktionsprodukte - aus der SO2-Bindung 0,00216kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0018 kg/kgAbfall Reaktanten - aus der SO2-Bindung 0,0077 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0077 kg/kgAbfall Flugasche - bei zusätzlicher Entstaubung 0,0004 kg/kgAbfall - ohne zusätzliche Entstaubung 0,003 kg/kgAbfall Bemerkungen Schwankungsbreite: ± 56 % ± 73 % Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite: ± 35% Schwankungsbreite ± 56 %& ± 73 % Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite: ± 35% II - 80 Anfallort - Nasswäsche Keine Abscheidung von Rückständen Entstaubung - Neutralisation Art und Menge Eigenschaften Reaktionsprodukte Reaktionsprodukte Es entstehen: CaSO3 -aus der SO2-Bindung 0,012 kg/kgAbfall Na2SO3 MgSO3 -aus der HCl-Bindung NaCl 0,01 kg/kgAbfall CaCl2 MgCl2 erforderliche Reaktanten: Reaktanten Ca(OH)2 - für die SO2-Bindung 0,009 kg/kgAbfall CaCO3 CaO Na(OH) -für die HCl-Bindung 0,008 kg/kgAbfall MgO H2O unverbrauchte Reaktanten - aus der SO2-Bindung 0,025 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,022 kg/kgAbfall Flugasche < 0,0001 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte - aus der SO2-Bingung 0,0012 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,001 kg/kgAbfall Reaktanten - aus der SO2-Bindung 0,0025 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0022 kg/kgAbfall Flugasche - mit zusätzlicher Entstaubung < 0,0001 kg/kgAbfall - ohne zusätzliche Entstaubung < 0,0001 kg7kgMüll entstehendes Reaktionsprodukte Reaktionsprodukt - aus der SO2-Bindung CaSO3 Na2SO3 MgSO3 CaCl2 NaCl MgCl2 Reaktanten eingesetzte Reaktanten Ca(OH)2 - für die SO2 -Bindung 0,016 kg/kgAbfall CaCO3 - für dieHCl-Bindung CaO 0,015 kg/kgAbfall Na(OH) MgO Bemerkungen Austrag aus dem Wäscher: ca. 10% Abscheidung in der nachfolgenden Entstaubung. Schwankungsbreite : ± 56 % für die SO2Bindung ± 73 % für die HClBindung 60% der geschätzten Zuführung an Reaktanten werden im Nasswäscher zugeführt. Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite: ± 35% Schwankungsbreite ± 56 % ± 73 % Schwankungsbreite Schwankungsbreite ± 35% Hier liegen keine Aussagen zu den Umsetzungen vor. - aus der HCl-Bindung Tabelle 4.8: Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort 40% der geschätzten Zuführung werden im Nasswäscher zugeführt. Schwankungsbreite ± 85 % II - 81 Die anfallenden RGRP im Kesselbereich und an der Entstaubung nach dem Kessel werden sich im wesentlichen nicht unterscheiden. Abweichungen sind hinsichtlich des abgeschiedenen Kornspektrums zu erwarten. Kondensierende Metallverbindungen werden sich in diesem Bereich nicht herausheben. Im Rauchgasreinigungsbereich anfallende RGRP, ausgewiesen nach SO2- bzw. HClBindungen, weisen bei diesem Verfahren keine Unterschiede auf. Sprühtrockner und die nachfolgende Entstaubung scheiden ein prozentual gleiches Gemisch ab. In der Entstaubung nach dem Nasswäscher ist der Anteil der Flugasche sehr gering. Eine Aussage zu den im Nasswäscher kondensierenden Metallverbindungen kann nicht abgeleitet werden, da bereits im Sprühtrockner durch die Zuführung der wässrigen Rauchgasreinigungsprodukte ein großer Anteil sich auf den Oberflächen ablagert hat und dort mit abgeschieden wird. Deutlich wird der Einfluss des Einbaues der zusätzlichen Entstaubung nach dem Kesselbereich. Der Flugstaubanteil in den nachfolgenden Stufen ist deutlich geringer. Einfluss der Schwankungsbreite: Flugasche: Mit 35% Schwankungsbreite wird der Anfall der Flugasche im Kesselbereich und in der ersten Entstaubung quantitativ zunehmen. Qualitativ ergeben sich keine Änderungen. Der Anteil der Flugasche in den RGRP der Rauchgasreinigung wird größer werden, aber die Eigenschaften der RGRP nicht wesentlich verändern. SO2- und HCl-Gehalt Mit der angegebenen Schwankungsbreite von ± 56 % und ± 73 % werden hier die größten Abweichungen zu erwarten sein. Untere Grenze Ausgehend von einer konstanten Zuführung der Reaktanten wird der Anteil der Reaktionsprodukte abnehmen. Der Anteil der Reaktanten wird zunehmen. Obere Grenze Bei der oberen Grenze erhöht sich Anteil der Reaktionsprodukte. Die Menge an ungebundenen Reaktanten nimmt ab. Prozentual bleibt der Anteil der Flugasche konstant. II - 82 MVA mit zusätzlicher Entstaubung MVA ohne zusätzliche Entstaubung Brennkammer Anfall von Schlacke 0,270 kg/kgAbfall 0,270 kg/kgAbfall Rauchgaszüge Anfall von Flugasche 0,015 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall 0,013 kg/kgAbfall - Kesselbereich Zusätzliche Entstaubung Rauchgasreinigung Sprühtrockner Reaktionsprodukte SO2-Bindung HCL-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Entstaubung Reaktionsprodukte SO2-Bindung HCL-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Nasswäscher Entstaubung Reaktionsprodukte SO2-Bindung HCL-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Neutralisation 0,00864 kg/kgAbfall (11%) 0,0072 kg/kgAbfall ( 9%) 0,00864 kg/kgAbfall(10%) 0,0072 kg/kgAbfall( 8%) 0,0308 0,02784 0,0016 0,07608 kg/kgAbfall (41%) kg/kgAbfall (37%) kg/kgAbfall ( 2%) kg/kgAbfall 0,0308 kg/kgAbfall(36%) 0,02784 kg/kgAbfall(32%) 0,012 kg/kgAbfall(14%) 0,08648 kg/kgAbfall 0,00216 kg/kgAbfall (11%) 0,0018 kg/kgAbfall ( 9%) 0,00216 kg/kgAbfall(10%) 0,0018 kg/kgAbfall( 8%) 0,0077 0,00696 0,0004 0,01902 - kg/kgAbfall (49%) kg/kgAbfall (40%) kg/kgAbfall ( 2%) kg/kgAbfall 0,0094 kg/kgAbfall(43%) 0,0077 kg/kgAbfall(36%) 0,003 kg/kgAbfall(14%) 0,02162 kg/kgAbfall - 0,0012 0,001 kg/kgAbfall (17 %) kg/kgAbfall (15%) 0,0012 kg/kgAbfall(17%) 0,001 kg/kgAbfall(15%) 0,0025 kg/kgAbfall (36%) 0,0022 kg/kgAbfall (32%) < 10-4 kg/kgAbfall 0,0069 kg/kgAbfall 0,0025 0,0022 < 10-4 0,0069 - - Tabelle 4.9: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP kg/kgAbfall(36%) kg/kgAbfall(32%) kg/kgAbfall kg/kgAbfall RG RP -z us ät zl ic h Re RG e E ak n R tio P- tsta u Sp Re nsp rü bun ro ak h d tro g tio uk ck tS ns ne pr od O2r Bi uk Re n tH ak du ta Cl ng n Re ten -Bin SO du ak ta n 2nt Bi g en nd H un Cl g -B in du Re ng Fl RG ak tio RP uga n sc -E sp Re he ro nt ak sta tio duk u tS ns bu pr ng od O2B u Re kt i nd ak u ta HC nt l-B ng en Re i SO ndu ak ta n 2nt Bi g en nd H un Cl g -B in du Re ng Fl RG ak tio RP uga n s c s Re En pr he o ak tst tio duk au tS ns bu pr ng od O2Bi uk Re nd t ak u ta HC nt l-B ng en Re i SO ndu ak ta n 2nt Bi g en n d H un Cl g -B in du ng - - - 0,01 - - - - - - - - - 0,07 - 0,01 - 0,02 - 0,03 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 0,04 - - 0,05 - - 0,08 - - 0,06 - - - - - - - - - - - - - 0,1 kg/kgAbfall 0,09 - 0,02 - 0,03 - - 0,04 - 0,07 - - - 0,05 - - 0,06 - Re RG ak RP tio -S ns pr p Re üh ro du ak tro kt tio ck SO ns ne pr r 2od B uk in d Re tH un ak Cl g ta -B nt in en du Re SO ng ak 2ta Bi nt nd en un H Cl g -B in du ng Re Fl RG ak ug tio RP a sc ns he En pr Re od tst ak uk au tio bu tS ns ng O pr 2od B uk in du Re tH ng ak Cl ta Bi nt en nd Re un SO ak g 2ta Bi nt nd en un H Cl g -B in du ng Re Fl RG ak u ga tio RP sc ns he En pr Re o t sta du ak ub kt tio un SO ns g pr 2od B uk in du Re tH ng ak Cl ta -B nt i en nd Re un SO ak g 2ta Bi nt nd en un H Cl g -B in du ng Fl ug as ch e II - 83 Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher ohne zusätzliche Entstaubung 0 Abb.4.10: Anfallende RGRP an einer MVA mit Sprühtrockner / ohne zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfalll, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) 0,08 kg/kgAbfall Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbreich einer MVA mit Sprühtrockner und Nasswäscher mit zusätzlicher Entstaubung 0 Abb.4.11: Anfallende RGRP an einer MVA mit Sprühtrockner / mit zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) II - 84 4.2.3 MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Reaktant Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Rauchgas Reaktanten Entstaubungsverfahren Sprühabsorber Nasswäscher Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Neutralisation Reaktanten Filterstäube Abb. 4.12: MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher Rückstände fallen an: - Kesselbereich: - am Rost - an den Rauchgaszügen - an der zusätzliche Entstaubung (wenn vorgesehen) - Rauchgasreinigungsbereich - am Sprühabsorber - an der Entstaubung - am Nasswäscher - an der Entstaubung Die Anlage wurde im Punkt 4.2.2 beschrieben. Im Nasswäscher werden die Reaktanten für die HCl-Bindung und im Sprühabsorber die Reaktanten für die SO2-Bindung zugeführt. Nachfolgend werden in Auswertung der im Abschnitt 3.3.2 beschriebenen Abscheideverhältnisse die anfallenden Rückstände, Schlacke und RGRP, aufgezeigt. Anfallort Kesselbereich - Feuerraum - restlicher Kesselbereich zusätzliche Entstaubung (Abscheidewirkungsgrad η = 85% ) Art und Menge Eigenschaften Schlacke 0,270 kg/kgAbfall Flugasche 0,015 kg/kgAbfall Partikelspektrum 520 – 2000 µm Flugasche 0,013 kg/kgAbfall Partikelspektrum 1- 2000 µm Bemerkungen Schwankungsbreite ± 25% Schwankungsbreite ± 35% Schwankungsbreite ± 35% angereichert mit Feinanteil II - 85 Anfallort Rauchgasreinigungsbereich - Sprühabsorber (Abscheidewirkungsgrad 80%) Art und Menge Reaktionsprodukte Es entstehen - aus der SO2-Bindung 0,012 kg/kgAbfall Eigenschaften Reaktionsprodukte CaSO3 CaCl2 Na2SO3 NaCl MgSO3 MgCl2 abgeschieden werden - aus der SO2-Bindung 0,0096 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0072 kg/kgAbfall erforderliche Reaktanten - Reaktanten Ca(OH)2 - für die SO2-bindung 0,09 kg/kgAbfall CaCO3 CaO unverbrauchte Reaktanten Na(OH) MgO - aus der SO2-Bindung 0,033 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0278 kg/kgAbfall Flugasche -mit zusätzlicher Entstaubung 0,0016 kg/kgAbfall - Entstaubung (Abscheidewirkungsgrad: η= 95%) - ohne zusätzliche Entstaubung 0,012 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte - aus der SO2 – Bindung 0,0024 kg/kgAbfall Bemerkungen Schwankungsbreite: ± 56 % ± 73 % Schwankungsbreite: ± 85 % - Schwankungsbreite: ± 35% Schwankungsbreite ± 56 % - aus der HCl – Bindung 0,0018 kg/kgAbfall Reaktanten - aus der SO2-Bindung 0,008 kg/kgAbfall Schwankungsbreite - aus der HCl-Bindung 0,00696 kg/kgAbfall Flugasche -mit zusätzlicher Entstaubung 0,0004 kg/kgAbfall - Schwankungsbreite ± 35% - ohne zusätzliche Entstaubung 0,003 kg/kgAbfall ± 73 % ± 85 % II - 86 Anfallort - Nasswäsche Keine Abscheidung von Rückständen Art und Menge Reaktionsprodukte Es entstehen: -aus der HCl-Bindung 0,01 kg/kgAbfall Eigenschaften Reaktionsprodukte CaCl2 NaCl MgCl2 H2O Reaktanten Ca(OH)2 CaCO3 CaO unverbrauchte Reaktanten Na(OH) MgO - für die HCl-Bindung 0,022 kg/kgAbfall H2O Flugasche - mit zusätzlicher Entstaubung < 0,0001 kg/kgAbfall erforderliche Reaktanten - für die HCl-Bindung 0,006 kg/kgAbfall - Entstaubung (Entstaubungswirkungsgrad η=95%) - Neutralisation - ohne zusätzliche Entstaubung < 0,0001 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte - aus der HCl – Bindung 0,001 kg/kgAbfall Reaktanten - aus der HCl – Bindung 0,0022 kg/kgAbfall Flugasche - mit zusätzlicher Entstaubung < 0,0001 kg/kgAbfall - ohne zusätzliche Entstaubung < 0,0001 kg/kgAbfall entstehendes Reaktionsprodukte Reaktionsprodukt CaCl2 - aus der HCl – Bindung NaCl MgCl2 eingesetzte Reaktanten Reaktanten 0,0148 kg/kgAbfall Ca(OH)2 CaCO3 CaO Na(OH) MgO Bemerkungen - Schwankungsbreite: ± 73 % - Austrag aus dem Wäscher: ca. 10% Abscheidung in der nachfolgenden Entstaubung. - Ca. 60% der geschätzten Zuführung an Reaktanten werden im Nasswäscher zugesetzt. - Schwankungsbreite ± 73 % Schwankungsbreite: ± 35% Schwankungsbreite ± 73 % Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite ± 35 % Hier liegen keine Aussagen zu den Umsetzungen vor. 40% der geschätzten Zuführung werden im Nasswäscher zugeführt: Tabelle 4.10: Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort Die anfallenden RGRP im Kesselbereich und an der Entstaubung nach dem Kessel werden sich im wesentlichen nicht unterscheiden. Abweichungen sind hinsichtlich des abgeschiedenen Kornspektrums zu erwarten. Kondensierende Metallverbindungen werden sich in diesem Bereich nicht herausheben. Im Rauchgasreinigungsbereich anfallende RGRP, ausgewiesen nach SO2- bzw. HClBindungen, weisen bei diesem Verfahren keine Unterschiede auf. II - 87 MVA mit zusätzlicher Entstaubung MVA ohne zusätzliche Entstaubung Brennkammer Anfall von Schlacke 0,270 kg/kgAbfall 0,270 kg/kgAbfall Rauchgaszüge Anfall von Flugasche 0,015 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall 0,013 kg/kgAbfall - 0,0096 0,0072 kg/kgAbfall (12%) kg/kgAbfall ( 9%) 0,0096 kg/kgAbfall (11%) 0,0072 kg/kgAbfall ( 8%) 0,033 0,02782 0,0016 0,07922 kg/kgAbfall (42%) kg/kgAbfall (35%) kg/kgAbfall( 2%) kg/kgAbfall 0,033 kg/kgAbfall (37%) 0,02782 kg/kgAbfall(31%) 0,012 kg/kgAbfall(13%) 0,08962 kg/kgAbfall 0,0024 0,0018 kg/kgAbfall (12%) kg/kgAbfall ( 9%) 0,0024 kg/kgAbfall(11%) 0,0018 kg/kgAbfall( 8%) 0,008 0,0069 0,0004 0,01956 kg/kgAbfall (42%) kg/kgAbfall (35%) kg/kgAbfall ( 2%) kg/kgAbfall 0,008 kg/kgAbfall(37%) 0,00696 kg/kgAbfall(34%) 0,003 kg/kgAbfall(13%) 0,02216 kg/kgAbfall Kesselbereich Zusätzliche Entstaubung Rauchgasreinigung Sprühabsorber Reaktionsprodukte SO2-Bindung HCl-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Entstaubung Reaktionsprodukte SO2-Bindung HCL-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Nasswäscher Entstaubung Reaktionsprodukte HCl-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der HCl-Bindung Flugasche Neutralisation - 0,001 - kg/kgAbfall (31%) 0,001 kg/kgAbfall (31%) 0,00222 kg/kgAbfall (69%) < 10-4 kg/kgAbfall 0,00322 kg/kgAbfall 0,00222 kg/kgAbfall (69%) < 10-4 kg/kgAbfall 0,00322 kg/kgAbfall - - Tabelle 4.13: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP Sprühabsorber und die nachfolgende Entstaubung scheiden ein prozentual gleiches Gemisch ab. In der Entstaubung nach dem Nasswäscher ist der Anteil der Flugasche sehr gering. Eine Aussage zu den im Nasswäscher kondensierenden Metallverbindungen kann nicht abgeleitet werden, da bereits im Sprühabsorber durch die Zuführung der wässrigen Reaktanten für die SO2-Bindung sowie die flüssig eingeleiteten Reaktionsprodukte aus dem Nasswäscher sich ein großer Anteil auf den Oberflächen ablagert hat und dort mit abgeschieden wird. II - 88 Deutlich wird der Einfluss des Einbaues der zusätzlichen Entstaubung nach dem Kesselbereich. Der Flugascheanteil in den nachfolgenden Stufen ist deutlich geringer. Die Bewertung der anfallenden RGRP ist ähnlich der für die Anlage mit dem Sprühtrockner und nachgeschaltetem Nasswäscher. Die geringen Änderungen hinsichtlich der prozentualen Zusammensetzung ergeben keine neuen Aussagen. Das trifft auch für den Einfluss der Schwankungsbreite der einzelnen Komponenten auf die Zusammensetzung der anfallenden RGRP zu. 0,1 kg/kgAbfall Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher ohne zusätzliche Entstaubung 0,09 0,08 0,07 - - - - - 0,06 - - - - - - 0,05 - - - - - 0,04 - - - - - - 0,03 - - - - - - 0,02 - - 0,01 Cl ug as ch e ng in -B -B Cl Re ak ta od nt uk en te H H Fl du du un in ub sta nt pr ns Re ak tio ng g e ch as ug -E RP RG Cl H en nt ak ta Fl du in -B Bi 2- nt ta ng g un nd du en Re ak Re od pr ns tio ak Re SO Cl H te uk te uk od pr ng g in -B Bi 2- SO nt -E RP RG ns tio ak nd un ub sta ug Fl Re Re un g e ch as du in -B H en ta ak nt nt en Re ta ak ng g un nd Cl 2SO Cl H te uk Re od pr ns ak tio Bi in -B Bi 2- te uk od pr ns du un nd rb so ab SO üh pr -S RP RG tio ak Re ng g er 0 Abb.4.13: Anfallende RGRP an einer MVA mit Sprühabsorber und Nasswäscher / ohne zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) Einfluss der Schwankungsbreite: Flugasche: Mit 35% Schwankungsbreite wird der Anfall der Flugasche im Kesselbereich und in der ersten Entstaubung quantitativ zunehmen. Qualitativ ergeben sich keine Änderungen. Der Anteil der Flugasche in den Rückständen der Rauchgasreinigung wird größer werden, aber die Eigenschaften der Rückstände nicht wesentlich verändern. II - 89 Mit der angegebenen Schwankungsbreite von ± 56 % und ± 73 % werden hier die größten Abweichungen zu erwarten sein. Untere Grenze Ausgehend von einer konstanten Zuführung der Reaktanten wird der Anteil der Reaktionsprodukte abnehmen. Der Anteil der Reaktanten wird zunehmen. Obere Grenze Bei der oberen Grenze erhöht sich Anteil der Reaktionsprodukte. Die Menge an ungebundenen Reaktanten nimmt ab. Prozentual bleibt der Anteil der Flugasche konstant. 0,09 kg/kgAbfall - - - - - - - 0,01 - - 0,02 - - 0,03 - - 0,04 - - 0,05 - - 0,06 - - 0,07 - Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Sprüabsorber und Nasswäscher mit zusätzlicher Entstaubung 0,08 - SO2- und HCl-Gehalt RG RP -z us ät zl ic he En Re RG tst ak RP au tio bu -S ns pr ng pr Re ü o h du ak ab kt tio s or eS ns be pr O r 2od Bi uk nd te Re un H ak Cl g ta -B nt in en du Re SO ng ak 2ta B nt i nd en un H Cl g -B in du ng Re Fl ak RG ug tio RP as ns ch -E pr Re e nt od ak sta u kt tio u eS bu ns ng pr O 2od B uk i nd te Re un H ak Cl g ta Bi nt en n du Re SO ng ak 2ta B nt i nd en un H Cl g -B in du ng Re Fl ak RG ug tio RP as ns ch -E pr e nt od s uk ta u t bu eH Re ng ak Cl ta -B nt i n en du H ng Cl -B in du ng Fl ug as ch e 0 Abb.4.14: Anfallende RGRP an einer MVA mit Sprühabsorber mit Nasswäscher / mit zusätzlicher Entstaubung (nicht mit dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) II - 90 4.2.4 MVA mit Sprühabsorber zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Rauchgasreinigungsbereich Rauchgas Reaktant Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Sprühabsorber Entstaubungsverfahren Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Filterstäube Abb. 4.15: MVA mit Sprühabsorber Rückstände fallen an: - Kesselbereich: - am Rost - an den Rauchgaszügen - an der zusätzliche Entstaubung (wenn vorgesehen) - Rauchgasreinigungsbereich - am Sprühabsorber - an der Entstaubung In der nachfolgenden Tabelle werden in Auswertung der im Abschnitt 3.3.2 beschriebenen Abscheideverhältnisse die anfallenden Rückstände, Schlacke und RGRP, charakterisiert: Anfallort Kesselbereich - Feuerraum - restlicher Kesselbereich zusätzliche Entstaubung Art und Menge Eigenschaften Bemerkungen Schlacke 0,270 kg/kgAbfall Flugasche 0,015 kg/kgAbfall Partikelspektrum 520 – 2000 µm Schwankungsbreite: ± 25% Schwankungsbreite: ± 35% Flugasche 0,013 kg/kgAbfall Partikelspektrum 1- 2000 µm Schwankungsbreite: ± 35% II - 91 Anfallort Rauchgasreinigungsbereich - Sprühabsorber (Abscheidewirkungsgrad η = 80%) Art und Menge Eigenschaften Reaktionsprodukte - aus der SO2-Bindung 0,012 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte CaSO3 Na2SO3 MgSO3 - aus der HCl-Bindung 0,01 kg/kgAbfall CaCl2 NaCl MgCl2 anfallenden Reaktionsprodukte: - aus der SO2-Bindung 0,0096 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,008 kg/kgAbfall erforderliche Reaktanten Reaktanten Ca(OH)2 -für die SO2-Bindung 0,009 kg/kgAbfall CaCO3 CaO Na(OH) - für die HCl-Bindung 0,008 kg/kgAbfalll MgO Bemerkungen Schwankungsbreite: ± 56 % ± 73% unverbrauchte Reaktanten - für die SO2 -Bindung 0,041 kg/kgAbfall - für die HCl-Bindung 0,037 kg/kgAbfall anfallende unverbrauchte Reaktanten - aus der SO2-Bindung 0,0328 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0296 kg/kgAbfall Flugasche - mit zusätzlicher Entstaubung 0,0016 kg/kgAbfall -ohne zusätzliche Entstaubung 0,012 kg/kgAbfall Schwankungsbreite: ± 85 % -Schwankungsbreite ± 35% II - 92 Anfallort - Entstaubung Art und Menge Eigenschaften Reaktionsprodukte - aus der SO2-Bindung 0,0024 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,002 kg/kgAbfall Reaktanten - aus der SO2- Bindung 0,0082 kg/kgAbfall - aus der HCl-Bindung 0,0074 kg/kgAbfall Flugasche - mit zusätzlicher Entstaubung 0,0004 kg/kgAbfall Bemerkungen Schwankungsbreite ± 56 % ± 73 % Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite: ± 35% - ohne zusätzliche Entstaubung 0,003 kg/kgAbfall Tabelle 4.14: Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort Die anfallenden RGRP aus dem Kesselbereich und aus der ersten Entstaubung werden sich im wesentlichen nicht unterscheiden. Hinsichtlich des abgeschiedenen Kornspektrums sind Abweichungen im rheologischen Verhalten möglich. Im Rauchgasreinigungsbereich anfallende RGRP weisen in der Zusammensetzung keine wesentlichen Unterschiede auf. Die Flugasche spielt hier eine untergeordnete Rolle. Es dominieren die Eigenschaften der anfallenden Reaktanten. Im Sprühabsorptionsverfahren als quasi-trockenes Absorptionsverfahren werden die Reaktanten als wässrige Lösung eingespritzt. Die Eigenschaften der Reaktanten sind gegenüber den der Trockenadsorption durch die Zuführung als wässriger Lösung verändert. Reaktive Komponenten, wenn nicht durch chemische Reaktionen mit dem Rauchgaskomponenten gebunden, können auch mit dem Wasser reagieren. Einfluss der Schwankungsbreite: Flugasche: Mit 35% Schwankungsbreite wird der Anfall im Kesselbereich quantitativ zunehmen. Qualitativ ergeben sich keine Einflüsse. Der Anteil der Flugasche in den RGRP der Rauchgasreinigung wird größer werden, aber die Eigenschaften der RGRP nicht wesentlich verändern. SO2 und HCl-Gehalt Mit einer Schwankungsbreite von ± 56% und ± 73% werden hier die größten Veränderungen zu erwarten sein. II - 93 Untere Grenze Bei konstanter Zuführung der Reaktanten wird der Anteil der Reaktionsprodukte in den RGRP der Rauchgasreinigung abnehmen. Der Anteil der Reaktanten nimmt zu. Obere Grenze Der Anteil an Reaktionsprodukten im RGRP nimmt bei abnehmenden Reaktantenanteil zu. Ist der Anteil an Reaktanten im RGRP für die folgenden technologischen Stufen entscheidendend, so ist von dem minimalen Anteil im RGRP auszugehen. MVA mit zusätzlicher Entstaubung MVA ohne zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Brennkammer Anfall von Schlacke 0,270 kg/kgAbfall 0,270 kg/kgAbfall Rauchgaszüge Anfall von Flugasche 0,015 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall 0,013 kg/kgAbfall - 0,0096 kg/kgAbfall (12%) 0,008 kg/kgAbfall (10%) 0,0096 kg/kgAbfall (10%) 0,008 kg/kgAbfall ( 9%) 0,0328 kg/kgAbfall (40%) 0,0296 kg/kgAbfall (36%) 0,0016 kg/kgAbfall ( 2%) 0,0816 kg/kgAbfall 0,0328 kg/kgAbfall (36%) 0,0296 kg/kgAbfall (32%) 0,012 kg/kgAbfall (13%) 0,092 kg/kgAbfall 0,0024 kg/kgAbfall (12%) 0,002 kg/kgAbfall (10%) 0,0024 kg/kgAbfall (12%) 0,002 kg/kgAbfall (10%) 0,0082 kg/kgAbfall (40%) 0,0074 kg/kgAbfall (36%) 0,0004 kg/kgAbfall ( 2%) 0,0204 kg/kgAbfall 0,0082 kg/kgAbfall (36%) 0,0074 kg/kgAbfall (32%) 0,003 kg/kgAbfall (13%) 0,023 kg/kgAbfall Zusätzliche Entstaubung Rauchgasreinigung Sprühabsorber Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Entstaubung Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung HCl-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung HCl-Bindung Flugasche Tabelle 4.14: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP - 0,04 0,03 - - - - - - - 0,05 - - - - - - - - - - - - - - - 0,09 kg/kgA bfall 0,08 0,01 - - 0,02 - - 0,03 - - 0,04 - - 0,05 - 0,06 - - - 0,07 Abb.4.16 und 4.17: Anfallende RGRP an einer MVA mit Sprühabsorber / ohne und mit zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) Fl ug as ch e Fl ug as RG ch Re e R ak PEn tio ns tst pr au od bu uk ng Re t e ak S O tio 2ns Bi pr nd od un uk g te H Cl Re -B ak in ta du nt ng en SO 2Re Bi ak nd ta un nt g en H Cl -B in du ng - - 0,1 kg/kgAbfall 0,09 Fl ug as ch e - - 0,06 - - 0,07 - RG RP Re -S ak pr tio üh ns ab pr so od rb u er kt Re eS ak O tio 2ns Bi pr nd od un uk g te H Cl Re -B ak in ta du nt ng en SO 2Re Bi ak nd ta un nt g en H Cl -B in du ng 0,08 Fl ug Re RG as ak ch R tio P e -E ns nt pr sta od uk ub Re te un ak SO g tio 2ns Bi pr nd od un uk g te H Cl -B Re in ak du ta ng nt en SO 2Re Bi ak nd ta un nt en g H Cl -B in du ng RG RP -z us ät zl ic he En tst au R bu Re G ng RP ak -S tio pr ns üh pr ab od so uk Re rb te ak er SO tio 2 ns B pr in od du uk ng te H Cl -B Re in ak du ta ng nt en SO 2Re Bi ak nd ta un nt en g H Cl -B in du ng II - 94 Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Sprühabsorber ohne zusätzliche Entstaubung 0 A nfallende R G R P im R auchgasreinigungsbereich einer M V A m it S prühabsorber m it zusätzlicher E ntstaubung 0,02 0,01 0 II - 95 4.2.5 MVA mit Nasswäscher zusätzliche Entstaubung Kesselbereich Rauchgasreinigungsbereich Hausmüll; Sperrmüll; Gewerbemüll;... 1. Rauchgaszug Reaktant Rauchgaszüge Entstaubungsverfahren Kesselasche Kesselasche Rauchgas Naßwäscher Rostfeuerung Schlacke Reaktionsprodukte Abb. 4.18: MVA mit Nasswäscher Rückstände fallen an: - Kesselbereich: - am Rost - an den Rauchgaszügen - an den zusätzliche Entstaubung (wenn vorgesehen) - Rauchgasreinigungsbereich / Verarbeitung zu Wertstoffen - am Nasswäscher In der nachfolgenden Tabelle werden in Auswertung der im Abschnitt 3.3.2 beschriebenen Abscheideverhältnisse die anfallenden Rückstände, Schlacke und RGRP, charakterisiert: Anfallort Kesselbereich - Feuerraum - restlicher Kesselbereich zusätzliche Entstaubung Art und Menge Schlacke 0,270 kg/kgAbfall Flugasche 0,015 kg/kgAbfall Flugasche 0,013 kg/kgAbfall Eigenschaften Partikelspektrum 520 – 2000 µm Partikelspektrum 1- 2000 µm Bemerkungen Schwankungsbreite: ± 35 % Schwankungsbreite: ± 35 % II - 96 Anfallort Rauchgasreinigung - Nasswäscher (Abscheidewirkungsgrad 100%, direkte Abführung zur Wertstoffgewinnung. Keine Rückführung in der anfallenden Rückstände.) Art und Menge Reaktionsprodukte Eigenschaften Bemerkungen Reaktionsprodukte Schwankungsbreite: Aus der SO2-Bindung CaSO3 0,012 kg/kgAbfall Na2SO3 MgSO3 ± 56 % Aus der HCl-Bindung CaCl2 0,01 kg/kgAbfall NaCl MgCl2 Reaktanten unverbrauchte Ca(OH)2 Reaktanten - aus der SO2-Bindung CaCO3 0,041 kg/kgAbfall CaO Na(OH) MgO - aus der HCl-Bindung 0,037 kg/kgAbfall Flugasche <0,0001kg/kgAbfall ± 73 % Schwankungsbreite ± 85 % Schwankungsbreite: ± 35% Tabelle 4.15: Zusammenstellung der anfallenden RGRP nach Anfallort MVA mit zusätzlicher Entstaubung MVA ohne zusätzliche Entstaubung Brennkammer Anfall von Schlacke 0,270 kg/kgAbfall 0,270 kg/kgAbfall Rauchgaszüge Anfall von Flugasche 0,015 kg/kgAbfall 0,015 kg/kgAbfall 0,014 kg/kgAbfall - 0,012 kg/kgAbfall (12%) 0,01 kg/kgAbfall (10%) 0,012 kg/kgAbfall (10%) 0,01 kg/kgAbfall ( 9%) 0,041 kg/kgAbfall (40%) 0,037 kg/kgAbfall (37%) 0,001 kg/kgAbfall ( 1%) 0,101 kg/kgAbfall 0,041 0,037 0,015 0,115 Kesselbereich Zusätzliche Entstaubung Rauchgasreinigung Nasswäscher Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung aus der HCl-Bindung unverbrauchte Reaktanten aus der SO2-Bindung aus der HCl-Bindung Flugasche kg/kgAbfall (36%) kg/kgAbfall (32%) kg/kgAbfall (13%) kg/kgAbfall Tabelle 4.16: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP Dieser Anlagetyp der Müllverbrennung hat zum Ziel, die anfallenden RGRP der Rauchgasreinigung einer Wertstoffgewinnung zuzuführen. Die Entstaubung nach dem Kesselbereich ist eine zwingende Notwendigkeit, sollen die RGRP nicht mit Flugasche verunreinigt sein. II - 97 0,14 Anfallende flüssige RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Nasswäscher ohne zusätzliche Entstaubung kg/kgAbfall 0,12 0,1 0,08 0,06 0,04 0,02 Fl ug as ch e H Cl -B in du ng Re ak tan ten SO 2Bi nd un g Re ak ta nt en RG RP -N as sw äs ch er Re ak tio ns pr od uk te SO 2Bi nd un g Re ak tio ns pr od uk te H Cl -B in du ng 0 0,12 Anfallende flüssige RGRP im Rauchgasreinigungsbereich einer MVA mit Nasswäscher mit zusätzlicher Entstaubung kg/kgAbfall - 0,02 - - - 0,04 - - - 0,06 - - - 0,08 - - - 0,1 Abb.4.19 und 4.20: Fl ug as ch e RG RP -z us ät zl ic he En tst au bu ng RG RP -N as Re sw ak äs ch tio er ns pr od uk te SO 2Re Bi nd ak tio un g ns pr od uk te H Cl -B in du ng Re ak ta nt en SO 2Bi nd un Re g ak ta nt en H Cl -B in du ng 0 Anfallende RGRP an einer MVA mit Nasswäscher / ohne und mit zusätzlicher Entstaubung (nicht dargestellt: anfallende RGRP im Kesselbereich: 0,285 kg/kgAbfall, davon 0,270 kg/kgAbfall Schlacke, 0,015 kg/kgAbfall Flugasche) II - 98 Der hier angenommene Wirkungsgrad der zusätzlichen Entstaubung bringt diese besondere Verwertung zum Ausdruck. Einfluss der Schwankungsbreite: Flugasche: Bei diesem Verfahren ist der Einfluss der Schwankungsbreite nicht ausgeprägt, da durch die zusätzliche Entstaubung eine vollständige Entstaubung angestrebt wird. Die nachfolgende Wertstoffgewinnung aus den RGRP der Rauchgasreinigung stellt hier die Anforderungen. Ohne zusätzliche Entstaubung nach dem Kesselbereich ist diese Forderung nicht zu erfüllen. 4.3 Bewertung der Ergebnisse der quantitativen Abschätzung des Stoffdurchgangs Voraussetzungen für die Betrachtung waren. 1. Ansatz für einen Modellmüll 45 % Brennbares 25 % Wasser 30 % Unbrennbares 2. Anfall von 0,4 kg/kgAbfall Rückstand aus der Abfallverbrennung Davon Abscheidung von 0,270 kg/kgAbfall als Schlacke im Kesselbereich. Damit verbleibt eine RGRP-Menge von 0,130 kg/kgAbfall, die verteilt auf den Kessel- und Rauchgasreinigungsbereich zu den unterschiedlichen Zusammensetzungen der anfallenden RGRP führt. Die Schwankungsbreite von ± 35% für die anfallende Flugasche sowie die Schwankungsbreite von ± 56% für die SO2-Bindung und ± 73% für die HCl-Bindung, die aus der Schwankungsbreite der im Modellabfall fixierten Inhaltsstoffe resultieren, führen zu den unterschiedlichen Zusammensetzungen. Diese Schwankungen führen zu quantitativ anderen Verhältnissen, die, wie auch die Verwendung unterschiedlicher Reaktanten, veränderte Eigenschaften ergeben können. Unter Beachtung der Schwankungsbreite ergeben sich folgenden Aussagen: Kesselbereich: - Schlacke: - Flugasche: zusätzliche Entstaubung Anfall von 0,270 Anfall von 0,010 kg/kgAbfall bis 0,020 kg/kgAbfall Anfall von 0,010 bis 0,020 kg/kgAbfall II - 99 Rauchgasreinigungsbereich: - Reaktionsprodukte: aus der SO2-Bindung aus der HCl-Bindung Anfall von 0,005 Anfall von 0,003 bis 0,019 kg/kgAbfall bis 0,017 kg/kgAbfall - Reaktanten aus der SO2-Bindung aus der HCl-Bindung Anfall von 0,006 Anfall von 0,006 bis 0,076 kg/kgAbfall bis 0,068 kg/kgAbfall - Flugasche Anfall von 0,001 bis 0,020 kg/kgAbfall Diese Proportionen, die auf dem annähernden Reaktantenverbrauch von 0,01 kg/kgAbfall für die SO2-Bindung und 0,009 kg/kgAbfall für die HCl-Bindung basieren, geben an, das bezogen auf den mittleren RGRP-Anfall im Rauchgasreinigungsbereich: - die Flugasche etwa einen mittleren Anteil von 13% ausmacht. - die Reaktionsprodukte mit 20% in den RGRP auftreten. - die Reaktanten mit 67% die RGRP bestimmen. Ein Vergleich der Anlagentypen ergibt folgende Bilanz: (Bei dieser Betrachtung wird der Kesselbereich mit dem Schlacke- und der Flugascheabscheidung von insgesamt 0,285 kg/kgAbfall nicht mit dargestellt.) 4.3.1 Zusammenstellung der anfallenden RGRP an MVA mit zusätzlicher Entstaubung nach dem Kesselbereich 0,12 Anfallende RGRP im Rauchgasreinigungsbereich der 5 MVA-Typen mit zusätzlicher Entstaubung kg/kgAbfall 0,1 0,08 0,06 Reaktanten 0,04 Reaktionsprodukte 0,02 Flugasche N as sw äs ch er Sp rü ha bs or be r En tst au bu ng Sp rü ha bs or be r En tst au bu ng En tst au bu ng Sp rü ht ro ck ne r En tst au bu ng En tst au bu ng Tr oc ke na ds or pt io n En tst au bu ng 0 Abb. 4.21:Gegenüberstellung der anfallenden RGRP an den 5 MVA-Typen mit zusätzlicher Entstaubung II - 100 Lfd. Nr. Anlagentyp 1. Typ 1 (Trockenadsorption) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche 1.1 1.2 1.3 2. 2.1 2.2 2.3 3. 3.1 3.2 3.3 4. 5. Anfallort Stelle 1 Stelle 2 Trockenadsorption Entstaubung 0,0176 kg/kgAbfall 0,0044 kg/kgAbfall 0,0624 kg/kgAbfall 0,0016 kg/kgAbfall 0,0156 kg/kgAbfall 0,0004 kg/kgAbfall Typ 2 (Sprühtrockner und Nasswäscher) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprütrockner Entstaubung Typ 3 (Sprühabsorber und Nasswäscher) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprühabsorber Typ 4 (Sprühabsorber) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprühabsorber Typ 5 (Nasswäscher) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Stelle 3 - Stelle 4 - Nasswäscher Entstaubung 0,01584kg/kgAbfall 0,00396kg/kgAbfall - 0,0022 kg/kgAbfall 0,05864kg/kgAbfall 0,01466kg/kgAbfall 0,0016 kg/kgAbfall 0,0004 kg/kgAbfall 0,0047 kg/kgAbfall < 10-4 kg/kgAbfall Entstaubung 0,0168 kg/kgAbfall 0,0042 kg/kgAbfall 0,06082kg/kgAbfall 0,01496kg/kgAbfall 0,0016 kg/kgAbfall 0,0004 kg/kgAbfall Nasswäscher - Entstaubung 0,001 kg/kgAbfall 0,0022 kg/kgAbfall < 10-4 kg/kgAbfall Entstaubung 0,0176 kg/kgAbfall 0,0044 kg/kgAbfall 0,0624 kg/kgAbfall 0,0156 kg/kgAbfall 0,0016 kg/kgAbfall 0,0004 kg/kgAbfall Nasswäscher 0,022 kg/kgAbfall 0,078 kg/kgAbfall 0,001 kg/kgAbfall : Tabelle 4.17: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP – MVA-Typen mit zusätzlicher Entstaubung Die Gegenüberstellung der MVA-Typen zeigt, das die chemischen Umsetzungsvorgänge in den Müllverbrenungsanlagen zu keinen wesentlichen unterschieden der abgeschiedenen RGRP führen. Unterschiede werden erst auftreten, wenn es an den Stufen der Rauchgasreinigung zu unterschiedlichen RGRP-Abscheidungen kommt. Diese Unterschiede werden sich nur auf die Mengen beziehen. Qualitative Unterschiede werden erst auftreten, wenn die Anlagen mit unterschiedlichen Reaktenüberschuss betrieben werden. II - 101 4.3.2 Zusammenstellung der anfallenden RGRP an MVA ohne zusätzliche Entstaubung Die Anlagentypen unterscheiden sich hinsichtlich der Zusammensetzung der RGRP nicht. Die fehlende Entstaubung nach dem Kesselbereich führt zu einer Veränderung der RGRP gegenüber den Anlagen mit einer zusätzlichen Entstaubung. Es werden auf Grund dessen breitere Partikelspektren auftreten. Unabhängig von der fehlenden Entstaubung werden Unterschiede der anfallenden RGRP der einzelnen Anlagen sichtbar werden, wenn die Abscheidung an den einzelnen Stufen der Rauchgasreinigung unterschiedlich erfolgt. Die Unterschiede werden sich nur auf die Mengen beziehen. Unterschiede in der Zusammensetzung der RGRP werden erst deutlich werden, wenn die Anlagen mit unterschiedlichen Reaktantenüberschuss betrieben werden. 0,14 Anfallende Rückstände im Rauchgasreinigungsbereich für die 5 MVA Typen ohne zusätzliche Entstaubung 0,12 Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 0,1 0,08 Reaktanten 0,06 0,04 Reaktionsprodukte 0,02 Flugasche ch er ng äs sw as N or au tst En Sp rü ha bs au bu be r ng bu ng tst En or au tst En bs ha rü Sp bu be r ng tst au bu En au tst bu ng r ne ro ht rü Sp En ck bu au tst En Tr oc ke na ds or pt io n ng 0 Abb. 4.22: Gegenüberstellung der anfallenden RGRP an den 5 MVA-Typen ohne zusätzliche Entstaubung II - 102 Lfd. Nr. Anlagentyp Anfallort Stelle 1 1. 1.1 1.2 1.3 2. 2.1 2.2 2.3 3. 3.1 3.2 3.3 4. 5. Stelle 2 Typ 1 (Trockenadsorption) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Trockenadsorption Entstaubung 0,0176 kg/kgAbfall 0,0044 kg/kgAbfall 0,0624 kg/kgAbfall 0,012 kg/kgAbfall 0,0156 kg/kgAbfall 0,003 kg/kgAbfall Typ 2 (Sprühtrockner und Nasswäscher - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprühtrockner Entstaubung Typ 3 (Sprühabsorber und Nasswäscher - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprühabsorber Typ 4 (Sprühabsorber) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Sprühabsorber Typ 5 (Nasswäscher) - Reaktionsprodukte - Reaktanten - Flugasche Stelle 3 Stelle 4 - - Nasswäscher Entstaubung 0,01584kg/kgAbfall 0,00396kg/kgAbfall - 0,0022kg/kgAbfall 0,05864kg/kgAbfall 0,01466kg/kgAbfall 0,012 kg/kgAbfall 0,003 kg/kgAbfall 0,0047 kg/kgAbfall <10-4 kg/kgAbfall Entstaubung 0,0168 kg/kgAbfall 0,0042 kg/kgAbfall 0,06082kg/kgAbfall 0,01496kg/kgAbfall 0,012 kg/kgAbfall 0,003 kg/kgAbfall Nasswäscher - Entstaubung 0,001 kg/kgAbfall 0,0022 kg/kgAbfall < 10-4 kg/kgAbfall Entstaubung 0,0176 kg/kgAbfall 0,0044 kg/kgAbfall 0,0624 kg/kgAbfall 0,0156 kg/kgAbfall 0,012 kg/kgAbfall 0,003 kg/kgAbfall Nasswäscher 0,022 kg/kgAbfall 0,078 0,015 kg/kgAbfall kg/kgAbfall Tabelle 4.18: Tabellarische Zusammenstellung der anfallenden RGRP – MVA-Typen ohne zusätzlicher Entstaubung II - 103 4.3.3 Einfluss der Schwankungsbreite auf die Zusammensetzung der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Die Zusammenstellung der Zusammensetzung der anfallenden RGRP erfolgte unter der Annahme, dass - die Gesamtrauchgasreinigungsproduktmenge entsprechend der Angaben aus dem Schrifttum mit 0,4 kg/kgAbfall für den Mittelwert festgeschrieben ist, - mit den Mittelwerten der Abfallzusammensetzung eine hinreichende Erklärung für die Zusammensetzung der RGRP vorliegt. Berücksichtigt man die Schwankungsbreite der Abfallzusammensetzung und ermittelt daraus den Reaktantenbedarf in den gegebenen Grenzen, ergibt sich für einen konstanten Reaktantenüberschuss von 0,078 kg/kgAbfall - an der unteren Grenze – minimaler SO2- und HCl-Gehalt Reaktionsprodukte in einer Menge von 0,008 kg/kgAbfall anfallen. Reaktantenbedarf von 0,0078 kg/kgAbfall ein 6 facher Überschuss. - an der oberen Grenze – maximaler SO2- und HCl-Gehalt Reaktionsprodukte in einer Menge von 0,036 kg/kgAbfall anfallen, Reaktantenbedarf von 0,03 kg/kgAbfall ein 3 facher Überschuss. 0,11 kg/kgAbfall 0,1 0,09 0,08 0,07 Reaktantenüberschuss bei einem RGRP-Anfall von 0,4 kg/kgAbfall 0,06 0,05 0,04 0,03 Reaktantenüberschuss bei Begrenzung durch maximalen SO2 und HCl-Gehalt 0,02 Reaktionsprodukte aus der HCl-Bindung 0,01 Reaktionsprodukte aus der SO2-Bindung 0 Minimum Einfluss der Schwankungbsbreite auf die RGRP-Zusammensetzung Maximum Abb.4.23 : Einfluss der Schwankungsbreite auf die Zusammensetzung der anfallenden RGRP (nicht in die Darstellung einbezogen: die anfallende Flugasche) Begrenzt man die anfallenden RGRP mit den eingesetzten Reaktanten auf den maximalen SO2- und HCl-Gehalt, so ergibt sich eine maximale RGRP-Menge von 0,336 kg/kgAbfall. Bezieht man die anfallenden Flugaschen und Reaktionsprodukte auf diese Grenze, ergeben sich hinsichtlich der anfallenden Flugaschen und Reaktionsprodukte größere Einflüsse auf die Zusammensetzung. II - 104 Diese Betrachtung unterstützt auch die Aussage, dass seitens der Anlagenbetreiber die Rauchgasreinigungsanlagen ohne Überschuss gefahren werden. Gesichert wird bei dieser Betrachtung, dass die maximal auftretenden Schadstoffbelastung durch die Reaktanten gebunden werden. Bezogen auf die Mittelwertbetrachtung ergibt sich damit ein Reaktantenüberschuss von 0,014 kg/kgAbfall, d.h. auf etwa 1/6 der angenommenen Menge für die Mittelwertbetrachtung. Damit steigt die prozentualen Anteil der Reaktionsprodukte und der Flugasche wesentlich in den anfallenden RGRP. Praktisch wird ein höhere Zuführung der Reaktanten erfolgen müssen, da eine stöchiometrische Umsetzung in den Anlagen der Rauchgasreinigung nicht zu erwarten ist. Neben der notwendigen Überdimensionierung der Reaktanten zur Bindung der Schadkomponenten stellt die Schwankungsbreite der Schadstoffbestandteile im Rauchgas die Ursache für den Reaktantenüberschuss dar. Der Reaktantenüberschuss von 3 an der maximalen Schadstoffbelastung des Rauchgases verändert sich bei konstanter Reaktenzuführung auf das 6 fache. 0,09 kg/kgAbfall 0,08 Schwankungsbreite der Komponenten der anfallenden RGRP 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0 Kesselbereich Flugasche Flugasche zusätzliche Entstaubung Reaktionsprodukte Reaktionsprodukte Reaktanten SO2SO2-Bindung HCl-Bindung Bindung Reaktanten HClBindung Flugasche Abb.4.24: Schwankungsbreiten der anfallenden Komponenten bei der Abfallverbrennung (nicht mit dargestellt: Schlacke mit dem Schwankungsbereich von 0,220 bis 0,360 kg/kgAbfall) In der Abb. 4.24 sind die Schwankungsbreiten der anfallenden Komponenten bei der Abfallverbrennung dargestellt. Der Einfluss auf die Zusammensetzung wird hier besonders anschaulich. Damit wird deutlich, das eine Voraussage zu der Zusammensetzung der RGRP möglich ist. Diese Aussage ist unabhängig von dem in der Praxis üblichen Überschuss an Reaktanten. die Tendenz bleibt erhalten. II - 105 4.4 Bewertung der Ergebnisse der quantitativen Abschätzung Es wurde mit der Analyse der anfallenden RGRP an den Müllverbrennungsanlage ein Weg beschritten, der eine Abschätzung der Zusammensetzung der anfallenden Komponenten ermöglicht. Es wurde vorausgesetzt, dass - alle Anlagenelemente über den Betriebszeitraum gleiche Abscheidebedingungen aufweisen. - der Abfall über den Betrachtungszeitraum in seiner Zusammensetzung konstant bleibt. Als wesentliches Ergebnis wird deutlich, dass die zusätzliche Entstaubung vor der Rauchgasreinigung die Zusammensetzung wesentlich prägt. Der Anteil der Flugasche in den RGRP nimmt annähernd um das 10 fache zu, wenn keine zusätzliche Entstaubung vorgesehen ist. Die Veränderung der RGRP-Zusammensetzung erfolgt in ähnlicher Weise, wenn der Abscheidewirkungsgrad der Entstaubung durch betriebsbedingte Mängel schlechter wird. Das gleiche gilt auch für die anderen Anlagenelemente. Mit abnehmender Abscheidung in einzelnen Stufen, verschiebt sich die Abscheidung auf die nachfolgende Stufe. Änderungen in der Zusammensetzung der anfallenden RGRP an den Anfallorten werden auftreten, wenn - die Abfallzusammensetzung sich ändert. Dieser Einfluss ist überschaubar durch die angegebene Schwankungsbreite. Bei dem Reaktantenüberschuss von etwa dem 4 fachen des Reaktantenverbrauches werden diese Schwankungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Zusammensetzung der RGRP nicht dominieren. - die Zuführung der Reaktanten Schwankungen unterworfen ist. Dieser aus dem Betrieb der Anlage resultierende Einfluss führt zu beträchtlichen Beeinflussungen. Ursache dieser Schwankungen können z.B. aus einer diskontinuierliche Zuführungen der Reaktanten sein. Die Zusammensetzung der abgeführten RGRP aus einem Sammelbehälter werden Änderungen unterworfen sein, wenn keine kontinuierliche Zuführung aus den einzelnen Anfallorten erfolgt. Zu den anfallenden RGRP bei den einzelnen Anlagentypen: Die RGRP des Anlagentyps 1 und des Anlagentyps 5 weisen gegenüber den RGRP der Anlagentypen 2 bis 4 charakteristische Unterschiede auf. - Trockene Adsorption der Komponenten und damit keine Beeinflussung der zugeführten Reaktanten durch zugeführtes Wasser – Anlagentyp 1. - Beschränkung der Abscheidung nur auf die Flugasche, um die anfallenden RGRP der Rauchgasreinigung einer Verwertung zuführen zu können,- Anlagentyp 5. Die Anlagentypen 2 bis 4 stellen hinsichtlich der Rauchgasreinigungstechnologie unterschiedliche Anlagen dar, der Anfall der RGRP ist jedoch ähnlich. Die Unterscheidungen bestehen in dem Einsatz der Nasswäscher nur für die HCl-Bindung bei dem Anlagentyp 3, im Anlagentyp 2 werden sowohl SO2 als auch HCl durch den Nasswäscher gebunden. II - 106 Durch die Schaltung einer Nasswäsche mit einer nachfolgenden Neutralisation in den Typen 2 und 3 können jedoch unterschiedliche Reaktanten eingesetzt werden, die zu einer veränderten Zusammensetzung führen. Daraus wird deutlich, dass mit dem Einsatz der Reaktanten, Art und Menge, die Vergleichbarkeit der Anlagen beginnt. Anlagen, die mit unterschiedlichen Reaktanten arbeiten, sind hinsichtlich der Zusammensetzung der anfallenden RGRP nicht vergleichbar. Nicht gesondert behandelt wurden bei dieser Betrachtung, die Schaltung von Zwischenkühlern zur Kühlung des Rauchgases. Es wird Wasser in das Rauchgas eingespritzt, über die erforderliche Verdampfungswärme erfolgt die Abkühlung des Rauchgases. Ein Anfall von Flugasche ist zu erwarten. Mit der plötzlichen Abkühlung des Rauchgases sind Ausfällungen gasförmiger Metallverbindungen zu erwarten. Das Kornspektrum der Flugasche wird durch Zusammenkleben kleiner Partikel verändert. Es ist einzuschätzen, daß hier verstärkt metallische Chlorverbindungen auftreten, die sonst erst in den nachfolgenden Rauchgasreinigungsstufen kondensieren und mit herausgetragen werden. 4.5 Eigenschaften der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Zusammenfassend ergeben sich folgende Aussagen zu den physikalischen Eigenschaften sowie der stofflichen Zusammensetzung der anfallenden RGRP aus den theoretischen Analysen der Müllverbrennungsanlagen und des Stoffdurchganges: 4.5.1 Physikalische Eigenschaften • Kornspektrum Mit der Abschätzung des Stoffdurchganges durch die Müllverbrennungsanlage wurde ein Kornspektrum zugrunde gelegt, das eine Gleichverteilung über den Bereich von 1 µm bis 2000µm vorliegt. Es läßt sich dazu folgenden Einschätzung abgeben: Kesselbereich: Nach der Betrachtung zur Abscheidung der Flugasche in dem Bereich des Kessels ist anzunehmen, dass hier vornehmlich Partikel in dem Durchmesserbereich von 500 bis 2000 µm abgeschieden werden. Drei Effekte sind zu berücksichtigen, die eine quantitative Abschätzung erschweren: - Der Einfluss der Strähnenbildung des Rauchgases Bei hohen Rauchgastemperaturen bilden sich Rauchgassträhnen. Partikel in diesen Strähnen werden, auch wenn sie größer sind als der Grenzdurchmesser, mit dem Rauchgasstrom weitergeführt. - Bei der Flugascheabscheidung werden die Partikel im Schwarm abgeschieden. In dem Schwarm werden auch Partikel mit einem Durchmesser dT < Grenzdurchmesser abgeschieden. - Mit entscheidend für die Abscheidung der Flugasche ist auch die Dichte der Partikel. Somit ist der Grenzdurchmesser in Abhängigkeit von der Dichte zu bestimmen. Die Betrachtung zum Stoffdurchgang ergab, dass auf Grund der möglichen Dichte der Flugasche im Bereich von 2200 bis 2600 kg/m³ der Abscheidebereich um 210 µm schwankt. Es wurde angegeben: dT = 520 ± 210 µm II - 107 Rauchgasreinigungsbereich - Abscheidung der Flugasche Bei alleiniger Abscheidung der Flugasche in den jeweiligen Stufen wird eine Restabscheidung des vorhandenen Spektrums erfolgen. Eine Anreicherung der abgeschiedenen Partikel im Bereich < 520 µm ist zu erwarten. Aber auch Fraktionen über 520 µm treten auf. Die Abscheidung der Partikel in den Rauchgasreinigungsstufen erfolgt in einem Temperaturbereich um 200 bis 240 °C. Kondensierende Rauchgaskomponenten können zu Agglomeration kleiner Partikel führen. Bestimmte Abscheideverfahren unterstützen diesen Vorgang noch, z.B. Elektrofilter, so dass davon auszugehen ist, dass das ursprünglichem Kornspektrum verändert wird und damit auch größere Partikel anfallen können. Hinsichtlich der Dichte der abgeschiedenen Partikel ist darauf hinzuweisen, das durch kondensierende Rauchgasbestandteile zusätzliche, nicht einschätzbare Veränderungen auftreten. - Abscheidung von Reaktionsprodukten und Reaktanten in den Stufen der Rauchgasreinigung Reaktionsprodukte fallen in den entsprechenden Rauchgasreinigungsstufen an und werden im festen Aggregatzustand abgeschieden. Zu dem zu erwartenden Kornspektrum ist keine Aussage möglich. Eingeschätzt wird, dass - trocken zugeführte Reaktanten und Reaktionsprodukte ihr Spektrum beibehalten und somit im Bereich unter 520 µm anfallen. - flüssig zugeführte Reaktanten und Reaktionsprodukte werden sehr fein versprüht. Der Trocknungsvorgang führt zu kleinen Partikeln < 520µm. Im Bereich der Rauchgasreinigung anfallende Flugasche wird in den Abscheideprozess mit eingebunden. • Oberfläche der anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Sowohl die Flugasche als auch die eingebrachten Reaktanten und die entstehenden Reaktionsprodukte stellen die Kondensationskerne für die bei der Verbrennung verdampften Metallverbindungen dar. Zur Einschätzung des Anfalls dieser kondensierenden Phasen ist die Kenntnis der mit den abgeschiedenen Partikeln reaktiven Oberfläche erforderlich. Im Punkt 3.3.2 wurde die reaktive Oberfläche der abgeschiedenen Flugasche - für den Kesselbereich : 0,05 m²/kgAbfall - für den Bereich der Rauchgasreinigung : 0,23 m²/kgAbfall ermittelt. Mit der Rauchgasreinigung werden zusätzlich 0,022 kg/kgAbfall Reaktionsprodukte und 0,078 kg/kgAbfall abgeschieden, deren Partikeldurchmesser im Bereich < 520 µm liegt. Es kann eingeschätzt werden, dass sich die Oberfläche in diesem Bereich prozentual mit der Zunahme der abgeschiedenen Rückstände vergrößert. Damit steht im Rauchgasreinigungsbereich eine Oberfläche von ca. 1,5 m²/kgAbfall zur Kondensation der gasförmigen Phase zur Verfügung. Eine Aussage zu den anfallenden Phasen ist nur unter Berücksichtigung der Temperaturverhältnisse und der Aufenthaltszeit in den jeweiligen Bereichen möglich. II - 108 4.5.2 Anfallende Verbindungen in den Rauchgasreinigungsprodukten der Abfallverbrennung Für die Bewertung der bei der Abfallverbrennung anfallenden RGRP sind neben der quantitativen Bilanz und der Eigenschaften auch die Zusammensetzung für die nachfolgende Technologie der Entsorgung mit entscheidend. • Ausgangsbedingung Bei der Betrachtung wird von dem Modellabfall mit der in der Tabelle 3.2 aufgeführten Zusammensetzung ausgegangen. In der folgenden Betrachtung soll von den wesentlichsten Komponenten des Unbrennbaren ausgegangen werden und der Gehalt in den Stufen des RGRP-Anfalls eingeschätzt werden. Betrachtet werden die Anteile: Silicium Aluminium Calcium Natrium Magnesium Kalium Eisen in Einfachverbindungen mit Sauerstoff, Sulfaten, Carbonaten und Chlor. Zu Grunde gelegt werden die Flugaschezusammensetzung nach den Tabellen 3.3 und 3.4. Zu der Abfallzusammensetzung nach Phasen ergibt folgendes: - der Einfluss der Silicium-, Aluminium- und Calciumverbindung ist weitaus größer, als mit der Elementaranalyse nachgewiesen. - die Chloride und Phosphate können in Verbindung mit den Schwermetallen Phasen bilden, die bei Temperaturen unter 800 °C verdampfen und in den nachfolgenden Rauchgaszügen und Rauchgasreinigungsstufen wieder kondensieren. Der Nachweis dieser Phasen kann nur über Analysen an den Rückständen erfolgen. • Anfallende Verbindungen in den Rauchgasreinigungsrückständen der Abfallverbrennung Kesselbereich Der Hauptanteil der unbrennbaren Bestandteile des Abfalls wird im Kesselbereich abgeschieden. Hier werden die Komponenten SiO2, Al2O3, CaO, CaCO3 und CaSO4 auf Grund ihres Anteils im Siedlungsabfall und damit auch in der Flugasche dominieren. Die Verbindungen aus den Komponenten Na, Mg, K und Fe werden auf Grund ihres geringen Anteils in der Flugasche nur schwer nachweisbar sein. II - 109 Einige Verbindungen werden während der Aufenthaltszeit auf dem Rost (ca. 60 min.) verglast und so mit der Schlacke abgeschieden bzw. gelangen mit der Flugasche in die nachfolgenden Stufen der Müllverbrennungsanlage. Ein weiterer Teil der Verbindungen wird verdampfen und gelangt mit dem Rauchgas in die Rauchgaszüge und in die Stufen der Rauchgasreinigung. In der Abb.3.7 ist die Abkühlung des Rauchgases über den Rauchgasweg dargestellt. Eingetragen in diese Abbildung sind mögliche auftretende Verbindungen, die in diesem Bereich kondensieren können. Die Kondensationstemperatur wurde aus [23] entnommen. Begünstigende bzw. verzögernde Faktoren wurden dabei nicht berücksichtigt. Damit können im Kesselbereich neben den Bestandteilen der Flugasche u.a. folgende kondensierende Phasen auftreten: 1200 bis 600 °C SnS; SiS2; CoCl; NiCl2; CdS; CdCl2; PbCl2; ZnCl2; As2S3; SnCl2; 600 bis 400°C HgS; As2O3; TiCl3 Es sind besonders die Chloride, die sich an die RGRP anlagern. Abgeschieden werden von diesen Phasen nur etwa 17% der auftretenden Phasen. Das setzt voraus, dass die Kondensation bis zu diesen Zeitpunkt erfolgte. 83 % werden mit der Flugasche in den Bereich der Rauchgasreinigung weitergeführt. Die Frage der Nachweisbarkeit dieser Verbindungen ist zu klären. Zusätzliche Entstaubung In der zusätzlichen Entstaubung nach dem Kesselbereich werden die im Rauchgas verbliebenen Flugascheanteile abgeschieden. Die noch vorhandenen Komponenten SiO2, Al2O3, CaO, CaCO3 und CaSO4 werden hier abgeschieden. Zusätzlich werden die kondensierenden Phasen mit abgeschieden, sofern die Kondensation abgeschlossen ist. Temperaturbereich 600 bis 400°C: HgS; As2O3; TiCl3 Kondensation im Temperaturbereich 400 bis 200°C TeCl; HgCl2 Wenn die gasförmigen Phasen bis zu dem Zeitpunkt der Abtrennung in dieser Stufe bereits kondensiert sind, wird hier ein wesentlicher Anteil anfallen. Es wird deutlich, das hier die Schwermetallverbindungen dominieren, die durch die Reaktion mit Chlor zu leicht verdampfenden Verbindungen werden. II - 110 Bei Kondensationsverzug wird ein Teil dieser Verbindungen in die nachfolgenden Stufen der Rauchgasreinigung getragen und dort mit Reaktanten und Reaktionsprudukten ausgetragen. Stufen der Rauchgasreinigung In den Stufen der Rauchgasreinigung wird die Flugasche mit ihren wesentlichen Komponenten SiO2, Al2O3, CaO, CaCO3 und CaSO4 nicht mehr dominieren, wenn eine Entstaubung vorgeschaltet ist. Mit der Zuführung der Reaktanten Ca(OH)2, CaCO3, CaO, Na(OH), MgO, H2O in den Rauchgasstrom werden die Komponenten SO2 und HCl gebunden. Es fallen in Abhängigkeit von den jeweiligen Reaktanten die Reaktionsprodukte und an. CaSO4, Na2SO4, MgSO3 für die SO2-Bindung CaCl, NaCl, MgCl2 für die HCl-Bindung Von den Mengen werden sowohl der Reaktantenüberschuss als auch die Reaktionsprodukte dominieren. Zu beachten ist, das die Reaktanten sowohl in trockenen als in wässriger Lösung zugeführt werden. Damit ergibt sich vor der Reaktion mit den Komponenten SO2 und HCl veränderte Eigenschaften der Reaktanten. Nachgewiesen werden somit die Reaktionsprodukte, die abhängig sind vom Gehalt der zu bindenden Komponenten und die Reaktanten, deren Menge abhängig ist vom eingebrachten Überschuss in die Anlage. Es wird ein Anteil der Schwermetallverbindungen in diesen RGRP nachweisbar sein. So können in diesem Bereich u.a. die Phasen AlCl3; TiCl4; AsCl3; SnCl4 kondensieren und abgeschieden werden. Kondensierende Schwermetallverbindungen werden auch mit dem noch vorhandenen Flugasche abgeschieden. Auch wenn der Anteil gering ist, so ist ihr Auftreten in den RGRP für die weitere Verwertung von Bedeutung. II - 111 5. Verifizierung der Ergebnisse aus der Analyse der Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte Im Rahmen des Projektes „Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chemisch/ toxischen Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar“ wurden an drei Müllverbrennungsanlagen angefallene RGRP untersucht. Ihre physikalischen Eigenschaften, das Kornspektrum und die Dichte, sowie die Ergebnisse der Phasenanalyse der angefallenen RGRP nach Anlagentyp und Anfallort werden dargestellt und diskutiert. Ergebnisse aus der Charakterisierung der RGRP werden gegenübergestellt. Die drei beprobten Müllverbrennungsanlagen haben folgenden Aufbau: Anlage A: MVA mit Sprühabsorber (ohne zusätzliche Entstaubung) Kesseltyp: Querzugkessel eingesetzte Reaktanten : H2O und Ca(OH)2 (Schaltung nach Punkt 4.1.4; Abb. 4.4) Anlage B: MVA mit Verdampfungskühler und Nasswäscher (zusätzliche Entstaubung ) Kesseltyp: Mehrzugkessel eingesetzte Reaktanten: H2O und Ca(OH)2 (Schaltung nach Punkt 4.1.5; Abb. 4.5) Anlage C: MVA mit Sprühtrockner (zusätzliche Entstaubung) Kesseltyp: Querzugkessel eingesetzte Reaktanten: H2O; Ca(OH)2 und Na(OH) (Schaltung nach Punkt 4.1.2; Abb. 4.2) 5.1 Analyse der Kornspektren Die Kornspektren der untersuchten RGRP werden anlagenbezogen für jeden Anfallort diskutiert. 5.1.1 Müllverbrennungsanlage A Hausmüll, Gewerbemüll, Sperrmüll Ca(OH)2 Aktivkohle NH3 Rostfeuerung Rauchgasquerzug Sprühabsorber ElektroFilter Gewebefilter Rückführung 20% Schlacke Kesselasche Reaktionsprodukte Filterasche Abb. 5.1: Schaltung der Müllverbrennungsanlage A Filterasche Rauchgas II - 112 Der Kesselbereich besteht aus der Brennkammer und dem angrenzenden Querzug mit drei Entnahmestellen. Ein Entstaubungsverfahren nach den Rauchgaszügen ist nicht vorgesehen. An den Sprühabsorber schließen sich zwei Entstaubungsanlagen - ein Elektrofilter und ein Gewebefilter - an. Proben der anfallenden RGRP konnten entnommen werden im: - Kesselbereich: Rauchgasquerzug Trichter 1 bis 3 - Rauchgasreinigungsbereich: Spühabsorber Elektrofilter Gewebefilter Die Analysen der Proben ergeben im Vergleich zu den analytischen Einschätzungen folgende Aussagen: Kesselbereich: In der Probe am 1. Trichter des Querzuges dominiert der Feinkornanteil. Vor dem Querzug ist ein Prallgitter angebracht. Das passierende Grobkorn wird über den 1. Trichter hinweg getragen. Dieser Einfluss wurde analytisch nicht berücksichtigt. Die angenommene Tendenz des Kornspektrums wird in den nachfolgenden Proben aus den Trichtern 2 und 3 bestätigt. In der 3. Entnahme überwiegt die grobe Fraktion. Sprühabsorber: Hier überwiegt die Fraktion bis zu einem Durchmesser von 300 µm, d.h. die abgeschiedenen RGRP, bestehend aus Reaktionsprodukten, Reaktanten und Flugasche fallen als feines Partikelgemisch an. Die abgeleiteten Aussagen zum RGRP-Anfall und den zu erwartenden Kornspektren stimmen mit den analytischen Aussagen überein. Der höhere Eintrag von Flugasche bei Anlagen ohne zusätzliche Entstaubung nach dem Kesselbereich scheint sich im Kornspektrum oberhalb von 300 µm auszuwirken. Entstaubung – Elektrofilter und Gewebefilter Hier werden dominierend Feinkornfraktionen abgeschieden. Es fallen Flugasche, Reaktionsprodukte und Reaktanten an, wobei auch Fraktionen bis 0,5 µm nachgewiesen werden konnten. Übereinstimmungen hinsichtlich des Grenzdurchmessers mit 520 µm unter Berücksichtigung der Schwankungsbreite von 35% gibt es. Nach den vorliegenden Rückstandskurven aus den Untersuchungen der Proben ist von einem Grenzdurchmesser von etwa 100- 200 µm auszugehen. II - 113 5.1.2 Müllverbrennungsanlage B Hausmüll; Gewerbemüll; Sperrmüll; Strassenreinigung NH3 Rostfeuerung Schlacke Rauchgaszüge 2, 3 und 4 Kessel-aschen Aktivkoks H2O Ca(OH)2 H2O Verdampf.Kühler Reaktionsprodukte Gewebefilter Filteraschen Abb. 5.2: Schaltung der Müllverbrennungsanlage B Rauchgas 3 stufiger Naßwäscher Reaktionsprodukte für die Wertstoffgewinnung An die Brennkammer schließt sich nach einer 180° Umlenkung ein senkrecht abwärtsführender Rauchgaszug an. Am Ende dieses Zuges ist eine erste Probenentnahme möglich. Nach der Umlenkung wird das Rauchgas durch einen senkrechten Rauchgaszug wieder aufwärts geführt und gelangen nach einer 90° Umlenkung in den Querzug. Hier erfolgt eine weitere RGRP-Abführung. An den Querzug schließt sich ein senkrechter abwärtsführender Rauchgaszug an. An den Kesselbereich schließt sich ein Verdampfungskühler an, der das Rauchgas auf eine Temperatur von etwa 220 °C kühlt. Ein dreistufiger Gewebefilter zur Entstaubung des Rauchgases ist vor dem Nasswäscher vorgesehen. Das Rauchgas wird in den nachfolgenden Stufen gereinigt. Die Reaktionsprodukte werde einer Verwertung zugeführt. Proben werden im Kesselbereich, nach dem 1. senkrechten Rauchgaszug und im Rauchgasquerzug, sowie im Rauchgasreinigungsbereich, an dem Verdampfungskühler und an den drei Stufen des Gewebefilters, genommen. Einschätzung : Kesselbereich – Rauchgaszug: Hier ist eine Abscheidung hauptsächlich im Bereich der Partikelgröße oberhalb von 300 µm zu erkennen. Der Feinkornanteil ist nur geringfügig, der analytische Ansatzes wird bestätigt. Rauchgasquerzug Hier verschiebt sich das Maximum der Abscheidung auf ca. 200 µm. Der Feinanteil nimmt gegenüber dem senkrechten Rauchgaszug zu. Der Grobanteil von ca. 900µm Durchmesser tritt nicht mehr auf. Eine Erscheinung, die auch an der MVA-A am 1. Trichter des Rauchgasquerzuges festgestellt wurde. Eine Tendenz, die durch die Umlenkung eines aufwärts geführten Rauchgases zu erklären ist. Die groben Partikel werden an die obere Kesseldecke geführt und gelangen nicht in den Bereich der Abscheidung. II - 114 Verdampfungskühler Hier wird ein ähnliches Kornspektrum wie nach dem abwärts geführten Rauchgaszug abgeschieden. Hier dominieren die größeren Partikel der Flugasche. Der Feinkornanteil wird mit dem Rauchgas in die anschließenden Filter geführt. Gewebefilter Stufe 1 – 3 Hier wird der hohe Feinkornanteil sofort deutlich. Fraktionen oberhalb von 500 µm sind nur im geringem Anteil zu finden. Die in den 3 Stufen des Gewebefilters deutlich werdenden Unterschiede in der Abscheidecharakteristik lassen sich nur durch den Füllungsgrad der Filter erklären. Gewebefilter sind keine kontinuierlich arbeitenden Filter. Deshalb werden nach Leerung eines Filters nicht die optimalen Abscheideergebnisse erzielt, sondern erst nach einer gewissen Betriebszeit. Bewertung: Die Aussagen aus den RGRP-Kurven der untersuchten Proben bestätigen die theoretischen Ansätze. Abweichungen werden bei den anfallenden RGRP im Rauchgasquerzug deutlich. Auf die Ergebnisse der Anlage A wurde bereits in der Diskussion hingewiesen. 5.1.3 Müllverbrennungsanlage C H2O Hausmüll; Gewerbemüll; Sperrmüll; ... Rostfeuerung Schlacke Rauchgasquerzug Kesselasche Zyklon Kesselasche Sprühtrockner Reaktionsprodukte ElektroFilter Filterasche Wäscher 1. Stufe Quensch NaOH Wäscher 2. Stufe HCl-Abscheid. NaOH Rauchgas Wäscher 3. Stufe SO2-Abscheid. Reaktionsprodukte Kalkmilch Abb. 5.3: Schaltung der Müllverbrennungsanlage C An die Brennkammer schließt sich ein Rauchgasquerzug an. Die anfallende Flugasche wird über einen Trichter abgeführt. Das Rauchgas wird anschließend in einen Zyklon geleitet und gelangt von dort in einen Sprühtrockner. Hier werden die Reaktionsprodukte und die Reaktanten in wässriger Lösung aus dem Nasswäscher und Neutralisator der Trocknung zugeführt. Als Entstaubungsanlage schließt sich nach dem Sprühtrockner ein Elektrofilter an, an dem zwei Probenentnahmen möglich sind. Nach dem Nasswäscher ist keine weitere Entstaubungsvorrichtung vorgesehen. Die Entnahme von Proben war an allen Anfallstellen möglich. II - 115 Einschätzung: Rauchgasquerzug Es wird vorwiegend Grobkorn abgeschieden. Das Maximum der Abscheidung liegt bei einem Durchmesser von 500 µm. Der Feinkornanteil fällt nur geringfügig an. Die RGRP-Abführung erfolgt über einen Trichter unterhalb des Rauchgasquerzuges. Es werden alle anfallenden RGRP erfasst und abgeführt. Hier ist ein Unterschied zur Anlage A zu erkennen, bei der aus drei Trichtern, die entlang des Rauchgasweges am Querzug angeordnet sind, die RGRP abgeführt werden. Das veränderte Verhalten kann auf den Einbau von Heizflächen zurückgeführt werden, der nicht entsprechend berücksichtigt werden konnte. Zyklon Durch die hohe Abscheiderate des groben Anteils im Kessel fallen vorwiegend Anteile von 500 - 1 µm an. Das Maximum liegt hier bei 200 µm. Sprühtrockner Hier wird ein Kornspektrum im Bereich von 1 bis 500 µm abgeschieden. Das Maximum liegt bei ca. 100µm. Das Spektrum wird durch die zu trocknenden Reaktionsprodukte und Reaktanten bestimmt. Elektrofilter –Abtrennung 1 und 2 An beiden Entnahmestellen fällt ein RGRP in dem Bereich von 1 bis 500µm an, wobei das Maximum bei einem Durchgang von 50µm liegt. Es ist daraus zu erkennen, dass aus der Rauchgasreinigung keine grobkörnigen Bestandteile anfallen. Die Annahmen für die theoretische Analyse wird somit bestätigt. Bewertung Die Ergebnisse aus den Probenuntersuchungen stehen in guter Übereinstimmung zu den analytischen Werten. Abweichungen, die am Rauchgasquerzug aufgezeigt wurden, sind auf nicht berücksichtigte Heizflächen bei der Bewertung der Abscheidung zurückzuführen. 5.2 Gegenüberstellung von Ergebnissen der röntgendiffraktometrischen Phasenanalyse und analytisch ermittelten Phasen Diskutiert werden die analytisch ermittelten Phasenzusammensetzungen der anfallenden Rückstände aus der Modellabfallbetrachtung und die Ergebnisse der röntgendiffraktometrischen Untersuchungen an Proben aus den Müllverbrennungsanlagen A, B und C. Die Verifizierung wird getrennt für den: - Kesselbereich, hier alle drei Anlagen in der Gegenüberstellung zum analytische Ansatz, - Rauchgasreinigungsbereich, hier eine anlagenspezifische Gegenüberstellung, da unterschiedliche Technologien vorliegen, durchgeführt. II - 116 5.2.1 Kesselbereich - Rauchgaszüge Hier liegen folgende analytisch ermittelte Zusammensetzungen vor, Tabelle 5.1: Lfd. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Phasen Prozentualer Anteil bezogen auf die anfallende Probe 15 - 22 8 - 16 13 - 24 3- 5 3- 6 3 - 13 3- 4 2 - 10 2- 3 SiO2 Al2O3 CaO CaSO4 CaCO3 NaCl MgO KCl Fe2O3 Tabelle 5.1: Phasenzusammensetzung der Flugasche (nach Tabelle 3.4) Aus den diffraktometrischen Untersuchungen liegen folgende Aussagen zu den 3 Anlagen vor, Tabelle 5.2. Lfd. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Nachgewiesene Phasen Silikate + Quarz Freikalk (CaO) Erdalkalisulfate (CaSO4) Erdalkalicarbonate (CaCO3) Alkalichloride (NaCl, KCl,..) Erdalkalichloride (CaCl2) MVA A 55 <1 16 % - 64 - 4 - 28,5 5 - 6 6 - 8 <1 MVA B % 70 - 75 2 - 3 7,5 - 10 5,5 - MVA C % 68 8 10,5 7,5 <1 3 - 4 3 6 Tabell 5.2: Phasenzusammensetzung der RGRP nach röntgendiffraktometrischer Phasenuntersuchung <1 II - 117 80 [%] Nachgewiesene Phasen Kesselbereich/Rauchgaszüge Silikate und Quarz 70 60 50 40 Erdalkalisulfate (CaSO4) 30 Freikalt (CaO) Alkalichloride (NaCl; KCl) 20 Erdalkalicarbonate (CaCO3) Erdalkalichloride (CaCl2) 10 Abb. 5.4: Gegenüberstellun der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben – Kesselbereich M al l V A M A V A M B V A C M od el la bf al l V A M A V A M B V A C M M od el la bf bf M la el od M al l V A M A V A M B V A C al l V A M A V A M B V A C M M od el la bf al l V A M A V A M B V A C bf M la el M od M M od el la bf al l V A M A V A M B V A C 0 II - 118 Die drei Anlagen unterscheiden sich voneinander durch die Anordnung der Kesselzüge und der eingebauten Heizflächen. In den Anlagen A und C wird das Rauchgas nach der Brennkammer in einen horizontalen Querzug geleitet. Mehrere Heizflächenpakete sind installiert. Im Kessel B schließen sich nach Umlenkungen senkrechte Rauchgaszüge an. Heizflächen sind installiert. Mehrere Umlenkungen muß das Rauchgas passieren. Bemerkungen zu den Ergebnissen der Probenanalyse: Alle Proben weisen in Ihrer Zusammensetzung gleiche Tendenzen auf. Wesentliche Abweichungen werden bei den Verbindungen Silikate + Quarz, CaO, CaSO4 und Erdalkalichloriden sichtbar. Zu den Abweichungen ergeben sich folgende Bemerkungen: - SiO2-Verbindungen Bei der MVA B wird das Rauchgas durch senkrechte Rauchgaszüge geleitet. Die Abscheidungsrate kann höher ausfallen. Mit einer Dichte von 2600 kg/m³ gehört SiO2 zu den schweren Verbindungen. - Freikalk Der Anteil in den drei Anlagen weicht nur wenig voneinander ab. Im Modellabfall wurde der Anteil zu hoch angenommen. - Erdalkalisulfate Die obere Grenze von 28% bei der MVA A läßt sich nur durch örtlich und zeitlich bedingte Zusammensetzung des zu verbrennenden Mülls erklären. - Chloride In den Kesselbereichen mit Rauchgasquerzügen werden nach den Ergebnissen mehr Chloride abgeschieden als in der Vertikalbauweise der Kessel. Zu erklären ist diese Erscheinung damit, dass bei den Anlagen mit Rauchgasquerzug die Abscheidung der Flugasche bis hin zu niedriger Rauchgastemperaturen erfolgt. Damit kommt es zu erhöhten Kondensationen dieser Verbindungen. Bei der senkrechten Bauweise erfolgt die Abscheidung nach dem ersten senkrechten Rauchgaszug und dem folgenden Querzug, also noch vor dem Economiser. Zum Vergleich Modellansatz und Phasenanalyse: Nimmt man die Calcium-Verbindungen des Modellansatzes zusammen, so ergeben sich im Vergleich zu den durchgeführten Phasenanalysen eine gleiche Größenordnung am Anteil der RGRP. Der CaO-Anteil wurde zu hoch eingeschätzt. Es wird ein größerer Anteil als CalciumSchwefelverbindung herausgetragen, als angenommen. Der SiO2-Anteil in der Flugasche des Modellabfalls wurde nach diesen Untersuchungen zu niedrig angenommen. Hier wird mit den RGRP ein größerer Anteil abgeschieden. Es ist anzunehmen, dass gegenüber der einfachen Silicium-Sauerstoffverbindung noch andere Siliciumverbindungen mit der Röntgendiffraktometrie erfaßt werden und dadurch der Anteil im Rückstand so erheblich ist. II - 119 5.2.2 Kesselbereich - zusätzliche Entstaubung Hier liegt die in der Tabelle 5.1 aufgeführte analytische Zusammensetzung zugrunde. Aus den röntgendiffraktometrischen Untersuchungen liegen die Aussagen zu den Anlagen nach der Tabelle 5.3 vor. In der Gegenüberstellung wird der Verdampfungskühler der Anlage B mit aufgenommen. Hinsichtlich seiner Funktionalität dient er zur Kühlung des Rauchgases. Die Flugasche wird in dieser Stufe abgeschieden. Bemerkungen zu den Proben der zwei analysierten Anlagen: Bei den zwei Anlagen liegen ähnliche Tendenzen vor. In der Anlage B erfolgt auf Grund der Schaltung Kühler und Entstaubung - s. Abb. 5.1- eine vollständige Entstaubung des Rauchgases. Für die Wertstoffgewinnung aus den Produkten der Rauchgasreinigung ist diese Reinheit eine Voraussetzung. Ähnliche Verhältnisse liegen bei der MVA C vor. Der Hauptanteil des aus dem Kesselbereich herausgetragenen Flugstaubes wird in der zusätzlichen Entstaubung - dem Zyklon abgeschieden. Ein geringer Teil des Flugstaubes gelangt in die Stufen der Rauchgasreinigung. Lfde.Nr. Nachgewiesene Phasen MVA A Nicht installiert % 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Silikatische Glasphase Bei * auch SiO2, CaAl2SiO7, CaAl2Si2O8,, Ca2SiO4 Freikalk (CaO) Erdalkalisulfate (CaSO4) Erdalkalicarbonate (CaCO3) Alkalisulfate (K2SO4) Alkalicarbonate (K2CO3) Alkalichloride (NaCl, KCl) Erdalkalichloride (CaCl2) Fe2O3 K2ZnCl4 Tabelle 5.3: MVA B Verdampfungskühler % 70* 3 11,5 MVA B Entstaubung MVA C Entstaubung % 23 - 31 % 70 17 8 9,5 - 19 3 2,5 2,5 - 4 2,5 - 4 13,5 - 16 5,5 4,5 <1 3 13,5 - 17 Phasenzusammensetzung der RGRP nach röntgendiffraktometrischer Phasenuntersuchung (zusätzliche Entstaubung) A B M A A V V A A da V er M V M A da V er M V V Abb.5.5a: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben zusätzliche Entstaubung /Verdampfungskühler En tst au bu bu er l ng ng hl al ng ng 10 au kü bf bu bu la gs tst un au el tst od En pf M En l er al ng hl bf kü au gs tst un bu er ng hl l ng al bu la au el tst od En pf M En kü au gs bf bu er l ng hl bu la au au el tst un En pf od tst tst al ng ng Erdalkalicarbonate (CaCO3) C B m C B m C B m M En En kü bf bu la gs el au bu 20 V B M A da V er M V C B un od tst er l Erdalkalisulfate (CaSO4) M A B A A pf M En au al hl bf kü la gs el tst un En pf od Freikalk (CaO) V A V V m C B m M 40 M V M A da V er M V M A da V er M V 30 M B B 70 A A 80 V V [%] M M II - 120 Silikatische Glasphase 60 50 Alkalisulfate (K2SO4) 0 V A M A A V V A A da V V er M V M A C B C B m C B En Abb.5.5b: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben zusätzliche Entstaubung / Verdampfungskühler tst au au bu er ng ng hl l ng al bu kü bf bu ng er l ng ng al bu la gs tst un au el tst od En pf M En l er hl bf kü au gs tst un bu la au hl al bu kü bf ng ng er l ng ng hl bu l er al bu la au el tst tst od En pf M En En el au gs od tst un M En au kü bf bu bu la gs tst un au el tst od En pf m C B m da V ER M V B B M A da V er M V A A pf M En au al hl bf kü la gs el tst un En pf od Erdealkalichloride (CaCl2) M A B V V m C B m M Alkalicarbonate (K2CO3) V A M A da V er M V M A da V er M V Alkalichloride (NaCl, KCl) M V B B 30 M A A 10 V V 20 M M II - 121 80 [%] 70 60 50 40 K2ZnCl4 Fe2O3 0 II - 122 Vergleich Modellansatz und technische Anlagen: Siliciumverbindungen Die RGRP der Anlage B und C, abgeschieden an den ersten Entstaubungsstufe nach den Rauchgaszügen, weisen 70% Siliciumverbindungen auf. Für die Anlage B wird ein Hinweis auf einbezogene komplexe Verbindungen u.a. mit Aluminium und Calcium gegeben. Da der Anteil in der Anlage C auch 70% beträgt, ist davon auszugehen, dass auch hier komplexe Silicium-Verbindungen auftreten. Mit dem Stoffdurchgang kann das Entstehen der komplexen Verbindungen, die erst bei Temperaturen unter 400°C entstehen, nicht erklärt werden. Calciumverbindungen In den RGRP der Anlage B und C wurden die Calciumverbindungen CaO, CaSO4 und CaCO3 nachgewiesen, die mit dem Abfall eingebracht werden. Die mit dem Modellabfall vorgenommene Wertung für CaO ist danach zu hoch. Die Anteile für CaSO4 und CaCO3 wurden zu gering angenommen. Chloride Der Anteil der an den Stufen der Entstaubung nach den Rauchgaszügen abgeschiedenen Chlorverbindungen ist um das 2 bis 5 fache höher als in den Stufen der Rauchgaszüge. Das liegt an der niedrigeren Rauchgastemperatur im diesem Bereich. Festzustellen ist, dass in den Proben vom Verdampfungskühler der Anlage B keine Alkalichloride nachgewiesen werden. Auch in den Rauchgaszügen ist der Anteil sehr gering. Erst in der anschließenden Entstaubung werden diese Anteile mit 13 –16% nachgewiesen. Diese Anteile scheinen als kleinere Partikel in der Flugasche aufzutreten. Bewertung des Modellansatzes: Der Anteil der Calciumverbindungen stimmt mit dem Modellansatz überein. Die Dominanz der Sulfatverbindungen wurde unterschätzt. Hinsichtlich der abgeschiedenen Chloride ergibt sich eine gute Übereinstimmung zwischen Annahme und Probenanalyse. Die Werte liegen in der angegebenen Schwankungsbreite. Anlagenspezifische Erscheinungen, wie an dem Verdampfungskühler können nicht erklärt werden. Für die Beschreibung des Gehaltes an Siliciumverbindungen in den RGRP kann der Stoffdurchgang nicht herangezogen werden.. Hier wären Untersuchungen zum Entstehen der komplexen Si-Ca-Al-O-Verbindungen erforderlich. II - 123 5.2.3 Rauchgasreinigungsbereich - Sprühabsorber und Sprühtrockner Hier liegt die analytisch ermittelte Zusammensetzung vor: Lfd. Nr. Phasen Flugasche 1. SiO2 2. Al2O3 3. CaO 4. CaSO4 5. CaCO3 6. NaCl 7. MgO 8. KCl 9. Fe2O3 Reaktionsprodukte 10 CaSO4 11. CaCl 12 Na2SO4 13. NaCl Reaktanten 14. Ca(OH)2 15. NaOH Tabelle 5.4: Anlage A 2 1 1,6 0,4 0,4 0,4 0,4 0,3 0,4 - 3 2 3 0,6 0,6 1,7 0,5 1,3 0,4 5 - 16 4 - 14 54 - 82 Anlage C 0,3 0,2 0,2 0,06 0,06 0,06 0,06 0,04 0,04 - 0,4 0,3 0,5 0,1 0,12 0,26 0,08 0,2 0,06 5 - 16 4 - 14 33 30 - 50 - 45 Phasenzusammensetzung der RGRP nach Modellansatz unter Berücksichtigung der RGRP-Zusammensetzung (Sprühabsorber und Sprühtrockner) Aus den diffraktometrischen Untersuchungen liegen Ergebnisse zu den Anlagen A und C vor. Lfd. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8 9. 10. Tabelle 5.5: Nachgewiesene Phasen Silikatische Glasphase Bei * auch SiO2, CaAl2SiO7, CaAl2Si2O8,, Ca2SiO4 CaO CaSO4 CaSO4* 0,5H2O CaSO4*2H2O CaCO3) NaCl CaCL2*2H2O CaCl2* Ca(OH)2*H2O K2ZnCl4 Anlage A Sprühabsorber % 50* 3 10 7 Anlage C Sprühtrockner % 3 <1 80 3 >1 6 3 14,5 2 Phasenzusammensetzung der RGRP nach röntgendiffraktometrischer Phasenuntersuchung (Sprühabsorber und Sprühtrockner) II - 124 Die zu vergleichenden Rauchgasreinigungsstufen unterscheiden sich hinsichtlich der stattfindenden Umsetzungsvorgänge. Im Sprühabsorber werden die Reaktanten flüssig zugeführt und reagieren mit den gasförmigen Schadstoffkomponenten. Im Sprühtrockner werden die Reaktionsprodukte und die Reaktanten flüssig eingeleitet und getrocknet. In beiden Stufen wird der Anfall von Reaktionsprodukten, Reaktanten und Flugasche erwartet. Bemerkungen zu den Proben der zwei analysierten Anlagen: Es wird die fehlende Entstaubung nach den Rauchgaszügen vor dem Sprühabsorber der Anlage A deutlich. Die Abscheidung der Flugasche wird mit dem Anteil an Siliciumverbindungen deutlich.. Auch in der Anlage C werden an Siliciumverbindungen nachgewiesen, höher als erwartet. Durch die Zugabe der Reaktanten ist ein Großteil der Flugaschebestandteile nicht mehr nachweisbar, so dass hier andere Maßstäbe für den Vergleich angesetzt werden müssen. Die unterschiedlich verwendeten Reaktanten für die Bindung von SO2 und HCl werden deutlich. Da bei der Anlage C kein Na(OH) nachgewiesen wurde, ist anzunehmen, dass die Anlage nur mit einem geringem bzw. keinem Überschuss an Reaktanten betrieben wird. Die Zuführung von Ca(OH)2 im Neutralisator wird durch den Nachweis von CaCl2 bestätigt. Zu dem Vergleich Modellansatz und technische Anlagen: Siliciumverbindungen Der nachgewiesene Anteil an Siliciumverbindungen in RGRP bestätigt, dass in diesen Stufen der Rauchgasreinigung Flugasche abgeschieden wird. In der Größenordnung ergibt sich ein etwa 10 facher Unterschied zum Modellansatz, der nur durch das Auftreten von komplexen Verbindungen zu erklären ist. Auch ein zu hoch angenommener Anteil an unverbrauchten Reaktanten kann zu dieser Differenz führen. Reaktionsprodukte - Calciumverbindungen Anlage A – Sprühabsorber Nachgewiesenen wurden die Verbindungen CaO, CaSO4, CaCl und CaCl*Ca(OH)2*H2O. Die Verbindungen CaO und CaCO3 lassen sich nicht aus den Umsetzungsvorgängen erklären. Diese Verbindungen wurden mit der Flugasche eingebracht, da bei dieser Anlage keine zusätzliche Entstaubung vorgesehen ist. Die Verbindung CaSO4 resultiert aus der SO2-Bindung. Modellansatz und Anteil im Rückstand stimmen überein. CaCl wird als Komponente nicht nachgewiesen. Hier liegt nur eine Aussage zu der komplexen Verbindung CaCl*Ca(OH)2*H2O vor. Diese Verbindung gibt auch Aufschluss über den vorliegenden Reaktantenüberschuss für die Rauchgasreinigung. M od el la bf M al V lF A lu A Sp gas c rü ha he b so M M rb od od er el el la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el he n s la p bf ro M al du lR V kt A e ea A k ta Sp nt rü ha en bs M M or od od be el el r la la b bf f a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el n sp he la ro bf M d al l R uk V te A e a A Sp ktan rü t ha en b s M M or od od be el el r la la bf bf al a l R ll F lu e a M ga od ktio sc el n sp he la ro bf M d al l R uk V te A e a A Sp ktan rü t ha en b so M M rb od od er el el la la bf bf a al l R ll F lu ea M ga od ktio sc el he n s la p ro bf M du al lR V kt A e ea A k ta Sp nt rü ha en bs M M or od od be el el r la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el n sp he la ro bf M d al l R uk V te A e a A Sp ktan rü t ha en bs or be r II - 125 90 [%] 60 20 10 Ca(OH)2 80 70 SiO2 50 40 CaCl2*Ca(OH)2*H"O 30 CaO CaSO4 CaCl2 CaCO3 0 Abb.5.6: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben Sprühabsorber M od el la bf M al V lF A lu C Sp gas c rü ht he r o M M ck od od ne el el r la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc he el n sp la ro bf d al M l R uk V te A ea C kt Sp an t rü ht e n r o M M ck od od ne el el r la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el he n sp la ro bf d al M l R uk V te A ea C kt a Sp rü n t e n ht ro M M ck od od ne el el r la la bf bf al al lF lR M eak luga tio od sc el he ns la p ro bf d al M l R uk V te A ea C kt a Sp rü n t e n ht ro M M ck od od ne el el r la la bf bf al al lF lR M eak luga tio od sc he el ns la p ro bf d al M l R uk V te A ea C kt Sp an t rü ht e n r o M M ck od od ne el el r la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el he n sp la ro bf d al M l R uk V te A ea C kt an Sp t rü ht e n ro ck ne r II - 126 90 [%] 10 CaSO4 80 70 [(CaSO4*0,5H2O)+ (CaSO4*2H2O) 60 Ca(OH)2 30 NaCl 20 Abb.5.7: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben Sprühtrockner Na(OH) 50 40 CaCl2* 0,5H2O SiO2 0 II - 127 Anlage C - Sprühtrockner Es wurde ein hoher CaSO4 –Gehalt durch die Anlagerung von H2O nachgewiesen. Damit liegt der Anteil wesentlich über dem des Modellansatzes. Der nachgewiesene CaCl2*0,5H2O-Anteil resultiert aus den Umsetzungen im Nasswäscher. Der fehlende Ca(OH)2 –Anteil deutet auf einen geringen Reaktantenüberschuss hin. - Natriumverbindungen Nur in der Anlage C ist der Nachweis möglich, da hier Na(OH) als Reaktant verwendet wird. Der NaCl-Anteil entspricht etwa dem des Modellansatzes. Auch hier weist der fehlende Na(OH)-Anteil auf einen geringen Reaktantenenüberschuss hin. Bewertung des Modellansatzes: Der Ansatz zeigt in den Tendenzen eine gute Übereinstimmung mit den untersuchten Proben. Über den Vergleich sind Aussagen zum Betrieb der Anlagen möglich. In diesem Fall gibt es einen Hinweis auf den Reaktantenüberschuss, der in der Anlage C sehr gering sein muss, dass er nicht nachgewiesen werden konnte. Der Mangel des Ansatzes hinsichtlich der nachgewiesenen Silicium-Verbindungen wird auch hier deutlich. 5.2.4 Rauchgasreinigung - Entstaubungseinrichtungen nach Sprühabsorber bzw. Sprühtrockner Hier liegt die in der Tabelle 5.4 analytisch ermittelte Zusammensetzung zu Grunde. Aus den diffraktometrischen Untersuchungen liegen folgende Aussagen zu den 2 Anlagen vor. Lfde.Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7 8. 9. 10. Nachgewiesene Phasen Silikatische Glasphase Bei * auch SiO2, CaAl2SiO7, CaAl2Si2O8,, Ca2SiO4 CaSO4 CaSO4*H2O CaCl2*H2O CaCO3 NaCl Ca(OH)2 CaCl2* Ca(OH)2*H2O K2ZnCl4 KCl Anlage A Elektrofilter % 10* 9,5 6 4 30 33 4,5 Anlage C Elektrofilter % 4* Anlage C Elektro-Filter Nachreinigung % 4 80 24 14 24 6 46,5 46 6,5 2 11 3 Tabelle 5.6: Phasenzusammensetzung der RGRP nach röntgendiffraktometrischer Phasenuntersuchung (Entstaubung) II - 128 Bei den Entstaubungseinrichtungen nach dem Sprühabsorber bzw. dem Sprühtrockner handelt es sich um Elektrofilter. In der Anlage C sind zwei Elektrofilter in Reihe geschaltet. Bemerkungen zu den Proben der zwei analysierten Anlagen: - Siliciumverbindungen Obwohl in der Anlage C eine zusätzliche Entstaubung vorgesehen ist, unterscheiden sich die SiO2 –Gehalte in der Anlage A und C nicht wesentlich voneinander. Der SiO2-Anteil gelangt über die Flugasche in diese Stufe. - Caciumverbindungen Anlage A Hier werden die Verbindungen CaSO4 und CaCO3 nachgewiesen. Der Anteil CaCO3 resultiert aus der mitgeführten Flugasche und ist höher als der aus der Modellabfallbetrachtung. Der Anteil der anfallenden Calciumchloride ist infolge ihrer Bindung mit Ca(OH)2 und H2O höher als aus der CaCl2-Bindung angenommen. Der nachgewiesene Ca(OH)2-Anteil ist geringer als der angenommene Anteil aus der Modellbetrachtung. Bei Berücksichtigung des gebundenen Anteils am CaCl2 wird die gleiche Größenordnung erreicht. Anlage C Durch die Komplexverbindung CaSO4*H2O ist der Anteil der nachgewiesenen Reaktionsprodukte wesentlich höher als angenommen. In der 1.Stufe des Elektrofilters ist CaSO4 4 mal größer als der Anteil von CaSO4*H2O, CaSO4 wird in der 2.Stufe des Elektrofilters nicht mehr nachgewiesen. Der CaCl2 –Anteil in beiden Filterstufen resultiert aus der HCl-Bindung im Nasswäscher. Ca(OH)2 wird nicht nachgewiesen - ein Hinweis auf einen geringen Reaktantenüberschuss. - Natriumverbindungen Anlage C Es treten nur die erwarteten Natriumverbindungen NaCl aus der HCl-Bindung auf. Der Anteil ist wesentlich höher als angenommen. Die im Sprühtrockner festgestellte geringere Abscheidung wird hier annähernd ausgeglichen. Ungebundene Na(OH) –Anteile werden nicht nachgewiesen, es liegt somit nur ein geringer bzw. kein Reaktantenüberschuss vor. - Kaliumchloride In der Anlage C werden KCl-Verbindungen nachgewiesen, die aus der Flugasche resultieren und die Stufen der Rauchgasreinigung ungehindert passieren. Der Anteil wird durch K2ZnCl4 geprägt (6,5 und 11%). M od el la bf al M lF V lu A ga A sc El ek he tro M M fil od od te el el r la la bf bf al al l lR ea Flug M k as tio od ch el n e s la pr bf o al du lR M kt V e ea A k ta A nt El ek en t ro M M fil od od te el el r la la bf bf al al l lR ea Flug M as od ktio ch el n e s la pr bf o du al lR M kt e V ea A k t A an El t ek en t ro M M fil od od te el el r la la bf bf al al lR l ea Flug M as od ktio ch el ns e la pr bf o du al lR M kt e V ea A k t A an El t ek en t ro M M fil od od te el el r la la bf bf al al l lR ea Flug M as od ktio ch el ns e la pr bf od al l R uk M te V ea A kt A an El t ek en t r of M M ilt od od er el el la la bf bf a al l R ll F lu e a M ga od ktio sc el n sp he la ro bf d al l R uk M te V e a A kt A an El t ek en tro fil te r II - 129 90 [%] 30 Ca(OH)2 80 70 60 50 CaCl2 40 SiO2 CaSO4 CaCO3 NaCl [CaCl2* Ca(OH)2* H2O] 20 10 0 Abb.5.8: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben MVA-A Elektrofilter od e M llab V fa A l M C l Fl V El ug A ek as C tr ch El ofi e ek lte M tro r od fil 1 el te l a M b r2 V fa A ll M C Fl V El ug A ek as C tr ch El ofi e M ek lte od M tro r el od fil 1 la el bf la te al bf r2 l R al M e l od ak Flu el tio ga l M abf nsp sch V all ro e A d M C Rea ukt V El kt e A ek an C tr te El ofi n M ek lte od M tro r el od fil 1 la el bf la te al bf r2 l R al M e l od ak Flu el tio ga l M abf nsp sch V all ro e A d M C Rea ukt V El kt e A ek an C tr te El ofi n M ek lte od M tro r el od fil 1 la el bf la te al bf r2 l R al M e l od ak Flu el tio ga l M abf nsp sch V all ro e A d M C Rea ukt V El kt e A ek an C tr te El ofi n M ek lte od M tro r el od fil 1 la el bf la te al bf r2 l R al M e l od ak Flu el tio ga l M abf nsp sch V all ro e A d M C Rea ukt V El kt e A ek an C tr te El ofi n M ek lte od M tro r el od fil 1 la el bf la te al bf r2 l R al M e l od ak Flu el tio ga l M abf nsp sch V all ro e A d M C Rea ukt V El kt e A ek an C tr te El ofi n ek lte tro r fil 1 te r2 M II - 130 120 [%] 40 20 CaSO4 100 80 [CaSO4 + CaSO4*H2O] 60 NaCl SiO2 KCl [KCl + K2ZnCl4] Ca(OH)2 Na(OH) CaCl* H2O [CaSO4* H2O] 0 Abb. 5.9: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben MVA-C Elektrofilter II - 131 Vergleich Modellansatz und technische Anlagen: Flugasche In beiden Anlagen werden in dieser Stufe Siliciumverbindungen nachgewiesen. Der Anteil ist höher als angenommen. Die restlichen Bestandteile der Flugasche werden nicht nachgewiesen. Ihr Anteil ist zu gering. Der Modellansatz wird bestätigt. Bei der Anlage C ist zu beachten, dass nur ein geringer bzw. kein Reaktantenüberschuss vorliegt. Der KCl-Nachweis von 2 bis 4,5% deutet darauf hin, dass die Abscheidung diese den vorherigen Stufen nicht anteilig bzw. in dieser Stufe vorangig erfolgt. Reaktionsprodukte In der Anlage A werden die erwarteten Reaktionsprodukte abgeschieden. Der Anteil an CaCl erscheint hier mit 33% sehr hoch. Nachgewiesen wurde aber die CaCl-Verbindunge mit angelagertem Ca(OH)2*H2O. Der große Anteil ist aus der Anlagerung von Reaktanten an das Reaktionsprodukt zu erklären. Die Ergebnisse der Untersuchungen an der Anlage C weisen auf einen erhöhten Anteil an Reaktionsprodukten gegenüber dem Modellansatz hin. Da bei der Anlage kein bzw. nur ein geringer Überschuss an Reaktanten vorliegt, lassen sich daraus die erhöhten Anteile erklären. Bewertung des Modellansatzes: Mit dem Modellansatz werden die vorliegenden Ergebnisse aus der röntgendiffraktometrischen Untersuchungen der Proben in den Tendenzen gut beschrieben. Schlussfolgerungen aus den vorliegenden Analysen hinsichtlich der Herkunft werden ermöglicht. Aussagen zur Betriebsweise der Anlagen werden möglich. Mängel hinsichtlich des Auftretens bestimmter Phasen werden auch hier deutlich. II - 132 5.2.5 Rauchgasreinigung - Entstaubungseinrichtungen nach Nasswäscher Hier liegen die analytisch ermittelte Zusammensetzung vor: Lfd. Nr. Phasen Flugasche 1. SiO2 2. Al2O3 3. CaO 4. CaSO4 5. CaCO3 6. NaCl 7. MgO 8. KCl 9. Fe2O3 Reaktionsprodukte 10. CaCl Reaktanten 11. Ca(OH)2 Anlage A Filter % <<1 <<1 <<1 <<1 <<1 <<1 <<1 <<1 <<1 4 - 16 54 - 82 Tabelle 5.7: Phasenzusammensetzung der RGRP nach Modellansatz unter Berücksichtigung der Rückstandszusammensetzung (Entstaubung nach Nasswäscher –MVA A) Aus den diffraktometrischen Untersuchungen liegen folgende Aussagen zur Anlage vor. Lfde. Nr. 1. 2. 3. 4. 5 7. 8. Nachgewiesene Phasen Silikatische Glasphase Bei * auch SiO2, CaAl2SiO7, CaAl2Si2O8,, Ca2SiO4 CaSO4 CaCO3 NaCl Ca(OH)2 CaCl2* Ca(OH)2*H2O KCl Anlage A Gewebefilter % 10* 9,5 1,5 4 32 27 4 Tabelle 5.8: : Phasenzusammensetzung der RGRP nach röntgendiffraktometrischer Phasenuntersuchung (Entstaubung nach Nasswäscher – MVA A) Nur an der Anlage A ist nach dem Nasswäscher noch eine Entstaubung vorgesehen. od el al el kt bf ea la lR od bf M la io al ns pr od M l R ukt V e ea A kt A a M n G od ew ten el eb la bf ef ilt al lR er e a M k tio od ns el la pr bf od a uk ll M R te V ea A kt A M a n G od ew ten el eb la bf ef al ilt lR er e ak M tio od ns el la pr bf od a uk ll M R te V ea A kt A a M n G od ew ten el eb la bf ef ilt al lR er e ak M tio od ns el la pr bf od a uk ll M R te V ea A kt A a M n G od ew ten el eb la bf ef ilt al lR er e ak M tio od ns el la pr bf od a l M l R ukt V e ea A kt A M a n G od ew ten el eb la bf ef al ilt lR er e ak M tio od ns el la pr bf od a l M l R ukt V e ea A kt A a M n G od ew ten el eb la bf ef ilt al lR er e ak M tio od ns el la pr bf od a l M l R ukt V e ea A kt A a n G ew ten eb ef ilt er M II - 133 90 [%] 20 Ca(OH)2 80 70 CaCl2 60 50 40 [CaCl2* Ca(OH)2* H2O] 30 SiO2 CaSO4 CaCO3 NaCl Abb. 5.10: Gegenüberstellung der Phasenzusammensetzung Modellabfall / Phasenanalyse an Proben MVA-Gewebefilter KCl 10 0 II - 134 Bemerkungen zu der Proben der analysierten Anlage: Silicium- und Kaliumverbindungen Beide Verbindungen müssen als feiner Staub im Rauchgas vorliegen. Nur so ist der hohe Anteil aus der Flugasche in dieser Stufe zu erklären. SiO2 stellt eine stabile Verbindung dar. KCl kann als kondensierende Phase in diesem Bereich anfallen. Die Herkunft des nachgewiesenen Anteils von 4% in den RGRP ist damit nicht erklärt. Calciumverbindungen Mit Ca(OH)2 , CaSO4 und CaCl2-Verbindungen werden Reaktanten und Reaktionsprodukte aus der Nasswäsche nachgewiesen. Hinzuweisen ist auf den Anteil an CaCO3 aus der Flugasche, der, mit 1,5% nachgewiesen, durch alle Stufen der Rauchgasreinigung zum Gewebefilter gelangt. Natriumverbindungen Der nachgewiesene NaCl-Anteil von 4% resultiert aus der Flugasche. NaCl kann als kondensierende Phase vorliegen. Die Herkunft ist bei einem nachgewiesenen Anteil von 4% damit nicht zu erklären. Vergleich Modellansatz und technische Anlagen: Reaktionsprodukte und Reaktanten Es liegt eine gute Übereinstimmung vor, wenn die Komplexverbindungen am CaCl2 umgerechnet werden in Einzelverbindungen. Daraus ergibt sich ein wesentlich höherer Anteil an Reaktanten in den RGRP. Flugasche Die Annahmen für den Anteil der Flugasche in den RGRP gingen von einer intensiven Entstaubung vor dem Nasswäscher aus. In der Probe wird ein beachtlicher Anteil an Flugaschebestandteilen nachgewiesen. Unklar ist die Durchschleusung dieser Bestandteile durch den Nasswäscher. Bewertung des Modellansatzes: Mit dem Modellansatz kann das Vorhandensein der Reaktionsprodukte und Reaktanten gut beschrieben werden. Die Herkunft der Verbindungen läßt sich erklären. Das Auftreten von Verbindungen aus der Flugasche wird nicht erfaßt und wurde auch nicht in dem Maße erwartet. Mängel hinsichtlich des Auftretens dieser Phasen werden auch hier deutlich. II - 135 5.3 Zusammenfassende Bemerkungen Der Stoffdurchgang durch eine Müllverbrennungsanlage wurde untersucht, um Aussagen über die zu erwartenden anfallenden Rückstände an den Stufen des Kessel- und des Rauchgasreinigungsbereiches zu erhalten. Über Annahmen wurde eine quantitative Abschätzung der anfallenden Rückstandsmengen und deren Zusammensetzung ermöglicht. Die Ergebnisse dieser Betrachtung wurden auf die 5 Müllverbrennungsanlagentypen angewandt und die anfallenden Rückstände analysiert. Im Vergleich mit analysierten Proben aus drei Müllverbrennungsanlagen wird deutlich, dass mit Hilfe des Stoffdurchganges die nachgewiesenen Phasen in angefallenen RGRP hinsichtlich ihrer Herkunft gut erklären lassen. Es werden Schlussfolgerungen auf den Betrieb der Anlage hinsichtlich des Überschusses an Reaktanten der Anlage möglich. Es war nicht zu erwarten und auch nicht die Zielstellung der Betrachtung eine genaue Beschreibung der anfallenden Rückstände zu erhalten. Dazu sind die Umsetzungsvorgänge bei der Verbrennung und des Stoffdurchgangs zu vielschichtig, als dass alle Einflüsse bekannt und erfaßt werden können. 