Google gegen Daimler - Handelsblatt macht Schule

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Google gegen Daimler - Handelsblatt macht Schule
NEWCOMER
April 2015
AUSGABE 33
DIGITALISIERUNG
Eine neue industrielle
Revolution bahnt sich an.
SEITEN 2, 3
WLADIMIR PUTIN
Der russische Präsident spaltet
die Meinungen.
SEITE 4
BLOGGER
Das Netz ist voll von Tagebüchern. Interessieren sich viele
dafür, verdient der Autor Geld.
SEITE 5
FORSCHERGEIST
Google gegen Daimler
Autobauer bekommen ungewohnte Konkurrenz. Internetkonzerne
wirbeln gerade mit selbstfahrenden Autos den Markt auf.
Dieter Fockenbrock
Handelsblatt Düsseldorf
D
aimler baut seit 130 Jahren Autos. Wer etwas
auf sich hält, der fährt oft einen Mercedes
– Staatsmänner, schwerreiche Scheichs,
Manager großer Konzerne. Warum also sollte sich
Daimler-Chef Dieter Zetsche Gedanken darüber
machen, dass Google an selbstfahrenden Autos herumbastelt, die wie Eier auf Rädern aussehen? Oder
dass sich das Gerücht hartnäckig hält, der iPhoneKonzern Apple wolle jetzt auch noch Autos bauen?
Zetsche hält Letzteres für einen Werbegag. Er könnte
sich aber irren.
Bislang gilt die Regel: Autos heißen BMW, Volkswagen oder Audi. Sie kommen aus Fabriken, in denen nie etwas anderes produziert wurde als Autos.
Anders gesagt: Automobile kann nicht jeder bauen.
Doch das stimmt nicht mehr. Die weltweite Vernetzung macht es plötzlich möglich, dass auch eine
Internetfirma wie Google in den Automarkt einsteigt,
obwohl sie nicht einmal einen Motor bauen kann.
Der US-amerikanische Konzern lässt seine wie Spielzeug aussehenden Fahrzeuge in Fabriken bauen,
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
von denen der normale Autokäufer noch nie etwas
gehört hat. Trotzdem fährt der Wagen einwandfrei.
Denn Motor, Fahrwerk oder Inneneinrichtung stammen von den gleichen Herstellern, die ihre Bauteile
auch an die traditionellen Autohersteller liefern.
Dabei will Google eigentlich gar kein Auto bauen,
das Daimlers klassischen Limousinen Konkurrenz
macht. Der Internetkonzern erprobt im sonnigen
Kalifornien vielmehr ein fahrerloses Auto, einen
Laptop auf Rädern sozusagen. Google und vielleicht auch Apple planen ein vernetztes
Fahrzeug, das sich fernsteuern lässt. Eingebunden in einen digitalen Stadtplan könnte
es seine Fahrgäste sicher durch den Großstadtdschungel befördern – ohne, dass ein Fahrer ins
Lenkrad greift. Zur Steuerung nutzt Google seine
Landkarten und die Millionen Informationen, die
das Suchmaschinen-Unternehmen über Kunden
und Internetnutzer gesammelt hat.
Google baut eben ganz andere Autos. Aber genau
darum machen Internetkonzerne wie Google oder
Apple Daimler & Co. dann doch Konkurrenz.
Mehr zum Thema Digitalisierung gibt es auf den
Seiten 2 und 3.
Warum Wissen über Medizin
und Gesundheit wichtig ist und
sich Neugierde lohnt.
SONDERSEITEN I bis IV
GESAGT!…
» Freihandel ist im
Interesse von Ländern
wie Deutschland, weil wir
eine Exportnation sind.
«
Sigmar Gabriel,
Wirtschafts- und
Energieminister
(siehe Seite 6)
Selbstfahrende Autos kommen
Welche Vorteile sehen Sie bei
autonomen Fahrzeugen?
54% Besserer Verkehrsfluss
48% Mehr Sicherheit
40% Verbrauchs- und Emissionsreduzierung
32% Mehr Komfort
Welche Probleme sehen Sie bei
autonomen Fahrzeugen?
58% Spaß am Fahren geht verloren
46% Ungeklärte Haftungsfragen bei Unfällen
44% Zu unsicher
Quellen: EY; Umfrage unter 1.000 Verbrauchern
Fotos: google.com; http://media.daimler.com; Corbis | HANNIBAL HANSCHKE/Reuters; Icon: freepik.com / FlatIcon
2 HANDELSBLATT THEMA
April 2015, AUSGABE 33
Total vernetzt
Alle sprechen über Digitalisierung. Kein Wunder: Sie hat die Arbeit in
Unternehmen und unseren Alltag ziemlich verändert.
Ina Karabasz
Handelsblatt Düsseldorf
Darum geht es bei der Digitalisierung. Das
Wort bedeutet zunächst nicht viel mehr, als
dass greifbare Objekte digital, also elektroenn im Lager des Onlinehändlers nisch erfasst werden. Das macht es einfacher,
Amazon eine Kundenbestellung sie zu erkennen, zu bearbeiten und zu verbesankommt, erhält ein Mitarbeiter sern. Einfachstes Beispiel: Eine Textstelle in
eine Liste, auf der neben dem Produkt der einem Buch zu finden, ist mit Hilfe der Suchgenaue Standort im Meer der riesigen Regal- funktion im Computerprogramm deutlich
reihen notiert ist. Ohne diese Information leichter, als jede Seite durchzublättern.
würde er die bestellte Ware wahrscheinlich
Der Begriff ist derzeit in aller Munde. Erst
erst nach tagelangem Suchen finden. Denn kürzlich widmete etwa die Cebit, die weltweit
Amazon hat seine Regale nicht nach Produk- größte Messe für Informationstechnik, ihre
ten sortiert – vorn Schuhe, hinten Bücher, Ausstellung dem Thema Digitalisierung. Fünf
in der Mitte Spielsachen. Stattdessen liegen
Tage lang haben Besucher
sie kunterbunt durcheinund Aussteller in Hanvolution
Industrielle Re
ander. Die Küchenrolle bei
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der Halloweenschminke, die
intelligente Haustechnik
Davon spricht
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Fahrradklingel bei den Schulgesprochen, Cloud-Teche
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blöcken.
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Dass trotzdem kein Chaos
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ausbricht, stellt die Lagertionsschritten.
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der Dampfmas mit MassenferSoftware sicher. Sie weiß imFür Unternehmen
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4.
