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NEUE HILFE SONDERAUSGABE Arbeiten in den Osnabrücker Werkstätten Ausgabe Nr. 179 | Juni 2012 Mit den Assistenten in die Zukunft Gute Aussichten Jeder findet seinen Weg Arbeiten im Einklang mit der Natur Keine Zeit für Null Bock Die hohe Kunst des Umgangs EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, Leistung und Anerkennung werden in unserer Gesellschaft meistens über Arbeit und Berufstätigkeit bewertet. „Wer arbeitet, ist auch wer“, so sagt man. Arbeit zu haben, bedeutet mehr als Broterwerb, mehr als materielle Sicherheit. Arbeit macht unabhängig, Arbeit erfüllt, mit Arbeit erbringen wir unseren Beitrag zur Gesellschaft. Die HHO ist froh darüber, 3.400 Menschen mit und ohne Behinderung Arbeit geben zu können - gute und sinnvolle Arbeit. In dieser Ausgabe der Neuen Hilfe geht es speziell um Menschen aus den Osnabrücker Werkstätten. Die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Genauso tun das die vielen Mitarbeiter mit Behinderung, Behinderung schließt ausdrücklich das gleichberechtigte die den manchmal bequemen Platz in den Osnabrücker Arbeiten ein. Menschen mit Behinderung sollen nach ihren Werkstätten oder den OSNA Techniken verlassen, um auf Möglichkeiten – wie jeder Andere auch – ihren Arbeitsplatz ausgelagerten Arbeitsplätzen ihren Mann oder ihre Frau zu wählen können. Immer mehr Menschen mit Behinderung stehen. möchten außerhalb der Werkstätten arbeiten. Die Osna- In dieser Sonderausgabe der Neuen Hilfe ist von Men- brücker Werkstätten unterstützen sie darin. Intensiv wird an schen die Rede, die diesen Weg gehen. Sie werden von dieser Entscheidungsmöglichkeit gearbeitet. Bis zum Jahr jungen Menschen lesen, die sich schon während ihrer beruf- 2017 sollen 25 Prozent aller Arbeitsplätze außerhalb der lichen Bildung ihren Platz in einem Betrieb sichern. Sie lesen traditionellen Werkstattstandorte vorgehalten werden, so auch von einem beschäftigten Kollegen, der nach dreißig unser Ziel. Jahren den Schritt aus der Werkstatt wagte und sich einen Ich bin mir sicher, dass es Werkstätten für Menschen mit Berufstraum erfüllte. Behinderung auch weiterhin geben wird. Neben all unseren inklusiven Aufgaben werden wir weiterhin Menschen auch In dieser Neuen Hilfe erfahren Sie von den unterschied- in den Werkstätten individuelle Unterstützung geben. Mit lichen Möglichkeiten der Bildung, der Qualifikation, den unserer Assistenz können sie hier ihren wichtigen Beitrag vielfältigen Einsatzbereichen und natürlich der individuellen erfüllen. Begleitung durch unsere Mitarbeiter. Für immer mehr Menschen geht der Berufsweg aber hinaus aus der Werkstatt, hinein ins allgemeine Arbeitsleben. Hier Die in dieser Ausgabe beschriebenen Menschen sind warten unzählige Aufgaben auf sie. Mit unserer Hilfe können wichtige Schritte in die Inklusion und in die Zukunft der sie vieles leisten. Die Aufgaben auf dem ersten Arbeitsmarkt Osnabrücker Werkstätten gegangen. Alle – Beschäftigte und machen sie zu einem unverzichtbaren Teil des Gesamtpro- Mitarbeiter - haben dabei gewonnen und gewinnen jeden Tag zesses. Hier erfahren sie Wertschätzung und Bestätigung. auf’s Neue. Die gemeinsame Arbeit aller Menschen ist Teil unseres christlichen Leitbildes und sie stärkt das soziale Gefüge. Gehen Sie diesen Weg mit! Damit es gelingt, mehr Menschen mit Behinderung auf Plätze des ersten Arbeitsmarktes zu vermitteln, ist eine gewissenhafte Vorbereitung, Beratung und Begleitung nötig. Ihr Bei uns erledigen die Kollegen der Fachberatung Berufliche lntegration und der Berufsbildungsbereich diese wichtige Aufgabe. Hier wird ganz praktisch an und in der inklusiven Heiner Böckmann Arbeitswelt gearbeitet. Geschäftsführer 2 Editorial I N H ALT 5 FACHBERATUNG BERUFLICHE INTEGRATION Mit den Arbeitsassistenten in die Zukunft Manchmal gelingt ein Volltreffer 9 4 5 BERUFSBILDUNGSBEREICH Gute Aussichten für den Arbeitsmarkt Vielfalt von Gartenpflege bis Gardinen 6 7 nETZWERK OSNABRÜCKER WERKSTÄTTEN Hier findet jeder seinen Weg zum Knoten 8 ALLTAGSASSISTENTEN 11 Die Gespräche sind der schönste Teil der Arbeit 9 Sein Optimismus steckt alle an 10 ARBEITEN AUSSERHALB DER WERKSTATT 14 18 Arbeiten und leben im Einklang mit der Natur 11 Arbeit ist besser als ein Luxusschlitten 12 Keine Zeit für Null-Bock 13 Zufrieden in einem gelben Meer von Tüten 14 Die Zusammenarbeit lernen und ausbauen 15, 16 Zurück auf den ersten Arbeitsmarkt 16 Der gute Übergang zum ersten Arbeitsmarkt: Budget für Arbeit 17 Die hohe Kunst des Umgangs studieren 18 Arbeit auf Augenhöhe 19 Mit Fleiß und Büffeln zum Verkäufer Integrationsunternehmen 20 Er ist der Mann für Haus und Garten 21 Flexibel, begleitet und gut in der Gruppe Außenarbeitsgruppe 22 Wenn Menschen und Arbeit zusammen passen 22 INTENSIVFÖRDERUNG UND MEHR Schubkarre fahren will gelernt sein Ein Wechsel bietet neue Chancen 21 23 23 Inhalt 3 Fachberatung Berufliche Integration Mit den Arbeitsassistenten in die Zukunft Anpacken und Mithelfen ist für Arbeitsassistent Carsten Wenker (re.) selbstverständlich Ulrike Florin, Markus Welz, Claus Jacobj, Gerhard Paul, Manfred Ende und Carsten Wenker sind Mitarbeiter der Osnabrücker Werkstätten, aber ihr Arbeitsplatz ist meistens woanders. Die Mitarbeiter der Fachberatung Berufliche Integration sind Tag für Tag unterwegs. Sie besuchen die beschäftigten Mitarbeiter, die außerhalb der Werkstätten tätig sind, sie führen einen regen Austausch mit den Unternehmen, sie sind spontan, immer erreichbar und kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Nicht zuletzt sorgen die Mitarbeiter dafür, dass das angestrebte Ziel, nämlich in den nächsten fünf Jahren 25% aller Arbeitsplätze auszulagern, erreicht wird. Sie arbeiten mit viel Einsatz daran, der Inklusion in der Arbeitswelt näher zu kommen. Immer mehr Menschen mit Behinderung möchten so FBI-Arbeit schließt natürlich auch die Unternehmen ein. arbeiten, wie auch Menschen ohne Behinderung. Laut UN Markus Welz, Leiter der FBI, fasst die Vorteile zusammen: Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung ist Passgenaue Bewerberauswahl die Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, kein Wunsch- Intensive Einarbeitung und gegenseitiges denken, sondern Ziel gesellschaftlichen Handelns. Deshalb Kennenlernen bei einem unverbindlichen Praktikum die Mitarbeiter werden während und nach dem ist die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung ein wichtiges Ziel. Die sechs Mitarbeiter der Fachberatung Praktikum begleitet, auch in Krisen stehen die Berufliche Integration übernehmen die Aufgabe. Sie machen Mitarbeiter der Fachberatung zur Verfügung wenn nötig ist die FBI bei einer Anpassung des Menschen mit Behinderung für ihre Arbeit außerhalb der Werkstätten fit und stellen die Kontakte zwischen ihnen und Arbeitsplatzes behilflich während des Praktikums bzw. der Tätigkeit auf einem den Unternehmen her. Die Arbeit der FBI läuft also mehrgleisig, immer zum Nutzen der Mitarbeiter und der Firmen. „Die Arbeitsplätze außerhalb der Werkstätten ermöglichen ausgelagerten Arbeitsplatz sind die Mitarbeiter durch die Osnabrücker Werkstätten sozial- und unfallversichert. die FBI informiert über Fördermöglichkeiten und andere allen eine breite Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten“, sagt Uwe Bergfeld. Schließlich liegt die Bedeutung auch darin, den Hilfen für Arbeitgeber, wenn diese Menschen mit Wandel der Beschäftigung in den Osnabrücker Werkstätten zu Behinderung einstellen gestalten, also: für die Zukunft gut aufzustellen. „Wahrscheinlich ist der flexible Einsatz als Arbeitsassistent Die Menschen mit Behinderung sind in der Lage, viele Auf- nicht jedermanns Sache. Für mich ist die Arbeit genau die gaben in einem Betrieb zu übernehmen. Es kommt auf die richtige“, sagt Gerhard Paul. Spontane Einsatzbereitschaft, richtige Vorbereitung und die Begleitung an. Beides überneh- gutes Zeitmanagement, Menschenkenntnis und Geduld men die Mitarbeiter der Fachberatung. zeichnen die Tätigkeit der Arbeitsassistenten aus. Zielgerichtet, beharrlich und motivierend sind auch Krisen zu überwinden. Bislang habe sich jede Anstrengung gelohnt, versichern alle Arbeitsassistenten. Die FBI-Kollegen erfahren täglich in den Betrieben viel Zuspruch, immer wird ihnen bestätigt, dass die Beschäftigten aus den Osnabrücker Werkstätten außerordentlich motiviert und zuverlässig arbeiten. Häufig wird von einem positiv veränderten Betriebsklima und gestärkter Kollegialität berichtet. HHO Direkt Ein Team für gleichberechtigtes Arbeiten, die Mitarbeiter der FBI Manfred Ende, Ulrike Florin, Markus Welz, Carsten Wenker, Gerd Paul und Claus Jacobj. Schnuppertage bei der FBI „Mehr Menschen mit Behinderung als früher sind heute in der Lage, eine Tätigkeit auf einem individuell angepassten Arbeitsplatz außerhalb der traditionellen Werkstätten auszufüllen“, sagt Markus Welz, Leiter der Fachberatung Berufliche Integration. Dabei werden sie von den Mitarbeitern der FBI beraten und begleitet. Alle Mitarbeiter, die Interesse an der Tätigkeit der Arbeitsassistenten haben, sind zu Schnuppertagen eingeladen. Nach individueller Absprache lernen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Arbeitstag die Abteilung kennen, weitere Informationen sind inbegriffen. Terminabsprachen erbittet: Ein Arbeitsassistent lernt ständig dazu. Manfred Holtgreve (li.) zeigt Gerd Paul wie man ein Hufeisen präpariert. Markus Welz Tel. 05 41 / 76 02 84 - 21 E-Mail [email protected] Als Arbeitsassistent unterwegs Manchmal gelingt ein Volltreffer Ein normaler Arbeitstag: zuerst wird ein Pferd beschlagen, danach geht es mit der Ameise nach Italien. Unmöglich? Im Berufsleben von Gerd Paul ist (fast) alles möglich. Das liegt daran, dass er als Arbeitsassistent im Einsatz ist und Menschen mit Behinderung bei ihrer Tätigkeit außerhalb der Werkstatt begleitet. Deshalb erlebt Gerd Paul auch tagtäglich die unterschiedlichsten Einsätze und das Wichtigste: seine Gespräche mit Menschen mit und ohne Behinderung führen zur Gleichberechtigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. „Mein größter Erfolg ist dann, wenn sich Menschen mit Die nächste Station für Gerd Paul ist die Firma Tetra. Der Behinderung an ihrem neuen Arbeitsplatz wohl fühlen“, Fischfutterhersteller ist seit langem ein guter Auftraggeber sagt Gerd Paul. Dieses Erfolgserlebnis stellt sich zum Glück für die Osnabrücker Werkstätten. Jetzt gelang es dem FBI- häufiger ein, deshalb liegt der nächste Satz nahe: „Ich freue Mitarbeiter Carsten Wenker, dort einen ausgelagerten Arbeits- mich jeden Tag über meine Entscheidung, Arbeitsassistent zu platz für Stephan Pehlegrimm einzurichten. werden.