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ICON NOVEMBER 2009 SIE KÖNNEN JETZT EINPACKEN! Christbaumkugeln von Sibilla Pavenstedt J etzt können Sie einpacken! Warum klingt das in unserem Sprachgebrauch eigentlich so negativ, während die Aufforderung zum Anpacken so frisch und sympathisch ’rüberkommt? Verpacktes wird allgemein nicht gern gesehen, fürchtet man doch getäuscht zu werden. Es sei denn an Festtagen, dann wird das Verbergen mit Schleifen und Glanzpapier zur Kunst erhoben. Die Hamburgerin Waltraud Bethge macht seit Jahrzehnten gute Geschäfte damit, dass sie Schreibwaren zu Luxusartikeln gemacht hat. Ihre ist nur eine der vielen Geschichten, die wir in diesem Heft auspacken. Apropos: Gleich ob Sie das Geschenkpapier im gehobenen Fachhandel kaufen oder die Bögen vom letzten Jahr noch einmal aufbügeln, alles ist besser als das schnöde Anreichen unverpackter Waren, wie es in manchen Familien aus falsch verstandenem Minimalismus leider Brauch geworden ist. Man steht doch am WIR SIND’S WIEDER! Tannenbaum und nicht an der Kasse! Wir hier in der ICON-Redaktion, die sich durchaus gern mit Stil beschäftigen, haben auf die zum Jahresende gestellten Fragen, „wie pack ich es an“ und vor allem „worin packe ich es ein“, ein entschiedenes Sowohl-als-auch zu bieten. Die einen halten es mit einem less is more, behaupten also, im Weglassen bestünde ein gewisser Schmuck. Doch die anderen haben mindestens ebenso recht, wenn sie finden, dass nur Mehr mehr ist. Und für die haben wir dieses Heft gemacht. Für diejenigen nämlich, denen es Freude macht zu schmücken, zu verpacken, zu schenken, haben wir Anregungen vom Porsche-GutsleFörmchen bis zu Hornemann-Juwelen zusammengetragen. Wem das alles doch zuviel Aufwand ist, der kann gern spenden. Auch dazu haben wir Vorschläge ins Heft gepackt. Selbst für Geschenkemuffel haben wir etwas: ein paar schöne Geschichten zum Lesen. Also dann, packen sie ruhig aus! TRAUGOTT GIESEN COVER: RAGNAR SCHMUCK/CORBIS; FOTOS SEITE 3: MASSIMO RODARI, DANIEL BISKUP, TIM WEGNER, DPA Der Name ist kein Pseudonym. Er heißt wirklich Traugott. Mit zweitem Namen aber Heinrich. Für den Fall, dass er lieber Heide werden wolle, hat der Vater bei der Taufe gesagt. Wollte er nicht und wurde nicht nur Christ, sondern auch Pastor. Und was für einer. Ein Kirchenfüller. Erst im Berliner Problembezirk Neukölln, dann bis zur Pensionierung 2005 auf Sylt. 29 Jahre, eine Legende, die im Reiseführer steht. Sprachbegabt, humorvoll und enorm präsent. Bei ihm bleibt nichts ungesagt, auch dafür wurde er geliebt. Bei all der Zuneigung, die er erfahren habe, sagt er, habe er sich manchmal mühen müssen, „klein zu bleiben“. Das steht in keinem Widerspruch zu seiner Aufforderung in dem Essay, den er für uns geschrieben hat: „Mensch, denk groß von Dir!“ Seite 17 CHRISTIAN GÖLDENBOOG Die meisten Weinkritiker nehmen sich selbst bierernst – was wiederum ihre Texte leider ungenießbar werden lässt. Darauf ansprechen darf man sie aber nicht, sonst werden sie selbst so, wie Wein niemals sein darf: sauer. Christian Göldenboog, der von Anfang an in ICON über Wein, Champagner und auch mal Sake geschrieben hat, ist da erfreulicherweise anders. Ganz anders. Seine Herangehensweise an die Genussgetränke bezeichnet er selbst als fröhliche Wissenschaft. In diesem launigen, doch stets kompetenten Stil veröffentlichte Göldenboog Standardwerke wie „Champagner“ (KlettCotta), „Das Loch im Walfisch“ oder „Wozu Sex?“ Für ICON ist er nach Argentinien gereist, um den Cheval des Andes zu zähmen. Lesen Sie seine Geschichte ab Seite 46. IMPRESSUM ICON Chefredakteur der WELT-Gruppe: Thomas Schmid Redaktionsleitung: Inga Griese (verantwortlich) Redaktion: Annemarie Ballschmiter, Joachim Bessing, Caroline Ditting, Lorraine Haist, Silke Wichert, Mira Wiesinger Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Gestaltung: Barbara Krämer (Leitung), Anke Peters Fotoredaktion: Julia Sörgel Anzeigen: Michael Wittke (verantwortlich), Stefanie Scheuer ([email protected]), Nancy Degner ([email protected]) Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: Axel Springer AG Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin Druck: Umschlag: PRINT-64, Norderstedt, Inhalt: Axel Springer AG, Ahrensburg Herstellung: Olaf Hopf Verlagsgeschäftsführer: Jan Bayer (Vorsitzender), Frank Mahlberg, Christoph Rüth ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 6. Dezember 2009. Sie erreichen uns unter [email protected] 3 HUGO BOSS AG Phone +49 7123 940 www.hugoboss.com BOSS Black s h o p o n l i n e w w w. h u g o b o s s - s t o r e . d e ICON Handschuhe von Tommy Hilfiger. Bambi von Steiff AUSGEWÄHLT 10 17 18 D E R B E I RAT PAC KT AUS Unsere Lifestyleweisen erinnern sich an gelungene Überraschungen E S S AY Der Sylter Inselpastor Traugott Giesen über die Lust des Schenkens 33 TH E F I NA L CU T Silke Wichert über die Louis-Vuitton-EchtschmuckKollektion von Lorenz Bäumer. Plus: große Klunker 35 D E R M E I ST ER B ECHER Ein junger Silberschmied aus Bremen fertigt die Berühmten Hansen-Becher. Plus: goldene Geschenke SCHÖNHEIT T H A N K G O D I T ’S S UNDAY! Icona, unser Hausmodel, geht zum Dinner, danach ins Spa 36 D I E S UP E R-N A S EN MODE 40 WE R SC HEN KT WA S ? 20 M A D E I N V E D D E L Sibilla Pavenstedt engagiert strickende Türkinnen GESCHENKE 22 D I E M Ä RC H E NG E S TALTE R Familienfotos mal ganz anders. Plus: Imaginarium – ein magischer Kinderladen 24 S PI E L EC KE Hermès und Gucci widmen sich jeweils einem besonderen Kinder-Projekt. Plus: Geschenke, die Kindern Freude machen 26 WA S M ÄNNE R WI RKLI C H WO LLE N 18 Ideen für das Christkind. Plus: Inspektor Gadget Susanne Opalka hat neue Parfümeure beschnuppert Gestehen Sie, wer Sie sind, und wir sagen Ihnen, was Sie schenken werden 42 D I E SC H AT Z S U CHER I N Sabine Bohle-Heintzenberg sammelt kosmetische Antiquitäten 44 E I NH UND ERT EL F JA HR E SCHWA R Z KO PF Ein Prachtband feiert den Shampoo-Klassiker. Plus: Neues vom Haarmarkt GENUSS 46 AUF D E N SCHW I N G EN D ES M A L B EC Christian Göldenboog erzählt von seiner argentinischen Reise, einem weinseligen Abenteuer 27 WA S F RAUE N I NSG E H E I M WO LLE N 48 D E R WE LT EN T R EN N ER 28 I N D I V I D UE LLE S SC H E NKE N 49 NI C H T VO N PA PI ER 20 teure Kleinigkeiten Mal endlich was schenken, was kein anderer hat SCHMUCKKUNST NOVEMBER 2009 Andreas Maier war Tierarzt, jetzt bemalt er Paravents Waltraud Bethge erhebt Schreibwaren zu Luxusartikeln 50 G LO B AL D I A RY Post aus London, Zürich und Stockholm 30 D E R E DE LSC H LOS S E R 8 MBERT FOTO: LA Der Juwelier Hornemann scheint fasziniert von Totenschädeln. Inga Griese ahnt, warum „Eau de Parfum“ von Chloé. Samsonite-Koffer designt von Viktor & Rolf. Broschen von Emporio Armani ICON 260X365 P-LV2771 GERMANY:ICON 260X365 P-LV2771 GERMANY 14/10/09 10:37 Ein Moment der Reise Tambour LV277 Automatik-Chronograph. Manufakturwerk, Kaliber LV277, Chronometerzertifikat (36.000 Halbschwingungen pro Stunde). Hergestellt in der Schweiz von Les Ateliers Horlogers Louis Vuitton. Erhältlich ausschliesslich in Louis Vuitton Geschäften und unter louisvuitton.com. Tel. (0211) 864 70 0 Page 1 26.10.2009 13:36 Uhr Seit Anzeige Anzeige Icon 10_09_bearb:Layout 1 Rat & Tat Zwar sind sie Experten, wenn es um Lebensart geht. Aber auch sie freuen sich, wenn dann einmal eine Überraschung glückt Das schönste Geschenk war im vergangenen Jahr das Strahlen meiner dreijährigen Tochter, die mit funkelnden Augen zum ersten Mal Weihnachten bewusst miterlebt hat und in heller Aufregung staunend vor dem Tannenbaum und den Geschenken stand. Diese aufrichtige kindliche Freude bei der Suche nach dem Christkind kann kein Geschenk der Welt übertreffen. PS: Marie hat zu Weihnachten einen großen Kaufladen aus Holz bekommen. Nicole Maendler Geschäftsführerin von Maendler in München nschen ist und sollte immer Das schönste Geschenk eines Me em gut gewählten Geschenk die Freude sein, die man bei ein n Glücksmoment empfand dem Beschenkten bereitet. Diese rn zu ihrem Abitur, das beide ich, als ich unseren beiden Kinde ben, eine, wie ich finde, nie mit Erfolg in England absolviert ha e, weißgoldene Tank Franaus der Mode kommende klassisch çaise von Cartier geschenkt habe. Stefan Asbrand-Eickhoff Modehaus Eickhoff in Düsseldorf Herbert Seckler Kultwirt vom Sylter „Sansibar“ Online-Bestellungen, Gratis-Katalog und Wegbeschreibungen unter: www.daniels-korff.de Besuchen Sie auch unsere Filialen in: Köln · Ludwigstraße 13-15 / Ecke Minoritenstraße | Bonn · Bonngasse 1 Frankfurt · Eschersheimer Landstraße 34 | Berlin · Bleibtreustraße 20 Münster · Münster Arkaden | Aachen · Markt 44 | Wiesbaden · Goldgasse 1 - 3 Hamburg · Einkaufspassage Hamburger Hof | München · Franz-Joseph-Straße 44 Sylt/Westerland · Paulstraße 5a Daniels & Korff GmbH, Kleeburg, 53877 Euskirchen-Weidesheim Tel. 0 22 51 / 705 -0 | Fax 0 22 51 / 705 - 200 per Post [Coupon ausschneiden und einsenden an:] Daniels & Korff GmbH, Kleeburg, 53877 Euskirchen-Weidesheim Ja, bitte senden Sie mir den neuen Herbst/ Winter-Katalog mit über 100 Seiten gratis zu. Name Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Wohnort Telefon [für eventl. Nachfragen] Gefällt uns 1: Mini Karl, entworfen von Simone Legno, kann eigentlich nichts, außer herumstehen. Das macht er dafür besonders originell. Bei Colette in Paris oder über colette.fr ——— Gefällt uns 2: Die französischen Macarons von Ladurée gibt es ab Dezember in einer Polkadot-Verpackung, die das italienische Modehaus Marni stylte: laduree.fr ——— Gefällt uns 3: Für Evian hat der britische Designer Paul Smith eine bunt geringelte Flasche entworfen ——— Gefällt uns 4: „Willst Du immer weiter schweifen. Sieh, das Gute liegt so nah“: Statt einen Stern in einer entfernten Galaxie kann man jetzt sein Lieblingsfleckchen Erde verschenken. Über whatsyourplace.de ——— Gefällt uns 5: Von dem Berliner Designer Volkan Celik gibt es ausgefallene Accessoires wie Fliegen, Haarschleifen und Halstücher mit Fransen, über volkanvc.com ——— Gefällt uns 6: Schöne Geschenkidee: Die Schweizer Firma Delafée verziert Essbares mit Edelmetallen: delafee.com ——— TOKIDOKI Titel UND SONST NOCH E-Mail 2915 FOTOS: AKHTAR, RODARI, PRIVAT, PR Hemden, Blusen, Maßhemden, Royal-Vollzwirn-Hemden, Krawatten, Herren- und Damen-Oberbekleidung, Pullover, Polos, Nachtwäsche, Boxershorts, Accessoires, u.v.m. Der Sassicaia erinnert ein bisschen an Elvis Presley: oft kopiert und doch nie erreicht, eben ein unnachahmliches Original. Sein Weg zum Ruhm war wahrlich kein leichter. Als im Zweiten Weltkrieg die französischen Weine knapp wurden, hat der Marchese Mario Incisa della Rocchetta kurzerhand die französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc in seiner italienischen Heimat angebaut. Da der Hang unterhalb der Burg Castiglioncello, wo der Weinberg lag, derart steinig war, erhielt der Wein seinen Namen nach diesem Boden: Sassicaia (sassi=Stein). Nachdem er anfänglich nur für den Eigengebrauch hergestellt wurde, überredeten der Sohn und der Neffe den Marchese Anfang der 70er-Jahre, erste Flaschen auch in den Handel zu geben. Doch dort stießen sie zunächst nicht auf wirkliche Begeisterung: Als Tafelwein wurde ihr Vino eingestuft, da er aus zwei in Italien nicht zugelassenen Rebsorten hergestellt wurde. Unbeirrt trat er dennoch den langen Weg seines Siegeszugs an und gilt heute als ein wundervoller, vielgeliebter Tropfen, sozusagen als der „King of Rotwein“. Der 2005er-Jahrgang ist für Liebhaber von würzigen Weinen bereits jetzt gut trinkbar, kann aber durchaus auch noch zehn Jahre gelagert werden. Ein wahrlich zeitloses Geschenk. RAT & TAT Die schönsten Geschenke sind intuitiv, überraschend und im besten Fall inspirierend. Ich wurde vor einigen Jahren mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie von Harry Benson überrascht. Daraus entstanden ist mein Interesse an der Fotografie und es bildete den Beginn einer kleinen Sammlung. Kurzum: Mir wurde ein neues Hobby geschenkt! Florian Braun Junior-Chef Modehaus Unger in Hamburg ndige Gesichtsausdruck von den Me chenken. Vielleicht ist es der freu vers zu st h selb mic h, e auc freu es e und n, lieb ebe n aufzug Gaben und stellen, diesen Ritus an Weihnachte bekomme ich liebevoll gewidmete vor ne t ger u nich Allz gar h yp. auc und nk-T es rtet che mir rwa Ges ich une n ein Ich bekenne, ich bin enkt, wird beschenkt – daher kan enkte – einfach so! Er kam völlig das ich so sehr daran mag. Wer sch mein Mann einen Diamantring sch en, mir als Aug r en, ihre jahr n Wertschätzung. Ehe chte en Leu jung das in en, ich sch nung, Aufmerksamkeit, Lob oder ent“? Diesen erlebte rken om Ane t-M n: enk iene sch verd „be zu ter st öns selb sch s in weil ich diesen zu sehr alle bereits schon heute darauf. Me nke dich, einfach weil ich es will, tzutage versuchen wir uns doch viel che bes Heu ß! ich gro Und ch st. ndli selb une er war g dein run um Rüh liebe dich, größter „verüberraschend, meine Freude und ßeres als selbst zu geben. Mein die einfachste Weise zu sagen: „Ich Grö ch ts jedo nich h ist nk mic che für en Ges erd Ein . nktw wer Besche end sch die halbe Nacht lang im Dunchte.“ Daher gibt es neben dem Etwas anzunehmen fällt zunehm e. Er freute sich so sehr, dass er sie hab ude gemeinsam mit dir teilen mö nkt Fre che und ges ng Uhr chu rras eine n Übe nta der spo t hatte. Dieses Gefühl war Bahamas großartigen Momen erste Mal mein Herz verschenkt ren, als ich meinem Mann auf den das Jah ihm en ich jung z dem gan in t, in ls men nfal Mo ebe n zu sein. Für einen weite mich an jene schenk-Moment“ ergab sich -Gen scheint in der Familie vererbt aubernden Unschuld und erinner nke bez r che eine Ges so das von n den war , enz ung reg kurr ch Kon hat. Seinen Vater keln angeschaut hat. Seine Auf tlerweile bekommt mein Mann jedo nes Rosensträußchen geschenkt Mit klei ist. ein rkt ssen Ma chlo ges dem aus auf t g nich bur tat Salz ngs in großartig, sodass eine Wiederholu n, als er mir aus eigenen Stücken te mein damals achtjähriger Soh sorg “ ent om chungen! t-M rras enk Übe sch en „be fekt nen per teren unvergesse Susanne plizen im Auftrag der Kom ten rtes sma die h mic für e sind beid Botschen hatte er dafür angepumpt, seitdem Inhaberin Mytheresa.com in München Frank Stüve Geschäftsführer Villa Harteneck in Berlin Verschenken Sie eine Stadt! Kann man jemandem eine größere Ehre erweisen, als ihn zum ‚Stadthalter‘ zu machen? Und noch dazu haben die Häuser der französischen Firma Asiatides eine Funktion: Man kann die Dächer abheben und Dinge darin bewahren. Aber bitte nicht einzelne Häuser verschenken, sondern ganze Straßenzüge. Ein besonderes Weihnachtsgeschenk trage ich noch heute jeden Tag. Es ist eine Tag Heuer Carrera, ein zeitloses und zuverlässiges Zeiteisen im klassischen Design eines Automatik-Chronografen. Die Uhr ist ein gegenseitiges Geschenk unter Partnern. Sie ist Symbol einer engen Freundschaft und steht natürlich auch für gemeinsam errungene Erfolge. Weihnachten ist immer auch ein Zeitpunkt des Zurückschauens, die Uhr erinnert an gute Zeiten, an echte Freundschaft und treibt einen dennoch täglich an. Mehr kann ein Geschenk kaum leisten. Johannes Plass Geschäftsführer Mutabor Design in Hamburg UND SONST NOCH Insiderwissen 1: Kommt Ihnen das Muster links bekannt vor? Es dient nämlich nicht nur als Inspiration für die Verpackung des Dufts „Fleur d’Orange“ von Prada. Ein ähnliches Muster wurde ursprünglich kreiert für die Mode der Herbst/Winter-Kollektion 2003. Jetzt kann man es in der aktuellen Ausstellung „Art Nouveau Revival“ im Pariser Musée d’Orsay betrachten. Bis 14. Februar 2010 ——— Insiderwissen 2: Gucci-Designerin Frida Giannini arbeitete gemeinsam mit dem Musikproduzenten Mark Ronson an einer limitierten Sneaker-Kollektion. Erhältlich ist diese ausschließlich im ersten Gucci Icon-Temporary Flash Store in der New Yorker Crosby Street ——— Apps: Jetzt kann man total up to date sein mit den Mode- und Schmuckhäusern wie Chanel, Gucci, Dolce & Gabbana, Wellendorff und Ralph Lauren. Diese schicken nämlich die neuesten Infos über IPhone Apps. Zum Herunterladen auf apple.com ——— Mode: Ab 14. November wird es in ausgewählten H&M-Filialen eine „Jimmy Choo“-Kollektion geben. Wer nicht zum Zuge kommt: Designerin Sonia Rykiel kreiert für das Modehaus auch einige Kleidungsstücke ——— FOTO: AKHTAR, MUTABOR DESIGN, KLAR, JOHN AIGNER, WEISSER Aus der Pforzheimer Juwelierfamilie „Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!