Google gegen Daimler - Handelsblatt macht Schule
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Google gegen Daimler - Handelsblatt macht Schule
NEWCOMER April 2015 AUSGABE 33 DIGITALISIERUNG Eine neue industrielle Revolution bahnt sich an. SEITEN 2, 3 WLADIMIR PUTIN Der russische Präsident spaltet die Meinungen. SEITE 4 BLOGGER Das Netz ist voll von Tagebüchern. Interessieren sich viele dafür, verdient der Autor Geld. SEITE 5 FORSCHERGEIST Google gegen Daimler Autobauer bekommen ungewohnte Konkurrenz. Internetkonzerne wirbeln gerade mit selbstfahrenden Autos den Markt auf. Dieter Fockenbrock Handelsblatt Düsseldorf D aimler baut seit 130 Jahren Autos. Wer etwas auf sich hält, der fährt oft einen Mercedes – Staatsmänner, schwerreiche Scheichs, Manager großer Konzerne. Warum also sollte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche Gedanken darüber machen, dass Google an selbstfahrenden Autos herumbastelt, die wie Eier auf Rädern aussehen? Oder dass sich das Gerücht hartnäckig hält, der iPhoneKonzern Apple wolle jetzt auch noch Autos bauen? Zetsche hält Letzteres für einen Werbegag. Er könnte sich aber irren. Bislang gilt die Regel: Autos heißen BMW, Volkswagen oder Audi. Sie kommen aus Fabriken, in denen nie etwas anderes produziert wurde als Autos. Anders gesagt: Automobile kann nicht jeder bauen. Doch das stimmt nicht mehr. Die weltweite Vernetzung macht es plötzlich möglich, dass auch eine Internetfirma wie Google in den Automarkt einsteigt, obwohl sie nicht einmal einen Motor bauen kann. Der US-amerikanische Konzern lässt seine wie Spielzeug aussehenden Fahrzeuge in Fabriken bauen, www.handelsblattmachtschule.de/newcomer von denen der normale Autokäufer noch nie etwas gehört hat. Trotzdem fährt der Wagen einwandfrei. Denn Motor, Fahrwerk oder Inneneinrichtung stammen von den gleichen Herstellern, die ihre Bauteile auch an die traditionellen Autohersteller liefern. Dabei will Google eigentlich gar kein Auto bauen, das Daimlers klassischen Limousinen Konkurrenz macht. Der Internetkonzern erprobt im sonnigen Kalifornien vielmehr ein fahrerloses Auto, einen Laptop auf Rädern sozusagen. Google und vielleicht auch Apple planen ein vernetztes Fahrzeug, das sich fernsteuern lässt. Eingebunden in einen digitalen Stadtplan könnte es seine Fahrgäste sicher durch den Großstadtdschungel befördern – ohne, dass ein Fahrer ins Lenkrad greift. Zur Steuerung nutzt Google seine Landkarten und die Millionen Informationen, die das Suchmaschinen-Unternehmen über Kunden und Internetnutzer gesammelt hat. Google baut eben ganz andere Autos. Aber genau darum machen Internetkonzerne wie Google oder Apple Daimler & Co. dann doch Konkurrenz. Mehr zum Thema Digitalisierung gibt es auf den Seiten 2 und 3. Warum Wissen über Medizin und Gesundheit wichtig ist und sich Neugierde lohnt. SONDERSEITEN I bis IV GESAGT!… » Freihandel ist im Interesse von Ländern wie Deutschland, weil wir eine Exportnation sind. « Sigmar Gabriel, Wirtschafts- und Energieminister (siehe Seite 6) Selbstfahrende Autos kommen Welche Vorteile sehen Sie bei autonomen Fahrzeugen? 54% Besserer Verkehrsfluss 48% Mehr Sicherheit 40% Verbrauchs- und Emissionsreduzierung 32% Mehr Komfort Welche Probleme sehen Sie bei autonomen Fahrzeugen? 58% Spaß am Fahren geht verloren 46% Ungeklärte Haftungsfragen bei Unfällen 44% Zu unsicher Quellen: EY; Umfrage unter 1.000 Verbrauchern Fotos: google.com; http://media.daimler.com; Corbis | HANNIBAL HANSCHKE/Reuters; Icon: freepik.com / FlatIcon 2 HANDELSBLATT THEMA April 2015, AUSGABE 33 Total vernetzt Alle sprechen über Digitalisierung. Kein Wunder: Sie hat die Arbeit in Unternehmen und unseren Alltag ziemlich verändert. Ina Karabasz Handelsblatt Düsseldorf Darum geht es bei der Digitalisierung. Das Wort bedeutet zunächst nicht viel mehr, als dass greifbare Objekte digital, also elektroenn im Lager des Onlinehändlers nisch erfasst werden. Das macht es einfacher, Amazon eine Kundenbestellung sie zu erkennen, zu bearbeiten und zu verbesankommt, erhält ein Mitarbeiter sern. Einfachstes Beispiel: Eine Textstelle in eine Liste, auf der neben dem Produkt der einem Buch zu finden, ist mit Hilfe der Suchgenaue Standort im Meer der riesigen Regal- funktion im Computerprogramm deutlich reihen notiert ist. Ohne diese Information leichter, als jede Seite durchzublättern. würde er die bestellte Ware wahrscheinlich Der Begriff ist derzeit in aller Munde. Erst erst nach tagelangem Suchen finden. Denn kürzlich widmete etwa die Cebit, die weltweit Amazon hat seine Regale nicht nach Produk- größte Messe für Informationstechnik, ihre ten sortiert – vorn Schuhe, hinten Bücher, Ausstellung dem Thema Digitalisierung. Fünf in der Mitte Spielsachen. Stattdessen liegen Tage lang haben Besucher sie kunterbunt durcheinund Aussteller in Hanvolution Industrielle Re ander. Die Küchenrolle bei nover zum Beispiel über ue man, wenn ne der Halloweenschminke, die intelligente Haustechnik Davon spricht rfahren oder Produktionsve Auswirkungen Fahrradklingel bei den Schulgesprochen, Cloud-Teche Techniken groß d Gesellschaf t blöcken. nologien oder digitale un ft ha auf Wirtsc e industrielle Re Dass trotzdem kein Chaos Optimierung von Produkhaben. Die erst it m nn etwa 1780 ausbricht, stellt die Lagertionsschritten. volution bega te ei zw e Di e. chin der Dampfmas mit MassenferSoftware sicher. Sie weiß imFür Unternehmen 80 18 um startete Strom. m he sc tri mer ganz genau, wo was steht. ist diese Vereinfachung ek el tigung und en Internet läutet d un r te Kommen neue Produkte im ein großer Mehrwert. pu m ir Co dw e ein. Jetzt sin die dritte Stuf 0. 