- Heftarchiv - Internet World Business

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- Heftarchiv - Internet World Business
€ 5,40 I FR. 7,05
E-COMMERCE I ONLINE-MARKETING I TECHNIK
43205
INTERNET WORLD Business
AUSGABE 17/15 17. AUGUST 2015
ALLE 14 TAGE TOPAKTUELL
www.internetworld.de
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INTERNET WORLD Business Guide
Edel im Auftritt,
kleinlich beim Widerruf S. 16
Ströer kauft Interactive Media
Telekom ohne Online: Auch das
Portal T-Online gehört zum Deal
Digital Home
Wie Europäer digitale Medien nutzen
Wo bist du gerade –
und mit welchem Gerät? S. 24
Der Stellenmarkt für
Internet-Fachkräfte
S. 35
oder unter internetworld.de/stellenmarkt
Google heißt jetzt Alphabet
Online-Vermarkter
Für 300 Millionen Euro übernimmt
Ströer den Digital-Vermarkter Interactive Media sowie das Portal T-Online.
Die Deutsche Telekom wird Anteilseigner bei Ströer. Damit schluckt die
Nummer 1 im Agof-Ranking die Nummer 3 und baut ihre Marktführerschaft
aus. Voraussetzung: Das Bundeskartellamt muss noch zustimmen.
Tracking ohne Cookies
Mit einer kompletten Umstrukturierung will der Konzern transparenter werden
ls sich die Nachricht verbreitete,
schoben die Broker Überstunden –
obwohl die New Yorker Börse bereits
geschlossen hatte: Die Meldung über eine
komplette Reorganisation von Google ließ
den Aktienkurs des Unternehmens im
nachbörslichen Handel innerhalb kürzester Zeit um fast sechs Prozent nach oben
schießen. Die Entscheidung von Firmengründer Larry Page, Google in eine neue
Holding namens Alphabet einzubringen,
beflügelte die Fantasien der Anleger.
Für viele Branchenbeobachter war der
Schritt überfällig, denn Google droht sich
zu verzetteln: Das große Geld bringt nach
wie vor das Geschäft rund um die Suchmaschine – Adwords, Doubleclick, Display
Network. Doch daneben kümmert sich
Google um eine schier unglaubliche Zahl
an Projekten, vom selbstfahrenden Auto
über die Erforschung des menschlichen
Alterungsprozesses bis zur Beteiligung an
Start-ups wie Uber. Diese Aktivitäten werden vom Google-Kerngeschäft getrennt
und als eigenständige Einheiten unter dem
Dach der Holding Alphabet geführt.
Damit eifert Page der Investorenlegende
Warren Buffett nach, der sein Geflecht aus
Beteiligungen ebenfalls über eine Holding
steuert. Wie Alphabet aufgebaut ist und
was sich bei Google jetzt alles ändert, lesen
◼
Sie ab Seite 8.
E-Commerce
Online-Marketing
Technik
A
Foto: Shutterstock / Emojoez
Luxusmarken im Web
Wie optimiert man seinen Webshop
am besten für die mobile Nutzung?
Und wie testen Agenturen die Usability mobiler Websites? Fragen wie
diese beantwortet der 48 Seiten
starke Business Guide „Mobile
Internet 2015“. Ihr kostenloses
Exemplar liegt dieser Ausgabe bei.
Foto: Shutterstock / Julia Tim
Mobile Internet 2015
Großbaustelle: Firmenchef Larry Page gibt Google eine neue Struktur
Elektronische Bücher legen zu
+ 12 %
Ausgaben für
E-Books
5%
24 %
2014
2015
... der europäische Haushalte zahlen
für Video-on-Demand-Angebote
Wachstums-Werte
Die Brücke zu Youtube
Mit oder ohne Agentur?
Erstmals ist Amazon wertvoller als
Walmart, der größte Handelskonzern der
Welt. An den Börsen ist die Zukunft des
Handels schon angekommen. Kluge
Digitalstrategien zeigen jetzt Erfolge. S. 18
Multichannel-Networks ebnen Markenartiklern den Weg zu den Youtube-Stars.
Mit Werbung in deren Umfeld können sie
Zielgruppen ansprechen, die sonst nur
S. 22
schwer erreichbar sind.
Soll die technische Umsetzung eines
Webshops inhouse erfolgen oder einem
externen Partner gegeben werden? Die
Sieger des INTERNET WORLD Business
S. 26
Shop Award geben Antwort.
Twitter-Nutzung weltweit
TV feiert eine Renaissance
Europäer sehen
187 Minuten
pro Tag fern
In Europa steigt die Nutzung
digitaler Medien zu Hause
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Samsung, Basis: 18.000 Europäer
48 %
33 %
22 %
haben einen
Account
lesen
TwitterTweets
sind aktive
Nutzer
Im 2. Quartal 2015 hatte fast die Hälfte aller User einen
Account. Tweets verbreitete aber nur jeder Fünfte
INTERNET WORLD Business 17/15;
Global Web Index; n = Nutzer zwischen 16 und 64 weltweit (ohne China)
Neue Mediengesellschaft Ulm mbH, PF 201552, 80015 München
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt
32 Min.
Min
i .
Anstieg des täglichen
Fernsehkonsums
Die Themen-Guides der
Internet World Business
Bewegtbild
Guide 2016
Beilage
INTERNET WORLD
Business 22/15 vom
26.10.2015
Anzeigenschluss:
28.09.2015
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INHALT
17. August
17/15
INTERNET WORLD Business
Inhalt
3
Neue Messe-Chefin
Wo bist Du gerade?
Tracking ohne Cookies: Alternativen mit Tücken 24
SCHWERPUNKT
Der große Umbau
Google heißt jetzt Alphabet
8
TECHNIK
Mit oder ohne Agentur?
Technische Umsetzung von Online-Shops
E-COMMERCE
26
Mehr als nur Schnickschnack
Digitale Lösungen am Point of Sale
14
Wege zur Big-Data-Strategie
Informationen aus Daten gewinnen: So geht’s 28
Bei Widerruf Willkür
Webshops von Luxusmarken im Test
16
Bayrische Tracht als Fracht
Himmelreich verlässt sich auf Amazon
29
Wachstums-Werte
Die Zukunft des Handels an der Börse
18
Zukunft trotz Insolvenz
Die Jankowfsky AG kämpft ums Überleben
30
Sicher ist sicher
IT-Sicherheitsgesetz betrifft E-Commerce
19
RUBRIKEN
Update
KNOW-HOW
4
31
Dienstleisterverzeichnis
Duplicate Content in der Praxis
Teil 2: Doppelter Inhalt auf externen Websites 20
ONLINE-MARKETING
Die Brücke zu Youtube
Neue Zielgruppen für Markenartikler
22
Stellenmarkt
35
Impressum
36
Personalien
36
Szene
37
Termine
37
Meinung
38
14
22
Saskia Müller ist bei der Neuen Mediengesellschaft Ulm ab sofort für Messen
und Kongresse mit Fokus auf OnlineMarketing und E-Commerce zuständig.
Das Medien- und Weiterbildungsunternehmen, das auch die INTERNET
WORLD Business herausgibt, veranstaltet zahlreiche Branchen-Events,
darunter die E-Conmmerce Messe Internet World, die Social Media Conference
und die ecommerce conference. Müller
ist auch für die Entwicklung neuer Veranstaltungsformate verantwortlich.
Saskia Müller ist
Leiterin Messen und
Kongresse bei der
Neuen Mediengesellschaft Ulm
Die Kommunikationsexpertin ist seit
2004 im Online-Business tätig. Sie baute
unter anderem für Specific Media/
Myspace die Kommunikationsabteilung
in Deutschland auf und leitete das Marketing-Team.
Zuletzt war sie als selbstständige
PR-Beraterin von Barcelona und München aus für
verschiedene Kunden im Einsatz.
Müller führt ein Team von zehn Mitarbeitern und
berichtet an den Geschäftsführer der Neuen Mediengesellschaft Ulm, Dr. Günter Götz. „Saskia Müller
kennt sich in der Online-Branche hervorragend aus.
Mit der personellen Besetzung der Bereichsleiterin
für unsere Messen und Konferenzen sind wir gut für
die Zukunft aufgestellt“, freut sich Götz.
Die nächste Internet World findet am 1. und 2. März
2016 in München statt. Auf dem begleitenden Kongress geben renommierte Experten ihr Wissen weiter.
www.internetworld-messe.de
Social Media
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26
Foto: Fotolia / Picture-Factory
Menschen in diesem Heft
Jens-Uwe Sauer
Der Gründer der CrowdfundingPlattform Seedmatch spricht über
das neue Kleinanlegerschutzgesetz.
Er glaubt, dass die Regulierung zu
einer Professionalisierung von
Anbietern und Plattformen führt. 4
Martin Wild
Der Chief Digital Officer bei MediaSaturn macht sich Gedanken über
den Point of Sale der Zukunft. Ein digitales Feature, das bald in einigen
Filialen eingesetzt werden soll, ist
15
die Instore-Navigation.
Dominik Frings
Der Geschäftsführer von Mediascale
erklärt, in welchen Fällen es sinnvoll
ist, im Umfeld von Youtube-Stars zu
werben. Das ist zum Beispiel der
Fall, wenn das Testimonial kommu23
nikativ gut eingebunden ist.
Uta Hermanns
Die Leiterin der Abteilung Datenanalyse bei der digitalen MarketingAgentur Explido iProspect ist davon
überzeugt, dass sich die Customer
Journey ohne Cross Device Tracking
24
nicht zusammenführen lässt.
Marie Clérisse-Wetzel
Die Online Shop Business Development Managerin beim Teeshop
Just-t.de betont, was bei der Suche
der richtigen Webagentur
entscheidend ist: ausreichend Zeit
27
und klar definierte Ziele.
Peter Potthast
Der Country-Manager DACH bei der
Conversant Deutschland GmbH prophezeit einen Paradigmenwechsel
im Werbemarkt. Das rein digitale
Marketing ist seiner Meinung nach
38
dem Untergang geweiht.
UPDATE
4
INTERNET WORLD Business
Q&A
Jens-Uwe
Sauer,
SeedmatchGründer, über
das neue Kleinanlegerschutzgesetz.
www.seedmatch.de
Seit 1. Juli gilt das neue Kleinanlegerschutzgesetz KASG,
das Verbraucher vor unseriösen Kapitalanlagen schützen
soll. Was hat es gebracht?
Durch das Gesetz bekommt
Crowdfunding einen gesetzlichen Rahmen und das ist erst
mal eine gute Entwicklung,
auch wenn das für die Crowdfunding-Plattformen wie für die
Unternehmen oder Projekte,
die Geld darüber einsammeln
wollen, einen bürokratischen
Mehraufwand bedeutet.
Wie wirkt sich das KASG in
der Praxis aus?
Online-Werbung für Crowdfunding-Kampagnen muss
jetzt mit einem Warnhinweis
versehen werden. Zudem
müssen Investoren für Investments über 1.000 Euro jetzt
eine Selbstauskunft abgeben.
Das hat aber das Interesse an
der Finanzierung neuer Ideen
bisher nicht schmälern können. Das gilt auch für die elektronische Bestätigung des Vermögensanlagen-Informationsblattes, eine neue, rechtlich
geforderte Zusammenfassung
des Crowdfunding-Projektes
mit seinen Risiken, die ebenfalls zu Mehraufwand auf beiden Seiten führt.
Wird das KASG die Crowdfunding-Plattformen verändern?
Die Regulierung erzwingt eine
Professionalisierung der
Anbieter und Plattformen.
Durchaus möglich, dass kleinere Projekte diesen Aufwand
nicht mehr mitmachen können. Dadurch kann sich die
Qualität der Plattformen im
Markt erhöhen.
17. August 2015
Ein Promi für Go
Butler: Der Concierge-Dienst hat
eine Finanzierungsrunde in Höhe von 8
Millionen US-Dollar
abgeschlossen. Zu
den Investoren gehört auch das VC
von Ashton Kutcher.
Kutcher wird
neues PromiTestimonial
von Go Butler
in den USA
FITNESS-APP
ADBLOCKER
Adidas übernimmt
Runtastic
Umsatzausfälle von
22 Milliarden Dollar
Axel Springer veräußert seinen
Mehrheitsanteil von 50,1 Prozent
am App-Anbieter Runtastic an
die Adidas Gruppe. Gleichzeitig
verkaufen die Gründer und Mitgesellschafter von Runtastic ihre
Anteile ebenfalls an den Sportartikelhersteller, der damit Runtastic vollständig übernimmt.
Der Unternehmenswert für die
Gesamttransaktion beläuft sich
auf 220 Millionen Euro.
Runtastic bietet SmartphoneAnwendungen an, mit denen
Sportler wie zum Beispiel Läufer
oder Fahrradfahrer ihre Fitnesswerte messen können. Das Unternehmen wurde 2009 in Pasching
(Österreich) gegründet. Erst im
Oktober 2013 hatte Axel Springer
die Mehrheit an Runtastic über-
Geht es um die Folgen von Ad
Blockern für die Werbewirtschaft ist oft von „dramatischen
finanziellen Einbußen“ die Rede.
Wie hoch der Schaden tatsächlich ist, haben nun Adobe und
Page Fair, ein Anbieter von
Counter-Ad-Block-Lösungen, in
der Studie „The Cost of Ad
Blocking“ untersucht. Dafür
werteten die Studienautoren drei
Jahre lang monatlich über eine
Milliarde geblockte Werbeanzeigen auf über 3.000 Kunden-Webseiten aus.
Demnach gehen durch den Einsatz von Ad Blockern Publishern
und Advertisern weltweit im laufenden Jahr 21,8 Milliarden USDollar an Werbeeinnahmen verloren. Im nächsten Jahr sollen
durch den Einsatz von Ad Blockern die global generierten Verluste an Werbeeinnahmen auf
41,4 Milliarden US-Dollar steigen.
Grund für den enormen Anstieg 2016 ist der Studie nach die
Zunahme von Mobile Ad Blocking: Aktuell liegt der Anteil von
Ad-Block-Traffic auf mobilen
Geräten nur bei 1,6 Prozent. Das
neue iOS 9 mit integrierten AdBlocking-Funktionen, das im
Herbst veröffentlicht wird, soll
sich laut der Studie aber als „Game
Changer“ im Bereich Mobile Ad-
Runtastic gehört ab sofort
zu Adidas
nommen. Im Mai 2015 verzeichnete Runtastic eigenen Angaben
zufolge 50 Millionen registrierte
Nutzer; die Zahl hat sich seit Mai
2013 verdoppelt. (tdz)
„Store“ beerdigt: Einem
Relaunch der Apple-Website
ist der altbekannte „Store“
zum Opfer gefallen. Statt
für den Online-Kauf eines
Apple-Produktes in den Shop
wechseln zu müssen, können
Nutzer ihr neues iPhone jetzt
direkt auf der Produktdetailseite bestellen.
Blocking erweisen. Eine aktuelle
Messung des Online-Vermarkterkreises (OVK) ergab zudem, dass
Ad Blocker in Deutschland im
Durchschnitt Online-Werbung
auf 21,49 Prozent der Page Impressions ausblenden. (sg)
17/15
Direktverkauf ohne Store
sie sitzen oft nicht in der Geschäftsführung“, sagt die ehemalige stellvertretende Geschäftsführerin der
digitalen Marketing-Agentur Val-
L’ORÉAL
Eine Milliarde OnlineUmsatz 2015
Einen Sprung von rund 25 Prozent bei ihrem Online-Umsatz
gegenüber dem Vorjahr erwartet
die Kosmetikmarke L’Oréal 2015
im E-Commerce. Damit würde
L’Oréal in Umsatzregionen vorrücken, die in der „Top 500“-Liste
des Fachmagazins „Internet
Retailer“ nur 48 weitere Händler
erreichen.
Laut CEO Jean-Paul Agon habe
L’Oréal in den vergangenen Jahren
den Grundstein für das Umsatzziel gelegt: „Wir haben ein DreamTeam aus digitalen Geeks und
Experten eingestellt, die uns helfen
sollen, die Schlacht zu gewinnen.“
Ein wesentlicher Meilenstein war
auch die Ernennung von Lubomira
Rochet zum Chief Digital Officer
bei L’Oréal. „Viele Unternehmen
haben Chief Digital Officers, aber
11 Millionen Downloads:
die App „Makeup Genius“
tech. „Wir dachten, es sei für die
schnelle Tranformation gut, Digital in alle Visionen, Marken, Länder und Funktionen bei L’Oréal
zu integrieren.“
Die Mühe lohnt sich: In den ersten sechs Monaten des laufenden
Jahres erzielte L’Oréal bereits
Webumsätze in Höhe von 512,8
Millionen Euro. Das sind vier Prozent des Gesamtumsatzes von 12,8
Milliarden Euro. Vor allem in
China wächst das Webgeschäft.
Dort werden bereits 15 Prozent
der Gesamtumsätze online erzielt.
20 Prozent sind bis 2020 weltweit
die Zielmarge von L’Oréal.
Auch im Marketing denkt
L’Oréal verstärkt digital: 15,7
Prozent der weltweiten MediaSpendings fließen in digitale
Kanäle. Außerdem hat das Unternehmen eine Reihe digitaler
Initiativen gelauncht, um Umsätze und Kundenbindung zu
Herausforderung Internationalisierung
Zuschuss
Hohe Versandkosten
66 %
Versicherte bei der Techniker Krankenkasse (TK)
und der AOK Nordost aufgepasst: Die Krankenkassen planen, Fitness-Tracker, zu denen die Kassen
auch die Apple Watch
zählen, zu bezuschussen.
Bis zu 250 Euro will die
TK beispielsweise Mitgliedern beim Kauf einer
Apple Watch erstatten,
wenn sie am Bonusprogramm der Kasse teilnehmen.
Retourenmanagement
44,3 %
Zollvorschriften und -gebühren
43,1 %
Juristische Vorschriften im Ausland
34,0 %
Sprachbarrieren
29,7 %
Längere Lieferzeiten
23,1 %
Zwei Drittel der Online-Händler sehen in den Versandkosten
die größte Herausforderung bei der Internationalisierung
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: ECC Köln / HDE; Basis: n = 350 Online-Händler; Stand: August 2015
17. Monat
August2015
2015
xx.
17/15
x/15
INTERNET WORLD Business
Drittvertrieb: Amazon verkauft
seinen umstrittenen Lautsprecher Amazon Echo ab sofort auch
über Staples.com. Nach den bisher schlechten Verkaufszahlen
des smarten Lautsprechers, der
auf Sprachbefehle reagieren
kann und Bestellungen aufnimmt, hat der Deal etwas von
einer Verzweiflungstat.
steigern, darunter die sehr erfolgreiche App „Makeup Genius“. (dz)
XING
Mehr Nutzer, mehr
Umsatz, mehr Gewinn
Xing auf Erfolgskurs. Beim
Gesamtumsatz legte das Karrierenetzwerk im ersten Halbjahr
2015 um 26 Prozent zu und setzte
59,5 Millionen Euro um. Im vergangenen Jahr waren es noch
47,1 Million Euro gewesen. Das
Premiumgeschäft fährt dabei
nach wie vor den größten Anteil
am Umsatz ein: 34,3 Millionen
Euro kamen so bei dem Karrierenetzwerk zusammen. Im Bereich
B2B setzte Xing 20,0 Millionen
Euro um, während mit Events 3,3
Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet wurden.
Die erfreuliche Umsatzlage
schlug sich auf den Gewinn nieder. Mit 8,8 Millionen Euro verbesserte dieser sich im Vergleich
zum ersten Halbjahr 2014 um
satte 83 Prozent, davor waren es
4,8 Millionen Euro gewesen.
„Auch das Mitgliederwachstum
belegt die Attraktivität von Xing“,
kommentierte Xing-CEO Thomas
Vollmoeller im Halbjahresbericht
die erfreulichen Zahlen. „So konnten wir im ersten Halbjahr 2015 so
viele neue Mitglieder gewinnen,
wie niemals zuvor.“ Im Berichtszeitraum meldeten sich rund
179 Euro
kostet der
Echo im
Online-Shop
von Staples
772.500 neue Mitglieder bei Xing
an. Damit liegt die Mitgliederzahl
bei dem deutschsprachigen Karrierenetzwerk nunmehr bei 8,8 Millionen Nutzern. Davon sind in der
DACH-Region 861.000 zahlende
Mitglieder. (skr)
JET.COM
Ärger für den Amazon-Herausforderer
Das als potenzieller AmazonKiller gehypte Start-up Jet.com
hat zwei Wochen nach dem Start
seiner Website massiven Ärger
Facelift: Liebeskind Berlin
lässt seinen Webauftritt
überarbeiten. Ein erster
Facelift ist bereits erfolgt,
der finale Relaunch soll
bis Ende des Jahres über
die Bühne gehen. Verantwortlich zeichnet die
Hamburger Agentur
Superreal.
nen Angeboten und belohnt
Kunden, die über diese Links
einen Kaufabschluss tätigen, mit
Bonuspunkten für das eigene
Bonusprogramm „Jet Cash“ –
welche die Kunden wiederum
nur auf Jet.com einlösen können.
Die betroffenen Händler wurden über die unerwünschte Verlinkung, die letztlich Traffic von
den eigenen Seiten zu Jet.com abziehen soll, nicht informiert.
Während viele Händler kategorisch die Löschung der AffiliateLinks fordern, wollen andere mit
Jet.com über Konditionen für die
Verlinkung verhandeln. (il)
WINDELN.DE
Übernahme in
Spanien
Verlinkung unerwünscht:
Jet.com bringt Händler auf
mit anderen Online-Händlern.
Mehr als 100 Anbieter, darunter
Branchengrößen wie Walmart
und Macy’s, haben Jet.com aufgefordert, Links zu ihren Angeboten von seiner Website zu entfernen. Offenbar hatte Jet.com
keine Erlaubnis, diese Produkte
in seinem Affiliate-Angebot „Jet
Anywhere“ zu listen. Auf „Jet
Anywhere“ verlinkt Jet zu exter-
Windeln.de übernimmt den spanischen Online-Shop für Babyund Kleinkinderprodukte Bebitus.
