Swiss Issues Immobilien - Immobilienmarkt 2009
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Swiss Issues Immobilien - Immobilienmarkt 2009
Economic Research Swiss Issues Immobilien Immobilienmarkt 2009 Fakten und Trends Impressum Herausgeber Credit Suisse Economic Research Uetlibergstrasse 231, CH-8070 Zürich Kontakt [email protected] Telefon +41 (0)44 334 74 19 Autoren Fredy Hasenmaile Philippe Kaufmann Dr. Christian Kraft Martin Neff Thomas Rieder Druck Stämpfli Publikationen AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern Telefon +41 (0)31 300 66 66, www.staempfli.com Titelbild Wohnüberbauung Paul-Clairmont-Strasse, Zürich (Architekten: Patrick Gmür und Jakob Steib, Zürich) Photograph: Thomas Rieder, Zürich Redaktionsschluss 30. Januar 2009 Bestellungen Direkt bei Ihrem Kundenberater oder bei jeder Credit Suisse Geschäftsstelle Einzelexemplare über EBIC Fax +41 (0)44 333 37 44 oder E-Mail an [email protected] Interne Bestellungen via Netshop mit Mat.-Nr. 1511451 Abonnements mit Publicode ISD (HOST: WR10) Besuchen Sie uns auf dem Internet www.credit-suisse.com/immobilienstudie Disclaimer Dieses Dokument wurde vom Economic Research der Credit Suisse hergestellt und ist nicht das Ergebnis einer /unserer Finanzanalyse. Daher finden die «Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse» der Schweizerischen Bankiervereinigung auf vorliegendes Dokument keine Anwendung. Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. Die darin vertretenen Ansichten sind diejenigen des Economic Research der Credit Suisse zum Zeitpunkt der Drucklegung (Änderungen bleiben vorbehalten). Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2009 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. | 3 Inhalt Credit Suisse Economic Research Editorial 5 Wohnflächen 7 Nachfrage 7 Angebot 13 Marktergebnis 19 Ausblick 2009 26 Exkurs: Umdenken in Energiefragen hat eingesetzt 27 Exkurs: Was bringt die Mietrechtsrevision? 29 Büroflächen 31 Nachfrage 31 Angebot 34 Exkurs: Ökonom. Gesetzmässigkeiten von Hochhäusern 39 Marktergebnis 41 Ausblick 2009 45 Verkaufsflächen 46 Nachfrage 46 Angebot 50 Marktergebnis 52 Ausblick 2009 55 Immobilien als Anlage 56 Renditeentwicklung indirekter Immobilienanlagen 2008 56 Diversifikationseigenschaften indir. Immobilienanlagen 59 Nachhaltige Immobilien als neues Anlagethema 60 Ausblick für Immobilienanlagen 2009 65 Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 4 Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 5 Editorial Nach Ausbruch der Immobilienkrise in den USA war klar, dass der Zenit der Hochkonjunktur überschritten war. Das atemberaubende Tempo und die Heftigkeit des Einbruchs sowie die Tatsache, dass gleichzeitig beinahe alle Volkswirtschaften weltweit in den Abwärtsstrudel gerieten, lösten einen schockähnlichen Zustand aus. Die Situation erinnert an eine Party, bei welcher viel zu früh die Musik abgestellt und das Licht angedreht wird. Was man in einem solchen Moment zu Gesicht bekommt, will keiner wirklich sehen. Entsprechend schwer fällt es den Marktakteuren, sich auf die neue Ausgangslage einzustellen. Obwohl grundsätzlich gesund, sehen sich die Schweizer Immobilienmärkte wachsenden Herausforderungen gegenüber. Das Problem besteht auf der Nachfrageseite. Die Kette von Verwerfungen, die mit der Immobilienkrise in den USA begann, hat das Wachstum der Realwirtschaften rund um den Globus abgewürgt. Über den Transmissionskanal tieferer Gewinn- und Einkommenserwartungen wird sich auch in der Schweiz die Nachfrage nach Immobilien verringern. Die Aussichten auf eine rasche Überwindung der Wachstumsschwäche stehen dabei schlecht, da erschwerende Faktoren eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft verhindern. Die Erfahrung lehrt, dass Immobilienkrisen nicht innerhalb weniger Quartale überwunden und so von den betroffenen ausländischen Volkswirtschaften einstweilen keine Impulse ausgehen werden. Je länger die unvermeidbare Rezession in der Schweiz anhalten und je tiefer sie ausfallen wird, desto mehr wird der Immobilienmarkt als Spiegelbild der Binnenkonjunktur in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Wohnflächenmarkt dürfte sich vorderhand am besten halten. Er kann im laufenden Jahr noch vom schwächer werdenden Nachfrageimpuls der Zuwanderung zehren. Der unverhoffte Zustrom von Arbeitskräften verhinderte bis anhin den typischen Angebotsüberhang am Ende eines Wohnbauzyklus, so dass keine hausgemachten Probleme die Situation verschärfen. Dies gilt nicht im selben Mass für die Geschäftsflächenmärkte, die sich nicht nur gegen einen Nachfrageeinbruch zu wappnen haben, sondern auch mit einem wachsenden Flächenangebot konfrontiert sind. Krisen sind immer auch Chancen. Das ist tröstlich, doch worin liegen diese? Eine der Antworten lautet: Wahrheit. Es ist kein Zufall, dass Fälle wie die von Madoff, Satyam, Enron, Parmalat – und wie sie alle heissen – jeweils in Abschwungphasen ans Licht kamen. Krisen korrigieren Fehlentwicklungen. Als Folge davon rücken altbekannte Tugenden wie Qualität und Transparenz wieder in den Vordergrund. Umgemünzt auf die Immobilienmärkte bedeutet dies, der Markt wird Objekte, die nicht rundherum den Ansprüchen der Nachfrager genügen, abstrafen. Nur Qualität in Bezug auf Lage, Funktionalität, Ausbaustandard und Flexibilität wird vom Markt honoriert. In der Folge dürfte sich die eine oder andere Transaktion im Nachhinein als überzahlt herausstellen. Mal abgesehen vom überhitzten Genfer Immobilienmarkt und den stolzen Preisen für Ferienwohnungen zeigt unsere Analyse jedoch, dass nicht mit flächendeckenden Preiseinbrüchen wie in diversen westlichen Industriestaaten zu rechnen ist. Insofern überzeugen die hiesigen Immobilienmärkte mit Stabilität, was im relativ besseren Abschneiden der indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz Bestätigung findet. Lesen Sie in unserer diesjährigen Studie, wie sich die einzelnen Teilmärkte aus der Affäre ziehen. Gespickt ist die Studie mit zahlreichen Exkursen, angefangen vom Umdenken in Energiefragen, Ausblicken auf die Auswirkungen der Mietrechtsrevision über ökonomische Fallstricke beim Bau von Hochhäusern bis hin zu nachhaltigen Immobilieninvestments als neue Anlageform. Fakten und Trends zu den Immobilienmärkten der 26 Schweizer Kantone finden Sie wie gewohnt in dem separat als Druckversion verfügbaren regionalen Teil. Dieser ist genauso wie die Hauptstudie auch online verfügbar (www.credit-suisse.com/immobilienstudie). Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen das Autorenteam des Credit Suisse-Immobilienresearch. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 6 Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 7 Wohnflächen Die Situation auf dem Schweizer Wohnimmobilienmarkt wäre eine komplett andere, wenn man den Zuwanderungsschub, den die Schweiz in jüngster Zeit erfuhr, ausblendet. Ohne zuwanderungsbedingte Mehrnachfrage von schätzungsweise 13'700 Wohnungen wäre im vergangenen Jahr die Zahl der Leerwohnungen nicht um 3'336 Einheiten gesunken, sondern um gegen 10'000 Einheiten angestiegen. Aus Sicht der Bauwirtschaft sowie der Immobilienbranche war der Zuwanderungsschub daher ein Glücksfall. Er half mit, das typische Überschiessen des Angebotes gegen Ende eines Konjunkturzyklus - zumindest vorerst - zu verhindern. Nachfrage Kurzfristige Einflüsse auf die Wohnungsnachfrage Durchschlagender Einfluss der Migration auf die Wohnungsnachfrage Dank der Zuwanderung ist die Bevölkerung der Schweiz im letzten Jahr um 1.6% gewachsen, was letztmals im Jahr 1963 der Fall war. Aufgrund der engen Verknüpfung von Bevölkerungswachstum und Wohnungsnachfrage ist die Migration zu einem sehr bestimmenden Faktor auf dem Schweizer Wohnungsmarkt geworden. Hinzu kommt, dass die Zuwanderung heute mehr Hochqualifizierte umfasst, als dies in früheren Phasen der Fall war, was ebenfalls die Nachfrage nach Wohnraum beeinflusst. Der Wanderungssaldo der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung – ermittelt aus Einwanderung minus Auswanderung – kletterte im letzten Jahr inklusive Statuswechsel auf über 100'000 (Abbildung 1). Damit wurde der sehr hohe Wert vom Vorjahr von 83’400 sogar übertroffen. Abbildung 1 Die Einwanderung im Kontext der konjunkturellen Entwicklung Wanderungssaldo inklusive Statuswechsel, BIP-Wachstum in Prozent zum Vorjahresquartal; 2008/09: Schätzung/Prognose 120'000 4% BIP-Wachstum (rechte Skala) Wanderungssaldo (linke Skala) 100'000 3% 80'000 2% 60'000 1% 40'000 0% 20'000 -1% 0 -2% 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik, Staatssekretariat für Wirtschaft Statuswechsel sorgen für verzögerte Erfassung der Einwanderung Credit Suisse Economic Research Die exakte Zahl der Zugewanderten wird durch den sogenannten Statuswechsel verzerrt. Ein Statuswechsel tritt beispielsweise auf, wenn eine Person, die bisher in Besitz einer Kurzaufenthaltsbewilligung war, eine Jahresaufenthaltsbewilligung oder eine Niederlassung erhält. Zum Zeitpunkt der Einwanderung zählt diese Person nicht zur ständigen Wohnbevölkerung, sondern erst mit dem Wechsel des Aufenthaltsstatus. Gemäss unseren Auswertungen betrifft ein Grossteil der Statuswechsel Personen, die im Jahr des Wechsels oder ein Jahr zuvor in die Schweiz eingewandert sind. Von den 49'000 Statuswechseln im Jahr 2007 stammen 24.2% von Personen, die im 2007 in die Schweiz gekommen sind. Weitere 73.7% sind bereits 2006 Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 8 in die Schweiz eingewandert. Lediglich 2.1% der Statuswechsel entfallen auf Personen, die sich schon länger als zwei Jahre in der Schweiz aufhalten. Die Statuswechsel sind somit bei der Ermittlung der Zahl der Zugewanderten mitzuzählen. Es besteht jedoch eine Unschärfe in Bezug auf die zeitliche Zuordnung der Zuwanderung. Freier Personenverkehr und Wirtschaftswachstum als Migrationstreiber Zwei Faktoren sind massgeblich für den starken Anstieg der ausländischen Wohnbevölkerung. Einerseits liegen heute die administrativen und juristischen Hürden der Einwanderung dank dem 2002 eingeführten freien Personenverkehr mit der EU tiefer. Nachdem die Einwanderung in den ersten 5 Jahren nach Abschluss der bilateralen Verträge noch durch Kontingente beschränkt war, ist sie für die EU-15-Staaten und die EFTA-Staaten sowie Malta und Zypern seit Mitte 2007 uneingeschränkt möglich, was eine Welle der Zuwanderung ausgelöst hat. Der zweite Grund für die starke Zuwanderung liegt in der konjunkturellen Entwicklung. Eine gut laufende Wirtschaft und attraktive Rahmenbedingungen ziehen ausländische Arbeitskräfte an, wobei die Zuwanderung typischerweise mit Verzögerung auf die Wirtschaftsentwicklung reagiert. Anfänglich kann eine erhöhte Nachfrage durch im Inland wohnhafte Arbeitskräfte gedeckt werden. Mit Anhalten der Nachfrage sinkt die Verfügbarkeit von qualifizierten Personen, weswegen die Suchbemühungen auch auf das Ausland ausgedehnt werden. Für die Schweiz sprach, dass die Konjunktur in den letzten Jahren besser lief als in den meisten EU-15-Staaten. Daneben punktet die Schweiz mit hoher Standortattraktivität und tiefen Steuern. Gerade der in Deutschland und Frankreich lange vorherrschende konjunkturelle Pessimismus sowie die hohen Steuern haben etliche höher qualifizierte Arbeitskräfte in den letzten Jahren dazu bewogen, in der Schweiz Fuss zu fassen. 2009 im Zeichen des konjunkturellen Abschwungs 2009 werden sich die konjunkturellen Vorzeichen umkehren. Auch die Schweizer Wirtschaft wird im Zuge der globalen Finanzkrise in eine Rezession geraten. Wie stark dies die Zuwanderung beeinflussen wird, hängt massgeblich davon ab, wie lange es dauert, bis sich die verschlechterte konjunkturelle Lage auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Da der Standortvorteil der Schweiz struktureller und nicht etwa konjunktureller Natur ist, dürfte sich zumindest an der Zuwanderungsneigung nichts ändern. Hochqualifizierte Arbeitskräfte werden sich auch während der Abschwungsphase um attraktive Arbeitsstellen in der Schweiz bewerben. Schlüsselfrage Rückwanderung Eine Schlüsselfrage lautet, ob die bereits Zugewanderten der Schweiz in schlechteren Zeiten wieder den Rücken kehren, wie dies früher bei ausländischen Arbeitskräften oft der Fall war. Falls ja, könnte dies zusammen mit einer geringeren Einwanderung den Wanderungssaldo massgeblich verringern. Verschiedene Gründe sprechen aber für das Gegenteil. So sind heute viele Ausländer in weniger stark von der Konjunktur abhängigen Branchen tätig. Ihr Ausbildungsstand ist besser, wodurch sie weniger von Arbeitslosigkeit betroffen werden. In vielen Fällen sprechen sie zudem eine Landessprache, was sowohl ihre Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt erhöht als auch eine schnellere Integration ermöglicht. Im Gegensatz zu früher kommen die Arbeitskräfte aus dem EU- und EFTA-Raum heute auch in der Schweiz in den Genuss von Arbeitslosengeldern – vorausgesetzt, sie haben die letzten 12 Monate in der Schweiz oder im Herkunftsland Beiträge entrichtet. Somit dürften gerade EU- und EFTA-Bürger bei einem allfälligen Arbeitsplatzverlust in der Schweiz bleiben, zumal die Europäische Union ebenfalls eine Rezession durchmacht. Überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum 2009 Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem Migrationssaldo (inklusive Statuswechsel) von 60'000 Personen. Trotz erwartetem Rückgang um 40% wird der Migrationssaldo damit weiterhin das Mittel der letzten Jahre übertreffen. Für 2010 ist mit einem nochmals geringeren Saldo zu rechnen. Alles in allem wird sich das Bevölkerungswachstum 2009 auf rund 73'500 Personen verringern (+1.0%), was gleichbedeutend mit einer schwächeren Nachfrage nach Wohnraum ist. Sie bleibt jedoch über dem Mittel der letzten Jahre. Einkommenszuwächse 2009 kaum mit Einfluss auf die Wohnungsnachfrage Die Einkommensentwicklung wird sich 2009 nur bedingt auf die Wohnungsnachfrage auswirken, auch wenn wir von einer Zunahme der Einkommen der Privathaushalte von 2.4% ausgehen. Die schlechte wirtschaftliche Situation, die daraus abgeleiteten sinkenden Einkommenszuwächse für 2010 und die Rückkehr ansteigender Arbeitslosenraten werden die Haushalte zu höherer Vorsicht bei grösseren Investitionsentscheiden anhalten. Das wird viele dazu bewegen, mit Mehrausgaben im Wohnungsbereich zuzuwarten, bis sich die konjunkturelle Situation wieder verbessert. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 9 Grossräume Zürich und Lausanne/Genf im Fokus der Einwanderung Die Einwanderung macht sich auf den regionalen Immobilienmärkten nicht gleichmässig bemerkbar. Eine regionale Betrachtung liegt zwar erst für 2007 vor. Die Struktur der Migration dürfte sich 2008 aber nur unwesentlich verändert haben. Am stärksten ziehen die Zentren und deren Agglomerationen die Einwanderer an (Abbildung 2). Allein in der Stadt Zürich stieg die Bevölkerung 2007 dank der Zuwanderung um 2%. Dank der Attraktivität Zürichs konnten auch die Gemeinden an beiden Ufern des Zürichsees sowie das Glattal kräftig von der Zuwanderung profitieren. Zudem sind in der Deutschschweiz die Regionen Untersee/Rhein sowie Werdenberg stark gewachsen. Letzterer kommt die Nähe zu Liechtenstein zugute. Aufgrund der beschränkten Möglichkeiten in Liechtenstein lassen sich viele Arbeitskräfte in der Nachbarregion auf Schweizer Seite nieder. Etwas anders sehen die Gründe für die Entwicklung in der Region Untersee/Rhein aus. Hierbei handelt es sich bei vielen Zuzügern um bisherige Grenzgänger aus Deutschland. Um das soziale Umfeld nicht zu verlieren, nehmen viele in Grenznähe Wohnsitz und kommen dank dem Zuzug in Genuss von tiefen Steuern und kürzeren Arbeitswegen. Abbildung 2 Einwanderung nach Region 2007 Anteil der Einwanderer (Niedergelassene und Jahresaufenthalter) an der Bevölkerung in Prozent < 0.25 0.25 - 0.50 0.50 - 0.75 0.75 - 1.00 1.00 - 1.50 1.50 - 2.00 >2 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research, Geostat In der Westschweiz liegt der Schwerpunkt der Zuwanderung in der Genferseeregion. Die höchsten Wachstumsraten sind im Gegensatz zu den Zentren Zürich, Basel und Lugano mit zunehmender Distanz zur Stadt Genf zu finden. Von den hohen Immobilienpreisen in Genf und der dort vorherrschenden beschränkten Verfügbarkeit von Wohnraum profitieren die Regionen Vevey/Lavaux, Aigle, La Gruyère sowie La Sarine überdurchschnittlich. Ein Grossteil der ländlichen Regionen in der Schweiz spürt dagegen nur wenig von der Einwanderung. Die Ursache hierfür liegt in der grossen Distanz zu den Arbeitsplatzzentren. Ebenfalls wenig Einfluss nimmt die Zuwanderung auf die Regionen des Kantons Bern. Zuwanderung stammt vor allem aus den EU-15Staaten Credit Suisse Economic Research Um die Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt besser zu verstehen, ist nicht nur eine regionale, sondern auch eine strukturelle Analyse der Zuwanderung notwendig. Bezüglich Herkunftsland stammen mit Abstand am meisten Migranten aus den EU-15-Staaten. 2007 belief sich deren Anteil auf beinahe zwei Drittel (Abbildung 3). Innerhalb dieser Gruppe macht Deutschland Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 10 mit 28.9% klar den grössten Anteil aus. Auf Platz zwei folgt Frankreich mit 8.7%. Während sich die Deutschen insbesondere in der Deutschschweiz und dort schwerpunktmässig im Einzugsgebiet von Zürich niederlassen, liegt der Fokus der Franzosen auf dem Genferseeraum inklusive der gut erschlossenen benachbarten Freiburger und Walliser Regionen. Erst an dritter sowie vierter Stelle kommen die traditionellen Herkunftsländer Portugal und Italien. Abbildung 3 Zuwanderung nach Herkunftsland 2007 Niedergelassene und Jahresaufenthalter Deutschland Frankreich 28.9% 35.4% Portugal Italien Grossbritannien Österreich Spanien Niederlande Übrige EU-15, EFTA, Malta, Zypern 8.7% Drittstaaten 3.7% 1.4% 7.7% 1.6% 4.0% 2.0% 6.5% Quelle: Bundsamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Junge Erwachsene dominieren die Zuwanderung Hinsichtlich Altersstruktur zieht es vor allem junge Erwachsene in die Schweiz (Abbildung 4). Ein Drittel aller 2007 zugewanderten Personen ist zwischen 20 und 29 Jahre alt. Ein beträchtlicher Anteil kehrt demnach schon bald nach dem Berufseinstieg seiner Heimat den Rücken oder kommt in die Schweiz, um eine höhere Ausbildung zu absolvieren. Ein weiteres Viertel ist zwischen 30 und 39 Jahre alt. Im Gegensatz zu den Unter-30-Jährigen finden sich in dieser Altersgruppe auch Familien mit Kindern. Auf Kinder unter 15 Jahren entfallen gut 13%. Mit steigendem Alter sinkt die Migrationsneigung rapide. Lediglich ein Anteil von 7% ist älter als 50 Jahre. Abbildung 4 Zuwanderung nach Altersklassen 2007 Niedergelassene und Jahresaufenthalter; linke Skala: absolute Zuwanderung, rechte Skala: in Prozent 2.5% 0 0.0% > 80 2'000 75-79 5.0% 70-74 4'000 65-69 7.5% 60-64 6'000 55-59 10.0% 50-54 8'000 45-49 12.5% 40-44 10'000 35-39 15.0% 30-34 12'000 25-29 17.5% 20-24 14'000 15-19 20.0% 10-14 16'000 5-9 22.5% 0-4 18'000 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 11 Starker Anstieg an EU-15Führungskräften und Akademikern Die Einwanderer sind nicht nur jung, sondern auch gut ausgebildet. Die Zuwachsraten nach Berufsgruppen zeigen, dass vor allem in guten Positionen Beschäftigte aus den EU-15-Staaten markant zugenommen haben (Abbildung 5). Deren Zahl ist bei Führungskräften zwischen 2003 und 2007 um 17.4% angestiegen, bei den akademischen Berufen sogar um 29.8%. Beide Wachstumsraten sind rund dreimal höher als die der Schweizer in vergleichbarer Position. Grössere Zuwächse sind auch bei Technikern und gleichrangigen Berufen sowie Fachkräften in der Landwirtschaft zu verzeichnen. Das bedeutet, dass nicht nur das Ausmass der Migration zugenommen hat, sondern ebenso die Qualifikationen der Zugewanderten. Die Qualifikationsstruktur der EU-15-Bürger in der Schweiz wird sich daher in den kommenden Jahren weiter an diejenige der Schweizer annähern. Der starke Anstieg der Fachkräfte in der Landwirtschaft um 84.9% ist auf einen Basiseffekt zurückzuführen und umfasst absolut nur einen Zuwachs von 3'059 Arbeitskräften. Abbildung 5 Beschäftigungswachstum 2003 – 2007 Beschäftigungswachstum nach Berufsgruppe und Herkunft in Prozent 40% Schweiz EU-15 Übriges Ausland +84.9% 30% 20% 10% 0% Hilfsarbeitskräfte Anlagen- und Maschinenbediener Handwerker Fachkräfte in der Landwirtschaft Dienstleistungs- und Verkaufsberufe Büroangestellte Techniker Akademiker -20% Führungskräfte -10% Quelle: Bundesamt für Statistik Im ersten Schritt in die Mietwohnung… Die gegenwärtig in die Schweiz einwandernden Personen stehen zumeist am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn. Im Gegensatz zu der in früheren Zeiten durch "Gastarbeiter" geprägten Struktur sind sie eine ausgesprochen interessante Nachfragegruppe auf dem Wohnungsmarkt. In Bezug auf Einkommen und berufliche Stellung ähneln sie Schweizer Staatsangehörigen und fragen ähnliche Wohnungsformen nach. In den ersten Jahren richtet sich der Fokus von neu in die Schweiz eingewanderten Personen vor allem auf den Mietwohnungsmarkt. Dabei stehen nicht nur günstige, sondern auch Mietwohnungen im gehobenen Segment im Vordergrund, mehrheitlich in den Zentren sowie deren Agglomerationen. … im zweiten ins Wohneigentum Mit zunehmender Integration und entsprechender Einkommens- und Vermögensbildung wird der Erwerb von Eigentum für viele Migranten bald einmal ein Thema. Denn in der jeweiligen Heimat ist der Besitz von Eigentum im gehobenen Einkommenssegment eine Selbstverständlichkeit. Damit werden die heutigen Zuwanderer in wenigen Jahren ihren Anteil an die Nachfrage nach Eigentum beisteuern und zum Anstieg der Wohneigentumsziffer beitragen. Der Fokus wird dabei auf den Zentren und deren Agglomerationen liegen. Tendenziell werden Eigentumswohnungen stärker profitieren als Einfamilienhäuser. Veränderungen der Haushaltsstrukturen Demographie als langfristiger Nachfragetreiber Credit Suisse Economic Research Unabhängig von zyklischen Komponenten sind für die langfristige Nachfrage auf dem Wohnimmobilienmarkt demographische Veränderungen entscheidend. Die Alterung der Gesellschaft oder die Grösse von Haushalten ist langsamen, aber stetigen Anpassungen unterworfen. In den Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 12 Vorjahren haben wir jeweils einen Blick auf die demographische Alterung und deren Einfluss auf den Immobilienmarkt geworfen. In diesem Jahr möchten wir vertieft auf die Entwicklung der Haushalte eingehen. Letztlich sind es Haushalte, die Wohnraum nachfragen. Grundlage hierfür sind die vom Bundesamt für Statistik publizierten Haushaltsszenarien. Diese ermöglichen einen Blick auf die Haushaltsstruktur im Jahre 2030. Weiterer Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgrösse Insgesamt wird die Anzahl Haushalte bis im Jahr 2030 um 20.1% auf 3.9 Mio. ansteigen (Abbildung 6). Das Bevölkerungswachstum wird in der gleichen Zeit lediglich 8.9% betragen. Der Trend zu kleineren Haushalten hält also auch in den kommenden Jahren an. Während der durchschnittliche Schweizer Haushalt 2005 2.23 Personen umfasste, dürfte er im Jahr 2030 noch aus 2.02 Personen bestehen. Dieser Trend ist in allen Kantonen vorherrschend, wenn auch verschieden stark. Die stärksten Rückgänge werden in den heute noch eher ländlich geprägten Kantonen zu spüren sein. So sinkt die mittlere Haushaltsgrösse in Appenzell Innerrhoden von 2.69 auf 2.32 und in Obwalden von 2.48 auf 2.14. Insgesamt zeichnet sich eine homogenere Struktur ab. 2030 wird eine Mehrheit der Kantone eine durchschnittliche Haushaltsgrösse zwischen 2.0 und 2.1 aufweisen. Abbildung 6 Wachstum der Haushalte und durchschnittliche Haushaltsgrösse Linke Skala: Haushaltswachstum in Prozent, rechte Skala: durchschnittliche Haushaltsgrösse in Personen Wachstum der Anzahl Haushalte bis 2030 Durchschnittliche Haushaltsgrösse 2005 Durchschnittliche Haushaltsgrösse 2030 50% 3.0 2.5 30% 2.0 20% 1.5 10% 1.0 0% 0.5 -10% 0.0 FR AI ZG NW SZ VS TG AG VD LU ZH CH OW TI AR GR SG SO JU BL BE UR NE GE SH GL BS 40% Quelle: Bundesamt für Statistik Ländliche und steuergünstige Kantone als Gewinner Credit Suisse Economic Research Auch der Zuwachs an Haushalten wird in ländlichen Kantonen am stärksten sein. Über einen Zeitraum von 25 Jahren wird die Anzahl Haushalte in den Kantonen Freiburg und Appenzell Innerrhoden um beinahe 40% zunehmen. Einer der Gründe dafür liegt in der hohen Verfügbarkeit von Bauland, welches zudem noch bezahlbar ist. Dank der hohen Attraktivität des gesamten Genferseeraums kann der Kanton Freiburg überdurchschnittlich stark von dieser Entwicklung profitieren, obwohl er nach traditionellen Massstäben kaum noch zum näheren Einzugsgebiet der Zentren Genf und Lausanne zählt. Neben ländlichen Kantonen werden die steuergünstigen Kantone Zug, Nidwalden und Schwyz den grössten Anstieg an Haushalten erleben. Ihre Nähe zu den Zentren Zürich und Luzern macht sie dank den tiefen Steuern zu attraktiven Wohnlagen für Pendler. Am wenigsten stark wird die Anzahl Haushalte in Regionen weitab von den Zentren wachsen. Während sich das Wachstum in den Kantonen Uri und Schaffhausen auf etwas mehr als 10% belaufen wird, muss der Kanton Glarus mit einem Wachstum von 7% vorliebnehmen. Zwar zählen Glarus und Schaffhausen noch zum Einzugsgebiet von Zürich. Beide Kantone stehen jedoch im Schatten der jeweils näher an Zürich gelegenen Regionen, die eine höhere Nachfrage nach Wohnraum aufweisen und über die nötigen Baulandreserven verfügen. Als einziger Kanton wird Basel-Stadt über die nächsten 25 Jahre einen Rückgang der Anzahl Haushalte hinnehmen müssen (-1.5%). Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 13 Weniger Haushalte mit drei und mehr Personen In Zukunft werden vermehrt Wohnungen mit geringerer Zimmerzahl gesucht sein. Ein Blick auf die genaue Verteilung der Haushaltsgrössen ermöglicht Aufschlüsse darüber, welche Wohnungsgrössen in Zukunft am meisten nachgefragt werden. 