Evangelische Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen Evangelische

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Evangelische Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen Evangelische
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Evangelische
Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen
Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land
2007/2008
?
In welcher Gesellschaft
wollen wir leben
” Neues aus
den Kirchengemeinden
” Von Menschen,
die sich in Kirche
und Gesellschaft
engagieren
” Termine
Aktuelles
Informationen
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Inhalt
3 Editorial
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Gerlinde Hühn
Aus dem Kirchenbezirk
Anita Gröh
33 ejw – Time to say goodbye
Johannes Walter, Geislingen
4 Impuls
7 In eigener Sache . . .
8 So merkst du, dass du im Jahr 2007 lebst
26 Wo finde ich Information und Hilfe
Aus Kirche und Gesellschaft
6 Umfrage: Warum engagieren Sie sich
in dieser Gesellschaft?
Impressum
Zeitung des
Evangelischen Kirchenbezirks
Geislingen (Steige)
Nr. 10 – 2007/2008
vom 1. Juli 2007
Herausgeber:
Evangelischer Kirchenbezirk
Geislingen
Hansengasse 2,
73312 Geislingen (Steige),
Tel. (0 73 31) 4 17 61
Email:
[email protected]
www.kirchenbezirk-geislingen.de
Redaktion:
Anita Gröh, Daniela Hartmann,
Judith Heiter, Daniela Janke,
Susanne Jutz, Friederike Maier
Druck:
C. Maurer, Druck und Verlag,
Geislingen (Steige)
Layout, Repro, Satz:
Typografie + Medienwerkstatt
Hermann, Schlat
Auflage: 20.000
Vertrieb:
Evangelischer Kirchenbezirk
Geislingen
Titelbild:
„Fragmente“
Ingeborg Brüning, Steinenkirch
Rückseite:
„Undercover“ im Auftrag des Herrn
Fotos:
Anita Gröh: 3, 4, 5, 7,
8, 10, 11, 12, 18, 19, 21,
28, 29, 35, 45, 46, 47
Privat: 6, 7, 9, 9, 13,
14, 15, 16, 17, 18, 22,
23, 27, 30, 31, 33, 34,
36, 37, 38, 39, 40, 41,
42, 43, 44, 46, 47, 48
8 Gedanken der Landessynodalen
Martin Bauch, Süssen
Beate Keller, Süssen
10 Portrait
Leni Breymaier
Anita Gröh
13 Änderung der Gesellschaft nach der Wende
Barbara Fischer, Saalfeld
14 Ein Abstecher in die Geschichte:
In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt?
Karlheinz Bauer, Amstetten
16 Platz für Kinder
Andrea Eberhard, Geislingen
17 Wie stirbt man in unserer Gesellschaft?
Friederike Maier, Süßen
18 „Bibel in gerechter Sprache“
– für eine gerechtere Gesellschaft?!
Gabriele Wulz, Ulm
Dietrich Crüsemann, Geislingen
34 Begeistert von TRAINEE
Schwester Claudia Günther, Amstetten
35 Unter einem gemeinsamen Dach,
auf einem gemeinsamen Fundament
Susanne Jutz, Bad Überkingen
36 Kirchenwahl 2007
44 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen
Aus den Distrikten
24 Sommerpredigtreihen
DISTRIKT ALB
38 Aus der Not eine Tugend gemacht
Ingeborg Brüning, Steinenkirch
38 Kindermusical begeistert Hofstett-Emerbuch
Andrea Ziegler, Hofstett-Emberbuch
DISTRIKT GEISLINGEN
39 80 Jahre Posaunenchor an der
Martinskirche Geislingen
39 Kirchenkino regt zum Nachdenken über
Gott und die Welt an
Christoph Wiborg, Geislingen
40 Eybacher Kirchengemeinde packt Neues an
Peter Heiter, Eybach
20 In welcher Kirche möchte ich leben?
Gerlinde Hühn, Geislingen
40 Maria Glatz: 20 Jahre Mesnerin
Sabine Kluger, Geislingen
22 Mit Behinderungen
in unserer Gesellschaft leben
Gisela Kohle, Eybach
41 Wer ist „ER“?
23 Bilder sprechen lassen
Ingeborg Brüning, Steinenkirch
27 Deutschland zwischen Sommermärchen
und Realität
Peter Heiter, Eybach
28 Kirche und Politik –
Einmischen oder Raushalten?
Matthias Wittlinger, Uhingen
30 Was erhofft man sich in Afrika vom Leben?
Matthias Banzhaf, Republik Niger
31 Frauen, Quote und Qualität im Fernsehen
Anja Görzel-Bub, Stuttgart
32 Wie Schule gelingen kann
Christof Straub, Geislingen
V.i.S.d.P.:
Dekanin Gerlinde Hühn,
Hansengasse 2,
73312 Geislingen (Steige)
2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Peter Heiter, Eybach
DISTRIKT OBERE FILS
41 „Zwischen Himmel und Erde –
Georg Braunmüller, Unterböhringen
DISTRIKT UNTERES FILSTAL
42 Renovierung in der Jakobuskirche Kuchen
Frank Bendler, Kuchen
42 Kirchenjubiläum Süßen 2007:
„Unsere Ulrichskirche – mittendrin“
43 Gingen:„Gottes Spuren entdecken“
Thomas Kopfer, Gingen
43 Evangelisch im Lautertal
Gerd-Ulrich Wanzeck, Donzdorf
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist kaum zu glauben, Sie halten hiermit
ein Exemplar unserer 10. (!) Ausgabe der
Kirchenbezirks-Zeitung in der Hand. Wer
hätte das gedacht, dass uns zehn Jahre lang
der Stoff nicht ausgehen würde?
In welcher Gesellschaft wollen wir leben?
Das ist die leitende Frage dieser Ausgabe.
Sie wird beantwortet in vielen Artikeln,
die das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchten:
aus dem Blick der Kunst auf die uns
umgebende Realität,
der Erziehung im Kindergarten,
der Wertevermittlung in der Schule,
der Gesellschaften früherer Zeiten,
der Erwartungen von Menschen in ferneren
Kontinenten,
der Frage nach dem Engagement in und für
die Gesellschaft.
Thema ist auch die kommende Kirchenwahl. Sie haben die Möglichkeit, sich Ihre
Kirche zu wählen.
Wie in den vergangenen Jahren
kommen die Landessynodalen unseres
Kirchenbezirks zu Wort, Martin Bauch
und Beate Keller. So haben Sie als
Gemeindeglieder die Möglichkeit, an
der Arbeit der Landessynode ein wenig
teilzunehmen.
In dieser Jubiläumsausgabe ist es an der
Zeit, einmal dem Redaktionsteam zu
danken, das in unermüdlicher Sitzungsarbeit Themen sammelt, Ideen umsetzt,
die Motivation nicht verliert und den
Schreibstil unserer Autoren in lesbare
Form bringt.
Im Laufe der zehn Jahre hat die Zusammensetzung des Redaktionsteams immer
wieder gewechselt. Eine Person war die
ganze Zeit über dabei und hat mit ihrer Sachkompetenz den Stil und das Erscheinungsbild
unserer Zeitung geprägt: Anita Gröh.
Wir sind ihr sehr dankbar für ihre phantasievolle, genaue und verlässliche Arbeit.
Danke!
Wie immer erscheint die Kirchenbezirkszeitung im Juli, so haben Sie in der Sommerzeit etwas Interessantes zu lesen.
Wieder haben Ihnen die Frauen und
Männer des Gemeindedienstes Ihr Heft
nach Hause gebracht. Vielen Dank auch
ihnen für ihre wichtige ehrenamtliche Arbeit.
Ich grüße Sie herzlich und wünsche eine
schöne Sommerzeit.
Ihre
Dekanin Gerlinde Hühn
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impuls
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Die Würde des Menschen
ist unantastbar . . .
ANITA GRÖH
Das hatte ich noch nie erlebt. Wir standen im
Supermarkt, und es gab nichts zu kaufen.
Wenige Stücke Kernseife und verschimmelte
Zitronen lagen noch herum. Sonst waren die
Regale leer. Die Bank neben dem Supermarkt
hatte ihre Türen verschlossen. An Bargeld war
nicht heranzukommen. Um einen Reisepass zu
erhalten, mussten die Menschen sich in langen
Schlangen vor dem Amt anstellen. Ohne viel
mitgebrachte Wartezeit und verdeckt über die
Tische geschobene Geldscheine lief hier nichts
mehr. Aber die wenigsten hatten die Möglichkeit zu gehen. In den Vierteln rund um die
Hauptstadt sammelte sich Elend und Not. Die
Unterkünfte bestanden aus Wellblech und
zusammen getragenen Backsteinen. Erstaunlicher
Weise ragte aus den meisten dieser Hütten eine
Fernsehantenne. So war wenigstens die Flucht
in eine Traumwelt möglich, in der es schöner
war als in der Realität. Und die Regierung
sorgte für kostenloses Fernsehen mit jeder
Menge Spielshows, die Geld und Jobs versprachen. Es entstand der Eindruck, jeder habe
eine Chance und könne es schaffen, wenn er
es nur wolle.
Erlebt habe ich dies in Argentinien vor wenigen
Jahren. Es herrschte Neoliberalismus pur. Nur
mehr. Die Würde des Menschen ist nicht mehr
unantastbar. Die Ellbogen sind spitziger geworden und häufig noch mit Stahlkappen versehen.
Geiz wird als geil empfunden, bestimmte
Gesellschaftsgruppen müssen als Sündenböcke
herhalten. Verlangt wird heute der grenzenlos
flexible, uneingeschränkt belastbare Arbeitnehmer, unglaublich gesund, unglaublich robust
und unbegrenzt einsatzfähig. Wer zu jung oder
zu alt ist, wer krank oder arbeitslos ist, wer
nicht den Normen entspricht, ist selbst schuld
und fällt durchs Raster. Die Kinder der Hauptschule haben keine Chance auf eine Lehrstelle –
viele können keine zwei Sätze ohne Stottern
lesen, ab 50 ist der Kostenfaktor Mensch für
den Arbeitsmarkt zu teuer, Städte verkaufen ihre
Sozialwohnungen und leasen ihre Wasserversorgung zurück, Volkshochschulen verändern
sich zum Profit-Center und zur Universität können nur noch finanziell gut situierte Studentinnen und Studenten gehen, in der Wirtschaft
werden Menschen wegen der Dividende „freigesetzt“, Ärzte verdienen nichts an Kassenpatienten, die Justiz scheint mildere Urteile zu sprechen, wenn der Angeklagte Hartz heißt und
vermögend ist, der öffentliche Nahverkehr wird
aus finanziellen Gründen gekürzt. Kurzum:
In der Gesellschaft gilt der Kommerz, es zählt
allein das Geld.
Trotz Gold verhungern
Das Urbild der Rationalisierer in der klassischgriechischen Sage, König Midas, wollte auch
alles zu Gold machen. Von Dionysos wünschte
er sich, dass alles, was er berühre, zu Gold
werde. Der Wunsch erfüllte sich, und Midas
wäre beinahe verhungert, denn auch Speis und
Trank verwandelten sich zu Gold, sobald er
sie berührte.
Elendsviertel in Buenos Aires
Anstellen für Dokumente
Markt und Geld zählten. Ich muss zugeben,
dass ich dankbar dafür war, einen bundesdeutschen Reisepass zu haben, der mich als Bürgerin
eines sozialen Rechtsstaates ausweist, in dem
die Würde des Menschen im ersten Artikel
seiner Verfassung für unantastbar erklärt ist.
Nur Gold zählt
In den letzten Jahren verändert sich unsere
deutsche Gesellschaft durch die so genannte
„Liberalisierung“ bzw. „Globalisierung“ immer
4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Leider ist es gesellschaftsfähig geworden, unseren Sozialstaat, und damit die Würde des Menschen, schlecht zu reden. „Das Soziale“ wird als
Luxus deklariert. Es zählt der freie Markt, jeder
ist allein für sich selbst verantwortlich. In der
Politik wird dies dann schön formuliert mit
„mehr Wettbewerb“ und „die Menschen möchten mehr eigene Entscheidungen treffen“ ganz
nach dem Motto: „Möchten Sie heute schon bei
Wasser und Brot existieren, weil Sie die vielen
privaten Vorsorgeversicherungen kaum mehr
bezahlen können oder erst in der Altersarmut?“
Je mehr der Sozialstaat diskreditiert wird, umso
kälter und zynischer wird der Ton unter den
Menschen, umso mehr verliert die Würde.
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Selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger
Wir leben als Bürgerinnen und Bürger in einer demokratischen Gesellschaft. Der Bürger ist das Gegenbild zum
Untertan. Das Wort „Bürger“ war einmal Ausdruck von
Selbstbewusstsein und sollte es wieder sein. Bürgerinnen
und Bürger bilden die Gemeinschaft von Freien und
Gleichen unter der Herrschaft des Rechts. Dies garantiert
uns Würde. Warum lassen wir uns das nehmen?
Warum begeistern wir uns nicht für eine solidarische,
gerechte und würdevolle Gesellschaft und bilden dazu
Fan-Meilen? Erinnern Sie sich zurück an die Fußball-WM
im vergangenen Jahr, als wir nicht die Abgrenzung zu
anderen feierten, sondern eine kleine Globalisierung, die
wir uns mit der WM nach Deutschland geholt hatten.
Es war ein globaler Wettstreit, der sich vom Alltag abhob,
weil er spielerisch ausgetragen wurde – und weil wir die
Regeln verstanden haben. Ein Gefühl, das Sicherheit gibt.
Dies ist der Unterschied zu unserem Alltag. Sieg und
Niederlage scheinen in der wirklichen Welt Regeln zu
folgen, die keiner begreift und die keiner überzeugend
zu erklären vermag. Und einfacher ist es allemal, nur
zuzuschauen, wie beim Fußball, als mitzumachen.
Unsere Stimme ist notwendig
Als Bürgerinnen und Bürger können wir die Regeln mit
bestimmen. Dazu müssen wir unsere Stimme erheben,
um den Kindern der Hauptschule mit einer gerechten
Zukunft Würde zu geben. Diese Kinder können vielleicht
nur mit Schwierigkeiten lesen, schreiben aber blind
unterm Tisch ihre SMS. Wir müssen unsere Stimme erheben, um allen den Zugang zu Bildungseinrichtungen ohne
finanzielle Schranken zu ermöglichen, vom Kindergarten
bis zur Universität. Wir müssen unsere Stimme erheben,
damit eine soziale Stadtplanung gemacht wird, die generationenübergreifend ist und für die Einzelnen bezahlbar
bleibt. Wir müssen unsere Stimme erheben, um eine
gerechtere Verteilung der Einkommen zu gewährleisten,
damit nicht bei steigendem Bruttoinlandsprodukt der
Durchschnittsbürger ärmer ist als vor fünf Jahren und
Kommunen unter ihrer Schuldenlast zerbrechen. Wir
müssen unsere Stimme erheben, damit Gesundheit nicht
vom Einkommen abhängig ist. Wir müssen unsere
Stimme erheben, damit die Justiz alle gleich behandelt.
Wir müssen unsere Stimme erheben, um ein Umdenken
im Umgang mit unserer Umwelt einzuleiten: Kyrill
und Lancelot, Frühjahrstemperaturen an Weihnachten,
Hochwasser und Hitzeperioden zeigen uns die Grenzen
unseres Technikglaubens, alles sei machbar, auf.
Mein Traum
Ich träume von einer Gesellschaft, in der die Menschen
sich der Würde jedes Einzelnen bewusst sind und sich
darum verantwortlich fühlen. Ich träume von einer Gesellschaft, in der das Wahlrecht als das wichtigste Recht
begriffen wird, das wir in der Demokratie haben. Denn
wir Wählerinnen und Wähler definieren die Spielräume
der Verantwortlichen.
Und wir sind die Expertinnen und Experten des Alltags
und haben eine Vorstellung davon, wie es gut funktionie-
ren kann. Auch wenn Manfred Rommel so nett formuliert
hat: „Der Lehrer klagt: / Wie soll ich diesem Knaben denn
/ den Weg zur Tugend zeigen, / wenn ständig mich die
Mutter stört, / vom Vater ganz zu schweigen“, so sind es
doch die Eltern, die ihr Kind kennen und die Verantwortung für dieses tragen und es zur Verantwortung erziehen
– und sich deshalb einmischen sollen.
Geschichten der Hoffnung lehren uns Handeln
Unsere Gesellschaft lebt von Menschen, die Verantwortung
übernehmen und handeln. Als Grundlage dazu haben wir
Werte wie Treue, Barmherzigkeit, Weisheit, Mäßigung,
Gerechtigkeit. Es gibt die Hoffnung und den Glauben. Ist
dabei nicht der Glaube das Einzige, was noch eine Gemeinschaft stiften kann, wenn wir den Halt in unserer komplexen Welt verlieren, wenn Traditionen und Rituale verloren
gehen, wenn es würdelos wird? Denn unser christlicher
Glaube gibt sich nicht mit dem bestehenden Zustand der
Welt zufrieden. Er strebt Parteinahme für die Entwürdigten
an. Dazu gibt der Glaube uns Hoffnung, die uns in Bildern,
Erzählungen und Liedern begegnet.
Haben Sie diese Hoffnung nicht auch schon erlebt in einem
Advents-Gottesdienst beim gemeinsamen begeisterten
Singen von „Macht hoch die Tür“?
Mir persönlich hat es dabei immer besonders die dritte
Strophe angetan:
„O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat.“
(EG 1, 3)
Für mich verbindet sich mit dieser Strophe der Hoffnung
die Erwartung, dass unser Handeln sich ausrichtet an
unseren Träumen von der Gesellschaft, in der die Würde
geachtet ist. Maßstab dafür ist unser Gewissen, wobei wir
nicht nur verantwortlich sind vor unserem Gewissen,
sondern auch für unser Gewissen. Denn ein Gewissen ist
nicht selbstverständlich. Gewissen müssen wir lernen.
Hier weist uns das Evangelium den Weg. Es lehrt Hoffnung, es lehrt Gewissen und es lehrt Würde.
Es ist Aufgabe meiner Kirche, einer traumlosen Gesellschaft die Erinnerung an die Träume zu geben. Viele
suchen nach Geschichten der Hoffnung, die ihnen zu
Träumen und einem Gewissen verhelfen. Sie wollen in
einer Gesellschaft leben, in der die Würde des Menschen,
egal, welchen Status er hat, unangetastet ist.
Denn jeder Mensch ist Gottes Ebenbild.
Anita Gröh ist Geschäftsführerin
im Dekanatsbüro in Geislingen
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Aus Kirche und Gesellschaft
U M F R A G E:
Warum engagieren Sie sich in dieser Gesellschaft?
Christel Wittmann,
Geislingen-Weiler,
Leiterin des Amadeus-Kinderchores:
Martin Geiger, 2. Vorsitzender
des ejw und Mitglied des
Waldheimleitungsteams:
Für mich gibt es zwei Gründe, zum
Einen: Musikalische Begabung und
die Liebe zu Kindern hat Gott mir in
die Wiege gelegt. Und wenn man
Fähigkeiten und Gaben geschenkt
bekommen hat, halte ich es für
eine Verpflichtung, diese zu nutzen.
Der zweite Grund: Peter Rosegger
schrieb: „Wenn Du recht schwer
betrübt bist, dass Du meinst, kein
Mensch auf der Welt könne dich
trösten, so tue jemand etwas Gutes,
und gleich wird’s besser sein.“
Deshalb engagiere ich mich.
Ich engagiere mich in der evangelischen Jugendarbeit, weil es mir
wichtig ist, Kinder und Jugendlichen
in ihrer Lebenswelt zu begegnen –
und ihnen dort Räume zu schaffen,
in denen Glaube erlebbar werden
kann. Diese Arbeit lebt von den
Kontakten und persönlichen Beziehungen, welche mir selbst viel Kraft
zurückgeben und zeigen, dass wir
auf dem richtigen Weg sind.
Dorothee Joos, Bad Überkingen,
Familien-Managerin:
Die Familie ist die kleinste Zelle der
Gesellschaft. Wenn es den Familien
gut geht, tut dies auch der Gesellschaft wohl. Deshalb versuche ich
in erster Linie, meinen vier Kindern
mit viel Zeit und Liebe positive
Werte zu vermitteln, die sie nach
außen tragen und in die Gruppen
einbringen können, in denen sie sich
bewegen. Darüber hinaus engagiere
ich mich bei der Organisation von
kirchlichen Veranstaltungen, in der
Kirchenmusik, bei Schul-Projekten
und als Schöffin am Landgericht
Ulm. Damit möchte ich an dem
Platz, an dem ich stehe, jeden Tag
aufs Neue Verantwortung übernehmen für ein liebesvolles Miteinander,
Frieden, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit unter den Menschen,
die meine Wege kreuzen.
Theo Banzhaf, Geislingen,
Mitarbeiter in der Vesperkirche:
Ulrike Schurr, Süssen,
Kirchengemeinderätin:
Ich habe nicht den Eindruck, dass
ich mich so stark engagiere. Ich
bringe mich in der Kirchengemeinde
ein aufgrund meines Glaubens an
Jesus Christus; er ist die Grundlage
für mein Leben. Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen und habe
von klein auf gelernt zu sehen,
was zu tun ist und mit anzupacken,
wo ich wichtig bin und gebraucht
werde. So verstehe ich auch mein
Engagement für die Gemeinde. Ich
bringe mich ein und das tue ich gern.
6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Die Jahreslosung heißt: „… siehe,
ich will ein Neues schaffen…“.
Ich frage mich, ob ich in mir selber
etwas Neues schaffen muss, etwa
die Erkenntnis, dass es Menschen
gibt, die für ein tägliches warmes
Essen nicht mehr aufkommen
können. Das Mithelfen in der
Vesperkirche ist für mich der Einstieg, diese Menschen kennen zu
lernen und ihnen Hilfe zu geben.
Und zudem verstehe ich mein ehrenamtliches Engagement als Signal
gegen den gesellschaftlichen Trend,
dreimal jährlich in den Urlaub
gehen zu müssen.
Hans Schaal, Geislingen,
Kirchengemeinderat
Stadtkirchengemeinde:
Ich engagiere mich, weil diese
Gesellschaft meine Gesellschaft
ist, in der ich gern lebe. Deshalb
freut es mich, mit Menschen
und für Menschen etwas zu tun.
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DIE REDAKTION
In eigener Sache . . .
Rüdiger Brause, Bad Überkingen,
Vorstand des Turn- und
Sportvereins e.V.:
Die „ichbezogene Selbstverwirklichung“ in unserer Konsum- und
Spaßgesellschaft sowie der materielle Wohlstand bringen keine Zufriedenheit und Sinn in unser Leben.
Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass ich in meinem Leben Sinn und
Zufriedenheit finde, wenn ich anderen Menschen helfen kann und
Gemeinschaftsaufgaben übernehme.
Als Vorstand eines „Mehrspartenvereines“ macht es Spaß, zusammen zu
rücken und sich zu solidarisieren.
Teamgeist und neue Kontakte gibt es
durch diese ehrenamtliche Tätigkeit
gratis! Dieses Engagement hilft den
anderen und bringt mir selbst innere
Zufriedenheit, denn: „Ich werde
gebraucht – ich mache mit!“
Fabian Fritz, Geislingen,
Mitorganisator der „Demo gegen
Rechts“, Stadtjugendring und im
Jugendhaus „Maikäferhäusle“:
In der Jugendarbeit engagiere ich
mich, weil es mir selbst Spaß macht,
wenn andere sich freuen. Dann merke ich, dass sich meine Arbeit lohnt.
Die „Demo gegen Rechts“ habe ich
mitorganisiert, weil ich nicht mit
einem ruhigen Gewissen leben kann,
wenn an Schulen oder bei Konzerten rechtsextremes Gedankengut verbreitet wird. Ich will durch das was
ich tue, Geislingen für Jugendliche
attraktiver machen und ich wünsche
mir eine Stadt ohne Rassismus.
Rosi Guter, Donzdorf-Winzingen,
Küchenleiterin im Waldheim Stötten:
Arnulf Wein, Süssen,
Sonderschullehrer, SPD-Kreisrat,
Gewerkschaftler und Personalrat:
Die indianische Weisheit „wir haben
Mutter E r d e nicht von unseren
Eltern geerbt, sondern für unsere
Kinder geliehen", leitet mein umweltpolitisches Engagement. Mein
urchristlich geprägtes „linkes“ Herz
speist meinen Drang nach Gerechtigkeit für die Armen, Schwachen und
Benachteiligten.
Warum ich mich ehrenamtlich engagiere? Dafür gibt es viele Gründe:
1. Ich liebe Kinder und ich liebe es,
für sie zu kochen.
2. Als ich ein Kind war, gab es viele
Menschen, die etwas für mich getan haben. Jetzt möchte ich etwas
für andere tun. Und ich hoffe,
dass wenn ich mal nicht mehr
kann, andere für mich da sind.
3. Durch mein Engagement will ich
Zeichen setzen.
4. Und nicht zuletzt:
Waldheim macht süchtig!
Gut erinnern wir uns an die erste
Ausgabe der KirchenbezirksZeitung vor zehn Jahren. Und auf
die Reaktionen dazu „Nicht
schlecht, aber Ihnen werden für
künftige Ausgaben die Themen
ausgehen.“
Mit der Jubiläums-Ausgabe – der
10. Evangelischen Geislinger
Kirchenbezirks-Zeitung – liefern
wir den Gegenbeweis. Es gehen
uns die Themen nicht nur nicht
aus, sondern wir haben Mühe,
sie unterzubringen. Die Seitenzahl
der Kirchenbezirks-Zeitung hat
sich kontinuierlich erhöht.
Weiterentwickelt haben wir die
Gestaltung. Die KirchenbezirksZeitung ist übersichtlicher
geworden. Sie können nun
schon der Titelseite entnehmen,
was das „Haupt-Thema“ dieser
Ausgabe ist.
Damit uns die nächsten zehn
Ausgaben ebenso gelingen und
Sie diese weiterhin gerne zur
Hand nehmen, sind wir über
Ihre Rückmeldungen dankbar.
