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Drau-radweg
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Der Abstecher zum Faaker See
lohnt sich allein wegen des
Blicks auf die Karawanken.
Wasserwelten
Vom sprudelnden Gebirgsfluss bis zu den mediterran anmutenden Kärntner Seen zeigt der Drau-Radweg Wasser in seinen schönsten Formen.
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Drau-radweg
Tour de Natur entlang der
Drau-Stauseen. (ganz links)
Schrill-bunte Sitzmöbel
an der Drau-Promenade in
Villach. (links unten)
Bei Innichen in Südtirol entspringt die Drau. (links)
Wilder Wasserspeier:
Brunnenkopf auf dem
Hauptplatz in Villach. (Mitte)
Text: Sylvia Lischer
Fotos: Gerhard Eisenschink
„Der Drau-Radweg zwischen Innichen und
Lienz“, warnt der Wirt vom Dorfgasthof
Tschitscher in Nikolsdorf, „ist in den Sommermonaten nur in eine Richtung befahrbar“. Gut 2000 Radler seien dort täglich
unterwegs, vorrangig Italiener, die legten
den Weg von Innichen nach Lienz mit dem
Rad und von Lienz nach Innichen mit dem
Zug zurück. Wer meine, er könne gegen den
Strom radeln, irre sich gewaltig. Ich werfe
einen Blick auf die Karte und frage mich, ob
ich das Abenteuer wagen soll. Gestern hat
mich der Regen in den Dorfgasthof gespült,
der – ausgestattet mit Büchern, Spielen und
Hörbüchern – ein idealer Ort ist, um vor
Schmuddelwetter in die Fantasiewelt von
Eragon und Harry Potter zu entfliehen. Jetzt
strahlt die Sonne vom Himmel und der Blick
auf die Zacken der Lienzer Dolomiten zieht
mich zurück in den Fahrradsattel.
Von Nikolsdorf fahre ich – trotz des Bedenkens des Wirtes – in Richtung Lienz. Von
dort aus will ich dem Ursprung der Drau bei
Innichen entgegenradeln. Der Weg führt an
Burg Lengberg vorbei, streift knorrige Bäume
und Hollunderbüsche. Jede Höhle, jeder
Felsgrat könnte einen Zugang in eine andere
Welt markieren, so wie in den FantasyHörbüchern im Dorfgasthof Tschitscher. Der
Wind streicht über die Wiesen, Schneezungen lecken über die Gipfel der Lienzer Dolomiten. Ein beschaulicher Abstecher führt an
den Wallfahrtskirchen von Lavant vorbei.
Dann geht es über den Drau-Radweg zum
Zusammenfluss von Isel und Drau in Lienz.
Den Nationalpark Hohe Tauern durchfließend, sammelt die Isel drei Viertel allen
Wassers Osttirols auf. Die komplette Wassermenge mündet in die Drau, die nach
dem Iselzufluss zum gewaltigen Alpenfluss
mutiert. Beim Zusammenfluss ist die Isel
breiter und wasserreicher als die Drau, aber
eben kürzer. Daher heißt der Fluss in seinem
weiteren Verlauf dann Drau und nicht Isel.
Ein Highlight von Lienz ist Schloss Bruck,
wo steinalte Bäume ihre Äste im dunklen
Wasser des Schlossteichs spiegeln. Fünfzehn verschiedene Fledermausarten jagen am
Teich, in der Burg und im umliegenden Wald
verbringen sie schlafend den Tag. Im Schloss
gibt es eine Fledermausausstellung nebst
Nosferatu-Filmvorführung zu sehen. Im Souvenirladen lässt es sich zwischen Drachen,
Elfen und Fabelwesen schwelgen.