“ Die Verbindung zwischen pädagogischen Aufgaben Bei seinem Besuch wird Gerd Paul nach „Italien“ geschickt. und Kontakten zum Handwerk haben Gerd Paul vor einem Damit ist das Regal für Südeuropa gemeint, hier arbeitet Jahr bewogen, sich beruflich neu zu orientieren. Der gelernte Stephan Pehlegrimm gerade. Mit der „Ameise“, dem Hub- Holztechniker arbeitete zuvor zehn Jahre in der Gruppenlei- wagen, bestückt der Beschäftigte das Hochregallager. „Hast tung der Osnabrücker Werkstatt Schledehausen. Er qualifi- du deinen Urlaub genommen? Gibt es Probleme?" Gerd Paul zierte sich zum Jobcoach und ist seitdem als FBI-Mitarbeiter spricht mit dem 32-Jährigen, zwischenmenschliche Themen auf vielen Arbeitsfeldern tätig. Betrieben, Beschäftigten sind eingeschlossen. Auch Tetra-Gruppenleiter Gerhard und Angehörigen Hilfe anbieten und begleiten – akquirieren, Haarhuis wird befragt, das Arbeitsprotokoll entsprechend überzeugen, motivieren - so lautet zusammengefasst seine ergänzt. Bei Tetra sind alle zufrieden, besonders Stephan. Arbeitsbeschreibung. „Es kommt eben darauf an, für jeden Menschen den richtigen Platz zu finden“, freut sich Gerd Paul. Im Alltag sieht das zum Beispiel so aus: Gerd Pauls erster Termin führt auf den Reiterhof von Elke Fiedler. Der Meller Hufschmied Jürgen Rabe ist dort. Fünf Pferde erhalten an diesem Vormittag ihre „Fußpflege“, das heißt, neue Hufe. Allerdings hat der Arbeitsassistent weniger die Therapiepferde im Blick, sondern Manfred Holtgreve. Auch der beschäftigte Mitarbeiter ist vor kurzem neu gestartet. 30 Jahre lang arbeitete Manfred Holtgreve in den Werkstätten Melle und Schledehausen. Ein Gespräch bei der Firma Tetra: Arbeitsassistent Gerd Paul (re.) besucht Stephan Pehlegrimm (li.) und Tetra-Gruppenleiter Gerhard Haarhuis. Gerd Paul vermittelte ihm den ausgelagerten Arbeitsplatz bei Hufschmied Jürgen Rabe und damit gelang dem Arbeitsassistenten, Manfred Holtgreve und Jürgen Rabe gleichermaßen ein Volltreffer. 5 „Perspektive - Allgemeiner Arbeitsmarkt“ Gute Aussichten für den Arbeitsmarkt Nach der Schule beginnt das richtige Leben: endlich Geld verdienen, ein eigenständiges Leben führen und für sich selbst sorgen können. Für die Schulabgänger, die im August diesen Weg beginnen, stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gut - auch für die Schulabsolventen mit sonderpädagogischem Förderbedarf! Ihr Programm für die Zukunft heißt „Perspektive - Allgemeiner Arbeitsmarkt“. Abschluss an der Förderschule, dann in den Berufsbildungsbereich (BBB) der Osnabrücker Werkstätten und danach in die Werkstatt!? So kann der Weg in das Arbeitsleben aussehen – muss aber nicht. Der Berufsbildungsbereich der Osnabrücker Werkstätten und die Fachberatung Berufliche Hauswirtschaft ist ein Bereich der beruflichen Bildung. Integration (FBI) bieten zwei Wege an. Einer führt direkt auf den Arbeitsmarkt. Das Ziel des BBB und der FBI ist bekannt: es lautet Inklusion und Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Das schließt die berufliche Bildung von Anfang an ein. So bieten die Osnabrücker Werkstätten neben dem BBB in der Werkstatt, der natürlich auch Erprobungen und Langzeitpraktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt anbietet, auch die Möglichkeit der betrieblichen Berufsbildung. Unter dem Namen „Perspektive - Allgemeiner Arbeitsmarkt“ entwickelten die Mitarbeiter dieser Fachbereiche ein zukunftsweisendes Projekt. Gartenarbeit will gelernt sein. Dieser Bereich gehört zur beruflichen Bildung. Berufliche Bildung im Betrieb geht so: 6 Schon in der Abschlussstufe der Förderschule haben die soll nach der Beruflichen Bildung möglichst direkt auf den Berufseinsteiger den ersten Kontakt zu den Mitarbeitern des allgemeinen Arbeitsmarkt führen. BBB und der FBI. Diese stellen ihnen das neue Projekt vor. Während der gesamten Zeit der Betrieblichen Bildung werden Gemeinsam wird überlegt, wie der weitere Weg aussehen die Teilnehmer von den pädagogischen Mitarbeitern beglei- kann. Nach dem Schulabschluss durchläuft der Teilnehmer tet. Für jeden einzelnen wird ein Bildungskonzept erarbeitet, das sogenannte Eingangsverfahren. In dieser Zeit werden die dass den persönlichen Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Stärken, die Schwächen und ganz besonders die Wünsche So gut auf die Arbeitswelt vorbereitet, steigen die Chancen der Teilnehmer erfasst. Am Ende dieser Zeit stehen die Kom- für jeden und für gleichberechtigtes Arbeiten von Menschen petenzanalyse und ein individueller Eingliederungsplan. Nach mit und ohne Behinderung. dem neuen Modell sind die Teilnehmer der Betrieblichen Angst vor dem Scheitern der Beruflichen Bildung im Betrieb Berufsbildung von Beginn an in Betrieben des allgemeinen sollte niemand haben, versichern Manfred Ende, FBI, und Arbeitsmarktes tätig. Mit Praktikumsvorbereitungen und ge- Markus Rettig, BBB. Denn die Maßnahmen zur Beruflichen zieltem Training, das auch den Aufbau sozialer Kompetenzen Bildung, sowohl im Betrieb, wie auch in der Werkstatt, sind einschließt, werden die Teilnehmer für ihren Platz in einem flexibel und sicher. Das heißt: jeder Teilnehmer, der den Betrieb fit gemacht. Ansprüchen des allgemeinen Arbeitsmarktes auf Dauer nicht Im ersten Jahr des BBB geht es zur Orientierung in verschie- gewachsen ist, kann problemlos in den BBB der Werkstatt dene Betriebspraktika. Hier wird intensiv in die Arbeitswelt wechseln und hat dort die Möglichkeit, später im Bereich geschnuppert und die Interessen und Fähigkeiten werden seiner Wahl in den Osnabrücker Werkstätten zu arbeiten. weiter ausprobiert. Im zweiten Jahr wird an einem dauerhaf- Auch umgekehrt ist dieser Weg auf den allgemeinen Arbeits- ten Praktikumsplatz gezielt geschult und trainiert. Dieses markt offen. Arbeitsplatz in der Hausmeisterei Vielfalt von Gartenpflege bis Gardinen Rasenmähen am Kastanienhof macht am meisten Spaß. Aber das Einsatzfeld von Marcel ist breit gefächert. Marcel Schütte hat seinen Arbeitsplatz im Kastanienhof in Hilter. Er hat das Zeug mehr zu leisten, als in der Werkstatt verlangt wird. Marcel packt gern an und handwerklich ist ihm kaum etwas zu schwer. Deshalb ist er in der Hausmeisterei der Senioreneinrichtung am richtigen Fleck. Hier schließt er das zweite Jahr seiner beruflichen Bildung ab. Im ersten Jahr des Berufsbildungsbereiches hatte er Engagement und gute Leistung gezeigt. Als der Kastanienhof anfragte, ob auch im Hausmeisterbereich Unterstützung durch die Osnabrücker Werkstätten möglich sei, wurde Marcel Schütte dafür ausgewählt. Hier konnte der 20-Jährige mit seinem Können und seiner Einsatzbereitschaft überzeugen. „Wenn ich nicht da bin, übernimmt Marcel die Vertretung. Ich kann mich voll auf ihn verlassen“, sagt Hausmeister Peter Riesberg. Wenn es im Haus „brennt“, ist Marcel genau wie sein Chef immer per Handy erreichbar. Zimmer renovieren, Abflüsse säubern, Gardinenleisten anbringen, den Hof fegen – vieles ist in einem großen Haus zu erledigen – und Rasen mähen, die Lieblingsarbeit von Marcel Schütte. Auch Ärzte- und Besorgungsfahrten übernimmt der Berufseinsteiger gern. Mit 17 Jahren hat er seinen Führerschein gemacht. Deshalb ist er auch mobil einsetzbar und eine wichtige Stütze für Hausmeister Riesberg. An jedem Tag schreibt Marcel in Stichworten auf, wo er Das Arbeitsprotokoll muss sein. Mit Hausmeister Peter Riesberg bespricht Marcel Schütte seine Aufgaben. eingesetzt wurde, was er gemacht und was er Neues gelernt hat. Diese Aufgabe gehört zwar nicht zu den Favoriten, aber Für den künftigen Hausmeisterassistenten ist die Arbeit im Peter Riesberg legt großen Wert darauf. Diese Arbeitsproto- Kastanienhof das Selbstverständlichste der Welt. Eine Werk- kolle werden freitags während des Berufsschultages in der stattarbeit kommt ihm nicht in den Sinn. Mit Manfred Ende Werkstatt Hilter oder bei den Besuchen von Manfred Ende hofft er darauf, dass alles so gut weiter läuft under dauerhaft oder Ulrike Florin gemeinsam besprochen. Die Arbeitsassi- im Kastanienhof bleiben kann. Die Chancen stehen gut, denn stenten sind Partner für Marcel Schütte und seine Eltern, Hausmeister Peter Riesberg möchte auf Marcel, seine rechte auch für Peter Riesberg und die Leitung des Kastanienhofes. Hand, nicht mehr verzichten. Keine Angst vor dem Verteilerkasten. Marcel Schütte kennt sich aus. 7 Netzwerk Osnabrücker Werkstätten Hier findet jeder seinen Weg zum Knoten Ein Netzwerk hält zusammen, es unterstützt, bietet Sicherheit und Verankerung. Netze sind auch beweglich, sie können sich zu vielen Seiten frei entwickeln. Veränderungen machen Netzwerken nichts aus, sie richten sich flexibel aus. Ein Netzwerk ist tragfähig und ist es eng genug geknüpft, fällt niemand hindurch. Die Osnabrücker Werkstätten