NDR Hörspiele - NDR Kultur Karte
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JUL-DEZ 12 NDR Hörspiele Inhalt Juli Alle Sendungen im Monatsüberblick Hörspiel im Planetarium Seite 03 Seite 11 NDR Kultur Hörspiel NDR Kultur ARD Radiofestival documenta meets radio – radio meets documenta NDR Info Hörspiel NDR Info Kriminalhörspiel NDR Info Kinderhörspiel Seite 12 Register Frequenzübersichten NDR Kultur und NDR Info Impressum | Fotonachweis Seite 80 Seite 82 Seite 83 Seite 28 Seite 36 Seite 53 Seite 69 Die Termine für die N-JOY Hörspiele finden Sie unter n-joy.de oder ndr.de/n-joy. 2 NDR Kultur NDR Info NDR Info mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel 01.07. Hörspiel entfällt 04.07. 07.07. 08.07. Zum 50. Todestag | William Faulkner Requiem für eine Nonne Seite 12 Philip Meyer Rost (II) Ursendung Seite 53 Arno Schmidt Seelandschaft mit Pocahontas Seite 36 11.07. 14.07. 15.07. Davide Carnevali Sweet Home Europe Seite 13 Radio Tatort Thilo Reffert Altes Eisen Seite 53 Zum 85. Geburtstag | Ludwig Harig Ein Blumenstück Seite 36 18.07. 21.07. 22.07. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) Georges Simenon Der Mann, der den Zügen nachsah Seite 54 André Herzberg Gespräch mit meiner Mutter Seite 37 25.07. 28.07. 29.07. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) Yishai Sarid Limassol Seite 55 Iris Hanika Treffen sich zwei Seite 38 Die so gekennzeichneten Hörspiele können Sie noch eine Woche lang in der NDR Mediathek unter ndr.de/mediathek nachhören. Die Radio Tatort-Hörspiele stehen zum Download zur Verfügung unter http://radiotatort.ard.de 3 August September NDR Kultur NDR Info NDR Info NDR Kultur NDR Info NDR Info mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel 01.08. 04.08. 05.08. 01.09. 02.09. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) John S. Cooper Das fünfte Flugzeug (I) Seite 56 Zum 50. Todestag von Marilyn Monroe | Dieter Philippi Das erste Stück Seite 39 Susanne Ayoub Marie. Ein Fall Seite 58 David Safier Mieses Karma (I) Seite 42 08.08. 11.08. 12.08. 05.09. 08.09. 09.09. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) John S. Cooper Das fünfte Flugzeug (II) Seite 56 Tokutomi Roka Natur und Menschenleben Seite 39 ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) Batya Gur Denn am Sabbat sollst Du ruhen Seite 58 David Safier Mieses Karma (II) Seite 42 15.08. 18.08. 19.08. 12.09. 15.09. 16.09. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) ARD Radio Tatort Dirk Schmidt Baginsky Seite 56 Joël Pommerat Dieses Kind Seite 40 LiebesVerhängnis Michael Farin Der blaue Engel Seite 13 ARD Radio Tatort Katja Röder | Fred Breinersdorfer Tödliche Kunst Seite 59 Falk Richter Electronic City Seite 42 22.08. 25.08. 26.08. 19.09. 22.09. 23.09. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) Thomas Glavinic Der Kameramörder Seite 57 Jan Georg Schütte | Wolfgang Seesko Der Alltag des Herrn Held Ursendung Seite 41 Guido Gin Koster Auf Wiedersehen Vater Ursendung Seite 14 Andreas Veiel | Gesine Schmidt Der Kick Seite 60 A. L. Kennedy Paradies Seite 43 29.08. 26.09. 29.09. 30.09. ARD Radiofestival (vom 14.07. – 08.09.2012) Jens Rachut Gott in der Falle Seite 15 Zum 70. Geburtstag Donna Leon Acqua alta (I) Seite 61 Matthias Wittekindt Die Ziege Ursendung Seite 44 4 5 Oktober November NDR Kultur NDR Info NDR Info NDR Kultur NDR Info NDR Info mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel 03.10. 06.10. 07.10. 03.11. 04.11. Erich Loest Ratzel speist im „Falco“ Seite 16 Zum 70. Geburtstag Donna Leon Acqua alta (II) Seite 61 Anthony McCarten Superhero Seite 45 Hörspiel entfällt wegen NDR Jazz Nacht live Anne Krüger Blind Seite 48 10.10. 13.10. 14.10. 07.11. 10.11. 11.11. Jiro Taniguchi Vertraute Fremde Ursendung Seite 17 ARD Radio Tatort Friedemann Schulz Vorahnung Seite 61 Thomas Harlan Veit Seite 45 W. G. Sebald Austerlitz Seite 21 Claudia Piňeiro Der Riss Ursendung Seite 63 ARD Hörspieltage (07. – 11.11.2012) Deutscher Hörspielpreis der ARD (Siegerstück) Seite 48 17.10. 20.10. 21.10. 14.11. 17.11. 18.11. Hermann Kretzschmar Nach Texten von Alfred Lichtenstein Kuno Kohns Capriccio Seite 18 William Boyd Ruhelos (I) Seite 62 Ulrike Almut Sandig Unter Wasser Seite 46 Zum 150. Geburtstag von Gerhart Hauptmann | Erich Kuby Der Sonderzug Seite 22 ARD Radio Tatort Robert Hültner Der Stalker Seite 64 ARD Themenwoche „Leben mit dem Tod“ | Lisa Stadler Frau Hegnauer kommt Seite 49 24.10. 27.10. 28.10. 21.11. 24.11. 25.11. Susanne Amatosero Mercury Ursendung Seite 19 William Boyd Ruhelos (II) Seite 62 Florian Zeller Die Wahrheit Ursendung Seite 47 ARD Themenwoche „Leben mit dem Tod“ | Mirko Bonné Wie wir verschwinden Ursendung Seite 23 Zum 100. Geburtstag Francis Durbridge Tief in der Nacht Seite 64 Josep Maria Benet i Jornet Die Verweigerung Seite 49 31.10. 28.11. LiebesVerhängnis Margriet de Moor Kreutzersonate Seite 20 LiebesVerhängnis Heiner Müller Quartett Seite 23 6 7 Dezember Kinderhörspiele im Mikado-Programm NDR Info NDR Kultur NDR Info NDR Info NDR Info mittwochs 20.05 Uhr sonnabends 21.05 Uhr Das Kriminalhörspiel sonntags 21.05 Uhr Das Hörspiel sonntags und an Feiertagen 14.05 – 15.00 Uhr 01.12. 02.12. 01.07. 28.10. 16.12. Peter Høeg Die Frau und der Affe (I) Seite 65 Sam Bobrick | Julie Stein Die unerhörten Abenteuer von Sheldon & Mrs. Levine Seite 50 Katrin Wiegand | Kai Schwind Die Alsterdetektive Seite 70 Judith Kerr Als Hitler das rosa Kaninchen stahl Seite 72 Barbara Robinson Hilfe, die Herdmanns kommen! Ursendung Seite 75 05.12. 08.12. 09.12. 23.09. 11.11. 23.12. Zum 70. Geburtstag Peter Handke Hörspiel Nr. 2 Seite 24 Peter Høeg Die Frau und der Affe (II) Seite 65 Patricia Highsmith Verwunschene Fenster Seite 51 Walter Wippersberg Schlechte Zeiten für Gespenster Seite 70 Live beim Kinderhörspieltag! Karl May Der Schatz im Silbersee Seite 73 Charles Dickens A Christmas Carol – Ein Weihnachtsabend Ursendung Seite 75 12.12. 15.12. 16.12. 03.10. 18. | 25.11. 26.12. Eckhard Henscheid | Bernd Eilert Eckermann und sein Goethe Seite 25 ARD Radio Tatort Elisabeth Herrmann Chicken Highway Ursendung Seite 66 Stendhal Rot und Schwarz (I) Seite 51 Oscar Wilde Das Gespenst von Canterville Seite 71 Bettina Obrecht Designerbaby (I+II) Seite 74 Stefan von Löwis of Menar | Laura Schubert Sanjay und sein Meister Seite 77 19.12. 22.12. 23.12. 14. | 21.10. 30.11. 30.12. LiebesVerhängnis Emily Brontë Sturmhöhe (I) Ursendung Seite 26 Antonio Muňoz Molina Der Winter in Lissabon Seite 67 Stendhal Rot und Schwarz (II) Seite 51 Heidi Knetsch | Stephan Richwien Der große Baresi (I+II) Seite 72 20.03 bis 1.00 Diverse Autoren Burgen, Ritter, Spukgewitter Seite 74 Johan Bargum Der erste Schnee Seite 77 26.12. (Weihnachten) 29.12. 30.12. LiebesVerhängnis Emily Brontë Sturmhöhe (II) Ursendung Seite 26 Graham Greene Der dritte Mann Seite 67 Stendhal Rot und Schwarz (III) Seite 51 8 9 Sondertermine NDR Hörspiel im Planetarium ARD Radiofestival 2012 Einmal im Monat laden wir Sie ein zu einer akustischen Reise unter nächtlichem Sternenhimmel. Zu fernen und nicht so fernen Galaxien, zur Begegnung mit dem Fremden und dem Eigenen, dem Außen und Innen. Wir präsentieren Ihnen Literatur-Adaptionen, Krimis, Science Fiction, Boulevardeskes, Klassiker der Hörspielgeschichte und Modernes. documenta meets radio – radio meets documenta NDR Kultur sonntags 22.05 Uhr 15.07. 05.08. 02.09. Alf Mentzer Die Kunstschauen documenta 1 – 3 Seite 28 Christoph Derschau | Martina Kothe documenta und Politik – Der redliche Querkopf oder Die Demokratie des Joseph Beuys und Gespräch mit Ai WeiWei Seite 30 Tarek Atoui La Lutherie Part 2 Seite 34 22.07. Lívia Páldi To be Corrected - wird korrigiert Seite 28 29.07. Peter Moritz Pickshaus Agentur für geistige Gastarbeit – Porträt des Ausstellungsmachers Harald Szeemann Seite 29 12.08. Dieter Roth Radiosonate Nr. 1 Seite 31 19.08. Carsten Nicolai Teslas Zahn Seite 32 26.08. On Kawara One Million Years (Past and Future) Seite 33 10 03.07. Raymond Chandler Der lange Abschied (2 Teile) | 19.30 Uhr 07.08. Paco Taibo II Mörderisches Land | 19.30 Uhr 04.09. Peter Høeg Die Frau und der Affe (2 Teile) | 19.30 Uhr 02.10. Daniel Glattauer Alle sieben Wellen | 19.30 Uhr 06.11. Florian Zeller Die Wahrheit | 19.30 Uhr 04.12. Claudia Piňeiro Der Riss | 19.30 Uhr Planetarium Hamburg | Hindenburgstraße 1 b (Stadtpark) 22303 Hamburg | Telefon (040) 428 86 52 11 www.planetarium-hamburg.de | [email protected] 11 NDR Kultur | mittwochs 20.05 Uhr Übersetzung aus dem Amerikanischen und Hörspielbearbeitung: Willy H. Thiem Regie: Leopold Lindtberg Mit Peter Lühr, Heidemarie Hatheyer, Carl Kuhlmann, Gisela Mattishent, Paul Bühlmann, Alfons Höckmann, Hans Krassnitzer, Erwin Parker und Sigfrit Steiner HR 1955 | 87 min. William Faulkner Zum 50. Todestag | William Faulkner Davide Carnevali Sweet Home Europa Mittwoch 11.07. | 20.05 Uhr Requiem für eine Nonne Mittwoch 04.07. | 20.05 Uhr „The past is not dead, it is not even past“. – „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.“ – So lautet einer der wohl berühm testen Sätze aus dem einzigen Bühnenstück des amerikanischen Romanciers und Nobelpreisträgers. Das Drama, der dialogisierte Mittelteil des 1949 entstandenen gleichnamigen Romans, erlebte – noch vor dem Broadway – im Oktober 1955 am Schauspielhaus Zürich seine Uraufführung. Das schwarze Kindermädchen Nancy Mannigoe, eine ehemalige Prostituierte, tötet das Kind ihrer weißen Herrin Temple Stevens. Dafür wird sie zum Tode verurteilt. In Rückblenden wird die Vorgeschichte der Tat aufgerollt. Die wirkliche Schuldige ist nicht Nancy, sondern die Mutter des Kindes, Temple. Nancy beging die Tat, um ihre Herrin davor zurückzuhalten, der Sünde und der Faszination des Bösen zu verfallen. Mit „Requiem für eine Nonne“ schließt Faulkner an seinen bereits 25 Jahre zuvor erschienenen Roman „Sanctuary“ (Freistatt) an, der zu den zentralen Werken seiner „Südstaaten Sage“ gehört. Das Hauptthema auch hier, neben der Schilderung der schwülen Dekadenz des amerikanischen Südens, die Frage nach der Möglichkeit, „das Böse“ in unserer Welt zu überwinden. Leopold Lindtberg, der Regisseur der Züricher Uraufführung, inszenierte mit derselben Besetzung auch die Hörspielfassung des Dramas. Ein Mann – viele Männer, eine Frau – viele Frauen, ein anderer Mann und sein Vater, sein Großvater, sein Urgroßvater, ein Sohn … Alles, was hier passiert, passiert im selben Land in unterschiedlichen Epochen. Oder in unterschiedlichen Ländern in derselben Epoche. Im Grunde ist es nicht einmal von Bedeutung, wo und wann es passiert. Es ist Geschichte, die sich im kontinuierlichen Aufeinandertreffen von Zivi lisationen und den daraus entstehenden Konflikten ewig zu wieder holen scheint. Gekonnt spielt Carnevali mit der Vielschichtigkeit von Beziehungen, den Abhängigkeiten zwischen ungleichen Partnern, der Begegnung zwischen Europäern und Nicht-Europäern, die Unkenntnis und gegenseitiges Misstrauen offenbaren. Er entwirft dabei ein vielschichtiges Panorama zur Frage Europa und Migration. Hörspiel am Mittwoch 12 Mit Sebastian Becker, Vadim Glowna, Hedi Kriegeskotte, Thomas Neumann, Michael Rotschopf, Jannis Zotos (Oud und Saz), Nasser Kelada (Percussion) DKultur 2011 | 89 Min. Davide Carnevali, Jahrgang 1981, arbeitet als Autor, Publizist und Übersetzer in Italien, Deutschland und Spanien. Seine Stücke wurden mehrfach ausgezeichnet (u. a. mit dem „Premio Borello per la nuova drammaturgia“) und zuletzt für den „Premio Riccione per il Teatro“ nominiert. Seine Variationen über das Kraepelin-Modell gewannen 2009 den Hörspielpreis des Berliner Stückemarkts und wurden daraufhin, ebenso wie Sweet Home Europa als Hörspiel produziert. Michael Farin William Faulkner, am 25.9.1897 in New Albany (Mississippi) geboren, entstammt einer im amerikanischen Bürgerkrieg verarmten aristokratischen Südstaatenfamilie. Im Ersten Weltkrieg wird er als Flieger schwer verwundet. Er veröffentlicht 1926 seinen ersten Roman „Soldiers’ Pay“ (Soldatenlohn). Er lebt von nun an in dem Provinzstädtchen Oxford (Miss.), wo seine bedeutendsten Romane und Erzählungen entstehen, ein „Sittengemälde“ des amerikanischen Südens. „The Sound and the Fury“ (dt. Schall und Wahn; 1929) gilt als sein bedeutendstes Werk. 1950 erhält er den Nobelpreis, am 6. Juli 1962 in Byhalia (Mississippi) gestorben. Übersetzung aus dem Italienischen: Sabine Heyman Komposition und musikalische Bearbeitung: Michael Rodach Regie: Giuseppe Maio Der Blaue Engel Nach dem Film von Josef von Sternberg Mittwoch 12.09. | 20.05 Uhr Der Film „Der Blaue Engel“ (1930) von Josef von Sternberg ist ein Mythos, der Roman „Professor Unrath“ (1905) von Heinrich Mann ein Hauptwerk der deutschen Literatur. Das Hörspiel versucht, die Strukturen des herausragenden Drehbuchs und Films transparent zu machen, indem es diese aufregende und anrührende Geschichte aus einer vergangenen Zeit Sequenz für Sequenz erzählt: LiebesVerhängnis Komposition: Zeitblom Regie: Bernhard Jugel Mit Martin Umbach, Beate Himmelstoß, Nadeshda Brennicke, Jens Harzer, Franziska Ball, Stefan Wilkening u. a. BR 2008 | 74 Min. Juli | September 13 Prof. Dr. Immanuel Rath, bärtiger Gymnasialprofessor in einer kleinen Hafenstadt, erfährt, dass seine Schüler das zwielichtige Lokal „Der Blaue Engel“ frequentieren, angezogen von einer verruchten Sirene namens Lola-Lola, Star einer kleinen Kabarett-Truppe. Von moralischer Entrüstung getrieben und nicht ohne sexuelle Neugier wagt sich der Professor in die Lasterhöhle. Statt dort aber dem jugendlichen Treiben ein Ende zu machen, verfällt er dem Zauber und Charme Lola-Lolas. Es ist der Beginn seines sozialen Abstiegs. Der internationale Erfolg des Films war enorm und Marlene Dietrich mit einem Schlag weltberühmt. Vor allem ihr Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt und sonst gar nichts“ ging um die Welt. Prof. Rath ist der Liebe und Erotik Lolas nicht gewachsen. Die National sozialisten konnten dieses Obsiegen einer femme fatale über einen deutschen Lehrer nicht ertragen: Sie verboten den Film 1933. Michael Farin, 1953 in Rotenburg an der Wümme geboren, studierte Literatur und Philosophie. Er ist tätig als Verleger der „Edition Belleville“, Übersetzer, Autor und Kurator. Seit 1980 auch zahlreiche Hörspielarbeiten, und Features . Seine Hörspielfassung von „Metropolis“ nach Thea von Harbou wurde „Hörspiel des Jahres 2001“. Farin lebt in München. Regie: Beate Andres Mit Wolf-Dietrich Sprenger, Sebastian Rudolph u. a. NDR 2012 | ca. 60 Min. | Ursendung Guido Gin Koster Auf Wiedersehen Vater Mittwoch 19.09. | 20.05 Uhr Bei der Beerdigung seiner Mutter begegnet der vierzigjährige David seinem Vater. Er hat ihn seit mehr als fünfunddreißig Jahren nicht mehr gesehen. Dessen Einladung zu einer Bootsfahrt auf der Corette, einem französischen Fluss, nimmt er an. Schnell wird klar, dass der Vater vor einer mehrjährigen Haftstrafe, die er wegen geschäftlicher Unregelmäßigkeiten zu verbüßen hat, „reinen Tisch“ mit seiner Vergangenheit machen will. Er ist ein Aufsteiger, der bis zu seiner Ver urteilung mehrere Nachtclubs in Hamburg, Genf und verschiedenen Großstädten besaß. David beäugt den omnipotenten Patriarchen mit Misstrauen. Schließlich gibt es ein Geheimnis, das der Vater während Hörspiel am Mittwoch 14 der Bootsfahrt nach und nach enthüllt: Kurz nach dem Krieg haben er und sein Freund Theo einen Radausflug an der Corette unternommen. Dabei ist Theo ums Leben gekommen. Was ist damals geschehen? Nach fünfzig Jahren möchte sich der Vater von einer bedrückenden Schuld befreien. Das Hörspiel – ein faszinierendes Psychogramm – erzählt die Geschichte eines schwierigen Vater-Sohn-Verhältnisses. Guido Gin Koster, 1962 in Trier geboren, aufgewachsen in Luxemburg, Frankreich und Deutschland, lebt und arbeitet seit 1987 in Berlin. Verfasser von Theaterstücken, Drehbüchern und zahlreichen Hörspielen, für den NDR u. a.: „Quel beau voyage oder Was für eine schöne Reise!“ (NDR 2005), „Am Anfang war der Blick“ (2011). Auszeichnungen u. a. „Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker“ (1996). Jens Rachut Gott in der Falle Mittwoch 26.09. | 20.05 Uhr Zwei verrückte Gestalten sind nicht im Auftrag des Herrn, sondern auf seinen Spuren unterwegs: Sie versuchen IHN zu orten und in einer Paradiesschaukel zur Rede zu stellen. „Die beiden sind zwar Spinner, aber sie haben ein Recht darauf, herauszufinden, ob es Gott gibt. Und wenn ja, warum er das so zulässt“, sprach der Tod – und ließ sie erst mal in Ruhe. So suchen sie denn, bis der letzte Tag anbricht. Wenn der jemals kommt. Unterwegs treten auf: Tod und Teufel, die Sonne, die Zeit und ein Winkeladvokat. Wer dagegen im Off bleibt: Gott. Denn der ist immer schon zwei Kirchen oder Galaxien weiter und hat nur unbemerkt die Sitzkissen der Paradiesschaukel mitgehen lassen. Oder war das bloß ein Doppelgänger? Guido Gin Koster Musik: Jonas Landerschier Regie: Jens Rachut Mit Sigi Terpoorten, Lisa Hagmeister, Jörg Pohl, Jonas Landerschier, Jens Rachut, Claudia Pegel, Swantje Unterberg, Martin Wuttke und Piepsi Heinecke WDR 2011 | 52 min. Jens Rachut, 1955 in Hamburg geboren, Sänger und Texter diverser Punk-Bands u. a. von „Dackelblut“, „Oma Hans“ oder „Kommando Sonnenmilch“, spielt, schreibt und realisiert Theaterstücke und Hörspiele – zuletzt u. a. „Der Seuchenprinz 1–3“ (2006/7), „Flugnummer unbekannt“ (2009). September 15 Komposition: Stephan König Regie: Wolfgang Rindfleisch Mit Hilmar Eichhorn, Frauke Poolman, Veit Schubert, Ute Loeck, Thomas Huber, Marie Gruber, Peter Kurth, Wolfgang Winkler, Olaf Burmeister, Klaus Manchen, Monika Pietsch, Dieter Bellmann, Mirko Brankatschk u. v. a. MDR 2009 | 55 Min. Erich Loest Jiro Taniguchi Ratzel speist im „Falco“ Vertraute Fremde Revolutionshörspiel Mittwoch 03.10. | 20.05 Uhr Nach der gleichnamigen Graphic Novel Mittwoch 10.10. | 20.05 Uhr Am 9. Oktober 2009 lädt der Leipziger Rechtsanwalt Dr. Dieter Ratzel ein paar enge Freunde zu einem Essen ins Nobel-Restaurant „Falco“ ein. Schließlich gibt es etwas zu feiern. Vor zwanzig Jahren wurde auf den Straßen, auf die sie jetzt vom 27. Stock aus herunterblicken, „die Wende“ erzwungen! Dass sie heute hier sitzen würden, hätte damals allerdings keiner von ihnen gedacht. Dieter Ratzel war Sekretär der Bezirksleitung der SED und genoss als Mitunterzeichner des sogenannten „Aufrufs der Fünf“ kurzzeitig ein gewisses Ansehen. Dr. Joachim Linden war Instrukteur des Zentralkomitees. Und Sabine Müller hatte den alten Kämpen der Partei in ihrer Kantine eine Art zweites Zuhause geboten. Heute, zwanzig Jahre später, sitzen sie alle gut im Sattel: Den Zusammenbruch von damals sehen sie als Teil ihrer Strategie. Den Staat opfern, die Partei retten: Marode, wie die DDR war, brauchte sie dringend eine Generalsanierung - und als Sanierer ist der Kapitalismus nun einmal unschlagbar. Aber bald ist der Laden wieder in Schuss und kann erneut von den Kräften des Fortschritts übernommen werden: Stellt die Linke nicht zumindest im Leipziger Stadtparlament demnächst die stärkste Fraktion? Gute Voraussetzungen, um sich an aufregende alte Zeiten zu erinnern. Der 48-jährige Architekt Hiroshi Nakahara, der mit Frau und Kindern in Tokyo lebt, steigt nach einer Geschäftsreise in den falschen Zug. Der führt ihn nach Kurayoshi, seine Geburtsstadt. Mehr als 30 Jahre hat er den Ort seiner Kindheit nicht mehr besucht. Nakahara wandert durch die Stadt, die er kaum wiedererkennt. Schließlich landet er in der Tempelanlage am Grab seiner Mutter. Dort fällt er in eine Art Ohnmacht. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich als vierzehnjähriger Knabe wieder mit dem Wissen des Erwachsenen. Es ist der Sommer 1963. Nakahara beginnt noch einmal sein Leben als Teenager. Noch einmal durchlebt er seine erste Liebe und die erste Fahrt auf einem Motorrad. Und er sitzt seinem Vater gegenüber, von dem er weiß dass er die Familie ohne Erklärung von einem Tag auf den Anderen verlassen wird. Die leise erzählte Geschichte eines erwachsenen Mannes, der eine Zeitreise in seine eigene Jugend unternimmt und versucht zu verhindern, dass sein Vater seine Mutter und ihn verlässt, gehört zu den berühmtesten Werken des japanischen Zeichners Jiro Taniguchi. Die 1997 in Japan erschienene „Graphic Novel“ wurde 2003 beim Comic festival in Angouléme (Frankreich) mit dem wichtigsten Preis ausgezeichnet und 2010 unter dem Titel „Quartier Lointain“ von Sam Garbarski verfilmt. Erich Loest, 1926 in Mittweida geboren, 1947–50 Redakteur an der „Leipziger Volkszeitung“, ab 1950 Schriftsteller. 1959 wegen „konter revolutionärer Gruppenbildung“ verhaftet und zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftentlassung Rückkehr nach Leipzig. Er veröffentlicht unter verschiedenen Pseudonymen Abenteuerund Kriminalromane. 1979 tritt er aus dem Schriftstellerverband aus. 1981 geht er nach Osnabrück und kehrt nicht mehr in die DDR zurück. Seit 1990 lebt E. L. wieder in Leipzig. Veröffentlichte zuletzt: „Man ist ja keine Achtzig mehr“ (2011). Zahlreiche Hörspiele, zuletzt: „Gute Genossen“ (1999). Hörspiel am Mittwoch 16 Übersetzung aus dem Japanischen: Claudia Peter Hörspielbearbeitung und Regie: Martin Heindel Mit N.N. NDR 2012 | ca. 90 Min. | Ursendung Jiro Taniguchi Jiro Taniguchi, 1947 in Tottori (Japan) geboren, gilt weltweit als einer der renommiertesten Manga-Zeichner. Er begann seine Karriere als Comic-Zeichner bereits Anfang der 1970er-Jahre. Es entstanden zahlreiche Genrearbeiten u.a. Krimis und Boxergeschichten, Samurai- oder Science-Fiction-Erzählungen. Ab 1986 arbeitete der Zeichner an der Serie „Botchan no Jidai“, einem epischen Sittengemälde während der Meiji-Ära in Japan gegen Ende des 19. Jahrhunderts. 1998 erhielt er dafür den renommierten „Osamu-Tezuka-Culture-Award“. Seitdem entstanden u. a. „Inu o Kau“ (dt. Träume von Glück) „Aruku Hito“ (dt. Der spazierende Mann) sowie „Chichi no Koyomi“ (dt. Die Sicht der Dinge). Oktober 17 Komposition: Hermann Kretzschmar Regie: Leonhard Koppelmann Mit Lars Rudolph, Bernd Michael Lade, Sandra Bayrhammer, Christian Redl, Frank Gratkowski, Klaus Burger u. a. HR/SWR 2011 | 65 Min. Hermann Kretzschmar Susanne Amatosero Kuno Kohns Capriccio Mercury Nach Texten von Alfred Lichtenstein Mittwoch 17.10. | 20.05 Uhr Mittwoch 24.10. | 20.05 Uhr Wenn der Himmel melancholisch wird und vergilbte Lichter anfangen zu glänzen, dann beginnt es expressionistisch zu dämmern. Alfred Lichtenstein spürte und verdichtete als einer der ersten in Deutschland diese Großstadtstimmung. Mit 20 veröffentlichte er seine ersten Verse, mit gerade 25 fiel er im September 1914. Sein Alter Ego entwarf er in der Figur des Kuno Kohn, einem dichtenden Dilettanten. Er trägt die Stigmata des Außenseiters. Er ist schwul, jüdisch und bucklig. Ein Mensch mit Masken und überspannten Nerven, den sein Autor im Milieu von Luden und Huren zappeln und verenden lässt wie ein Tier. Der Komponist Hermann Kretzschmar hat aus diversen Texten von Lichtenstein ein Libretto collagiert und ein Hörstück erschaffen, mit modernen Songs, Couplets, Liedern, Sounds und Szenen, in der Tradition einer Revue von Brecht und Eisler. Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit der Ausstellung „Gesamtkunstwerk Expressionismus“ auf der Mathildenhöhe Darmstadt und hr2-kultur. Hermes/Merkur gilt der antiken griechisch-römischen Mythologie zufolge als Götterbote, häufig bezeichnet auch als der Listenreiche . Er gilt als Gott der Diebe aber auch als Gott des glücklichen Findens. Er trägt Flügelschuhe und hat eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar macht. Daneben ist Hermes unter anderem zuständig für: Wege, Verkehr, Verkehrsknotenpunkte, Kreuzungen, Zungen, Redekunst, Lyrik, Hirten, Magie, Hermetik, Hermeneutik, Gymnastik, Totenbegleitung. Vor allem ist er – so die Autorin – ein „Meister des Timings“. Er steht für das Prinzip des Flüchtigen und für alles, was in der Schwebe ist. Das jüngste Hörspiel von Susanne Amatosero spielt mit dem Nachhall des Wortes „Mercury“ und den kulturellen Vorstellungswelten, die dahinter liegen. Wer über offene Sinne verfügt, kann die Existenz des umtriebigen Gottes kaum verleugnen. So etwa beim Reisen durch unterschiedliche Kulturkreise, beim Überschreiten von Grenzen oder dem Transit von einem Zustand in einen anderen, dem Switchen und Zappen zwischen verschiedenen Bedeutungs- und Realitätsebenen und den Übergängen von Wachsein zu Traum. Alfred Lichtenstein, geboren 1889 in Berlin, begann 1910 Gedichte zu veröffentlichen. Zunächst in der Berliner Zeitschrift „Der Sturm“, ab 1912 auch in Franz Pfempferts „Aktion“. 1913 veröffentlichte er die Gedichtsammlung „Die Dämmerung“. In seinem Nachlass fanden sich zahlreiche Prosaskizzen und Grotesken. Lichtenstein meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst und fiel noch vor Beginn der Materialschlachten gerade 25-jährig am 25. September 1914 an der Somme/Westfront. Hermann Kretzschmar, Jahrgang 1958, lebt als Pianist des „Ensemble Modern“ und Komponist in Frankfurt/Main. Daneben realisiert er Hörstücke, u. a. „Strahlungen. Nach Ernst Jünger“ (2004), „Harmonies of Paradise. Nach Proust“ (2006). Susanne Amatosero, 1952 in Wittlich/Mosel geboren, war nach einem Studium der Malerei als freie Fotografin für renommierte Magazine tätig. Ab 1983 längerer Aufenthalt in der Karibik. Hier entstand ihr erster Dokumentarfilm „Die Reise der Pilgrim Number One“, 1988 in Paris, ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der Jury der „Septieme Bilan du Film Ethnographique“. Seitdem mehr als 25, z. T. international ausgezeichnete Hörspiele. Für „Funky Yard“ (BR/NDR 1996) erhielt sie den New York-Festival-Preis. Zuletzt sendete der NDR „Voodoo Child und die Musik als fünftes Element“ (2011). Sie lebt und arbeitet als Autorin und Regisseurin in Hamburg. Hörspiel am Mittwoch 18 Komposition: N.N. Regie: Susanne Amatosero Mit Jenny Klippel u. a. NDR/DKultur 2012 | ca. 55 Min. | Ursendung Jenny Klippel Oktober 19 LiebesVerhängnis Übersetzung aus dem Nieder ländischen: Helga van Beuningen Komposition: Henrik Albrecht Hörspielbearbeitung und Regie: Claudia Johanna Leist Mit Michael Mendl, Jürg Löw, Otto Bolesch, Martina Gedeck, Christina Kühnreich, Alexandra Wilcke, Hüseyin Cirpici, Rainer Strecker, Claude De Demo, Jochen Langner WDR 2003 | 59 Min. Margriet de Moor W. G. Sebald Kreutzersonate Austerlitz Nach dem gleichnamigen Roman Mittwoch 31.10. | 20.05 Uhr Mittwoch 07.11. | 20.05 Uhr Der Erzähler des Hörspiels, ein Musikwissenschaftler, kommt auf dem Flughafen in Brüssel mit dem blinden Musikkritiker Marius van Vlooten ins Gespräch. Van Vlooten erzählt von seiner „Jugendtorheit“: Wegen einer unerfüllten, tragischen Liebe hatte er sich eine Kugel in den Kopf geschossen und dabei sein Augenlicht verloren. Seitdem hat er nie wieder eine engere Beziehung zu einer Frau eingehen können. In Bordeaux angekommen, macht der Erzähler van Vlooten mit der jungen Geigerin Suzanna Flier bekannt, die mit ihrem Streichquartett Janáceks „Kreutzersonate“ probt. Suzanna trifft den blinden Kritiker mit ihrer Interpretation mitten ins Herz, die beiden verlieben sich und heiraten. Zehn Jahre später trifft der Erzähler, wieder auf einem Flughafen, erneut auf den Musikkritiker. Van Vlooten erzählt nun vom Fortgang dieser Liebe. Jahrelang war er von rasender Eifersucht getrieben, und als sich seine Vermutung bestätigte, dass Suzanna eine Affäre mit einem ihrer Kollegen hatte, sah er keinen anderen Ausweg, als seine Frau zu töten. Der 2002 erschienene Roman „Kreutzersonate“, lehnt sich an Tolstois gleichnamige Novelle an, die wiederum den tschechi schen Komponisten Leos Janácek zu seiner „Kreutzersonate“ inspiriert hat. Margriet de Moor, geboren 1941 im niederländischen Noordwijk, studierte Piano und Sologesang am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Nach ihrer Karriere als Sängerin studierte sie Kunstgeschichte und Architektur. Seit 1991 international als Schriftstellerin erfolgreich. Zuletzt erschien ihr Roman „Sturmflut“ (2005, deutsch 2006). Hörspiel am Mittwoch 20 Der Ich-Erzähler in W. G. Sebalds letztem, kurz vor seinem Tod veröffentlichten Roman erstattet Bericht über seine Bekanntschaft mit dem Architekturhistoriker Jacques Austerlitz, den er in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre zufällig in der Antwerpener Centraal-Station kennengelernt hatte. Diesem Zusammentreffen sind, über dreißig Jahre hinweg und in mehreren europäischen Städten, zahlreiche weitere Begegnungen gefolgt. In langen Gesprächen - zumeist sich nahtlos aneinander reihende biografische Auskünfte Austerlitz’ ent haltend – erfuhr der Erzähler, wie jener, der sich bis dahin für einen Engländer gehalten hatte, seiner teils ihm selbst kaum erinnerlichen, teils verdrängten Herkunft auf die Spur kam: Als Kind in Prag lebender jüdischer Eltern, war er im Sommer 1939, im Alter von viereinhalb Jahren, mit einem Kindertransport nach England gerettet worden und bei Pflegeeltern aufgewachsen. Von dieser Entdeckung an widmete sich Austerlitz hauptsächlich der Rekonstruktion seiner Vergangenheit, er suchte nach Zeugnissen seiner Eltern: in Prag, wo er Věra, eine Freundin der Familie aufspürte, die sich oft um das Kind gekümmert hatte. Austerlitz reiste auch nach Terezín (Theresienstadt), wohin seine Mutter im Spätherbst 1941, bis zu ihrem Abtransport ins Vernichtungslager, verschleppt worden war. So wird Austerlitz‘ Reise zur Suche der eigenen Kindheit und beschwört gleichzeitig ein dunkles Kapitel mitteleuropäischer Geschichte herauf. Komposition: Cornelia Friederike Müller Hörspielbearbeitung und Regie: Stefan Kanis Mit Ernst Jacobi, Rosemarie Fendel, Jonathan Bordag, Ulrich Matthes MDR 2011 | 83 Min. W. G. (Winfried Georg) Sebald, 1944 in Wertach im Allgäu geboren. Lehrte als Germanist seit 1966 in England. Seit Ende der 1980er Jahre trat er neben literaturwissenschaftlichen Publikationen mit mehreren Bänden erzählender Prosa – so „Die Ausgewanderten“ und „Die Ringe des Saturn“ – an die Öffentlichkeit. Erlangte vor allem in Großbritannien und den USA den Ruf eines bedeutenden Außenseiters der deutschen Gegenwartsliteratur. Er starb am 14. Dezember 2001 in Norfolk/ England. November 21 Regie: Kurt Reiss Mit Paul Bildt, Maria Wimmer, HansChristian Blech, Herbert A. E. Böhme, Gisela von Collande, Karen Hültmann, Albert Florath, Heinz Klingenberg, Heinz Klevenow, Bernhard Minetti u. v. a. NWDR Hamburg/HR/BR 1954 83 Min. Erich Kuby Zum 150. Geburtstag von Gerhart Hauptmann Erich Kuby Der Sonderzug In Anlehnung an Gerhart Pohls Bericht „Bin ich noch in meinem Hause?“ Mittwoch 14.11. | 20.05 Uhr Das Hörspiel rekonstruiert das Geschehen um den Dichter Gerhart Hauptmann in den Jahren 1945/46, der auf dem „Wiesenstein“ im schlesischen Agnetendorf lebte. Während eines Sanatorium-Aufenthaltes im Februar 1945 erlebte der 83jährige die Vernichtung Dresdens durch die alliierten Bomber. Seine „Dresdenklage“ wurde von der Nazipropaganda missbraucht. Mit der Besetzung Schlesiens durch die Rote Armee begann die Vertreibung der schlesischen Einwohner. Gerhart Hauptmann wurde in diesen Tagen für sie ein Symbol der letzten Hoffnung. Zwei Tage vor seiner Ausweisung stirbt er am 6. Juni 1946. Ein Sonderzug brachte den Leichnam Gerhart Hauptmanns aus Schlesien quer durch Deutschland zur Ostseeinsel Hiddensee, wo der Dichter am 28.Juli 1947 begraben wurde. Erich Kuby, am 28.6.1910 in Baden-Baden geboren, Verlagsangestellter, Soldat, 1947 Chefredakteur der Zeitschrift „Der Ruf“, dann Jour nalist , Dramatiker, Roman-,Drehbuch- und Hörspielautor. Engagierte sich in den 1960er Jahren in der Studentenbewegung. Zahlreiche Hörspiele u. a.: „Der Gang durch den Wald“ (1956). 1991 erschien seine Chronik der Geschichte der Bundesrepublik „Mein ärgerlichstes Vaterland“. Lebte die letzten 25 Jahre seines Lebens in Venedig. Dort am 10.9.2005 gestorben. Gerhart Hauptmann, am 15. November 1862 im schlesischen Ober-Salzbrunn geboren, gilt mit seinen Dramen „Vor Sonnenaufgang“ (1889), „Das Friedensfest“ (1890), „Die Weber „(1893), „Der Biberpelz“ (1893) u. v. a. als der bedeutendste deutschsprachige Vertreter des Naturalismus. Erhielt 1912 den Nobelpreis für Literatur. Hörspiel am Mittwoch 22 Wie wir verschwinden ARD Themenwoche „Leben mit dem Tod“ Nach dem gleichnamigen Roman Mittwoch 21.11. | 20.05 Uhr Hörspielbearbeitung und Regie: Oliver Sturm Mirko Bonné 4. Januar 1960. Ein grüner Sportwagen französischen Fabrikats, ein Vacel Vega, rast über die regennasse Route Nationale 6 in Richtung Paris auf das verschlafene kleine Örtchen Villeblevin zu, vorbei an Feldern und Äckern mit auffliegenden Krähen, passiert ein Wäldchen. Im Wagen sitzen: der Verlegersohn Michel Gallimard mit Frau und Tochter sowie sein bester Freund, der Schriftsteller Albert Camus. Noch sind sie guter Dinge. Vier Menschen, die sich lieben und mitten im Leben stehen, die die Landschaft vorbeijagen sehen und ihren Gedanken nachhängen. Draußen auf der Landstraße werden vier weitere Menschen zu Augenzeugen des erschreckenden Aktes eines unaufhaltsamen Verschwindens und mit der Gruppe im Wagen zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschweißt. Mit N.N. NDR 2012 | ca. 60 Min. | Ursendung Mirko Bonné, geboren 1965 in Tegernsee, lebt in Hamburg. Neben Übersetzungen von John Keats, William Butler Yeats u. a. veröffent lichte er bislang vier Romane, fünf Gedichtbände, Aufsätze, Reisejournale sowie ein Hörspiel: „Roberta von Ampel“ (RB 1992). Für sein Werk wurde Mirko Bonné vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis. Sein Roman „Wie wir verschwinden“ wurde im Jahr 2009 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Heiner Müller Quartett Mittwoch 28.11. | 20.05 Uhr Die Marquise de Merteuil und ihr ehemaliger Liebhaber der Vicomte Valmont, das berühmte Protagonistenpaar in Choderlos de Laclos’ skandalumwitterten Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ (1782) sind der Faszination des Bösen erlegen. Die intrigante Marquise will Valmont dazu zwingen, ihre Nichte Cécile zu verführen, währenddessen Valmont Madame Tourvel begehrt. LiebesVerhängnis Regie: Claude-Pierre Salmony und Stephan Heilmann Mit Renate Schroeter und Christoph Bantzer Radio DRS-Studio Basel 1982 | 47 Min. November 23 Heiner Müllers Stück, das in Handlung, Haltung und Stil an de Laclos’ Briefroman anschließt, verwendet zwar dessen Figuren und Motive. Unter dem radikalen Zugriff des Dramatikers aber verdichtet sich das ausschweifende Geschehen zu einem erbarmungslosen Zweikampf zwischen Mann und Frau von verstörender Brutalität. Im ständigen Rollenwechsel - als Spiel im Spiel - treiben sich die beiden Hauptfiguren, Merteuil und Valmont, in der Spirale von Macht, Liebe und Gewalt immer weiter in den Tod. Die beiden spielen Laclos’ Duo Merteuil und Valmont als Endspiel, während draußen die Neutronenbomben detonieren. Unfähig, den eigenen Untergang vorauszusehen, unfähig, ihn abzuwenden. Heiner Müller hat sein Stück „Quartett“ 1981 veröffent licht. Es ist das bis heute meistgespielte Werk des Autors. Peter Handke, am 6.12.1942 in Griffen (Kärnten) geboren, verlebte seine Kindheit im Berliner Ostsektor und in Griffen. Verfasser von Romanen, Theaterstücken, Übersetzungen, Hörspielen und Gedichten. 1965 erschien sein erster Roman „Die Hornissen“. 1966 hatte er einen spektakulären Auftritt beim Treffen der „Gruppe 47“ in Princeton. Handke wurde zum Repräsentanten einer neuen sprachkritischen Literatur. Sie drückte sich auch in seinen frühen Hörspielarbeiten aus: „Hörspiel“ (1968), „Hörspiel Nr. 2“ ( 1969). „Geräusch eines Geräusches – Hörspiel Nr. 3“ (1969), „ Wind und Meer“ (1971). Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt: „Nestroy-Theaterpreis“ (2011). Seit 1991 lebt Handke in Chaville bei Paris. Peter Handke Zum 70. Geburtstag | Peter Handke Eckhard Henscheid | Bernd Eilert Regie: Hanns Zischler Hörspiel Nr. 2 Eckermann und sein Goethe Mittwoch 05.12. | 20.05 Uhr Mittwoch 12.12. | 20.05 Uhr Peter Handke hat mit seinen frühen wegweisenden Hörspielarbeiten die Aufbruchsbewegung des „Neuen Hörspiels“ wesentlich mitbestimmt. Als Grundierung für die Darstellung von Sprache in seiner 2. Hörspielarbeit „Hörspiel Nr. 2“ wählte er den Taxifunk. Stereotype Aufträge und Bestätigungen, auf Meldungen reduzierte Informationen spiegeln in Sprache Bewusstsein. Auf die reine Form abstrahiert, nehmen sie rituellen Charakter an. Klang und Geräusch wurden wie in Handkes erster originalen Arbeit für den Hörfunk „Hörspiel“ (1968) Fast zehn Jahre lang durfte der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Johann Peter Eckermann seinem Idol Johann Wolfgang von Goethe assistieren. Nicht ohne Herablassung nannte Goethe den ihm ergebenen Helfer den „braven Eckermann“, der eine „einfach-reine Seele ist“. Andererseits bekannte Goethe nach einigen Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit aber auch, Eckermann sei sein „geprüfter Haus- und Seelenfreund“ . In diesem zwischenmenschlichen Spannungsfeld bewegt sich die Konversationskomödie von Henscheid und Heiner Müller, 1929 in Eppendorf/Sachsen geboren und im Dezember 1995 verstorben, gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker der Gegenwart. Seit den 80er Jahren betätigte sich der früher in der DDR zeitweise mit Aufführungsverbot belegte Dramatiker auch als Regisseur in Ost und West. Zuletzt war er künstlerischer Leiter des Berliner Ensembles. Auch sein funkdramatisches Werk ist umfangreich. Preisgekrönt wurden vor allem Hörstücke, die aus der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Heiner Goebbels hervorgingen, u. a. „Die Befreiung des Prometheus“ mit dem „Hörspielpreis der Kriegsblinden 1985“ und dem Spezialpreis des „Prix Italia“. Regie: Heinz von Cramer Mit Maria Barring, Ingrid van Bergen, Nicole Heesters, Annelie Jansen, Harry Bong, Horst Frank, Edgar Hoppe, Rudolf Kleinfeld-Keller, Günter Lampe, Josef Meinertzhagen, Heinz Schacht u. a. WDR/SR/SWF 1969 | 45 Min. Hörspiel am Mittwoch 24 auch hier als konstruktives Element eingesetzt, nicht als Illustration, sondern als formale Komponente. Handke bemerkte zu seinem zweiten Hörspiel: „Dieses Hörspiel, obwohl es die Dramaturgie eines Taxi- oder Mietwagenfunks teilweise ausnützt, versucht, einem Hörbild von der Alltagsarbeit eines Taxi- oder Mietwagenunternehmens möglichst auszuweichen. Es ist nicht die Absicht des Hörspiels, zu zeigen, wie es in einer Funkzentrale wirklich zugeht. Vielleicht ist die Absicht, zu zeigen, wie es in einem Funktaxiunternehmen nicht zugeht. Im Ganzen könnte man also behaupten, es sei die Absicht des Hörspiels, all das zu vermeiden, von dem es eigentlich nach seinem eigenen Modell, dem des Taxifunks, handeln sollte.“ (Peter Handke) Mit Fritz Lichtenhahn, Jens Wawrczeck, Hanns Zischler und Christiane Weiss SDR 1996 | 83 Min. Dezember 25 Eilert. Als Vorlage diente Eckermanns Buch „Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens“, eine der reichsten, genauesten, dichtesten und verwirrendsten Darstellungen zwischenmenschlicher Beziehungen. Ihr Vorzug gegenüber allen Fiktionen: Sie haben statt gefunden. Und sowie sie damals zwischen 1823 und 1832 in Weimar stattgefunden haben, wollten sie die Autoren wieder lebendig werden lassen. Dabei ist das Verhältnis der Autoren zu Goethe und Eckermann durch liebevolles Bewundern und Erstaunen bestimmt – wobei in Bezug auf den ersten das Wundern, in Bezug auf den zweiten das Staunen etwas überwiegt. Eckhard Henscheid, 1941 in Amberg geboren, arbeitete nach dem Studium der Germanistik und Publizistik für die Satirezeitschrift „pardon“. Ab 1971 freier Schriftsteller und als Mitglied der „Neuen Frankfurter Schule“ Mitbegründer der Satirezeitschrift „Titanic“ (1979). Henscheid betätigte sich in nahezu allen literarischen Genres, er veröffentlichte u. a. Lyrik, Erzählungen, Romane, Satiren, Essays, Nonsensdichtung, Polemiken und Glossen, Literatur-, Kunst- und Musikkritik. Bernd Eilert, 1949 in Oldenburg geboren, arbeitete als Journalist für Rundfunk und Fernsehen und die Zeitschrift „pardon“, Mitbegründer der Satirezeitschrift „Titanic“. Ab Anfang der 1980er Jahre schrieb er Texte und Drehbücher für den Komiker Otto Waalkes, zuletzt das Drehbuch des Kinofilms „Otto’s Eleven“ (2010). LiebesVerhängnis Übersetzung aus dem Englischen: Gisela Etzel Durchgesehen und modernisiert von Ilka Saal und Gerhard Wolf Komposition: Anne Clark und Murat Parlak Hörspielbearbeitung und Regie: Kai Grehn Mit N.N. NDR/SWR 2012 | je ca. 90 Min. | Ursendung Anne Clark Emily Brontë (1818 – 1848) wuchs als zweitjüngstes Kind von sechs Geschwistern im Pfarrhaus ihres Vaters in Haworth, West Yorkshire, auf. Wie ihre Schwestern Charlotte und Anne hatte auch Emily Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen, unter männlichem Pseudonym Gedichte herauszubringen und schließlich auch ihren einzigen Roman: „Wuthering Heights“. Sie starb im Alter von nur 30 Jahren an einem Lungenleiden. Emily Brontë Sturmhöhe Hörspiel in 2 Teilen | Nach dem Roman „Wuthering Heights“ Mittwoch 19. | 26.12. | 20.05 Uhr „Wuthering Heights“, ein abgelegener Gutshof auf dem windumtosten Hochmoor von Yorkshire ist der Schauplatz einer leidenschaftlichen und verhängnisvollen Liebesgeschichte zwischen Catherine und Heathcliff. Der alte Earnshaw, Besitzer des Anwesens, hatte den Jungen im Alter von sechs Jahren als Findelkind aufgenommen und zusammen mit seinen eigenen Kindern Hindley und Catherine aufge zogen. Hindley hasst seinen Adoptivbruder, quält und misshandelt Hörspiel am Mittwoch 26 ihn, währenddessen Catherine und der einzelgängerische, leidenschaftliche Heathcliff unzertrennlich sind. Doch als Catherine um des gesellschaftlichen Aufstiegs willen Linton heiratet, den Sohn des benachbarten reichen Gutsbesitzers, verfolgt Heathcliff sie und ihre Familien mit seinem zerstörerischen Hass bis in den Tod. Auch Catherine fällt seiner Rache zum Opfer. Doch nach ihrem Tod verfolgt ihn „der Geist von Catherine“, deren Schicksal er am Ende teilen muss. Der 1847 unter dem männlichen Pseudonym „Ellis Bell“ veröffentlichte raffiniert erzählte Roman von Emily Brontë hatte die viktorianische Leserschaft des 19. Jahrhunderts wegen seiner vermeintlichen Unmoralität nachhaltig verstört. Erst im 20. Jahrhundert erkannte man die ungeheure Modernität des Romans, der inzwischen ein Klassiker der englischen Literatur ist. Er wurde in über 30 Sprachen übersetzt, über ein dutzendmal verfilmt. Er diente als Vorlage und Inspiration für Theaterstücke, Musicals, Opern und Pop-Musik. Nicht zuletzt hat die Verfilmung der „Twilight Saga“ in den USA weltweit einen wahren „Brontë Boom“ ausgelöst. Dezember 27 ARD Radiofestival 2012 NDR Kultur | sonntags 22.05 Uhr documenta meets radio – radio meets documenta Regie: Ferdinand Ludwig Mit Peter Heusch, Hans Kemner, Andrea Wolf O-Tongeber: Joseph Beuys, Konrad Haupeck u. a. HR 2002 | 50 Min. Regie: Andrea Getto Mit N.N. dOCUMENTA (13)/HR | ca. 60 Min. Ursendung Alf Mentzer Die Kunstschauen documenta 1–3 Feature Sonntag 15.07. | 22.05 Uhr 1955 veranstaltete Arnold Bode die erste documenta in Kassel. Auch in diesem Jahr wird die Schau wieder einmal Massen von Kunstinter essierten anziehen. Was damals mit der Erfindung der Ausstellung noch als einmaliger Versuch begann, Deutschland nach den Jahren der NS-Diktatur wieder an die europäische Moderne heranzuführen, avancierte bald zu einem der größten Kunstereignisse der Welt. Es wurde gegen die documenta protestiert und von ihr gegen die Gesellschaft polemisiert. Immer aber wurden in Kassel wichtige Positionen der Avantgarde dokumentiert und die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst pointiert bilanziert. Lívia Páldi, geboren in Budapest, ist seit 2011 Direktorin des Baltic Art Centers (BAC) in Visby, Schweden, und war zuvor Chefkuratorin des Mücsarnok/Kunsthalle Budapest. Sie organisierte zahlreiche Ausstellungen, unter anderem „Dreamlands Burn“, Nordic Art Show 2006 (mit Edit Molnár) im Mücsarnok/Kunsthalle Budapest (2006), „!REVOLU TION?“ (mit Ulrike Kremeier) im Collegium Hungaricum, Berlin (2006), „Other Voices, Other Rooms—Attempt(s) at Reconstruction“. Zurzeit bereitet sie die englische Ausgabe des Balázs Béla Studio Reader vor. Peter Moritz Pickshaus Regie: Nikolai von Koslowski Agentur für geistige Gastarbeit Mit Udo Schenk und Werner Wölbern Eine Rückschau auf die ersten documenta-Schauen beschreibt die Anfänge der heute bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Portrait des Ausstellungsmachers Harald Szeemann Feature Sonntag 29.07. | 22.05 Uhr Lívia Páldi Die documenta ist zeitgenössische Kunst als Großevent, lizensiert auf 100 Tage. Diesen Ereignischarakter entwickelte erstmals die legendäre Inszenierung der documenta 5 im Jahr 1972 durch den Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933 – 2005). Damals präsentierte Szeemann die künstlerische Ernte des gesellschaftlichen Aufbruchs unter dem Titel „Befragung der Realität – Bildwelten heute“. Er brach mit der Tradition, als Kurator alle Werke persönlich auszusuchen und begriff die Veranstaltung als Geschehen für 100 Tage. Die Künstler wurden eingeladen, im Rahmen der documenta frei zu produzieren – nicht nur Malerei und Skulptur, sondern auch Performances und Happenings. Mit seinem Ein-Mann-Unternehmen, der „Agentur für geistige Gastarbeit“, erfand Harald Szeemann den Ausstellungskurator als To be Corrected - wird korrigiert Entwürfe für ein Hörspiel Sonntag 22.07. | 22.05 Uhr Mehr als in anderen Jahren wird die dOCUMENTA (13) Orte der Region Kassel einbeziehen, bespielen und zum Gegenstand kritischer Betrachtung machen. Lívia Páldi nähert sich mit ihren Audio-Notizen dem ehemaligen Kloster Breitenau, das kein Ausstellungsort, aber ein Ort der künstlerischen Auseinandersetzung sein wird. Im 12. Jahrhundert als Benediktinerkloster gebaut, im 16. Jahrhundert aufgelöst, war die Anlage von Mitte des 19, Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 20. ARD Radiofestival 2012 28 Jahrhunderts ein Ort erzieherischer Gewalt. Zunächst „Arbeitshaus“, später „Besserungsanstalt“ für Bettler und Landstreicher, unter den Nationalsozialisten schließlich eines der ersten Konzentrationslager. Von Anfang der 50er Jahre bis Ende der 60er Jahre hat ein geschlossenes „Mädchenerziehungsheim“ die Geschichte der Internierung fortgesetzt. Lívia Páldi hat das Material zur Geschichte des Orts befragt und die übereinander liegenden Schichten der Reglementierungen, der Ausgrenzung und der Verachtung freigelegt. WDR/NDR 2007/1954 | 54 Min. Juli 29 Autor und die Ausstellung als Kunstwerk - und steht damit für die Ab lösung des Kunsthistorikers und Museumskurators als maßgebliche Autorität. Seine documenta ist bis heute Vorbild geblieben. Was im Rückblick als Jahrhundertausstellung gilt, war jedoch für Szeemann zu seiner Zeit eine Niederlage: Die documenta 5 wurde von der Kritik verrissen und die Stadt Kassel machte den Kurator für finanzielle Defizite der Veranstaltung verantwortlich. Erst ein Jahr später wird Szeemann durch den Geschäftsbericht zur documenta ent lastet. In dieser Zeit sind es die Künstler, die ihn finanziell unterstützen. „Nur das Subjektive kann eines Tages objektiv werden.“ Mit dieser radikal individualistischen Haltung steht Szeemann im vehementen Widerspruch zu einem Kunstbetrieb der Trends und Tendenzen. Realisation: Christoph Derschau Mit Christoph Derschau, Joseph Beuys WDR 1973 | 40 Min. documenta und Politik – Joseph Beys und Ai WeiWei Christoph Derschau Im Anschluss: Gespräch mit dem chinesischen Künstler Ai WeiWei anlässlich der documenta 12 im Jahr 2007. Das Gespräch führte Martina Kothe. Seine damalige Aussage, er fühle sich als Künstler in China nicht eingeschränkt, wurde mit seiner Inhaftierung durch die chinesischen Behörden im Jahr 2011 widerlegt. Gesprächsleiterin: Martina Kothe Gesprächspartner: Ai WeiWei Dieter Roth Musik und Realisation: Dieter Roth Radiosonate Nr. 1 Mit Dieter Roth NDR 2007 | 20 Min. Der redliche Querkopf oder Die Demokratie des Joseph Beuys Feature Sonntag 05.08. | 22.05 Uhr Joseph Beuys gilt als einer der bedeutendsten und charismatischsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Beteiligung an der documenta 5 von 1972 markiert eine Zäsur in Beuys Werk: Während der Ausstellung stellte er ein Büro der „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ aus, die er im Jahr zuvor mit Künstlerkollegen gegründet hatte. Hier diskutierte er täglich mit den Besuchern über direkte Demokratie, über die Veränderung der Gesellschaft durch Kunst, über Evolution und Revolution. Aus Aktionen wie diesen ent wickelte Beuys im Folgenden seine Idee der „sozialen Plastik“. Christoph Derschau sammelte und montierte Originaltonmaterial von der documenta-Aktion, aus persönlichen Gesprächen mit Beuys und seinen Kritikern wie auch aus der Zeit des Arbeitsgerichtsprozesses gegen den NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau. Als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf hatte Beuys mit abgewiesenen Bewerbern das Sekretariat besetzt. Noch am gleichen Tag schickte ARD Radiofestival 2012 30 ihm Rau die fristlose Kündigung zu. Beuys klagte gegen das Land Nord rhein-Westfalen – mit Erfolg. Christoph Derschaus Feature ist ein fas zinierendes Zeitdokument und gibt Einblick in das Denken und Handeln eines Künstlers, der einen radikal erweiterten Kunstbegriff pro pagierte. „Es handelt sich hier nicht nur um Worte und Begriffe, sondern auch um Aktionen. […] Das ist die Forderung nach dem totalen Theater. Der Mensch muss sich auch erkennen als dieser Künstler, der dieses totale Theater leben muss, wenn er sich überhaupt als Mensch erleben will. Und es hat keiner ein Recht, dieses Kunstwerk zu zerstören.“ (Joseph Beuys im Gespräch mit Christoph Derschau) Hörspiel Sonntag 12.08. | 22.05 Uhr SDR 1976 | 43 Min. Dieter Roth, geboren am 21. April 1930 in Hannover, gestorben am 5. Juni 1998 in Basel, gilt als einer der bildenden Künstler von inter nationalem Renommee, die in keine Kategorie zu zwängen sind. Sein Werk wäre – wenn es unbedingt sein sollte – irgendwo zwischen Fluxus, konkreter und kinetischer Kunst oder Pop Art anzusiedeln, steckt den Rahmen vom Happening ab bis hin zum Gedicht. Über seine Arbeitsweise vermerkte Roth in einem Interview: „Die Diskussionen, die herausfinden sollen, was gut ist und was schlecht, sind überflüssig, ja belastend. Es gibt keine Sätze und keine Meisterschaft und keine Moral. Auf dem Gebiet der Kunst auf keinen Fall. Ich glaube, dass die Begriffe, die einen Unterschied setzen, nicht nötig sind. Wir sind einfach in eine große Unterschiedsmaschine eingespannt. So kommt die Kunst einfach über mich. Ich lasse mich – gehen.“ August 31 Dieter Roth nahm 1968 an der documenta 4 teil, 1977 an der documenta 6 und posthum mit der Großinstallation „Die große Tischruine“ an der documenta 11 im Jahr 2002, wo sein Hörstück „Radiosonate Nr. 1“ als Teil der Installation platziert war. Ausgangspunkt ist eine Aufnahmesituation: Der Künstler spielt gut 42 Minuten Klavier und trinkt dabei eine Flasche Whiskey leer. Das Mikrophon nimmt ungefiltert alles auf: die Musik, die Wiederholungen, Roths humorige Anmerkungen während des Musikspiels und der Pausen, sein Trinken und nicht zuletzt die Verständigung mit dem Toningenieur. Dieter Roths Künstlerperformance ist ein originäres Hörspiel abseits des Mainstreams. Sie zeugt von den fruchtbaren Grenz überschreitungen der Bildenden Kunst ins Akustische und wie das Akustische, materialisiert als reproduzierbarer Tonträger, wieder in den Diskurs der Bildenden Kunst zurückkehrt. Regie: Carsten Nicolai, Frank Bretschneider Mit Ron Williams, Sibylle Nicolai HR 1997 | 42 Min. ler bekennender Autodidakt, war neben der documenta X auch bei der Venedig Biennale (2001) vertreten und realisierte Einzelausstellungen unter anderem in Frankfurt, Berlin, Zürich und New York. Zudem ist er an zahlreichen Projekten zu elektronischer Musik beteiligt. On Kawara Regie: Oliver Augst One Million Years (Past and Future) HR 2002 | 60 Min. (Auszug) Klangkunst Sonntag 26.08. | 22.05 Uhr Zeit und ihre Funktion als Maßeinheit unserer Existenz ist das bestimmende Thema in den Werken des japanischen Künstlers On Kawara. Für die documenta 11 schuf er sein episches Projekt „One Million Years (Past and Future)“, eine umfassende Dokumentation des Zeitflusses und der Bedeutung, die Daten als Messwerte unserer Existenz besitzen. Carsten Nicolai Teslas Zahn Klanginstallation Sonntag 19.08. | 22.05 Uhr Seit es das Radio gibt, setzen Künstler sich mit diesem Medium aus einander. Vorrangig sind es Komponisten und Schriftsteller, die im Radio und mit dem Radio ihre Ausdruckswelt erweitern. Doch auch zeitgenössische bildende Künstler nutzen das Medium Radio für ihre Strukturüberlegungen und Wirklichkeitserfahrungen. Sie bringen die auf den ersten Blick unvereinbaren Disziplinen - die dem optischen Signal verpflichtete Bildkunst und das dem akustischen Signal verpflichtete Radio - zusammen und erkunden so Gemeinsamkeiten einer gemeinsamen Gegenwart. Anlässlich der documenta X (1997) hat der Künstler und Musiker Carsten Nicolai mit „Teslas Zahn“ eine Radiosendung nach seinen Vorstellungen entwickelt und so ein Klangkunstwerk geschaffen. 1970 begann On Kawara mit der „Past“-Reihe (Vergangenheit), die all denen gewidmet ist, die gelebt haben und gestorben sind. Es sind mit der Schreibmaschine verfasste Notate einer jeden Jahreszahl von 998.031 vor Christus bis 1969 nach Christus. 