Frühjahr 2012
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Frühjahr 2012
YAD VASHEM MAGAZIN Frühjahr 2012 DEUTSCHE UND ISRAELISCHE REGIERUNG SCHLIESSEN ABKOMMEN ÜBER FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG FÜR YAD VASHEM Die Unterzeichnung des Abkommens. Im Bild (v.l.n.r.): Hildegard Müller (Vorsitzende des deutschen Freundeskreises), Dr. Guido Westerwelle (Außenminister der Bundesrepublik Deutschland), Gideon Sa’ar (Bildungsminister des Staates Israel), Avner Shalev (Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem). 1 Grußwort von Avner Shalev,Vorsitzender des Vorstands von Yad Vashem Jerusalem, im März 2012 Dieses Abkommen wird es uns ermöglichen, in ganz Europa wichtige Dokumente zur Geschichte des Holocaust dokumentarisch zu erfassen und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darüber hinaus ist es uns durch die zur Verfügung gestellten Mittel möglich, unser deutschsprachiges Internetangebot entscheidend zu erweitern und zusätzliche Bildungsangebote für deutschsprachige Pädagogen und Jugendgruppen anzubieten. Der deutschsprachige Bereich stellt einen kleinen, aber wichtigen Teil der umfangreichen Aktivitäten von Yad Vashem im Bereich der Bildung dar. Insgesamt haben im letzten Jahr rund 270.000 Schüler und Lehrer sowie Soldaten und Offiziere unsere Bildungsangebote genutzt. In 67 Kursen haben sich 1.400 Pädagogen aus dem Ausland fortbilden lassen. Und wir sind besonders stolz darauf, dass auch rund 74.000 Jugendliche und junge Erwachsene aus jüdischen Familien außerhalb Israels unsere Kurse besucht haben. Liebe Freunde, „Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland [...] im Bewusstsein der fortwährenden Verantwortung des deutschen Volkes für die Vergangenheit, namentlich für die Geschehnisse der Schoa und ihrer Folgen, [...] in Anerkennung der besonderen Bedeutung der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem für das jüdische Volk und insbesondere für die Überlebenden der Schoa sowie ihrer besonderen Aufgabe, [...] fördert die weitere pädagogische und archivarische Arbeit von Yad Vashem von 2012 bis 2021 [...] stellt zu diesem Zweck in dem genannten Zeitraum für den Haushalt von Yad Vashem jährlich eine Summe von einer Million Euro zur Verfügung.“ Aufgrund der großen Nachfrage ist es nötig geworden, die bestehenden Gebäude zu erweitern. Dieser Erweiterungsprozess konnte mit der Einweihung des neuen Schulgebäudes für die internationalen Seminare der „Internationalen Schule für Holocauststudien“ am 30. Januar 2012 abgeschlossen werden. Das neue Gebäude mit seiner hochmodernen Ausstattung wird uns helfen, die Ausbildung der ausländischen Seminarteilnehmer weiter zu verbessern. Das neue Abkommen und der Bau des neuen Schulgebäudes sind zwei bemerkenswerte Ereignisse gleich zu Beginn des Jahres 2012. Sicherlich werden wir dieses Jahr noch viele weitere positive Ereignisse, aber auch große Herausforderungen erleben. Mit Ihrer Unterstützung und Ermutigung wird es uns jedoch möglich sein, auch im Jahr 2012 diesen Herausforderungen voller Tatkraft zu begegnen und sie zu einem positiven Abschluss zu führen. Diese historisch bedeutsame Erklärung stammt aus einem Abkommen, das am 1. Februar 2012 hier in Yad Vashem von Israels Bildungsminister Gideon Sa‘ar und dem Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Guido Westerwelle, unterzeichnet wurde. Ich bin sehr dankbar, dass ich gemeinsam mit Hildegard Müller, der Vorsitzenden des deutschen Freundeskreises von Yad Vashem, diesem wichtigen Ereignis beiwohnen konnte. Nur durch die anhaltende Unterstützung von Frau Müller war es möglich, dieses Abkommen zu verwirklichen. Die Unterzeichnung des Vertrages ist Ausdruck der fortdauernden Verpflichtung Deutschlands, die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten. Mit besten Grüßen aus Jerusalem Avner Shalev «Die Erinnerung lebendig halten» Liebe Freunde, Museen auf unserem Gelände. Gerade die junge Generation jedoch kann nur durch neue technologische Mittel erreicht werden. Deswegen ist viel in die Entwicklung der Homepage von Yad Vashem investiert worden, die Ende dieses Jahres auch auf Deutsch verfügbar sein wird. Moderne Technologien werden angewendet, um unsere Materialbestände der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehört auch das Projekt, für jedes Opfer eine virtuelle persönliche Akte anzulegen. In dieser Akte werden alle Dokumente über das Verfolgungsschicksal enthalten sein. am 20. Januar dieses Jahres hat Yad Vashem den 70. Jahrestag der Wannseekonferenz begangen. Im nächsten Jahr wird die Gedenkstätte Yad Vashem an den 60. Jahrestag ihrer eigenen Gründung erinnern. Die Generation, die die Zeit der Schoa direkt erlebt hat, verschwindet mehr und mehr. Im gleichen Maße nimmt die Verantwortung von Yad Vashem zu, das Vermächtnis der Überlebenden und der Opfer nicht zu vergessen, sondern in Ehren zu halten und zu pflegen. Weiterhin werden große Anstrengungen unternommen, in den Archiven Europas relevante Dokumente ausfindig zu machen und somit die Archivsammlung in Yad Vashem zu vervollständigen. Die Akten werden ebenfalls digitalisiert und somit die Verknüpfung unterschiedlicher Aktenbestände möglich gemacht. Bereits seit über zehn Jahren bereitet sich Yad Vashem auf den Moment vor, an dem die Stimme der Überlebenden nicht mehr zu hören sein wird. Zu dieser Vorbereitung gehört auch die Errichtung des neuen Schulgebäudes, des Archivs und der verschiedenen 2 Bei dieser Gelegenheit möchten wir der deutschen Alle unsere Unterstützer und Gäste auf der Bühne des Edmond-J.