sind ein solches Netzwerk. Sie sind weit mehr als nur Arbeitsstelle für rund 2.000 Menschen mit Behinderung. Die Osnabrücker Werkstätten entwickelten sich zu einem Zentrum für berufliche Rehabilitation – zu allen Seiten verknüpft. Vor gut 50 Jahren wurden die Osnabrücker Werkstätten Der Knotenpunkt „Berufliche Bildung“, vermittelt direkt gegründet. Sie waren die „Beschützenden Werkstätten“. nach der Schule in Betriebspraktika. Wer sich weiterbilden Selbstverständlich stehen auch heute die Menschen mit möchte, nutzt das Kurssystem der Beruflichen Bildung. Behinderung unter unserem Schutz, allerdings verhindert ein Natürlich werden auch die Menschen gefördert, die wegen zu enger Schutz häufig die Entfaltung. Heute entscheiden der Schwere ihrer Behinderung keine Voraussetzung für die Menschen mit Handicaps selbst, wie und wo sie arbeiten den Berufsbildungsbereich und die Arbeit in der Werkstatt wollen. Sie möchten möglichst viel aus ihrem Leben machen, erfüllen. Das Netzwerk „Bildung“ führt in Integrationsunter- sich weiterbilden und qualifizieren. Immer mehr Menschen nehmen und im besten Fall zu einem festen Arbeitsvertrag. möchten ihren Platz außerhalb der Osnabrücker Werkstätten Menschen mit Behinderung sind mitten im Netzwerk und finden. Die Osnabrücker Werkstätten gehen diesen Weg mit. wählen die für sie passenden Verknotung. Und das Netzwerk Der führt zu Praktika in Betrieben, ausgelagerten Arbeits- ist absolut sicher: Sollte ein Knoten nach dem Andocken plätzen und im Idealfall zu einem sozialversicherungspflich- doch nicht passen, gibt es immer einen Weg zurück. tigen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Menschen mit Behinderung haben das Recht auf eine angemessene Was bringt ein Netzwerk ohne den Anschluss an andere? berufliche Bildung,“ sagt Uwe Bergfeld. Dieses Recht zieht Viele Partner in der Wirtschaft und Dienstleister greifen un- sich durch das gesamte Arbeitsleben. „Lebenslanges Lernen sere Verstrebungen auf und führen sie weiter. In den Firmen sichert zumindest den Erhalt der Fähigkeiten“, so der Be- sind die Mitarbeiter aus den Osnabrücker Werkstätten gern reichsleiter Arbeit. gesehen. Sie entlasten den Mitarbeiterstamm, sie stärken In den Osnabrücker Werkstätten entsteht ein weit verzweigtes Netzwerk der beruflichen Rehabilitation. Stabiler den Gemeinsinn und ganz nebenbei wird die Schaffung der Arbeitsplätze gefördert. Knoten ist die Fachberatung Berufliche Qualifikation, als Für die Beschäftigten ergeben sich eine neue Vielfalt an langfristiger Partner der Menschen mit Behinderung und Arbeitsmöglichkeiten und für die Unternehmen häufig logi- der Unternehmen. Ihr Ziel sind Arbeitsplätze außerhalb der stische Vorteile, wenn Arbeiten direkt vor Ort erledigt werden. Werkstätten. Zum umfassenden Netzwerk gehören auch externe Bildungsträger wie Volkshochschulen. Auch hier geht es um die Vielfalt der Bildung, die über die Möglichkeiten der Osnabrücker Werkstätten hinausgeht. Das Gesamtwerk der Vernetzung überzeugt durch seine unterschiedlichen Verknüpfungen. Jeder Mensch mit Behinderung findet garantiert den „Knoten“ seiner Wahl, der genau zu seinen individuellen Fähigkeiten passt. Dreh- und Angelpunkt der beruflichen Arbeit für Menschen mit Behinderung ist die Werkstatt. Hier wird weit über das Fachliche hinaus gefördert. 8 Qualifizierung zum Alltagsassistenten Ulrike Florin besucht die künftige Alltagsassistentin Manuela Börnhorst regelmäßig an ihrem Arbeitsplatz in der Blomberg Klinik. Die Gespräche sind der schönste Teil der Arbeit Manuela Börnhorst deckt gemeinsam mit einer Fachkraft die Tische im Wohnbereich II der Blomberg Klinik in Bad Laer. Beide arbeiten gewissenhaft und konzentriert. Bald kommt für Manuela der schönste Teil der Arbeit, dann nämlich, wenn die Bewohner zum Frühstücken kommen. Man unterhält sich und Manuela bekommt manches Dankeschön für ihre Hilfe. Manuela Börnhorst qualifiziert sich zur Alltagsassistentin. In der Senioreneinrichtung hat sie die Aufgabe ihrer Wahl gefunden. Mit Manuela Börnhorst gehen weitere elf Menschen mit Behinderung neue berufliche Schritte der Inklusion. Sie möchten Alltagsassistent werden. Sie arbeiten in Senioren- oder Wohnheimen, in Werkstätten und überall dort, wo sie mit ihrer Arbeit das Fachpersonal bei der Betreuung von Menschen unterstützen können. Manuela Börnhorst hatte schon immer einen Wunsch für ihr Während des Schulungstages wird die vergangene Arbeitswo- Berufsleben: „Ich möchte gern mit Menschen zusammenar- che gemeinsam besprochen, jeder lernt von den Erfahrungen beiten.“ Die 22-Jährige bewarb sich im zweiten Jahr der be- des Anderen. Dieser Tag bedeutet nicht allein Unterricht, ruflichen Bildung um einen Qualifizierungsplatz zum Alltagsas- sondern vor allem Motivation. Die Inhalte der Qualifizierung sistenten. Ein vierwöchiges Praktikum gab ihr vor Beginn der werden auf die individuelle Leistungsfähigkeit der Teilnehmer Qualifizierung die Gewissheit, dass dieser Schritt richtig ist. abgestimmt und der Einsatz des Alltagsassistenten und der An vier Tagen in der Woche arbeiten die künftigen Alltag- Umfang der Arbeit auch mit den Arbeitgebern besprochen. sassistenten an ihren Arbeitsplätzen. Einmal wöchentlich Schließlich sollen alle – die Einrichtungen, die betreuten werden sie von Ulrike Florin, Leiterin der Qualifizierung, und Menschen und die Alltagsassistenten – vom Einsatz profitie- Praktikantin Svenja Kluge besucht. Dann wird in Ruhe alles ren. „Wir achten darauf, dass jeder Beschäftigte zu seiner besprochen, was sich am Arbeitsplatz ereignet hat, was gut Aufgabe passt und umgekehrt", sagt Ulrike Florin. und was weniger gut gelaufen ist. „Ulrike und Svenja nehmen sich Zeit für mich und ich lerne unglaublich viel“, sagt die künftige Alltagsassistentin Manuela Börnhorst. Interessiert? Einmal in der Woche treffen sich die Qualifizierungsteilnehmer zum theoretischen Unterricht in der Werkstatt Sutthausen. Unter der Leitung von Ulrike Florin und weiterer interner Referenten lernen die zukünftigen Alltagsassistenten, wie sie die Fachkräfte bei ihren Tätigkeiten unterstützen und den Senioren oder behinderten Menschen sichere Begleitung und Unterstützung bieten können. Die Qualifizierungsinhalte sind breit gefächert: Hygiene und Arbeitssicherheit, Gesprächsführung und Bewerbungstraining, rückenschonendes Für alle, die wie Manuela Börnhorst und Christopher Stapel gern Menschen unterstützen möchten, lohnen sich weitere Informationen zur Qualifizierung zum Alltagsassistenten. Ihre Ansprechpartnerin: Ulrike Florin Tel. 05 42 4 / 23 30 38 E-Mail [email protected] Arbeiten, Krankheitsbilder und auch den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. 9 Mit Christopher Stapel verstehen sich alle gut: Bewohnerin Hildegard Mandel (Mitte) und Altenpflegerin Sieglinde Kröger. Alltagsassistent in der Seniorenbetreuung Sein Optimismus steckt alle an Von diesem Projekt profitieren alle: die Qualifizierung zum Alltagsassistenten ist ein neues und zukunftsweisendes Projekt der Fachberatung Berufliche Integration. Das Ziel: Werkstattbeschäftigte auf den ersten Arbeitsmarkt zu führen. Alltagsassistenten unterstützen Menschen in den kleinen und größeren Dingen des alltäglichen Lebens. Ein Beispiel, bei dem beides gelingt, ist Christopher Stapel. Für die Bewohner im Seniorenzentrum Kastanienhof in Hilter er sicher, in der Betreuung älterer Menschen die Aufgabe sind die neuen Begleiter eine große Hilfe. Sie haben Zeit seines Lebens gefunden zu haben. für Gespräche, sind hilfsbereit und gut gelaunt. „Wir verste- Natürlich ist die Arbeit in einem Altenheim manchmal hen uns prächtig“ versichert Hildegard Mandel, 82-jährige belastend. Deshalb werden die künftigen Alltagsassistenten Bewohnerin im Kastanienhof. Ihr zuverlässiger Alltagsassis- auch darauf vorbereitet. Themen wie Sterben, Tod und Trauer tent ist Christopher Stapel und ihn möchte sie nicht mehr werden während des wöchentlichen Schulungstages aus- missen. Altenpflegerin Sieglinde Kröger ergänzt noch einmal führlich behandelt. „Unsere Alltagsassistenten sind häufig das große Lob für den künftigen Alltagshelfer: „Christopher emotional stark mit den älteren Menschen verbunden“, ist einfach ein Glücksgriff für unser Haus.“ weiß Ulrike Florin. Dann ist es schwer, die Alters- und Krank- Nach der Orientierungsphase im Berufsbildungsbereich Sutthausen wählte Christopher Stapel die Hauswirtschaft als heitsbedingten Veränderungen zu akzeptieren. Besonders geübt wird auch ein Schwerpunkt der Qualifizie- künftigen Arbeitsbereich. Er wurde in das Qualifizierungspro- rung, nämlich der Umgang mit demenzkranken Bewohnern. jekt zum Alltagsassistenten aufgenommen, so dass er jetzt Ulrike Florin versucht zu erklären, dass diese Senioren oft das zweite Jahr seiner beruflichen Bildung bereits auf einem gedanklich in einer anderen Welt leben, aber trotzdem die ausgelagerten Arbeitsplatz, nämlich im Kastanienhof, und mit zuverlässige Unterstützung der Alltagsassistenten sehr zu der Zusatzqualifikation zum Alltagsassistenten absolviert. schätzen wissen. Christopher arbeitet im Wohnbereich 3 des Seniorenheimes und weil ihm die Arbeit Spaß macht, ist er meistens gut gelaunt. Sein Lachen und seine Freundlichkeit stecken an – alle mögen ihn. Tische eindecken, Essen anreichen, Kaffee kochen, Hilfestellungen aller Art, Botengänge – und viele nette Gespräche führen - das alles bereichert sein Leben und das der Senioren. Dann gibt es noch die Spiele, die der Kommunikation, der Merkfähigkeit und der Motorik zugute kommen. „Christopher ist für uns eine unersetzliche Hilfskraft, ohne ihn würde manches auf der Strecke bleiben“, sagt Sieglinde Kröger. Der Alltagsassistent braucht immer