6. Aussagen zu den unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der bei der Abfallverbrennung anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Für die Entsorgung der anfallenden RGRP aus der Abfallverbrennung sind die physikalischen und chemischen Eigenschaften von wesentlicher Bedeutung. Kenntnisse über die Fließeigenschaften sowie das Verfestigungsverhalten der RGRP in Dickstoffsystemen sind Voraussetzung für eine stetige hydraulische Verbringung der RGRP. Analysen an RGRP ergaben hinsichtlich des Kornspektrums und der chemischen Zusammensetzung die unterschiedlichsten Aussagen. Für die Aufgabenstellung der hydraulischen Verbringung als Dickstoffsystem mit anschließender insitu-Verfestigung ergaben sich somit unter Berücksichtigung dieser Erscheinungen keine einheitlichen Rezepturen für den Dickstoffansatz. Die vorliegende Arbeit sollte die Ursachen für die Unterschiede aufzeigen und erklären. Ausgangspunkte der Betrachtung waren: - ein zu entsorgender Abfall, der in seiner Zusammensetzung sehr heterogen war und in seinen Komponenten eine Schwankungsbreite von ca. ± 30 %, in den Einzelbestandteilen sogar bis ± 85% aufweist. - 57 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland, die bei Einhaltung aller gesetzlichen Auflagen zur Reinhaltung der Luft, einen unterschiedlichen Anlagenaufbau aufweisen, - verschiedene Rauchgasreinigungssysteme, bei denen verschiedene Reaktanten eingesetzt werden, - fehlende Aussagen über die Reaktantenzuführung hinsichtlich eines Überschusses. - Sammelsysteme an den Müllverbrennungsanlagen, in denen die anfallenden Rückstände zusammengeführt werden und von dort zur Entsorgung gelangen. - nicht eindeutige Aussagen zum Stofffluss, d.h. RGRP aus Stufen einer Müllverbrennungslinie werden in eine andere Linie geleitet. II - 136 Auszugehen ist von dem Sachverhalt, dass die - Schwankungsbreite der Abfallzusammensetzung zukünftig nicht zu umgehen ist. - Verbrennung des Abfalls weiter in Anlagen mit einem unterschiedlichen Aufbau erfolgen wird. 6.1 Maßnahmen zur Stabilisierung der Zusammensetzung und der Eigenschaften der bei der Abfallverbrennung anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Für die Vergleichmäßigung der Zusammensetzung und der Eigenschaften der angelieferten Rückstände ergeben sich folgende Möglichkeiten: Grundsätzliche Maßnahmen: - Trennung der anfallenden RGRP nach Kessel- und Rauchgasreinigungsbereich an den Müllverbrennungsanlagen. Aus dem Kesselbereich werden nur RGRP abgeschieden, die aus reiner Flugasche bestehen. Es wird dominierend Grobkorn oberhalb von 300µm abgeschieden. Chemisch reaktive Komponenten resultieren aus Bestandteilen des Abfalls, die nur geringfügig enthalten sind. Für die Ermittlung der Fließeigenschaften und des chemischen Bindungsverhalten für die insitu-Verfestigung kann von einer Flugasche mit den angegebenen Komponenten ausgegangen werden, wobei einzelne Komponenten in ihrer Schwankungsbreite zu verändern sind, um die Einflüsse auf das Fließen und auf das Verfestigen zu analysieren. Maßnahmen für die anfallenden RGRP im Kesselbereich: - Die anfallenden RGRP aus den Rauchgaszügen und den nachgeschalteten Entstaubungen, hier auch einbezogen Rauchgaskühler mit Flugascheabscheidung, sind getrennt abzuführen. Das Kornspektrum in der nachgeschalteten Entstaubung wird durch einen erhöhten Anteil an Feinkorn charakterisiert. Für die Fließeigenschaften ist das von Bedeutung. Die chemische Zusammensetzung der Flugasche wird durch Chlorverbindungen, die im Temperaturbereich bis 200°C kondensieren, verändert. Der Einfluss auf die Verfestigungseigenschaften ist zu untersuchen. - Einfluss der Schwankungsbreite Ein Einfluss der Schwankungsbreite auf die Fließeigenschaften durch Änderungen der chemischen Zusammensetzung ist in einem Kornspektrum, das dominierend von Partikeln im Bereich von 200µm und darüber bestimmt wird, nicht zu erwarten. Bei zunehmendem Feinkornanteil wird der Einfluss der Schwankungsbreite auf die Zusammensetzung der Flugasche spürbar werden. Maßnahmen für die anfallenden RGRP im Rauchgasreinigungsbereich: Die RGRP bestehen aus Reaktionsprodukten, Reaktanten und Flugasche. Eine getrennte Abführung sollte nach den Anlagentypen: - Trockenadsorption Analgentyp 1 - Sprühtrockner Anlagentyp 2 - Sprühabsorber Analgentyp 3 - 4 erfolgen. II - 137 Für die Trockenadsorption der Schadgase werden die Reaktanten trocken zugeführt. Die Reaktionsprodukte fallen trocken an. Die Eigenschaften und das Kornspektrum dieser trocken anfallenden RGRP werden sich unterscheiden von den nass anfallenden RGRP, die getrocknet werden müssen. Die Eigenschaften der unverbrauchten Reaktanten werden bei diesem Verfahren nicht verändert. Das zu erwartende Kornspektrum der RGRP ist abhängig von dem der zugeführten Reaktanten. In Rauchgasreinigungsanlagen mit Nasswäscher werden die anfallenden RGRP im Sprühtrockner getrocknet. Der Durchgang des Rauchgases durch den Nasswäscher, die ablaufenden Umsetzungsvorgänge sowie die sich anschließende Trocknung wirken sich auf alle Bestandteile der RGRP aus. Die Reaktanten werden in wässriger Lösung zugeführt, auch der eventuelle Überschuss. Das Bindungsverhalten zu H2O, das für die insitu-Verfestigung benötigt wird, wird verändert. Der Flugascheanteil bei Anlagen ohne zusätzliche Entstaubung ist zu beachten. In Abhängigkeit vom Reaktantenüberschuss kann dieser Anteil 5 bis 50% betragen. Die Eigenschaften der Flugasche werden bei dem hohen Wassergehalt in dieser Stufe beeinflusst. Das Kornspektrum wird durch einen hohen Feinkornanteil charakterisiert. In den Entstaubungsrückständen ist der Feinkornanteil noch höher. In den Anlagen mit Sprühabsorber findet die stoffliche Umsetzung im Sprühabsorber statt. Die Reaktanten werden in wässriger Lösung zugeführt, das Reaktionsprodukt und die eventuell überschüssigen Reaktanten werden getrocknet. Die Eigenschaften der Reaktanten werden durch die Zuführung in wässriger Lösung hinsichtlich eines möglichen Bindungsverhalten zu H2O verändert. Die Eigenschaften der Flugasche werden mit beeinflußt. Ähnliche Verhältnisse liegen bei den Anlagen mit Nasswäscher und Sprühabsorber vor. Das Kornspektrum der anfallenden RGRP in der ersten Stufe wird durch Feinkornanteil charakterisiert. Der Feinkornanteil in den nachfolgenden Entstaubungsstufen nimmt zu. Einfluss der Schwankungsbreite Im Rauchgasreinigungsbereich werden mit dem Eintrag der Schadgase die zugeführten Reaktanten gebunden. Die Schwankungsbreite für die Komponenten SO2 und HCl wird somit auf die Reaktionsprodukte übertragen. Bei konstanter Zufuhr von Reaktanten überträgt sich die Schwankungsbreite in entgegengesetzter Wirkung auf den Reaktantenüberschuss. Bei den Anlagen mit Zufuhr der Reaktanten in wässriger Lösung ist der Einfluss der Schwankungsbreite auf die Bindungseingenschaften der anfallenden RGRP noch zu klären. Bei den Trockensorptionsanlagen wird mit bei minimalen Gehalt an Schadgasen ein größerer ungebundener Anteil der Reaktanten mit ausgetragen. Hier sind Auswirkungen zu erwarten. Hier wirkt sich auch die Betriebsweise der Rauchgasreinigungsanlage aus. Mit dem Reaktantenüberschuss werden auch die Eigenschaften der anfallenden RGRP beeinflußt. Ein Einfluss der Schwankungsbreite auf das Kornspektrum besteht hinsichtlich der prozentualen Zusammensetzung der RGRP. Der Flugascheanteil kann somit von 5 – 50% schwanken, wenn die zusätzliche Entstaubung nach den Rauchgaszügen mit beachtet wird. II - 138 Zusätzliche Maßnahmen für die anfallenden RGRP im Rauchgasreinigungsbereich Die Maßnahmen betreffen die im Rauchgasreinigungsbereich anfallenden Rückstände. Unberücksichtigt bei der getrennten Erfassung der Rückstände nach Anlagentyp blieb der Reaktanteneinsatz. So ist eine zusätzliche Vereinheitlichung möglich, wenn Rückstände aus Anlagen gleichen Typs und gleichen Reaktanteneinsatzes zusammengeführt werden. Diese Maßnahmen wären bei den folgenden Anlagentypen möglich: Anlagentyp 2: Sprühtrockner/Nasswäscher Anlagentyp 4: Sprühabsorber Zu den Anlagentypen 1 und 3 erscheint nach dem jetzigen Kenntnisstand diese Maßnahme nicht notwendig zu sein. Seitens der Betreiber der Anlagen nach Typ 1 werden nur die Reaktanten CaO und Na2S verwendet [2]. Nach dem Anlagentyp 3 wird in Deutschland nur eine Anlage mit dem Verfahren betrieben. Mit dieser Maßnahme wird sichergestellt, das seitens der Reaktionsprodukte und der Reaktanten keine zusätzlichen Abweichungen auftreten. Erhalten bleibt die Schwankungsbreite, die aus der möglichen Überdosierung der Reaktanten erfolgt, um die Umsetzungsvorgänge in den Anlagen der Rauchgasreinigung sicher zu stellen. Gesamteinschätzung: Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen werden nur die erkennbaren Sachverhalte zur Vereinheitlichung der anfallenden Rückstände erfaßt. Schlussfolgerungen für verfahrenstechnische Abläufe der Rauchgasreinigung, hier u.a. die Trocknungstemperatur der Reaktionsprodukte und Reaktanten, werden damit nicht erfasst. Bestehende Unterschiede können zu weiteren Unterscheidungen führen, die sich auch im Hinblick auf das Fließ- und Verfestigungsverhalten auswirken können. 6.2 Ursachen für die unterschiedlichen physikalischen und chemischenEigenschaften der bei der Abfallverbrennung anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte Nach dem die Möglichkeiten zur Vereinheitlichung der zur Entsorgung anstehenden RGRP aufgezeigt wurden, lassen sich die Ursachen der unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften aufzeigen: - Wesentlichste Ursache ist die Schwankungsbreite der Zusammensetzung der zu verbrennenden Abfälle. Damit ergeben sich für den Anlagenbetreiber Unsicherheiten in der Dosierung der für die Bindung der Rauchgaskomponenten SO2 und HCl notwendigen Reaktanten. - Eine weitere Ursache ist das Zusammenführen aller anfallenden Rückstände in einen Sammelbehälter. RGRP aus dem Kessel und Rauchgasreinigungsbereich werden zusammengeführt. - Die Schwankungen in der Abfallzusammensetzung führen zu Schwankungen im Verbrennungsablauf auf dem Rost. Damit ergeben sich zusätzliche Schwankungen in der Reaktantenumsetzung. II - 139 - Die Abfälle werden in Müllverbrennungsanlagen unterschiedlicher Bauart und Rauchgasreinigungstechnologie verbrannt. Neben dem unterschiedlichen Einsatz von Reaktanten und der vorgesehenen Dosierung hat die Prozessführung Einfluss auf die anfallenden Rückstände, z.B. Trocknungstemperatur der nassen Reaktionsprodukte und Reaktanten. - Das Zusammenführen der RGRP aus den Müllverbrennungsanlagen für die Entsorgung erfolgt in Sammelbehältern. Neben dem Einfluss der Rauchgasreinigungstechnologien auf die Zusammensetzung der RGRP liegt damit eine weitere Ursachen für die nachgewiesenen unterschiedlichen Eigenschaften der RGRP vor. 7. Zusammenfassung Mit der Aufgabenstellung Erfassung und Charakterisierung der Rückstände von Müllverbrennungsanlagen sollten die Ursachen für die unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der Rückstände analysiert und aufgezeigt werden. Es wurde der Abfall hinsichtlich seiner Zusammensetzung analysiert und die möglichen Einflüsse auf die Zusammensetzung aufgezeigt. Der Aufbau der Müllverbrennungsanlagen wurde untersucht, der Stoffdurchgang und die anfallenden Rauchgasreinigungsprodukte analysiert. Die Anlagen sowie die ablaufenden chemischen Umsetzungsvorgänge wurden beschrieben. Es wurde möglich, die in der Bundesrepublik Deutschland betriebenen Müllverbrennungsanlagen in 5 Anlagentypen einzuordnen, wobei der Reaktanteneinsatz als zusätzliche Kenngröße offen gehalten wurde. Der Stoffdurchgang durch diese Anlagentypen wurde betrachtet. Dazu wurde ein Modellabfall aus den Analysedaten der im Schrifttum veröffentlichten Abfall- und RGRPZusammensetzungen ermittelt und die Schwankungsbreite aus den vorliegenden Daten abgeleitet. So konnten unter Berücksichtigung der chemischen Umsetzungen in den Anlagen die RGRP nach Menge, Kornspektrum und Zusammensetzung eingeschätzt und die Schwankungsbreite angegeben werden. Die Ergebnisse für die 5 Verbrennungsanlagen wurden tabellarisch dargestellt und erläutert. Die Gegenüberstellung der Ergebnisse aus der Analyse des Stoffdurchganges mit den Ergebnissen der röntgendiffraktometrischen Untersuchungen zeigte, dass es möglich ist, die untersuchten Proben hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zuzuordnen und das Auftreten bestimmter Phasen hinsichtlich ihrer Herkunft zu erklären. Im Ergebnis zeigte es sich, dass sowohl die Abfallzusammensetzung als auch die verfahrensstechnische Realisierung der Abfallverbrennung zu den nachgewiesenen Unterschieden in den Eigenschaften der RGRP führt. Mit der Analyse der Müllverbrennungsanlagen und der Erfassung der eingesetzten Reaktanten wird es möglich, neben der differenzierten Erfassung der RGRP an den Verbrennungsanlagen, die RGRP nach Anlagentyp und eingesetzten Reaktanten zu erfassen. II - 140 Literaturverzeichnis [1] Reimann, D.O.; Hämmerli, H. Verbrennungstechnik für Abfälle in Theorie und Praxis Schriftenreihe: Umweltschutz; Bamberg 1995 [2] Thomé-Kozmiensky, Karl J. Thermische Abfallbehandlung EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, 1994 [3] Steffen-Tun, Wolfgang Charakterisierung und Verfestigung von Rückständen aus der Rauchgasreinigung von Müllverbrennungsanlagen Dissertation 1994; Duisburg [4] Horch, K „Optimierung von Feuerungen mit dem Ziel der Schadstoffminderung“ VDI-Bericht Nr.637, April (1987) [5] Brunner, P.H., Mönch, H „The flux of metals through municipal solid waste incinerators“ Waste Management & Research Vol. 4, pg 105 - 119 (1986) [6] EAWAG Schweiz „Direct analysis of municipal waste samples“ Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz, S -86 Dübendorf (1982) [7] Reimann, D. O. „Heavy Metals in Domestic Refuse and their Distribution in Incinerator Residues“ Waste Management & Research Vol. 7, Pg 57 -62 (1989) [8] Eichert, Helmut Zur Dynamik des Verbrennungsablaufes von Wasserstoff-Luft- und Wasserstoff-Methan-Luft-Gemischen Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt Institut für Technische Thermodynamik Stuttgart; DLR-FB 89-39 1989 [9] Sybon, Günter Untersuchung zur Bildung und Emission von Nox und N2O bei brennstoffgestufter Verbrennungsführung Dissertation; Universität Karlsruhe; Fakultät für Chemieingenieurwesen; 1994 UB Clausthal - Sign: Da 91123 [10] Arndt; Jürgen Entwicklung eines Verfahrens für das Einbringen von Flugasche und anderen feinkörnigen Verbrennungsrückständen in untertägige Bruchhohlräume Forschungsbericht 03E-6416-A; Ruhrkohle AG; Dezember 1986 II - 141 [11] Armin Hauk Analytische und toxikologische Charakterisierung von Verbrennungsprodukten technischer und natürlicher Polymere Dissertation, Bayreuth 1994 (Diss 96A; 6028; SUB Göttingen) [12] Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg Institut für Wasser- und Abfallwirtschaft Stäube, Aschen,Schlacke Rückstände aus Verbrennungsanlagen Karlsruhe 1987 (FR 3706, Universitätsbibliothek Hannover) [13] Limper Optimierung des Verbrennungsprozessses in Müllverbrennungsanlagen im Hinblick auf die Verminderung von PCDD`s und PCDF`s Abschlußbericht, BMFT-Projekt, Förderkennzeichen: 14 80 633 J3 [14] Atmatzidis, Ekaterina Hausmüll, hausmüllähnliche Abfälle und Rückstände aus Verbrennungsanlagen Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung; 1995 Berlin Werkstattberichte Nr. 23 (BMFT-Forschungsprojekt) (Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek - Technik Merseburg 1996: 242 <1>/1 58.53) [15] Kessler, Claus; Birnkraut, Ingo Entwicklung und Erprobung eines Verbrennungssystems zur schadstoffarmen Beseitigung kohlenwasserstoffhaltiger Abgas - Planung einer Versuchsbrennkammer und Durchführung von Brennversuchen BMFT; Forschungsbericht 01VQ8909 / 01VQ8912; Juli 1993 (Uni Bibliothek Hannover; F 94 B 0138) [16] Limper, Karl Optimierung des Verbrennungsprozesses in Müllverbrennungsanlagen im Hinblick auf die Verminderung von PCDD`s und PCDF`s BMFT; FK 14 80 633 J3; Mai 1995 (Uni Bibliothek Hannover; F 95 B 2367) [17] Bundes-Immissionsschutzverordnung (17.BImSchV - Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes-Verordnung über Verbrennungsanlagen für Abfälle und ähnliche brennbare Stoffe vom 23.November 1990 BGBl. Teil I S. 2545/2553 [18] Einfluß der Müllzerkleinerung auf die Optimierung der Verbrennungsvorgänge BMFT; Forschungsbericht BCT 0201 Projektträger:Umweltbundesamt Bearbeiter: Institut für Siedlungswasserbau; Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart November 1978 (Uni Bibliothek Hannover; Technische Informationsbibliothek; AC 5284) II - 142 [19] Bilitewski, Härdtle, Marek Abfallwirtschaft Eine Einführung Springer-Verlag 1990 [20] Regen u.a. Chemisch-technische Stoffwerte Verlag Harri Deutsch . Thun . Frankfurt/Main [21] HSC Chemistry for Windows Chemical Reaction and Equilibrium Software with extensive Thermochemical Database; Version 2.0 Outokumpu Research Oy; Finland Mai, 1994 [22] Brockhaus - Universallexikon 24 Bände F.A.Brockhaus GmbH 1995; Mannheim [23] Aylward; Findlay Datensammlung Chemie in SI-Einheiten VCH Verlagsgesellschaft mbH, D-6940 Weinheim (BRD), 1986 2 . neu bearbeitete Auflage [24] Schachermayer E., Bauer G., Ritter E. et al. Messung der Güter- und Stoffbilanz einer Müllverbrennungsanlage Wien, März 1995. Monographie; Bd. 56 [25] Glöckl, Steffen Abschätzung der Zusammensetzung von Hausmüll Zeitschrift: Müll und Abfall; Heft 10 . 1998; Seite 650 bis 655 [26] Richter, Alexander Schwermetalle in den Rauchgasreinigungsprodukten von Müllverbrennungsanlagen (unveröffentlichtes Manuskript zur Dissertation) Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Magdeburg 1999 [27] Albring Angewandte Strömungslehre Akademie-Verlag Berlin, 1978 [28] Buhrke; Kecke;Richter Strömungsförderer VEB-Verlag Technik Berlin, 1988 [29] Müllverwertung Borsigstraße Informationsmaterial zur MVA II - 143 [30] Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz in der betrieblichen Praxis WEKA Praxis Handbuch Plus Mai 1999 [31] Bezeichnung und Klassifizierung von Abfällen nach EAK und LAGA WEKA Praxis Handbuch Plus Bearbeitungsstand 18.04.1997 [32] Richtiger Umgang mit Abfällen WEKA Praxis Handbuch Plus Bearbeitungsstand Oktober 1997 [33] Fritz/ Kern Reinigung von Abgasen Umweltmagazin Vogel Buchverlag 1990 [34] Walter/ Huber Betriebliche Ökobilanzierung in der Entsorgungswirtschaft Müll und Abfall Heft 6. 1999; 31. Jahrgang; Seite 344-353 [35] Achternbosch; Richers Stoffstromanalysen zur abwassererzeugenden und abwasserfreien Konzeption von „nassen“ Rauchgasreinigungssystemen Müll und Abfall Heft 4. 1998; 30. Jahrgang; Seite 246-253 [36] Umweltbundesamt Berlin Abfallverbrennungsanlagen in der Bundesrepublik Deutschland Stand 01/95 Umweltbundesamt; Postfach 330022; 14191 Berlin [37] Wolf, Anita Abfallwirtschaft im Wandel Umwelt Bd. 29 (1999), Nr. 9 – September [38] Zusammensetzung der Luft im 20. Jahrhundert (Grafik) Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 1999 ISBN 3-12-079002-8 [39] Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen „Abfallwirtschaft“ Sondergutachten Sept. 1990, erschienen beim Metzler-Preschel Verlag, Stuttgart ISBN 3-8246-0073-0, März (1991) [40] Haase, Hartwig Methode und Ergebnisse einer Aufkommensprognose für den Restabfall zur Beseitigung im Regierungsbezirk Magdeburg Müll und Abfall Heft 7. 2000; 32. Jahrgang; Seite 419-430 II - 144 [41] 3. Fachtagung „Thermische Abfallbehandlung“ Berichte aus Wassergüte- und Abfallwirtschaft TU –München; Berichtsheft Nr. 137 ISSN 0942-914X; 1998 III – 1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar _________________________________________________ Kapitel III: Schwermetalle in den Rauchgasreinigungsprodukten von Müllverbrennungsanlagen III – 2 Inhaltsverzeichnis 1. 1.1 1.2 1.3 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 3. 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.3 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.6.1 5. 5.1 5.2 5.3 6. 7. Seite Schwermetalle im Siedlungsabfall ............................................................3 Charakterisierung und Schädlichkeit.........................................................3 Verbrauch, Mengen und Nutzung..............................................................4 Schwermetalle im Prozeß der Müllverbrennung. ......................................8 Durchgang durch die Müllverbrennungsanlagen.....................................16 Stoffdurchgang ........................................................................................16 Differenz durch unterschiedliche Technologien......................................22 Temperaturverlauf in Müllverbrennungsanlagen ....................................24 Konsequenzen bezüglich der Schwermetalle ..........................................26 Mögliche Reaktionen – Kessel ................................................................30 Differenzierte Analyse.............................................................................30 Grundlagen ..............................................................................................31 Berechnung des Systems Blei..................................................................32 Berechnung des Systems Zink.................................................................33 Berechnung des Systems Cadmium.........................................................35 Zu erwartendes Schwermetallverhalten...................................................37 Nachweis der Schwermetallverbindungen in den Rauchgasreinigungsprodukten.................................................................39 Anfallstellen.............................................................................................39 Chemische Stoffwerte..............................................................................41 Kornverteilungen .....................................................................................47 Phasenanalyse - Röntgenpulverdiffraktometrie.......................................50 Sequentielle Extraktion............................................................................51 Zusammenfassende Darstellung der Meßergebnisse...............................62 Eintragsmengen der Schwermetalle im Abfall ........................................72 Schwermetalleinbindung von Rauchgasreinigungsprodukten mittels Verfestigung ............................................................................................75 Bekannte Untersuchungen .......................................................................75 Das Verfestigungssystem MgO - Q-Lösung............................................76 Immobilisierung - Löslichkeit .................................................................77 Zusammenfassung ...................................................................................83 Literaturverzeichnis .................................................................................86 Anlage A : Rasterelektronenmikroskopaufnahmen zur Morphologie der Rauchgasreinigungsprodukte ...........................................................A-1 Anlage B : Meßtechnik. Schwermetalle im Siedlungsabfall ...................................................B-1 III – 3 1 Schwermetalle im Siedlungsabfall 1.1 Charakterisierung und Schädlichkeit Als Schwermetalle bezeichnet man im allgemeinen Metalle, die in Elementform eine Dichte von über 5,0g/cm³ aufweisen. Für die Untersuchungen wurde die Auswahl beschränkt auf [10]: Blei Pb Zink Zn Cadmium Cd (ρ = 11,4g/cm³), (ρ = 7,13g/cm³), (ρ = 8,64g/cm³). Zum besseren Verständnis des Schwermetallanfalls in Rauchgasreinigungsprodukten soll im folgenden Kapitel eine allgemeine Darstellung der drei Metalle sowie der Kenntnisstand zum Durchgang in Müllverbrennungsanlagen angeführt werden. Die Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium kommen von Natur aus in der Erdkruste nur in geringen Konzentrationen vor. Unter den zwölf häufigsten Elementen, Sauerstoff, Silizium, Aluminium, Eisen, Calcium, Natrium, Magnesium, Titan, Wasserstoff, Kohlenstoff und Phosphor, die über 99% ausmachen, sind sie nicht vertreten. Eine deutliche Anreicherung liegt nur in Lagerstätten vor. Dort sind die Schwermetalle als Oxide, Sulfide und Carbonate fest eingebunden oder auch in Silikaten eingeschlossen [10]. Im biologischen Kreislauf sind die Metalle nur in äußerst geringen Konzentrationen anzutreffen. Das Blei ist eines der weichesten Metalle, mit geringer Elastizität und großer Dehnbarkeit. Beim chemischen Verhalten ist besonders die Resistenz gegen Säuren, wie Schwefel-, Salz- und Flußsäure, zu nennen. Dies ist durch die sofortige Bildung eines schwerlöslichen Schutzmantels zu erklären. Ist dies nicht der Fall, z.B. bei Salpetersäure, löst sich Blei auf. Von Kali- und Natronlauge sowie Kalkmörtel und Zement wird Blei langsam angegriffen. Von den über 130 Bleimineralien hat PbS (Bleiglanz, Galenit) die größte wirtschaftliche Bedeutung [11, 12]. Blei tritt zwei- und vierwertig auf, wobei der zweiwertige Zustand bevorzugt ist. Blei ist ein allgegenwärtiges, aber nicht lebensnotwendiges Element in der Natur. Die natürlichen Konzentrationen werden durch Belastungen aus der Industrie überlagert. Blei kann mit der Atemluft oder durch Nahrungsmittel in den menschlichen Organismus gelangen. Chronische Bleivergiftungen haben Auswirkungen auf das Blut, das blutbildende System, das Nervensystem, die Nieren, das Herzkreislaufsystem und die Fortpflanzungsorgane. Eine karzinogene Wirkung ist wahrscheinlich [11, 12, 13]. Zink ist ein glänzendes, grauweißes Metall mit bläulichem Stich. Nennenswert ist beim physikalischen Verhalten, daß die Zugfestigkeit abhängig von der Verarbeitung ist. Gegossen beträgt sie 30 - 40N/mm², gepreßt und gewalzt dagegen 120 und 150N/mm². Die fast ausschließliche Bildung von zweiwertigen Verbindungen charakterisiert das chemische Verhalten. Gegen Säuren ist Zink im allgemeinen nicht beständig. Wichtigstes Zinkmineral für die Gewinnung ist ZnS (Zinkblende, Sphalerit). Zink ist für Pflanzen, Tiere und Menschen ein essentielles Metall. Es spielt bei enzymatischen Prozessen eine wichtige Rolle. Ein Zinkmangel hat gefährlichere Auswirkungen als Zinküberdosen. Zink wirkt wahrscheinlich sogar als Cadmium-Antagonist [11, 12, 13]. III – 4 Beim Cadmium handelt es sich um ein silberweißes, sehr weiches, duktiles Metall. Bemerkenswert ist seine Korrosionsbeständigkeit und die Toxizität. Hochgiftig sind vor allen Dingen die Cadmiumoxide. Einzig wichtiges Cadmiummineral ist CdS (Greenockit). Es ist vollständig mischbar mit ZnS und tritt fast ausschließlich in Zinkerzen auf. In seinen Verbindungen tritt Cadmium zweiwertig auf. Cadmium ist ein nicht lebensnotwendiges Element. Die mögliche Aufnahme des Cadmiums erfolgt beim Menschen mit der Nahrung und durch Inhalation. Hierbei zeigt die Inhalation eine höhere Resorption auf. Höhere Cadmiumaufnahmen haben unter anderem Auswirkungen auf die Nieren, Blut und Kreislauf, Leber, Knochen und die Lungen. Ein karzinogenes Potential von Cadmium ist anzunehmen [11, 12, 13]. 1.2 Verbrauch, Mengen und Nutzung Die vielfältige Nutzung der Schwermetalle Blei und Zink zeigte in den letzten 20 Jahren steigende Tendenzen. Tabelle 1.1 zeigt den Verbrauch der Metalle innerhalb Deutschlands. Schwermetall 1982 1988 1993 Blei 333 000t 374 000t 701 000t Zink 369 000t 450 000t 495 000t Tabelle 1.1: Blei, Zink Verbrauch in Deutschland [11] Für das Cadmium sind keine Verbrauchswerte veröffentlicht. Es sind ausschließlich Werte über die in Deutschland raffinierten Mengen zu erhalten. Diese zeigen eine Stagnation bis Mitte der neunziger Jahre. In jüngster Zeit ist jedoch ein Anstieg zu verzeichnen. Schwermetall 1977 1987 1991 1994 1996 Cadmium 1 335t 1 125t 1 048t 1 145t 1 200t Tabelle 1.2: In Deutschland raffinierte Cadmiummengen [11] Trotz Minimierung der Nutzung von Schwermetallen durch Substituten sowie deren Recycling, beim Blei betrug die Recyclingquote 1995 62% der gesamten Raffinadebleiproduktion, beim Zink werden circa 35% recyclt und beim Cadmium sind es 10-20% der Primärproduktion, sind innerhalb des Siedlungsabfalles noch deutliche Mengen der Metalle und deren Verbindungen enthalten (Tabelle 1.3). III – 5 Kohlenstoff Sauerstoff Wasserstoff Stickstoff Chlor Schwefel 200 ... 400 kg/t 150 ... 250 kg/t 20 ... 50 kg/t 1 ... 6 kg/t 3 ... 10 kg/t 2 ... 5 kg/t Zink Blei Kupfer Chrom Quecksilber Cadmium 0,4 ... 6 kg/t 0,2 ... 2 kg/t 0,06 ... 2 kg/t 0,02 ... 2,5 kg/t 0,0003 ... 0,01 kg/t 0,001 ... 0,004kg/t Tabelle 1.3: Zusammensetzung von Siedlungabfall, Bereich der anteiligen Bestandteile (jeweils 30%...70% organische bzw. anorganische Substanz) [56] Der mengenmäßige Eintrag von Schwermetallverbindungen und den reinen Schwermetallen in eine Müllverbrennungsanlage unterliegt starken Schwankungen. Die Ursache hierfür ist im anfallenden Müll zu sehen, der im wesentlichen eine Mischung aus Hausmüll, Gewerbemüll und gewerbeähnlichem Hausmüll darstellt. Somit können in der Summe für Blei, Zink und Cadmium Konzentrationen von bis zu 1Gew% im Abfall angenommen werden. Hierbei stellt sich die Verteilung auf einzelne Hausmüllfraktionen wie folgt dar [1], Tabelle 1.4: Hausmüllfraktion Papier, Pappe, Papierverbund Kunststoffe, Textilien, Holz, Knochen, Gummi Feinmüll Vegetabilien Restmüll incl. Metallfraktion Pb [Gew%] 2,7 7,1 Zn [Gew%] 11 11 Cd [Gew%] 4 31 2 2,6 85 5 5 68 3 3 60 Tabelle 1.4: Maximale Verteilung der untersuchten Schwermetalle auf ausgewählte Hausmüllfraktionen [1, 97] Eine Vorhersage zum künftigen Eintrag in den Müll ist als schwierig einzustufen, da die Verwendung von Schwermetallen durch Substituten zwar vermindert wird, jedoch ein steigender Verbrauch in ihren Anwendungen dem gegenübersteht. Die Auswirkungen des in Deutschland praktizierten „Dualen Systems“ auf den Schwermetallanfall im Abfall stehen noch zur Diskussion. Für die Abschätzung des Schwermetallverhaltens in der thermischen Abfallbehandlung sind die jeweiligen Schwermetallkomponenten des Eintrags bedeutungsvoll. Grundsätzlich sind zwei Eintragsarten zu unterscheiden, zum einen die Metallische zum anderen, die in Form einer Verbindung. Die Tabelle 1.5 gibt einige Beispiele für die hauptsächlichen Einsatzbereiche wieder [12, 14, 15, 16]. Mit den möglichen Eintragsformen ist eine Ausgangsbasis für weitere Untersuchungen zum Verhalten gegeben. In den folgenden Tabellen 1.6 bis 1.8 sind für die gefundenen Schwermetallverbindungen chemische sowie physikalische Parameter aufgeführt. Mit Blick auf die Müllverbrennungstechnologie werden für Blei, Zink, Cadmium sowie die Verbindungen der Metalle soweit möglich, der Schmelzpunkt, der Siedepunkt und der Zersetzungspunkt angegeben. Berücksichtigung finden auch die Löslichkeiten und Dichten [11, 12, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 64]. III – 6 Element / Verbindung Pb PbO Material - - Pb3O4 PbS PbSO4 PbCl2 - Legierungen Akkus Dachblei Kabelmäntel Strahlenschutz Flaschenkapseln Formguß Keramik-, Porzellanund Glasmalerei Glas- und Metallkitte „Mennige“ Rostschutz für Stahl Glasuren - Photoleitfähigkeitszellen IR Detektoren Transistoren Lithium Batterien Schmiermittel Feuchtigkeitssensoren Keramikglasuren - PVC-Stabilisator Farbe Beschwerungsmittel - Herstellung von Bleichromat Flußmittel und als Lot - Element / Verbindung Zn ZnCO3 ZnCl2 ZnO ZnS ZnSO4 Material - Legierungen (Messing) Dachrinnen Dachabdeckung Batteriehülsen Verzinkung von Eisen - Hilfsmittel in der Textilfärberei Zusätze für pharmazeutische Zubereitungen - - Imprägnierung von Holz - zur Herstellung von Aktivkohle - verzinken von Metallen - raffinieren in der Ölindustrie - Medizin - Beschwerungsmittel für Weichgummi - Sonnenschutzsalben - Zinksalben - weiße Malerfarbe „Zinkweiß“ - Glas - weiße Malerfarbe Leuchtstoff - Herstellung von Zinksulfid-Pigmenten Zusatz bei der Kunstseidegewinnung (Fällbäder) Flotation von Erzen Beschweren von Baumwolle Gewinnung von Elektrolytzink Fixiermittel in Farben Leim Tierfutter Glasuren Batterien Lot - keine Angaben - Pigmente Gummi Lackhärter Antiklopfmittel in Benzin - Schädlingsbekämpfungsmittel keine Angaben - Element / Verbindung Material - Legierungen - Galvanotechnik Photographie Färberei Stoffdruckerei Ausgangsmaterial für Pigmente Ausgangsprodukt für Cadmiumpigmente und Cadmiumsalze Cd CdCl2 - CdCO3 CdO CdSO4 - Leuchtstoffe Halbleiter Photowiderstand Farbe „Postgelb“ Sinterwerkstoffe widerstandsfähige Emaille - hitzebeständige Kunststoffe - Elektrolyt in galvanischen Elementen - Ausgangsmaterial für die Pigmentherstellung - keine Angaben - - Stabilisator in PVC Batterien, Akkus Katalysator Glas- und Porzellan Tabelle 1.5: Einsatzbereiche von Blei, Zink, Cadmium und deren Verbindungen III – 7 Stoff Pb PbO PbCl2 PbSO4 Schmelzpunk Siedepunk Zersetzungspunkt t t [°C] [°C] [°C] Reaktion 327 1745 885 1535 k.A. 500 952 k.A. über 770 1085 1170 PbSO →PbO+SO +1/2O 4 Pb3O4 k.A. k.A. PbS 1113 1726 2 Löslichkeit [g/l] bei 25°C nicht löslich 0,017 1,08 0,045 Dichte [g/cm³] bei 25°C 11,4 9,4 5,8 6,3 nicht löslich 9,1 nicht löslich 7,5 Löslichkeit [g/l] bei 25°C nicht löslich nicht löslich 4320 580* Dichte [g/cm³] bei 25°C 7,1 5,4-5,7 2,9 4,3 0,21 4,3 nicht löslich 4,1 Löslichkeit [g/l] bei 25°C nicht löslich Dichte [g/cm³] bei 25°C 8,6 nicht löslich 1400 770 6,91) / 8,12) 4,0 3,0 nicht löslich 5,3 2 550 Pb3O4→3PbO+1/2O2 k.A. Tabelle 1.6: Stoffdaten für Blei und Bleiverbindungen (k.A. - keine Angabe) Stoff Zn ZnO ZnCl2 ZnSO4 Schmelzpunk Siedepunk Zersetzungspunkt t t [°C] [°C] [°C] Reaktion 419 907 1975 k.A. k.A. 275 756 k.A. 600 742 k.A. ZnSO →ZnO+SO +1/2O 4 ZnCO3 227 k.A. ZnS 1850 k.A. 2 2 300 ZnCO3→ZnO+CO2 k.A. Tabelle 1.7: Stoffdaten für Zink und Zinkverbindungen * als ZnSO4⋅7H2O; (k.A. - keine Angabe ) Stoff Cd Schmelzpunk Siedepunk Zersetzungspunkt t t [°C] [°C] [°C] Reaktion 320 766 - CdO CdCl2 CdSO4 1226 568 1000 k.A. 967 k.A. CdCO3 k.A. k.A. k.A. k.A. 1015 - 1075 CdSO4→CdO+SO2+1/2O2 360 CdCO3→CdO+CO2 Tabelle 1.8: Stoffdaten für Cadmium und Cadmiumverbindungen 1) amorphe Form; 2) kristalline Form; (k.A. - keine Angabe) III – 8 Ausgehend von den Stoffeigenschaften sind somit erste Aussagen zum Verhalten möglich. Die reinen Schwermetalle sowie die Schwermetallchloride zeigen niedrige Schmelz- und Siedepunkte. Es kann somit ein Hauptaustrag über den Rauchgaspfad einer Müllverbrennungsanlage angenommen werden. Für die restlichen Verbindungen lassen sich neben einer teilweise frühen Zersetzung (Carbonate, Sulfate) hohe Schmelz- und Siedepunkte feststellen. Hiermit kann für einige Verbindungen, z.B Zinkoxid und Cadmiumoxid, unter den möglichen Temperaturbedingungen, ein ausschließliches festes Erscheinungsbild prognostiziert werden. Unter Voraussetzung keiner weiteren Reaktionen und einem nicht berücksichtigten Austrag über den Rauchgasweg durch Entrainment (Direktaustrag), kann für diese Verbindungen ein Austrag über den Schlackepfad angenommen werden. 1.3 Schwermetalle im Prozeß der Müllverbrennung Das Verhalten von Schwermetallen während der thermischen Abfallbehandlung ist ein weithin untersuchtes Feld. Es zeigt sich jedoch, daß bisherige Untersuchungen jeweils nur geringe Ausschnitte aus dem Gesamtbild zeigen. So ist nach Brunner und Reimann [22, 26] das generelle Verhalten für Blei, Zink und Cadmium in den einzelnen Anlagenpfaden wie folgt, mit Hilfe von ermittelten Verteilungskoeffizienten, gegeben: Element Blei Zink Cadmium Prozentuale Aufteilung [Gew%] Schlacke Rohgas 58-67 33-42 51-73 27-49 10-12 88-90 Tabelle 1.9: Verteilungskoeffizienten der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium auf einzelne Anlagenpfade innerhalb der Müllverbrennung Analog ist das Schwermetallverhalten im Feuerraum mit dem Dampfdruck der Metalle und Metallverbindungen zu beschreiben. Diese Abschätzung, die ebenfalls auf den Masseverteilungen beruht, nutzen mehrere Autoren [1, 22, 27]. Da die Dampfdrücke in offenen Systemen jedoch relativ wenig über die Kinetik der Abdampfung aussagen, werden unter Zuhilfenahme der Dampfdrücke Abdampfraten berechnet. Diese geben die Geschwindigkeit an, mit der die Schichtdicke eines gegebenen Materials abnimmt [48]. Die Abbildung 1.2 verdeutlicht, daß bis zur gekennzeichneten, zu erwartenden maximalen Temperatur von 1200°C bei der Müllverbrennung, alle Verbindungen hohe Abdampfraten erreichen. Einhergehend mit den Stoffeigenschaften (Schmelz-/Siedepunkt) sind dies bei niedrigen Temperaturen bevorzugt die reinen Schwermetalle und Schwermetallchloride. Für höhere Temperaturen sind die Oxide und Sulfide zu nennen. III – 9 maximale Temperatur der Müllverbrennung Abb. 1.1: Abdampfraten ausgewählter Schwermetallverbindungen [1, 22, 28, 48] Borchers [29] und Birnbaum [30] stützen sich in ihren Arbeiten auf thermodynamische Betrachtungen und beschreiben mit diesen das Verhalten der Schwermetalle und Schwermetallverbindungen. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, daß die Schwermetalle als leichtflüchtige Chloride aus dem Feuerraum ausgetragen werden und im kälteren Teil der Müllverbrennungsanlage auf anderen Staubteilchen kondensieren. Bevorzugt werden hier Feinststäube mit einer Partikelgröße von < 10µm genannt. Als Hauptanfallort werden die Filterstäube angeführt [1, 27, 30, 31, 88]. Die Ursache hierfür ist in der großen spezifischen Oberfläche der Stäube zu sehen. Zu unterscheiden ist dann betreffs des jeweiligen Anfallortes (Definition nach [9] bzw. [21]): Kesselasche bzw Kesselstaub ist der in den Querzügen des Kessels anfallende feste Rückstand; sie (er) fällt in den Trichtern unter diesem Bereich an. Filterstaub ist der bei der Enstaubung der Rauchgase anfallende restliche feste Rückstand (z.T. Flugstaub, Reaktionsprodukte und Reaktanten); er fällt in den Trichtern unter den Elektro- oder Gewebefiltern an. Flugstaub ist die Summe der aus dem Verbrennungsraum Feststoffkomponenten (etwa 10Gew% bis 20Gew%). ausgetragenen Reaktionsprodukt ist das feste Produkt aus einer trockenen oder quasitrockenen Rauchgasreinigung mit Vorentstaubung, der dann im Reaktor und bei der Nachentstaubung anfällt. Ebenfalls als Reaktionsprodukt wird der Eindampfungsrückstand aus der nassen Rauchgasreinigung bezeichnet, wenn das Waschwasser nach der Behandlung in einem Sprühtrockner eingedampft wird. Das Reaktionsprodukt fällt dann im Sprühtrockner und in der direkt nachgeschalteten Entstaubung an. Der feste Rückstand aus einer trockenen oder III – 10 quasitrockenen Rauchgasreinigung ohne Vorentstaubung ist daher folgerichtig, als Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch zu bezeichnen. Für die Metalle Blei, Zink und Cadmium lassen sich für die Rauchgasreinigungsprodukte die folgenden, aus den Angaben der Tabellen 1.12 - 1.14 ermittelten, Schwankungsbreiten angeben: Schwermetall Blei Zink Cadmium Konzentrationen in mg/kg RGRP 1 – 44350 6 – 45480 0,09 – 1000 Tabelle 1.10: Schwankungsbreiten der Konzentration von Blei, Zink und Cadmium in Rauchgasreinigungsprodukten Die differenzierte Zuordnung der Analysenwerte zu Filterstäuben und andere Rauchgasreinigungsprodukte unter Nutzung der Tabellen 1.12 - 1.14, konnte einen höheren Anteil von Schwermetallkomponenten in den Filterstäuben, wie oben angeführt, nicht bestätigen (Tabelle 1.11). Blei Filterstaub Kesselasche Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch REA-Salz Flugasche/Flugstaub Sonstige 6 1016 1 336 1200 966 - 21000 mg/kg 44350 mg/kg 4441 mg/kg 3900 mg/kg 12000 mg/kg 10000 mg/kg 13 3560 6 730 2500 2587 - 42632 mg/kg 45480 mg/kg 15600 mg/kg 8600 mg/kg 25000 mg/kg 30000 mg/kg - 1000 mg/kg 500 mg/kg 233 mg/kg 150 mg/kg 300 mg/kg 500 mg/kg Zink Filterstaub Kesselasche Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch REA-Salz Flugasche/Flugstaub Sonstige Cadmium Filterstaub Kesselasche Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch REA-Salz Flugasche/Flugstaub Sonstige 0,2 20 0,09 25 31 49 Tabelle 1.11: Schwermetallgehalte nach getrennten Anfallorten Die Tabellen 1.12 - 1.14 geben die gesamten angegebenen Analysenwerte für die untersuchten Rauchgasreinigungsprodukte wieder. III – 11 Material Minimum [mg/kg] Maximum [mg/kg] Mittelwert [mg/kg] Einzelwert [mg/kg] Litera tur Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub REA-Salze Filterasche MVA-Staub Reaktionsprodukt-Flugasche-Gemisch Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Flugasche Elektrofilterstaub Filterstaub Filterstaub Salzhaltiger Verbrennungsrückstand Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Salzhaltiger Filterstaub (abwasserfreie RGR) Flugasche RGR-Rückstände Filterasche Elektrofilterstaub Flugstaub Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Filterstaub Flugstaub Asche REA-Salz Filterstaub Filterstaub Filterstaub Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterstäube Elektrofilterstäube Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterasche Filterstaub Filterstaub Kesselasche Filterasche Filterasche Elektrofilterstaub Kesselasche Filterstaub Staub-Salz-Gemisch Filterstaub Filterstaub Filterstäube Reaktionsprodukte 1400 6 4700 4000 2500 885 6 1 6000 1000 1000 4000 21000 12 16000 12000 8200 10602 12 7 12000 7000 12000 10000 11339 10996 336 2918 4300 1013 966 1775 5630 TS 1382 1480 4441 2424 2974 5346 2920 5240 1440 1480 8400 - 5592 3369 1451 3497 1013 6049 966 6046 1775 3419 5400 30000 2000 4000 2400 44350 11400 8200 3800 1200 3900 925 3725 452 1640 5836 1016 7700 8600 7500 3300 3980 8370 - [32] [32] [32] [33] [34] [35] [36] [36] [36] [37] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [39] [40] [41] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [31] [43] [43] [44] [44] [44] [44] [1] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [46] [46] [46] [46] [47] [48] [48] [48] [49] [49] [21] [21] [21] [21] [25] [25] [50] [50] Tabelle 1.12: Bleigehalte von Produkten der Rauchgasreinigung aus Müllverbrennungsanlagen (TS bezogen auf Trockensubstanz) III – 12 Material Minimum [mg/kg] Maximum [mg/kg] Mittelwert [mg/kg] Einzelwert [mg/kg] Litera tur Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub REA-Salze Filterasche MVA-Staub Reaktionsprodukt-Flugasche-Gemisch Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Flugasche Elektrofilterstaub Filterstaub Filterstaub Salzhaltiger Verbrennungsrückstand Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Salzhaltiger Filterstaub (abwasserfreie RGR) Flugasche RGR-Rückstände Filterasche Elektrofilterstäube Flugstaub Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Filterstaub Flugstaub Asche REA-Salz Filterstaub Filterstaub Filterstaub Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilteraschen Elektrofilteraschen Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterasche Filterstaub Filterstaub Kesselasche Filterasche Filterasche Elektrofilterstaub Kesselasche Filterstaub Staub-Salz-Gemisch Filterstaub Filterstaub Filterstäube Reaktionsprodukte 5300 13 12000 8000 14700 3660 13 6 13000 6000 5000 20000 32000 39 30000 25000 34800 36828 39 17 39000 7000 40000 30000 42632 32495 730 6833 15600 3715 2587 9873 13700 TS 7815 4360 11674 10714 11421 16245 10880 15220 7360 4355 2370 - 20369 17730 5521 17907 3715 23107 2587 18417 9873 10436 16400 25000 6000 7500 6200 45480 22100 22000 16100 2500 8600 4950 14400 5410 6145 17220 3560 27000 30000 17700 8200 22500 29300 - [32] [32] [32] [33] [34] [35] [36] [36] [36] [37] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [39] [40] [41] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [31] [43] [43] [44] [44] [44] [44] [1] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [46] [46] [46] [46] [47] [48] [48] [48] [49] [49] [21] [21] [21] [21] [25] [25] [50] [50] Tabelle 1.13: Zinkgehalte von Produkten der Rauchgasreinigung aus Müllverbrennungsanlagen (TS bezogen auf Trockensubstanz) III – 13 Material Minimum [mg/kg] Maximum [mg/kg] Mittelwert [mg/kg] Einzelwert [mg/kg] Litera tur Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub REA-Salze Filterasche MVA-Staub Reaktionsprodukt-Flugasche-Gemisch Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Flugasche Elektrofilterstaub Filterstaub Filterstaub Salzhaltiger Verbrennungsrückstand Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Schlamm aus Rauchgaswäsche Salzhaltiger Filterstaub (abwasserfreie RGR) Flugasche RGR-Rückstände Filterasche Elektrofilterstaub Flugstaub Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Kesselasche Filterstaub Flugstaub Asche REA-Salz Filterstaub Filterstaub Filterstaub Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilteraschen Elektrofilteraschen Filterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterstaub Elektrofilterstaub Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Flugstaub-Reaktionsprodukt-Gemisch Elektrofilterasche Filterstaub Filterstaub Kesselasche Filterasche Filterasche Elektrofilterstaub Kesselasche Filterstaub Staub-Salz-Gemisch Filterstaub Filterstaub Filterstäube Reaktionsprodukte 85 200 280 100 32 0,2 0,09 200 90 50 300 580 600 800 400 385 0,6 0,3 600 300 1000 500 450 458 25 350 134 63 199 45 208 49 205 57 172 97 500 140 60 475 197 327 170 31 150 30 230 6,5 129 493 <20 44 47 240 80 443 300 - [32] [32] [32] [33] [34] [35] [36] [36] [36] [37] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [38] [39] [40] [41] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [42] [31] [43] [43] [44] [44] [44] [44] [1] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [45] [46] [46] [46] [46] [47] [48] [48] [48] [49] [49] [21] [21] [21] [21] [25] [25] [50] [50] 188 210 45 49 57 291 TS 300 80 70 233 124 115 244 110 230 76 68 34 - Tabelle 1.14: Cadmiumgehalte von Produkten der Rauchgasreinigung aus Müllverbrennungsanlagen (TS bezogen auf Trockensubstanz) III – 14 Die Angabe der Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte in der Literatur erfolgt ausschließlich in Elementform. Die vorliegende Verbindung der Schwermetalle findet keine Berücksichtigung. Da die Löslichkeit der Schwermetalle in Rauchgasreinigungsprodukten als Maß für eine mögliche Mobilisierung heranzuziehen ist, ist sie ein entscheidendes Kriterium für den Umweltschutz. Eine Mobilisierung geht von dem Fall aus, daß Rauchgasreinigungsprodukte im deponierten Zustand, mit einem flüssigen Medium in Kontakt kommen. Durch die gegebenenfalls auftretende Änderung des chemischen Milieus kann es zu einer Bildung von Schwermetallverbindungen (Komplexbildung) kommen, die eine erhöhte Mobilität bewirken [31, 36]. Als Orientierung für das Auslaugverhalten von Blei, Zink und Cadmium dient die Abhängigkeit vom pH-Wert [7, 28]. Voraussetzung hierfür ist das in Lösung gehen von Schwermetallionen. Keine Berücksichtigung finden auch hier die jeweilig vorhandenen Schwermetallverbindungen im zu untersuchenden Material. Abb. 1.2: Auslaugungsverhalten der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium in Abhängigkeit vom pH-Wert Die zur Bestimmung der Mobilisierbarkeit verwendeten Eluationsverfahren berücksichtigen, wie oben angeführt, nicht das Vorliegen der jeweiligen Schwermetallverbindung oder eine zu erwartende Vielfalt an Verbindungen in den jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukten. Weitere Einschränkungen sind bedingt durch die Art des verwendeten Lösungsmittels [51, 63, 91]. Diese Verfahren erlauben also keine Aussage zur gesamten Schwermetallbelastung [83]. III – 15 Dieser Mangel läßt sich in gewissen Grenzen mit Hilfe einer Sequentiellen Extraktion umgehen bzw. einschränken [52, 63, 71, 83, 84]. Eine Sequentielle Extraktion erlaubt die schrittweise Bestimmung von Schwermetallbindungsformen. In bezug auf die Beschreibung des Schwermetallpotentials in Rauchgasreinigungsprodukten mittels sequentieller Extraktion ist noch ein deutlicher Handlungsbedarf festzustellen. Es liegen noch keine umfassenden Untersuchungen im Zusammenhang mit allen möglichen anlagenspezifischen Produkten aus der Rauchgasreinigung vor. Die vorliegenden Publikationen zeigen jeweils nur eine stichprobenartige Probennahme, wobei ein Bezug zur verwendeten Technologie fehlt [31, 36, 38, 44, 49]. Ein exakter Nachweis der Schwermetallverbindungen ist mit Hilfe der Sequentiellen Extraktion jedoch nicht zu erreichen, es lassen sich jedoch schwerpunktmäßige Verteilungen möglicher Komponenten ermitteln. Ein direkter Phasennachweis ist im Gegensatz zu Eluationsverfahren nur mit Röntgenmethoden möglich. Deutliche Abhängigkeiten sind hierbei von den Mengen und der Kristallisation des Probenmaterials festzustellen, d.h. zu geringe Konzentrationen oder eine schlechte Kristallisation führen zu Nachweisschwierigkeiten. Zur Unterstützung der Röntgenmethoden kann die Rasterelektronenmikroskopie ggf. mit gekoppelter Elementbestimmung genutzt werden. Mit Hilfe dieser Methode können für die Metalle Blei und Zink eigenständige Schwermetallverbindungen identifiziert werden. Cadmiumphasen sind durch die geringen Gehalte nicht nachzuweisen. Tabelle 1.15 zeigt die identifizierten Verbindungen für Blei und Zink mehrerer Autoren [1, 27, 30, 33, 53, 89, 90]. Blei Pb PbCl2 PbSO4 (K,Na)2Pb(SO4)2 (NH4)2Pb(SO4)2 K4PbO4 Zink ZnCl2⋅4Zn(OH)2 Na6Zn(SO4)4 Na2Zn(SO4)2 ZnO Zn Zn5(OH)8Cl2⋅2H2O K2Zn(SO4)2 Zn2FPO4 K2ZnCl4 FeZnO4 (K,Na)2(Mg,Zn)2(SO4)3 K4Na4Zn2Fe2(SO4)2 K2(Mg,Zn)2(SO4)3 Na2Zn(SO4,Cl)2 ZnSnO3 ZnCl2 ZnBr2 Zn4Si2O7(OH)2⋅2H2O (K,Na)2(Ca,Pb,Zn)2(SO4)3 (K,Na)2(Ca,Pb,Zn)(SO4)3 (K,Na)2(Pb,Ca,Zn)(SO4,Cl2)2 Tabelle 1.15: Identifizierte Blei- und Zink-Verbindungen in Rauchgasreinigungsprodukten von Müllverbrennungsanlagen III – 16 Pöllmann [54] stellt fest, daß die Schwermetalle in eigenen Verbindungen, aber auch in der Glasphase oder diadoch in anderen Mineralien aus Produkten der Rauchgasreinigung von Müllverbrennungsanlagen gebunden vorliegen können. Es ist also festzustellen, daß die Erfassung von Schwermetallen und ihrer Verbindungen in Rauchgasreinigungsprodukten nicht unproblematisch ist. Ein direkter Nachweis stellt sich durch die geringen Konzentrationen als schwierig dar. Die Müllverbrennungstechnologie und die jeweilig angewandten Rauchgasreinigungsverfahrenstechnologien finden nur unvollkommen Berücksichtigung. Dies veranschaulicht die Zielsetzung dieser Arbeit, die Erfassung des Verhaltens der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium beim Durchgang in einer thermischen Abfallbehandlung, von der Verbrennung bis zum Anfall in den Rauchgasreinigungsprodukten, zusätzlich unter Berücksichtigung der verwendeten Müllverbrennungstechnologie. 2. Durchgang durch die Müllverbrennungsanlagen 2.1 Stoffdurchgang Bei der thermischen Behandlung von Abfall in Müllverbrennungsanlagen durchlaufen die Stoffe mehrere Verfahrensstufen innerhalb der Anlage. Im folgenden sind in einer Übersicht schematisch die einzelnen Verfahrensschritte dargestellt, dabei ist eine Anlage in vier Abschnitte zu gliedern. I) II) III) IV) Müllaufgabe Müllverbrennung mit Energienutzung Schlackeaustrag Rauchgasreinigung Schlacke Staubaustrag Abb. 2.1: Schematische Darstellung einer Müllverbrennungsanlage [55] III – 17 I) Die Müllaufgabe Die Müllaufgabe erfolgt aus einem Bunker, der in den meisten Fällen mit einem leichtem Unterdruck betrieben wird, um Geruchsbelästigungen zu vermeiden. Die abgesaugte Luft wird in den Verbrennungsraum eingegeben. Die Zuführung des Mülls zur Verbrennung findet über einen Aufgabetrichter statt, der durch einen Kran bestückt wird. Da der angelieferte Müll sehr inhomogen ist und daraus resultiernd unterschiedliche Korngrößen besitzt, muß der Aufgabetrichter entsprechend dimensioniert sein oder eine Zerkleinerungseinrichtung vorgeschaltet werden. Hiermit wird eine gleichmäßige Beschickung des Verbrennungssystems erzielt [21]. II) Die Müllverbrennung mit Energienutzung Die Verbrennung des Mülls findet anschließend im Kessel statt. Dieser ist in zwei Teile zu gliedern: - Den Feuerraum mit beweglichen Rosten (Vorschub-, Rücklauf-, Gegenlauf-, Überschubund Walzenrost) [21] einschließlich der Nachbrennkammer, wo unverbrannte Gase verbrannt werden. - Die Rauchgaszüge, wo schon im Hochtemperaturbereich durch Schwer- und Prallkraft ein Staubaustrag bewirkt wird. Im Feuerraum und der Nachbrennkammer (NBK) sind Brenner integriert, die zum einen bei Inbetriebnahme des Kessels die Aufwärmung übernehmen und zum anderen in der Nachbrennkammer bei einem eventuell unvollständigen Ausbrand für eine Nachverbrennung der Rauchgase sorgen. Abb. 2.2: Darstellung des Kessels einer Müllverbrennungsanlage [21] Der Abfall unterliegt zu Beginn auf dem Rost im Bereich von 20°C-100°C einer Trocknung. Die sich an die Trocknung anschließende Entgasung verläuft zwischen 100°C250°C. Hier werden Wasser, Schwefelgase usw. ausgetrieben. Im folgenden Bereich zwischen 250°C-350°C kommt es im Beisein von Sauerstoff, durch die relativ niedrige Zündtemperatur, zum Entzünden der Produkte. III – 18 Die Zündtemperatur des Abfalles wird mit etwa 240°C angegeben. Die Vergasung, die Umsetzung von fixem Kohlenstoff zu gasförmigen Produkten, findet anschließend hauptsächlich im Temperaturbereich von 500°C-600°C statt. Abschließend ist die Verbrennung zu nennen, bei der die brennbaren Gase aus den vorangegangenen Prozeßschritten vollständig oxidiert werden. Die genannten Teilprozesse sind nicht eindeutig voneinander zu trennen, es ist von einem kontinuierlichen Übergang innerhalb des Feuerraumes und der Nachbrennkammer auszugehen [21]. Die Verbrennungstemperaturen bewegen sich unter Berücksichtigung der Nachverbrennung in einem Bereich von 800°C-1200°C [56]. Die maßgebende Rolle bei der Verbrennung spielt u.a. die Feuerlänge auf dem Rost [22]. In der Regel wird die Verbrennung auf dem Rost mit einem überstöchiometrischen Sauerstoffverhältnis durchgeführt. Das Verhältnis von Primärluft (Rost) zu Sekundärluft (Nachbrennkammer) liegt im allgemeinen bei 80 zu 20 [22]. Die Verbrennung kann jedoch auch mit umgekehrten Sauerstoffverhältnissen gefahren werden [1, 22]. III) Die Schlacke Das bei der Verbrennung zurückbleibende feste Produkt, das nicht über den Rauchgasweg ausgetragen wird, bezeichnet man als Schlacke. Diese fällt am Rostende als Rostabwurf und als Rostdurchfall an. Die Schlacke wird nach dem Austrag einer spontanen Abkühlung („Abschrecken“) durch Luft oder Wasser unterworfen. Im Anschluß werden gegebenenfalls Eisen- und Nichteisenmetalle entfernt und verwertet. Vor einer Verwertung der Schlacke selbst, z.B. im Straßenbau, wird diese einer Alterung in der Größenordnung von drei Monaten unterzogen. Auftretende Kristallisationsvorgänge innerhalb der Schlacke werden so im Endprodukt vermieden. Der Anteil der Schlacke bei der Müllverbrennung liegt bei ca. 25Gew%-30Gew% des eingebrachten Mülls [16, 56, 57]. IV) Die Rauchgasreinigung (RGR) Die im Kessel bei der Verbrennung entstehenden staubbelasteten Rauchgase, dies sind etwa 70Gew%-75Gew% des eingebrachten Abfalls, müssen aufgrund ihrer Schadstoffbelastung vor dem Verlassen der Anlage einer Reinigung unterzogen werden. Hierbei kann die Rauchgasreinigung einem Hochtemperaturbereich (etwa 800°C...200°C) sowie einem Niedrigtemperaturbereich (250°C...80°C) zugeordnet werden. Dem Hochtemperaturbereich ist der Staubaustrag aus den Rauchgaszügen zuzuordnen, ggf. auch aus unmittelbar nachgeordneten mechanischen Abscheidern. Die Staubabscheidung des Rauchgases findet in den Rauchgaszügen einzig durch Prall- und Schwerkraft statt. Aufgrund dieser Abscheidungsvoraussetzungen ist beim Austrag mit grobkörnigem Material zu rechnen. Der Anteil des Staubaustrages mittels der Rauchgaszüge ist mit etwa 10Gew%-20Gew% am Gesamtanfall der Rauchgasreinigungsprodukte (RGRP) laut [21] als gering einzustufen. Bei der Rauchgasreinigung im Anschluß an die Rauchgaszüge unterscheidet man allgemein zwischen einer chemischen und einer physikalischen Reinigung. Ein Großteil der in Deutschland betriebenen etwa 53 Müllverbrennungsanlagen zeichnen sich durch verschiedene Kombinationen ihrer Rauchgasreinigungsanlagen aus. Generell liegt immer eine Kopplung zwischen einer chemischen und physikalischen Reinigung vor (Abbildung 2.3). III – 19 Auch wenn sich die Anlagen in der Reihenfolge oder besser im Ablauf der Rauchgasreinigung unterscheiden, sind die einzelnen Komponenten ähnlich und zeigen Unterschiede vor allem in Abhängigkeit vom jeweiligen Hersteller. Chemische Reinigung Kessel Rauchgaszüge Physikalische Reinigung ... oder Physikalische Reinigung Chemische Reinigung ... Abb. 2.3: Allgemeine Darstellung der Rauchgasreinigungsverfahrensanordnungen Komponenten der physikalischen Rauchgasreinigung sind: • Zyklon Die Abscheidung der Schadstoffe erfolgt mittels Fliehkraft in einem Größenbereich der Teilchen von etwa > 5µm. Bei einem Einsatz im Anschluß an den Kessel, sind die anfallenden Produkte noch den Kesselstäuben zuzuordnen. • Elektrofilter Die Entstaubung des Rauchgases findet durch Ionisationsvorgänge der Partikel zwischen einer Sprühelektrode und einer Niederschlagselektrode statt. Die mit dieser Technik abscheidbare Teilchengröße liegt zwischen 0,01µm-50µm. • Gewebefilter Bei der Anwendung von Gewebefiltern muß das Rauchgas eine poröse Schicht passieren. Dies sind Fasern aus Naturprodukten, Kunststoffen, Glas, Mineralien oder Metallen, welche zu Stoffen gewoben, geknüpft oder zu Filzen verarbeitet sind. Hierbei bestimmt die thermische Belastbarkeit dieser Materialien die Temperatur mit der das Rauchgas den Gewebefilter durchläuft. Die Teilchengröße, die mit Hilfe von Gewebefiltern zurückgehalten werden kann, reicht von 0,2µm-3µm herab [21]. Im Zuge der chemischen Reinigung werden die Rauchgase mit einer festen Phase oder einer Flüssigkeit in Kontakt gebracht. Im Überblick unterscheidet man hierbei drei Verfahren: - trockene Reinigungsverfahren - halbtrockene Reinigungsverfahren - nasse Reinigungsverfahren. Das Primärziel, welches mit allen drei Verfahren erreicht werden soll, ist die Abscheidung der sauren Bestandteile des Rauchgases: Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff. Andere Schadgase bzw. Stäube werden ebenfalls mittels dieser Verfahren angesprochen. III – 20 Bei der chemischen Reinigung ist somit eine Kombination zwischen Schadgas- und Staubbeseitigung realisiert [73]. Beim trockenen Verfahren wird die Reinigungsreagenz trocken im Überschuß in Kontakt mit dem Rauchgas gebracht, und auch die anfallenden Produkte liegen trocken vor. Bedingt durch die langsam ablaufenden Reaktionen und den schnell belegten Partikeloberflächen muß mit hohen stöchiometrischen Überschüssen (2-4) gearbeitet werden [58]. Beim halbtrockenen Verfahren wird die Reinigungsreagenzienzugabe als Lösung zugeführt. Die Stöchiometrie der Reaktionspartner einschließlich des Wasseranteils ist so ausgelegt, daß die Produkte quasitrocken vorliegen. Das nasse Verfahren führt durch die überstöchiometrische Zugabe von Reinigungslösungen zum nassen Anfall der Produkte. Für weitere Behandlungsmaßnahmen müssen die Reaktionsprodukte gegebenenfalls nachträglich getrocknet werden. Bei allen drei Verfahren wird das Rauchgas innerhalb eines Reaktors mit dem Reinigungsmedium in möglichst intensiven Kontakt gebracht. Als Reaktoren sind zu nennen: • • • • • Sprühtrockner, Wäscher, Sprühabsorber, Verdampfungskühler, CDAS-Reaktor (Conditioned Dry Absorption System) Die Komponenten Sprühtrockner, Sprühabsorber oder Verdampfungskühler sind als Einzelkomponenten einsetzbar, oder es besteht die Möglichkeit innerhalb einer Schaltungsfolge, daß sie einem Wäscher vorgeschaltet sind. Es handelt sich um Absorptionsvorgänge, die zur Bindung und Umwandlung der Schadstoffe (Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff) führen. Adsorptionsvorgänge werden ebenfalls zur Schadstoffbeseitigung (Dioxine, Furane, Schwermetalle) genutzt. Zum Einsatz kommen hier Herdofenkoks und Aktivkohle [100, 101]. Unabhängig von der jeweils verwendeten Rauchgasreinigung und ohne Einfluß auf die Produkte der Rauchgasreinigung werden die Stickoxide beseitigt. Hierzu wird das SNCRoder SCR-Verfahren genutzt. Beim SNCR (Selectic Non Catalytic Reduction) Verfahren wird in das Rauchgas im Kessel (im Anschluß an die Nachbrennkammer) Ammoniak (NH3) eingedüst. Es bildet sich Stickstoff N2 und Wasserdampf H2O. Beim SCR (Selectic Catalytic Reduction) Verfahren findet diese Entstickung am Ende der Rauchgasreinigung an einem Katalysator, ebenfalls unter Zugabe von Ammoniak statt. Das Verfahren befindet sich am Ende der Rauchgasreinigung, da eine Vergiftung des Katalysators durch Rauchgasteilchen vermieden werden muß. Zur optimalen Ausnutzung des Verfahrens ist es notwendig, daß das Rauchgas erneut erwärmt wird [21]. Da beide Verfahren rückstandsfrei arbeiten, können sie bei den Betrachtungen zum Schwermetallverhalten vernachlässigt werden. Die Tabelle 2.1 zeigt die Schadstoffe und die angestrebten Produkte innerhalb der Rauchgasreinigung unter Angabe der im allgemeinen verwendeten Reinigungsreagenzien. III – 21 Schadstoffe Beseitigungsart/ Ort nur über Feuerführung SNCR/ im Kessel mit NH3 SCR/ im Reaktor am Katalysator mit NH3 gewünschte chemische Produkte Kohlendioxid CO2 H2O, NaOH, TMT15* Reaktoren NaCl, NaF, HCl Schwermetalloxide Schwefeloxide NaOH, CaO, Na2S, Ca(OH)2, CaCO3, MgO Reaktoren Calciumsulfate, Natriumsulfate möglichst CaSO4⋅2H2O entweder direkt oder durch Umfällung Feinreinigung Dioxine, Furane Schwermetalle Aktivkohle, Herdofenkoks, spezieller Kohlefilter, in oder vor einem Gewebefilter TMT15 Elektrofilter, Gewebefilter, Zyklon, Reaktoren Kohlenoxide Stickoxide Chlorwasserstoff Fluorwasserstoff Schwermetalle Staub Stickstoff N2 Adsorption - Tabelle 2.1: Überblick über Schadstoffe und Reinigungsschritte *) - Trimercapto-s-triazin (15prozentige Lösung) hauptsächlich für Quecksilber Die innerhalb einer Rauchgasreinigung anfallenden Mengen an Produkten sind abhängig davon, welches Verfahren verwendet wurde. Bei den einzelnen Verfahren sind im Mittel folgende Mengen pro Mg Abfall zu erwarten [21]: Filterstaub aus der Entstaubung Trockensorption-Reaktionsprodukte Quasi-Trockensorption Naßsorption-Reaktionsprodukte 20-40kg 25-45kg 15-35kg 8-15kg Bei den in Deutschland betriebenen etwa 53 Müllverbrennungsanlagen, von denen 50 in die nachfolgenden Betrachtungen einbezogen wurden, verwenden 5 eine trockene, 12 eine quasitrockene und 30 eine nasse Rauchgasreinigung. Zwei Anlagen wenden in unterschiedlichen Linien ein quasitrockenes und ein nasses Rauchgasreinigungsverfahren an. Eine Anlage arbeitet mit einem trockenen und einem nassen Verfahren, ebenfalls in unterschiedlichen Linien [59]. III – 22 2.2 Differenzierung durch unterschiedliche Technologien Aus der im vorherigen Abschnitt angegebenen Einteilung der Rauchgasreinigungsverfahren in physikalische und chemische, läßt sich ein allgemeines Bild der betrachteten 50 Müllverbrennungsanlagen für die möglichen Kombinationen im Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigungsmethoden in fünf Ebenen darstellen. Die Einteilung folgt der denkbaren Schaltungsfolge der einzelnen Anlage [21]. CR CR CR - Chemische Reinigung PR - Physikalische Reinigung CR PR PR CR PR CR CR CR PR PR 1 PR CR PR CR CR CR CR 6 PR 1 PR CR PR 7 PR CR 5 CR PR PR 2 Verbrennung PR CR PR Rauchgaszüge CR Kessel CR CR 1 PR PR CR PR 1 CR CR 6 CR PR 14 PR 1 4 PR CR PR 1 PR CR CR CR PR PR CR PR PR CR CR PR PR PR Hochtemperaturbereich 1 CR PR Niedrigtemperaturbereich 2 3 4 5 6 Abb. 2.4: Einteilung der Rauchgasreinigungsverfahren der erfaßten 50 Müllverbrennungsanlagen in Hochtemperatur- und Niedrigtemperaturbereich Die in der Abbildung 2.4 eingetragenen Zahlen geben die jeweilige Anzahl der Anlagen wieder, die in der genannten Ebene beim aufgeführten Verfahren die Rauchgasreinigung beenden. Es zeigen sich bei der Kombination der Reinigungsverfahren deutlich zwei Schwerpunktlinien in der Anordnung: • CR → PR → CR → PR • PR → CR → PR → CR III – 23 Innerhalb aller Ebenen ist prinzipiell ein Zugabe von Reinigungssubstanzen für die chemische Rauchgasreinigung möglich. Die Tabelle 2.2 zeigt die verwendeten Substanzen und die Häufigkeit ihrer Anwendung in den einzelnen Ebenen. Die verwendeten Substanzen kommen in der Anwendung nicht ausschließlich einzeln zur Nutzung, sondern stellen in mehreren Anlagen Mischungen dar. Die Zugabe ist abhängig vom jeweiligen Reinigungsverfahren (trocken, halbtrocken oder nass). Substanz H2O NaOH CaO CaCO3 Ca(OH)2 Na2S Aktivkohle Herdofenkoks TMT15 MgO 1 1 - 2 2 5 1 2 - Prozeßebene 3 4 12 7 7 7 1 8 4 13 3 1 4 2 5 1 1 5 4 4 1 3 2 1 - 6 - Tabelle 2.2: Eingabeebenen von verwendeten Reinigungsreagenzien in die Rauchgasreinigung Die Möglichkeit der Nutzung einer Rezirkulation von anfallenden Produkten der Rauchgasreinigung nutzen neun Anlagen. 1x 4x 3x 1x aus Ebenen 4/5 nach Ebene 1 aus Ebene 4 nach Ebene 2 aus Ebene 5 nach Ebene 3 aus Ebenen 5/6 nach Ebene 3 Die Rezirkulation soll eine optimale Ausnutzung der Reinigungssubstanzen unterstützen und gleichzeitig den Anteil von zur Verfügung stehenden Partikeln für mögliche Adsorptionsvorgänge erhöhen. Für die Betrachtungen zu möglichen Unterschieden in den anfallenden Produkten werden die beiden genannten Hauptlinien • • CR → PR → CR → PR PR → CR → PR → CR herangezogen. Für beide hauptsächlich auftretenden Verfahrenslinien ist in der ersten Ebene, dem Kessel, also speziell den Rauchgaszügen (Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung), mit ähnlichen Produkten zu rechnen. Es ist von einem grobkörnigen Material auszugehen. Bevorzugt dürfen Materialien mit hoher Dichte angenommen werden. Ein entscheidener Einfluß der Rauchgasführung im Kessel auf mögliche Produkte ist nicht zu prognostizieren. III – 24 Für die Produkte der oben genannten Hauptlinien der Rauchgasreinigung im Niedrigtemperaturbereich ist mit fortschreitender Reinigungsstufe eine Zunahme des feinkörnigen Anteils anzunehmen. Die chemische Zusammensetzung der Produkte ist abhängig von der jeweilig genutzten Reinigungssubstanz. Die Beseitigung der Schadstoffe verläuft dabei über Absorptions- und Adsorptionsvorgänge. Die noch vorhandene chemische Reaktivität von Absorptionsprodukten ist gegenüber den Adsorptionsprodukten als höher einzustufen. Die Ursache ist zum einen in einem Überschuß von „unverbrauchter“ Reinigungssubstanz und zum anderen in der Reaktivität der Produkte (z.B. CaSO4) zu sehen. Erhebliche Einschränkungen ergeben sich bei der Zuordnung der Produkte zum Anfallort. Ein „reaktives“ Produkt muß nicht dort entstanden sein wo es anfällt. Somit könnten Anlagenkomponenten Wirkungen zugeschrieben werden, deren sie nicht entsprechen, sondern die sich lediglich aufgrund der Verfahrensweise so ergaben. 2.3 Temperaturverlauf in Müllverbrennungsanlagen Aus den innerhalb der jeweiligen Prozeßstufe [21, 56] einer Müllverbrennungsanlage vorliegenden Temperatur ergibt sich der in Abbildung 2.5 dargestellte allgemeine Temperaturverlauf. °C Müllverbrennungsanlage Temperaturverlauf vom Rost bis zum Kamin 1200 1000 800 Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung 600 Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung Luvo maximal Verlauf Eco Berührungsüberhitzer Trocknung Entgasung Vergasung 200 Strahlungsüberhitzer 400 minimal Verlauf 0 Rost NBK Rauchgaszüge Entstaubung Naß-Absorption Trocken-Adsorption Entstaubung Abb. 2.5: Darstellung der Temperaturverläufe in Müllverbrennungsanlagen Der angegebene Temperaturverlauf verdeutlicht die Zweiteilung von Müllverbrennungsanlagen: Zum einen die Verbrennung mit allen Zwischenschritten einschließlich der Energiegewinnung sowie dem Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung, zum anderen die Rauchgasreinigung im Niedrigtemperaturbereich. Die Verbrennung einschließlich der Energiegewinnung spielt sich im wesentlichen im Bereich von 800°C-1200°C ab. III – 25 Die Reinigung des Rauchgases nach dem Kessel beginnt in einem Temperaturbereich von 250°C-200°C und liegt im Minimum nicht unter 80°C. Somit kann für die Rauchgasreinigung ein Bereich von 80°C bis 250° angenommen werden in dem sich auch Reaktionen der zu entfernenden Schadstoffe des Rauchgases mit Reinigungsreagenzien vollziehen. Um für spätere Betrachtungen ein besseres Verständnis der Bewertung des Temperaturverlaufes zu erhalten, wird abschließend auf die Verweildauer des Abfalls auf dem Rost und des Rauchgases in der Rauchgasreinigung eingegangen. Die Abbildung 2.6 zeigt die allgemeine Temperatur-Zeit-Zuordnung einer Müllverbrennungsanlage. 1400 Rost 1200 Verbrennung 1000 Rauchgasreinigung 800 Vergasung Rauchgaszüge 600 400 200 Entgasung Trocknung 0 0 2 6 8 10 20 28 30 40 44 48 50 60 62 70 Abb. 2.6: Temperatur-Zeit-Zuordnung beim Durchlauf durch eine Müllverbrennungsanlage Wie Abbildung 2.6 zu entnehmen ist, kann für die Verbrennung des Abfalles von der Aufgabe auf den Rost bis zum Rostende ein Zeitintervall von circa 60 Minuten angenommen werden. Für die folgende Rauchgasreinigung einschließlich der Rauchgasquerzüge beträgt der Zeitraum circa 10 Minuten. Die Verbrennung des Abfalls auf dem Rost kann mit einer unter oder über dem stöchiometrischen Bedarf liegenden Sauerstoffzahl gefahren werden, in der Regel liegt das Primärluft- zu Sekundärluftverhältnis bei 80 zu 20. Entscheidend für das genutzte Verhältnis ist die jeweilige Feuerlänge auf dem Rost. Das entstehende Rauchgas besitzt folgende wesentliche Anteile [22]. Aufgrund der Schadstoffbelastung (Schadgase, Staub) muß das Rauchgas durch die schon erwähnte Zugabe von Reinigungssubstanzen behandelt werden. Die Kohlenstoffoxide (COx) können nur über die Feuerführung beseitigt werden und sind damit abhängig vom zugegebenen Luftüberschuß. Die Stickoxide sind durch die Zugabe von Ammoniak, SNCR- oder SCR-Verfahren zu beseitigen. Alle verbleibenden Schadstoffe sind durch die genannten chemischen und physikalischen Rauchgasreinigungskomponenten sicher zu entfernen. III – 26 Komponenten Stickstoff N2 Kohlendioxid CO2 Sauerstoff O2 Schwefeldioxid SO2 Chlorwasserstoff HCl Wasserdampf H 2O Summe Tabelle 2.3: Anteile [Vol%] 67,71 7,87 9,8 0,01 0,04 14,5 99,93 Rauchgasanteile der Verbrennung Für Reaktionen unter Beteiligung des Rauchgases im Kesselbereich sowie in der Rauchgasreinigung ist neben der Rauchgaszusammensetzung die Temperatur wesentlich. Für den Kesselbereich, speziell den Feuerraum und die Nachbrennkammer, können für Reaktionen Temperaturen von 600°C bis maximal 1200°C angenommen werden. In der eigentlichen Rauchgasreinigung im Niedrigtemperaturbereich sind Temperaturen von 80°C-250°C vorauszusetzen. Als Reaktionspartner, die im Rauchgas enthalten sind, kommen im Kesselbereich Sauerstoff, Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff und Kohlendioxid in Frage. Druckabhängigkeiten sind in Müllverbrennungsanlagen nicht zu erwarten, deshalb kann für Reaktionen Atmosphärendruck angenommen werden. Innerhalb der einzelnen Verfahrenskomponenten muß eine optimale Durchmischung von Reaktionspartnern vorausgesetzt werden. Sich hieraus ergebende Reaktionszeiten liegen dann maximal im Sekundenbereich. 2.4 Konsequenzen bezüglich der Schwermetalle Als Schlußfolgerung kann für die Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium in bezug auf die Müllverbrennungstechnologie festgestellt werden: In der Summe ist für die drei Metalle eine Gesamtmenge von circa 1Gew% im Abfall anzugeben. Für die Abfallstoffe sind die in ihnen vorliegenden Schwermetallverbindungen weitgehend bekannt (Tabelle 1.5). Unter Berücksichtigung der in Tabelle 1.9 angegebenen Anteile ist die Verteilung der Schwermetalle auf die Produkte der Müllverbrennung, Schlacke und Rauchgasreinigungsprodukte, abzuschätzen. Es zeigt sich, daß beim Blei rund 40%, beim Zink zwischen 30%-50% und beim Cadmium rund 90% der Eintragsmenge die Müllverbrennung über den Rauchgaspfad verlassen. Das Verhalten der Schwermetalle und Schwermetallverbindungen in Abhängigkeit von den Stoffwerten (Tabelle 1.6 - 1.8), für den innerhalb einer Müllverbrennungsanlage vorliegenden Temperaturverlauf, ist nachfolgend dargestellt. III – 27 flüssig fest Blei Bleioxid flüssig fest fest Bleisulfat Bleisulfid flüssig fest Zersetzung fest flüssig fest Zersetzung Rost 20-800°C Abb. 2.7: gasförmig fest Bleioxid "Mennige" fest flüssig fest Bleichlorid fest NBK 800-1200°C Rauchgaszüge 1200-250°C RGR 250-80°C Zuordnung der Schwermetallverbindungen des Blei zum Temperaturverlauf innerhalb einer Müllverbrennungsanlage Zink flüssig fest gasförmig Zinkoxid Zinkchlorid Zinksulfat fest fest flüssig fest fest gasförmig flüssig fest Zersetzung Zinksulfid Zinkcarbonat flüssig fest fest flüssig Zersetzung Rost 20-800°C NBK 800-1200°C Rauchgaszüge 1200-250°C RGR 250-80°C Abb. 2.8: Zuordnung der Schwermetallverbindungen des Zink zum Temperaturverlauf innerhalb einer Müllverbrennungsanlage III – 28 Cadmium flüssig fest gasförmig Cadmiumoxid Cadmiumchlorid fest fest flüssig fest Cadmiumsulfat Cadmiumcarbonat flüssig fest fest gasförmig flüssig fest Zersetzung Zersetzung Rost 20-800°C NBK 800-1200°C Rauchgaszüge 1200-250°C RGR 250-80°C Abb. 2.9: Zuordnung der Schwermetallverbindungen des Cadmium zum Temperaturverlauf innerhalb einer Müllverbrennungsanlage Es zeigt sich, daß alle aufgeführten Verbindungen am Ende des Hochtemperaturbereiches der Rauchgasreinigung schon fest vorliegen. Es ist jedoch davon auszugehen, daß innerhalb des Mehrkomponentensystems der Müllverbrennung eine Vielzahl von Faktoren die hier separat betrachteten Stoffwerte beeinflussen. Dies sind z.B. chemische Reaktionen, Druck, Temperatur, Rauchgasströmungsgeschwindigkeit, Partikelgröße und die Abfallzusammensetzung. Hieraus sind dann Veränderungen zu erwarten, die zu einem Anfallort innerhalb des Niedrigtemperaturbereichs der Rauchgasreinigung führen. Die Schwermetallverbindungen bei denen unter den gegebenen Temperaturbedingungen auf dem Rost eine Zersetzung festzustellen ist, bilden in der Regel als Zersetzungsprodukt Schwermetalloxide. Diese liegen mit Ausnahme des Bleioxides über den ganzen Temperaturbereich im festen Aggregatzustand vor. Der Austrag der Oxide vom Rost ist dann durch Entrainment anzunehmen, bei relativ geringer Partikelgröße. Als Anfallort sind bevorzugt die Kesselstäube zu sehen, da die Oxide aufgrund ihrer hohen Stoffdichten im Bereich der Schwerkraftabscheidung (Rauchgaszüge) eine erhöhte Abscheidung erfahren. Für die leichtflüchtigen Verbindungen ist im Gegensatz dazu ein Anfall im Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung anzusetzen. Ihre relativ geringen Stoffdichten lassen einen Anfall in den Rauchgaszügen unwahrscheinlich erscheinen. Die oben genannten Beeinflussungen verursachen ein Vorliegen der Verbindungen im flüssigen oder gasförmigen Zustand. Dieser kommt dann im Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung zur Abscheidung. Ein Austrag durch Entrainment ist ebenfalls anzunehmen, gegenüber den Oxiden jedoch als geringer einzustufen, da für die leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen eine höhere Reaktionsbereitschaft auf dem Rost vorauszusetzen ist. Neben den allgemeinen Stoffeigenschaften der Schwermetallverbindungen ist das Abdampfen in Abhängigkeit von der Temperatur zu nennen. Dieser Vorgang der Sublimation, der direkte Übergang vom festen in den gasförmigen Zustand, ist in der Abbildung 1.2 dargestellt. Es zeigt sich, daß schon bei einer Temperatur von 200°C speziell die Schwermetallchloride, das genannte Verhalten besitzen. Die innerhalb der Müllverbrennung gegebene Maximaltemperatur von 1200°C führt für die Mehrzahl der untersuchten Schwermetalle und Schwermetallverbindungen zu hohen Abdampfraten. Als III – 29 Anfallort der gasförmigen Verbindungen ist hauptsächlich der Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung anzuführen. Neben dem in Abhängigkeit von den Stoffeigenschaften auftretenden singulären Verhalten der Schwermetalle, sind Reaktionen mit Rauchgaskomponenten (Tabelle 2.3) vorauszusetzen. Hierfür sind geringe Reaktionszeiten im Sekundenbereich anzunehmen. Das gegebene Mehrkomponentensystem der Müllverbrennung bedarf einer deutlichen Vereinfachung, um den Durchgang bzw. die Umsetzung der Schwermetalle und ihrer Verbindungen einschätzen zu können (s. Abschnitt 3). Parallel dazu lassen sich unter Bezug auf die in Abbildung 2.3 dargestellten allgemeinen Rauchgasreinigungsverfahrensanordnungen im Niedrigtemperaturbereich folgende Aussagen für den Schwermetallanfall treffen: Eine den Rauchgaszügen nachgeschaltete physikalische Reinigung, im Sinne einer vertiefenden mechanischen Abscheidung, läßt den Anfall gasförmig und flüssig vorliegender Schwermetalle durch Adsorptionsvorgänge an anderen Partikeln erwarten. Ein vollständiger Austrag der Verbindungen ist jedoch zu verneinen. Die festen Schwermetallverbindungen sind demgegenüber weitestgehend abscheidbar. Eine sich anschließende chemische Reinigung führt dann zu Adsorptionsvorgängen der Schwermetalle bei Nutzung von Herdofenkoks oder Aktivkohle. Die Verwendung anderer Reinigungssubstanzen, wie in Tabelle 2.2 angegeben, führt zu Absorptionsvorgängen. Hierbei ist jedoch als Hauptziel die Abscheidung der Schadgase Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff zu nennen. Die Absorption von Schwermetallverbindungen ist hingegen als gering einzustufen. Mit Blick auf die drei grundsätzlichen Rauchgasreinigungsverfahren (trocken, quasitrocken, nass) ist nur für das trockene Verfahren, unter Verwendung eines Oxids (CaO) als Reinigungssubstanz, von chemischen Absorptionsvorgängen der Schwermetalle auszugehen, der Reaktion von Schwermetallchloriden zu Schwermetalloxiden. Im Falle der beiden anderen Verfahren ist für die in der Hauptsache angewandten Reinigungssubstanzen in Form von Hydroxiden (z.B. Ca(OH)2) mit Produkten zu rechnen, die im angegebenen Temperatrubereich nicht stabil sind (Schwermetallhydroxide). Die Zersetzung zu Schwermetalloxiden bzw. Folgereaktionen z.B. zu Schwermetallchloriden sind anzunehmen [73]. Adsorptionsvorgänge treten analog der physikalischen Reinigung an den Reaktionsprodukten, wie oben angeführt, auf. Für den umgekehrten Fall der Verfahrensanordnung, eine den Rauchgaszügen nachgeschaltete chemische Reinigung läßt sich die folgende Aussage treffen: Durch den noch vorhandenen hohen Anteil der Schwermetallverbindungen im Rauchgas ist ein höherer Umsatz durch Absorptions- und Adsorptionsvorgänge anzunehmen. Parallel dazu wird die Staubkomponente mit zur Abscheidung gebracht. Als Reaktionsmöglichkeiten sind die oben angeführten zu nennen. Die abzuschätzenden hohen Schwermetallkonzentrationen in den Reaktionsprodukten sind insofern einzuschränken, als als Hauptanfallort der Reaktionsprodukte eine nachgeschaltete physikalische Reinigung wahrscheinlich ist. Die größten Schwermetallkonzentrationen sind somit in physikalischen Reinigungsstufen anzunehmen. III – 30 3. Mögliche Reaktionen - Kessel 3.1 Differenzierte Analyse Im folgenden Kapitel sollen mit Hilfe thermodynamischer Betrachtungen Abschätzungen für das Verhalten der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium während der Abfallverbrennung innerhalb des Kessels vorgenommen werden. Herangezogen werden hierbei ausschließlich Einzelreaktionen von Schwermetallen, Schwermetallverbindungen und Komponenten des Rauchgases unter Berücksichtigung der im Abschnitt 3.2 angegebenen Stoffeigenschaften. Chemische Reaktionen der Schwermetalle mit der Staubkomponente des Rauchgases werden nicht mit einbezogen. Die Staubkomponente ist ausschließlich als Kondensationsfläche für gasförmige Komponenten anzusehen. Hierdurch wird das Mehrkomponentensystem stark vereinfacht. Eine ausreichende Reaktionszeit sowie eine genügende Reaktantendurchmischung wird vorausgesetzt. Die vorhandenen Partikelgrößen der Schwermetallverbindungen in den Abfallstoffen werden hier nicht berücksichtigt. Tendenziell kann angenommen werden, daß feste Abfälle (z.B. Elektronikbauteile) gegenüber flüssigen Abfällen (z.B. Farben) eine größere Partikelgröße aufweisen. Die jeweiligen Bindungsformen der Schwermetalle sind in Tabelle 1.5 aufgeführt. Unter Berücksichtigung der Schmelz- und Siedepunkte der reinen Verbindungen können für die Verhaltensbetrachtungen die sich ergebenen Phasenübergänge/Kondensationspunkte in die Betrachtung mit einbezogen werden (s. Abschnitt 2.4). Hohe Schmelzpunkte von Verbindungen lassen keine oder nur geringe, in Abhängigkeit vom Mehrkomponentensystem der Müllverbrennung, Gasanteile erwarten. Diese Verbindungen können folglich nur durch chemische Reaktionen oder Entrainment in den Rauchgaspfad gelangen. Die während der Verbrennung angestrebte chemische Reaktion, die Oxidation führt dann in ihrer Umsetzung zu Oxiden, die einen relativen hohen Schmelzpunkt und eine hohe Dichte besitzen. Diese Verbindungen sind dann parallel dem Entrainment in Rauchgasreinigungsprodukten mit einem hohen Grobkornanteil, den Kesselstäuben zu erwarten. Verallgemeinert kann der Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung angegeben werden. Schwermetallverbindungen mit niedrigen Schmelz- und Siedepunkten führen hingegen früh zum Erreichen des gasförmigen Zustands. Analog ist die Bildung aus chemischen Reaktionen zu sehen. Für die Rauchgasreinigung ist somit eine gegenüber der Schwer- und Prallkraft differenzierte Abscheidung notwendig. Diese findet im Niedrigtemperaturbereich statt. Hierbei ist, wie im Abschnitt 2.4 beschrieben, in der Hauptsache von Adsorptionsvorgängen auszugehen. Neben der oben genannten Staubkomponente sind eingebrachte Reinigungssubstanzen wie z.B Herdofenkoks zu nennen. Aufgrund der zu erwartenden geringen Partikelgröße, hier spielt der Zeitfaktor eine deutliche Rolle (s. Abbildung 2.6) und der geringen Dichten der leichtflüchtigen Verbindungen, ist als Hauptanfallort die Feinreinigung (Filterstäube) zu erwarten. Ein ausschließlicher Anfall einer Verbindung in einem speziellen Rauchgasreinigungsprodukt ist durch das Mehrkomponentensystem jedoch zu verneinen. Für die zur Untersuchung anstehenden Schwermetallverbindungen (Tabelle 1.5) konnten nur für zwei Verbindungen exakt die Sublimationstemperatur ermittelt werden. Dies waren Zinksulfid (ZnS) bei circa 1180°C und Cadmiumoxid (CdO) bei circa 700°C [15]. Für die weiteren Schwermetallverbindungen waren die Abdampfraten in Abbildung 1.1 heranzuziehen. III – 31 3.2 Grundlagen Mit Hilfe thermodynamischer Betrachtungen und den angeführten Voraussetzungen ist es möglich, eine Abschätzung über das Zustandekommen einer chemischen Reaktion vorzunehmen. Die Thermodynamik nutzt den Gleichgewichtszustand einer chemischen Reaktion in Abhängigkeit des Druckes, des Volumens und der Temperatur um die Richtung in die eine Reaktion abläuft zu bestimmen. Hierfür wird die Freie Reaktionsenthalpie ∆rG genutzt, da diese eine Zustandsgröße ist, die nur von den gegebenen äußeren Bedingungen Druck, Volumen und Temperatur abhängt. Läuft eine Reaktion spontan ab, mit ∆rG < 0 ist sie als exergon zu bezeichnen. Bei Reaktionen die in die entgegengesetzte Richtung ablaufen mit ∆rG > 0 handelt es sich um endergone Reaktionen [30, 61]. Bei ∆rG = 0 ist ein System im Gleichgewicht. Beim Vergleich möglicher Reaktionen, ist der Ablauf einer Reaktion um so wahrscheinlicher, je negativer ∆G ist. Die Freie Reaktionsenthalpie ist wie folgt definiert: ∆ r GT0 = ∆H T0 − T∆ST0 mit ∆H = ∆H + 0 T Ttrans1 ∫ 0 25 c p (T )dT + ∆H trans1 + 25°C 0 ∆ST0 = ∆S25 + Ttrans1 ∫ 25° C ∆H T0 0 ∆H 25 ∆H transi ∆ST0 o ∆S25 ∆Stransi cp(T) T = = = = = = = = cp (T ) T Ttrans 2 ∫ T c p (T )dT + ∆H trans 2 +...+ Ttrans1 dT + ∆Strans1 + Ttrans 2 ∫ Ttrans1 c p (T ) T ∫c p (T )dT Ttransi T dT + ∆Strans 2 +...+ ∫ cp (T ) T dT Ttransi Enthalpie bei der Temperatur T und Standarddruck p Standardbildungsenthalpie bei 25°C Enthalpie bei Kristall- und Phasenumwandlungen Entropie bei der Temperatur T und Standarddruck p Standardbildungsentropie bei 25°C Entropie bei Kristall- und Phasenumwandlungen spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck Temperatur Zur Berechnung und die hierfür benötigten Daten wurde auf die Software HSC Chemistry Version 2.03 zurückgegriffen [60]. Die Abschätzungen des Verhaltens der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium wurden für den Temperaturbereich von 600°C - 1200°C vorgenommen. Hierbei wurden ausschließlich Reaktionen der Schwermetalle und Schwermetallverbindungen mit den Komponenten des Rauchgases berücksichtigt, hierbei sind Reaktionen mit Stickoxiden und Kohlenstoffoxiden auszuschliessen. Verbindungen, die im angegebenen Temperaturbereich ihren Zersetzungspunkt erreichen, stehen im Anschluß in oxidischer Form für weitere Reaktionen zur Verfügung. III – 32 3.2.1 Berechnung des Systems Blei Wenn Blei oder seine Verbindungen, wie in Abschnitt 3.2 beschrieben, mit den Rauchgaskomponenten (s. Kapitel 2.3.1) reagieren, sind theoretisch folgende Reaktionen möglich. Für die Berechnungen wird eine konstante Temperatursteigerung von 600°C auf 1200°C angenommen, wobei die jeweiligen Aggregatzustände der Stoffe in Klammern angegeben sind. Nicht angeführte Verbindungen sind bei den vorgegebenen Bedingungen nicht mehr stabil. • Reaktionsgleichungen R1. Pb(l) → Pb(g) → PbO(s) R2. Pb(l) + 1/2O2(g) R3. Pb(l) + 1/2O2(g) → PbO(l) R4. Pb(l) + 2HCl(g) + 1/2O2(g) → PbCl2(l) + H2O(g) R5. Pb(l) + 2HCl(g) + 1/2O2(g) → PbCl2(g) + H2O(g) R6. PbO(s) + 2HCl(g) → PbCl2(l) + H2O(g) R7. PbO(l) + 2HCl(g) → PbCl2(l) + H2O(g) R8. PbO(l) + 2HCl(g) → PbCl2(g) + H2O(g) → PbSO4(s) R9. PbS(s) + 2O2(g) R10. PbS(s) + 3/2O2(g) → PbO(s) + SO2(g) R11. PbS(s) + O2(g) → Pb(l) + SO2(g) → Pb(l) + SO2(g) R12. PbS(l) + O2(g) R13. PbS(s) + 2HCl(g) → PbCl2(l) + H2S(g) R14. PbS(l) + 2HCl(g) → PbCl2(g) + H2S(g) R15. PbCl2(l) + 1/2O2(g) → PbO(s) + Cl2(g) → PbO(l) + Cl2(g) R16. PbCl2(g) + 1/2O2(g) R17. PbCl2(l) + H2O(g) → PbO(l) + 2HCl(g) R18. PbCl2(g) + H2O(g) → PbO(l) + 2HCl(g) 150 Delta G [kJ/mol] 100 R1 50 0 -50 R3 R2 -100 R5 -150 R4 -200 -250 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 3.1: Berechnung der Freien Enthalpie für das System Blei der Reaktionen 1-5 III – 33 200 Delta G [kJ/mol] R16 R15 100 R17 R14 R13 R18 0 R7 R6 R8 -100 R11 -200 R12 -300 R10 -400 R9 -500 -600 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 3.2: Berechnung der Freien Enthalpie für das System Blei der Reaktionen 6-18 In den Abbildungen 5.1 und 5.2 ist zu erkennen, daß die Freie Enthalpie für 11 Reaktionen (2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12) negativ (exergon) ist. Sieben Reaktionen sind endergon. Die Produkte dieser exergonen Reaktionen sind PbO und PbCl2. Es wird weiterhin deutlich, daß PbO bestrebt ist, sich zu PbCl2 umzusetzen (Reaktion 7, 8). Die Produkte der Reaktionen 10, 11 und 12 zeigen für die Oxidation die Entstehung eines anderen Schadstoffes Schwefeldioxid (SO2 gasförmig) auf. Bei einer Verweilzeit des Abfalls von circa 60 Minuten auf dem Rost ist nach etwa 30 Minuten die Temperatur von 600°C (s. Abbildung 2.6) und nach 50 Minuten die Maximaltemperatur von 1200°C erreicht. Somit kann eine Zunahme der Temperatur von circa 30°C pro Minute bei ständiger Durchmischung (Rostbewegung) angenommen werden. Die in Tabelle 1.5 angeführten Ausgangsverbindungen für das Blei haben im angegebenen Temperaturbereich alle den Schmelzpunkt überschritten und liegen bei 1200°C im flüssigen Zustand vor. Nur für das Bleichlorid wird der Siedepunkt überschritten. Im System Blei ist aufgrund der berechneten Enthalpien davon auszugehen, daß bei der Verbrennung zuerst Bleichlorid und anschließend Bleioxid aus dem Kessel in die Rauchgasreinigung ausgetragen werden. 3.2.2 Berechnung des Systems Zink Für das Zink und die Zinkverbindungen der Abfallstoffe wurden nachfolgend 16 Reaktionen aufgeführt. Die berechneten Freien Reaktionsenthalpien sind in den Abbildungen 3.3 und 3.4 graphisch dargestellt. Die Berechnungen beziehen sich auf einen Temperaturbereich von 600°C - 1200°C analog den Berechnungen des Systems Blei. III – 34 • Reaktionsgleichungen R1. R2. R3. R4. R5. R6. R7. R8. R9. R10. R11. R12. R13. R14. R15. R16. Zn(l) → Zn(g) Zn(l) + 1/2O2(g) → ZnO(s) Zn(g) + 1/2O2(g) → ZnO(s) Zn(l) + H2O(g) → ZnO(s) + H2(g) → ZnO(s) + H2(g) Zn(g) + H2O(g) Zn(l) + 2HCl(g) + 1/2O2(g) → ZnCl2(l) + H2O(g) Zn(g) + 2HCl(g) + 1/2O2(g)→ ZnCl2(g) + H2O(g) ZnCl2(l) + 1/2O2(g) → ZnO(s) + Cl2(g) → ZnO(s) + Cl2(g) ZnCl2(g) + 1/2O2(g) ZnCl2(l) + H2O(g) → ZnO(s) + 2HCl(g) ZnCl2(g) + H2O(g) → ZnO(s) + 2HCl(g) ZnO(s) + 2HCl(g) → ZnCl2(l) + H2O(g) ZnO(s) + 2HCl(g) → ZnCl2(g) + H2O(g) ZnS(s) + 3/2O2(g) → ZnO(s) + SO2(g) ZnS(s) + 2HCl(g) → ZnCl2(l) + H2S(g) ZnS(s) + 2HCl(g) → ZnCl2(g) + H2S(g) 100 Delta G [kJ/mol] R9 R8 R1 0 R5 R4 -100 R3 -200 R2 R7 R6 -300 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 3.3: Freie Enthalpieberechnung für das System Zink der Reaktionen 1-9 III – 35 100 Delta G [kJ/mol] R15 R16 R10 R11 0 R12 R13 -100 -200 -300 R14 -400 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 3.4: Freie Enthalpieberechnung für das System Zink der Reaktionen 10-16 Als Produkte der neun Reaktionen (2, 3, 4, 5, 6, 7, 12, 13, 14), die spontan im Kessel ablaufen, sind wie beim Blei, das Oxid und das Chlorid gegeben. Beim Zink liegt der Schwerpunkt der Bildung jedoch auf der oxidischen Form. Auch die spontane Bildung des Schadstoffes Schwefeldioxid (SO2, Reaktion 14) ist wiederum anzuführen. Eine eventuelle Folgereaktion, die Umwandlung von ZnO zu ZnCl2 (Reaktion 12, 13), ist ebenfalls zu nennen. Im vorgegebenenTemperaturbereich von 600°C – 1200°C liegen zwei Zinkverbindungen, das Zinkoxid (ZnO) und das Zinksulfid (ZnS) ausschließlich fest vor. Der Austrag dieser Verbindungen aus dem Kessel ist nur in Zusammenhang mit chemischen Reaktionen, Entrainment und Sublimation möglich. Für die angegebenen Bedingungen wird bei Zinksulfid die Sublimationstemperatur von 1180°C überschritten, während das Zink (907°C) und Zinkchlorid (756°C) den Siedepunkt erreichen und als Gasphase vorliegen. Es kann angenommen werden, daß im System Zink die Produkte Zinkoxid oder Zinkchlorid aus dem Kessel ausgetragen werden. 