Zwei Ecken weiter, in Höhe der Garlitzenklamm, holt mich eine Horde Radfahrer
aus den Fantasy-Welten in die pralle Realität
zurück. Italienische Radler kommen fröhlich
palavernd mit Bambini und Kegel entgegengestürmt. Der Wirt vom Dorfgasthof
Tschitscher hat es prophezeit: Wer gegen den
Strom radelt, wird auf der von Italien nach
Österreich leicht abschüssig verlaufenden
Strecke fast niedergemacht. Auf italienisch
und deutsch verfasste Schilder versuchen
den Verkehr zu regeln – vergebens. Trauben
von Radlern fegen um die engen Kurven,
verpassen mir einen Adrenalinkick nach dem
nächsten. An der Lungauer Brücke steht auf
Italienisch in riesigen Lettern: „Achtung Radfahrer! Langsam fahren und rechts bleiben!“.
Nur auf Italienisch! Zwar befinde ich mich in
Österreich, doch die Mehrzahl der ungebän1/2011 TREKKINGBIKE 129
Drau-radweg
Kleiner Abstecher zum Postkarten-Motiv:
Maria Wörth am Wörther See.
Kurven mit Karawanken-Kulisse: Drau-Radweg bei Rosegg.
digten Radlerflut stammt aus Italien. Bis Sillian fühle ich mich wie ein Geisterfahrer, dann
ebbt der Trubel ab, und ich rolle entspannt
weiter an der Drau entlang. „Sportverein
Winnebach“, steht auf einem Schild zu lesen.
Und kurz darauf „Carabinieri“. Bin ich jetzt
noch in Österreich oder schon in Italien? Als
wollten mich die Schilder vollends verwirren,
taucht auch noch ein zweisprachiges „Albergo Waldrast“ auf. Ein Blick in die Karte gibt
Aufschluss: Winnebach heißt auch Prato alla
Drava – ich bin in Südtirol, also Italien.
Pause in der Pizzeria Drau in Innichen, wo
ich mit Blick auf die Dolomiten eine „Pizza
Drau“ verdrücke. 2009 hat das Gebirge als
eine der schönsten Berglandschaften der
Erde den Eintrag in die UNESCO-Welterbelis­
sigen Strecke stromabwärts an der Drau
entlang. Sillian, Garlitzenklamm, Lienz. Die
italienischen Rad-Ausflügler haben Recht:
Es ist ein Genuss, auf dieser Strecke in die
Pedale zu treten. Bei Steinfeld hüllen sich
die Berge in grüne Mäntel – die Dolomiten
liegen hinter mir. Schön ist es immer noch.
Die Drau fließt breit und ruhig an steilen
Schieferfelsen entlang und nähert sich dann
Spittal, das mit seinem von Parkanlagen
umgebenen Renaissance-Schloss Porcia mediterranes Ambiente verströmt. Ich setze mich
im Schloss-Café unter Palmen in Kübeln und
halte das Gesicht in die Sonne. Eigentlich
kein Wunder, dass der Drau-Radweg – so das
Ergebnis einer ADFC-Radreiseanalye – den
zweiten Platz unter den beliebtesten Radwe-
Die Dolomiten gehören seit vergangenem Jahr
als Naturmonument zum UNESCO-Welterbe
te geschafft und befindet sich nun auf einer
Ebene mit dem Yellowstone-Nationalpark
und dem Grand Canyon in den USA. Irgendwo zwischen den Felswänden der Sextener
Dolomiten liegt der Ursprung der Drau, aber
ein Weg dorthin ist nicht zu finden. Also
zurück in Richtung Lienz, bevor die nächste
Radwalze kommt, die sich am Bahnhof von
Innichen gerade zu formieren scheint.
Wie im Flug geht es auf der leicht abschüs-
gen der Deutschen im Ausland belegt.
Eine Runde um den nahe gelegenen Millstätter See muss sein, dann folge ich der
Drau in Richtung Villach. Zur Linken und
zur Rechten erheben sich grün ummantelte
Berge. In der Ferne erhebt sich scharf
gezackter Fels, der mit jeder Pedalumdrehung
ein wenig näher rückt. Schon wieder ein
imposantes Gebirge: die Karawanken.