weniger Unterstützung von den Fachkräften. Christopher sieht die Arbeit, bevor er darauf aufmerksam gemacht wird. Alles geht ihm gut von der Hand. Mit seinen 19 Jahren ist 10 Eine kleine Zeitungsrunde mit dem künftigen Alltagsassistenten Christopher Stapel wird im Kastanienhof immer gern angenommen. Arbeitsplatz auf dem Biohof Arbeiten und leben im Einklang mit der Natur „Die Lebenseinstellung von Swenja hat uns sofort überzeugt“, sagt Anne-Marie Meyer zu Belm-Schreiber. Die Umwelt schützen und die natürlichen Lebensgrundlagen wahren – dafür lebt und arbeitet Swenja Freitag, ebenso wie Anne-Marie Meyer zu Belm-Schreiber. Der Meyerhof in Belm ist für beide Frauen der Ort, an dem sie ihre Ideale umsetzen können. Swenja Freitag und ihre Chefin Anne-Marie Meyer zu Belm-Schreiber liegen auf einer Wellenlinie. Obwohl die Zusammenarbeit schon seit vielen Jahren funktioniert, schätzt Anne-Marie Meyer zu Belm-Schreiber nach wie vor den Austausch mit Arbeitsassistent Manfred Ende. Es sei gut, einen Ansprechpartner an der Seite zu wissen, meint die Landwirtin. In ihrer Anfangszeit arbeitete Swenja Freitag an drei Tagen auf dem Hof, jetzt ist die Arbeit aufgestockt. An vier Tagen in der Woche ist sie auf dem Meyerhof, einen Tag in der Werkstatt Wallenhorst. Das Ziel haben die Landwirtin, der Arbeitsassistent und besonders Swenja Freitag klar vor Augen: ein fester Arbeitsplatz auf dem Meyerhof. Swenja Freitag steht mit Herz, Verstand und Überzeugung zu Nach einem abwechslungsreichen Arbeitstag, Gesprächen ihrer Arbeit auf dem Meyerhof. Seit sieben Jahren arbeitet sie mit der Chefin und ihren Kolleginnen fährt Swenja in ihre auf dem Ökohof. Auf dem Meyerhof wird so produziert und Wohnung nach Osnabrück, natürlich mit dem Fahrrad. In der verkauft, wie es die beschäftigte Mitarbeiterin für ökologisch Freizeit geht ihr Engagement für Umwelt und Naturschutz sinnvoll hält. Artgerechte Tierhaltung noch weiter. Abends trifft sie sich mit Gleichgesinnten. Seit und eigene Futterer- zeugung, kein Kunstdüngereinsatz oder chemischer Pflanzen- 12 Jahren ist Swenja Freitag aktives Mitglied in der Green- schutz, konsequenter ökologischer Landbau, das gehört zu peace Ortsgruppe Osnabrück. Wenn es sein muss, geht sie den Grundsätzen des Meyerhofes und daran hält sich auch auch auf die Straße, um für mehr Umweltschutz zu demons- Swenja Freitag. trieren. Mit großem Einverständnis ihrer Chefin. Denn wenn Wenn es um ausgelagerte Arbeitsplätze und die Anfänge der FBI-Arbeit geht, ist die 36-jährige Osnabrückerin ge- es um den Erhalt der Schöpfung geht, ziehen beide Frauen an einem Strang. wissermaßen Frau der ersten Stunde und Vorreiterin. Sie gehörte zu den ersten Werkstatt-Beschäftigten, die auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz wechselten. Auf dem Belmer Meyerhof gehört sie heute längst zur Stamm-Mannschaft. Sie arbeitet selbstständig und mit großer Verantwortung für Hof, Naturprodukte und Kunden. Überall ist sie auf dem Biohof einsetzbar. „Wenn jemand so gut wie Swenja auf unseren Hof passt, ist das Glücksache“, lobt Anne-Marie Meyer zu Belm-Schreiber. Den Einstieg in das Berufsleben auf dem ersten Arbeitsmarkt gestalteten die Landwirtin und ihr Team für Swenja möglichst sanft. „Wir haben ihr viel Zeit gegeben, sie hat vieles erreicht und ihre Entwicklung ist enorm“, sagt die Belmerin. Auch die anfänglichen Schwächen wurden durch behutsames Training beseitigt. Jetzt klappt alles perfekt, wie Swenja Freitag direkt demonstriert. Vom Getreideabfüllen bis zur Rechnungskontrolle erledigt die OW-Beschäftigte ihre Obst und Gemüse aus dem Hofladen: für Swenja Arbeit und Lebensphilosophie. Arbeiten selbstständig und äußerst zuverlässig. 11 Drei Beschäftigte bei Farmingtons Automotive GmbH Arbeit ist besser als ein Luxusschlitten „Über meine Arbeit bei Farmingtons Automotive habe ich ins richtige Leben zurückgefunden,“ sagte Frank Krumme. Schöner und treffender hätte er nicht ausdrücken können, was sein neuer Arbeitsplatz für ihn bedeutet. Und es geht weiter für ihn hinein ins wirkliche Leben und mit einer Aufgabe, die ihn ausfüllt. Axel Bornemann, Leiter der Serienfertigung, macht nämlich Hoffnung, dass Frank Krumme bald einen festen Arbeitsplatz bei Farmingtons Automotive bekommt. Einen Luxuswagen oder eine sondergeschützte Karosse „Die HHO-Mitarbeiter sind zuverlässig und arbeiten gut“, werden Frank Krumme (39 J.), Daniel Holzke (33 J.) und sagt Axel Bornemann. Der leitende Ingenieur berichtet von Zoran Topolovsek (33 J.) wohl nie fahren oder ihr eigen Farmingtons-Mitarbeitern, die in der Anfangszeit Patenschaf- nennen. Ihnen reichen die Bilder dieser Nobelschlitten, die ten für die neuen Kollegen übernommen haben, und vom über ihren Arbeitsplätzen hängen. Dass sie einen ausgela- regelmäßigen Austausch mit dem Arbeitsassistenten. gerten Arbeitsplatz bei Farmington gefunden haben, ist für Daniel Holzke setzt Kunststoffteile für Bauteile zusammen sie Motivation genug. Die drei HHO-Beschäftigten sind in der und verpackt sie. Gewissenhaft erledigt er diese Arbeit und Vorbereitung für die Serienfertigung von Fahrzeugbauteilen sie macht ihm Spaß. beschäftigt und darüber sind sie mächtig stolz. Auch Arbeitsassistent Manfred Ende ist überaus glücklich An größeren Teilen, nämlich an dem Spoiler einer Oberklasse Limousine, arbeitet Frank Krumme. Er packt immer zehn über die Verbindung zu dem Georgsmarienhütter Automobil- Stück in eine Kiste, bevor sie auf den Weg zur Produktion zulieferer. Diese Zusammenarbeit ist ausbaufähig, wie auch des Luxusfahrzeugs gehen. Personalreferentin Stefanie Menz betont. Am liebsten arbeitet Frank Krumme allerdings im Sonderschutz. Sonderschutz bedeutet die Fahrzeugpanzerung. Farmingtons Automotive stellt Bauteile und Karossen für Schussund Sprengstoffsichere Fahrzeuge her, die in aller Welt von gefährdeten Personen gefahren werden. Damit diese Bauteile direkt verarbeitet werden, bereitet sie Frank Krumme entsprechend vor. „Frank ist auf mehreren Arbeitsplätzen geschult, sehr motiviert und vielfach einzusetFrank Krumme hat bei Farmingtons Automotive einen Arbeitsplatz gefunden, der ihn auch persönlich aufbaut. Für Daniel Holzke und Zoran Topolovsek ist das die Adresse zur beruflichen Integration. Der erste Kontakt zu den Osnabrücker Werkstätten zen“, lobt Axel Bornemann. In einer anderen Halle arbeitet Zoran Topolovsek. Der 33-Jäh- ging von ihr aus. Die Serienfertigung des renommierten rige poliert mit viel Fingerspitzengefühl Metallteile für die Unternehmens nahm immer größere Umfänge an. Durch Mittelkonsole einer Luxuslimousine, anschließend verfeinert handwerkliche Arbeiten, die außerhalb der Entwicklungs- er das Ganze noch mit der Poliermaschine. Ein Farmingtons und Bauteilproduktion zu erledigen sind, wurden viele Kollege hat ihm diese Arbeit gezeigt. Beide Männer arbeiten Mitarbeiter der Stammmannschaft gebunden. Gespräche mit Hand in Hand. Sie kommen bestens miteinander aus. Arbeitsassistent Manfred Ende und wechselseitige Besuche Ergebnis. Inzwischen sind die drei Beschäftigten der Werk- „Die Menschen aus den Osnabrücker Werkstätten bereichern die Zusammenarbeit in unserem Unternehmen“, versichert Axel Bornemann. Der Leiter der Serien- statt Sutthausen, bzw. der OSNA Technik eingearbeitet. Sie fertigung berichtet von vielen Begegnungen im Arbeitsalltag. werden flexibel an mehreren Arbeitsplätzen eingesetzt. Rücksichtnahme, Unterstützung und Wertschätzung verhin- führten schnell zu einem für beide Unternehmen positiven dern eben trennende Barrieren. 12 Marcel Erdmann ist froh darüber, diese Männer an seiner Seite zu haben: Hausmeister Miguel Gomez (li.) und Arbeitsassistent Carsten Wenker. Hausmeisterassistent im Seniorenstift Der Einsatz an der Bohrmaschine gehört zu den leichtesten Übungen von Marcel Erdmann und Miguel Gomez. Keine Zeit für Null-Bock Sommerzeit – Gartenzeit. Was tun, wenn sich der Holzschnitt türmt und der Häcksler streikt? Im Christlichen Seniorenstift Melle heißt es in solchen Fällen: „Marcel fragen.“ Marcel Erdmann hat bereits mehrfach dieses oder ähnliche Probleme gelöst. Sein Chef, Hausmeister Miguel Gomez, erzählt dem Arbeitsassistenten Carsten Wenker von diesen Erfolgen. Marcel Erdmann ist stolz auf das Lob und auch Carsten Wenker. Mit seiner motivierenden Unterstützung ist der ausgelagerte Arbeitsplatz in der Senioreneinrichtung gut besetzt. „Manchmal ist es hier schon anstrengender, als in der die Wohnbereiche. Marcel wechselt Leuchtkörper aus, sor- Werkstatt“, sagt Marcel Erdmann. Aber keine Frage, das tiert die Kleidung für die Wäscherei und er holt die Post mit stört den 23-Jährigen nicht, im Gegenteil. Marcel Erdmann dem hauseigenen Fahrzeug. Überhaupt ist der Hausmeister- kann vergleichen, denn er hat beide Arbeitsplätze kennen assistent viel unterwegs. Er übernimmt Einkäufe und gelernt. Botendienste.Marcel Erdmann machte zu Beginn seiner Der Riemsloher absolvierte den Berufsbildungsbereich in Arbeit im Wohnstift den Führerschein, denn ein Hausmeister Sutthausen, arbeitete dann im Metallbereich der Werkstatt muss flexibel und mobil sein. Die Osnabrücker Werkstätten Melle. Ein Praktikum im Christlichen Krankenhaus Melle griffen ihm finanziell bei den Kosten dafür unter die Arme. zeigte, dass der Berufseinsteiger für die Arbeit außerhalb der Werkstatt bestens geeignet war. Er begann ein Praktikum im Manchmal gibt es auch Krisen – „Null-Bock“-Zeiten, so wie neuen Christlichen Wohnstift Melle und vier Wochen später bei allen anderen jungen Erwachsenen auch. Dann ist es gut, wurde dieser befristete Platz zur ausgelagerten Arbeitsstät- wenn Carsten Wenker kommt. Zu zweit oder zu dritt werden te der Osnabrücker Werkstatt. Marcel Erdmann ist in