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Artikel „Die barrierefreien Highlights von Madrid“ Ein Bericht von Catharina Escales erschienen in Heft Nr. 4-2014, Juli 2014 © Escales-Verlag Talstr. 58, 77887 Sasbachwalden Tel. 07841 - 684 11 33 E-Mail: [email protected] www.escales-verlag.de Die barrierefreien Highlights von Madrid Eine Fotoreportage von Catharina Escales Am Plaza de Oriente. Foto: Catharina Escales Herzlich willkommen in Madrid, dem “größten Dorf Spaniens”. Hier finden Sie Sehenswürdigkeiten, die einer Landeshauptstadt würdig sind, vom weltberühmten Staatspalast mit seinem Prunk aus alten Zeiten über großartige Museen, in denen man ganze Tage verbringen kann, bis hin zu bezaubernden Parkanlagen mit Schmuckstücken wie Seen und Palästen aus Glas. wie man sich das von einer modernen europäischen Hauptstadt erwarten sollte, ist hier zum Beispiel leider nicht möglich. Und Madrid hat durchaus mehr Berge zu bieten, als ich erwartet hatte. Aber glücklicherweise gibt es auch hier für fast alle Probleme eine Lösung. Ich hatte jedenfalls eine tolle Zeit, von der ich Ihnen, liebe Leser, gerne berichten möchte. Alleine der leckeren Tapas wegen, die ich auf wunderschönen Plätzen in der Innenstadt und in üppig bestückten Markthallen genießen durfte, würde ich wieder dorthin fliegen! Ganz zu schweigen von den charmanten Altstadtstraßen und den großartigen Museen. Madrid lohnt sich bestimmt! Was Sie im Kontrast dazu aber auch entdecken können, das ist das schier unendliche Gassengewirr in Madrids Innenstadt. Tapas-Lokale und Bars reihen sich in kleinen Häuschen aneinander, Menschen stehen mit einem Glas Bier davor auf den Straßen und lachen miteinander oder schlemmen an kleinen Tischchen, die im Gebäudeinneren im Kerzenschein flackern. Bald in jedem Innenstadtteil gibt es diese Gassen, ganz wie in einem kleinen Dörfchen. "Man kennt sich, man hilft sich" ist noch immer das Credo in vielen Vierteln, seien sie multikulturell, queer, künstlerisch oder akademisch - Madrid ist ein riesiges buntes Dorf im Herzen Spaniens und mit Spanien im Herzen. Für die Vorrecherche mache ich mich wie immer im Internet schlau. Im World Wide Web entdecke ich eine Broschüre "Accessible Madrid" auf Englisch und Spanisch, die von der Tourismusbehörde der Stadt online gestellt wurde. Darin sind detaillierte Beschreibungen zu den Sehenswürdigkeiten der Metropole, seien es Museen, Paläste oder auch Restaurants. Prima! Leider werde ich während meiner Erkundungen durch die Stadt des öfteren Fehler in der Broschüre entdecken. Dazu gehören nicht nur fehlerhafte Adressen, sondern auch hin und wieder eine verschwiegene Stufe zu einem WC oder gar zwei bereits überhaupt nicht mehr existierender Restaurants, obwohl das Dokument zum Zeitpunkt meines Downloads nicht alt ist. Schade. Trotzdem ist es super, dass es "Accessible Madrid" gibt und ich dadurch einen Hinweis auf die Barrierefreiheit vieler interessanter Orte bekomme. Ich gehe nur ein- Kurz und gut, Madrid ist eine tolle und erlebenswerte Stadt, die einen Besuch allemal lohnt. Während dieser Reportage habe ich eine Freundin besucht, die dort lebt, bis heute begeistert ist von der Atmosphäre, der reichen Kultur, den spannenden Menschen und natürlich... den Tapas! Ich bin allerdings gewarnt worden: Für Rollifahrer ist Madrid eine kleine Herausforderung. Einfach mal schnell in die nächste U-Bahn hüpfen und zu den Sehenswürdigkeiten fahren, -5- Rollstuhl-Kurier 4-2014 Barrierefreie Highlights von Madrid Rollstuhlgerechtes Zimmer und Badezimmer im Rafaelhoteles Atocha. Innenhof des Rafaelhoteles Atocha. Abflusssystem - trotz der im Marmorboden versenkten Designer-Abflüsse. fach ab dem zweiten Tag dazu über, die Adressen jeweils im Internet nochmal nachzuschauen, ob sie überhaupt noch existieren. Nun der kleine "halbe Wermutstropfen" des Hotels. Die Lage. Auf dem Stadtplan sieht es wirklich gut aus, direkt am Bahnhof Atocha, nahe des Busterminals und unweit der Altstadt. Übermütig beschließe ich deshalb, den Shuttleservice abzulehnen und vom Flughafen aus mit der Metro zu fahren. Ich darf nun wohl eine Tendenz zur Selbstüberschätzung meinen Charaktereigenschaften hinzufügen: das war doof. Der Bahnhof ist riesig und nicht alle Wege sind für Rollstuhlfahrer nutzbar. Die meisten sogar gar nicht. Zudem ist die Beschilderung lausig und ohne nettes Servicepersonal hätte ich wohl ewig gesucht. Es ist eine halbe Weltreise von dem einzig geeigneten UBahn-Ausgang für Rollstuhlfahrer zum stufenlosen passenden Ausgang des Bahnhofes. Selbiger liegt dann so ungünstig, dass ich nochmal gut zehn Minuten zum Hotel brauche. Selbst, nachdem ich den Weg kenne, wird es mit dem Rolli vom Hotel aus fast 20 Minuten dauern, bis ich wirklich in die UBahn einsteigen kann. Machbar, aber nicht optimal. Dafür kann das Hotel nichts, denn am Bahnhof selbst bin ich in 10 Minuten. Trotzdem schade. Sie finden die Broschüre unter http://www.esmadrid.com/en/ access-madrid. Vor Ort ist sie in den Tourismus-Informationen als DVD erhältlich. Das Rafaelhoteles Atocha: Nun komme ich als erstes zu einem der wichtigsten Punkte, dem Hoteltest. Schließlich ist eine gute Unterkunft die Basis, um sich in einer fremden Stadt wohl zu fühlen. Felix Karsch, der Gründer von Accamino Reisen, einem Spezialreiseveranstalter für Rollstuhlfahrer, hat mir das Hotel Rafael Atocha empfohlen. Hier haben sich schon einige seiner Reisegruppen mit Rollifahrern wohlgefühlt. Beliebt sei es unter anderem auch bei den spanischen Behinderten-Sportlern, wie mir der Hoteldirektor Pepe Sánchez bei unserem Vorgespräch versichert. Es gebe vier Rollizimmer und bei Bedarf könnten einige mehr passend umgestellt werden. Er selbst habe sich auf die Fahne geschrieben, das Hotel immer barrierefreier zu machen. Das macht mich neugierig und ich teste das Rafaelhoteles Atocha nahe des gleichnamigen großen Bahnhofs. Positiv dabei ist allerdings, dass ja schon der Bahnhof Atocha eine Sehenswürdigkeit ist und sich vom Hotel aus so prima ein erster Stadtrundgangstag starten lässt. Nah sind auch das Museo del Prado, der botanische Garten und das Museo del Reina Sofia. Zuerst die guten Dinge, von denen es viele zu nennen gibt: das Hotel ist innen schick und modern, der Service sehr freundlich, das Frühstück für spanische Verhältnisse wirklich gut, sogar mit einem Buffetabschnitt für Diabetiker, und es gibt einen großen Innenhof mit riesigem Schatten spendenden Sonnensegel. Außerdem sind die Rollizimmer tadellos. Gemütliches Ambiente, vielleicht ein klein wenig schmal Bis zum Busbahnhof und in die Altstadt braucht man etwa 20 Minuten zu Fuß. Das kann man definitiv mal machen, aber dauerhaft ist es nicht toll. Die Lösung liegt in den günstigen und für Rollstuhlfahrer geeigneten Taxen. Für unter 10 Euro kann man fast jeden Punkt in der