A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee
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A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee
David A. Harris Executive Director Dr. Peter Struck Bundesverteidigungsminister A Decade of BundeswehrAmerican Jewish Committee Cooperation The American Jewish Committee Berlin Office Lawrence & Lee Ramer Center for German - Jewish Relations Mosse Palais · Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin Tel. (030) 22 65 94-0 · Fax (030) 22 65 94-14 · www.ajc.org Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee David A. Harris Executive Director American Jewish Committee Geschäftsführer des American Jewish Committee A Decade of BundeswehrAmerican Jewish Committee Cooperation Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 Dr. Peter Struck German Minister of Defense Bundesminister für Verteidigung Bundesrepublik Deutschland Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 INTRODUCTION FOR SPEECHES ON THE OCCASION OF THE BUNDESWEHR GOLDEN CROSS OF HONOR AWARD TO DAVID A. HARRIS, BERLIN, NOVEMBER 22, 2004 Ten Years AJC and German Bundeswehr Zehn Jahre AJC und Deutsche Bundeswehr Since its founding in 1906 by American Jews of German origin, the American Jewish Committee has been devoted to advancing democracy, the rule of law, pluralism, and mutual respect among diverse racial, religious and national groups. Therefore, after the crushing defeat of the Nazi regime, AJC leaders decided it was essential to work closely on deNazification with Allied occupation authorities and democratically minded German leaders, convinced that the best way to prevent the recurrence of facism was to assist in the reconstruction and strengthening of democracy in post-World War II Germany. In the decades that have ensued, the AJC has remained active in its commitment to foster exchange and dialogue with government authorities and nonprofit institutions in Germany. Seit das American Jewish Committee (AJC) von Amerikanischen Juden deutscher Herkunft im Jahre 1906 gegründet wurde, verpflichtete sich die Organisation zur Stärkung von Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Pluralismus und gegenseitigem Respekt zwischen unterschiedlichen ethnischen, religiösen und nationalen Gruppen. Nach der Zerschlagung des Nazi-Regimes war es deshalb für das AJC klar, dass man eng mit den Alliierten und demokratisch gesinnten Deutschen an der Entnazifizierung arbeiten musste. Das AJC war davon überzeugt, dass sich die Wiederkehr des Faschismus am ehesten verhindern ließe, indem die Organisation beim Wiederaufbau und der Stärkung der Demokratie im Nachkriegsdeutschland half. In den nachfolgenden Jahrzehnten hat das AJC durchgehend an dieser Einstellung festgehalten und den Austausch und Dialog mit Regierungsmitgliedern und Nichtregierungsorganisationen in Deutschland gepflegt. One of the most remarkable chapters in this relationship is the link established in 1994 between the German Bundeswehr and the AJC. Since then, hundreds of German army officers have visited AJC offices and learned about the U.S. and American Jewry. For their part, hundreds of AJC leaders have engaged in dialogue with representatives of the Bundeswehr, which is one of the most important institutions upholding democratic ideals in Germany. In all, literally thousands of people on both side of the Atlantic have been touched by this unique connection between a Jewish nongovernmental organization and the German armed forces. Eine der bedeutendsten Partnerschaften wurde 1994 zwischen dem AJC und der Bundeswehr ins Leben gerufen. Seit Beginn dieses Dialogs besuchten hunderte deutscher Bundeswehr-Offiziere das AJC-Büro in New York und informierten sich über die USA und das amerikanische Judentum. Von Seiten des AJC haben hunderte Vertreter den Dialog mit Repräsentanten der Bundeswehr gesucht – einer der wichtigsten Institutionen in der Beibehaltung und Stärkung demokratischer Ideale in Deutschland. Insgesamt kamen tausende Menschen auf beiden Seiten des 2 Einführung zu den Reden anlässlich der Verleihung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold an David A. Harris, Berlin, 22. November 2004 In New York, Washington and Berlin in 2004, the AJC and the Bundeswehr celebrated ten years of exchange, cooperation and friendship. During the ceremony held in Berlin at the Federal Security Academy, AJC Executive Director David Harris was awarded the Bundeswehr’s Golden Cross of Honor by German Defense Minister Peter Struck. Both speeches, which are a testimony to the strength of German-Jewish relations, are documented here. Atlantiks durch diese einmalige Verbindung zwischen einer jüdischen Nichtregierungsorganisation und dem Deutschen Militär miteinander in Berührung. Im Jahre 2004 feierten das AJC und die Bundeswehr in New York, Washington und Berlin zehn Jahre des Austauschs, der Kooperation und Freundschaft. Während des Festakts in Berlin in der Akademie für Sicherheitspolitik wurde der Geschäftsführer des AJC, David Harris, mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet. Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck überreichte die Auszeichnung. In dieser Broschüre finden Sie beide Reden, die ein Zeugnis für die Stärke der deutsch-jüdischen Beziehungen ablegen. 3 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by Dr. Peter Struck, German Minister of Defense at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 Dr. Peter Struck: Dr. Peter Struck: A warm welcome to the Federal Academy for Security Policy! Herzlich Willkommen an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik! I am very pleased that so many prominent people have come together to recognize an important relationship. Ich freue mich sehr, dass heute so viele herausragende Persönlichkeiten zusammen gekommen sind, um eine bedeutende Beziehung angemessen zu würdigen. Die 10-jährige, intensive Verbindung zwischen dem American Jewish Committee und der Bundeswehr erfüllt uns mit Dankbarkeit. Wir sind dankbar nicht nur wegen der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber dem jüdischen Volk. Dankbar sind wir auch dafür, dass wir mit dem American Jewish Committee einen Partner gefunden haben, der sich so erfolgreich um Völkerverständigung und den deutsch-jüdischen Dialog bemüht. Ihnen ist es zu verdanken, wenn die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nicht mit der Wehrmacht in Verbindung gebracht werden – sondern als Streitkräfte in einer Demokratie, die für die Menschenrechte einstehen, verstanden und wahrgenommen werden. Dem AJC ist es auch zu verdanken, wenn die Menschen in Deutschland mehr und mehr Verständnis für die Kultur und Belange – nicht nur der amerikanischen – Juden finden. Darüber hinaus bieten Sie ein hoch willkommenes Forum für den transatlantischen Dialog, der für Deutschland außerordentlich wichtig ist. Diesen Dialog weiter zu fördern und auszubauen, ist Verpflichtung und Gebot. Dieser The intensive 10-year relationship between the American Jewish Committee and the Bundeswehr fills us all with gratitude. We are grateful not only because of Germany’s special obligation to the Jewish people. We are also grateful that we have found in the American Jewish Committee a partner that has worked so successfully for international understanding and German-Jewish dialogue. We have you to thank for the fact that Bundeswehr soldiers are no longer thought of in connection with the Wehrmacht, but are understood and perceived as the armed forces of a democracy who stand up for human rights. It is also the AJC that is to be thanked for the fact that people in Germany have a better understanding of the culture and interests of Jews, and not only American Jews. In addition, you provide a very welcome forum for transatlantic dialogue, which is extraordinarily important for Germany. It is our duty and imperative to continue promoting and expanding this dialogue. This dialogue is at the same time an expression of pragmatic German policy. Solidarity and friendship with the United States of America and Israel are constants in 4 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von Dr. Peter Struck, Bundesminister für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 German foreign policy. Dialog ist zugleich auch Ausdruck pragmatischer deutscher Politik. Die Verbundenheit und Freundschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika und mit Israel ist für Deutschland eine Konstante seiner Außenpolitik. Die Entscheidung der USA, sich 1945 nicht aus Europa zurückzuziehen, sondern dauerhaft präsent zu bleiben, führte ein Element der Stabilität in Westeuropa ein. Dadurch war es möglich, das Projekt der europäischen Einigung anzugehen. Daher ist das Zusammenwachsen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl eine historische Leistung der Europäer, als auch Ergebnis weitsichtiger amerikanischer Außenpolitik. Von Anfang an waren die transatlantischen Beziehungen, die auf gemeinsamen Werten, Idealen und Interessen beruhen, mehr als nur ein reines Zweckbündnis. Europa und Nordamerika blicken auf eine gemeinsame Kultur- und Geistesgeschichte wie auch auf gemeinsame politische Erfahrungen zurück. Beide haben das gleiche Verständnis von repräsentativer Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat. In fast 60 Jahren ist zwischen Europa und den USA ein engmaschiges Netz von Verbindungen entstanden. Es umspannt von der Sicherheitspolitik über wirtschaftliche Zusammenarbeit bis hin zu den Kulturbeziehungen alle Bereiche des politischen Lebens. Die Reaktionen nach den Terrorangriffen in New York und Washington zeigten es klar und eindeutig, dass das Fundament der transatlantischen Wertegemeinschaft nach wie vor ausgesprochen tragfähig ist. The decision by the US not to withdraw from Germany in 1945, but to maintain a permanent presence, introduced an element of stability to Europe. Because of this, it was possible to enter into the project of European union. Thus Europe’s coming together after World War Two is both a historical achievement of Europeans and the result of farsighted American foreign policy. From the beginning, the transatlantic relationship, based on common values, ideals and interests, was more than a simple alliance of necessity. Europe and North America share a common cultural and intellectual history, as well as common political experience. Both have the same concepts of representative democracy, human rights and the rule of law. In almost 60 years, a tight web of connections has emerged between Europe and the US. It covers all areas of political life, from security policy to economic cooperation to cultural relations. The reactions to the terrorist attacks on New York and Washington demonstrate clearly and without doubt that the foundation of the transatlantic community of values remains remarkably sustainable. However, the structure of the transatlantic 5 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by Dr. Peter Struck, German Minister of Defense at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 community requires constant maintenance if it is also to provide the next generation with a secure home. Das Gebäude der transatlantischen Gemeinschaft braucht aber ständige Pflege, um auch der nächsten Generation eine sichere Heimat bieten zu können. Das Engagement lohnt sich: Es geht um nichts weniger als die dauerhafte Verankerung der transatlantischen Partnerschaft in den Köpfen und Herzen einer neuen Generation von Amerikanern und Europäern. Nur transatlantisch sind wir in der Lage, die Zukunft gemeinsam zu bewältigen. Nur transatlantisches Handeln garantiert uns auch künftig Freiheit, Frieden, Demokratie und Wohlstand. Es geht also um die Frage: Wie wird das Verhältnis Europas zu Amerika gestaltet? The commitment will pay off: we are talking about nothing less than the permanent anchoring of the transatlantic partnership in the minds and hearts of a new generation of Americans and Europeans. Only transatlantically are we capable of taking on the future together. Only transatlantic action will guarantee a future in freedom, peace, democracy and prosperity. The question, therefore, is: How will Europe’s relationship to America be structured? Dies ist eine politische und strategische Kernfrage. Klar ist, dass Rivalität und Duplizierung von Fähigkeiten für beide Seiten nur von Nachteil sein können. Es gibt nicht nur hohe Übereinstimmung in den Grundwerten zwischen den transatlantischen Partnern. Es gibt auch eine Agenda zur Bewältigung globaler