Schreiben Sie uns doch, ob per
Brief, Postkarte, Email
([email protected]).
Gerne nehmen wir konstruktive
Kritik entgegen und freuen uns
auch über Lob.
Ihr Redaktionsteam
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Aus Kirche und Gesellschaft
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So merkst du,
dass du im Jahr 2007
lebst, weil:
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du unabsichtlich deine PIN-Nummer in die
Mikrowelle eingibst
du schon seit Jahren Solitär nicht mehr mit
richtigen Karten gespielt hast
du eine Liste mit 15 Telefonnummern hast,
um deine Familie zu erreichen, die aus drei
Personen besteht
du eine Mail an deinen Kollegen schickst,
der direkt neben dir sitzt
In welcher Gesellschaft
wollen wir leben?
du den Kontakt zu Freunden verloren hast,
weil sie keine E-Mail Adresse haben
MARTIN BAUCH
du nach einem langen Arbeitstag nach Hause
kommst und dich mit Firmennamen am Telefon
meldest
du auf deinem Telefon zu Hause die Null wählst,
um ein Amt zu bekommen
du seit vier Jahren auf deinem Arbeitsplatz bist,
allerdings für drei verschiedene Firmen
alle Fernsehwerbungen eine Web-Adresse am
Bildschirmrand zeigen
du Panik bekommst, wenn du ohne Handy aus
dem Haus gehst, und umdrehst, um es zu holen
du morgens aufstehst und erstmal Outlook/
LotusNotes aufmachst, bevor du Kaffee trinkst
du den Kopf neigst, um zu lächeln :-)
Bei einer Bahnfahrt nahm ich mir vor, fünf
wichtige Gedanken dazu zu formulieren.
Herausgekommen sind folgende Stichworte:
Ich möchte leben in einer Gesellschaft
” wo menschliche und soziale Maßstäbe
dominieren und nicht technologische und
ökonomische
” mit einem Blick für die Schöpfung, ohne
auf Kosten der Mitwelt und der künftigen
Generationen zu leben
” in der Menschen zusammen leben in Dankbarkeit für das Geschenk ihres Lebens
” in der spürbar ist, dass uns in jedem Menschen Gott begegnet, in der deshalb die
Würde des Menschen und die Menschenrechte über allen materiellen Werten stehen
” in der die Menschen nicht rastlos von Ort zu
Ort, von Beziehung zu Beziehung und von
Job zu Job ziehen, sondern Phasen und Orte
der Ruhe und Besinnung respektieren.
du diesen Text liest und grinst
Schlimmer noch, dass du bereits weißt,
wem du diesen Text weitergeben wirst
du zu beschäftigt bist, um festzustellen, dass
in dieser Liste die 9) fehlt und
du die Liste jetzt noch mal durchgehst, um
nachzuschauen, ob wirklich die 9) fehlt
. . . und jetzt lachst . . .
8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Beim Lesen fielen mir noch weitere Stichworte
ein. Ich will einen Gedanken, der mir wichtig ist,
herausgreifen:
Es geht bei dieser Frage um die Zukunft.
Zukunft wird immer mit Erinnerung und Verantwortung zusammen gesehen werden müssen.
Die Kirche ist eine Institution des Gedächtnisses, sie erschließt aus der biblischen Erinnerung
und Tradition für uns Menschen Zukunft.
Wir müssen auch in der Gesellschaft immer
wieder die Vergangenheit bearbeiten um der
Zukunft willen.
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Ich möchte also in einer Gesellschaft leben, in
der die Menschen die Erkenntnis gemeinsam in
demokratischer Weise durchbuchstabieren:
Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
gehören für uns zusammen. Es gilt: Meine
Zukunft ist auch deine Zukunft, sie ist unsere
gemeinsame Zukunft. Wir dürfen nicht allein
unsere eigenen Anliegen zur Zukunftsprojektion
machen, vielmehr müssen wir den Nächsten in
der Nähe und Ferne sehen und einbeziehen, mit
ihm gemeinsam eine Weggemeinschaft bilden.
Und vielleicht hilft uns dabei das, was der
Vizepräsident des EKD Kirchenamtes, Friedrich
Hauschildt, am Ende einer Predigt im März
dieses Jahres zusammenfassend formuliert hat:
„Der Weg in die Zukunft ist nicht eben und
breit. Er hat Engpässe und Übergänge. Und
Übergänge haben es in sich. Uns wird klar:
Nicht unsere Strategie führt uns in die Zukunft,
sondern Gottes Güte. Und wir gehen als Gesegnete und Gezeichnete in Gottes gute Zukunft.“
Martin Bauch, Süssen
Mitglied der Landessynode
Offene Kirche
In welcher Gesellschaft
wollen wir leben?
BEATE KELLER
Diese Fragestellung könnte beim schnellen
Lesen den Anschein erwecken, als ob wir uns
die Gesellschaft aussuchen könnten, in der
wir leben wollten. Dass dies aber nicht so ist,
wissen wir alle. Was steckt dann hinter dieser
Frage?
Es geht nicht um ein Aussuchen, sondern um
ein Mitgestalten. Die so genannte „Gesellschaft“
S
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ist ein Spiegelbild unseres Handelns. Die Werte,
die wir leben, bestimmen unsere Gesellschaft.
Gemeinsame Werte, die von allen akzeptiert
und gelebt werden, prägen das Bild unserer
Gesellschaft.
Was sind diese Werte?
Die Werte des christlichen Glaubens sind seit
Jahrhunderten das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft. Sie geben Halt und
Orientierung. Die Nächstenliebe ist eine der
Grundwerte, die von den meisten geschätzt
und anerkannt wird. Die Nächstenliebe ist der
Ursprung für Hilfsbereitschaft, Fairness und
Toleranz. Sie kommt sämtlichen Gesellschaftsgruppen und den unterschiedlichen Generationen zu Gute. Die Nächstenliebe macht beim
Menschen nicht halt, sondern geht auf Tiere
und Pflanzen, auf die ganze Natur über. Wer
die Natur liebt, wird verantwortlich und behutsam mit ihr umgehen. Durch die jüngsten
Berichte von Klimaforschern wurde uns allen
deutlich gemacht, dass das Handeln jedes einzelnen Menschen das Leben hier auf unserer
Erde bestimmt. Keiner ist ausgenommen.
In welcher Gesellschaft wollen wir leben, in
welcher Welt wollen wir leben? Wir haben es
selber in der Hand, Gott hat uns als freie
Mensch geschaffen. Unsere Aufgabe als Kirche
ist es, unser Leben im Alltag, in Familie und
Beruf, in Gremien und Kreisen nach den Werten
der Bibel auszurichten und danach zu handeln.
Wir stehen in einem Wertekampf. In unserer
Gesellschaft wird sehr vieles, um nicht zu sagen
fast alles, als erstes auf seinen Wert hin abgefragt und geprüft. Was wertvoll ist, wird behalten, was wertlos ist, wird abgestoßen. Was
bestimmt den Wert einer Sache? In vielen
Dingen ist es hauptsächlich der finanzielle Wert,
der etwas wertvoll oder wertlos erscheinen
lässt. Hier müssen wir lernen, weiter und tiefer
zu schauen:
Friede
sei dein
höchstes Ziel:
Friede
bei deiner Arbeit,
Friede
in deinen
Gesprächen,
Friede
in deinem Haus,
Friede
auf all deinen
Wegen.
„Das Geringe vor der Welt
und das Verachtete hat Gott erwählt,
das, was nichts ist.“ (1. Korinther 1,28).
Wenn wir unter diesem Blickwinkel Gottes den
Nächsten und unsere Umwelt sehen und unser
Leben nach den Werten der Bibel ausrichten,
werden wir in einer Gesellschaft leben, in der
wir leben wollen.
Beate Keller, Süssen
Mitglied der Landessynode
Lebendige Gemeinde
Gesellschaft wollen wir leben?
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P O R T R A I T
Leni Breymaier
Den Menschen im Blick haben
Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin von Ver.di Baden-Württemberg
ANITA GRÖH
Leni Breymaier ist nicht heimlich auf der Welt. Wer
ihr gegenüber steht, spürt ihre Energie und ihre Kreativität. Sie versteht es, anderen innerhalb kurzer Zeit ihre
Ziele zu vermitteln. Engagiert bringt sie diese Ziele in
unsere Gesellschaft ein. Leni Breymaier will verändern.
Ein Leben in Würde
Als Landesbezirksleiterin von
Verdi in Baden-Württemberg
hat sie dazu wichtige gesellschaftliche Themen auf ihre
Tagesordnung gesetzt. Leni
Breymaier will die Situation der
Menschen verbessern. Sie
spricht von Deutschland als
einem „furchtbar reichen Land“.
Und da müsse mehr Verteilungsgerechtigkeit sein. Alle
Menschen, so ihr Ziel, müssten
so abgesichert sein, dass ein
Leben in Würde möglich ist.
Es dürfe nicht sein, dass für
abhängig Beschäftige und
Rentnerinnen und Rentner zu
wenig übrig bleibe. Sie kritisiert die Arbeitslosigkeit, die
Menschen ausschließe, obwohl diese am Arbeitsleben
teilhaben möchten.
Gewerkschaftlich orientiert
Als jüngstes von fünf Kindern ist Leni Breymaier 1960 in
Ulm geboren. Ihre drei älteren Brüder seien eine gute
Schule fürs Leben gewesen, lacht sie. Und es war für sie
selbstverständlich, Klassen- und Schulsprecherin zu sein.
Nach der Schulzeit ging sie zum Kaufhaus „Horten“ in
Ulm und wurde zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet.
Sie absolvierte die Führungskräfte-Fortbildung der Firma.
Mit Beginn ihrer Berufstätigkeit war sie Mitglied bei der
Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG), aktiv als
Jugendvertreterin und Betriebsrätin. Bei Horten erlebte sie,
wie Abteilungsleiter-Stellen abgebaut wurden und plötzlich eine Person für Kaufhäuser in Kempten, Ulm und
Heidenheim zuständig wurde. Um schließlich selbst
Abteilungsleiterin werden zu können, waren praktische
Erfahrungen zu sammeln. „Es ging zu wie bei der Kinder1 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Landverschickung, dauernd unterwegs von einem Haus
zum nächsten“, erinnert sie sich. Als Verkaufsleiterin verließ sie Horten und machte bei der DAG die Ausbildung
zur Gewerkschaftssekretärin. In Mannheim war sie viereinhalb Jahre als Gewerkschaftssekretärin tätig. Nachdem
ihr damaliger Freund und heutiger Ehemann eine Stelle
in Schwäbisch Gmünd annahm, ging sie zur DAG nach
Göppingen, ein Jahr später nach Stuttgart. Mit dem
Zusammenschluss der Dienstleistungs-Gewerkschaften
wurde Leni Breymaier Ver.di-Landesfrauensekretärin.
Im Februar 2002 wählten die Gewerkschaftsdelegierten
sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden des DGB und
2006 wurde sie, wie sie stolz berichtet, mit 97 % wiedergewählt. Ende April 2007 wurde sie Ver.di-Vorsitzende
in Baden-Württemberg. Auch hier betrug ihr Wahlergebnis 96 %.
Trotz aller Ämter bodenständig
Beim DGB war sie für das interne Personal, die Medienpolitik, Frauen und Gleichstellung, Gender Mainstreaming,
Bildung und Gesundheit zuständig. Hinter diesen Aufgaben verbarg sich natürlich viel Gremienarbeit. Als
Ver.di-Landeschefin ist sie nun verantwortlich für den
öffentlichen Dienst.
Für die SPD sitzt sie in der Regionalversammlung der
Region Stuttgart. Im Regionalvorstand der SPD ist sie
dabei und in der Antragskommission für die Landesparteitage der Partei; auch ist sie stellvertretende Vorsitzende
des Baden-Württembergischen Krebsverbandes. Sie hat
bei all diesen Ämtern die Bodenhaftung nicht verloren,
was nicht immer selbstverständlich ist. Denn trotz dieser
hochkarätigen Tätigkeiten sind ihr die Mitgliedschaften
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bei der AWO, Pro
Familia, Ver.di, VdK
und dem Krebsverband wichtig.
Und stolz ist sie
darauf, Gründungsvorsitzende von efa
zu sein, der Eislinger
Frauen-Aktion. Es
ist mit ihr Verdienst,
dass sich in ihrem
Wohnort Eislingen
frauenpolitisch viel
getan hat. Und
Frauenpolitik ist ihr
wichtig. „Das mache
ich, weil ich eine
Frau bin“, sagt sie
klipp und klar. „Denn es ist nicht okay, die Hälfte der
Menschheit von Entscheidungen, von Macht, von Geld,
auszuschließen. Dies widerspricht elementar meinem
Verständnis von Gerechtigkeit“.
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, gleiche
Chancen für Randgruppen, wie z. B. Behinderte und
Menschen mit Migrationshintergrund, und Gewaltfreiheit
prägen die Vorstellung von einer Gesellschaft, in der Leni
Breymaier leben möchte. „Wir müssen die Menschen mit
ihren Talenten und ihren Interessen sehen und nicht nur
den Geldbeutel im Blick haben“.
Sie sieht in Deutschland sehr wohl positive Entwicklungen in den letzten Jahren. Sexuelle Belästigung am
Arbeitsplatz sei früher beinahe alltäglich gewesen, berichtet sie, heute in großen Teilen undenkbar. Es gebe auch
eine weitaus größere Toleranz gegenüber Schwulen und
Lesben, und die Menschen hätten viel mehr Sensibilität
entwickelt für einen verantwortlichen Umgang mit der
Umwelt. So sei es z. B. selbstverständlich geworden,
Altpapier zu sammeln.
Solidarität ist notwendig
Leni Breymaier hält die Solidarität in unserer Gesellschaft
für eine Grundvoraussetzung menschlichen Zusammenlebens. Die ganzen sozialen Sicherungssysteme bauten
darauf. Allerdings würden diese Sicherungssysteme in
letzter Zeit kampagnenartig abgeschossen. „Junge stimmgewaltige Funktionsträger hinterfragen sie lautstark nach
dem Motto: Was habe ich dann mal? Dabei vergessen sie
völlig, dass sie die ersten 25 Jahre ihres Lebens von einer
solidarischen Gesellschaft getragen worden sind.“ Generationenverträge basierten auf Solidarität und gingen nicht
nur zu Lasten der heute jungen Menschen. Leni Breymaier
verdeutlicht die Situation: Aktuell betrage die Durchschnittsrente von Männern im Monat 1.000 € und von
Frauen 500 €. Kritik übt sie an der aktuellen Rentenpolitik.
Die demografische Entwicklung werde hier viel zu dramatisch dargestellt und es hätte ihr auch noch niemand
erklären können, warum eine private Renten-Vorsorge
demografiefester sein solle als die gesetzliche.
In Deutschland schwindet ihrer Auffassung nach das
Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Gesellschaft nehme sich
dazu selbst wichtige Rahmenbedingungen. Durch den
Fall des Ladenschlusses an Werktagen etwa stellt sich für
viele die Frage, wann man sich überhaupt noch in der
Familie, in Vereinen oder im Bekanntenkreis treffen könne.
Denn Rund-um-die-Uhr-Arbeitszeiten verhindern gemeinsame (Frei-)Zeit.
Bildung ist die Grundlage
Auf die Frage, warum es in Deutschland keine solchen
Protestwellen gebe wie in Frankreich, lacht Leni Breymaier.
In Frankreich seien laut Tarifvertrag zwei Arbeitstage pro
Jahr für Protestaktionen vorgesehen. In Deutschland dürfe,
so die juristische Mehrheitsmeinung, während der
Arbeitszeit nicht gestreikt werden, und politische Streiks
seien demnach verboten. Zudem seien die gesellschaftlichen Themen sehr komplex.
Die Leute hätten das Gefühl,
sie blickten da nicht durch.
Hier sieht Leni Breymaier eine
Aufgabe für Gewerkschaften
und Kirchen. Durch Bildungsarbeit müssten die Themen
so eingedampft werden, dass
die Essenz übrig bleibe und
somit verstanden werde. Dies
vermindere das Ohnmachtsgefühl nach dem Motto „Was
kann ich schon bewegen?“.
Bildungsarbeit hält Leni Breymaier für eine der wichtigsten
Aufgaben. In Baden-Württemberg würde hier viel zu
wenig geschehen. Ohne
bevormundend sein zu wollen, spricht sie den Rechtsradikalismus in etlichen neuen Bundesländern an. Rechtsradikale hätten sich früher höchstens in Hinterzimmern
getroffen, heute spielten sie sich als Helfer auf. Sie hält
dies für außerordentlich gefährlich. Hier seien wir alle
gefragt. „Wir müssen die Menschen mit ihren Themen
abholen und ihnen erklären, was gemacht wird.“ Dies
dürfe allerdings nicht mit einer Tagesordnung nach dem
deutschen Vereinsrecht passieren. Es gelte, Themen so
herauszustellen, dass die Leute sich darin erkennen.
Denn die Erfahrung lehre, dass bei eigener Betroffenheit
Menschen eine ungeheure Kraft und großes Potenzial
entwickelten.
Qualitäts-Offensive Brustkrebs initiiert
Wie durch eigene Betroffenheit Energie frei wird, erzählt
Leni Breymaier anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte.
Durch ihre Brustkrebserkrankung hat sie sich intensiv mit
dieser Thematik beschäftigt. Sie initiierte die „QualitätsOffensive Brustkrebs“, die fordert, dass in Deutschland
mehr getan wird in Ursachenforschung, Früherkennung,
Behandlung und Nachsorge der Krankheit. In den letzten
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Was sagt Leni Breymaier zu . . .
Gesundheitsreform:
Verzichtbar
Betriebsrat VW:
Betriebsrat notwendig, VW-Vorsitzender:
peinlich und schädlich für alle Arbeitnehmervertretungen, die täglich engagiert ihre Arbeit
machen
Kanzlerin:
Frau gut – aber nicht meine Partei
Jahren sei hier zwar viel passiert, aber es gäbe noch viel
zu tun. „Wir müssen auf die Gesundheitspolitik insgesamt den Geschlechterblick lenken. Es ist immer noch
Tatsache, dass Frauen den schlechteren Zugang zur
Gesundheitsversorgung haben. Frauen werden schlechter
behandelt und bekommen billigere und auch ältere Medikamente. Auch ist es Fakt, dass Arme früher sterben, auch
aufgrund nicht ausgewogener und ungesunder Ernährung
sowie fehlender Fitnessprävention. Und die Gesundheitsprogramme der Krankenkassen sind üblicherweise ausgerichtet auf den Mittelstand“.
Regeln des Zusammenlebens
Für ihr Engagement in der Qualitäts-Offensive Brustkrebs
wurde Leni Breymaier 2004 mit dem Barbara-KünkelinPreis der Stadt Schorndorf ausgezeichnet. Sie erhielt ihn
gemeinsam mit dem Landesfrauenrat. Besonders wohltuend war die Unterstützung durch die Landfrauen, die
hier engagiert mitgewirkt hätten. Bündnispartner sind Leni
Breymaier wichtig. Sie zählt auch die Kirchen dazu. Ihre
Erziehung war nicht religiös, und zu ihrer Kindheitserfahrung gehörte ein schlagender katholischer Pfarrer an der
Schule. Auch die Beerdigung ihres Schwagers empfand
sie furchtbar. „Der Pfarrer hörte nicht zu, was die Familie
ihm sagte“. Imponiert hat ihr allerdings immer ihre sehr
religiöse Patentante. Ebenfalls beeindruckte sie, wie in der
früheren DDR die Kirche den Menschen Halt gab. Ohne
Zögern äußert sie ihre Auffassung, dass nach dem Tod
nicht Schluss wäre. Es würde weitergehen, wenn auch
nicht im Sinne einer Abrechnung. Für Leni Breymaier ist
es außerdem wichtig, dass es Regeln des Zusammenlebens gibt, die nicht vom Gesetzgeber gemacht sind.
Dies hält sie für eine wichtige Aufgabe der Kirchen.
Landkreis Göppingen:
Stärken stärken: Naherholung, Gesundheit.
Wegbrechende Industriearbeitsplätze
ausgleichen
Parteien:
Notwendig
Ehrenamt:
Muss Freude machen
Singen:
Ich singe gern
Lieblingsbuch:
Hermann Hesse: Unterm Rad
Lieblingsessen:
Kaiserschmarrn mit Apfelmus
Vorbild:
Teile von vielen einzelnen Persönlichkeiten
finde ich bemerkenswert. Aber DAS Vorbild
habe ich nicht.
Sterben:
Teil des Lebens. Wir haben wenig Platz für
Sterben in unserem Alltag. Ich bin absolut
gegen Sterbehilfe.
Globalisierung:
Muss sozial gestaltet werden. Es geht nicht
nur um Geld, die Menschen müssen gesehen
werden. Die Deutschen sind oft nicht Getriebene, sondern Treiber.
Lieblings-Märchen:
Des Kaisers neue Kleider
Netzwerke:
Müssen geknüpft und gestärkt werden
Demografische Entwicklung:
Ist nicht so dramatisch wie dargestellt.
Wird benutzt, um soziale Sicherungssysteme
kaputt zu machen
Ihre Stärken:
Komplexe Sachverhalte so darstellen, dass
sie begriffen werden. Humor.
Das Gespräch führte Anita Gröh,
Geschäftsführerin im Dekanatsbüro
in Geislingen
1 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Ihre Schwächen:
Kann schlecht verlieren. Ungeduldig.
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Änderung der Gesellschaft nach der Wende
BARBARA FISCHER
„Wie sich die Gesellschaft in der ehemaligen DDR nach
der Wende verändert hat?“, erledigt bzw. beantwortet
nicht die Frage, die diese Ausgabe der Kirchenbezirkszeitung stellt: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“.
Anders gesagt: Alle Veränderungen, die wir in den so
genannten „neuen Bundesländern“ in den letzten knapp
20 Jahren erlebt haben, lassen dennoch eine Sehnsucht
offen. Die Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit, nach Sinn
und Ziel im Leben des einzelnen Menschen, nach
Geborgenheit und Freiheit, nach Glück und Erfüllung.
Positive Veränderungen nach der Wende
Wie hat sich die Gesellschaft in der ehemaligen DDR
nach der Wende verändert: viel ist dazu in den vergangenen Jahren geschrieben, gesagt, veröffentlicht worden.
Sicher haben auch Sie ganz persönliche Erfahrungen mit
diesem Thema gemacht – durch Beziehungen, die Sie zu
Menschen in Thüringen oder anderswo aufgebaut oder
vertieft haben, sei es durch den Kontakt mit Kirchgemeinden oder auf andere Weise. So möchte ich hier nur einige
wenige Dinge nennen, die mir wichtig scheinen.
Wenn ich zurückdenke an die Zeit vor 1989 und sie mit
heute vergleiche, dann sehe ich viel positive Veränderung.
Schön, dass wir freier geworden sind, sowohl innerlich
als auch äußerlich. Selbstverständlich ist es inzwischen
geworden, dass wir als Kirche und Gemeinde eine feste
Größe in der Gesellschaft geworden sind. Unsere Veranstaltungen und was wir sonst möchten, werden in der
Tageszeitung veröffentlicht; öffentliche Fördermittel, auch
wenn sie knapper geworden sind, werden auch unseren
Kirchgebäuden zugedacht da besteht noch immer ein
großer Bedarf; zur Jubiläumsfeier „800 Jahre Stadtrecht
Saalfeld“ im nächsten Jahr wird die Kirche selbstverständlich mit Veranstaltungen präsent sein. Gerade sind wir im
Begriff, in Saalfeld eine freie christliche Grundschule zu
gründen. Die Diakonie ist inzwischen eine der größten
Arbeitgeberinnen geworden. All dies wäre vor der Wende
undenkbar gewesen und das sind nur wenige Beispiele.
Die Kehrseite der Medaille
Aber natürlich gibt es auch Negatives: die hohe Arbeitslosenquote, die zunehmende Kinderarmut, die damit einhergehende Resignation. Die Schere zwischen Arm und
Reich, die immer weiter auseinanderklafft. Ich glaube, darin
unterscheiden sich „Ost und West“ nur wenig. Und noch
immer suchen und sehnen sich viele Menschen, wie schon
angedeutet, nach dem, was ihr Leben trägt. Die evangelische Kirche ist da nur eine von vielen Anbieterinnen auf
dem großen und weiten „Markt der Möglichkeiten“. Der
Kirchenbesuch am Sonntag ist meist nicht gerade überwältigend, die Zahl der Konfirmanden und Konfirmandinnen
könnte gern höher sein, die Jugend ist in der Kirche eher
wenig vertreten. Auch wenn oder gerade weil man sich
heute frei entscheiden kann – für die Kirche entscheidet
sich nur ein kleiner Teil der Menschen.
Was wirklich zählt
So möchte ich ein paar ganz persönliche Wünsche
äußern, beim Nachdenken darüber, welche Gesellschaft
erstrebenswert wäre. Ich stelle mir eine Gesellschaft vor,
in der die Menschen aufeinander achten. In der sie fragen
und auch selbst dafür sorgen, dass alle haben, was sie
zum Leben brauchen. In der Egoismus, Neid und die
Gesinnung der Ellenbogen der Vergangenheit angehören
und die Güter gerechter verteilt sind. In der wir alle uns
darauf besinnen, was wirklich zählt: Freude, Lachen und
Glück miteinander erleben und teilen; Leid und Trauer
gemeinsam tragen. Zufriedener sein und werden. Über
unseren eigenen Horizont hinaussehen und die nicht
vergessen, die im Elend leben. Offene Türen füreinander
haben. Verschiedene Generationen leben gemeinsam und
verstehen einander. Gottes Zusage vertrauen, dass wir
Menschen seines Friedens werden und sein können. Dass
Leben gelingt, so dass wir einmal sagen können: es war
gut. Verstehen und spüren: auf Gott ist Verlass, unsere
Sehnsucht kommt zum Ziel.