“ Alles läuft rund und weitergehen. Man möchte den man wünscht sich, es könnte Moment festhalten und bewuss bis in alle Ewigkeit so t alles erleben, weil man einfac Wertvolle Momente! So ein Au h glücklich ist und weil dies nie genblick war zum Beispiel nac enden soll. h der Geburt unseres ersten Kin festhalten zu wollen, setzte me des. Dieses Gefühl, etwas für in Mann in einem Schmuckstüc die Ewigkeit k um . Er kreierte mit seinen Meistergo mit dem Namen „Sternennach ldschmieden einen in sich dre t“ und schenkte ihn mir. Damit hbaren Ring kann ich den besonders glückli chen Moment nun doch festha lten. PRADA Claudia Wellendorff RAT & TAT Mein schönstes Geschenk war Kasimir! Ich liebe Hunde, bin mit ihnen aufgewachsen und hegte seit Langem den Wunsch nach einem Vierbeiner, den ich aber immer wieder aus Vernunftgründen (zu viele Geschäftsreisen und Termine) verwarf. Umso größer war die Überraschung und Freude, als mein Ex-Mann eines Tages kurz vor Weihnachten mit einem Rauhaardackelwelpen auf dem Arm zu Hause erschien, der natürlich sofort mein Herz eroberte. Alle Bedenken waren wie weggeblasen – Dackelblick sei Dank! Kim-Eva Wempe Geschäftsführerin Wempe Vorstandsvorsitzende Ahlers AG, Herford Marietta Andreae PR in Hamburg ich bekommen habe, s da k, en ch es tsg ch na eih W Das schönste und persönlichste n meiner Freundin Marion. Sie hat immer zwei y vo ist ein selbst erstelltes Memor en Zeit genommen und diese bildeten dann sam zugleiche Fotos aus der gemein eißarbeit, das alles zusammen Fl he lic ub gla un e ein r wa Es jeweils ein Paar. glaubliche Freude. un e ein ich m r fü d Un n. lle ste Zu Weihnachten 2008 bekam ich von lieben Freunden in Berlin ein Fahrrad geschenkt. Es wurde klingelnd hereingefahren und hatte eine Schleife am Lenker. Ich habe mich seitdem jeden Tag, den ich geschäftlich oder privat in Berlin verbringe, über dieses liebevolle und durchdachte Geschenk gefreut. Ich wohne in Bremen und arbeite in Berlin und hatte nie die Gelegenheit, die Hauptstadt richtig kennenzulernen. Das hat sich in diesem Jahr auf dem Fahrradweg geändert. Stella Ahlers Marietta Andreae Ute Hartjen Vorstand Camera Work in Berlin In den 60er-Jahren begann mein Vater, neben Kunst auch Porzellan aus Thüringer Manufakturen zu sammeln, aus Ilmenau, Limbach und Wallendorf, um nur einige zu nennen. Anfang der 70er-Jahre war eine so große Menge zusammengekommen, dass er sich etwa 300 Meter entfernt von unserem Wohnhaus eine kleine Wohnung mietete, deren Mobiliar neben einem Bücherregal, einem großen Tisch und zwei Stühlen nur aus großen Glasvitrinen bestand. In den Vitrinen gab es – für mich langweilige – Service mit bemalten Tassen, Kannen, Tellern und Schalen. Viel spannender waren dagegen schon zwischen 10 und 30 Zentimeter hohe bemalte Figuren, Mädchen, die Blumenkörbchen trugen, oder clowneske Wesen wie zum Beispiel ein Harlekin. Es gab auch Furcht einflößende Großfiguren, nämlich zwei Männer in Ketten. Manchmal durfte ich am Wochenende mit in die sogenannte Püppchenbude kommen, was in der Regel nicht besonders spannend für mich war, da mein Vater entweder dicke Bücher über Thüringer Porzellan las oder eine der Figuren vorsichtig aus der Vitrine nahm und mit einer Lupe begutachtete. Irgendwann, als ich vielleicht acht oder neun Jahre alt war, entdeckte ich zwischen all den bunten Figuren einen kleinen Porzellanhahn. Monatelang lag ich meinem Vater in den Ohren, mir diesen Hahn zu schenken. An einem Winterabend kurz vor meinem zehnten Geburtstag ging mein Wunsch schließlich in Erfüllung – ich war selig, den kleinen Hahn endlich mit nach Hause nehmen zu dürfen. Von da an stand er bis zu meinem Abitur auf meinem Nachttisch. LFGANG JOOP TRENDBAROMETER VON WO lle, meiken, Decken, Decken. Kaschmir, Wo Ich möchte Decken dieses Jahr, Dec ana, s, Loro Piana, Cucinelli oder auch Hum mè Her Von filz. rde Pfe h auc en weg net r gerollt als Kissen. leben. Große, kleine, gekuschelt ode ufk dra tion ora Dek zur hen ildc iehb Konto. da kann man dann ja Abz g runter! Das ist gesünder. Auch fürs zun Hei die h dre und ke Dec die er Mensch, Haka, hol den Hund mit unt Frau Dob denn Geben. Man muss doch Ich finde ja, dass Nehmen seliger ist hmen. Auch ohne falsche Scham – auch mal lernen, Geschenke anzune Also, meine Liebe, ich es Jahr womöglich nicht passieren. dies wird das r Abe . fällt aus ß gro zu wenn es mal en könnten in Spiegel Freude heucheln, denn die Gab rate Dir: Übe doch schon mal vor dem mer, wie man sich sehen. Übe am besten im kalten Zim aus ers and z gan mal h auc ja ten Zei zza. Nicht wahr? schweren ein echte! Alles eine Frage der Grande r übe wie t freu so ad ger ette lenk über eine falsche Per Herr Haka Wolfgang Joop Modeschöpfer in Potsdam Gute Tat 1: Fünf Künstler der New Yorker „Tats Cru“ besprühten für Hogan 2000 Quadratmeter Segeltuch für Turnschuhe (links). Die Sneakers-Unikate werden ab Dezember auf hoganworld.com versteigert. Der Erlös geht an das „Documentation Center for Visual Arts“ in Mailand ——— Gute Tat 2: Zehn Prozent des Kaufpreises eines Montblanc-Füllers aus der „Signature for Good“-Edition gehen an Unicef zur Unterstützung von Bildungsprojekten ——— Gute Tat 3: Die Weihnachtskarten des Hamburger Hospizes Leuchtfeuer hat dieses Jahr Wolfgang Joop kreiert. Zu bestellen unter hamburg-leuchtfeuer.de ——— FOTOS: AKHTAR, PRIVAT, PR HOGAN UND SONST NOCH RAT & TAT Schlaf ist der neue Sex! Was soll man zu Xmas schenken? Ein lebensweiser Freund, der vieles hat, sagt: „Der größte Luxus sind Eiderdaunen!“ Was? Das ist der Kaviar der Daunen. Die isländische Eider-Ente kuschelt damit ihre Babys ein. Der Preis hat einen Tageskurs wie Aktien. Eine Decke kostet circa 2000 bis 4000 Euro. So viel Geld zum Verschlafen? Ich wollte mir gerade in Moskaus Kreml-Kaufhaus Gum eine Zobel-Mütze kaufen (1500 Euro), aber ich sah aus wie ein Hamster und meine Frau schüttelte ihren schönen Kopf. Das Schicksal hat Flügel. Wegen der Krise stöbern wir im Ausverkauf bei Karstadt. Und was hat der liebe Gott dort hingelegt: Eiderdaunen-Decken zum Sensations-Rabatt. Statt 3600 Euro „nur“ 1099 Euro (Giraffen-Größe: 220 cm x 155 cm). Meine Frau strahlte und nickte. Die EC-Karte der Berenberg-Bank ächzte. Wir schenkten uns den weichsten Schlaf der Welt (bisher: Mühldorfer wie im „Mardavall“ auf Mallorca). Bettwäsche? Christian Fischbacher. Was fehlt, wenn die Frau schläft, aber der Mann wacht? Der beste Flat-TV der Welt: Panasonic TX-P50V10E! Ein 127-cm-Bildschirm mit Sat-Tuner (für HD-Satelliten-TV). Danke, Christkind! an Weihnachten vor ich m ka be k en sch Ge ste ön sch s Da tter: ihren erbsenmu oß Gr er in me n vo r itu Ab em mein fahre ihn noch heute grünen VW Käfer Baujahr 1964! Ich neigung der entged Zu und ernte nur Freundlichkeit un nten. Er springt immer ssa Pa d un tos Au en nd me om nk ge innert mich immer an an, passt in jede Parklücke und er en Geschenk macht lch meine Großmutter! Mit einem so man sich unsterblich! Recycling ist ja so was von gestern, wie Jürgen Trittin mit Bart. Und ohne Bart. „Upcycling“ lautet das Gebot der Stunde, also her mit den alten Getränkedosen, daraus machen wir jetzt Schmuck und Kunst! Gummireifen und -schläuche werden zu Sandalen und Federtaschen. Und aus halbierten Lenor-Flaschen bauen wir innovative Rahmen für unseren Badezimmerspiegel. Besonders wichtig natürlich: die Originalmarken müssen noch zu sehen sein. Vielen Dank für diese tolle Geschäftsidee sagen Sie, aber ist das denn auch erlaubt? So viel sei verraten: Wenn Sie nur ein kleines Kunstwerk für sich oder Ihre Freundin bauen, haben Sie kein Problem, denn das Markenrecht gilt nur im geschäftlichen Verkehr. Außerdem setzt Markenschutz im Prinzip voraus, dass die Marke auch in der jeweiligen Warenklasse eingetragen ist, um die es geht. Schutz in Klasse 32 für alkoholfreie Getränke nützt also nichts gegen eine Verwendung für Schmuck. Aber: Erstens sind bekannte Marken häufig sehr viel breiter registriert, als das Kerngeschäft nahelegt. Und zweitens genießen berühmte Marken einen Schutz gegen Rufausbeutung und -verwässerung auch bei einer Verwendung für Waren, die mit dem eigenen Sortiment nichts zu tun haben. Da bleibt dann nur noch der Einwand, dass die Marke bei unserer selbst gebastelten Trashion doch gar nicht auf den Hersteller verweisen soll, sondern nur Zierrat ist. Das können Sie leicht selbst testen: Haben Sie den Eindruck, der rot-weiße Anhänger oben stamme von Coca-Cola oder sei von denen jedenfalls lizenziert? Wenn nicht, antworten Sie auf das Abmahnschreiben der New Yorker Großkanzlei, dass keine markenmäßige Verwendung vorliege, dann wird man Sie bestimmt in Ruhe lassen. Wer weniger Mumm hat, backt vielleicht kleinere Brötchen mit Lego: Und wer überhaupt nur spielen will und am Wochenende eine Stunde Zeit hat, kann ja mal bei RedBull eine kleine Plastik einreichen: redbullartofcan.com Cornelis Lehment Markenanwalt in Berlin UND SONST NOCH FOTO: SCOTT HUNT Kunst 1: Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist ab dem 20. November das Lebenswerk von F. C. Gundlach zu sehen. Der bedeutende Modefotograf arbeitete zwischen 1950 und 1990 in vielen Teilen der Welt und fotografierte für wichtige Modemagazine ——— Kunst 2: „Cream“, die Galerie von Thomas Andreae und Moritz Kaufmann, gehört zu den Aufsteigern der Berliner Szene. Ein Schwerpunkt des Programms sind Arbeiten auf Papier zum Beispiel von Bettina Krieg oder Karl Goehrlich. Ab dem 14. November läuft dort „Exquisite Corpse“ mit neuen Zeichnungen von Joe Biel, Cornelia Renz und Scott Hunt (Abbildung: links). Adresse: Schröderstrasse 14, Berlin Mitte, creamcontemporary.com ——— Kunst 3: Noch bis zum 18. Januar läuft die Pariser Ausstellung „Confusion Of the Senses“, die eine Reise ins Innere ermöglichen soll. Acht Künstler regen mit ihren Werken zur Auseinandersetzung mit dem eigenem Körper und Geist an. Espace Louis Vuitton, Champs-Elysée ——— Fotos: Akhtar, Zauritz Schoeller & von Rehlingen PR Hamburg Connaisseur aus Hamburg PRIVAT Alexandra von Rehlingen David Blieswood ESSAY A CH MENSCH, DENK GROSS VON DIR! Pastor Traugott Giesen über die Seele des Gebens und Nehmens Drum befeuere besonders an Weihnachten viel Freude. Nimm einzeln in den Blick, wen du bedenken willst. Was braucht der andere jeweils? Ist sein Alltägliches knapp bemessen, lass einen deutlichen Schein rüberwachsen. Braucht er etwas gegen seine Alterstraurigkeit schenk ihm Rolling-Stones-Karten, gib ein Stipendium aus oder einen Duden, ein schickes Teilchen oder einen klingenden Gong. Und Brot für die Welt – das ist eine Frage der Ehre. Wohltaten locker machen für die Menschen in Not ist groß und macht groß. Geben ist einen Tick nur seliger. Auch Nehmen hat seine Würde. Wir müssen doch alle erst nehmen, ehe wir auch was geben können. Einatmen – ausatmen; Nahrung aufnehmen – Energie abgeben; einnehmen – ausgeben. Darum ja ist dies wohl das frömmste Bild der Menschheit: Die Mutter, die ihr Kind stillt. Eins werden hier das durstige Saugen und das sanfte Verströmen. Man fragt sich doch tatsächlich: Wer stillt hier wen? Beide geben einander und nehmen voneinander. Das ist das Kunstwerk der Schöpfung: Sie ist so eingerichtet, beim Nehmen auch zu geben und beim Geben auch zu nehmen. Nur der herrische Mensch kann mit seiner Gier alles in Unordnung bringen. Aus Angst, mal bitten zu müssen, sammelt man Vorräte im Depot. Aber das Leben bringt uns schon zur Räson. Gesundheit, Liebesglück, sicheres Nachhausekommen, Sympathie und die Sorge darum, ob ich morgen noch gebraucht werde – das sind alles Felder der Bewahrung. Da können wir viel falsch machen, aber was uns richtiggehen lässt, ist nicht Verdienst, sondern Gnade, Geschenk, Wunder. Darum ist Dankbarkeit das einzig realistische Verhältnis zum Leben. Und Weihnachten ist darum höchster Menschheitstag, weil es unsere Werteskala noch mal eicht. An Weihnachten erscheint Gott als die schöpferische Kraft überhaupt. Er zeigt was er ist: Er besteht aus Geben, Schaffen, Überfließenlassen, Liebe. Er (oder sie?) sprüht, alle sind wir Funken seiner selbst. Noch in einer Kerze glimmt sein Sonnesein, noch in unserem sorgsamen oder eiligen Geschenkesuchen schimmert ein Abglanz seiner Großzügigkeit. Wir wissen meist nichts von diesem Zusammenhang aller Dinge, denken zerteilt und zerhackt vom Leben. Aber in Jesus erstand der Heile, der Leuchtfeuermensch, der Tod und Himmel, Arm und Reich, Geben und Nehmen, mich und dich als Teile eines Ganzen sieht. Und der auch dir gutes Gewissen macht, dich ruhig großzügig beschenken zu lassen. „Weihnachten“, so G. K.Chesterton, „lass ich mich gern beschenken, Jesus war doch selbst ein Weihnachtsgeschenk.“ Traugott Giesen, 69, war zehn Jahre Pfarrer in Neukölln, dann 29 Jahre in der Seefahrerkirche in Keitum auf Sylt. Er lebt weiterhin mit Frau Ingrid auf der Insel Foto: picture-alliance / HB-Verlag Jetzt sind wir schon bald mitten drin im Wettlauf um die richtigen Geschenke. Schlangen an den Kassen, müde Füße, Schlepperei. Genervtsein bleibt nicht aus. Aber im Kern können wir unser Glück machen in diesen winterlichen Tagen. Denn ein lichtvolles Geheimnis treibt das Karussell der großen Sachen-Show an. Viel gibt es auszusetzen an übertriebenem Glamour und Glitzerkram. Aber im Kern feiern wir uns an diesen Festtagen des Schenkens als bessere Menschen. Wir nehmen uns von der besten Seite. Können uns als Schenkende genießen, als Förderer, als gütige, großzügige, glanzvolle Gönner. Wir imaginieren, was anderen guttun könnte, was Freude macht und Spaß bringt. Wir schmücken sie, reden sie uns lieb. Sie brauchen gar nicht genau wissen, wer sie beschenkt. Ihre Freude ist uns Lohn genug. Wir wissen ja um unsere Urheberschaft. Das Geheimnis der glücklichen Gebenden ist: Sie erleben sich als Beschenkte, als Begnadete, die Überfluss austeilen können. Sie haben so viel Beute gemacht, daß andere es davon mit gut haben sollen. Sie können gönnen. Und bedanken sich heimlich, daß andere ihre Freundlichkeit annehmen. Es gab in der Schulclique immer einen, der die Zigarettenpackung kreisen ließ und das Schulterklopfen der Kameraden genoss. Ein anderer rauchte hinterm Schuppen für sich allein und genoss es, nicht teilen zu müssen. Ein gut bestückter Weinkeller kann eine Augenweide sein. Aber eigentlich doch „macht erst der Mund des Gastes den Wein gut“ (Martin Walser). Natürlich hat ein kleiner heimlicher Haufen Geld auch etwas – „Geld beschirmt“, sagt der Prediger der Bibel. Doch bleibt es immer nur Geld, dann fault es. Erst das wieder in Freude, Lachen, Chancen verflüssigte Geld ist schönes Geld. Kurz: Wir müssen geben können, also brauchen wir Geld. Das ist wohl die ärgste Kränkung der Armut, nichts zum Teilen zu haben. Darum hat Jesus ja recht, wenn er unserer Lust am Schenken einheizt. Er will, dass wir groß von uns denken: Lass dein kärgliches Rechnen, dein kleinliches Raffen. Du bist Sohn/Tochter Gottes, verfügst über Welten – und solltest geizig bis ins Herz sein. Ach Mensch, denk groß von dir. Sie alle sollen was von dir haben. Du bist doch eine vertrauensbildende Maßnahme des Herrn. St. Severin in Keitum 17 OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (WWW.OFFICE36.COM) FOR DINNER + + + Gamaschen-Booties von Christian Louboutin über net-a-porter.de Schicke Schlange: PythonClutch; gucci.com Stola „Aylit Pleats“ aus Seide und Kaschmir; loropiana.com + + Nappaleder gegen eiskalte Händchen; roeckl.com BLV II duftet nach Veilchen, Sternanis, Süßholz; bulgari.de Unikat: Ring „Orchidée Noire“ mit rotem Turmalin und schwarzen Diamanten von Pom Pom; pomellato.com + + = Britisch elegant mit Filzhut, Cardigan, Ziegenfelljacke, Wollhose; burberry.com Schnell zum Termin: BMW X1; bmw.de Lipgloss „Touch Brillance“ von YSL Beauté; ysl-parfums.com IM SPA + + Badeanzug „Cassis“ von Eres; eresparis.com + + Haarspange mit SwarovskiSteinen; lemper-mode.de Travelkit von Acqua di Parma über acquadiparma.it + Tasche aus Canvas zum 60. Jubiläum von Gant; gant.com Puschen „Nightengale“ von UGG; uggaustralia.com/de Badetuch „Juggles“ von Hermès; hermes.com + Fotos: pr Den IPod Nano mit Videokamera gibt es in neun Farben; apple.com 18 = + Schöne Augen auf der Sonnenbank; tomford.com 117 342,90 Euro 1923,40 Euro ... und viele mehr! MODE, LIFESTYLE UND DESIGNERMARKEN. 