der dann die Probleme besprochen. Carsten Wenker gibt Tipps, Hausmeisterei eingesetzt. Hand in Hand arbeitet er mit baut auf und motiviert. Diese Besuche und Gespräche haben Hausmeister Miguel Gomez. Und sie verstehen sich. „Kleine bislang immer geholfen. „Null Bock“ gibt es nur noch ganz Reibereien gehören dazu. Die sind schnell vergessen, so selten. Damit das so bleibt, kommt der Arbeitsassistent ein- wie es sich unter Kollegen gehört“, sagt Miguel Gomez. mal pro Woche in die Senioreneinrichtung, bei Bedarf auch Auch Marcel sieht das so. Am liebsten möchte er immer mit häufiger. Miguel zusammenarbeiten. Im Sommer ist ohnehin keine Zeit für Null-Bock. Dann fällt Der Hausmeister und sein Assistent sind meistens unab- nämlich die Lieblingsaufgabe für Marcel an, das Rasenmä- hängig voneinander im Einsatz. Denn der beschäftigte Mitar- hen. Mit dem Aufsitzmäher fährt er über die Rasenflächen beiter weiß genau, was zu tun ist. Morgens wird zuerst der der Gartenanlage. Das ist ein Riesenspaß und hinterher Müll entsorgt, dann kommen die Wäsche- und Müllwagen auf sieht alles gut aus. 13 Die Arbeit von Laura Simon fördert den Verkauf für das schwedische Möbelhaus. Alles für Ikea und die Kunden Bleistifte und Zentimetermaße auffüllen: gut sichtbare Hilfsmittel gehören zur Kundenphilosophie von Ikea. Zufrieden in einem gelben Meer von Tüten Wie viele Meter- oder genauer gesagt Kilometer – Laura Simon tagtäglich durch die Ikea-Hallen läuft, weiß sie nicht. Sie ist immer schon gern auf den Beinen gewesen und deshalb wird auch nicht gezählt. Inzwischen kennt sie wohl jedes Regal und fast alle Bettwäschedesigns beim Möbeldiscounter. Diese „Lauferei“ bringt Ikea Umsatz und Laura Simon einen guten Arbeitsplatz außerhalb der Werkstatt. 14 „Wenn keine gelben Tüten bereit liegen, können die „Alle fragten nach Laura und die Tüten stapelten sich an den Kunden nichts hineinlegen und kaufen auch weniger. So Kassen“, berichtet Carsten Meinert. Denn von den Ikea- einfach ist das“, bringt Carsten Meinert es auf den Punkt. Mitarbeitern kann niemand dauerhaft mit dieser Aufgabe Die Arbeit von Laura Simon ist dem Teamassistenten im Kun- außerhalb des Verkaufs und Kundenberatung betraut werden. denservice also ernorm wichtig. Mit ihr arbeiten sechs Men- „Laura hat eine tolle Qualität in unsere Arbeit gebracht“, schen aus den Osnabrücker Werkstätten im schwedischen lobt der Service-Mitarbeiter. Möbelhaus. Fünf beschäftigte Mitarbeiter sind im Lager und Seit fast zwei Jahren läuft für Ikea die Zusammenarbeit mit der Möbelmontage tätig, Laura Simon im Kundenbereich. Laura Simon und der FBI bestens. Laura hatte zuvor den Eine Stunde bevor das Möbelhaus in Hellern öffnet, ist die Berufsbildungsbereich mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft 30-Jährige am Arbeitsplatz. Ihr erster Weg führt zum Kassen- absolviert, dann arbeitete sie in der Gartengruppe bereich. Dort haben die Kunden am Vortag die gelben Ikea Sutthausen. Ein Praktikum in einem Betrieb stand ganz Tüten in die Körbe gelegt. Laura sammelt die Tüten ein und oben auf ihrer Wunschliste und deshalb sprach sie macht sich auf den weiten Weg durch das Kaufhaus. Auf Arbeitsassistent Manfred Ende an. Der vermittelte Laura rund 50 Tütendepots in der Ausstellung werden die Tüten dann zu Ikea und hatte damit die Richtige für den richtigen verteilt. Ebenso verfährt sie mit den Trolleys. Die fahrbaren Arbeitsplatz gefunden. Zunächst sollten zwei Werkstatt- Einkaufswagen werden gesammelt und zu zwei Standorten beschäftigte den Platz bei Ikea ausfüllen. Dann zeigte es gebracht. Um 10 Uhr ist alles am richtigen Platz. sich, dass Laura so gut war, um allein die Materialverteilung Dann kommen die Kunden. Sie benutzen die gelben Tüten zu übernehmen. „Laura hat die Arbeit viel schneller und reichlich, das ist gut für Ikea und auch für Laura – ihre Arbeit besser erledigt, als wir alle gedacht hatten.“ Darin sind sich lohnt sich. Mehrmals am Tag, je nach Bedarf macht Laura Carsten Meinert und Manfred Ende einig. Simon so ihre Runde durch das Möbelkaufhaus. Außer den Übrigens brannte auch Laura nach ihrer Erkrankung darauf, Tüten und Trolleys füllt sie Ikea Bleistifte, Notizzettel und wieder arbeiten zu können. Hunderte von gelben Tüten und Zentimetermaße auf, sie legt die Leihkataloge und Service- mehr warteten auf sie. Hin und wieder fährt sie in die Werk- karten bereit. statt. „Aber nur zu Besuch“, versichert die Osnabrückerin, Was der Ikea Kundenservice an der Arbeit von Laura Simon denn ihren Arbeitsplatz möchte sie auf keinen Fall mit der hat, zeigte sich erst kürzlich, als Laura krank wurde. Werkstatt tauschen. Fünf Fragen an Thomas Saltenbrock, Firma Hoffmann Company Die Zusammenarbeit lernen und ausbauen Die Firma Hoffmann Company in Lotte ist seit vielen Jahren ein großer Unterstützer der HHO, zum einen als Auftraggeber der Werkstätten, und seit einiger Zeit auch wenn es um die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen geht. Vor gut eineinhalb Jahren wurde die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Osnabrücker Werkstätten mit einer Kooperationsvereinbarung auf eine stabile Basis gestellt. Zwei Beschäftigte aus den Osnabrücker Werkstätten haben bei der Hoffmann Company im Bereich Logistik einen Arbeitsplatz gefunden und übernehmen dort Aufgaben im Lager. Die Neue Hilfe fragte Thomas Saltenbrock, Logistikleiter bei der Hoffmann Company. Kunterbunte Produktfülle bei der Hoffmann Company und eine neue Chance für Ludger Meyering auf dem ersten Arbeitsmarkt. Neue Hilfe: Wie sieht es mit der Motivation und der Befähigung der beschäftigten Mitarbeiter aus den Osnabrücker Werkstätten aus? Thomas Saltenbrock: Wir haben bisher sehr wechselhafte Erfahrungen gemacht. Die anfängliche Euphorie auf beiden Seiten versprach den Einsatz von sehr vielen Mitarbeitern. Es dauerte dann aber doch recht lange, bis wir letztendlich nur zwei Mitarbeiter für einen dauerhaften Einsatz bei uns gewinnen konnten bzw. ohne großen Betreuungsaufwand selbstständig einsetzen können. Neue Hilfe: Herr Saltenbrock, wie kommt ein florierendes Unternehmen wie die Hoffmann Company dazu, Menschen Neue Hilfe: Die Menschen mit Behinderung in Ihrem Un- mit Behinderung zu beschäftigen? ternehmen werden von den Arbeitsassistenten der Fachberatung Berufliche Integration begleitet. Wie bewerten Sie diese Thomas Saltenbrock: Auf einem Logistikkongress Zusammenarbeit? haben wir, die Geschäftsführung der Hoffmann Company und ich, einen Vortrag des Logistikleiters eines amerikani- Thomas Saltenbrock: Die Zusammenarbeit klappt schen Unternehmens gehört, dessen Belegschaft zu einem sehr gut und die Betreuung entspricht ganz unseren Vorstel- Anteil von mindestens 40 % aus Menschen mit Behinderung lungen. Insbesondere in der Einführungsphase, in der auch besteht. Dies hat uns emotional sehr bewegt und wir haben unsere Mitarbeiter die Zusammenarbeit mit Menschen mit überlegt, wie wir dies in Ansätzen bei uns im Unternehmen Behinderung „lernen“ mussten, waren der regelmäßige Aus- umsetzen können. tausch und die Unterstützung vor Ort sehr hilfreich. 15 Neue Hilfe: Seit eineinhalb Jahren arbeiten zwei Dies konnten wir bisher nicht realisieren, da leider nicht viele beschäftigte Mitarbeiter der Osnabrücker Werkstätten in Menschen mit Behinderung die Chance eines Praktikums Ihrem Unternehmen. Von Ihrer Seite besteht der Wunsch, nutzen wollen. Für uns ist das Ziel, Mitarbeiter zu finden, die weitere Menschen aus den Werkstätten zu beschäftigen. Wie wir selbstständig, ohne großen Betreuungsaufwand bestimm- können aus Ihrer Sicht mehr Menschen mit Behinderung für te Tätigkeiten ausführen lassen können. Dabei darf die den allgemeinen Arbeitsmarkt gewonnen werden? Anders Sicherheit aller Beschäftigten nicht gefährdet werden. gefragt: Was müssen wir – die Osnabrücker Werkstätten – tun, um Ihre Wünsche künftig zu erfüllen? Neue Hilfe: Herr Saltenbrock, würden Sie auch anderen Unternehmen die Beschäftigung von Menschen mit Behinde- Thomas Saltenbrock: Sehr positiv waren zunächst die rung empfehlen? Praktika, in denen die Kandidaten selbst sehen konnten, ob ihnen die Arbeit bei uns gefällt. Auch wir hatten die Chance, Thomas Saltenbrock: Auf jeden Fall! Wir werden auch die Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum zu erleben und weiterhin versuchen, eine enge Partnerschaft mit den HHO zu zu sehen, wie leistungsfähig sie sind und welche Tätigkeiten suchen und nach und nach weiteren Menschen eine Chance sie übernehmen können. geben, bei uns einen integrierten Arbeitsplatz zu finden. Auch Wir haben von Beginn an den Wunsch geäußert, dass wir unsere langjährigen Mitarbeiter profitieren von diesen neuen mehr Menschen mit Behinderung bei uns einsetzen wollen. Erfahrungen und es entsteht ein sehr gutes Miteinander. Perfekter Wechsel in die Verwaltung Zurück auf den ersten Arbeitsmarkt Dieser Rollenwechsel ist bisher einmalig. Hauptperson ist Barbara Grewe. Nach dreißig Jahren ist die 55-Jährige wieder in ihren erlernten Beruf auf den ersten Arbeitsmarkt zurückgekehrt. Nicht immer lief das Leben von Barbara Grewe gradlinig. Die Osnabrückerin absolvierte eine Berufsausbildung zur Verwaltungsfachkraft. In ihrem Beruf arbeitete sie bei der Stadt Osnabrück und im Sekretariat der Horst Koesling- Schule. Nach gesundheitlichen Problemen erhielt dieser Berufsweg einen Knick. Barbara Grewe wurde erwerbsunfähig. Später fand sie über die Arbeit in den OSNA Techniken zurück in das Berufsleben. Da Barbara Grewe eine Kämpfernatur ist, wollte sie mehr. Mit Hilfe der FBI erhielt sie ein Praktikum in der Information der Geschäftsstelle Sutthausen. Die Kollegin fasste schnell Fuß und leistete gute Arbeit. Darauf richtete die HHO Verwaltungs GmbH eine Planstelle mit Förderung durch das Budget für Arbeit ein. Natürlich wurde dieser neue, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz mit Barbara Grewe besetzt. Erstmals konnte eine beschäftigte Mitarbeiterin damit erfolgreich auf einen Arbeitsplatz einer Angestellten in der Verwaltung vermittelt werden. Nach dreißig Jahren ist Barbara Grewe wieder Verwaltungsfachangestellte und überaus glücklich. 