4. Lager an, werden sie zunächst Computerprogramme rie st zur Indu auf dem Weg gescannt, gewogen und können die gewonnevermessen. Aufgrund dieser nen Informationen ganz Daten sucht das Programm eine passende genau auswerten. In der Folge fallen zum Nische für die Neuankömmlinge in der riesi- Beispiel unnötige Schritte bei der Herstellung gen Halle – und findet sie daher später auch von Produkten weg, andere Prozesse werden wieder. Dieses System ist viel schneller und automatisiert. Immer mehr Arbeiten werden günstiger, als althergebrachte Prozesse: Es daher auch Maschinen übernehmen. Weil wird kein Platz und keine Zeit zum Suchen etwa genau bekannt ist, welche Beschafverschwendet. fenheit und Maße ein Bauteil hat, lassen sie W sich so programmieren, dass sie es auf den Millimeter genau schneiden – und das viel schneller, als es ein Mensch je könnte. Damit sparen die Unternehmen nicht nur Geld, sie verdienen auch mehr, weil sie in kürzerer Zeit mehr Produkte für einen niedrigeren Preis auf den Markt bringen können, was wiederum die Nachfrage anheizen könnte. BERUFSBILD: FOTOGRAF Sehr viel mehr als Bilder knipsen Wenn sich unsere Arbeitswelt verändert, haben meist technische Erfindungen etwas damit zu tun. Maschine, Computer & Co. haben den Menschen in einigen Berufsfeldern mittlerweile komplett ersetzt, in anderen den Arbeitsalltag sehr erleichtert. Ein Beispiel hierfür ist der Beruf des Fotografen. Vor allem die Digitalfotografie hat seinen Alltag stark beeinflusst. Musste er seine Bilder früher zeitaufwendig und teuer Karikatur: Kaja Schönborn und Tomma Otzen in einem Fotolabor entwickeln, kann er seine Motive heute direkt am Computer kontrollieren, nachbearbeiten, ausdrucken oder speichern. Gute Einfälle bei der Motivauswahl und technisches Verständnis für den Umgang mit der Kamera braucht er aber nach wie vor. Letzteres hilft ihm heute auch bei der digitalen Bildbearbeitung. Wer als Fotograf arbeitet, muss in vielen Situationen zudem geduldig sein und andere Menschen motivieren können – etwa, wenn er Porträtaufnahmen oder Hochzeitsfotos machen soll und dafür sogar eine größere Gruppe vor der Linse hat. Zum Arbeitsalltag gehören aber nicht nur größere Produktionen, sondern auch alltägliche Sachen wie Passfotos machen, Kalender oder Fototassen erstellen. Spaß am Kunstunterricht und Interesse an physikalischen Zusammenhängen wie Optik oder Licht sind eine gute Voraussetzung für den Beruf, den man sowohl durch eine Ausbildung als auch ein Studium lernen kann. Nach dem Abschluss können Fotografen zum Beispiel in einem Fotostudio, für Werbefirmen oder Zeitungsverlage arbeiten.Weitere Infos unter: www.berufe.tv Maren Kienaß Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg www.handelsblattmachtschule.de/newcomer HANDELSBLATT THEMA 3 April 2015, AUSGABE 33 Ein Mitarbeiter scannt die Produkte in einer Lagerhalle. Und wenn viele Firmen von diesen Vorteilen profitieren, nutzt es auch dem ganzen Land. Aufgrund der höheren Einnahmen wollen sich viele Unternehmen vergrößern. Dadurch schaffen sie wiederum mehr Arbeitsplätze und zahlen mehr Steuern an den Staat. Das alles soll aber nur der Anfang sein. Deswegen hat die Bundesregierung das So sieht’s die Schülerredaktion Zukunftsprojekt Industrie 4.0 ins Leben gerufen. 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution (siehe Spickzettel). Weil die Produktionsabläufe bereits vielfach digitalisiert sind, sollen sie nun intelligent werden. Die Maschinen in den Fabriken bekommen ein Eigenleben in Form einer Sim-Karte, wie sie auch in einem Smartphone steckt. Sie verbindet ein Gerät zum einen mit dem Internet, zum zweiten auch mit anderen Maschinen. Dadurch kann es sein Wissen über die Beschaffenheit eines Produkts an die anderen weiterfunken, Pro bleme oder Besonderheiten melden. Mit Hilfe dieser Intelligenz sollen Maschinen nicht wie bisher immer nur die gleichen programmierten Aufgaben übernehmen, sondern auch unterschiedliche Produkte fertigen können. Ein Roboter für die Möbelherstellung könnte nicht nur Tische, sondern auch Stühle und Schränke bauen – am besten jeweils genau das, was ein Kunde gerade möchte. „Mass customization“ nennen Experten das. Der Kunde bestellt zum Beispiel im Internet eine Hose und gibt dabei seine genauen Maße ein. Das Produkt kommt passgenau an, ohne dass ein Schneider beteiligt war. Noch sind die meisten Unternehmen jedoch ein gutes Stück von diesen Ideen entfernt. Sie müssen eine große Anzahl von Maschinen umrüsten oder neu anschaffen. Das ist wahnsinnig teuer. Aber auch die Technologie selbst ist noch nicht ganz ausgereift. Damit die Maschinen sich gegenseitig absprechen können, muss die Kommunikation innerhalb einer Millisekunde geschehen. So schnell sind die heutigen Mobilfunknetze aber nicht. Sie müssen ausgebaut oder erst noch erstellt werden. Auch andere Fragestellungen wie die Sicherheit vor Eingriffen von außen müssen noch geklärt werden. Die Schülerredaktion sagt: » In einigen Jahren werden sicherlich mehr Bewerbungsabläufe für Jobs digitaler sein, und Apps eine Vorauswahl möglicher Kandidaten treffen. « Fleming, Jahrgang 10 www.handelsblattmachtschule.de/newcomer KOMMENTAR Wir zahlen digitalen Luxus mit unseren Daten Ina Karabasz Handelsblatt Düsseldorf Es ist wie so oft: Was auf den ersten Blick einfach erscheint, ist es später dann doch nicht. Das gilt für Bruchrechnung, Vokabeln und auch für Digitales. Letzteres verspricht nicht nur einfach zu sein, sondern auch praktisch. Ist doch toll, wenn die Musik – per Handy oder Tablet gesteuert – schon eingeschaltet und das Zimmer angenehm vorgewärmt ist, wenn man nach Hause kommt. Der Kumpel ist auch schon verständigt, dass gleich Zocken ansteht. Was soll daran schwierig sein? Es sind nicht die Anwendungen, die es bei der Digitalisierung zu verstehen gilt, sondern das Konzept dahinter. Wichtigste Botschaft ist: Apps, Tools und Spiele gibt es nicht umsonst. Die Anbieter müssen Geld verdienen, sonst könnten sie sie nicht anbieten, so einfach ist das. Also ist es wichtig, sich bei jeder Anwendung und jedem Produkt zu überlegen: Wie verdient das Unternehmen damit Geld – und ist das in Ordnung für mich. Konzerne wie Google oder Facebook sind etwa sehr reich damit geworden, dass sie die Daten ihrer Nutzer verkaufen: also Namen, Geburtsdatum, Interessen, Freunde und so weiter. Sie verkaufen diese Informationen an Unternehmen, die für ihre eigenen Produkte werben wollen – und zwar nicht bei irgendwem, sondern genau bei den Personen, die ihr Angebot wahrscheinlich auch kaufen. Sonst wäre ihre Werbung rausgeschmissenes Geld. Der Opa dürfte sich schließlich weniger für eine Playstation erwärmen, der Enkel kann nichts mit einer Gebisshaftcreme anfangen. Dass die Unternehmen bereit sind, hohe Summen für die Daten zu zahlen, zeigt, wie sehr es sich für sie lohnt, ganz gezielt zu werben. Nun kann man sagen: Es ist in Ordnung für mich, wenn die Konzerne meine Daten an wen auch immer verkaufen. Dass wer auch immer weiß, was ich wann am Tag wo mache und mit wem ich über was spreche. Oder man kann das nicht wollen. Das ist die Entscheidung des Einzelnen. Nur sollte man sich darüber bewusst sein, sonst läuft man wie ein Schaf den Unternehmen hinterher, die uns lenken wollen. Fotos: privat; Amazon.de 4 PROFIL April 2015, AUSGABE 33 Umstrittener Herrscher Wladimir Putin regiert seit 15 Jahren über Russland. Bei Ländern aus dem Westen stößt seine aktuelle Politik jedoch auf Unverständnis. Maximilian Nowroth Handelsblatt Moskau I n Russlands Hauptstadt Moskau begegnet man Wladimir Putin derzeit überall: Ein Konditor verkauft Putin-Schokolade, und ein russischer Modeschöpfer hat T-Shirts mit dem Gesicht des russischen Präsidenten designt. Putin ist Kult bei seinem Volk. Bei Umfragen geben neun von zehn an, die Politik ihres Regierungschefs zu mögen. Wladimir Putin Wladimir Putin ist seit dem Jahr 2000 der wichtigste Mann in Russland. Acht Jahre blieb er an der Macht und wurde dann für vier Jahre Ministerpräsident – also quasi der zweite Mann im Staat. Seit 2012 ist der 62-Jährige wieder an vorderster Front. Russland ist das flächenmäßig größte Land der Welt. Wer mit dem Zug von Moskau im Westen nach Wladiwostok Die Karte zeigt das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und des heutigen Russland. 1991 wurde die Sowjetunion aufgelöst und einzelne ihrer Mitgliedstaaten – etwa Estland, Lettland, die Ukraine oder Georgien – wurden eigenständige Demokratien. Zum Teil gehören sie heute zur EU. im Osten reist, ist sechs Tage unterwegs. 140 Millionen Menschen leben in Russland, fast doppelt so viele wie in Deutschland. Das Land ist sehr reich an Öl und Gas und liefert die Rohstoffe in die ganze Welt. Deswegen hat es wirtschaftliche Macht. Im 20. Jahrhundert war Russland das größte Land der Sowjetunion, einem kommunistisch geprägten Riesenreich (siehe Karte). Putin stammt aus der Sowjetunion. Er wurde 1952 in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, geboren. Dort studierte er Jura und ging dann zum sowjetischen Geheimdienst. In den 1980er-Jahren arbeitete er in Dresden, deswegen spricht er sehr gut Deutsch. Nachdem die Sowjetunion im Jahr 1991 zerbrach, setzten sich demokratische Strukturen in Russland durch, und das bislang eher schlechte Verhältnis zum Westen entspannte sich. Als Putin 2000 Präsident wurde, hofften viele westliche Länder, dass er demokratische Werte wie Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung hochhält. Diese Hoffnungen haben sich aber nicht erfüllt. Heute ist das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Putin hat nämlich im März 2014 russische Soldaten auf die ukrainische Halbinsel Krim geschickt und das Gebiet kurzerhand für russisch erklärt. Auch wird ihm vorgeworfen, mit Waffen und Soldaten den Krieg in der Ostukraine zu unterstützen. Länder wie Deutschland und die USA wollen das nicht akzeptieren und belegen Russland seitdem mit wirtschaftlichen Strafmaßnahmen. Atemlos auf allen Kanälen Sulfia Dilavirova Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg Der deutsche Schlager ist beliebter denn je. Ein Grund dafür ist die Sängerin Helene Fischer. Sie mischt klassischen Schlager mit Pop. Damit trifft sie offensichtlich den Zeitgeist und zieht auch jüngere Leute in ihren Bann. Mit ihrem Hit „Atemlos durch die Nacht“ feiert sie den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Der Song landete 2014 in den deutschen Jahressinglecharts auf Platz 1. Ihr aktuelles Album „Farbenspiel“ hat sich bereits zwei Millionen Mal verkauft. Bis Juli 2015 sind knapp 50 Konzerte im Rahmen ihrer Tournee „Farbenspiel – Live“ geplant, die schätzungsweise 60 Millionen Euro einbringen werden. Dass die 30-Jährige so abräumt, liegt nicht nur daran, dass sie gut aussieht, singen und tanzen kann. Ihr Erfolg ist auch das Ergebnis einer durchdachten Vermarktungsstrategie. Ihr Manager Uwe Kanthak hat die Marke Fischer gekonnt aufgebaut. Dank seiner guten Kontakte hat er seinem Schützling eine allgegenwärtige Präsenz verschafft. Helene Fischer hat ihre eigene Show beim ZDF und ist ein