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I Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) Standort Stendal Fachbereich: Wirtschaft Fernstudium Betriebswirtschaftslehre (Bachelor) Matrikel 2009: Semesterarbeit Der Einfluss der Internen Kommunikation auf die Motivation der Mitarbeiter. Name: Christian Becke Dozent: Matthias Krick Matrikelnummer: 20091115 Abgabetermin: 30.09.2011 Anschrift: Bäckerstr. 7a 39393 Hötensleben Mobil: 01633322280 Hötensleben, den 30.09.2011 II Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ..............................................................................................................II Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................................III 1 Einleitung .................................................................................................................1 2 Begriffliche Grundlagen ..........................................................................................2 3 4 5 2.1 Motivation, Anreiz und Leistung .........................................................................2 2.2 Intrinsische Motivation und immaterielle Anreize .............................................5 2.3 Zusammenfassung Kapitel 2................................................................................7 Die Interne Kommunikation als Teil des Internen Marketings..............................8 3.1 Zum Begriff des Internen Marketing ...................................................................8 3.2 Die Interne Kommunikation als Instrument des personalorientierten Internen Marketings .........................................................9 3.3 Die Interne Kommunikation ..............................................................................10 3.4 Zusammenfassung Kapitel 3..............................................................................12 Maßnahmen der Internen Kommunikation zur Schaffung einer Corporate Identity........................................................................................13 4.1 Was ist Corporate Identity? ..............................................................................13 4.2 Die Wirkung der Corporate Identity auf die Motivation der Mitarbeiter .........14 4.3 Der Anteil der Internen Kommunikation an der Corporate Identity ................15 4.4 Beispiel Mitarbeiterzeitschrift ...........................................................................16 Schlussbetrachtung ...............................................................................................18 Literaturverzeichnis ......................................................................................................... IV III Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Aufl. Auflage Bd. Band CI Corporate Identity ebd. ebenda et al. und andere f. folgende (Seite) ff. fortfolgende (Seiten) Hrsg. Herausgeber hrsg. v. herausgegeben von Jg. Jahrgang Nr. Nummer o.J. ohne Jahresangabe o.Jg. ohne Jahrgang o.V. ohne Verfasserangabe S. Seite s. siehe Sp. Spalte 1 1 Einleitung Der Erfolg ist besonders in prekären wirtschaftlichen und arbeitspolitischen Zeiten eine große Herausforderung für Unternehmen. 1 Dabei kann festgestellt werden, dass dem externen Erfolg immer die interne Leistung vorangeht 2, wobei deren Erstellung unabhängig von der Leistungsart im großen Maße von der Ressource Mensch definiert wird. 3 Der effiziente und effektive Einsatz dieser Ressource setzt u.a. voraus, dass die Mitarbeiter die Handlungen kennen und beherrschen, die zum Erreichen der Ziele des Unternehmens erforderlich sind. 4 Im Zuge dessen macht es Sinn, die individuellen Verhaltensweisen der Mitarbeiter mit den Unternehmenszielen auf einen Nenner zu bringen, wobei dies den Motivationsprozess und die Mitarbeiterzufriedenheit in den Fokus unternehmerischer Bemühungen setzt. Die Aktivierung und Förderung dieser Bereitschaft Leistung zu erbringen, mithilfe geeigneter Motivationsinstrumente, trägt entscheidend dazu bei, den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern. 5 Inwieweit die Interne Kommunikation, als begleitende Maßnahme des Internen Marketings, Einfluss auf die Motivation und letztlich Leistung der Mitarbeiter hat, soll in dieser Semesterarbeit untersucht werden. Dabei werden folgende Thesen formuliert, wobei deren Richtigkeit im Zuge dieser Arbeit nachgegangen wird: Das Leistungsverhalten der Mitarbeiter wird in großem Maße durch intrinsische Motivation beeinflusst. Maßnahmen der internen Kommunikation haben Auswirkungen auf die Motivation. In Kapitel 2 werden zunächst grundlegende Begriffe erläutert und die Bedeutung intrinsischer und extrinsischer Motivation dargelegt. Kapitel 3 widmet sich der Definition der Internen Kommunikation und deren Rolle innerhalb des Internen Marketings. Der Einfluss einer Corporate Identity auf die Motivation der Mitarbeiter und der Zusammenhang mit Maßnahmen der internen Kommunikation sind Themen in Kapitel 4. Kapitel 5 schließt mit der Zusammenfassung der erarbeiteten Inhalte ab und klärt die Richtigkeit der aufgestellten Thesen. 