1980 folgte die Reihe „Future“ (Zukunft) mit jeder Jahreszahl von 1996 bis 1.001.995 nach Christus. Sie ist demjenigen gewidmet, der der letzte sein wird. Das gesamte Werk endete 1998 und ergab zwanzig Bände lose Seiten in Heften. Als Sound-Installation wurde „One Million Years“ auf der Documenta 11 in einem simulierten Studio täglich zehn Stunden live aufgeführt. Im stündlichen Wechsel lasen jeweils ein Sprecher die ungeraden und eine Sprecherin die geraden Jahreszahlen aus der Ver gangenheit und aus der Zukunft. hr2-kultur produzierte On Kawaras Werk für die Documenta 11 als eigene 32-stündige Radiofassung. Ein einstündiger Auszug gibt Einblick in das monumentale Hörstück. Carsten Nicolai, Jahrgang 1965, widmet sich künstlerisch einem erstaunlich weitgefächerten Spektrum. Mal arbeitet er akzentuiert grafisch, dann plastisch und schließlich installativ mit oder auch ohne Sounds. Oder er arbeitet ausschließlich mit Klängen. Nicolai, als Künst- ARD Radiofestival 2012 32 August | September 33 Realisation: Tarek Atoui dOCUMENTA (13)/ARD 2012 | ca. 55 Min. Tarek Atoui La Lutherie Part 2 Klangkunst/Performance Sonntag 02.09. | 22.05 Uhr Der libanesische Klangkünstler Tarek Atoui beschäftigt sich in der Radiosendung „La Lutherie 2“ mit Fragen, die durch neue Techniken aufgeworfen werden. Das Schreiben von Software und Wiederverwendung elektrischer Bauteile, zum Beispiel aus x-Box oder Playstation, ermöglichen neue Wege, um Musik zu machen. Tarek Atoui verwendet Sensoren aus Videospielkonsolen und anderen elektronischen Bauteilen, um auf neue, aber auch einfachere Art und Weise Klänge hervorzurufen. Dabei entsteht Musik, die vom ganzen Körper erzeugt wird, und zwar durch die Verteilung vieler Bewegungs- und Drucksensoren auf einer großen Oberfläche. In seinem dOCUMENTA (13) Projekt stellt Tarek Atoui das Musikinstrument an sich in den Mittelpunkt und möchte neue Beiträge zu seinem Verständnis fördern: Was ist ein Instrument in der heutigen Musikund Performanceszene? Wie ermöglicht uns ein Instrument, Kunst zu verstehen? Können wir über die Art und Weise, wie wir ein Instrument spielen, etwas über unser heutiges Körperverständnis erfahren? Diese Fragen kennzeichnen Atouis Arbeiten und treiben ihn an. Während der dOCUMENTA (13) will Tarek Atoui mit Gästen wie Heiner Goebbels, Hu Fong, Gregory Castera und anderen Klangkünstlern ins Gespräch kommen und Workshops mit Jugendlichen veranstalten. Eigene Performances sowie neue Eindrücke und Erfahrungen werden in seine Radiosendung einfließen. ARD Radiofestival 2012 34 August 35 NDR Info | sonntags 21.05 Uhr Komposition: Sabine Worthmann Hörspielbearbeitung: Anna Pein Regie: Oliver Sturm Mit Tilo Werner, Inga Busch, Martin Engler, Larissa Fuchs, Margit Bendokat, Wolfgang Spier, Andreas Mannkopf, Hendrik Arnst u. v. a. und Kinder des Kinderchors Canzonetta HR/RBB 2010 | 75 Min. Arno Schmidt Seelandschaft mit Pocahontas Nach der gleichnamigen Erzählung Sonntag 08.07. | 21.05 Uhr Arno Schmidts Roman „Seelandschaft mit Pocahontas“ erschien 1955 zunächst in der Zeitschrift „Text und Kritik“ und brachte Alfred Andersch eine Strafanzeige wegen Pornografie ein. Das sagt mehr über die deutsche Befindlichkeit der 50er Jahre als über die Erzählung. Die Geschichte einer spontanen und flüchtigen Sommerliebe in der niedersächsischen Seelandschaft am Dümmer erzählt von der Suche nach einem neuen Lebensanfang in der Nachkriegszeit. Der Ich-Erzähler Joachim, ein mittelloser Schriftsteller, und Erich Kendziak, ein Malermeister, knattern mit dem Motorrad ins Oldenburgische – eben dorthin waren Arno und Alice Schmidt im Juni 1953 selber gefahren – zwecks sommerlicher Erholung. Als die Freunde Annemarie und Selma, zwei junge Sekretärinnen, kennenlernen, treten die gemeinsamen Kriegs erinnerungen hinter sommerliche Vergnügungen zurück, auch wenn in Joachims bösen Kommentaren zu Christentum und Adenauer die politische Realität der 50er Jahre immer wieder das Idyll durchbricht. Arno Schmidt (1914 – 1979) war nach Krieg und Gefangenschaft zunächst als Übersetzer tätig. Seit 1949 erschien sein umfangreiches Prosawerk: Romane, zahlreiche Erzählungen, literarische RadioEssays und eine umfangreiche Fouqué-Biographie. Zum 85. Geburtstag | Ludwig Harig Ein Blumenstück Sonntag 15.07. | 21.05 Uhr Was vermag Sprache? Was kann sie ertragen? Was erst erträglich machen? Wie noch das Unerträgliche evozieren? Ludwig Harig stellt in seinem Sprachkunstwerk Auschwitz als Ausgeburt deutscher Idyllik dar. Keine Story steht im Mittelpunkt seines „Blumenstücks“, sondern Das Sonntagshörspiel 36 Harig konfrontiert unschuldig klingende Kinderlieder, Reime und Abzählverse, deutsche Märchenmotive und Zeugnisse deutscher Blumenverliebtheit mit den Tagebuchaufzeichnungen des Lagerkommandanten Rudolf Höss. Damit liefert er eine aufrüttelnde Antwort auf die Fragen: Wie Auschwitz möglich sein konnte? und: Wie nach Auschwitz die Dichtung noch möglich und notwendig sein kann. Ludwig Harig, geboren am 18.7.1927 in Sulzbach/Saarland, war zunächst als Volksschullehrer tätig, seit 1970 arbeitet er als freier Schriftsteller. Für sein reiches Werk (Romane, experimentelle Texte, Erzählungen, Lyrik und viele Hörspiele) ist er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, erhielt u. a. 1985 die Carl-Zuckmayer-Medaille, 1994 den Friedrich-Hölderlin-Literaturpreis und für sein Hörspiel „Drei Männer im Feld“ 1986 den „Hörspielpreis der Kriegsblinden“. Ludwig Harig ist Mitglied des PEN und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. André Herzberg Gespräch mit meiner Mutter Sonntag 22.07. | 21.05 Uhr Was bleibt dem Sohn, nachdem er seine Mutter begraben hat, außer Ratlosigkeit? Erinnerungen natürlich: An seine Kindheit und Jugend, an ihre Fürsorglichkeit und Bevormundung. An die Zeit des Alters, der Krankheit, die letzten Tage. Auch an ihr eigenes Leben vorher und nachher, soweit er davon weiß. Aus Briefen, Akten, Zeugnissen, Fotos versucht der Sohn sich die Biografie seiner Mutter zu vergegenwär tigen: Die jüdische Berliner Familie. Die Emigration nach England. Die Arbeit für die Kommunistische Partei. Dann im Osten Deutschlands eine Laufbahn als Staatsanwältin, alleinerziehend mit drei Kindern. Später die Jahre beim Weltfriedensrat in Helsinki, nach ’89 der Bruch mit der PDS. Was auch bleibt: Das dringende Bedürfnis nach einem Gespräch über all das, was ein Leben lang in der Luft lag und nie ausgesprochen wurde. Nach einem Gespräch, für das es zu spät ist, und das man trotzdem nachzuholen versucht. Regie: Heinz Hostnig Mit Frank Straass, Rainer Schmitt, Lutz Mackensy, Corinna Hano, Rosemarie Herrero-Luka, Adrian Kötteritz, Alexander Heinz, Jens Wawrczeck u. v. a. Kinderchor der Schule am Bramfelder Dorfplatz unter Leitung von Frauke Kröger NDR/WDR 1979 | 54 Min. Komposition: André Herzberg Regie: Götz Fritsch Mit André Herzberg, Corinna Harfouch, Deborah Kaufmann, Peter Ambros, Frank Sieckel, Andreas Keller, Oliver Urbanski, Wolf-Dietrich Rammler, Jörg Pose, Kathleen Morgeneyer MDR/DLR Kultur 2011 | 55 Min. Juli 37 André Herzberg, geboren in Berlin 1955, gehörte als Frontmann von „Pankow“ zu den Protagonisten der Ostrock-Szene. Neben seiner 1991 einsetzenden Solo-Karriere ist er auch als Autor hervorgetreten: mit dem Erzählungsband „Geschichten aus dem Bett“ (2000) und dem autobiografischen Roman „Mosaik“ (2004). 2007 produzierte der DLF sein Hörspiel „Die wundersame Geschichte eines Ostrockers, erzählt von ihm selbst“. Hörspielbearbeitung und Regie: Irene Schuck Mit Inga Busch, Jens Wawrczeck, Astrid Meyerfeldt, Gabriela Maria Schmeide, Telat Yursever, Uli Pleßmann NDR/SWR 2009 | 55 Min. Iris Hanika Treffen sich zwei Nach dem gleichnamigen Roman Sonntag 29.07. | 21.05 Uhr Ein „coup de foudre“ in einer hitzegesättigten, aufgeprickelten Sommer-Nacht katapultiert zwei Berliner Großstadt-Singles aus ihren gewohnten Bahnen. Rein in die sumpfigen Landschaften der Liebe, der Sehnsucht, des Begehrens. Er: ein nüchterner Typ, Systemberater, Sie: eine wundergläubige, zu hysterischen Exaltationen und Tränenausbrüchen neigende Geisteswissenschaftlerin. Sie langweilt sich tagein tagaus in einer Galerie, wo sie sich ausgiebig ihren eigenen Gefühlen und denen berühmter Geistesgrößen widmet. Er ist megagestresst von seinem Job. Nach der ersten ekstatischen Nacht gehen die Liebeszweifel los, beginnt die Ambivalenz ihr immer gleiches Spiel … Ein Hörspiel aus den modernen Welten der Single-Einsamkeit. Erzählt mit Eleganz und Ironie. Iris Hanika beschwört das Pathos des großen Gefühls herauf, um es dann witzig-geistreich zu kontrapunktieren. Zum 50. Todestag von Marilyn Monroe Dieter Philippi Das erste Stück Sonntag 05.08. | 21.05 Uhr Das Sonntagshörspiel 38 Mit Martina Gedeck, Hans-Peter Hallwachs, Jan Schütte WDR 1999 | 74 Min. Am 5. August 1962 starb Marilyn Monroe in ihrer Wohnung in einem Vorort von Hollywood. Das Hörspiel von Dieter Philippi gibt der Schauspielerin, die sich so einsam gefühlt und immer nur den Texten Anderer ihre Stimme gegeben hat, eine eigene Sprache, um ihre Geschichte zu erzählen: „Das erste Stück“ ist ihr erstes und letztes Stück, ihre ganz persönliche Lebensbilanz. Über das Scheitern des Jahrhundertprojektes, Eros und Intellekt zu versöhnen, soll es gehen. Ihr Gegen über im Dialog ist ihr Ex-Mann, der Dramatiker Arthur Miller, der Ort ihrer Begegnung, ein Planetarium. Zwei Stars in einer Sternwarte bei der Betrachtung des Himmels. Zwei Menschen, die einander geliebt haben und jetzt Lichtjahre voneinander getrennt sind. „Schauen Sie mir in die Augen! Ist das Weltall beseelt?“ fragt sie und ersehnt ein überzeugendes „Ja“. Dieter Philippi, geboren 1955 in Stupbach/Rheinland-Pfalz, lebt in der Nähe von Karlsruhe. Er studierte allgemeine und vergleichende Lite raturwissenschaften in Mainz, Zürich und Berlin; seit 1990 ist er freier Schriftsteller und schrieb ab 1992 acht Hörspiele für verschiedene Sender, so u. a. „Auf allen Vieren, „Die Fernzüge“, „Pücklers Raumdeutung“, zuletzt: „Das erste Stück“. Tokutomi Roka Iris Hanika, 1962 in Würzburg geboren, war feste Mitarbeiterin der FAZ, führte eine Chronik im MERKUR. Sie erhielt diverse Preise: Für den Roman „Das Eigentliche“ (2010) den Literaturpreis der Europäischen Union und den Preis der LiteraTour Nord. „Treffen sich zwei“ stand im Erscheinungsjahr 2008 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Regie: Klaus Dieter Pittrich Natur und Menschenleben Nach dem gleichnamigen Buch Sonntag 12.08. | 21.05 Uhr Übersetzung aus dem Japanischen: Ekkehard May Regie: Ulrich Lampen Mit Michael Rotschopf, Yuho Yamashita HR 2011 | 76 Min. Von Anfang 1897 bis zum Spätsommer des Jahres 1900 lebte Tokutomi in dem Seebad Zushi, etwa 50 km südwestlich von Tokio. Hier, mit einem prachtvollen Weitblick über die Sagami-Bucht und das Bergland von Hakone mit dem dominierenden Gipfel des Fuji, sollte sich die mit einem starken malerischen Impetus ausgestattete Naturbegeisterung Juli | August 39 Joël Pommerat, 1963 geboren, französischer Theater- und Kurzfilm autor und Regisseur, gründete 1990 die Theaterkompanie „Louis Brouillard“, mit der er seine Stücke herausbringt. Im letzten Jahr wurde „Ma chambre froide“/„Die Kältekammer“ am Odéon-Theater in Paris uraufgeführt und von der Kritik in Frankreich gefeiert. des jungen Autors besonders entfalten: Während des Jahres 1898 hielt er Tag für Tag fest, welche Veränderungen er in dem vor ihm liegenden Landschaftpanorama beobachtete, im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, von Wetter, Luft und Licht und dem ständigen Wandel der belebten Natur. In ihrer außergewöhnlich intensiven Bildsprache reihen sich seine literarischen Beobachtungen ein in die Tradition der haibun, der Prosatexte im Geiste des Haiku. „Ich gebe meinem Werk den Titel Natur und Menschenleben, weil ich in diesen Skizzenbüchern das, was ich mit meinen Augen gesehen, mit meinen Ohren gehört und in meinem Herzen gefühlt habe, meiner Hand folgend unmittelbar und unverfälscht aufgezeichnet habe.“ Jan Georg Schütte | Wolfgang Seesko Der Alltag des Herrn Held Sonntag 26.08. | 21.05 Uhr Thorsten Held, Schrauber in einer Autofabrik, lebt ein ruhiges, kon ventionelles Leben mit Frau und halbwüchsigem Sohn, gefangen und stumpf geworden in den Routinen des Alltags. Doch eines Tages wird er jäh aus seiner Umlaufbahn geschleudert. Plötzlich kann er den Zugangs-Bestätigungston nach der Codewort-Eingabe am Werkseingang nicht mehr ertragen. Autohupen, Daddelautomaten in Kneipen, Kindergeschrei, das Mahlen der Kiefer beim Essen, das Umrühren mit dem Löffel: Die ganze Welt verwandelt sich in einen lärmenden Alptraum. Schließlich kommt es zum großen Knall: Held erleidet einen akustischen Infarkt – und erlebt eine Art Wiedergeburt, gefolgt von einer kindlichen Neuentdeckung der Welt. Tokutomi Rokas (1868 – 1927) poetische Skizzensammlung „Natur und Menschenleben“ ist ein Solitär der modernen japanischen Literatur. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1900 ist sie mit ihren präzisen und zugleich beseelten Naturbeschreibungen so einzigartig wie zeitlos geblieben. Übersetzung aus dem Französischen: Bettina Arlt Komposition: Michael Riessler Regie: Christiane Ohaus Mit Florian von Manteuffel, Hans Diehl, Maja Schöne, Judith Engel, Donata Höffer, Jascha Stiller, Lea Kübler SR/RB 2006 | 69 Min. Joël Pommerat Dieses Kind Sonntag 19.08. | 21.05 Uhr Jan Georg Schütte, geboren 1962 in Oldenburg, Schauspieler, Theaterund Filmregisseur, hat sich einen Namen gemacht mit Kinofilmen, die er mit hochkarätigen Schauspielern in freier Improvisation ent wickelte. Mit dem NDR Hörspiel produzierte Schütte 2010 „Seitenspringer“; für „Altersglühen“ erhielt er 2011 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Auch seine Hörspiele entstehen aus Improvisationen der Schauspieler. Wolfgang Seesko, geboren 1970 in Hamburg, studierte Musik- und Kunstwissenschaft in Oldenburg und beschäftigt sich seit 2001 mit dem Genre Hörspiel, arbeitet als freier Radiojournalist und -regisseur. Ein facettenreiches, überraschendes Mosaik aus 10 kurzen Szenen. Ihr Dreh- und Angelpunkt: die einzigartige Beziehung zwischen Eltern und Kind. Da ist die junge Alleinerziehende, die ihren Säugling fremden Nachbarn schenken will. Das 10jährige Scheidungskind, das seinen Vater plötzlich siezt. Der Vater, den die Arbeit im Bergwerk körperlich zerstört hat und der seinem Sohn trotzdem dasselbe Leben vorschreiben will. Der erwachsene Sohn, selbst schon Vater geworden, der seinem Vater nie die Wahrheit sagen konnte: aus Angst. Zwei Freundinnen sollen die Leiche eines jungen Mannes identifizieren: Es könnte einer ihrer Söhne sein. Der Autor hat dieses Stück nach einer gründlichen Recherche bei einer Familiensozialkasse des Département Calvados und unter Verwendung von Interviews mit den Klienten geschrieben. Das Sonntagshörspiel 40 Regie: Jan Georg Schütte und Wolfgang Seesko Komposition: Andreas Bick Mit Jan Georg Schütte, Gabriela Maria Schmeide, Max Louis Schütte, Max Herbrechter, Brigitte Buhre, Oliver Sauer, Theo Froehlich, Pheline Roggan NDR 2012 | ca. 55 Min. | Ursendung Gabriela Maria Schmeide, Jan Georg Schütte August w 41 Hörspielbearbeitung: Susanne Hoffmann Komposition: Andreas Bick Regie: Beatrix Ackers Mit Cathlen Gawlich, Andreas Pietschmann, Christoph Bantzer, Lina Böckel, Stephan Schad, Kathrin Angerer, Ulrich Wickert, Samuel Weiss, Dieter Pfaff u. v. a. NDR 2008 | 66 Min. (I) | 70 Min. (II) David Safier Mieses Karma Hörspiel in zwei Teilen | Nach dem gleichnamigen Roman Sonntag 02. | 09.09. | 21.05 Uhr Kim Lange hat den Deutschen Fernsehpreis für die Beste Moderation in der Sparte Nachrichtensendung kassiert und liegt mit fetter erotischer Beute, dem heißbegehrten Moderator der Konkurrenz, Daniel Kohn, im Bett. Wenig später donnert ihr der Sprengsel einer russischen Raumstation auf den Kopf. Kim stirbt und wird reinkarniert. Aufgrund ihres lasterhaften Lebens muss sie sich zunächst als Arbeiter-Ameise in der Welt abschuften. Doch sie sammelt schnell gutes Karma, so dass sie in der Folge als Meerschweinchen, dann als Hund und schließlich als fettleibige Würstchenverkäuferin in die Schule des Lebens geht. Eigentlich wäre sie jetzt reif fürs Nirwana, aber Kim will zurück zu ihrer Familie, dem gehörnten Ehemann Alex und vor allem zu Töchterchen Lilly. Doch Alex lebt seit ihrem Tod mit Kims Freundin Nina zusammen und will sie heiraten … David Safiers Debüt ist Bildungs-Roman, spirituelles Märchen, Comic, Gesellschaftskomödie. Und eine glühende Hommage an die Familie. David Safier, geboren 1967, lebt in Bremen. Wurde bekannt durch seine Drehbücher zu TV-Hits wie „Berlin, Berlin“, „Nikola“ und „Mein Leben und Ich“. Wurde u. a. mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und dem Emmy, dem amerikanischen Fernseh-Oscar, ausgezeichnet. Der Roman „Jesus liebt mich“ wird gerade verfilmt. Komposition: Hans Platzgumer Regie: Ulrich Lampen Mit Kathrin Angerer, Milan Peschel, Burghart Klaußner, Konstantin Graudus, Marion Martienzen, Susanne Wolff, Sabine Urban RB/RBB 2004 | 54 Min. Falk Richter Electronic City Sonntag 16.09. | 21.05 Uhr „Modern Times“ im 21. Jahrhundert. Oder: Über den Horror des globalflexiblen Arbeitslebens. Tom, erfolgreicher Businessmann, ist immer auf Reisen. Los Angeles, Tokio, New York, Berlin – mit Aufenthalten an Übergangs-Orten: in Flugzeugen, auf Flughäfen, in irgendwelchen Lounges und Zimmern anonymer Hotels. Alle Orte sind gleich, es ver- Das Sonntagshörspiel 42 bindet sich keine persönliche Geschichte mit ihnen. Seine Freundin Joy, bei einer internationalen Duty-free-shop-Kette als Springerin angestellt, ist ähnlich viel unterwegs. Sie sehen sich, wenn sie Glück haben, für eine halbe Stunde auf einem Flughafen beim Zwischenstopp. Beide stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch, heillos verloren in ihrer Transitwelt. Da muss nur der Infrarotleser der Kasse nicht mehr funktionieren oder der Zahlencode für das Hotelzimmer abhanden gekommen sein, und man verliert komplett die Orientierung, weiß plötzlich nicht mehr ein noch aus. Falk Richter, 1969 in Hamburg geboren, studierte in seiner Heimatstadt Schauspielregie und arbeitet seit Abschluss des Studiums freiberuflich als Regisseur und Autor, auch in Holland und in den USA. Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Theaterautoren und -regisseuren. Zahlreiche Hörspiele, zuletzt im NDR: „Unter Eis“ (2005). A. L. Kennedy Paradies Nach dem gleichnamigen Roman Sonntag 23.09. | 21.05 Uhr Hannah Luckraft ist Schottin, Ende dreißig, kinderlos und Alkoholikerin, ihr Leben alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Es dämmert ihr, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann: Die Anzeichen, dass es ihrer Seele nicht gut geht, mehren sich, und auch auf ihren Körper ist kein Verlass mehr. Der Zahnarzt Robert, ebenfalls bekennender Trinker, scheint ihr Liebe und Rückhalt zu bieten; vielleicht ist er aber auch nur ein weiteres Symptom jenes Problems, für dessen Beseitigung es höchste Zeit wird. Hannah findet endgültig nicht mehr in die Wirklichkeit zurück, als sie sich auf die Suche nach einem Ort begibt, an dem sie glücklich sein kann: ihrem Paradies. Darin liegen die Hölle, Glück und Verzweiflung dicht beieinander. Übersetzung aus dem Englischen: Ingo Hertzke Hörspielbearbeitung und Regie: Irene Schuck Mit Inga Busch, Matthias Brandt, Christian Koerner, Sven Plate, Elke Domhardt, Thomas Just, Andreas Keller u. v. a. MDR/NDR 2008 | 74 Min. A. L. Kennedy, geboren 1965 im schottischen Dundee, zählt zu den führenden Stimmen der britischen Gegenwartsliteratur. Sie erhielt zahlreiche Preise und lebt als Autorin, Filmemacherin und Dramatike- September 43 rin in Glasgow. Zuletzt erschien „Day“ (2007) und „Was wird“ (2009). Mit dem Originalhörspiel „Blood Empire“ gab sie ihr Hörspieldebüt im deutschen Radio (2010). Regie: Christine Nagel Mit N.N. Matthias Wittekindt Die Ziege Sonntag 30.09. | 21.05 Uhr NDR 2012 | ca. 55 Min. | Ursendung So richtig verstehen kann sie niemand. Da hat Lisa endlich ein erfolgreiches Jura-Examen hingelegt, eine aussichtsreiche Stelle bei einer renommierten Kanzlei in der Tasche, könnte mit Volldampf ihre Karriere starten – und dann bockt sie. Steigt aus. Schwingt sich aufs Motorrad und knattert einem dahergelaufenen Spanier hinterher. Natürlich ist der Mann kein Prinz, und er entführt sie auch nicht auf sein Schloss, sondern in eine unwirtliche Hütte ohne Toilettenspülung inmitten der Berge, unweit eines abgelegenen Fischerdorfs, wo die Sonne die Haare bleicht und der Wind die Haut gerbt. Hier verschwinden Männer hinter versteinerten Mienen und wortkargen Dialogen, im Dunst von Joints und Alkohol. Hier sagen sich Hase und Igel gute Nacht, und zu Besuch kommt gelegentlich eine Ziege: ein aufdringlicher Gast, der nicht eingeladen wurde. Eine flirrende Sommer-Geschichte mit gothic Kolorit, ein poetisches Kammerspiel über einen Aufbruch und die Lust am Fremden. Matthias Wittekindt Matthias Wittekindt, 1958 in Bonn geboren, lebt in Berlin. Er studierte Architektur und schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, u. a. mehrere ARD-Radio-Tatorte für den NDR. Die Produktion von „Das Lewskow-Manuscript“ (NDR 2005) wurde mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. 