16 Barbara Grewe gelang der Sprung auf einen Platz des ersten Arbeitsmarktes, Verwaltungschef Jörg Richter freut sich, dass dieser Wechsel zum ersten Mal in der Verwaltung gelang. Budget für Arbeit Der gute Übergang zum ersten Arbeitsmarkt „Wir wollen auf vielen Wegen den ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung erreichen,“ sagt Markus Welz, Leiter der Fachberatung Berufliche Integration. Einer dieser Wege ist das Budget für Arbeit. Fünf ehemalige Beschäftigte der Osnabrücker Werkstätten nutzen bereits diese Möglichkeit für mehr Teilhabe am Arbeitsleben. Immer mehr Menschen mit Behinderung möchten auf dem Selbstverständlich gehen die beschäftigten Mitarbeiter ersten Arbeitsmarkt gleichberechtigt mit allen Anderen ihren den Weg zum Budget für Arbeit nicht allein. Die Mitarbeiter Lebensunterhalt verdienen. Ein wichtiges Instrument, das der FBI helfen mit, sie beraten, stellen mit ihnen den Antrag. den Übergang auf einen solchen Arbeitsplatz erleichtert, ist Modellrechnungen geben Auskunft darüber, wie das Bud- das Budget für Arbeit. Mit dem Budget für Arbeit werde auch get einzusetzen ist. Während der Antragstellung bleibt der ein Umdenkprozess in die Inklusion angestoßen, meint beschäftigte Mitarbeiter in der Gesamtverantwortung der Markus Welz. Denn die Kosten für einen Werkstattplatz zahlt Osnabrücker Werkstätten. Ist ein sozialversicherungspflichti- der Sozialhilfeträger nicht wie bisher an die Osnabrücker ger Arbeitsplatz mit Hilfe des Budgets für Arbeit eingerichtet, Werkstätten, sondern direkt an den beschäftigten Mitarbeiter. wird der neue Arbeitgeber sein Ansprechpartner. Für ihn ergibt sich dadurch neue Flexibilität. Ihm selbst wird „Über einen Antrag auf Budget für Arbeit wird in der Regel die Freiheit übertragen, individuelle Leistungen „einzukau- schnell entschieden", sagt Markus Welz. Vier Wochen nach fen“. Das kann die Bereitstellung eines Arbeitsplatzes sein der Antragstellung ist das Budget meistens ermittelt und der oder einzelne Unterstützungsleistungen am Arbeitsplatz. neue Mitarbeiter und der Arbeitgeber haben Sicherheit. Markus Welz erläutet die Vorteile für die Arbeitnehmer: Das Budget für Arbeit bietet übrigens nicht nur große Chan- Das Budget für Arbeit, das an den Arbeitgeber ausgezahlt cen für den ersten Arbeitsmarkt, sondern auch Sicherheit. wird, bietet einen finanziellen Anreiz, um Arbeitsplätze für Sollte das budgetierte Arbeitsverhältnis scheitern, kann der Menschen mit Behinderung zu schaffen. Mitarbeiter wieder auf seinen Werkstattplatz zurückkehren. Das Budget für Arbeit können alle Menschen, die im Arbeitsbereich einer Werkstatt beschäftigt sind oder eine aktuelle Empfehlung des Fachausschusses für eine Beschäftigung dort haben, beantragen. So kommt man zum Budget für Arbeit: Im ersten Schritt müssen Werkstattbeschäftigte oder Mitarbeiter auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz einen Antrag auf ein "Budget für Arbeit" stellen. Der Antrag wird vom beschäftigten Mitarbeiter beim zuständigen Sozialhilfeträger gestellt. In der Zielvereinbarung werden notwendige Schritte zu einer dauerhaften Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt festgelegt. Das Budget ist zweckgebunden und wird direkt an den Arbeitnehmer oder nach Absprache an den Arbeitgeber ausgezahlt. Die Werkstatt oder ein Integrationsfachdienst helfen bei der Suche eines Arbeitsplatzes. Mit dem neuen Arbeitgeber wird festgelegt, wie das Budget einzusetzen ist, als vollständige Lohn- subventionierung zur Bereitstellung des Arbeitsplatzes oder darüber hinaus als Leistung für Assistenz am Arbeitsplatz. Die Bewilligung behält zwei Jahre ihre Gültigkeit und kann danach verlängert werden. Arbeiten, so wie alle anderen auch. Beschäftigte Mitarbeiter wie Stephan Pehlegrimm qualifizieren sich für den ersten Arbeitsmarkt. 17 Ein Künstler im Produktdesign Die hohe Kunst des Umgangs studieren Als die Hochschule Osnabrück, Fachbereich Industrial Design, um Unterstützung bat, brauchte Arbeitsassistent Manfred Ende nicht lange zu überlegen: Bernd Hildenbrand war für diesen ausgelagerten Arbeitsplatz genau der Richtige. Inzwischen sehen das Prof. Thomas Hofmann und sein Assistent Dipl. Designer Fabian Stärk genauso. Auch für den beschäftigten Mitarbeiter ist die Arbeit in der Vitischanze die passgenau Lösung, um verkraftbare Belastung und Vielseitigkeit zu vereinbaren. Mit den Dozenten und Studenten liegt Bernd Hildenbrand auf einer Wellenlänge. Alle vereint die Liebe zu Material, Gestaltung und Kunst. Bernd Hildenbrand ist studierter Kunsttherapeut und Kunstpädagoge, seine Passion ist die Bildhauerei. Ein Studienergebnis aus dem Fachbereich Industrial Design, Bernd Hildenbrand pflegt es. Prof. Thomas Hofmann und Bernd Hildenbrand bereiten den Unterricht vor. Seit 2005 arbeitet Bernd Hildenbrand in der OSNA Technik 1. Die gewünschte Vielseitigkeit hat der Künstler also mit Eine abwechslungsreichere Arbeit, die mehr Freiräume der Arbeit in der Vitischanze gefunden. Wenn dieser ausgela- ermöglicht, war seit langem großer Wunsch des 51-Jährigen. gerte Arbeitsplatz mit einem erfüllbaren Pensum, dazu noch Als dann die Kontakte zwischen Hochschule Osnabrück und mit viel Spaß an der Arbeit und bestem Einvernehmen zu HHO zu der Anfrage des Fachbereiches Industrial Design den Dozenten und Studierenden erhalten bleibt, hat er sein führten, war mit Bernd Hildenbrand die ideale Besetzung für berufliches Ziel (wieder) erreicht. Dann – so versichert Bernd diesen besonderen ausgelagerten Arbeitsplatz gefunden. Ein Hildenbrand – bleibt er gesund und zufrieden. Sehr wichtig sechswöchiges Praktikum gab die nötige Orientierung, auch ist, dass ihm genügend Energie für seine Kunst bleibt. Seit die Bestätigung, dass dieser Platz richtig war. 20 Jahren ist der Bildhauer Mitglieder im Bund Bildender Künstler und an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. Der Aufgabenkatalog für den beschäftigten Mitarbeiter der Die Arbeit von Bernd Hildenbrand verringere den Uni- OSNA Technik ist lang. Außen und innen sind die Räume in Stress, meinen Thomas Hofmann und Fabian Stärk. Der der Vitischanze in Schuss zu halten, Besorgungen sind zu Fachbereich befindet sich gerade im Aufbau. „Da ist es erledigen, Bücher müssen inventarisiert und Kopierarbeiten gut, wenn verschiedene Dinge abgenommen werden und erledigt werden. Immer, wenn er gerade gebraucht wird, ist wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können“, sagt Bernd Hildenbrand zur Stelle: wenn Thomas Hofmann und Fabian Stärk. Fabian Stärk Hilfe brauchen, um Demonstrationsmaterial auf- In öffentlichen Einrichtungen wie der Hochschule sollte zustellen, um Mappenpräsentationen vorzubereiten, Getränke es selbstverständlich sein, Menschen mit Behinderung zu zu besorgen, wenn Gestaltungsmaterial fehlt und, und, und. beschäftigen, meint Prof. Hofmann. Auch im Sinne der Stu- Wenn es nötig wird, ist Bernd Hildenbrand auch abends oder denten. Denn den zukünftigen Designern aus der Vitischanze am Wochenende da. werden nicht nur stylische Besonderheiten an Produkten vermittelt, sondern auch der gleichberechtigte Umgang mit Menschen mit Behinderung. 18 Schulassistent in Bad Laer Arbeit auf Augenhöhe Alexander Pauk ist morgens frühzeitig in der Grundschule Bad Laer. Er geht in sein Hausmeisterzimmer und übernimmt den Telefondienst. Zwei Mütter rufen an, ihre Kinder sind krank. Der Schulassistent notiert die Namen und die Klassen. Später gibt er seine Informationen an die Klassenlehrer weiter. Er geht zum Lehrzimmer. Davor hängt ein Bild des gesamten Kollegiums und Alexander Pauk ist mittendrin. Grundschulleiterin Marianne Plogmann und ihr Stellver- Telefondienst im Hausmeisterzimmer. Krankmeldungen werden von Alexander Pauk gewissenhaft aufgenommen. Pauk den Eltern und Schülern vorgestellt und organisatorisch treter machten sich die Sache nicht leicht. Wie kann der immer etwas verbessert.