Ein Kaufpreis wurde nicht
genannt. Der spanische Anbieter
expandiert gerade in die Nachbarländer Frankreich und Portugal
und passt so gut zur Wachstumsstrategie von Windeln.de. „Wir
prognostizieren für diese drei südeuropäischen Märkte ein großes
Wachstumspotenzial, das wir nutzen wollen“, sagt Windeln.de-Mitgründer und -Vorstand Alexander
Brand. Im April hatte Windeln.de
im Rahmen der Expansionsstrategie bereits das tschechische Start-
Großformatig präsentiert sich Liebeskind
up Feedo vollständig übernommen. Das Kapital für die Internationalisierung stammt aus dem
Börsengang vom Mai, bei dem
Windeln.de 211 Millionen Euro
eingenommen hatte. Etwa 127
Millionen Euro sollten weiterem
Wachstum zugutekommen, der
Rest ging an die Gründer und die
Investoren der letzten Jahre. (il)
ABOUTYOU
Premium und Personalisierung
Lange Zeit war es verhältnismäßig
still um Ottos neue E-CommerceHoffnung Aboutyou. Doch gut ein
Jahr nach dem Launch-Termin
lüftete IT-Chef Sebastian Betz den
Schleier, woran das Start-up in
den vergangenen Monaten so eifrig gearbeitet hat.
So wurde unter anderem das
Sortiment um Kinderprodukte
erweitert. Kommt es bei der Ziel-
Aboutyou setzt auf mehr
Personalisierung
Tankschlange
gruppe gut an, soll das Angebot
weiter ausgebaut werden. Als
Nächstes will das Team auch das
Segment Sport angehen.
Bei den Features setzt Aboutyou – ähnlich wie Zalando – alle
Hoffnungen auf die Personalisierung. Zu diesem Zweck hat
Aboutyou das sogenannte „Stylequiz“ gelauncht. Nutzer können
hier spielerisch ihre Lieblingsfarben, -styles und -marken sowie
ihre Kleidergröße eingeben und
die dargestellten Produkte in
ihrem persönlichen Produktfeed,
aber auch auf den Kategorieseiten
optimieren. Dort lassen sich die
angezeigten Produkte dann nach
Lieblingsfarben, Lieblingsmarken oder Lieblingsstyles filtern.
Auch der Checkout und die
Logistikseite, auf der Nutzer ihr
Paket nachverfolgen können,
wurden transparenter gestaltet.
Vor allem im mobilen Bereich
sehen die Aboutyou-Macher eine
hohe Relevanz für personalisiertere Angebote. Die native App,
die seit drei Monaten zur Verfügung steht, wurde inzwischen
100.000 Mal heruntergeladen.
Das Nutzungsverhalten der
mobilen Shopper unterscheide
sich wesentlich von den Usern
des Desktop-Shops, erklärt Betz.
Eine Tablet-Version soll deshalb
in Kürze folgen. Weitere Themen
sind laut Betz die Expansion in die
Schweiz sowie ein Premium-Bereich mit Premium-Marken und
ein Private-Shopping-Club. (dz)
Wachstum Social Engagement
108 %
32 %
44 Millionen Prime-Kunden
zählt Amazon in den USA.
70 % der Gratistest-Nutzer
werden anschließend zahlende Abonnenten.
Die Erneuerungsrate der
Mitgliedschaft liegt bei 95 %.
Quelle: Consumer Intelligence Retail Partners
Instagram
Tesla Motors hat einen Prototyp zum automatischen Aufladen seiner Elektroautos vorgestellt. Stellt man den Tesla neben der Ladeschlange ab, fährt diese
automatisch aus, öffnet die Ladebuchse und dockt selbstständig an. Das System
könnte ein mögliches selbstfahrendes Elektroauto selbsttätig aufladen.
5
Twitter
27 %
Facebook
Innerhalb eines Jahres legten Interaktionen auf Instagram deutlich stärker zu als auf Twitter und Facebook
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Shareablee; Q1/14 vs. Q1/15
UPDATE
6
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
World Wide Web
Start-up
Per App bestelltes Biofleisch
und passende Beilagen liefert
Jäger & Sammler (www.jaesa.de)
in München frei Haus.
„Wir wollen jüngere Zielgruppen für Metzgereien interessieren“, sagt Florian Stocker,
Mitgründer des Start-ups
Jäger & Sammler. Mit dem ITSpezialisten Lars Tinapp hat
Stocker einen Lieferdienst für
Fleisch in München aufgebaut.
„Wir liefern von 17 Uhr bis 21
Uhr aus“, erklärt Stocker. „Bestellt werden kann bis 19.59
Uhr, und wir schaffen es auch,
spontane Bestellungen auszuliefern, ohne die Kühlkette zu
unterbrechen.“ Die Fleischwaren in bester Bioqualität stammen aus der väterlichen Metzgerei und werden ab 17 Uhr im
MOSKAU / RUSSLAND
Milliarden fürs Internet
http://bit.ly/dst-funding
NEU DELHI / INDIEN // HANGZHOU / CHINA
500 Millionen Dollar für Snapdeal
http://bit.ly/snapdeal-alibaba
Digital Sky Technology hat 1,7 Milliarden US-Dollar für neue
Investitionen eingesammelt. Die Beteiligungsgesellschaft
von Investor Yuri Milner mit Sitz in Moskau investiert bevorzugt
in Web-Ideen, zurzeit etwa in das Fintech Savingglobal.com.
Milner hat in Facebook, Alibaba, den Online-Händler Flipkart und den Smartphone-Hersteller Xiaomi investiert. (vs)
Snapdeal hat sich weitere 500 Millionen US-Dollar für mehr
Wachstum besorgt. Der Marktplatz für Schnäppchen gehört
zu Indiens größten Online-Händlern und wurde seit dem
Start 2010 mit 1,6 Milliarden US-Dollar finanziert. Neben
Foxconn und Softbank beteiligte sich an der aktuellen
Finanzierung auch der Marktplatz Alibaba aus China. (vs)
SAO PAULO / BRASILIEN
Zeit ist Geld
http://bliive.com/
Yoga-Training gegen Reparatur:
Bei Bliive wird Zeit zu Geld. Hier
bieten 100.000 Nutzer Dienstleistungen an und lassen sich mit Services
anderer bezahlen. Bliive startete vor 18
Monaten in Sao Paulo und beschäftigt
heute 12 Mitarbeiter. Bliive verdient an
Premium-Services für Unternehmen:
Die können die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter dort anbieten und bezahlen
dafür etwa 5 USD pro Stunde. (vs)
Kühlwagen verarbeitet, der
dann in Münchens City
unterwegs ist. Im Angebot stehen zurzeit zehn verschiedene
Fleischpakete und Beilagen
wie Ofenkartoffeln und Salate.
Damit zielt Jäger & Sammler
auch auf die Grillfans ab: Dank
der App können diese spontan
bestellen – und sind für die
Lieferung sogar im freien Gelände zu lokalisieren. Bis zu
einer Bestellsumme von 35
Euro kostet die Lieferung
knapp 5 Euro. Jäger & Sammler wird von den Gründern
finanziert und liefert seit Anfang Juni aus – sogar direkt zu
den Grillern an der Isar. (vs)
EBAY PLUS
Die Voraussetzungen
für die Händler
Ebay bringt im Herbst dieses Jahres
sein Treueprogramm Ebay Plus für
Online-Händler an den Start. Es
soll mit Provisionsrabatten, besserem Händlerschutz und stärkere
Hervorhebung der eigenen Angebote das Interesse der Händler wieder steigern. Die Anmeldung für
das Programm ab sofort möglich,
allerdings gibt es eine ganze Reihe
von Voraussetzungen, die ein
Händler erfüllen muss, um den
Plus-Status zu erhalten. So muss er
zu den Verkäufern mit Topbewertung mit Geschäftssitz in Deutschland gehören. Er muss Festpreisangebote mit Ebay-Garantie in seinem Portfolio haben und schnelle
Zahlungsmethoden wie zum Beispiel Paypal anbieten. Die Bearbeitung und der Versand am Tag der
Damit keine Missverständnisse
mehr unter Einheimischen entstehen, spricht und versteht die Banking-App der Züricher Kantonalbank
jetzt Züri- und Schwiizertüütsch.
„QR Zaalig“ steht für Bezahlen mit
QR-Code, „Mittällige“ für Mitteilungen und „lizaaligschi scänne“ für
Einzahlungsschein scannen. (vs)
Bestellung bei Zahlungseingang bis
14 Uhr muss gewährleistet sein, außerdem ein kostenloser und
schneller Inlandsversand (maximal zwei Werktage). Dazu kommt
ein Versand mit Sendungsverfolgung ab einem Warenwert von
zehn Euro, das Hochladen der Sendungsnummer bei Ebay und die
kostenlose Rücknahme des Artikels im Inland bis einen Monat
nach Kauf; dafür stellt Ebay den
Verkäufern zu Anfang Rücksendeetiketten zur Verfügung. (lm)
Ebay Plus soll die verstimmten Händler überzeugen
BAD KLEINKIRCHHEIM /
ÖSTERREICH
Wandern digital
http://bit.ly/wandern-digital
Statt Karten sollten Wanderer in Kärnten ihr
Smartphone mitnehmen: In Bad Kleinkirchheim werden Wanderwege neuerdings mit
Funkchips oder Beacons auf Holzpflöcken
ausgestattet. Sie nehmen Kontakt mit mobilen Geräten auf und weisen dann per App
den richtigen Weg, informieren über Jausen,
Natur und mehr. (vs)
ALIBABA
Beteiligung an
Suning Commerce
Foto: Ebay
Gründer von Jäger &
Sammler: Bitene bestes
Biofleisch frei Haus
ZÜRICH / SCHWEIZ
Heimatverbundene App
http://bit.ly/züri-tüütsch
Der chinesische E-CommerceRiese Alibaba steigt mit 4,2 Milliarden Euro bei dem Elektronikhändler Suning Commerce ein
und sichert sich damit rund 20
Prozent der Firmenanteile. Mit
dem Investment wird Alibaba
zweitgrößter Anteilseigner des
Unternehmens. Gleichzeitig erwirbt Suning Commerce 1,1 Prozent der Aktienanteile von Alibaba
für etwa zwei Milliarden Euro.
Der Milliarden-Deal ist der
bislang größte Zukauf für Konzernchef Jack Ma – umso erstaunlicher ist, dass Chinas größter
Online-Händler dieses Investment ausgerechnet bei einem der
größten Stationärverkäufer des
Landes tätigt: Suning Commerce
betreibt 1.600 Filialen.
Die strategische Zusammenarbeit
von Alibaba und Suning Commerce stellt laut Alibaba einen
Meilenstein für die weitere Integration des Online- und OfflineHandels dar: Suning Commerce
wird auf Alibabas Tmall.comPlattform einen Online-Shop
eröffnen, der sich auf Babyprodukte, Elektro- und Haushaltsgeräte fokussiert. Zugleich gewährt
Suning Alibaba Zugang zu seinem
Logistiknetzwerk. Das solle die
Versandzeit für Alibaba-Kunden
verkürzen – zum Teil auf nur noch
zwei Stunden hieß es. (lm/il)
NEWS ONLINE
E-Commerce, Online-Marketing
und Tools & Technik: Topaktuelle
News finden Sie unter www.inter
networld.de. Dort können Sie auch
unseren dreimal täglich erscheinenden Newsletter bestellen.
Die Wahl zu Deutschlands beliebtesten Websites ist abgeschlossen
und die Sieger des OnlineStar 2015 Publikumspreises stehen fest.
User aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben im Laufe
der Wahl über 300.000 Stimmen ab.
OnlineStar 2015 Publikumspreis –
Die Gewinner:
Beste Autosite:
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™ PAGE
SCHWERPUNKT
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Foto: Shutterstock / Emojoez
8
Der große Umbau
Mit einer umfangreichen Reorganisation stellt Google die Weichen für mehr Transparenz
und Flexibilität. Der Konzern bekommt eine Holding als Dach und einen neuen CEO
eine Probezeit hat der neue GoogleChef bereits hinter sich. Seit Oktober
2014, so sagen Insider, führt Sundar Pichai
de facto die Geschäfte des Suchmaschinenkonzerns. Dennoch kannten bis zum
10. August 2015, dem Tag der Bekanntgabe der größten Umstrukturierung in der
Firmengeschichte, nur Google-Kenner
das Gesicht des 43-Jährigen, der mit vollem Namen Pichai Sundararajan heißt.
Marissa Mayer, die heutige Yahoo-Chefin,
holte den Inder 2004 zu Google, als sie in
Mountain View Produktchefin war. Pichai
hatte zu diesem Zeitpunkt schon einiges
erreicht: Technik-Studium am Indian Institute of Technology in Kharagpur, danach
Studium in den USA, erst in Stanford,
dann an der Management-Schmiede
Wharton School an der Universität von
Pennsylvania, ein Job als Ingenieur, dann
als Berater bei McKinsey.
Als die Google-Gründer Larry Page und
Sergey Brin im Herbst vergangenen Jahres
durchblicken ließen, es werde bei Google
größere Veränderungen geben, hatte niemand Pichai auf dem Zettel – obwohl er
ganz offiziell die Hoheit über die gesamte
Produktentwicklung des Hauses bekam.
Viele von diesen Produkten kennt Pichai
wie kein Zweiter, da er deren Entstehung-
S
Larry Page
wurde 1973 im US-Bundesstaat
Michigan geboren. Gemeinsam
mit Sergey Brin gründete er 1998
Google und führte das Unternehmen bis 2001 als CEO, dann
übergab er an Eric Schmidt. 2011
wurde er wieder Google-CEO.
Diese Position nimmt Page auch
in der Alphabet Holding ein.
koordinierte. Zu seinen ersten richtig großen Projekten bei Google gehörte die Entwicklung des Webbrowsers Chrome, der
nach seiner Premiere 2009 nur wenige
Jahre brauchte, um Microsofts Internet
Explorer als Weltmarktführer abzulösen.
Weitere Meilensteine in Pichais GoogleLaufbahn: Entwicklung des Betriebssystems Chrome OS, Übernahme der Web
App Division, Verantwortung für die Mobil-Plattform Android, nachdem Android-Gründer Andy Rubin den Konzern
2013 verlassen hatte.
Eric Schmidt ist immer
noch mit von der Partie
Der Grund für die Berufung Pichais zum
CEO von Google heißt Alphabet. Auf diesen simplen Namen hat Larry Page die
Holding getauft, deren Gründung er am
10. August 2015 bekannt gab – börsentechnisch klug terminiert nach Parkettschluss. Dennoch blieb die Ankündigung
nicht ohne Folgen für den Kurs der
Google-Aktien, die automatisch in Alphabet-Aktien umgewandelt wurden. Sie
machten im nachbörslichen Handel einen
Sprung nach oben und gewannen rund
sechs Prozent hinzu. Page wird CEO der
neuen Holding, sein Partner Sergey Brin
bekommt den Titel „President“, was so viel
wie Aufsichtsratschef bedeutet. Alphabet
löst Google als Klammer aller unternehmerischen Aktivitäten des Konzerns ab,
der Suchmaschinenpionier wird eines von
mehreren Unternehmen unter dem neuen
Alphabet-Dach.
Die Personalie Pichai markiert so etwas
wie den zweiten Wendepunkt in der Geschichte von Google: In den ersten drei
Jahren nach der Firmengründung hatten
Page und Brin die Geschäfte des noch jungen Unternehmens selbst in die Hand
genommen, bevor sie sich mit Eric Schmidt
einen im IT-Geschäft erfahrenen Manager
ins Haus holten. Schmidt, der vorher CTO
bei Sun Microsystems und dann CEO bei
Novell gewesen war, führte Google von
Erfolg zu Erfolg, während Page und Brin
sich eher auf brillante Ideen und die Entwicklung neuer Produkte konzentrierten.
Die beiden Gründer verdanken Schmidt
viel, wenn nicht alles – und sie danken es
ihm mit unverbrüchlicher Treue. Als Page
2013 von Schmidt den Posten des CEO
zurückerhielt, war damit die GoogleKarriere des heute 60-Jährigen noch
nicht beendet, er wurde Aufsichtsratschef.
17. August 2015
17/15
INTERNET WORLD Business
9
Erster Entwurf: Die neue Ordnung unter Alphabet
Alphabet
Larry Page, CEO
Sergey Brin, President
Eric Schmidt, Executive Chairman
Ruth Porat, CFO
Google
Nest
Calico
Fiber
Sundar
Pichai, CEO
Suchmaschine, Anzeigengeschäft,
Maps, Apps,
Youtube,
Android
Tony Fadell,
CEO
Arthur
Levinson, CEO
Smart-HomeProdukte mit
WiFi-Anbindung
BiotechUnternehmen,
das den Alterungsprozess
erforscht
BreitbandInternet und
TV-Kabel
Google
Ventures
Google
Capital
Bill Maris,
President
and Managing
Partner
Investmentfonds,
auf große
Tech-Firmen
spezialisiert
Venture
Capital
Google X
Sergey Brin
und Astro
Teller
Ideenschmiede, arbeitet an
Projekten wie
dem selbsfahrenden Auto
und Lieferdrohnen
Noch nicht final ist das Orga-Chart der Alphabet Holding. Unternehmen wie Sidewalk Labs können noch hinzukommen
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Quora
Schmidt, auf dessen Google-Visitenkarte eine besondere Rolle zu. Die Dinge, die
„Executive Chairman“ steht, wird diese dort bislang ersonnen wurden, haben
Funktion auch bei Alphabet ausüben. Neu nicht unwesentlich zu dem Ruf beigetrain der Führungsriege ist Ruth Porat. Die gen, Google sei ein Unternehmen, das
58-Jährige kommt vom Finanzdienstleis- alles möglich machen kann.
ter Morgan Stanley und ist seit Mitte Mai
Zu den bekanntesten Erfindungen aus
Finanzchefin bei Google – eine Position, dem X Lab gehören die Datenbrille Google
die sie auch bei Alphabet bekleiden soll.
Glass und das selbstfahrende Auto. Nicht
Und Google? Das Unternehmen, das weniger ambitioniert sind andere X-Promit vollem US-Namen „Google, Inc.“ jekte, etwa Gasballons, die unterentwickelheißt, findet sich im Alphabet-Organite Gegenden mit Internetgramm auf einer Ebene mit UnZugang versorgen sollen,
ternehmen, die Google einst
oder eine Kontaktlinse,
kaufte oder die Services des
die den Blutzuckerspiegel
Suchmaschinenkonzerns
misst. „Moonshots“ heisind. Dazu gehören der
ßen viele Projekte des X
kostete eine
Smart-Home-Spezialist
Lab, bei denen nicht
Google-Aktie beim
Nest, den Google 2014 für
sicher ist, ob sie auf den
Börsenstart
über drei Milliarden Dollar
Markt kommen werden.
2004
übernahm, aber auch das
Als „Captain of MoonGoogle X Lab. Aus dem Googleshots“ bekannt ist Astro Teller:
Kern herausgelöst werden auch die Quelle: Google Er leitet das X Lab. Doch im vorbeiden Beteiligungsgesellschaften Google läufigen Organigramm wird auch Sergey
Capital und Google Ventures.
Brin als CEO der Unit geführt. Eigentlich
Die Alphabet-Struktur war bei Redak- logisch, gilt doch Brin im Google-Fühtionsschluss noch nicht in allen Details rungsduo als der technische Visionär,
bekannt. Sicher ist, dass die Biotech-Com- während Page eher die Rolle des Konzernpany Calico Labs, die Mittel gegen den lenkers übernimmt.
Alterungsprozess erforscht, ein eigenes
Auch die beiden BeteiligungsgesellUnternehmen bleiben wird. Auch Google schaften Google Capital und Google
Fiber, das Hochgeschwindigkeits-Glasfa- Ventures bekommen ihren eigenen Platz
sernetze errichtet, steht als eigene Unit im in der Holding. Über sie beteiligt sich
Organigramm. Ob dagegen der Roboter- Google zum Beispiel am Fahrtvermitthersteller Boston Dynamics eine selbstän- lungsservice Uber, der inzwischen eine
dige Unit bekommt oder bei Google X Unternehmensbewertung von 50 Milliareinsortiert wird, steht noch nicht fest.
den US-Dollar erreicht hat.
Einige Quellen sehen auch Sidewalk
Labs als eine eigene Unit unter dem zuDas X Lab bleibt die
künftigen Alphabet-Dach, obwohl das
Unternehmen, das sich mit Projekten der
Ideenschmiede
Stadtentwicklung und Kartografie befasst,
Als Forschungsstätte für visionäre Ent- ganz neu in der Google-Familie ist. Es
wicklungen der Zukunft kommt im wurde erst im Juni 2015 gegründet. SideAlphabet-Konstrukt dem Google X Lab walk Labs hat seinen Sitz in New York, was
100 $
auch mit der Person Dan Doctoroff zu tun
hat. Der frisch gekürte Sidewalk-Chef war
vorher CEO des Business-Informationsdienstes Bloomberg, dessen Gründer
Michael Bloomberg bis Ende 2013 Bürgermeister von New York war. Er holte Doctoroff als stellvertretenden Bürgermeister,
verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung und städtebauliche Maßnahmen. Welche Dimensionen die Sidewalk-Projekte haben, macht eine Meldung vom 22. Juni deutlich: Die GoogleTochter Atlas, Spezialist für Flugdrohnen,
verschmilzt mit der Control Group, einem
Experten für Nutzer-Interfaces im öffentlichen Raum. Das neue Firmenkonstrukt
heißt Intersection und wird von Investoren finanziert, die von Sidewalk Labs
angeführt werden. All diese Transaktionen geschehen vor dem Hintergrund des
Projekts LinkNYC, in dem es darum geht,
die Acht-Millionen-Metropole New York
City flächendeckend und kostenlos mit
drahtlosem Breitband-Internet-Zugang
zu versorgen. Gelingt das Projekt, sollen
weitere Megacitys in aller Welt folgen.
Wie aber passen Beteiligungsfonds und
Unternehmen wie Calico oder Sidewalk
zu einer Suchmaschine, die ihr Geld mit
Online-Werbung verdient?
Warren Buffett als
großes Vorbild
Seit seiner Gründung vor 17 Jahren ist aus
dem schlichten Web-Index ein Unternehmen geworden, das auf vielen Hochzeiten
tanzt: Online-Werbung, E-Commerce,
selbstfahrende Autos, Gesundheitsprodukte und Smart Homes. Der Gedanke,
diese heterogene Firmenstruktur durch
eine Holding-Konstruktion neu zu sortieren, wird von Analysten deshalb auf ▶
Sergey Brin
wurde 1973 in Moskau geboren,
1979 wanderte die Familie in die
USA aus. Während eines Informatikstudiums an der Stanford
University lernte er 1995 Larry
Page kennen. Brin leitet das
Google X Lab. Außerdem ist er
Vorstandsvorsitzender (President) der Alphabet Holding.
Sundar Pichai
wurde 1972 in der südindischen
Stadt Chennai geboren. Kurz vor
Googles Börsengang wechselte
Pichai zum Suchmaschinengiganten. Er leitete die Entwicklung des Chrome-Browsers und
anderer Google-Services. Seit
dem 10. August 2015 ist er CEO
von Google, Inc.