-Safra-Vortragssaals bei der festlichen Zeremonie zur Enweihung des neuen Schulgebäudes am 30. Januar 2012. Regierung unseren Dank für ihre Bereitschaft aussprechen, die Arbeit von Yad Vashem mit einem jährlichen Beitrag von einer Million Euro über eine Zeitspanne von zehn Jahren zu unterstützen. Dieser Vertrag konnte nur auf Grund der unermüdlichen Anstrengungen der Vorsitzenden des Freundeskreises von Yad Vashem in Deutschland, Frau Hildegard Müller, zustande kommen. Deshalb gilt unser Dank in gleicher Weise Frau Müller. Deutscher Youtube Kanal jetzt online Yad Vashem hat im September 2011 den bisher in Englisch, Hebräisch, Spanisch, Russisch, Arabisch und Farsi verfügbaren Youtube-Kanal um eine deutsche Sprachversion erweitert. Mehr als 100 Videos, darunter Zeugenaussagen von Überlebenden, Vorträge von deutschsprachigen Historikern, Aufnahmen aus dem Archiv sowie multimediale Präsentationen aus dem Auschwitz-Album stehen bereits zum Abruf bereit. Zur historischen Einordnung sind die Filme mit themenrelevanten Textbeiträgen und weiterführenden Angeboten auf unseren Webseiten vernetzt. Wir hoffen, dass der neue Kanal auf große Resonanz in der deutschen Öffentlichkeit stößt. Ende Januar dieses Jahres konnte nun ein neuer Flügel unseres Schulgebäudes eingeweiht werden. Mit den neuen Räumlichkeiten, die uns jetzt zur Verfügung stehen, kann die pädagogische Arbeit in Yad Vashem ausgeweitet werden. Unser stetiges Ziel ist es, die heranwachsende Generation für die Erinnerung an die Opfer der Schoa zu sensibilisieren. Das Europa des 21. Jahrhunderts sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, verantwortlich mit seiner schwierigen Vergangenheit umzugehen und gleichzeitig die Rechte der neuen Minderheiten zu schützen. Dennoch müssen in Europa die Grundwerte der westlichen Kultur bewahrt bleiben, die der Bevölkerung eine pluralistische, demokratische Lebensweise ermöglichen. Genau mit diesen Themen, mit denen heute jeder Lehrer in Europa konfrontiert ist, befasst sich die Internationale Schule für Holocauststudien. Im Jahr 2011 konnten wir erhebliche Fortschritte in unserer Arbeit in Yad Vashem erzielen. Dies war uns nur möglich, weil wir auch im letzten Jahr so tatkräftig von unseren Freunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein unterstützt wurden. Sie haben sich unsere Aufgabe zu ihrer eigenen gemacht und dafür möchten wir uns bei Ihnen sehr herzlich bedanken. Mit den besten Wünschen, Shaya Ben-Yehuda, Leiter der Internationalen Abteilung von Yad Vashem 3 Neues Seminargebäude der Internationalen Schule für Holocauststudien (ISHS) am 30. Januar 2012 eröffnet. Rede von Dorit Novak anlässlich der Eröffnung des neuen Seminargebäudes Meine Damen und Herren! Bevor wir die neuen Unterrichtsräume nun endgültig eröffnen, würde ich gerne noch einige persönliche Anmerkungen machen: Als Direktorin der Schule stehe ich hier vor Ihnen auf der Bühne mit einem Gefühl von Aufregung, vor allem aber Dankbarkeit und im Bewusstsein großer Verantwortung. Vor fünf Jahren übernahm ich voller Respekt die ehrenvolle Aufgabe der Leitung der Internationalen Schule für Holocauststudien. Schon damals war mir bewusst, dass es meine wichtigste Aufgabe sein würde, für die Erhaltung des hier in jahrelanger Arbeit Aufgebauten einzustehen und die in diesem Gebäude entwickelten erstklassigen pädagogischen Programme weiter voranzutreiben. Heute eröffnen wir einen neuen Gebäudeflügel. Die Schule hat über die Jahre ihre pädagogischen Aktivitäten in Israel und im Ausland ausgeweitet und ist zu einem weltweit anerkannten Zentrum des Lernens über den Holocaust geworden. Tausende von Lehrern haben sich hier fortbilden lassen. Sie haben hier gelernt, wie sie das Wissen in ihren Heimatländern effektiver vermitteln können. 4 Die Entscheidung für den Bau eines neuen Gebäudeflügels und das Engagement sowie die Unterstützung unserer treuen Freunde und Partner zeigt uns, dass Sie der Professionalität unserer Arbeit hier vertrauen. Wir alle teilen die Überzeugung, dass es von elementarer Bedeutung ist, das Wissen an die kommenden Generationen weiter zu geben. Generationen, die aus der Vergangenheit lernen und die Verpflichtung übernehmen, unsere Arbeit hier in Zukunft fortzuführen, damit die Welt ein besserer Ort wird. Bei einem Abschlussgespräch am Ende eines pädagogischen Seminars für Lehrer, bei dem die Erfahrungen und Ergebnisse zusammengefasst werden sollten, meldete sich jüngst eine der Teilnehmerinnen zu Wort. Sie sprach über ihren Vater, einen Holocaustüberlebenden, den in der letzten Zeit vor allem eine Frage beschäftigte: Wer wird unsere Geschichte erzählen, wenn wir nicht mehr da sind? Die Teilnehmerin hatte in Yad Vashem ihre Antwort gefunden. Sobald sie wieder zu Hause in den USA sei, so sagte sie uns, werde sie ihren Vater besuchen und ihm sagen: “Papa, eure Geschichte ist in guten Händen!“ Ich möchte allen hier anwesenden Gästen und vor allem den Holocaustüberlebenden, die unsere lebendigen Zeugen sind, versichern, dass die bedeutende Aufgabe, die an uns übergeben wurde, in guten und treuen Händen ist. Wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass die Geschichte des Holocaust und seiner Folgen in der Erinnerung der Menschen bleibt und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dorit Novak ist die Leiterin der Internationalen Schule für Holocauststudien Yad Vashem dankt seinen großzügigen Unterstützern aus dem deutschsprachgen Raum, die mitgeholfen haben, dass dieses Gebäude entstehen konnte. Rose Landschaft Ein ganzes Stockwerk unseres neuen Gebäudeflügels verdanken wir der großzügigen Unterstützung von Frau Rose Landschaft. Familie Landschaft ist dem Staat Israel und der Arbeit von Yad Vashem seit Langem verbunden. Rose Landschaft wurde in Sosnowiec in Polen geboren. Als Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen hat sie das Grauen des Holocaust am eigenen Leib erlebt. Ihr Vater sowie einer ihrer Brüder fielen der Barbarei der Nazis zum Opfer. Frau Landschaft und ihr verstorbener Mann Henry, ebenfalls ein Überlebender der Schoa, haben über viele Jahre Projekte auf dem Gebiet der Holocaustbildung Enthüllung der Ehrentafel im neuen Gebäudeflügel. Auf dem Bild (v.l.n.r): Avner Shalev, Andreas Michaelis,Hildegard Müller, Rose Landschaft, Rabbi Israel Meir Lau, Shaya Ben Yehuda, Dorit Novak. unterstützt. Es war uns eine große Freude, sie zur Einweihung des neuen Stockwerks persönlich begrüßen zu dürfen. Die Ehrenplakette, die in Anwesenheit von Rabbi Israel Meir Lau (Vorsitzender des Rates von Yad Vashem), Avner Shalev (Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem), Shaya Ben Yehuda (Direktor für internationale Beziehungen), Arik RavOn (Direktor für die deutschsprachigen Länder) und von Frau Hildegard Müller (Vorsitzende des Freundeskreises von Yad Vashem in Deutschland) enthüllt wurde, ist der Erinnerung an Henry Landschaft und die Familien Wiener und Landschaft gewidmet. Rose Landschaft im Edmond-J.