willkommener Gast in anderen Fernsehsendungen. Nebenbei wirbt sie für die Kräuterbutter Meggle, Haarfarben von Garnier und den Fotos: Corbis | Klimentyev Mikhail/ITAR-TASS Photo; TOBIAS SCHWARZ/Reuters; Karte: TUBS, Ssolbergj VW-Polo. Bei Douglas gibt es Fischer-Parfüm und bei Tchibo Fischer-Schmuck und -Mode. Im eigenen Onlineshop können ihre Fans zudem Uhren, Poster und Kalender kaufen. Und demnächst ist die Sängerin auch noch an der Seite von Schauspieler Til Schweiger im Tatort zu sehen. TIPP: Eine Übersichtsgrafik mit noch mehr wirtschaftlichen Fakten zu Helene Fischer gibt es als PDF unter: www.handelsblattmachtschule. de/helene www.handelsblattmachtschule.de/newcomer April 2015, AUSGABE 33 Lauter IchBotschaften Das Web ist voller Blogs. Autoren können sie Einnahmen bescheren, und Unternehmen nutzen sie, um bekannter zu werden. Catrin Bialek Handelsblatt Düsseldorf B ei dem Video „Mein Freund schminkt mich“ gingen die Abrufzahlen förmlich durch die Decke. Mehr als 180 000 Mal wurde der Film auf dem Youtube-Kanal „Xlaeta“ bislang angeklickt. Video-Bloggerin Xlaeta alias Julia, 18 Jahre jung und Abiturientin aus Rheinland-Pfalz, ließ sich in dem Film von ihrem kosmetikunerfahrenen Freund schminken. Ein Spaß für die Zuschauer: Bloggerin Julia sah hinterher aus, als wären zig Farbtuben rein zufällig über ihrem Gesicht ausgequetscht worden. „Ich weiß nicht, sonst siehst du besser aus“, lautete der nüchterne Kommentar des jungen Manns aus dem Off. Youtuberin Julia ist eine von Abertausenden von Menschen, die die Republik mit Filmen, Fotos und Texten beglücken. Sie nennen sich Blogger. Gemeint sind Herausgeber oder Verfasser von Beiträgen, die in der Ich-Perspektive formuliert sind und persönliche Meinung enthalten. Dabei setzt sich das Kunstwort „Weblog“ aus den Begriffen „Web“ und „Logbuch“ zusammen, kurz „Blog“. Die ersten Blogs tauchten Mitte der 1990er-Jahre auf. Damals hießen sie noch Online-Tagebücher. Die Zahl der Blogs ist in UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 5 den vergangenen Jahren erheblich angewachsen. Verlässliche Statistiken zur Anzahl gibt es bislang allerdings noch nicht. Die Blogosphäre unterscheidet zwischen verschiedenen Ausdrucksformen: Textblogger beschränken sich meistens auf schriftliche Beiträge, die oft mit Fotos angereichert sind. Videoblogger nutzen, wie der Name schon sagt, vor allem filmische Darstellungsformen. Wer die Onlineplattform Youtube – die übrigens zum Internetkonzern Google gehört – als Heimat für seinen Videokanal nutzt, heißt kurz Youtuber. Beispiele sind Die Schülerredaktion sagt: » Ein Blog muss immer am Laufen gehalten werden, selbst wenn die Personen mal keine konkreten Ideen haben. « Kaja, Jahrgang 10 ten, sie zu unterhalten und sich werbewirksam ins Gespräch zu bringen. Sie suchen aber auch Kontakt zu anderen Bloggern und informieren diese etwa über neue Produkte oder Aktionen. Beliebt sind dabei Autoren, die eine Zielgruppe ansprechen, die auch die Firma erreichen möchte. Die Idee dahinter: Wenn der Blogger über das Unternehmen oder dessen Produkte spricht – am besten natürlich positiv – transportiert er die Nachricht im Grunde für das Unternehmen an mögliche Käufer weiter. Kann man denn davon leben, werden viele Blogger oft gefragt. Die meisten von ihnen – laut einer Umfrage sind dies etwa 70 Prozent – verdienen durchaus Geld mit dem Verkauf von Werbeplätzen auf ihren Seiten. Die Mehrheit bleibt jedoch unter 300 Euro pro Monat. Natürlich gibt es auch dabei wieder Ausnahmen. Alexander Olma zum Beispiel. Der 35-Jährige schreibt seit 2006 den „iPhoYoutube-Blog „Xlaeta“: Mein Freund schminkt mich. neBlog.de“ und lockt damit inzwiLeFloid, Daaruum und Gronkh. Daneben gibt schen rund 250 000 Besucher pro Monat an. es noch weitere Formen, wie etwa Fotoblogs Seinen Verdienst gab er in einem Interview auf der Plattform Instagram. Diese gehört seit mit circa 3 000 Euro im Monat an. Seit 2010 ist 2012 zum Freundenetzwerk Facebook. das Bloggen sein Hauptberuf. Er sagt: „Mein Nicht nur Privatpersonen bloggen. Auch Plan für die Zukunft ist ganz einfach: So lange Unternehmen nutzen diese Kommunikations- wie möglich weiter bloggen und mein eigener form, um ihren Kunden Neuigkeiten zu berich- Chef sein – das finde ich wunderbar.“ INTERVIEW: „MAN MUSS EINE EIGENE NISCHE FINDEN UND DURCHHALTEVERMÖGEN ZEIGEN“ Die Bloggerin Jessica Weiß (28) hat 2012 das Modeblogazine „Journelles“ gegründet. Neben Mode schreiben sie und ihr Autorenteam täglich über Beauty, Reisen und Living. Wie sind Sie zum Bloggen gekommen? Das war reine Neugierde an dem Medium. 2007 habe ich mit „LesMads“ meinen ersten Modeblog mit gegründet, später dann „Journelles“. Ich konnte dadurch zwei Leidenschaften vereinbaren: Mode und Schreiben. www.handelsblattmachtschule.de/newcomer Was sind Ihre Ziele? „Journelles“ ist inzwischen das führende Modeblogazine in Deutschland. Es hat monatlich mehr als 350!000 Leser. Ich will die Marke auch international noch bekannter machen und die Internetseite vergrößern. Ganz generell möchte ich aber vor allem meinen Traum von der Selbstständigkeit weiterhin ausleben. Wie finanziert sich der Blog? Wir verkaufen Bannerwerbung auf unserer Seite und sogenannte Advertorials – also journalis- tisch aufbereitete Infotexte von Unternehmen. Außerdem erhalten wir Provisionen von Firmen, wenn sie aufgrund unseres Blogs Produkte verkaufen. Was ist Ihrer Ansicht nach Voraussetzung, um als Blogger erfolgreich zu sein? Man muss eine eigene Nische finden, aktuell sein und Durchhaltevermögen zeigen. Auch sollten Blogger ihre Seite stets weiterentwickeln. Die Qualität muss stimmen – Content is king! Die Fragen stellte die Schülerredaktion des Handelsblatt Newcomers. Foto: www.youtube.com/user/xLaeta; Jessica Weiß 6 HANDELSBLATT ERKLÄRT April 2015, AUSGABE 33 Zähes Ringen die Kommission substanzielle Fortschritte braucht, um der skeptischen Öffentlichkeit gute Argumente für TTIP präsentieren zu Die Verhandlungen um das trans- können.