Diakonieladen in Saalfeld
Noch sind wir auf dem Weg
Eigentlich sind dies alles ganz einfache Dinge, aber noch
sind sie nicht Wirklichkeit. Es ist gut, dass viele Veränderungen seit der Wende möglich wurden. Aber sie sind
noch nicht das Ende aller Möglichkeiten. Am Ziel sind wir
noch nicht. Jesus hat oft vom Reich Gottes gesprochen,
das zeichenhaft unter uns beginnen will. Ich wünsche
uns, dass viele solcher Zeichen dieses Gottesreiches
sichtbar werden. Dann sind wir auf dem Weg ein Stück
weiter gekommen.
Barbara Fischer ist Pastorin
in der Partnergemeinde
Saalfeld, Thüringen
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Aus Kirche und Gesellschaft
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Ein Abstecher in die Geschichte:
In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt?
KARLHEINZ BAUER
Wenn man sich so umhört, was die Leute
reden, auf der Straße, im Supermarkt, im Wirtshaus, oder wenn man die Medien aufmerksam
verfolgt, fällt auf, wie hoch das Potenzial der
Unzufriedenen ist. Würde man einen Meinungstest starten zu der Frage „Sind Sie zufrieden mit
Ihren persönlichen Lebensverhältnissen?“, so
wäre wohl zu erwarten, dass sich ein respektabler Prozentsatz der Befragten zumindest mit
Vorbehalten äußert. Sicherlich würden sich aber
viele der Kritik anschließen, die heutzutage die
Gesellschaft belastet. Wer kann schon zufrieden
sein mit der Politik, mit der Lage am Arbeitsmarkt, mit dem Gesundheitswesen, mit steigenden Ausgaben, sinkenden Reallöhnen, mit all
den tatsächlichen und vermeintlichen Benachteiligungen? Früher war das alles noch anders.
Die gute alte Zeit!
In der Steinzeit
Leben wir in der falschen Zeit oder am falschen
Ort? Müsste man auswandern? Aber wohin?
Aussteigen auf Zeit ist
für viele chic geworden.
Raus aus der Hektik, raus
aus dem Alltag, raus aus
den Pflichten! Man wagt
die Flucht ins Paradies.
Eine Woche Wellness
mit Ayurveda. Aber wer
verwöhnt uns danach
zuhause? Eine Woche leben wie in der Steinzeit.
Wie gut, dass es dann hinterher eine warme Dusche gibt. Oder ein geruhsames Leben auf Mallorca mit Sonne und Meer? Aber einsam und sprachlos im fremden Land.
In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt? Da gehen
die Meinungen stark auseinander. Der eine sehnt
sich zurück in ein naturnahes Leben, als Luft und
Wasser noch sauber waren, der andere schätzt
die Beschaulichkeit, als noch nicht die Industrie
den Lebensrhythmus bestimmte und noch keine
Verkehrslawinen die Landschaft überrollten. Der
dritte träumt von einer Zeit, in der die Menschen
noch mit Wenigem zufrieden waren und sich an
einfachen Dingen freuen konnten. Ja, das waren
noch Zeiten!
Man liest es schon auf den ersten Seiten der
Bibel: Das Paradies ist ein verlorener Zustand.
Und die gute alte Zeit? Sie ist ein Trugbild unserer Fantasie, es hat sie nie gegeben. Zu jeder
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Zeit macht der Mensch gute und schlechte
Erfahrungen, und es ist eine Gnade der Natur,
dass der Mensch seine schlechten Erlebnisse
verdrängt und die Vergangenheit in ein rosiges,
verklärtes Licht rückt.
Die gute alte Zeit?
Wollten Sie in der Steinzeit gelebt haben?
Es war eine Zeit, in der der Mensch noch völlig im
Einklang mit der Natur lebte. Doch die Natur kann
grausam sein. Die Männer streiften durch die Urwälder als Jäger und Sammler, bekämpften sich
mit Faustkeilen um die Jagdbeute, derweil sich die
Frauen in den Wohnhöhlen um den Nachwuchs
kümmerten. Täglich bedrohten feindliche Stämme, wilde Tiere und allerlei Krankheiten das kärgliche Dasein. Den Lebensinhalt erfüllte die Sorge
um das bloße Überleben, und die meisten Menschen starben schon vor der Blüte ihrer Jahre.
Wollten Sie zur Zeit der Römer gelebt haben?
Wir staunen über die antiken Hochkulturen, die
bereits Weltreiche errichtet hatten, und gerne
bewundern wir die imposanten Reste ihrer Kulturleistungen auf Urlaubsfahrten. Doch die Herrschaft der Imperatoren beruhte auf der Überlegenheit ihrer Heere, auf der Unterwerfung fremder
Länder und Völker, auf den Söldnerdiensten und
Ressourcen der Provinzen und auf den Schultern
ihrer Sklaven. Der Einzelmensch besaß keinen
Stellenwert.
Wollten Sie im Mittelalter gelebt haben?
Wir rühmen eine glaubensstarke Zeit, die mit dem
Bau ihrer Himmel stürmenden Kathedralen das ganze
Universum abzubilden versuchte, um dem Menschen
das himmlische Jerusalem
vor Augen zu führen. Aber
die unablässigen Kämpfe
zwischen universalem
Staat und machtbewusster
Kirche haben das Reich
zerrissen. Die Gesellschaft
war hierarchisch gegliedert
Stadtkirche Geislingen
in Oben und Unten. Die
privilegierten Stände bildeten geschlossene Geburtskreise. Der einfachen
Bevölkerung war jeder soziale Aufstieg verwehrt.
Unterschichten waren verachtet.
Wollten Sie während der Glaubenskriege gelebt
haben? Renaissance, Humanismus und Reforma-
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tion ließen den Menschen als Individuum ein
stärkere Beachtung erfahren. Die Freiheit eines
Christenmenschen war gefordert. Doch geistige
Bevormundung durch die Obrigkeiten und
schneidende Intoleranz haben das gesellschaftliche Klima vergiftet. Was der Einzelne glauben
sollte, bestimmten die Anderen. Ketzer und Hexen endeten auf dem Scheiterhaufen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) regierten Teuerung,
Hunger und Pest. In unserer württembergischen
Heimat haben zwei Drittel der Bevölkerung ihr
Leben verloren, unzählige Städte und Dörfer sind
abgebrannt, auf Jahrzehnte hinaus war das Land
verwüstet. Es dauerte 150 Jahre, bis die Bevölkerungszahlen der Vorkriegszeit wieder erreicht
waren.
Wollten Sie im Barockzeitalter gelebt haben?
Nach langen Jahrzehnten der Kriege führte ein
zuvor nicht gekannter Bauboom zu neuer wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Eindrucksvoll
präsentieren sich heute die Stadtbilder, Kirchen
und Schlösser aus einer Epoche, die den Glanz
des fürstlichen Absolutismus widerspiegeln.
Doch das Volk war politisch unterdrückt. Soldaten wurden gegen Geld an fremde Mächte verkauft. Wer in Wort und Schrift die Willkür und
Verschwendung der Herrschaften kritisierte,
landete in der Festung. Der staatliche Hochmut
bescherte dem Volk am Ende die Gewalttaten der
Revolutionen.
Wollten Sie in der Zeit Napoleons gelebt haben?
Die Parolen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
formulierten erstmals die Menschenrechte und
lösten allenthalben Hoffnungen aus. Tatsächlich
wurden auch viele alte Machtstrukturen weggefegt. Aber aus der Asche der Revolutionen
erwuchsen neue Zwänge. Eingespannt in Weltmachtgelüste hatten unsere Vorfahren bedingungslose Söldnerdienste zu leisten, und viele
von ihnen verbluteten auf den Schlachtfeldern
der so genannten Befreiungskriege, bei denen
man fragen muss, wer eigentlich befreit wurde.
Wollten Sie in der Zeit der Industrialisierung
gelebt haben? Der Bau der Eisenbahn signalisierte
den Beginn einer neuen Zeit. Das Zeitalter der
Maschine begann und schuf die völlig neue Bevölkerungsschicht der Fabrikarbeiter. Viele zuvor
verarmte Handwerker- und Bauernsöhne waren
froh, endlich wieder Arbeit und Brot zu finden.
Harte Arbeitsbedingungen mit 12- bis 14-Stundentag nahm man in Kauf. Aus den Dörfern der
Umgebung kamen viele Arbeiter bei Wind und
Wetter zu Fuß in die Fabriken. Zuhause warteten
kinderreiche Familien auf die kärglichen Hungerlöhne der Väter. Kinderarbeit sorgte oftmals für
ein Zubrot. An Freizeit war nicht zu denken.
Wollten Sie in der Zeit der großen Weltkriege
gelebt haben? Dem Hurra-Patriotismus nach der
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Bismarckschen Reichsgründung folgte der Erste
Weltkrieg mit erheblichen Menschenopfern und
die Inflation mit der Vernichtung des Volksvermögens. Die Hoffnungen auf die
Weimarer Demokratie versanken in
ideologischen Kämpfen und Massenarbeitslosigkeit. Die „Höhenflüge“ des
Faschismus stürzten das Land in den
Zweiten Weltkrieg mit Bombenterror,
totalem Zusammenbruch, Massenvertreibungen und Flüchtlingselend. Den
mühseligen Wiederaufbau des Staates
mit allen Erfolgen, die heute selbstverständlich erscheinen, verdanken
wir den nimmer müden Händen einer
Generation, die ohne zu fragen zupackte, wo es Not tat.
Industriealisierung
Alles zu seiner Zeit
Ist es vielleicht doch das kleinere Übel, dass
wir heute leben? Jede Zeit hat ihre guten und
schlechten Aspekte, und jede Zeit wird von den
einzelnen Zeitgenossen unterschiedlich erlebt.
Es kommt immer darauf an, ob man seine Zeit
auf der Seite der Gewinner oder der Verlierer
zubringt und an welcher Stelle der schicksalhaften Skala zwischen Oben und Unten der
einzelne Mensch steht. Das derzeitige soziale
Klima im Land wird ein Hartz-IV-Empfänger
anders beurteilen als der Chef der Deutschen
Bank.
Das Grundgesetz garantiert uns glücklicherweise
einen weit gesteckten Katalog von Grundrechten, wie Menschenwürde, Gleichheit vor dem
Gesetz, Meinungsäußerung, Freizügigkeit, Religionsfreiheit, Wahlrecht, Eigentumsgarantie,
Unverletzlichkeit der Wohnung, Minderheitenschutz, Anspruch auf rechtliches Gehör usw.
Es war ein dornenvoller Weg, bis sich unsere
Gesellschaft diese Freiheiten erkämpft hatte.
Doch die Vielfalt der Freiheiten ist noch nicht
alles. Zur persönlichen Freiheit gehört auch eine
angemessene ökonomische Basis. Erst dann ist
ein menschenwürdiges Leben gewährleistet.
„Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“
(Bert Brecht).
Karlheinz Bauer,
Stadtoberarchivrat i. R.
und Leiter des
Geislinger Kulturamtes
von 1965 bis 1977
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Aus Kirche und Gesellschaft
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Platz für Kinder
ORIENTIERUNGSPLAN UND LEITBILD FÜR DEN KINDERGARTEN
ANDREA EBERHARD
Der Wunsch nach Kindern wird derzeit nicht mehr als
reine Privatsache angesehen. Mittlerweile hat er gesellschaftspolitische Bedeutung. Kinder sind nicht mehr nur
für ihre Familien kostbar, sondern werden zunehmend
auch für die ganze Gesellschaft wertvoll. Der Bildung,
Erziehung und Betreuung von Kindern wird steigende
Bedeutung zugemessen. Familienpolitik und Familienförderung rücken ins Zentrum politischer Bemühungen.
Ergebnisse dieser Bemühungen sind unter anderem das
neue Elterngeld, Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten,
Bildungsoffensiven, Ausbildungsförderung.
Auch in Baden-Württemberg gibt es Anstrengungen, um
das Ziel zu erreichen, „Kinderland“ zu werden. Beispielhaft dafür können viele Förderprojekte der Landesstiftung
Baden-Württemberg genannt werden, zu denen Sprachförderungs- und Bildungsprojekte in der vorschulischen
Betreuung und in der Grundschule gehören.
Die vorschulische Betreuung unterstützt Familien in ihrer
Erziehungs- und Bildungsaufgabe und verbessert die
außerhäusliche Kinderbetreuung.
Besondere Aufmerksamkeit hat der „Orientierungsplan für
Bildung und Erziehung“ für die baden-württembergischen
Kindergärten, der im vergangenen Jahr herausgegeben
wurde. Er befindet sich derzeit in der Pilotphase und soll
in weiterentwickelter Form ab dem Kindergartenjahr
2009/2010 in allen Kindertagesstätten eingeführt werden.
In diesem Orientierungsplan stehen verbindliche Standards für vorschulische Bildung und Erziehung.
Vor Ort wird viel getan
Im Kirchenbezirk Geislingen finden derzeit für die Mitarbeiterinnen der Kindergärten, Fortbildungen statt, die
die Einführung des Orientierungsplans begleiten und eine
gute Umsetzung gewährleisten sollen. Parallel dazu fand
im vergangenen Jahr für alle Kindergärten in Geislingen
ein Prozess zur Qualitätsentwicklung statt. Es wurden
verbindliche Standards für die Arbeit in den Geislinger
Kindergärten definiert.
Der 1. Leitsatz formuliert die gesellschaftliche Verantwortung evangelischer Kindergartenarbeit:
Jedes Kind ist ein von Gott gewolltes einzigartiges
Geschöpf. Es spürt, dass es ein wichtiges Mitglied unserer
Gesellschaft ist. Es ist selbstverständlich, dass anderen
Religionen und Kulturen mit Respekt und Achtung
begegnet wird. Durch den Glauben, dass Frieden und
Gerechtigkeit möglich ist, leisten die evangelischen
Kindergärten ihren Beitrag zu einem friedlichen
Zusammenleben in unserer Gesellschaft.
Der 2. Leitsatz formuliert den pädagogischen Auftrag:
Eine ganzheitliche Förderung gibt jedem Kind die Möglichkeit, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen
anzunehmen. Dazu gehört, die Kinder stark zu machen,
dass sie ihren eigenen Weg finden. Sie sollen ihr Zusammenleben mit anderen
so gestalten, dass sie
ihre eigene Meinung
vertreten können
ohne die der Mitmenschen zu missachten. Kinder
werden ermutigt
Konflikte gewaltfrei zu lösen.
Grundsätze der Zusammenarbeit mit den Eltern, den
Kirchengemeinden, dem Träger und
der Gemeinschaft werden in den
weiteren Leitsätzen festgehalten.
Durch die Arbeit in ihren Kindergärten leisten sie einen wertvollen
Beitrag für eine Gesellschaft, in
der es sich zu leben lohnt.
Das Leitbild ist in allen evangelischen Kindergärten
und Pfarrämtern der Gesamtkirchengemeinde
Geislingen, in allen evangelischen Geislinger
Pfarrämtern und auf der Kirchenpflege und unter
www.kirchenbezirk-geislingen.de
erhältlich.
Leitbild für evangelische Kindergärten
Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu
werden und um mitzugestalten, hat die evangelische
Gesamtkirchengemeinde Geislingen darüber hinaus im
Verlauf des vergangenen Jahres ihr Leitbild der evangelischen Kindergärten entwickelt. In vier zentralen
Leitsätzen sind das Selbstverständnis, die Werte und
die Inhalte der evangelischen Kindergartenarbeit formuliert.
Diese Leitsätze sind für alle Mitarbeiterinnen verpflichtend
und dienen als Basis, die Qualität der Arbeit in den
evangelischen Kindergärten Geislingens zu sichern und
weiterzuentwickeln.
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Andrea Eberhard
ist Fachberaterin der evangelischen
Kindergärten in Geislingen
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Wie stirbt man in unserer Gesellschaft?
Eindrücke und Gedanken von Ellen Zimmermann
vom Bestattungsinstitut Zimmermann, Salach-Süßen-Eislingen
FRIEDERIKE MAIER
Wie stirbt man in unserer Gesellschaft,
Frau Zimmermann?
Ellen
Zimmermann
In unserer Gesellschaft wird das Thema Tod
oft ausgeklammert. Alle haben Angst davor,
keiner will darüber reden. 80 % der Menschen sterben in einem Krankenhaus oder in
einem Altenheim. Zu Hause zu sterben ist
nicht mehr normal, damit halten wir uns
dieses Thema möglichst weit vom Leibe.
Spiegelt sich darin, wie bei uns insgesamt mit dem Thema
Tod umgegangen wird?
Ich denke ja. In unserer Gesellschaft ist der Tod ein Tabuthema. Die Konfrontation mit dem Sterben macht uns
Angst, lässt Trostlosigkeit in uns hochkommen. Wir Menschen tun uns unendlich schwer in der Auseinandersetzung mit dem Sterben. Unbekümmert verdrängen wir in
unserer Jugend erfolgreich das Bewusstsein um den Tod,
der, medizinisch und nüchtern betrachtet, oftmals nur das
Natürliche eines Jahrzehnte dauernden Verschleißprozesses
ist. Ein Prozess, der doch so sichtbar ist, dass wir eigentlich
nicht davor die Augen verschließen können. Aber irgendwie hoffen wir in der glücklichen Situation zu sein, dass es
nicht uns betrifft, nicht unsere Familie – dass der Tod eine
Ausnahme macht.
Können Sie eine Veränderung im Vergleich zu früher
feststellen, was Sterben und Tod anbelangt?
Ja, es gibt starke Veränderungen um Sterben und Tod.
Die Aufbahrung der Verstorbenen findet nicht mehr wie
früher im Trauerhaus, sondern in der Friedhofskapelle statt.
In Bayern sind noch 80 % der Bestattungen Erdbestattungen, in Großstätten wie zum Beispiel Berlin dagegen sind
80 % Feuerbestattungen, also ein deutlicher Unterschied
zwischen ländlichen und städtischen Gegenden, wobei
auch in unserer Gegend die Feuerbestattung schon bei über
50 % liegt. In der Zunahme der Feuerbestattung spiegelt
sich der allgemeine Trend zur Individualisierung, der oft
zur Vereinsamung führt.
Auch was den Friedhof betrifft, gibt es Veränderungen:
Nach christlichem Verständnis ist der Friedhof ein Ort des
Lebens und Ausdruck der Hoffnung auf Auferstehung der
Toten. Für die Angehörigen ein Ort der Erinnerung.
Früher war der Friedhof in direkter Nachbarschaft der Kirche,
ein zentraler Ort. Heute dagegen werden Friedhöfe oft an
den Ortsrand gelegt.
Wie wird in anderen Kulturen mit dem Tod umgegangen?
Gibt es da Unterschiede?
Es gibt Unterschiede schon in der Farbe der Trauer, schwarz
ist die Farbe in Mitteleuropa, weiß trägt man in Asien, blau
in Mexiko, gelb im Iran und rot in Ghana. So unterschiedlich die Farben der Trauer sind, so unterschiedlich ist in den
Kulturen auch der Umgang mit dem Tod.
Der Islam zum Beispiel schreibt eine stille Trauer vor. Man
soll drei Tage um einen Toten trauern. In dieser Zeit finden
Trauerbesuche statt. Lautes Weinen oder Klagen weist der
Islam ab. Moslems glauben an die leibhaftige Auferstehung,
daher gibt es keine Feuerbestattung. Die Bestattung selbst
ist meist Aufgabe der Männer. Der Tote wird auf die rechte
Seite nach Mekka hin ausgerichtet gelegt und nur in Tücher
gehüllt beerdigt.
Die meisten Juden und Moslems sind bis heute gegen die
Feuerbestattung und halten Gräber für den angemessenen
Platz für Tote. Die Gräber sollen nicht neu belegt werden.
Die Totenruhe darf nicht gestört werden.
Was ist Ihnen persönlich wichtig im Umgang
mit Sterben und Tod?
Mir ist es wichtig, dass das Tabu um den Tod gebrochen
wird. Der Tod gehört zu unserem Leben. Jeder muss sterben, jeder sollte sich mit dem Tod auseinandersetzen, sich
aussprechen mit seinen Angehörigen. Miteinander sollte
geklärt werden, welche Art der Bestattung in Frage kommt
und wie die Trauerfeier gestaltet werden soll. Dabei ist
auch zu bedenken: Wie kommen meine Angehörigen mit
meinen Vorstellungen zurecht?
Wie verstehen Sie Ihre Arbeit im Bestattungsinstitut?
Wir versuchen, Menschen im Todesfall zur Seite zu stehen.
Dies ist zum einen die Hilfe beim Erledigen der vielen
Formalitäten. Über allem steht aber das Gespräch mit den
Angehörigen. Es ist uns wichtig, zuzuhören, den Trauernden Raum zu lassen zum Erzählen, und ihnen gleichzeitig
die Sicherheit zu geben, es wird für sie alles Nötige geregelt.
Hilfe und Begleitung der Angehörigen in der Trauer, ebenso
Dienst und Würde dem Verstorbenen gegenüber sind für
uns nicht nur Beruf, sondern Berufung.
Das Gespräch führte Friederike Maier.
Sie ist Pfarrerin in Süßen
Sterbende und ihre Angehörigen zu begleiten,
haben sich die Hospizgruppen zur Aufgabe gemacht.
Sie können für Sitzwachen angefragt werden.
Kontaktadresse:
Diakonische Bezirksstelle
Ernst-Wilhelm Weid
Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen
Telefon (0 73 31) 4 14 89
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„Bibel in gerechter Sprache“ – für eine g
Kaum war die „Bibel in gerechter Sprache“ Ende 2006 erschienen, war die erste Auflage im Nu vergriffen:
20.000 Exemplare waren innerhalb weniger Tage verkauft. Und auch die 2. Auflage mit weiteren 20.000 Stück ging in
kürzester Zeit über den Ladentisch. Die Bibel in gerechter Sprache findet reißenden Absatz.
Die einen sehen in ihr ein ambitioniertes, fundamentales und wegweisendes Werk, das neue Fragen an alte Texte stellt
und den Anspruch erhebt, eine Bibel für Frauen und Männer zu sein, die Gott, die Welt und sich selbst entdecken
wollen. Feministische Exegese, die Befreiungstheologie und der christlich-jüdische Dialog war die Grundlage des Übersetzungsteams. Andere wiederum sehen in der Bibel in gerechter Sprache ein misslungenes, ein verkrampftes Projekt.
Pfarrer Dietrich Crüsemann, Geislingen, und Prälatin Gabriele Wulz, Ulm, haben ihre Meinung zur „Bibel in gerechter
Sprache“ formuliert, wobei wir Prälatin Wulz folgende Frage gestellt haben:
Inwiefern kann die Bibel (in gerechter Sprache) zur Vision einer gerechten Gesellschaft beitragen?
GABRIELE WULZ
Kurz und knapp soll meine Antwort auf diese umfangreiche Frage ausfallen und so, dass man sie verstehen kann.
Das ist kein einfaches Unterfangen. Ich versuche es und
sage: Ja, die Bibel kann zur Vision einer gerechten Gesellschaft beitragen, aber dazu muss man sie lesen und das
Gelesene auch beherzigen.
geberinnen der Bibel in gerechter Sprache getroffen werden kann, ist zu bezweifeln. Zu viele Ungereimtheiten
(z. B. uneinheitlicher Sprachgebrauch in den einzelnen
Büchern) und willkürliche Entscheidungen, die mehr über
den Willen der Übersetzer und Übersetzerinnen Auskunft
geben als über das, was da steht, machen es nicht leicht,
in dieser Übersetzung mehr zu sehen als den Versuch, die
Bibel unserem Denken und unserem Zeitempfinden anzupassen. Das allerdings hat nun mit Gerechtigkeit gar
nichts zu tun, sondern entwickelt eine Gewalttätigkeit,
die im Grunde unter die Rubrik „Terror der Tugend“ fällt.
Wenn allerdings über solcher Lektüre und Diskussion
der biblische Text (wieder) spannend wird, wenn sich
eingefahrene Routinen lockern, wenn Fragen laut werden
und das Gespräch über die Bibel und über das, was sie
zu sagen hat, in den Gemeinden in Gang kommt, dann
ist das eine Chance, für die wir dankbar sein können und
die wir nicht unterschätzen sollten.
Altarbibel in der Stadtkirche
Wenn es so ist, dass die Bibel das Schicksal der „Klassiker“ teilt (man hat sie im Schrank stehen, liest sie aber
nicht), dann ist das kein Zustand, mit dem man sich
zufrieden geben kann.
Insofern ist es gut, wenn eine neue Bibelübersetzung
(„Die Bibel in gerechter Sprache“) Furore macht und die
Menschen zu Stellungnahmen herausfordert. An der
heftigen Kritik zeigt sich: Die Bibel ist kein Buch wie jedes
andere, und es lässt die Menschen keineswegs gleichgültig, wie man mit ihr verfährt.
Dabei ist jede Übersetzung eine Interpretation, eine
Aneignung, und spiegelt auf die eine oder andere Weise
das Vorverständnis des Übersetzers wider. Wenn Martin
Luther in Römer 3, 28 „So halten wir nun dafür, dass der
Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein
durch den Glauben“ ein „allein“ hinzufügt, dann steht
dieses Wort eben nicht da und ist doch gerade in dieser
Zuspitzung sachgemäß. Ob ein solches Urteil auch im
Blick auf die Entscheidungen der Herausgeber und Heraus1 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Bei aller Aufregung über die neueste Übersetzung sollten
wir aber das Eine nicht übersehen: Die Bibel ist und bleibt
ein „fremdes Wort“. Sie lässt sich nicht einpassen in
unsere Maßstäbe. An Geschmacksfragen ist sie nicht
interessiert. Darin ist sie anstößig. Keine Frage. Sie sagt
nicht das, was wir schon immer irgendwie gut und richtig
finden. Sie kritisiert uns, sie stellt uns und unser Weltund Gottesverständnis immer wieder in Frage. Sie irritiert
unser Vorverständnis und schafft so eine Unruhe, die sich
nicht beruhigen und beschwichtigen lässt. Das „Wort wie
Feuer“ entzündet die Herzen und den Verstand und wird,
wie es beim Propheten Jesaja heißt, nicht leer zurückkommen, sondern tun, was Gott gefällt (Jes 55, 11).