SCHWERPUNKT
10
INTERNET WORLD Business
Google-Zeitleiste
1995 Larry Page und Sergey Brin
lernen sich in Stanford
kennen
1998 Google, Inc. wird gegründet
2000 Google Adwords startet
2001 Eric Schmidt übernimmt als
CEO die Firmenleitung
2004 Google geht an die Börse
2005 Google Maps
startet
2006 Google übernimmt Youtube
2007 Google Street View
ew
wird vorgestellt – und
n
sorgt vor allem in
Deutschland für
Diskussionen
2008 Google übernimmt
Doubleclick, das erste
Android-Smartphone kommt
auf den Markt
2009 Google entwickelt das
Betriebssystem Chrome OS
2011 Larry Page wird CEO, das
Social Network Google+
geht an den Start
2012 Das Project
Glass wird
vorgestellt
2013 Die Zahl der registrierten Android-Geräte
überschreitet die Milliardenschwelle
2014 Google stellt
ein selbstfahrendes
Auto ohne
Lenkrad vor
2015 Google, Inc.
wird Teil der neu gegründeten Alphabet Holding
17. August 2015
17/15
breiter Front begrüßt. Die Neuordnung
Wie die Börse auf Alphabet reagierte
war auch dringend nötig, denn im wim710 $
meligen Reich aus vielen Projekten konnnach Börsenten Investoren immer weniger erkennen,
schluss
was bei Google Geld in die Kasse spülte
700 $
und was eher unter der Kategorie „MoonAm 10. August 2015
shots“ zu verbuchen war.
um 16 Uhr Ortszeit
690 $
Künftig werde das alles anders, schrieb
gab Google seine
Larry Page in einem Brief an die GoogleUmstrukturierung
680
$
Aktionäre, die ab sofort automatisch
bekannt
Alphabet-Mitinhaber sind: „Unser Konzern läuft heute gut, aber wir denken, dass
670 $
wir es sauberer und verantwortungsbewusster machen können.“ Ab dem vierten
660 $
10:00 Uhr
12:00 Uhr
14:00 Uhr
16:00 Uhr
18:00 Uhr
20:00 Uhr
Quartal 2015 sollen in einem ersten Schritt
die Unternehmensergebnisse von AlphaUm rund sechs Prozent stieg der Kurs der Google-Aktie nach der
bet und seiner Cash Cow Google, Inc.
Bekanntgabe der Umstrukturierung. Aus Google- wurden Alphabet-Aktien
getrennt ausgewiesen werden. Für AnalysINTERNET WORLD Business 17/15
ten wie Brian Wieser von Pivotal Research
Quelle: Wall Street Journal
kann das nur ein erster Schritt sein. Er
beklagt in einem Statement die nur
„schrittweise Transparenz“, da in den
Jahresberichten quasi alles außer dem im selben Zeitraum seinen Kurs „nur“ versiegenden Werbeerlösen, die Adwords,
Werbegeschäft von Google nach wie vor verdreifachte. Zum Vergleich: Der DAX Adsense und Doubleclick einspielen. Und
in einen Topf geworfen wird. Doch Page stieg seit Mitte 2010 um 84 Prozent.
die Vorwürfe, die die EU-Kommission
verspricht, dass in Zukunft alles klarer
Während konservativ gestrickte Finanz- gegen Google erhebt, beziehen sich
voneinander abgegrenzt wird.
beobachter immer noch ausschließlich auf die Verquickung von
Viele Analysten sehen in
Mühe haben, die Dyna- Werbung und eigenen Produkten in der
Alphabet die Umsetzung eines
mik der Silicon-Valley- Suchmaschine.
lang gehegten Traums von
Industrie zu begreifen,
Hätte Google eine Entflechtung nach
Page. Der 42-Jährige ist
verspricht Page seinen Maßgabe der EU im Sinn gehabt, hätte
ebenso wie sein KompagAktionären für die man das Werbegeschäft und Android von
kostete eine
non Brin großer Fan der
Zukunft ein verschärftes der Suchmaschine trennen müssen, doch
Alphabet-Aktie
Investorenlegende Warren
Investitionstempo.
In davon ist im Alphabet-Organigramm
am 12. August
Buffett. Dessen Beteilieinem Brief an die Inves- nichts zu sehen. All diese Bereich bleiben
2015
gungsgesellschaft Berkshire
toren äußert er den Wunsch, bei dem Unternehmen, das von dem
Hathaway investiert in alles,
man möge den neuen Namen Mann geführt wird, der bei der Entwickwas ein gutes Geschäft ver- Quelle: Finanzen.net der Holding in Gedanken mit lung zahlloser Google-Gewinnbringer
spricht. Die Betätigungsfelder reichen einem Strich zwischen dem „Alpha“ und den Hut aufhatte: Sundar Pichai.
von Autos über Versicherungen bis zu dem „bet“ aussprechen, – quasi als eine
Bleibt der Name der neuen Holding, der
Zeitungen, Schmuck und Unterwäsche. herausragende Option für überdurch- für Verwirrung sorgt. Google war ein
Erst Anfang 2015 stieg Buffett beispiels- schnittliche Investitionsgewinne.
Kunstwort, geprägt aus dem Begriff
weise beim Hamburger Lieferanten für
Im selben Atemzug macht Page klar, „Googol“, der für eine Zahl mit einer eins
Motorradbekleidung und -zubehör Louis dass die Holding als Marke kaum sichtbar und hundert Nullen steht. Alphabet ist
ein. Der 84-Jährige, der angeblich noch sein wird: „Wir streben nicht an, aus hingegen ein solch alltäglicher, generinicht einmal eine E-Mail-Adresse sein Alphabet eine große Consumer-Marke zu scher Begriff, dass man sich über seine
Eigen nennt, lässt sich bei seinen Investi- machen. Der Punkt ist, dass die Alphabet- Schlichtheit wundern muss. Firmenchef
tionsentscheidungen weniger von Visio- Unternehmen unabhängig sein und ihre Page plant offenbar ein ganzes Alphabet
nen als von Kapitalinteressen leiten. Das eigenen Marken entwickeln solneuer Firmen. Anders ist der
„Wall Street Journal“ zitierte ihn mit den len.“ Damit, so vermuten
Satz auf der bislang weitgeWorten, die von ihm gewählte Unterneh- Analysten, könne die
hend inhaltsleeren Startseite
mensform könne „eine ideale Struktur gesamte Organisation
der Holding kaum zu verstesein, um langfristiges Kapitalwachstum zu der Google-Unternehhen: „G is for Google“.
maximieren.“
men schlanker und
Allerdings ist Alphabet
effizienter ausfallen,
kein unbeschriebenes Blatt.
beträgt der aktuelle
zudem müssen einzelne
Die Domain Alphabet.com
Googles Wachstum ist fürs
Börsenwert von
Firmenteile
weniger
ist bereits weg, registriert von
Google
Rücksicht
aufeinander
der BMW AG für ihr gleichSilicon Valley eher langsam
nehmen. Sie können leichnamiges Tochterunternnehmen,
Was das langfristige Kapitalwachstum ter ein- und ausgegliedert wer- Quelle: Bloomberg das sich um die Betreuung von
angeht, können sich Google-Aktionäre den und Allianzen und Kooperationen Dienstwagenflotten kümmert. Derzeit, so
eigentlich nicht beschweren: Seit dem eingehen. Keith Rabois vom Tech-Blog heißt es aus München, prüfe man, ob
Börsengang im August 2004 hat sich der Mashable geht gar so weit zu glauben, dass Namensrechte verletzt werden.
Wert der Google-Aktie mehr als versechs- Alphabet die Antwort auf Befürchtungen
Das Domain-Problem hat Google indes
facht. Doch was in der Old Economy nach von Kritikern sein könne, denen Google zu elegant umschifft: Wer auf die Alphabeteiner kaum zu toppenden Erfolgs- groß und mächtig werde.
Startseite möchte, muss einfach nur
geschichte klingt, sieht im Vergleich zu
Was die Untersuchungen der EU-Kom- abc.xyz eingeben. Wer sich stattdessen
anderen Internet-Senkrechtstartern fast mission gegen Google angeht (siehe Aus- fragt, was der ganze Quatsch soll und desschon langsam aus. So verdreifachte sich gabe 11/2015), darf man diese Vermutung halb abc.wtf in seinen Browser eintippt,
der Facebook-Kurs seit dem Börsengang durchaus bezweifeln. Denn gemessen an der landet bei der Konkurrenz – genauer
◼
vor drei Jahren von rund 30 auf 90 US- Google, Inc. sind alle anderen Unter- gesagt: bei Bing von Microsoft.
Dollar. Auch Apple – mit 764 Mrd. US- nehmungen unter dem Dach der neuen
Dollar Marktkapitalisierung fast doppelt Holding (noch) kleine Fische. Das Geld
so viel wert wie Google – vervierfachte für die Entwicklungen von Drohnen, GeFrank Kemper
den Wert seiner Aktie in den vergangenen sundheits-Kontaktlinsen und selbstfahinternetworld.de/fk
fünf Jahren, während das Google-Papier renden Autos kommt bislang aus den nie
665 $
373
Mrd $
mit B2B-Special
12.-13. Oktober 2015 Empire Riverside Hotel Hamburg
Social Media? Erst nach der Pflicht kommt die Kür
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Instagram & Pinterest Von der Zielsetzung zur Umsetzung
Kampagnen Social Advertising, Facebook Ads & Co.
B2B im Fokus Erfolgsfaktoren
Top-Referenten auf der Social Media Conference (u. a.):
Moderation:
Carolin Biebrach
Roland Fiege
Arne Henne
Anna Neumann
Ansis Schön
Anna Zafiris
Managerin Content
Marketing, Digital
Innovations, Deutsche
Lufthansa AG
Head of Social
Strategy,
IPG Mediabrands
SMB Program
Manager EMEA,
Facebook
Community Marketing
Manager, Pinterest
Social Media Manager,
SparkassenFinanzportal GmbH
Senior Social Media
Manager, Corporate
PR and Social Media,
TÜV Rheinland
Sponsoren:
Svenja
Teichmann
Geschäftsführerin,
crowdmedia GmbH
Veranstalter:
socialmediaconference.de
Montag, 12.10.2015
Social Media und was machen die klassischen Kanäle?
09.30 – 11.00 Uhr
s Begrüßung durch die Moderatorin Svenja Teichmann,
Geschäftsführerin, crowdmedia GmbH
s Mehr Normalität & Autorität im Social Media Marketing
Robert Seeger, Bob höchstpersönlich, Seeger – Agentur für Kommunikationskunst
Keynote
s Social Media ist keine Insel: PechaKucha Perspektiven mit Sven & Friends
Sven-Olaf Peeck, Geschäftsführer, crowdmedia GmbH
Patrick Klingberg, Vorstand / CEO, Artaxo AG
Till Wargalla, Group Manager Social Media, FUSE
11.00 – 11.30 Uhr
Kaffeepause
Content Marketing – ganzheitlicher Ansatz
11.30 – 13.00 Uhr
sææBest Practice: Content Marketing bei DaWanda
Elke von Borcke, Marketing Director, DaWanda GmbH
sææDie Luft hängt voller Geschichten – Storytelling bei der Lufthansa
Carolin Biebrach, Managerin Content Marketing, Digital Innovations, Deutsche Lufthansa AG
sææLasst den Content frei! Was moderne Markenführung für den real existierenden Content tun kann.
Frank Vogel, Gründer und Managing Partner, VOGEL OBENTZ Strategieagentur für ganzheitliche, kreative Markenentwicklung
13.00 – 14.15 Uhr
Mittagessen
Social Advertising, Facebook Ads & Co.
14.15 – 16.00 Uhr
s Facebook Ads – Targeting – Status Quo
Thomas Hutter, CEO, Hutter Consult GmbH
s Social Video Advertising – Case Study Sky Deutschland.
Selena Gabat, Director Social Media, Sky
s Erfolgreich Verkäufe über Twitter generieren – Semantic EYE.
Dr. Sandra Johansson, Senior Key Account Manager, R.O.EYE GmbH
16.00 – 16.30 Uhr
Kaffeepause
Wo geht die "soziale" Reise hin?
16.00 – 18.00 Uhr
n
Diskutiere
Sie mit!
s What's new – what's next? Impulsvorträge von:
Anna Neumann, Community Marketing Manager, Pinterest
Arne Henne, SMB Program Manager EMEA, Facebook
Michael Groß, YouTube Content Solutions Lead, DACH & CEE, Google Germany GmbH
Panos Meyer, Senior Account Executive, Twitter Germany
s Diskussionsrunde: Zukunft Social Media: Wie wichtig sind Bilder, Videos und Media-Budget?
Moderation: Svenja Teichmann, Geschäftsführerin, crowdmedia GmbH
Es diskutieren:
Anna Neumann, Pinterest / Arne Henne, Facebook,
Michael Groß, YouTube / Panos Meyer, Twitter Germany
18.00 Uhr
Programmänderung vorbehalten, Stand 10. August 2015
Ende des 1. Konferenztags
Dienstag, 13.10.2015
B2BSpecial
Bild, Video & Messaging
09.00 – 10.45 Uhr
s Begrüßung durch die Moderatorin Svenja Teichmann,
Geschäftsführerin, crowdmedia GmbH
s Instagram, Pinterest und die Macht der Bilder im Content Marketing
Dr. Andreas Bersch, Gründer und Geschäftsführer, Agentur BRANDPUNKT und Autor des Business Blog futurebiz.de
s Social Media Marketing & Kommunikation
Yasmin Akay, Teamleiterin Social Media, RTL II
s Erste Erfahrungen mit WhatsApp als Service- und Marketingkanal in der Sparkassen-Finanzgruppe
Ansis Schön, Social Media Manage, Sparkassen-Finanzportal GmbH
10.45 – 11.15 Uhr
Kaffeepause
KPI / Controlling / Analytics
11.15 – 13.15 Uhr
s Do-it-yourself Erfolgskontrolle: Individuelle Social Media Dashboards entwerfen
Hendrik Unger, Social Media Experte, 36grad Kreativagentur
s Glaubenskrise Social Media? Wie sie den Wert Ihrer Social Media Initiativen in harter Währung nachweisen
(mit Case der Bayer AG)
Roland Fiege, Head of Social Strategy, IPG Mediabrands
Machen
Sie mit!
13.15 – 14.15 Uhr
s Themen-Tische
Zeit für einen intensiven Austausch – Je nach Ihrem persönlichen Interessensgebiet haben Sie die Möglichkeit
mit Experten der Branche und Kollegen aus anderen Unternehmen über Ihre konkreten Problemstellungen zu
diskutieren. Es werden Themen-Tische mit unterschiedlichsten Schwerpunkten angeboten!
Entscheiden Sie vor Ort, an welchen Themen-Tischen Sie gerne teilnehmen möchten.
Mittagessen
B2B-Special
14.15 – 16.30 Uhr
s 3M: Social Media Erfolgsfaktoren im B2B-Unternehmen
Sandra Goldt, Senior Social Media Specialist, 3M Deutschland GmbH
s Social Media Marketing mit Biss – 7 Wege in das Herz einer sehr speziellen Zielgruppe
Andreas Blauig, Global Social Media Manager, Sirona Dental
Nemo Tronnier, Senior Berater Social Media, LINGNER.COM
s Social Media Relations #InsideTÜVR: Viele Köche verbessern den Brei
Anna Zafiris, Senior Social Media Manager, Corporate PR and Social Media, TÜV Rheinland
s XING als effizientes B2B-Marketing Tool: Neue Formen der Leadgenerierung und des Community Managements
Florian Gansemer, Business Owner Advertising, XING AG
16.30 Uhr
Ende der Konferenz
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#SMConf
E-COMMERCE
14
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Mehr als nur Schnickschnack
Digitale Lösungen am Point of Sale werden zum Standard. Richtig gemacht können die elektronischen Features einen
Mehrwert für Kunden und Verkaufsmitarbeiter bieten – und sogar Impulse für das Online-Geschäft liefern
ohin sich ein Handelsgeschäft entwickeln soll, geben im Idealfall die
Kunden vor – wie beim Fahrradhersteller
und -Versender Rose Bikes: Als das Unternehmen am Firmenstandort in Bocholt
mit digitalen Bilderrahmen als Infodisplays
experimentierte, versuchten viele Kunden,
diese als Touch-Geräte zu benutzen. In der
Folge gehörten Kunden-Tablets im Ende
2014 in München eröffneten Concept Store
zur Grundausstattung. Und als sich zeigte,
dass die Kunden die Fahrräder seltener als
gedacht auf den Touchscreens konfigurierten, änderten Rose-Chef Thorsten
Heckrath-Rose und sein Team kurzentschlossen die Strategie und ließen die
Kunden zusammen mit den Verkaufsmitarbeitern am Tablet die Konfiguration
vornehmen. Die Erfahrungen des Unternehmers zeigen zweierlei: Zum einen, dass
Kunden die zu ihrem privaten Umfeld gehörenden Digitalgeräte auch im Einzelhandel erwarten. Gleichzeitig muss der
Einsatz der elektronischen Features am
Point of Sale aber sorgfältig gestaltet werden, um einen echten Mehrwert zu liefern.
Rose Bikes zeigt, wie es geht: Ganz im
Mittelpunkt steht dabei die individuelle
Anpassung der von dem Unternehmen
hergestellten Renn- und Geländefahrräder. Ob auf dem Tablet, einem TouchTisch oder einer Display-Wand – die Kunden können in allen Facetten sehen, wie
ihr Wunschfahrrad Gestalt annimmt, und
erhalten damit einen verstärkten Kaufanreiz. Damit Fahrradschuhe optimal
passen, gibt es in dem Laden einen
Fußscanner und parallel dazu kann für die
Auswahl des richtigen Sattels die Gesäßmuskulatur vermessen werden. Selbstverständlich werden die Messergebnisse im
digitalen Kundenkonto gespeichert und
stehen somit als Entscheidungshilfe für
künftige Käufe zur Verfügung. „Unser Ziel
mit dem Concept Store war es, den Kunden einen zusätzlichen Berührungspunkt
W
in ihrer Customer Journey zu bieten“,
erklärt Thorsten Heckrath-Rose. Rein
online lassen sich die von dem Unternehmen angebotenen hochwertigen Räder
relativ schwer verkaufen, hier soll das
Münchner Geschäft zusätzliche Impulse
geben. Gleichzeitig erfülle die digitale Warenpräsentation auch einen Selbstzweck:
„Die Fahrräder werden in unserem Store
inszeniert wie sonst nirgends, fast wie
Kunstobjekte. Das spielt eine wichtige
Rolle, um den Wert unserer Produkte zu
vermitteln“, so Heckrath-Rose.
Maximales Sortiment
auf knapper Fläche
Bei Sportscheck steht die Erweiterung des
stationären Gesamtsortiments im Fokus
bei der digitalen POS-Erweiterung. In den
meisten Geschäften sei es bisher lediglich
möglich gewesen, einen Teil des online
verfügbaren Sortiments darzustellen. Die
„digitale Regalverlängerung“ mittels Tablets ermögliche es nun, das gesamte
Warenangebot auch stationären Kunden
zur Verfügung zu stellen, erklärt Carsten
Schuerg, Bereichsleiter Marketing bei
Sportscheck. Neben dem Verkauf via iPad
bietet der Sporthändler auch weitere digitale Features an, darunter einen Fußscan
für die Auswahl von Skischuhen inklusive
elektronischer Kaufberatung. Die digitalen Verkaufslösungen hat Sportscheck
auch in seine Endkunden-Apps integriert:
„An Entwicklungen wie unserer LaufsportApp sieht man, dass in unserem Geschäftsfeld die Grenzen zwischen elektronischen
Lösungen und klassischen Sportartikeln
verschwimmen. Das ermöglicht es uns,
zusätzliche kanalübergreifende Services
wie zum Beispiel unseren Laufschuhberater in die App zu integrieren“, berichtet
Schuerg. Denn wo der Kunde bereits in
App-Kategorien denkt, hat es durchaus
Sinn, diese zusätzlich in einen Kaufprozess
zu integrieren.
Runners Point erweitert über den Tablet-Shop sein
Produktsortiment erheblich. Die mobilen Geräte stoßen
vor allem dann auf Kundenakzeptanz, wenn sie von einem
Verkäufer bedient werden. Fünf bis zehn Zusatzbestellungen pro Verkaufstag sind Unternehmensangaben
zufolge realisierbar
Auf das Motto „Viel bringt viel“ setzen gegenwärtig die Saturn-Märkte. Seitdem der
Elektronikhändler Ende 2014 in Ingolstadt
eine Multichannel-Pilotfiliale eröffnete,
werden die Märkte des Unternehmens sukzessive auf eine digitale Warenpräsentation
ausgerichtet. Dabei setzt der zur MetroGruppe gehörende Handelskonzern auf
ein „360-Grad-Konzept“, zu dem unter
anderem digitale Preisschilder, freies
WLAN in den Märkten, QR-Codes mit
Zusatzinfos, der Zugriff auf das Gesamtsortiment mithilfe von Tablets sowie großformatige Touchscreen-Displays gehören.
Carsten Geilert von der Geschäftsführer
des Ingolstädter Pilotmarkts, ist von den
Vorteilen der digitalen Features überzeugt: „Tablets bieten Mehrwert im Verkaufsgespräch – zum Beispiel dann, wenn
Kunden verschiedene Geräte vergleichen
können und so die entsprechenden Unterschiede an Ort und Stelle gezeigt bekommen.“ Darüber hinaus sei die Integration
innovativer Technologien in das Verkaufs-
In den Optikergeschäften von Edel-Optics sind nur
wenige Brillen in der Auslage zu finden. Der Kunde
entscheidet am Tablet, welche Gestelle er anprobieren
möchte. Zielführende Suchfunktionen wie Preisvorstellungen, Größe, Rahmen und Marke sollen das Herumirren
zwischen den Regalen minimieren
17. August 2015
17/15
INTERNET WORLD Business
15
Martin Wild
Kaufhof-Chef Lovro Mandac will mittels 1.100 Tablet-PCs
das Sortiment in 105 Filialen erweitern. Unternehmensangaben zufolge freuen sich vor allem ältere Kunden
ohne Online-Erfahrung, dass nicht vorrätige Artikel
bequem und schnell beschafft werden können
konzept von Saturn auch wichtig für die
Strahlkraft der Handelsmarke: „Mit digitalen Features wie in dem Markt in Ingolstadt können wir unsere Vision von Technik und Innovation wieder viel stärker in
den Vordergrund rücken. Damit zeigen
wir den Kunden, was man mit den neuen
Geräten alles machen kann, und erzeugen
so auch neue Kaufwünsche“, so Geilert.