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DIES IST AUSSCHLIESSLICH EINE INFORMATION DER PEEK & CLOPPENBURG KG DÜSSELDORF MIT HÄUSERN IN FOLGENDEN STÄDTEN: 23.10.2009 10:34:45 Uhr MODE DIE STRICK-AYSE Die Designerin Sibilla Pavenstedt hat Erfolg mit eleganter M Alles Handarbeit, alles Unikate. Selbst gestrickt ist Luxus. Nach dieser Manufaktur-Devise arbeitet die Hamburger Designerin Sibilla Pavenstedt zusammen mit Frauen aus Problembezirken. Das Ergebnis ist doppelt schön: die Frauen haben eine Perspektive und die Entwürfe ein besonderes Flair FOTOS: ATELIER SIBILLA PAVENSTEDT/MONTAGE: ICON, RODARI ade of Veddel“ – das klingt im Englischen ganz schick, in Norddeutschland eher unsexy, ist der Hamburg Stadtteil doch eher das, was man einen Problembezirk nennt. Urban eigentlich toll direkt am Wasser und Hafen gelegen, die Reformarchitektur der 20er und 30er Jahre hat durchaus Charme, ist die Gegend mit seiner Bevölkerungsstruktur aus überwiegend Migranten eher gesellschaftlicher Brennpunkt denn Society- Hotspot. Doch das könnte sich jetzt ändern. Nicht alles und grundsätzlich, aber plötzlich wird es schick auf der Veddel, im Wortsinn. Und das kam so: Als die Designerin Sibilla Pavenstedt vor zwei Jahren mit dem Darboven-Preis für Unternehmerinnen ausgezeichent wurde, kam sie dort mit Rolf Kellner ins Gespräch, einem engagierten Mann, der sie animierte: „Wir müssen etwas tun für die Frauen auf der Veddel. Sie leben in einer Isolation, sind Willkür ausgeliefert.“ So etwas muss man Sibilla Pavenstedt, die lieber als „Kostümbildnerin für den Alltag“ firmiert, nicht zwei Mal sagen, sie gehört zu den Bürgern, die lieber lösen als lamentieren. Und sie hatte ja schon beste Erfahrung gemacht mit einer Frau, die ohne Ausbildung und mit dürftigen Deutschkenntnissen vor Jahren bei ihr angeklopft hatte und um Arbeit gebeten und eine große Fähigkeit mitbrachte, nämlich die, aus nichts sehr viel zu machen: die russische Jüdin Irina Mittelmann machte binnen kürzester Zeit Karriere als Atelierleiterin und wurde von Jil Sander abgeworben. Jetzt hilft sie ehrenamtlich als Ausbilderin bei dem Veddel-Projekt. Die gute Idee war schnell geboren: man näht mit den Migrantinnen, damit können sie Geld verdienen und damit steigt der Anreiz etwas zu lernen. Und die Einnahmen sind hilfreich bei der Rechtfertigung den Männern gegenüber, die nicht immer erpicht sind auf eine Selbständigkeit ihrer Frauen. Und was vielleicht am wichtigsten von allem ist: sie können zu Hause arbeiten und erfahren eine Wertschätzung ihres tradierten, handwerklichen Könnens. „Wir verlangen nicht, dass sie emanzipierte Maschinentechnikerinnen werden, sondern holen die Frauen dort ab, wo sie ihre Fähigkeiten können“, erzählt Frau Pavenstedt, die an der Kunsthochschule in Bremen studierte, lange ein Atelier in Paris führte und nun überwiegend in Hamburg lebt, wo sie in ihren Räumen an der Langen Reihe (auch vor noch gar nicht langer Zeit eine Problemecke) viele Schauspielerinnen, Künstlerinnen und Bühnenbildner einkleidet. Sie startete einen Aufruf, sechzig Frauen meldeten sich, acht kamen ins Team, einige sind jung und aufgeschlossen, andere sehr traditionell, eine gute Mischung. Masche für Masche, Schnitt für Schnitt veränderten sich Gewohnheiten und Fähigkeiten, statt Häkelgardinen fertigten die Frauen plötzlich eben einen großmaschigen lila Fingerschal aus Kaschmirwolle. Die Entwürfe kommen von Pavenstedt, die Umsetzung von der Veddel. Motivierend personalisiert: in jedem Teil steht der Name der Strickerin, in dem aufregenden schwarzen Cashmerekleid zum Beispiel: „Von Ayse Antag handgefertigt auf der Veddel.“ Modernes europäisches Design im Luxusbereich kombiniert mit tradierter Handwerklichkeit, lautet das Erfolgsrezept. Dessen Resultate hängen nun in feinen Geschäften wie dem von Ann Karlosch in Bremen gleich neben Jil Sander. Und die „Bank“ in Hamburg, Treffpunkt der anspruchsvollen Gesellschaft, wird in der Adventszeit komplett mit den raffiniert umhäkelten Tannenbaumkugeln Made of Veddel dekoriert. Das hat doch etwas, freut sich Sibilla Pavenstedt: „Moslems häkeln Weihnachtskugeln unter Anleitung einer aus Litauen stammenden Jüdin.“ Integration kann Inga Griese durchaus stylish sein. 20 Die umhäkelten Tannenbaumkugeln kosten zwischen 20 und 30 Euro. Es gibt sie unter anderem in den Hamburger Geschäften „Mutterland“, „Home“ und “Alsterhaus“ Integration — sie setzt auf die handwerklichen Fähigkeiten von Migrantinnen 21 Das sind keine Bilder aus einem Lifestylemagazin für Kinder, ist keine Werbung für ein Fantasialand, sondern es sind Aufnahmen aus einem ganz privaten Märchenbuch, von Larissas Mutter als Geschenk für den Vater gedacht und von der Agentur Meisterfotografen inszeniert 22 FOTOS: WWW.MEISTERFOTOGRAFEN.COM Pstt! Nicht weiterzeigen. Dies ist eine Weihnachtsüberraschung! GESCHENKE Nie wieder spießige Familienfotos. Die Agentur Meisterfotografen setzt Privatleute in Szene als wär’s ein Auftrag für ein Hochglanzmagazin M an wäre gern Mäuschen an Heiligabend, wenn eine Hamburger Designerin ihrem Mann eine rote Samtkassette im A-2-Format überreichen wird. Denn darin ist ein Geschenk, dass zwar sehr teuer war, aber trotzdem, wie sie sagt, „mit Geld nicht zu bezahlen ist“. Ein Märchenbuch. Eines, das selbst verwöhnte Leseratten noch nie gesehen haben, ist es doch ein Unikat und dazu höchst privat. Aufnahmen von Mutter und Kind, aber in einer Qualität, wie man sie sonst von Anzeigen kennt, aus Hochglanzstrecken in Magazinen, in diesem Fall aufwendig auf Bütten gedruckt, gegeneinander kaschierte Seiten, damit kein Falz entsteht und die Magie trübt. Auf diesen Fotos sitzen die lieben Kleinen nicht, wie früher so gern vom Um-die-Ecke-Studio offeriert, vor einem roten Plastiktelefon und halten scheinbar freiwillig einen Hörer ans Ohr, das Ganze umspielt von flirrender Ausleuchtung, die dem Endprodukt eine unnatürliche Atmosphäre verlieh. Nein, bei den Bildern von Simone Bruns besteht nicht die Gefahr, dass der Vater kurz draufschauen und das Œuvre nach Neujahr pflichtbewusst irgendwo auf seinem Schreibtisch platzieren und vergessen wird. Im Gegenteil, wahrscheinlich wird die ganze Weihnachtsgesellschaft blättern und staunen und aufgeregt sein. Denn Simone Bruns hatte im vergangenen Jahr eine kluge Geschäftsidee. Im Grunde eine nahe liegende, aber verwirklicht hatte sie so noch keiner. Mit den „Meisterfotografen“ bietet die Hamburgerin nämlich hoch professionelle Shootings für Privatleute an. Also quasi „Brigitte“ umgekehrt. Die Modezeitschrift will in Zukunft nur noch Privatmenschen als Models verpflichten. Meisterfotografen hingegen bietet Privatleuten Shootings wie für ein Magazin. Oder eben ein Märchenbuch. Zusammen mit einem Profi-Team aus verschiedenen für internationale Hochglanzmagazine tätigen Fotografen, einer Produzentin, Stylisten, Visagisten und Location Scouts lässt die Agenturchefin Träume der Kunden wahr werden. Von der Inszenierung im eleganten oder historischen Ambiente über eine Eislandschaft mit Huskies bis zur märchenhaften Kulisse wie für die abgebildete Strecke – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Egal, ob es sich um Familienporträts, repräsentative Einzelporträts, das Festhalten von besonderen Anlässen wie Hochzeit oder Kindergeburtstag oder auch erotische Aufnahmen handelt, Szenerie und Stimmung werden individuell abgestimmt; Location, Ausstattung, Styling, eventuelle Reisevorbereitungen, Fotoshooting, Bildaufbereitung und Layout für die privaten Staraufnahmen werden organisiert. Gerade steht Frau Bruns in Verhandlung mit einem Ehepaar, das gern seine Mehrgenerationen-Familie im Ton der ländlichen Gruppenfotos sehen würde, mit denen Dolce & Gabbana und Burberry im vergangenen Jahr warben. Der Kunde erhält von seiner persönlichen Bildstrecke wahlweise ein exquisites handgefertigtes, großformatiges Kunstbuch oder ein Portfolio mit feinsten Abzügen. Sieben international renommierte Fotografen – Det Kempke, Edith Held, Wolfgang Pohn, Gerard Harten, Wolfgang Wilde, Olaf Tiedje, Christian Schoppe – sowie der„Hair- and Make-upArtist“ Boris Entrup und die Stylisten Bettina Markiewicz, die unter anderem für Jil Sander arbeitete, und Hendrik Schaulin, der bei Christian Lacroix lernte, gehören zum Meisterteam, und auch die Chefin greift unter dem Pseudonym Mo Anders zur Kamera, wobei das gar nicht geplant war. Zwar hatte Simone Bruns nach dem Abitur im ostfriesischen Leer vor zwanzig Jahren in Hamburg eine Fotografenausbildung absolviert, wandte sich dann aber dem Marketing und Vertrieb in der Branche zu, arbeitete bei Firmen wie Professional Photo Service (PPS) und Agfa. Bis sie vor fünf Jahren F. C. Gundlach traf, den legendären Modefotografen und Gründungsdirektor des Hauses für Fotografie in den Hamburger Deichtorhallen. Gundlach fehlten 100 000 Euro für eine geplante Ausstellung seiner Bilder. Sie half ihm derart überzeugend, auf Gesellschaften das Geld zusammenzutragen, dass sie fortan das gesamte Fundraising für die Deichtorhallen übernahm und die Ausrichtung exklusiver Sponsoring Events gleich mit. F. C. Gundlach war es auch, der Simone Bruns ermunterte, die Aufnahmen für das Märchenbuch selbst zu machen, nachdem sich herausstellte, dass der Wunschfotograf Tim Walker einen Tagessatz von 45 000 Dollar forderte. Das war dann selbst für ein unbezahlbares GeInga Griese schenk zu viel. meisterfotografen.de, Telefon 0172/875 34 47 Imaginarium Kico Nico ist eine Maus. Eine Maus mit Makeln. Sie hat ein kleines und ein großes Ohr, ein schiefes Lächeln und eine Narbe am Arm. Trotzdem hat sie Freunde und wird geliebt. Spielzeug von Imaginarium will eine Botschaft transportieren, die Kinder spielerisch auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten soll. Wie die Großfamilie, aus der „Amanda“-Puppenserie: Hier gibt es neben Mama, Papa, Oma und Schwester auch noch das asiatische und das schwarze Adoptivgeschwisterchen – eine echte Patchworkfamilie eben. Pädagogisch wertvoll wollen Spielzeuge von Imaginarium sein, aber stets ohne erhobenen Zeigefinger. Denn Spielen soll glücklich machen. Das ist die Basis der Unternehmensphilosophie des Gründers Félix Tena. Eine glückliche Kindheit steht im Mittelpunkt des Konzepts, das sich der Spanier 1992 in Saragossa ausgedacht hat. Dafür hat der studierte Betriebswirt ein Team aus Eltern, Lehrern und Pädagogen aufgestellt, das ihm bei der Entwicklung von Spielzeugen zur Seite steht. Seine Produkte, die alle umweltfreundlich hergestellt und aus nachhaltigen Rohstoffen gefertigt werden, sollen Kinder zum spielerischen Entdecken, Erforschen und Lernen ermutigen. Zu seinem „Unternehmen mit Seele“ gehört auch eine ausgefeilte Ladengestaltung. In Imaginarium-Geschäften, die man heute in 30 Ländern weltweit findet, gibt es immer eine große Tür für Erwachsene und eine kleine für Kinder. Die Verkaufstische sind niedriger als gewöhnlich und Anfassen ist ausdrücklich erwünscht. Die Kleinen werden sogar vom geschulten Verkaufspersonal dazu angehalten, Spielzeuge vor Ort auszuprobieren. Nach galaktischen Raumschiffen, Videospielen oder Kriegsspielzeug können Sie jedoch vergeblich suchen. Spielsachen sind hier immer inspiriert von Alttagssituationen – vom echten Leben. Es sind Produkte, die der kindlichen Fantasie Freiraum lassen und auch Eltern zu Kreativität anregen. Wie das Märchenbuch, in dem man nur die Anfänge von Geschichten findet. Den Rest dürfen Sie sich selbst ausdenken. imaginarium.de FOTO: IMAGINARIUM EINE WELT FÜR SICH UND MICH Das Maskottchen von Imaginarium: Kico Nico GESCHENKE Gucci für Unicef i n d Hermès und Gucci helfen Kindern. Plus: einige Geschenkideen „Joy“-Bag mit fliegenden Elefanten. Unten: Bildband „Snowman in Africa“ von Michael Roberts Michael Roberts ist Fotograf und Autor und Illustrator des erfolgreichen Kinderbuchs „Snowman in Paradise“. Das Lifestyle-Unternehmen Gucci hat ihn für die UnicefKampagne „Schulen für Afrika“ gewinnen können. Gemeinsam haben sie den Folgeband „Snowman in Africa“ herausgebracht. Inspiriert von den Charakteren im Buch kreierte Kreativchefin Frida Giannini dazu zwei „Joy“-Taschen, Anhänger und Lederwaren. Zu kaufen ist die Charity-Kollektion vom 16. November bis 31. Dezember in Gucci-Läden und unter gucci.com 24 Für die Coolen: Das galaktische Gefängnisraumschiff ist von Lego Putzhilfe! Junior-Set von Vileda über klein-toys.com IN KLEINEN HÄNDEN Bei Kindern hat das Begreifen noch mit Anfassen zu tun. Sie erforschen die Welt durch Tasten und verstehen schwer, dass eine Ermahnung „nur mit den Augen, nicht mit den Händen“ sinnvoll ist. So lautet jedenfalls der mütterliche Ordnungsruf, wenn die Kleinen mit den mundgeblasenen Glasfigürchen aus dem Venedigurlaub spielen wollen. Die den Kindern eigene Begeisterungsfähigkeit, die vom Wert nichts wissen will, aber das Funkelnde und Leuchtende und Kuschelige umso mehr zu schätzen weiß, verlernen Erwachsene leider allzu rasch. In einem Seidenworkshop, den Hermès zusammen mit der Organisation Children for a better World e.V. organisiert hat, dürfen die Kleinen nun entdecken und anfassen – ohne dass sie voreilig zur Ordnung gerufen werden. Hermès stellt kostbare Seide und die Farben zur Verfügung, auf der die Mini-Künstler malen dürfen, was auch immer ihnen in den Sinn kommt: vom lieben Gesicht der Mutter bis zu Power Rangern – es ist alles erlaubt. Es sind Kinder aus den sogenannt sozial schwachen Familien, denen man hier den Zugang zu Materialien ermöglicht. Diese Werke werden am 19. November, am Vorabend des Weltkindertags im Rahmen des Konzertes „Fest der Farben“, präsentiert. Die Gala, die in München in der Allerheiligenhofkirche stattfindet, will sowohl auf die zehn Kinderrechte aufmerksam machen als auch Spenden sammeln für die zukünftigen Projekte des Entdeckerfonds. Spenden an „Children for a better World e.V“ bei Deutsche Bank München, Kontonummer 80 80 160, Bankleitzahl 700 100 10, Stichwort „Entdeckerfonds“. Weitere Informationen finden Sie unter children.de oder hermes.com Minis für Minis: Ferrari Gokart, BMW Roadster, Stoppzeichen von Daimler, Mini Cooper, Baby-Porsche in Orange, Audi mit Kettenantrieb, Daimler SL 300 FOTOS: PR K Für die Kleinen: Creme für kleine Maulwürfe von Hipp. „Tomte und der Fuchs“ von Astrid Lindgren. Buntstifte „Colour Grip“ von Faber-Castell. Petit Fours aus Plüsch über momastore.org Kinder des Workshops mit ihren selbst bemalten Carrés Großmütige Frauen schenken Fußball-Dauerkarten oder wenigstens die X-Box 360 oder eine Playstation 3 mit Fifa-2010-Spiel. Bruno Manetti strickt für den FC Bayern Fanpullis – aus Kaschmir natürlich, 01805/36 53 60 GESCHENKE Manschettenknöpfe aus Bronze mit Saphir von Spreckelsen & Carnevale, Hamburg M Leichtgewicht: Oris „Williams F1 Team Skeleton Engine Date“. Zeitloses Modell: „Carrera Calibre 5“ von Tag Heuer Socken??? Aus Kaschmir gern. Von Falke Stylish trinken: Christian Lacroix hat für Chivas Regal diese Flasche designt Psst ... Das Crossbike „Strato“ hat einen E-Motor, quantya.eu Wach auf! Reisewecker „Tambour“ von Louis Vuitton Für Liebesgrüße: „Pen of the Year“ von Faber-Castell Och nö, nicht schon wieder wischen! Der elektrische Scooba macht es eigenständig, kleinundmore.de Für Gute: Canada Goose verkauft die blauen Parker zugunsten von „Polar Bear International“ A NN Manschettenknöpfe aus Email über conradhasselbach.de. Die Zebraköpfe sind aus München, edmeier.de Für Neureuthers: Weste aus Bogners Olympia-2010 Kollektion Für Fans von classicdriver.de: USB-Stick von Porsche Design. Unter porsche.de/museum gibt es auch Adventskalender und Backförmchen Tolle Technik: IPodStation „Geneva“ genevalab.com Was Männer wirklich wollen? Mehr als das eine bestimmt. Wir haben für Weihnachten 18 weitere Vorschläge Toller Sound: Papplautsprecher für Selberbauer von Muji GADGET-INSPEKTOR DELEKAT UNTERSUCHT Das „Ascent Ti Carbon“-Handy von Vertu 26 Schmuck mit Telefon Dieses Handy hat der GadgetInspektor mit einigem Respekt in die Hand genommen. Es kostet 6900 Euro, wenn das Gehäuse aus Titan und Carbon gefertigt ist, und 12 000 Euro in der Version ganz aus Carbon. Technisch hat das „Ascent Ti Carbon“ von Vertu kaum mehr Titan ist hell, Carbon gemustert drauf als ein 100-Euro-MittelklasseHandy, wie es zusammengeklipst und gesteckt vom Fließband kommt. Das Vertu-Handy ist dagegen aus einer Unzahl winziger Schräubchen in Handarbeit gefügt und montiert, von einem Meister. Es ist also ein kompromisslos präzises, altmodisch fabriziertes Stück Schmuck – mit eingebautem Telefon. GESCHENKE Doppelt hält besser: Manschetten von Etro gibts paarweise Du mein Engelchen! Anhänger von Swarovski Crystallized Auch für junge Fans: Ferragamo feiert 70-jähriges Jubiläum mit dem Pailletten-Ballerina „Varina Glam“ Lesen! Gesammelte Kurzporträts von Truman Capote: „Marilyn & Co“ in Seide gebunden. Kein&Aber Verlag F Bescherung für die Nägel: neue Lackfarben von Chanel Herzilein: Vergoldete SilberOhrstecker von Arena Kopenhagen Stiefel von Brunello Cucinelli über brunellocucinelli.it R Love me: „Flirty“Armreifen von D&G A Auch Bürotische haben Wünsche: Set aus gebürstetem Edelstahl von Hermès Klar braucht sie ein