So hält die Lektüre der Schrift wach – geistig und
körperlich –, macht aufmerksam für das, was ist, und
stärkt in uns die Hoffnung, dass das, was ist, nicht
alles ist.
Gabriele Wulz
ist Prälatin in Ulm
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e gerechtere Gesellschaft?!
DIETRICH CRÜSEMANN
Durch das Tuch geküsst
Wer einen Text nicht im Original, sondern in einer
Übersetzung liest oder hört, wer ein Gedicht oder eine
Geschichte nicht in der eigenen Muttersprache vernimmt
und deshalb zumindest im Kopf übersetzen muss, dem
geht es wie einem Verliebten, der seinen Schatz nur
durch ein Tuch küssen darf. So sagte es einmal ein Übersetzer, der es wissen muss, und recht hat er. Keine
Sprache der Welt lässt sich 1: 1 in eine andere übersetzen,
immer bleiben Reste, Akzente, die so in der anderen
Sprache gar nicht vorkommen, Sinnverschiebungen,
Fehler, die nicht zu umgehen sind.
Die Originalsprachen der Bibel, althebräisch und altgriechisch, werden heute nicht mehr gesprochen. Wir sind
alle ÜbersetzerInnen oder wir müssen uns anderer Übersetzungen bedienen, wenn wir Gottes Wort lesen und
hören wollen.
Nun liegt ein neues Buch auf dem Tisch, mit dessen Hilfe
wir uns der Heiligen Schrift nähern können: die „Bibel in
gerechter Sprache“. 53 Menschen haben an ihr übersetzt,
ein zehnköpfiger Herausgabekreis hat das Großprojekt
über Jahre geleitet. Kurz: viele Menschen haben viel
Leidenschaft, Enthusiasmus und Arbeitskraft gegeben.
Das Echo war gewaltig und sofort wurde geredet über die
neue Übersetzung. Vor allem wurde schnell geurteilt und
nicht selten verurteilt. Wie haben die das bloß so schnell
gelesen, konnte man sich nur bewundernd fragen.
Medienwirksam wurden Ketzerhüte verteilt, und manche
der so schnell Urteilenden erweckten den Eindruck, als
seien sie ein bisschen traurig, dass man die Scheiterhaufen für solche Fälle abgeschafft hat. Professoren schienen
beleidigt zu sein, dass man sie nicht um Mitwirkung
gebeten hatte, Kirchenfunktionäre, dass dies keine amtliche Übersetzung mit amtlicher Übersetzerkommission
war, in die sie gebührend hineinwirken konnten.
Was hat es auf sich mit der neuen Übersetzung? Die
„Bibel in gerechter Sprache“ will zuallererst zum Lesen der
Heiligen Schrift verlocken. Das Ergebnis ist eine Übersetzung von großer Schönheit und Kraft. Das unterscheidet
sie deutlich von anderen neueren Übersetzungen wie
etwa der Einheitsübersetzung oder der Guten Nachricht.
Das macht sie zu einem großen Geschenk für alle, die an
der Bibel interessiert sind.
Was brauchen wir aber eine neue Übersetzung,
wo wir doch die wunderbare Lutherübersetzung haben,
Worte und Texte, die vielen ans Herz und ins Herz
gewachsen sind?
Die Übersetzung will, wie jede Übersetzung, zuerst dem
Urtext gerecht werden, und sie tut dies auf der Höhe
gegenwärtiger wissenschaftlicher Forschung. Daneben gibt
sie Anregungen und
Anstöße, bekannte Texte
neu zu hören, im ungewohnten Wortlaut überraschende Aspekte wahrzunehmen. Wo in anderen Übersetzungen Männer genannt werden, im Original
aber Frauen mitgemeint sind, werden sie in dieser Übersetzung etwa explizit genannt und dem Lesenden fällt
auf: stimmt, es gab nicht nur Jünger, es gab auch Jüngerinnen. Wo Gott in anderen Übersetzungen nur in männlicher Form vorkam, werden verschiedenen Möglichkeiten
durchgespielt: männlich, weiblich, manchmal auch die
hebräische Form „Adonaj“, und auf einmal wird klar:
Gott lässt sich nicht fassen mit unseren Formen von
Hebräische Wortspiele scheinen auch für uns durch,
wenn etwa in der Urgeschichte übersetzt wird:
„Die Schlange hatte weniger an aber mehr drauf als
alle anderen Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott,
gemacht hatte.“ (1. Mose 3,1)
Vor allem also ist diese Übersetzung ein Buch, das zu
lesen lohnt, mit dem es Spaß macht zu arbeiten und
Bibelarbeit zu betreiben. Natürlich lassen sich manche
Entscheidungen bei der Übersetzung anfechten und
manche mögen falsch sein. Auch Luther hatte freilich an
nicht wenigen Stellen falsch übersetzt, – etwa wenn
aus der „jungen Frau“ die bei Jesaja schwanger wird, eine
„Jungfrau“ wurde. Trotzdem würde deshalb niemand
seine Gesamtleistung infrage stellen.
Der Bibel in gerechter Sprache sind viele Leserinnen und
Leser zu wünschen, und viele Bibelkreise, die mit ihrer
Hilfe tiefer in die Heilige Schrift eindringen.
Dietrich Crüsemann ist Pfarrer
an der Stadtkirche in Geislingen
Die „Bibel in gerechter Sprache“ wurde
herausgegeben von Ulrike Bail,
Frank Crüsemann, Marlene Crüsemann u. a.,
im Gütersloher Verlagshaus
Wer übrigens eine Übersetzerin und Herausgeberin erleben möchte, hat dazu am
Mittwoch, den 21. November 2007
in der Stadtkirche in Geislingen Gelegenheit.
Dr. Marlene Crüsemann aus Bielefeld wird den
Festvortrag beim diesjährigen Geislinger
Bußtag halten.
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In welcher Kirche möchte ich leben?
GERLINDE HÜHN
Ich interpretiere im Folgenden die Kernsätze:
Was Sie bei uns finden können
Glaube und Religion werden in weiten Teilen der Gesellschaft zur Privatsache erklärt. Aber die Kirche lässt sich
nicht privatisieren.
Die Kirche ist ein Teil der Gesellschaft und kein mit sich
selbst beschäftigter Religionsverein.
„Gehet hin in alle Welt, und lehret alle Völker . . .“ hat Jesus
von Nazareth seinen Jüngern als Auftrag hinterlassen.
Es heißt nicht: Gehet hin zu den anderen Christen oder
zu den anderen Kirchen und Gemeinden, die brauchen
uns auch, aber vor allem braucht die Welt Gottes gute
Botschaft.
Christen sollen, wollen und werden Einfluss nehmen auf
die Gesellschaft, in der sie leben. Manchmal kann sie das
Kopf und Kragen kosten – Gott sei Dank nicht bei uns.
Christen übernehmen Mitverantwortung für das Ganze
der Gesellschaft.
Wie nehmen Christen Einfluss?
Am besten dadurch, dass sie tun, was ihr Auftrag ist.
Dabei kommt eine ungeheure und phantasievolle Vielfalt
an Angeboten, Tätigkeitsbereichen und Ideen heraus,
durch welche Kirche Gesellschaft mitgestaltet.
Ein „Plakat“ der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) fasst – wie ich finde – auf gelungene Weise
zusammen, was man in der Kirche finden kann.
Sich selber …
Sich selber finden durch Stille, Gebet, Meditation.
Die Fragen der Existenz wieder entdecken, die man in der
Hektik des Alltags verdrängt. Antworten finden auf Fragen
wie: Was trägt mein Leben wirklich? Was bin ich als
Person (wert)?
– und mehr als das
Mehr als sich selber: die Gemeinschaft mit anderen.
Das große Gegenüber, das wir Gott nennen.
Menschen, die Zeit haben – auch für Sie . . .
Zeit für seelsorgerliche Gespräche – Pfarrerinnen und
Pfarrer sind offen, wenn jemand das Gespräch sucht.
Beratung in der Diakonischen Bezirksstelle bei sozialen
Fragen, in der Diakonie-Sozialstation bei Fragen, die das
Alter betreffen, ebenso gibt es das Angebot der Suchtberatung. Auch engagieren sich Menschen, ehrenamtlich
in Besuchsdiensten.
… auch für mich?
Das heißt, meine Fragen sind nicht unwichtig!
Oder gehöre ich zu denen, die zu selbstsicher sind,
um Fragen zu haben?
Institutionen, die tatkräftig helfen wollen und können
Was Sie bei uns finden können
Sich selber – und mehr als das
Menschen, die Zeit haben – auch für Sie
Institutionen, die tatkräftig helfen wollen und können
einen Ort, an dem Sie zur Ruhe kommen und neue
Kräfte gewinnen
eine Gemeinschaft, in der Sie singen können, selbst
wenn Sie unmusikalisch sind
Gedanken, die Sie herausfordern – auch Sie
Worte, die Mut machen:
Mut zu leben, zu glauben, zu lieben, zu hoffen –
auch über den Tod hinaus.
eine Wahrheit, die frei macht und aufrichtet
den Gott, der für Gottlose da ist
die Welt in einem neuen Licht
Finden Sie davon nichts bei uns, dann sagen Sie uns
Bescheid . . .
Ihre Evangelische Kirche
2 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Die Katastrophenhilfe des Diakonischen Werks hilft bei
einem Tsunami kompetent und zügig.
Brot für die Welt legt Wert auf Hilfe zur Selbsthilfe.
Evangelische Schulen, Gottesdienste, Kindergärten, Bahnhofsmission, Schwangerschaftsberatung, Telefonseelsorge,
Gefängnisarbeit, Familienbildung, Altenbetreuung, Seemannsmission, Behindertenarbeit, Müttergenesung, DritteWelt-Projekte, Arbeitsloseninitiativen, Krankenpflege, Notfallseelsorge, Sterbebegleitung, und vieles andere mehr.
… einen Ort, an dem Sie zur Ruhe kommen
und neue Kräfte gewinnen
Die schönen altehrwürdigen Kirchengebäude, eine
Tagungsstätte, ein Kloster, ein christliches Krankenhaus,
der Gottesdienst in seinen vielfältigen Formen.
Das größte Geschenk an unsere Kultur ist der freie Tag,
der Sonntag. Das spüren vor allem
Menschen, die in einer Kultur leben,
die keinen Sonntag kennt – Ingenieure zum Beispiel, die in China arbeiten. Ohne Sonntag ist jeder Tag
Werktag.
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… eine Gemeinschaft, in der Sie singen können,
selbst wenn Sie unmusikalisch sind
Singen tut der Seele gut, befreit das Herz und ist gesund
– das ist medizinisch nachgewiesen!
Sie können in den Singkreis gehen, in die Kantorei oder
in den Kirchenchor. Im Gottesdienst können Sie singen
aus voller Kehle, wenn Ihnen danach ist. Zusammen mit
anderen klingt es besser. Von der Orgel begleitet findet
selbst der den richtigen Ton, der sonst nicht so gut
singen kann.
Gedanken, die Sie herausfordern – auch Sie
„Kopf ab zum Gebet!“ Tucholskys Spott über die Kirche
ist nicht angemessen. Von Anfang an hat die Kirche den
Glauben durch das Denken begleitet. Sie ging in die
Schule der Philosophie des Abendlandes, es hat ihr gut
getan. Sie hat immer wieder philosophisch anspruchsvolle
Antworten gefunden.
Denken Sie nicht, wer glaubt, benutze seinen Verstand
nicht. Die Theologie ist darin geübt, auch schwierigen
Fragen und Zweifeln stand zu halten: Kosmologie, Physik,
Psychologie, Evolutionslehre. (Auch große Physiker wie
Carl-Friedrich von Weizsäcker gehörten zu den Glaubenden). Wenn die Theologie immer wieder einfache
Antworten sucht, dann deshalb, weil die Wahrheit
einfach ist. Einfach, aber nicht simpel.
Worte, die Mut machen
So ein Wort, wie es sich bei Jesaja findet: „Fürchte dich
nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem
Namen gerufen, du bist mein.“ (Jesaja 43,1)
Der Sohn einer Familie sitzt im Gefängnis, man will nichts
mehr mit ihm zu tun haben. Die Pfarrerin gibt der Familie
das Gleichnis vom verlorenen Sohn zu lesen. Sie gehen
wieder hin und besuchen ihn.
Viele Geschichten der Bibel gehören zu den Mut-machGeschichten.
Mut zu leben, zu glauben, zu lieben, zu hoffen –
auch über den Tod hinaus
Ein Mann wie Dietrich Bonhoeffer, der Widerstand leistete
im Dritten Reich, den Tod nicht ersehnte, ihn aber auch
nicht ängstlich vermied, sondern als letzte Konsequenz
seines aus dem Glauben kommenden Handelns für die
Gesellschaft auf sich nahm. Beim Gang zum Galgen sagte
er: „Das ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens“.
Ein Mensch, der stirbt, gelassen und gefasst, zu früh, weil
er krank ist; und doch sich fallen lässt in Gottes bergende
Hände. „Ich kann nicht tiefer fallen, als einer großen Liebe
in die Hände“
… eine Wahrheit, die frei macht und aufrichtet
Der Mensch ist für Gott um seiner selbst willen interessant, vor aller Leistung, vor allem Können.
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unseren Schuldigern“.
Eine Frau, traumatisiert durch einen Unfall, bei der ihr
Kind starb, trägt an der „Schuld des Überlebens“. Einfühlsame Seelsorge kann lösen und neues Leben ermöglichen.
… den Gott, der für Gottlose da ist
„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“
so betete Jesus am Kreuz für seine Peiniger. Gott hat sich
in Freiheit dazu entschlossen, der Liebende zu sein, davon
lässt er sich nicht abbringen – durch keine Macht der
Welt. Das ist der Bund, den Gott mit seinen Menschen
schloss. „Wir Menschen können wohl gottlos werden,
aber wir werden Gott nicht los“ (Karl Barth).
… die Welt in einem neuen Licht
„Haucht uns nicht der leere Raum an? Fallen wir nicht in
ein unendliches Nichts?“ – könnten wir fragen. Dem ist
nicht so, denn der Grund, warum es die Schöpfung gibt,
ist Liebe. Aus Liebe schuf Gott die Welt. Er liebt seine
Menschen und bestimmt sie dazu, freie Partner Gottes zu
sein. „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit
Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt“ (Psalm 8). Aus
Liebe kommt Gott herab zu uns in Gestalt eines kleinen
Kindes. Das gibt der Welt wahrhaftig „ein’ neuen Schein“
(EG 23,4).
Finden Sie davon nichts bei uns, dann sagen Sie uns
Bescheid . . .
Ihre Evangelische Kirche
Dies alles und noch mehr lässt sich in der Kirche finden,
und es wird unmittelbar deutlich, dass das auch der
Gesellschaft, in der die Kirche lebt, gut tut.
Jemand hat kürzlich geschrieben, man
könne in Europa keine 1000 Schritte
in irgendeine Richtung gehen, ohne
einer wie auch immer gearteten Spur
des Christentums zu begegnen. Und
das ist gut so!
Gerlinde Hühn, Dekanin
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Mit Behinderungen in unserer Gesellschaft leben
Selbstbestimmung. Gleichstellung. Chancengleichheit.
Hinter Schlagworten stehen Menschen.
„ die Vorwürfe an Eltern, einem
behinderten Kind das
Leben geschenkt zu haben
„ Verweigern von Leistungen,
die jemandem gesetzlich
zustehen
„ Verspotten von Menschen mit
sichtbaren Schwächen
GISELA KOHLE
Wer nichts zu sagen hat, wirft gerne mit Schlagworten um sich:
Selbstbestimmung. Gleichstellung.
Chancengleichheit. Nachteilsausgleich.
Und noch ein neuer Begriff: Teilhabe. Teilhabe? Ich lese
doch nicht das Sozialgesetzbuch. Also: wer soll wann
wie woran teilhaben, und wie viel? Und warum
überhaupt?
Erweitern wir noch einmal unseren Wortschatz um
„Lebenserschwernisse“.
Also etwa:
nicht sprechen können,
blind sein,
spastisch gelähmt sein,
fit und gesund aussehen, aber unsichtbar krank sein,
gehörlos sein,
auffällig aussehen oder missgebildet sein,
epilepsiekrank sein,
autistisch behindert sein oder
einfach langsamer sein als andere.
Dazu kommen noch die Lebenserschwernisse, welche von
Menschen durch Gedankenlosigkeit, Geldgier, Rücksichtslosigkeit oder Berührungsängste verursacht werden:
„ öffentliche Gebäude ohne Zugänge für Menschen mit
Gehbehinderung
„ Papierkrieg/Verwaltungsaufwand, um Hilfsmittel zu
bekommen
„ Sparen an Leistungen, die ein selbst bestimmtes Leben
ermöglichen
„ fehlende bzw. ungeeignete Arbeitsplätze für Menschen
mit Behinderungen
„ das Denken über Behinderung als Strafe für Fehlverhalten
„ das Ausschließen von Kindern mit Behinderungen aus
Regelschulen
ANDREA KOHLE
Aus Kirche und Gesellschaft
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„
„
„
„
„
„
Die Lebensleistungen,
die Menschen trotz Lebenserschwernissen erbringen,
können nicht hoch genug
geschätzt werden:
einen Arbeitsplatz ausfüllen, ohne hören zu können
freundlich sein und Kontakte pflegen trotz fortschreitender Krankheit
seine Familie versorgen trotz Halbseitenlähmung
das Gymnasium besuchen, ohne sehen zu können
unter Leute gehen trotz der Angst, komisch angeschaut
zu werden
nach einem Motorradunfall täglich viele Stunden trainieren, und das Woche um Woche, Monat um Monat, um
wieder arbeitsfähig zu werden.
Menschen, die diese Lebensleistungen nicht sehen, gibt es.
Doch es gibt auch Menschen, die Behinderte und ihre Familien begleiten, die die richtigen Fragen stellen, die Geduld
mitbringen und das Anderssein, wenn es auch anstrengt,
immer wieder als Bereicherung erfahren.
Es gibt sie – bei uns und überall.
Und sie sollen die Gesellschaft prägen,
in der wir leben wollen.
Gisela Kohle lebt in Eybach
und engagiert sich für Menschen
mit Behinderungen
Andrea Kohle, 17 Jahre alt, hat folgendes Gedicht geschrieben
Gedicht für Menschen, Tiere und Pflanzen
In dieser großen weiten Welt leben Menschen,
leben Tiere und Pflanzen leben hier,
sie alle kommen, Gott, von dir.
Vor vielen tausend Jahren,
als noch nicht so viele Menschen auf der Erde waren,
da ging es den Tieren und Pflanzen noch gut,
denn der Mensch hat noch keinen Dreck
in die Luft geraucht
und nur gejagt, soviel er braucht.
Die Blumen und Bäume haben viele schöne Träume.
Gazellen, Libellen können über die Erde schnellen.
Der Peter und die Fatima sind sich ganz nah.
2 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Heute gibt es auf der Welt soviel Gestank,
der macht Menschen, Pflanzen und Tiere krank.
Alle atmen dieselbe Luft, alle riechen denselben Duft.
Gott hat die Erde gemacht, hat sich alles ausgedacht,
doch wie die Menschen damit umgehen,
das kann niemand verstehen.
„Ihr Menschen, passt auf uns auf!“
rufen Tiere und Pflanzen. „Nehmt das nicht in Kauf
mit Bomben und Lanzen. Ihr sollt lieber tanzen.“
Alle Menschen dieser Welt:
jeder ist ein Held,
der die Erde erhält.
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INGEBORG BRÜNING
Eigentlich war es ein schöner Abendspaziergang. Vor
mir lag ein Feld in der untergehenden Sonne. Innerlich
umgetrieben vom Irakkrieg, sah ich allerdings ein „Blutfeld“. Schon im Vorfeld des Krieges erlebte ich die, oft
so fromm klingende, Argumentation des amerikanischen
Präsidenten als fadenscheinig und unsauber. Nun hatte
sich gezeigt, zu was für einem Desaster der Krieg geworden ist. Das Bild „Blutfeld“ malte ich bewusst mit
schmutzigen Farben.
In diesem Bild zerfließen die Sicherheiten. Die Wand,
links im Bild, ist keine mehr. Sie löst sich auf, hat kein
Fundament. Mancher Hartz IV-Empfänger muss „seine vier
Wände“ verlassen, weil sie unbezahlbar geworden sind.
Die neue Armut greift um sich, ist aber nicht nur bei
Hartz IV zu spüren. Man weiß es oft nicht voneinander,
aber inzwischen ist mancher wie in einen Kanal geraten
(rechts im Bild), von wo aus er vielleicht sogar schon
(ganz vorne) aus dem Blickfeld der Gesellschaft
geschwemmt wurde.
Da aber keiner aus dem Blickfeld Gottes gerät, besteht
für die Gemeinde Jesu die Aufgabe, nicht einfach nur ein
Spiegelbild der Gesellschaft zu sein, sondern zu einer
Blickfelderweiterung zu kommen, die dem Fortschwemmen Einhalt gebietet. Diesen weiten Blick für die Gesamtheit der mit uns Lebenden und des mit uns Lebendigen,
sowie den Blick für die persönliche und gemeindliche
Relevanz, brauchen wir dringend.
Dazu gehören die „neuen Gedanken“ (violett im nächsten
Bild), die „alten Gedanken“ kennen wir zur Genüge. Sie
glauben nicht an die eigene und die gemeindliche Relevanz. Sie glauben nicht an die Möglichkeiten. Sie sehen
das Potential nicht, sondern nur die Schwierigkeiten. Die
neuen Gedanken kehren die Sichtweise um (Umkehr,
Buße, Farbe violett) und denken von der Erfüllung der
Verheißungen Gottes her. Wenn wirklich Gottes Reich
kommt, wie wir im Vaterunser beten, dann siegt das
Leben (siehe Ostern). Wenn aber das Leben schon gesiegt
hat, ist es unangemessen, in die Resignation zu gehen.
Dann können wir hoffen und handeln.
Vielleicht ist es das Bruchstückhafte in unserem Leben,
das uns immer wieder resignieren lässt. Der große Lebensentwurf, die selbstgebaute Identität hält dem wirklichen
Leben nicht stand. Schuld, Scheitern und Ereignisse von
außen machen immer neu unser Leben zum Fragment.
Dann puzzeln wir einzelne Bruchstücke zusammen und
bauen am Selbstbild. Das gelingt uns mehr oder weniger,
je nachdem wie scharfkantig die Bruchstücke sind. Aber
Gott macht uns ein besseres Angebot, uns nämlich seinem Lebensstrom und seiner vergebenden Liebe zu überlassen, worin sich das Leben neu formiert. „Fragmente –
mein Gott kreiert aus ihnen ein Neues“. Da kann man
doch wieder aufs Leben gespannt sein.
„Blutfeld“
„Zerbruch von Sicherheiten“
„Fragmente“
Ingeborg Brüning
ist Pfarrerin in Steinenkirch.
Von ihr stammt das Titelbild
dieser Ausgabe „Fragmente“.
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Aus den Distrikten
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S O M M E R P R E D I
DISTRIKT ALB
Predigten zu Liedern von Paul Gerhardt
Pfarrerin
Ingeborg Brüning
„Ich singe dir mit Herz und Mund“ . . . – EG 324
19. August
10.00 Uhr Steinenkirch
26. August
9.00 Uhr Amstetten-Bahnhof/10.00 Uhr Türkheim
2. September
9.00 Uhr Hofstett-Emerbuch/10.00 Uhr Bräunisheim
9. September
9.00 Uhr Waldhausen/10.00 Uhr Stubersheim
Pfarrerin
Reinhard Hoene
„Gib dich zufrieden und sei stille“ . . . – EG 371
29. Juli
9.00 Uhr Türkheim/10.00 Uhr Amstetten-Bahnhof
26. August
10.00 Uhr Steinenkirch
Pfarrerin
Edeltraud Meyer
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ . . . – EG 503
29. Juli
9.00 Uhr Waldhausen/10.00 Uhr Stubersheim
5. August
10.30 Uhr Böhmenkirch
Pfarrer
Holger Platz
„Die güldne Sonne voll Freud und Wonne“ . . . – EG 449
26. August
9.00 Uhr Schalkstetten/10.00 Uhr Stubersheim
2. September
10.30 Uhr Böhmenkirch
9. September
10.00 Uhr Türkheim
Dekan i. R.
Hermann Stahl
„Befiehl du deine Wege“ . . . – EG 361
29. Juli
10.00 Uhr Steinenkirch
5. August
9.00 Uhr Amstetten-Bahnhof/10.00 Uhr Aufhausen
19. August
9.00 Uhr Hofstett-Emerbuch/10.00 Uhr Waldhausen
Pfarrerin
Helga Striebel
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“ . . . – EG 112
5. August
9.00 Uhr Schalkstetten/10.00 Uhr Hofstett-Emerbuch
12. August
10.00 Uhr Steinenkirch
19. August
9.00 Uhr Aufhausen/10.00 Uhr Amstetten-Dorf
DISTRIKT GEISLINGEN
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen,...“
Berge in der Bibel
Dekanin
Gerlinde Hühn
Die Berge Morija und Golgatha – Braucht Gott Kinderopfer?
