Gerundium (= substantivierter Infinitiv) Gerundivum (= Verbaladjektiv

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Gerundium (= substantivierter Infinitiv) Gerundivum (= Verbaladjektiv
Gerundivum (= Verbaladjektiv der passiven Notwendigkeit)
Gerundium (= substantivierter Infinitiv)
z.B. legendus,a,um
Nom.
[laudare]1
das Loben
Gen.
lauda-nd-i
des Lobens
Dat.
lauda-nd-o (wird nur selten verwendet)
für das Loben o.ä.
Akk.
[laudare]1 bzw.
das Loben
ad/ob u.ä. lauda-nd-um (also nur mit Präposition)
zum Loben/wegen des Lobens
lauda-nd-o
durch das Loben o.ä.
Abl.
zu lesend
Da es sich hierbei um ein Adjektiv handelt, können alle Kasus, Numeri und Genera vorkommen:
Bsp.:
l ber legendus = ein zu lesendes Buch; ein Buch, das gelesen werden muß
epistuale legendae = zu lesende Briefe; Briefe, die gelesen werden müssen
Drei Verwendungsmöglichkeiten des Gerundivums sind zentral:
a) nd-esse-Gruppe (auch „Muß-Gerundiv“ genannt; Gerundivum ist hierbei Prädikatsnomen zu
einer Form von esse):
Nur im Nominativ (bzw. im Akkuativ innerhalb eines AcI).
Das Gerundium kann also nur im Neutrum Singular auftreten und hat nur die Endungen –ndi, –ndo
und (mit Präposition davor) –ndum.
Puer laudandus est:
Der Junge ist ein zu lobender/Der Junge muß gelobt werden.
Bei Negation des Gedankens ist mit „nicht dürfen“ zu übersetzen:
Puer laudandus non est:
Der Junge darf nicht gelobt werden. (Vgl. engl.: he must not ...)
Die Person, von der etwas getan werden muß, steht hierbei im Dativus auctoris:
Beispiele:
Puer mihi laudandus est:
Für mich ist der Junge ein zu lobender/Der Junge muß von mir gelobt
werden.
Docendo discimus.
Durch das Lehren lernen wir.
Tempus scribendi adest.
Die Zeit des Schreibens/zum Schreiben ist da.
Auch die unpersönliche Formulierung ist möglich:
Audiendi caus venerunt.
Sie kamen des Hörens wegen.
Laudandum est:
ars bene scribendi
Die Kunst des gut Schreibens (im Deutschen auch: „des guten
Schreibens“)
ars epistulam scribendi
Die Kunst des einen Brief Schreibens (im Deutschen eher: „des
Schreibens eines Briefes“ oder besser: „einen Brief zu schreiben“)
Es muß gelobt werden/Man muß loben.
b) nd-Form in prädikativer Verwendung
Vor allem bei Verben wie dare, tradere, curare u.ä.:
Tibi librum legendum trado: Ich übergebe dir das Buch als ein zu lesendes / zum Lesen.
Das Gerundium kann also durch Adverbien und Objekte erweitert werden, wobei derselbe Kasus
wie beim finiten Verb verwendet wird: Epistulam scribo --> ars epistulam scribendi)
c) Gerundiv-Konstruktion (Gerundiv ist hierbei attributiv verwendet)
Nur außerhalb des Nominativs
In libro legendo:
eigentl.: Bei einem zu lesenden Buch; besser: Beim Lesen eines
Buches.
Sicherste Übersetzungsmethode: Die nd-Form wird im Deutschen zu einem Verbalsubstantiv, das
Bezugswort wird im Deutschen zu einem Genitivattribut.
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Bei laudare handelt es sich offenkundig nicht um eine nd-Form. Diese Formen sind hier dennoch aufgeführt,
da der Infinitiv bei unpersönlichen Ausdrücken als Subjekt verwendet wird (z.B. errare humanum est: Irren/das
Irren/zu irren ist menschlich) und bei Modalverben wie velle, posse oder debere als Akkusativobjekt (laudare
volo/possum/debeo: ich will/kann/muß loben).
Beispiele:
ad urbem oppugnandam:
zur Bestürmung der Stadt
in petenda pace:
beim Erbitten des Friedens
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