Lederkästchen. Handarbeit „Fiori“ über artedona.de Trägt nicht auf: Handtasche von Moncler U Stiefel-Klassiker „Estelle“ von Bally gibt es jetzt in Python Für schillernde Feiertage: Pailletten von H&M Mach mal Pause: zu den Peeptoes von Ruthie Davis gibt es die passenden Ballerinas, bei Behringer in München Auch für Ex-Models: Nachthemd von Elle MacPherson Intimates, net-a-porter.com Wünschen sich Ihre Damen wieder nur „Nichts“? Hier sind 20 Anregungen daraus Wasserglas „Jackie“ mit Goldrand von Kosta Boda Telefon 02203/600 96 64 Taschen hat sie nie genug: die neue „Saffiano Fori“ von Prada Warum nicht klotzen: Tischuhr von Cartier Das Marni-Maskottchen lässt sich gern herumtragen. Über marni.com Im Bett mit Ralph Lauren: „Indian Cove Lodge“ über ralphlaurenhome.com 27 Das neue PradaGeschäft am Mailänder Corso Venezia ist spezialisiert auf „made to measure“. Neben Jeans können auch Daunenjacken nach Maß und in hundert Farben bestellt werden… Die Allzwecktasche gibt es in zwölf Farben mit Wunschstickerei von Djou Djou… ..selbst Sneakers oder Gürtel werden vielfältig customized unter 0039/02/76 02 40 12 …auch filzschöne Fotoalben sind eine Idee: Größe, Farbe, Schriftart und Stickgarn bestellen unter djou-djou.info oder 040/28 57 40 25 Viel Spaß: Bettelarmband von Thomas Sabo. Barbie meets John-Lennon-Brille wäre auch möglich GESCHENKE INDIVIDUELL Nur für dich! Noch ist Zeit für Anfertigungen und persönliche Kompositionen Schuhe in Wunschfarben und Materialien bietet Unützer in München an Mit dem „Wayfarer Colorize Kit“ werden Sonnenbrillen zum Unikat. Es enthält eine weiße Wayfarer, Farbstifte und Schablonen. Auch ohne Kundennummer unter Telefon 0800/ 461 1000 28 Bettelarmband reihenweise, aus Florenz nomination.com Am 20. November geht rockberries.com online. Dort kann man Schmuck aus 250 verschiedenen Edelsteinen individuell zusammenstellen „Mon Monogram“ – Louis Vuitton verziert Taschen ganz individuell mit Streifen und Initialen. Rechtzeitig für Weihnachten können die Modelle „Speedy“ und „Keepall“ bis zum 30. November in den Geschäften in Hamburg, Frankfurt oder München bestellt werden Bei Ege in Ulm werden Servietten aus irischem Leinen auf Bestellung mit dem Lieblingsmotiv bestickt. Über ege-exquisit.de FOTO: RODARI Die CharmsAnhänger von Tiffany & Co sind so berühmt wie das Frühstück N AT U R A L CO S M E T I C Rein natürliche Haarpflege und Kosmetik, exklusiv in ausgesuchten Friseur – Salons: labiosthetique.com Zertifiziert durch ECOCERT la_biosthetique_icon_ztg_260x365_100809.indd 1 13.8.2009 11:32:38 Uhr PORTRAIT DER WERTVOLLE Für Georg Hornemann ist Kunst ein Werk der Hände – Inga Griese hat ihm auf W Ihnen galt schon in Kindertagen auf dem Bauernhof in Dessau Georg Hornemanns Interesse: Tiere und Totenköpfe. Oben ein Ring, unten eine Schale 30 as soll man halten von einem Mann, der offensichtlich ausgesprochen gern mit Totenköpfen arbeitet? Denn am Anfang war das Buch. Großes Format, schwarzer Lackeinband, ein wenig mysteriös. Prolog: „Die Form ist das Wesen, das Wesen ist die Form.“ Darin kluge Gedanken und vor allem Hochglanzfotos von faszinierende Schalen, perfekte Arbeiten - und so viele Totenköpfe? Nicht nur, aber eben auffällig. Es wird Zeit, Georg Hornemann persönlich kennen zu lernen. Der Name ist Begriff, lange schon, vor allem wegen seines Schmucks. Raffinierte, opulente Teile. Die Adresse ist erstklassig. Königsallee in Düsseldorf. Ein Wachmann öffnet die runde Glastür. Hmh, ein bisschen klein hier für den großen Namen, die paar Vitrinen in der Wand? Alles Absicht. „Wir sind keine Juweliere, sondern ein Goldschmiede-Atelier. Das ist etwas anders“, wird Georg Hornemann später sagen. Bloß nicht hochstapeln. Wofür auch? Lieber hochgehen an den lichten eigentlichen Ort. Hohe Decken mit einer prächtigen Art-Deco Lampe, selbstgebaut vom multibegabten Kunst-Handwerker Hornemann, hohe Vitrinen, weiße Wände, schwarze Türen, ein riesiger schwarzer Tisch, eine große Ruhe. Sie geht von dem Ort aus aber auch von den Mietern: Georg und Sohn Alexander Hornemann. Beide sehen bestens aus. Guten Tag, sehr nett, und schon ist der Sohn einem anderen Raum verschwunden. Er kümmert sich um die Finanzen, Organisation. Seit 18 Jahren, mit allen Vollmachten. „Was für ein Glück“, sagt der Vater und meint damit nicht nur, dass sein Junge ihn von der Zahlenmaterie befreit. Georg Hornemann holt Espresso, schwarzes Tablett, schwarze kleine Dibbern-Tasse kommen auf den schwarzen Tisch, gleich neben die schwarze Wildlederdecke, die er ausbreitet wie eine Spielwiese für die Ringe, die ich vorher fasziniert in den Vitrinen betrachtet hatte. Ohne jedes Gewese landen hunderttausende von Euro vor mir, das schwarze Häschen, das hellblaue Äffchen, der Frosch in Pink, alles Ringe, erstaunlich gut zu tragen wie auch der mit den neun einzelnen Entenköpfen (man hört sie förmlich schnattern) oder auch mit neun Tigerköpfen, eine schöne Georg Hornemann in seinem Büro. Unten eines der vielen Gedichte seiner Wissenssammlung H ORNEM A NNS U NIVERSU M Erschrick nicht vor dem Lebenszeichen, Es träget unser künftig Bild, Vor dem nur die allein erbleichen, Bei welchen die Vernunft nichts gilt. Wie schickt sich aber Eis und Flammen? Wie reimt sich Lieb’ und Tod zusammen? Es schickt und reimt sich gar zu schön, Denn beide sind von gleicher Stärke Und spielen ihre Wunderwerke Mit allen, die auf Erden gehen. Ich gebe dir dies Pfand zur Lehre: Das Gold bedeutet feste Treu’, Der Ring, dass uns die Zeit verehre, Die Täubchen, wie vergnügt man sei; Der Kopf erinnert dich des Lebens, Im Grab ist aller Wunsch vergebens, Drum lieb und lebe, weil man kann, Wer weiß, wie bald wir wandern müssen! Das Leben steckt im treuen Küssen, Ach, fang den Augenblick noch an! Johann Christian Günther (1695-1723) Hydra. Dass ich die Pretiosen einfach die ganze Zeit auf den Fingern lasse, stört den souveränen Gastgeber erstaunlicherweise gar nicht und mich stören die Brocken erstaunlicherweise auch nicht beim Mitschreiben. Der Frosch klammert sich förmlich an meinen Finger, als wäre der die Leiter im Weckglas. Aber es gibt auch ganz strenge Stücke, von früher, Kugeln und Dreiecke im Spannungsverhältnis gesetzt. Das Bauhaus grüßt. In Dessau ist er ja aufgewachsen, der Vater war Flugzeugbauer bei den Junkerswerken , die Familie mit den sechs Kindern lebte auf einem Bauernhof, und eigentlich wollte Klein Georg, der immer bastelte und malte und schlosserte, auch Flugzeugbauer werden. Und dann lernte er zufällig einen Goldschmied kennen, das faszinierte ihn, weil er immer etwas von Anfang bis Ende machen wollte. Arbeitete also in den Schulferien bei dem Goldschmied, studierte, machte eine Lehre von der Pike zum Meister, der Vater akzeptierte die Entscheidung schließlich , weil sie auch mit Gestalten zu tun hatte. Er gewann internationale Wettbewerbe, designte Uhren, arbeitete in der Schweiz, machte sich 1973 selbständig, Mitte der 80er wurde ihm ein Atelier in Düsseldorf angeboten. Der Ort schien vertraut, weil die Mutter vor dem Krieg dort gearbeitet hatte und immer sang: „Warum ist es am Rhein so schön…“- zugleich war er beängstigend. Soviel Konkurrenz! Mittlerweile müssen sich wohl eher die anderen ängstigen. Kundenmangel kann er nicht beklagen. „Ausgefallene Ideen und vor allem Handwerk werden zunehmend geschätzt.“ Was Hornemann auch deswegen freut, weil er es mit dem Gropius-Manifest hält: Man kann Kunst nicht erlernen. Sie entsteht aus dem Handwerk.“ „Das ist eben nicht das Gegenteil von Bildung.“ Deswegen ist er auch stur geblieben, hat keine Geschäfte eröffnet, betreibt nur das Atelier mit den zehn Mitarbeitern. Um sich zu konzentrieren, Qualität zu garantieren, Raum und Zeit für Visionen zu lassen. Und was ist nun mit den Totenköpfen? Lächeln. Als Achtjähriger hortete er schon Knochen und Schädel unter dem Bett, fasziniert davon, was hinter der Fassade der Menschen steckt. Der Schädel als ältester Nutzgegenstand überhaupt, als mystische Schale, als Behältnis für das Gehirn. Nein, mit dem Plastinator hat er nichts am Hut, das ist ihm zu unappetitlich nah am Menschen. Hornemanns Ansatz ist distanzierter, philosophischer, auch deswegen tragen seine Totenköpfe ein gewisses Lächeln. Das nimmt man mit, wenn man ungern geht. FOTOS: HORNEMANN dieselben geschaut Selten hat ein Skelettreigen eine derartige Ästhetik wie in den Schalen von Georg Hornemann, der aber auch ganz prächtige Schmuckstücke fertigt. Wenn er nicht malt, oder bildhauert. Gerade ist ein Kunstband über seine schönsten Objekte erschienen. Über Telefon 0221 205960 Anhänger von Wempe besetzt mit Diamanten, Rubinen und einem Saphir Chopard: 25 Karat schwere Ohrringe aus 1 702 Diamanten AmethystOhrhänger aus Silber von Drachenfels Marganith-Anhänger aus Elfenbein und Rubelliten von Majo Fruithof Diamanten, Amethysten, Beryls, Rubelliten, Tsavoriten, Tanzaniten und Saphire schmücken Ohrring „Chardonus“ von Dior Joaillerie Ring „Pipita“ aus Weißgold mit Diamanten von Bottega Veneta 32 Karat schwerer Turmalin in Weißgold gefasst. Von Tamara Comolli GESCHENKE Geschmückt wie ein Christbaum? Wir haben hier eine kleine Auswahl an Kostbarkeiten, die funkeln und glitzern Cartier: Armband aus Leder mit goldenem Pantherkopf, Onyxen, Diamanten und zwei Tsavoriten BLING Pomellato-Ring „Lulù“ aus Brillanten und Amethysten Schmetterlingsarmreif, besetzt mit 586 Saphiren, 578 Diamanten, 52 Tsavoriten und 136 Smaragden, von De Grisogono Ring „Espresso“ von Wellendorff – die inneren Ringe sind drehbar Für den Musikfan: Ring „Turntable“ aus Silber mit Zirkonia-Pavé von Thomas Sabo Mit rosafarbener Jade und Diamanten verziert: Bulgari-Armreif aus der „Serpenti“-Kollektion 32 Tiffany & Co: Elsa Perettis „Bone Cuff” aus Kupfer „Cayman“-Ring von Gübelin SCHMUCK THE FINAL CUT Was kommt dabei heraus, wenn Louis Vuitton sich in der Haute Joaillerie versucht? Diamanten in ganz neuen Formen und viel Arbeit für die Goldschmiede FOTOS: LVM, PICTURE ALLIANCE/DPA W enn Louis Vuitton ankündigt, die erste Haute-Joaillerie-Kollektion in der Geschichte des Hauses zu präsentieren, dann ist das in der Modebranche so etwas wie ein Pflichttermin. Aber nicht alle Gäste bekamen während der Modewoche in Paris auch alle Stücke zu sehen. Wer nicht schnell genug war, stand dort, wo das blau-weiße Collier mit den 3331 Diamanten, 18 Saphiren und 15 Aquamarinen für über eine Million Euro gelegen hatte, vor einem leeren Schaukasten. Der neue Besitzer, der das Set vom Fleck weg erworben hatte, konnte es offensichtlich nicht mehr erwarten. Mehr demonstrative Begehrlichkeit kann man sich als Marke nicht wünschen. Louis Vuitton und Schmuck, das war bislang vor allem Louis Vuitton und Modeschmuck zum Preis von echtem Schmuck: In der aktuellen Winterkollektion trugen die Models dicke Ketten um den Hals, die von Weitem an fragile Papierschlangen erinnerten, sich dann als lackiertes Messing mit „soft touch“ herausstellten. Eines der begehrtesten Accessoires dieses Winters, leider zum Preis von 1200 Euro. Vor knapp zwei Jahren wurde außerdem die Kollektion „Blason“ vorgestellt, eine Kooperation von Vuittons ehemaliger Schmuckdesignerin Camille Miceli mit dem Hip-HopProduzenten Pharell Williams. Wirkliche „Fine Jewelry“ war auch das nicht, und viele in der Branche waren sowieso der Meinung, ein Haus, das seine Wurzeln in der Ledermanufaktur hat, müsse nicht auch noch mit Juwelen anfangen. Genau deshalb wurde als Designer der Haute Joaillerie Lorenz Bäumer engagiert, der zuvor unter anderem 20 Jahre für Chanel tätig war, und nicht nur eine eigene Kollektion, sondern gleich ein eigener Diamantenschliff entwickelt – in Form der Blumen und Sterne aus dem Louis-Vuitton-Monogramm. Eine Dimension des Brandings, wie sie bislang nur Montblanc mit einem „Logo-Cut“ verfolgte. Man habe von Anfang an ein Statement setzen wollen, sagt Bäumer, mit diesen „fancy cuts“ wie mit außergewöhnlichem Design. „Leider weigerten sich die Goldschmiede zunächst, meine Zeichnungen umzusetzen. Das Design, die Fassungen, die Schliffe – alles war ihnen viel zu kompliziert.“ Am Ende dauerte es eineinhalb Jahre die roséfarbenen Saphire auf einem Ring wie den schwingenden Rock einer spanischen Flamenco-Tänzerin anzuordnen. Ohrringe sind gotischen Kirchenfenstern nachempfunden, ein anderes Set erinnert mit seinen filigranen Diamant- und Granatschnüren und den auseinanderstrebenden roten Spinellen an ein chinesisches Feuerwerk. Die kostbaren Pretiosen bilden nun die Kollektion „L’âme du voyage“, „Die Seele der Reise“. Bäumer, Mitte vierzig, ist der Sohn eines deut- schen Diplomaten und einer französischen Mutter und schon als Kind viel herumgekommen. Zudem gilt er als ausgesprochen innovativ in der traditionell eher konservativen Schmuckwelt, in der die Regel vorherrscht: Was über Jahrzehnte getragen werden will, soll so zeitlos wie möglich bleiben. Doch bei diesen Designs ging es Bäumer keineswegs um Zurückhaltung. „Ich wollte diesmal nicht das kleine Schwarze unter den Schmuckstücken entwerfen. Es sollte das Ballkleid sein. Wenn Sie es anlegen, sehen Sie sofort aus wie eine Prinzessin!“ Die frühe Idee von Schmuck sei doch gewesen, einen Rahmen aus Licht um das Gesicht anzuordnen: Kette, Ohrringe, Tiara. Bei der „L’âme du voyage“ habe er genau dieses Ziel immer im Hinterkopf gehabt. „Die Stücke verleihen einer Frau sofort strahlenden Glanz, wie ein Facelift. Ach nein, eigentlich sind sie viel besser als ein Silke Wichert Facelift.“ Colliers, die an gotische Kirchenfenster erinnern, ein schwingender Flamenco-Rock als Brosche. Das kommt davon, wenn ein viel gereister Diplomatensohn wie Lorenz Bäumer Schmuckdesigner wird 33 Die Digitalkamera „Exilim Z90“ von Casio hat einen dreifach optischen Zoom „Lifethreads Gold “ von La Prairie steht für Erfolg und riecht nach Pflaume, Nelke, Mandarine Goldpartikel für die Lippen: „Joli Rouge der Brillant“ aus der „Palazzo d’Oro“Kollektion von Clarins Füllfederhalter „Bohème Gold Plated“ mit einem Citrine von Montblanc GESCHENKE Miu-MiuHalskette aus Metal und Leder Das Cremeparfum „Beautiful“ befindet sich im Bauch des Tigers. Von Estée Lauder Paillettenmantel von 3.1 Philipp Lim über net-porter.de Die 18 Karat schwere und limitierte Kette mit Kristall ist aus der Kollektion „Pampilles“ von Baccarat Goldige LammfellStiefelchen von Ugg Australia Beim Midas! Das Service „Chevrons Or“ von Hermès über 06023/966 223 Goldfarbener Nagellack von der Berliner Firma „Uslu Airlines“ entstand in Kooperation mit dem deutschen Modedesigner Bernhard Willhelm, usluairlines.com Glänzen Sie ruhig mal! GOLD Goldene Zeiten mit der Fake Casio G-Shock aus massivem Gold, über art-is-the-alibi.de Gelbgoldene Gürtelschnalle für das Handgelenk, Bottega Veneta Highheels von Marni Außen Gold, innen hui: PradaPortemonnaie mit pinkfarbenem Futter 34 Tod̀s kann auch molto elgante Sie wollten schon immer einen goldenen Apple? computer-choppers.com kleidet ihren Computer luxuriös ein FOTOS: KOCH&BERGFELD MANUFAKTUR, RETO KLAR SILBER DIE MEISTERBECHER Es gibt überhaupt keinen Grund, Champagner, Bier oder selbst Wasser aus schnöden Gläsern zu trinken. Brigitte Jurczyk weiß jetzt warum E s kann schon mal vorkommen, dass Theo Zwanziger bei Florian Blume anruft und fragt, wann „das Ding“ denn fertig sei. Der DFB-Vorstand hat die „Meisterschale“ bei der Bremer Silberschmiede „Koch & Bergfeld Corpus“ in Auftrag gegeben. Die fertigen nämlich so ziemlich alles, was glänzt und dabei Ruhm bedeutet: Die Goldene Kamera, den DFB-Pokal genauso wie die höchste Auszeichnung im europäischen Fußball: die Champions-League-Trophäe. Große, gewichtige, imposante Pokale sind das. Dabei können der 35 Jahre alte Silberschmied und seine Mannschaft auch ganz ander(e)s: Die traditionsreiche, fast 200 Jahre alte Silberschmiede im Europahafen von Bremen hämmert das berühmte „Hansen-Silber“: Becher und Schalen in unterschiedlichen Größen, außen silbern glänzend, innen golden funkelnd. Wein trinkt man aus ihnen, Wodka, Bier oder Champagner. Wie das schmeckt? „Unverwechselbar!“, strahlt Florian Blume: „Ein eiskaltes Bier aus dem Becher – da gibt es nichts Besseres!