1 Vgl. Kogel (2008), S. 5. Vgl. Uhl (1995), S. 217. 3 Vgl. Bruhn (1995), S. 16. 4 Vgl. Lindert (2001), S. 1. 5 Vgl. Kogel (2008), S. 6 f. 2 2 2 Begriffliche Grundlagen Im ersten Abschnitt dieser Arbeit soll auf die Begriffe Motivation, Anreiz, Leistung und deren Zusammenhang eingegangen werden. Weiterhin wird gezeigt, dass immaterielle Anreize Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter haben können. Aufgrund der Komplexität der zu bearbeitenden Inhalte wird auf eine ausführliche Ausarbeitung der Grundlagen und der verschiedenen, sich teils überlagernden, Definitionen im Zuge dieser Semesterarbeit verzichtet. 2.1 Motivation, Anreiz und Leistung In der Arbeitswelt ist es von großem Interesse zu erfahren und zu verstehen, welche Kräfte motivierend auf die Mitarbeiter einwirken, damit sie Energie für eine Tätigkeit aufbringen, am Arbeitsplatz erscheinen, generell Leistung erbringen und ihre Arbeit mit Interesse und Hingabe ausführen. 6 Diese Leistungsbereitschaft wird als Arbeitsmotivation bezeichnet. Das Thema Motivation wird oft mit der Frage nach dem ‚Warum‘ menschlichen Handelns in Zusammenhang gebracht und untersucht dabei die Ursachen und Gründe des Verhaltens der Mitarbeiter. Dabei können innere Ursachen durch Begriffe wie Streben, Wunsch und Bedürfnis umschrieben werden, während äußere Ursachen u.a. mit Attraktivität, Anforderung und Wert erklärt werden können. Die Motivation ist dabei ganz allgemein eine aktivierte Verhaltensbereitschaft eines Individuums, mit dem Fokus bestimmte Ziele zu erreichen. 7 Die daraus resultierenden Handlungen sind entweder extrinsisch oder intrinsisch motiviert. Intrinsische Handlungen werden dabei um ihrer selbst willen, extrinsische durch von außen gesteuerte Belohnung oder Bestrafung vollzogen. 8 Der Prozess der Motivation klärt dabei, inwieweit gewisse Zustände und Handlungen Anreize für bestimmte Personen hervorrufen etwas zu tun oder zu unterlassen. 9 Daneben wird er durch Faktoren wie der inneren Antriebsstärke, der Selbstwirksamkeit als Merkmal der Selbstüberzeugung, der Zeitperspektive sowie der zu erwarteten Konsequenzen beeinflusst. 10 Auf dem Weg zur Handlungsbereitschaft und schließlich zum Verhalten werden folgende, stets im Zusammenhang zu betrachtende, Phasen durchlaufen. 6 Vgl. Weinert (1992), S. 261. Vgl. Lindert (2001), S. 58. 8 Vgl. Haller (2005), S. 275. 9 Vgl. Hentze/Lindert (1998). 10 Vgl. Niemeyer/Seyffert (2004), S. 13 f. 7 3 Zuerst besteht ein Bedürfnis, welches sich durch den Aufbau einer Anspannung zu einem Motiv entwickelt. Dieser zu erreichende Zielzustand führt durch entsprechende Anreize schließlich zum Handlungsverhalten. 11 Anreize Bedürfnis Motiv Aktivierung Verhalten •Mangelempfinden •gerichtetes Mangelempfinden plus Bereitschaft zur Beseitigung •Spannung •Bedürfnisbefriedigung Abb. 1: Der Motivationsprozess 12 Mit dem Motivationsprozess verbunden sind Anreizsysteme, die im Unternehmen die Aufgabe übernehmen, das Mitarbeiterverhalten über deren Motivation zu steuern und damit auch die Organisation zu beeinflussen. Um die Ziele des Unternehmens zu erreichen werden schlicht gesagt Anreize geschaffen, um die Motivation der Mitarbeiter auf bestimmte Handlungen auszurichten bzw. zu erhöhen. 13 Dabei können die Quellen arbeitsrelevanter Anreize auch im externen Umfeld des Unternehmens und in den Mitarbeitern selbst liegen und müssen nicht unbedingt nur von der Firmen-Organisation gestaltet sein. 14 Anreize, bzw. Belohnungen und auch Sanktionen, sind demnach alle Bedingungen im Unternehmen und im sozialen Umfeld der Mitarbeiter, die die Verhaltensweisen beeinflussen bzw. stärken und abschwächen. 15 Damit Anreize effektiv wirken können, sollten sie auf die Mitarbeiter, bzw. deren Bedürfnisse und Anforderungen ausgerichtet sein, was allerdings naturgemäß von Person zu Person variiert und ferner stark situationsabhängig ist. 16 11 Vgl. Brandstätter (2001), S. 91. Stroebe (1999), S. 30. 13 Vgl. Haller (2005), S. 275 f. 14 Vgl. Heckhausen (1977), S. 178 ff. 15 Vgl. Wild (1973), S. 47. 16 Vgl. Hentze/Lindert (1998), S. 532 f. 12 4 Um die Leistungsmotivation mittels Anreizen zu unterstützen, muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Damit Anreize wirksam sind, müssen sie in erster Linie wahrgenommen werden und für den Mitarbeiter einen individuellen Wert besitzen. Dieser setzt sich aus mehreren Bestandteilen, wie dem materiellen und immateriellen Nutzen zusammen. Für Mitarbeiter, die hauptsächlich extrinsisch zu motivieren sind, hat das Ergebnis der Handlung z.B. einen geringeren Wert, wenn daraus resultierende Folgen wie Bonuszahlungen oder das Lob des Vorgesetzten ausbleiben. Ein zusätzlicher Wert ergibt sich durch Reputation und öffentliche Wertschätzung oder auch durch den Schwierigkeitsgrad des zu erreichenden Anreizes. 