Innenstadt vom Hotel aus gut erreichen. Und ist man erst einmal im Herzen von Madrid, lässt sich jeden Tag eine wunderbare kleine Route abstecken, für die man keine Verkehrsmittel als die eigenen Beine oder Räder braucht. Das Serviceteam des Hotels bestellt jeder Zeit gerne ein Rollstuhltaxi, auf Wunsch auch als Flughafenshuttle. Fazit: Ich kann das Hotel Atocha mit seinem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich sehr empfehlen. Nicht sonderlich gut geeignet ist es für E-Rollis und für Menschen, die auf Taxen unbedingt verzichten wollen. Ansonsten überzeugen Ausstattung und Service. Adresse: Rafaelhoteles Atocha, Méndez Álvaro 30, 28045 Madrid, Tel +34 914688100, www.rafaelhoteles.com. Erster Stadtspaziergang mit Kunst, Architektur und der grünen Oase Madrids. Wir werden durch die prächtige alte Bahnhofshalle schlendern, moderner Kunst begegnen, die Fassade des Caixa-Forum mit ihrem hängenden Garten geschnitten für meinen Geschmack, aber dafür mit einem riesigen Bad und allerlei praktischen Details. Unter anderem gibt es eine breite Kofferablagefläche und eine Stange für die Bügel am Kleiderschrank. Sehr schön. Auch, wenn das nun albern klingt, gilt meine ganz besondere Begeisterung dem Duschabfluss im Badezimmer. Haben Sie auch schon oft nach einer ausgiebigen Dusche in einem modernen Hotel mit einfahrbarer Dusche im Hochwasser gestanden? Den Nachfolgenden ein kaum betretbares Bad hinterlassen? Sich verzweifelt nach einem Wischmop umgesehen? Und das alles Dank totschicker aber völlig unfunktionaler Abflüsse in marmornen Bodenplatten. Ätzend. Im Hotel Atocha passiert das nicht. Diese Bäder sind anständig gebaut und verfügen nicht nur über ausreichend Haltegriffe und praktische Duschhocker, sondern auch über ein ausgezeichnetes Rollstuhl-Kurier 4-2014 -6- Atocha Bahnhof. bewundern, durch das weltberühmte Museo del Prado wandeln, den Botanischen Garten besuchen, gut essen in der Nähe der viel photographierten Plaza de Cibeles und schließlich im Palacio de la Communication und im Parque de Retiro rasten. Zum Abendessen besuchen wir den Mercado de San Anton. Wir starten unseren ersten Tag in der Estación de Atocha, der prächtigen alten Bahnhofshalle aus Glas und Stahl. In deren Inneren findet man heute keine alten Dampflokomotiven mehr, sondern hoch aufragende Palmen, Teiche mit WasserschildRolli-WC im Atocha Bahnhof. kröten und gemütliche Cafés. Wenn Sie hier rasten wollen, wählen Sie ganz frei aus. Es gibt ein Familien- und Behinderten-WC am Anfang der Halle, das zwar 50 Cent kostet, aber immer blitzblank sauber gehalten wird. Schräg gegenüber des Bahnhofs liegt schon das Centro de Arte Reina Sofía, ein Tempel zeitgenössischer Kunst. Es ist gut für Rollstuhlfahrer geeignet und bietet barrierefreie WCs mit teilweise ausreichend Platz, um auch mit einem Elektro- Das Museum Centro de Arte Reina Sofia. rollstuhl seitlich daneben zu fahren. Die meisten Rolli-WCs im Gebäude sind mit einem klappbarem Griff zur einen Seite und zur anderen mit einem fest montiertem Haltegriff ausgestattet. In seinen Mauern findet man eines der bekanntesten Gemälde der Welt, Picassos "Guernica". Es zeigt den Schrecken des Krieges von 1937, in dem deutsche Bomber an Francos Seite das Städtchen Guernica zu großen Teilen zerstörten. Die Ausstellungen sind dabei nicht zeitlich sortiert, was für ein Museum mit einem Repertoire von Beginn des 20. Jahrhunderts an durchaus typisch wäre, sondern wird geprägt von Akzenten. "Guernica" wird beispielsweise von Propagandaplakaten umrahmt. Rollstuhl-Kurier 4-2014 -7- Barrierefreie Highlights von Madrid Museumsbuchhandlung lieber günstig Bücher shoppt, das Stöbern liebt und vielleicht ein besonderes Andenken sucht, der ist hier genau richtig. Wieder auf dem Paseo del Prado, kommen wir vor dem Eingang des Jardín Botánico zunächst an dem berühmten Caixa Forum mit seinen beeindruckenden hängenden Gärten vorbei. Das Zentrum für Kunst und Kultur ist allein durch seine Architektur schon ein Besuchermagnet und beliebtes Fotoobjekt. Meine Freundin versicherte mir, es sei innen wunderbar Aufzug für Rollstuhlfahrer im Centro de Arte Reina Sofia. Ein weiteres Merkmal des historischen Gebäudes mit modernen Ergänzungen sind zwei gläserne Aufzüge an seiner Außenfassade, durch die man einen schönen Blick über die gegenüberliegenden Häuser und Plätze hat. Ein weiterer Aufzug befindet sich an der Fassade des Innenhofes. Von ihm aus kann man auf eine dort stehende riesige Skulptur blicken, die durch die umliegende Architektur in einem Spiel aus Licht und Schatten hervorgehoben wird. Herrlich ist der Blick ebenfalls von der DachIm Garten des terrasse. Zu erwähnen bleibt Centro de Arte Reina Sofia. außerdem, dass das Museum auch für seine gut sortierte Buchhandlung und seine riesige Bibliothek bekannt ist. Das Caixaforum - Zentrum für Kunst und Kultur. für Rollifahrer geeignet. Ich selber möchte aber lieber die anderen Sehenswürdigkeiten entdecken und wegen einer Sonderausstellung bei unserem Besuch ist mir das Forum für meinen Geschmack zu voll. Also geht es nach ein paar Fotos weiter. Nun gelangen wir zum Botanischen Garten, einer ehemaligen königlichen Studienakademie Karls III für Botanik. Manche Bäume sind so alt wie die Gründung vor über 200 Jahren. Bis Adresse: Centro de Arte Reina Sofía, Calle de Santa Isabel 52, www.museoreinasofia.es. Der Paseo del Prado: Nun stehen wir auch schon am Anfang der Prunkstraße Paseo del Prado. Die ehemalige prächtige Flaniermeile neben dem Königspalast mit ihren Schatten spendenden Bäumen wird gesäumt von zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die sich an ihr entlang reihen wie an einer Perlenschnur aufgefädelt. Alle sind gut für Rollifahrer geeignet: der botanische Garten, das Caixaforum, der Prado und zum Ende hin der Plaza de la Cibeles mit seiner berühmten Statue und dem angrenzenden Museum für Kommunikation. Auf geht's! Gleich zu Beginn biegen wir rechts in die Calle Claudio ein. Per Zufall entdecken wir den dortigen Büchermarkt. In festen Ständen öffnen jeden Tag die Händler ihre kleinen hölzernen Der Botanische Garten, auch unter Rollstuhlfahrern ein beliebtes Ausflusziel. Büchermarkt in der Calle Claudio. Pforten und bieten alte und neue Bücher feil. Bestimmt kann man mit Handeln gute Schnäppchen machen. Wie wäre es mit Tapas-Kochbüchern in verschiedenen Sprachen, dem "Kleinen Prinz" auf Spanisch oder Titeln von Marquéz? Wer statt einer Rollstuhl-Kurier 4-2014 -8- heute wird er liebevoll gepflegt und lädt zu einer Ruhepause abseits des Großstadtgetümmels ein. Besonders schön ist eine Rast hier zum Beispiel nach einem Besuch des angrenzenden Museo des Prado. Denn gegenüber des Botanischen Gartens befindet sich einer der Ausgänge des Museums. Der Jardín Botánico ist für Rollstuhlfahrer geeignet bzw. gut