Lager an, werden sie zunächst
Computerprogramme
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auf dem Weg
gescannt, gewogen und
können die gewonnevermessen. Aufgrund dieser
nen Informationen ganz
Daten sucht das Programm eine passende genau auswerten. In der Folge fallen zum
Nische für die Neuankömmlinge in der riesi- Beispiel unnötige Schritte bei der Herstellung
gen Halle – und findet sie daher später auch von Produkten weg, andere Prozesse werden
wieder. Dieses System ist viel schneller und automatisiert. Immer mehr Arbeiten werden
günstiger, als althergebrachte Prozesse: Es daher auch Maschinen übernehmen. Weil
wird kein Platz und keine Zeit zum Suchen etwa genau bekannt ist, welche Beschafverschwendet.
fenheit und Maße ein Bauteil hat, lassen sie
W
sich so programmieren, dass sie es auf den
Millimeter genau schneiden – und das viel
schneller, als es ein Mensch je könnte.
Damit sparen die Unternehmen nicht nur
Geld, sie verdienen auch mehr, weil sie in kürzerer Zeit mehr Produkte für einen niedrigeren Preis auf den Markt bringen können, was
wiederum die Nachfrage anheizen könnte.
BERUFSBILD: FOTOGRAF
Sehr viel mehr als Bilder knipsen
Wenn sich unsere Arbeitswelt
verändert, haben meist technische
Erfindungen etwas damit zu tun.
Maschine, Computer & Co. haben
den Menschen in einigen Berufsfeldern mittlerweile komplett ersetzt,
in anderen den Arbeitsalltag sehr
erleichtert. Ein Beispiel hierfür ist der
Beruf des Fotografen. Vor allem die
Digitalfotografie hat seinen Alltag
stark beeinflusst. Musste er seine
Bilder früher zeitaufwendig und teuer
Karikatur: Kaja Schönborn und Tomma Otzen
in einem Fotolabor entwickeln, kann
er seine Motive heute direkt am Computer kontrollieren, nachbearbeiten,
ausdrucken oder speichern.
Gute Einfälle bei der Motivauswahl
und technisches Verständnis für den
Umgang mit der Kamera braucht er
aber nach wie vor. Letzteres hilft ihm
heute auch bei der digitalen Bildbearbeitung. Wer als Fotograf arbeitet,
muss in vielen Situationen zudem
geduldig sein und andere Menschen
motivieren können – etwa, wenn er
Porträtaufnahmen oder Hochzeitsfotos machen soll und dafür sogar eine
größere Gruppe vor der Linse hat.
Zum Arbeitsalltag gehören aber
nicht nur größere Produktionen,
sondern auch alltägliche Sachen
wie Passfotos machen, Kalender
oder Fototassen erstellen.
Spaß am Kunstunterricht und Interesse an physikalischen Zusammenhängen wie Optik oder Licht sind
eine gute Voraussetzung für den
Beruf, den man sowohl durch eine
Ausbildung als auch ein Studium
lernen kann. Nach dem Abschluss
können Fotografen zum Beispiel in
einem Fotostudio, für Werbefirmen
oder Zeitungsverlage arbeiten.Weitere Infos unter: www.berufe.tv
Maren Kienaß
Institut für Ökonomische Bildung
Oldenburg
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
HANDELSBLATT THEMA 3
April 2015, AUSGABE 33
Ein Mitarbeiter scannt die Produkte in einer Lagerhalle.
Und wenn viele Firmen von diesen Vorteilen
profitieren, nutzt es auch dem ganzen Land.
Aufgrund der höheren Einnahmen wollen
sich viele Unternehmen vergrößern. Dadurch
schaffen sie wiederum mehr Arbeitsplätze
und zahlen mehr Steuern an den Staat.
Das alles soll aber nur der Anfang sein.
Deswegen hat die Bundesregierung das
So sieht’s die
Schülerredaktion
Zukunftsprojekt Industrie 4.0 ins Leben
gerufen. 4.0 steht für die vierte industrielle
Revolution (siehe Spickzettel). Weil die Produktionsabläufe bereits vielfach digitalisiert
sind, sollen sie nun intelligent werden. Die
Maschinen in den Fabriken bekommen ein
Eigenleben in Form einer Sim-Karte, wie
sie auch in einem Smartphone steckt. Sie
verbindet ein Gerät zum einen mit dem
Internet, zum zweiten auch mit anderen
Maschinen. Dadurch kann es sein Wissen
über die Beschaffenheit eines Produkts an
die anderen weiterfunken, Pro bleme oder
Besonderheiten melden.
Mit Hilfe dieser Intelligenz sollen Maschinen nicht wie bisher immer nur die gleichen
programmierten Aufgaben übernehmen, sondern auch unterschiedliche Produkte fertigen
können. Ein Roboter für die Möbelherstellung
könnte nicht nur Tische, sondern auch Stühle
und Schränke bauen – am besten jeweils genau das, was ein Kunde gerade möchte. „Mass
customization“ nennen Experten das. Der
Kunde bestellt zum Beispiel im Internet eine
Hose und gibt dabei seine genauen Maße ein.
Das Produkt kommt passgenau an, ohne dass
ein Schneider beteiligt war.
Noch sind die meisten Unternehmen
jedoch ein gutes Stück von diesen Ideen
entfernt. Sie müssen eine große Anzahl von
Maschinen umrüsten oder neu anschaffen.
Das ist wahnsinnig teuer. Aber auch die Technologie selbst ist noch nicht ganz ausgereift.
Damit die Maschinen sich gegenseitig absprechen können, muss die Kommunikation
innerhalb einer Millisekunde geschehen. So
schnell sind die heutigen Mobilfunknetze
aber nicht. Sie müssen ausgebaut oder erst
noch erstellt werden. Auch andere Fragestellungen wie die Sicherheit vor Eingriffen von
außen müssen noch geklärt werden.
Die Schülerredaktion sagt:
»
In einigen
Jahren werden
sicherlich mehr
Bewerbungsabläufe
für Jobs digitaler sein,
und Apps eine Vorauswahl möglicher Kandidaten treffen.
«
Fleming, Jahrgang 10
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
KOMMENTAR
Wir zahlen
digitalen
Luxus mit
unseren
Daten
Ina Karabasz
Handelsblatt
Düsseldorf
Es ist wie so oft: Was auf den ersten Blick einfach erscheint, ist es später dann doch nicht.
Das gilt für Bruchrechnung, Vokabeln und
auch für Digitales. Letzteres verspricht nicht
nur einfach zu sein, sondern auch praktisch.
Ist doch toll, wenn die Musik – per Handy
oder Tablet gesteuert – schon eingeschaltet
und das Zimmer angenehm vorgewärmt ist,
wenn man nach Hause kommt. Der Kumpel ist
auch schon verständigt, dass gleich Zocken
ansteht. Was soll daran schwierig sein?
Es sind nicht die Anwendungen, die es bei der
Digitalisierung zu verstehen gilt, sondern das
Konzept dahinter. Wichtigste Botschaft ist:
Apps, Tools und Spiele gibt es nicht umsonst.