29. Juli
10.00 Uhr Pauluskirche
12. August
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
19. August
9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Markuskirche
9. September
9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach
Pfarrer
Martin Breitling
Der Berg Tabor – Der Berg der Verklärung –
Vom Gipfelglück der Weg zurück
5. August
9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche
12. August
9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach
19. August
10.00 Uhr Pauluskirche
Pfarrer
Peter Heiter
Nebo – schöne Aussicht im Angesicht des Todes
29. Juli
9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach
5. August
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
Pfarrerin
Ulrike Knapp
Der Berg Sinai – Der Gipfel der Freiheit
19. August
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
26. August,
10.00 Uhr Pauluskirche
2. September
9.00 Uhr Eybach/10.15 Uhr Stötten
9. September
9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche
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G T R E I H E N
Pfarrer
Erhard Lerch
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Ararat – Noah: Neuanfang oder Ende
29. Juli
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
5. August
9.00 Uhr Eybach/10.15 Uhr Stötten
12. August
9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche
Diakonin
Zion – Der Unscheinbare
Margarethe Stutvoet 19. August
9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach
26. August
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
Pfarrer
Christoph Wiborg
Psalm 121 – Hilfe, die vom Berge kommt
26. August
9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche
2. September
9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler
9. September
10.00 Uhr Pauluskirche
DISTRIKT OBERE FILS
400 Jahre Paul Gerhardt (1607–1676) – Seelsorge in Liedern
Pfarrer
Nun lasst uns gehn – EG 58
Georg Braunmüller 29. Juli
9.00 Uhr Bad Überkingen/10.00 Uhr Oberböhringen
5. August
10.00 Uhr Auendorf
12. August
9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Deggingen/19.00 Uhr Gruibingen
Pfarrerin
Susanne Jutz
Die güldne Sonne – EG 449
29. Juli
10.00 Uhr Gruibingen
2. September 9.00 Uhr Bad Überkingen/10.00 Uhr Oberböhringen
9. September 9.00 Uhr in Auendorf/10.00 Uhr Deggingen
Pfarrer
Christian Keinath
Wer wohlauf ist und gesund – EG 674
19. August
9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Gruibingen/19.00 Uhr Auendorf
26. August
10.00 Uhr Bad Überkingen
2. September 9.00 Uhr Hausen/10.00 Uhr Unterböhringen
Pfarrerin
Johanna Raumer
Sollt ich meinem Gott nicht singen – EG 325
2. September 10.00 Uhr Auendorf/11.00 Uhr Deggingen
9. September 9.00 Uhr Gruibingen/10.00 Uhr Wiesensteig
Pfarrerin
Martina Rupp
Ich
26.
2.
9.
Pfarrer
Rudolf Spieth
Du, meine Seele singe – EG 302
5. August
9.00 Uhr Gruibingen/10.00 Uhr Wiesensteig
12. August
9.00 Uhr Auendorf/10.00 Uhr Bad Überkingen
19. August
9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Oberböhringen/19.00 Uhr Deggingen
26. August
10.00 Uhr Hausen
Vikarin
Eva Zähringer
Ist Gott für mich – EG 351
5. August
10.00 Uhr Bad Überkingen/11.00 Uhr Deggingen
12. August
9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Hausen
bin ein Gast
August
September
September
auf Erden – EG 529
9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Deggingen
9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Gruibingen
9.00 Uhr Hausen/10.00 Uhr Bad Überkingen
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Evangelisches Dekanatamt
Dekanin Gerlinde Hühn
Hansengasse 2, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51
email: [email protected]
www.Kirchenbezirk-Geislingen.de
Konto Evangelischer Kirchenbezirk:
Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00
Posaunenchorarbeit
Armin Fischer
Teilwiesenstraße 16, 73079 Süßen
Tel. (0 71 62) 94 81 84
Klinik-Seelsorge
Krankenhaus Geislingen
Pfarrer Klaus Hoof
Uhlandstraße 5/1, 73337 Bad Überkingen
Tel. (0 73 31) 3 05 98 34
Altenheim-Seelsorge
Pfarrerin Claudia Kupfer-Feine
73079 Süssen, Falkenstraße 6, Tel. (0 71 62) 9 46 06 78
Ökumenische Sozialstation Geislingen
derzeit noch: Steingrubestraße 4, 73312 Geislingen
IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20
Nachbarschaftshilfe, Ute Gröner,
Tel. (0 73 31) 93 73-23
Pflegedienst, Ute Kothe, Tel. (0 73 31) 93 73-21
Evangelisches Jugendwerk
Sabine Angnes
Friedensstraße 44, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax 4 4712
Diakonische Bezirksstelle
Hospizarbeit im Kirchenbezirk
Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall
Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46
Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke
und Suchtgefährdete
Klaus Kohle, Madlen Wagner
Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 45 81
Diakonieladen „Kunterbunt“
Moltkestraße 25, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 40 05 39
TelefonSeelsorge
(kostenlose Rufnummern)
0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
Diakonie-Kaffeehaus
Moltkestraße 27, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 98 48 96
Blindenseelsorge
Pfarrerin Friederike Maier
Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen
Tel. (0 71 62) 4 40 74
[email protected]
Gehörlosenseelsorge
Pfarrerin Edeltraud Meyer
Pfarrweg 2, 73340 Stubersheim
Tel. (0 73 31) 4 15 36, Fax (0 73 31) 44 03 00
Evangelische Erwachsenenbildung
Eberhard Laun
Bahnhofstraße 75, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39
HIV-Infizierte und Aidskranke
Pfarrerin Sabine Kluger
Hohenstaufenstraße 35, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 6 39 60
Jugendheim Stötten
Belegung über
Kirchenbezirksrechner Klaus Machacek
Tel. (0 73 31) 30 70 97-21
Kirchenmusik
Gerhard Klumpp, Kirchenmusikdirektor
Staufeneckstraße 7, 73312 Geislingen
Tel./Fax (0 73 31) 6 13 77
2 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
cover« ...
»Under
Wo finde ich Information und Hilfe?
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Alfred Ehmann
Anita Gröh
Annette Leube
Ingeborg Brüning
Christoph Wiborg
Dietrich Crüsemann
Edeltraud Meyer
Frank Bendler
Friederike Maier
Georg Braunmüller
Gerd-Ulrich Wanzeck Helmut Kienle †
Helga Striebel
Holger Platz
Gerlinde Hühn
Judith Heiter
Christian Keinath
Martin Breitling
Martina Rupp
Matthias Krauter
Peter Heiter
Johanna Raumer
Reinhard Hoene
Sabine Kluger
Susanne Jutz
Ulrike Knapp
Yasna Crüsemann
...im Auftrag
des Herrn
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Deutschland zwischen
Sommermärchen und Realität
PETER HEITER
Es war wirklich wie im Märchen:
Menschen liegen sich in den Armen. Ein ganzes Volk im
Freudenrausch. Wildfremde Menschen feiern miteinander.
Wir Deutschen haben unsere Fahne, und ein bisschen unseren Nationalstolz wiederentdeckt, wir haben miteinander
gewonnen und miteinander verloren – aber am Ende dann
doch gewonnen – wenn auch nicht im richtigen, so doch
im Finale der Herzen.
Live mitbekommen habe ich vieles davon bei den Fußballübertragungen in der Eybacher Christuskirche.
Eybacher und Stöttener Konfirmanden am Ball
Es sind Erfahrungen wie im Märchen, nur dass es da
meistens am Ende heißt: „Und sie lebten glücklich und
zufrieden bis an ihr Lebensende.“
Märchen oder richtiges Leben?
Ein Jahr liegt nun dieses Fußballereignis zurück, das so
viel mehr war als nur ein Fußball-Ereignis. Angesichts der
Erinnerungen und Bilder, die wir alle aus diesen Tagen in
uns haben, mag es der einen oder dem anderem so vorkommen, als ob das alles nur ein Traum gewesen sei,
ein Märchen eben.
War das wirklich? Was war das denn?
Als Kind habe ich bei einer Erzählung gefragt „Ist das wirklich so passiert?“ Ich bekam die Antwort „Das ist eine
wahre Geschichte!“ Ich war nicht zufrieden und dachte mir:
„Aha, also doch bloß eine Geschichte.“
Mit Blick auf die WM gesprochen: Die Zeit ist nicht stehen
geblieben. Vielleicht blickt der eine oder die andere zurück
mit einem ungläubigen Fragezeichen: Waren wir das, die da
zusammen gefeiert und gelebt haben mit unseren teilweise
wildfremden Mit-Deutschen? Sind wir das noch?
Ist davon noch etwas da? Ist das unsere Lebenswirklichkeit?
Oder gibt es das nur beim Fußballgucken?
Märchen sind Leben
Woody Allen hat einmal in einem Interview feinsinnig-ironisch gesagt: „Im Laufe des Lebens erfindet man Strategien,
sich die Wirklichkeit vom Leib zu halten. Manche Leute
gucken Fußball, andere malen oder töpfern.“
Ist das so, dass Fußballgucken eine Strategie ist, um sich die
Wirklichkeit vom Leib zu halten?
Auch wenn es immer wieder gute Argumente dafür gibt
und der Satz für viele sicherlich eine große Wahrheit hat,
möchte ich doch zu einem guten Teil widersprechen:
Das Sommermärchen hat uns gezeigt, zu was für Gemeinschaftserfahrungen wir wirklich fähig sind. Es hat eine tiefe
Lebens-Wahrheit, es ist eben eine wahre Geschichte.
Märchen zeigen uns, wozu wir fähig sind – im Negativen
wie im Positiven.
Ich denke, das Sommermärchen ist hinsichtlich der gemachten Gemeinschaftserfahrungen nicht vorbei. Oder um es
anders auszudrücken: Am Ende steht „Fortsetzung folgt“.
Wir schreiben das Märchen mit unserem Leben fort. Es wird
zur Geschichte, „die das Leben schreibt“, unser Leben
schreibt sie. Und hoffentlich ist das „eine wahre Geschichte“
und nicht nur etwas, das 2006 stattgefunden hat,
aber nichts mit unserer jetzigen Lebensrealität zu tun hat.
Ich meine, dass wir zur Fortschreibung dieser wahren
Geschichte schon auch mal miteinander Fußball gucken
können – das ist keine Flucht vor der Wirklichkeit – aber
wir werden auch andere Lebensäußerungen dazu finden
können.
Wirklichkeit im christlichen Glauben
Als Theologe möchte ich noch einige Gedanken an den
Schluss stellen:
Meiner Meinung nach hat der christliche Glaube etwas von
dieser gerade vollzogenen Gedankenbewegung ganz tief in
sich: Wir Christinnen und Christen gehen von einer Wirklichkeit aus, auf die wir zugehen und die zugleich schon da
ist. Wir nennen sie „das Reich Gottes“.
Es ist bereits jetzt da, um es mit einem Lied zu sagen,
„wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu
beginnen, ganz neu, . . .wo Menschen sich verschenken, die
Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu, . . .wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu
beginnen, ganz neu“. Da, wo das Reich Gottes aufwächst,
„da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde
unter uns“. In dieser Gesellschaft, in der Gesellschaft des
Reiches Gottes leben wir gut.
Und am Ende heißt es dann vergleichbar, aber doch ganz
anders als im Märchen: „Und sie lebten glücklich und
zufrieden bis an ihr Lebensende – und darüber hinaus!“
Peter Heiter
ist Pfarrer in Eybach/Stötten
und Fußballfan
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Aus Kirche und Gesellschaft
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Kirche und Politik –
Einmischen oder Raushalten?
MATTHIAS WITTLINGER
Trennung von Staat und Kirche
„Mischt Euch nicht in anderer Leute Angelegenheiten!“
schimpfen manche Politiker, wenn sich die Kirchen zu
aktuellen politischen Fragen äußern. Andere haben
grundsätzliche Bedenken dagegen, dass sich die Kirchen
in tagespolitische Fragen einmischen: Sie halten es für
undemokratisch, wenn die Kirchen ihre öffentliche Macht
„ausnutzen“, um ihre politischen Vorstellungen durchzusetzen.
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin –
Kirche und Mahnmal
Die Ursache
Die Trennung von Staat und Kirche liegt in der Säkularisierung begründet. Säkularisierung bedeutet die
„Ablösung der politischen Ordnung als solcher von ihrer
geistlich-religiösen Bestimmung und Durchformung".
Die Säkularisierung der Gesellschaft und ihrer Kultur ist
die Folge der Verschiedenheit und des Gegeneinanders
der vielerlei christlichen Konfessionen in der Neuzeit.
Angesichts konkurrierender (christlicher) Wahrheitsansprüche fällt dem modernen Staat nur noch die Funktion
der Befriedung von Gesellschaft und Gemeinwesen zu;
die Leitung in Glaubensfragen gehört nicht mehr zu seinen Aufgaben. Dies hat zur Folge, dass das christliche
Bekenntnis vor allem in den privaten Bereich verwiesen
wird und der Staat weltanschaulich neutral zu sein hat:
Er hat die Religionen und die Religionsfreiheit seiner
Bürger zu schützen, darf keine Konfession bevorzugen.
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Glaube kann nicht entscheiden
Das Verhältnis der ChristInnen zu Staat, Politik und
Recht ist kompliziert. Es gab immer wieder Versuche,
unmittelbar aus theologischen und biblischen Normen
das Handeln im weltlichen Gemeinwesen zu bestimmen.
Versuche dieser Art standen und stehen jedoch stets
in der Gefahr, ideologisch zu verengen.
Zwar werden ChristInnen aus theologisch-biblischen
Ideen Richtlinien und Antriebe für ihr Handeln schöpfen.
Aber die Entscheidung für diese oder jene politische Tat
ist im weltlichen Bereich, in dem sie sich mit konkreten
Sachverhalten auseinandersetzen müssen, nur aufgrund
ethischer Bewertung zu treffen. So können ChristInnen
im Falle sozialer Ungerechtigkeit durchaus für einschneidende oder gar revolutionäre Maßnahmen plädieren.
Aber ob dieser Fall vorliegt, das ist eine sozialethische
Frage. Hier ist der Glaube überfragt.
Den ideologischen Missbrauch von Glaubensgrundsätzen
erkennen wir in allen Kriegen, besonders aber im Dritten
Reich. Die vor allem im Luthertum verbreitete Zwei-Reiche-Lehre, die weltliche Ordnung und Reich Gottes unterscheidet, betont die Eigenständigkeit der weltlichen
Ordnung. Demgegenüber hebt die reformierte Theologie
(wie Karl Barth und seine SchülerInnen) den umfassenden
Anspruch Gottes auf die Welt hervor, womit Theologie
und Kirche ein prophetisches Amt beanspruchen.
Im Kirchenkampf des Jahres 1934 betonten die Mitglieder
der Bekennenden Kirche gegenüber den „Deutschen Christen“ und dem nationalsozialistischen Totalitarismus den
unbedingten Anspruch Gottes auf das „ganze Leben“ der
ChristInnen. Ihre Lehre von der „Königsherrschaft Christi“
war die theologisch überzeugendste Form, den Missbrauch der Zwei-Reiche-Lehre, mit der die Politik im
nationalsozialistischen Gewaltstaat gerechtfertigt wurde,
zu bekämpfen. Diesen Missbrauch unterstützte die im
Protestantismus lang geübte Interpretation des Römerbriefs (Römer 13,1 „es ist keine Obrigkeit außer von
Gott“). Danach wurde die jeweils bestehende politische
Herrschaft (bis 1918 das evangelische Landesfürstentum)
religiös legitimiert. Dagegen hatten sozialethisch-rechtliche
Begründungen für politische Herrschaft kaum Bedeutung.
Vorbild ist gewünscht
Es gibt viele Menschen, die sich gerade von den Kirchen
eine grundsätzliche Orientierung auch in politischen
Fragen erhoffen, weil sie darauf vertrauen, dass sich hier
Menschen äußern, die nicht von Wahlen abhängig sind.
Die Befürworter politischer Äußerungen seitens der Kirche
berufen sich gerne auf die Propheten des alten Israel, die
immer auch die falsche Politik der Könige als einen Abfall
von Gottes Willen brandmarkten. Politische Äußerungen
der Kirche werden vor diesem Hintergrund als notwendige Wahrnehmung eines „prophetischen Wächteramtes
der Kirche“ verstanden, das eine Orientierung gebende
und damit seelsorgerliche Funktion habe.
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Die direkte Berufung auf geistliche Autoritäten für
Alltags- und Gegenwartsfragen – seien es der Papst, eine
Synode oder der unmittelbare Rückgriff auf die Bibel –
kann nach evangelischem Verständnis für das politische
Amt nicht den alleinigen Maßstab bilden. Das ist Würde
und Bürde der besonderen evangelischen Verantwortung
in der Politik, so wie ich sie verstehe.
Der Reichstag in Berlin – Wiederaufgebaut für das Volk
Eine Meinung ist notwendig
Für einen gewinnbringenden Dialog zwischen Kirche und
Politik ist es unerlässlich, dass die jeweiligen Argumente
klar und deutlich artikuliert und publiziert werden. Wer
sich eine Meinung bilden will, muss die Argumente aller
Beteiligter oder Betroffener kennen, um nach Abwägung
zu einem eigenen Urteil und zu einer eigenen Meinung
zu kommen.
Letztendlich bedeutet dies, dass die Kirchen, auch wenn
sie nicht steuernd in die aktuelle Politik eingreifen wollen,
die Aufgabe und Verantwortung haben, kirchliche Positionen zu erarbeiten und den Gemeindegliedern bekannt zu
machen.
Christen in der Politik – gelebte Verantwortung
Im Bewusstsein der Schwere, aber auch der Bedeutsamkeit der politischen Herausforderungen müssen wir als
ChristInnen in der Politik immer wieder um die Lösung
der Probleme in unserem Land ringen und uns glaubwürdig dafür einsetzen. Bei aller Vorläufigkeit des politischen
Tuns werden wir immer den hohen Ernst und die Verantwortung dieses Berufes zu betonen haben. Zum Verhältnis von Glaube und Politik hat der zweite Bundestagspräsident, Dr. Hermann Ehlers, einmal sehr schön formuliert:
„Die Verantwortung, die die Menschen für sich, für ihre
Bürger, für die Gemeinschaft des Volkes tragen, muss eine
andere sein, wenn sie nicht meinen, dass mit dem Tode
alles aus ist, sondern dass ein letztes Gericht und eine
letzte Gnade auf sie warten. Wo es keine große Hoffnung
gibt, gibt es auch keine vernünftige Politik.“
Matthias Wittlinger
Bürgermeister in Uhingen und
ehemaliger Vorsitzender des
Bezirksarbeitskreises für Jugendarbeit
im Kirchenbezirk Geislingen
Neben der Kirche hat in meinen Augen auch jeder Christ
und jede Christin eine besondere Verantwortung, wenn
sie in der Politik tätig ist. Christsein in der Politik ist
immer konkret. Dazu gehört auch, dass man in einer
bestimmten Konfession beheimatet ist.
Was sind Kennzeichen protestantischer Verantwortung?
Verantwortung in Politik und Gesellschaft gründet für
mich als evangelischem Bürgermeister zunächst einmal
darin, dass Gott einen Sünder aus Glauben rechtfertigt.
Die eigene glaubensverantwortliche Gewissensentscheidung ist nicht delegierbar. Zugleich wird damit jede starre
Gesetzes- und Prinzipienethik abgelehnt. Diese grundlegend evangelische Auffassung von der „Freiheit eines
Christenmenschen“ mag es zwar schwierig machen, einen
Konsens zu finden, doch gehört gerade diese Schwierigkeit zum protestantischem Verständnis von menschlicher
Freiheit unabdingbar dazu.
Die Reichstagskuppel
Evangelische ChristInnen in der Politik wissen, dass das
verantwortliche Ringen um die besten Antwortversuche
nun einmal in den Streit und die Zweideutigkeiten dieser
Welt gehört. Diese Zweideutigkeiten in der politischen
Arbeit zu leugnen oder überspringen zu wollen, wären
der theologisch wie politisch unzulässige Versuch, weltliches und geistliches Amt miteinander zu verwechseln.
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Aus Kirche und Gesellschaft
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Was erhofft man sich in Afrika vom Leben?
MATTHIAS BANZHAF
Lange habe ich überlegt, was ich zu der Frage schreiben
kann. Trotz der vielen Jahre, die ich nun schon in Afrika
arbeite, ist es mir immer noch nicht gelungen, die Tiefen
der afrikanischen Seele zu verstehen. Wahrscheinlich wird
mir das auch nie so richtig gelingen. Aber vielleicht kann
ja das Beispiel von drei Freunden (Namen geändert)
etwas zum Thema beitragen.
Hamidou, der Straßenjunge, der immer zur Mittagszeit
am Ausgang der französischen Schule steht, um sich dort
seine tägliche Mahlzeit zu ergattern. An wen klammert er
sich heute in der Hoffnung, etwas abzubekommen, seien
es nur ein paar Centimes, ein Kugelschreiber, oder vielleicht auch mal ein paar neue Schuhe? Ein paar hundert
Eltern holen ihre Kinder ab. Manche bleiben bei laufendem Motor im klimatisierten Auto sitzen, andere winden
sich abwehrend durch die vielen ambulanten Gemüseund Bonbonverkäufer, Bettler und die anderen Straßenkinder, die alle gekommen sind, um von dem einen, kurzen
Augenblick zu profitieren, wo die, die satt sind und
eigentlich viel zu viel haben, an einem Ort versammelt
sind. Aber es sind nur fünf Minuten, in denen es zu handeln gilt, danach sind alle wieder weg, verschanzt hinter
ihren Mauern und beschützt von ihren Wächtern. Wer
ist heute Hamidous Gönner? Wen begleitet er heute vom
Auto bis zur Schulpforte und zurück, in der Hoffnung
dass der dann nicht mehr anders kann als ihm etwas zu
geben? Heute hat Hamidou den Falschen ausgesucht.
Alles für die Katz! Der ausgesuchte Gönner hatte kein
Kleingeld. Und schon sind alle anderen
weg. Wieder eine Nacht schlafen, ohne
etwas gegessen zu haben. Aber der
eine, tagtäglich wiederkehrende Traum
hält ihn wach: Irgendwann einmal auf
der anderen Seite des automatischen
Auto-Fensters zu sitzen und derjenige
zu sein, der die Centimes verteilt.
Djidda, der Viehnomade, der jahraus, jahrein mit seinen
Rindern dem Regen folgt. Die Regenzeit im Sahel ist kurz,
meistens dauert sie nur zwei Monate. Aber es regnet
nicht überall. Manchmal muss Djidda mit seiner Frau und
seinen drei Kindern 400 km laufen, um seine Herde dorthin zu führen, wo das Grün aus dem Boden sprießt.
Er muss sich beeilen, bevor die anderen Viehnomaden
dort eintreffen, um seinem Vieh das unberührte, zarte
Grün bieten zu können. Es gibt eben nur diese eine kurze
Periode, wo es sich sattessen kann. Nur eine satte Kuh
gibt auch Milch! Also schnell die paar Habseligkeiten
zusammenschnüren und auf die Esel packen: Kochtopf,
Plastikplane, Schlafmatte, ein paar Löffel, das war’s dann
auch fast schon. Dieses Jahr ist Djidda in die falsche Richtung gelaufen. Der Regen, den man ihm gemeldet hatte,
war zu wenig, um einen richtigen Grasteppich wachsen
zu lassen. Was bleibt nun? Alles wieder zusammen3 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
packen, ganz weit in den Süden zu laufen, über Grenzen
ziehen und in der Fremde versuchen zu überleben, bis zur
nächsten Regenzeit. Tausche eine Kalebasse Milch gegen
eine Hand voll Hirse, das muss reichen. Auf was hofft
Djidda im Leben? Eigentlich nur auf
eines: auf eine Welt, in der es wieder
mehr regnet, wo man den Bedürfnissen der Nomaden mehr Rechnung
trägt, wo man mit offenen Armen
empfangen wird statt mit Macheten.
Etwas anderes kann sich Djidda
eigentlich auch gar nicht vorstellen.
Salifou, Beamter im Erziehungsministerium, der immer
wieder woanders hin versetzt wird und selten pünktlich
sein Gehalt bekommt (wenn er
es überhaupt bekommt). Es ist
wieder soweit. Im Radio werden
die Versetzungen bekannt gegeben. Nach einer langen Aufzählung von Namen hört Salifou
den seinigen. Er wird nach
N’Gurti versetzt, 1.700 km von der Hauptstadt entfernt,
eine kleine Militärstation am Rande der Wüste: kein
Strom, Wasser aus dem Brunnen, nur ein paar Händler
und die Familien der Militärs, die hier leben. Soll er dorthin seine Familie mitnehmen, nachdem er erst vor drei
Monaten mit ihnen von einem ähnlichen Ort nach Niamey in die Hauptstadt gezogen ist? Was für eine Ungerechtigkeit, denkt Salifou. Weil wieder mal der Minister
ausgetauscht worden ist, werden alle Stellen umbesetzt,
weil der Neue seine Getreuen um sich haben will, und
die, die ihm nicht nützlich sind, soweit wie möglich wegschickt. Wäre er doch Mitglied in der regierenden Partei,
dann wäre alles einfacher für ihn. Aber das ist gegen
seine Überzeugungen. Er will nicht seine Seele verkaufen,
nur für ein paar Vorteile. Und doch hofft er, dass sich
irgendwann alles zum Guten kehren wird: Eine Regierung,
die stolz auf ihre Beamte ist, die jene fördert, die aufrecht
arbeiten, und diejenigen bestraft, die auf Kosten anderer
in ihre eigene Tasche arbeiten. Eine Welt, in der die
eigene Leistung zählt und nicht die zufällige Verwandtschaft mit dem Minister.
Hamidou, Djidda und Salifou sind alle drei praktizierende
Moslems. Fünf mal am Tag neigen sie sich in Richtung
Mekka. Dort bringen sie ihre Hoffnungen auf eine gerechtere Welt vor den Herrn, den sie Allah nennen. Sie tun
dies mit dem gleichen Glauben und Vertrauen, in dem
auch wir für eine bessere Welt beten.
Matthias Banzhaf, Geislingen,
ist im Entwicklungsdienst tätig
und seit Januar in der Republik Niger,
dem ärmsten Land der Welt
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Frauen, Quote und Qualität im Fernsehen
Prägt das Fernsehen die Gesellschaft oder die Gesellschaft das Fernsehen?
ANJA GÖRZEL-BUB
Das waren noch Zeiten. Keine Quoten, keine Marktanteilanalysen. Das Wort „Zappen“ war noch nicht erfunden.
Es gab nur das Erste, Zweite und Dritte. Kein DschungelCamp und kein Daniel Kübelböck. Herrliche Tage für die
öffentlich-rechtlichen Programme. Herrlich tatsächlich.
Bis Mitte der achtziger Jahre wurde Fernsehen noch weitgehend von Männern bestimmt. Vor und hinter den
Kulissen. Zwar gab es eine Wibke Bruhns, Dagmar Berghoff und Carmen Thomas – Frauen der ersten Stunde.