befahrbar. Der Eingang ist stufenlos und zu den meisten Orten des Gartens gibt es Wege ohne Stufen, auch wenn wir diese manchmal suchen müssen. Angeblich gibt es auch drei verschiedene WCs für Rollstuhlfahrer. Eines, das wir finden, ist nahe dem Tropenhaus und leider durch eine feste Haltestange eingemauert. Nun ja, der Garten ist alt und man gibt sich immerhin durch Anbauten von Rampen und ähnlichen Hilfsmitteln Mühe. Für eine Pause eignet sich der Park mit seinen bunten Beeten, idyllischen Teichen und interessanten Ausstellungen allemal. Rollstuhlfahrer im Prado-Museum. Das Museo del Prado zählt zu den bedeutendsten und auch größten Kunstmuseen der Welt. Jedes Jahr wandeln knapp 3 Millionen Besucher durch seine Säle im Herzen der spanischen Hauptstadt. Zu bewundern gibt es über 5.000 Zeichnungen, 3.000 Gemälde, 2.000 Drucke, mehr als 1.000 Medaillen und Münzen und über 700 Skulpturen. Eine immense Fülle an Kunstschätzen, mit denen man Stunden und Tage verbringen kann. Wer mag, kann quasi die gesamte Kunstgeschichte Europas ablaufen. Adresse: Jardín Botánico, Plaza Murillo 2, www.rjb.csic.es, Metro 1 Atocha. Das Museo del Prado: Wer schon die Tickets hat, einer angemeldeten Gruppe angehört oder als Rollifahrer lieb fragt, der wird vielleicht schon am Hintereingang des Plaza Murillo hineingelassen. Der schicke Haupteingang ist aber auch nicht schlecht. Wir sind an einer der berühmtesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten Spaniens angekommen, die kurz "Prado" genannt wird. Wer nicht von der prächtigen Masse erschlagen werden, sondern lieber Schwerpunkte setzen möchte, dem empfehle ich, sich ein bis zwei Stunden für die Gemälde der berühmtesten Spanischen Künstler zu nehmen. Dafür rüsten Sie sich am besten mit einem Audioguide und einem kleinen Übersichtsplan aus und fahren schnurstracks in den ersten Stock. Dort finden Sie in aufeinander folgenden Sälen Werke von Greco, -9- Rollstuhl-Kurier 4-2014 Barrierefreie Highlights von Madrid Im Museo Nacional del Prado. man Tapas haben kann, aber ich lebe ja auch nicht in Spanien. Vielleicht muss es eben ab und an Fastfood sein. Velázquez, Murillo und Goya. Wenn Sie sich etwa eine gute Stunde vornehmen wollen, nehmen Sie sich nur Zeit für die durch Audio-Kommentare hervorgehobenen Werke, z.B. "Die nackte Maya" von Goya und "Die Übergabe von Breda" aus der Hand von Velázquez. Das reicht für entspannten Genuss ohne Hetze und einen guten Überblick über die Exponate dieser vier wichtigsten spanischen Künstler. Das Lokal liegt jedenfalls strategisch super. Es gibt einen schönen Außen- und einen großen Innenbereich. Das Essen hat ein anständiges Preisleistungs-Verhältnis und es gibt auch Weiterhin ist der Prado sehr bekannt für seine exquisite Sammlung an Werken niederländischer Meister wie Albrecht Dürer, Boticelli, Caravaggio und Rembrandt sowie flämischer Künstler wie etwa Rubens. Dies liegt unter anderem an der langen geschichtlichen Verbundenheit Flanderns mit der spanischen Monarchie. Achtung: In zahlreichen spanischen Museen, auch im Museo del Prado, ist das Fotografieren generell verboten, selbst, wenn Sie den Blitz ausschalten. Tipp: Das Café am Ende der Eingangshalle hat einen guten Ruf und lockt, um dem gesättigten Gehirn und dem hungrigen Magen während des vielleicht langen Besuches des Museums eine Pause zu gönnen. Das Museo del Prado ist barrierefrei. Unter anderem gibt es schwellenlose Eingänge, Aufzüge in alle Etagen und mehrere für Rollifahrer geeignete WCs. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Der Eintritt ist für behinderte Menschen sowie eine Begleitperson frei. Sie müssen dann auch nicht in den langen Schlangen am Eingang anstehen, sondern nur einen Servicemitarbeiter auf sich aufmerksam machen. Allgemein ist man hier gut beraten, auch bei Fragen zu bestimmten Kunstsammlungen und bei der Bitte um Tipps für den eigenen Museumsbesuch. Adresse: Museo Nacional del Prado, Paseo del Prado s/n, 28014 Madrid, E-Mail: [email protected], Internet: www.museodelprado.es, Auskunft, Vorverkauf, Reservierung und Gruppenanfragen auch unter Tel. +34 902 107077. Das Museum ist das ganze Jahr über täglich ab 10 Uhr geöffnet, montags bis samstags bis 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 19 Uhr, sowie am 6. Januar, 24. und 31. Dezember bis 14 Uhr. einige vegetarische und einige glutenfreie Speisen. Man kann sich drinnen in einem kleinen Supermarkt des VIPS einen Picknickkorb zusammenstellen, wenn man lieber im nahen Park essen möchte. Außerdem gibt es ein geräumiges Behinderten-WC mit ausreichend Platz, um mit dem E-Rollstuhl rechts daneben zu fahren und einem festen Haltegriff auf der linken Seite. Adresse: VIPS Neptuno, Plaza de Cánovas del Castillo 5, 28014 Madrid, Tel. (+34) 912752183. Ein weiterer möglicher Ort für eine Pause am Plaza de Cánovas del Castillo ist eine Filiale von Starbucks. Diese bietet sich natürlich eher für einen Snack und eine Kaffeepause an. Das Starbucks-Café ist stufenlos zugänglich, verfügt über ein paar tiefe Tischchen neben die man fahren kann und ebenfalls über ein RolliWC. Selbiges ist theoretisch groß genug auch für Elektrorollstühle. Vom Schnitt her kann man allerdings nicht komplett rechtsseitig neben die Toilette fahren. Die rechte Haltestange ist klappbar, die linke an der Wand montiert. Adresse: Starbucks, Plaza Cánovas del Castillo 5, 28005 Madrid. Plaza Cánovas del Castillo: Ein kleines Stück weiter den Paseo del Prado entlang gelangen wir zum Plaza Cánovas del Castillo. Wem nach einer Rast mit Essen und Getränken nach dem langen Spaziergang ist, der wird auf der Westseite des Plaza fündig. Hier steht eine Filiale des VIPS. Die meisten Lokale dieser Kette sind für Rollifahrer geeignet. Geboten wird spanisches Fastfood: verschiedene Hamburger mit Pommes, Sandwiches wie das beliebte Club Sandwich mit French Fries, oder auch süße Pancakes mit Eis und jeder Menge Sirup. Die Kette ist bei vielen Spaniern beliebt. Hier sieht man Gäste in jedem Alter, nicht nur Familien mit Kindern oder Touristen. Mir ist das zwar unverständlich, warum man Fastfood isst, wenn Rollstuhl-Kurier 4-2014 Plaza de Cibeles: Folgen wir dem Paseo del Prado weiter zu seiner Kreuzung mit der Calle de Alcalá und der Calle de - 10 - Platz zum Ausruhen. Teilweise sind wirklich interessante Ausstellungen dabei, z.B. Fotografie aus Spanien, eine Sammlung von Möbeln holländischer Auswanderer oder Kunst aus Kleidung. Der Service am Empfang ist wunderbar und die liebevoll gepflegte Bescheidenheit der Räume und die Ruhe wegen der wenigen Besuchern eine echte Wohltat. Auf dem Plaza de Cibeles. O Donnell, befinden wir uns am Plaza de Cibeles, einem der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Mit seinem überdimensionalen Kreisverkehr ist er nicht gerade ein beschauliches