Grundbedürfnis Wohnen
Transcription
Grundbedürfnis Wohnen
Grundbedürfnis Wohnen M 05 Vorbemerkung: Im grundlegenden Wirtschaftsunterricht an allgemeinbildenden Schulen stellt der Themenbereich „Bedürfnisse – Bedarf“ einen viel genutzten Einstieg dar, der (zu) oft auf rein theoretischer Ebene erfolgt. Wenn wir dieses Thema jedoch in ein Projekt – wie dies hier gezeigte - einbinden, dann können die abstrakten wirtschaftstheoretischen Sachverhalte mit konkreten Inhalten gespeist werden. Dies trägt nachgewiesenermaßen zu erhöhtem Lernerfolg bei. Dennoch zu Beginn der Versuch einer Begriffsklärung: In Wirtschaftslexika finden wir folgende Ausführungen: „Bedürfnis ist das Empfinden eines Mangels, verbunden mit dem Bestreben, ihn zu beseitigen. […] Mit dem Einkommen auszukommen, also gut zu wirtschaften, bedeutet, die Bedürfnisse nach der Notwendigkeit ihrer Befriedigung einzuteilen. Dass Existenzbedürfnisse dabei die erste Rolle spielen, versteht sich von selbst: Keiner kann leben, ohne zu essen.“ (Mühlbradt, F. W. (41996): Wirtschaftslexikon – Daten, Fakten und Zusammenhänge. Berlin, Cornelsen Scriptor) „Bedürfnis: die Empfindung eines Mangels und der daraus hervorgehende Wunsch, ihn zu beheben. Bedürfnisse sind subjektive Empfindungen, die Anlässe zu wirtschaftlichen Handlungen werden können.“ (Digel, W. (Hrsg.) (21992): Schüler-Duden Die Wirtschaft. Mannheim, Duden-Verlag) „Grundbedürfnisse, Existenzbedürfnisse, Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen, damit der Mensch sein Überleben sichern kann. Dazu zählen z. B. Ernährung, Unterkunft und Bekleidung, aber auch lebenswichtige Dienstleistungen wie Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Transportmittel, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, die eine Lebensqualität ausmachen, die mindestens erreicht werden sollte. Mit der Sicherung der Befriedigung der Grundbedürfnisse kann auch das Existenzminimum beschrieben werden.“ (Bauer, M. Dr. Hogen, H. (redaktionelle Leitung) (22004): Das Lexikon der Wirtschaft – Grundlegendes Wissen von A bis Z (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung), Mannheim, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG) Eine bekannte Klassifizierung der verschiedenen Bedürfnisse nach dem Grad der Dringlichkeit geht auf den Psychologen A. H. Maslow zurück. Grundbedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Soziale Bedürfnisse Bedürfnisse nach Wertschätzung Bedürfnisse nach Selbsterfüllung. In Wikipedia (Deutschland) wird u. a. ein moderner Ansatz der Begriffsklärung dargestellt: Grundbedürfnisse nach UN-Organisationen: 1. Die Mindestanforderung an privatem Verbrauch, d. h. Ernährung, Wohnung, Kleidung, Mobiliar und Haushaltsgegenstände Roland Dörfler Arbeit-Wirtschaft-Technik: Projekt Wohnen – Wunsch und Wirklichkeit M 05 Seite 1 Grundbedürfnis Wohnen 2. M 05 Elementare öffentliche Dienste wie Trinkwasser, Kanalisation, Verkehrsmittel, Gesundheitswesen, Bildungs- und Kultureinrichtungen Davon soll jedoch der Begriff Existenzbedürfnisse unterschieden werden, der sich auf die Bedürfnisse beschränkt, die existenznotwendig sind, also die Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Historische Entwicklung Seit Menschen mit Ackerbau begonnen haben, teilweise wohl auch vorher, leben sie in festen, unverrückbaren Behausungen, die man auch Wohnung oder Wohnsitz nennt. Eine solche Wohnung dient dem Schutz vor der Witterung, der Sicherheit, der Zubereitung und Lagerung von Nahrung, der Körperpflege, aber auch dem eigenen Gestaltungsspielraum und der Repräsentation. Der Geschichtsunterricht bietet zur projektartigen Zusammenarbeit vielfältige Ansätze: Wie lebten Höhlenbewohner? Wo gab es die ersten Häuser? Wie entwickelten sich Siedlungen und Städte bei uns / in den ersten Hochkulturen? Moderne Gesellschaft Über lange Zeiträume wurden Wohnungen fast ausschließlich von Familien bewohnt; erst in modernen industriellen und postindustriellen Gesellschaften breiten sich Einzelpersonenhaushalte, Wohngemeinschaften und ähnliche Wohnformen in größerem Umfang aus. Wohnungen können unter anderem sein: - ganze (Einfamilien-) Häuser, - Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (von sehr unterschiedlicher Größe und Struktur), - hausähnliche Strukturen wie Wohncontainer. Mobile Behausungen, die wie Zelte ab- und wieder aufgebaut werden, werden oft nicht als Wohnung in diesem Sinne angesehen. Die Wohnung als der persönliche Lebensbereich bildet einen Rückzugsraum gegenüber staatlicher Kontrolle und unterliegt in dieser Funktion dem Schutz des Grundrechts aus Art. 13 des Grundgesetzes. Wohnen und Arbeiten Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fanden Wohnen und Arbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft oder oft gar im gleichen Raum statt. Die landwirtschaftlich geprägte Struktur der Gesellschaft bedingte geradezu die Kongruenz von Wohnort und Arbeitsort. Mit zunehmender Spezialisierung der Berufs- und Arbeitswelt entwickelten sich getrennte Räume für Wohnen und Arbeiten. Dies wird besonders augenfällig durch Bezeichnungen wie „Industriegebiet“ und „HandwerkerRoland Dörfler Arbeit-Wirtschaft-Technik: Projekt Wohnen – Wunsch und Wirklichkeit M 05 Seite 2 Grundbedürfnis Wohnen M 05 zone“ einerseits und „Trabantensiedlung“, „Schlafdörfer“ oder „Wohnviertel“ andererseits. Die Trennung von Arbeiten und Wohnen bietet sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Schülerinnen und Schüler können hierzu eine tabellarische Gegenüberstellung anhand eigener Wohnsituation und eigener Zukunftswünsche erarbeiten: Vorteile Nachteile Wohnort und Arbeitsort liegen nah beieinander Wohnort und Arbeitsort sind räumlich weit voneinander getrennt Roland Dörfler Arbeit-Wirtschaft-Technik: Projekt Wohnen – Wunsch und Wirklichkeit M 05 Seite 3