17 Basisanforderungen für Anreizsysteme sind im Einzelnen: • Leistungsorientierung • Flexibilität • Anreizwirkung (ebenenübergreifend) • Motivierung, auch für eine Risikoübernahme • Belohnungswirkung • Wirtschaftlichkeit • Gerechtigkeit 18 Weiterhin ist es von großer Bedeutung, dass Anreize nicht willkürlich bestimmt werden und sich durch Transparenz und feste Grundsätze auszeichnen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Definition der Leistung deutlich und nachvollziehbar sein, wobei es daher meist nötig ist, ein gerecht empfundenes System der Messung der Arbeitsleistung einzuführen. 19 Motivations- und Anreizsysteme, als zentrale Managementtechniken, haben letztlich das Ziel, das Verhaltens eines Individuums oder einer Arbeitsgruppen dahingehend zu beeinflussen, dass deren Arbeitsleistung und Effektivität steigt. 20 Eine eindeutige und universell anzuwendende Definition der Arbeitsleistung, um diese präzise messen zu können und wiederum auf Basis dessen leistungsfördernde Anreize zu gestalten, existiert leider nicht. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Leistung sind im hohen Maße an die individuellen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter gekoppelt. 17 Vgl. Haller (2005), S. 276. Keller (2004), S. 239. 19 Vgl. Haller (2005), S. 276. 20 Vgl. Lawler/Cohen (1992). 18 5 Für ein Unternehmen ist oft der Output eines Arbeitsprozesse und der Beitrag der Mitarbeiter oder ganz diffus betrachtet, das betriebswirtschaftliche Ergebnis, Maß der Leistung. Die Leistung bezieht sich bei dieser Betrachtung auf die Produktivität, die Wirtschaftlichkeit, also das Erreichen entsprechender Ziele, sowie auf das Verhalten was dazu führt. 21 Anders betrachtet kann Leistung aber auch aus Richtung, Stärke und Dauer des Leistungsverhaltens bestimmt werden. Sie ist gekennzeichnet durch die Bereitschaft, die Fähigkeit und die Möglichkeit ein gewisses Leistungsverhalten zu zeigen. Die Bereitschaft Leistung zu erbringen bezeichnet das ‚Wollen‘ eines Mitarbeiters, ausgehend von seinen eigenen materiellen und immateriellen Wünschen und Werten. Im Zusammenspiel dieser drei Aspekte kann die Motivation des Handelnden durch die Schaffung eines positiven Arbeitsumfeldes gesteigert werden. Hat ein Angestellter den Wunsch etwas zu erreichen und wird ihm die Möglichkeit dafür gegeben, so wird er im Idealfall die Fähigkeiten erwerben, um dieses Ziel zu erreichen. Das Unternehmen kann demnach durch die Erhöhung der Leistungsbereitschaft bzw. des Leistungsverhaltens, mithilfe geeigneter Anreize wie z.B. dem Angebot von Fortbildungen, die Leistung der Mitarbeiter beeinflussen. 22 2.2 Intrinsische Motivation und immaterielle Anreize Bisher existiert keine eindeutige Auffassung, wo genau die Grenze zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation zu ziehen ist. 23 Ältere Ansätze beschreiben intrinsische Motive als solche, die nicht direkt der Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Hunger und Durst dienen. Tätigkeiten zur Unterhaltung oder passive Genüsse schließt diese Betrachtung jedoch aus. 24 Heckhausen konzipiert intrinsische Motive als Selbstattribution der eigenen Motive 25, wonach die Handlung mit dem Zweck thematisch übereinstimmen muss. 26 Die mit der Handlung einher gehenden Gefühle sind danach direkt damit verbunden, wie gut man etwas macht. 27 Folgt man diesem Ansatz, motivieren intrinsische Anreize meist Personen mit einem stark ausgeprägten Motiv Leistung zu erbringen und dem Bedürfnis nach Wachstum. 21 Vgl. Riedel (2005), S. 8 f. Vgl. Kogel (2008), S. 36 f. 23 Vgl. Heckhausen (1989), S.456 ff. 24 Vgl. Cremer (2002), S. 80 f. 25 Vgl. Heckhausen (1989), S.459. 26 Vgl. Cremer (2002), S. 81. 27 Vgl. Hackmann/Oldham (1980), S. 71. 22 6 Damit steigen allerdings die Erwartungen, die an solche Anreize gestellt werden, während gleichzeitig die Gefahr der Arbeitsunzufriedenheit wächst. 28 Intrinsisch motivierte Mitarbeiter, bzw. deren individuelle Motivation, lassen sich durch das Unternehmen deutlich schwieriger steuern, da das, was dem einzelnen Mitarbeiter Spaß macht, nicht immer eine sinnvolle Verwendung der Arbeitszeit aus Sicht des Arbeitgebers darstellt. Dagegen erbringen diese Mitarbeiter auch ohne zusätzliche Anreize eine hohe Leistung. 29 Unternehmen können im Endeffekt schwerlich direkt intrinsisch belohnen (motivieren), als mehr die Möglichkeiten (intrinsische Anreize) zu schaffen, dass sich das Individuum selbst intrinsisch belohnen kann. 30 Dafür wird der intrinsischen Motivation deutlich langfristigere und beständigere Effekte auf die Qualität der Arbeit, der Kreativität und sogar der Lernfähigkeit zugeschrieben. 31 Intrinsische Anreize zur Schaffung intrinsischer Motivation haben dabei fast ausschließlich immateriellen Charakter 32 und beziehen sich auf den inneren Stellenwert, den die Arbeit für den Mitarbeiter hat. 33 Die Steuerung des gewünschten Verhaltens mittels Aktivierung immaterieller (intrinsischer) Motivation kann durch immaterielle Anreize erreicht werden. Nach Becker können Anreizsysteme dabei entsprechend der Differenzierung der Anreize selbst in materiell und immateriell unterteilt werden. 