3.2.3 Berechnung des Systems Cadmium Für die Berechnung der Freien Enthalpie wurden im System Cadmium die nachfolgend dargestellten 13 Reaktionen angenommen. Es gelten die gleichen Voraussetzungen wie für die Systeme Blei und Zink. III – 36 • Reaktionsgleichungen R1. R2. R3. R4. R5. R6. R7. R8. R9. R10. R11. R12. R13. Cd(l) → Cd(g) Cd(l) + 1/2O2(g) → CdO(s) Cd(g) + 1/2O2(g) → CdO(s) Cd(l) + 2HCl(g) + 1/2O2(g) → CdCl2(l) + H2O(g) Cd(g) + 2HCl(g) + 1/2O2(g)→ CdCl2(l) + H2O(g) Cd(g) + 2HCl(g) + 1/2O2(g)→ CdCl2(g) + H2O(g) → CdO(s) + Cl2(g) CdCl2(l) + 1/2O2(g) CdCl2(l) + H2O(g) → CdO(s) + 2HCl(g) → CdO(s) + Cl2(g) CdCl2(g) + 1/2O2(g) CdCl2(g) + H2O(g) → CdO(s) + 2HCl(g) CdO(s) + 2HCl(g) → CdCl2(l) + H2O(g) CdO(s) + 2HCl(g) → CdCl2(g) + H2O(g) CdSO4(s) + 2HCl(g) → CdCl2(l) + SO3(g) + H2O(g) 200 Delta G [kJ/mol] R9 R7 100 R8 R10 R13 0 R1 R12 R11 -100 R3 R6 R2 R5 -200 R4 -300 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 3.5: Freie Enthalpieberechnung für das System Cadmium der Reaktionen 1-13 Von denen in Abb. 3.5 aufgezeigten 13 Reaktionen besitzen sieben eine negative Freie Enthalpie (2, 3, 4, 5, 6, 11, 12), die mit den negativsten Werten (Reaktionen 4, 5, 6) führen zur Bildung von Cadmiumchlorid. Als zweites Produkt neben Cadmiumchlorid ist Cadmiumoxid (Reaktionen 2, 3) zu nennen. Eine anschließende Umwandlung von gebildeten Cadmiumoxid zu Cadmiumchlorid ist nicht auszuschließen (Reaktionen 11, 12). Aus den Stoffeigenschaften ergibt sich, daß Cadmium und Cadmiumchlorid den Siedepunkt überschreiten und ein Austrag aus dem Kessel als Gasphase erfolgen kann. Dies ist auch beim Cadmiumoxid möglich, da ab 700°C die Sublimation der Verbindung beginnt. III – 37 Der Austrag des Cadmiums aus der Verbrennung dürfte hauptsächlich als Cadmiumchlorid stattfinden. Zusammenfassend ergibt sich für die drei Schwermetalle und deren Verbindungen für die Abschätzung der Reaktionsfähigkeit mit den Rauchgaskomponenten folgendes Bild: Von den gasförmigen Komponenten des Rauchgases kommen für Reaktionen im wesentlichen nur der Sauerstoff und das Chlorwasserstoff in Frage. Somit ist der Austrag aus dem Kessel als Chlorid und als Oxid anzunehmen. Reaktionen mit den anderen Komponenten des Rauchgases sind aufgrund der sich abzeichnenden Instabilität der möglichen Verbindungen im angegebenen Temperaturbereich von 600°C – 1200°C nicht zu erwarten. Eine Aussage zu Schwermetallen, die während der Verbrennung in Silikate eingebaut werden, ist aufgrund der mangelnden verfügbaren stöchiometrischen Zusammensetzung dieser Verbindungen nicht möglich. Sowohl zur exakten Zusammensetzung als auch zu den thermodynamischen Daten dieser stark variierenden Verbindungen sind ausreichende Kenntnisse nicht gegeben. Somit entziehen sich komplexere Stoffsysteme (Silikate) den theoretischen Abschätzungen zum Einbau von Schwermetallen weitgehend. Aussagen hierzu dürften nur bei Untersuchungen von reinen Stoffsystemen möglich sein [62]. Innerhalb der Rauchgasreinigung, im Niedrigtemperaturbereich von 80°C bis 250°C, kommen für Reaktionen mit Schwermetallverbindungen von den möglichen verwendeten Reinigungsreagenzien (Tabelle 2.2) im wesentlichen Natriumhydroxid, Calciumoxid und Calciumhydroxid in Betracht. Reaktionen sind hierbei nur für Schwermetallchloride zu erwarten. Bei den Umsetzungen ist die Bildung von Schwermetalloxiden anzunehmen. Ein Auftreten von hydroxidischen Bindungsformen ist durch die geringen Stabilitäten dieser Verbindungen, im angesetzten Temperaturbereich, nicht zu erwarten. Berücksichtigung muß jedoch die Tatsache finden, daß die verwendeten Reinigungssubstanzen nicht für die Schwermetallbeseitigung konzipiert wurden, sondern in der Hauptsache auf die Schadgase ausgerichtet sind (s. Abschnitt 2.4). Ein geringer Anteil von Produkten aus Folgereaktionen, mit noch vorhandenen Rauchgaskomponenten (z.B. Kohlendioxid), ist nicht gänzlich auszuschließen. Der Anteil der Schwermetallverbindungen, die durch Entrainment die Verbrennung verlassen und in Rauchgasreinigungsprodukte gelangen, ist nicht abzuschätzen. Kondensationsvorgänge von Schwermetallverbindungen auf Staubpartikeln sind anzunehmen, jedoch schwierig abzuschätzen [72, 88]. 3.3 Zu erwartendes Schwermetallverhalten Die Schlußfolgerungen zum Verhalten der Schwermetalle, die sich aus den vorangegangenen Betrachtungen ergeben, lassen sich wie folgt darstellen: Die Eintragsbindungsformen der Metalle in den Abfällen sind bekannt. Für den Austrag der Schwermetalle aus der Müllverbrennung sind vier Faktoren zu berücksichtigen: - Stoffeigenschaften - Entrainment - Sublimation - Reaktionen mit dem Rauchgas. Die im Abschnitt 2.4 wiedergegebenen Stoffeigenschaften zeigen für die reinen Stoffe das Verhalten in Abhängigkeit von der Temperatur. Es ist festzustellen, daß die reinen Schwermetalle und Schwermetallchloride relativ früh den gasförmigen Zustand erreichen. Für diese leichtflüchtigen Stoffe ist neben der Kondensation dann eine differenzierte Rauchgasreinigung zur Abscheidung notwendig (s. Abschnitt 2). Für die verbleibenden III – 38 Verbindungen, im wesentlichen die Schwermetalloxide, ist bei Berücksichtigung der reinen Stoffeigenschaften das Entrainment als Austragsform anzunehmen. Gleichzeitig ist für alle Schwermetallverbindungen als mögliche Austragsform aus dem Verbrennungsraum die Sublimation anzuführen. Die sich bildenden gasförmigen Stoffe sind dann ebenfalls nur durch eine differenzierte Rauchgasreinigung zu beseitigen. Die abschließend durchgeführten Abschätzungen von Reaktionen der Schwermetallverbindungen mit dem Rauchgas innerhalb der Verbrennung ergab die bevorzugten Austragsformen: Blei → PbCl2 > PbO, Zink → ZnO > ZnCl2, Cadmium → CdCl2 > CdO. Das Verhalten der Schwermetalle innerhalb der Anfallorte der Rauchgasreinigung ist dann folgendermaßen abzuschätzen: Im Bereich der Rauchgasreinigung, in den sich jeweilig ergebenen Rauchgasreinigungsprodukten sind immer Schwermetalle zu finden. Für den Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung (s. Abbildung 2.5), die Kesselstäube, ist mit grobkörnigen Material aufgrund der Schwer- und Prallkraftabscheidung zu rechnen. Innerhalb dieser Produkte liegt ein Schwermetallanfall von Verbindungen mit höherer Dichte vor. Als Orientierung für die mechanische Abscheidung kann der Abscheidungsgrad annähernd mit dem Ausdruck d K ⋅ ρ (dK-Korndurchmesser; ρ-Stoffdichte) beschrieben werden [56]. Dies gilt auch für Produkte die durch Entrainment den Verbrennungsraum verlassen. Als hauptsächliche Schwermetallverbindungen kommen hier die Oxide in Betracht. Außerdem ist davon auszugehen, daß die Kesselstäube als Keime (Anlagerungspunkte) für Kondensationsvorgänge von Schwermetallverbindungen mit hohen Kondensationspunkten dienen. Im Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung fallen als Produkte die Reaktionsprodukte und Filterstäube an. Die leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen (Chloride) sind nun in diesem Bereich durch eine spezielle Abscheidung (s. Abschnitt 2.1) gegenüber den Kesselstäuben zu entfernen. Innerhalb der chemischen Reinigungsstufen sind hier Adsorptions- und Absorptionsvorgänge zu nennen. Die Hauptausrichtung der Abscheidung auf die Schadgase Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff sowie die verwendeten Reinigungs-substanzen läßt jedoch hauptsächlich Adsorptionsvorgänge erwarten (s. Abschnitt 2.4). Als Adsorptionsprodukte stehen Reaktionsprodukte, Staub und unverbrauchte Reinigungssubstanzen zur Verfügung. Der Anfall von Reaktionsprodukten in nachgeschalteten physikalischen Reinigungsstufen läßt dann innerhalb der chemischen Reinigungsstufen auf geringe Schwermetallkonzentrationen schließen. Innerhalb der physikalischen Reinigung, den Filterstäuben, ist die Adsorption als die maßgebliche Methode der Abscheidung zu sehen. Aufgrund der starken Filterwirkung in bezug auf die kleineren Partikelgrößen, den gegebenen Temperaturbedingungen der Filter und der hohen Partikelanzahl, ist für die Filterstäube ein Anfall von leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen zu prognostizieren. Es stehen ausreichend Anlagerungsmöglichkeiten zur Verfügung, so daß speziell die Schwermetallchloride in Filterstäuben zu erwarten sind. Eine Differenzierung innerhalb der Filterstäube, zwischen Schwermetallverbindungen aus Reaktionsprodukten und den Filterstäuben ist dann nicht mehr möglich. III – 39 4. Nachweis der Schwermetallverbindungen in den Rauchgasreinigungsprodukten 4.1 Anfallstellen Für die angestrebten Untersuchungen wurden die Schwerpunktlinien der Rauchgasreinigungstechnologien und CR → PR → CR → PR PR → CR → PR → CR als Grundlage für die Anlagenauswahl herangezogen. Es wurden drei Müllverbrennungsanlagen beprobt, die sich in dieses Schema einfügten. Die Anlagen werden nachfolgend mit A, B und C bezeichnet. Die Rauchgasreinigungsprodukte Kesselstäube (K), Reaktionsprodukte (R) und Filterstäube (F) sind jeweils durch den Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Konkret ist für die drei Anlagen folgende Verfahrensfolge gegeben: Anlage A: CR - PR - CR - PR, Anlage B: CR - PR, Anlage C: PR - CR - PR - CR. Basierend auf der Einteilung der Rauchgasreinigung in Hochtemperatur- und Niedrigtemperaturbereich sind für alle drei Anlagen in den Rauchgaszügen die gleichen Produkte (Kesselstäube, s. Abschnitt 2.4 und 3.3) zu erwarten. Hierbei werden die Produkte der ersten physikalischen Reinigungsstufe der Anlage C (Zyklon) im Sinne einer vertiefenden Reinigung des Hochtemperaturbereichs den Kesselstäuben zugeordnet. Es ergibt sich dann eine direkte Vergleichbarkeit der drei Müllverbrennungsanlagen, aufbauend auf dem Vergleich der Reinigungsstufen. Für die chemischen Reinigungsstufen ergibt sich für die Anlagen das folgende Bild: In der Anlage A führt die Zugabe von Calciumhydroxid und Wasser innerhalb des Sprühabsorbers zur Beseitigung von Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff durch Absorptionsvorgänge, bei gleichzeitiger Temperatursenkung des Rauchgases. Für die Schwermetallverbindungen und deren mögliche Reaktionen mit Calciumhydroxid, sind nur die Schwermetallchloride zu nennen. Für die entstehenden Schwermetallhydroxide ist jedoch eine Umsetzung zu Oxiden aufgrund der Instabilität der Hydroxide anzunehmen. Im Vordergrund sind Adsorptionsvorgänge an Reaktionsprodukten denkbar. Die zweite chemische Reinigungsstufe bewirkt durch die Zugabe von Herdofenkoks eine Erhöhung der Teilchenzahl im Rauchgas, einhergehend mit der Erhöhung der spezifischen Oberfläche. Hierdurch gelangen die verbleibenden gasförmigen Rauchgaskomponenten zur Adsorption. Für die Schwermetalle sind hier im wesentlichen die Chloride zu sehen. Für die Anlage B führt die Zugabe von Wasser und Aktivkohle zur Kühlung des Rauchgases, mit parallel ablaufenden Adsorptionsvorgängen. Speziell die gasförmigen Schwermetallverbindungen sind Ziel dieser Verfahrensweise. Hierbei ist für die Aktivkohle eine größere spezifische Oberfläche gegenüber dem Herdofenkoks (Anlage A) zu nennen [101]. Innerhalb der Anlage C wird im Sprühtrockner eine Vorabbeseitigung der bekannten Schadgase vorgenommen. Hierbei kommen Rezirkulationsprodukte des Wäschers zur Anwendung. Dominiert werden diese von calcium- und natriumhaltigen III – 40 Absorptionsprodukten. Das Schwermetallverhalten dürfte analog der Anlage A abzuschätzen sein. Bei allen drei Anlagen sind als Hauptanfallort der Reaktionsprodukte, die Filterstäube zu sehen. Die Filterstäube als abschließende Feinreinigung lassen einen Anfall von feinkörnigen Material bei Bindung der leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen durch Adsorption erwarten. Eine Differenzierung zwischen Reaktionsprodukten und Filterstäuben ist nicht mehr möglich. Die Abbildungen 4.1 - 4.3 zeigen die jeweiligen Fließbilder, angegeben sind zusätzlich die Betriebstemperaturen (Angaben der Anlagenbetreiber). Die zu untersuchenden Produkte der Rauchgasreinigung, betreffen also: - Proben aus den Rauchgaszügen einschließlich Zyklon: AK1, AK2, AK3; BK1, BK2; CK1, CK2 Kesselstäube (K) - Proben aus den Elektro- und Gewebefiltern: AF1, AF2; BF1, BF2, BF3; CF1, CF2 Filterstäube (F) - Proben aus anderen Verfahrenskomponenten: AR, BR, CR Reaktionsprodukte (R) Aufgeführt sind alle zugegebenen Reinigungssubstanzen am Ort ihres Eintrages. Die Probennahme erfolgte während des laufenden Betriebes. Für die angestrebte Beurteilung des Anfalls von Schwermetallverbindungen in den einzelnen Reinigungsstufen ist, neben den allgemeinen Aussagen zu den Produkten und ihrer im Anschluß angeführten speziellen Charakterisierung, der anteilige Anfall ausschlaggebend. Diesbezüglich gilt (nach Anlagenbetreibern) sowie nach eigenen Abschätzungen: Anlage A: Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube - 5% - 10% - 85% Anlage B: Kesselstäube, Reaktionsprodukte - 45% Filterstäube - 55% Anlage C: Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube - 30% - 5% - 65%. III – 41 Herdofenkoks Calciumhydroxid + Wasser Kessel 1100°C Rauchgasquerzug 3 Trichter 650°C-200°C AK1 AK2 Sprühabsorber 200°C-150°C Elektrofilter 150°C-140°C Gewebefilter 140°C-130°C AR AF1 AF2 AK3 Abb. 4.1: Verfahrensfließbild der Anlage A Wasser+Aktivkoks Kessel 950°C Rauchgaszug 1Trichter 600°C Rauchgasquerzug 320°C Verdampfungskühler 200°C-170°C BK2 Gewebefilter 3 Trichter 170°C BR BK1 BF1 BF2 BF3 Abb. 4.2: Verfahrensfließbild der Anlage B Natronlauge Wasser Kessel 970°C Rauchgasquerzug 2 Trichter 800°C-240°C Zyklon 240°C Sprühtrockner 160°C CK2 CK1 CR Elektrofilter 2 Trichter 160°C CF1 Wäscher 90°C CF2 Rückstände Kalkmilch ph kontrolliert Abb. 4.3: Verfahrensfließbild der Anlage C 4.2 Chemische Stoffwerte Die chemische Analyse fand mittels ICP-Messung der Lösungen des Schmelzaufschlusses statt. Durchgeführt wurden die Messungen am Kaliforschungsinstitut Heringen. Die restlichen Komponenten (CO2, H2O+, Corg.) wurden am Institut für Baustoff- und Umweltschutz-Technologie in Weimar analysiert. Die Ergebnisse der entsprechenden Untersuchungen, die im Rahmen des Projektes durchgeführt wurden, sind in den Tabellen 4.1 bis 4.3 wiedergegeben. III – 42 Die Gesamtsummen der einzelnen Elemente zeigen für jede Entnahmestelle aller Anlagen eine gute Erfassung. Komponente AK1 [Gew%] 25,7 11,1 2,4 27,8 3,0 2,9 2,4 0,2 1,1 0,008 11,3 4,6 2,0 2,3 1,5 0,3 98,6 SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Pb Zn Cd SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. ∑ AK2 [Gew%] 27,8 10,2 5,0 21,0 2,2 4,4 2,9 0,9 1,6 0,024 16,8 2,4 1,4 2,6 0,9 0,3 100,4 AK3 [Gew%] 32,1 11,3 3,3 23,2 2,3 3,1 2,3 0,4 1,1 0,0144 9,3 2,6 1,4 2,2 1,3 1,7 97,6 AR [Gew%] 27,8 8,3 2,1 38,5 2,0 1,6 1,2 0,1 0,6 0,0042 6,0 5,0 1,1 3,2 5,0 0,3 102,8 AF1 [Gew%] 5,3 2,3 0,6 50,4 1,0 2,3 1,6 0,2 1,0 0,015 5,5 16,3 0,7 2,6 11,2 0,1 101,1 AF2 [Gew%] 5,6 2,3 0,9 46,2 1,0 2,1 1,5 0,1 0,8 0,0063 5,5 13,6 0,5 0,7 10,0 8,7 99,5 Tabelle 4.1: Chemische Analyse der Anlage A In der Abbildung 4.4 sind die Schwermetallkonzentrationen nachfolgend graphisch dargestellt. 2 [%] 0,025 [%] Cadmium 0,02 0,015 0,01 1,5 0,005 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 1 0,5 Blei Zink 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 Abb. 4.4: Schwermetallkonzentrationen der Proben der Anlage A Unter Verwendung der Mittelwerte für die Kesselstäube und Filterstäube, bei Berücksichtigung des Mengenanteils der jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukte (s. Kapitel 4.1), ergeben sich die folgenden prozentualen Anteile der Schwermetalle in den Produkten. III – 43 100 90 [%] Blei Zink Cadmium 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Kesselstäube Reaktionsprodukt Filterstäube Abb. 4.5: Prozentuale Schwermetallanteile unter Berücksichtigung des Mengenanteils der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage A Es zeigt sich, daß der Anteil der Schwermetalle in den Filterstäuben ungefähr dreiviertel des Gesamtanfalls ausmacht. Mit abnehmenden Anteilen sind die Kesselstäube und das Reaktionsprodukt zu nennen. Dominierendes Element in den Filterstäuben ist neben Calcium (Reinigungssubstanz Ca(OH)2) aus dem Reaktionsprodukt das Chlor. Das aus der Chlorwasserstoffabscheidung des Rauchgases resultierende Chlorid läßt innerhalb der Filterstäube leichtlösliche Verbindungen annehmen. Die Ergebnisse der Anlage B sind in der Tabelle 4.2 wiedergegeben. Komponente SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Pb Zn Cd SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. ∑ BK1 [Gew%] 51,3 8,9 3,6 22,0 1,8 1,4 1,1 < 0,1 0,6 0,0025 4,3 1,0 0,9 3,3 0,6 0,1 100,9 BK2 [Gew%] 44,9 10,6 4,3 23,6 2,0 1,6 1,2 0,1 0,9 0,004 6,0 1,8 0,9 2,4 0,9 0,5 101,7 BR [Gew%] 47,1 9,3 4,1 20,7 1,8 1,6 1,3 0,2 1,0 0,0056 6,8 2,0 0,9 1,4 1,0 0,2 99,4 BF1 [Gew%] 12,4 4,5 1,7 12,0 1,3 8,0 6,3 1,5 7,1 0,0559 11,8 18,0 0,9 1,2 1,8 5,7 94,3 BF2 [Gew%] 17,1 5,9 1,9 14,6 1,3 7,0 5,5 1,3 6,1 0,0464 10,8 15,6 0,9 1,3 1,5 5,8 96,6 BF3 [Gew%] 16,2 5,9 2,0 14,4 1,3 8,8 5,3 1,2 5,9 0,0394 10,8 15,0 0,9 0,8 1,6 6,6 96,7 Tabelle 4.2: Chemische Analyse der Anlage B Die Abbildung 4.6 verdeutlicht die Schwermetallkonzentrationen in graphischer Form. III – 44 8 [%] 0,06 [%] Blei Zink Cadmium 0,05 0,04 0,03 6 0,02 0,01 0 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 4 2 0 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 Abb. 4.6: Schwermetallkonzentrationen der Proben der Anlage B Aus den Schwermetallkonzentrationen ergibt sich unter Einbeziehung des Mengenanteils der Rauchgasreinigungsprodukte, sowie der Mittelung der einzelnen Anfallorte, das folgende Bild der prozentualen Anteile für die Anlage B. 100 90 [%] Blei Zink Cadmium 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Kesselstäube/Reaktionsprodukt Filterstäube Abb. 4.7: Prozentuale Schwermetallanteile unter Berücksichtigung des Mengenanteils er Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage B Für die Anlage B ist ebenfalls eine Dominanz der Schwermetallanteile in den Filterstäuben festzustellen, analog der Anlage A. Die Werte liegen jedoch deutlich über denen der Anlage A und machen rund 90% aus. Der Anteil der Kesselstäube und des III – 45 Reaktionsproduktes liegt bei ungefähr 10%. Im Mittel stellt das Chlor den größten Einzelanteil in den Filterstäuben. Analog der Anlage A ist somit von leichtlöslichen Schwermetallverbindungen auszugehen. Die Tabelle 4.3 zeigt die Ergebnisse der Anlage C. Komponente CK1 [Gew%] 45,8 9,3 5,8 17,9 1,8 1,4 1,5 0,36 1,0 0,0166 6,1 1,8 1,1 1,7 1,4 1,5 98,48 SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Pb Zn Cd SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. ∑ CK2 [Gew%] 37,2 12,5 4,3 25,0 2,5 1,2 1,4 0,14 1,0 0,0103 5,7 2,8 1,6 1,2 1,0 1,1 98,65 CR [Gew%] 0,9 1,2 0,3 34,7 0,5 0,5 2,4 0,0633 0,2 0,005 45,5 6,3 0,2 0,5 6,0 0,1 99,37 CF1 [Gew%] 2,1 1,1 0,4 16,7 0,7 2,8 18,3 0,25 1,5 0,021 13,0 38,8 0,2 < 0,1 4,9 0,2 101,07 CF2 [Gew%] 2,6 1,1 1,4 13,7 0,5 4,8 18,0 0,51 2,6 0,0333 13,0 37,6 0,5 < 0,1 4,6 0,2 101,24 Tabelle 4.3: Chemische Analyse der Anlage C Zur Veranschaulichung der Schwermetallkonzentrationen sind diese in der Abbildung 4.8 graphisch dargestellt. 3 [%] [%] 0,03 Blei Zink Cadmium 0,025 2,5 0,02 0,015 0,01 0,005 0 CK1 2 CK2 CR CF1 CF2 1,5 1 0,5 0 CK1 CK2 CR CF1 CF2 Abb. 6.8: Schwermetallkonzentrationen der Proben der Anlage C Die Bestimmung der prozentualen Schwermetallanteile in den Rauchgasreinigungsprodukten der Anlage C erfolgte analog den Anlagen A und B. III – 46 100 90 [%] Blei Zink Cadmium 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Kesselstäube Reaktionsprodukt Filterstäube Abb. 4.9: Prozentuale Schwermetallanteile unter Berücksichtigung des Mengenanteils er Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage C Für die Anlage C sind in etwa die gleichen Schwermetallanteile für die Rauchgasreinigungsprodukte festzustellen wie in der Anlage A. Der Anteil in den Filterstäuben beträgt ungefähr vierfünftel am Gesamtanfall. Nachfolgend sind die Kesselstäube mit rund einfünftel und das Reaktionsprodukt bei rund 1% zu nennen. Ähnlich den Anlagen A und B sind für die Filterstäube hohe Chloridkonzentrationen zu analysieren, was wiederum eine Vielzahl leichtlöslicher Verbindungen, in Konsequenz auch der Schwermetalle, erwarten läßt. Zusammenfassend ist für die Schwermetalle festzuhalten: Alle drei Anlagen zeigen in den Filterstäuben die größten prozentualen Schwermetallanteile. Die Werte belaufen sich in den Anlagen A und C auf rund dreiviertel der Gesamtheit und erreichen im Fall der Anlage B sogar rund 90%. Den zweitgrößten Anteil stellen die Kesselstäube. Die Anteile der Reaktionsprodukte, soweit diese zu differenzieren sind, sind äußerst gering. Für die Rauchgasreinigungsprodukte lassen sich die folgenden Schwerpunkte der Elemente feststellen: - Kesselstäube Silizium, Aluminium, Eisen, Calcium - Reaktionsprodukte Elemente der Kesselstäube, Elemente der Reinigungssubstanzen - Filterstäube Chlor. Die Rauchgasreinigungsprodukte mit den größten Schwermetallanteilen, die Filterstäube zeigen hohe chloridische Anteile. Es ist somit anzunehmen, daß die Schwermetalle in den Filterstäuben im wesentlichen in chloridisch gebundener Form vorliegen. Unter Beachtung der Stoffeigenschaften (Tabellen 3.6 - 3.8) ist von einer erhöhten Löslichkeit dieser III – 47 Verbindungen auszugehen. Die differenzierten Abschätzungen des Schwermetallverhaltens sind hiermit in erster Näherung zu bestätigen (s. Abschnitt 2.4; 3.3). In den Kesselstäuben dominieren die oben angeführten Elemente. Aufgrund der geringen chloridischen sowie sulfitischen Konzentrationen ist anzunehmen, daß die Elemente in komplexen Verbindungen (z.B. Silikaten) vorliegen. Dies schließt auch die Schwermetalle ein, wobei hier nicht zu differenzieren ist, ob die Schwermetalle in Kristallgittern gebunden oder adsorptiv vorliegen. Eine adsorptive Bindung würde aufgrund des Chemismus, geringer Anteil von leichlöslichen Komponenten, eine oxidische Bindung der Schwermetalle voraussetzen. Die äußerst geringen Schwermetallanteile in den Reaktionsprodukten sind nicht eindeutig einem Schwerpunkt in der Bindungform zuzuordnen. Bedingt wird dies durch die angeführte Komplexizität der vorliegenden Reaktionsprodukte (Kesselstäube, Reinigungssubstanzen, Reaktionsprodukte). Die Reaktionsprodukte sind somit als Übergang von den Kesselstäuben zu den Filterstäuben aufzufassen. Für die Anlagen A und C ist die Zugabe der jeweiligen Reinigungssubstanzen zu analysieren, es ist jedoch keine Schwerpunktbindung für die Schwermetalle abzuschätzen. Für die Anlage B ist noch eine Dominanz der Kesselstaubanteile festzustellen. Die jeweilig zu erwartenden Schweretallabscheidungen durch Absorptionsvorgänge (Anlagen A und C), sowie durch Adsorptionsvorgänge (Anlage B) zeichnen sich erst in den Filterstäuben ab. Eine exakte Differenzierung der Produkte ist innerhalb der Filterstäube jedoch nicht mehr möglich. Für die Rauchgasreinigungsprodukte und die Schwermetalle zeigt sich unter bezug auf die theoretischen Abschätzungen (s. Abschnitt 2.4; 3.3) eine gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen der chemischen Analyse. 4.3 Kornverteilungen Für eine vertiefende Aussage der Ergebnisse der chemischen Stoffwerte wurden die Kornverteilungen der Rauchgasreinigungsprodukte bestimmt. Nachfolgend sind die Kornverteilungen aller Entnahmestellen der drei beprobten Anlagen aufgeführt. Neben der Angabe der d(0,1), d(0,5) und d(0,9)-Werte in Tabelle 4.4, wurde die sich aus der Kornverteilung ergebene, berechnete spezifische Oberfläche (nach 6 D(3,2 ) ⋅ ρ mit D(3,2) = ∑d ∑d 3 2 [104]) und die Spreizung angegeben. Die d(0,1) und d(0,9)-Werte wurden berücksichtigt, um die Verteilungsbreite zu verdeutlichen. Der d(0,5)-Wert (50% der Probe besitzen geringere Abmessungen) kann als Orientierung für einen mittleren Partikeldurchmesser angesehen werden. Die Verteilungsbreite wird durch die Spreizung (S= d (0,9 ) − d (0,1) d (0,5) ) gekennzeichnet. III – 48 Probe d(0,5) AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 CK1 CK2 CR CF1 CF2 [µm] 62 141 140 124 41 39 291 189 278 14 25 26 487 133 73 45 60 Spreizung S spezifische Oberfläche [m²/g] d(0,1) d(0,9) 5,1 5,0 2,5 2,5 5,6 3,7 2,1 1,8 1,7 11,9 14,8 14,3 2,0 2,2 2,4 1,8 1,4 0,048 0,035 0,048 0,048 0,068 0,077 0,019 0,02 0,012 0,345 0,21 0,196 0,01 0,027 0,072 0,075 0,073 [µm] 20 24 21 18 20 18 81 63 115 2 2 2 111 37 10 22 21 [µm] 339 735 376 330 248 164 695 403 591 169 373 374 1083 324 187 105 106 Tabelle 4.4: Kornverteilungswerte und daraus berechnete spezifische Oberflächen der untersuchten Proben In Abbildung 4.10 sind die Werte nochmals graphisch dargestellt, ein Vergleich der Anlagen ist so sofort gegeben. [m²/g] [µm] 0,4 d(0,9)/d(0,1) 1000 0,35 d(0,5) spez. Oberfläche 800 0,3 0,25 600 0,2 0,15 400 0,1 200 0,05 0 0 C C C C C F2 F1 R K2 3 2 1 K1 BF BF BF 1 BR 2 BK 2 1 BK AF AF 2 1 AR 3 AK AK AK Abb. 4.10: Schwankungsbreiten der Kornverteilung und spezifische Oberflächen der Proben III – 49 Für die Anlage A ist eine kontinuierliche Abnahme des mittleren Korndurchmessers gegeben. Eine Ausnahme stellt nur die erste Entnahmestelle (AK1) dar, dies folgt aus der Art der Rauchgasführung im Rauchgasquerzug. Die Zugabe von Calciumhydroxid und Wasser als Reinigungssubstanzen läßt sich anhand der Kornverteilung nicht nachweisen. Eine zu erwartende Verringerung der Partikelgrößen ist nicht festzustellen. Das Reaktionsprodukt (AR) ordnet sich nahtlos der Korngrößenabnahme ein. Weiterhin ist festzustellen, daß die Zugabe von Herdofenkoks zu keiner wesentlichen Änderung der Kornverteilung führt. Aus den Werten der Kesselstäube, des Reaktionsproduktes und den Filterstäuben ergibt sich somit zwangsläufig ein kontinuierlicher Anstieg für die Werte der spezifischen Oberfläche. Für die Anlage B ist deutlich eine Zweiteilung in Kesselstäube/Reaktionsprodukt und Filterstäube zu erkennen. Die Zugabe der Reinigungssubstanzen Aktivkohle und Wasser im Reaktionsprodukt (BR) führt nicht zu einer Verringerung des mittleren Kornduchmessers. Es zeigt sich, daß die Zugabe der Reinigungssubstanzen erst in den Filterstäuben deutlich wird. Die Ergebnisse der spezifischen Oberflächen zeigen von den Kesselstäuben zum Reaktionsprodukt einen leichten Abfall, dieser kann mit dem Kornverteilunganstieg des Reaktionsproduktes erklärt werden. Der folgende deutliche Anstieg im Filterstaub (BF1) ist der Zugabe der Aktivkohle (große spezifische Oberfläche) zuzuordnen. Anlage C zeichnet sich ebenfalls durch eine kontinuierliche Abnahme der Kornverteilungen aus. Für die Kesselstäube ist in der Probe CK2 eine deutliche Abnahme der Kornverteilung gegenüber der Probe CK1 festzustellen. Aufgrund der sehr großen d(0,5)-Werte für CK1 ist zu vermuten, daß innerhalb des Kessels der Anlage C bei sehr hohen Rauchgasgeschwindigkeiten, ausschließlich eine Energienutzung der Rauchgase stattfindet. Erst eine vertiefende Rauchgasreinigung im Anschluß des Kessels (Zyklon) ergibt die gleichen Größenordnungen der Kornverteilungen wie in den Kesselstäuben der beiden anderen Anlagen. Die beiden Filterstäube (CF1, CF2) zeigen ähnliche Kornverteilungen. Die Erhöhung der spezifischen Oberfläche zeigt sich in den Rauchgasreinigungsprodukten der Anlage C nicht wie in Anlage A und B erst in den Filterstäuben, sondern schon im Reaktionsprodukt (CR). Es ist davon auszugehen, daß die Zugabe der Rezirkulationsprodukte mit geringer Partikelgröße erfolgt. Alle Anlagen zeigen tendenziell zwangsläufig eine stetige Abnahme des mittleren Korndurchmessers d(0,5), von den Rauchgaszügen (Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung) hin zu den jeweilig abschließenden physikalischen Rauchgasreinigungskomponenten (Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung). Die Verschiebungen der Kornverteilungen innerhalb der Kesselstäube werden durch die unterschiedliche Intensität der Abscheidung im Kessel der jeweiligen Anlage hervorgerufen. Während in der Anlage A eine einfache Umlenkung des Rauchgases vorliegt, ist für die Anlagen B und C eine dreifache Umlenkung zu nennen. Aufgrund der hohen Partikelgrößen für die Kesselstäube der Anlagen B und C sind hohe Rauchgasgeschwindigkeiten anzunehmen, wobei die energetische Nutzung des Rauchgases im Vordergrund gegenüber der Staubabscheidung steht. Hierdurch ergibt sich die Notwendigkeit einer vertiefenden Reinigung. Im Falle der Anlage C ist dies ein Zyklon, während bei der Anlage B ein Verdampfungskühler zu nennen ist. Dieser erfüllt dann mehrere Funktionen, eine vertiefende Reinigung, eine Beseitigung von Schadstoffen durch Adsorptionsvorgänge (Aktivkohle) sowie eine Kühlung des Rauchgases. Hiermit ist der hohe für die Kesselstäube charakteristische Elementanteil im Reaktionsprodukt zu klären. III – 50 Insgesamt liegt der Partikelgrößenbereich etwa zwischen 1µm bis 1000µm. Aufgrund des Mengenanfalls der Rauchgasreinigungsprodukte in den Anlagen kann eine Dominanz der Filterstäube in einem Größenbereich von etwa 1µm-200µm bis maximal 400µm festgestellt werden. Die Abnahme der Korngrößen führt parallel zu einer Zunahme der spezifischen Oberfläche, von den Kesselstäuben über die Reaktionsprodukte hin zu den Filterstäuben. Die berechneten Ergebnisse liegen zwischen 0,01-0,345m²/g. Die Zugabe von Reinigungssubstanzen wird erkennbar. Für alle drei Anlagen, ist für die Filterstäube im Anschluß an die Reaktionsprodukte (AR, BR, CR) eine Vergrößerung der spezifischen Oberfläche festzustellen. Ein Großteil der Reaktionsprodukte wird dabei nicht am Entstehungsort anfallen, sondern erst in einer nachgeschalteten Rauchgasreinigungskomponente. Eine größere spezifische Oberfläche ist hierbei als Anfallort für gasförmige Komponenten zu sehen, die adsorptiv gebunden werden. Gleichzeitig ist von einer Erhöhung der Reaktionsbereitschaft für chemische Absorptionsvorgänge auszugehen. Als Schlußfolgerung aus den Kornverteilungen ergibt sich für die Schwermetalle folgendes Bild: Die Analysen der Kornverteilungen für die Kesselstäube ergaben ein grobkörniges Material. Unter Berücksichtigung der chemischen Analyse sind hierfür hauptsächlich die Elemente Silizium, Aluminium, Eisen und Calcium zu nennen. Bei Annahme komplexer Verbindungen (z.B. Silikate) ist für die Schwermetalle eine Bindung in oder an diesen Verbindungen anzunehmen. Eine Differenzierung ist hier nicht möglich. Der Anteil der adsorptiv gebundenen Schwermetalle umfaßt in den Kesselstäuben im wesentlichen nur die Oxide (s. Abschnitt 2.4; 3.3). Parallel dazu sind die Kesselstäube als hauptsächlicher Anfallort von durch Entrainment aus der Verbrennung ausgetragener Schwermetallverbindungen zu sehen. Die durch Sublimation ausgetragenen Verbindungen sind in Abhängigkeit ihres Kondensationspunktes in den Kesselstäuben zu erwarten. Das feinkörnige Material, die Filterstäube, läßt bei Beachtung der chemischen Stoffwerte verstärkt chloridisch gebundene Schwermetallverbindungen im Anfall anführen. Dies sind zum einen durch Adsorption abgeschiedene Verbindungen, die aufgrund der hohen spezifischen Oberfläche kondensieren oder sich anlegen (Feinstpartikel), als auch in den Reaktionsprodukten anfallende Schwermetallverbindungen, die innerhalb der Filterstäube zur Abscheidung gelangen. Der Einfluß der Reaktionssubstanzen ist hierbei in Adsorptions- und Absorptionsvorgänge zu teilen (s. Abschnitt 2.4). Der Schwerpunkt dürfte wie angeführt auf den Adsorptionsvorgängen liegen. 4.4 Phasenanalyse - Röntgenpulverdiffraktometrie Neben der Bestimmung der chemischen Stoffwerte und den Kornverteilungen, wurde die Röntgenpulverdiffraktometrie zur Charakterisierung der Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube genutzt. Mit Hilfe der Röntgenpulverdiffraktometrie lassen sich den chemischen Elementen Verbindungen zuordnen. Bei ausreichenden Konzentrationen, kann ein direkter Nachweis von Schwermetallverbindungen durchgeführt werden. Im Vergleich der drei Anlagen zeigt sich für den Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung, also die Kesselstäube ein gleicher Phasenbestand. Dies sind vor allen Dingen Quarz, Calciumaluminiumsilikate und Calciumaluminate. Die Phasen Calcit und III – 51 Anhydrit sind ebenfalls festzustellen. Für diese Verbindungen ist unter Berücksichtigung ihrer Stoffeigenschaften ein Direktaustrag aus der Verbrennung anzunehmen. Weiterhin ist eine silikatische Glasphase relativ konstant in den Kesselstäuben nachzuweisen. Eigenständige Schwermetallverbindungen sind nicht zu identifizieren. Der weitgehend gleiche Phasenbestand der Kesselstäube aller Anlagen zeigt, daß die Rauchgasführung innerhalb des Kessels keinen Einfluß auf die Phasenzusammensetzung ausübt. Für die Schwermetalle sind somit die möglichen Phasen für Adsorptionsvorgänge bekannt. Gleichzeitig ist davon auszugehen, daß die Schwermetalle innerhalb der Verbindungen der Kesselstäube auf Kristallgitterplätzen eingebaut sind. Bevorzugt sind hier die Silikate und Calciumaluminate zu nennen. Weiterhin ist eine Schwermetallbindung innerhalb der amorphen silikatischen Glasphase anzunehmen. Die Bindungsart ist hierbei jedoch nicht abzuschätzen. Unter bezug auf die Kornverteilungen sind die Kesselstäube als ein grobkörniges Material zu bezeichnen. Für den Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung ist eine Übereinstimmung der Anlagen A und C gegenüber der Anlage B festzustellen. Während der Phasenbestand der Reaktionsprodukte und Filterstäube der Anlagen A und C geprägt ist durch Absorptionsprodukte der Schadgasabscheidung, unverbrauchte Reinigungssubstanzen und Rezirkulationsprodukte, ist für die Anlage B nur das Vorliegen von Adsorptionsprodukten zu nennen. Gleichzeitig zeigt das Reaktionsprodukt der Anlage B aufgrund des Phasenbestandes die schon angeführte vertiefende Reinigung des Hochtemperaturbereiches. Innerhalb der Anlagen B und C ließ sich als eigenständige Schwermetallverbindung K2ZnCl4 in den Filterstäuben nachweisen. Durch den Anfall dieser Verbindung in der Anlage B, bei der keine Zugabe einer Reinigungssubstanz für Absorptionsvorgänge vorliegt, ist von einer Bildung innerhalb der Verbrennung auszugehen. Das Auftreten als Chlorid und damit einhergehend der zu erwartende niedrige Schmelz- und Siedepunkt, mit daraus resultierender Leichtflüchtigkeit, bestätigen den Anfall in den Filterstäuben. 4.5 Sequentielle Extraktion Zur Bestimmung der Bindungsformen der Schwermetalle wurde eine Sequentielle Extraktion genutzt. Mittels dieses Verfahrens konnten die Schwermetalle in den Rauchgasreinigungsprodukten der einzelnen Entnahmestellen analysiert werden. Die anfallenden Lösungen wurden am Kaliforschungsinstitut Heringen (ICP-Messungen) und am Institut für Apparate- und Umwelttechnik der Universität Magdeburg (AASMessungen) untersucht. In späterer Kopplung mit den röntgendiffraktometrisch bestimmten Verbindungen und den Ergebnissen der rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen ist das Erscheinungsbild der Schwermetalle in den Rauchgasreinigungsprodukten zu erfassen. Mit der angewandten Extraktionsfolge wurden folgende Bindungsformen angesprochen: I. II. III. IV. V. VI. Leicht lösliche Fraktion Carbonatische Fraktion An amorphe Oxide gebundene Fraktion In kristallinen Oxiden gebundene Fraktion Sulfidische Fraktion Restfraktion „Cl; SO4“ „CO3“ „O“ „O“ „S“ „Silikate“ (z.B. PbCl2) (z.B. PbCO3) (z.B. an Fe2O3 als PbO) (z.B. PbO) (z.B. PbS) (z.B. an kristallinen SiO2) Die Untersuchungsergebnisse sind, geordnet nach den untersuchten Schwermetallen, nachfolgend für die einzelnen Anlagen angegeben. III – 52 Blei mg/kg des RGRP 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 AF1 0 I AK3 II III IV AK1 V Extraktionsschritte VI RGRP Abb. 4.11: Bleigehalte der Extraktionsschritte der Anlage A mg/kg des RGRP 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 I II III Extraktionsschritte IV BR V VI Abb. 4.12: Bleigehalte der Extraktionsschritte der Anlage B BK2 BK1 BF1 BF2 RGRP BF3 III – 53 mg/kg des RGRP 6000 5000 4000 3000 2000 1000 CF2 0 I CR II III CK1 IV V Extraktionsschritte VI RGRP Abb. 4.13: Bleigehalte der Extraktionsschritte der Anlage C Unter Beachtung der mengenmäßigen Zuordnung der Rauchgasreinigungsprodukte Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube am Gesamtanfall (s. Abschnitt 4.1), ergeben sich für die einzelnen Fraktionen die folgenden Ergebnisse innerhalb der Anlagen. 3500 3000 2500 2000 [mg/kg] RGRP 1500 1000 500 F R 0 A B I C A B II C K A B III C A B C IV Extraktionsschritte für die einzelnen Anlagen A B V C A B VI Abb. 4.14: Anteile der einzelnen Extraktionsschritte für das Blei bei beachteter Gewichtung der Anfallorte innerhalb der Anlagen C RGRP III – 54 Für alle Fraktionen ist in den Anlagen, mit Ausnahme der Anlage A, eine Dominanz bei den Filterstäuben festzustellen, sowohl betreffs des spezifischen Schwermetallgehaltes, als auch hinsichtlich des Gesamtanteiles. Die Reaktionsprodukte, soweit sie zu differenzieren sind, treten für keine Fraktion unmittelbar nennenswert in Erscheinung. Die höchsten Anteile des Bleis in den Kesselstäuben sind für die Fraktionen VI, IV und III in jeweils abnehmenden Anteilen von der Anlage C zu Anlage B zu Anlage A anzuführen. Die größten Bleianteile in den Rauchgasreinigungsprodukten zeigen die Fraktionen I und VI in den Filterstäuben. Für das Blei ergibt sich somit das folgende Bild: Die thermodynamischen Abschätzungen ergaben als bevorzugte Austragsformen Bleichlorid gegenüber Bleioxid. Innerhalb der Extraktionsfolge ist das Bleichlorid der Fraktion I und das Bleioxid den Fraktionen III und IV zuzuordnen. Für das Bleichlorid ist eindeutig ein dominierender Anfall innerhalb der Filterstäube (Abbildung 4.14) gegeben. Die geringen Werte der Fraktion I in den Filterstäuben der Anlage A können durch bei Scheuer [73] beschriebene mögliche Folgereaktionen von Metallchloriden und Wasserdampf zum festen Metalloxid und gasförmigen Chlorwasserstoff (MeCl2 + H2O(g) → MeO + 2HCl(g)) ansatzweise gedeutet werden. Aufgrund der geringen Chlorfracht in der Anlage, deren Bindung hauptsächlich in Form von Calciumoxydchloriden (CaCl2⋅Ca(OH)2⋅H2O) [56]) vorliegt, kann angenommen werden, daß keine ausreichende Chloridbindung für das Blei vorhanden ist. Andere Folgereaktionen von Bleichlorid zu Bleisulfat innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte durch Kontakt mit sulfatischen Verbindungen, wie bei [24] angegeben, sind mittels der Sequentiellen Extraktion nicht zu differenzieren. Der dominierende Anfall von Bleichlorid in den Filterstäuben ist u.a. mit der Abdampfrate zu erklären. Für die Verbindung liegt eine hohe Abdampfrate bei relativ niedrigen Temperaturen vor (s. Abschnitt 2.4). Parallel dazu ist aufgrund der Stoffeigenschaften, wie Schmelz- und Siedepunkt, sowie der Dichte eine Leichtflüchtigkeit des Bleichlorids vorauszusetzen. Die reinen Stoffeigenschaften ergaben unter Berücksichtigung der Temperaturgegebenheiten innerhalb der Rauchgasreinigung somit einen Anfall in den Filterstäuben (s. Abschnitt 2.4). Für das Bleioxid mit den zu berücksichtigenden Fraktionen III und IV sind die Gesamtanteile in der Abbildung 4.14 wiedergegeben. Der erwartete Anfall des Bleioxids in den Kesselstäuben läßt sich tendenziell bestätigen. Überlagert wird er durch den hohen Anteil der Filterstäube. Das aufgrund der Stoffeigenschaften und der niedrigen Abdampfrate im Vergleich zu Bleichlorid abgeschätzte Verhalten, der Anfall im Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung, wird bestätigt. Hierbei ist für alle Anlagen ein höherer Gesamtanteil des kristallinen Bleioxids gegenüber der amorphen Bindungsform zu analysieren. Als Grundlage ist zum einen der geringe Anteil von amorphen Komponenten in den Rauchgasreinigungsprodukten zu sehen. Zum anderen ist für das Bleioxid somit eine gute Kristallisation anzunehmen. Nennenswert ist weiterhin die Fraktion VI, das an die Restfraktion (Silikate) gebundene Blei. Diese theoretisch nicht abzuschätzende Bindungsform des Schwermetalls spielt eine größere Rolle als angenommen. Es zeigt sich auch hier die Dominanz bei den Filterstäuben, trotz des deutlich geringeren silikatischen Anteils im Vergleich zu den Kesselstäuben. Somit muß als weitere Austragsform für Blei, die an silikatische Verbindungen berücksichtigt werden. Inwieweit eine Fixierung des Schwermetalls in Kristallgittern vorliegt ist schwer abzuschätzen. Es ist zu vermuten, daß die vorliegenden Verbrennungs- und Rauchgasreinigungsbedingungen eher eine Anlagerung erlauben, gegenüber einer Einlagerung. Dies wird durch den angewandten letzten Schritt der Extraktion gestützt, da die zur Anwendung kommende Salpetersäure in der Regel nicht in der Lage ist, Silikate zu zerstören. Somit kann als mögliche Trägersubstanz die silikatische Glasphase innerhalb der Kesselstäube angeführt werden. III – 55 Die carbonatische und sulfidische Bindungsform, die Fraktionen II und V, zeigen ebenfalls die mehrfach angeführte Dominanz der Filterstäube am Gesamtanfall gegenüber dem Reaktionsprodukt und den Kesselstäuben. Hierbei ist ein größerer Anteil der carbonatischen Fraktion anzuführen. Eine nachträgliche Carbonatisierung der Proben, wird aufgrund der spontanen Untersuchungen jedoch weitestgehend ausgeschlossen. Somit dürfte der Anfall der carbonatischen Bindungform auf einen Direktaustrag zurückgeführt werden. Zusammenfassend kann für das Blei die abgeschätzte bevorzugte Austragsform Bleichlorid gegenüber Bleioxid während der Verbrennung bestätigt werden. Durch die verhältnismäßig geringe Dichte des Bleichlorids und seiner hohen Abdampfrate (leichte Verflüchtigung), kann der erwartete Anfall in der physikalischen Feinreinigung (Filterstäube) verifiziert werden. Ein deutlich höherer Stellenwert muß der Bindung an Silikate zugeschrieben werden, da diese Bindungsform für das Blei einen mengenmäßig größeren Anteil darstellt als die Oxidische. Zink mg/kg des RGRP 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 AF1 0 I AK3 RGRP II III Extraktionsschritte IV AK1 V Abb. 4.15: Zinkgehalte der Extraktionsschritte der Anlage A VI III – 56 mg/kg des RGRP 50000 45000 40000 35000 30000 25000 20000 15000 10000 5000 BF2 0 I II BR III IV Extraktionsschritte V RGRP BK1 VI Abb. 4.16: Zinkgehalte der Extraktionsschritte der Anlage B mg/kg des RGRP 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 CF2 0 I II CR III Extraktionsschritte IV CK1 V VI RGRP Abb. 4.17: Zinkgehalte der Extraktionsschritte der Anlage C Bei Beachtung der mengenmäßigen Zuordnung der Rauchgasreinigungsprodukte am Gesamtanfall ergeben sich für die einzelnen Fraktionen die folgenden Ergebnisse innerhalb der Anlagen. III – 57 25000 20000 15000 [mg/kg] RGRP 10000 5000 F R 0 RGRP A B I C A B II C K A B III C A B C IV Extraktionsschritte für die einzelnen Anlagen A B V C A B VI C Abb. 4.18: Anteile der einzelnen Extraktionsschritte für das Zink bei beachteter Gewichtung der Anfallorte innerhalb der Anlagen Für das Zink können für alle Fraktionen und Anlagen die größten Anteile in den Filterstäuben festgestellt werden. Lediglich in Anlage C bei Fraktion VI, ist ein höherer Anteil in den Kesselstäuben anzuführen. Bei den Reaktionsprodukten, soweit diese zu differenzieren sind, sind vor allem für die Anlage A geringe Anteile festzustellen. Hier sind die Fraktionen III, IV, und VI zu nennen. Die Abschätzung des Verbrennungsverhaltens, des am häufigsten vertretenen Schwermetalls Zink (s. Abschnitt 3.2.2), zeigte eine Hauptaustragsform als Zinkoxid. Im Anschluß war erst die Bildung von Zinkchlorid anzunehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Stoffeigenschaften von Zinkoxid und Zinkchlorid, sowie der hohen Abdampfraten des Zinkchlorids bei niedrigen Temperaturen (s. Abbildung 3.3), ist von einem ähnlichen Verhalten der Verbindungen wie beim vorhergenannten Blei auszugehen. Für die Untersuchungen sind deshalb die Fraktionen I, III und IV als wesentlich für die Beurteilung anzusehen. Die Fraktion I der Sequentiellen Extraktion unterstreicht die getroffenen Vorhersagen. So sind bei Betrachtung der gewichteten Ergebnisse die höchsten Anteile in den Filterstäuben aller Anlagen zu finden, wobei wiederum die Anteile für die Anlage A ein Minimum darstellen. Das Zinkoxid welches den Fraktionen III und IV zuzuordnen ist, zeigt in den Kesselstäuben deutlich höhere Konzentrationen als das der Fraktion I zugeordnete Zinkchlorid. Der hohe Anteil der Filterstäube an der Gesamtabscheidung beeinflußt aber auch hier den feststellbaren Anfall von Zinkoxid. Ein bevorzugter Anfall von Zinkoxid in den Kesselstäuben gegenüber Zinkchlorid ist zu bestätigen. Als Erklärung für den hingegen festgestellten hauptsächlichen Anfall von Zinkchlorid können die Freien Reaktionsenthalpien herangezogen werden, die beim Zink für Oxid und Chlorid relativ eng beieinander liegen (s. Abschnitt 3.2.2) und durch das Mehrkomponentensystem Müllverbrennung starken Einflüssen unterliegen, die leicht zu Veränderungen der Freien Reaktionsenthalpien führen. Eine positive Beeinflussung zugunsten der Zinkchloridbildung ist hierbei durchaus denkbar. III – 58 Die bei der thermodynamischen Verhaltensabschätzung nicht erfaßte silikatische Bindung kann mit der Fraktion VI der Sequentiellen Extraktion beschrieben werden. Beim Zink ist der Stellenwert dieser Fraktion nicht so hoch anzusiedeln, wie es beim Blei gegeben ist. Der Anteil der silikatischen Bindung ist geringer als der der Chloridischen und Oxidischen. Die reinen Meßergebnisse zeigen einen hohen Anteil innerhalb der Kesselstäube und bestätigen somit indirekt die hohen silikatischen Anteile, die ermittelt wurden. In der Gesamtheit sind die größten Anteile jedoch in den Filterstäuben gegeben. Die Fraktionen II und V besitzen an der Gesamtheit des Anfalls für das Zink keinen wesentlichen Einfluß. Beim Verhalten des Zinks während der Verbrennungsprozesse und seinem späteren Auftreten in den Produkten der Rauchgasreinigung, muß die thermodynamisch bevorzugte Austragsform, das Zinkoxid revidiert werden. Vielmehr ist als bevorzugte Austragsform das Zinkchlorid zu nennen. Hierbei ist ähnlich wie beim Bleichlorid, aufgrund der hohen Abdampfraten sowie der Stoffeigenschaften, der Anfall in der physikalischen Feinreinigung (Filterstäube) festzustellen. Die bevorzugte Abscheidung des Zinkoxids innerhalb der Kesselstäube kann bestätigt werden. Der Nachweis der in der Röntgenpulverdiffraktometrie identifizierten eigenständigen Schwermetallverbindung K2ZnCl4 konnte ausschließlich mit der Rasterelektronenmikroskopie erfolgen. Im Rahmen der Sequentiellen Extraktion ist die Verbindung der Fraktion I zuzuordnen. Eine Differenzierung zwischen K2ZnCl4 und ZnCl2 ist hierbei jedoch nicht möglich. Als Entstehungsort dürfte die Verbrennung angesehen werden. Cadmium mg/kg des RGRP 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 VI AK1 V AK2 IV AK3 III Extraktionsschritte Abb. 4.19: Cadmiumgehalte der Extraktionsschritte der Anlage A AF2 II AR I AF1 0 RGRP III – 59 mg/kg des RGRP 1200 1000 800 600 400 200 V VI BF3 BF2 IV BF1 III Extraktionsschritte BR II BK1 I BK2 0 RGRP Abb. 4.20: Cadmiumgehalte der Extraktionsschritte der Anlage B mg/kg des RGRP 450 400 350 300 250 200 150 100 50 CF2 0 I II CR III Extraktionsschritte IV CK1 V VI RGRP Abb. 4.21: Cadmiumgehalte der Extraktionsschritte der Anlage C Für die Anlagen ergeben sich unter Beachtung der mengenmäßigen Zuordnung der Rauchgasreinigungsprodukte am Gesamtanfall für die einzelnen Fraktionen die folgenden Ergebnisse. III – 60 500 450 400 350 300 [mg/kg] RGRP 250 200 150 100 F 50 R RGRP K 0 A B I C A B II C A B III C A B C IV Extraktionsschritte für die einzelnen Anlagen A B V C A B VI C Abb. 4.22: Anteile der einzelnen Extraktionsschritte für das Cadmium bei beachteter Gewichtung der Anfallorte innerhalb der Anlagen Als bevorzugte Austragsform des Cadmiums aus der Verbrennung war Cadmiumchlorid abzuschätzen. Im Anschluß konnte Cadmiumoxid angeführt werden. Die Stoffeigenschaften der Chloride und Oxide ließen ein analoges Verhalten des Cadmiums wie bei Blei und Zink voraussetzen. Für das Cadmium kann für alle Fraktionen bei berücksichtigter Gewichtung der spezifischen Anfallorte für den Gesamtanfall, analog Blei und Zink, eine Dominanz in den Filterstäuben festgestellt werden. Es sind im wesentlichen die Fraktionen I, II, III und IV zu nennen, wobei die Fraktion I mit Abstand die größten Gehalte zeigt. Auch beim Cadmium sind für die Anlage A die geringsten Chloridbindungsanteile gegenüber den Anlagen B und C festzustellen. Für das Cadmium ist jedoch, wie beim Zink, eine chloridische Bindung anzugeben, im Gegensatz zum Blei. Die Affinität des Cadmiums zum Chlor ist hieraus größer einzuschätzen, als die des Bleis. Die oxidische und silikatische Bindung sind in den Filterstäuben nur minimal vertreten. Für die Anlagen B und C ist nach der chloridischen Bindung für die Filterstäube die carbonatische Bindung zu nennen. Hier ist analog dem Blei ein Direktaustrag der Verbindung abzuschätzen. Der innerhalb der Kesselstäube zu erwartende Anfall von Cadmiumoxid ist nicht feststellbar. Auch in den Kesselstäuben bestimmt die chloridische Bindung das Bild. Für das Cadmiumoxid ist folglich ein sehr geringer Entrainmentaustrag anzunehmen. Parallel hierzu ist die sich aus den thermodynamischen Betrachtungen (s. Abschnitt 3.2.3) ergebene Differenz zwischen der Cadmiumchloridbildung und Cadmiumoxidbildung als so groß einzustufen, daß bei ausreichender Chlorfracht des Rauchgases eine Oxidation des Cadmiums auszuschliessen ist. Für die spezifischen Anfallorte ist für alle Anlagen nur ein geringer Anteil der Cadmiumbindung an amorphe Oxide (Fraktion III) und Silikate (Fraktion VI) zu nennen. Diese Anteile spielen innerhalb des Gesamtanfalls jedoch keine Rolle. Die Anteile des Cadmiums innerhalb der Reaktionsprodukte zeigen keinen nennenswerten Einfluß auf den Gesamtanfall. Als eindeutig bevorzugte Austragsform für das Cadmium kann das Cadmiumchlorid angegeben werden. Die auf den III – 61 Stoffeigenschaften, Abdampfraten sowie thermodynamischen Abschätzungen beruhende Vorhersage für das Cadmium ist positiv zu bestätigen. Zusammenfassend ist für die Ergebnisse der Sequentiellen Extraktion festzustellen: Die spezifischen Anfallorte innerhalb der Anlagen zeigen für das Blei und Zink im wesentlichen die abgeschätzten Verbindungen. Für beide Metalle sind dies in den Kesselstäuben die oxidische Bindung und in den Filterstäuben die chloridische Bindung (Ausnahme Anlage A). Für die Kesselstäube, speziell für das Blei, ist noch die theoretisch nicht abzuschätzende silikatische Bindung anzuführen. Eine Ausnahme stellt das Cadmium dar, bei dem für alle Anlagen und deren spezifischen Anfallorte die chloridische Bindung zu nennen ist. Unter Beachtung des gewichteten Gesamtanfalls der Rauchgasreinigungsprodukte, zeigt sich für die Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube eine eindeutige Dominanz der Filterstäube. Die Filterstäube bestimmen somit das Bild für die auftretenden Schwermetallverbindungen. Hierbei ist für alle Metalle und Anlagen eindeutig die chloridische Bindung als Schwerpunkt zu sehen. Die einzige Ausnahme stellt die Anlage A für das Blei dar. Hier ist auch für die Filterstäube das Vorliegen in oxidischer oder silikatischer Bindung zu analysieren. Zurückgeführt werden kann dies auf eine hauptsächliche Bindung des Chlors in Calciumoxydchloriden, Alkalichloriden und den verbleibenden Schwermetallen, wobei für das Zink und Cadmium eine größere Affinität gegenüber dem Chlor als für das Blei festzustellen war. Der hierdurch anzuführende Mangel an Chlor für die Reaktion mit Blei führt dann in Konsequenz zu den genannten Bindungsformen. Die Anteile der Kesselstäube und Reaktionsprodukte am Gesamtanfall sind für alle Anlagen als gering einzustufen. In der Einzelbetrachtung für die spezifischen Anfallorte können die Reaktionsprodukte als Übergang zwischen den Kessel- und Filterstäuben angesehen werden. Die Schwermetallbindung innerhalb der Reaktionsprodukte ist charakterisiert durch die jeweiligen hauptsächlich vorliegenden Phasen. Der Anteil der Filterstäube am Gesamtanfall, mit der angeführten Dominanz der chloridischen Bindung, läßt insgesamt hohe Löslichkeiten für die Schwermetalle prognostizieren. Hierbei sind für die Anlagen B und C höhere Löslichkeitswerte der Schwermetalle gegenüber der Anlage A anzunehmen. Eine positive Tendenz ist hieraus nur soweit allgemein herleitbar, als das eine geringe Chlorfracht im Rauchgas, bedingt durch einen geringen Eintrag innerhalb des Abfalls, zu einer Verringerung der leichtlöslichen Schwermetallchloride führt. Die Anlagencharakeristika der Verfahrenstechnologien der Rauchgasreinigung zeigen keine gravierenden Unterschiede im zu analysierenden Schwermetallanfall. In den Rauchgasreinigungsprodukten sind für die jeweiligen Anlagen die gleichen Schwermetallverbindungsschwerpunkte gegeben. Unterschiede sind nur in den Gehalten anzuführen, wobei der Schwermetallanfall ausschließlich über Adsorptionsvorgänge zu höheren Gehalten führt, als kombinierte Absorptions- und Adsorptionsvorgänge. Der Einfluß der Schwermetalleintragsmenge im Abfall ist hierbei nicht berücksichtigt. Die theoretischen Abschätzungen für das Schwermetallverhalten in der Verbrennung sind weitgehend zu bestätigen. Abschließend sind die Differenzen der Schwermetallgesamtgehalte aus den einzelnen Extraktionsschritten gegenüber den Ergebnissen der chemischen Analyse zu nennen. Teilweise liegen die Ergebnisse der Extraktion über denen des Schmelzaufschlusses, speziell bei den Filterstäuben. Hieraus ist für den Schmelzsaufschluß ein Abdampfen der leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen vorauszusetzen. Da diese Verbindungen verstärkt in den Filterstäuben zu erwarten waren, sind hier die größten Unterschiede zu den Extraktionsergebnissen festzustellen. Für die Kesselstäube sind für die Extraktion geringere Gesamtwerte gegenüber dem Schmelzaufschluß zu analysieren, d.h. die Schrittfolge der Extraktion ist nicht in der Lage alle Schwermetalle in Lösung zu bringen. III – 62 Aufgrund der Kesselstäube ist dies verstärkt für die silikatischen Bestandteile anzunehmen. In der Gesamtheit ist jedoch eine akzeptable Übereinstimmung der Untersuchungsmethoden anzugeben. 4.6 Zusammenfassende Darstellung der Meßergebnisse Ausgehend vom Abfalldurchgang im Kessel wurde für Müllverbrennungsanlagen das Schwermetallverhalten in der Rauchgasreinigung untersucht. Hierzu ist eine Einteilung der Rauchgasreinigung in Hochtemperatur- und Niedrigtemperaturbereich vorgenommen worden. Der Hochtemperaturbereich, im direkten Anschluß an die Verbrennung, wurde hierbei von rund 800°C - 250°C und der Niedrigtemperaturbereich, im Anschluß an den Kessel, von ca. 250°C - 80°C angesetzt. Im Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung sind als Anfallorte von Rauchgasreinigungsprodukten vorerst die Rauchgaszüge zu nennen. Die anfallenden Produkte werden als Kesselstäube bezeichnet. Die Gliederung des Niedrigtemperaturbereiches in physikalische und chemische Reinigungsstufen ergab eine weitergehende Unterteilung für die Rauchgasreinigung aller 50 berücksichtigten Müllverbrennungsanlagen. Hierbei sind: physikalische Reinigungsstufen (PR) → Gewebe-, Elektrofilter, Zyklone und chemische Reinigungsstufen (CR) → Sprühabsorber, Verdampfungskühler, Sprühtrockner, CDAS-Reaktor und die Zuführung von Adsorptionsmitteln. Die anfallenden Produkte der physikalischen Reinigungsstufen werden Filterstäube genannt. Die Produkte der chemischen Reinigungsstufen bezeichnet man als Reaktionsprodukte. Die weitergehende Unterteilung des Niedrigtemperaturbereiches ergab dann zwei Schwerpunktlinien in der Verfahrenstechnologiefolge (s. Abbildung 2.4). Es waren dies: und CR → PR → CR → PR PR → CR → PR → CR. Für die Untersuchungen wurden drei Müllverbrennungsanlagen ausgewählt, die sich in dieses Schema einfügten, siehe Abbildungen 4.1 - 4.3: Anlage A: CR - PR - CR - PR, Anlage B: CR - PR, Anlage C: PR - CR - PR. Der Temperaturverlauf zwischen dem Hochtemperatur- und Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung ist als kontinuierlicher Übergang gegeben. Bei physikalischen Reinigungsstufen im Anschluß an den Hochtemperaturbereich liegt somit eine vertiefende Reinigung des Rauchgases im Sinne einer verstärkten Partikelabscheidung vor. Ein Einfluß auf das Schwermetallverhalten ist neben dem Kessel dann von den chemischen Reinigungsstufen der Rauchgasreinigung anzunehmen. Unter Berücksichtigung des oben genannten erwarteten Produktanfalls der physikalischen Reinigungsstufen im Anschluß an den Hochtemperaturbereich ist das Produkt des Zyklons III – 63 der Anlage C (s. Abbildung 4.3) den Kesselstäuben zuzuordnen. Aufgrund dessen ist für die drei untersuchten Müllverbrennungsanlagen die Möglichkeit des direkten Vergleiches, ausgehend von den jeweiligen chemischen Reinigungsstufen gegeben: Anlage A: Sprühabsorber → physikalische Reinigungsstufe, Anlage B: Verdampfungskühler → physikalische Reinigungsstufe, Anlage C: Sprühtrockner → physikalische Reinigungsstufe. Hiermit ist die Beschreibung des Verhaltens der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium innerhalb der jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukte unter Beachtung: - des vorher theoretisch abgschätzten Schwermetallverhaltens aufgrund der jeweiligen Stoffeigenschaften innerhalb der Müllverbrennung; - in Erweiterung dem abgeschätzten Reaktionsverhalten der Schwermetalle mit möglichen Rauchgaskomponenten im Kessel; - des jeweiligen Einflusses der Rauchgasreinigungsverfahren möglich. Für die Gesamtheit der Rauchgasreinigungsprodukte, Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube, ist der größte Anteil der Filterstäube am Gesamtanfall gegeben (Tabelle 4.5). Anlage A B C Kesselstäube 5% 30% Reaktionsprodukte Filterstäube 10% 85% 45% 55% 5% 65% Tabelle 4.5: Prozentuale Anteile der Rauchgasreinigungsprodukte am Gesamtanfall; Angaben der Anlagenbetreiber (A und B) sowie eigene Abschätzungen (C) Bezüglich des generellen Verhaltens der Schwermetalle/Schwermetallverbindungen kann somit festgestellt werden: Die carbonatischen und sulfatischen Verbindungen zeigen innerhalb des Temperaturbereiches der Müllverbrennung bis ca. 1200°C eine Zersetzung zu den Oxiden (s. Abschnitt 1.2). Für die Schwermetalloxide ist durch die hohen Schmelz- und Siedepunkte erst bei Temperaturen über 1200°C das Erreichen des gasförmigen Zustandes gegeben, bei nicht Erreichen ist ein Austrag der Verbindung durch Entrainment (Direktaustrag) oder Reaktionen mit dem Rauchgas wahrscheinlich. Dies ergibt in Umkehrschluß einen frühen Anfall der Oxide im festen Zustand in der Rauchgasreinigung. Hier sind dann als Anfallort die Kesselstäube gegeben. Im Gegensatz dazu ist für die Schwermetallchloride, aufgrund ihrer geringen Schmelz- und Siedepunkte, schon bei relativ niedrigen Temperaturen innerhalb der Müllverbrennung, dann der gasförmige Aggregatzustand erreicht. Somit liegt für diese Verbindungen eine Kondensation bei niedrigen Temperaturen vor. Als Anfallort innerhalb der Rauchgasreinigung kann hier der Niedrigtemperaturbereich genannt werden. Für die reinen Schwermetalle liegt ebenfalls eine hohe Leichtflüchtigkeit bei Abscheidung im Niedrigtemperaturbereich vor. Eine Umsetzung der reinen Schwermetalle zu Schwermetallverbindungen innerhalb der Verbrennung ist jedoch wahrscheinlich. III – 64 Hierdurch ist nur ein minimaler Austrag der reinen Schwermetalle aus der Verbrennung gegeben. Als weitere Austragsvarianten aus dem Kessel ist das Entrainment und die Sublimation (Abdampfen) für alle Schwermetallverbindungen zu berücksichtigen. Hierbei ist das Entrainment bevorzugt für schwerflüchtige Verbindungen relevant, während die Abdampfraten speziell der leichtflüchtigen Verbindungen hohe Werte erreichen (s. Abschnitt 2.4). Für die Müllverbrennung sind neben den Stoffeigenschaften, für die Schwermetalle und Schwermetallverbindungen, mögliche Reaktionen mit dem Rauchgas im Kessel abgeschätzt worden (s. Abschnitt 3). Hieraus waren folgende Austragsformen zu erwarten: Blei → PbCl2 > PbO, Zink → ZnO > ZnCl2, Cadmium → CdCl2 > CdO. Für die Abfallverbrennung im Kessel und die resultierenden Rauchgasreinigungsprodukte Kesselstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube ergab sich für das Schwermetallverhalten im Speziellen dann das folgende Bild: Kessel Innerhalb des Kessels wird während der Verbrennung eine Maximaltemperatur von 1200°C erreicht (s. Abbildung 2.5). Als Aggregatzustände für das Blei und seine Verbindungen bis zu dieser Temperatur liegen somit vor. PbS fest Pb3O4 flüssig Zersetzung zu PbO fest PbSO4 Zersetzung zu PbO fest PbCl2 fest flüssig PbO gasförmig fest Pb flüssig fest 0 100 flüssig 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 4.23: Vorliegende Aggregatzustände der Bleiverbindungen im Kessel bis zur Maximaltemperatur von 1200°C Für die Bleiverbindungen PbSO4 und Pb3O4 zeigt sich bei Temperaturen von circa 770°C und 550°C jeweils eine Zersetzung der Verbindungen zu Bleioxid. Der hauptsächlich vorliegende Aggregatzustand -flüssig- der Bleiverbindungen im Kessel, läßt einen Austrag der Verbindungen aus der Verbrennung in Tropfenform annehmen. Die flüssige III – 65 Austragsform ergibt dann für die Rauchgasreinigung eine frühen Anfall der Verbindungen im festen Zustand im Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung. Das sind aufgrund der Schmelzpunkte Bleioxid (885°C) und Bleisulfid (1113°C). Die niedrigen Schmelzpunkte des Bleichlorids (500°C) und des Bleis (327°C) hingegen lassen Anfallorte im Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung erwarten. Die Abdampfraten zeigen bis zur Maximaltemperatur von 1200°C im Kessel für alle Bleiverbindungen hohe Werte (s. Abbildung 1.1). Für Temperaturen bis circa 600°C ist jedoch im wesentlichen nur ein Abdampfen von Bleichlorid gegeben. Unter Beachtung des Temperaturanstiegs während der Verbrennung in Abhängigkeit von der Zeit (s. Abbildung 2.6), ergibt sich so für das Bleichlorid eine höhere Abdampfrate gegenüber anderen Bleiverbindungen. Gleichzeitig zu den genannten Betrachtungen ergibt die thermodynamische Abschätzung für das System Blei (s. Abschnitt 3.2.1) die bevorzugte Bildung von Bleichlorid für Reaktionen der Bleiverbindungen mit Rauchgaskomponenten. Für das Zink und seine Verbindungen liegen für die Verbrennung im Kessel bis zur Temperatur von 1200°C die folgenden Aggregatzustände vor. ZnS fest ZnCO3 Zersetzung zu ZnO fest ZnSO4 Zersetzung zu ZnO fest ZnCl2 fest flüssig ZnO gasförmig fest Zn flüssig fest 0 100 200 300 400 500 600 700 gasförmig 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 4.24: Vorliegende Aggregatzustände der Zinkverbindungen im Kessel bis zur Maximaltemperatur von 1200°C Das Zinksulfat und das Zinkcarbonat zeigen bei Temperaturen von circa 600°C sowie 300°C eine Zersetzung, wobei als Produkt Zinkoxid entsteht. Der Austrag der fest vorliegenden Zinkverbindungen Zinkoxid und Zinksulfid ist in erster Näherung in Partikelform (Entrainment) abzuschätzen. Der Anfallort der Verbindungen innerhalb der Rauchgasreinigung ist dann in Abhängigkeit von der Partikelgröße gegeben. In der Rauchgasreinigung liegt ein Abnahme der anfallenden Partikelgröße vom Hochtemperaturbereich zum Niedrigtemperaturbereich vor. Anfallort der gasförmig vorliegenden Komponenten Zink und Zinkchlorid ist aufgrund der niedrigen Kondensationspunkte der Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung. Gleichzeitig zeigen sich schon bei etwa 600°C hohe Abdampfraten (s. Abbildung 3.2) des Zinks und Zinkchlorid. Bis zum Erreichen der Maximaltemperatur der Verbrennung von III – 66 1200°C können somit höhere Abdampfraten der beiden Verbindungen gegenüber den restlichen Zinkverbindungen angenommen werden. Im Gegensatz dazu ist Zinkoxid die bevorzugte Verbindung, die bei Reaktionen der Zinkverbindungen mit dem Rauchgas entsteht (s. Abschnitt 3.2.2). Das sich bildende feste Zinkoxid liegt dann innerhalb der Rauchgasreinigung als frühe Kristallisation im Hochtemperaturbereich vor. Beim Cadmium ist analog dem Blei und Zink für die Verbindungen Cadmiumsulfat und Cadmiumcarbonat eine Zersetzung zum Oxid bei Temperaturen von circa 1015°C und 360°C gegeben. Bei der Maximaltemperatur der Verbrennung von 1200°C sind für die verbleibenden Cadmiumverbindungen die folgenden Aggregatzustände anzuführen. Zersetzung zu CdO CdCO3 fest Zersetzung zu CdO CdSO4 fest CdCl2 fest flüssig CdO gasförmig fest Cd 0 fest 100 200 flüssig 300 400 500 600 gasförmig 700 800 900 1000 1100 1200 T [°C] Abb. 4.25: Vorliegende Aggregatzustände der Cadmiumverbindungen im Kessel bis zur Maximaltemperatur von 1200°C Angenommen werden kann ein Austrag des festen Cadmiumoxid in Partikelform, bei einem Anfall innerhalb der Rauchgasreinigung in Abhängigkeit von der Partikelgröße, bevorzugt im Hochtemperaturbereich. Die gasförmig vorliegenden Cadmiumkomponenten lassen aufgrund ihrer Leichtflüchtigkeit (geringe Schmelzpunkte, s. Tabelle 1.8) als Anfallort den Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung nennen. Für beide Komponenten, Cadmium und Cadmiumchlorid, zeigen sich schon bei relativ geringen Temperaturen von 600°C hohe Abdampfraten (s. Abbildung 1.1). Auch hier sind dann bis zum Erreichen der Maximaltemperatur der Verbrennung, höhere Abdampfraten gegenüber Cadmiumoxid zu nennen. Das abgeschätzte thermodynamische Verhalten des Cadmiums während der Verbrennung zeigt als bevorzugte Austragsform das Cadmiumchlorid (s. Abschnitt 3.2.3). Für alle Schwermetallverbindungen ist ein Austrag aus dem Kessel aufgrund von Entrainment anzunehmen. Der Schwermetallanfall der Rauchgasreinigungsprodukte des Hochtemperaturbereiches der Rauchgasreinigung stellt sich dann in der Analyse wie folgt dar: III – 67 Charakterisierung der Kesselstäube Die Kesselstäube liegen als Grobkorn der drei Rauchgasreinigungsprodukte vor (s. Abschnitt 4.3). Die Zuordnung der Produkte des Zyklons als Kesselstaub, im Sinne einer weitergehenden Rauchgasreinigung des Hochtemperaturbereiches, ist mittels der durchgeführten Untersuchungen (s. Abschnitt 4.2 - 4.6) als berechtigt anzusehen. Die Phasenzusammensetzung der Kesselstäube ist geprägt durch silikatische Verbindungen, diese umfassen u.a. eine Glasphase sowie Calciumaluminate (s. Abschnitt 4.2; 4.4). In Vertiefung der Phasenanalyse zeigen die Ergebnisse der Rasterelektronenmikroskopie eine geringe Kristallisation der Kesselstaubkomponenten und die häufig auftretende Kugelform (s. Abschnitt 4.6). Die Hauptbestandteile der chemischen Zusammensetzung dieser Kugeln sind Calcium, Silizium und Aluminium, in wechselnden Gehalten. Die Kugelform und die „glasigen“ Bestandteile der Kesselstäube deuten auf eine schnelle Abkühlung des Materials in den Rauchgaszügen hin [28, 73]. Chloridische Anteile sind nur gering festzustellen. Auf den Partikeln der Kesselstäube sind Beläge gegeben, diese sind auf Kondensationsvorgänge während der Temperaturabnahme innerhalb der Rauchgaszüge zurückzuführen. Als wahrscheinlich ist das Vorliegen der Schwermetalle in den Belägen anzunehmen, hier vor allen Dingen die Schwermetalloxide die durch Sublimation in den Rauchgaspfad gelangt sind. Teilweise unverbrannte Komponenten, sowie einzelne Phasen, z.B. Calciumcarbonat, deuten innerhalb der Kesselstäube auf das Entrainment dieser Verbindungen aus dem Kessel hin. Eine Abschätzung des Anteils des Entrainments von Komponenten aus dem Kessel kann nicht vorgenommen werden. Einflüsse der Rauchgasführung innerhalb des Kessels auf die Phasenzusammensetzung der Kesselstäube sind nicht festzustellen. Für die Schwermetalle sind dann für die Kesselstäube die folgenden Ergebnisse zusammenfassend anzugeben. Das Blei ist in den Kesselstäuben dominierend in der silikatischen Bindungsform zu analysieren. Der abgeschätzte Anfall in oxidischer Bindung ist erst in zweiter Linie gegeben. Für das Blei kann somit für die Verbrennung eine größere Affinität zu silikatischen Verbindungen gegenüber der Oxidbildung angenommen werden. Die theoretisch nicht abzuschätzende Bleibindung in Silikaten ist als Neubildung der Verbrennung zuzuordnen, da ein Bleieintrag im Abfall als Bleisilikate als äußerst gering vorliegend anzunehmen ist. Eine Differenzierung der Bleibindung in den silikatischen Verbindungen, zwischen der Einbindung im Kristallgitter oder der Anlagerung an die Verbindungen ist mit den durchgeführten Untersuchungen nicht möglich. Da die Bleioxidanteile in den Kesselstäuben untergeordnet gegenüber der silikatischen Bindung vorliegen, ist für das Blei eine geringe Oxidation während der Verbrennung anzunehmen. Andere Bleibindungsformen im Kesselstaub sind ohne wesentliche Bedeutung. Für das Zink ist ein größerer Anteil der oxidischen Bindung gegenüber der silikatischen Bindung für die Kesselstäube feststellbar. Auch hier ist diese theoretisch nicht abzuschätzende silikatische Bindungsform als Neubildung innerhalb der Verbrennung zu sehen. Die Art der Zinkbindung in oder an den Silikaten ist analog dem Blei nicht differenzierbar. Das bestätigt für die Kesselstäube die Richtigkeit der theoretischen Abschätzungen aufgrund der Stoffeigenschaften (s. Abschnitt 2.4) und in Erweiterung der Reaktions- III – 68 vorgänge innerhalb des Kessels. Parallel dem stofflichen Verhalten läßt sich für das Zinkoxid ein höherer Verbindungsaustrag durch Entrainment annehmen, gegenüber dem Bleioxid. Die vorliegenden Verbindungen lassen jedoch keinen Rückschluß über die jeweilige Art des Austrages aus der Verbrennung zu. Weitere Bindungsformen des Zinks sind in den Kesselstäuben ohne wesentliche Bedeutung. Beim Cadmium ergab sich als hauptsächliche Bindungsform in den Kesselstäuben die chloridische Bindung. Der Anfall dieser leichtflüchtigen Cadmiumverbindung schon im Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung, läßt bei gegebenem Sauerstoffüberschuß in der Verbrennung einen starken Einfluß des Vielkomponentensystems der Müllverbrennung annehmen. Hierbei ist für das Cadmium nicht der Trend zu Silikaten und Oxiden, wie bei Blei und Zink festzustellen, sondern eine Verschiebung der Reaktionen hin zu leichtflüchtigen Verbindungen. Es deutet sich ein starker Einfluß der Atmosphäre innerhalb der Verbrennung, hier speziell der Chlorwasserstoffatmosphäre, an. Aufgrund der geringen Cadmiumoxidanteile in den Kesselstäuben ergibt sich für diese Verbindung nur ein minimaler Direktaustrag aus der Verbrennung. Reaktionsprodukte Die chemischen Reinigungsstufen der Rauchgasreinigung der Müllverbrennungsanlagen im Anschluß an den Kessel nutzen für die Beseitigung der Schadgase die nachfolgend angeführten Reinigungssubstanzen: Anlage A → Wasser, Calciumhydroxid (Absorptionsvorgänge), Anlage B → Wasser, Aktivkoks (Adsorptionsvorgänge), Anlage C → Rezirkulationsprodukte des Wäschers (Absorptionsvorgänge). Aufgrund der vorliegenden Temperaturen innerhalb der chemischen Reinigungsstufen (Abbildungen 4.1 - 4.3) sind für die Schwermetallverbindungen die folgenden Aggregatzustände anzunehmen. III – 69 alle Schwermetallverbindungen im festen Zustand Anlage C Sprühtrockner Rezirkulationsprodukte Verdampfungskühler Wasser + Aktivkoks Anlage B Anlage A alle Schwermetallverbindungen im festen Zustand Sprühabsorber Wasser + Calciumhydroxid alle Schwermetallverbindungen im festen Zustand 140 150 160 170 180 190 200 210 T [°C] Abb. 4.26: Vorliegende Aggregatzustände der Schwermetallverbindungen im jeweiligen Temperaturbereich der chemischen Reinigungsstufen der Anlagen A, B und C. Eine chemische Reaktion der hauptsächlich abgeschätzten Austragsformen der Schwermetalle, Oxid und Chlorid mit den hydroxidischen Reinigungssubstanzen der Anlagen A und C kann weitgehend ausgeschlossen werden. Die zu erwartenden Hydroxide sind im angegebenen Temperaturbereich nicht stabil. Als Hintergrund für die Schwermetallbetrachtungen lassen sich die Reaktionsprodukte der Anlagen in ihrer Zusammensetzung wie folgt charakterisieren. Die Anlagen A und C zeigen hauptsächlich (s. Abschnitt 4.4): Anlage A: Silikate; Calciumchlorid/-hydroxidverbindungen, Anlage C: Alkalichloride und Calciumsulfathydrate. Bei der Anlage B, die neben der Rauchgaskühlung durch Wasser, parallel den Anlagen A und C, in der chemischen Reinigungsstufe ausschließlich Adsorptionsvorgänge an Aktivkohle zur Schadgasbeseitigung nutzt, war ein hauptsächlicher Anfall von silikatischen Verbindungen und Calciumaluminaten (s. Abschnitt 4.4) zu analysieren. Hieraus und aufgrund der Partikelgrößen ist eine vertiefende Reinigung des Hochtemperaturbereichs der Rauchgasreinigung herzuleiten. Die Bindungsform der Schwermetalle in den Reaktionsprodukten ist geprägt von den jeweilig vorliegenden hauptsächlichen Zusammensetzungen. Für das Blei und Zink sind dies: Anlage A: Silikate (oxidische und silikatische Bindung) sowie Calciumchlorid/-hydroxidverbindungen (chloridische Bindung), Anlage B: Silikate (oxidische und silikatische Bindung), Anlage C: Rezirkulationsprodukte Chloride/Sulfate (chloridische Bindung). III – 70 Beim Cadmium kann wiederum für alle Reaktionsprodukte der hauptsächliche Anfall in der chloridischen Bindungsform festgestellt werden. Hier ist analoges Verhalten zu den Kesselstäuben gegeben. Die Schwermetalle zeigen in den Reaktionsprodukten die geringsten Gehalte im Vergleich der einzelnen Rauchgasreinigungsprodukte. Die Ursache hierfür ist in der „Verdünnung“ der Gehalte durch die Zugabe der Reinigungssubstanzen zu sehen. Als hauptsächlicher Anfallort der Reaktionsprodukte sind die nachgeschalteten physikalischen Reinigungsstufen gegeben. Die sich ergebenen Einflüsse der chemischen Reinigungstufen spiegeln sich sich somit erst in den Filterstäuben wieder. Hierbei ist dann eine genaue Differenzierung zwischen Reaktionsprodukten und Filterstäuben nicht mehr möglich. In bezug auf das Schwermetallverhalten sind die Reaktionsprodukte als Übergang zwischen den Kesselstäuben und Filterstäuben zu sehen. Filterstäube Die abschließende Feinreinigung des Rauchgases wird in physikalischen Reinigungsstufen durchgeführt. Zum Einsatz kommen hierbei: Anlage A: Elektrofilter; Gewebefilter, Anlage B: Gewebefilter, Anlage C: Elektrofilter. Elektrofilter Physikalische Reinigungsstufen Gewebefilter Ionisation des Rauchgases Aufbau eines Filterkuchens an einem porösen Gewebe - Abscheidung der Reaktionsprodukte der chemischen Reinigungsstufen - Feinreinigung des Rauchgases - Abscheidung der leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen Abb. 4.27: Physikalische Reinigungsstufen, bei Angabe des Verfahrensziel Die in Abbildung 4.27 dargestellten Verfahren und Ziele der physikalischen Reinigungsstufen führen für die Filterstäube zu einer Charakterisierung als feinkörniges Material mit der größten spezifischen Oberfläche der gesamten Rauchgasreinigungsprodukte. Es dominieren leichtlösliche chloridische und sulfatische Verbindungen, silikatische Verbindungen sind nur noch gering nachzuweisen. Bekannte phasenanalytische Untersuchungen von Filterstäuben führen zu vergleichbaren Ergebnissen der Phasencharakteristika [81, 82, 85]. Dies sind Portlandit, Calcit, Silikate, Halit und Calciumsulfate. Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen zeigen ein Verkleben der Partikel, bei äußerst geringer Kristallisation der Verbindungen. Eine Ausnahme stellt die Anlage C dar, bei der die Rezirkulationsprodukte Calciumsulfathydrate und Natriumchlorid eine gute Kristallisation der Partikel in den Filterstäuben zeigen (s. Anlage III-A). III – 71 Für die Schwermetallverbindungen ist ein Anfall von leichtflüchtigen Verbindungen (Chloriden) festzustellen, die aufgrund des Vielstoffsystems der Müllverbrennung vereinzelt noch im gasförmigen Zustand bis in die physikalischen Reinigungsstufen vermutet werden können (s. Abbildung 1.1). Die Stoffeigenschaften der Chloride zeigen, daß eine Kristallisation der Verbindungen erst bei niedrigen Temperaturen stattfindet (s. Tabelle 1.6-1.8). Somit ist ein Vorliegen als Feinstpartikel aufgrund der späten Abscheidung wahrscheinlich. Im Ergebnis sind für die Anlagen in den Filterstäuben bei Blei, Zink und Cadmium jeweils dominierend die chloridische Bindung als Schwerpunkt des Anfalls anzugeben (s. Abbildungen 4.14, 4.18, 4.22). Eine Ausnahme stellt die Anlage A dar, wobei hier speziell das Blei auch in den Filterstäuben in hauptsächlich silikatischer Bindung vorliegt. Als Ursache liegt eine geringe Chlorfracht in der Anlage A vor. Mögliche Folgereaktionen wie bei [73] beschrieben, die Umsetzung des Metallchlorids mit der Reinigungssubstanz (Calciumhydroxid) zum Metalloxid und Calciumchlorid und Wasser sind weitgehend auszuschließen. Diese Folgereaktion wäre dann ebenfalls für das Zinkchlorid und Cadmiuchlorid zu nennen. Aufgrund der vorhandenen Anteile dieser Verbindungen in den Filterstäuben bei gleichzeitigen Auftreten von noch unverbrauchten Calciumhydroxid ist jedoch von einem nur geringen Umsatz auszugehen. Das mangelnde Auftreten der Bleichloridbindung ist nicht als positive Auswirkung der Verbrennungstechnologie oder der Rauchgasreinigung zu sehen. Es bleibt jedoch festzuhalten, daß eine geringe Chlorfracht innerhalb des Abfalls eine Verminderung der chloridischen Bindung innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte bewirkt. Die Dominanz der chloridischen Zinkbindung in den Filterstäuben gegenüber den am Gesamtanfall gering vertretenen Kesselstäuben, mit der bevorzugten oxidischen Bindung, führt zu einer Revision der theoretisch abgeschätzten bevorzugten Austragsform. Als bevorzugte Austragsform aus der Verbrennung muß für das Zink demnach auch das Chlorid genannt werden, analog dem Blei und Cadmium. Unter bezug auf die thermodynamischen Abschätzungen ist für das Zink nur eine geringe Differenz zwischen der Chlorid- und Oxidbildung zu nennen. Durch das Vielkomponentensystem der Müllverbrennung ist hierbei durchaus eine Beeinflussung in Richtung der chloridischen Bindung anzunehmen. Für das Zink war als einziges Schwermetall ein direkter Phasennachweis in Form des Doppelsalzes K2ZnCl4 mit Hilfe der Röntgendiffraktometrie (s. Kapitel 4.4) anzugeben. Als Anfallorte liegen, der sich vermutlich in der Verbrennung bildenden Verbindung, die Filterstäube der Anlagen B und C vor. Für das Cadmium liegt in den Filterstäuben ebenfalls ein weitgehend vollständiger Anfall in chloridischer Bindungsform vor. Das weiterhin abgeschätzte Auftreten von Cadmiumoxid ist für alle Rauchgasreinigungsprodukte weitgehend nicht zu analysieren. Die bevorzugte Austragsverbindung des Cadmiums aus der Verbrennung ist somit eindeutig das Cadmiumchlorid. Da für alle untersuchten Müllverbrennungsanlagen dieses Verhalten feststellbar ist, ist das Cadmiumchlorid als Produkt der Verbrennung zu sehen, da für die Anlagen eine einheitliche Abfallzusammensetzung, speziell in bezug auf hohe Cadmiumchloridgehalte ausgeschlossen werden kann. Die Dominanz der Filterstäube an der Gesamtheit der Rauchgasreinigungsprodukte ergibt als Hauptaustragsform der Schwermetalle die chloridische Bindungsform für Blei, Zink und Cadmium aus der Verbrennung. Die Ursache hierfür ist in einem hohen Chloranteil im III – 72 Abfall zu sehen, welcher während der Verbrennung zu Chlorwasserstoff umgesetzt wird. Die Chloratmosphäre führt dann bevorzugt zu Schwermetallchloriden im Rauchgas und ist damit als maßgeblicher Einfluß für das Schwermetallverhalten anzugeben. 4.6.1 Eintragsmengen der Schwermetalle im Abfall Für einen Vergleich der Analysen mit bekannten Untersuchungen (s. Abschnitt 1.2) sollen die Eintragsmengen der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium im Abfall abgeschätzt werden. Hierzu werden die analysierten Metallgehalte, unter Beachtung des prozentualen Anfalls der jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukte, für ein Kilogramm auf die realen Werte hin berechnet. Weiterhin ist das Verhalten des Abfalls für die Verbrennung in einer Müllverbrennungsanlage darzustellen. Es wird angenommen, daß bei der Verbrennung von 1kg Abfall rund ~ 270g Schlacke ~ 700g Rauchgas ~ 30g Flugasche entstehen [56]. Der Begriff Flugasche ist gleichzusetzen mit dem Begriff Rauchgasreinigungsprodukte. Da eine differenzierte Mengenzugabe von Reinigungssubstanzen nicht durchzuführen ist, wird diese vernachlässigt. Somit kann der Rückschluß der Schwermetallgehalte in den Rauchgasreinigungsprodukten auf die Eintragsmengen im Abfall durchgeführt werden. Die Abbildungen 4.28 – 4.30 zeigen nachfolgend für die Anlagen A, B und C die Bedingungen und die hieraus ermittelten Eintragsmengen. Die jeweils im Anschluß angegebenen Tabellen geben die für die Rauchgasreinigungsprodukte ermittelten hauptsächlichen Schwermetallverbindungen wieder. Als Grundlage dienten die Ergebnisse der Sequentiellen Extraktion (s. Abschnitt 4.5). Eine Angabe der Eintragsverbindungen ist hiermit nicht zu erzielen. Prozentualer Anfall der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage A Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte Massenbilanz der Verbrennung 1kg Abfalls Zn: 8,8g/kg 700g Rauchgas AF1 AF2 85% 30g Flugaschen AK1 AK2 AK3 5% AR 10% Pb: 1,6g/kg Cd: 0,1g/kg 1kg Abfall 266mg Zn 49mg Pb 3mg Cd 270g Schlacke Abb. 4.28: Berechnung der Eintragsmengen der Schwermetalle im Abfall der Anlage A, unter Berücksichtigung der prozentual gewichteten Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte und der Massenbilanz für eine Müllverbrennungsanlage nach [56] III – 73 RGRP Kesselstäube Reaktionsprodukt Filterstäube Blei Silikate Silikate Silikate Zink Oxide Oxide Chloride Cadmium Chloride Chloride Chloride Tabelle 4.6: Schwerpunkt der Metallverbindungen innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage A Prozentualer Anfall der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage B Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte Massenbilanz der Verbrennung 1kg Abfalls Zn: 38,8g/kg BK1 BK2 BR 45% 700g Rauchgas 1kg Abfall 30g Flugaschen 1163mg Zn 238mg Pb 8mg Cd Pb: 7,9g/kg BF1 BF2 BF3 55% Cd: 0,3g/kg 270g Schlacke Abb. 4.29: Berechnung der Eintragsmengen der Schwermetalle im Abfall der Anlage B, unter Berücksichtigung der prozentual gewichteten Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte und der Massenbilanz für eine Müllverbrennungsanlage nach [56] RGRP Kesselstäube/ Reaktionsprodukt Filterstäube Tabelle 4.7: Blei Silikate Zink Oxide Cadmium Chloride Chloride Chloride Chloride Schwerpunkt der Metallverbindungen innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage B III – 74 Prozentualer Anfall der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage C Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte Massenbilanz der Verbrennung 1kg Abfalls Zn: 16,4g/kg 700g Rauchgas CF1 CF2 65% 1kg Abfall 30g Flugaschen CR 5% CK1 CK2 30% 493mg Zn 98mg Pb 7mg Cd Pb: 3,3g/kg Cd: 0,2g/kg 270g Schlacke Abb. 4.30: Berechnung der Eintragsmengen der Schwermetalle im Abfall der Anlage C, unter Berücksichtigung der prozentual gewichteten Schwermetallgehalte der Rauchgasreinigungsprodukte und der Massenbilanz für eine Müllverbrennungsanlage nach [56] RGRP Kesselstäube Reaktionsprodukt Filterstäube Blei Silikate Chlorid Chlorid Zink Oxide Chloride Chloride Cadmium Chloride Chloride Chloride Tabelle 4.8: Schwerpunkt der Metallverbindungen innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte der Anlage C Die ermittelten Schwermetallmengen stehen in guter Übereinstimmung mit den in der Tabelle 1.3 angegebenen Werten. Die Werte liegen an den unteren Grenzen der jeweiligen Schwermetallbereiche. Für die Anlagen ergibt sich für die drei Schwermetalle ein prozentualer Anteil von Anlage A – 0,03% Anlage B – 0,14% Anlage C – 0,06% am Abfall. Die Ursache der Streuung der Schwermetallgehalte ist hier vor allen Dingen in der Abfallzusammensetzung zu sehen. Siedlungsabfälle umfassen neben dem Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle. Eine hohe Schwermetallkonzentration im Abfall läßt dann verstärkt auf hausmüllähnlichen Gewerbeabfall schliessen, da dieser bevorzugt als Träger von Schwermetallen gegenüber dem reinen Hausmüll anzunehmen ist [56]. Gleichzeitig wird der Einfluß des Sammelsystems und der Sammelbereiche für die Schwermetallgehalte im Abfall deutlich. Umfaßt der Sammelbereich eine hohen Anteil von Gewerbebereichen, so ist bei hoher Abfuhrzahl mit erhöhtem Schwermetalleintrag in die Müllverbrennung zu rechnen. Eine Abschätzung von bevorzugten Eintragsverbindungen der Schwermetalle im Abfall ist hierbei nicht möglich. Die gefundenen hauptsächlichen Austragsverbindungen der Schwermetalle lassen sich nicht in Reaktionsprodukte der Schwermetalle mit dem III – 75 Rauchgas innerhalb des Kessels oder einem Direktaustrag aufgrund der Stoffeigenschaften differenzieren. Die Verteilungskoeffizienten (s. Tabelle 1.9) zeigen den jeweiligen Anteil der Schwermetalle der in die Schlacke gelangt. 5. Schwermetalleinbindung von Rauchgasreinigungsprodukten mittels Verfestigung 5.1 Verfestigung von Rauchgasreinigungsprodukten – Bekannte Untersuchungen Die Schadstoffbelastung der Rauchgasreinigungsprodukte aus Müllverbrennungsanlagen erfordert zum Schutz der Allgemeinheit eine sichere Entsorgung dieser Stoffe. Hierfür kommen allgemein zwei Varianten in Betracht: - die oberirdische Deponierung sowie - die untertägige Entsorgung in bergmännisch hergestellten Hohlräumen. Bekannte Bergwerkstypen sind: - Salzbergwerke, Kohlebergwerke, Erzbergwerke, Gipsbergwerke, Kalkbergwerke. Innerhalb dieser Bergwerkstypen stehen Hohlräume zur Verfügung. In Deutschland sind dies rund 300 Mio m³. Für eine untertägige Entsorgung dürften etwa 140 Mio m³ nutzbar sein. Den größten Anteil daran, von rund 75% bieten die Salzbergwerke. Dies sind etwa 105 Mio m³ [8]. Bergwerke Salzbergwerke Steinsalz Kalisalz Kohlebergwerke Steinkohle Braunkohle Erzbergwerke Eisenerz Nichteisenerz Gips Kalk Granit Summe Hohlraumvolumina [Mio m³] Mittel nutzbar Anteil 255 102 75% 80 30 175 72 4 0 0% 4 0 0 0 21 21 15% 6 6 15 15 8,5 3 2% 17,5 11 8% 0 0 0% 306 137 100% Tabelle 5.1: Offene untertägige Hohlräume in Deutschland sowie die davon für Verbringungszwecke nutzbaren Volumina [8] Auch in Zukunft ist der größte Zuwachs in diesem Bereich zu erwarten [8]. In Deutschland sind derzeit drei Untertagedeponien in Betrieb, es handelt sich jeweils um Salzbergwerke. 1996 wurde insgesamt eine Menge von 163.180 t in ihnen beseitigt. III – 76 Neben der Nutzung als Deponie kommt der Einlagerung in untertägige Hohlräume zur Vermeidung von Bergschäden eine große Bedeutung zu. So betrug die Gesamtmenge bergbaufremder Abfälle, die in untertägigen Hohlräumen eingelagert wurden 1996 für ganz Deutschland 1.542.543 t [80]. Der Anteil der Beseitigung betrug somit 10%. Die restlichen 90% wurden für Verfüll- und Versatzzwecke unter Tage verbracht. Die untertägige Verbringung der Rauchgasreinigungsprodukte erfolgt lose oder verpackt z. B. in sogenannten Big Bags (Kunststoffsäcke mit einem Fassungsvolumen von ca. 1,5m³) oder in Fässern. Neben der direkten Einlagerung der Rauchgasreinigungsprodukte werden auch Verfestigungsverfahren für die Verfüllung von untertägigen Hohlräumen eingesetzt [1]. Eine ausführliche Darstellung ist bei mehreren Autoren zu finden [1, 27, 28, 32, 34, 35, 45, 54, 62, 86, 87, 95]. Das hier untersuchte Verfahren nutzt dazu Magnesiumoxid (MgO) als Bindemittel. Als Lösungsmittel dient eine Lösung (Q-Lösung) aus der Kaliproduktion. Die beiden Komponenten werden mit den Rauchgasreinigungsprodukten gemischt. Der so hergestellte Dickstoff wird in untertägige Hohlräume verbracht. Im folgenden wird das Verhalten der Rauchgasreinigungsprodukte bei der Verfestigung, das Schwermetallverhalten näher betrachtet. 5.2 Das Verfestigungssystem MgO - Q-Lösung Die Nutzung der als Rückstand im Salzbergbau anfallenden sogenannten Q-Lösung [92], deren Zusammensetzung in Tabelle 5.2 angeführt ist, mit dem Hauptbestandteil Magnesiumchlorid, bot die Anwendung von Magnesiumoxid als Bindemittel an. Als Grundlage für die Verfestigung konnte damit das Feld der Sorelzemente herangezogen werden [74, 75, 76, 77]. Sorelzemente (nach dem Erfinder) werden allgemein durch Mischen von Magnesiumoxid mit einer Magnesiumchloridlösung hergestellt. Hierbei sollte das Mischungsverhältnis zwischen 2,5 und 3,5 Gewichtsteile Magnesiumoxid auf ein Teil festes Magnesiumchlorid (MgCl2⋅6H2O) betragen, jedoch keinesfalls weniger als zwei Teile Magnesiumoxid. Eine derartige Mischung bindet innerhalb weniger Stunden ab. Es bilden sich Magnesiumoxychloride. Der besondere Vorteil dieses Bindemittels besteht in seiner Fähigkeit, große Mengen Zuschlagstoffe zu binden [12, 105]. Verbindung MgCl2 MgSO4 KCl NaCl H2O Konzentrationsbereich [g/l] 240-300 20-35 40-55 30-50 880-885 Tabelle 5.2:Chemische Zusammensetzung der Q-Lösung [56] III – 77 Eigene röntgendiffraktometrische Untersuchungen sowie Untersuchungen des Instituts für Baustoff- und Umweltschutz-Technologie Weimar zeigten für Mischungen aus Magnesiumoxid, Q-Lösung und Rauchgasreinigungsprodukten für die Verfestigung eine Dominanz der beiden typischen Sorelzementphasen und 3Mg(OH)2⋅MgCl2⋅8H2O (3:1:8) (Korshunovskit) 5Mg(OH)2⋅MgCl2⋅8H2O (5:1:8). Die Schwermetallfixierung in den Verfestigungsprodukten ist mit röntgendiffraktometrischen Untersuchungen nicht nachzuweisen. Zu erwarten war eine Abhängigkeit der Schwermetalleinbindung von der unterschiedlichen Zusammensetzung der Rauchgasreinigungsprodukte. Die Kesselstäube ließen höhere Immobilisierungswerte der Metalle gegenüber den Reaktionsprodukten und Filterstäuben erwarten. Das Vorliegen der Schwermetalle Blei und Zink in oxidischer und silikatischer Bindungsform innerhalb der Kesselstäube ergibt geringe Löslichkeiten der Verbindungen (s. Abschnitt 1.2). Hieraus ergibt sich für die beiden Metalle eine anzunehmende geringe Mobilität innerhalb der Verfestigungsprodukte. Für das Cadmium ist durch das Vorliegen der chloridischen Bindungsform (s. Abschnitt 4.5), unter Berücksichtigung der Stoffeigenschaften, eine hohe Mobilität für die Kesselstäube zu erwarten. Neben den sich aus den vorliegenden Verbindungen der Schwermetalle in den Kesselstäuben ergebenen Mobilisierungwerten ist für die Verfestigung, weiterhin die silikatische Glasphase zu berücksichtigen. Für diese ist bei der Verfestigung eine Kristallisation anzunehmen, welche u.a. auch Schwermetalle einbinden kann. Das Übergangsverhalten der Reaktionsprodukte für die anfallenden Schwermetalle zwischen Kesselstäuben und Filterstäuben, läßt je nach dem dominierenden Schwermetallbindungsschwerpunkt unterschiedliche Mobilisierungswerte für die Verfestigung zu. Bei den Metallen Blei und Zink sind hier im wesentlichen die chloridische, die oxidische und die silikatische Bindung zu nennen. Für das Cadmium ist aufgrund der das Bild bestimmenden chloridischen Bindung mit hohen Mobilisierungswerten zu rechnen. Die innerhalb der Filterstäube für alle Metalle dominierende chloridische Bindung (Ausnahme Anlage A – Blei) läßt für die Verfestigung, aufgrund der hohen Löslichkeit der Schwermetallchloride hohe Mobilisierungswerte abschätzen. 5.3 Immobilisierung - Löslichkeit Der Nachweis einer angestrebten Immobilisierung von Schwermetallen wird in der Regel mit Eluatuntersuchungen durchgeführt. Hierbei kann eine Vielzahl von Untersuchungsmethoden, mit ihren jeweiligen Einschränkungen zur Anwendung kommen [51]. Als Alternative zu Eluatuntersuchungen, bei denen in der Regel das zu untersuchende Material einem erheblichen Lösungsmittelüberschuß, sowie einer intensiven mechanischen Beanspruchung (Rühren, Schütteln) ausgesetzt ist, bieten sich Auspreßversuche an. Das Probenmaterial wird hierbei in einer Ödometerzelle einem konstant steigenden Druck ausgesetzt. Die Versuche wurden am Kaliforschungsinstitut der Kali und Salz GmbH durchgeführt. Hierdurch wird ein Auspressen der Porenlösung, soweit diese vorhanden ist, aus dem verfestigten Material erreicht. Die mögliche fortschreitende Bindung des Wassers über einen längeren Zeitraum (z.B. Jahre) und die damit einhergehende zu erwartende Änderung des Porenlösungsanteils in den Verfestigungsprodukten, hin zu kleineren Werten, ist nicht berücksichtigt. Die Messungen zur Bestimmung des Porenlösungsanteils am Verfestigungsprodukt erfolgten nach 28 Tagen. III – 78 Der Vorteil der Anwendung dieses Verfahrens ist in der Vermeidung von chemischen Reaktionen des Probenmaterials mit einem Lösungsmittel zu sehen. Die eigenen Untersuchungen für die Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium wurden an verfestigten Rauchgasreinigungsprodukten der Anlagen A und C durchgeführt. Innerhalb der einzelnen Verfestigungsansätze ist jeweils ein Rauchgasreinigungsprodukt berücksichtigt (Tabelle 5.3). Probe Rauchgasreinigungs-produkt A B C D E F G H I J L N O P Q R S Kesselstaub-AK2 Kesselstaub-AK2 Kesselstaub-AK2 Reaktionsprodukt-AR Reaktionsprodukt-AR Filterstaub-AF1 Filterstaub-AF1 Filterstaub-AF2 Filterstaub-AF2 Kesselstaub-CK1 Kesselstaub-CK2 Reaktionsprodukt-CR Reaktionsprodukt-CR Filterstaub-CF1 Filterstaub-CF1 Filterstaub-CF2 Filterstaub-CF2 Schwermetallverbindungsschwerpunkte Blei Zink Cadmium Silikate Oxide Chloride Silikate Oxide Chloride Silikate Oxide Chloride Silikate Oxide Chloride Silikate Oxide Chloride Silikate/Oxide Chloride/Ox. Chloride Silikate/Oxide Chloride/Ox. Chloride Silikate Chloride Chloride Silikate Chloride Chloride Silikate Oxide/Chlor. Chloride Silikate Oxide Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Chloride Tabelle 5.4: Verwendete Rauchgasreinigungsprodukte und dominante Schwermetallverbindungsschwerpunkte innerhalb der Mischungsansätze (s. Abschnitt 4.5) III – 79 Die Abbildung 5.1 gibt nachfolgend die Bereiche der Gewichtsanteile der einzelnen Komponenten der herangezogenen Verfestigungsansätze für beide Anlagen wieder. Anlage C MgO Q-Lsg. RGRP Anlage A MgO Q-Lsg. RGRP 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 [Gew%] Abb. 5.1: Bereiche der Gewichtsanteile der Einzelkomponenten der Mischungsansätze für die Anlagen A und C Die Abbildung 5.2 zeigt die festgestellten Anteile des Feststoffs und den Porenlösungsanteil (s. Anlage B, B-6) für die Verfestigungsprodukte der Anlagen A und C. Anlage C Porenlsg. Feststoff Anlage A Porenlsg. Feststoff 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 [Gew %] Abb. 5.2: Ermittelte Feststoff- und Porenlösungsanteile der Verfestigungsproben für die Anlagen A und C III – 80 Wie die Abbildung 5.2 zeigt, werden im Falle der Anlage A vereinzelt Porenlösungsanteile von etwa 70% erreicht. Trotz dieses extrem hohen Anteils der Porenlösung am Verfestigungsprodukt (VP), zeigen die Mischungen noch immer Verfestigung. In den folgenden Abbildungen 5.3 - 5.5 sind jeweils für die Metalle Blei, Zink und Cadmium die Konzentrationen innerhalb der in die Verfestigungsprodukte eingebrachten Rauchgasreinigungprodukte angegeben (durchgezogene Linie, Konzentrationen s. Kapitel 4.2). Gegenübergestellt wird diesen Gehalten die Konzentration der Schwermetalle in den jeweiligen Porenlösungsanteilen (gestrichelte Linie) der Verfestigungsproben. Die Konzentrationen der Schwermetalle wurden im Forschungsinstitut der Kali und Salz GmbH mittels ICP-Messungen bestimmt (s. Anlage B). [mg/kg] 5000 Pb in VP Pb in Porenlsg. Pb in VP 4500 Pb in Porenlsg. 