Herausforderungen, die gemeinsames Handeln zwingend erforderlich macht. Kaum eine politische und sicherheitspolitische Herausforderung von Gewicht kann heutzutage im nationalen Alleingang gelöst werden. Auch für die USA heißt dies, dass multilaterales Vorgehen zur Bewältigung globaler Sicherheitsprobleme in aller Regel die bessere Option darstellt. Hier bieten sich sich gerade die europäischen Partner an. Es heißt aber auch: Die USA als politische und militärische Weltmacht mit besonderen Verpflichtungen und Interessen setzen auf This is a core political and strategic question. It is clear that rivalries and duplication of capabilities can only be detrimental to both sides. Not only is there a high degree of correspondence between the basic values of the transatlantic partners; there is also an agenda for overcoming global challenges that urgently requires joint action. There is hardly a political or security challenge of any significance today that that can be resolved by a nation working alone. For the USA, too, this means that multicultural action to cope with global security problems is generally the better option. Here is where European partners come into play. But it also means that the USA, as a major political and military power with special obli- 6 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von Dr. Peter Struck, Bundesminister für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 gations and interests, relies on the support and shared responsibility of its European partners in managing crises and conflicts -- in Europe, but also outside of Europe. Unterstützung und auf Mitverantwortung der europäischen Partner beim Management von Krisen und Konflikten. In Europa, aber auch außerhalb. Die viel beachtete Studie „Transatlantic Trends 2004“ des German Marshall Fund vom September unterstreicht dies. Danach möchten 79 Prozent der Amerikaner, dass die Europäische Union in internationalen Angelegenheiten eine starke Führungsrolle übernimmt. Ein handlungsfähiges und zur Übernahme von Verantwortung bereites Europa wird seinen Einfluss auf die amerikanischen Partner besser geltend machen können. The German Marshall Fund’s widely noted study “Transatlantic Trends 2004” in September underscores these facts. It shows that 79% of all Americans want the European Union to take a leadership role in international affairs. A Europe that is able to act and willing to take on responsibility would be better able to make its influence felt on its American partner. But conversely, this also means that a rhetorical right to be listened to and to participate cannot be separated from a willingness to act jointly with our American partners. Umgekehrt heißt das aber auch, dass rhetorischer Anspruch auf Gehör und Mitsprache nicht zu trennen ist von der Bereitschaft, gemeinsam mit den Amerikanern zu handeln. Heute sind allein weit über 25.000 europäische Soldaten auf dem Balkan, in Afghanistan und an anderer Stelle im Einsatz. Die Ablösung von SFOR durch die EUOperation ALTHEA ist ein weiteres Beispiel für eine strategische Partnerschaft zwischen Europa und Amerika. Beide, in Gestalt von NATO und EU, arbeiten hier eng zusammen. Wer das Zusammenwirken von NATO und EU organisiert, weiß: Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zwischen NATO und EU sind nicht statisch. Denn sowohl die EU als auch die NATO befinden sich in tiefgreifenden Prozessen der Anpassung an veränderte Bedingungen. Die Entwicklung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) kann nicht losgelöst betrachtet werden von der NATO der Zukunft. Die Anpassung beider Sicherheits- Today there are well over 25,000 European soldiers deployed in the Balkans, Afghanistan and elsewhere. The replacement of SFOR with the EU’s ALTHEA operation is a further example of a strategic partnership between Europe and America. Both are working closely there in the guise of NATO and the EU. Those who have organized cooperation between NATO and the EU know that the cooperation and the division of labor between NATO and the EU are not static. Both the EU and NATO are undergoing thoroughgoing processes of adaptation to changing conditions. The development of the European Security 7 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by Dr. Peter Struck, German Minister of Defense at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 and Defense Policy (ESDP) cannot be viewed in isolation from the NATO of the future. institutionen kann nur komplementär vorangetrieben werden - auf der Grundlage von Vertrauen und Transparenz. Unerlässlich erscheint auch ein gemeinsames strategisches Grundverständnis der Europäer und ihrer amerikanischen Bündnispartner über die sicherheitspolitische Agenda. Die NATO sollte wieder stärker zum Forum der strategischen Diskussion genutzt werden. Hier vor allem muss der transatlantische Dialog geführt werden. Gleichermaßen muss die angestrebte strategische Partnerschaft zwischen NATO und EU auch einen strategischen Austausch über globale Sicherheitsfragen umfassen. Ich bin davon überzeugt, dass die neue amerikanische Administration sich um diesen Austausch und die Vertiefung der transatlantischen Beziehungen bemühen wird. Neben der transatlantischen Verbindung ist ein weiterer unverrückbarer Eckpfeiler deutscher Außenpolitik heute und in Zukunft das entschiedene Eintreten für das Existenzrecht Israels. Dies schließt die entschiedene Unterstützung für das Recht der israelischen Bürgerinnen und Bürger ein, in sicheren Grenzen friedlich zu leben. Diese Position ist nicht zu relativieren und wird auch künftig den einzigartigen Charakter unserer Beziehungen zu Israel bestimmen. Wir vertreten sie mit Nachdruck in allen multilateralen und internationalen Institutionen. Sie bestimmt gleichzeitig unsere Haltung gegenüber anderen Gesprächspartnern in der Region. Aus moralischer Verantwortung gegenüber Israel ist über Jahrzehnte hinweg eine The adaptation of both security institutions can only be carried out complementarily – on the basis of trust and transparency. A common basic strategic understanding between the Europeans and their American allies on their security agenda also seems indispensable. NATO should once again be used more frequently as a forum for strategic discussion. This is where, above all, transatlantic dialogue should take place. At the same time, the desired strategic partnership between NATO and the EU must also include strategic exchange on global security issues. I am convinced that the new American administration will strive for this exchange and will strengthen transatlantic relations. In addition to the transatlantic connection, a further unshakeable pillar of German foreign policy, now and in the future, is resolute support for Israel’s right to exist. This includes resolute support for the right of Israeli citizens to live in peace within secure borders. This position cannot be qualified and will continue in the future to determine the unique character of our relationship with Israel. We advocate it emphatically in all multila- 8 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von Dr. Peter Struck, Bundesminister für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 teral and international institutions. konkrete und tägliche Zusammenarbeit geworden: In zahlreichen Politikfeldern sowie vor allem auch in allen Fragen, die Israels Sicherheit betreffen, ist ein Beziehungsnetz gewachsen. Dieses Netz macht Deutschland heute zu einem der wichtigsten Partner Israels. Weil wir so eng verbunden sind, verfolgen wir die gegenwärtige Entwicklung in der Region mit besonderer Aufmerksamkeit. Im Zentrum stehen dabei natürlich die Nachfolgefrage für den verstorbenen Jassir Arafat und die Situation im Irak. Mit Bestürzung müssen wir fortgesetzt Bilder der Gewalt und des Terrors zur Kenntnis nehmen. Auch deswegen, weil trotz aller Opfer die Agenda der zu lösenden Probleme die Gleiche bleibt. Denn Deutschland sieht keinen anderen Weg, als den Irak so schnell wie möglich zu stabilisieren und den Weg zu einem verhandelten Frieden zwischen Israel und den Palästinensern zu bereiten. Es gibt dazu keine gangbare Alternative, um Israel die dauerhafte Sicherheit und den Palästinensern einen eigenen Staat zu bringen. Auch auf diesem Weg, der auf dem Respekt beider Seiten für das Existenzrecht des Einen und die Würde des Anderen beruht, wollen wir gemeinsam mit den USA vorangehen. Denn ohne die USA wird dieser Weg nicht gangbar sein. Er soll letztlich hinführen zu einer dauerhaften, friedlichen Nachbarschaft zweier Staaten und Völker. Runde Geburtstage und Jahreszahlen sind in der Regel Veranlassung, sich rückblickend der erreichten Erfolge zu erinnern. Das Jahr 2004 steht für die Erinnerung an It also determines our attitude toward other dialogue partners in the region. Moral responsibility toward Israel has, over the decades, turned into concrete, everyday cooperation. A network of relationships has developed in numerous areas of policy, especially in all questions that affect Israel’s security. This network makes Germany one of Israel’s most important partners today. Because we are so closely connected, we follow current developments in the region with particular attention. Most important, of course, are the questions of a successor to the deceased Yasir Arafat and the situation in Iraq. We note with dismay the continuing images of violence and terror – in part because, despite all the victims, the agenda of problems to be solved remains the same. Germany sees no other options but to stabilize Iraq as rapidly as possible and prepare the way for a negotiated peace between Israel and the Palestinians. There is no realistic alternative that will bring Israel lasting peace and the Palestinians a state of their own. This road, too – based on each side’s respect for the right of existence of the one and the dignity of the other – we wish to tra- 9 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by Dr. Peter Struck, German Minister of Defense at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 vel together with the USA. But without the USA, this road will not be possible. It must ultimately lead to a lasting, peaceful neighborliness between two states and peoples. Round birthdays and anniversaries are generally an opportunity to look back on the successes achieved. The year 2004 recognizes ten fruitful years of cooperation between the AJC and the Bundeswehr. The results of this dialogue are impressive: • Since 1994, future young officers have been visiting the AJC every year as part of an educational trip. Over 300 participants have now experienced their hospitality. • This has also been the case since 1999 for various classes of the Bundeswehr leadership academy, which have been able to visit the AJC in New York and the Holocaust Museum in Washington. • There have also been a number of visits by prominent members of the AJC and talks by David A. Harris to the leadership academy of the army officers’ school and the Bundeswehr universities. The Bundeswehr maintains lively, deep and friendly relations with our contact in Germany, the AJC office in Berlin. We can be especially proud of the fact that in past years we have also undertaken concre- 10 fruchtvolle Jahre der Zusammenarbeit zwischen dem AJC und der Bundeswehr. Die Bilanz dieses Dialogs kann sich sehen lassen: • Seit 1994 besuchen alljährlich die künftigen Jugendoffiziere im Rahmen ihrer Ausbildungsreise das AJC. Bislang durften schon über 300 Teilnehmer die dortige Gastfreundschaft erleben. • Dies gilt seit 1999 auch für verschiedene Lehrgänge der Führungsakademie der Bundeswehr, die das AJC in New York und das Holocaust Museum in Washington besuchen durften. • Ferner gab es mehrere Besuche von hochrangigen Mitgliedern des AJC und Vorträge von David A. Harris an der Führungsakademie, der Offizierschule des Heeres sowie an den Universitäten der Bundeswehr. Zu unserem Ansprechpartner in Deutschland, dem AJC-Büro in Berlin, unterhält die Bundeswehr lebendige, tiefe und freundschaftliche Kontakte. Besonders stolz können wir darauf sein, dass es in den vergangenen Jahren darüber hinaus zu konkreten Hilfsmaßnahmen für bedürftige Menschen kommen konnte. Eine gemeinsame humanitäre Hilfsaktion zwischen der Bundeswehr und dem AJC – zusammen mit den Johannitern - zugunsten von moslemischen Flüchtlingen in Mazedonien spricht für sich. All dies belegt die ungewöhnlich offenen, freundschaftlichen und lebendigen Beziehungen. Sie werden von Seiten der Bundeswehr als eine ganz besondere Bereicherung empfunden, die