34 Elemente des Anreizsystems Materielle Anreizsysteme Obligatorisch Fakultativ - Festgehalt (nach Gehaltsgruppen, Arbeitsbewertung, Qualifikation) - Sozialleistungen - Zusatzleistungen - Erfolgsbeteiligung - Kapitelbeteiligung - Variables Entgeld Immaterielle Anreizsysteme - Planungssystem - Personalsystem (Aus- und Weiterbildung , Karrieresystem etc.) - Informations- und Kommunikationssystem - Organisationssystem -Unternehmenspolitischer Rahmen (Unternehmenskultur, Identität) Abbildung 2: Elemente des Anreizsystems nach Becker 35 28 Vgl. Gorn/Kanugo (1980), S. 276. Vgl. Cremer (2002), S. 82. 30 Vgl. Schneiden/Olsen (1970), S. 315. 31 Vgl. Herzberg (1987), S. 9 ff. 32 Vgl. Schanz (1991), S. 15. 33 Vgl. Riedel (2005), S. 12 f. 34 Vgl. Becker (1995), Sp. 40 f. 35 Vgl. Becker (1995), Sp. 39/40. 29 7 2.3 Zusammenfassung Kapitel 2 In der bisherigen Ausarbeitung wurden die Begriffe Motivation, Anreiz und Leistung sowie deren Zusammenhang erläutert. Weiterhin wurde dargestellt, dass das Ziel des Unternehmens, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu erhöhen, über den Prozess der Motivation erreicht werden kann. Das ist möglich, indem Anreize geschaffen werden, die positiv auf die intrinsische und extrinsische Motivation und daraus resultierend auf das Mitarbeiterverhalten einwirken. Ferner wurde festgestellt, dass diese Anreize in immaterielle und materielle Anreizsysteme unterteilt werden können. 8 3 Die Interne Kommunikation als Teil des Internen Marketings Im zweiten Kapitel wird der Begriff des Internen Marketings definiert und auf Basis dessen das Instrument der internen Kommunikation herausgearbeitet. 3.1 Zum Begriff des Internen Marketing Bisher existiert keine allumfassende Definition des Begriffs ‚Internes Marketing‘. Geht man von der Etymologie des Begriffes aus, entstand er aus Überlegungen heraus, Konzepte des klassischen Marketings auf unternehmensinterne Bereiche und Handlungen zu übertragen. Gemeint sind damit größtenteils Wechselwirkungen zwischen der Unternehmensleitung und den eigenen Mitarbeitern. In einigen Definitionen wird auch vom personalorientierten Internen Marketing gesprochen. Seit den Grundlagenbeiträgen von Berry et al. (1976) gab es hingegen weitere Interpretationen und zahlreiche Erweiterungen. 36 Grund dafür sind verschiedenen Auffassungen inwieweit bzw. mit welcher Intensität die Mitarbeiterorientierung im Vergleich zur Absatzmarktorientierung Einfluss auf die Instrumente des internen Marketings haben. Im Zuge dessen kann das Interne Marketing einmal als „innerbetriebliche Anwendung traditioneller Marketinginstrumente zur Erfüllung von Mitarbeiterbedürfnissen“ 37 oder als „innerbetriebliche Absicherung einer externen Marketingstrategie“ 38 angesehen werden. 39 Weitestgehend einheitlich ist die Auffassung, dass Internes Marketing letztlich dazu dienen soll, die Leistungserstellung im Sinne des Kunden zu verbessern. Das macht schon allein deshalb Sinn, da Unternehmen üblicherweise Marktleistungen für einen Personenkreis erbringen, der dem Unternehmen extern gegenübersteht. Ein ausschließlich nach innen ausgerichtetes Internes Marketing, das lediglich die Belange der Mitarbeiter berücksichtigt und in keinem Ansatz die der externer Kunden, ist theoretisch vorstellbar, für ein marktwirtschaftlich handelndes Unternehmen andererseits auf Dauer nicht umzusetzen. 40 Auf Basis der gegenwärtigen Definitionsansätze entwickelte Bruhn eine erweiterte Begriffsbestimmung des Internen Marketings, welche als Grundlage für diese Arbeit dienen soll. 36 Vgl. Stauss/Schulze (1990), S. 150. Gleitsmann (2007), S. 35. 38 Ebd., S. 35. 39 Vgl. ebd., S. 35 f. 40 Vgl. Bruhn (1995), S. 21 f. 37 9 „Internes Marketing ist die systematische Optimierung unternehmensinterner Prozesse mit Instrumenten des Marketing- und Personalmanagements, um durch eine konsequente und gleichzeitige Kunden- und Mitarbeiterorientierung das Marketing als interne Denkhaltung durchzusetzen, damit die marktgerichteten Unternehmensziele effizienter erreicht werden.“ 41 3.2 Die Interne Kommunikation als Instrument des personalorientierten Internen Marketings Im Zuge dieser Arbeit wird der Ansicht Stauss nachgegangen, der einem, an den Mitarbeitern des Unternehmens orientierten, Ansatz des Internen Marketings folgt. Dieser rechnet dem Internen Marketing insbesondere die Instrumente zu, „mit deren Hilfe Einfluss auf Motivation, Einstellung und Verhalten des Personals genommen werden kann“. 42 Entsprechend dieser Auffassung unterscheidet Stauss drei Gruppen von Instrumenten des personalorientierten Internen Marketings: 43 1. Absatzmarktorientierter Einsatz personalpolitischer Instrumente • Das schließt alle Aspekte des Personalmanagements ein, wie die Personalakquisition, den Mitarbeitereinsatz, die Karriereplanung bis hin zur Entgeldpolitik. 