4000 3500 3000 Anlage A 2500 Anlage C 2000 1500 1000 500 0 K K K R R F F F F K K R R F F F F verwendete RGRP Abb 5.3: Darstellung der Bleigehalte in Verfestigungsproben (VP) und deren Porenlösungen der Anlagen A und C III – 81 [mg/kg] 12000 Zn Zn Zn Zn 11000 in in in in VP Porenlsg. VP Porenlsg. 10000 9000 8000 7000 Anlage A 6000 Anlage C 5000 4000 3000 2000 1000 0,9 1,7 1,6 0,2 0,7 0,3 1,6 K K K R R F F 0,3 1,4 1,7 0,8 239 3,6 40,4 7,8 59,7 28,1 F F K K R R F F F F 0 verwendete RGRP Abb 5.4: Darstellung der Zinkgehalte in Verfestigungsproben (VP) und deren Porenlösungen der Anlagen A und C [mg/kg] 180 Cd in VP Cd in Porenlsg. Cd in VP 160 Cd in Porenlsg. 140 120 100 Anlage A Anlage C 80 60 40 20 0 K K K R R F F F F K K R R F F F F verwendete RGRP P* – Meßfehler; 17013mg/kg Cadmium innerhalb der Porenlösung Abb 5.5: Darstellung der Cadmiumgehalte in Verfestigungsproben (VP) und deren Porenlösungen der Anlagen A und C Für das Blei lassen sich für die jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukte die Verbindungsschwerpunkte der silikatischen und chloridischen Bindung (s. Tabelle 5.3) angeben, die Löslichkeiten der jeweiligen Verbindungen stehen im deutlichen Gegensatz zueinander (s. Abschnitt 1.2). Während für Silikate geringe Löslichkeiten anzuführen sind, III – 82 liegen die Werte beim Bleichlorid sehr hoch (Tabelle 1.6). Für beide untersuchten Versuchsreihen der Verfestigung zeigen sich bei der silikatischen Komponente den Kesselstäuben nur geringe Mobilisierungswerte für das Blei in die Porenlösung. Die silikatische Bindung des Bleis in Kesselstäuben ist somit als relativ stark anzusehen. Eine Erhöhung des Einbindungsgrades ist durch die Umsetzung der silikatischen Glasphase zu Verfestigungsprodukten anzunehmen. Die in den Filterstäuben der Anlage C dominierende Bindung in Form von Chloriden führt hingegen, aufgrund der hohen Löslichkeit, zu hohen Mobilisierungsraten. Gleichzeitig ist eine Bildung von Chloridkomplexen (z.B. PbCl3-) anzunehmen, die unter Elutionsbedingungen zu einer erhöhten Mobilität beitragen könnten [78]. Die geringen Mobilisierungswerte im Fall der Anlage A sind für die Filterstäube auf die mehrfach angeführten mangelnden Chlorgehalte zurückzuführen. Beim Zink waren für die verwendeten Rauchgasreinigungsprodukte die Zinkverbindungen als Oxid und Chlorid als Schwerpunktbindung anzugeben (Tabelle 5.3). Das Oxid liegt in den Kesselstäuben und vereinzelt dem Reaktionsprodukt (Anlage A) vor. Die Chloride hauptsächlich in den Filterstäuben. Aufgrund der Löslichkeitswerte (Tabelle 1.7) war ein analoges Verhalten zum Blei anzunehmen. Die Ergebnisse (Abbildung 5.4) zeigen demgegenüber für alle verwendeten Rauchgasreinigungsprodukte eine hervorragende Immobilisierung des Zink. Die Werte des gelösten Metalls innerhalb der Porenlösung liegen alle unter 1% der Eintragsmenge im Rauchgasreinigungsprodukt (Ausnahme Probe N-25%). Die sich hieraus ergebende Immobilisierung von 99% des Zinks, in den jeweiligen Rauchgasreinigungsprodukten, kann hauptsächlich auf Bildung von Zinkoxydchloriden, z.B. ZnCl2⋅ZnO⋅1,5H2O, analog den Sorelzementen zurückführen werden. Bekannt sind insgesamt dreizehn dieser Verbindungen [15, 96]. Die Immobilisierung ist hierbei unabhängig vom verwendeten Rauchgasreinigungsprodukt, d.h. andere mögliche Einbindungsvorgänge, wie z.B. die Verfestigung der silikatischen Glasphase (Kristallisation) der Kesselstäube spielen eine untergeordnete Rolle. Es ist davon auszugehen, daß das Vorliegen mehrerer Schwermetallverbindungen (siehe Fraktionen der Sequentiellen Extraktion) den Abbindevorgang unterstützt. So liegen in allen Rauchgasreinigungsprodukten Zinkoxid und Zinkchlorid gemeinsam vor. Durch die Zugabe von Wasser, durch die Q-Lösung, kann die Bildung der oben genannten Verfestigungsprodukte angenommen werden. Eine chloridische Komplexbildung ist damit weitgehend auszuschließen. Für das Cadmium war für alle Rauchgasreinigungsprodukte die chloridische Bindung (Tabelle 5.3), bei hoher Löslichkeit der Verbindung (Tabelle 1.8), festzustellen. Wie die Abbildung 5.5 zeigt, waren die höchsten Immobilisierungsraten bei den Kesselstäuben und Reaktionsprodukten zu erreichen. Hier ist vor allen Dingen wieder der Einfluß der Kristallisation der silikatischen Glasphase zu nennen, welche eine gute Fixierung des Cadmiums erwarten läßt. Demgegenüber steht die mögliche chloridische Komplexbildung, welche einer Immobilisierung des Metalls entgegenwirkt. Speziell für die Proben der Filterstäube drückt sich dies in den hohen Mobilisierungswerten für das Cadmium aus. Sowohl für das Cadmium, als auch für das Blei ist die Bildung von Oxydchloriden bekannt. Es ist jedoch keine verfestigende Wirkung wie beim Zink feststellbar [15, 99]. III – 83 6. Zusammenfassung Die thermische Abfallbehandlung in Müllverbrennungsanlagen ist neben der direkten Deponierung, die maßgebliche Abfallbehandlungsmethode in Deutschland. In Zukunft ist von einer Zunahme dieses Verfahrens auszugehen, da der Gesetzgeber eine Verringerung des organischen Anteils für zu deponierende Abfälle ab dem Jahr 2005 vorschreibt. Momentan ist die thermische Abfallbehandlung das einzige Verfahren, welches dieses Ziel sicher erreicht. Die Hauptziele der Müllverbrennung lauten Volumen- und Massereduzierung, sowie die energetische Nutzung des Abfalls. Bestandteil des Abfalls sind unter anderem Schwermetalle, die bei der Abfallverbrennung in die anfallenden Produkte der Verbrennung, Schlacke und Rauchgasreinigungsprodukte transferiert werden. Die Charakterisierung des Schwermetallverhaltens vom Abfall, über die Verbrennung, bis zum abschließenden Anfall in den jeweiligen Müllverbrennungsprodukten, hier speziell den Rauchgasreinigungsprodukten, ist bisher nur ein teilweise erarbeitetes Feld. Eine erste Klassifizierung, neben der allgemeinen Beschreibung der Müllverbrennung, bot die vorgenommene Einteilung von 50, der derzeit betriebenen etwa 57 Müllverbrennungsanlagen nach der Art der Rauchgasreinigung im Niedrigtemperaturbereich. Hierbei wurden chemische und physikalische Reinigungsstufen unterschieden. Mit Hilfe dieser Ordnung ergaben sich zwei Schwerpunktlinien, es waren dies und CR → PR → CR → PR PR → CR → PR → CR. Die Reinigungsstufen umfaßten im einzelnen: PR: Elektro-, Gewebefilter, Zyklone CR: Sprühabsorber, Sprühtrockner, Verdampfungskühler, CDAS-Reaktor, Zuführung von Adsorptionsmitteln Die drei beprobten Müllverbrennungsanlagen mit unterschiedlichen chemischen Reinigungstufen ordneten sich in diese Schwerpunktlinien ein und ließen allgemeingültige Annahmen aus der Gesamtheit der Müllverbrennungsanlagen erwarten. Von der Vielzahl der Schwermetalle sind für die Arbeit Blei, Zink und Cadmium exemplarisch ausgewählt worden. Als Grundlage der Verhaltenscharakterisierung diente die Findung möglicher Eintragsverbindungen der Schwermetalle in die Müllverbrennung. Für diese Eintragsverbindungen wurden die Stoffeigenschaften erfaßt. Anschließend wurden diese, unter Berücksichtigung der Verbrennungsgegebenheiten innerhalb der Müllverbrennung (Kessel) genutzt, um die Hauptaustragsformen der Schwermetalle über den Rauchgaspfad, während der Verbrennung theoretisch und thermodynamisch abzuschätzen. Die sich ergebenen Austragsverbindungen ermöglichten dann weiterführend Abschätzungen zu den Anfallorten in den Rauchgasreinigungsprodukten. III – 84 Als Hauptaustragsformen wurden für Blei, Zink und Cadmium, die folgenden Verbindungen abgeschätzt: Blei Zink Cadmium PbCl2 ZnO CdCl2 > > > PbO, ZnCl2, CdO. Für die Oxide wurde als Anfallort, aufgrund der Stoffeigenschaften und der hohen Abdampfraten, der Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung prognostiziert. Für die Chloride war der Niedrigtemperaturbereich zu erwarten. Die allgemeine Charakterisierung der untersuchten Rauchgasreinigungsprodukte, ergab für das untersuchte Probenmaterial, in bezug auf die Korngrößenverteilung eine Dreiteilung in Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube - Grobkorn, Mittelkorn, Feinkorn. Die spezifische Oberfläche nimmt hierbei von den Kesselstäuben, über die Reaktionsprodukte bis hin zu den Filterstäuben zu, einhergehend mit der Erhöhung des Feinstpartikelanfalls. Die Zusammensetzung der Kesselstäube ist von silikatischen Bestandteilen bestimmt. Bei den Reaktionsprodukten sind als Zusammensetzung in Abhängigkeit von der Verfahrenstechnologie, verbleibende Kesselstaubverbindungen, Reinigungssubstanzen und Reaktionsprodukte der Schadgasbeseitigung zu nennen. Die Zusammensetzung der Filterstäube ist geprägt vom Anfall abzuscheidener Reaktionsprodukte, in erster Linie Chloride und Sulfate. Für die Schwermetalle konnten die abgeschätzten Austragsformen und Anfallorte innerhalb der Rauchgasreinigung bestätigt werden, dies waren für die Kesselstäube - die oxidische Bindung und für die Filterstäube - die chloridische Bindung. In bezug auf die theoretischen Abschätzungen, stellte sich lediglich für das Zink eine Ausnahme dar, bei dem ebenfalls ein bevorzugter Austrag in Form von Zinkchlorid analysiert werden konnte gegenüber dem anzunehmenden Zinkoxid. Diese Abweichung zur Abschätzung war mit dem Vielkomponentensystem Müllverbrennung und den thermodynamischen Abschätzungen hinreichend zu erklären. Dominant ist ebenfalls der gänzlich vollständige Anfall des Cadmiums in Form von Cadmiumchlorid zu nennen. Dieser ist unabhängig vom Rauchgasreinigungsprodukt. Innerhalb der Rauchgasreinigungsprodukte ließ sich kein ausschließlicher Anfall einer Schwermetallverbindung analysieren, es liegen immer Mischungen mehrerer Schwermetallverbindungen vor. Basierend auf dem jeweiligen anteiligen Anfall der einzelnen Rauchgasreinigungsprodukte an der Gesamtheit, konnte für die Produkte ein deutliches Übergewicht der Filterstäube und damit der chloridischen Bindungsform festgestellt werden. In Konsequenz ist somit mit einer erhöhten Löslichkeit der Schwermetallverbindungen zu rechnen. Berechnungen, ausgehend von den Schwermetallgehalten in Rauchgasreinigungsprodukten, für die Eintragsmengen im Abfall, ergaben eine gute Übereinstimmung mit aus III – 85 der Literatur bekannten Werten. Die Einteilung der Rauchgasreinigungsverfahren im Niedrigtemperaturbereich für die Müllverbrennungsanlagen zeigte, daß die kombinierte Schadgas- und Staubabscheidung gegenüber der reinen Staubsabscheidung ein anderes Verhalten der Schwermetallabscheidung aufwies. So waren für die reine Staubabscheidung (Adsorptionsvorgänge) höhere Konzentrationen und andere Phasenzusammensetzungen festzustellen. Auspreßversuche zur Analyse der Mobilisierung der Schwermetallverbindungen, innerhalb der Verfestigungsprodukte, ergaben für die untersuchten Porenlösungen, eine sehr gute Immobilisierung des Zinks auf der Grundlage von Zinkzementen analog den Sorelzementen. Abschließend ist festzuhalten, das Verhalten von Schwermetallen in Müllverbrennungsanlagen kann abgeschätzt werden. Die durchgeführten Untersuchungen zum Auftreten und Verhalten von Schwermetallverbindungen in der Müllverbrennung und speziell in Rauchgasreinigungsprodukten, zeigen trotz der angeführten Problematiken für die drei ausgewählten Anlagen eine gute Übereinstimmung in den Ergebnissen. Der Rückschluß auf die Allgemeinheit der Müllverbrennungsanlagen und somit die Charakterisierung des Gesamtverhaltens der Schwermetalle innerhalb einer Müllverbrennung ist erfolgreich durchzuführen. In Zukunft ist weiterhin für die Schwermetalle eine genauere Differenzierung des Verhaltens in Rauchgasreinigungsprodukten anzustreben, d.h. die jeweilige Bindungsform sollte stärker im Vordergrund stehen als bisher. Dies ist auch mit Sicht auf Aussagen zum wahren Schadstoffpotential von Rauchgasreinigungsprodukten zu nennen. III – 86 7. Literaturverzeichnis [1] Steffes-Tun, Wolfgang: Charakterisierung und Verfestigung von Rückständen aus der Rauchgasreinigung von Müllverbrennungsanlagen. Münster (1995), Dissertation [2] Stromthemen-Informationen zu Energie und Umwelt Nr 10, Oktober 1998 IZE Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. Frankfurt am Main ISSN 01773925 [3] Umweltbundesamt: Umweltdaten Deutschland 1998. Berlin (1999) [4] Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung der Umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen (vom 27.9.1994) [5] Bundes-Immissionsschutzverordnung (17. BImSchV-Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes-Verordnung über Verbrennungsanlagen für Abfälle und ähnliche brennbare Stoffe) vom 23. November 1990 BGBl. Teil I S.2545/2553 [6] Technische Anleitung Abfall Zweite allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz Technische Anleitung zur Lagerung, chemisch/physikalischen, biologischen Behandlung, Verbrennung und Ablagerung von besonders überwachungsbedürftigen Abfällen. Dt. Gemeindeverlag, Köln (1993) ISBN 3555009559 [7] Hildebrandt, Thorsten: Umweltverträgliche Einbringung von Abfällen nach dem Prinzip des vollständigen Einschlusses in Hohlräumen im Sedimentgestein. TU Berlin (1997), Dissertation ISBN 3826533496 [8] Dörhöfer, Gunter; Thein, Jean; Wiggering, Hubert: Untertägige Entsorgung bergbaufremder Rückstände in Deutschland. Ernst&Sohn Verlag, Berlin (1993) ISBN 3433015023 [9] Länderausschuß Bergbau: Technische Regeln für den Einsatz von bergbaufremden Abfällen als Versatz Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfällen als Versatz unter Tage. Stand: 22. Oktober 1996 III – 87 [10] Rösler, H.J.: Lehrbuch der Mineralogie. VEB Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig (1988) ISBN 3342002883 [11] Münster, Hans, P.: Taschenbuch des Metallhandels. Hüthig Verlag, Heidelberg (1997) ISBN 3778526103 [12] Ullmann: Encyklopädie der technischen Chemie. Verlag Chemie, Weinheim (1983) ISBN 3527201009 [13] Stoeppler, Markus: Hazardous Metals in the Environment. Elsevier Verlag, Amsterdam (1992) ISBN 0444890785 [14] Römpp: Chemie Lexikon. 9. Auflage Georg Thieme Verlag, Stuttgart (1992) [15] Gmelin: Handbuch der anorganischen Chemie. 8 ed. Verlag Chemie (u.a.) 1925- [16] Handbuch Schlackenaufbereitung, -verwertung und -entsorgung VDI Seminar Bamberg, 13./14.Juni 1996 Seminar 43-76-04 [17] Kaltofen, Rolf: Tabellenbuch Chemie. 12. Auflage Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main (1994) ISBN 381711351X [18] Regen, Otfried: Chemisch-technische Stoffwerte. Harri Deutsch Verlag, Thun (1987) ISBN 3817110146 [19] Aylward, Gordon Hollis; Findlay, Tristan John Victor: Datensammlung Chemie in SI-Einheiten. VCH Verlag, Weinheim (1986) ISBN 3527210849 III – 88 [20] Wiberg, N.; Holleman, Arnold F.: Lehrbuch der anorganischen Chemie. Walter de Gruyter Verlag, Berlin (1985) ISBN 3110075113 [21] Thome-Kozmiensky, K.J.: Thermische Abfallbehandlung. EF-Verlag, Berlin (1994) ISBN 3924511772 [22] Reimann, D.O.; Hämmerli, H.: Verbrennungstechnik für Abfälle in Theorie und Praxis. Schriftenreihe: Umweltschutz, Bamberg (1995) [23] Vogg, H.: Verhalten von (Schwer-) Metallen bei der Verbrennung kommunaler Abfälle. Chem.-Ing.-Tech. 56, (1984), 10 S. 740-744 ISSN 0009286X [24] Zink, Petra: Analytische Untersuchungen von Elektrofilterstäuben aus Müllverbrennungsanlagen (MVA) unter besonderer Berücksichtigung des Schwermetalls Blei. Universität Karlsruhe (1988), Dissertation [25] Schachermayer, E.; Bauer, G.; Ritter, E. et al.: Messung der Güter- und Stoffbilanz einer Müllverbrennungsanlage Zusammenfassung. Umweltbundesamt Österreich Wien März (1995) Band 56 [26] Brunner, Paul Hans: Die Herstellung von umweltverträglichen Reststoffen als neues Ziel der Müllverbrennung. Müll und Abfall 4, (1989) S.166-180 ISSN 00270957 [27] Hundesrügge, Thomas: Ein Behandlungskonzept zur Deponierung von Filteraschen und Rauchgasreinigungsrückständen aus Müllverbrennungsanlagen. Göttingen (1991), Dissertation [28] Krug, Marion: Entwicklung von hydraulisch erhärtenden Immobilisierungssystemen auf Basis von Braunkohlenfilterasche. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 3, Nr. 545 VDI Verlag, Düsseldorf (1998), Dissertation ISBN 3183545039 III – 89 [29] Borchers, Hans-Wynand: Thermisches Verhalten von Schwermetallen in Rauchgasen aus Abfallverbrennungsanlagen. In: Thome-Kozmiensky, Karl J.: Müllverbrennung und Umwelt 3. EF-Verlag, Berlin (1989) ISBN 3924511101 [30] Birnbaum, L.; Richers, U.; Köppel, W.: Untersuchung der physikalisch/chemischen Eigenschaften von Filterstäuben aus Müllverbrennungsanlagen (MVA). Wissenschaftliche Berichte FZKA 5693 Forschungszentrum Karlsruhe GmbH Januar (1996) ISSN 09478620 [31] Triebel, Rüdiger: Grundlagenuntersuchungen zur Immobilisierung schwermetallhaltiger Rückstände mit Zement unter besonderer Berücksichtigung der Gebirgsdruckverhältnisse. Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld (1995), Dissertation [32] Diderich, G.: Verfestigung von Rückständen aus einer luxemburgischen Müllverbrennungsanlage (MVA). VGB Kraftwerkstechnik 69, (1989), 11 S. 1132-1141 ISSN 03725715 [33] Hundesrügge, Thomas: Abfall -Verbrennung- und dann. Müll und Abfall 8, (1991) S.500-510 ISSN 00272957 [34] Roeder, Alfred; Hennecke, Hans Peter; Stradtmann, Jürgen; Radermacher, Günter: Die Deponierung verfestigter Rückstände aus Rauchgsareinigungsanlagen auf zwei Monodeponien. Teil 1 Müll und Abfall 7, (1987) S.277-287 ISSN 00272957 [35] Bewerunge, Jürgen; Heckötter, Christoph; Stiller, Willy: Deponierung von Reststoffen aus der Müllverbrennungsanlage Düsseldorf. Müll und Abfall 7, (1987) S.294-301 ISSN 00272957 [36] Jakob, George: Untersuchungen zur Bindungsformen von Schwermetallen in ausgewählten Abfällen. Abfallwirtschaftsjournal 2, (1990), 7/8 S.451-457 ISSN 09346422 III – 90 [37] Baccini, Peter; Brunner, Paul H.: Behandlung und Endlagerung von Reststoffen aus Kehrichtverbrennungsanlagen. Gas, Wasser, Abwasser 65, (1985), 7 S.403-409 ISSN 00368008 [38] Jakob, George; Bahadir, Müfit: Anorganische Schadstoffe in ausgewählten Abfällen-Beurteilung ihrer Ablagerungsmöglichkeiten. Abfallwirtschaftsjournal 2, (1990), 11 S.686-690 ISSN 09346422 [39] Bauer, Gerd; Brunner, Paul H.: Berücksichtigung der Unsicherheit bei der Bestimmung der Abfallzusammensetzung aus den Produkten der Abfallbehandlung. Müll und Abfall 1, (1996) ISSN 00272957 [40] Vogg, Hubert: Rauchgasreinigungsprodukte aus Müllverbrennungsanlagen. Entsorgungspraxis Spezial (1988) ISSN 07246870 [41] Fichtel, K. Dr.; Beck, W.: Auslaugverhalten von Rückständen aus Abfallverbrennungsanlagen Teil 2. Müll und Abfall 8, (1984) ISSN 00272957 [42] Projekt EKESA: Emissionsabschätzung für Kehrichtschlacke. MBT Umwelttechnik Zürich Dezember (1992) [43] Jakob, Georg: Endlagerqualität der für Untertagedeponien relevanten Abfallarten-Untersuchungen und Bewertung. In: Thome-Kozmiensky, K.J.: Deponie 4 Ablagerung von Abfällen. EF-Verlag, Berlin (1987) ISBN 3924511276 [44] Klinger, Christoph: Mobilisationsverhalten von anorganischen Schadstoffen in der Umgebung von untertägigen Versatzbereichen am Beispiel von Reststoffen aus Müllverbrennungsanlagen im Steinkohlengebirge des Ruhrkarbons. DMT-Berichte aus Forschung und Entwicklung 23, Bochum (1994) [45] Wilke, F.L.; Dartsch, B.; Skrzyppek, J.: Untersuchungen des Langzeitverhaltens in situ-verfestigter Abfallstoffe in untertägigen Hohlräumen; Teilgebiet -Steinkohlenbergbau-. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie Schlußbericht zum Forschungsvorhaben 02C0021 TU Berlin Januar (1996) III – 91 [46] Skrzyppek, Jürgen: Untersuchungen geogener und betrieblicher Einflußgrößen des Steinkohlenbergbaus auf das Durchlässigkeitsverhalten und den Schwermetallaustrag eingebrachter Hausmüllverbrennungsrückstände. TU Berlin Dissertation Shaker Verlag, Aachen (1994) [47] Dannecker, W.: Schadstoffmessungen bei Müllverbrennungsanlagen. VGB Kraftwerkstechnik 63, (1983), 3 S.237-243 ISSN 03725715 [48] Gohlke, Oliver: Thermische Inertisierung von Rückständen der Müllverbrennung-Immobilisierung und Verdampfung von Schwermetallen. Technische Universität München (1993), Dissertation [49] Depmeier, Lüder; Tomschi, Ulrich; Vetter, Gerhard: Elutionsverhalten von Reststoffen aus der thermischen Abfallbehandlung. Müll und Abfall 9, (1997) S.528-533 ISSN 00272957 [50] Leclaire, Thomas; Schmidt, Klaus Gerhard: Ökologischer Vergleich verschiedener Behandlungsverfahren zur Inertisierung und Verwertung von HMV Rückständen. Abschlußbericht zum Forschungsvorhaben 10310902 Umweltbundesamt Berlin FB 97-051/2 Dezember (1995) Erschienen: Institut für Umwelttechnologie und Umweltanalytik e.V. Duisburg (1996) [51] Beckefeld, Petra: Schadstoffaustrag aus abgebundenen Reststoffen der Rauchgasreinigung von Kraftwerken-Entwicklung eines Testverfahrens. TU Braunschweig (1991), Dissertation [52] Wiebe, Andreas: Schwermetallfixierung in thermisch behandelten Bodenmaterialen. Universität Köln Dissertation Shaker Verlag, Aachen (1997) ISBN 382652506X [53] Singh Dev, Rajinder: Kristallchemie der Spurenelemente insbesondere des Fluors in Aschen, Ablagerungen und Flugstäuben von Müllverbrennungsanlagen. RWTH Aachen (1972), Dissertation III – 92 [54] Pöllmann, Herbert: Immobilisation von Schadstoffen durch Speicherminerale-Das Konzept der Inneren Barriere. In: Immobilisation schadstoffhältiger Materialien. Berichtsband der internationalen Fachtagung Innsbruck Dezember (1993) Herausgeber: Lukas, Walter; Saxer, Andreas [55] Heintz, Andreas; Reinhardt, Guido A.: Chemie und Umwelt. 4. Auflage Vieweg Verlag, Braunschweig (1996) ISBN 3528363495 [56] Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen im Salinar. BMBF Forschungsprojekt Förderkennzeichen 02C0486 unveröffentlichte Zwischenberichte [57] Schüttelkopf, H.; Köster, R.: Literaturrecherche zu Anfall, Eigenschaften und Nutzung von Reststoffen aus Müllverbrennungsanlagen. Wissenschaftliche Berichte FZKA 5720 Forschungszentrum Karlsruhe GmbH August (1996) ISSN 09478620 [58] Heetjans, Harald: Stoffbilanz und Eluierbarkeit von unverfestigten und verfestigten Rauchgasreinigungsrückständen aus Müllverbrennungsanlagen. Universität Münster (1995), Dissertation [59] Abfallverbrennungsanlagen in der Bundesrepublik Deutschland Stand 1/1995 Tabelle 2 Umweltbundesamt Berlin FG III 4.3 [60] HSC Chemistry for Windows Version 2.0 Outokumpu Research Finnland (1994) [61] Atkins, Peter W.: Physikalische Chemie. VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim (1988) ISBN 352725913 [62] Stemmermann, Peter: Silikatapatite: Struktur, Chemismus und Anwendung als Speichermineral zur Konditionierung von Rauchgasreinigungsrückständen. Erlangen-Nürnberg (1992), Dissertation III – 93 [63] Sommerfeld, Frank: Elutionsverfahren zur Charakterisierung der Schwermetall-Mobilisierung aus Feststoffen. Technische Universität Clausthal (1997), Dissertation [64] Rösler, Hans Jürgen; Lange, Horst: Geochemische Tabellen. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart (1976) ISBN 3432885822 [65] Stieß, Matthias: Mechanische Verfahrenstechnik 1. Springer Verlag, Berlin (1995) ISBN 3540594132 [66] Hein, Hubert; Kunze, Wolfgang: Umweltanalytik mit Spektrometrie und Chromatographie. VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim (1995) ISBN 3527287434 [67] Strübel Günter: Mineralogie. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart (1977) ISBN 3432889216 [68] Shoog, D.A.; Leary, J.J.: Instrumentelle Analytik. Springer Verlag, Berlin (1996) ISBN 3540604502 [69] DIN 38414 S4/S7: Schlamm und Sedimente (Gruppe S). Beuth Verlag, Berlin (1984) [70] Förstner, Ulrich; Calmano, Wolfgang: Bindungsformen von Schwermetallen in Baggerschlämmen. Vom Wasser 59, (1982) ISSN 00836915 [71] Jakob, George; Dunemann, Lothar; Zachmann, Dieter; Brasser, Thomas: Untersuchungen zur Bindungsform von Schwermetallen in ausgewählten Abfällen. Abfallwirtschaftsjournal 2, (1990), Nr.7-8 ISSN 09346422 [72] Eckert, Klaus-G.: Toxikologische Bewertung der Emissionen aus Müllverbrennungsanlagen. In: Thome-Kozmiensky, Karl J.: Müllverbrennung und Umwelt 3. EF-Verlag, Berlin (1989) ISBN 3924511101 III – 94 [73] Scheuer, Arndt: Untersuchungen zur Abscheidung von Schwermetallemissionen aus Rauchgasen an Trockenadditiven. Fortschritt-Berichte der VDI Zeitschriften Reihe 3: Verfahrenstechnik Nr.86 VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf (1984) ISBN 3181486035 [74] Urwongse, Ladawan; Sorrell, Charles A.: The System MgO-MgCl2-H2O at 23°C. Journal of the American Ceramic Society 63, (1980), 9-10 S. 501-504 ISSN 00027820 [75] Urwongse, Ladawan; Sorrell, Charles A.: Phase Relations in Magnesium Oxysulfate Cements. Journal of the American Ceramic Society 63, (1980), 9-10 S. 523-526 ISSN 00027820 [76] Sorrell, Charles A.; Armstrong, Charles R.: Reactions and Equilibria in Magnesium Oxychloride Cements. Journal of the American Ceramic Society 59, (1976), 1-2 S. 51-54 ISSN 00027820 [77] Matkovic, Boris; Popovic, Stanko; Rogic, Vinko; Zunic, Tonci: Reaction Products in Magnesium Oxychloride Cement Pastes System MgO-MgCl2-H2O. Journal of the American Ceramic Society 60, (1977), 11-12 S.504-507 ISSN 00027820 [78] Jakob, George: Chemische Charakterisierung von möglichen Reaktionen zwischen abgelagerten Abfällen, Wasser und Wirtsgestein in einer Untertagedeponie im Salz. Abfallwirtschaftsjournal 2, (1990) 3 S.116-119 ISSN 09346422 [79] DIN 38406: Kationen (Gruppe E) Beuth Verlag, Berlin (1993) [80] Umweltbundesamt: Jahresbericht 1997. Berlin (1998) [81] Hundesrügge, Thomas; Nitsch, Karl-Heinz; Rammensee, Werner; Schöner, Peter: Mineralogische Untersuchungen zur Bewertung der Deponierbarkeit verfestigter Filteraschen aus Mülverbrennungsanlagen. Müll und Abfall 6, (1989) S. 318-324 ISSN 00272957 III – 95 [82] Brasser, Thomas; Reichelt, Christian; Petersen, Carsten; Bahadir, Müfit: Charakterisierung relevanter Abfallarten für die Untertagedeponie. Entsorgungspraxis 9, (1994) S. 38-42 ISSN 07246870 [83] Brasser, Thomas, Brewitz, Wernt; Bahadir, Müfit; Reichelt, Christian: Auslaugverhalten von schwermetallhaltigen Sonderabfällen in Untertagedeponien. Müll und Abfall 6, (1995) S. 388-402 ISSN 00272957 [84] Jakob, George; Brasser, Thomas: Schwermetallbindungsformen in ausgewählten Abfallarten. Müll und Abfall 1, (1992) S. 17-22 ISSN 00272957 [85] Peschen, N.: Bedeutung von Kalk in der Rauchgasreinigung und in Reststoffen von Verbrennungsanlagen. Technische Mitteilungen 81, (1988) 6, S.298-306 ISSN 00401439 [86] Mühlenweg, Uwe: Untersuchung der Wechselwirkung Abfall-Wirtsgestein bei der untertägigen Ablagerung von Sonderabfällen in Salzgesteinen. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 141, (1990) S.248-254 ISSN 00120189 [87] Tobler, H.P.: Behandlung und Verfestigung von Rückständen aus Müllverbrennungsanlagen. Technische Mitteilungen 81, (1988) 6 S.386-391 ISSN 00401439 [88] Lorber, Karl: Müllverbrennung und Schwermetallemission. Müll und Abfall 6, (1980) S.169-172 ISSN 00272957 [89] Singh Dev, R.; Kautz, K.; Kirsch, K.: Die Einbindung von Spurenelementen, insbesondere des Fluors, in Aschen und Stäuben von Müllverbrennungsanlagen. VGB Kraftwerkstechnik 53, (1973) 6 S.408-414 ISSN 03725715 [90] Holzapfel, Th.: Trägersubstanzen von Spurenelementen in Reingasstäuben von kohle- und müllbefeuerten Kraftwerken. VGB Kraftwerkstechnik 68, (1988) 10 S.1047-1057 ISSN 03725715 III – 96 [91] Faulstich, Martin; Tidden, Frank: Auslaugverhalten für Rückstände. Abfallwirtschaftsjournal 2, (1990) 10 S.646-657 ISSN 09346422 [92] Sander, Wolfgang: Quantitative Beschreibung der Lösungsmetamorphose beim Eindringen von Wasser in ein Bergwerk im Zechsteinsalinar. Kali und Steinsalz 10, (1988) 2 S.54-61 ISSN 00227951 [93] Heidrich, Frank: Untersuchungen zur immissionsneutralen Integration von Rückständen aus der Hausmüllverbrennung im Steinkohlengebirge. TU Berlin (1992), Dissertation [94] Helms, Wofgang: Theoretische und experimentelle Untersuchungen über den Einsatz bindemittelverfestigten Versatzes im Steinkohlenbergbau. TU Clausthal (1982), Dissertation [95] Sprung, Siegbert; Rechenberg, Wolfram: Einbindung von Schwermetallen in Sekundärstoffen durch Verfestigen mit Zement. Beton 5, (1988) S.193-198 ISSN 00059846 [96] Nicholson, J.W.; Parker, L.: The chemistry of cements formed between zinc oxide and aqueous zinc chloride. Journal of Material Science 33, (1998) S.2251-2254 ISSN 00222461 [97] Bidlingmaier, Werner: Schwermetalle im Hausmüll. Erich Schmidt Verlag Bielefeld (1990) ISBN 3503029354 [98] Förstner, Ulrich; Hirschmann Günther: TU Hamburg-Harburg Langfristiges Deponieverhalten von Müllverbrennungsschlacken. BMBF Abschlußbericht 1993-1997 Förderkennzeichen 1460799A [99] Feitknecht, W.: Zur Chemie und Morphologie der basischen Salze zweiwertiger Metalle Über basische Cadmiumchloride. Helv 16, (1933) S.1344-1372 III – 97 [100] Neumann, Peter: Mechanismen der Quecksilberabscheidung an Aktivkoks/Aktivkohle und deren Bedeutung für die Rauchgasreinigung an (Abfall-) Verbrennungsanlagen. Universität Duisburg (1996), Dissertation [101] Steinmetz, E.: Adsorptive Nachreinigung von Abgasen aus Verbrennungsanlagen mit Aktivkoksen. Haus der Technik Fachbuchreihe Vulkan Verlag, Essen (1992) ISBN 3802785061 [102] VDI-Gesellschaft-Energietechnik: Techniken der Restmüllbehandlung Kalte und/oder thermische Verfahren. VDI Berichte 1033 VDI-Verlag, Düsseldorf (1993) ISBN 318091033X [103] EN ISO 11885: Bestimmung von 33 Elementen durch induktiv gekoppelte Plasma-AtomEmissionsspektrometrie Beuth Verlag, Berlin (1998) [104] Rawle, Alan: The Importance of Particle Sizing in the Coatings (Paints, Pigments) Industry. Malvern Instruments Ltd. Spring Lane South Malvern, Worcs., WR14 1AT U.K. [105] Krenkler, Karl: Chemie des Bauwesens. Band 1: Anorganische Chemie Springer Verlag, Berlin (1980) ISBN 3540101071 III – Anlage A - 1 Anlage A: Rasterelektronenmikroskopaufnahmen zur Morphologie der Rauchgasreinigungsprodukte III – Anlage A - 2 Rasterelektronenmikroskopaufnahmen zur Morphologieopie der Rauchgasreinigungsprodukte Das Verfahren der Rasterelektronenmikroskopie bietet die Möglichkeit der Charakterisierung der Morphologie und des Chemismus der Rauchgasreinigungsprodukte. Durchgeführt wurden die Untersuchungen am Kaliforschungsinstitut Heringen. Die Bestimmung des Chemismus erfolgt mit Hilfe einer energiedispersiven Röntgenanalyse. Aufgrund der chemischen Komplexizität der Produkte, wird die energiedispersive Röntgenanalyse ausschließlich qualitativ durchgeführt. Die erhaltenen Elemente konnten dann, unter Nutzung der Röntgenpulverdiffraktometrie zur Phasenidentifizierung herangezogen werden. Ausgehend von der allgemeinen Einteilung der Rauchgasreinigungsverfahrensanordnungen in Hoch- und Niedrigtemperaturbereich, wird in der Darstellung zu Beginn der Hochtemperaturbereich (Kesselstäube) aller Anlagen wiedergegeben. Im Anschluß sind die den Rauchgasreinigungsverfahren CR → PR → CR → PR (Anlage A, B) PR → CR → PR → CR (Anlage C) dargestellt. Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung Kesselstäube Abb. A- 1: Gefügebild von Kesselstaubproben, schuppige Teilchen und Glaskugeln III – Anlage A - 3 Abb. A- 2: Agglomerate der Kesselstäube Abb. A- 3: Detailaufnahme einer Silikatkugel mit tropfenförmigen Belag, Belag vermutlich Schwermetallverbindungen; aufgrund der Teilchengröße entzieht sich der Belag der chemischen Analyse III – Anlage A - 4 Abb. A- 4: Calcium-, Silizium-, Aluminiumkugeln; glasige Oberfläche deutet auf schnelle Abkühlung hin Abb. A- 5: EDX-Spektrum der Kugeln aus Abbildung A-4 III – Anlage A - 5 Abb. A- 6: Agglomerat aus verklebten „Kugeln“ und schuppigen Teilchen Abb. A- 7: Detailaufnahme von Kesselstaubpartikeln, schuppig, plattig, teilweise nadelige Morphologie, keine ausgeprägten Kristallformen III – Anlage A - 6 Abb. A- 8: Unvollständig verbrannte organische Komponente Abb. A- 9: Übersichtsbild für Kesselstäube III – Anlage A - 7 Abb. A-10: Calcium-, Silizium-, Aluminiumkugel mit Belag Abb. A-11: Calcium-, Silizium-, Aluminiumkugel innerhalb der physikalischen Rauchgasreinigung, Zuordnung zu Kesselstäuben III – Anlage A - 8 Abb. A-12: Detailaufnahme des Belages aus Abbildung A-11 Abb. A-13: EDX-Spektrum der Kugel (Punkt a) aus Abbildung A-12, Kugelmatrix Calcium- Silizium III – Anlage A - 9 Abb. A-14: EDX-Spektrum des Belages der Kugel (Punkt b) aus Abbildung A-12, Calciumchlorid Abb. A-15: „Skelettartige“ Morphologie ohne Belag III – Anlage A - 10 Abb. A-16: EDX-Spektrum der Skelettstruktur aus Abbildung A-15, Calciumchlorid Für die im Hochtemperaturbereich der Rauchgasreinigung anfallenden Kesselstäube zeigen die rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen ein ähnliches Ergebnis für die drei Anlagen. Die Kesselstäube liegen als grobkörniges Material vor (s. Kapitel 4.3). Das in der ersten physikalischen Reinigungsstufe der Anlage C, dem Zyklon, anfallende Produkt ordnet sich nahtlos in das Gesamtbild der Kesselstäube ein. Ein Großteil der Kesselstäube ist geprägt von Calcium-Silizium-Aluminiumkugeln. Die Elementanalyse der Kugeln zeigt hierbei wechselnde Anteile der drei Elemente. Weiterhin sind „glasige“ Bestandteile festzustellen. Dementsprechend zeigen die Kesselstäube sehr schlechte bis gar keine Kristallisation. Auf den Partikeln der Kesselstäube sind kleinste Beläge festzustellen. Aufgrund ihrer minimalen Größe entziehen sie sich der direkten Elementanalyse innerhalb der Rasterelektronenmikroskopie. Die theoretischen Abschätzungen ließen hier speziell das Auftreten von Schwermetalloxiden erwarten, siehe Kapitel 2.4 und 3.3. Die Ergebnisse der Sequentiellen Extraktion bestätigen diese für das Zink. Für das Blei war die silikatische Bindung innerhalb der Kesselstäube als Schwerpunkt gegenüber der oxidischen Bindung zu analysieren. Eine genauere Zuordnung des Bleis zu silikatischen Verbindungen ist jedoch auch mittels der Rasterelektronenmikroskopie nicht möglich. Die analysierte bevorzugte Austragsform Cadmiumchlorid für die Kesselstäube ist ebenfalls nicht direkt nachzuweisen. III – Anlage A - 11 Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung Verfahrenslinie CR - PR - CR - PR - Chemische Reinigung (CR) Reaktionsprodukte Abb. A-17: Calciumhydroxidkugel mit dichtem schuppigen Belag, CaCl2 oder CaCl2⋅Ca(OH)2⋅H2O Abb. A-18: EDX-Spektrum Kugel (Abbildung A-17), Hauptbestandteile Calcium und Chlor Unterscheidung in Belag und Matrix der Kugel ist nicht möglich III – Anlage A - 12 Abb. A-19: Detailaufnahme eines Agglomerates mit KCl und CaSO4 Abb. A-20: EDX-Spektrum Agglomerat aus Abbildung A-19 III – Anlage A - 13 Physikalische Reinigung Filterstäube Abb. A-21: „Verklebte“ Filterstaubpartikel mit dichtem Belag, Kugelform – Ca(OH)2 Abb. A-22: Detailaufnahme des Belages im Filterstaub im Gewebefilter „K2ZnCl4“, keine Kristallformen zu identifizieren III – Anlage A - 14 Abb. A-23: EDX-Spektrum „Belag“-K2ZnCl4 aus Abbildung A-22 (Kästchen) Abb. A-24: Aktivkoksteilchen der Feinreinigung der Anlage B III – Anlage A - 15 Niedrigtemperaturbereich der Rauchgasreinigung Verfahrenslinie PR - CR - PR - CR - Chemische Reinigung (CR) Reaktionsprodukte Abb. A-25: Prismen in der chemischen Reinigung, Calciumsulfate (Prismen) Abb. A-26 : Detailaufnahme der Prismen aus Abbildung A-25 mit Belag aus NaCl-Würfel III – Anlage A - 16 Abb. A-27: Hohlkugel aus NaCl-Würfeln, Entstehung der Hohlkugelform nicht bekannt Abb. A-28 : Aufgebrochene „NaCl-Hohlkugel“ III – Anlage A - 17 Physikalische Reinigung (PR) Filterstäube Abb. A-29: Filterstaub im Überblick, Kugelform dominiert (NaCl-Kugeln) Abb. A-30: Detailaufnahme der Filterstäube, CaSO4 mit NaCl-Würfel-Belag III – Anlage A - 18 Die Zusammenfassung der Schwerpunktlinien der Verfahrenstechnologie der Rauchgasreinigung im Niedrigtemperaturbereich ergibt für die Reaktionsprodukte und Filterstäube das folgende Bild: Für die Reaktionsprodukte der Anlagen A und C bei denen Absorptionsvorgänge in den chemischen Reinigungsstufen zur Anwendung kommen, sind die analysierten Absorptionsprodukte Anlage A: Calciumchlorid/-hydroxidverbindungen Anlage C: Alkalichloride und Calciumsulfathydrate gegeben. Bei den Reaktionsprodukten der Anlage A ist hauptsächlich die Kugelform anzuführen. Hierbei ist ein Belag auf den Kugeln festzustellen, wobei eine Elementanalyse nicht möglich ist. Für die Anlage C zeigt sich eine sehr gute Kristallisation der Rezirkulationsprodukte. Überwiegend jedoch ohne sichtbaren Belag. Für die Anlage B sind erwartungsgemäß im wesentlichen Charakteristika der Kesselstäube anzugeben. Eine bevorzugte Partikelform ist nicht anzuführen. Ursache dürften die ausschließlich genutzten Adsorptionsvorgänge für die Schadgas- und Staubbeseitigung sein. Bei der Schwermetallanalyse stellen sich die Reaktionsprodukte als Übergang zwischen den Kesselstäuben und Filterstäuben dar. Die geringen Gehalte in den Reaktionsprodukten sind mittels der Elementanalyse der Rasterelektronenmikroskopie nicht zu verifizieren. Die Schwermetallbindungen sind bei feiner Verteilung bevorzugt in den Belägen der Partikel zu vermuten. Ausgehend von den Stoffeigenschaften sind hierbei bevorzugt Kondensationsvorgänge als Ursache in Betracht zu ziehen. Aufgrund des Gesamtanfalls der Rauchgasreinigungsprodukte und theoretischen Abschätzungen konnte ein hauptsächlicher Anfall der Reaktionsprodukte in den nachgeschalteten physikalischen Reinigungsstufen (Filterstäube) vorausgesetzt werden. Die Filterstäube sind als feinkörniges Material zu analysieren. Hieraus ergibt sich eine große spezifische Oberfläche für mögliche Kondensationsvorgänge. In den Filterstäuben der Anlagen A und B liegt eine Verklebung der Partikel vor. Innerhalb der Anlage A beherrscht die Kugelform der Reinigungssubstanz Calciumhydroxid das Bild. Hierbei sind Beläge festzustellen, für die u.a. die analysierten chloridischen Schwermetallverbindungen anzunehmen sind. Hingegen kann für die Anlage B keine bevorzugte Partikelform festgestellt werden. Als Belag konnte jedoch über die Elementanalyse K2ZnCl4 analysiert werden. Die Bildung dieser Phase wurde der Verbrennung zugeordnet (s. Kapitel 4.4). Aufgrund der chloridischen Bindungsform wurde eine Leichtflüchtigkeit der Verbindung angenommen, die erst im Bereich der Feinreinigung eine Abscheidung erlaubt. Eine Kristallisation ist für die Verbindung nicht festzustellen. Für die weiteren Schwermetalle ist analoges Verhalten in den Belägen, wie bei den Filterstäuben der Anlage A zu nennen. Der Filterstaub der Anlage C hingegen zeigt den Anfall zweier Reaktionsprodukte bei guter Kristallisation, Calciumsulfathydrate und Natriumchlorid. Neben den Aufwachsungen von Natriumchlorid auf den Calciumsulfaten liegen Hohlkugeln aus Natriumchloridwürfeln vor. Auch hier sind jetzt, mit Blick auf die Schwermetalle, Beläge der Partikel festzustellen. K2ZnCl4 (s. Kapitel 4.4) war für die Filterstäube der Anlage C nicht zu analysieren. Die theoretischen Abschätzungen zum Schwermetallverhalten (s. Kapitel 2.4, 3.3) für die Filterstäube lassen sich nur mit Hilfe der in den Filterstäuben anfallenden chemischen Hauptkomponenten vergleichen. Eine direkte Bestimmung der Schwermetallbindungsformen, mit Ausnahme von K2ZnCl4 ist nicht möglich. Ein Vorliegen der Schwermetalle in chloridisch gebundener Form in den Filterstäuben ist aufgrund der chemischen Charakteristika jedoch als dominiernd anzusehen. III – Anlage B - 1 Anlage B Meßmethoden Inhalt: B B-1. B-2. B-3. B-4. B-5. B-6. B-7. Seite Meßmethoden .................................................................................................2 Lasergranulometrie – Kornverteilung.............................................................2 Induktiv gekoppelte Plasma-Atomemmisions-Spektrometrie ICP-AES; Atom-Absorptions-Spektrometrie AAS ........................................3 Röntgenpulverdiffraktometrie .......................................................................5 Rasterelektronenmikroskopie .........................................................................6 Sequentielle Extraktion...................................................................................7 Auspreßversuche.............................................................................................9 Fehlereinschätzung der Unterschungen........................................................10 III – Anlage B - 2 B.Meßmethoden Die Erfassung der Phasenzusammensetzung von Rauchgasreinigungsprodukten aus Müllverbrennungsanlagen ist ein weithin untersuchtes Feld [1, 42, 44, 53]. Schwierigkeiten hierbei stellen quantitative Phasenaussagen aufgrund der Phasenvielfalt dar. Auch gezielte Aussagen zu Schwermetallverbindungen in den Produkten sind nicht gegeben. In der vorliegenden Arbeit wurden die folgenden Meßmethoden: - Lasergranulometrie → Kornverteilung; - ICP-AES und AAS → chemische Elementanalyse; - Röntgenpulverdiffraktometrie → Phasenidentifizierung; - Sequentielle Extraktion → Bestimmung der Bindungsform; - Rasterelektronenmikroskopie → Kornbeschreibung mit Elementanalyse; - Auspreßversuche → Bestimmung des gelösten Schwermetallanteils genutzt, um Aussagen zu den Verbindungen, speziell den Schwermetallverbindungen der untersuchten Rauchgasreinigungsprodukte zu erhalten. B-1. Lasergranulometrie - Kornverteilung Die Bestimmung der Korngrößenverteilung des Probenmaterials wurde mit der Lasergranulometrie durchgeführt. Zum Einsatz kam ein Laserbeugungsgerät "Mastersizer X Version 1.2" der Firma Malvern. Der Meßbereich reicht von 0,1µm bis 2000µm. Die Messung beruht auf der Tatsache, daß, wenn ein Bündel parallelen Laserlichtes auf eine einzelne Kugel der Größe xi trifft, eine Intensitätsverteilung entsteht. In der Brennebene einer nachgeschalteten Linse läßt sich diese Intensitätsverteilung im Vorwärtsbereich der Streuung, unter den Streuwinkeln Θ, als Beugungsspektrum I(xi, r) auf lichtempfindlichen Detektoren erfassen. Über einen Rechner wird aus dem Beugungsspektrum eine Volumenverteilung ermittelt. Hieraus ist auch die Berechnung der spezifischen Oberfläche möglich. Die Grundlage der Lichtbeugungstheorie ist die Fraunhoferbeugung. Abb. B-1: Prinzip der Laserbeugung an einer Partikelfraktion [65] Zur Dispergierung einer Probe stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen die nassen Methoden mit Wasser oder Ethanol. Zum anderen die trockene Dispergierung im Luftstrom. III – Anlage B - 3 Je nach den Probeneigenschaften ist zu entscheiden, welche Dispergierungsmethode zur Anwendung kommt. Hierbei sind z.B. mögliche Reaktionen zwischen der Probe und dem Dispergiermedium zu berücksichtigen, da diese zu Meßfehlern führen können. Die in der Arbeit untersuchten Proben wurden ausschließlich trocken dispergiert. B-2. Induktiv gekoppelte Plasma-Atomemissions-Spektrometrie ICP-AES/Atom-Absorptions-Spektrometrie AAS Die Inhaltsstoffe, sprich die Bestimmung der chemischen Elemente, der Proben wurde mit Hilfe der ICP-AES durchgeführt. Hierzu wurde als erstes unter Verwendung von Lithiumtetraborat (Li2B4O7) eine Schmelztablette hergestellt, bestehend aus 1g Probe und 8g Lithiumtetraborat. Der Schmelzaufschluß wurde in einem Gerät der Firma HD Elektronik und Elektrotechnik, Typ VAA 4 durchgeführt. Die Schmelztemperatur betrug 1300°C. Die erhaltene Schmelztablette, wurde im Anschluß mit Hilfe von Salzsäure in Lösung gebracht. Diese Lösungen gelangten anschließend zur Analyse. Bei der Atomemissionsspektroskopie wird die Messung optischer Emissionsspektren von Atomen zur Analyse genutzt. Die Elemente werden innerhalb eines Plasmas atomisiert oder ionisiert. Durch diese Anregung wird Energie auf die äußeren Elektronen der Atome übertragen. Bei der sich anschließenden Wiederauffüllung, der durch die Energieaufnahme freigewordenen Plätze, wird die erhaltende Energie als monochromatische elektromagnetische Strahlung wieder abgegeben. Das bei der AES gemessene Linienspektrum ist wesentlich linienreicher im Gegensatz zur AAS, da sich aufgrund der Temperaturen bis zu 8000°C eine Vielzahl von Anregungszuständen und den damit verbundenen Übergängen erreichen läßt. Das Plasma ist ein in der Spule eine Hochfrequenzgenerators durch induktive Erhitzung erzeugtes elektrodenloses Plasma. Als Plamasgas wird meist Argon genutzt, da es relativ leicht zu ionisieren ist. Abb. B-2: Schematischer Aufbau eines ICP-Atomemissions-Spektrometers [66] Die Analyse der Schwermetalle der Sequentiellen Extraktion wurde mit der AtomAbsorptions-Spektrometrie AAS und der ICP-AES durchgeführt. III – Anlage B - 4 Bei der Bestimmung mittels AAS kam ein Atom-Absorptions-Spektrometer VARIAN 250 Plus (Flammen-AAS) bzw. VARIAN 880 Z (Graphitrohr-AAS) sowie eine Graphitrohr AAS 4100 Zeemann der Firma Perkin-Elmer zum Einsatz. Die quantitative Bestimmung erfolgte nach DIN 38406 Blatt 8 (Zn), Blatt 6 (Pb) und Blatt 19 (Cd) [79]. Die ICP Messungen wurden mit einem Gerät Optima 3000 der Firma Perkin-Elmer durchgeführt, nach EN ISO 11885 [103]. Abb. B-3: Funktionsschema der Flammen-AAS [66] Abb. B-4: Funktionsschema der Graphitrohr-AAS [66] Die AAS macht sich die Eigenschaft freier Atome zu nutze, elektromagnetische Strahlung genau derjenigen Wellenlänge zu absorbieren, die sie auch selber zu emittieren vermögen. Da ein Atom nur ein Photon mit genau definierter Energie absorbieren kann, ist die Atomabsorption nur bei bestimmten elementcharakteristischen Wellenlängen beobachtbar. Hierdurch entstehen sehr schmale Linienspektren. III – Anlage B - 5 Ausgehend von Lösungen gelangt die Probe nach Abgabe des Lösungsmittels über Schmelzen und Verdampfen in den gasförmigen Zustand, in dem sich durch Dissoziationsvorgänge freie Atome bilden. Die dafür erforderliche Energie wird bei den Elementen Blei, Zink und Cadmium durch Verbrennung eines Acetylen/Luft-Gemisches (Flammentechnik) oder bei sehr niedrigen Konzentrationen der Elemente Blei und Cadmium durch Erwärmung eine elektrisch leitenden und thermisch stabilen Probenträgers (Graphitrohrtechnik) erreicht. Der Atomisierungsraum wird mit einer Lichtquelle bestrahlt, die Strahlung der Wellenlänge emittiert, die das zu bestimmende Element absorbieren kann. Dafür werden Hohlkathodenlampen genutzt, die das Element als Kathode enthalten. Der absorbierte Strahlungsanteil ist der jeweiligen Elementkonzentration in der Flamme proportional. Sie kann durch Messung der Intensitätsänderung der mittels Monochromator ausgewählten Spektrallinie quantitativ bestimmt werden. Es wurde ein Eichkurvenverfahren verwendet, d.h. für das zu bestimmende Element sind Standardlösungen herzustellen und zu messen und hieraus eine Kalibrierungskurve aufzustellen. B-3. Röntgenpulverdiffraktometrie Durchgeführt wurden die Untersuchungen mit dem Röntgendiffraktometer D 5000 der Firma Siemens. Das Gerät arbeitet mit CuKα-Strahlung, die eine Wellenlänge von 1,5406Å besitzt. Erzeugt wird die Strahlung bei einer Spannung von 40kV und einer Stromstärke von 30mA in einer Kupferröntgenröhre. Zur Identifizierung der einzelnen Minerale wurde das Auswerteprogramm Diffrac-AT der Firma Siemens genutzt. Es wurden nur Orginalproben verwendet, d.h. es wurde keine Vorbehandlung durchgeführt. Die Präparate wurden zwischen 4° und 60° 2Θ gemessen. Die Schrittweite betrug 0,02 Grad und die Meßzeit 1 Sekunde. Eine Messung dauerte etwa 50 Minuten. Grundlage für die Röntgenpulverdiffraktometrie ist die Bragg`sche Gleichung: mit n ⋅ λ = 2d ⋅ sinΘ n λ d Θ- Ordnung der Beugung Wellenlänge der Röntgenstrahlung Netzebenenabstände in den einzelnen Phasen Beugungswinkel. Abbildung 8.5 stellt den apparativen Aufbau der Röntgenpulverdiffraktometrie dar. III – Anlage B - 6 Abb. B-5: Aufbau der Röntgenpulverdiffraktometrie [67] Bestimmt werden die d-Werte, die für jede Phase charakteristisch sind. B-4. Rasterelektronenmikroskopie Für die Durchführung der rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen stand ein Rasterelektronenmikroskop S430 der Firma LEO zur Verfügung. Die Elementbestimmung war qualitativ mit einem EDX-Spektrometer RÖNTEC-EDWIN durchzuführen. Die Proben wurden mit Kohlenstoff in mehreren Schichten bedampft. Damit ist eine gut leitende Probenoberfläche erreicht worden. Bei der Methode der Rasterelektronenmikroskopie wird die Probenoberfläche mit einem Elektronenstrahl Punkt für Punkt abgerastert. Durch die Erfassung der von der Probe ausgesandten Sekundärelektronen wird eine Oberflächentopographie erhalten. Mit Hilfe der Rasterelektronenmikroskopie wurden die einzelnen Kornformen der Proben beschrieben. Der prinzipielle Aufbau der Rasterelektronenmikroskopie ist in Abbildung 8.6 dargestellt. III – Anlage B - 7 Abb. B-6: Schematischer Aufbau der Rasterelektronenmikroskopie [68] B-5. Sequentielle Extraktion In den letzten Jahren, setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, daß bei den Schwermetallen nicht die Gesamtkonzentration der wichtigste Faktor für eine Beurteilung im Hinblick auf die Umwelt ist [49,51]. Die beiden üblicherweise angewandten DIN-Verfahren, 38414-S4 zur Ermittlung der wasserlöslichen Schwermetallgehalte und DIN 38414-S7 [69] zur Ermittlung der königswasserlöslichen Schwermetallanteile sagen nichts über das eigentliche Gefährdungspotential und Auftreten der Schwermetallverbindungen aus. Um diesen Mangel zu umgehen und aus der Tatsache heraus, daß die Schwermetalle in mehreren Bindungsformen vorliegen, bietet sich eine Sequentielle Extraktion an. Innerhalb einer Extraktionsfolge soll jeweils eine Bindungsform durch ein Extraktionsmittel erfaßt werden. Durch Verwendung immer aggressiverer Extraktionsmittel werden immer stärkere Bindungsformen in Lösung gebracht. Es ergeben sich somit Aussagen über die realen Schwermetallbindungsformen, welche wesentlich genauere Angaben zu der Mobilisierbarkeit bzw. der Nicht-Mobilisierbarkeit zulassen. Auch im Hinblick auf eine mögliche Immobilisierung der Schwermetalle und deren Verbindungen war das Bekanntsein ihrer Bindungsform von Nutzen. Die Sequentielle Extraktion ist heute zwar weit verbreitet, aber sie ist auch nicht unumstritten. Grund dafür ist unter anderem der Selektivitätsmangel verschiedener Reagenzien und das Auftreten von Adsorptions- und Ausfällungsphänomenen innerhalb der Extraktion [52]. Bei den in dieser Arbeit vorgenommen Untersuchungen konnten diese Nachteile in Kauf genommen werden, da in erster Linie das Hauptaugenmerk auf der Zuordnung der III – Anlage B - 8 theoretisch zu erwartenden und den analytisch nachweisbaren Schwermetallverbindungen lag. Unter der Vielzahl der bekannten Sequentiellen Extraktionen wurde die von Jakob, Dunemann, Zachmann und Brasser (1990) ausgewählt [71]. Mit den sechs Schritten der Extraktionsfolge sollen folgende Bindungsarten der Schwermetalle angesprochen werden: I Austauschbare Kationen Diese Fraktion repräsentiert den mobilen austauschbaren (löslichen) Teil des Schwermetallgesamtvorrates II Karbonatische Anteile III Leicht reduzierte Phase Bei dieser Fraktion handelt es sich um die Extraktion des an amorphe Oxide gebundenen Schwermetalls IV Stärker reduzierbare Phase In dieser Fraktion wird das in kristallinen Oxiden gebundene Schwermetall extrahiert V Sulfidisch gebundene Phase VI Residualfraktion Es handelt sich hier um das an Kristallgittern (zum Beispiel Silikaten) resistent gebundene Schwermetall Für die Durchführung der Extraktion wurden nur Chemikalien höchster Reinheit ("p.a" und "suprapur") verschiedener Hersteller verwendet. In der Anwendung gestalten sich die Extraktionsschritte wie folgt: I. Austauschbare Kationen Zur Probe wird 10ml Ammoniumacetatlösung (1mol/l, pH 7) gegeben. Nach dem Schütteln (2h) wird 10min bei 3500U/min zentrifugiert und die überstehende Lösung durch ein Membranfilter (0,45µm) filtriert. Das klare Filtrat wird auf 20ml aufgefüllt (dest. Wasser). II. Karbonatische Anteile Zum Rückstand aus I. wird 10ml Natriumacetatlösung (1mol/l, pH 5) gegeben. Nach dem Schütteln (5h) wird wie in Schritt I zentrifugiert, filtriert und auf 20ml aufgefüllt. III. Leicht reduzierbare Phase Zum Rückstand aus II. wird 50ml Hydroxylammoniumchloridlösung (0,1mol/l, pH 2) gegeben. Nach dem Schütteln (12h) wird wie in Schritt I zentrifugiert, filtriert und auf 50ml aufgefüllt. IV. Stärker reduzierbare Phase Zum Rückstand aus III. wird 50ml Ammoniumoxalat/Oxalsäurelösung (0,2mol/l, pH 3) gegeben. Nach dem Schütteln (24h) wird wie in Schritt I zentrifugiert, filtriert und auf 50ml aufgefüllt. III – Anlage B - 9 V. Sulfidisch gebundene Phase Der Rückstand aus IV. wird in ein 50ml Becherglas gegeben, mit 15ml Wasserstoffperoxid versetzt und auf dem Sandbad etwa 2h digeriert. Nachdem die Lösung fast verdampft ist, wird der Rückstand mit 50ml Ammoniumacetatlösung (1mol/l) in einen Zentrifugenbecher gespült. Nach dem Schütteln (12h) wird wie im Schritt I zentrifugiert, filtriert und auf 50ml aufgefüllt. VI. Residualfraktion Der Rückstand aus V. wird in 20ml konzentrierter Salpetersäure (suprapur) aufgeschlämmt und in einen 50ml Langhalskolben gegeben. Nach dem Kochen (2h bei 120°C auf dem Sandbad) wird die mit bidestilliertem Wasser auf 50ml aufgefüllte Probe in einen Zentrifugenbecher gegeben und wie in Schritt I zentrifugiert, membranfiltriert und auf 50ml aufgefüllt. Die Schwermetallgehalte der reinen Analyselösungen I-IV wurden mit Cd < 0,01mg/l Zn < 0,05mg/l Pb < 0,02mg/l bestimmt. Als Probeneinwaage kamen jeweils 0,5g des homogenisierten Materials zum Einsatz. B-6. Auspreßversuche Abgebundene Proben bestehend aus einer Mischung der Komponenten Magnesiumoxid, Q-Lösung und den Rauchgasreinigungsprodukten wurden Auspreßversuchen unterzogen. Die Proben wurden in einer Ödometerzelle der Firma Wille Geotechnik Göttingen bei konstanter Steigerung einem Maximaldruck von 4800kN/m² ausgesetzt. Die Messung erfolgte nach 28 Tagen. Die Belastungsstufen und die Belastungsdauer ist in Tabelle 8.1 wiedergegeben. Belastungsstufen in kN/m² 100 250 500 1000 2000 4000 4800 Belastungsdauer in min 2 2 2 2 2 2 60 Tabelle B-1: Belastungsstufen und Belastungsdauer der Auspreßversuche Die gegebenenfalls austretende Flüssigkeit aus dem Probekörper wird in Filtersteinen aufgefangen und wurde auf folgende Parameter untersucht: Na, K, Mg, Ca, Al, Fe, Zn, Pb, Mn, Ni, Cu, Sb, Hg, Cd, Cl, SO4, PO4, OH. III – Anlage B - 10 Weiterhin wurden die pH-Werte (Titration gegen Salzsäure) der auf 1 Liter Lösung verdünnten ausgepreßten Flüssigkeiten gemessen, sowie die Trocknungsverluste der ausgepreßten Probe und einer separat angesetzten Vergleichsprobe bei 105°C und 140°C bestimmt. Die Kationenbestimmung der Lösungen erfolgte mit ICP Messungen. Die Anionen wurden durch Titration bestimmt. Der Porenlösungsanteil am Verfestigungsprodukt wurde analytisch mit: Porenlösungsanteil am Verfestigungsprodukt [Gew%] = Wasseranteil in Porenlösung ⋅ 100 Gesamtporenwasser bestimmt. Hierbei gilt: Gesamtporenwasser = Wasseranteil des Verfestigungsproduktes nach Trocknung bis zur Gewichtskonstanz (105°C) Wasseranteil in der Porenlösung = Wasseranteil der Porenlösung nach Abzug des ionaren Anteils (Mg, Ca, Na usw.). Für die Ermittlung des Porenanteils war diese Umrechnung notwendig, da die Trocknung bei 105°C zwar den Gesamtanteil des Porenwassers erfaßt, jedoch nicht berücksichtigt, daß innerhalb des Porenwassers gelöste Ionen vorliegen. Diese waren nur im ausgepreßten Lösungsanteil zu analysieren. B-7. Fehlereinschätzung der Untersuchungen Für die vorgenommenen Abschätzungen und Untersuchungen sind als mögliche wesentliche Fehlerquellen qualitativ zu nennen: 1. Die durchgeführte einmalige Beprobung der Müllverbrennungsanlagen stellt eine Momentaufnahme des Systems dar. 2. Das Schmelzaufschlußverfahren für die chemische Analyse, führt im Bereich der leichtflüchtigen Schwermetallverbindungen der Rauchgasreinigungsprodukte zu Verlusten durch Verdampfung und damit zu geringeren Konzentrationswerten. 3. Die durchgeführte Sequentielle Extraktion ist nicht absolut für spezifische Verbindungen zu sehen. Es handelt sich bestenfalls um die Bestimmung von Metallmobilitäten [98]. Die ausschließliche Bestimmung einer Verbindungsart im chemischen Sinne ist nicht möglich. Diese Analysenmethode bietet die Möglichkeit der Schwerpunktfindung für Verbindungstypen in Rauchgasreinigungsprodukten. Die durchgeführte Doppelbestimmung zeigt eine gute Reproduzierbarkeit der Methode. IV –1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem. /tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar _________________________________________________ Kapitel IV: Chemisch-mineralogische Zusammensetzung von MVARauchgas-reinigungsprodukten und deren mögliche Verfestigung aus Suspensionen heraus IV –2 Inhaltsverzeichnis 1. 2. 2.1 2.2 2.3 3. 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 5. 5.1 5.2 5.3 6. 7. 7.1 7.2 7.3 Seite Einleitung .................................................................................................. 3 Chemisch-mineralogische Konstitution der Rauchgasreinigungsprodukte MVA .......................................................................................... 4 Auswahl der Probenmatrix nach technologischen Kriterien ..................... 5 Ergebnisse der chemischen Analytik und Phasenanalytik ........................ 7 Chemisch-mineralogische Charakterisierung unterschiedlicher Rauchgasreinigungsprodukte .................................................................... 8 Bindemittel für Dickstoffversätze mit MVA-Rauchgasreinigungsprodukten .................................................................................................. 9 Verfestigungsprozesse in Dickstoffmischungen ..................................... 11 Phasenentwicklung in Dickstoffmischungen aus RGRP + Q-Lösung + MgO ..................................................................... 12 RGRP + Q-Lösung + Filterasche aus Kohleverbrennung ....................... 14 Lösungsgleichgewichte in verfestigten Dickstoffen ............................... 15 Reaktionsmechanismen bei der Dickstoffverfestigung ........................... 21 Eingesetzte Untersuchungsverfahren ...................................................... 23 Analysenverfahren Chemische................................................................ 23 Phasenanalytische Untersuchungsverfahren ........................................... 24 Auspreßtest zur Untersuchung der Porenlösung ..................................... 24 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen............................................. 25 Appendizes .............................................................................................. 27 Verzeichnis der Tabellen 1 - 29............................................................... 27 Verzeichnis der Bilder 1 – 10.................................................................. 29 Literatur ................................................................................................... 30 Anlage A: Tabellen 1 – 29 .................................................................... A1 Anlage B: Bilder 1 - 10 ......................................................................... B1 IV –3 1. Einleitung Die Entsorgung von Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) aus Müllverbrennungsanlagen (MVA) durch untertägige Verbringung von RGRP-haltigen pumpfähigen Dickstoffmischungen mit dem Vermögen zur Selbsterhärtung stellt eine umwelttechnisch und ökonomisch interessante Alternative zu anderen Entsorgungstechnologien für Reststoffe mit Sonderabfallstatus dar. Vorzüge sind erkennbar im Hinblick auf - staubfreien und behälterlosen Transport der Abfälle nach untertage, - resthohlraumfreie Verfüllung der Hohlräume, - Einstellbarkeit definierter bodenmechanischer Eigenschaften des Versatzkörpers. Der Einsatz des Dickstoffverfahrens mit Mischungen aus RGRP, Abstoßlauge (Q-Lauge) aus der Kalisalzaufbereitung als Fluidkomponente mit reaktiven Bestandteilen für den Erhärtungsprozeß und einem anorganischen Bindemittel ist auf Hohlraumverfüllungen in Salinarbereichen begrenzt, in denen eine Wasserführung auszuschließen ist. Die technische Umsetzung des Dickstoffverfahrens verlangt zum einen die sichere Beherrschung der Dickstoffkonditionierung und –förderung nach untertage, zum anderen eine ausreichende Festigkeitsentwicklung aus Hydratationsvorgängen. Die bisher unzureichenden Kenntnisse zum Einfluß der Dickstoffrezepturen auf Transportund Verfestigungseigenschaften sind Ausgangspunkt der projektgemäßen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit den Schwerpunkten - Chemisch-mineralogische Charakterisierung und Klassifizierung von Rauchgasreinigungsprodukten aus Müllverbrennungsanlagen im Kontext mit ihrer technologisch determinierten Entstehung - Entwicklung und Untersuchung von Dickstoffrezepturen mit technisch beherrschbaren Transport- und Fließeigenschaften bei maximalem RGRP- und minimalem Bindemittelanteil und mit Scherfestigkeiten des erhärteten Versatzkörpers ≥ 5 N/mm2 - Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Bindemittelarten und –anteile auf die Dickstoffeigenschaften - Aufklärung der Phasenbildungskinetik im erhärteten Dickstoff in Abhängigkeit von der RGRP-Konstitution und der Mischungsrezeptur mit verallgemeinerungsfähigen Aussagen zur chemischen Wechselwirkung zwischen RGRP, MgCl2-Lauge und Bindemittel - Untersuchung der Immobilisierung von Schadstoffen, Schwermetallen, in der verfestigten Dickstoffmatrix. im besonderen von IV –4 Im vorliegenden Teilbericht werden die Ergebnisse zu • Schadstoffcharakteristik der RGRP • Phasenbildungsvorgänge im Dickstoff • Varianz des Bindemittels • Erhärtungsmechanismen vorgelegt, an deren Zustandekommen IBU-tec und K+S Entsorgung beteiligt waren und die wesentliche Vorleistungen von ISUT zur Grundlage hatten. Bei der arbeitsteiligen Aufgabenzuordnung im experimentell-analytischen Untersuchungsprogramm entfielen auf K+S Umwelttechnik Kassel incl. Kaliforschungsinstitut Heringen: RGRP-Beprobung in den MVA (anteilig) Chemische Analysen der Hauptkomponenten in RGRP Auspreßtest an Dickstoffen. Gewinnung und Analyse von Porenlösungen Untersuchung der Lösungsgleichgewichte im Dickstoff, auf IBU-tec Weimar: 2. Chemisch-mineralogische reinigungsprodukte - Chemische Analyse der Nebenkomponenten in RGRP - Röntgendiffraktometrische Phasenanalyse der RGRP und der verfestigten Dickstoffmischungen - Quantifizierung der Feststoff- und Fluidkomponenten in verfestigten Dickstoffmischungen - Ermittlung kausaler Zusammenhänge zwischen Sekundärphasenbildung und Festigkeitsentwicklung in Dickstoffen mit unterschiedlichen Bindemitteln. Konstitution der MVA-Rauchgas- Die für die untertägige Verbringung beim Entsorger angelieferten RGRP-Chargen sind in der Regel undefinierte Mischungen von Stäuben aus unterschiedlichen Anfallbereichen einer MVA. Proben dieser Art sind für gezielte Untersuchungen des Einflusses der RGRP-Zusammensetzung auf rheologische Eigenschaften von Dickstoffmischungen und auf die Reaktivität des sich verfestigenden Dickstoffs ungeeignet, wie Voruntersuchungen 1997 gezeigt haben. Im Bereich der Rauchgasreinigung abgeschiedene Stäube ändern in den dem Kessel nachgeschalteten Bereichen ihre granulometrische und chemisch-mineralogische Zusammensetzung. Die in Richtung letzter Entstaubungsstufe immer feiner werdenden Stäube akkumulieren in steigendem Maße Schadstoffe (Schwermetalle). IV –5 Reaktivität und hydraulisches Potenzial lassen den gleichen Trend erwarten, teilweise verstärkt durch zusätzlichen Eintrag von Kalkhydrat (Ca(OH)2). Die Berücksichtigung der spezifischen Zusammensetzung und damit Eigenschaften von RGRP aus unterschiedlichen Anfallstellen und Reinigungstechnologien bei der Herstellung verfahrensgemäßer Dickstoffmischungen war für das vorliegende Untersuchungsprogramm unerläßlich. Unter Federführung von ISUT wurden deshalb die Rauchgasreinigungssysteme von 3 deutschen Müllverbrennungsanlagen abschnittsweise beprobt. 2.1 Auswahl der Probenmatrix nach technologischen Kriterien Die aus den Probenahmen 04/98, 06/98 und 10/98 verfügbaren RGRP-Stäube lassen sich in 3 Kategorien einordnen: RGRP Kessel-, Zyklonaschen Sprühabsorber-, Verdampfungskühlerstaub (Reaktionsprodukte) Elektrofilter-, Gewebefilterstaub Kornaufbau Probenanzahl aus MVA A B C grob 3 2 2 mittel 1 1 1 fein 2 3 2 Tabelle 1 enthält das komplette Probenregister mit den Probe-Nummern, die im folgenden bei den RGRP-Einzeluntersuchungen wie auch bei den Dickstoffrezepturen (siehe auch Tabelle 13) durchgängig mitgeführt werden. Das nachstehende Schema zeigt die spezifische Aneinanderreihung der Abscheiderstufen in den Rauchgasreinigungssystemen der MVA A, B und C mit Probennummern der jeweils zuordenbaren Staubproben für das Untersuchungsprogramm. IV –6 MVA A Calciumhydroxid + Wasser Kessel 1100°C Rauchgasquerzug 3 Trichter 650°-200°C Sprühabsorber 200°C-150°C Herdofenkoks Elektrofilter 150°C-140°C AR AK1 AK2 Gewebefilter 140°C-130°C AF1 AF2 AK3 MVA B Wasser + Aktivkoks Kessel 950°C Rauchgaszug 1 Trichter Rauchgasquerzug 320°C Verdampfungskühler 200°C-170°C Gewebefilter 3 Trichter 600 °C 170°C BK2 BR BK1 BF1 BF2 MVA C Natronlauge Wasser Kessel 970°C Rauchgasquerzug 2 Trichter 800°C-240°C Zyklon 240°C CK2 CK1 Sprühtrockner 160°C CR Elektrofilter 160°C CF1 Rückstände Kalkmilch Wäscher 90°C CF2 BF3 IV –7 2.2 Ergebnisse der chemischen Analytik und Phasenanalytik Die Resultate der chemisch-analytischen und phasenanalytischen Untersuchungen sind in den Tabellen 2 ... 10 und den Bildern 1...5 dokumentiert. Daraus leiten sich folgende Aussagen ab: Grobkörnige Kessel-, Zyklonaschen (Tabellen 2 ... 4, Bild 1) = Dominierende Bestandteile sind Quarz, Ca-haltige Alumosilikate sowie silikatische Glasphase. Deren kumulative Konzentration schwankt im Bereich 55 ... 75 %. Während Quarz und die Ca-Al-Silikate Gehlenit und Anorthit in der Dickstoffmischung chemisch inertes Verhalten erwarten lassen, sind der Glasphase bei alkalischer Anregung puzzolanische Eigenschaften zuzuordnen, deren Beitrag zur Dickstoffverfestigung allerdings erst im Stadium der Späterhärtung zur Wirkung kommt. = Als reaktive Phasen sind Freikalk CaO und Anhydrit CaSO4 nachgewiesen. Bei hohem Sulfatisierungsgrad der Aschen (MVA A) liegt der Freikalkanteil niedrig. Geringere Schwefeleinbindung hat folgerichtig erhöhte Freikalkkonzentrationen zum Ergebnis (MVA C). = Leichtlösliche Alkalichloride erreichen im Maximum 8 %. Bei der Dickstoffverfestigung spielen diese Verbindungen nur eine untergeordnete Rolle bei der Einstellung der Lösungsgleichgewichte in der Porenlösung. Mittelkörnige Reaktionsprodukte (Tabellen 5 ... 7, Bild 2) = Im Gegensatz zu der weitgehend ähnlichen Stoffkonstitution der grobkörnigen RGRP aus unterschiedlichen MVA sind in der Zusammensetzung der Stäube aus Sprühabsorber (MVA A), Verdampfungskühler (MVA B) und Sprühtrockner (MVA C) technologisch bedingte große Unterschiede festzustellen. = Während in den beiden erstgenannten RGRP hinsichtlich Quarz- und Silikatgehalt ähnliche Verhältnisse wie bei den groben RGRP vorliegen, ist der Sprühtocknerstaub aus MVA C nahezu silikatfrei. = Die sorbierende Wirkung der Zugabe von Ca (OH)2 in MVA A und MVA C ist erkennbar an der Sekundärbildung von CaCl2 . Ca(OH)2 . H2O (MVA A) und der Dominanz von Bassanit CaSO4 . 0,5H2O mit 80 % im Sprühtrocknerstaub (MVA C). Dieser hohe Sulfatisierungsgrad wird in den Stäuben der MVA A und B mit 10 bzw. 11,5 % nicht annähernd erreicht. = Während die Reaktivität des bassanithaltigen Sprühtrocknerstaubs überaus hoch einzuschätzen ist, gelten für die Stäube aus den MVA A und B ähnliche Eigenschaften wie für grobkörnige Kessel- und Zyklonstäube. IV –8 Feinkörnige Filterstäube (Tabellen 8 ...10, Bild 3) = Die feinsten im Rauchgasreinigungssystem abgeschiedenen Stäube akkumulieren erwartungsgemäß die aus der Gasphase kondensierten Alkalichloride, aber auch analoge Verbindungen der Schwermetalle. = Signifikant mit Eigenphasenbildung ist die Zn-Anreicherung als K2ZnCl4, untergeordnet als Zn(OH)2 bzw. ZnO. = Bei hohem Ca(OH)2-Angebot (MVA A) ist Cl- vorrangig aus Erdalkali gebunden, nachgewiesen als CaCl2 . Ca(OH)2 . H2O neben Portlandit im Überschuß. = Der Sulfatisierungsprozeß führt im Fall der VA A und B zur CaSO4-, aber auch K2SO4-Bildung. Im Fall MVA C dominiert Bassanit CaSO4 . 0,5H2O. = Quarz und Silikate spielen in den Feinstäuben nur eine untergeordnete Rolle. = Auffällig sind bei MVA A und B relativ hohe C-Konzentrationen, mit den Einsatz von Aktivkoks bzw. Herdofenkoks als Adsorbentien jedoch leicht erklärbar. = Der hohe Anteil löslicher Bestandteile sowie die große Feinheit der Filterstäube läßt im Vergleich zu den Stäuben der groben und mittleren Körnungskategorie erhöhtes Reaktionsvermögen in Dickstoffmischungen erwarten. Neben Hydratation von CaSO4 bzw. CaSO4 . 0,5H2O ist die Einflußnahme auf die Fluidphasenzusammensetzung von besonderer Bedeutung. 2.3 Chemisch-mineralogische Rauchgasreinigungsprodukte Charakterisierung unterschiedlicher Die Konstitution von RGRP aus unterschiedlichen Abscheidebereichen und aus unterschiedlichen Rauchgasreinigungssystemen ist variabel. Bei einer vertretbaren Annahme, daß sich die Inputverhältnisse in den MVA für die Entsorgung kommunaler Abfälle nur geringfügig ändern, kommt dem Einfluß der Prozeßführung im Kessel und in den nachgeschalteten Bereichen auf die granulometrische und chemischmineralogische Zusammensetzung der RGRP eine maßgebliche Rolle zu. Schmelzebildung im Hochtemperaturbereich führt zu Bildung von silikatischen Gläsern und von partiell daraus durch Entglasung entstandenen kristallinen Silikaten im Dreistoffsystem CaO – Al2O3 – SiO2. Diese Phasen sowie im Hochtemperaturprozeß inert gebliebener Quarz bilden die Grobfraktion der Staubanteile im Rohgas. Ihre Anreicherung konzentriert sich auf die ersten Abscheidestufen innerhalb der Rauchgasreinigungssysteme. Der funktionelle Zusammenhang zwischen Silikat/ Quarz-Gehalt und Korngröße ist signifikant, wie Bild 4 zeigt . Sulfate und Chloride spielen in diesen Stäuben eine nur untergeordnete Rolle. IV –9 Mit Feinerwerden der Stäube erhöht sich deren Sulfatisierungsgrad, aber auch der Anteil chloridischer Verbindungen, erkennbar im Bild 5. Die chemisch-mineralogische Konstitution ist für die Kategorien Grobstäube, Reaktionsprodukte und Filterstäube durch Übergänge gekennzeichnet, die eine scharfe Grenzziehung zwischen den genannten Staubtypen unmöglich machen. Dessen ungeachtet ist der Trend unverkennbar, daß das reaktive Potenzial in Richtung der Feinstäube ansteigt. Zur Reaktivität in den Stäuben enthaltener Phasen im Hinblick auf Löse- und Verfestigungsprozesse in Dickstoffmischungen kann folgende Eingruppierung erfolgen: Phasen mit hoher hydraulischer Aktivität Freikalk (wirksam bei der Früherhärtung) Bassanit Mayenit Tricalciumaluminat CaO CaSO4 . Ca12Al14O33 Ca3Al2O6 0,5H2O Phasen mit mittlerer hydraulischer Aktivität Anhydrit CaSO4 (wirksam bei der Späterhärtung) Dicalciumsilikat Ca2SiO4 Silikatische Glasphase (bei alkalischer Anregung) Phasen mit hoher bis mittlerer Löslichkeit im wässrigen Medium (wirksam bei den Stoffwandelprozessen im Solid-Fluid-System Dickstoff) Sylvin Halit o. Sinjarit o. Portlandit KCl NaCl B. K2ZnCl4 . CaCl2 2H2O B. CaCl2.Ca(OH)2.H 2O Ca(OH)2 Aus den vorliegenden semiquantitativen und quantitativen Daten zur Phasenzusammensetzung der RGRP ist erkennbar, daß der letztgenannten Gruppe die dominierende Rolle beim Einfluß der RGRP-Zusammensetzung auf den Reaktionsablauf im verfestigten Dickstoff einzuräumen ist. 3. Bindemittel für Dickstoffversätze mit MVA-Rauchgasreinigungsprodukten Im Dickstoffverfahren wird zur Gewährleistung der Verfestigung die aus der Baustoffindustrie bei der Herstellung von Magnesiaestrichen bekannte Sorelbindung in vorteilhafter Weise genutzt. Als Bindemittel eingesetzte kaustische Magnesia MgO reagiert mit Salzlösungen zweiwertiger Metalle wie MgCl2, MgSO4, CaCl2 und ZnCl2 zu einer bildsamen Masse, die steinartig erhärtet. Bei der Erhärtung entstehen Sekundärphasen vom Typ und MgCl2 . 5 Mg(OH)2 . 8 H2O MgCl2 . 3 Mg(OH)2 . 8 H2O, IV –10 die nadelförmig kristallisieren und durch filzartige Verwachsung den wesentlichen Beitrag zur Verfestigung leisten. Das Prinzip gilt auch für Dickstoffrezepturen mit Einsatz von MgCl2-Lauge und MgO. Die Rolle des Füllstoffs (Zuschlag) in einem Magnesiamörtel übernimmt im Dickstoff die RGRPKomponente. Die im Dickstoff-Experimentalprogramm eingesetzten MgO-Qualitäten stellen reine Produkte mit > 98 % MgO dar. Die Phasenanalyse bestätigt mit dem abschließenden Nachweis von Periklas die Oxidbindung. Der sehr guten Eignung von kaustischer Magnesia als Bindemittel im Dickstoff stehen die relativ hohen Preise für MgO entgegen. Die projektgemäße Untersuchung von Einsatzmöglichkeiten alternativer Bindemittel auf Abfallbasis orientiert auf Filteraschen aus Energieerzeugungsanlagen mit Kohlebeschickung, da zu hydraulischem Potenzial und puzzolanischen Eigenschaften derartiger Verbrennungsrückstände umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in der Bauindustrie vorliegen. Chemismus und Phasenbestand der in die engere Wahl gezogenen 3 Filteraschen sind in den Tabellen 11 und 12 aufgeführt. Im Hinblick auf die zugrundeliegende Brennstoffart und Verbrennungstechnologie bestehen in den drei Fällen beträchtliche Unterschiede, die folgerichtig auch in der chemischmineralogischen Zusammensetzung ihren Niederschlag finden. Die als alternative Bindemittel zu prüfenden Filteraschen weisen folgende Merkmale auf: - Wirbelschichtfeinasche BKA 2 Brennstoff: Westelbische Braunkohle Verbrennung unterhalb 900°C in der Wirbelschicht unter Kalkadditivzugabe Sehr hohes hydraulisches Potenzial mit 28 % Freikalkanteil und 9 % Tricalciumaluminat. Hoher Sulfatisierungsgrad (Anhydritanteil 37,5 %). Niedriger Quarz-/ Silikatanteil. - Braunkohlenfilterasche BKA 1 Brennstoff: Westelbische Braunkohle Verbrennung bei ca. 1250°C (Staubfeuerung). Sehr hohes hydraulisches Potenzial mit 15,5 % Freikalkanteil, 14 % AlluminatFerritkomponente, 30 % Glasphase („Aktiv“glas). Mittlerer Sulfatisierungsgrad (Anhydritanteil 13 %). - Steinkohlenflugasche SKA Brennstoff: Importsteinkohle Verbrennung bei ca. 1250°C (Staubfeuerung) Alumosilikatische Matrix vorherrschend. Puzzolanische Komponente mit ca. 20 % Anteil. IV –11 4. Verfestigungsprozesse in Dickstoffmischungen Zur Aufklärung der Erhärtungsvorgänge in Dickstoffmischungen wurde auf Versatzproben zurückgegriffen, deren rheologische Eigenschaften mit positivem Ergebnis geprüft wurden und für die der Nachweis ausreichender Festigkeitsentwicklung vorlag. Das in Tabelle 13 aufgeführte Probenregister dokumentiert alle verfestigten Dickstoffchargen, die für weitere analytische Untersuchungen zum Einsatz kamen. Sie bilden eine Auswahl aus dem Untersuchungsprogrammen zuzuordnen:weitaus größeren Rezepturprogramm ISUT und sind folgenden Dickstoffe mit MgO-Bindereinsatz Variabel: RGRP-Typ MVA Dickstoffe mit Asche-Bindereinsatz Variabel: Kohlefilterasche RGRP-Typ MVA Aus der nachstehenden Zusammenstellung der realen Schwankungsbreiten für die Dickstoffkomponenten RGRP, Bindemittel und MgCl2-Lauge ist das große Spektrum möglicher Dickstoffrezepturen erkennbar, die die Anforderungen hinsichtlich rheologischer Eigenschaften und ausreichender Verfestigung erfüllen. Schwankungsbreiten RGRP Bindemittel [Ma-%] [Ma-%] MgCl2-Lauge [Ma-%] Dickstoffe mit MgO-Bindung 20,5 ... 50,3 0 ... 8,0 43,0 ... 73,5 Dickstoffe mit Asche-Bindung 28,2 ... 44,2 10,1 ... 22,7 34,9 ... 58,0 Auch ohne detaillierte Kenntnis ablaufender Erhärtungsprozesse in Dickstoffmischungen mit unterschiedlichen Bindemitteln wird deutlich, daß bei Substitution des verfahrensgemäßen MgO-Bindemittels durch Filteraschen aus der Kohleverbrennung ein höherer Bindemittelanteil in der Dickstoffmischung erforderlich ist. Im Hinblick auf die einzubindende RGRP-Komponente und deren möglichst hohen Anteile im Dickstoff ergeben sich daraus keine negativen Konsequenzen, da eine Kompensation durch niedrigere Q-Laugenanteile erfolgen kann. IV –12 4.1 Phasenentwicklung in Dickstoffmischungen aus RGRP+MgCl2-Lauge+MgO Die Ergebnisse der chemisch-analytischen und phasenanalytischen Untersuchungen ist Inhalt der Tabellen 14 ... 22. Dabei ist aus den Tabellen 14, 17 und 20 die chemische Vollanalyse der verfestigten Dickstoffproben mit RGRP der MVA A, B und C ersichtlich. Dazu ist der Hinweis erforderlich, daß entgegen der üblichen Regelung der separaten Angabe von Restfeuchtegehalten (H2O-) und Deklarierung der Einzelkomponenten auf Trockensubstanz bezogen bei den vorliegenden Dickstoffanalysen die nicht gebundene Restfeuchte in die Vollanalyse integriert ist. Diese Vorgehensweise hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen, nachdem erste Erkenntnisse vorlagen, daß die verfestigten Dickstoffe zum Teil beträchtliche Konzentrationen an Porenlösung enthalten und daß von dem mit der primären Dickstoffmischung eingebrachten Gesamtwasser nur ein Teil in neu gebildeten Sekundärphasen als Konstitutionswasser (H2O+) eingebunden wird. Die phasenanalytische Untersuchung der Festkörperkomponenten im Dickstoff erforderte unter diesen Umständen eine differenzierte Erfassung des chemischen Stoffbestandes von Porenlösung und Feststoff, dokumentiert in den Tabellen 15, 18 und 21. Die darin ausgewiesenen separaten Analysen für den Feststoffanteil stehen in direktem Zusammenhang mit den phasenanalytischen Untersuchungsergebnissen über XRD. Versuche, über die Intensitätsmessung analytisch verwertbarer Röntgenpeaks eine quantitative Phasenverteilung im Festkörper zu bestimmen, schlugen fehl, da der starke Einfluß von Porenlösung auf die Röntgenintensitäten bei ermittelten Schwankungen im Porenlösungsanteil im Bereich von ca. 20 bis ca. 70 % eine Kalibrierung unmöglich machte. Die XRD-Ergebnisse in den Tabellen 16, 19 und 22 haben deshalb semiquantitativen Charakter. Durch die Möglichkeit, über Auspressung verfestigter Dickstoffproben Porenlösung zu gewinnen (siehe Kap. 5.3) und separat zu analysieren, konnten zum einen der Stoffbestand des Festkörpers rechnerisch ermittelt werden, zum anderen wichtige Erkenntnisse zur geänderten Zusammensetzung der Porenlösung im Vergleich zur primären Q-Lauge sowie zu den in Lösung verbliebenen Stoffanteilen erhalten werden. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage zur Beurteilung der Lösungsgleichgewichte (Kap. 4.3). Aus der Bewertung der phasenanalytischen Untersuchungsergebnisse an verfestigten Dickstoffen mit MgO-Bindereinsatz ergeben sich folgende Aussagen: - Die Phasenzusammensetzung der verfestigten Dickstoffe unterscheidet sich deutlich vom Phasenbestand des jeweils eingesetzten RGRP. Das Bindemittel MgO in seiner Primärform ist nicht mehr nachzuweisen und hat damit eine quantitative Umsetzung im Erhärtungsprozeß erfahren. IV –13 - Abbindewirksam können nur die Phasen sein, die während der Verfestigung neu entstehen und durch Ausbildung von Kristallbrücken zwischen den Teilchen oder durch Ausbildung von Kristallfilzen das Dickstoffgefüge verfestigen. Die röntgendiffraktometrische Phasenidentifizierung zeigt zahlreiche Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung, die sich in 4 Kategorien einteilen lassen. = Sorelphasen 3 Mg(OH)2 . MgCl2 . 8 H2O 5 Mg(OH)2 . MgCl2 . 8 H2O Deren Bildung entspricht dem bereits beschriebenen Reaktionsablauf in Sorelzement. Bei Einsatz CaO-reicher RGRP mit niedrigem Sulfatisierungsgrad erfolgt in der Porenlösung ein weitgehender Austausch von Mg++ durch Ca++, der die Ausbildung der Sorelphasen im Festkörper begünstigt. = Calciumsulfatdihydrat (Gips) CaSO4 . 2 H2O Entsteht aus Anhydrit- und Bassanitanteilen der RGRP unter Wasserentzug aus der Porenlösung = Magnesiumhydroxosilikate Talk Mg3[(OH)2/ Si4O10] Mg-Anthophyllit Mg7[(OH)/ Si4O11]2 Das Auftreten dieser Silikatneubildungen ist angesichts Bildungstemperaturen unerwartet, aber röntgenanalytisch gesichert. niedriger Die Beschränkung auf Dickstoffe mit RGRP aus der MVA A läßt vermuten, daß in diesem Fall reaktive Kieselsäure (amorph) vorhanden ist, die die niedrigthermale Schichtsilikatsynthese ermöglicht. = Chloride Halit NaCl Sylvin KCl Carnallit KCl . MgCl2 . 6 H2O Die Bildung ist durch Abscheidung aus der Q-Lauge durch Wasserentzug bzw. Ionenaustauschvorgänge zu erklären. Ihr Beitrag zur Verfestigung im Dickstoff kann gefährdet sein, wenn durch Temperaturanstieg die Lösungsgleichgewichte in der Porenlösung verschoben werden. Der Sorelphasen- und Gipsbildung ist in Bezug auf die Dickstoffverfestigung die dominierende Rolle einzuräumen. IV –14 4.2 Phasenentwicklung in Dickstoffmischungen aus RGRP+MgCl2Lauge+Filterasche aus Kohleverbrennung Die Untersuchung aschegebundener Dickstoffmischungen erfolgte in gleicher Weise wie die MgO-gebundenen Dickstoffe (Abschnitt 2.1). Die Ergebnisse sind in den Tabellen 23 ... 25 festgehalten. Sie sind wie folgt zu interpretieren: - Die Merkmale der Sorelbindung bleiben trotz veränderter Bindemittelkonditionen erhalten. Bei Einsatz kalkreicher Braunkohlenfilteraschen BKA 1, BKA 2 erfolgt weitgehende Substitution von Mg++ durch Ca++ in der Porenlösung (Tab. 24) mit dem Ergebnis der Sorelphasenbildung im Festkörper. - Neben den Sorelphasen tritt Gips als festigkeitsbildende Sekundärphase in Erscheinung. Bei den mit Steinkohleasche gebundenen Dickstoffen ist die Gipsbildung von besonderer Bedeutung, da der Mg++/ Ca++-Austausch in der Porenlösung aufgrund niedrigerer Anteile löslicher Ca-Verbindung nur in geringem Maße stattfindet, so daß in diesem Fall die Sorelphasenbildung unterdrückt wird. - Die Sekundärbildung von Alkalichloriden ist mit den Bedingungen in MgO-gebundenen Dickstoffen vergleichbar, während Carnallit KCl . MgCl2 . 6 H2O nur akzessorisch auftritt. - Eine Bewertung der als Bindemittel eingesetzten Filteraschen hinsichtlich ihrer Eignung als alternatives Bindemittel in Dickstoffmischungen favorisiert kalkreiche Braunkohlefilteraschen vor puzzolanischen Steinkohlefilteraschen, da durch den beschriebenen Ionenaustausch in der Porenlösung in den Festkörper wanderndes Mg++ die Sorelphasenbildung aktiviert. - Mit Steinkohlefilterasche konditionierte Dickstoffe erlauben nur eine beschränkte QLaugendosierung (Tab. 24), wenn die Anforderungen zu rheologischen Eigenschaften und zur notwendigen Verfestigung erfüllt werden sollen. - Bei den freikalkreichen Braunkohlenfilteraschen ist deren große Reaktivität im Stadium der Frühverfestigung zu beachten, die zu einer Spontanerhärtung bei gleichzeitigem Temperaturanstieg führen kann, verbunden mit negativen Auswirkungen auf Rheologie und Transportverhalten des Dickstoffs. IV –15 4.3 Lösungsgleichgewichte in verfestigten Dickstoffen Das Bindemittel sowie Komponenten der RGRP reagieren mit der flüssigen Komponente des Dickstoffes, in diesem Fall MgCl2-reiche Salzlösung aus der Kaliindustrie (Q-Lösung), unter Bildung von auskristallisierenden mehr oder weniger schwer löslichen Phasen. Diese Kristallphasen bedingen die Festigkeit des abgebundenen Dickstoffes ähnlich wie hydratisierte Calciumsilicate und -aluminate beim Portlandzement. Welche Kristallphasen auskristallisieren, hängt nicht nur von der chemischen Zusammensetzung von Lösung und Abfall bzw. Bindemittel ab, sondern auch vom gegenseitigen Mengenverhältnis, d.h. der Feststoffvolumenkonzentration und dem Bindemittel-Anteil. Die auskristallisierten oder bereits vorliegenden festen Phasen stehen nach beendigter Reaktion im Gleichgewicht mit der Porenlösung. Daher kann man aus der Zusammensetzung dieser Flüssigkeit in Kenntnis der Lösegleichgewichte der beteiligten Stoffe Schlussfolgerungen darauf ziehen, welche Kristallphasen im Gleichgewicht vorliegen müssen. Dies bedeutet eine unabhängige Überprüfung der phasen-analytischen Ergebnisse und liefert andererseits Begründungen, warum nur gerade die vorgefundenen Kristallphasen entstehen konnten. Wie viel von einer Phase kristallisiert ist, lässt sich allein aus der Zusammensetzung der Porenlösung im Endzustand nicht mehr bestimmen, jedoch zurückschließen durch Vergleich mit der Ursprungslösung. Porenlösungsuntersuchungen erlauben auch Rückschlüsse darauf, wie viel von dem zur Verfügung stehenden Verfestigungspotenzial bereits genutzt wurde und stellen daher ein Mittel zur Optimierung des Abbindeprozesses dar. Im folgenden sollen die Ergebnisse der Porenlösungsuntersuchungen einer Reihe von Versuchsserien dargestellt und interpretiert werden. Die Methodik der Gewinnung und Untersuchung der Porenlösungen ist in Abschnitt 5.3 dargestellt. Die analytisch gefundenen Werte in Gramm oder Milligramm/kg Porenlösung wurden umgerechnet in die Einheit Mol (bzw. bei den Alkalichloriden Doppelmol) Salz/1.000 Mol des in der Lösung enthaltenen Wassers. Dieses ist die für die Behandlung von Lösegleichgewichten zweckmäßigste Darstellungsweise. Die Daten der Sättigung an den verschiedenen Bodenkörpern wurden entnommen aus: J. D'Ans „Die Lösungsgleichgewichte der Systeme der Salze ozeanischer Salzablagerungen“, Berlin 1933; sowie Sdanovsky, A.B., Lyakhovskaya, E.I., und Shleymovitch R.E.: „Handbuch über die Löslichkeit der Salzsysteme“ Verlag Goskhimizdat (Leningrad), Teil I 1953, Teil II 1954. - Porenlösungen aus Dickstoffen mit MgO-Binder und RGRP der MVA A (siehe Tabelle 26) • CaSO4 : Die niedrigen Werte deuten auf Sättigung an einem CaSO4-haltigen Bodenkörper, voraussichtlich Gips CaSO4·2H2O. Bei den Lösungen 04, 05 und 06 zeigen sich über die Sättigungskonzentration von Gips hinaus gewisse Gehalte an MgSO4, bei 10 bis 18 an CaCl2. Damit ist für die Gipsfällung bei 04, 05 und 06 der CaCl2 –Gehalt begrenzend, bei 10 bis 18 der MgSO4–Gehalt. • MgCl2 und CaCl2 : Die als Anmischflüssigkeit verwendete Q-Lösung hat den höchsten in der Tabelle ausgewiesenen MgCl2-Gehalt von 63,7 mol/1000 mol H2O, während sie kein CaCl2 enthält. Die MgCl2-Gehalte aller in Tabelle 26 dokumentierter Porenlösungen sind niedriger als in der ursprünglichen Q-Lösung. Dies bedeutet, dass ein gewisser Teil des MgCl2 der Q-Lösung zusammen mit dem IV –16 zugefügten Magnesiumoxid als Bindemittel unter Bildung von Sorelzement-Phasen verbraucht wurde. Die entsprechenden Phasen 3Mg(OH)2·MgCl2·8H2O (3-1-8) bzw. 5Mg(OH)2·MgCl2·8H2O (5-1-8) wurden mit XRD in den korrespondierenden Feststoffen nachgewiesen. Interessant ist der Anteil des MgCl2, der durch diese Reaktion unter den verschiedenen Bedingungen (Feststoffkonzentration bzw. Bindemittelgehalt) aus der Lösung entfernt wurde. Dies sind bei den Proben 04 ... 06 8 – 10 Mol/Molteil, bei den Proben 10 ... 18 jeweils wesentlich mehr. Bei diesen ist jedoch zu erkennen, dass nicht nur das in vergleichbarer Menge wie bei den vorhergehenden zugefügte Bindemittel MgO Anteile von MgCl2 aus der Lösung entfernt hat, sondern es muss noch ein weiterer Prozess im Spiel gewesen sein. Es kann dies nur die Ausfällung der Hydroxidkomponente der Sorelphasen durch Freikalk als CaO oder Ca(OH)2 aus dem Abfall sein, zum Beispiel nach der Reaktion : Ca(OH)2 + MgCl2 → Mg(OH)2 + CaCl2, wobei Mg(OH)2 als Komponente in die entsprechende Sorelphase (3-1-8) bzw. (5-18) eingeht. Wenn dabei in Lösung 17 mehr Mole CaCl2 entstehen als in der eingesetzten Q-Lösung Mole MgCl2 vorhanden waren, so deutet dies entweder auf eine sehr hohe chemische Wasserbindung im Feststoff und damit Konzentrierung der Porenlösung oder das Vorhandensein von gewissen Anteilen CaCl2 bereits im Abfall neben einer relativ großen Menge an Freikalk als CaO oder Ca(OH)2. Auch bei den Lösungen 10 und 14 ist dies zu beobachten, wobei 10 sich dadurch auszeichnet, dass praktisch alles mit der Q-Lösung eingebrachte MgCl2 durch Umsetzung mit im Abfall vorhandenem Freikalk in die Sorelphase eingegangen ist und damit Bindewirkung entfaltet. Der Versuch 10 ist daher als Optimum des MgCl2-Einsatzes im Hinblick auf Bindewirkung zu verstehen. • NaCl und KCl : Die technische Q-Lösung liegt nahe der Sättigungskonzentration für NaCl, KCl, KMgCl3·6 H2O (Carnallit), CaSO4·2 H2O und eine MgSO4-haltige Phase. Die in den Lösungen 04 ... 