Doch ein Versprecher – „Schalke 05“ – genügte, und
schon war es aus mit der Karriere als Moderatorin im
Aktuellen Sportstudio.
Konkurrenz bringt Bewegung
Überhaupt – Frauen und Sportberichterstattung: Erst 2004
war diese Männerdomäne bereit für eine Frau: Monica
Lierhaus moderierte die Sportschau. Woher kam diese
Lierhaus? Entdeckt hatten sie die Privaten. Im Privat-Fernsehen waren Frauen vor der Kamera häufiger vertreten,
vor allem blonde. Fernsehen, das Medium fürs Auge.
Auch da sollten wir uns nichts vormachen. Trotzdem:
Mit der Konkurrenz durch die Privaten gab es auch in
den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Umdenken. Man
musste sich messen lassen. Vieles wurde überdacht.
Es entstand Bewegung und brachte so manche kluge Frau
hervor und in unsere Wohnzimmer. Korrespondentinnen
im Ausland zum Beispiel: Der WDR entdeckte für uns
Gabriele Krone-Schmalz, Sonja Mikich und Tina Hassel.
So sind Frauen heute aus dem Fernsehen, aus den Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Dennoch belegt eine
Umfrage des Emnid-Instituts von Mai 2005, dass in der
öffentlichen Wahrnehmung immer noch vorwiegend
Männer das Informationsterrain besetzen. In einer Umfrage des NDR unter Zuschauerinnen und Zuschauern
wurde Anne Will ihrem männlichen Pendant Ulrich
Wickert als Assistentin zugeordnet. Alte Rollenklischees?
Zwei von elf. Von Parität sind die Öffentlich-Rechtlichen
noch weit entfernt. Dabei sind diese Sender der Verfassung und damit dem Gleichheitsgrundsatz verpflichtet.
Ohne Quote geht nichts
Wer aber wählt die Intendanten? Die Rundfunkräte, und
diese sollten, so steht’s in den Staatsverträgen, zwar
paritätisch besetzt sein, sie sind es aber – bis auf den
Norddeutschen Rundfunk – nicht. Ende 2007 wird beim
Südwestrundfunk die Zusammensetzung des Rundfunkrats neu besetzt. Die Kirchen, gesellschaftlich relevante
Verbände, Organisationen und Parteien schicken ihre
Abgesandten in diese Gremien. Schon jetzt appellieren
Landespolitikerinnen dafür, mehr Frauen in die Rundfunkräte zu entsenden. Ob die Forderungen fruchtbar sein
werden oder ins Leere laufen, werden wir sehen.
Dabei sind starke Frauen gefragt. Im Fernsehen, im fiktiven
Bereich. Lena Odenthal zum Beispiel, die „Tatort“-Kommissarin des Südwestrundfunks. Die Tatorte mit Ulrike
Folkerts in der Hauptrolle sind Quotenhits. Oder aber
Bella Block – ihre eigenwillige Kollegin im ZDF. Auch die
bringt Quote zur Primetime am Samstagabend. Quote
und Qualität. In diesem Fall sind sie eins. Ohne Quote
geht es nicht. Auch nicht im ersten, zweiten und dritten
Programm.
Würden die Öffentlich-Rechtlichen nur noch auf Kultur
und Wissenschaft setzen, wie oft verlangt, rutschten
ARD und ZDF in die Nischen. Natürlich müssen auch die
Nischen besetzt sein, Kultur und Wissenschaft müssen
sein. Aber die Öffentlich-Rechtlichen müssen auch die
Masse ansprechen – mit Qualität. Das ist der Auftrag.
Nicht mit Schadenfreude und Kommerz wie bei den
Privaten und ihren Dschungelshows, sondern mit
Anspruch.
Würde nur noch die Bildungselite in der ersten Reihe
sitzen, wären die Rundfunkgebühren nicht mehr zu
rechtfertigen und damit die Unabhängigkeit und
Kontrollfunktion der öffentlich-rechtlichen Medien als
die vierte Gewalt im Staat in Gefahr.
Immer noch keine Chancengleichheit für Frauen
Dabei sind die populären TV-Nachrichtenmagazine bei
ARD und ZDF in der Moderation durchweg paritätisch
besetzt. Beispielsweise im ZDF „Heute Journal“: Marietta
Slomka und Claus Kleber. Aber Claus Kleber ist nicht nur
Moderator sondern auch Redaktionsleiter. Hier liegt der
feine Unterschied. Die Chefsessel, insbesondere die Chefredakteurssessel sind bei den Öffentlich-Rechtlichen in der
Hauptsache von Männern besetzt. Die Kommentare in
den „Tagesthemen“ sprechen vor allem Männer. Beim
Bayerischen und Saarländischen Rundfunk hat 2006 keine
einzige Frau kommentiert. Je höher die Posten, desto
weniger Frauen. Ausnahmen: der Westdeutsche Rundfunk
(WDR) und Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit
ihren Intendantinnen Monika Piel und Dagmar Reim.
Anja Görzel-Bub, geb. 1963 in
Siegen, verheiratet, ein Sohn
(12 Jahre), arbeitete als Hörfunkund Fernseh-Moderatorin, Reporterin,
Redakteurin sowohl beim privaten
(Antenne Niedersachsen, Hannover)
als auch beim öffentlich-rechtlichen
Rundfunk (SDR Mannheim, und
SWF Baden-Baden). Seit 1998 ist sie beim SWR in Stuttgart
Fernseh-Redakteurin bei „Baden-Württemberg aktuell“.
Im Juni 2006 wurde sie zur Beauftragten für Chancengleichheit des Südwestrundfunks Stuttgart gewählt.
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Aus Kirche und Gesellschaft
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Wie Schule gelingen kann
Schülerinnen und Schüler eine Eintrittskarte ins Leben geben
CHRISTOF STRAUB
Kinder und Jugendliche in ihrer schulischen
Situation und Lebenswelt interessieren, solange
die eigenen Kinder bzw. die Enkel die Schule
besuchen. „In welcher Gesellschaft wollen wir
leben?“ erfordert aber genau hier eine Abkehr
von dieser landläufigen Praxis. Sie fordert mehr
denn je zur aktiven Auseinandersetzung und
zum Mitmachen auf, damit die von mir
gewählte Überschrift „Wie Schule gelingen
kann“ zur Wahrheit wird.
Was prägt Kinder?
Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist eine trag- und ausbaufähige Schulbildung 1. Seit geraumer Zeit beschäftigen sich
alle Schulen und Schularten im Rahmen der
Schulentwicklung mit Leitbildern und Leitzielen
sowie ganzen Schulprogrammen. Dies dient
letztlich auch zur Rechenschaftslegung und
kann an jeder Schule eingesehen werden.
Schulen haben also ihre Wertevermittlung
schriftlich niedergelegt, aber ist das somit alles?
Gerade Schulen bzw. die am Schulleben Beteiligten suchen Antworten auf zunehmend beobachtbare gesellschaftliche Veränderungen in den
Familien und bei den Menschen selbst. Traditionelle Mehrgenerationenfamilien mit klar
festgelegten Aufgabenverteilungen und Füreinanderdasein gibt es schon lange nicht mehr.
Auch klischeehafte Familienbilder sind längst
nicht mehr überall Realität. Teilfamilien, oft Einzelkinder, oder interkulturelle Bindungen und Verwurzelungen prägen heutige Familienstrukturen.
Neu und gravierend ist die fehlende Sprechund Erzählkultur zuhause. Dies zieht sich durch
die weniger werdenden Familien gleich welcher
Nationalität und durch alle sozialen Schichten.
Vor allem die Medien haben diese Kommunikationslosigkeit gefördert, von uns allen
stillschweigend geduldet.
Spaß steht über allem
Vielfach beobachtbar ist das mangelnde Verständnis für Regeln und deren Einhaltung.
Beispiele dazu gibt es genug: Pünktlichkeit zu
Schulbeginn, Begrüßung und Verabschiedung,
Ausreden lassen und Zuhören können. Bequemlichkeit kommt hinzu: oft genug werden den
Kindern die Schultaschen bis zur Tür getragen.
Schule mit ihrer Regelmäßigkeit wird häufig als
die erlaubende und die verbietende Institution
3 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
gesehen und bleibt hier auf sich allein gestellt.
Gegebene bzw. drohende Arbeitslosigkeit von
Eltern und somit der fehlende Zugang zu
finanziellen Mitteln verursacht eine fehlende
Vereinskultur.
Geändert hat sich beim einzelnen Jugendlichen
die Einstellung zur Gewaltanwendung oder zum
Aussprechen von unflätigen Ausdrücken.
Werden diejenigen darauf angesprochen
bekommt man die Einheitsantwort „War doch
nur Spaß“. Hier findet eine Qualitätsminderung
bei gleichzeitiger Verharmlosung statt. Der
Spaßfaktor ist schwerwiegender als das Bewusstsein, für sein Verhalten bestraft zu werden bzw.
eine Anzeige bei der Polizei zu erhalten.
Perspektiven für Jugendliche
Werte werden von Jugendlichen oft genug als
„uncool“ angesehen und empfunden. Werte
werden zuhause auch nicht vorgelebt. Es fehlt
offensichtlich an Vorbildern in der eigenen
Lebenswelt. Gleichzeitig bekommen die Jugendlichen von der Gesellschaft signalisiert
„Wir brauchen euch nicht“, was zumindest die
Lehrstellensituation für Hauptschülerinnen und
Hauptschüler sowie die Diskussion um diese
Schulart in der Tagespolitik betrifft.
Hier sehe ich Aufgaben für die Schulen bzw.
für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Schule und
schulisches Lernen lassen sich auch in die
drei Bereiche Vor-Leben, Nach-Denken und
Mit-Machen gliedern2. Gerade das Mit-Machen
erfordert Handlungsspielräume, in denen real
Verantwortung übernommen werden kann.
Schulen stellen sich dieser Aufgabe und dieser
Verantwortung wie eingangs beschrieben. Ein
Baustein für die Lindenschule ist die Ganztagesschule, die nunmehr im dritten Jahr besteht.
Keineswegs ruhen sich Schulen im Streben
nach Verbesserungen aus. Vertrauen geben und
schenken, heißt Vertrauen zurückzubekommen
und hierbei können Sie helfen: Kinder und
Jugendliche an die Hand nehmen, sich einbringen in Form von Patenschaften usw. Dies kann
für viele Schülerinnen und Schüler eine Eintrittskarte zum Leben bedeuten. Wir alle sollten
den Kindern in der Schule und in der Freizeit
zur Einübung von Durchhaltevermögen verhelfen und ihnen Perspektiven geben.
Ein Zitat Erich Fromms soll dies verdeutlichen:
„Wenn das Leben keine Vision hat, nach der
man strebt, nach der man sich sehnt, dann gibt
es auch kein Motiv sich anzustrengen.“ 3
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Vielerorts geschieht dies bereits durch Ihr
Engagement als Lesepatinnen und -paten, Ihre
Mitarbeit bei der Hausaufgabenhilfe, oder als
Expertinnen und Experten im Unterricht. Warum
nicht auch als Bewerbungs- bzw. Berufspaten?
Dies wäre ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung
und -reifung unserer zukünftigen Generation
und das Schulklima würde besser.
„Jugendliche, die das Schulklima positiv einschätzen, nehmen regelmäßiger als andere am
Unterricht teil und neigen seltener zu körperlichen Gewalthandlungen.“4
Nur gemeinsam können wir Kinder und Jugendliche zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft
heranwachsen lassen. Die Aussagen des Forum
Bildung sollten wir uns zu Herzen nehmen und
in Taten umsetzen. Die Schulen sind mit Ihrer
Unterstützung dazu bereit:
„Werte lassen sich nicht abstrakt vermitteln.
Bildungseinrichtungen müssen verstärkt
Gelegenheiten schaffen zum Erleben, Erfahren
und Reflektieren von Werten. Sowohl im
Rahmen der konkreten Lernsituation (Unterricht)
als auch bei der Gestaltung des gesamten
Lernumfelds bedarf es einer Kultur des Miteinanders . . . Der Erwerb von Werten hängt von
Alltagserfahrungen und von Vorbildern ab, die
Werte vorleben.“5
Christof Straub
ist Schulleiter
an der Lindenschule
in Geislingen
1
2
3
4
5
vgl. BDA (2003), S. 7
vgl. Schirp (2004), S. 246f.
Erich Fromm, in: Schratz (2003), S. 55
Deutsches PISA-Konsortium: PISA 2000, in: BDA (2002), S. 20
Empfehlungen und Einzelergebnisse des Forum Bildung.
Forum Bildung, S. 28, in: BDA (2002),S. 18
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„Time to say
goodbye!“ –
Das ejw Geislingen sagt dem
Martin-Luther-Haus leise servus!
JOHANNES WALTER
So ähnlich lässt sich die Gefühlslage vieler Mitarbeitenden
des Jugendwerks Geislingen (ejw) wohl am besten
beschreiben. Anfang des Jahres 2007 zog das ejw aus
dem Martin-Luther-Haus aus. Nach über 40 Jahren mit
vielen Erinnerungen und Erlebnissen war es ein Abschied
mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Der geplante Verkauf des Gebäudes brachte den Umzug
des ejw mit sich. Nach
längerer Suche waren
neue Räume im Jugendheim in der
Friedensstraße gefunden.
Als diese frei waren, hieß
es zunächst den Pinsel
schwingen. Die neuen
Räume wurden mit
frischen Farben hergerichtet, Kabel verlegt und mehr.
Danach begann der erste Teil des Großprojektes „ejwUmzug“: das ganze ejw-Büro in Kisten und Kartons
verpacken, Regale und Möbel abbauen und verladen.
Viele Erinnerungen wurden wach an Aktionen und
Situationen in und mit
dem Martin-LutherHaus.
Angekommen in den
neuen Räumen in der
Friedensstraße 44 ging
es ans Einrichten.
Trotz der vielen Arbeit
war es sehr schön, die
neuen Büros entstehen
zu sehen und zu
gestalten.
Der Büroumzug war
nur die halbe Miete.
Das umfangreiche
Das ejw im neuen Domizil:
Materiallager des ejw
Jugendheim, Friedensstraße 44
musste ebenfalls an den
neuen Standort gebracht werden.
Nachdem alles vollendet ist, freuen
sich jetzt alle ejw-ler auf einen guten Start im neuen
Haus und natürlich auf viel Besuch in den schönen
Räumen. Wir sind gespannt darauf, was wir hier alles
erleben werden!
Johannes Walter ist
Mitglied im BAK
(Bezirksarbeitskreis)
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Aus dem Kirchenbezirk
Begeistert von TRAINEE
SCHWESTER CLAUDIA GÜNTHER
29 Jugendliche unseres Kirchenbezirks haben ein besonderes Projekt: Sie besuchen einen Traineekurs und werden
zu Leitenden in der Jugendarbeit ausgebildet. Angesprochen und eingeladen wurden vor allem die Konfirmierten
der letzten Jahre und engagierte SchülerInnen.
Trainee ist ein erlebnis- und praxisorientierter Kurs.
Er lädt Jugendliche ein, ihre Kompetenzen zu trainieren,
und fördert das Engagement in der Schule und in der
Jugendarbeit. Etwa alle zwei Wochen findet ein Schulungstreffen statt. Im Rahmen von Trainee-Wochenenden
und Praxiseinsätzen wird das Gelernte vertieft und gleichzeitig Gemeinschaft kennen und schätzen gelernt. Die
Praktika finden in den Gemeinden statt, werden angeleitet
und reflektiert. So bietet der Kurs eine positive Erfahrung
des Mitarbeitens in der eigenen Gemeinde. Persönliche
Themen und Glaubensfragen sind in das Kursprogramm
eingebunden. Die Jugendlichen erhalten wichtige Impulse
im Blick auf soziale Verantwortung, Teamfähigkeit, Leitungs- und Organisationskompetenz. So werden sie in
ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefordert und gefördert.
15 Trainees aus Donzdorf und Süßen haben sich für dieses Programm begeistern lassen und treffen sich regelmäßig in der Christuskirche in Donzdorf. Parallel findet
ein zweiter Traineekurs mit 14 Teilnehmern aus Gemeinden des Albdistriktes und Geislingen statt. Was unsere
Trainees und die Mitarbeiter dabei besonders gut finden,
haben sie so ausgedrückt:
Also mir gefällt, dass es so ‘ne tolle Gruppe
ist. Man lernt viel, es macht voll Spaß und
die Mitarbeiter sind Klasse. Man versteht
sich einfach und es bringt was für den
Alltag.
Priyanka Komanapalli, Steinenkirch
Trainee
– ist gut, weil es immer lustig ist
– da lernt man viel, z. B. Spiele, Geschichten erzählen…
– man findet Ideen für Kinderstunden
Sarah Dreher, Aufhausen
Trainee ist toll,
weil die Leute echt lustig sind,
es mir auch für die Schule hilft und
viele neue Freundschaften daraus
entstanden sind.
Dorothea Berg, Geislingen
Cool ist, dass wir immer sehr viel Spaß
haben und wir alles Gelernte selbst in
Gruppenstunden anwenden können.
Ich lerne, vor anderen zu reden und mich
auf Neues einzulassen.
Anja Weit, Hofstett-Emerbuch
Ich bin begeistert von motivierten, engagierten Jugendlichen, die ihre Zeit und Ideen
einbringen, um Mitarbeiter zu sein und zu
werden. Es tut mir gut, mit den anderen
zusammen zu sein, weil ihre Begeisterung
mir wieder Freude an der Mitarbeit gibt.
Martina Bail, Amstetten (Kursteam Albdistrikt)
Schwester Claudia mit den Jugendlichen
Ich bin dabei, weil ich lernen möchte,
Jugend- oder Kindergruppen zu leiten und
zu gestalten. Ich finde Trainee toll, weil
man dort neue Leute kennen lernt und
Freundschaften schließen kann. Mir gefällt
die Gemeinschaft.
Mareike Mack, Stubersheim
Es macht sehr viel Spaß und da lernt man
viel über Jesus und Gott, wie man ein gutes
Team wird, miteinander umzugehen und
den anderen so zu akzeptieren, wie er ist
Yvonne Friede, Türkheim
3 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Die Planung und Durchführung des Kurses
ist eine sehr spannende und vielseitige Aufgabe, die mir viel Freude macht und mich
begeistert. Ich schätze die Möglichkeit der
Schulung, die Zusammenarbeit und die
Gemeinschaft mit jungen Mitarbeitern.
Dabei erlebe ich, dass die Durchführung des Kurses ein
gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Mich selbst beeindruckt an den Jugendlichen vor allem die Offenheit, mit
der sie an neue Aufgaben, neue Themen und Arbeitsformen herangehen.
Jutta Häussler (Kursteam Albdistrikt)
Trainee ist gut, weil
– es abwechslungsreich ist und nicht nur
Theorie
– man lernt, wie man mit Kindern umgeht
und Gruppenstunden organisieren kann
– man von Gott erfährt und es Kindern
weitergeben kann
Sarina Beutel, Amstetten
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Unter einem gemeinsamen Dach,
auf einem gemeinsamen Fundament
Was mit dem Pfarrplan 2011 angestoßen wurde
SUSANNE JUTZ
Die diesjährige Frühjahrssynode im Kirchenbezirk Geislingen liegt gute drei Wochen zurück. Von Gruibingen und
Wiesensteig treffen sich die Kirchengemeindräte. Ein Jahr
lang hatten sie an der Aufgabe gearbeitet, bei ihren beiden vollen Pfarrstellen 50 % Stellenanteile „einzusparen“.
Ein großer Brocken, ist doch insgesamt im Kirchenbezirk
bis 2011 eine Pfarrstelle einzusparen – Wiesensteig und
Gruibingen sind davon mit der Hälfte betroffen. In Bad
Überkingen, Hausen und Unter-/Oberböhringen sind es
„nur“ 25 % und in Aufhausen und Türkheim ebenso.
Die Kirchengemeinde Auendorf mit ihren 359 Mitgliedern
kommt im Verbund mit Deggingen-Bad Ditzenbach ohne
Kürzung eine Runde weiter, ebenso die Stadtgemeinden.
Die Zusage der Bezirkssynode war da, dass Kirchengemeinden, die miteinander eine Fusion eingehen,
„übersprungen“ werden.
Wiesensteig und Gruibingen wagen das
„Unmögliche“
Sollten in Wiesensteig und Gruibingen zwei 75%-Stellen
entstehen? Oder übernimmt ein Pfarramt – und wenn ja,
welches – Mitverantwortung für die jeweils andere
Kirchengemeinde und hat damit dann die 100 %-Stelle
neben einem 50 %-Pfarramt? Gemeinschaftlich hat man
sich für die 100 %/50 %-Lösung entschieden. Doch wie
sollte das umgesetzt werden? Eine gemeinsame Lösung
war nicht möglich. Wiesensteig und Gruibingen übergaben die Entscheidung der Bezirkssynode. Diese
beschloss jedoch, das die beiden Gemeinden in einen
neuen Beratungsprozess gehen sollen.
Nun haben die Gemeinden noch einmal einen Zeitaufschub bekommen bis zur Herbstsynode.
Ich selbst war Gast bei dem erwähnten „nachsynodalen“
Treffen. Ermüdung war spürbar im Blick auf den zurückliegenden Prozess. Ratlosigkeit, wie man es denn überhaupt Recht machen könne, vor allem den Gemeinden.
Aber auch die Bereitschaft, einen neuen Ansatz zu
wagen, das „Unmögliche“ vielleicht doch zu schaffen.
Wie eine Spiegelung kam es mir vor: Es sind doch in
vielem dieselben Befürchtungen und Vorbehalte, mit
denen wir auch bei uns im „vorderen Täle“ umgegangen
sind, und immer wieder die selben Wünsche und Ziele.
Die Gesamtkirchengemeinde
Bad Überkingen, Hausen, Unterböhringen
Die drei Kirchengemeinden Bad Überkingen, Hausen und
Unterböhringen mit (Oberböhringen) haben sich am Ende
eines intensiven Prozesses vorgenommen, ein „Drei-Familien-Haus“ zu errichten unter dem Dach einer Gesamtkirchengemeinde. Bis zum Jahr 2011 soll das stehen, die
jeweiligen Zimmer und Gemeinschaftsräume eingerichtet
sein und auch die jeweiligen „Freibereiche“. Da wir hoffen, dass man durch das gemeinsame Wohnen und Leben
wirklich sparen kann,
sehen wir inzwischen
der anstehenden Stellenreduzierung von
200 % auf 175 % mit
der nötigen Gelassenheit entgegen. Wir
haben uns dafür
entschieden, dass
das Pfarramt, das die
„Hausverwaltung“ und
die Betreuung der dort
angestellten Personen
übernimmt, mit 100 %
Präsentation des Pfarrplans
ausgestattet wird. Dies
bei der Bezirkssynode
wird aus jetziger Sicht
das Pfarramt Unterböhringen sein. In einem fortgesetzten
Beratungsprozess werden wir gemeinsame Vorhaben der
drei „Familien“ planen und natürlich den Hausbau. Dabei
werden wir auch schauen, wer in dem gemeinsamen
Komplex welche Aufgaben und Schwerpunkte übernehmen kann.
Türkheim und Aufhausen sitzen in einem Boot
Am schwersten tun sich wohl nach wie vor die beiden
Kirchengemeinden Aufhausen und Türkheim mit einem
gemeinsamen Prozess. Die Kirchengemeinde Aufhausen
hatte nach dem Weggang des seitherigen Pfarrers darauf
bestanden, die Stelle zunächst noch einmal separat zu
50% auszuschreiben. Inzwischen hat allerdings die Landessynode den Beschluss der Bezirkssynode Geislingen
vom Frühjahr 2006 bestätigt. Zudem konnte die Stelle in
Aufhausen seither nicht besetzt werden. Nun wird eine
Pfarrstelle Türkheim-Aufhausen zu 100 % ausgeschrieben,
dabei aber eine Besetzung mit zwei mal 50 % bevorzugt,
damit in Türkheim und Aufhausen jeweils ein Pfarrer
sein kann.
Fusion statt Reduzierung
Die Fusionsprozesse der Martinskirchengemeinde und
Markuskirchengemeinde sowie Stadtkirchengemeinde und
Pauluskirchengemeinde in Geislingen sind eingeleitet,
ebenso eine Fusion der Kirchengemeinden Auendorf und
Deggingen-Bad Ditzenbach. Für erstere ist das Jahr 2008,
für die zweiteren das Jahr 2010 und für die letztgenannten das Jahr 2011 Zielpunkt der Umsetzung.
Susanne Jutz
ist Pfarrerin in Bad Überkingen und
Mitglied im Pfarrplan-Ausschuss
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Aus dem Kirchenbezirk
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um 19.30 Uhr statt:
27. September, Süßen, Gemeindehaus
09. Oktober, Amstetten, Gemeindehaus
16. Oktober, Bad Ditzenbach, Gemeindehaus
06. November, Geislingen, Jugendheim, Friedensstraße 44
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 7
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Aus den Distrikten
DISTRIKT ALB
Aus der Not eine Tugend gemacht
Das neue Gottesdienstangebot in Steinenkirch-Böhmenkirch-Treffelhausen
INGEBORG BRÜNING
Es hat unserer schönen, kleinen Lutherkirche nicht geschadet, dass die regulären Sonntagsgottesdienste dort nur
noch einmal im Monat stattfinden und wir ansonsten die
Gottesdienste zentral in Steinenkirch feiern.
Wenn in Böhmenkirch Gottesdienst ist, sind jetzt anfangs
die Kinderkirchkinder dabei. Sie erleben ein Stück Liturgie
und bereichern den Gottesdienst. Erwachsene nehmen die
monatliche Gelegenheit zum Gottesdienst in Böhmenkirch
stärker wahr als die einstmals wöchentliche.
Ergänzend finden schöne, kreative Abendgottesdienste in
Böhmenkirch statt, die sich zunehmender Beliebtheit
erfreuen. Am Gründonnerstag war z. B. eine große, festliche Tafel gedeckt. Das Gottesdienstteam entführte die
Gemeinde nach Israel zu einem Sederabend. Wir erlebten
mit, wie die Not in Ägypten und der Auszug aus der
Knechtschaft in Israel in den familiären Erzählungen
gegenwärtig sind. Leute aus dem Team lebten sich ein in
die Rolle der jüdischen Hausfrau oder des Familienvaters.