wir nicht mehr 10 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von Dr. Peter Struck, Bundesminister für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 te relief measures for needy people. A joint humanitarian relief operation by the Bundeswehr and the AJC, together with the Order of St. John, to benefit Muslim refugees in Macedonia speaks for itself. All this is evidence of an unusually open, friendly and lively relationship. It is considered by the Bundeswehr to be especially enriching, and we could no longer do without it. missen möchten. Ich freue mich auf die Fortsetzung dieser Beziehungen und möchte nun – stellvertretend für das ganze AJC – einen herausragenden Repräsentanten besonders würdigen. LAUDATIO Sehr geehrter Mr. Harris, I look forward to a continuation of this relationship and would like now to honor an outstanding representative, representing the entire AJC. LAUDATIO Mr. Harris, For ten years you have worked actively and successfully, both for positive transatlantic relations between the Federal Republic of Germany and the American Jewish population and for good, close relations between the American Jewish Committee and the Bundeswehr. In the process, you have been most interested in mutual information and the dispelling of reservations rooted in a tragic shared history. You have invested all your energy and a great deal of personal commitment in this endeavor. You consider it a crucial obligation to convey to the German people the interests of American Jews. Seit 10 Jahren bemühen Sie sich intensiv und erfolgreich sowohl um positive transatlantische Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der amerikanischen jüdischen Bevölkerung als auch um gute und enge Beziehungen des American Jewish Committee zur Bundeswehr. Dabei geht es Ihnen vor allem um gegenseitige Information und den Abbau von Vorbehalten, die ihre Wurzeln in einer tragischen gemeinsamen Geschichte haben. Dafür haben Sie sich mit all Ihrer Kraft und hohem persönlichen Engagement eingesetzt. Den Menschen in Deutschland die Belange der amerikanischen Juden zu vermitteln, verstehen Sie als eine zentrale Aufgabe. Sie haben sich durch Ihre Arbeit im internationalen Bereich hohes Ansehen erworben und sich um das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland bei der amerikanischen jüdischen Bevölkerung in außergewöhnlicher Weise verdient gemacht. Sie stehen für den deutsch-jüdischen Dialog und haben, wie auch das American Jewish Committee insgesamt, die Wiedervereinigung des deutschen Volkes maßgeblich befürwortet. 11 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by Dr. Peter Struck, German Minister of Defense at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, November 22, 2004 Through your work in the international arena, you have earned high esteem, and you have rendered outstanding service in improving Germany’s standing among American Jews. You stand for German-Jewish dialogue, and you, like the American Jewish Committee in general, advocated the reunification of the German people. You have strengthened the transatlantic pillar through activities both in the USA and in Germany. For example, by inviting German representatives to the American Jewish Committee’s annual meeting. But also through your own speeches on transatlantic dialogue in Germany. The good contacts to the Bundeswehr that came about through your mediation and that of the German General Consulate in New York have made a lasting contribution to better understanding within the German-Jewish relationship. Sie haben den transatlantischen Pfeiler durch Aktivitäten sowohl in den USA als auch in Deutschland gestärkt. So zum Beispiel durch die Einladung zur Teilnahme deutscher Repräsentanten bei den Jahrestagungen des American Jewish Committee. Aber auch durch Ihre eigenen Vorträge zum transatlantischen Dialog in der Bundesrepublik Deutschland. Auch die guten Kontakte zur Bundeswehr, die unter Ihrer Vermittlung und des deutschen Generalkonsulats in New York zustande kamen, tragen nachhaltig zum besseren Verständnis innerhalb des deutsch-jüdischen Verhältnisses bei. Wie bereits erwähnt, hielten Sie in den vergangenen Jahren Vorträge an verschiedenen Ausbildungsstätten der Bundeswehr und ermöglichten Besuche deutscher Offiziere beim American Jewish Committee und im Holocaust Museum in den USA. Sie sorgten dafür, dass das gegenseitige Interesse gepflegt und intensiviert wird. Sie haben damit dazu beigetragen, dass teilweise immer noch vorhandene Vorbehalte gegenüber den deutschen Streitkräften weiter abgebaut werden. As already mentioned, you have given lectures over the years at various Bundeswehr educational institutions and have made it possible for German officers to visit the American Jewish Committee and the Holocaust Museum in the USA. You ensured that mutual interests were fostered and intensified. In this way, you contributed to dispelling the reservations that still exist regarding the German armed forces. 12 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von Dr. Peter Struck, Bundesminister für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, Bundesakademie für Sicherheitspolitik Berlin, 22. November 2004 Mr. Harris! Sehr geehrter Mr. Harris! Your outstanding commitment deserves special commendation. Ihr herausragendes Engagement hat eine besondere Auszeichnung verdient. “For rendering the Bundeswehr particular service, I award Mr. David A. Harris the Bundeswehr Honor Cross in Gold.” „Für besondere Verdienste um die Bundeswehr verleihe ich Herrn David A. Harris das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold“. I thank you. Ich danke Ihnen. 13 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 David Harris: Minister of Defense Peter Struck, Federal Academy President Rudolf Adam, members of the German Parliament, Israeli Ambassador Shimon Stein and other distinguished diplomats, officers of the Bundeswehr and NATO armed forces, American Jewish Committee colleagues, ladies and gentleman, I am deeply moved by the high honor presented to me by Dr. Struck. I would like to dedicate it to the memory of my father, who was a thirteen-year-old boy in this very city when the Nazis came to power, and who spent the ensuing twelve years as refugee, soldier in the French Foreign Legion, concentration camp inmate, soldier in the British Eighth Army, and espionage agent behind enemy lines for the U.S. Office of Strategic Services (OSS), and to my mother, who spent seventeen months, together with her family, fleeing the Nazis in occupied France until they were able to board a ship from Lisbon for New York in November 1941. That their son could be standing here today on such an occasion speaks volumes about the possibilities of history. It also serves as eloquent testimony to something they both taught me by their example—the need to understand and remember the past, but never to abandon hope in the chance for a better future. David Harris: Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister Peter Struck, sehr geehrter Herr Präsident der Bundesakademie Rudolf Adam, verehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages, sehr geehrter Herr Botschafter des Staates Israel Shimon Stein und weitere verehrte Diplomaten, verehrte Offiziere der Bundeswehr und der NATO - Streitkräfte, liebe Kollegen des American Jewish Committee, sehr geehrte Damen und Herren, Ich bin tief bewegt von der hohen Ehre, die mir Dr. Struck erwiesen hat. Ich möchte sie dem Andenken meines Vaters widmen, der als Dreizehnjähriger in dieser Stadt lebte, als die Nazis an die Macht kamen, und der die folgenden zwölf Jahre als Flüchtling, als Soldat in der französischen Fremdenlegion, als Insasse eines Konzentrationslagers, als Soldat der 8. britischen Armee und als Spionageagent hinter den feindlichen Linien für den amerikanischen Geheimdienst verbrachte; ebenso meiner Mutter, die, zusammen mit ihrer Familie, siebzehn Monate lang im besetzten Frankreich vor den Nazis floh bis sie die Möglichkeit hatten, im November 1941 an Bord eines Schiffes von Lissabon nach New York zu gehen. Dass ihr Sohn heute hier aus diesem Anlass stehen kann, spricht Bände über die Möglichkeiten der Geschichte. Es ist auch ein ausdrucksvolles Zeugnis dessen, was die beiden mir vorgelebt und beigebracht haben – die Notwendigkeit, die Vergangenheit zu verstehen und sich daran zu erinnern, dabei aber niemals die 14 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 Ladies and gentlemen, it is a privilege for me to be with you today at the Federal Academy of Security Policy to mark the tenth anniversary of the unique relationship between the German armed forces and the American Jewish Committee. What an auspicious occasion this is! Allow me to pay tribute to my founding partner in this effort, Colonel Jochen Burgemeister, who is in the audience. I would also like to acknowledge the presence of General Klaus Wittman, who was a great believer in expanding our partnership. Relations between Germany and the Jewish world have come a very long way in the postwar era, especially relations between Germany and Israel. Indeed, next year we will mark the fortieth anniversary of the establishment of diplomatic ties between the two countries. The needs of statecraft required Israel rather early on to make painful but necessary decisions regarding links with Germany that Jews elsewhere in the world were not compelled to do. Jews in the Diaspora could choose to ignore Germany if they wished, boycott its products if they so desired, and avoid travel there. Israel, on the other hand, faced with the Herculean challenge of building a state while defending its borders against those who sought its destruction, could ill afford to reject out of hand relations with West Germany, however painful those links might have been for many Israelis. The special relationship forged between Hoffnung auf eine mögliche, bessere Zukunft aufzugeben. Meine Damen und Herren, es ist mir eine Ehre, heute mit Ihnen zusammen in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik den zehnten Jahrestag der besonderen Beziehungen zwischen den deutschen Streitkräften und dem American Jewish Committee zu feiern. Dies ist ein freudiger Anlass. Erlauben Sie mir, meinem Gründungspartner in dieser Initiative, Herrn Oberst Jochen Burgemeister, der heute anwesend ist, meine Hochachtung auszusprechen. Ausserdem möchte ich mich bei General Klaus Wittmann für seine Anwesenheit bedanken, der immer fest an die Ausweitung unserer Partnerschaft geglaubt hat. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der jüdischen Welt sind seit Kriegsende weit gediehen, insbesondere die zwischen Deutschland und Israel. Tatsächlich werden wir nächstes Jahr den 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern feiern. Die Staatsraison forderte von Israel schon sehr frühzeitig, schmerzhafte, aber notwendige Entscheidungen über Verbindungen zu Deutschland zu treffen, die Juden in anderen Teilen der Welt nicht treffen mussten. Juden in der Diaspora konnten, wenn sie wollten, Deutschland ignorieren, deutsche Produkte boykottieren und vermeiden, dorthin zu reisen. Israel dagegen, angesichts der herkulaneischen Aufgabe, einen Staat aufzubauen und gleichzeitig die Grenzen gegen diejenigen zu verteidigen, die seine Zerstörung beabsichtigten, konnte es sich nicht leisten, Beziehungen zu Deutschland leichtfertig zurückzuweisen, auch wenn diese für viele Israelis sehr schmerzhaft waren. Das besondere Verhältnis, dass zwischen Berlin und Jerusalem entstanden ist, war und ist j15 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 Berlin and Jerusalem has been a matter of great consequence to Israel and of benefit to both countries. We trust that this special relationship will continue to grow and develop in the years ahead, even as the process of integration of European foreign and security policy advances. Diaspora Jewish groups, with one notable exception, were several steps behind Israel in their policy regarding Germany. From the start, the one exception was the American Jewish Committee. Not only did it not lag behind, but, to the contrary, it took the lead in its understanding of Germany’s dynamic postwar history. Grasping the enormity of the Shoah, the American Jewish Committee began to follow the wise counsel of Confucius, who said, in another era, “Better to light a candle than to curse the darkness.” Germany would not suddenly disappear, the American Jewish Committee reasoned; it would always be a major presence in the heart of Europe