“ So müsse es unter anderem unbedingt Bewegung bei dem Abbau der Zölle atlantische Freihandelsabkomgeben. men ziehen sich in die Länge. Insgesamt sechs Verhandlungsrunden Thomas Ludwig sind für 2015 geplant. Ein zentrales Thema Auszug aus einem Handelsblatt-Artikel dabei ist, dass die EU-Kommission eine neue vom 26.01.2015 Behörde oder Institution vorschlägt, deren Mitglieder sich regelmäßig über laufende llen Appellen zum Trotz: In Brüssel Gesetzesvorhaben beiderseits des Atlanglaubt kaum noch jemand daran, tiks austauschen. Kritiker sind alarmiert: dass das transatlantische FreihanSie fürchten nämlich, das delsabkommen [TTIP] würde allzu innerhalb der Ära des Investitionsschutz l agierenden ba glo n frühzeitig amtierenden US-amerivo s lde Ge s Ein Teil de n ins Ausland. Sie baue den Einfluss kanischen Präsidenten Unternehmen fließt . Solche Auslandsin Barack Obama in trockedort etwa Fabriken hlt schützt werden. Fü ne Tücher zu bringen vestitionen sollen ge vor zen set Ge n vo en sich ein Unternehm ist. „Allein technisch ist n l es künftig dagege Or t benachteiligt, sol d a s k au m m a c h b a r “ , – es ich atl sta ht nic o vor ein privates – als verlautet aus Kreisen von n. Jede Streitpartei Schiedsgericht ziehe Personen, die den Verhieds-)Richter, und (Sc benennt hier einen ammen auf einen handlungen nahe stehen. diese einigen sich zus ch ist für beide pru Selbst EU-Handelskomdritten. Der Schiedss . nd de missarin Cecilia MalmSeiten bin ström hat eingeräumt, bis Ende 2015 werde es wohl allenfalls ein Vertragsgerüst geben. Gespräche über den umstrittenen Investitionsschutz (siehe Spickzettel), der den Amerikanern sehr am Herzen liegt, bleiben vorerst auf Eis liegen. Wirtschaftsvertreter setzen nun auf ein EU-Handelskommissarin gewisses Entgegenkommen Washingtons: Cecilia Malmström „Die Amerikaner müssen einsehen, dass A Ein Handelsblatt-Artikel mit Erklärungen für Schüler Diesmal zum Thema Freihandelsabkommen großer Konzerne auf die Gesetzgebung erhöhen. Wann TTIP in Kraft treten könnte, ist völlig offen. Denn noch ist ungeklärt, ob neben dem EU-Parlament auch die nationalen Volksvertreter die Vereinbarung absegnen müssen. WAS BEDEUTET DAS? Jeden Tag tauschen europäische Unternehmen die unterschiedlichsten Waren mit Firmen aus anderen Ländern aus. Ein Grund dafür ist, dass etliche Produkte im Ausland günstiger hergestellt werden. Aber der Warenverkehr läuft nicht immer reibungslos. Es gibt Zölle oder verschiedene Vorschriften, mit denen Regierungen verhindern, dass die europäischen Unternehmen zu starke Konkurrenz bekommen. Denn wenn nun alle zum Beispiel die günstigeren Produkte aus dem Ausland kaufen würden, könnte es passieren, dass Unternehmen in der EU schließen müssten. Daher zahlen die Unternehmen aus dem Ausland Abgaben Fotos: Corbis | Wiktor Dabkowski/ZUMA Press (Zölle) auf ihre Produkte, was den Preis erhöht. Manche Waren sind in der EU aber auch gar nicht erst zugelassen, weil sie nicht den hiesigen Hygienestandards oder technischen Vorschriften entsprechen. Was bringt TTIP der EU? Die Volkswirtschaften der EU und der USA leben stark vom Export. In den letzten Jahren ist der allerdings gesunken, unter anderem weil Länder wie China, Brasilien und Indien mehr Produkte ins Ausland verkauft haben. Das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) soll den Export von den USA und der EU wieder mehr ankurbeln. Geplant ist, dass die Zölle zwischen der EU und den USA wegfallen. Dadurch könnten Unternehmen beider Seiten ihre Waren schneller und in größeren Mengen verkaufen, und Verbraucher könnten billigere Produkte kaufen, da sie die Abgaben nicht mehr mitbezahlen müssten. Was ist das Problem daran? Wenn es eine gemeinsame Vereinbarung zwischen unterschiedlichen Ländern gibt, müssen immer auch viele nationale Gesetze angeglichen werden. In der EU gelten in vielen Bereichen strengere Regeln als in den USA – etwa beim Tier-, Klimaoder Datenschutz. Die EU müsste ihre gesetzlichen Standards daher zum Teil absenken, damit US-Unternehmen überhaupt einen Marktzugang in der EU erhalten können. Um die jeweiligen Auslandsinvestitionen zu schützen, wird sogar über eine gegenseitige Einflussnahme im Gesetzgebungsverfahren verhandelt. Normalerweise werden europäische Gesetze aber von EU-Institutionen beschlossen. Insofern diskutieren Politiker gerade heftig darüber, wie weit der Investitionsschutz (siehe Spickzettel) überhaupt gehen darf. Beate Faulborn Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg www.handelsblattmachtschule.de/newcomer April 2015, AUSGABE 33 SCHÜLER SCHREIBEN FÜR SCHÜLER 7 Gründern unter die Arme greifen Das Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO) unterstützt Personen, die ihr eigenes Unternehmen aufbauen. Die Schülerredaktion hat bei Geschäftsführer Jürgen Bath einmal genauer nachgefragt. Was ist das Gründerzentrum? Wir helfen jungen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen. Unsere Zielgruppe sind innovative oder technologieorientierte Unternehmen, vor allem aus den Bereichen IT, Ingenieurwissenschaften und erneuerbare Energien. Adresse und können sich mit anderen Firmen