18 gefundenen NaCl- und KCl-Werte sind in allen Fällen höher als in der Q-Lösung. Dies ist einerseits auf die Konzentrierung der Porenlösung durch Wasserentzug zum Aufbau kristallwasserhaltiger Phasen, z.B. der Sorelphasen, andererseits aber auch durch die Anwesenheit von NaCl und KCl in den RGRP zurückzuführen. - Porenlösungen aus Dickstoffen mit MgO-Binder und RGRP der MVA B (siehe Tabelle 27) • CaSO4 : Es herrscht wieder in allen Lösungen Sättigung an einem CaSO4-haltigen Bodenkörper, voraussichtlich Gips. Begrenzender Faktor für die Menge der Ausfällung ist bei Kesselasche und Verdampfungskühlerstaub der Sulfatgehalt der Q-Lösung, bei den Ansätzen mit Gewebefilterstaub der Gehalt an löslichen Calciumsalzen im Gesamtsystem. • MgCl2 und CaCl2 : Die Auspresslösung aus den kesselstaubhaltigen Prüfkörpern enthält nur noch ca. die Hälfte des MgCl2-Gehaltes der ursprünglich eingesetzten QLösung, dazu aber - neu entstanden - eine etwa gleich große Menge CaCl2. Wie nach diesem Befund zu erwarten, zeigt die entsprechende Feststoffanalyse eine CaCl2- IV –17 haltige Phase sowie Freikalk, ausgewiesen als CaO, welcher sich mit MgCl2 aus der Lösung zu basischen Magnesiumchloriden, den Sorelzementphasen, umsetzt. Der Verdampfungskühlerstaub der Anlage B, verarbeitet in den Mischungen 31 und 32, zeigt ein ganz ähnliches Bild. Der Gewebefilterstaub hingegen, Versuche 33, 34, 35, zeigt in den Auspresslösungen der mit ihm angefertigten Prüfkörper einen nur wenig erniedrigten MgCl2-Gehalt aber kein CaCl2. Entsprechend ist zwar etwas MgCl2 durch die Sorelreaktion mit dem zugesetzten MgO entstanden, aber der Abfall enthielt weder Freikalk, der sich mit dem gelösten MgCl2 umsetzen konnte, noch eine CaCl2-haltige Phase, die in Lösung gehen konnte. Dies steht in völliger Übereinstimmung mit den entsprechenden Feststoffanalysen, in der solche Bestandteile röntgendiffraktometrisch nicht nachweisbar waren. Zusätzlich zu den hier dargestellten Analysen durchgeführte Spurenelementbestimmungen zeigen, dass vor allem die Proben 33, 34 und 35 Zinkgehalte zwischen 0,01 und etwa 0,2 Massenprozent enthalten. Im Vergleich zu diesen Spuren enthielt jedoch der ursprüngliche Gewebefilterstaub die Verbindung K2ZnCl4 in der Größenordnung von 15 Massenprozent. Es ist bekannt, dass Zink und Magnesium aufgrund des sehr ähnlichen Ionenradius sich auf dem Gebiet der reinen Ionenverbindungen sehr ähnlich verhalten. So gibt es analog zu den Sorelzementphasen 3Mg(OH)2·MgCl2·8H2O und 5 Mg(OH)2·MgCl2·8H2O die entsprechenden Zinkverbindungen, welche auch - wenn auch in geringerem Umfange - technische Anwendung finden. Ohne weitere Detailuntersuchungen durchführen zu müssen, ist also in diesem Falle anzunehmen, dass das mit dem Abfall als K2ZnCl4 eingetragene Zinkchlorid sich im abgebundenen Dickstoff in den entsprechenden Sorelphasen wiederfindet, während ein entsprechender Teil des mit der Q-Lösung eingetragenen MgCl2 nicht abbinden konnte. Auf diese Weise sind auch vor allem in den Lösungen 33 und 34 MgCl2-Gehalte zu erklären, die höher liegen als der Ursprungs- MgCl2Gehalt der Q-Lösung abzüglich des durch die Sorelzementbindung verbrauchten Anteiles. Nach den Lösegleichgewichtsdiagrammen ist bei den Lösungen 33, 34 und 35 die Sättigung an Carnallit KMgCl3·6H2O erreicht. Dies spiegelt sich auch in der röntgenografisch nachgewiesenen Phasenzusammensetzung wider. Dieser nicht selbstverständliche Befund hängt mit dem Vorhandensein von K2ZnCl4 und dem Fehlen von Freikalk in den Abfällen zusammen. Selbständige CaCl2-haltige Bodenkörper sind aufgrund der gefundenen Konzentrationen nach Literaturdaten nicht zu erwarten und wurden auch in den abgebundenen Dickstoffen nicht gefunden. • KCl : Bei den Lösungen 33, 34 und 35 herrscht nach der Literatur neben Carnallitsättigung auch KCl-Sättigung. Dieses wurde auch röntgenografisch bestätigt. Bei den Lösungen 29 bis 32 ist man zumindest nicht weit von der Sättigung entfernt. Die Röntgendiffraktometrie der zugehörigen Feststoffe findet bei 31 und 32 geringe Anteile an KCl, bei 29 und 30 nicht. • NaCl : In allen Lösungen herrscht nach der Literatur und auch belegt durch Röntgendiffraktometrie NaCl-Sättigung. Die in den Analysen dokumentierten unterschiedlichen Zahlenwerte der NaCl-Konzentrationen illustrieren, dass die hoch MgCl2-haltigen und CaCl2-freien Lösungen weniger NaCl gelöst enthalten können als diejenigen, die außer mittleren Gehalten von MgCl2 auch noch CaCl2 enthalten. IV –18 - Porenlösungen aus Dickstoffen mit MgO-Binder und RGRP der MVA C (siehe Tabelle 28) • CaSO4 : Wieder liegt Gipssättigung vor. Begrenzender Faktor ist bei Versuch 23 sowie bei der originalen Q-Lösung der Calciumgehalt, bei allen anderen der SO4Gehalt. Gips ist logischerweise - wie bei den Anlagen A und B auch - in den abgebundenen Dickstoffen aller dieser Produkte nachzuweisen. Wenn, wie bei den Feststoffanalysen der Proben 25, 26 und 28, statt dessen Bassanit CaSO4·0,5H2O auftritt, ist dies bei dem relativ trocknungsempfindlichen Gips auf teilweise Dehydratation zurückzuführen. • MgCl2 und CaCl2 : Die Proben mit Kessel- und Zyklonstaub (19 und 21) zeigen wieder an, dass das in der Q-Lösung eingesetzte MgCl2 nicht nur durch Reaktion mit dem MgO-Binder verbraucht wurde, sondern auch mit in den Abfällen vorhandenem Freikalk zu CaCl2 reagiert hat, vergl. auch die vorhergehenden Abschnitte. Kesselund Zyklonstaub der Anlage C weisen nach den Feststoffanalysen auch einen deutlichen Gehalt an freiem Calciumoxid auf. Die Mischungen mit Sprühtrocknerstaub (23 und 24) zeigen in ihrer Porenlösung einen höheren MgCl2Gehalt als in der Anmischflüssigkeit Q-Lösung. Da die Rauchgasreinigungsprodukte von Müllverbrennungsanlagen - wie auch hier - üblicherweise kein MgCl2 enthalten, sind derartig hohe Konzentrationen nur erklärbar, wenn man beim Abbinden zusätzlich zur bewußt herbeigeführten Sorelzementreaktion noch einen weiteren sehr stark wasserverbrauchenden Abbindemechanismus annimmt. Durch Entnahme von Wasser aus der Lösung und Einbau als Kristallwasser in entstehende Hydratphasen würde die Lösung sozusagen "chemisch aufkonzentriert". Ein Verursacher der letzteren Art kann gefunden werden: Es ist ein ungewöhnlich hoher Gehalt von Bassanit CaSO4·0,5 H2O im Abfall. Der Bassanitgehalt des Sprühtrocknerstaubes beträgt nach den Feststoffanalysen 80 Massen-%. Bei den in der Rezeptur angegebenen Konzentrationen bindet dieser Bassanitgehalt etwa 20 % des mit der QLösung eingeführten Wassers! Würde bei der Konzentrierung der Lösung nichts kristallisieren, erhielte man einen MgCl2-Gehalt von ca. 79 Mol/1.000 Mole H2O. Die Überschlagsrechnung bestätigt also den Analysenwert und gleichzeitig den vorgeschlagenen Mechanismus. Selbstverständlich ist bei diesen hohen MgCl2Konzentrationen ein Auskristallisieren von Carnallit KMgCl3·6H2O (und ebenso NaCl) zu erwarten. Die diffraktometrische Phasenanalyse bestätigt beides, und hier findet sich auch als übermächtiges Abbindeprodukt der Gips wieder. Da der Sprühtrocknerstaub jedoch nur Spuren von Freikalk in Form von Portlandit Ca(OH)2 enthält, ist es einsichtig, dass in der Feststoffanalyse bei der abgebundenen Probe 23, welche ja kein von außen zugefügtes MgO als Bindemittel enthält, auch keine Sorelzementphasen nachweisbar sind. Diese treten erst wieder in der Probe 24 auf, die mit einem MgO-Anteil von 10 % im Feststoff angesetzt wurde. Die Mischungen mit Elektrofilterstaub, Versuche 25 - 28, zeichnen sich alle dadurch aus, dass die Lösungen einen gewissen Anteil an CaCl2 enthalten, jedoch die Summe aus CaCl2 und MgCl2 immer größer ist als der MgCl2-Gehalt der eingesetzten Q-Lösung, obwohl das ebenfalls der Mischung zugesetzte MgO-Bindemittel doch MgCl2 zur Bildung von Sorelzementphasen verbraucht haben müsste. Da Freikalk bei der schon erwähnten doppelten Umsetzung aus einem Mol MgCl2 unter Bildung basischer Magnesiumchloride ein Mol CaCl2 erzeugt, bleiben für die Interpretation des hohen Gesamtgehaltes an MgCl2 und CaCl2 nur zwei Wege: entweder geschieht, wie bei Probe 23, eine massive Wasserbindung und dadurch Konzentrierung durch einen IV –19 anderen Mechanismus wie z.B. die Bildung von Gips aus Bassanit, oder der Abfall enthält Zinkchlorid, z.B. in Form von K2ZnCl4, das anstelle von MgCl2 in die Sorelbindung eintreten kann, oder er enthält CaCl2 selbst, z.B. in Form von Sinjarit CaCl2·2H2O. In ihrer Wirkung auf die Zusammensetzung der Porenlösung lassen sich diese drei Ursachen zunächst nicht unterscheiden, die Phasenanalysen der entsprechenden Elektrofilterstäube weist allerdings aus, dass alle drei genannten Ursachen zutreffen. Entsprechend ist aufgrund dieser Konzentrierung zu erwarten, dass auch in diesen vier Lösungen Carnallit auskristallisiert. Das Löslichkeitsdiagramm bestätigt dies und die röntgendiffraktometrische Phasenanalyse der abgebundenen Dickstoffe ebenfalls. • - NaCl : Natriumchlorid ist in allen Produkten der Müllverbrennungsanlage C enthalten. Die Q-Lösung UB ist daran gesättigt, und in einigen Mischungen findet, wie schon erwähnt, ein kräftiger Konzentrierungsprozess statt. Es ist daher verständlich, dass alle aus den Versuchen 19, 21, 23 sowie 24 bis 28 resultierenden Porenlösungen an NaCl gesättigt sind, und daß der Konzentrierungsprozeß über die bereits vorhandenen Mengen hinaus zur Auskristallisation von NaCl führt. Porenlösungen aus Dickstoffen mit Braunkohlenasche-Binder (siehe Tabelle 29) • CaSO4 : Bei allen Lösungen ist Gipssättigung anzunehmen. Keine enthält darüber hinaus noch MgSO4, alle jedoch CaCl2. Daraus folgt, dass praktisch das gesamte mit der Q-Lösung eingebrachte MgSO4 zu Gips reagiert hat und das Ausmaß der Gipsausfällung somit durch den Sulfatgehalt begrenzt ist. • MgCl2 und CaCl2 : Alle Lösungen haben einen MgCl2-Gehalt, der deutlich unter dem mit der Q-Lösung eingebrachten liegt. Dem entsprechend ist der CaCl2-Gehalt angewachsen als Resultat der Reaktion von Freikalk mit MgCl2 zu Sorelverbindungen und CaCl2. Bei den Ansätzen 36, 37 und 39 ist dabei erwartungsgemäß die Summe CaCl2 + MgCl2 kleiner als die MgCl2-Konzentration der Q-Lösung, weil ja der Freikalk nicht nur zur Umsetzung des MgCl2 zu CaCl2 führt, sondern in den ausgeschiedenen Sorelphasen (3-1-8) bzw. (5-1-8) MgCl2 im Verhältnis 3:1 bzw. 5:1 mit hinein nimmt. Die Analyse 38 dokumentiert zunächst einmal, dass hier diese Reaktion in besonders großem Umfang abgelaufen ist, bestätigt durch den hier besonders hoch liegenden Braunkohlenaschenanteil bei zusätzlich relativ hoher Feststoffvolumenkonzentration. Darüber hinaus deutet die Höhe des Summenwertes MgCl2 + CaCl2 an, dass auch hier ein weiterer Wasserverbraucher und damit Lösungskonzentrierer im Spiel ist, in diesem Fall voraussichtlich Anhydrit aus der Braunkohlen- wie aus der Müllverbrennungsasche. Dasselbe Phänomen wie bei 38 zeigt sich bei den Versuchen 40 bis 43. Zu der hier ebenfalls vorhandenen konzentrierenden Wirkung des Anhydrits CaSO4 kommt ein Gehalt an basischem Calciumchlorid im Verdampfungskühlerstaub B hinzu, welches im abgebundenen Dickstoff als feste Phase nicht mehr nachweisbar ist und daher als CaCl2 in der Lösung vorhanden sein muss. Vor allem der Versuch 41 belegt, dass das eingebrachte MgCl2 durch den in der Braunkohlenasche zugesetzten Freikalk schon recht weitgehend aufgebraucht worden ist. Hohe Summengehalte CaCl2 + MgCl2 zeigen sich auch bei den Versuchen 44 bis 47 mit Gewebefilterstaub der Anlage B. Verursacher der allein durch den Freikalk nicht erklärbaren hohen Gehalte ist hier neben dem schon erwähnten Anhydrit das ZnCl2 aus dem K2ZnCl4, welches IV –20 bevorzugt die Sorelbindung eingeht und eine entsprechende Menge an MgCl2 unumgesetzt in der Lösung übrig lässt. Darauf deuten auch die gegenüber den Versuchen 40 bis 43 deutlich erhöhten MgCl2-Gehalte. Daher liegen auch nur die Ansätze 44 bis 47 in der Nähe der Carnallitsättigung. • - NaCl : Die eingesetzte Q-Lösung ist an NaCl gesättigt. Der Kesselstaub A und der Gewebefilterstaub B enthalten NaCl, und beim Verdampfungskühlerstaub B löst sich ein CaCl2-haltiges Salz in der Lösung, welches dadurch die Löslichkeit anderer Komponenten herabsetzen kann. Aus diesem Grunde ist es verständlich, dass alle hier betrachteten Lösungen NaCl-gesättigt sind. Porenlösungen aus Dickstoffen mit Steinkohlenasche-Binder (siehe Tabelle 29) • CaSO4 : CaSO4-Sättigung kann in beiden Fällen festgestellt werden, begrenzender Faktor ist der Sulfatgehalt. Somit wurde das gesamte in der Q-Lösung vorliegende Magnesiumsulfat zu frisch auskristallisiertem Gips umgesetzt. • MgCl2 und CaCl2 : In Versuch 48 ist eine gewisse Umsetzung des MgCl2 zu CaCl2 zu beobachten mit in der Summe abgesenkten Gehalten. Dies lässt auf die Wirkung von Freikalk schließen, welches für den verwendeten Abfall, die Kesselasche der Anlage A, immerhin noch mehr zutrifft als für die als Bindemittel eingesetzte Steinkohlenflugasche. Ähnliches gilt für den Anhydritgehalt. Bei Versuch 48 ist also aus der Lösungsanalyse zu folgern, dass im wesentlichen abbindewirksame Bestandteile der Müllverbrennungsasche und weniger der Steinkohlenasche eine gewisse Verfestigung erzeugt haben. Wenn die silicatische Glasphase der Steinkohlenasche in der zur Verfügung stehenden Zeit wesentlich hydraulisch wirksam geworden wäre, hätte man dies an einem Konzentrierungseffekt bemerkt, wie er schon mehrfach erwähnt wurde. Allerdings besteht in diesem System die prinzipielle Möglichkeit einer Nachhärtung nach wesentliche längeren Zeiträumen. Die Auspreßlösung aus Versuch 49 zeigt ein wesentlich anderes Bild. Auch hier ist die "Handschrift" des Müllverbrennungsstaubes sehr viel deutlicher festzustellen als die der Steinkohlenasche. Der hier ausgewiesene CaCl2-Gehalt scheint durch Umsetzung von Freikalk aus der Steinkohlenasche entstanden zu sein, während der ausgesprochen hohe MgCl2-Gehalt auf die bereits mehrfach besprochene Wirkung der im Flugstaub vorhandenen Verbindung K2ZnCl4 zurückgeht. Ein Konzentrationseffekt infolge Wasserbindung durch hydraulisch wirksame Glasphase ist auch hier noch nicht abzulesen. Die röntgendiffraktometrische Phasenanalyse zeigt in Übereinstimmung mit dem hier besprochenen in beiden Fällen gewisse Anteile an Gips und Sorelphasen. • NaCl : Die verwendete Q-Lösung UB ist NaCl-gesättigt, und beide Müllverbrennungsstäube enthalten NaCl. Daher liegt auch in den Porenlösungen NaCl-Sättigung vor. IV –21 4.4 Reaktionsmechanismen bei der Dickstoffverfestigung - Das Abbindeverhalten der untersuchten Dickstoffe wird maßgeblich durch die sich mit der Erhärtung einstellenden Gleichgewichtszustände im Solid-Fluid-System bestimmt. - Die die Verfestigung bewirkende Sekundärphasenbildung ist das Ergebnis komplexer chemischer Reaktionsabläufe, die durch folgende Einflußfaktoren gesteuert werden: = Rheologisch determiniertes Feststoff : MgCl2-Lauge-Verhältnis = Spezifische granulometrische Zusammensetzung der RGRP = Art und Anteil reaktiver Komponenten im RGRP = Art und Anteil reaktiver Komponenten in Kohlefilteraschen bei deren Einsatz als Bindemittel = Grad der Wasserbindung als Konstitutionswasser in Phasenneubildungen = Austausch von Mg++ der gesättigten Q-Lauge durch Ca++ aus löslichen CaVerbindungen des RGRP und/ oder des Aschebinders = Wasserentzug aus der Porenlösung und durch Übersättigung Kristallisation chloridischer Sekundärphasen („Aussalzen“). bedingte - Der in den untersuchten Dickstoffmischungen ermittelte Zusammenhang zwischen dem Angebot leichtlöslicher Ca-Verbindungen und dem dann ablaufenden Mg++/ Ca++Austausch in der Porenlösung ist signifikant, wie die Bilder 7 ... 9 zeigen. - Zwischen Q-Laugenanteil im Dickstoff und dem in Sekundärphasen fixierten Konstitutionswasseranteil besteht nur eine angedeutete funktionelle Abhängigkeit (Bild 10), was auf die Wirkung weiterer, bereits diskutierter Einflußgrößen bei der Bildung kristallwasserhaltiger Phasen hinweist. - Im Bild 6 sind in einem verallgemeinernden Schema die analytisch nachgewiesenen Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung in ihrer Zuordnung zu Dickstoffmischungen mit unterschiedlichen RGRP aus unterschiedlichen MVA und für die Bindervarianten kaustische Magnesia sowie Kohlefilteraschen dargestellt. Die vertikale Auflistung der Phasen kennzeichnet deren zunehmende Bedeutung für die Dickstoffverfestigung in der Reihenfolge Mg-Hydroxosilikate → - Chloride → Sorelphasen Gips Hohe Konzentrationen an leichtlöslichen Ca-Verbindungen aus RGRP und/ oder Aschebinder bedingen einen erhöhten Wasseranspruch in der Dickstoffmischung, dem mit einem entsprechenden Q-Laugenanteil Rechnung zu tragen ist. IV –22 - Aus der Diskussion zu den Stoffinhalten in den Porenlösungen (Kap. 4.3) lassen sich detaillierte Rückschlüsse auf die Abbindemechanismen ziehen. = Sorelzementphasen 3Mg(OH)2·MgCl2·8H2O und 5Mg(OH)2·MgCl2·8H2O Diese bilden einen Filz nadeliger Kristalle mit einem Längen-/Breitenverhältnis von mehr als 20:1. Diese Verbindungen entstehen durch die bewusste Zugabe von MgO als Bindemittel, dessen Reaktionspartner MgCl2 aus der verwendeten Q-Lösung stammt. CaO oder Ca(OH)2 aus RGRP und/ oder Braunkohlenfilterasche können in diesem Mechanismus das MgO teilweise ersetzen. = Gips CaSO4·2H2O entsteht aus Anhydrit CaSO4, aus Bassanit CaSO4·0,5 H2O oder auch aus Calciumsalzen und dem in der Q-Lösung vorhandenen MgSO4. Der im RGRP vorhandene Bassanit kann durch seinen Wasserverbrauch, auch andere Kristallphasen zum Auskristallisieren bringen, welche auf ihre Weise die Festigkeit steigern, obwohl sie selbst nicht zwingend Kristallwasser enthalten. Es sind dies in der Regel die wesentlichen Bodenkörper der Q-Lösung : Carnallit KMgCl3·6H2O, NaCl und KCl. = Carnallit KMgCl3·6H2O kristallisiert aus der Q-Lösung aus, wenn sie abgekühlt wird, wenn ihr Wasser entzogen wird, z.B. durch die Hydratation von CaSO4·0,5 H2O, oder wenn sie durch Auflösung anderer kristallwasserarmer Abfallbestandteile teilweise aus der Lösung verdrängt wird. Dies können z.B. Sinjarit CaCl2·2H2O, Kaliumzinkchlorid K2ZnCl4 und in manchen Fällen auch basisches Calciumchlorid CaCl2·Ca(OH) 2·2H2O sein. K2ZnCl4 scheint sich bevorzugt an der Bildung eines zinkanalogen Sorelzements zu beteiligen und kann dadurch MgCl2 als Carnallit aus der Lösung verdrängen. = NaCl und KCl An beiden Salzen ist die Q-Lösung gesättigt, und beide sind häufig Bestandteile von RGRP. Sie finden sich also in Lösung und sind im Feststoff nachweisbar, ohne daß sie aus dem Dickstoff beim Abbindeprozess kristallisiert sein müssen. Lagen sie vorher schon vor, haben sie keine Abbindewirkung, sie haben sie jedoch, wenn sie durch Verdrängung, wie in den beiden vorhergehenden Abschnitten beschrieben, auskristallisieren. Nach dem hier gesagten lassen sich also zwei Gruppen von wirksamen Stoffen unterscheiden. Es sind die in dem hier betrachteten System Abbindung verursachenden und die mechanischen Träger der Abbindung. Diese gehen nicht immer durch einfache chemische Reaktion aus jenen hervor, sondern können auch aus der Lösung verdrängte Salze sein, deren Auftreten ohne Kenntnis der Lösungsgleichgewichte schwer verständlich ist. Abbindeverursacher können demnach sein : MgO, CaO, Ca(OH)2, ZnO, Zn(OH)2, CaSO4, CaSO4·0,5 H2O, MgSO4, K2ZnCl4, CaCl2·2H2O, CaCl2·Ca(OH)2·2H2O und andere. Träger der Abbindung können sein : 3Mg(OH)2·MgCl2·8H2O, 5Mg(OH)2·MgCl2·8H2O, CaSO4·2H2O, KMgCl3·6H2O, NaCl, KCl. IV –23 5. Eingesetzte Untersuchungsverfahren Die absolvierten analytischen Untersuchungen und Prüfungen erfolgten in den Laboratorien von - Kali und Salz Consulting GmbH KAFI-Analytik Heringen/ Werra - Institut für Baustoff- und Umweltschutz-Technologie GmbH (IBU-tec) Weimar Durch methodische Vorarbeiten und gemeinsame Überprüfung der eingesetzten Verfahren mit zertifizierten Referenzproben wurde die erforderliche Qualität und Genauigkeit der Analysen beider Laboratorien abgesichert. 5.1 Chemische Analysenverfahren Stoffgruppe Methode Labor Rauchgasreinigungsprodukte RGRP Aufschluß mit Lithiumtetraborat KAFI Elementarbestimmung mittels ICP-AES analog DIN 38406 E22 CO2 Corg. Feststoffanalysator CWA 5003 H2O+ IR-Detektion BINOS-System Kohlefilteraschen (BKA, SKA) SiO2, SO3 IBU-tec mit gravimetrisch IBU-tec Al2O3, komplexometrisch Fe2O3, CaO, MgO K2O, Na2O flammenphotometrisch Porenlösungen Na, K, Mg, Ca, SO4ICP-AES analog DIN 38406 E22 ClKAFI 0055.02 Hydratisierte Dickstoffproben H2O+ Feststoffanalysator CWA IR-Detektion KAFI IBU-tec 5003 IV –24 5.2 Phasenanalytische Untersuchungsverfahren Labor IBU-tec Röntgendiffraktometrische Phasenbestimmung Röntgendiffraktometer D 5000 (Siemens) CuK α -Strahlung Ni-Filter Phasenidentifizierung mit geräteintegrierter Software zur JCPDS-Datei Semiquantitative Intensitätsbestimmung der Peak-Maxima koinzidenzfreier Reflexlagen 5.3 Auspreßtest zur Untersuchung der Porenlösung Labor KAFI • Auspressen in Probenringen einer Ödometerzelle abgebundener Dickstoffproben mittels Prüfpresse Die Auspreßversuche wurden unter nachfolgenden Versuchsbedingungen durchgeführt: Belastungsstufe in kN/m2 100 250 500 1000 2000 4000 4800 • Belastungsdauer in min 2 2 2 2 2 2 60 Auffangen der Auspreßlösung in Filtersteinen Auswaschen der Filtersteine: Nach jedem Auspreßversuch wird die in den Filtersteinen aufgefangene Flüssigkeit quantitativ ausgewaschen, in einen 1000 ml-Kolben überführt und mit destilliertem Wasser zu 1 l Lösung verdünnt. • Elementbestimmung nach Ansäuern mit HNO3 nach DIN 38406 E22 bzw. KAFI 0055.02 (siehe Kap. 5.1) IV –25 6. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen Die Herstellung von Dickstoffmischungen auf der Grundlage RGRP + Bindemittel + MgCl2Lauge, die den technologischen Anforderungen für eine Untertageverbringung hinsichtlich Transportverhalten und Verfestigung genügen, ist mit RGRP von unterschiedlichen Anfallstellen und aus unterschiedlichen MVA möglich. Das gilt sowohl für den Einsatz von kaustischer Magnesia als auch für die alternative Verwendung reaktiver Filteraschen aus der Kohleverbrennung als Bindemittel. Im Vergleich zum MgO-Bindereinsatz ist bei einer Dickstoffkonditionierung mit Aschebinder mit der zwei- bis dreifachen Einsatzmenge zu rechnen. - Die im Dickstoff ablaufenden chemischen Reaktionen während des Erhärtungsprozesses sind komplexer Natur und im Wesentlichen durch • Sorelphasenbildung • Gipsbildung • Aussalzung von Chloriden determiniert. Die bei MgO-Binder- und MgCl2-Laugeneinsatz erwartungsgemäß eintretende Sorelbindung ist auch bei der Substitution des MgO-Binders durch Kohlefilteraschen nachgewiesen. Im erstgenannten Fall werden die kinetischen Voraussetzungen durch leichtlösliche Calciumverbindungen aus dem Aschebinder geschaffen, die einen Austausch von Mg++ durch Ca++ in der MgCl2-Lauge zur Folge haben. - Die für die Untertageverbringung geforderte Mindestfestigkeit ist nach mehrtägiger Lagerung durch die bereits genannten Sekundärphasenbildungen erreicht. Ein Festigkeitszugewinn mit fortdauernder Lagerung ist aus Späterhärtungsprozessen durch Hydratation puzzolanischer Komponenten (silikatische Gläser aus RGRP und/ oder Aschebinder) zu erwarten. Eine genaue Untersuchung dieser Vorgänge war nicht Gegenstand des FuE-Programms. Verfestigte Dickstoffmischungen stellen außerordentlich sensible Solid-Fluid-Systeme dar, in denen durch Temperaturerhöhung oder durch Wasserzutritt ein Festigkeitsabfall eintreten kann, im besonderen verursacht durch Lösung chloridischer Komponenten aus dem Feststoff und durch Sättigungsunterschreitung in der Porenlösung. Diese Aspekte sind bei der industriellen Anwendung des Dickstoffverfahrens zu beachten. - Die mit unterschiedlichen RGRP-Typen gewonnenen Erkenntnisse zur Herstellung verfahrensgemäßer Dickstoffmischungen unter Laborbedingungen sind übertragbar auf die Bedingungen der industriellen RGRP-Verwertung, die eine selektive Verarbeitung IV –26 einzelner RGRP-Typen kaum erlauben, da in der Regel die Anlieferung undifferenzierter RGRP-Mischungen erfolgt. Die Reaktivität jeder Charge dürfte unterschiedlich sein, abhängig von den Anteilen der jeweils enthaltenen RGRP-Typen. - Tendenziell gilt, daß mit zunehmenden Gehalten an leichtlöslichen Ca-Verbindungen (Hydroxide, Chloride) und an hydratisierbaren Ca-Sulfatverbindungen (Bassanit, Anhydrit) die Reaktivität der RGRP-Mischung zunimmt. - Der mit der MgCl2-Laugendosierung steuerbare Wasseranspruch der Dickstoffmischung steigt mit abnehmender Korngröße und mit Erhöhung des Gehalts leichtlöslicher CaVerbindungen im RGRP bzw. in RGRP-Mischungen. - Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse und deren Bewertung verweisen auf die Notwendigkeit, beim industriellen Einsatz des Dickstoffverfahrens eine geeignete Vorprüfung der zu verarbeitenden RGRP-Mischungen vorzunehmen, auf deren Grundlage optimale Dickstoffrezepturen zu realisieren sind, die die Anforderungen hinsichtlich Transporteigenschaften und notwendiger Verfestigung erfüllen. IV –27 7. Appendizes 7.1 Tabellenregister – Anlage A 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Probenregister/ Rauchgasreinigungsprodukte aus den Müllverbrennungsanlagen A, B, C Chemische Zusammensetzung von Kesselaschen und Zyklonstäuben Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Kesselaschen und Zyklonstäuben Quantitative Phasenzusammensetzung von Kesselaschen und Zyklonstäuben Chemische Zusammensetzung von Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler Quantitative Phasenzusammensetzung von Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler Chemische Zusammensetzung von Filterstäuben Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Filterstäuben Quantitative Phasenzusammensetzung von Filterstäuben Chemische Zusammensetzung von Kohleaschen mit Bindemittelfunktion Röntgendiffraktometrische Phasenanalyse und quantitative Phasenzusammensetzung von Kohleaschen mit Bindemittelfunktion Register der realisierten Dickstoffmischungen mit ausreichender Verfestigung Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A - berechnete Gesamtanalyse – Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A Bindemittel: MgO Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B – berechnete Gesamtanalyse – Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Bindemittel: MgO IV –28 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C – berechnete Gesamtanalyse – Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C Bindemittel: MgO Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C Bindemittel: MgO Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B - berechnete Gesamtanalyse – Bindemittel: Kohleaschen Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B Bindemittel: Kohleaschen Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B Bindemittel: Kohleaschen Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigte Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A Bindemittel: MgO Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Bindemittel: MgO Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C Bindemittel: MgO Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B Bindemittel: Kohleaschen IV –29 7.2 1. 2. Bildregister – Anlage B Quantitative Verteilung der Hauptstoffgruppen in Kesselstäuben aus den MVA A, B und C Quantitative Verteilung der Hauptstoffgruppen in Reaktionsprodukten aus den MVA A, B und C 3. Quantitative Verteilung der Hauptstoffgruppen in Filterstäuben aus den MVA A, B und C 4. Abhängigkeit der Kornfeinheit von Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) vom Silikatgehalt 5. Abhängigkeit der Chloridkonzentration in Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) von der Kornfeinheit 6. Nachweis der wesentlichen Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung in Dickstoffmischungen mit MgO- und Aschebinder 7. Korrelation des Austauschs von Mg++ durch Ca++ in der Porenlösung von Dickstoffmischungen 8. Abhängigkeit des Ca-Gehaltes der Porenlösung von der Konzentration an nicht sulfatisch gebundenem CaO in Dickstoffmischungen 9. Abhängigkeit des Mg-Gehaltes der Porenlösung von der Konzentration an nicht sulfatisch gebundenem CaO in Dickstoffmischungen 10. Abhängigkeit der Konstitutionswasser (H2O+) Konzentration im hydratisierten Feststoffanteil vom Q-Laugenanteil in der Ausgangsmischung IV –30 7.3 Literatur [1] Scholz, W. Baustoffkenntnis, S. 151 ff. Düsseldorf 1995 (13. Auflage) [2] Urwongse, L.; Ch. A. Sorrell: Phase Relations in Magnesium Oxysulfate Cements Journal of the American Ceramic Society 63 (1980), No 9-10, S. 523 -526 [3] D’Ans, J. Die Lösungsgleichgewichte der Systeme der Salze ozeanischer Salzablagerungen Berlin 1933 [4] Sdanovsky, A. B.; E. I. Lyakhovskaja; R. E. Shlemovich: Handbuch über die Löslichkeit der Salzsysteme (russ.) Leningrad 1953 Teil I 1954 Teil II IV – Anlage A –1 Anlage A: Tabellen 1 - 29 IV – Anlage A –2 Tabelle 1 Rauchgasreinigungsprodukte (RGRP) Müllverbrennungsanlagen A, B, C MVA Probe-Er. A AK 1 AK 2 AK 3 B C RGRP/ Entnahmestelle Kesselasche Rauchgasquerzug AR Sprühabsorberstaub AF 1 AF 2 Elektrofilterstaub Gewebefilterstaub BK 1 BK 2 Kesselasche Rauchgaszug Kesselasche Rauchgasquerzug BR Verdampfungskühlerstaub BF 1 BF 2 BF 3 Gewebefilterstaub ″ ″ CK 1 CK 2 Kesselasche Rauchgasquerzug Kesselasche Zyklon CR Sprühtrocknerstaub CF 1 Elektrofilterstaub Vorreinigung Elektrofilterstaub Nachreinigung CF 2 aus den Probenahme Trichter 1 Trichter 2 Trichter 3 04/98 06/98 Trichter 1 Trichter 2 Trichter 3 10/98 IV – Anlage A –3 Tabelle 2 Chemische Zusammensetzung Zyklonstäuben MVA RGRP Probe-Nr. SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. Σ [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] von Kesselaschen und A A A B Kesselasche Kesselasche Kesselasche Rauchgaszug Trichter 1 Trichter 2 Trichter 3 AK 1 AK 2 AK 3 BK 1 25,7 27,8 32,1 51,3 11,1 10,2 11,3 8,9 2,4 5,0 3,3 3,6 27,8 21,0 23,2 22,0 3,0 2,2 2,3 1,8 2,9 4,4 3,1 1,4 2,4 2,9 2,3 1,1 1,1 1,6 1,1 0,6 11,3 16,8 9,3 4,3 4,6 2,4 2,6 1,0 2,0 1,4 1,4 0,9 2,3 2,6 2,2 3,3 1,5 0,9 1,3 0,6 0,3 0,3 1,7 0,1 98,6 100,4 97,6 100,9 B C C Rauchgas- Kesselstaub Zyklonstaub querzug BK 2 CK 1 CK 2 44,9 45,8 37,2 10,6 9,3 12,5 4,3 5,8 4,3 23,6 17,9 25,0 2,0 1,8 2,5 1,6 1,4 1,2 1,2 1,5 1,4 0,9 1,0 1,0 6,0 6,1 5,7 1,8 1,8 2,8 0,9 1,1 1,6 2,4 1,7 1,2 0,9 1,4 1,0 0,5 1,5 1,1 101,7 98,1 98,5 IV – Anlage A –4 Tabelle 3 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Kesselaschen und Zyklonstäuben MVA Material Probe-Nr. XRD-Nr. Calcit Anhydrit Halit Sylvin CaCO3 CaSO4 NaCl KCl CaCl2 . Ca(OH)2 H2O Freikalk CaO Hämatit α-Fe2O3 Wüstit FeO Quarz SiO2 Gehlenit Ca2Al2SiO7 Anorthit CaAl2Si2O8 Ca2SiO4 Silikatische Glasphase Mayenit Ca12Al14O33 Ca3Al2O6 +++++ + (+) . A A A B Kesselasche Kesselasche Kesselasche Rauchgaszug Trichter 1 Trichter 2 Trichter 3 AK 1 AK 2 AK 3 BK 1 1748 1749 1750 1773 + + + + ++ +++ ++ + + + + + (+) (+) ++ ++ (+) ++ ++ + maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze (+) + ++ + ++ + ++ (+) B C C Rauchgas- Kesselstaub Zyklonstaub querzug BK 2 CK 1 CK 2 1774 1956 1957 + + + + + + (+) + + + (+) + (+) + (+) ++ (+) ++ (+) ++ + + + ++ (+) +++ + + +++ + ++ +++ (+) + ++ ++ ++ ++ ++ + (+) ++ + + + + IV – Anlage A –5 Tabelle 4 Quantitative Phasenzusammensetzung von Kesselaschen und Zyklonstäuben MVA RGRP A A A B Kesselasche Kesselasche Kesselasche Rauchgaszug Trichter 1 Trichter 2 Trichter 3 AK 1 AK 2 AK 3 BK 1 5 6 5 7,5 B C C Rauchgas- Kesselstaub Zyklonstaub querzug BK 2 CK 1 CK 2 5,5 4 2,5 Probe-Nr. Erdalkalicarbonate [%] Erdalkalisulfate [%] 19 28,5 16 7,5 10 10,5 9,5 Alkalichloride [%] 8 6 6 <1 <1 3 4,5 Erdalkalichloride [%] <1 <1 <1 3 6 <1 <1 Freikalk [%] <1 <1 4 2 3 8 8 Silikate + Quarz [%] ~ 64 ~ 55 ~ 63 ~ 75 ~ 70 ~ 68 ~ 70 IV – Anlage A –6 Tabelle 5 Chemische Zusammensetzung von Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler MVA A B C RGRP Sprühabsorberstaub Verdampfungskühlerstaub Sprühtrocknerstaub AR 27,8 8,3 2,1 38,5 2,0 1,6 1,2 0,6 6,0 5,0 1,1 3,2 5,0 0,3 102,8 BR 47,1 9,3 4,1 20,7 1,8 1,6 1,3 1,0 6,8 2,0 0,9 1,4 1,0 0,2 99,2 CR 0,9 1,2 0,3 34,7 0,5 0,5 2,4 0,2 45,5 6,3 0,2 0,5 6,0 0,1 99,3 Probe-Nr. SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. Σ [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] IV – Anlage A –7 Tabelle 6 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler MVA A B C RGRP Sprühabsorberstaub Verdampfungskühlerstaub Sprühtrocknerstaub AR 1754 + ++ BR 1775 (+) ++ CR 1980 Probe-Nr. XRD-Nr. Calcit Anhydrit Bassanit Gips Halit CaCO3 CaSO4 CaSO4 . 0,5H20 CaSO4 . 2H20 NaCl K2ZnCl4 Sinjarit CaCl2 . 2H2O CaCl2 . Ca(OH)2 . H2O Portlandit Ca(OH)2 Freikalk CaO Hämatit α-Fe2O3 Quarz SiO2 Gehlenit Ca2Al2SiO7 Anorthit CaAl2Si2O8 Ca2SiO4 Silikatische Glasphase +++++ + (+) ++++ + + (+) (+) ++ ++ + ++ + + (+) maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze + + + + +++ + ++ + (+) IV – Anlage A –8 Tabelle 7 Quantitative Phasenzusammensetzung von Stäuben aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler MVA A B C RGRP Sprühabsorberstaub Verdampfungskühlerstaub Sprühtrocknerstaub AR 7 10 BR 3 11,5 CR <1 <1 80 3 6 2 3 14,5 12 3 5,5 ~ 50 ~ 70 Probe-Nr. Calcit Anhydrit Bassanit Gips Halit CaCO3 CaSO4 CaSO4 . 0,5H20 CaSO4 . 2H20 NaCl K2ZnCl4 Sinjarit CaCl2 . 2H2O CaCl2 . Ca(OH)2 . H2O Portlandit Ca(OH)2 Freikalk CaO Hämalit α-Fe2O3 Quarz SiO2 Gehlenit Ca2Al2SiO7 Anorthit CaAl2Si2O8 Ca2SiO4 Silikatische Glasphase +++++ + (+) [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze 2 3 3 ~3 IV – Anlage A –9 Tabelle 8 Chemische Zusammensetzung von Filterstäuben MVA A RGRP Probe-Nr. SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2O+ Corg. Σ [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] A B B B C C E-Filterstaub Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- E-Filterstaub E-Filterstaub staub staub staub staub Vorreinigung Nachreinigung AF 1 AF 2 BF 1 BF 2 BF 3 CF 1 CF 2 5,3 5,6 12,4 17,1 16,2 2,1 2,6 2,3 2,3 4,5 5,9 5,9 1,1 1,1 0,6 0,9 1,7 1,9 2,0 0,4 1,4 50,4 46,2 12,0 14,6 14,4 16,7 13,7 1,0 1,0 1,3 1,3 1,3 0,7 0,5 2,3 2,1 8,0 7,0 8,8 2,8 4,8 1,6 1,5 6,3 5,5 5,3 18,3 18,0 1,0 0,8 7,1 6,1 5,9 1,5 2,6 5,5 5,5 11,8 10,8 10,8 13,0 13,0 16,3 13,6 18,0 15,6 15,0 38,8 37,6 0,7 0,5 0,9 0,9 0,9 0,2 0,5 2,6 0,7 1,2 1,3 0,8 < 0,1 < 0,1 11,2 10,0 1,8 1,5 1,6 4,9 4,6 0,1 8,7 5,7 5,8 6,6 0,2 0,2 100,9 99,4 92,7 95,3 95,5 100,7 100,6 IV – Anlage A –10 Tabelle 9 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Filterstäuben MVA A RGRP B B B C C E-Filterstaub Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- E-Filterstaub E-Filterstaub staub staub staub staub Vorreinigung Nachreinigung AF 1 AF 2 BF 1 BF 2 BF 3 CF 1 CF 2 1752 1753 1778 1779 1780 1958 1959 Probe-Nr. XRD-Nr. K2CO3 Calcit CaCO3 K2SO4 Anhydrit CaSO4 Bassanit CaSO4 . 0,5H2O ZnSO4 . xH2O Halit NaCl Sylvin KCl K2ZnCl4 Sinjarit CaCl2 . 2H2O CaCl2 . Ca(OH)2 . H2O Portlandit Ca(OH)2 Zn(OH)2 Zinkit ZnO Quarz SiO2 Silikatische Glasphase +++++ + (+) A + (+) + + + + +++ +++ + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ +++ +++ +++ (+) (+) + (+) + (+) +++ +++ maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze Akzessorische Bestandteile, Nachweis nicht gesichert +++ +++ ++++ + + + ++++ + ++ + IV – Anlage A –11 Tabelle 10 MVA Quantitative Phasenzusammensetzung von Filterstäuben A RGRP A B B B C E-Filterstaub Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- Gewebefilter- E-Filterstaub staub staub staub staub Vorreinigung Probe-Nr. AF 1 AF 2 BF 1 BF 2 BF 3 CF 1 K2CO3 4 4 2,5 Calcit CaCO3 6 1,5 K2SO4 3 2 6 Anhydrit CaSO4 9,5 9,5 19 18 17 . Bassanit CaSO4 0,5H2O 24 Halit NaCl 4 4 16 14 13,5 46,5 Sylvin KCl 4,5 4 2 K2ZnCl4 17 14 13,5 6,5 Sinjarit CaCl2 . 2H2O 14 . . CaCl2 Ca(OH)2 H2O 33 27 Portlandit Ca(OH)2 30 32 Zn(OH)2 Zinkit ZnO Silikatische Glasphase (incl. Quarz) ~ 10 ~ 10 23*) 32*) 31*) ~4 Kohlenstoff C 8,5 6 6 6,5 *) incl. Ca-Silikate (CaSiO3, Ca2SiO4) C E-Filterstaub Nachreinigung CF 2 24 46 3 11 6 ~4 IV – Anlage A –12 Tabelle 11 Chemische Zusammensetzung von Kohleaschen mit Bindemittelfunktion Probenbezeichnung BKA 1 Herkunft Filterasche Kraftwerk Schkopau BKA 2 Wirbelschichtfeinasche Kraftwerk Wählitz SKA Steinkohlenflugasche Kraftwerk Tiefstack (Hamburg) 03/99 03/99 09/99 SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na SO3 ClCO2/carb. H2O+ Corg. [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 21,68 13,78 4,62 44,66 4,31 0,16 0,09 10,26*) 0,019 < 0,05 0,39 0,08 9,49 5,88 1,92 54,48 1,46 0,08 0,03 22,92*) 0,018 2,10 0,71 0,29 45,30 29,52 4,39 7,96 1,44 0,66 0,22 1,15*) < 0,002 < 0,05 0,40 5,13 Σ [%] 100,05 99,38 96,17 CaOfr [%] 15,68 27,99 *) Mit Bezug auf die realen Bindungsverhältnisse gilt SO3 [%] 8,54 -S [%] 0,69 22,10 0,33 1,15 < 0,01 IV – Anlage A –13 Tabelle 12 Röntgendiffraktometrische Phasenanalyse und quantitative Phasenzusammensetzung von Kohleaschen mit Bindemittelfunktion Probenbezeichnung Herkunft BKA 1 Filterasche Kraftwerk Schkopau 03/99 XRD-Nr. Periklas Freikalk Portlandit Calcit Oldhamit Anhydrit Yeelimit Tricalciumaluminat Calciumferrit Hämatit Quarz Mullit Metakaolinit Silikatische Glasphase incl. Gehlenit MgO CaO Ca(OH)2 CaCO3 CaS CaSO4 3CaAl2O4 . CaSO4 Ca3Al2O6 CaFe2O4 α-Fe2O3 SiO2 Al6Si2O13 Al2Si2O7 Ca2Al2SiO7 [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] BKA 2 SKA Wirbelschichtfeinasche Steinkohlenflugasche Kraftwerk Wählitz Kraftwerk Tiefstack (Hamburg) 03/99 09/99 2072 2073 4 15,5 1,5 28 3 5 1 37,5 1,5 13 7 8 6 13 2357 3 2 9 7 2 28 35 5,5 30 24 IV – Anlage A –14 Tabelle 13 Register der realisierten Dickstoffmischungen mit ausreichender Verfestigung RGRP RGRP Q-Lauge MgO AK 2 AK 2 AK 2 BK 2 BK 2 CK 1 CK 1 CK 2 CK 2 AK 2 AK 2 AK 2 AK 2 AK 3 [Ma-%] 50,7 42,7 34,2 42,3 50,3 44,5 48,7 44,5 48,7 28,2 37,0 28,8 37,9 38,9 [Ma-%] 46,1 51,5 58,4 51,85 46,6 52,5 43,6 52,5 43,6 51,7 46,2 58,0 52,0 38,4 [Ma-%] 3,2 5,8 7,4 5,85 3,3 3,0 7,7 3,0 7,7 AR AR BR BR CR CR BR BR BR BR 37,1 21,4 41,7 49,6 46,9 41,7 32,1 41,5 32,1 41,4 60,2 73,5 52,4 47,0 53,1 52,4 52,6 47,1 52,6 47,1 2,7 5,1 5,9 3,4 0,0 5,9 AF 1 AF 1 AF 2 AF 2 BF 2 BF 2 BF 2 CF 1 CF 1 CF 2 CF 2 BF 2 BF 2 BF 2 BF 2 BF 3 27,9 20,5 28,0 20,5 40,4 48,25 53,2 45,1 46,7 45,6 47,3 34,8 44,2 31,0 40,1 40,0 67,6 74,3 67,5 74,3 53,6 48,3 43,0 51,3 45,3 50,8 44,8 47,8 42,9 53,4 48,2 34,9 4,5 5,2 4,5 5,2 6,0 3,45 3,8 3,6 8,0 3,6 7,9 Bindemittel BKA 1 BKA 2 [Ma-%] [Ma-%] 20,1 16,8 13,2 10,1 SKA Mischun g [Ma-%] Nr. 04 05 06 29 30 19 20 21 22 38 39 36 37 22,7 48 10 12 31 32 23 24 42 43 40 41 15,3 11,4 15,3 11,5 17,4 12,9 15,6 11,7 25,1 14 15 17 18 33 34 35 25 26 27 28 46 47 44 45 49 IV – Anlage A –15 Tabelle 14 Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A - berechnete Gesamtanalyse Bindemittel: MgO (Angaben in Masse-%) Dickstoffmi schung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP SiO2 [%] Al2O3 [%] Fe2O3 [%] CaO [%] MgO [%] K [%] Na [%] Zn [%] SO3 [%] Cl [%] P2O5 [%] CO2/carb. [%] H2O [%] + H2O [%] Corg. [%] 04 05 06 AK 2 Kesselasche Trichter 2 14,1 11,9 9,5 5,2 4,4 3,5 2,5 2,1 1,7 10,7 9,0 7,2 8,6 11,5 13,5 3,0 2,7 2,4 1,8 1,7 1,5 0,8 0,7 0,6 9,0 7,7 6,4 9,5 10,3 11,3 0,7 0,6 0,5 1,3 1,1 0,9 6,8 7,7 9,3 25,3 28,4 31,5 0,2 0,1 0,1 10 12 AR Sprühabsorberstaub 10,3 6,0 3,1 1,8 0,8 0,5 14,3 8,2 9,0 12,3 1,6 1,5 0,9 0,9 0,2 0,1 2,9 2,1 13,9 14,3 0,4 0,2 1,2 0,7 4,0 8,2 39,6 43,8 0,1 0,1 14 15 AF 1 Elektrofilterstaub 1,5 1,1 0,6 0,5 0,2 0,1 14,1 10,3 11,0 12,3 1,7 1,7 1,0 0,9 0,3 0,2 2,2 1,9 16,7 16,7 0,2 0,1 0,7 0,5 7,5 9,1 44,5 44,8 < 0,1 < 0,1 17 18 AF 2 Gewebefilterstaub 1,6 1,2 0,6 0,5 0,3 0,2 12,9 9,5 11,0 12,3 1,7 1,6 1,0 0,9 0,2 0,2 2,3 1,9 16,0 16,2 0,1 0,1 0,2 0,1 6,1 8,8 43,5 44,7 2,4 1,8 IV – Anlage A –16 Tabelle 15 Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A Bindemittel: MgO [Angaben in Masse-%] Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP Mischung RGRP MgO-Binder Q-Lauge Anteil Porenlösung Anteil Feststoff Analyse Porenlösung Ca Mg K Na SO4- ClH2O Analyse Feststoff SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. Corg. H2O+ Wasserbindung im Dickstoff H2OH2O+ H2Oges. 04 [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 05 06 AK 2 Kesselasche Trichter 2 50,7 42,7 34,2 3,2 5,8 7,4 46,1 51,5 58,4 37,5 41,5 45,5 62,5 58,5 54,5 0,02 0,04 0,04 5,44 5,44 5,40 2,36 2,43 2,32 1,66 1,73 1,66 0,15 0,09 0,07 19,1 19,7 19,5 71,2 70,5 71,0 22,5 20,4 17,4 8,3 7,5 6,4 4,0 3,6 3,1 17,0 15,4 13,2 8,6 13,5 18,3 3,5 2,9 2,6 1,9 1,7 1,5 1,3 1,2 1,1 14,2 13,2 11,7 4,3 4,1 4,9 1,1 1,0 0,9 2,0 1,9 1,6 0,3 0,3 0,2 10,8 13,2 17,0 25,3 28,4 31,5 6,8 7,7 9,3 32,1 36,1 40,8 10 12 AR Sprühabsorberstaub 37,1 21,4 2,7 5,1 60,2 73,5 60,5 64,5 39,5 35,5 9,63 5,13 0,35 2,91 1,78 1,71 1,20 1,20 < 0,01 0,02 21,3 20,6 65,7 68,4 26,0 16,9 7,8 5,1 2,0 1,4 15,7 10,4 21,7 28,7 1,3 1,1 0,5 0,6 0,5 0,3 7,3 5,9 2,8 3,7 1,0 0,6 3,0 2,0 0,2 0,3 10,1 23,1 39,6 43,8 4,0 8,2 43,6 52,0 14 15 AF 1 Elektrofilterstaub 27,9 20,5 4,5 5,2 67,6 74,3 71,5 71,5 28,5 28,5 11,3 8,65 0,02 1,21 1,97 2,06 0,83 0,99 < 0,01 < 0,01 22,8 22,0 63,0 65,0 5,3 3,9 2,1 1,8 0,7 0,4 10,2 7,0 38,7 38,4 1,1 1,1 1,4 0,7 1,0 0,7 7,7 6,7 2,1 5,3 0,7 0,4 2,5 1,8 < 0,1 < 0,1 26,4 32,0 44,5 44,8 7,5 9,1 52,0 53,9 17 18 AF 2 Gewebefilterstaub 28,0 20,5 4,5 5,2 67,5 74,3 70,5 70,5 29,5 29,5 10,3 7,35 0,30 1,81 2,07 2,03 0,95 1,15 0,02 0,02 22,2 21,6 64,1 66,0 5,5 4,1 2,0 1,7 1,0 0,7 10,6 8,5 36,5 34,9 1,0 0,7 1,4 0,3 0,7 0,7 7,8 6,4 3,4 5,4 0,3 0,3 0,7 0,3 8,2 6,1 20,8 29,8 43,5 44,7 6,1 8,8 49,6 53,5 IV – Anlage A –17 Tabelle 16 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A nach 10 d Abbindedauer Bindemittel: MgO Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP XRD-Nr. CaCO3 Calcit CaSO4 Anhydrit . Gips CaSO4 2H2O KCl Sylvin NaCl Halit . . 3Mg(OH)2 MgCl2 Korshunovskit 8H2O 5Mg(OH)2 . MgCl2 . o. B. 8H2O Mg(OH)2 Brucit SiO2 Quarz Mg3[(OH)2/Si4O10] Talk Mg7[(OH)/ Mg-Anthophyllit Si4O11]2 +++++ + (+) 04 05 06 AK 2 Kesselasche Trichter 2 1963 1964 1965 + + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ (+) + + (+) + ++ (+) + ++ 10 12 AR Sprühabsorberstaub 1969 1971 + + + + ++ + (+) + + maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze Akzessorische Bestandteile, Nachweis nicht gesichert + (+) 15 AF 1 Elektrofilterstaub 1973 1974 + + (+) (+) + + 17 + + (+) (+) (+) +++ +++ +++ (+) +++ 18 AF 2 Gewebefilterstaub 1976 1977 (+) (+) (+) + + +++ ++ + 14 (+) +++ (+) ++ + + ++ ++ IV – Anlage A –18 Tabelle 17 Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B - berechnete Gesamtanalyse Bindemittel: MgO Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP SiO2 [%] Al2O3 [%] Fe2O3 [%] CaO [%] MgO [%] K [%] Na [%] Zn [%] SO3 [%] Cl [%] P2O5 [%] CO2/carb. [%] H2O [%] + H2O [%] Corg. [%] 29 30 BK 2 Kesselasche 18,9 22,5 4,4 5,3 1,8 2,2 10,0 11,8 11,4 8,6 1,5 1,5 0,9 1,0 0,4 0,4 3,0 3,5 10,1 9,3 0,4 0,4 1,0 1,2 28,8 26,6 7,5 6,0 0,2 0,2 31 32 BR Verdampfungskühlerstaub 19,6 23,4 3,9 4,6 1,7 2,0 8,6 10,3 11,5 8,6 1,5 1,5 1,0 1,0 0,4 0,5 3,4 3,9 10,3 9,5 0,4 0,5 0,6 0,7 29,8 27,3 6,9 5,8 0,1 0,1 33 6,9 2,4 0,8 5,9 11,5 3,7 2,7 2,5 4,9 16,0 0,4 0,5 31,0 6,8 2,3 34 35 BF 2 Gewebefilterstaub 8,3 9,1 2,9 3,1 0,9 1,0 7,0 7,8 9,5 8,5 4,2 4,4 3,0 3,3 2,9 3,3 5,7 6,2 16,2 16,0 0,4 0,5 0,6 0,7 29,2 27,8 5,0 2,8 2,8 3,1 IV – Anlage A –19 Tabelle 18 Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Bindemittel: MgO [Angaben in Masse-%] Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP Mischung RGRP MGO-Binder Q-Lauge Anteil Porenlösung Anteil Feststoff Analyse Porenlösung Analyse Feststoff Wasserbindung im Dickstoff 29 Ca Mg K Na SO4- ClH2O SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. Corg. H2O+ [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 30 BK 2 Kesselasche 42,3 50,3 5,85 3,3 51,85 46,4 42,1 38,8 57,9 61,2 4,3 4,7 3,3 3,0 2,0 1,9 1,3 1,3 < 0,1 < 0,1 20,7 20,6 68,4 68,5 33,2 37,2 7,7 8,8 3,2 3,6 13,2 15,2 16,0 11,1 1,2 1,3 0,7 0,8 0,7 0,7 5,3 5,8 2,5 2,1 0,7 0,7 1,8 2,0 0,4 0,3 10,5 8,2 H2OH2O+ H2Oges. [%] [%] [%] 28,8 7,5 36,3 26,6 6,0 32,6 31 32 BR Verdampfungskühlerstaub 41,7 49,6 5,9 3,4 52,4 47,0 43,1 39,6 56,9 60,4 2,6 3,0 4,1 4,0 2,1 2,1 1,4 1,3 < 0,1 < 0,1 20,6 20,7 69,2 68,9 35,5 39,7 7,1 7,8 3,1 3,4 12,7 14,6 15,4 10,2 1,1 1,2 0,7 0,8 0,7 0,8 6,2 6,6 2,5 2,2 0,7 0,8 1,1 1,2 0,2 0,2 9,8 6,2 29,8 6,9 36,7 27,3 5,8 33,1 33 40,4 6,0 53,6 44,9 55,1 < 0,1 6,2 1,9 1,1 1,2 20,5 69,1 13,3 4,6 1,5 11,4 13,3 5,4 4,2 4,8 8,7 13,1 0,8 1,0 4,4 9,9 31,0 6,8 37,8 34 BF 2 Gewebefilterstaub 48,25 3,45 48,3 42,3 57,7 < 0,1 6,3 1,8 0,9 1,3 20,7 69,0 15,2 5,3 1,6 12,8 9,3 6,2 4,7 5,3 9,5 13,5 0,7 1,1 5,1 7,1 29,2 5,0 34,2 35 53,2 3,8 43,0 40,6 59,4 < 0,1 6,4 1,9 0,9 1,5 20,8 68,5 16,3 5,6 1,8 14,0 7,5 6,5 5,2 5,9 10,2 13,6 0,9 1,3 5,6 3,9 27,8 2,8 30,6 IV – Anlage A –20 Tabelle 19 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP XRD-Nr. CaCO3 Calcit CaSO4 Anhydrit . CaSO4 2H2O Gips KCl Sylvin NaCl Halit . . 3Mg(OH)2 MgCl2 Korshunovskit 8H2O 5Mg(OH)2 . MgCl2 . o. B. 8H2O KCl . MgCl2 . 6H2O Carnallit . . CaCl2 Ca(OH)2 H2O SiO2 Quarz +++++ + (+) 29 30 BK 2 Kesselasche 2074 2075 + + + + ++ ++ + ++ + + ++ + + ++ maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze ++ 31 32 BR Verdampfungskühlerstaub 2076 2077 + + + + ++ ++ (+) (+) + + + + ++ ++ 33 34 BF 2 Gewebefilterstaub 2078 2079 + (+) + + ++ ++ + ++ ++ ++ + 35 2080 + + ++ + ++ + ++ +++ ++ +++ + + + IV – Anlage A –21 Tabelle 20 Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C - berechnete Gesamtanalyse Bindemittel: MgO [Angaben in Masse-%] Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP 19 SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. H2OH2O+ Corg. 20,4 4,1 2,6 8,0 8,7 1,5 1,1 0,5 3,3 10,3 0,5 0,8 23,3 13,5 0,7 [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 20 CK 1 Kesselstaub 22,3 4,5 2,8 8,7 12,6 1,4 1,1 0,5 3,4 8,7 0,5 0,8 14,8 15,7 0,7 21 22 CK 2 Zyklonstaub 16,6 5,6 1,9 11,1 9,0 1,4 1,0 0,5 3,1 10,7 0,7 0,5 25,4 11,4 0,5 18,1 6,1 2,1 12,2 12,9 1,3 1,0 0,5 3,2 9,2 0,8 0,6 17,5 13,0 0,5 23 24 CR Sprühtrocknerstaub 0,4 0,6 0,1 16,3 5,1 1,1 1,6 0,1 21,9 12,5 0,1 0,2 21,2 16,0 < 0,1 0,4 0,5 0,1 14,5 11,0 1,0 1,4 0,1 19,5 12,1 0,1 0,2 26,5 10,2 < 0,1 25 26 CF 1 Elektrofilterstaub Vorreinigung 1,0 1,0 0,5 0,5 0,2 0,2 7,5 7,8 8,7 12,5 2,1 2,0 8,7 9,0 0,7 0,7 6,3 6,6 26,7 26,3 0,1 0,1 < 0,1 < 0,1 22,5 23,9 13,4 7,8 < 0,1 < 0,1 27 28 CF 2 Elektrofilterstaub Nachreinigung 1,2 1,2 0,5 0,5 0,6 0,7 6,2 6,5 8,5 12,3 3,0 3,0 8,6 8,9 1,2 1,2 6,5 6,6 26,3 25,9 0,2 0,2 < 0,1 < 0,1 23,9 23,4 11,7 8,0 < 0,1 < 0,1 IV – Anlage A –22 Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C Bindemittel: MgO [Angaben in Masse-%] Mischung RGRP MgO-Binder Q-Lauge Anteil Porenlösung Anteil Feststoff Analyse Porenlösung Ca Mg K Na SO4- ClH2O Analyse Feststoff SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 ClP2O5 CO2/carb. Corg. H2O+ Wasserbindung im H2ODickstoff H2O+ H2Oges. 19 20 CK 1 Kesselstaub [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 44,5 3,0 52,5 33,3 66,7 2,0 4,4 2,2 1,4 < 0,1 20,6 69,4 31,5 6,3 4,0 11,0 9,6 1,2 0,9 0,8 5,1 5,3 0,8 1,2 1,1 20,9 23,3 13,5 36,8 48,7 7,7 43,6 21,1 78,9 14,8 15,7 30,5 21 22 CK 2 Zyklonstaub 44,5 3,0 52,5 36,3 63,7 4,2 3,3 2,1 1,2 < 0,1 20,9 68,3 27,3 9,2 3,1 14,1 11,5 1,2 1,0 0,8 5,1 5,1 1,2 0,8 0,8 18,7 25,4 11,4 36,8 48,7 7,7 43,6 25,0 75,0 Abtrennung Porenlösung nicht möglich Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP Abtrennung Porenlösung nicht möglich Tabelle 21 17,5 13,0 30,5 23 24 CR Sprühtrocknerstaub 46,9 0,0 53,1 30,3 69,7 < 0,1 7,1 0,9 0,6 0,2 22,3 68,9 0,6 0,9 0,2 25,2 2,3 1,2 2,2 0,1 33,5 8,8 0,2 0,3 < 0,1 24,7 21,2 16,0 37,2 41,7 5,9 52,4 37,9 62,1 0,1 6,5 1,6 0,8 0,1 21,6 69,3 0,7 0,9 0,2 25,0 12,0 0,7 1,9 0,1 33,8 6,7 0,2 0,3 < 0,1 17,7 26,5 10,2 36,7 25 26 CF 1 Elektrofilterstaub Vorreinigung 45,1 46,7 3,6 8,0 51,3 45,3 32,1 34,1 67,9 65,9 3,7 5,6 4,1 3,6 1,2 1,6 0,5 0,6 < 0,1 < 0,1 20,6 23,2 69,9 65,4 1,5 1,6 0,8 0,8 0,3 0,3 9,0 8,3 10,0 17,2 2,6 2,5 13,1 14,4 1,1 1,1 9,7 10,8 31,0 30,1 0,2 0,2 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 20,7 12,7 22,5 23,9 13,4 7,8 35,9 31,7 27 28 CF 2 Elektrofilterstaub Nachreinigung 45,6 7,3 3,6 7,9 50,8 44,8 34,1 33,4 65,9 66,6 2,2 2,8 5,3 5,0 1,7 1,7 0,7 0,7 < 0,1 < 0,1 22,4 22,2 67,7 67,6 1,9 1,9 0,8 0,8 1,0 1,1 8,2 8,3 8,9 15,2 3,9 3,8 13,7 13,9 1,9 1,9 10,3 10,5 30,2 29,5 0,3 0,3 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 18,9 12,8 23,9 23,4 11,7 8,0 35,6 31,4 IV – Anlage A –23 Tabelle 22 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C nach 10 d Abbindedauer Bindemittel: MgO Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP XRD-Nr. CaCO3 Anhydrit 2018 2019 + + + + (+) (+) ++ ++ Sylvin (+) + Halit ++ + 5Mg(OH)2 . MgCl2 . 8H2O SiO2 24 CR Sprühabsorberstaub 2015 Gips 25 26 CF 1 Elektrofilterstaub Vorreinigung 2020 2021 ++ Carnallit Korshuno vskit o. B. Quarz 23 2014 . KMgCl3 6H2O 3Mg(OH)2 . MgCl2 . 8H2O 22 CK 2 Zyklonstaub 2013 (+) Bassanit . 21 2012 (+) . NaCl +++++ + (+) 20 CK 1 Kesselstaub Calcit CaSO4 CaSO4 0.5H2O CaSO4 2H2O KCl 19 ++ ++ 28 CF 2 Elektrofilterstaub Nachreinigung 2022 2023 ++ ++ ++++ ++++ (+) ++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ + ++ ++ +++ +++ ++++ ++ + + + + (+) ++ + + + + + (+) + ++ ++ ++ (+) + ++ ++ maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze 27 IV – Anlage A –24 Tabelle 23 Chemische Zusammensetzung von Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B - berechnete Gesamtanalyse Bindemittel: Kohleaschen [Angaben in Masse-%] Dickstoffmischung 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 Nr. Bindemittel BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 SKA SiO3 [%] 9,3 11,5 12,2 13,9 16,6 20,6 18,4 22,0 6,8 8,0 9,8 10,4 22,8 Al2O3 [%] 3,7 4,5 5,7 6,1 3,9 4,6 5,1 5,5 2,7 3,1 4,5 4,4 11,1 Fe2O3 [%] 1,7 2,1 2,3 2,7 1,6 1,9 2,0 2,2 0,9 1,0 1,5 1,4 2,3 CaO [%] 13,2 13,5 14,9 15,3 14,9 14,9 13,4 13,7 13,0 12,3 12,9 12,3 10,8 MgO [%] 4,5 4,2 4,8 4,4 4,1 3,9 4,6 4,2 4,0 3,7 4,2 3,9 4,7 K [%] 2,3 2,6 2,1 2,4 1,4 1,5 1,4 1,5 3,2 3,7 3,3 3,9 1,9 Na [%] 1,3 1,6 1,3 1,5 0,9 0,9 0,9 0,9 2,2 2,6 2,3 2,8 1,2 Zn [%] 0,5 0,6 0,5 0,6 0,3 0,4 0,3 0,4 1,9 2,4 2,1 2,7 0,4 SO3 [%] 8,5 9,3 7,4 8,5 6,3 6,0 4,4 4,6 7,5 7,6 6,2 6,6 4,3 Cl [%] 12,5 11,5 11,2 10,3 11,3 10,4 11,3 10,4 15,6 16,1 15,1 15,6 7,9 CO2 [%] 1,0 1,2 0,7 1,0 0,7 0,8 0,4 0,6 0,7 0,7 0,5 0,6 0,9 H2Oges. [%] 40,4 36,4 36,1 32,4 36,9 33,1 36,9 33,0 37,6 34,1 33,7 30,5 27,2 Corg. [%] 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 1,8 2,3 2,0 2,6 1,9 SKA 17,9 9,8 1,9 7,8 4,1 4,3 2,4 2,4 5,0 12,3 0,3 24,9 3,9 Σ 97,0 [%] 99,0 99,1 99,3 99,2 99,0 99,1 99,2 99,1 97,9 97,6 98,1 97,7 97,4 49 IV – Anlage A –25 Tabelle 24 Chemische Zusammensetzung von Feststoff und Porenlösung in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B Bindemittel: Kohleaschen Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP Mischung Anteil Porenlösung Anteil Feststoff Analyse Porenlösung Analyse Feststoff Wasserbindung im Dickstoff RGRP BKA 1 BKA2 SKA Q-Lauge Ca Mg K Na -SO4 Cl H2O SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO K Na Zn SO3 Cl CO2/carb. Corg. + H2O H2O + H2O H2Oges. 38 39 AK 2 Rauchgasquerzug, Trichter 2 [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] 36 37 28,8 37,9 13,2 10,1 58,0 30,1 69,9 5,3 2,0 2,6 1,6 < 0,1 20,1 68,4 13,6 5,4 2,5 16,1 5,1 2,2 1,5 0,7 12,4 9,5 1,5 0,1 28,9 20,6 19,8 40,4 52,0 24,3 75,7 4,6 2,5 2,6 1,7 < 0,1 20,3 68,2 15,5 6,1 2,87 16,0 4,3 2,7 1,6 0,8 12,5 8,9 1,6 0,1 26,6 16,6 19,8 36,4 28,2 20,1 51,7 43,9 56,1 8,0 0,8 2,6 1,5 0,4 21,0 66,1 22,6 10,5 4,3 18,5 8,0 1,8 1,1 0,9 13,5 3,7 1,3 0,2 13,1 29,0 7,0 36,0 37,0 16,8 46,2 35,4 64,6 6,4 0,9 2,3 1,5 0,5 17,9 71,0 22,1 9,7 4,3 19,2 6,2 2,5 1,6 1,0 13,2 6,4 1,6 0,2 11,6 25,1 7,3 32,4 40 41 42 43 BR Verdampfungskühlerstaub 32,1 41,4 15,3 11,5 52,6 43,8 56,2 9,4 0,8 2,0 1,0 < 0,1 21,9 64,9 31,0 7,3 3,0 17,0 6,5 0,9 0,9 0,6 11,8 3,2 1,3 0,2 15,9 28,4 8,5 36,9 47,1 37,1 62,9 8,6 0,7 1,9 1,3 < 0,1 20,3 67,2 33,8 7,5 3,1 17,2 5,7 1,3 0,7 0,7 9,8 4,8 1,3 0,2 13,4 24,9 8,2 33,1 32,1 15,3 52,6 40,3 59,7 7,8 1,2 1,9 1,3 < 0,1 20,6 67,2 31,8 8,8 3,5 15,6 6,6 1,0 0,7 0,5 7,6 5,5 0,7 0,2 17,0 27,1 9,8 36,9 41,5 11,4 47,1 36,1 63,9 7,4 1,5 2,0 1,2 0,1 20,9 67,0 35,5 8,9 3,5 16,1 4,8 1,3 0,8 0,6 7,4 4,7 1,0 0,2 14,2 24,2 8,8 33,0 44 45 46 BF 2 Gewebefilterstaub 31,0 40,1 15,6 11,7 53,4 34,9 65,1 6,9 1,7 2,3 1,2 < 0,1 20,8 67,1 11,0 4,4 1,5 15,6 4,8 3,9 2,9 3,1 12,1 13,4 1,1 2,9 22,9 23,4 14,2 37,6 48,2 40,8 59,2 6,4 2,2 2,4 1,2 < 0,1 21,1 66,7 14,4 5,6 1,8 15,7 4,0 4,9 3,8 4,3 13,7 13,5 1,3 4,1 12,4 27,2 6,9 34,1 47 34,8 17,4 44,2 12,9 47,8 28,9 71,1 7,0 2,1 2,3 1,2 < 0,1 22,4 65,0 14,4 6,6 2,2 14,7 4,7 3,8 2,9 3,1 9,1 12,6 0,7 2,9 21,8 18,8 14,9 33,7 42,9 38,9 61,1 5,5 2,7 2,4 1,2 < 0,1 22,3 65,8 17,9 7,6 2,4 16,0 4,8 5,2 3,9 4,6 11,3 11,9 1,0 4,5 8,4 25,6 4,9 30,5 48 AK 3 Kesselstaub Trichter 3 38,9 49 BF 3 Gewebefilterstaub Trichter 3 40,0 22,7 38,4 14,9 85,1 2,8 3,6 2,0 1,4 < 0,1 19,8 70,4 27,7 13,5 2,8 12,4 4,6 1,9 1,2 0,5 5,2 6,0 1,1 2,3 20,3 9,9 17,3 27,2 25,1 34,9 19,4 81,6 0,6 5,5 2,5 1,4 < 0,1 22,4 67,6 23,3 12,8 2,5 9,9 3,0 4,9 2,7 3,1 6,5 10,4 0,4 5,1 15,4 12,3 12,6 24,9 IV – Anlage A –26 Tabelle 25 Röntgendiffraktometrischer Phasennachweis in Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B nach 28 d Abbindedauer Bindemittel: Kohleaschen Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP 36 37 38 39 AK 2 Rauchgasquerzug 40 41 42 43 BR Verdampfungskühlerstaub 44 45 46 47 BF 2 Gewebefilterstaub 48 AK 3 Kesselstaub Trichter 2 Trichter 3 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 SKA 2225 2226 2227 2228 2229 2230 2231 2232 2233 2234 2235 2236 2430 + + + + + + + + + + (+) + 49 BF 3 Gewebefilterstaub Trichter 3 SKA 2431 Bindemittel XRD-Nr. CaCO3 Calcit CaSO4 Anhydrit ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ + + + + + + Gips ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ ++ ++ ++ ++ (+) ++ ++ ++ ++ ++ ++ + (+) ++ ++ + + CaSO4 2H2O KCl . Sylvin (+) NaCl Halit + + + + + + + + ++ 3Mg(OH)2 . MgCl2 . 8H2O Korshunovskit ++ ++ + + + + ++ ++ (+) (+) 5Mg(OH)2 . MgCl2 . 8H2O o. B. + + + + (+) (+) . . KCl MgCl2 6H2O Carnallit SiO2 Quarz Al6Si2O13 Mullit +++++ + (+) maximale Reflexintensität minimale Reflexintensität Identifizierung an der Nachweisgrenze + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ + + + + IV – Anlage A –27 Tabelle 26 Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A Bindemittel: MgO [Konzentrationen in mol/1000 mol H2O] Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP CR [%] MgO im Feststoff [%] Na2Cl2 K2Cl2 MgCl2 CaCl2 CaSO4 MgSO4 Gips-Sättigung: Gipsfällung begrenzend: 04 05 06 AK 2 Kesselasche Trichter 2 35 30 25 5 10 15 9,30 9,72 9,25 7,77 8,03 7,60 53,82 55,57 55,19 0,14 0,25 0,28 3,83 2,23 1,72 + + + Ca2+ Ca2+ Ca2+ 10 12 AR Sprühabsorberstaub 20 15 10 15 5,16 5,96 7,20 7,29 0,20 13,78 80,51 59,73 0,01 0,01 + + SO42- SO42- 14 15 AF 1 Elektrofilterstaub 20 15 20 15 5,80 6,82 7,43 7,08 3,47 21,43 72,09 59,97 0,07 0,06 + + SO42- SO42- 17 18 AF 2 Gewebefilterstaub 25 15 5 15 7,15 6,87 6,24 5,76 3,95 31,52 65,83 33,65 0,02 0,04 + + SO42- SO42- Q-Lsg 5,0 4,3 63,7 2,5 + SO42- IV – Anlage A –28 Tabelle 27 Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA B Bindemittel: MgO [Konzentrationen in mol/1000 mol H2O] Dickstoffmischung Nr. RGRP-Probe-Nr. RGRP 29 30 CR [%] 30 35 MgO [%] 10 5 10 Na2Cl2 7,28 7,33 K2Cl2 6,42 MgCl2 BK 2 Kesselasche 31 32 BR Verdampfungskühlerstaub 30 35 33 34 35 BF 2 Gewebefilterstaub Q-Lsg UB 30 35 40 5 10 5 5 7,82 7,22 5,95 5,34 5,37 5,0 6,39 6,71 6,80 6,29 6,01 6,11 4,3 35,54 32,28 44,14 43,33 62,93 64,13 53,74 63,7 CaCl2 28,39 31,07 16,96 19,23 - - - - CaSO4 0,22 0,12 0,12 0,09 (0,13) (0,13) (0,13) MgSO4 - - - - 3,23 3,41 3,91 2,5 + SO42- + SO42- + SO42- + SO42- + Ca2+ + Ca2+ + Ca2+ + Ca2+ ---- ---- ---- ---- + KMgCl3. 6H2O + KMgCl3. 6H2O + KMgCl3. 6H2O + KMgCl3. 6H2O Sättigung an NaCl + + + + + + + + Sättigung an KCl - - - - + + + + Sättigung an Gips; begrenzend: Sättigung an MgCl2-/ CaCl2haltigen Bodenkörp. IV – Anlage A –29 Tabelle 28 Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA C Bindemittel: MgO [Konzentrationen in mol/1000 mol H2O] Dickstoffmischung Nr. 19 21 RGRP-Probe-Nr. CK 1 CK 2 RGRP Kesselstaub Zyklonstaub CR [%] MgO im Festst. [%] Na2Cl2 K2Cl2 MgCl2 CaCl2 CaSO4 MgSO4 Gipsfällung begrenzt durch Sättigung an Carnallit Sättigung an NaCl 23 24 CR Sprühtrocknerstaub 25 26 CF 1 Elektrofilterstaub Vorreinigung 35 40 5 10 27 28 CF 2 Elektrofilterstaub Nachreinigung 35 40 5 10 Q-Lsg. UB 30 5 30 5 30 0 30 10 8,08 7,34 47,47 12,84 0,034 - 6,71 6,94 36,12 27,63 0,017 - 3,42 3,08 76,39 0,39 0,2 4,52 5,32 69,2 0,5 0,34 - 6,40 4,10 43,47 23,91 0,20 - 3,36 5,57 40,58 38,42 0,28 - 4,18 5,69 58,58 14,77 0,23 - 4,12 5,69 54,63 18,56 0,23 - 5,0 4,3 63,7 - SO42- SO42- Ca2+ SO42- SO42- SO42- SO42- SO42- Ca2+ - - + + + + + + + + + + + + + + + + 2,5 IV – Anlage A –30 Tabelle 29 Molare Löslichkeitsverhältnisse in der Porenlösung aus verfestigten Dickstoffmischungen mit RGRP der MVA A und B Bindemittel: Kohleaschen [Konzentrationen in mol/ 1000 mol H2O] Dickstoffmischung Nr. Bindemittel BKA/ SKA Festst. [%] CR [%] Na2Cl2 K2Cl2 MgCl2 CaCl2 CaSO4 MgSO4 Gipsausfällung begrenzt durch im 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 Q-Lsg. BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 BKA 2 BKA 2 BKA 1 BKA 1 SKA SKA UB 30 20 40 30 30 20 30 20 30 20 30 20 45 50 25 30 30 35 30 35 30 35 30 35 35 40 40 40 8,99 8,59 22,21 34,84 0,05 - 9,94 8,88 26,73 30,51 0,06 - 9,18 9,15 8,46 55,68 1,01 - 8,11 7,54 9,56 39,35 1,29 - 5,80 7,07 9,60 65,35 0,08 - 7,47 6,62 7,95 57,41 0,09 - 7,52 6,45 13,46 51,80 0,10 - 6,97 7,03 16,74 49,55 0,27 - 6,95 7,79 19,00 45,90 0,11 - 7,10 8,15 24,55 42,67 0,10 - 6,94 8,23 23,73 48,67 0,11 - 7,38 8,37 30,86 37,14 0,15 - 7,58 6,55 38,26 17,90 0,23 - 8,35 8,49 59,92 3,99 0,18 - 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 2- SO4 5,0 4,3 63,7 2,5 2+ Ca IV – Anlage B –1 Anlage B: Bilder 1 - 10 IV – Anlage B –2 80 MV A A [% ] 60 40 20 0 80 K onz entration [% ] MV A B 60 40 20 0 80 MV A C [% ] 60 40 20 0 C arbonate B ild 1 E rdalkalisulfate A lkalichloride E rdalkalichloride Freikalk Quantitative V erteilung der Hauptstoffgruppen in Kesselstäuben aus den MV A A , B , C S ilikate + Quarz IV – Anlage B –3 80 MV A A [% ] 60 40 20 0 80 MV A B [% ] 40 20 0 80 MV A C 60 [% ] K o nz entration 60 40 20 0 C arbonate B ild 2 E rdalkalisulfate A lkalichloride E rdalkali- Freikalk + S ilikate+ chloride C a- Hydroxide Quarz Quantitative V erteilung der Hauptstoffgruppen in Reaktionsprodukten aus den MV A A , B , C IV – Anlage B –4 50 MV A A 40 [% ] 30 20 10 0 50 MV A B K o nz entration [% ] 40 30 20 10 0 50 MV A C 40 [% ] 30 20 10 0 C arbonate B ild 3 E rdalkalisulfate A lkalichloride E rdalkaliHydroxide chloride Quantitative V erteilung der Hauptstoffgruppen in Filterstäuben aus den MV A A , B , C S ilikate + Quarz IV – Anlage B –5 70 60 Σ SiO2+Al2O3 [%] 50 40 30 Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube 20 10 0 0 100 200 300 400 500 d50 [µm] Bild 4 Abhängigkeit der Kornfeinheit von Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) vom Silikatgehalt (Silikat vereinfacht = Σ SiO2 + Al2O3) IV – Anlage B –6 40 35 30 Cl- [%] 25 20 15 Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube 10 5 0 0 100 200 300 400 500 d50 [µm] Bild 5 Abhängigkeit der Chloridkonzentration in Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) von der Kornfeinheit IV – Anlage B –7 Binder MgO RGRP Kesselstäube MVA A B Kohleasche Reaktionsprodukte C A B C Kessel- Reakt.- Filterstäube produkte stäube Filterstäube A B C A . Gips CaSO4 2 H2O Korshunovskit . . 3 Mg(OH)2 MgCl2 8 H2O . . 5 Mg(OH)2 MgCl2 8 H2O Halit NaCl Sylvin KCl Carnallit . . KCl MgCl2 6 H2O Talk Mg3[(OH)2/Si4O10] Mg-Anthophyllit Mg7[(OH)/Si4O11]2 Bild 6 Nachweis der wesentlichen Sekundärphasen mit verfestigender Wirkung in Dickstoffmischungen B B IV – Anlage B –8 8 7 Mg ++ Porenlösung [%] 6 5 4 3 2 1 0 0 2 4 6 Ca++Porenlösung RGRP Binder Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube MgO MgO MgO Kohleasche Kohleasche Kohleasche Bild 7 8 10 12 [%] Korrelation des Austausches von Mg++ durch Ca++ in der Porenlösung von Dickstoffmischungen IV – Anlage B –9 14 Nicht sulfatisch gebundenes CaODickstoff [%] 12 10 8 6 4 2 0 0 2 4 6 Ca++Porenlösung RGRP Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Bild 8 8 10 12 [%] Binder MgO MgO MgO Kohleasche Kohleasche Kohleasche Abhängigkeit des Ca-Gehaltes der Porenlösung von der Konzentration an nicht sulfatisch gebundenem CaO in Dickstoffmischungen IV – Anlage B –10 14 Nicht sulfatisch gebundenes CaODickstoff [%] 12 10 8 6 4 2 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Mg++Porenlösung [%] RGRP Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Bild 9 Binder MgO MgO MgO Kohleasche Kohleasche Kohleasche Abhängigkeit des Mg-Gehaltes der Porenlösung von der Konzentration an nicht sulfatisch gebundenem CaO in Dickstoffmischungen IV – Anlage B –11 80 Q-Laugenanteil im Dickstoff [%] 70 60 50 40 30 20 0 5 10 15 20 25 30 H2O+Feststoff [%] Bild 10 RGRP Binder Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube MgO MgO MgO Kohleasche Kohleasche Kohleasche Abhängigkeit der Konstitutionswasser (H2O+)Konzentration im hydratisierten Feststoff vom Q-Laugenanteil in der Ausgangsmischung 35 V-1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen, im Salinar ______________________________________________________ V. Kapitel: Untersuchungen der Verfestigung von Dickstoffgemischen V-2 Inhalt....................................................................................................................................Seite 1 Einleitung....................................................................................................................3 1.1 Vorbemerkung ............................................................................................................3 1.2 Aufgabe/Zielstellung ..................................................................................................3 2 Versuchsprogramm.....................................................................................................3 2.1 Herangehensweise ......................................................................................................3 2.2 Zu erfassende Werte/Abhängigkeiten.........................................................................4 2.3 Versuchsdurchführung................................................................................................5 2.3.1 Handling/Randbedingungen .......................................................................................5 2.3.2 Meßtechnik, -methodik...............................................................................................6 3 Verfestigung von Dickstoffgemischen (charakteristisches Verhalten).......................7 3.1 Gemischbereiche.........................................................................................................7 3.1.1 Konzentrationsbereich (cR-q-Feld) .............................................................................7 3.1.2 Komponentenabhängigkeit .........................................................................................7 3.1.3 Erscheinungen bei der Verfestigung...........................................................................8 3.2 Reproduzierbarkeit .....................................................................................................9 4 Abhängigkeiten bei der Verfestigung im einzelnen .................................................10 4.1 Physikalische Einflußgrößen ....................................................................................10 4.1.1 Korngröße .................................................................................................................10 4.1.2 Dichte........................................................................................................................11 4.1.3 Temperatur................................................................................................................12 4.2 Chemische Zusammensetzung..................................................................................13 4.2.1 Phasenzusammensetzung der RGRP ........................................................................13 4.2.1.1 Bildung von Gruppen ähnlicher Zusammensetzung.................................................14 4.2.1.1.1 Kesselstäube .............................................................................................................14 4.2.1.1.2 Reaktionsprodukte ....................................................................................................20 4.2.1.1.3 Filterstäube ...............................................................................................................24 4.2.1.2 Einfluß einzelner Phasen auf die Verfestigung.........................................................28 4.2.1.2.1 Einfluß von CaCl2.....................................................................................................29 4.2.1.2.2 Einfluß Ca(OH)2 .......................................................................................................30 4.2.1.2.3 Einfluß von CaCl2 und Ca(OH)2 in Kombination ....................................................30 4.2.1.2.4 Einfluß von Silikaten und Quarz ..............................................................................31 4.2.1.2.5 Einfluß Erdalkalisulfate............................................................................................31 4.2.1.2.6 Einfluß Alkalichloride ..............................................................................................32 4.2.2 Bindemitteleinsatz ....................................................................................................32 4.2.2.1 Magnesiumoxid (MgO) ............................................................................................34 4.2.2.2 Braunkohlenaschen (BKA).......................................................................................36 4.2.2.3 Steinkohlenasche (SKA)...........................................................................................38 4. Prozeßabhängigkeit...................................................................................................39 5 Begleiterscheinungen bei der Verfestigung ..............................................................41 5.1 Wärmetönung ...........................................................................................................41 5.2 Gasentwicklung / Volumenzunahme........................................................................42 6 Eigenschaften des verfestigten Materials .................................................................43 6.1 Festigkeit ..................................................................................................................43 6.2 Durchlässigkeit .........................................................................................................45 7 Zusammenfassung ....................................................................................................47 Anlage A: Eingesetzte Gerätetechnik V-3 1 1.1 Einleitung Vorbemerkung Dieser Bericht befaßt sich mit der Verfestigung von Dickstoffen, bestehend aus Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP), Q-Lauge und Bindemitteln. Der Dickstoff für die Verbringung soll vorerst über Rohre förderbar sein. Daraus resultiert, dass eine merkliche Verfestigung erst nach 10...20 h eintreten darf. In den letzten Jahren wurden bereits verschiedene Versuche unternommen, die Verfestigung von Dickstoff zu beschreiben. Ziel war es, geeignete Rezepturen zu entwickeln. Die RGRP sind durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet. Gründe dafür sind unterschiedliche Ausgangsstoffe (Müllanfall) und die unterschiedliche Anlagentechnologie der MVA. Hinzu kommt eine ungenügende Kenntnis des chemischen Verhaltens der RGRP im Dickstoffsystem. So war es bisher auch nicht möglich, allgemeingültige Rezepturen zu finden. Nur durch den überdimensionierten Zusatz von Bindemittel konnten Materialschwankungen ausgeglichen und eine Verfestigung sichergestellt werden. Dabei ist jedoch nicht in jedem Fall die erforderliche anfängliche Fließfähigkeit gesichert. 1.2 Aufgabe / Zielstellung Das Ziel der nunmehr durchgeführten Untersuchungen ist eine Systematisierung, eine stoffgruppenspezifische Aussage auf der Basis der Kenntnis der chemischen Zusammensetzung bzw. des Reaktionsvermögen der Aschen und somit der erforderlichen Mischungszusammensetzung, um eine Verfestigung unter den genannten Bedingungen zu sichern. Die Aufgabenstellung umfaßt im einzelnen: - Bewertung des Gesamtfeldes der RGRP hinsichtlich der Verfestigung anhand typischer Vertreter von MVA Auswahl geeigneter Bindemittel Abhängigkeiten der Verfestigung und Möglichkeiten der Beeinflussung Wirkung der Komponenten, notwendiger Anteil der Komponenten zur Gewährleistung gewünschter Eigenschaften Erfassung und Verallgemeinerung der Vorgänge und Erscheinungen beim Verfestigungsablauf Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen somit fundierte, allgemein zu nutzende Grundlagen für den Einsatz des Dickstoffverfahrens liefern. 2 2.1 Versuchsprogramm Herangehensweise Die Aschen der MVA (Kesselstäube, Reaktionsprodukte, Filterstäube) sind durch eine sehr unterschiedliche Zusammensetzung gekennzeichnet. Willkürlich herangezogene Proben lassen dementsprechend keine Systematisierung bzw. die Aufstellung einer allgemeingültigen Mischungsregel (RGRP/Bindemittel/Anmischflüssigkeit) erwarten. V-4 Eine Gruppierung bzw. Ordnung ist jedoch auf der Basis der vorliegenden chemischen Analysen möglich. Dem folgend, wurde die Verfestigung im jeweiligen Eigenschaftsfeld der • • • Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube untersucht. Systematisch zu analysieren war dann die gegebene Variationsbreite in den einzelnen Feldern (chemische bzw. Phasenzusammensetzung, Korngröße). Eingrenzungen einer beliebigen Kombination Aschen/Bindemittel/Anmischflüssigkeit sind gegeben durch den schwerpunktmäßigen Bezug • • bei Bindemitteln auf MgO bei der Anmischflüssigkeit auf Q-Lauge Ergänzende Variationen sollen die Auswirkungen anderer Stoffsysteme zeigen. 2.2 Zu erfassende Werte/Abhängigkeiten Für die umfassende Beschreibung des Verfestigungsverhaltens ist es wichtig zu wissen, wann die Verfestigung beginnt und wann sie abgeschlossen ist. Daher werden der Verfestigungsbeginn und das Verfestigungsende registriert. Der Verfestigungsbeginn ist von Interesse während des Transportes vom Mischer zum Zielort. Eine zu rasche Verfestigung könnte zu einer Havarie der Anlage führen. Das Verfestigungsende ist die relevante Größe, die aussagt, dass die Suspension in einen Festkörper wandelbar ist. Für die Gewährleistung der Sicherheit in der zu füllenden Kaverne sind die folgenden Meßgrößen zu erfassen. • Wärmetönung: Die Gründe für eine Verfestigung sind ablaufende chemische Reaktionen. Da hierbei auch Wärme freigesetzt werden kann, ist es notwendig, die Temperaturerhöhung zu erfassen. Diese Temperaturerhöhung wird im Folgenden Wärmetönung genannt. • Volumenänderung: Eine weitere zu erfassende Größe ist die Volumenänderung des verfestigten Dickstoffes gegenüber dem flüssigen Dickstoff. Neben der interessierenden volumetrischen Bilanz sind so auch Rückschlüsse auf die Porosität, die Gasentwicklung und die Festigkeit möglich. • Gasentwicklung: Eine kritische Größe ist auch die Entstehung von Gas. Um eine mögliche Explosionsgefahr zu kennen, ist die Menge und die Art des entstehenden Gases zu erfassen. V-5 Die Verfestigung ist von mehreren Einflußgrößen abhängig, ihre Wirkung wurde im einzelnen untersucht; es sind dies: • chemische Zusammensetzung des Dickstoffes • Korngrößenverteilung • Dichte • Temperatureinfluß • Vorscherungseinfluß Zusätzlich wurde erfaßt: • pH-Wert der Suspension 2.3 Versuchsdurchführung 2.3.1 Handling/Randbedingungen Das Dickstoffgemisch aus RGRP/Bindemittel/Lauge ist durch konkrete Anteile der einzelnen Komponenten gekennzeichnet. Es gilt somit und ist zu beachten: • volumetrische Konzentration: cR = • Anteil des Bindemittels am Feststoff: q BM VRGRP + VBM VRGRP + VBM + VF VBM = VBM + VRGRP Zur Analyse des Verfestigungsverhaltens werden cR und q variiert und für die jeweiligen Mischungen die Verfestigungszeiten ermittelt. Damit ergibt sich ein Untersuchungsfeld q über cR. Zugeordnete massemäßige Anteile ergeben sich wie folgt: • Masse RGRP: mRGRP= VGes cR (1-qBM) ρRGRP • Masse Bindemittel: mBm= VGes cR qBm ρBm • Masse Flüssigkeit: mF= VGes (1-cR) ρF Bei den Untersuchungen (Labor) werden zum Herstellen der Probe grundsätzlich zunächst die abgewogenen Mengen an RGRP und Bindemittel in trockenem Zustand miteinander vermischt. Anschließend wird die entsprechende Flüssigkeitsmenge zugegeben. Da Verfestigungszeiten zum Teil eine Abhängigkeit von der Mischdauer und der Mischintensität zeigen, werden verschiedene Anmischtechniken angewendet. Tabelle 2-1 gibt dazu eine Übersicht. V-6 Anmischtechnologie Drehzahl Manuell Im „Viscomat“ Im „Kneter“ 200 1/min ..60 1/min typische Anmischdauer 1 min 60 min 60 min Bemerkungen Rühren per Hand Rühren mit Leimpaddel Knetschaufeln; Spaltmaß 1mm Tabelle 2-1: Anmischtechnologien Die überwiegend genutzte Methode zur Herstellung der Suspension ist die des manuellen Vermischens von Hand. Eine andere Möglichkeit ist das Rühren mit dem Viscomat, einem sich drehenden zylindrischen Gefäß mit einem feststehenden Leimpaddel. Es sind Drehzahlen bis 200 1/min einstellbar, die ein intensives Vermischen ermöglichen. Für die Untersuchungen wurde ausschließlich die Drehzahl von 200 1/min genutzt. Das intensivste Mischen wird jedoch mit dem Kneter erreicht. Dessen Knetschaufeln haben zueinander bzw. zur Gefäßwand nur ein Spaltmaß von 1mm. Das Mischen im Viscomat bzw. im Kneter kommt dem Anmischen in einer großtechnischen Anlage und dem späteren Rohrtransport näher als die manuelle Methode. 2.3.2 Meßtechnik, -methodik Die eingesetzte Gerätetechnik wird in der Anlage beschrieben. Hier sollen nur grundsätzliche Dinge genannt werden. Nach dem Anmischen wird der Dickstoff in die 200ml-fassenden Probenbehälter gefüllt. Unmittelbar danach wird die Temperaturerhöhung und der pH-Wert des Dickstoffes gemessen. Der zeitliche Verfestigungsverlauf wird über die Messung der Eindringtiefe einer Nadel (Vicatgerät) in das Gemisch aufgenommen. Dies erfolgt in der Art, dass die Nadel an der Probenoberfläche aufgesetzt und fallen gelassen wird. Das wird in geeigneten Zeitabständen von einigen Stunden wiederholt. Zunächst durchdringt die Nadel die Probe vollständig, mit fortschreitender Verfestigung der Probe kann die Nadel nur noch teilweise eindringen, bei vollständiger Verfestigung geht die Eindringtiefe gegen Null. Die Zeitspanne, die vom Einfüllen des Dickstoffes (t=0) bis zu dem Zeitpunkt vergeht, in dem der Abstand zwischen Nadel und Glasplatte 5 mm beträgt, soll als Verfestigungsbeginn t5 bezeichnet werden. Beträgt der Abstand 35 mm, so ist das Verfestigungsende t35 erreicht. Da dieses Verfahren eigentlich ein Prüfverfahren für Zement ist und die hier zu untersuchenden Gemische nicht an die Festigkeiten von Zement herankommen, wurde bewußt auf die Zeit der vollständigen Aushärtung - also t40 - verzichtet. Es kann gesagt werden, dass auch eine Probe bei t35 als „verfestigt“ bezeichnet werden kann. An der verfestigten Probe wird die Volumenänderung ausgemessen. V-7 3 Verfestigung von Dickstoffgemischen (charakteristisches Verhalten) 3.1 Gemischbereiche 3.1.1 Konzentrationsbereich (cR-q-Feld) Die Variation der beiden Größen cR und q führt zu einem zweidimensionalen Versuchsfeld, dem möglichen Verfestigungsbereich, siehe Abb. 3-1. q [%] 20 15 10 nicht mischbar Sedimentation 25 Verfestigung 5 homogenes Gemisch 0 10 15 20 25 30 35 40 45 cR [%] Abb. 3-1: Charakteristisches cR-q-Feld eines RGRP Das Feld wird begrenzt durch • eine erkennbare Sedimentation des RGRP in der Suspension (stabile, homogene Suspension) nach maximal 24 h • den erforderlichen Flüssigkeitanteil für eine vollständige Benetzung Im verbleibenden, für die Verfestigung relevanten Bereich ist die Verfestigung in Abhängigkeit vom Bindemittelanteil angebbar (z.B. Begrenzung durch die eingetragene, gestrichelte Linie). 3.1.2 Komponentenabhängigkeit Die eingesetzten Komponenten des Dickstoffgemisches haben in ihrer Proportion neben der Wirkung auf den Bereich der Verfestigung Einfluß auf die Verfestigungszeiten. Allgemein besteht die Tendenz, dass bei höherem Feststoffanteil cR die Verfestigung schneller abläuft. Ebenso verhält es sich beim Bindemittelanteil. Je höher q, desto schneller die Verfestigung. V-8 Im Diagramm q über cR bedeutet das, dass die kürzesten Verfestigungszeiten im rechten oberen Teil des Verfestigungsfeldes zu finden sind und die längsten Verfestigungszeiten links unten (Abb. 3-2). 25 q [%] 20 kürzere Verfestigungszeiten 15 längere Verfestigungszeiten 10 5 0 10 15 20 25 30 35 40 45 cR [%] Abb. 3-2: Einfluß des Bindemittelanteil und des Feststoffanteils auf die Verfestigungszeiten Die kürzesten Verfestigungszeiten liegen im Bereich weniger Stunden. Als längste Zeiten t35 werden 150 h berücksichtigt, d.h. nach Ablauf dieser Zeit wurde der Versuch abgebrochen und die Probe als „nicht verfestigend“ betrachtet. 3.1.3 Erscheinungen bei der Verfestigung Der Verfestigungsprozeß ist durch mehrere Begleiterscheinungen gekennzeichnet. Zum einen kommt es häufig zu Temperaturänderungen des Dickstoffgemisches. In aller Regel sind dies Temperaturerhöhungen, da in den Dickstoffgemischen exotherme Reaktionen ablaufen. Weiterhin ist mit einer Volumenerhöhung des Dickstoffes zu rechnen. Grund dafür sind entstehende Gase. Diese sind in der Probe eingeschlossen und tragen so zur Volumenerhöhung bei. Die Erscheinung ist abhängig von der Reaktionsgeschwindigkeit des Gemisches im Vergleich zur Misch- bzw. Rührzeit (Gasaustrag beim Mischen). Der Tendenz nach stellen sich mit höherem cR- bzw. q-Anteil stärkere Wärmetönungen bzw. Volumenzunahmen ein (Abb. 3-3). In Kapitel 5 werden diese Erscheinungen quantifiziert. V-9 25 q [%] 20 stärkere Wärmetönung bzw. Volumenerhöhung 15 schwächere Wärmetönung bzw. Volumenerhöhung 10 5 0 10 15 20 25 30 35 40 45 cR [%] Abb. 3-2: Einfluß von Bindemittel- bzw. Feststoffanteil auf Wärmetönung bzw. Volumenerhöhung 3.2 Reproduzierbarkeit In Hinblick auf punktuelle, einmalige Untersuchungen stellt sich die Frage nach der Treffsicherheit der ermittelten Verfestigungszeiten. Die Reproduzierbarkeit der Verfestigungszeiten kann abhängig sein von: • der Probenahme des RGRP. Trotz Homogenisierung der Proben sind leichte Schwankungen nicht auszuschließen. • der Güte des Anmischens. Es ist eine gleichmäßige Verteilung von RGRP und Bindemittel anzustreben. Die Reproduzierbarkeit der Verfestigungszeiten sei am Beispiel von zwei unterschiedlichen RGRP dargestellt. Angegeben ist dies für ein Gemischsystem mit einer langen Verfestigungszeit und mit einer kurzen Verfestigungszeit. Bei langen Verfestigungszeiten läßt sich ein absoluter Fehler von ca. ± 10h erkennen. Der relative Fehler liegt bei ca. ± 10%. Bei kurzen Verfestigungszeiten liegt der absolute Fehler bei ca. ± 8h. Der relative Fehler erreicht auf Grund der kleinen Verfestigungszeiten dagegen einen Wert von ca. ± 15%, siehe Abb.3-4. Es kann somit allgemein mit einem Fehler ≤20% bei einer Einzelmessung gerechnet werden. Da in der großtechnischen Anlage die Dickstoffherstellung angenommen werden kann nach: 1.) Vermischen von RGRP/Q und 2.) Zugabe von Bindemittel, mußte auch hierfür die Reproduzierbarkeit gegenüber den Laborversuchen sichergestellt sein. Die Messungen 6...8 in Abb. 3-4 zeigen die ermittelten Zeiten. Sie ordnen sich in die Fehlergrenzen ein. V - 10 120 Verfestigungsende in h 60 Verfestigungsende in h 115 55 110 105 50 arithmetischer Mittelwert arithmetischer Mittelwert 100 45 95 90 40 85 80 1 2 3 4 5 6 7 8 35 1 2 3 4 5 6 7 8 Messung Messung Abb. 3-4: Reproduzierbarkeit der Verfestigungszeiten 4 Abhängigkeiten bei der Verfestigung im einzelnen 4.1 Physikalische Einflußgrößen 4.1.1 Korngröße e ub ä t rs li te F Kes sels täu be Re akt io n spr od ukt e Je nach Entnahmestelle in der Müllverbrennungsanlage fallen die RGRP mit unterschiedlichen Korngrößen an. Abb. 4-1 zeigt die mit den zur Verfügung gestandenen RGRP ermittelten Streubereiche der Kornverteilung. Abb. 4-1: Streubereiche der Kornverteilung unterteilt nach Gruppen von RGRP Im Bereich der Kesselstäube sind gröbere Zusammensetzungen anzutreffen; die mittleren Korndurchmesser streuen von 80...500µm. Ähnlich gelagert sind die Reaktionsprodukte, allerdings kann bei ihnen mit einem höheren Feinanteil gerechnet werden. Deutlich feiner sind V - 11 die Filterstäube. Ihr mittlerer Korndurchmesser liegt bei ca. 20µm. Die konkreten Meßwerte befinden sich im Bericht „Stoffwerte“. Die Korngrößenverteilung des RGRP hat entscheidenden Einfluß auf die Mischbarkeit und somit indirekt auf die Verfestigung von RGRP/Lauge-Suspensionen. Mit zunehmendem Partikeldurchmesser nimmt die Sedimentationsneigung zu, die Arbeitsgrenze verschiebt sich zu größeren Konzentrationen. Mit abnehmendem Partikeldurchmesser, verbunden mit einer zunehmenden Spreizung des Kornbandes (s. Abb. 4-1), verschiebt sich die Mischbarkeitsgrenze zu höheren Konzentrationen. In Abb. 4-2 sind die ermittelten Mischbarkeitsbereiche der Dickstoffgemische in Abhängigkeit vom mittleren Korndurchmesser aufgetragen. Der Anteil des Bindemittels beträgt jeweils 10% und hat so nur untergeordnete Bedeutung bezüglich des Mischbarkeitsbereiches. Es bestätigt sich die Tendenz, dass bei größer werdendem mittleren Korndurchmesser der Mischbarkeitsbereich kleiner wird. 50 45 40 35 30 25 20 15 10 Mischbarkeitsbereich cR in % CF1 CF2 CR CK1 CK2 AK3 BK2 BR BK1 AF1 BF1 10 BF3 BF2 AK2 AF2 AK1 AR 100 d0,5 in µm 1000 Abb. 4-2: Abhängigkeit des Mischbarkeitsbereiches vom mittleren Korndurchmesser Für die einzelnen Prozeßstufen von RGRP bedeutet das, dass die Filterstäube größere Mischbarkeitsbereiche aufweisen als die Kesselstäube. Jedoch läßt sich nicht sagen, wo sich der Bereich befindet (zum Beispiel cR = 10...30% oder cR = 20...40%). Das deutet auf weitere Einflußfaktoren hin. 4.1.2 Dichte Die Reindichte der RGRP hat Einfluß auf das Sedimentationsverhalten und somit auf die Mischbarkeit des Dickstoffgemisches. Bei der Herstellung der Suspension ist es wichtig zu wissen, in welchem Verhältnis die Dichte des Feststoffes zur Dichte der Flüssigkeit steht. Je größer das Verhältnis, desto größer ist die Neigung zur Sedimentation. Die Dichten der RGRP sind dadurch gekennzeichnet, dass der Tendenz nach die Werte von Prozeßstufe zu Prozeßstufe kleiner werden. So werden die höchsten Werte bei den Kesselstäuben mit 2,8 g/cm³ und die niedrigsten Werte bei den Filterstäuben mit 2,2 g/cm³ gemessen (einzelne Werte siehe Bericht „Stoffwerte“). V - 12 Die Dichte der MgCl2-Lauge liegt bei etwa 1,3 g/cm³. Das bedeutet, dass die Kesselstäube etwas ungünstigere Bedingungen für eine stabile Suspension bieten. Dieser Einfluß ist im Vergleich zur Korngröße jedoch relativ unerheblich. Abb. 4-3 zeigt die Bereiche der ermittelten Dichten der RGRP, der Bindemittel und der Lauge. Die Dichten der Bindemittel liegen generell höher als die der RGRP, haben aber auf Grund des geringen Anteils am Gemischsystem keinen großen Einfluß auf das Sedimentationsverhalten. 3,5 Dichte in g/cm³ 3 2,5 2 1,5 1 A 0,5 0 RGRP Bindemittel Q-Lauge Abb.: 4-3 Ermittelte Dichten der Komponenten des Dickstoffes Hinsichtlich des geschütteten Volumens ist festzustellen, dass die Stäube Rauchgasreinigung bei loser Schüttung ein sehr hohes Lückenvolumen aufweisen: Kesselstäube Reaktionsprodukte Filterstäube der ε ≈ 0,65...0,75 ε ≈ 0,7 ε ≈ 0,75...0,85 Dies wirkt sich positiv auf das Mischverhalten aus. 4.1.3 Temperatur Die Umgebungstemperatur während der Verfestigungsuntersuchungen lag im Labor bei ca. 20°C. Das widerspiegelt die tatsächlichen Verhältnisse unter Tage jedoch nicht richtig, da dort je nach Standort mit Umgebungstemperaturen von bis zu 50°C gerechnet werden muß. Auch der Dickstoff selbst kann zur Temperaturerhöhung beitragen. Um den Einfluß der Umgebungstemperatur zu untersuchen, wurde an ausgewählten Proben (die selbst keine Wärmetönung zeigen) eine höhere Temperatur simuliert und die Verfestigungszeiten unter diesen Bedingungen ermittelt. V - 13 Abb. 4-5 zeigt die Verfestigungszeiten in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur. Ausgehend von der Normaltemperatur im Labor sind Temperaturen von 30...60°C vorgegeben worden. 50 Verfestigungsende in h RGRP AK2 AK2 BF2 BF2 45 40 35 40 30 25 20 15 10 5 0 20 30 40 50 60 Umgebungstemperatur in °C Abb. 4-5: Temperaturabhängigkeit der Verfestigungszeit am Beispiel zweier RGRP (bei q=10%) Es kommt zu einer sehr starken Verringerung der Verfestigungszeiten. Bei einer Temperatur von 60°C liegen alle Zeiten unter fünf Stunden. Während die Zeiten bei der Ausgangstemperatur noch deutlich differieren, geht dieser Unterschied mit steigender Temperatur mehr und mehr verloren. Bei Kenntnis des Temperaturniveaus unter Tage ist also unbedingt auf dessen Einfluß auf die Verfestigungszeit zu achten. 4.2 Chemische Zusammensetzung 4.2.1 Phasenzusammensetzung der RGRP Die chemische Zusammensetzung des Dickstoffes ist der wichtigste Einflußfaktor auf das Verfestigungsverhalten. Ist hier nicht das nötige Potential für einen Abbindeprozeß vorhanden, so kann es zu keiner Verfestigung kommen, auch wenn die physikalischen Einflußfaktoren günstige Voraussetzungen bieten. Nahezu alle RGRP haben von sich aus nicht das nötige Potential zur Verfestigung, ausgehend von einer Suspension mit Q-Lauge. Von den untersuchten 17 RGRP hatte lediglich ein RGRP die Eigenschaft der Selbstverfestigung aufzuweisen. Abb. 4-6 zeigt das cR-q-Feld des RGRP CR. Auch ohne die Zugabe eines Bindemittels kommt es zur Verfestigung im Zeitraum von weniger als 20 h. Durch die Zugabe von MgO,1 kann die Verfestigungszeit noch weiter verkürzt werden. V - 14 25 Anteil Bindemittel [%] nicht misch bar < 10 h 20 Sedimentation 15 10 < 20 h 5 0 10 15 20 25 30 35 40 45 cR [%] Abb. 4-6: cR-q-Feld von CR/MgO,1/Q Der Grund für die Selbstverfestigung dieses RGRP ist der hohe Anteil CaSO4⋅0,5H2O. Er liegt bei 80% (siehe Stoffwerte) und dominiert das Verhalten dieses RGRP. Für alle anderen RGRP ist die Zugabe von Bindemitteln erforderlich. Es ist ein geeignetes Bindemittel auszuwählen, welches chemisch zum System RGRP/Lauge zuzuordnen ist (siehe Punkt 4.2.2). Für die im folgenden beschriebene Wirkung der Phasenzusammensetzung bei der Verfestigung wurde vorrangig das Bindemittel MgO,1 verwendet, um vergleichbare Bedingungen einzuhalten. 4.2.1.1 Bildung von Gruppen ähnlicher Zusammensetzung Da es das Ziel ist, eine allgemeine Aussage zum Verfestigungsverhalten zu bekommen, sind Gruppen ähnlicher Zusammensetzung zu bilden, die möglicherweise ähnliche Ergebnisse liefern. 4.2.1.1.1 Kesselstäube Abb. 4-7 (ganzseitige Darstellung auf der folgenden Seite) zeigt die Phasenzusammensetzung der Kesselstäube. Die Kesselstäube sind gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Silikaten und Quarz. Dieser liegt bei 55...75%. Da sich diese Komponenten inert verhalten, wird die Verfestigung hauptsächlich vom Bindemittel in Wechselwirkung mit der Q-Lauge herbeigeführt. Der hohe Anteil inerter Stoffe bewirkt außerdem, dass der Anteil anderer Komponenten, welche die Verfestigung beschleunigen oder verlangsamen, relativ gering ist. Für die gesamte Gruppe der Kesselstäube ist somit ein ähnliches Verfestigungsverhalten zu erwarten. Für die Untersuchungen standen sieben Kesselstäube zur Verfügung, für die jeweils das gesamte cR-q-Feld analysiert wurde. V - 15 V - 16 50 cR [%] 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 AK1 AK2 AK3 BK1 BK2 CK1 CK2 Abb. 4-8: Verfestigungsbereiche der Kesselstäube (bei q=10%) In Abb. 4-8 sind für einen Bindemittelanteil von 10% MgO,1 die sich ergebenen Verfestigungsbereiche aufgezeigt. Auf Grund der physikalischen Einflußgrößen ergeben sich Unterschiede der Größe und der Lage des Verfestigungsbereiches. Es läßt sich dennoch ein cR-Wert finden (cR = 30%), der die Verfestigung in jedem Falle gewährleistet. Bei der Auswahl der Müllverbrennungsanlagen wurde darauf geachtet, unterschiedliche Anlagentechnologien vorzufinden, welche auch unterschiedliche RGRP hervorbringen. Wenn die hier untersuchten Kesselstäube ähnliche Ergebnisse liefern, so ist zu schlußfolgern, dass sich die Gruppe Kesselstäube insgesamt analog verhält. Die Verfestigungszeiten der Kesselstäube bei q = 10% sind in Abb. 4-9 dargestellt. Für den allgemeingültigen Wert cR = 30% stellen sich Zeiten von 37...64 h ein. Somit liegen die Verfestigungszeiten in einem günstigen Bereich. Kritisch wären hingegen Verfestigungszeiten, die im Bereich weniger Stunden lägen bzw. Zeiten über 150 h. V - 17 100 t35 in h AK2 90 AK1 80 CK2 70 AK3 60 50 CK1 40 30 BK1 20 BK2 10 0 10 15 20 25 30 35 40 45 50 cR in % Abb. 4-9: Verfestigungsende der Kesselstäube (bei q = 10 %) Einschränkend muß jedoch angemerkt werden, dass bei einer Feststoffkonzentration von 30 % die Fließfähigkeit der einzelnen Dickstoffe unterschiedlich ist. Einige Gemische befinden sich bei cR = 30% an der Mischbarkeitsgrenze und haben einen hohen Fließwiderstand, andere Gemische sind an der Sedimentationsgrenze und weisen dementsprechend günstigere Förderbedingungen auf. Eine Zusammenstellung aller ermittelten Verfestigungszeiten der Kesselstäube ist in Bild 4.10a...g (ganzseitige Darstellungen auf den folgenden Seiten) zu sehen. Es sind die Verfestigungszeiten t35 sowie t5 (Werte in der Klammer) für die jeweiligen cR- und q-Werte angegeben. Desweiteren ist der Verfestigungsbereich gekennzeichnet. V - 18 V - 19 V - 20 4.2.1.1.2 Reaktionsprodukte In der Gruppe der Reaktionsprodukte treten beträchtliche Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung auf. Es ist somit in Frage zu stellen, ob überhaupt von einer Gruppe gesprochen werden kann. Gerade in den Reinigungsstufen unterscheiden sich die MVA maßgeblich. Hier kommt neben der gewählten Reinigungstechnologie zusätzlich auch verstärkt gegenüber den Kesselstäuben die unterschiedliche Müllzusammensetzung zum Tragen. Abb. 4-11 (ganzseitige Darstellung auf der folgenden Seite) zeigt die Phasenanalyse der Reaktionsprodukte. Die Reaktionsprodukte der Anlagen A und B haben hohe Anteile an Silikaten und Quarz, bei Anlage C fehlen die Komponenten fast vollständig. Dafür ist bei Anlage C ein sehr hoher Anteil an Alkalichloriden zu verzeichnen. Anteile an Calciumhydroxid und Erdalkalichloriden treten besonders bei Anlage A auf. Diese starke Variation in der Zusammensetzung läßt Probleme bei der Vereinheitlichung der Verfestigungseigenschaften erwarten. In Abb. 4-12 sind die Verfestigungsbereiche der Reaktionsprodukte (bei q = 10 % MgO,1) dargestellt. Es läßt sich kein allgemeingültiger cR-Wert festlegen, der in jedem Fall zu einer Verfestigung führt. Dabei spielen zusätzlich die physikalischen Einflußfaktoren eine nicht unwesentliche Rolle. Der Hauptgrund für das Verhalten ist jedoch in der chemischen Zusammensetzung zu suchen. Das Reaktionsprodukt der Anlage A hat die ungewöhnliche Eigenschaft, bei höheren Feststoffkonzentrationen nicht mehr zu verfestigen. Das liegt an dem gleichzeitigen Vorhandensein von CaCl2 und Ca(OH)2. Dieser Einfluß wird unter Punkt 4.2.1.2 näher untersucht. 