-SafraVortragssaal bei der festlichen Zeremonie zur Einweihung des neuen Schulgebäudes. Im Rahmen eines festlichen Abendessens bekam Rose Landschaft ein Geschenk in Wertschätzung ihrer Verdienste um Yad Vashem überreicht. Im Bild (v.l.n.r): Arik RavOn, Nathan Eitan, Hildegard Müller, Rose Landschaft, Avner Shalev, Shaya Ben Yehuda. 5 Familie von Oppenheim Die Einrichtung eines Multifunktions-Klassenraumes im neuen Gebäude wurde durch die großzügige Unterstützung der Alfred-von-Oppenheim-Stiftung ermöglicht. Die Stiftung ist Yad Vashem seit Langem eng verbunden und hat mit ihren Zuwendungen viele bedeutende Aktivitäten im Bildungs- und Forschungsbereich unterstützt. Es war uns eine Ehre, Jeane Freifrau von Oppenheim und Christopher Freiherr von Oppenheim zur festlichen Einweihung des neuen Klassenraums, der dem Gedenken an Baron Alfred von Oppenheim gewidmet ist begrüßen zu dürfen. Enthüllung der Ehrentafel im neuen Gebäude. Auf dem Bild (v.l.n.r):Dorit Novak, Shaya Ben Yehuda, Rabbi Israel Meir Lau, Avner Shalev, Jeane von Oppenheim, Christopher von Oppenheim, Hildegard Müller, Andreas Michaelis. Während eines festlichen Abendessens nahmen Jeane Freifrau von Oppenheim und Christopher Freiherr von Oppenheim ein Ehrenpräsent als Zeichen der Anerkennung für ihre langjährigen Verdienste um Yad Vashem entgegen. Im Bild (v.l.n.r): Natan Eitan (Generaldirektor Yad Vashem), Hildegard Müller, Avner Shalev, Shaya Ben Yehuda ,Arik Rav-On . Jeane Freifrau von Oppenheim und Christopher Freiherr von Oppenheim vor der Ehrentafel für die Unterstützer von Yad Vashem. Jeane Freifrau von Oppenheim und Christopher Freiherr von Oppenheim besichtigen die Tafel zu Ehren von Friedrich Carl Freiherr von Oppenheim im «Garten der Gerechten unter den Völkern”. 6 Erika Herskovits Ebenfalls eingeweiht werden konnte ein neuer Mehrzweck-Klassenraum. Der neue Raum wird neben der Nutzung für den Unterricht auch die permanente Ausstellung der Auschwitz-Baupläne beherbergen. . Der neue Multifunktions-Klassenraum ist dem verstorbenen Mann von Erika Herskovits, Zoli Herskovits sowie der Familie Feuerstein gewidmet. Zoli Herskovits,der verstorbene Mann von Erika Herskovits war ein Überlebender des Vernichtungslagers Auschwitz und der Todesmärsche. Enthüllung der Ehrentafel im neuen Gebäude. Erika Herskovits und Rose Landschaft Erika Herskovits und weitere Gäste auf der Bühne des Edmond-J.Safra-Vortragssaals. Erika Herskovits mit ihrer Familie im Edmond-J.-Safra-Vortragssaal bei der festlichen Zeremonie zur Einweihung des neuen Schulgebäudes. 7 Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma und Dr. Ann Kathrin Scheerer Im neuen Gebäude gibt es nun auch einen speziellen Bereich für die Fortbildung europäischer Pädagogen. Die Einrichtung dieses Bereiches wurde durch die großzügige Unterstützung von Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, dem Gründer der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und des bekannten Hamburger Instituts für Sozialforschung, ermöglicht. Herr Prof. Reemtsma ist ein langjähriger Freund und Förderer der Bildungs- und Forschungsarbeit von Yad Vashem. Es war uns eine Ehre, ihn und seine Frau Dr. Ann Kathrin Scheerer zur festlichen Einweihung des neuen Gebäudes begrüßen zu dürfen. Enthüllung der Ehrentafel im neuen Gebäude. Auf dem Bild (v.l.n.r):Arik Rav-On, Hildegard Müller, Rabbi Israel Meir Lau, Jan Philipp Reemtsma, Ann Kathrin Scheerer, Avner Shalev. Avner Shalev übereicht Jan Philipp Reemtsma und Ann Kathrin Scheerer ein Ehrenpräsent als Zeichen der Anerkennung für ihre langjährigen Verdienste um Yad Vashem. Beim festlichen Abendessen. Im Bild (v.l.n.r): Arik Rav-on, Hildegard Müller, Jan Philipp Reemtsma, Ann Kathrin Scheerer, Christopher und Jeane von Oppenheim. 8 Neues deutsch–israelisches Abkommen zugunsten von Yad Vashem Anlässlich seines Aufenthalts in Israel hat der deutsche Außenminister Dr. Guido Westerwelle am 1. Februar 2012 auch Yad Vashem besucht und ein Abkommen unterzeichnet, das eine langfristige Förderung der Erinnerungsarbeit durch die deutsche Regierung vorsieht. Die Unterzeichnung des Abkommens. Im Bild (v.l.n.r.): Hildegard Müller (Vorsitzende des deutschen Freundeskreises), Dr. Guido Westerwelle (Außenminister der Bundesrepublik Deutschland), Gideon Sa’ar (Bildungsminister des Staates Israel), Avner Shalev (Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem). Zur Unterzeichnung war neben Dr.Westerwelle auch der israelische Bildungsminister Gideon Sa‘ar auf den Berg der Erinnerung gekommen. In der Vereinbarung verpflichtet sich die Bundesrepublik, die pädagogische und archivarische Arbeit von Yad Vashem im Zeitraum von 2012 bis 2021 mit jährlich jeweils einer Million Euro zu unterstützen. caust zusammen. Vera Dotan, Ehud Loeb und Pessach Anderman engagieren sich in unseren deutschsprachigen Bildungsprogrammen. Frau Dotan äußerte ihre Wertschätzung hinsichtlich des Beitrages der deutschen Regierung: „Wenn es aus Deutschland kommt, hat es vielleicht noch mehr Wert“. Mit Hilfe der deutschen Fördergelder soll vor allem die Digitalisierung von Archivdokumenten und deren Veröffentlichung im Internet vorangetrieben werden. Außerdem soll die Suche nach bisher unbekannten Beständen in den Archiven Mittel- und Osteuropas verstärkt werden. Viele dieser Archive sind erst in den letzten Jahren für die historische Forschung