“ Jetzt, zum Ende des Schuljahres, Arbeitsplatz eines Schulassistenten aussehen? Kann ein wünschen sich Marianne Plogmann, ihre Kollegen, Carsten Mensch mit Behinderung im Schulleben integriert werden? Wenker und ganz besonders Alexander Pauk, dass Ist ein ausgelagerter Arbeitsplatz der Osnabrücker Werkstatt die Beschäftigung weiterläuft. Denn derSchulassistent in einer Grundschule Belastung oder Entlastung? erledigt bereits viele Aufgaben selbstständig oder mit Dagegen trafen die Kollegen in der Wekstatt Hilter schnell Unterstützung, in jedem Fall mit viel Einsatz und Freude. die Entscheidung. Alexander Pauk war eindeutig auf diesem „Herr Pauk und wir alle haben uns toll entwickelt“, betont Platz richtig, er würde die Aufgabe meistern. Der 38-Jährige die Rektorin. Vorbehalte habe es von keiner Seite gegeben, Pauk arbeitet seit 1995 in der Werkstatt Hilter und wurde im Gegenteil. später auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz vermittelt. Leider Der Arbeitsalltag von Alexander Pauk geht natürlich weit lief dieses Projekt aus. Aber Alexander Pauk war so gut über den morgendlichen Telefondienst hinaus. Der eingearbeitet und bestens motiviert, dass sich die nächste Schulassistent schließt die Klassenräume auf, bringt die Chance für ihn anbot. Dass er direkt neben der Grundschule Kaffeemaschine in Gang, in den Pausen übernimmt er mit am Salzbach wohnt und in Bad Laer wohl bekannt ist, war ein dem Hausmeister den Getränkedienst und mit Unterstützung weiterer Aspekt, ihn als Schulassistenten zunächst für ein eines Pädagogen hilft er bei der Aufsicht. Er sorgt im Forum Schuljahr zu beschäftigen. für Ordnung, leitet die Post weiter und macht Kopien für den Unterricht. Ein Pläuschen mit den Kindern ist immer möglich, auch das gemeinsame Frühstück mit dem Lehrerkollegium. Obwohl er ein ruhiger Typ ist, blüht Alexander Pauk im quirligen Schulleben auf. Allerdings gibt es Dinge, die der Bad Laerer nicht besonders mag: Staub wischen zum Beispiel. Mit Marianne Plogmann bespricht er dann, ob diese Arbeit leichter fällt, wenn sie auf zwei Tage verteilt wird oder ob alles mit einem Einsatz erledigt werden sollte. Hauptsache, die Aufgabe wird im Tagesplan abgehakt. Denn alle Aufgaben sind hier aufgelistet. Auf einen Blick sieht Alexander Pauk dann, was erledigt ist und wo der nächste Einsatz wartet. Alle zwei Wochen besucht ihn Carsten Wenker in der Besprechung des Tagesplanes mit Rektorin Marianne Plogmann, Alexander Pauk und Carsten Wenker. Grundschule. Zwingende Gründe für diesen Besuch, also Probleme, gibt es kaum. „Aber es ist gut, wenn wir über alles mal reden“, versichert der Schulassistent. „Wir haben häufig mit Carsten Wenker von den Schulleiterin Marianne Plogmann macht allen Mut, den Osnabrücker Werkstätten und den Kollegen zusammen gleichen Weg zu gehen und Menschen mit Behinderung eine gesessen und überlegt, welche Aufgaben Herr Pauk über- Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben. „Gerade nehmen kann“, berichtet Marianne Plogmann, „natürlich öffentliche Einrichtungen sollten ihrer sozialen Verantwor- alles in Absprache mit Herrn Pauk.“ Die Schulleiterin erzählt tung gerecht werden und mit Menschen mit Behinderung auch, dass die ersten Wochen mit ihrem neuen Schul- auf Augenhöhe zusammenarbeiten“, so die Rektorin. In der assistenten arbeitsintensiv gewesen seien. „Wir haben Herrn Grundschule am Salzbach wird das vorbildlich praktiziert. 19 Kundenkontakte sind für Felix Senftner das Beste an der Arbeit als Verkäufer. Ausbildung im Cap-Markt Anika Temmelmann ist mit ihrem Azubi Felix hoch zufrieden. Mit Fleiß und Büffeln zum Verkäufer „Ich möchte Kunden beraten und Verkäufer werden.“ Dieser Berufswunsch ist für Felix Senftner nicht neu. Schon als Schüler strebte er dieses Ziel an. Mit viel Ehrgeiz und einem Ausbildungsplatz im Cap-Markt, dem Glaner Unternehmen der OSNA-Integ (Integrationsunternehmen), ging dieser Wunsch in Erfüllung. Der 19-Jährige steht kurz vor den Abschlussprüfungen zum Verkäufer im Einzelhandel. Nach den Sommerferien geht das Lernen weiter. „Auf Felix ist immer Verlass“, sagt Anika Temmelmann, Zwei Jahre dieser Ausbildung sind fast vorüber. Jetzt übt stellvertretende Marktleiterin und Ansprechpartnerin für die der 19-Jährige für die mündliche und schriftliche Prüfung zum Auszubildenden. Auch Marktleiter Ulrich Schepers weiß, dass Verkäufer im Einzelhandel. Unterstützt wird er dabei - und er mit seinem Azubi Felix die richtige Wahl getroffen hat. Der schon während der Berufsschulzeit – von den Lehrern des zukünftige Verkäufer kennt sich in allen Marktbereichen aus. Bildungsträgers "Fachwerk e. V. ". Mit den Zensuren sind der Ob im Lager, Verkauf oder Kasse, mit Felix lässt sich hervor- Auszubildende und sein Marktleiter zufrieden. Deshalb sehen ragend zusammenarbeiten und alles klappt. beide die bevorstehende Prüfung auch halbwegs entspannt. Der Versmolder machte mit 17 Jahren den Führerschein, Danach geht es nämlich weiter nach oben auf der Karriere- kann somit in der Auslieferung eingesetzt werden und ist leiter. Felix Senftner hängt ein Jahr dran und macht die Zu- außerdem zeitlich flexibel. Auch die Cap-Markt Kunden satzausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel. Wenn alles sparen nicht mit Lob. „Hier sind alle sehr freundlich“, gut läuft, hat er im nächsten Jahr seinen Abschluss in der versichern die Stammkundinnen Rosemarie Böhme und Anne Tasche. Natürlich bleibt er vorläufig dem Cap-Markt erhalten, Heidecker, die in diesem Fall besonders Felix Senftner im denn auf qualifizierte Mitarbeiter, besonders solche, die wie Blick haben. Felix viel Ehrgeiz an den Tag legen, möchte Ulrich Schepers Zielstrebig steuerte Felix Senftner schon während der Schul- nicht verzichten. zeit in einer integrativen Hauptschule seinen Berufswunsch Nach zwei Jahren Ausbildung, vielen Kundenkontakten und an. “Ich habe viel geübt, besonders im Rechnen“, erinnert Kollegialität im Cap-Markt weiß Felix Senftner, dass er mit sich der Versmolder. Das Büffeln hatte Erfolg. In der seinem Berufsziel „Verkäufer“ genau richtig lag. Sein Wunsch Integrationsklasse wurde er Bester. Ohne Probleme nahm er für die Zukunft? „Erst die Prüfungen bestehen und dann am Regelnunterricht teil und macht seinen Hauptschul- irgendwann einmal stellvertretender Marktleiter in einem abschluss. Über den Integrationsfachdienst kam er schließ- großen Supermarkt werden, das wäre es“, meint Felix lich zum Cap-Markt und somit auch zur Ausbildungsadresse Senftner. Bis dahin wird er noch viel lernen müssen und für seinen Traumberuf. Erfahrungen sammeln. Und darauf freut er sich. Vier Monate lang machte er ein freiwilliges Praktikum. Während dieser Zeit half er einmal in der Woche im CAP-Markt und lernte schon vor Ausbildungsbeginn die Marktleitung, Kollegen und die Arbeit kennen. Für Ulrich Schepers, Anika 20 Integrationsunternehmen: Temmelmann und natürlich für Felix Senftner war klar: der Mehr Informationen zu unserem Integrationsunternehmen finden Sie unter: Cap-Markt war der beste Ausbildungsplatz. www.os-hho.de/osnainteg Tatkräftiger Einsatz im Haus Ohrbeck Er ist der Mann für Haus und Garten Fabian Hüls ist ein junger Mann, der gern anpackt. Nichts ist ihm zu schwer, auch knifflige Sachen sind bei ihm in den richtigen Händen. Er ist eben durch und durch ein Handwerker, vielseitig begabt und einsatzfreudig. Wie geschaffen also für einen ausgelagerten Arbeitsplatz in der Hausmeisterei von Haus Ohrbeck. Arbeitsassistent Carsten Wenker vermittelte ihm diesen Job. Mehr als zehn Stühle auf einmal zu transportieren, ist nicht jedermanns Sache. Für Fabian Hüls gehört diese Arbeit zum Alltag. Wenn sich morgens die Seminarteilnehmer im Haus Ohrbeck versammeln, hat Fabian Hüls bereits alles für ihren Unterricht hergerichtet. Von den Überbleibseln des vorherigen Abends findet sich nirgends eine Spur, Stühle und Tische stehen in der Anordnung wie gewünscht, die Getränke sind aufgefüllt, die Kaffeemaschinen laufen. Fabian Hüls sitzt dann bereits auf dem Trecker, harkt durch die Beete oder er pflegt die Pflanzen. „Fabian gehört zum Haus“, fasst Hausmeister Markus Bextermöller kurz und knapp zusammen. Im Berufsbildungsbereich Sutthausen qualifizierte sich der Osnabrücker für die Landschaftsgärtnerei. Für Arbeiten in den Außenanlagen „Wo sind noch mehr Stühle?“ Auch schwere Hausmeisterarbeiten sind für Fabian Hüls kein Problem. Markus Bextermöller zeigt Fabian Hüls wie man Rosen schneidet. wurde Fabian dann in der Sommersaison 2010 vom Haus Ohrbeck übernommen. In der Winterssaison gab es draußen Ohrbeck und den Osnabrücker Werkstätten. Carsten Wenker wenig zu tun, deshalb ging Fabian zunächst zurück in die besucht Fabian regelmäßig, sie tauschen sich aus und über- Werkstatt. Das Haus Ohrbeck, langjähriger Kooperationspart- legen wie das zukünftige Arbeitsleben aussehen kann. In der ner der HHO, wusste schon zu diesem Zeitpunkt die Arbeit nächsten Zeit gibt es jedenfalls jede Menge Arbeit für Fabian, des OW-Beschäftigten zu schätzen und wollte ihn möglichst versichern Carsten Wenker und Markus Bextermöller. Beide bald wieder im Hause haben. Deshalb blieb der Kontakte wissen, wie gut und zuverlässig Fabian arbeitet. bestehen. Einmal in der Woche fuhr Fabian Hüls zur katho- Hausmeister Bextermöller wies den beschäftigten Mitar- lischen Bildungsstätte nach Holzhausen, übernahm verschie- beiter in alle Arbeitsschritte im Haus Ohrbeck ein. Nach der dene Aufgaben und blieb somit im Geschehen. Vorbereitung der Seminarräume beginnt Fabian Hüls seinen Im letzten Jahr wurde seine Mithilfe wichtiger denn je, da Rundgang über das Gelände. Der Müll wird entsorgt und es keine Zivildienstleistenden mehr im Haus arbeiteten. Haus- gibt keinen Papierschnipsel in den Beeten, den Fabian nicht meister Markus Bextermöller hatte einen Wunsch: er wollte sieht. Er hält den Garten in Schuss, weiß, wie man Rosen Fabian möglichst vielseitig in Haus und Garten einsetzen. Fa- schneidet und Wege säubert. Damit das Lernen immer bian tat nichts lieber als das. Und Carsten Wenker erledigte weiter geht, nimmt Fabian Hüls regelmäßig an Fortbildungen die rechtlichen und finanziellen Absprachen zwischen Haus teil. Alle Garten- und Hausgeräte, samt Trecker bedient der Hausmeisterhelfer perfekt. „Wenn Veranstaltungen am Wochenende stattfinden, ist Fabian zur Stelle, wenn es sein muss auch spät abends“, lobt der Hausmeister. Nur am Freitagnachmittag möchte Fabian Hüls möglichst pünktlich Feierabend haben. Dann fährt er nämlich direkt zum Fußballtraining nach Sutthausen. Auch in der Werkstattmannschaft leistet Fabian ganze Arbeit. Auf dem Platz kommt kaum jemand an ihm vorbei. Fabian Hüls: sein Lieblingsarbeitsplatz ist auf dem Trecker. 