2. Absatzmarktorientierter Einsatz interner Kommunikationsinstrumente • Darunter fallen Instrumente der internen Individual- und Massenkommunikation. Gewünscht sind dabei Wirkungen zur Einstellungs- und Verhaltensänderung der Angestellten. 3. Personalorientierter Einsatz externer Marketinginstrumente 44 • Hierbei wird, unter Berücksichtigung der unternehmensinternen Effekte, der Fokus auf unternehmensexterne Kunden gelenkt. 45 Dabei müssen die jeweils eingesetzten Instrumente über die gesamte Zeit zum Einsatz kommen, die der Mitarbeiter im Unternehmen verbringt. Dies beginnt mit der Ansprache und Personalakquisition und endet üblicherweise mit dem Unternehmensaustritt. 41 Bruhn (1995), S. 22. Stauss (1995a), S. 264. 43 Vgl. Bruhn (1995), S. 35 f. 44 Vgl. ebd., S. 37. 45 Vgl. Berry (1984), S. 275 f. 42 10 Marketinginstrumente dieser Form einzusetzen, ist zumeist der Betrachtung geschuldet, Arbeitsplätze als interne Produkte anzusehen, die es mit Strategien des Marketing zu ‚vermarkten‘ gilt. 46 Dabei ist allerdings das ‚Produkt‘ nicht einfach nur der Arbeitsplatz selbst, als vielmehr Werte, Einstellungen und eine bestimmte Handlungsweise des Mitarbeiters im Sinne des Unternehmens. 47 Im Rahmen der Marketinginstrumente, mit interner Ausrichtung, kann je nach Einsatzort und des zu erreichenden Ziels noch weiter differenziert werden. Dabei ergeben sich folgende drei Typen: 48 Typ 1: Interne Instrumente mit interner Zielsetzung (z.B. Interne Kommunikation) Typ 2: Externe Instrumente mit interner Zielsetzung (z.B. Anreize mit Mitarbeitermotiven) Typ 3: Interne Instrumente mit externer Zielsetzung (z.B. Schulungen, Trainings) 49 Im Folgenden soll vorwiegend auf Instrumente des Typs 1, im Genaueren auf die Interne Kommunikation, eingegangen werden. 3.3 Die Interne Kommunikation Der in dieser Arbeit verwendete Begriff der Internen Kommunikation erfolgt im Sinne der in Kapitel 2.2 erarbeiteten Beschreibung als ein Instrument des personalorientierten Internen Marketings. Gemeint ist in diesem Zusammenhang nicht die direkte und indirekte Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten als Teil betrieblicher Personalführung. Bei Festlegung der Zielgruppe, bestehend aus aktuellen wie auch potentiellen und ehemaligen Mitarbeitern eines Unternehmens, lässt sich die Interne Kommunikation bezeichnen als 50 „den planvollen Einsatz von kommunikativen Maßnahmen zur systematischen Beeinflussung von Kenntnissen, Einstellungen und Verhaltensweisen der […] Mitarbeiter“ 51 des Unternehmens. 46 Vgl. Bruhn (1995), S. 35 f. Vgl. Piercy/Morgan (1991), S. 85. 48 Vgl. Bruhn (1995), S. 38. 49 Vgl. Bruhn (1995), S. 38 f. 50 Vgl. Stauss/Hoffmann (1999), S. 369. 51 Ebd., S. 369. 47 11 Dabei kann grundsätzlich zwischen Instrumenten unterschieden werden, die sich entweder auf die Individual- oder die Massenkommunikation beziehen, und ob dabei im weiteren Verlauf verbal oder nonverbal kommuniziert wird. 52 Weiterhin kann auch nach regelmäßigen und sporadischen Maßnahmen differenziert werden. 53 Einige Beispiele dieser Maßnahmen sind in Abbildung 3 dargestellt. Individualkommunikation verbal nonverbal Massenkommunikation regelmäßig Mitarbeiter-Jahresgespräche Mitarbeiterzeitschrift, Intranet, Internet, Jahresberichte, Handbücher, Schwarzes Brett, etc. unregelmäßig anlassbezogende individuelle oder Kleingruppengespräche sowie Workshops mit Informationsziel bzw. Kommunikationsziel, E-Mails Sonderausgaben Mitarbeiterzeitschrift, E-Mails, Informationsveranstaltungen, Sonderveranstaltungen, Videos, Poster/Plakate Verhalten, Entscheidungen und Prioritäten der Führungskräfte gegenüber einzelnen Mitarbeitern Verhalten, Entscheidungen und Prioritäten der Unternehmensleitung, Symbole bzw. Hinweisreize (z.B. Farbcodes, Logos, etc.) Abbildung 3: Beispiele für interne Kommunikationsmaßnahmen 54 So manche unternehmensinterne Fehlwahrnehmung und auch der Verlust von Vertrauen lassen sich auf Defizite der Kommunikationspolitik zurückführen. Sogar eine unzureichende Realisation von Qualität am Markt kann maßgeblich eine mangelhafte Kommunikationsstrategie, oder das Fehlen selbiger, als Ursache haben. 55 Die Interne Kommunikation kann dabei im besonderen Maße dazu beitragen, die Ziele des Internen Marketings eines Unternehmens und damit schließlich den betriebswirtschaftlichen Erfolg zu erreichen. 56 Umso erstaunlicher ist es, dass oft nur ein Bruchteil der extern eingesetzten Kommunikationsformen und Medien ihren Weg zur internen Nutzung finden. Dies lässt sich auf eine scheinbare Fehleinschätzung der Unternehmen zurückführen, bei der externen Kunden, im Gegensatz zu denen im eigenen Unternehmen (den Mitarbeitern), ein höherer Wert beigemessen wird. 57 52 Vgl. Stauss (1995b), Sp. 1050. Vgl. Bruhn (1998), S. 1053 f. 54 Vgl. Stauss/Hoffmann (1999), S. 372; Bruhn (1998), S. 1054; Karst/Segler/Gruber (2000), S. 54 ff. 55 Vgl. Bruhn (1995), S. 40. 