50 cR [%] 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 AR BR CR Abb. 4-12: Verfestigungsbereiche der Reaktionsprodukte (bei q = 10 % MgO1) V - 21 V - 22 In Abb. 4-13 sind die Verfestigungszeiten (bei q = 10 %) aufgetragen. Zu erkennen ist das Ansteigen der Kurve für AR mit steigender Feststoffkonzentration. BR zeigt dagegen ein normales Verfestigungsverhalten. Bei CR, welches ohnehin selbstverfestigend ist, kommt es zu einer schnellen Verfestigung mit Zeiten von unter 20 h. 100 t35 in h 90 80 70 60 50 BR 40 30 AR 20 CR 10 0 10 15 20 25 30 35 40 45 50 c R in % Abb. 4-13: Verfestigungszeiten der Reaktionsprodukte (bei q = 10 %) Eine Zusammenstellung aller cR-q-Felder mit den ermittelten Zeiten t35 sowie t5 (Werte in der Klammer) der Reaktionsprodukte zeigt Abb. 4.14a...c (ganzseitige Darstellung auf der folgenden Seite). V - 23 V - 24 4.2.1.1.3 Filterstäube Die feinkörnigen Filterstäube sind vor allem gekennzeichnet zum einen durch den Chlorgehalt und zum anderen durch den Kalziumgehalt, offensichtlich herrührend von der Müllzusammensetzung (Ca-Gehalt) sowie der Rauchgastechnologie (Cl-Entzug zur Salzsäuregewinnung). Abgesehen vom Silikatgehalt dominiert so bei den Anlagen B und C der Chlorid- und Sulfatgehalt, bei der Anlage A neben Kalziumchlorid Löschkalk in bedeutendem Umfang. Eine Gruppierung der anfallenden Filterstäube ist somit gegeben nach dem Umfang eingebrachten Kalkes bzw. von Chloriden (ggf. zu beachten die Cl-Ausschleusung bei der Rauchgasreinigung). Die Phasenanalyse im einzelnen ist in der Abb. 4-15 angegeben (ganzseitige Darstellung auf der folgenden Seite). Abb. 4-16 zeigt die Verfestigungsbereiche der Filterstäube (bei q = 10% MgO,1). Es zeigt sich ein analoges Verhalten wie bei den Kesselstäuben und Reaktionsprodukten. Verfestigung im Bereich von Konzentrationen cR = 30...40% tritt ein. 50 cR [%] 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 AF1AF2BF1BF2BF3CF1CF2 Abb. 4-16: Verfestigungsbereich der Filterstäube bei (q = 10 %) V - 25 V - 26 Der hohe Löschkalkgehalt bei Anlage A bewirkt auch hier ein andersartiges Verhalten; nur bei niedrigen Konzentrationen ist eine Verfestigung zu beobachten. Eine Ausweitung des Bereiches ist dann hier, wie zumeist gegeben, durch einen höheren Bindemittelzusatz möglich (s. Abb. 4-18). Die Verfestigungszeiten (Abb. 4-17) zeigen für die Anlagen B und C eine gute Übereinstimmung. Durch Veränderung der Feststoffkonzentration lassen sich beliebige Verfestigungszeiten zwischen 20...100 h einstellen. Die Verfestigung der Filterstäube von Anlage A stellt sich wesentlich anders dar. Bei cR = 15% werden sehr kurze Verfestigungszeiten erzielt. Oberhalb von cR = 20% steigen die Zeiten stark an, bis schließlich keine Verfestigung mehr erreicht wird. 100 t35 in h CF2 90 CF1 80 70 BF1 60 50 BF2 40 AF1 30 AF2 BF3 20 10 0 10 15 20 25 30 35 40 45 50 cR in % Abb.: 4-17: Verfestigungsende der Filterstäube (bei q=10%) Eine Zusammenstellung aller ermittelten Verfestigungszeiten der Filterstäube ist in den Bildern 4.18a...g zu sehen. Es sind die Verfestigungszeiten t35 sowie t5 (Werte in der Klammer) für die jeweiligen cR- und q-Werte angegeben. Desweiteren ist der Verfestigungsbereich gekennzeichnet (ganzseitige Darstellungen auf den folgenden Seiten). V - 27 V - 28 V - 29 4.2.1.2 Einfluß einzelner Phasen auf die Verfestigung Wie im vorherigen Abschnitt deutlich wurde, haben bestimmte Phasen einen starken Einfluß auf die Verfestigungszeiten. Die bisherigen Untersuchungen ergaben, dass die deutlichsten Einflüsse offenbar von Ca(OH)2, ggf. in Kombination mit CaCl2 ausgingen. Der Einfluß des Gehaltes an einzelnen Phasen wird deshalb nachfolgend dargestellt. Zur näherungsweisen Erfassung der Abhängigkeiten werden dabei einzelne untersuchte RGRP durch Zugabe ausgewählter Phasen entsprechend modifiziert. 4.2.1.2.1 Einfluß von CaCl2 Die Verfestigungsuntersuchungen wurden am Beispiel zwei grundlegend verschiedenen RGRP durchgeführt, dem Kesselstaub AK2 und dem Filterstaub BF2. AK2 ist durch einen hohen Anteil an Quarz gekennzeichnet, BF2 durch nahezu gleiche Anteile an Quarz, Erdalkalisulfaten und Alkalichloriden (siehe auch Phasenanalyse). Beide RGRP enthalten kein CaCl2. Im Abb. 4-19 sind die Verfestigungszeiten (für cR = 30 %, q = 10 % MgO,1) in Abhängigkeit vom Zusatz CaCl2 dargestellt. Verfestigungsende in h AK2 BF2 140 120 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 Anteil CaCl2 am RGRP in Massen-% Abb. 4-19: Verfestigungszeiten in Abhängigkeit vom Anteil CaCl2 Bis zu einem Massenanteil von 20 % hat das CaCl2 kaum einen Einfluß auf die Verfestigungszeit. Allenfalls ist mit einer leichten Verkürzung der Verfestigungszeit zu rechnen. Oberhalb von 20% kommt es allerdings zu einer Verlängerung der Verfestigungszeit. V - 30 4.2.1.2.2 Einfluß Ca(OH)2 Für die gleichen RGRP wie bei den Untersuchungen mit CaCl2 wurde weiterhin der Einfluß von Ca(OH)2 ermittelt. (Beide Ausgangsprodukte enthalten auch hier keinen Löschkalk). In Abb. 4-20 sind die Verfestigungszeiten (für cR = 30 %, q = 10 % MgO,1) in Abhängigkeit vom Zusatz Ca(OH)2 dargestellt. Verfestigungsende in AK2 BF2 140 120 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 Anteil Ca(OH)2 am RGRP in Massen-% Abb. 4-20: Verfestigungszeiten in Abhängigkeit vom Anteil Ca(OH)2 Es zeigt sich bei allen Verläufen der gleiche Trend. Geringe Mengen Ca(OH)2 bewirken eine Verkürzung der Verfestigungszeit. Bei cR-Werten von etwa 30 % Ca(OH)2 am RGRP ist eine deutliche Verlängerung der Verfestigungszeit festzustellen. Eine weitere Erhöhung des Ca(OH)2-Anteils auf ca. 50 Massenprozent läßt den Dickstoff schnell ansteifen und die Verfestigungszeiten werden wieder kürzer. 4.2.1.2.3 Einfluß von CaCl2 und Ca(OH)2 in Kombination Am Beispiel des Kesselstaubes AK3 wurde der Einfluß der Kombination der beiden Komponenten CaCl2 und Ca(OH)2 untersucht. Das Verhältnis der beiden Stoffe betrug jeweils 50:50. Dabei ergaben sich für cR = 30 %, q = 10 % MgO,1 folgende Verfestigungszeiten (Abb. 4-21). V - 31 Verfestigungsende in h 140 120 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil Ca(OH)2 + CaCl2 in Gew % Abb. 4-21: Verfestigungszeiten in Abhängigkeit vom Anteil CaCl2 + Ca(OH)2 Bei Massenanteilen von 20...30 % erreicht die Verfestigungszeit ein Minimum. Bei höheren Anteilen verlängert sich die Verfestigungszeit bis schließlich bei > 90 % die Probe nicht mehr verfestigt. Zwar ist ein Ansteifen der Probe durch den Anteil Ca(OH)2 zu verzeichnen, zur Verfestigung kommt es aber nicht. Das Verhalten der Suspension bei künstlicher Erhöhung der CaCl2 bzw. Ca(OH)2-Anteile bestätigt in erster Näherung die festgestellten Verhaltensweisen bei den Aschen der Anlagen A mit hohen Kalziumgehalten. 4.2.1.2.4 Einfluß von Silikaten und Quarz Quarz hat keinen Einfluß auf die chemische Abläufe im Dickstoff. Er dient lediglich als Füllstoff. Dies wiederum ist positiv für die Voraussagbarkeit des Verfestigungsverhaltens. Je höher der Anteil an Quarz im RGRP (siehe Kesselstäube) desto besser läßt sich das Verfestigungsverhalten abschätzen. Der Verfestigungsbeitrag soll ohnehin vom Bindemittel ausgehen. 4.2.1.2.5 Einfluß Erdalkalisulfate Treten Erdalkalisulfate in großen Konzentrationen auf, so lassen sie die Probe verfestigen. Siehe hierzu das Verhalten von CR. Mit einer Konzentration des CaSO4⋅0,5 H2O von 80 % wurde die Zugabe von Bindemittel überflüssig. Geringere Anteile CaSO4, wie sie in den anderen RGRP in der Größenordnung bis 28 % auftreten, lassen keine Selbstverfestigung zu. V - 32 4.2.1.2.6 Einfluß Alkalichloride Hohe Konzentrationen an NaCl bzw. KCl, finden sich in den Filterstäuben der Anlage C. Zusammen erreichen sie Werte bis 60 %. Auch in den Filterstäuben der Anlage B werden Anteile um ca. 30 % ausgewiesen. Wie die Verfestigungsergebnisse dieser Dickstoffe zeigen, geht von diesen Chlorverbindungen offensichtlich kein negativer Einfluß auf das Verfestigungsverhalten aus. 4.2.2 Bindemitteleinsatz Die Untersuchungen zeigten, dass eine Verfestigung – von Ausnahmen abgesehen - ohne Bindemittelzusatz nicht zu erwarten ist. Der Verfestigungsprozeß wird vom Zusammenwirken von Bindemittel und Flüssigkeit herbeigeführt. Um die Verfestigungsmöglichkeiten von Bindemitteln beurteilen zu können, soll das System Bindemittel/Flüssigkeit separat betrachtet werden. Als Flüssigkeit wurde überwiegend Q-Lauge herangezogen, ergänzend soll hier auch Wasser genutzt werden. Als Bindemittel wurden verwendet: • • • Magnesiumoxid in Variation (MgO,1 bzw. MgO,2) Braunkohlenasche in Variation (BKA,1 bzw. BKA,2) Steinkohlenasche (SKA) Die folgenden Tabellen zeigen eine kurze Charakterisierung dieser Bindemittel. ρ in g/cm³ d0.5 in µm MgO,1 28 3,35 MgO,2 38 3,33 BKA,1 18,8 2,90 BKA,2 20,1 2,92 SKA 9,4 2,32 Tab. 4-1: Physikalische Eigenschaften der Bindemittel MgO CaO SiO2 Al2O3 Fe2O3 SO3 MgO,1 96,0 1,8 MgO,2 84 BKA,1 4,3 44,7 21,7 13,8 4,6 10,3 BKA,2 1,5 54,5 9,5 5,9 1,9 22,9 SKA 1,4 8,0 45,3 29,5 4,4 1,2 Tab. 4-2: Chemische Zusammensetzung der Bindemittel Die Abb. 4-22 zeigt die Verfestigungszeiten der verschiedenen Bindemittel in der Suspension mit Q-Lauge. V - 33 Verfestigungsende 150 140 SKA 130 120 110 100 90 BKA 80 BKA 70 60 50 40 30 20 MgO 10 MgO 0 15 20 25 30 35 40 45 50 cR in % Abb. 4-22: Verfestigungszeiten der Bindemittel im System mit Q-Lauge Das Magnesiumoxid 1 bzw. 2 stellt in Zusammenhang mit Q-Lauge das ideale Bindemittel dar. Der zugrunde liegende Bindungsmechanismus ist die Sorelzementbildung. Die Verfestigung gelingt zügig, (3...9 h), auch bei geringen Feststoffkonzentrationen. Problematischer stellt sich der Verfestigungsverlauf bei BKA,1 bzw. 2 dar. Bei höheren Konzentrationen steifen sie schnell an und verfestigen innerhalb einer Stunde. Bei niedrigeren Konzentrationen folgt schnell der Bereich, wo keine Verfestigung mehr möglich ist. Die SKA besitzt wenig Verfestigungs-Potential. Erst bei sehr hohen Konzentrationen (cR > 42 %) kommt es zur Verfestigung, allerdings erst bei sehr hohen Reaktionszeiten. Beim System Bindemittel/Wasser ändern sich die Verhältnisse deutlich (Abb. 4-23). Verfestigungsende in h 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 15 SKA BKA BKA MgO MgO 20 25 30 35 cR in % 40 45 Abb. 4-23: Verfestigungszeiten der Bindemittel im System mit Wasser 50 V - 34 Das Magnesiumoxid verfestigt verzögert gegenüber dem Zusammenwirken mit Q-Lauge. Besonders MgO,2, mit etwas geringerem Reinheitsgrad, zeigt deutlich schlechter Ergebnisse und führt zu Verfestigungszeiten von mehr als 30 h. Die BKA,1 bzw. 2 zeigen im System mit Wasser einen etwas stetigeren Verlauf der Verfestigungszeiten in Abhängigkeit von der Konzentration. Durch Variation von cR sind sie somit gut einstellbar. Die günstigeren Verfestigungseigenschaften gegenüber dem System mit Q-Lauge sind offensichtlich auf die hohen Anteile an Calciumverbindungen (Freikalk und Anhydrit) zurückzuführen. Auch das Verfestigungsverhalten der Steinkohlenasche verbessert sich beim Einsatz von Wasser. Für sie trifft das gleiche zu, wie für die BKA,1 bzw. 2. Nach der singulären Betrachtung des Verhaltens der Bindemittel soll nachfolgend beispielhaft auf das Dickstoffsystem übergegangen werden. Untersucht werden typische Kesselstäube und ein Filterstäube. Für den Kesselstaub kamen die Proben AK2 und AK3 zum Einsatz, für den Filterstaub die Proben BF2 und BF3. 4.2.2.1 Magnesiumoxid (MgO) Zunächst sollen die Ergebnisse des MgO,1 ausgeführt werden. In Abb. 4-24 sind im cR-q-Feld am Bsp. AK2/MgO,1/Q die Verfestigungszeiten dargestellt (s. Abb. 4-10b). Bereits ab q = 5 % tritt die Verfestigung des Dickstoffes ein. Mit höherem Bindemittelanteil läßt sich die Verfestigungszeit weiter verkürzen. 25 Anteil Bindemittel [%] Sedimentation 20 15 10 5 nicht mischbar 43 72 50 86 82 80 keine Verfestigung 0 15 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-24: Verfestigungsfeld des Dickstoffes AK2/MgO,1/Q V - 35 Ein ähnliches Bild ergibt sich für das System BF2/MgO,1/Q (Abb. 4-25; s. auch Abb. 4-10d). Bei genügend hoher Feststoffkonzentration ist eine Verfestigung bei einem Bindemittelanteil von 5% möglich. Bei cR = 10% ist über den gesamten Mischbarkeitsbereich eine Verfestigung gegeben. 25 Anteil Bindemittel [%] nicht mischbar Sedimentation 20 15 10 5 47 84 45 30 37 33 keine Verfestigung 0 15 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-25: Verfestigungsfeld des Dickstoffes BF2/MgO,1/Q Die Ergebnisse für MgO,2 am Bsp. AK2/MgO,2/Q zeigt Abb. 4-26. Grundsätzlich ergibt sich der gleiche Mischbarkeitsbereich und auch ein ähnlicher Verfestigungsbereich. Für die Verfestigung, beginnend erst bei q = 10 % sind auf Grund des Anteils anderer Komponenten (Verunreinigung) etwas höhere Zugaben an MgO,2 erforderlich. 25 Anteil Bindemittel [%] 20 10 Sedimentation 15 nicht mischbar 80 52 →∞ →∞ 5 keine Verfestigung 0 15 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-26: Verfestigungsfeld des Dickstoffes AK2/MgO,2/Q Schlußfolgernd kann gesagt werden, dass MgO sehr gute Verfestigungseigenschaften im Dickstoffsystem bietet. Dazu zählen: • geringer erforderlicher Bindemittelanteil (empfehlenswert 10%) • Gewährleistung der Verfestigung über einen großen Mischbarkeitsbereich • günstige Verfestigungszeiten durch Sorelzementbildung, die erst einige Stunden nach dem Anmischen eine Verfestigungswirkung zeigt. V - 36 4.2.2.2 Braunkohlenaschen (BKA) Beim Einsatz von BKA,1 als Bindemittel wird deutlich, dass ein höherer Anteil Bindemittel benötigt wird, als im System mit MgO. Je nach Feststoffkonzentration sind dies beim System AK2/BKA,1/Q Anteile von 10...40 %. (siehe Abb. 4-27) Anteil Bindemittel [%] 26 →∞ Sedimentation 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 110 →∞ 40 98 nicht mischbar keine Verfestigung 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-27: Verfestigungsfeld des Dickstoffes AK2/BKA,1/Q Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Dickstoffsystem AK2/BKA,2/Q (Abb. 4-28). Jedoch zeigt sich, dass, wenn es zur Verfestigung kommt, die Zeiten kurz sind. Die schnellen Abbindeprozesse werden durch die Calciumverbindungen, welche in hohem Anteil in der BKA,2 vorhanden sind, eingeleitet. Anteil Bindemittel [%] 7 14 Sedimentation 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 →∞ nicht mischbar 29 15 →∞ keine Verfestigung 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-28: Verfestigungsfeld des Dickstoffes AK2/BKA,2/Q Wird als RGRP ein Filterstaub eingesetzt, so ist grundsätzlich das gleiche Verhalten zu registrieren (Abb. 4-29 System BF2/BKA,1/Q). Unterschiede gibt es nur im Mischbarkeitsbereich. Da sowohl BF2 wie auch BKA,1 einen großen Mischbarkeitsbereich besitzen, trifft dies auch auf das Gemisch zu. V - 37 Anteil Bindemittel [%] →∞ Sedimentation 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 nicht mischbar 50 3 →∞ 19 110 keine Verfestigung 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-29: Verfestigungsfeld des Dickstoffes BF2/BKA,1/Q Da BKA,1 einen geringeren Anteil an Calciumverbindungen als BKA,2 (siehe Stoffwerte) aufweist, gestaltet sich das Verfestigungsfeld ungünstiger (Vergleich zu Abb. 4-30 System BF2/BKA,2/Q). Anteil Bindemittel [%] 24 →∞ nicht mischbar 3 59 Sedimentation 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 33 3 13 keine Verfestigung 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-30: Verfestigungsfeld des Dickstoffes BF2/BKA,2/Q Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die BKA, zumindest in der vorliegenden Schwankungsbreite der chemischen Zusammensetzung, nur als bedingt geeignetes Bindemittel eingestuft werden können. Negativ wirken sich dabei aus: • große erforderliche Zugabemenge • genaue Einstellung der Feststoffkonzentration notwendig (geringe Änderungen von cR bewirken große Änderungen in den Verfestigungszeiten) V - 38 4.2.2.3 Steinkohlenasche (SKA) Die SKA bietet nur ein geringes Potential für eine Verfestigung, was sich bereits beim System SKA/Q zeigte. Dieses Verhalten setzt sich im Dickstoffsystem fort. Lediglich im Bereich der Mischbarkeitsgrenze und ab q = 40 % verfestigt der Dickstoff AK3/SKA/Q (Abb. 4-31). Sedimentation Anteil Bindemittel [%] 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 →∞ →∞ 30 →∞ nicht mischbar keine Verfestigung 20 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-31: Verfestigungsfeld des Dickstoffes AK3/SKA/Q Die Kombination von Filterstaub läßt zwangsläufig kein anderes Verhalten erwarten. Abb. 4-32 macht dies deutlich. Wiederum verfestigen die Gemische nur an der Mischbarkeitsgrenze. Sedimentation Anteil Bindemittel [%] 40 35 30 25 20 15 10 5 0 15 20 →∞ 26 →∞ 40 keine Verfestigung 25 30 35 40 45 50 cR [%] Abb. 4-32: Verfestigungsfeld des Dickstoffes BF3/SKA/Q Auf Grund der hohen erforderlichen Zugabemenge und der Tatsache, dass nur Gemische nahe der Mischbarkeitsgrenze verfestigen, also lediglich ein geringer Arbeitsbereich zur Verfügung steht, muß SKA als ein ungeeignetes Bindemittel eingestuft werden. V - 39 4.3 Prozeßabhängigkeit Die Verfestigungszeit des Dickstoffes ist abhängig von Prozeßgrößen wie der Mischungsgüte, gekennzeichnet auch durch die Scherintensität und die Scherdauer. Diese Parameter sind durch Anwendung der verschiedenen Anmischsysteme (siehe Kapitel 2.3.1) und Variation der Mischzeit zu simulieren. Am Beispiel des Dickstoffes BF2/MgO,1/Q seien die Verfestigungszeiten in Abb. 4-33 dargestellt. 80 Verfestigungsende in h 70 60 50 40 30 20 10 0 manuell 30 60 90 min Viscomat 30 60 min Kneter Abb. 4-33: Verfestigungszeiten bei verschiedenen Anmischsystemen bzw. Mischzeiten Mit längerer Mischzeit (ab 30 min) wird die Verfestigungszeit kürzer. Eine Verlängerung der Mischzeit über 60 min bringt keine erkennbare weitere Verkürzung. Weiterhin zeigt sich eine Abhängigkeit der Verfestigungszeit von der Mischintensität. Der Kneter, der die intensivste Durchmischung realisiert, bewirkt die kürzesten Verfestigungszeiten. Nachfolgend ordnet sich der Viscomat und das manuelle Anmischen ein. Gründe für die Verkürzung der Verfestigungszeit bei größerer Mischintensität bzw. –dauer sind: • vollständigeres Vermischen der einzelnen Komponenten des Dickstoffes • partielle Temperaturerhöhungen (hervorgerufen durch den Vorgang des Scherens), welche sich positiv auf den Ablauf der chemischen Reaktionen auswirken Für alle RGRP im System MgO,1/Q (q=10%) ist in Abb. 4-34 das Verfestigungsende bei manueller Anmischung im Vergleich zu der bei 1-stündiger Vorscherung im Viscomat gegenübergestellt. Es gibt Unterschiede im Maß der Änderung der Verfestigungszeit. Im Allgemeinen stellt sich eine Verkürzung der Verfestigungszeit von 0...25 h ein. Bei kurzen Verfestigungszeiten von z. B. 20 h kann dies zu einer drastischen Einschränkung der zur Verfügung stehenden Transportzeit führen. V - 40 150 Verfestigungsende in h 140 manuelles Anmischen 130 Viscomat 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 AK1AK2AK3BK1BK2CK1CK2AR BR CR AF1AF2BF1BF2BF3CF1CF2 Abb. 4-34: Verfestigungsende mit und ohne Vorscherung Abweichungen vom allgemeinen Verhalten liegt vor in den Grenzbereichen des Verfestigungsfeldes, d.h. im Bereich der Mischbarkeitsgrenze und der Grenze zum minimal erforderlichen Bindemittelanteil. Verfestigungsende in h 140 manuelles Anmischen 130 Viscomat keine Verfestigung 150 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 AK1 BK2 CK1 CK2 BR CF1 CF2 Bereich der Mischbarkeitsgrenze BF1 BF2 BF3 Bereich der Grenze auf Grund von zu geringem Bindemittelanteil Abb. 4-35: Verfestigung mit und ohne Vorscheren (in Grenzbereichen des Verfestigungsfeldes) V - 41 Im Bereich der Mischbarkeitsgrenze (Abb. 4-35, linker Teil) ist neben der Verkürzung auch eine Verlängerung der Verfestigungszeit beobachtet worden. Grund für dieses Verhalten ist möglicherweise die Zerstörung sich aufbauender Strukturen durch fortgesetztes Scheren. Im Bereich der Verfestigungsgrenze auf Grund minimalen Bindemittelanteils, in dem die Verfestigung nur sehr langsam abläuft (Abb. 4-35, rechter Teil, Probe BF3), ist eine Verkürzung der Verfestigungszeit von 100 h registriert worden. Im Falle der Probe BF1 wurde durch das Vorscheren im Viscomat die Verfestigung überhaupt erst ermöglicht. 5 Begleiterscheinungen bei der Verfestigung Die im Folgenden behandelten Aspekte vermitteln Erkenntnisse, mit welchen Erscheinungen beim Versatz der hier behandelten Stoffe zu rechnen ist. So ist es unerwünscht, dass beträchtliche Temperaturerhöhungen auftreten oder dass eine Gasentwicklung zu verzeichnen ist. Auch sollte bekannt sein, ob die verfestigte Masse eventuell ein größeres Volumen als die Suspension hat. 5.1 Wärmetönung Die mit dem Vermischen der einzelnen Komponenten eingeleiteten Reaktionen sind zumeist exothermer Natur. Somit kommt es zu einer Temperaturerhöhung der Suspension. Die Differenz zwischen dieser Temperatur und der Umgebungstemperatur wird Wärmetönung genannt. Die Höhe der Wärmetönung ist abhängig von der chemischen Zusammensetzung des RGRP bzw. Bindemittels sowie von der jeweiligen Zugabemenge. Die deutlichste Temperaturerhöhung wird durch Reaktionen vor allem beim Vorliegen von CaO hervorgerufen. Abb. 5-1 zeigt die Wärmetönung bei Ordnung der Gemische nach dem CaO-Gehalt. 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Wärmetönung in K RGRP/MgO1/Q BKA/Q 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Anteil CaO in Masse-% Abb. 5-1: Abhängigkeit der Wärmetönung vom CaO-Anteil des Dickstoffes V - 42 Es zeigt sich eine annähernd proportionale Abhängigkeit der Wärmetönung vom Massenanteil CaO im Dickstoff. Je nach Anteil sind Temperaturerhöhungen bis zu 50 K beobachtet worden; diese Werte gelten für das System BKA/Q (Abb. 5-1, rechter Teil). Temperaturerhöhungen im Dickstoffsystem RGRP/MgO/Q wurden mit maximal 25 K (Abb. 5-1, linker Teil) festgestellt. Da unter Tage gegenüber dem Laborversuch von einer unbegrenzt großen Dickstoffmenge auszugehen ist, stellt die Wärmetönung gleichzeitig die Umgebungstemperatur dar. Es ist die damit verbundene Verringerung der Verfestigungszeiten zu beachten (siehe Kapitel 4.1.3). MgO, als wichtigster reaktiver Bestandteil des Dickstoffes, bewirkt keine Temperaturerhöhung. Ebenso verhält es sich mit inerten Materialien wie den Silikaten und den Alkalichloriden. 5.2 Gasentwicklung / Volumenzunahme Eine weitere Erscheinung, einher gehend mit den chemischen Reaktionen beim Verfestigungsprozess, ist die Gasentwicklung. Sie äußert sich hauptsächlich in einer Volumenzunahme des Dickstoffes, aber auch durch direkten Gasaustritt aus der Oberfläche. Die Volumenzunahme dürfte vor allem abhängig sein vom Anteil freien Aluminiums im RGRP. Durch die chemische Reaktion 2Al + 3H2O ⇒ Al2O3 + 3H2 entsteht Aluminiumoxid und Wasserstoff. An Hand der chemischen Analyse ist der Anteil freien Aluminiums nicht quantifizierbar, da Aluminium nur in der oxidischen Form Al2O3 ausgewiesen ist. Somit ist eine vorherige Abschätzung der zu erwartenden Volumenzunahme kaum möglich. Die chemische Analyse wies in allen RGRP Al2O3 nach. Eine Zuordnung dieser Werte zur ermittelten Volumenerhöhung brachte jedoch keine Korrelation. Die Höhe der Volumenzunahme ist sehr verschieden. Sie liegt im Bereich von 0...25% und ist maximal 2 h nach dem Anmischen abgeschlossen. Im Bereich der Mischbarkeitsgrenze des Dickstoffes tritt auf Grund der hohen Viskosität die Volumenzunahme nur in begrenztem Maße auf. Um die Volumenzunahme einzuschränken, muss der Wasserstoff aus dem Dickstoff ausgetragen werden. Je länger der Dickstoff geschert wird, desto mehr Gas kann ihm entweichen. Abb. 5-2 belegt dies: Volumenzunahme des Dickstoffes BF2/MgO,1/Q (cR=30%, q=10%) bei manuellem Anmischen (t=1min) im Vergleich zum Mischen im Viscomat nach verschiedenen Zeiten. Nach ca. 30 min ist der größte Teil der Gasblasen aus der Probe entwichen. Ein längeres Scheren bringt kaum eine weitere Abnahme des Volumens. Soll eine Gasentwicklung unter Tage ausgeschlossen werden, so ist eine Vorscherung des Dickstoffes von ca. 30 Minuten als zweckmäßig anzusehen. V - 43 25 Volumenzunahme 20 15 10 5 0 0 30 60 Vorscher-Zeit 90 Abb. 5-2: Volumenzunahme in Abhängigkeit von der Vorscherzeit 6 Eigenschaften des verfestigten Materials 6.1 Festigkeit Zwischen der Festigkeit der erhärteten Dickstoffsuspension und der Festigkeit einzelner Kristalle bestehen große Unterschiede. Die Festigkeit der Kristalle kann man als Materialfestigkeit ansehen. Beim Dickstoff spielt zwar die Materialfestigkeit durchaus keine untergeordnete Rolle, sie wird aber von der Gefügefestigkeit überdeckt. Für das Festigkeitsverhalten des Dickstoffsystems ist die Gefügefestigkeit letztlich ausschlaggebend. Die ermittelten Druckfestigkeiten liegen im Allgemeinen zwischen Werten von 0,6...3 N/mm². Maximalwerte liegen bei 6 N/mm², z. B. beim selbstverfestigenden RGRP CR (Anteil CaSO4⋅0,5H2O ca. 80%, siehe Phasenanalyse) bei hoher Feststoffkonzentration (cR=40%). Andererseits kommt es auch bei Lagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit und starker Hygroskopie zu einem Erweichen des verfestigten Materials. Tabelle 6-1 zeigt die Druckfestigkeit des Dickstoffes im Vergleich zu denen seiner Einzelbestandteile. Die Gefügefestigkeit des Dickstoffes liegt deutlich niedriger als die Druckfestigkeit der Einzelbestandteile. Mineral Quarz [SiO2] Kalkstein [CaCO3] Anhydrit [Ca(SO4)] MgO (eigene Messung) Gips [Ca(SO4) ⋅ 2H2O] Steinsalz [NaCl] Sylvinit [Gemisch aus KCl + NaCl] verschiedene Kalke verfestigter Dickstoff (eigene Messung) Druckfestigkeit in N/mm² 400 90...120 36...90 39...45 12,5...45 16...40 27...35 2...12 0,6...6 Tabelle 6-1: Druckfestigkeiten des Dickstoffes und dessen Einzelbestandteile V - 44 Die Druckfestigkeit des verfestigten Dickstoffes zeigt eine Abhängigkeit von der Feststoffkonzentration der Suspension und vom Bindemittelanteil. Mit steigender Feststoffkonzentration sowie steigendem Bindemittelanteil nimmt die Druckfestigkeit zu (Beispiele s. Abb. 6-1). Druckfestigkeit in N/mm² Druckfestigkeit in N/mm² 3 3 2,5 2,5 2 2 1,5 1,5 1 10 q in % 0,5 0 5 30 0,5 0 35 15 1 5 30 cR in % 10 q in % 40 cR in % Abb. 6-1: Druckfestigkeiten am Beispiel von BK1 (links) und BF2 (rechts) Die Druckfestigkeit ist darüberhinaus von der Art des Bindemittels abhängig. Abb. 6-2 zeigt beispielhaft die ermittelten Druckfestigkeiten bei Verwendung verschiedener Bindemittel (bei cR=30%). Mit MgO werden größere Druckfestigkeiten erreicht als mit Braunkohlenaschen. 2,5 Druckfestigkeit in N/mm² AK2 BR MgO1 BKA1 BKA2 MgO1 BKA1 BKA2 2 1,5 1 0,5 0 q in % 10 20 40 10 30 30 Abb. 6-2: Druckfestigkeiten mit verschiedenen Bindemitteln Selbst mit einem höheren Bindemitteleinsatz bei Verwendung der Braunkohlenaschen sind die Festigkeitswerte bei Nutzung vom MgO-Bindemittel nicht zu erreichen. V - 45 6.2 Durchlässigkeit Für die Beurteilung der Durchlässigkeit wurde der übliche Ansatz nach Darcy herangezogen: w = k⋅i ∆p A η ! = k ⋅ ∆p ⋅ H 2O V ρgl η l ! = w⋅A V ! w; V Als durch die Probe gepresste Flüssigkeit wurde Q-Lauge genutzt. Dies unter dem Gesichtspunkt, dass bei einer untertägigen Lagerung ebenfalls ein Zutritt gesättigter Lösung anzunehmen ist. Erhebliche Lösungserscheinungen sollten so vermieden werden. Die ermittelten k-Werte liegen in der Größe von 10-7 bis 10-10 (s. Tab 6-1). Die Dichtheit folgt in der Tendenz den ermittelten Festigkeitswerten. Erkennbar ist so auch eine Zuordenbarkeit zur Korngröße des eingesetzten Materials, s. Abb. 6-3. -7 k-Wert in m/s 104 3,5 -8 103 2,5 -9 102 1,5 -10 101 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 mittlerer Korndurchmesser d0,5 in µm Abb. 6-3: Durchlässigkeitsbeiwert in Abhängigkeit vom mittleren Korndurchmesser des RGRP (für cR = 30 %) Abb. 6-4 zeigt die ermittelten k-Werte im Vergleich zu Durchlässigkeitswerten verschiedener Bodenarten. Es ist für die verfestigten Dickstoffe eine relativ hohe Dichtheit festzustellen. V - 46 -4 107 k-Wert [m/s] -5 106 -6 105 -7 104 -8 103 -9 102 -10 101 -11 10 0 Dickstoff Kies Sand schluffiger Ton Schluff Geschiebelehm Abb. 6-4: Durchlässigkeitsbeiwerte des verfestigten Dickstoffes und anderen Böden Eine Übersicht über alle gemessenen Darcy-Faktoren gibt Tabelle 6-1. RGRP Bindemittel cR in % q in % Darcy-Faktor in m/s AK1 AK2 AK2 AK2 AK2 AK3 AR AF1 AF1 AF2 AF2 BK1 BK2 BK2 BR BR BR BR BR BF1 BF2 BF2 BF2 BF3 CK1 CK1 CK2 CR CR CF1 CF1 CF2 MgO,1 MgO,1 MgO,2 BKA,1 BKA,2 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,2 MgO,1 MgO,2 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 BKA,1 BKA,2 MgO,1 MgO,1 BKA,1 BKA,2 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 MgO,1 30 30 30 30 35 30 25 20 20 20 20 30 30 30 30 30 35 35 35 40 40 35 40 40 30 40 30 30 30 30 40 30 10 10 10 20 30 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 5 20 20 10 10 20 20 10 10 10 10 10 10 10 10 10 8,5⋅10-9 4,2⋅10-8 6,3⋅10-8 2,3⋅10-7 6,7⋅10-8 3,8⋅10-8 6,8⋅10-9 8,1⋅10-9 1,9⋅10-8 6,5⋅10-9 3,3⋅10-8 6,1⋅10-9 1,5⋅10-8 8,9⋅10-9 3,8⋅10-9 9,3⋅10-9 8,1⋅10-10 4,4⋅10-8 1,5⋅10-7 6,3⋅10-9 1,3⋅10-9 8,4⋅10-8 4,7⋅10-8 1,9⋅10-8 2,4⋅10-8 9,8⋅10-9 1,2⋅10-8 5,0⋅10-9 4,1⋅10-9 2,0⋅10-9 7,8⋅10-10 6,7⋅10-10 Tab. 6-1: Übersicht aller gemessenen Durchlässigkeitsbeiwerte V - 47 7 Zusammenfassung Die Untersuchungen haben gezeigt dass eine Selbstverfestigung der RGRP/Lauge-Suspension nicht zu erwarten ist. Der Einsatz von Bindemittel ist notwendig. Die besten Verfestigungseigenschaften lassen sich mit dem Bindemittel MgO erzielen. Die Korngröße des RGRP bestimmt die Größe des Mischbarkeitsbereiches des Dickstoffes. Gröbere RGRP haben einen kleinen Mischbarkeitsbereich und feinere RGRP einen größeren Mischbarkeitsbereich. Eine Verallgemeinerung des Verfestigungsverhaltens bezüglich einer einheitlichen Feststoffkonzentration ist, bedingt durch die Variation der chemischen Zusammensetzung der RGRP, nicht möglich. Nur durch Kenntnis der vorliegenden Phasen können Rückschlüsse auf das Verfestigungsverhalten gezogen werden. Ein intensives Mischen verkürzt die Verfestigungszeit. Eine erhöhte Umgebungstemperatur, welche durch die Verhältnisse unter Tage bzw. durch den Dickstoff selbst hervorgerufen wird, verkürzt die Verfestigungszeit. Die Gasentwicklung äußert sich bei in Ruhe belassenen Proben in einer Volumenzunahme, im Ausnahmefall bis zu 25%. Bei Mischen und weiterer Scherung / Umwälzung kann das Gas entweichen; ein Zeitraum von etwa 30 min erwies sich dafür als ausreichend. Das verfestigte Material ist begehbar und hat im Durchschnitt eine Druckfestigkeit von 0,6...3 N/mm². Das verfestigte Material erreicht Durchlässigkeitsbeiwerte, die im Schnitt niedriger liegen, als bei allen anderen Böden. V – Anlage A - 1 Anlage A Eingesetzte Gerätetechnik V – Anlage A - 2 Inhalt: Seite A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A-3 A-4 A-5 A-5 A-6 A-7 A-8 A-9 Dichtebestimmung Korngrößenanalyse Eluatwerte Verfestigungsverhalten Wärmetönung Volumenzunahme Druckfestigkeit Dichtheit V – Anlage A - 3 A: Eingesetzte Gerätetechnik A1. Dichtebestimmung • Feststoffdichte Die Bestimmung der Feststoffdichte ist die Grundlage für die Berechnung der Mischungsansätze zur Herstellung der Gemische. Die Dichte ρ (Reindichte) ist der Quotient aus Feststoffmasse m und Feststoffvolumen V. ρM = m V Für die Messung stand ein Helium-Pyknometer zur Verfügung. Das Meßprinzip beruht auf der Messung der Druckänderung beim Expandieren des Meßgases aus der Probenkammer in eine Expansionskammer. Berechnungsgrundlage ist demnach die Zustandsgleichung des idealen Gases. Die Dichtebestimmung erfolgt nach DIN 52102. • Flüssigkeitsdichte Die Kenntnis der Flüssigkeitsdichte ist für die Durchlässigkeitsversuche nötig, bei denen sie in die Berechnungen einfließt. Die Flüssigkeitsdichte ergibt sich zu ρ FL = m Fl VFl Für die Bestimmung der Dichte wurde ein Flüssigkeitspyknometer eingesetzt. Das Meßprinzip beruht auf der Ermittelung der Probenmasse bei vorgegebenem Probenvolumen. Die Temperatur wird als konstant vorausgesetzt. Grundlage der Messungen bildet die DIN 12797. • Schüttdichte Die Schüttdichte ergibt sich aus dem Quotienten der Masse und dem Schüttvolumen. ρS = m VS Für die Laboruntersuchungen hat die Schüttdichte keine Bedeutung. In der Praxis des untertägigen Verbringens ist ihre Kenntnis jedoch nicht unwesentlich bei der Bereitstellung der Materialien. Die Schüttdichte wird nach DIN 52110 ermittelt. V – Anlage A - 4 A2. Korngrößenanalyse Die Korngrößenanalyse ist eine wichtige Voruntersuchung zur Charakterisierung der RGRP und Bindemittel. Durch sie können bereits, gekoppelt mit der Kenntnis der Reindichte, erste Rückschlüsse auf die Mischbarkeit der PGRP und Bindemittel sowie deren späteren Rohrtransport gezogen werden. Die hier zu untersuchenden Stoffe haben erfahrungsgemäß Korngrößenanteile von <50µm. Da bei der klassischen Siebanalyse bei dieser Größenordnung bereits mit größeren Fehlern zu rechnen ist, erschien sie nicht als das geeignete Meßverfahren. Stattdessen wurde das Lasermeßgerät „Mastersizer X“ eingesetzt. Das Meßprinzip beruht auf der Erfassung und Auswertung der durch die zu messenden Partikel hervorgerufenen Streuung eines Laserstrahls. Der mögliche Meßbereich betrug von 0,1...2000µm. Die Auswertesoftware bietet als Ergebnis verschiedene spezielle Durchmesser an. Diese sind im einzelnen: d(0.5) -Medianwert; die Volumen-Verteilungssumme nimmt den Wert 0,5=50% an d(0.1) -die Volumen-Verteilungssumme nimmt den Wert 0,1=10% an d(0.9) -die Volumen-Verteilungssumme nimmt den Wert 0,9=90% an D[4,3] -Mitteldurchmesser der Volumenverteilung (De Broucker-Durchmesser; berechnet wie folgt: ∑ Vi d i D 4, 3 = ∑ Vi D[3,2] -Mitteldurchmesser der Oberflächenverteilung (Sauter-Durchmesser); berechnet wie folgt ∑ Vi D 3,2 = V ∑ di i Als Grundlage dienen die folgenden DIN-Vorschriften: DIN 66160 (Messen disperser Systeme; Begriffe) DIN 66161 (Partikelgrößenanalyse; Formelzeichen, Einheiten) DIN 66141 (Darstellung von Korngrößenverteilungen) V – Anlage A - 5 A3. Eluatwerte Die Gewinnung von Eluat eines RGRP stellt die Grundlage für die Untersuchungen des pHWertes und der elektischen Leitfähigkeit dar. 10 g Material werden mit 100 ml destilliertem Wasser in einen Glaskolben gegeben, der anschließend verschlossen wird. Das Gemisch wird 24 h mit einem Schüttler in Bewegung gehalten. Nach Ablauf der Zeit wird das Gemisch filtriert. Im Filtrat werden der pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit gemessen. Die Untersuchung wird in Anlehnung an DIN 38141 (Teil 4) durchgeführt. • pH-Wert Der pH-Wert ist Maß für die saure oder alkalische Eigenschaft einer Lösung. Er kann Hinweise über die chemischen Prozesse bei Reaktionen mit den Reststoffen geben. Zum Einsatz kam das Digital-pH-Meter, Typ 647 der Fa. Knick. Der pH - Wert wird nach DIN 19261 gemessen. • Elektrische Leitfähigkeit Die elektrische Leitfähigkeit ist der Reziprokwert des Widerstandes. Sie kann als Maß für die Konzentration ionisierbarer gelöster Stoffe in einer Probe verwendet werden. Die Untersuchungen wurden mit dem Microprocessor Conduktivity Meter LF 537 von WTW Weilheim durchgeführt. Grundlage für die Messung der elektrischen Leitfähigkeit bildet die DIN EN 27888. A4. Verfestigungsverhalten Der Verfestigungsverlauf wird mittels eines Eindringversuchs der Nadel des „Vicatgerätes“ in das Gemisch aufgenommen. Zunächst durchdringt die Nadel die Probe vollständig, mit fortschreitender Verfestigung der Probe kann die Nadel nur noch teilweise eindringen und schließlich gar nicht mehr. Die Zeitspanne, die vom Einfüllen des Gemisches (t=0) bis zu dem Zeitpunkt vergeht, in dem der Abstand zwischen Nadel und Glasplatte 5 mm beträgt, gilt als Erstarrungsbeginn t5. Beträgt der Abstand 35 mm, so ist das Erstarrungsende t35 erreicht. Der Erstarrungsbeginn ist insbesondere eine für den Rohrtransport wichtige Größe, während das Verfestigungsende für die Untertagedeponie interessant ist. Da dieses Verfahren eigentlich ein Prüfverfahren für Zement ist und die hier zu untersuchenden Gemische nicht an die Festigkeiten von Zement herankommen, wurde bewußt auf die Zeit der vollständigen Aushärtung - also t40 - verzichtet. Es kann gesagt werden, daß auch eine Probe bei t35 als „verfestigt“ bezeichnet werden kann. V – Anlage A - 6 Als Ergebnis ergibt sich das Diagramm Eindringtiefe (Abstand zur Grundplatte) über der Zeit. Hieraus lassen sich der Verfestigungsbeginn t5 und das Verfestigungsende t35 entnehmen. Probenvorbereitung/manuelles Anmischen: Nach dem Abwiegen der benötigten Mengen an Reststoff und Bindemittel werden die Komponenten in ein Gefäß gegeben und miteinander vermischt. Anschließend wird die entsprechende Flüssigkeitsmenge zugegeben und alles zusammen ca. 1 min von Hand durchgerührt. Das nun entstandene Gemisch wird in die Verfestigungsform eingefüllt. Es ist darauf zu achten, daß die Füllhöhe genau mit der Höhe der Form übereinstimmt, da sie die Grundlage für die später zu ermittelnde Volumenerhöhung darstellt. Höhe des Vicat-Ringes und damit maximale Eindringtiefe: Durchmesser Vicat-Nadel: Gesamtmasse der beweglichen Teile 40 mm 1,13 mm 300 g Abb. A-1: Aufbau des Vicat-Nadelgerätes Das Füllvolumen des Vicat-Ringes beträgt 180 ml. Es ist zweckmäßig Mischungen mit einem Gesamtvolumen von 200 ml herzustellen. Die Messung erfolgt, in dem die Nadel auf die Probenoberfläche aufgesetzt und fallen gelassen wird. Auf der Skala wird die Eindringtiefe abgelesen, wobei der abgelesene Meßwert den Abstand zwischen Nadelende und der Auflagefläche des Vicat-Ringes angibt. Das Verfestigungsverhalten wird mittels des Vicat-Nadelgerätes nach DIN EN 196 Teil 3 untersucht. A5. Wärmetönung Während der Anmischens des Gemisches aus RGRP/BM/F laufen chemische Reaktionen ab. Damit verbunden kommt es zu einer Temperaturerhöhung im Anmischgefäß. Da hohe V – Anlage A - 7 Reaktionstemperaturen während des Anmischens und der untertägigen Verbringung problematisch sein können, muß diese Temperaturerhöhung bekannt sein. Begleitend zu den Verfestigungsuntersuchungen wird die Wärmeentwicklung der Probe direkt nach dem Anmischen erfaßt. Dazu wird der Tauchfühler des Thermometers (Pt100) in der Probe versenkt und die Temperatur auf 0,1°C genau erfaßt. Die Temperatur ist unmittelbar nach dem Anmischen (bis maximal 3 min danach) am größten. Dieser gemessene Wert subtrahiert der Umgebungstemperatur ergibt die Wärmetönung [K]. Die Ergebnisse sind nur bedingt auf die Praxis zu übertragen. Das Probenvolumen beträgt im Labor nur 200 ml, während das Volumen in der Großanlage im Vergleich dazu gegen unendlich geht. Die Temperaturen werden also in der Großanlage höher sein. A6. Volumenzunahme Bei der Verfüllung der untertägigen Hohlräume ist es wichtig, zu wissen, ob es bei den Gemischen zu einer Volumenerhöhung während des Verfestigungsprozesses kommt. Die Volumenzunahme wird an den verfestigten Vicat-Probekörpern bestimmt. Es wird die Überhöhung h der Probe über der Oberkante der Vicatform ausgemessen. Bis zu einer Höhe von ca. 12 mm kann von der Annahme ausgegangen werden, daß die Überhöhung die Form eines Kugelabschnittes hat. Demnach läßt sich die Volumenzunahme wie folgt berechnen. Zunächst ist der Radius r der angenommenen Kugel zu berechnen h 2 + s2 r= 2h Die Volumenzunahme (Kugelabschnitt) wird berechnet aus Π ∆ V = h 2 ( 3r − h) 3 Das Ausgangsvolumen V0 einer Vicatform betägt 177 ml. Das gewünschte Ergebnis - die prozentuale Volumenerhöhung - ergibt sich aus dem Quotienten der Volumenerhöhung ∆V und des Ausgangsvolumens V0. ∆V ∆ V% = V0 V – Anlage A - 8 A7. Druckfestigkeit Die Herstellung der Prüfkörper erfolgt durch Gießen in eine Form der Abmaße 4x4x16cm. Die Proben werden bis zum Termin der Druckprüfung in einem Kasten mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 90% gelagert. Die Druckprüfung wird nach einem Zeitraum von 28 Tagen durchgeführt. Die Prismen sind seitlich innerhalb ±0,5 mm auf den Druckplatten auszurichten und in Längsrichtung so, daß die eine Endfläche des Prismas etwa 10 mm über die Platten herausragt. An der Druckprüfanlage wird die Laststeigerung von Hand reguliert. Nach dem Zerbrechen der Probe ist mit dem abgebochenen Teil ebenfalls eine Messung durchzuführen. Aus den beiden gemessenen Werten ist der Mittelwert zu bilden. Abb. A-2: schematische Darstellung des Druckfestigkeits-Versuchsstandes Gemessen wird die Kraft FC , die geteilt durch die Fläche der Druckplatte die Druckfestigkeit RC ergibt. V – Anlage A - 9 RC = FC in N/mm² 2500 FC - Höchstlast im Bruchzustand [N] 2500- Fläche der Druckplatten (62,5x40) [mm²] Grundlage dieser Untersuchungen bildet das Prüfverfahren für Zement (Bestimmung der Festigkeit) nach DIN EN196 (Teil 1). A8. Dichtheit Eine weitere zu untersuchende Eigenschaft des verfestigten Materials ist die Dichtheit. Sie ist zum Beispiel bei einem möglichen untertägigen Flüssigkeitseintritt von Bedeutung. Desweiteren interessiert auch, ob bestimmte Stoffe der Probe in Lösung gehen und ausgeschwemmt werden. Die Ermittelung der Durchlässigkeit erfolgt durch die Messung der Zeit, die eine bestimmte Flüssigkeitsmenge zur Durchströmung der Probe benötigt. Der Durchlässigkeitsbeiwert k eines wassergesättigten Bodens ist nach Darcy das Verhältnis zwischen der Filtergeschwindigkeit v und dem hydraulischen Gefälle i. v k= [m/s] i Das hydraulische Gefälle ist der hydraulische Höhenunterschied h (Differenz Strömungs- und Sättigungsdruck) bezogen auf die durchströmte Länge l des Probekörpers. h i= [-] l Zu bemerken ist, daß der ermittelte Durchlässigkeitsbeiwert k ein Funktion der kinematischen Viskosität ν ist. 1 k∼ ν Die hier erhaltenen Ergebnisse beziehen sich auf die auch bei den Verfestigungsversuchen eingesetzte Q-Lauge. Bei Bedarf lassen sich die Werte ohne weiteres auf z.B. Wasser umrechnen. Bei der anstehenden Verfüllung der Hohlräume des Kalibergbaus ist jedoch allenfalls mit dem Eintreten von Lauge zu rechnen Die Messung der Dichtheit erfolgt mit dem Durchlässigkeitsprüfstand der Firma „Strassentest“. Die Meßanordnung (Abb. A-3) kann jeweils in eine Obersäule, die mit Strömungsdruck beaufschlagt wird, sowie eine gleichartig aufgebaute Untersäule, an der Sättigungsdruck anliegt, unterteilt werden. Durch die Einstellung einer Differenz zwischen Strömungs- und Sättigungsdruck wird die Strömung durch die Probe hervorgerufen. An den Meßskalen ist das durchgeströmte Volumen abzulesen. Zwischen den Meßskalen und der Probenzelle sind Gummimembranen als Medientrenner eingebaut. Dadurch wird es möglich, die Probe auch mit Problemflüssigkeiten (wie in unserem Fall Lauge) durchströmen zu lassen, ohne daß die Volumenmeßeinrichtungen damit in Berührung kommen. V – Anlage A - 10 VO6 VU6 pStrömung pSättigung Obersäule Untersäule VO2 VO1 VO3 VU2 Triaxialzelle mit Probekörper VO4 VU1 VU4 Medientrenner entlüftetes Wasser zum Abflu VOW VUW VO8 Ersatzmedium VU3 VU8 VUE VOE VO7 VU7 Abb. A-3: schematische Darstellung des Durchlässigkeits-Versuchsstandes Die Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwerts wird nach DIN 18130 Teil 1 durchgeführt. Der ermittelte Durchlässigkeitsbeiwert k läßt nach DIN eine Einordnung der Probe in Durchlässigkeitsbereiche zu. k Durchlässigkeitsbereich [m/s] unter10-8 sehr schwach durchlässig -8 -6 10 bis10 schwach durchlässig -6 -4 über 10 bis10 durchlässig -4 -2 über 10 bis10 stark durchlässig über 10-2 sehr stark durchlässig VI - 1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen im Salinar __________________________________________________ Kapitel VI: Fließverhalten von Suspensionen mit Aschen von Müllverbrennungsanlagen VI - 2 Inhaltsverzeichnis 1 1.1. 1.2. 1.3. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 3. 3.1. 3.2. 4. 4.1. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.3. 4.4. 4.4.1. 4.4.2. 4.4.3. 5. 5.1. 5.1.1. 5.1.2. 5.2. 5.3. 6. 6.1. 6.2. 7. 7.1. 7.2. 7.3. 8. 9. 9.1. 9.2. 10. Seite Einleitung ......................................................................................................... 4 Vorbemerkung / Anliegen ................................................................................ 4 Zielstellung ....................................................................................................... 4 Herangehensweise ............................................................................................ 5 Fließverhalten von Suspensionen / Beschreibung ............................................ 6 Einordnung hinsichtlich des Transportverhalten .............................................. 6 Beschreibung - homogenes Verhalten .......................................................... 8 Beschreibung - heterogenes Verhalten ....................................................... 13 Untersuchungsregime / Versuchsdurchführung.............................................. 16 Standard-Regime ............................................................................................ 16 Variation vom Standard-Regime .................................................................... 18 Ergebnisse der rheologischen Untersuchungen .............................................. 18 Darstellungsweise der Versuchsergebnisse .................................................... 19 Fließverhalten von Suspensionen mit den RGRP-Gruppen ........................... 19 Kesselstäube ................................................................................................... 20 Reaktionsprodukte .......................................................................................... 25 Filterstäube ..................................................................................................... 28 Anfallende RGRP einer MVA........................................................................ 31 Einflußparameter des Fließverhaltens ............................................................ 31 Feststoffanteil ................................................................................................. 34 Partikelgröße / Partikelgrößenverteilung ....................................................... 34 Chemische bzw. Phasenzusammensetzung ................................................... 37 Systembedingte Einflüsse ............................................................................... 42 Bindemittel .................................................................................................... 42 MgO-Binder.................................................................................................... 43 Andere Bindemittelzusätze............................................................................. 46 Scherungs-Zeit-Abhängigkeit ......................................................................... 52 Temperaturabhängigkeit ................................................................................. 56 Fließverhalten - Abhängigkeiten .................................................................... 59 Physikalische Einflußgrößen .......................................................................... 59 Stoffbedingte Abhängigkeiten ........................................................................ 64 Grobkorn - Mittransport im Dickstoff ............................................................ 68 Eigenschaften des Matrix-Systems ................................................................. 68 Einfluß einer Grobkornbeladung .................................................................... 72 Druckverlustbeeinflussung durch Grobkornanteile ........................................ 75 Rohrleitungsdruckverlust................................................................................ 77 Eingesetzte Gerätetechnik............................................................................... 82 Laborgeräte ..................................................................................................... 82 Kleintechnische Rohrversuchsanlage ............................................................. 87 Zusammenfassung .......................................................................................... 90 Formelverzeichnis........................................................................................... 93 Literatur .......................................................................................................... 95 VI - 3 Anhang Anlage VI-I : Anlage VI-II : Anlage VI-III : Anlage VI-IV : Rheologie von Suspensionen mit singulären Feststoffphasen.......A-1 Versuchsübersicht..........................................................................A-6 Tabellarische Zusammenfassung der Modellparameter ................A-7 Versuchsergebnisse - technologische Bedingungen ...................A-19 VI - 4 1. Einleitung 1.1. Vorbemerkung / Anliegen Dem Dickstoffverfahren immanent ist die hydraulische Förderung des Gemisches zur Ablagerungsstelle. Wie im Namen ausgedrückt, handelt es sich bei Dickstoffsuspensionen (DS) um hochkonzentrierte Suspensionen mit annähernd breiiger Konsistenz. Die Vorteile des Dickstoffverfahrens beruhen dabei auf - dem staubfreiem behälterlosen Transport und - dem Handling mit herkömmlichen technologischen Ausrüstungskomponenten beim Rohrtransport. Im konkreten Anwendungsfall besteht das zu untersuchende Gemisch aus: - Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) als Feststoffphase, - Q-Lösung bzw. Q-Lauge als Dispersionsmittel ( eine hoch MgCl2-haltige Lösung aus der Kaliindustrie) und - Bindemittel (vor allem MgO) zur Einstellung der notwendigen Festigkeit der aushärtenden DS als weitere Feststoffphase. Das Transportverhalten und demzufolge die rheologische Charakterisierung der DS ist damit erforderlich hinsichtlich - des zu erwartenden Druckverlustes, - einer wirtschaftlichen Anlagengestaltung und - dem zu erwartenden Zeitverhalten, bei längeren Transportzeiten. Bei übergeordneter Betrachtung besteht über das Transportverhalten hinaus eine weitere Eingrenzung durch das angestrebte Verfestigungsziel der DS. Gegenstand des vorliegenden Teilberichtes ist also die Beurteilung des Transportverhaltens von DS. Dabei kann im allgemeinen bei den vorliegenden DS von einem Quasikontinuum ausgegangen werden. Solche Suspensionen sind dann rheologisch beschreibbar. Beim Rohrtransport kann laminares Fließen bei den DS vorausgesetzt werden. Die rheologischen Parameter bilden somit eine korrekte Basis bezüglich der Voraussagen zum Rohrleitungsdruckverlust. Zur Untersuchung des rheologischen Verhaltens von DS wurden Rotationsviskosimeter genutzt. Im Ergebnis ergibt sich ein mehrparametriges Feld bezüglich der rheologischen Parameter in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR, des Bindemittelanteils q, der Binderart und beeinflußt durch das Feld der RGRP. Bezüglich einer Begrenzung des Versuchsumfanges wurden charakteristische MVA ausgewählt. Die den einzelnen Anfallorten entnommenen Proben stellen dennoch eine systematische Basis bei Bezug auf die chemische und Phasen-Zusammensetzung dar. 1.2. Zielstellung Ausgehend vom bisherigen Kenntnisstand und dabei basierend auf einer präziseren stofflichen Charakterisierung, insbesondere mittels der Phasenanalyse, besteht die Problematik darin, genauere Einblicke in Zusammenhänge zwischen Stoffspektren und dem dazugehörigen spezifischen Stoffverhalten, hier insbesondere zum Fließverhalten aufzuzeigen. Durch die Auswahl repräsentativer MVA und die Beprobung innerhalb der einzelnen Prozeßstufen sollte VI - 5 einerseits das mögliche gesamte Spektrum aller vorhandenen MVA erfaßt und insbesondere die Beeinflussungsmöglichkeit durch die nachgeschalteten Reaktionsstufen aufgezeigt werden. Das Ziel dieser Teilaufgabenstellung zum Fließverhalten ist eine verallgemeinernde Aussage zu dieser Problematik unter Beachtung stoffspezifischer Bedingungen. Durch die notwendige Klärung bezüglich der Wirkung einzelner Phasen auf das Fließverhalten besteht die eigentliche Zielstellung darin, aus der Kenntnis von Herkunftsort - MVA und Prozeßstufe (Kesselstufe, Reaktionsstufe und Filterstufe) sowohl eine Abschätzung hinsichtlich der Partikelgrößenverteilung und der Phasenzusammensetzung danach vornehmen zu können, als auch darauf basierend das Fließ- und Verfestigungsverhalten abschätzen zu können. 1.3. Herangehensweise Der konkrete Untersuchungsgegenstand, die Dickstoffsuspensionen aus RGRP und Q-Lauge als Dispersionsmittel, wurde hinsichtlich seiner viskosen Eigenschaften mit Rotationsviskosimetern untersucht. Gleichermaßen wurde die Beeinflussung des Fließverhaltens durch die notwendige Verwendung von Bindemitteln zwecks Einhaltung erforderlicher Verfestigungseigenschaften für das Bindemittel MgO bezüglich des Gesamtfeldes untersucht, während andere ausgewählte Bindemittel nur beispielhaft zum Einsatz kamen. Ausgehend von diesen Untersuchungen ist jedoch die Wirkung mit anderen RGRP bezüglich des Fließverhaltens hiervon abzuleiten. Ausgehend vom bisherigen Kenntnisstand, aus Untersuchungen in der Vergangenheit, verfügen die Gemische erwartungsgemäß über keine elastische Eigenschaften. Wie unter Abschnitt 2. dargelegt, kann bei den DS mit wenigen Ausnahmen in einem gewissen Konzentrationsbereich von einem Quasikontinuum im rheologischen Sinne ausgegangen werden, womit das Transportverhalten sich eindeutig aus den ermittelten viskosen Eigenschaften (rheologisches Modell mit den Modellparametern als Stoffeigenschaften) herleiten läßt. Im Anhang, Anlage I„ Rheologie von Suspensionen mit singulären Feststoffphasen“, wird ausschließlich auf Auswirkungen im Fließverhalten der in RGRP vorhandenen Einzelphasen eingegangen. Zur Ableitung von rheologischen Größen für Systeme mit mehreren Einzelphasen bedarf es noch weiterer Untersuchungen zwecks Aufstellung von Mischungsregeln. Demgegenüber steht hier das Gemischverhalten vorgegebener DS im Schwerpunkt aller Untersuchungen. Die DS wurden jeweils aus den verschiedenen RGRP angemischt. Dabei wurden verschiedene MVA beprobt (Anlagen: A, B und C) und die Proben aus verschiedenen Entnahmeorten innerhalb der Prozeßstufen (Kesselstufe, Reaktionsstufe und Filterstufe) gesondert untersucht. Im möglichen Arbeitsbereich (cRmin bis cRmax) wurden die DS bei Variation des Feststoffanteils (cR) rheologisch charakterisiert. Die Auswirkungen verschiedener Binder und Binderkonzentrationen auf das Fließverhalten waren weiterhin Gegenstand der getätigten Versuche. Darüber hinaus wurde für das Gesamtfeld der Zeiteinfluß auf das Fließverhalten bestimmt, da im Anwendungsfall gegebenenfalls von langen Transportwegen und somit auch Transportzeiten auszugehen ist. Mögliche zeitliche Änderungen im Fließverhalten wurden grundsätzlich über mindestens eine Stunde erfaßt, was überschlägig einem Transportweg von 4 km entspräche. An ausgewählten Beispielen wurden technologisch bedingte Einflußfaktoren in Auswirkung auf das viskose Verhalten getestet. VI - 6 Im Ergebnis der Untersuchungen wurde überprüft inwieweit sich das Feld der rheologischen Eigenschaften bezüglich der einzelnen Prozeßstufen ordnen läßt. Andererseits sind typische Abweichungen im Fließverhalten bezüglich der Prozeßstufen aufzuzeigen und nach Möglichkeit auf die Zusammensetzung der RGRP und demzufolge auf technologische Linien zurückzuführen. Die eigentliche Zielstellung, die Auffindung von Zusammenhängen zwischen den Phasenanteilen bei Berücksichtigung der Partikelgrößenverteilung und dem rheologischen Verhalten, wird durch Gegenüberstellung realisiert. Durch Systematisierung sollen Rückschlüsse zwischen einzelnen Prozeßstufen und den zu erwartenden chemisch/physikalischen Parametern aufgezeigt werden. Abgeleitet daraus ist eine qualitative Vorhersage zum Fließverhalten mit zumindest deutlich verringerter Schwankungsbreite zu erwarten. 2. Fließverhalten von Suspensionen / Beschreibung 2.1. Einordnung hinsichtlich des Transportverhaltens Bei Zweiphasensystemen sind grundsätzlich zwei Bewegungsformen vorstellbar, und zwar die Möglichkeit des heterogenen Transportes und die Möglichkeit das Gemisch als Quasikontinuum und damit als homogen aufzufassen. Eine Suspension stellt ein Zweiphasensystem dar in welchem in einem flüssigen Dispersionsmittel (DPM) die Feststoffphase dispers verteilt vorliegt. Soll die Suspension als Quasikontinuum aufgefaßt werden können, so dürfen streng genommen keine Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Phasen existieren. Eine unterschiedliche Geschwindigkeiten der Phasen, als Schlupf charakterisiert, ist das Kennzeichen des heterogenen Transportverhaltens. Während im ersten Fall zumeist von einer homogenen Verteilung der Feststoffphase im DPM ausgegangen werden kann, da der ursprüngliche Mischungszustand quasi eingefroren beibehalten wird, ist der Mischungszustand beim heterogenen Transport eine Funktion der Transportgeschwindigkeit. Hierbei sind die Grenzfälle der totalen Entmischung bei verschwindender Transportgeschwindigkeit und der homogenen Verteilung, jedoch schlupfbehaftet, bei hohen Transportgeschwindigkeiten möglich. Beide mögliche Bewegungsformen einer Suspension bedingen eine unterschiedliche Betrachtungsweise bei der Beschreibung des Druckverlustes auf die nachfolgend eingegangen werden soll. Ein quasihomogenes Gemisch setzt somit Sedimentationsfreiheit im Ruhezustand und beim Fließen, bzw. vernachlässigbar geringe Sedimentationsgeschwindigkeit, voraus. Dieser Sachverhalt ist bei kolloiddispersen Systemen, also Suspensionen mit sehr geringer Partikelgröße der Feststoffphase grundsätzlich gegeben. Im vorliegendem Fall sind die Suspensionen zumeist als mechanische Suspensionen zu charakterisieren. Zur Einschätzung des Verhaltens kann vom Sedimentationsverhalten der Einzelpartikel ausgegangen werden. Als Kriterium wird eine modifizierte Re-Zahl (Re*) herangezogen [1], gebildet mit der Re-Zahl des Feststoffpartikels ReK und dem Dichteverhältnis der Phasen. Re K = vS ⋅ d K , νF (2.1) VI - 7 Re * = Re K ⋅ ρ M − ρF ρF (2.2) Für sehr kleine Partikel, also den Stokesschen Bereich (ReK < 0,5); folgt mit Gl.2.1 die nachfolgend angegebene Gl. 2.3. Re * = 18 ⋅ FrK = ρ M − ρF 1 ArK ρF 18 bei ReK < 0,5 (2.3) In diesem Sinne werden kolloiddisperse Systeme und mechanische Suspensionen als sedimentationsstabile Systeme aufgefaßt, wenn die so gebildete Re*-Zahl einen bestimmten Wert nicht überschreitet, während für die sich anschließenden feindispersen Mischungen eine Betrachtung als Quasikontinuum auf Grund der Entmischungstendenzen auszuschließen ist. Als Grenze im Verhalten zwischen einer feindispersen Mischung und der mechanischen Suspension mit vernachlässigbarer Sedimentation wird in der Literatur Re*= 0,1 angegeben.[1] In Bild 2.1 ist für alle ausgewählten Aschen ihre Einteilung nach genanntem Kriterium verdeutlicht. Die Grenzkurve Re*=0,1, Abgrenzung des Bereiches der mechanischen Suspension vom Bereich der feindispersen Mischung, wurde für Q-Lauge als Dispersionsmittel angegeben. 1200 Partikeldurchmesser [µm] Q-Lauge dP50 dP90 1000 800 600 400 feindisperse Mischung 200 Q-Lauge Re*=0,1 0 0 1 2 3 4 5 (ρM -ρF) / ρF → Bild 2.1: Beurteilung aller RGRP hinsichtlich ihres Sedimentationsverhaltens Da real immer eine Partikelgrößenverteilung mit entsprechender Spannweite vorliegt, wurden sowohl eine mittlere Partikelgröße (d50 - Kästchen/blau) und der d90-Wert (Punkte/rot) in das Bild eingetragen. Die Darstellung verdeutlicht, daß die aus den Aschen hergestellten Suspensionen nicht grundsätzlich sedimentationsstabil sind. Der Zustand als mechanische Suspension und damit als Quasikontinuum ist bei hinreichend hohem Feinstkornanteil meist erreichbar, und zwar ab einer bestimmten Grenzbeladung cRmin. Bei geringeren Feststoffanteilen läßt sich Sedimentation der Feststoffphase nicht ausschließen; dieser Bereich einer Ungleichverteilung kann für die rheologische Untersuchung ausgeschlossen werden, da in einem solchen Fall auch keine Verfestigung gewährleistet werden VI - 8 kann. Aus diesem Grunde ist ein Arbeitsbereich existent, innerhalb dessen nur eine rheologische Charakterisierung sinnvoll ist. Die erforderliche minimale Feststoffbeladung, um den Zustand einer mechanischen Suspension zu erzielen läßt sich allerdings nur experimentell bestimmen, da neben dem erforderlichen Feinstkornanteil auch andere Mechanismen einen Beitrag zur Sedimentationsstabilität leisten. Dabei wären in Betracht zu ziehen die Adsorption von Wassermolekülen aus dem Dispersionsmittel und sterische Anlagerungen, die zur Ausbildung einer gelartigen Matrix beitragen. Gerade letztgenannter Mechanismus bedingt eine gewisse Reaktionszeit, so daß sedimentierende Suspensionen nach ½ bis 1 Stunde als sedimentationsstabil eingeschätzt werden können. Die obere Grenze wird durch die maximale Feststoffbeladung gebildet, wobei hier mehr oder weniger ausgeprägtes Festkörperverhalten überwiegt. Eine rheologische Charakterisierung bis zu dieser Grenze ist zumeist nicht möglich, da Wandgleiteffekte sowohl nur zu einer viskosen Teildeformation als auch zu großen Unsicherheiten bei der Übertragung hinsichtlich der Druckverlustbestimmung führen; derart hohe Konzentrationen sind somit auch transporttechnisch nicht zu beherrschen. Bild 2.2 verdeutlicht in einer Gegenüberstellung von Partikelgrößenverteilungen und den dazugehörigen Arbeitsbereichen der aus den einzelnen Prozeßstufen aller beprobten MVA vorliegenden RGRP diesen Zusammenhang. Die eingetragene Grenzlinie bezüglich des Arbeitsbereiches dokumentiert die Grenze zur Dominanz von Wandgleiteffekten. Bezüglich der Kesselaschen einiger MVA ergibt sich ohne weitere Zumischung von feinstkörnigen anderen Aschen kein sedimentationsstabiler Arbeitsbereich. Bei alleinigem Einsatz dieser groben Aschen müßte die Dickstoffsuspension als heterogenes Gemisch charakterisiert werden. Dies betrifft die Suspensionen mit den RGR-Produkten ( BK1; BK2 und CK1). Der selbe Sachverhalt trifft auch für das Reaktionsprodukt der MVA - Anlage B, und zwar für die entnommene Probe BR zu. Dieser Sachverhalt liegt beim technisch realisierten Dickstofftransport in der Realität allerdings selten vor, da grundsätzlich ein Gemisch der RGRP aus allen Prozeßstufen vorliegt mit einer Dominanz im Mengenanteil an feinstkörnigen Filterstäuben. 2.2. Beschreibung - homogenes Verhalten Bis auf die wenigen genannten extrem grobkörnigen RGRP können innerhalb der angegebenen Arbeitsbereiche die daraus angemischten DS als Quasikontinuum aufgefaßt werden. Die DS weisen naturgemäß nichtlineare Fließeigenschaften auf (Nicht-Newtonsche Fluide) wodurch deren viskoses Verhalten durch rheologische Modelle beschrieben werden muß. Die rheologischen Modellparameter stellen dann die eigentlichen Stoffwerte dar mit deren Hilfe sich der Rohrleitungsdruckverlust berechnen läßt. Die rheologische Charakterisierung wurde grundsätzlich mittels Rotationsviskosimeter vorgenommen. Das Fließverhalten von DS ist im allgemeinen gekennzeichnet durch: - keine meßbaren elastischen Eigenschaften, - ausgeprägt plastische Eigenschaften (Fließgrenze) und - ausgeprägte thixotrope Merkmale. VI - 9 Arbeitsbereich: 60 Feststoffkonzentration [Vol.-%] 50 Wandgleiteffekte 40 30 20 10 0 AK1 AK2 AK3 BK1 BK2 CK1 CK2 AR BR CR AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 Partikelgröße: 1100 Partikelgröße in µm 1000 900 800 d(0,9) 700 600 500 400 300 200 d(0,5) 100 0 d(0,1) AK1AK2AK3BK1BK2CK1CK2 AR BR CR AF1AF2 BF1 BF2 BF3CF1CF2 Bild 2.2: Arbeitsbereich (möglicher Untersuchungsbereich) von Aschesuspensionen mit dazugehöriger Partikelgrößenverteilung der Aschen VI - 10 Für die Beschreibung der viskosen Eigenschaften der Aschesuspensionen wurde der Gleichgewichtszustand nach thixotropem Strukturabbau herangezogen. In Anbetracht der dem Transportprozeß vorgeschalteten Stufe der Suspensionsanmischung, Konzentrationseinstellung und Homogenisierung und den tatsächlich zu realisierenden Transportzeiten ist dies eine gerechtfertigte Annahme. Im allgemeinen läßt sich ein solches relatives Quasi-Gleichgewicht feststellen, wie Untersuchungen zum Zeitverhalten bei breiterer Partikelgrößenverteilung und einem gewissen Anteil an Grobkorn zeigten, siehe Bild 2.3 [2]. 1 relative Viskositätsänderung 0,8 0,6 cR = 0,9 cRmax ; T = 20°C 0,4 Misch. 1 Misch. 2 Misch. 3 Misch. 4 0,2 0 0 1 2 3 4 5 Scherzeit t [min] Bild 2.3: Vergleichsmessungen zum Zeitverhalten - thixotroper Strukturabbau [2] Dispersionsmittel: gesättigte Salzlösung; T = 20°C; γ! = 80,5 s-1= const. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurde ein einheitliches Regime der Scherbeanspruchung (Scherrampe) zugrunde gelegt, dargestellt in Bild 2.4 - vorgegebene Scherrampe mit Antwortkurve (Rheogramm). Der rheologischen Beurteilung wird der abwärtige Ast der Fließkurve zugrunde gelegt und die Fließkurve durch ein rheologisches Modell beschrieben. Mittels geeigneter Auswerteverfahren kann aus den integralen Meßwerten, ermittelt im Rohrbzw. hier im Rotationsviskosimeter, der Zusammenhang zwischen Schubspannung und Scherrate angegeben werden. Aus den integralen Meßwerten, wie vorgegebener Drehzahl n und als Antwort aufgenommenem Drehmoment M bei scherratengesteuerter Messung lassen sich daraus Scherrate γ! und Schubspannung τ exakt bestimmen. Die Grundlagen der Auswertung, also der herleitbare Zusammenhang zwischen integralen Meßwerten zu den differentiellen Größen (τ, γ! ) sind in Abschnitt 9 kurz dargelegt. Dieser ermittelte Zusammenhang - τ = f( γ! ), wiedergegeben durch das aufgezeichnete Rheogramm, wird mathematisch durch ein mehrparametriges Modell beschrieben. Zur Approximation der Fließkurve τ = f( γ! ) kann auf bekannte verallgemeinerte Modelle zurückgegriffen werden, wie beispielsweise das allgemeine Modell von Sutterby, Meter und Schulmann, Haroske, Reher. VI - 11 Vorgabe: Scherprofil Antwort: Rheogramm T = 20 °C 2 τ100 1 3 tan α = ηB abwärts τ0 Bild 2.4: Zeitverlauf des Vorgabeprofils der Scherrampe mit beispielhafter Wiedergabe einer zugehörigen Antwortkurve (Rheogramm) Auswertung des 3. Fließkurvenastes - Modell Bingham (τ0 ; ηB) ; τ100 Im gegebenem Fall ist eine weitere Parameterreduzierung möglich, die zu den in Tab.2.1 vereinfachten Modellen führt. In Abhängigkeit der Komplexität der viskosen Eigenschaften, des zu beschreibenden Bereichs der Scherrate und der Genauigkeitsanforderung an das Modell wird die Anzahl der Modellparameter festgelegt. Im allgemeinen sind 2- und 3-parametrigen Modelle zur Beschreibung der vorliegenden Suspensionen vollständig ausreichend. Modell Parameter Schulmann, Haroske, Reher n, m, τ0, ηmn Herschel, Bulkley n, τ0, k Bingham Ostwald de Waele Casson τ0, k n, k Newton τ0, k k Funktion 1 1 1 τ n = τ 0 n + (η nm ⋅ γ! ) m τ = τ 0 + k ⋅ γ! n τ = τ 0 + k ⋅ γ! τ = k ⋅ γ! n τ = τ 0 + k ⋅ γ! τ = k ⋅ γ! Tab.2.1: Rheologische Modelle; Modellparameter Während den im Rotationsviskosimeter ermittelten Meßergebnissen die laminare Strömungsform zugrunde liegt, ist bei einer Übertragung bezüglich des Rohrtransportes hierzu die Strömungsform nachzuweisen. Erwartungsgemäß besitzen die als Quasikontinuum anzusehenden DS eine höhere Konsistenz, so daß im Rahmen üblicher Transportgeschwindigkeiten von laminarer Strömung ausgegangen werden kann. Zur Abschätzung können die in Tabelle 2.2 angegebenen, jeweils auf das Modell bezogenen, modifizierten Re-Zahlen herangezogen werden. Sie stellen für den Umschlag laminar/turbulent mit - Re ≈ 2300 - eine brauchbare Näherung dar. VI - 12 Modell Newton Re-Zahl ρ ⋅d ⋅v Re = η n Ostwald/ 8 ⋅ ρ ⋅ d n ⋅ v (2− n) n ⋅ de Waele Re = 6n + 2 k ρ ⋅d ⋅v Bingham Re = ⋅B ηB Herschel/ 8 ⋅ ρ ⋅ d n ⋅ v (2−n) 1 Re = ⋅ Bulkley k τ 0 ⋅ d 2n + 2 n 1 ⋅ + k ⋅ vn n H n ∆pV L ∆pV L ∆pV L ∆pV L Gleichung v = 8⋅η ⋅ 2 R n 3n + 1 vn = 2 ⋅ k ⋅ ⋅ n R n +1 v = 8 ⋅ ηB ⋅ 2 R ⋅B n n 2τ 0 n + 1 v n 1 = + 2k n R n +1 H R Tab.2.2: Druckverlust als Funktion der Strömungsgeschwindigkeit v Mit den Abkürzungen: H = (1 − b ) − B = 1− n 2n 2n ⋅ (1 − b ) 2 + ⋅ ⋅ (1 − b) 3 , 2n + 1 2n + 1 3n + 1 4 1 b + b4 3 3 mit b = τ0 / τW = r0 / R . Das Bingham-Modell wurde vorrangig zur Beschreibung des viskosen Verhaltens genutzt, da mit Ausnahme sehr niedriger Scherraten eine gute Anpassung an die Fließkurve gegeben war. Berechnung des Druckverlustes a) laminare Strömungsform: Mittels der Modellparameter des ermittelten Fließgesetzes läßt sich der in Tabelle 2.2 wiedergegebene Zusammenhang zwischen der mittleren Strömungsgeschwindigkeit und dem Rohrleitungsdruckverlust angeben. Wie aus dem Zusammenhang ersichtlich, ist man bei der Druckverlustbestimmung Binghamscher Fluide und von Fluiden, die sich nach Herschel/Bulkley beschreiben lassen, auf eine iterative Bestimmung angewiesen. Für das hauptsächlich verwendete Bingham-Modell können auch die Kennzahlen HaB und Bi zur Druckverlustbestimmung genutzt werden, wobei folgende Zusammenhänge gelten: mit Bi 1 τ 3 0 Ha B = 321 + 1 − ⋅ , 6 4 τ W (2.4) ∆pV 4 ⋅ R 2 Ha B = ⋅ , L ηB ⋅ v (2.5) Bi = τ0 ⋅2⋅R ηB ⋅ v und τW = ∆pV R ⋅ L 2 (2.6) VI - 13 Die Notwendigkeit einer iterativen Berechnung ist aus diesem Zusammenhang gleichermaßen ersichtlich. Deshalb wird als erste Näherung die HaB-Zahl so berechnet, als ob der Klammerwert in Gl. 2.4 den Wert 1 annimmt. Im nächsten Rechenschritt kann der auf diese Weise aus der HaB-Zahl berechnete Druckverlust zur Bestimmung der Wandschubspannung herangezogen werden. Durch mehrmalige Wiederholung, dieser auch als Tabellenkalkulation vorzunehmenden Rechnung, ist schnell eine Angleichung an den tatsächlichen Lösungswert gegeben. Bemerkenswerterweise zeigen die Aschesuspensionen im betrachteten Feststoffkonzentrationsbereich nur im Bereich geringer Deformationsgeschwindigkeiten γ! < 10 bis 20 s-1 ausgeprägt strukturviskoses Verhalten und sind außerhalb dieses Bereiches der Scherrate durch das Bingham-Modell mit den Parametern Fließgrenze τ0 und Binghamviskosität ηB hinreichend genau beschreibbar. Der Modellparameter τ0 charakterisiert unter diesen Umständen allerdings nicht die vorhandene dynamische Fließgrenze. τ = τ 0 + η B ⋅ γ! (2.7) Zwecks übersichtlicherer Darstellung bei vergleichenden Betrachtungen wird nachfolgend zumeist nicht auf die Modellparameter, sonder auf den τ100-Wert zurückgegriffen; berechnet aus Gl.2.7; also die Schubspannung bei γ! = 100 s-1. b) turbulente Strömungsform: Die turbulente Strömungsform ist beim Rohrtransport der stark viskosen Dickstoffsuspensionen nicht existent, wovon man sich anhand der tabellarisch aufgelisteten Modellparameter im Anhang unter Nutzung der Re-Zahl-Definition aus Tabelle 2.2 und den geometrischen und Transportparametern überzeugen kann. Die Druckverlustberechnung nicht-Newtonscher Fluide bei turbulenter Rohrströmung basiert auf experimentellen Daten, wie auch die übliche Druckverlustberechnung bei Newtonschen Fluiden, siehe [5]. 2.3. Beschreibung - heterogenes Verhalten Die Zielstellung, die Bestimmung relevanter Stoffwerte zwecks der Druckverlustberechnung beim Rohrtransport, gestaltet sich ausgehend von heterogenen oder homogenen Verhalten ganz unterschiedlich. Wie obenstehend beschrieben ist von heterogenem Strömungsverhalten von Suspensionen nur dann auszugehen, wenn diese ausgesprochen grobkörnige Bestandteile ohne das Verhalten wesentlich dominierende Feinstkornanteile enthalten. Mit heterogenem Verhalten wäre einerseits bei den Suspensionen zu rechnen, deren Feststoffanteil unterhalb des genannten relevanten Arbeitsbereiches liegt. Andererseits zeigen DS, die ausschließlich aus gröberen Kesselaschen bestehen durchaus heterogenes Verhalten. Umgangen werden könnte diese Transportform, wenn grundsätzlich ein Verschnitt mit den feinkörnigen Filterstäuben erfolgt. In Anbetracht der an sich unüblichen Trennung der Aschen bezüglich ihrer Anfallorte in MVA ist diese Transportform bei DS wenig relevant und in der Mischung der anfallenden RGRP nicht gegeben. An dieser Stelle soll trotzdem die Herangehensweise kurz dargelegt werden. Der Transport heterogener Gemische ist gekennzeichnet von deutlichen Entmischungserscheinungen der Phasen. Grundsätzlich können heterogene Systeme nur turbulent gefördert werden. Dabei kann bei kleinen Transportgeschwindigkeiten eine stabile Förderung nicht mehr gewährleistet werden, da Absetzerscheinungen zu Verstopfungen führen können. Die VI - 14 Grenze ist durch die sogenannte kritische Geschwindigkeit gegeben. Hierunter ist die Geschwindigkeit zu verstehen, bei deren Unterschreitung stochastisch verteilte Ablagerungen auftreten. Die kritische Geschwindigkeit ist vor allem abhängig von der Korngröße, dem Kornspektrum, der Konzentration, dem Rohrdurchmesser und der Rauhigkeit des Rohres. Für die Praxis ist vor allem der Bereich (1,2)⋅vkrit für die zu nutzende Transportgeschwindigkeit interessant. Die das heterogene Gemisch kennzeichnenden Kriterien sind von der räumlichen Lage der Rohrleitung abhängig. Der Betrag und die Wirkungsrichtung der Kräfte unterscheiden sich je nach Lage der möglichen Rohrleitungsabschnitte und bedingen so auch unterschiedliche Ungleichverteilungen der Feststoffphase über dem Rohrquerschnitt. Nachfolgend soll das Vorgehen für die horizontale Rohrleitung angegeben werden, ansonsten siehe [1]. • Berechnung der kritischen Geschwindigkeit Die kritische Geschwindigkeit heterogener Gemische kann mit folgender Gleichung 2.8 (nach Burke; Kecke, Richter [1]) berechnet werden: v krit = 12 K krit , q ⋅ µ Gl ⋅ g ⋅ ( ρM ρF ) 1/ 2 −1 ⋅ d 2R ⋅ d Km ⋅ c T d Km d Kg 1/ 6 1 / 2 1/ 6 ⋅ d Km d Kg (2.8) In dem Faktor Kkrit,q wird unter anderem der Einfluß eines Feinkornanteils mit erfaßt, wobei durch q der Feinkornanteil am Gesamtfeststoffgehalt volumetrisch beschrieben wird: K krit ,q = k krit ⋅ cT m ⋅ (1 − q ) p (2.9) Der Grenzteilchendurchmesser dkg stellt eine fiktive Partikelgröße dar, die insbesondere durch die Turbulenzstruktur der Trägerphase deutlich veränderten Transportbedingungen ausgesetzt ist. Der Grenzteilchendurchmesser läßt sich wie angegeben ermitteln: 6 ⋅ ρF d Km = d Km ⋅ d Kg ρ M − ρF −1/ 3 ⋅ 10 3 (2.10) Dabei stellen der Gleitreibungskoeffizient µGl , kkrit, m und p Korrekturfaktoren dar, die experimentell zu bestimmen sind, bzw. auf die im Rückgriff auf experimentelle Ergebnisse aus der Literatur [1] Annahmen getroffen werden können. Alle anderen in obiger Gleichung genannten Größen sind bekannte Stoffwerte (ρM, ρF), ergeben sich aus der Partikelgrößenverteilung (dkm) und aus den Transportbedingungen (cT und dR). Mit der auf diese Weise ermittelten kritischen Geschwindigkeit vkrit läßt sich dann der Druckverlust nach Gl. 2.12 berechnen. • Berechnung der Druckverlustes Bei formaler Zusammenfassung der Wirkungen des Feststoffes zu einer „Feststoffrohrreibungszahl - λM “ kann folgender Zusammenhang angeben werden: ∆p G ρ F 2 1 = ⋅ v ⋅ [λ + λ M ] . 2 G dR F lR (2.11) VI - 15 Zur Bestimmung des Feststoffreibungsanteils wird auf halbempirische Zusammenhänge zurückgegriffen. Beispielsweise sei hier auf die Methode nach Buhrke; Kecke, Richter [1] verwiesen. Grundsätzlich ist bei der Druckverlustberechnung heterogener Gemische von größeren Unsicherheiten, im wesentlichen +/- 20%, auszugehen. ∆p l R G = ρ 2 F ⋅ v 2 G ⋅ 1 d R λ F + 3 ,5 ⋅ K ∆ p ,q ⋅ µ Gl ⋅ d Km ⋅ d Kg c T ρ g ⋅d ⋅ M − 1 v 2G ρF R 1 1 /1 0 v k rit vG 1/ 6 (2.12) Der in Gl.2.12 angegebene Rohrreibungsbeiwert der Trägerflüssigkeit λF wird nach gewohntem Vorgehen bei einphasigen Newtonschen Fluiden, basierend auf den Stoffwerten dynamische Viskosität η und Dichte ρ des Fluides, nach folgenden Beziehungen (Gl.2.13 und Gl.2.14) vorgenommen. Dabei kann der Rohrreibungsbeiwert λF grafisch aus dem Colebrook-Diagramm oder analytisch mittels der untenstehend angegebenen Beziehungen, wie z.B. durch das universellen Widerstandsgesetzes nach Colebrook-White ermittelt werden. λF = (Re, k d ); Re = v⋅d ⋅ ρ η (2.13) nach Colebrook-White: 2,51 k 1 = −2 ⋅ log + λF Re λF 3,71d In den angegebenen Beziehungen bedeuten: Kkrit,q µGl g ρM ρF dR dKg dKm cT K∆p,q λF dR Korrekturfaktor (abhängig vom Feinkornanteil) Gleitreibungskoeffizient: Erdbeschleunigung: Dichte des Feststoffs: Dichte der Transportflüssigkeit: Rohrleitungsinnendurchmesser: Grenzteilchendurchmesser: mittlerer Teilchendurchmesser: Transportkonzentration: Korrekturfaktor (abhängig vom Feinkornanteil) Rohrreibungszahl des Fluids: Rohrleitungsinnendurchmesser: (2.14) VI - 16 3. Untersuchungsregime / Versuchsdurchführung Das Untersuchungsfeld beinhaltet die rheologischen Untersuchungen von DS, die mit den RGRP - ausgewählter MVA - Anlagen A; B und C (technologische Aspekte), - Prozeßstufen innerhalb einer MVA und - eingesetzter Bindemittel einer groben Einteilung unterworfen wurden. Eine weitere Einordnung ist durch die umfangreiche Analytik und insbesondere die Phasenanalyse bei der Betrachtung des viskosen Verhaltens im Zusammenhang zur Phasenanalyse gegeben. Unter dem Aspekt einerGruppierung bezüglich des angegebenen Untersuchungsfeldes wird das rheologische Verhalten der Dickstoffsuspensionen phänomenologisch beschrieben, und zwar getrennt bezüglich, • dem Grundsystem, Als Grundsystem wird eine Suspension aus RGRP, dispergiert in Q-Lösung bezeichnet. • der Standard-Mischung und Als Standard-Mischung wird eine Dickstoffsuspension aus RGRP, dem Bindemittel MgO1 mit q = 10% und dem Dispersionsmittel Q-Lösung bezeichnet. • der Mischung. Unter dem Begriff Mischung soll eine Dickstoffsuspension aus RGRP, sowie einem beliebigen Bindemittel verschiedenstem Anteil q und dem Dispersionsmittel Q-Lösung bezeichnet werden. Unter technologischen Gesichtspunkten sind zu erwartende Abhängigkeiten im Fließverhalten von der Scherdauer, der Scherintensität und auch allgemein der Zeitabhängigkeit von Interesse. Die Untersuchungen zum viskosen Verhalten sind damit zusätzlich erweitert um Versuche zur: - Zeitabhängigkeit, - Scherintensitätsabhängigkeit (Scherdauer) und - Temperaturabhängigkeit (ausgewählte Stoffsysteme). Zwecks Ausschaltung möglicher Fehlerquellen, bedingt durch unterschiedliche Anmischbedingungen des Versuchsmaterials wurde ein einheitliches Anmischregime, wie nachfolgend beschrieben zugrunde gelegt. Gleichermaßen gilt dieses standardisierte Vorgehen auch bezüglich der gefahrenen Scherrampe im Rotationsviskosimeter, siehe Abschnitt 2.3, Bild 2.4. 3.1. Standard-Regime Ohne Berücksichtigung technologischer Bedingungen wird zunächst das Fließverhalten der Gesamtheit aller angelieferten MVA-Aschen nach einem einheitlichen Regime angemischt und rheologisch charakterisiert: VI - 17 - das Standard-Anmischregime und das Standard-Scherratenprofil, siehe Bild 2.4. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wird das Fließverhalten unmittelbar nach Anmischung festgestellt. Im Gesamtkonzept entspricht dies einem minimalen Energieeintrag bei der Anmischung und dem Betrachtungszeitpunkt Null. Das Zeitverhalten wird durch die Ruhezeit der angemischten Probe simuliert. Beim Rohrtransport ist dieser Zustand nicht real, da das Material im Rohr einer ständigen Scherung ausgesetzt ist, deren Intensität radial mit dem Abstand zur Rohrachse sich ändert. Im allgemeinen stellt diese Art das Zeitverhalten zu charakterisieren einen Extremfall dar. Standard - Anmischregime : Unter der Annahme, daß die Anmischbedingungen und die Mischzeit durchaus die Konsistenz der Mischung beeinflussen können, sind auch aus Gründen der Reproduzierbarkeit einheitliche Versuchsbedingungen einzuhalten. Kommen mehrere Feststoffkomponenten zum Einsatz (Mischungen) , so werden die zwei Feststoffkomponenten vor der eigentlichen Suspensionsherstellung (Naßmischung) trocken vorgemischt. Die Mischung der Feststoffkomponenten erfolgt im Labormaßstab von Hand. Der erzielte Mischungsgrad ist durch die sich anschließende Naßmischung ohne größere Bedeutung. Bei der Anmischung mittels Laborrührer wurden eingehalten: - konstante Rührerdrehzahl (n = 700 U/min), identisches Rührwerkzeug konstanter Mischzeit (tR = 3 min.) konstantes Dispersionsmittelvolumen (25 ml) und festgelegtes Anmischgefäß (siehe Punkt 9) Eine Temperierung beim Anmischen war nicht vorgesehen. Standard-Scherratenprofil: Die rheologische Charakterisierung wurde ausschließlich im Labormaßstab mit Rotationsviskosimetern vorgenommen. Zur Beschreibung des Fließverhaltens der Suspension wurde vom vollständigen thixotropen Strukturabbau ausgegangen. Hierbei wird grundsätzlich der abwärtige Fließkurvenast nach entsprechender Haltezeit bei maximaler Scherrate Dmax, im Verlaufe aller Untersuchungen herangezogen. Der Strukturabbau, d.h. das Erreichen eines Gleichgewichtszustandes wurde punktuell kontrolliert. Hierbei wird an das gefahrene Profil der Scherrate selbiges Profil angehängt. Liegen die dann aufgezeichneten Antwortkurven nahezu deckungsgleich mit dem 3. Fließkurvenabschnitt, so ist das Erreichen dieses Endzustandes belegt. Das definierte Standardprofil der gefahrenen Scherraten , siehe Bild 2.4, genügte in der Mehrzahl der Fälle dieser genannten Bedingung. Gleichermaßen ist im Standardprofil die maximalen Scherrate festgelegt. Aus den genannten technologischen Aspekten, des Rohrtransportes, wurden alle Untersuchungen bis zu einer maximalen Scherraten von Dmax = 100 s-1 vorgenommen. Aus der im Rheometer vorgegebenen zeitlichen Änderung der Deformationsgeschwindigkeit wird als Antwort das entsprechende Rheogramm, siehe Bild 2.4 erhalten. Die Beschreibung VI - 18 der Antwortkurve erfolgt dann mittels eines rheologischen Modells, dessen Parameter die Eigenschaft von Stoffwerten besitzen. Zur Ermittlung des Einflusses unterschiedlicher Scherintensität und Scherzeit, wurden auch Untersuchungen bei anderen Anmischbedingungen, aber unter Beibehaltung gleicher Bedingungen im Rotationsviskosimeter, dem Standard-Scherratenprofil durchgeführt. 3.2. Variation vom Standard-Regime Wie vorstehend beschrieben werden die rheologische Untersuchung im Rotationsviskosimeter unter den selben Bedingungen, dem Standard-Scherratenprofil, durchgeführt. Abweichungen vom Standard-Anmischregime waren erforderlich zwecks Erfassung des Scherdauereinflusses und bezüglich der punktuell vorgenommenen Versuche zum Temperatureinfluß. Scherdauereinfluß - Viskomatmischregime: Dieses Mischregime wird angewendet, wenn der Einfluß der Scherdauer auf die eingesetzte Suspension untersucht werden soll. Hierbei werden die Einsatzstoffe nur kurzzeitig von Hand durchmischt und danach im Viskomat einer kontinuierlichen Scherung ausgesetzt. Eine rheologische Untersuchung der eingesetzten Mischung erfolgt auch an der Mischung im Ausgangszustand, d.h. vor einer weitergehenden Mischung im Viskomat. Versuchsbedingungen: • Probemenge • Anmischung in zwei Stufen • • • • V = 400 ml; grobe Mischung von Hand, weitere Mischung im Viskomat; identisches Rührwerkzeug , Eintauchtiefe, Rührgefäß (Viskomat PC); Versuchstemperatur 20 °C; Wärmetönung nicht erfaßt; Rührzeit tR 1 h; Drehzahl n = 200 U/min. (entspricht näherungsweise einer mittleren Scherrate von ca. 35 s-1) Temperatureinfluß - Standard - Anmischregime : Unter diesen Versuchsbedingungen wurden abweichend von den sonstigen Bedingungen beim Standard - Anmischregime nur die Einsatzstoffe vor dem Mischvorgang temperiert (Untersuchungstemperatur). Eine Temperierung während des Mischprozesses erfolgte nicht. 4. Ergebnisse der rheologischen Untersuchungen Die Versuchsergebnisse zum Fließverhalten sind im einzelnen im Anlageteil angegeben. Als rheologisches Modell wurde das Bingham-Modell durchgängig verwendet. Das untersuchte Gesamtfeld ist für das Grundsystem und die Standard-Mischungen identisch. Bild 4.0 gibt in einer grafischen Form den Untersuchungsbereich (cR – RGRP nach Anfallort) wieder. Die durch ! markierten Balken weisen auf DS hin, die als Grundsystem heterogenes Verhalten aufweisen; hier liegen nur Meßwerte für die Standard-Mischungen vor. Für Mischungen (Variation des Binderanteils, bzw. andere Bindemittel) wurde nicht das Gesamtfeld aller RGRP in die Untersuchungen einbezogen. VI - 19 Auf die Ergebnisse zum Bindereinfluß, zum Zeiteinfluß, zur Scherdauer und Temperatur wird eingegangen. Feststoffanteil [Vol.-%] 50 ! ! ! AK1 AK2 AK3 BK1 BK2 CK1 CK2 AR BR 40 30 20 10 0 CR AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 Entnamestellen der RGRP Bild 4.0: Feld der rheologischen Untersuchungen 4.1. Darstellungsweise der Versuchsergebnisse Neben der tabellarischen Zusammenfassung im Anhang erfolgt für das Bingham-Modell mit den Parametern τ0 und ηB eine grafische Darstellung in Form: τ0 = f(cR) und ηB = f(cR) Zum Zweck einer übersichtlichen Darstellung beim Vergleich untereinander stören zwei Parameter. Aus diesem Grunde wird zur summarischen Beschreibung des Fließverhaltens auf den τ100-Wert zurückgegriffen, den Wert der Schubspannung bei einer Scherrate von 100 s-1. Form: τ100 = f(cR ) Diese Form der Darstellung erfolgt ausschließlich für die DS unmittelbar nach der Anmischung. Die Änderung mit der Zeit im viskosen Verhalten werden in folgender Form erfaßt: Form: τ100-Wert (Zeit t=const.) / τ100-Wert (Zeit t=0) Auf andere Darstellungsarten wird beim Eingehen auf die entsprechenden Abhängigkeiten dort jeweils hingewiesen. 4.2. Fließverhalten von Suspensionen mit den RGRP–Gruppen Die große Streubreite des Fließverhaltens der RGRP insgesamt verdeutlicht die Zusammenstellung in Bild 4.1. Allein aus dem Feststoffanteil ist eine Abschätzung zum viskosen Verhalten nicht möglich. Zunächst soll ausgehend von den einzelnen Prozeßstufen der beprobten MVA untersucht werden, inwieweit auf dieser Grundlage sich eine Eingrenzung im zu erwartenden Transportverhalten ergeben würde. VI - 20 350 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 BR BF1 BF2 BF3 CK2 CR CF1 CF2 300 250 200 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.1: Fließverhalten (τ100-Wert) in Abhängigkeit des Feststoffvolumenanteils für das Gesamtfeld aller RGRP Versuchsbedingungen: Grundsystem; Standardregime; T = 20°C; 4.2.1. Kesselstäube Es ist zunächst naheliegend, die aus den Rauchgaszügen und nachgeschalteten Zyklonstufen ausfallenden Stäube in einer gemeinsamen Gruppe zusammenzufassen. Die Phasenanalyse zeigt, daß die Kesselstäube sich nicht gravierend in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. Es liegt jedoch eine große Schwankungsbreite in der mittleren Partikelgröße und der Partikelgrößenverteilung vor - siehe Bild 4.2. Partikelgröße [µm] 1200 1000 800 600 400 200 0 Partikelgröße [µm] Partikelgröße [µm] 1200 1200 1000 1000 800 800 600 600 400 400 200 200 0 AK1 AK2 AK3 BK1 BK2 CK1 CK2 Kesselstäube 0 AR BR CR Reaktionspodukte AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 Filterstäube Bild 4.2: Partikelgrößenverteilung der angelieferten RGRP, mit Angabe von dP50 unterer Grenzwert - dP10 ; oberer Grenzwert - dP90 VI - 21 Im Sinne einer stabilen Suspension können die Stäube AK1, AK2, AK3, CK2 in die Betrachtung einbezogen werden. Mischungen mit BK1, BK2, CK1 stellen heterogene Systeme dar. Wie Bild 4.3 zeigt ist die Streubreite im Fließverhalten für die verbleibenden Kesselaschen geringer. 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK1 AK2 AK3 CK2 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.3: Fließverhalten (τ100-Wert) in Abhängigkeit des Feststoffvolumenanteils für das Gesamtfeld aller Kesselstäube (KS-DS, als Kontinuum beschreibbar) Versuchsbedingungen: Grundsystem; Standardregime; T = 20°C; Korrespondierend zu dieser Übersicht sind in Bild 4.4 die Parameter Fließgrenze und Binghamviskosität des Bingham-Modells im Vergleich angegeben. Das Verhalten wird offensichtlich wesentlich durch die mittlere Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung bestimmt. Erwartungsgemäß zeigen die Aschen mit der geringsten Partikelgröße und der engsten Verteilungsbreite einen größeren viskosen Widerstand. Geht man von einer chemisch identischen Zusammensetzung aller angelieferten KS aus, was näherungsweise durch die Phasenanalyse gegeben erscheint, so müßte sich das viskose Verhalten bei den Dickstoffsuspensionen aus den interpartikularen Wechselwirkungskräften ableiten lassen. Bei angenommener Identität hinsichtlich der Phasenanteile wären zu ermitteln, inwiefern eine Abhängigkeit vom Partikelabstand besteht. Die Überlegungen sind dabei folgende. Für ein monodisperses System mit dem Partikeldurchmesser d kann man das Kontinuum in n Elementarwürfel der Kantenlänge a aufteilen, wobei jeder Würfel gerade ein Teilchen enthalten soll. Damit läßt sich der Partikelabstand h ermitteln zu: π h = d ⋅ 3 − 1 6 ⋅ cR (4.1) In einem System mit einer Partikelgrößenverteilung kann man den Partikelabstand aus der Verteilung folgendermaßen berechnen: h= π ⋅ d * −d n 6 ⋅ cR (4.2) VI - 22 Fließgrenze τ0 : 60 Fließgrenze [Pa] AK1 AK2 AK3 CK2 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Binghamviskosität ηB : 1,4 Binghamviskosität [Pas] Ak1 AK2 AK3 CK2 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 10 20 30 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.4: Binghamparameter τ0 und ηB in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR für das Gesamtfeld der Kesselstäube Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; nach Anmischung VI - 23 mit dem teilchenanzahlgemittelten Durchmesser dn und dem abstandsgemittelten Durchmesser d* : d = * ∑ µi d i3 −1 3 Zur Bestimmung des mittleren Partikelabstandes wurde vereinfachend, aus der vorliegenden gemessenen Größenverteilung, eine Unterteilung in 10 Größenklassen vorgenommen. Bild 4.5 zeigt das Ergebnis einer solchen Betrachtung. 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK1 AK2 AK3 CK2 150 100 50 0 0 10 20 30 40 50 mittlerer Partikelabstand h [µm] Bild 4.5: Fließverhalten (τ100-Wert) für das Gesamtfeld der Kesselstäube in Abhängigkeit eines mittleren Partikelabstandes h Versuchsbedingungen: Grundsystem; Standardregime; T = 20°C; Wie der Vergleich zeigt, läßt sich das Fließverhalten für die Kesselstäube so mit hinreichender Genauigkeit ausschließlich durch den Parameter h beschreiben. Die Unterschiede im Fließverhalten resultieren also vor allem aus der Partikelgrößenverteilung. Eine weitere Einbeziehung in die vorstehende Betrachtung erfolgte durch Mahlung. Bei diesem Prozeß wird allerdings die Oberflächeneigenschaften der Partikel beeinflußt. Aus diesem Grunde wurden diese RGRP gleichfalls unter identischen Versuchsbedingungen gemahlen und anschließend diese Finalprodukte vergleichend rheologisch untersucht. In Bild 4.6 ist der das viskose Verhalten charakterisierende τ100-Wert aller gemahlenen KS gemeinsam in Abhängigkeit des Feststoffgehaltes dargestellt. Ebenfalls weist die im gleichen Bild mit angegebene Partikelgrößenverteilung auf die beobachteten Abweichungen untereinander hin. VI - 24 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2/g AK1/g AK3/g BK1/g BK2/g CK1/g CK2/g 100 10 1 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] 200 Partikelgröße in µm d0,9 150 100 50 d0,1 d0,5 0 AK1 AK2 AK3 BK1 BK2 CK1 CK2 Asche - gemahlen Bild 4.6: Streubreite im viskosen Verhalten von Aschesuspensionen (τ100-Wert) bei identischem Dispersionsmittel: Q-Lauge; T = 20°C; nach Anmischung ca. identischer Partikelgröße und -nverteilung / Vergleich gemahlener Aschen mit Angabe der dazugehörigen Partikelgrößenverteilung Die KS zeigen gleichfalls eine gewisse Ansteifungsneigung während einer Ruhezeit. Das hierzu dargestellte Zeitverhalten ist Bild 4.7 zu entnehmen. In der Tendenz ist mit einer Erhöhung des Fließwiderstandes um ca. 30% nach einstündlicher Ruhephase zu rechnen. Durch Sedimentationserscheinungen zeigen die Werte bei minimalen Feststoffanteilen größere Abweichungen. Zeitverhalten - Kesselstäube: VI - 25 τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) 2 Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AK1 AK2 AK3 CK2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 4.7 : Zeitabhängigkeit - Einfluß der Ruhezeit auf das Verhältnis τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) für die Kesselstäube Versuchsbedingungen: Grundsysteme; T = 20°C; 4.2.2. Reaktionsprodukte Diese RGRP weisen auch, belegt durch die Phasenanalyse, je nach Reinigungstechnologie der entsprechenden MVA eine unterschiedliche Zusammensetzung auf. Mit Ausnahme der Anlage B, ausschließliche Zugabe von Aktivkoks fallen bei den anderen Anlagen A und C Reaktionsprodukte an, die das gesamte Spektrum an Phasen entsprechend den nachgeschalteten Filterstufen enthalten. Bedingt durch die Einbindung dieser Prozeßstufe in die Gesamt-RGR und die Abscheideleistung dieser Prozeßstufe ist zusätzlich eine Differenzierung hinsichtlich der Partikelgröße zu verzeichnen. Die anfallende Partikelgrößenverteilung für die Reaktionsprodukte AR, BR und CR zeigt, daß mit den, dem Verdampfungskühler der Anlage B entnommenen, Feststoffen keine Suspension mit homogenen Transporteigenschaften herstellbar ist, siehe Bild 4.2. Aus diesem Grunde wurde in die vergleichende Darstellung des Fließverhaltens für das Grundsystem im Falle des Reaktionsproduktes BR ergänzend die Standard-Mischung (Zugabe von MgO1-Binder; q = 10%) herangezogen, siehe Bild 4.8. Die Zugabe des sehr feinkörnigen Bindemittels führt in diesem Fall zu einer homogen Suspension. So zeigt im direkten Vergleich miteinander die Suspension mit dem Reaktionsprodukt CR, trotz engerer Partikelgrößenverteilung und geringerer mittlerer Partikelgröße gegenüber dem Reaktionsprodukt AR einen deutlich geringeren Fließwiderstand. VI - 26 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] 200 AR BR CR 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.8: Fließverhalten (τ100-Wert) in Abhängigkeit des Feststoffvolumenanteils für das Gesamtfeld aller Reaktionsprodukte; (BR als Standard-Mischung) Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; nach Anmischung Bei Suspensionen mit den Reaktionsprodukten ist also schwerlich eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Phasenzusammensetzung und Partikelgröße führen zu einem sehr unterschiedlichen Verhalten. Im Gegensatz zu einer möglichen globalen Aussage zum Fließverhalten, wie bei den Kesselstäuben gegeben, muß somit hier differenzierend von der Art und der Einordnung der Reaktionsstufen ausgegangen werden. Das Reaktionsprodukt der MVA B zeigt so im Fließverhalten keine Unterschiede zu den betrachteten Kesselstäuben, sie fallen auch in dieser Prozeßstufe grobkörniger an. Zeitverhalten - Reaktionsprodukte: τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) 2 Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AR CR 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 4.9: Zeitabhängigkeit - Einfluß der Ruhezeit auf das Verhältnis τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) für die Reaktionsprodukte Versuchsbedingungen: Grundsysteme; T = 20°C; VI - 27 Fließgrenze τ0 : 50 Fließgrenze [Pa] AR BR CR 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Binghamviskosität ηB : 1,6 Binghamviskosität [Pas] AR BR CR 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 10 20 30 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.10: Binghamparameter τ0 und ηB in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR für das Gesamtfeld der Reaktionsprodukte (BR - Standard-Mischung) Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; nach Anmischung Im Zeitverhalten, wiedergegeben in Bild 4.9, läßt sich eine abweichende Tendenz feststellen. Das Reaktionsprodukt AR mit den im rheologischem Sinne aktivsten Phasenanteilen zeigt VI - 28 eine äußerst geringe Zeitabhängigkeit, während das Reaktionsprodukt CR eine deutliche Ansteifungsneigung während einer Ruhezeit aufweist, und zwar ist mit einer Erhöhung des Fließwiderstandes um ca. 40% nach einstündlicher Ruhephase zu rechnen. Bild 4.10 zeigt in Abhängigkeit der Feststoffkonzentration die Modellparameter Fließgrenze und Binghamviskosität für die untersuchten Reaktionsprodukte. 