Beacons kurz vor
dem Einsatz
Parallel zu den täglichen Erfahrungen in
dem Ingolstädter Elektronikmarkt arbeitet
die Media-Saturn-Gruppe bereits an der
Weiterentwicklung ihres digitalen Verkaufskonzepts. Die für die Zukunft in Aussicht gestellten Themen reichen dabei von
Instore-Navigation über Location-Based
Services bis zur Beacon-Technologie.
Die Bandbreite der am Point of Sale eingesetzten elektronischen Features und die
Anzahl der Händler, die sich mit diesem
Thema auseinandersetzen, ist so groß,
dass sich mit Cancom inzwischen auch
einer der größten deutschen IT-Dienstleister mit digitalen Lösungen für den Einzelhandel beschäftigt. Im Herbst 2014 hat
das Systemhaus an seinem Münchner
Unternehmensstandort zusammen mit
der Werbeagentur Serviceplan und dem
Mit der Konzeptstudie We Shop testen die Werbeagentur
Serviceplan, der Ladenbauspezialist Vitrashop und das
Systemhaus Cancom, wie Technologien wie Tablets, Beacons, digitale Schaufenster, RFID und Augmented Reality
das stationäre Einkaufserlebnis bereichern können
Ladenbauspezialisten Vitrashop die Konzeptstudie We Shop präsentiert. In dem
beispielhaften Modegeschäft gibt es nicht
nur viele der bereits erwähnten Technologien wie Shopping-Tablets, Individualisierungsmöglichkeiten und Beacon-Sender,
sondern auch darüber hinausgehende digitale Features. Dazu zählen interaktive
Schaufenster, deren Displays für den jeweiligen Kunden individualisierte Inhalte
anzeigen, Warenerkennung mittels RFIDTechnologie und Augmented-RealitySpiegel in der Umkleidekabine. „Es geht
darum, den Kunden zusätzliche Anregung
beim Einkaufsbummel zu geben“, erklärt
Werner Schwarz, der als Vice President
Competence Center bei Cancom auch für
den Bereich Smart Retail Solutions zuständig ist. Der systematische Ansatz des
IT-Dienstleisters hilft, die Vielzahl der digitalen Verkaufs-Features zu sortieren:
Cancom unterscheidet zwischen Point-ofSale-Services wie elektronischen Produktinfos und Digital-Signage-Anwendungen,
die auch für reine Offline-Retailer sinnvoll
sind, und Omnichannel-Services, bei denen es um die Verknüpfung der Kanäle
Online und Offline und den dabei erzeugbaren Mehrwert geht.
Ein dritter Schwerpunkt innerhalb des
Blickwinkels von Cancom auf das RetailGeschäft ist der Bereich Business Intelligence/Analytics. Dabei geht es um das Ge-
winnen von Kundeninformationen, wie
sie im Online-Kontext schon längst Standard sind. „Dazu zählen im stationären
Bereich zum Beispiel Bewegungsmuster“,
berichtet Werner Schwarz. „Also Fragen
wie: Wer geht an einem Shop vorbei? Wer
geht in das Geschäft hinein? Und wo bewegt er sich innerhalb des Stores?“ Solche
Informationen ermöglichen es künftig
auch stationären Händlern, ihre Geschäfte
ähnlich systematisch zu optimieren, wie es
bei Online-Shop-Betreibern üblich sei.
Doch digitale Technologien am Point of
Sale machen es nicht nur möglich, das stationäre Geschäft weiterzuentwickeln, im
besten Fall entstehen so zudem Erfahrungen, die auch zu Optimierungen im Online-Bereich führen. So berichtet Thorsten
Heckrath-Rose, dass die Planung von
individualisierten Fahrrädern gemeinsam
mit den Kunden an den Tablets im Rose
Concept Store auch bereits Impulse für die
Weiterentwicklung des Online-Shops geliefert habe: „Wir haben gesehen, dass wir
einzelne Schritte im Bestellprozess intuitiver gestalten oder an einzelnen Stellen
mehr Informationen bereitstellen müssen.“
Damit hat Rose Bikes die hohe Schule des
digitalen Verkaufens erfolgreich absolviert –
gelingt es dem Unternehmen doch nicht
nur, Kunden im stationären Laden zu
◼
begeistern, sondern auch im Web.
Matthias Hell
gründete einst den ElektronikVersender Home of Hardware
und ist heute Chief Digital Officer
von Media-Saturn
www.media-saturn.de
„Es bestehen noch
unendliche Chancen“
Was plant Media-Saturn für die Zukunft am Point of Sale? Chief Digital
Officer Martin Wild lüftet für INTERNET WORLD Business den Schleier.
Welche digitalen Features werden wir
demnächst in Ihren Märkten sehen?
Martin Wild: Ein Thema, das wir künftig anbieten wollen, ist Instore-Navigation. Hier übertragen wir Erfahrungen aus der Online-Welt direkt in den
Markt und bieten neben der persönlichen Beratung eine weitere Option an,
durch die jeder Kunde das gewünschte
Produkt findet beziehungsweise dorthin geführt wird. Dafür testen wir derzeit verschiedene Technologien, die
von Licht und Magnetfeld bis zu visuellen Verfahren reichen.
Welche Ergebnisse brachte denn Ihr
Beacon-Testlauf in Österreich?
Wild: Wir werden in Zukunft vermehrt
auf Location-Based Services setzen,
um individualisierte Services anbieten
zu können, aber natürlich immer nur
nach ausdrücklicher Zustimmung
durch den Kunden. Es ist ganz wichtig,
dass der Kunde der Verwendung von
Technologien wie GPS und Beacons
zustimmt. Wenn Location-basierte
Verfahren von anderen Marktteilnehmern übertrieben eingesetzt werden,
besteht die Gefahr, dass der Kunde
diesen Kanal komplett abschaltet.
Was ist für Sie das Leitbild hinter dem
Einsatz digitaler POS-Technik?
Wild: Mit unserem 360-Grad-RetailKonzept setzen wir verstärkt auf den
Customer Lifetime Value und wollen
dem Kunden ein noch besseres Gesamtangebot liefern. Dieser Weg ist
genau der Richtige und zeigt, dass im
Retail gerade aufgrund der Digitalisierung noch unendliche Chancen
bestehen.
Rose Bikes nutzt digitale Features, um sein komplexes
Produktsortiment auf vergleichsweise kleiner Fläche zu
präsentieren. Kunden können am Tablet, Touch-Tisch
oder einer Display-Wand sehen, wie ihr Wunschfahrrad
Gestalt annimmt. Die fertigen Fahrräder werden fast wie
Kunstobjekte inszeniert
Bei Saturn werden die Märkte sukzessive auf digitale
Warenpräsentation ausgerichtet. Das 360-Grad-Konzept
umfasst digitale Preisschilder, freies WLAN, QR-Codes
mit Zusatzinfos und Zugriff auf das gesamte Sortiment
mithilfe von Tablets. Letztere bieten Unternehmensangaben zufolge einen echten Mehrwert im Verkaufsgespräch
E-COMMERCE
16
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Bei Widerruf Willkür
In ihren stationären Flagshipstores erfüllen Luxusmodemarken ihren Kundinnen fast
jeden Wunsch. Bei Retouren im Webshop zeigen sich die Brands hingegen sehr kleinlich
ie Online-Shops der Mode-Luxuslabels
protzen bei der Optik und patzen beim
Kleingedruckten. Das zeigt ein Test des
Shop-Zertifizierers Trusted Shops im Auftrag von INTERNET WORLD Business.
Die Tester nahmen die Webshops der Marken Armani, Burberry, Dior, Dolce & Gabbana, Escada, Gucci, Louis Vuitton und Valentino genauestens unter die Lupe und
achteten neben der generellen Shop-Aufbereitung und der Usability auch auf Details
bei Datenschutz, Widerruf sowie Impressumsangabe und Erreichbarkeit.
Am gravierendsten war, dass sich vor
allem im Bereich Widerruf die großen Luxusmarken kein bisschen serviceorientiert
zeigen. „Die Ausnahmen vom Widerrufsrecht werden sehr weit gefasst, teilweise
weiter als erlaubt“, stellte Bastian Kolmsee,
Executive Director Trust Services bei Trusted Shops, im Rahmen der Erhebung fest.
So darf man bei Gucci etwa nur Kleidung
in Originalverpackung und mit OriginalGucci-Emblem zurückschicken. Tatsächlich dürfen Verbraucher aber natürlich
auch dann retournieren, wenn sie die Original-Umverpackungen nicht mehr haben.
Auffällig im Test war auch, dass viele
Luxusbrands Kontaktmöglichkeiten gezielt
D
„Die Ausnahmen vom
Widerrufsrecht werden
sehr weit gefasst“
Bastian Kolmsee
Executive Director Trust Services
Trusted Shops
www.trustedshops.de
Armani
Armani nimmt Datenschutz sehr ernst
und stellt hierzu umfangreiche Informationen bereit. Weniger im Fokus stehen
hingegen schnelle Kontaktmöglichkeiten und ein gut zu findendes Impressum.
Dieses ist erst nach drei Klicks erreichbar. Darüber hinaus verwendet Armani
eine veraltete Widerrufsbelehrung,
schränkt das Widerrufsrecht unzulässig
ein und benennt Bestellbuttons nicht
korrekt: Der finale Klick auf den KaufenButton heißt bei Armani „Bestellung
jetzt abschließen“.
Besten-Ranking
„Gerade bei Nobelmarken haben wir einen
sehr selektiven Vertrieb“, weiß Kolmsee.
„Den beratungsintensiven Part übernimmt in der Regel der stationäre Handel,
während der Online-Shop eher dazu
genutzt wird, die neue Kollektion zu präsentieren oder um Kunden im Nachgang
nach der Beratung einen Bestellkanal bieten zu können.“
Jeder zweite Bestellbutton
Platz Shops
„nicht eingehaltene
Bereiche“
1. Dolce Gabbana
12
2. Escada
13
3. Armani
18
4. Gucci
19
5. Valentino
19
6. Louis Vuitton
20
7. Dior
22
8. Burberry
24
Dolce & Gabbana ist mit zwölf
nicht eingehaltenen Bereichen
der beste Shop im Test
ist falsch bezeichnet
Erstaunlich ist auch, dass bei jedem zweiten
Shop die Bestellbuttons nicht so bezeichnet
werden, wie es rechtlich vorgeschrieben
ist. Insgesamt scheinen viele Brands ihren
internationalen Webshop nur auf Deutsch
übersetzt zu haben. Das zeigt sich dann
vor allem beim Datenschutz, wo im Test
sehr oft wichtige Informationen darüber
fehlten, was mit den Daten passiert oder
◼
ob sie weitergegeben werden.
Daniela Zimmer
internetworld.de/dz
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Trusted Shops; Stand: August 2015
Burberry
Bei Armani ist unter anderem der
Kaufen-Button falsch bezeichnet
Dior
Dior gefällt aufgrund ausgefeilter Kontaktmöglichkeiten sowie kostenlosen
Hin- und Rücksendungen durch guten
Online-Kundenservice, hat aber im rechtlichen Bereich noch Verbesserungsbedarf. So fehlen Informationen zur
Datenverarbeitung und zu Cookies, die
Widerrufsbelehrung weist Mängel auf,
das Widerrufsrecht wird teilweise unzulässig eingeschränkt und Angaben zum
Liefergebiet fehlen oder sind widersprüchlich. Auch der Bestellbutton wird
nicht rechtskonform bezeichnet.
verstecken, während die hochpreisigen
Multilabel-Stores im Web Hotline-Nummern gewöhnlich prominent im Header
platzieren. Wer bei Burberry beispielsweise
das Impressum sucht, muss auf dem Weg
dahin erst zwei weitere Klicks tätigen. Über
die Gründe kann man nur spekulieren.
Burberry überzeugt durch kostenlosen
Versand und verschlüsselte Übertragung
der Zahlungsdaten. Es fehlen aber ein
Hinweis auf das Impressum, schnelle
Kontaktmöglichkeiten sowie Informationen zur Datenverwendung. Zudem gibt
Burberry laut Datenschutzerklärung
Kundendaten ohne Einwilligung des Nutzers für Werbezwecke weiter und schränkt
das Widerrufsrecht unzulässig ein, indem
zurückgegebene Artikel „unbenutzt“ und
mit „intakten Burberry-Etiketten“ zurückgegeben werden müssen.
Burberry überzeugt mit Optik,
Kundenkontakt steht nicht im Fokus
Dolce & Gabbana
Bei Dior fehlen Informationen zur
Datenverarbeitung und zu Cookies
Der italienische Modedesigner Dolce &
Gabbana hat seinen Bestellprozess sehr
transparent gelöst und überträgt Zahlungsdaten verschlüsselt. Im Shop fehlen allerdings schnelle Kontaktmöglichkeiten wie die Angabe einer Telefonnummer, Datenschutzhinweise sind
teilweise nur auf Englisch verfügbar.
Außerdem fanden die Trusted-ShopsTester auch bei Dolce & Gabbana widersprüchliche Informationen zu den Rücksendekosten und teilweise unzulässige
Einschränkungen des Widerrufsrechts.
Was Dolce & Gabbana für Retouren
berechnet, ist nicht klar ersichtlich
17. August 2015
17/15
17
Escada
Escada schnitt im Trusted-Shops-Test
unter allen acht getesteten LuxusmodeLabels im Web insgesamt am zweitbesten ab. Der Webshop überzeugt durch
einen kundenorientierten Umgang mit
Retouren, präsentiert Kontaktmöglichkeiten prominent, wickelt den Bestellprozess transparent ab und überträgt
Zahlungsdaten verschlüsselt. Lediglich
die Angaben zum Liefergebiet und zur
Lieferfrist sind teilweise widersprüchlich gehalten. Zudem fehlen Informationen zur Datenverwendung.
Escada verwirrt durch widersprüchliche Lieferfristangaben
Gucci
Gucci zeigt sich in Sachen Versand
kulant und verschickt sogar per Express
kostenfrei. Und auch die Zahlungsdaten
werden verschlüsselt übertragen. Doch
beim Datenschutz und beim Widerruf
konstatieren die Trusted-Shops-Tester
Mängel. So fehlen Informationen zur
Datenverwendung und zu Cookies, die
Widerrufsbelehrung weist Mängel auf
und die Angaben zur Widerrufsfrist, zur
Lieferfrist sowie zur Zahlung sind widersprüchlich. Auch der Bestellbutton wird
nicht rechtskonform bezeichnet.
Das Beste für
erklärungsbedürftige
Produkte
Gucci schlampt beim Widerruf,
verschickt aber gratis per Express
Louis Vuitton
Louis Vuitton gefällt durch gute Kontaktmöglichkeiten, kostenlosen Standardversand und verschlüsselte Übertragung
der Zahlungsdaten. Verbesserungswürdig hingegen sind der Hinweis auf das
Impressum, die Informationen zur Datenverwendung sowie widersprüchliche
Angaben zur Widerrufsfrist. Auch Louis
Vuitton schränkt das Widerrufsrecht unzulässig ein, indem Kunden vorgeschrieben wird, nur „ungetragene und originalverpackte“ Ware zurücksenden zu dürfen. Den Trusted-Shops-Testern missfiel
außerdem die vorangekreuzte Checkbox
für den Newsletter im Checkout.
internetworld.de
Website
Newsletter
Social Media
Louis Vuitton nimmt lediglich
„ungetragene“ Ware zurück
Valentino
Bei Valentino können sich Händler bezüglich übersichtliche Informationen zu
den Kosten eine Scheibe abschneiden.
Auch das Impressum ist schnell auffindbar, Zahlungsdaten werden verschlüsselt übertragen. Die Trusted-Shop-Tester monierten allerdings die Verwendung
unterschiedlicher AGB, widersprüchliche Informationen zu den Rücksendekosten und eine unzulässige Einschränkung des Widerrufsrechts. Denn auch
Valentino nimmt „Produkte ohne Erstattungsschildchen oder in ihrem Aussehen veränderte bzw. beschädigte Produkte, die zurückgeschickt werden“
nicht zurück.
Kontakt:
Angelika Hochmuth
Tel. 089/74117-432
[email protected]
Valentino verwendet im Shop unter
anderem verschiedene AGB
E-COMMERCE
17. August 2015
17/15
Foto: Shutterstock / Nomad Soul
INTERNET WORLD Business
18
Umsatzmilliardäre
Vipshop / China
3,8 Mrd. $
Cnova / Frankreich
3,5 Mrd. €
Newegg / USA
2,7 Mrd. $
Zalando / Deutschland
Wachstums-Werte
2,2 Mrd. €
Vente Privée / Frankreich
Erstmals ist Amazon wertvoller als Walmart: An den Börsen ist die Zukunft des Handels
1,7 Mrd. €
schon angekommen und es werden Erfolg versprechende Digitalstrategien sichtbar
Overstock / USA
1,5 Mrd. $
Wayfair / USA
1,3 Mrd. $
1,2 Mrd. $
Asos / Großbritannien
1 Mrd. £
Ocado / Großbritannien
1 Mrd. £
Pure Player, die 2014 in ihrer
Heimatwährung mehr als eine
Milliarde umsetzten: Zalando
spielt hier mit
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Excitingcommerce.de
Amazon vor Walmart
500 %
Amazon
Walmart
400 %
300 %
200 %
100 %
2011
2012
2013
ach überraschend guten Zahlen – statt
eines Verlusts bilanzierte Amazon
fürs zweite Quartal einen Gewinn und zudem eine Umsatzsteigerung um knapp 20
Prozent – sprang der Kurs des OnlineHändlers um 17 Prozent nach oben. Und
so war Amazon am 24. Juli 2015 an der
Börse erstmals mehr wert als Walmart –
ein Meilenstein für den E-Commerce. Die
Marktkapitalisierung von Amazon lag 31
Milliarden US-Dollar über den 234 Milliarden, die der weltgrößte Handelskonzern
Walmart erreichte.
Amazon ist nach Marktkapitalisierung
wertvollster Händler, obwohl Walmart
2014 mit rund 486 Milliarden Dollar das
Sechsfache von Amazon umsetzte und außerdem 43 Milliarden Dollar investieren
kann. Hat sich der Online-Handel damit
endgültig etabliert?
N
Zulily / USA
2014
2015
Anleger bewerten Amazon
inzwischen höher als Walmart
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Comdirect
E-Commerce lohnt sich. Davon ist der
Blogger und Handelsberater Jochen Krisch,
Initiator von Excitingcommerce.de, überzeugt. Und an der Börse will er nun den
Beweis antreten. Seit Anfang des Jahres
führt er ein Depot aus mehreren E-Commerce-Aktien, das zu einem frei handelbaren Aktienfonds ausgebaut wird: „Die
Idee ist, aus der Branche heraus und mit
der Erfahrung von Praktikern aussichtsreiche Aktien ausfindig zu machen und in
diese zu investieren.“
Anleger können zunehmend
in Webhändler investieren
Bei diesem K5-Wachstumsfonds und vor
allem beim K5-Depot geht es allerdings
nicht nur um Rendite. Vielmehr wollen
Krisch und sein Team
anhand erfolgreicher Beispiele einen Blick auf die
E-Commerce-Aktien
Zukunft des Handels werfen und aktuelle MarktentEinstiegsKurs
Gewinn/
wicklungen begleiten: „Wir
1)
2)
kurs
5.8.2015
Verlust
wollen mit dem Depot den
Zooplus
86,75 €
133,92 €
+ 38 %
Umbruch vom alten HanAmazon
284,77 €
492,22 €
+ 58 %
del zum Handel der
Asos
40,53 €
48,65 €
+ 15 %
Zukunft sichtbar machen“,
Zulily
15,38 €
10,80 €
– 30 %
so Krisch. „Hinter den
Erfolgen von Amazon und
AO
2,55 €
1,81 €
– 29 %
anderen Online-Händlern
Zalando
29,55 €
32,49 €
+6%
steckt eine VerdrängungsCafépress
4,13 €
3,92 €
–5%
geschichte. Die Gewinner
Ein Plus von mehr als 20 Prozent verzeichnet
von morgen kämpfen heute
das K5-Depot seit dem Start Anfang 2015. Aus
gegen die Etablierten, und
diesem Depot wird zurzeit der K5-Wachstumsdas Thema Mobile kann
fonds aufgebaut, der ab Herbst frei handelbar ist
noch mal alles durcheinanINTERNET WORLD Business 17/15. Quelle: Excitingcommerce.de;
derbringen.“ Das Ziel, das
1) Durchschnitt bei Nachkäufen; 2) gerundet
damit verfolgt wird, ist zu
erkennen, welche digitalen Strategien
Erfolg bringen und dementsprechend in
die Händler von morgen zu investieren.
In keiner anderen Branche werden die
Folgen der Digitalisierung so stark sichtbar
wie im Handel: Nicht mehr nur die jüngeren Verbraucher versorgen sich heute bevorzugt online. Filialisten wie Einzelhändler
bringt das unter Druck, in kleineren Städten
beginnen die Innenstädte zu veröden. Seit
Jahrzehnten wächst in den Industriestaaten
der Handel um einstellige Prozentpunkte
im Jahr. Nur in Entwicklungsregionen wie
Afrika oder Asien locken neue Geschäfte –
oder eben im Internet: Pure Player wie
Amazon oder in Deutschland Zalando oder
Zooplus nehmen den Etablierten Marktanteile weg, wachsen regelmäßig zweistellig.
Zur Freude der Anleger können diese in immer mehr Webhändler investieren: „Weltweit sind Online-Händler an die Börse
gegangen“, sagt Krisch. „Diese Entwicklung
wird weitergehen.“
In Deutschland hat Hellofresh, ein Abodienst für Lebensmittel, einen Börsengang
angekündigt, auch Westwing, Händler
von Home-Deko, oder die Globalfashiongroup sollen darüber nachdenken. Was
Amazon und Walmart im Großen zeigen,
lässt sich auch im Kleinen beobachten: Mit
einer Marktkapitalisierung von 8 Milliarden Euro ist die Web-Boutique Zalando
wertvoller als die Modemarke Boss und
etwa viermal so viel wert wie der Filialist
Esprit. Anleger schauen eben lieber in die
◼
Zukunft als auf alte Gewohnheiten.
Susanne Vieser
internetworld.de/vs
17. August 2015
17/15
INTERNET WORLD Business
Sicher ist sicher
19
§
Neuregelungen zur IT-Sicherheit betreffen auch den E-Commerce
Sabine Heukrodt-Bauer LL.M.