2005 machten Haushalte mit vier und mehr Personen noch 19.2% aller Schweizer Haushalte aus (Abbildung 7). Weitere 12.6% bestanden aus drei Personen. In den kommenden 25 Jahren wird der Anteil Haushalte mit mehr als drei Personen stark rückläufig sein. Während diese heute noch rund ein Drittel des Bestandes ausmachen, wird der Anteil bis im Jahr 2030 auf unter ein Viertel sinken (Abbildung 8). Den stärksten Rückgang werden dabei Haushalte mit fünf und mehr Personen verzeichnen. Während heute noch 197'000 solcher Haushalte existieren, wird sich dieser Wert in den kommenden 25 Jahren auf rund 151'000 verringern (-23%). Abbildung 7 Haushalte nach Grösse im Jahr 2005 Abbildung 8 Haushalte nach Grösse im Jahr 2030 In 1'000 sowie Anteilen in Prozent In 1'000 sowie Anteilen in Prozent 151; 3.9% 197; 6.1% 384; 9.9% 425; 13.1% 1588; 40.7% 1182; 36.4% 390; 10.0% 408; 12.6% 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 oder mehr Personen 1037; 31.9% Quelle: Bundesamt für Statistik Bedarf nach geringerer Zimmerzahl, aber mehr Wohnfläche pro Kopf 1388; 35.6% 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 oder mehr Personen Quelle: Bundesamt für Statistik Die Zunahme an Singles und Paaren ohne Kinder wird in den nächsten Jahren zu einem fortgesetzten Anstieg der Ein- und Zweipersonenhaushalte führen. Der Bedarf an kleinen Wohnungen steigt folglich weiter an. Die geringere Anzahl Zimmer geht aber nicht mit einer generell tieferen Wohnfläche einher. Gemäss unseren Einschätzungen werden insbesondere grosse 2- und 3Zimmer-Wohnungen an Attraktivität gewinnen. Angebot Langfristige Einflüsse auf das Wohnungsangebot Bauland als begrenzte Ressource Das Angebot an Wohnungen ist kurzfristig stark durch die Wohnbautätigkeit getrieben. Langfristig ist jedoch insbesondere das für den Wohnungsbau verfügbare Bauland die entscheidende Kenngrösse. Bauland stellt eine begrenzte Ressource dar. Zum einen steht nur ein Teil der gesamten Landesfläche als Nutzfläche zur Verfügung. Felslandschaften, Gewässer oder auch Wald sind im Sinne der Immobilienwirtschaft als unproduktive Fläche einzuordnen. Gemäss unseren Berechnungen beläuft sich die in der Schweiz theoretisch als Siedlungsgebiet nutzbare Fläche auf maximal 11'773 km2. Das entspricht lediglich 28.5% der gesamten Landesfläche. Zum anderen kann nur der Teil der gesamten Nutzfläche überbaut werden, der eingezont wurde. Das Bundesamt für Raumentwicklung weist für 2007 in der Schweiz Bauzonen von 2'265 km2 aus. Damit stehen 5.5% der gesamten Landesfläche als bereits überbautes oder noch zu bebauendes Land überhaupt zur Verfügung. Bauland ist keine starre Grösse Die Gemeinden können ihre Bauzonen im Rahmen des politischen Prozesses unter Berücksichtigung des eidgenössischen Raumplanungsgesetzes sowie der kantonalen Richtpläne anpassen. Gemäss Raumplanungsgesetz dürfen Bauzonen lediglich Land umfassen, welches sich für eine Überbauung eignet und entweder schon weitgehend überbaut ist oder voraussichtlich innert 15 Jahren benötigt und erschlossen wird. Bauland ist somit keine starre Grösse. Mittels Umzonun- Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 14 gen lässt sich die Baulandfläche im Rahmen der Raumplanung erweitern. Theoretisch kann ein solcher Prozess innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. In der Praxis verlängern Rekurse und damit einhergehende juristische Streitigkeiten den ganzen Prozess jedoch um ein Vielfaches. Abbildung 9 Baulandreserven für Wohnnutzungen Anteil unüberbauter Flächen am gesamten Bauland für Wohnnutzungen, in Prozent, 2007 > 28 24 - 28 20 - 24 16 - 20 12 - 16 8 - 12 <8 Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung, Credit Suisse Economic Research, Geostat 15.7% Baulandreserven für Wohnflächen Insgesamt stehen in der Schweiz 2007 1'561 km2 Bauland für Wohnflächen zur Verfügung. Dabei handelt es sich neben eigentlichen Wohnzonen auch um Zentrumszonen, Ortsbildschutzzonen sowie Mischzonen, die neben Wohnflächen auch Arbeits- und Konsumnutzungen zulassen. Von dieser erweiterten Wohnfläche sind 15.7% noch nicht überbaut. Das entspricht einer Fläche von rund 34'320 Fussballfeldern. Damit bieten die heutigen Reserven Platz für mehr als 1.2 Mio. zusätzliche Einwohner, unterstellt man einen gleichbleibenden Verbrauch pro Kopf und eine unveränderte Baudichte. Gemäss unserer Bevölkerungsprognose dürften die Baulandreserven damit erst weit nach 2040 erschöpft sein. Auf Stufe Schweiz existiert somit eine beträchtliche Reserve an unüberbautem Bauland für Wohnflächen. Signifikant höhere Reserven in der Westschweiz Zwischen der Deutsch- und der Westschweiz lassen sich markante Unterschiede hinsichtlich der Verfügbarkeit von Bauland feststellen (Abbildung 9). Die Westschweizer Regionen weisen signifikant höhere Reserven als die Deutschschweiz auf. Über die grössten Reserven verfügt der Kanton Wallis. Hier liegen die Niveaus zwischen 28% (Monthey/St-Maurice) und 39% (Leuk). Auf einem vergleichbar hohen Niveau liegen nur noch die beiden Freiburger Regionen La Gruyère sowie Glâne/Veveyse. Viele Westschweizer Regionen scheinen die heutigen politischen Rahmenbedingungen lax zu interpretieren, was zum Baulandüberhang führte. Aber auch die Deutschschweizer Regionen zeigen ein uneinheitliches Bild. Während periphere Regionen wie das Entlebuch, Mittelbünden oder der gesamte Kanton Glarus Reserven von über 20% aufweisen, sind in den Zentren sowie deren Agglomerationen Werte von unter 12% keine Seltenheit. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 15 Tiefe Reserven in den Zentren Die tiefsten Reserven sind in den Ballungszentren zu finden. In den fünf Grosszentren Zürich, Bern, Basel, Lausanne sowie Genf liegen sie unter 8%. Im Unterschied zu anderen Grosszentren befinden sich die Reserven in der Stadt Genf fast ausschliesslich in der Misch- sowie Zentrumszone, welche auch andere Nutzungen als Wohnen zulassen. Weitere Unterschiede betreffen die inneren Agglomerationsgürtel. Während sich die Reserven für Wohnflächen in den Zürichseeregionen Pfannenstiel und Zimmerberg auf rund 11% beschränken, verfügen die am Genfersee liegenden Regionen Morges/Rolle, Nyon sowie Vevey/Lavaux über Reserven zwischen 17% und 21%. Die Verlagerung der Wohnungsnachfrage vom Genfersee ins Lausanner Hinterland sowie in die Kantone Freiburg und Wallis kann somit nicht mit fehlendem Bauland begründet werden. Tiefe Baulandpreise in den Kantonen Freiburg und Wallis, welche die üppigen Reserven widerspiegeln, sowie zahlreiche formelle und praktische Hürden bei der Realisierung von Bauprojekten im Genferseeraum bieten sich als Erklärungen dafür an. Hortung von Bauland gang und gäbe Auf den ersten Blick scheinen die bestehenden Baulandreserven auszureichen. Doch wird Bauland sogar an besten Lagen nicht immer überbaut. Gemäss Schätzungen des Kantons Bern werden in den Berner Kerngemeinden 20% und in den Agglomerationsgemeinden 23% des verfügbaren Baulandes als Kapitalanlage gehortet und stehen somit für eine Bebauung nicht zur Verfügung.1 In den Berner Landgemeinden ist der Anteil mit 43% rund doppelt so hoch. Ob diese Zahlen für die ganze Schweiz repräsentativ sind, lässt sich nur schwer abschätzen. Ein Thema dürften sie aber in allen Regionen sein. Um der Hortung von Bauland zukünftig Einhalt zu gebieten, planen die Schweizer Gemeinden, vermehrt auf Massnahmen zurückzugreifen, welche eine baldige Überbauung baureifen Landes anstreben. Auch die Revision des Raumplanungsgesetzes, welche zurzeit in der Vernehmlassung ist, wird den Schwerpunkt auf diese Problematik legen. Innere Reserven als grosses Potenzial Zusätzliche Reserven schlummern in den bereits überbauten Bauzonen. Dabei handelt es sich um die unausgeschöpfte Differenz zwischen der gemäss Bauzone maximal möglichen Geschossfläche einer Liegenschaft und deren tatsächlichen Fläche. Im Unterschied zu unüberbauten Reserven sind diese sogenannten inneren Reserven nicht von heute auf morgen nutzbar. Ist eine Aufstockung der Liegenschaft technisch nicht möglich oder unerwünscht, bleibt bloss ein Abbruch mit anschliessendem Neubau in verdichteter Form als Option. Im Gegensatz zu den unüberbauten Reserven liegen auf Stufe Schweiz keine Angaben zu den inneren Reserven vor. Für einzelne Kantone existieren aber entsprechende Zahlen. Auf deren Grundlage hat das Bundesamt für Raumentwicklung die inneren Reserven auf die ganze Schweiz hochgerechnet.2 Gemäss diesen Schätzungen werden erst 40-50% der realisierbaren Geschossflächen (sämtliche Nutzungsarten) ausgenutzt. Nachträgliche Erhöhungen der Ausnützungsziffern, aber auch ein bewusster Verzicht auf hohe Dichte zugunsten eines qualitativ hochwertigen Wohnens haben zur Bildung solcher innerer Reserven beigetragen. Verdichtete Bauweise als Lösungsweg Aus der vorliegenden regionalen Analyse lässt sich folgendes Fazit ziehen: Die Gesamtfläche der Baulandreserven ist genügend gross, die Reserven befinden sich jedoch am falschen Ort. Nämlich nicht in den Zentren und deren Agglomerationen, auf welche sich die Nachfrage nach Wohnraum konzentriert, sondern in touristischen und peripheren Gemeinden. Dahinter verstecken sich auch Sünden der Vergangenheit. Die damalige Urbanisierung hat Präjudizien geschaffen. Das Verschmähen des Bauens in die Höhe führt bis heute zu einer Ausweichbewegung in die Agglomerationen. Eine Flut von Partikularinteressen verhindert zudem immer wieder grössere Projekte in den Zentren. Da die maximal möglichen Geschossflächen in den Städten und Agglomerationen nur selten voll ausgeschöpft werden, liegt vor allem in einer verdichteten Bauweise ein erhebliches Potenzial. Im internationalen Vergleich sind die Schweizer Zentren unterdurchschnittlich dicht bebaut. Die konsequente Förderung einer solchen verdichteten Bauweise in den dafür in Frage kommenden Quartieren könnte einen bedeutenden Beitrag zur Sättigung der Nachfrage nach städtischem Wohnraum leisten. Dies würde nicht nur dämpfend auf die zunehmende Zersiedlung wirken, sondern sich auch in kleineren Pendlerströmen und in damit verbundenen sinkenden externen Effekten niederschlagen. 1 2 Raumplanungsbericht 2006, Regierungsrat des Kantons Bern. Bauzonenstatistik Schweiz 2007, Bundesamt für Raumentwicklung. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 16 Kurzfristige Einflüsse auf das Wohnungsangebot Reinzugang 2009 nur geringfügig tiefer Kurzfristig ist der Reinzugang an Wohnungen die zentrale Angebotsgrösse. Er umfasst die neuerstellten Wohnungen, bereinigt um die Zu- und Abgänge, welche durch Umbauten und Abbrüche bedingt sind. Für 2009 erwarten wir ein Wachstum des Wohnungsbestandes um erneut 42'000 Wohneinheiten (Abbildung 10). Damit liegt der prognostizierte Wert nur geringfügig unter dem Niveau von 2007, das mit 43'796 Wohnungen den Höhepunkt des aktuellen Wohnbauzyklus markierte. Wie die jüngere Vergangenheit seit 1991 zeigt, wurden solche Werte nur dank den Wohnbauförderungsmassnahmen des Bundes Mitte der Neunzigerjahre übertroffen. Abbildung 10 Reinzugang und Wohnungsbestand Gestrichelte Linie: Schätzung/Prognose; helle Balken: Schätzung/Prognose 4'000'000 60'000 Wohnungsbestand (linke Skala) Reinzugang (rechte Skala) 3'750'000 50'000 3'500'000 40'000 3'250'000 30'000 3'000'000 20'000 2'750'000 10'000 2'500'000 0 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik Keine falschen Anreize durch Wohnbauförderungsmassnahmen setzen Auch wenn die Situation in den Neunzigerjahren nicht direkt vergleichbar ist, zeigt sie doch lehrbuchartig auf, wie exogene Eingriffe in den Immobilienmarkt diesem mehr schaden als nützen können. Die Immobilienkrise und die damit einhergehende Rezession bewirkten Anfang der Neunzigerjahre einen Rückgang der Wohnungsproduktion auf 38'000 Einheiten. Die Schweizer Politik versuchte der konjunkturellen Baisse unter anderem mit einem milliardenschweren Wohnbauförderungsprogramm entgegenzutreten. Das führte 1996 zu einem rekordhohen Reinzugang von beinahe 51'000 Wohnungen. Zwar stützte das Programm kurzfristig die Baubranche, für den Immobilienmarkt als Ganzes war die Entwicklung jedoch verhängnisvoll. Aufgrund der weiterhin schlechten konjunkturellen Lage und der dadurch fehlenden Nachfrage konnten die auf den Markt kommenden Flächen nicht absorbiert werden. Auf die Krise der kommerziellen Liegenschaftsmärkte folgte sodann der Strukturbruch im Wohnungsmarkt. Dies verlängerte die Immobilienkrise der Neunzigerjahre und führte in der Folge erst recht zu einem Einbruch der Bautätigkeit. Entsprechend wichtig ist es, in der jetzigen Phase des konjunkturellen Abschwungs keine falschen Anreize für den sich in den letzten Jahren nachhaltig entwickelnden Schweizer Immobilienmarkt zu setzen, sondern den Markt spielen zu lassen. Zunehmende Produktion von 2- und 3-Zimmer-Wohnungen In der Zusammensetzung des neuen Wohnungsangebots nach Zimmerzahl zeichnet sich eine leichte Verschiebung zu kleineren Wohnungen ab. 2- und 3-Zimmer-Wohnungen werden wieder verstärkt auf den Markt gebracht, nachdem beide bis Anfang des neuen Jahrtausends kontinuierlich rückläufige Zuwachsraten aufwiesen (Abbildung 11). Im Gegensatz dazu schwächt sich das Wachstum der Wohnungen mit 4 Zimmern und mehr ab. Gemessen an ihrem Bestand, weisen diese jedoch nach wie vor höhere Wachstumsraten als kleine Wohnungen auf. Damit erfährt die Altersstruktur von kleinen Wohnungen weiterhin eine bloss zaghafte Verjüngung (Abbildung 12). Wohnungen mit bis zu 3 Zimmern wurden seit den Siebzigerjahren immer seltener gebaut. Deren Anteil an der Wohnungsproduktion sank von einst über 50% auf noch 22%. Somit dürfte in den kommenden Jahren nicht bloss ein Neubedarf an solchen Wohnungen existieren, sondern ein Teil des Bestandes wird auch durch neue Einheiten ersetzt werden müssen. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 17 Abbildung 11 Reinzugang nach Zimmerzahl Abbildung 12 Bestand nach Bauperiode und Anzahl Zimmern Gemessen am Bestand, in Prozent Anzahl Wohneinheiten 1 Zimmer 4 Zimmer 2.5% 2 Zimmer 5 Zimmer 3 Zimmer 6 Zimmer 700'000 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 4 Zimmer 5 Zimmer 6 Zimmer 600'000 2.0% 500'000 1.5% 400'000 1.0% 300'000 0.5% 200'000 100'000 0.0% 0 < 1919 19191945 -0.5% 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Bauvorhaben bleiben auf hohem Niveau 1946 - 1961 - 1971 - 1981 1960 1970 1980 1990 1991- > 2000 2000 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Ein Blick auf die Baugesuche und Baubewilligungen lässt Aussagen zur zukünftigen Angebotsentwicklung zu. Seit ihrem Höchststand im Oktober 2006 ist die Zahl der bewilligten Wohnungen um über 7% gefallen. Für diesen Rückgang ist die Entwicklung bei den Einfamilienhäusern verantwortlich (Abbildung 13). Diese sind im gleichen Zeitraum um 19% eingebrochen. Aktuell liegen Bewilligungen für etwas mehr als 12'000 Einfamilienhäuser vor. Abbildung 13 Baubewilligungen und Baugesuche in der Schweiz Anzahl Wohneinheiten; gleitende Summe über 12 Monate; EFH: Einfamilienhäuser, MFH: Mehrfamilienhäuser 45'000 Bewilligungen EFH Gesuche EFH Bewilligungen MFH Gesuche MFH 40'000 35'000 30'000 25'000 20'000 15'000 10'000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Zum einen bleiben Einfamilienhäuser für viele aufgrund der hohen Preise unerschwinglich. Zum anderen führen die demographische Entwicklung der Bevölkerung sowie die Präferenz nach Wohnraum in der Nähe von Zentren zu einer Verschiebung in Richtung Eigentumswohnungen. Entsprechend konnte sich die Anzahl Bewilligungen für Mehrfamilienhäuser auf hohem Niveau halten. Seit Mitte 2008 ist sogar wieder ein Anstieg der Gesuche zu verzeichnen. Aufgrund der hohen Zahl von Bauvorhaben vor allem von Mehrfamilienhäusern ist nicht nur im laufenden Jahr, sondern auch im kommenden mit einer stattlichen Zahl fertiggestellter Wohnungen zu rechnen. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 18 Kräftige Ausweitung von Mietwohnungen In den letzten Jahren hat sich die Struktur der Bautätigkeit zugunsten von Mietwohnungen verschoben. Im Vergleich zu 2002 wurden 2008 dreimal mehr Mietwohnungen bewilligt (Abbildung 14). Auf Kosten des Einfamilienhaussegments ist der Anteil der Mietwohnungen am Total der bewilligten Wohnungen damit auf 33% gestiegen. Der erneute Anstieg am aktuellen Rand widerspiegelt die Reaktion der Investoren auf den Urbanisierungstrend und die dynamische Zuwanderung und wird in den kommenden Quartalen das Angebot an Mietwohnungen kräftig ausweiten. Das dominierende Segment bleiben allerdings die Eigentumswohnungen, auf welche 41% der bewilligten Wohnungen entfallen. Damit konnte der hohe Anteil der letzten Jahre nahezu gehalten werden. Abbildung 14 Verteilung der Baubewilligungen nach Verwendung Anzahl Wohneinheiten, gleitende Summe über 12 Monate 25'000 Einfamilienhäuser Mietwohnungen 20'000 Eigentumswohnungen 15'000 10'000 5'000 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Ungleiche räumliche Verteilung der Wohnungsproduktion Die 42'000 Wohneinheiten, auf welche wir die letztjährige Wohnungsproduktion veranschlagen, konzentrierten sich stark auf die Einflussbereiche der beiden wirtschaftlichen Motoren Zürich und Genf (Abbildung 15). Im Raum Zürich ist der Wohnungsbestand neben dem Glattal, dem westlichen Oberland und dem Limmattal im Knonaueramt sowie im aargauischen Freiamt um über 2% angestiegen. Die seit Jahren anhaltend hohe Bautätigkeit im westlichen Teil des Grossraums Zürich steht im Zusammenhang mit der Eröffnung der letzten Etappe der A4 im Knonaueramt im November 2009, welche zu einer markanten Verbesserung der Erreichbarkeit der Region führen wird. Verlagerung innerhalb der Genferseeregion Im Genferseeraum fiel die Angebotsausweitung in den direkt am See liegenden Regionen vergleichsweise tief aus. Zwar ist in diesen Regionen noch genügend Bauland vorhanden. Die teilweise Hortung von Bauland sowie die starken Preisanstiege der letzten Jahre haben aber zu einer Verlagerung der Nachfrage geführt und die Anbieter bewogen, Wohnungen in den noch deutlich schwächer besiedelten Regionen im Einzugsgebiet von Lausanne zu erstellen. Das schlägt sich in Reinzugangsziffern von mehr als 2% in den Regionen Gros-de-Vaud, La Gruyère, Aigle, Monthey/St-Maurice nieder. Hier rechnen wir für 2009 überwiegend mit einer sinkenden bzw. maximal stagnierenden Bautätigkeit. Neben den Einzugsgebieten von Zürich sowie Genf/Lausanne weisen vereinzelt steuergünstige Regionen sowie touristische Regionen eine starke Ausweitung des Wohnungsbestandes auf. Hier sticht die Region Sarneraatal hervor, welche 2008 eine Ausweitung des Wohnungsbestands von 2.7% erfahren hat. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 19 Abbildung 15 Reinzugang 2008 und 2009 Schätzung Reinzugang 2008, gemessen am Wohnungsbestand, in Prozent; Trend 2009 > 2.0 1.5 - 2.0 1.0 - 1.5 0.5 - 1.0 < 0.5 Zunahme Seitwärtsbewegung Abnahme Quelle: Credit Suisse Economic Research, Schweizer Baublatt, Bundesamt für Statistik, Geostat Marktergebnis Unerwartet kräftiger Rückgang der Leerstandsziffer auf 0.97% Selbst die höchste Wohnbautätigkeit seit Mitte der Neunzigerjahre reichte nicht aus, die starke Nachfrage nach Wohnraum 2008 zu decken. Als Konsequenz sank die Zahl der leer stehenden Wohnungen per Stichtag 1. Juni 2008 auf 37'118, was einer Leerstandsziffer von 0.97% (Vorjahr: 1.07%) entspricht (Abbildung 16). Das robuste Wirtschaftswachstum liess zwar für 2008 eine anhaltend hohe Nachfrage erwarten. Jedoch nicht, dass diese im Vergleich zum Vorjahr nochmals anziehen könnte. Der unerwartet kräftigen Einwanderungswelle war es in erster Linie zu verdanken, dass der Wohnraumbedarf nochmals zulegte. Damit traf der Höhepunkt der Bautätigkeit – was auf dem Immobilienmarkt selten der Fall ist – zeitlich mit einer Nachfragespitze zusammen. Als Folge davon konnte bis anhin ein Ansteigen der Leerstände, wie es das Ende eines Baubooms typischerweise charakterisiert, verhindert werden. Anstieg der Leerstände 2009 Die weitere Entwicklung des Wohnimmobilienmarktes wird 2009 massgeblich von der Stärke der konjunkturellen Talfahrt und vom Ausmass, wie sich die Migration abschwächen wird, abhängen. Die Fertigstellung der in Bau befindlichen sowie der bewilligten Wohnungen wird frühestens 2010 zu einer spürbar verringerten Ausweitung des Wohnungsbestandes führen. Den voraussichtlich 42'000 in diesem Jahr neu auf den Markt kommenden Wohneinheiten wird ein Bevölkerungswachstum von schätzungsweise 73'500 Personen gegenüberstehen. Wir erwarten, dass das zusätzliche Angebot nur unvollständig absorbiert werden kann, und rechnen mit einem Wiederanstieg der Leerstände im laufenden Jahr auf ein mit 2007 vergleichbaren Niveau. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 20 Abbildung 16 Absorption, Reinzugang, Leerstand Anzahl Wohneinheiten; gestrichelte Linie: Prognose; heller Balken: Prognose Veränderung Leerstand (rechte Skala) 55'000 Reinzugang (linke Skala) 50'000 Absorption (linke Skala) 10'000 7'500 45'000 5'000 40'000 2'500 35'000 0 30'000 -2'500 25'000 -5'000 20'000 -7'500 15'000 -10'000 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik Kaum leere Wohnungen in Zürich und Genf Der leichte Angebotsüberhang wird sich regional unterschiedlich bemerkbar machen. Die Zentren Zürich und Genf sowie deren Agglomerationen sahen sich in den letzten Jahren einer starken Nachfrage gegenüber. Die Bautätigkeit kam dieser Entwicklung nur teilweise nach, was sich heute in sehr tiefen Leerständen bemerkbar macht (Abbildung 17). Am 1. Juni 2008 standen in der Stadt Zürich lediglich 57 und in der Stadt Genf 191 Wohnungen leer. Auch in den jeweiligen Agglomerationen sind die tiefen Leerstände 2008 nochmals gesunken. Vor allem die Genferseeregion weist eine angespannte Lage auf. Von Genf bis Vevey/Lavaux weist keine Region eine Leerstandsziffer von mehr als 0.5% auf, was ein weiterer Grund für die Verlagerung der Wohnraumnachfrage auf das gut erschlossene Hinterland des Genfersees darstellt. Die tiefere Nachfrage 2009 wird hier eine erwünschte leichte Entspannung des Marktes mit sich bringen. Hohe Leerstände zwischen Biel und Aarau sowie in der Ostschweiz Schon heute sind entlang des Jurasüdfusses zwischen Biel und Aarau sowie in der Ostschweiz hohe Leerstände anzutreffen. Immerhin konnten die meisten betroffenen Regionen die Zahl der leer stehenden Wohnungen 2008 etwas reduzieren. In diesem Jahr werden sich die Leerstände grösstenteils wieder erhöhen. Insbesondere im Kanton Thurgau, der erst 2008 die letzte Stufe seines Wohnbaubooms zündete, wird es zu einem Anstieg der Leerstände kommen. Der Bauboom in der Region Aarau endete dagegen aufgrund erster Anzeichen eines regionalen Überangebots früher als auf Stufe Schweiz. Dank intaktem Nachfragepotenzial ist in dieser Region mittelfristig mit einem allmählichen Abbau der Leerstände zu rechnen. Steigende Leerstände im Eigentum Entgegen der gesamten Entwicklung ist im letzten Jahr die Anzahl leer stehender Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser angestiegen (Abbildung 18). Die Entwicklung im Segment der Eigentumswohnungen ist auf eine einstweilige Marktsättigung zurückzuführen. Zwar bleibt der Wunsch nach Eigentum gross, er lässt sich aber oftmals nur in Form von Stockwerkeigentum realisieren, denn Wohneigentum in der Schweiz erfordert einen hohen Kapitalbedarf. Mit kontinuierlich steigenden Preisen für Eigentumswohnungen ist die Zahl möglicher Käufer gesunken. Gleichzeitig ist die Marktsättigung fortgeschritten. Die Rezession wird zudem mögliche Käufer 2009 vorsichtig agieren lassen. Der Bestand bleibt allerdings gut positioniert. Eigentumswohnungen sind vergleichsweise neu, bedingen gegenüber Einfamilienhäusern weniger Kapital und liegen hauptsächlich in den stark nachgefragten Zentren oder deren Agglomerationen. Das erneut sehr attraktive Hypothekarzinsumfeld wird dem Erwerb von Eigentum ebenfalls förderlich sein. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 21 Abbildung 17 Leerstandsziffer nach Region Niveau 2008 und Veränderung zum Vorjahr, in Prozent Leerstand in Prozent < 0.25 0.25 - 0.50 0.50 - 0.75 0.75 - 1.00 1.00 - 1.25 1.25 - 1.50 1.50 - 1.75 1.75 - 2.00 > 2.00 Veränderung 2007 - 2008 Anstieg Seitwärtsbewegung Rückgang Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research, Geostat Aussichten für Mietwohnungen verschlechtern sich Die Leerstandsziffer bei Mietwohnungen sank dagegen von knapp 1.4% auf 1.2%. Das ist in erster Linie auf die hohe Zuwanderung im Jahr 2007/2008 zurückzuführen. Einwanderer erwerben in den seltensten Fällen sofort Eigentum. Mit dem für das laufende Jahr erwarteten Rückgang der Einwanderung verschlechtern sich dagegen die Perspektiven für Mietwohnungen. Dem wachsenden Angebot wird eine schwächer werdende Nachfrage gegenüberstehen. Vermutlich noch nicht per Mitte 2009, aber spätestens Mitte 2010 werden die Leerstände folglich wieder ansteigen. Zusammenspiel von Leerstand, Angebot und Insertionsdauer Leerstände spiegeln nur einen Teil des Marktergebnisses wider. Angebotsziffern sowie Insertionsdauern runden das Bild weiter ab. Dass in der Stadt Zürich per 1. Juni 2008 nur 57 Wohnungen leer standen, bedeutet noch lange nicht, dass es praktisch unmöglich ist, in der Limmatstadt eine Wohnung zu finden. Hinter einem tiefen Leerstand kann sich durchaus ein reger Wohnungswechsel verbergen. Ein Blick auf die Angebotsziffer für die Stadt Zürich verdeutlicht dies. Aktuell befinden sich 1.7% aller Mietwohnungen im Angebot. Will man eine dieser Wohnungen ergattern, ist aber rasches Handeln erforderlich. Die Insertionsdauer einer Wohnung beträgt in der Stadt Zürich bloss 11 Tage. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 22 Abbildung 18 Leerstand nach Wohnungssegment In Prozent 2.0% Einfamilienhäuser zu verkaufen 1.8% Eigentumswohnungen zu verkaufen 1.6% Miete 1.4% 1.2% 1.0% 0.8% 0.6% 0.4% 0.2% 0.0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik Stark abgeschwächtes Preiswachstum 2009 Dass Mietwohnungen wieder vermehrt gefragt sind, hat sich auch in deren Preisen niedergeschlagen. Bis ins 3. Quartal 2008 stiegen die Angebotsmieten im Vergleich zum Vorjahresquartal um nominal 4.6% an (Abbildung 19). Damit liegt das Wachstum über demjenigen der vergangenen Jahre. Auch die Preise für Eigentumswohnungen (+4.5%) und Einfamilienhäuser (+3.7%) konnten trotz leichtem Anstieg der Leerstände weiter zulegen. Für 2009 erwarten wir eine markante Abschwächung des Preiswachstums. Die geringe Verfügbarkeit von Mietwohnungen in den Zentren wird den Preisdruck in diesem Segment vorerst noch hochhalten. Aufgrund der sich abschwächenden Nachfrage und der ab Mitte 2009 verstärkt auf den Markt kommenden Mietwohnungen werden allfällige weitere Preisanstiege aber geringer ausfallen. Die Bestandesmieten werden dagegen dank sinkender Inflation sowie einem möglichen Rückgang des Referenzzinssatzes im Laufe 2009 nicht weiter steigen. Insgesamt sehen wir bei den Mieten noch ein positives Vorzeichen für 2009. Im Eigentumssegment ist dagegen höchstens mit einer Seitwärtsbewegung der Preise zu rechnen. Abbildung 19 Nominale Angebotspreisentwicklung Abbildung 20 Reale Angebotspreisentwicklung Indexiert, 1970 = 100 Indexiert, 1970 = 100 500 Mietwohnungen 200 450 Einfamilienhäuser 180 400 160 350 140 300 120 250 100 200 80 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Quelle: Wüest & Partner Credit Suisse Economic Research Mietwohnungen Eigentumswohnungen Eigentumswohnungen Einfamilienhäuser 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Quelle: Wüest & Partner Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 23 Immobilienpreise entwickeln sich zyklisch Mittlerweile steigen die Immobilienpreise in der Schweiz seit 8 Jahren. Ein Blick auf die reale Entwicklung zeigt jedoch, dass sich das Wachstum in Grenzen hält. Seit 2000 sind die Preise für Eigentumswohnungen real um 23% gestiegen, diejenigen für Einfamilienhäuser um 12% (Abbildung 20). Die zum Teil dramatischen Preisrückgänge auf den globalen Immobilienmärkten sowie die konjunkturelle Talfahrt der Schweiz werfen die Frage auf, ob die Preise auch in der Schweiz überhöht sind. Auf dem Immobilienmarkt befinden sich Angebot und Nachfrage kaum je im Gleichgewicht, was sich in Veränderungen der Leerstände niederschlägt. Analog zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung führt das zu einer zyklischen Preisentwicklung entlang eines langfristig nachhaltigen Preispfades. Liegt das Preiswachstum in einem Boom über diesem Pfad, kommt es in einem Abschwung zu einer Korrektur. Die Höhe dieser Ausschläge hält sich in "normalen" Zeiten im Rahmen. Die Rückkehr auf den langfristigen Preispfad erfolgt meist in wenigen Jahren. Immobilienblasen Dem steht die Entwicklung einer Preisblase gegenüber, wie sie sich in den letzten Jahren in den USA, Irland oder auch Spanien gebildet hat. Über Jahre steigen die Immobilienpreise aufgrund des irrationalen Handelns der Markteilnehmer auf ungeahnte Höhen an. Der Glaube an weitere Preissteigerungen sowie der Wunsch, selbst an solchen Gewinnen zu partizipieren, lässt die Blase weiter wachsen.3 Die Dauer der darauf folgenden Korrektur ist abhängig von der Grösse der Blase. Inwiefern ein Preiswachstum nachhaltig ist, lässt sich nicht direkt an diesem selbst ablesen, sondern wird erst unter Berücksichtigung weiterer Faktoren ersichtlich. Methodische Ansätze zur Beurteilung der Preisentwicklung auf Immobilienmärkten bestehen schon länger. Die Problematik besteht oftmals darin, dass warnende Stimmen ignoriert werden. So haben auch wir bereits Ende 2005 darauf hingewiesen, dass das Preiswachstum in den USA kaum nachhaltig sei.4 Abbildung 21 Entwicklung von Haushaltseinkommen und Immobilienpreisen Indexiert, 1990 = 100 140 Haushaltseinkommen pro Kopf 130 Preise Einfamilienhäuser Preise Eigentumswohnungen 120 110 100 90 80 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Wüest & Partner, Bundesamt für Statistik Einkommen sind stärker angestiegen als Immobilienpreise 3 4 Wichtig bei der Beurteilung von Immobilienpreisen ist das Verhältnis der Preis- zur Einkommensentwicklung. Langfristig dürfen die Immobilienpreise nicht stärker ansteigen als die Haushaltseinkommen. Im Fall einer Scherenbewegung bleibt für den übrigen Konsum oder zum Sparen laufend weniger übrig, was keinem nachhaltigen Zustand entspricht und früher oder später eine Korrektur erfordert. Für die Schweiz bietet sich eine zeitliche Betrachtung ab 1990 an. Zu diesem Zeitpunkt waren die Schweizer Immobilienpreise in einem Ausmass überbewertet, dass eine Korrektur einsetzte, die als Immobilienkrise der Neunzigerjahre in die Geschichte einging. Sollten sich also die Immobilienpreise seit diesem Schlüsseldatum gleich stark oder stärker als Zum entstehen von Preisblasen siehe: Shiller, Robert J., Irrational Exuberance, 2nd edition, Broadway Books, 2006. Immobilienblase in der Schweiz? Credit Suisse Economic Research, 2005. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 24 die Haushaltseinkommen entwickelt haben, müsste das aktuelle Preisniveau hinterfragt werden. Dabei gilt zu beachten, dass die Einkommensentwicklung am aktuellen Rand tendenziell unterschätzt wird. Die Einkommen werden auf Basis von Steuerdaten geschätzt, welche der tatsächlichen Einkommensentwicklung insbesondere in prosperierenden Zeiten hinterherhinken. Während das durchschnittliche Haushaltseinkommen seit 1990 um 30% angestiegen ist, belief sich das Wachstum der Preise für Eigentumswohnungen auf 25% und dasjenige von Einfamilienhäusern auf 17.5% (Abbildung 21). Der durchschnittliche Schweizer Haushalt muss heute gemessen an seinem Einkommen weniger für Eigentum ausgeben als 1990. In den letzten Jahren hat sich die Differenz zwar verringert. Das erreichte Preisniveau kann folglich als "stattlich" bezeichnet werden; von einer Preisblase kann jedoch nicht gesprochen werden. Regional grosse Bewertungsunterschiede Vor dem Hintergrund der vorangegangenen Betrachtungen sind veritable Preiseinbrüche, wie wir sie derzeit andernorts erleben, auf dem Schweizer Wohnimmobilienmarkt nicht zu befürchten. Regional weist die Bewertung der Immobilienpreise jedoch starke Unterschiede auf. Weil uns regionale Einkommensschätzungen erst ab dem Jahr 1996 vorliegen, kann auf regionaler Stufe nicht der ganze Zyklus analysiert werden und müssen die Resultate mit Vorsicht betrachtet werden. Denn 1998 erreichten die Immobilienpreise ihren Tiefpunkt am Ende der Immobilienkrise. Damit fällt praktisch nur die Phase der Preiserholung in den Zeitraum, welcher dem Vergleich von Preis- und Einkommenswachstum zugrunde liegt. Ein stärkerer Anstieg der Preise gegenüber dem Einkommen in diesem Zeitraum ist per se noch nicht bedrohlich. Nur dort, wo markant stärkere Preisanstiege zu verzeichnen waren, ist Skepsis angebracht. Abbildung 22 zeigt für den Zeitraum 1996-2008, um wie viel stärker die Preise für Eigentumswohnungen im Vergleich zum regionalen Einkommen angestiegen sind. In einer beachtlichen Anzahl Regionen in der Ostschweiz sowie den Kantonen Bern, Solothurn, Aargau und Jura sind die Immobilienpreise hinter der Einkommensentwicklung zurückgeblieben. In der Region Solothurn belief sich das Preiswachstum beispielsweise im Falle von Eigentumswohnungen nur auf 90% der Einkommensentwicklung. Abbildung 22 Regionale Bewertung der Preise von Eigentumswohnungen Verhältnis von Preisentwicklung von Eigentumswohnungen zur regionalen Einkommensentwicklung im Zeitraum 1996 bis 2008 > 1.4 1.3 - 1.4 1.2 - 1.3 1.1 - 1.2 1.0 - 1.1 0.9 - 1.0 < 0.9 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Wüest & Partner, Bundesamt für Statistik, Geostat Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 25 Kaum Überbewertungen in der Deutschschweiz In der Deutschschweiz sind die Preise für Eigentumswohnungen in den letzten 12 Jahren einzig in der Stadt Zürich sowie den Regionen Pfannenstiel und March/Höfe um mehr als 20% stärker angestiegen als die jeweiligen Haushaltseinkommen. Auch unter Berücksichtigung eines allfälligen Basiseffektes ist dieser Unterschied hoch, und es stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung langfristig nachhaltig ist. In allen drei Regionen wird die Scherenbewegung zwischen Immobilienpreisen und Einkommen dazu führen, dass sich Haushalte im tieferen Einkommenssegment kein Eigentum mehr leisten können. Dies wird bei einer anhaltenden Entwicklung in den kommenden Jahren zu einer verstärkten Abwanderung dieser Schichten in für sie noch erschwingliche Wohnregionen führen. Die tiefen Steuern und die Nähe zu Zürich sind in den Regionen Pfannenstiel und March/Höfe Garant, dass die Nachfrage trotz hohen Preisen hoch bleibt und Preiskorrekturen nur vereinzelt auftreten werden. Überbewertungen am Genfersee und im Unterwallis Anders sieht die Situation in der Genferseeregion sowie dem Unterwallis aus. Hier sind die Immobilienpreise nicht nur an ausgewählten Toplagen, sondern in sämtlichen Regionen ausser Morges/Rolle um mehr als 30% stärker angestiegen. Der Kanton Genf führt die Entwicklung mit 67.5% an. Die Unterversorgung mit Wohnungen im Genferseeraum hat in den letzten Jahren auch in den Regionen bis nach Yverdon und Freiburg zu einem stärkeren Anstieg der Immobilienpreise geführt. Aufgrund des dort noch vergleichsweise tiefen Preisniveaus ist die Situation allerdings noch unproblematisch. Anders ist die Situation an den Ufern des Genfersees und im Unterwallis einzuordnen. Aufgrund des heute erreichten Preisniveaus und des regionalen Umfangs, in welchem dieses vorherrscht, sind in den nächsten Jahren Preiskorrekturen zu erwarten. Im Gegensatz zur Region Zürich dürften diese nicht nur punktuell, sondern flächendeckend auftreten. Das Ausmass möglicher Preisrückgänge hält sich jedoch auch hier im Rahmen. Regelrechte Preiseinbrüche, wie sie zurzeit in den USA zu beobachten sind, sind nicht zu erwarten. Im internationalen Kontext ist das Preiswachstum der vergangenen Jahre selbst in der Stadt Genf als unterdurchschnittlich einzustufen. Das reduziert das Potenzial für mögliche Preisrückgänge. Zudem ist die Entwicklung kaum spekulativ getrieben. Hinter der Preisentwicklung steht die dynamische Nachfrage der letzten Jahre, welche sich im Zusammenhang mit einer zu geringen Angebotsausweitung in einem grossen Nachfrageüberhang niedergeschlagen hat. Teilweise überhöhte Preise in touristischen Gemeinden Neben den beiden Grossräumen Genf und Zürich ist es auch in den Bündner, Tessiner und Walliser Tourismusregionen zu vergleichsweise starken Preisanstiegen gekommen. Dabei haben die Preise nicht nur in den touristischen Topdestinationen stark angezogen, sondern oftmals gleichermassen in umliegenden Gemeinden. Teilweise sind die Preisanstiege, getrieben von der Nachfrage nach Ferienwohnungen, so hoch ausgefallen, dass Fragen nach der Nachhaltigkeit des erreichten Preisniveaus berechtigt sind. Grössere Preisrückgänge halten wir an solchen Orten durchaus für möglich. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 26 Ausblick Wohnungsmarkt 2009 Die Nachfrage nach Wohnflächen hat 2008 dank der ausserordentlich hohen Zuwanderung definitiv ihren Höhepunkt überschritten und wird sich 2009 aufgrund der konjunkturellen Talfahrt spürbar abschwächen. Für 2009 gehen wir noch von einem Bevölkerungswachstum von 73'500 Personen aus (+1.0%), was über dem langjährige Mittel liegt und ein Wegbrechen der Nachfrage verhindern wird. Mietwohnungen dürften das Abebben der Zuwanderung am stärksten zu spüren bekommen, wogegen vor allem Eigentumswohnungen von den tiefen Zinsen und der Sicherheit von Immobilienanlagen profitieren. Der rückläufigen Nachfrage steht ein weiterhin hohes Angebot gegenüber. 2009 rechnen wir mit einer Ausweitung des Wohnungsbestandes um erneut 42'000 Wohneinheiten. Da Bremsmanöver auf der Angebotsseite längere Zeit in Anspruch nehmen, wird sich 2009/2010 ein Angebotsüberhang aufbauen. Die Leerstände dürften 2009 auf ein Niveau vergleichbar mit demjenigen von 2007 ansteigen und für das Folgejahr die steigende Tendenz beibehalten. Die schlechte konjunkturelle Lage sowie die steigenden Leerstände werden die Trendwende bei der Preisentwicklung einleiten. Das starke Preiswachstum bei den Mieten dürfte rasch abgebremst werden, jedoch 2009 im positiven Bereich verbleiben. Dagegen ist im Eigentumssegment lediglich noch mit einer Seitwärtsbewegung der Preise zu rechnen. In einzelnen Regionen sind auch leichte Preisrückgänge nicht auszuschliessen. Nachfrage, Angebot und Marktergebnis Nachfrage Ausgangslage Ausblick Demographie: Das Bevölkerungswachstum belief sich 2008 auf ausserordentlich hohe 1.6%. Haupttreiber hierfür war die starke Zuwanderung. 2009 wird sich diese abschwächen, aber immer noch über dem Mittel der letzten Jahre liegen. Das Mietwohnungssegment dürfte nur zu Beginn des Jahres noch von der abebbenden Zuwanderung profitieren. In den kommenden Jahren wird sich der Fokus vermehrt wieder auf Eigentum richten. Einkommensentwicklung: Die Einkommensentwicklung wird sich 2009 nur bedingt auf die Wohnungsnachfrage auswirken. Die schlechte wirtschaftliche Situation, die daraus abgeleiteten sinkenden Einkommenszuwächse für 2010 und die Rückkehr ansteigender Arbeitslosenraten werden zu höherer Vorsicht bei grossen Investitionsentscheiden führen. Das wird viele dazu bewegen, trotz Einkommenszuwächsen im 2009 mit Mehrausgaben im Wohnungsbereich abzuwarten, bis sich die konjunkturelle Situation wieder verbessert. Zinsen: Nach den massiven Zinssenkungen 2008 sind für 2009 keine weiteren Rückgänge zu erwarten. Während sich der Zinssatz der Geldmarkthypothek (3-Monate-Libor) in den nächsten 12 Monaten seitwärts bewegen wird, dürfte das Zinsniveau von Fixhypotheken nach den drastischen Rückgängen Ende 2008 eher wieder etwas steigen. Die Entwicklung wird jedoch durch eine hohe Volatilität geprägt sein. (Liborhypothek) (Fixhypotheken) Angebot Wohnbautätigkeit: Der Reinzugang an Wohnungen dürfte auch 2009 hoch ausfallen. Wir rechnen mit knapp 42'000 Wohneinheiten, was leicht unter dem Vorjahresniveau liegt. Dabei hält der Trend einer höheren Bautätigkeit von Mietwohnungen weiter an (14'000 Einheiten). Die Anzahl Eigentumswohnungen ist leicht rückläufig, bleibt aber mit rund 17'000 Einheiten hoch. Dagegen verliert das Einfamilienhaussegment weiter an Marktanteil (11'000 Einheiten). Baukosten: Der Wohnungsbau trotzt mit einer vergleichsweise soliden Auftragslage dem Konjunktureinbruch. Durch die Kombination aus guter Baukonjunktur und einer zwischenzeitlich starken Materialteuerung stieg der Baupreisindex für Mehrfamilienhäuser 2008 um 4% an. 2009 rechnen wir mit einer Beruhigung der Bauteuerung auf 1.5%. Marktergebnis Leerstände: Der anhaltend hohe Reinzugang wird 2009 nicht mehr vollständig absorbiert werden können. Damit werden die Leerstände wieder ansteigen. Wir rechnen mit einem Anstieg auf ein vergleichbares Niveau wie 2007. Aufgrund der sinkenden Zuwanderung dürfte sich diese Entwicklung insbesondere im Mietwohnungssegment niederschlagen. Bei Wohneigentum werden sich die tendenziell steigenden Leerstände fortsetzen. Preise: Das Preiswachstum dürfte markant an Auftrieb verlieren. Aufgrund der sich abschwächenden Nachfrage und der verstärkt auf den Markt kommenden Mietwohnungen werden allfällige weitere Preisanstiege deutlich geringer ausfallen. Im Eigentumssegment rechnen wir nur noch mit einer Seitwärtsbewegung der Preise. In einzelnen Regionen sind Preisrückgänge nicht mehr auszuschliessen. Performance: Der tiefe Fall der Hypothekarzinsen dürfte sich voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2009 in einem Rückgang des neu eingeführten Referenzzinssatzes für Mietzinsanpassungen bemerkbar machen. Somit ist nicht vor Ende 2009 mit sinkenden Bestandesmieten zu rechnen, was sich dann negativ auf die Renditen auswirken wird. Die tieferen Refinanzierungskosten beeinflussen die Renditen dagegen positiv. Bei Neumieten erlaubt der anhaltende Siedlungsdruck vor allem in den Zentren, weitere Mietzinserhöhungen durchzusetzen, was insbesondere in der ersten Jahreshälfte noch weiteres Potenzial für höhere Renditen mit sich bringt. (Eigentum) (Miete) Quelle: Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 27 Exkurs: Umdenken in Energiefragen hat eingesetzt Steigendes Bewusstsein für Energiefragen Das Umweltbewusstsein der Schweizer steigt wieder. Gemäss dem Credit Suisse Sorgenbarometer 2008 sehen 20% aller Schweizer den Umweltschutz als eines der fünf wichtigsten Probleme an. Damit liegt der Wert zwar unter dem Vorjahr, jedoch höher als zwischen 2001 und 2006. Weitere 15% beurteilen Energiefragen als eines der wichtigsten fünf Probleme. Das ist der höchste Wert seit dem erstmaligen Einbezug der Energiethematik im Sorgenbarometer 1996. Die bis vor kurzem hohen Rohstoffpreise sowie das Wissen, dass viele Rohstoffe nicht unbegrenzt vorhanden sind, führte den Schweizern die Energieproblematik eindrücklich vor Augen. Diese Erkenntnis wird sich in den kommenden Jahren verstärkt auf dem Immobilienmarkt niederschlagen. Der Grund hierfür liegt in der energetischen Bedeutung der Immobilien. Allein die Bewirtschaftung des Schweizer Gebäudeparks ist für 45% des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz verantwortlich. Damit eröffnen energetische Verbesserungen im Gebäudebereich ein sehr hohes Einsparpotenzial. Die Schweizer Politik hat sich dem Ziel verschrieben, den heutigen Energieverbrauch von über 5'000 Watt pro Person bis ins Jahr 2050 auf 2'000 Watt zu senken und dabei den Ausstoss an CO2 erheblich zu reduzieren. Die "2000Watt-Gesellschaft" ist eine energiepolitische Vision des Bundesrates, die er in seiner Strategie der nachhaltigen Entwicklung festgelegt hat. In vielen Bereichen bedarf das Erreichen dieses Ziels grosser Anstrengung. Im Gebäudebereich kann die Zielsetzung dagegen weitgehend mit den schon verfügbaren Technologien ohne Komforteinbussen erreicht werden. Während ein bestehendes Wohngebäude durchschnittlich über 1'500 Watt pro Bewohner benötigt, sind heute bei Neubauten Werte von unter 600 Watt möglich. Labels als Informationshilfe 73% aller Wohnungen befinden sich im Besitz von Privatpersonen. Selbst im Falle von Renditeliegenschaften sind die Eigentümer häufig Privatpersonen, welche nur wenige Objekte besitzen und kaum über bautechnisches Know-how verfügen. Die Adressierung und Sensibilisierung der Liegenschaftenbesitzer in Bezug auf nachhaltige Erneuerungen gestaltet sich entsprechend schwierig. Gleichzeitig erschwert der stark regional und klein strukturierte Bau- und Erneuerungsmarkt eine schnelle Diffusion der Effizienztechnologien im Gebäudebereich. Zur Überwindung solcher Probleme bietet sich unter anderem die Definition von Standards und Normen an. In diesem Kontext hat sich in den letzten Jahren insbesondere der Verein Minergie hervorgetan, der verschiedene Standards der Energieeffizienz, der Verwendung erneuerbarer Energien sowie ökologischer Bauweisen mit seinem Label zertifiziert. Trotz Kosten bringt eine Zertifizierung dem privaten Investor Vorteile. Denn das Label wird nur ausgestellt, wenn das Gebäude verschiedene Anforderungen erfüllt. Es bürgt somit für die Einhaltung der Standards. Ohne vertieftes Know-how kann der Bauherr dadurch einerseits umweltbewusst bauen, andererseits ist das Label bei einem späteren Verkauf wertvoll. Erste Studien zeigen, dass sich ein Objekt mit Minergie-Label zu einem höheren Preis verkaufen lässt, womit sich die Mehrinvestitionen wieder einspielen lassen.5 Der Anteil neuer Wohneinheiten mit Minergie-Standard hat in den letzten Jahren stark zugenommen: Während sich der Anteil im Jahr 2000 erst auf etwa 3% belief, lag dieser 2007 bei rund 16%. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Markanter Anstieg von umweltfreundlichen Heiztechnologien Noch eindrücklicher ist der Trend zum energieeffizienten Bauen bei der Wahl der Heiztechnologien. Umweltfreundliche Wärmepumpen konnten ihren Marktanteil bei neu erstellten Einfamilienhäusern zwischen 1995 und 2008 von 15% auf 62% steigern (Abbildung 23). Auch der Solarstrom hat an Bedeutung gewonnen und wird oftmals in Kombination mit einer Wärmepumpe eingesetzt. Die klassische Ölheizung hat dagegen fast komplett an Bedeutung verloren. Gasheizungen, welche lange anstelle von Ölheizungen eingesetzt wurden, werden ebenfalls nur noch selten verbaut. Im Falle von Mehrfamilienhäusern sind vergleichbare Entwicklungen erkennbar (Abbildung 24). Wärmepumpen halten heute einen Marktanteil von 39%. Fernwärme kommt mit einem Anteil von 12% zum Zuge. Im Falle von Mehrfamilienhäusern lohnt sich die Erschliessung durch Fernwärme, was bei Einfamilienhäusern oftmals nicht der Fall ist. Grosses energetisches Potenzial bei Altbauten Bei Neubauten dürften in wenigen Jahren fast nur noch Gebäude mit einem tiefen Energieverbrauch auf den Markt kommen. Das wird jedoch nicht reichen, um die umweltpolitischen Ziele zu erreichen. Gemessen am Bestand macht der Anteil Neubauten jährlich nur knapp 1% aus. Der Hebel liegt im Bestand. Will man die gesteckten Ziele erreichen, führt kein Weg daran vorbei, die bestehenden Liegenschaften energetisch zu optimieren. In der Praxis stehen diesem 5 Center for Corporate Responsibility and Sustainability (2008): Der Nachhaltigkeit von Immobilien einen finanziellen Wert geben – Minergie macht sich bezahlt. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 28 Ansinnen zwei Probleme entgegen. Zum einen weisen gerade die energiemässig relevantesten Komponenten wie Heizsysteme, Fenster oder Fassaden eine hohe Lebensdauer auf. Deren vorzeitiges Ersetzen ist aus wirtschaftlichen Gründen für viele Hausbesitzer keine Option. Das hat zur Folge, dass ohne neue Anreize der heutige Wohnungsbestand noch längere Zeit nicht auf einen vernünftigen energetischen Wert kommen wird. Abbildung 23 Heizungstypen bei neuerstellten EFH Abbildung 24 Heizungstypen bei neuerstellten MFH In Prozent, gleitende Summe über 12 Monate In Prozent, gleitende Summe über 12 Monate EFH Elektrisch EFH Gas EFH Solar EFH Holz 70% 60% EFH Fernwärme EFH Oel EFH Wärmepumpe 60% 50% 50% 40% 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 1995 MFH Elektrisch MFH Gas MFH Solar MFH Holz 70% MFH Fernwärme MFH Oel MFH Wärmepumpe 0% 1997 1999 2001 2003 2005 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research 2007 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Renovationsstau als Chance Das zweite Problem ergibt sich daraus, dass in der Schweiz das Phänomen des Sanierungsstaus zu beobachten ist. Unsere Schätzungen haben ergeben, dass in den kommenden Jahren rund 1.4 Mio. Wohneinheiten saniert werden sollten. An etlichen Orten würden allerdings derartige Investitionen zu Mietzinsen führen, welche auf dem Markt nicht bezahlt werden. Das mag eine der Erklärungen sein, weshalb Sanierungen ausbleiben. Dennoch eröffnet der Nachholbedarf die Chance, zumindest einen Teil des Gebäudebestandes im Zuge der Sanierung gleichzeitig energieeffizienter zu gestalten. Beobachtungen zeigen allerdings, dass heutige Erneuerungen von Gebäudehüllen zu oft keine energetischen Verbesserungen umfassen und reine Pinselrenovationen darstellen. Die Rahmenbedingungen sind anscheinend noch zu wenig attraktiv, um das gewünschte Verhalten flächendeckend auszulösen. So erstaunt es nicht sonderlich, dass bei Renovationen in Mehrfamilienhäusern vor Wärmepumpen und Holzheizungen weiterhin Gasheizungen am häufigsten zum Zuge kommen. Schwierige Suche nach Instrumenten zur Förderung energetischer Renovationen Das grosse Potenzial von energetischen Sanierungen sowie das fehlende Handeln in der Praxis haben die Politik sowie die Privatwirtschaft dazu bewogen, den Fokus vermehrt auf Sanierungen zu legen. So ist 2008 die Dumont-Praxis abgeschafft worden, welche den steuerlichen Abzug von Unterhaltskosten in den ersten 5 Jahren nach Erwerb einer bestehenden Liegenschaft verhinderte. Damit dürften Besitzer notwendige Sanierungen schneller in Angriff nehmen. Zudem fliessen 65 Mio. CHF des Konjunkturprogramms 2009 insbesondere in energetische und andere Erneuerungen sowie in Unterhaltsarbeiten bei den zivilen Bauten des Bundes. Das wird jedoch nur kurzfristige Impulse auslösen. Ein weiteres Fördermittel zur energetischen Sanierung von Gebäudehüllen besteht mit dem Klimarappen. Dabei handelt es sich um eine Abgabe der Wirtschaft, wobei sich die Stiftung durch einen Aufschlag von 1.5 Rappen pro Liter auf alle Benzin- und Dieselimporte finanziert. Unter bestimmten Bedingungen unterstützt das Programm Sanierungen mit Beiträgen von durchschnittlich 10% der energetischen Investitionen. Gerade dieses Programm zeigt, dass es schwierig ist, die gewünschten Investitionen auszulösen, werden die Fördermittel doch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Im Moment entfaltet zudem das wirksamste "Förderinstrument" – hohe Energiekosten – aufgrund der tiefen Rohstoffpreise nur geringe Überzeugungskraft bei den Investoren. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 29 Exkurs: Was bringt die Mietrechtsrevision? Kurz vor Jahresende hat der Bundesrat seinen Entwurf zur Änderung des Mietrechtes verabschiedet. Damit wird die bundesrätliche Vorlage im laufenden Jahr im Parlament beraten. Mit dem späten und sachlich nicht gerechtfertigten Ausschluss der Wohnkosten aus dem massgeblichen Leitindex, der dem Konsumentenpreisindex exklusive Wohn- und Energiekosten entspricht, gefährdet der Bundesrat den historischen Kompromiss zwischen Mieter- und Hauseigentümerseite. Sollte der Kompromiss auf politischer Ebene dennoch Bestand haben, so wäre ein Inkrafttreten im Jahre 2011 realistisch. Zeit also, die wichtigsten Revisionspunkte auf ihre Auswirkungen hin zu untersuchen. Tiefgreifender Systemwechsel Die Gesetzesänderung bezweckt einen tiefgreifenden Systemwechsel von der Kostenmiete zur Indexmiete. Künftig sollen Mietzinsanpassungen nicht mehr aufgrund von Hypothekarzinsschwankungen erfolgen, sondern aufgrund der Teuerung. Das neue Gesetz soll einfacher und transparenter sein und eine Glättung der Mietzinsentwicklung herbeiführen. Keinen Einfluss nimmt das Gesetz auf den bestehenden Kündigungsschutz, der unverändert ins neue Gesetz übernommen wird. Wesentliche Eckpunkte der Mietrechtsrevision Stand vor der parlamentarischen Beratung Ende Januar 2009 Abkoppelung der Mietzinsen von den Hypothekarzinssätzen und Bindung an die Konsumentenpreise (ohne Wohn- und Energiekosten) zu 100% Neben Teuerungsanpassung sind Mietzinserhöhungen nur noch aufgrund von Mehrleistungen zulässig. Nicht mehr möglich sind: • Pauschale Überwälzungen von Kostensteigerungen • Mietzinsvorbehalte bei Vertragsabschluss Überprüfung auf Missbräuchlichkeit nur noch zulässig bei: • Mietzinserhöhungen wegen Mehrleistungen • Anfangsmietzinsen: - Wohnräume neu anhand Vergleichsmiete (hedonisches Modell) - Geschäftsräume orts-/quartierüblich mit neu nur drei Vergleichsobjekten Handänderungen berechtigen zu keinen Mietzinserhöhungen mehr Bei wertvermehrenden Verbesserungen gilt neu eine einjährige Sperrfrist für Mietzinserhöhungen (falls nicht bei Vertragsabschluss angekündigt) Gestaffelte Mietzinsen und Umsatzmiete sind bei Geschäftsräumen weiterhin möglich Für gemeinnützige Wohnbauträger sind besondere Regeln möglich (Kostenmiete) Keine Anwendung auf Luxuswohnungen mit mehr als 150 m2 Fläche Beurteilung der Mietrechtsrevision Gute Zweitbestlösung Aus ökonomischer Warte ist eine Koppelung der Preisentwicklung auf einem Markt an eine Grösse, welche mit dem Marktgeschehen nur am Rande etwas zu tun hat, nur eine Zweitbestlösung. Optimale Anreize für eine langfristig ausreichende Produktion von Mietobjekten schafft nur die reine Marktmiete (Erstbestlösung). Der politische Wille vorausgesetzt, die Mieter vor missbräuchlichen Mietzinsen zu schützen und damit einen Eingriff in das freie Spiel der Marktkräfte zu tolerieren, stellt der vorliegende Entwurf dennoch eine Verbesserung gegenüber dem alten Recht dar. Mit der Überprüfung der Anfangsmietzinsen anhand einer Bandbreite von Vergleichsmieten, wie es das neue Mietrecht vorsieht, wird zudem eine Lösung vorgelegt, welche in Bezug auf den Anfangsmietzins weitgehend einem Marktmietmodell entspricht. Die Mietzinsentwicklung nach Vertragsabschluss wird mit der Bindung an den Leitindex der Konsumentenpreise einem Regime unterworfen, das die Geldpolitik dank Entkoppelung von den Hypothekarzinsen nicht mehr behindert, klaren Grundsätzen folgt und damit eine Vereinfachung verspricht. Das neue Recht entspricht einer guten Zweitbestlösung, da es mit geringeren Verzerrungen und folglich geringeren gesamtwirtschaftlichen Kosten einhergehen dürfte. Gemäss unseren Modellrechnungen folgt der Verlauf der Mietpreisanpassungen unter neuem Recht einem stärker geglätteten Verlauf als unter altem Recht. Damit wird die erwünschte Verstetigung der Mietzins- Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 30 entwicklung erreicht. Wie erwartet verläuft der Mietzinspfad in Phasen starker Zinsanstiege unter dem neuen Recht flacher, übertrifft dagegen in Phasen rückläufiger oder seitwärts tendierender Zinsen den Mietzinspfad nach altem Recht. Über einen Konjunkturzyklus hinweg lassen sich keine grossen Verteilungseffekte erkennen. Auswirkungen der Mietrechtsrevision Erhöhte Rechtssicherheit Das alte Recht entspricht einem komplizierten Regelwerk, das zu einer unübersichtlichen Bundesgerichtspraxis geführt hat. Das neue Gesetz schafft mehr Transparenz, da Mietzinsänderungen neu nach klaren Regeln erfolgen. Zudem lässt die Beschränkung der Überprüfung missbräuchlicher Mietzinse auf die Anfangsmietzinse weniger Mieterstreitigkeiten erwarten, da solche in der Vergangenheit nur in geringer Zahl auftraten. Das neue Gesetz gewährleistet folglich eine bessere Planbarkeit der Mieterträge, da sich die Mietzinsentwicklung sowohl aus rechtlicher wie auch aus technischer Sicht genauer abschätzen lässt. Zinsrisiko trägt neu der Vermieter Sofern der Mietzins unter dem markträumenden Preis liegt, können die Vermieter unter dem bestehenden Recht die Zinsrisiken auf die Mieter abwälzen. Mit der Indexmiete trägt neu der Vermieter das Zinsrisiko. Er ist im Gegensatz zum Mieter über die Wahl der Finanzierungsart aber besser in der Lage, das Risiko zu steuern. Die Abgeltungen für die Übernahme des Zinsrisikos dürften als Risikoprämien in die Anfangsmietzinsen einfliessen. Anfangsmieten erhalten mehr Gewicht Im neuen Gesetz werden die zulässigen Erhöhungsgründe direkt und abschliessend aufgeführt. Damit reduziert sich die Palette von Möglichkeiten, Anpassung der Mietzinse während der Mietdauer vorzunehmen. Entsprechend kommt dem Anfangsmietzins ein erhöhtes Gewicht zu. Es kann sich für die Vermieter lohnen, Leerstände über längere Zeit als früher in Kauf zu nehmen. Wertmindernder Effekt auf Liegenschaften mit hohem Anteil langjähriger Mietverhältnisse Für Liegenschaften, welche einen hohen Anteil langjähriger Mietverhältnisse aufweisen, stellt die neue Regelung, dass Handänderungen nicht mehr zu Mietzinserhöhungen berechtigen, einen wertmindernden Effekt dar. Als Folge daraus ist mit einer erhöhten Verkaufs-/Kauftätigkeit solcher Liegenschaften vor Inkrafttreten des Gesetzes zu rechnen, solange der neue Besitzer noch über das Recht zu Mietzinserhöhungen verfügt und damit auch bereit ist, einen höheren Preis für die Liegenschaft zu entrichten. Administrative Erleichterungen Die Zulassung der Faksimile-Unterschrift in gewissen Standardfällen sowie die zentrale Genehmigung von Formularen bei einer Verwaltungsstelle des Bundes anstelle bei verschiedenen Kantonen reduziert den Verwaltungsaufwand insbesondere für grosse Liegenschaftenbesitzer. Wahl des Umstellungszeitpunktes räumt Vermietern Realoption ein Für neue Mietverhältnisse gilt ab Inkrafttreten des Gesetzes die Indexmiete. Für laufende Mietverträge sieht der neue Gesetzesvorschlag eine Übergangsfrist von 5 Jahren vor, während derer der Vermieterschaft das Recht eingeräumt wird, den Umstellungszeitpunkt festzulegen.6 Nach der ersten Mietzinsanpassung nach neuem Recht ist eine Rückkehr zum alten Recht nicht mehr möglich. Da ein hohes Hypothekarzinsniveau zum Zeitpunkt der Systemumstellung dem Vermieter einen attraktiven Ausgangspunkt der Indexierung sichert und er im Rahmen der fünfjährigen Frist über den – gemäss seinen Erwartungen – bestmöglichen Zeitpunkt für die Umstellung selber entscheiden kann, ist diese Option für ihn werthaltig. Teuerung vor dem Umstellungszeitpunkt muss nach altem Recht geltend gemacht werden Bei Umstellung auf die Indexmiete ist als Berechnungsbasis der Indexstand der Teuerung bei Inkrafttreten der Gesetzesänderung bzw. der Stand bei der letzten übergangsrechtlich erfolgten Mietzinsanpassung heranzuziehen. Die aufgelaufene Teuerung vor diesem Zeitpunkt kann im System der Indexmiete nicht mehr geltend gemacht werden. Ist die letzte Anpassung zeitlich lange vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes erfolgt, bestehen für die Vermieterschaft Anreize, vor der Umstellung auf die Indexmiete noch eine Erhöhung nach altem Recht vorzunehmen. Fazit Insgesamt beschert das neue Recht Mietern wie Vermietern Vorteile. Es sorgt für eine Verstetigung der Mietzinsentwicklung bei wirtschaftlicher wie sozialer Angemessenheit. Auch unter neuem Recht werden alteingesessene Bestandesmieter von Umverteilungseffekten profitieren, wie dies im geltenden Recht der Fall ist. 6 Diese Frist kann nur ausgeschöpft werden, solange der hypothekarische Referenzzinssatz die Schwelle von 4.5% nicht übersteigt. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 31 Büroflächen Nachfrage Das Ausmass der Finanzkrise und die Geschwindigkeit des realwirtschaftlichen Abschwungs verheissen nichts Gutes für die Entwicklung der schweizerischen Bürobeschäftigung in diesem Jahr (Abbildung 25). Um abschätzen zu können, wie zügig und wie gravierend die aktuellen Entwicklungen ein zunächst gebremstes Beschäftigungswachstum und schliesslich einen Stellenabbau nach sich ziehen werden, werfen wir einen vergleichenden Blick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen zu Beginn des neuen Jahrtausends. Abbildung 25 Bruttoinlandprodukt (BIP) und Purchasing Managers' Index Ein PMI-Wert von über 50 bedeutet eine Ausweitung des Industriesektors 4% 70 3% 65 2% 60 1% 55 0% 50 -1% 45 BIP-Wachstum -2% 40 PMI-Trend (rechte Skala) -3% 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 35 Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Credit Suisse Economic Research Arbeitsmarkt reagiert mit Verzögerung Im Abschwung zu Beginn des neuen Jahrtausends reagierte die Bürobeschäftigung mit über einem Jahr Verzögerung auf das rapide sinkende BIP-Wachstum (Abbildung 26). Im 3. Quartal 2003 schrumpfte die schweizerische Bürobeschäftigung um 2.3%. Zur gleichen Zeit drehte das Wirtschaftswachstum bereits wieder ins Positive. Die Beschäftigung folgte und beschleunigte bis zu einer Wachstumsrate von 4.7% im Frühjahr 2007 mit einer rund einjährigen Verzögerung zum BIP-Wachstum. Dieser verspätete Stellenzuwachs brachte dem letzten Aufschwung lange den Namen des "jobless growth" ein. Eine gewisse Verzögerung wird auch im gegenwärtigen Abschwung sichtbar. Im Gegensatz zur Entwicklung in den frühen Jahren dieses Jahrzehnts dürfte die zeitliche Verzögerung der Beschäftigungsentwicklung in den Bürobranchen jedoch kürzer ausfallen. Das Ausmass des Beschäftigungseinbruchs wird 2009 demjenigen der Jahre 2002/2003 jedoch in nichts nachstehen. Die frühen 2000er: Bürobeschäftigung schrumpft spät, aber heftig Das Platzen der IT-Blase im März 2000 schädigte zunächst "Dotcom-" und IT-Unternehmen. Der darauf folgende Abschwung machte sich in der Schweiz binnen kürzester Zeit mit abnehmenden Wachstumsraten bemerkbar. Entsprechend zügig verlief ab Anfang 2000 der Wachstumsrückgang der Beschäftigung in der Informatikbranche, der sich 2001 beschleunigte. Der Wachstumsrückgang im Bereich der Unternehmensdienstleistungen und im Kreditgewerbe folgte erst mit einem Jahr Verzögerung im Zuge der Börsenkrise im Laufe des Jahres 2002. Im Herbst 2003 erreichte die Beschäftigungsentwicklung schliesslich in den drei grössten Bürobranchen Unternehmensdienstleistungen, Kreditgewerbe und Informatik einen Tiefpunkt mit einem Stellenabbau von mehr als 4'000 Beschäftigten pro Branche gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Stellenabbau setzte sich im Kreditgewerbe und im IT-Bereich noch ein Jahr lang bis Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 32 in die zweite Hälfte 2004 fort. Während die Informatikbranche seitdem wieder kontinuierlich Stellen aufbaute, trafen die Nachwehen der Krise die Finanzbranche ungleich härter. Die Auslagerung von Aufgabenbereichen – zum Beispiel der IT – an externe Anbieter (Outsourcing) oder die Verlagerung von Verwaltungstätigkeiten ins Ausland (Offshoring) führten zu einem länger anhaltenden Stellenabbau in der Branche. Erst Anfang 2006 wurde die Beschäftigung von Finanzinstituten wieder zügig aufgebaut. Im 1. Quartal 2007 wuchs die Beschäftigung im Kreditgewerbe um mehr als 8'000 Stellen im Vergleich zum Vorjahresquartal (Abbildung 27). Abbildung 26 Wachstum der Bürobeschäftigung (VZÄ) und BIP In Prozent zum Vorjahresquartal; gestrichelte Linie: Prognose 8% BIP Bürobeschäftigung 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Quelle: Bundesamt für Statistik, Staatssekretariat für Wirtschaft, Credit Suisse Economic Research Die Beschäftigungsentwicklung in der Versicherungsbranche dagegen weist bereits seit Ende 1998 einen Abwärtstrend auf. Zurzeit können einzelne Versicherungen zwar von dem steigenden Sicherheitsbedürfnis verunsicherter Anleger profitieren – zum Beispiel in Form von Lebensversicherungen. Im Grossen und Ganzen dürfte sich jedoch der negative Beschäftigungstrend in der Branche auch 2009 fortsetzen. Abbildung 27 Wachstum der grössten Bürobranchen Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten zum Vorjahresquartal 20'000 16'000 Kreditgewerbe Informatik Unternehmensdienstleistungen 12'000 8'000 4'000 0 -4'000 -8'000 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Bundesamt für Statistik Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 33 Die späten 2000er: Schnellere Arbeitsmarktreaktion Vieles spricht dafür, dass der Wachstumsrückgang bis hin zu einem Stellenabbau in den klassischen Bürobranchen in der gegenwärtigen Krise mindestens so gravierend verlaufen wird wie im letzten Abschwung. Die kontinuierliche Verschärfung der Krise – vom Desaster auf dem USHypothekenmarkt zu schwersten, weltweiten Finanzmarktturbulenzen und den gegenwärtigen negativen Folgen für die Realwirtschaft – dürfte sehr zügig Bremsspuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers mit rund 30'000 Beschäftigten machte spätestens im September 2008 alle Hoffnungen zunichte, dass die Finanzkrise glimpflich und ohne schwerwiegende realwirtschaftliche Folgen enden könnte. Büroflächennachfrage wird einbrechen Das Ausmass eines Stellenabbaus ist eine Funktion aus der Schwere und Dauer der Krise und daraus, wie stark die Beschäftigung zuvor im Konjunkturhoch aufgebläht wurde. Konkret bedeutet dies, dass wir bereits im 1. Quartal 2009 mit einem Stellenabbau in den klassischen Bürobranchen rechnen, der sich bis zum 3. Quartal auf 2.7% im Vergleich zum Vorjahresquartal beschleunigen dürfte. Allein dies lässt schon darauf schliessen, dass es für Büroflächenanbieter 2009 sehr viel anspruchsvoller werden wird, Leerstände zu füllen oder ihr Entstehen zu verhindern. Wie schwierig die Marktsituation wird, hängt letztlich davon ab, wie viele Neubauprojekte die Situation einer schwindenden Nachfrage zusätzlich verschärfen. Heterogene Entwicklungen innerhalb der Unternehmensdienstleistungen Dieser grobe Trend sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Bürobranchen sehr grosse Aggregate darstellen, deren Beschäftigungsentwicklung ganz unterschiedlich ausfallen kann. Während zum Beispiel Anwaltskanzleien und Notariatsbüros zwischen 2001 und 2005 fast 7% an Beschäftigten zulegten, mussten Werbeberater und Werbevermittler gut 5% ihres Personals abbauen. Beide Subbranchen werden den Unternehmensdienstleistungen zugerechnet, die mit über 300'000 Beschäftigten rund die Hälfte der klassischen Bürobeschäftigten stellen. Allerdings sind nicht alle dieser Beschäftigten Büroangestellte. Rund zwei Drittel der Beschäftigten in den Unternehmensdienstleistungen verrichten Bürojobs, ein Drittel entfällt z.B. auf Arbeiten in Labors oder auf Reinigungstätigkeiten. Im 2. Quartal 2008 betrug das Beschäftigungswachstum in den Unternehmensdienstleistungen 20'000 Stellen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im 3. Quartal 2008 wurden 15'000 Stellen gezählt (Abbildung 28). Das beträchtliche Wachstum hat sich somit bereits abgeschwächt, und die Trendwende ist eingeläutet. Trotz der Entwicklungen in Subbranchen wie zum Beispiel Anwaltskanzleien und Notariatsbüros, die sich in der Vergangenheit als krisenresistent erwiesen, dürfte im Zuge der wirtschaftlichen Talfahrt auch das Beschäftigungswachstum der Unternehmensdienstleistungen einbrechen. Abbildung 28 Beschäftigungsentwicklung in der Schweiz In Vollzeitäquivalenten, Total und absolute Veränderungen zum Vorjahr, Stichdatum jeweils 3. Quartal 2004-2005 2005-2006 2006-2007 2007-2008 Stand 2008 Kreditgewerbe -3'127 4'638 5'487 1'428 121'222 Versicherungen -1'123 -1'638 -523 393 47'654 1'226 659 3'012 706 26'729 -73 1'776 741 2'551 26'135 1'216 2'086 3'294 3'124 65'985 137 1'412 -350 274 15'888 Unternehmensdienstleistungen 6'265 8'996 11'096 15'218 301'433 Klassische Bürobranchen 4'521 17'929 22'757 23'692 605'045 Öffentliche Verwaltung 1'700 3'974 4'843 -469 149'403 2. Sektor 4'554 16'441 25'526 26'215 1'006'077 3. Sektor 6'686 29'014 65'743 65'830 2'345'536 11'240 45'455 91'269 92'046 3'351'613 Börsen, Makler, Broker Immobilienwesen Informatik Forschung und Entwicklung Beschäftigung total Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Kreditgewerbe: Grossbanken vs. regionale und Raiffeisenbanken Credit Suisse Economic Research Ebenfalls unterschiedliche Entwicklungen zeigten sich in der Vergangenheit im Kreditgewerbe. Die schweizerischen Grossbanken setzten zwischen 2001 und 2005 den Beschäftigungsabbau der Vorjahre mit fast 12% fort. Die Belegschaft der Raiffeisenbanken wuchs im gleichen Zeitraum dagegen um 22.6%. Wir rechnen damit, dass die Beschäftigungsentwicklung auch dieses Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 34 Jahr sehr unterschiedlich ausfallen wird. Grossbanken sind von der Krise stärker betroffen als Raiffeisenbanken oder Kantonalbanken. Bislang ist es zwar noch nicht zu einem spürbaren Stellenabbau gekommen, da die Krise als erstes den Investmentbanken im Ausland Stellen gekostet hat. Nun macht der Abbau aber auch vor der Schweiz nicht mehr halt und wird sich 2009 noch akzentuieren – mit starken regionalen Abweichungen: Grossbanken sind in den Grosszentren stark vertreten; Kantonal-, Raiffeisen- und regionale Banken sind gleichmässiger über die Schweiz verteilt. Anhaltendes, aber abgeschwächtes Wachstum im Immobilienwesen Andere Bürobranchen werden die konjunkturelle Talfahrt erst später zu spüren bekommen. Immobilienmakler und -verwalter sowie Facility-Manager wuchsen auch im letzten Konjunkturabschwung zwischen 2001 und 2005 mit einer Wachstumsrate von bis zu 14%. Insgesamt setzte das Immobilienwesen diesen Wachstumspfad fort. Vom 3. Quartal 2006 bis zum 3. Quartal 2008 wuchs die Beschäftigung der gesamten Branche erneut um 14% (Abbildung 28). Dabei haben insbesondere die Immobilienverwaltungen und das Facility Management vom anhaltenden Trend profitiert, die Bewirtschaftung von ganzen Immobilienportfolios an externe Firmen auszulagern. Maklerbüros sind in touristisch geprägten Gemeinden sehr stark gewachsen, wo sie in den letzten Jahren gute Umsätze mit der Vermittlung von Zweitwohnungen erwirtschaften konnten. Angebot Wie schnell kann das Büroflächenangebot auf die schwindende Wachstumsdynamik der Bürobeschäftigung reagieren? Von den ersten Signalen einer möglicherweise nachlassenden Nachfrage bis hin zu einem merklich sinkenden Neuzugang von kommerziellen Flächen können durchaus drei Jahre verstreichen. Diese Verzögerung dürfte dazu führen – soviel sei vorweg genommen –, dass bereits 2009, verstärkt aber 2010 und 2011 in einigen Regionen die Leerstände steigen werden, sofern bis dahin die Nachfrage nicht wieder anzieht. Es scheint daher in der gegenwärtigen Marktsituation wichtig, dass Bauherren die Kalkulation geplanter Projekte auf die Chance einer positiven Rendite in wirtschaftlich schwächeren Zeiten überprüfen. Auswertung der Baubewilligungen erlaubt Abschätzung der Planungstätigkeit Die Frage nach der Planungstätigkeit für Büroflächen lässt sich annäherungsweise mittels Auswertung von Baubewilligungen und Baugesuchen beantworten. Für diese Indikatoren wird im Falle von kommerziellen Flächen das Bauvolumen der beantragten und bewilligten Projekte erfasst. Dabei lassen sich in einigen Fällen Mischnutzungen nicht immer vollständig von reinen Büroprojekten trennen. Daher wird das Volumen tendenziell überschätzt, nicht jedoch die Wachstumsrate der Baugesuche und Baubewilligungen. Dies zeigt ein Vergleich mit den vom Bundesamt für Statistik jährlich erhobenen Bauinvestitionen für Büro- und Verwaltungsgebäude. Aus dem langfristigen Vergleich der veranschlagten Baukosten mit den getätigten Bauinvestitionen für reine Büro- und Verwaltungsgebäude lässt sich ableiten, dass ca. 40% der geplanten Baukosten auf Mischnutzungen entfallen, wie beispielsweise Bürogebäude mit integrierten Laboratorien. Konjunktureinbruch und Planungsstopp Das Bauvolumen der bewilligten Büroprojekte spiegelt sich mit rund einem Jahr Verzögerung in der Wachstumsrate der Bauinvestitionen für Büro- und Verwaltungsgebäude wider. Eine Ausnahme in diesem Zusammenhang bilden die Jahre 2000/2001. Im Jahr 2000 stieg das Volumen gesprochener Baubewilligungen um 93% im Vergleich zum Vorjahr. Im Folgejahr 2001 wuchsen die Bauinvestitionen jedoch um lediglich 13% gegenüber 2000. Diese Differenz ist nicht nur auf die Diskrepanz zwischen bewilligten Büroflächen und Mischnutzungen zurückzuführen, sondern auch darauf, dass sich die Bauphase normalerweise über mehr als nur ein Jahr erstreckt und folglich die veranschlagten Baukosten in verschiedenen Jahren als Bauinvestitionen auftauchen. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass einige der ein Jahr zuvor noch bewilligten Projekte 2001 nicht mehr realisiert wurden. Projekte, die am Ende von Boomphasen bewilligt werden, befinden sich zum Zeitpunkt des Konjunktureinbruchs noch in einer frühen Planungsphase. Die Abwägung der bis dahin überschaubaren Planungskosten gegen den drohenden Renditeausfall nach Fertigstellung bewegt einige Investoren in dieser Konjunkturlage dazu, Projekte zu stoppen. Der langfristige Vergleich von veranschlagten Baukosten mit getätigten Bauinvestitionen für Bürogebäude deutet darauf hin, dass ca. 10% der im Boom der Jahre 2000 bis 2002 bewilligten Projekte in der Periode 2001 bis 2003 nicht mehr umgesetzt oder deutlich redimensioniert wurden. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 35 Büroflächenexpansion bis 2011 Die Erklärung, warum die Baugesuche sowohl 2001 als auch 2008 sehr spät und damit kurz vor dem Abschwung ein so hohes Niveau erreichten, liegt in der Länge der Planungsphase und im Verhalten von Investoren. Vor einer Gesuchsstellung versichern sich Investoren jeweils, dass das Wirtschaftswachstum ausreicht, um die Absorption der geplanten Projekte zu ermöglichen. Gewissheit über die Absorptionskraft des vergangenen Konjunkturzyklus erhielten die Investoren erst Ende 2005, als die Unternehmen begannen, kräftig Personal einzustellen. Bis die ersten Projekte dann baureif waren, vergingen nochmals knapp eineinhalb Jahre, wie das Anziehen der Baugesuche Mitte 2007 dokumentiert. Nach Ausbruch der Subprime-Krise im Sommer 2007 dauerte es ebenfalls über ein Jahr, bis im Herbst 2008 eine Trendwende bei der Eingabe von Gesuchen stattfand (Abbildung 29). Da in der Schweiz jedoch der Grossteil der Bauprojekte realisiert wird, wenn die aufwendige Planungs- und Bewilligungsphase überstanden ist, wird es bei einer unterstellten Bauzeit von zwei Jahren ab Baubewilligung bis etwa Mitte 2011 dauern, bis die Expansion von Büroflächen wirklich abnimmt. Abbildung 29 Baubewilligungen und Baugesuche für Bürobauten In Mio. CHF, Neubau und Umbau, gleitende Summe über 12 Monate 9'000 Gesuche Bewilligungen 8'000 7'000 6'000 5'000 4'000 3'000 2'000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Schweizweit breit gestreute Büroraumplanung Credit Suisse Economic Research Projekte, für die in den letzten zwei Jahren Gesuche eingingen, konzentrieren sich nicht mehr so stark auf den Kanton Zürich wie zu Beginn des Jahrtausends, sondern sind schweizweit verteilt. Die Büroflächenplanung bewegt sich in Zürich zwar auf hohem Niveau. Von den Übertreibungen des Jahres 2001, die nach wie vor für Sockelleerstände verantwortlich sind, hat sich die Büroflächenplanung im Kanton jedoch deutlich distanziert. Die aktuelle Gesuchstellung übertrifft zwar den Wert des langjährigen Mittels – aber nicht im gleichen Ausmass, wie es derzeit in anderen Kantonen der Fall ist (Abbildung 30). Besonders auffällig ist die Entwicklung im Kanton Waadt. Die Jahressumme 2008 verdreifachte sich fast gegenüber dem langjährigen Mittel. Ein Grossteil dieser geplanten Ausweitung entfällt auf die Agglomeration Lausanne. Auch in Bern erscheint die geplante Büroflächenausweitung auf den ersten Blick bedenklich. Der Büroflächenbedarf der öffentlichen Hand dürfte dort aber dafür sorgen, dass ein Teil der neugebauten Flächen auch im Wirtschaftstief nicht leer steht. Die hohe Gesuchstätigkeit setzt sich vom Genferseeraum über Bern nach Osten weiter fort. Von den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft, Aargau, Luzern über Zug und St. Gallen bis nach Graubünden zeugen die erhöhten geplanten Baukosten in den Baugesuchen von einer verstärkten Büroraumplanung. Einige dieser Projekte werden im Laufe des Jahres 2010 auf den Markt kommen und dort auf eine schwierige Nachfragesituation treffen. In anderen Kantonen wurde der Planungszenit bereits früher überschritten. In Basel-Stadt übertraf das Niveau geplanter Büroflächen bereits Anfang 2007 den letzten Höchststand von 2001. Einige dieser Projekte dürften bereits im Laufe des Jahres 2009 bezugsbereit sein. Dennoch ist die Gefahr eines Überangebots in Basel-Stadt geringer einzustufen als andernorts: Der Löwenanteil der geplanten Projekte entfällt auf die Pharmaindustrie. Die Gebäude werden für den eigenen Gebrauch in Auftrag gegeben. Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 36 Abbildung 30 Kantonale Verteilung von Baugesuchen Veranschlagte Baukosten in Mio. CHF 1'800 Langjähriges Mittel 1995 - 2008 1'600 Summe 2008 1'400 1'200 1'000 800 600 400 200 AI JU OW UR NW AR GL NE VS SH FR SZ TG GR SO TI BL ZG BS GE LU AG SG VD BE ZH 0 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Doppelter Nachteil der Projekte im Bau Die bevorstehende schwierige Marktsituation wird dadurch verschärft, dass der Bau von Bürogebäuden, die in Hochkonjunkturzeiten geplant werden, relativ teuer ist. Verträge mit Planern und Bauunternehmen werden in Zeiten ausgehandelt, in denen ihre Preise aufgrund der guten Auslastung und der konjunkturbedingten Materialpreisteuerung hoch sind. So erreichte die Baupreisteuerung für den Neubau von Bürogebäuden im 1. Halbjahr 2007 einen Höchstwert von 4.9% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Auch im April 2008 stieg der Baupreissubindex für neue Bürobauten um 4.4% im Vergleich zum Vorjahressemester an. Erst im 2. Halbjahr 2008 zeichnete sich mit 3.8% eine leichte Abschwächung der Baupreisteuerung ab (Abbildung 31). Abbildung 31 Baupreisteuerung Veränderung in Prozent zum Vorjahressemester 10% Neubau von Bürogebäuden Neubau von Mehrfamilienhäusern Renovation von Mehrfamilienhäusern Tiefbau Prognose Baupreisentwicklung 2009 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% 10/00 10/01 10/02 10/03 10/04 10/05 10/06 10/07 10/08 10/09 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Die derzeit im Bau befindlichen Flächen kommen also nicht nur in einer Phase geringer Nachfrage auf den Markt, sondern sind auch mit dem Nachteil behaftet, dass sie relativ teuer erstellt wurden. Folglich besteht die Gefahr, dass es den Investoren nicht gelingen wird, die kostenbedingt höheren Preise für ihre Büroflächen am Markt durchzusetzen. Als Folge sind empfindliche Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 37 Renditekürzungen in Kauf zu nehmen. 