4.2.3. Filterstäube Die Filterstäube weisen als Produkte der finalen Abscheidestufe ( E-Filter und Schlauchfilter) geringe Partikelgrößen auf. Suspensionen aus den Filterstäuben sind somit ihrem Charakter nach stabil und homogen. Wie aus Bild 4.2 ersichtlich variieren die Filterstäube hinsichtlich der Partikelgrößenverteilung und des mittleren Partikeldurchmessers dP50. Die unterschiedliche Phasenzusammensetzung läßt, wie schon bei DS mit Reaktionsprodukten, eine stärkere Differenzierung erwarten. Betrachtet man das Fließverhalten der Suspensionen, hergestellt aus den RGRP der Feinstaubscheidung so wird quasi die Streubreite des eingangs dargestellten Gesamtfeldes sichtbar, wie Bild 4.11 verdeutlicht. 350 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 300 250 200 AF CF BF 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.11: Fließverhalten (τ100-Wert) in Abhängigkeit des Feststoffvolumenanteils für das Gesamtfeld aller Filterstäube Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; nach Anmischung VI - 29 Bild 4.12 zeigt in Abhängigkeit der Feststoffkonzentration die Modellparameter Fließgrenze und Binghamviskosität für die untersuchten Filterstäube. Fließgrenze τ0 : Fließgrenze [Pa] 250 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 200 150 100 50 0 0 10 20 30 40 50 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Binghamviskosität ηB : 2 Binghamviskosität [Pas] AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.12: Binghamparameter τ0 und ηB in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR für das Gesamtfeld der Filterstäube Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; nach Anmischung VI - 30 Wie zu erwarten ist die Streubreite im viskosen Verhalten der Aschen aus einer Anlage aber aus den einzelnen Abscheidestufen gering. Auch hier ist innerhalb dieser Gruppe aus einer Anlage ein Querbezug zur Partikelgröße gegeben. Für die drastischen Abweichungen im Fließverhalten der Filteraschen aus den beprobten MVA untereinander sind somit in erster Linie chemische Verbindungen im Zusammenhang mit der bestehenden Reinigungstechnologie verantwortlich. Das Fließverhalten wird bezüglich dieser Prozeßstufe also im überwiegendem Maße von der chemischen Zusammensetzung bestimmt. Auf den stofflichen Einfluß wird in Abschnitt 4.4.3. unter Betrachtung der Phasenanalyse näher einzugehen sein. Im Zeitverhalten, Bild 4.13, zeigen die DS aus den einzelnen MVA ein sehr differenziertes Verhalten. So zeigen die DS aus der Anlage C praktisch keine Änderung im viskosen Verhalten über den Betrachtungszeitraum (1 Stunde). Damit widerspricht das hier beobachtete Zeitverhalten der Ansteifungsneigung der DS mit Reaktionsprodukt aus selbiger Anlage C. Daneben stellen die DS aus der Anlage A das andere Extrem auch in Bezug auf das Zeitverhalten dar. Bei Feststoffanteilen über 20 % tritt eine sehr starke Ansteifungsneigung auf, die zu Problemen beim Rohrtransport führen kann. Der für DS aus dieser MVA (A) dadurch gegebene Arbeitsbereich wird somit weiter eingeschränkt. (Sedimentationsgrenze cR = 17,5% sinnvolle Transportkonzentration cR = 20 - 21%). Eine Mittelstellung im Zeitverhalten nehmen die DS der Anlage B ein. Mit wachsendem Feststoffgehalt cR ist eine Zunahme der Ansteifungsneigung festzustellen. Bei Transportkonzentrationen zwischen cR = 30% bis 40% muß mit einer Erhöhung des viskosen Widerstandes von nahezu 100% gerechnet werden. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß das Fließverhalten von DS aus Filterstäuben anlagenspezifisch betrachtet werden muß, und zwar - in Abhängigkeit der Gesamt-RGR-Technologie, - gegebenenfalls auch vom Einzugsgebiet – Siedlungsabfall, - universelle Aussagen sind nach der Untersuchung nur zur jeweiligen Anlage für RGRP aus dieser Anlage möglich, - inwiefern eine Systematisierung in Abhängigkeit von der Phasenzusammensetzung möglich ist wird noch zu betrachten sein. Zeitverhalten - Filterstäube: τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s 3,5 AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 4.13: Zeitabhängigkeit - Einfluß der Ruhezeit auf das Verhältnis τ100-Wert ( t = 60 min) / τ100-Wert (t = 0 min) für die Filterstäube Versuchsbedingungen: Grundsysteme; T = 20°C; 50 VI - 31 4.3. Anfallende RGRP einer MVA Geht man von praktischen Gesichtspunkten an die Einschätzung zum viskosen Verhalten der RGRP einer MVA heran, so liegen die hier aus den einzelnen Prozeßstufen einer Anlage entnommenen Proben in ihrer nach Anfallmenge gewichteten Summe vor. Überschlägig ergeben sich die in Tabelle 4.1 festgehaltenen Massenanteile in den einzelnen Prozeßstufen. Anlage A B C Kesselstäube 5% 45% 30% Reaktionsprodukte 10% *) 5% Filterstäube 85% 55% 65% *) Reaktionsprodukte nicht bilanzierbar; Massenanteil in den KS mit enthalten Tab. 4.1: Anfallmengenbilanz bezogen auf die Prozeßstufen Stand der Technik bei MVA ist, daß die RGRP nicht anfallortspezifisch erfaßt werden. Die Sammlung erfolgt in einem gemeinsamen Silosystem. Somit fallen für das Dickstoffverfahren fast ausschließlich Gemische aller Ausschleusungen aus der Rauchgasreinigung an. Im Hinblick auf die jeweiligen Masseanteile Kesselstäube / Reaktionsprodukte / Filterstäube liegt eine Dominanz der Filterstäube vor. Zum Einen ist damit die Realisierbarkeit stabiler Suspensionen gegeben (Korngröße). Zum Anderen wird jedoch das Fließverhalten durch die anlagenspezifische Zusammensetzung der Filteraschen abweichend voneinander bestimmt. Im einzelnen ist festzustellen: • Das viskose Verhalten angelieferte RGRP aus der Anlage A wird insbesondere durch das viskose Verhalten der FS bestimmt. • Den minimalsten Masseanteil an Filterstäuben weisen die RGRP der Anlage B mit 55% auf. Für das viskose Verhalten von Gemischen der aus dieser Anlage stammenden Suspensionen an RGRP ist ein großer Einfluß der Produkteigenschaften aus den vorgeschalteten Abscheidestufen zu erwarten. Die Überprüfung zeigt jedoch, daß auch hier der Einfluß der Filterstäube überwiegt. Bild 4.14 und Bild 4.15 zeigt für die Anlage B die Modellparameter und den τ100-Wert im Vergleich der Einzelkomponenten zum Gemisch. Wie ersichtlich, zeigt das viskose Verhalten des Gemisches auch in diesem Fall das annähernd gleiche Fließverhalten wie die Filterstäube. • Für den Fall der Anlage C ist die Dominanz der FS ebenfalls zu erwarten. Im Vergleich zueinander sind in Bild 4.16 die τ100-Werte für die DS mit RGRP der einzelnen Entnahmestellen angegeben. Bedingt durch die Feinkörnigkeit der Filterstäube zeigen diese den höchsten Fließwiderstand. Im Gemisch wäre eine geringfügige Abnahme desselben durch Zumischung der grobkörnigeren Anteile aus der Reaktionsstufe und der Kesselstufe zu erwarten. 4.4. Einflußparameter des Fließverhaltens Wie die in Abschnitt 4.2 dargelegten Fließeigenschaften der Dickstoffsuspensionen zeigen, wird das Fließverhalten der Suspension durch die Konzentration, die Korngröße und das Kornspektrum sowie die chemische Zusammensetzung bestimmt. VI - 32 Fließgrenze : 80 Fließgrenze [Pa] Filterasche Kesselasche Gemisch 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Binghamviskosität : 1,8 Binghamviskosität [Pas] Filterasche Kesselasche Gemisch 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 10 20 30 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 4.14: Binghamparameter τ0 und ηB in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR für Anlage B Einzelkomponenten und Gemisch (45% KS+R; 55% FS) Grundsysteme; T = 20°C VI - 33 200 Schubspannungswert bei D=100 /s [Pa] Filterasche Kesselasche Gemisch 150 100 50 0 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 4.15: Vergleich - τ100-Werte in Abhängigkeit des Feststoffanteils cR für Anlage B Einzelkomponenten und Gemisch (45% KS+R; 55% FS) Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; 350 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] CK2 CR CF1 CF2 300 250 200 150 100 50 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.16: Fließverhalten (τ100-Wert) in Abhängigkeit des Feststoffvolumenanteils für RGRP aus Anlage C Versuchsbedingungen: Grundsystem; T = 20°C; VI - 34 Unabhängig von den untersuchten Proben der einzelnen Müllverbrennungsanlagen soll nachfolgend die Auswirkung der einzelnen Einflußparameter eingeschätzt werden. 4.4.1 Feststoffanteil Es ist eine simple Tatsache, daß mit zunehmendem Anteil an disperser Phase eine Viskositätserhöhung der Suspension im Vergleich zum Dispersionsmittel einhergeht. Die Frage stellt sich somit ausschließlich hinsichtlich Quantifizierung dieser Erhöhung. Wie erwähnt, ist die Variation des Feststoffanteils, beginnend mit gegen Null gehenden Konzentrationen nicht möglich - Sedimentation. Erst ab einer bestimmten Feststoffbeladung ist durch interpartikulare Wechselwirkungskräfte eine zunehmende Sedimentationsstabilität gegeben. Der Untersuchungsbereich im Feststoffgehalt ist damit eingeschränkt. Die mögliche Spannweite variiert dabei um 10 bis 30% im volumetrischen Feststoffgehalt. Die Versuchsergebnisse aller Aschesuspensionen zeigen, daß sich die Binghamviskosität ηB im vorgegebenen Untersuchungsbereich bezüglich des Feststoffgehaltes in halblogarithmischer Darstellung durch Geradengleichungen approximieren lassen, in Form ln η B = ln η 0 + b ⋅ cR (4.3) mit der Viskosität des Dispersionsmittels τ0. Der Anstieg der Geraden b ist dabei sowohl von der chemischen Zusammensetzung der Aschen als auch von der Partikelgröße und der Partikelgrößenverteilung abhängig. Gleichermaßen wächst mit steigendem Feststoffanteil die Fließgrenze τ0. ln τ0 = a + d cR (4.4) In halblogarithmischer Darstellung treten in Nähe der minimalen Feststoffbeladung und im Bereich maximaler Beladung Abweichungen bei Approximation durch Geradengleichungen auf. Dabei stellen beide Parameter der Geradengleichung individuelle stoffliche Eigenschaften der Suspension dar. Ein ausschließlicher Bezug der beiden Modellparameter ηB und τ0 auf die viskosen Eigenschaften des Dispersionsmittels und des Feststoffgehaltes ist damit nicht gegeben. Die vorhandenen interpartikularen Wechselwirkungskräfte lassen eine Beschreibung in Form einer relativen Viskosität ηr nicht zu [3]. 4.4.2. Partikelgröße / Partikelgrößenverteilung Als physikalische Parameter sind die Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung als wesentliche Einflußgrößen anzusehen. • Partikelgröße: In der Literatur [4] wird von Versuchsergebnissen berichtet, die eine Unabhängigkeit im viskosen Verhalten der Suspensionen von der mittleren Partikelgröße bei gleicher Verteilungsbreite bestätigen - Kalksteinfraktionen in quasi inertem Dispersionsmittel - Silikonöl 5000. Allerdings wird diese Unabhängigkeit im Fließverhalten von der mittleren Partikelgröße erst bei Scherraten > 100 bis 1000 s-1 nachgewiesen, während bei kleineren Schergeschwindigkeiten auch für das ausgewählte Beispiel mit abnehmender Partikelgröße der viskose Wider- VI - 35 stand anwächst. Erklärt wird diese Zunahme durch die Zunahme des Anteils der PartikelPartikel-Wechselwirkungskräfte. Im Falle des Rohrtransportes ist mit einer Scherrate in der Größenordnung um 100 s-1 zu rechnen. So treten die Partikel-Partikel-Wechselwirkungskräfte bezogen auf den Transport der DS aus den RGRP deutlich in Erscheinung. Es ist mit abnehmender Partikelgröße eine Zunahme des viskosen Widerstandes verbunden, wie schon in Kapitel 4.2.1 angegeben werden konnte. Die Abhängigkeit sei nochmals am Beispiel zweier Aschesuspensionen nahezu identischer chemischer Zusammensetzung und gleicher Verteilungsbreite verdeutlicht: Bild 4.17 zeigt eine solche Gegenüberstellung der ermittelten Fließparameter (τ0 und ηB) und des τ100-Wertes für Aschesuspensionen bei identischen Versuchsbedingungen. Einfluß: Partikelgröße - d0,5 Schubspannung bei D=100 1/s[Pa] 150 Partikelgrößenverteilungsbreite = const. Binghamvisk. [Pas] Fließgrenze [Pa] Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] 15 Fließgrenze [Pa] 1 Binghamviskosität [Pas] 3000 Thixotropiefläche [Pa/s] 2500 0,8 100 Thixotropie-Fl.[Pa/s] 10 2000 0,6 1500 0,4 50 5 1000 0,2 500 0 AK1 d0,5 : AK3 0 AK1 < AK3 AK1 AK3 0 AK1 AK3 0 AK1 AK3 cR = 25% Bild 4.17: Einflußparameter mittlere Partikelgröße d50 Vergleich im Fließverhalten zweier Aschesuspensionen (τ100-Wert, τ0 und ηB) annähernd identische Zusammensetzung und Partikelgrößenverteilungsbreite gleiche Versuchsbedingungen: DPM: Q-Lauge; cR =25% ; T=20°C Die Aschesuspension mit der kleineren Partikelgröße AK1 zeigt sowohl die Anhebung des Fließwiderstandes als auch beider Fließparameter (τ0 und ηB). Gleichfalls ist der Einfluß der Partikelgröße auf den Strukturabbau aus der auch angegebenen Thixotropiefläche ersichtlich. Darüber hinaus wird der Partikelform ein Einfluß auf das Fließverhalten zuerkannt und experimentell nachgewiesen. So weisen Partikel mit kugeliger Form einen deutlich geringeren Fließwiderstand als kantige Partikel auf [4]. • Partikelgrößenverteilungsbreite: Mit einer zunehmenden Verteilungsbreite und damit dem größeren Anteil an Grobkorn wird der Fließwiderstand der Aschesuspensionen vermindert. Bild 4.18 belegt diesen Sachverhalt. Die Aschen (AK2, AK3) weisen eine nahezu identische chemische Zusammensetzung auf. Bei gleicher mittlerer Partikelgröße d50 variiert nur die Verteilungsbreite, wobei die Asche AK2 die größere Verteilungsbreite ausweist. VI - 36 Einfluß: Partikelgrößenverteilungsbreite Schubspannung bei D=100 1/s[Pa] Fließgrenze [Pa] Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] 100 Partikelgröße d0,5 = const. 20 Binghamvisk. [Pas] Fließgrenze [Pa] 0,8 Thixotropie-Fl.[Pa/s] Binghamviskosität [Pas] 3500 Thixotropiefläche [Pa/s] 3000 80 15 0,6 2500 60 2000 10 0,4 40 1500 5 1000 0,2 20 500 0 AK2 0 AK3 d0,9 – d0,1 : AK2 AK3 AK2 > AK3 0 AK2 0 AK3 AK2 AK3 cR = 30 % Bild 4.18: Einflußparameter Partikelgrößenverteilungsbreite Vergleich im Fließverhalten zweier Aschesuspensionen (τ100-Wert, τ0 und ηB) annähernd identische Zusammensetzung und mittlere Partikelgröße d50 ; Versuchsbedingungen: Grundsystem; T=20°C Die Tendenz des Einflusses der Partikelgrößenverteilungsbreite bei gleicher chemischen Zusammensetzung ist insgesamt gut am Beispiel der Kesselstäube der Anlage A zu erkennen, siehe Bild 4.19. 1000 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2 AK3 AR Zunahme der Verteilungsbreite 100 10 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 4.19: Streubreite im viskosen Verhalten von Aschesuspensionen (τ100-Wert) bei identischem Dispersionsmittel: Q-Lauge; T = 20°C; nach Anmischung ca. identische mittlere Partikelgröße d(0,5) aber unterschiedlicher Verteilungsbreite, - siehe Bild 4.2. VI - 37 4.4.3 Chemische bzw. Phasenzusammensetzung Die durchgeführten Phasenanalysen lassen erstmals einen Bezug zwischen Fließverhalten und Zusammensetzung der Feststoffe zu. Bei ausschließlicher chemisch analytischen Betrachtungsweise sind zwar die Einzelelemente quantitativ erfaßt, aber bezüglich der möglichen vorliegenden Verbindungen ergaben sich zu viele Unwägbarkeiten. Die nachfolgend behandelten Phasen besitzen einen mehr oder minder ausgeprägten nachweisbaren Einfluß auf das Fließverhalten. Die markantesten Unterschiede in der Zusammensetzung weisen die Aschen aus den Abscheidestufen der chemischen Rauchgasreinigung auf. Mit Ausnahme der silikatischen Glasphasen sind alle angeführten Phasen weitestgehend Reaktions- bzw. Zugabestoffe der Rauchgasreinigungstechnologie. Nachfolgend soll die Wirkung einzelner Phasen auf das Fließverhalten abgeschätzt werden. Da sehr komplexe Umlöse- und Umsetzungsvorgänge vorliegen kann dies nur eine erste Näherung sein. Die Auswirkungen auf das Fließverhalten bei unterschiedlichem Anteil einer Phase im Gemisch sind jedoch so deutlich, daß eine solche Betrachtung angestellt werden soll. Die nachfolgend gewählte Darstellungsform berücksichtigt auch die möglichen Auswirkungen der Transporttechnologie, und zwar die mögliche zeitliche Änderung und die Änderung nach Vorscherung. Der Bindereinfluß (MgO-Binder, q=10%) ist gleichfalls mit einbezogen. Für jede Vergleichssuspension sind angegeben: die jeweiligen Meßwerte ohne Binder (Grundsystem), mit q=10% MgO-Binder (Standardsystem) und mit q=10% MgO-Binder (Standardsystem) nach einstündiger Vorscherung. Die beiden jeweils zugehörigen Säulenpaare zeigen dabei das Verhalten unmittelbar nach Anmischung und nach einer Stunde Ruhezeit der Suspensionen. • Ca(OH)2 - Verbindungen Bei den Filteraschen liegen Ausgangsmaterialien mit beträchtlichen Unterschieden am Gehalt von Portlandit (Ca(OH)2) vor (gekoppelt mit der Mischphase von CaCl2⋅Ca(OH)2⋅0,5H2O deren Einfluß somit jedoch nicht gesondert erfaßt werden kann); insbesondere bei AF1 im Vergleich zu CF1. Die Wirkungsweise dieser Phasenbestandteile beruht auf einer spontan einsetzenden Reaktion mit merklicher Ansteifungswirkung. Dabei sind in Zusammenhang mit den in der Dispersionsphase (Q-Lauge) gelösten Salzen MgSO4, und MgCl2 folgende chemische Reaktionen an Hand der Reaktionsenthalpien denkbar, die spontan ablaufen. MgSO4 + Ca(OH)2 = Mg(OH)2 + CaSO4 ∆H = - 87,8 kJ MgCl2 + Ca(OH)2 = Mg(OH)2 + CaCl2 ∆H = - 92,7 kJ Verbunden mit der chemischen Umwandlung ist eine Umbildung der Partikel; es bildet sich eine nadelartige Struktur, die zu einer Vergrößerung der spezifischen Oberfläche führt, ebenso zu einer Verringerung der Bewegungsfreiheit der dispergierten Phase, aber auch des Dispersionsmittel. Die so einsetzende Primärgelbildung ist durch ein kurzzeitiges Ansteifen der Aschesuspension beim Anmischen zu beobachten. Den extremen Einfluß der Ca(OH)2 - Verbindungen auf das Fließverhalten zeigt Bild 4.20. VI - 38 Bei den herangezogenen Stäuben besteht betreffs der physikalischen Parametern Partikelgröße und -verteilung Gleichwertigkeit (siehe auch Tab. 4.3). Die wiedergegebenen drei Säulenkolonnen geben jeweils die Meßwerte wieder, und zwar ohne Binder, mit q=10% MgO1-Binder und mit q=10% MgO1-Binder nach einstündiger Vorscherung. Die beiden zu den drei Säulenkolonnen jeweils zugehörigen Säulenpaare zeigen dabei das Verhalten unmittelbar nach Anmischung und nach einer Stunde Ruhezeit der Aschesuspensionen. Bedingt durch die stark ansteifende Wirkung der Ca(OH)2-Verbindungen war ein unmittelbarer Vergleich der Aschesuspensionen bei gleichen Feststoffanteilen nicht möglich. Aus dem Vergleich ist festzustellen, daß ein Ca(OH)2 -Anteil einen ähnlichen Fließwiderstand bei deutlich geringeren Feststoffgehalten cR bewirkt. Des weiteren ist auf das Zeitverhalten hinzuweisen. Die Anhebung der Fließparameter nach Vorscherung sind in erster Linie der Versuchszeit (Vorscherungszeit = 1 h) zuzuschreiben. Dabei ist allerdings eine deutlich quantifizierbare Anhebung der Fließgrenze durch die Vorscherung gegeben, verbunden mit abnehmender Binghamviskosität. Die Zumischung von MgO-Binder ist von geringem Einfluß. Eine Temperaturerhöhung bewirkt eine Beschleunigung der ablaufenden Reaktionen und verstärkt somit die zur Erhöhung des Fließwiderstandes beitragenden Effekte bei Anwesenheit der Ca(OH)2 - Verbindungen. • Bassanit CaSO4 0,5H2O Diese Phasenbestandteile weisen durch die mögliche Wasseraufnahme eine hohe Reaktivität auf, die bei hohem Anteil merklichen Einfluß auf das Verfestigungsverhalten besitzt. Die rheologischen Untersuchungen zeigen allerdings, daß im betrachteten Zeitabschnitt < 2h keine Auswirkungen im Fließverhalten festzustellen sind. Miteinander vergleichend wurden zwei Aschensuspensionen gleicher Feststoffanteile mit Aschen aus den Staubabscheidestufen zweier MVA (BF1 und CF1) mit nahezu identischen Parametern ausgewählt, siehe Bild 4.21, Tab.4.4. Wie ersichtlich ist im betrachteten Zeitmaßstab keine merkliche zeitliche Änderung im Fließverhalten durch Bassanit feststellbar. Gleichermaßen gilt diese Aussage auch bezüglich eines Vorscherungseinflusses. Die herangezogene Vergleichsasche (BF1) ohne diese Phasenanteile weist dagegen bei niedrigerem Fließwiderstand eine stärkere Zeitabhängigkeit und einen Einfluß der Vorscherung auf. Es könnte die Wirkung dem wasserfreien CaSO4-Anteil zukommen, auch dem geringen Anteil von Freikalk. • Vergleich Ca(OH)2 -Verbindungen mit Bassanit CaSO4 ⋅0,5 H2O Vergleicht man die Auswirkungen dieser beiden Phasenbestandteile miteinander, Bild 4.22, siehe auch Tab. 4.5, so ist festzustellen, daß sowohl beim Vorhandensein von Portlandit als auch von Bassanit ein erhebliches kurzzeitiges Ansteifen der Suspension erwartet werden kann. Beim Portlandit-haltigen Reaktionsprodukt AR liegt schon ein so hoher Anfangsfließwiderstand vor, daß nach einstündiger Vorscherung keine rheologische Analyse mehr möglich war. • CaCl2-Verbindungen Sinjarit ist in den Filterstäuben der Anlage C enthalten und hier mit unterschiedlichem Anteil, siehe Tab.4.6. Die Einbringung in die Suspension führt zu keinem deutlichen Unterschied im Zeitverhalten, siehe Bild 4.23. Sinjarit dürfte somit auf die Umwandlungen nach dem Anmischen keinen wesentlichen Einfluß nehmen. An der Sorelphasen- und der Carnallit-Bildung ist Sinjarit nicht beteiligt. VI - 39 Die geringfügigen Unterschiede im Fließverhalten beim Vergleich miteinander sind wahrscheinlich auf andere Phasen zurückzuführen. • Silikatische Glasphasen Eine Beeinflussung des Fließverhaltens durch silikatische Glasphasen ist kurzzeitig nicht zu erwarten. Versuche mit der gemahlenen Kesselasche, also von den Stoffen mit hohen Silikat/Quarz-Anteilen, zeigten dagegen ein sehr zeitabhängiges Verhalten. Dies könnte seine Ursache in der Aktivierung der Grenzflächen haben. Zusammenfassend sind die betrachteten Einflußgrößen und deren qualitativen Auswirkungen auf das Fließverhalten bezüglich einer zu erwartenden Änderung im Transportverhalten in nachfolgender Tabelle 4.2 angegeben. Einflußgrößen.: T. Bed. • Physik. P.: d0.5 ↓ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. d0.1-0.9 ↑ • Chem. Phasen Portlandit Ca(OH)2 τ0 [Pa] ηB [Pas] τ100 [Pa] ↑ DPM ↓ DPM ↑ DPM ↓ DPM ↑ DPM ↓ DPM ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ CaCl2 ⋅Ca(OH)2⋅H2O ↑ Zeiteinfluß ↑ ↑ ↑ Vorscherung ↑ ↑ ↑ Temp.-Erh. ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ Bassanit CaSO4⋅0,5H2O↑ Zeiteinfluß k k k Vorscherung k k k Temp.-Erh. n n n ? ? ? Sinjarit CaCl2 ⋅2H2O ↑ Zeiteinfluß k k k Vorscherung k k k Temp.-Erh. n n n ↑ g↑ g↑ g↑ silik. Glasphase Zeiteinfluß g↑ g↑ g↑ k - keine Auswirkungen ; n - nicht untersucht; g - gering (vermutet - ? ); W (Wirkungsweise) +++++ sehr stark bis + schwach sehr gering W. ohne ohne ohne ohne +++++ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. Tab. 4.2: Einflußgrößen auf das Fließverhalten ++++ ++ - (+) VI - 40 Tabellarische Angabe von Phasenbestandteilen zu den Bildern 4.20 bis 4.23: Ca(OH)2 CaCl2⋅Ca(OH)2⋅H2O CaSO4⋅0,5H2O 30% 33% 9,5% 24% AF1 CF1 Tab. 4.3 zu Bild 4.20 BF1 CF1 Ca(OH)2 CaCl2⋅Ca(OH)2⋅H2O CaSO4 sil. Gl. CaSO4⋅0,5H2O 19% 23% 4% 24% Tab. 4.4 zu Bild 4.21 AR CR Ca(OH)2 CaCl2⋅Ca(OH)2⋅H2O CaSO4 CaSO4⋅0,5H2O 12% 14,5% 10% 2% < 1% 80% Tab. 4.5 zu Bild 4.22 CF1 CF2 CaCL2⋅2H2O 14% 6% Tab. 4.6 zu Bild 4.23 Einfluß: - Portlandit ... 250 / Zeit, MgO-Binder; Scherintensität Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] MgO 200 0% 10% 10% 180 200 Fließgrenze [Pa] 0,8 Binghamviskosität [Pas] 160 0,6 140 150 120 100 100 0,4 80 60 50 0,2 40 20 0 A5 A5 A5/V C4 C4 C4/V 0 A5 A5 A5/V C4 A5 = AF1 20% C4 = CF1 30% C4 C4/V 0 A5 A5 A5/V C4 C4 C4/V Bild 4.20 Einflußparameter Ca(OH)2 – Verbindungen Vergleich im Fließverhalten zweier DS (τ100-Wert, τ0 und ηB) Darstellung: Zeitverhalten, Bindereinfluß und Vorscherungseinfluß ca. identische Partikelgröße und –verteilungsbreite Versuchsbedingungen: Grundsystem bzw. Standardsystem VI - 41 Einfluß: - Bassanit... 120 / Zeit, MgO-Binder; Scherintensität Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] MgO 60 Fließgrenze [Pa] 0,8 Binghamviskosität [Pas] 0% 10% 10% 100 0,6 80 40 60 0,4 40 20 0,2 20 0 B4 B4 B4/V C4 Feststoffgehalt identisch: C4 C4/V 0 B4 B4 B4/V C4 C4 C4/V 0 B4 B4 B4/V C4 C4 C4/V B4 = BF1 30% C4 = CF1 30% Bild 4.21: Einflußparameter Bassanit Vergleich im Fließverhalten zweier DS (τ100-Wert, τ0 und ηB) Darstellung: Zeitverhalten, Bindereinfluß und Vorscherungseinfluß ca. identische Partikelgröße und –verteilungsbreite Versuchsbedingungen: Grundsystem bzw. Standardsystem Wertigkeit: 250 Portlandit - Bassanit... Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] MgO 80 / Zeit, MgO-Binder; Scherintensität Fließgrenze [Pa] 1,6 0% 10% 10% Binghamviskosität [Pas] 1,4 200 60 1,2 150 1 40 0,8 100 0,6 20 50 0,4 0,2 0 A4 A4 A4/V C3 Feststoffgehalt identisch: C3 C3/V 0 A4 A4 A4/V C3 C3 C3/V A4 = AR 30% C3 = CR 30% Bild 4.22 Wertigkeit Portlandit - Bassanit Beschreibung s. unten 0 A4 A4 A4/V C3 C3 C3/V VI - 42 Einfluß: - Sinjarit ... 100 / Zeit, MgO-Binder; Scherintensität Schubsp.(D=100 [1/s]) [Pa] 40 MgO Fließgrenze [Pa] 0,8 Binghamviskosität [Pas] 0% 10% 10% 80 30 0,6 20 0,4 10 0,2 60 40 20 0 C5 C5 C5/V C4 C4 C4/V 0 Feststoffgehalt identisch: = 30 % C5 C5 C5/V C4 C4 C4/V 0 C5 C5 C5/V C4 C4 C4/V C4 = CF1 C5 = CF2 Bild 4.23: Einflußparameter Sinjarit Vergleich im Fließverhalten zweier DS (τ100-Wert, τ0 und ηB) Darstellung: Zeitverhalten, Bindereinfluß und Vorscherungseinfluß ca. identische Partikelgröße und –verteilungsbreite Versuchsbedingungen: Grundsystem bzw. Standardsystem 5. Systembedingte Einflüsse 5.1. Bindemittel Das Dickstoffverfahren setzt die hydraulische Förderung und die abschließende Verfestigung der Gemische mit Rauchgasreinigungsprodukten (RGRP) voraus. Zur Gewährleistung der Verfestigung ist im allgemeinen ein Bindemittel einzusetzen. Vom Stoffsystem her bietet sich hierfür unter Beachtung der Heranziehung von MgCl2Lösung (Q-Lauge) zur Dispergierung vor allem MgO-Pulver an. Die bekannte Sorelbindung (Sorelzement) kann somit für die Verfestigung genutzt werden. Bei der Untersuchung des viskosen Verhaltens der Dickstoffsuspension steht dementsprechend der MgO-Einsatz als Bindemittel im Vordergrund. Ergänzend werden einige andere Zusatzstoffe getestet. Die Auswirkungen auf das viskose Verhalten der DS, verursacht durch eine Binderzugabe, sollen nachfolgenden angegeben werden. Zur Verdeutlichung des Bindereinflusses auf das Fließverhalten wird der Quotient, gebildet aus dem τ100-Wert der Suspension mit Binder dividiert durch den τ100-Wert der Suspension ohne Binder herangezogen. Neben der Übersichtlichkeit beim Vergleich hat diese Darstellungsart jedoch den Nachteil, daß sich die Fehler durch die Division deutlich vergrößern bzw. verkleinern können. Werden die Suspensionen jeweils frisch angemischt und rheologisch charakterisiert, so ist trotz identischer Versuchsbedingungen mit Abweichungen in der Größenordnung von 15% zu rechnen. Damit sind im ungünstigste Fall Abweichungen des Quotienten um 35% möglich. VI - 43 5.1.1. MgO-Binder Zwecks Einschätzung des Bindereinflusses auf das viskose Verhalten wurde die Suspension ausschließlich aus RGRP mit Q-Lauge (Grundsystem) gebildet und mit einer Suspension aus der gleichen Feststoffphase, vermindert um den volumetrischen Binderanteil q an RGRP und dem Binderanteil q als Feststoffphasen verglichen. Als Standardsystem wird ein Binderanteil von q = 10% an MgO-Binder Firma Lehmann & Voß – (MgO1) eingeführt. MgO-Binder anderer Hersteller wurden vergleichend herangezogen. Wird lediglich das Stoffsystem MgO-MgCl2-Lösung betrachtet, so lassen sich schon die in dem viel komplexeren Stoffsystem RGRP + MgO mit Q-Lauge (Hauptbestandteil - MgCl2Lösung) ablaufenden Vorgänge erfassen. Wie nachgewiesen, setzt die Sorel- bzw. Magnesiazementbildung mit einem ausgeprägten Anstieg der Viskosität erst nach einer gewissen Totzeit ein, die von der MgO-Konzentration, der MgCl2-Konzentration der Lauge und von der eingetragenen Scherarbeit abhängig ist. Als Mindest-Totzeit können ca. 150 min, innerhalb der ein Anwachsen des Fließwiderstandes durch das Bindemittel weitestgehend auszuschließen ist, genannt werden. Mit der dann einsetzenden Reaktion tritt eine extreme Viskositätserhöhung auf, so daß der Transportvorgang vorher abgeschlossen sein muß. Im betrachteten Zeitraum von einer Stunde ist somit ein gravierender Einfluß lediglich durch die zusätzliche Wirkung der RGRP zu erwarten. Kesselstäube u. Reaktionsprodukte: Den Bindereinfluß auf das Fließverhalten der grobkörnigen Kesselstäube und Reaktionsprodukte zeigen die Bilder 5.1 und 5.2. Die Zugabe bewirkt sofort nach Anmischung (Bild 5.1) tendenziell eine geringfügige Minderung des Fließwiderstandes. Bei niedrigen Feststoffanteilen (Sedimentationsgrenze) ist durch nicht auszuschließende Sedimentationsprozesse im Grundsystem mit höheren Meßfehlern zu rechnen, so daß die dargestellte Erhöhung des Fließwiderstandes um 40% der Kesselasche AK1 bei cR = 20% darauf zurückzuführen wäre. Bezüglich des Zeitverhaltens gilt erwartungsgemäß der gleiche Sachverhalt, siehe Bild 5.2. Eine Ausnahme bildet das Reaktionsproduktes AR. Hierbei ist durch die Ansteifungsneigung der aktiven Phasen mit größeren Abweichungen zu rechnen. Der Bindemittelzusatz wirkt also hinsichtlich des Fließverhaltens vor allem über die Veränderung des Kornspektrums; Verkleinerung der mittleren Partikelgröße bei einer Erweiterung des Partikelspektrums. Das hat eine Minderung des Fließwiderstandes zur Folge. Filterstäube: Die Filterstäube, Bild 5.3 und 5.4, zeigen ein den KS und RP annähernd ähnliches Verhalten. Unmittelbar nach der Anmischung der Suspension liegt keine wesentliche Beeinflussung im Fließverhalten durch den Binderzusatz (MgO1; q=10%) vor. Eine Ausnahme bilden Filterstäube der Anlage A. Die hier wiedergegebenen Abweichungen dürften auf den Portlanditanteil im RGRP zurückzuführen sein. Allerdings zeigen sich unterschiedliche Tendenzen, siehe Verhalten von AF1 gegenüber dem von AF2; vorerst läßt sich dies nur durch Meßabweichungen erklären. Auch nach einer Ruhezeit der angemischten Suspension von einer Stunde sind noch keine anderen Abhängigkeiten festzustellen. VI - 44 Als Binder wurde vor allem der Binder MgO1 eingesetzt, somit war zu überprüfen wie sich ein Wechsel in der Binderqualität auf das Fließverhalten auswirkt. τ100-Wert (Binder -MgO) / τ100-Wert (Grundsystem; 2,5 Binderanteil - q=0) : Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AK1 AK2 AK3 CK2 AR CR 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 5.1: Bindereinfluß - Vergleich: Standard-Mischung / Grundsystem (Kesselstäube und Reaktionsprodukte) Zeit: sofort nach Anmischung τ100-Wert (Binder -MgO) / τ100-Wert (Grundsystem; 2,5 Binderanteil - q=0) : Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AK1 AK2 AK3 CK2 AR CR 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 5.2: Bindereinfluß - Vergleich: Standard-Mischung / Grundsystem (Kesselstäube und Reaktionsprodukte) Zeit: 1 Stunde nach Anmischung 50 VI - 45 τ100-Wert (Binder -MgO) / τ100-Wert (Grundsystem; 2,5 Binderanteil - q=0) : Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 5.3: Bindereinfluß - Vergleich : Standard-Mischung / Grundsystem (Filterstäube) Zeit: sofort nach Anmischung τ100-Wert (Binder -MgO) / τ100-Wert (Grundsystem; 2,5 Binderanteil - q=0) : Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF1 CF2 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 5.4: Bindereinfluß - Vergleich : Standard-Mischung / Grundsystem (Filterstäube) Zeit: 1 Stunde nach Anmischung 50 VI - 46 Diesbezüglich herangezogen wurde der MgO-Binder der Firma Lutz (MgO2), ein grobkörnigerer Binder. In Bild 5.5 sind die Auswirkungen im Fließverhalten für ausgewählte RGRP dargestellt. Auch hier wurde der τ100-Wert als Bewertungsmaß gewählt. In der Darstellung ist der Quotient des τ100-Wertes der mit Binder MgO2 angesetzten Suspension der Suspension mit Binder MgO1 dargestellt. τ100-Wert (Binder -MgO2 ¸q= 10%) / τ100-Wert ( Binder - MgO1; 1,5 q=10%) : Schubspannungsverhältnis bei D=100 /s AK1 AK2 AR BF1 1 0,5 0 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil (Vol.-%) [%] Bild 5.5: Binderqualität (MgO) - Vergleich: MgO2 und MgO1 Zeit: nach Anmischung Im Rahmen der Meßgenauigkeit zeigen sich keine gravierenden Änderungen im kurzzeitigen Fließverhalten. Dominant dürfte auch hier der Einfluß auf das Kornspektrum sein. Generell kann zum Einfluß des Bindemittels MgO / q=10% die Aussage getroffen werden, daß das Fließverhalten der Suspension nur in sehr geringem Maße beeinflußt wird, wenn die zur Sorelzementbindung einsetzende Reaktion noch nicht einsetzt. Mit Bindern auf MgO-Basis besteht somit ein technologisch gut zu beherrschendes Bindemittel zur Verfügung, welches im Konzentrationsbereich von q = 0 bis zu 20 % das Fließverhalten der Suspension nicht sofort grundsätzlich verändert. 5.1.2. Andere Bindemittelzusätze Als weitere Bindemittel kamen Steinkohlenaschen und Braunkohlenaschen zum Einsatz. Diese Asche besitzen z.T. einen Anteil an hydraulischen aktiven Komponenten und stehen kostengünstig zur Verfügung. Im Rahmen der Verfestigungsuntersuchungen erwies sich die genutzte Steinkohlenasche als wenig geeignet. Aus diesem Grunde wurde keine Untersuchungen zum Fließverhalten von DS, bestehend aus RGRP, Q-Lauge und der Steinkohlenasche als Binder durchgeführt. Die eingesetzten Braunkohlenaschen BKA1 (Kraftwerk Schkopau) und BKA2 (Kraftwerk Wählitz) erwiesen sich als geeignet. VI - 47 Dabei sind jedoch bedeutend höhere Anteile an Binder dem RGRP zuzusetzen, um den angestrebten Verfestigungszweck zu erreichen. Solche Mischungen wurden bezüglich ihres Fließverhaltens untersucht. Kesselstäube: Stellvertretend für die Gruppe der Kesselstäube wurden Untersuchungen mit dem Kesselstaub AK2 durchgeführt. Die Ergebnisse zum sind in den Bildern 5.6 und 5.7 angegeben. Auch hier wurde zur Charakterisierung des Fließverhaltens der τ100-Wert herangezogen. Die rote Säule gibt dabei das Fließverhalten des Grundsystems (AK2+Q) wieder, während die anderen Säulen das Fließverhalten bei Variation der Bindemittelbeladung q verdeutlichen. Direkt nach der Anmischung der Suspension ergibt sich für beide BKA nur eine geringfügige Beeinflussung des Fließverhaltens durch die Binderkomponente. Beim Zeitverhalten ist durch den Bindereinsatz bei größerer Feststoffbeladung mit einer verstärkten Ansteifungsneigung zu rechnen. Dabei zeigen die beiden untersuchten Braunkohlenaschen deutliche Unterschiede im Zeitverhalten. Während bei Nutzung von BKA1 die Ansteifungsneigung der DS sich zeitabhängig nur geringfügig erhöht, ist bei Heranziehung von BKA2 eine deutlich schnellere Erhöhung des Fließwiderstandes festzustellen. Die Ergebnisse verdeutlichen also, daß beim Transport von Mischungen unter Einsatz der Braunkohlenaschen-Binder die Zeiteffekte durchaus Berücksichtigung finden müssen. Filterstäube: Ergänzend ist die Auswirkung unterschiedlicher Bindemittel auf das Fließverhalten der Suspension mit dem Filterstaub BF3 in den Bildern 5.8 und 5.9 angegeben. Die Verfestigungsbedingung setzt auch hier hohe Bindemittelanteile voraus. Die Auswirkung auf das Fließverhalten ist als analog der wie bei den Kesselaschen einzuschätzen: Der Einsatz von BKA1 bedingt keine provozierende Änderung des Fließverhaltens; bei Heranziehung von BKA2 ist auf Grund des hohen Freikalk- und Anhydritgehaltes schon sofort als auch zeitabhängig eine erhebliche Erhöhung des Fließwiderstandes festzustellen. Schlußfolgerungen: In technologischer Hinsicht, hier bei ausschließlicher Berücksichtigung des Fließverhaltens, ist MgO-Binder als optimal anzusehen. Die erforderliche Bindermenge, q ≤ 10% hat keine marginale Auswirkungen auf das Fließverhalten, dies auch nicht im für den Transport relevanten Zeitraum. Die eingesetzten BKA haben den Nachteil, daß zum Einen ein hoher Binderanteil erforderlichen ist. Zum Anderen kann gegebenenfalls eine ausgeprägtere Beeinflussung im Fließverhalten erwartet werden. Eine Vorraussage hierfür läßt sich auf der Basis der Phasenzusammensetzung der Aschen geben, die abhängig ist vom Kohlerevier sowie auch von der Verbrennungs- und Rauchgasreinigung im Kraftwerk. Die festzustellenden Unterschiede beim Einsatz von BKA1 gegenüber BKA2 machen dies deutlich: Phasen Freikalk Portlandit Anhydrit silik. Glasph./Quarz BKA1 15 % 13 % 43 % BKA2 28 % 3% 37 % 7% VI - 48 Messung nach Anmischung 200 150 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2-ohne B. AK2/S40 AK2/S20 AK2/S30 100 50 0 15 20 25 30 35 40 30 35 40 Feststoffanteil [Vol.-%] Messung nach 1 Std.: 200 150 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2-ohne B. AK2/S40 AK2/S20 AK2/S30 100 50 0 15 20 25 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 5.6: Bindereinfluß BKA1 auf das Fließverhalten am Beispiel des KS - AK2 (S20 entspricht q = 20 %, usw.) VI - 49 Messung nach Anmischung 250 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2-ohne B. AK2/W30 AK2/W20 AK2/W40 AK2/W15 150 100 50 0 15 20 25 30 35 40 30 35 40 Feststoffanteil [Vol.-%] Messung nach 1 Std.: 250 200 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] AK2-ohne B. AK2/W30 AK2/W20 AK2/W40 AK2/W15 150 100 50 0 15 20 25 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 5.7: Bindereinfluß BKA2 auf das Fließverhalten am Beispiel des KS - AK2 (W30 entspricht q = 30 %, usw.) VI - 50 Messung nach Anmischung 150 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] BF3-ohne B. BF3/S20 BF3/S30 BF3/S40 100 50 0 15 20 25 30 35 40 30 35 40 Feststoffanteil [Vol.-%] Messung nach 1 Std.: 200 150 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] BF3-ohne B. BF3/S20 BF3/S30 BF3/S40 100 50 0 15 20 25 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 5.8: Bindereinfluß BKA1 auf das Fließverhalten am Beispiel des FS - BF3 (S20 entspricht q = 20 %, usw. ) VI - 51 Messung nach Anmischung 300 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] BF3-ohne B. BF3/W20 BF3/W30 BF3/W40 250 200 150 100 50 0 15 20 25 30 35 40 Feststoffanteil [Vol.-%] Messung nach 1 Std.: 500 400 Schubspannung bei D = 100 /s [Pa] BF3-ohne B. BF3/W20 BF3/W30 BF3/W40 300 200 100 0 15 20 25 30 35 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 5.9: Bindereinfluß BKA2 auf das Fließverhalten am Beispiel des FS - BF3 (W20 entspricht q = 20 %, usw.) 40 VI - 52 5.2 Scherungs-Zeit-Abhängigkeit Zur Beschreibung der viskosen Eigenschaften der Dickstoffmischungen wurde von einem Gleichgewichtsprozeß nach thixotropem Strukturabbau ausgegangen. Ein solcher QuasiGleichgewichtszustand konnte überwiegend nachgewiesen werden. Grundsätzlich ist jedoch bei den DS die Zeitabhängigkeit zu beachten. Zusätzlich spielt auch die Dauer und die Intensität einer Scherbeanspruchung eine Rolle. Einerseits bewirkt die permanente Scherung eine Energiezufuhr zum System, die sich in einer Anhebung der Reaktionsgeschwindigkeit von Verfestigungsreaktionen auswirkt. Andererseits verhindert eine ständige Scherung die Ausbildung stabilerer Strukturen, die bei Ruhe des Systems zu einer merklichen Ansteifung beitragen können. Zur Erfassung dieser Erscheinungen wurden ergänzende Untersuchungen durchgeführt. Die Viskositätsänderung wurde über die Dauer einer Stunde für die Grundsysteme und Standardmischungen (Binder: MgO1 ; q=10%) beobachtet. Dabei wurde die DS während der Untersuchungszeit im Ruhezustand belassen bzw. im Viskomat geschert Zeitverhalten der Grundsysteme (RGRP/Q-Lauge): Auf die Abhängigkeit des Fließverhaltens von der Zeit bei zwischenzeitlicher Ruhe der Dickstoffsuspension wurde schon eingegangen: Kesselstäube: Siehe hierzu Abschnitt 4, Bild 4.7. Bei sehr geringen Feststoffgehalten, in der Nähe der Sedimentationsgrenze, ist für die KS mit einer stärkeren Ansteifungsneigung zu rechnen. Im optimalen Bereich der Feststoffkonzentration beträgt die Erhöhung des viskosen Widerstandes nach der 1-stündigen Ruhezeit ca. 30% unmittelbar nach Anmischung. Reaktionsprodukte: Die einzelnen Reaktionsprodukt-DS zeigen auf Grund der sehr unterschiedlichen Phasenzusammensetzung auch ein unterschiedliches Verhalten, siehe Bild 4.9, (Abschnitt 4): Mit Reaktionsprodukten der Anlage A ist kaum eine Ansteifungsneigung festzustellen, mit solchen der Anlage C dagegen eine Erhöhung des Fließwiderstandes auf etwa das 1,4-fache bei einstündiger Ruhezeit. Filterstäube: Siehe hierzu Bild 4.13. Wie die Reaktionsprodukte, so differieren auch die Filterstäube im Gegensatz zu den Kesselstäuben stark in ihrer Zusammensetzung. Schlußfolgernd ergeben sich erhebliche Unterschiede in der Ansteifungsneigung. Bei Heranziehung von Stäuben der Anlage A setzt eine erhebliche Fließwiderstandserhöhung ein (Portlanditgehalt !); mit Stäuben der Anlage B ist vor allem bei hohen Konzentrationen cR eine Viskositätszunahme zu verzeichnen; Suspensionen mit Stäuben der Anlage C zeigen ein relativ stabiles Verhalten. Schereinfluß auf die Standardsysteme (RGRP/MgO/Q-Lauge): Beim Rohrtransport der DS, beginnend mit dem Anmischprozeß und dem sich anschließenden Transportvorgang ist ein Ruhezustand der Substanz an sich nicht gegeben. Durch die lineare Schubspannungsverteilung über den Rohrradius unterliegt die Suspension mit Ausnahme eines Kerngebietes in der Rohrmitte auch beim Transport einer ständiger Scherbeanspruchung. Die Auswirkungen auf das viskose Verhalten der Suspension unter ständiger Scherbeanspruchung waren deshalb zu untersuchen. In den Bildern 5.10 bis 5.12 sind die Ergebnisse, jeweils bezogen auf die Anlagen A, B und C dargestellt. Die Untersuchungen beschränkten sich hierbei auf das Standardsystem. VI - 53 Angegeben sind die τ100-Werte für die Standardanmischung sofort nach Anmischende, der Wert für die gleiche Probe nach 1-stündiger Ruhephase sowie die τ100-Werte für Suspensionen, die nach Anmischung einer 1-stündigen Scherbelastung im Viskomat ausgesetzt wurden, sowohl unmittelbar nach Scherungsende als auch nach Scherungsende und einer sich anschließenden Ruhephase von einer Stunde. Kesselstäube: Wie zu erwarten ist kein Einfluß einer Scherbeanspruchung auf das viskose Verhalten der Suspensionen nachweisbar. Auch die anschließende Ruhezeit an die Scherbeanspruchung zeigt keine merkbare Anhebung des Fließwiderstandes innerhalb der Gesamtbetrachtungszeit von 2 Stunden. Damit stehen diese Ergebnisse im gewissen Widerspruch zum Zeitverhalten der Grundsysteme. Als Ursache dieser Abweichungen müssen die größeren Meßfehler bei der rheologischen Charakterisierung der Grundsysteme, bedingt durch die große mittlere Partikelgröße der KS, angesehen werden. Die hier betrachteten Standardsysteme sind durch den Anteil des feinkörnigen Binders MgO1 bedeutend stabiler hinsichtlich einer Sedimentationsneigung. Es ist somit festzustellen, daß das Fließverhalten der DS, gebildet ausschließlich aus KS, sich durch Scherung und im Rahmen der betrachteten Zeiten ( 2 Stunden) nicht ändert. Reaktionsprodukte: Bezüglich des Scherintensitätseinflusses auf das viskose Verhalten der mit den RP gebildeten Suspensionen zeigt sich ein nicht einheitliches Bild. Dies hat zwangsläufig seine Ursache in der unterschiedlichen Zusammensetzung der Reaktionsprodukte (Anlage A: Anhydrit, Sinjarit, Portlandit; Anlage B: Anhydrit; Anlage C: Bassanit). Gravierende Auswirkungen zeigt die Scherbeanspruchung bezüglich der Auswirkungen auf den Fließwiderstand für das Produkt aus Anlage A. Hier tritt eine Viskositätsänderung um das Vielfache gegenüber der im Ruhezustand belassenen Suspension auf ( vergleiche Säule 2 - 1 Std. Ruhe mit Säule 3 - 1 Std. Scherbeanspruchung). Dies steht auch in Übereinstimmung mit der beobachteten Temperaturerhöhung. Das Verhalten der Mischungen mit dem Reaktionsprodukt der Anlage B dürfte insbesondere durch die MgO-MgCl2-Reaktion bestimmt sein. Zu beachten ist weiterhin die Grobkörnigkeit der RP-B, das somit insgesamt breitere Kornspektrum. Gravierende Fließwiderstandsänderungen dürften somit nicht zu erwarten sein. Erschwerend für die Analyse wirkt sich in diesem Fall zusätzlich die Sedimentationsneigung bei niedriger Konzentration wie auch bei nicht intensiver Mischung bzw. Scherung aus. Bezüglich des RP aus Anlage C zeigt sich keine Beschleunigung von ablaufenden Reaktionen und Prozessen, die bei Scherung zur Viskositätserhöhung führen. Aus Bild 5.12 ist zu entnehmen, daß die 1-stündlige Scherung zum gleichen Fließwiderstand führt, wie unmittelbar nach Anmischbeginn festgestellt. Mit zunehmender Ruhezeit tritt eine Ansteifung der Suspension auf, eine Strukturbildung nach Mischung und Ruhe wird offensichtlich durch die Scherbeanspruchung wieder abgebaut. VI - 54 Scherintensitätsabhängigkeit : a) cR=20% ; q=10% - MgO 350 300 250 Anlage A Vorscherungseinfluß (1h; 200min-1; Visk.) Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 200 150 100 50 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 AF1 AF2 Entnahmestelle b) cR=25% ; q=10% - MgO 700 600 500 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] fest Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 400 300 200 100 0 AK1 AK2 AK3 AR Entnahmestelle c) cR=30% ; q=10% - MgO 800 700 600 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] f Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min f f 500 400 300 200 100 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 Entnahmestelle * - Wandgleiten ; f - Substanz fest Bild 5.10: Vergleich - Einfluß von Vorscherung und Zeit auf den viskosen Widerstand; q=10%; T=20°C ; Messung nach Stand.-Anmischung, nach Vorscherung und Ruhezeit = 1h; τ100-Wert bei: cR=20%; cR=25%; cR=30%; VI - 55 Scherintensitätsabhängigkeit : a) cR=30% ; q=10% - MgO 100 80 Anlage B Vorscherungseinfluß (1h; 200min-1; Visk.) Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 60 40 20 0 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 BF1 BF2 BF3 BF1 BF2 BF3 Entnahmestelle b) cR=35% ; q=10% - MgO 300 250 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 200 150 100 50 0 BK1 BK2 BR Entnahmestelle c) cR=40% ; q=10% - MgO 700 600 500 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 400 300 200 100 0 BK1 BK2 BR Entnahmestelle Bild 5.11: Vergleich - Einfluß von Vorscherung und Zeit auf den viskosen Widerstand; q=10%; T=20°C ; Messung nach Stand.-Anmischung, nach Vorscherung und Ruhezeit = 1h; τ100-Wert bei: cR=30%; cR=35%; cR=40%; VI - 56 Scherintensitätsabhängigkeit : a) Anlage C Vorscherungseinfluß (1h; 200min-1; Visk.) cR=30% ; q=10% - MgO 140 120 100 Schubspannung bei D=100 /s [Pa] Stand./0min. Stand./60min Visk./0min Visk./60min 80 60 40 20 0 CK1 CK2 CR CF1 CF2 Entnahmestelle Bild 5.12: Vergleich - Einfluß von Vorscherung und Zeit auf den viskosen Widerstand; q=10%; T=20°C ; Messung nach Stand.-Anmischung, nach Vorscherung und Ruhezeit = 1h; τ100-Wert bei: cR=30%; Filterstäube: Die Phasenzusammensetzung der Filterstäube entspricht näherungsweise der der Reaktionsprodukte. Neben der MgO-MgCl2-Wirkung sind als besonders aktive Komponenten zu nennen: Anlage A: Portlandit, Sinjarit; Anlage B: Anhydrit; Anlage C: Bassanit. Somit ist auch ein ähnliches Zeit-Scher-Verhalten zu verzeichnen: 5.3. Anlage A: erheblicher Zeit-Scher-Einfluß in Richtung erhöhten Fließwiderstandes Anlage B: geringer Einfluß, bei hoher Konzentration deutlich ansteigend Anlage C: kaum eine Viskositätsänderung im betrachteten Zeitraum Temperaturabhängigkeit Flüssigkeiten weisen im allgemeinen mit höherer Temperatur niedrigere Viskositätswerte auf. Suspensionen die verfestigen sollen setzen hierfür entsprechende Phasenzusammensetzungen voraus. Derartige Reaktionen werden zumeist durch höhere Temperaturen beschleunigt. Exotherme Reaktionen und Energiedissipation bei Scherung lassen somit hier sowohl zeit- als auch temperaturabhängig ein Ansteigen des Fließwiderstandes erwarten. Die Untersuchung des Einflusses der Medientemperatur auf das Fließverhalten wurde hier beispielhaft für einige DS aus Filterstäuben bei einer Temperierung auf 40°C vorgenommen. Die Versuche wurden ausschließlich am Grundsystem, also ohne Binderzugabe durchgeführt. VI - 57 Es wurden RGRP ausgewählt, die keine aktiven Phasen aufwiesen und alternativ einen hohen Anteil an aktiven Phasen aufwiesen. Als aktive Phasen in dem genannten Sinne sind in erster Linie Portlandit (Ca(OH)2) und die Mischphase CaCl2 Ca(OH)2 H2O anzusehen. Die Auswirkungen einer Temperaturerhöhung auf das Fließverhalten zeigt das nachfolgende Bild 5.13. Wie aus dem Bild ersichtlich, zeigen die aus FS der Anlage A hergestellten DS eine erhebliche Änderung im Fließverhalten bei Temperaturerhöhung. Diese Temperaturabhängigkeit ist bei den DS, hergestellt aus FS der Anlagen B und C nicht gegeben. Die Ursache des Temperatureinflusses bezüglich der DS mit AF2 ist durch die hohen Anteile aktiver Phasen (Portlandit (Ca(OH)2) und die Mischphase CaCl2 Ca(OH)2 H2O) begründet. Die aktiven Phasen bewirken ihrerseits ebenfalls eine Temperaturerhöhung, das forciert zusätzlich die Viskositätssteigerung wie die mit angegebene Zeitabhängigkeit belegt (AF2 in Bild 5.13). 500 Schubspannungswert bei D=100 1/s [Pa] 20°C/t=0 40°C/t=0 20°C/t=60 40°C/t=60 400 300 200 100 0 AF2 - 22,5% BF3 - 35% CF2 - 30% Bezeichnung - Feststoffgehalt Bild 5.13: Einfluß der Medientemperatur auf das viskose Verhalten - τ100-Wert Legende: Temperaturangabe und Zeitangabe Abszisse: RGRP mit Angabe der Feststoffkonzentration cR Stoffsystem mit Wärmetönung Eine merkbare Temperaturerhöhung schon bei der Anmischung zeigen also die Gemische mit RGRP der Anlage A. Die systematisch zusätzliche Abhängigkeit von der Konzentration zeigt Bild 5.14. Stoffsystem ohne Wärmetönung Die den Anlagen B und C entnommenen RGRP verursachen nur eine geringe Wärmetönung beim Anmischen der Suspensionen, Bilder 5.15 und 5.16, auch eine Konzentrationsabhängigkeit ist hier nur minimal gegeben. VI - 58 Anlage A: 25 20 Temperaturänderung [K] cR=20% cR=25% cR=30% cR=35% 15 10 5 0 AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 Bezeichnung Wärmetönung beim Anmischen Bild 5.14: Wärmetönung bei Anmischung der DS; DPM - Q-Lauge Legende: Feststoffanteil cR Anlage B: 3,5 Temperaturänderung [K] cR=30% 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 Bezeichnung Wärmetönung beim Anmischen Bild 5.15: Wärmetönung bei Anmischung der DS; DPM - Q-Lauge Legende: Feststoffanteil cR Anlage C: 10 Temperaturänderung [K] cR=30% cR=40% 7,5 5 2,5 0 CK1 CK2 CR CF1 CF2 Bezeichnung Wärmetönung beim Anmischen Bild 5.16: Wärmetönung bei Anmischung der DS; DPM - Q-Lauge Legende: Feststoffanteil cR VI - 59 6. Fließverhalten - Abhängigkeiten Die behandelten Dispersionen mit RGRP als disperse Phase und vor allem Q-Lösung als Dispersionsmittel liegen im Bereich des Quasi-Kontinuums (mechanische Suspension) und der feindispersen Mischung (mit Entmischungserscheinungen bzw. einer Ungleichverteilung der dispersen Phase verbunden). Ihr Fließverhalten wird sowohl durch hydrodynamische Effekte - Strömungsstörung verbunden mit erhöhter Energiedissipation als auch durch stoffliche Effekte - Grenzflächenbeeinflussung, Solvathülle, - elektrokinetische Wechselwirkungen beeinflußt. Die Wirkungen nehmen mit der Konzentration und der Feinkörnigkeit der Partikel zu und bedingen das beobachtete nicht-Newtonsche thixotrope Verhalten. Im vorliegenden Fall mit dem hochaktiven Dispersionsmittel, der Q-Lösung, im Gegensatz z.B. zu Silikonöl, und den verschiedenen Mehrstoffsystemen der Rauchgasreinigungsprodukte ist somit ein weites Feld des zu erwartenden Fließverhaltens gegeben. Nachfolgend sollen einige erkannte typische Abhängigkeiten aufgezeigt werden. Dabei kann eine Eingrenzung der Konzentration auf (20..) 30... 40... (...50) % gemäß dem Anliegen der Dickstofftechnologie vorgenommen werden: - untere Grenze bedingt durch geforderte Verfestigung, wie auch weitgehende Suspensionsstabilität - obere Grenze gegeben durch die erforderliche Anmischbarkeit. Unterschieden werden soll dabei zwischen hydrodynamischen bzw. physikalischen und andererseits den stofflichen Einflußkomplexen. Weiterhin sind Unterschiede zwischen den einzelnen RGRP-Gruppen gegeben. 6.1 Physikalische Einflußgrößen Konzentration Mit zunehmender Konzentration nimmt zwangsläufig die Strömungsstörung zu. Bei weitgehend inerten Partikeln sind dementsprechend für die spezifische Viskosität η S = η rel −1 = η − η DM η Dm z. B. bekannt: η S = 2,5 ⋅ c R n. Einstein 2 η S = 2,5 ⋅ c R + 9,6 ⋅ c R + ... n. Eirich / Risemann oder η rel = 1 c 1 − R c R max 2 n. Maron /Pierce (6.1) VI - 60 Das Zutreffen solcher Abhängigkeiten ist hier nicht zu erwarten, Bild 6.1. verdeutlicht dies auch. 10 Binghamviskosität [Pas] 1 Gl. 6.1 – cRmax = 0,41 0,1 Gl. 6.1 – cRmax = 0,68 0,01 0,001 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 6.1: Vergleich - ηB = f(cR) Meßwerte mit ηr = f(cR) nach Gl. 6.1 zwei RGRP (CF1 und CF2) in Q-Lauge dispergiert Bei unterschiedlichen Korngrößen und Feinkornanteil ist die ausschließliche Konzentrationsabhängigkeit nicht gegeben. Wie schon in Abschnitt 4.2.1 gezeigt, ist eine Systematisierung über den Partikelabstand erfolgversprechender. Geht man vorerst von der Van-der-Waaleschen Wechselwirkungsenergie zwischen zwei kugelförmigen Partikeln aus E=− AH ⋅ d 24 ⋅ h mit AH = Hamakerkonstante und folgert weiter einen Bezug zum Fließwiderstand FW ∼ η ∼ E/h so gelangt man mit Gl. 4.1 zu: ηrel −2 1 π ⋅ 3 − 1 . ∼ d 6 ⋅ cR (6.2) Die Vergleiche in Bild 6.2 lassen erkennen, daß dieser Weg ggf. weiter zu verfolgen wäre. VI - 61 Bild 6.2: Gegenüberstellung – Viskositätsverhalten einer Aschesuspension Suspendiert in einem inerten DPM. Silikonöl – M10 und in Q-Lauge im Vergleich zum Klammer-Term - Gl. 6.2 VI - 62 Im Bild sind Meßwerte (τ100-Werte und die Binghamviskositäten ηB) einer gemahlenen Asche mit enger Partikelgrößenverteilung dispergiert in einem inerten Dispersionsmittel (Silikonöl M10) und in dem nicht als inert anzusehendem DPM (Q-Lauge) in Abhängigkeit vom Volumenanteil der Feststoffphase einer solchen qualitativen Abhängigkeit vom Feststoffgehalt (Kurve - Term - Klammerausdruck in Gl.6.2) nach genanntem Mechanismus gegenübergestellt. Partikelgröße, Partikelform Mit abnehmender Partikelgröße ist allgemein ein Anstieg des Fließwiderstandes zu erwarten. Wie in Abschnitt 4.2.1 schon dargelegt, ist bei gleichartigen (weitgehend inerten Stäuben) gut eine universelle Abhängigkeit vom Partikelabstand gegeben, siehe Bild 4.5. Neben der rein hydrodynamisch zu begründenden Abhängigkeit sind mit abnehmender Partikelgröße neben der mechanischen Wirkungen die Van-der-Waals- und die elektrokinetischen Wechselwirkungskräfte zu beachten. Erwartet werden kann ein Bezug zur Mischbarkeitsgrenze bei gleichartigen Stoffen. Einflußfaktoren wie Partikelgröße, auch Partikelform sowie Grenzflächeneffekte werden damit berücksichtigt. Die Bilder 6.3 und 6.4 zeigen, daß die Betrachtungsweise eine Systematisierung zuläßt und hinsichtlich der Verallgemeinerungsmöglichkeit weiter zu überprüfen wäre. Neben der Partikelgröße und der Partikelgrößenverteilung besitzt die Partikelform Einfluß auf das viskose Verhalten von Suspensionen. Die Partikelform kann zu Orientierungseffekten der Feststoffphase im Scherfeld und zur Änderung der Kollisionszahl der Partikel beitragen. Bei länglicher Partikelform wird durch Orientierung der Partikel im Scherfeld eine deutliche Abnahme der Viskosität bei hoher Scherdeformation auftreten. Ansonsten zeigen hier Suspensionen mit der Feststoffphase in Kugelform den niedrigsten Fließwiderstand. Die Partikelform ist andererseits von Einfluß auf die Schüttdichte eines Haufwerkes. Mit einer Abweichung von der Kugelform tritt eine Verringerung der maximalen Packungsdichte auf. Damit wäre eine Abnahme der Schüttdichte verbunden. Es liegt somit die Vermutung nahe, über die leicht meßbare Größe der Schüttdichte, die ebenfalls integral die Eigenschaften der Partikelgrößenverteilung enthält, das Fließverhalten von Suspensionen mit ableiten zu wollen. Durch die Komplexität der Feststoffphase, auch in stofflicher Hinsicht ließ sich jedoch keine Korrelation zwischen der Schüttdichte und dem zu erwartenden Fließverhalten der Suspension ableiten. Das nachstehende Bild 6.5 gibt die Schüttdichte aller eingesetzten RGRP in Bezug zur Mischbarkeitsgrenze cR-max wieder. Die durchgeführten Untersuchungen lassen erkennen, daß eine Systematisierung zum Fließverhalten stoffgruppenabhängig mittels des Partikel-Oberflächenabstandes und auch der Mischbarkeitsgrenze gegeben ist. Weitere Stoffe/Stoffgruppen wären in diese Betrachtungsweise einzubeziehen. VI - 63 Kesselstäube: 50 Feststoffgehalt cR bei Schubspannung(D=100 1/s) = 100Pa [-] AK1 AK2 AK3 AR CK2 CR 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Mischbarkeitsgrenze cR-max. [%] Bild 6.3: Fließverhalten der RGRP-Suspensionen - Kesselstäube + Reaktionspr. in Abhängigkeit der Mischbarkeitsgrenze cR-max ; Feststoffanteil cR bei dem τ100-Wert = 100 Pa erreicht wird Filterstäube: 50 Feststoffgehalt cR bei Schubspannung (D=100 1/s) = 100Pa [-] AF1 AF2 BF1 BF2 BF3 CF2 CF1 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Mischbarkeitsgrenze cR-max. [%] Bild 6.4: Fließverhalten der RGRP-Suspensionen – Filterstäube in Abhängigkeit der Mischbarkeitsgrenze cR-max ; Feststoffanteil cR bei dem τ100-Wert = 100 Pa erreicht wird VI - 64 1 Schüttdichte [g/ccm] AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 BK1 BK2 BR BF1 BF2 BF3 CK1 CK2 CR CF1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 10 20 30 40 50 60 Mischbarkeitsgrenze cR-max [Vol.-%] Bild 6.5: Schüttdichte als Funktion der Mischbarkeitsgrenze cR-max RGRP; Suspension: RGRP/Q-Lauge 6.2 Stoffbedingte Abhängigkeiten Das System der Suspension aus - Rauchgasreinigungsprodukten mit ihrer Vielzahl von Zusammensetzungen mit einer Gruppierung in erster Näherung in Kesselaschen, Reaktionsprodukte und Filterstäube; - dem Dispersionsmittel, der hochkonzentrierten MgCl2-Lösung, jedoch auch weitere Phasen enthaltend (Q-Lösung, bzw. auch Q-Lauge genannt); - und dem zugesetzten Bindemittel, hier vor allem kaustischem Magnesiumoxid, hier auch, wenn auch im geringsten Umfang, weitere Verbindungen enthaltend stellt ein äußerst komplexes Stoffsystem dar. Das Verhalten der Dispersion wird bestimmt durch - die schon erörterten hydrodynamischen Wechselwirkungen, insbesondere zutreffend für grobdisperse Suspensionen; hier wären lediglich einige Kesselaschen zuordenbar; - die Partikel-Partikel-Wechselwirkungen, bedingt durch die Massen- und elektrokinetischen Effekte, zutreffend für die hier fast ausschließlich gegebenen feindispersen Suspensionen; - die Partikel-Fluid Wechselwirkung, damit die PartikeloberflächenWechselwirkung mit den gelösten Ionen, also die Ausbildung der Doppelschicht im oberflächennahen Bereich und somit die Partikel-Partikel-Wechselwirkung entscheidend bestimmend. VI - 65 Hinzu kommen - Umlösungen im Fluid-Feststoff-System, die eingebrachte Q-Lösung ändert also ihre Ionenbeladung mit ggf. weitreichenden Auswirkungen auf die Partikelwechselwirkung und somit das Fließverhalten; Änderungen des Ausgangs-Phasensystems des Feststoffes durch Neubildung im Sinne der gewollten Verfestigung. Zur Eingrenzung der Vielfältigkeit der Ursachen für das Fließverhalten werden ergänzend Untersuchungen durchgeführt unter Heranziehung singulärer Phasen des Feststoffes und auch des Einsatzes von Silikonöl als Dispersionsmittel zur Unterbindung der Ionen-DoppelschichtWirkungen (siehe einige Bemerkungen hierzu in der Anlage). In solchen Fällen kann zur Systematisierung die Hamaker-Konstante herangezogen werden. Unter Beachtung der Werte für die disperse Phase und auch des Dispersionsmittels läßt sich der Bezug zu einer effektiven Hamaker-Konstanten herstellen. Die Ergebnisse stehen vorerst nicht in direkter Beziehung zum o. g. komplexen Verhalten des hier zu untersuchenden Systemes, so daß hier nicht näher darauf eingegangen wird. Beispielhaft soll dargestellt werden das Verhalten bei Einsatz des als inert anzusehenden Silikonöls (M10) im Vergleich zum Dispersionsmittel Q-Lösung, Bild 6.6. Herangezogen wurde gemahlene Kesselasche, ein RGRP mit geringer Phasenvielfalt und gemahlen um in den Bereich dominanter Stoffabhängigkeiten zu kommen. Die Zeitabhängigkeit (Untersuchung nach 0 bzw. 6 Stunden) belegt die genannten Effekte: keine Änderung bei Silikonöl, deutliche Änderung bei Einsatz von Q-Lösung. Nachfolgend sei noch kurz auf die Wirkungen der unterschiedlich gegebenen Ausgangsphasen der dispergierten Phase eingegangen. normierte Schubspannung bei D = 100 /s [ - ] 1000 QL/0 QL/6 M10/0 100 10 1 0 10 20 30 40 50 Feststoffanteil [Vol.-%] Bild 6.6: Einfluß des Dispersionsmittels auf das Fließverhalten Darstellung -τ100-Wert der Suspension bezogen auf den τ100-Wert des DPM DPM: Q-Lauge (QL) - η20=0,0066 Pas ; Silikonöl M10 (M10) η20=0,0116Pas VI - 66 Phasen mit geringem Einfluß auf das Fließverhalten Im Abschnitt 4.4.3. sind durch Vergleichsmessungen die Phasen, die das viskose Verhalten sehr stark beeinflussen, schon genannt worden. Die durchgeführte Phasenanalyse und die dazugehörige quantitative chemische Analyse sowie die Partikelgrößenverteilung konnten dafür herangezogenen werden. Da aufgezeigt werden konnte, daß die Kesselstäube unter Berücksichtigung der Partikelgrößenverteilung sich im Fließverhalten nicht unterscheiden ist auch von geringem Einfluß der unterschiedlichen Phasenbestandteile auszugehen. Es bestimmen Quarz, Silikate und amorphe silikatische Glase mit 55 bis 75 Masse-% die chemisch-mineralogische Konstitution dieser Stoffgruppe. Als chemisch inaktiv und auch mit geringem Einfluß auf das Fließverhalten sind Quarz, Gehlenit, Anorthit, Calcit, Fe-Oxide und Alkalichloride anzusehen. Unterschiede in der Phasenzusammensetzung, die sich im Fließverhalten ausdrücken müßten bestehen allerdings im Gehalt an Anhydrit CaSO4 (Anlage A > Anlage B = Anlage C) und im Nachweis von Freikalk CaO (Anlage C > Anlage B = Anlage A). Dabei ist durch die Wasseraufnahme von Anhydrit unter Bildung von Gips mit einem Anstieg im Fließwiderstand zu rechnen. Einen viel stärkeren Einfluß auf das viskose Verhalten müßte der aufgezeigte Freikalkanteil (8% - Anlage C) hervorrufen, einerseits bedingt durch die Wasseraufnahme bei der spontanen Bildung von Ca(OH)2 und dann durch die aufgezeigte Wirkung dieser Phase auf das Fließverhalten. Wie jedoch Bild 4.5 zeigt, ist der Unterschied im Fließverhalten von KS aus der Anlage C im Vergleich zur Anlage A unwesentlich. Zur Erklärung können in diesem Fall nur die wechselseitig unterschiedlichen Phasenanteile von Anhydrit und Freikalk herangezogen werden, d.h. der in den KS der Anlage A deutlich größere Anhydritgehalt (∆CaSO4 = 6,5 ... 19%) zeigt im Fließverhalten vergleichbare Auswirkungen wie der höhere Gehalt an Freikalk aus Anlage C (∆CaO = 4 ... 7%). Die untersuchten Stäube aus Sprühabsorber und Verdampfungskühler und die Filterstäube zeigen hinsichtlich der Phasenzusammensetzung ein sehr unterschiedliches Bild. Die Technologie der chemischen Rauchgasreinigung prägt dabei wesentlich die Zusammensetzung der Stäube. Dabei treten neben den oben erwähnten weitgehend inaktiven Phasen, die das Fließverhalten der Suspension nur wenig beeinflussen, Phasen mit merklichem Einfluß auf das viskose Verhalten in deutlichen Mengenanteilen auf. Die in Abhängigkeit von der gewählten Rauchgasreinigungstechnologie auftretenden Phasen besitzen einen dominanten Einfluß auf das Fließverhalten. Phasen mit dominantem Einfluß auf das Fließverhalten Wie aus der Darstellung der rheologischen Untersuchungen ersichtlich, siehe Punkt 4.4.3., wurde im Vergleich zueinander die Wirkung von einzelnen Phasen auf das Fließverhalten aufgezeigt. Als das Verhalten entscheidend bestimmend kann die Phase Portlandit (Ca(OH)2) angesehen werden. Eine ähnliche Wirkung ruft die nachgewiesene Mischphase CaCl2⋅Ca(OH)2⋅0,5H2O in Bezug auf das Fließverhalten hervor. Eine weitere Phase, die das Fließverhalten maßgeblich beeinflußt, stellt Bassanit (CaSO4⋅0,5H2O) dar. Des weiteren konnte ein Einfluß von Sinjarit (CaCl2⋅0,5H2O) auf das Fließverhalten aufgezeigt werden. Im Vergleich der Phasen untereinander hinsichtlich ihrer Auswirkung auf das Fließverhalten der Suspension ließ sich eine Hierarchie angeben, die nachfolgend nochmals kurz angegeben wird. VI - 67 Übersicht In der nachfolgenden Tabelle 6.1 ist basierend aus den geschilderten Versuchsergebnissen (Punkt 4.4.3) der Einfluß von Phasen in erster Näherung angegeben, die auf Grund des jedoch komplexen Stoffsystems eine starke Änderung im Fließverhalten der Suspension bewirken. Einflußgrößen.: Chem. Phasen Portlandit Ca(OH)2 T. Bed. ↑ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. CaCl2 ⋅Ca(OH)2⋅H2O ↑ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. Bassanit CaSO4⋅0,5H2O↑ ↑ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. Sinjarit CaCl2 2H2O ↑ Zeiteinfluß Vorscherung Temp.-Erh. τ0 [Pa] ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ k k n ↑ k k n ηB [Pas] τ100 [Pa] ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ ↑ k k k k n n ↑ ↑ k k k k n n W. +++++ ++++ ++ + k - keine Auswirkungen; n - nicht untersucht; g - gering (vermutet - ? ) W (Wirkungsweise) +++++ sehr stark - + schwach Tab. 6.1: Einfluß dominanter Phase auf das Fließverhalten Die in der Tabelle angegebenen Phasen weisen dabei geordnet in der ersten Zeile, eine abnehmende Tendenz bezüglich ihrer Wirkung auf das Fließverhalten aus. Dem stärksten Einfluß auf das viskose Verhalten der Suspension unterliegen somit RGRP mit Portlandit. Eine quantitative Beschreibung hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Fließverhalten ist beim Vergleich der angegebenen Phasen allerdings nicht möglich. Des weiteren werden durch die Phasenzusammensetzung ganz maßgeblich die technologischen Aspekte zum Fließverhalten beeinflußt. In der Tabelle gibt der nach oben zeigende Pfeil die Richtung der zu erwartenden Änderung im Fließverhalten an. Der Zeiteinfluß gibt einen Hinweis auf die verlaufende Reaktionsgeschwindigkeit. Durch Energiezufuhr durch Scherung kann es zu einer Anhebung der Temperatur und damit der Reaktionsgeschwindigkeit kommen, was zusätzlich von Einfluß ist. Technologische Einflüsse Der Einfluß technologischer Bedingungen auf das Fließverhalten der Suspensionen ist in Abschnitt 5.2 angegeben. Generell war feststellbar, daß ein Einfluß von Scherdauer und Scherintensität nur bei nachgewiesener Zeitabhängigkeit im viskosen Verhalten der Suspension besteht. Die Ursache für den Einfluß von Scherdauer und Scherintensität ist in ablaufenden Reaktionen innerhalb der Suspension zu sehen. Die Reaktionsgeschwindigkeit wird durch den örtlichen Energieeintrag durch Scherung erhöht. VI - 68 Die deutlichsten Unterschiede waren in dem Fall bei Anwesenheit von Portlandit als Phase zu verzeichnen. Vorstehende Tabelle 6.1 zeigt den Einfluß dieser Phase im Zusammenhang mit Scherdauer und Scherintensität, belegt durch die starke Abhängigkeit der RP und FS aus der Anlage A in Bild 5.10. Bezüglich der das Fließverhalten in der angegebenen Reihenfolge bestimmenden Phasen Bassanit und Sinjarit ist die Aussage zulässig, daß diese Phasen technologisch bedingt, also im Misch- und Transportzeitraum, keine wesentliche Änderung bewirken. 7. Grobkorn - Mittransport im Dickstoff Zur Ermittlung des Einflusses einer Grobkornbeladung auf den Druckverlust wurden experimentelle Untersuchungen, bedingt durch die Abmessungen der Grobkornpartikel an einer Rohrversuchsanlage durchgeführt. (siehe Punkt 9.2.) Als Trägerfluid wurde eine unproblematische Modellsuspension genutzt; zum Einsatz kam eine Leitungswasser-Kreide-Dispersion. Als inertes Grobkorn wurden zwei sich in der Dichte erheblich unterscheidende Fraktionen gewählt: Hochdruckpolyethylen und Kies (dP = 3 bis 5mm). Ziel der Untersuchungen war die Findung einer überschläglichen Berechnungsmethode zur Auslegung von Rohrförderanlagen bzw. zur Druckverlustberechnung bei entsprechenden Förderaufgaben. 7.1 Eigenschaften des Matrix-Systemes Als Basissystem, eine homogene Suspension mit nicht-Newtonschem Charakter, wurde die Kreide-Wasser-Suspension herangezogen. Die Stoffdaten der eingesetzten Kreide (Mikrosöhl 40 von den Vereinigten Kreidewerken DAMMAN KG in Söhlde - d50 = 2,2 µm) sind in den Tabellen 7.1 und 7.2 gemäß Produktinformation angegeben, Bild 7.1 zeigt ergänzend die Kornverteilung. Eigenschaft CaCO3 - Gehalt MgCO3 - Gehalt HCl - unlösliche Bestandteile Fe2O3 - Gehalt typischer Wert [Gew.-%] 88,0 1,0 10,0 0,5 Tab. 7.1: Chemische Zusammensetzung von Kreide Mikrosöhl 40 Eigenschaft Schüttdichte Feststoffdichte H2O – Gehalt pH – Wert Ölzahl Wert 480 2,7 0,35 9,0 23 Maßeinheit g/l g/cm³ Gew.-% g/100g Prüfverfahren werkseigen ISO 787/10-A ISO 787/2 ISO 787/9 ISO 787/5 Tab. 7.2: Physikalische Daten von Kreide Mikrosöhl 40 VI - 69 Absetzversuche zur Bewertung der Suspensionsstabilität wurden zusätzlich vorgenommen, s. Bild 7.2. Für die hier relevanten Zeiträume kann oberhalb cR = 20% eine ausreichende Stabilität angenommen werden. Die rheologischen Untersuchungen wurden demzufolge beginnend mit dem Feststoffgehalt von cR = 25% an aufwärts in einem Rotationsviskosimeter und in der Rohrversuchsanlage durchgeführt. Beispiele für mit dem Rotationsviskosimeter gemessene Fließkurven zeigen die Bilder 7.3 und 7.4. Um die Fließgrenze genau zu bestimmen wurde das schubspannungsgesteuerte Regime hierfür herangezogen, die Ergebnisse sind in Tab. 7.3 angegeben. Ermittelt wurde dabei die dynamische Fließgrenze, also die Fließgrenze aus der Bewegung heraus. cR τ0 [Pa] 0,000 0,00 0,250 1,21 0,275 2,50 0,300 3,80 0,325 5,50 0,350 7,98 0,375 11,50 0,400 21,08 Tab. 7.3: Dynamische Fließgrenze τ0 von Kreide-Suspension bei verschiedenen Beladungen Zur Überprüfung gegebenenfalls auftretender Wandgleiteffekte wurden verschiedene Meßsysteme eingesetzt (koaxiales Zylindersystem sowie auch Kegel-Platte-System); es zeigte sich das derartige Erscheinungen ausgeschlossen werden können. Zur Interpretation der gemessenen Fließkurven wurden das Bingham-Modell und das Modell von Herschel-Bulkley herangezogen. Bild 7.1: Kornverteilung für Kreide Mikrosöhl 40 laut Produktinformation Die Tabellen 7.4 und 7.5 geben die Modellparameter in Abhängigkeit des Feststoffgehalts wieder, in den Bildern 7.3 und 7.4 wird beispielhaft die Übereinstimmung von dem gewählten Modell mit den Meßwerten gezeigt. Die beste Anpassung lieferte dabei das Modell von Herschel-Bulkley, was weiterhin durchgängig angewendet wurde. Im Anschluß an die Untersuchungen im Labor mit dem Rotationsviskosimeter wurden Versuche in der Rohrförderanlage durchgeführt. VI - 70 1000 900 cR = 0,20 cR = 0,15 800 cR = 0,10 700 Höhe [ml] 600 500 400 300 200 100 0 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 Zeit [min] Bild 7.2: Darstellung des Absetzverhaltens der Kreide in Abhängigkeit von der Zeit Rheogramm für Kreide Mikrosöhl 40, cR = 25 % (Reihe 5) (Aufwärtskurve) 10 Meßwerte (aufw.) 9 Bingham 8 7 τ [Pa] 6 5 4 3 2 1 0 0 50 100 150 D [1/s] Bild 7.3: Darstellung der Meßpunkte der Fließkurve (Rotationsviskosimetermessung) und der entsprechenden BINGHAM-Näherung für Kreide bei cR = 0,25 Bei diesen Langzeitversuchen war die Wasseraufnahme der Kreide selbst zu beachten. Durch die Porosität der Partikel bedingt, war ein Anstieg des Wassergehaltes von 0,35% (Anlieferungszustand) auf 35% (Sättigungszustand) zu verzeichnen. Scheinbar ergibt sich so eine zeitabhängige Fließwiderstandszunahme, siehe Bild 7.5. Die Beachtung einer solchen Entwicklung erfordert die entsprechende Korrektur der Ausgangskonzentration. Unter dieser Voraussetzung kann eine Übereinstimmung der Fließkurvenbestimmung festgestellt werden. Um solche notwendige, zeitabhängige Korrekturen zu umgehen, wurden die Rohrversuche mit Kreide im gesättigten Zustand durchgeführt. VI - 71 Rheogramm für Kreide Mikrosöhl 40, cR = 30 % (Reihe 2) (Aufwärtskurve) 20 τ [Pa] 15 Meßwerte (aufw.) 10 Herschel-Bulkley 5 0 0 50 100 150 200 250 D [1/s] Bild 7.4: Darstellung der Meßpunkte der Fließkurve (Rotationsviskosimetermessung) und der entsprechenden HERSCHEL-BULKLEY-Näherung für Kreide 100 scheinbare Viskosität bei D = 500 1/s [mPas] 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 Zeit [h] Bild 7.5: Viskositätsänderung einer Kreide-Wasser-Suspension cR = 30% durch Wasseraufnahme; Messung im Rotationsviskosimeter VI - 72 cR 0,000 0,250 00,300 275 0,325 0,350 0,375 0,400 τ0,B [Pa] 0,00 5,53 9,43 12,20 23,01 39,82 68,99 120,43 ηB [mPa s] 1,000 17,912 13,453 32,770 43,549 64,424 100,883 211,913 Tab. 7.4: Fließgrenze τ0,B und Bingham-Viskosität ηB bei verschiedenen Raumkonzentrationen für Kreide cR τ0 [Pa] k [Pa sn] n [-] 0,000 0,250 0,275 0,300 0,325 0,350 0,375 0,400 0,00 0,96 1,55 2,27 3,74 1,11 9,80 6,16 0,0001 2,7853 2,3049 3,7871 4,6350 8,9875 9,4631 21,9264 1,0000 0,1799 0,3061 0,2788 0,3531 0,3420 0,4082 0,3818 Tab. 7.5: Fließgrenze τ0, Konsistenzkoeffizient k und Fließexponent n für das HERSCHEL-BULKLEY-Modell bei verschiedenen Raumkonzentrationen für Kreide 7.2 Einfluß einer Grobkornbeladung Ziel der Versuche in der Rohranlage war es, die Auswirkungen eine Grobkornbeladung auf das Fließverhalten der Ausgangssuspension zu erfassen. Als Grobkorn wurden zwei unterschiedliche Materialien (dP = 3 bis 5 mm) genutzt, handelsüblicher Kies und Hochdruckpolyethylen (HDPE)-Partikel. Der Kies hatte eine Dichte von 2474 kg/m³ und das HDPE von 920 kg/m³. Es wurden also Materialien herangezogen bei denen keine stoffliche Wechselwirkung mit dem Dispersionsmittel zu erwarten ist. Bei Heranziehung einer Matrix mit der Feststoffkonzentration cR* und einer zusätzlichen Grobkornbeladung gemäß V grob q= V Festst ., ges folgt dann für die Gesamtbeladung VI - 73 cR = cR * * 1 − q ⋅ (1 − c R ) . Für die Versuche wurde vor allem eine Matrix mit cR* = 30% herangezogen. Für die Beladung mit HDPE und Kies wurde jeweils die gleiche Matrix verwendet. Die Rohrkennlinien wurden während der Versuche ohne Beladung und dann mit den in Tab.7.6 angegebenen Beladungskonzentrationen q durchgeführt. q [-] 0,00 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 cR* [-] 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 0,30 cR [-] 0,3000 0,3226 0,3352 0,3488 0,3636 0,3797 ηr [-] 1 1,13 1,2145 1,3167 1,4427 1,6017 Tab 7.6: Transportkennwerte Kreide-Matrix und Grobkorn Die ermittelten Druckverlustkurven (∆pV = f(vG)) zeigten einen mit steigender Grobkornbeladung leicht ansteigenden Druckgradienten. Die Meßwerte wurden mittels RABINOWITSCH - Korrektur in rheologische Größen umgerechnet. In Bild 7.6 ist beispielhaft die auf diese Art bestimmte scheinbare Zähigkeit der Suspension mit Kiesbeladung in Abhängigkeit von der Scherrate aufgetragen. 250 DN25 / q = 0 DN25 / q = 10 DN25 / q = 15 DN25 / q = 20 DN25 / q = 25 DN25 / q = 30 ηS.[mPas] 200 150 100 50 0 0 250 500 750 D [1/s] 1000 1250 Bild 7.6: Scheinbare Zähigkeit der Kreide-Wasser-Suspension - Beladung mit Kies Bei der Beladung der Suspension mit Grobkorn konnte davon ausgegangen werden, daß die Grobkornfraktion sedimentationsfrei von der Matrix aufgenommen wird. Zur Abschätzung der zulässigen Partikelgröße des Grobkorns kann eine Beziehung von DEDEGIL herangezogen werden [6]: d P ,max = τ0 3 ⋅π ⋅ . 2 ∆ρ ⋅ g (7.1) VI - 74 Geht man davon aus, daß keine interaktiven Wechselwirkungskräfte zwischen den grobdispersen Partikeln auftreten, dann kann neben dem stoffliche Einfluß auch der Einfluß von Partikelgröße und -form der Grobkornbestandteile auf das Fließverhalten vernachlässigt werden. Solche Suspensionen ohne Partikel-Partikel-Wechselwirkungen lassen sich in ihrem Fließverhalten auf die Viskosität des Dispersionsmittels ηM zurückführen und die rheologischen Eigenschaften können durch die relative Viskosität ηr beschrieben werden: ηr = ηG ηM (7.2) Heranziehbar ist somit die Beziehung von MARON/PIERCE [3], die experimentell gut untermauert ist: c η r = 1 − R c R ,max −2 (7.3) Die relative Viskosität einer sedimentationsfreien, homogenen Suspension läßt sich danach aus dem Feststoffanteil cR und der maximal möglichen Feststoffbeladung cR,max berechnen. Für kugelförmige Partikel läßt sich cR,max mit 0,68 ansetzen (geschüttete Kugelpackung). Es war somit die scheinbare Zähigkeit der grobkornbeladenen Suspension auf die scheinbare Zähigkeit der Matrixsuspension zu beziehen. Bezüglich der maximalen Packungsdichte cR,max sollte jedoch der in der Matrix enthaltene Feststoffanteil Berücksichtigung finden. Für das grobkornbeladene System beträgt damit die maximale Packungsdichte ( cR ,max − cR* ). Ebenso ergibt sich der volumetrische Grobkornanteil aus der Differenz des Gesamtfeststoffgehaltes und des Matrixfeststoffgehaltes ( cR − cR* ). Somit läßt sich der Ansatz (Gl. 7.3) in folgender Weise modifizieren: c − c* ηr = 1 − R R * cR ,max − cR −2 (7.4) Hierbei steht cR für den Gesamtfeststoffgehalt und cR* für die Feststoffbeladung der Matrix. Bild 7.7 verdeutlicht, daß dieser Ansatz für den vorliegenden Fall, der mit Kies beladenen Kreide- Matrix, sehr gut anwendbar ist. Für die Beladung der Suspension mit HDPE ergeben sich analoge Verhältnisse, siehe Bild 7.8. Es konnte somit nachgewiesen werden, daß bei den hier gegebenen Verhältnissen die Viskositätsänderung mit dem modifizierten empirischen Ansatz von MARON/PIERCE beschrieben werden kann. Für die Anwendbarkeit der Beziehung müssen also folgende Voraussetzungen erfüllt sein: 1. Die Grobkornpartikel lassen sich als nicht-interaktive Partikel auffassen. 2. Die grobdisperse Phase nimmt kein Dispersionsmittel auf. 3. Die grobdisperse Phase wird durch die Matrixsuspension sedimentationsfrei aufgenommen. VI - 75 250 DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = ηnorm.[mPas] 200 150 100 50 0 0 200 400 600 800 1000 1200 D [1/s] Bild 7.7: Normierte Viskosität der Kreide-Wasser-Suspension – Beladung mit Kies ηnorm.[mPas] 250 DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = DN25 - q = 200 150 100 50 0 0 200 400 600 800 1000 1200 D [1/s] Bild 7.8: Normierte Viskosität der Kreide-Wasser-Suspension – Beladung mit HDPE Die Veränderung des Transportwiderstandes der Suspension bei Grobkornzugabe hängt also nur von der Aufkonzentration durch die Grobkornkomponente ab. Ein Einfluß der Grobkorndichte, sowie auch der Partikelform und -größe auf eine Änderung des Druckverlustes ist nicht gegeben. 7.3 Druckverlustbeeinflussung durch Grobkornanteile Sind die obengenannten Voraussetzungen, einschließlich der Sedimentationsfreiheit gemäß Gl.7.1 erfüllt, so kann bei Kenntnis der Fließparameter der Matrix somit auch die Druckverluständerung der Rohrströmung bei zusätzlicher Grobkornbeladung berechnet werden. Als experimentell zu bestimmende Daten reicht das analysierbare Fließverhalten der Matrixsuspension aus. Im vorliegenden Fall wäre von der Matrixsuspension (Kreide/Wasser) auszugehen. Diese Suspension ist gut durch das HERSCHEL/BULKLEY-Modell für plastischpseudoplastische Fluide mit Fließgrenze beschreibbar. Bei Kenntnis der rheologischen Para- VI - 76 meter (Fließgrenze τ0, Konsistenzkoeffizient k und Fließexponent n), sowie des Rohrdurchmessers R und der Transportgeschwindigkeit v, läßt sich der Druckverlustgradient iterativ aus Gleichung (7.5) mit (7.6; 7.7) bei laminarer Strömungsform bestimmen: n 2 ⋅τ 0 ∆pV n + 1 v = + ⋅ k 2 n R n +1 L M R n 1 H n (7.5) 2 mit τ τ τ n 2n 2n H = 1 − 0 − ⋅ 1 − 0 + ⋅ ⋅ 1 − 0 τw 2 n + 1 3n + 1 τ w τ w 2n + 1 und τw = 3 (7.6) ∆pv R ⋅ . L 2 (7.7) Unter Verwendung des modifizierten Ansatzes von MARON/PIERCE erhält man dann, unabhängig von der Beladung mit dem Grobkornanteil, den Druckgradienten der grobkornbeladenen Suspension nach Gl.7.8. c 1 − R cR , max −2 ∆pv ∆pv = −2 L G L M cR* 1 − cR , max (7.8) Mit den bekannten Werten für die Kreide-Wasser-Suspension sind in Bild 7.9 die nach Gl. 7.8 berechneten Druckverluste den gemessenen gegenübergestellt. 15000 ∆pv/L [Pa/m] 12500 10000 7500 5000 Meßw. q = 0 % Meßw. q = 15 % Meßw. q = 25 % 2500 Meßw. q = 10 % Meßw. q = 20 % Meßw. q = 30 % 0 0 1 2 v [m/s] 3 4 Bild 7.9: Druckverlust der mit Kies beladenen Suspension - Gegenüberstellung Meßwerte vs. Berechnung nach Gl. 7.8 - Rohrdurchmesser NW 25 Es zeigt sich eine gute Übereinstimmung der Meßwerte mit der aus den rheologischen Parametern der Matrixsuspension und den Transportkennwerten vorausberechneten Abhängigkeit. Für die Beladung der Matrix mit HDPE ergibt sich eine ähnlich gute Übereinstimmung. Unter den genannten Bedingungen ist also die vorgeschlagene Berechnungsvorschrift gut anwendbar. VI - 77 8. Rohrleitungsdruckverlust Das mittels Rotationsviskosimeter bestimmte Fließverhalten der Dickstoffe dient neben der Einschätzung des zu erwartenden Druckverlustes letztlich der Berechnung des Druckverlustes bei der Rohrförderung. Unter der zutreffenden Voraussetzung eines Quasi-Kontinuums wurden die Fließkurven der Dickstoffsuspension gemessen und durch geeignete Modelle und die dazugehörigen Modellparameter (Stoffwert) beschrieben. Damit ist die Rohrströmungsberechnung unter folgenden Voraussetzungen möglich: • Die Strömungsform ist laminar. • Die Einhaltung der Haftbedingung ist im Rotationsviskosimeter wie bei der Rohrströmung gegeben (kein Wandgleiten!). • Die Dickstoffsuspension weist jeweils den gleichen Dispersionszustand auf. • Es erfolgt keine Extrapolation der Meßwerte, d. h. im Rotationsviskosimeter wird der gesamte mögliche Bereich der Scherrate beim Rohrtransport untersucht. Die Annahme der laminaren Strömungsform ist bei den hochkonzentrierten Dickstoffsuspensionen grundsätzlich gegeben und kann über die angegebenen effektiven Re-Zahlen mit hinreichender Genauigkeit kontrolliert werden. Die Forderung nach Einhaltung der Haftbedingung ist bei Suspensionen zwar gegeben, aber es kann in Wandnähe nicht grundsätzlich vom gleichen Dispersionszustand wie im Kernbereich der Strömung ausgegangen werden. Dieses Problem stellt sich im allgemeinen nicht, wie Vergleichsmessungen im Rotationsviskosimeter mit verschiedenen Meßsystemen und in Rohren unterschiedlicher Durchmesser belegen. Mit großen Abweichungen ist dann zu rechnen, wenn die Feststoffbeladung sich der maximalen Beladungsdichte nähert. Hier wird eine Schicht in Wandnähe nicht entsprechend geschert (Wandgleiteffekte). Im Falle dieser im Rotationsviskosimeter deutlich zu beobachtenden Erscheinungen (nahezu horizontaler Verlauf der Fließkurve) wurden die Messungen nicht ausgewertet und keine Modellparameter angegeben, siehe auch Abschn. 2.1. Identische Dispersionszustände bedeutet hier die Forderung einer guten Gleichverteilung der Partikel in der Dispersion. Durch kurzzeitig intensive Scherung beim Anmischen der DS der Laborproben wurde die Existenz von Feststoffaggregaten ausgeschlossen. Bei der technischen Umsetzung ist durch die dem eigentlichen Transport vorgeschalteten Verfahrensstufen der Dickstoffsuspension -Zubereitung ebenfalls von ähnlichen Bedingungen auszugehen. Die letzte Forderung, daß die Untersuchung der Dickstoffsuspension im Rotationsviskosimeter zumindest im gleichen Bereich der Scherrate wie im Anwendungsfall beim Rohrtransport erfolgen sollte ist an sich selbstverständlich und wird durch das gewählte Meßregime eingehalten. Die mittels Rheometer ermittelten Fließkurven sind somit Basis der Druckverlustberechnung. VI - 78 Andererseits können auch umgekehrt die gemessenen integralen Größen Druckverlust und Volumenstrom zur Bestimmung des Fließgesetzes herangezogen werden. Dieser Zusammenhang wurde ebenfalls bei der Ermittlung der Rheogramme genutzt. Druckverlustberechnung der Rohrströmung Für die Bestimmung des Druckverlustes der Rohrströmung ist vom Kräftegleichgewicht auszugehen: τ ∆p = 2⋅ L r Mit der Fließkurve für die Dispersion dw τ = f dr erhält man nach Integration ∆p = f (w) L . Unter Anwendung der in nachfolgender Tabelle 8.1 angegebenen rheologischen Modelle folgen die in Tabelle 8.2 angegebenen Berechnungsgleichungen für den Druckverlust. Modell Herschel, Bulkley Parameter n, τ0, k Bingham Ostwald de Waele Newton τ0, ηB n, k Tab.8.1: Modell Newton Ostwald/ de Waele Bingham Herschel /Bulkley τ = k ⋅ γ! n τ = η ⋅ γ! η Rheologische Modelle; Modellparameter Re-Zahl ρ ⋅d ⋅v η 8 ⋅ ρ ⋅ d n ⋅ v (2− n) Re = k ρ ⋅d ⋅v Re = ⋅B ηB 8 ⋅ ρ ⋅ d n ⋅ v (2−n) Re = k Re = Tab.8.2: Funktion τ = τ 0 + k ⋅ γ! n τ = τ 0 + η B ⋅ γ! n ⋅ 6n + 2 ⋅ n 1 τ 0 ⋅ d 2n + 2 n 1 ⋅ + k ⋅ vn n H n ∆pV L ∆pV L ∆pV L ∆pV L Gleichung v = 8⋅η ⋅ 2 R n 3n + 1 vn = 2 ⋅ k ⋅ ⋅ n R n +1 v = 8 ⋅ ηB ⋅ 2 R ⋅B n n 2τ 0 n + 1 v n 1 = + 2k n R n +1 H R Druckverlust als Funktion der Strömungsgeschwindigkeit v VI - 79 Für die Abkürzungen gilt: H = (1 − b ) − B = 1− n 2n 2n ⋅ (1 − b ) 2 + ⋅ ⋅ (1 − b) 3 , 2n + 1 2n + 1 3n + 1 4 1 b + b4 3 3 mit b = τ0 / τW = r0 / R . Weitestgehend konnten die DS im betrachteten Feststoffkonzentrationsbereich mit guter Näherung durch das Bingham-Modell mit den Parametern Fließgrenze τ0 und Binghamviskosität ηB beschrieben werden. Nur im Bereich geringer Deformationsgeschwindigkeiten γ! < 10 bis 20 s-1 ist ausgeprägt strukturviskoses Verhalten feststellbar. Der Modellparameter τ0 charakterisiert unter diesen Umständen nicht die vorhandene dynamische Fließgrenze, sondern einen Parameter zur Modellanpassung. Dennoch läßt sich das Modell zur Druckverlustbestimmung gut nutzen. Für das Bingham-Modell können auch die Kennzahlen HaB und Bi zur Druckverlustbestimmung genutzt werden. Bei Heranziehung dieser Herangehensweise gilt dann: mit Bi 1 τ 3 0 Ha B = 321 + 1 − ⋅ , 6 4 τ W (8.1) ∆pV 4 ⋅ R 2 Ha B = ⋅ , L ηB ⋅ v (8.2) Bi = τ0 ⋅2⋅R ηB ⋅ v und τW = ∆pV R ⋅ L 2 (8.3) Die Notwendigkeit einer iterativen Berechnung ist aus diesem Zusammenhang gleichermaßen ersichtlich. Ein einfacher Lösungsweg kann sein: Es kann als erste Näherung die HaB-Zahl so berechnet werden, als ob der Klammerwert in Gl. 8.1 den Wert 1 annimmt. Im nächsten Rechenschritt kann der auf diese Weise aus der HaB-Zahl berechnete Druckverlust zur Bestimmung der Wandschubspannung herangezogen werden. Durch mehrmalige Wiederholung dieser auch als Tabellenkalkulation vorzunehmenden Rechnung ist schnell eine Angleichung an den tatsächlichen Lösungswert gegeben. Zur überschlägigen Kontrolle der laminaren Strömungsform, die Voraussetzung für die Gültigkeit der angegebenen Berechnungsgleichungen, können die in Tabelle 8.2 angegebenen, jeweils auf das Modell bezogenen, modifizierten Re-Zahlen herangezogen werden. Dabei muß die Bedingung Re < 2300 erfüllt sein. Auswirkungen der Zeitabhängigkeit Die untersuchten DS weisen eine mehr oder minder ausgeprägte Zeitabhängigkeit im Fließverhalten auf. Das betrifft insbesondere Dispersionen mit Filterstäuben. Da Filterstäube den Hauptteil der RGRP ausmachen, soll nachfolgend darauf eingegangen werden. VI - 80 Dafür heranziehbar sind die Laboruntersuchungen zur Fließkurvenaufnahme nach verschiedenen Ruhezeiten (t = 0 min; t = 30 min; t = 60 min) In den Bildern 8.1, 8.2 und 8.3 sind die berechneten Rohrleitungskennlinien bei Annahme der Rohrnennweite NW100 für die angegebenen Zeitpunkte dargestellt. Es kann dann festgestellt werden: - Dispersionen mit Filterasche der Anlage A (Beispiel AF2): Es ist eine erhebliche Zeitabhängigkeit festzustellen, über 60 min insgesamt etwa eine Verdreifachung des Druckverlustes. Dabei ist in den ersten 30 Minuten eine größere Zunahme als in den zweiten 30 Minuten zu verzeichnen. Diese problematische Widerstandszunahme wird bei durchgehender Scherung noch weiter verschärft, s. Bild 5.10. - Dispersionen mit Filterasche der Anlage B (Beispiel BF3): Diese Dispersion führt über 60 Minuten Ruhezeit zu etwa einer Verdopplung des Druckverlustes. Bei durchgehender Scherung zeigten Dispersionen mit dieser Filterasche allerdings keine signifikante Änderung des Fließverhaltens. - Dispersionen mit Filterasche der Anlage C (Beispiel CF1): es ist keine wesentliche zeitabhängige Druckverluständerung zu verzeichnen. Dies trifft ebenso für den Fall der durchgehenden Scherung zu. Hinsichtlich der Zeit- bzw. Scherabhängigkeit ist anzumerken, daß bei einem Fluid mit einer Schergrenze τ0 im Rohrzentrum ein Pfropfen ohne Scherung transportiert wird. Für seine Abmessung gilt τ rPf = R ⋅ 0 τ wand mit τ Wand = ∆p ⋅R 2⋅ L . Somit sind Druckverluständerungen vor allem mit einer scherabhängigen Fließgrenzen- und Viskositätsänderung (hier ηB) verbunden. Bei zu verzeichnenden Fließkurvenänderungen wäre dann die Gesamt-Transportstrecke für eine erste Abschätzung des Gesamt-Druckverlustes in der Transportzeit zugeordnete Abschnitte aufzugliedern. Die Summation der Abschnitts-Druckverluste läßt so eine korrekte Druckverlustbestimmung der Gesamtanlage zu. Hierfür wären rheologische Untersuchungen zu empfehlen, die den realen Scherbedingungen entsprechen. Es wären für die zeitabhängigen Fließkurvenbestimmungen sowohl Scherraten von Null (Pfropfenentwicklung) als auch von Größenordnungen der Wandscherrate (Scherbereichscharakteristik) zu wählen. VI - 81 8 t = 60 min ; Ruhe 6 t = 30 min ; Ruhe 4 2 nach Anmischung ; t = 0min 0 0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 Bild 8.1: Beispiel - berechnete Rohrleitungskennlinien (NW100) in Abhängigkeit der Zeit; DS (Grundsystem - AF2 in Q-Lauge) cR = 22,5%; T = 20°C Suspension nach Anmischung in Ruhe belassen - Scherrate = 0 [1/s] 8 Druckverlust je Längeneinheit [kPa/m] 6 4 t = 60 min ; Ruhe 2 nach Anmischung ; t = 0min 0 0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 Geschwindigkeit v [m/s] Bild 8.2: Beispiel - berechnete Rohrleitungskennlinien (NW100) in Abhängigkeit der Zeit; DS (Grundsystem - BF3 in Q-Lauge) cR = 35%; T = 20°C Suspension nach Anmischung in Ruhe belassen - Scherrate = 0 [1/s] VI - 82 8 Druckverlust je Längeneinheit [kPa/m] 6 4 t = 60 min ; nach Anmischung ; t = 0min 2 0 0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 Geschwindigkeit v [m/s] Bild 8.3: Beispiel - berechnete Rohrleitungskennlinien (NW100) in Abhängigkeit der Zeit; DS (Grundsystem - CF1 in Q-Lauge) cR = 30%; T = 20°C Suspension nach Anmischung in Ruhe belassen - Scherrate = 0 [1/s] 9. Eingesetzte Gerätetechnik 9.1. Laborgeräte Im Labor erfolgt die Anmischung der Suspensionen und deren rheologische Untersuchung mittels Rotationsviskosimeter. Anmischung: Es wurde ein einheitliches Anmischregime (A0) allen Untersuchungen zugrunde gelegt. Laborrührwerk Als Laborrührwerk wird ein Rührwerk der Firma IKA Labortechnik eingesetzt. Diese Gerätetechnik gestattet eine lastunabhängige genaue Drehzahlkonstanz. Rührwerk: Mischdauer: Rührerdrehzahl: Rührwerkzeug: Temperierung: Einsatzvolumen: Becherglas V 100ml: EUROSTAR power digi - visc Drehzahlbereich [min-1] 50 - 2000 max. Drehmoment [Ncm] 60 3 min 700 U/min dR = 35 mm (Schrägblattrührer - 2-flüglig) keine; Raumtemperatur VE = 35 ... 