2011 erschien sein erster Kriminalroman: „Schneeschwestern“. Anthony McCarten Superhero Nach dem gleichnamigen Roman Sonntag 07.10. | 21.05 Uhr Donald Delpe. Vierzehn Jahre. Magerer Junge. Schräger Vogel: „haarlos, augenbrauenlos, bleich, klapperdürr, ein wandelndes Kondom“. Das Allerschlimmste: Donald hat Krebs. Kann sein, dass er seinen 16. Geburtstag nicht erlebt. Aber eins weiß er sicher: er will nicht als männliche Jungfrau sterben. Doch bei den Mädels kann er irgendwie nicht landen. Da helfen ihm auch die Anmach-Tips seines älteren Bruders nicht weiter. Die himmlische Shelly zum Beispiel, die er seit einem Sonntagsgottesdienst anschmachtet, lässt ihn richtig auflaufen. Eigentlich ist das Leben für ihn nicht zum Aushalten. Doch es gibt da MIRACLEMAN, seinen selbst erfundenen Superhelden. Als Donalds alter ego kämpft er mit übermenschlichen Kräften gegen den Wahnsinn der Welt. In seiner letzten Nacht wird Donald herausfinden, was wirklich wichtig ist in seinem Leben. Übersetzung aus dem Englischen: Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié Hörspielbearbeitung: Susanne Hoffmann Komposition: Christopher Sylvester und Jo Ambros Regie: Alexander Schuhmacher Mit Patrick Güldenberg, Matthias Brandt, Samuel Weiss, Björn Grundies, Marion Breckwoldt, Hannes Hellmann, Birger Frehse, Moritz Grove, Ole Lagerpusch, Uli Pleßmann u. v. a. NDR 2009 | 85 Min. Anthony McCarten, geboren 1961 in Neuseeland, lebt in den USA und England. Schreibt Theaterstücke und Romane und inszeniert Filme. Auf seinem Theaterstück „Ladies Night“ beruht der britische Erfolgsfilm „The Full Monty“/„Ganz oder gar nicht“. Auch der Roman „Superhero“, der 2008 den deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, wird in einer deutsch-neuseeländischen Koproduktion vom Autor selbst verfilmt. Thomas Harlan Regie: Bernhard Jugel Veit Mit Thomas Thieme Sonntag 14.10. | 21.05 Uhr BR 2011 | 56 Min. „Ich bin der Sohn meiner Eltern. Das ist eine Katastrophe. Die hat mich bestimmt.“ Diese Aussage von Thomas Harlan, Sohn von Veit Harlan, dem Regisseur des antisemitischen Propagandafilms „Jud Süß“, fasst kurz und prägnant zusammen, was ihn sein Leben lang quälte, woran er sich abarbeitete, verzweifelt und manchmal bösartig analysierend: Das Sonntagshörspiel 44 September | Oktober 45 Komposition: Lutz Glandien Regie: Judith Lorentz Mit Julia Hummer, Effi Rabsilber, Matthias Brandt, Anne Lessmeister, Lisenka Kirkcaldy, Katharina Giesbertz, Oliver Jacobs, Stefan Roschy, Gerhard Piske, Andreas Helgi Schmid, Alexander Schank SWR 2010 | 72 Min. unendliche Schuld und unendliche Scham. Für die Taten seines Vaters. Für die Shoah. Bis zu seinem Tod, am 16. Oktober 2010 in Berchtes gaden. Dann aber, vom 31. Mai bis zum 4. Juni 2010, fünf Tage ununterbrochen diktierend, sein letzter Brief, ein Brief an den Vater: „ Sage, Vater, sage nicht, es könne niemand die Verantwortung für die Taten eines Dritten übernehmen, der selbst keine Verantwortung für seine Taten zu haben denkt. Es kann.“ Thomas Harlans „Veit“ ist ein Klage gesang, ist unbarmherzige Bilanz, ist aber auch Zeugnis von Mitgefühl. Am Ende steht: „Ich habe Dich geliebt. Lass mich Dein Sohn sein, Dein ältester, lass mich. Dein Sohn.“ Ulrike Almut Sandig, geboren 1979, studierte u. a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, veröffentlichte Lyrik, Prosa und Hörspiele, erhielt diverse Preise, war Herausgeberin der Literaturzeitschrift EDIT. Nach dem Hörspieldebüt „Hush little baby“ (2008) ist „Unter Wasser“ das zweite Hörspiel der Autorin. Thomas Harlan, 1929 geboren als Sohn der Schauspielerin Hilde Körber und des Regisseurs Veit Harlan, hat Filme gedreht (u. a. „Torre Bela“ 1977 und „Wundkanal“ 1984), und Theaterstücke und Bücher geschrieben – die Romane „Rosa“ (2000) und „Heldenfriedhof“ (2006) wurden auch als Hörspiele realisiert – sowie den Erzählungsband „Die Stadt Ys“ (2007). Nach dem gleichnamigen Theaterstück Sonntag 28.10. | 21.05 Uhr Ulrike Almut Sandig Unter Wasser Sonntag 21.10. | 21.05 Uhr Anja und Iris, Iris und Anja – die beiden Mädchen gehören zusammen. Sie kommen stets gemeinsam zum Musikunterricht von Herrn Mende, Samstagnachmittags, wenn die Streichergruppe übt. Und sie verlassen den Unterricht auch zu zweit. Für Herrn Mende bedeuten die Samstagnachmittage viel, seine Mädchen, seine Musik – das ist sein Leben. Aber was bedeutet das alles den Mädchen? Iris behandelt ihn kühl. Anja, die als einzige das Vibrato beherrscht, kann seinen Blick nicht einmal erwidern. „Ich bin nicht blind“, sagt Anja, denn immerhin ist sie es, die Iris führt, nicht andersherum. Warum verstehen das die anderen nicht, warum fällt immer wieder dieses Wort „blind“, das Anja nicht ertragen kann? Warum sagt es sogar Herr Mende und warum ihre beste Freundin Iris? Mit einem in der Lyrik geschulten Gespür für Rhythmus und exakte Sprache lässt die Autorin einen eigenwilligen Kosmos um ein paar Figuren entstehen. Es ist eine Tragödie, doch der Erzählton bleibt leicht, geprägt von Unmittelbarkeit und Humor. Das Sonntagshörspiel 46 Florian Zeller Die Wahrheit oder Von den Vorteilen, sie zu verschweigen und den Nachteilen, sie zu sagen Seit sieben Monaten haben Michel und Alice eine Affäre, treffen sich heimlich und hastig in Hotelzimmern. Doch jetzt will Alice mehr. Zum Beispiel ein ganzes Wochenende. Sowieso hat sie die Nase voll vom ewigen Lügen und Versteck-Spielen, will ihrem Mann alles offenbaren. Doch das will Michel auf gar keinen Fall. Paul ist schließlich seit ein paar Monaten arbeitslos und könnte es kaum verkraften, wenn seine Frau ihn mit seinem besten Freund betröge. „Du belügst ihn nicht, Alice. Du sagst ihm nur nicht die Wahrheit. Es wäre egoistisch, ihm die Wahrheit zu sagen, nur um Dein Gewissen zu erleichtern“. Michel ist ein rücksichtsvoller Agent der Täuschung, ein barmherziger Virtuose der Verstellung. Solange er selbst nicht getäuscht wird. Das Hörspiel nach dem Theaterstück von Florian Zeller, am St. Pauli Theater uraufgeführt, ist geistreicher Boulevard aus dem Geist der französischen Komödie, ein virtuoses Fingerspiel auf der Klaviatur der Moral. Mit eleganter Nonchalance beweist der Autor, wie dehnbar ihre Aus legung ist, wie anpassungsfähig an unsere aktuelle Bedürfnis- und Interessenlage. Übersetzung aus dem Französischen: Annette und Paul Bäcker Hörspielbearbeitung und Regie: Sven Stricker Mit Siemen Rühaak, Leslie Malton, Ulrike C. Tscharre, Felix Goeser NDR 2012 | ca. 70 Min. | Ursendung Florian Zeller Florian Zeller, 1979 in Paris geboren und in Großbritannien aufgewachsen, studierte Politik, unterrichtete als Dozent und veröffent lichte mit 22 Jahren seinen ersten Roman. Heute zählt er zu den bekanntesten Autoren Frankreichs. Oktober 47 Regie: Andrea Getto Mit Sandra Bayrhammer, Max von Pufendorf, Sascha Nathan, Sandra Gerling, Wolfgang Michael HR/DKultur 2012 | 49 Min. Anne Krüger Lisa Stadler Blind Frau Hegnauer kommt Sonntag 04.11. | 21.05 Uhr Nach dem gleichnamigen Theaterstück Sonntag 18.11. | 21.05 Uhr Schon in den ersten Sätzen des neuen Stücks der Berliner Autorin Anne Krüger beginnt die Irritation. Marie liegt gemütlich auf einem goldenen Kissen vor dem Fernseher und schaut sich, wie alle Tage, das Programm an. Nichts außergewöhnliches, wenn Marie eine Frau oder ein Kind wäre, aber es ist ein kleiner Hund, verwöhnt von Peter und Elisabeth. Elisabeth fühlt sich nicht geliebt, die Frustrationen ihrer Ehe werden mit Alkohol betäubt oder mit Tabletten und Spritzen ruhiggestellt von Dr. Matti, Freund des Ehemannes Peter und Elisa beths Heilbringer. Die Beziehungen dieser Figuren zueinander, hinzu kommen noch die Partygäste Hubert und Baby, scheinen vollkommen alltäglich zu sein, angesiedelt in der Wirklichkeit der Wohlstandswelt unserer Tage. Wären da nicht auch die beiseite gesprochenen Sätze und die rudimentären Gedanken in den Köpfen. Ist Marie wirklich ein Hund, Elisabeth statt der schwachen Mädchenfrau nicht doch vielmehr ein Vampir, hat Peter zugelassen, dass die gemeinsame Tochter aus dem Fenster stürzt? Anne Krüger löst das Innen und Außen dieser Welt nicht auf, die Figuren bleiben in ihren Ängsten und heimlichen Existenzen gefangen. Anne Krüger, geboren 1975 in Berlin, studierte Germanistik und Bibliothekswissenschaft an der Humboldtuniversität, arbeitet für „Ärzte ohne Grenzen“ und lebt als freie Autorin in Berlin. ARD Hörspieltage (07. – 11.11.2012) Deutscher Hörspielpreis der ARD Siegerstück N.N. Sonntag, 11.11. | 21.05 Uhr Das Sonntagshörspiel 48 Fiktional überhöht und szenisch zugespitzt erzählt die Autorin von den letzten 14 Tagen eines Sterbewilligen. Thomas ist unheilbar erkrankt und kehrt nach längerer Zeit im Ausland in die Schweiz zurück. Er quartiert sich, zusammen mit seiner Halbschwester Sara, bei Lorenz und Vera, einem befreundeten Paar, ein. Sie alle sollen, so wünscht es sich Thomas, noch ein paar heitere Tage miteinander verbringen. Aber schon die praktische Organisation des Sterbens gestaltet sich konfliktreich, und die Spannungen nehmen zu, je näher der Moment rückt, an dem die Freitodbegleiterin Frau Hegnauer an der Türe klingeln wird. ARD Themenwoche „Leben mit dem Tod“ Komposition: Malte Preuss Hörspielbearbeitung und Regie: Reto Ott Mit Martin Engler, Linda Olsansky, Fabian Krüger, Inga Eickemeier, Isabelle Menke, Dorothee Metz, Nikolai Ott Schweizer Radio DRS 2008 | 51 Min. Lisa Stadler, geboren 1970, arbeitete nach einem Studium der politischen Wissenschaften als Journalistin. Als Dramatikerin trat sie erstmals mit dem Hörspiel „Die Verbindung“ (DRS 2003) in Erscheinung. „Frau Hegnauer kommt“ ist ihr erstes Bühnenstück, das im Rahmen einer Autorenförderung entstand. Josep Maria Benet i Jornet Die Verweigerung Nach dem Theaterstück „Testament“ von Josep Maria Benet i Jornet Sonntag 25.11. | 21.05 Uhr Ein katalanischer Philosoph und Missionar des 13. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung zwischen den Protagonisten dieses Stücks: Ramon Llull und seine berühmte Schrift „Das Buch vom Freunde und vom Geliebten“. Dieses Buch, eine der wichtigen mysti schen Schriften des Mittelalters, ist nicht nur das Dokument einer leidenschaftlichen Gottsuche, man kann sie auch als hoch-poetische Apotheose der Liebe lesen. Dieser zweite Aspekt ist es, der in der dramatischen Begegnung zwischen Professor und Student die entscheidende Rolle spielt. Ein geistiger und emotionaler Ringkampf beginnt, in Übersetzung aus dem Spanischen: Klaus Laabs Regie: Barbara Plensat Mit Matthias Habich, Markus Meyer, Peter Simonischek, Alexandra Henkel, Wolfgang Pregler, Peter Kirchberger NDR 2000 | 50 Min. November 49 dem das Recht, das eigene Leben wegzuwerfen, der Forderung nach Verantwortung gegenübersteht. Und über allem schweben die Verse der Liebe des Ramon Llull. Josep Maria Benet i Jornet, 1940 in Barcelona geboren, wo er bis heute lebt, hat nach einem Studium der Philosophie und Literatur 1963 mit dem Schreiben von Theaterstücken begonnen; zahlreiche Preise, u. a. den Nationalpreis für katalanische Literatur (1990), zuletzt den spanischen „Max“-Preis für „Dreizehn Uhr nachts“ als bestes Theaterstück des Jahres. Neben seiner Tätigkeit fürs Fernsehen ist der Autor in Katalonien vor allem als Dramatiker hochgeschätzt. Übersetzung aus dem Amerikanischen: Hagen Horst Komposition: Philipp Schaufelberger Hörspielbearbeitung und Regie: Stephan Heilmann Mit Dinah Hinz, Klaus Brömmelmeier SRF 2011 | 50 Min. Sam Bobrick | Julie Stein Die unerhörten Abenteuer von Sheldon & Mrs. Levine Sonntag 02.12. | 21.05 Uhr Eine der heikelsten Beziehungen, die das Menschenleben zu bieten hat, ist die zwischen Mutter und Sohn. Der amerikanische Dramatiker Sam Bobrick hat zusammen mit seiner Frau Julie Stein eine grausamzärtliche Komödie geschrieben, die nur aus Briefen besteht. Briefen zwischen einem 30jährigen Sohn, der endlich von zu Hause weggelaufen ist, und seiner alten und dennoch allgegenwärtigen Mutter. Sam Bobrick, 1932 in Chicago geboren, hat als Autor und Co-Autor zahlreiche Stücke geschrieben, die in der ganzen Welt aufgeführt werden; bei vielen führte er in Kanada und den USA auch selbst Regie. Außerdem arbeitete er für das Fernsehen und schrieb Liedtexte u. a. für Elvis Presley („Girl of my best friend“) und Brian Ferry. – Zusammen mit seiner Frau Julie Stein schrieb Bobrick die Stücke „The Outrageous Adventures of Sheldon & Mrs. Levine“ und „Lenny’s back“, eine OneMan-Show über den legendären Komiker Lenny Bruce. Patricia Highsmith Verwunschene Fenster Nach einer Erzählung von Patricia Highsmith Sonntag 09.12. | 21.05 Uhr Die als „Magic Casements“ und „The Feary Lands Forlon“ niedergeschriebene Geschichte entstammt den 2002 unter dem Titel „Die stille Mitte der Welt“ herausgegebenen nachgelassenen Erzählungen Patricia Highsmiths und wurde vermutlich zwischen Dezember 1945 und Februar 1946 geschrieben. Im Pandora-Saal eines traditionsreichen alten New Yorker Hotels verbringt Oliver Hildebrandt, ein Mann mittleren Alters, seine Abende mit Brandy-Trinken, vergeblich auf verlorenes Glück wartend und dabei sein Leben vergeudend. „Ich bin nicht unbedingt einsam, sondern einfach schrecklich allein“, denkt Hildebrandt, als eine Dame den Saal betritt. Er macht ihre Bekanntschaft und plötzlich ist alles anders. Er verabredet sich mit ihr für den nächsten Abend. Er erzählt ihr seine Geschichte und erfährt, dass sie in New York ist, um sich scheiden zu lassen. Am darauffolgenden Tag wollen sie ins Museum, sie kommt nicht, und als Hildebrandt sie in ihrem Hotel aufsuchen will, muss er feststellen, dass er nicht einmal ihren Namen weiß … Übersetzung aus dem Amerikanischen: Melanie Walz Hörspielbearbeitung und Regie: Norbert Schaeffer Mit Horst Mendroch, Ulrich Matthes, Dagmar Casse, Rüdiger Vogler, Moritz Stoepel HR 2003 | 51 Min. Patricia Highsmith (1921 – 1995) studierte Englisch, Latein und Griechisch. Ihr erster Roman, „Der Fremde im Zug“ (1950), wurde von Alfred Hitchcock verfilmt. Berühmt und ebenfalls vielfach verfilmt sind ihre Romane um den wandlungsfähigen Tom Ripley. 1963 verließ Highsmith die USA und lebte für den Rest ihres Lebens in Europa. Stendhal Rot und Schwarz Hörspiel in drei Teilen | Nach dem gleichnamigen Roman Sonntag 16. | 23. | 30.12. | 21.05 Uhr Der junge Julien Sorel lebt in der Provinz. Von einfacher Herkunft zwar, ist sein Wille zum gesellschaftlichen Aufstieg jedoch unerschütterlich. Ohne Zögern nutzt er die Schwächen der eitlen Provinzbürger aus, um Das Sonntagshörspiel 50 Dezember 51 Übersetzung aus dem Französischen: Friedrich von Oppeln-Bronikowski Komposition: Christian Zanesi Hörspielbearbeitung: Helmut Peschina Regie: Marguerite Gateau Mit Markus Meyer, Linda Olsansky, Matthias Walter, Chris Pichler, Michael König, Jascha Lämmert, Wolfgang Pampel DLR Berlin/ORF 2004 | 55 Min. (I) | 55 Min. (II) | 55 Min. (III) voranzukommen. Mittels einer kirchlichen Laufbahn strebt er nach Macht und Ansehen. Auf dem Höhepunkt seines Werdeganges, als er geadelt und mit der Tochter eines Marquis liiert ist, holt ihn seine Vergangenheit ein. Die Geschichte des Emporkömmlings Julien Sorel, dessen Aufstieg am Ende scheitert, gilt als Stendhals berühmtestes Werk und als ein herausragendes Dokument der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Stendhal stellte in seinem 1830 publizierten Roman, dessen Titel die Farben der beiden mächtigen Stände jener Zeit, Militär und Klerus, symbolisierten, eine hochmoderne Frage: Wie weit entscheiden Talent und Leistung des Einzelnen über seine soziale Position? Goethe rühmte den Roman bereits 1831 als Stendhals bestes Werk. Stendhal (d.i. Marie-Henri Beyle), 1783 in Grenoble geboren, Verfasser zeitkritischer Romane, Novellen und Reiseberichte. Mitbegründer des literarischen Realismus in Frankreich. 