Die Anbieter müssen Geld verdienen, sonst
könnten sie sie nicht anbieten, so einfach ist
das. Also ist es wichtig, sich bei jeder Anwendung und jedem Produkt zu überlegen: Wie
verdient das Unternehmen damit Geld – und
ist das in Ordnung für mich.
Konzerne wie Google oder Facebook sind
etwa sehr reich damit geworden, dass sie die
Daten ihrer Nutzer verkaufen: also Namen,
Geburtsdatum, Interessen, Freunde und so
weiter. Sie verkaufen diese Informationen an
Unternehmen, die für ihre eigenen Produkte
werben wollen – und zwar nicht bei irgendwem, sondern genau bei den Personen, die ihr
Angebot wahrscheinlich auch kaufen. Sonst
wäre ihre Werbung rausgeschmissenes Geld.
Der Opa dürfte sich schließlich weniger für
eine Playstation erwärmen, der Enkel kann
nichts mit einer Gebisshaftcreme anfangen.
Dass die Unternehmen bereit sind, hohe
Summen für die Daten zu zahlen, zeigt, wie
sehr es sich für sie lohnt, ganz gezielt zu
werben.
Nun kann man sagen: Es ist in Ordnung für
mich, wenn die Konzerne meine Daten an
wen auch immer verkaufen. Dass wer auch
immer weiß, was ich wann am Tag wo mache
und mit wem ich über was spreche. Oder man
kann das nicht wollen. Das ist die Entscheidung des Einzelnen. Nur sollte man sich
darüber bewusst sein, sonst läuft man wie ein
Schaf den Unternehmen hinterher, die uns
lenken wollen.
Fotos: privat; Amazon.de
4 PROFIL
April 2015, AUSGABE 33
Umstrittener Herrscher
Wladimir Putin regiert seit 15 Jahren über Russland. Bei Ländern aus
dem Westen stößt seine aktuelle Politik jedoch auf Unverständnis.
Maximilian Nowroth
Handelsblatt Moskau
I
n Russlands Hauptstadt Moskau begegnet
man Wladimir Putin derzeit überall: Ein
Konditor verkauft Putin-Schokolade, und
ein russischer Modeschöpfer hat T-Shirts
mit dem Gesicht des russischen Präsidenten
designt. Putin ist Kult bei seinem Volk. Bei
Umfragen geben neun von zehn an, die Politik
ihres Regierungschefs zu mögen.
Wladimir Putin
Wladimir Putin ist seit dem Jahr 2000 der
wichtigste Mann in Russland. Acht Jahre blieb
er an der Macht und wurde dann für vier Jahre
Ministerpräsident – also quasi der zweite Mann
im Staat. Seit 2012 ist der 62-Jährige wieder an
vorderster Front.
Russland ist das flächenmäßig größte Land
der Welt. Wer mit dem
Zug
von Moskau im
Westen nach
Wladiwostok
Die Karte zeigt das Gebiet der
ehemaligen Sowjetunion und des
heutigen Russland. 1991 wurde die
Sowjetunion aufgelöst und einzelne
ihrer Mitgliedstaaten – etwa Estland,
Lettland, die Ukraine oder Georgien –
wurden eigenständige Demokratien.
Zum Teil gehören sie heute zur EU.
im Osten reist, ist sechs Tage unterwegs. 140
Millionen Menschen leben in Russland, fast
doppelt so viele wie in Deutschland. Das Land
ist sehr reich an Öl und Gas und liefert die
Rohstoffe in die ganze Welt. Deswegen hat es
wirtschaftliche Macht.
Im 20. Jahrhundert war Russland das
größte Land der Sowjetunion, einem kommunistisch geprägten Riesenreich (siehe Karte).
Putin stammt aus der Sowjetunion. Er wurde
1952 in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, geboren. Dort studierte er Jura und ging
dann zum sowjetischen Geheimdienst. In den
1980er-Jahren arbeitete er in Dresden, deswegen spricht er sehr gut Deutsch.
Nachdem die Sowjetunion im Jahr 1991
zerbrach, setzten sich demokratische Strukturen in Russland durch, und das bislang
eher schlechte Verhältnis zum Westen
entspannte sich. Als Putin 2000 Präsident
wurde, hofften viele westliche Länder,
dass er demokratische Werte wie Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung hochhält. Diese Hoffnungen
haben sich aber nicht erfüllt. Heute ist das
Verhältnis zwischen dem Westen und Russland so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht
mehr. Putin hat nämlich im März 2014 russische Soldaten auf die ukrainische Halbinsel
Krim geschickt und das Gebiet kurzerhand
für russisch erklärt. Auch wird ihm vorgeworfen, mit Waffen und Soldaten den Krieg in
der Ostukraine zu unterstützen. Länder wie
Deutschland und die USA wollen das nicht
akzeptieren und belegen Russland seitdem mit
wirtschaftlichen Strafmaßnahmen.
Atemlos auf allen Kanälen
Sulfia Dilavirova
Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg
Der deutsche Schlager ist beliebter denn
je. Ein Grund dafür ist die Sängerin Helene
Fischer. Sie mischt klassischen Schlager mit
Pop. Damit trifft sie offensichtlich den Zeitgeist und zieht auch jüngere Leute in ihren
Bann.
Mit ihrem Hit „Atemlos durch die Nacht“
feiert sie den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Der Song landete 2014 in den deutschen
Jahressinglecharts auf Platz 1. Ihr aktuelles
Album „Farbenspiel“ hat sich bereits zwei
Millionen Mal verkauft. Bis Juli 2015 sind
knapp 50 Konzerte im Rahmen ihrer Tournee
„Farbenspiel – Live“ geplant, die
schätzungsweise 60 Millionen
Euro einbringen werden.
Dass die 30-Jährige so abräumt, liegt
nicht nur daran, dass sie gut aussieht, singen
und tanzen kann. Ihr Erfolg ist auch das
Ergebnis einer durchdachten Vermarktungsstrategie. Ihr Manager Uwe Kanthak hat die
Marke Fischer gekonnt aufgebaut. Dank seiner guten Kontakte hat er seinem Schützling
eine allgegenwärtige Präsenz verschafft. Helene Fischer hat ihre eigene Show beim ZDF
und ist ein willkommener Gast in anderen
Fernsehsendungen.
Nebenbei wirbt sie für die Kräuterbutter
Meggle, Haarfarben von Garnier und den
Fotos: Corbis | Klimentyev Mikhail/ITAR-TASS Photo; TOBIAS SCHWARZ/Reuters; Karte: TUBS, Ssolbergj
VW-Polo. Bei Douglas gibt es
Fischer-Parfüm und bei Tchibo
Fischer-Schmuck und -Mode. Im
eigenen Onlineshop können ihre
Fans zudem Uhren, Poster und
Kalender kaufen. Und demnächst ist die Sängerin auch
noch an der Seite von Schauspieler Til Schweiger im Tatort
zu sehen.