50 ml di = 45 mm Bei Untersuchungen zum Einfluß der Scherdauer wurde ein anderes Anmischregime (R4) genutzt. Die eigentliche Suspensionsherstellung V = 500 ml erfolgte hier von Hand. Eine VI - 83 Teilmenge wurde für Untersuchungen zur Verfestigung genutzt und die andere Teilmenge in dem Viskomat PC einer definierten Scherdauer und Scherintensität ausgesetzt. Viskomat PC Der von der Firma Schleibinger Geräte genutzte Viskomat PC repräsentiert ein Rührwerk mit Drehmomentmessung, s. Bild 9.1. Das notwendige Einsatzvolumen beträgt ca. 380 ml. Als Rührwerkzeuge findet der in nachfolgender Abbildung dargestellte „Mörtelrührer“ Anwendung. Ein im Rührbehälter eingesetzter „Abstreifer“ fungiert als Stromstörer und sorgt für eine gute Durchmischung des Materials. Das genutzte Rührwerkzeug sorgt für eine verteilte Energiezuführung und kommt damit der vorrausichtlichen Technologie im Einsatzfall nahe. Durch Drehzahl- (5 bis 240 U/min einstellbar) und Zeitvorgabe lassen sich unterschiedliche Beanspruchungsvorgänge simulieren. Der Einsatzzweck des Viskomats ist ursächlich die Bestimmung bzw. Einschätzung des Fließverhaltens von meist mörtelähnlichen Dickstoffen, bei denen die sonst üblichen Rheometer versagen. Drehmomentenkopf konzentrisches Meßpaddel Markierung für definierte Einfüllmenge zylindrischer Meßtopf Drehscheibe Bild 9.1: Prinzipskizze Viskomat PC Für den hier genutzten Einsatzzweck als Mischwerkzeug wurde die Drehzahl für alle Untersuchungen mit 200 U/min konstant gehalten ebenso wie die Scherdauer, die 1 Stunde betrug. Rotations-Viskosimeter Zur rheologischen Charakterisierung der Aschesuspensionen wurden Rotationsviskosimeter eingesetzt. Beim Rotations-Viskosimeter sind generell mehrere von der Kinematik her sehr unterschiedliche Meßsysteme einsetzbar. Für Suspensionen bestehen auf Grund der Teilchenabmessungen jedoch gewisse Einschränkungen, und zwar bezüglich der Spaltweite, die ungefähr das 5bis 10-fache des Teilchendurchmessers betragen sollte. VI - 84 Damit ist das an sich rheologisch ideale Meßsystem Kegel/Platte, bei welchem die Deformationsgeschwindigkeit im gesamten Meßspalt konstant ist, zumeist nicht verwendbar (störende Partikelgröße). Rotationsviskosimeter: Rotovisco RV20 / CV20 mit Umwälz-Thermostat der Firma Haake Mess-Technik GmbH u. Co. max. Drehzahl 200 min-1 nur scherratengesteuerte Messung möglich Physika UDS 200 mit Umwälz-Thermostat der Firma Physica Meßtechnik GmbH max. Drehzahl 1000 min-1 Meßmöglichkeit: schubspannungs- oder scherratengesteuert Als Meßsysteme werden somit vor allem Zylinder/Zylinder-Systeme und Platte/PlatteSysteme eingesetzt. Die notwendige Einhaltung der Mindestspaltweite wird durch Auswahl des entsprechenden Meßsystems bzw. durch Einstellung des Plattenabstandes gewährleistet. Die integral erfaßten Meßwerte, Drehmoment und Drehzahl, gestatten die Erfassung der Fließkurve. Durch Auswertung der integralen Meßwerte ist eine Überführung in die geforderten Größen Schubspannung und Scherrate gegeben. Meßwertauswertung : Herstellerseits ist die softewaremäßig implantierte Auswertung auf Newtonsche Fluide bezogen. Die notwendige Anpassung an nicht-Newtonsche Fluide ist in Abhängigkeit vom gewählten Meßsystem vom Nutzer zu erbringen. 1) Zylinder/Zylinder - System Beim Zylinder/Zylindersystem sind zwei unterschiedliche Gerätearten gebräuchlich, je nachdem, ob der innere oder äußere Zylinder angetrieben wird. Im konkreten Anwendungsfall wird ein Couette-System genutzt, bei dem sich der Außenzylinder dreht (Rotovisko RV20/CV20). Schubspannungsverlauf: Der Schubspannungsverlauf über den Meßspalt zwischen den Zylindermantelflächen ist hyperbolisch, C τ= 2 , (9.1) r und unabhängig vom Fließgesetz des Mediums. Die Konstante C enthält außer der Zylinderhöhe H den integralen Meßwert, also das Drehmoment M, welches sich über die Spaltbreite nicht ändert. Im konkreten Fall wird das Moment am Innenzylinder gemessen: τ Ri = M 1 ⋅ 2 2⋅π⋅H Ri (9.2) VI - 85 Bild 9.2 gibt den Schubspannungsverlauf über dem Meßspalt wieder. τ [Pa] r [m] Ri Ra Bild 9.2: Schubspannungsverlauf Aus der gezeigten Verteilung ist auch ersichtlich, daß im Falle einer existierenden Fließgrenze τ0 diese kleiner als der aktuelle Wert der Schubspannung am Außenzylinder τa sein soll. Deformationsgeschwindigkeit: Der Geschwindigkeitsverlauf über dem Meßspalt und die Abhängigkeit der Deformationsgeschwindigkeit in Radiusrichtung sind medienabhängig. Ausgehend von der allgemeinen Definition der Deformationsgeschwindigkeit für das Zylinder/Zylindersystem ∂ω γ! = − r ⋅ , (9.3) ∂r ergibt sich für Newtonsche Fluide die Deformationsgeschwindigkeit an einer beliebigen Stelle r zu: 2 ⋅ Ω R i2 ⋅ R 2a γ! N = 2 ⋅ 2 , r R a − R 2i (9.4) bzw. am Innenzylinder ( γ! N ) Ri 2⋅Ω 2 ⋅ Ω⋅ ε 2 , = 2 = ε2 −1 Ri 1− Ra (9.5) mit ε = Ra / R i . Dieser Ansatz liegt auch der vom Hersteller gelieferten Auswertungs-Software zugrunde. Das reale Schergefälle für Nicht-Newtonsche Fluide weicht jedoch hiervon ab, deshalb muß für Fluide mit Nicht-Newtonschen Eigenschaften die Deformationsgeschwindigkeit korrigiert werden. Es wurde eine Korrektur, unabhängig von der Kenntnis des Fließgesetzes, nach Krieger und Elrod vorgenommen. Krieger/Elrod bestimmen das Schergefälle für beliebige Fluide durch Darstellung einer unendlichen Reihe, entwickelt um ln ε. VI - 86 Wenn sich für das Produkt m⋅ln ε < 0,2 ergibt, kann diese Reihe nach dem 2. Glied abgebrochen werden, wobei der Fehler unter 1% bleibt. Damit folgt für das reale Schergefälle γ! = mit Ω ln ε ⋅ (1 + m ⋅ ln ε ) (9.6) m = dlnΩ/dlnτi . Für Werte von dann gilt: 0,2 < m lnε < 1 γ! = müssen weitere Glieder mit einbezogen werden, wobei dm Ω 1 1 2 2 ⋅ 1 + m ⋅ ln ε + ⋅ ( m ⋅ ln ε ) + ⋅ ( ln ε ) ⋅ . d ln τ i ln ε 3 3 (9.7) 2) Platte/Platte - System Deformationsgeschwindigkeit: Beim Platte/Platte-System ist die Deformationsgeschwindigkeit unabhängig von den Medieneigenschaften Die Deformationsgeschwindigkeit γ! ist zwar konstant über die Spalthöhe h zwischen den Platten, aber abhängig vom Abstand zur Drehachse, dem Radius r: γ! = Ω ⋅r . h (9.10) Üblicherweise wird die Deformationsgeschwindigkeit auf den Plattenrand R und auch die Schubspannung auf den Plattenrand bezogen γ! = Ω ⋅R . h (9.11) Schubspannungsverteilung: Die Schubspannungsverteilung wird durch die viskosen Eigenschaften des Fluids bestimmt. Die Schubspannung wird aus dem integral gemessenen Drehmoment M ermittelt, wofür allgemein gilt: M = 2 ⋅ π ⋅ ∫r = 0 r 2 ⋅ τ( r ) ⋅ dr . R (9.12) Die Integration dieser Gleichung kann nur erfolgen, wenn das Fließgesetz τ = f( γ! ) und damit die Schubspannungsverteilung τ(r) bekannt ist. Für Newtonsche Fluide mit dem Fließgesetz , τ = η γ! , ergibt sich gleichfalls eine lineare Schubspannungsverteilung über den Radius, siehe Gl. 9.11: τ N (r ) = η ⋅ Ω ⋅r , h und nach Lösung von Gl. 9.12 (9.13) VI - 87 M = η⋅ Ω π ⋅ ⋅R4 , h 2 (9.14) bezogen auf die Schubspannung am Plattenrand R (τ N ) R = 2⋅M π ⋅ R3 . (9.15) Der Auswertungs-Software liegt dieser Zusammenhang für ein Newtonsches Fluid zugrunde. Bei Nicht-Newtonschen Fluiden ist eine Korrektur der Schubspannung erforderlich. Das viskose Fließverhalten einer beliebigen Nicht-Newtonschen Substanz läßt sich zumindest abschnitts- oder punktweise durch das Fließgesetz nach Ostwald darstellen und damit ist ein Bezug zur realen Schubspannung möglich. Mit der Schubspannungs-Verteilung τ(r) für Ostwaldsche Fluide Ω τ( r ) = k ⋅ ⋅ r n , h n (9.16) liefert die Integration von Gl.9.12 Ω 2⋅π ⋅ k ⋅ ⋅ R 3+ n M= h 3+ n n (9.17) und bezogen auf die tatsächliche Schubspannung am Plattenrand τR = 3+ n 2 ⋅ ⋅M . π⋅R3 4 (9.18) Ein Vergleich mit Gl.9.15 , der Schubspannung für ein New. Fluid, zeigt, daß der Korrekturfaktor (3+n)/4 beträgt τR = 9.2. 3+ n ⋅ (τ N ) R . 4 (9.19) Kleintechnische Rohrversuchsanlage Die Versuchsanlage wurde vor allem zur Bestimmung des Einflusses der Grobkornbeladung genutzt. Es handelt sich bei dieser Anlage um eine Reihenschaltung von Rohren (DN 25/32) mit Absolutdrucksensoren und Durchflußmesser. Bild 9.3 zeigt den prinzipiellen Aufbau der Rohrförderanlage. Die Förderung der Suspension erfolgte über eine Excenterschneckenpumpe, die über ein manuell stellbares, drehzahlregelbares Getriebe verfügt. Die Parameter dieser Anlage sind: Rohrinnendurchmesser 0,0258m bzw. 0,0345m, Meßstreckenlänge 6,88m für DN 25 und Meßstreckenlänge 5,79m für DN 32. VI - 88 P4 P3 DN 25 ! m P2 P1 DN 32 Excenterschneckenpumpe Bild 9.3: Rohrversuchsanlage DN 25 / 32 Die Druckmeßumformer der Firma Labom hatten Meßbereiche von 16bar (P1), 10bar (P2, P3) und 4bar (P4). Der Druckgradient wurde aus den Absolutdrücken mittels Differenzbildung ermittelt. Der Massendurchfluß und die Gemischdichte wurden mit einem Massmaster 40 der Fa. Schwing gemessen. Die Meßwerterfassung und -auswertung erfolgte mittels DIA / DAGO (GfS Aachen). In der Pumpe wird die gesamte Substanz einer deutlich größeren Scherrate ausgesetzt als beim Rohrtransport. Bei langdauernder Fahrweise ist, bedingt durch den ständigen Energieeintrag, eine merkbare Temperaturerhöhung des Mediums zu verzeichnen. Meßwertauswertung: Mittels geeigneter Auswerteverfahren kann aus den integralen Meßwerten, ermittelt im Rohrviskosimeter, der Zusammenhang zwischen Schubspannung und Scherrate angegeben werden. Aus den integralen Messungen von Druckabfall und Durchsatz über einen Rohrleitungsabschnitt wird die Fließkurve ermittelt. Es gilt allgemein τW = ∆p V ⋅d , 4⋅L Bei Newtonschen Fluiden mit dann dv τW =η ⋅ dr W mit v dv = γ! NW = 8 ⋅ d dr W (9.20) VI - 89 bei v= ! 4⋅V π ⋅ d2 ist somit die dynamische Viskosität leicht bestimmbar. Bei nicht-Newtonschen Fluiden ändert sich die Geschwindigkeitsverteilung und damit auch der Geschwindigkeitsgradient an der Wand gegenüber den Verhältnissen bei Newtonschen Fluiden, s. Tab 9.1. Modell Newton Wand-Schergradient v γ!W = 8 ⋅ d Ostwald/ 6n + 2 v γ! = ⋅ de Waele W n d Bingv 1 τ γ!W = 8 ⋅ ⋅ − 0 ham d B ηB Herschel n v 1 /Bulkley γ!W = 2 ⋅ n + 1 ⋅ d ⋅ H Tab. 9.1: Wand-Geschwindigkeitsgradienten H = (1 − b ) − Mit den Abkürzungen: B = 1− n 2n 2n ⋅ (1 − b ) 2 + ⋅ ⋅ (1 − b) 3 , 2n + 1 2n + 1 3n + 1 4 1 b + b4 3 3 mit b = τ0 / τW = r0 / R . Das reale Schergefälle läßt sich auch mit der Rabinowitsch-Mooney Korrektur ganz allgemein aus dem Newtonschen Schergefälle ableiten. γ! W = γ! NW 4 d lg γ! NW ⋅ 3 + . d lg τ W (9.21) Auf diese Weise können die entsprechenden Meßwerte (∆pV; V! ) als Rheogramme aufbereitet werden. Der funktionale Zusammenhang τ = f( γ! ) kann dann durch ein geeignetes Modell beschrieben werden. VI - 90 10. Zusammenfassung Dickstoffsuspensionen aus RGRP und Q-Lösung als Dispersionsmittel lassen sich als Quasikontinuum auffassen und in ihrem Fließverhalten durch bekannte rheologische Modelle beschreiben. Eine Ausnahme bilden einige grobkörnige Kesselstaub-Suspensionen. Ein solches Quasikontinuum ist nur innerhalb gewisser Bereichsgrenzen gegeben. Die untere erforderliche Feststoffbeladung cRmin wird durch deutlich hervortretende Sedimentationserscheinungen bestimmt. Die obere Bereichsgrenze cRmax ist der Übergang zum Feststoffverhalten. Da üblicherweise die RGRP nicht nach ihrem Anfallort gesondert entnommen, sondern als Gesamtgemisch der entsprechenden MVA anfallen, ist auf Grund der mengenmäßig großen Anteile der feinstkörnigen Filterstäube für alle daraus hergestellten Dickstoffsuspensionen die Beschreibung als Quasikontinuum möglich. Die Dickstoffsuspensionen lassen sich bis auf Bereiche geringer Scherrate gut durch das rheologische Modell nach Bingham, mit den Parametern Binghamviskosität ηB und Fließgrenze τ0 beschreiben. Die im Modell angegebene Fließgrenze τ0 beschreibt, bedingt durch Abweichungen des Modells von der aufgenommenen Fließkurve, bei geringen Scherraten die tatsächlichen plastischen Eigenschaften der Dickstoffsuspensionen nicht exakt. Die im Bingham-Modell angegebene Fließgrenze liegt damit über der realen Fließgrenze, siehe beispielsweise Bild 7.3. Auf die Berechnung des Rohrleitungsdruckverlustes wirkt sich dies allerdings nicht aus, da diese Abweichungen nur bei sehr geringen Transportgeschwindigkeiten auftreten. Solche niedrigen Transportgeschwindigkeiten liegen bei 10% bis 20% der tatsächlich realisierten Transportgeschwindigkeiten. Das viskose Verhalten der Dickstoffsuspension (RGRP + Q-Lösung) wird auf Grund der mengenmäßigen Dominanz der Filterstäube zumeist durch das viskose Verhalten der Suspensionen aus Filterstaub und Q-Lösung bestimmt. Dickstoffsuspensionen, gebildet aus RGRP und Q-Lösung als Dispersionsmittel, zeigten bis auf einzelne Ausnahmen nicht die angestrebten Verfestigungseigenschaften. Aus diesem Grunde ist die Zugabe eines Bindemittels erforderlich, um die anzustrebende Festigkeit des sich bildenden Versatzkörpers zu gewährleisten. Aus technologischer Sicht hat sich dabei MgO-Binder bewährt. Dieser Binder verhält sich bei Zugabe zum System RGRP und Q-Lösung quasi inert, und zwar innerhalb einer Zeitspanne von ca. 2,5h. Nach dieser Totzeit ist im allgemeinen eine gravierende Zunahme des Fließwiderstandes zu erwarten. Es wurde nachgewiesen, daß innerhalb der Zeitspanne (t < tTotzeit ) das Fließverhalten einer Dickstoffsuspension mit MgO-Binder sich nur unwesentlich von der Suspension ohne Binder bei gleichem Feststoffgehalt unterscheidet. Diese Tatsache wurde bei den Untersuchungen zum Fließverhalten genutzt. Es wurden somit vor allem Suspensionen aus RGRP und Q-Lösung (Grundsystem) untersucht. StandardMischungen aus RGRP, MgO-Binder mit q=10% und Q-Lösung wurden zur Kontrolle der Auswirkungen eines Bindemittelzusatzes in das Versuchsprogramm einbezogen.. Der Einsatz anderer Binder auf das Fließverhalten wurde dann beispielhaft an einzelnen RGRP-Qualitäten untersucht. Aus diesen Ergebnissen und den Versuchsergebnissen zum Grundsystem ist eine Abschätzung zum Einfluß der Binder auf das Fließverhalten der RGRPQualitäten möglich. VI - 91 Abweichungen sind dann zu erwarten, wenn erhebliche höhere Bindemittelanteile zum Einsatz kommen. Von den hier so in die Untersuchungen einbezogenen Braunkohlenaschen erwies sich vom Blickwinkel des Fließverhaltens die BKA1, aus dem Kraftwerk Schkopau als geeigneter als die BKA2, aus dem Kraftwerk Wählitz. Einerseits ist durch Einsatz der BKA2 eine deutliche Anhebung des Fließwiderstandes verbunden und andererseits eine stärkere Viskositätszunahme mit der Zeit. Die RGRP aus den einzelnen MVA, der jeweiligen Prozeßstufe zugeordnet, zeigen als Dickstoffsuspensionen große Unterschiede im Fließverhalten. Eine Eingrenzung der Schwankungsbreite im viskosen Verhalten ist nicht grundsätzlich durch Bezug auf die Prozeßstufen, wie Produkte aus der Abscheidestufe unmittelbar nach dem Kessel (Kesselstäube - KS), aus dem Rauchgasreaktor anfallende Produkte (Reaktionsprodukte RP) und die finalen Produkte aus der Staubabscheidung in Elektro- und Gewebefiltern (Filterstäube - FS), möglich. So ist die Schwankungsbreite im Fließverhalten der Dickstoffsuspensionen für das Gesamtfeld aller RGRP auf die extremen stofflichen Unterschiede der Filterstäube zurückzuführen, wie Bild 4.11 belegt. Die den verschiedenen MVA entnommenen Kesselstäube unterscheiden sich zwar beträchtlich in der anfallenden Partikelgröße und –verteilung, weisen aber näherungsweise eine ähnliche chemische Zusammensetzung auf. Die Unterschiede im viskosen Verhalten der Dickstoffsuspensionen auf Basis von Kesselstäuben sind somit eindeutig der Partikelgröße und -verteilung zuordenbar. Das Fließverhalten von Dickstoffsuspensionen auf Basis von Kesselstäuben läßt sich mittels des Oberflächenabstands-Modells unabhängig von der Partikelgrößenverteilung auf einer Masterkurve abbilden. Eine Übertragung auf das Fließverhalten von Dickstoffsuspensionen, deren Feststoffphase ausschließlich aus Kesselstäuben besteht, ist damit gegeben. Da mengenmäßig die Filterstäube je nach MVA zu 55 Mass.-% bis 85 Mass.-% anfallen dominieren diese RGRP das Verhalten von Dickstoffsuspensionen, gebildet aus der Gesamtanfallmenge einer MVA. Die Filterstäube weisen nicht nur eine sehr unterschiedliche Phasenzusammensetzung auf, sondern dementsprechend auch große Unterschiede im Fließverhalten - siehe Bild 4.11. Es läßt sich hinsichtlich des zu erwartenden Fließverhaltens eine Zuordnung zur Art der Rauchgasreinigung finden. Ausgangspunkte hierfür sind die Phasenzusammensetzung und die Partikelgröße. Die technologisch relevanten Einflüsse auf das Fließverhalten, wie Zeiteinfluß, Scherungseinfluß und Temperatureinfluß wirken sich am stärksten bei Dickstoffsuspensionen mit Filterstäuben aus. Bezüglich der Abhängigkeit des Fließverhaltens kann eine Zuordnung zur Phasenzusammensetzung aufgezeigt werden - siehe Tab. 6.7. Einen erheblichen Einfluß auf das viskose Verhalten besitzen Ca(OH)2-Anteile. Der mengenmäßige Anteil wirkt sich bei der Scherdauer und Scherintensität, der Zeit- und der Temperaturabhängigkeit aus. RGRP mit hohem Ca(OH)2-Anteil sind als schwierige Dickstoffsuspensionen hinsichtlich ihres Transportverhaltens anzusehen. Das trifft hier vor allem auf Dickstoffsuspensionen der Anlage A (Filterstäube) zu. VI - 92 Spontane Wasseraufnahme führt zu einer Abnahme des Dispersionsmittels in der Suspension, verbunden mit Erhöhung des Fließwiderstandes. Dies entspricht einer Zunahme der Dickstoffsuspensionen im Feststoffgehalt cR . Solche Erscheinungen sind z.B. bei hohen CaO-Gehalten zu erwarten, ggf. auch bei entsprechenden Bassanit-Gehalten. Einfluß darauf hat vor allem auch die Mischintensität bei der Dispersionsherstellung. Rasch einsetzende Reaktionen führen zumeist auch zu einer Temperaturerhöhung. Die Phasenneubildung hat eine Erhöhung des Fließwiderstandes zur Folge. Eine erhebliche Temperaturänderung ist bei Dickstoffsuspensionen auf Basis von Filterstäuben aus Anlage A feststellbar, das ist gekoppelt mit einer Erhöhung des Fließwiderstandes. Die im Labor mittels Rheometer erhaltenen Fließkurven können in sehr guter Näherung bei der laminaren Rohrströmung zur Druckverlustberechnung beim Rohrtransport herangezogen werden. Bei den Dickstoffsuspensionen ist die laminare Strömungsform, bedingt durch die hohe scheinbare Viskosität der Suspension, durchgängig gegeben. Zur Rohrleitungs-Druckverlustberechnung kann das durchgängig verwendbare BinghamModell genutzt werden. Nur bei Transportgeschwindigkeiten unter 0,2 m/s ist mit größeren Abweichungen des realen Druckverlustes vom berechneten Druckverlustwert auszugehen. In Abhängigkeit der Produktqualität - RGRP muß das Zeitverhalten der Dickstoffsuspensionen bei der Druckverlustberechnung Berücksichtigung finden. Am unproblematischsten erwiesen sich diesbezüglich RGRP aus der Anlage C. Hier war ein nur sehr geringer Zeiteinfluß feststellbar. Zur Druckverlustberechnung würden die nach Anmischung sofort ermittelten Modellparameter über eine Transportzeit von ca. einer Stunde ausreichen. Produkte aus der MVA B zeigen dagegen eine erhebliche Zeitabhängigkeit. Hier ist während der Transportzeit mit anwachsendem viskosen Widerstand zu rechnen. Für solche Dickstoffsuspensionen mit den entsprechenden RGRP ist zumindest eine Mittelung der Modellparameter zu Beginn und zum Förderende vorzunehmen und daraus der Druckverlust zu berechnen. Die in der Anlage A anfallenden Produkte (Filterstäube) zeigen ein sehr ausgeprägtes Zeitverhalten. In einem solchen Fall ist auch die Zeitabhängigkeit bei der Fließkurvenbestimmung erforderlich. Eine Förderzeitzuordnung ermöglicht dann in einem solchen Fall der Rohrleitungsdruckverlust in guter Näherung vorherzubestimmen. Die Änderung im Fließwiderstand der Dickstoffsuspensionen bei einer Grobkorneinbindung läßt sich einfach ausschließlich durch Berücksichtigung des zusätzlichen Feststoffgehaltes erfassen - siehe Gl.7.8. Dichte, Korngröße und Kornform der grobdispersen Phase spielen eine untergeordnete Rolle. Voraussetzungsgemäß muß die aufnehmende Dickstoffsuspensionen als Matrix eine Fließgrenze zwecks sedimentationsfreier Aufnahme des Grobkorns aufweisen. Eine Aufnahme von Wasser durch das Grobkorn wäre zusätzlich zu erfassen. VI - 93 Formelverzeichnis A AH c cP cR cT d dkg dkm E F g ∆rG h ∆H T0 ∆H 250 ∆H transi I k l m m! M n n p ∆pV q R R ∆S T0 ∆S 250 ∆S transi T t v V ! V W α γ! m2 J m2/(s2 K) m m m J N m/s2 J m J J J mol/kg Pa sn m kg kg/s Nm min-1 Pa Pa m m2/(s2 K) J/K J/K J/K K s m/s m3 m3/s J ° s-1 Fläche Hamakerkonstante Konzentration spezifische Wärme bei konstantem Druck Raumkonzentration, volumetrisch Transportkonzentration, volumetrisch Durchmesser Grenzkorndurchmesser mittlerer Korndurchmesser (arithmetrisch, gewichtet) Energie Kraft Erdbeschleunigung Freie Reaktionsenthalpie Partikelabstand Enthalpie bei der Temperatur T und Standarddruck p Standardbildungsenthalpie bei 25°C Enthalpie bei Kristall- und Phasenumwandlungen Ionenstärke Konsistenzkoeffizient, Steifigkeit Länge Masse Massenstrom Drehmoment Drehzahl Fließexponent, Strukturziffer Druck Druckverlust Bindemittelanteil, volumetrisch Rohrdurchmesser Gaskostante Entropie bei der Temperatur T und Standarddruck p Standardbildungsentropie bei 25°C Entropie bei Kristall- und Phasenumwandlungen Temperatur Zeit Geschwindigkeit Volumen Volumenstrom Arbeit / Energie Neigungswinkel Scherrate VI - 94 η ηB ϑ λ µgl µi ν ρ τ τ0 τ100 Ω Indizes a B Bm F G hom het i K krit M max P r rea R S S T W 0 0.5 0.1 0.9 Pa s Pa s °C − − m2/s kg/m3 Pa Pa Pa s-1 dynamische Viskosität; scheinbare V. Binghamviskosität Temperatur Rohrreibungsbeiwert Gleitreibungszahl Masseanteil an i kinematische Viskosität Dichte Schubspannung Fließgrenze Schubspannung bei der Scherrate γ = 100 s-1 Winkelgeschwindigkeit außen Bingham Bindemittel Fluid Gemisch homogen heterogen innen Korn-; Partikel kritisch Feststoff maximal Partikel relative Reaktion Raum- , RohrScherSinkTransport Wand Dispersionsmittel Mittelwert der Verteilung Verteilungskennwert - Partikelgröße 10% der Vert. sind kleiner Verteilungskennwert - Partikelgröße 90% der Vert. sind kleiner Kennzahlen Ar Archimedes-Kennzahl Bi Bingham-Kennzahl Fr Froude-Kennzahl Ha Hagen-Kennzahl HaB Hagen-Kennzahl (Bingham-Fluid) Re Reynolds-Kennzahl VI - 95 Verzeichnis der Abkürzungen BKA BM CR DPM DS FS; F GS kA KS; K KW MVA Q PR RGRP RP; R RV SM TE Braunkohlenasche Bindemittel Chemische Reinigung Dispersionsmittel Dickstoffsuspension Filterstaub Grundsystem keine Angabe Kesselstaub Kraftwerk Müllverbrennungsanlage Q-Lösung ; Q-Lauge Physikalische Reinigung Rauchgasreinigungsprodukt Reaktionsprodukte Rotationsviskosimeter Standard-Mischung Toxizitätsäquivalent Literatur: [1] Buhrke, H.; Kecke, H. J.; Richter, H.: Strömungsförderer; VEB Verlag Technik Berlin, 1988 [2] Seidel, Frank: Untersuchung der rheologischen Eigenschaften und der Transport- verhältnisse von Suspensionen; Diplomarbeit UNI Magdeburg 1994 [3] Maron, S.H.,and Pierce, P. E., J. Colloid Sci. (1956) 11, p. 80 [4] Pahl, M.; Geißle, W.; Laun, H.-M:: Praktische Rheologie der Kunststoffe und Elastomere : VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1991 [5] Reher, E.-O.; Schnabel, R.; Kärmer, R: Mechanische Verfahrenstechnik, 3. Lehrbrief. Rheologische Strömungen und technische Prozesse: Lehrbrief [6] DEDEGIL, Y.: International Symposium on Slurry-Flows, Vol. 38, p. 9-15, American Society of Mechanical Engineers, Fluid Engineering Division. VI – Anlagen - 1 Anlagen zum Kapitel VI: Fließverhalten von Suspensionen mit Aschen von Müllverbrennungsanlagen Inhalt: Seite - Anlage I Rheologie von Suspensionen mit singulären Feststoffphasen A- 2 - Anlage II Versuchsübersicht A- 7 - Anlage III Tabellarische Zusammenfassung der Modellparameter A- 8 - Anlage IV Versuchsergebnisse - technologische Bedingungen A-20 VI – Anlagen - 2 Anlage I. Rheologie von Suspensionen mit singulären Feststoffphasen Nachfolgend werden einige Ergebnisse zum Fließverhalten beim Einsatz von Einzelphasen wiedergegeben. Die Systeme stellen Suspensionen mit einer anorganischen Feststoffphase dar, die in einem einphasigen Dispersionsmittel dispergiert wurden. Die das Fließverhalten bestimmenden Größen wurden hierfür experimentell nachgewiesen und qualitativ beschrieben. Die Untersuchungen wurden in Ergänzung zur Analyse des Fließverhaltens der komplexen RGRP-MgO-Q-Lösung-Systeme durchgeführt. Sie dienten dem Ziel das Fließverhalten der komplexen Systeme gegebenenfalls auf die Wirkung einzelner Phasen zurückzuführen. Untersuchte Einzelphasen Es wurden beispielhaft Untersuchungen an in RGRP von MVA vorkommenden Einzelphasen vorgenommen. Des weiteren wurde der Einfluß des Dispersionsmittels auf das rheologische Verhalten, belegt an ausgewählten Beispielen, quantifiziert. Folgende Feststoffe und Dispersionsmittel wurden einbezogen: - Feststoffe (Einzelphasen): NaCl, KCl, MgSO4, CaSO4, CaCl2, Ca(OH)2, CaCO3, Al2O3 - Dispersionsmittel: Silikonöl M200 als chemisch inertes DPM, Wasser bzw. Lösungen der Einzelphasen, MgCl2-Lösung. Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Fragen nach den Einflußgrößen auf das Fließverhalten der Suspension, und zwar im einzelnen bezüglich des • Feststoffes und des - • Feststoffgehalt der Suspension Partikelgröße und –verteilung Partikelform interpartikulärer Wechsel-Wirkungs-Kräfte Dispersionsmittels - Lösungsfreiheit, keine Ionenbeladung der Trägerflüssigkeit, Ionenbeladung und somit Doppelschichtausbildung, zusätzliche Umlösungseffekte (Beispiele: System MgO / MgCl2-Lösung, Ca(OH)2 / Wasser) Ergebnisse zum rheologischen Verhalten bei Einsatz von Einzelphasen Die Untersuchung bezüglich des rheologischen Verhaltens von Einzelphasen wurden durchgängig in dem gleichen Dispersionsmittel, dem chemisch inerten Silikonöl M200, durchgeführt. Damit konnten Löslichkeits- und Strukturierungseffekte ausgeschlossen werden. VI – Anlagen - 3 Es ist bekannt, daß folgende drei Parameter das rheologische Verhalten von Suspensionen wesentlich beeinflussen - Feststoffeinfluß Partikelgröße Partikelgrößenverteilung Sie lassen sich, bei gegebener Stoffabhängigkeit, auf eine einzige Größe, den mittleren Partikelabstand h reduzieren, siehe Abb.1. Die gefundene quantitative Beschreibung wurde durch verschiedene Messungen belegt, hier dargestellt durch Abb. 1. Abb.1: Bingham-Viskosität von Fraktionen verschiedener, in Silikonöl dispergierter Materialien; Darstellung über dem relativen Oberflächenabstand Dabei wurde ermittelt, daß insbesondere „weiche“ Wechselwirkungen das Suspensionsverhalten nachhaltig beeinflussen. Zu diesen „weichen“ Wechselwirkungen zählen neben den abstoßenden elektrostatischen Kräften ebenso die anziehenden Van-der-Waals-Kräfte. Sowohl die „harten“ Wechselwirkungen (Kollisionen zwischen den Partikeln), als auch die „weichen“ Wechselwirkungen nehmen mit abnehmendem Partikelabstand h bezogen auf kugelförmige Partikel zu. Für ein monodisperses System ergibt sich der Partikelabstand h zu: π h = d P ⋅ 3 − 1 6 ⋅ cR In einem System mit einer Partikelgrößenverteilung kann als Abstand herangezogen werden: h = d* ⋅3 π − dn 6 ⋅ cR VI – Anlagen - 4 mit dem teilchenzahlgemittelten Durchmesser dn und dem abstandsgemittelten Durchmesser d* : µ d * = ∑ i di ³ 1 − 3 Dabei ist µi der Volumenanteil der Fraktion i mit dem Durchmesser di . Zu den interpartikulären Wechsel-Wirkungs-Kräften Wie bereits bemerkt, wurde durch Vergleich verschiedener Einzelphasen im chemisch inerten DPM , und damit der Ausklammerung von Löslichkeits- und Strukturierungseffekten, der Einfluß von Partikelform und von Van-der-Waals-Kräften betrachtet. Eine Ordnung ist über die Hamaker-Konstante AH möglich , siehe Abb.2. CaSO4 ( 49 µm ) MgSO4 CaCO3 ( 51 µm ) ( 50 µm ) Abb. 2: Relative Viskosität bei 100 s-1 von Suspensionen verschiedener Feststoffe in Silikonöl M200 Zur Partikelform Zum Einfluß der Partikelform auf das rheologische Verhalten war vorerst keine Aussage möglich, da die Van-der-Waals-Wechselwirkung über den möglichen Einfluß der Partikelform dominiert. Auswirkungen des Dispersionsmittels auf das rheologischen Verhalten der Einzelphasen Beim inerten Dispersionsmittel (Silikonöl M200) ist eine Löslichkeit der Einzelphasen im Dispersionsmittel auszuschließen. Des weiteren können somit auch Strukturierungseffekte ausgeschlossen werden. VI – Anlagen - 5 Unter diesem Aspekt konnte durch Vergleichsmessungen die Abhängigkeit von der HamakerKonstante der Einzelphasen bezüglich der interpartikulären Wechsel-Wirkung belegt werden. Im Vergleich mit wäßrigen gesättigten Salzlösungen wurde der Einfluß des Dispersionsmittels auf die effektive Hamaker-Konstante nachgewiesen. Es lassen sich die interpartikulären Wechselwirkungen in einem realen Dispersionsmittel einer effektiven Hamaker-Konstanten AHeff zuordnen, die folgendermaßen anzugeben ist: AHeff = (A F H − AHDPM ) 2 Diese Beziehung verdeutlicht, daß die alleinige Beachtung der Hamaker-Konstante des Feststoffes AHF bei Suspensionen mit unterschiedlichem Dispersionsmittel nicht ausreicht. Bei wäßrigen Lösungen steigt die Hamaker-Konstante mit zunehmender Ionenstärke. Löst sich ein Teil der Feststoffphase im Dispersionsmittel, so kann die ionische Form der gelösten Feststoffphase eine geringere Störwirkung als der ungelöste Feststoff in der Suspension bewirken. Die damit einhergehende Änderung der Viskosität einer Suspension gegenüber einer Lösung zeigt z.B. Abb. 3. Abb. 3: Viskosität von CaCl2 x 2H2O-Suspension bzw. Lösung in verschiedenen Flüssigkeiten Eine besondere Rolle im Hinblick auf das Fließverhalten spielen Umwandlungseffekte, die ggf. in wäßrigen Dispersionsmitteln zu erwarten sind. Solche Strukturierungseffekte können zur Anhebung der Viskosität führen, wenn der effektive Volumengehalt der Feststoffphase durch diese Effekte erhöht wird. Beispielsweise läßt die chemische Umsetzung innerhalb der Suspension von MgO in einer gesättigten MgCl2-Lösung den effektive Volumengehalt der Suspension auf das 10-fache ansteigen. Der gleiche Viskositätswert wurde so an einer Suspension (MgO / MgCl2-Lösung) mit 10-fach höherem Feststoffvolumengehalt vor Beginn der chemischen Umsetzung gemessen. VI – Anlagen - 6 Bei Kenntnis der chemischen Umsetzung läßt sich somit auf Grund veränderten effektiven Volumengehaltes die Viskositätsänderung abschätzen. Diese chemischen Umsetzungen können durch Überschreitung der maximalen Packungsdichte zu einem Ansteifen der Suspension führen. Zusammenfassung: Die rheologischen Effekte, die nicht auf den Feststoffgehalt sowie die Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung zurückzuführen sind, können auf die Einflüsse von Van-der-WaalsWechselwirkung, Löslichkeit und Strukturierung zurückgeführt werden. Dabei ist eine Bewertung der letztgenannten 3 Einflußfaktoren untereinander schwierig. Es entscheiden das Stoffsystem und die Untersuchungsbedingungen darüber, welcher Einfluß das rheologische Verhalten dominiert. Zusammenfassend lassen sich folgende Aussagen treffen: • In Systemen ohne Umbildung und Löslichkeitseffekte entscheidet die Hamaker-Konstante über die Höhe der Viskosität. Bei gleichem Dispersionsmittel hat dann die Suspension die höhere Viskosität, deren Feststoff die größere Hamaker-Konstante besitzt. Bei gleichem Feststoff hat die Suspension die höhere Viskosität, deren Dispersionsmittel die kleinere Hamaker-Konstante besitzt. In wäßrigen Systemen gilt dies besonders bei sinkender Elektrolytstärke. • Kommt es in einem System zu Löslichkeitserscheinungen, so können diese zu einer starken Verminderung der Viskosität im Vergleich zu einem System ohne Lösungsprozesse führen. Bei Überschreitung der Sättigungsgrenze erfolgt der Übergang von der Lösung zur Suspension. Dabei kommt es zu einer qualitativen Änderung des Fließverhaltens. Auch beim Einfluß der Löslichkeit auf die Suspensionsrheologie wäßriger Systeme spielt die Elektrolytstärke eine große Rolle, da sie über die Löslichkeit und damit den Volumengehalt der Suspension entscheidet. • Bei Umbildungen in einem System spielt auch die Bildungszeit eine große Rolle. In untersuchten anorganischen Systemen konnte die Veränderung des effektiven Volumenanteils des Feststoffes nachgewiesen werden. Bei Gel- und Hydratbildungen werden Wassermoleküle im oder am Feststoff immobilisiert. Dies führt zu einer Erhöhung des Feststoffvolumenanteils und damit höheren Viskositäten. VI – Anlagen - 7 Anlage II: Versuchsübersicht MVA: Anlage A Stoff KS RP FS AK1 AK2 AK3 AR AF1 AF2 MVA: Stoff KS RP FS KS RP FS Zeit 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 SM cR-B. [%] 17,5–27,5 17,5 - 35 20 - 35 20 - 30 17,5-25 17,5-27,5 Zeit 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 Vorscherung ja (20%-30%) ja (25%-30%) ja (20%-30%) ja (25%-30%) ja (20%-30%) ja (20%-30%) Temperatur Zeit 0 - 60 0 - 60 0 - 60 SM cR-B. [%] 30 - 35 30 - 35 30 – 35 30 – 40 30 – 40 30 - 40 Zeit nein nein nein 0 - 60 0 - 60 0 - 60 Vorscherung ja (30%-35%) ja (30%-35%) ja (30%-35%) ja (30%-40%) ja (30%-40%) ja (30%-40%) Temperatur Zeit 0 - 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 SM cR-B. [%] 25 - 35 20 – 35 20 – 35 20 – 35 Zeit 0 – 60 0 - 60 0 - 60 0 - 60 Vorscherung ja (30%) ja (30%) ja (30%) ja (30%) Temperatur ja 40°C Anlage B GS cR-B. [%] BK1 BK2 BR BF1 25 - 40 BF2 25 – 40 BF3 25 - 40 MVA: Stoff GS cR-B. [%] 20 - 27,5 25 - 35 20 - 35 20 - 30 17,5-25 17,5-27,5 ja 40°C Anlage C GS cR-B. [%] CK1 CK2 25 – 37,5 CR 20 – 37,7 CF1 20 - 37,5 CF2 20 - 37,5 Tab. U/1: ja 40°C Versuchsübersicht - Grundsysteme (GS) und Standard-Mischungen (SM) Mischungen: Stoff AK2 BF1 BF2 Tab. U/2: Binder MgO2 BKA1 (cR=30 – 35%); q=20 - 40% BKA2 (cR=25 – 35%); q=15 - 40% (cR=30%); q = 20 - 40% cR=30 – 35%); q = 20 - 40% (cR=20 – 37,5%); q=10% Versuchsübersicht - Mischungen / Bindereinfluß VI – Anlagen - 8 Anlage III. Tabellarische Zusammenfassung der Modellparameter 1. Prozeßstufe: - Kesselstäube a) Grundsystem System: RGRP / Q - Anlage A: AK1: Stoff AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 cR % 20 20 20 25 25 25 27,5 27,5 Binder - q % 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,7 4,7 24,8 11,5 18,7 37,7 30 36,5 ηB / k Pas / 0,336 0,3487 0,358 0,968 1,009 1,002 1,105 1,204 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 60 τ100 Pa 36,3 39,5 60,6 108 119,6 140 140 157 Tab. A/.1: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C AK2: Stoff cR Binder % AK2 25 AK2 25 AK2 25 AK2 30 AK2 30 AK2 30 AK2 35 AK2 35 AK2 35 1) Wandgleiteffekte dominant q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,3 2,2 1,3 2,6 0 1,2 2,6 2,1 1) ηB / k Pas / 0,282 0,342 0,357 0,4588 0,419 0,423 0,847 1,179 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 30,5 36,4 37 48,5 42 43 87,3 120 1) Tab. A/2: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C AK3: Stoff cR Binder % AK3 20 AK3 20 AK3 20 AK3 25 AK3 25 AK3 25 AK3 30 AK3 30 AK3 30 AK3 35 AK3 35 AK3 35 AK3 40 AK3 40 AK3 40 1) Wandgleiteffekte dominant; q Ver.-R Modell % 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 0 A0 Bingham 1) 0 A0 2) 0 A0 2) 0 A0 2 ) Messung unmöglich τ0 Pa 2,3 20,9 21,2 4,3 8,5 27,3 11,7 19,2 42 52 67 57 ηB / k Pas / 0,0783 0,1476 0,1618 0,3078 0,4249 0,3752 0,6937 0,6933 0,8479 1,207 1,437 1,577 n - - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 10,1 35,6 37,4 35 51 64,8 81,1 88,5 126 173 210 214 - Tab. A/3: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 9 - Anlage C: CK2: 1) Stoff cR Binder % CK2 25 CK2 25 CK2 30 CK2 30 CK2 32,5 CK2 32,5 CK2 35 CK2 35 CK2 37,5 CK2 37,5 Sedimentationserscheinungen q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 τ0 Pa 3,3 1,2 3 5,4 7 8,6 6,6 13,2 20 29,3 ηB / k Pas / 0,1612 0,1534 0,3464 0,426 0,577 0,6064 1,203 1,21 1,288 1,77 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 19,4 1) 16,5 1) 37,6 1) 48 1) 65 69,2 127 134 149 196 Tab. A/4: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C b) Standard-Mischung System: RGRP + MgO1 (10%) / Q - Anlage A: AK1: Stoff AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 AK1 cR % 17,5 17,5 20 20 20 25 25 25 27,5 27,5 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 4,0 1,3 19,4 1,2 11 19,2 3,3 15,5 4 37 ηB / k Pas / 0,1214 0,1476 0,320 0,3047 0,291 0,7058 0,7499 0,636 1,105 1,02 n - Zeit min 0 60 0 30 60 0 30 60 0 60 τ100 Pa 16 16 51 32 40 89,8 78,3 79 114 139 Tab. A/5: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C AK2: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell n τ0 ηB / k % % Pa Pas / AK2 17,5 MgO1 10 A0 Bingham 1 0,219 AK2 17,5 MgO1 10 A0 Bingham 1,5 0,201 AK2 20 MgO1 10 A0 Bingham 1,9 0,254 AK2 20 MgO1 10 A0 Bingham 2,2 0,231 AK2 25 MgO1 10 A0 Bingham 3 0,312 AK2 25 MgO1 10 A0 Bingham 2,5 0,300 AK2 30 MgO1 10 A0 Bingham 3,5 0,434 AK2 30 MgO1 10 A0 Bingham 2,9 0,412 AK2 35 MgO1 10 A0 Bingham 5 0,769 AK2 35 MgO1 10 A0 Bingham 25 0,851 *) leichte Wandgleiteffekte; 1) Wandgleiteffekte dominant - Auswertung nicht möglich Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 23 21 27 25 34 32 47 44 92 110 Tab. A/6: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 10 AK3: Stoff AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 AK3 cR % 20 20 25 25 25 30 30 30 35 35 35 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 1,6 1,8 23,6 3,4 2,4 21,4 5,9 8 14 43 26 ηB / k Pas / 0,063 0,071 0,2102 0,3113 0,2978 0,5873 0,6298 0,6416 1,076 1,211 1,347 n - Zeit min 0 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 8 9 44,6 34,5 32,4 80,1 69 72 122 164 161 Tab. A/7: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage B: BK1 : Stoff BK1 BK1 cR % 30 35 Binder MgO1 MgO1 q % 10 10 Ver.-R BK2 : Stoff BK2 BK2 cR % 30 35 Binder MgO1 MgO1 q % 10 10 Ver.-R R4 R4 R4 R4 Modell Bingham Bingham τ0 Pa 8,8 12 ηB / k Pas / 0,3543 0,7414 n - Zeit min 0 0 τ100 Pa 44,2 86,1 Modell Bingham Bingham τ0 Pa 2,8 21,1 ηB / k Pas / 0,6003 0,7755 n - Zeit min 0 0 τ100 Pa 62,8 98,5 Tab. A/8: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Alage C: CK2 : Stoff cR Binder % CK2 25 MgO1 CK2 25 MgO1 CK2 30 MgO1 CK2 30 MgO1 CK2 35 MgO1 CK2 35 MgO1 1) Sedimentationserscheinungen q % 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 0 2,3 5,6 2,0 23,3 2,5 ηB / k Pas / 0,0988 0,1045 0,2737 0,2138 0,7601 0,8610 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 10 12,7 33 23,4 99,3 88,6 Tab. A/9: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 11 c) Mischungen System: RGRP / BM / Q - Anlage A: - Bindemittel: AK1 : Stoff AK1 AK1 AK1 AK1 MgO2 (Lutz) cR % 20 20 25 25 Binder MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 q % 10 10 10 10 Ver.-R AK2 : Stoff AK2 AK2 AK2 AK2 cR % 25 25 30 30 Binder MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 q % 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,5 4,9 10 19 ηB / k Pas / 0,330 0,347 0,804 0,647 n - Zeit min 0 60 0 60 τ100 Pa 35 40 90 85 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,5 1,9 2,9 2 ηB / k Pas / 0,276 0,310 0,427 0,410 n - Zeit min 0 60 0 60 τ100 Pa 30 33 46 43 Tab. A/10: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C Bindemittel andere MgO-Qualität - Bindemittel: AK2: Stoff cR % AK2 30 AK2 30 AK2 35 AK2 35 AK2 35 AK2 35 BKA1 (KW Schkopau) Binder BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 q % 40 40 20 20 30 30 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,0 13 21,9 36,2 8,0 25,84 ηB / k Pas / 0,2754 0,5039 0,8601 1,167 0,737 1,153 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 29,4 63,4 107,9 152,9 81,7 141,1 Tab. A/11: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C Bindemittel BKA1 - Bindemittel AK2: Stoff AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 BKA2 (KW Wählitz) cR % 25 25 30 30 30 30 35 35 Binder BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 q % 30 30 20 20 40 40 15 15 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,7 22 5,0 19,3 10,5 27,3 23,3 58 ηB / k Pas / 0,1452 0,4707 0,5556 0,750 0,7757 1,064 1,025 1,441 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 17,2 69 60,5 94,3 88,1 133,7 125,8 202,1 Tab. A/12: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C Bindemittel BKA1 VI – Anlagen - 12 2. Prozeßstufe: - Reaktionsprodukte (R) a) Grundsystem System: RGRP / Q - Anlage A: AR: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell % % AR 20 0 A0 Bingham AR 20 0 A0 Bingham AR 20 0 A0 Bingham AR 25 0 A0 Bingham AR 25 0 A0 Bingham AR 25 0 A0 Bingham AR 30 0 A0 Bingham AR 30 0 A0 Bingham AR 30 0 A0 Bingham 1) Wandgleiteffekte dominant; 2) Sedimentation / Brückenbildung τ0 Pa 1,8 22 3,1 7,6 21,9 6,0 46 60 74 ηB / k Pas / 0,1624 0,205 0,1567 0,565 0,563 0,612 1,519 1,321 1,460 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 18 42 2) 18,8 64 78 67 198 192 220 Tab. A/.13: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage C: CR: 1) Stoff cR Binder % CR 20 CR 20 CR 25 CR 25 CR 30 CR 30 CR 32,5 CR 32,5 CR 35 CR 35 CR 37,5 CR 37,5 Sedimentationserscheinungen q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 τ0 Pa 1,8 3 3,2 7,4 3,3 13 1,1 7 11 48 16 69 ηB / k Pas / 0,09675 0,0645 0,1311 0,1593 0,3184 0,4820 0,3391 0,4295 0,9995 0,7956 1,054 0,9703 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 11,5 1) 9,5 1) 16,3 23,3 35,1 61,2 35 50 111 128 121 166 Tab. A/14: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C b) Standard-Mischung System: RGRP + MgO1 (10%) / Q - Anlage A: AR: Stoff AR AR AR AR AR AR AR cR % 20 20 20 25 25 25 30 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 R4 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 0,6 19,9 7,5 3,5 17 37 35,8 ηB / k Pas / 0,1055 0,1358 0,2445 0,3452 0,434 0,6128 0,9537 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 τ100 Pa 11 33 32 38 61 98 121 Tab. A/15: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 13 - Anlage B: BR: Stoff BR BR cR % 30 35 Binder MgO1 MgO1 q % 10 10 Ver.-R Modell Bingham Bingham R4 R4 τ0 Pa 1,2 19 ηB / k Pas / 0,0543 0,8448 n - Zeit min 0 0 τ100 Pa 6,6 103 Tab. A/15a: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage C: CR: Stoff cR % CR 20 CR 20 CR 25 CR 25 CR 30 CR 30 CR 35 CR 35 3) Sedimentation !! Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 0 1,7 0 2,9 5,5 3,5 3,5 4,5 ηB / k Pas / 0,033 0,0196 0,1054 0,1142 0,1834 0,1541 1,087 1,09 n 3) 3) 3) 3) - Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 3,3 3,7 10,5 14,3 23,8 19 112,2 113,5 Tab. A/16: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C c) Mischungen System: RGRP / BM / Q - Anlage A: - Bindemittel: MgO2 (Lutz) AR: Stoff cR Binder % AR 20 MgO2 AR 20 MgO2 AR 25 MgO2 AR 25 MgO2 AR 30 MgO2 AR 30 MgO2 1) Wandgleiteffekte dominant q % 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 0 3 7 11 37 62 ηB / k Pas / 0,0758 0,0941 0,3452 0,6012 0,9987 1,3620 n 1) 1) Zeit min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 8 12 42 71 137 192 Tab. A/17: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C Bindemittel - andere MgO-Qualität VI – Anlagen - 14 3. Prozeßstufe: - Filterstäube a) Grundsystem System: RGRP / Q - Anlage A: AF1: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell % % AF1 17,5 0 A0 Bingham AF1 17,5 0 A0 Bingham AF1 20 0 A0 Bingham AF1 20 0 A0 Bingham AF1 20 0 A0 Bingham AF1 22,5 0 A0 Bingham 1) AF1 22,5 0 A0 AF1 25 0 A0 H.-Bulkl. 1) AF1 25 0 A0 1) AF1 25 0 A0 1) Wandgleiteffekte dominant - Auswertung nicht möglich τ0 Pa 3,8 2,1 23,4 64,3 70,3 40,7 ηB / k Pas / 0,119 0,138 0,4716 0,546 0,588 0,923 75,9 20,87 1) 1) 1) 1) 1) 1) n 0,454 - Zeit min 0 60 0 30 60 0 60 0 30 60 τ100 Pa 16 16 70,5 119 129 133 1) 244 *) 1) 1) Tab. A/18: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C AF2: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell τ0 ηB / k % % Pa Pas / AF2 17,5 0 A0 Bingham 0,9 0,0672 AF2 17,5 0 A0 Bingham 1,2 0,0820 AF2 20 0 A0 Bingham 5,7 0,1165 AF2 20 0 A0 Bingham 8 0,1254 AF2 22,5 0 A0 Bingham 9,2 0,3927 AF2 22,5 0 A0 Bingham 43 0,7443 AF2 22,5 0 A0 Bingham 69 0,8156 AF2 25 0 A0 Bingham 36,1 0,8675 AF2 25 0 A0 Bingham 41,6 0,8314 AF2 25 0 A0 Bingham 60 0,9238 AF2 27,5 0 A0 Bingham 211 0,6528 AF2 27,5 0 A0 n.a. AF2 27,5 0 A0 n.a. 1 ) Wandgleiteffekte dominant - Auswertung nicht möglich oder übertragbar n - Zeit min 0 60 0 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 8 9,4 17,3 20,5 48,5 117 150 123 *) 125 *) 152 *) 276 1) 1) 1) Tab. A/19: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage B: BF1: Stoff cR % BF1 25 BF1 25 BF1 25 BF1 30 BF1 30 BF1 30 BF1 35 BF1 35 BF1 35 BF1 40 BF1 40 BF1 40 *) Wandgleiten Binder q Ver.-R Modell n τ0 ηB / k % Pa Pas / 0 A0 Bingham 28 0,0728 0 A0 Bingham 26 0,0709 0 A0 Bingham 11,9 0,0955 0 A0 Bingham 20 0,1113 0 A0 Bingham 18 0,1612 0 A0 Bingham 40 0,2098 0 A0 Bingham 80 0,1708 0 A0 Bingham 83 0,5066 0 A0 Bingham 119 0,795 0 A0 Bingham 169 0,4 0 A0 1) 1) 1) 0 A0 1) 1) 1) 1) starkes Wandgleiten rheolog. Auswertung nicht sinnvoll ! Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 35 33 21 31 34,6 60 97 133 199 209 *) 270*) Tab. A/20: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 15 BF2: Stoff BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 BF2 cR % 25 25 25 30 30 30 35 35 35 40 40 40 Binder - q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 23 2 2,7 6 8,5 25 10 32 33 50,7 53 83 ηB / k Pas / 0,056 0,112 0,112 0,167 0,254 0,2797 0,3903 0,390 0,5116 0,6811 0,9822 1,633 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 28,6 13,2 14 22,7 34 53 49 71 84 119 151 246 Tab. A/.21: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C BF3: Stoff BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 cR % 25 25 25 30 30 30 35 35 35 40 40 40 Binder - q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 20,7 23,6 21,6 23,8 5,5 28,9 11,5 30 29,7 47 70 58 ηB / k Pas / 0,0757 0,1136 0,110 0,1587 0,1926 0,2314 0,3449 0,466 0,549 0,8338 0,9173 1,413 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 28 35 32 40 24,4 52 46 77 85 130 162 199 Tab. A/22: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage C: CF1: 1) Stoff cR Binder q Ver.-R Modell τ0 % % Pa CF1 20 0 A0 Bingham 1,06 CF1 20 0 A0 Bingham 1,02 CF1 20 0 A0 Bingham 1,03 CF1 25 0 A0 Bingham 6,77 CF1 25 0 A0 Bingham 6,79 CF1 25 0 A0 Bingham 4,65 CF1 30 0 A0 Bingham 22 CF1 30 0 A0 Bingham 27,6 CF1 35 0 A0 Bingham 141 CF1 35 0 A0 Bingham 148 CF1 37,5 0 A0 Bingham 212 CF1 37,5 0 A0 Bingham 258 *) CF1 40 0 A0 Bingham *) leichte Wandgleiterscheinungen; ausgeprägtes Wandgleiten ηB / k Pas / 0,0828 0,0789 0,0854 0,2865 0,2587 0,2856 0,6549 0,6365 1,516 1,497 1,786 1,583 - n 1) 1) 1) 1) - Zeit min 0 0W 60 0 0W 60 0 60 0 60 0 60 0 τ100 Pa 9,3 9 9,6 35,4 32,7 33,2 87,5 91,3 302.6 298 390 416 - VI – Anlagen - 16 Tab. A/23: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C CF2: Stoff cR Binder % CF2 20 CF2 20 CF2 25 CF2 25 CF2 30 CF2 30 CF2 32,5 CF2 32,5 CF2 35 CF2 35 CF2 37,5 CF2 37,5 *) Wandgleiterscheinungen q % 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,7 1,2 6,6 6,8 18,7 18,4 39,6 37,5 103 92 102 138 ηB / k Pas / 0,07836 0,07839 0,1788 0,1807 0,3982 0,3733 0,7573 0,7944 0,9798 0,9777 1,173 1,045 n - *) - *) Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 10,5 9,0 24,5 24,8 58,5 55,7 115,3 116,9 201 190 219,3 242,5 Tab. A/24: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C b) Standard-Mischung System: - Anlage A: AF1: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell % % AF1 17,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 17,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 17,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 20 MgO1 10 A0 Bingham AF1 20 MgO1 10 A0 Bingham AF1 22,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 22,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 22,5 MgO1 10 A0 Bingham AF1 25 MgO1 10 A0 Bingham AF1 25 MgO1 10 A0 Bingham AF1 25 MgO1 10 A0 Bingham *) leichte Wandgleiteffekte; 1) Wandgleiteffekte dominant RGRP + MgO1 (10%) / Q τ0 Pa 2,0 24,8 26,5 2,7 7,2 12 53,9 70,7 58 147 135 ηB / k Pas / 0,1647 0,2031 0,2449 0,223 0,317 0,5021 0,7628 0,7846 1,182 1,304 0,7411) n - Zeit min 0 30 60 0 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 18,5 45 51 25 39 62 130 149 176 *) 277 *) 209 1) Tab. A/25: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C AF2: Stoff cR Binder % AF2 17,5 MgO AF2 17,5 MgO AF2 17,5 MgO AF2 20 MgO AF2 20 MgO AF2 20 MgO AF2 22,5 MgO AF2 22,5 MgO AF2 22,5 MgO AF2 25 MgO AF2 25 MgO AF2 25 MgO AF2 27,5 MgO AF2 27,5 MgO AF2 27,5 MgO 1) Wandgleiteffekte dominant q Ver.-R Modell τ0 ηB / k % Pa Pas / 10 A0 Bingham 19,7 0,077 10 A0 Bingham 2 0,146 10 A0 Bingham 3 0,1802 10 A0 Bingham 20 0,1605 10 A0 Bingham 2,3 0,2587 10 A0 Bingham 5,2 0,3674 10 A0 Bingham 10,4 0,6437 10 A0 Bingham 36,4 0,8407 10 A0 Bingham 48,1 0,8130 10 A0 Ostwald 79,99 10 A0 Ostwald 152 10 A0 Ostwald 236 10 A0 Ostwald 88,45 10 A0 Ostwald 151,7 10 A0 Ostwald 234,8 - Auswertung nicht möglich oder übertragbar n - 0,2334 0,2337 0,2278 0,2971 0,2494 0,2871 Zeit min 0 30 60 0 60 60 0 30 60 0 30 60 0 30 60 τ100 Pa 26 16,6 21 36 28 41 74,8 120,4 129,4 234 1) 445 1) 673 1) 340 1) 450 1) 880 1) Tab. A/26: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage B: VI – Anlagen - 17 BF1 : Stoff BF1 BF1 BF1 BF1 cR % 30 30 40 40 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 Ver.-R BF2 : Stoff BF2 BF2 BF2 BF2 cR % 30 30 40 40 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 Ver.-R BF3 : Stoff BF3 BF3 BF3 BF3 cR % 30 30 40 40 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 q % 10 10 10 10 Ver.-R R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 R4 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 9,0 6,7 79 100 ηB / k Pas / 0,2109 0,3194 1,632 2,090 n - Zeit min 0 60 0 60 τ100 Pa 30 38,7 242 309 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 29,2 10,8 44 63,8 ηB / k Pas / 0,214 0,2573 1,112 1,461 n - Zeit min 0 60 0 60 τ100 Pa 50,6 36,5 155 210 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 22,5 6,1 27 46,8 ηB / k Pas / 0,210 0,225 0,8915 1,163 n - Zeit min 0 60 0 60 τ100 Pa 43,5 28,6 116 163 Tab. A/27: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage C: CF1: Stoff cR Binder q Ver.-R Modell τ0 % % Pa CF1 20 MgO1 10 A0 Bingham 3,4 CF1 20 MgO1 10 A0 Bingham 0,9 CF1 25 MgO1 10 A0 Bingham 3,1 CF1 25 MgO1 10 A0 Bingham 3,1 CF1 30 MgO1 10 A0 Bingham 17,2 CF1 30 MgO1 10 A0 Bingham 14 CF1 35 MgO1 10 A0 Bingham 159 CF1 35 MgO1 10 A0 Bingham 144 1) leichte Wandgleiterscheinungen; *) ausgeprägtes Wandgleiten ηB / k Pas / 0,0784 0,07434 0,2105 0,1947 0,698 0,6083 2,066 1,959 n 1) 1) Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 11,2 8,3 24,1 22,6 87 75 365 340 Tab. A/28: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten Q-Lauge; T = 20 °C CF2: Stoff cR Binder % CF2 20 MgO1 CF2 20 MgO1 CF2 25 MgO1 CF2 25 MgO1 CF2 30 MgO1 CF2 30 MgO1 CF2 35 MgO1 CF2 35 MgO1 1) leichte Wandgleiterscheinungen q % 10 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 1,2 0,8 4,1 3,1 18 13 179 143 ηB / k Pas / 0,06671 0,06232 0,1817 0,1744 0,4829 0,4664 1,024 1,317 n 1) 1) Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 7,9 7,0 22.3 20,5 66,3 59.6 281 275 Tab. A/29: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 18 c) Mischungen System: RGRP / BM / Q - Anlage A: Bindemittel: AK2: Stoff AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 BKA1 (KW Schkeuditz) cR % 30 30 35 35 35 35 Binder BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 q % 40 40 20 20 30 30 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2 13 21,9 36,2 8 25,8 ηB / k Pas / 0,2754 0,5039 0,8601 1,167 0,737 1,153 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 29,4 63,4 107,9 152,9 81,7 141 Tab. A/30: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C Bindemittel: AK2: Stoff AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 AK2 BKA2 (KW Wählitz) cR % 25 25 30 30 30 30 35 35 Binder BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 BKA2 q % 30 30 20 20 40 40 15 15 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 2,7 22 5,0 19,3 10,5 27,3 23,3 58 ηB / k Pas / 0,1452 0,4707 0,5556 0,75 0,7757 1,064 1,025 1,441 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 17,2 69 60,5 94,3 88,1 133,7 125,8 202,1 Tab. A/31: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage B: Bindemittel: BF1: Stoff BF1 BF1 BF1 BF1 BF1 BF1 BF1 BF1 cR % 20 25 30 30 35 35 37,5 37,5 MgO2 Binder MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 MgO2 (Lutz) q % 10 10 10 10 10 10 10 10 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 0,2 3,3 2,4 2,48 6,66 9,9 13,3 12,1 ηB / k Pas / 0,0286 0,0564 0,1281 0,1863 0,2574 0,4184 0,3555 0,5663 n - Zeit min 0 0 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 3 8,9 15,2 21,1 32,4 51,8 58,9 68,7 Tab. A/32: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 19 - Bindemittel: BF3: Stoff BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 BF3 cR % 30 30 30 30 30 30 BKA1 (KW Sckopau) Binder BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 BKA1 q % 20 20 30 30 40 40 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 6,5 18,7 10,5 25 11,8 33,5 ηB / k Pas / 0,1115 0,2687 0,1652 0,3341 0,1745 0,4360 n - Zeit min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 18 45 27 58 29 77,1 Tab. A/33: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C - Bindemittel: BKA2 (KW Wählitz) BF3: Stoff cR Binder % BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 30 BKA2 BF3 35 BKA2 BF3 35 BKA2 1) starke Wandgleiteffekte q % 20 20 20 30 30 30 40 40 30 30 Ver.-R A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 A0 Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 31 45 50 40 96 120 58 99 195 250 ηB / k Pas / 0,2423 0,4506 0,4789 0,339 0,711 0,951 0,667 1,148 0,6742 2,511 n - Zeit min 0 30 60 0 30 60 0 60 0 60 τ100 Pa 55 90 98 74 167 215 124 214 262 501 1) Tab. A/34: Einfluß von Feststoffanteil cR und Ruhezeit t auf das Fließverhalten; Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 20 Anlage IV. Versuchsergebnisse - technologische Bedingungen 1. Charakterisierung im Zeitverlauf nach erfolgter Scherbeanspruchung Standard-Mischungen Vorscherung ( 1 Stunde / 200 U/min - Viskomat) - Anlage A AK1 : Stoff cR % AK1 20 AK1 20 AK1 30 AK1 30 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 3,1 19,7 28,4 28,2 ηB / k Pas / 0,1496 0,1314 1,5 0,96 n - Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 18 33 179 130 Tab. TA/1: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C AK2 : Stoff AK2 AK2 AK2 AK2 *) Zeit = tV cR % 25 25 30 30 Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 0,5 0,2 0 2 ηB / k Pas / 0,1575 0,149 0,558 0,45 n - Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 16 15 56 47 Tab. TA/2: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C AK3 : Stoff cR % AK3 20 AK3 20 AK3 30 AK3 30 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 1,7 1,85 15 15,5 ηB / k Pas / 0,0705 0,0758 0,4869 0,475 n - Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 8,8 9,4 64 63 Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 633 1) Tab.TA/3: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C AR : Stoff cR % AR 25 AR 25 AR 30 AR 30 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 ; 1) nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham Wandgleiten ; τ0 Pa 523 ηB / k Pas / 1,09 537 1,572 2) 2) 2) 2) 2) n - quasi fest Tab. TA/4: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C 2) 694 1) 2) VI – Anlagen - 21 AF1 : Stoff cR % AF1 20 AF1 20 AF1 30 AF1 30 *) Zeit = tV 1) nach Vorscherung Binder q Ver.-R Modell τ0 ηB / k % Pa Pas / MgO1 10 R4 Bingham 83,7 0,2901 MgO1 10 R4 Bingham 182 0,3271 MgO1 10 R4 MgO1 10 R4 Wandgleiten ; 2) Messung unmöglich - quasi fest n - Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 113 215 1) Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 63,3 321 1) Zeit*) min 0 90 0 90 τ100 Pa 10,7 9,52 65 60 Zeit*) min 0 60 0 90 τ100 Pa 58,2 61 58 82 Zeit*) min 0 90 0 90 τ100 Pa 23,7 43,4 58,5 39 2) 2) Tab. TA/5: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C AF2 : Stoff cR % AF2 20 AF2 20 AF2 30 AF2 30 *) Zeit = tV 1) nach Vorscherung Binder q Ver.-R Modell τ0 ηB / k % Pa Pas / MgO1 10 R4 Bingham 37,2 0,2614 MgO1 10 R4 Bingham 229 0,9178 MgO1 10 R4 MgO1 10 R4 Wandgleiten ; 2) Messung unmöglich - quasi fest n - 2) 2) Tab. TA/6: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage B: BK1 : Stoff cR % BK1 30 BK1 30 BK1 35 BK1 35 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 BK2 : Stoff cR % BK2 30 BK2 30 BK2 35 BK2 35 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 BR: Stoff cR % BR 30 BR 30 BR 35 BR 35 *) Zeit = tV Binder MgO1 MgO1 MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 2,2 2,37 11,5 11 ηB / k Pas / 0,0856 0,0715 0,5341 0,4844 n - Tab.TA/7: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C q % 10 10 10 10 nach Vorscherung Ver.-R Modell R4 Bingham R4 Bingham R4 Bingham R4 Bingham τ0 Pa 20,6 23 5 24 ηB / k Pas / 0,3763 0,3782 0,5234 0,5813 n - Tab. TA/8: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 4,7 23 15,6 4,7 ηB / k Pas / 0,1902 0,2041 0,429 0,3446 n - Tab.TA/9: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 22 BF1: Stoff cR Binder % BF1 30 MgO1 BF1 30 MgO1 BF1 40 MgO1 BF1 40 MgO1 *) Zeit = tV; +) Wandgleiten nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 17 34,7 465 338 ηB / k Pas / 0,2641 0,3477 1,48 +) 1,42 +) n - Zeit*) min 0 90 0 60 τ100 Pa 43,4 69,5 613 +) 480 +) Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 29,8 46 339 +) 382 +) Zeit*) min 0 60 0 60 τ100 Pa 20 22 272 +) 257 +) Zeit*) min 0 60 τ100 Pa 22 30,1 Zeit*) min 0 60 τ100 Pa 36,5 123,2 Tab. TA/10 : Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C BF2: nach Vorscherung Stoff cR Binder q Ver.-R Modell % % BF2 30 MgO1 10 R4 Bingham BF2 30 MgO1 10 R4 Bingham BF2 40 MgO1 10 R4 Bingham BF2 40 MgO1 10 R4 Bingham *) Zeit = tV; +) leichtes Wandgleiten τ0 Pa 9,3 25 186 187 BF3 : nach Vorscherung Stoff cR Binder q Ver.-R Modell % % BF3 30 MgO1 10 R4 Bingham BF3 30 MgO1 10 R4 Bingham BF3 40 MgO1 10 R4 Bingham BF3 40 MgO1 10 R4 Bingham *) Zeit = tV; +) leichtes Wandgleiten τ0 Pa 5,8 5,7 165 136 ηB / k Pas / 0,2047 0,210 1,531 +) 1,948 +) n - - Tab. TA/11: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C ηB / k Pas / 0,144 0,165 1,067 1,214 n - Tab. TA/12: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C - Anlage C: CK2 : Stoff CK2 CK2 cR % 30 30 Binder MgO1 MgO1 q % 10 10 nach Vorscherung Ver.-R Modell R4 Ostwald R4 Ostwald τ0 Pa - ηB / k Pas / 1,672 3,384 n 0,56 0,4746 Tab. TA/13: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C CR : Stoff CR CR cR % 30 30 Binder MgO1 MgO1 q % 10 10 nach Vorscherung Ver.-R Modell R4 Bingham R4 Bingham τ0 Pa 12 80 ηB / k Pas / 0,2446 0,4317 n - Tab. TA/14: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C VI – Anlagen - 23 CF1 : Stoff CF1 CF1 cR % 30 30 Binder MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 25,2 26,2 ηB / k Pas / 0,5313 0,5387 n - Zeit*) min 0 60 τ100 Pa 78,3 80 Zeit*) min 0 30 60 τ100 Pa 58,1 63 68 Zeit*) min 0 60 0 60 0 60 τ100 Pa 302 428 40,3 74,5 39,3 54 Tab. TA/15: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C CF2 : Stoff CF2 CF2 CF2 cR % 30 30 30 Binder MgO1 MgO1 MgO1 nach Vorscherung q Ver.-R Modell % 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham 10 R4 Bingham τ0 Pa 20,7 23 30,9 ηB / k Pas / 0,3736 0,3964 0,373 n - Tab. TA/16: Zeiteinfluß auf das Fließverhalten nach Vorscherung (Viskomat - 1h) Zeit = tV= 0 unmittelbar nach Vorscherung; DPM - Q-Lauge; T = 20 °C 2. Temperatureinfluß Grundsysteme / Filterstäube : Stoff cR Temp. Ver.-R % °C AF2 22,5 40 A0 AF2 22,5 40 A0 BF3 35 40 A0 BF3 35 40 A0 CF2 30 40 A0 CF2 30 40 A0 *) Wandgleiteffekte; **) reines Wandgleiten Modell Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham Bingham τ0 Pa 193 428 13,4 39,3 9,1 15 ηB / k Pas / 1,090 ≈0 0,2695 0,3515 0,3020 0,3897 n *) **) - Tab. TA/17: Temperatureinfluß auf das Fließverhalten; DPM - Q-Lauge; T = 40 °C VII - 1 Grundlagenuntersuchungen zum Dickstoffverfahren mit chem./tox. Abfällen, insbesondere MVA-Filteraschen im Salinar __________________________________________________ Kapitel VII: In-situ-Untersuchungen zum Transport und zur Verfestigung von Dickstoffmischungen mit Rauchgasreinigungsprodukten von MVA VII - 2 Inhaltsverzeichnis Seite 1 2 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 4 4.1 4.2 5 Einleitung.....................................................................................................3 Beschreibung der Versuche .........................................................................3 Kurze Darstellung der Dickstoffanlage .......................................................3 Messprogramm ............................................................................................5 Eingesetzte Stoffe ........................................................................................6 Auswertung..................................................................................................6 Abhängigkeit des Druckverlustgradienten ∆p/l von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q ............................6 Abhängigkeit der einaxialen Druckfestigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q .............................8 Abhängigkeit der Temperatur der Suspension von der Feststoff volumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q .............................11 Ergebnisse der Auspresstestversuche ..........................................................13 Angabe der für die Versuche relevanten Fließparameter der Suspensionen ...............................................................................................15 Vergleich mit den im Labor ermittelten Daten............................................17 Druckverlust bei der hydraulischen Förderung ...........................................17 Druckfestigkeit und Wärmetönung beim Anmischen .................................21 Zusammenfassung zu den Messergebnissen an der Dickstoffanlage Unterbreizbach.............................................................................................21 VII - 3 1. Einleitung Im Zusammenhang mit der Langzeitsicherung spezieller Grubenbaue werden im Bergwerk Unterbreizbach des Werkes Werra der Kali und Salz GmbH großvolumige Hohlräume, die man bergmännisch auch als Kuppen bezeichnet, verfüllt. Zum Einsatz kommen aufgrund ihrer stofflichen Eignung entsprechende bergbaufremde Abfälle. Als geeignetes Verfahren für die Verfüllung der Kuppen wurde das Dickstoffverfahren ausgewählt. Die Abfälle werden nach vorgegebenen Rezepturen mit Flüssigkeiten in eine Suspension überführt, hydraulisch in die zu verfüllenden Hohlräume gefördert, wo dann nach einer Verfestigung der Versatzkörper entsteht. Dabei muss gewährleistet sein, dass keine Flüssigkeiten aus dem Versatzmassiv austreten. Die Untersuchung verfahrensrelevanter Einflussgrößen für diese Technologie wurde unter Federführung des Institutes für Strömungstechnik und Thermodynamik der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baustoff- und Umweltschutz-Technologie Weimar sowie der Kali und Salz Entsorgung GmbH Kassel durchgeführt. Dieser Teilbericht befasst sich mit in-situ-Versuchen, mit deren Hilfe verfahrensrelevante Parameter zur Überprüfung von Labor- und Technikumsuntersuchungen ermittelt wurden. 2. Beschreibung der Versuche 2.1 Kurze Darstellung der Dickstoffanlage Die Dickstoffanlage Unterbreizbach ist für die Verwertung von fein- bis feinstkörnigen Abfällen konzipiert. Der Standort der Dickstoffanlage befindet sich unter Tage. Z ent rale Misc Rüh beh rälte r Aus lra oh ös un gs -S tap elb ec ke n Abb.1: Verfahrensschema der Dickstoffanlage Unterbreizbach trag um D ic k pum stoffpen tzh lzl erun g rsa Sa her Steu Ve E Si los g ra t in VII - 4 Die Dickstoffanlage besteht im Wesentlichen aus folgenden drei Hauptkomponenten: - Siloanlage und Flüssigkeitsspeicher inkl. Anlagenkomponenten zur Zuführung und Dosierungen der einzelnen Stoffe, - Mischer, - Pumpenanlage inkl. Vorlagebehälter und Dickstoffleitung. Das Versatzmaterial (Aschen bzw. Stäube von Müllverbrennungsanlagen) wird pneumatisch von über- nach untertage in zwei Flachsilos gefördert. Zusätzlich sind zwei weitere gleichartige Silos zur Aufnahme von Bindemittel (Magnesiumoxid) vorhanden. Das Bindemittel wird anforderungsgerecht der Suspension zugegeben. Die verwendete Flüssigkeit, die im übertägigen Verarbeitungsprozess der Kalisalze anfällt (Q-Lösung), wird aus einem Flüssigkeitsspeicher entnommen. Die einzelnen Feststoffkomponenten werden nach vorgegebener Rezeptur in der erforderlichen Menge dosiert und separat aus dem jeweiligen Silo gefördert. Eine gegenläufige Mischerbeschickungsschnecke führt danach beide Stoffströme gleichzeitig dem Mischer zu. Im Beschickungstrichter wird ebenfalls nach vorgegebener Rezeptur die erforderliche Menge an Flüssigkeit zugegeben. Der eingesetzte Mischer wird als Durchlaufmischer betrieben, so dass eine kontinuierliche Zuführung der einzelnen Stoffströme möglich ist. Nach einer bestimmten Verweildauer im Mischer ist eine vollständige Homogenisierung von Feststoffen und Flüssigkeit erreicht. Die hierbei entstandene Suspension wird rheologisch bewertet. Wenn erforderlich, kann über eine weitere separate Rohrleitung zusätzlich Flüssigkeit in das System eingespeist werden. Die Suspension wird direkt aus dem Mischer in einen Vorlagebehälter übergeben und mit Hilfe von Dickstoffpumpen in den Versatzhohlraum gefördert. Die Dickstoffanlage wird als geschlossenes System betrieben. Periphere Komponenten, wie die umfangreiche Entstaubungsanlage sowie Mess- und Kontrolleinrichtungen komplettieren die Anlage. Im Versuchszeitraum wurde ein umfangreiches Programm mit verschiedenen DickstoffRezepturen zur Testung der Gesamtanlage durchgeführt. VII - 5 2.2 Messprogramm Die Messungen erfolgen während des Regelbetriebes der Dickstoffanlage. Untersucht wurden Abfälle aus den Anlagen A und D. Die RGRP der Anlage A ordnen sich dem sonstigen, gesamten Versuchsprogramm zu. Die RGRP der Müllverbrennungsanalge Ddienten ergänzend der Einordnung weiterer entsprechender Stäube in den Dickstoffprozess. Durch Vorgabe definierter Rezepturen wurden die entsprechenden Sollwerte für die Feststoffvolumenkonzentration cR sowie den Bindemittelanteil q variiert. Diese Einstellungen wurden innerhalb einer Zeitdauer von ca. 10 min konstant gehalten. Für Suspensionen, die aus Stoffen der Anlage A hergestellt wurden, betrug der aus der Dickstoffanlage geförderte Volumenstrom ca. 25 m³/h. Die aus der Anlage D hergestellten Suspensionen wurden mit einem Volumenstrom von ca. 20,4 m³/h gefördert. Folgende Parameter wurden ermittelt: - Differenzdruck über eine vorgegebene Rohrstrecke, - Viskosität mittels Viskosimeter, - Temperatur der Suspension im Mischer. Bei den einzelnen Versuchsabschnitten wurden am Mischerauslauf Proben aus den jeweiligen Suspensionen entnommen. Aus diesen Proben wurden Prüfkörper für die Ermittlung der einaxialen Druckfestigkeit sowie die Durchführung von Auspresstestversuchen hergestellt. Durch das Regelverhalten der Anlage bedingt, können während der Messungen minimale Abweichungen zwischen Ist- und Sollwerten auftreten. Für die Versuchsauswertung werden immer die ermittelten Ist-Werte der Feststoffvolumenkonzentration und des Bindemittelanteiles verwendet. Die Auswertung der Versuche umfasst in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q die Ermittlung folgender Parameter: - Druckverlustgradient ∆p/l als Mittelwert über den Messzyklus (bei di = 125mm), - Einaxiale Druckfestigkeit σF mittels Universalprüfpresse, - Temperatur t im Mischer als Mittelwert über den Messzyklus (bei Tu ≈ 30°C), - Prozentualer Anteil w der ausgepressten Flüssigkeit an der Gesamtmasse der Suspension bei einer Belastung von p = 5 MPa mittels Ödometerzelle und Prüfpresse. Zur näheren rheologischen Charakterisierung der untersuchten Suspensionen wurden die Fließgrenze τ o und die Binghamviskosität ηb ermittelt. VII - 6 2.3 Eingesetzte Stoffe Die aus den Anlagen A und D eingesetzten Stoffe bestehen nicht, wie die in Technikums- und Laborversuchen verwendeten Materialien aus Einzelproben, die an verschiedenen Stellen aus der Rauchgasreinigung der Müllverbrennungsanlage entnommen wurden. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Mischung aller Rauchgasreinigungsprodukte einer Müllverbrennungsanlage, die sich aus dem Zulauf von allen Entnahmepunkten der Rauchgasreinigung zu einem Silo ergibt. Aus dem Silo entnommen und mit dem Fahrzeug weiter transportiert, ist somit die Zuordnung (K – R – F) bzw. die Zusammensetzung nicht eindeutig gegeben. 3. Auswertung 3.1 Abhängigkeit des Druckverlustgradienten ∆p/l von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q Die Abhängigkeit des Druckverlustgradienten ∆p/l von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q ist für beide Versuche in den nachfolgenden Tabellen und Abbildungen dargestellt. Die Ergebnisse aus den Versuchen mit Materialien der Anlage A sind in Tabelle 1 und der Abbildung 2, die der Anlage D in der Tabelle 2 und Abbildung 3 aufgeführt. Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 19 19 19 20 21 22 22 22 25 Bindemittelanteil q [%] 0 0 5 10 1 10 1 5 8 Druckverlustgradient ∆p/l [Pa/m] 949 127 1058 617 1523 1247 243 1111 4626 Tabelle 1: Anlage A , Druckverlustgradient ∆p/l in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q Die Ergebnisse verdeutlichen z.T. die Unsicherheit hinsichtlich der zum Einsatz kommenden Charge der RGRP bei dem gegebenen Sammelsystem in den MVA: sind es vorwiegend Kesselstäube oder Filterstäube (s. bei cR = 19%, q = 0%; beim Extremwert von 127 Pa/m ist zusätzlich die erhebliche Abhängigkeit von CR zur Deutung des gemessenen Wertes heranzuziehen). VII - 7 Abb.2: Druckverlustgradient ∆p/l als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage A) Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 23 24 24 25 27 27 28 30 30 32 Bindemittelanteil q [%] 5 0 10 10 10 0 5 0 10 0 Druckverlustgradient ∆p/l [Pa/m] 506 253 63 49 63 253 1086 759 486 1256 Tabelle 2: Anlage D, Druckverlustgradient ∆p/l in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q VII - 8 Abb. 3: Druckverlustgradient ∆p/l als Fkt der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage D) Die Ergebnisse zeigen, dass der Druckverlustgradient ∆p/l, wie zu erwarten war, mit zunehmender Feststoffvolumenkonzentration cR ansteigt. Dabei ist in dem Bereich 0 < q < 10% die Größe von ∆p/l nur marginal vom Bindemittelanteil abhängig. Die Ergebnisse der Anlage A zeigen, dass in einem relativ kleinen Bereich 22% < cR < 25% eine markante Erhöhung des Druckverlustgradienten auftritt. Ursache für diese Erscheinung ist offensichtlich der bei diesen Stoffen erhöhte Ca(OH)2–Gehalt, der einen dominanten Einfluss auf das Fließverhalten und somit den Druckverlustgradienten besitzt. Weiterhin ist zu bemerken, dass bei der Verwendung dieser Materialien bereits während des hydraulischen Transportes Abbindevorgänge einsetzten, die insbesondere eine deutliche Erhöhung der Temperatur der Rohrleitung zur Folge hatten. Die im Bereich 19% < cR < 21% und 0% < q < 5 % gegenüber anderen relevanten Versuchsbedingungen aufgetretene Erhöhung des Druckverlustgradienten dürfte vor allem auf eine sich durch die Temperatur selbst beschleunigende exotherme Reaktion zurückzuführen sein. 3.2 Abhängigkeit der einaxialen Druckfestigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q Die einaxiale Druckfestigkeit der abgebundenen Suspension stellt für das Versatzverfahren einen Qualitätsparameter dar. Die Abhängigkeit der einaxialen Druckfestigkeit σF von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q ist in den nachfolgenden Tabellen und Abbildungen enthalten. VII - 9 Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 19 19 19 20 21 22 22 22 Bindemittelanteil q [%] 0 0 5 10 1 10 1 5 Einaxiale Druckfestigkeit σF [kPa] 173 380 1273 883 915 1874 0 1220 Tabelle 3: Anlage A, Einaxiale Druckfestigkeit σF in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q Abb.4: Einaxiale Druckfestigkeit σF als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage A) VII - 10 Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 23 24 24 25 27 27 28 30 30 32 Bindemittelanteil q [%] 5 0 10 10 10 0 5 0 10 0 Einaxiale Druckfestigkeit σF [kPa] 182 0 266 341 214 36 187 38 510 63 Tabelle 4: Anlage D, Einaxiale Druckfestigkeit σF in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q, Standzeit 24d Abb.5: Einaxiale Druckfestigkeit σF als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage D) VII - 11 Die Ergebnisse der Messungen zeigen, dass die einaxiale Druckfestigkeit σF wesentlich vom Bindemittelanteil q und darüber hinaus von der Feststoffvolumenkonzentration cR der Suspension abhängig ist. Dabei wird für die untersuchten Suspensionen deutlich, dass die anzustrebende einaxiale Druckfestigkeit (500 kPa) nur bei Zugabe einer Mindestmenge an Bindemittel erreicht wird. Für die Suspensionen mit Stäuben der Anlage A ist somit ein Bindemittelzusatz von q ≥ 5% als erforderlich anzusehen. Für Suspensionen mit Stäuben der Anlage D sollte demgegenüber der Bindemittelanteil q ≥ 10% betragen bei zusätzlich hoher Gesamtkonzentration von cR > 30%. Die Untersuchungsergebnisse bestätigen also auch hier, dass MVA-spezifisch Mindestproportionen der Suspensionszusammensetzung einzuhalten sind. Es sind MindestBindemittelanteile notwendig. Andererseits sollte aus Gründen des Förderaufwandes die Konzentration cR an der unteren zulässigen Grenze eingestellt werden. Das erfordert eine ausreichend genaue Dosierung der einzelnen Stoffkomponenten. Größere Abweichungen sind im Sinne der Aufgabenstellung nur zulässig, wenn entweder der Bindemittelanteil q und/oder die Feststoffvolumenkonzentration cR entsprechend erhöht und damit der Arbeitsbereich der Anlage verändert wird. 3.3 Abhängigkeit der Temperatur der Suspension von der Feststoff volumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q Die Temperatur der Suspension wurde unmittelbar im Mischer gemessen. Dabei sind die unter Tage herrschenden Betriebsbedingungen zu beachten. Temperaturänderungen der Suspension während des hydraulischen Transportes oder im Versatzhohlraum wurden nicht erfasst. Die ermittelten Werte sind somit lediglich als eine erste Orientierung für den Reaktionsverlauf anzusehen. Die Ergebnisse sind in den nachfolgenden Tabellen und Abbildungen zusammengefasst. Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 19 19 19 20 21 22 22 22 25 Bindemittelanteil q [%] 0 0 5 10 1 10 1 5 8 Temperatur t der Suspension [°C] 47,7 47,8 45,4 45,7 49,1 46,8 49,0 46,4 50,8 Tabelle 5: Anlage A ,Temperatur der Suspension in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q VII - 12 Abb.6: Temperatur t der Suspension als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage A) Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 23 24 24 25 27 27 28 30 30 32 Bindemittelanteil q [%] 5 0 10 10 10 0 5 0 10 0 Temperatur t der Suspension [°C] 47,8 47,8 44,1 44,6 45,1 52,7 51,2 55,2 48,4 56,7 Tabelle 6: Anlage D, Temperatur t der Suspension in Abhängigkeit von der Feststoffvolumenkonzentration cR und dem Bindemittelanteil q VII - 13 Abb.7: Temperatur t der Suspension als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q (Anlage D) Die Ergebnisse der Versuche zeigen, dass mit zunehmender Feststoffvolumenkonzentration die Temperatur der Suspension im Mischer ansteigt. Dabei ist der Einfluss des Bindemittelanteiles gering; mit zunehmendem Anteil ist eher ein geringerer Anstieg zu verzeichnen, dominierend ist also der Eintragsanteil von MVA-Staub. Die Temperaturerhöhung ist offensichtlich während dieser Betriebsphase vom Freikalkanteil und dem Anteil der Flüssigkeit in der Suspension abhängig. Es kann davon ausgegangen werden, dass die durch die Hydratisierung des Kalkes frei werdende Wärmemenge anteilig von der Flüssigkeit aufgenommen und davon abhängig die Temperatur der Suspension beeinflusst wird. 3.4 Ergebnisse der Auspresstestversuche Durch die Auspresstestversuche war zu untersuchen, ob unter geogenen Belastungsverhältnissen aus den eingebrachten Versatzmaterialien Flüssigkeiten austreten können. Diese Versuche sollen im Rahmen der Untersuchungen die Qualität der aus den einzelnen Suspensionen hergestellten Versatzstoffe dokumentieren. Nach den bisher gemachten Erfahrungen korrelieren die Ergebnisse aus den Auspresstestversuchen weitestgehend mit der jeweils erreichten Festigkeit. Die in Tabelle 8 für Stäube der Anlage D angegebenen Werte belegen dies beispielhaft (Auspressdruck jeweils bis etwa 5MPa ansteigend, Probenstandzeit 14d). VII - 14 Feststoffvolumenkonzentration cR [%] 23 24 24 25 27 27 28 30 30 32 Tabelle 7: Bindemittelanteil q [%] 5 0 10 10 10 0 5 0 10 0 Anteil w der ausgepressten Flüssigkeit aus der Suspension [%] 4,2 18,8 0 0 0,9 17,0 3,1 3,4 0 10,1 Anlage D, Ergebnisse des Auspresstestversuches w in Gew.% Abb.8: Prozentualer Anteil der ausgepressten Flüssigkeit als Fkt. der Feststoffvolumenkonzentration cR und des Bindemittelanteiles q; w in Gew.% Der herangezogene Auspressdruck entspricht einem, den zu erwartenden mittleren geodätischenDruck. Bei diesen Versuchen wurde jedoch noch nicht der Endzustand der Verfestigung des Materials erfaßt (14 d!) VII - 15 3.5 Angabe der für die Versuche relevanten Fließparameter der Suspensionen Die untersuchten Suspensionen sind sedimentationsstabil und besitzen strukturviskose Eigenschaften. Für den vorhandenen Arbeitsbereich lassen sich die rheologischen Eigenschaften weitestgehend durch das Bingham-Modell beschreiben. Die Fließgrenze τo und die Binghamviskosität ηB können durch Auswertung der rheologischen Messungen im Mischer bestimmt werden. Die Ergebnisse sind nachfolgend angegeben. Feststoffvolumenkonzentr. cR [%] 19 22 19 19 22 21 25 Bindemittelanteil q [%] 0 1 0 5 5 1 8 DruckverlustGradient ∆p/l [Pa/m] 127 243 949 1058 1111 1523 4626 Fließgrenze τo [Pa] 2,0 3,3 15,6 19,6 18,0 26,3 96,2 Tabelle 8: Rheologische Parameter der Suspension (Anlage A) Abb.9: Fließparameter Suspension (Anlage A) Binghamviskosität ηB [Pas] 0,04 0,06 0,23 0,28 0,26 0,33 0,48 VII - 16 Feststoffvolumenkonzentr. cR [%] 24 27 24 27 30 23 30 28 32 Bindemittelanteil q [%] 10 10 0 0 10 5 0 5 0 DruckverlustGradient ∆p/l [Pa/m] 63 63 253 253 486 506 759 1086 1256 Fließgrenze τo [Pa] 0,98 0,98 4,56 4,56 7,75 9,10 13,41 19,79 23,04 Binghamviskosität ηB [Pas] 0,02 0,02 0,08 0,08 0,13 0,16 0,21 0,29 0,32 Tabelle 9: Rheologische Parameter der Suspension (Anlage D) Abb. 10: Fließparameter Suspension (Anlage D) Die Viskositätswerte lassen sich, wie die Ergebnisse auch zeigen, zwangsläufig gut den gemessenen Rohrleitungsdruckverlusten zuordnen. VII - 17 4. Vergleich mit den im Labor ermittelten Daten Die in der Dickstoffanlage Unterbreizbach gewonnenen Daten sind mit den im Labor gefundenen Abhängigkeiten zu vergleichen. Als Versatzmaterial in der Großanlage dienten MVA-Produkte aus den Anlagen A und D. Im Labormaßstab wurden keine Produkte aus der Anlage D untersucht. Zum direkten Vergleich stehen somit die mit RGR-Produkten aus der MV-Anlage A durchgeführten Laborergebnisse zur Verfügung. Hier kann differenziert auf die den einzelnen Prozeßstufen entnommenen Stäube zurückgegriffen werden. 4.1 Druckverlust bei der hydraulischen Förderung Die Versatzversuche in der Großanlage wurden mit Gemischen der in der MVA A anfallenden Stäube durchgeführt. Der jeweilige Anfallort in der MVA bzw. der Grad der Mischung von Kesselstäuben, Reaktionsprodukten und Filterstäuben ist nicht definiert; alle Teilströme von den einzelnen Anfallorten der RGRP werden einem gemeinsamen Silo zugeführt und von dort entnommen. Den überwiegenden Anteil an MVA-Aschen machen die Filterstäube aus; ihr Verhalten sollte somit als bestimmend erwartet werden. Die gemessenen Rohrleitungsdruckverluste weisen eine große Schwankungsbreite auf. Dies muß also durch unterschiedliche Anteile von Kesselstäuben, Reaktionsprodukten und Filterstäuben in den genutzten Mischungen bedingt sein. Die Laboruntersuchungen zeigen, daß das viskosen Verhalten der Suspensionen mit Filterstäuben als Feststoffphase sich gravierend von den übrigen Suspensionen unterscheidet. Ursachen sind die unterschiedliche Feinkörnigkeit sowie die verschiedene Phasenzusammensetzung. Die untersuchten RGR-Produkte der Anlage A weisen darüber hinaus ein ausgeprägtes Zeitverhalten auf. Es wurden zum Vergleich die Fließparameter nach 30-minütiger Ruhezeit der angemischten Suspensionen herangezogen. Nachfolgend sind gemessene Druckverlustwerte je Meter der Dickstoffanlage berechneten Druckverlustwerten, mittels der im Labor ermittelten Fließparameter bezogen auf die verschiedenen Anfallorte, gegenübergestellt - siehe Abb.12 bis Abb.16. Die dunklen Säulen (Bezeichnung UB) geben dabei die Meßwerte in der Versuchsanlage Unterbreizbach an und die hellen Säulen die berechneten Druckverluste für Stäube des jeweiligen Anfallortes. Aus der, der Säule zugehörigen Ziffer ( - 0, -5, -10) ist der Bindemittelanteil q an MgO zu entnehmen. Abbildung 11 zeigt die Gegenüberstellung der Druckverluste bei einem Volumenanteil an Feststoff von cR=19% . Bemerkenswert ist die große Schwankungsbreite im Druckverlust. Der der zweiten Messung aus Unterbreizbach (2. Säule) zugeordnete geringe Druckverlust ist nur erklärlich, wenn diese Gemisch hauptsächlich aus Kesselstäuben (AK) besteht. Ansonsten ist auf Grund der Dominanz der Filterstäube (AF) ein deutlich höherer Druckverlust zu erwarten. Die Meßergebnisse, gemessene Druckverluste in der Anlage Unterbreizbach, liegen innerhalb des berechneten Feldes bezüglich der zu erwartenden Druckverluste aus den ermittelten Fließparametern, bezogen auf die einzelne Entnahmestelle. Werden die zu erwartenden Druckverluste durch die den Filterstäuben zugeordneten Parameter ermittelt, so liegen die gemessenen Druckverlustwerte unterhalb dieses Levels. Damit ist der gegebene Hinweis, den VII - 18 zu erwartenden maximalen Druckverlust aus den Parametern der Filterstäube zu berechnen als durch die Praxis belegt anzusehen. Bemerkenswerterweise bestehen zwischen den beiden Filterstäuben, entnommen dem Elektrofilteraustrag (AF1) bzw. dem Schlauchfilteraustrag (AF2), erhebliche Unterschiede im Fließverhalten zuordnenden Suspension. Im Fall der Staubkomponente AF1 macht sich darüberhinaus eine Binderzugabe von q=10% MgO erheblicher im Fließverhalten bemerkbar, der Fließwiderstand wird deutlich geringer. 2500 Druckverlust je Meter [Pa/m] 2000 1500 AF1 1000 AF1 500 AF2 q=0% AF2 1 10% 1 2 3 2 3 0 UB-0 UB-0 UB-5 AF -0 AF -10 AR AK -0 AK -10 Abb.11: Anlage A - gemessener Druckverlustgradient ∆p/l in Gegenüberstellung zu aus Rheometerdaten berechneten Werten, bezogen auf die Anfallorte Feststoffanteil cR =19%; Binderanteil (MgO) q: 0, 5, 10 %; Durchsatz: 25 m3/h ; Rohrinnendurchmesser di : 125 mm Die nachfolgenden Bilder für die Raumkonzentrationen von 20, 21, 22 und 25% zeigen dabei alle die bereits genannte Tendenz. Der berechnete Druckverlust mit den Parametern des Filterstaubes AF1 liegt deutlich über den gemessenen Druckverlustwerten. Die dem Filterstaub AF2 zugeordneten Druckverlustwerte liegen in der Nähe der gemessenen Druckverluste, teilweise geringfügig niedriger. Wenn man von einigen gemessenen extrem niedrigen Druckverlusten absieht, könnte durch Mittelung der Parameter beider Filterstufen der Druckverlust gut vorausberechnet werden. Die bereits angesprochenen Ausreißer mit den sehr geringen gemessenen Rohrleitungsdruckverlusten, siehe Abb. 11 und Abb. 14 müssen einen überproportionalen Anteil an Kesselstäuben der Anlage enthalten. Unter diesen Umständen sind die entsprechenden Ergebnisse mit den ermittelten Fließparametern für die Kesselstäube (AK) der Anlage A erklärbar. Im vorliegenden Falle kommt der Binderzugabe (MgO) eine gewisse Bedeutung bei der Druckverlustbestimmung zu. Durch die Zugabemenge q an Bindemittel wird der Anteil an RGR-Produkten bei gleichem Feststoffgehalt entsprechend gemindert. Durch die in den Filterstäuben der Anlage A nachgewiesenen aktiven Phasen, die das viskose Verhalten stark beeinflussen, wird bei entsprechendem Austausch an RGRP gegen den MgO-Binder auch der Anteil dieser Phasen gemindert. VII - 19 Dies ist zusätzlich als Ursache für die Verringerung des Fließwiderstandes anzusehen, siehe insbesondere bei der Filterasche AF1. 3500 Druckverlust je Meter [Pa/m] 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 UB-10 AF1-0 AF1-10 AF2-0 AF2-10 Abb.12: Anlage A; gemessener Druckverlustgradient ∆p/l in Gegenüberstellung zu aus Rheometerdaten berechneten Werten, Feststoffanteil cR =20%; 4 Druckverlust je Meter [Pa/m] (in Tausend) 3 2 1 0 UB-1 AF1-0 AF1-10 AF2-0 AF2-10 Abb.13: Anlage A ; gemessener Druckverlustgradient ∆p/l in Gegenüberstellung zu aus Rheometerdaten berechneten Werten, Feststoffanteil cR =21%; VII - 20 5 Druckverlust je Meter [Pa/m] (in Tausend) 4 3 2 1 0 UB-1 UB-5 UB-10 AF1-0 AF1-10 AF2-0 AF2-10 AK3-0 AK2-0 Abb.14: Anlage A gemessener Druckverlustgradient ∆p/l in Gegenüberstellung zu aus Rheometerdaten berechneten Werten, bezogen auf die Anfallorte Feststoffanteil cR =22%; Binderanteil (MgO) q in % - siehe oben (..-10) Durchsatz: 25 m3/h ; Rohrinnendurchmesser di : 125 mm 10 Druckverlust je Meter [Pa/m] (in Tausend) 8 6 4 2 0 UB-8 AF1-0 AF1-10 AF2-0 AF2-10 Abb.15: Anlage A; gemessener Druckverlustgradient ∆p/l in Gegenüberstellung zu aus Rheometerdaten berechneten Werten, Feststoffanteil cR =25 VII - 21 4.2 Druckfestigkeit und Wärmetönung beim Anmischen Die Druckfestigkeiten aller Labor-Proben im Untersuchungsfeld ergaben Werte im Bereich von 0,6 bis 3 N/mm2 (600 bis 3000 kPa) bei q ≥ 5%. Nur vereinzelt waren höhere Werte der Druckfestigkeit zu beobachten. Der erreichte Maximalwert für selbst verfestigende RGRProdukte lag bei 6000 kPa. Es konnte dabei gezeigt werden, daß mit zunehmenden Feststoffgehalt die Druckfestigkeit des Versatzkörpers zunimmt. Gleichermaßen ist festzustellen, daß ein Mindestgehalt an Bindemittel erforderlich ist, um bestimmte Festigkeitswerte einzuhalten. Dabei geht mit zunehmenden Binderanteil eine zunehmende Druckfestigkeitserhöhung einher. Die Untersuchungsergebnisse an Proben aus der Dickstoffanlage bestätigen die Laborergebnisse, siehe Tab.3. Die beim Anmischen der Suspension sich einstellende Wärmetönung für RGR-Produkte der Anlage A verursachte eine Temperaturerhöhung von ca. 25°C. Die Wärmetönung ist dabei vom Feststoffgehalt abhängig. Die nach dem Mischer gemessenen Temperaturen, siehe Tabelle 5 liegen in der gleichen Größenordnung, wenn von einer Temperatur der Ausgangsstoffe von 30°C ausgegangen wird. 5. Zusammenfassung zu den Messergebnissen an der Dickstoffanlage Unterbreizbach Die Ergebnisse der großtechnischen Versuche belegen, dass unter in-situ-Bedingungen in der Dickstoffanlage Unterbreizbach Abfälle und Flüssigkeiten so zu Suspensionen verarbeitet werden können, dass nach deren Verfestigung ein Versatzkörper mit der erforderlichen Qualität entsteht. Dies betrifft insbesondere die erreichbare Festigkeit sowie die Flüssigkeitsbindung im Versatzmassiv. Hinsichtlich der Betriebskosten sollten darüber hinaus geringe Druckverluste zu verzeichnen sein; aus technologischen Gründen ist eine geringe Temperaturerhöhung beim Handling wünschenswert. Letzteres auch deshalb, damit die Abbindereaktion nicht frühzeitig schon vor der Einbringung in den Hohlraum übermäßig auftritt und so den Transport wesentlich erschwert. Entscheidend für das Verfahren ist, dass die vorgegebenen Rezepturen entsprechend eingehalten werden. Dabei sind für jeden Abfall spezifische Rezepturen notwendig, die ggf. erheblich voneinander abweichen. Bei den durchgeführten Untersuchungen wurde im Sinne einer repräsentativen Kontrolle somit gemessen - der Druckverlauf in der Förderrohrleitung, untersetzt durch die rheologischen Parameter der jeweils hergestellten Suspensionen; die erreichte einaxiale Druckfestigkeit an Hand von Probenahmen/Probekörpern; die auftretende Temperaturerhöhung während bzw. nach der Mischung der einzelnen Komponenten; auch die Auspressmöglichkeit von Flüssigkeit an den hergestellten Probekörpern getestet. Hinsichtlich des Druckverlustes beim hydraulischen Transport bestätigte sich die Abhängigkeit vom eingesetzten Material (MVA-Staub) und der Konzentration sowie die geringe Abhängigkeit vom Anteil des Bindemittels. VII - 22 Die Druckfestigkeit σF ist wesentlich insbesondere vom Bindemittelanteil q als auch von der Feststoffvolumenkonzentration cR abhängig. Dabei wird ersichtlich, dass für die untersuchten Arbeitsbereiche, zur Einhaltung der erforderlichen Druckfestigkeit, die Suspension stets eine Mindestmenge an Bindemittel enthalten sein muss. Die Auspresstestversuche bestätigen diese Ergebnisse. Die für die einzelnen Suspensionen ermittelten Fließparameter ηB und τ0 zeigen, dass die Anlage im Wesentlichen in einem den Technikums- und Laborversuchen entsprechenden Arbeitsbereich betrieben wurde. Die Ergebnisse in der großtechnischen Anlage stehen prinzipiell in Übereinstimmung mit dem umfassenden Laborprogramm. Beim Laborprogramm werden dabei von vorn herein die unterschiedliche Zusammensetzung der Stäube der einzelnen Stufen der Rauchgasreinigung beachtet. Bei der großtechnischen Umsetzung wird von Stäuben-Lieferungen aus den MVA ausgegangen. Eine Zuordnung zu den einzelnen Stufen der RGR ist nicht gegeben. Diese Diskrepanz zwischen definierten RGRP und zufälliger Anlieferung spiegeln die ergebnisse der Untersuchungen in der großtechnischen Anlage deutlich wieder. Zusammenfassend ist festzustellen: - die einzelnen Stufen der Rauchgasreinigung führen zu sehr unterschiedlichen Zusammensetzungen der RGRP; - erforderlich ist somit eine getrennte Erfassung uind Behandlung oder eine gesicherte anteil proportionale Mischung. Andernfalls können geforderte Werte hinsichtlich Handling und Endprodukt kaum eingehalten werden.