2009 dürfte sich die Bauteuerung deutlich abschwächen. Die Kombination aus nachlassender Baukonjunktur und einer deutlichen Beruhigung von Stahlund Energiepreisen dürfte 2009 in einen Preisanstieg von rund 1.5% im Vergleich zu 2008 münden. Sollten die Erstellungskosten von Bürogebäuden zukünftig gar sinken, kämen aktuelle Projekte noch stärker unter Druck. Nicht alle Büro- und Verwaltungsgebäude werden von Unternehmen und privaten Investoren realisiert. Ein Blick auf die Bauinvestitionen nach Auftraggeber verrät, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bürobautätigkeit auf die öffentliche Hand entfällt. Von 1995 bis heute verlief die Entwicklung der öffentlichen Büroflächeninvestitionen über weite Strecken antizyklisch (Abbildung 32). In den Aufschwungjahren 1999 und 2006 brachen die Bauinvestitionen der öffentlichen Hand für Büroflächen um über 20% ein. Im Abschwung von 2002 stiegen die öffentlichen Investitionen hingegen um 13% an (Abbildung 33). Diese Wachstumsraten sind einerseits bemerkenswert, sollten jedoch andererseits nicht überinterpretiert werden. Baut zum Beispiel eine kantonale Verwaltung ein Verwaltungszentrum für 50 Mio. CHF, um möglichst viele Arbeitsplätze zu zentralisieren, so löst dies bei einem schweizweiten Investitionsvolumen der öffentlichen Hand von 500 Mio. CHF einen Wachstumssprung von 10% aus. Private vs. öffentliche Bürogebäude Abbildung 32 Büro- und Verwaltungsgebäudeinvestitionen Abbildung 33 Büro- und Verwaltungsgebäudeinvestitionen Absolute Werte in Mio. CHF Wachstumsraten in Prozent zum Vorjahresquartal 3'000 30% Öffentliche Hand Privatwirtschaft Privatwirtschaft 2'500 20% 2'000 10% 1'500 0% 1'000 -10% 500 -20% 0 1994 Öffentliche Hand -30% 1996 1998 Quelle: Bundesamt für Statistik 2000 2002 2004 2006 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Quelle: Bundesamt für Statistik Wird das Bauland für Büroflächen knapp? Für den zukünftigen Bau kommerzieller Flächen – Büros inklusive – stellt sich genau wie auch im Wohnbereich die Problematik der knappen Ressource Boden. Bauland ist nicht beliebig vorhanden. Eine zentrale, zentrumsnahe oder zumindest verkehrstechnisch sehr gut angeschlossene Lage ist unumgänglich für renditestarke Bürogebäude. Aber gerade in diesen Lagen ist nur noch beschränkt Bauland für die kommerzielle Nutzung vorhanden. Nur in den Zentren wird Bauland knapp Von der vom Bundesamt für Raumentwicklung geschätzten Bauzonenfläche von 226'530 Hektaren entfallen 36% auf Bauzonen, die ganz oder teilweise für eine kommerzielle Nutzung vorgesehen sind. Von diesen für Büroflächen potenziell nutzbaren Bauzonen sind schweizweit bereits geschätzte 77% überbaut. Abbildung 34 veranschaulicht dies regional. In der Stadt Zürich sind zum Beispiel bereits 92% der kommerziell nutzbaren Bauzonen überbaut und in der angrenzenden Region Pfannenstiel 91%. In der Stadt Basel sind es gar 95%. Aber auch die Städte Genf und Bern sind mit 93% kommerziell bereits dicht überbaut. In der Agglomeration Zürich bieten sich mit einem Anteil von lediglich 72% überbauter Fläche zum Beispiel im Furttal noch Baulandreserven, von denen auch grössere Büroflächenprojekte zukünftig profitieren könnten – vorausgesetzt, die verkehrstechnische Erreichbarkeit wird gewährleistet. Ebenso bieten Glattalgemeinden, die nördlich an das Zürcher Stadtgebiet grenzen, und einige Gemeinden des Limmattals noch ausreichend Baulandreserven für kommerzielle Liegenschaften. Eine Auswertung der Firmenneugründungen im Regionenteil der Immobilienstudie 2009 zeigt jedoch, dass dieses Potenzial in den Bürobranchen bisher zumindest von neugegründeten Firmen der Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 38 Bürobranchen nicht ausgeschöpft wurde. Die Zentralität der Lage bleibt offensichtlich aus Sicht der Nachfrager ein ganz wesentliches Qualitätsmerkmal. Grösseren und etablierten Firmen, die platz- und kostenbedingt aus dem Zentrum herauswachsen, bietet die Agglomeration hingegen ausreichend Bauland. Abbildung 34 Arbeitszonenverdichtung Anteil überbauter Arbeits- und Mischzonen am Total der für kommerzielle Nutzungen vorgesehenen Bauzonen in Prozent 89% - 96% 84% - 88% 80% - 83% 76% - 79% 70% - 75% 62% - 69% 54% - 61% Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung, Credit Suisse Economic Research, Geostat Tourismusregionen: Wenige Baulandreserven für kommerzielle Nutzung Zusätzlich zu den Zentren überraschen in den ländlichen Regionen das Berner Oberland und die Tourismusregionen Graubündens mit einem augenscheinlich hohen Prozentanteil überbauter Flächen. Dies resultiert aus der nicht vorhandenen Notwendigkeit von Baulandreserven im kommerziellen Bereich. Das heisst, der Anteil an überbauten Flächen ist hoch, weil insgesamt nur sehr wenige Bauzonen für die kommerzielle Nutzung ausgewiesen sind. Im Oberengadin beträgt beispielsweise die überbaute Fläche aller Bauzonen, die kommerzielle Nutzungen zulassen, 435 Hektaren. Diese Fläche ist in der Walliser Region Visp mit 750 Hektaren unwesentlich grösser. Hingegen ist hier alleine die gesamte Fläche, die als Arbeitszone ausgewiesen ist, um das Siebenfache grösser als im Oberengadin. Denn im Gegensatz zu den Tourismusregionen in Graubünden sind die Walliser Regionen nicht rein touristisch geprägt und erfordern mit den Städten Martigny, Sion und Sierre ein höheres Mass an Baulandreserven im kommerziellen Bereich. Weltweit wird das Problem, mehr Büroflächen in bereits stark verdichteten, optimalen Zentrumslagen zu generieren, durch den Bau von Hochhäusern gelöst. Auch in der Schweiz erfreut sich der Hochhausbau einer Renaissance. Der Bau von Hochhäusern unterliegt allerdings spezifischen ökonomischen und betriebstechnischen Anforderungen, denen sich der folgende Exkurs widmet. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 39 Exkurs: Die ökonomischen Gesetzmässigkeiten von Hochhäusern Die Überlagerung verschiedenster Nutzungsmöglichkeiten auf engstem Raum führt in Zentren zu einem enormen Druck auf die Bodenpreise und folglich zum Zwang, möglichst sparsam mit dem knappen Gut Boden umzugehen. Wo man aus Platz- bzw. Kostengründen Arbeits- und Wohnräume nicht nebeneinander ansiedeln kann, muss man sie stapeln. So logisch wie diese Erkenntnis scheint, umso differenzierter muss das Urteil ausfallen, wenn man die diversen Gesetzmässigkeiten einbezieht, welche die Wirtschaftlichkeit eines Hochhauses beeinflussen. Grösser, höher, besser? Eine untergeordnete Rolle spielen diese Gesetzmässigkeiten, wenn neben den rein finanziellen und funktionalen Faktoren weitere Aspekte ins Spiel kommen. So neigen grosse Firmen dazu, sich mit dem Bau von Hochhäusern ein weit herum sichtbares Wahrzeichen zu setzen, vor allem dann, wenn es sich um die Konzernzentrale handelt. In diesem Fall spielen Image- und Marketingfaktoren eine grössere Rolle und können zu Bauten verleiten, welche betriebstechnisch den Anforderungen nicht genügen. Im Falle des Roche Tower in Basel haben bauökonomische Vorbehalte im letzten Moment den Ausschlag zur Einstellung des Bauvorhabens gegeben, trotz erheblicher Planungskosten. Dass grösser und höher auch besser sei, scheint tief in uns Menschen verankert zu sein. Nur so ist der prestigeträchtige Wettlauf um das höchste Gebäude der Welt zu erklären, bei welchem zurzeit der Burj Dubai mit ca. 800 m die Nase vorn hat. Ausnützungsziffern erfordern Sonderbauvorschriften für den Hochhausbau Je höher ein Gebäude gebaut wird, umso geringer fällt der Anteil des Landpreises an den totalen Investitionskosten aus. In gewissen Zentren wie etwa Manhattan ist ein Bau nur rentabel, wenn er über ein Mindestmass von Stockwerken verfügt. In der Schweiz ist diese Rationalisierung der knappen Ressource Bauland aus bodenrechtlichen Gründen eingeschränkt. Zwar ist die Ausnützungsziffer, d.h. der maximal zulässige Anteil der Bruttogeschossfläche an der Parzellenfläche, in ausgewiesenen Zentrums-, Industrie- und Gewerbezonen höher als in Wohnzonen. Dennoch darf – beispielsweise in Zürich – die Realisierung eines Hochhauses nicht zu einer Mehrausnützung gegenüber der Regelbauweise führen, d.h. es müsste bereits ab relativ geringen Höhen für jedes zusätzliche Stockwerk eine entsprechende Fläche der Parzelle freigehalten werden, die nicht überbaut werden darf. Mit dieser eigentümlichen Regelung werden Hochhäuser in Zentrumslagen ihres grundlegenden ökonomischen Vorteils beraubt. Einzig Sonderbauvorschriften oder Gestaltungspläne ermöglichen eine höhere Verdichtung. Höhere Baukosten und eingeschränkte Flächenausnutzung als Konsequenzen des Hochhausbaus Die physikalisch bedingten Zwänge, die das Bauen in die Höhe nach sich zieht, schlagen sich einerseits in höheren Baukosten und andererseits in einer eingeschränkten Flächenausnutzung nieder. Erst die Stahlbautechnik ermöglichte gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Kombination mit elektrischen Aufzügen den effizienten Bau von Hochhäusern. Zuvor ruhte die Last eines Hauses auf seinen Wänden. Für jedes zusätzliche Stockwerk mussten unten die Mauern dicker gebaut werden, was auf Kosten der vermietbaren Fläche ging und letztlich den Hochhausbau ökonomisch nicht rentabel machte. Der Architekt William Le Baron Jenney verklammerte 1885 als erster Säulen und Träger zu einem Stahlbauskelett beim Bau des Chicagoer "Home Insurance Building", das mit seinen zehn Stockwerken als erstes modernes Hochhaus der Welt galt. Das Bauen in luftiger Höhe ist per se teurer. So mussten etwa beim im Bau befindlichen Prime Tower in Zürich allein für das Aufstellen der Bauaussteckung ein Helikopter eingesetzt werden und Bergführer als Gerüstmonteure herhalten. Generell entfallen die höheren Baukosten in erster Linie auf die Aufzugsanlagen sowie auf die Mehrkosten für Gebäudetechnik und Brandschutz (Abbildung 35), gegebenenfalls auch auf die stärker Wind und Wetter ausgesetzten Fassaden und den Sonnenschutz. Bautechnische Einschränkungen der nutzbaren Fläche Einige dieser Faktoren verursachen jedoch nicht nur Mehrkosten beim Bau des Hochhauses, sondern reduzieren auch die vermietbare Fläche. Die Fahrstuhltechnik und die Schächte benötigen ebenso Platz wie Belüftungsanlagen und abgetrennte Fluchttreppenhäuser. Letztere müssen für Gebäude über 25 m deutlich erhöhten feuerpolizeilichen Anforderungen genügen. Darunter sind Feuerwehrdrehleitern für die Rettung ausreichend. Die Notwendigkeit von Fluchttreppenhäusern ab einer Höhe von 25 m erklärt, warum Häuser ab dieser Höhe sprunghaft in die Höhe wachsen. Schliesslich rentieren sich der Mehraufwand für zusätzliche Treppenhäuser mit Schleusen sowie erhöhte Anforderungen bei Entrauchung, Fassaden, Haustechnik, Brandschutz etc. kaum, wenn man dafür nur ein oder zwei zusätzliche Geschosse unterbringt, denn diese zusätzlichen Verkehrs- und zum Teil Installationsflächen gehen auf Kosten der vermietbaren Fläche. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 40 Abbildung 35 Bautechnische Mehrkosten im Hochhausbau Prozentuale Aufteilung im Falle eines 150 m hohen Gebäudes 5% 13% Aufzugsanlage 37% Gebäudetechnik und Brandschutz Fassade Tragwerk 15% Wegezeiten der Arbeitskräfte Baugeräte und Schalverfahren 11% 19% Quelle: Hochhausatlas Auch Einschränkungen bezüglich des Schattenwurfs können eine Verkleinerung der Fläche mit zunehmender Höhe nach sich ziehen. So schreiben zum Beispiel die Baugesetze New Yorks in Formeln genau vor, wie sich die Gebäude nach oben hin verjüngen müssen, damit überhaupt noch Sonnenlicht in die Strassenschluchten dringt. In der Schweiz ist der Schattenwurf ebenfalls restriktiv reglementiert. Die allgemeine Bauverordnung des Kantons Zürich sieht zum Beispiel vor, dass der von Gebäuden an mittleren Wintertagen verursachte Schattenwurf nicht länger als zwei Stunden auf benachbarten Wohngebäuden ruhen darf. Aber auch die Tageslichtansprüche in den eigenen Räumen beschränken die Gebäudetiefe. Schliesslich arbeiten die meisten Menschen am liebsten im Tageslicht, und das nimmt naturgemäss mit der Entfernung von der Fassade ab. Schafft man es unter all diesen Bedingungen, 80% der Geschossfläche als vermietbare Fläche zu realisieren, so ist das ein sehr gutes Ergebnis. Zahlungsbereitschaft wächst mit der Höhe Diesen in Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit von Hochhäusern nachteiligen Konsequenzen stehen höhere Ertragsmöglichkeiten gegenüber, da die Zahlungsbereitschaft der Mieter mit der Höhe wächst, auch wenn das nicht restlos rational begründbar ist. Zusätzlich zur guten Sicht versprechen sich Mieter von den Büroflächen in luftigen Höhen einen Prestige- und Imagegewinn. Aus reinen Renditeüberlegungen sollte ein Hochhaus daher idealerweise gegen oben auskragen, um die Fläche dort zu maximieren, wo die grösste Rendite erzielbar ist. Diese Vorgehensweise widerspricht jedoch sowohl der der baulichen Minimierung des Schattenwurfes als auch dem landläufigen Bild des Hochhauses als Turm mit Spitze auf einem Sockel. Zwei Erfolgsfaktoren für die Wirtschaftlichkeit von Hochhäusern: Hohe Qualität und klar definierte Zielgruppe Letztlich ist die Auslastung der neugeschaffenen Flächen entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Hochhäusern. Die im Folgenden erläuterten Erfolgsfaktoren beziehen sich auf die Planung und Erstellung von Bürogebäuden, sind jedoch, entsprechend angepasst, auch für Wohnhochhäuser zielführend. Erstens müssen die Qualität und die Funktionalität der Büroflächen als Haupteinnahmequelle im Vordergrund stehen. Diesem Gesichtspunkt sind andere Aspekte wie die Planung des Eingangsbereiches oder die Frage des Einbaus eines Restaurants ganz oben im Turm unterzuordnen. Denn kein Unternehmen siedelt sich in einem Hochhaus alleine für den schönen Ausblick an, wenn es dabei Abstriche bei den angebotenen Büroräumen machen muss. Die Bürofläche muss sich also im Wettbewerb gegen moderne tiefergeschossige Bürogebäude behaupten. Die Aussicht und das Prestige eines Hochhauses sind dabei nur das Sahnehäubchen auf einem hohen Büroflächenstandard, der gehobene Preise rechtfertigt und letztlich das Renditepotenzial des Hochhauses von herkömmlichen Gebäuden abhebt. Moderne Büroräume zeichnen sich durch grosse zusammenhängende Flächen mit hoher Raumflexibilität und kurzen Wegen aus. Das heisst, die Gesamtfläche lässt sich je nach Mieterwünschen ohne umständlichen Ausbau in Sitzungszimmer, Gross- und Einzelbüros aufteilen. Idealerweise bietet der Raum jedem Arbeitsplatz Tageslicht, überzeugt durch eine einfache Orientierung und ein Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 41 funktionierendes Raumklima, das mittels Kombination aus hochwertigen Fassadenisolationen mit ausgeklügelten Lüftungssystemen energieeffizient erzielt wird. Zweitens muss die Zielgruppe von vorneherein klar definiert sein. Dabei kann es sich auszahlen, nach grossen Mietern Ausschau zu halten. Je grösser die zusammenhängende Fläche ist, die ein Mieter bezieht, desto weniger Mieterausbaukosten und Flächenverluste fallen in der Regel beim Eigentümer an. Sind die Mietverträge vor Projektfertigstellung bereits abgeschlossen, lässt sich der Ausbau von Anfang an auf die Bedürfnisse des Mieters abstellen. Ist die Mieterschaft hingegen stark atomisiert, wird der Ausbau kompliziert und teuer. Die einzelnen Mietparteien müssen nachträglich separat mit Korridoren erschlossen und aufwendig voneinander getrennt werden und stellen unterschiedliche Anforderungen an den Ausbaustandard und die Büroausstattung. Stimmt das Gesamtkonzept, ist es trotz der höheren bautechnischen, baurechtlichen und feuerpolizeilichen Anforderungen in der Schweiz durchaus möglich, Hochhäuser aufgrund rein wirtschaftlicher Gesichtspunkte zu erstellen. Ein Hochhaus ermöglicht die Verdichtung von Arbeitsplätzen an jenen Orten, wo Firmen sich trotz des knappen Baulandes positionieren möchten, sprich an verkehrstechnisch optimal erreichbaren Zentrumslagen. Marktergebnis Aktuelle Lage: Tiefe Leerstände im europäischen Vergleich Die Hochkonjunktur sorgte bis 2008 für einen schweizweit zweigeteilten Markt. Einerseits waren die Märkte mehrheitlich bei tiefen, sinkenden oder leicht oszillierenden Leerständen liquide. Auf den ersten Blick gewinnt man den Eindruck, in Zürich stünden mit knapp 200'000 m2 überproportional viele Büroflächen leer (Abbildung 36). Setzt man diese Zahl jedoch ins Verhältnis zu den geschätzten 5.5 Mio. m2 vorhandenen Büroflächen in der Stadt Zürich, so liegt die resultierende Leerstandsziffer mit 3.5% nur geringfügig über derjenigen von Basel-Stadt (3%), wo 2008 von gut 2 Mio. m2 Fläche 61'000 m2 leer standen. Der Leerstand, der durch die starke Angebotsausweitung und den anschliessenden Nachfrageeinbruch in der ersten Hälfte der 2000er-Jahre in Zürich entstand, wurde seit 2005 kontinuierlich abgebaut. Damit kann sich die Stadt Zürich im europäischen Vergleich sehen lassen: Bedeutende Städte Europas lagen 2008 mit ihren Leerständen von London (5%) über Paris (6%) und Barcelona (7%) bis Frankfurt (13%) deutlich über dem Wert von Zürich. In Bern (1.5%) existiert relativ zum Bestand nochmals weniger ungenutzte Bürofläche. Allerdings wird der Berner Büroflächenmarkt von der öffentlichen Verwaltung dominiert, weshalb er geringeren Schwankungen unterliegt. Abbildung 36 Leerstehende Büroflächen In 1'000 Quadratmeter 400 350 Genf (Kt.) Waadt (Kt.) Stadt Zürich Neuenburg (Kt.) Basel-Stadt (Kt.) Stadt Bern Basel-Landschaft (Kt.) 300 250 200 150 100 50 0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Quelle: Kantonale statistische Ämter Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 42 In Genf zeigt sich andererseits seit geraumer Zeit eine sehr angespannte Marktlage. Die Leerstandsziffer ist mit 0.9% äusserst tief. Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die geschätzte Bürofläche in Genf zwischen 2005 und 2007 um durchschnittliche 2.2% auf 3.5 Mio. m2 zulegte, ist die im nationalen und internationalen Vergleich verschwindend geringe Leerstandsziffer umso bemerkenswerter. Im Gegensatz zu den übrigen Schweizer Büromärkten dürfte die in naher Zukunft nachlassende Nachfrage in Genf zu einer willkommenen Entspannung führen. Leerstände 2009: Entspannung in Genf, Richtungswechsel in Zürich Während der konjunkturell bedingte Nachfrageeinbruch in Genf zu einer Entspannung des Marktes führen dürfte, droht in Zürich eine Umkehr des Trends sinkender Leerstände. Weil ein erneut exzessiver Büroneubau in der Stadt Zürich in den letzten drei Jahren jedoch ausblieb, ist ein Ansteigen der Leerstände im Ausmass der Jahre 2002 bis 2005 nicht zu erwarten. Allerdings kommt die Trendwende zu einem Zeitpunkt, an dem die Sockelleerstände noch nicht vollständig abgebaut werden konnten. Als Konsequenz werden die Leerstände von einem hohen Niveau aus wieder ansteigen. Im nächsten Aufschwung wird der Abbau dieses wachsenden Gebirges umso herausfordernder. Ein erhöhtes Niveau an Sockelleerständen, wie es in grossen Städten ausserhalb der Schweiz anzutreffen ist, wird sich auch in Zürich dauerhaft bilden. In Basel-Stadt wird sich der begonnene Trend zunehmender Leerstände in Anbetracht der vielen geplanten Projekte nicht aufhalten lassen. Ähnliche Entwicklungen dürften wir ab 2009 in vielen Wirtschaftsregionen beobachten, sofern alle Projekte realisiert werden. Angebotsziffer hält sich unter 3% Die Angebotsquote beziffert, wie viel Prozent der regional vorhandenen Büroflächen in einem bestimmten Zeitraum als Angebot ausgeschrieben sind. Seit fast eineinhalb Jahren bewegen sich die Angebotsziffern der grössten Schweizer Büromärkte unter 3%. Die tiefe Angebotsziffer in Bern zeugt von der geringen Mieterfluktuation, bedingt durch die Dominanz der öffentlichen Hand. In Zürich schlägt sich die sinkende Leerstandsziffer auch in einer langsam abnehmenden Angebotsziffer nieder. In Genf führte die Büroflächenausweitung der Jahre 2005 bis 2007 zu einem Anstieg der Marktliquidität. In der zweiten Hälfte 2008 zeigten sich bereits erste Anzeichen einer nachfragebedingten Entspannung. Die Angebotsziffer ist über diesen Zeitraum kontinuierlich angestiegen. Am Ende des Jahres wurden immerhin 3% der Genfer Bürofläche zur Vermietung ausgeschrieben (Abbildung 37). Hierbei ist jedoch zu beachten, dass dieser Wert nicht auf das Genfer Zentrum beschränkt ist, sondern sich über den ganzen Kanton erstreckt. In Lausanne ist eine sehr starke Volatilität zu beobachten, die eine konsistente Aussage über Angebotsziffer und Insertionsdauer erschwert. Abbildung 37 Angebotsziffer ausgewählter Wirtschaftsregionen Abbildung 38 Insertionsdauer ausgewählter Wirtschaftsregionen Gemessen am Bestand der Büroflächen in Prozent Median-Insertionsdauer in Tagen Zürich-Stadt Basel-Stadt Schweiz 5% Bern Genf 200 4% 150 3% 100 2% 50 1% Zürich-Stadt Basel-Stadt Schweiz Bern Genf 0 10/06 01/07 04/07 07/07 10/07 01/08 Quelle: Immovista, Credit Suisse Economic Research Hohe Marktliquidität 2008 Credit Suisse Economic Research 04/08 07/08 10/08 10/06 01/07 04/07 07/07 10/07 01/08 04/08 07/08 10/08 Quelle: Immovista, Credit Suisse Economic Research Weitere Aussagen über die Liquidität der regionalen Teilmärkte ermöglicht die Auswertung der Insertionsdauer. Sie misst, wie lange angebotene Büroflächen ausgeschrieben werden, bis es zur Vermietung kommt oder das Inserat aus anderen Gründen zurückgezogen wird. Die schweizweite Entwicklung einer sinkenden Insertionsdauer im Jahresverlauf 2008 deutet in Richtung eines flüssigen Büroflächenmarktes, auf dem sich Anbieter und Nachfrager zügig treffen (Abbildung 38). Dabei ist die Interpretation der Insertionsdauer jedoch mit Vorsicht zu geSwiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 43 niessen. Schliesslich wird sie im Einzelnen erst dann gemessen, wenn die Ausschreibung endet. Gerade in Zeiten eines beginnenden Abschwungs kann es somit passieren, dass die MedianInsertionsdauer augenscheinlich sehr kurz ist, obwohl ausgeschriebene Büroräume zunehmend nicht mehr vermietet werden können. Die Trendwende vom Nachfrageüberhang zu einem Überangebot bleibt somit über längere Zeit im Verborgenen. Genf: Preisspannen von 400 CHF/m2 und mehr Das Niveau der Angebotsmieten für Büroflächen lässt sich regional grob in drei Kategorien unterteilen. In der Wirtschaftsregion Genf erzielen Büroflächen die höchsten Mieten, gefolgt von der Region Zürich. Die Mieten in den Wirtschaftsregionen der Zentren Bern, Basel, Lausanne oder Lugano liegen auf vergleichbaren Niveaus unter demjenigen von Zürich. Das Preisspektrum ist in diesen Regionen gering: Im 4. Quartal 2008 lagen in Basel beispielsweise 80% der angebotenen Büroflächen zwischen 180 und 310 CHF/m2 Bruttomiete. In Genf reichte diese Spanne von 260 bis 690 CHF/m2 (Abbildung 39). Das heisst, 10% der beobachteten Werte liegen unter 260 CHF und 10% liegen über 690 CHF. Die Miete einer Bürofläche wird, ceteris paribus, durch ihre Lage bestimmt. Topmieten werden an Toplagen erzielt. Mieterwechsel sind bei ideal gelegenen Objekten selten. Kommt es dennoch zur Mieterfluktuation, ist ein Inserat häufig obsolet, weil bereits neue Interessenten parat stehen. Als Folge tauchen die attraktivsten Objekte in den Angeboten nur selten auf. Abbildung 39 Spektrum der Angebotsmieten Bruttomieten in CHF/m2 800 Median Spanne zwischen 30% und 70% der Werte 700 Spanne zwischen 10% und 90% der Werte 600 500 400 300 200 100 0 Zürich-Stadt Genf Bern Basel-Stadt Lausanne Quelle: Immovista, Credit Suisse Economic Research 2008: Steigende Preise ausser in Zürich Die Entwicklung der Angebotsmieten über die Zeit ist nicht nur zwischen den Wirtschaftsregionen sehr unterschiedlich, sondern auch zwischen den Preissegmenten. Einzig in der Stadt Zürich sind die Angebotsmieten 2008 im Vergleich zum Vorjahr über die gesamte Preisspanne gesunken (Abbildung 40). Das weiter wachsende Büroflächenangebot in der Stadt und ein Ausweichen grösserer Firmen in die Agglomeration – vor allem ins Glattal – dürfte eine Trendumkehr in der Stadt Zürich verhindern. Mit wenigen Ausnahmen sind die Angebotsmieten in den übrigen Büroflächenmärkten hingegen angestiegen. Die Genfer Büroflächenmieten wurden besonders in den Toplagen in die Höhe getrieben. Das 90%-Quantil lag im 4. Quartal 2008 bei 688 CHF/m2. Dies bedeutet, dass nur 10% der beobachteten Werte noch über 688 CHF lagen. Im Jahresdurchschnitt 2008 wuchs der Wert des 90%-Quantils in Genf um 11%. In Bern vermochte nur das Topsegment dem Trend zu steigenden Mieten nicht zu folgen. In Basel haben die Preise vor allem am unteren Rand des Preisspektrums angezogen – ein Effekt, der auch im gleich angrenzenden Unteren Baselbiet zu beobachten ist, wo generell die Angebotsmieten jüngst kräftig gestiegen sind. Lausanne verzeichnete ein besonders starkes Wachstum über die gesamte Preisspanne hinweg. Diese Preissprünge, gekoppelt mit tiefen Leerständen, deuten wie in Genf auch in Lausanne auf einen angespannten Markt hin. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 44 Abbildung 40 Preisentwicklung einzelner Segmente 2008 gegenüber 2007, Veränderung in Prozent 25% 20% 10%-Quantil 30%-Quantil 50%-Quantil 70%-Quantil 90%-Quantil 15% 10% 5% 0% -5% -10% Zürich-Stadt Genf Bern Basel-Stadt Lausanne Quelle: Immovista, Credit Suisse Economic Research 2009: Schweizweit tendenziell sinkende Preise Credit Suisse Economic Research Auch 2009 werden sich die Preise abhängig von Lage und Segment verschieden entwickeln. Ein Preisrückgang im mittleren und unteren Preissegment ist aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung 2009 und 2010 überall dort höchst wahrscheinlich, wo deutliche Angebotsausweitungen stattfinden werden. In der Stadt Zürich ist ein Preisrückgang bereits in allen Segmenten zu beobachten. Die zuletzt noch steigenden Preise in der direkten Agglomeration wie zum Beispiel im Glattal, im Limmattal und in der Region Zimmerberg dürften ebenfalls zum Halten kommen. Schliesslich wird sich das Wachstum von Firmen aus den Zentren heraus in die Agglomeration 2009 deutlich verlangsamen. An Toplagen der Zentren dürfte sich das Preisniveau jedoch halten. Dafür tragen umsatzstarke und krisenresistente Unternehmen Sorge, die auch weiterhin prestigeträchtige, erstklassig ausgestattete und ideal gelegene Büroflächen nachfragen. Da diese Objekte jedoch eine Minderheit unter der breiten Masse der Büroflächen darstellen und zudem nur selten auf den Markt kommen, dürfte es ihnen nicht gelingen, schweizweit sinkende Medianmieten zu verhindern. Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 45 Ausblick Büroflächen 2009 Das Jahr 2009 wird dem Büroflächenmarkt eine unliebsame Trendwende bescheren. Die erwartete Rezession wird die Nachfrage nach Büroflächen um einiges geringer ausfallen lassen. Bereits das 1. Quartal dürfte eine Umkehr des Beschäftigungswachstums in den Bürobranchen bescheren. Das Ausmass der Finanzkrise und die hohe Geschwindigkeit, mit der ihre Konsequenzen auf die Realwirtschaft übergreifen, werden zu einer schnelleren negativen Arbeitsmarktreaktion führen, als wir sie am Anfang dieses Jahrtausends beobachten mussten. Angebotsseitig erreichte die Gesuchstätigkeit in vielen Regionen Ende 2008 just mit der konjunkturellen Abkühlung einen neuen Höhepunkt, dessen Ausmass an die Übertreibungen des Jahres 2001 erinnert. In Anbetracht dessen, dass der Löwenanteil dieser Pläne realisiert wird, rechnen wir mit einer 2009 beginnenden verstärkten Angebotsausweitung. Da die Absorptionsfähigkeit des Büroflächenmarktes konjunkturell bedingt abnehmen wird, dürfte sich der Trend sinkender Leerstände 2009 umkehren. Das wird den erst seit wenigen Quartalen zu beobachtenden Anstieg der Büromieten zunächst schweizweit stoppen. In Regionen mit deutlich wachsendem Angebot dürfte sich der Trend steigender Mieten bereits 2009 umkehren. Periphere oder verkehrstechnisch schlecht erreichbare Lagen werden die verschärfte Konkurrenz und die geringere Nachfrage am stärksten zu spüren bekommen. Nachfrage, Angebot und Marktergebnis Nachfrage Ausgangslage Ausblick Konjunktur: Die anstehende Rezession wird zu einem Nachfrageeinbruch führen. Gegenüber 2008 rechnen wir 2009 mit einem Stellenabbau der Bürobeschäftigung von 2.4%, was 18'000 Stellen entspricht. Situation in den einzelnen Branchen: Zunächst wird der Stellenabbau zügig im Kreditgewerbe – insbesondere bei Grossbanken – und in der Finanzbranche voranschreiten. Ebenso rechnen wir mit weiteren Rückgängen im gesättigten Versicherungswesen. Etwas verzögert dürfte das rückläufige Beschäftigungswachstum bei den Unternehmensdienstleistungen, im Informatikbereich und in der für Büroflächen ebenfalls bedeutsamen Grosshandelsbranche in einen Stellenabbau münden. Angebot Konjunkturelle Einflüsse: Schweizweit stieg die Gesuchstätigkeit für Büroflächenprojekte Ende 2008 stark an. Besonders zahlreich sind Umbauprojekte. Zusammen mit den bereits zuvor angestiegenen Bewilligungen muss ab 2009 mit einer verstärkten Angebotsausweitung gerechnet werden. Der bestehende Angebotsüberhang, der in der späten Phase der Hochkonjunktur langsam abgetragen wurde, dürfte ab 2009 wieder ansteigen. Angebotsstruktur: Ein Grossteil des jüngst geplanten Investitionsvolumens ist geographisch breit gestreut. Im Genferseeraum wird die Angebotsausweitung zu einer Entspannung des Marktes führen. Dagegen dürften die geplanten Projekte in Zürich, wo sich die Planung bereits seit längerem auf hohem Niveau bewegt, sowie vor allem in den Kantonen Bern, Solothurn, Neuenburg, Zug, St. Gallen und Graubünden nach ihrer Realisierung auf eine schwierige Nachfragesituation treffen. Marktergebnis Leerstände: 2009 wird einen Wendepunkt der bis dato rückläufigen Leerstände markieren. Zunehmende Leerstände sind zunächst in den Grosszentren und ihren Agglomerationen zu erwarten. Je mehr von den auch an peripheren Lagen geplanten Projekten realisiert werden, desto stärker muss auch dort mit steigenden Leerständen gerechnet werden. Mietpreise: Die seit 2007 zu beobachtenden Mietpreisanstiege werden 2009 zum Halten kommen. In Regionen, in denen sich bereits 2009 ein Überangebot akzentuiert, ist bereits mit fallenden Mieten zu rechnen. In der Stadt Zürich dürfte sich das konkurrenzbedingt erstaunlich moderate Mietzinsniveau weiter seitwärts bewegen. Performance: Die geringere Nachfrage nach Büroflächen wird zu erhöhten Leerständen und sinkenden Renditen führen. Ein erhöhtes Risiko besteht an peripheren oder verkehrstechnisch schlecht erreichbaren Lagen, welche die steigende Angebotsvielfalt und die geringere Nachfrage am stärksten zu spüren bekommen. Einzig das tiefe Zinsniveau und die langfristigen Mietverträge wirken sich stabilisierend auf das Renditepotenzial aus. Quelle: Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 46 Verkaufsflächen Nachfrage Konsumentenstimmung auf Tiefpunkt Gebeutelt von den nicht abreissen wollenden Negativnachrichten der Finanzmarktkrise sowie düsteren Perspektiven der Weltwirtschaft, befindet sich die Konsumentenstimmung auf einem Tiefpunkt. Gemäss der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vierteljährlich durchgeführten Umfrage bei rund 1'000 Haushalten fiel der Index der Konsumentenstimmung im 4. Quartal 2008 auf -27 Punkte, verglichen mit -17 Punkte im 3. Quartal. Kaufverhalten von der Krise noch nicht in Mitleidenschaft gezogen Trotz dem Absturz der Konsumentenstimmung ist das Kaufverhalten im Jahr 2008 intakt geblieben. Das Weihnachtsgeschäft ist nach Auskünften der Branche recht erfreulich verlaufen, so dass der Detailhandel auf ein weiteres überdurchschnittliches Umsatzjahr zurückblicken kann. Um auf ähnlich hohe Zuwachsraten zu stossen, muss man bis zur Mitte der Achtzigerjahre zurückblättern (Abbildung 41). Abbildung 41 Entwicklung der Detailhandelsumsätze Jahresveränderungsraten, real, in Prozent BIP real Detailhandelsumsätze real 5% 4% 3% 2% 1% 0% -1% -2% 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008* Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Bundesamt für Statistik; * Werte 2008 von Credit Suisse Economic Research geschätzt Verzögerter Abschwung in der Schweiz Im Gegensatz zu anderen Jahren darf das Weihnachtsgeschäft 2008 allerdings nicht als Indikator für den Detailhandel im Folgejahr herangezogen werden. Denn die Schweiz durchläuft derzeit eine ungewöhnlich rasche Abkühlungsphase im Nachgang eines konjunkturellen Dauerhochs, das lange Zeit von der Exportseite und der Bauwirtschaft getragen wurde und erst spät eine kräftige Binnenkonjunktur einläutete. Letztere liess sich vom weltweiten Konjunkturabschwung vorerst kaum beeindrucken. Es ist dieser vergleichsweise guten Binnenkonjunktur zuzuschreiben, dass die Schweizer ihren Arbeitsplatz noch als sicher erachten. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte auch die jährlich durchgeführte Befragung der Credit Suisse zu den grössten Sorgen der Schweizer, anlässlich der die Befragten sogar geringere Bedenken bezüglich Arbeitslosigkeit äusserten als im Vorjahr. Tiefpunkt ist noch nicht erreicht Eine konjunkturelle Abwärtsspirale macht sich erst mit Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Vorderhand halten sich die Unternehmungen in der Schweiz noch zurück, Personal abzubauen, da man noch bis vor kurzem unter dem Eindruck eines Fachkräftemangels stand. Solange der Arbeitsmarkt noch einigermassen robust ist, wird sich das Kaufverhalten nicht grundlegend ändern. Der konjunkturelle Sinkflug ist in der Schweiz jedoch noch nicht zu Ende. Aufgrund der Heftigkeit des Konjunkturzyklus ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch in der Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 47 Schweiz zu Personalfreisetzungen in grösserem Stil kommen wird. Noch kann heute niemand wirklich sagen, wie lange die konjunkturelle Durststrecke dauern wird, denn vieles an der jetzigen Krise ist neu. Sicher ist aber, dass mit einem vermehrt zurückhaltenden Kaufverhalten der Konsumenten gerechnet werden muss. Ende der Schönwetterperiode im Detailhandel eingeläutet Ein Einbruch der Umsätze, wie ihn Teile der Exportwirtschaft erleben, ist im Detailhandel jedoch auszuschliessen. Die Tatsache, dass die Schweiz nicht mit einer Immobilienkrise konfrontiert ist, grundsätzlich mit ihrem Branchenmix in der Weltwirtschaft gut positioniert ist und erst verzögert in den Sog der Konjunkturabschwächung geriet, sind hinreichende Gründe dafür, dass Katastrophenszenarien nicht angebracht sind. Zudem bricht der Konsum bekanntlich nicht über Nacht weg. Auch wenn also nicht mit einem Absturz der Umsätze gerechnet werden muss, so ist doch ein Sinkflug eingeleitet worden, wie Abbildung 41 andeutet. Strukturwandel wird sich wieder beschleunigen Die Schönwetterperiode im Detailhandel geht somit unweigerlich zu Ende, was die strukturellen Probleme, auf welche wir schon immer hingeweisen haben, wieder schonungslos zutage fördern wird. Zu diesen zählen wir eine langfristig sinkende Tendenz der Detailhandelsumsätze, weil der Anteil der frei verfügbaren Einkommen, die in den Detailhandel fliessen, laufend abnimmt, ein beschränktes Wachstumspotenzial in vielfach gesättigten Märkten, immer schneller wechselnde Konsumentenpräferenzen sowie einen hohen Margendruck. Der dadurch ausgelöste und sich künftig wieder beschleunigende Strukturwandel äussert sich schon seit Jahren in einer geringeren Anzahl Verkaufsstellen, einem Trend zu grösseren Flächen sowie einer allgemeinen Konzentrationstendenz, der viele landesweit bekannte Namen zum Opfer fielen. Internationalisierung der Nachfrage … Zu den strukturellen Problemen des Detailhandels gesellt sich eine tiefgreifende Änderung der Marktstruktur, die zunehmend von internationalen Anbietern geprägt wird. Dieser Trend zur Internationalisierung im Detailhandel hat mit dem Markteintritt von Aldi und Lidl jüngst auch den Lebensmittelhandel erfasst. In fast jedem Non-Food-Bereich des Detailhandels haben ausländische Anbieter durch Akquisitionen schweizerischer Unternehmen wie durch Gründung eigener Tochtergesellschaften eine starke Stellung, wenn nicht sogar die Marktführerschaft errungen. Damit einher geht eine fortschreitende Professionalisierung und eine Anwendung von international erprobten Konzepten. Letztendlich entspringt dieser Trend zur Internationalisierung ähnlichen Strukturproblemen der ausländischen Firmen in ihren Heimmärkten. Mit der Diversifikation in neue Märkte versuchen die Firmen sich diesen Sättigungstendenzen zu entziehen. Mit der Multiplikation der Unternehmenskonzepte lassen sich dank Grössenvorteilen Kosten senken. Dies ist notwendig, um im Verdrängungswettbewerb, der auf gesättigten Märkten durch Markteintritte unweigerlich ausgelöst wird, zu bestehen. … nun auch im FoodBereich In dem durch Wettbewerbsschranken stark abgeschotteten Food-Markt Schweiz ist erst mit dem Eintritt von Aldi 2005 Bewegung gekommen. Per Ende 2008 betrieb Aldi knapp 80 Supermärkte und erreichte bereits einen beachtlichen Bekanntheitsgrad sowie hohe Wiederverkaufsraten. Sein Erzrivale Lidl plant den lang erwarteten Einstieg im 1. Halbjahr 2009 mit einer ersten Tranche von rund 27 Filialen. Damit steht auch dem Lebensmittelhandel eine weitere einschneidende Strukturveränderung bevor. Verdrängungskampf provoziert Flächenexpansion Die verstärkte Präsenz ausländischer Anbieter auf dem reifen und bereits dicht besetzten Schweizer Detailhandelsmarkt hat zu einer Konsolidierung unter verschärften Wettbewerbsbedingungen geführt. Da ein Wachstum in einem solchen Markt zumeist nur auf Kosten von Mitbewerbern möglich ist, herrscht auf dem Schweizer Markt ein Verdrängungskampf. Gemäss Abbildung 42, welche die Phasen des Abwehrkampfes im Zuge des Eintritts neuer Mitbewerber beschreibt, ist die Verdrängungsphase gekennzeichnet durch eine Expansion der Verkaufsflächen, da die alteingesessenen Anbieter neben Preisnachlässen mit einer Flächenexpansion auf den Markteintritt neuer Konkurrenten reagieren. So hat Denner bereits verlauten lassen, in den nächsten 2-4 Jahren bis zu 50 weitere Standorte zu eröffnen. Diese Strategie hat zum Ziel, dem Konkurrenten den Sauerstoff in Form von Umsatzfranken zu entziehen. Seit einigen Monaten lässt sich ebenfalls ein verschärfter Ton in der Werbung feststellen, was auf einen wachsenden Preisdruck im Detailhandel hindeutet und sichtbares Zeichen der Verdrängungsphase ist. Als solches lassen sich auch die seit 2000 real um 25% höheren Werbekosten von Migros und Coop interpretieren. Und jüngst machen die beiden Marktführer vor allem durch spektakuläre Preisaktionen auf sich aufmerksam. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 48 Abbildung 42 Reaktion des Marktes auf Markteintritte von neuen Mitbewerbern Massnahmen Phasen Aus Sicht der alteingesessenen Anbieter Abwehr und Anpassung Klagen, Drohungen Angleichung und gleichzeitig Differenzierung des Sortiments Werbeoffensiven … Exklusivverträge mit Zulieferern - Verhinderung Ziele Verdrängung Markteintritt - Vorbeugen von Kundenabwanderungen - Eigene Wettbewerbsvorteile ausbauen Expansion an selben Standorten Preisnachlässe Umsatz im Zentrum … Kampf um Marktanteile - Kampf auf Biegen und Brechen - Etablierung der Konkurrenz verhindern Konsolidierung und Fokussierung Bereinigung Arrondierungen von Sortiment und Standorten Kundenbindung/Zusatzdienstleitungen Aufgabe der unrentablen Standorte Gewinn/Marge im Zentrum Verlagerung der Ressourcen auf umkämpfte Standorte Effizienzprogramme Rationalisierungen - Lücken im Dispositiv schliessen - Allfällige Anfangserfolge absichern … - Eigenes Überleben sicherstellen - Rückführung auf nachhaltige Strukturen Quelle: Credit Suisse Economic Research Gegenwärtige Flächenentwicklung nicht nachhaltig Die Flucht jedes einzelnen Marktakteurs nach vorn, bei welcher die Umsatzentwicklung mit der Flächenentwicklung trotz Konjunkturhoch nicht Schritt halten konnte, ist nicht nur gesamtwirtschaftlich, sondern auch auf Stufe der einzelnen Unternehmen nicht nachhaltig und wird spätestens dann, wenn dem Gewinn im Gegensatz zum Umsatz wieder stärker Gewicht beigemessen werden muss, zu einer Flurbereinigung im Detailhandel führen. Dannzumal werden die Detailhandelsketten ihr Filialnetz nach unrentablen Standorten durchforsten und diese im Zuge einer Redimensionierung schliessen. Dies wird mit einer höheren Fluktuation verbunden sein. Nach Abklingen der gegenwärtigen Expansionsphase steht dem Verkaufsflächenmarkt demnach eine reduzierte Nachfrage bevor, welche vor dem endgültigen Aus zur Neupositionierung zahlreicher Flächen führen dürfte. Die Anbieter von Verkaufsflächen sehen sich also sowohl einer konjunkturell bedingt schwächeren Nachfrage als auch einer strukturell bedingt rückläufigen Nachfrage gegenüber. Gewinner und Verlierer Welche Anbieter und welche Standorte auf der Strecke bleiben werden und welche sich im Verdrängungswettbewerb behaupten werden, zeichnet sich schon heute ab. Denn gesellschaftliche Veränderungen wie die doppelte Erwerbstätigkeit oder längere Arbeitswege sowie Trends wie die Beliebtheit von Convenience Food verändern das Einkaufsverhalten. Einkaufen muss möglichst schnell und bequem vonstatten gehen. Daher erfreuen sich Verkaufsstellen entlang der Pendlerstrecken wachsender Beliebtheit. Sie zählen ganz klar zu den Gewinner-Standorten. Der Laden kommt zum Konsumenten Zunehmend kommt der Laden zum Konsumenten und nicht mehr umgekehrt. Aber nicht wie von Migros-Gründer Duttweiler vorgesehen zu ihm nach Hause, sondern an die Routen, auf denen sich der Kunde tagtäglich bewegt. Davon profitieren Tankstellenshops und Einkaufsgelegenheiten an Bahnhöfen sowie Passantenwegen gleichermassen. Der Umsatz in den Grossbahnhöfen (RailCity-Bahnhöfe) ist im Zeitraum 2004 bis 2007 jährlich um 4.4% angestiegen, was den Umsatzanstieg von 1.6% im gesamten Detailhandel in derselben Periode klar übertroffen hat. Allein um 14% zogen im Jahr 2007 die Umsätze in den mittleren Bahnhöfen an, bei praktisch unveränderter Verkaufsfläche. Konsequenterweise wertet die SBB im Rahmen des Projekts "Mehr Bahnhof" insgesamt 22 solcher Verkehrsdrehscheiben zu Einkaufszonen auf und plant, vermehrt auch kleinere Bahnhöfe einzubeziehen. Convenience-Shops mit den höchsten Flächenproduktivitäten Was in Bezug auf Umsatzwachstum bei Tankstellenshops möglich ist, demonstriert Coop mit Umsatzanstiegen in der Grössenordnung von knapp 20% p.a. in den letzten vier Jahren. Vor allem Grossverteiler wie Migros und Coop, aber auch selbständige Detaillisten wie Volg und Spar oder Handelskonzerne wie Valora oder das ausländische Lekkerland sorgen dafür, dass Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 49 der Detailhandel immer tiefer ins Tankstellengeschäft vorstösst. Die Zahl der Tankstellen mit Shops hat daher sprunghaft zugenommen, genauso wie die Shops bezüglich Fläche erweitert wurden. Da die Schweiz gemessen an der Bevölkerung eines der dichtesten Tankstellennetze Europas aufweist, sind die Tankstellenshops nahe beim Konsumenten. Die Tendenz, dass der Einzelhandel zum Konsumenten kommt, lässt sich auf die einfache Formel bringen: Frequenz = Umsatz. Von dieser Binsenwahrheit profitiert zunehmend auch das Einkaufszentrum am Flughafen Zürich, wie zweistellige Umsatzzuwächse in den Jahren 2006 und 2007 belegen. Diese Flächen zählen überdies zu den rentabelsten überhaupt. Coop weist Flächenproduktivitäten von 23'262 CHF/m2 bei seinen Tankstellenshops aus. Die RailCity-Bahnhöfe haben 2007 die Schwelle von 20'000 CHF/m2 überschritten. Im Vergleich dazu kommt das Einkaufszentrum Glatt, das die höchste Flächenproduktivität der klassischen Einkaufscenter aufweist, auf 14'926 CHF/m2. Längere Ladenöffnungszeiten als Trumpf Eine wichtige Motivation für den Tankstelleneinkauf ist die zeitliche Flexibilität, die sich sowohl auf die längeren Ladenöffnungszeiten als auch auf die schnellere Abwicklung des Einkaufs bezieht. Kleine Läden und damit kurze Wege – nicht zuletzt auch zwischen Kasse und Parkplatz – sowie kaum Warteschlangen kennzeichnen die Convenience-Shops. Einfach und schnell sowie immer mehr "zu jeder Tageszeit" lautet die Losung beim Einkauf von Alltagsprodukten. Einkaufskomfort steckt auch hinter dem Boom von Einkaufszentren Was der Kunde nicht beim täglichen Einkauf im kleinflächigen Einzelhandel "en passant" erwirbt, kauft er zunehmend in den immer zahlreicheren grossen Einkaufszentren ein. Die Einzelhandelsumsätze in den Einkaufszentren entwickeln sich zwar uneinheitlich, insgesamt aber seit Jahren ebenfalls überproportional zum gesamten Detailhandel. Rund 14% der Detailhandelsausgaben werden heute in Einkaufszentren (ab 7'000 m2 Fläche) ausgegeben. Vor acht Jahren lag diese Grösse noch bei 11%. Die Bequemlichkeit in Form von guter Erreichbarkeit, Parkplatzverfügbarkeit, grosser Angebotsvielfalt unter einem Dach, langen Öffnungszeiten ist auch bei diesem Einkaufskanal der Treiber der Entwicklung. Noch bequemer ist nur der Online-Einkauf, der sich ebenfalls grosser Wachstumsraten erfreut. Vom Volumen her sind die Online-Umsätze allerdings noch verschwindend gering. Der Online-Kanal bietet sich zum Einkauf der periodisch benötigten Standardartikel an, welche nicht in den Convenience-Shops zu finden sind, und bildet dadurch ein geeignetes Komplement zu letzteren. Wachstum hier zwingt zum Ausscheiden dort Klar ist, dass bei diesen Umsatzanstiegen an den angeführten Standorten anderswo Umsätze wegbrechen müssen, denn der Detailhandelsmarkt gilt als weitgehend gesättigt. Zu den Verlierern der Marktbereinigung zählen kleinflächige und isolierte Läden an verkehrsungünstigen Lagen, daneben Ladenpassagen suboptimaler Grösse, wie sie oft in Dorfkernen von mittleren und kleinen Ortschaften vorkommen. Einem schwierigen Los sehen sich auch die unabhängigen Händler ausgesetzt, die von den Grossverteilern und den ausländischen Ketten aus dem Markt gedrängt werden. Nicht einmal die konjunkturelle Schönwetterphase konnte dem Verschwinden der selbständigen Lebensmitteldetaillisten bzw. Tante-Emma-Läden Einhalt gebieten. Von den einst knapp 6'000 Verkaufsstellen 1985 sind Ende 2007 noch 2'626 übriggeblieben (nach einem erneuten Verlust von 112 Verkaufsstellen im selben Jahr), und es spricht wenig für eine Umkehr dieser Entwicklung. Üblicherweise dauert es jeweils drei bis vier Jahre, bis sich Neueröffnungen oder Erweiterungen in einem deutlichen Umsatzwachstum niederschlagen. Insofern werden Aldi und Lidl in den kommenden Jahren erst recht nicht nur den bestehenden Grossverteilern, sondern auch den alteingesessenen Einzelhändlern die Marktanteile streitig machen. Kosten werden unweigerlich in den Blickpunkt rücken Nicht nur mit dem Ende der Expansionsphase im gegenwärtigen Verdrängungswettkampf, sondern auch aufgrund des konjunkturell bedingt geringeren künftigen Umsatzwachstums werden die Kosten neben dem Liquiditätsmanagement wieder mehr denn je zum Erfolgsfaktor, den man im Griff haben muss. Es gilt folglich Bereiche zu identifizieren, in denen Kosten gesenkt und die Rentabilität erhöht werden können. Die steigende Konzentration erlaubt zwar, einen Teil des Preisdrucks auf die Zulieferer abzuwälzen, die Branche wird jedoch nicht um eigene Einsparungen herumkommen. Bedeutung der Raumkosten im Detailhandel nicht zu vernachlässigen Obwohl die Raumkosten im Schnitt nur knapp 4% des Umsatzes ausmachen, stellen sie nach den Warenkosten und dem Personalaufwand den drittwichtigsten Aufwandposten dar, lässt man den Sammelposten "Übriger betrieblicher Aufwand" ausser acht. Einzig in den Branchen Gastgewerbe sowie Unterrichtswesen nimmt der Aufwand für Raumkosten einen ähnlich hohen Stellenwert ein wie im Detailhandel. Den Raumkosten kommt im Detailhandel somit existenzielle Bedeutung zu. Diese stehen für Einsparungen ebenso zur Disposition wie die Personalkosten. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 50 Abbildung 43 Anteil der Raumkosten im Detailhandel (Stand 2007) Aufwendungen in Umsatzprozenten 3.4% 3.8% 0.9% 2.5% 2.5% Waren- und Materialaufwand Personalaufwand Übriger betrieblicher Aufwand Raumkosten Abschreibungen Vertriebs- und Werbeaufwand Zinsaufwand Gewinn vor Steuern 6.1% 15.1% 65.9% Quelle: Schätzungen Credit Suisse Economic Research Angebot Noch kein Ende der Flächenexpansion in Sicht Der Markteintritt der ausländischen Anbieter hat die Nachfrage nach Verkaufsstellen angeheizt und damit das hohe Wachstum der Verkaufsflächen mitverursacht. Dazu haben aber auch die inländischen Anbieter beigetragen, welche die Flächenexpansion als Abwehrstrategie einsetzen. In der letztjährigen Studie haben wir noch von einer sich abzeichnenden Konsolidierung der Flächenexpansion geschrieben, nur um kurz darauf ein erneutes Anziehen der Baugesuche festzustellen (Abbildung 44). Der kräftige Anstieg am aktuellen Rand ist zum Teil auf die zuwanderungsbedingte Welle von Mietwohnungsprojekten zurückzuführen, da grössere Überbauungen vielfach Ladenflächen als Parterrenutzung vorsehen. Ob sich für alle dieser Flächen Mieter finden lassen, scheint die Investoren noch wenig zu kümmern. Abbildung 44 Baubewilligungen und -gesuche für Verkaufsflächen (Neu- und Umbau) In Mio. CHF 5'000 4'500 Bewilligungen 4'000 Gesuche 3'500 3'000 2'500 2'000 1'500 1'000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 51 Konzentration auf Kantone mit hohem Bevölkerungsdruck Überproportional viele Bauvorhaben konzentrieren sich auf die Kantone Zürich, Genf, Wallis und Zug, auf Kantone also, welche stark von der vierjährigen Hochkonjunktur profitieren konnten. Allesamt auch Kantone, welche dank der Einwanderung überproportional an Bevölkerung gewonnen haben. Diese vier Kantone sind für rund die Hälfte der Bauvorhaben verantwortlich. Noch hat sich der erneute Anstieg der Baugesuche nicht in den Baubewilligungen niedergeschlagen. Das dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein. Mit einer Verzögerung von rund acht Monaten erwarten wir ein entsprechendes Plus bei den Baubewilligungen und ungefähr ein Halbjahr später die Bauausführung. Auch wenn nur ein Teil der Gesuche realisiert wird, so ist in nächster Zeit am Markt noch nicht mit einem Rückgang der Flächenexpansion zu rechnen. Einkaufszentren-Landschaft hat sich massiv verändert Ein wesentlicher Anteil an der Flächenexpansion ist auf den Bau von Einkaufszentren zurückzuführen, die sich seit Jahren neuer Beliebtheit erfreuen. Seit 1995 hat sich die Fläche von Einkaufszentren von gesamthaft 820'000 m2 auf 1'817'000 m2 mehr als verdoppelt (Abbildung 45). Im vergangenen Jahr haben mit der AFG-Arena in St.Gallen und dem Westside in Bern zwei neue Schwergewichte unter den Zentren ihre Tore geöffnet. Im laufenden Jahr wird mit dem Einkaufszentrum Stücki in Basel ein weiteres grosses Shoppingcenter an den Start gehen, neben den beiden mittelgrossen Vorhaben Werk2 in Winterthur und dem Outlet Village in Landquart. Wie stark sich die Einkaufszentren-Landschaft innerhalb der letzten Jahre verändert hat, ist daran ersichtlich, dass mit der Eröffnung des Zentrums Stücki unter den zehn grössten Einkaufszentren drei neue figurieren werden. Abbildung 45 Flächenentwicklung der Einkaufzentren in der Schweiz Zusätzliche Verkaufsflächen in Quadratmeter; nur Einkaufszentren mit mehr als 7'000 m2 Verkaufsfläche 160'000 140'000 120'000 100'000 80'000 60'000 40'000 20'000 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008* Quelle: IHA-GfK AG, Credit Suisse Economic Research; * 2008: Erweiterungen bestehender Zentren noch nicht mitberücksichtigt Mit dem Westside in Bern hat im letzten Jahr ein weiteres Einkaufszentrum, das zu den Urban Entertainment Centers (UEC) zählt, den Startschuss gegeben. Um die Kunden möglichst lange im Shoppingcenter zu halten, haben sich früher die Zentren immer neue Attraktionen einfallen lassen. Solcher Aktionismus ist jedoch teuer. Deshalb treten an seine Stelle zunehmend Shoppingcenter-Konzepte, welche wie das Westside oder Sihlcity eine räumliche Nähe von Einkaufsflächen und Freizeiteinrichtungen herstellen. Auf diese Weise lassen sich die Attraktionen weitgehend einsparen, denn beide Nutzungsformen – Einkauf und Freizeit – profitieren wechselseitig. Die Rolle von Einkaufszentren verändert sich daher schleichend. Dienten sie früher noch dem bequemen Einkauf unter demselben Dach, mutieren die neuen Zentren zunehmend zu Ausflugszielen. Als solche wurden sie eigentlich schon immer auch genutzt. Neu ist nur, dass man die Zentren auch aktiv als solche positionieren möchte. Pipeline mit Stadionprojekten gefüllt Credit Suisse Economic Research Mit den drei Eröffnungen im laufenden Jahr ist die Pipeline noch nicht erschöpft. Es sind neben herkömmlichen Einkaufzentren in erster Linie Stadionprojekte, die der Ausführung harren. Baugesuche sind beispielsweise im letzten Jahr eingegangen für den FCS-Park in Schaffhausen, Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 52 das Stadion Thun Süd sowie das Eishockeystadion in Biel. Alle drei sehen Mantelnutzungen in Form von Einkaufszentren vor. Weitere Stadionprojekte mit Mantelnutzung umfassen die Fussballarena Lausanne, das Stadion Torfeld-Süd in Aarau sowie das Stadion Zürich. Insgesamt summieren sich die Flächen der Einkaufszentrenprojekte auf rund 380'000 m2. Flächenerweiterungen bei bestehenden Zentren Mit anderen Worten ist die Flächenexpansion noch nicht zu Ende. Dazu trägt auch der Ausbau der bestehenden Einkaufszentren bei. Herausgefordert von den neuen Konsumtempeln, können diese nicht untätig bleiben. Sie investieren daher in die Modernisierung ihrer in die Jahre gekommenen Shoppingcenter, was oft mit einer Erweiterung der Fläche einhergeht. Auf diese Weise entstanden in den letzten beiden Jahren zusätzlich rund 25'000 m2 Verkaufsflächen. Hierbei sind die expandierenden Verkaufsflächen in den RailCity-Standorten, welche ebenfalls die konzeptionellen Merkmale von Einkaufszentren aufweisen, nicht mitgezählt. Die grössten Erweiterungen betrafen das Meyrin-Center, den St. Jakob-Park in Basel, das Einkaufszentrum Passage in Frauenfeld und das Airport Shopping in Kloten. Abbildung 46 dokumentiert anhand der Baubewilligungen den ungebrochenen Umbautrend, der per Ende des letzten Jahres nahe von seinem Langzeithoch notierte. Expansionsphase geht zu Ende Oft werden Neubauten als Substitute für suboptimale Objekte bzw. Standorte getätigt. Tatsächlich sind die Neubauinvestitionen aber keine Ersatz-, sondern Erweiterungsinvestitionen, da die frei werdenden Flächen in der Regel im Markt bleiben. Wir haben in der letztjährigen Studie aufgezeigt, dass die Schweiz mit einer Pro-Kopf-Verkaufsfläche von 1.6 m2 europaweit – wenn nicht gar weltweit – einen Spitzenrang belegt. Viel Luft bleibt da nicht mehr. Die erwartete Verlangsamung bzw. Stagnation der Detailhandelsumsätze, die sich aufgrund der konjunkturellen Situation abzeichnet, wird dem Wettrüsten im Detailhandel und damit der Flächenexpansion wohl letztlich Grenzen setzen. Wir gehen davon aus, dass von den derzeit noch in der Pipeline befindlichen rund 16 Projekten mehr als eines nicht gebaut wird. Abbildung 46 Baubewilligungen und -gesuche für Verkaufsflächen (Umbau) In Mio. CHF 1'200 1'100 Bewilligungen Umbau 1'000 Gesuche Umbau 900 800 700 600 500 400 300 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Marktergebnis Leerstände vor allem in den Zentren gesunken Die hohe Nachfrage nach Verkaufsflächen hat die Absorption sowohl der neu entstandenen als auch der leerstehenden Flächen begünstigt. Uns liegen Resultate der fünf Kantone Genf, Waadt, Neuenburg, Basel-Stadt- und Basel-Landschaft vor sowie Leerstandszahlen der beiden Städte Zürich und Bern (Abbildung 47). Insgesamt sind die Leerstände im vergangenen Jahr weiter gesunken und bestätigen damit den seit 2005 zu beobachtenden Trend. Deutlichen Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 53 Rückgängen in den Kantonen Genf und Neuenburg sowie in den Städten Zürich und Bern standen nur leichte Anstiege im Kanton Waadt und in Basel-Stadt gegenüber, die im Jahr zuvor bereits durch grössere Rückgänge auffielen. Der Trend zu geringeren Leerständen kann nur im Kanton Basel-Landschaft und im Kanton Neuenburg nicht eindeutig bestätigt werden. Dagegen scheint vor allem in den Städten die Vermietbarkeit von Verkaufsflächen auf keine grösseren Widerstände zu stossen. Die Flächenexpansion hat sich somit bisher noch nicht in Form höherer Leerstände niedergeschlagen. Abbildung 47 Leerstehende Verkaufsflächen In 1'000 Quadratmeter 35 2005 2006 30 2007 25 2008 20 15 10 5 0 Genf (Kt.) Waadt (Kt.) Stadt Zürich Neuenburg (Kt.) Basel-Stadt (Kt.) BaselLandschaft (Kt.) Stadt Bern Quelle: Kantonale statistische Ämter Frühe Signale einer veränderten Marktsituation Auswertungen von Print- und Online-Inseraten weisen dagegen darauf hin, dass die verfügbaren Flächen zugenommen haben. So hat die Zahl der Angebote von Verkaufsflächen über die letzten drei Jahre zwar nur leicht, dafür aber stetig zugelegt. Im Steigen begriffen ist seit Beginn des Jahres auch die Insertionsdauer von Verkaufsflächen, wenn man von einem Ausreisser per Ende Jahr mal absieht. Dieser Indikator, der darüber Auskunft gibt, wie lange eine Verkaufsfläche ausgeschrieben war, kann als Näherungsgrösse für die Knappheit des Angebotes herangezogen werden. Zuvor, nämlich bis Ende des Jahres 2007, signalisierte die Insertionsdauer noch ein tendenziell knapper werdendes Angebot. Seither scheint das Angebot vom Markt nicht mehr mit der gleichen Souplesse aufgenommen zu werden. Kampf um die guten Standorte zieht die Mieten nach oben Nachdem sich abgezeichnet hat, dass im herrschenden Verdrängungswettbewerb nur derjenige gute Karten hat, der entweder über ein bestechendes Konzept oder über eine frequenzstarke Lage verfügt, ist ein Gerangel um die guten Lagen entstanden. Der Kampf um die gesuchten Standorte hat dabei eine Mietpreisspirale in Gang gesetzt, die insbesondere im vergangenen Jahr anhand der Mietpreisentwicklung im obersten Preissegment (90%-Quantil) nachverfolgt werden kann (Abbildung 49). Die Angebotspreise haben aufgrund dieses Nachfragedruckes im obersten Preissegment im letzten Jahr von rund 460 CHF/m2 auf über 480 CHF/m2 angezogen. Seit 2004 sind damit die Preise um rund 60 CHF angestiegen. Ein ähnlicher Anstieg lässt sich im mittleren Preissegment nicht beobachten (Abbildung 48). Einzig in den Jahren 2005/2006 haben die Mieten leicht von einem Niveau von 250 CHF auf gut 260 CHF zugelegt. Dieses Niveau konnte allerdings im letzten Jahr nicht gehalten werden. Die Angebotsmieten lagen 2008 wieder näher bei der alten Wegmarke von 250 CHF. Stunde der Wahrheit naht Credit Suisse Economic Research Der anhaltende Flächenrausch wird in Kombination mit der konjunkturellen Abschwächung die Produktivität weiter ausdünnen. Das dürfte allmählich Spuren bei den Detailhändlern hinterlassen, zumal die Zeiten überdurchschnittlichen Umsatzwachstums vorerst und vermutlich für längere Zeit vorbei sind. Im Jahr 2007 mussten bereits knapp ein Viertel der Einkaufszentren in Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 54 der Schweiz sinkende Flächenproduktivitäten hinnehmen. Die Tatsache, dass diese Entwicklung schon seit längerem im Gang ist, ist ein Indiz dafür, dass die Margen recht komfortabel waren. Die Rechnung wird jedoch je länger, je mehr nicht mehr aufgehen. Abbildung 48 Mietpreisentwicklung im mittleren Preissegment Abbildung 49 Mietpreisentwicklung im obersten Preissegment Angebotspreise in CHF pro Quadratmeter, 50%-Quantil Angebotspreise in CHF pro Quadratmeter, 90%-Quantil 300 280 500 50%-Quantil Gleitendes Mittel über 4 Quartale Gleitendes Mittel über 4 Quartale 480 260 460 240 440 220 420 200 2004 90%-Quantil 400 2005 2006 2007 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Immovista 2008 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Credit Suisse Economic Research, Immovista Als Folge werden nicht mehr nur die kleinen Läden aus dem Markt gedrängt werden. Es ist damit zu rechnen, dass auch unter grösseren Geschäften und selbst unter den bestehenden Einkaufszentren das eine oder andere die erforderlichen Rentabilitätszahlen nicht mehr liefern kann. Die Flächenanbieter werden sich entweder nach neuen Mietern umsehen oder zu Zugeständnissen bei den Konditionen bereit sein müssen, denn Mietinteressenten werden nicht mehr so zahlreich zur Verfügung stehen, dass Lücken rasch geschlossen werden können. Im Gegenteil, gewisse Flächen werden vorerst leer bleiben und die bereits bestehenden Überkapazitäten zusätzlich vergrössern. An Orten, wo die Flächenanbieter keinen äquivalenten Ersatz mehr finden, werden sie sich zwangsläufig mit verschlechterten Mieterqualitäten zufrieden geben müssen. Diese Entwicklung wird mit einer gewissen Verzögerung auf die Mietpreise durchschlagen. Wir erwarten, dass sich nur die erstklassigen Lagen diesem Trend halbwegs werden entziehen können. An übrigen Lagen ist künftig mit tendenziell sinkenden Mietpreisen und damit auch abnehmenden Renditen zu rechnen. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 55 Ausblick Verkaufsflächen 2009 Die Detailhandelsbranche steht 2009 an einem Wendepunkt. Bislang haben der Internationalisierungstrend im Detailhandel sowie der Konsumboom in der Hochkonjunkturphase die Nachfrage nach Verkaufsflächen ungeachtet grundsätzlicher struktureller Probleme im Detailhandel angeheizt. Beide Faktoren verlieren im laufenden Jahr an Momentum und dürften zu nachfragehemmenden Faktoren mutieren. Denn die Phase der Flächenexpansion wird kurzoder mittelfristig in eine Flurbereinigung münden, da das Umsatzwachstum langfristig mit der Flächenausweitung nicht mithalten kann. Gleichzeitig ist nach dem Ende der langen Phase der Hochkonjunktur mit einer Rückkehr der überdurchschnittlichen Umsatzzuwächse auf einen eher bescheidenen Wachstumspfad zu rechnen. Als Folge daraus wird die Suche nach Mietern künftig wieder um einiges anspruchsvoller werden. Angebotsseitig wird die Flächenexpansion vorerst noch weitergehen, da sich die geplanten Investitionen in Neu- und Umbauten auf hohem Niveau befinden. Die Zahl der grossen Projekte nimmt jedoch allmählich ab. Die Leerstände werden ihren sinkenden Trend im laufenden Jahr nicht fortsetzten können. Die positive Preisentwicklung bei den Toplagen dürfte sich abschwächen, 2009 allerdings weiterhin positiv bleiben. Dagegen dürfte im mittleren und unteren Preissegment das wachsende Überangebot zunehmend auf die Preise durchschlagen. Nachfrage, Angebot und Marktergebnis Nachfrage Ausgangslage Ausblick (Top-Standorte) (Top-Standorte) (Übrige) (Übrige) In Abschwungphasen wie der jetzigen hat sich der private Konsum jeweils als recht robust erwiesen. Trotz des für 2009 noch gedämpft freundlichen Ausblicks werden die Rahmenbedingungen für den Detailhandel viel anspruchsvoller. Die Zeiten, in denen sich problemlos neue Mieter für Verkaufsflächen fanden, gehen definitiv zu Ende. Gefragt bleiben dürften erstklassige Lagen, solche an Pendlerwegen sowie in etablierten Einkaufszentren. Angebot Die ungebremste Flächenzunahme konkurrenziert unverändert bestehende Standorte. Abgesehen vom Neubauvolumen trägt auch die Modernisierung im Bestand, welche in nicht wenigen Fällen Flächenerweiterungen vorsieht, zu einer Angebotsausweitung bei. Bis Ende 2010 ist mit einem anhaltenden Strom neuer Flächen zu rechnen, darunter auch noch das eine oder andere Einkaufszentrum. Die Flächenanbieter müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sie zunehmend eine sich verschlechternde Mieterqualität werden hinnehmen müssen. Marktergebnis (Preise) Nur die Toplagen dürften nicht Gefahr laufen, zwischen Hammer und Amboss von erwartetem Nachfragerückgang und fortgesetzter Angebotsausweitung zu geraten. Nach Abebben des Internationalisierungstrends im Detailhandel dürfte eine Flurbereinigung anstehen, welche zusätzliche Gründe für die Erwartung einer verhaltenen Mietpreisentwicklung liefert. Die Scherenbewegung der Preise an Top-Standorten und an eher peripheren Lagen wird sich weiter fortsetzen. Haupttreiber dürften Mietpreisrückgänge an zweitklassigen Lagen sein. Quelle: Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 56 Immobilien als Anlage Renditeentwicklung indirekter Immobilienanlagen 2008 Schwarzer Oktober belastet Performance 2008 Bis Ende September 2008 entwickelte sich die Gesamtrendite der Schweizer Immobiliengefässe angesichts der schwierigen Verhältnisse grösstenteils solide. Im letzten Quartal hingegen haben sich die rapide Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten sowie die Probleme von Finanzinstituten und Finanzmärkten auch auf die Immobilientitel ausgewirkt. Insbesondere die Immobilien-Aktiengesellschaften litten stark unter der rasanten Verschlechterung an den Aktienmärkten (Abbildung 50). Alleine im Oktober büsste der SWX Real Estate Index, in dem die Schweizer Immobiliengesellschaften zusammengefasst sind, um über 21% ein, da die panischen Aktienmärkte kaum noch Unterschiede zwischen Sektoren oder Regionen machten. Von dieser Rückstufung erholten sich die Immobilienaktien bis zum Jahresende nicht mehr, so dass sich die Gesamtrendite über das ganze Jahr 2008 auf -22.7% belief. Da ist es ein schwacher Trost, dass andere Anlageklassen teilweise noch stärker Federn lassen mussten. Der Swiss Performance Index verlor bis Jahresende 34% an Wert, der MSCI World gar 45%. Im Gegensatz dazu gelang es den Schweizer Immobilienfonds, sich knapp im positiven Bereich zu halten. Der SWX Immobilienfonds-Index, der alle börsenkotierten Schweizer Immobilienfonds enthält, erzielte eine Gesamtrendite von 0.5%. Die Immobilien-Anlagestiftungen (KGAST Immo-Index) haben sich dagegen auch 2008 kontinuierlich entwickelt und eine Gesamtrendite von 4.2% erzielt. Dies ist möglich, da die Anlagestiftungen nicht an der Börse kotiert sind und die Kursentwicklung deshalb vornehmlich der Immobilienrendite entspricht. Abbildung 50 Wertentwicklung der Schweizer Immobilienanlagegefässe 2008 und SPI Gesamtrendite in CHF; Index 1.1.2008 = 100 115 110 105 100 95 90 85 80 75 70 65 SWX Real Estate Index SWX Immobilienfonds Index KGAST Immo-Index Swiss Performance Index 60 01/08 02/08 03/08 04/08 05/08 06/08 07/08 08/08 09/08 10/08 11/08 12/08 01/09 Quelle: Datastream, Konferenz der Geschäftsführer von Anlagestiftungen, Credit Suisse Economic Research Immobilienfonds Durchzogene Performance der Schweizer Immobilienfonds 2008 Credit Suisse Economic Research Einmal mehr bewiesen die Schweizer Immobilienfonds 2008 ihren defensiven Anlagecharakter. Die tiefe Volatilität der Gesamtrendite lieferte den Investoren die gewünschte Stabilität für ein diversifiziertes Portfolio. Die vier grössten Fonds, welche fast die Hälfte der Börsenkapitalisierung ausmachen, haben dabei unterschiedliche Entwicklungen erlebt. Eine positive Gesamtrendite erzielten der UBS-Immobilienfonds Anfos (+8.0%) sowie die CS-Immobilienfonds Siat (+4.2%) und LivingPlus (+2.9%). Im Gegensatz dazu belief sich die Gesamtperformance des stärker in kommerziellen Bauten investierten UBS Sima auf -1.5%. Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 57 Gesunder Wohnflächenmarkt stabilisiert Immobilienfonds Dass sich die Schweizer Immobilienfonds im Vergleich zu anderen Anlageklassen trotz grossen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und sich verdüsternden Wirtschaftsprognosen stabil entwickelt haben, ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Der Schweizer Wohnungsmarkt, auf den ein substanzieller Teil der Fondsanlagen entfällt, befindet sich grundsätzlich in einem soliden Zustand. Die Leerstände sind 2008 zurückgegangen, das Mietpreiswachstum hat sich beschleunigt fortgesetzt, und die Preise von Renditeliegenschaften haben erneut angezogen. Für Stabilität sorgten in der aktuellen Phase der Verunsicherung zudem die strenge Überwachung der Fonds sowie die rechtlich festgeschriebene Rücknahmepflicht der Fondsanteile zum inneren Wert (unter Einhaltung einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist). Agios verringerten sich 2008 erneut merklich Da sich der Börsenkurs nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage richtet, weicht er bei Immobilienfonds vom inneren Wert der Fondsanteile, dem Net Asset Value (NAV), ab. Liegt der Börsenkurs über dem NAV, so spricht man von einem Agio oder auch von einem Aufpreis. Der langjährige Durchschnitt der Agios liegt bei rund 10%. Das Agio der grössten Schweizer Immobilienfonds hat sich in den letzten zwei Jahren zum Teil deutlich verringert (Abbildung 51). Der gewichtete Mittelwert der Agios liegt momentan bei 5% gegenüber 11% ein Jahr zuvor. Die Ausweitung des Fondsangebotes um die beiden neuen Titel Realstone Swiss Property und UBS Direct Commercial Plus mag allenfalls einen Einfluss gehabt haben. In erster Linie hat die Verunsicherung an den Finanzmärkten vor allem zu Beginn des 4. Quartals 2008 die Aufpreise kräftig reduziert. Zu einer Erholung kam es im November und Dezember 2008 im Zuge der aggressiven Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Da Immobilienfonds von ihrem Anlagecharakter am ehesten mit Obligationen vergleichbar sind, stehen sie mit diesen in einer Renditekonkurrenz. Im Gegensatz zu Obligationen überzeugen Immobilienfonds jedoch mit einer hohen Konstanz der Ausschüttungen. In Zeiten tiefer Zinsen sinken die Coupons der Obligationen weit unter die Ausschüttungsniveaus von Immobilienfonds, was letztere attraktiver macht. Diese Differenz wog umso mehr, als das Ende Jahr erreichte tiefe Zinsniveau kaum mehr weitere Kursgewinne von Obligationen erwarten liess. Abbildung 51 Agios/Disagios der grössten Schweizer Immobilienfonds (über 1 Mrd. CHF) Dezember 2008; linke Skala: Agio/Disagio des Börsenkurses zum NAV in %; rechte Skala: Net Asset Value in Mio. CHF Agio/Disagio in Prozent 2008 Agio/Disagio in Prozent 2007 Agio/Disagio in Prozent 2006 Net Asset Value in Mio. CHF 30% 25% 20% 6'000 5'000 4'000 3'000 10% 2'000 5% 1'000 0% 0 CS International CS 1a Immo PK UBS Anfos -1'000 CS Interswiss UBS Sima CS Siat -5% CS LivingPlus* 15% * Lancierung Dezember 2007 Quelle: Credit Suisse, Berichte der Immobilienfonds Immobilien-Aktiengesellschaften Kurse der ImmobilienAktiengesellschaften leiden Credit Suisse Economic Research Was für die Immobilienfonds gilt, behält auch für die Immobilien-Aktiengesellschaften seine Gültigkeit: Die Immobilien-Fundamentaldaten haben sich 2008 nicht gravierend verschlechtert. Dass die Immobiliengesellschaften im Durchschnitt dennoch eine stark negative Gesamtrendite verkraften mussten, hängt mit der grösseren Abhängigkeit von Fremdkapital sowie einer stärkeren Ausrichtung auf kommerzielle Immobilien und Entwicklungsprojekte zusammen. Der SWX Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 58 Real Estate Index, der die börsennotierten Schweizer Immobilien-AGs zusammenfasst, verlor 2008 22.7% an Wert. Die beiden grössten Schweizer Immobilien-Aktiengesellschaften PSP und Swiss Prime Site konnten sich dank der Fokussierung auf erstklassige Immobilien mit -4.3% respektive -6.7% am besten halten. Abbildung 52 Prämien/Discounts und NAV der Schweizer Immobilien-Aktiengesellschaften Dezember 2008, linke Skala: Prämie/Discount des Börsenkurses zum Net Asset Value in %, rechte Skala: NAV in Mio. CHF 60% 50% 40% 30% 20% 10% 3'000 2'500 2'000 1'500 1'000 500 0% -10% -20% -30% -40% -50% 0 -500 -1'000 -1'500 -2'000 -2'500 Prämie/Discount in Prozent Züblin BFW Liegenschaften USI Group Mobimo Orascom PSP Swiss Prime Site LO Holding Allreal PAX Anlage Warteck Intershop Net Asset Value in Mio. CHF Quelle: Credit Suisse, Geschäftsberichte der Gesellschaften Abschläge prägen das Bild bei den Immobilien-AGs Analog zu den Immobilienfonds spricht man bei den Immobilien-Aktiengesellschaften von einer Prämie (bzw. einem Discount), falls der Börsenkurs den Net Asset Value überschreitet (bzw. unterschreitet). Die durchschnittliche, gewichtete Prämie von 6.9% Ende 2007 hat sich entsprechend den fallenden Aktienkursen bei gleichzeitig stabilen inneren Unternehmenswerten bis Ende 2008 in einen mittleren Discount von -13.5% verkehrt, was ungefähr den Abschlägen in den Jahren 2002/2003 entspricht. Lediglich drei der zwölf börsengehandelten Immobilien-AGs – Intershop, Warteck und PAX-Anlage – wiesen noch eine Prämie auf (Abbildung 52). Abbildung 53 Internationale Wertentwicklung indirekter Immobilienanlagen Gesamtrendite in CHF, Index 1.1.2003 = 100 450 400 FTSE EPRA/NAREIT UNITED STATES FTSE EPRA/NAREIT JAPAN FTSE EPRA/NAREIT AUSTRALIA 350 FTSE EPRA/NAREIT HONG KONG 300 FTSE EPRA/NAREIT SWITZERLAND FTSE EPRA/NAREIT UK 250 200 150 100 50 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Datastream, Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 59 Blutbad bei den internationalen Indizes Viele ausländische Immobilienmärkte befinden sich momentan in einem schmerzhaften Deleveraging-Prozess zur Verkleinerung der Fremdkapitalquote. Die entsprechende Reduktion der Bilanzsumme zwingt die Immobilienakteure dazu, Immobilien zu verkaufen, was auf die Immobilienpreise drückt und wiederum die Schuldenquote erhöht – ein Teufelskreis. Die Kombination von Wertberichtigungen und sinkenden Mieterträgen wirkt sich in manchen Ländern verheerend auf die Gesamtrendite aus. Die Immobilienaktien-Indizes haben in den nach Marktkapitalisierung bedeutendsten Märkten Rückschläge von -37.4% (Japan) bis zu -63.4% (Grossbritannien) oder -66.5% (Australien) verkraften müssen (Abbildung 53). Verglichen mit der internationalen Renditeentwicklung nehmen sich die Renditeeinbussen der im EPRA/NAREIT Switzerland Index enthaltenen Schweizer Immobilien-Aktiengesellschaften bescheiden aus. Der besagte Index beschönigt jedoch die Gesamtperformance der Schweizer Immobilien-Aktiengesellschaften, da nur vier Titel, die rund zwei Drittel der Marktkapitalisierung abdecken, darin vertreten sind. Diversifikationseigenschaften von indirekten Immobilienanlagegefässen Beliebte Diversifikationseigenschaften von Immobilienanlagen Turbulente Entwicklungen an den Finanzmärkten haben Immobilien als attraktive Anlage wieder stärker in den Fokus der Anleger gerückt. Viele Investoren schätzen die kalkulierbaren Cashflows von Immobilienanlagen und investieren darum wieder vermehrt in dieses Anlagesegment. Immobilien sind heute in einem optimal strukturierten Portfolio nicht mehr wegzudenken. Von ihrem Rendite-Risiko-Profil her befinden sich Immobilienanlagen zwischen Aktien- und Obligationenengagements. Besonders geschätzt wird an Immobilieninvestments ihr Diversifikationseffekt. Denn dank ihrer geringen Korrelationen mit Aktien und Obligationen vermögen sie die Volatilität eines gemischten Portfolios erheblich zu reduzieren. Gemäss der modernen Portfoliotheorie entschädigt der Markt nur den Teil der Volatilität einer zusätzlichen Anlage, welcher mit dem bestehenden Portfolio nicht oder dann negativ korreliert ist. Anders ausgedrückt kann die Portfoliobeimischung einer Anlage mit sehr hohem Risiko das Gesamtrisiko eines Portfolios sogar verringern. Nämlich dann, wenn sich die beigemischte Anlage gegensätzlich verhält. Das Risiko eines Portfolios hängt einzig von der Korrelation der Wertpapiere untereinander ab. Korrelationen sind nicht zeitstabil Leider sind die Korrelationen nicht zeitstabil und unterliegen ähnlich wie Ertrags- und Risikokennzahlen massiven Schwankungen. Die zu Diversifikationszwecken einem Portfolio beigemischten Anlagen können sich vor allem in Stresssituationen plötzlich anders verhalten. Typischerweise gleicht sich das Verhalten der verschiedenen Anlageformen in Stressphasen einander an, wodurch der Diversifikationseffekt und damit die Diversifikationseigenschaften teilweise verloren gehen – just in dem Moment, in welchem sie am dringlichsten gebraucht werden. In der folgenden Analyse wurden verschiedene Anlageformen anhand historischer Daten dahingehend untersucht, ob sie sich in Stressphasen anders verhalten als in normalen Phasen. Als Untersuchungsobjekt dienten die wöchentlichen Gesamtrenditen der einzelnen Anlageformen über den Zeitraum von 1995 bis 2008. Immobilienfonds sorgen für Stabilität – auch in Stressphasen Die Varianz ist ein Mass für die Streuung der Anlagerenditen. Geringe Varianzen bedeuten eine hohe Konstanz der Renditen und sorgen für Stabilität, die von vielen Investoren sehr geschätzt wird. Je nach Betrachtungszeitraum kann sich die Varianz beträchtlich verändern. So hat sich die Varianz der beiden Aktienindizes in Stressphasen gegenüber den anderen Perioden verdreifacht. Die Volatilität der Immobilienaktien erhöht sich ebenfalls in Stressphasen, jedoch in geringerem Ausmass als bei den Aktienindizes. Die Immobilienfonds ihrerseits behalten ihre ausserordentlich tiefe Volatilität auch in Krisenzeiten bei und sorgen damit für Stabilität. Dieser Befund wird durch die Entwicklung der Immobilienfonds im schwierigen Börsenjahr 2008 bestätigt. Immobilienfonds verlieren ihren Diversifikationseffekt auch in Stressphasen nicht Die Korrelationskoeffizienten über den ganzen Zeitraum betragen zwischen Immobilienaktien bzw. -fonds und Schweizer Aktien gemessen am SPI niedrige 0.36 respektive 0.18. Die grosse Frage für den Investor ist jedoch, ob diese geringe Ähnlichkeit der Renditen in Krisenzeiten andauert oder ob es zu Korrelationsschocks kommt. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Korrelation sowohl von Immobilienaktien wie auch von Immobilienfonds in Stressphasen ansteigt, letztere jedoch nur geringfügig (Abbildung 54). Die Immobilienaktien zum Beispiel haben in normalen Wertentwicklungsphasen einen Korrelationskoeffizient zu den Schweizer Aktien von 0.27 aufgewiesen. In Stressphasen ist dieser allerdings auf 0.45 angestiegen. Der Korrelationskoeffizient der Immobilienfonds hat sich von 0.15 in normalen Phasen leicht auf 0.24 in Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 60 Stressphasen erhöht.7 Ähnliche Ergebnisse ergeben sich im Vergleich mit der Assetklasse Aktien Welt. Die Ergebnisse der Analyse lassen somit den Schluss zu, dass sich die Diversifikationseigenschaft von Immobilienanlagen in Stressphasen zwar verschlechtert, im Falle der Immobilienfonds jedoch weiterhin ein hoher Diversifikationseffekt bestehen bleibt. Abbildung 54 Korrelationen von Schweizer Immobiliengefässen mit anderen Anlageformen Korrelationskoeffizienten auf Basis von wöchentlichen Gesamtrenditen im Zeitraum 1995-2008 Normale Phasen ImmobilienakImmobilientien Schweiz fonds Schweiz Aktien Schweiz Aktien Welt Immobilienaktien Schweiz 1.00 Immobilienfonds Schweiz 0.09 1.00 Aktien Schweiz 0.27 0.15 Aktien Welt 0.24 0.07 0.52 1.00 -0.02 0.27 -0.09 -0.19 Obligationen Schweiz Mittlere Rendite pro Woche Varianz Wochenrenditen Stressphasen 1.00 0.34% 0.13% 0.60% 0.50% 0.06% 0.007% 0.046% 0.056% 0.003% ImmobilienakImmobilientien Schweiz fonds Schweiz Aktien Schweiz Aktien Welt Obligationen Schweiz 1.00 Immobilienfonds Schweiz 0.39 1.00 Aktien Schweiz 0.45 0.24 Obligationen Schweiz 1.00 0.028% Immobilienaktien Schweiz Aktien Welt Obligationen Schweiz 1.00 0.46 0.20 0.76 1.00 -0.25 -0.15 -0.51 -0.46 1.00 Mittlere Rendite pro Woche -0.24% 0.01% -1.18% -1.15% 0.21% Varianz Wochenrenditen 0.052% 0.006% 0.150% 0.159% 0.003% Legende: Stressphasen: 20.7.98-28.9.98, 28.8.00-17.9.01, 27.5.02-30.9.02, 2.12.02-3.3.03, 4.6.07-15.12.08. Immobilienaktien Schweiz: FTSE EPRA/NAREIT Switzerland; Immobilienfonds Schweiz: SWX Immobilienfonds Index; Aktien Schweiz: Swiss Performance Index; Aktien Welt: MSCI World. Quelle: Datastream, Credit Suisse Economic Research Spezielles Verhältnis von Immobilienfonds und Immobilienaktien Die beste Risikobeimischungseigenschaft weisen die Obligationen auf. Deren Korrelationsentwicklung zeigt gegenüber den meisten Anlageklassen eine gegenläufige Entwicklung, die sich in Stressphasen gar noch erhöht. Dies ist eine willkommene Eigenschaft, da der Diversifikationseffekt von Obligationen dann am grössten ist, wenn er am meisten benötigt wird. Interessanterweise erhöht sich die Korrelation zwischen Immobilienaktien und Immobilienfonds in Phasen der Marktanspannung. Sie hat im betrachteten Zeitraum in Stressphasen 0.39 betragen, verglichen mit 0.09 in normalen Phasen des SPI. Die kleineren Korrelationen lassen die Vermutung zu, dass die Investoren in normalen Zeiten eine genauere Unterscheidung innerhalb der Immobilienanlagen vornehmen, wogegen in Stressphasen die beiden Anlagegefässe vermehrt in denselben Topf geworfen werden. Nachhaltige Immobilien als neues Anlagethema Der Begriff der Nachhaltigkeit ist auch im Immobilien- und Bauwesen zu einer festen Grösse geworden. Immer zahlreicher wird die Liste der Konferenzen, Symposien und Beiträge, welche um das Thema der Nachhaltigkeit von Immobilien kreisen. Ursprünglich stammt der Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft und bezieht sich auf eine Bewirtschaftungsweise des Waldes, bei welcher nur immer so viel Holz geschlagen wird, wie nachwachsen kann, so dass sich der Wald laufend regeneriert. In diesem Sinn kennzeichnet Nachhaltigkeit ein System des langfristigen Gleichgewichts, das – mit Weitsicht betrieben – einen höheren Ertrag erwirtschaftet als bei einer reinen Renditemaximierung in der kurzen Frist. Entgegen der ursprünglichen 7 Die Erhöhung der Korrelation von Immobilienaktien/-fonds mit Aktienindizes in Stressphasen lässt sich bei Tagesrenditen ebenfalls beobachten. Bei Monatsrenditen lässt sich dagegen keine Verschlechterung der Diversifikationseigenschaften feststellen. Die Ergebnisse sind in Bezug auf die Definition der Stressphasen stabil. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 61 Vermutung vieler Investoren sind Nachhaltigkeit und Renditeoptimierung nicht zwingend zwei Ziele, die sich gegenseitig ausschliessen. Im Gegenteil, je länger der Betrachtungshorizont, umso mehr löst sich der vermeintliche Zielkonflikt auf. Nachhaltigkeit besitzt mehr als nur eine Dimension Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit wird meistens der Energiegedanke in den Vordergrund gestellt. Dies ist sicher nicht falsch. Die Nachhaltigkeit darf jedoch gerade im Bezug auf Immobilien nicht alleine auf diese Optik reduziert werden. Der Begriff umfasst weit mehr Dimensionen als nur diejenige eines nachhaltigen Energieverbrauchs, dem der Exkurs auf Seite 27 gewidmet ist. Im Vordergrund stehen ebenfalls die Verwendung von ökologischen Baumaterialien, die Nutzungsflexibilität der Gebäude, die Lage in Bezug auf die Infrastruktur sowie die Exponierung gegenüber Naturgefahren. Im Zentrum steht dabei die Optik der Werterhaltung bzw. Wertsteigerung. Eine Liegenschaft kann dann als nachhaltig gelten, wenn sie langfristig eine angemessene Rendite abwirft. Gerade heute zeichnen sich verschiedene bedeutende langfristige Veränderungen ab, welche erheblichen Einfluss auf den Wert einer Liegenschaft nehmen können. Immobilienbesitzer und -investoren müssen sich fragen, inwiefern die Veränderung des globalen Klimas, die hohe Volatilität der Energiepreise, die demographische Entwicklung sowie der Wandel gesellschaftlicher Normen die künftigen Rahmenbedingungen für Immobilien umgestalten. Es gilt zu klären, welche Merkmale von Immobilien in einer längerfristigen Perspektive im Vordergrund stehen werden. Von der Ausgestaltung dieser Merkmale hängt es ab, wie die einzelnen Immobilien in der Lage sein werden, angesichts der Veränderung der Rahmenbedingungen mit den sich ergebenden Chancen und Risiken umzugehen. Nachhaltigkeit und Immobilien Immobilien sind geradezu prädestiniert für einen nachhaltigen Ansatz. Kaum ein Gut ist durch eine so lange Lebensdauer charakterisiert wie Immobilien. Analog zur Bewirtschaftung von Wäldern lohnt sich deswegen für Immobilieninvestoren die langfristige Sicht. Der Wert einer Immobilie wird zu mehr als der Hälfte durch Erträge bestimmt, die ab einem Alter von 20 Jahren erwirtschaftet werden. Für die Investoren ist es demnach zentral, sicherzustellen, dass die Nutzleistungen der Immobilie auch dannzumal den Bedürfnissen der Nachfrager entsprechen. Die amerikanische Automobilindustrie, die auch langlebige Güter produziert, führt anschaulich vor Augen, wie brutal der Markt fehlende Weitsicht und die Vernachlässigung des Gedankens der Nachhaltigkeit plötzlich abstrafen kann. Schliesslich war schon vor Jahren abzusehen, dass sich die Gesellschaft aufgrund zunehmenden Umweltbewusstseins und steigender Energiepreise früher oder später sparsameren Automobilen zuwenden wird. Während mit entsprechendem Unterhalt die Lebensdauer und die Werthaltigkeit einer Liegenschaft auch nach der Bauphase noch massgeblich beeinflusst werden können, erfordert die Gewährleistung der Nachhaltigkeit schon zum Zeitpunkt der Konzeption eines Gebäudes, in welchem die wesentlichen Merkmale einer Immobilie festgelegt werden, weitsichtige Entscheidungen. Auf die massgeblichen Dimensionen bzw. Kategorien von Nachhaltigkeitsmerkmalen wird im Folgenden einzeln eingegangen. Im Rahmen eines interessanten Projektes hat das Center for Corporate Responsibility and Sustainability (CCRS) der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern diese Nachhaltigkeitsmerkmale operationalisiert und darauf basierend die Grundlagen für eine Bewertung von Immobilien unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit entwickelt. Flexibilität und Polyvalenz Credit Suisse Economic Research Ändernde Altersstrukturen, Familiengrössen, Branchenstrukturen oder Zonenordnungen fordern die Flexibilität einer Immobilie heraus. Ein Bauwerk, welches mit vertretbarem Mitteleinsatz an neue Bedingungen angepasst werden kann, darf folglich als nachhaltig bezeichnet werden. Die Organisation der Haustechnik, die Baustatik, die Raumhöhe und die Verlegungsweise von Kabeln und Leitungen sind alles Beispiele für Merkmale, welche über die Nutzungsflexibilität einer Liegenschaft entscheiden. Moderne Wohnungen sind heute dadurch gekennzeichnet, dass sich die tragenden Wände auf die Aussenwände sowie die Abgrenzung der Nasszonen beschränken. Im Rahmen der vorhandenen Wohnfläche geniesst der Besitzer die Flexibilität, neue Zimmer abzugrenzen oder solche aufzuheben, je nach den Bedürfnissen, welche seine Lebensphase erfordert. Die Möglichkeit, ein Gebäude oder eine Wohnung an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen, stellt eine Realoption dar, für welche auf Seiten der Nachfrager eine Zahlungsbereitschaft besteht und der folglich bereits zum Zeitpunkt der Erstellung ein positiver Wert zugeordnet werden kann. Flexibilität und Polyvalenz sichern also einerseits konkrete ökonomi- Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 62 sche und vor allem langfristige Wettbewerbsvorteile und minimieren andererseits den Aufwand und entsprechend die Umweltbelastungen, welche Umnutzungen auslösen. Für einen Investor kann es sich beispielsweise bereits bei der Erstellung einer Überbauung lohnen, grosse Wohnungen mit mehreren Nasszellen zu versehen, die bei späterem Bedarf eine Aufteilung in kleinere Einheiten zulassen. Die Anfangsinvestition mag sich dabei erst in einigen Jahren rentabilisieren. Wie Abbildung 55 zeigt, zeichnen sich gegenwärtig Verschiebungen im Preisgefüge der Mietwohnungen ab. Die Preise von 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen sind in den letzten vier Jahren stärker gestiegen als die Preise für Wohnungen ab 4 Zimmern. Hinter diesem Trend stehen eventuell nicht nur die geringere Angebotsausweitung kleiner Wohnungen oder der Effekt der Zuwanderung. Die strukturelle Veränderung der Wohnungsnachfrage könnte sich ebenfalls bereits in den Angebotspreisen niederschlagen. Abbildung 55 Unterschiedliche Preisentwicklungen nach Zimmerzahl Angebotspreise in CHF, indexiert 1. Quartal 2004 = 100 110 108 Alle Zimmergrössen 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 4 Zimmer 5 Zimmer 6 Zimmer 106 104 102 100 98 96 94 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Immovista, Credit Suisse Economic Research Wie im Kapitel über Wohnflächen ausgeführt wurde, werden Ein- und Zweipersonenhaushalte gemäss dem Haushaltsszenario des Bundesamts für Statistik bis 2030 um rund 34% zunehmen. Im Gegensatz dazu dürfte die Anzahl grösserer Haushalte mit mehr als vier Personen gar in absoluten Zahlen abnehmen. Die Herausforderung für die Bauherren liegt nun darin, Wohnungen so zu bauen, dass sie den sich ändernden Gegebenheiten Rechnung tragen und mit geringem Aufwand auf Präferenzänderungen hinsichtlich der Zahl der Räume reagieren können. Dabei ist gleichzeitig zu berücksichtigen, dass sich am Trend eines wachsenden Flächenverbrauchs pro Kopf kaum etwas ändern dürfte. In Zukunft werden also vermehrt grosse Wohnungen mit zwei und drei Zimmern nachgefragt werden. Mit anderen Massnahmen wie genügend grossen Zugängen und Türen oder Aufzugsmöglichkeiten in jedem Stockwerk lassen sich Wohnungen frühzeitig altersgerecht konzipieren. Ein derartiges Angebot vermag ein breiteres Nachfragespektrum zu erschliessen und erweist sich dadurch als robuster gegenüber Nachfrageverschiebungen. Flexibilität ist nicht nur im Hinblick auf Wohnflächen ein Thema. Bei kommerziellen Flächen ist die Fragestellung genauso aktuell. Im Fokus liegt dabei vor allem die flexible Gestaltung von Raumgrössen und -nutzungen. Ferner sollte auch die Transformation zwischen verschiedenen Nutzungsformen beachtet werden. In Anbetracht der sich ändernden Umstände kann zum Beispiel die Transformation eines Wohnhauses in ein Geschäftsgebäude oder umgekehrt eine lohnende Option darstellen. Lage und Infrastruktur Credit Suisse Economic Research Zwei Komponenten beeinflussen in erster Linie die Nachhaltigkeit einer Immobilie im Hinblick auf Lage und Infrastruktur. Zum einen werden steigende Energiepreise und Umweltschutzanliegen in Zukunft die Mobilität verteuern. Angesichts der fortschreitenden Arbeitsteilung wie auch Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 63 aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen wird der Stellenwert der Mobilität jedoch nichts von seiner Bedeutung einbüssen. Eine gute verkehrstechnische Erreichbarkeit mittels Individualverkehr wie auch mittels öffentlichem Verkehr wird als Lagemerkmal deshalb eine grössere Rolle spielen. Nur schon die demographische Alterung bewirkt eine Bedeutungsverschiebung, da im Alter Mobilitätseinschränkungen in Kauf zu nehmen sind, welche das Bedürfnis nach hochwertiger Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz schlagartig ins Zentrum rücken. Zum anderen dürfte sich auch die Konzentration von Infrastruktureinrichtungen und Arbeitsplätzen in den Zentren in Zukunft noch verstärken. Immobilien in abgelegenen Landstrichen verlieren dadurch an Attraktivität. Der Immobilienmarkt widerspiegelt diese graduelle Bedeutungsverschiebung des Standortes schon seit längerem. In verhältnismässig abgelegenen Gegenden wie dem Jura, dem Emmental, dem Toggenburg oder dem Glarner Hinterland sowie weiteren peripheren Regionen wurden in der Vergangenheit nur schwach spürbare Immobilienpreissteigerungen gemessen (Abbildung 56). Abbildung 56 Preissteigerungen von Einfamilienhäusern in den letzten 10 Jahren Standard-Einfamilienhäuser, Transaktionspreise, regionale Veränderung in Prozent zwischen 1998 und 2008 > 50% 35% - 50% 25% - 35% 20% - 25% 15% - 20% 10% - 15% 5% - 10% 0% - 5% < 0% Quelle: Wüest & Partner, Credit Suisse Economic Research Energieeffizienz Credit Suisse Economic Research Nachhaltige Bauten sind auch energieeffiziente Bauten. Das Reduktionspotenzial ist insbesondere im Gebäudesektor enorm, auf welchen rund 45% des Energieverbrauchs entfallen. Zudem können die anvisierten Reduktionsziele weitgehend mit den schon heute verfügbaren Technologien erreicht werden. Erst die hohe Volatilität der Energiepreise in den letzten Jahren hat die Marktakteure dazu bewogen, eine Reduktion der Energieabhängigkeit anzustreben. Geht man davon aus, dass die Globalisierung keine umkehrbare Entwicklung ist, dann ist längerfristig wieder mit steigenden Energiepreisen zu rechnen. Massnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden versprechen langfristig niedrigere Energiekosten sowie bessere Absicherungen gegen Preisschwankungen und Versorgungsengpässe. Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 64 Baumaterialien und Ressourcenaufwand Die Energieeffizienz beschränkt sich nicht nur auf den Betrieb und die Bewirtschaftung von Immobilien. Das Konzept der Nachhaltigkeit verlangt eine umfassendere Sichtweise, welche auch Baumaterialen sowie die für den Bau erforderlichen Ressourcen einbezieht. Das nachhaltige Bauen beginnt beim Ressourcenaufwand für die Baugrube und die Terraingestaltung, führt weiter über die Verwendung von geeigneten Baumaterialien und endet bei der Rückbaueignung des Gebäudes. Ein typisches Beispiel eines nachhaltigen Baumaterials ist der Recycling-Beton, bei dem Kies durch rezyklierte Baustoffe substituiert wird. Im Gegensatz dazu sind zum Beispiel Füllschäume oder schwermetallhaltige Baustoffe mit dem Prinzip möglichst geschlossener Kreisläufe nur schwer in Einklang zu bringen, ganz zu schweigen von möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Streng genommen ist die Nachhaltigkeit eines Gebäudes nur sichergestellt, wenn auch der versteckte Energieaufwand – die sogenannte "graue" Energie – einbezogen wird, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Montage und Entsorgung der einzelnen Baustoffe benötigt wird. Die Ökobilanz eines Gebäudes verschlechtert sich markant, wenn Baustoffe einen hohen Energieaufwand bei ihrer Erzeugung aufweisen oder aus entlegenen Gegenden herangeschafft werden müssen. Zur Veranschaulichung: Die graue Energie beträgt bei einer Leichtbauweise aus Holz maximal einen Drittel der grauen Energie eines Massivbaus mit Glasfassaden. Der Nachhaltigkeitsgedanke hat in der Schweiz auch bei Architekturwettbewerben Einzug gehalten. Mit den sogenannten SNARC-Kriterien lassen sich konkurrenzierende Projekte bezüglich Nachhaltigkeitskriterien systematisch vergleichen. Eine Besonderheit ist, dass Teilindikatoren addiert werden können. Beim Ressourcenaufwand werden zum Beispiel alle Teilindikatoren in Energieeinheiten (GJ) ausgewiesen, was einen direkten Vergleich ermöglicht. Naturgefahren Obwohl Naturereignisse grosse Schäden am Gebäudepark anrichten können, werden sie aufgrund ihrer kleinen Eintreffwahrscheinlichkeit oft nicht in genügendem Ausmass berücksichtigt. Infolge der Klimaerwärmung dürfte die Gefährdung durch Naturgefahren in Zukunft zunehmen. Insbesondere die Überschwemmungen im Sommer 2005 haben in der Schweiz bei Behörden und Bevölkerung zu einer Sensibilisierung betreffend Naturgefahren beigetragen. Die Erstellung und Verbesserung von Gefahrenkarten, die Bedrohungen durch Hochwasser, Lawinen, Erdrutsche und Felsstürze einschätzen, sind in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Bis Mitte 2008 sind gemäss dem Bundesamt für Umwelt Gefahrenkarten für die Hälfte der Schweiz erstellt worden, wobei die Verantwortung für den Vollzug im Aufgabenbereich der Kantone liegt. Bis 2011 soll die gesamte Schweiz durch Gefahrenkarten abgedeckt sein. Eine nachhaltige Zonenplanung bezieht die Gefahrenkarten ein, so dass der daraus resultierende Gebäudepark besser gegen Naturgefahren geschützt ist. Nachhaltigkeit und Rentabilität Eine nachhaltige Bauweise wird für Investoren insbesondere dann interessant, wenn sie wirtschaftlich ist, sprich die Rentabilität sichergestellt ist. Dies ist nur dann gewährleistet, wenn der Markt bereit ist für die Nachhaltigkeit einen Aufpreis zu bezahlen. Verschiedene Studien haben versucht, den Zusammenhang zwischen nachhaltigen Gebäuden und den auf dem Immobilienmarkt erzielten Preisen/Mieten quantitativ herzustellen. Die Studien beziehen sich zumeist auf die in den USA verwendeten Labels LEED und ENERGY STAR. Die beiden bekanntesten Studien finden positive Effekte auf die Mieteinnahmen zwischen 0% und 12% infolge einer Zertifizierung.8 Obwohl statistisch mit gewissen Vorbehalten hinsichtlich Stichprobengrösse und Datenqualität behaftet, liefern die Studien Evidenz dafür, dass sich Investitionen in die Nachhaltigkeit dank höheren Mieteinnahmen und Verkaufspreisen lohnen. Diese Resultate werden weiter gestützt durch eine von Jones Lang LaSalle9 2007 durchgeführte Umfrage bei Mietern von Geschäftsflächen. 70% der weltweit befragten Mieter erklärten, sie wären bereit, für nachhaltige Liegenschaften eine Prämie zu bezahlen, die in den seltensten Fällen jedoch höher als 10% ausfiel. Die bisher einzige Studie für die Schweiz ermittelte im Segment des selbstgenutzten Wohneigentums einen Aufpreis für Minergie-Einfamilienhäuser von rund 7% und einen Mehrwert von 3.5% für Eigentumswohnungen.10 Zumindest die im Rahmen der MinergieZertifizierung getätigten energiesparenden Investitionen werden vom Markt somit honoriert und entsprechend abgegolten. 8 Fuerst/McAllister (2008): Does it Pay to Be Green? Eichholtz/Kok/Quigley (2008): Doing Well by Doing Good? 9 Jones Lang LaSalle (2008): Global Trends in Sustainable Real Estate: An Occupier's Perspective. 10 Center for Corporate Responsibility and Sustainability (2008): Der Nachhaltigkeit von Immobilien einen finanziellen Wert geben – Minergie macht sich bezahlt. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 65 "Grüne" Immobilien als interessante Anlageform Für den renditeorientierten Investor spricht die oben genannte Evidenz dafür, dass sich nachhaltiges Bauen in höheren Miet- und Verkaufseinnahmen niederschlägt. Des Weiteren konnte in diesen Studien ebenfalls nachgewiesen werden, dass die Leerstände in nachhaltig konzipierten Gebäuden tiefer liegen. Darüber hinaus kann das Prestige eines nachhaltigen Gebäudes den Entscheid, nachhaltig zu bauen, ebenfalls positiv beeinflussen. Im Büroflächenbau muss sich in der Schweiz das nachhaltige Bauen noch durchsetzen; die Minergie-Zertifizierung zum Beispiel ist erst spärlich verbreitet. Enormes Potenzial für nachhaltige Investments Der Markt für nachhaltige Investitionen im Immobilienbereich steckt noch in den Kinderschuhen. Angesichts der Fülle anekdotischer Evidenz, welche den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Wertsteigerung bestätigen, und ersten Ergebnissen von quantitativen Studien beginnen sich die Investoren jedoch mehr und mehr für nachhaltige Investments zu interessieren. Das Potenzial ist in der Schweiz angesichts dessen, dass erst jeder zehnte Neubau und weit weniger als die Hälfte aller Sanierungen nach energieeffizienten Kriterien erfolgen, entsprechend gross. Per definitionem kann sich Nachhaltigkeit für den Investor nur langfristig auszahlen. In dieser Hinsicht deckt sich die Langfristigkeit der Performanceziele von nachhaltigen Immobilien mit dem langfristigen Anlagehorizont der institutionellen Anleger. Ausblick für Immobilienanlagen 2009 Düstere Wirtschaftsprognosen Das Jahr 2009 wird als Rezessionsjahr in die Geschichte eingehen. Der Schweizer Aktienindex nimmt die düsteren Aussichten bereits weitgehend vorweg. Zurzeit vermag noch kaum jemand die Dauer der Wirtschaftsschwäche vorherzusagen. Das Tempo und die weltweit hohe Synchronizität der Abschwächung lassen in Kombination mit weiteren erschwerenden Faktoren wie den Krisen auf ausländischen Immobilienmärkten, der Destabilisierung der Finanzmärkte und anhaltenden Wechselkursungleichgewichten die Hoffnung auf eine Erholung in weite Ferne rücken. Die Korrektur an den Aktienmärkten scheint jedoch zu weiten Teilen bereits erfolgt zu sein. Von einer im Jahresverlauf nicht auszuschliessenden Trendumkehr am Aktienmarkt würde auch die Performance der Immobilienaktien profitieren. Upside-Potenzial grösser als Downside-Potenzial Die Agios und Prämien von Immobilienanlagen befinden sich im langjährigen Vergleich auf sehr tiefen Niveaus. Bei den Immobilien-Aktiengesellschaften liegt im Mittel gar ein Discount vor, was bedeutet, dass der an der Börse bezahlte Preis unter dem Nettoinventarwert pro Aktie liegt. Der Markt rechnet dementsprechend mittelfristig mit einer Korrektur der Nettoinventarwerte. Insofern liegen 2009 die Risiken beim Investieren in indirekte Immobilienanlagen weniger bei der Entwicklung der Agios/Prämien als bei der Entwicklung der Immobilienwerte der Gesellschaften und Fonds. Eine Reduktion der Nettoinventarwerte ist nicht auszuschliessen; sie dürfte jedoch bei den Immobilien-Aktiengesellschaften nicht im Umfang der jetzt eingepreisten Abschläge stattfinden. Risiken für Immobilienanlagen vermehrt im kommerziellen Sektor Vorsicht ist in erster Linie bei denjenigen Anlagegefässen angebracht, die mehrheitlich in kommerzielle Flächen investieren. Deren Renditen dürften 2009 aufgrund steigender Leerstände, sinkender Mieteinnahmen und Bewertungsabschlägen unter Druck kommen. Allerdings darf hier nicht vergessen gehen, dass kommerzielle Mietverträge in der Schweiz häufig über eine Dauer von 10 Jahren abgeschlossen werden, was die Auswirkungen erheblich mildert. Unsicherheiten bei Anlagengefässen, die schwergewichtig in den Wohnflächenmarkt investieren, sind zwar ebenfalls vorhanden, aber um einiges geringer, da nicht mit einem Wegbrechen der Nachfrage zu rechnen ist. Konkurrenz durch attraktive Anfangsrenditen im Ausland Einer durchschlagenden Erholung der Schweizer Immobilienanlagen aufgrund der derzeit aussichtsreichen Bewertungsniveaus könnte die grosse Attraktivität ausländischer Immobilieninvestitionen im Wege stehen. Deren Anfangsrenditen sind aufgrund der hohen Preisrückgänge so hoch, dass die Renditedifferenzen (yield spreads) zur risikolosen Rate rund 150 bis 300 Basispunkte höher ausfallen als in der Schweiz. Dies dürfte dem Trend zur Internationalisierung der indirekten Immobilieninvestitionen, dem nur das Währungsrisiko entgegensteht, weiter Vorschub leisten. Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 | 66 Notizen Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Immobilien – Fakten und Trends 2009 Junge Bausubstanz und steuerbefreite Erträge? Der CS REF PropertyPlus bietet beides in einem. Private Banking U Investment Banking U Asset Management Investieren Sie jetzt in den Immobilienfonds Credit Suisse Real Estate Fund PropertyPlus. Mit dem Immobilienfonds Credit Suisse Real Estate Fund PropertyPlus (CS REF PropertyPlus) erhalten private wie institutionelle Anleger Zugang zu einem äusserst jungen, diversifizierten Portfolio hochwertiger Neubauten sowie zu Bauprojekten, die nachhaltige Wertschöpfung versprechen. Dazu bietet der Immobilienfonds den Investoren attraktive Steuervorteile: Ertragsausschüttungen aus direktem Grundbesitz unterliegen für Privatpersonen mit Schweizer Wohnsitz nicht der Einkommenssteuer. Ebenso ist der Wert der Fondsanteile für direkten Grundbesitz von der Vermögenssteuer befreit. 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Historische Performanceangaben sind keine Garantie für die zukünftige Entwicklung des Fonds. RZ_CS_Inserate_PropertyPlus_210x297_Jan_09.indd 1 23.1.2009 14:00:00 Uhr