Plätzchen. Doch in seiner Mitte erhebt sich die Göttin Kybele in einem mächtigen steinernen Wagen und treibt ihre beiden Löwen seit 1782 an, diesen aus dem Brunnen zu ziehen. Der Fuente de la Cibeles ist für die Madrider eines ihrer Wahrzeichen. Palacio de Comminicationes. Die grüne Oase des Parque del Retiro lädt zu jeder Tageszeit zum Abschalten und genießen ein. Grüne Wiesen, alte Bäume, Spielplätze, Ziergärten, ein See mit Ruderbooten und die traumhafte Kulisse des Kristallpalastes sind das Bühnenbild, auf dem Tag für Tag der Alltag von Madrid sich selbst entflieht. Familien picknicken, Musiker hoffen auf ein wenig Kleingeld, Liebespaare gehen Hand in Hand, Studenten fragen sich ab oder liegen mit ihren Büchern in der Sonne, Jogger drehen ihre Runden, Touristen zücken die Kameras und Kunstfans steuern die freie Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Palacio de Velázquez an. Es gibt Imbissbuden, Eisstände, Süßigkeitenverkäufer und Künst- Gesäumt wird der Platz von teils prächtigen Gebäuden. Die alten Palacios beherbergten unter anderem die spanische Hauptpost und sind heute größtenteils Museen. Darunter ist auf der östlichen Seite der Palacio de Communicationes. Nicht unbedingt ein Muss auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, ist es dennoch mit seinem freien Eintritt, den wechselnden neuzeitlichen Kunstprojekten auch unter Mitwirkung Madrider Studenten, mit zahlreichen kleinen ruhigen Orten zum Sitzen mit Blick hinab auf den Plaza de Cibeles und natürlich seinen barrierefreien auch für E-Rollis geeigneten WCs ein guter - 11 - Rollstuhl-Kurier 4-2014 Barrierefreie Highlights von Madrid Im Parque de Retiro. ler, die ihre Waren anbieten. Die Fläche des Retiro erstreckt sich parallel zum Paseo del Prado und seine Weitläufigkeit und Vielfalt geben ihm den Spitznamen "Central Park von Madrid". Hier sind die Gassen nicht so voll, aber es gibt viel Spannendes zu entdecken, wenn man sich Zeit nimmt und nicht in jeder Gasse Highlights erwartet. Rund um die Bahnhaltestelle Chueca und gen Norden der Stadt finden sich liebevoll aufgearbeitet alte Wohnhäuser, kleine Läden mit spannenden Inhalten wie etwa Unterwäschegeschäfte nur für Männer, Buchläden, trendige Bars mit schwulem, lesbischen, queeren und schlicht bunte gemischtem Publikum, charmante Plätze, schöne Wandmalereien neben Graffi, kleine Spielplätze und gut bestückte Weinstuben. Der Palacio de Cristal: Wer ein Ziel braucht, um durch den Park zu schlendern, der suche am besten den Kristallpalast auf. Der Palacio de Cristal ist über eine breite Rampe zugänglich und der Eintritt ist frei. In seinem Inneren kann man durch Zum Abendessen besuchen wir den Mercado de San Anton. Er ist nicht ganz so bekannt und weitläufig wie der Mercado den San Miguel, aber dafür auch nicht so voll und etwas günstiger. Hinter gläsernen Tresen warten appetitlich hergerichtete Tapas, teils zu Probierpreisen von 50 Cent oder einem Euro pro Häppchen. Für den größeren Hunger gibt es köstliche Paella-Gerichte oder frisch gebratene Filetsteaks mit gutem Wein oder hausgemachte Hamburger. Außerdem bieten manche Stände Themenplatten an, z.B. eine große Käsevariation. Natürlich gibt es auch Stände mit frischem Obst und Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch und Brot für den heimischen Kühlschrank. die Glasfronten auf den Park und den See blicken. Liegestühle laden zu einem faszinierenden Blick durch die gläsernen Kuppeln in Baumwipfel voller Vögel und das Wolkenspiel am Himmel ein. Unbeschreiblich schön. Der zweite Eingang auf der linker Seite des Gebäudes ist stufenlos. Ein Aufzug bringt uns bequem auf alle Etagen. Es gibt ein Rolli-WC mit ausreichend Platz auch für E-Rollis, um linksseitig daneben zu fahren (wenn man den kleinen Mülleimer verschiebt). Es hat allerdings keine Haltegriffe. Kurzum, der Mercado ist ein netter Ort für einen abendlichen Imbiss, wenn man sich nicht in den bunten Trubel der Altstadt- Abends fahren wir in das quirlige alternative Viertel rund um den Justizpalast und nahe der Universität. Den typischen Altstadtbummel wollen wir uns für den nächsten Tag aufheben. Im Kristallpalast. Rollstuhl-Kurier 4-2014 - 12 - Mercado de San Anton. gassen stürzen, aber trotzdem nett und ohne Aufwand lecker essen gehen mag. Wer frisch gestärkt dann doch weiter ziehen möchte, für den wartet genügend Auswahl in der Umgebung. Adresse: Mercado de San Anton, Calle Augusto Figueroa 24, Madrid. Auf der Dachterrasse des Mercado de San Anton befindet sich das Restaurant "La Cocina de San Anton" mit zugehöriger Cocktailbar. Diese Location besticht durch ihre wunderbare Lage mitten in der Stadt. Leicht erhaben über dem immer trendiger werdenden Viertel, kann man sich bei einem Cocktail eine leichte Brise um die Nase streichen lassen Restaurant “La Cocina de San Anton”. und darauf freuen, sich zu Hause später die im Markt erstandenen Köstlichkeiten schmecken zu lassen. Glücklich, wer einen der bequemen Sessel zwischen den Grünpflanzen nahe der Bar ergattert! Von dem Essen im Restaurant waren wir allerdings enttäuscht. Angeblich wird hier modern und gesund gekocht nach Rezep- ten einer bekannten spanischen Köchin, die sich von Kreationen aus aller Welt inspirieren lässt. Das Hauptgericht "Vegetarische Tacos" hätte bestenfalls als Vorspeise getaugt und kostet immerhin 10 Euro. Unser zweites Hauptgericht, Rigatoni auf Gemüseragout, schmeckte tatsächlich sehr lecker und erfrischend "anders". Es kostete allerdings auch 11 Euro und reichte schwer zum Sattwerden. Wenn dann das Brot noch mit 1,50 Euro pro Person berechnet wird und der Kellner nicht gerade vor Freundlichkeit sprüht, lautet unsere Bilanz: Lieber für den Preis reichlich Tapas im Herzen des Mercado futtern! Und danach vielleicht ein Cocktail auf der Dachterrasse. Adresse: La Cocina de San Anton, Calle Augusto Figeroa 24, Tel (+34) 913503173, Mail: [email protected], www.lacocinadesananton.com. Stadtbummel durch Madrids Altstadt. Wir besuchen ganz früh und ohne Menschenmassen den Palacio Real und werden uns danach im größten Dorf Spaniens verlieren, in kleinen Gassen, zwischen prächtigen Häusern, kleinen Läden und quirligen Tapas-Bars. In Madrid können wir uns einmal durch Barrierefreie Highlights von Madrid zu finden wäre. Unsere Hauptrecherche für Sie, liebe Leser, war daher tatsächlich die Jagd nach Restaurants und Bars in der Innenstadt, die nicht nur barrierefrei zugänglich sind, sondern auch über ein Rolli-WC verfügen. Ich würde Ihnen empfehlen, sich die Adressen vor Ihrem Besuch im Stadtplan zu kennzeichnen, damit Sie beim Bummeln ganz unbesorgt bei Bedarf etwas in Ihrer Nähe finden. Ich habe das jedenfalls immer so gemacht, wenn ich etwas Passendes gefunden hatte. Der Palacio Real: Nun aber starten wir mit einem ganz besonderen Schmuckstück der Stadt