TIPP: Eine Übersichtsgrafik mit
noch mehr wirtschaftlichen Fakten
zu Helene Fischer gibt es als PDF unter: www.handelsblattmachtschule.
de/helene
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
April 2015, AUSGABE 33
Lauter IchBotschaften
Das Web ist voller Blogs. Autoren
können sie Einnahmen bescheren, und Unternehmen nutzen sie,
um bekannter zu werden.
Catrin Bialek
Handelsblatt Düsseldorf
B
ei dem Video „Mein Freund schminkt
mich“ gingen die Abrufzahlen förmlich
durch die Decke. Mehr als 180 000
Mal wurde der Film auf dem Youtube-Kanal
„Xlaeta“ bislang angeklickt. Video-Bloggerin
Xlaeta alias Julia, 18 Jahre jung und Abiturientin aus Rheinland-Pfalz, ließ sich in dem Film
von ihrem kosmetikunerfahrenen Freund
schminken. Ein Spaß für die Zuschauer: Bloggerin Julia sah hinterher aus, als wären zig
Farbtuben rein zufällig über ihrem Gesicht
ausgequetscht worden. „Ich weiß nicht, sonst
siehst du besser aus“, lautete der nüchterne
Kommentar des jungen Manns aus dem Off.
Youtuberin Julia ist eine von Abertausenden von Menschen, die die Republik mit
Filmen, Fotos und Texten beglücken. Sie
nennen sich Blogger. Gemeint sind Herausgeber oder Verfasser von Beiträgen, die in der
Ich-Perspektive formuliert sind und persönliche Meinung enthalten. Dabei setzt sich das
Kunstwort „Weblog“ aus den Begriffen „Web“
und „Logbuch“ zusammen, kurz „Blog“.
Die ersten Blogs tauchten Mitte der
1990er-Jahre auf. Damals hießen sie noch
Online-Tagebücher. Die Zahl der Blogs ist in
UNTERNEHMEN UND MÄRKTE 5
den vergangenen Jahren erheblich angewachsen. Verlässliche Statistiken zur Anzahl gibt es
bislang allerdings noch nicht.
Die Blogosphäre unterscheidet zwischen
verschiedenen Ausdrucksformen: Textblogger beschränken sich meistens auf schriftliche Beiträge, die oft mit Fotos angereichert
sind. Videoblogger nutzen, wie der Name
schon sagt, vor allem filmische Darstellungsformen. Wer die Onlineplattform Youtube
– die übrigens zum Internetkonzern Google
gehört – als Heimat für seinen Videokanal
nutzt, heißt kurz Youtuber. Beispiele sind
Die Schülerredaktion sagt:
»
Ein Blog muss immer am
Laufen gehalten werden, selbst
wenn die Personen mal keine
konkreten Ideen haben.
«
Kaja, Jahrgang 10
ten, sie zu unterhalten und sich werbewirksam
ins Gespräch zu bringen. Sie suchen aber auch
Kontakt zu anderen Bloggern und informieren
diese etwa über neue Produkte oder Aktionen.
Beliebt sind dabei Autoren, die eine Zielgruppe
ansprechen, die auch die Firma erreichen möchte. Die Idee dahinter:
Wenn der Blogger über das Unternehmen oder dessen Produkte
spricht – am besten natürlich positiv – transportiert er die Nachricht
im Grunde für das Unternehmen
an mögliche Käufer weiter.
Kann man denn davon leben,
werden viele Blogger oft gefragt.
Die meisten von ihnen – laut einer
Umfrage sind dies etwa 70 Prozent
– verdienen durchaus Geld mit
dem Verkauf von Werbeplätzen
auf ihren Seiten. Die Mehrheit
bleibt jedoch unter 300 Euro pro
Monat. Natürlich gibt es auch dabei wieder Ausnahmen. Alexander
Olma zum Beispiel. Der 35-Jährige
schreibt seit 2006 den „iPhoYoutube-Blog „Xlaeta“: Mein Freund schminkt mich.
neBlog.de“ und lockt damit inzwiLeFloid, Daaruum und Gronkh. Daneben gibt schen rund 250 000 Besucher pro Monat an.
es noch weitere Formen, wie etwa Fotoblogs Seinen Verdienst gab er in einem Interview
auf der Plattform Instagram. Diese gehört seit mit circa 3 000 Euro im Monat an. Seit 2010 ist
2012 zum Freundenetzwerk Facebook.
das Bloggen sein Hauptberuf. Er sagt: „Mein
Nicht nur Privatpersonen bloggen. Auch Plan für die Zukunft ist ganz einfach: So lange
Unternehmen nutzen diese Kommunikations- wie möglich weiter bloggen und mein eigener
form, um ihren Kunden Neuigkeiten zu berich- Chef sein – das finde ich wunderbar.“
INTERVIEW: „MAN MUSS EINE EIGENE NISCHE FINDEN UND DURCHHALTEVERMÖGEN ZEIGEN“
Die Bloggerin Jessica Weiß (28) hat 2012 das
Modeblogazine „Journelles“ gegründet. Neben
Mode schreiben sie und ihr Autorenteam
täglich über Beauty, Reisen und Living.
Wie sind Sie zum Bloggen
gekommen?
Das war reine Neugierde an dem
Medium. 2007 habe ich mit „LesMads“
meinen ersten Modeblog mit gegründet,
später dann „Journelles“. Ich konnte dadurch zwei Leidenschaften vereinbaren: Mode und
Schreiben.
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Was sind Ihre Ziele?
„Journelles“ ist inzwischen das führende Modeblogazine in Deutschland. Es hat monatlich
mehr als 350!000 Leser. Ich will die Marke
auch international noch bekannter machen
und die Internetseite vergrößern.
Ganz generell möchte ich aber vor allem
meinen Traum von der Selbstständigkeit
weiterhin ausleben.
Wie finanziert sich der Blog?
Wir verkaufen Bannerwerbung auf
unserer Seite und sogenannte
Advertorials – also journalis-
tisch aufbereitete Infotexte von Unternehmen.
Außerdem erhalten wir Provisionen von Firmen,
wenn sie aufgrund unseres Blogs Produkte
verkaufen.
Was ist Ihrer Ansicht nach Voraussetzung, um als
Blogger erfolgreich zu sein?
Man muss eine eigene Nische finden, aktuell sein
und Durchhaltevermögen zeigen. Auch sollten
Blogger ihre Seite stets weiterentwickeln. Die
Qualität muss stimmen – Content is king!
Die Fragen stellte die Schülerredaktion des
Handelsblatt Newcomers.