Und ein Kind aus der Gruppe stellte die berühmte Frage:
„Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen?“ Darauf konnte der Familienvater seine Erzählung beginnen.
Nach der Erzählung wechselten wir die Szene und waren
bei Jesus im Abendmahlsraum. Wie Jesus die Tradition
aufnahm und gleichzeitig radikal anders interpretierte,
konnte so miterlebt werden. Musikalisch begleitet werden
die kreativen Abendgottesdienste von unserer Konfiband.
Wer Freude daran hat, solche Gottesdienste mitzugestalten, ist gern im Team willkommen.
Ingeborg Brüning
ist Pfarrerin in Steinenkirch,
Böhmenkirch und Treffelhausen
Altar in der Lutherkirche in Böhmenkirch
Kindermusical begeistert Hofstett-Emerbuch
ANDREA ZIEGLER
Einstimmen auf das Weihnachtsfest ließen sich zahlreiche
Besucher von den Kinderkirchkindern Hofstett-Emerbuch
und Stubersheim.
Mit „Ein kleiner weißer Schneemann“ und „Kinder guckt
naus“ führte der Männergesangverein unter der Leitung
von Birgit Hammerath in den Abend ein. Fast 50 Kinder
begeisterten dann mit ihrer Aufführung des Kindermusicals „Sonderbar“ das Publikum. Ein eigens dafür
gegründeter Teenie-Chor begleitete ausdrucksstark die
mit Pfiff und Elan gespielte Weihnachtsgeschichte mit
Liedern. Unterstützt wurden sie von Claudia Häußler
am E-Piano, Andreas Weit am Schlagzeug und Birgit
Hammerath auf der Geige. Ein Höhepunkt waren die
gemeinsamen Lieder der 25 Männer des Gesangvereins
mit den zehn Mädchen des Teenie-Chors.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderkirche
gaben sich große Mühe mit der Technik, den Kulissen,
die mit Liebe zum Detail gestaltet wurden, den Sprechern,
die ihre Rollen perfekt präsentierten, den kleinen Solo3 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
sängerinnen und den vielen kleinen Hirten und Engeln,
die auf der Bühne umher schwirrten.
Im bis auf den letzten Platz besetzen Gemeinschaftshaus
in Hofstett dankte Pfarrerin Edeltraud Meyer allen großen
und kleinen Akteuren für ihr Engagement und diesen
gelungenen Abend.
Andrea Ziegler ist Kinderkirchmitarbeiterin
in Hofstett-Emerbuch und Stubersheim
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DISTRIKT GEISLINGEN
80 Jahre Posaunenchor an der Martinskirche Geislingen
Im Jahr 1927 war der Altenstädter Posaunenchor innerhalb des Evangelischen Jünglings-Vereins Altenstadt entstanden. Viele der in dieser Zeit starken christlichen Jungmännervereine beschlossen die Gründung eines
Posaunenchores. So entsprang – bei genauer Betrachtung
– die Posaunenchorarbeit aus der Jugendarbeit der
Gemeinden. Dies zeigt sich bis heute darin, dass die
Posaunenchorarbeit im Evangelischen Jugendwerk in
Württemberg integriert ist.
1927 formulierten die Altenstädter Bläser: „Wir spielen
darum die Posaunen, um die Vereinsfeste zu verschönern,
der Gemeinde beim Gottesdienst und anderen Gelegenheiten zu dienen und durch unsere Musik für unseren
Herrn und Meister unter der Jugend zu werben.“
An den Aufgaben hat sich bis auf den heutigen Tag nur
wenig geändert. Allein der Zustrom der Jugend wurde
geringer. Jedoch freut sich die Martinsgemeinde über die
regelmäßige Mitgestaltung der Gottesdienste sowie des
Gemeinde- und Mitarbeiterfestes durch die Posaunen.
Auch bei den Gottesdiensten im Grünen ist der Posaunenchor aus Altenstadt regelmäßig im Dienst. Heute
umfasst er etwa 15 bis 20 Mitglieder.
Einige Bläser blicken auf langjährige treue Mitgliedschaft
zurück. Besonders verdient gemacht hat sich Karl Schmid.
1947 begann er in seinem Geburtsort Urspring Trompete
zu spielen. Seit seinem Umzug nach Geislingen 1956
spielt er im Posaunenchor Altenstadt. Seit einigen Jahren
hat der Chor keinen eigenen Dirigenten mehr. Karl Schmid
übernahm daraufhin die Chorleitung. Er gibt die Einsätze
durch ein Schwenken der Trompete oder ein Heben
des Armes, während er selbst
die Sopranstimme spielt.
Weitere Jubilare im Posaunenchor Altenstadt sind:
Silvia Birker (10 Jahre), Meike
Huskamp (20 Jahre), Renate
Grimaldi (25 Jahre). Mehr als
50 Jahre spielen Hans Joachim
Pfahl und Adolf Ströhle.
Anlässlich des 80-jährigen
Jubiläums findet eine
festliche Abendmusik
am 17. November 2007
um 19.00 Uhr in der Martinskirche statt.
Dazu laden die Martinsgemeinde und der Posaunenchor
herzlich ein.
Wer Interesse hat das Posaunenspiel zu erlernen
oder im Chor mitzuspielen, wende sich bitte an
Karl Schmid, Heidenheimer Straße 199
(Telefon 0 73 31/6 04 17).
Kirchenkino regt zum Nachdenken über Gott und die Welt an
CHRISTOPH WIBORG
Filme unterhalten für einen Abend, manchmal beschäftigen sie einen noch Tage danach. Oft liegt das daran, dass
wir in ihnen Themen und Gefühlen begegnen, die uns
innerlich bewegen. Filme erzählen vom Leben, von
Schicksalen und Konflikten, von Liebe und Hass, von
Schuld und Versöhnung, von Glück und Unglück.
Dabei versucht mancher Film Antworten auf die letztlich
religiösen Fragen des Lebens zu geben, etwa „Was ist der
Mensch?“ oder „Was darf ich hoffen?“, „An welchen
Normen soll ich mein Leben orientieren?“
Und nicht selten spielen Filme mehr oder weniger offen
mit religiösen Motiven und Symbolen, etwa mit einer
Erlöserfigur.
Martinskirche lädt zu Film und Gespräch ein
Seit nunmehr viereinhalb Jahren gibt es das Kirchenkino
in der Martinskirche. Am 16. Juli wird mit dem Film
„Sommer vorm Balkon“ mittlerweile der 45. Film gezeigt.
In der Regel wird einmal im Monat, jeweils montags um
19.30 Uhr, ein unterhaltsamer Spielfilm gezeigt, der zum
Nachdenken anregen und zum Gespräch einladen soll:
über Fragen des Lebens, über den Glauben, kurz: über
Gott und die Welt. Indem die Martinsgemeinde im Kirchenraum Filme zeigt, öffnet sie „Räume der Begegnung“.
Räume für Menschen, um miteinander ins Gespräch zu
kommen, und Räume der Begegnung mit den Sichtweisen
und Überzeugungen der Filme. Der Eintritt ist jeweils frei.
Hin und wieder wird mit dem Film auch eine weitere Veranstaltung in der Martinsgemeinde verknüpft, sei es durch
das Aufgreifen der Thematik in einem Gottesdienst, sei es
durch einen ergänzenden Vortrag. Öffentlich für die
Kirchenkinoteam nicht. Wer Interesse an den Filmen hat,
kann das Programm entweder im Gemeindebrief der
Evangelische Gesamtkirchengemeinde oder auf der
Internetseite des Kirchenbezirks Geislingen
www.kirchenbezirk-geislingen.de einsehen.
Kirchenkino im Herbst (Änderungen vorbehalten):
16.07. Sommer vorm Balkon
17.09. Zum Weltkindertag: Nobody knows
15.10. Zur Deutschen Einheit: Das Leben der Anderen
19.11. Zum Thema Exorzismus: Requiem
10.12. Kirchenkino für Kinder:
Das fliegende Klassenzimmer
Christoph Wiborg
ist Pfarrer an der
Geislinger Martinskirche
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Aus den Distrikten
DISTRIKT GEISLINGEN
Eybacher Kirchengemeinde packt Neues an
PETER HEITER
Was hat die Jahreslosung „Siehe, ich will ein Neues
schaffen, jetzt wächst es auf . . .“ (Jesaja 43,19a) mit der
Dachsanierung der Eybacher Kirchengemeinde zu tun?
In der Tat – es gibt Neues zu vermelden aus Eybach:
Die Dachsanierung ist im Frühjahr 2007 abgeschlossen
worden.
Gab es in der letzten Ausgabe der Kirchenbezirkszeitung
noch zwei eher schlechte Nachrichten zu vermelden
(1. die angespannte Haushaltslage allgemein, und 2. die
anstehende Dachsanierung), so gibt es dieses Jahr sprichwörtlich „eine gute und eine schlechte Nachricht“.
Zunächst die „schlechte“: Zwar ist es auch dank vieler
Spenden gelungen, den Haushalt der Kirchengemeinde für
das Jahr 2007 zu konsolidieren, aber langfristig besteht
immer noch Handlungsbedarf. In der Fußballersprache
ausgedrückt: Wir müssen weiter am Ball bleiben, zum
Beispiel Energiesparen durch Umzug im Winter ins
Gemeindehaus.
Und nun die „gute“ Nachricht: Für die
Dachsanierung wurde in einem nicht
für möglich gehaltenen Maß gespendet.
Mit den Gottesdienstopfern für diesen
Zweck betragen die Spenden über
11.000 €. Unsere Kirchengemeinde
dankt dafür herzlich.
Möglich wurde dies durch „Neues“, das
aus der Notsituation herauswuchs: Unterschiedliche
Gruppen verkauften Kuchen nach dem Gottesdienst,
die Jugendarbeit bot einen Filmtag, rund um die FußballWM gab es viele Aktionen, Basare,
Feste und Konzerte.
Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass Neues wachsen durfte
in unserer Kirchengemeinde.
Peter Heiter ist Pfarrer
in Eybach und Stötten
Maria Glatz: 20 Jahre Mesnerin und Hausmeisterin
SABINE KLUGER
Liebe Frau Glatz, am 1. Mai 1988 wurden Sie von Pfarrer
Rudolf Dinkel in Ihr Amt als Mesnerin und Hausmeisterin
an der Pauluskirche eingeführt. In den beiden Jahren
davor hatte Ihr Mann diesen Dienst versehen, nun übernahmen Sie das Amt von ihm. Wie war das denn damals?
Oh, das war nichts Besonderes, man ist vorgestellt
worden, ich habe in meiner Kirchenbank gesessen
und mich umgedreht, und das war’s schon. Jeder hat
ja schon gewusst, wer ich bin. Dabei, da fällt mir
ein … da gab es den Frauenkreis, den Frau Dinkel
organisiert hatte, und mit dem waren wir einmal
beim Minigolf in Bad Überkingen, und ich habe
gewonnen. Da kam eine Frau zu mir und sagte:
„Frau Glatz, Sie sind ja eine ganz normale Frau. Ich
hab’ mir vorgestellt, da kommt so eine mit Kopftuch
und langem Rock…“ Das fand ich nett, weil sie so ehrlich
war. Ich war halt eine Rei’gschmeckte aus Siebenbürgen.
Was hat sich denn in den 20 Jahren verändert?
Für die Gemeindefeste haben wir – im Gegensatz zu
heute – alles selber gemacht. Ich entsinne mich genau, als
ich das erste Mal dabei war haben wir von 25 kg Mehl
Spätzle gemacht, und 100 Maultaschen. Auch den Braten
haben wir selber gemacht, die Sauce, die Salatteller.
Hinterher aufgeräumt, ohne Spülmaschine! Die Küche
war noch nicht umgebaut, es gab auch noch nicht diese
schönen Töpfe. Mit nassem Bauch haben da unzählige
Leute Geschirr gespült. Ja, und die Kirchengemeinderäte
haben einen Sketch aufgeführt, das war immer sehr lustig.
Die Gemeindediakonin, Frau Stutvoet, hat mit ihren
Jungscharkindern immer eine Spielstraße gemacht.
Sehnen Sie sich manchmal nach diesen Zeiten zurück?
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Für mich war das sehr wichtig damals, weil ich in Kontakt mit vielen Leuten gekommen bin. Ohne das hätte ich
mich nicht so schnell eingelebt! Und ich habe viel gelernt.
Ich bin ja aus einer ganz anderen Küche gekommen.
Was war denn anders an der Küche Ihrer Heimat?
Das war eine ganz andere Welt. Ich komme ja vom Land,
da gab es nur im Sommer Frisches. Man musste alles einlegen oder einfrieren. Und hier konnte man heute kaufen
für morgen – oder heute kaufen für heute!
Was mir ganz wichtig ist: dass unsere Kinder und Enkelkinder in der Pauluskirche konfirmiert, getraut und getauft
wurden. Unsere Kirche ist mir zur zweiten Heimat
geworden. Ich freue mich, wenn ich ein volles Haus habe.
Frage: Was würden Sie sich denn für Ihre weitere Arbeit
in der Paulusgemeinde wünschen?
Frau Glatz: Ich weiß nicht, ob man das hier sagen kann…
Es tut mir sehr Leid, dass es in unserer Gemeinde keine
Jugendgruppe mehr gibt. Kann man das irgendwie einrichten, dass unsere Jugendräume wieder belebt werden?
Aber wer kann das machen? Ich sehe so oft die Jugendlichen, die auf der Bank bei uns auf dem Kirchplatz sitzen.
Die sind noch keine Erwachsenen, sind keine Kinder mehr,
und wissen nicht wohin. Überall, wo sie hingehen, kostet
es viel Geld. Da denke ich oft dran, und das liegt mir sehr
am Herzen.
Und was wünschen Sie sich persönlich?
Frau Glatz: Ach, was wünsche ich
mir … ich bin wunschlos glücklich.
Das Interview führte Sabine Kluger,
Pfarrerin an der
Pauluskirche Geislingen.
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Wer ist „ER“?
Gedanken eines Dorfpfarrers über das Wetter in Stötten und anderswo
PETER HEITER
„Er bringt warmes Wetter!“ – ein alltäglicher Satz, den ich
als Dorfpfarrer bei verschiedenen Gelegenheiten immer
wieder zu hören bekomme: bei der Planung des nächsten
Gottesdienstes im Grünen, bei Geburtstagsbesuchen oder
bei der Frage, wie das Wetter bei der nächsten Feierlichkeit ist.
Doch wer ist „ER“?
Ich frage nach. Dabei erhalte ich verschiedene Antworten:
„Der von der Stöttener Wetterwarte“, „Der Wetterbericht“, „Der Radiosprecher“ der „Der Radio“.
Für mich liegt noch eine weitere Möglichkeit nahe Mit
dem Satz „Er bringt warmes Wetter“ könnte ausgedrückt
werden, dass wir Leib, Leben und auch das Wetter Gott
verdanken. „ER“, das ist: Gott – nach Paul Gerhardt „der
Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn“.
Aber ist das wirklich so? Ist das, was bei der Stöttener
Wetterwarte gemessen wird, wirklich alles von oben her
gesteuert? Ist das Wetter etwas, das wir Menschen nur
beobachten, wie wir es in der Stöttener Wetterwarte
tun? Etwas, was ER tut und wir nur nachvollziehen
können – oder eben im besten Fall: voraussagen?
Das zwanglose Reden übers Wetter hat in der letzten
Zeit seinen Charakter verändert, sozusagen von heiter
nach wolkig. Schuld daran ist die
Erkenntnis, dass wir für unser Wetter
doch mehr verantwortlich sind, als
man gemeinhin annimmt. Bei der
Debatte über die Klimaerwärmung
mag so mancher ins Stocken geraten:
Hoppla, sind es doch wir, die das
Wetter machen?
Wir Christinnen und Christen wissen um die Verantwortung, die uns für unsere Welt übertragen ist. Gleichzeitig
wissen wir, dass es nicht einfach ist, auf Annehmlichkeiten des Fortschritts zu verzichten. Ich beobachte an
mir selbst, dass das Auto viel zu selbstverständlich zu
einer alternativlosen Gewohnheit geworden ist.
Dennoch vertraue ich darauf, dass mir immer wieder neue
Anstöße begegnen, im Einklang mit der Natur zu leben.
Ich glaube, dass ER uns Möglichkeiten und Wege
schenkt, die wir gehen können, zum Beispiel auch mit
unseren eigenen Füßen.
Peter Heiter ist
Pfarrer in Eybach/Stötten
DISTRIKT OBERE FILS
„Zwischen Himmel und Erde –
Themen der Theologie erleben und bedenken“
Großes Interesse beim Theologiekurs 2007
GEORG BRAUNMÜLLER
Pfarrerinnen und Pfarrer des Dekanats bereiteten für die
Distrikte des Kirchenbezirks das Erwachsenenbildungsprojekt „Zwischen Himmel und Erde“ vor. Der Kurs soll in
drei Staffeln mit jeweils sechs Abenden veranstaltet
werden, mit Kursgebühr und verbindlicher Teilnahme.
Im Oberen Filstal fand zu Jahresbeginn der Kurs im
Gemeindehaus in Hausen statt. Das Interesse am Theologiekurs war so groß, dass Interessierten abgesagt werden
musste, denn mit der Zahl von 34 TeilnehmerInnen war
die Grenze längst erreicht. Sehr erfreulich war, dass Menschen aus fast allen Orten des Distrikts, unterschiedlichen
Alters und mit ganz verschiedenen Lebenserfahrungen
sich beteiligten. Dass Theologie und Erfahrung in Bezug
gebracht werden indem neben informativen Vorträgen,
Gespräche in Gruppen und im Plenum ihren Platz haben,
scheint das besondere dieses Kurses zu sein. Denken und
Erleben, geistlicher und geistiger Anspruch waren miteinander verknüpft.
Beispielhaft ist das Thema „Im Strom des Lebens: Theologie und Biografie“, referiert von Dekanin Gerlinde Hühn.
Nach Anknüpfungspunkten für Sinnfragen in unserer Bio-
grafie wird ebenso gesucht wie nach Deutungsmöglichkeiten für diese Fragen mit Hilfe von Theologie.
Ende dieses Jahres laden wir zur zweiten Staffel mit sechs
weiteren Kursen im Oberen Filstal mit folgenden Themen
ein:
• Spuren des religiösen Heute.
• Jesus – Hingabe an das Leben.
• Wie kann Gott das zulassen? Aspekte zur Theodizee.
• Arbeit war sein Leben!? Leistung und Rechtfertigung.
• Gesundheit – Fitness – Wellness und der verletzliche
Mensch.
• …und ruhte am siebten Tag. Rhythmen und Rituale.
Die genauen Termine und der Veranstaltungsort werden
im Herbst veröffentlicht.
Pfarrer Georg Braunmüller
ist Pfarrer in Unterböhringen/Hausen
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Aus den Distrikten
DISTRIKT UNTERES FILSTAL
Renovierung in der Jakobuskirche Kuchen
FRANK BENDLER
Aus Alt mach Neu – das kann nicht das Thema sein bei
der Innenrenovierung der Jakobuskirche in Kuchen. In
einem waren sich die Kirchengemeindrätinnen und -räte
noch vor den ersten Bauüberlegungen einig: uns gefällt
unser Gotteshaus mit seinem dorfkirchlichen Charakter.
Trotzdem kann eine Kirche nicht mehr so ausgestattet
sein wie vor hundert Jahren – und auch nicht mehr wie
vor fünfzig Jahren. So lange ist nämlich die letzte Innenrenovierung her. In anderen Kirchen wurde in der
Zwischenzeit längst schon renoviert. In Kuchen gab es
Nachholbedarf.
Angefangen hatte alles mit einer maroden Bankheizung.
Zeitweilige Ausfälle, gestiegene Strompreise und Gedanken an den Umweltschutz setzten die Überlegungen in
Gang, die Heizung zu erneuern. Mehrere Bauberatungen
des Oberkirchenrates ergaben dringende weitere Maßnahmen. So ist durch einen ungünstigen Putzbelag die
Feuchtigkeit im Mauerwerk gestiegen. Die Elektroanlage
war veraltet. Darüber hinaus befand man, dass die
Beleuchtung auch nicht das hergab, was ein Gemeindeglied zur Lesbarkeit seines Gesangbuchliedes benötigt.
Wie das aber manchmal so ist: Aus „drei freien Wünschen“ wurden auf einmal ganz viele, die doch nicht alle
erfüllt werden können. Dennoch kostet die Renovierung
450.000 Euro. Seit dem 8. Januar wird erneuert. Viele
freiwillige und auch fachkundige Helfer sind im Einsatz.
Die gesamten Gipserarbeiten im Innenbereich sind bereits
ausgeführt worden.
Die Erneuerung der Bänke
steht noch aus – der
Holzwurm war aktiver als es
zunächst den Anschein hatte.
Die Kassettendecke aus der
Renaissancezeit wird fachkundig gesäubert, der Taufstein ist
zu versetzen, ein störender
Sockel im Altarbereich zu
entfernen, die Emporenbrüstung soll einen neuen
Anstrich bekommen, ganz zu
schweigen von den vielen
Detailarbeiten.
Fundraisingaktionen begleiten
den Bau. Ein Betrag von 80.000
Jakobuskirche Kuchen
Euro war zu Beginn der Maßnahme noch zu erbringen. Inzwischen sind schon 40.000
Euro durch Spenden zusammen gekommen, für die die
Kirchengemeinde dankt. Am Ende wird eine immer noch
alte aber schmucke Kirche dastehen, der man wieder ihre
Würde ansieht. Das werden wir Kuchener feiern, wenn
wir wieder in unsere Kirche einziehen.
Frank Bendler
ist Pfarrer in Kuchen
Kirchenjubiläum Süßen 2007:
„Unsere Ulrichskirche – mittendrin“
Sonntag, 15. Juli, 9.30 Uhr:
Gottesdienst zum Gedenken an den Brand vor
300 Jahren, Ulrichskirche
Predigt: Dekanin Gerlinde Hühn, Geislingen
Sonntag, 23. September, 17.00 Uhr:
IMPULS-Gottesdienst: „Kirche wohin?“, Ulrichskirche
mit Pfarrer Andreas Weidle, Göppingen
Sonntag, 30. September, 10.30 Uhr
Gottesdienst zum Erntedankfest, Ulrichskirche
mit anschließendem Mittagessen im Ev. Gemeindehaus
Unter diesem Motto feiert die Evangelische Kirchengemeinde Süßen den Wiederaufbau der Ulrichskirche
vor 300 Jahren nach dem Stadtbrand im Jahr 1707.
Bei verschiedenen Gottesdiensten und Veranstaltungen
laden wir Sie ein, mit uns zu feiern.
Genauere Informationen unter
„www.suessen-evangelisch.de; hier ein paar Blitzlichter:
4 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Sonntag, 21. Oktober, 18.00 Uhr:
Jubiläumskonzert mit dem Kirchen- und Posaunenchor,
Ulrichskirche
Montag, 22. Oktober, 19.30 Uhr
Frauengeschichten vor 300 Jahren
Das „Montagskränzle“ lädt ein, Ev. Gemeindehaus
Sonntag, 11. November, 9.30 Uhr:
Festgottesdienst am Tag der Kirchenwahl, Ulrichskirche
Predigt: Prälatin Gabriele Wulz, Ulm
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Bibelkurs „Gottes Spuren entdecken“ in Gingen
THOMAS KOPFER
In Gingen findet seit einem dreiviertel Jahr ein Bibelkurs
statt. Jeden Mittwochabend treffen sich zweieinhalb Stunden lang die 34 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und
70 Jahren, um in 30 Lektionen an mit Texten des Alten
Testamentes zu arbeiten. Darauf haben sich die KursteilnehmerInnen ausführlich mit den Kursmaterialien
vorbereitet.
Jeder Abend
beginnt mit einer
kurzen Andacht
die reihum von
zwei TeilnehmerInnen vorbereitet
wird, die zuvor
auch den Saal
Bibelkurs in Gingen
hergerichtet und den Imbiss für die Pause vorbereitet
haben. Anschließend werden in lockerer Art Fragen zum
Referat vom letzten Mal und zu den neu zu lesenden
Bibeltexten beantwortet. Dann folgt ein Vortrag von
Pfarrer Matthias Krauter. Danach ein Imbiss, der auch der
Gemeinschaft und dem gegenseitigen Austausch unter
den Teilnehmenden dient. Gruppenarbeit, Film oder eine
Bildbetrachtung beenden den Abend.
Obwohl die Abende viel Zeit bedeuten, auch durch Vorund Nachbereitung, sind bisher nur wenige Teilnehmer
abgesprungen. Alle empfinden es als Bereicherung, sich so
intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, die großen Linien
und Zusammenhänge zu entdecken, Fragen zu stellen
oder einfach miteinander ins Gespräch zu kommen und
im Glauben zu wachsen.
Thomas Kopfer ist in Teilnehmer des Bibelkurses
Evangelisch im Lautertal
„Damit aus Fremden Freunde werden . . .“
GERD-ULRICH WANZECK
Dieser Liedanfang ist ein gutes Motto für das Jubiläum
„50 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Donzdorf“.
Denn die Gemeinde verdankt ihre Existenz wesentlich der
„Völkerwanderung“, ausgelöst durch den zweiten Weltkrieg. Etwa 18 Millionen Deutsche waren davon betroffen.
Noch im 19. Jahrhundert lebten nur wenige Evangelische
im Lautertal, das ja zum Gebiet der katholischen Grafen
Rechberg und Degenfeld gehörte. Erst die Industrialisierung bewirkte einen allmählichen Wandel. Aber noch
1939 gab es nicht mehr als ca. 300 evangelische
Bürger/innen im Lautertal. Sie gehörten zu verschiedenen
evangelischen Kirchengemeinden: Degenfeld, Salach,
Gingen und vor allem Süßen. Sie lebten verstreut in der
„Diaspora“. Das kirchliche Leben war mühsam. Im Süßener Pfarrbericht von 1929 lesen wir: „Die Gottesdienste
wurden bis vor kurzem im Lokal der katholischen Kleinkinderschule gehalten, in der Regel an jedem 1. Sonntag
im Monat, vormittags um 1⁄ 4 9 Uhr“. Als Sitzplätze
dienten die Kinderschultische.