austauschen. Außerdem ist die Miete bei uns etwas günstiger als zum Beispiel in großen Büroparks, weil wir finanzielle Unterstützung bekommen. Derzeit sind 70 Firmen in Ihrem Haus. Tauschen sich die Gründer auch untereinander aus? Wie genau helfen Sie Gründern? Dieses Netzwerk ist vielleicht der wichtigste Wir nehmen ihnen viel OrganisaService, den das TGO bietet. Bei den 70 Firmen torisches ab, damit sie sich auf gibt es für jeden Bereich auch interessante Anihr Kerngeschäft konzentrieren sprechpartner. Darüber können. So können sie bei uns hinaus haben wir Büros, Labore oder Werkaber auch Kontakte stätten mieten, die mit der in Oldenburg, in der notwendigen Technik – Region, zu andeTelefon und Internet zum ren Firmen, zur Beispiel – ausgestattet Hochschule, sind. Daneben bieten wir zur Politik und den Firmen auch einen zur VerwalSekretariatsservice an. tung. Wo BeAuf diese Weise haben darf besteht, Jürgen Bath, Kaja Schönborn und die Unternehmen von versuchen wir Hanne Hägele (v. l.) vornherein eine feste zu vernetzen. Wie lange können die Gründer bei Ihnen bleiben? Spätestens nach acht Jahren müssen sie das Zentrum verlassen, damit auch andere in den Genuss der Vorteile kommen. Dadurch haben wir aber auch immer eine spannende Mischung im Haus. Wie wird das Gründerzentrum finanziert? Wir haben anfangs einmalig staatliche Fördergelder vom Land Niedersachsen, vom Bund und der EU erhalten, damit wir das Gebäude bauen konnten. Weil wir dadurch Baukosten gespart haben, können wir die günstigere Miete anbieten. Jetzt erhalten wir jährlich von der Stadt Oldenburg einen kleinen Finanzzuschuss. Das macht die Stadt, weil wir Wirtschaftsförderung betreiben. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen und die Rahmenbedingungen für junge Unternehmen verbessern. Die Fragen stellten Hanne Hägele und Kaja Schönborn (Jahrgang 10), Mitglieder der Schülerredaktion. Eine Langversion gibt es unter: www.handelsblattmachtschule.de/newcomer Schüler beziehen Standpunkt Linus L. Bahun, Mark Offermann (Abiturienten) Gesamtschule Hardt, Mönchengladbach Wir stehen auf der Bühne eines Konferenzsaals in Berlin. Anlass ist ein Kongress des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger. Im Publikum sitzen etwa 80 Menschen, die von uns wissen wollen, wie die Jugend tickt und was junge Menschen bewegt. Eingeladen sind wir, weil wir vor vier Jahren zusammen mit der Lehrerin Dorothée Vollmer und einigen Mitschülern die Schülerzeitung „standpunkt“ gegründet haben. Wir wollten Inhalte, die für junge Menschen relevant sind, so aufbereiten, dass auch Schüler, Studenten und Azubis sich dafür interessieren. Unser Konzept, die Artikel und das oft experimentelle Layout kamen offenbar an. Im Lauf der Zeit haben wir einige Wettbewerbe gewonnen. Nach dem Abi haben wir kurzerhand beschlossen weiterzumachen. Seitdem ist www.handelsblattmachtschule.de/newcomer „standpunkt“ ein eigenständiges Magazin. Das Besondere: Wir arbeiten crossmedial. Die Texte, Fotos, Videos und Audio-Mitschnitte, die unsere Redakteure – Schüler oder Studenten – erstellen, erscheinen sowohl auf unserer Webseite www.stand- „standpunkt“-Teammitglieder Nikolas Proksch, Paula Vollmer, Linus Luka und Linda Bahun (v. l.) punktonline.com als auch in einem gedruckten Magazin. Beides vernetzen wir miteinander. So kann man zum Beispiel im Magazin einen Text über die Handynutzung an Schulen lesen. Wer anschließend noch mehr wissen möchte, findet auf unserer Internetseite ein Inter- view mit einer Medienexpertin. Wir glauben, dass Print und Web sich gut ergänzen und erreichen unsere Leser und User sowohl unterwegs auf dem Smartphone als auch am Wochenende, wenn sie das gedruckte Heft auf der Couch lesen. Damit Webseite und Heft pünktlich erscheinen, müssen wir wie ein Unternehmen arbeiten. Dafür gehen wir teilweise Kooperationen mit Unternehmen ein. So druckt eine Printagentur unser Magazin zum Beispiel kostenlos. Das wäre sonst sehr teuer. Dafür darf sie sich auf einer Seite im Heft vorstellen und Exemplare frei als Eigenwerbung verteilen. Unsere Autoren arbeiten honorarfrei für uns. Und Layout und die meisten Fotos machen wir selbst. Der Fehlerteufel war da! Kritische Leser haben es sicherlich sofort gemerkt. In der FebruarAusgabe hat sich ein Fehler auf Seite!!7 eingeschlichen. Natürlich ist Canberra die Hauptstadt Australiens und nicht Sydney. Ein dickes „Entschuldigung!“ an dieser Stelle. Fotos: Privat 8 AUSZEIT April 2015, AUSGABE 33 Stimmt es, dass …* … die USA die größte Volkswirtschaft der Welt sind? Hans Kaminski (Direktor IÖB) und Dieter Fockenbrock (Chefkorrespondent Handelsblatt) Impressum Herausgeber: Dieter Fockenbrock, V.i.S.d.P. (Handelsblatt) und Hans Kaminski (Institut für Ökonomische Bildung IÖB, Uni Oldenburg) Redaktion: Melanie Rübartsch Konzept: Katrin Eggert, Dieter Fockenbrock, Hans Kaminski, Michael Koch Art Director: Stefan Vieten Koordination: Maren Kienaß, Melanie Rübartsch Layout und Fotos: Sandra Janzsó, Corinna Thiel Marketing und Vertrieb: Verena von Hugo Englische Übersetzung: John Dalbey für PONS GmbH Verlag: Handelsblatt GmbH Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Claudia Michalski, Ingo Rieper Kasernenstr. 