and, sooner or later, it would reemerge from the shambles of defeat and the occupation. The only question was whether this postwar Germany would evolve in a positive or negative direction. History had taught us that we could ill afford to sit on the sidelines and wait for the question to resolve itself; we had to seek a role, however modest, in ensuring that light prevailed over darkness. Our contact, it must be said, began quite für Israel von großer Bedeutung und zum Nutzen beider Länder. Wir vertrauen darauf, dass diese besondere Beziehung in den kommenden Jahren weiter wachsen und gedeihen wird, ungeachtet des Prozesses der europäischen Integration in der Aussen- und Sicherheitspolitik. Jüdische Gruppen in der Diaspora waren in ihrer Politik gegenüber Deutschland etliche Schritte hinter Israel zurück – mit einer bemerkenswerten Ausnahme. Diese Ausnahme war das American Jewish Committee, das nicht nur nicht hinterherhinkte, sondern, ganz im Gegenteil, die führende Rolle im Verständnis der dynamischen Nachkriegsentwicklung Deutschlands übernahm. Im Bewusstsein der Ungeheuerlichkeit der Shoah begann das American Jewish Committee, den weisen Rat des Konfuzius zu befolgen, der einst sagte: „Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Hintergrund war die Überlegung, dass Deutschland nicht plötzlich verschwinden, sondern weiterhin einen großen Raum im Herzen Europas einnehmen und früher oder später aus den Trümmern der Niederlage und der Besatzung wieder neu entstehen würde. Die einzige Frage dabei war, ob dieses Nachkriegsdeutschland sich in eine positive oder negative Richtung entwickeln würde. Die Geschichte hatte uns gelehrt, dass wir uns nicht erlauben durften, abseits zu stehen und darauf zu warten, dass diese Frage sich von alleine beantwortet; wir mussten eine, wenn auch bescheidene Rolle übernehmen, um sicher zu stellen, dass das Licht die Oberhand über die Dunkelheit gewinnt. Tatsache ist, dass der Kontakt zunächst sehr zaghaft war. Wir Juden hatten Bedenken und, ehrlich gesagt, zeigten nur wenige Deutsche Interesse. Aber über die Jahrzehnte entwickelte er sich in einem beträchtlichen Maß. Tausende, tat- 16 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 tentatively. We Jews were apprehensive, and, truth be told, few Germans were interested. But it has grown dramatically over the span of decades. Thousands, actually tens of thousands, of people in Germany and the United States have been directly touched. And a high point in the relationship came for us in 1998, when we opened our office in Berlin, today headed by Deidre Berger. For me personally, given my family history, the opportunity once again to plant Jewish roots in the soil of Berlin was one of the more moving moments of my life. Yet, even as the comfort of light has, over time, replaced the terror of darkness, the past remains with us. The wounds have not fully healed, nor are they likely to anytime soon. The ghosts and shadows and cries of anguish continue to torment us. The questions, ultimately unanswerable perhaps, nevertheless persist. The perfected industrialization of genocide still awakens us from our deepest sleep, fiftynine years after the machinery was silenced. Besides we Jews, who else today agonizes so much over the history of the Third Reich, sees the films, reads the accounts and memoirs, seeks out the survivors, visits the fields of ashes, the museums, and memorials, and attempts to connect this information to the contemporary world? The answer, I believe, is that the struggle persists here in Germany more than anywhere else. This remains the case, even as we have left behind the twentieth century, and even after a new generation of German political leaders, sächlich sogar Zehntausende von Menschen in Deutschland und den Vereinigten Staaten sind unmittelbar davon berührt worden. Ein Höhepunkt der Beziehungen war für uns das Jahr 1998, als wir unser Büro in Berlin eröffneten, dass derzeit von Deidre Berger geleitet wird. Für mich persönlich war, vor dem Hintergrund meiner Familiengeschichte, die Möglichkeit, noch einmal jüdische Wurzeln in Berliner Boden wachsen zu lassen, ein sehr bewegender Moment meines Lebens. Dennoch bleibt uns, auch wenn im Laufe der Zeit der Trost des Lichts an die Stelle des Schreckens der Dunkelheit getreten ist, die Vergangenheit gegenwärtig. Die Wunden sind nicht völlig verheilt und werden wohl auch in naher Zukunft nicht heilen. Die Geister und Schatten und Schreie der Qual werden uns weiterhin aufwühlen. Die vielleicht niemals endgültig zu beantwortenden Fragen bleiben bestehen. Die perfektionierte Industrialisierung des Völkermords lässt uns heute noch, neunundfünfzig Jahre nachdem die Maschinerie zum Schweigen gebracht wurde, aus tiefstem Schlaf aufschrecken. Wer, abgesehen von uns Juden, ringt heutzutage noch so sehr mit der Geschichte des Dritten Reiches; wer sieht die Filme, liest die Berichte und Memoiren, sucht nach Überlebenden, besucht die Orte, wo die Asche der Toten verstreut ist, die Museen und Gedenkstätten, und versucht, diese Informationen mit der heutigen Welt zu verknüpfen? Ich glaube, die Antwort lautet, dass dieses Ringen hier in Deutschland stärker fortbesteht als irgendwo sonst. Dies ist heute noch so, auch nachdem wir das zwanzigste Jahrhundert hinter uns gelassen haben und selbst, nachdem eine neue Generation von führenden Politikern, die größtenteils nach dem Krieg geboren wurden, die 17 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 largely born after the war, has assumed the mantle of national responsibility. Not so among all Germans, to be sure. There are those who feel the time has long since come to close the history books, and even those who find false comfort in the writings of relativists who seek to challenge the singularity of the Nazi crimes. But I have met an impressive number of Germans—in schools and universities, in churches and clubs, in the government and military—for whom the intellectual and emotional struggle goes on, for whom it is not yet possible to turn the page and put the past fully behind them. For them and for us, the result is to bring us closer together. We might come at the issues from very different starting points, but, in fact, we are drawn nearer to one another than might at first seem obvious. There is, then, much that we can do, that we should do together. Let me suggest that our common agenda today, as Germans and as Jews, comprises at least four parts: (a) preserving memory; (b) building a world respectful of democracy and human rights; (c) serving as an early warning system against extremism and xenophobia; and (d) standing firm against those in the international system who flout the rule of law and threaten the precepts of peaceful coexistence and conflict resolution. Why preserve memory? The answer is really very simple—or is it? It is to ensure that those nationale Verantwortung angenommen hat. Dies gilt sicher nicht für alle Deutschen. Es gibt diejenigen, die meinen, es sei schon lange an der Zeit, die Geschichtsbücher zu schließen, und sogar solche, die in falscher Bequemlichkeit auf das Geschreibsel von Relativisten verweisen, die die Einzigartigkeit der Naziverbrechen leugnen wollen. Aber ich habe auch eine beeindruckende Zahl von Deutschen kennen gelernt – in Schulen und Universitäten, in Kirchen und Vereinen, in Regierungs- und Militärkreisen – für die die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit andauert, für die es noch nicht möglich ist, das Kapitel abzuschließen und die Vergangenheit komplett hinter sich zu lassen. Für sie und für uns ist Annäherung die logische Folge. Wir mögen von sehr unterschiedlichen Startpunkten aus an die Themen herangehen, aber tatsächlich nähern wir uns einander weiter an, als es zunächst den Anschein haben mag. Es gibt also vieles, was wir tun können und wir sollten es gemeinsam tun. Meiner Ansicht nach umfassen unsere gemeinsamen Aufgaben als Deutsche und Juden heutzutage mindestens vier Bereiche: (a) die Erinnerung wachzuhalten; (b) eine Welt zu schaffen, in der Demokratie und Menschenrechte gewahrt werden; (c) als Frühwarnsystem gegen Extremismus und Fremdenhass zu dienen; und (d) hart zu bleiben gegenüber denjenigen, die im internationalen System Recht und Gesetz verspotten und die eine Bedrohung für friedliches Zusammenleben und Konfliktlösung sind. Warum müssen wir die Erinnerung wach halten? Die Antwort ist eindeutig, oder nicht? Es muss sein, damit diejenigen, die in den Flammen der Shoah umgekommen sind, nicht umsonst gestorben sind. Es geht also um sie, aber, um die 18 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 who were consumed in the flames of the Shoah did not die in vain. It is about them, but also, truthfully, it is about us. Unless we are somehow able to understand how a demented, antihuman ideology could take root in an otherwise advanced nation’s soil, leading so many to participate so energetically in genocidal policies without parallel in human history, what world will await our children and grandchildren? And this brings me to our second joint responsibility: building a world respectful of democracy and human rights. In this endlessly complex world, one thing is abundantly clear from even a brief glance at history, and it offers the ray of hope we so desperately need. It is the simple, irrefutable fact that democratic nations do not, as a matter of habit, declare war on other democratic nations; they resolve their differences peacefully. Democratic nations don’t deliberately starve their populations as an instrument of state terror, as the Soviet Union did in Ukraine, with devastating results, in the 1930s, or as North Korea has done more recently. They don’t use poison gas against their own citizens, murdering them by the thousands, as was the case against the Kurds in Saddam Hussein’s Iraq. They don’t assassinate dissidents, or imprison journalists who expose the failings of the state, or silence protesting students, as has Wahrheit zu sagen, es geht auch um uns. Wenn wir nicht irgendwie verstehen können, wie eine so irrsinnige, unmenschliche Ideologie in einer ansonsten weit entwickelten Gesellschaft auf fruchtbaren Boden fallen konnte und so viele Menschen dazu bringen konnte, sich tatkräftig an einer Politik des Völkermords zu beteiligen, der in der Geschichte der Menschheit ohnegleichen ist, was für eine Welt haben dann unsere Kinder und Enkel zu erwarten? Und dies bringt mich zu unserer zweiten, gemeinsamen Verantwortung: eine Welt zu schaffen, die Demokratie und Menschenrechte respektiert. In dieser unendlichen komplexen Welt ist eine Sache schon nach kurzem Blick auf die Geschichte völlig klar und bietet uns den Hoffnungsschimmer, den wir so dringend brauchen. Es ist die einfache, unwiderlegbare Tatsache, dass es bei demokratische Staaten nicht üblich ist, anderen demokratischen Staaten den Krieg zu erklären; sie legen ihre Differenzen mit friedlichen Mitteln bei. Demokratische Staaten lassen ihre Bevölkerung nicht vorsätzlich verhungern als Mittel der staatlichen Gewalt, wie es die Sowjetunion in den 1930er Jahren mit verheerenden Folgen in der Ukraine tat, oder wie Nordkorea in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls. Sie setzten kein Giftgas gegen die eigene Bevölkerung ein und ermorden dadurch Tausende, wie es den Kurden in Saddam Hussein`s Irak erging. Sie ermorden keine Dissidenten, sie sperren keine Journalisten ein, die die Fehler eines Staates öffentlich anprangern, und sie bringen keine protestierenden Studenten zum Schweigen, wie es in Iran geschehen ist. Sie unterdrücken nicht die Frauen, indem sie 19 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 been the case in Iran. They don't subjugate women, denying them education, employment, and even health care, as we witnessed in Afghanistan under Taliban rule. They don’t indoctrinate their children from the earliest grades to despise and distrust people of other faiths, as the Saudi school system systematically does. They don’t limit access to the Internet out of fear of the impact of unauthorized sources of information, as Syria has done. And they don’t seek to murderously suppress religious or ethnic minorities, as has taken place on a massive scale in the Sudan against Christians and Animists, or as has occurred in the Darfur region, where widespread murder and rape have gone unchecked. By nature, democracies may be imperfect, but, as Winston Churchill famously said in the House of Commons in 1947, “Democracy is the worst form of government, except for