zugänglich geworden. Auch die Bildungsarbeit von Yad Vashem, darunter insbesondere unser deutschsprachiges Angebot, wird durch die Mittel der deutschen Regierung unterstützt. „Die Unterzeichnung dieses wichtigen Abkommens ist für mich ein berührender Moment, denn wir finanzieren hier ein Programm gegen das Vergessen“, so Dr.Westerwelle. Deutschland sei sich seiner historischen Verantwortung sehr bewusst. Die Erinnerung an die Schoa, das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte, müsse wachgehalten werden, damit auch zukünftige Generationen aus dem Geschehenen lernen könnten. Der Außenminister traf im Rahmen der Unterzeichnung auch mit drei deutschsprachigen Überlebenden des Holo- Der Außenminister traf im Rahmen der Unterzeichnung auch mit drei deutschsprachigen Überlebenden des Holocaust zusammen. Vera Dotan, Ehud Loeb und Pessach Anderman 9 Yad Vashem und Bayern verstärken Zusammenarbeit im Bildungsbereich Am 9. November 2011, genau 73 Jahre nach dem Novemberpogrom im Jahr 1938, einem der schwärzesten Tage in der Geschichte der jüdischen Bevölkerung Europas, wurde ein neues Abkommen zwischen dem Staat Israel und dem Freistaat Bayern unterzeichnet. Der bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, traf im Rahmen seines Israelbesuchs mit dem israelischen Erziehungsminister Gideon Sa‘ar sowie dem Vorstandsvorsitzenden von Yad Vashem, Avner Shalev, zusammen und unterzeichnete die neue Vereinbarung. Mit gemeinsamen Projekten wollen Israel und Bayern die Erinnerung an den Holocaust stärken und das Verständnis für die Geschichte, Kultur und Gesellschaft des jeweils anderen Landes unter Jugendlichen fördern. Schwerpunkte der Vereinbarung sind der Aufbau eines Schüler- und Lehreraustauschs, die Förderung von Partnerschaften zwischen Kommunen und gesellschaftlichen Organisationen sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Yad Vashem und den bayerischen Gedenkstätten. Im Rahmen seines Aufenthaltes besuchte Dr. Spaenle auch Yad Vashem und traf sich dort mit Avner Shalev sowie mit Mitarbeitern der „Internationalen Schule für Holocauststudien“. Anschließend legte er in der Halle der Erinnerung einen Kranz in Gedenken an die Opfer der Shoah nieder. Avner Shalev, Vorsitzender von Yad Vashem (l.), und Dr. Ludwig Spaenle, bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, besiegeln das neue Bildungsabkommen mit einem Handschlag. Im Bildhintergrund: Peter Pruegel, stellvertretender deutscher Botschafter in Israel. Bei der Unterzeichnung des Abkommens äußerte Dr. Spanle die Überzeugung, dass der Vertrag „von großer Bedeutung für eine gemeinsame Zukunft der Menschen beider Länder“ sei. Israels Erziehungsminister Gideon Sa’ar ergänzte, dass die Stärkung der Holocauststudien in der ganzen Welt, vor allem aber in Europa, vor dem Phänomen des Vergessens und der Leugnung des Holocaust schütze. Yad Vashems Vorstandsvorsitzender Avner Shalev äußerte die Ansicht, dass die Vereinbarung die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften beider Länder stärken sowie den Erfahrungsaustausch und persönliche Begegnungen fördern wird. Yad Vashem und Bayern verstärken Zusammenarbeit im Bildungsbereich Am 9. November 2011, genau 73 Jahre nach dem Novemberpogrom im Jahr 1938, einem der schwärzesten Tage in der Geschichte der jüdischen Bevölkerung Europas, wurde ein neues Abkommen zwischen dem Staat Israel und dem Freistaat Bayern unterzeichnet. Der bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, traf im Rahmen seines Israelbesuchs mit dem israelischen Bildungsminister Gideon Sa‘ar sowie dem Vorstandsvorsitzenden von Yad Vashem, Avner Shalev, zusammen und unterzeichnete die neue Vereinbarung. Mit gemeinsamen Projekten wollen Israel und Bayern die Erinnerung an den Holocaust stärken und das Verständnis für die Geschichte, Kultur und Gesellschaft des jeweils anderen Landes unter Jugendlichen fördern. Schwerpunkte der Vereinbarung sind der Aufbau eines Schüler- und Lehreraustauschs, die Förderung von Partnerschaften zwischen Kommunen und gesellschaftlichen Organisationen sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Yad Vashem und den bayerischen Gedenkstätten. Im Rahmen seines Aufenthaltes besuchte Dr. Spaenle auch Yad Vashem und traf sich dort mit Avner Shalev Die Unterzeichnung des Vertrages. Im Bild (v.l.n.r.): Prof. Roland Wolf (SWL), Kultusministerin Gabriele WarminskiLeitheußer, Lothar Frick (LpB), Arik Rav-On (Yad Vashem). sowie mit Mitarbeitern der „Internationalen Schule für Holocauststudien“. Anschließend legte er in der Halle der Erinnerung einen Kranz in Gedenken an die Opfer der Shoah nieder. Bei der Unterzeichnung des Abkommens äußerte Dr. Spanle die Überzeugung, dass der Vertrag „von großer Bedeutung für eine gemeinsame Zukunft der Menschen beider Länder“ sei. Israels Erziehungsminister Gideon Sa’ar ergänzte, dass die Stärkung der Holocauststudien in der ganzen Welt, vor allem aber in Europa, vor dem Phänomen des Vergessens und der Leugnung des Holocaust schütze. Yad Vashems Vorstandsvorsitzender Avner Shalev äußerte die Ansicht, dass die Vereinbarung die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften beider Länder stärken sowie den Erfahrungsaustausch und persönliche Begegnungen fördern wird. 10 BESA – Ein Ehrenkodex: Wie muslimische Albaner Juden retteten zu helfen und deren Leben zu schützen, ohne auf sich selbst oder die eigene Familie Rücksicht zu nehmen. Dieses Prinzip des selbstlosen Helfens wird von der albanischen Bevölkerung als eine Frage der Ehre angesehen. Die Ausstellung „BESA - Ein Ehrenkodex“, die das beispielhafte Verhalten muslimischer Albaner während des Holocaust dokumentiert, war vom 17. November 2011 bis zum 17. Januar 2012 im Theater Nestroyhof/ Hamakom in Wien zu Gast. Albanien mit seiner mehrheitlich muslimischen Bevölkerung erreichte das, woran viele andere europäische Nationen scheiterten: Es wurden fast alle Juden, die während der deutschen Besatzung auf albanischem Staatsgebiet lebten, gerettet. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie albanischer oder ausländischer Herkunft waren. Wegen dieser einmaligen Hilfeleistung wurden bis zum Jahr 2010 69 Albaner von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern” geehrt – und das bei einer Bevölkerungsanzahl von nur wenigen Millionen. Die albanische Bevölkerung bewies außerordentlichen Mut, als sie sich weigerte, „ihre Juden“ an die deutschen Besatzer auszuliefern. Ebenso mutig war es, jüdischen Flüchtlingen Zuflucht zu gewähren, als diese in Albanien nach Rettung suchten. Die Ausstellung erzählt anhand von Porträts die Lebensgeschichte von 12 albanischen Muslimen, die während der Schoa Juden vor der Vernichtung bewahrten. Die Aufnahmen stammen von dem amerikanischen Fotografen Norman Gershman. Es war jedoch nicht nur die albanische Bevölkerung, die Mut und Großmut zeigte, sondern auch die staatlichen Behörden verhielten sich vorbildlich. So statteten albanische Beamte jüdische Familien mit falschen Papieren aus, damit sie als Juden nicht erkennbar waren und so in dem mehrheitlich muslimischen Land von den deutschen Besatzern unbehelligt ihr Leben führen konnten. Zur Eröffnung konnten wir über 150 Gäste begrüßen, darunter den israelischen Botschafter in Österreich, Aviv Shir-On, die Generalsekretärin des „Nationalfonds der Republik Österreich“ Mag.a Hannah Lessing, den Vorsitzender des „Zukunftsfonds der Republik Österreich“, Prof. Herwig Hösele und den Direktor von Yad Vashem für die deutschsprachigen Länder, Arik RavOn. Die Hilfe des albanischen Volkes gründete sich auf „BESA“ – einem ethischen Prinzip, das bis heute seine Gültigkeit in der albanischen Gesellschaft hat. „BESA“ heißt wörtlich „ein Versprechen halten“ und meint, Menschen in Not Die Ausstellung ist von März bis Mai 2012 an verschiedenen Orten in Österreich zu sehen und geht danach nach Deutschland. Österreichische Freunde von Yad Vashem Eröffnung der Ausstellung über den „Eichmann-Prozess“ Linz Im Alten Rathaus in Linz wurde am 30. Januar 2012 die Ausstellung über den „Eichmann-Prozess“, der im Jahr 1961 in Jerusalem stattfand, eröffnet. Dass die Ausstellung nach Linz geholt werden konnte, ist von besonderer Bedeutung, da dies die Stadt ist, in der Eichmann aufgewachsen ist. Der SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann gilt als Organisator der Judentransporte in die Todeslager des NS-Regimes. Als Mitverantwortlicher für die mörderische „Endlösung der Judenfrage“ konnte sich Eichmann nach der Niederlage Nazi-Deutschlands vorerst der Verantwortung entziehen und nach Argentinien absetzen. Dort machten ihn 1960 Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad ausfindig und brachten ihn nach Israel, wo er vor Gericht gestellt wurde. Adolf Eichmann wurde zum Tod verurteilt und am 31. Mai 1962 hingerichtet. Im Bild (v.l.n.r.) Dr. Leopold Heinrich Ammerer; Günther Schuster; Dr. Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Kirche in Oberösterreich; Ulrike Schuster; Dipl.Ing. George Wozasek, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Linz; Gesandte Galit Ronen, Vizebotschafterin des Staates Israel in Österreich; Dr. Maximilian Aichern, Bischof em. der Diözese Linz; MMag. Klaus Luger, Vizebürgermeister der Stadt Linz aus Argentinien gewesen. Der österreichische Staat habe jedoch kein Interesse an einer Strafverfolgung gezeigt, obwohl Eichmann einen bedeutenden Teil seiner Verbrechen in Wien begangen oder von dort aus koordiniert hatte. Der Prozess gegen Adolf Eichmann ist nun Gegenstand der neuen Ausstellung, die in Yad Vashem entwickelt wurde. Die deutsche Produktion wurde von den Österreichischen Freunden von Yad Vashem mitfinanziert. In Zusammenarbeit mit der Stadt Linz wird sie nun zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum gezeigt. Dr. Leopold Ammerer, Richter im Ruhestand, bezeichnete in seinem Referat den lange umstrittenen Prozess gegen Adolf Eichmann als international rechtskonform. Problematischer sei hingegen die Entführung Eichmanns Der Vorsitzende der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, Günther Schuster, bekräftigte in seiner Eröffnungsrede, dass trotz der Tatsache, dass viele nicht mehr hinhören und hinsehen wollen, es weiterhin wichtig sei, an den Holocaust und seine Folgen zu erinnern. Der Holocaust sei Teil der österreichischen Geschichte und somit Teil der österreichischen Identität. 11 Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März in Linz zu sehen und geht danach nach Deutschland. An der Toren zur Hölle Ausstellung in Frankfurt/ Oder zeigt Bilder und Skizzen des Soldaten Zinovii Tolkatchev Der Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland, Wladimir M. Grinin und Arik Rav-On, Direktor von Yad Vashem für die deutschsprachigen Länder, eröffneten am 1. November 2011 im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Tage der Erinnerung»gemeinsam die Ausstellung „Der Soldat Tolkatchev. An den Toren zur Hölle “ in der Frankfurter Konzerthalle. Die in Brandenburg erstmalig zu sehende Ausstellung der Gedenkstätte Yad Vashem zeigt Bilder und Skizzen des sowjetischen Künstlers und Soldaten Zinovii Tolkatchev, der die Befreiung der Konzentrationslager Majdanek und Auschwitz durch die Rote Armee in Zeichnungen festhielt. Im Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung übergaben die Kinder von Zinovii Tolkatchev seine Bilder der Gedenkstätte Yad Vashem. Botschafter Grinin erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die UdSSR im Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland die meisten Menschenopfer zu beklagen hatte. Ebenfalls beeindruckt von der Aussagekraft der Bilder Tolkatchevs war der bekannte Historiker Prof. Dr. Karl Schlögel, der an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder lehrt. Der brandenburgische Kulturstaatssekretär Martin Gorholt, der ebenfalls anwesend war, dankte in seiner Ansprache dem Intendanten des Brandenburgischen Staatsorchesters mit Sitz in der Oderstadt, Peter Sauerbaum, dass er die Veranstaltungsreihe initiiert hat. In der Ausstellung Arik Rav-On (l.) und Mark Perelman, ehemaliger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Frankfurt / Oder. Yad Vashem zeigt zum Holocaust-Gedenktag Ausstellung in Liechtenstein Anlässlich des internationalen Gedenktages für die Opfer des Holocaust hat Yad Vashem in Kooperation mit unserem Liechtensteiner Freundeskreis die Ausstellung “Besa – eine Sache der Ehre“ eröffnet. Die Ausstellung, die zuvor bereits in New York, Genf und Wien zu Gast war, porträtiert albanische Muslime, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden vor dem Zugriff der Nazis versteckten und ihnen so das Leben retteten. 