Rechts- und Fachanwältin für
Informationstechnologierecht
in Mainz
Foto: Shutterstock / Kjetil Kolbjornsrud
www.res-media.net
A
Das müssen Sie beachten
∙ Infrastruktur auf den neuesten
technischen Stand bringen
∙ IT gegen Angriffe von außen
absichern
∙ Vertragliche Regelungen mit
IT-Dienstleistern überprüfen
900.000
RECHT AUF VERGESSENWERDEN
Google will französische
Forderung nicht erfüllen
US-Dollar pro Jahr
hat Fadi Chehadé 2014 für seine Dienste
als CEO der „Internet-Behörde“
Foto: shutterstock / Natykach Nataliia
Google weigert sich, einer Anordnung
der französischen Datenschutzbehörde
CNIL nachzukommen. Diese wies
Google an, dass Websites, die Datenschutzinteressen französischer Bürger verletzen, nicht nur aus dem Index
von Google.fr verschwinden müssen,
sondern auch unter anderen DomainEndungen nicht mehr auffindbar sein
dürfen. Google will dem nicht nachkommen und verweist auf von Land zu
Land unterschiedliche Gesetze, was im
Netz stehen dürfe und was nicht. (fk)
einer Ergänzung des Telemediengesetzes
(TMG), die für Webhändler relevant ist.
Nach der gesetzlichen Neuregelung des
dortigen Paragraf 13 Absatz 7 sind auch
E-Commerce-Anbieter grundsätzlich verpflichtet, durch entsprechende „technische und organisatorische Vorkehrungen“
Gefahren abzuwehren. Dazu gehören insbesondere die Abwehr von unerlaubten
Zugriffen auf die Technik, die den Betrieb
des E-Commerce-Angebots ermöglicht,
sowie die Verteidigung des gesamten technischen Backgrounds des E-CommerceAngebots gegen mögliche Verletzungen
von personenbezogenen Daten der Kunden und Angriffe von außen.
Dem Gesetz wird nur dann Genüge
getan, wenn zwei Maßgaben beachtet werden. Zum einen müssen sämtliche Vorkehrungen dem „Stand der Technik“ entsprechen (hier ist schon fraglich, was dies bedeutet) und zum anderen ist ein als „sicher
anerkanntes Verschlüsselungsverfahren“
als Basis der Handlungen notwendig. Jegliche Verstöße gegen die neuen Vorgaben
ICANN
„Für Verstöße haftet in aller
Regel der Geschäftsführer“
Rolf Albrecht
Fachanwalt für IT-Recht und
gewerblichen Rechtsschutz
www.volke2-0.de
sind als Ordnungswidrigkeiten bußgeldbewehrt. Das betrifft direkt die Leiter von
E-Commerce-Angeboten – also in aller
Regel die Geschäftsführer. Sie haften per◼
sönlich für etwaige Verstöße.
Das Landgericht Berlin hat entschieden, dass Werbeslogans mit
der Behauptung, zu einem bestimmten Prozentsatz preiswerter als Mitbewerber zu sein, auch den Tatsachen entsprechen müssen (Urteil
vom 14.04.2015, Az.:103 O 124/14).
Die Vermittlungsplattform für Ferienhäuser und Apartments Wimdu.de
hatte mit dem Slogan „50% billiger
als Hotels“ geworben. Diese Aussage
stimmte jedoch nicht bei jeder Buchung, eine derartige Ersparnis wurde
nur im Durchschnitt aller Vermittlungen zusammen erreicht.
Die Richter in Berlin folgten der Auffassung der klagenden Wettbewerbszentrale und betonten, dass der potenzielle Durchschnittskunde durchgängig von einer Vergünstigung ausgehe,
wenn die Werbung keine Einschränkung enthalte. Eine Ersparnis nur im
Durchschnitt aller Buchungen reiche
nicht aus. Sei pauschal von einer Vergünstigung die Rede, müsse die
Ersparnis auch bei jeder einzelnen
Buchung gegeben sein.
Um Abmahnungen zu entgehen,
müssen Tatsachenbehauptungen in
Werbeaussagen wahr sein und vom
Unternehmen auch bewiesen werden
können.
Rolf Albrecht
Foto: Shutterstock / Policas
m 25. Juli 2015 ist das seit geraumer
Zeit in der Öffentlichkeit diskutierte
IT-Sicherheitsgesetz in Kraft getreten.
Dieses Gesetz gilt zwar grundsätzlich nur
für Betreiber „ kritischer Infrastrukturen“
(Banken, Krankenhäuser und Energieunternehmen) sowie für Einrichtungen,
die für das Funktionieren des Gemeinwesens von zentraler Bedeutung sind (zum
Beispiel auch Wasserversorgung, Telekommunikations-, Finanz- und Versicherungswesen).Dennoch kam es im Rahmen
des gesetzgeberischen Prozesses auch zu
Werbung „50 % günstiger
als die Konkurrenz“ muss
auch stimmen
Was kostet der
Flug? Der BGH
fordert von
Reiseportalen
klare Angaben
bekommen.
PREISANGABEN FÜR FLUGTICKETS
Anfang 2016 gibt
er seinen Posten
auf – und die
ICANN hat seinen
Job bereits neu
ausgeschrieben.
Quelle: Domain-recht.de
Reiseseiten müssen Endpreis anzeigen
Der Bundesgerichtshof urteilte, dass in
Reiseportalen, die Flugtickets zum Verkauf anbieten, dem Verbraucher bereits
ab dem ersten Buchungsschritt der komplette Endpreis des Tickets, also inklusive
eventueller Steuern und Zuschläge, ange-
zeigt werden muss. Dabei erstreckt sich
diese Pflicht nicht nur auf das Angebot,
das gerade gebucht werden soll, sondern
auf alle angezeigten Angebote, damit der
Kunde auf einen Blick die Preise vergleichen kann (Az.: I ZR 29/12). (fk)
KNOW-HOW
20
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Duplicate Content in der Praxis
Doppelter Inhalt kann zum SEO-Problem werden – besonders wenn er auf
mehreren Websites auftaucht. Analyse-Tools können hier weiterhelfen
Serie: SEO-Falle
Duplicate
Content
Duplicate Content (doppelter
Inhalt) gilt unter SEO-Gesichtspunkten als kritisch.
Diese Serie beschreibt, wie
Duplicate Content erkannt
werden kann – und wie man
damit umgeht.
Foto: Shutterstock / Blan-k
Folge 1: Interner Duplicate
Content auf der eigenen Seite
(Ausgabe 16/2015)
Folge 2: Externer Duplicate
Content auf mehreren Seiten
(Ausgabe 17/2015)
Duplicate Content
bei Bildern
Extern:
Taucht ein und dasselbe Bild auf
der eigenen wie auch auf einer anderen Website auf, führt dies auch
zu doppeltem Inhalt – das passiert
besonders häufig bei Produktbildern vom Hersteller. Hierbei ist es
wichtig, dass die Urheberrechte
für dieses Bild nicht verletzt werden. Es empfiehlt sich deshalb,
stets ein Copyright für jedes Bild
auf der eigenen Website mit anzugeben. Google erkennt, welche
Bilder bereits per „Copyright
Removal Request“ gemeldet wurden und stuft entsprechende Seiten schlechter ein.
Intern:
Werden dieselben Bilder mehrmals auf der eigenen Seite verwendet (vorausgesetzt es sind
eigene Bilder oder es bestehen
Urheberrechte), hat dies keine
negative Auswirkung auf das Ranking. Im Gegenteil: Google sieht
die mehrfache Platzierung eines
Bildes als Wertung an und weist
diesen Bildern einen höheren
Stellenwert für die Website zu.
uplicate Content (DC) teilt sich in
zwei Bereiche auf: in internen DC,
Inhaltsdopplungen, die innerhalb einer
Website passieren (siehe Ausgabe 16/2015,
Seite 18/19), und in externen DC, also
Inhaltsdoubletten, die auf verschiedenen
Websites auftreten. Externer DC unterteilt
sich nochmals in zwei Rubriken.
D
Duplicate Content auf eigenen Domains:
∙ Inhalte sind über mehrere angemeldete
Domains erreichbar. Beispiel: www.ihrshop.de/kategorie und www.ihr-online
shop.de/kategorie.
∙ Domain-Umzug: Alle Seiten sind noch
unter der alten Domain bei Google indexiert und die neue Domain liefert dieselben Inhalte nun unter einer völlig neuen
Domain und URL.
Problemvermeidung: 301-Weiterleitung
der alten Seite zur Version, die indexiert
werden soll.
Duplicate Content auf der eigenen Domain
und den Domains anderer WebsiteBetreiber:
∙ Kopierte oder sehr ähnliche Produktbeschreibungen
∙ Über mehrere Presseportale/Websites
publizierte Pressemitteilungen
∙ Content-Diebstahl, Content-Scraping
Problemvermeidung: individuelle Texte
verfassen, eigene Inhalte zunächst auf der
eigenen Website veröffentlichen, Antrag
zur Entfernung urheberrechtlich geschützter Inhalte gemäß Digital Millenium Copyright Act (DMCA) bei Google
stellen.
Wie erkennt Google den
Urheber von Content?
Wenn externer Duplicate Content auftritt,
kommt natürlich die Frage auf, wie Google
den Urheber des Originaltextes identifiziert. Am wahrscheinlichsten ist, dass
Google den Text als Original ansieht, der
zuerst indexiert wurde.
Für neue Websites kann dies von Nachteil sein, weil ihr Originalinhalt eventuell
später indexiert wird als die kopierte Version auf einer Wettbewerber-Website, welche häufiger gecrawlt wird. Dies ist natürlich ärgerlich, da das Original in diesem
Fall von Google als Kopie angesehen wird.
Deshalb sollte jeder Website-Betreiber bei
der Bereitstellung von Produktinformationen (etwa für Preisvergleichsportale per
Produktfeed) genauestens darauf achten,
dass sich die eigenen Inhalte bereits im
Google-Index befinden. Darüber hinaus
ist es natürlich immer von Vorteil, wenn
der Googlebot möglichst oft die eigene
Website besucht, um diese zu crawlen und
neue Inhalte zu indexieren.
Im Folgenden werden nun Analysemöglichkeiten vorgestellt, die manuell
oder durch Tools durchgeführt werden
können, um internen und externen Duplicate Content zu erkennen.
Enthält meine Website
Duplicate Content?
Eine kostenlose Möglichkeit, Duplicate
Content ausfindig zu machen, ist die
Google Extension Google Similar Pages.
Sie ist ein Add-on zum Google Chrome
Browser und kann direkt im Chrome Web
Store geladen werden. So werden Websites
gefunden, die der eigenen Seite ähnlich
sind. Ein weiteres Tool ist der Siteliner
(www.siteliner.com). Dort kann man den
Content einer Seite mit der kostenlosen
Variante im Detail analysieren. Außerdem
sind natürlich kostenpflichtige Tools wie
zum Beispiel Onpage.org in der Lage, entsprechende Analysen durchzuführen.
Besteht der Verdacht, dass eine andere
Website Ihre Inhalte kopiert hat, können
Sie durch eine einfache, exakte Suche mit
Anführungsstrichen in Google herausfinden, ob dem tatsächlich so ist (z. B. Suche
nach: „dies ist ein kopierter Textteil“).
Alternativ kann der kostenlose Duplicate
Content Checker der SEO Review Tools
genutzt werden. Dieser zeigt neben internem Duplicate Content auch an, wo es
externen Duplicate Content gibt.
Um herauszufinden, ob andere Websites
identische Bilder nutzen, kann die Extension Search By Image genutzt werden.
Praxisbeispiele für
externen Duplicate Content
Kopierte Produktbeschreibungen: Ein
sehr häufiges Problem bezüglich externem Duplicate Content bei Online-Shops
stellen Produktbeschreibungen dar (siehe
auch Bildbeispiel auf Seite 21). Da ein
großer Aufwand nötig ist, um diese Texte
umzuschreiben und individuell zu verfassen, werden häufig die Texte der Hersteller oder anderer Websites übernom-
3. August
17.
August2015
2015
16/15
17/15
21
Nutzen Sie
als Plattform
für Ihr Whitepaper
Produktbeschreibungen sind kompliziert und werden deshalb gern vom Hersteller bzw. Importeur unverändert übernommen. Das führt dazu, ...
... dass sich wie in diesem Beispiel bei Amazon und bei Dealz.com derselbe
Beschreibungstext findet. Im Google-Ranking liegt Dealz.com deshalb hinten
men. Wenn Produkte über mehrere
Online-Kanäle, Partner und Plattformen
vertrieben werden, kann es dazu kommen, dass die gleichen Produktbeschreibungen auf zahlreichen, unterschiedlichen Domains vorkommen. Somit entstehen x-fach Kopien des Inhalts. Im
Idealfall sollten immer individuelle Beschreibungen für die Website verfasst
werden, um Duplicate Content von
Beginn an zu vermeiden. Das hilft auch,
den eigenen Shop gegenüber den Wettbewerbern zu differenzieren.
Pressemitteilungen: Bei PR-Texten liegt
es in der Natur der Sache, dass bei ihrer
Streuung doppelter Inhalt auf unterschiedlichen Websites entstehen, da diese
meist über mehrere Presseverteiler und
Websites versendet werden.
Will ein Unternehmen als Urheber
einer Pressemitteilung erkannt werden,
ist es unumgänglich, die entsprechenden
Texte zunächst auf der eigenen Website zu
veröffentlichen und diese erst im Anschluss über andere Websites zu streuen.
Möchte ein Website-Betreiber dagegen
einen Inhalt aus Pressemitteilungen übernehmen, sollte der Text nicht nur oberflächlich verändert, sondern komplett
neu geschrieben werden.
Fazit: Viele Puzzleteile
Kostenloses Tool: Checker von internem und externem Duplicate Content
der SEO Review Tools
Treffer: Der Duplicate Content
Checker erkennt hier beispielsweise
fünf externe und zwei interne Seiten
mit doppeltem Inhalt
Die in Folge 1 und 2 unserer Reihe vorgestellten Punkte sind nur ein kleiner Teil
der Möglichkeiten, die für die Suchmaschinenoptimierung genutzt werden können. Alle Faktoren setzen sich wie Puzzleteile zusammen – Duplicate Content ist
vielleicht ein kleiner, aber dennoch entscheidender Stein im Spiel, wenn SEO
◼
gelingen soll.
Stephan Sigloch
ist seit 1997 im Online-Business tätig, davon zehn
Jahre als Geschäftsführer einer Internet- und
E-Commerce-Agentur mit über 50 Mitarbeitern. Heute leitet er
die Klickpiloten, eine Online-Marketing-Agentur aus Stuttgart,
und berät nationale und internationale Kunden zu ganzheitlichem Digital-Marketing.
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ONLINE-MARKETING
22
INTERNET WORLD Business
17.xx.
August
Monat2015
2015
17/15
x/15
Die Brücke zu Youtube
Multichannel-Networks ebnen den Markenartiklern den Weg zu den Youtube-Stars. Mit
Werbung in deren Umfeld erreichen sie Zielgruppen, die sonst nur schwer greifbar sind
ie haben Namen, die bei älteren Menschen wohl Kopfschütteln hervorrufen: Dagi Bee, Ape Crime, Gronkh oder
Dner. Doch was sich nach außerirdischen
Wesen aus einem Fantasy-Thriller anhört,
sind die Künstlernamen berühmter VideoStars. Allerdings treten sie nicht im klassischen Fernsehen auf, sondern haben ihre
eigenen Shows auf der Plattform Youtube
und werden vor allem von Jugendlichen
verehrt. Hinter Ape Crime verbirgt sich
beispielsweise ein Musik- und ComedyTrio, dessen Kanal knapp 2,7 Millionen
Abonnenten hat. Und Gronkh tut nichts
anderes als Video Games zu spielen und
dies zu kommentieren. Damit schafft er
ebenfalls den Sprung in die Riege der
absoluten Youtube-Superstars.
Von der Erwachsenenwelt zunächst
unbemerkt ist in den vergangenen Jahren
eine ganze Reihe solcher Künstler herangewachsen, die unter Teenagern Kultstatus
genießen. Sie drehen lustige Videos, befassen sich mit Promis, Beauty-Themen,
S
„Wir liefern Reichweiten,
Influencer, Kreativideen
und Konzepte“
Olaf Herzig,
Chief Sales Officer Divimove
www.divimove.de
Allyance Network: Gaming-Netzwerk mit 280 Kanälen
Mode, Filme, Games oder einfach ihrem
Alltag. Ihre Angebote veröffentlichen sie
auf Youtube-Kanälen, die von ihren Fans
millionenfach abonniert werden.
Längst hat der Erfolg der Youtube-Stars
das Interesse der Werbewirtschaft geweckt.
Sie erkennt hier die Chance, in ihrem
Umfeld eine Zielgruppe ansprechen zu
können, die ansonsten nur noch schwer zu
greifen ist. Allerdings erfordert dies, sich
intensiv mit der Programmvielfalt auf
Youtube auseinanderzusetzen. „Die Zwillinge Heiko und Roman sprechen mit
ihrem Comedy- und Musikkanal ‚Die
Lochis‘ sicherlich andere User an als
Florian Mundt alias ‚Le Floid‘ oder der
Kanal ‚100 Sekunden Physik‘“, sagt David
Eicher, Geschäftsführer der Agentur
Webguerillas.
In dieser Gemengelage haben sich inzwischen eine Handvoll sogenannter Multichannel-Networks (MCN) positioniert.
Diese Unternehmen haben YoutubeKünstler unter Vertrag und unterstützen
Divimove: Netzwerk mit 1,3 Milliarden Views im Monat
sie mit Studios, Redakteuren und Kameraleuten bei der Produktion ihrer Videos.
Gleichzeitig bündeln sie die Angebote
nach inhaltlichen Schwerpunkten und
bieten diese der Werbewirtschaft an. „Für
Werbungtreibende hat dies den Vorteil,
dass sie ohne langes Recherchieren und
Verhandeln Zugang zu Youtubern erhalten, die exakt zu ihrer Marke passen“, sagt
Eicher. „Dafür legen die MultichannelNetworks häufig die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit fest und verdienen – ähnlich wie Spielervermittler im
Profifußball – immer kräftig mit.“ Denn
die MCNs partizipieren an den Werbeerlösen der Künstler.
Streit steigerte die
Bekanntheit der Networks
Das bekannteste dieser MultichannelNetzwerke ist vermutlich Mediakraft in
Köln, das unlängst einige prominente You-
Endemol beyond: Erfahrung von TV-Shows
xx. Monat
17.
August2015
2015
x/15
17/15
Psy, „Gangnam Style“
16
2.377,49
18
Männlich
Justin Bieber ft. Ludacris, „Baby“
1.190,80
15
Weiblich
23
Meistgenutzte Youtube-Videos
Jüngere nutzen Youtube
Insgesamt
INTERNET WORLD Business
Katy Perry ft. Juicy J., „Dark Horse“
18- bis
29-Jährige
40
30- bis
49-Jährige
Über
50-Jährige
16
8
1.032,60
Taylor Swift, „Blank Space“
Dominik Frings,
1.029,14
Geschäftsführer von Mediascale,
befasst sich mit Online-Werbung,
die auf Media und Kreation gleichermaßen Wert legt.
Katy Perry, „Roar“
1.000,70
Internet-Nutzer in Deutschland,
die täglich auf Youtube sind
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Goldmedia; Basis: 1.520 Internet-Nutzer
Enrique Iglesias ft. Descemer Bueno, Gente De Zona, „Bailando“
962,92
www.mediascale.de
Taylor Swift, „Shake It Off“
938,32
Meghan Trainor, „All About That Bass“
tube-Stars verlor und damit in die Schlagzeilen geriet. Video-Blogger wie Le Floid,
Unge, Ape Crime oder das Comedy-Duo
Space Frogs hatten das Netzwerk unter
großem Mediengetöse verlassen, weil sie
sich nicht gut genug betreut fühlten. Viele
Werbungtreibende erfuhren erst durch
den öffentlich ausgetragenen Streit von
der Existenz der MCNs, die im Hintergrund längst zu wichtigen Playern herangereift sind.
Le Floid ist nun seit Juni wieder unter
Vertrag: bei Studio71, dem MultichannelNetzwerk, das zur Pro-Sieben-Sat1-Gruppe
gehört. Studio 71 betreut derzeit rund 70
Webstars und kommt damit auf hochgerechnet 270 Millionen Video Views im
Monat. Werbekunden werden zwölf unterschiedliche Kanäle angeboten, über die
sie verschiedene Zielgruppen im Alter
zwischen 14 und 29 Jahren ansprechen
können. Das geschieht meist über klassische Pre-Roll-Videos, aber auch über individuell geschnürte Branded-Entertainment-Inszenierungen.
TV-Konzerne besetzen
strategisch den Markt
Pro Sieben Sat1 positioniert sich mit Studio71 strategisch in einem Markt, der als
Ergänzung zum traditionellen TV-Geschäft gilt. Webstars können darüber
leichter den Sprung ins klassische Fernsehen schaffen, Werbekunden übergreifend
Pakete buchen. Soeben hat Pro Sieben Sat1
zudem die Mehrheit an den Collective
Digital Studios übernommen, einem der
führenden MCNs in den USA. Daraus
wird nun das Collective Studio71 geformt,
mit dem auch die internationale Karriere
der Video-Stars angeschoben werden kann.
Schnelllebiges Umfeld
erschwert Durchblick
936,53
LMFAO ft. Lauren Bennett, GoonRock, „Party Rock Anthem“
906,08
Eminem ft. Rihanna, „Love the Way You Lie“
896,17
Gangnam Style: Der südkoeanische Rapper Psy wäre ohne seinen Youtube-Hit
vermutlich nur eine kleine musikalische Nummer, so ist er ein Weltstar
INTERNET WORLD Business 17/15
Quelle: Youtube. Anzahl der Views bis Juli 2015 in Millionen
Der große Konkurrent, die RTL Group,
investiert ebenfalls kräftig in diesem Segment. Im November stockte der Konzern
seinen Anteil an Style Haul, dem führenden Multichannel-Network für Fashion,
Beauty und Lifestyle, auf 93,6 Prozent auf.
„Die Produktion von Bewegtbild ist von
jeher unsere Kernkompetenz“, betont
Andreas Meier, Communications Manager bei der RTL Group. „Daher sind wir
überzeugt, dass es Sinn macht, in diesem
dynamischen Markt eine starke Präsenz
aufzubauen.“
Auch RTL betrachtet die Video-Netzwerke als internationalen Markt mit
erheblichem Potenzial. Man könne globalen Marken verschiedene Möglichkeiten
bieten, sie beim Erreichen ihrer unternehmerischen Ziele kommunikativ zu unterstützen, sagt Tracy Crane, Chief Marketing Officer bei Style Haul in New York:
etwa bei der Erhöhung der Markenbekanntheit, der Verbesserung des Abverkaufs oder der Steigerung des Traffics auf
einem Online-Shop.