67, 40213 Düsseldorf, Tel.: +49 (0) 211-887-0 Druck: kuncke druck GmbH, Kornkamp 24, 22926 Ahrensburg Mitarbeiter dieser Ausgabe: Linus Luka Bahun, Mark Offermann, Lehrer und Schüler der Helene-Lange-Schule Oldenburg (Ortrud Reuter-Kaminski, Victor Borghardt, Hanne Hägele, Yannoh Mügge, Tomma Otzen, Lea Parisius, Kaja Schönborn, Lea Schönborn, Imke Thomssen, Fleming Wiesner) Fragen und Feedback: [email protected] Handelsblatt Newcomer erscheint alle zwei Monate. Lehrkräfte können den Handelsblatt Newcomer für ihre Schüler kostenlos bestellen: www.handelsblattmachtschule.de/newcomer Programme mit freundlicher Unterstützung von: Bildmaterial mit freundlicher Unterstützung von: Handelsblatt Newcomer auf Englisch Schüler und Lehrer können eine englische Übersetzung des Handelsblatt Newcomers auf unserer Internetseite kostenlos als PDF herunterladen. Mehr Infos unter: www.handelsblattmachtschule.de/newcomer JETZT FAN WERDEN! Auf www.facebook.com/ handelsblattmachtschule gibt es noch mehr aktuelle Wirtschaftsnachrichten und Informationen zur ökonomischen Bildung. Willkommen sind auch Meinungen zum Handelsblatt Newcomer oder eigene Themenideen. Foto: Sebastian Damberger Die Rangliste der Länder mit hoher Wirtschaftsleistung führen die USA an. Doch Wirtschaftsgröße und Reichtum sind zweierlei. D ie USA stehen mit ihrer Wirtschaftsleistung unangefochten an der Spitze. Rund jede fünfte in der Welt produzierte Ware oder Dienstleistung ist amerikanisch. 17,5 Billionen US-Dollar, rund 16 Billionen Euro, betrug das amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014. Das BIP gibt den Gesamtwert aller Güter an, die in einem Jahr innerhalb eines Landes hergestellt werden. Ökonomisch betrachtet sind die USA damit etwa genau so groß wie die 28 EUStaaten zusammen. Auf Rang 2 der weltweit größten Volkswirtschaften rangiert China mit einer Wirtschaftsleistung von rund zehn Billionen US-Dollar. Sollte das Land das hohe Wachstum der Vergangenheit halten, könnte es in etwa zehn Jahren die USA an der Spitze ablösen. Angesichts ihrer Größe haben China und die USA viel Einfluss auf die Entwicklung der Weltkonjunktur. So half unter anderem ein gigantisches Konjunkturprogramm Chinas der gesamten Welt dabei, die schwere Wirtschaftskrise 2009 zu überwinden. Allerdings wäre es ein Fehler, „Größe der Wirtschaft“ mit „Reichtum“ gleichzusetzen. Um zu sehen, wie reich ein Land ist, muss man das BIP ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzen. Dann stehen plötzlich Länder mit wenig Einwohnern an der Spitze: Luxemburg, Norwegen, Katar oder die Schweiz. Die USA mit ihren knapp 320 Millionen Einwohnern sind lediglich Neunter. Mit rund 53 000 US-Dollar ist ihr BIP pro Kopf nur knapp halb so hoch wie das von Luxemburg. Deutschland ist 18., China auf Platz 38. Axel Schrinner Handelsblatt Düsseldorf *Die Fragen für „Stimmt es, dass!...“ stellen Schüler. Vorschläge könnt ihr uns schicken unter: [email protected] ! GEWINNSPIEL Sortiere die Silben in der richtigen Reihenfolge, so dass sich ein sinnvoller Satz ergibt. Die Aussage bezieht sich auf ein Thema dieses Handelsblatt Newcomers. Gehe auf www.handelsblattmachtschule.de/newcomer und trage den Lösungssatz und deine E-Mail-Adresse ein. Zu gewinnen gibt es insgesamt fünf Powerbanks von Intenso mit einer Akkukapazität von je 5200 mAh. bereiche. 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Nicht nur, weil wir alle einmal krank werden und dann froh sind, und am Fortschritt mitwirkt, ist geist hinbringen und wie dieser die Gesellschaft voranbringen kann, zeigen die Porträts auf ner Gesellschaft herzustellen“, schen Klinikums, der Berliner Charité, überzeugt. rem Elternhaus kennengelernt diese Wahl aber Streben der Menschen nach Linderung und Heilung 4,4 Mio. von Krankheit und Leid Menschen wäre zudem mancher arbeiten im Gesundheitslich gewesen“, sagt wesen. unsere Gesellschaft so sehr wie Gesundheit und Medizin. Pro Jahr erwirtschaft er zehn Fähigkeiten Neigungen. und „Es Die Branche setzt pro Jahr über 250 Mrd. Euro um. Das sind zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. lich, dass Schüler mehr über die Besonderheiten, die alltäglichen die in Gesundheit involvierten Berufe haben in den letzten felder lernen“, fordert Professor zung dafür, dass jeder gleiche nen Gesellschaft hat. „Dass junge Menschen mehr über die Bedeutung von Gesundheit zichtbare Voraussetzung, um www.bayer-stiftungen.de dieser Branche arbeitet, liegt immerhin bei zehn Prozent. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass er dort Sinnstiftung erlebt nischen Kenntnissen ein hohes zin vor. Sie alle gehören zu dem Kreis derer, die fördert werden, mes Ziel: anderen Menschen zu helfen. IMPRESSUM Bayer-Stiftungen Kaiser-Wilhelm-Allee 1 51368 Leverkusen www.bayer-stiftungen.de Layout: Sandra Janzsó sönliches Engagement. Bilder mit Unterstützung von Corbis | Fotos: Das Kunstwerk zum Thema „Herz-Uhr“ stammt von Tara (10); moodboard/Corbis II SONDERSEITEN „Eine tolle Erfahrung“ Forscherin aus Überzeugung Kathleen Opoku (32) ist interne Unternehmensberaterin bei Bayer. 2014 ging sie im Rahmen des Stiftungsprogramms „Bayer People Care For Society“ für zwei Monate nach Tacloban auf den Philippinen. Sie wollte da helfen, wo der Taifun Haiyan das Leben vieler Einheimischer durcheinandergewirbelt hat. Wie haben Sie vor Ort geholfen? zubekommen, wo die Probleme liegen, und gemeinsam mit den Managern, Ärzten und Schwestern Lösungen erarbeitet. Warum haben Sie sich sofort gemeldet für den Hilfseinsatz? als Jugendliche Geheimnissen der Natur auf den Grund. gegen Hirntumore. D säure Krebszellen aggressiver macht und abrufen kann. Diese Erkenntnis könnte schungen den „Bayer Early Excellence in uf den Blättern sind kleine Stäbchen, die so dicht den, grundlegende Zusammenhänge zu begreifen. „Nur so können wir die Krankheit die Medizinerin weitergeben. Sie engagiert sich für Nachwuchsforscher Schule studierte