all those other forms that have been tried from time to time.” Democracies are a permanent work in progress and, yes, let’s admit it, many remain deeply flawed. Some democracies have been associated with slavery, colonialism, racism, antiSemitism, costly military misadventures, and abuse of political power and legal authority. And some democracies have not been ihnen Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung vorenthalten, wie man es in Afghanistan beobachten konnte, als die Taliban an der Macht waren. Sie indoktrinieren nicht ihre Kinder bereits im Grundschulalter dahingehend, dass sie Menschen anderen Glaubens verachten und ihnen misstrauen, wie es das saudische Schulsystem systematisch tut. Sie beschränken nicht den Zugang zum Internet, aus Angst vor den Auswirkungen, die nicht staatlich autorisierte Informationsquellen haben könnten, wie es in Syrien der Fall ist. Und sie versuchen nicht, religiöse oder ethnische Minderheiten gewaltsam zu unterdrücken, wie es in großem Umfang im Sudan gegen Christen und Animisten sowie in der Region um Darfur geschehen ist, wo vielfach ungehindert gemordet und verwaltigt wird. Von ihrem Wesen her sind Demokratien vielleicht nicht perfekt, aber Winston Churchill sagte schon 1947 im britischen Unterhaus den berühmt gewordenen Satz „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“ Demokratien sind ein ständiges Bemühen und zugegebenermaßen bleiben viele von ihnen unvollkommen. Mit einigen Demokratien verbindet man Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus, Antisemitismus, kostspielige, fehlgeschlagene, militärische Abenteuer sowie Missbrauch politischer Macht oder des Rechts und seiner Institutionen. Und einige Demokratien waren nicht gegen Gewalt geschützt, die sich gegen sie selbst richtete. Gerade heute jährt sich zum 41. Mal der Tag, an dem John F. Kennedy ermordet wurde, der amerikanische Politiker, der auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges untrennbar mit dieser Stadt 20 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 immune to violence themselves. Indeed, today we mark the forty-first anniversary of the assassination of President John F. Kennedy, an American leader inextricably linked with this city at the height of the Cold War. But one notable strength of a democratic system lies in the fact that when things go off track, corrective mechanisms are triggered. Democracy has formed the cornerstone of the Federal Republic since 1949. Democracy is the common denominator of the twenty-five members of the European Union. The newest EU members knew full well that the price for admission included an unquestionably democratic system of governance. Earlier, Greece, Portugal, and Spain made the successful transition to democracy; others, no doubt, will follow suit. This spread of democracy in Europe allows us to believe that the bloody wars of the past will not be repeated, at least not on the territory of the European Union. Given the scope and magnitude of conflict over the centuries on European soil, that is no small feat. Indeed, I believe European integration to be the single most ambitious and successful peace project in modern history, and I applaud Germany’s role as one of the EU’s six founding members. National rivalries are now played out on the football field, not the battlefield. This is something worth celebrating, regardless of the outcome of the match, though you might not agree that it’s almost beside the point who wins and who loses. Our governments are answerable to the verbunden war. Eine der bemerkenswerten Stärken eines demokratischen Systems jedoch ist die Tatsache, dass, wenn etwas aus dem Ruder läuft, Mechanismen zur Korrektur ausgelöst werden. Demokratie ist seit 1949 der Eckpfeiler der Bundesrepublik. Demokratie ist der gemeinsame Nenner der fünfundzwanzig Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die jüngsten EU-Mitglieder wussten genau, dass eine der Voraussetzugen für die Aufnahme eine eindeutig demokratische Regierungsform war. Vor Jahren haben Griechenland, Spanien und Portugal erfolgreich den Übergang zur Demokratie gemeistert; weitere Länder werden zweifellos diesem Beispiel folgen. Die weit verbreitete Demokratie in Europa stützt unsere Überzeugung, dass die blutigen Kriege der Vergangenheit sich nicht wiederholen werden, zumindest nicht auf dem Gebiet der Europäischen Union. Angesichts des Ausmaßes und der Schwere der Konflikte, die jahrhundertelang auf europäischem Boden ausgetragen wurden, ist dies eine große Leistung. Ich glaube in der Tat, dass die europäische Integration das ehrgeizigste und erfolgreichste Friedensprojekt der jüngeren Geschichte ist, und ich möchte die Rolle Deutschlands als eines der sechs Gründungsmitglieder der EU dabei besonders hervorheben. Rivalitäten zwischen den Ländern werden heute auf dem Fußballfeld ausgetragen, nicht auf dem Schlachtfeld. Dies ist ein Anlass zum Feiern, unabhängig vom Ausgang des Spiels, obwohl Sie mir vielleicht nicht zustimmen werden, dass es fast unerheblich ist, wer gewinnt und wer verliert. Unsere Regierungen sind dem Volk gegenüber verantwortlich, nicht umgekehrt. Die Rechte des Einzelnen bilden die Grundlage unserer Gesellschaften, nicht die Überhöhung des Staates. Präsident Adam, Sie haben aus einer Rede zitiert, die ich vor einigen Jahren gehalten habe 21 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 people, not the reverse. It is the rights of the individual, not the exaltation of the state, which forms the foundation of our societies. President Adam, you quoted from a speech of mine just a couple of years ago in which I described myself as a committed transatlanticist, and thus a potentially endangered species. I am pleased to tell you that, for my part, nothing has changed. I remain absolutely stubborn and steadfast in my views. I fully realize that, until just a short time ago, being a committed transatlanticist was a rather unexceptional thing; most people I knew on both sides of the Atlantic were, to varying degrees, in the same club. Now, however, in some places, it could get me in big trouble. Call me hopelessly, irredeemably naïve, but as a son of America and grandson of Europe, I remain convinced that Americans and Europeans are joined at the hip by common foundational values and, yes, common existential threats, and thus by a common agenda. Our shared values emanate from the very building blocks of our respective societies: democracy, the rule of law, and respect for the dignity of the individual. The ties that link this precious fraternity of kindred nations, including, of course, Israel, must never be permitted to fray, for they represent the best—indeed, I would argue the only— hope for the ultimate realization of a genuinely peaceful and prosperous world. Europe and the United States may face battles over Airbus versus Boeing, or over cur- und in der ich mich selbst als engagierten Transatlantiker beschrieben habe, und somit als gefährdete, vom Aussterben bedrohte Art. Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass sich von meiner Seite aus nichts geändert hat. Ich bleibe standhaft und unerschütterlich in meinen Ansichten. Mir ist deutlich bewusst, dass bis vor kurzem ein engagierter Transatlantiker nichts Aussergewöhnliches war; die meisten Leute, die ich diesund jenseits des Atlantiks kannte, dachten, in unterschiedlich starker Ausprägung, ebenso wie ich. Heutzutage allerdings, könnte diese Ansicht mich mancherorts in Schwierigkeiten bringen. Nennen Sie mich hoffnungslos, unverbesserlich naiv, aber als Sohn Amerikas und Enkel Europas bleibe ich davon überzeugt, dass Amerikaner und Europäer untrennbar miteinander verwachsen sind; durch ihre gemeinsamen Grundwerte und auch durch gemeinsame existentielle Bedrohungen und deswegen auch durch einen gemeinsamen Handlungsbedarf. Unsere gemeinsamen Werte ergeben sich aus den Bausteinen der jeweiligen Gesellschaften: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für die Würde des Einzelnen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Bande, die unsere verwandten Nationen - Israel natürlich eingeschlossen - in Brüderlichkeit miteinander verknüpfen, sich abnutzen, denn sie bedeuten die größte – ich würde sogar sagen die einzige – Hoffnung, eine wahrhaft friedliche und gedeihende Welt zu schaffen. Europa und die Vereinigten Staaten mögen sich streiten über Airbus gegen Boeing oder über Währungskurse; sie mögen unterschiedlicher Meinung sein über die Erderwärmung, gentechnisch veränderte Lebensmittel oder die Todesstrafe; sie mögen über die Rollen der NATO und der neuen europäischen Verteidigungsinitiative 22 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 rency values; disputes over global warming, genetically modified foods, or the death penalty; tensions over the respective roles of NATO and the new European defense initiative; and differences over concepts of preemptive military action and unilateralism versus multilateralism. I don’t for a moment minimize these challenges, far from it, especially after the experience and mutual disappointments of recent years. Yet, no matter how serious, these divisive issues must never be allowed to overshadow the commonalities that link us as nations, as peoples, and as societies. We must stand together. Our fates are intertwined because our overarching vision and values are intertwined. Our foes despise precisely what unites us—a bedrock commitment to open, democratic, and pluralistic societies. It means for us never losing sight of the larger picture of Europe and America as the likeliest of strategic allies, as we are today in Afghanistan, to cite but one example. It means never succumbing to the notion that Europeans and Americans may still live in the same solar system but no longer on the same planet. It means resisting the temptation to declare that all Americans have gravitated irreversibly toward Hobbes, hard power, unilateralism, and the tug of faith, while all Europeans have been hypnotized by Kant, soft power, multilateralism, and secularism. unterschiedliche Ansichten haben und uneins sein über Konzepte zu militärischen Präventivmaßnahmen oder Unilateralismus versus Multilateralismus. Ich möchte diese schwierigen Fragen keinesfalls bagatellisieren, erst recht nicht nach den Erfahrungen und gegenseitigen Enttäuschungen der letzten Jahre. Dennoch dürfen diese strittigen Punkte, und seien sie noch so ernst, niemals die Gemeinsamkeiten überschatten, die uns als Staaten, als Völker, und als Gesellschaften verbinden. Wir müssen zusammen stehen. Unsere Schicksale sind miteinander verbunden, weil unsere Vision von der Welt und unsere Werte miteinander verbunden sind. Unsere Widersacher verachten genau das, was uns vereint – unseren bedingungsloser Einsatz für eine offene, demokratische und pluralistische Gesellschaft. Das bedeutet, dass wir das große Bild von Europa und Amerika als den geeignetsten strategischen Verbündeten, wie sie derzeit, um nur ein Beispiel zu nennen, in Afghanistan aktiv sind, nie aus den Augen verlieren dürfen. Das bedeutet, niemals der falschen Vorstellung zu erliegen, dass Europäer und Amerikaner zwar noch im gleichen Sonnensystem, aber nicht mehr auf dem gleichen Planeten leben würden. Das bedeutet, der Versuchung zu widerstehen, zu behaupten, dass alle Amerikaner sich unwiederstehlich angezogen fühlen von Hobbes, militärischer Macht, Unilateralismus und der Kraft des Glaubens, während alle Europäer von Kant, diplomatischer Macht, Multilateralismus und Säkularismus hypnotisiert sind. Das bedeutet auch, uns den unvermeidbaren schwierigen Fragen zu stellen, in denen wir vielleicht nie ganz einer Meinung sein werden, diese jedoch immer in einer Art und Weise zu diskutie- 23 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 And it also means facing the inevitable tough issues where we may not necessarily find a complete convergence of views, but always discussing them in ways that befit friends and allies. We look to our partners in Berlin to emphasize on this side of the ocean the vital significance—and contemporary relevance—of the transatlantic partnership. You can be assured that, on the other side of the Atlantic, the voice of the American Jewish Committee will continue to be heard, as it has been consistently, in support of the partnership and, more broadly, of an active and enlightened American role in world affairs. Democracy is a strategic necessity, not a tactical option. It represents the best chance we have to transform the conduct of interstate relations and human behavior, the best opportunity to ensure that the Bundeswehr, NATO, or a European Rapid Reaction Force will always be underemployed, not overemployed. Please note that I did not say unemployed, just underemployed. Our third common agenda item is to serve as an early warning system. This is an essential element of what militaries do to guard against armed threats to the security of a nation. By virtue of our historical experiences and rather acute understanding of human nature, Jews and Germans today can serve as an early warning system when challenges to a spirit of tolerance and mutual respect occur, when extremist political parties seek to infiltrate the political mainstream, and when the prospect of ren, wie es unter Freunden und Verbündeten üblich ist. Wir vertrauen darauf, dass unsere Partner in Berlin auf dieser Seite des Ozeans die erhebliche Bedeutung der transatlantischen Partnerschaft – gerade auch in der gegenwärtigen Lage – betonen. Seien Sie gewiss, dass auf der anderen Seite des Atlantiks die Stimme des American Jewish Committee nach wie vor deutlich hörbar sein wird, um diese Partnerschaft zu unterstützen und, darüber hinaus, eine aktive und aufgeklärte Rolle Amerikas im Weltgeschehen zu fördern. Demokratie ist eine strategische Notwendigkeit, keine taktische Option. Sie ist die beste, verfügbare Möglichkeit zur Veränderung von zwischenstaatlichen Beziehungen und menschlichem Verhalten; die beste Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Bundeswehr, die NATO oder eine europäische schnelle Eingreiftruppe immer unterbeschäftigt sein werden. Bitte beachten Sie, dass ich nicht unbeschäftigt, sondern nur unterbeschäftigt sagte. Der dritte Punkt auf unserer gemeinsamen Tagesordnung ist, als Frühwarnsystem zu dienen. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, was Soldaten tun, um Bedrohungen der Sicherheit eines Landes vorzubeugen. Auf Grund unserer historischen Erfahrungen und des ziemlich genauen Verständnisses der menschlichen Natur können Juden und Deutsche heute ein solches Frühwarnsystem sein, wenn der Geist von Toleranz und gegenseitigem Respekt verletzt wird, wenn extremistische politische Parteien danach streben, die politische Mitte zu infiltrieren und wenn die Gefahr von „ethnischen Säuberungen“ oder Völkermord erkennbar wird. Wir wissen aus der Vergangenheit, dass wir Drohungen, die geäussert werden, nicht ignorieren dürfen. Adolf Hitler legte seine Pläne ziemlich 24 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 ethnic cleansing or genocide looms. We know from the past that menacing words and threats cannot be ignored. Adolf Hitler quite revealingly laid out his plans when he wrote Mein Kampf while in the Landsberg fortress, but how many took him and his book seriously? We know that demagogues may test the waters to see how far they think they can go, just as Hitler first moved into Sudetenland, then paused, and just as he gradually imposed restrictions on Germany’s Jews over the span of years. More recently, we saw Saddam Hussein confidently conclude that the world would look the other way while he seized Kuwait in 1990, and Slobodan Milosevic similarly assume that his international critics did not have the stomach to translate words of condemnation into a tough-minded plan of action against his thuggish rule. And most recently, there has been the unfolding tragedy in Darfur—murder, rape, pillage, and dislocation—while the Sudanese government and the Janjaweed militia leaders concluded that the world simply didn’t have the will to confront yet another colossal man-made human tragedy. We have witnessed a range of responses to such catastrophic events, including denial, appeasement, and silence. History should have taught us the devastating consequences of a failure of will and resolve. Inaction, for whatever reason, only invites more acts of evil. And remember, in particular, Churchill’s definition offen dar, als er in der Festung Landsberg „Mein Kampf“ schrieb, aber wie viele Menschen nahmen ihn und sein Buch ernst? Wir wissen, dass Demagogen gerne testen, wie weit sie wohl gehen können, genau wie Hitler, als er ins Sudetenland einmarschierte und dann zunächst innehielt; genauso, als er im Laufe der Jahre den Juden in Deutschland immer stärkere Beschränkungen auferlegte. In jüngerer Zeit erlebten wir, dass Saddam Hussein darauf vertraute, dass die Welt wegschauen würde, als er 1990 Kuweit überfiel und Slobodan Milosevic annahm, dass seine Kritiker den Worten der Verurteilung nicht die nötigen, harten Taten gegen sein brutales Regime folgen lassen würden. Noch aktueller ist die Krise in Darfur – Mord, Vergewaltigung, Plünderung und Vertreibung, – während die sudanesische Regierung und die Führung der Janjaweed-Milizen meinten, dass die Welt nicht gewillt sei, sich einer weiteren, von Menschen verursachten, humanitären Tragödie entgegen zu stellen. Wir haben eine Reihe unterschiedlicher Reaktionen auf solche katastrophalen Ereignisse erlebt, darunter Verleugnung, Beschwichtigung und Schweigen. Die Geschichte sollte uns gelehrt haben, wie verheerend sich ein Mangel an Wille und Entschlossenheit auswirkt. Untätigkeit, aus welchem Grunde auch immer, ist lediglich eine Einladung zu weiteren Übeltaten. Denken Sie an Churchill`s Definition von einem Beschwichtiger als „jemandem, der ein Krokodil füttert, in der Hoffnung dass es einen zuletzt frisst.“ In solchen Situationen gibt es keine moralische Neutralität. Niemand kann sich der Verantwortung entziehen und argumentieren, dies sei allein das Problem des anderen oder, wie wir manchmal hören, dass Wirtschaft vor Moral kommt. 25 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 of an appeaser as “one who feeds a crocodile, hoping he will eat him last.” There is no such thing as moral neutrality in these situations. No one can be let off the hook and permitted to argue that it is someone else’s problem alone or, as we sometimes hear, that economics trumps morality. Nor, in the final analysis, can there be any Faustian bargains or backroom deals. Tempting though these have been to some nations, the record shows that not only do they not work, but they almost always backfire. In the face of manifestations of hatred, whether as governments, nongovernmental organizations, or individuals, our opposition must be loud and clear, and our presence felt. This is all the more important for us these days as anti-Semitism has been given new life in the extremist precincts of right and left and in vast swaths of the Islamic world. That is precisely why, in 1999, when Milosevic began driving Kosovar Muslims out of their homes in a policy of ethnic cleansing, we at the American Jewish Committee felt it important to set an example by our actions— words alone are insufficient at such moments— in a region where hatreds have a tragically long life span. We raised funds from our members to help the refugees. Before disbursing the money, however, we visited several refugee camps in Macedonia and a field hospital run by the Israel Defense Forces to assess the situation on the ground. Genauso wenig darf es letzten Endes faustische Pakte oder Hinterzimmergeschäfte geben. Einige Länder sind dieser Versuchung erlegen, aber die Erfahrung zeigt, dass sie nicht nur nicht funktionieren, sondern fast immer nach hinten los gehen. Dort, wo sich Hass zeigt, gleichgültig ob er sich durch Regierungen, Nicht-RegierungsOrganisationen oder durch Einzelne manifestiert, dort muss unser Widerstand laut und deutlich werden und unsere Gegenwart spürbar sein. Dies ist umso bedeutender für uns, als in der jetzigen Zeit der Antisemitismus bei den extremen Rechten und Linken sowie in weiten Teilen der islamischen Welt zu neuem Leben erwacht ist. Dies ist der Grund, warum wir beim American Jewish Committee, als Milosevic 1999 damit begann, in einer Politik der „ethnischen Säuberung“, Moslems aus ihrer Heimat, dem Kosovo, zu vertreiben, es für wichtig erachteten, durch unsere Taten ein Beispiel zu geben – Worte allein reichen in solchen Momenten nicht aus – in einer Region, wo der Hass eine tragisch lange Lebensdauer hat. Wir baten unsere Mitglieder um Spenden, um den Flüchtlingen zu helfen. Vor der Auszahlung der Gelder jedoch besuchten wir mehrere Flüchtlingslager in Mazedonien und ein von den israelischen Verteidigungskräften geführtes Feldlazarett, um uns ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Wir waren tief bewegt von dem, was wir sahen. Das israelische Feldlazarett wurde hervorragend geführt. Es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass heute eine Reihe von moslemischen Kindern im Kosovo israelische Namen tragen, aus Dankbarkeit den Ärzten und Pflegern gegenüber, die ihnen halfen, auf die Welt zu kommen. Unter den vier Flüchtlingslagern, die wir besuchten, beeindruckte uns eines besonders. Es 26 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 We were deeply touched by what we saw. The Israeli field hospital was superbly run. Today, as a sign of hope, there are a number of Kosovar Muslim children with Israeli names, in gratitude to the doctors and nurses who helped bring them into this world. Of the four refugee camps we visited, one in particular impressed us. It was a German military operation. There was a special effort to provide a measure of dignity to the refugees by serving hot meals and building wooden floors for the tents; these amenities existed nowhere else. It may not sound like a lot, but, believe me, it was. And we were also moved by the medical assistance being provided by Die Johanniter, the German humanitarian organization. When we returned to the States, we contacted our friends in Germany and proposed a joint humanitarian operation to assist the refugees. The response was immediate and enthusiastic. The result was a pioneering effort, jointly sponsored by the American Jewish Committee and Die Johanniter, with cargo planes provided by the Bundeswehr, to bring relief supplies to thousands of refugees. Our goals were three, and I believe we accomplished all of them: 1. To assist people in need, in this case Muslims, who were victims of intolerance, and thereby to underscore the sacred notion of one human family. 2. To send a symbolic message that history could move forward and enhance the human handelte sich um eine Initiative der deutschen Armee. Dort gab es besondere Anstrengungen, den Flüchtlingen ein gewisses Maß an Würde zukommen zu lassen, indem warme Mahlzeiten serviert und die Zelte mit Holzböden versehen wurden; solche Annehmlichkeiten gab es sonst nirgendwo. Das mag jetzt nicht nach etwas Besonderem klingen, aber, glauben Sie mir, das war es. Auch die hervorragende medizinische Versorgung durch die deutsche Hilfsorganisation Die Johanniter beeindruckte uns sehr. Als wir in die USA zurückkehrten, nahmen wir Kontakt zu unseren Freunden in Deutschland auf und schlugen eine gemeinsame Hilfsaktion zur Unterstützung der Flüchtlinge vor. Die Reaktion war prompt und überschwänglich. Das Ergebnis war eine Pioniertat, gemeinsam getragen durch das American Jewish Committee und Die Johanniter, mit Frachtmaschinen, die von der Bundeswehr bereit gestellt wurden, um Tausende von Flüchtlingen mit Hilfsgütern zu versorgen. Wir hatten drei Ziele und haben, so glaube ich, alle drei erreicht: 1. Menschen in Not, in diesem Fall Moslems, die Opfer von Intoleranz waren, zu helfen und dadurch die göttliche Vorstellung von einer einzigen menschlichen Familie zu unterstreichen. 2. Mit dem Beispiel unseres deutsch-jüdischen Projektes die symbolische Botschaft auszusenden, dass Geschichte und die Beziehungen der Menschen untereinander sich weiter entwickeln können. 3. Unserer Überzeugung praktischen Ausdruck zu verleihen, dass die deutsch-jüdischen Beziehungen soweit gereift sind, dass wir in 27 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 condition, using our German-Jewish project as an example. Zeiten humanitärer Krisen gemeinsam handeln können. 