21 Gruppenarbeitsplätze in den Betrieben Flexibel, begleitet und gut in der Gruppe Jeden Mittwoch wartet morgens um 8 Uhr der Bus. Eine Gruppe von Menschen mit Behinderung und ein Gruppenleiter starten von der Werkstatt Sutthausen aus zu ihrem Arbeitsplatz in das Zentrallager eines Lebensmitteleinzelhändlers. Die beschäftigten Mitarbeiter sind mächtig stolz auf ihre Arbeit. Auch die Lagerleitung ist froh darüber, dass die Gruppe einmal in der Woche wichtige Arbeiten abnimmt. „Gruppenarbeitsplätze außerhalb der Werkstätten sind ein Die beschäftigten Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, neues Beschäftigungsmodell, das immer mehr angenom- die Welt des ersten Arbeitsmarktes kennen zu lernen. Sie men wird“, erläutert Abteilungsleiter Markus Wernke. Die erhalten neue Einblicke und werden gefördert. Wenn alles Vorteile liegen auf allen Seiten. optimal läuft, ist der Gruppenarbeitsplatz der erste Schritt Zuerst sind es logistische Vorteile für die Unternehmen. Produkte, Einzelteile oder Verpackungen werden nicht in die Werkstatt gefahren und nach der Erledigung des zum Arbeitsvertrag. ' Auftrages wieder zurückgebracht. Da spart Zeit und Geld. Häufig können verschiedene Aufträge technisch bedingt besser in den Betrieben erledigt werden. Gruppenarbeitsplätze können je nach Arbeitsumfang besetzt werden. Der Auftraggeber nimmt nur die Stundenzahl in Anspruch, die er tatsächlich benötigt. Weitere Entlastung für den Auftraggeber: die Mitarbeiter mit Behinderung werden von Gruppenleiter den gesamten Arbeitstag über begleitet. Sollten Probleme auftreten, greift der Gruppenleiter ein. AuSSenarbeitsplatz Hufschmied Wenn Menschen und Arbeit zusammen passen Arbeit macht besonders dann zufrieden, wenn sie Spaß macht. Die Arbeitsassistenten, die Menschen mit Manfred Holtgreve hat seinen Traumjob gefunden. Behinderung auf einen ausgelagerten Platz bringen, haben genau diesen Zufriedenheitsfaktor im Blick. Unternehmen und die beschäftigten Mitarbeiter müssen von der Arbeit gleichermaßen profitieren. Mit anderen Worten: Arbeit und Menschen müssen zueinander passen. Manchmal ist diese Herausforderung groß, aber manchmal läuft alles perfekt zusammen, wie bei Manfred Holtgreve und Jürgen Rabe. „Manni, den Hobel!“ Kurz und knapp gibt Jürgen Rabe seine te Chance seines Berufslebens. Jetzt hat er seinen Traumjob. Anweisungen. Manni Holtgreve hat den Hobel bereits zur Hand. Jürgen Rabe und „Manni" sind inzwischen ein eingespieltes Jeder sieht, dass die beiden sich blind verstehen. Jürgen Team. Die Osnabrücker Werkstätten übernahmen die sicher- Rabe ist Hufschmied in Melle. Er suchte dringend Mithilfe. Als heitstechnische Ausstattung für Manfred Holtgreve. Arbeitsassistent Gerd Paul die unterstützende Arbeit bei einem Der OW-Beschäftigte zeigt dem Arbeitsassistenten bei jedem Hufschmied in den Werkstätten vorstellte, fanden sich drei Besuch was er dazu gelernt hat, was er kann und wie selbstver- Bewerber. Dem Arbeitsassistenten war sofort klar, dass dieser ständlich alles von der Hand geht: Eisen bearbeiten, raspeln, ausgelagerte Arbeitsplatz nur mit Manfred Holtgreve besetzt anheizen, Amboss aufstellen, Lack auftragen – alles harte werden sollte. Er behielt recht. Arbeit, aber für Manfred Holtgreve ein Vergnügen. „Ich möchte Für Manfred Holtgreve war es ein Arbeitsplatzwechsel nach 30 nirgendwo anders arbeiten“, versichert er. Jahren in den Werkstätten Melle und Schledehausen. Mit der Arbeit bei Jürgen Rabe ergab sich für den 46-Jährigen die größ- 22 Wenn das letzte Pferd beschlagen ist, hat auch Jürgen Rabe Zeit zum Luftholen: „Alles optimal gelaufen, Manni ist perfekt.“ Teilhabe auch mit hohem Förderbedarf Schubkarre fahren will gelernt sein Auch Menschen in den Intensivförderbereichen haben das Recht auf berufliche Förderung. Auch sie können und wollen mit ihren individuellen Fähigkeiten Teil aller Arbeitsleistungen der Osnabrücker Werkstätten sein. Gleichberechtigtes Arbeiten bringt für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf Lebensqualität und Zufriedenheit. Wie für Dimitri Pluznikov, Reiner Wiebke und Heinrich Miroschnikov-Hell. Ein Platz an der Sonne: Dimitri Pluznikov und Reiner Wiebke (re.) wechselten von der Intensivförderung in die Gärtnerei. zungsbedarf lernen, miteinander zu arbeiten. Die Stärkeren helfen den Leistungsschwächeren. Reiner Wiebke drückt seine Zufriedenheit auch ohne Worte „Dimitri hat große Fortschritte gemacht,“ sagt Martin aus. Er genießt es, in der Sonne zu arbeiten. Unentwegt zieht Ossege. Dimitri Pluznikov zeigt es sogleich. Er nimmt die voll er den Fugenreiniger zwischen den Pflastersteinen hindurch. beladene Schubkarre und bringt sie sicher zum Anhänger. Er Nach seiner Arbeit ist der Weg garantiert unkrautfrei. gehörte dem Intensivförderbereich der Werkstatt Hilter an. Dimitri Pluznikov hatte anfangs Schwierigkeiten, eine Schub- Jetzt arbeitet er in der Gartengruppe und blüht auf, so wie karre im Gleichgewicht zu halten. Jetzt läuft die Arbeit viel die Blumen im Sommer. Vier Beschäftigte aus der Inten- besser. Beete säubern, Setzlinge pflanzen, Laub oder Rasen sivgruppe wechselten in die Gärtnerei. Dieser Bereich sei harken und Schubkarre schieben, das alles können Men- besonders gut geeignet, um Menschen mit hohem Hilfebe- schen mit hohem Hilfebedarf und sie haben Spaß daran. darf eine Beschäftigung zu geben, weiß Martin Ossege. Die Mit den neuen Beschäftigten aus dem Intensivbereich nahm Arbeitsabläufe können den Fähigkeiten angepasst werden, die Gärtnerei ein weiteres Betätigungsfeld auf. Wenn mal außerdem kommen die Arbeiten und Bewegung an der nicht die Sonne scheint, entstehen mit den unterschied- frischen Luft vielen Wünschen entgegen. Ein weiterer Aspekt: lichsten Fähigkeiten der Menschen wunderschöne Weiden- Menschen mit hohem und mit weniger intensivem Unterstüt- flechtprodukte. Vom Intensivbereich zur Lattenrostmontage Ein Wechsel bietet neue Chancen An der Seite von Christian Klöntrup meisterte Heinrich Miroschnikov-Hell den Arbeitsplatzwechsel. Gar nicht so einfach, das Wort „Twinkappen“ auszusprechen, erst recht nicht, damit zu arbeiten. Heinrich Miroschnikov-Hell kann beides. Er ist neuer beschäftigter Mitarbeiter in der Lattenrostmontage. Er und drei weitere Menschen mit Behinderung wechselten aus dem Intensivbereich hierher. Sie fühlen sich in diesem Werkstattbereich gut aufgenommen und haben Etliches dazu gelernt. Das alles so gut klappte, liegt an einem weiteren Wechsel. Auch ihr Gruppenleiter Christian Klöntrup arbeitet jetzt in der Lattenrostmontage und ist weiterhin an ihrer Seite. Christian Klöntrup kennt die vier beschäftigen Mitarbeiter wechsel hatte, ging er mit den vier betreuten Menschen ebenfalls seit vielen Jahren aus der Intensivförderung. Er weiß um ihre in den Montagebereich. Gemeinsam klappte die Umstellung. Die Stärken und Schwächen. Deshalb fiel auch seine Wahl auf beschäftigten Mitarbeiter wurden offen aufgenommen und von diese vier Menschen, als ein Abteilungswechsel diskutiert allen Kollegen in der Lattenrostmontagegruppe unterstützt. Somit wurde. Gemeinsam mit Birgit Mosel-Peters hatte Christian war klar, dass aus der Probephase ein dauerhafter Arbeitseinsatz Klöntrup überlegt, wie Menschen mit hohem Unterstützungs- wurde. bedarf weiter gefördert werden könnten. Möglichst große Heinrich Miroschnikov-Hell und die anderen drei Beschäftigten sind Teilhabe für diese Menschen an der gemeinsamen Leistung in den ersten Arbeitsschritten der Montagelinie tätig. Christian der Osnabrücker Werkstätten – das stand im Vordergrund Klöntrup zeigt ihnen, wie Bolzen in die Latten einzudrücken sind der Überlegungen. Der Wechsel vom Intensivbereich in die und wie die Kunststoff-Twinkappen befestigt werden. „Nicht die Lattenrostmontage wurde zunächst in einer Probephase in Geschwindigkeit oder Stückzahl stehen im Vordergrund, sondern die Tat umgesetzt. die Teilhabe,“ sagt der Heilerziehungspfleger. Das Kennenlernen und Eingewöhnen leichter fällt, wenn man Von Twinkappen reden und damit arbeiten, ist also auch eine be- von einem vertrauten Kollegen begleitet wird. So war es auch friedigende Aufgabe für Menschen mit hohem Assistenzbedarf. hier. Da auch Christian Klöntrup Lust auf einen Abteilungs- 23 DAS BESTE ZUM SCHLUSS Der Hit aus dem StadtgalerieCafé: Bunter Spargel - Erdbeersalat kosen Zutaten: 100g getrocknete Apri - etwas Salz, Zucker und Butter rgel Spa er weiß g 250 zum garen 250g grüner Spargel 250g Erdbeeren ½ Kopf Eisbergsalat Fenchelknolle 1 mittelalter Gouda g 100 Speckwürfel 50g Basilikum oder Kresse Zitrone 1 Senf (gerne auch grobkörnig) . Teel ½ saure Sahne 2 El Öl 5 El y Pfeffer, Kräutersalz, Zucker , Curr So wird's gemacht: n und über Nacht in 2cl. Obstler Die Aprikosen in Streifen schneide eichen. einw ) men (man kann auch Wasser neh ke schneiden und 10 min garen. Den Spargel in ca. 3 cm lange Stüc oder achteln. Erdbeeren je nach Größe vierteln entfernen und die Stücke in feine Den Fenchel halbieren, den Stunk Streifen schneiden. eiden. Den Eisbergsalat in Streifen schn ckwürfel kross ausbraten. Gouda in Würfel schneiden, Die Spe f, der sauren Sahne und den Den Saft der Zitrone mit dem Sen Öl kräftig unterschlagen. das n Gewürzen gut verrühren, dan l und das Basilikum vermengen. Alle Zutaten bis auf die Speckwürfe ckwürfeln über den Salat geben. Basilikum hacken und mit den Spe t ein Glass Wein. Dazu etwas Baguette und vielleich Guten Appetit! Café wünscht das Team vom Stadtgalerie IMPRESSUM Herausgeber: Verantwortlich: Redaktion: Autoren dieser Ausgabe: Fotos: Spendenkonto: Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH Industriestraße 17, 49082 Osnabrück Heiner Böckmann V. i. S. d. P. Bärbel Recker-Preuin, Susanne Wolff Bärbel Recker-Preuin, Detlef Heese, Stefanie Preuin, Bärbel Recker-Preuin, Susanne Wolff Sparkasse Osnabrück, BLZ 265 501 05 Kto. 58 057 in einer Einrichtung der Behindertenhilfe in der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück. Besucht uns auf Facebook: www.os-hho.de/facebook