Amon Amarth - Way Up Magazin

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Amon Amarth - Way Up Magazin
AMON AMARTH sind
spätestens mit „Deceiver Of The Gods“ in
den Metal Olymp aufgestiegen. Mit „Jomsviking“
veröffentlichen die Schweden nun ihr erstes
Konzeptalbum. Um was es in dieser Geschichte geht, wie
sie entstand und wie die Musik dazu komponiert wurde,
berichtete mir Sänger Johan Hegg am Telefon.
Vor kurzem habt ihre eure Fans auf Facebook getrollt. Wer hatte die Idee?
(lacht) Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern,
von wem die Idee gekommen ist. Aber wir haben
darüber gesprochen, ob wir eine kleine Preview
oder einen Teaser für die Präsentation des neuen
Albums und der ersten Singles machen wollen. Dann
hatte jemand die Idee, ein Video in diesem Stil zu
machen. Und wir waren alle der Meinung, dass so
etwas ganz lustig wäre. Also haben wir beschlossen, dass zu machen und ich denke, dass das eine
gute Idee war und da ein guter Job gemacht wurde.
Foto: Plattenfirma
Des Weiteren ist der MMA Fighter Josh Barnett
in diesem Video zu sehen. Wie ist es dazu gekommen?
Wir haben ihn gefragt, ob er Teil von diesem Projekt
werden will. Wir kennen ihn ein bisschen und er ist
ein Fan von AMON AMARTH. Wir dachten, dass es
gut wäre, ihn mit einzubeziehen, da dieser Teil sowieso in den USA gefilmt wurde. Es war die perfekte
Idee, ihn zu fragen, da er meiner Meinung nach super in die Rolle des Thor passt.
Nun zum neuen Album: „Jomsviking“ ist ein
Konzeptalbum. Wieso habt ihr euch für ein
Konzeptalbum entschieden?
Wir haben zunächst darüber geredet, in welche
Richtung wir mit dem neuen Album gehen wollen.
Wir haben gespürt, dass wir eine Herausforderung
gebraucht haben, um etwas auf eine neue Art und Weise
zu machen. Also habe ich sofort angefangen, über diese
Geschichte als Konzept für das neue Album nachzudenken. Diese Geschichte war eine Idee von mir, die ich privat entwickelt habe. Ich habe den Jungs die Geschichte
erzählt und sie gefragt, ob wir daraus ein Konzept machen wollen. Jeder hatte diese Idee gemocht. So kam
es dann dazu.
Und hat es viel Zeit gebraucht, um eine solch komplizierte Story zu kreieren?
Die Geschichte zu erschaffen, das Fundament der
Geschichte zu kreieren, hat nicht so viel Zeit eingenommen. Ich hatte die Idee in meinem Kopf, was für eine
Geschichte es werden soll und wie sie aussehen soll,
was nicht wirklich ein Problem war. Das ging schnell.
Problematisch wurde es, als es an das Schreiben ging.
Das 140 seitige Skript hat fast eineinhalb Jahre gebraucht, um fertig zu werden. Aber während dieser
Zeit habe ich die Geschichte zu Songtexten für das Album
verarbeitet. Es war schon ein hartes Stück Arbeit, das
alles zu organisieren und alles zu einem Ganzen zusammen zu bekommen. Aber am Ende sind wir glücklich,
dass alles geklappt hat.
Und um was geht es in „Jomsviking“?
Es ist eine Art doppelte Geschichte. Es geht einerseits
um einen jungen Mann, der sich in eine junge Frau verliebt, die aber bereits verheiratet wurde. Er will nicht
zusehen, wie sie sich quält und versucht, mit ihr zu
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AMON AMARTH
Jomsviking
Sony Music/ Metal Blade
entkommen. Sie werden aber von einer Wache erwischt
und bei der darauf folgenden Auseinandersetzung tötet er die Wache. Daraufhin wird er verjagt und von seinem eigenen Vater verstoßen. Daraufhin muss er das
Land verlassen. Er rennt weg und nach einer langen
und schweren Flucht trifft er auf die „Jomswikinger“,
die eine Art Missionare sind. Sie sind eine mächtige
Gruppe Wikinger, denen er sich anschließt. Er erlebt
mit ihnen ein paar Abenteuer und steigt auf. Aber er
sinnt nach Rache und sieht darin, dass er ein Mitglied
der Jomswikinger ist, die Möglichkeit, um in seine alte
Heimatland zurückzukehren. Seinem Denken nach will
er Rache und sein Mädchen zurückgewinnen. Doch als
er sie wieder trifft, will sie nichts mit ihm zu tun haben
und droht ihm sogar mit dem Tod, falls er nicht wieder geht. Er fühlt sich komplett zerstört und bereitet
sich deswegen darauf vor, in einen Krieg zu ziehen, um
dort von seinem Vater getötet zu werden. Es gibt kein
Happy End oder ein „und sie lebten glücklich und zufrieden“ Ende. Aber ich wiollte sowieso kein Happy End,
das würde nicht passen.