56 Vgl. George/Grönross (1991), S. 78. 57 Vgl. Bruhn (1995), S. 40 f. 53 12 3.4 Zusammenfassung Kapitel 3 Die Interne Kommunikation ist, im Sinne des personalorientierten Ansatzes interner Marketingbemühungen, ein wichtiger Baustein zur Optimierung unternehmensinterner Prozesse. Ziel ihres Einsatzes ist es, als absatzorientiertes Instrument dazu beizutragen, die Werte und Einstellungen der Mitarbeiter zu beeinflussen und eine Verhaltensänderung anzuregen. Dabei stellt sich die Frage, wie dies konkret erreicht werden kann. Im folgenden Kapitel wird deshalb dargelegt, dass die Maßnahmen der Internen Kommunikation entscheidend zur Schaffung einer Unternehmensidentität und -kultur (Corporate Identity) beitragen, welche sich wiederum positiv auf die Motivation der Mitarbeiter auswirkt. 13 4 Maßnahmen der Internen Kommunikation zur Schaffung einer Corporate Identity 4.1 Was ist Corporate Identity? Unter der Corporate Identity (Unternehmensidentität, CI) versteht man „die spezifische Persönlichkeit eines Unternehmens, die in den Werthaltungen der Unternehmensmitglieder […] ihren Ursprung findet und sich in der gesamten Unternehmenskultur […] konkretisiert“ 58. Dabei ist es Aufgabe der CI, eine nach innen und außen stimmige und einzigartige Identität zu kreieren, die in der Lage ist, alle Aktivitäten des Unternehmens zu koordinieren, um ein wahrnehmbares einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen. 59 Sie umfasst danach u.a. die Gesamtheit aller Werte, Normen und Denkhaltungen, die sich auf das Verhalten der Mitarbeiter auswirken 60 und prägt daher das Bild des Unternehmens nach innen und außen. 61 Die CI weißt damit Ähnlichkeiten zur Identität einer Personen auf und setzt sich zusammen aus ‚Erscheinung‘, ‚Worten‘ sowie ‚Taten‘, oder konkreter ausgedrückt, aus dem Verhalten, dem Erscheinungsbild, der Kommunikation und schließlich der Persönlichkeit des Unternehmens. 62 Verhalten Unternehmenspersönlichkeit Erscheinungsbild Kommunikation Abbildung 4:Schematische Darstellung der Corporate Identity 63 Corporate Identity ist zusammenfassend gesagt ein Konzept zur Bildung und Ausgestaltung eines Images, hat als Marketinginstrument Einfluss auf die Qualität am Markt und fördert die Verhaltensänderung der Mitarbeiter. 64 58 Wiedmann (1987), S. 1. Vgl. Meffert (2000), S. 705 f. 60 Vgl. Kobi/Würthrich (1986), S. 34. 61 Vgl. Dichtl (1992), S. 12. 62 Vgl. Birkigt/Stadler/Funck (2002), S. 18. 63 Vgl. ebd., S. 19. 64 Vgl. Regenthal (2009), S. 118. 59 14 4.2 Die Wirkung der Corporate Identity auf die Motivation der Mitarbeiter Wie in Kapitel 1.1 festgestellt wurde, können Unternehmen Anreize schaffen, um Mitarbeiter extrinsisch und intrinsisch zu motivieren und somit deren Verhalten im Sinne der Unternehmensziele zu beeinflussen. Jeder Angestellter hat allerdings ganz eigene Sozialisationsphasen auch innerhalb des Unternehmens durchschritten, abweichende Erfahrungen gesammelt und weißt einen individuellen Bildungsstand auf. Er misst daher betrieblichen Anreizen unterschiedliche Bedeutung bei. 65 Die individuelle Auslegung des Einsatzes eines Motivationsinstruments kann daher zu ungleichen Verhaltensweisen führen, wodurch z.B. eine kontinuierliche Belohnung in Form einer finanziellen Anerkennung zu Neid bei anderen Mitarbeitern führen kann. Direkte und sofortige Effekte sind auf Grund dessen schwer zu erzielen bzw. zu steuern, wodurch die Vermutung nahe liegt, dass ausschließlich die extrinsische Motivation keine ganzheitliche Auswirkung auf die Verhaltensweisen der Unternehmensmitglieder aufweist. Dies führt zu dem Schluss, dass zusätzlich eine intrinsische Motivation notwendig ist. 66 Die Schaffung von Normen, durch den Aufbau einer ganzheitlichen Corporate Identity, führt zu einer spürbaren Verhaltenssicherheit der Mitarbeiter, da sie sich mehrheitlich darauf verlassen können, das auch die anderen Unternehmensangehörigen diesen Normen folgen. 67 Wird das daraus resultierende normadäquate Verhalten durch das Unternehmen positiv bestätigt, bildet sich daraus eine als selbstverständlich empfundene Akzeptanz, und der Antrieb sich entsprechend zu verhalten entsteht von innen heraus. Es bilden sich Werte, die durch die Mitarbeiter fortwährend wahrgenommen werden und die ohne unternehmensexterne Einflüsse wirken. Die bloße Anwendung des Verhaltens führt zur Motivation. 68 Die Integration der gefestigten Werte und Normen in die Unternehmensziele kann zudem ein motivierendes Gefühl des gemeinschaftlichen Strebens erzeugen. Dem zuträglich ist auch der soziale Druck unter den Mitarbeitern, zur Realisierung dieser Ziele möglichst wahrnehmbar beizutragen. 69 65 Vgl. Suter (1999), S. 199 ff.; Vgl. Lehmkühler (2001), S. 115 f. Vgl. Gleitsmann (2007), S. 96. 67 Vgl. Kaiser (1999), S. 189 ff. 68 Vgl. Gleitsmann (2007), S. 97 f. 69 Vgl. O´Reilly III/Pfeffer (1995), S. 18. 66 15 Folglich dient die Corporate Identity als intrinsische Motivation (und immaterieller Anreiz, siehe Abb. 2) und ist damit ein entscheidender Faktor bei der Verhaltenssteuerung der Mitarbeiter. 