Heinrich Mann: Professor Unrat oder das Ende eines eines Tyrannen

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Heinrich Mann: Professor Unrat oder das Ende eines eines Tyrannen
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Professor Unrat oder das Ende eines eines Tyrannen
Heinrich Mann
Originalausgabe erschienen 1917ISBN: 3864060397.
In Kürze:
Mit dem 1905 erschienen Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen" begründete Heinrich
Mann seinen Weltruhm. Der strenge Gymnasialprofessor Raat, den alle nur Unrat" nennen, ist besessen von
einem unbändigen Hass auf alles und jeden. Er malträtiert die Schüler mit nahezu unlösbaren Klausuren und
genießt es, wenn sie die Versetzung nicht schaffen. Doch das ist ihm nicht genug. Er verfolgt seine Schüler
auch im Privaten, um sie fassen" zu können. Denn nur ein Jahr, in dem er einen Schüler gefasst" hat, ist ein
gutes Jahr! Er verfolgt seine drei schlimmsten Widersacher, die Schüler Lohmann, Kieselack und von Ertzum,
und findet heraus, dass sie sich nachts in der Spelunke Der blaue Engel" herumtreiben, wo die leichtlebige
Barfußtänzerin Rosa Fröhlich auftritt. Sein Racheplan geht jedoch schief; er verliebt sich in die Schönheit und
verliert deswegen seine Stellung. Mehr und mehr bewegt er sich auf den Abgrund zu, betreibt eine Spielbank
und enthemmt schon bald seine gesamte Umwelt. Der Tyrann wird zum Anarchist und der Untergang ist nur
eine Frage der Zeit. Der Roman wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und erlangte 1930 mit der Verfilmung
Der blaue Engel" große Popularität. Marlene Dietrich brillierte darin als verführerische und verruchte Rosa
Fröhlich. Doch das Werk brachte Heinrich Mann auch Ablehnung ein. In Lübeck wurde es ausnahmslos
kritisiert, denn man verstand den Roman als Kritik am Bürgertum. Die Lübecker fühlten sich angegriffen,
obwohl Heinrich Mann den genauen Handlungsort nicht explizit benennt und nur von einer norddeutschen
Kleinstadt" spricht.
Das meint Belletristik-Couch.de:
"Verderben muss man ihnen immer mal wieder das ganze
Leben"
von
Professor Raat hat es nicht leicht. Er wird tagein, tagaus mit Spott überzogen, von allen Seiten. Seine Schüler
lassen sich keine Gelegenheit entgehen, dass Wort Unrat" in seiner Gegenwart zu verwenden und sich über
ihn lustig zu machen. Der Unterricht ist ein Hin und Her, ein Kampf zwischen Lehrer und Kindern und beide
Seite sind nicht bereit nachzugeben. Der Professor ist streng und lebt davon, seine Schüler in Angst zu sehen.
Sie hingegen suchen immer das Chaos, wollen irgendwo Unrat wittern, laut aufschreien und die Herrschaft
der Ordnung brechen. Der Lehrer Unrat sieht überall Verrat und Niedertracht, bei seinen Schülern und bei
seinen ehemaligen Schülern. Jeder im Ort ist darauf aus, sich über ihn lustig zu machen, seinen Namen in den
Dreck zu ziehen.
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Unrat gibt sich aber nicht geschlagen, auch wenn er den ganzen Ort gegen sich sieht. Er will es allen
verderben, will ihnen Steine in den Weg legen, wo er nur kann, damit sie, diese niederen Kreaturen, nicht
ungestraft davonkommen. Er will sie fassen. Er will ihnen nachweisen, dass sie ihn beschimpft haben, damit
er sie bestrafen kann. Von der Schule will er sie schmeißen und damit ihre Chancen auf eine lebenswerte
Zukunft verdunkeln. Karrieren will er verhindern.
Heinrich Mann hat mit Professor Unrat eine Figur erschaffen, die Ordnung, Wissen und gebührliches
Benehmen über die grundlegenden Werte des menschlichen Zusammenseins stellt. Er will sich mit niemanden
gut stellen, sondern alle unterwerfen und besiegen. Weil sie alle schlechte Menschen sind, hat er das Recht ein
Tyrann zu sein und sie zu quälen. So sieht er es und die bürgerlichen Ideale scheinen auf seiner Seite zu
stehen. Die Streiche der Jungen sind respektlos und es ist wohl Aufgabe des Lehrers sie zu erziehen, sie zu
guten Bürgern zu machen. Und wer sich nicht umerziehen lassen will, der muss gehindert werden, auf dass er
später keinen Einfluss auf die Gesellschaft haben kann. Es gibt nur ein System von Werten, Unrat ist sein
Vertreter.