Ab Mitte 1946 hielt der Süßener Pfarrer Pfleiderer
wöchentlich einen Gottesdienst in Donzdorf. Im Rathaus
wurde ein Büro zum Andachtsraum umgestaltet, doch
den beanspruchte auch bald die Schule. So war die
Freude riesengroß, als Ende 1951 der Süßener Vikar
Fischinger nach Donzdorf umzog und am 6. September
1952 eine in wenigen Wochen errichtete Montage-Kirche
nach dem Entwurf von Prof. Otto Bartning eingeweiht
werden konnte. Das Gemeindeleben blühte auf.
Es dauerte aber noch fünf Jahre bis zur Selbständigkeit.
Landesbischof Haug schrieb am 28.02.1957 „Ein lang
gehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen; ihr seid nun
eine selbständige Kirchengemeinde geworden …
Ich freue mich mit euch von Herzen.“
Am 1. Mai 1959
wurde der bisherige
Pfarrverweser Fritz
Lang auf die neu
errichtete Pfarrstelle
Donzdorf ernannt und
konnte als erster mit
seiner Familie in das
Donzdorfer Gemeindehaus und Christuskirche
Pfarrhaus neben der
„Diasporakapelle“ im Lautergarten einziehen. Nach der
Gemeindereform 1973 gehören auch die Evangelischen
in Lauterstein (also Nenningen und Weißenstein) zur
Kirchengemeinde Donzdorf.
Die evangelische Kirchengemeinde begeht dieses Jubiläum. Landesbischof Frank Otfried July hat der Gemeinde
zum Jubiläum gratuliert: „Ich freue mich mit Ihnen, dass
aus den kleinen Anfängen im Lautertal im März 1957
im Laufe der Jahre eine aktive und lebendige Gemeinde
gewachsen ist, die aus dem heutigen kirchlichen Leben
nicht mehr wegzudenken ist. Mein Dank gilt allen,
die im Vertrauen auf Gott daran mitgewirkt haben!
. . . Nicht wir Menschen erhalten die Kirche. Dies ist ganz
allein Gottes Werk“.
Das Jubiläumsprogramm der Kirchengemeinde Donzdorf
können Sie im Internet nachlesen unter:
www.donzdorf-evangelisch.de
Gerd-Ulrich Wanzeck
ist Pfarrer in Donzdorf
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Aus dem Kirchenbezirk
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VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN
Nach 35 Jahren Ehrenamt
in den Ruhestand
Wie viele Teller Helga Jörke (68) aus
Stötten gespült hat und wie viele
Kilo Kartoffeln sie geschält hat, lässt
sich nicht mehr nachzählen – eins
steht aber fest, es waren sehr, sehr
viele. Denn Frau Jörke arbeitete 35
Jahre lang in der Waldheimküche mit.
Hochgerechnet half sie bei der Zubereitung von 94500 leckeren Mahlzeiten, die von Kindern
und Mitarbeitenden gleichermaßen geschätzt wurden.
Das Waldheim 2007 muss nun ohne ihre Hilfe auskommen, denn Frau Jörke hat sich in den wohlverdienten
Ruhestand verabschiedet. Wir werden sie vermissen und
danken ihr für ihre langjährige Tätigkeit.
40 Jahre Dienstjubiläum von Brigitte Büttner
Zwei Generationen der Unterböhringer Kinder sind zu ihr
in den Kindergarten gegangen: Brigitte Büttner ist seit 40
Jahren Erzieherin im
Evangelischen Kindergarten in Unterböhringen. Ihre Ausbildung
zur Kinderpflegerin
machte Brigitte Büttner
im Seminar in Freudenstadt im Jahre 1964.
Am 12. Juni 1967 kam
sie in den Kindergarten.
Seit 1968 ist sie die Leiterin. In diesen 40 Jahren hat sie sich mit großem Engagement für die Kinder und die Kirchengemeinde eingesetzt.
Viel hat sie in dieser Zeit erlebt: Neubau des Kindergartens, Erweiterung und Reduzierung der Gruppen, Waldprojekt, neue Kindergartenkonzepte, Orientierungsplan,
mehrmalige Wechsel im Pfarramt, Mitarbeit in der Mitarbeitervertretung, und mehr. Die Kirchengemeinde Unterböhringen dankt Brigitte Büttner herzlich für ihren Einsatz
für die Kinder und den Kindergarten.
Mesner-Wechsel in der Süßener Ulrichskirche
Zum Ende des Jahres 2006 haben Melitta und Friedrich
Jedig ihren Dienst in der Süßener Ulrichskirche altersbedingt beendet. 15 Jahre hatte sich das Mesnerehepaar
treu und mit Liebe um die Kirche gekümmert, die ihr
zweites Zuhause war. Ein herzliches Dankeschön!
Eine ebenso zuverlässige Nachfolgerin wurde in Mathilde
Bimbinneck gefunden.
4 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Motorradtreff: „Bike und Bibel!“
Wer Interesse hat am gemeinsamen Motorradfahren und
am Gespräch über „Gott und die Welt“ ist eingeladen.
Wir treffen uns jeden ersten und dritten Donnerstag
im Monat um 18.00 Uhr vor dem Pfarrhaus in Unterböhringen.
Nähere Informationen erhalten sie bei
Pfarrer Georg Braunmüller, Telefon: 07334/4364,
10 Jahre Kirchenbezirks-Zeitung
Sie gilt als etwas besonderes innerhalb der Württembergischen Landeskirche:
Die Geislinger Kirchenbezirks-Zeitung. Einmal im
Jahr liefert sie Informationen
über Kirche und Gesellschaft. Und sie wird gelesen. Auch außerhalb des Kirchenbezirks. Von der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart kam sogar eine
schriftliche Mahnung, dass doch bitte ein Pflichtexemplar
bei ihnen abzuliefern sei. Andere LeserInnen freuen sich
darüber, über „alte Bekannte, viel Lebendiges, Neues und
Engagement zu erfahren“, wie uns die die ehemalige
Dekansfrau Johanna Lempp aus Schwäbisch Hall schrieb.
Die Zehnte Ausgabe ist fertig, und wir möchten mit
der Kirchenbezirks-Zeitung noch weitere Jubiläen feiern.
Süßener Posaunenchor ehrt Jubilare
Für langjährige Bläsertätigkeit im Süßener Posaunenchor
wurden im Februar geehrt: Herbert Fischer für 50 Jahre;
Ulrich Böheim für 40 Jahre; und Tobias Gering, Claudia
Gröner, Marc-Ulrich Häderle, Michael Keller und Leonhard
Kurz für 25 Jahre. Herzlichen Glückwunsch!
Die Laster des Pfarrer Hoene
Auch Pfarrer haben Laster, so auch
Reinhard Hoene, Pfarrer in Amstetten.
Der begeisterte Autofan ist im Besitz
des Bus- und LKW-Führerscheins. Und
wenn er mal frei hat, frönt er seinem
Laster und fährt Laster. So hat sich
Reinhard Hoene nun auch bereit erklärt, in diesem Jahr
mit einem LKW die 20.000 Exemplare der Geislinger Kirchenbezirks-Zeitung von der Druckerei abzuholen und in
die Kirchengemeinden im Bezirk auszufahren. Keine leichte
Arbeit kommt da auf ihn zu: Sechs Paletten á 600 kg
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wird sein Laster zu transportieren haben. Da Sie, liebe
Leserin und lieber Leser, die Zeitung jetzt in Händen halten, können wir davon ausgehen, dass Reinhard Hoene
„sein“ Laster fest im Griff hatte und alles gut gegangen ist.
800. Geburtstag von Elisabeth von Thüringen
Noch heute wird Elisabeth verehrt. Sie ist Vorbild für
tätige Nächstenliebe und gleichzeitig faszinierend als
ungewöhnliche Frauengestalt ihrer Zeit. Anlässlich ihres
800. Geburtstages findet das Elisabethjahr 2007 statt.
Elisabeth von Thüringen wurde am 7. Juli 1207 auf Burg
Sárospatak in Ungarn geboren und starb am 17. November 1231 in Marburg an der Lahn.
Mit vielen weiteren einflussreichen
deutschen Adelshäusern und dem
Kaiser war sie verwandt und wurde
bereits wenige Jahre nach ihrem
Tod am Pfingstfest 1235 heilig
gesprochen. Elisabeth wird oft als
die deutsche „Nationalheilige“ des
Mittelalters bezeichnet. In der
Kunst wird sie meist mit einem
Korb voller Rosen oder Brot dargestellt, was auf die späte
Legende des „Rosenwunders“ zurückgeht. Beliebt sind
auch Darstellungen Elisabeths mit einem Bettler, den sie
mit Kleidung, Nahrung oder Geld versorgt. Im MauchAltar im Chor der Geislinger Stadtkirche ist Elisabeth von
Thüringen dargestellt.
Neue Sekretärin bei der Erwachsenenbildung
Mein Name ist Silke Neumann und
ich habe zum 15. März die Stelle von
meiner Vorgängerin, Alexandra Henning bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Geislingen, übernommen.
Mit meinem Mann, meinen Söhnen
im Alter von acht und elf Jahren und
meiner Schwiegermama lebe ich in
Stubersheim.
Nachdem ich über 20 Jahre in einer Baustoffhandlung als
Buchhalterin und auch als „Allrounderin“ gearbeitet habe,
freue ich mich sehr über die neue Herausforderung in der
Erwachsenenbildung. Ich freue mich darauf, mit Menschen zu tun zu haben, und mein Steckenpferd „Bildung“
zu unterstützen. Für mich ist es wichtig und unabdingbar,
dass die Kirche ihre Mitglieder „bildet“.
Mein Aufgabengebiet ist vor allem die Unterstützung des
Bildungsreferenten bei seinen vielfältigen Aufgaben und
die Organisation und Koordinierung der verschiedenen
Veranstaltungen und Gruppen, die Erstellung der Halbjahresprogramme und die Werbung dafür.
In meiner Freizeit lese ich für mein Leben gerne. Die meiste restliche Zeit verbringe ich mit meiner Familie. Außerdem schreibe ich die Artikel für die jüngsten Skispringer
des Skiclub Degenfelds – und bin die Gesamtkirchenpflegerin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde
Stubersheimer Alb.
Lektorentreffen in Albershausen
Einmal im Jahr gibt es ein großes Treffen der Lektorinnen
und Lektoren aus den Kirchenbezirken Geislingen und
Göppingen. Albershausen war dieses Jahr die gastgebende
Kirchengemeinde. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst
begann der Tag. Für die Göppinger Lektoren stand auch
die Neuwahl des Sprechers auf dem Programm. Nach vielen Jahren gab Hellmut Dietelbach, Eislingen, dieses Amt
an Anneliese Maier aus Uhingen weiter. Einen Blick über
den eigenen Kirchturm hinaus brachte Pfarrerin Ulrike
Schnürle aus Schlierbach, die aus ihrer langjährigen Tätigkeit in Bangkok berichtete.
Pfarrer Kienle gestorben
Der Kirchenbezirk Geislingen trauert
um Pfarrer Helmut Kienle. Er starb
Anfang des Jahres an einer schweren Krebserkrankung. Seit 1. Februar
1988 war Helmut Kienle als Krankenhaus- und Altenheimseelsorger
tätig. Im Bürgerheim und Samariterstift, in der Helfenstein-Klinik in
Geislingen und im Altenheim Bad Überkingen hat er
sich um alte und kranke Menschen gekümmert. Mit seiner
feinfühligen Art hat er in den 20 Jahren seiner Tätigkeit
im Kirchenbezirk vielen Menschen in ihrem Leid zugehört,
sie getröstet und ihnen geholfen. Den Pfarrerinnen und
Pfarrern im Kirchenbezirk war er ein hilfsbereiter Kollege,
der immer Vertretungen übernahm. Mit seinem Humor
bereicherte Helmut Kienle viele Dienstbesprechungen.
Der 1943 in Aalen geborene Helmut Kienle wäre am
1. Juli diesen Jahres in den Ruhestand gegangen.
Dies durfte er nicht mehr erleben. Er verstarb am
25. Januar in der Helfenstein Klinik, in der er 20 Jahre
lang anderen geholfen hat. Helmut Kienle hinterlässt
eine große Lücke.
Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung feiert Abschluss
des Gründungsjahres
Zu einer Feier zum Abschluss des Gründungsjahres der
Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung lud der Stiftungsvorstand
alle Gründungsstifterinnen und -stifter ein. Beim festlichen
Abend wurde den GründungsstifterInnen die Urkunde
überreicht, die sie als GründungsstifterIn ausweist.
200.000 Euro wurden in diesem Gründungsjahr für die
Stiftung gegeben.
Den Festvortrag an diesem Abend hielt Professor Dr.
Rainer Jooß aus Esslingen. Er sprach über „Kirche und
Frömmigkeit in Geislingen und Umgebung um 1500“.
Mit Abschluss des Gründungsjahres besteht nun die
Möglichkeit die Drei-Kirchen-Stiftung mit Zustiftungen zu
unterstützen. „50 x 1000 und 1000 x 50“ heißt die
Aktion, die der Stiftungsvorstand auf den Weg gebracht
hat. Weitere Informationen gibt es unter
www.kirchenbezirk-geislingen.de
oder telefonisch (0 73 31) 4 17 61.
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Aus dem Kirchenbezirk
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40 Jahre Stephanuskirche in Oberböhringen
Die Einweihung der
Oberböhringer Stephanuskirche jährt sich in
diesem Jahr das 40. Mal.
Mit einem Gottesdienst
am 22. Juli um 10 Uhr
wird dieses Jubiläum
festlich begangen. Der
Posaunenchor und der
Kirchenchor gestalten den Gottesdienst musikalisch.
Hildegard Schmidt-Aichele
seit 40 Jahren Organistin
Die Oberböhringer Stephanuskirche hat seit 40 Jahren in
Hildegard Schmidt-Aichele eine treue Organistin. Bei Wind
und Wetter ist Hildegard Schmidt-Aichele am Sonntagmorgen auf dem Weg zu ihrer Oberböhringer Orgelbank,
obwohl sie ihren Wohnsitz in Geislingen hat und selbst
kein Auto fährt. Mit dem Bau der Stephanuskirche vor 40
Jahren hat Frau Schmidt-Aichele begonnen, die Oberböhringer Gottesdienste musikalisch zu begleiten, zuerst auf
dem Klavier, dann – nachdem eine
Orgel eingebaut werden konnte – auf
der Orgel. Immer wieder hat sie ihre
Flöten-Schülerinnen und -Schüler mitgebracht, um mit ihnen gemeinsam
im Gottesdienst zu musizieren. Auch
mit über 90 Jahren spielt sie weiterhin
regelmäßig in Oberböhringen und begleitet, wenn Not am Klavier ist, gerne auch den Gesang
in Geislinger Gemeindeveranstaltungen und Kreisen.
Neue Seelsorgerin für Altenheime
Seit 1. April 2007 ist Claudia Kupfer-Feine neue Seelsorgerin an den Alten- und Pflegeheimen in Geislingen. Die
gebürtige Tübingerin war vorher sechs Jahre Gemeindepfarrerin in Stuttgart-Weilimdorf. Mit ihrem Mann, der
jeden Tag nach Stuttgart zur Arbeit fährt und ihren zwei
Töchtern hat die Familie eine neue Bleibe in Süßen gefunden. Mit umgezogen ist – gegen mancherlei Widerstände –
eines ihrer Lieblingsstücke aus dem Keller: Ein über siebzig
Jahre alter braun-emaillierter Allesbrenner mit funktionstüchtigem Ofenrohr. Wem sie es auf der neuen Stelle damit
warm machen will, verrät sie nicht. Aber die Wärme und
die Liebe Gottes aufnehmen und weitergeben, so sieht sie
ihren Auftrag als Pfarrerin und das ist ihr wichtig.
Uwe Glöckner, Samariterstift, Dekanin Hühn und C. Kupfer-Feine
4 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Der 50 % Auftrag ist vom Oberkirchenrat als Zugabe eingerichtet worden und soll die Altenheimseelsorge unterstützen sowie den Aufbau eines Netzwerks für alle AltenheimseelsorgerInnen im Kirchenbezirk im Blick haben.
Einschlägige Erfahrungen mit dem Thema bringt die Pfarrerin aus ihrer Zeit am „Treffpunkt Senior“ in Stuttgart
mit, wo sie nach dem Vikariat fünf Jahre tätig war. Für
ihre neue Aufgabe wünscht sich die überzeugte Fahrradfahrerin: Begegnungen mit offenen Augen und auch Lust
zu widersprechen, wenn die Sachzwänge unserer Zeit es
kalt werden lassen. Doch erstmal heißt es für sie und die
Familie: Ankommen im Tal und sei es auch mal zu Fuß.
Neuer Klinikseelsorger
Im Januar 2007 ist Pfarrer Klaus Hoof
neu in den Kirchenbezirk gekommen.
Sein Dienstauftrag umfasst 50 % Klinikseelsorge und 50 % pfarramtliche
Vertretung bei längeren Vakaturen im
Kirchenbezirk. Zusammen mit seiner
Frau, Angelika Staffhorst, wohnt er in
Bad Überkingen. Neben der ständigen Aufgabe als Klinikseelsorger in der Helfenstein-Klinik
hat er vorübergehend die Vertretung im Pfarramt in Wiesensteig übernommen. Nach Gemeindepfarramt im Taubertal und Arbeit im Pfarramt für Mission, Ökumene und
Entwicklung in Heilbronn hatte Klaus Hoof bis Ende 2006
die Projektstelle „Kloster für das Volk“ in Maulbronn inne.
In den 90er-Jahren hat er in einer von ihm mitgegründeten
Kommunität gelebt und im Umweltvorstand der Landeskirche mitgearbeitet. Auch wenn er die Weinberge des Taubertales oder Stromberges manchmal noch vermisst, fühlt
er sich in der großartigen Landschaft am Albtrauf wohl und
freut sich auf die neue berufliche Herausforderung.
Pfarramtssekretärinnen bilden sich fort
Für die Pfarramtssekretärinnen im Geislinger Kirchenbezirk
ist es bereits schon Tradition, gemeinsam zur Fortbildung
nach Denkendorf zu gehen. Nun fanden diese Fortbildungstage bereits zum sechsten Mal statt. Datenverarbeitungsprogramme im Pfarrbüro, Registratur und Archiv,
Personal-Entwicklungsgespräche und besonders die
Durchführung der Kirchenwahl im November waren die
Inhalte der diesjährigen Fortbildung. Selbstverständlich
stärkte diese Zeit auch die Gemeinschaft der Pfarramtssekretärinnen.
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Süssen hat einen neuen Hausmeister
Thomas Pernet ist seit Anfang März
der neue Hausmeister im Evangelischen Gemeindehaus in Süßen.
Auch um die Kindergärten Lindenstraße und Stiegelwiesen kümmert er
sich. Als gelernter Mechaniker hat
er ein geschicktes Händchen für alle
Reparaturen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine
Vorgängerin Sigrid Nägele hatte ihren Dienst krankheitshalber beenden müssen.
Australischer Besuch beim Stötten-Tag
Mehr als 15 Jahre gibt
es schon das Fest des
Kirchenbezirks in Stötten,
immer an Christi Himmelfahrt. In den Kirchengemeinden im Kirchenbezirk
ist es bekannt. Aber dass
auch in Australien der „Stötten-Tag“ ein Begriff ist,
nahmen die Gäste dieses Jahr staunend zur Kenntnis.
Gunther und Ute Bayha, wohnhaft in Clare in Südaustralien, besuchten den Stötten-Tag. Allerdings kannten die
beiden das Bezirksfest noch aus ihrer Zeit in Bad Überkingen. Gunther Bayha war bis 1996 dort Pfarrer und lebt
seit seinem Ruhestand mit seiner Frau in Australien. Dies
hindert beide jedoch nicht, zum Stötten-Tag zu kommen,
wenn sie gerade in Deutschland auf Besuch sind.
Bildungsreferent Eberhard Laun
geht in den Ruhestand
Organisieren, hören, gestalten, mitmachen, tanzen,
lachen, feiern, wandern, Rad fahren, kommunizieren –
dies sind alles Tätigkeiten, die untrennbar mit Eberhard
Laun verbunden sind. 22 Jahre lang ist die Evangelische
Erwachsenenbildung im Geislinger Kirchenbezirk von ihm
geprägt worden. Seine freundliche Art, seine Kompetenz
und seine Neugier auf neue Horizonte ließ die Erwachsenenbildung zu dem werden, was sie heute in Geislingen
an hohem Stellenwert genießt.
1942 ist Eberhard Laun im badischen Pforzheim geboren,
aufgewachsen ist er im württembergischen Cannstatt. Auf
der Karlshöhe in Ludwigsburg machte er die Ausbildung
zum Diakon und Sozialpädagogen, in der Berufsakademie
Remscheid kam die Kommunikationsberatung hinzu. Die
Evangelische Gesellschaft in Stuttgart beauftragte ihn mit
der Begleitung von Lehrlingen im Lehrlingswohnheim am
Löwentor und von straffällig gewordenen Jugendlichen im
Johannes-Falk-Haus. Als Jugendreferent war Eberhard Laun
im Kirchenbezirk Schwäbisch Gmünd tätig, anschließend
war er Landesreferent und Geschäftsführer für die Evangelische Jugend auf dem Land in Württemberg. Jugendgottesdienste, Freizeiten, Gruppentreffen, Studienfahrten
und Seminararbeit gehörten zu seinem Berufsalltag.
1985 kam er als Referent für Evangelische Erwachsenenbildung nach Geislingen. „Ich habe diese Arbeit immer als
die ausgestreckte Hand der Kirche zu den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen, Kreisen und Interessierten gesehen“, sagt Eberhard Laun. Der gesellschaftsdiakonische Aspekt der Erwachsenenbildung zeigte sich
in den vielen Hilfe- und Selbsthilfegruppen am Haus der
Begegnung: Behindertenarbeit, Alleinerziehende, Menschen mit seelischen Problemen, Asylsuchende, Hausaufgaben- und Sprachhilfe für ausländische Kinder. Eberhard
Laun stützte, hörte zu, munterte auf, half.
Stolz ist er darauf, dass der Modellversuch mit verschiedenen Freiwilligen, das Auto stehen zu lassen und mit
Alternativen zum Ziel zu kommen, schon vor 15 Jahren
von ihm mitorganisiert wurde. „Klimaschutz war damals
noch nicht das große Thema“, meint Laun.
Die Organisation von Fahrten zu Kirchentagen, die Fortbildung von Mitarbeitenden in der
Erwachsenenbildung, der Seniorenarbeit oder in den Kindergärten bereitete ihm viel Freude. Bedauern empfindet er darüber, dass der Plan, die
blühende Freizeitarbeit der Erwachsenenbildung an die Kirchengemeinden
weiterzugeben, nicht funktionierte.
Nach Auffassung von Eberhard Laun ist Evangelische
Erwachsenenbildung ein Erlebnisbereich, den man einrichten müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe. Denn sie
sei der Ort der Spiritualität, der Kommunikation, der
Solidarität, der Wissens- und Erfahrungsvermittlung und
der Debatte.
Den Ruhestand ab Dezember lässt er auf sich zukommen.
Er habe sich keine guten Vorsätze gemacht. So müsste er
dann auch nicht enttäuscht sein, sollten sie nicht realisierbar sein. Allerdings freue er sich darauf, Zeit für ausgiebiges Lesen zu haben, für kulturelle Entdeckungsreisen,
Ausflüge ins Kabarett und Kleinkunsttheater, tanzen und
Rad fahren. Und irgendwann, sagt Eberhard Laun, suche
er sich – so wie er sich kenne – wieder eine schöne und
befriedigende Tätigkeit. Dann allerdings als Ehrenamtlicher.
Kinderkirch-Tag begeistert
Unter dem Motto „Hoch hinaus“ bevölkerten 137 Kinder
und rund 40 Mitarbeitende im Mai das Evangelische
Gemeindehaus in Bad Überkingen. Zwölf Kinderkirchen
aus dem Kirchenbezirk folgten damit der Einladung zum
ersten Bezirks-Kinderkirchtag seit 1999.
Mit dem Song „Einfach spitze, dass du da bist“ begann
der Kindergottesdienst. Im Namen des „Bezirksarbeitskreises Kinderkirche“ begrüßten Pfarrerin Susanne Jutz und
Vorsitzender Dieter Joos die große Schar. Dabei stellte
sich jede Kinderkirche mit einem eigens mitgebrachten,
selbst gestalteten „Baustein“ aus Karton vor. Diese
Bausteine wurden gebraucht zum Turmbau in Babel,
der im Folgenden mit einer Erzählung und einem Anspiel
dargestellt wurde. Die Erfahrungen des Bauens und der
Verwirrung wurden mit einem Zwölf-Stationen-Lauf
rund um das Gemeindehaus aufgegriffen und spielerisch
nachempfunden.
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»Under
cover« ...
. . . . in Süssen
. . . . in Geislingen
. . . . in Donzdorf
. . . . in Steinenkirch
. . . . in Geislingen
. . . . in Geislingen
. . . . in Stubersheim
. . . . in Kuchen
. . . . in Süssen
. . . . in Unterböhringen
. . . . in Donzdorf
. . . . in Geislingen
. . . . in Türkheim
. . . . in Schalkstetten
. . . . in Geislingen
. . . . in Geislingen
. . . . in Gruibingen
. . . . in Geislingen
. . . . in Deggingen
. . . . in Gingen
. . . . in Eybach
. . . . in Auendorf
. . . . in Amstetten
. . . . in Geislingen
...im Auftrag
des Herrn
Aufgedeckt auf Seite 26
. . . . in Bad Überkingen
. . . . in Geislingen
. . . . in Geislingen