Villach empfängt mich mit Freiluftcafés
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Drau-radweg
Um 1781 von schwäbischen Zimmerleuten gebaut: die Alte Panzendorfer Holzbrücke in Sillian.
und stattlichen Bürgerhäusern. Zu beiden
Seiten des Hauptplatzes führen Gässchen
zu Innenhöfen und Plätzen. Ich dirigiere
das Rad an den mit knallroten Plastiksesseln bestückten „Drau-Terrassen“ vorbei zur
Schiffsstation, wo ein Schild für die Kreuzfahrten der MS Landskron wirbt: „Große
und kleine Radler erholen sich an Bord
des Schiffs entlang des Drau-Radweges.“
Wenn ich wollte, könnte ich direkt an Bord
Zackiges Bergpanorama: die Lienzer Dolomiten bei Lavant.
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gehen, eine Tasse „Captain’s Coffee“ ordern
und den Drau-Radweg aus der LiegestuhlPerspektive vom Wasser aus genießen. Doch
ich will noch eine Weile weiterradeln. Zum
Ossiacher See und zum Faaker See, die sich
auf schönen Radwegen umrunden lassen.
Danach fahre ich wieder an der Drau entlang. Mit Blick auf die Karawanken geht es
an Streuobstwiesen und Pferdekoppeln vorbei. Hier und da tauchen Bauernhäuser auf,
an denen Rosen emporranken. Am Ferlacher
Stausee führt der Drau-Radweg erhöht auf
dem Damm entlang. Die Karawanken sind
jetzt ganz nah und zeigen ihre mit Schneezungen bedeckten Grate im Breitwandpanorama. Hinter Glainach taucht der Radweg
in eine pure Naturkulisse ab. Die Drau, nun
breit und ruhig wie ein Urwaldfluss, umfließt
Schilfinseln und Totholz. Sumpfrohrsänger
und Wasseramsel fühlen sich hier heimisch.
Und Naturbeobachter, die in Booten still
übers Wasser gleiten.
Die Strecke ist so schön, dass ich auf der
Höhe von St. Margareten kehrt mache und
den Radweg bis Ferlach noch einmal fahre.
Dort überquere ich die Drau und mache
einen Abstecher nach Klagenfurt. Nach der
Einsamkeit kommt mir der Trubel der Großstadt gerade recht. Durch Österreichs erste
Fußgängerzone gelange ich zum Neuen
Platz, wo ein Maria-Theresia-Standbild auf
einen furchterregenden Lindwurm blickt.
Der laut Sage mit der Stadtgründung verbundene Drache ist zum Stadtmaskottchen
avanciert und blickt mich als Plüschlindwurm mit Knopfaugen aus den Souvenirläden an. Ich kann nicht widerstehen. Bevor
ich zur Wörthersee-Umrundung aufbreche,
erstehe ich einen Mini-Lindwurm, den ich
mir bis zum Endpunkt der Tour in Maribor
als Talisman an den Lenker hängen kann.
In Innichen in Südtirol beginnt der Fernradweg Richtung
Osttirol, Kärnten bis hinein nach Slowenien.
Vorzüglich ausgebaut: der noch junge Drau-Radweg nahe der italienisch-österreichischen Grenze.
Infos: Drau-Radweg
tourverlauf + GPS-Daten
www.trekkingbike.com
Rubrik: GPS-Touren
Suche: Drau-Radweg
Allgemein
auskunft
Die Länge des Drau-Radweges mit Start in Toblach
(Südtirol) und Ziel in Maribor (Slowenien) beträgt 360
Kilometer. Wer eine Umrundung der mediterran anmutenden Kärntner Seen (Millstätter See, Ossiacher See,
Faaker See, Wörthersee) in die Tour einbezieht, kann
weitere Kilometer sammeln. Die Route zeichnet sich
durch eindrucksvolle Gebirgspanoramen und sehenswerte Städte wie Spittal, Villach und Klagenfurt (lohnender Abstecher) aus. Von Toblach bis Völkermarkt
(rund 250 km) verläuft der gut beschilderte Radweg
auf asphaltierten und leicht befahrbaren unbefes­
tigten Wegen meist am Drau-Ufer entlang, mit Steigungen ist kaum zu rechnen. Ab Völkermarkt wird es
bergig, die verbleibende Strecke bis Maribor sollten
nur sehr sportliche Radler mit wenig Gepäck angehen.