Alles gerät jedoch durcheinander als der biedere Professor die Künstlerin Rosa Fröhlich trifft und sich
sogleich zu ihrem Beschützer aufschwingt. Die Frau tanzt im Lokal Der Blaue Engel und wie Unrat weiß, hat
sie Kontakt zu drei Schülern von ihm. Natürlich ist solch ein Umgang für die Jungen des Gymnasiums völlig
inakzeptabel und ruft nach der Intervention des Sittenhüters. Nur so lässt sich erklären, wie Unrat es auf sich
nahm das Lokal zu betreten und sich unter das gemeine Volk zu mischen. Und so erklärt er sich dann auch
weiterhin seine Besuche bei der Künstlerin. Er muss sie dauerhaft von den Schülern getrennt halten, um seine
Pflicht zu erfüllen. Weil er ihr Gönner ist, bezahlt er auch gern den Champagner und hilft ihr mit den
Vorbereitungen für die Vorstellung. Als Gegenleistung darf er die Gegenwart der selbstbewussten jungen
Dame genießen. Seine Zuneigung wird immer größer, bald erachtet er sie als ein höheres Wesen, das über den
anderen Menschen steht und besondere Rechte genießt.
Professor Unrat taucht immer tiefer in die Welt der Künstlerin ein und verlässt somit den Weg, der von ihm
gepredigten Tugend. Nur er selbst will es sich nicht eingestehen, während die ganze Stadt darüber redet. Unrat
und Fröhlich werden zur Attraktion, zum Zentrum des gesellschaftlichen Abendlebens, sie versammeln
angesehene, gebildete und wohlhabende Persönlichkeiten um sich, spielen um viel Geld, trinken und speisen
mit ihnen. Gerüchte machen bald die Runde, dass auch die Grenzen der Sittsamkeit überschritten werden.
Heinrich Mann war der ältere Bruder von Thomas Mann, und ein kluger Kritiker der bürgerlichen
Verhältnisse in Deutschland. Professor Unrat erschien 1905 zum ersten Mal und wurde sehr missbilligend
aufgenommen, fand jedoch später und auch im Ausland viel Anklang, nicht zuletzt durch die Verfilmung mit
Marlene Dietrich aus dem Jahre 1930. Das Buch wird oft im Zusammenhang mit Der Untertan genannt,
welches sich auch der Kritik an bürgerlichen Idealen annimmt. Beiden ist die Kritik am Obrigkeitsdenken
gemein. Der Untertan verehrt den deutschen Kaiser und entmündigt sich dadurch, während Professor Unrat
seine Schüler entmündigen und zu bloßen Statisten degradieren will.
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Es wollte nicht ruhig werden; Unrat glaubte, sich nur noch durch einen Gewaltstreich retten
zu können. Er stürzte sich, ehe jener es vermuten konnte, auf Lohmann, packte ihn am Arm,
zerrte und schrie erstickt: "Fort mit Ihnen, Sie sind nicht länger würdig, der menschlichen
Gesellschaft teilhaftig zu sein!"
Der Band der Edition Büchergilde ist mit Illustrationen von Martin Stark versehen. Sie verleihen dem Text
eine besondere Note, da sie hervorragend die Atmosphäre der Szenen einfangen, seien es die Abende im
Blauen Engel, die Angst der Schüler vor ihrem Lehrer oder die Verführungskünste der Rosa Fröhlich. Für
seine Arbeit erhielt Stark den Büchergilde Gestalterpreis 2014.
Das Buch ist sowohl inhaltlich als auch gestalterisch ein ganz besonderes Stück und sollte in keiner
Sammlung fehlen. Es ist deutsche Kulturgeschichte, neu vermittelt.
Sie finden diesen Text online unter www.belletristik-couch.de/heinrich-mann-professor-unrat-oder-das-ende-eines-eines-tyrannen.html
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