Im Januar hat auch die zur RTL-Familie
gehörende Produktionsfirma Freemantle
Media ihren Anteil an dem MultichannelNetwork Divimove auf 51 Prozent aufgestockt. Zu dem Netzwerk gehört eine
Artist Management Unit, die Künstler
Mediakraft: Youtube-Streit sorgte für Schlagzeilen
managt und Events produziert, sowie die
Werbeagentur „Brandboost by Divimove“, die Online-Kommunikationslösungen entwickelt. „Als Online-VideoExperten liefern wir nicht nur globale
Reichweiten, sondern auch die passenden
Influencer, Kreativideen, Konzepte und
Produktionen“, sagt Olaf Herzig, Chief
Sales Officer.
Einfluss der MCNs
wird weiter zunehmen
Divimove wurde 2012 gegründet. Anfangs tröpfelte das Business so dahin, seit
dem vergangenen Jahr drängen die Markenartikler auf die Youtube-Plattform.
„Sie haben jetzt realisiert, dass zur Erreichung junger Zielgruppen kein Weg an
Online-Video als Kommunikationskanal
vorbeiführt“, sagt Herzig. „Seitdem
versuchen Marken verstärkt, Vorteile wie
die großen Reichweiten, die Emotionalisierung und das Storytelling für sich zu
◼
nutzen.“
Helmut van Rinsum
internetworld.de/hvr
Studio71: Multichannel-Network der Pro-Sieben-Gruppe
In welchen Fällen ist es sinnvoll, im
Umfeld von Youtube-Stars zu werben?
Dominik Frings: Youtube-Stars machen vor allem Sinn, wenn Sie kommunikativ gut eingebunden werden
können. Dabei muss das Produkt nicht
unbedingt immer hip oder aus dem
Lifestyle-Bereich sein. Die Techniker
Krankenkasse oder Neckermann
Reisen machen gerade vor, wie man
Video-Blogger optimal einbinden
kann. Youtube-Stars in der Kommunikation dürfen – ähnlich wie klassische
Testimonials – allerdings kein Selbstzweck oder bereits werblich überfrachtet sein.
Welche Zielgruppen werden damit
erreicht?
Frings: Die Zielgruppe sollte vornehmlich jung sein, das heißt jünger
als 25 Jahre. Für die Altersgruppen
darüber sind entsprechende Ansätze
tendenziell noch eher weniger geeignet, was sich allerdings sukzessive
ändern dürfte. Ausnahmen bestätigen
hier natürlich auch die Regel.
Welche Rolle spielen in diesem
Zusammenhang Multichannel-Networks wie Mediakraft?
Frings: Vermarkter wie Mediakraft
oder Studio71 nehmen eine durchaus
wichtige Rolle ein, denn in einem
schnelllebigen Umfeld können Kunden und Agenturen nicht immer den
kompletten Überblick behalten. Vor
allem wenn es weg von den bekannten
Größen der Szene hin zu Youtubern
geht, die spezielle Themenumfelder
besetzen und nicht die ganz breite
Masse bedienen.
ONLINE-MARKETING
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Foto: Shutterstock / Julia Tim
24
Wo bist Du gerade?
User wechseln während der Customer Journey häufig die Endgeräte. Damit stößt
Tracking über Cookies an seine Grenzen. Es gibt Alternativen, doch die haben ihre Tücken
Datenschutz
Mithilfe von Fingerprinting können
Nutzer zwar unabhängig von Cookies
erkannt werden, allerdings wird hier
der Datenschutz ausgehebelt.
Datenschützer sind durch Methoden
wie Fingerprinting alarmiert. Damit
wird gewissermaßen die EU-Regelung
umgangen, dass ein User dem Setzen
eines Cookies widersprechen und Cookies löschen können muss. Durch eine
geschickte Kombination von Cookies
und Fingerprinting und weiteren Tracking-Verfahren können Anbieter User
nicht nur überall wiedererkennen,
sondern auch die informationelle
Selbstbestimmung aushebeln: Internet-Nutzer merken gar nicht, wenn ein
Fingerprint entsteht und wiegen sich
in Sicherheit. Doch selbst wenn sie alle
Cookies gelöscht und im Browser „Do
not track“ aktiviert haben, werden sie
wiedererkannt und weiter verfolgt. Das
ist einer der Gründe, warum nach Aussage von Experten viele Werbungtreibende auf diese Technologien lieber
verzichten.
as treibt Werbungtreibenden den
Schweiß auf die Stirn: Angeregt durch
ein riesiges Plakat am Bahnhof denkt ein
Internet-Nutzer darüber nach, seinen
Mobilfunkanbieter zu wechseln. Noch im
Zug besucht er mit dem Smartphone die
Website des Unternehmens. Zu Hause am
PC steigt er dann tiefer in die Recherche
ein, sucht nach Testberichten und informiert sich über die Angebote andere
Mobilfunk-Provider. Abends vor dem
Fernseher geht die Recherche weiter.
Angeregt durch einen TV-Spot im Umfeld
einer Doku-Soap, geht er mit seinem Tablet ins Internet und sucht weiter nach
günstigen Angeboten. Inzwischen ist er
schon so weit, dass er nach Kontakten
beziehungsweise nach einem Shop sucht,
bei dem er sich beraten lassen und gegebenenfalls einen Vertrag abschließen kann.
Eigentlich ist doch alles gut gelaufen,
könnte man sagen. Die Werbung hat
gewirkt. Aber: Der Fall stellt im Kontext
einer modernen Werbestrategie deshalb
ein echtes Problem dar, weil Werbungtreibende diesen User immer wieder aus den
Augen verlieren. Wichtige Stationen der
Customer Journey finden auf den mobilen
Endgeräten statt – und entziehen sich damit
allen Tracking-Ansätzen, die auf Cookies
(siehe Kasten) basieren. Wechselt ein User
das Gerät, ist das so, als ob er in ein paral-
D
leles Universum hüpft. Er wird schlicht
nicht wiedererkannt. Zudem schränken
Anbieter wie Apple oder Google die Nutzung von Cookies in den von ihnen bereitgestellten Betriebssystemen stark ein –
oder untersagen sie ganz. Die Folge: Die
Customer Journey hat Lücken.
„Ohne ein Cross Device Tracking lässt
sie sich nicht zusammenführen“, erklärt
Uta Hermanns, Leiterin der Abteilung für
Datenanalyse beim Marketing-Dienstleister Explido iProspect in Augsburg: „Ohne
eine Gesamtbetrachtung des Kaufprozesses muss die Analyse zu Fehlschlüssen
führen.“ Kein Wunder, dass Dienstleister
wie Explido, Intelliad oder Refined Labs
fieberhaft an Lösungen arbeiten, den User
auch auf mobilen Endgeräten nicht aus
den Augen zu verlieren und sein Verhalten
im Web ohne Cookies zu verfolgen.
Deutsche wollen
keine Cookies
„Ohne Cross Device Tracking
lässt sich die Customer Journey nicht zusammenführen“
Uta Hermanns
Leiterin der Abteilung
Datenanalyse,
Explido iProspect
www.explido.de
Die meisten Nutzer mögen Cookies nicht.
Gerade die Deutschen sind empfindlich,
was den Umgang mit ihren Daten betrifft.
Sie möchten nicht, dass ihr Surfverhalten
für Unternehmen gläsern und transparent
wird. Da wirkt dann so manche einfach
gestrickte Retargeting-Kampagne kontraproduktiv: Sie erkennt einen User, der sich
auf einer Website über ein Produkt informiert hat, per Cookie auch auf anderen
Internet-Seiten wieder und beschießt ihn
daraufhin bei jeder Gelegenheit mit Wer-
17. August
Augut 2015
2015
17/15
17/15
bung für genau dieses Produkt. Das
erzeugt Verdruss, der User löscht in seinem Browser die Cookies – und alle Informationen sind verloren.
Es sei denn, das User-Verhalten wird
mithilfe des sogenannten Fingerprinting
verfolgt. Hier gibt es verschiedene Ansätze,
die alle auf ein Prinzip hinauslaufen: Anhand vieler verschiedener Informationen,
die die Browser beim Aufruf zum Teil
ohne Anfrage an den Website-Betreiber
weitergeben, entsteht ein individuelles
Bild vom jeweiligen User. Dabei wird die
Konstellation von Browser-Einstellung,
Sprache, Schriftart, sogenannten Zusatzanwendungen (Add-ons) etc. aufgezeichnet. „Je mehr Parameter ausgelesen werden, desto genau der Fingerprint“, erklärt
Thomas Bindl, Gründer und Geschäftsführer des Dienstleisters für Performance
Marketing Refined Labs in München.
Diese Momentaufnahme wird anschließend auf dem Server des Anbieters gespeichert. Sie funktioniert wie ein Bild. Die
Kombination der Bilder für verschiedene
Seitenaufrufe und Aktionen ergibt dann
ein Gesamtbild des Surfverhaltens, unterschiedlichen Studien zufolge mit einer Treffergenauigkeit von über 90 Prozent.
Potenzial und Grenzen
von Fingerprinting
Von Datenschützern wird Fingerprinting
jedoch misstrauisch beäugt. Auch Bindl
hält den Ansatz datenschutzrechtlich für
bedenklich und setzt Fingerprinting deshalb nicht ein, wird doch das Recht des
Users (eigentlich durch die Europäische
Union vorgeschrieben) ausgehebelt, das
Setzen von Cookies zu kontrollieren. Über
Fingerprinting werden sogar diejenigen
User verfolgt, die eigentlich im PrivacyModus surfen, also die Aufzeichnung
ihrer Seitenaufrufe und ihres Verlaufs
deaktiviert haben. Es sei denn, der Anbieter bietet auch in diesem Falle eine Option
an, aus dem „Getracktwerden“ auszusteigen. Der große Vorteil: Die technik funktioniert auch beim mobilen Surfen, weil
INTERNET WORLD Business
eben kein Cookie zum Einsatz kommt.
Mit der kleinen Einschränkung, dass Werbungtreibende natürlich nicht verfolgen
können, was ein User in der mobilen
Anwendung – kurz App – eines anderen
Anbieters macht. Fingerprinting beschränkt sich hier auf Aktivitäten, die im
Browser durchgeführt werden. „Mobile
Tracking ist eine Welt für sich, die mit
Desktop Tracking wenig zu tun hat“,
erklärt Refined-Labs-Gründer Bindl. Die
Mechanismen seien bislang weit von der
Mannigfaltigkeit und Messgenauigkeit des
Desktop Trackings entfernt, erklärt er.
Ein weiteres Problem: Auch hier wird
über Fingerprints oder – eingeschränkt –
mit Cookies nur eine Momentaufnahme
von einem Smartphone oder Tablet
erzeugt. „Der Fingerprint ist eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen TrackingAnsätze, weil die Daten eben auf dem Server des Anbieters und gar nicht auf der
Festplatte des Users gespeichert werden“,
erklärt Thilo Heller, Chief Marketing
Officer beim Tracking-Dienstleister Intelliad. Das allein reiche aber nicht, so Heller.
Was fehlt, ist eben die Identifikation eines
Users über verschiedene Geräte hinweg.
Explido-Datenspezialistin Hermanns
sieht hier zwei Möglichkeiten: Der erste –
probabilistische (Anm.: der Wahrscheinlichkeit nach) – Ansatz versucht anhand
verschiedener Parameter ein Gesamtbild
eines Users zu zeichnen, sodass dieser auf
verschiedenen Geräten wiedererkannt
wird. Das funktioniert ähnlich wie Finger-
printing, stellt aber letztlich ein Vorhersagemodell dar. Trefferquote: zwischen 60
und 90 Prozent, sagt Hermanns. Der andere Ansatz ist deterministisch und funktioniert anhand einer eindeutigen Identifikation, etwa über eine Kundennummer. „Das
steht und fällt damit, dass sich ein Nutzer
zu erkennen gibt, etwa über ein Login, das
dann die Brücke schlägt“, erklärt sie. Etwa
wenn Services auf verschiedenen Geräten
genutzt werden wie zum Beispiel E-MailKonten, Facebook, Twitter oder auch
Anwendungen wie Skype oder Amazon.
„Der User-Name jedes Nutzers wird mit
einer Identifikationsnummer – kurz ID –
verknüpft, die bei jedem Login unabhängig
vom benutzten Device wiedererkannt
wird“, erklärt Intelliad-Manager Heller.
Dieser ID kann dann das Surfverhalten auf
verschiedenen Geräten zugeordnet werden. Damit entsteht ein Gesamtbild von
der Customer Journey – vorausgesetzt, die
User geben ihr Einverständnis.
Hier sind nun die Werbungtreibenden
in der Pflicht. Sie müssen den InternetNutzern plausibel erklären, warum sie
Nutzerprofile anlegen und ihr Surfverhalten verfolgen wollen. Das Ziel besteht
darin, den Besuchern einer Website die
Werbung zeigen zu können, die für sie mit
hoher Wahrscheinlichkeit relevant ist. Die
oben beschriebenen Ansätze, bei denen
die User von bestimmten Angeboten
regelrecht verfolgt werden, dürften aller◼
dings eher das Gegenteil bewirken.
25
Alle Verfahren im Überblick:
Zanox erfasst die Customer Jouney
über verschiedene Methoden
93 %
der User sind auch
über Fingerprinting
wiedererkennbar
Auf
5,5 %
der 100.000 weltweit meistbesuchten
Websites wurde
2014 Fingerprinting eingesetzt
Quelle: Henning Tillmann
Raoul Fischer
Den User im Auge behalten
Cookies
Flash Tracking
Fingerprinting
Login-Daten
Browser-ID
Beim Besuch einer Seite installieren Website-Betreiber oder
deren Partner kurze Textdateien
(Javascripts) auf dem Computer
eines Users. Diese enthalten
Informationen zum User, zum
Beispiel zu seinem Surfverhalten. Der Anbieter, der das Cookie
gesetzt hat, kann jederzeit auf
diese Informationen zugreifen.
Der Nachteil: Wechselt der User
das Endgerät, können seine weiteren Spuren über dieses Cookie
nicht verfolgt werden. Zudem
lassen sich die Cookies einfach
löschen – und damit gehen die
Informationen verloren.
Flash Cookies arbeiten im Prinzip genauso wie die normalen
Cookies. Allerdings funktionieren
sie nur bei Flash-basierter Werbung und werden vom Adobe
Flash-Player verwaltet und nicht
von den Internet Browsern. Für
den Nutzer macht es das etwas
komplizierter, sie zu kontrollieren oder zu löschen. Flash Cookies haben damit eine längere
Laufzeit als herkömmliche Cookies, aber: Ist Flash nicht installiert, können auch keine Flash
Cookies gesetzt werden. Das ist
zum Beispiel bei allen mobilen
Endgeräten von Apple der Fall.
Beim Browser Fingerprinting –
auch Canvas Fingerprinting
genannt – erstellen TrackingDienstleister oder Website-Betreiber einen Fingerabdruck des
Users: Informationen zum Computer, zum Browser, zur Zeitzone
und anderen Einstellungen. Die
Kombination dieser vielen verschiedenen Merkmale ergibt ein
spezifisches Bild, das einem Fingerabdruck gleicht. Dieses Bild
wird direkt an den Server übermittelt und nicht auf dem Computer des Users gespeichert.
User können Fingerprints nicht
löschen – und kaum verhindern.
Die einfachste Methode, einen
User wiederzuerkennen: die
Identifikation über ein Login.
Nutzt ein User zum Beispiel
Dienste wie Facebook oder Skype
auf verschiedenen Endgeräten
oder loggt er sich bei einem
E-Mail-Provider ein, kann er
anhand dieses Logins auf all diesen Geräten identifiziert werden.
Allerdings müssen die Anbieter
solcher Lösungen gewährleisten,
dass der Werbungtreibende das
(belegbare) Einverständnis des
Users zur weiteren Nutzung der
Informationen hat. Sonst ist nur
ein anonymes Tracking möglich.
Diese Technik stellt gewissermaßen eine Verknüpfung von Fingerprinting und Cookies dar: Aus
Software-Merkmalen, die eng
mit dem Gerät eines Users verknüpft sind, wird ein eindeutiges
Bild erstellt. Die daraus generierte Geräte-ID wird auf dem
Server des Anbieters gespeichert.
Darüber kann der User jederzeit
wiedererkannt werden, auch
wenn er zwischendurch die Cookies im Browser gelöscht hat.
Der Vorteil: So steigern Anbieter
die Haltbarkeit ihrer Cookies und
können mehr Informationen zum
einzelnen User sammeln.
TECHNIK
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Foto: Fotolia / Picture-Factory
26
Mit oder ohne Agentur?
Die Frage beschäftigt viele Online-Shops: Soll die technische Umsetzung inhouse
erfolgen oder ist es doch besser, eine Agentur damit zu beauftragen?
Drittplatzierten) setzen knapp 30 Prozent
auf die Hilfe von Agenturen. Die restlichen
Händler haben sich für eine Kombination
aus eigenen Fachkräften und externem
Know-how entschieden.
Insgesamt hatten sich 442 Händler in
sieben Kategorien für den INTERNET
WORLD Business Shop-Award beworben, 21 von ihnen wurden Ende März
2015 mit einem Preis ausgezeichnet.
Philipp Hausser
Manager Online und E-Commerce
www.cepsports.com
er einen Online-Shop neu aufbaut,
diesen internationalisiert oder auf
ein neues Shop-System migriert, steht vor
der Frage: Soll der Shop hausintern entwickelt oder soll eine Agentur beauftragt
werden? Welcher Weg der Richtige ist,
hängt stark von der Situation und dem
Umfeld des jeweiligen Shops ab. Insbesondere für Unternehmen mit großem internem Know-how und ordentlichen finanziellen Ressourcen sind Inhouse-Lösungen interessant. Doch auch wer sich für
eine Zusammenarbeit mit einer Agentur
entscheidet, muss nicht alles aus der Hand
geben: Es können auch einzelne Teilschritte
wie beispielsweise die Konzeption, die
Umsetzung oder das Design sein.
Diese Vielfalt der Möglichkeiten zeigt
sich auch bei einem Blick auf die prämierten Preisträger des diesjährigen INTERNET WORLD Business Shop-Award: Von
den erstplatzierten Shops verfolgen drei
von sieben (42,9 Prozent) einen inhouse
entwickelten Ansatz. Von den weiteren
Gewinnern (inklusive der Zweit- und
Wer sich einen Überblick über die Landschaft der Webagenturen verschaffen
möchte, sollte einen Blick auf das InternetAgentur-Ranking des Bundesverbands
Digitale Wirtschaft (BVDW) werfen.
In dieser Übersicht werden jährlich die
erfolgreichsten Branchengrößen nach
Rang und Umsatz aufgelistet. Dafür werden
die Honorarumsätze der größten Fullservice-Internet-Agenturen in Deutschland
miteinander verglichen. Demnach erwirtschaftete die Branche in Deutschland 2014
insgesamt 1,218 Milliarden Euro, wobei
ein Drittel des Gesamtumsatzes allein auf
die zehn umsatzstärksten Agenturen entfällt. Insgesamt sind in dem Verzeichnis
derzeit 231 Webagenturen aufgelistet.
Eine von ihnen ist die Hamburger Agentur Netshops. Sie hat für Just-t.de die technische Umsetzung der Website übernommen. Der Online-Teehändler siegte beim
INTERNET WORLD Business ShopAward in der Kategorie „Beste Produktpräsentation“. Marie Clérisse-Wetzel, bei
Just-t.de als Business Development Managerin tätig, nennt die Gründe für das Hinzuziehen einer Agentur: „Wir haben eine
kleine Struktur, sind knapp 40 Leute und
E-Commerce war für uns neu. Deswegen
hatten wir einfach keine ausreichende
Kompetenz im Haus.“
Nach Konsultation des E-CommerceBeratungsunternehmens Shoplupe wurde
eine Agentur gewählt. Dafür wurden vom
Management des digitalen Teemarktplatzes drei Kriterien benannt, die vom zukünftigen Partner erfüllt werden sollten:
Shop: Just-t.de
Agentur: Netshops
Shop: Cepsports.com
Agentur: Votum
∙ Der Tee-Shop Just-t.de
wurde beim INTERNET WORLD
Business Shop-Award 2015 mit dem
1. Preis in der Kategorie „Beste Produktpräsentation“ ausgezeichnet.
∙ Der digitale Teeladen aus Hamburg
überzeugte die Jury vor allem durch
individuelle Produktinformationen
und die Filtermöglichkeiten.
∙ Das Sortiment von Just-t.de umfasst nicht nur Teesorten aus aller
Herren Länder, sondern auch Produkte rund ums Teetrinken.
∙ Die E-Commerce-Agentur Netshops
konnte Just-t.de vor allem durch die
örtliche Nähe und ihre Erfahrungen
mit dem Shop-System Shopware
überzeugen.
∙ Das Motto der Hamburger Agentur:
„Wir leben E-Commerce – und wir lieben ihn auch“.
∙ Netshops hat gerade eine Partnerschaft mit dem Software-Hersteller
E-Matters bekannt gegeben.
∙ Der Sportstrumpf-Shop
CEP Sports wurde beim
Shop-Award 2015 mit
dem 1. Preis in der Kategorie „Bester Markenshop“ ausgezeichnet.
∙ Der Sportartikelhersteller mit Firmensitz im fränkischen Bayreuth
konnte die Juroren durch großflächige Stimmungsbilder und starke
Statements beeindrucken.
∙ Erstaunlich: Im Shop geht es vor
allem um Stützstrümpfe für Sportler.
∙ Bei der Agentur
Votum realisieren 60 Mitarbeiter Konzepte in den Bereichen E-Commerce, Online-Marketing und Brand
Communication.
∙ Die Agentur mit Sitz in Berlin konnte
den Kunden CEP Sports vor allem
durch ihre breit gefächerte Aufstellung
gewinnen – alle benötigten Leistungen
kommen aus einer Hand.
∙ Der Webauftritt www.votum.de kommt
nahezu völlig ohne Design-Gags aus.
W
„Optimal wäre es, wenn die
Agentur schon Erfahrungen
in der Branche hat“
Agentur-Ranking des BVDW
17. August 2015
17/15
Entscheidend war die örtliche Nähe zum
Firmensitz in Hamburg. Ein zweites Kriterium war die Erfahrung mit dem ShopSystem Shopware. Und ein weiteres Argument sei für Just-t.de letzten Endes natürlich auch der Preis gewesen, berichtet die
Online-Managerin.
Obwohl die Auslagerung einiger Kernkompetenzen an eine Agentur Vorteile mit
sich bringt, entstehen auch Nachteile.
Während bei einer Inhouse-Lösung der
Verantwortliche direkt im Haus sitzt, ist
bei einer Ausgliederung die Abhängigkeit
von fremden Kapazitäten groß. Shops, die
stetig neue Ideen einbinden oder Updates
durchführen möchten, müssen sich oft
mit Warteschleifen abfinden. Ein weiterer
Nachteil: „Man zahlt für die kleinen Änderungen im Vergleich zum Gesamtpreis
eines Shops überproportional viel“, findet
Clérisse-Wetzel.