Foto: www.youtube.com/user/xLaeta; Jessica Weiß
6 HANDELSBLATT ERKLÄRT
April 2015, AUSGABE 33
Zähes Ringen
die Kommission substanzielle Fortschritte
braucht, um der skeptischen Öffentlichkeit
gute Argumente für TTIP präsentieren zu
Die Verhandlungen um das trans- können.“ So müsse es unter anderem unbedingt Bewegung bei dem Abbau der Zölle
atlantische Freihandelsabkomgeben.
men ziehen sich in die Länge.
Insgesamt sechs Verhandlungsrunden
Thomas Ludwig
sind für 2015 geplant. Ein zentrales Thema
Auszug aus einem Handelsblatt-Artikel
dabei ist, dass die EU-Kommission eine neue
vom 26.01.2015
Behörde oder Institution vorschlägt, deren
Mitglieder sich regelmäßig über laufende
llen Appellen zum Trotz: In Brüssel Gesetzesvorhaben beiderseits des Atlanglaubt kaum noch jemand daran, tiks austauschen. Kritiker sind alarmiert:
dass das transatlantische FreihanSie fürchten
nämlich, das
delsabkommen [TTIP]
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innerhalb der Ära des
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Selbst EU-Handelskomdritten. Der Schiedss
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missarin Cecilia MalmSeiten bin
ström hat eingeräumt, bis
Ende 2015 werde es wohl
allenfalls ein Vertragsgerüst geben.
Gespräche über den umstrittenen Investitionsschutz (siehe Spickzettel), der den
Amerikanern sehr am Herzen liegt, bleiben
vorerst auf Eis liegen.
Wirtschaftsvertreter setzen nun auf ein
EU-Handelskommissarin
gewisses Entgegenkommen Washingtons:
Cecilia Malmström
„Die Amerikaner müssen einsehen, dass
A
Ein Handelsblatt-Artikel mit
Erklärungen für Schüler
Diesmal zum Thema
Freihandelsabkommen
großer Konzerne auf die Gesetzgebung erhöhen.
Wann TTIP in Kraft treten könnte, ist
völlig offen. Denn noch ist ungeklärt, ob neben dem EU-Parlament auch die nationalen
Volksvertreter die Vereinbarung absegnen
müssen.
WAS BEDEUTET DAS?
Jeden Tag tauschen europäische
Unternehmen die unterschiedlichsten Waren mit Firmen aus anderen
Ländern aus. Ein Grund dafür ist,
dass etliche Produkte im Ausland
günstiger hergestellt werden.
Aber der Warenverkehr läuft nicht
immer reibungslos. Es gibt Zölle oder
verschiedene Vorschriften, mit denen
Regierungen verhindern, dass die
europäischen Unternehmen zu starke
Konkurrenz bekommen. Denn wenn
nun alle zum Beispiel die günstigeren
Produkte aus dem Ausland kaufen
würden, könnte es passieren, dass
Unternehmen in der EU schließen
müssten. Daher zahlen die Unternehmen aus dem Ausland Abgaben
Fotos: Corbis | Wiktor Dabkowski/ZUMA Press
(Zölle) auf ihre Produkte, was den
Preis erhöht. Manche Waren sind in
der EU aber auch gar nicht erst zugelassen, weil sie nicht den hiesigen
Hygienestandards oder technischen
Vorschriften entsprechen.
Was bringt TTIP der EU?
Die Volkswirtschaften der EU und
der USA leben stark vom Export. In
den letzten Jahren ist der allerdings
gesunken, unter anderem weil
Länder wie China, Brasilien und
Indien mehr Produkte ins Ausland
verkauft haben. Das transatlantische
Freihandelsabkommen (TTIP) soll
den Export von den USA und der EU
wieder mehr ankurbeln. Geplant ist,
dass die Zölle zwischen der EU und
den USA wegfallen. Dadurch könnten Unternehmen beider Seiten ihre
Waren schneller und in größeren
Mengen verkaufen, und Verbraucher
könnten billigere Produkte kaufen,
da sie die Abgaben nicht mehr
mitbezahlen müssten.
Was ist das Problem daran?
Wenn es eine gemeinsame Vereinbarung zwischen unterschiedlichen
Ländern gibt, müssen immer auch
viele nationale Gesetze angeglichen
werden. In der EU gelten in vielen
Bereichen strengere Regeln als in
den USA – etwa beim Tier-, Klimaoder Datenschutz. Die EU müsste
ihre gesetzlichen Standards daher
zum Teil absenken, damit US-Unternehmen überhaupt einen Marktzugang in der EU erhalten können. Um
die jeweiligen Auslandsinvestitionen
zu schützen, wird sogar über eine
gegenseitige Einflussnahme im
Gesetzgebungsverfahren verhandelt.
Normalerweise werden europäische
Gesetze aber von EU-Institutionen
beschlossen. Insofern diskutieren
Politiker gerade heftig darüber, wie
weit der Investitionsschutz (siehe
Spickzettel) überhaupt gehen darf.
Beate Faulborn
Institut für Ökonomische Bildung
Oldenburg
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
April 2015, AUSGABE 33
SCHÜLER SCHREIBEN FÜR SCHÜLER 7
Gründern unter die Arme greifen
Das Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO) unterstützt Personen, die ihr eigenes Unternehmen aufbauen. Die Schülerredaktion hat bei Geschäftsführer Jürgen Bath einmal genauer nachgefragt.
Was ist das Gründerzentrum?
Wir helfen jungen Unternehmen dabei, ihre
Geschäftsidee zu verwirklichen. Unsere Zielgruppe
sind innovative oder technologieorientierte Unternehmen, vor allem aus den Bereichen IT, Ingenieurwissenschaften und erneuerbare Energien.
Adresse und können sich mit anderen Firmen
austauschen. Außerdem ist die Miete bei uns etwas
günstiger als zum Beispiel in großen Büroparks,
weil wir finanzielle Unterstützung bekommen.
Derzeit sind 70 Firmen in Ihrem Haus. Tauschen
sich die Gründer auch untereinander aus?
Wie genau helfen Sie Gründern?
Dieses Netzwerk ist vielleicht der wichtigste
Wir nehmen ihnen viel OrganisaService, den das TGO bietet. Bei den 70 Firmen
torisches ab, damit sie sich auf
gibt es für jeden Bereich auch interessante Anihr Kerngeschäft konzentrieren
sprechpartner. Darüber
können. So können sie bei uns
hinaus haben wir
Büros, Labore oder Werkaber auch Kontakte
stätten mieten, die mit der
in Oldenburg, in der
notwendigen Technik –
Region, zu andeTelefon und Internet zum
ren Firmen, zur
Beispiel – ausgestattet
Hochschule,
sind. Daneben bieten wir
zur Politik und
den Firmen auch einen
zur VerwalSekretariatsservice an.
tung. Wo BeAuf diese Weise haben
darf besteht,
Jürgen Bath, Kaja Schönborn und
die Unternehmen von
versuchen wir
Hanne Hägele (v. l.)
vornherein eine feste
zu vernetzen.