1842 in Paris gestorben. Stendhal NDR Info | Das Kriminalhörspiel Philipp Meyer Rost Hörspiel in zwei Teilen | Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 07.07. | 21.05 Uhr Übersetzung aus dem Amerikanischen: Frank Heibert Hörspielbearbeitung: Hilke Veth Regie: Ulrich Lampen Komposition: John King Mit N.N. Sie sind Anfang zwanzig, Poe war der Footballstar seiner Highschool, ein starker junger Mann, dessen Wutanfälle und Kontrollverluste notorisch sind. Der andere, Isaac, ein schmächtiger Bücherwurm, hätte mühelos den Sprung zur Elite-Uni geschafft, wäre er nicht zu Hause geblieben, um seinen Vater zu pflegen. Gemeinsam machen sie sich auf, um die Trostlosigkeit hinter sich zu lassen. Doch schon in der ersten Nacht endet ihr Weg tragisch, als die beiden in eine Auseinandersetzung mit Obdachlosen geraten und einer von ihnen einen Mord begeht, um den anderen zu schützen. Die Geschichte spielt vor der Kulisse einer erfundenen Stadt in der Nähe von Pittsburgh. Achtzig Jahre lebte diese Gegend gut von der Stahlindustrie, dann schlossen in den achtziger Jahren die Fabriken, binnen kürzester Zeit verloren die Menschen ihre Arbeit, eine Zukunft gab es hier nicht mehr. Auch Meyers Charaktere sind gelähmt von der Erfahrung des Verlusts aller Sicherheiten. Darüber hinaus ist „Rost“ ein flammendes Plädoyer für Freundschaft und Loyalität. Philipp Meyer, geboren 1974, ist in Baltimore aufgewachsen, hat mehrere Jahre als Rettungssanitäter gearbeitet, als Börsenhändler und Bauarbeiter. Studium der englischen Literatur. Von 2005 bis 2008 war Meyer Fellow am Michener Center for Writers in Austin. Meyer lebt heute in Texas und New York. NDR 2012 | 55 Min. | Ursendung Philipp Meyer Thilo Reffert Altes Eisen Sonnabend 14.07. | 21.05 Uhr Eigensinnig war Hauptkommissar Jost Fischer schon immer. Als dann ein Disziplinarverfahren über ihm schwebte, konnte er zum angebote- Das Sonntagshörspiel 52 Das Kriminalhörspiel 53 ARD Radio Tatort Regie: Götz Fritsch Mit Hilmar Eichhorn, Nele Rosetz, Marie Gruber, Hendrik Duryn u. a. MDR 2012 | ca. 55 Min. nen vorzeitiger Ruhestand schwerlich Nein sagen. Nunmehr Rentner, strafversetzt er sich selbst in eine KGA – eine „Kleingartenanlage“. Dort freilich ist er längst nicht die einzige vorzeitig ausrangierte Fachkraft. Sein Lauben-Nachbar zum Beispiel war in der DDR bis zur Wende eine Kernphysik-Koryphäe – und wie sich nach seinem Verschwinden zeigt, ein verbissener Kritiker bundesdeutscher Atomausstiegsmärchen. Als sich Fischer – nicht ganz legal – Zutritt zu seiner Wohnung verschafft und einen leeren Strahlenschutzbehälter findet, schlägt er Alarm. Und was machen Annika de Beer und die Ex-Kollegen im LKA Magdeburg? Die glauben, der Hauptkommissar a. D. habe sich eine Art Beschäftigungstherapie gesucht! Thilo Reffert, geboren 1970 in Magdeburg, arbeitete nach abgebrochenem Studium der Medizin in einer freien Theatergruppe, dann Studium der Theaterwissenschaften, Arbeit als Dramaturg und Theaterpädagoge. Er schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Für „Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle“ (MDR 2009) wurde er 2010 mit dem „Hörspielpreis der Kriegsblinden“, mit dem „Deutschen Hörspielpreis der ARD“ sowie mit dem „ARD Online Award“ ausgezeichnet. Übersetzung aus dem Französischen: Walter Schürenberg Hörspielbearbeitung und Regie: Walter Adler Mit Klaus Barner, Christian Berkel, Susanne Barth, Hans-Peter Hallwachs, Bettina Engelhardt, Ellen Schulz, Brigitte Janner, Thomas Hodina, Peter Fricke u. a. SWF 1998 | 55 Min. Georges Simenon Der Mann, der den Zügen nachsah Sonnabend 21.07. | 21.05 Uhr Nach Aussagen seiner Zeitgenossen ist Kees Popinga, 39, guter Ehemann und Familienvater, strebsamer Prokurist, ein ganz normaler Bürger. Zumindest bis zu dem Tag, an dem er durch den betrügerischen Bankrott seines Chefs sein gesamtes Privatkapital verliert. Dies ist der Tag, an dem Popinga sein bisheriges langweiliges Leben radikal hinter sich lässt. „Ja, will denn keiner verstehen, dass ich vorher nicht normal gewesen bin“ – schreibt er in einem Leserbrief. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon Gegenstand der Schlagzeilen geworden. Simenon schuf einen Fall, der die üblichen Vorstellungen von Normalität ins Wanken bringt. Gibt es (gute) Gründe, kriminell zu werden? Hätte es denn Alternativen gegeben zwischen dem wunschlosen Unglück des Alltags und der Rolle eines gesuchten Frauenmörders? Das Kriminalhörspiel 54 Georges Simenon (1903 geboren in Liège, Belgien, gestorben 1989 in Lausanne) kam mit 19 Jahren nach Paris. Durch die Anregung der Schriftstellerin Colette entwickelte er seinen eigenen literarischen Stil und wurde einer der meist gelesenen Romanciers der französischen Literatur. Bereits im Alter von 28 Jahren schuf er seine berühmte Romanfigur: Kommissar Jules Maigret. Er schrieb fast 400 Romane, von denen es zahlreiche Verfilmungen gibt. Yishai Sarid Limassol Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 28.07. | 21.05 Uhr Ein Ermittler des Shabak, des israelischen Inland-Geheimdienstes, ist spezialisiert auf die Verhinderung von Selbstmordattentaten. Bei seinen Verhören von Verdächtigen wendet er auch Folter an. Als ein Mann dabei stirbt, wird er abgezogen und undercover eingesetzt: Er wird in die israelisch-palästinensische Literatenszene eingeschleust, um das Vertrauen eines alten palästinensischen Dichters zu gewinnen. Dessen Sohn ist ein Drahtzieher des islamistischen Terrorismus. Mit Hilfe des todkranken Vaters soll er nach Limassol auf Zypern gelockt und dort eliminiert werden. Ebenso zerrissen wie besessen verfolgt der Ermittler sein Ziel. Sein Auftrag wird zu einem persönlichen Verrat – an denen, die ihm vertrauen, und an sich selbst. Übersetzung aus dem Hebräischen: Helene Seidler Hörspielbearbeitung: Ben Neumann und Christoph Kalkowski Regie: Christoph Kalkowski Mit Axel Wandtke, Johanna-Julia Spitzer, Jürgen Thormann, Judith Engel, Max Volkert Martens, Viktor Neumann, u. v. a. WDR 2011 | 52 Min. Yishai Sarid wurde 1965 in Tel Aviv geboren, wo er heute noch lebt. In der israelischen Armee war er als Nachrichtenoffizier tätig, anschließend studierte er Jura und ist heute Rechtsanwalt. Er veröffentlichte Artikel in verschiedenen Zeitungen. 2000 publizierte er seinen ersten Roman und 2010 seinen Politthriller „Limassol“. Juli 55 Hörspielbearbeitung und Regie: Andreas von Westphalen Mit Alexander Hauff, Nic Romm, JanGregor Kremp, Nina Weniger, Wolfgang Pregler, Volker Risch, Claus Dieter Clausnitzer, Thomas Balou Martin, Matthias Brandt u. v. a. WDR 2011 | 55 Min. (I) | 55 Min. (II) Matthias Brandt ARD Radio Tatort Regie: Claudia Johanna Leist Mit Uwe Ochsenknecht, Matthias Lega, Hans Peter Hallwachs u. a. WDR 2012 | ca. 54 Min. John S. Cooper Das fünfte Flugzeug Hörspiel in zwei Teilen Sonnabend 04. | 11.08. | 21.05 Uhr Für Max Fuller, Starjournalist vergangener Tage, ist es erst mal nichts als eine willkommene Abwechslung von seiner Arbeit als Klatschreporter: Ein unbekannter Anwalt bietet ihm eine Enthüllungs-Story zu den Anschlägen des 11. Septembers an – in Fullers Augen nur eine weitere abstruse Verschwörungstheorie. Angeblich geht es um ein „fünftes Flugzeug“, das im Rahmen einer Militärübung gezielt die gesamte US-Flugabwehr verwirrt haben soll. Für ein Taschengeld von 100.000 Dollar bietet der Anwalt zu dieser Geschichte auch ein Live-Interview mit dem Piloten der Maschine an. Fullers Neugier siegt über seine Skepsis, aber statt auf der Preisverleihung zu seinem zweiten PulitzerPreis findet er sich plötzlich auf der Flucht vor diversen Killerkommandos wieder. Ihm bleibt nur noch eine Chance: Er muss die Wahrheit über die Anschläge des 11. Septembers herausfinden. John S. Cooper ist das gemeinsame Pseudonym der Autoren Mathias Bröckers (Journalist und Sachbuchautor, u. a. „9/11 – Zehn Jahre danach: Der Einsturz des Lügengebäudes“) und Sven Böttcher (Drehbuch- und Thrillerautor, zuletzt „Die Prophezeiung“). Thomas Glavinic Der Kameramörder Nach der gleichnamigen Erzählung Sonnabend 25.08. | 21.05 Uhr „Ich wurde gebeten, alles aufzuschreiben.“ Der Erzähler protokolliert die Ereignisse eines Osterwochenendes. Mit seiner Lebensgefährtin ist er zu Freunden in die Weststeiermark gefahren. Ostertage in ländlicher Idylle. In den Nachrichten wird berichtet, dass ganz in der Nähe ein sadistischer Mord an zwei Kindern begangen worden ist. Der Täter habe die grausamen Handlungen an den Jungen und deren Reaktionen zudem mit einer Kamera aufgenommen. Die beiden Paare spielen Karten und Federball, und zwischendurch verfolgen sie gespannt im Fernsehen den Fortlauf der Ermittlungen. Es sickert durch, dass eine Kopie der Aufnahme einem Privatsender zugespielt worden ist. Man beteiligt sich aufgeregt an den Spekulationen darüber, ob das Video der Gräueltat wohl ausgestrahlt werde. In der Zwischenzeit zieht die Polizei den Ring um den Mörder immer enger, der sich offenbar in unmittelbarer Nähe der Wochenendgesellschaft aufhält. Hörspielbearbeitung und Regie: Walter Adler Mit Sylvester Groth, Felix von Manteuffel, Leslie Malton, Jele Brückner, Horst Mendroch, Petra Redinger, Tatjana Clasing, Silke Linderhaus, Petra Kuhles , Katharina Palm, Matthias Ponnier u. v. a. WDR/RB 2003 | 55 Min. Dirk Schmidt Baginsky Sonnabend 18.08. | 21.05 Uhr Baginsky ist tot, und niemand in Hamm ist wirklich traurig darüber. Wer sich so viele Feinde macht, muss sich nicht darüber wundern, wenn ihn irgendwann mal der Schlag trifft – und sei es in Form eines Hiebs mit einem „Shoeless Joe Jackson Black Betsy Replica“-Baseballschläger. Was sich zunächst wie ein lösbarer Routinefall anlässt, wird durch eine äußerst peinliche Ermittlungspanne zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Für Scholz und sein Team geht es bald um das nackte Überleben der „Task Force Hamm“. Das Kriminalhörspiel 56 Dirk Schmidt, geboren 1964 in Essen, studierte Geschichte, Germanistik und Filmwissenschaft und arbeitete als Lektor, Drehbuchautor und in der Werbung. Er schreibt Kriminalromane und Hörspiele und lebt, nach Stationen in München, New York und Hamburg, in Essen. Thomas Glavinic, geboren 1972 in Graz, lebt in Wien. Seit 1991 schreibt er Romane, Essays, Erzählungen, Hörspiele und Reportagen. Bekannt wurde er durch sein Romandebut „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“ (1998). Für „Der Kameramörder“ wurde ihm 2002 der Friedrich-Glauser-Krimipreis verliehen. August 57 Regie: Eva Garthe Mit Gerti Drassl, Stefano Bernardin, Markus Meyer, Wolfgang Hübsch, Andreas Patton, Ulli Maier ORF 2011 | 53 Min. Susanne Ayoub Marie. Ein Fall Sonnabend 01.09. | 21.05 Uhr „Sie besitzt“, schreibt der Anstaltsarzt in einem Gutachten, „ein vorzügliches Gedächtnis, erscheint sehr gut befähigt und verfügt über eine weit über den Durchschnitt hinausgehende Bildung.“ Allerdings sei die Angeklagte „moralisch minderwertig“, sie begehe „sexuelle Ausschreitungen, gibt Mangel an Scham- und Ehrgefühl zu erkennen und vertritt laxe Auffassungen über das Wesen der Gesetze.“ Marie, die Tochter eines Bürgermeisters, hat den rechten Weg verlassen. Sie liebt einen Hallodri, verlobt sich aber standesgemäß mit einem angesehenen, doch leider auch sehr farblosen Referendar. Den vergiftet sie mit Zyankali und schießt ihm dann noch mit einem Revolver in den Mund. Dem Gericht tischt sie Lügengeschichten auf, verstrickt sich in Widersprüche und wird schließlich zum Tod „mittels Guillotine“ verurteilt. den Dr. Neidorf vor ihrem Tod vorbereitet hatte, könnte den Schlüssel zur Lösung enthalten. Aber das Manuskript ist – wie auch anderes Beweismaterial – verschwunden. Batya Gur, geboren 1947 in Tel Aviv, gestorben 2005 in Jerusalem, erlangte mit ihren Krimis um den markanten Außenseiter Inspektor Ochajon in Israel wie auch international großen Erfolg. Seit Ende der 90er Jahre arbeitete sie zudem als Literaturkritikerin für die isra elische Tageszeitung Ha’aretz. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt entfernte sie sich vom Krimigenre und schrieb Romane, die mit ihren mutigen Frauengestalten in Israel heftige politische Kontroversen auslösten. Katja Röder | Fred Breinersdorfer ARD Radio Tatort Tödliche Kunst Regie: Walter Adler Sonnabend 15.09. | 21.05 Uhr Susanne Ayoub, in Baghdad geboren, Autorin (vier Romane, zuletzt 2012 „Das Mädchen aus Ravensbrück“ und ein Gedichtband), Filme macherin („Baghdad Fragment“, „Es war einmal in Mauthausen“) und Mitarbeiterin der ORF-Feature-Redaktion, erzählt in ihrem Hörspiel „Marie. Ein Fall“, die wahre Geschichte einer jungen Frau, die zu Beginn des Zwanzigstens Jahrhunderts an der herrschenden Moral zerbrach. Übersetzung aus dem Hebräischen: Mirjam Pressler Hörspielbearbeitung: Katrin Wenzel Regie: Iris Arnold Mit Christian Berkel, Christoph Zapatka, Rolf Schult, Heinrich Giskes, Dietmar Mues, Leslie Malton, Gunter Cremer, Susana Fernandes-Genebra, Berthold Toetzke, Stephan Schad, Helmut Wöstmann SWF 1998 | 55 Min. Batya Gur Denn am Sabbat sollst du ruhen Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 08.09. | 21.05 Uhr Tel Aviv. Am Ernst-Deutsch-Institut für Psychoanalyse wird die Therapeutin Dr. Neidorf tot aufgefunden. Die Ermittlungen führen Inspektor Ochajon und seinen Assistenten Bachar in die Welt der Übertragung und Gegenübertragung. Ein schlüpfriges Pflaster, auf dem therapeutische Loyalitäten und persönliche Abhängigkeiten die Arbeit erschweren. Ist der Täter eher unter den Kollegen oder unter den Patienten zu suchen? Ein Vortrag über das Verhältnis von Therapeut und Patient, Das Kriminalhörspiel 58 Mit Ueli Jäggi, Karoline Eichhorn u. v. a. Die 93-jährige July Bloomberg stürzt vom Balkon eines Stuttgarter Nobelhotels. Sie war als Mitglied einer jüdischen Reisegruppe auf Einladung der Stadt nach Stuttgart gekommen. Die Behörden schließen die Möglichkeit eines fremdenfeindlichen Anschlags nicht aus, das LKA wird eingeschaltet. Xaver Finkbeiner und Nina Brändle befragen den Enkel der alten Dame, der ihr Hals über Kopf aus New York nachgereist ist. Angeblich um ihr bei der Wiederbeschaffung eines kostbaren Gemäldes von Otto Dix zu helfen, das Julys Großvater gehört haben soll. Er wurde ermordet im KZ Echterdingen, dem Ort des heutigen Stuttgarter Flughafens. Das Dix-Bild hängt nun in einem Stuttgarter Museum. Widerrechtlich – davon war July Bloomberg überzeugt. Musste sie sterben, weil sie das Bild zurückforderte? SWR 2012 | ca. 55 Min. Katja Röder, geboren 1975. Auf Philosophie- und Jurastudium folgten eine Schauspielausbildung und Theater- und Filmengagements. 2006 übernahm sie die Leitung des Theaters und Musiktheaters des Münchner Kulturzentrums Pasinger Fabrik. Seit 2009 Zusammenarbeit mit Fred Breinersdorfer an Film- und Theaterprojekten. 2010 Förderpreis für das Filmprojekt „Masernparty“. September 59 Fred Breinersdorfer, geboren 1946 in Mannheim, Studium der Rechtswissenschaften und Soziologie in Mainz und Tübingen. Autor und Rechtsanwalt. Zahlreiche Veröffentlichungen und Filme, auch als Produzent und Regisseur. Diverse Preise und Auszeichnungen, u. a. Nominierung für den Academy Award 2006 (Foreign Language Film) für „Sophie Scholl – die letzten Tage“. Regie: Martin Zylka Mit Florian Lukas, Bernd Michael Lade, Udo Kroschwald, Tina Engel, Astrid Meyerfeldt, Dieter Mann, Jule Böwe, Christian Berkel, Jesco Wirthgen, Gerd Grasse, Fabian Busch, Klaus Manchen, Viktor Neumann, Fritz Hammer, Gudrun Okraß RBB/SWR 2005 | 54 Min. Andres Veiel | Gesine Schmidt Der Kick Nach dem gleichnamigen Theaterstück Sonnabend 22.09. | 21.05 Uhr Das Hörspiel geht auf einen authentischen Fall zurück, der sich im Sommer 2002 in Potzlow, einem kleinen Dorf in der Uckermark, ereignet hat. Im Laufe eines Alkoholexzesses wird ein 16-Jähriger von drei jugendlichen Rechtsradikalen geschlagen, gequält und schließlich grausam ermordet. Anschließend versenken die drei ihr Opfer in einer Jauchegrube. Das Stück ist nach ausgiebigen Recherchen entstanden, die der Dokumentarfilmer Andres Veiel vor Ort betrieben hat: Gesprä che mit Angehörigen, den einsitzenden Tätern und mit Personen aus dem sozialen Umfeld. Dazu die Protokolle der Verhöre und der Gerichtsverhandlung. Im Zuge der Montage und Verdichtung wird das verstörende Bild einer sozialen Verrohung sichtbar, die weit über den Fall an sich hinausgeht. Andres Veiel, geboren 1959, ist Filmregisseur und Drehbuchautor. Seine Filme, u. a. „Black Box BRD“ und „Die Spielwütigen“, wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2008 wurde er für sein Sachbuch „Der Kick“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Gesine Schmidt, 1966 in Köln geboren, ist als Dramaturgin, Regisseurin und Autorin an den großen deutschsprachigen Bühnen tätig. Das Dokumentartheaterstück „Der Kick“ entwickelte sie 2004/2005 mit Andreas Veiel zusammen, mit Uraufführungen am Maxim Gorki Theater und am Theater Basel. Das Kriminalhörspiel 60 Zum 70. Geburtstag | Donna Leon Acqua alta Hörspiel in zwei Teilen | Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 29.09. | 06.10. | 21.05 Uhr Venedig im Februar: Der Himmel ist grau und diesig, es regnet in Strömen. Commissario Guido Brunetti vermag den malerischen Straßen und Plätzen, die nur noch mit hohen Gummistiefeln zu passieren sind, nur geringe Reize abzugewinnen. Aber Verbrechen geschehen nun mal bei jedem Wetter. Auf eine in Venedig lebende amerikanische Archäologin ist ein brutaler Überfall verübt worden. Bevor der Commissario dem zwielichtigen Kunsthändler, mit dem die Amerikanerin ein Treffen vereinbart hatte, auf den Zahn fühlen kann, wird dieser tot aufgefunden, (stilvoll) erschlagen mit einem antiken Ziegel. Bald schon ist Commissario Brunetti einem weltweit agierenden Kunstschmugglerring auf der Spur und muss wieder einmal seinen politischen Scharfsinn, weltmännischen Charme und all seine Gelassenheit aufbieten, um Licht in die dunklen Machenschaften zu bringen. Donna Leon, am 28. September 1942 in Montclair, New Jersey, geboren, verließ die USA mit 23 Jahren und arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London, lehrte an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien und lebt seit 1981 in Venedig. Erst mit fast fünfzig Jahren entdeckte sie für sich das Schreiben. Zur Schöpfung ihres Commissario Brunetti wurde sie durch einen Opernbesuch angeregt. Übersetzung aus dem Amerikanischen: Monika Elwenspoek Hörspielbearbeitung: Barbara Frischmuth Regie: Hans Gerd Krogmann Mit Hannelore Hoger, Christoph Bantzer, Hille Darjes, Wolfgang Hinze, Mark Oliver Bögel, Verena von Behr, Donata Höffer, Corinna Kirchhoff, Peer Jäger, Christoph Eichhorn, Martin Schwab u. a. WDR/DLR Berlin/SDR 1999 | 55 Min. (I) | 55 Min. (II) Donna Leon Friedemann Schulz Vorahnung Sonnabend 13.10. | 21.05 Uhr Nebes Kollege Schmoll, Hauptkommissar wie er, aber ihm untergeordnet, hat sich was einfallen lassen, um aufzufallen. Er bemängelte die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und führte eine Art Bürger-Sprechstunde zur Prävention ein, jeweils Donnerstags. Und dann kommen sie, die notorischen Denunzianten, die sich über potentielle September | Oktober 61 ARD Radio Tatort Regie: Harald Krewer Komposition: N.N. Mit Sebastian Blomberg, Martin Engler, Hanno Koffler, Sandra Gerling, Barbara Philipp u. v. a. HR 2012 | ca. 55 Min. Gefahren mißliebiger Nachbarn auslassen und eben Rentner, die was gefunden haben. „Das haben wir nun davon. Leute, deren Leben nicht ganz ausgefüllt ist, suchen uns auf“, denkt Nebe, der nun schon ein Jahr in Rotenburg an der Fulda weilt, als ein Rentner eine billige, demolierte Puppe bei der Polizei abgibt. Es folgen zwei weitere. Geschändete Puppen als Ersatz für Leichen – Langeweile pur für Nebe. Die Dunkelziffer nicht aufgeklärter Morde gleich Null. Und doch legt sich so etwas wie eine leise Vorahnung über die Region. Und dann findet man an einem Wehr der Fulda tatsächlich die Leiche eines kleinen Mädchens. Die Tochter eines geschiedenen Ehepaars. Gibt es da einen Zusammenhang mit den Puppen? Nebe macht sich an die Ermittlungen. Ein Ortstermin soll Klarheit verschaffen. Friedemann Schulz, geboren 1945, lebt als freier Autor und Regisseur in Neuwied, verfasste mit „Abschaum“ den ersten hr-Radiotatort mit Hauptkommissar Nebe. Übersetzung aus dem Englischen: Chris Hirte Komposition: Sabine Worthmann Hörspielbearbeitung und Regie: Andrea Getto Mit Hille Darjes, Ulrike Grote, Sascha Icks, Bernhard Schütz, Thore Kühl, Wolf-Dietrich Sprenger, Hussi Kutlucan, Gabriela Maria Schmeide, Peter Jordan, Alexander Geringas u. v. a. NDR 2008 | 53 Min. (I) | 52 Min. (II) William Boyd Ruhelos Hörspiel in zwei Teilen | Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 20. | 27.10. | 21.05 Uhr Ruth arbeitet in Oxford an ihrer Dissertation, erteilt nebenbei Sprachunterricht an einer privaten Schule und ist mit der Erziehung ihres kleinen Sohnes Jochen beschäftigt. Am Wochenende besucht sie ihre Mutter, die zurückgezogen in einem kleinen Haus lebt. Als diese eines Tages erzählt, sie werde beobachtet, höre auch hin und wieder ein verdächtiges Klicken im Telefon und wolle zu ihrer eigenen Sicherheit eine Waffe kaufen, ist Ruth alarmiert. Kaum mag sie das Geständnis der Mutter glauben, dass ihr richtiger Name eigentlich Eva Delektors kaja sei und sie während des Krieges als Spionin für den britischen Geheimdienst gearbeitet habe, für einen Mann namens Lucas Romer. Er betrieb eine Agentur für Falschmeldungen und verfolge sie heute. Um ihre Erlebnisse weiterzugeben, schreibt die Mutter ihre Geschichte auf. Ein abenteuerlicher Bericht über geheime Aktivitäten während des Zweiten Weltkriegs. Eine Spionagegeschichte, die die philoso- Das Kriminalhörspiel 62 phischen Fragen aufwirft: Was ist Wirklichkeit, was Fiktion, was Wahrheit, was die Identität des Menschen? William Boyd, 1952 in Accra (Ghana) geboren, studierte an der Gordonstoun School, der Glasgow University und am Jesus College in Oxford. Er veröffentlichte zahlreiche Romane und erhielt viele inter nationale Preise. William Boyd lebt in London. 