“ Denn Silber hat eine wunderbare Eigenschaft: eine hohe Leitfähigkeit. Wärme wird direkt übertragen, aber auch Kälte. Füllt man also kaltes Bier in den Becher, wird das Silber sofort ebenso kalt und hält die niedrige Temperatur. Wie ein kleiner Kühler eben. Die Tradition des Hansen-Silbers reicht viele Jahrzehnte zurück, die Form entspringt der nordischen Mythologie. Schon der Großvater Klaus Hansen, Kieler Silberschmied und Hof-Juwelier der Hohenzollern, hatte die schmucken Gefäße mit den goldenen Verzierungen und Riefen in den 1920er-Jahren entworfen. Schnell etablierten sie sich als zeitloses, klassisches Taufgeschenk, Hochzeitspräsent, glänzende Festtagsüberraschung und auch als Kieler-Woche-Segeltrophäe. Mal größer, mal kleiner. Es gibt sie ja auch in Schnapsgröße. Drei Stempel am Boden zeichnen sie aus: 925er Sterlingsilber, Halbmond und Krone und der Name Hansen. Aus der Mode kamen die Becher nie. Juwelier Klaus Hansen, 67, Enkel des Erfinders, hat die Fertigung der Unikate kürzlich einem engagierten jungen Mann übergeben: Florian Blume. Der Silberschmiedemeister weiß um die Tradition und die Ehre, die Handschmeichler herstellen zu dürfen. Stolz führt der 35-Jährige den Besucher durch das modern ausgebaute, lichtdurchflutete Loft, den „Schuppen Nr. 2“, direkt am Wasser, wo eine Handvoll Mitarbeiter die edlen Silbergerätschaften von Hand fertigen. Voller Werksstolz. „Schauen Sie, dieses Regal ist über 100 Jahre alt. Hier stehen über 4000 verschiedene Modelle, nach denen schon die Generationen vor mir gearbeitet haben.“ Florian Blume hat nicht nur die Lizenz für die Becher, sondern gleich die ganze Silberschmiede „Koch und Bergfeld Corpus“ von Klaus Hansen, der die Traditionsfirma 1993 aufgekauft hatte, übernommen und in eine moderne Hülle gesteckt. Ein Handwerk-Generationenvertrag. Der ehemalige, 900 Quadratmeter große Kaffeespeicher in der Bremer Überseestadt am Europahafen ist nun neue Heimat der traditionellen Werkstatt, in der sich Zukunft und Vergangenheit verbinden. Die riesigen, rissigen Werkbänke aus Buchenholz sind mehr als 80 Jahre alt, die Werkzeuge, korrekt aufgereiht, fast alle ebenso. An der langen Reihe von unterschiedlich geformten Hammern erkennt man: Das ist hier noch echte Handwerkskunst, jeder Schlag muss sitzen. Bis zu 25 unterschiedliche Arbeitsgänge braucht es, bis ein Hansen-Becher silbern und golden glänzt: Die weißsilberne Oberfläche ist von dezentem Martelé überzogen, der Rand auf gehämmertem Grund fein vergoldet. Die kleinen Hammerschläge sitzen so dicht nebeneinander, dass sich eine zauberhaft feine, reliefartige Oberfläche ergibt. Ein Dekor, das schon im Art déco beliebt war. In der feinen Hamburger Einkaufsstraße „Große Bleichen“ stehen die Becher dann in verschlossenen Glasvitrinen. Vor einigen Jahren hat Klaus Hansen den traditionsreichen Kieler Familienbetrieb in die Hansestadt verlegt. Die Kunden sind ihm treu geblieben. Nicht nur wegen der Becher. Aber: „Wer schon als Kind aus Hansen-Silber getrunken hat, wird es auch als Erwachsener nicht missen mögen.“ Viele haben die Trink-Gefäße zur Taufe geschenkt bekommen und lieben sie als kleine Schätze aus ihrer Vergangenheit. So wie alle, die ein Faible für die hohe Kunst des Silberschmiedens haben. Juwelier Hansen, Große Bleichen in Hamburg, juwelier-hansen.de und in der Silberschmiede Koch & Bergfeld Corpus, Hoerneckestrasse in Bremen, koch-bergfeld-corpus.com. Preise: ab 130 Euro. Der Tradition verpflichtet: Hof-Juwelier Klaus Hansen (oben) hat das Geheimnis seiner berühmten Silberbecher an den Meisterschmied Florian Blume (unten) weitergereicht. Gefertigt werden sie mit altem Werkzeug in einer modernen Manufaktur in Bremen 35 P 36 DUFTGESCHICHTEN GUTE RIECHER Wer mit Designerdüften aufwächst, wird später die Klassiker entdecken. Verstärkt werden auch frische Düfte für Fortgeschrittene kreiert. Susanne Opalka stellt neue Parfümeure vor S FOTOS: PR/MONTAGE: ICON Szenen einer Ehe: Martine Micallef & Geoffrey Newman eit 12 Jahren begeistert eine kleine unabhängige Parfümfirma aus Cannes Duftenthusiasten aus aller Welt: der Name „Parfums M.Micallef “ – extravagante, typisch französische Düfte in handbemalten Flakons. Jeder ein Unikat, erdacht, bemalt und designt von einem Ehepaar: Martine Micallef und Geoffrey Newman. Dass ein so kleines Label Liebhaber in aller Welt zum Schwärmen bringt, liegt an den sehr raren Ingredienzen und den funkelnden Kristallflakons. Auch. Mit 31 Jahren leitet Martine drei exklusive Beautyinstitute in Cannes. Eine besonders anstrengende, gute Kundin fordert von Martine, auch ihren Mann zu behandeln. Martine weigert sich – sie will keine Männer in ihren Salons. Nach über einem Jahr stimmt sie schließlich zu und lässt den Ehemann nach Geschäftsschluss durch den Hintereingang hinein. Sie ahnen, was jetzt kommt? Vom ersten Moment spüren sie eine ungeheure Anziehung. Doch beide sind verheiratet, beide haben zwei Kinder. Tabu! Rund zwei Jahre kommt Geoffrey in den Salon, beide trauen sich nicht zuzugeben, was da zwischen ihnen passiert. „Wir haben einfach geredet, geredet, geredet. Ich war nicht verliebt, nein, überhaupt nicht“, sagt Geoffrey schelmisch. „Ich habe nur von Geschäftsreisen in der ganzen Welt im Salon angerufen und gefragt, ob mein Termin am Freitag ist. Es war immer freitags. Ich musste einfach ihre Stimme hören“.1992 entscheiden sie sich für ein gemeinsames Leben und entdecken eine weitere Passion: Düfte. Geoffrey ist Finanzberater einer großen Firma, die mit Ingredienzen handelt, und verbringt viel Zeit in Grasse, der Welthauptstadt des Parfums. Er entwickelt ein Faible für kostbare Essenzen. Während sie ihre Bilder malt, erlebt die Künstlerin Martine immer wieder, dass „ich einen Hauch eines neuen Duftes wahrzunehmen scheine“. A perfect match!1997 gründen sie „Parfums M.Micallef“ und verschreiben sich komplett ihren Düften. In der kleinen unabhängigen Firma „Floressence“ in Grasse werden die einzigartigen Kompositionen als Konzentrate hergestellt. Genau nach den Vorgaben von Geoffrey und Martine, perfektioniert von einer professionellen „Nase“. 60 bis 70% ihrer Düfte bestehen aus naturreinen Essenzen. Eine Seltenheit. „Die Natur ist launisch. Je nach Klima oder Boden schwankt die Qualität der ätherischen Öle. Auch das muss bei der Herstellung und Komposition immer wieder bedacht werden“, sagt Geoffrey. Seine größte Herausforderung allerdings: Martine wünschte sich eines Tages „Mon Parfum“ – ihren ganz eigenen Duft. „Das war das schwierigste Projekt, an dem ich je gearbeitet habe“, sagt der erfahrene Duftprofi seufzend. „Ich habe einen solchen Ehrgeiz entwickelt, weil es ja nun mal ihr Duft sein sollte. Er musste einfach perfekt werden und natürlich wollte ich ihr gefallen, als souveräner Mann, der das mühelos hinbekommt. Schon die Ingredienzen, die sie so liebt, waren in den Proportionen überhaupt gar nicht zusammenzubringen. Ich war eine Zumutung für unseren Senior Parfümeur. Und wir haben zum ersten Mal in unserer Beziehung dauernd gestritten. Ich hatte ständig Kopfschmerzen, jeden Monat habe ich ihr drei Tests vorgestellt, ich spendete Kerzen in der Kirche. Sie hatte immer wieder etwas auszusetzen, ich war so sauer. Aber nie auf sie, nur auf mich, weil ich nicht in der Lage schien, ihren Wunsch zu erfüllen.“ Nach zwei Jahren und 52 Versuchen insgesamt war „Mon Parfum“ dann im Flakon. „An Scheidung haben wir allerdings dann doch nie gedacht, nicht wahr?“, sagt Martine. Und ergänzt schmunzelnd: „Ich habe schon den zweiten im Kopf. Er soll ein bisschen pudriger werden mit Apricot ...“ Die Blicke, die Geoffrey ihr dabei zuwirft, sind nicht schwer zu interpretieren ... Das Portfolio des Dreamteams besteht heute aus 22 Parfum-Kreationen in verschiedenen Linien. „Les 4 Saisons“ – vier Düfte, die die unterschiedlichen Stimmungen der Jahreszeiten eingefangen haben. „Les Exclusifs“ im kreisrunden Flakon aus geschliffenem Glas, die Suchtpotenzial haben. Hat man „Aoud“, will man „Gardenia“, nach „Night-Aoud“ muss „Avant-Garde“ her und „Royal Musk“– und irgendwann alle. Oder die „Le Parfum Crystal Collection“ – eine Luxuslinie, deren Flakon-Unikate mit persönlichen Motiven versehen werden und dann mit einem der 22 Düfte (bis zu 3 Liter) befüllt werden können. 400 dieser Magnums werden jährlich verkauft. Preis: 1500 Euro. Aber auch ein „Private Label“ kann man sich gönnen, je nach Auflage für 3000 bis 7000 Euro. Und sollten Sie jetzt Lust verspüren, Ihren eigenen Duft zu besitzen: Fahren Sie nach Cannes und versuchen Sie, Martine Micallef und Geoffrey Newman zu treffen. Diese Begegnung hinterlässt nicht nur Duftspuren. mmicallef.com, Adressen über Stilart, Tel. 0 89/41 31 27 00 37 James Heeley– aus purem Vergnügen Pierre Guillaume – Frechheit siegt J ames Heeley, ein junger Londoner Interiordesigner (Bestimmt habenSie auch schon mal eine „Zinc“-Vase von ihm gekauft, verschenkt, besessen, gesehen) hat einen Faible dafür, Natur in unsere urbane Welt zu bringen. Als er sich eines Tages in Paris verläuft und in einen Blumenladen gerät, schwärmt er innerlich, wie großartig doch die Natur ist, was sie alles so herausbringen kann, diese rein natürlichen Düfte... Er mag den Laden gar nicht mehr verlassen und steht verliebt vor Rosen, Lilien, Maiglöckchen, Iris. „Sie können sich mein Gesicht vorstellen, als man mir zeigte, woher dieser über alles berauschende Duft stammte. Es war eine Duftkerze. Ich stand da, so ein bisschen wie ein Kind vor einem Bonbonladen.“ Heeley wechselt sofort nach Paris, lernt die Parfümeurin Annick Goutal kennen (von ihr stammte die Kerze) und das Handwerk der Parfümeriekunst. Inzwischen umfasst seine Kollektion 9 verschiedene Düfte. Schnappen Sie sich einen, ach, am besten alle und Sie erleben eine neue Art der Parfümerie. Selten erwischt man Düfte, die so klar und rein, so eindeutig und perfekt gemacht sind. Das ist dem bescheidenen, ruhigen Engländer dann doch viel zu viel. „Ich tue die Dinge einfach aus purer Liebe an der Sache. Ich liebe Verveine-Tee. Also mache ich einen Verveineduft. So einfach ist es. Es geht aber nicht darum, die Natur zu reproduzieren, sondern eher um das Gefühl von und für Natur. Meine Düfte verbinden traditionelle Parfümeriekunst, also Geschichte, und moderne Elemente, also die Zukunft. Ich will aber nicht modern sein, um modern zu sein. Das ist sterbenslangweilig, bitte keine originellen Ideen nur um originell zu sein.“ Und eine gehörige Portion Ironie! Heeleys „Esprit du Tigre“ ist tatsächlich dem chinesischen Tigerbalm nachempfunden. Oder sein „Menthe Fraiche“. „Jeder, aber auch jeder, den ich fragte sagte, das ist wirklich eine schlechte Idee. Niemand konnte sich vorstellen, Minze zu tragen. Na klar, es erinnert an Zahnpasta, Kaugummi, Schokolade und Bonbons. Aber ich sah auch, dass ein Mintparfum wunderschön feinsinnige Avantgarde sein kann. Und schließlich ist Minze ja in der englischen Kultur ungeheuer wichtig.“ Aus nur 18 Ingredienzen (die meisten Düfte haben mindestens 100) ist „Menthe Fraiche“ entstanden, das wie ein grünes Blatt erfrischend gegen glühende Sommerhitze wirkt, eine pure erfrischende Brise ohne süßlich zu sein, „organic freshness and live vegetation“ nennt er es und schlicht: Gut gemacht, funktioniert jeder Duft. Das gilt erst recht für Heeley’s Feigenduft. Feige ist ein Mysterium, jeder Parfümeur möchte einen Feigenduft machen. Es gibt einige. Wer aber einmal an Heeleys Feige gerochen hat, weiß was gefürchtete Parfumkritiker wie Luca Turin meinen, wenn sie sagen: „Es gibt keine bessere Arbeit da draußen über Feige als diese. Ein Meisterwerk der hyperrealistischen Parfümerie. James Heeley eröffnet eine neue Qualität der Parfümerie. Es ist eine seltene Freude ein Duft zu beurteilen, in dem die Komponenten alle präsent und korrekt sind, wie angegeben, von hoher Qualität, wundervoll zusammengefügt, ohne jede Prätentiösität, im besten Sinne schlicht, melodiös und leise. “ Und zu „Cuir Pleine Fleurs“ – einem blumigen Lederduft (mein absoluter Favorit) sagt die Anna Wintour der Nasen: „Cuir Pleine Fleurs sollte als eine Übungsstunde für alle dienen von Hermès bis Cartier, die sich nach einer neuen Art der Schönheit sehnen.“ Nicht mehr und nicht weniger! Düfte bei ausliebezumduft.de P ierre Guillaume ist der momentane Darling der Parfumszene. Das liegt sicher an seinem Charme, garantiert an seiner herzlichen Offenheit und wahrscheinlich am umwerfenden Äußeren. Nicht genug der betörenden Mischung: der 32jährige Franzose sprüht vor Leidenschaft und Hingabe für seine Passion „Parfumerie Générale“. Unter diesem Label mit seinen Initialen kreiert er seit 2002 außergewöhnliche Parfumkunstwerke. 20 verschiedene sind es inzwischen – alle mit einer Nummer versehen, damit ein Name nicht gleich die Empfindungen in eine Richtung lenkt. Hast du nicht gesehen, greift er schon zu PG02 und sprüht sich und mir eine Portion auf den Arm. Dann leckt er mit der Zunge darüber und fordert mich auf gleiches zu tun; kaut darauf herum und schnalzt mit der Zunge gegen den Gaumen, ähnlich wie beim Weintasting, und ist ganz beglückt, wie sehr doch Geschmack zum sinnlichen Erlebnis beiträgt. Ein bisschen Sorge hab’ ich, dass wir jetzt alle 20 so durchtesten, doch Pierre macht konventionell mit der Nase weiter und serviert zu jeder seiner Kreationen den parfümistischen Hintergrund und die Entstehungsgeschichte. PG 02 oder „Cozé“ (im Untertitel haben alle Düfte dann doch einen Namen) ist sein Erster und entstand ursprünglich aus reiner Neugier, um zu testen, ob er den geliebten Geruch der Zigarrenkiste seines Vaters reproduzieren konnte. Nur so für sich, kein Gedanke an das Parfümbusiness. „Meine Großmutter brachte mir, als ich etwa 8 war einmal von einer Reise ein kleines Fläschchen ätherisches Ylang-Ylang-Öl mit. Seltsames Mitbringsel für einen achtjährigen Jungen, oder? War wohl ein Verlegenheitsgeschenk in letzter Sekunde. Zu der Zeit war ich ein Sammelfreak. Telefonkarten, Stempel, Fahrscheine, Briefmarken. Und eben Öle. Mit 15 hatte ich 350 verschiedene. Am Geruch war ich nie interessiert. Aber irgendwann, mischte ich dann doch einfach drauf los, um diesen Geruch der Zigarrenkiste meines Vaters hinzukriegen, der für unsere ganze Familie so heimelig war. Diese Ursuppe benutzte ich selbst und hatte sie immer da- bei.“ Im Jahr 2002 begleitete Pierre einen Freund zu einer Party in Genf. „Schon der Fuhrpark schüchterte mich ein, die Villa, die Gäste. Ich war peinlich berührt. Ich kannte mich in dieser Welt nicht aus. Die Gastgeber fragten natürlich, was ich tue. Es war eine Party zu Ehren eines Künstlers. Und so sagte ich anstatt, ich bin Chemiker, ich bin Parfümeur. Die Gastgeberin, ausgerechnet eine große Parfümliebhaberin, war ganz entzückt, und ich fühlte mich immer unbehaglicher. Es kam die unweigerliche Frage: Und was haben Sie kreiert? Anstatt zu sagen Nichts, sagte ich, das, was ich heute trage, es wird nächstes Jahr lanciert und ich sprühte ein bisschen davon. Sie war begeistert, das sah ich an dem Blitzen in ihren Augen. Daran erkenne ich übrigens, ob ein Duft wirklich gefällt. Du kannst mir noch so viele Komplimente machen, nur, wenn ich das Blitzen sehe, weiß ich, dass dir der Duft wirklich gefällt. Okay, die 2 Milliliter ließ ich ihr da.“ Zwei Wochen später trudelte die erste Bestellung ein: 33 Flaschen. Für den Lions Club, die Rotarier und viele mehr von dem Kaliber. „Ich hatte keine Flakons, ich hatte kein Packaging, ich hatte gerade mal einen Liter von dem Zeug. Und dann schrieb sie auch noch in ihrem Blog über Parfumerie Générale... In Russland, in Kanada lasen sie den Blog und bestellten. Ich hatte keinen PR-Menschen oder Vertriebsleute, die New York Times rief an und dann erschienen die ersten Kritiken , aber es war eigentlich schon gelaufen. Ich hatte schon meine Fans.“ Inzwischen gilt Pierre Guillaume als junger Wilder der Parfümszene, weil er Techniken einsetzt, zu der er während seines Studiums der Feinchemie inspiriert wurde. Diese eigenwillige Mixtur aus Hightech-Methoden und Molekülen mit reinsten biologischen Naturessenzen macht die Düfte der „Parfumerie Générale“ so neu- und einzigartig. Und so erfolgreich. So kreiert Pierre Guillaume inzwischen eine weitere Serie: „Collection Privée“ und adressiert sie eindeutig an Kenner mit höchsten Ansprüchen. Nur Kunden und Geschäfte, die bereits seine nummerierte Kollektion besitzen, werden beliefert. Oder er spricht eine private Einladung aus. Adressen über Aroma Company, Tel. 06103/310 46 70 39 Jacques Cavallier findet die Weiblichkeit Ben Gorham – besessen von Erinnerungen 38 FOTOS: PR, WWW.AROMACOMPANY.DE, MONTAGE: ICON M an kann ihn ohne Übertreibung eine Eminenz der Parfümbranche nennen. Masterparfümeur Jacques Cavallier, in Grasse geboren, hat als Sohn und Enkel von Parfümeuren das Talent zweifellos in die DNA gemendelt bekommen und in den vergangenen 20 Jahren Meilensteine der Parfümerie komponiert. Grandiose oder kommerziell erfolgreiche wie Issey Miyakes „L’Eau d’Issey“, Armanis „Aqua di Giò“, Jean Paul Gaultiers „Classique“, „Pasha de Cartier“, „Sander for Men“, „Stella“ von Stella McCartney oder „Opium pour Homme“ – und nicht weniger wundervolle, aber leider kaum beachtete, wie „Nu“ und „M7“ für Yves Saint-Laurent. Doch selbst eine so renommierte und routinierte Meisternase gibt unumwunden zu: „Ich bin immer nervös, wenn ich mit einer neuen Arbeit beginne. Du hast so eine große Verantwortung.