Wie lange können die Gründer bei Ihnen bleiben?
Spätestens nach acht Jahren müssen sie das Zentrum verlassen, damit auch andere in den Genuss
der Vorteile kommen. Dadurch haben wir aber
auch immer eine spannende Mischung im Haus.
Wie wird das Gründerzentrum finanziert?
Wir haben anfangs einmalig staatliche Fördergelder vom Land Niedersachsen, vom Bund und der
EU erhalten, damit wir das Gebäude bauen konnten. Weil wir dadurch Baukosten gespart haben,
können wir die günstigere Miete anbieten. Jetzt
erhalten wir jährlich von der Stadt Oldenburg einen
kleinen Finanzzuschuss. Das macht die Stadt, weil
wir Wirtschaftsförderung betreiben. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen und die Rahmenbedingungen
für junge Unternehmen verbessern.
Die Fragen stellten Hanne Hägele und Kaja
Schönborn (Jahrgang 10), Mitglieder der Schülerredaktion. Eine Langversion gibt es unter:
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Schüler beziehen Standpunkt
Linus L. Bahun, Mark Offermann (Abiturienten)
Gesamtschule Hardt, Mönchengladbach
Wir stehen auf der Bühne eines Konferenzsaals in Berlin. Anlass ist ein Kongress des
Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger. Im Publikum sitzen etwa 80 Menschen,
die von uns wissen wollen, wie die Jugend
tickt und was junge Menschen bewegt. Eingeladen sind wir, weil wir vor vier Jahren zusammen mit der Lehrerin Dorothée Vollmer
und einigen Mitschülern die Schülerzeitung „standpunkt“ gegründet
haben. Wir wollten Inhalte, die für
junge Menschen relevant sind, so
aufbereiten, dass auch Schüler,
Studenten und Azubis sich dafür
interessieren. Unser Konzept, die
Artikel und das oft experimentelle Layout kamen offenbar an. Im
Lauf der Zeit haben wir einige Wettbewerbe
gewonnen.
Nach dem Abi haben wir kurzerhand
beschlossen weiterzumachen. Seitdem ist
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
„standpunkt“ ein eigenständiges Magazin.
Das Besondere: Wir arbeiten crossmedial.
Die Texte, Fotos, Videos und Audio-Mitschnitte, die unsere Redakteure – Schüler
oder Studenten – erstellen, erscheinen
sowohl auf unserer Webseite www.stand-
„standpunkt“-Teammitglieder
Nikolas Proksch, Paula Vollmer,
Linus Luka und Linda Bahun (v. l.)
punktonline.com als auch in einem
gedruckten Magazin. Beides vernetzen wir miteinander. So kann man
zum Beispiel im Magazin einen Text
über die Handynutzung an Schulen lesen.
Wer anschließend noch mehr wissen möchte, findet auf unserer Internetseite ein Inter-
view mit einer Medienexpertin. Wir glauben,
dass Print und Web sich gut ergänzen und
erreichen unsere Leser und User sowohl
unterwegs auf dem Smartphone als auch am
Wochenende, wenn sie das gedruckte Heft
auf der Couch lesen.
Damit Webseite und Heft pünktlich erscheinen, müssen wir wie ein Unternehmen arbeiten. Dafür gehen wir teilweise Kooperationen
mit Unternehmen ein. So druckt eine Printagentur unser Magazin zum Beispiel kostenlos.
Das wäre sonst sehr teuer. Dafür darf sie sich
auf einer Seite im Heft vorstellen und Exemplare frei als Eigenwerbung verteilen. Unsere
Autoren arbeiten honorarfrei für uns. Und Layout und die meisten Fotos machen wir selbst.
Der Fehlerteufel war da!
Kritische Leser haben es sicherlich
sofort gemerkt. In der FebruarAusgabe hat sich ein Fehler auf
Seite!!7 eingeschlichen. Natürlich ist Canberra die
Hauptstadt Australiens und nicht Sydney. Ein
dickes „Entschuldigung!“ an dieser Stelle.
Fotos: Privat
8 AUSZEIT
April 2015, AUSGABE 33
Stimmt es, dass …*
… die USA die größte Volkswirtschaft der Welt sind?
Hans Kaminski (Direktor IÖB) und Dieter Fockenbrock (Chefkorrespondent Handelsblatt)
Impressum
Herausgeber: Dieter Fockenbrock, V.i.S.d.P.
(Handelsblatt) und Hans Kaminski
(Institut für Ökonomische Bildung IÖB, Uni Oldenburg)
Redaktion: Melanie Rübartsch
Konzept: Katrin Eggert, Dieter Fockenbrock,
Hans Kaminski, Michael Koch
Art Director: Stefan Vieten
Koordination: Maren Kienaß, Melanie Rübartsch
Layout und Fotos: Sandra Janzsó, Corinna Thiel
Marketing und Vertrieb: Verena von Hugo
Englische Übersetzung: John Dalbey für PONS GmbH
Verlag: Handelsblatt GmbH
Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender),
Frank Dopheide, Claudia Michalski, Ingo Rieper
Kasernenstr. 67, 40213 Düsseldorf, Tel.: +49 (0) 211-887-0
Druck: kuncke druck GmbH,
Kornkamp 24, 22926 Ahrensburg
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Linus Luka Bahun, Mark
Offermann, Lehrer und Schüler der Helene-Lange-Schule
Oldenburg (Ortrud Reuter-Kaminski, Victor Borghardt,
Hanne Hägele, Yannoh Mügge, Tomma Otzen, Lea Parisius, Kaja Schönborn, Lea Schönborn, Imke Thomssen,
Fleming Wiesner)
Fragen und Feedback: [email protected]
Handelsblatt Newcomer erscheint alle zwei Monate.
Lehrkräfte können den Handelsblatt Newcomer für ihre
Schüler kostenlos bestellen:
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Programme mit
freundlicher
Unterstützung
von:
Bildmaterial mit
freundlicher
Unterstützung
von:
Handelsblatt Newcomer
auf Englisch
Schüler und Lehrer können eine englische
Übersetzung des Handelsblatt Newcomers
auf unserer Internetseite kostenlos als PDF
herunterladen. Mehr Infos unter:
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
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handelsblattmachtschule
gibt es noch mehr aktuelle
Wirtschaftsnachrichten und Informationen
zur ökonomischen Bildung. Willkommen sind
auch Meinungen zum Handelsblatt Newcomer oder eigene Themenideen.
Foto: Sebastian Damberger
Die Rangliste der Länder mit hoher Wirtschaftsleistung führen die USA
an. Doch Wirtschaftsgröße und Reichtum sind zweierlei.
D
ie USA stehen mit ihrer Wirtschaftsleistung unangefochten an der Spitze.