unseren zweiten Tag, dem beeindruckenden Palacio Real im Westen der Innenstadt. Dieser prächtige Bau ist schwer in Worte zu fassen. Mit seiner üppigen Ausstattung auf 100.000 qm erinnert er an das Schloss Versaille in Frankreich. Gut 50 der unzähligen könig- In den Altstadtstraßen Madrids. den Stadtkern schlemmen! Dieser Bummel wird ein Genuss, sei es im berühmten Mercado de San Miguel, in der Tapasstraße Cava Baja oder in süßen Restaurants am zauberhaften Plaza de Santa Ana. Zur Krönung erwartet uns ein stimmungsvoller Flamenco-Abend und ein "Tinto de Verano" zwischen Fotos von alten Stars dieses Tanzes. Palacio Real. lichen Gemächer sind für die Besucher zugänglich. Wandteppiche, Kronleuchter, Deckenmalereien, Teppiche, Porzellansammlungen und sogar Stradivari-Geigen gilt es zu bestaunen. Ganz besonders lohnen sich dabei die Audio-Guides. Vorweg sei angemerkt, dass man die Altstadt von Madrid im Gebiet vom Palast bis zum Prado und Retiro, zwischen Grand Via und Atocha, besser nicht nur an einem Tag besuchen sollte. Hier schlägt immerhin das Herz Spaniens! Im Idealfall nimmt man sich ein bis zwei Tage zum Schlendern und plant viele kleine Pausen ein, immer mal für ein paar leckere Kleinigkeiten bei einem Café oder einem kühlen alkoholischen Getränk. Die Spanier trinken übrigens sehr gerne eiskaltes Bier, denn es ist nicht nur erfrischend, sondern auch günstiger als Wein. Ein weiteres beliebtes Getränk ist der "Tinto de Verano", der "Sommerwein" - Rotwein gemischt mit Sprite auf Eiswürfeln. Klingt scheußlich? Schmeckt köstlich! Und wenn Sie lieber Sangria bestellen - nur zu. Dann wird man Sie aber definitiv als Tourist erkennen und höflich auf Englisch wechseln, auch, wenn Sie vorher noch stolz ihr Spanisch üben wollten. Leider ist der Palast sehr beliebt bei Touristen von nah und fern und dadurch oft denkbar voll. Die gute Nachricht ist dabei, dass man als Rollstuhlfahrer nicht nur freien Eintritt hat, sondern bequem an der Schlange vorbei fahren kann. Trotzdem empfehle ich unbedingt, schon morgens eine Viertelstunde vor der Öffnung um 10 Uhr da zu sein und mit den ersten Besuchern hineingelassen zu werden. Dann hat man eine traumhafte Fotokulisse auf dem großen Platz zwischen dem Palacio Real und der gegenüberliegenden Catedral de la Almudena. Außerdem sind dann die Räume im Palast noch nicht so brechend voll und man Im Palacio Real. kann das Ambiente noch auf sich wirken lassen. Die Altstadt ist für Rollstuhlfahrer größtenteils "machbar". Optimistischer kann ich es nicht beschreiben. Das Gute: Es gibt viele Fußgängerzonen, Bürgersteige und oft abgesenkte Bordsteine. Das Schlechte: Es gibt leider auch reichlich altes Kopfsteinpflaster und manche Steigungen. Um das Viertel La Latina mit seinen multikulturellen Restaurants würde ich an all zu heißen Tagen und ohne dicke Armmuskeln bzw. ohne Elektroantrieb oder fleißige Schiebehilfe eher einen Bogen machen. Besonders unverständlich ist, dass es in Madrid fast keine öffentlichen WCs gibt. Weder für Rollifahrer noch für Fußgänger. Trotzdem ist es für Besucher wie Einwohner denkbar unglücklich, wenn es saubere öffentliche WCs nur gegen Gebühr und an den Verkehrsknotenpunkten der Bahnhöfe zu finden gibt. Für Rollifahrer jedenfalls der größte Nachteil in dieser Stadt, denn eigentlich sollte man sich nicht ständig Gedanken machen müssen, wo ein geeignetes Örtchen bei Bedarf Rollstuhl-Kurier 4-2014 Rollifahrer werden übrigens auf Schleichwegen zu einem uralten eleganten Aufzug gebracht, um in die Ausstellungsräume im ersten Obergeschoss zu kommen. Die Fahrt alleine ist schon ein Erlebnis! Ansonsten ist die gesamte Hauptausstellung gut mit dem Rollstuhl zugänglich. Leider gibt es auf dem - 14 - Gelände keine "echten" Rolli-WCs. Das ließ der Denkmalschutz oder der Kostenfaktor wohl nicht zu. Stattdessen müssen alle Besucher auf mobile WCs. Es gibt auch eine solche mobile Toilette für RollifahRolli-WC im Außenbereich des Palacio Real. rer. Leider sehr schmal, jedenfalls nicht mit ausreichend Platz, um seitlich daneben zu fahren und leicht schrägem Boden, aber einem klappbarer Griff linksseitig und einem festen Griff rechts an der Wand. Immerhin. Der Mercado San Miguel. ders abends schaut er prächtig aus. Sattessen kann hier allerdings schnell teuer werden. All zu verlockend sind die vielen Häppchen und leckeren Cocktails. Trotzdem sollte man hier einmal hindurchschlendern und das eine oder andere probieren. Es gibt eine Rampe am Eingang, Rolliparkplätze vor der Türe und ein Behinderten-WC im Keller mit beiderseits klappbaren Haltegriffen und Platz genug, um mit einem Elektrorollstuhl schräg seitlich daneben zu fahren. Es wird von einer Reinigungskraft sauber gehalten. Die Nutzung der Toiletten ist umsonst, sofern man einen Kassenbon aus dem Mercado vorzeigen kann. Ansonsten wird um die bekannten 50 Cent für die Reinigungskraft gebeten. Adresse: Mercado de San Miguel, Plaza de San Miguel, www.mercadodesanmiguel.es. Geöffnet täglich ab 10 Uhr, Sonntag bis Mittwoch bis Mitternacht, Donnerstag bis Samstag bis 2 Uhr. Adresse: Palacio Real de Madrid, Tel. (+34) 914548800, www.patrimonionacional.com. Der Plaza de Oriente: Neben dem Palacio Real bildet der Plaza de Oriente das Tor zu den Einkaufsstraßen der Innenstadt. Er wurde vor 200 Jahren vom Bruder Napoleons in Auftrag Der Plaza Mayor: Nur wenige Schritte weiter befindet sich der Plaza Mayor, der Hauptplatz von Madrid. In seinem Zentrum sitzt die Statue Philipps III hoch zu Ross. Drum herum befinden sich zahlreiche Restaurants im Erdgeschoss der prächti- Der Plaza de Oriente. gegeben. Wegen der Nähe zum Palast, der Oper und der noblen Wohngegend sind die nahen Cafés und Lokale etwas teurer. Aber in der Sonne sitzen und den Künstlern mit ihren Instrumenten oder Riesen-Seifenblasen zuschauen kostet ja nicht die Welt. Hält man sich vom Plaza de Oriente gen Osten, so kommt man zur berühmten Markthalle von San Miguel. Der schöne Bau aus viel Glas mit seinen schicken Bartresen und den leckeren Tapas dahinter ist schon einen Besuch wert. Beson- Barrierefrei urlauben in Österreich! Erleben Sie in privater, familiärer und ruhiger Alleinlage, dennoch in unmittelbarer Nähe zur Stadt Schladming, die schönsten Tage im Jahr unter dem Motto "Lebe den Tag und genieße jeden Augenblick". Wir schafften bestmögliche Rahmenbedienungen mit unseren rollstuhlgerechten Ferienwohnungen. Urlaub ohne Einschränkungen! Unsere zwei, jeweils 70m² große, exclusiv ausgestatteten Appartements sind rollstuhlgerecht. Das beheizte Hallenbad verfügt über einen Poollift und auch die Sauna ist rolligerecht. Erhöhte elektrische und unterfahrbare Betten, WC- bzw. Duschrolli, Internet; sämtliche Hilfsmittel sind vorhanden!Neu: Gemeinschaftsraum für bis zu 20 Personen! Familie Martina & Thaddäus Promberger E-Mail: [email