“ In diesem Fall erwartete das römische Schmuckimperium Bulgari nichts Geringeres als ein neues Juwel für die Parfum-Kollektion. Man kennt sich und respektiert sich, so hatte Cavallier bereits 1995 „Bulgari pour Homme“, 1996 „Pour Homme Extreme“, 2005 „Aqua pour Homme“ und einige Düfte mehr für die Italiener komponiert. Allesamt Herrendüfte. Und nun sollte es ein Damenduft sein, die zeitgemäße Nachfolge von BLU, dem Riesenerfolg. Wie geht man an ein solches Projekt heran? „Ich wollte und musste eine neue Weiblichkeit, eine neue Natürlichkeit erfinden, eine transparente neue, moderne Weiblichkeit“, so Cavallier zur Ausgangsidee. Klar denkt man dabei sofort an Rose. Zu einfach für einen Cavallier. „Ich persönlich glaube, dass natürliche Inhaltsstoffe besser sind, aber ich suchte etwas Verstörendes, etwas Neues – gleichzeitig soft und würzig, elegant, aber frisch. Einen Kontrast zu finden, ist das Wichtigste in der Parfümerie. Seit 1990 arbeite ich an dem Thema Transparenz, ich wollte aber nicht wieder Ozon- oder aquatische Noten verwenden.“ So erfand Cavallier eben eine Blütennote, getauft „Dewy Violet“, eine Interpretation des Veilchendufts. „Das war die erste Idee, und es ist immer so, du machst danach tausend andere Versuche, aber die erste Idee ist die beste. Und da war sie, die transparente feminine Note aus einer Blume. Mit einer wiederentdeckten Technik (mit der man auch Kaffee vom Koffein befreit) selektierte Cavallier nur die Noten des Veilchens, die er wollte. „Ich träumte von Blumen, Blüten und Landschaften, ich wollte der Femininität dienen, bin immer überwältigt von der Power, die Frauen haben. Es ist so viel einfacher, einen Duft für Männer zu kreieren.“ Mit „Dewy Violet“ war die Grundidee geboren, aber erst 200 Versuche später wanderte das Endprodukt in den Flakon. Jeden einzelnen Versuch trägt der Parfümeur selbst. „Ich rieche nie frisch daran, erst nach sechs Stunden.“ Auch Madame Cavallier ist an jeder Etappe beteiligt. „Wenn sie etwas moniert, verändere ich die Formel!“ Und wie viel Geduld hat der Auftraggeber? „Mit Bulgari zu arbeiten, ist eine besondere Freude. Sie respektieren dich und deine Kreativität, sie lassen dir alle Freiheiten. Selbstverständlich sind ein paar Codes zu respektieren, das ist selbstverständlich. Unsere Beziehung ist gleichzeitig emotional und professionell. Sie können dir sonst etwas sagen, aber du siehst, was sie empfinden … Und sie würden tatsächlich einen Launch verschieben, wenn ich nicht fertig werde.“ Aber das ist bei allen Selbstzweifeln dieses großen Künstlers selbstverständlich noch nie nötig gewesen. BLVgibt es in Parfümerien und bei Douglas E r sieht die Frau am Nebentisch überhaupt nicht, die verzückt lächelnd jede Silbe von seinen Lippen zu erhaschen versucht. Wenn er ihr doch nur mal einen Blick aus diesen intensiven braunen Augen gönnen würde. Doch Ben Gorham, 32, interessiert sich nur für eins: seine Besessenheit für Düfte. Geboren in Schweden, aufgewachsen in Kanada und USA, als Sohn einer indischen Mutter und eines kanadischen Diplomaten, war er Basketballprofi, studierte bildende Kunst an der „Swedish Academy of Realist Art“ in Stockholm und arbeitete als Interior Designer, als eine Begegnung schließlich alles veränderte. „Ich lernte zufällig einen Parfümeur kennen, er brachte mir diese abstrakte Natur nahe, diese immense Power, die ein Duft haben kann. Er weckt Gefühle, zwingt dich zu Erinnerungen. Du siehst plötzlich Bilder vor dir, erinnerst dich an bestimmte Plätze. Und dann war ich zurück in Indien, in Chembur außerhalb von Bombay, aus dem meine Mutter stammt. 15 Jahre war ich nicht dort gewesen. Es war mal ein friedlicher Ort mit kleinen Bungalows. Ruhig, verträumt, eine typische Vorstadtidylle. Jetzt stehen da riesige Hochhäuser. Ein vollkommen anderer Ort. Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, wie verblüfft ich war: es roch noch genau wie damals. Es war der HinduWeihrauch aus dem Tempel, an dem ich als Kind jeden Tag vorbei ging. Morgens, wenn ich dort aufwachte, fühlte ich mich wieder wie das Kind von damals. Das hat mich nicht mehr losgelassen. Es ist zur fixen Idee und nun zu meiner Kunst geworden. Ich wollte ganz bestimmte Erinnerungen, meine persönliche Geschichte als Duft ausdrücken. Es hat was von Besessenheit. Ich wollte unbedingt meine Erinnerung an den Duft, den mein Vater immer trug. Er hat uns verlassen, als ich sehr jung war. Wir wussten beide den Namen nicht mehr. Ich beschrieb den Parfümeuren, was ich erinnerte. Den Duft seiner Lederaktentasche etwa. Sie behaupteten, dass es Grey Flanell von Geoffrey Beene gewesen sein muss. Aber das war es nicht. Für mich ist es jetzt mein ‚Green’. “ Ich unterbreche wirklich ungern, aber für die Vorstellung, dass ich meine persönlichen Erinnerungen als Duftspur an wildfremden Menschen wahrnehme, fehlt mir das Verständnis. „Am Anfang war es tatsächlich ziemlich gruselig, denn meine erste Absicht war es nicht, Düfte für andere zu kreieren. Sondern nur für mich selbst. Wenn ich also auf der Straße jemandem begegnete, war da etwas sehr Intimes. Es hatte etwas Peinliches und Unbehagliches. Das hat sich inzwischen glücklicherweise gegeben. Was mich fasziniert, ist, etwas zu kreieren, was Menschen bewegt, ihnen hilft, sich besser zu fühlen. Oder sie traurig stimmt, sie an Dinge erinnert. Ich finde es faszinierend, dass meine Arbeit, zu einem Teil ihrer Kommunikation wird. Unabhängig vom Geschlecht. Eine Einteilung in weibliche oder männliche Düfte ist doch dumm. Das haben Firmen erfunden, um Düfte als Anziehungskraft fürs andere Geschlecht zu verkaufen. Wahre Anziehung kommt durch Selbstbewusstsein, Einzigartigkeit, durch den Willen anders sein zu wollen. Wenn Männer das endlich herausfinden würden, wären sie sehr viel erfolgreicher.“ Spätestens jetzt ist die Dame vom Nebentisch komplett entrückt. „Ihr 7. Duft heißt Fantastic Man. Wer ist dieser Mann? Sind Sie es selbst?“ „Ich? Oh nein. Vielleicht bin ich es mal für einen Tag. Ein fantastischer Mann ist für mich jemand, der die Balance zwischen Privatem und Geschäftlichem schafft. Mein Geschäftsführer Anders Ullstrand ist in der Hinsicht mein Vorbild, er hat zwei Kinder und arbeitet wirklich hart, doch er bekommt dieses Gleichgewicht perfekt hin. Ich versuche einer zu sein, vor allem, seit ich Vater bin. Meine Tochter Ines ist noch nicht ein Jahr alt.“ Mein Blick geht auf das frische Tattoo auf seinem rechten Handgelenk und Ben Gorham lächelt zum ersten Mal in diesem Gespräch. „Ja, das ist sie. Und ihre Mutter Natasha ist genau hier drunter.“ Er legt seine rechte Hand aufs Herz, genau über das weiße Einstecktuch in seinem blauen Sakko. Ich höre ein tiefes Seufzen vom Nebentisch. BYREDO bei Harald Lubner/ Hamburg, Quartier 206/Berlin, Horst Kirchberger/München undBerns Hotel /Stockholm (s. Seite 50) WER SCHENKT WAS Geschenketechnisch stehen Sie jedes Jahr wieder auf dem Schlauch? Unsere Parfumanleitung kann Ihnen auf die Sprünge helfen. Einzige Regel: Seien Sie ehrlich bei der Wahl der Kategorie UALIST DIVID DER IN 1 2 3 4 L’Artisan Mitte der 90er trat die Marke mit „Premier Figuier“ eine ganze Feigenwelle in der Duftwelt los. Da auch junge Talente regelmäßig neue Duftkonzepte einbringen dürfen, erfreut man sich enormer Vielfalt, die für jeden Geschmack (bestimmt auch für Ihren) etwas bereithält. Mark Buxtons Philosophie besagt, dass Charaktereigenschaften eng mit der Vorliebe für bestimmte Farben verbunden sind. Sie brauchen also nur die von Ihrer Liebsten, ihrer Mutter oder Schwester favorisierte Farbe zu kennen, schon wird eine individuelle Parfumkreation für Sie erstellt. Serge Lutens Jedes Jahr zur Weihnachtszeit kreiert Serge Lutens einen neuen sinnlichen Duft in limitierter Auflage, den Sie ausschließlich in der Boutique der Salons du Palais Royal Shiseido in Paris erhalten. Es ist beinahe unmöglich, dass ein anderer auf diese Idee kommen könnte. Miller Harris Parfums sollen laut Gründerin Lyn Harris durch leichte Aromen die Individualität des Trägers unterstreichen. Auf Wunsch werden allerdings auch ganz individuelle Düfte angefertigt. Und die können auch ruhig mal schwer sein. URIST DER P Korres Die griechische Kultmarke setzt auf schnörkellose, minimalistische Flakons. Der weiße Deckel verweist auf den Ursprung der Marke: die 1 2 3 älteste homöopathische Apotheke Athens. Drei verschiedene Düfte gibt es im Sortiment, mehr braucht der Schlichte nicht zur Auswahl. Armani Privè Designobjekt oder Duft? Klare Linien von außen, Duftvielfalt von innen. Das ist das Credo von Armani Privè. Damit kann die Auserwählte auch nicht Ihr sorgfältig durchdachtes Badezimmer verschandeln, das einfach keinen Kitsch verträgt. Clean von Randi Shinder ist der frische Duft von Seife, den Sie kurz nach dem Duschen so schätzen. Mithilfe des Parfums können Sie diesen Wohlgeruch den ganzen Tag für sich konservieren. Sowohl Duft als auch Flakon bestechen durch Zurückhaltung und Unaufdringlichkeit. REAM AINST MR. M 1 2 3 Helena Rubinstein – Wanted schenken Werber gern, denn die mögen plakative Slogans. Mit „You’ve all I ever wanted“ und dem Gesicht von Hollywoodstar Demi Moore (mit 45 ist sie noch unter den „100 Sexiest Women Alive“ zu finden) wird der erste Duft aus dem Hause Rubinstein beworben. Mit diesem Slogan sparen Sie sich gleich noch Kopfzerbrechen über die richtigen Worte auf der Weihnachtskarte. D&G – Anthology „Sex Sells“ – vor allem bei Männern. Gleich sechs nackte Topmodels drängeln sich auf den aktuellen Anzeigen von D&G und werben für fünf Düfte mit fünf mysteriösen Namen aus der Tarot-Welt. Im Ernst, können Sie noch widerstehen? Chanel – Coco Mademoiselle Sicherlich, sechs Ihrer sieben Exfreundinnen hatten einmal dieses Parfum, dreien haben SIE es selbst geschenkt. Es riecht ja auch so wunderbar und hat auch eigentlich immer allen gefallen. Nehmen Sie die siebte Mademoiselle ruhig auf in den erlesenen Kreis. LENTE U P O DER DER 1 2 Van Cleef & Arpels – Féerie Eau de Toilette ist inspiriert von den Juwelen aus dem eigenen Haus. „Diamonds are a girl’s best friend“: Wie ein kostbarer Aquamarin schillert der Flakon. Abgerundet wird das edle Objekt durch eine Elfe (das Logo des Hauses), die auf dem Deckel platziert ist. Micallef benutzt bis zu 200 verschiedene Ingredienzien für einen Duft. Besonders arabische Königshäuser können nicht genug davon bekommen. Falls das noch nicht opulent genug ist, können Sie Ihrem Schatz eine Drei-Liter-Magnum-Flasche ihrer Lieblingssorte für 1500 Euro bestellen. JOY wurde schon 1930 von Jean Patou als das teuerste Parfum der Welt beworben. Nicht weniger als 10 300 Jasminblüten und 336 Mairosen stecken in 30 ml Joy – auch heute noch. Das Parfum wurde kreiert, um die Damenwelt während der Weltwirtschaftskrise aufzuheitern. Und was das Parfum in den 30er-Jahren geschafft hat, wird es hoffentlich auch heute noch können. NALIST O I T I D TR A Aqua di Parma – Colonia ist ein Duftklassiker und wurde schon von Hollywoodstars wie Cary Grant und Audrey Hepburn geliebt. Der Art-décoFlakon und der zeitlose Duft machen dieses Parfum zu einem Klassiker, über den sich Frauen ebenso wie Männer immer wieder freuen. Guerlain – Shalimar ist inspiriert von der Liebesgeschichte Shah Jahans und Mumtaz Mahals. Der indische Schah ließ seiner Frau einen Garten anlegen: Shalimar. Auf Sanskrit bedeutet das „Tempel der Liebe“. Diese Geschichte gefällt sicherlich auch Ihrer Frau. Erzählen Sie ihr diese, während sie das Päckchen auswickelt, und achten Sie darauf, wie ihre Augen zu leuchten beginnen. Das schafft das Parfum schon seit 1925. ACHO M R E D 40 1 2 Agent Provocateur – Maitresse Der britische Dessous-Hersteller bleibt auch bei seinen Düften dem verruchten Image der Marke treu. Explizite Namen, die keine Fragen bei der Rollenverteilung aufkommen lassen, erfreuen das Machoherz und senden klare Botschaften an die Beschenkte. Creed – Millissime Imperial In einer Folge der „Simpsons“ schenkte Homer Simpson seiner Frau Marge zu Weihnachten eine Bowlingkugel, in die „Homer“ eingraviert war. Für diejenigen, die eigentlich immer nur an sich denken, ist dieses Parfum mit Sicherheit das Richtige: Sie können es (getarnt als liebevolle Aufmerksamkeit) verschenken und dann doch wieder selbst verwenden. Hört sich nach einer guten Investition an, oder? ILLUSTRATIONEN: BARBARA KRÄMER, FOTOS: PR 1 2 3 0 ¦ ¦ ¦®¦ Þ FBLOJBIJFQV>IROLKP_ROBMLIPQBOQAFB>RQSLKFKKBK>RC FB>RQTFOHQPLCLOQDI>QQBORKAWRPBEBKAPPQO>CCBO Þ FLUFIFCQRKQBOPQvQWQAFBLKQO>HQFLKABO>RQJ>QOFU² FBLKQROBKTBOABKSLKFKKBKEBO>RPJLABIIFBOQ TTTAB¥BUMBOQIFCQ 1_1_EL_Icon_260x365.indd 1 ²K¦SFQOLLII>DBK¦LABII 23.10.2008 16:07:48 Uhr KOSMETIK GANZ UND GAR NICHT DOSIERT Sabine Bohle-Heintzenberg hat eine kuriose Leidenschaft: Sie sammelt alte Puderdosen. Wie es dazu kam, hat sie Mira Wiesinger erzählt Gu 192 erla 4 ( in ( En Pa twu ris) rf: : La Dre po age ud r F re c’ rèr est Ze es) m oi, Ste dík rne (Pr a n), g) um : Pu 19 2 l v i s 5 Av idy a( mi t Kl Ro ge yti r& a( Ga Pa ris lle ): t( Bo Pa nh eu rd uJ ou r, u m 19 5 0 De So lte pré lett int We p a r r e z ,u m r t h é s p ( Pa 19 5 eim éc ris ) 0 , B iale : P o m erl in, ent udre um po de 19 0 u r l a r i z Ro 0 g M a Fa v (E er iso orit ntw & n A e, urf Ga . au llet sA ( l u m Pa r i ini s): um Le : R Ja en de, é L 19 ali 23 qu e) Ni Po l d é ud (P re ari Ni s): ldé ,u m 19 2 5 ris ): M (be PPT d e CC ute C tS R( ch Mo wa sk ne au) nfl : L au m) ejasc , 19 h i 55 Pu c 42 h ht Lig : r k ) 31 Yo 9 3 0 / ew 1 ( N d e r, o l l ow ne lo P i r l Ma rine Ma Alles begann mit einer Handvoll rostiger Nägel in einer schäbigen Schachtel. Ein Händler wollte die nicht verkaufen, denn wo sollte er dann mit all den Nägeln hin? Offenbar war diesem Mann Ende der 80er-Jahre nicht bewusst, dass er einen kleinen Schatz besaß. Auch Frau Bohle-Heintzenberg wusste nicht um den Wert der Schachtel, hatte nur eine leise Ahnung – nicht ahnte sie jedoch, dass sie bald eine leidenschaftliche Sammlerin werden würde. Es war lediglich das Design, das der promovierten Kunsthistorikerin damals auffiel: ein stilisierter japanischer Frauenkopf. Schließlich gelang es ihr, dem Händler die alte Pappschachtel für eine Mark abzuschwatzen. Doch von wegen alte Schachtel: Es war eine Puderdose aus den 20erJahren, ein Behältnis, das heute auf Ebay schon mal für 300 Euro und mehr versteigert wird. Kurz nachdem sie die erste Puderdose gekauft hatte, entdeckte sie die gleiche Schachtel der französischen Firma „Piver“ im Museumskatalog „Reiz und Hülle“ aus der Neuen Sammlung München, dem ersten Designmuseum Deutschlands. Auch diese Schachtel war ein Trödelmarktfund, wie sie viel später bei einem Besuch in der Neuen Sammlung erfuhr. Frau Bohle-Heintzenberg durchkämmte nun Sonntag für Sonntag die Berliner Flohmärkte. Der Anfang gestaltete sich holprig, oft hörte sie von diesem Mann, der schon vor ihr da gewesen sei. Er schnappte ihr ständig die guten Sachen weg. „Leider war ich nie eine Frühaufsteherin“, gesteht sie und schaut etwas verschämt über den Rand ihres metallisch blauen Brillengestells. „Und deshalb musste ich mich irgendwann als Sammlerin outen.