69 von ihnen wurden von Yad Vashem bereits mit dem Titel eines “Gerechten unter den Völkern“ ausgezeichnet. Die feierliche Eröffnung im Liechtensteiner Landesmuseum fand in Gegenwart von Klaus Tschütscher (Regierungschef Liechtenstein), Mehmed Elezi (Botschafter der Republik Albanien), Shalom Cohen (Botschafter Israels), Rainer Vollkommer (Direktor des Landesmuseums) und von Florian Marxer (Verein Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem) statt. In seiner Eröffnungsrede hob Arik Rav-On, der Direktor von Yad Vashem für die deutschsprachigen Länder, die außerordentliche Zivilcourage der Retter hervor. Ihre Hilfeleistung und ihr Mitgefühl hätten die Grenzen von Nationalität und Religion durchbrochen. Der Liechtensteiner Regierungschef Klaus Tschütscher betonte, dass eine Gestaltung der Zukunft nur auf der Grundlage der Erinnerung an die Geschichte gelingen könne. Yad Vashem freut sich über eine gelungene Eröffnung und über das große Interesse der Liechtensteiner Bevölkerung an dieser einzigartigen Ausstellung. Landesmuseum, Vaduz, Liechtenstein. Offizielle Gedenkstunde der Regierung zum Holocaust Gedenktag. Im Bild (v.l.n.r) Florian Marxer, Verein Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem, Arik Rav-On, Europadirektor von Yad Vashem, Shalom Cohen, israelischer Botschafter, Regierungschef Klaus Tschütscher, Rainer Vollkommer, Direktor Landesmuseum, und Mehmed Elezi, albanischer Botschafter. 12 Alexander Dettmar Painting to Remember – Zerstörte Deutsche Synagogen Hoch wie Kathedralen waren einige von ihnen, Türme und Kuppeln ragten aus dem Häusermeer der Städte empor. Die meisten Synagogen fielen in der Geschichte immer wieder Pogromen zum Opfer. Häme und mangelnder Zivilcourage so viele Menschen beherrscht hat?“ Zum Leitmotiv für seine Arbeit hat er einen Ausspruch des Berliner Rabbiners und HolocaustÜberlebenden Leo Baeck gemacht:“Bewahrt ihre Spuren!“ Alexander Dettmar, ein auf Architekturmalerei spezialisierter Künstler, stellt Synagogen dar, die in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurden. Der „Ernst Barlach- Preisträger“ Alexander Dettmar hat mit seinen nahezu 100 Synagogenbildern etwas völlig Einzigartiges unternommen. Kein anderer Maler, weder vor noch nach den Zerstörungen von 1938, hat je die deutschen Synagogen in einem eigenen Zyklus vorgestellt. Jahrelang reiste Alexander Dettmar in Deutschland umher und suchte nach Spuren des Zerstörten und Verlorenen, malte das aus der Realität Entschwundene, das Städten und Gemeinden bis heute einen unsichtbaren Stempel aufdrückt. Seine Bilder beschwören eine versunkene Welt, zeigen Solitäre oder demonstrieren das Sicheinfügen der jüdischen Gotteshäuser in die sie umgebende „christliche“ Bebauung und beschreiben einen Spannungsbogen, der von grandiosen Bauleistungen bis zur kleinen Landsynagoge reicht. Alexander Dettmars Bilder, in denen schon die Wehmut kommenden Verlustes spürbar ist, lassen den Reichtum jüdischer Kultur in Deutschland erahnen und machen Selbstbehauptung und Integrationswillen jüdischer Gemeinden erfahrbar. Seine malerische Erinnerung an verlorene Architektur ist ein Zeugnis des Leids der Menschen jüdischen Glaubens und somit Ausdruck tiefer Trauer. Die monumentalen Bauwerke waren einstmals markante Wegpunkte in vielen Städten. In seinen Ölgemälden baut der Künstler die Gebäude wieder auf. Dabei will er nicht, dass die Gebäude neu und unbefleckt daherkommen. Vielmehr geht es ihm trotz Abstraktion um eine Authentizität. Warme Erdtöne dominieren auf den Bildern und lassen die Gebäude in einer vom Maler beabsichtigten Wucht wirken. Auch wenn Alexander Dettmar die Architektur in den Mittelpunkt seiner Malerei rückt, geraten die Menschen, die zu den Synagogen gehörten, nicht in Vergessenheit. „Die Erinnerung soll beim Betrachten meiner Bilder langsam dazu kommen“, sagt Alexander Dettmar. Der im Hirmer-Verlag auf Deutsch und Englisch erschienene Begleitband gibt sämtliche Synagogenbilder des Künstlers wieder, führt in dessen künstlerisches Werk ein und stellt die Synagogenbauten in einen architekturgeschichtlichen und historischen Kontext. Er erklärt, die Judenverfolgung im „Dritten Reich“ sei das Thema, das ihn in seinem Leben am meisten umgetrieben habe. Er habe sich immer wieder gefragt: „Wie konnte das passieren? Wie kam es, dass diese Mischung aus Neid, 13 „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ Überlebende Geschwister fanden durch Nachforschungen zur Familiengeschichtezueinander Zum letzten Mal hatte der 87jährige Wolf Hall seine 90jährige Schwester Esther Bielsky (geborene Hauszspiegel) 1940 im Ghetto Lodz gesehen. Wolf war damals17 Jahre alt und musste das Ghetto wenig später mit seinen Eltern und sechs seiner Geschwister verlassen. Sie gingen nach Krasnik, der ersten Station einer Odyssee, während der sie vielfach den Aufenthaltsort wechseln mussten. Esthers Schicksal führte dagegen ins Ghetto Radom und Wolf hörte nie wieder von ihr. In der festen Überzeugung, der einzige Überlebende aus einer großen Familie zu sein, füllte Wolf im Jahr 1980 die Gedenkblätter für seine während der Shoah ermordeten Verwandten aus. Darunter befand sich auch ein Blatt für seine Schwester Esther. Entgegen