protected] Tel.: 0043-3686-30999, Fax: 0043-3686-30999-9 Internet: www.schladming-ferienwohnung.at - 15 - Rollstuhl-Kurier 4-2014 Barrierefreie Highlights von Madrid gen Häuser, die den quadratischen Platz einrahmen. Früher der Hauptmarkt der Stadt, trifft sich hier bis heute Jung und Alt zum gemütlichen Beisammensein. Zu besonderen Feiertagen und Festen werden Bühnen aufgebaut und Konzerte vor begeisterten Menschenmengen gegeben. Ein wenig rechts ab vom Plaza Mayor finden wir die Straße Cava Baja, die für ihre unzähligen Tapas-Restaurants bekannt und entsprechend beliebt ist, bei Einheimischen wie bei Touristen. Die gute Nachricht für Rollifahrer: Fast alle Tapas-Lokale in dieser Straße sind stufenlos zugänglich oder haben nur eine Stufe am Eingang. Das macht das Einkehren leichter. Leider sucht man aber vergebens nach einer Behindertentoilette. Allerdings befinden sich die WCs zumindest im Erdgeschoss. Wer mit diesen Unwägbarkeiten zurecht kommt, hat einen zauberhaften Ort für einen langen Abend gefunden. Die Touristen werden meist ab 23 Uhr von den Einheimischen abgelöst, denn die Spanier gehen in der Regel nicht vor 21 Uhr zum Abendessen. Die Cafeteria “Maestro Churrero”. Sie unbedingt "Churros" probieren. Die süßen frittierten Teigstangen gibt es in verschiedenen Größen und zahlreichen Saucenvariationen. Sehr beliebt sind sie bei Maestro Churrero. Das Geschäft wurde 1902 gegründet und erfreut sich bis heute über zahlreiche glückliche Kunden. Am Wochenende ist für Nachtschwärmer sogar bis 3 Uhr morgens geöffnet. Interessant für Reisende: Auf jeder Rechnung ist ein Code für das Wifi. Adresse: Maestro Churrero, Plaza Jacinto Benavente 2, 28012 Madrid, Tel. (+34) 913692406, www.maestrochurrero.com. Ein Restaurant ohne Stufen ist beispielsweise die Taberna de Goyo der Cava Baja. Im Hauptlokal zur Straße hin geht es munter, laut und voll zu. Um kleine Tische und auf Barhockern sitzen die Gäste, plaudern und schauen erwartungsvoll in Wer dem Gassengewirr der Altstadt lieber in Richtung des Viertels Sol folgen möchte, der kann an der Plaza del Carmen im Restaurante Garbo ganz vorzüglich manch eine interessante kulinarische Kreation mit italienischen und spanischen Einflüssen testen. Die hausgemachten Ravioli Carprese beispielsweise erinnern an kein italienisches Hauptgericht, dass ich je gegessen habe. Sie sind groß, reich gefüllt mit einer Käsecreme, verfeinert mit einer Kräuterkomposition, schließlich kurz frittiert und auf zweierlei Ragout angerichtet. Einerseits feurig-fruchtiger Tomatensauce all Arrabiata, andereseits Restaurant ohne Stufen: Die Taberna de Goyo. Richtung Küche und Bar. Schinken hängen an einer Wand und Kerzen flackern. Folgt man einem kleinen Gang, kann man im hinteren Teil des Restaurants nahe der Toiletten etwas ruhiger sitzen. Diese sind übrigens auch stufenlos erreichbar. Falls Sie eher Appetit auf etwas Süßes haben sollten, müssen Das Restaurante Garbo an der Plaza del Carmen. Organisierte Reisen nach Madrid einer herben Komposition aus gehackten schwarzen Oliven. Großartig! Accamino Reisen bietet als Spezialreiseveranstalter mit Sitz in Berlin Touren nach Madrid und Umgebung für Individualreisende und Gruppen an. Accamino ist dabei spezialisiert auf Menschen mit Gehbehinderung, Rollstuhlfahrer und Senioren. Im Angebot sind auch für 2015 individuelle Madrid-Fahrten mit Flug, Transfer, Unterkunft, und Stadtrundfahrt. Selbst simple Gerichte sind hier ein Genuss. Hinter den Papardelle del Garbo verbirgt sich laut Beschreibung zwar schlicht Pasta mit Tomatensauce. So was bestelle ich in der Regel grundsätzlich nicht, weil ich es normalerweise um das Geld zu schade finde - eine gute Tomatensauce ist günstig herzustellen und schmeckt mir meist selbstgemacht am besten. Nicht im Garbo: Diese Sauce ist wirklich hausgemacht und ganz vorzüglich. Kontakt: Accamino Reisen, Wiclefstraße 16-17, 10551 Berlin, Tel. (030) 74924391, Infos im Internet unter www.accamino.de; Fragen per E-Mail an [email protected]. Schade ist allerdings, dass wir aus der Rechnung nicht ganz schlau werden. Es ist zwar in Madrid üblich, dass für Brot und Tischservice generell und für den Service draußen jeweils noch Gebühren anfallen. Im Vergleich finden wir die Prozentzahlen dafür allerdings etwas hoch. Fairerweise stehen die Angaben dazu allerdings vorne in der Karte, der Kellner bemüht sich sehr freundlich um Erklärung und Verständnis und der Gesamtpreis ist für das köstliche Essen in der Lage immer noch mehr als in Ordnung. Besonders, weil die Getränke recht günstig sind. Ein großes Glas Tinto de Verano für nur 2,90 Euro im Herzen der Altstadt ist doch eher selten. Nun zur Barrierefreiheit: Das Restaurant Garbo ist in der Onli- Einer der Partner von Accamino Reisen in Madrid ist Hilario Hernán von Tierra de Fuego. Herr Hernán spricht fließend Deutsch und ist ebenfalls ein ausgezeichneter Reiseführer. Kontakt: Tierra de Fuego, Travesía de Conde Duque 3, 28015 Madrid, Tel. 915 215 240. Infos auch im Internet unter www.tierradefuego.es bzw. direkt an Herrn Hernán per Mail an: [email protected]. Rollstuhl-Kurier 4-2014 - 16 - ne-Broschüre "Accessible Madrid" aufgeführt. Leider gibt es am Eingang eine Stufe. Außerdem führt im Inneren des Restaurants nochmal eine Stufe zum Behinderten-WC. Warum das so ist, verstehen wir nicht ganz, denn es wäre ohne Probleme Platz für eine Rampe. Schade, das macht den Besuch für E-Rolli-Fahrer fast unmöglich. Immerhin gibt es eine Toilette für Rollifahrer mit ausreichend Platz, um rechts anzufahren und eine Haltestange. Adresse: Restaurante Garbo, Plaza Carmen 4, 28013 Madrid. Die Gran Via: Noch ein wenig weiter nördlich kommt man auf die Grand Via, einem 1,3 km langen Boulevard vom Beginn des 20. Jahrhunderts, der gerne mit New York verglichen wurde. Der Verkehrsfluss auf der sechsspurigen Straße wirkt alles andere als charmant und ist ein herber Kontrast zur Altstadt. Aber die Grand Via ist wegen ihrer zahlreichen Theater und Musicalhäuser neben den großen Einkaufszentren sehr Das Rodilla in der Gran Via ist für Rollis gut geeignet. beliebt. Für einen Imbiss ist das Rodilla gut für Rollifahrer und Gehbehinderte geeignet. Die spanische Sandwichkette ist seit vielen Jahrzehnten schon beliebt wegen ihrer großen Rolli-WC im Rodilla. Sandwichauswahl für relativ kleines Geld. Außerdem sind die neueren Filialen alle barrierefrei. Darf s ein bisschen mehr sein? 12 Sandwiches nach Wahl kosten 13,95 Euro, 20 Stück 22,95 Euro. Für den Picknickkorb einer Gruppe eine gute Idee. Der Eingang ist breit und stufenlos, mit einer kleinen Schwelle von 1 bis 2 cm. Ein Treppenlift zur Überbrückung der 4 Stufen führt ins Hochparterre und zum Rolli-WC. Es ist sehr geräumig, auch gut für E-Rollis von der Größe her nutzbar, mit rechtsseitig genug Platz, um daneben zu fahren, sowie