3. And to give shape and form to our belief that the German-Jewish relationship was at a sufficiently mature stage that we could act together in times of humanitarian crisis. Und dies bringt mich zum vierten und abschließenden Punkt auf unserer gemeinsamen Tagesordnung. Es gibt, wie Sie genau wissen, Gefahren für das internationale System, denen gegenüber wir wachsam bleiben müssen. Lassen Sie mich nur einige von denen erwähnen, die heute in diesem Zusammenhang besonders relevant sind. Ich lasse dabei für den Moment so grundlegende Herausforderungen beiseite wie demographische Trends; ökologische Bedrohungen wie die Erderwärmung, die Erschöpfung der Wasserreserven, den Verlust der Wälder und die Versteppung; ebenso die wachsende Schere zwischen reichen und armen Ländern und die Verbreitung von ansteckenden Krankheiten. Über die folgenden Entwicklungen bin ich in besonderem Maße besorgt: Das Streben Irans nach der Entwicklung von Atomwaffen und den Mitteln, diese mit noch größerer Reichweite und Präzision einzusetzen, steht auf meiner Liste an erster Stelle. Einige Zeit lang dachten viele im Westen, dass der Iran einen neuen Weg eingeschlagen habe, dass das Auftreten von Präsident Mohammad Khatami auf der politischen Bühne das Gleichgewicht der politischen Kräfte im Land in Richtung der sogenannten Gemäßigten verschoben habe. Mitterweile ist völlig klar, dass, so sehr sich einige eine solche Verbesserung der inneren Lage gewünscht hatten, diese nicht eingetreten ist. Im Gegenteil halten die Fundamentalisten die Zügel der Macht fest in ihren Händen. Sie sind entschlossen, ihren Kampf zu führen gegen die von ihnen ausgemachten Feinde innerhalb und And this brings me to the fourth and final part of our common agenda. There are, as you well know, dangers to the international system to which we must remain alert. Let me mention briefly just a few of those most pertinent to our discussion today, leaving aside for now such consequential matters as demographic trends; ecological threats, including global warming, the depletion of water resources, deforestation, and desertification; growing gaps between rich and poor nations; and the spread of infectious diseases. I am particularly concerned about several developments. Iran’s quest to develop nuclear weapons and the means to deliver them with ever greater range and precision ranks at the top of my list. For a while, many in the West thought that Iran had turned a corner, that the arrival of President Mohammad Khatami on the scene had shifted the balance of domestic power in the direction of the so-called moderates. It is now abundantly clear that, much as some had hoped for an improvement in the internal situation, it has not occurred. To the contrary, 28 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 the fundamentalists firmly hold the reins of power. They are determined to wage their struggle against perceived enemies within the country and beyond, including, of course, Israel, or the “Zionist entity” as they call it, and also against the West more generally, although sometimes their policy in this regard is subtly cloaked. Temporary or short-term agreements may at times seem useful—and I recognize the efforts by Britain, France, and Germany in this regard—but painful experience, yours and ours, has taught us that countries like Iran or, for that matter, North Korea, cannot necessarily be expected to keep their word and fulfill their commitments. The United States, by dint of its size, power, and global reach, brings a great deal to the table. So does the European Union. We must find and sustain a common approach to Iran. I believe this to be the preeminent test of the transatlantic relationship in the months ahead. If we can, not only does it increase our chance of success in halting Iran’s nuclear program, but it also proves the resilience of the relationship. Conversely, working on separate tracks or, heaven forbid, at cross-purposes, we only embolden what in the final analysis are our common enemies. Let’s face reality. Since 9/11 but even before, we have been confronted with a global threat. There are those who choose to believe the threat is exaggerated, or is only episodic, or derives from our own behavior, especially American (or Israeli). They assert that a change in American (or Israeli) attitudes is the needed antidote. ausserhalb des Landes, dabei natürlich Israel oder das „zionistische Gebilde“, wie sie es nennen, eingeschlossen; ebenso der Westen allgemein, wobei die Politik Irans in dieser Hinsicht manchmal geschickt verschleiert wird. Zeitweilige oder kurzfristige Abkommen können zuweilen nützlich sein – und ich erkenne die Bemühungen an, die Großbritannien, Frankreich und Deutschland in dieser Hinsicht unternommen haben – aber schmerzhafte Erfahrungen, Ihre und unsere, haben uns gelehrt, dass man von Ländern wie dem Iran oder auch Nordkorea nicht unbedingt erwarten kann, dass sie Wort halten und ihre Verpflichtungen erfüllen. Die Vereinigten Staaten legen aufgrund ihrer Größe, Macht und weltweiten Ausstrahlung ein großes Gewicht in die Waagschale. Gleiches gilt für die Europäische Union. Wir müssen eine gemeinsame Haltung zum Iran entwickeln und aufrecht erhalten. Meiner Überzeugung nach ist dies der vorrangige Prüfstein für die transatlantischen Beziehungen in den kommenden Monaten. Wenn wir das schaffen, wird es nicht nur unsere Chancen erhöhen, das Atomprogramm im Iran erfolgreich zu stoppen, sondern es wird auch die Festigkeit unserer Beziehungen beweisen. Umgekehrt würde ein unterschiedliches oder, Gott behüte, ein gegeneinander gerichtetes Handeln nur die gemeinsamen Feinde ermutigen. Sehen wir der Realität ins Auge. Nicht erst seit dem 11. September sehen wir uns einer weltweiten Bedrohung ausgesetzt. Einige glauben, dass die Bedrohung übertrieben werde oder nur eine vorübergehende Erscheinung sei oder aus unserem eigenen Verhalten herrühre, inbesondere dem Amerikas (oder Israels). Diejenigen, die behaupten, eine Änderung der amerikanischen (oder israelischen) Haltung sei das notwendige Gegenmittel, täuschen sich gewaltig. 29 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 They are deluding themselves. Let’s call the threat by its real name. Take your pick—Islamism, Islamo-fascism, jihadism, radical Islam, or militant Islam. It is not—I repeat, it is not—a war against Islam per se. In fact, it is a war to defend Islam against those who would kidnap its good name. In other words, we are faced with an ideology, fueled by a combustible mix of theology, politics, self-righteousness, and fury, which has an airtight worldview and hasn’t been shy to express it. Just as we fought fascism, Nazism, and communism in the twentieth century, today we are locked in a struggle with yet another variant of totalitarian thinking in possession of “absolute truth.” Our semantic effort to cloak the true nature of the struggle by deliberately avoiding naming its source, lest we risk offending anyone, is misguided, if not downright disingenuous. No, this is not a war or, if you prefer, a campaign against terrorism. Rather, it is against those who, in the name of their fanatical beliefs, employ terrorism to advance their aims, as well as those who give them succor and sanctuary. Terrorism is their weapon of choice, but if they had potent armies, is there any doubt those would be employed as well? The organizational nature of the enemy greatly complicates matters. Its geographic dispersal; the nature of the weapon of choice—i.e., terrorism; the wide-ranging support structure of mosques, madrassas, front organizations, satellite technology, encryption programs and the Internet; readily available funds from the Persian Gulf (thanks in large measure to our Nennen wir die Bedrohung bei ihrem richtigen Namen. Treffen Sie Ihre Wahl – Islamismus, islamischer Faschismus, Heiliger Krieg, radikaler Islam oder militanter Islam. Es ist nicht – und ich wiederhole das, es ist nicht – ein Krieg gegen den Islam an sich. Tatsächlich ist es ein Krieg, um den Islam gegen diejenigen zu verteidigen, die seinen Namen missbrauchen. Mit anderen Worten: wir sind mit einer Ideologie konfrontiert, die von einer explosiven Mischung aus Theologie, Politik, Selbstgerechtigkeit und Wut geschürt wird, die eine hermetisch verschlossene Weltsicht hat und sich nicht scheut, diese zu vertreten. So wie wir im 20. Jahrhundert den Faschismus, den Nazismus und den Kommunismus bekämpft haben, befinden wir uns heute in einem Kampf gegen eine weitere Variante des totalitären Denkens im Besitz der „absoluten Wahrheit“. Unsere sprachlichen Bemühungen, die wahre Natur dieses Kampfes zu verschleiern, indem man, aus Furcht jemanden zu beleidigen, vermeidet, den Ursprung beim Namen zu nennen, sind fehlgeleitet, wenn nicht sogar ausgesprochen unaufrichtig. Nein, es handelt sich hier nicht um einen Krieg oder Feldzug gegen den Terrorismus. Vielmehr ist es ein Krieg gegen diejenigen, die im Namen ihres fanatischen Glaubens Terrorismus benutzen, um ihre Ziele voran zu treiben; und gegen diejenigen, die ihnen Hilfe und Unterschlupf gewähren. Terrorismus ist die Waffe ihrer Wahl, aber wenn sie schlagkräftige Truppen hätten, wer würde bezweifeln, dass sie diese ebenfalls einsetzen würden? Die Organisationsform des Gegners erschwert die Situation erheblich. Die geographische Zersplitterung; die Art der Waffe – also der Terrorismus; die weitverzweigte Struktur der Unterstützung durch Moscheen, Madrassas, Frontorganisationen, Satellitentechnologie, Ver- 30 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 hopeless addiction to the region’s energy resources); and the openness of democratic societies all mean that there is no one central address for us to target, no V-E or V-J day to signal when a formal end to hostilities is declared, and no Iron Curtain to raise or Berlin Wall to demolish as signifying victory. We in the West have an attention-span problem that will be severely tested. We dare not be found wanting. Passivity is not an option. The stakes are far too high. Bear in mind the path of death and destruction to date. Imagine the frightening possibilities ahead, including the potential use of biological or chemical agents or even, one day, nuclear weapons, which Osama bin Laden has declared must be acquired as a “religious duty.” Remember also that this enemy insists that its love of death through so-called martyrdom matches our passion for life. In 1997, for instance, bin Laden declared: “Being killed for Allah’s cause is a great honor achieved only by the elite of the nation. We love this kind of death for Allah’s cause as much as you like to live.” And recall that for our adversaries, everything and everyone is fair game—the more carnage the better. After all, spreading fear and anxiety is the name of the game. The traditional military field of combat has been extended to include every conceivable civilian venue. At the same time, we need to encourage and empower the forces of moderate Islam—and, yes, they do exist—to assert themselves more forcefully in the battle for title to their religion. We must strengthen their hand through political support and social and economic development programs. schlüsselungsprogramme und das Internet; auf Abruf verfügbare Gelder aus dem persischen Golf (zum großen Teil dank unserer hoffnungslosen Abhängigkeit von den Energiereserven der Region); und die Offenheit von demokratischen Gesellschaften bedeuten, dass es kein fest umrissenes Ziel für uns gibt, keinen Siegestag wie in Europa oder Japan, mit dem wir den Krieg formell beenden könnten, weder einen Eisernen Vorhang, den man heben noch eine Berliner Mauer, die man einreissen könnte, um den Sieg zu verdeutlichen. Unsere im Westen nicht sehr gut entwickelte Fähigkeit zur langfristigen Aufmerksamkeit wird auf eine harte Probe gestellt werden. Dabei dürfen wir keine Schwäche zeigen. Passivität können wir uns nicht erlauben. Es steht zuviel auf dem Spiel. Denken Sie an den langen Weg des Todes und der Zerstörung bis heute. Stellen Sie sich die schrecklichen Möglichkeiten vor, darin eingeschlossen die Nutzung von biologischen oder chemischen Kampfmitteln oder sogar eines Tages von Atomwaffen, deren Erwerb, wie Osama Bin Laden erklärte, eine „religiöse Pflicht“ sei. Bedenken sie auch, dass diese Feinde darauf bestehen, dass ihre Liebe zum Tod durch sogenanntes Märtyrertum gleichzusetzen sei mit unserer Leidenschaft für das Leben. 1997 erklärte Bin Laden beispielsweise „Für die Sache Allahs getötet zu werden ist eine große Ehre, die nur die Elite eines Landes erreicht. Wir lieben diesen Tod für Allahs Sache genauso wie ihr das Leben liebt.