seiner Annahme hatte Esther jedoch überlebt. Sie hatte in Radom Aaron Bielsky geheiratet, war in Deutschland Mutter einer Tochter geworden und später nach Israel eingewandert, wo sie bis heute lebt. Esthers Tochter Rachel Vered war mit der Überzeugung aufgewachsen, dass außer ihrer Mutter niemand aus der Familie überlebt hatte. Ihr Vater Aaron hatte mit ihr über die Zeit des Krieges gesprochen, aber darauf bestanden, dass sie den Wunsch ihrer Mutter befolgte, niemals Nachforschungen über ihre Vergangenheit anzustellen. Dieses Versprechen hatte sie gehalten, aber es blieb eine schmerzhafte Lücke und das fehlende Wissen über die Familie mütterlicherseits belastete sie. Rachel begann erst vor zwei Jahren, im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters, ernsthafte Nachforschungen zur Familiengeschichte ihrer Mutter anzustellen. Nach einem Besuch in Yad Vashem und einem frustrierenden Aufenthalt in Lodz, bei dem eine umfangreiche Archivrecherche ohne jede neue Erkenntnis geblieben war, bat Rachel den Journalisten und Genealogieexperten Zack Oryan um Hilfe. Er führte eine umfangreiche Analyse aller Gedenkblätter von Yad Vashem durch, die einen Bezug zur Familie Hauszpiegel aus der Gegend von Lodz enthielten. Am Ende hielt er ein interessantes Dokument in seinen Händen: Das von Wolf ausgefüllte Gedenkblatt. Dieser hatte bei seiner Ankunft in den USA den neuen Nachnamen Hall angenommen. Nach einem Vergleich mit den Ergebnissen einer vorangegangenen genealogischen Recherche, die sich im Wesentlichen auf durch das JRI Polen erschlossene, jüdische Verzeichnisse stützte, versuchte Oryan einen Kontakt zwischen Wolf und Rachel herzustellen. Wolf wurde angesichts des Anrufes von Emotionen überwältigt und seine Tochter Esther schaltete sich in das Gespräch ein. „Ich habe nie aufgehört, an meine Schwester zu denken und meine jüngste Tochter nach ihr benannt“, erklärte Wolf die Namensgleichheit. Dann berichtete er Details aus der Familiengeschichte, darunter Esthers Mädchennamen, ihren Spitznamen (Adja) und dass der Vater der Familie als Schuhmacher gearbeitet hatte. Aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes der beiden Geschwister war ein direktes Treffen leider nicht möglich. So musste die Wiedervereinigung der Familie über Skype erfolgen. Rachel beschloss jedoch, nach Seattle zu fliegen, um ihre unverhofft gewonnene Familie persönlich kennenzulernen. Der Besuch bei der Familie von Wolf war geprägt von Emotionen. Rachel überreichte ihrem Onkel und ihren Cousinen ganz besondere Geschenke: Familienerbstücke aus dem Besitz ihrer Mutter. Sie wolle sicherstellen, so Rachel, dass „jeder von ihnen ein Objekt aus dem Haus meiner Mutter bekommt, ein symbolisches Stück von ihr“. Ganz offen berichtete sie, dass sie vor Reiseantritt auch ein wenig Angst gehabt hatte: „Ich wusste nun, dass ich dort Familie habe. Aber ich kannte keinen von ihnen. Ich war nicht sicher, dass wir eine Verbindung aufbauen können. Aber es ist tatsächlich wie das Sprichwort sagt: Blut ist dicker als Wasser. Die Verbindung zwischen uns war von Anfang an so gut, als ob ich hier, in diesem Haus, aufgewachsen wäre. Ich bin überwältigt“. Der Holocaust liegt fast 70 Jahre zurück und die Zeit, in der solche Vereinigungen noch möglich sind, nähert sich ihrem Ende. Doch für Menschen wie Wolf ist ein Erlebnis, dass er sich in seinen schönsten Träumen nicht hätte vorstellen können: „Als ich erfahren habe, dass ich eine Schwester habe, war ich so glücklich. Auch wenn ich sie nicht persönlich treffen kann. Ich habe jemanden gefunden. Und ich bin Onkel geworden. Welch eine bittersüße Freude“. 14 Kai WIESINGER Catherine FLEMMING Gudrun LANDGREBE Konstantin WECKER Artur Brauner wurde 1918 im polnischen Lodz geboren und hat dort seine Kindheit und Jugend verbracht. Als Deutschland 1939 Polen überfiel, studierte Brauner gerade am örtlichen Polytechnikum. Zusammen mit seinen Eltern und vier seiner Geschwister gelang es ihm, auf das Territorium der Sowjetunion zu fliehen und dort zu überleben. Als der Krieg zu Ende war und er nach Polen zurückkehrte, musste er 49 seiner Verwandten betrauern, die von den Nazis ermordet worden waren. Brauner, dessen Eltern nach Israel auswanderten, gelangte nach dem Krieg nach Deutschland und gründete 1946 in Berlin die „Central Cinema Company (CCC)“. In der Folgezeit stieg Brauner zu einem der bedeutendsten Filmemacher Deutschlands auf. Viele seiner Werke sind preisgekrönt und unvergessen. Er wurde unter anderem mit der Goldenen Kamera, dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet. In vielen seiner Filme widmete er sich dem Thema Holocaust. Kopien von 24 seiner Werke hat er im Jahr 2009 Yad Vashems „Visual Center“ zur Verfügung gestellt. Dort sind sie nun auch für Besucher zugänglich. PREISTRÄGER BEIM JERUSALEM INTERNATIONAL FILM FESTIVAL ERFOLGREICHSTER FILM GIFFONI FILM FESTIVAL 3 AUSZEICHNUNGEN WUNDERKINDER Ein Film von MARCUS O. ROSENMÜLLER Eine ALICE & ARTUR BRAUNER Produktion www.wunderkinder-derfilm.de “Wunderkinder“ mit dem „Yad Vashems Chairman´s Award 2011“ ausgezeichnet Liat Benhabib Marcus O. Rosenmüller, dem Regisseur des Films “Wunderkinder“ (Deutschland, 2011), wurde im Rahmen des 28. Jerusalem Film Festivals der “Avner Shalev Yad Vashem Chairman´s Award 2011” verliehen. Der Film, produziert von Artur Brauner und seiner Tochter Dr. Alice Brauner, erzählt die Geschichte der Freundschaft dreier, musikalisch hochbegabter Kinder. Hanna, Tochter einer deutschen Familie sowie Larissa und Abrascha, Kinder jüdischer Eltern, leben Anfang der 1940er Jahre im ukrainischen Poltawa. Als der Krieg die Stadt erreicht, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Für die jungen Musiker gibt es nur eine Antwort auf die Bedrohung: Zusammenzuhalten und die Welt der Erwachsenen mit der Kraft ihrer musikalischen Gabe für sich zu gewinnen. „Wunderkinder erzählt die Geschichte einer Freundschaft von Kindern, die zu einer Zeit aufwuchsen, die als die dunkelste in die Geschichte des jüdischen Volkes eingehen sollte“ so der Kommentar der Jury, die sich aus dem Dekan des „Sha’arei Mishpat College“, Aviad HaCohen, dem Psychologen Avner HaCohen von der Hebrew University, der Rabbinerin und Leiterin des Bildungsbereichs bei „Rabbis for Human Rights“, Nava Hefetz, sowie dem Journalisten und Drehbuchautor Stuart Schoffman zusammensetzte. „Ihre Geschichte wird in einer ungewöhnlichen und einfühlsamen Weise und frei von jeglicher Banalität vermittelt. Die Entscheidung, Kinder in jede der Szenen einzubinden, zeugt von bemerkenswerter Umsicht. Gefallen hat uns auch die 15 Darstellung einer jüdischen Familie, die eine deutsche versteckt und später selbst versteckt wird.