70 4.3 Der Anteil der Internen Kommunikation an der Corporate Identity Damit die Corporate Identity überhaupt eine Wirkung erzielen kann, muss sie sowohl außerhalb als auch innerhalb des Unternehmens kommuniziert und wahrgenommen werden. Grundlage für den zielgerichteten Einsatz kommunikativer Maßnahmen sind die Vorgaben und Richtlinien, die im Zuge der Erstellung einer Corporate Identity erarbeitet wurden, und die somit auch die Basis eines Corporate-CommunicationKonzeptes bilden. 71 Dabei sind die in Kapitel 2.3 erläuterten Maßnahmen der Internen Kommunikation Bestandteil eines ganzheitlichen Corporate-Communikation-Konzeptes und demnach elementar an der Entwicklung der Corporate Identity beteiligt. Dazu gehören z.B.: • allgemeine Regeln, Verhaltensgrundsätze und Zielsetzungen • Art des Unternehmensauftritt, des Erscheinungsbildes, Slogan, Farben, Logos etc. • Informationsschriften und Infos für die Mitarbeiter • Workshops, Versammlungen, Jubiläen • Aus- und Weiterbildung, Schulungen • alle Geschäftsdrucksachen • Unternehmensinformationen in Form von: Internet, Intranet, Presseberichten, Anzeigen, Videos, Plakaten, Jahresberichten 72 Eine professionelle Kommunikation der Corporate Identity hat das Ziel, die Unternehmensangehörigen für die ‚gemeinsame Sache‘ zu begeistern und die gewünschte Botschaft unter Verwendung unterschiedlicher Kommunikationskanäle und Medien gezielt zu platzieren. Sie muss dabei für alle unternehmensinternen Zielgruppen (Mitarbeiter, Führungskräfte etc.) spezifisch angepasst werden. Im Zuge dessen werden oft interne und externe Kommunikationsmaßnahmen sowohl inhaltlich als auch visuell miteinander verknüpft, um das Ziel eines ganzheitlichen Unternehmensauftritts zu erreichen. 73 70 Vgl. Gleitsmann (2007), S. 97 ff. Vgl. Regenthal (2009), S. 144 f. 72 Vgl., ebd. S. 145. 73 Vgl. Schmidt (2007), S. 90 ff. 71 16 4.4 Beispiel Mitarbeiterzeitschrift Kommunikationsinstrumente mit der Aufgabe die Ziele, Werte, Normen und Philosophie des Unternehmens an die Mitarbeiter weiterzugeben rücken zunehmend in den Fokus betrieblicher Kommunikationsprozesse, da sie wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen können. 74 Dabei ist die gedruckte Mitarbeiterpublikation eines der ältesten 75 und meistgenutzten Mittel interner Kommunikationsbemühungen. 76 In einer 2009 durchgeführten Befragung des ‚Forum Corporate Publishing‘, von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, lagen Mitarbeiterzeitschriften und Zeitungen mit durchschnittlich 90% an der Spitze der eingesetzten Medien für die direkte Mitarbeiterkommunikation. 77 Nach Schätzungen werden in Westeuropa etwa 5000 Mitarbeiterzeitschriften produziert, davon zirka 1000 bis 2000 in Deutschland, welche insgesamt rund 40 Millionen Leserinnen und Leser erreichen. Allein in Deutschland liegt die Zahl publizierter Exemplare zwischen 10 und 30 Millionen. 78 Der Zweck der Mitarbeiterzeitschrift erklärt sich zum einen durch das Informationsrecht der Unternehmensmitglieder im Betriebsverfassungsgesetz 79, indem es heißt, dass die Arbeitnehmer „über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung des Unternehmens“ 80 unterrichtet werden müssen. Die Unternehmen nutzen die Zeitschrift somit als bequeme Art und Weise dieser gesetzlichen Pflicht nachzukommen, wobei die Information bei Betrieben mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sogar unbedingt schriftlich erfolgen muss. 81 Weitere Inhalte sind Mitteilungen über Leistungen einzelner Angestellter, über Betriebsfeiern, Jubiläen, der Unternehmensgeschichte sowie Firmeneinrichtungen. 82 Neben der Informationsfunktion kann die Mitarbeiterzeitschrift zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter stärken 83 und nimmt positiven Einfluss auf deren Einstellung dem Unternehmen gegenüber. 84 74 Vgl. Bischl (2000), S. 61. Vgl. MediaLine (2010) 76 Vgl. Meyer (2002), S. 55. 77 Vgl. Forum Corporate Publishing (2009) 78 Vgl. MediaLine (2010) 79 Vgl. § 43 Abs. 2 S. 3 BetrVG 80 § 110 Abs. 1 BetrVG 81 Vgl. ebd. 82 Vgl. Kalmus (1998), S. 65. 83 Vgl. Mast (2000), S. 102. 84 Vgl. ebd., S. 52. 75 17 Die stetige Informationsversorgung über die Ereignisse im Unternehmen, gepaart mit der positiven Darstellung des Betriebsimages soll Vertrauen, Loyalität und Authentizität schaffen, die Mitarbeiter langfristig motivieren 85 und zur Identifikation mit dem Unternehmen führen. 86 Die Mitarbeiterzeitschrift ist ein bedeutendes Instrument der internen Kommunikation 87 sowie Teil eines ganzheitlichen Corporate-Communication-Konzeptes 88 und wird von den Mitarbeitern als eine wichtige Quelle verbindlicher Information wahrgenommen. 89 Sie erfüllt sowohl eine Informations- als auch Dialogfunktion und lässt dabei Rückschlüsse auf die Kommunikationspolitik, die Einstellung zu den Angestellten wie auch zum unternehmensinternen Wertesystem zu. 90 85 Vgl. Kalmus (1998), S. 65 f. Vgl. MediaLine (2010). 