“ Und denken Sie daran, dass für unsere Gegner alles und jeder Freiwild ist – je größer das Blutbad, umso besser. Schließlich ist die Verbreitung von Angst und Schrecken das, worum es geht. Das traditionelle militärische Schlachtfeld wurde erweitert und umfasst nun jeden nur vorstellbaren zivilen Schauplatz. Gleichzeitig müssen wir die Kräfte des gemäßigten Islam – denn diese gibt es auch - fördern 31 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 To illustrate, in nuclear-armed Pakistan, a country of incalculable importance in this equation, an estimated one million youngsters are currently studying in Saudi-funded madrassas. Their daily educational fare is the Koran, jihad, and martyrdom, we are told. But many of the youngsters are sent to these indoctrination centers only because they offer a hot meal at lunch and a roof over the children’s heads, which too many state schools apparently do not. This must be addressed and corrected. Easier said than done, I fully realize, and, to boot, the line between extremism and moderation is not always easily or neatly drawn. The world of Islam and the Arab culture in particular are still so alien, so impenetrable to most outsiders, that we must tread with great caution, avoiding the certitudes that too often have caused us to stumble in the region, yet not with such caution that we effectively paralyze ourselves. Then there is Iraq. Whatever one’s starting point on the war itself, it is absolutely essential, I firmly believe, that the United States and its coalition partners press ahead in their current complex and dangerous mission. If even a modicum of success is achieved in bringing about greater security and political stability, the positive repercussions will be felt far beyond Iraq’s borders. If not, the negative consequences will reverberate for generations to come and, make no mistake about it, impact on all of us. No one und unterstützen, damit sie sich stärker durchsetzen können in ihrem Kampf um den Anspruch auf ihre Religion. Wir müssen ihre Hand stärken durch politische Unterstützung sowie durch Maßnahmen zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: im Atomwaffenland Pakistan, das in dieser Gleichung eine unkalkulierbare Größe ist, werden schätzungsweise eine Million Kinder in von den Saudis finanzierten Koranschulen unterrichtet. Uns wird gesagt, dass ihr täglicher Lehrplan aus Koran, Dschihad und Märtyrertum besteht. Aber viele dieser Kinder werden nur in diese Indoktrinierungsanstalten gschickt, weil sie dort eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf erhalten, was in den meisten staatlichen Schulen nicht der Fall ist. Hier müssen wir eingreifen und korrigieren. All das ist leichter gesagt als getan - dessen bin ich mir bewusst, und obendrein ist die Trennlinie zwischen Extremismus und gemäßigten Kräften nicht immer leicht oder sauber zu ziehen. Die Welt des Islam und insbesondere die arabische Kultur sind immer noch so fremd, so undurchdringlich für die Außenwelt, dass wir mit großer Vorsicht zu Werke gehen und dabei eine zu große Bestimmtheit vermeiden müssen, die uns schon zu oft in dieser Region hat straucheln lassen; andererseits dürfen wir uns nicht durch übertriebene Vorsicht lähmen lassen. Ein weiterer Punkt ist der Irak. Welchen Standpunkt auch immer man zu Beginn des Krieges vertreten hat, ich bin der festen Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten und die Partner in der Koalition unbedingt mit ihrer gegenwärtigen, schwierigen und gefährlichen Mission fortfahren müssen. Jeder noch so kleine Erfolg bei der Schaffung 32 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 should underestimate what is involved here. And no one should take any perverse pleasure in observing the daily challenges faced by American forces and their partners. And last but by no means least, there is the possible dawning of a new era in the Middle East. With the passing of Yasir Arafat, a potentially brighter new chapter will be written, though judging from the attendance at the Cairo funeral service and the statements of some political leaders and editorial writers, it would seem that the world lost a second Mother Teresa. It is far too soon to predict the chapter’s contents, but, in theory at least, it could usher in a new, more moderate and pragmatic Palestinian leadership, committed to peace with Israel and determined to move the negotiating process forward. We should not, however, fall into the trap of unrealistic expectations. The new team must emerge, establish its authority, and persuade Israel and the world of its determination to reverse Arafat’s corrupt, dictatorial, duplicitous legacy and unblinkingly confront the twin evils of terrorism and incitement. If so, it will find an eager and willing partner in Jerusalem. Prime Minister Sharon has already confounded his critics by accepting the principle of a two-state solution, calling for withdrawal of Jewish settlements from Gaza and the northern West Bank, and implicitly acknowledging the logic of territorial separation on the West Bank by the construction of the security fence. But Israel must not be pushed farther and von größerer Sicherheit und politischer Stabilität wird ein positives Echo noch weit jenseits der Grenzen des Irak auslösen. Bei einem Misserfolg werden die negativen Konsequenzen in zukünftigen Generationen nachhallen und - täuschen Sie sich nicht - Auswirkungen auf uns alle haben. Niemand sollte unterschätzen, worum es hier geht. Und niemand sollte Schadenfreude empfinden angesichts der täglichen Herausforderungen für die amerikanischen Streitkräfte und ihre Partner. Zu guter Letzt, aber dadurch keinesfalls weniger bedeutend, sei der mögliche Anbruch einer neuen Ära im Nahen Osten genannt. Mit dem Tod von Yassir Arafat kann ein neues, vielleicht helleres Kapitel aufgeschlagen werden, obwohl es, nach der Zahl der Trauergäste bei der Trauerfeier in Kairo und nach den Stellungnahmen mancher Politiker und Journalisten zu urteilen, den Anschein hatte, als habe die Welt eine zweite Mutter Theresa verloren. Es ist viel zu früh, den Inhalt des Kapitels vorherzusagen, aber zumindest theoretisch könnte es eine neue, gemäßigtere und pragmatische Führung der Palästinenser geben, die sich für Frieden mit Israel engagiert und den Verhandlungsprozess entschlossen voranbringt. Dennoch sollten wir nicht unrealistische Erwartungen hegen. Die neue Führung muss sich zunächst formieren, dann ihre Autorität beweisen und Israel und die Welt davon überzeugen, dass sie entschlossen ist, Arafat`s Vermächtnis aus Korruption, Diktatur und Doppelzüngigkeit grundlegend zu widerrufen und die beiden miteinander verbundenen Übel Terrorismus und Aufwiegelung unerschrocken zu bekämpfen. Wenn sie dies tut, wird sie in Jerusalem einen eifrigen und willigen Partner finden. Premierminister Sharon hat bereits seine Kritiker irritiert, indem er das Prinzip der Zwei-Staaten- 33 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 faster than it can responsibly go by the international community to satisfy the desire of those outside the region who seek a rapid solution. No one—I repeat, no one—seeks peace for Israel more than the people of Israel, who have been denied that peace for fifty-six years. No nation, faced with repeated wars for its very survival, has been more forthcoming in its willingness to compromise territorially for peace than Israel. And when else in history have the defeated nations, i.e., Israel’s enemies, sought to set the terms for peace? Peace cannot be built absent a credible negotiating partner. Peace cannot be built on empty promises. And peace cannot be built by simply talking about Israel’s “legitimate security concerns,” but not actively understanding and addressing those concerns, which begin with the basic proposition that the country is no larger than Wales or, put another way, is twothirds the size of Belgium. Unlike Wales and Belgium, though, Israel’s neighborhood is, shall we say, rather rough and tumble, and thus its margin for error is small to nil. In other words, let no one ever seek to place Israel’s security on the altar of political or diplomatic expediency. Ladies and gentlemen, together, I hope, we will do all that we can to ensure Israel’s security in the context of a Middle East where peace one day replaces war, where prosperity replaces poverty, and where harmony replaces hatred. It will not be easy, but the objective is worth the struggle, and the alternative is simply too Lösung akzeptiert, den Rückzug jüdischen Siedler aus dem Gazastreifen und dem nördlichen Westjordanland angeordnet und durch die Errichtung des Sicherheitszaunes die territoriale Trennung im Westjordanland stillschweigend anerkannt hat. Israel darf jedoch nicht von der internationalen Gemeinschaft zu weiteren und schnelleren Schritten, die es nicht verantworten kann, gedrängt werden, nur um den Wunsch derer von ausserhalb der Region zu befriedigen, die eine schnelle Lösung fordern. Niemand – ich betone, niemand – strebt mehr nach Frieden für Israel als das israelische Volk, dem man diesen Frieden seit sechsundfünfzig Jahren vorenthält. Kein Land, das wiederholt Krieg führen musste, um seine Existenz zu sichern, hat je eine solche Bereitschaft zum Entgegenkommen gezeigt, den Verzicht auf Land als Ausgleich für Frieden angeboten, wie Israel. Und haben jemals zuvor in der Geschichte die besiegten Nationen versucht, die Bedingungen für den Frieden zu diktieren, wie in diesem Fall die Feinde Israels? Frieden kann man nicht ohne einen glaubwürdigen Verhandlungspartner schaffen. Frieden kann nicht auf leeren Versprechungen basieren. Und Frieden kann man nicht erreichen, indem man zwar von „legitimen Sicherheitsinteressen Israels“ spricht, aber nicht wirklich versteht und sich nicht damit beschäftigt, worin diese bestehen. Es beginnt mit der grundsätzlichen Tatsache, dass das Land nicht größer ist als Wales, oder, anders gesagt, nur zwei Drittel der Fläche von Belgien umfasst. Anders als bei Wales oder Belgien allerdings, ist die Nachbarschaft, sagen wir, ziemlich rauh und wild, so dass der Spielraum für Fehler gegen Null geht. Mit anderen Worten, niemand darf je danach streben, Israels Sicherheit auf dem Altar der poli- 34 Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee von David A. Harris, geschäftsführer des American Jewish Committee, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, 22. November 2004 frightening to contemplate. In sum, we, Germans and Jews, have a full plate and a daunting agenda. But I am persuaded that our efforts can make a profoundly positive difference. Our shared experience in the second half of the twentieth century, and during the past decade of cooperation between the German armed forces and the American Jewish Committee that we mark today, offers a glimmer of hope, perhaps even a metaphor for hope. It reveals what can be if only we dare to dream dreams and have the courage and determination to match. For our part, we at the American Jewish Committee eagerly look forward to our next decade of collaboration. tischen oder diplomatischen Zweckdienlichkeit zu opfern. Meine Damen und Herren, ich hoffe, dass wir alle gemeinsam tun werden, was in unserer Macht steht, um Israels Sicherheit zu garantieren in einem Nahen Osten, wo eines Tages Frieden herrscht statt Krieg, wo es Wohlstand statt Armut gibt und wo Harmonie statt Hass regiert. Dies wird nicht leicht zu erreichen sein, aber das Ziel lohnt die Anstrengungen und die Alternative ist einfach zu furchterregend, um sie in Erwägung zu ziehen. Insgesamt haben wir, Deutsche und Juden, eine fast beängstigende Fülle von Herausforderungen auf der Tagesordnung. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Bemühungen die Dinge wesentlich zum Guten verändern können. Unsere gemeinsamen Erfahrungen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und während der vergangenen zehn Jahre der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und American Jewish Committee, die wir heute feiern, sind ein Hoffnungsschimmer, vielleicht sogar ein bildlicher Ausdruck dieser Hoffnung. Es zeigt sich, was möglich ist, wenn wir es wagen, Träume zu träumen und den Mut und die Entschlossenheit haben, diese auch umzusetzen. Wir vom American Jewish Committee schauen mit freudiger Erwartung auf das nächste Jahrzehnt unserer Zusammenarbeit. 35 A Decade of Bundeswehr-American Jewish Committee Cooperation by David A. Harris, Executive Director of the American Jewish Committee at the Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Berlin, November 22, 2004 36 David A. Harris Executive Director Dr. Peter Struck Bundesverteidigungsminister A Decade of BundeswehrAmerican Jewish Committee Cooperation The American Jewish Committee Berlin Office Lawrence & Lee Ramer Center for German - Jewish Relations Mosse Palais · Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin Tel. (030) 22 65 94-0 · Fax (030) 22 65 94-14 · www.ajc.org Zehnjähriges Bestehen der Kooperation Bundeswehr – American Jewish Committee