Rund jede fünfte in der Welt produzierte Ware oder Dienstleistung ist amerikanisch.
17,5 Billionen US-Dollar, rund 16
Billionen Euro, betrug das amerikanische Bruttoinlandsprodukt
(BIP) 2014. Das BIP gibt den Gesamtwert aller Güter an, die in einem Jahr innerhalb eines Landes
hergestellt werden. Ökonomisch
betrachtet sind die USA damit
etwa genau so groß wie die 28 EUStaaten zusammen.
Auf Rang 2 der weltweit größten Volkswirtschaften rangiert China mit einer
Wirtschaftsleistung von rund zehn Billionen
US-Dollar. Sollte das Land das hohe Wachstum
der Vergangenheit halten, könnte es in etwa
zehn Jahren die USA an der Spitze ablösen.
Angesichts ihrer Größe haben China und
die USA viel Einfluss auf die Entwicklung der
Weltkonjunktur. So half unter anderem ein
gigantisches Konjunkturprogramm Chinas der
gesamten Welt dabei, die schwere Wirtschaftskrise 2009 zu überwinden.
Allerdings wäre es ein Fehler, „Größe der
Wirtschaft“ mit „Reichtum“ gleichzusetzen. Um zu sehen, wie reich ein Land
ist, muss man das BIP ins Verhältnis zur
Einwohnerzahl setzen. Dann stehen
plötzlich Länder mit wenig Einwohnern
an der Spitze: Luxemburg, Norwegen,
Katar oder die Schweiz. Die USA mit
ihren knapp 320 Millionen Einwohnern
sind lediglich Neunter. Mit rund 53 000
US-Dollar ist ihr BIP pro Kopf nur knapp
halb so hoch wie das von Luxemburg. Deutschland ist 18., China auf Platz 38.
Axel Schrinner
Handelsblatt Düsseldorf
*Die Fragen für „Stimmt es, dass!...“ stellen Schüler. Vorschläge könnt ihr uns schicken unter: [email protected]
!
GEWINNSPIEL
Sortiere die Silben in der richtigen Reihenfolge, so dass sich ein sinnvoller Satz ergibt. Die Aussage bezieht sich auf ein Thema dieses Handelsblatt Newcomers. Gehe
auf www.handelsblattmachtschule.de/newcomer und trage den Lösungssatz
und deine E-Mail-Adresse ein. Zu gewinnen gibt es insgesamt fünf Powerbanks von
Intenso mit einer Akkukapazität von je 5200 mAh.
bereiche.
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Einsendeschluss ist der 1. Juni 2015.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg!
Newcomer
Der nächste H
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Darin geht es unter and
USREISEN.
GESCHÄFT MIT FERNB
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Medizin – Gesundheit
Forschung – Wirtschaft.
APRIL 2015
Forschergeist im Klassenzimmer
DIE FORSCHERIN
Krebszellen.
SEITE 2
DIE VERMITTLERIN
Patienten Medizinerlatein.
SEITE 3
DER KÜNSTLER
mann lehrt
Medizin mit
Farbe und
Pinsel.
SEITE 4
Die Themen Gesundheit und
Medizin tauchen im Unterricht
selten auf. Es gibt
gute Gründe, das zu ändern.
G
esundheit geht uns
alle an. Nicht nur, weil
wir alle einmal krank
werden und dann froh sind,
und am Fortschritt mitwirkt, ist
geist hinbringen und wie dieser
die Gesellschaft voranbringen
kann, zeigen die Porträts auf
ner Gesellschaft herzustellen“,
schen Klinikums, der Berliner
Charité, überzeugt.
rem Elternhaus kennengelernt
diese Wahl aber
Streben der Menschen nach
Linderung und Heilung
4,4 Mio.
von Krankheit und Leid
Menschen
wäre zudem mancher
arbeiten im
Gesundheitslich gewesen“, sagt
wesen.
unsere Gesellschaft so
sehr wie Gesundheit
und Medizin. Pro Jahr
erwirtschaft er zehn
Fähigkeiten
Neigungen.
und
„Es
Die Branche setzt pro
Jahr über 250 Mrd. Euro
um. Das sind zehn
Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
lich, dass Schüler mehr über die
Besonderheiten, die alltäglichen
die in Gesundheit involvierten
Berufe haben in den letzten
felder lernen“, fordert Professor
zung dafür, dass jeder gleiche
nen Gesellschaft hat. „Dass
junge Menschen mehr über
die Bedeutung von Gesundheit
zichtbare Voraussetzung, um
www.bayer-stiftungen.de
dieser Branche arbeitet, liegt
immerhin bei zehn Prozent.
„Und die Wahrscheinlichkeit,
dass er dort Sinnstiftung erlebt
nischen Kenntnissen ein hohes
zin vor. Sie alle
gehören zu dem
Kreis derer, die
fördert werden,
mes Ziel: anderen Menschen
zu helfen.
IMPRESSUM
Bayer-Stiftungen
Kaiser-Wilhelm-Allee 1
51368 Leverkusen
www.bayer-stiftungen.de
Layout: Sandra Janzsó
sönliches Engagement.
Bilder mit Unterstützung von Corbis | Fotos: Das Kunstwerk zum Thema „Herz-Uhr“ stammt von Tara (10); moodboard/Corbis
II SONDERSEITEN
„Eine tolle Erfahrung“
Forscherin aus
Überzeugung
Kathleen Opoku (32) ist interne Unternehmensberaterin bei Bayer. 2014 ging
sie im Rahmen des Stiftungsprogramms
„Bayer People Care For Society“ für zwei
Monate nach Tacloban auf den Philippinen. Sie wollte da helfen, wo der Taifun
Haiyan das Leben vieler Einheimischer
durcheinandergewirbelt hat.
Wie haben Sie vor Ort geholfen?
zubekommen, wo die Probleme liegen, und
gemeinsam mit den Managern, Ärzten und
Schwestern Lösungen erarbeitet.
Warum haben Sie sich sofort gemeldet für
den Hilfseinsatz?
als Jugendliche Geheimnissen
der Natur auf den Grund.
gegen Hirntumore.
D
säure Krebszellen aggressiver macht und
abrufen kann. Diese Erkenntnis könnte
schungen den „Bayer Early Excellence in
uf den
Blättern sind kleine Stäbchen, die so dicht
den, grundlegende Zusammenhänge zu
begreifen. „Nur so können wir die Krankheit
die Medizinerin weitergeben. Sie engagiert
sich für Nachwuchsforscher
Schule studierte sie Medizin
und molekulare Zellbiologie.
Heute leitet die Ärztin eine
ken, Dinge zu hinterfragen.
„Im Unterricht müsste es
zentrum in Heidelberg und
ten auf eigene und nicht auf
bereits vorgegebene Fragen
nik Heidelberg ihren Facharzt
Hat sich Ihre Erwartung erfüllt?