einer festen Haltestange linksseitig an der Wand. Adresse: Rodilla, Gran Via 57, Madrid, www.rodilla.es. Schlendert man statt auf der Grand Via weiter gen Süd-Osten, Paseo del Prado und Retiro durch die Altstadt, kommt man durch die Gassen des Viertels Cortes. Ein wunderschönes Plätzchen zum Rasten ist hier der Plaza de Santa Ana. Viel kleiner als der prächtige Plaza de Mayor und weniger auf Glamour ausgelegt als der Plaza de Oriente, hat er doch einen ganz besonderen Charme. Er ist eher quadratisch und wird umrahmt von einem schönen alten weißen Hotel, einem Theater und unzähligen Lokalen mit Tischchen im Freien, die Tapas anbieten. Kinder laufen über den Platz, Musiker ziehen von Rollstuhl-Kurier 4-2014 - 17 - Bald blüht die Heide – dazu tolle Angebote! ab 66,- p.P. im DZ mit Halbpension Barrierefreie Highlights von Madrid Rollstuhlfahrer auf dem Plaza de Santa Ana. Flamenco-Lokal in der Villa Rosa 17. Lokal zu Lokal, und in alle Richtungen gehen kleine Straßen ab. Leider verstehe ich wirklich gar nichts von Flamenco und kann Ihnen, liebe Leser, somit keine hochwertigen Anmerkungen bieten. Ich kann nur sagen, dass ich es toll fand, einmal an einer Flamenco-Aufführung mit Gesang und Tanz teilzunehmen und dass es tatsächlich anders war, als ich es aus Filmen kannte. Und dass alle Besucher den Abend wirklich zu genießen schienen. Außerdem kann ich sagen, dass meine Freundin, die in Madrid lebt, begeistert ist von den wechselnden Künstlern und den meisten Vorführungen, weshalb sie Familie und Freunde immer mit dorthin nimmt. Alles in allem scheint es mir eine gute Adresse zu sein. Das Restaurant Cinco Jotas: Eines der barrierefreien Restaurants, das auch in Accessible Madrid empfohlen wird, ist das Cinco Jotas. Es bietet eine anständige Tapas-Auswahl, die Preise sind für die Lage einigermaßen in Ordnung und die Tische drinnen wie draußen sind gut anfahrbar. Wunderschön ist der Blick über den Platz. Das WC für Rollstuhlfahrer befindet sich im Erdgeschoss und ist stufenlos zugänglich. Stolz zeigt man uns den relativ neu umgebauten Raum. Schön also, dass es ein zugängliches WC ohne Stufen und mit Haltegriffen beiderseits gibt. Dumm nur, dass die nicht nur zu beiden Seiten fest sind, sondern das WC auch noch zur in den Raum gewandten Seite von einem neu eingezogenen Mäuerchen aus Mosaik-Kacheln eingefasst wird. Warum? Gemütlicher? Auf jeden Fall eine gut gemeinte und schlecht gedachte bauliche Katastrophe. Daneben fahren und umsetzen ist so nicht mehr drin, auch wenn das Bad an sich groß genug ist. Sehr schade! In jedem Falle sollte man als Reisender in Spanien einmal eine FlamencoAufführung besuchen. Tipp: Bitte trotz Begeisterung nicht mitklatschen. Man kann sich als Ausländer damit wirklich nur blamieren. Dies ist ein Beispiel mehr dafür, wie gut und wichtig Richtlinien und Empfehlungen sein können. Das Restaurant hat brav ein Behinderten-WC bauen lassen und Geld investiert - nur, um ein für die meisten Rollstuhlfahrer ungenügendes Ergebnis zu erzielen. Traurig. Dennoch: Besser als die WCs im Keller und allemal besser als nichts. Adresse: Restaurantes Cinco Jotas, Plaza Santa Ana 1, 28012 Madrid, Tel. +34 915226364, [email protected]. Die Tickets kosten je nach Vorstellung um die 35 Euro für knapp zwei Stunden Programm und einem Getränk pro Person inklusive. Nun aber auf zur Flamenco-Aufführung, die sich viele Reisende als Krönung ihres Besuches vorstellen. Natürlich gibt es in Madrid zahlreiche mögliche Anlaufstellen. Direkt am Plaza de Santa Ana beispielsweise ist ein Flamenco-Lokal mit verheißungsvollem Rollizeichen am Eingang in der Villa Rosa 17. Wir haben allerdings schon Karten für eine der bekanntesten Flamenco-Aufführungen Madrids im Casa Patas. Es gibt in der Regel eine Abendvorstellung um 21 Uhr, die von Touristen besucht wird, und eine um Mitternacht, Urig: Das Flamenco-Lokal Casa Patas. zu der auch Einheimische gehen. Sie unterscheiden sich inhaltlich nicht, die Spanier bevorzugen nur andere Ausgehzeiten und starten den Abend lieber erst gegen 22 Uhr im zugehörigen Restaurant. Eigentlich ist das Casa Patas nicht barrierefrei. Allerdings liegen die Vorführungsräume im Erdgeschoss und sind stufenlos. Die Tischchen stehen recht eng beieinander, aber der Wille ist da, ein wenig Platz zu machen und eine Vorbuchung wird bestimmt für weniger Stress sorgen. Das WC ist stufenlos erreichbar. Im Damen-WC gibt es eine etwas breiter angelegte Kabine. Darin ist Platz genug um auf der rechten Seite mit einem Rollstuhl daneben zu fahren. Allerdings gibt es keine Haltegriffe. Rollstuhl-Kurier 4-2014 Flamenco im Casa Patas. Adresse: Casa Patas Flamenco, Calle Canizares 10, 28012 Madrid. Öffentlicher Nahverkehr in Madrid: In Madrid gibt es ein U-Bahnsystem (Metro), und selbstverständlich sind in der Nähe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch Haltestellen. Auf den ersten Blick scheint jede dritte davon barrierefrei zu sein. Das ist nicht besonders üppig und bedarf einer Verbesserung. Aber immerhin, damit lassen sich die meisten beliebten Ziele erreichen - sollte man denken. - 18 - Verwirrende Wegweiser und falsch angebrachte Rollisymbole: Leider bedeutet das Rollisymbol auf dem Metroplan nicht unbedingt, dass die Haltestelle wirklich barrierefrei ist. Oder es scheitert daran, dass man die für Rollstuhlfahrer gedachten Hilfsmittel nicht findet. Oberirdisch ist es teilweise ein Abenteuer, den zu den Bahnsteigen führenden Aufzug zu finden. Ohne zufälliges Treffen eines Ordnungshelfers waren wir da manchmal aufgeschmissen. Rollstuhlfahrer im Straßenverkehr Madrids. findet sich aber auch an allen Haltestellen an Wand und Bahnsteigboden, wo es gar keine Ausstiegsmöglichkeit für Rollstuhlfahrer gibt. Steigt man freudig aus, steht man bei den Ausgängen vor Treppenstufen. Absolut sinnfrei. Auch an manchen Ausgängen mit Treppen finden wir häufig Rollizeichen mit Pfeilen. Meistens weisen sie auf Türöffner hin - die Türen zu Treppen öffnen. Ein einziges nerviges Verwirrspiel. Wenn da nicht die vielen freundlichen Ordner wären, die unermüdlich Wege zeigen und Auskunft geben - wir wären ziemlich genervt und frustriert gewesen. Noch schlimmer ist es aber, sich unterirdisch zurechtzufinden. Ständig prangen irgendwo Rollisymbole, meistens allerdings neben Treppen. Wozu? Das Rätsel werLift zur Metro. den wir wohl nur teilweise lösen können. Schwer irritierend ist besonders, dass an jedem Bahnsteig am Ende des Zuges ein Rollisymbol dick aufgemalt ist. Das bedeutet, dass hier der Wagen mit besonders breiter Tür, flachem Einstieg und Rollistellplatz anhängen soll. Soweit gut. Dieses Symbol Fazit: Das Fahren mit der Metro ist sehr günstig und spart damit natürlich Geld (eine 10er-Karte kostet 12 Euro). Wenn man an einer barrierefreien Haltestelle wohnt und zu den - 19 - Rollstuhl-Kurier 4-2014 Barrierefreie Highlights von Madrid Tickets gibt es für 21 Euro für einen Tag bzw. 25 Euro, wenn man direkt zwei Tage nimmt. Kinder fahren kostenlos mit, junge Menschen zwischen 7 und 15 Jahren und Senioren ab 65 zahlen für einen Tag 10 Euro, für zwei Tage zusammen 13 Euro. Eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern kann ein Familienticket zu 53 Euro erwerben. Informationen finden Sie unter www.esmadrid.com und vor Ort in jedem Tourismusbüro. Sehenswürdigkeiten nahe einer weiteren für Rollifahrer geeigneten Haltestelle möchte, kann man das probieren. Man sollte sich aber nicht von "Rollstuhl-Symbolen" bei den nicht markierten Haltestellen verwirren lassen und viel Zeit für die Suche nach geeigneten Aus- und Eingängen einplanen. Taxen: Da das U-Bahnsystem sich mit seiner Eignung für Rollifahrer in bescheidenen Grenzen hält und das Hotel Atocha auch nicht im absoluten Herzen der Altstadt liegt, sind die Taxen für uns eine wichtige Alternative gewesen. Taxi fahren ist in Madrid allgemein wirklich günstig - meist unter 10 Euro von einem Platz in der Innenstadt zum Hotel. Das kann man wirklich machen, um sich den Stress mit der U-Bahn zu ersparen. Auch die Fahrt zum Flughafen zu 30 bis 35 Euro gestaltet sich damit entspannter und wird gerne durch das Hotel Atocha organisiert. Renfe - Die Bahn in Spanien: In Spanien wirklich großartig ist das Bahnsystem im Land für Behinderte. "Renfe" macht das Ein-, Aus- und Umsteigen an fast jedem Bahnhof möglich. An etwa der Hälfte der Bahnhöfe im Land ist dauerhaft entsprechendes Servicepersonal bzw. innerhalb einer guten halben Stunde abrufbar. An knapp der anderen Hälfte ist eine ent- Informationsstation von Renfe für behinderte Menschen. Taxen am Bahnhof. sprechende Buchung bis 24 Stunden vorher garantiert. Diesen Service gibt es für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte, Blinde, Senioren, Familien, Gehbehinderte - also für jeden, der den Service benötigt, und das kostenlos. In Madrid gibt es für Rollstuhlfahrer geeignete Taxen von Euro Taxi / AGAM (asociacion gremial de auto-taxi de Madrid). Die meisten verfügen über eine Rampe in das Heck des Wagens. Buchbar unter Tel.: 91 447 5180 sowie Tel. 91 447 3232. Eine zeitige Buchung ist zu empfehlen. Das Ganze kann ganz einfach schon am Schalter beim Kauf der Fahrkarte gebucht werden. Bei spontanen Fahrten zu den Bahnhöfen mit Dauerassistenz reicht zur Not ein Anruf vom Schaffner 30 Minuten vor der Ankunft. Madrid City Tour - die Hop-on-hop-off-Busse in Madrid verfahren nach dem bekannten und bei Touristen in aller Welt beliebten Konzept. Sie kommen alle paar Minuten, fahren in zwei Linien nahezu alle wichtigen Sehenswürdigkeiten an und bieten die Möglichkeiten, beliebig an selbigen ein und aus zu steigen. Dazu stehen Kopfhörer und Infos zur Stadt in 14 Sprachen zur Verfügung. Eigentlich ganz prima, vor allem für die Orientierung am ersten Tag in der Metropol und um bei Zielen auszusteigen, wo kein für Rollstuhlfahrer geeigneter U-Bahnhof in der Nähe ist. Sie nehmen über eine Rampe einen Rollifahrer mit an Bord. Für mehrere Rollstuhlfahrer sind in der Regel leider keine Stellplätze vorhanden. In den größeren Bahnhöfen des Landes, wie etwa Atocha, informieren Servicepunkte über die gebotenen Möglichkeiten und bieten gleichzeitig einen Ort zum Ausruhen bei längeren Reisen. Wunderbar eingerichtet. Das Servicepersonal spricht vor allem Spanisch, manche Englisch, aber kein Deutsch. Eine E-Mail auf Englisch wird aber schnell beantwortet. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.renfe.com/viajeros/atendo/informacion_cliente.html. Die andere Seite von Madrid: Während ich in Madrid war, hatte ich einen Ohrwurm, der mir kaum noch aus dem Kopf ging. "Streets of London" von Ralph Mc Tell. Madrid hat sich verändert. Es ist kein schönes Wort, was ich nun benutze und für viele gehört es nicht unbedingt in einen schönen Reisebericht zu einer europäischen Metropole. Aber dieser Absatz ist mir ein Herzensanliegen. Das Wort, das viele schreckt, lautet "Wirtschaftskrise". Ich möchte nun nicht über Politik und Zahlen schreiben und keine hohe Meinung mitbilden. Das überlasse ich anderen. Aber ich möchte Ihnen, meinen Lesern, nicht vorenthalten, dass es in den Straßen von Madrid mehr und mehr Menschen gibt, deren Schicksale Besucher nur erahnen können und die unser Herz berühren können, wenn wir bereit sind, hinzuschauen. Ich rede nicht von aufdringlichen Straßenverkäufern oder Bettlern. Im Gegenteil. Die meisten Menschen die betteln oder kleine Dienste wie Schuhe putzen anbieten, sind ausgesucht höflich und zurückhalten. In den meisten Blicken sind Sightseeingbus von Madrid City Tour. Rollstuhl-Kurier 4-2014 - 20 - Besonders die Musiker machen das Stadtbild für mich reicher. Ihre große Zahl spricht für den traurigen Hintergrund der Geschichte. Aber ihre Art, damit umzugehen, beeindruckt mich: Diese Menschen füllen die Straßen mit Musik und versuchen damit, ihrem Leben etwas Positives zu geben und ein paar Euro für das Überleben ihrer Familie nach Hause zu bringen. Während meines letzten Besuches in dieser stolzen bunten Stadt habe ich bei jedem Bezahlen darauf geachtet, viel Kleingeld zurückzubekommen. Nicht nur, um ein Trinkgeld liegenlassen zu können, sondern auch, um möglichst vielen Menschen, an deren Musik ich mich beim Bummeln erfreue, ein wenig geben zu können. Es war meine Art, besser damit umzugehen, wenn mich alte Damen in verblichenen alten Kostümen im Vorbeigehen schüchtern um meine Essensreste auf dem Restauranttisch bitten, sich für ein Stück Brot oder Pizza höflich bedanken und versuchen, mit geradem Rücken weiterzugehen. Wenn ein Musikstudent, der mit viel Talent Stücke auf seiner Geige spielt, sich für 50 Cent und eine Limonadenflasche aus unserem Picknickkorb tief verbeugt. Oder wenn in einer normalen Wohngegend spielende Kinder angelaufen kommen und zaghaft um ein paar Münzen bitten, wie ich es von Reisen in ferne arme Länder so gut kenne und gewöhnt bin. In Madrid brach es mir fast das Herz. Spanien ist ein wunderschönes stolzes Land mit großartigen Menschen. Dieses Land braucht den Tourismus und sie können sich sicher sein, sich dort als Reisender wohl fühlen zu können. Die Menschen sind höflich und freundlich. Armut wird nur bescheiden und in Not gezeigt für diejenigen, die bereit sind, hinzuschauen. Freundliche Gesten werden in der Regel mit viel Dankbarkeit belohnt. Kurzum: Wenn Sie nach Spanien reisen, können Sie eine großartige Zeit haben, das Leben uneingeschränkt genießen und dabei ganz nebenbei jeden Tag Gutes tun. Bericht und Fotos: Catharina Escales Typisches Stadtbild von Madrid. Stolz und Würde neben der Armut noch sichtbar. Sehr viele musizieren und hoffen auf ein paar Münzen. -G- - 21 - Rollstuhl-Kurier 4-2014