Aufgrund dieser Abhängigkeit und der
hohen Kosten kann es für Online-Händler
durchaus reizvoll sein, sich nicht vollständig auf einen externen Partner zu verlassen. In einem solchen Fall werden hauptsächlich die eigenen Kompetenzen genutzt
und diese punktuell durch externe Leistungen ergänzt. Ist zum Beispiel bereits ein
Experte im Suchmaschinenmarketing
vorhanden, ist es nicht notwendig, im Bereich SEO noch zusätzlich Hilfe zu holen.
Generell gilt: Mit jeder Person, die am
Weiterentwicklungsprozess eines Produkts beteiligt ist, kommt eine zusätzliche
Variable ins Spiel. Am besten ist es, die Interessen dieses Teammitglieds und seine
möglichen Verhaltensmuster bereits im
Voraus zu berücksichtigen. Auf diese
Weise können Risiken oder Unstimmigkeiten noch vor dem Projektbeginn miteinander besprochen werden.
Die Mischung macht’s
Auf eine Verknüpfung von internem Fachwissen und externem Know-how setzt der
Sportstrumpfhersteller CEP aus dem
oberfränkischen Bayreuth. Sein OnlineShop holte beim Shop-Award die Siegertrophäe in der Kategorie „Bester Markenshop“. Das Unternehmen hat sich vor
allem wegen der internen Struktur des
Sportstrumpf-Shops und den durch die
bisherige Arbeit erlangten Kenntnissen
für einen kombinierten Ansatz entschieden, erklärt Philipp Hausser, Manager für
Shop: Badandbold.com
∙ Der
Motorradbekleidungs-Shop
Badandbold.com wurde beim
Shop-Award 2015 mit
dem 3. Preis in der Kategorie „Bester
Online-Pure-Player“ ausgezeichnet.
∙ Die Shop-Betreiber kennen ihre Zielgruppe genau. Ihr Anspruch ist, den
Biker-Lifestyle und das „Easy-RiderLebensgefühl“ in Mode auszudrücken.
∙ Das zeigt sich in der Produktauswahl
und an den stimmungsvollen Bildern
auf www.badandbold.com.
INTERNET WORLD Business
die Bereiche Online und E-Commerce bei
CEP Sports. Es gebe bereits eine starke
interne IT, die sich um die Server-Betreuung, die Anbindung und die Schnittstellen
im System kümmert. Der gewählte Partner, die Berliner Agentur Votum, sei unter
anderem für die Programmierung, das
Design und die Umsetzung zuständig, so
Hausser. Auf diese Weise kann fehlendes
Know-how zugekauft werden, der OnlineHändler kann eigene Personalressourcen
einsparen oder anderweitig nutzen.
Wer hingegen alle Kompetenzen an eine
Agentur auslagert, läuft Gefahr, dass die
eigenen Erfahrungen ungenützt bleiben.
So weiß der Shop-Betreiber im Gegensatz
zu einer externen Agentur sehr gut, worauf seine Kunden achten. Dabei geht es
beispielsweise um das Kaufverhalten der
Nutzer oder die Wirkung von Farben oder
Bildern. Externe Dienstleister können ihre
Trümpfe auf anderen Gebieten ausspielen,
erklärt Hausser: „Das reicht von der richtigen Umsetzung von responsiven Elementen bis zum Umgang mit der Customer Journey.“ Die höheren Kosten seien
allerdings ein Nachteil beim gemischten
Ansatz, meint der Online-Manager. Für
junge Shops, die auf der Suche nach der
passenden Agentur sind, hat Hausser
einige Tipps: „Optimal wäre es, wenn die
Agentur bereits Erfahrungen in der Branche oder dem Wirtschaftsgebiet gesammelt hat – das heißt, ob die Agentur bereits
mit Marken-Shops oder einer internen IT
zusammengearbeitet hat.“
Ein Sonderfall ist Badandbold.com,
beim diesjährigen INTERNET WORLD
Business Shop-Award Dritter in der Kategorie „Bester Online-Pure-Player“. Der
Shop für Motorradfahrerbekleidung hat
sich das Agenturwissen quasi ins Haus
geholt: Matthias Berger ist einerseits Gesellschafter bei Badandbold.com und andererseits Geschäftsführer bei der Agentur
Berger Baader Hermes: ein Modell, das
einer Inhouse-Lösung sehr nahe kommt.
Der einzige Input, der zusätzlich von
außen kam, ist das IT-Wissen: „Über einen
freien Programmierer wurde die Entwicklung und Anpassung der Shop-Software
Magento hinzugekauft.“ Vom FacebookCommunity-Management über die Vermarktung der Website bis hin zur grafischen Umsetzung liegen alle anderen
Arbeitsprozesse in der Hand von Badandbold.com selbst.
Agentur: Berger Baader
Hermes
∙ Berger Baader Hermes in München ist
eine
unabhängige
Kreativagentur mit rund 30 Mitarbeitern.
∙ Agenturchef Matthias Berger ist Bad
& Bold auf vielen Ebenen verbunden:
Firmenchefin Barbara Berger ist
seine Frau – und Berger fährt selbst
Motorrad.
∙ Unter www.bergerbaaderhermes.de
ist die Agentur im Netz zu finden.
Berger und seine Frau haben sich für ihren
Biker-Fashion-Store bewusst für einen
freien Mitarbeiter entschieden, auch wenn
dies Gefahren berge: „Bei Freien gibt es
immer das Problem der Verlässlichkeit,
der Zuverlässigkeit und der Erreichbarkeit. Dementsprechend muss man Vertrauen haben, wenn man diesen Weg
gehen möchte“, so Matthias Berger.
Besondere Aufmerksamkeit sollten
Online-Händler zudem ihrem Sortiment
schenken, eine Aufgabe, die nach Meinung von Berger auf jeden Fall intern
gelöst werden sollte. Artikelbeschreibungen, Abbildungen, Suchmaschinenoptimierung, Landing Pages und die Entwicklung von Kategoriensystemen – zusammen
das Kerngeschäft eines E-Commerce-Startups – sollten nicht an Außenstehende
abgegeben werden, so Berger.
Um die optimale technische Umsetzung
für einen Shop zu finden – egal, ob mit
oder ohne Agentur – sind für Berger zwei
Faktoren entscheidend: „Das erste Kriterium ist sicherlich, dass ein Grundverständnis für die Funktionsweise des
E-Commerce vorhanden ist. Ein zweites
Kriterium ist die klare Positionierung des
Shops.“ Dabei gehe es darum, seine eigene
Nische zu finden und auch seine Produkte
und Ziele zu kennen. Im Fokus könnte
etwa die Frage stehen, ob man sich als Anbieter hochwertiger Waren positioniert
oder doch mehr auf Masse und Preis setzt.
CEP Sports: Intelligente Sportbekleidung aus Franken
1.218
Milliarden Euro
haben FullserviceAgenturen 2014
erwirtschaftet
Drohende Betriebsblindheit
15,5 %
Für eine weitere Variante hat sich der Verpackungsspezialist Rajapack entschieden,
Shop-Award-Sieger in der Kategorie „Bester B2B-Shop“. Das Unternehmen hat sich
bei der technischen Umsetzung auf die
eigenen Fähigkeiten gestützt und sich –
größtenteils – auf eine Inhouse-Lösung
verlassen. Evgenij Pisetsky, Manager
Online-Marketing und E-Commerce bei
Rajapack, erläutert die Vorteile dieses Vorgehens: „Unsere Designer kümmern sich
nur um unsere Belange, sie sind selbst ein
Teil von Rajapack und kennen sich mit
unseren Produkten, Funktionen, unseren
Anforderungen, aber auch mit unserer
Philosophie aus. Das Verständnis für die
notwendigen Maßnahmen und Arbeitsabläufe ist somit da und muss nicht laufend
neu erklärt werden.“
Eine Schwierigkeit, die bei einer solchen
Inhouse-Umsetzung auftreten kann, ist
laut Pisetsky die Betriebsblindheit. Es entwickle sich eine Routine und man benötige zunehmend Impulse, um neue kreative Anreize zu schaffen. Zur Bewältigung
dieses Problems greift der Online-Händler
auf Ideengeber zurück, die nicht aus dem
eigenen Unternehmen kommen.
Die Entscheidung gegen eine externe
Lösung verteidigt der Online-Manager:
„Eine Agentur hätte für uns beim Design
keinen Mehrwert gebracht. Darüber
hinaus ist es langfristig gesehen natürlich
◼
auch kosteneffizienter.“
mehr Umsatz
Christian Erxleben
internetworld.de/erx
27
als im Vorjahr
Quelle: Internetagentur-Ranking
BVDW
„Es ist wichtig, sich die Zeit
zu nehmen und zu definieren,
was man gerne hätte“
Marie Clérisse-Wetzel
Online Shop Business Development
Manager
www.just-t.de
TECHNIK
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Foto: Fotolia / Stockpics
28
Wege zur Big-Data-Strategie
Nutzbringende Information aus großen Datenbergen herauszuziehen ist nicht einfach. Wie gelingt es Unternehmen,
sinnvolle Big-Data-Anwendungen zu stricken? Zum Beispiel mit einem Innovationsworkshop
edes Unternehmen sitzt heutzutage auf
einer Menge von Daten – und die
Fachabteilungen in den Unternehmen diskutieren nun, da überall von „Big Data“
die Rede ist, darüber, wie sie die im Unternehmen vorhandenen Daten besser auswerten können. Der Anspruch: mehr aus
den Daten herausholen. Das Hauptziel:
neue Geschäftspotenziale entdecken.
Doch wie findet man sinnvolle Big-DataCases und wie können Unternehmen ihre
eigene Big-Data-Strategie aufsetzen?
Beide Fragen zeigen, welche Herausforderungen Firmen meistern müssen, um zu
einer individuellen Analyse zu kommen.
Beginnen wir mit der ersten Frage: Wie
können Unternehmen Big-Data-Anwendungen erkennen, die für sie nutzbringend
sind? Ein Weg könnte hier ein Innovationsworkshop sein.
J
An solch einem Workshop sollten Mitarbeiter aus verschiedenen Hierarchiestufen
und Fachbereichen teilnehmen, um möglichst viele unterschiedliche Perspektiven,
Erfahrungen und Denkweisen zu berücksichtigen. Zunächst werden die Teilnehmer auf einen einheitlichen Wissensstand
gebracht. Inspirierende Big-Data-Praxisbeispiele sollen Interesse wecken und ins
Thema einführen. Anschließend sammeln
die Teilnehmer ihre eigenen Ideen für den
Einsatz von Big Data im Unternehmen.
Diese Ideen werden im nächsten Schritt
in großer Runde vorgestellt und diskutiert.
Ähnliche Ideen werden jeweils zu einem
Use Case zusammengefasst. Jeder Use
Case wird hinsichtlich technischer und
organisatorischer Komplexität und potenziellem geschäftlichem Mehrwert bewertet. Solche Workshops können unter-
Neue Berufsprofile rund um Big Data
Chief Data Officer (CDO)
Der Chief Data Officer ist auf TopManagement-Ebene für die Datenstrategie, den Umgang mit Daten („Governance“) sowie für die Einhaltung von
Richtlinien verantwortlich.
Data Scientist
Data Scientist ist eine der zentralen
neuen Rollen im Big-Data-Umfeld – je
nach Ausprägung ist die Rolle eine
Mischung aus Business Analyst, Statistiker, Data Miner und Dateningenieur.
Nötig sind hier analytische Fähigkeiten,
Kreativität, Neugier sowie technisches
Wissen und Projektmanagement-Skills.
User Experience Designer
Der User Experience Designer, manchmal auch als Customer Experience
Designer bezeichnet, gestaltet die
Berührungspunkte zwischen Kunden
und Unternehmen. Das kann die Webseite, eine mobile App oder eine digitale
Anwendung im stationären Geschäft
sein. Für diese Rolle wird eine Mischung
aus Designdenken, technischem Wissen
und Einfühlungsvermögen für die Anforderung der Nutzer benötigt. Data Scientists bauen Analysemodelle, User Experience Designer stellen sicher, dass
diese Modelle nutzerfreundlich in die
Geschäftsprozesse einfließen.
schiedlich lang dauern, von einem bis zu
mehreren Tagen. Daran ist schon zu erkennen, dass Unternehmen Mitarbeiterzeit investieren müssen, um eine Datenstrategie zu erarbeiten.
Als Nächstes werden Teams gebildet, die
zu ihrem ausgewählten Anwendungsfall
ein detailliertes Konzept erarbeiten. Wie
in einem Start-up-Pitch werden diese
Konzepte den Entscheidungsträgern in
der Organisation präsentiert. Diese legen
fest, welche Projekte umgesetzt werden
und welche nicht.
In die Auswahl und Priorisierung dieser
Cases sollte unter anderem auch einfließen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen im Unternehmen langfristig aufgebaut
werden sollen. Welche personellen Ressourcen gibt es bereits, welche müssen
dafür gewonnen werden? Zudem sollten
die Anwendungen möglichst gut über die
Geschäftsbereiche verteilt sein.
Wenn durch den Innovationsworkshop
oder auf einem anderen Weg Einsatzzwecke für Big-Data-Auswertungen gefunden wurden, steht als nächster Schritt
die Umsetzung an. Hier ist die IT-Abteilung gefragt. Sie ist aufgefordert, ihre
Fähigkeiten im Bereich Big Data zügig
auszubauen. Keine leichte Aufgabe, denn
noch sind erfahrene Data Scientists (siehe
Kasten „neue Berufsprofile“) mit guten
IT-Kenntnissen eine rare Spezies.
IT-Teams sind in der Regel mit den laufenden Projekten gut ausgelastet, deshalb
stehen sie neuen Big-Data-Anforderungen
erst einmal reserviert gegenüber: „Unsere
eng kalkulierten IT-Budgets lassen das
nicht zu“ oder „das passt nicht mit unseren
Prozessen zusammen“, sind häufige Einwände seitens der IT-Verantwortlichen.
Im Gegensatz zur Umsetzung herkömmli-
cher IT-Projekte sind für innovative BigData-Auswertungen vor allem Geschwindigkeit bei der Entwicklung und eine enge
Zusammenarbeit zwischen den Programmierern und den Fachabteilungen nötig.
Die bisherige Vorgehensweise in IT-Projekten wie das Durchlaufen mehrerer Projektstufen, die genaue Dokumentation
und das ausführliche Testen – alles zeitintensive Schritte – passen folglich nicht
zur Anforderung des „Ausprobierens“
und des schnellen Umsetzens von Ideen.
Traditionell ist die IT in der Rolle des reinen Technologiedienstleisters zuständig
für den IT-Support und die zuverlässige
Umsetzung langfristiger Großprojekte.
Beim Ausprobieren von Big-Data-Anwendungen zählen hingegen Agilität und
Schnelligkeit. Es handelt sich hier eher um
kurzfristige Projekte mit fest vorgegebenen
Ergebnissen für die jeweiligen Geschäftsbereiche. Das Ziel eines Projekts kann sich
zudem schnell ändern, wenn das Feedback
des Fachbereichs dies erfordert. Es ist also
ratsam, neben der traditionellen IT eine
neue Organisationseinheit aufzubauen.
Eine Datenstrategie erfordert auch einen
Wandel der Organisationsstrukturen und
Prozesse. Digitale Pioniere schaffen sogar
neue Positionen wie den „Chief Data
Officer“ oder den „Chief Digital Officer“,
■
die Big-Data-Projekte voranbringen.
Alexander Borek
arbeitet als Digital- und Analytics-Strategieberater beim
Marktforschungsinstitut Gartner. Er
berät internationale Unternehmen und
setzt mit ihnen Big-Data-Projekte um.
www.gartner.com
17. August 2015
17/15
INTERNET WORLD Business
29
Bayrische Tracht als Fracht
Der Münchner Händler Himmelreich verlässt sich beim Verkauf und beim Versand von
Wiesn, Tracht und mehr
Original-Steindl-Trachten auf Amazon. Ein eigener Online-Shop war zu teuer
s ist Hochzeit im Trachtenjahr, schließlich naht das Oktoberfest. Wer zeigen
will, dass er dazugehört, schlüpft für den
Besuch des Bier-Spektakels in München in
Tracht. Von der Lust aufs „Gwand“ profitiert Himmelreich e. K., ein Münchner
Händler, der sich auf den Verkauf der
Mode der Marke Original Steindl spezialisiert hat. Zwischen der Trachtenmarke
und dem Händler besteht eine langjährige
Zusammenarbeit. Himmelreich produziert in Neuhimmelreich in der Nähe von
Dachau Strickwaren für Original Steindl.
Vor drei Jahren kam Amazon auf Himmelreich mit der Anfrage zu, ob der Trachtenanbieter nicht in Kooperation mit dem
Markenhersteller Original Steindl einen
Shop auf dem Amazon-Marktplatz eröffnen und den Service „Versand durch Amazon“ nutzen wolle. Nach kurzem Abwägen
ließ sich der Trachtenhändler auf das Angebot ein und eröffnete einen Shop unter
www.amazon.original-steindl.com. Einen
eigenen Webshop hatte Original Steindl
um das Jahr 2005 aus Kostengründen wieder zugemacht.
Binnen drei Monaten hatte Himmelreich
den Shop auf Amazons Markplatz eingerichtet. „Im März haben wir begonnen, im
Mai wurden die ersten Waren online bestellt. Die Produktbeschreibungen und die
Attribute zu den Dirndln und Accessoires
zu erstellen, war hart“, erinnert sich Ramon
Kostgeld, bei Himmelreich unter anderem
für den Online-Bereich zuständig. Begonnen hatte der Händler mit rund 3.000 Artikeln. Innerhalb des ersten Jahres verdoppelte sich die Artikelzahl, inzwischen
wurde noch einmal um die Hälfte aufge-
E
stockt. „In der Hauptzeit haben wir bis zu
10.000 Artikel online“, erklärt Kostgeld.
Manche Original-Steindl-Produkte sind
exklusiv bei Amazon über den Shop von
Himmelreich erhältlich. Da der Münchner Händler den Service „Versand durch
Amazon“ nutzt, verschickt er nun Dirndl,
Blusen, Schürzen, Unterröcke, Taschen,
Strickwaren und Trachtenschmuck an verschiedene Amazon Fulfillment Center.
Für die Fulfillment-Abwicklung erhält
Amazon rund 30 Prozent des Online-Umsatzes. Die Gebühr fällt für die Lagerung
der Ware, den Versand, den Service und
die Rücknahme an.
Rund 30 Prozent Retouren
In Spitzenzeiten verlassen pro Tag rund
500 Himmelreich-Artikel die Lager des
E-Commerce-Riesen. Retouren landen
ebenfalls wieder in Amazons Logistik. Die
Retourenquote des Trachten-OnlineShops liegt bei 30 Prozent. Auch für die
Aufbereitung der zurückgesendeten Ware
ist Amazon zuständig. Dennoch bleiben
zahlreiche Produkte übrig, die nicht mehr
wiederverkauft werden können, weil sie
beispielsweise Make-up-Flecken aufweisen. Unverkäufliche Ware wird gegen
Gebühr zurück nach München geschickt.
Kostgeld weiß: „Im September gehen die
Umsätze nach oben, im Oktober kommt
dann eine Nachzahlung an Amazon wegen
der gestiegenen Retouren.“
Denn im Gegensatz zu anderen OnlineShops ist in der Trachtenbranche nicht die
Weihnachtszeit der Hauptumsatzbringer.
„Das Trachtenjahr beginnt im Juni, die
Hochzeit ist im August und im September,
dann fällt es wieder ab“, berichtet Kostgeld.
Um die Retourenquote zu senken, hat
Himmelreich die Produktbeschreibungen
ergänzt. So steht beispielsweise bei den
Dirndln, welche Körpermaße die Models
haben und welche Kleidergröße sie tragen.
Kundinnen sollen dadurch besser abschätzen können, welche Größe sie brauchen.
Die Erfahrungen aus dem stationären Geschäft helfen Kostgeld, Antworten auf
mögliche Fragen der Online-Kundinnen
in die Produktbeschreibung einfließen zu
lassen. „Einen Shop auf Amazon zu betreiben ist ‚learning by doing‘ und gerade am
Anfang sehr nervenaufreibend“, sagt Kostgeld. Den Verkäuferservice von Amazon
bewertet er wegen dessen Rückrufservice
◼
und Erreichbarkeit als „lobenswert“.
Ingrid Schutzmann
internetworld.de/is
Original Steindl verkauft seit 13 Jahren Trachtenmode. Heute betreiben
die Jakob Hohloch GmbH und die
Steindl Trachten GmbH, die beiden
Unternehmen hinter der Marke Original Steindl, vier Geschäfte in München. Dort werden Dirndl, Lederhosen
und Accessoires aus eigener Produktion verkauft. Jedes Jahr kreiert
Original Steindl eine Kollektion, zu besichtigen im Print-Katalog und auf
www.wiesn-tracht-mehr.de. Online vertreibt Himmelreich e. K als langjähriger Partner die Trachtenmode unter
Amazon.original-steindl.com.
Himmelreich nutzt „Sponsored
Products“ auf Amazon als Werbemöglichkeit für den Shop
TECHNIK
30
INTERNET WORLD Business
PraxisTipp
Kirstin Hütz
Head of Services der
ePages GmbH
www.epages.com
Vier Tipps für ein zeitgemäßes Shop-Design
Der E-Commerce-Markt ist hart
umkämpft. Daher müssen OnlineHändler ihren Kunden ein optimales
Einkaufserlebnis bieten. Vier gestalterische Elemente, die einen modernen Shop ausmachen:
1. Halten Sie den Content-Slider aufgeräumt
Ein großes Header-Bild auf allen Seiten gilt heute als Platzverschwendung
und antiquiert. Stattdessen sollten Sie
Ihre Top-Produkte mithilfe eines Content-Sliders präsentieren, der die
passenden Bilder automatisch einblendet. Überladen Sie den Slider
jedoch nicht mit grafischen Elementen und Texten, sondern halten Sie ihn
aufgeräumt und versehen Sie ihn mit
einem klaren Call-to-Action.
2. Verzichten Sie auf Begrüßungstexte
Für kleinere Unternehmen oder Startups eignet sich ein Begrüßungstext
auf der Startseite gelegentlich, um eine
gewisse persönliche Beziehung zu
Kunden und Besuchern herzustellen.
Online-Shops können in den meisten
Fällen darauf verzichten und den Platz
sinnvoller nutzen, zum Beispiel durch
ein Bildelement mit Handlungsaufforderung oder ein Sonderangebot.