2005 wurde er zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt. Claudia Piñeiro Der Riss Nach dem gleichnamigen Roman Sonnabend 10.11. | 21.05 Uhr Seit zwanzig Jahren sitzt Pablo Simó im selben Architekturbüro und schafft den Absprung nicht. Ebenfalls zwanzig Jahre dauert seine Ehe mit Laura, mit der ihn nurmehr die Gewohnheit und die gemeinsame pubertierende Tochter verbindet. Als unerwartet eine junge Frau ins Büro kommt und nach Nelson Jara fragt, enthüllt sich allmählich ein Geheimnis, in das Simó ebenso verwickelt ist wie sein Chef und eine Arbeitskollegin. Das aufgetauchte Mädchen bringt das prekäre Gleichgewicht von Simós Leben ins Schwanken. Und eine nach der anderen entgleiten ihm die Gewissheiten, die ihn bis zu diesem Augenblick getragen haben. Eine Geschichte über verdrängte Schuld und über die midlife crisis eines Mannes, hin und hergerissen zwischen routinierter Pflichterfüllung und hochfliegenden Tagträumen, zwischen Realität und Sehnsucht. Ein Gesellschaftspsychogramm. Übersetzung aus dem Spanischen: Peter Kultzen Hörspielbearbeitung und Regie: Irene Schuck Mit N.N. NDR 2012 | ca. 55 Min. | Ursendung Claudia Piñeiro, Shootingstar der argentinischen Literatur, wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Nach dem Wirtschaftsstudium arbeitete sie als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugend bücher und führte Regie fürs Fernsehen. Zahlreiche Preise. Ihre Romane sind auf den Bestsellerlisten zu finden und werden in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt. Oktober | November 63 ARD Radio Tatort Robert Hültner Regie: Ulrich Lampen Der Stalker Mit Florian Karlheim, Brigitte Hobmeier, Gisela Schneeberger u. v. a. BR 2012 | ca. 54 Min. Sonnabend 17.11. | 21.05 Uhr Auf der Brucker Inspektion geht es eher gemächlich zu. Senta und Rudi sind mit der Aufklärung von kleineren Delikten und ihren üblichen Neckereien befasst, da kommt ein Anruf: Der Geschäftsmann Horst Lambert, den Rudi auch privat kennt, ist besorgt über anonyme Drohbriefe. Zunächst wiegeln die Polizeibeamten ab, doch als sein Auto in Brand steht, laufen die Ermittlungen an. Was hat der Filmvorführer des Brucker Kinos damit zu tun? Nachdem ein weiterer Autobrand gemeldet wird, steht für einige schon fest: Schuld am Vandalismus ist ein Ausländer, der kurz vor der Tatzeit einen Benzinkanister gekauft und sich vor der Kripo versteckt hat. Doch dann kommt es im Hause Lambert zu einer Schiesserei. Für Senta und Rudi gibt es plötzlich jede Menge zu tun. Robert Hültner, geb. 1950 im Chiemgau. Autor, Regisseur, Filmrestau rator. Studium an der Filmhochschule München. Auszeichnungen u. a. Deutscher Krimipreis (1996 und 1998), Friedrich-Glauser-Preis (1998). Kriminalromane, u. a. „Walching“ (1993), „Ende der Ermittlungen“ (2007); Theaterstücke u. a. „Schikaneder“ (2004); BR-Hörspielfassung „Walching“ (1995). Autor der Radio Tatorte „Irmis Ehre“ (BR 2008), „Hexenjagd“ (BR 2009) und „Dienstschluss“ (BR 2009), „Unter sticht Ober“ (2010), „Vanitas“ (2011), „Unter Verdacht“ (2011). Übersetzung aus dem Englischen: Max Faber Hörspielbearbeitung: Caroline Walburg Komposition: Martin Böttcher Regie: Christoph Dietrich Mit Peter Fricke, Friedhelm Ptok, Erika Skrotzki, Hans-Peter Hallwachs, Irm Hermann, Cornelius Obonya, Maria Hartmann, Thomas Thieme u. a. MDR 2000 | 55 Min. Zum 100. Geburtstag | Francis Durbridge Tief in der Nacht Sonnabend 24.11. | 21.05 Uhr Unvermutet gerät der Hotelier Carl Houston in einen Alptraum: Auf dem Rückflug von einem Familienbesuch in Australien wird die Maschine entführt. Mit knapper Not überstehen er und sein Sitznachbar, der Schauspieler Ronnie Sheldon, den Anschlag der Luftpiraten. Wieder zurück in England erwartet ihn Scotland Yard und bedrängt den arglosen Hotelier mit Fragen zu seiner Abreise aus Sydney. Und dann Das Kriminalhörspiel 64 taucht auch noch Ronnie Sheldon bei ihm auf und behauptet, jemand trachte Carl nach dem Leben. Carl Houston will nicht glauben, was der Schauspieler ihm erzählt, bis ein Fremder einen Anschlag auf ihn verübt. Sich keiner Schuld bewusst, verzweifelt er immer mehr am Terror, dem er ausgesetzt ist, bis ihm über seiner Vorliebe für Koalabären ein Licht aufgeht. Francis Durbridge (25.11.1912 – 11.4.1998) ist einer der berühmtesten britischen Kriminalschriftsteller. Seine Laufbahn begann er mit Kurzgeschichten und Hörspielen; berühmt wurde er Ende der 30er Jahre mit seinen Hörspielen und Büchern um den Detektiv Paul Temple. In den 50er Jahren wurden seine TV-Krimis zu „Straßenfegern“ in England und seit 1962, beginnend mit der 3-teiligen Krimifolge „Das Halstuch“, auch in Deutschland. Ab Mitte der 70er Jahre widmete er sich hauptsächlich der Bühne; dieses Hörspiel geht auf eines seiner letzten Theaterstücke zurück. Peter Høeg Die Frau und der Affe Hörspiel in zwei Teilen Sonnabend 01. | 08.12. | 21.05 Uhr Adam Burden, der Direktor des Londoner Instituts für Verhaltensforschung, will durch ein aufsehenerregendes Experiment die Evolutionstheorie erneuern. Sein Forschungsobjekt ist der Menschenaffe Erasmus, der von illegalen Tierhändlern ins Land gebracht wurde. Als Madelene, der jungen, schönen Frau des ehrgeizigen Wissenschaftlers, in einem hellen Augenblick ihrer heimlichen Alkoholabhängigkeit bewusst wird, dass der Affe bei den wissenschaftlichen Experimenten langsam zu Tode kommen wird, beschließt sie, ihm zur Flucht zu verhelfen. Im entscheidenden Augenblick jedoch schlingt Erasmus seinen Arm um sie und nimmt sie mit auf seinem gefährlichen Weg über die Dächer der Großstadt und durch die Kronen der Parkbäume. Eine mörderische Jagd beginnt. Und der Beginn einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Der Affe erweist sich als erstaunlich intelligente Kreatur, die den Menschen in vielem weit voraus ist. Übersetzung aus dem Dänischen: Monika Wesemann Komposition: Peter Zwetkoff Hörspielbearbeitung: Valerie Stiegele Regie: Hermann Naber Mit Michael König, Anna Thalbach, Werner Wölbern, Christian Brückner, Krista Posch, Rolf Schult, Heinz Meier, Doris Wolters, Gerhard Garbers, Wolfgang Höper SWF/NDR 1997 | 55 Min. (I) 54 Min. (II) November | Dezember 65 Peter Høeg, geboren 1957 in Kopenhagen, veröffentlichte Erzählungen und Romane, von denen einige auch verfilmt wurden. Vor allen zu erwähnen ist sein Welterfolg „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (1994), als Film und als Hörspiel (SWF/NDR) produziert. Zuletzt von ihm auf deutsch erschienen: „Die Kinder der Elefantenhüter“ (2010). ARD Radio Tatort Regie: Sven Stricker Mit Sandra Borgmann, Martin Reinke u. v. a. NDR 2012 | ca. 55 Min. | Ursendung Elisabeth Herrmann Chicken Highway Sonnabend 15.12. | 21.05 Uhr Auf seiner Pferdekoppel am Stadtrand Hamburgs wird der Tierarzt Jens Thomas tot aufgefunden – er wurde erschlagen. Bettina Breuer übernimmt die Ermittlungen, weil der Name des Toten bereits im Zusammenhang mit illegalen Antibiotika-Lieferungen aus Holland auftauchte. Vor seiner Pensionierung war Thomas lange Jahre als Tierarzt in Niedersachsen tätig – am sogenannten Chicken Highway, der A31 im Emsland. Der Verdacht liegt nicht fern, dass er hier ein lukratives Zusatzgeschäft betrieben haben könnte. Geplagt von Heuschnupfen macht sich Breuer auf die Reise in die niedersächsische Provinz, wo sie nicht nur Bekanntschaft mit den unerträglichen Zuständen in den Massenzuchtanlagen macht, sondern auch mitten hinein gerät in den erbitterten Streit zwischen deren Verfechtern und ihren militanten Gegnern. Der Fall wird immer komplizierter, „gut“ und „böse“ immer schwerer zu unterscheiden und der mögliche Täterkreis immer größer. Elisabeth Herrmann, geboren 1959 in Marburg/Lahn, war freiberuflich als Fernsehjournalistin für den RBB tätig. Sie hat sich vor allem mit ihren historischen Kriminalromanen einen Namen gemacht, zuletzt: „Zeugin der Toten“ (2011), für den sie mit dem Radio-Bremen-Krimipreis 2011 ausgezeichnet wurde. Für den NDR schrieb sie den Radio Tatort „Schlick“ (2010) und „Versunkene Gräber“ (2011). Das Kriminalhörspiel 66 Antonio Muňoz Molina Der Winter in Lissabon Sonnabend 22.12. | 21.05 Uhr Ein Krimi, eine Liebesgeschichte, ein „film noir“, eine Hommage an den Jazz: Der Erzähler sitzt in einer Bar in Madrid und glaubt, in dem Mann am Klavier einen alten Freund zu erkennen. Einst hieß der Pianist Biralbo, jetzt nennt er sich Giacomo Dolphin. In alkoholdurchtränkten Nächten erzählt Biralbo die Geschichte seiner Flucht: erst – von Hotelzimmer zu Hotelzimmer – vor einem brutalen eifersüchtigen Ehemann, dann vor einem Verbrechen, das er in Lissabon begangen hat, aber vor allem vor den Erinnerungen an diese eine Frau, die alles ausgelöst hat, seine große Liebe: die geheimnisvolle Lucrecia. Übersetzung aus dem Spanischen und Hörspielbearbeitung: Heidrun Adler Komponist: Michael Naura Regie: Hans Gerd Krogmann Mit Max Volkert Martens, Matthias Ponnier, Eva Garg, Christian Brückner, Christoph Bantzer, Christian Redl, Gerd Samariter NDR/SDR 1993 | 55 Min. Antonio Muňoz Molina wurde 1956 in Ubeda/Andalusien geboren und gehörte bereits mit 40 Jahren zu den bedeutendsten spanischen Autoren der Gegenwart. Auch wenn er sich selbst als einen „Stadtrobinson“ bezeichnete, einen Einzelgänger, beleuchten seine subtil gebauten Erzählungen und Romane stets auch die Narben, die die faschistische Franco-Diktatur in der Gesellschaft hinterlassen hat. Gerne erzählt Molina seine Geschichten in Form eines Kriminalromans, der in Spanien traditionell ein viel höheres Ansehen genießt als bei uns. Zuletzt auf deutsch erschien sein Roman „Die Nacht der Erinnerungen“ (2011). „El invierno en Lisboa“ / „Der Winter in Lissabon“ erschien 1987 und erhielt den spanischen Staatspreis für Literatur. Graham Greene Der dritte Mann Sonnabend 29.12. | 21.05 Uhr Kurz nach dem Krieg, 1949, kam ein Film in die Kinos, von dem Kritiker und Kinogänger gleichermaßen begeistert waren: „Der dritte Mann“. Ein amerikanischer Schriftsteller ist im geteilten Nachkriegs-Wien auf der Spur seines zynischen Freundes, der seinen eigenen Tod in szenierte, um seine skrupellosen Schwarzmarktgeschäfte mit lebenswichtigen Medikamenten zu verschleiern. Einstimmig war das Lob Bearbeitung: Klaus-Dieter Klingberg Komposition: Anton Karas Regie: Carol Reed / Klaus-Dieter Klingberg Mit Elisabeth Ried, Wolfgang Lukschy, Hans Nielsen, Friedrich Joloff, Ernst Deutsch, Erich Ponto, Siegfried Breuer, Paul Hörbiger, Anton Karas Alexander Korda Filmproduktion/RB 1950 | 55 Min. Dezember 67 über dieses filmische Meisterwerk, längst ein Kultfilm. Wer kennt nicht das „Harry-Lime-Thema“, jene unheimliche Melodie, die über Nacht zum Weltschlager wurde und den unbekannten Heurigen-Zither-Spieler Anton Karas aus Wien zum berühmten Mann machte? Aus dem Original-Sound-Track der deutschen Fassung machte Klaus-Dieter Klingberg einen „Hörfilm“ voller aufregend bekannter Bilder. Graham Greene (1904 – 1991), der zeitweise auch als Filmkritiker arbeitete, gehört zu den berühmtesten englischen Romanciers des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche seiner über 30 Romane wurden verfilmt; u. a. „Orientexpress“, „Unser Mann in Havanna“. Mikado Kinderhörspiele Das Kriminalhörspiel 68 69 Musik: Dirk Wilhelm Regie: Oliver Rohrbeck Mit Jochen Schröder, Andreas Fröhlich, Jens Wawrczeck, Shirin Westenfelder u.a. XBerg Studio im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft, 2009 49 Minuten Regie: Walter Wippersberg Mit Gert Haucke, Aljoscha Flohr, Peter Schiff, Marlen Diekhoff, Vera Hoppe, Evelyn Hamann, Manfred Böll u. a. Katrin Wiegand, Kai Schwind Die Alster-Detektive | Schöne Bescherung Sonntag 01.07. | 14.05 Uhr In Hamburgs Portugiesenviertel wird leckeres Essen aufgetischt. Die Gäste haben alles vom Feinsten und Teuersten bestellt. Doch als es ans Bezahlen geht, gibt es einen Schock für den Wirt namens Carlos, ein Freund von Johannas Familie. Die Gäste denken nicht daran, die Rechnung zu begleichen. Im Gegenteil: Sie verlangen Geld. Ein dreister Fall von Schutzgelderpressung. Weil Carlos Tochter Mariana bedroht wird, wagt es der Wirt zunächst nicht, die Polizei einzuschalten. Doch die Alster-Detektive helfen, Licht in die Sache zu bringen – und sie nutzen ihren direkten Draht in die Hamburgische Bürgerschaft. Der Abgeordnete Strasser, dem sie sich anvertrauen, weiß aus einer früheren Begegnung: Die Alster-Detektive sind keine Spinner oder Wichtigtuer. Doch der Fall bleibt vertrackt und für die Kinder wird es gefährlich wie noch nie. Das Hörspiel, das die Mikado Redaktion in einer leicht gekürzten Fassung sendet, ist die neueste Folge einer Reihe, die von der Hamburgischen Bürgerschaft in Auftrag gegeben wurde. Sie geben für Kinder verstehbare Einblicke in die Politik und veranschaulichen die vielfältigen Aufgaben der Abgeordneten. Die Hörspiele der Alster-Detektive sind auf CD gratis erhältlich im Hamburger Rathaus. Kontakt: [email protected] Walter Wippersberg Schlechte Zeiten für Gespenster Hörspiel nach dem gleichnamigen Buch Sonntag 23.09. | 14.05 Uhr RB 1984 | 54 Min. Eine ganz normale Gespenster-Familie stellt sich vor: Der Vater ist von Beruf Klopfgeist, Oma geistert als Irrlicht durch das Leben, der tüd delige Opa verbummelt ständig seinen Kopf – und dann sind da noch die kleine Lilli und der kleine Max. Die Eltern sorgen sich, dass der kleine Max aus der Art zu schlagen droht und nie ein richtig schreckliches Gespenst wird, weil er vor den Menschen Angst hat. Nach einem Besuch bei der „lieben Verwandtschaft“, einer Vampir-Familie, be- Kinderhörspiel 70 kommt der kleine Max heraus, dass sich sein Vater mit Onkel Dragul auf eine verhängnisvolle Wette eingelassen hat: Innerhalb einer Woche soll er, Max, zu einem furchterregenden Meistergespenst werden, das jeden Menschen im Mark erschüttert. Ausgerechnet er! Zum Glück hat Max nicht allein Schwierigkeiten: Die ganze Familie spürt, dass es immer schwieriger wird, Angst und Schrecken zu verbreiten. Was ist bloß mit den Menschen los? Schließlich sehen sich sogar die einflussreichsten Gespenster gezwungen, sich mit dieser wichtigen Angelegenheit zu befassen. Oscar Wilde Das Gespenst von Canterville Mittwoch 03.10. | 14.05 Uhr In Schloss Canterville spukt es, denn der Geist von Sir Simon bewohnt die Gemäuer seit über 300 Jahren. Er hat noch jeden Bewohner vertrieben und erscheint immer kurz bevor ein Mitglied der Familie Canterville stirbt. Alles das interessiert den Amerikaner Herrn Otis jedoch herzlich wenig. Er glaubt nicht an Gespenster und kauft das Schloss mitsamt den Möbeln – und dem Gespenst. Die Familie zieht ein, und weder der Blutfleck vor dem Kamin noch der Auftritt des Gespenstes selbst ängstigt sie. Wenn das Gespenst nachts kettenrasselnd über die Flure wandert, erschreckt es sich selbst mehr als die neuen Schlossbewohner. Über so viel Wirkungslosigkeit verzweifelt das Gespenst. Diese Geschichte ist weniger zum Fürchten, doch dafür urkomisch. Wort und Musik bilden ein raffiniertes Ganzes. Nicht zuletzt das musikalische Konzept und die Spiel- und Gestaltungsfreude des Orchesters sorgten für überschwängliche Rezensionen und mehrere Preise. Die Produktion ist in der Reihe „Mit Pauken und Trompeten“ beim Verlag Headroom erschienen. Hörspielbearbeitung: Judith Lorentz Musik: Henrik Albrecht Regie: Judith Lorentz Mit dem SWR-Rundfunkorchester Kaiserslautern unter der Leitung von Andreas Hempel SWR 2006 | 54 Min. Juli | September | Oktober 71 Hörspielbearbeitung: Heidi Knetsch und Stefan Richwien Musik: Rudolf Schmücker Regie: Hans Helge Ott Mit Nicholas Jolly, Thore Kühl, Uta Stammer, Markus John, Frank Jordan u.v.a. NDR 2011 Nicholas Jolly Bearbeitung: Christine Nagel Musik: Peter Ehwald Regie: Christine Nagel Mit Imogen Kogge, Lotte Arnaszus, Conny Wolter, Felix von Manteuffel, Friedhelm Ptok u. a. DLR 2011 Jimmy Docherty Der große Baresi Sonntag 14. | 21.10. | 14.05 Was für eine Gemeinheit! Der 13jährigen Jake, wohnhaft in einem heruntergekommenen Stadtteil von Glasgow, wird am helllichten Tag überfallen. Zwei Mädchen nehmen ihn in die Mangel und klauen ihm 20 Pfund. Bald erfährt Jake, dass ein gewisser Cortesi die Räubereien plant. Tollkühn heckt Jake gemeinsam mit Freunden einen Plan aus, wie er es Cortesi und seinen Leuten heimzahlen kann. Die Jungen erfinden den „Großen Baresi“, einen Phantomgangster, der in der Stadt für große Verwirrung sorgt. Tatsächlich locken sie Cortesi aus der Reserve. Einen, der mächtiger ist als er selbst, kann er nicht dulden. Was wie ein verrückter Streich beginnt, wächst Jake und seinen Freunden schnell über den Kopf. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, ehe Cortesi und seine bis auf die Zähne bewaffneten Kumpels dem „Großen Baresi“ auf die Schliche kommen. Nach der Erstausstrahlung im Januar 2012 gab es viele freundliche Reaktionen. Die schräge Gangsterstory ist nur nach erstem Anschein für zarte Kinderseelen nicht geeignet. Jake kämpft ungeachtet schrecklichster Gefahren gegen das Böse. Und gewinnt! Das wirkt komödiantisch-grotesk, aber auch rührend. Judith Kerr Als Hitler das rosa Kaninchen stahl Sonntag 28.10. | 14.05 Uhr 1933 muss Annas Vater heimlich das Land verlassen. Er sucht eine Bleibe für seine Familie in der Schweiz. Anna begreift mit ihren neun Jahren noch nicht viel von den unheimlichen Ereignissen ringsum. Plötzlich ist es lebensgefährlich, in Deutschland zu bleiben. Sie sollen Juden sein, sagt man ihr, und ihr Vater, ein bekannter Journalist, legt sich mit den Nazis und vor allem mit einem grimmig guckenden Mann namens Hitler an. Anna muss nicht nur ihr Spielzeug zurücklassen, auch Heimpi, ihr Kindermädchen, bleibt in Berlin. Judith Kerr beschreibt in ihrem weltberühmten Kinderbuch den jahrelangen Flucht- Kinderhörspiel 72 weg der Familie. Judith Kerrs Romanvorlage erhielt 1974 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Karl May Der Schatz im Silbersee Live beim Kinderhörspieltag! Sonntag 11.11. | 14.05 Uhr Wieder ist der Schlusstag der „ARD Woche des Hörspiels“ in Karlsruhe den Kindern gewidmet. In den Vorjahren gab es mit „Peter Pan“ und „Alice im Wunderland“ klassische Stoffe der Kinderliteratur mit festlichem Orchester. Diesmal wird’s eher wild: Das Live-Hörspiel bietet Prärie und Pulverdampf. Geboten wird eine freche und sehr freie Neufassung von Karl Mays Erfolgsroman „Der Schatz im Silbersee“. Winnetou und Old Shatterhand suchen den sagenumwobenen Indianerschatz. Doch die Schatzsuche wird zu einem dramatischen Wettlauf. Zwei Zeichnungen gibt es, die – zusammengesetzt – den geheimen Fundort des Schatzes bezeichnen. Der Rote Cornel, der auch vor Diebstahl und feigem Mord nicht zurückschreckt, ist in den Besitz dieser Zeichnungen gekommen. Mit einer Gruppe von Banditen macht auch er sich nun auf den Weg zum Silbersee. Dort kommt es zum Showdown. Und Winnetou und Old Shatterhand sollten sich davor hüten, allzu siegesgewiss zu sein... In Karlsruhe werden nicht nur die Schauspieler alles geben: Bernd Keul und seine Band steuern Wildwest-Sound bei und auf der Bühne wirbelt Geräuschemacher Max Bauer, der das Zeug hat, zum Publikumsliebling der 1200 Zuschauer zu werden. Ein Hörspiel zum Anfassen! Dieses Hörspiel steht nach der Ursendung eine Woche als Download bereit unter: www.swr2.de/hoerspiel Bearbeitung: Regine Ahrem Musik: Bernd Keul Geräuschemacher: Max Bauer Regie: Hans Helge Ott Mit N.N. SWR/BR/DLR/HR/NDR/RB/RBB/WDR 2012 Oktober | November 73 Musik: Rainer Bielfeldt Regie: Jörgpeter Ahlers Mit Celiné Vogt, Meike Harten, Peter Kaempfe, Steffen Krause, Anton Sprick, Anne Moll u. v. a. NDR 2005 | 36 und 41 Min. Moderation: Sebastian Trepper WDR/BR/HR/MDR/NDR/RB/RBB/ SR/SWR Bettina Obrecht Designer-Baby Sonntag 18. | 25.11. | 14.05 Uhr Science Fiction oder vielleicht schon nahe Zukunft? Eine echte Familie mit Vater, Mutter, Kind, kennt Nora nur aus dem Fernsehen. Für Nora ist die Firma „Genosan“ Vater und Mutter, denn man hat ihr erzählt, sie sei in einem Labor entstanden. Nora ist ein so genanntes „Designer baby“, ein Kind, das nach den Wünschen der Eltern von Genbanken zusammengesetzt wurde, dann aber doch in der Firma Genosan aufwächst – weil sie nicht perfekt geworden ist. Dass sie außerhalb der Mauern des Instituts eine richtige Mutter hat, wird ihr verheimlicht. Eines Tages aber bietet sich Nora unerwartet die Gelegenheit, die fremde Welt außerhalb der Firma kennen zu lernen. Und sie ergreift die Chance … Das Hörspiel ermöglicht eine ernsthafte Auseinander setzung mit den ethischen Abgründen einer Anspruchshaltung, bei der „Bestellung“ und „Lieferung“ von Wunschkindern mitsamt ihren zuvor festgelegten Eigenschaften erwartet wird. Zugleich kann man Noras Abenteuer aber auch als Krimi verfolgen, bei dem am Ende – unausweichlich für die Finsterlinge von „Genosan“ – das Gute siegt. Das spannende Hörspiel eignet sich auch als Begleitung für den Schulunterricht. Die Buchvorlage ist im Oetinger Verlag erschienen. Die Hörspielfassung ist auch als Tonträger erhältlich: Verlag Igel-Records. Diverse Autoren Burgen, Ritter, Spukgewitter! Die ARD Kinderradionacht 2012 Freitag 30.11. | 20.03 Uhr bis 1.00 Uhr morgens Mit voller Absicht setzen die Kinderradio-Redaktionen der ARD erneut alles daran, Kinder vom Schlafen abzuhalten. Unverantwortlich? Nein! Im Einklang mit schulischen Lesenächten, die in immer mehr Schulen auf den Termin der Radionacht gelegt werden, gelingt es, Geschichten und Hörspiele zu einem besonderen Erlebnis zu machen. So werden auch Kinder erreicht, die sich für das Lesen und intensives Zuhören sonst nicht so ohne Weiteres begeistern lassen. Kinderhörspiel 74 Nach den Themen „Krimis“ (2009), einer „Reise um die Welt“ (2010) und „Einfach tierisch!“ (2011) geht es diesmal Nonstop ins Mittelalter. Als Ursendung gibt es zudem ein extra für die Radionacht geschriebenes Hörspiel. Weil Lachen ein hervorragendes Mittel gegen Müdigkeit ist, sorgt auch in diesem Jahr eine Comedy-Reihe für Unterhaltung. Die Radionacht wendet sich an Kinder von acht bis 13 Jahren. Wie in den Vorjahren wird es wieder Hunderte privat organisierter „Wachbleibepartys“ geben. Und mindestens 1200 Schulen in ganz Deutschland werden eigene Lesenächte feiern. Lehrer suchen sich gezielt Programminhalte der Nacht heraus, die sie mit ihren Schülern dann in eigens eingerichteten Zuhörräumen verfolgen. Lehrkräfte an Schulen (Klassenstufen 3 bis 6) sowie Mitarbeiter/innen von Kinder büchereien können eine kostenlose „Handreichung zur Vorbereitung der Radionacht“ bei der ARD anfordern. Informationen: www.kinder radionacht.de. Sonntag 16.12. | 14.05 Uhr Barbara Robinson Hilfe, die Herdmanns kommen! Hörspielbearbeitung: Jörgpeter Ahlers Mit N.N. NDR 2012 | Ursendung Hörspielpremiere eines Klassikers! Die Erzählung vom Krippenspiel mit den Herdmann-Kindern hat es beim NDR bereits zu größter Berühmtheit gebracht: Seit Jahrzehnten gehört zum Radio-Heiligabend die Lesung, vorgetragen von Henning Venske. An dieser Tradition wird auch in diesem Jahr festgehalten. (Sendedatum 24.Dezember, 14.05 Uhr in „Mikado am Heiligabend“ auf NDR Info) Doch nun werden die „Herdmanns“ auch im Hörspiel lebendig. Damit folgt die Redaktion einem oft geäußerten Wunsch von Hörern. Interesse an einem Hörspiel gibt es auch in vielen Schulen, wo die „Herdmanns“ bestens ge eignet sind, die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen. Die Herdmann-Kinder sind die schlimmsten Kinder aller Zeiten. Sie lügen, klauen, rauchen Zigarren und bringen die Nachbarn zur Verzweiflung. Jetzt planen sie offenbar eine neue Gemeinheit, die alles Bisherige in den Schatten stellt: Vollzählig tauchen die Geschwister zur Vorbesprechung des weihnachtlichen Krippenspiels auf und rei- November | Dezember 75 ßen sich sämtliche Rollen unter den Nagel. Charlies Mutter, die alles organisiert, versucht die Nerven zu behalten. Doch so wie die Proben verlaufen, erwartet sie wie viele andere das schlimmste Krippenspiel aller Zeiten. Doch es kommt ganz anders … Die Buchvorlage ist beim Oetinger Verlag erschienen, das NDR Hörspiel bei Oetinger Audio. Hörspielbearbeitung: Henrik Albrecht Es spielt die NDR Radiophilharmonie Dirigent: Vasilis Christopoulos Regie: Henrik Albrecht Mit: N.N. NDR 2012 | Ursendung Charles Dickens A Christmas Carol – Ein Weihnachtsabend Liveübertragung! Sonntag 23.12. | 14.05 Uhr London am Vorabend des Weihnachtsfestes. Ein vorweihnachtlicher Zauber liegt in der Luft, der alle erfasst. Alle? Ebenezer Scrooge, einem miesepetrigen Widerling, ist Weihnachten ein Gräuel. Das Fest hält ihn vom Geldverdienen ab. Mürrisch legt er sich zu Bett. Doch in dieser Nacht wird Scrooge von Spukerscheinungen heimgesucht. Drei Geister halten ihm einen Spiegel vor und erschüttern seine Seele. Nutzt er die letzte Chance, freundlicher zu werden? Charles Dickens weltberühmte Geschichte eignet sich glänzend für ein aufregendes Radioerlebnis am Vortag des Heiligabends. Zum dritten Mal gibt es ein „Orchesterhörspiel“ des Komponisten und Autors Henrik Albrecht beim NDR. Nach „Peter Pan“ und „Alice im Wunderland“ wird auch „A Christmas Carol“ öffentlich aufgeführt. Diesmal ist die Premiere im Großen Sendesaal des Funkhauses Hannover zugleich die Ursendung im Radio. Da heißt es Daumendrücken im Regieraum, dass die Geschichte bis 15 Uhr zu Ende erzählt ist: Reaktionen des Publikums müssen einkalkuliert werden. Nach der öffentlichen LiveÜbertragung gibt es, gleichfalls im Großen Sendesaal, um 16.30 Uhr eine weitere Aufführung. Kartentelefon: 01801-637 637. Die Studioaufnahme des Hörspiels ist bei Headroom als Hörbuch erschienen. Kinderhörspiel 76 Mittwoch 26.12. | 14.05 Uhr Sterphan von Löwis of Menar, Laura Schubert Sanjay und sein Meister Ein musikalisches Märchen aus dem alten Indien In Indien macht sich der junge Sanjay auf den Weg in die Stadt des Königs. Er möchte Musiker werden. Es gelingt ihm, den besten SitarSpieler auf sich aufmerksam zu machen, der zugleich Hofmusiker beim König ist. Nach einer harten Lehre spielt Sanjay hervorragend. Da bedrängt er den Meister mit einer verhängnisvollen Idee: Dieser möge dem König vorschlagen, ihn, Sanjay, als zweiten Hofmusiker einzustellen. Der König nutzt den Vorschlag für ein grausames Spiel, bei dem beide Männer nur verlieren können. Doch als die Situation aussichtslos erscheint, gibt es eine überraschende Wende. Mit dieser Adaption einer alten buddhistischen Erzählung aus der Sammlung der „Jatakas“ feierten drei indische Musiker beim Kinderkulturfestival des Vereins „KinderKinder e. V.“ einen großen Erfolg. Für den NDR wurde die ursprünglich von einem Puppenspieler präsentierte Geschichte als szenische Lesung eingerichtet. Das Ergebnis ist ein reizvoller Ausflug in die Märchenwelt Indiens, getragen von magischer Musik, gespielt auf traditionellen Originalinstrumenten. Im Anschluss an das Hörspiel berichtet Kai Küstner, ARD Hörfunkkor respondent in Indien, über Kinder von heute, die sich entschieden haben, das Spielen auf der Sitar zu erlernen. Sonntag 30.12. | 14.05 Uhr Johan Bargum Der erste Schnee Weit draußen im Meer liegt eine kleine Insel. Niemand hat je versucht, hier an Land zu gehen. Die Wichtlinger Daniel, Ditta, Charlie, Frida und Blomberg aber sind hier zu Hause, seit sie denken können. Sie wohnen in niedrigen Laubhütten und haben es gut. Immer, wenn der erste Schnee fällt, ziehen sie unter der Führung von Bossa, die viel größer und stärker ist als alle anderen, in den Berg. Eines Tages aber Musik: Subroto Roy Chowdhury (Sitar), Anjan Saha (Sitar und Gesang) und Swapan Bhattacharya (Tabla) Regie: Margit Kress Mit Hans Kremer, Tobias Diakow, Gerd Baltus, Sonja Stein, Wolf Dietrich Sprenger u. a. NDR 2012 Swapan Bhattacharya (Tabla) Stephan von Löwis of Menar (Autor) Subroto Roy Chowdhury (Sitar) Hörspielbearbeitung: Judith Ruyters Mit Matthias Haase, Laura Maire, Winnie Böwe, Alexander Khuon u. a. SWR/WDR 2009 Dezember 77 kommen die Dinge durcheinander. Fridas Schleife, Charlies Angel und Blombergs Mütze verschwinden und tauchen wieder auf. Blomberg will unbedingt heraus finden, ob es auf der anderen Seite des Meeres ein anderes Ufer gibt und eines Tages entdecken sie ein seltsames blaues Dings am Strand. Vielleicht ist ein fremdes Wesen auf die Insel gekommen? ARD HÖRSPIELTAGE 7. bis 11. NOVEMBER 2012 in ZKM und HFG | KARLSRUHE ARD KINDERHÖRSPIELTAG am 11. NOVEMBER 2012 ARD ONLINE AWARD abstimmung ab dem 23. OKTOBER 2012 PREMIERE IM NETZ vom 1. JULI bis 31. AUGUST 2012 KURZHÖRSPIEL-WETTBEWERB für UNABHÄNGIGE HÖRSPIELPRODUZENTEN DETAILS und TEILNAHMEBEDINGUNGEN unter WWW.RADIO.ARD.DE und Kinderhörspiel veranstaltungspartner 78 Autoren | Bearbeiter Adler, Heidrun Adler, Walter Harlan, Thomas 45 Neumann, Ben 55 Sebald, Winfried Georg 21 Ackers, Beatrix Hauptmann, Gerhart 22 32 Seesko, Wolfgang 41 Adler, Walter 42 Naber, Hermann 65 54, 57, 59 Nagel, Christine 44, 72 74 Simenon, Georges 54 49 Stadler, Lisa 49 Ahlers, Jörgpeter 74 Nicolai, Carsten 32 Albrecht, Henrik 76 Ohaus, Christiane 40 Ahlers, Jörgpeter 75 Heilmann, Stephan 50 Nicolai, Carsten Obrecht, Bettina Ahrem, Regine 73 Heindel, Martin 17 Ott, Reto Albrecht, Henrik 76 Henscheid, Eckhard 25 Páldi, Lívia 28 Stein, Julie 50 Amatosero, Susanne 19 Ott, Reto 49 Amatosero, Susanne Atoui, Tarek 19 Herrmann, Elisabeth 66 Pein, Anna 36 Stendhal 51 Andres, Beate 14 Pittrich, Klaus Dieter 39 34 Herzberg, André 37 Peschina, Helmut 52 Sternberg, Josef von 13 Arnold, Iris 58 Plensat, Barbara 49 58 Highsmith, Patricia 51 Philippi, Dieter 39 Stiegele, Valerie 65 Atoui, Tarek 34 Rachut, Jens 15 77 Høeg, Peter 65 Pickshaus, Peter Moritz Piňeiro, Claudia 29 Stricker, Sven 47 Augst, Oliver 33 Reed, Carol 67 63 Sturm, Oliver 23 Cramer, Heinz von 24 Reiss, Kurt 22 30 Rindfleisch, Wolfgang 64 Roth, Dieter 31 Salmony, Claude-Pierre 23 51 Ayoub, Susanne Bargum, Johan 80 67 Regisseure | Realisatoren 54,57 Benet i Jornet, Josep Maria49 Bobrick, Sam 50 Hoffmann, Susanne Hültner, Robert 64 Pohl, Gerhart 22 Taniguchi, Jiro 17 Bonné, Mirko 23 Kalkowski, Christoph 55 Pommerat, Joël 40 Thiem, Willy H. 12 Derschau, Christoph Dietrich, Christoph Boyd, William 62 Kanis, Stefan 21 Rachut, Jens 15 Veiel, Andreas 60 Fritsch, Götz Breinersdorfer, Fred 59 Kawara, On 33 Reffert, Thilo 53 Veth, Hilke 53 Garthe, Eva 58 Schaeffer, Norbert Brontë, Emily 26 Kennedy, A.L. 43 Richter, Falk 42 v. Löwis of Menar, Stefan 77 Gateau, Marguerite 52 Schuck, Irene Carnevali, Davide 13 Kerr, Judith 72 Richwien, Stefan 72 Walburg, Caroline 64 Getto, Andrea Cooper, John S. 56 Klingberg, Klaus-Dieter 67 75 Wenzel, Katrin 58 Grehn, Kai de Moor, Margriet 20 Knetsch, Heidi 72 Robinson, Barbara Röder, Katja 59 Westphalen, Andreas von 56 Heilmann, Stephan Derschau, Christoph 30 Koster, Guido Gin 14 Rodach, Michael 13 70 Heindel, Martin 17 Stricker, Sven 47, 66 Dickens, Charles 76 Kretzschmar, Hermann 18 Roka, Tokutomi 39 Wiegand, Katrin Wilde, Oscar 71 Hostnig, Heinz 37 Sturm, Oliver 23, 36 Docherty, Jimmy 72 Krüger, Anne 48 Roth, Dieter 31 Wippersberg, Walter 70 Jugel, Bernhard Durbridge, Francis 64 Kuby, Erich 22 Ruyters, Judith 77 Wittekindt, Matthias 44 Kalkowski, Christoph 55 Westphalen, Andreas von 56 Eilert, Bernd 25 Leist, Claudia Johanna 20 Safier, David 42 Zeller, Florian 47 Kanis, Stefan 21 Zischler, Hanns 25 Farin, Michael 13 Leon, Donna 61 Sandig, Ulrike Almut 46 Klingberg, Klaus-Dieter 67 Zylka, Martin 60 Faulkner, William 12 Lichtenstein, Alfred 18 Sarid, Yishai 55 Koppelmann, Leonhard 18 Frischmuth, Barbara 61 Loest, Erich 16 Schaeffer, Norbert 51 29 Getto, Andrea 62 Lorentz, Judith 46, 71 Schmidt, Arno 36 Koslowski, Nikolai von Krewer, Harald Glavinic, Thomas 57 May, Karl 73 Schmidt, Dirk 56 Krogmann, Hans Gerd 61, 67 Greene, Graham 67 McCarten, Anthony 45 Schmidt, Gesine 60 Lampen, Ulrich Grehn, Kai 26 Mentzer, Alf 28 Schubert, Laura 77 Leist, Claudia Johanna 20, 56 Gur, Batya 58 Meyer, Philipp 53 Schuck, Irene Handke, Peter 24 Müller, Heiner 23 Schütte, Jan Georg 41 Lorentz, Judith Hanika, Iris 38 Muňoz Molina, Antonio 67 61 Ludwig, Ferdinand 28 Harig, Ludwig 36 Nagel, Christine 72 Schulz, Friedemann Schwind, Kai 70 Maio, Giuseppe 13 42, 45 38, 43, 63 37, 54 28, 48, 62 26 23, 50 13, 45 16, 81 38, 43, 63 Schuhmacher, Alexander 45 Schütte, Jan Georg Seesko, Wolfgang Wippersteg, Walter 41 41 70 62 39, 42, 53, 64 Lindtberg, Leopold 12 46, 71 81 Frequenzen NDR Kultur Empfangsmöglichkeiten: Digitalradio über DAB+ | in weiten Teilen Norddeutschlands | ndr.de/digitalradio Internet-Radio | ndr.de/ndrkultur Smartphone | die dafür benötigte Software „NDR Radio“ steht auf den entsprechenden Plattformen zum kostenlosen Herunterladen bereit Satelliten-Empfang über DVB-S Radio | Astra 1H Kanal 93 | Frequenz 12,266 GHz Foto: Stefano Stefani | gettyimages Weitere Informationen erhalten Sie unter Telefon (01805) 11 7757 14 Ct./Min. (für Anrufe aus dem deutschen Festnetz, maximal 42 Ct./Min. aus dem Mobilfunknetz) oder im Internet unter ndr.de/ndrkultur Änderungen der Sendefrequenzen vorbehalten. liegt vor Hören und genießen 82 Frequenzen NDR Info Empfangsmöglichkeiten: Digitalradio über DAB+ | in weiten Teilen Norddeutschlands | ndr.de/digitalradio Internet-Radio | ndr.de/info Smartphone | die dafür benötigte Software „NDR Radio“ steht auf den entsprechenden Plattformen zum kostenlosen Herunterladen bereit Satelliten-Empfang über DVB-S Radio | Astra 1H Kanal 93 | Frequenz 12,266 GHz Radio für alle, die mitreden wollen. Änderungen der Sendefrequenzen vorbehalten. 84 Mehr Infos und das aktuelle Programm auf ndr.de/info HÖRBUC HHAMBURG G e g r. 1 9 9 9 Impressum Herausgeber Norddeutscher Rundfunk Programmdirektion Hörfunk Hörspiel Redaktion Norbert Schaeffer (Leitung) Henning Rademacher Susanne Hoffmann Christiane Ohaus Produktion (Koordination) Christina Ocker Besetzungsbüro Diane Hoffmann, Dagmar Titz, Marc Zippel Sekretariat Cornelia Kunkel, Nicola Peinemann, Heike Skrobotz Postanschrift Norddeutscher Rundfunk Hörspielabteilung Rothenbaumchaussee 132 20149 Hamburg E-Mail [email protected] Hörspiele im Internet ndr.de/hoerspiele Kinderhörspiel Mikado-Redaktion (Radio für Kinder) Jörgpeter von Clarenau Postanschrift Norddeutscher Rundfunk Radio für Kinder Rothenbaumchaussee 132 20149 Hamburg NDR | Markendesign Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg Litho: Laudert GmbH + Co. 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OG, Mönckebergstraße 7, 20095 Hamburg, Telefon 0180 –17 87 980 (bundesweit zum Ortstarif) oder per E-Mail: [email protected] 3 CDs · € 14,99 · ISBN 978-3-89903-373-1 Im Buchhandel erhältlich Telefon (040) 4156-2577 Telefax (040) 4156-3655 E-Mail [email protected] [email protected] »Der israelische Schriftsteller David Grossman wollte erzählend seinen Sohn beschützen. Er schrieb ein Epos unverb. Preisempfehlung über sein Land. Und Weltliteratur.« 86 Frankfurter Allgemeine Zeitung www.hoerbuch-hamburg.de