Infos bekommt man bei der Kärnten Information
unter Tel. 0043-463/3000, www.kaernten.at; dem
Tourismusverband Lienzer Dolomiten unter Tel. 00434852/65265, www.lienzerdolomiten.info; bei der Südtirol Information unter Tel. 0039-0471/999999, www.
suedtirol.info; der Slowenischen Fremdenverkehrszentrale unter Tel. 089/29161202, www.slovenia.info.
Weitere Infos unter www.drauradweg.com
Anreise
Toblach (Bahnhof in Neutoblach), Innichen und Lienz
sind sehr gut mit der Bahn zu erreichen, Infos unter
www.bahn.de. Mit dem Auto fährt man über den Brenner, dann durch das Pustertal bis nach Toblach und
Innichen. Weniger befahren als die Brenner-PustertalStrecke ist die Route über Kitzbühel und FelbertauernTunnel nach Lienz.
Mit dem Drauradweg-Transferbus gelangt man von
Lavamünd, Völkermarkt, Klagenfurt oder Villach zurück
nach Sillian. Info und Buchung: Kärnten Radreisen, Tel.
0043-664/5301884, www.kaernten-radreisen.at. Das
Unternehmen bietet auch Pauschal-Radreisen entlang
des Drau-Radweges mit Gepäcktransfer an.
Tierpark und Schloss (mit Wachsfigurenkabinett und
Labyrinth) Rosegg, Tel. 0043-4274/3009,
www.rosegg.at
Mit dem Abenteuerschiff „Arche Noah“ kann man die
Tier- und Pflanzenwelt der Drau in der Umgebung von
Ferlach entdecken (nur für Gruppen),
Tel. 0043-664/2716183.
Wer eine Schifffahrt entlang der Drau oder auf einem
der Kärntner Seen unternehmen möchte, findet wichtige Infos unter www.schifffahrt.at
Unterkunft
Dorfgasthof Tschitscher, 9782 Nikolsdorf Nr. 21,
Tel./Fax 0043-4858/8219, E-Mail: [email protected],
www.dorfgasthof.at
Hotel Mosser, Bahnhofstraße 9, 9500 Villach,
Tel. 0043-4242/24115, Fax: 0043-4242/24115-222,
E-Mail: [email protected], www.hotelmosser.info
Gasthof Plasch, 9170 Ferlach, Ortsteil Ressnig (Hausnr.
17), Tel.: 0043-4227-23700, Fax: -237050,
E-Mail: [email protected],
www.gasthof-plasch.at
Literatur / Karten
Bikeline Radtourenbuch und Karte „Drau-Radweg“,
Verlag Esterbauer, mit vielen Tipps, genauen Routenbeschreibungen und Detailkarten im Maßstab 1:75.000,
9,90 Euro.
Sehenswert
Das Dolomiten-Museum „Dolomythos“ in Innichen
(P.-P.-Rainerstr. 11). Neben Infos zu Flora, Fauna (Dinosaurier, Höhlenbär etc.) und Geologie der Dolomiten
gibt es eine interessante Fotoausstellung über den
Dolomitenkrieg zu sehen, Tel. 0039-0474/913462,
www.dolomythos.com
Galitzenklamm bei Lienz, Tel. 0043-664/1567457,
www.lienzerdolomiten.info
1/2011 TREKKINGBIKE 133
© Foto: Daniel Simon
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