sie Medizin und molekulare Zellbiologie. Heute leitet die Ärztin eine ken, Dinge zu hinterfragen. „Im Unterricht müsste es zentrum in Heidelberg und ten auf eigene und nicht auf bereits vorgegebene Fragen nik Heidelberg ihren Facharzt Hat sich Ihre Erwartung erfüllt? Mehr als das. Ich hatte das Gefühl, dass ich Kindern, die Schreckliches erlebt haben, Nachwuchswissenschaftler. „Wenn ich meine Patienten behandele, mit einer Luftschicht in Berührung“, erklärt bei dem Wettbewerb „Jugend forscht“. „Die Frage nach dem Warum hat mich schon immer interessiert“, erzählt ren Bereich zu sammeln. Zudem konnte ich unmittelbar erleben, was wirklich wichtig ist. darum ging es gar nicht. Für sie war es ein Highlight, etwas vom anderen Ende der Welt zu hören und zu wissen, dass sich Menschen aus der Ferne für ihr Schicksal interessieren und helfen wollen. Das zu zeigen ist in ihrer Situation viel wichtiger! fache Mutter. Und Schüler müssten dabei auch einmal scher werden möchte, braucht ohnehin men mit Kollegen fand sie etwa heraus, www.bayer-stiftungen.de Fotos: Corbis | Lee Frost/Robert Harding World Imagery; Clark/Imagemore Co., Ltd.; privat SONDERSEITEN III reits in der ersten Woche mit Einsendungen. dierende an, ob sie mit übersetzen wollten. F land, Österreich und der Schweiz tätig. Die Übersetzungen folgen einem bestimmten chen wollte, was anderen Menschen hilft und kommunikativ ist. Inzwischen hat Noch während ihres Medizinstudiums hat können Patienten medizinische Befunde, die sie nicht verstehen, kostenlos hochladen. Medizin studenten und Ärzte, die ehrenamtlich für die Initiative tätig werden, „Die Idee entstand, nachdem mir eine Freundin einen Befund ihrer Mutter gezeigt ben. Jeder neue Helfer schickt seine ersten Versuche zunächst an hatte“, erinnert sich Wir sorgen dafür, die Ärztin. Die Familie dass Patienten auf Augenhöhe mit war sehr besorgt. Vor Ärzten reden können. 20 Jahren hatte die Mutter Brustkrebs, und nun stand wieder kann er direkt mit Patienten kommunizieren. Dass die Qualität der Übersetzungen reiben. „Ich konnte meiner Freundin den Bericht erklären und ihr damit helfen, über wollen wir nicht nur den Patienten helfen, Diese Ohnmacht von Patienten fand die nehmerin. Dabei setzen die Gründer derzeit zise mit unseren Kollegen austauschen zu können. Den Patienten, denen wir eigentlich helfen wollen, nützt das aber nichts. Es grenzt sie sogar aus“, kritisiert die Dresdenerin. Von ihrer Idee konnte sie ihren heutigen Ehemann Johannes tät Dresden das bundesweit erste Wahlfach jekte im Gesundheitsbereich auszeichnet. den. „Wir sorgen dafür, dass Patienten auf gen. Nach gerade einmal vier Tagen war das erste machen Medizinern bewusst, wie wichtig „Was hab VON MEDIZINERLATEIN ZU PATIENTENDEUTSCH – AUSZUG AUS EINER „WAS HAB’ ICH?“-ÜBERSETZUNG Im Originalbefund steht: Distension vor drei Wochen Befund: Übersetzung: Vor drei Wochen an der ventralen Zirkumferenz des Übersetzung: mark ist der Ort, an dem das Blut gebildet wird. Es füllt die Hohlräume sieht bei Ihnen am hinteren Teil einlagerungen in das Knochenmark Übersetzung: verändert aus. Der es zur Überdehnung der Muskeln. form, in der Flüssigkeiten besonders Muskels werden langgezogen. Sie www.bayer-stiftungen.de Befund: an der dorsalen Zirkumferenz schreibt diese Veränderung als Fotos: Amac Garbe / ein-satz-zentrale.de; SEBASTIAN KAULITZKI/Science Photo Library/Corbis IV SONDERSEITEN „Prävention auf neuen Wegen“ mittelt Schülern Grundkenntnisse ihrer Körper- und Sinnesfunktionen mit Hilfe der Kunst. Er war bereits mehrfach Sieger des Bayer-Ehrenamtsprogramms. Was ist Ihr Ziel? Wir wollen Schülern auf altersgerechte medizinische Darstellungen in die Hand. Das war die Initialzündung. Ich habe zu dem früh und dauerhaft vermitteln, wie wichtig es ist, seine Gesundheit aktiv zu schützen. Die Kinder und Jugendlichen können auf diese Weise Medizin besser begreifen. Das leistet der Schulunterricht sonst eher selten. Warum ist eine frühe Förderung von Gesundheitskompetenz wichtig? dienst in Berlin Reinickendorf gearbeitet und hatte daher viele Kontakte zu Kindergärten und Schulen. 1995 habe ich dann Schüler einer 10. Klasse gezielt gefragt, ob sie nicht beiten. So entstand das erste Projekt: „Das Herz im Surrealismus“. Was passiert bei Ihren Projekten? ma künstlerisch um. Die Themen sind vielfältig: Unsere Sinne, das Herz, gegedanken. Die Projekte strahlen bisweilen sogar auf die Erwachsenen ab. Bei einem Film den Unterschied zwischen einer tersuchungen durchführen. Beim Projekt „Herz“ hören sie etwa Herztöne ab, fühlen den Puls oder messen Blutdruck. chen. Sie hörte danach auf. Die Workshops gibt es bereits seit 1995. Wie ist die Idee entstanden? Das Kunstwerk malte die elfjährige Emilie im Projekt Frauen. Sein Unternehmen Discovering Hands bildet sie zu Medizinischen Tastuntersucherinnen aus. Z entimeter für Zentimeter ertasten die erkranken, sind umso höher, je früher der Tumor entdeckt wird“, erklärt der Mediziner. höhlen bis zum Busenansatz. Sie ist auf der Suche nach kleinsten Knoten im Gewebe. eine wichtige Rolle. Blinde Menschen haben einen nachweislich überlegenen Tastsinn. gründete er Discovering Hands. „ lungschancen von Frauen, die an Brustkrebs suchungsmethodik für stark sehbehinderte Frauen. Sie können sich in neun Monaten zur zwischen in Deutschland. schen nun sogar in zweierlei Hinsicht: „Wir derter Menschen.“ Hierfür wurde er 2014 mit Demonstration einer Tastuntersuchung. www.bayer-stiftungen.de Fotos: Das Kunstwerk zum Thema „Herz-Uhr“ stammt von Emilie (11); privat; discovering hands®