“ Bei der Preisverleihung erklärte Alice Brauner: „Ich betrachte es als meine Aufgabe, das Werk meines Vaters fortzuführen, dem es immer darum ging, nicht nur Unterhaltungskino zu drehen, sondern auch Filme zu machen, die den Opfern des Holocaust gewidmet sind. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung für ein jahrzehntelanges Engagement in diesem Bereich und wir, die Produzenten ebenso wie der Regisseur und das gesamte Team von CCC Filmkunst, sind zutiefst dankbar für diese Anerkennung unserer Arbeit.“ Eine ehrenvolle Erwähnung ging in diesem Jahr an Regisseurin Britta Wauer für ihren Dokumentarfilm “Im Himmel, unter der Erde“ – eine faszinierende Darstellung des jüdischen Friedhofs in Berlin Weissensee, der Zeugnis des vielschichtigen, deutsch-jüdischen Lebens der vergangenen 130 Jahre [der Friedhof besteht seit 1880] ist. Der einmal jährlich verliehene „Avner Shalev Yad Vashem Chairman‘s Award“ für Filme mit Holocaustbezug wird durch die großzügige Unterstützung von Michaela und Leon Constantiner ermöglicht. Die Autorin leitet das Visual Center von Yad Vashem. Yad Vashem – Internationale Beziehungen: Abteilung für die Schweiz und die deutschsprachigen Länder Kontaktadresse: Arik Rav-On, Direktor Tel.: 0049-30-81 82 59 31 Handy: 0049-178-167 4546 E-Mail: [email protected] Rachel Shapiro Yad Vashem, P.O.Box 3477 Jerusalem 91034, Israel Tel: 00972-2-6443733, Fax: 00972-2-6443429 [email protected] Bankverbindung: Bank Leumi, Filiale Beit Hakerem 903, Bank Nr.10, Konto Nr. 66899/33, Swift: LUMIILITTLV, IBAN: IL54 0109 0300 000 6689 933 Freundeskreise von Yad Vashem: Deutschland; Hildegard Müller, Vorsitzende: Baron Christopher von Oppenheim, 1. stellv. Vors.; Dr. Bernhard Blohm, 2. stellv. Vors.; Peter Sauerbaum, Schatzmeister; Olaf Lehne, Schriftführer; Beisitzer: Dr. Tobias Ebbrecht, Stephan Göcken, Siegfried Guterman, Hinrich Kaasmann, Hans Scholz Adresse: Büro des Freundeskreises Yad Vashem e.V. Joachimstaler Str. 13 10719 Berlin Tel: 0049-30-81 82 59 28 Fax :0049-30-81 82 59 35 E-Mail: [email protected] Homepage: www.yad-vashem.de Bankverbindung: Commerzbank Frankfurt/ Main (BLZ 500 400 00) Konto Nr. 722 902 400 Liechtenstein: S.D. Fürst Hans Adam II. von und zu Liechtenstein, Ehrenpatronat; Dr. Florian Marxer, Präsident; Vorstandsmitglieder: S.D. Prinz Wolfgang von und zu Liechtenstein, Eva Baum, Kassierin; Fritz Baum; Valeria Boreicha; Dr. Peter Wolff Adresse: Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem, Postfach 920 9490 Vaduz Tel.: 0041-79-52 948 37 Fax: 00423-235 82 82 E-Mail: [email protected] Bankverbindung: Kto. 207.089.40 bei der LLB AG, Swift LILALI2XXXX, IBAN: LI15 0880 0000 0207 0894 0 Österreich: Günther Schuster, Vorsitzender; Gustav Arthofer, 2. Vorsitzender; Ulrike Schuster, Generalsekretärin; Melanie Arthofer, Kassiererin; Stefan Raab, 2. Kassierer; Ursula Arthofer, Assistentin, Edith Zwieb, Schriftführerin; Gerlinde Kropfmüller, 2. Schriftführerin Adresse: Österreichische Freunde von Yad Vashem, Blütenstr. 18/B2, 4040 Linz, Tel./Fax: 0043 732716822, E-Mail: [email protected] Homepage: www.austria.yad-vashem.net Bankverbindung: Konto 05024971 / BLZ: 34000 RLB Schweiz: Joel Herzog, Präsident ; Thierry Bollag, Kassier; Dr. André Bollag, Dr.Josef Bollag, Herbert Herz, Denise Schmid, Gabriel Taus, David K. Wollach Adresse: Büro Dr. Josef Bollag, Ansprechpartnerin: Charlotte Bollag, Unteraltstadt 10, 6301 Zug, Tel.: 0041-41-7290808 Fax: 0041-41-7290809 E-Mail: [email protected] Bankverbindung: Postkonto: 30-288893-0 Jerusalem Yad Vashem Magazin 12. Ausgabe, Frühjahr 2012 Herausgeber: Yad Vashem Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum P.O.Box 3477, Jerusalem 91034, Israel www.yadvashem.org, [email protected] Vorsitzender des Yad VashemCouncils: Rabbiner Israel Meir Lau Vorstandvorsitzender von Yad Vashem: Avner Shalev Generaldirektor: Nathan Eitan Direktor der Abt. für Internationale Beziehungen: Shaya Ben Yehuda Chefredakteur: Arik Rav-On Redaktion, freie Mitarbeit und Übersetzung: Horst Dahlhaus Desiree Dietrich Simon Riehle Rachel Shapiro Diese Magazinausgabe wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von: Freundeskreis von Yad Vashem Jerusalem in Deutschland e. V. Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem Österreichische Freunde von Yad Vashem Der Verein Schweizer Freunde von Yad Vashem Frau Kirsten Thams, Deutschland Titelfoto: Yad Vashem, Jerusalem Herstellung: Yochanan Lutfi Publications www.yadvashem.org Werden Sie Mitglied im Freundeskreis Ihres Landes Name: ________________________________________________________________________________ Adresse: _____________________________________________________________________________ Telefon: ______________________________________________________________________________ Fax: _____________________________ E-Mail: ____________________________________________ Datum: _________________________ Unterschrift: _________________________________________ □ Ich bin noch nicht Mitglied in einem Freundeskreis. Bitte senden Sie mir die entsprechenden Beitrittsunterlagen. □ Ich möchte Yad Vashem durch einen Beitrag in der Höhe von ________________________________ unterstützen. 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