“ Das bedeutete zwar, dass sie mehr als eine Mark für Puderdosen, Quasten und Pinsel bezahlen musste, interessante Ware wurde von nun an aber unter dem Tisch für sie aufbewahrt. Ihren Konkurrenten hat sie niemals getroffen. Erstaunlicherweise mag Frau Bohle-Heintzenberg Puder an sich nicht. Sie kann den Geruch des alten, häufig etwas modrigen Puders nicht ausstehen und ihr missfällt die Maskenhaftigkeit, die er dem Gesicht verleiht. Es ging ihr stets allein um die Verpackung. Zärtlich berührt sie jede einzelne und gerät ins schwärmen, wenn Sie über das Design der jeweiligen Schachtel spricht. Enthusiastisch und mit großen Augen erzählt sie die außergewöhnlichen Firmengeschichten, die sie über die Jahre ermittelt hat. Denn das ist ihre eigentliche Leidenschaft: das Forschen. Unzählbar viele Stunden verbrachte die Kunsthistorikerin in der Kunst- und Kostümbibliothek im Berliner Kulturforum und blätterte die archivierten Frauenzeitschriften durch. Mithilfe der Anzeigen der Kosmetikfirmen, die darin geschaltet worden waren, konnte sie exakt das Alter vieler Puderdosen bestimmen. Die 67-Jährige besitzt heute ein Archiv, das an Genauigkeit kein anderer Sammler übertreffen kann. Es reizt sie herauszufinden, welche Produktdesigner hinter den verschiedenen Marken stecken und welche Werbestrategien verfolgt wurden. Besonders interessant findet sie das deutsche Unternehmen Scherk, da es schon früh mit Künstlern zusammenarbeitete und dessen Puder „Mystikum“ in- FOTOS: AMIN AKHTAR DAMALS ): urg 4 b m 91 H a e r, 1 ( f ud or sd int-P r e e i B e v e a -T i N HEUTE Ar e a us Bo Dr .H s au ch k R a: ou g o eP w r de Du b hte B bi r ro w S n: him m B er ric k o –R se o – se Ro er d ed i l d Po w G r :r e e m ud im La Sh e té zed Es rbli Ma Cl e Yv a sS int L r au en t: le Pa in e iqu :F re sh Blo om Al lov er w Po Y tte lo sz :M u P lti ha se La no er r E ush Bl Gu ar Cl ins o :D ub l a eP let te sh e: Blu côm & t in Lan Te Sp ar ng kli Ch b eru Ef fe u ktp de e i rla n: M o été rit e o sP ud r o ep C n ha el: B ur l is eV ag e r Gi FOTOS: AMIN AKHTAR ternational bekannt war. 1938 wurde die Firma von Schering aufgekauft und in Tarsia umgetauft, nachdem der Gründer Ludwig Scherk enteignet worden war. Ein Gesamtkunstwerk und fortschrittliches Konzept verbirgt sich hinter dieser Firmengeschichte, geprägt von einem Designbewusstsein, wie man es heute noch selten kennt. Ludwig Scherk engagierte vier Top-Leute für unterschiedliche Bereiche: Das Fabrikgebäude der Firma entwarf der deutsche Architekt Fritz Höger (der durch das Chilehaus in Hamburg Bekanntheit erlangt hatte), der Grafiker, Illustrator und Buchgestalter Fritz Helmut Ehmcke aus den Steglitzer Werkstätten wurde für das Grafik-Design verpflichtet, die Ladengestaltung am Berliner Kurfürstendamm übernahm der Schweizer Architekt Otto Salvisberg, und das Privathaus des Unternehmers plante der deutsch-österreichische Architekt und jüngste Sohn von Sigmund Freud, Ernst Ludwig Freud. Geschichten wie diese kann Frau Bohle-Heintzenberg Dutzende erzählen, sodass man sich fragt, weshalb sie noch kein Buch über das Thema veröffentlicht hat. „Das ist tatsächlich schon lange überfällig“, gesteht die gebürtige Berlinerin und rückt dabei forsch ihr Revers zurecht. Immerhin befindet sich ein Teil ihrer Sammlung noch bis zum 22. November in der Ausstellung „Pailletten, Posen, Puderdosen“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund, nachdem sie bereits im Berliner Kulturforum gezeigt worden war. Doch die Ausstellung beschränkt sich auf Exemplare aus den 20er-Jahren, lediglich ein Exzerpt einer sehr viel umfangreicheren Sammlung, die Puderdosen von 1900 bis 1960 umfasst. Unter den zahlreichen Exemplaren ihrer Sammlung (wie groß sie wirklich ist, möchte die Sammlerin nicht verraten) hat sie keine Lieblingsobjekte. Besonders anrührend findet sie jedoch die offensichtlich weniger schönen Modelle, jene aus dem Zweiten Weltkrieg, als man versuchte, mit beschränkten Mitteln trotzdem etwas Besonderes zu schaffen. Es sind einfache Pappschachteln ohne nennenswertes Design. Die Rückseiten ziert oft nur ein Aufkleber oder ein Stempel, der den Firmennamen und die Farbe verrät. Die Pappschachtel an sich, die mit der Industrialisierung Einzug in die Kosmetikindustrie hielt, war eine große Innovation, denn durch sie wurde Puder für eine breite Masse erschwinglich. Zuvor war Puder ein Luxusgut, den sich nur wohlhabende Damen leisten konnten und der in Gold- oder Silberschatullen verwahrt wurde. Mit den Pappschachteln kam auch das Produktdesign auf und sehr bald entwickelten erste Firmen sogenannte Corporate Identitys, festgelegte Designs, die sich durch die gesamte Produktpalette der Marke hindurchzogen. Um die Jahrhundertwende waren Jugendstilmotive besonders beliebt, manche Schachteln sind sogar noch mit Seide überzogen. Die Gestaltungen zwischen 1910 und 1920 sind sehr unterschiedlich, oftmals aber geprägt vom Theater, der Musik und den exotischen Kostümen des russischen Balletts. Sie ebnen den Weg für den Art-déco-Stil, der in den 20er-Jahren beliebt wird. Parallel findet man auch Rokoko-Motive und auch das symmetrische Schönheitsideal der Antike ist en vogue. In den 30er-Jahren werden die Illustrationen auf den Puderdosen wieder fraulicher, genau wie die Mode, die mit weit schwingenden Röcken und großen Hüten wieder fließender wird. Es werden Blumenmotive eingeführt, es gibt Porträts von schönen Frauen und streckenweise noch stilisierte Rokoko-Szenen. In den 40er-Jahren wird das Design kriegsbedingt immer sparsamer, teilweise fehlt es nun sogar komplett. Erst in den 50er-Jahren kehrt das Produktdesign zurück, jedoch wird es von nun an immer schlichter, und es geht schon in die Richtung, wie wir es heute kennen. Es wird verstärkt Wert auf Logos gelegt (oft gold auf schwarzem Grund), mitunter sieht man aber auch schmachtende Frauen mit wallendem blondem Haar und Schmollmund. „Die Vorläufer von Brigitte Bardot“ nennt sie Frau Bohle-Heintzenberg. Die Wahl der Motive ist jedoch oft länderspezifisch und von Firma zu Firma verschieden. Gleichermaßen beliebt bei allen Firmen waren hingegen stets exotische Motive, die das Geheimnisvolle der Frauen schüren sollten und sich besonders gut für den Export eigneten. Die deutsche Kosmetikfirma Böhm lieferte ihre Puderdosen sogar bis nach China in den kaiserlichen Palast, die Berlinerin hat es mit eigenen Augen gesehen. Oft wurde auch mit dunkelblauen und goldenen Dekoren gearbeitet, denn das ist einerseits königlich, steht aber auch für die Nacht und damit für das Geheimnisvolle. Wellen, Sterne, Vögel, Puderquasten und immer wieder Abbilder von schönen Frauen sind Motive, die über die Jahrzehnte hinweg regelmäßig auftauchen. Liebevoll senkt die Sammlerin ihren Blick auf das Meer von Puderdosen, das sie für uns auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet hat. „Jede Dose ist anders. Die Firmen haben sich wirklich etwas einfallen lassen, um sich zu unterscheiden. Ich liebe jede Einzelne.“ td Gl : co ro mo g Hi g hli h lus Du o e Tw ed Ef fec or gio Ar ma ni r :C yst al le Pa t 43 tte de r 44 Genial: Das Serum „Frizz Ease Haar-Bändiger“ glättet widerspenstiges Haar von John Frieda Sanft: Kiehls „Sunflower Color Preserving Shampoo“ wäscht coloriertes Haar besonders schonend Dynamisch: Die Pflegemilch „Lait Volumintense“ verleiht feinem Haar mehr Volumen. Von Kérastase Beruhigend: „Soothing Shampoo“ bekämpft Irritationen mit fünf ätherischen Ölen loccitane.de „We Love Hair“ erscheint im Callwey Verlag und kostet 49,90 Euro Links Freja Beha Erichsen, fotografiert von Karl Lagerfeld Rechts Natalia Wörner, fotografiert von Gabo Edel: Shampoo „Blonde Glam Perfect Platinum“ von Redken pflegt hellblondes Haar Seidig: Der Balsam gibt Locken Sprungkraft durch Seideextrakt lessismore.at Schenk doch Shampoo ! FOTOS: SCHWARZKOPF W arum wollen wir immer die Haare haben, die nicht auf unserem eigenen Kopf wachsen? Wie nennt sich die Frisur, die Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ trägt? Und ist es wahr, dass man mit vollem Haar über mehr Macht verfügt? In dem Geburtstagsbuch zum 111. Jubiläum von Schwarzkopf widmet man sich diesen Fragen. Dabei führt uns das kleine Kunstwerk durch die Geschichte von Haarmoden. Doch das bleibt nur eine Randerscheinung. Das Herzstück dieses opulenten Bildbands bilden die aufwendigen Fotostrecken. Karl Lagerfeld, Russel James, Gabo und Roxanne Lowit stellten sich für Schwarzkopf hinter die Linse, um Haare und Frisuren in Szene zu setzen. Jeder auf seine eigene Weise. Lagerfeld fotografierte seine Modelle einerseits so, dass sie wie Scherenschnitte erscheinen, die an das Logo des Haarpflegeherstellers erinnern, andererseits dann wieder voll ausgeleuchtet und sehr präsent. In Gabos Bilderreihe „Morning Stars“ rekeln sich Frauen verführerisch, kurz nach dem Aufwachen. James hingegen setzt auf die entrückenden Momente der Natur, während Lowit auf den Schnappschusscharakter der Backstagefotografie vertraut. Die hübschen Illustrationen von Olaf Hajek sind dann noch das SahneMira Wiesinger häubchen auf dem Geburtstagskuchen. Füllig: American Crews „Defining Paste“ sorgt für volles Männerhaar mit mattem Glanz „We Love Hair“ geht es nicht um Shampoo-Werbung. Sondern um Kunst HAAR SCHARF Stark: Oenobiols Nahrungsergänzungsmittel „HaarVolumenspender“ soll das Haar von innen kräftigen Schützend: Das Pflegespray „Lait Protection“ von La Biostétique schützt das Haar Zum 111. Geburtstag von Schwarzkopf dreht sich alles um Haare. Doch in GESCHENKE Ab 40 zeigt man Schwäche. für kleine Abenteuer eine große Ab 11.11. im Handel BriWo_LW_260x365_schwaeche.indd 1 09.10.2009 9:12:06 Uhr TRENDGETRÄNKE ROT AUF DEN SCHWINGEN DES MALBEC Das Entdecken neuer Weine kann ein Abenteuer sein: Christian Göldenboog erzählt von verborgenen Reben aus den 20er-Jahren und einem Winzer, der tief im Süden Argentiniens einen Wein keltert, der unvergleichlich sein will M 46 endoza – eine argentinische Provinz, der Name der Provinzhauptstadt, eine Wüste, eine Trockensteppe, gelegen auf 700, 800 Metern Höhe, 1200 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Drei Prozent der Provinzfläche werden dank eines historischen Bewässerungssystems landwirtschaftlich genutzt, allem voran wird hier Weinanbau betrieben. Es ist Mitte März, die Ernte hat gerade begonnen, um diese Zeit herrscht jeden Tag bestes Sonntagswetter. Leise atmet die trockene Erde, während die Sonne stets am Himmel steht und dabei wie eine freundlich gesinnte peronistische Generalin dreinschaut. Mendoza ist ein betörendes Abenteuer für die Augen: Der Blick streift über berauschende Panoramen in müheloser Luft. Da ist das satte Grün gesunder Rebstöcke, das sich nach allen Richtungen hin ausbreitet, während der Blick nach Westen, dort, wo Chile und der Pazifik liegen, an einem langen Bergrücken der Anden hängen bleibt. Es ist ein wildes, zackiges Gestein, das sich in nur 30 Kilometer Entfernung auftürmt. Herausragend der Cerro del Plata mit seinen fast 6000 Metern, sein ewiger Schnee sorgt für das Wasser, um die Reben am Leben zu halten, der raue Wind von den Bergen lässt den bei den Winzern gefürchteten Pilzbefall der Reben gar nicht erst aufkommen. Hier in Argentinien herrschen derartig optimale klimatische Bedingungen, dass ein biologischer Weinanbau betrieben werden kann. Auch die Welt des Weins hat seine Symbole und geheiligten Erkennungszeichen. In Argentinien, weltweit der fünftgrößte Weinproduzent, ist dies der Malbec. Kaum zu glauben, aber im 17. Jahrhundert war diese rote Reb- Fotos: LatinContent/Getty Images, Moët Hennessy Deutschland sorte der Inbegriff französischer Weinkultur, gewonnen wurde aus ihr der im Südwesten Frankreichs beheimatete Cahors, ein kräftiger pechschwarzer Roter, seinerzeit kostbarer als jeder Bordeaux-Wein. Dann kam die Reblaus, und der Malbec war weg. Später traten andere Rebsorten in den Vordergrund. Dagegen blühte der Malbec, Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals ins Land gebracht, in Argentinien richtig auf. Vor allem in der Provinz Mendoza entstanden frische, fruchtige, runde Gewächse, bestens trinkbar, Weine, die zu jedem auf Holzkohle gegrillten Hüftsteak großzügig ins Glas eingeschenkt werden müssen. Die schwarzhaarigen Tango-Argentinierinnen lieben Rinderhüften mit Malbec. Irgendwann bekam all dies auch Pierre Lurton mit. Als der Direktor von Château Cheval Blanc, das Spitzenweingut von Saint-Émilion, erstmals nach Mendoza kam, stockte ihm der Atem. Diese Landschaft, so Lurton, sei so großartig, hier muss Großes entstehen. Lurton dachte an einen einzigartigen Wein, die Begegnung mit dem argentinischen Malbec wurde zu einer Art Initiation. Lurton wurde sentimental. Das, was im Bordeaux für immer verloren gegangen war, wollte er in Mendoza wieder aufleben lassen. Die Idee: Ein neuer Wein, basierend auf einer alten Assemblage – so, wie es früher einmal in seiner Heimat gang und gäbe war – mit viel Cabernet Sauvignon und Malbec sowie einem Anteil Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot. Prompt ging Cheval Blanc ein Joint Venture mit Terrazas de Los Andes ein, dem Weingut des Sektherstellers Bodegas Chandon. Auch bei Terrazas hat ein französischer Malbec-Fan das Sagen, und dieser hat sich konsequenterweise noch den besten aller Plätze für das grandiose 360-Grad-Mendoza-Anden-Weinbergspanorama spendiert: Ein Polofeld inklusive Loft ließ sich Nicolas Audebert mitten in den Weinberg und auf 1067 Meter Höhe bauen. Zusammen mit Lurton ist der junge französische Önologe für die Cheval-des-AndesCuvée verantwortlich. Audebert ist ein Pferdenarr. Und so hievt er die exklusiven Besucher auf edle Vollblüter, um seine Philosophie vom Wein und der Architektur zu erklären: Mit dem Finger deutet er auf Rebstöcke, die so kostbar sind, dass sie mit einem dichten braunen Netz überspannt sind – ein Schutz vor Hagel, der gern mit dem Bergwind kommt und alles hier zerstören könnte. „Es sind sehr alte Malbec-Reben“, sagt Audebert. „Wir wissen es nicht ganz genau, vielleicht von 1928 oder 29. Die Konzentration der Frucht ist außergewöhnlich, fantastisch.“ Warum es diese Rebstöcke hier in Vistalba überhaupt gibt, Audebert ist erstaunlich freimütig in seiner Darstellung und preist den argentinisch-önologischen Eigensinn: Als sich Moët & Chandon in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts zur Produktion eines Qualitätssektes in Argentinien entschloss, teilten die verantwortlichen Franzosen den argentinischen Verwaltern mit, alles müsse ab sofort mit jenen Rebsorten bepflanzt werden, die auch in der Champagne vorhanden sind, vor allem Chardonnay und Pinot Noir. Die Argentinier hielten dies für keine sonderlich gute Idee. Und so zeigten sie den französischen Önologen bei deren Besuchen stets die Neuanpflanzungen, verheimlichten aber diverse Malbec-Kleinode, die sie einfach unberührt ließen. Manchmal ist es bemerkenswert, wie sich Zeitgeist verändert: Ohne diese Anti-Haltung argentinischer Weinbauern gäbe es halt heute keinen Cheval des Andes. Audebert ist, wie es sich für einen französischen Önologen gehört, auch gastfreundlicher Genießer. Daher ist das Loft mit einem sehr ordentlichen Weinkeller und einer diskreten Küche ausgestattet: das Polofeld im Weinberg als idealer Ort des Stelldicheins. Eigentlich sollte hier irgendwann einmal eine Kellerei stehen, aber was soll’s. Loft und Pologrün sind allemal besser, sie heben die Laune bei der Konversation: Audebert redet gern über die Frauen in Argentinien, über das besondere Terroir, das Wetter, die Berge und natürlich über seinen Cheval des Andes. Der Önologe öffnet eine Flasche und gießt den 2005er-Jahrgang ins Glas. Man spürt am Gaumen förmlich die Idee der Assemblage: Malbec bringt Ausgewogenheit, Weichheit, eine nachhaltige Fruchtnote eingemachter Pflaumen in den Wein. Plötzlich springt Audebert auf, mitten im Gespräch, und entschuldigt sich kurz. Er spurtet über den Poloplatz. Auf der anderen Seite befindet sich eine Pferdekoppel, wo gerade eines seiner Lieblingstiere eingeritten wird. Unterdessen leeren sich die Gläser. Blicke schweifen zu den Viertausendern. „Was denken Sie?“, fragt Audebert, als er nach einiger Zeit zurückkommt. Die Antwort kommentiert er mit einem Kopfnicken: „Gut. Ich will mit diesen alten Reben hier auch keinen Wein herstellen, den es so schon gibt.