Also ist das auch ein Art Liebesgeschichte.
Na, ein bisschen Liebesgeschichte ist darin zwar enthalten, aber es geht vor allem um Konflikte und vor allem darum, seine Vergangenheit loszulassen, dies aber
nicht zu können.
Wieso hast du die Jomswikinger als Hintergrundgeschichte gewählt?
Weil sie zu der Idee, die ich hatte, gepasst haben und
Als die ersten Klänge des Openers „First Kill“
erklingen, weiß man, wer hier ein neues
Album von der Leine lässt: Die Wikinger von
AMON AMARTH kehren drei Jahre nach dem
Meisterwerk „Deceiver Of The Gods“ mit einem noch größerem Meisterwerk zurück.
Das Album beruht auch einem Konzept, zwischen Liebe, Verrat und den Abenteuern eines jungen Wikingers, der am Ende den Tod
im Schwert seines Vaters findet. So viel zu
der Geschichte. Viel besser ist, was AMON
AMARTH daraus machen. „Wanderer“ klingt
wie ein langer Marsch, um vor dem Tod zu
fliehen, die Drums preschen nach vorne
aber lassen den Melodien viel Platz, um die
Geschichte in Form von Musik zu erzählen. „One Against All“ lässt dem Hörer einen einsamen Krieger vor Augen erscheinen, der sich alleine durch die Welt kämpft.
„The Way Of The Vikings“ ist das musikalische Ebenbild eines großen Heeres, einer
Kriegerfreundschaft, die übermächtig klingende Gitarre, die Stimme von Johan Hegg
(die sehr verständlich ist) und dieses epische Gefühl. Geil. „At Dawns First Light“ ist
eine Verschmelzung von Heavy Metal und
Death Metal, mit einem Refrain, der im Ohr
stecken bleibt. „One Thousand Burnung
Arrows“ und der Abschluss Track „Back On
Northern Shores“ ( der mich an „Embrace Of
The Endless Ocean“ erinnert, dem Übertrack
von „Twilight Of The Thunder God“) zeigen, das AMON AMARTH immer noch Melo
Death Metal Blut in den Adern haben, während der Heavy Metal Brecher „A Dream That
Cannot Be“, welcher ein Gespräch zwischen
dem jungen Wikinger und seiner Geliebten
darstellt (gesungen von Doro!), zeigt, dass
die Band keine Angst vor neuen Ufern hat.
Dabei stellt das Album immer ein Ebenbild der
Geschichte des Jomswikinger da, weshalb es
auch keine Tiefen gibt, denn alles gehört zum
Konzept. Im Kern bleiben AMON AMARTH aber
AMON AMARTH, eine der besten schwedischen Bands, die der Lächerlichkeit des Viking
Metal nie verfallen sind und nach 2004 alles
gemacht haben, um dahin zu kommen, wo
sie sind: Ein Teil des Metal Olymp, Platz 1 in
den Charts garantiert. D.G.
Das passt zu unserer Musik.
Manche Songs sind wie für Klargesang geschaffen. Würdest du jemals einen Song ganz
klar einsingen?
Ich werde niemals klar singen (lacht). Ich denke,
dass es bei den Songs und dem dahinter steckenden Konzept wichtig war, die passende Stimme
für den passenden Song zu finden. Manchmal
kommt es dann dazu, dass der Gesang klarer
wird, damit man auch versteht, was gesungen
wird und nicht nur Geräusche. Es war kein Ziel,
klareren Gesang einzubauen, eher, diesen verständlich zu machen. Aber mehr als alles, war
das Ziel, dass auch der Gesang zu den Emotionen
in der Geschichte und in der Musik passt.
Ich finde es auch gut, dass ihr gesprochene
Passagen für die Songs aufgenommen habt.
Ja, das solle die ganze Geschichte auch stärker
zusammen führen. Es sollte alles zusammenfließen. Wir wollten, dass man beim Hören des
ganzen Albums spürt, dass die Songs zusammen
gehören. Das sind kleine Dinge, die aber sehr geholfen haben. Und natürlich sollte das auch die
Geschichte noch verständlicher machen (lacht).
die Jomswikinger an sich eine sehr Interessante
Geschichte hatten. Die Saga der Jomswikinger
ist sehr faszinierend. Sie beinhaltet viele interessante und spannende Charaktere, die ich als
Hintergrund für meine Geschichte nutzen konnte.
Dann haben die Figuren und die Geschichte auch
zu dem gepasst, was dem Protagonist zustoßen
sollte. Das machte alles plausibel.
Du hast ja in „Northmen – A Viking Saga“ mitgespielt. Hatte die Erfahrung, die du mit dem
Film gemacht hast, irgendeinen Einfluss auf
dich?