87 Vgl. Meyer (2002), S. 55. 88 Vgl. Regenthal (2009), S. 169 f. 89 Vgl. Meyer (2002), S. 55. 90 Vgl. ebd. S. 47. 86 18 5 Schlussbetrachtung Ziel dieser Semesterarbeit war es, den Einfluss der internen Kommunikation auf die Motivation der Mitarbeiter zu untersuchen. Zunächst wurden grundlegende Begriffe und Zusammenhänge erarbeitet wobei festgestellt wurde, dass es im Interesse eines jeden Unternehmens liegen sollte, die Mitarbeiter im Hinblick auf zu erreichende Unternehmensziele zu motivieren. Die Beeinflussung des Leistungsverhaltens gelingt mithilfe geeigneter Anreize entweder extrinsisch oder intrinsisch, wobei beide Motivationseffekte in gleichem Maße beachtet werden müssen. Bezüglich des zu erarbeiteten Themas wurde dem angrenzend genauer auf die intrinsische Motivation eingegangen und auf deren Steuerung mittels immaterieller Anreize wie Kommunikationssysteme und Unternehmenskultur (siehe Abb. 2). Daraufhin wurde das Interne Marketing vorgestellt und das Instrument der Internen Kommunikation als flankierende Maßnahme dieses Managementkonzeptes. Der Ansicht Stauss folgend, konnte dabei erklärt werden, dass die Interne Kommunikation vorwiegend absatzorientierte Ziele verfolgt und das dies mit der Einflussnahme auf die Motivation und Einstellung der Mitarbeiter erreicht werden soll. Der Gebrauch kommunikativer Maßnahmen kann im Zuge dessen sowohl verbal, als auch nonverbal erfolgen, ferner greift man auf Möglichkeiten der Individual- und auch Massenkommunikation zurück. Letztere beinhaltet Formen wie die Mitarbeiterzeitschrift, das Erscheinungsbild des Unternehmens, Informationsschriften usw. An dieser Stelle kam die Frage auf, wie diese Kommunikationsformen zur Steigerung der Motivation und damit, mit Hinblick auf die Absatzorientierung, zur Förderung der Arbeitsleistung beitragen. Extrinsisch wirkende Anreize können, vor dem Hintergrund der eingesetzten Medien, fast ganz ausgeschlossen werden. Sieht man mal von der Möglichkeit ab, einen Mitarbeiter durch die mediale Belobigung, z.B. in der Unternehmenszeitschrift, zu belohnen. Die interne Kommunikation muss folglich hauptsächlich intrinsisch motivieren. Eine Möglichkeit dies zu erreichen ist der Aufbau einer Corporate Identity. Mithilfe der Ausgestaltung eines ganzheitlichen, sowohl intern als auch extern, wahrnehmbaren Unternehmensimages ist man in der Lage, Werte und Normen zu schaffen, die von allen Unternehmensangehörigen aufgenommen und umgesetzt werden. Das normgerechte gemeinschaftliche Verhalten erzeugt ein ‚Wir-Gefühl‘, dass über die Grenzen individueller extrinsischer Belohnung hinweg wirken kann. 19 Eine gut funktionierende Corporate Identity hat einen intrinsischen Motivationseffekt und Auswirkung auf das ‚Wollen‘ und damit das Leistungsverhalten der Mitarbeiter. Entsprechend der in Kapitel 2 erläuterten Zusammenhänge ist somit auch eine Leistungssteigerung im Sinne des Unternehmens möglich. Maßnahmen der Internen Kommunikation erfüllen in diesem Zusammenhang die Aufgabe, alle Inhalte der Corporate Identity möglichst effektiv zu kommunizieren. Sie fungieren somit als Informationskanal zwischen dem Unternehmen als Sender und den Mitarbeitern als Empfänger. Die Botschaft ist ein positives Erscheinungsbild mit dem Ziel, alle Beteiligten für die gemeinsame Sache zu begeistern. Eine mögliche Maßnahme stellt hierbei die Mitarbeiterzeitschrift dar, ein vielbeachtetes und bewährtes Medium, welches sowohl als Informationsquelle wie auch als Überbringer intrinsischer Anreize fungiert. Abschließend lässt sich sagen, dass beide Thesen, die am Anfang dieser Arbeit formuliert wurden, grundsätzlich richtig sind. Intrinsische Motivation hat in entscheidendem Maße Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter und auch der diesbezügliche Einfluss der Internen Kommunikation konnte prinzipiell nachgewiesen werden. Dabei ist allerdings anzumerken, dass sowohl diese Thesen, wie auch die gesamte inhaltliche Ausarbeitung, nur grobe Ansätze zur Klärung der vielschichtigen Thematik darstellen. Die Komplexität und Fülle der zu untersuchenden Sachverhalte, im Übrigen auch vor dem Hintergrund unterschiedlicher Herangehensweisen in der Fachliteratur, sprengen den Rahmen einer solchen Semesterarbeit. Dennoch war es möglich, das Thema hinreichend zu skizzieren, um einen gegebenenfalls zweiten Schritt in Richtung einer detaillierteren Untersuchung gehen zu können. IV Literaturverzeichnis Becker, F. G. (1995): Anreizsysteme als Führungsinstrument, in: Kieser, A./Reber, G./Wunderer, R. (Hrsg.): Handwörterbuch der Führung, 2. Auflage, Sp. 34 - 46, Stuttgart, 1995. Berry, L. L. (1984): The Employee as Customer, in: Lovelock, C. H. (Hrsg.): Services Marketing, Englewoods Cliffs, S. 271-278, 1984. Birkigt, K. / Stadler M. M. / Funck, H. J. (2002): Corporate Identity. Grundlagen, Funktionen, Fallbeispiele, 11. 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