“ 47 KUNST DIE WELTENTRENNER Andreas Maiers Paravents inszenieren kunstvolles Theater im FOTOS: ANDREAS MAIER eigenen Zuhause – Bodina Abel hat zugeschaut A ndreas Maier sitzt entspannt über ein riesiges hölzernes Paneel gebeugt und malt konzentriert mit weiß behandschuhten Händen und einem feinen Haarpinsel in satten Temperafarben einen eleganten Schwarm leuchtend roter und schwarz-weißer Kois auf goldenen Grund. An den Wänden des kleinen Ateliers krabbeln auf goldenen Tafelbildern prachtvolle grün-schwarze Käfer. Hauchzarte durchsichtige Medusen schweben im Goldwasser. Seerosen und Iris blühen. Ganze Korallenlandschaften wachsen auf goldenem Meeresgrund. Maiers vergoldete und seltener auch silberne Paravents mit den tierischen und pflanzlichen Motiven sind eine einzige Pracht. Par avent: für davor. Bei uns kennt man Paravents eher fürs Davorstellen, zum Verbergen ungeordneter Kruschecken. Weniger üblich sind sie noch als derart dekorative glanzvolle Raumdekoration, wie Andreas Maier sie schafft. Dabei können sie herrliche Weltentrenner und zugleich Gestaltungselement im häuslichen Rahmen sein. Eine Schau. Para vento sagen die Spanier, gegen den Wind: Spanische Wand. Das kennt man auch bei uns. Warum sollte ein kunstvoller Paravent nicht auch gleichzeitig vor Zugluft schützen? Paravents machen jedenfalls schon immer ordentlich Theater. Sie sollen bereits vor Christus benutzt worden sein. Wahrscheinlich hat man sie damals mit Tierhäuten bespannt. So schuf man schon früh mobile Räume, vermied damit neugierige Einblicke von allen Seiten. Vielleicht haben sogar die Nomaden den Paravent erfunden. Seine ausgeklappten Elemente sind schließlich schnell wieder zusammengefaltet. So wie die fahrenden spanischen Theater ihre zusammenfaltbaren Kulissen (Paravents) überallhin mitnahmen, hatten vielleicht auch die reisenden Völker ihre Paravents dabei. Von den stilsicheren und qualitätsbewussten Japanern weiß man, dass sie exquisites delikates naturweißes Reispapier auf größere und kleinere Rahmen zogen und die Flächen darin gern mit kunstvollen Kalligrafien versahen. Die mobilen So schön sieht es aus, wenn ein Tierarzt seiner Berufung folgt 48 Wände in traditionellen japanischen Häusern erinnern noch heute an die ersten Paravents. Wenn sie mit Gold großflächig und kunstvoll bemalt waren, dienten die Stellwände den Japanern auch als Lichtreflektoren in ihren so kleinen Häusern, durch deren winzige Fenster jeder eindringende Lichtstrahl eingefangen werden musste. Kühle Räume wurden durch das goldene Licht etwas wärmer, gerade so, wie es in Andreas Maiers Atelier die überall aufgestellten goldenen Paravents erzeugen. Als Künstler ist Andreas Maier Autodidakt. Und einen Paravent wollte er schon immer haben. Nun gestaltet er seit einigen Jahren die allerschönsten gleich selbst. Dr. Andreas Maier ist eigentlich studierter Tierarzt, der einst über die winzigen Urpferde promovierte. Die Liebe zu den Tieren, die ist Andreas Maier geblieben. Vor allem aber mag er die stillen, etwas distanzierten Unterwasserwelten. Das Dekorative am kleinen Tier fasziniert ihn: „Vor allem auch Mikroorganismen“, fügt er hinzu. „Und Fische erinnern mich an die Kindheit.“ Eine Kindheit in Karlsruhe. Jetzt lebt Andreas Maier in Berlin, wo auch sein Atelier ist. Und zu seinen vielen großen und kleineren Paravents sind längst Tische mit Käfermotiven sowie kostbare Tabletts mit japanischen Zierkarpfen, den sogenannten Kois, hinzugekommen. Wenn Andreas Maier einen Auftrag bekommt, reist er entweder zu seinen Auftraggebern und arbeitet vor Ort. Oder er bleibt zu Hause und hat schon eine Idee. Die sorgsam vorbereitete Holzfläche für ein Tablett oder das einzelne Teil eines vielflügeligen Paravents wird mit Anlegeöl bestrichen und dann das Gold sorgsam aufgeklopft: reines Palladium, Citronengold, Versaillegold, Traumgold. Wie es gefällt. Natürlich kann hier nicht verraten werden, wie Andreas Maier seine Paravents macht. Das Ergebnis erzählt für sich. Wie schön Feuerkäfer sind, besonders wenn sie als Schwarm auftreten. Satte tintenblaue Irisbäusche muss man nicht erst rühmen, vor allem wenn sie auf Gold wachsen. Andreas Maiers Paravents haben längst viele Liebhaber gefunden. Sie sind lauter individuelle Einzelstücke. Unter 3500 Euro gibt es erst gar keinen. Übrigens sollen Paravents erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa gelangt sein. Manche waren aus kostbarer getuschter Seide oder sie waren dicht an dicht bestickt. Andere waren aus bemaltem Papier. Später haben sich alle möglichen berühmten Künstler als Paraventmaler versucht. In Frankreichs eleganten Wohnungen und Häusern ist das schöne Möbel als Kunstwerk immer noch häufiger vertreten als bei uns. Das wird jetzt anders. Weg mit dem Ikea-Raumteiler! Her mit Andreas Maiers traumhaften Paraventwelten. andreasmaier.com, Tel. 030/23 63 53 63 GESCHENKPAPIER Gegenteil will sie sogar einen Gegentrend ausgemacht haben. „Das getippte Wort gehört natürlich zu unserem Alltag. Das Geschriebene hingegen ist sehr viel wertvoller.“ Glückwünsche per E-Mail zu übermitteln, findet Frau Schober recht schnöde. Ein Brief oder eine Grußkarte hingegen transportierten eine Stimmung und Wertigkeit. Daher lassen sich die beiden kreativen Köpfe immer wieder Neues einfallen. „Um neues Papier zu finden, suchen wir auf der ganze Welt. Gerade haben wir eine besondere Druckerfarbe entdeckt.“ Iriodin heißt sie, changiert im Licht und lässt Eisblumen schillern, die das zauberhafte Geschenkpapier zu Weihnachten zieren. Bis zu 24 Euro geben Kunden für einen Bogen aus, doch längst nicht alle wickeln damit Geschenke ein. Viele Bögen landen im Bilderrahmen Mira Wiesinger an der Wand. Die Gesichter des Büro-Couture-Labels Bethge: Vera Schober und Waltraud Bethge ZWEI DAMEN AUS DER PAPETERIE Alufolie? Filzbeutel? Kaufhaus-Einwickelservice? Wer mehr als schnelle Verpackung für Geschenke sucht, der findet bei Bethge kostbares Papier – eigentlich zum Knicken viel zu schade FOTO: JÜRGEN JOOST , AMIN AKHTAR Zum Einwickeln fast zu schade: Geschenkpapier bei Bethge UND SONST NOCH Post 1: Persönliches Briefpapier gestaltet das Traditionshaus Prantl in München: prantl.de ——— Post 2: In Frankfurt am Main kümmert sich Alpheda um Sonderwünsche: alpheda.de ——— Post 3: Karten von Bernhard Maisner aus New York können im Berliner Departmentstore Quartier 206 bestellt werden: quartier206.com ——— Foto 1: Leinwände, Kalender, Poster gibt es bei Druckgarten.de ——— PRANTL, ALPHEDA W altraud Bethge und Vera Schober teilten einst eine Leidenschaft: das Reiten. Heute sind die beiden Damen Geschäftspartnerinnen und teilen die Begeisterung für Papier. Ende der 70er-Jahre lernten die Hamburgerinnen sich kennen. Beide kamen aus der Werbebranche, und Waltraud Bethge führte ein Gestaltungsatelier und eine kleine Druckerei in einem Hinterhof in Hamburg. Sie zählte auf Mund-zu-Mund-Propaganda und erntete überraschenden Erfolg: „Modern gestaltetes Briefpapier, Geschenkpapier oder Visitenkarten, das war etwas ganz Neues.“ Das erkannte auch Vera Schober und kümmerte sich um die Eröffnung eines Ladens im Eppendorfer Baum. „Die Geschäfte sind mein Kind“, erklärt die studierte Volkswirtin. Offensichtlich hat sie alles richtig gemacht mit der Aufzucht, denn heute gibt es Bethge-Filialen in Hamburg, Düsseldorf, München, seit Anfang des Jahres auch in der Schlüterstrasse in bester Berlin-Lage und auch als Online-Version im Netz. Dass es in der Hauptstadt kein Geld geben soll, können die Geschäftsfrauen nicht nachvollziehen. „Wir können es uns nicht leisten ein Geschäft nur aus Imagezwecken zu führen.“ Papier sorgt längst nicht mehr allein für Umsatz. Das Sortiment umfasst heute alles, was unter den Begriff Büroartikel fällt: Tacker, Locher, Radiergummis, Scheren, Büroklammern oder Tesafilmabroller. Aber nicht herkömmlich, sondern edel, dem exklusiven Anspruch der Partnerinnen folgend, sind sie designt und aus hochwertigen, oft ungewöhnlichen Materialien gefertigt. Couturiers von Office-Accessoires nennen sich die Damen auch. Fast alle Produkte haben sie selbst kreiert, dabei haben sie speziell ein Händchen für Dinge, von denen man gar nicht ahnt, dass man sie braucht. Weiß man aber um ihre Existenz, glaubt man, ohne sie nicht auszukommen. Hier kommt der Bleistiftverlängerer ins Spiel, die runde Büroklammer „Moonclip“ oder der Tubenroller aus Sterlingsilber (ein Werkzeug, mit dem sich Tuben leichter ausquetschen lassen), der Uhrenbeweger aus Galuchat (der die Gangreserve von Uhren auf Trapp hält, indem er die Bewegung eines Handgelenks simuliert), eine Billetttasche (für Reisepass und Flugticket, welche sonst schnell in den Tiefen des „carry-on luggage“ verschwinden), ein ausklappbarer Schuhlöffel im Lederetui für die Handtasche, eine Kroko-Hülle für den USB-Stick. Der Mondphasenkalender wird sogar von Partnern in Tokio, Paris und Los Angeles verkauft. Einige Produkte haben Designpreise gewonnen, wie die matte Stahlschere, die sich ergonomisch der Hand anpasst. „Früher war Schreiben unser Thema. Heute ist es Kommunikation“, verdeutlicht Vera Schober. Dazu gehören eben auch Miniaturvisitenkarten mit Goldschnitt für ein prominentes Neugeborenes. Doch fragt man nach Namen, schweigt die Unternehmerin – „Diskretion ist unsere Visitenkarte.“ Viel lieber schwärmt sie von den Lederaccessoires. Sanft gleitet sie mit den Fingern über das perlige Rochenleder eines Damenportemonnaies, öffnet eine Herrenbrieftasche aus Pythonleder und befühlt das feine Innenleben. Die Art, wie sie ihre Produkte berührt, verrät, wie viel Herzblut sie in das Unternehmen steckt. Gelassen verneint sie die Frage, ob Papier im Zeitalter der Digitalisierung an Bedeutung verloren hat. Ganz im SONNTAG, 8. NOVEMBER 2009 Global Diary „Das ,Dolder‘ ist doof“, erzählte man mir neulich. Angeblich herrschte unter den Gästen beim Wiedereröffnungsball des Züricher Grand Hotels nämlich vor allem eines: Müdigkeit. Dabei bietet der goldene Ballsaal des Luxushotels alle Raffinessen, die ein rauschendes Fest abverlangt: Was hier glänzt, ist tatsächlich Gold, die beeindruckende Kuppel lässt sich in bunten Farben ausleuchten, und das Parkett ist spiegelglatt. Die Herrschaften waren jedoch wie gerädert, da sie in der Nacht zuvor allesamt kein Auge zubekamen. Von undurchschaubaren technischen Gerätschaften wurde berichtet und von Raumbeleuchtung, die sich in der Nacht nicht löschen ließ. Zweifelnd reiste ich kurzerhand selbst nach Zürich, um das „Dolder“ unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich, seit dem Umbau von Sir Norman Foster ist das ehemalige „Curhaus“ am Westhang des Adlisberg im Dolderwald zu einer Art Technik-Tempel avanciert. Gäste wippen nicht mehr, Bergluft inhalierend, in Schaukelstühlen, um den Kuhglocken in der Ferne zu lauschen. Hier spielt man Golf, man geht ins Spa. Hier wird mit Hightech hantiert. Glauben Sie noch immer, dass ein Hotel wie das andere ist? Dabei gilt doch heute mehr denn je: andere Städte, andere Sitten Nacht denke ich an all die Funkverbindungen, die zwischen der Kugel, der Klimaanlage, den Lampen, dem Fernseher und den Vorhängen bestehen. Parallel denke ich an das W-Lan, schlafe aber überraschend gut. Am Morgen scheitere ich dann an der Inbetriebnahme der Dampfdusche, brauche fast zehn Minuten, um die Zustöpsel-Funktion der Badewanne zu finden („form follows function“ hat hier noch keiner gehört) und schrecke vor einem plötzlichen Brummen (rührt von einer sensorgesteuerten Markise über dem Balkon) zusammen. Spontan entschließe ich mich zur Flucht ins Spa. Hier erkunde ich die Saunen und anschließend einen Raum voller Schnee. Dabei vergesse ich schnell das technische „Durrenand“ (so heißt das in der Schweiz). Am Abend gelingt es mir sogar, ein positives Verhältnis zu einer anderen Kugel zu entwickeln: dem „Popping Candy“, einer hausgemachten Praline, die ein lustiges Knistern in meinen Ohren verursacht. Es hält einige Minuten an, sodass ich die Augen schließen muss. Es ist hier einfach wunderbar. Mira Wiesinger ist Schweizerin und arbeitet als freie Autorin DOLDER GRAND/ZÜRICH Beim Betreten meines großzügigen und perfekt eingerichteten Zimmers im „Golf Flügel“ wird mir eine Art Kugel mit Touchscreen (die Basisstation 5.0 von Bang & Olufsen – erinnert an den Reichsapfel) überreicht. „Kein Problem“ denke ich mir. Doch noch am gleichen Abend verweist mich der Hightech-Ball in meine Schranken: Ich drücke im (ausschließlich auf Englisch verfügbaren) Menü auf „reading left“ (meint Leselampe zur Linken), woraufhin sich die gesamte Suite inklusive Ankleideraum erhellt. Dasselbe passiert, wenn ich bei „climate“ auf „off“ drücke. Nur die Klimaanlage selbst reagiert nicht auf die Anweisung. Ich kapituliere, stehe auf, schalte wie in guten alten Zeiten die Klimaanlage per Handregler ab und knipse das Licht aus. In der BERNS/ STOCKHOLM 50 Wer Glück hat, wem bei der Anreise nach Stockholm klares Wetter beschieden ist, der kann während des genüsslich langen und niedrigen Landeanflugs auf Stockholm in aller Ruhe die Eigenarten der Landschaft rings um Schwedens Hauptstadt studieren: Das Land scheint durchlöchert von zahllosen Seen. Selbst Münchner werden finden, dass der Flughafen von Stockholm extrem weit vor der Stadtgrenze gelegen ist. Die Taxifahrt bis zum „Berns Hotel“ bietet somit ausreichende Gelegenheit, die vor den Fenstern vorüberziehenden Laubwaldpanoramen auf sich wirken zu lassen. Hält der Wagen erst mal an, erwacht man erfrischt aus traumlosem Schlaf. Angenehmerweise ist es dann für gewöhnlich schon dunkel, denn in Schweden geht die Sonne früh zu Bett. Überhaupt ist Stockholm eine höchst angenehme Stadt und man weiß viel zu wenig darüber, beziehungsweise: sollte viel öfter mal hinfliegen (Apropos: Im Sommer ist es dann zwar länger hell, dafür – die vielen Seen! – gibt es dann aber Stechmücken). Wer es protzig mag, wird stets im „Grand Hotel“ wohnen wollen: in direkter Nachbarschaft zu Oper und Schloss mit unverbautem (Hafenbecken) Blick auf die Altstadt. Cooler, moderner und mit einem Wort: stockholmeriger ist freilich das „Berns“, das man durch einen Seiteneingang betritt. Eine große Schale mit milden Pfefferminzdrops gefüllt lädt zu Rollgriffen ein, um die vom Taxischlaf pelzig gewordene Zunge zu erfrischen. Hatte ich schon erwähnt, dass es in Stockholm keine hässlichen Menschen gibt? Falls ja, dann habe ich untertrieben. Die Leute dort sehen derart gut aus, dass man sich schämt. Dazu kommt eine Freundlichkeit, die man in Deutschland vermisst (weil man stets ahnt, dass es sie sehr wohl schon einmal gegeben haben wird; aber wohin bloß, warum bloß ist sie heute dahin?) Und dann, auch nicht ganz unwichtig, wird einem noch beigebracht, dass in Schweden hervorragend gekocht wird: Zum Beispiel im „Den Gyldene Freden“ in der Altstadt, einem Restaurant, das seit dem achtzehnten Jahrhundert besteht und beinahe unverändert geblieben ist. Oder im „Berns“, im großen China-Saal, der sich abends mit den perfekt gestylten Stockholmern füllt. Um da mithalten zu können, muss man noch rasch etwas einkaufen – glücklicherweise ist es zum Acne-Shop am Strandvejen nicht weit. Und keine Angst, dass Sie jemand zu Gesicht bekommt, bevor Sie sich dort, bei Schwedens Modemarke Nummer eins, neu eingekleidet haben: Es ist doch immer dunkel. Joachim Bessing, ein eher häuslicher Typ, leitet das Stil-Ressort der WELT-Gruppe ILLUSTRATIONEN: TIM DINTER, KARIN STURM MILESTONE/ LONDON Viele Sommerferien habe ich in Oxford verbracht bei einer alten Dame, die in einem lavendelumschlungenen Cottage wohnte und jeden Nachmittag warme Scones, Erdbeermarmelade und „clotted cream“ auf den Tisch stellte und auf ordentlichen Verzehr achtete. Das alles prägte nicht nur meine Silhouette in jenen Teenagerjahren, sondern auch bis heute mein England-Gefühl. Deswegen wurde mir ganz warm ums Herz, als ich kürzlich in London das „Milestone“-Hotel entdeckte. Es gehört zur Read Carnation Hotel Collection, ist Mitglied der Leading Small Hotels of the World. Es war, wie oft, die Empfehlung einer PR-Agentur, es ist, wie nicht immer, eine die man gern weiterreicht. Denn mit der gemütlichen Eingangshalle des alten Backsteingebäudes, zentral direkt am Kensington Park gelegen, betritt man automatisch gute alte Zeiten. Als lande man durch die schwingende Holztür aus der lauten Großstadt in einem großbürgerliches Landhaus, die vielen kleinen Räume, Teezimmer, Frühstückszimmer, das Restaurant im ehemaligen Oratorium, die Stables Bar ganz in Schottenkaro und Teak, der kleine schwarz-weiße Wintergarten, der bücherschwere „map room“ erzeugen selige Privatheit. Ein distinguiert freundlicher Butler heißt den Gast willkommen, und man hat den Eindruck, dass er es womöglich ernst meint. Das Haus hat seinen Namen von dem alten Grenzstein, der natürlich nie weggeräumt wurde, Umbauten, Feuer und Renovierung des Geschichten-reichen Hauses, dessen Grundmauern von 1689 stammen, überdauerte. Selbstverständlich ist der „Nachmittagstee“ preisgekrönt. Die Zimmer sind üppig gemütlich, detailverliebt vom „stationary set“ bis zur Sofanische unter dem Eckfenster, aber nicht überladen, wohltuend sauber, das Bett ist herrlich, die Fenster lassen sich öffnen; man findet iPod-Halter und im Bad Marmor statt Teppichwände. Was will man mehr? Kinder, Hunde, alles erlaubt, sechzig Prozent kehren ständig wieder. Im Keller gibt es sogar Fitness, Poolchen und Spa. Es ist Vormittag, als ich ankomme. Egal. Ich bestelle Scones. Sie schmecken wie damals bei Mrs. Hallwright. Inga Griese ist Redaktionsleiterin von ICON und viel unterwegs. W MAYU, Ref. 325.503, Palladium. Cal. HMC 325.503. Handaufzug mit echten Kegelrädern. Mind. drei Tage Gangdauer. Gangreserveanzeige werkseitig. Sekundenstopp. Moser-Echappement mit Straumann Double Hairspring, auswechselbar. Anker und Ankerrad aus Weissgold. Sichtboden. LEIDENSCHAFTLICH ANDERS. Berlin, REUER – Mülheim an der Ruhr, LAERBUSCH Ofterschwang, JUWELIER AUF DER SONNENALP – Stuttgart, KUTTER Timmendorfer Strand, LINDNER – Wiesbaden, STREBEL www.h-moser.com DIE LEIDENSCHAFTEN DER MOSERS Tasche „So-Kelly“ aus mattem Alligatorleder. Informationen unter: Tel. 089/55 21 53-0. Hermes.com V I V E M E N T L’ H I V E R !