Vielleicht nicht auf die Story selbst. Es war nichts
im Sinne: „oh ich war in diesem Film und muss
jetzt unbedingt eine eigene Geschichte schreiben“. Ich glaube, diese Filmerfahrung hat mir
diesen finalen Stoß gegeben, um diese Idee endlich auf Papier zu bringen. Und eigentlich habe
ich die Geschichte in Form eines Filmskriptes geschrieben. Ich habe so etwas noch nie gemacht,
das habe nicht einmal geglaubt, ich könnte dieses Unterfangen realisieren. Aber nachdem ich
in diesem Film mitgespielt habe, habe ich endlich einen Ruck bekommen, um daran zu glauben, dass ich so etwas auch hinkriege.
Wie war es, passende Musik zu den Texten zu
schreiben?
Ich glaube, auf der einen Seite gab es nicht sehr
viele Unterschiede, andererseits war das eine
große Herausforderung. Es ist offensichtlich,
dass es einfacher ist, wenn man erst später den
Text schreibt. Normalerweise kann man sagen,
dass man in einen Song einen super schnellen
Part haben möchte. Ist jedoch die Gesamtstory
und damit auch eine Geschichte vorgegeben,
muss man darauf verzichten, damit es in seiner Gesamtheit passt. Man muss sehr vorsichtig mit der Entwicklung der Songs sein, damit
sie zu den Texten und dem Konzept passen. Ich
denke, wir haben hier einen guten Job gemacht.
Wir haben gute Songs geschrieben, weil wir immer im Kopf hatten, dass letztendlich die Story im
Vordergrund steht. Wir sind mit viel mehr Passion
an die Sache rangegangen, was im Endeffekt nur
gut sein konnte.
Wenn man sich die Songs anhört, bekommt man
das Gefühl, dass es noch mehr Gitarrensolos als
auf „Deceiver Of The Gods“ gibt.
(lacht) Ja, wenn du dir die Melodien und Solos
anhörst merkst du, dass es oft darum ging, die
Gefühle der Geschichte in Form der Musik zu
übermitteln und so der Musik mehr Dimensionen
zu geben. Wir haben eigentlich die Musik für dieses Album wie für einen Film geschrieben, es geht
um die Übermittlung von Emotionen, von denen
der Protagonist begleitet wird. Ich denke, wir haben hier einen Sieg davon getragen. Ich denke
aber auch, dass die Melodien und Solos wegen
den Drums mehr im Vordergrund stehen. Es ist
anders als auf den anderen Album. Irgendjemand
hat gesagt, dass die Produktion mehr atmet,
mehr Platz für die anderen Instrumente lässt.
Und ich denke, dass ist eine gute Beschreibung.
Woher kam die Idee für das Gespräch zwischen
Mann und Frau in „A Dream That Cannot Be“?
Das ist ein Teil des Konzepts. Nachdem der junge
Mann in seine Heimat zurückgekehrt ist, trifft er
die Frau, die er geliebt hat. Sie ist aber schon unabhängig und stark und will nichts mit ihm zu
tun haben. Wir dachten, dass es richtig ist, einen
Song über das Zusammentreffen der beiden zu
schreiben, weil es ein Teil des Konzepts ist. Und
von Anfang an hatten wir für die Rolle der Frau
eine Person vor Augen: Doro! Sie hat nicht nur
eine starke Heavy Metal Stimme, sie hat auch
einen starken Charakter, der zu der Frau in unserer Geschichte perfekt passt.
Und wie war es mit ihr zusammen zu arbeiten?
Es war absolut fantastisch. Sie war super. Sie ist
eine Person, mit der man gerne zusammenarbeitet und hat einen sehr guten Job gemacht. Ihre
Performance war einfach nur besonders und es
war uns eine Ehre mit dieser fantastischen Frau
zusammen zu arbeiten!
Die Geschichte hat ein negatives Ende, das hast
du bereits gesagt. Aber gab es irgendwann einen Moment, wo du über ein positives Ende
nachgedacht hast?
Ich? Nein, niemals. Vom Beginn an sollte die
Geschichte ein schlechtes Ende haben. Das wollte
ich auch. Ich wollte kein Happy End, das war
nicht mein Ziel.
Wie ich bemerkt habe, haben eure letzten
Alben seit 2008 immer 10 Songs, einen epischen letzten Song und waren sehr erfolgreich.
Gibt es ein System?
(lacht) Das neue Album hat aber 11 Songs.
Aber ich weiß nicht, ob es ein System gibt.
Offensichtlich gehört auch der epische Endsong
bei „Jomsviking“ zum Konzept. Es endet damit,
dass der Mann zu seiner Wikingerbrüderschaft
zurückkehrt und in der letzten Schlacht von seinem Vater getötet wird. Es ist ein sehr episches,
aber auch ein brutales Ende. Aber es passt zum
Konzept das Album und zu der Art, wie es komponiert wurde. Der letzte Song hält das Album
zusammen.
Text: David G.
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