Mehr als das. Ich hatte das Gefühl, dass
ich Kindern, die Schreckliches erlebt haben,
Nachwuchswissenschaftler.
„Wenn ich meine Patienten behandele,
mit einer Luftschicht in Berührung“, erklärt
bei dem Wettbewerb „Jugend forscht“.
„Die Frage nach dem Warum hat
mich schon immer interessiert“, erzählt
ren Bereich zu sammeln. Zudem konnte ich
unmittelbar erleben, was wirklich wichtig ist.
darum ging es gar nicht. Für sie war es ein
Highlight, etwas vom anderen Ende der Welt
zu hören und zu wissen, dass sich Menschen
aus der Ferne für ihr Schicksal interessieren
und helfen wollen. Das zu zeigen ist in ihrer
Situation viel wichtiger!
fache Mutter. Und Schüler
müssten dabei auch einmal
scher werden möchte, braucht ohnehin
men mit Kollegen fand sie etwa heraus,
www.bayer-stiftungen.de
Fotos: Corbis | Lee Frost/Robert Harding World Imagery; Clark/Imagemore Co., Ltd.; privat
SONDERSEITEN III
reits in der ersten Woche mit Einsendungen.
dierende an, ob sie mit übersetzen wollten.
F
land, Österreich und der Schweiz tätig. Die
Übersetzungen folgen einem bestimmten
chen wollte, was anderen Menschen
hilft und kommunikativ ist. Inzwischen hat
Noch während ihres Medizinstudiums hat
können Patienten medizinische Befunde, die
sie nicht verstehen, kostenlos hochladen.
Medizin studenten
und Ärzte, die
ehrenamtlich
für die Initiative
tätig werden,
„Die Idee entstand, nachdem mir eine
Freundin einen Befund ihrer Mutter gezeigt ben. Jeder neue Helfer schickt seine ersten
Versuche zunächst an
hatte“, erinnert sich
Wir sorgen dafür,
die Ärztin. Die Familie
dass Patienten auf Augenhöhe mit
war sehr besorgt. Vor
Ärzten reden können.
20 Jahren hatte die
Mutter Brustkrebs, und nun stand wieder
kann er direkt mit Patienten kommunizieren.
Dass die Qualität der Übersetzungen
reiben. „Ich konnte meiner Freundin den
Bericht erklären und ihr damit helfen, über
wollen wir nicht nur den Patienten helfen,
Diese Ohnmacht von Patienten fand die
nehmerin. Dabei setzen die Gründer derzeit
zise mit unseren Kollegen austauschen
zu können. Den Patienten, denen wir
eigentlich helfen wollen, nützt das aber
nichts. Es grenzt sie sogar aus“, kritisiert
die Dresdenerin. Von ihrer Idee konnte
sie ihren heutigen Ehemann Johannes
tät Dresden das bundesweit erste Wahlfach
jekte im Gesundheitsbereich auszeichnet.
den. „Wir sorgen dafür, dass Patienten auf
gen. Nach gerade einmal
vier Tagen war das erste
machen Medizinern bewusst, wie wichtig
„Was hab
VON MEDIZINERLATEIN ZU PATIENTENDEUTSCH – AUSZUG AUS EINER „WAS HAB’ ICH?“-ÜBERSETZUNG
Im Originalbefund steht:
Distension vor drei Wochen
Befund:
Übersetzung: Vor drei Wochen
an der ventralen Zirkumferenz des
Übersetzung:
mark ist der Ort, an dem das Blut
gebildet wird. Es füllt die Hohlräume
sieht bei Ihnen am hinteren Teil
einlagerungen in das Knochenmark
Übersetzung:
verändert aus. Der
es zur Überdehnung der Muskeln.
form, in der Flüssigkeiten besonders
Muskels werden langgezogen. Sie
www.bayer-stiftungen.de
Befund:
an der dorsalen Zirkumferenz
schreibt
diese
Veränderung als
Fotos: Amac Garbe / ein-satz-zentrale.de; SEBASTIAN KAULITZKI/Science Photo Library/Corbis
IV SONDERSEITEN
„Prävention auf
neuen Wegen“
mittelt Schülern Grundkenntnisse ihrer
Körper- und Sinnesfunktionen mit Hilfe
der Kunst. Er war bereits mehrfach Sieger des Bayer-Ehrenamtsprogramms.
Was ist Ihr Ziel?
Wir wollen Schülern auf altersgerechte
medizinische Darstellungen in die Hand.
Das war die Initialzündung. Ich habe zu dem
früh und dauerhaft vermitteln, wie wichtig es
ist, seine Gesundheit aktiv zu schützen. Die
Kinder und Jugendlichen können auf diese
Weise Medizin besser begreifen. Das leistet
der Schulunterricht sonst eher selten.
Warum ist eine frühe Förderung von Gesundheitskompetenz wichtig?
dienst in Berlin Reinickendorf gearbeitet und
hatte daher viele Kontakte zu Kindergärten
und Schulen. 1995 habe ich dann Schüler
einer 10. Klasse gezielt gefragt, ob sie nicht
beiten. So entstand das erste Projekt: „Das
Herz im Surrealismus“.
Was passiert bei Ihren Projekten?
ma künstlerisch um. Die Themen sind
vielfältig: Unsere Sinne, das Herz,
gegedanken. Die Projekte strahlen bisweilen
sogar auf die Erwachsenen ab. Bei einem
Film den Unterschied zwischen einer
tersuchungen durchführen. Beim
Projekt „Herz“ hören sie etwa
Herztöne ab, fühlen den Puls
oder messen Blutdruck.
chen. Sie hörte danach auf.
Die Workshops gibt es bereits seit
1995. Wie ist die Idee entstanden?
Das Kunstwerk malte die elfjährige Emilie im Projekt
Frauen. Sein Unternehmen Discovering Hands bildet sie zu Medizinischen Tastuntersucherinnen aus.
Z
entimeter für Zentimeter ertasten die
erkranken, sind umso höher, je früher der
Tumor entdeckt wird“, erklärt der Mediziner.
höhlen bis zum Busenansatz. Sie ist auf der
Suche nach kleinsten Knoten im Gewebe.
eine wichtige Rolle. Blinde Menschen haben
einen nachweislich überlegenen Tastsinn.
gründete er Discovering Hands. „
lungschancen von Frauen, die an Brustkrebs
suchungsmethodik für stark sehbehinderte
Frauen. Sie können sich in neun Monaten zur
zwischen in Deutschland.
schen nun sogar in zweierlei Hinsicht: „Wir
derter Menschen.“ Hierfür wurde er 2014 mit
Demonstration einer Tastuntersuchung.
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Fotos: Das Kunstwerk zum Thema „Herz-Uhr“ stammt von Emilie (11); privat; discovering hands®