3. Nutzen Sie individuelle Produktbeschreibungen
Produktbeschreibungen bestehen oft
aus wenigen lieblosen Sätzen oder den
Produkttexten des Herstellers. Dies ist
schlecht für die Platzierung bei Google
und schafft kein Vertrauen beim Kunden. Nehmen Sie sich Zeit, eigene,
übersichtliche Produkttexte zu verfassen, die Ihren Kunden zeigen, dass Sie
sich mit Ihren Produkten auskennen.
4. Vermeiden Sie klischeehafte Fotos
Authentizität ist wichtiger denn je.
Daher sollten Sie einen großen Bogen
um generische Fotos aus Online-Datenbanken machen. Im schlimmsten
Fall nutzen Sie genau die gleichen Bilder wie Ihr Wettbewerber. Fotografieren
Sie lieber Ihre Produkte oder Mitarbeiter. Dies wirkt viel persönlicher.
17. August 2015
17/15
Zukunft trotz Insolvenz
Die Freiburger Jankowfsky AG ist zahlungsunfähig und kämpft um ihr Überleben
chwere Zeiten für die E-CommerceAgentur Jankowfsky: Das Freiburger
Unternehmen musste vorläufig Insolvenz
anmelden. „Die Ursache ist ein typisches
Mittelstandsproblem: fehlende Liquidität
aufgrund von Zahlungsausfällen“, konstatiert Rechtsanwalt Ulrich Nehrig, der als
Insolvenzverwalter bestellt wurde. Ein
Kunde habe sich verkalkuliert und die
rückwirkende Anpassung seines Vertrags
gefordert, erklärt Eric Jankowfsky, Vorstand der AG. So etwas habe er noch nie
erlebt, die Auseinandersetzung werde
demnächst vor Gericht landen.
Dazu kamen dem Vorstand zufolge
„drei schlechte Monate durch Auftragsverschiebungen bei Bestands- und Neukunden“ sowie ein deutlicher Auftragsrückgang bei einem weiteren Bestandskunden.
Dadurch sei eine Deckungslücke von insgesamt 50.000 Euro entstanden, die auch
die Hausbank nicht zwischenfinanzieren
wollte. Im Geschäftsjahr 2014/2015 hat die
AG 1,5 Millionen Euro umgesetzt.
S
Der Betrieb läuft weiter
Nach Angaben des Insolvenzverwalters
sind der laufende Betrieb und die kontinuierliche Auftragsbearbeitung sowie der
Support sichergestellt. Auch Kunden halten dem Dienstleister die Treue: „Es gehört sich nicht, einen Unternehmer und
seine Mannschaft nicht für die geleistete
Arbeit zu entlohnen. Damit werden
gesunde Unternehmen in die Knie gezwungen. Wir stehen weiterhin zu unserem
E-Commerce-Partner und unterstützen
Ein neues Unternehmen wird die Lösung für den Stationärhandel vermarkten
die Sanierung“, betont Wolfgang Grupp,
Inhaber des Textilunternehmens Trigema.
Derzeit konzentriert sich Eric Jankowfsky
auf den Vertrieb, auch wenn es „kein einfaches Unterfangen“ sei, potenzielle Neukunden davon zu überzeugen, dass ihre
Investitionen sicher sind. „Ich kann jeden
verstehen, der einen ‚Wackelkandidaten‘
nur ungern mit einem strategischen Projekt betraut“, so Jankowfsky. Dennoch
konnte er bereits zwei neue Kunden gewinnen – auch weil Partner wie die ShopSoftware-Hersteller Oxid und Intershop
angeboten haben, Projekte über sie abzuwickeln, sodass der Kunde für den Notfall
abgesichert ist.
Zudem soll noch im August ein neues,
eigenständiges Unternehmen gegründet
werden, das sich ausschließlich um den
Geschäftsbereich ePOS kümmert. Dahinter verbirgt sich ein mit einem Kassensystem verknüpftes Terminal, das den
Verkaufsprozess in stationären Läden unterstützen soll. Privatpersonen als Investoren stehen bereit, so Jankowfsky. Von drei
Pilotkunden habe er mündliche Zusagen
für die Einführung der „Brand Terminals“. Alle Mitarbeiter, die mit diesem
Projekt betraut sind, sollen dann in die
neue Firma wechseln. Dann wäre auch die
Bilanz der Agentur entlastet.
◼
Christiane Fröhlich
Neugeschäft
Etats, Launches, Optimierung und Tools für den Web-Auftritt
Auftraggeber
Auftrag
Dienstleister
Ancora Management Consulting
Relaunch der englischsprachigen Site unter www.ancoramc.com im Responsive
Design mit Einführung eines Blogs und eines Login-Bereichs für Kunden
Code 64
Blume 2000
New Media
Entwicklung einer Lösung zur digitalen Personaleinsatzplanung auf Tablets für
die 190 Filialen des Blumenhändlers
Monday Consulting
Eternit-Werke
Ludwig Hatschek
Einsatz der Business-Intelligence-Lösung Qlik View für die Analyse von
Vertriebs- und Kundendaten
Qlik
Landesanstalt für
Medien NRW
Neukonzeption und Gestaltung der Website der Landesmedienanstalt barrierefrei und im Responsive Design
B+D Interactive
Liebeskind Berlin
Relaunch des Online-Shops der Modemarke im Responsive Design
Superreal
Ludwig Zenger
Industrie-Service
Einbindung und Abwicklung der Zahlarten Kreditkarte, Sofortüberweisung, Vorkasse und Paypal für den Shop des WDR unter www.wdrshop.de
Heidelpay
Spiegel-Verlag
Einsatz der Unified-Adserver-Lösung für die Auslieferung aller Online- und
Mobile-Display-Werbemittel bei der Vermarktungstochter Spiegel QC
Adition Technologies
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17. August 2015
AFFILIATE
MARKETING
PLZ
17/15
INTERNET WORLD Business
CALL TRACKING
PLZ
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8
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EMAIL MARKETING
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7
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9
7
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6
1
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die Verkaufsleitung für den Geschäftsbereich Digitale Medien bei RMS übernommen. Der 43-Jährige, der unter anderem
bei Orangemedia.de, Freenet.de und AIS
Axon Internet Services tätig war, soll Tobias Conrad (Operations) unterstützen.
www.rms.de
Vivian Rust
B+D, Köln
Als Digital Consultant
& Business Development Managerin heuert
Vivian Rust bei der B+D Agenturgruppe in
Köln an. In der neu geschaffenen Position
soll die bisherige Mitarbeiterin von Interlutions vor allem die Entwicklung digitaler Produkte und Services vorantreiben.
Rust berichtet an die Geschäftsführung.
www.bplusd.de
Janine Nemec /
Nico Astfalk
Weitclick, Stuttgart
Nach der Neustrukturierung der Berliner
Dependance verändert die Digitalagentur
Weitclick nun auch die Führungsstruktur
am Gründungsstandort Stuttgart. Janine
Nemec (Foto) und Nico Astfalk übernehmen die Geschäftsführung des Büros gemeinsam mit den bisherigen Geschäftsführern Simon Umbreit, Florian Niet-
Die eigens für ihn neu
geschaffene Position des
Präsidenten übernimmt
Michael Evans beim weltgrößten Online-Händler
und E-Commerce-Konzern
Alibaba in China. Der ehemalige Manager der Investmentbank Goldman
Sachs, der bereits seit einem Jahr im
Verwaltungsrat der chinesischen Alibaba Group sitzt, soll insbesondere
hammer und Frank Boegner. Nemec, die
wie Astfalk seit 2014 bei Weitclick arbeitet, kam von der Werbewelt, wo die 36Jährige Creative Director war. Dort war
auch der 34-jährige Astfalk beschäftigt.
www.weitclick.de
Carsten Schwecke
Media Impact, Berlin
Zum September 2015
übernimmt Carsten
Schwecke bei Media
Impact, dem Vermarkter von Axel Springer sowie der Funke-Mediengruppe, die
Position des Chief Digital Officer. Zudem
wird der 39-Jährige, der künftig die Bereiche Programmatic Advertising, Digital
Marketing sowie Yield and Inventory Management verantwortet, Mitglied der Geschäftsleitung. Schwecke, der seit 2012
Geschäftsführer von Affiliprint ist, berichtet an Andreas Geyer, Chief Marketing
Officer von Axel Springer und Geschäftsleitungsvorsitzender von Media Impact.
www.axelspringer.de
17/15
die internationale Expansion des Unternehmens vorantreiben. Zu
den künftigen Aufgaben
des 58-Jährigen, der zuvor
rund 20 Jahre für Goldman
Sachs in Asien arbeitete, gehört unter
anderem die Anbahnung enger Partnerschaften mit Marken sowie Händlern in Europa, Asien und Amerika.
www.alibaba.com
Als Head of Data &
Analytics verstärkt
Alexander Beck künftig
den Payment Service Provider Paymill in
München. Der 30-Jährige, der unter anderem Zahlungsprozesse mit maschinellen Lernverfahren und Analytics-Methoden optimieren soll, wechselt vom DataScience-Spezialisten Blue Yonder. Dort
war Beck zuletzt als Principal Consultant
beschäftigt.
www.paymill.com/de
Nicola Schumann
Beate Uhse, Flensburg
Marcus Englert
Zattoo, Zürich (CH)
Vor allem um das
E-Commerce-Geschäft
und neue Kooperationen soll sich Nicola Schumann bei Beate
Uhse kümmern. Die 35-Jährige, die nun
die neu geschaffene Position der Country
Managerin übernimmt, war zuletzt freie
Beraterin. Sie berichtet an Marc Koster,
Direktor Omnichannel der Beate Uhse AG.
www.beate-uhse.com
Der ehemalige ProSieben-Sat1-Vorstand
Prof. Dr. Marcus Englert
wurde in den Vorstand des Internet-TVAnbieters Zattoo berufen. Seit 2010 ist
Englert, der zudem bei Sevenone Intermedia und Kirch New Media beschäftigt
war, Associate Partner und Geschäftsführer bei Solon Management Consulting.
www.zattoo.com/de
Christian Mayer
Regiondo, München
Knuth Kappes
Outbrain, München
Um die Betreuung
insbesondere der österreichischen Kunden
kümmert sich Christian Mayer als neuer
Key Account Manager künftig beim OnlineTicketing-Anbieter Regiondo in München.
Der 48-Jährige, der zuvor selbstständiger
Berater war, berichtet an Geschäftsführer Oliver Nützel.
www.regiondo.de
Als Senior Sales Manager wechselt Knuth
Kappes zu Outbrain in
München, Betreiber einer Content-Discovery-Plattform. Der 33-Jährige, der zuletzt als Senior Media Manager bei Performance Network – Holtzbrinck Digital
tätig war, verantwortet künftig die strategische Akquise von Neukunden.
www.outbrain.com/de
INTERNET WORLD Business
ISSN 1433-3309
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17. August 2015
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INTERNET WORLD Business
37
Premiere in der
Fuggerstadt
Wie sieht die digitale Zukunft aus? Darüber wurde in der
Silbermannvilla beim „Digital Tomorrow“ diskutiert
ie sieht die Zukunft des Affiliate
Marketing aus? Welche Trends gibt
es und welche Faktoren sind dabei entscheidend? Darüber referierte Markus
Kellermann, geschäftsführender Gesellschafter von Xpose360, auf der „Digital
Tomorrow“-Konferenz. Die Veranstaltung fand am 28. Juli 2015 erstmals in
Augsburg statt und versuchte, Ein- und
Ausblicke auf die Bereiche Social Media,
SEA, SEO und Marketing zu geben.
Sicher ist, dass die Nutzer immer mehr
Bildschirme und damit potenzielle
Kontaktpunkte in ihren Alltag integrieren
und sich dadurch die Customer Journey
verändert. Darauf müssen die Werbungtreibenden reagieren. Damit entstehe eine
Chance für die Affiliate-Branche, so
Kellermann, weil neue Geschäftsmodelle
häufig im Affiliate Marketing getestet
werden.
Eine Problematik beim E-Commerce liege
darin, dass die Conversion Rate bei nur
zwei Prozent liege, so Kellermann weiter.
Einen Lösungsansatz dafür liefere das
Affiliate Marketing. So können Advertiser
an mehreren Stellen im Kaufprozess eingreifen und die eigene Marke positionieren. Um etwa den Bedarfswunsch nach
einem Produkt beim Endverbraucher zu
wecken, sollten Unternehmen verstärkt
auf „Empfehl-Buttons“ setzen.
Laut einer Nielsen-Studie vertrauen 80
Prozent den Einschätzungen von Freunden und Bekannten. Mousetracking ist
eine weitere Idee. Wenn der Nutzer das
Browser-Fenster schließen möchte, öffnet
sich ein Coupon. Wohin der Weg allerdings genau führt, ist noch nicht klar. ◼
01
01 Alexander Geißenberger,
Geschäftsführer Xpose360, und
Dominik Johnson von Yandex
02 Alexander Ficker, Teamleiter SEA
und PPC bei Xpose360, im Gespräch
03 Affiliate-Experte und Geschäftsführer
Markus Kellermann beim Vortrag
04 Der Garten der Silbermannvilla lud
zum Austausch und Entspannen ein
02
05 Für die Gäste und Speaker rollte die
Agentur den roten Teppich aus
Fotos: Xpose360
W
03
04
Termine
Year of the Goat
Auf ihre ganz eigene Art nähert sich die
B2B-Digitalkonferenz dem Thema digitaler Wandel. Mit dabei sind Vertreter von
Volkswagen, Uber, der Deutschen Telekom, Youtube und Burger King, am
Nachmittag stehen Workshops auf dem
Programm.
Termin: Hamburg,
8. September 2015
Kosten: Ab 289 Euro
www.http://yearofthegoat.co
Info:
Dmexco
In diesem Jahr trifft sich die Digitalbranche unter dem Motto „Bridging World“ in
Köln. Kurz vor Anmeldeschluss geben
die Organisatoren erneut einen Ausstel-
lerrekord bekannt: Mehr als 30.000
Besucher werden zu den gut 200 Stunden
Kongressprogramm erwartet.
Termin: Köln,
16. und 17. September 2015
Kosten: Keine (bis 17. August; ab
18. August 99 Euro zzgl. MwSt.)
www.dmexco.de
Info:
Internet Security Days
Sicherheit für das Internet der Dinge,
Connected Cars und in der Cloud sind
einige Themen auf der Konferenz und
Fachmesse „Security Fair“. Zum fünften
Mal richtet der Eco Verband die Veranstaltung aus. Am Abend lädt die Asian
Internet Security Night zum Networken ein.
Termin: Köln, Phantasialand,
16. und 17. September 2015
Kosten: 299 Euro inkl. MwSt.
https://isd.eco.de
Info:
Bits & Pretzels
Das dreitägige Start-up-Festival lockt
zum dritten Mal Gründer, Gründungsinteressierte, Investoren und Inkubatoren
nach München. 3.600 Teilnehmer werden
erwartet. Der letzte Tag ist zum Networken gedacht, er findet auf dem Münchner
Oktoberfest statt.
Termin: München,
27. bis 29. September 2015
Kosten: Ab 399 Euro zzgl. MwSt.
www.bitsandpretzels.com
Info:
OVH Summit
„Digital Launch Pad“ ist das Motto des
dritten OVH Summit. Auf die rund 2.000
Besucher warten Vorträge und Workshops zu Hosting, dem Internet der
Dinge, Voice over IP und Mobile. Sichere
Lösungen für das eigene Business stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt.
05
Termin: Paris,
24. September 2015
Kosten: Kostenlos
www.ovh.com/fr/events/
Info:
summit/2015/
Social Media Conference
Unter dem Motto „Social Media meets
Content Marketing“ richten sich die praxisnahen Vorträge an Marketer, Strategen
und Führungskräfte. Themen sind unter
anderem: „Facebook Ads – Targeting –
Status Quo“, „Erfolgreiche Verkäufe über
Twitter generieren“ und „Social Media
Marketing mit Biss“. Außerdem steht ein
B2B-Special auf dem Programm.
Termin: Hamburg,
12. und 13. Oktober 2015
Kosten: Für unsere Leser 640 Euro
zzgl. MwSt. (Code: SMC15iwb)
www.socialmediaconference.de
Info:
MEINUNG
38
INTERNET WORLD Business
17. August 2015
17/15
Digital Marketing ist tot
2015 geht es vielmehr um Marketing in einer digitalen Welt. Ein Erklärungsversuch
er moderne Mensch von heute
swoosht zum Frühstück auf seinem
Tablet durch das E-Paper, klickt sich auf
dem Weg zur Arbeit via Smartphone
durch die aktuelle Nachrichtenlage und
schaut am Abend seine Lieblingsserie im
Smart-TV oder den Blockbuster via
Online-Videothek. Parallel dazu ist er den
ganzen Tag mobil zu erreichen: Er lacht
über das neueste Viral zu Mittag, whatsappt mit den Liebsten zwischendurch und
checkt sein Mails auch out of office. Während Medien wie TV, Radio oder die Zeitung ihre eigene Primetime im Tagesverlauf haben, läuft das Internet in unserem
Leben im Hintergrund auf hohem Niveau
stetig mit. Es ist omnipräsent – und das auf
immer mehr Web-basierten Geräten.
Auch Smartwatches und Wearables werden dazu beitragen, dass unsere Mediennutzung durch die Vielzahl der mit dem
Web verbundenen Geräte immer fragmentierter wird – und Online die Regel,
Offline die Ausnahme sein wird.
über verschiedene Kanäle, bevor sie sich
für den Kauf eines Produkts entscheiden.
Dabei gilt: Je mehr sich die Customer
Journeys der Kunden differenzieren, desto
seltener erreicht Werbung, die für die
breite Masse konzipiert und realisiert
wurde, den einzelnen Konsumenten. Marketingmethoden, die auf gleichförmige
Botschaften für eine große Reichweite setzen, werden dadurch immer weiter an Wert verlieren. War
bisher die zündende kreative Idee
die Keimzelle guter Werbung, geht
es heute darum, potenzielle respektive bestehende Kunden zur richtigen
Zeit am richtigen Ort mit der für sie passenden Botschaft zu erreichen.
D
Marketing in einer
digitalen Welt
Was andere schreiben
Maël Roth,
Content Marketing
Strategist
Die klassischen 4 P (Product, Price,
Promotion, Place) sind nicht mehr
zeitgemäß. Sie entstanden in den
60er-Jahren – in Zeiten der Mad Men,
Zeiten die wir mit der heutigen Welt
nicht mehr vergleichen können. Die
4 P stoßen in unserer modernen,
Always-on-Welt an ihre Grenzen.
Marketing und Technologie haben die
Vermarktungsstrategien die Disziplin
so grundlegend verändert, wie kaum
eine andere in unserer modernen
Wirtschaft. Deshalb ist es an der Zeit,
dass das seit einem halben Jahrhundert etablierte Modell des Marketing
Mix zwar nicht ganz zurückzieht,
doch einem anderen Modell die PolePosition überlässt.
Jessica Hartmann,
Event-Partner
In der digitalen Welt lassen sich alle
Formate kombinieren. Der letzte
Trend dazu hieß Crossmedia: Eine
Geschichte oder ein Inhalt wird simultan über alle Kanäle verbreitet.
Egal, ob über Printsachen, Website,
Social Networks oder Mediaplattformen, der Kunde wurde überall mit
der gleichen Story konfrontiert. So
ergibt sich ein einheitliches Bild und
der Inhalt prägt sich durch wiederholte Kontaktpunkte optimal ein.
„Die Online-Branche ist
nicht länger nur ein Kanal im
Marketing-Mix“
Peter Potthast,
Country Manager DACH,
Conversant Deutschland
www.conversant.com
Wir stehen vor einem
Paradigmenwechsel
Digitales Marketing, das sich wie bisher
auf einzelne Kanäle stützt, ist deshalb dem
Untergang geweiht. Beim Marketing in
einer digitalen Welt muss das ganzheitliche Markenerlebnis im Fokus stehen –
und das kanalübergreifend. Ein grundlegender Paradigmenwechsel kündigt sich
an: Unsere lieb gewonnene Online-Branche ist nicht länger ein Kanal im Marketing-Mix, sondern bildet 2015 die gesamte
Wirkungskette ab. Spätestens seit der Ent-
deckung der Customer Journey gehört die
Silo-Denke – zumindest in der Theorie –
der Vergangenheit an.
Werbung für die breite
Masse wirkt nicht mehr
Anstatt weiterhin Maßnahmen für einzelne Kanäle zu planen, betrachten Werbungtreibende die Touchpoints heute als
miteinander vernetzte Elemente. Konsumenten recherchieren schließlich auch
#jugend_surft
Ohne Tracking und DataMining geht es nicht
Die Message darf gern kreativ sein, muss
es aber nicht. Viel wichtiger ist es, dass sie
sich an den zu diesem Zeitpunkt bestehenden Interessen und Bedürfnissen des
jeweiligen Users ausrichtet. Um die herauszubekommen, benötigt das Marketing in
einer digitalen Welt ein umfassendes geräte- und kanalübergreifendes Tracking und
sinnvollen Einsatz von Data-Mining.
Dazu gehört auch, dass Advertiser die
Daten ihres Customer-Relationship-Management-Systems für Kampagnen zur Verfügung stellen und Offline-Informationen
mit Online-Profilen vernetzen. Das Sammeln und Verstehen sowie der sinnvolle
Einsatz all dieser Informationen sind für
Werbungtreibende
die
eigentliche
Herausforderung in der digitalen Welt. ◼
Zitat
42 %
aller Kinder
Alex Holzreiter,
Brainbuxx
Erfolgreich verkaufen heißt heute,
den Kunden entlang der Customer
Journey zu begleiten – in allen Phasen, die ein Kunde bis zur Kaufentscheidung durchläuft. Die Herausforderung ist, die Wege des Nutzers
durch die digitale Welt nachzuvollziehen, zu erfassen und geeignete
Touchpoints zu identifizieren.
zwischen
9 und 13 Jahren
in Deutschland haben
einen eigenen PC oder
ein eigenes Tablet
„Der Online-Handel bedeutet nicht
das Ende des stationären Handels“
Quelle: Ehapa Kids Verbraucheranalyse 2015
Foto: Shutterstock / Artenot
Gerold Doplbauer, GfK-Handelsexperte, sieht auch
beim E-Commerce eine Sättigungsgrenze erreicht
Quelle: Channelpartner
Recruiting Special
zur dmexco 2015
Jobboard auf der dmexco
Anzeigen in den Messeausgaben
Online Stellenmarkt der internetworld.de
rte
Qualif izie
er
Mitarbeit
gesucht?
Da
haben
wir
was
für
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16.-17. September 2015
Kontakt:
Angelika Hochmuth
Tel. 089/74117-432
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SEPTEMBER 16 & 17, 2015 | COLOGNE
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